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https://de.wikipedia.org/wiki/Alan%20Smithee
Alan Smithee
Alan Smithee steht als Pseudonym für einen fiktiven Regisseur, der Filme verantwortet, bei denen der eigentliche Regisseur seinen Namen nicht mit dem Werk in Verbindung gebracht haben möchte. Von 1968 bis 2000 wurde es von der Directors Guild of America (DGA) für solche Situationen empfohlen. Alternative Schreibweisen sind unter anderem die Ursprungsvariante Allen Smithee sowie Alan Smythee und Adam Smithee. Auch zwei teilweise asiatisch anmutende Schreibweisen Alan Smi Thee und Sumishii Aran gehören – so die Internet Movie Database – dazu. Geschichte Entstehung Das Pseudonym entstand 1968 infolge der Arbeiten am Western-Film Death of a Gunfighter (deutscher Titel Frank Patch – Deine Stunden sind gezählt). Regisseur Robert Totten und Hauptdarsteller Richard Widmark gerieten in einen Streit, woraufhin Don Siegel als neuer Regisseur eingesetzt wurde. Der Film trug nach Abschluss der Arbeiten noch deutlich Tottens Handschrift, der auch mehr Drehtage als Siegel daran gearbeitet hatte, weshalb dieser die Nennung seines Namens als Regisseur ablehnte. Totten selbst lehnte aber ebenfalls ab. Als Lösung wurde Allen Smithee als ein möglichst einzigartiger Name gewählt. In den zeitgenössischen Kritiken wurde der Regisseur u. a. von Roger Ebert mit den Worten gelobt: Aufdeckung und Abkehr 1997 kam die Parodie An Alan Smithee Film: Burn Hollywood Burn (deutscher Titel Fahr zur Hölle Hollywood) in die Kinos, was das Pseudonym einem größeren Publikum bekannt machte, nicht zuletzt weil Arthur Hiller, der eigentliche Regisseur des Films, selbst seinen Namen zurückzog und analog zum Filmtitel das Pseudonym Alan Smithee benutzte. Der Film gilt als einer der schlechtesten Filme der 1990er Jahre und gewann fünf Goldene Himbeeren. Der Film Supernova ist der erste Post-Smithee-Film, dort führte ein gewisser Thomas Lee alias Walter Hill die Regie. Verwendung Die Verwendung dieses oder eines anderen Pseudonyms ist für Mitglieder der DGA streng reglementiert. Ein Regisseur, der für einen von ihm gedrehten Film seinen Namen nicht hergeben möchte, hat nach Sichtung des fertigen Films drei Tage Zeit, anzuzeigen, dass er ein Pseudonym verwenden möchte. Der Rat der DGA entscheidet binnen zwei Tagen über das Anliegen. Erhebt die Produktionsfirma Einspruch, entscheidet ein Komitee aus Mitgliedern der DGA und der Vereinigung der Film- und Fernsehproduzenten, ob der Regisseur ein Pseudonym angeben darf. Über die Beantragung muss der Regisseur Stillschweigen halten, ebenso darf er den fertigen Film nicht öffentlich kritisieren, wenn die DGA ihm die Verwendung eines Pseudonyms zugesteht. Ein Antrag des Regisseurs auf Pseudonymisierung kann abgelehnt werden, so durfte Tony Kaye den Namen Smithee bei dem Film American History X nicht einsetzen, obwohl er den Antrag stellte. Auch bei nicht-US-amerikanischen Produktionen wird der Name verwendet, wie etwa beim Pilotfilm der Fernsehserie Schulmädchen. 2007 sendete die ARD am 8. und 9. August den zweiteiligen TV-Film Paparazzo. Auch in diesem Werk erscheint anstatt des eigentlichen Regisseurs Stephan Wagner Alan Smithee im Abspann. Regisseure, die das Pseudonym benutzt haben: Don Siegel und Robert Totten (für Frank Patch – Deine Stunden sind gezählt) David Lynch (für die dreistündige Fernsehfassung von Der Wüstenplanet) Chris Christensen (The Omega Imperative) Gianni Bozzacchi (für I Love N.Y.) Stuart Rosenberg (für Let’s Get Harry) Richard C. Sarafian (für Starfire) Dennis Hopper (für Catchfire) Arthur Hiller (für Fahr zur Hölle Hollywood) Rick Rosenthal (Die Vögel II – Die Rückkehr) Kevin Yagher (Hellraiser IV – Bloodline) William Lustig (Maniac Cop 3) Jerrold Freedman (für Die O.J. Simpson Story – Der Mordfall des Jahrhunderts) Der Pilotfilm der Serie MacGyver und die fünfte Folge der ersten Staffel führen einen Alan Smithee als Regisseur. Auf der TV-Serien-Seite TV Rage wird Jerrold Freedman als Regisseur des Pilotfilms angegeben. Der Regisseur der fünften Folge ist unbekannt. Zu den Drehbuchautoren, die das Pseudonym benutzt haben, gehören Sam Raimi und Ivan Raimi, die das Drehbuch zu Die total beknackte Nuß als Alan Smithee, Jr. und Alan Smithee, Sr. schrieben. Auch in Computerspielen wird dieses Pseudonym angegeben: Im Abspann des Ego-Shooters Marine Sharpshooter IV aus dem Jahr 2008 wird als Art Director des Spiels Alan Smithee genannt. 2014 produzierte die New Yorker Performance-Kompanie Big Dance Theater Alan Smithee Directed this Play, das im August des Jahres auch in Berlin bei Tanz im August aufgeführt wurde. Literatur Jeremy Braddock, Stephen Hock (Hrsg.): Directed by Allen Smithee. Foreword by Andrew Sarris. University of Minnesota Press, Minneapolis, London 2001, ISBN 0-8166-3534-X. Weblinks Artikel über Smithee von ABC Online (englisch) Der Mann, der niemals lebte, Spiegel Online einestages Alan Smithee lebt!, DRadio Wissen Einzelnachweise Smithee, Alan Smithee, Alan
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https://de.wikipedia.org/wiki/Actinium
Actinium
Actinium ist ein radioaktives chemisches Element mit dem Elementsymbol Ac und der Ordnungszahl 89. Im Periodensystem der Elemente steht es in der 3. IUPAC-Gruppe, der Scandiumgruppe. Das Element ist ein Metall und gehört zur 7. Periode, d-Block. Es ist der Namensgeber der Gruppe der Actinoide, der ihm folgenden 14 Elemente. Geschichte Das Actinium wurde im Jahr 1899 von dem französischen Chemiker André-Louis Debierne entdeckt, der es aus Pechblende isolierte und ihm zunächst Ähnlichkeiten mit dem Titan oder dem Thorium zuschrieb; seine Bezeichnung leitete er wegen der Radioaktivität von griechisch ἀκτίς aktís ‚Strahl‘ ab. Friedrich Giesel entdeckte das Element unabhängig davon im Jahr 1902 und beschrieb eine Ähnlichkeit zum Lanthan; er gab ihm den Namen Emanium, eine Bildung zu lateinisch emano ‚ausfließen‘, ebenfalls mit Bezug zur abgegebenen Strahlung. Nachdem Actinium und Emanium im Jahre 1904 als identisch erkannt worden waren, wurde Debiernes Namensgebung der Vorzug gegeben, da er es zuerst entdeckt hatte. Die Geschichte der Entdeckung wurde in Publikationen von 1971 und später im Jahr 2000 immer noch als fraglich beschrieben. Sie zeigen, dass die Publikationen von 1904 einerseits und die von 1899 und 1900 andererseits Widersprüche aufweisen. Gewinnung und Darstellung Da in Uranerzen nur wenig Actinium vorhanden ist, spielt diese Quelle keine Rolle für die Gewinnung. Technisch wird das Isotop 227Ac durch Bestrahlung von 226Ra mit Neutronen in Kernreaktoren hergestellt. Die Zeitangaben sind Halbwertszeiten. Durch den schnellen Zerfall des Actiniums waren stets nur geringe Mengen verfügbar. Die erste künstliche Herstellung von Actinium wurde im Argonne National Laboratory in Chicago durchgeführt. Eigenschaften Physikalische Eigenschaften Das Metall ist silberweiß glänzend und relativ weich. Aufgrund seiner starken Radioaktivität leuchtet Actinium im Dunkeln in einem hellblauen Licht. Actinium ist das namensgebende Element der Actinoiden, ähnlich wie Lanthan für die Lanthanoiden. Die Gruppe der Elemente zeigt deutlichere Unterschiede als die Lanthanoide; daher dauerte es bis 1945, bis Glenn T. Seaborg die wichtigsten Änderungen zum Periodensystem von Mendelejew vorschlagen konnte: die Einführung der Actinoide. Chemische Eigenschaften Es ist sehr reaktionsfähig und wird von Luft und Wasser angegriffen, überzieht sich aber mit einer Schicht von Actiniumoxid, wodurch es vor weiterer Oxidation geschützt ist. Das Ac3+-Ion ist farblos. Das chemische Verhalten von Actinium ähnelt sehr dem Lanthan. Actinium ist in allen zehn bekannten Verbindungen dreiwertig. Isotope Bekannt sind 26 Isotope, wovon nur zwei natürlich vorkommen. Das langlebigste Isotop 227Ac (Halbwertszeit 21,8 Jahre) hat zwei Zerfallskanäle: es ist ein Alpha- und Betastrahler. 227Ac ist ein Zerfallsprodukt des Uranisotops 235U und kommt zu einem kleinen Teil in Uranerzen vor. Daraus lassen sich wägbare Mengen 227Ac gewinnen, die somit ein verhältnismäßig einfaches Studium dieses Elementes ermöglichen. Da sich unter den radioaktiven Zerfallsprodukten einige Gammastrahler befinden, sind aber aufwändige Strahlenschutzvorkehrungen nötig. Verwendung Actinium wird zur Erzeugung von Neutronen eingesetzt, die bei Aktivierungsanalysen eine Rolle spielen. Außerdem wird es für die thermoionische Energieumwandlung genutzt. Beim dualen Zerfall des 227Ac geht der größte Teil unter Emission von Beta-Teilchen in das Thoriumisotop 227Th, aber ca. 1 % zerfällt durch Alpha-Emission zu Francium 223Fr. Eine Lösung von 227Ac ist daher als Quelle für das kurzlebige 223Fr verwendbar. Letzteres kann dann regelmäßig abgetrennt und untersucht werden. Sicherheitshinweise Einstufungen nach der CLP-Verordnung liegen nicht vor, weil diese nur die chemische Gefährlichkeit umfassen und eine völlig untergeordnete Rolle gegenüber den auf der Radioaktivität beruhenden Gefahren spielen. Auch Letzteres gilt nur, wenn es sich um eine dafür relevante Stoffmenge handelt. Verbindungen Nur eine geringe Anzahl von Actiniumverbindungen ist bekannt. Mit Ausnahme von AcPO4 sind sie alle den entsprechenden Lanthanverbindungen ähnlich und enthalten Actinium in der Oxidationsstufe +3. Insbesondere unterscheiden sich die Gitterkonstanten der jeweiligen Lanthan- und Actinium-Verbindungen nur in wenigen Prozent. Oxide Actinium(III)-oxid (Ac2O3) kann durch Erhitzen des Hydroxids bei 500 °C oder des Oxalats bei 1100 °C im Vakuum erhalten werden. Das Kristallgitter ist isotyp mit den Oxiden der meisten dreiwertigen Seltenerdmetalle. Halogenide Actinium(III)-fluorid (AcF3) kann entweder in Lösung oder durch Feststoffreaktion dargestellt werden. Im ersten Fall gibt man bei Raumtemperatur Flusssäure zu einer Ac3+-Lösung und fällt das Produkt aus. im anderen Fall wird Actinium-Metall mit Fluorwasserstoff bei 700 °C in einer Platinapparatur behandelt. Actinium(III)-chlorid (AcCl3) wird durch Umsetzung von Actiniumhydroxid oder -oxalat mit Tetrachlormethan bei Temperaturen oberhalb von 960 °C erhalten. Die Reaktion von Aluminiumbromid und Actinium(III)-oxid führt zum Actinium(III)-bromid (AcBr3) und Behandlung mit feuchtem Ammoniak bei 500 °C führt zum Oxibromid AcOBr. Weitere Verbindungen Gibt man Natriumdihydrogenphosphat (NaH2PO4) zu einer Lösung von Actinium in Salzsäure, erhält man weiß gefärbtes Actiniumphosphat (AcPO4 · 0,5 H2O); ein Erhitzen von Actinium(III)-oxalat mit Schwefelwasserstoff bei 1400 °C für ein paar Minuten führt zu schwarzem Actinium(III)-sulfid (Ac2S3). Literatur Harold W. Kirby, Lester R. Morss: Actinium, in: Lester R. Morss, Norman M. Edelstein, Jean Fuger (Hrsg.): The Chemistry of the Actinide and Transactinide Elements, Springer, Dordrecht 2006; ISBN 1-4020-3555-1, S. 18–51 (doi:10.1007/1-4020-3598-5_2). Weblinks Einzelnachweise
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https://de.wikipedia.org/wiki/Ang%20Lee
Ang Lee
Ang Lee (; * 23. Oktober 1954 in Chaozhou, Landkreis Pingtung, Taiwan) ist ein taiwanischer Filmregisseur, Drehbuchautor und Produzent. Er ist als vielfach ausgezeichneter Regisseur bekannt für so unterschiedliche Filme wie Eat Drink Man Woman, die Jane-Austen-Adaption Sinn und Sinnlichkeit und den Martial Arts-Film Tiger and Dragon. Für seine Filme Brokeback Mountain (2005) und Life of Pi: Schiffbruch mit Tiger (2012) wurde er jeweils mit dem Oscar in der Kategorie Beste Regie ausgezeichnet. Leben Ang Lee wurde 1954 in Taiwan geboren. Seine Eltern, Emigranten aus China, lernten sich in Taiwan kennen, Lee ist ihr ältester Sohn. Die Großeltern väterlicher- und mütterlicherseits sind im Zuge der kommunistischen Revolution in China ums Leben gekommen. Da sein Vater als Lehrer häufiger die Arbeitsstelle wechselte, wuchs Ang Lee in verschiedenen Städten Taiwans auf. Entgegen den Wünschen seiner Eltern, wie sein Vater eine klassische akademische Laufbahn einzuschlagen, interessierte sich Lee für das Schauspiel und absolvierte mit ihrem Einverständnis zunächst ein Theater- und Filmstudium in Taipeh. Im Anschluss daran ging er 1978 in die USA, um an der Universität von Illinois in Urbana-Champaign Theaterwissenschaft und -regie zu studieren. Nach dem Erwerb seines B.A. in Illinois verlegte er sich ganz auf das Studium der Film- und Theaterproduktion an der Universität von New York, das er 1985 mit einem Master abschloss. Danach entschloss er sich, mit seiner ebenfalls aus Taiwan stammenden Ehefrau zusammen in den USA zu bleiben. Sein Interesse verschob sich trotz erster Erfahrungen mit dem Super-8-Film in Taiwan erst spät ganz auf Filmregie und -produktion – auch weil Lee seinen Berufswunsch seiner Familie und insbesondere seinem Vater gegenüber lange Zeit nicht eingestehen wollte. Nach dem Studium konnte er zunächst keine eigenen Projekte umsetzen. Erst ab 1992, als er seinen ersten Langfilm fertigstellte, zeichnete sich eine kontinuierliche Karriere als Regisseur ab. Als seine bisher größte Erfolge – sowohl beim Publikum als auch bei der Kritik – gelten das Martial Arts-Drama Tiger and Dragon mit einer pan-asiatischen Starbesetzung und der Post-Western-Liebesfilm Brokeback Mountain mit Heath Ledger und Jake Gyllenhaal. Für Letzteren bekam Lee 2006 als erster asiatisch-stämmiger und nicht-weißer Regisseur den Oscar für die beste Regie. Außerdem wurden Lees Filme, neben vielen weiteren Preisen, mit mittlerweile zwei Goldenen Bären der Berlinale und zwei Goldenen Löwen der Filmfestspiele von Venedig ausgezeichnet. Lee ist seit 1983 mit der Mikrobiologin Jane Lin verheiratet. Sie leben in White Plains, Westchester County, im Bundesstaat New York. Aus der Ehe stammen die Söhne Haan (* 1984) und Mason (* 1990). Ang Lee besitzt eine United States Permanent Resident Card. Filmisches Werk Nach seinen ersten Filmerfahrungen in Taiwan setzte sich Lee erst wieder während seines Studiums in den USA ernsthaft mit dem Filmemachen auseinander. Im Rahmen seines Studiums in New York drehte er einige Kurzfilme und wirkte unter anderem beim Abschlussdreh seines Studienkollegen Spike Lee als Regieassistent mit. Sein eigener Abschlussfilm Fine Line gewann 1985 zwei Preise beim renommierten Filmfest seiner Universität. Erst 1992 gelang es ihm, nach dem Gewinn eines hochdotierten Drehbuchwettbewerbs in Taiwan, den ersten einer Reihe von drei Filmen zu drehen, die west-östliche Konflikte taiwanischer Familien zum Thema haben. 1992–1994: Die „Father-Knows-Best“-Trilogie Diese ersten drei Langfilme, die Lee realisieren konnte, werden im Allgemeinen unter dem Begriff Father Knows Best gefasst. Diese Bezeichnung geht auf die wiederkehrende Figur des chinesischen Familienoberhaupts, gespielt jeweils vom taiwanischen Schauspieler Sihung Lung, zurück. Die drei Filme thematisieren, wie später noch öfter bei Ang Lee, familiäre Probleme, die aus dem Konflikt zwischen Selbstbestimmung und Tradition, zwischen Innen und Außen, zwischen Ost und West sowie zwischen den Generationen herrühren. Die Filme sind allesamt US-amerikanisch-taiwanische Koproduktionen. Anders als bei allen bislang folgenden Projekten handelt es sich bei den ersten Filmen Lees nicht um Adaptionen, sondern um Filme nach von ihm selbst geschriebenen Originaldrehbüchern. Der erste Film, Schiebende Hände (1992), handelt vom Einzug eines chinesischen Vaters bei seinem erwachsenen Sohn und der US-amerikanischen Schwiegertochter in New York und den interkulturellen Problemen, die in der neuen Wohngemeinschaft entstehen. Dies war die erste Zusammenarbeit zwischen Lee und dem Drehbuchautor und Produzenten James Schamus – seitdem bildeten die beiden bei jedem Film Lees eine enge Arbeitsgemeinschaft. Wie in den beiden folgenden Filmen schrieben sie auch gemeinsam das Drehbuch. In allen weiteren Filmen Lees (mit Ausnahme des Kurzfilms The Hire: Chosen) hat Schamus seither entscheidende Funktionen ausgeübt. Auch die regelmäßige Zusammenarbeit mit dem Filmeditor Tim Squyres nahm in Lees Erstling ihren Anfang. Mit Ausnahme des Erfolgsfilms Brokeback Mountain von 2005 hat Squires jeden Film, den Ang Lee gedreht hat, geschnitten. Nach dem Erfolg seines Erstlings konnte Lee als Nächstes Das Hochzeitsbankett (1993) drehen, eine Komödie über die fingierte Eheschließung eines homosexuellen Exil-Taiwaners in den USA. Erneut taucht hier die Figur des strengen, aber weisen Familienoberhaupts auf. Hatte Schiebende Hände zunächst vor allem in Taiwan für Aufmerksamkeit (und Preise) gesorgt, wurde mit dem zweiten Langfilm Lees auch Europa auf den aufstrebenden Regisseur aufmerksam: Der Film erhielt bei der Berlinale 1993 den Goldenen Bären als Bester fremdsprachiger Film und war zudem für einen Oscar nominiert. Er gilt darüber hinaus als einer der profitabelsten Low-Budget-Filme des Jahres 1993. Mit nur einer Million US-Dollar Produktionskosten erzielte er ein Einspielergebnis von über 23 Millionen US-Dollar. Sihung Lung ist auch im letzten Teil der Trilogie, Eat Drink Man Woman (1994), die „kongeniale Verkörperung des chinesischen Familienoberhaupts“, das „Zentrum dieser Maskeraden, in denen es darum geht, ein altes Gesicht zu wahren und dann zu lernen, es zu verlieren, um ein neues, lebenstauglicheres zu gewinnen.“ Dieses Mal ist er der verwitwete Vater dreier Töchter, die ihr Leben und ihre Lieben auf unterschiedliche Art angehen und dabei ebenfalls innerfamiliäre Konflikte klären müssen. Eat Drink Man Woman wurde, anders als seine Vorgänger, in Taipeh gedreht. Im Mittelpunkt des Films stehen (der Titel deutet es an) die Liebe und das Essen. Ang Lee, privat ein passionierter Koch, legte hierbei besonders großen Wert auf die kulinarische Komponente als Stilmittel und konzipierte die Hauptfigur des älteren Witwers als berühmten Koch. 1995–1999: Dreimal anglo-amerikanische Geschichte Mit dem Angebot der Produzentin Lindsay Doran, die von der britischen Schauspielerin Emma Thompson verfasste Adaption des Romans Verstand und Gefühl von Jane Austen in Großbritannien zu drehen, eröffnete sich Lee eine lange ersehnte neue Perspektive jenseits asiatisch geprägter Stoffe. In einer neuen Trilogie setzt er sich mit unterschiedlichen Kulturen auseinander: Sinn und Sinnlichkeit ist die Verfilmung des Romans der englischen Schriftstellerin Jane Austen; Der Eissturm spielt in den USA der 1970er Jahre; Ride with the Devil ist im Amerikanischen Bürgerkrieg angesiedelt. 2000–heute: Pendeln zwischen West und Ost Tiger and Dragon sowie Hulk sind sehr unterschiedliche Action-Filme. Mit Tiger and Dragon gewann Lee zwei Golden Globes. Das Werk wurde außerdem mit vier Academy Awards (Oscars) prämiert, darunter der Trophäe für den besten fremdsprachigen Film. Für diesen Film wurde er 2001 auch mit einem Chlotrudis Award ausgezeichnet, seinen zweiten Chlotrudis erhielt er 2006 für Brokeback Mountain. Für Brokeback Mountain wurde Lee mit einer Vielzahl von Filmpreisen geehrt, darunter mit dem Oscar für die beste Regie, dem Goldene Löwen der Filmfestspiele von Venedig sowie der Auszeichnung der Hollywood Foreign Press Association als bester Regisseur des Jahres. 2007 verfilmte er mit Gefahr und Begierde eine Kurzgeschichte von Eileen Chang. Der Thriller spielt zur Zeit des Zweiten Weltkriegs in Shanghai und handelt von einer jungen chinesischen Agentin (gespielt von Tang Wei), die beauftragt wird, einen hochrangigen Verräter (Tony Leung Chiu Wai) zu liquidieren. Lees erste chinesischsprachige Spielfilmproduktion seit Tiger and Dragon war 2007 im offiziellen Wettbewerb der 64. Filmfestspiele von Venedig vertreten und brachte ihm erneut den Goldenen Löwen ein. Im selben Jahr wurde Gefahr und Begierde als offizieller taiwanischer Beitrag für die Nominierung um den besten fremdsprachigen Film bei der Oscar-Verleihung 2008 ausgewählt, später aber auf Empfehlung der Academy of Motion Picture Arts and Sciences wieder zurückgezogen und durch Chen Huai-Ens Lian xi qu () ersetzt. Ende Februar 2009 wurde bekannt gegeben, dass Lee die Jury der 66. Filmfestspiele von Venedig leiten werde. Zwei Monate später erhielt er für seine Komödie Taking Woodstock eine Einladung in den Wettbewerb der 62. Internationalen Filmfestspiele von Cannes. 2013 wurde er in die Wettbewerbsjury des 66. Filmfestivals von Cannes berufen. Stil Ang Lee ist ein international anerkannter und erfolgreicher Regisseur und gilt als einer der vielseitigsten Filmemacher der letzten Jahre. Häufig behandelt Lee in seinen Filmen das Thema Familie auf eine Art und Weise, die autobiographische Züge seines eigenen Lebens trägt. Er lässt seine Umgebung ganz bewusst auf sich einwirken und bringt diese in seine Filme ein. Kennzeichnend für die meisten seiner Filme ist eine wenig geradlinige Erzählstruktur, die die Charaktere und die Geschichte aus verschiedenen Blickwinkeln darstellt. Er verknüpft die Konflikte des menschlichen Lebens mit traditionellen und innovativen Stilelementen. Für Ang Lee sind die klassisch-soliden Erzählstrukturen zu langweilig, daher kombiniert er verschiedene Genres und Epochen. Er selbst sagte einmal: Filmografie 1982: Shades of the Lake – Kurzfilm 1984: Fine Line – Kurzfilm 1992: Schiebende Hände (Pushing Hands, Tui Shou) 1993: Das Hochzeitsbankett (The Wedding Banquet, Xiyan) 1994: Eat Drink Man Woman (Yinshi nannü) 1995: Sinn und Sinnlichkeit (Sense and Sensibility) 1997: Der Eissturm (The Icestorm) 1999: Ride with the Devil 2000: Tiger and Dragon (auch: Crouching Tiger, Hidden Dragon, Wohu canglong) 2001: The Hire: Chosen – Kurzwerbefilm für eine Automarke 2003: Hulk 2005: Brokeback Mountain 2007: Gefahr und Begierde (Se, Jie) 2009: Taking Woodstock 2012: Life of Pi: Schiffbruch mit Tiger 2016: Die irre Heldentour des Billy Lynn (Billy Lynn’s Long Halftime Walk) 2019: Gemini Man Auszeichnungen (Auswahl) Oscarverleihung 2001: Auszeichnung in der Kategorie Bester fremdsprachiger Film für Tiger and Dragon 2001: Nominierung in der Kategorie Beste Regie für Tiger and Dragon 2001: Nominierung in der Kategorie Bester Film für Tiger and Dragon 2006: Auszeichnung in der Kategorie Beste Regie für Brokeback Mountain 2013: Auszeichnung in der Kategorie Beste Regie für Life of Pi: Schiffbruch mit Tiger 2013: Nominierung in der Kategorie Bester Film für Life of Pi: Schiffbruch mit Tiger Golden Globe Award 1996: Nominierung in der Kategorie Beste Regie für Sinn und Sinnlichkeit 2001: Auszeichnung in der Kategorie Beste Regie für Tiger and Dragon 2006: Auszeichnung in der Kategorie Beste Regie für Brokeback Mountain 2013: Nominierung in der Kategorie Beste Regie für Life of Pi: Schiffbruch mit Tiger Directors Guild of America Award 1996: Nominierung in der Kategorie Beste Spielfilmregie für Sinn und Sinnlichkeit 2001: Auszeichnung in der Kategorie Beste Spielfilmregie für Tiger and Dragon 2006: Auszeichnung in der Kategorie Beste Spielfilmregie für Brokeback Mountain 2013: Nominierung in der Kategorie Beste Spielfilmregie für Life of Pi: Schiffbruch mit Tiger Weitere Auszeichnungen 1992: Bester Film des Asia-Pacific Film Festivals für Schiebende Hände 1993: Goldener Bär der Berliner Filmfestspiele für Das Hochzeitsbankett 1993: Golden Horse Beste Regie für Das Hochzeitsbankett 1996: Goldener Bär der Berliner Filmfestspiele für Sinn und Sinnlichkeit 1997: Bundesfilmpreis für den besten ausländischen Film mit Sinn und Sinnlichkeit 2000: Golden Horse Bester Film für Tiger and Dragon 2001: Hong Kong Film Award für Tiger and Dragon 2002: Aufnahme in die American Academy of Arts and Sciences 2005: Goldener Löwe des Filmfestivals in Venedig für Brokeback Mountain 2007: Golden Horse Beste Regie für Gefahr und Begierde 2007: Goldener Löwe des Filmfestivals in Venedig für Gefahr und Begierde Literatur chronologisch aufsteigend Tanja Hanhart (Redaktorin): Ang Lee und sein Kino. Poesie im Grossformat. In: du 796 (Feb. 2006), ISBN 978-3-03717-021-2. Thomas Koebner: [Artikel] Ang Lee. In: Ders. (Hrsg.): Filmregisseure. Biographien, Werkbeschreibungen, Filmographien. Mit 109 Abbildungen. 3., aktualisierte und erweiterte Auflage. Reclam, Stuttgart 2008 [1. Aufl. 1999], ISBN 978-3-15-010662-4, S. 429–433. Qin Hu: Das Kino von Ang Lee – Von der chinesischen Philosophie, Kunstauffassung und Kultur zu filmästhetischen Aspekten. Gardez! Verlag, 2008. Isabell Gössele: Das Kino des Ang Lee – Im Atem des verborgenen Drachen. Tectum, Marburg 2009, ISBN 978-3-8288-2046-3. Michael Pekler, Andreas Ungerböck: Ang Lee und seine Filme. Schüren, Marburg 2009, ISBN 978-3-89472-665-2. Siehe auch Taiwanischer Film US-amerikanischer Film Weblinks Ang Lee / Li An () bei AllMovie (englisch) Ang Lee / Li An () bei Taiwan Cinema (englisch) Ang Lee / Li An () bei Chinese Movie Database (chinesisch, englisch) Ang Lee / Li An () bei Hong Kong Movie Database (chinesisch, englisch) Infos zum Biografie von Ang Lee bei WHO’S WHO Rüdiger Sturm: „Wenn du Erfolg hast, missbrauche ihn!“ In: Spiegel Online, 17. Oktober 2007, Interview Thomas Abeltshauser: Der Subtext des Western, Interview auf critic.de Ralph Geisenhanslüke: Regisseur Ang Lee: „Ich wollte immer meinen Vater stolz machen“ In: Zeit, 1. Januar 2013, Interview Andreas Kilb: Ang Lee zum Sechzigsten. Die Zerbrechlichkeit der Welt. In: FAZ, 23. Oktober 2014 Einzelnachweise Drehbuchautor Filmregisseur Oscarpreisträger Golden-Globe-Preisträger Person als Namensgeber für einen Asteroiden Mitglied der American Academy of Arts and Sciences Taiwaner Geboren 1954 Mann
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https://de.wikipedia.org/wiki/Anschluss%20%28Luhmann%29
Anschluss (Luhmann)
Anschluss ist in der Soziologie ein Fachbegriff aus der Systemtheorie von Niklas Luhmann und bezeichnet die in einer sozialen Begegnung auf eine Selektion der anderen Seite folgende, selbst gewählte Selektion. Diese Selektionen beziehen sich aufeinander. Die Anschlussfähigkeit ist die Kapazität von Systemen zu gewährleisten, dass sich an die Selektionen eines Systems weitere anschließen können. Alle sozialen Systeme reproduzieren sich über Kommunikation (z. B. Wirtschaftssystem oder Politik) oder Handlungen (Medizin und Erziehungssystem). Dies gelingt nur, wenn die einzelnen Einheiten aneinander anschlussfähig sind, was durch einen systemspezifischen Code geleistet wird, der als zentrale Logik (Leitunterscheidung) aller Kommunikation zugrunde liegt und sie als systemzugehörig erkennbar macht. Im Wirtschaftssystem beispielsweise sorgt der Code zahlen/nicht zahlen dafür, dass die Kommunikationen sich auf sich selbst beziehen und sich selbst reproduzieren können, also dass auf jede Zahlung eine neue erfolgt. Dies funktioniert über das generalisierte Kommunikationsmedium Geld, das die letzte Zahlung mit der jetzigen verknüpft. Würde das Geld nicht mehr akzeptiert, folgt der Zahlung keine weitere Zahlung mehr und das System hätte seine Anschlussfähigkeit verloren. Die Anschlussfähigkeit innerhalb eines Systems wird als Selbstreferenz bezeichnet, im Gegensatz zum fremdreferentiellen Bezug auf die Umwelt (Welt, andere Systeme). Den Begriff hat Luhmann auf eine Anregung eines Bielefelder Kollegen, des Philosophen Jürgen Frese entwickelt. Frese zeigte in einem Sektionsreferat des Achten Deutschen Kongresses für Philosophie in Heidelberg (1966, gedruckt 1967) mit dem Titel „Sprechen als Metapher für Handeln“, dass es fruchtbar ist, von den dominanten Handlungsmodellen Arbeit und Konsum abzurücken und ergänzend Sprechen als Modell für Handeln zu nutzen. Frese schreibt: „Die wichtigste Errungenschaft, die die Sprachmetapher für die Aufhellung des nicht-sprachlichen Handelns einbringt, ist ihre Leistung, Reihenbildung erklärbar zu machen. Fassen wir Satz und Handlung zum neutralen und an andere Philosopheme anschließbaren Begriff des Aktes zusammen, so können wir … sagen: Der Sinn eines Aktes ist das als eine bestimmte Situation gegebene Ensemble der Möglichkeiten, an diesen Akt weitere Akte anzuschließen; d. h. der Sinn eines Aktes ist die Mannigfaltigkeit der Anschließbarkeiten, die er eröffnet.“ Diese Idee wurde von Luhmann aufgegriffen und im Rahmen seiner Systemtheorie weiterentwickelt. Frese selbst baute sie im Rahmen seiner Lehre von den Formularen weiter aus. Literatur Niklas Luhmann: Soziale Systeme. Grundriß einer allgemeinen Theorie. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1987, ISBN 3-518-28266-2. Jürgen Frese: Sprechen als Metapher für Handeln. In: Hans-Georg Gadamer: Das Problem der Sprache. Achter Deutscher Kongress für Philosophie. Heidelberg 1966, Fink Verlag, München 1967, S. 45–55. Jürgen Frese: Prozesse im Handlungsfeld. Klaus Boer Verlag, München 1985, ISBN 3-924963-06-1. Einzelnachweise Soziologische Systemtheorie
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https://de.wikipedia.org/wiki/Aussagenlogik
Aussagenlogik
Die Aussagenlogik ist ein Teilgebiet der Logik, das sich mit Aussagen und deren Verknüpfung durch Junktoren befasst, ausgehend von strukturlosen Elementaraussagen (Atomen), denen ein Wahrheitswert zugeordnet wird. In der klassischen Aussagenlogik wird jeder Aussage ein Element einer Booleschen Algebra als Wahrheitswert zugeordnet. Der Wahrheitswert einer zusammengesetzten Aussage lässt sich ohne zusätzliche Informationen mittels der Operationen der Booleschen Algebra aus den Wahrheitswerten ihrer Teilaussagen bestimmen. Geschichte Historisch geht die Aussagenlogik zurück bis zu Aristoteles, der erstmals aussagenlogische Grundsätze diskutierte, nämlich in seiner Metaphysik den Satz vom Widerspruch und den Satz vom ausgeschlossenen Dritten, und der in seiner ersten Analytik den indirekten Beweis thematisierte. Die zweiwertige aussagenlogische Semantik entwickelten etwas später die megarischen Philosophen Diodoros Kronos und Philon. Die Aussagensemantik und -axiomatik kombinierte der Stoiker Chrysippos von Soli, der den ersten aussagenlogischen Kalkül formulierte. Die Weiterentwicklung der Aussagenlogik der Stoa durch das Mittelalter wird oft übersehen. Eine erste vollständige und entscheidbare Formalisierung für aussagenlogische Tautologien – allerdings noch nicht für das aussagenlogische Schließen – schuf George Boole 1847 mit seinem algebraischen Logikkalkül. Den ersten aussagenlogischen Kalkül mit Schlussregeln formulierte Gottlob Frege im Rahmen seiner Begriffsschrift 1879. Er war die Vorlage für den Aussagenkalkül von Bertrand Russell 1908, der sich später durchsetzte (s. u.). Abgrenzung zu anderen Logiken Da in der heutigen Mathematik die klassische Aussagenlogik maßgeblich wurde, wird in diesem Artikel dieser moderne Haupttypus der Aussagenlogik behandelt. Allgemein ist die klassische Logik durch zwei Eigenschaften charakterisiert: Jede Aussage hat einen von genau zwei Wahrheitswerten, meist „falsch“ oder „wahr“ (Prinzip der Zweiwertigkeit oder Bivalenzprinzip). Der Wahrheitswert jeder zusammengesetzten Aussage ist eindeutig durch die Wahrheitswerte ihrer Teilaussagen bestimmt (Prinzip der Extensionalität oder Kompositionalität, siehe Extensionalitätsprinzip) Das Prinzip der Zweiwertigkeit wird oft mit dem Satz vom ausgeschlossenen Dritten verwechselt. Die klassische Aussagenlogik ist jenes Gebiet der klassischen Logik, das die innere Struktur von Sätzen (Aussagen) daraufhin untersucht, aus welchen anderen Sätzen (Teilsätzen) sie zusammengesetzt sind und wie diese Teilsätze miteinander verknüpft sind. Die innere Struktur von Sätzen, die ihrerseits nicht in weitere Teilsätze zerlegt werden können, wird von der Aussagenlogik nicht betrachtet. Ein Beispiel: Die Aussage „Alle Katzen sind Hunde, und die Erde ist eine Scheibe“ ist mit dem Bindewort „und“ aus den beiden kürzeren Aussagen „Alle Katzen sind Hunde“ und „Die Erde ist eine Scheibe“ zusammengesetzt. Diese beiden Aussagen lassen sich ihrerseits nicht mehr in weitere Aussagen zerlegen, sind aus aussagenlogischer Sicht also elementar oder atomar. Andere, auf die Aussagenlogik aufbauende logische Systeme betrachten die innere Struktur solcher atomaren Aussagen; ein wichtiges Beispiel ist die Prädikatenlogik. In Abgrenzung zur klassischen Logik entstehen nichtklassische Logiksysteme, wenn man das Prinzip der Zweiwertigkeit, das Prinzip der Extensionalität oder sogar beide Prinzipien aufhebt. Nichtklassische Logiken, die durch die Aufhebung des Prinzips der Zweiwertigkeit entstehen, heißen mehrwertige Logik. Die Zahl der Wahrheitswerte (in diesem Falle üblicher: Pseudowahrheitswerte) kann dabei endlich sein (z. B. dreiwertige Logik), ist aber oft auch unendlich (z. B. Fuzzy-Logik). Hingegen verwenden Logiken, die durch die Aufhebung der Extensionalität entstehen, Junktoren (Konnektive), bei denen sich der Wahrheitswert des zusammengesetzten Satzes nicht mehr eindeutig aus dem Wahrheitswert seiner Teile bestimmen lässt. Ein Beispiel für nichtextensionale Logik ist die Modallogik, die die einstelligen nichtextensionalen Operatoren „es ist notwendig, dass“ und „es ist möglich, dass“ einführt. Logische Systeme stehen innerhalb der Logik nicht in einem Konkurrenzverhältnis um Wahrheit oder Richtigkeit. Die Frage, welches logische System für einen bestimmten Zweck genutzt werden soll, ist eher eine pragmatische. Oft werden logische Systeme und logische Fragestellungen mit außerlogischen Fragen verwechselt oder vermischt, z. B. mit der metaphysischen Frage, welches logische System „richtig“ sei, d. h. die Wirklichkeit beschreibe. Zu dieser Frage gibt es unterschiedliche Standpunkte einschließlich des positivistischen Standpunkts, dass diese Frage sinnlos sei. Diese Fragen fallen aber in andere Gebiete, z. B. Philosophie, Wissenschaftstheorie und Sprachwissenschaft. Wenn in diesem Artikel die klassische Aussagenlogik behandelt wird, so ist das also nicht als metaphysische Festlegung zu verstehen oder gar als Behauptung, dass „alle Aussagen wahr oder falsch sind“. Es ist lediglich so, dass die klassische Aussagenlogik einfach nur solche Aussagen behandelt, die wahr oder falsch sind. Das ist eine große formale Vereinfachung, die dieses System relativ leicht erlernbar sein lässt. Braucht man aus metaphysischen oder pragmatischen Gründen mehr als zwei Wahrheitswerte, kann die klassische Aussagenlogik als Ausgangspunkt dienen, um ein geeignetes logisches System aufzustellen. Umgangssprachliche Einleitung Einfache Aussage (Elementaraussage) Eine Aussage A ist ein Satz, der entweder wahr (w, wahr, true, 1) oder nicht wahr (f, falsch, false, 0) ist. Das gilt sowohl für einfache als auch für verknüpfte Aussagen. „Halbwahrheiten“ gibt es nicht. Eine Aussage kann sowohl der gewöhnlichen Sprache entstammen als auch der Sprache der Mathematik. Eine Elementaraussage ist eine Aussage, die keine aussagenlogischen Verknüpfungen (nicht, und, oder, wenn … dann, genau dann wenn) enthält. Beispiele für Elementaraussagen: : München ist 781 km von Hamburg entfernt. : 9 ist durch 3 teilbar. : Eintracht Frankfurt wird in der nächsten Saison deutscher Fußballmeister. : Alle Autos sind grün. ist offensichtlich wahr (triviale mathematische Aussage), dagegen ist falsch (es gibt einfache Gegenbeispiele). stellt im mathematischen Sinne keine Aussage dar (ungenau genug in vielerlei Hinsicht, hat Interpretationsspielraum), gleiches gilt für . In der klassischen Aussagenlogik ist eine Aussage entweder wahr oder nicht wahr, auch wenn man den Wahrheitsgehalt nicht kennt. Das ist zum Beispiel bei den ungelösten mathematischen Problemen der Fall. Anmerkung: ist eine All-Aussage; die Struktur solcher Aussagen ist Gegenstand der Prädikatenlogik. Im Sinne der Aussagenlogik ist es eine Elementaraussage. Verneinte Aussage – Negation Die Verneinung bzw. Negation (auch: Satzverneinung, äußere Verneinung, kontradiktorisches Gegenteil) einer Aussage A ist diejenige Aussage ¬A, die genau dann wahr ist, wenn A falsch ist, und die genau dann falsch ist, wenn A wahr ist. Einfacher: Die Verneinung einer Aussage A dreht den Wahrheitswert von A in sein Gegenteil um. Man erhält die Verneinung einer Aussage A immer dadurch, dass man ihr die Formulierung „Es ist nicht der Fall, dass“ voranstellt. Zwar lässt sich ein natürlichsprachlicher Satz auch verneinen, indem man das Wort „nicht“ oder eine andere negative Formulierung an geeigneter Stelle einfügt – es ist aber nicht immer ganz einfach, zu erkennen, welche Formulierung zu verwenden und an welcher Stelle einzufügen ist. Formal schreibt man für „nicht A“ in der gebräuchlichsten Notation (Schreibweise) ¬A, auf Englisch und in der Schaltalgebra auch „NOT A“, gelegentlich auch „~A“. Wir verneinen die obigen Beispiele: : Es ist nicht der Fall, dass München 781 km von Hamburg entfernt ist. : Es ist nicht der Fall, dass 9 durch 3 teilbar ist. : Es ist nicht der Fall, dass Eintracht Frankfurt in der nächsten Saison deutscher Fußballmeister wird. : Es ist nicht der Fall, dass alle Autos grün sind. (Es kann durchaus auch grüne Autos geben, aber es gibt mindestens ein Auto, das nicht grün ist.) Allgemein gilt für die Verneinung: Wenn eine Aussage wahr ist, ist die Verneinung falsch. Wenn eine Aussage falsch ist, ist die Verneinung wahr. Eine Aussage kann nicht gleichzeitig wahr und falsch sein. Die Aussagen und können nicht gleichzeitig wahr sein. Und-verknüpfte Aussagen – Konjunktion Eine Konjunktion ist eine aus zwei Aussagen zusammengesetzte Aussage, die die Wahrheit all ihrer Teilaussagen behauptet. Umgangssprachlich verbindet man zwei Aussagen A und B durch das Bindewort „und“ zu einer Konjunktion „A und B“, in der logischen Sprache verwendet man meist das Zeichen (Schreibweise: ), gelegentlich auch das kaufmännische Und, den Ampersand (&). Sprechweise: A und B Schreibweise: auf Englisch und in der Schaltalgebra auch A AND B Die Aussage ist immer dann wahr, wenn sowohl A als auch B jeweils wahr sind. Andernfalls ist falsch, nämlich dann, wenn entweder A oder B oder beide Aussagen falsch sind. Beispiele für eine Und-Verknüpfung: A: 9 ist durch 3 teilbar B: 9 ist eine Quadratzahl Diese Teilaussagen und ihre Negationen werden nun durch miteinander verknüpft: : 9 ist durch 3 teilbar und 9 ist eine Quadratzahl. : 9 ist nicht durch 3 teilbar und 9 ist eine Quadratzahl. : 9 ist durch 3 teilbar und 9 ist keine Quadratzahl. : 9 ist nicht durch 3 teilbar und 9 ist keine Quadratzahl. Nur ist wahr, weil wahr ist und auch wahr ist. ist falsch, weil falsch ist. ist falsch, weil falsch ist. ist falsch, weil sowohl als auch falsch ist. Nichtausschließendes Oder – Disjunktion Eine Disjunktion ist eine zusammengesetzte Aussage, die behauptet, dass mindestens eine ihrer Teilaussagen wahr ist. Die Disjunktion in diesem Sinn wird auch nichtausschließendes Oder genannt. (Aber Achtung: Die Bezeichnung „Disjunktion“ wurde und wird oft auch für das ausschließende Oder, „entweder … oder“, verwendet – man denke an das Konzept der disjunkten Mengen. Einige Autoren verwenden daher für das Nichtausschließende Oder den Begriff Adjunktion.) Das Formelzeichen „“ stammt von dem lateinischen Wort „vel“; für ausschließendes Oder wurde im Lateinischen „aut ... aut“ verwandt. Sprechweise: „A oder B“; genauer: „A oder B oder beide“, häufig in juristischen oder medizinischen Texten: „A und/oder B“ Schreibweise: auf Englisch und in der Schaltalgebra auch A OR B Die Aussage ist immer dann wahr, wenn mindestens eine der Teilaussagen A oder B wahr ist, bzw. wenn beide Teilaussagen wahr sind. Andernfalls ist falsch, nämlich dann, wenn sowohl A als auch B falsch sind. Beispiel für eine Oder-Verknüpfung: A: 9 ist durch 3 teilbar B: 9 ist eine Quadratzahl Diese Teilaussagen und ihre Negationen werden nun durch miteinander verknüpft: : 9 ist durch 3 teilbar oder 9 ist eine Quadratzahl. : 9 ist nicht durch 3 teilbar oder 9 ist eine Quadratzahl. : 9 ist durch 3 teilbar oder 9 ist keine Quadratzahl. : 9 ist nicht durch 3 teilbar oder 9 ist keine Quadratzahl. ist wahr, weil sowohl als auch wahr sind. ist wahr, weil wahr ist. ist wahr, weil wahr ist. Nur ist falsch, weil sowohl als auch falsch sind. Materiale Implikation Die materiale Implikation, auch Konditional oder Subjunktion genannt, drückt die hinreichende Bedingung aus: Sie sagt, dass die Wahrheit des einen Satzes eine hinreichende Bedingung für die Wahrheit des anderen Satzes ist. Man schreibt oder auch und liest A ist eine hinreichende Bedingung für B. Schon wenn A, dann B. A setzt voraus, dass B. B ist eine notwendige Bedingung für A.Dass B genau dann eine notwendige Bedingung für A ist, wenn A eine hinreichende Bedingung für B ist, ist eine auf den ersten Blick überraschende und vielleicht kontraintuitive, jedoch zutreffende Feststellung. Das Unterkapitel Hinreichende und notwendige Bedingung bemüht sich, diesen Zusammenhang sichtbarer zu machen. A impliziert B. Nur wenn B, dann A. oder auch nur Wenn A, dann B. In einem Konditional nennt man A das Antezedens, B das Konsequens oder Sukzedens. Beispiele: Dass es regnet, ist eine hinreichende Bedingung dafür, dass die Straße nass ist. Schon wenn es regnet, ist die Straße nass. Wenn es regnet, ist die Straße nass. Nur wenn die Straße nass ist, kann es regnen. Wenn Person x einen Wagen der Marke y hat, hat x ein Auto. Wenn eine Zahl n durch 6 teilbar ist, dann ist die Zahl n durch 3 teilbar. Die Lesart „wenn … dann“ ist insofern problematisch, als mit dem natürlichsprachlichen „wenn … dann“ vor allem inhaltliche Zusammenhänge wie Kausalität oder zeitliche Nähe ausgedrückt werden. All das macht die materiale Implikation nicht, sie nennt nur den formalen Zusammenhang: „Dass es regnet, ist eine hinreichende Bedingung dafür, dass die Straße nass ist“. Zur Frage, warum das eine hinreichende Bedingung ist – ob auf Grund eines kausalen Zusammenhangs oder auch nur rein zufällig –, nimmt die materiale Implikation nicht Stellung. Als Umkehrschluss bezeichnet man den Schluss von auf . Für die Beispiele bedeutet das: Wenn die Straße nicht nass ist, regnet es nicht. Wenn Person x kein Auto hat, dann hat x keinen Wagen der Marke y. Wenn die Zahl n nicht durch 3 teilbar ist, dann ist n nicht durch 6 teilbar. Umgangssprachlich lässt man sich gelegentlich zu weiteren – falschen – Aussagen verleiten: Weil es nicht regnete, kann die Straße nicht nass sein. Diese Folgerung ist falsch, da die Straße auch aus anderen Gründen nass werden kann (Rohrbruch, Übung der Feuerwehr …). x hat keinen Wagen der Marke y, also hat x kein Auto. Falsch, denn er könnte ja einen Wagen der Marke z haben. n ist nicht durch 6 teilbar, also ist n auch nicht durch 3 teilbar.Auch diese Folgerung ist falsch. Die Zahl 15 ist nicht durch 6 teilbar und sehr wohl durch 3. Das bedeutet: Wenn die Folgerung wahr ist, dann erhält man aus der Aussage ¬A keine Aussage über B; B kann wahr oder falsch sein. („Ex falso sequitur quodlibet“ – „Aus Falschem folgt Beliebiges“) Die Implikation ist ein wichtiges Mittel in der Mathematik. Die meisten mathematischen Beweise verwenden das Konzept der Implikation. Bikonditional Das Bikonditional, oft auch objektsprachliche Äquivalenz oder materiale Äquivalenz genannt, drückt die hinreichende und notwendige Bedingung aus, sagt also, dass eine Aussage A genau dann zutrifft, wenn eine Aussage B zutrifft. Man schreibt: und liest A ist genau dann der Fall, wenn B der Fall ist. A genau dann wenn B. A ist äquivalent zu B. A ist dann und nur dann der Fall, wenn B der Fall ist. Auch beim Bikonditional wird eine rein formale Aussage getroffen, die nichts über einen allfälligen inhaltlichen Zusammenhang von A und B aussagt. Statt zu sagen, kann man auch sagen, dass A eine hinreichende Bedingung für B und dass B eine hinreichende Bedingung für A ist, also . Tatsächlich sind diese beiden Aussagen logisch äquivalent. Beispiel: Die natürliche Zahl n ist genau dann durch 6 teilbar, wenn n durch 2 und durch 3 teilbar ist.Wenn n durch 6 teilbar ist, dann folgt daraus, dass n durch 2 und durch 3 teilbar ist. Umgekehrt gilt aber auch: Wenn n durch 2 und durch 3 teilbar ist, dann ist n durch 6 teilbar. Heute ist genau dann Dienstag, wenn morgen Mittwoch ist. Das Bikonditional als zusammengesetzte Aussage innerhalb der logischen Sprache (siehe Objektsprache) wird oft mit dem Konzept der logischen Äquivalenz verwechselt oder vermischt. Die logische Äquivalenz ist eine metasprachliche, meist natürlichsprachlich formulierte Eigenschaft zweier Aussagen der logischen Sprache. Ein Zusammenhang zwischen logischer Äquivalenz und Bikonditional besteht nur insofern, als das Metatheorem gilt, dass ein Bikonditional genau dann eine Tautologie ist, wenn die beiden Aussagen A und B logisch äquivalent sind. Ausschließendes Oder Das ausschließende Oder (Kontravalenz oder Antivalenz), „entweder A oder B“, besagt, dass genau eine der beiden von ihm verknüpften Aussagen wahr ist. Entsprechend ist ein ausschließendes Oder nicht nur dann falsch, wenn sowohl A als auch B falsch sind, sondern auch, wenn beide wahr sind. (Einige Autoren verwenden für das Ausschließende Oder den Begriff Alternative.) Obwohl das ausschließende Oder ein Konzept ist, mit dem man in der natürlichen Sprache immer wieder zu tun hat, wird es in den meisten logischen Sprachen nicht als eigenständiger Junktor eingeführt. Stattdessen wird das ausschließende Oder zum Beispiel als verneintes Bikonditional ausgedrückt, also als . Große Bedeutung genießt das ausschließende Oder hingegen in der Schaltalgebra, wo es meist als XOR (eXclusive OR) aufgeschrieben wird. Verneinung einer verknüpften Aussage (De Morgansche Gesetze) Verneinung einer Konjunktion Die Verneinung der Konjunktion „A und B“ (in der logischen Schreibweise: ) lautet „Es ist nicht der Fall, dass A und B zutreffen“ (in der logischen Schreibweise: ). Diese ist logisch äquivalent mit der Aussage „A ist nicht der Fall, oder B ist nicht der Fall (oder beides)“ (in logischer Schreibweise: ). Ein Beispiel: Wenn man die Aussage Es regnet, und die Erde ist eine Scheibe verneinen möchte, dann kann man entweder sagen Es ist nicht der Fall, dass es regnet und die Erde eine Scheibe ist. oder man sagt Es regnet nicht oder die Erde ist keine Scheibe (oder beides). In der Schaltalgebra wird sehr oft der Junktor NAND verwendet, wobei „A NAND B“ denselben Wahrheitswertverlauf hat wie der Ausdruck . Verneinung einer Disjunktion Die Verneinung der Disjunktion „A oder B (oder beides)“ (in der logischen Schreibweise: ) lautet „Es ist nicht der Fall, dass A oder B zutrifft“ (in logischer Schreibweise: ). Diese ist logisch äquivalent mit der Aussage „A ist nicht der Fall, und B ist nicht der Fall“ (in logischer Schreibweise: ). Ein Beispiel: Wenn man die Aussage Die Erde ist eine Scheibe, oder die Erde ist ein Würfel. verneinen möchte, so sagt man Es ist nicht der Fall, dass die Erde eine Scheibe ist oder dass die Erde ein Würfel ist. Nach dem Gesetz von De Morgan kann man nun aber auch sagen: Die Erde ist keine Scheibe, und die Erde ist kein Würfel oder in schönerem Deutsch Die Erde ist weder eine Scheibe noch ein Würfel. In der Schaltalgebra wird das Konnektiv NOR verwendet, das denselben Wahrheitswertverlauf hat wie die Aussage . Hinreichende und notwendige Bedingung Dieser Abschnitt soll den zunächst oft als kontraintuitiv empfundenen Zusammenhang zwischen hinreichender und notwendiger Bedingung, wie er im Abschnitt über die materiale Implikation angesprochen wurde, wiederaufgreifen und näher ausführen. Betrachten wir noch einmal die materiale Implikation . Man sagt: A ist hinreichend für B: Schon wenn A der Fall ist, ist auch B der Fall. Umgekehrt kann man aber auch sagen: B ist notwendig für A. Ohne B kann A nicht erfüllt sein. Wie kommt dieser Zusammenhang zustande? Wir wissen, dass die Wahrheit von A die Wahrheit von B nach sich zieht, denn A ist ja hinreichende Bedingung für B. Somit ist es einfach nicht möglich, dass A eintritt, ohne dass B damit ebenfalls eintreten würde: B ist also gezwungenermaßen der Fall, wenn A der Fall ist. B ist „notwendig“ für A. Dieser Zusammenhang ist in Wahrheit also ziemlich einfach; Hauptgrund dafür, dass er anfangs oft als kontraintuitiv empfunden wird, ist wahrscheinlich die Schwierigkeit, zwischen den vielen Bedeutungen des umgangssprachlichen „wenn … dann“ einerseits und der rein formalen hinreichenden und notwendigen Bedingung andererseits strikt zu trennen. Mit dem umgangssprachlichen „wenn … dann“ möchte man fast immer einen inhaltlichen (kausalen oder auch temporalen) Zusammenhang zwischen Antecedens und Konsequens ausdrücken: „Regen verursacht Straßennässe“, „Zuerst fällt der Regen, erst nachher wird die Straße nass“. Wenn man die hinreichende Bedingung in diesem Sinn missversteht, dann ist es klar, dass die in umgekehrter Reihenfolge formulierte notwendige Bedingung „Nur wenn die Straße nass ist, regnet es“ seltsam aussieht: „Regen verursacht doch Straßennässe. Wie kann daraus je gefolgert werden, dass Straßennässe Regen verursacht?“ All dies sagt die materiale Implikation aber nicht aus. „A ist eine hinreichende Bedingung für B“ meint schlicht, dass wenn die Aussage A wahr ist, auch die Aussage B wahr ist – zeitlos und zusammenhanglos, nicht etwa „später“ oder „weil“. Analog sagt die notwendige Bedingung, „B ist eine notwendige Bedingung für A“, lediglich das aus, dass B wahr ist, sofern A es ist. Genau das ist aber die Definition des Konditionals A → B. Formaler Zugang Einleitung Spätestens beim lauten Lesen von Sätzen wie „Die Aussage ist genau dann wahr, wenn die Aussagen A und B wahr sind“ wird der selbstbewusste Laie verlangen, dass ihm erklärt wird, was das soll. Die Antwort des Logikers: Es soll versucht werden, Sicherheit in die Regeln des logischen Schließens zu bringen. Seit den Sophisten ist dem Abendland klar, dass scheinbar zwingende Schlüsse zu offensichtlich absurden Ergebnissen führen können. Immer wieder wurden Paradoxien formuliert und von großen Denkern als Herausforderung empfunden. Logiker versuchen deshalb, die Regeln des Argumentierens so streng wie möglich zu fassen. Das einleitende Beispiel macht klar, dass dazu eine Trennung der Sprachebenen unerlässlich ist: Die formale Aussage A∧B soll dadurch erklärt werden, dass auf einer metasprachlichen Ebene sowohl über die Aussage A als auch über die Aussage B geredet wird. Ein Versuch, dies durchzuführen, besteht darin, die Aussagenlogik als formales System, konkret als Kalkül (eine bestimmte Art eines formalen Systems) zu definieren. Die Begriffe „wahr“ und „falsch“ kommen in diesem System zunächst überhaupt nicht vor. Stattdessen werden Axiome gesetzt, die einfach als Zeichenketten angesehen werden, aus denen weitere ableitbare Zeichenketten aufgrund von bestimmten Schlussregeln hergeleitet werden. Das Ziel dabei ist einerseits, dass in einem formalen System nur Zeichenketten (Sätze) hergeleitet werden können, die bei einer plausiblen Interpretation auch wahr sind. Andererseits sollen alle Sätze, die als „wahr“ interpretierbar sind, auch hergeleitet werden können. Das erste ist die Forderung nach Korrektheit, das zweite die nach Vollständigkeit des formalen Systems; beide Eigenschaften sind unter Kalkül: Der Begriff Kalkül in der Logik beschrieben. Für die klassische Aussagenlogik, mit der wir es hier zu tun haben, gibt es Kalküle (formale Systeme), die sowohl korrekt als auch vollständig sind. Für gewisse komplexere logische Systeme (z. B. Mengenlehre) ist es aber unmöglich, einen vollständigen Kalkül aufzustellen, der auch korrekt ist; diese Erkenntnis wurde 1931 von Kurt Gödel bewiesen (Gödelscher Unvollständigkeitssatz). Syntax Es gibt viele verschiedene Möglichkeiten, die Syntax („Grammatik“) einer logischen Sprache formal zu definieren; meist geschieht das im Rahmen eines Kalküls. Die folgende Definition ist daher nur als Beispiel dafür zu verstehen, wie ein Kalkül für die klassische Aussagenlogik aussehen kann. Weitere Beispiele für konkrete Kalküle finden sich unter Baumkalkül, Begriffsschrift, Systeme natürlichen Schließens, Sequenzenkalkül oder Resolutionskalkül. Ein weiterer axiomatischer Kalkül ist als Beispiel im Artikel Hilbert-Kalkül angegeben, ein graphischer Kalkül im Artikel Existential Graphs. Bausteine der aussagenlogischen Sprache Als Bausteine der aussagenlogischen Sprache sollen Satzbuchstaben („atomare Formeln“, Satzkonstanten), Junktoren und Gliederungszeichen verwendet werden. Satzbuchstaben sollen die Zeichen P0, P1, P2, … sein. Junktoren sollen die Zeichen ¬, ∧, ∨, → und ↔ sein. Als Gliederungszeichen sollen die runden Klammern dienen. Formal lässt sich das z. B. auf folgende Weise ausdrücken: Sei V die (abzählbar unendliche) Menge der atomaren Formeln (Satzbuchstaben): V = {Pn | n ∈ N0} (N0: Menge der natürlichen Zahlen inkl. 0), d. h. V = {P0, P1, P2, P3, …} Sei J die Menge der Junktoren und Gliederungszeichen: J = {¬, ∧, ∨, →, ↔, (, )} Das Alphabet der logischen Sprache sei die Menge V ∪ J, also die Vereinigungsmenge von atomaren Formeln, Junktoren und Gliederungszeichen. Formationsregeln Die Formationsregeln legen fest, wie man aus den Bausteinen der aussagenlogischen Sprache Sätze (Formeln) bilden kann. Hier sollen aussagenlogische Formeln als Worte über dem Alphabet der logischen Sprache, also über V ∪ J wie folgt induktiv definiert werden: Alle atomaren Formeln F ∈ V (d. h. alle Satzbuchstaben) sind Formeln. Ist F eine Formel, so ist auch (¬F) eine Formel.(Diese Formel heißt Negation von F.) Sind F und G zwei (nicht notwendigerweise unterschiedliche) Formeln, so ist auch (F ∧ G) eine Formel.(Diese Formel heißt Konjunktion von F und G.) Sind F und G zwei (nicht notwendigerweise unterschiedliche) Formeln, so ist auch (F ∨ G) eine Formel.(Diese Formel heißt Disjunktion von F und G.) Sind F und G zwei (nicht notwendigerweise unterschiedliche) Formeln, so ist auch (F → G) eine Formel.(Diese Formel heißt materiale Implikation oder Konditional von F und G.) Sind F und G zwei (nicht notwendigerweise unterschiedliche) Formeln, so ist auch (F ↔ G) eine Formel.(Diese Formel heißt Bikonditional von F und G.) Nichts anderes ist eine aussagenlogische Formel. Schlussregeln Schlussregeln sind allgemein Transformationsregeln (Umformungsregeln), die auf bestehende Formeln angewandt werden und aus ihnen neue Formeln erzeugen. Wenn man einen Kalkül für ein logisches System aufstellt, dann wählt man die Transformationsregeln so, dass sie aus bestehenden Formeln solche Formeln erzeugen, die aus den Ausgangsformeln semantisch folgen – deshalb die Bezeichnung „Schlussregel“ (eine Schlussfolgerung ziehen). Innerhalb der Syntax sind die Schlussregeln allerdings rein formale Transformationsregeln, denen für sich keinerlei inhaltliche Bedeutung zukommt. An konkreten Schlussregeln sollen hier nur zwei angegeben werden: der Modus ponendo ponens und die Substitutionsregel. Modus ponendo ponens Aus einem Satz der Form und einem Satz der Form darf man auf einen Satz der Form schließen; dabei sind und Platzhalter für beliebige Formeln. Zum Beispiel darf man nach dieser Schlussregel aus „Wenn Regen die Straße benetzt, dann ist der Straßenbelag regennass“ und aus „Regen benetzt die Straße“ schließen auf „Der Straßenbelag ist regennass“. Substitutionsregel (Ersetzungsregel) In einem Satz dürfen alle Vorkommnisse eines beliebigen Atoms (z. B. „P“) durch einen beliebig komplexen Satz (z. B. ) ersetzt werden. Es müssen dabei aber auch wirklich alle Vorkommnisse des gewählten Atoms ersetzt werden und sie müssen auch wirklich alle durch denselben Satz ersetzt werden. Zum Beispiel darf mittels der Substitutionsregel aus auf geschlossen werden. Man sagt, P werde durch ersetzt oder werde für P substituiert (eingesetzt). Axiome Axiome sind ausgezeichnete (im Sinn von: hervorgehobene) Formeln der aussagenlogischen Sprache. Die Auszeichnung besteht darin, dass sie innerhalb eines Beweises oder einer Herleitung (siehe unten) ohne weitere Rechtfertigung verwendet werden. Pragmatisch wählt man solche Formeln als Axiome, die semantisch gesehen Tautologien sind, also immer zutreffen, und die dabei helfen, Beweise zu verkürzen. Innerhalb der Syntax sind die Axiome allerdings rein formale Objekte, denen keinerlei inhaltliche Bedeutung oder Rechtfertigung zukommt. Axiome sind im Allgemeinen optional, d. h., ein Kalkül kann auch ganz ohne Axiome auskommen, wenn er ausreichend viele bzw. mächtige Schlussregeln hat. Axiomfreie Kalküle sind zum Beispiel die Systeme natürlichen Schließens oder Baumkalküle. Hier soll exemplarisch ein axiomatischer Kalkül gezeigt werden, und zwar Russells Aussagenkalkül aus seiner Typentheorie 1908, den er 1910 in die Principia Mathematica übernahm. Dieser Kalkül umfasst die folgenden Axiome (von denen das vierte redundant, d. h. nicht unbedingt erforderlich ist, weil aus den anderen Axiomen herleitbar): Um aus diesen Axiomen auch solche gültigen Sätze herleiten zu können, die andere als die in den Axiomen vorkommende Junktoren enthalten, werden diese durch folgende Festlegung auf die vorhandenen Junktoren zurückgeführt: Alternativ zu – wie hier – konkreten Axiomen kann man auch Axiomenschemata angeben, in welchem Fall man auch ohne Substitutionsregel auskommt. Interpretiert man die obigen Axiome als Axiomenschemata, dann stünde z. B. das erste Axiomenschema, , für unendlich viele Axiome, nämlich alle Ersetzungsinstanzen dieses Schemas. Herleitung und Beweis Eine Herleitung ist eine Liste von aufsteigend nummerierten Sätzen, die mit einer oder mehreren Annahmen (den Prämissen der Herleitung) oder Axiomen beginnt. Alle auf diese folgenden Sätze sind entweder ebenfalls Axiome (bei manchen Kalkülen sind auch weitere Annahmen zulässig) oder sind aus einer oder mehreren der vorangehenden Zeilen durch Anwendung von Schlussregeln entstanden. Der letzte Satz in der Liste ist die Konklusion der Herleitung. Eine Herleitung ohne Prämissen heißt Beweis. Oft werden aber die Wörter „Herleitung“ und „Beweis“ synonym gebraucht. Wenn es gelingt, aus einer Menge von Annahmen (Prämissen) Δ eine Konklusion P herzuleiten, dann schreibt man auch . Gelingt es, einen Satz P ohne die Verwendung von Annahmen herzuleiten (zu beweisen), dann schreibt man auch: . In diesem Fall wird P Theorem genannt. Das Zeichen geht auf die Begriffsschrift zurück, jenes Werk, in dem Gottlob Frege 1879 die erste Formalisierung der Prädikatenlogik angegeben hat. In der klassischen Aussagenlogik wählt man die Schlussregeln so, dass sich mit ihrer Hilfe alle gültigen Argumente (und nur gültige Argumente) herleiten lassen; die Frage der Gültigkeit wird im folgenden Abschnitt, „Semantik“, behandelt. Semantik Außerhalb der Logik bezeichnet Semantik ein Forschungsgebiet, das sich mit der Bedeutung von Sprache und deren Teilen befasst. Oft wird auch das Wort Semantik gleichbedeutend mit dem Wort Bedeutung verwendet. Auch innerhalb der Logik geht es bei Semantik um Bedeutung: Darum nämlich, den Ausdrücken einer formalen Sprache – zum Beispiel der hier behandelten Sprache der Aussagenlogik – eine Bedeutung zuzuordnen. In der Logik wird auch das meist sehr formal unternommen. Im Zentrum der (formalen) Semantik steht eine Auswertungsfunktion (andere Bezeichnungen lauten Bewertungsfunktion, Denotationsfunktion, Wahrheitswertefunktion), die den Formeln der logischen Sprache eine Bedeutung zuordnet. Formal gesprochen ist die Auswertungsfunktion eine Abbildung von der Menge der Formeln der Sprache in die Menge der Wahrheitswerte. Oft wird die Auswertungsfunktion mit dem Großbuchstaben V bezeichnet. In der klassischen Aussagenlogik ist die Auswertungsfunktion sehr einfach: Das Prinzip der Zweiwertigkeit fordert, dass sie für jede zu bewertende Formel genau einen von genau zwei Wahrheitswerten liefern muss; und das Prinzip der Extensionalität fordert, dass die Bewertungsfunktion beim Bewerten eines komplexen Satzes nur die Bewertung von dessen Teilsätzen berücksichtigen muss. Jedem Atom, also jedem Satzbuchstaben (Atom) wird durch Festsetzung ein Wahrheitswert zugeordnet. Man sagt: Die Atome werden interpretiert. Es wird also z. B. festgelegt, dass P0 wahr ist, dass P1 falsch ist und dass P2 ebenfalls falsch ist. Damit ist der Bewertung der Bausteine der logischen Sprache Genüge getan. Formal ist eine solche Bewertung – Interpretation genannt und oft mit dem Kleinbuchstaben v bezeichnet – eine Funktion im mathematischen Sinn, d. h. eine Abbildung von der Menge der Atome in die Menge der Wahrheitswerte. Wenn die Auswertungsfunktion V auf ein Atom angewandt wird, d. h. wenn sie ein Atom bewerten soll, liefert sie die Interpretation dieses Atoms im Sinn des obigen Absatzes. Mit anderen Worten, sie liefert den Wert, den die Bewertung v dem Atom zuordnet. Um die zusammengesetzten Formeln bewerten zu können, muss für jeden Junktor definiert werden, welchen Wahrheitswert die Bewertungsfunktion für die unterschiedlichen Wahrheitswertkombinationen liefert, den seine Argumente annehmen können. In der klassischen Aussagenlogik geschieht das meist mittels Wahrheitstabellen, weil es nur überschaubar wenige Möglichkeiten gibt. Der einstellige Junktor ¬, die Negation, ist in der klassischen Aussagenlogik so definiert, dass er den Wahrheitswert seines Arguments ins Gegenteil umkehrt, also „verneint“: Ist die Bewertung einer Formel X wahr, dann liefert die Bewertungsfunktion für ¬X falsch; wird aber X falsch bewertet, dann liefert die Bewertungsfunktion für ¬X wahr. Die Wahrheitstabelle sieht folgendermaßen aus: Die Wahrheitswertverläufe der verwendeten zweistelligen Konnektive sind in der klassischen Aussagenlogik wie folgt definiert: Allgemein gibt es für die klassische Aussagenlogik vier einstellige und sechzehn zweistellige Junktoren. Die hier behandelte logische Sprache beschränkt sich nur deshalb auf die Junktoren ¬, ∧, ∨, → und ↔, weil diese am gebräuchlichsten sind und weil sie auch inhaltlich noch am ehesten aus der Alltagssprache bekannt sind. Aus formaler Sicht ist die einzige Bedingung, die man bei der Wahl von Junktoren erfüllen möchte, die, dass sich mit den gewählten Junktoren auch alle anderen theoretisch möglichen Junktoren ausdrücken lassen; man sagt: Dass die Menge der gewählten Junktoren funktional vollständig ist. Diese Anforderung ist bei der hier getroffenen Wahl erfüllt. Näheres zur Frage, wie viele und welche Junktoren es gibt und wie viele Junktoren man benötigt, um funktionale Vollständigkeit zu erreichen, ist im Kapitel Junktor beschrieben. Semantische Gültigkeit, Tautologien Semantische Gültigkeit ist eine Eigenschaft von Formeln oder von Argumenten. (Ein Argument ist die Behauptung, dass aus einigen Aussagen – den Prämissen – eine bestimmte Aussage – die Konklusion – folgt.) Eine Formel der aussagenlogischen Sprache heißt genau dann semantisch gültig, wenn die Formel unter allen Interpretationen – d. h. unter allen Zuordnungen von Wahrheitswerten zu den in ihr vorkommenden Atomen – wahr ist; wenn sie sozusagen allgemeingültig ist; mit anderen Worten: Wenn die Wahrheitstabelle für diese Aussage in jeder Zeile das Ergebnis wahr zeigt. Man nennt semantisch gültige Formeln auch Tautologien und schreibt, wenn eine Tautologie ist, formal wie folgt: Ein Argument heißt genau dann semantisch gültig, wenn unter der Voraussetzung, dass alle Prämissen wahr sind, auch die Konklusion wahr ist. In der Formulierung von Gottfried Wilhelm Leibniz: Aus Wahrem folgt nur Wahres. Diese Definition muss natürlich ebenfalls formal gefasst werden, und das geschieht wie folgt: Ein Argument ist genau dann semantisch gültig, wenn alle Zuordnungen von Wahrheitswerten zu den in Prämissen und Konklusion vorkommenden Atomen, unter denen die Bewertungsfunktion für alle Prämissen den Wert wahr liefert, auch für die Konklusion den Wert wahr liefert. Um auszudrücken, dass aus einer Menge von Formeln (der Prämissenmenge) eine Formel (die Konklusion) semantisch folgt, schreibt man formal wie folgt: Beachte die graphische Ähnlichkeit und die inhaltliche Verschiedenheit zwischen (Kapitel „Herleitung und Beweis“) und (Siehe: Semantische Folgerung): Die erste Formulierung –  – drückt die syntaktische Gültigkeit des Arguments aus, sagt also, dass aus den Formeln in mit den Schlussregeln des gewählten Kalküls die Formel hergeleitet werden kann. hingegen behauptet die semantische Gültigkeit, die in der klassischen Aussagenlogik wie in den vorangegangenen Absätzen als das Leibniz’sche Aus Wahrem folgt nur Wahres definiert ist. Wichtige semantische Eigenschaften: Erfüllbarkeit, Widerlegbarkeit und Unerfüllbarkeit Neben der Eigenschaft der Gültigkeit (Allgemeingültigkeit) gibt es einige andere wichtige Eigenschaften: Erfüllbarkeit, Widerlegbarkeit und Unerfüllbarkeit. Im Gegensatz zur Gültigkeit, die Eigenschaft von Formeln oder von Argumenten sein kann, sind Erfüllbarkeit, Widerlegbarkeit und Unerfüllbarkeit Eigenschaften von Sätzen oder von Satzmengen. Eine Formel heißt erfüllbar, wenn es mindestens eine Interpretation der in ihr vorkommenden Atome (Satzbuchstaben) gibt, unter der die Formel wahr ist. Eine Formel heißt widerlegbar, wenn es mindestens eine Interpretation der in ihr vorkommenden Atome gibt, unter der die Formel falsch ist. Eine Formel heißt unerfüllbar, wenn sie unter allen Interpretationen der in ihr vorkommenden Satzbuchstaben falsch ist. Eine Formelmenge heißt erfüllbar, wenn alle in ihr enthaltenen Formeln erfüllbar sind. Die Frage, ob eine Formel (oder eine Formelmenge) eine der genannten Eigenschaften hat, ist ebenso wie die Frage, ob eine Formel allgemeingültig, d. h. eine Tautologie ist, für allgemeine Formeln nicht effizient lösbar: Zwar ist die Wahrheitstafel ein Entscheidungsverfahren für jede dieser Fragen, doch umfasst eine Wahrheitstafel für eine Aussage bzw. eine Aussagemenge in n Atomen Zeilen; das Wahrheitstafelverfahren ist nichts anderes als ein Brute-Force-Verfahren. Jede dieser Fragestellungen kann auf die Frage zurückgeführt werden, ob eine bestimmte Formel erfüllbar ist: Eine Formel ist genau dann eine Tautologie, wenn unerfüllbar ist. Eine Formel ist genau dann widerlegbar, wenn erfüllbar ist. Die Frage, ob eine Aussage erfüllbar ist, wird Erfüllbarkeitsproblem oder SAT-Problem (nach dem englischen Wort für Erfüllbarkeit, satisfiability) genannt. Das SAT-Problem spielt eine wichtige Rolle in der theoretischen Informatik und Komplexitätstheorie. Das Erfüllbarkeitsproblem für allgemeine (beliebige) Formeln ist NP-vollständig, d. h. (unter der Voraussetzung, dass P ungleich NP) nicht in polynomialer Laufzeit lösbar. Für bestimmte echte Teilmengen der Formeln der aussagenlogischen Sprache ist das SAT-Problem dennoch schneller, d. h. in polynomial beschränkter Rechenzeit lösbar. Eine solche Teilmenge sind die Horn-Formeln, das sind Konjunktionen von Disjunktionen, deren Disjunkte verneinte oder unverneinte Atome sind, wobei innerhalb einer solchen Disjunktion allerdings höchstens ein Atom unverneint sein darf. Algebraische Sicht Wenn man die Semantik betrachtet, die hier für die klassische Aussagenlogik aufgestellt wurde, dann erkennt man gewisse Gesetzmäßigkeiten. Wird z. B. die Auswertungsfunktion auf eine Aussage der Form X ∧ W angewendet, wobei W eine beliebige wahre Aussage sein soll, dann stellt man fest, dass die Auswertungsfunktion für X ∧ W immer den Wahrheitswert wahr liefert, wenn V(X)=wahr ist (das heißt V(X∧W)=V(X)). Von der Struktur her gleichwertige Gesetzmäßigkeiten gelten auch in anderen Semantiken, auch in solchen, die für ganz andere, nichtlogische Systeme aufgestellt werden. Für die Arithmetik gilt z. B., dass die dortige Bewertungsfunktion (hier VArithmetik genannt) für einen Ausdruck der Form X + Y immer den Wert von X liefert, sofern der Wert von Y null ist: VArithmetik(X+Y)=VArithmetik(X), wenn VArithmetik(Y) = null ist. Eine formale Wissenschaft, die solche strukturellen Gesetzmäßigkeiten untersucht, ist die abstrakte Algebra (meist Teilgebiet der Mathematik, aber auch der Informatik). In der abstrakten Algebra wird zum Beispiel untersucht, für welche Verknüpfungen es ein neutrales Element gibt, d. h. ein Element N, das für eine Verknüpfung op dazu führt, dass (für beliebiges X) gilt: X op N = X. So würde man aus algebraischer Sicht sagen, dass es für die klassische aussagenlogische Konjunktion genau ein neutrales Element gibt, nämlich wahr, und dass es für die Addition in der Arithmetik ebenfalls genau ein neutrales Element gibt, nämlich die Zahl Null. Nur am Rande sei erwähnt, dass es auch für andere Junktoren neutrale Elemente gibt; das neutrale Element für die Disjunktion ist falsch: V(X ∨ F) = V(X), wenn V(F)=falsch ist. Die formale Algebra betrachtet formale Semantiken rein nach ihren strukturellen Eigenschaften. Sind diese identisch, dann besteht zwischen ihnen aus algebraischer Sicht kein Unterschied. Aus algebraischer Sicht, genauer: Aus Sicht der formalen Algebra ist die Semantik für die klassische Aussagenlogik eine zweiwertige Boolesche Algebra. Andere formale Systeme, deren Semantiken jeweils eine Boolesche Algebra bilden, sind die Schaltalgebra und die elementare Mengenlehre. Aus algebraischer Sicht besteht daher zwischen diesen Disziplinen kein Unterschied. Normalformen Jede aussagenlogische Formel lässt sich in eine äquivalente Formel in konjunktiver Normalform und eine äquivalente Formel in disjunktiver Normalform umformen. Metatheorie In der Metatheorie werden die Eigenschaften von logischen Systemen untersucht: Das logische System ist in der Metatheorie der Untersuchungsgegenstand. Eine metatheoretische Fragestellung ist zum Beispiel die, ob in einem Kalkül ein Widerspruch hergeleitet werden kann. Der vorliegende Abschnitt soll einige wichtige metatheoretische Fragestellungen aus dem Blickwinkel der Aussagenlogik betrachten. Konsistenz Ein Kalkül wird genau dann konsistent genannt, wenn es unmöglich ist, mit Hilfe seiner Axiome und Regeln einen Widerspruch herzuleiten, d. h. eine Aussage der Form P ∧ ¬ P (z. B. „Hugo ist groß, und Hugo ist nicht groß“). Für einen Kalkül, der in der Aussagenlogik verwendet werden soll, ist das eine Mindestanforderung. Ist es in einem Kalkül möglich, einen Widerspruch herzuleiten, dann wird der Kalkül inkonsistent genannt. Es gibt formale Systeme, in denen solch ein Widerspruch hergeleitet werden kann, die aber durchaus sinnvoll sind. Für solche Systeme wird ein anderer Konsistenzbegriff verwendet: Ein Kalkül ist konsistent, wenn in ihm nicht alle Formeln herleitbar sind (siehe parakonsistente Logik). Es lässt sich leicht zeigen, dass für die klassische Logik die beiden Konsistenzbegriffe zusammenfallen: In der klassischen Logik lässt sich aus einem Widerspruch jeder beliebige Satz herleiten (dieser Sachverhalt wird Ex falso quodlibet genannt), d. h. wenn ein klassischer Kalkül auch nur einen Widerspruch herleiten könnte, also im ersten Sinn inkonsistent wäre, dann könnte er jede Aussage herleiten, wäre also im zweiten Sinn inkonsistent. Wenn umgekehrt ein Kalkül inkonsistent im zweiten Sinn ist, also in ihm jede Aussage herleitbar ist, dann ist insbesondere auch jeder Widerspruch herleitbar und ist er auch inkonsistent im ersten Sinn. Korrektheit Ein Kalkül heißt genau dann korrekt (semantisch korrekt), wenn in ihm nur solche Formeln hergeleitet werden können, die auch semantisch gültig sind. Für die klassische Aussagenlogik bedeutet das einfacher: Ein Kalkül ist genau dann korrekt, wenn in ihm nur Tautologien bewiesen und nur gültige Argumente hergeleitet werden können. Ist es in einem aussagenlogischen Kalkül möglich, mindestens ein ungültiges Argument herzuleiten oder mindestens eine Formel zu beweisen, die keine Tautologie ist, dann ist der Kalkül inkorrekt. Vollständigkeit Vollständig (semantisch vollständig) heißt ein Kalkül genau dann, wenn in ihm alle semantisch gültigen Formeln hergeleitet werden können; für die klassische Aussagenlogik: Wenn in ihm alle Tautologien hergeleitet werden können. Adäquatheit Ein Kalkül heißt genau dann im Hinblick auf eine spezielle Semantik adäquat, wenn er (semantisch) korrekt und (semantisch) vollständig ist. Ein metatheoretisches Resultat ist zum Beispiel die Feststellung, dass alle korrekten Kalküle auch konsistent sind. Ein anderes metatheoretisches Resultat ist die Feststellung, dass ein konsistenter Kalkül nicht automatisch korrekt sein muss: Es ist ohne weiteres möglich, einen Kalkül aufzustellen, in dem zwar kein Widerspruch hergeleitet werden kann, in dem aber z. B. die nicht allgemeingültige Aussage der Form „A ∨ B“ hergeleitet werden kann. Ein solcher Kalkül wäre aus ersterem Grund konsistent, aus letzterem Grund aber nicht korrekt. Ein weiteres, sehr einfaches Resultat ist die Feststellung, dass ein vollständiger Kalkül nicht automatisch auch korrekt oder nur konsistent sein muss. Das einfachste Beispiel wäre ein Kalkül, in dem jede Formel der aussagenlogischen Sprache herleitbar ist. Da jede Formel herleitbar ist, sind alle Tautologien herleitbar, die ja Formeln sind: Das macht den Kalkül vollständig. Da aber jede Formel herleitbar ist, ist insbesondere auch die Formel P0 ∧ ¬ P0 und die Formel A ∨ B herleitbar: Ersteres macht den Kalkül inkonsistent, letzteres inkorrekt. Das Ideal, das ein Kalkül erfüllen sollte, ist Korrektheit und Vollständigkeit: Wenn das der Fall ist, dann ist er der ideale Kalkül für ein logisches System, weil er alle semantisch gültigen Sätze (und nur diese) herleiten kann. So sind die beiden Fragen, ob ein konkreter Kalkül korrekt und/oder vollständig ist und ob es für ein bestimmtes logisches System überhaupt möglich ist, einen korrekten und vollständigen Kalkül anzugeben, zwei besonders wichtige metatheoretische Fragestellungen. Abgrenzung und Philosophie Die klassische Aussagenlogik, wie sie hier ausgeführt wurde, ist ein formales logisches System. Als solches ist sie eines unter vielen, die aus formaler Sicht gleichwertig nebeneinander stehen und die ganz bestimmte Eigenschaften haben: Die meisten sind konsistent, die meisten sind korrekt, etliche sind vollständig, und einige sind sogar entscheidbar. Aus formaler Sicht stehen die logischen Systeme in keinem Konkurrenzverhalten hinsichtlich Wahrheit oder Richtigkeit. Von formalen, innerlogischen Fragen klar unterschieden sind außerlogische Fragen: Solche nach der Nützlichkeit (Anwendbarkeit) einzelner Systeme für einen bestimmten Zweck und solche nach dem philosophischen, speziell metaphysischen Status einzelner Systeme. Die Nützlichkeitserwägung ist die einfachere, bezüglich deren Meinungsunterschiede weniger tiefgehend bzw. weniger schwerwiegend sind. Klassische Aussagenlogik zum Beispiel bewährt sich in der Beschreibung elektronischer Schaltungen (Schaltalgebra) oder zur Formulierung und Vereinfachung logischer Ausdrücke in Programmiersprachen. Prädikatenlogik wird gerne angewandt, wenn es darum geht, Faktenwissen zu formalisieren und automatisiert Schlüsse daraus zu ziehen, wie das unter anderem im Rahmen der Programmiersprache Prolog geschieht. Fuzzy-Logiken, nonmonotone, mehrwertige und auch parakonsistente Logiken sind hochwillkommen, wenn es darum geht, mit Wissensbeständen umzugehen, in denen Aussagen mit unterschiedlich starkem Gewissheitsgrad oder gar einander widersprechende Aussagen abgelegt werden sollen und dennoch sinnvolle Schlüsse aus dem Gesamtbestand gezogen werden sollen. Auch wenn es je nach Anwendungsfall sehr große Meinungsunterschiede geben kann, welches logisches System besser geeignet ist, ist die Natur des Problems für alle Beteiligten unmittelbar und in gleicher Weise greifbar. Einzelwissenschaftliche Überlegungen und Fragestellungen spielen sich überwiegend in diesem Bereich ab. (Noch) kontroverser als solche pragmatischen Überlegungen sind Fragestellungen philosophischer und metaphysischer Natur. Geradezu paradigmatisch ist die Frage, „welches logische System richtig ist“, wobei „richtig“ hier gemeint ist als: Welches logische System nicht nur einen Teilaspekt der Wirklichkeit modellhaft vereinfacht, sondern die Wirklichkeit, das Sein als Ganzes adäquat beschreibt. Zu dieser Fragestellung gibt es viele unterschiedliche Meinungen einschließlich der vom philosophischen Positivismus eingeführten Meinung, dass die Fragestellung als Ganzes sinnlos ist. In den Bereich metaphysischer Fragestellungen fällt auch die Frage, ob es so etwas wie ein metaphysisches Prinzip der Zweiwertigkeit gebe, ob also Aussagen über die Wirklichkeit durchgehend ins Schema wahr/falsch passen oder nicht. Diese Frage ist unabhängig von der Frage, ob die Beschäftigung mit zwei- oder mehrwertigen Logiken praktisch sinnvoll ist: Selbst wenn ein metaphysisches Prinzip der Zweiwertigkeit herrscht, könnte man anwendungspraktisch mehrwertige Logiken nützen, etwa dazu, epistemische Sachverhalte zu fassen, zum Beispiel aus Aussagen zu schließen, die zwar metaphysisch wahr oder falsch sind, von denen aber nicht oder noch nicht bekannt ist, welches von beidem der Fall ist. Umgekehrt kann man auch dann, wenn ein solches metaphysisches Prinzip nicht gilt, zweiwertige Logik wegen ihrer Einfachheit für solche Anwendungen bevorzugen, bei denen nur mit solchen Sätzen umgegangen werden muss, die tatsächlich wahr oder falsch sind. Die Frage nach einem metaphysischen Prinzip der Zweiwertigkeit ist wie die meisten metaphysischen Fragen nicht endgültig zufriedenstellend beantwortet. Ein früher Einwand gegen ein solches Prinzip, den Aristoteles zur Diskussion stellte, war das Thema der Aussagen über zukünftige Sachverhalte („Morgen wird es regnen“). Wenn Aussagen über Zukünftiges schon heute wahr oder falsch wären, so wird argumentiert, dann müsse die Zukunft bis ins letzte Detail vorbestimmt sein. Ein anderer Einwand, der vorgebracht wird, ist, dass es Aussagen gibt, deren Wahrheit praktisch oder theoretisch nicht festgestellt werden kann – zum Beispiel lässt sich die Wahrheit von „Der Rasen vor dem Weißen Haus bestand am 1. Februar 1870 aus genau 6.120.375,4 Grashalmen“ einfach nicht feststellen. Befürworter eines metaphysischen Zweiwertigkeitsprinzips berufen sich oft auf das Verhalten von Metatheoretikern, also von Mathematikern oder Logikern, die Aussagen über formale Systeme treffen: Egal wie mehrwertig oder nichtklassisch das untersuchte System ist, die dabei getroffenen Metavermutungen, Metabehauptungen und Metafeststellungen sind immer zweiwertig: Ein Kalkül, auch ein parakonsistenter oder nonmonotoner, wird immer als entweder konsistent oder inkonsistent betrachtet, und ein logisches System ist immer entweder korrekt oder inkorrekt, vollständig oder nicht vollständig, entscheidbar oder unentscheidbar, niemals „ein bisschen“ von beidem. Befürworter deuten das als Hinweis darauf, dass es in der Wirklichkeit tatsächlich eine strenge Unterscheidung nach wahr und falsch gebe oder dass es zumindest sinnvoll ist, eine solche anzunehmen. Eine andere philosophische Fragestellung ist die nach dem metaphysischen Status des Untersuchungsgegenstands der Logik, also danach, was logische Systeme, Kalküle, Wahrheitswerte eigentlich „sind“. Der platonische Standpunkt besteht darin, dass die in der Logik verwendeten Zeichen und Konstrukte eine außerlogische Bedeutung haben, dass sie Namen für real existierende (wenn auch natürlich nicht-physikalische) Gegenstände sind. In diesem Sinn gäbe es so etwas wie das Wahre und das Falsche, abstrakte Gegenstände, die von den Zeichen „wahr“ und „falsch“ benannt werden. Der Gegenpol zum Platonismus wäre der Nominalismus, der Existenz nur den Zeichen zuspricht, die in der Logik manipuliert werden. Gegenstand der Logik sind Zeichen, und die Tätigkeit der Logiker ist die Manipulation von Zeichen. Die Zeichen bezeichnen aber nichts, so etwas wie das Wahre oder das Falsche gibt es also nicht. Im Grundlagenstreit der Mathematik entspräche der nominalistischen Position die formalistische Richtung. Eine Mittelstellung nähme der philosophische Konstruktivismus ein, demzufolge die Zeichen zwar keine unabhängig existierenden Gegenstände bezeichnen, durch den Umgang mit den Zeichen aber Gegenstände konstruiert werden. Literatur Jon Barwise, John Etchemendy: The Language of First Order Logic (= CSLI Lecture Notes. Bd. 23). 2. Auflage, revised and expanded. Center for the Study of Language and Information, Stanford CA 1991, ISBN 0-937073-74-1. Ansgar Beckermann: Einführung in die Logik. 2., neu bearbeitete und erweiterte Auflage. de Gruyter, Berlin u. a. 2003, ISBN 3-11-017965-2. Karel Berka, Lothar Kreiser: Logik-Texte. Kommentierte Auswahl zur Geschichte der modernen Logik. 4., gegenüber der 3., erweiterte, durchgesehene Auflage. Akademie-Verlag, Berlin 1986. Wolfgang Detel: Grundkurs Philosophie. Band 1: Logik (= Universal-Bibliothek. Nr. 18468). 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Liste von Autoren/A
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Chr.), GR Af Horst Afheldt (1924–2016), D Tatamkhulu Afrika (1920–2002), ZA Ag Giorgio Agamben (* 1942), IT James Agee (1909–1955), US Joel Agee (* 1940), US Samuel Agnon (1888–1970), IL Dritëro Agolli (1931–2017), AL Alfhild Agrell (1849–1923), SE Rudolf Agricola (≈1444–1485), D Rudolf Agstner (1951–2016), AT João Aguiar (1943–2010), PT Maurice Agulhon (1926–2014), FR Ah Jerry Ahern (* 1946), US Luise Ahlborn (1834–1921), D Charlotte von Ahlefeld (1781–1849), D Lars Ahlin (1915–1997), SE Per Ahlmark (1939–2018), SE Leopold Ahlsen (1927–2018), D Muniruddin Ahmed (1934–2019), PAK Ahn Jung-hyo (1941–2023), ROK Juhani Aho (1861–1921), FIN Martin Ahrends (* 1951), D Barbara Ahrens (* 1945), D Henning Ahrens (* 1964), D Ai Wilhelmine Maria Aichbichler (1904–2002), AT Wolf von Aichelburg (1912–1994), D Inge Aicher-Scholl (1917–1998), D Ilse Aichinger (1921–2016), AT Christoph Wilhelm Aigner (* 1954), AT Conrad Aiken (1889–1973), USA Joan Aiken (1924–2004), GB Matti Aikio (1872–1929), NO Zhang Ailing (1920–1995), CHN Pierre d’Ailly (1351–1420), FR César Aira (* 1949), ARG Rennie Airth (* 1935), ZA Aischylos (525 v.C.–455 v.C.), GR Dietmar von Aist (1140–1171), AT Tschynggys Aitmatow (1928–2008), KIG Aj Émile Ajar (1914–1980), FR J. F. Ade Ajayi (1929–2014), NGA Gennadi Ajgi (1934–2006), RUS Ak Taner Akçam (* 1953), TR Alan Burt Akers (Kenneth Bulmer; 1921–2005), GB Tim Akers (* 1972), US Doğan Akhanlı (1957–2021), TR / D Kostas Akrivos (* 1958), GR Wassili Aksjonow (1932–2009), RUS Boris Akunin (* 1956), RUS Akutagawa Ryūnosuke (1892–1927), JPN Al Ala–Alb Leopoldo Alas Mínguez (1962–2008), SP Muhammad al-Hasan al-Hamdani (900–945), YE Abdullah al-Harari (1910–2008), ET Mohammed Abed Al Jabri (1936–2010), MAR Abū l-ʿAlāʾ al-Maʿarrī (973–1057), SYR Abu Bakr Mohammad Ibn Zakariya al-Razi (864–930), (IR) (Perser) Alain-Fournier (1886–1914), FR Rabih Alameddine (* 1959), Libanon Yahya Alavi fard (* 1973), IR Jessica Marie Alba (* 1981), US David Albahari (1948–2023), SCG Edward Albee (1928–2016), US Paul Albers (1852–1929), D Hans Albert (1921–2023), D Heinrich Albert (1604–1641), D Michael Albert (1836–1893), D Konrad Alberti (1862–1918), D Rafael Alberti (1903–1999), ES Aegidius Albertinus (1560–1620), D Jürgen Alberts (* 1946), D Elisabeth Albertsen (* 1942), D Johann Georg Albini (1624–1679), D Johann Georg Albini der Jüngere (1659–1714), D Hermann Anton Albrecht (1835–1906), D Johann Friedrich Ernst Albrecht (1752–1814), D Paul Albrecht (1863–nach 1935), D Sophie Albrecht (1757–1840), D Madeleine Albright (1937–2022) Alc–Alg Louisa May Alcott (1832–1888), US Alan Alda (* 1936), US Hanny Alders (1946–2010), NL Richard Aldington (1892–1962), GB Brian W. 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Anderson (* 1962), US Poul Anderson (1926–2001), US Sascha Anderson (* 1953), D Sherwood Anderson (1876–1941), US Gail Anderson-Dargatz (* 1963), CDN Dan Andersson (1888–1920), SE Reinhold Andert (* 1944), D Emma Andijewska (* 1931), UA Carlos Drummond de Andrade (1902–1987), BR Mário de Andrade (1893–1945), BR Oswald de Andrade (1890–1954), BR Oswald Andrae (1926–1997), D Marie Andrae-Romanek (1854–?), D Johann Valentin Andreae (1586–1654), D Wilhelm Andreae (1822–1872), D Fred Andreas (1898–?), D Lou Andreas-Salomé (1861–1937), D Stefan Andres (1906–1970), D Andreas Andresen (1828–1871), D V. C. Andrews (1923–1986), US Leopold Andrian (1875–1951), AT / FL Ivo Andrić (1892–1975), SCG Hartmut Andryczuk (* 1957), D Jerzy Andrzejewski (1909–1983), PL Ane–Anz Aneirin (≈525–600), GB Angelo Anelli (1761–1820), IT A. Rosa Anemon (* 1952) Maya Angelou (1928–2014), US Angelus Silesius (1624–1677), D Arnold Angenendt (1934–2021), D August Angenetter (1876–1944), AT Fred Antoine Angermayer (1889–1951), AT Gustl Angstmann (1947–1998), D Friedrich Ani (* 1959), D Mathilde Franziska Anneke (1817–1884), D / US Hedwig Anneler (1888–1969), CH Gabriele D’Annunzio (1863–1938), IT Jean Anouilh (1910–1987), FR Albert Otto Anschütz (1890–1945), AT Elizabeth Anscombe (1919–2001), GB Salomon An-ski (1863–1920), RUS Otto Anthes (1754–≈1806), D Mark Anthony (* 1966), US Piers Anthony (* 1934), GB Antiphanes (408v.C.–?), GR Alfred Antkowiak (1925–1976), D Helga Anton (1923–2007), D Michelangelo Antonioni (1912–2007), IT Anton Ulrich (Braunschweig-Wolfenbüttel) (1633–1714), D Donald Antrim (* 1958), US António Lobo Antunes (* 1942), PT Christopher Anvil (1925–2009), US Oskar Anwand (1872–1946), D Chairil Anwar (1922–1949), RI Gloria Anzaldúa (1942–2004), US Johann Anzengruber (1810–1844), AT Ludwig Anzengruber (1839–1889), AT Ap August Apel (1771–1816), D Hans Apel (1932–2011), D Bruno Apitz (1900–1979), D Guillaume Apollinaire (1880–1918), FR Apollodor von Athen (≈175 v. Chr.), GR Apollonios von Rhodos (295–215 v. Chr.), GR Aharon Appelfeld (1932–2018), IL Johann Conrad Appenzeller (1775–1850), CH Anne Applebaum (* 1964), US / PL Ar Ara–Arm Louis Aragon (1897–1982), FR Kurt Aram (1869–1934), D Matilde Rosa Araújo (1921–2010), PT John Arbuthnot (1667–1735), GB Jeffrey Archer (* 1940), GB Archilochos (≈650 v. Chr.–?), GR John Arden (1930–2012), GB Reinaldo Arenas (1943–1990), CU Erich Arendt (1903–1984), D Hannah Arendt (1906–1975), D / US Birgitta Arens (* 1948), D Detlev Arens (* 1948), D Walter Conrad Arensberg (1878–1954), US Wilhelm Arent (1864–19**), D Ewald Arenz (* 1965), D Karl Otmar von Aretin (1923–2014), D Pietro Aretino (1492–1556), IT Tudor Arghezi (1880–1967), RO Philippe Ariès (1914–1984), FR Ludovico Ariosto (1474–1533), IT Aristainetos (5. Jh.), GR Aristophanes († um 380 v. Chr.), GR Aristoteles (384–322), GR Jakob Arjouni (1964–2013), D Marcel Arland (1899–1986), FR Renato Arlati (1936–2005), CH Roberto Arlt (1900–1942), RA Friedrich Wilhelm Arming (1805–1864), AT / US Wilhelm Arminius (1861–1917), D Kelley Armstrong (* 1968), CAN Arn–Arz Frank Arnau (1894–1976), AT Ernst Moritz Arndt (1769–1860), D Johann Arndt (1555–1621), D Martin von Arndt (* 1968), D Edwin Arnet (1901–1962), CH Hermann Arnhold (1921–1991), RU/D Achim von Arnim (1781–1831), D Bettina von Arnim (1785–1859), D Gisela von Arnim (1827–1889), D Gottfried Arnold (1666–1714), D Hans Arnold (1886–1961), D Heinz Ludwig Arnold (1940–2011), D Johann Georg Daniel Arnold (1780–1829), D Johannes Arnold (1928–1987), D Matthew Arnold (1822–1888), GB Paul Johannes Arnold (1884–?), D Wolf-Rüdiger Arnold, auch Wolf Arnold (* 1939), D Paul-Alexandre Arnoux (1884–1973), FR Benedikt Arnstein (1761–1841), AT Jean-Paul Aron (1925–1988), FR Raymond Aron (1905–1983), FR Hans Arp (1887–1966), D / FR Fernando Arrabal (* 1932) Dschalāl ad-Dīn ar-Rūmī (1207–1273), IR Kaan Arslanoğlu (* 1959), TR Antonin Artaud (1896–1948), FR Elizabeth Arthur (* 1953), US H. C. Artmann (1921–2000), AT Newton Arvin (1900–1963), USA Dan Ar Wern (* 1952), FR Cäsar von Arx (1895–1949), CH Thomas Arzt (* 1983) As Catherine Asaro (* 1955), US Wilhelm Ernst Asbeck (1881–1947), D Schalom Asch (1880–1957), PL / US Udo Aschenbeck (1939–1995), D Hans Aschenborn (1888–1931), D Eva Aschenbrenner (1924–2013), D Robert Ascher (1883–1933), A Saul Ascher (1767–1822), D Charles Robert Ashbee (1863–1942), GB John Ashbery (1927–2017), US Isaac Asimov (1920–1992), US Janet Asimov (1926–2019), US Katrin Askan (* 1966), D Alexander Askoldow (1932–2018), RUS Herbert Asmodi (1923–2007), D Georg Asmussen (1856–1933), D Ruth Aspöck (* 1947), A Robert Lynn Asprin (1946–2008), US Nikolaj Assejew (1889–1963), RUS David Assing (1787–1842), D Ludmilla Assing (1821–1880), D Rosa Maria Assing (1782–1840), D Ottilie Assing (1821–1884), D Joaquim Maria Machado de Assis (1839–1908), BR Hans Assmann Freiherr von Abschatz (1645–1699), D David Jakob Assur (1810–1869), D Wiktor Petrowitsch Astafjew (1924–2001), RUS Arnfrid Astel (1933–2018), D Sean Astin (* 1971), US Thea Astley (1925–2004), AUS Louise Aston (1814–1871), D John Jacob Astor IV (1864–1912), US Miguel Ángel Asturias (1899–1974), GCA (Guatemalteke) Ala al-Aswani (* 1957), EGY At Oğuz Atay (1934–1977), TR Gertrude Atherton (1857–1948), US Kate Atkinson (* 1951), GB Yağmur Atsız (* 1939), TR Fariduddin Attar (1136 [?]–1221 [?]), IR Per Atterbom (1790–1855), SE Margaret Atwood (* 1939), CND Au Annemarie in der Au (1924–1998), D Max Aub (1903–1972), E Brigitte Aubert (* 1956), F Théodore Agrippa d’Aubigné (1552–1630), F Victor Auburtin (1870–1928), D Wystan Hugh Auden (1907–1973), GB Jacques Audiberti (18991965), F Jakob Audorf (1835–1898), D Hartmann von Aue (1170–1220), D Jean M. Auel (* 1936), US Ludwig Auer (1839–1914), D Margit Auer (* 1967), D Martin Auer (* 1951), A Richard Auer (* 1965), D Alfred Auerbach (1873–1954), D Berthold Auerbach (1812–1882), D Ludwig Auerbach (1840–1882), D Raoul Auernheimer (1876–1948), A Joseph von Auffenberg (1798–1857), D August Augspurger (1620–1675), D August der Jüngere (Braunschweig–Wolfenbüttel) (1579–1666), D Ernst Augustin (1927–2019), D Ferdinand von Augustin (1807–1861), A Waldemar Augustiny (1897–1979), D Anton Aulke (1887–1974), D Reinhold Aumaier (* 1953), A Ludwig Aurbacher (1784–1847), D Rose Ausländer (1901–1988), D Ausonius (310 [?]–393 [?]) Jane Austen (1775–1817), GB Paul Auster (* 1947), US Rose Austerlitz (1876–1939), D / A Av Ava von Göttweig (≈1060–1127), A Nicolaus von Avancini (1611–1686), IT Friedrich Christian Benedikt Avé-Lallemant (1809–1892), D Ferdinand Avenarius (1856–1923), D Elise Averdieck (1808–1907), D Ellis Avery (1972–2019), USA Uri Avnery (1923–2018), IL Aw Kofi Awoonor (1935–2013), GH Ax David Axmann (1947–2015), AT Elisabeth Axmann (1926–2015), RO Ay Francisco Ayala (1906–2009), ES May Ayim (1960–1996), D Marcel Aymé (1902–1967), FR Cornelius Hermann von Ayrenhoff (1733–1819), AT Jakob Ayrer (1544–1605), D Thomas Ays (* 1977), D A A
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Liste von Autoren/H
Ha Haa–Han Ha Song-ran (1967) Alban Haas (1877–1968) Rudolf Haas (1877–1943) Wolf Haas (1960) Hella Haasse (1918–2011) Paavo Haavikko (1931–2008) Hans Habe (1911–1977) Martin Haberer Jürgen Habermas (1929) Emil Habibi (1922–1996) Marilyn Hacker (* 1942) Erich Hackl (1954) Friedrich Wilhelm Hackländer (1816–1877) Peter Hacks (1928–2003) Maja Haderlap (1961) Pierre Hadot (1922–2010) Erwin J. Haeberle (1936–2021) Gabriele Haefs (1953) Gisbert Haefs (1950) Hanswilhelm Haefs (1935–2015) Stefan Haenni (1958) Farid Hafez (1981) Friedrich von Hagedorn (1708–1754) Rudolf Hagelstange (1912–1984) August Hagen (1797–1880) Hans Oliva-Hagen (1922–1992) Henry Rider Haggard (1856–1925) Michael Hagner (1960) Ulla Hahn (1946) Gino Hahnemann (1946–2006) Arthur Hailey (1920–2004) Max Halbe (1865–1944) Hubertus Halbfas (1932–2022) Georges Haldas (1917–2010) Ulrich Christian Haldi (1944–2003) Alex Haley (1922–1992) Tomáš Halík (1948) Anna Maria Hall (1800–1881) Granville Stanley Hall (1844–1924) Lee Hall (1966) Manly Palmer Hall (1901–1990) Samuel Carter Hall (1800–1889) Stuart Hall (1932–2014) Albrecht von Haller (1708–1777) Friedrich Halm (1806–1871) David M. Halperin (1952) A. H. Halsey (1923–2014) Johann Georg Hamann (1730–1788) Jean Hamburger (1909–1992) Peter Hamecher (1879–1938) Robert Hamerling (1830–1889) Frederick Spencer Hamilton (1856–1928) Hugo Hamilton (1953) Peter F. Hamilton (1960) Heinz Hamm (1944) Peter Hamm (1937–2019) Manfred Hammes (1950) Dashiell Hammett (1894–1961) Christopher Hampton (1946) Knut Hamsun (1859–1952) Han Kang (1970) Han Sŏr-ya (1900–1976) Han Suyin (1917–2012) Han Yong-un (1879–1944) Enrica von Handel-Mazzetti (1871–1955) Peter Handke (1942) Ernst-Wilhelm Händler (1953) Charles Handy (1932) Thích Nhất Hạnh (1926–2022) Kristin Hannah (1960) Dörte Hansen (1964) Joseph Hansen (1923–2004), US Heinrich Hansjakob (1887–1916) Arthur Häny (1924–2019) Har–Haz Miklós Haraszti (1945) Sabine Harbeke (1965) Thea von Harbou (1888–1954) Ferdinand Hardekopf (1876–1954) Maximilian Harden (1861–1927) Friedrich von Hardenberg (Novalis) (1772–1801) James Hardiman (1782–1855) Ernst Hardt (1876–1947) Thomas Hardy (1840–1928) Ludwig Harig (1927–2018) Roswitha Haring (1960) Jakob Haringer (1893–1948) Sabine Hark (1962) Rudolf Harms (1901–1984) Jacqueline Harpman (1929–2012) Harro Harring (1798–1870) Bertha Harris (1937–2005) E. Lynn Harris (1955–2009) Robert Harris (1957) Thomas Harris (1940) Harry Harrison (1925–2012) Jim Harrison (1937–2016) Max Harrison (19**) Zsolt Harsányi (1887–1943) Georg Philipp Harsdörffer (1607–1658) Ellen Hart (* 1949), USA Heinrich Hart (1855–1906) Julius Hart (1859–1930) Marisa Hart (* 1986) Maarten ’t Hart (1944) Bret Harte (1836–1902) Elisabeth Hartenstein (1900–1994) Felix Hartlaub (1913–1945) Otto Erich Hartleben (1864–1905) Peter Härtling (1933–2017) Hartmann von Aue (um 1250) Michael Hartnett (1941–1999) Sonya Hartnett (1968) Diana Hartog (1950) Harald Hartung (1932) Hugo Hartung (1902–1972) Wilhelm Hartung (1919–2003) Cornelius Hartz (1973) Theo Harych (1903–1958) Sinan Hasani (1922–2010) Jaroslav Hašek (1883–1923) Walter Hasenclever (1890–1940) Adam Haslett (* 1970) Josef Haslinger (1955) Amira Hass (1956) Yahya Hassan (1995–2020) Benjamin Hasselhorn (1986) Gert Haucke (1929–2008) Ursula Haucke (1924–2014) Wilhelm Hauff (1802–1827) Rolf Haufs (1935–2013) Tormod Haugen (1945–2008) Torill Thorstad Hauger (1943–2014) Carl Hauptmann (1858–1921) Gaby Hauptmann (1957) Gerhart Hauptmann (1862–1946) Jan-Christoph Hauschild (1955) Marlen Haushofer (1920–1970) Friederike Hausmann (1945) Manfred Hausmann (1898–1986) Raoul Hausmann (1886–1971) Harald Havas (1964) Václav Havel (1936–2011) Alfred Haverkamp (1937–2021) Nathaniel Hawthorne (1804–1864) Mo Hayder (1962–2021) André Haynal (1930–2019) Attila Hazai (1967–2012) William Hazlitt (1778–1830) He Richard Head (~1637–1686) Dan Healey (* 1957) Trebor Healey (* 1962) Dermot Healy (1947–2014) Seamus Heaney (1939–2013) Henry F. Heard (1889–1971) Friedrich Hebbel (1813–1863) Johann Peter Hebel (1760–1826) Jutta Hecker (1904–2002) Yael Hedaya (1964) Walter Hedemann (1932–2019) Markus Hediger (1959) Jakob Christoph Heer (1859–1925) Martha Heesen (1948) Detlev van Heest (1956) Ulrich Hefner (1961) Paul Heidelbach (1870–1954) Verner von Heidenstam (1859–1940) Ulrike Heider (* 1947) Konrad Heidkamp (1947–2009) Herman Heijermans (1864–1924) Carolyn Heilbrun (1926–2003) Scott Heim (* 1966), US Bernd Heimberger (1942–2013) Christoph Hein (1944) Manfred Peter Hein (1931) Sybille Hein (1970) Ernst Wilhelm Heine (1940–2023) Heinrich Heine (1797–1856) Helme Heine (1941) Robert A. Heinlein (1907–1988) Heinrich von Veldeke (12. Jh.) Helmut T. Heinrich (1933–2017) Jutta Heinrich (1940–2021) Klaus Heinrich (1927–2020) Willi Heinrich (1920–2005) Gunnar Heinsohn (1943–2023) Rudolf Heinz (1937) Hans-Jürgen Heise (1930–2013) Henry von Heiseler (1875–1928) Helmut Heißenbüttel (1921–1996) Wilhelm Heitmeyer (1945) Arash Hejazi (1971) Franz Held (1862–1908) Wolfgang Held (1930–2014) Joachim Helfer (1964) Monika Helfer (1947) Ágnes Heller (1929–2019) Eva Heller (1948–2008) Gisela Heller (1929) Jane Heller (1950) Joseph Heller (1923–1999) Bert Hellinger (1925–2019) Klaus Hellmer Hans G Helms (1932–2012) Werner Helwig (1905–1985) Ernest Hemingway (1899–1961) Essex Hemphill (1957–1995) Karl Henckell (1864–1929) Hans Otto Henel (1888–19?) Friedhelm Hengsbach (1937) Martin Henkel (1943–2021) Herbert Hennies (1900–1979) Alexa Hennig von Lange (1974) O. Henry (1862–1910) Gregor Hens (1965), D Eckhard Henscheid (1941) Jana Hensel (1976) Luise Hensel (1798–1876) Philip Hensher (* 1965) Rudolf Henz (1897–1987) Manfred Hepperle (1931–2012) Frank Herbert (1920–1986) George Herbert (1593–1633) James Herbert (1943–2013), GB Zbigniew Herbert (1924–1998) Günter Herburger (1932–2018), D Alice Herdan-Zuckmayer (1901–1991) Johann Gottfried Herder (1744–1803), D Ernst Herhaus (1932–2010), D Elisabeth Hering (1909–1999) Heinrich Herm (1882–1948) Eva Herman (1958) Judith Lewis Herman (1942), US Georg Hermann (1871–1943), D Judith Hermann (1970), D Kai Hermann (1938), D Carl-Henrik Hermansson (1917–2016), SE Karl Heinrich Hermes (1800–1856) Stephan Hermlin (1915–1997), D Uwe Herms (1937–2023), D José Hernández (1834–1886), Arg. Michael Herr (1940–2016), US Santiago Herraiz (1963), ES Robert Herrick (1591–1674) Hans Herrig (1845–1892) Horst Herrmann (1940–2017), D Wolfgang Herrndorf (1965–2013), D Hans-Georg van Herste (1959) Peter Hertel (1937), D Kurt Herterich (1928–2015), D Henrik Hertz (1798–1870), DK Wilhelm Hertz (1835–1902) Klaus-Peter Hertzsch (1930–2015), D Georg Herwegh (1817–1875), D Alexander Herzen (1812–1870) Manfred Herzer (* 1949), D Heinz Stefan Herzka (1935–2021), CH Fritz von Herzmanovsky-Orlando (1877–1954) Axel Herzog (1944–2010) Gabriele Herzog (1948) Rudolf Herzog (1869–1943) Henning Heske (1960) Eva Hesse (1925–2020), D Hermann Hesse (1877–1962) Franz Hessel (1880–1941) Stéphane Hessel (1917–2013) Thomas Hettche (1964) Peter Hetzel (1960–2014) Sigrid Heuck (1932–2014) Andrea Heuser (1972), D Wilhelm Hey (1789–1854) Georgette Heyer (1902–1974) Georg Heym (1887–1912) Stefan Heym (1913–2001) Christopher Heyn (* 19**) Paul Heyse (1830–1914) Hi George V. Higgins (1939–1999), US Jack Higgins (1929–2022), GB Michael D. Higgins (* 1941), IRL Patricia Highsmith (1921–1995), US Oscar Hijuelos (1951–2013), US Raul Hilberg (1926–2007), US Wolfgang Hilbig (1941–2007), D Alexandra Hildebrandt (* 1970), D Dieter Hildebrandt (1927–2013), D Dieter Hildebrandt (Autor) (* 1932), D Otto Hildebrandt (1924–2015), D Wolfgang Hildesheimer (1916–1991), D Reginald Hill (1936–2012), GB Peter Hille (1854–1904), D Kurt Hiller (1885–1972), D James Hillman (1926–2011), US Hermann Hiltbrunner (1893–1961), CH James Hilton (1900–1954), GB Chester Himes (1909–1984), US Saeko Himuro (1957–2008), JPN Walter Hinck (1922–2015), D Walter Hinderer (* 1934), D Federico Hindermann (1921–2012), CH August Hinrichs (1879–1956), D Georg Hinrichs (1847–1920) Ulrich Hinse (* 1947), D Ernst Hinterberger (1931–2012), AT Andrea Hirata (20. Jahrh.), ID Helmut Hirsch (1907–2009), D Georg Hirschfeld (1873–1942), D Magnus Hirschfeld (1868–1935), D Albert O. 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Hoffmann (1776–1822), D Heinrich Hoffmann (1809–1894), D Hilmar Hoffmann (1925–2018), D Peter Hoffmann (* 1956), D Stanley Hoffmann (1928–2015), US August Heinrich Hoffmann von Fallersleben (1798–1874), D Heinrich Hoffmann (Sagensammler) (1848–1918) Henk Hofland (1927–2016), NL Polly Maria Höfler (1907–1952) Albert Hofmann (1906–2008), CH Gert Hofmann (1931–1993), D Peter Ralf Hofmann (* 1965), D Hugo von Hofmannsthal (1874–1929) Christian Hofmann von Hofmannswaldau (1616–1679), D Desmond Hogan (1950), IRL James P. 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Huber (1954–2009) Johann Ludwig Huber (1723–1800) Helene Hübener (1843–1918) Hadayatullah Hübsch (1946–2011) Friedrich Huch (1873–1913) Ricarda Huch (1864–1947) Peter Huchel (1903–1981) Walter Huder (1921–2002) Else Hueck-Dehio (1897–1976) Paweł Huelle (* 1957) Tanya Huff (* 1957) Richard Hughes (1900–1976) Huh Su-kyung (1964–2018) Kurt Huhn (1902–1976) Richard Hülsenbeck (1892–1974) Thomas Hürlimann (1950) Alfred Huggenberger (1867–1960) Declan Hughes (1963) Langston Hughes (1900–1976) Ted Hughes (1930–1998) Victor Hugo (1802–1885) Peer Hultberg (1935–2007) Rudolf Jakob Humm (1895–1977) Julius Hundeiker (1784–1854) Monika Hunnius (1858–1934) Leigh Hunt (1784–1859) Erin Hunter (Sammelpseudonym) Samuel P. Huntington (1927–2008) Zora Neale Hurston (1891–1960) Nancy Huston (1953) Siri Hustvedt (1955) Maude Hutchins (1899–1991) Ulrich von Hutten (1488–1523) Hannes Hüttner (1932–2014) Aldous Huxley (1894–1963) Joris-Karl Huysmans (1848–1907) Hv Michal Hvorecký (1976) Hw Hwang Ji-u (1952), KOR Hwang Sok-yong (1943), KOR Hwang Tong-gyu (* 1938), KOR Hy Joe Hyams (1923–2008) Douglas Hyde (1860–1949) Antti Hyry (1931–2016) Hyun Ki-young (* 1941) H H
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Liste von Autoren/C
Ca Cab–Cap Fernán Caballero (1796–1877), ES George Washington Cable (1844–1925), US Guillermo Cabrera Infante (1929–2005), CU Pino Cacucci (* 1955), IT Caedmon (7. Jh.), GB James M. 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Liste von Autoren/I
I Yi I (1536–1584) Ia Iacopone da Todi (1230/36–1306) Karl Iagnemma (1972) Iambulos Ib Alfred Ibach (1902–1948) Jorge Ibargüengoitia (1928–1983) Eva Ibbotson (1925–2010) Muhammad ibn Ammar (1031–1086) Ibn Battuta (1304–1368) Abbas Ibn Firnas (-888) Usama Ibn Munqidh (1095–1188) Ahmad ibn Abdallah ibn Zaidun (1003–1071) Henrik Ibsen (1828–1906) Ibuse Masuji (1898–1993) Ibykos (um 530 v. Chr.) Ic Jorge Icaza (1906–1978) Iceberg Slim (1918–1992) Id Robert Ide (1975) Wilhelm Ide (1887–1963) Wilhelm Idel (1849–1927) Peter Iden (1938) Eric Idle (1943) Yusuf Idris (1927–1991) Annika Idström (1947–2011) Zygmunt Idzikowski (1884–1911) Ig Jayne-Ann Igel (1954) Pelle Igel (1905–1981) Conn Iggulden (1971) Ih Ihara Saikaku (1642–1693) Kurt Ihlenfeld (1901–1972) Ik Daisaku Ikeda (1928) Alexander Ikonnikow (1974) Il Il-yeon (1206–1289) Greg Iles (1960) Ilja Arnoldowitsch Ilf (1897–1937) Paul Ilg (1875–1957) Pedro Reinhold Ilgen (1869–1920) Attila İlhan (1925–2005) Iwan Alexandrowitsch Iljin (1883–1954) Eduard Ille (1823–1900) Luigi Illica (1857–1919) Florian Illies (1971) Heribert Illig (1947) Johann Karl Wilhelm Illiger (1775–1813) Theodor Illion (1898–1984) Im Gerd Imbsweiler (1941–2013) Anatols Imermanis (1914–1998) Al Imfeld (1935–2017) Karl Imfeld (1931–2020) Pierre Imhasly (1939–2017) Kurt Imhof (1956–2015) Immanuel ha-Romi (um 1261 – um 1335) Carl Leberecht Immermann (1796–1840) Christian Immler (* 1964) In Wera Michailowna Inber (1890–1972) Steve Ince Thomas Harper Ince (1882–1924) Elizabeth Inchbald (1753–1821) Hans-Ulrich Indenmaur Arnaldur Indriðason (1961) Laura Ingalls Wilder (1867–1957) William Inge (1913–1973) Jean Ingelow (1820–1897) Bernhard Severin Ingemann (1789–1862) Marcus Ingendaay (1958) Paul Ingendaay (1961) Karlheinz Ingenkamp (1925–2015) Meinrad Inglin (1893–1971) Felix Philipp Ingold (1942) Viktor Arnar Ingólfsson (1955) Anton Ingolič (1907–1992) J. H. Ingraham (1809–1860) Lotte Ingrisch (1930–2022) Simon Ings (1965) Helge Ingstad (1899–2001) Frid Ingulstad (1935) Dimiter Inkiow (1932–2006) Bill Inmon (1945) Franz Innerhofer (1944–2002) Hammond Innes (1906–1994) Michael Innes (1907–1991) Inoue Hisashi (1934–2010) Nobutaka Inoue (1948) Yasushi Inoue (1907–1991) Bożena Intrator (1964) Io Ion von Chios (480 v. Chr. – 423/22 v. Chr. oder 422/421 v. Chr.) Eugène Ionesco (1912–1994) Dschaba Iosseliani (1926–2003) Ip Josef Ippers (1932–1989) Zehra İpşiroğlu (1948) Iq Muhammad Iqbal (1877–1938) Ir Faruk İremet (1965) Valentin Iremonger (1918–1991) Christoph Irenäus (um 1522–um 1595) Franciscus Irenicus (1494/1495–1553) Margrit Irgang (1948) Lothar Irle (1905–1974) Thilo Irmisch (1816–1879) Ian Irvine (1950) John Irving (1942) Washington Irving (1783–1859) Karol Irzykowski (1873–1944) Is Jorge Isaacs (1837–1895) Isabelle d’Orléans-Bragance (1911–2003) Antonije Isaković (1923–2002) Jógvan Isaksen (1950) Ralf Isau (1956) Richard Isay (1934–2012) Ise (um 875–938) Moses Isegawa (1963) Hermann Iseke (1857–1907) Dorothea Iser (1946) Hamzah al-Isfahani (-961) Ali al Isfahani (897–967) Ayaz İshaki (1878–1954) Christopher Isherwood (1904–1986) Ishigaki Rin (1920–2004) Kazuo Ishiguro (1954) Shintarō Ishihara (1932–2022) Isidor von Sevilla (um 560–636) José Francisco de Isla (1703–1781) Kazi Nazrul Islam (1899–1976) Alan Isler (1934–2010) Ursula Isler (1923–2007) Isokrates (436 v. Chr.-338 v. Chr.) Isidore Isou (1925–2007) Roman Israel (1979) Otmar Issing (1936) Panait Istrati (1884–1935) Dora d’Istria (1828–1882) Isyllos It Rolf Italiaander (1913–1991) Frances Itani (* 1942) Joseph Albrecht von Ittner (1754–1825) Karl Itzinger (1888–1948) Iu Gaius Iulius Caesar Strabo Vopiscus (um 130 v. Chr.-87 v. Chr.) Iv Jurga Ivanauskaitė (1961–2007) Vintilă Ivănceanu (1940–2008) Ivan Ivanji (* 1929) Ivar Ivask (1927–1992) Marius Ivaškevičius (* 1973) Rada Iveković (* 1945) Burl Ives (1909–1995) George Cecil Ives (1867–1950) Paul d’Ivoi (1856–1915) Iw Konstantin Iwanow (1890–1915) Wsewolod Wjatscheslawowitsch Iwanow (1895–1963) Jarosław Iwaszkiewicz (1894–1980) Michael K. Iwoleit (1962) Iy Festus Iyayi (1947–2013) Iz Boris Izaguirre (1965) Andreas Izquierdo (1968) Jean-Claude Izzo (1945–2000) I I
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Ka Dieter B. Kabus (1941–1993) Ismail Kadare (* 1936) Lamya Kaddor (* 1978) Wolfgang Kaes (* 1958) Franz Kafka (1883–1924) Donald Kagan (1932–2021) Janet Kagan (1946–2008) Jerome Kagan (1929–2021) Hans Kägi (1889–1971) Wolfgang Kahl (* 1951) Heinz Kahlau (1931–2012) Hilde Kähler-Timm (* 1947) Georg Kaiser (1878–1945) Joachim Kaiser (1928–2017) Ulrich Kaiser (1934–2015) Mascha Kaléko (1907–1975) Ludwig Kalisch (1814–1882) Dieter Kalka (* 1957) Tuula Kallioniemi (* 1951) Karin Kallmaker (* 1960) Fritz Kalmar (1911–2008) Iakovos Kambanellis (1922–2011) Wladimir Kaminer (* 1967) Stuart Kaminsky (1934–2009) Wilhelm Kamlah (1905–1976) Toshirō Kanamori (1946–2020) Sarah Kane (1971–1999) Kang Sok-kyong (* 1951) Yoram Kaniuk (1930–2013) Hermann Kant (1926–2016) Immanuel Kant (1724–1804) Norbert Kapferer (1948–2018) Leslie Kaplan (* 1943) Philip Kapleau (1912–2004) Václav Kaplický (1895–1982) Walter Kappacher (* 1938) Manfred Kappeler (* 1940) Ryszard Kapuściński (1932–2007) Hellmuth Karasek (1934–2015) Adel Karasholi (* 1936) Ulrich Karger (* 1957) Karl Karst (* 1956) Yaak Karsunke (* 1934) Marie Luise Kaschnitz (1901–1974) Erich Kästner (1899–1974) Jörg Kastner (* 1962) Katō Shūichi (1919–2008) Jonathan David Katz (* 1958), US Jonathan Ned Katz (* 1938), US Delfried Kaufmann (1922–2015) Alex Kava (* 1960) Konstantinos Kavafis (1863–1933) Patrick Kavanagh (1904–1967) Manuela Kay (* 1964) Umar Kayam (1932–2002) Nikos Kazantzakis (1883–1957) Ke John B. Keane (1928–2002) H. R. F. Keating (1926–2011) Johann Christian Keck (1631–1687) Edmund Keeley (1928–2022) Hans Keilson (1909–2011) Marita Keilson-Lauritz (* 1935) Necla Kelek (* 1957) Ravindra Kelekar (1925–2010) Gottfried Keller (1819–1890) Peter Keller (1953/54–2014) Faye Kellerman (* 1952) Jonathan Kellerman (* 1949) Bernhard Kellermann (1879–1951) Hans Kelsen (1881–1973) Orhan Kemal (1914–1970) Yaşar Kemal (1923–2015) Friedhelm Kemp (1914–2011) Martina Kempff (* 1950) Walter Kempowski (1929–2007) Jehoschua Kenaz (1937–2020) Eugene Kennedy (1928–2015) Emma Kennedy (* 1967) Holly Kennedy (* 1963) Hubert Kennedy (* 1931) Margrit Kennedy (1939–2013) Raymond Arthur Kennedy (1934–2008) Alexander Kent (1924–2017) Navid Kermani (* 1967) Taras Kermauner (1930–2008) Frank Kermode (1919–2010) Johann Georg Kerner (1770–1812) Jack Kerouac (1922–1969) Alfred Kerr (1867–1948) Katharine Kerr (* 1944) Philip Kerr (1956–2018) Ian Kershaw (* 1943) Paul Kersten (1943–2020) Karl Maria Kertbeny (1824–1882) Imre Kertész (1929–2016) Ken Kesey (1935–2001) Irmgard Keun (1905–1982) Francis Scott Key (1779–1843) Daniel Keyes (1927–2014) Greg Keyes (* 1963) Marian Keyes (* 1963) Linde von Keyserlingk (1932–2020) Tullio Kezich (1928–2009) Kh Yasmina Khadra (* 1955) Ki Benedict Kiely (1919–2007) Sabina Kienlechner (* 1948) Toni Kienlechner (1919–2010) Ilse Kilic (* 1958) Kevin Killian (1952–2019), US Thomas Kilroy (* 1934) Werner Kilz (1931–2007) Kim Ae-ran (* 1980), ROK Kim Byeong-eon (* 1951), ROK Kim Chi-ha (1941–2022), ROK Kim Hoon (* 1948), ROK Kim Hye-soon (* 1955), ROK Kim Kwang-kyu (* 1941), ROK Kim Seung-ok (* 1941), ROK Kim Yeon-su (* 1970), ROK Jamaica Kincaid (* 1949) Laurie R. King (* 1952), US Rosamond S. King, USA/Gambia Stephen King (* 1947), US Tabitha King (* 1949), US Thomas King (* 1943) Dick King-Smith (1922–2011), GB Tanja Kinkel (* 1969) Sophie Kinsella (* 1969) Thomas Kinsella (1928–2021) Esther Kinsky (* 1956), D Rudyard Kipling (1865–1936) Heinar Kipphardt (1922–1982) Bodo Kirchhoff (* 1948) Barbara Kirchner (* 1970) Rainer Kirsch (1934–2015) Sarah Kirsch (1935–2013) Pentti Kirstilä (1948–2021) Egon Erwin Kisch (1885–1948) Ephraim Kishon (1924–2005) Takeshi Kitano (* 1947), J Friedrich Kittler (1943–2011), D Sheila Kitzinger (1929–2015), GB Jan İlhan Kızılhan (* 1966), D Kl Wolfgang Klafki (1927–2016) Lena Klassen (* 1971) H. Gustav Klaus (1944–2020) Hans-Peter Klausch (1954–2016) Wolf Klaußner (1929–2005) Ernst Klee (1942–2013) Lis Kleeberg (1916–2019) Michael Kleeberg (* 1959) Georg Klein (* 1953) Eloise Klein Healy (* 1943) Paul Alfred Kleinert (* 1960) Ewald Christian von Kleist (1715–1759) Heinrich von Kleist (1777–1811) Victor Klemperer (1881–1960) Eckart Kleßmann (* 1933) Ivan Klíma (* 1931) Editha Klipstein (1880–1953) Carol Kloeppel (* 1963) Arno Klönne (1931–2015) Michael Klonovsky (* 1962) Friedrich Gottlieb Klopstock (1724–1803) Heinz-Georg Klös (1926–2014) Frank Klose (1958–2015) Wolfgang Klötzer (1925–2015) Alexander Kluge (* 1932) Kurt Kluge (1886–1940) Martin Kluger (1948–2021) Martin Kluger (* 1957) Ruth Klüger (1931–2020) Kn Hildegard Knef (1925–2002) Hanns Kneifel (1936–2012) Moritz Freiherr Knigge (1968–2021) Friedrich Knilli (1930–2022) Helmut Knorr (1917–1985) Gösta Knutsson (1908–1973) Ko Anne Koark (* 1963) Adolf Kober (1879–1958) Hainer Kober (* 1942) Christopher John Koch (1932–2013) Erwin Koch (* 1956) Howard Koch (1902–1995) Manfred Koch (* 1955) Ursula Koch (* 1944) Werner Koch (1926–1992) Wolfgang Koeppen (1906–1996) Wayne Koestenbaum (* 1958) Arthur Koestler (1905–1983) Werner Kofler (1947–2011) Eugen Kogon (1903–1987) Johann Georg Kohl (1808–1878) Henning Köhler (1951–2021) Michael Köhler (1946–2005) Michael Köhlmeier (* 1949) Heinz Kohut (1913–1981) Vera C. Koin (* 1946) Bohuslav Kokoschka (1892–1976) Oskar Kokoschka (1886–1980) Leszek Kołakowski (1927–2009) Ulrike Kolb (* 1942) Uwe Kolbe (* 1957) Walter Kolbenhoff (1908–1993) Stefan Kolditz (* 1956) Oswalt Kolle (1928–2010) Alfred Kolleritsch (1931–2020) Bernard-Marie Koltès (1948–1989) Alfred Komarek (* 1945) Helmut Komp (1930–2016) Gerrit Komrij (1944–2012) Yusef Komunyakaa (* 1947) Tomasz Konatkowski (* 1968) Jan Koneffke (* 1960) Blaže Koneski (1921–1993) Barbara König (1925–2011) Karl König (1902–1966) Ralf König (* 1960) Helga Königsdorf (1938–2014) Alfred Könner (1921–2008) Bill Konigsberg (* 1970), US Taeko Kōno (1926–2015) György Konrád (1933–2019) Heinz G. Konsalik (1921–1999) Gerhard Konzelmann (1932–2008) Werner Kopacka (1950–2015) Angelika Kopečný (* 1949) Gerhard Köpf (* 1948) Edlef Köppen (1893–1939) Klaus Kordon (* 1943) Theodor Körner (1791–1813) Torsten Körner (* 1965) Niviaq Korneliussen (* 1990) Wladimir Korolenko (1853–1921) Irina Korschunow (1925–2013) Zofia Kossak-Szczucka (1889–1968) Andreas Kossert (* 1970) Conor Kostick (* 1964) Dezsö Kosztolányi (1885–1936) Kurt Koszyk (1929–2015) August von Kotzebue (1761–1819) William Kotzwinkle (* 1943) Menis Koumandareas (1931–2014) Ahmadou Kourouma (1927–2003) Kp Tété-Michel Kpomassie (* 1941) Kr Christian Kracht (* 1966) Gisela Kraft (1936–2010) Claire Krähenbühl (* 1942) Johannes Kram (* 1967) Fritz W. Kramer (1941–2022) Jörg Krämer (* 1966) Ralf Kramp (* 1963) László Krasznahorkai (* 1954) Edwin Kratschmer (* 1931) Herbert Alois Kraus (1911–2008) Karl Kraus (1874–1936) Wolfgang Kraus (1924–1998) Elmar Kraushaar (* 1950) Wolfgang Kraushaar (* 1948) Ursula Krechel (* 1947) Georg Kreisel (1923–2015) Georg Kreisler (1922–2011) Ernst Kreuder (1903–1972) Dietmar Kreutzer (* 1965) Michael Krickl (1883–1949) Arnold Krieger (1904–1965) Günter Krieger (* 1965) Hans Krieger (1933–2023) Erich Kriemer (1926–1998) Heiko Krimmer (1943–2015) Julia Kristeva (* 1941) Vlado Kristl (1923–2004) Ágota Kristóf (1935–2011) Friedrich Kröhnke (* 1956) Brigitte Kronauer (1940–2019) Jaan Kross (1920–2007) Jürgen Kross (1937–2019) Michael Krüger (* 1943) Paul Krugman (* 1953) Angela Krumpen (* 1963) Hans Kruppa (* 1952) Karsten Kruschel (* 1959) Fred Kruse, D Max Kruse (1921–2015) Peter Kruse (1955–2015), D James Krüss (1926–1997), D Hans-Jürgen Krysmanski (1935–2016), D Ku Susanna Kubelka (* 1942) André Kubiczek (* 1969) Werner Kuchar (1971–2013) Claus Küchenmeister (1930–2014) Wera Küchenmeister (1929–2013) Rosalie Küchler-Ming (1882–1946) Judith Kuckart (* 1959) Wojciech Kuczok (* 1972) Anatoli Kudrjawitzki (* 1954) Wolfgang Kudrnofsky (1927–2010) Matthias Kuhle (1948–2015) Martin Kuhlwilm (* 1983) Dieter Kühn (1935–2015) Harold W. Kuhn (1925–2014) Michael Kuhn (* 1955) Thomas S. Kuhn (1922–1996) Volker Kühn (1933–2015) Norbert Kühne (* 1941) Reinhard Kühnl (1936–2014) Fritz Kühnlenz (1906–1975) Ayşe Kulin (* 1941) Milan Kundera (1929–2023) Günter Kunert (1929–2019) Hans Küng (1928–2021) Gunnar Kunz (* 1961) Heinz Rudolf Kunze (* 1956) Reiner Kunze (* 1933) Tuli Kupferberg (1923–2010) Dirk Kurbjuweit (* 1962) Hanif Kureishi (* 1954) Horst Kurnitzky (1938–2021) Kemal Kurt (1947–2002) Robert Kurz (1943–2012) Peter Kurzeck (1943–2013) Kurt Kusenberg (1904–1983) Tony Kushner (* 1956) Axel Kutsch (* 1945) Markus Kutter (1925–2005) K K
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Ja Edmond Jabès (1912–1991), FR Eberhard Jäckel (1929–2017), D Lisa Jackson (* 1952), US Shirley Jackson (1916–1965), US Heinrich Eduard Jacob (1889–1967), D/ US Uwe Jacobi (1939–2020), D Ludwig Jacobowski (1868–1900), D A. J. Jacobs (* 1968), US Emil Jacobsen (1836–1911), D Jens Peter Jacobsen (1847–1885), DK Howard Jacobson (* 1942), GB Russell Jacoby (* 1945), US Brian Jacques (1939–2011), GB Norbert Jacques (1880–1954), LU/ D Urs Jaeggi (1931–2021), CH/D Rona Jaffe (1931–2005), US Markus Jäger (* 1976), AU Willigis Jäger (1925–2020), D Annamarie Jagose (* 1965), Neuseeland Moritz Jahn (1884–1979), D Harald Jähner (* 1953), D Hans Henny Jahnn (1894–1959), D John Jakes (1932–2023), US Karl-Heinz Jakobs (1929–2015), D Roman Jakobson (1896–1982), RU Henry James (1843–1916), US P. D. James (1920–2014), GB Ernst Jandl (1925–2000), AT Sabrina Janesch (* 1985), D Hans Janitschek (1934–2008), AT Martin Jankowski (* 1965), D Arthur Janov (1924–2017), US Franz Janowitz (1892–1917) Hans Jansen (1942–2015), NL Peter W. Jansen (1930–2008), D Tove Jansson (1914–2001), FI Elisabeth von Janstein (1891–1944) Bengt Janus (1921–1988), DK Marlies Janz (1942–2020), D Lisa Jardine (1944–2015), GB Gerhard Jaschke (* 1949), AT Karla Jay (* 1947), US Je Johann Christian Jeckel (1672–1737) Sheila Jeffreys (1948) Margarete Jehn (1935–2021) Elfriede Jelinek (1946) Oskar Jellinek (1886–1949) Tahar Ben Jelloun (1944) Mirko Jelusich (1886–1969) N. K. Jemisin (1972) Alexis Jenni (1963) Gary Jennings (1928–1999) Zoë Jenny (1974) Ina Jens (1880–1945) Inge Jens (1927–2021) Tilman Jens (1954–2020) Walter Jens (1923–2013) Johannes Vilhelm Jensen (1873–1950) Marcus Jensen (1967) Wilhelm Jensen (1837–1911) Louis Jent (1936–2014) Jeon Gyeong-rin (1962) Oskar Jerschke (1861–1928) Wolfgang Jeschke (1936–2015) Bernhard Jessen (1886–1909) Sergei Jessenin (1895–1925) K. W. Jeter (1950) Ji Juan Ramón Jiménez (1881–1958), ES Reinhard Jirgl (* 1953), D Jo Jürgen Joedicke (1925–2015), D Johannes Secundus (1511–1536), NL Johannes von Tepl (ca. 1350–1414) Albrecht von Johansdorf (12./13. Jh.) Warren Johansson (1934–1994), US Iris Johansen (* 1938), US Antonius John (1922–2016), D Adam Johnson (* 1967), US B. S. Johnson (1933–1973), GB David K. Johnson (* 1962), US Denis Johnson (1949–2017), US Dominic Johnson (* 1966), D Fenton Johnson (1888–1958), USA Fenton Johnson (* 1953), USA Toby Johnson (* 1945), USA Uwe Johnson (1934–1984), D Fred Johnston (* 1951), IRL Jennifer Johnston (* 1930), IRL Jill Johnston (1929–2010), USA Hanns Johst (1890–1978), D Anna Maria Jokl (1911–2001), AT/IL Anna Jonas (1944–2013), D Ernest Jones (1879–1958), GB Mal Lewis Jones GB Jong Chan (* 1953), ROK Gert Jonke (1946–2009), AT Thierry Jonquet (1954–2009), FR Neil Jordan (* 1950), IRL Wilhelm Jordan (1819–1904), D Brenda Joyce (* 1954), US Graham Joyce (1954–2014), GB James Joyce (1882–1941), IRL Stanislaus Joyce (1884–1955), IRL Ju William Quan Judge (1851–1896) Tony Judt (1948–2010) Arnim Juhre (1925–2015) C. G. Jung (1875–1961) Ernst F. Jung (1910–†) Franz Jung (1888–1963) Johann Heinrich Jung (gen. Jung-Stilling) (1740–1817) Rudolf Jung (1907–1973) Michael Jungblut (1937–2020) Eberhard Jüngel (1934–2021) Ernst Jünger (1895–1998) Friedrich Georg Jünger (1898–1977) Robert Jungk (1913–1994) Horst Jüssen (1941–2008) J J
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Va Emile Mario Vacano (1840–1892), AU Andrew Vachss (1942–2021), US Klaus Vack (1935–2019), D Urvashi Vaid (1958–2022), US Roger Vailland (1907–1965), FR Catherynne M. Valente (* 1979), USA Karl Valentin (1882–1948), D Thomas Valentin (1922–1980), D Valérie Valère (1961–1982), FR Paul Valéry (1871–1945), FR Günter Vallaster (* 1968), AT Jaume Vallcorba Plana (1949–2014), ES César Vallejo (1892–1938), PER Fernando Vallejo (* 1942), MEX Carlos G. Vallés (1925–2020), ES/IND Jules Vallès (1832–1885), FR Henry Vallotton (1891–1971), CH Diego Valverde Villena (* 1967), ES Jack Vance (1916–2013), US Philipp Vandenberg (* 1941), D Birgit Vanderbeke (1956–2021), D Maxence Van der Meersch (1907–1951), FR Raoul Vaneigem (* 1934), BE Ruth Vanita (* 1955), IND Eric Van Lustbader (* 1946), US David Van Reybrouck (* 1971), BE Carl Van Vechten (1880–1964), US Valerio Varesi (* 1959), IT Álvaro Vargas Llosa (* 1966), PER Fred Vargas (* 1957), FR Mario Vargas Llosa (* 1936), PER Karl August Varnhagen von Ense (1785–1858), D Rahel Varnhagen von Ense (1771–1833), D Lucian Vărșăndan (* 1975), RO José Mauro de Vasconcelos (1920–1984), BRA Claude Favre de Vaugelas (1585–1650), FR Richard Murray Vaughan (1965–2020), KAN Jean Vautrin (1933–2015), FR Manuel Vázquez Montalbán (1939–2003), ES Ve Friedrich Karl von Vechelde (1801–1846) Orhan Veli Kanık (1914–1950), TR Venantius Fortunatus (~540–610) Tomas Venclova (* 1937), LT Edward van de Vendel (* 1964), NL Bernart de Ventadorn (~1130–1200), FR Roger Vercel (1894–1957), FR Vercors (1902–1991), FR Clemens Verenkotte (* 1960), D Abraham Verghese (* 1955), USA Vergil (70–19 v. Chr.) Émile Verhaeren (1855–1916), BE Paul Verlaine (1844–1896), FR Isa Vermehren (1918–2009), D John Vermeulen (1941–2009), BE Jules Verne (1828–1905), FR Sandro Veronesi (* 1959), IT Anacleto Verrecchia (1926–2012), IT Vladimir Vertlib (* 1966), AT Tarjei Vesaas (1897–1970), NO Bernward Vesper (1938–1971), D Guntram Vesper (1941–2020), D Will Vesper (1882–1962), D Anne-Catharina Vestly (1920–2008), NO Aglaja Veteranyi (1962–2002), CH Mischa Vetere (* 1967), CH Paul Veyne (1930–2022), FR Vi Boris Vian (1920–1959), FR Martha Vicinus (* 1939), US Salley Vickers Gary Victor (* 1958) Gore Vidal (1925–2012), US François Viète Klaus Vieweg (* 1953), D Alfred de Vigny Jean Villard (1895–1982), CH Dominique de Villepin Gérard de Villiers (1929–2013), FR Mathias Villiers de l’Isle-Adam François Villon, FR David Viñas (1927–2011), ARG Vernor Vinge Simon Vinkenoog Christina Viragh (* 1953), HU Elio Vittorini, IT Vl Ivan Vladislavić (* 1957), ZA Ernst Vlcek (1941–2008), AT Vo Bruno Vogel (1898–1987), D Hans-Jochen Vogel (1926–2020), D Maja von Vogel (* 1973), D Paula Vogel (* 1951), US Giorgio Voghera (1908–1999), IT Walter Vogt (1927–1988), SCHW Judith C. Vogt (* 1981), D Hildegard Voigt (1856–1936), D Lene Voigt (1891–1962), D Vamik D. Volkan (* 1932), US William T. Vollmann (* 1959), US Voltaire (1694–1778), FR Élisabeth Vonarburg Kurt Vonnegut (1922–2007), US Jana Voosen (* 1976), D Herbert Vorgrimler (1929–2014), D Harry Voss (* 1969), D Johann Heinrich Voß (1751–1826), D Vr Leo Vroman (1915–2014), NL Vu Jean Vuilleumier (1934–2012), CH Christian August Vulpius Wolfgang Vulpius V
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Ga Jostein Gaarder (1952) Diana Gabaldon (1952) Hans-Georg Gadamer (1900–2002) Carlo Emilio Gadda (1893–1973) William Gaddis (1922–1998) Rebecca Gablé (1964) Friedrich von Gagern (1882–1947) Zsuzsanna Gahse (1946) Gerd Gaiser (1908–1976) Patrick Gale (* 1962) Eduardo Galeano (1940–2015) Damon Galgut (* 1963) Mavis Gallant (1922–2014) Pierre Marie Gallois (1911–2010) John Galsworthy (1867–1933) Bettina Galvagni (1976) Patrick Galvin (1927–2011) Joshua Gamson (* 1962) Ludwig Ganghofer (1855–1920) Hans Ganz (1890–1957) Roger Garaudy (1913–2012), FR Burckhard Garbe (1941–2021), D Agustín García Calvo (1926–2012), ES Federico García Lorca (1898–1936), ES Gabriel García Márquez (1927–2014) Muriel Gardiner (1901–1985) Gerald Brosseau Gardner (1884–1964), GB John Gardner (1933–1982) John Edmund Gardner (1926–2007) Martin Gardner (1914–2010) David Garnett (1892–1981) Karl-Heinz Garnitz (1942) Romain Gary (1914–1980) Catherine Gaskin (1929–2009) William Gass (1924–2017) Peter Gast (1854–1918) Zélia Gattai (1916–2008) Armand Gatti (1924–2017) Sigfrid Gauch (1945) Théophile Gautier (1811–1872) John Gay (1685–1732) Peter Gay (1923–2015) Roxane Gay (* 1974) Ge Peter Geach (1916–2013), GB Rollo Gebhard (1921–2013), D Pauline Gedge (* 1945), NZL Jef Geeraerts (1930–2015), BE Frank Geerk (1946–2008), D Emanuel Geibel (1815–1884), D Swetlana Geier (1923–2010), D Benno Geiger (1882–1965) Johann Geiler von Kaysersberg (1445–1510), D Ines Geipel (* 1960), D Achim Geisenhanslüke (* 1965), D Christoph Geiser (* 1949), CH Katharina Geiser (* 1956), CH Christian Geissler (1928–2008), D Horst Wolfram Geißler (1893–1983), D Sina-Aline Geißler (* 1965), D Jonas Geist (1936–2009), D Christian Fürchtegott Gellert (1715–1769), D Juan Gelman (1930–2014), AR Wilhelm Genazino (1943–2018), D Goede Gendrich (1912–2000), D Jean Genet (1910–1986), FR Elizabeth George (* 1949), US Jean Craighead George (1919–2012), US Stefan George (1868–1933), D Doris Gercke (1937), D Bronisław Geremek (1932–2008), PL Paul Gerhardt (1602–1676), D Klaus Gerisch (* 1936), D Hans Egon Gerlach (1908–?), D Harald Gerlach (1940–2001), D Rolf Gerlach (* 1935), D Robert Gernhardt (1937–2006), D Tess Gerritsen (* 1953), US Friedrich Gerstäcker (1816–1872), D Heinrich Wilhelm von Gerstenberg (1737–1823), D Elfriede Gerstl (1932–2009), AT Elisabeth Gerter (1895–1955), CH Georg Gottfried Gervinus (1805–1871), D Masha Gessen (* 1967), RU / US Friedrich Geßler (1844–1891) Salomon Gessner (1730–1788), CH Gf Simon Gfeller (1868–1943) Gh Mirza Ghalib (1797–1869), IND Gi William Gibson (1914–2008) William Gibson (1948) André Gide (1869–1951) Elsa Gidlow (1898–1986) Hans Giebisch (1888–1966) Kerstin Gier (1966) W. K. Giesa (1954–2008) Wolfram Gieseke (1972) Bernhard Giesen (1948–2020) Christa Gießler (1954), D Richard Gifford (1725–1807) Gerd Gigerenzer (* 1947) Elizabeth Gilbert (* 1969) Jaime Gil de Biedma (1929–1990) Werner Gilde (1920–1991) Hermann von Gilm (1812–1864) Dorothy Gilman (1923–2012) Frank D. Gilroy (1925–2015) Alex Gino (US) Allen Ginsberg (1926–1997) Carlo Ginzburg (* 1939) Natalia Ginzburg (1916–1991) Franz Karl Ginzkey (1871–1963) Jean Giono (1895–1970) Ralph Giordano (1923–2014) René Girard (1923–2015) Jean Giraud (1938–2012) Jean Giraudoux (1882–1944) Hans Bernd Gisevius (1904–1974) George Robert Gissing (1857–1903) Todd Gitlin (1943–2022) Giuseppe Giusti (1809–1850) Gl Enoch Gläser (1628–1668), D Hermann Glaser (1928–2018), D Otto Glaubrecht (1807–1859) Friedrich Glauser (1896–1938) Thomas Glavinic (* 1972), AT Nathan Glazer (1923–2019), US Danuta Gleed (1946–1996) Manfred Wöhlcke von Glehn (* 1942) Johann Wilhelm Ludwig Gleim (1719–1803) Victoria Glendinning (* 1937), GB Robert Ferdinand Glener (* 1964) Fjodor Nikolajewitsch Glinka (1788–1880) Sergej Nikolajewitsch Glinka (1774–1847) Ralph Roger Glöckler (* 1950), D André Glucksmann (1937–2015), FR Fritz R. Glunk (1936–2021), D Donald F. Glut (* 1944), US Gn Dietmar Gnedt (* 1957), A Go God–Gol Rumer Godden (1907–1998), GB Sabri Godo (1929–2011), AL Reinhard Goering (1887–1936), D Albrecht Goes (1908–2000), D Johann Wolfgang von Goethe (1749–1832), D Curt Goetz (1888–1960), D/CH Rainald Goetz (* 1954), D Erving Goffman (1922–1982), US Octavian Goga (1881–1938), RO Oliver St. John Gogarty (1878–1957), IRL Nikolai Gogol (1809–1852), RU Ziya Gökalp (1876–1924), TR Hüseyin Gökçe (* 1954), TR A. Erol Göksu (* 1957), TR Arthur Golden (* 1956), US Daniel Goldhagen (* 1959), US William Golding (1911–1993), GB Lucien Goldmann (1913–1970), FR Nahum Goldmann (1895–1982) Carlo Goldoni (1707–1793), IT Georges-Arthur Goldschmidt (* 1928), FR Oliver Goldsmith (1728–1774), IRL Martin Goldstein (1927–2012), D Max Goldt (* 1958), D Claire Goll (1890–1977), D/FR Ernst Goll (1887–1912), AT Yvan Goll (1891–1950), FR Anne Golon (1921–2017), FR Franz Goltsch (1865–1921) Manuela Golz (* 1965), D Gom–Goy Witold Gombrowicz (1904–1969), PL Jewelle Gomez (* 1948), US Eugen Gomringer (* 1925), CH Edmond und Jules Goncourt (1822–1896)/(1830–1870) Árpád Göncz (1922–2015), HU Gong Ji-young (* 1963), ROK Luis de Góngora (1561–1627), ES Iwan Alexandrowitsch Gontscharow (1812–1891) Rigoberto González (* 1970), US Brad Gooch (* 1952), US Melissa Good (* 1962), US Jack Goody (1919–2015), GB Mario Göpfert (* 1957) Nadine Gordimer (1923–2014), ZA Maxim Gorki (1868–1936) Alexander Gorkow (* 1966), D Ida Friederike Görres (1901–1971) Herman Gorter (1864–1927), NL Ghazi al-Gosaibi (1940–2010), SA Paula Gosling (* 1939), US/GB Phyllis Gotlieb (1926–2009), CA Otto Gotsche (1904–1985) Emil Gött (1864–1908) Gottfried von Straßburg (ca. 1200) Georg Gotthart († 1619) Jeremias Gotthelf (1797–1854) Gerald Götting (1923–2015), D Herbert Gottschalk (1919–1981), D Johann Christoph Gottsched (1700–1766) Alfred B. Gottwaldt (1949–2015), D Jule Govrin (* 1984), D Barbara Gowdy (* 1950), CA Frank Goyke (* 1961), D José Agustín Goytisolo (1928–1999), ES Juan Goytisolo (1931–2017), ES Luis Goytisolo (* 1935), ES Gr Gra–Gre Christian Dietrich Grabbe (1801–1836) Georg Grabenhorst (1899–1997) Rudolf Graber (1899–1958) David Graeber (1961–2020) Erdmann Graeser (1870–1937) Oskar Maria Graf (1894–1967) Sigmund Graff (1898–1979) Sue Grafton (1940–2017), US Winston Graham (1908–2003) Judy Grahn (* 1940), US Egon Gramer (1936–2014) Christine Grän (* 1952), AT Almudena Grandes (1960–2021), E Jean-Christophe Grangé (* 1961) Günter Grass (1927–2015) Edwin Gräupl (* 1941), A Robert Graves (1895–1985), GB Emily Gravett (* 1972) Thomas Gray (1716–1771) Robert Greacen (1920–2008) Alain Grée (* 1936) Andrew Greeley (1928–2013) Gerald Green (1922–2006) John Green (* 1977), USA Julien Green (1900–1998) Graham Greene (1904–1991) Harlan Greene (* 1953) Robert Greene (1558–1592), GB Robert Greene (* 1959), USA Germaine Greer (* 1939), AUS Mathias Greffrath (* 1945), D Georg Greflinger (1619[?]–1677), D Martin Gregor-Dellin (1926–1988) Martin Greif (1839–1911) Catharina Regina von Greiffenberg (1633–1694), A Leo Greiner (1876–1928) Rudolf Greinz (1866–1942) Hermann L. Gremliza (1940–2019) Maria Grengg (1899–1936) Uwe Greßmann (1933–1969) Jakob Gretser (1562–1625), D Ruth Greuner (* 1931) Felix Paul Greve (1879–1948) Ludwig Greve (1924–1991) Gri–Grz Lucie Griebel (1854–1922) Friedrich Griese (1890–1975) Barbara Grier (1933–2011), USA Nicola Griffith (* 1960), GB M. A. Griffiths (1947–2009), GB Harald Grill (* 1951), D Franz Grillparzer (1791–1872) Hannelore Grimm (* 1940) Hans Grimm (1875–1959) Herman Grimm (1828–1901) Brüder Grimm, Jacob (1785–1863) und Wilhelm (1786–1859) Matthias T. J. Grimme (* 1953) Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen (1622–1676) Jim Grimsley (* 1955), US Agnes-Marie Grisebach (1913–2011), D John Grisham (* 1955), US Johann Grob (1643–1697), CH Wolfram Groddeck (* 1949), CH Paula Grogger (1892–1984), AT Balduin Groller (1848–1916), AT Oskar Grosberg (1862–1941) Jürgen Groß (1946). D Raphael Gross (* 1966), CH Julius Grosse (1828–1902), D Hanns Grössel (1932–2012), D Alfred Grosser (* 1925), D/ FR Karlheinz Grosser (* 1922), D David Grossman (* 1954), IL Wassili Grossman (1905–1964), SU Claus Grossner (1941–2010), D Alexandra von Grote (* 1944), D Christian Grote (1931–2023), D Klaus Groth (1819–1899), D Alexander Grothendieck (1928–2014), FR Friedrich Grotjahn (* 1937), D Benoîte Groult (1920–2016), FR Frederick Philip Grove (1879–1948) Sabine Gruber (* 1963), AT Lothar Gruchmann (1929–2015), D Arno Gruen (1923–2015), D/CH Detlef Grumbach (* 1955), D Doris Grumbach (1918–2022), US Michael Grumley (1942–1988), US Gerhard Grümmer (1926–1995), D Anastasius Grün (1806–1876), AT Max von der Grün (1926–2005), D Durs Grünbein (* 1962), D Arnon Grunberg (* 1971), NL Alfred Grünewald (1884–1942), AT Jiří Gruša (1938–2011), CZ Andreas Gryphius (1616–1664), D Christian Gryphius (1649–1706), D Martin Grzimek (* 1950), D Gs Norbert Gstrein (1961), AT Gu Giovanni Guareschi (1908–1968) Félix Guattari (1930–1992), FR Claudia Gudelius (1951), D Yim Guechse (* 1946), KH/ D Kurt Guggenheim (1896–1983) Werner Johannes Guggenheim (1895–1946) Josef Guggenmos (1922–2003), D Hervé Guibert (1955–1991), FR Henri Guilbeaux (1884–1938), FR Nicolas Guillén (1902–1989), CU Claude Guillon (1952–2023), FR Guido Guinizelli (1230 [?]–1276 [?]), IT Trygve Gulbranssen (1894–1962) Robert van Gulik (1910–1967), NL Ferreira Gullar (1930–2016), BRA Olav Gullvaag (1885–1961) Karoline von Günderode (1780–1806) Herma Gunert (1905–1949) Dilek Güngör (* 1972), D Thomas Gunkel (* 1956), D Thom Gunn (1929–2004), GB Gunnar Gunnarsson (1889–1975) Dirk van Gunsteren (* 1953), D Mirijam Günter (* 1972), D Johann Christian Günther (1659–1723) Manfred Günther (* 1948), D Neil J. Gunther (* 1950) Batya Gur (1947–2005) Allan Gurganus (* 1947), US Ivor Gurney (1890–1937), GB Lars Gustafsson (1936–2016), SE Albert Paris Gütersloh (1887–1973), AT David Guterson (* 1956), US Pedro Juan Gutiérrez (* 1950), CU Karl Guthausen (1921–2012), D Karl Gutzkow (1811–1878), D Gw Alexander Xaver Gwerder (1923–1952) Gy Lars Gyllensten (1921–2006), SE Brion Gysin (1916–1986), USA G G
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Liste von Autoren/W
Wa Edmund de Waal (* 1964) Wilhelm Heinrich Wackenroder (1773–1798) Stephan Wackwitz (* 1952) Martin Waddell (* 1941) Henry Wade (1887–1969) Stephan Waetzoldt (1849–1904) Stephan Waetzoldt (1920–2008) Wilhelm Waetzoldt (1880–1945) Klaus Wagenbach (1930–2021) Benjamin Wagner (* 1990) Bernd Wagner (* 1948) Christian Wagner (1835–1918) David Wagner (* 1971) Gerhard Wagner (1950–2011) Gottlieb Friedrich Wagner (1774–1839) Antje Wagner (* 1974) Jan Wagner (* 1971) S. O. Wagner (1902–1975) Mats Wahl (* 1945) Per Wahlöö (1926–1975) Arkadi Wainer (1931–2005) Georgi Wainer (1938–2009) Angelika Waldis (* 1940) Keith Waldrop (1932–2023) Alice Walker (* 1944) Mervyn Wall (1908–1997) David Foster Wallace (1962–2008) Edgar Wallace (1875–1932) Irving Wallace (1916–1990) Botho Walldorf (* 1945) Franz Wallner-Basté (1896–1984) Günter Wallraff (* 1942) Martin Walser (1927–2023) Robert Walser (1878–1956) Enda Walsh (* 1967) Minette Walters (* 1949) J. Walther (* 1977) Eric Walz (* 1966) Wandalbert von Prüm (813–870) Fred Wander (1917–2006) Maxie Wander (1933–1977) Wang Shuo (* 1958) Klaus Wanninger (* 1953) Peter Wapnewski (1922–2012) Peter Wark (* 1961) Michael Warner (* 1958) Patricia Nell Warren (1936–2019) Robert Penn Warren (1905–1989) Jakob Wassermann (1873–1934) Lawrence Edward Watkin (1901–1981) Vernon Phillips Watkins (1906–1967) Alan Watts (1915–1973) Paul Watzlawick (1921–2007) Evelyn Waugh (1903–1966) Sylvia Waugh (* 1935) Thomas Waugh (* 1948) Peter Wawerzinek (* 1954) We Anne Weber (* 1964) Hermann Weber (1928–2014) Ilse Weber (1903–1944) Frank Wedekind (1864–1918) Armin T. Wegner (1886–1978) Hans-Ulrich Wehler (1931–2014) Elke Wehr (1946–2008) Gerhard Wehr (1931–2015) Ulrich Wehrlin Wei Wei (1920–2008) Stefan Weidner (* 1967) Sigrid Weigel (* 1950) Andrew Weil (* 1942) Grete Weil (1906–1999) Simone Weil (1909–1943) Eliot Weinberger (* 1949) Manfred Weinert (1934–2012) Günther Weisenborn (1902–1969) Theodor Weißenborn (1933–2021) Leo Weismantel (1888–1964) Ernst Weiß (1882–1940) Peter Weiss (1916–1982) Ruth Weiss (* 1924) Carl Weissner (1940–2012) Eva Weissweiler (* 1951) Joseph Weizenbaum (1923–2008) Manfred Wekwerth (1929–2014) Dieter Wellershoff (1925–2018) Marianne Wellershoff (* 1963) David Wellington (* 1971) H. G. Wells (1866–1946) Irvine Welsh (* 1958) Liselotte Welskopf-Henrich Eudora Welty (1909–2001) Dieter Wende (* 1938) Ernst Wenig (* 1944) K. D. Wentworth (1951–2012) Patricia Wentworth (1878–1961) Martin Wennerhold (* 1971) Franz Werfel Franz Joseph Werfer (1778–1823) Dan Ar Wern Karl Ferdinand Werner (1924–2008) Markus Werner (1944–2016) Friedhelm Werremeier (1930–2019) Barry Werth (* 1952) Glenway Wescott (1901–1987) Mathilde Wesendonck Arnold Wesker (1932–2016) Günther Wessel (* 1959) Edda Weßlau (1956–2014) Martin Litchfield West (1937–2015) Morris L. West Nathanael West Rebecca West (1892–1983) Robert Westfield (* 1972) Donald E. Westlake (1933–2008) Robert Paul Weston (* 1975) Janwillem van de Wetering (1931–2008) Herbert Wetterauer (* 1957) Wh Edith Wharton (1862–1937) William Wharton (1925–2008) Phillis Wheatley (1753–1784) Edwin Percy Whipple (1819–1886) Edmund White (* 1940) Ellen Gould Harmon White (1827–1915) Ethel Lina White (1876–1944) James White (1928–1999) Kenneth White (1936–2023) Michael White (1948–2008) Osmar White (1909–1991) Patrick White (1912–1990) T. H. 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Wistrich (1945–2015) Michał Witkowski (* 1975) Ludwig Wittgenstein (1889–1951) Monique Wittig (1935–2003) Frank Witzel (* 1955) Wo Sandra Wöhe (* 1959), NL Gabriele Wohmann (1932–2015) Christoph Leonhard Wolbach (1783–1872) Christa Wolf (1929–2011), D Friedrich Wolf (1888–1953), D Joan Wolf (* 1951), US Katharina Wolf (* 1984), D Markus Wolf (1923–2006), D Naomi Wolf (* 1962), US Ror Wolf (1932–2020), D Ursula Wölfel (1922–2014), D William Wolfensberger (1889–1918), CH Alfred Wolfenstein (1883–1945), D Charlotte Wolff (1897–1986), GB Tobias Wolff (* 1945), US Michael Wolfinger (* 1978), D Sheldon Wolin (1922–2015), US Gabriel Wolkenfeld (* 1985), D Jan Wolkers (1925–2007), NL Alexander Wolkow (1891–1977), RU Hans Wollschläger (1935–2007), D Lewis Wolpert (1929–2021), ZA/GB Wolf Wondratschek (* 1943), D Barbara Wood (* 1947), US Christopher Wood (1935–2015), GB Ellen Meiksins Wood (1942–2016), US Chris Wooding (* 1977), GB Kathleen E. 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Liste von Autoren/B
Ba Baa–Ban Johannes Baader (1875–1955), D Albert Cornelis Baantjer (1923–2010), NL Johannes Baargeld (1892–1927), D Isaak Babel (1894–1941), RUS Jörg Baberowski (* 1961), D Ingrid Bachér (* 1930), D Guido Bachmann (1940–2003), CH Ingeborg Bachmann (1926–1973), AT Johann Friedrich Bachstrom (1686–1742) Albert Bächtold (1891–1981), CH Francis Bacon (1561–1626), GB Krzysztof Kamil Baczyński (1921–1944), PL Bae Su-ah (* 1965) ROK Julio Baghy (1891–1967), HU Enid Bagnold (1889–1981), GB Mohammad-Taqi Bahar (1884–1951), IR Patrick Bahners (* 1967), D Uwe Bahnsen (1934–2023), D Egon Bahr (1922–2015), D Hermann Bahr (1863–1934), D Rudolf Bahro (1935–1997), D Bai Juyi (772–846), CN Michael Baigent (1948–2013), NZ/GB Paul Bailey (* 1937), GB Joanna Baillie (1762–1851), GB Beryl Bainbridge (1932–2010), GB James Robert Baker (1946–1997), USA Nicholson Baker (* 1957), US Gerbrand Bakker (* 1962), NL Grigori Jakowlewitsch Baklanow (1923–2009), RUS Eva Bakos (1929–2003), AT Güner Yasemin Balcı (* 1975), D David Baldacci (* 1960), US Jakob Balde (1604–1668), D James Baldwin (1924–1987), US Oliver Baldwin (1899–1958), GB Patrick Balfour, 3. 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M. 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Liste von Autoren/D
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Van Dine (1888–1939), US Franz von Dingelstedt (1814–1881), D Hrant Dink (1954–2007), TR Artur Dinter (1876–1948), D Diane DiPrima (1934–2020), US Thomas Michael Disch (1940–2008), US Esther Dischereit (* 1952), D Hugo Dittberner (* 1944), D Melvin Dixon (1950–1992), USA Dj Tahar Djaout (1954–1993), DZ (Algerien) Assia Djebar (1936–2015), DZ Philippe Djian (* 1949), FR Do Jens Dobler (* 1965), D Alfred Döblin (1878–1957), D Farzana Doctor (* 1970), CAN E. L. Doctorow (1931–2015), US Heimito von Doderer (1896–1966), AT David Dodge (1910–1974), US Anthony Doerr (* 1973), US Peter Döge (* 1961), D Alban Dold (1882–1960), D Yvonne Dold-Samplonius (1937–2014), NL Françoise Dolto (1908–1988), FR Karl Domanig (1854–1913), AT Hans Dominik (1872–1945), D Ludwig Donin (1810–1876) J. P. Donleavy (1926–2017), US/IRL John Donne (1572–1631), GB Jennifer Donnelly (* 1963), US Lara Elena Donnelly (* 1990), US Emma Donoghue (* 1969), IRL Gerard Donovan (* 1959), IRL Wolfgang Donsbach (1949–2015), D Hilda Doolittle (1886–1961), auch bekannt als H. D., US Peter Dörfler (1878–1955), D Felix Dörmann (1870–1928), AT Anne Dorn (1925–2017), D Klaus Dörner (1933–2022), D Maximilian Dorner (1973–2023), D Martin Dornes (1950–2021), D Candas Jane Dorsey (* 1952), CAN Tankred Dorst (1925–2017), D John Dos Passos (1896–1970), US Fjodor Dostojewski (1821–1881), RUS Mark Doty (* 1953), USA Alfred Douglas (1870–1945), GB Norman Douglas (1868–1952), GB Sara Douglass (1957–2011), AUS Rita Dove (* 1952), US Siobhan Dowd (1960–2007), IRL/GB Arthur Conan Doyle (1859–1930), GB Margit Anna Doyle (* 1958), AT Roddy Doyle (* 1958), IRL Dr Albert Drach (1902–1995), AT Hanna Maria Drack (1913–1988), D, AT Michael Drayton (1563–1631), GB Jan Drees (* 1979), D Theodore Dreiser (1871–1945), US Aleksandër Stavre Drenova (1872–1947), AL Peter Drescher (1946–2021), D Leberecht Dreves (1816–1870), D Jörg Drews (1938–2009), D Jeremias Drexel (1581–1638), D Ernst-Jürgen Dreyer (1934–2011), D Max Dreyer (1862–1946), D Dore Dreysel (1904–1985), D Janez Drnovšek (1950–2008), SLO Wiglaf Droste (1961–2019), D Annette von Droste-Hülshoff (1797–1848), D Maurice Druon (1918–2009), FR John Dryden (1631–1700), GB Du Du Fu (712–770), CN Du Mu (803–852), CN Martin Duberman (* 1930), US Richard Dübell (* 1962), D Helmut Dubiel (1946–2015), D Isidore Ducasse (1846–1870), FR Johann Friedrich Dücker (1826–1911) Gunter Dueck (* 1951), D Hans Peter Duerr (* 1943), D John von Düffel (* 1966), D Martin Duffy (* 1952), IRL Georges Duhamel (1884–1966), FR Edouard Dujardin (1861–1949), FR Markus Dullin (* 1964), D Axel Dulz (* 1960), D Alexandre Dumas d. Ä. (1802–1870), FR Alexandre Dumas d. J. (1824–1895), FR Daphne du Maurier (1907–1989), GB Hal Duncan (* 1971) GB Helen Dunmore (1952–2017), GB Carola Dunn (* 1946), GB / USA Douglas Dunn (* 1942), GB Ellen Dunne (* 1977), AT / IRL John Gregory Dunne (1932–2003), US Patrick Dunne (* 20. Jh.), IRL Lord Dunsany (1878–1957), IRL Marguerite Duras (1914–1996), FR Ilija Dürhammer (* 1969), ÖSTERR Hans-Peter Dürr (1929–2014), D Gerald Durrell (1925–1995), GB Lawrence Durrell (1912–1990), GB / IRL Friedrich Dürrenmatt (1921–1990), CH Werner Dürrson (1932–2008), D Louis Dutens (1730–1812), FR Ralph Dutli (* 1954), CH Olav Duun (1876–1939), NO Freimut Duve (1936–2020), D Karen Duve (* 1961), D Thomas Duve (* 1967), D Gustave Duverne (1891–1967), F Wolf Düwel (1923–1993), D Dw Edwin Erich Dwinger (1898–1981), D Ronald Dworkin (1931–2013), US Dy Richard Dyer (* 1945), GB Wayne Dyer (1940–2015), USA Elana Dykewomon (1949–2022), USA Bob Dylan (* 1941), USA Wayne R. Dynes (* 1934), USA D D
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Liste von Autoren/S
Sa Ferdinand von Saar (1833–1906) Umberto Saba (1883–1957) Robert Sabatier (1923–2012) Ernesto Sabato (1911–2011) Rolf D. Sabel (* 1949) Martin Sabrow (* 1954) Mário de Sá-Carneiro (1890–1916) Leopold von Sacher-Masoch (1836–1895) Hans Sachs (1494–1576) Nelly Sachs (1891–1970) Jonathan Sacks (1948–2020) Oliver Sacks (1933–2015) Vita Sackville-West (1892–1962) Donatien-Alphonse-François, Marquis de Sade (1740–1814) Abu’Abdellah Mosharrefo’d–Din ben Mosleho’d–Din Sa’di (zwischen 1213 und 1219 – 1292) Douglas Sadownick (* 1959) Rüdiger Safranski (* 1945) Carl Sagan (1934–1996) Françoise Sagan (1935–2004) Hans Sahl (1902–1993) Marshall Sahlins (1930–2021) Edward Said (1935–2003) SAID (1947–2021) Angela Saini (* 1980) Assoto Saint (1957–1994) Antoine de Saint-Exupéry (1900–1944) At-Tayyib Salih (1929–2009) J. D. Salinger (1919–2010) James Sallis (* 1944) Sally Salminen (1906–1976) Ernst von Salomon (1902–1972) Sallust (86–35 v. Chr.) Felix Salten (1869–1945) James Salter (1925–2015) Gaston Salvatore (1941–2015), CL / D R. A. Salvatore (* 1959) Lydie Salvayre (* 1948), FR Jewgenij Samjatin (1884–1937) Jeffrey L. Sammons (1936–2021), US José Luis Sampedro (1917–2013), ES Clara Sánchez (* 1955), ES Rafael Sánchez Ferlosio (1927–2019), ES George Sand (1804–1876) Margit Sandemo (1924–2018) Gregor Sander (* 1968) Maurice-Yves Sandoz (1892–1958), CH Cícero Sandroni (* 1935), BR Edoardo Sanguineti (1930–2010) Eric San Juan (* 1973), US José Saramago (1922–2010) Stephan Sarek (* 1957), D Ken Saro-Wiwa (1941–1995) William Saroyan (1908–1981) Nathalie Sarraute (1900–1999), FR Joseba Sarrionandia (* 1958) Andrew Sarris (1928–2012), US Joachim Sartorius (* 1946) Jean-Paul Sartre (1905–1980) Saskia Sassen (* 1949) Alfonso Sastre (1926–2021), E John Saul (* 1942) Annie Saumont (1927–2017) Dan Savage (* 1964) Jon Savage (* 1953) Richard Henry Savage (1846–1903) Walter Savage Landor (1775–1864) Sam Savage (1940–2019) Roberto Saviano (* 1979) Alberto Savinio (1891–1952) Dorothy L. Sayers (1893–1957) Şara Sayın (1926–2017) Steven Saylor (* 1956) Sc Giorgio Scerbanenco (1911–1969) Andrea Schacht (1956–2017) Carlo Schäfer (1964–2015) Rafik Schami (* 1946) Sydney Schanberg (1934–2016) Frieda Schanz (1859–1944) Frank Schätzing (* 1957), D Karl Herbert Scheer Paul Scheerbart (1863–1915) Leopold Schefer (1784–1862) Joseph Victor von Scheffel (1826–1886) Ursel Scheffler (* 1938), D Wolfgang Scheffler (1929–2008), D Susanne Scheibler Jonathan Schell (1943–2014), US Peter Schellenbaum (1939–2018), CH Bernardin Schellenberger (* 1944), D Caroline Schelling (1763–1809) Friedrich Schelling (1775–1854) Andreas Schendel (* 1971), D Daniela Schenk (* 1964), CH Johannes Schenk (1941–2006) Joan Schenkar (* 1952), USA Max von Schenkendorf (1783–1817) Walter Schenker (1943–2018) Karl Adolf Scherer (1929–2008) Marie-Luise Scherer (1938–2022), D René Schérer (1922–2023), FR Ronald M. Schernikau (1960–1991), D Manfred Scheuch (1929–2016), AT Mario Scheuermann (1948–2015), D Christian Scheuß (* 1966), D Jakob van Schevichaven (1866–1935) Taras Grigorjewitsch Schewtschenko (1814–1861) Alfred Schickel (1933–2015) Gotthard B. Schicker (1946–2017) Claudia Beate Schill (1952–2022) Friedrich Schiller (1759–1805) Helmut Schiller (* 1938), D Lawrence Schimel (* 1971), US Jochen Schimmang (* 1948) Annemarie Schimmel (1922–2003) Roland Schimmelpfennig (* 1967) Ferdinand von Schirach (* 1964) Frank Schirrmacher (1959–2014) Wolfgang Schivelbusch (1941–2023) Peter Schjeldahl (1942–2022) Johannes Schlaf (1862–1941) Evelyn Schlag (* 1952) Einar Schleef (1944–2001) August Wilhelm Schlegel (1767–1845) Dorothea von Schlegel (1763–1839) Friedrich von Schlegel (1772–1829) Johann Elias Schlegel (1719–1749) Carl Ludwig Schleich (1859–1922) Friedrich Schleiermacher (1768–1834) Klaus Schlesinger (1937–2001) Christoph Schlingensief (1960–2010), D Bernhard Schlink (* 1944), D Joachim Schlör (* 1960), D Andreas Schlüter (* 1958) Ann-Helena Schlüter Herman Schmalenbach (1885–1950), D Werner Schmalenbach (1920–2010), D/CH Dagmar Isabell Schmidbauer (* 1962), D Wolfgang Schmidbauer (* 1941), D Alfred Schmidt (1931–2012), D Arno Schmidt (1914–1979), D Christian Schmidt (1980), D Helmut Schmidt (1918–2015), D Helwig Schmidt-Glintzer (* 1948), D Kathrin Schmidt (* 1958), D Rudolf Schmidt (1875–1943), D Wendelin Schmidt-Dengler (1942–2008), AT Gerhard Schmidtchen (1925–2022), D Wieland Schmied (1929–2014), AT Marion Schmitt (* 1959) Philipp Schmitz (1935–2015) Johann Gottfried Schnabel (1692–1744/1748) Siegfried Schnabl (1927–2015), D Friedrich Schnack (1888–1977) Harald Schneider (* 1962) Karla Schneider (* 1938), D Peter Schneider (* 1940), D Reinhold Schneider (1903–1958), D Wolfgang Schneider (1938–2003), D Robert Wolfgang Schnell (1916–1986), D Helmut Schnelle (1932–2015), D Arthur Schnitzler (1862–1931), AT Wolfdietrich Schnurre (1920–1989), D Axel Schock (* 1965), D Wilfried F. Schoeller (1941–2020), D Christel Schöllhammer (* 1938), D Peter Schoenen (1952–2014), D Sigmar Schollak (1930–2012), D Peter Scholl-Latour (1924–2014), D/FR Eike Schönfeld (* 1949), D Dietmar Schönherr (1926–2014) Johannes Schönherr (1894–1961) Karl Schönherr (1867–1943) Katja Schönherr (* 1982) Renate Schoof (* 1950) D Adele Schopenhauer (1797–1849) Arthur Schopenhauer (1788–1860) Roberto Schopflocher (1923–2016) Eberhard Schorsch (1935–1991) Carl E. Schorske (1915–2015), US Claudia Schoppmann (* 1958), D Justus Georg Schottelius (1612–1676) Julie Schrader (1881–1939), D Daniel Schreiber (* 1977), D Hermann Schreiber (1920–2014) Hermann Schreiber (1929–2020) Jürgen Schreiber (1947–2022), D Karl-Heinz Schreiber (1949–2014) Klaus Peter Schreiner (1930–2017), D Peter Schreiner (* 1953), D Angelika Schrobsdorff (1927–2016) Rudolf Alexander Schröder (1878–1962), D Willy Schrödter (1878–1971) Raoul Schrott (* 1964), AT Jürg Schubiger (1936–2014), CH Bernd Schuh (* 1948), D Jean-Jacques Schuhl (* 1941), FR Herbert Schui (1940–2016), D Budd Schulberg (1914–2009), US Herbert Schuldt (* 1941) Horst Schüler-Springorum (1928–2015), D Sarah Schulman (* 1958), US Bruno Schulz (1892–1942), PL Frank Schulz (* 1957), D Franz Schulz (1897–1971), AT/US Hagen Schulze (1943–2014), D Micha Schulze (* 1967), D Hans-Eugen Schulze (1922–2013), D Ingo Schulze (* 1962), D Dirk Schümer (* 1962), D Romy Schurhammer (1936–2019), D Maik T. Schurkus (* 1970), D Wolfram Schütte (* 1939), D Silke Schütze (* 1961), D Stephan Schütze (1771–1839), D James Schuyler (1923–1991), USA Gustav Schwab (1792–1850), D Werner Schwab (1958–1994), AT Brigitte Schwaiger (1949–2010), AT Marcel Schwander (1929–2010), CH Delmore Schwartz (1913–1966), US Lynne Sharon Schwartz (* 1939), US Alice Schwarzer (* 1942), D Alfred Otto Schwede (1915–1987), D Michael Schweer Albert Schweitzer (1875–1965), D / FR Rolf Schwendter (1939–2013), AT Hermann Schweppenhäuser (1928–2015), D Malin Schwerdtfeger (* 1972), D Ulrike Schwieren-Höger (* 1951), D Peter Schwindt (* 1964), D Monique Schwitter (* 1972), CH / D Kurt Schwitters (1887–1948), D Leonardo Sciascia (1921–1989), IT C. R. Scott (* 1984), D Gil Scott-Heron (1949–2011), US Melissa Scott (* 1960), US Michael Scott (* 1959), IRL Sir Walter Scott (1771–1832) Lisa Scottoline (* 1955), US Joseph Medlicott Scriven (1820–1886) Roger Scruton (1944–2020), GB Madeleine de Scudéry (1607–1701) Se Charles Sealsfield (1793–1864) W. G. Sebald (1944–2001) David Sedaris (* 1956) Eve Kosofsky Sedgwick (1950–2009) Annette Seemann (* 1959) Peter Seewald (* 1954) Giorgos Seferis (1900–1971) Erich Segal (1937–2010) Tom Segev (* 1945) Anna Seghers (1900–1983) Jan Seghers (* 1958) Georg Seidel (1945–1990) Heinrich Seidel (1842–1906) Heinrich Wolfgang Seidel (1876–1945) Ina Seidel (1885–1974) Oskar Seidlin (1911–1984) John Seigenthaler senior (1927–2014) Lutz Seiler (* 1963), D Susanne Seitz (* 1964) Martin Selber (1924–2006) Erich Selbmann (1926–2006) Fritz Selbmann (1899–1975) Dirk Seliger (* 1970) Rafael Seligmann (* 1947) Shyam Selvadurai (* 1965) Friedrich Hermann Semmig (1820–1897) Jeanne Berta Semmig (1867–1958) Jaime Semprun (1947–2010) Jorge Semprún (1923–2011) Amartya Sen (* 1933) Maurice Sendak (1928–2012) Ramón J. Sender (1901–1982) Nedim Şener (* 1966) Richard Sennett (* 1943) Zafer Şenocak (* 1961) Luis Sepúlveda (1949–2020) Lucius Annaeus Seneca (55 v. Chr. – 40 n. Chr.) Seo Jeong-in (* 1936) Seo Young-eun (* 1943) Wolf Serno (* 1944) Walter Serner (1889–1942) Michel Serres (1930–2019) Clemens J. Setz (* 1982) Wolfram Setz (1941–2023) Bernhard Setzwein (* 1960) Johann Gottfried Seume (1763–1810) Beppe Severgnini (* 1956) Ruth Seydewitz (1905–1989) Napoleon Seyfarth (1953–2000) Joachim Seyppel (1919–2012) Hilal Sezgin (* 1970) Sg Manlio Sgalambro (1924–2014) Sh Elif Shafak (* 1971) Peter Shaffer (1926–2016) William Shakespeare (1564–1616) Meir Shalev (1948–2023) Zeruya Shalev (* 1959) Ralph Shallis († 1995) Sidney Shapiro (1915–2014) Tom Sharpe (1928–2013) George Bernard Shaw (1856–1950) Irwin Shaw (1913–1984) Patricia Shaw (* 1929) Robert Sheckley (1928–2005) Maurice Sheehy (1928–1991) Mary Wollstonecraft Shelley (1797–1851) Percy Bysshe Shelley (1792–1822) Lucius Shepard (1947–2014) Richard Brinsley Sheridan (1751–1816) Randy Shilts (1951–1994) Shin Kyong-nim (* 1936) Vladimir Shlapentokh (1926–2015) Si Jules Siber (1871–1943) Gertrud Siche-Tarnowski Barbara Sichtermann (* 1943) Enzo Siciliano (1934–2006) Wolfram Siebeck (1928–2016) Wolf Jobst Siedler (1926–2013) Martin Siems (1948–2020) Hans Siemsen (1891–1969) Henryk Sienkiewicz (1846–1916) Christian Sigrist (1935–2015) Volkmar Sigusch (1940–2023) Arthur Silbergleit (1881–1943) Alan Sillitoe (1928–2010) Ignazio Silone (1900–1978) Charles Silverstein (1935–2023) Clifford D. Simak (1904–1988) Georges Simenon (1903–1989) Charles Simic (1938–2023) Georg Simmel (1858–1918) Johannes Mario Simmel (1924–2009) Claude Simon (1913–2005) Erik Simon (* 1950) Simonides von Amorgos (7. Jahrhundert v. Chr.) Simonides von Keos (557 oder 556 – 468 oder 467 v. Chr.) Konstantin Simonow (1915–1979) N. F. Simpson (1919–2011) Hüseyin Şimşek (* 1962) Sin Kyong-suk (* 1963) Upton Sinclair (1878–1968) Isaac B. Singer (1904–1991) Khushwant Singh (1915–2014) Saut Situmorang (* 1966) Sitor Situmorang (1924–2014) Edith Sitwell (1887–1964) Sj–So Arne Sjöberg Paul Brinkmann (1934–1997) Maj Sjöwall (1935–2020) Maya Skiba (* 1989) Hamid Skif (1951–2011) Scipio Slataper (1888–1915) Henry Slesar (1927–2002) Ondreij Sliacki (1849–1921) Joshua Slocum (1844–1909) Joan Slonczewski (* 1956) Peter Sloterdijk (* 1947) Clark Ashton Smith (1893–1961) Cordwainer Smith Paul Linebarger (1913–1966) Emma Smith (1923–2018) Lillian Smith (1897–1966) Martin Cruz Smith (* 1942) Stevie Smith (1902–1971) Wilbur Smith (1933–2021) Ján Smrek (1898–1982) Timothy Snyder (* 1969) Dava Sobel (* 1947), US Jehoschua Sobol (* 1939) Ernst Solèr (1960–2008) Philippe Sollers (1936–2023) Franco Solo (Verlagspseudonym, verschiedene Autoren) Alexander Solschenizyn (1918–2008) Nicolaus Sombart (1923–2008) Werner Sombart (1863–1941) Volker Sommer (* 1954) Hugo Sonnenschein (1889–1953) Marco Sonnleitner (* 1965) Susan Sontag (1933–2004) Michael Sontheimer (* 1955) Sophokles (497/96–≈406 v.a.Z.) Osvaldo Soriano (1943–1997) Flavio Soriga (* 1975) Wladimir Sorokin (* 1955) Dido Sotiriou (1909–2004) Philippe Soupault (1897–1990) Ivan Southall (1921–2008) Johannes K. Soyener (1945–2018) Jura Soyfer (1912–1939) Wole Soyinka (* 1934) Sp Tom Spanbauer (* 1946), US Muriel Spark (1918–2006), GB Nicholas Sparks (* 1965), US Bernd Späth (* 1950), D Gerold Späth (* 1939), CH Stephen Spender (1909–1995), GB Tilman Spengler (* 1947), D Manès Sperber (1905–1984), AT Martin Sperr (1944–2002), D Monika Sperr (1941–1984), D Dieter Spethmann (1926–2016), D Art Spiegelman (* 1948), US Erik Spiekermann (* 1947), D Arndt Spieth (* 1962), D Erica Spindler (* 1957), US Jerry Spinelli (* 1941), US Burkhard Spinnen (* 1956), D Carl Spitteler (1845–1924), CH Robert L. Spitzer (1932–2015), US Heinrich Spoerl (1887–1955), D C.M. Spoerri (* 1983), CH Donald Spoto (1941–2023), US/DK Hans-Hermann Sprado (1956–2014), D Johanna Spyri (1827–1901), CH St Sta – Ste Reiner Stach (* 1951), D Emerich von Stadion (1838–1901), AT Anne Louise Germaine de Staël (1766–1817) Helmut Stalder (* 1966), CH George Stambolian (1938–1991), US Peter Stamm (* 1963), CH Regula Stämpfli (* 1962), CH Henry Morton Stanley (1841–1904), GB Pietro Stanzano (1928–1968), IT Andrzej Stasiuk (* 1960), PL Joseph Staten, US Edward St Aubyn (* 1960), GB Toralf Staud (* 1972), D Robert Stauffer (* 1936), D Michael Stavarič (* 1972), AT John Stave (1929–1993), D Jerzy Stefan Stawiński (1921–2010), PL Bernhard Stecher (* 1961), A Danielle Steel (* 1947), US Verena Stefan (1947–2017), CH Jón Kalman Stefánsson (* 1963) Hansjakob Stehle (1927–2015), D Robert Steigerwald (1925–2016), D Gertrude Stein (1874–1946), US Peter Steinacker (1943–2015), D Thomas von Steinaecker (* 1977), D Peter Steinbach (Drehbuchautor) (1938–2019), D Peter Steinbach (Historiker) (* 1948), D John Steinbeck (1902–1968), US Guido Steinberg (* 1968), D Karl Steinbuch (1917–2005) George Steiner (1929–2020), US Jens Steiner (* 1975), CH Jörg Steiner (1930–2013), CH Andreas Steinhöfel (* 1962), D Klaus Steiniger (1932–2016), D Ronen Steinke (* 1983), D Marlene Stenten (1935–2019), D Neal Stephenson (* 1959), US Carola Stern (1925–2006), D Fritz Stern (1926–2016), US Horst Stern (1922–2019), D Carl Sternheim (1878–1942) Norbert Sternmut (* 1958) Andreas Sternweiler (* 1957), D Julius Stettenheim (1831–1916) Johann Kaspar Steube (1747–1795) Karl Steuerwald (1905–1989), D Wallace Stevens (1879–1955), US Robert Louis Stevenson (1850–1894) Samuel M. Steward (1909–1993), US Fred Mustard Stewart Mary Stewart (1916–2014), GB Sti – Sty Vicki Stiefel, US Caspar von Stieler (1632–1707) Helm Stierlin (1926–2021), D Adalbert Stifter (1805–1868), D Klaus Stiller (* 1941), D Michael Stiller (1945–2016), D Julius Stinde (1841–1905), D Conradine Stinde (1856–1925), D Helene Stöcker (1869–1943), D Juliana von Stockhausen (1899–1998), D Charles Warren Stoddard (1843–1909), GB Dejan Stojanović (* 1959), US, SR Ceija Stojka (1933–2013), AT Bram Stoker (1847–1912), GB Clifford Stoll (* 1950), US Michael Stolleis (1941–2021), D Robert Stoller (1925–1991), US Aryeh Lev Stollman (* 1954), US Manfred Stolpe (1936–2019), D Irving Stone (1903–1989), US Hans Joachim Störig (1915–2012), D Theodor Storm (1817–1888), D Rex Stout (1886–1975), US Horst Stowasser (1951–2009) Lytton Strachey (1880–1932), GB August Stramm (1874–1915), D Giovanni Francisco Straparola (~1480–~1558) Botho Strauß (* 1944), D Emil Strauß (1866–1960), D Leo Strauss (1899–1973) Werner Streletz (* 1949), D Carlo Strenger (1958–2019), CH/ISR Jan Stressenreuter (1961–2018), D Johan August Strindberg (1849–1912) Erwin Strittmatter (1912–1994), D Eva Strittmatter (1930–2011), D Tina Stroheker (* 1948), D Anna Stroka (1923–2020), PL Gisbert Strotdrees (* 1960), D Arkadi Strugazki, RUS Boris Strugazki, RUS Ulf G. Stuberger (1949–2015), D Heinz Stübig (1939–2021), D Benjamin von Stuckrad-Barre (* 1975), D Giani Stuparich (1891–1961), IT Howard O. Sturgis (1855–1920), GB Jakob Stutz (1801–1871), SCHW William Styron (1925–2006), US Su–Sz Andreas Suchanek (* 1982) Hermann Sudermann (1857–1928) Eugène Sue (1804–1859) Hannes Sulzenbacher (* 1968) Alain Claude Sulzer (* 1953) Ingo Sundmacher (* 1965) Sung Suk-je (* 1960) Wolfgang Suppan (1933–2015) Peter Surava (1912–1995) Manil Suri (* 1959) Arno Surminski (* 1934) Ida Sury (1911–2004), CH Patrick Süskind (* 1949) Ron Suresha (* 1958) Paul Sussman (1968–2012) Rosemary Sutcliff (1920–1992) Martin Suter (* 1948) Bertha von Suttner (1843–1914) Italo Svevo (1861–1928) Leonie Swann (* 1975) Emanuel Swedenborg (1688–1772) Matthew Sweeney (1952–2018) Jonathan Swift (1667–1745) Algernon Charles Swinburne (1837–1909) John Addington Symonds (1840–1893) Arthur William Symons (1865–1945) Julian Symons (1912–1994) John Millington Synge (1871–1909) Michael Szameit (1950–2014) Thomas Szasz (1920–2012) Antal Szerb (1901–1945) S
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Ta George Tabori (1914–2007) Antonio Tabucchi (1943–2012) Abdellah Taïa (* 1973) Paco Ignacio Taibo I (1924–2008) Paco Ignacio Taibo II (* 1949) Mariko Tamaki (* 1975) Susanna Tamaro (* 1957) Ülkü Tamer (1937–2018) Oğuz Tansel (1915–1994) Tristan Taormino (* 1971) Jean Tardieu (1903–1995) Rudolf Tarnow (1867–1933) Donna Tartt (* 1963) Jean-Baptiste Tati Loutard (1938–2009) Michel Tauriac (1927–2013) Kressmann Taylor (1903–1996) Te Michelle Tea (* 1971) Hernando Téllez (1908–1966) Uwe Tellkamp (* 1968) Émile Témime (1926–2008) Vijay Tendulkar (1928–2008) László Tengelyi (1954–2014) William Tenn (* 1945) Studs Terkel (1912–2008) Martin Textor (* 1954) Josephine Tey (1896–1952) Th William Makepeace Thackeray (1811–1863), GB Elisabeth von Thadden (* 1961), D Rudolf von Thadden (1932–2015), D Albert Vigoleis Thelen (1903–1989), D Jürgen Theobaldy (* 1944), D Michael Theunissen (1932–2015), D Klaus Theweleit (* 1942), D Friedel Thiekötter (1944–2011), D August Thieme (1780–1860), D Stephan Thiemonds (* 1971), D Ludwig Thoma (1867–1921), D Dylan Thomas (1914–1953), GB Leslie Thomas (1931–2014), GB Kate Thompson (* 1956), GB Kate Thompson (* 1959), IRL Judith Jarvis Thomson (1929–2020), USA Henry David Thoreau (1817–1862), USA Ines Thorn (* 1964), D Raik Thorstad (* 1980), D Moritz August von Thümmel (1738–1817), D James Thurber (1894–1961), US Harry Thürk (1927–2005), D Brigitte Thurm (1932–2020), D Ti Bassam Tibi (* 1944) Herbert Tichy (1912–1987) Ludwig Tieck (1773–1853) Walter van Tilburg Clark (1909–1971) Freeman Tilden (1883–1980) Claude Tillier (1801–1844) Germaine Tillion (1907–2008) Charles Tilly (1929–2008) Louise A. Tilly (1930–2018) Richard H. Tilly (1932–2023) Uwe Timm (* 1940) Philipp Tingler (* 1970) Julius Tinzmann (1907–1982) James Tiptree junior (1915–1987) Aleksandar Tišma (1924–2003) To Alexis de Tocqueville (1805–1859), FR Emmanuel Todd (* 1951), FR Jürgen Todenhöfer (* 1940), D Tzvetan Todorov (1939–2017), BG/FR Pramoedya Ananta Toer (1925–2006), IDN Colm Tóibín (* 1955), IRL Alice B. Toklas (1877–1967), US Sandi Toksvig (* 1958), GB J. R. R. Tolkien (1892–1973), GB Ernst Toller (1893–1939), D Alexei Konstantinowitsch Tolstoi (1817–1875), RU Alexei Nikolajewitsch Tolstoi (1883–1945), RU Lew Tolstoi (1828–1910), RU Giuseppe Tomasi di Lampedusa (1896–1957), IT Horst Tomayer (1938–2013), D Javier Tomeo (1932–2013), ES Pier Vittorio Tondelli (1955–1991), SP Andreas Tönnesmann (1953–2014), D John Kennedy Toole (1937–1969), US Peter Torberg (* 1958), D Miguel Torga (1907–1995), PT Michel Tournier (1924–2016), FR Jean-Philippe Toussaint (* 1957), BE Larry Townsend (1930–2008), USA Sue Townsend (1946–2014), GB Arnold J. Toynbee (1889–1975), GB Federigo Tozzi (1883–1920), IT Tr P. J. Tracy (* 1947 / * 1967) Georg Trakl (1887–1914) Edmond Tranin (1895–20. Jh.), F Tomas Tranströmer (1931–2015) Klaus Traube (1928–2016) B. Traven († 1969) Wolfgang Tress (1948–2023) William Trevor (1928–2016) Jürgen Trimborn (1971–2012) Trixini (1933–2015) Johannes Trojan (1837–1915) Ilija Trojanow (* 1965) Lothar Trolle (* 1944) Emma Trosse (1863–1943) Ernst Trost (1933–2015) Evelyne Trouillot (* 1954) Lyonel Trouillot (* 1956) M. J. Trow (* 1949) Monique Truong (* 1968) Tu Barbara Tuchman (1912–1989) Kurt Tucholsky (1890–1935) Wilson Tucker (1914–2006) Hans Tügel (1894–1984) Ludwig Tügel (1889–1972) Otto Tetjus Tügel (1892–1973) Ernst Tugendhat (1930–2023) Iwan Turgenew (1818–1883) Desmond Tutu (1931–2021) Tw Mark Twain (1835–1910) Abraham J. Twerski (1930–2021) Ty Juri Tynjanow (1894–1943) Tz Tristan Tzara (1896–1963) T
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Ma Amin Maalouf (* 1949) Michael Maar (* 1960) Paul Maar (* 1937) Rozena Maart (* 1962) Walter Maas (1900–1981) Joachim Maass (1901–1972) Donagh MacDonagh (1912–1968) George MacDonald (1824–1905) Marianne MacDonald (* 1934) Ross Macdonald (1915–1983) Niccolò Machiavelli (1469–1527) John Henry Mackay (1864–1933) Compton Mackenzie (1883–1972) Bernard MacLaverty (* 1942) Archibald MacLeish (1892–1982) Charlotte MacLeod (1922–2005) Ian R. MacLeod (* 1956) Ken MacLeod (* 1954) Louis MacNeice (1907–1963) Terence MacSwiney (1879–1920) Deirdre Madden (* 1960) Richard Robert Madden (1798–1886) Haki R. Madhubuti (* 1942) Madonna (* 1958) Hubert Maessen (1947–2015) Maurice Maeterlinck (1862–1949) Perihan Mağden (* 1960) Maurizio Maggiani (* 1951) Magor (Pseudonym; 1944–2011) Claudio Magris (* 1939) Nagib Mahfuz (1911–2006) Albert Mähl (1893–1970) Regina Mahlmann (* 1959) Josef Mahlmeister (* 1959) Derek Mahon (1941–2020) Margaret Mahy (1936–2012) Andreas Maier (* 1967) Franz Georg Maier (1926–2014) Norman Mailer (1923–2007) Ella Maillart (1903–1997) Peter Maiwald (1946–2008) Geert Mak (* 1946) Mahmut Makal (1930–2018) Bernard Malamud (1914–1986) Curzio Malaparte (1898–1957) Janet Malcolm (1934–2021) Henri Maldiney (1912–2013) Luigi Malerba (1927–2008) Helmut Maletzke (1920–2017) Léo Malet (1909–1996) Judith Malina (1926–2015) Rainer Malkowski (1939–2003) Lore Mallachow (1894–1973) Stéphane Mallarmé (1842–1898) Bernhard Elis Malmström (1816–1865) André Malraux (1901–1976) Heinrich von Maltzan (1826–1874) Jean-Patrick Manchette (1942–1995) Giorgio Manganelli (1922–1990) Andrew Mango (1926–2014) Cyril Mango (1928–2021) Henning Mankell (1948–2015) Erika Mann (1905–1969) Frido Mann (* 1940) Golo Mann (1909–1994) Heinrich Mann (1871–1950) Klaus Mann (1906–1949) Michael Mann (1919–1977) Thomas Mann (1875–1955) Olivia Manning (1911–1980) Jaime Manrique (* 1949) Barbara Mansion (1961–2022) Ahmad Mansour (* 1976) Hilary Mantel (1952–2022) Jürgen Manthey (1932–2018) Manning Marable (1950–2011) Sándor Márai (1900–1989) Dacia Maraini (* 1936) Félicien Marceau (1913–2012) Philip Marchand (* 1946) Marie Marcks (1922–2014) Eric Marcus (* 1958) Hugo Marcus (1880–1966) Sharon Marcus (* 1966) Herbert Marcuse (1898–1979) Ludwig Marcuse (1894–1971) Peter Marginter (1934–2008) Alfred Margul-Sperber (1898–1967) Giwi Margwelaschwili (1927–2020) Javier Marías (1951–2022) Alexandra Marinina (* 1957) Bernard Maris (1946–2015) Petros Markaris (* 1937) Hubert Markl (1938–2015) Laurie J. Marks (* 1957) Daphne Marlatt (* 1942) Christopher Marlowe (1564–1593) Monika Maron (* 1941) John Phillips Marquand (1893–1960) Odo Marquard (1928–2015) Ngaio Marsh (1895–1982) Bruce Marshall (1899–1987) Yann Martel (* 1963) Harald Martenstein (* 1953) Kurt Marti (1921–2017) Del Martin (1921–2008) Emer Martin (* 1968) Michael Martin (1932–2015) Paul C. Martin (1939–2020) Ralf-Peter Märtin (1951–2016) Carlo Maria Martini (1927–2012) Anke Martiny (1939–2016) Siegfried Maruhn (1923–2011) Arthur Marx (1921–2011) Karl Marx (1818–1883) John Masefield (1878–1967) Dorota Masłowska (* 1983) François Maspero (1932–2015), FR Hans-Jürgen Massaquoi (1926–2013) Jeffrey Masson (* 1941) Richard Matheson (1926–2013), US Sulejman Mato (* 1941) Hisako Matsubara (* 1935) Peter von Matt (* 1937) Gert Mattenklott (1942–2009) Bernd Matthies (* 1953) Peter Matthiessen (1927–2014), US Siegfried Mattl (1954–2015), AT Charles Robert Maturin (1782–1824) Ana María Matute (1925–2014), ES Volker Mauersberger (1939–2021), D/ES William Somerset Maugham (1874–1965), GB Robin Maugham (1916–1981), GB Guy de Maupassant (1850–1893) Armistead Maupin (* 1944) Paolo Maurensig (1943–2021) André Maurois (1885–1967) William Maxwell (1908–2000), US Doro May (* 1953) Karl May (1842–1912) Ruth von Mayenburg (1907–1993) Frederick Mayer (1921–2006) Hans Mayer (1907–2001) Friederike Mayröcker (1924–2021), AT Mb Achille Mbembe (* 1957) Mc Scott McBain (* 1960) Patrick McCabe (* 1955) Colum McCann (* 1965) John McCann (1905–1980) Cormac McCarthy (1933–2023) James G. McCarthy (* 1952) Mary McCarthy (1912–1989) Frank McCourt (1930–2009) Barry McCrea (* 1974) Carson McCullers (1917–1967) Colleen McCullough (1937–2015) Val McDermid (* 1955) Martin McDonagh (* 1970) Nick McDonell (* 1984) Ian McEwan (* 1948) John McGahern (1934–2006) Jon McGregor (* 1976) Frank McGuinness (* 1953) Maureen F. McHugh (* 1959) William McIlvanney (1936–2015) Mary Susan McIntosh (1936–2013) David McKee (1935–2022) Suzy McKee Charnas (1939–2023) Barry McKinnon (* 1944) Lois McMaster Bujold (* 1949) Terrence McNally (1938–2020) Anna McPartlin (* 1972) Conor McPherson (* 1971) George McWhirter (* 1939) Md Zakes Mda (* 1948), ZA Me Marijane Meaker (1927–2022) Angelika Mechtel (1943–2000) Mechthild von Magdeburg (≈1207–1282) Christoph Meckel (1935–2020) Abdelwahab Meddeb (1946–2014) Charles L. Mee (* 1938) Klaus Meffert Max Meffert Walter Mehring (1896–1981) Gerhard Meier (1917–2008) Jörg Otto Meier (* 1950) Mischa Meier (* 1971) Thomas Meinecke (* 1955) Tobias O. Meissner (* 1967) Ernst Meister (1911–1979) Kurt Meister (1901–1961) Philipp Melanchthon (1497–1560) Digne Meller Marcovicz (1934–2014) Herman Melville (1819–1891) Andreas Melzer (* 1960), D Albert Memmi (1920–2020) Robert Menasse (* 1954) Daniel Mendelsohn (* 1960) Moses Mendelssohn (1729–1786) José Mendiluce Pereiro (1951–2015) Eduardo Mendoza (* 1943) Luigi Meneghello (1922–2007) Otto Mensing (1868–1939) Stavros Mentzos (1930–2015) Pascal Mercier (1944–2023) Sophie Mereau (1770–1806) George Meredith (1828–1909) William Meredith (1919–2007) Nezihe Meriç (1925–2009) İbrahim Abdülkadir Meriçboyu (1917–1985) James Merrill (1926–1995) Judith Merkle Riley (1942–2010) Robert Merle (1908–2004) Mark Merlis (1950–2017) Fatima Mernissi (1940–2015) Michael Merschmeier (* 1953) Peter Merseburger (1928–2022) Klaus Mertes (* 1954) Samuel Merwin (1874–1936) Gerhard Merz (* 1945) Konrad Merz (1908–1999) Meshullam ben Menahem da Volterra (15. Jahrhundert) Charlotte Mew (1869–1928) Joanne Meyerowitz (* 1954) Benno Meyer-Wehlack (1928–2014) Clemens Meyer (* 1977) Conrad Ferdinand Meyer (1825–1898) Detlev Meyer (1950–1999) Kai Meyer (* 1969) Gustav Meyrink (1868–1932) Mi Léonora Miano (* 1973) Rolf Michaelis (1933–2013) Anne Michaels (* 1958) Nikolai von Michalewsky (1931–2000) Sergei Michalkow (1913–2009) Henri Michaux (1899–1984) Oscar Micheaux (1884–1951) Karl Markus Michel (1929–2000) Michelangelo (1475–1564) Tilde Michels (1920–2012) Ivo Michiels (1923–2012) Karl Mickel (1935–2000) Adam Mickiewicz (1798–1855) Wolfgang Mieder (* 1944) Max Miedinger (1910–1980) Ulf Miehe (1940–1989) Thomas R. P. Mielke (1940–2020) Fritz Mierau (1934–2018) Manfred Miethe (* 1950) Kálmán Mikszáth (1847–1910) Margaret Millar (1915–1994) Edna St. Vincent Millay (1892–1950) Alice Miller (1923–2010) Arthur Miller (1915–2005) Grazyna Miller (1957–2009) Henry Miller (1891–1980) Neil Miller (* 1945) Susanne Miller (1915–2008) Kate Millett (1934–2017), US Lucy Millowitsch (1905–1990) Peter Millowitsch (* 1949) Magnus Mills (* 1954) Alan Alexander Milne (1882–1956) John Milton (1608–1674) Anthony Minghella (1954–2008) Nils Minkmar (* 1966) André Miquel (1929–2022), FR Yukio Mishima (1925–1970) Pankaj Mishra (* 1969) Robert Misik (* 1966) Frédéric Mistral (1830–1914) Gabriela Mistral (1889–1957) Adrian Mitchell (1932–2008) David Mitchell (* 1969) Margaret Mitchell (1900–1949) Silas Weir Mitchell (1829–1914) Anna Mitgutsch (* 1948) Alexander Mitscherlich (1908–1982) Margarete Mitscherlich (1917–2012) Melitta Mitscherlich (1906–1992) Thomas Mitscherlich (1942–1998) Werner Mittenzwei (1927–2014) Henri Mitterand (1928–2021) Frédéric Mitterrand (* 1947) Mo Mo Yan (* 1955) Patrick Modiano (* 1945) Klaus Modick (* 1951) Walter Moers (* 1957) Bärbel Mohr (1964–2010) Lutz Mohr (* 1944) Eva Moldenhauer (1934–2019) Molière (1622–1673) Virginia Ramey Mollenkott (1932–2020) Balduin Möllhausen (1825–1905) Ferenc Molnár (1878–1952) Michael Molsner (* 1939) Elisabeth Moltmann-Wendel (1926–2016) Jürgen Moltmann (* 1926) Navarre Scott Momaday (* 1934) Hans Mommsen (1930–2015) Margareta Mommsen (* 1938) Theodor Mommsen (1817–1903) Wilhelm Mommsen (1892–1966) Wolfgang J. Mommsen (1930–2004) Paul Monette (1945–1995) Libuše Moníková (1945–1998) Horst Mönnich (1918–2014) Carlos Monsiváis (1938–2010) Michel de Montaigne (1533–1592) Eugenio Montale (1896–1981) Eugenio Montejo (1938–2008) Charles de Seconsat Montesquieu (1689–1755) James Montgomery (1771–1854) Henry de Montherlant (1895–1972) Jeanne Montoupet William Vaughn Moody (1869–1910) Moon Chung-hee (* 1947) Brian Moore (1921–1999) Edward Moore (1712–1757) Henry Moore (1745–1833) Marianne Moore (1887–1972) Michael Moore (* 1954) Patrick Moore (1923–2012) Susanna Moore (* 1946) Thomas Moore (Dichter) (1779–1852) Johanna Moosdorf (1911–2000) Terézia Mora (* 1971) Dom Moraes (1938–2004) Elsa Morante (1912–1985) Alberto Moravia (1907–1990) Charles Langbridge Morgan (1894–1958) Edmund S. Morgan (1916–2013) Elaine Morgan (1920–2013) Marlo Morgan (* 1937) Christian Morgenstern (1871–1914) Danny Morgenstern (* 1979) Fritz Morgenthaler (1919–1984) Irmtraud Morgner (1933–1990) Mori Sumio (1919–2010) Eduard Mörike (1804–1875) Edgar Morin (* 1921) Karl Philipp Moritz (1756–1793) Rainer Moritz (* 1958) David Morrell (* 1943) Jan Morris (1926–2020) William Morris (1834–1896) Danny Morrison (* 1953) Toni Morrison (1931–2019) Guido Morselli (1912–1973) Bodo Morshäuser (* 1953) John Mortimer (1923–2009) Thomas Morus (1478–1535) Fanny Morweiser (1940–2014) Peter Morwood (* 1956) Johann Michael Moscherosch (1601–1669) Serge Moscovici (1925–2014) Martin Mosebach (* 1951) Justus Möser (1720–1794) Tilmann Moser (* 1938) Howard Moss (1922–1987) George L. Mosse (1918–1999) Walter Mossmann (1941–2015) Andrew Motion (* 1952) Mr Sławomir Mrożek (1930–2013) Mu Werner Muensterberger (1913–2011) Caroline Muhr (1925–1978) Erich Mühsam (1878–1934) Christa Mulack (1943–2021) Wolfheinrich von der Mülbe (1879–1965) Paul Muldoon (* 1951) Harry Mulisch (1927–2010) André Müller (1946–2011) Artur Müller (1909–1987) Charles Muller (1909–2015) Corinna Müller (* 1966) Heiner Müller (1929–1995) Herta Müller (* 1953) Wilhelm Müller (1794–1827) Mirjam Müntefering (* 1969) Erich Mulzer (1929–2005) Uğur Mumcu (1942–1993) Lewis Mumford (1895–1990) Amélie Mummendey (1944–2018) Börries Freiherr von Münchhausen (1874–1945) Murathan Mungan (* 1955) Jens Emil Mungard (1885–1940) Alice Munro (* 1931) Hector Hugh Munro (d. i. Saki; 1870–1916) Axel Munthe (1857–1949) Haruki Murakami (* 1949) Luís Murat (1861–1929), BR Iris Murdoch (1919–1999) Douglas Murray (* 1979) Karl August Musäus (1735–1787) Adolf Muschg (* 1934) Walter Muschg (1898–1965) Robert Musil (1880–1942) Franz Mußner (1916–2016) Florentine Mütherich (1915–2015) Álvaro Mutis (1923–2013) Adolf Mützelburg (1831–1882) My Eileen Myles (* 1949) Hubertus Mynarek (* 1929) Jan Myrdal (1927–2020) M
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Liste von Autoren/O
Oa Joyce Carol Oates (* 1938) Ob René Oberholzer (* 1963) Urs Oberlin (1919–2008) Edna O’Brien (* 1930) Fitz-James O’Brien (1828–1862) Flann O’Brien (1911–1966) Kate O’Brien (1897–1974) Michael O’Brien (1948–2015) Oc Máirtín Ó Cadhain (1906–1970) Sean O’Casey (1880–1964) Carol O’Connell (* 1947) Frank O’Connor (1903–1966) Gemma O’Connor (* 1940) Joseph O’Connor (* 1963) Mary Flannery O’Connor (1925–1964) Tomás Ó Criomhthain (1856–1937) Od Peter O’Donnell (1920–2010) Oe Kenzaburō Ōe (1935–2023) Petra Oelker (* 1947) Jürgen Oelkers (* 1947) Of Nuala O’Faolain (1940–2008) Seán O’Faoláin (1900–1991) Liam O’Flaherty (1896–1984) Og Yōko Ogawa (* 1962) Standish James O' Grady (1846–1928) Oh Andrew O’Hagan (* 1968) John O’Hara (1905–1970) Saul O’Hara (* 1924) Breandán Ó hEithir (1930–1990) Oh Gyu-won (* 1941) Thomas Ohlemacher (1962–2015) Oh Soo-yeon (* 1964) Adelheid Ohlig (* 1945) Kristina Ohlsson (* 1979) Günter Ohnemus (* 1946) Ok Celil Oker (1952–2019), TR Andreas Okopenko (1930–2010), AT Els Oksaar (1926–2015), EE / SE Sofi Oksanen (* 1977), FI On Stewart O’Nan (* 1961), US Michael Ondaatje (* 1943), CAN Eugene O’Neill (1888–1953), US Jamie O’Neill (* 1962), IRL Juan Carlos Onetti (1909–1994), URY Tõnu Õnnepalu (* 1962), EST Kyle Onstott (1887–1966), US Oo Hans van Ooyen (* 1954) Op Martin Opitz (1597–1639) Karl Oppel (1816–1903) Heinrich Albert Oppermann (1812–1870) Or Vladimir Oravsky (* 1947) Aras Ören (* 1939) Uri Orlev (1931–2022) Peter Orlovsky (1933–2010) José Ortega y Gasset (1883–1955) Hanns-Josef Ortheil (* 1951) Markus Orths (* 1969) Joe Orton (1933–1967) George Orwell (1903–1950) Os Cathal Ó Searcaigh (* 1956) Diarmaid Ó Súilleabháin (1932–1985) Carl von Ossietzky (1889–1938) Leonie Ossowski (1925–2019) Håkan Östlundh (* 1962) Nikolai Alexejewitsch Ostrowski (1904–1936) Oswald von Wolkenstein (um 1377–1445) Ot Dominic O. Otiang'a (* 1987) Karl-Heinz Ott (* 1957) Ossip Ottersleben, siehe: Norbert Kühne Géza Ottlik (1912–1990) Otto von Freising (um 1111/12–1158) Ou Jean Oury (1924–2014) Ov Ovid (43 v. Chr. – ~18 n. Chr.) Angelika Overath (* 1957) Ow John Owen (1563–1622) Robert Owen (1771–1858) Oy Ferdinand Oyono (1929–2010) Oz Amos Oz (1939–2018) Baydar Özcan (* 1950) Celal Özcan (* 1954) Emine Sevgi Özdamar (* 1946) A. Kadir Özdemir (* 1977) Selim Özdoğan (* 1971) Yaşar Nuri Öztürk (1945–2016) O
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Liste von Autoren/F
Fa Kurt Faber (1883–1929), D Jan Fabricius (1871–1964), NL Johann Albert Fabricius (1668–1736), D Johan Fabricius (1899–1981), NL Lillian Faderman (* 1940), US Peter Faecke (1940–2014), D Sait Faik (1906–1954), TR Colin Falconer (* 1953), GB Knut Faldbakken (* 1941), NO Giorgio Faletti (1950–2014), IT Gustav Falke (1853–1916), D Konrad Falke (1880–1942), CH Oriana Fallaci (1929–2006), IT Hans Fallada (1893–1947), D György Faludy (1910–2006), HU Alfred Fankhauser (1890–1973), CH John Fante (1909–1983), USA Daniel Faria (1971–1999), PT Attila Márton Farkas (* 1965), HU Walter Farley (1915–1989), US George Farquhar (~1677–1707), IRL David Farrell (* 1977), US James Gordon Farrell (1935–1979), GB/IRL Mick Farren (1943–2013), GB Howard Fast (1914–2003), US Sherko Fatah (* 1964), D William Faulkner (1897–1962), US Sebastian Faulks (* 1953), GB Jörg Fauser (1944–1987), D Wolfgang Max Faust (1944–1993), D Giuseppe Fava (1925–1984), IT Jean Favier (1932–2014), FR Fe Jan Feddersen (* 1957), D Heinrich Federer (1866–1928), CH Raymond Federman (1928–2009), FR / US Reinhard Federmann (auch Randolph Mills; 1923–1976), AT Jürg Federspiel (1931–2007), CH Christine Feehan (* 19**), US Gerdt Fehrle (* 1961), D Johann Hinrich Fehrs (1838–1916), D Anatol Feid (1942–2002), D Reshad Feild (1934–2016), GB David B. Feinberg (1956–1994), US Leslie Feinberg (1949–2014), US Barthold Feind (1678–1721), D David Feintuch (1944–2006), US Raymond Feist (* 1945), US François Fejtő (1909–2008), HU / FR Wilfried Feldenkirchen (1947–2010), D Franz Michael Felder (1839–1869), AT Robert Feldhoff (1962–2009), D Paul Felgenhauer (1593–1677 [?]), D Rudolf Felmayer (1897–1970), AT Ludwig Fels (1946–2021), D Philipp Felsch (* 1972), D Monika Felten (* 1965), D Otto Fenichel (1897–1946), AT James Fenton (* 1949), GB Edna Ferber (1887–1968), US Marilyn Ferguson (1938–2008), US Niall Ferguson (* 1964), GB Janko Ferk (* 1958), AT Lawrence Ferlinghetti (1919–2021), US Patrick Leigh Fermor (1915–2011), GB Dominique Fernandez (* 1929), FR Joachim Fernau (1909–1988), D Jérôme Ferrari (* 1968), FR Paolo Ferrari (1822–1889), IT Ernesto Ferrero (1938–2023), IT Robert Ferro (1941–1988), US Karen-Susan Fessel (* 1964), D Gustav von Festenberg (1892–1968), AT Iring Fetscher (1922–2014), D Lion Feuchtwanger (1884–1958), D Nikolaus Fey (1881–1956), D Ff Jasper Fforde (* 1961), GB Fi Hubert Fichte (1935–1986), D Joseph Ficko (1772–1843) Edward Field (* 1924), US Michael Field (Katherine Harris Bradley und Edith Emma Cooper), GB Henry Fielding (1707–1754), GB Joy Fielding (* 1945), CAN Sarah Fielding (1710–1768), GB Günter Figal (* 1949), D Marcelo Figueras (* 1962), ARG Jürgen Fijalkowski (1928–2014), D Gottfried Finckelthaus (1614–1648), D Ludwig Finckh (1876–1964), D Kurt Arnold Findeisen (1883–1963), D Joseph Finder Andreas Findig (1961–2018), AT Fritz Fink (1893–1945), D Ida Fink (1921–2011), PL/ISR Peter Finkelgruen (* 1942), D Alain Finkielkraut (* 1949), FR Ian Hamilton Finlay (1925–2006), GB Erasmus Finx (1627–1694), D Johann Fischart (1546–1590), D Erica Fischer (* 1943), AT Peter Fisher (1944–2012), US Hervé Fischer (* 1941), FR / CAN Johann Georg Fischer (1816–1897), D Marie Louise Fischer (1922–2005), D Arthur Fischer-Colbrie (1895–1968), AT Wilhelm Fischer-Graz (1846–1932), AT Joshua Fishman (1926–2015), US Robert Fisk (1946–2020), GB Sebastian Fitzek (* 1971), D F. Scott Fitzgerald (1896–1940), US Zelda Fitzgerald (1900–1948), US Constantine Fitzgibbon (1919–1983), IRL Louise Fitzhugh (1928–1974), US Fl Karl-Hermann Flach (1929–1973), D Ennio Flaiano (1910–1972), IT Cäsar Flaischlen (1864–1920), D Otto Flake (1880–1963), D Janet Flanner (1892–1978), US Kurt Flasch (* 1930), D Curth Flatow (1920–2011), D Gustave Flaubert (1821–1880), FR Friedrich Hermann Flayder (1596–1644), D Ossip K. Flechtheim (1909–1998), D Max Fleischer (1880–1941) Marieluise Fleißer (1901–1974), D Ian Fleming (1908–1964), GB Paul Fleming (1609–1640) Walter Flex (1887–1917) Fedor Flinzer (1832–1911) Andreas Flitner (1922–2016) Cynthia Flood (* 1940), CAN Catalin Dorian Florescu (* 1967), CH Radu Florescu (1925–2014), RO Manfred Flügge (* 1946) Werner Flume (1908–2009), D Vilém Flusser (1920–1991) Vince Flynn (1966–2013), US Fo Gorch Fock (1880–1916) Robert Focken (1963), D Walter Foelske (1934–2015), D David Foenkinos (1974), FR Jonathan Safran Foer (1977), US Rodolfo Fogwill (1941–2010), AR Vicente Molina Foix (* 1946), SP Ken Follett (1949), GB Charles de Fontaine Theodor Fontane (1819–1898), D Ford Madox Ford (1873–1939), GB John M. Ford (1957–2006), US Michael Thomas Ford (* 1968), US Richard Ford (1944), US Auguste Forel (1848–1931), CH Eva Forest (1928–2007), ES Cecil Scott Forester (1899–1966) George Forestier (1921–1951) Katherine V. Forrest (1939), CA Viviane Forrester (1925–2013), FR Wilhelm August Förstemann (1791–1836), D Edward Morgan Forster (1879–1970) Jeannette Howard Foster (1895–1981), US Johann Georg Forster (1754–1794) Margaret Forster (1938–2016), GB Rudolf Förster (1926–2017), D Elisabeth Förster-Nietzsche (1846–1935), D Frederick Forsyth (1938), GB Dieter Forte (1935–2019), D Mario Fortunato (* 1958), IT Venantius Fortunatus (536–610) Ugo Foscolo (1778–1827), IT Jon Fosse (1959), NO Karin Fossum (1954), NO Michel Foucault (1926–1984), FR Friedrich de la Motte Fouqué (1777–1843) John Fowles (1926–2005), GB Edward Fox (1958), US Paula Fox (1923–2017), US Fr Fra–Fre Irène Frain (1950), FR Ruwim Frajerman (1891–1972), SU Janet Frame (1924–2004), NZ Anatole France (1844–1924), FR David France (* 1959), US Franz Karl Franchy (1896–1972), AT David Francis (* 1958), AUSTR Dick Francis (1920–2010), GB H. G. Francis (1936–2011), D Erasmus Francisci (1627–1694), D Hermann Franck (1802–1855), D Johann Franck (1618–1677), D Julia Franck (* 1970), D Michael Erich Franck (1691–1721), D Abraham von Franckenberg (1593–1652), D Veronica Franco (1546–1591), IT Arno Frank (1968) Bruno Frank (1887–1945), D Leonhard Frank (1882–1961), D Nathaniel Frank, US Martin Frank (* 1950), SCHW Suzanne Frank (1967), US Herbert W. Franke (1927–2022), AT Herman Franke (1948–2010), NL Patrick Franke (* 1967), D Ludwig August Frankl von Hochwart (1810–1894), AT Viktor Frankl (1905–1997), AT Andreas Franz (1954–2011), D Michael Franz (* 1937), D Peter Franz (* 1941), D Jonathan Franzen (* 1959), US Carlo Maria Franzero (1892–1986), IT Karl Emil Franzos (1848–1904), AT Ilse Frapan (1849–1908), D Naim Frashëri (1846–1900), AL Marianne Fredriksson (1927–2007), SE Jonathan Freedland (* 1967), GB Nicolas Freeling (1927–2003), GB Norbert Frei (* 1955), D Ferdinand Freiligrath (1810–1876), D Johannes Freinsheim (1608–1660), D Paulo Freire (1921–1997), BR Roberto Freire (1927–2008), BR David French (1939–2010), CAN Marilyn French (1929–2009), US Tana French (* 1973) Gustav Frenssen (1863–1945), D Elisabeth Frenzel (1915–2014), D Herbert A. Frenzel (1908–1995), D Anna Freud (1895–1982), AT / GB Clement Freud (1924–2009), GB Esther Freud (* 1963), GB Lisa Freund (* 1951), D Sigmund Freud (1856–1939), AT Kaspar Freuler (1887–1969), CH Peter Freund (* 1952), D Alexander Moritz Frey (1881–1957), D James Frey (* 1969), US Gustav Freytag (1816–1895), D Fri–Frz Nancy Friday (1933–2017), US Kurt Frieberger (1883–1970), AT Amelie Fried (1958), D Erich Fried (1921–1988), AT Hédi Fried (1924–2022), SE Ludwig von Friedeburg (1924–2010), D Egon Friedell (1878–1938), AT Jürgen Friedenberg (1934–2012), D Richard Friedenthal (1896–1979), D/GB Boris Friedewald (1969), D Salomo Friedlaender (1871–1946), D Saul Friedländer (1932) David D. Friedman (1945) Milton Friedman (1912–2006) Horst Friedrich (1931–2015), D Jörg Friedrich (1944), D Willi Friedrich (1948) Brian Friel (1929–2015), IRL Wilhelm Ruprecht Frieling (1952), D Fritz Rudolf Fries (1935–2014), D Matthias Frings (* 1953), D Bernard Friot (1951), FR Max Frisch (1911–1991) Paul Frischauer (1898–1977) Nicodemus Frischlin (1547–1590), D Barbara Frischmuth (1941) Roman Frister (1928–2015) Ahasverus Fritsch (1629–1701), D Gerhard Fritsch (1924–1969), AT Jack Fritscher (* 1939), US Gabriele Fritsch-Vivié, D Walter Helmut Fritz (1929–2010), D Susanne Fröhlich (1962), D Erich Fromm (1900–1980), D/US Jeaniene Frost (1974), US Robert Lee Frost (1874–1963), US Carlo Fruttero (1926–2012), IT Christopher Fry (1907–2005), GB Stephen Fry (1957), GB Richard Nelson Frye (1920–2014), US Fu Dieter R. Fuchs (* 1952), D Gerd Fuchs (1932–2016) Günter Bruno Fuchs (1928–1977) Hanns Fuchs (1881–19?) Jürgen Fuchs (1950–1999) Michael Fuchs-Gamböck (1965), D Werner Fuchs-Heinritz (1941–2018), D Carlos Fuentes (1928–2012) Franz Fühmann (1922–1984), D Caritas Führer (* 1957), D Horst Fuhrmann (1926–2011), D Ladislav Fuks (1923–1994) Ludwig Fulda (1862–1939) Wes Funk (1969–2015), CAN Cornelia Funke (1958), D Frank Furedi (1947), GB Martin Furian (1932–2020), D Erna Furman (1926–2002), AU, CS, USA Louis Fürnberg (1909–1957) Johanna Fürstauer (1931–2018), ÖSTERR Peter Fürstenau (1930–2021), D Peter Furth (1930–2019), D Füruzan (Selçuk) (1935), TR Paul Fussell (1924–2012), US Gertrud Fussenegger (1912–2009) Fuzuli (1495–1556) Fy Frances Fyfield (* 1948), GB F F
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Liste von Autoren/E
Ea Charles Eastman (1858–1939), (Indianer) David Easton (1917–2014), CA Eb Martin Ebbertz (* 1962), D Isabelle Eberhardt (1877–1904), RUS / CH Georg Ebers (1837–1898), D David Ebershoff (* 1969), US Roger Ebert (1942–2013), US Robert Ebner (1940–2008), D Marie von Ebner-Eschenbach (1830–1916), AT Ec José Maria Eça de Queiroz (1845–1900), PT Jean Echenoz (* 1947), FR Dietrich Eckart (1868–1923), D Wolfgang U. Eckart (1952–2021), D Fritz Eckenga (* 1955), D Christopher Ecker (* 1967), D Johann Peter Eckermann (1792–1854), D Allan W. Eckert (1931–2011), US Fritz Eckhardt (1907–1995), AT Heinrich Eckmann (1893–1940), D Umberto Eco (1932–2016), IT Ed David Eddings (1931–2009), US Leigh Eddings (1937–2007), US Eric Rucker Eddison (1882–1945), GB Edmund Edel (1863–1934), D Peter Edel (1921–1983), D Gerald M. Edelman (1929–2014), US Ruth Eder (* 1947), D Ferit Edgü (* 1936), TR Wolfgang Anselm von Edling (1741–1794), AT Kasimir Edschmid (1890–1966), D Esi Edugyan (* 1977), CAN Cordelia Edvardson (1929–2012), SE Blake Edwards (1922–2010), US Åke Edwardson (* 1953), SE Ee Georges Eekhoud (1854–1927), BELG Ef George Alec Effinger (1947–2002), US Victor Eftimiu (1889–1972), RO Eg Greg Egan (* 1961), AUS Axel Eggebrecht (1899–1991), D Dave Eggers (* 1970), US Kurt Eggers (1905–1943), D Fabre d’Églantine (1750–1794), F Werner J. Egli (* 1943), CH Eugen Egner (* 1951), D Eh Andres Ehin (1940–2011), EE Ursula Ehler (* 1940), D Ilja Ehrenburg (1891–1967), RUS Serge Ehrensperger (1935–2013), CH Albert Ehrenstein (1885–1951), D Ei Karl Eibl (1940–2014), D Clemens Eich (1954–1998), D Günter Eich (1907–1972), D Heinrich Eichen (1905–1986), D Boris Eichenbaum (1886–1959), RUS Joseph Freiherr von Eichendorff (1788–1857), D Dietrich Eichholtz (1930–2016), D Bernd Eilert (* 1949), D Albert Einstein (1879–1955), D / CH Carl Einstein (1885–1940), D Paul Eipper (1891–1964), D Peter Eisenberg (* 1940), D Helmut Eisendle (1939–2003), AT John Eisenhower (1922–2013), US Herbert Eisenreich (1925–1986), AT Gottfried Eisermann (1918–2014), D Kurt Eisner (1867–1919), D Ej Jakob Ejersbo (1968–2008), DK Ek Alice M. Ekert-Rotholz (1900–1995), D Kerstin Ekman (* 1933), SE El Johanna Elberskirchen (1864–1943), D İsmet Elçi (* 1964), TR / D Suzette Haden Elgin (1936–2015), US Mircea Eliade (1907–1986), RO Norbert Elias (1897–1990), D / GB George Eliot, eigentlich Mary Ann Evans (1819–1880), GB T. S. Eliot (1888–1965), US / GB William B. Ellern (* 1933) Ebenezer Elliott (1781–1849), GB Bret Easton Ellis (* 1964), US Harlan Ellison (1934–2018), US Ralph Ellison (1914–1994), US Albert Ellmenreich (1816–1905), D Friederike Ellmenreich (1775–1845), D James Ellroy (* 1948), US Heinrich Elmenhorst (1632–1704), D Jürgen Elsässer (* 1957), D Franz von Elsholtz (1791–1872), D Robert Elsie (1950–2017) Gisela Elsner (1937–1992), D Willem Elsschot (1882–1960), NL Paul Éluard (1895–1952), FR Roger Elwood (* 1933), US Odysseas Elytis (1911–1996), GR Em Carolin Emcke (* 1967), D Ralph Waldo Emerson (1803–1882), US Mihai Eminescu (1850–1889), RO Pierre Emmanuel (1916–1984), F Empedokles (~494 v.C.–434 v.C), GR Rudolf von Ems (~1200–1254), D En Mathias Énard (* 1972), FR Encheduanna (~2300 v.C.–?) Michael Ende (1929–1995), D Klaus Ender (1939–2021), D/AT Adolf Endler (1930–2009), D Shusaku Endo (1923–1996), JP Elke Endraß (* 1959), D Ria Endres (* 1946), D F. William Engdahl (* 1944), US Gerrit Engelke (1890–1918), D Heiko Engelkes (1933–2008), D Bernt Engelmann (1921–1994), D Peter Engelmann (* 1947), D / AT Aydın Engin (1941–2022), TR/D Osman Engin (* 1960), D Selli Engler (1899–1972), D Peter Englund (* 1957), SE Enheduanna (um 2300 v. Chr.) Werner Enke (* 1941), D Quintus Ennius (239–169 v. Chr.) Per Olov Enquist (1934–2020), SE Anne Enright (* 1962), IRL Peter Ensikat (1941–2013), D Jean-Paul Enthoven (* 1949), FR Raphaël Enthoven (* 1975), FR Christian Enzensberger (1931–2009), D Hans Magnus Enzensberger (1929–2022), D Ulrich Enzensberger (* 1944), D Ep Hans Eppendorfer (1942–1999), D Erhard Eppler (1926–2019), D Alek Epstein (* 1975), IL Helen Epstein (* 1947), US Er Erasmus von Rotterdam (1469–1536), NL Nazlı Eray (* 1945), TR Elke Erb (* 1938), D Ute Erb (* 1940), D Leyla Erbil (1931–2013), TR Ulrich Erckenbrecht (* 1947), D Richard Erdoes (1912–2008), US Aslı Erdoğan (* 1967), TR Louise Erdrich (* 1954), US (Indianerin) Heinz Erhardt (1909–1979), D Didier Eribon (* 1953), FR Steve Erickson (* 1950), US Steven Erikson, eigentlich Steve Rune Lundin (* 1959), CA Wolf Erlbruch (1948–2022), D Maria Erlenberger (* 1948), D Otto Erler (1872–1943), D Rainer Erler (* 1933), D Otto Ernst (1862–1926), D Paul Ernst (1866–1933), D Axel Ertelt (1954–2023), D Emil Ertl (1860–1935), AT Bruno Ertler (1889–1927), AT Es Andreas Eschbach (* 1959), D Wolfram von Eschenbach (~1170–1220), D Memduh Şevket Esendal (1883–1952), TR William N. Eskridge (* 1951), US Bernard d’Espagnat (1921–2015), FR Javier Abril Espinoza (* 1967), HND Jörgen von Essen (1862–1921) Édouard Estaunié (1862–1942), FR Natalja Estemirowa (1959–2009), RUS Péter Esterházy (1950–2016), HU József Eszterhas (* 1944), HU / US Et Anna Ettlinger (1841–1934), D Johann Christoph Ettner (1654–1724), D Eu Euhemerus (~340 v.C.–~260 v.C.), GR Herbert Eulenberg (1876–1949), D Eun Hee-kyung (1959), ROK Richard Euringer (1891–1953), D Euripides (480 v.C.–406 v.C.), GR Ev Susan Evance (~1780–?), GB Janet Evanovich (* 1943), USA Nicholas Evans (1950–2022), GB Evert Everts (* 1941), D Ew Hanns Heinz Ewers (1871–1943), D Ex Charles Exbrayat (1906–1989), F Richard Exner (1929–2008), USA / D Alexandre Olivier Exquemelin (1645–1707), B Ey Erich Eyck (1878–1964), D/GB Hans Jürgen Eysenck (1916–1997), GB Max Eyth (1836–1906), D E E
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Liste von Autoren/L
La Jacques Lacan (1901–1981), FR Alberto de Lacerda (1928–2007), PT, GB Mercedes Lackey (* 1950), USA Stephan Lackner (1910–2000) Ernesto Laclau (1935–2014) Erwin Lademann (1923–2015), D Oliver La Farge (1901–1963), USA Celso Lafer (* 1941) Dany Laferrière (* 1953) Raphael Aloysius Lafferty (1914–2002), USA Carmen Laforet (1921–2004) Jean-Luc Lagarce (1957–1995), FR Geoffroy de Lagasnerie (* 1981), FR Pär Lagerkvist (1891–1974), SE Selma Lagerlöf (1858–1940), SE Ronald D. Laing (1927–1989), GB James Fintan Lalor (1807–1849), IRL Alphonse de Lamartine (1790–1869), FR Julien Offray de La Mettrie (1709–1751), FR Eberhard Lämmert (1924–2015), D Nanny Lambrecht (1868–1942), D Friedo Lampe (1899–1945), D Rolf Lamprecht (1930–2022), D Gustav Landauer (1870–1919), D Karl Landauer (1887–1945), D Michael Landgraf (* 1961), D Walter Landin (1952–2021), D Valentin Landmann (* 1950), CH Othmar Franz Lang (1921–2005), AT Thomas Lang (* 1967), D Julius Langbehn (1851–1907), D Horst Lange (1904–1971) Sophie Lange (1936–2023); D Georg Langemeyer (1929–2014), D Katja Lange-Müller (* 1951) Tanja Langer (* 1962) Marianne Lange-Weinert (1921–2005), D Ruby Langford Ginibi (1934–2011) Elisabeth Langgässer (1899–1950) Gerd Langguth (1946–2013), D Robert Langs (* 1928), US Jaron Lanier (* 1960), US Armand Lanoux (1913–1983) Laotse (6. Jh. v. Chr.) Jean Laplanche (1924–2012) Elizabeth Lapovsky Kennedy (* 1939), US Dionysius Lardner (1793–1859) Remo H. Largo (1943–2020), CH Sophie von La Roche (1731–1807) François de La Rochefoucauld (1613–1680) Åsa Larsson (* 1966) Stieg Larsson (1954–2004) Gregor Laschen (1941–2018) Bernd A. Laska (* 1943), D Else Lasker-Schüler (1869–1945) Bruno Latour (1947–2022) Rüdiger Lautmann (* 1935) D. H. Lawrence (1885–1930) T. E. Lawrence (Lawrence von Arabien; 1888–1935) Willi Layh (1903–1977) Auguste Lazar (1887–1970) Le Edward Lear (1812–1888), GB Timothy Leary (1920–1996), US David Leavitt (* 1961), US Maurice Leblanc (1864–1941), FR Stanisław Jerzy Lec (1909–1966), PL Jean-Marie Gustave Le Clézio (* 1940), FR Harper Lee (1926–2016), US Hermione Lee (* 1948), GB Root Leeb (* 1955), D Lee Ho-chol (1932–2016), ROK Lee Hye-kyoung (* 1960), ROK Lee Je-ha (* 1937), ROK Lee Seong-bok (* 1952), ROK Lee Sung-U (* 1960), ROK Lee Sun-won (* 1958), ROK Tanith Lee (1947–2015), GB Gene Lees (1928–2010), CA Joke van Leeuwen (* 1952), NL Joseph Sheridan Le Fanu (1814–1873), IRL Pierre Legendre (1930–2023), FR Jacques Le Goff (1924–2014), FR Ursula K. Le Guin (1929–2018), Christian Lehnert (* 1969), D Thomas Lehr (* 1957), D Jürgen Leinemann (1937–2013), D Eino Leino (1878–1926), FI Dieter Leisegang (1942–1973), D Otmar Leist (1921–2012), D François Lelord (* 1953), FR Stanisław Lem (1921–2006), PL Pierre Lemaitre (* 1951), FR Hanna Lemke (* 1981), D Nikolaus Lenau (1802–1850), AT Madeleine L’Engle (1918–2007), US Elisabeth Lenk (1937–2022), D Charlotte Lennox (1730–1804), GB Georg Lentz (1928–2009), D Siegfried Lenz (1926–2014), D Donna Leon (* 1942), US Elmore Leonard (1925–2013), US Hugh Leonard (1926–2009), IRL Wolfgang Leonhard (1921–2014), D Giacomo Leopardi (1798–1837), IT M. Rainer Lepsius (1928–2014), D Michail Lermontow (1814–1841), RU Gilles Leroy (* 1958), FR John T. Lescroart (* 1948), US Norbert Leser (1933–2014), AT Doris Leslie (1902–1982), GB Doris Lessing (1919–2013), GB Gotthold Ephraim Lessing (1729–1781), D Didier Lestrade (* 1958), FR Helmut Lethen (* 1939), D Reinhard Lettau (1929–1996), D/US Stan Leventhal (1951–1995), US Oscar Levertin (1862–1906), SE Carlo Levi (1902–1975), IT Paolo Levi (1919–1989), IT Primo Levi (1919–1987), IT Emmanuel Levinas (1906–1995), FR Claude Lévi-Strauss (1908–2009), FR David Levithan (* 1972), US Amy Levy (1861–1889), GB Waldtraut Lewin (1937–2017), D Charles Lewinsky (* 1946), CH C. S. Lewis (1898–1963), IRL/GB Sibylle Lewitscharoff (1954–2023), D Christoph Leyendecker (1943–2016), D Simon Leys (1935–2014), BE José Lezama Lima (1910–1976), CU Li Liao Yiwu (* 1958), CN Thorsten Libotte (* 1972), D Georg Christoph Lichtenberg (1742–1799), D Sara Lidman (1923–2004), SE Jonas Lie (1833–1908), NO Norman Liebold (* 1976), D Hendrik Liersch (* 1962), D Werner Liersch (1932–2014), D Lothar Lies (1940–2008), D / AT Erich Lifka (1924–2007), ÖSTER Robert Lifton (* 1926), US Rosa Liksom (* 1958), FI Detlev von Liliencron (1844–1909) Charles Lillard (1944–1997), CAN Lim Chul-woo (* 1954), ROK Jakov Lind (1927–2007), AT / GB Gunnel Linde (1924–2014), SE Ulf Linde (1929–2013), SE Friedrich Lindemann (1898–1950), D Till Lindemann (* 1963), D Werner Lindemann (1926–1993), D Astrid Lindgren (1907–2002), SE Håkan Lindquist (1958–2022), SE Mark Lindquist (* 1959), US Věra Linhartová (* 1938), CZ Manolo Link (* 1955), D Pentti Linkola (1932–2020), FI Charles de Lint (* 1951), NL/CND Edith Linvers (* 1940), D Hans Lipinsky-Gottersdorf (1920–1991) Rudolf zur Lippe (1937–2019), D Isaac Lipschits (1930–2008), NL Cvetka Lipuš (* 1966), AT Florjan Lipuš (* 1937), AT Clarice Lispector (1920–1977), BR Angela Litschev (* 1978), D Jonathan Littell (* 1967), US/FR Robert Littell (* 1935), US Zülfü Livaneli (* 1946), TR Penelope Lively (* 1933), GB Lo Arnold Lobel (1933–1987) Sascha Lobo (* 1975) Theo Löbsack (1923–2001) Erich Loest (1926–2013) Hugo Loetscher (1929–2009) Hans Löffler (* 1946) Henner Löffler (* 1943) Hans-Martin Lohmann (1944–2014) Georg Lohmeier (1926–2015) Michail Wassiljewitsch Lomonossow (1711–1735) Jack London (1876–1916) Hermann Löns (1866–1914) Christel Looks-Theile (1930–2015) Irma Loos, Geburtsname und Pseudonym für Irma Hain (1907–?) Audre Lorde (1934–1992) Iny Lorentz, Pseudonym für Ingrid Klocke (* 1949) und Elmar Wohlrath Klaus-Joachim Lorenzen-Schmidt (1948–2015) Rudolf Lorenzen (1922–2013) Loriot (1923–2011) Peter Lösche (1939–2016) Gert Loschütz (* 1946) Claudia Lössl (1975–2015) Pierre Loti (1850–1923) Édouard Louis (* 1992) H. P. Lovecraft (1890–1937) James Russell Lowell (1819–1891) Robert Lowell (1917–1977) Malcolm Lowry (1909–1957) Robert Lowry (1919–1994) David Lozano Garbala (* 1974), ES Lu Lu Xun (1881–1936) Gerd Hergen Lübben (* 1937), D Lucan (39–65) Carlo Lucarelli (* 1960) John V. Luce (1920–2011) Thomas Luckmann (1927–2016) Dirk Ludigs (* 1965) Robert Ludlum (1927–2001) Andrea Ludolph (1962–2015) Alf Lüdtke (1943–2019) Emil Ludwig (1881–1948) Otto Ludwig (1813–1865) Georg Lukács (1885–1971), HU John Lukacs (1924–2019), US Helmut Lukesch (* 1946) Raimundus Lullus (1235–1316) Peter Lundgreen (1936–2015), D Anja Lundholm (1918–2007), D Gunnar Lundkvist (* 1958), SE Nils Artur Lundkvist (1906–1991), SE Alison Lurie (1926–2020), US Martin Luther (1483–1546), D Ludger Lütkehaus (1943–2019), D Rainer Lutz (* 1943) Ly Elizabeth A. Lynn (* 1946), USA Bernárd Lynch (* 1947), IRL Phyllis Lyon (1924–2020), USA Humphrey Lyttelton (1921–2008), GB L
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Liste von Autoren/N
Na Magdalen Nabb (1947–2007) Vladimir Nabokov (1899–1977) Maurice Nadeau (1911–2013) Melinda Nadj Abonji (* 1968) Karl Gottfried Nadler (1809–1849) Isabella Nadolny (1917–2004) Sten Nadolny (* 1942) Kiran Nagarkar (1942–2019) Ivan Nagel (1931–2012) Mirosław Nahacz (1984–2007) V. S. Naipaul (1932–2018) Salah Naoura (* 1964) Donna Jo Napoli (* 1948) R. K. Narayan (1906–2001) Wolf-Dieter Narr (1937–2019) Armin Nassehi (* 1960) Peter Nathschläger (* 1965) Hans Joachim Nauschütz (1940–2003) Michael Nava (* 1954) Mende Nazer (* ≈1980) Aquiles Nazoa (1920–1976) Nd Marie NDiaye (* 1967) Ne Otto Nebel (1892–1973) Ernst Nebhut (1898–1974) Rosemary Neering (* 1945) Rüdiger Nehberg (1935–2020), D Günter Nehm (1926–2009) Chloe Neill (* 1975) Oswald von Nell-Breuning (1890–1991), D René Nelli (1906–1982), FR Howard Nemerov (1920–1991) Ingo Nentwig (1960–2016), D Pablo Neruda (1904–1973) Edith Nesbit (1858–1924), GB Aziz Nesin (1915–1995) Patrick Ness (* 1971) Håkan Nesser (* 1950) Joan Nestle (* 1940) Ralf Nestmeyer (* 1964) Johann Nestroy (1801–1862) Uwe Nettelbeck (1940–2007) Horst Neubert (1932–2015) Werner Neubert (* 1929) Kurt Neuburger (1902–1996) Rupert Neudeck (1939–2016) Christian Neuhuber (* 1970), AT Peter Horst Neumann (1936–2009) Robert Neumann (1897–1975) Ronnith Neumann (* 1948) Wilhelm Neumann (1781–1834) Wolfgang Neuss (1923–1989) Erik Neutsch (1931–2013) Angelika Neuwirth (* 1943) Annalee Newitz (* 1969) Lesléa Newman (* 1955) Ni Gerhard Nickel (1928–2015) Hans Nicklisch (1911–2001) Friedrich Nicolai (1733–1811) Nuala Ní Dhomhnaill (* 1952) Wolf von Niebelschütz (1913–1960) Ernst Elias Niebergall (1815–1843) William G. Niederland (1904–1993) Stephan Niederwieser (* 1962) Werner Niegisch (* 1931) Karena Niehoff (1920–1992) Norbert Niemann (* 1961) Hans-Jürgen Nierentz (1909–1995) Doris Niespor (* 1969) Friedrich Wilhelm Nietzsche (1844–1900) Anaïs Nin (1903–1977) Nithard (~790–844) Bernd Nitzschke (* 1944) Larry Niven (* 1938) Hamza Niyoziy (1889–1929) Paul Nizan (1905–1940) No Christopher Nolan (1965–2009) Ingrid Noll (* 1935) Ernst Nolte (1923–2016) Thubten Jigme Norbu (1922–2008) Dieter Nörr (1931–2017) Harold Norse (1916–2009) Rictor Norton (* 1945) Hans Erich Nossack (1901–1977) Regina Nössler (* 1964) Christine Nöstlinger (1936–2018) Ernst Erich Noth (1909–1983) Monika Nothing (* 1942) Helga M. Novak (1935–2013) Novalis (1772–1801) Joachim Nowotny (1933–2014) Nu Malla Nunn (* 19**) Branislav Nušić (1864–1938) Ny Harri Nykänen (1953–2023) Eric Nylund (* 1964) N
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Liste von Autoren/P
Pa Gert von Paczensky (1925–2014), deutscher Journalist und Schriftsteller Susanne von Paczensky (1923–2010), deutsche Sachbuchautorin Krzysztof Paczuski (1956–2004), polnischer Lyriker Tarcísio Padilha (1928–2021), brasilianischer Philosoph Heberto Padilla (1932–2000), kubanischer Dichter Thomas de Padova (* 1965), deutscher Wissenschaftsjournalist und Schriftsteller Elifius Paffrath (1942–2016), deutscher Theaterwissenschaftler, Dramatiker und Hörspielautor Camille Paglia (* 1947), US-amerikanische Kulturwissenschaftlerin und Autorin Marcel Pagnol (1895–1974), französischer Schriftsteller Boris Pahor (1913–2022), slowenischsprachiger Schriftsteller Teuvo Pakkala (1862–1925), finnischer Schriftsteller Chuck Palahniuk (* 1962), US-amerikanischer Schriftsteller Josep Palau i Fabre (1917–2008), spanischer Schriftsteller und Kunstkritiker Aldo Palazzeschi (1885–1974), italienischer Schriftsteller und Lyriker Grace Paley (1922–2007), US-amerikanische Schriftstellerin Reinhard Palm (1957–2014), österreichischer Autor, Übersetzer und Dramaturg Connie Palmen (* 1955), niederländische Schriftstellerin Lilli Palmer (1914–1986), deutsche Schauspielerin und Autorin Orhan Pamuk (* 1952), türkischer Schriftsteller Leif Panduro (1923–1977), dänischer Schriftsteller Oskar Panizza (1853–1921), deutscher Schriftsteller Wolfhart Pannenberg (1928–2014), deutscher evangelischer Theologe und Autor Christopher Paolini (* 1983), US-amerikanischer Autor Walter Papst (1924–2008), deutscher Designer und Schriftsteller Peter Paret (1924–2020), US-amerikanischer Historiker und Autor Sara Paretsky (* 1947), US-amerikanische Schriftstellerin Edith Pargeter (1913–1995), britische Schriftstellerin (Ellis Peters) Paul Parin (1916–2009), Schweizer Ethno-Psychoanalytiker und Schriftsteller Goffredo Parise (1929–1986), italienischer Schriftsteller und Journalist Park Kyung-ni (1926–2008), südkoreanische Schriftstellerin Park Min-gyu (* 1968), südkoreanischer Schriftsteller Robert B. Parker (1932–2010), US-amerikanischer Schriftsteller Stewart Parker (1941–1988), nordirischer Schriftsteller Blaise Pascal (1623–1662), französischer Schriftsteller Wiktor Paskow (1949–2009), bulgarischer Schriftsteller Fernando del Paso (1935–2018), mexikanischer Schriftsteller und Dichter Pier Paolo Pasolini (1922–1975), italienischer Schriftsteller und Filmregisseur Kathrin Passig (* 1970), deutsche Schriftstellerin, Essayistin, Übersetzerin, … Boris Pasternak (1890–1960), russischer Schriftsteller Oskar Pastior (1928–2006), deutscher Schriftsteller Susann Pásztor (* 1957), deutsche Schriftstellerin und Übersetzerin James Patterson (* 1947), US-amerikanischer Schriftsteller Cindy Patton (* 1956), US-amerikanische Schriftstellerin Kurt Pätzold (1930–2016), deutscher Historiker und Autor Jean Paul, eigentlich: Jean Paul Richter (1763–1825), deutscher Schriftsteller Steven Paulsen (* 1955), australischer Schriftsteller Birgit Pausch (* 1942), deutsche Autorin Randy Pausch (1960–2008), US-amerikanischer Autor Gudrun Pausewang (1928–2020), deutsche Schriftstellerin Jean-Jacques Pauvert (1926–2014), französischer Verleger und Autor Cesare Pavese (1908–1950), italienischer Schriftsteller Pavao Pavličić (* 1946), kroatischer Schriftsteller Miodrag Pavlović (1928–2014), serbischer Dichter, Schriftsteller, Dramaturg und Lektor Henning Pawel (1944–2022), deutscher Schriftsteller Anna Pawełczyńska (1922–2014), polnische Soziologin und Autorin Pe Philippa Pearce (1920–2006), britische Schriftstellerin Dale Peck (* 1967), US-amerikanischer Schriftsteller Christiern Pedersen (ca. 1480–1554), dänischer Schriftsteller Wolfgang Pehnt (1931–2023), deutscher Architekturhistoriker, -kritiker und -theoretiker Michael Peinkofer (* 1969), deutscher Autor, Filmjournalist und Übersetzer Ulrich Peltzer (* 1956), deutscher Schriftsteller Sandro Penna (1906–1977), italienischer Dichter und Erzähler Ernst Penzoldt (1892–1955), deutscher Schriftsteller Walker Percy (1916–1990), US-amerikanischer Schriftsteller William Armstrong Percy (1933–2022), US-amerikanischer Schriftsteller und Historiker Georges Perec (1936–1982), französischer Schriftsteller Cristina Peri Rossi (* 1941), uruguayisch-spanische Schriftstellerin Dieter Perlowski (* 1950), deutscher Schriftsteller Gilles Perrault (1931–2023), französischer Schriftsteller Stan Persky (* 1941), kanadischer Schriftsteller und Medienkommentator Christer Persson (* 1943), schwedischer Schriftsteller Leo Perutz (1882–1957), österreichischer Schriftsteller Nossrat Peseschkian (1933–2010), iranisch-deutscher Psychotherapeut und Autor Johann Heinrich Pestalozzi (1746–1827), deutscher Schriftsteller Žarko Petan (1929–2014), slowenischer Schriftsteller Elizabeth Peters (1927–2013), US-amerikanische Krimi-Schriftstellerin Julie Anne Peters (1952–2023), US-amerikanische Jugendbuchautorin Jochen Petersdorf (1934–2008), deutscher Satiriker Jan Petersen (1906–1969), deutscher Schriftsteller Jens Petersen (* 1976), deutscher Schriftsteller Hans Peterson (1922–2022), schwedischer Autor Vladislav Petković Dis (1880–1917), serbischer Dichter Francesco Petrarca (1304–1374), italienischer Schriftsteller Horst Petri (1936–2022), deutscher Psychoanalytiker und Autor Waleri Petrow (1920–2014), bulgarischer Schriftsteller und Übersetzer Per Petterson (* 1952), norwegischer Schriftsteller Rudolf Peyer (1929–2017), Schweizer Schriftsteller und Übersetzer Roger Peyrefitte (1907–2000), französischer Schriftsteller Pf William Pfaff (1928–2015), US-amerikanischer Autor und Publizist Justus Pfaue (1942–2014), deutscher Schriftsteller und Drehbuchautor Erich Pfefferlen (* 1952), deutscher Schriftsteller Hans Pfeiffer (1925–1998), deutscher Schriftsteller Ferdinand Pfohl (1862–1949), deutscher Schriftsteller Ph Hermes Phettberg (* 1952), österreichischer Autor Peter Philipp (1971–2014), deutscher Schriftsteller und Kabarettist Susan Elizabeth Phillips (* 1948), US-amerikanische Roman-Autorin Pi Jean Piaget (1896–1980), Schweizer Entwicklungspsychologe und Autor Felice Picano (* 1944), US-amerikanischer Schriftsteller Othmar Pickl (1927–2008), österreichischer Historiker und Autor Jodi Picoult (* 1967), US-amerikanische Schriftstellerin Rosamunde Pilcher (1924–2019), britische Autorin von Liebesromanen Volker Elis Pilgrim (1942–2022), deutscher Schriftsteller Doris Pilkington (1937–2014), aborigene Schriftstellerin aus Australien Pindar (522/518 – um 442 v. Chr.), griechischer Schriftsteller Claudia Piñeiro (* 1960), argentinische Schriftstellerin Ramiro Pinilla (1923–2014), spanischer Schriftsteller Heinz-Jürgen Pinnow (1925–2016), deutscher Linguist und Ethnologe Harold Pinter (1930–2008), britischer Schriftsteller, Nobelpreis 2005 Heinz Piontek (1925–2003), deutscher Schriftsteller Luigi Pirandello (1867–1936), italienischer Schriftsteller, Nobelpreis 1934 Akif Pirinçci (* 1959), türkisch-deutscher Schriftsteller Liaty Pisani (* 1950), italienische Schriftstellerin Pitigrilli (d. i. Dino Segre; 1893–1975), italienischer Schriftsteller Siegfried Pitschmann (1930–2002), deutscher Schriftsteller Ruth Pitter (1897–1992), britische Dichterin Hermann Peter Piwitt (* 1935), deutscher Schriftsteller Pl Arno Plack (1930–2012), deutscher Philosoph und Schriftsteller Hermann Plahn (1865–?), deutscher Schriftsteller Belva Plain (1915–2010), US-amerikanische Schriftstellerin Richard Plant (1910–1998), deutsch-US-amerikanischer Schriftsteller Jannis Plastargias (* 1975), deutsch-griechischer Schriftsteller August Graf von Platen (1796–1835), deutscher Schriftsteller Alan Plater (1935–2010), britischer Schriftsteller Sylvia Plath (1932–1963), US-amerikanische Lyrikerin und Prosaautorin Platon (427–347 v. Chr.), griechischer Schriftsteller Titus Maccius Plautus (250–184 v. Chr.), römischer Schriftsteller Ulrich Plenzdorf (1934–2007), deutscher Schriftsteller Thomas Pletzinger (* 1975), deutscher Schriftsteller Peter Plichta (* 1939), deutscher Chemiker und Schriftsteller Gaius Secundus Plinius, auch: Plinius der Ältere (23/24–79), römischer Schriftsteller Gaius Plinius Caecilius Secundus, auch: Plinius der Jüngere (61–113), römischer Schriftsteller Jürgen Ploog (1935–2020), deutscher Schriftsteller und Publizist Plotin (um 205–um 270), griechischer Schriftsteller Benno Pludra (1925–2014), deutscher Kinder- und Jugendbuch-Autor Erika Pluhar (* 1939), österreichische Schriftstellerin und darstellende Künstlerin Plutarch (um 45–nach 120), griechischer Schriftsteller Po Erich Friedrich Podach (1894–1967), ungarisch-deutscher Literaturwissenschaftler und Ethnologe Norbert Podewin (1935–2014), deutscher Historiker, Biograf und Essayist Edgar Allan Poe (1809–1849), US-amerikanischer Schriftsteller Otto Pöggeler (1928–2014), deutscher Philosoph und Autor Frederik Pohl (1919–2013), US-amerikanischer Science-Fiction-Autor Ilse Pohl (1907–2010), deutsche Schriftstellerin Wolfgang Pohrt (1945–2018), deutscher politischer Publizist Paul Polansky (1942–2021), US-amerikanischer Lyriker und Sachbuchautor Alfred Polgar (1873–1955), österreichischer Schriftsteller Anna Politkowskaja (1958–2006), russische Essayistin John Polkinghorne (1930–2021), britischer Physiker und Theologe Wolfgang Pollanz (* 1954), österreichischer Schriftsteller Jean-Bertrand Pontalis (1924–2013), französischer Psychoanalytiker und Schriftsteller Claude Ponti (* 1948), französischer Kinderbuch-Illustrator und Schriftsteller Giuseppe Pontiggia (1934–2003), italienischer Schriftsteller Alexander Pope (1688–1744), englischer Schriftsteller Jewgeni Popow (* 1946), russischer Schriftsteller Steffen Popp (* 1978), deutscher Dichter, Schriftsteller und Übersetzer Bernhard Pörksen (* 1969), deutscher Medienwissenschaftler und Autor Katherine Anne Porter (1890–1980), US-amerikanische Schriftstellerin Peter Porter (1929–2010), australischstämmiger britischer Dichter Hugo Portisch (1927–2021), österreichischer Journalist und Buchautor Alan Posener (* 1949), britisch-deutscher Journalist und Biograf Julius Posener (1904–1996), deutscher Architekturhistoriker und -kritiker Karl Postl, bekannt als Charles Sealsfield (1793–1864), deutscher Schriftsteller Neil Postman (1931–2003), US-amerikanischer Essayist Ezra Pound (1885–1972), US-amerikanischer Dichter Anthony Powell (1905–2000), britischer Schriftsteller Pr Peter Prange (* 1955), deutscher Schriftsteller Heribert Prantl (* 1953), deutscher Journalist und Essayist Terry Pratchett (1948–2015), britischer Schriftsteller Vasco Pratolini (1913–1991), italienischer Schriftsteller Minnie Bruce Pratt (1946–2023), US-amerikanische Schriftstellerin Rosa von Praunheim (* 1942), deutscher Schriftsteller und Filmregisseur Ruth Prawer Jhabvala (1927–2013), britische Schriftstellerin Albert Precht (1947–2015), österreichischer Sachbuchautor Richard David Precht (* 1964), deutscher Schriftsteller und Philosoph Thomas Pregel (* 1977), deutscher Schriftsteller François Maher Presley (* 1961), deutscher Autor Mirjam Pressler (1940–2019), deutsche Schriftstellerin und Übersetzerin John Preston (1945–1994), US-amerikanischer Autor Andreas Pretzel (* 1961), deutscher Kulturhistoriker und Autor Otfried Preußler (1923–2013), deutscher Schriftsteller Costanzo Preve (1943–2013), italienischer Philosoph und Autor Anthony Price (1928–2019), britischer Schriftsteller Reynolds Price (1933–2011), US-amerikanischer Schriftsteller Gerhard Priesemann (1925–2011), deutscher Lyriker John Boynton Priestley (1894–1984), englischer Schriftsteller Anatoli Pristawkin (1931–2008), russischer Schriftsteller Gert Prokop (1932–1994), deutscher Schriftsteller Rüdiger Proske (1916–2010), deutscher Journalist und Buchautor Annie Proulx (* 1935), kanadisch-US-amerikanische Schriftstellerin Marcel Proust (1871–1922), französischer Schriftsteller Ps Alexander Pschera (* 1964), deutscher Autor, Publizist und Übersetzer Pu Hermann von Pückler-Muskau (1785–1871), deutscher Schriftsteller Manuel Puig (1932–1990), argentinischer Schriftsteller James Purdy (1914–2009), US-amerikanischer Schriftsteller Alexander Sergejewitsch Puschkin (1799–1837), russischer Schriftsteller Hilary Putnam (1926–2016), US-amerikanischer Philosoph und Autor Jesco von Puttkamer (1933–2012), deutschstämmiger Autor Reiner Putzger (* 1940), deutscher Schriftsteller und Sprecherzieher Mario Puzo (1920–1999), US-amerikanischer Schriftsteller Py Thomas Pynchon (* 1937), US-amerikanischer Schriftsteller P
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Liste von Autoren/Q
Qa Nizar Qabbani (1923–1998), SYR Qi Qiu Xiaolong (* 1953), CHN / USA Qu Helmut Qualtinger (1928–1986), AT David Quammen (* 1948), US Pier Antonio Quarantotti Gambini (1910–1965), IT Salvatore Quasimodo (1901–1968), IT Carol Queen (* 1957), USA Ellery Queen (Sammelpseudonym; 1905–1971 und 1905–1982), US Jorge H. Queirolo (* 1963), ECU Raymond Queneau (1903–1976), FR William Quindt (1898–1969), D Daniel Quinn (1935–2018), US Lawrence J. Quirk (1923–2014), US Hermann Quistorf (1884–1969), D Sabrina Qunaj (* 1986), AT Q
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Liste von Autoren/R
Ra Wilhelm Raabe (1831–1910) François Rabelais (1494–1553) Jean Racine (1639–1699) Ann Radcliffe (1764–1823) Fritz J. Raddatz (1931–2015) Hartmut Radebold (1935–2021) Cay Rademacher (* 1965) Raymond Radiguet (1903–1923) Iris Radisch (* 1959) Friedrich Radszuweit (1876–1932) Peter Radtke (1943–2020) Marc-André Raffalovich (1864–1934) Atiq Rahimi (* 1962) Fred Rai (1941–2015) Ferdinand Raimund (1790–1834) Werner Raith (1940–2001) Hannu Raittila (* 1956) Hannu Rajaniemi (* 1978) David Rakoff (1964–2012) Tariq Ramadan (* 1962) Tilman Rammstedt (* 1975) Mario Ramos (* 1973) Tamara Ramsay (1895–1985) Ayn Rand (1905–1982) Robert Randau (1873–1950) Leopold von Ranke (1795–1886) Uta Ranke-Heinemann (1927–2021) Ian Rankin (* 1960) Christoph Ransmayr (* 1954) Lev Raphael (* 1954) Renate Rasp (1935–2015) Valentin Rasputin (1937–2015) Claudia Rath (* 1964) Julian Rathbone (1935–2008) Lutz Rathenow (* 1952) Terence Rattigan (1911–1977) Albert H. Rausch (1882–1949) Charles E. Raven (1885–1964) Sławomir Rawicz (1915–2004) John Rawls (1921–2002) Derek Raymond (1931–1994) Re Alojz Rebula (1924–2018) Käthe Recheis (1928–2015) John Rechy (* 1934) Elisa von der Recke (1754–1833) Jean M. Redmann (* 1955) Patrick Redmond (* 1966) Ishmael Reed (* 1938) Justin Phillip Reed (* 1989) Jan Philipp Reemtsma (* 1952) Thilo Reffert (* 1970) Erik Reger (1893–1954) Gustav Regler (1898–1963) Wulff D. Rehfus (1944–2015) Ruth Rehmann (1922–2016) Jens Rehn (1918–1983) Wilhelm Reich (1897–1957) Marcel Reich-Ranicki (1920–2013) Reimut Reiche (* 1941) Andreas Artur Reichelt (* 1977) Martin Reichert (1973–2023) Kathy Reichs (* 1948) Robert Reid (* 1966) Theodor Reik (1888–1969) Matthew Reilly (* 1974) Brigitte Reimann (1933–1973) Uwe Reimer (1948–2004) Gudrun Reinboth (* 1943) Herbert Reinecker (1914–2007) Lenka Reinerová (1916–2008) Ludwig Reiners (1896–1957) Christa Reinig (1926–2008) Leonhard Reinirkens (1924–2008) Andreas Reinke (* 1957) Gerlind Reinshagen (1926–2019) Erich Maria Remarque (1898–1970) Ilkka Remes (* 1962) Pierre-Jean Rémy (1937–2010) Jules Renard (1864–1910) Mary Renault (1905–1983) Ruth Rendell (1930–2015) Willibrordus S. Rendra (1935–2009) Ludwig Renn (1889–1979) Louise Rennison (1951–2016) Karl Rennstich (1937–2015) Regula Renschler (* 1935) Wilfried A. Resch (* 1960) Karin Reschke (* 1940) Christian Reuter (getauft am 9. Oktober 1665 – nachweisbar bis 1712) Fritz Reuter (1810–1874) Fanny zu Reventlow (1871–1918) Felix Rexhausen (1932–1992) Alastair Reynolds (* 1966) Mack Reynolds (1917–1983) Simon Reynolds (* 1963) Charles Reznikoff (1894–1976) Gregor von Rezzori (1914–1998) Ri Øystein Rian (* 1945), NOR João Ubaldo Ribeiro (1941–2014), BR Ugo Riccarelli (1954–2013), IT Anne Rice (1941–2021), US Christopher Rice (* 1978), US Elmer Rice (1892–1967), US Peter Rice (1935–1992), IRL Stan Rice (1942–2002), US Adrienne Rich (1929–2012), US Donald Richie (1924–2013), US Hans Werner Richter (1908–1993), D Horst-Eberhard Richter (1923–2011), D Johann Paul Friedrich Richter (= Pseudonym „Jean Paul“; 1763–1825), D Jutta Richter (* 1955), D Charlotte Richter-Peill (* 1969), D Karin Rick (* 1955), AU Christian Rickens (* 1971), D Folkert Rickers (1938–2011), D Keith Ridgway (* 1965), IRL Manfred Riedel (1936–2009), D Ines Rieder (1954–2015), AT Dominik Riedo (* 1974), CH Gregor Riegler (* 1950), AT Wilhelm Heinrich Riehl (1823–1897), D Jørn Riel (1931–2023), DK Carme Riera (* 1948), ES Michael Rieth (1944–2014), D Klaus Rifbjerg (1931–2015), DA Judith Merkle Riley (1942–2010), US Lucinda Riley (1965–2021), GB Rainer Maria Rilke (1875–1926), AT Monika Rinck (* 1969), D Joachim Ringelnatz (1883–1934), D Luise Rinser (1911–2002), D Rick Riordan (* 1964), US Martin Ripkens (1934–2012), D Martí de Riquer (1914–2013), ES Armin Risi (* 1962), CH Gilbert Rist (1938–2023), CH Johann Rist (1607–1667), D Giannis Ritsos (1909–1990), GR Gerhard A. Ritter (1929–2015), D Heinz Ritter-Schaumburg (1902–1994), D Henning Ritter (1943–2013), D Ulrich Ritzel (* 1940), D William Riviere (* 19**), DMA Ro Augusto Roa Bastos (1917–2005) Alain Robbe-Grillet (1922–2008) Harold Robbins (1916–1997) Tom Robbins (* 1932) Ludwig Robert (1778–1832) Carolina De Robertis (* 1975) Nora Roberts (* 1950) Frank M. Robinson (1926–2014) Patrick Robinson (* 1940) Peter Robinson (1950–2022) Billy Roche (* 1949) Charlotte Roche (* 1978) Henri-Pierre Roché (1879–1959) Christiane Rochefort (1917–1998) Petra Röder (1969–2018) Mary Rodgers (1931–2014) Klaus Roehler (1929–2000) Oskar Roehler (* 1959) Michael Roes (* 1960) Theodore Roethke (1908–1963) Carl Rogers (1902–1987) Adela Rogers St. Johns (1894–1988) Viola Roggenkamp (* 1948) Hedwig Rohde (1908–1990) Géza Róheim (1881–1953) Wolfgang Rohner-Radegast (1920–2002) Jörn Jacob Rohwer (* 1965) Gonzalo Rojas (1916–2011) Romain Rolland (1866–1944) Chris P. Rolls (* 1971) Lawrence Roman (1921–2008) Manfred Römbell (1941–2010) Michael Römling (* 1973) Manfred Rommel (1928–2013) Birgit Rommelspacher (1945–2015) Frank Ronan (* 1963) Ned Rorem (1923–2022) Richard Rorty (1931–2007) António Ramos Rosa (1924–2013) Hartmut Rosa (* 1965) João Guimarães Rosa (1908–1967) Emily Rosdolsky (1911–2001) Roman Rosdolsky (1898–1967) Gillian Rose (1947–1995) Peter Rosegger (1843–1918) Peter Rosei (* 1946) Joe Rosenblatt (1933–2019) Herbert Rosendorfer (1934–2012) Thomas Rosenlöcher (1947–2022) Conrad Rosenstein (1910–1977) Gabriel Rosenstock (* 1949) Robert Rosentreter (1931–2015) Jo Hanns Rösler (1899–1966) Shane Ross (* 1949) Rossana Rossanda (1924–2020) Christian Roth (* 1945) Eugen Roth (1895–1976) Joseph Roth (1894–1939) Jürgen Roth (Publizist) (1945–2017) Jürgen Roth (Schriftsteller) (* 1968) Marie-Louise Roth (1926–2014) Philip Roth (1933–2018) Michael Rothballer (* 1974) Hans Rothe (1894–1977) Dietmar Rothermund (1933–2020) Franz Ignatius Rothfischer (1720/21–1755) Ralf Rothmann (* 1953) Julian B. Rotter (1916–2014) Anton Rotzetter (1939–2016) Élisabeth Roudinesco (* 1944) Jean-Jacques Rousseau (1712–1778) Raymond Roussel (1877–1933) Alma Routsong (1924–1996) Joanne K. Rowling (* 1965) Harry Rowohlt (1945–2015) Arundhati Roy (* 1961) Jules Roy (1907–2000) Tadeusz Różewicz (1921–2014) Gilles Rozier (* 1963) Ru Nikolaj Rubcov (1936–1971), RU Richard L. Rubenstein (1924–2021) Gayle Rubin (* 1949) Ludwig Rubiner (1881–1920) Tex Rubinowitz (* 1961) Tuvia Rübner (1924–2019) Günter Ruch (1956–2010) Günther Rücker (1924–2008) Friedrich Rückert (1788–1866) Stephan Rudas (1944–2010) Niall Rudd (1927–2015) Kriss Rudolph (* 1971) Reginald Rudorf (1929–2008) Ariane Rüdiger (* 1958) Walter Rüegg (1918–2015) Matt Ruff (* 1965) Arnold Ruge (1802–1880) Eugen Ruge (* 1954) Uta Ruge (* 1953) Alice Rühle-Gerstel (1894–1943) Günther Rühle (1924–2021) Gerhard Rühm (* 1930) Eva Rühmkorf (1935–2013) Peter Rühmkorf (1929–2008) Carlos Ruiz Zafón (1964–2020) Jane Rule (1931–2007) Juan Rulfo (1917–1986) Dschalal ad-Din ar-Rumi (1207–1273) Manfred Rumpf Xiao Rundcrantz (* 1966) Arno Frank Runen (* 1968) Leila Rupp (* 1950) Salman Rushdie (* 1947) Rosie Rushton (* 1945) Bertrand Russell (1872–1970) Paul Elliott Russell (* 1956) Richard Russo (* 1949) Richard Paul Russo (* 1954) Vito Russo (1946–1990) Rustichello da Pisa (13. Jh.) Ry Cornelius Ryan (1920–1974) Michail Ryklin (* 1948) Geoff Ryman (* 1951) Juri Rytcheu (1930–2008) R R
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Liste von Autoren/U
U Anneliese Ude-Pestel (1921–2017), D Milan Uhde (* 1936), CZ Ludwig Uhland (1787–1862), D Marie Ulfers (1888–1960), D Udo Ulfkotte (1960–2017), D Arne Ulbricht (* 1972), D Anya Ulinich (* 1973), US Ljudmila Ulizkaja (* 1943), RU Otto Ullrich (1938–2015), D Elisabeth von Ulmann (Elisabeth Meyer-Runge; 1929–2005), D Karl Heinrich Ulrichs (1825–1895), D Ahmet Ümit (* 1960), TR Mehmet Ünal (* 1951), TR Giuseppe Ungaretti (1888–1970), IT Gert Fritz Unger (1921–2005), D Tomi Ungerer (1931–2019), FR Edith Unnerstad (1900–1982), S Barry Unsworth (1930–2012), GB John Updike (1932–2009), US Arthur W. Upfield (1890–1964), AUS Peter Urban (1941–2013), D Grete von Urbanitzky (1891–1974), ÖSTERR Leon Uris (1924–2003), US Urmuz (1883–1923), RO Else Ury (1877–1943), D Halid Ziya Uşaklıgil (1866–1945), TR Detlev von Uslar (1926–2022), D Peter Ustinov (1921–2004), GB Murat Uyurkulak (* 1972), TR Johann Peter Uz (1720–1796), D Mehmed Uzun (1953–2007), TR U
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Liste von Autoren/Y
Y Irvin D. Yalom (* 1931), US Yang Gui-ja (* 1955), ROK Richard Yates (1926–1992), US W. Edgar Yates (1938–2021), GB William Butler Yeats (1865–1939), IRL Frank Yerby (1916–1991), US Yi In-seong (* 1953), ROK Carol Beach York (1928–2013), US Banana Yoshimoto (* 1964), JP Patricia Young (* 1954), CAN Marguerite Yourcenar (1903–1987), BE / FR Yun Dae-nyong (* 1962), ROK Yun Heung-gil (* 1942), ROK Yun Hu-myeong (* 1946), ROK Y
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Liste von Autoren/Z
Za Franciszek Zabłocki (1752–1821) Jan Zábrana (1931–1984) Manfred Zach (* 1947), D Justus Friedrich Wilhelm Zachariae (1726–1777), D Gerd Zacher (1929–2014), D Christina Zacker (* 1954), D Adam Zagajewski (1945–2021), PL Peter-Paul Zahl (1944–2011), D Ernst Zahn (1867–1952) Johannes Christoph Andreas Zahn (1817–1895) Johann Zahn (1641–1707) Leopold Zahn (1890–1970) Timothy Zahn (* 1951) Daniel Zahno (* 1963) Norbert Zähringer (* 1967) Heinz Zahrnt (1915–2003) Amir Zaidan (* 1964) Dschurdschī Zaidān (1861–1914) Feridun Zaimoğlu (* 1964) Dane Zajc (1929–2005) Janusz A. Zajdel (1938–1985) Alphons Žák (1868–1931) Józef Andrzej Załuski (1702–1774) Vojtech Zamarovský (1919–2006) Hans Georg Zambona (* 1928) Themistocles Zammit (1864–1935) Antonio de Zamora (1660–1727) Adela Zamudio (1854–1928) Tomasz Zan (1796–1855) Herbert Zand (1923–1970) Hans Conrad Zander (1937) Judith Zander (* 1980) Maximilian Zander (1929–2016) Israel Zangwill (1864–1926) Antonio Zaniboni (um 1690?–1767) Zanobi da Strada (1312–1361) Andrea Zanzotto (1921–2011) Gabriela Zapolska (1857–1921) Hartmut Zapp (1939–2021) Luisa Zappa (* 1952) Dilek Zaptçıoğlu (* 1960) Felician Martin von Zaremba (1794–1874) Michael Zaremba (1955–2012) Gostan Zarian (1885–1969) Marģeris Zariņš (1910–1993) Nancy Zaroulis Sidonia Hedwig Zäunemann (1714–1740) Friedrich Zauner (1936–2022) Hansjörg Zauner (1959–2017) Ze Zeami Motokiyo (1363–1443) Bernhard von Zech (1649–1720) Paul Zech (1881–1946) Ruth Zechlin (1899–1966) Ingo Zechner (1972) Joseph Christian von Zedlitz (1790–1862) Dorothea Zeemann (1909–1993) Sigrid Zeevaert (1960) Juli Zeh (1974) Ludwig Zehetner (1939) Hans Zehrer (1899–1966) Klaus Cäsar Zehrer (1969) Hans-Joachim Zeidler (1935–2010) Johann Gottfried Zeidler (1655–1711) Arnd Zeigler (1965) Martin Zeiller (1589–1661) Gert Zeising (1936) Armin Zeißler (1922–2014) Jewsei Lwowitsch Zeitlin (1948) Handrij Zejler (1804–1872) Semir Zeki (1940) Roger Zelazny (1937–1995) Gertrud Zelinsky (1937) Katharina Zell (1497–1562) Bernhard Zeller (1919–2008) Eduard Zeller (1814–1908) Eva Zeller (1923–2022) Eva Christina Zeller (1960) Felicia Zeller (1970) Michael Zeller (1944) Joachim Zelter (1962) Žemaitė (1845–1921) Adolf von Zemlinszky (1845–1900) Valérie Zenatti (1970) Lothar Zenetti (1926–2019) Helmut Zenker (1949–2003) Apostolo Zeno (1668–1750) Ofelia Zepeda (1952) Akaki Zereteli (1840–1915) Julius Zerfaß (1886–1956) Ansgar Zerfaß (1965) Heinrich Zerkaulen (1892–1954) Maurice Zermatten (1910–2001) Guido Zernatto (1903–1943) John Zerzan (1943) Julius Zerzer (1889–1971) Philipp von Zesen (1619–1689) Sarah Zettel (1966) Bruno Zevi (1918–2000) René Zey (1955) Julius Zeyer (1841–1901) Yvette Z’Graggen (1920–2012) Zh Zhang Ailing (1920–1995) Zhang Boduan (–1082) Zhang Xiguo (1944) Zhang Jie (1937–2022) Zhao Jingshen (1902–1985) Zheng Xuan (127–200) Zheng Yi (1947) Zhou Wei Hui (1973) Zhou Zuoren (1885–1967) Zhu Wen (1967) Zhu Xi (1130–1200) Zhuangzi (ca. 365–290 v. Chr.) Zi Werner P. Zibaso (1910–1983) Mischa Zickler (1966) Anton Ziegenaus (1936) Thomas Ziegenfuß (1958) Werner Ziegenfuß (1904–1975) Ulrich Zieger (1961–2015) Cecily von Ziegesar (1970) Heinrich Anselm von Ziegler und Kliphausen (1663–1696) Alexander Ziegler (1822–1887) Alexander Ziegler (1944–1987) Bernhard Ziegler (1964) Caspar Ziegler (1621–1690) Franz Ziegler (1803–1876) Friedrich Wilhelm Ziegler (1761–1827) Hans Severus Ziegler (1893–1978) Manuel Ziegler (1994) Thomas Ziegler (1956–2004) Eduard Ziehen (1819–1884) Adam Zielinski (1929–2010) Jochen Ziem (1932–1994) Sonja Ziemann (1926–2020) Andrzej Ziemiański (1960) Rafał Ziemkiewicz (1964) O. P. Zier (1954) Otto Zierer (1909–1983) Herbert Ziergiebel (1922–1988) Heinz-Jürgen Zierke (1926) Roland Ziersch (1904–1969) Maxim Ziese (1901–1955) Kurt Ziesel (1911–2001) Uschi Zietsch (1961) Benny Ziffer (1953) Miroslav Zikmund (1919) Péter Zilahy (1970) Gerlis Zillgens Hans-Joachim Zillmer (1950) Diethard Zils (1935) Christopher Zimmer (1959) Dieter Zimmer (1939) Dieter E. Zimmer (1934–2020) Hans Zimmer (1946) Carl Zimmerer (1926–2001) Max Zimmering (1909–1973) Christa-Maria Zimmermann (1943) Friedrich Zimmermann (1852–1917) Friedrich W. Zimmermann (1939) Hans-Günther Zimmermann (1951) Heinrich Zimmermann (1741–1805) Irene Zimmermann (1955) Moshe Zimmermann (1943) Peter Zimmermann (1961) Robert von Zimmermann (1824–1898) Walter Zimmermann (1949) Wilhelm Zimmermann (1807–1878) Katharina Zimmermann (1933) Froben Christoph von Zimmern (1519–1566) Helen Zimmern (1846–1934) Wilhelm Werner von Zimmern (1485–1575) Reiner Zimnik (1930–2021) Julius Wilhelm Zincgref (1591–1635) Paul Zindel (1935–2003) Udo Zindel (1956) Harry Zingel (1963–2009) David Zindell (1952) Ignaz Vinzenz Zingerle (1825–1892) Robert M. Zingg (1900–1957) Vera Zingsem (1954) Jörg Zink (1922) Alexander Zinn (1880–1941) Dorit Zinn (1940) Hedda Zinner (1905–1994) Franz Xaver Zippe (1791–1863) Hans Zippert (1957) Peter Zirbes (1825–1901) Anton Zischka (1904–1997) Hanns Zischler (1947) Alfredo Zitarrosa (1936–1989) Arnulf Zitelmann (1929–2023) Peter von Zittau (um 1275–1339) Maria Zittrauer (1913–1997) Kathinka Zitz-Halein (1801–1877) Georg Zitzer (1870–1932) Slavoj Žižek (1949) Zo Joseph Zobel (1915–2006) Fedor von Zobeltitz (1857–1934) Hanns von Zobeltitz (1853–1918) Hans-Caspar von Zobeltitz (1883–1940) Hans Zöberlein (1895–1964) Joseph Zoderer (1935–2022) Dietmar Zoedler (1921) Georg Zoëga (1755–1809) Lily Zografou (1922–1998) Irving Kenneth Zola (1935–1994) Émile Zola (1840–1902) Elisabeth Zöller (1945) Georg Joachim Zollikofer (1730–1788) Albin Zollinger (1895–1941) Koos van Zomeren (1946) Richard Zoozmann (1863–1934) Emil Zopfi (1943) Helmut Zöpfl (1937) Fritz Zorn (1944–1976) Juan Luis Zorrilla de San Martín (1855–1931) José Zorrilla y Moral (1817–1893) Alvise Zorzi (1922–2016) Zosimos Zosimos aus Panopolis (ca. 350–ca. 420) Roland Zoss (1951) Volker Zotz (1956) Zou Yan Zs Heinrich Zschokke (1771–1848) Matthias Zschokke (1954) Gerald Zschorsch (1941) Béla Zsolt (1895–1949) Zu Robert Zubrin Vinzenz Jakob von Zuccalmaglio (1806–1876) Karl Zuchardt (1887–1968) Renée Zucker (1954) Erwin Zucker-Schilling (1903–1985) Berta Zuckerkandl-Szeps (1864–1945) Hugo Zuckermann (1881–1914) Marcia Zuckermann (1957) Wolfgang Zuckermann (1922–2018) Carl Zuckmayer (1896–1977) Peter Zudeick (1946) Manfred Züfle (1936–2007) Volkmar von Zühlsdorff (1912–2006) Gary Zukav Wojciech Żukrowski (1916–2000) Tilman Zülch (1939–2023) Jürgen Zulley (1945) Hans Zulliger (1893–1965) Zuo Qiuming Otto C. A. zur Nedden (1902–1994) Walter Zürcher (1934–2007) Meinolf Zurhorst (1953) Jeronimo Zurita (1512–1580) Josef Zurkirchen (1900–1993) Unica Zürn (1916–1970) Hannele Zürndorfer (1925) Markus Zusak (1975) Harald Zusanek (1922–1989) Zw Arnold Zweig (1887–1968) Friderike Maria Zweig (1882–1971) Stefan Zweig (1881–1942) Stefan Jerzy Zweig (1941) Stefanie Zweig (1932–2014) Gerhard Zwerenz (1925–2015) Michael Zwerin (1930–2010) Marina Iwanowna Zwetajewa (1892–1941) Jan Zweyer (1953) Johannes Zwick (um 1496–1542) Ernst Zwilling (1904–1990) Paul Zwilling (1547–1581) Frank Zwillinger (1909–1989) Hanns Peter Zwißler (1946) Zy Rajzel Zychlinski (1910–2001) Jenni Zylka (1969) Martin Zylka (1970) Leonid Borissowitsch Zypkin (1926–1982) Z
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https://de.wikipedia.org/wiki/Anthony%20Minghella
Anthony Minghella
Anthony Minghella, CBE (* 6. Januar 1954 in Ryde auf der Isle of Wight; † 18. März 2008 in London) war ein britischer Filmregisseur, Filmproduzent, Drehbuchautor, Dramatiker, Hörspielautor, Theater- und Opernregisseur. Leben Anthony Minghella war der Sohn italienisch-schottischer Eltern, die auf der Isle of Wight eine Fabrik für Eiscreme betrieben. Nach seinem Schulabschluss studierte er an der Universität Hull, wo er eine Zeit lang als Dozent tätig war. Im Jahr 1978 drehte er einen ersten Kurzfilm und seit 1981 war er als Autor und Story Editor tätig. Er wurde mit Theaterstücken, Rundfunkhörspielen, der Fernsehserie Inspector Morse und vielen Drehbüchern für Film und Fernsehen bekannt. Er entwickelte die Drehbücher für die im Jahr 1988 erfolgreich ausgestrahlte Fernsehserie The Storyteller von Muppets-Erfinder Jim Henson. Auch als Produzent war er erfolgreich, darunter für die Filme Der stille Amerikaner, Die Dolmetscherin und Der Vorleser, für den er 2008 posthum für den Oscar (Kategorie „Bester Film“) nominiert wurde. Gemeinsam mit seinem Freund und Kollegen Sydney Pollack gründete er die Produktionsfirma Mirage Enterprises. Der Regisseur Minghella galt als ein guter Schauspielerführer: Unter seiner Regie brachten es zahlreiche Darsteller zu Oscar-Nominierungen, zwei Schauspielerinnen erhielten die Auszeichnung als „Beste Nebendarstellerin“: Juliette Binoche (Der englische Patient) und Renée Zellweger (Unterwegs nach Cold Mountain). Gegen Ende seines Lebens kehrte Minghella zu seinen Anfängen im Radio und auf der Bühne zurück: Im Jahr 2006 wurde sein Hörspiel Eyes Down Looking mit Jude Law zu Ehren von Samuel Beckett auf BBC Radio 3 ausgestrahlt, ein Jahr zuvor hatte seine Inszenierung der Puccini-Oper Madame Butterfly in der English National Opera in London Premiere und wurde auch in der Nationaloper von Vilnius, in der Metropolitan Opera in New York und in der Wiener Staatsoper gezeigt. Am Ende des Films Abbitte von Joe Wright (2007) hat er einen Kurzauftritt als Talkshow-Moderator neben Vanessa Redgrave. Seine letzte Arbeit als Drehbuchautor war das Skript für den Musical-Film Nine (gemeinsam mit Michael Tolkin). Zu seinen letzten Regiearbeiten zählt der Pilotfilm zur Krimiserie Eine Detektivin für Botswana (Originaltitel: ), den die BBC fünf Tage nach seinem Tod erstmals ausstrahlte. Minghella war mit der aus Hongkong stammenden Choreographin, Produzentin und Schauspielerin Carolyn Choa (Wie verrückt und aus tiefstem Herzen) verheiratet. Der Ehe entstammen zwei Kinder, die in der Filmbranche tätig sind: Tochter Hannah Minghella in der Produktion und Sohn Max Minghella als Schauspieler (Agora – Die Säulen des Himmels). Seine Schwester Edana Minghella (1959–2022) und sein jüngerer Bruder Dominic Minghella (* 1966; u. a. für die britische Fernsehserie Doc Martin) sind Drehbuchautoren. Minghella starb am 18. März 2008 im Alter von 54 Jahren in einem Londoner Krankenhaus an inneren Blutungen infolge der Operation eines Tonsillenkarzinoms sowie eines Karzinoms im Nacken. Auszeichnungen Im Jahr 1984 erhielt Minghella den Londoner Kritikerpreis als meistversprechender junger Dramatiker, 1986 den Kritikerpreis für sein Stück Made in Bangkok als bestes Stück der Saison. 1997 erhielt er für Der englische Patient den Oscar in der Rubrik Beste Regie, 1999 eine Oscar-Nominierung in der Kategorie Bestes adaptiertes Drehbuch für Der talentierte Mr. Ripley, bei dem er auch Regie führte. Im Jahr 2001 wurde Minghella zum Commander of the British Empire (CBE) ernannt. Von 2003 bis 2007 war er Präsident des British Film Institute. Seit 1997 trägt das Anthony Minghella Theatre auf der Isle of Wight seinen Namen. Filmografie als Regisseur (Auswahl) 1991: Wie verrückt und aus tiefstem Herzen (Truly Madly Deeply) 1993: Mr. Wonderful 1996: Der englische Patient (The English Patient) 1999: Der talentierte Mr. Ripley (The Talented Mr. Ripley) 2003: Unterwegs nach Cold Mountain (Cold Mountain) 2006: Breaking and Entering – Einbruch & Diebstahl (Breaking and Entering) 2009: New York, I Love You (Szene) Weblinks Einzelnachweise Autor Literatur (20. Jahrhundert) Literatur (Englisch) Drama Theaterregisseur Hörspielautor Drehbuchautor Filmregisseur Filmproduzent Oscarpreisträger Commander des Order of the British Empire Brite Geboren 1954 Gestorben 2008 Mann
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https://de.wikipedia.org/wiki/US-amerikanischer%20Film
US-amerikanischer Film
Die Geschichte des US-amerikanischen Films ist ein Kapitel der Filmgeschichte, das gerade wegen der hervorgehobenen Stellung der Vereinigten Staaten als Filmnation sowohl für die Filmkunst als auch für die Ökonomie des Films relevant ist. Weltruhm erlangte Hollywood, ein Stadtteil von Los Angeles, als Zentrum der US-amerikanischen Filmindustrie, weshalb der Name oft auch als Synonym für die gesamte amerikanische Film-Branche steht. Synonym für Hollywoods Filmindustrie wird wiederum der Begriff Traumfabrik ( Dreamfactory) verwendet. Der Aufbau des Filmmarktes (1910 bis 1918) Internationale Entwicklung Bis 1912 konzentrierten sich die US-amerikanischen Filmunternehmen auf den inneramerikanischen Filmwettbewerb. Erst danach stieg ihr Einfluss auf dem Weltmarkt. Und zwar so rapide, dass sie bereits 1914, zu Beginn des Ersten Weltkriegs, die Hälfte der Welt-Filmproduktion stellten. Der harte Wettkampf zwischen dem Edison Trust und den von Carl Laemmle angeführten „Independents“ hatte wirksame Instrumente geschaffen, die, am nationalen Konkurrenten erprobt und verfeinert, nun mit zunehmender Härte die internationalen Mitbewerber trafen. Dennoch war die Vormachtstellung Hollywoods längst nicht unangreifbar, erst eine politische Entwicklung verschaffte ihr die nötige Ruhe zur Restrukturierung: Der Krieg in Europa. Die französische Filmproduktion, Hauptkonkurrent der US-Amerikaner, kam mit dem Ausbruch des Krieges sofort und vollständig zum Erliegen, denn Pathé wandelte seine Rohfilm-Fabrik in eine Munitionsfabrik um und seine Studios in Kasernen. Ähnlich, und doch weniger extrem, brach die italienische Produktion beim Kriegseintritt des Landes 1916 ein. Nachdem absehbar war, dass der Krieg sehr lange dauern konnte, bemühten sich die Franzosen, wieder ins Geschäft zu kommen. Die Position, die sie vor Ausbruch des Krieges innehatten, erreichten sie nicht mehr. Zudem beschloss das Deutsche Reich 1916 das generelle Filmeinfuhrverbot, was die europäischen Filmnationen ihres wichtigsten Absatzmarktes beraubte. Auch der Export nach Übersee gestaltete sich zunehmend schwierig, denn die Militärs beanspruchten viele Transportkapazitäten für sich. Außerdem führten deutsche U-Boote und kleinere Kreuzer einen Handelskrieg gegen die Entente-Mächte, wobei auch zivile Frachter versenkt wurden, da man die Entente verdächtigte, sie für Waffenlieferungen zu missbrauchen (z. B. die Versenkung der Lusitania). Nationale Entwicklung Die Macht der Motion Picture Patents Company (MPPC) war 1914 bereits weitgehend gebrochen, die später folgenden Gerichtsurteile waren nur noch Formalitäten. Sowohl die nationale als auch die internationale Konkurrenz der Independents waren also ausgeschaltet. Die US-Filmwirtschaft verlor zwar einen Teil des europäischen Absatzmarktes, doch der Bedarf an frischen Filmen innerhalb der Vereinigten Staaten war höher als in ganz Europa zusammen, so gab es beispielsweise 1916 bereits ca. 28.000 Kinos in ganz Amerika. Auch in der übrigen Welt nahmen die Hollywood-Unternehmen eine dominierende Stellung ein, sie stellten zum Beispiel einen Großteil der in Australien und Südamerika gezeigten Filme, die ab ca. 1916 direkt vertrieben wurden (früher war es üblich, an lokale Zwischenhändler zu verkaufen). Oligopolisierung Nach Robert C. Allen und Douglas Gomery basiert der freie Wettbewerb zwischen Unternehmen auf vier Punkten: Der Austauschbarkeit der Produkte Dem geringen Marktanteil der einzelnen Unternehmen Dem Fehlen von Wettbewerbshemmnissen Der Mobilität der Ressourcen Das Oligopol der MPPC Der erste Versuch, den freien Wettbewerb zu zerstören und ein Oligopol zu bilden, wurde mittels der Patente betrieben. MPPC versuchte, den Zugang fremder Unternehmen zu behindern, indem sie diesen durch Lizenzgebühren den Wettbewerb erschwerte. Um das System durchzusetzen, sollte zudem eine hohe Marktdurchdringung erfolgen. Auf ihrem Höhepunkt kontrollierte die MPPC via Lizenz den Großteil der Kinos. Auch der Zugang zu Filmmaterial war nicht ohne Lizenz möglich, da Eastman Kodak einen Exklusivvertrag mit der MPPC geschlossen hatte. Der Edison-Trust attackierte also vor allem die Punkte 2–4. Das System scheiterte endgültig mit der Annullierung der Edison-Patente durch den Obersten Gerichtshof der Vereinigten Staaten, sein Niedergang jedoch hatte schon wesentlich früher begonnen. Reaktionen der „Independents“ Den freien Zugang zum Filmmaterial erlangten die Independents durch den Bau eigener Kameras und durch die Aufhebung des Patents auf Rohfilme 1912. Und um mit dem Trust konkurrieren zu können, begannen sie, ihre Filme von denen der MPPC unterscheidbar zu machen. Hierbei entstanden der Feature Film und das „Starsystem“. Die MPPC war zwar nicht blind gegenüber diesen Neuerungen, auch sie drehte Feature Films, durch ihre Struktur und vor allem durch ihre Kundenstruktur, war sie dennoch nicht in der Lage, mit diesen neuen Instrumenten zu experimentieren. Der Trust wollte Massenware verkaufen um eine bestimmte Marge zu erwirtschaften. Teure Stars hätten nur die Kosten hochgetrieben, und Feature Films bargen ein nicht zu unterschätzendes Risiko, für das die Kunden des Trusts nicht aufkommen wollten. So konnten die „Independents“ den ersten Punkt des freien Wettbewerbs unterhöhlen und einzigartige Filmerlebnisse statt austauschbarer Produkte bieten, was dem Publikumsinteresse deutlich entgegenkam und vor allem finanzkräftigere Mittelschichten erschloss. Der Feature Film kommt ca. 1909 auf und wird nur von den Independents ernsthaft weiterentwickelt, beispielsweise von Famous Players, die später nur noch Features produzieren. Famous Players sind auch die erste Gesellschaft, die das Starsystem konsequent nutzt, nach früheren Versuchen, z. B. von I.M.P. Distribution Durch die oben genannten Schritte schaffen es die Independents, sich eine Position im Markt zu sichern und immer weiter auszubauen. Für nationales und internationales Wachstum fehlen ihnen effiziente Strukturen, zum Beispiel in der Distribution. Noch bis in die Mitte der 1910er Jahre hält sich das alte States-Rights-System, in dem der Produzent lokale Franchise-Rechte seines Films an einen Distributor verkauft, der diese dann innerhalb seines festgelegten Gebiets an Kinos weiter verleiht. Diese Situation ändert sich erstmals 1914 mit der Fusion von elf regionalen Distributoren zu Paramount, die als erste landesweite Rechte handelt. Durch ihre schiere Größe kann das Unternehmen wesentlich kosteneffizienter arbeiten als die Mitbewerber, ganz abgesehen davon, dass dieses System auch für die Produktionsgesellschaft erhebliche Vorteile mit sich bringt. Das alte System kommt bis 1918 zum Erliegen. Vertikale Integration Kurz nach ihrer Gründung schließt Paramount Fünfjahresverträge mit Famous Players, Lasky und Bosworth ab, die später auf 25 Jahre verlängert werden. Hier zeichnet sich ein Trend ab, der 1914 zunehmend an Bedeutung gewinnt: Die Verflechtung der bisher getrennten Bereiche Distribution, Produktion und Vorführung, ein Phänomen, das in der Fachliteratur als Vertikale Integration bezeichnet wird. Die Bindung durch die Fünfjahresverträge ist vorteilhaft für alle Beteiligten: Jeder profitiert vom Erfolg des anderen. Wenn das Lasky-Programm sehr gut ist, wird das Paramount-Sortiment von mehr Kinos gekauft, wovon auch Famous Players und Bosworth profitieren, da ihr Programm so auch eine größere Verbreitung findet. Die Kooperation führt dann auch, zwei Jahre später, zur Fusion der genannten und noch einiger weiterer Unternehmen. Doch es lassen sich durchaus auch frühere Beispiele für vertikale Integration finden. So sind 1912 unter dem Namen Universal erstmals alle drei Bereiche des Filmbusiness vereint. Es fehlte allerdings eine große First-Run-Kinokette. Dennoch schien der Branche die Fusion so bedrohlich, dass die Gründung von Mutual eine direkte Gegenmaßnahme darstellen sollte. Auch hier fanden sich viele Unternehmen unter einem Dach zusammen, denen es explizit nur um Distribution und Produktion ging. Auch William Fox besitzt 1913 ein Distributions- und ein Produktionsunternehmen, die allerdings erst später zusammengeführt werden. Von Seiten der Kinokettenbesitzer ist zunächst wenig zu hören, erst 1915 schließen sich drei große Ketten, Rowland, Clarke und Mayer, zur Metro Pictures Corporation zusammen, einer Produktionsgesellschaft. Komplette Vertikale Integration Die wirklich große Reaktion der Kinobesitzer kam erst 1917. Zu diesem Zeitpunkt war die fusionierte Paramount zur dominanten Gesellschaft geworden, die ihre Filme mittels Block-Booking vertrieb. Das hieß, um einen Film mit einem Star vom Kaliber einer Mary Pickford zu bekommen, musste man ein komplettes Paket erwerben, dessen große Mehrheit bestenfalls als durchschnittlich zu bezeichnen war. Andererseits konnte man dem Kauf der Pakete schlecht entgehen, wenn man nicht sein Publikum an ein anderes Kino verlieren wollte, das ebendiesen Mary-Pickford-Film zeigte. Um dieses System zu durchbrechen, schlossen sich 26 der größten nationalen First-Run-Kinokettenbesitzer zum First National Exhibitors Circuit zusammen. Mit ihrer erheblichen Kaufkraft wollten sie gemeinsame Einkäufe tätigen und auch distribuieren. Zuerst war es das Ziel, Stars zu kaufen, ihre Filme zu finanzieren und im Gegenzug das Aufführungsrecht zu erwerben sowie das Recht, die entstandenen Filme regional weiter zu verleihen. Sehr bald kam auch eine eigene Produktion dazu. Zwischen 1917 und 1918 nahm First National Charlie Chaplin und Mary Pickford für jeweils eine Million Dollars unter Vertrag. Beide erhielten vollständige künstlerische Freiheit. First National kontrollierte zu diesem Zeitpunkt bereits ca. 600 Kinos, 200 davon Erstaufführungshäuser. Aus den First-Run-Kinos stammten bis zu 50 Prozent der Einnahmen der Produzenten, außerdem waren Kinos die verlässlichsten Geldverdiener im recht unsteten Filmgeschäft, da das Betreiberrisiko viel geringer war als beispielsweise in der Produktion. Darüber hinaus entschied der Erfolg in den First-Runs über eine lukrative Distribution. Wenn Paramount also seine Abnehmer und sein Publikum nicht verlieren wollte, musste ein Gegenschlag erfolgen. Also stieg die Gesellschaft, mit finanzieller Unterstützung des Bankhauses Kuhn, Loeb & Co., ins Geschäft mit den Kinos ein, anfangs mit einer Summe von 10 Millionen Dollar. Somit wurde Paramount der erste vollintegrierte, oder komplett vertikal integrierte Filmkonzern. Das zweite Oligopol So wurden aus den alten Independents die Inhaber des zweiten Oligopols. Am Ende der 1910er Jahre war der erste Punkt des freien Wettbewerbs durch das Starsystem und Feature-Filme außer Kraft gesetzt, der zweite Punkt durch die schiere Größe der Unternehmen: Weniger als zehn Unternehmen kontrollierten über 50 Prozent des Marktes. Durch die Vereinigung der Distribution und durch den beginnenden Kampf um die Kinos waren auch die letzten beiden Bedingungen für einen funktionierenden Wettbewerb ausgehebelt. Ein neues Unternehmen konnte weder einen genügenden Zugang zu den Kinos noch Zugriff auf die Stars, also auf die essentiellen Ressourcen der Filmproduktion erhalten. Auch waren die Produktionskosten stark gestiegen. Zwischen 50.000 und 100.000 US-Dollar pro Film waren normal, nach oben gab es keine Beschränkungen. Ein Großteil dieses Geldes floss in die Taschen der Stars, der Rest wurde in bessere Ausstattung investiert, eine weitere Hürde für Neueinsteiger. Um dem Trend zu höheren Gagen entgegenzuwirken, und um, wie später in einer Anhörung des Obersten Gerichtshofs bekannt wurde, ein Monopol zu errichten, planten First National und Paramount eine Fusion im Wert von 40 Millionen US-Dollar. Es war geplant, mit jedem bedeutenden Kinobesitzer in den Vereinigten Staaten einen Fünf-Jahres-Vertrag abzuschließen. Die Stars hätten dann keine Grundlage mehr für irgendwelche Forderungen gehabt. United Artists Die Pläne zu diesem Merger wurden von einem Privatdetektiv aufgedeckt, der im Auftrag von Charlie Chaplin, Mary Pickford, Douglas Fairbanks und D. W. Griffith herausfinden sollte, warum weder First National noch Paramount ihre Verträge verlängerte. Natürlich waren sie entsetzt über solche Aussichten und beschlossen, dem entgegenzuwirken, indem sie ihr eigenes Unternehmen gründeten. 1919 entstand United Artists als Gesellschaft für den Filmvertrieb. Finanziert wurde das Unternehmen durch die Morgan-Gruppe sowie durch eine Einlage von 100.000 US-Dollar für Vorzugs-Anteilscheine durch die Eigentümer. Daneben existierten auch normale Anteilscheine, bei deren Weiterverkauf United Artists ein Vorkaufsrecht hatte. Die Gesellschaft hatte keine eigenen Studios, sondern nutzte die Studios seiner Mitglieder. Sie war errichtet worden als reine Dienstleistungsgesellschaft, die nicht auf Rendite arbeiten sollte, sondern den Besitzern größtmögliche Autonomie und Profite aus dem Geschäft mit ihren Filmen einräumte. Es gab kein Block-Booking, jeder Film wurde individuell vertrieben und musste allein durch seine künstlerischen Qualitäten überzeugen. Die Verleihgebühren der United Artists lagen deutlich unter denen von First National und Paramount, stellten also eine erhebliche Bedrohung für die marktbeherrschende Stellung der beiden dar. Der Kampf um die Kinos Die Fusion der beiden Giganten war auch gescheitert, weil ihr wichtigstes Kapital, die Stars, sich auf und davon gemacht hatte. First National war also immer noch Konkurrent Paramounts, und die United Artists mit ihren qualitativ sehr hochwertigen Filmen und ihrer enormen Beliebtheit brachten das Unternehmen weiter in Bedrängnis. Also versuchte Paramount das, was man heute eine feindliche Übernahme nennen würde: Stück für Stück wurden die in der First National zusammengeschlossenen Kinoketten aufgekauft. Auch andere Unternehmen versuchten nun, Kontrolle über die Erstaufführungshäuser zu erlangen, sogar United Artists sah sich später, 1924, mangels Abnehmern gezwungen, eine eigene Kette zu gründen. Wie auch schon in der Vergangenheit, wurden die Kämpfe um die Kinos mit harten Bandagen ausgetragen, vor allem Paramounts „dynamite gang“, auch „wrecking crew“ genannt, wurde ihrem Ruf gerecht. Eine weit verbreitete Methode, Kinos an sich zu binden, war das Blocksystem. Zwischen Erstem Weltkrieg und dem Ende der Stummfilmzeit (1918 bis etwa 1930) Dominanz des Weltmarktes Seit 1917 begannen US-amerikanische Unternehmen, ihre Gewinne auf der Basis von in- und ausländischen Verkäufen zu schätzen. Aus dieser Gewinnschätzung ergab sich das Budget der Produktion, das dadurch erhöht wurde, was für die ausländische Konkurrenz doppelt schlecht war. Die Produktionskosten eines Filmes wurden in den Vereinigten Staaten amortisiert, und später wurden die Filme billig im Ausland angeboten, wodurch die internationale Konkurrenz nicht mehr mithalten konnte. US-amerikanische Filme galten als qualitativ besser und waren im Erwerb trotzdem günstiger als z. B. deutsche Produktionen. Auch waren die Infrastruktur und die Rationalisierung der Produktionsabläufe nirgends so weit gediehen wie in Hollywood, ein Resultat auch des wachsenden Einflusses der Banken. Als der Erste Weltkrieg vorbei war, und die Menschen in den bislang abgeschnittenen Ländern wie Deutschland oder Österreich erstmals wieder Hollywood-Produktionen zu sehen bekamen, erlebten sie einen wahren Quantensprung in der Qualität. Die führenden europäischen Filmproduktionsländer, deren isolierte Filmindustrien fünf Jahre lang unter dem Ersten Weltkrieg gelitten hatten, und zudem mit viel geringeren Budgets zu kämpfen hatten, konnten der Konkurrenz aus den Vereinigten Staaten nur noch wenig entgegensetzen. Bis 1927 erhöhte sich der Anteil der amerikanischen Filmproduktion an der Weltfilmproduktion auf nahezu 90 %, was zu Beginn der 1920er Jahre die Filmwirtschaft in England, Frankreich, Italien, Deutschland und Österreich schwer in Bedrängnis brachte und die dortige Filmproduktion stark zurückgehen ließ. Zahlreiche europäische Filmproduktionsgesellschaften mussten schließen. 1925 wurden alleine nach Österreich 1200 US-Produktionen exportiert, obwohl der Bedarf der dortigen Kinos auf lediglich rund 350 geschätzt wurde. In vielen Ländern wurden Filmkontingente eingeführt, die die erlaubte Anzahl an Filmimporten aus den Vereinigten Staaten regelten. Da rund 45 % der Gewinne zu dieser Zeit aus Europa kamen, wurden die Restriktionen in Europa von den amerikanischen Filmmagnaten mit Argwohn betrachtet. Zumeist erfolglos wurde gegen Einfuhrbeschränkungen Lobbying betrieben. In Ungarn jedoch wurden die geplanten Einfuhrbeschränkungen nicht eingeführt, nachdem die US-amerikanische Filmindustrie den ungarischen Behörden damit gedroht hatte, keine Filme mehr in Ungarn zu zeigen. Filmwirtschaftliche Situation 1927 waren nach Zahlen des US-Handelsdepartements beim amerikanischen Film 350.000 Personen beschäftigt. Zur Filmproduktion wurden rund 500.000 Kilometer Filmband verbraucht, wofür mehr Silber benötigt wurde, als der Umlauf an Silbermünzen in den Vereinigten Staaten ausmachte. Es wurden Filme im Ausmaß von 75.000 Kilometer Filmband und einem damaligen Wert von rund 320 Millionen Mark exportiert. Ende des Jahres 1927 zählten die Vereinigten Staaten 21.642 Kinos, die in jenem Jahr insgesamt 3 Milliarden Mal besucht wurden, was wiederum einen Erlös aus dem Eintrittsgeld von rund 2,5 Milliarden Dollar ergab. Während Amerika den weltweiten Filmmarkt fast ohne nennenswerte Konkurrenz dominierte, hatten ausländische Produktionen am US-Markt kaum eine Chance. Spielten in manchen Ländern jährlich bis zu 1000 oder mehr US-Filmproduktionen in den Kinos, liefen in den gesamten Vereinigten Staaten im Jahr 1927 nur 65 ausländische Filme, davon 38 aus Deutschland, neun aus England, sechs aus Frankreich, vier aus Russland, je zwei aus Österreich und Italien und je einer aus China und Polen. Selbst diese Filme waren zumeist nur wenig verbreitet und liefen fast ausschließlich auf so genannten Filmkunstbühnen. Das Studiosystem Frühe Tonfilmära bis Ende des Zweiten Weltkriegs Ab 1933, verstärkt jedoch ab Beginn des Zweiten Weltkriegs und der Ausbreitung des Deutschen Reichs auf immer weitere Teile Europas, setzte eine Emigrationswelle von zumeist jüdischen Filmschaffenden aus Europa ein. Waren deren Auswanderungsziele zu Beginn noch häufig europäische Städte mit Filmindustrie wie Wien, Paris oder London, kristallisierte sich bald die aufstrebende Filmindustrie Hollywoods als begehrtestes und vielversprechendstes Ziel der Emigranten heraus – verstärkt durch gezieltes Anwerben europäischer Filmgrößen durch Hollywood-Studiobosse. Von den etwa 2000 jüdischen Filmschaffenden, die im Deutschen Reich keine Arbeit mehr fanden und auswandern mussten, fanden sich letztendlich rund 800 in Hollywood wieder – darunter fast die gesamte Elite des deutschsprachigen Filmschaffens dieser Zeit. Vielen gelang dort eine ruhmvolle Karriere, viele, vor allem jene, die 1938 und noch später ohne Arbeitsangebot in Hollywood ankamen, konnten nicht mehr an ihre bisherige Karriere anschließen und kamen nur in schlecht bezahlten und unbedeutenden Positionen unter oder mussten nach einer Weile gar das Filmgeschäft aufgeben. Statt der bisher aus Berlin und Wien gewohnten Kaffeehäuser, wo man sich einst regelmäßig traf, wurden nun große Appartements und Villen von in Hollywood erfolgreichen Emigranten neue Treffpunkte. Beliebte Treffpunkte der Film- und Theaterschaffenden waren die Adressen von Henry Koster, Paul Henreid, Ernst Deutsch-Dryden, Paul Kohner und später auch von Sam Spiegel. Die literarische Emigration, inklusive Drehbuchautoren, traf sich häufig bei Salka Viertel und bei Brecht. Nach dem Zweiten Weltkrieg New Hollywood Siehe auch Liste erfolgreicher Filme in den Vereinigten Staaten Experimentalfilm Filmgeschichte Filmstudio Kriegsfilm US-amerikanische Filmproduktionsgesellschaften Undergroundfilm Literatur Deutsch Kenneth Anger: Hollywood Babylon, Reinbek bei Hamburg: Rowohlt-Taschenbuch-Verlag, 1999 Helmut G. Asper: ‘Etwas Besseres als den Tod …’. Filmexil in Hollywood: Porträts, Filme, Dokumente. Schüren 2002, ISBN 3-89472-362-9. Elisabeth Bronfen, Norbert Grob (Hrsg.): Classical Hollywood. Philipp Reclam jun., Stuttgart 2013, ISBN 978-3-15-019015-9. (Filme von 1929 bis 1960) Peter Bürger: Kino der Angst. Terror, Krieg und Staatskunst aus Hollywood. Schmetterling Verlag; Auflage: 2., durchges. u. erw. Aufl. 2006, ISBN 3-89657-472-8. Hollywood hybrid. Genre und Gender im zeitgenössischen Mainstream-Film, hg. von Claudia Liebrand, Schüren Presseverlag 2003 Neal Gabler: Ein eigenes Reich. Wie jüdische Emigranten Hollywood erfanden. 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https://de.wikipedia.org/wiki/Vors%C3%A4tze%20f%C3%BCr%20Ma%C3%9Feinheiten
Vorsätze für Maßeinheiten
Vorsätze für Maßeinheiten, Einheitenvorsätze, Einheitenpräfixe oder kurz Präfixe oder Vorsätze dienen dazu, Vielfache oder Teile von Maßeinheiten zu bilden, um Zahlen mit vielen Stellen zu vermeiden. SI-Präfixe SI-Präfixe (Einheitenvorsatzzeichen) sind für die Verwendung im Internationalen Einheitensystem (SI) definierte Dezimalpräfixe. Sie basieren auf Zehnerpotenzen mit ganzzahligen Exponenten. Man unterscheidet zwischen dem Namen des Präfixes und seinem Symbol. Die Symbole sind international einheitlich. Die Namen unterscheiden sich je nach Sprache. Die Zeichen für Teile einer Einheit werden als Kleinbuchstaben geschrieben, während die meisten Zeichen für Vielfache einer Einheit als Großbuchstaben geschrieben werden. Ausnahmen von dieser Systematik sind aus historischen Gründen die Zeichen für Deka (da), Hekto (h) und Kilo (k). Das Beratende Komitee für Einheiten (CCU) des Internationalen Büros für Maß und Gewicht diskutierte die Möglichkeiten, diese Symbole durch D, H und K zu ersetzen, legte diese Idee jedoch auf Eis (), weil Änderungen am System nur „aus sehr wichtigen Gründen“ erfolgen sollten. Typografie Die Einheitenvorsatzzeichen werden wie die Einheitenzeichen in aufrechter, nicht kursiver Schrift geschrieben, unabhängig von der Schriftart (Schriftauszeichnung) des umgebenden Textes. Zwischen Einheitenvorsatzzeichen und Einheitenzeichen wird kein Zwischenraum geschrieben. Das Präfix-Symbol für „Mikro“ ist der griechische Buchstabe μ (My). Aus historischen Gründen ist es in Unicode zweimal vorhanden: als Buchstabe des griechischen Alphabets (U+03BC) und als Sonderzeichen (U+00B5), siehe My → Mikro-Zeichen. Wo dieses Zeichen nicht verfügbar ist, wird vor allem in der elektrotechnischen Literatur ersatzweise häufig u verwendet. Das wurde in der Internationalen Norm ISO 2955 von 1983, die 2001 zurückgezogen wurde, auch so empfohlen. Für Deutschland gelten weiterhin die Empfehlungen der DIN-Norm DIN 66030 Informationstechnik – Darstellung von Einheitennamen in Systemen mit beschränktem Schriftzeichenvorrat vom Mai 2002. In Österreich sieht das Maß- und Eichgesetz μ vor. Beim Austausch medizinischer Daten gemäß dem HL7-Standard ist u anstelle von μ zugelassen. Im englischen Sprachraum wird μ manchmal durch mc ersetzt. Kombination von SI-Präfixen und Einheiten Die Zusammensetzung aus Präfix und Einheitenzeichen bildet ein neues, beim Zeilenumbruch nicht trennbares Einheitenzeichen. Präfixe dürfen nicht kombiniert werden. Es gibt also keine Mega-Kilometer oder Dezi-Kilogramm. (Die in der IT verwendete Hekto-Nanosekunde 1 hns = 0,1 µs ist nicht normgerecht.) In Einheiten, die als Produkte oder Quotienten geschrieben werden, darf jeder Faktor ein Präfix tragen; kg/dm3 ist also zulässig. Einheitenvorsatzzeichen und Einheitenvorsatznamen können nicht alleine, sondern nur zusammen mit Einheitenzeichen und Einheitennamen verwendet werden. Für Zeiteinheiten außerhalb des SI (zugelassen sind Minute (min), Stunde (h) und Tag (d) ) werden Präfixe nicht verwendet; für die SI-Einheit Sekunde sind Präfixe erlaubt. Das Kilogramm (kg) verwendet bereits kilo, also werden keine weiteren Vorsätze angewendet. Stattdessen wird vom Gramm (g) ausgegangen. Statt Megagramm, Gigagramm usw. wird in der Regel auf die (metrische) Tonne (t) zurückgegriffen. Bei der Potenzierung gilt der Exponent für die Einheit mitsamt SI-Präfix, d. h.5 km2 = 5 ⸱ (1000 m)2 = 5 ⸱  m2 =  m2.In km/s2 , kg⸱m2 und g⸱mm2 gilt der Exponent jeweils für den unterstrichenen Teil. Das Zeichen m bezeichnet sowohl die Einheit Meter als auch das Präfix Milli (). Um Missverständnisse zu vermeiden, wird es bei zusammengesetzten Einheiten für die Bedeutung Meter an die letzte Stelle gesetzt; vorangestellt wird es als Präfix interpretiert. Beispiel: Nm steht für Newtonmeter, mN für Millinewton. Nach den strengeren Regeln des SI ist Nm überhaupt nicht zulässig, sondern nur die Trennung mit Leerzeichen (N m) oder Multiplikationspunkt (N⸱m). Analog kann Tm (T für die Einheit Tesla oder das Präfix Tera) für Terameter (eher unübliche Längeneinheit), aber ohne Leerzeichen oder Multiplikationspunkt auch für Teslameter (die Einheit des Kraftfaktors B × L) stehen. Internationale und deutsche Benennung Die Namen der Vorsätze werden von der Generalkonferenz für Maß und Gewicht für die englische und französische Sprache vorgegeben. Die Bezeichnungen sind für diese beiden Sprachen gleich, außer dass im Französischen die Vorsätze , , und mit Akut geschrieben werden. Im amerikanischen Englisch ist deka anstelle von deca üblich. Die deutschen Bezeichnungen werden nach DIN 1301-1 festgelegt. Sie unterscheiden sich von den englischen insofern, als bei Deka, Hekto, Mikro, Piko, Yokto und Quekto jeweils ein C durch ein K ersetzt ist und bei Dezi und Zenti ein C durch ein Z. Sprachliches Der Name eines Einheitenvorsatzes bildet mit dem zugehörigen Einheitennamen ein zusammengesetztes Wort. Beispiele sind Nanometer oder Milligramm. Wenn aus dem Zusammenhang klar ist, welche Einheit gemeint ist, wird dieses zusammengesetzte Wort in der Umgangssprache häufig auf den Vorsatz verkürzt. So ist von Kilo die Rede, wenn Kilogramm (kg) gemeint ist. Im technischen Bereich wird der Mikrometer (μm) kurz als My [] bezeichnet; im Englischen ist noch die Bezeichnung micron für Mikrometer üblich, die 1967 aus dem SI entfernt wurde. Im Österreichischen und Tschechischen wird das Kurzwort Deka für die Masseeinheit Dekagramm (dag) verwendet. Im Flächenmaß Hektar (Hekto-Ar, 100 a) verschwindet ausnahmsweise an der Wortfügestelle das O von hekto, was den Doppelselbstlaut vermeidet. In angelsächsischen Sprachraum wird aus gleichem Grund für Megaohm (MΩ) gelegentlich megohm geschrieben. Geschichte Bereits bei der Einführung metrischer Einheiten in Frankreich 1793 wurden Maßeinheiten für Länge, Fläche, Volumen und Gewicht (Masse) definiert, deren Bezeichnungen die Vorsätze déci, centi, milli, hecto, kilo, sowie auch demi (½), double (2) und myria (10000) hatten. Als 1874 die British Association for the Advancement of Science das CGS-System einführte, wurden systematisch die Vorsätze micro bis mega verwendet. Das Internationale Komitee für Maß und Gewicht beschloss 1879 einheitliche Symbole für die Präfixe von Milli bis Kilo. Allerdings wurden nicht alle Kombinationen von Grundeinheit und Vorsatz freigegeben, sondern eine limitierte Liste von Kombinationen. So war der Hektoliter gelistet, nicht aber Hektometer oder Hektogramm. Bis 1960 waren in Frankreich die Vorsätze myria (gr. = zehntausend) mit dem Zeichen ma für das 10+4‑fache und dimi mit Zeichen dm für das 10−4‑fache genormt. Statt myria wurde Anfang des 19. Jahrhunderts auf einen Vorschlag von Thomas Young hin z. T. auch myrio geschrieben. Früher waren in Deutschland auch das Symbol D und in Großbritannien dk für Deka üblich, in Österreich war das Zeichen dk bis Mitte der 1950er Jahre gesetzlich vorgeschrieben. Bei der Schaffung des SI im Jahr 1960 wurden die bis zu diesem Zeitpunkt definierten heute gültigen Präfixe von 10−12 bis 10+12 und deren Symbole übernommen. 1964 folgten Femto und Atto, 1975 Peta und Exa, 1991 die Präfixe bis 10−24 und 10+24 und 2022 schließlich die Präfixe bis 10−30 und 10+30. Einheitenvorsätze für binäre Vielfache In der Datenverarbeitung kommen oft Zweierpotenzen vor – insbesondere bei der Größe von Arbeitsspeichern und anderen Datenspeichern. Ähnlich wie bei Zehnerpotenzen ist auch hier die Verwendung von Präfixen hilfreich. Da 210 = 1024 sehr nahe bei 1000 liegt, bürgerte es sich ein, bei Größenangaben von Datenmengen in Bit und Byte den Vorsatz Kilo für 1024 zu verwenden. Analog verwendete man Mega für 220 = 1048576 etc… Da dies aber zu Zweideutigkeiten führte, definierte die für die Normung in der Elektrotechnik zuständige International Electrotechnical Commission spezielle Binärpräfixe. Das binäre Präfixsymbol entsteht durch Anhängen von ‑i an das entsprechende dezimale Präfixsymbol (Ki wird dabei im Gegensatz zu k groß geschrieben). Der Name eines binären Präfixes wird durch Anhängen von ‑bi an die ersten beiden Buchstaben des entsprechenden dezimalen Präfixnamens gebildet (siehe Tabelle). Zu den 2022 neu eingeführten SI-Präfixen Ronna und Quetta gibt es offiziell noch keine binären Entsprechungen. Diese Binärpräfixe wurden von den wichtigsten Normungsinstitutionen übernommen. Die Dezimalpräfixe sollen nur noch für Zehnerpotenzen verwendet werden, z. B. 100 GB = 1011 B ≈ 93,1 GiB. Manche Hersteller haben diese Empfehlung aber noch nicht umgesetzt und verwenden dezimale Präfixe im binären Sinn (siehe Byte). Siehe auch Wissenschaftliche Notation Schreibweise von Zahlen Weblinks The International System of Units (SI): Prefixes, offizielle Seite des Internationalen Büros für Maß und Gewicht (BIPM) (englisch) SI-Präfix Informationen des NIST zu SI-Präfixen (englisch) (englisch, PDF, 944 kB) Gesetzliche Präfixe in der Schweiz Umrechnung IEA Einzelnachweise Masseinheiten, Vorsatze Masseinheiten, Vorsatze
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https://de.wikipedia.org/wiki/Abk%C3%BCrzungen/Gesetze%20und%20Recht
Abkürzungen/Gesetze und Recht
Viele, aber nicht alle, Fachautoren kürzen ohne Punkt und Leerzeichen ab: So wird die Abbreviatur für in der Regel, normalerweise i. d. R., mit idR abbreviert. Ungeachtet dessen werden Akronyme, wie sonst auch, ohne Punkte gebildet. Folgende Liste von Abkürzungen aus der Rechtssprache versucht nur sprachlich korrekte Abbreviaturen, also mit Punkt und Leerzeichen, aufzuführen, sofern nicht die geraffte Schreibweise in den Alltag Einzug gefunden hat und dort dominiert (z. B. eG, GbR oder MdB) oder die Abbreviatur nur in juristischen Schriften und dort auch nur zusammengeschrieben auftaucht. A A. Anhang a. analog a. A. andere(r) Ansicht AA Auswärtiges Amt oder Agentur für Arbeit oder Aktuelles Arbeitsrecht (Zeitschrift) oder Anonyme Alkoholiker oder Amtsanwalt AABG Gesetz zur Begrenzung der Arzneimittelausgaben der gesetzlichen Krankenversicherung AABGebV Besondere Gebührenverordnung des Auswärtigen Amts für individuell zurechenbare öffentliche Leistungen in dessen Zuständigkeitsbereich AAG Aufwendungsausgleichsgesetz (Gesetz über den Ausgleich der Arbeitgeberaufwendungen für Entgeltfortzahlung) oder Aussiedleraufnahmegesetz AAO Alarm- und Ausrückeordnung AApoO (AAppO) Approbationsordnung für Apotheker ÄApoO (ÄAppO) Approbationsordnung für Ärzte, siehe → Approbationsordnung ÄApprOÄndV Änderungsverordnung zur ÄApoO AAPV Allgemeine Ambulante Palliativversorgung ÄArbVtrG Gesetz über befristete Arbeitsverträge mit Ärzten in der Weiterbildung AarhusÜbk Übereinkommen über den Zugang zu Informationen, die Öffentlichkeitsbeteiligung an Entscheidungsverfahren und den Zugang zu Gerichten in Umweltangelegenheiten AATV Verordnung über Nachweispflichten für Arzneimittel, die zur Anwendung bei Tieren bestimmt sind AAÜG Anspruchs- und Anwartschaftsüberführungsgesetz AAÜG-ÄndG Gesetz zur Änderung und Ergänzung des Anspruchs- und Anwartschaftsüberführungsgesetzes AAÜGErstV Verordnung über die Erstattung von Aufwendungen nach dem Gesetz zur Überführung von Ansprüchen und Anwartschaften aus Zusatz- und Sonderversorgungssystemen des Beitrittsgebiets durch den Bund AAustVorhAbk USA Abkommen zwischen der Regierung der Bundesrepublik Deutschland und der Regierung der Vereinigten Staaten von Amerika über die Durchführung von Austauschvorhaben zum Zwecke der Aus- und Weiterbildung AAV Verordnung über Aufenthaltsgenehmigungen zur Ausübung einer unselbstständigen Tätigkeit (Arbeitsaufenthaltsverordnung) oder Vertrag zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken über die Bedingungen des befristeten Aufenthalts und die Modalitäten des planmäßigen Abzugs der sowjetischen Truppen aus dem Gebiet der Bundesrepublik Deutschland vom 12. Oktober 1990 (Aufenthalts- und Abzugsvertrag) oder Allgemeine Arbeitnehmerschutzverordnung (Österreich) AB allgemein Ausführungsbestimmung oder Allgemeine Bedingungen oder Arbeitsbereich (siehe Arbeits- und Sozialrecht in Deutschland) oder Abgeschlossenheitsbescheinigung ABA Arbeitsgemeinschaft für betriebliche Altersversorgung e.V. (siehe aba (Verband)) oder Arbeit, Beruf und Arbeitslosenhilfe (Zeitschrift) ABAG Arzneimittelbudget-Ablösungsgesetz ABAS Ausschuss für Biologische Arbeitsstoffe ABB Allgemeine Bedingungen für Beförderungen oder Allgemeine Bausparbedingungen ABBergV Bergverordnung für alle bergbaulichen Bereiche (Allgemeine Bundesbergverordnung) ABBV Verordnung zur Berechnung von Ablösungsbeträgen nach dem Eisenbahnkreuzungsgesetz, dem Bundesfernstraßengesetz und dem Bundeswasserstraßengesetz ABD Ausfuhrbegleitdokument (siehe Ausfuhranmeldung) ABE allgemeine Betriebserlaubnis (ABE) AbfAblV Abfallablagerungsverordnung (Verordnung über die umweltverträgliche Ablagerung von Siedlungsabfällen) AbfAEV Verordnung über das Anzeige- und Erlaubnisverfahren für Sammler, Beförderer, Händler und Makler von Abfällen (Anzeige- und Erlaubnisverordnung) AbfallR Zeitschrift für das Recht der Abfallwirtschaft AbfBeauftrV Verordnung über Betriebsbeauftragte für Abfall (siehe Abfallbeauftragter) AbfG Gesetz über die Vermeidung und Entsorgung von Abfällen (aufgehoben; inzwischen Kreislaufwirtschaftsgesetz - KrWG) AbfKlärV 1992 Verordnung über die Verwertung von Klärschlamm, Klärschlammgemisch und Klärschlammkompost (Klärschlammverordnung) AbfKoBiV Abfallwirtschaftskonzept- und bilanzverordnung (aufgehoben) AbfVerbrBußV Verordnung zur Durchsetzung von Vorschriften in Rechtsakten der Europäischen Gemeinschaft über die Verbringung von Abfällen (Abfallverbringungsbußgeldverordnung) AbfVerbrG Abfallverbringungsgesetz (Gesetz zur Ausführung der Verordnung (EG) Nr. 1013/2006 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 14. Juni 2006 über die Verbringung von Abfällen und des Basler Übereinkommens vom 22. März 1989 über die Kontrolle der grenzüberschreitenden Verbringung gefährlicher Abfälle und ihrer Entsorgung) AbfVerbrGebV Verordnung zur Erhebung von Gebühren bei notifizierungsbedürftigen Verbringungen von Abfällen durch die Bundesrepublik Deutschland Abg. Abgeordnete(r) ABGB Allgemeines bürgerliches Gesetzbuch (Österreich) AbgG Abgeordnetengesetz (Gesetz über die Rechtsverhältnisse der Mitglieder des Deutschen Bundestages) AbgrG Abgrabungsgesetz AbgrV Verordnung über die Abgrenzung der im Pflegesatz nicht zu berücksichtigenden Investitionskosten von den pflegesatzfähigen Kosten der Krankenhäuser (Abgrenzungsverordnung) ABH Ausländerbehörde Abh. Abhandlung AbiNSchPrV BE 2009 Verordnung über die Prüfung zum Erwerb der allgemeinen Hochschulreife von Nichtschülerinnen und Nichtschülern (PrüfVO – Nichtschülerabitur) vom 3. November 2009 Abk. Abkommen oder Abkürzung Abk. ISR Abkommen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und dem Staate Israel abl. ablehnend ABl Amtsblatt AbL Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft AbLaV Verordnung zu abschaltbaren Lasten ABl. EG Amtsblatt der Europäischen Gemeinschaften ABl. EU Amtsblatt der Europäischen Union ABM Arbeitsbeschaffungsmaßnahme ABMG Autobahnmautgesetz für schwere Nutzfahrzeuge ABNJ areas beyond national jurisdiction ABO (ApBetrO) Apothekenbetriebsordnung AbP Allgemeines bauaufsichtliches Prüfzeugnis AbrStV Abrechnungsstellenverordnung (Verordnung über die Abrechnungsstellen im Scheckverkehr) Abs. Absatz ABS Ausschuss für Betriebssicherheit oder Antiblockiersystem AbschlagsV Verordnung über Abschlagszahlungen bei Bauträgerverträgen Abschn. Abschnitt AbsFondsG (AbsFG) Gesetz über die Errichtung eines zentralen Fonds zur Absatzförderung der deutschen Land- und Ernährungswirtschaft (siehe Absatzförderungsfonds der deutschen Land- und Ernährungswirtschaft) AbsFondsGBeitrV Verordnung über die Beiträge nach dem Absatzfondsgesetz AbsichG Absicherungsgesetz (Gesetz über Maßnahmen zur außenwirtschaftlichen Absicherung) AbStG Gesetz über Volksinitiative, Volksbegehren und Volksentscheid (Abstimmungsgesetz) (Berlin) AbStO Verordnung zur Durchführung des Gesetzes über Volksinitiative, Volksbegehren und Volksentscheid (Abstimmungsordnung) (Berlin) ABV Verordnung über Anforderungsbehörden und Bedarfsträger nach dem Bundesleistungsgesetz ABVT Amt für Binnen-Verkehrstechnik abw. abweichend AbwAG Abwasserabgabengesetz AbwasserMeistPrV Verordnung über die Prüfung zum anerkannten Abschluss Geprüfter Abwassermeister/Geprüfte Abwassermeisterin AbwV Abwasserverordnung (Verordnung über Anforderungen an das Einleiten von Abwasser in Gewässer) AbZ Allgemeine bauaufsichtliche Zulassung ABZ Anschluss- und Benutzungszwang AbzG Abzahlungsgesetz (aufgehoben, siehe jetzt §§ 499 ff. BGB) AbzStEntModG Abzugsteuerentlastungsmodernisierungsgesetz ACCC Aarhus Convention Compliance Committee ACER Agentur für die Zusammenarbeit der Energieregulierungsbehörden (engl.: Agency for the Cooperation of Energy Regulators) ACK Amtschefkonferenz AcP Archiv für die civilistische Praxis AdA Angehörige der Armee (Schweiz) AdenauerHStiftG Gesetz über die Errichtung einer Stiftung Bundeskanzler-Adenauer-Haus AdG (AdoptG) Adoptionsgesetz (Gesetz über die Annahme als Kind und zur Änderung anderer Vorschriften) ADHGB Allgemeines Deutsches Handelsgesetzbuch AdKG Gesetz zur Errichtung der Akademie der Künste AdLDAV Verordnung zur Durchführung des § 61a des Gesetzes über die Alterssicherung der Landwirte ADN Europäisches Übereinkommen über die Beförderung gefährlicher Güter auf Binnenwasserstraßen (Abkürzung ADN, von franz.: Accord européen relatif au transport international des marchandises dangereuses par voies de navigation intérieures; engl.: European Agreement concerning the International Carriage of Dangerous Goods by Inland Waterways) ADNR Europäisches Übereinkommen über die Beförderung gefährlicher Güter auf dem Rhein A. d. ö. R. Anstalt des öffentlichen Rechts AdoptG (AdG) Adoptionsgesetz (Gesetz über die Annahme als Kind und zur Änderung anderer Vorschriften) AdR Ausschuss der Regionen der EU ADR Europäisches Übereinkommen über die internationale Beförderung gefährlicher Güter auf der Straße () oder Außergerichtliche Streitbeilegung der EU () ADRÄndV ADR-Änderungsverordnung ADRG Gesetz zu dem Europäischen Übereinkommen vom 30. September 1957 über die internationale Beförderung gefährlicher Güter auf der Straße ADS Allgemeine Deutsche Seeversicherungsbedingungen oder Antidiskriminierungsstelle des Bundes ADSp Allgemeine Deutsche Spediteurbedingungen AdÜbAG Gesetz zur Ausführung des Haager Übereinkommens vom 29. Mai 1993 über den Schutz von Kindern und die Zusammenarbeit auf dem Gebiet der internationalen Adoption AdV Aussetzung der Vollziehung AdVermiG Adoptionsvermittlungsgesetz (Gesetz über die Vermittlung der Annahme als Kind und über das Verbot der Vermittlung von Ersatzmüttern) AdVermiStAnKoV Verordnung über die Anerkennung von Adoptionsvermittlungsstellen in freier Trägerschaft sowie die im Adoptionsvermittlungsverfahren zu erstattenden Kosten AdWirkG Adoptionswirkungsgesetz (Gesetz über Wirkungen der Annahme als Kind nach ausländischem Recht) a. E. am Ende AE Akteneinsicht oder Arbeitsrechtliche Entscheidungen (Zeitschrift) oder Alternativentwurf AEAJ Association of European Administrative Judges (dt.: Verband Europäischer Verwaltungsrichter) AEAO Anwendungserlass zur Abgabenordnung AEAusglV Verordnung über den Ausgleich gemeinwirtschaftlicher Leistungen im Eisenbahnverkehr AEG Allgemeines Eisenbahngesetz AELV Verordnung zur Ermittlung des Arbeitseinkommens aus der Land- und Forstwirtschaft AEMR Allgemeine Erklärung der Menschenrechte ÄndG Änderungsgesetz ÄndSchnAusbV Verordnung über die Berufsausbildung zum Änderungsschneider/zur Änderungsschneiderin ÄndVO Änderungsverordnung AEntG Arbeitnehmer-Entsendegesetz AEntGMeldstellV Verordnung zur Bestimmung der zuständigen Behörde nach § 18 Absatz 6 des Arbeitnehmer-Entsendegesetzes AEntGMeldV Verordnung über Meldepflichten nach dem Arbeitnehmer-Entsendegesetz AEO Authorized Economic Operator (dt.: ZWB – Zugelassener Wirtschaftsbeteiligter) AER Akteneinsichtsrecht AERB Allgemeine Bedingungen für die Einbruchsdiebstahl- und Raubversicherung AErlV Arbeitserlaubnisverordnung ÄrzteG Bundesgesetz über die Ausübung des ärztlichen Berufes und die Standesvertretung der Ärzte (Österreich) ÄrztMitt Ärztliche Mitteilungen (Zeitschrift) Ärzte-ZV Zulassungsverordnung für Vertragsärzte AETR Europäisches Übereinkommen über die Arbeit des im internationalen Straßenverkehr beschäftigten Fahrpersonals (Siehe AETR-Abkommen) AEUV Vertrag über die Arbeitsweise der Europäischen Union AEVO Ausbilder-Eignungsverordnung ÄZQ Ärztliches Zentrum für Qualität in der Medizin der Bundesärztekammer a. F. alte Fassung AfA Absetzung für Abnutzung oder Arbeitsgemeinschaft für Agrarfragen AfaA Absetzung für außergewöhnliche technische oder wirtschaftliche Abnutzung AfAMed Ausschuss für Arbeitsmedizin AFB Allgemeine Bedingungen für die Feuerversicherung AFBG Aufstiegsfortbildungsförderungsgesetz AFFAngAusbV Verordnung über die Berufsausbildung zum/zur Fachangestellten für Arbeitsförderung AFG Arbeitsförderungsgesetz (jetzt SGB III) AFGBV Verordnung zur Genehmigung und zum Betrieb von Kraftfahrzeugen mit autonomer Fahrfunktion in festgelegten Betriebsbereichen (Autonome Fahrzeuge-Genehmigungs- und Betriebsverordnung) (siehe Autonomes Fahren) AFIG Gesetz zur Veröffentlichung von Informationen über die Zahlung von Mitteln aus den Europäischen Fonds für Landwirtschaft und Fischerei AFIS Automatisiertes Fingerabdruckidentifizierungssystem AFIV Verordnung über die Veröffentlichung von Informationen über die Zahlung von Mitteln aus den Europäischen Fonds für Landwirtschaft und für Fischerei AfK (ArchKommWiss) Archiv für Kommunalwissenschaften (Zeitschrift) AFKG Gesetz zur Konsolidierung der Arbeitsförderung Aflatoxin VerbotsV Verordnung über das Verbot der Verwendung von mit Aflatoxinen kontaminierten Stoffen bei der Herstellung von Arzneimitteln AfögLTAV Verordnung über die Ausbildungsförderung für den Besuch von Ausbildungsstätten für landwirtschaftlich-technische, milchwirtschaftlich-technische und biologisch-technische Assistentinnen und Assistenten AfögVorkHSV Verordnung über die Ausbildungsförderung für die Teilnahme an Vorkursen zur Vorbereitung des Besuchs von Kollegs und Hochschulen AfP Zeitschrift für Medien- und Kommunikationsrecht (früher: Archiv für Presserecht) oder Ausschuss für Produktsicherheit AfPS Ausschuss für Produktsicherheit AfR Amt für den Rechtsschutz des Vermögens der DDR AfrEntwBkÜbk Übereinkommen zur Errichtung der Afrikanischen Entwicklungsbank (siehe Afrikanische Entwicklungsbank) AfrEntwBkÜbkG Gesetz zu dem Übereinkommen vom 4. August 1963 zur Errichtung der Afrikanischen Entwicklungsbank AFRG Arbeitsförderungs-Reformgesetz oder Gesetz zur Regelung bestimmter Altforderungen AfS Absetzung für Substanzverringerung (siehe Abschreibung) AFS Ausschuss für Finanzstabilität AFSBw Amt für Flugsicherung der Bundeswehr AFSG Gesetz zu dem Internationalen Übereinkommen von 2001 über die Beschränkung des Einsatzes schädlicher Bewuchsschutzsysteme auf Schiffen AFSÜbk Internationales Übereinkommen von 2001 über die Beschränkung des Einsatzes schädlicher Bewuchsschutzsysteme auf Schiffen AFuG 1997 Amateurfunkgesetz AFuV Amateurfunkverordnung (Verordnung zum Gesetz über den Amateurfunk) AFVFinV Verordnung über die Finanzierung der Verwaltung des Ausgleichsfonds der sozialen Pflegeversicherung AFWoG Gesetz über den Abbau der Fehlsubventionierung und Mietverzerrung im Wohnungswesen aG Nachteilsausgleich AG Amtsgericht oder Aktiengesellschaft oder Die Aktiengesellschaft (Zeitschrift) oder Arbeitgeber oder Ausführungsgesetz oder Antragsgegner AGB Arbeitsgesetzbuch der DDR oder Allgemeine Geschäftsbedingungen oder Außergewöhnliche Belastung AGB DDR Arbeitsgesetzbuch der Deutschen Demokratischen Republik AGBG AGB-Gesetz (aufgehoben; jetzt §§ 305 ff. BGB) AGBGB Ausführungsgesetz zum BGB AGebS Abfallgebührensatzung AGES Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (Österreich) AGesVG Anti-Gesichtsverhüllungsgesetz AGeV Verordnung über bestimmte alkoholhaltige Getränke AGG Allgemeines Gleichbehandlungsgesetz AGGVG Ausführungsgesetz GVG (Gesetz zur Ausführung des Gerichtsverfassungsgesetzes und von Verfahrensgesetzen der ordentlichen Gerichtsbarkeit) AGH Arbeitsgelegenheit AGH-MAE Arbeitsgelegenheit mit Mehraufwandsentschädigung (auch umgangssprachlich „Ein-Euro-Job“ genannt) AGJ Arbeitsgemeinschaft für Kinder- und Jugendhilfe AG-KJHG Gesetz zur Ausführung des Kinder- und Jugendhilfegesetzes AGL Anspruchsgrundlage AGLottStV Ausführungsgesetz zum Lotteriestaatsvertrag AGMahnVordrV Verordnung zur Einführung von Vordrucken für das arbeitsgerichtliche Mahnverfahren AGMahnVordrVÄndV Verordnung zur Änderung von Vordrucken für das arbeitsgerichtliche Mahnverfahren AgNwV Verordnung über Art, Umfang und Form der erforderlichen Nachweise im Sinne des § 19 Absatz 2 Satz 2 des Zahlungsdiensteaufsichtsgesetzes AGOZV Verordnung über das Inverkehrbringen von Anbaumaterial von Gemüse-, Obst- und Zierpflanzenarten (Anbaumaterialverordnung) AG-PStG Bbg Brandenburgisches Gesetz zur Ausführung des Personenstandsgesetzes AGR Europäisches Übereinkommen über die Hauptstraßen des internationalen Verkehrs AgrarAbsFDG Agrarabsatzförderungsdurchführungsgesetz (Gesetz zur Durchführung der Rechtsakte der Europäischen Gemeinschaft über gemeinschaftliche Informations- und Absatzförderungsmaßnahmen für Agrarerzeugnisse) AgrarAusbStEignV Verordnung über die Eignung der Ausbildungsstätte für die Berufsausbildung zur Fachkraft Agrarservice AgrarAusbV Verordnung über die Berufsausbildung zur Fachkraft Agrarservice AgrarErzAnpBeihV Verordnung zur Gewährung einer außergewöhnlichen Anpassungsbeihilfe für Erzeuger in bestimmten Agrarsektoren (Agrarerzeugeranpassungsbeihilfenverordnung) AgrarOLkG Gesetz zur Stärkung der Organisationen und Lieferketten im Agrarbereich (Agrarorganisationen-und-Lieferketten-Gesetz) AgrarR Agrarrecht (Zeitschrift) AgrarservMeistPrV Verordnung über die Meisterprüfung zum anerkannten Fortbildungsabschluss Agrarservicemeister und Agrarservicemeisterin AgrStatEBV Verordnung zur Erhebung agrarstatistischer Daten für die Emissionsberichterstattung AgrStatG Agrarstatistikgesetz AgrStruktGÄndG Gesetz zur Änderung des Gesetzes über die Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes“ AgrStruktG Agrarstrukturgesetz (Gesetz über die Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes“) AgrVG Agrarverfahrensgesetz (Österreich) AGS Anwaltsgebühren Spezial (Zeitschrift) oder Ausschuss für Gefahrstoffe AG-SGG Gesetz zur Ausführung des Sozialgerichtsgesetzes im Lande Nordrhein-Westfalen AGT Arbeitsgemeinschaft Testamentsvollstreckung und Vermögenssorge e.V. oder Allgemeine Geschäftsbedingungen für Transporteure (Österreich) AGV außerhalb von Geschäftsräumen geschlossene Verträge AGVwGO Gesetz zur Ausführung der Verwaltungsgerichtsordnung AGW Arbeitsplatzgrenzwert AHB Allgemeine Versicherungsbedingungen für die Haftpflichtversicherung (siehe Haftpflichtversicherung) AHG Amtshaftungsgesetz (Österreich) AHGV Verordnung zum Altschuldenhilfe-Gesetz AHiVwVtr AUT Vertrag zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Österreich über Amts- und Rechtshilfe in Verwaltungssachen AHiVwVtrAUTG Gesetz zu dem Vertrag vom 31. Mai 1988 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Österreich über Amts- und Rechtshilfe in Verwaltungssachen AHK Auslandshandelskammer oder Autonome Honorar-Kriterien (der Rechtsanwälte in Österreich) AHP Anhaltspunkte für die ärztliche Gutachtertätigkeit im sozialen Entschädigungsrecht und nach dem Schwerbehindertenrecht AHR autonome Honorarrichtlinien (Österreich) oder Allgemeine Hochschulreife AHRC Asiatische Menschenrechtskommission () AHRS Arzthaftpflicht-Rechtsprechung AHStatDV Verordnung zur Durchführung des Gesetzes über die Statistik des grenzüberschreitenden Warenverkehrs AHStatGes Gesetz über die Statistik des grenzüberschreitenden Warenverkehrs (siehe Außenhandelsstatistik) AHundV Assistenzhundeverordnung AHV Alters- und Hinterlassenenversicherung (Schweiz) AHVG Gesetz über die Alters- und Hinterlassenenversicherung (Schweiz) AiB Arbeitsrecht im Betrieb, juristische Fachzeitschrift AIF Alternativer Investmentfonds (engl.: alternative investment fund) AIFMD Alternative Investment Fund Manager Directive (Richtlinie 2011/61/EU über die Verwalter alternativer Investmentfonds) AIFM-UmsG Gesetz zur Umsetzung der Richtlinie 2011/61/EU über die Verwalter alternativer Investmentfonds (AIFM-Umsetzungsgesetz) AIFO AIDS-Forschung AIG Akteneinsichts- und Informationszugangsgesetz (Brandenburg) oder Auslandsinvestitionsgesetz (auch AusIvG) AIHonO Verordnung über die Honorare für Architekten- und Ingenieurleistungen AIM AnwaltInfo Mietrecht (Zeitschrift) AIMPV Verordnung über die Meldepflicht bei Aviärer Influenza beim Menschen AiP Arzt im Praktikum AIPS Arzneimittelinformationspublikationssystem (Schweiz) AIVG Arbeitslosenversicherungsgesetz (Österreich) AIZ AIZ – Das Immobilienmagazin (früher: Allgemeine Immobilienzeitung) AjBD Arbeitsgemeinschaft für juristisches Bibliotheks- und Dokumentationswesen a. K. außer Kraft AK Anschaffungskosten oder Kammer für Arbeiter und Angestellte (kurz Arbeiterkammer) (Österreich) oder Anwaltskommentar oder Alternativkommentar oder Aarhus-Konvention ak.mas Arbeitsrechtliche Kommission des Deutschen Caritasverbandes Akad. d. Wiss. Akademie der Wissenschaften A/KAE Ausführungsanordnung zur Konzessionsabgabenanordnung AKA Arbeitsgemeinschaft kommunale und kirchliche Altersversorgung e.V. AKB Allgemeine Bedingungen für die Kraftfahrtversicherung AKG Allgemeines Kriegsfolgengesetz (Gesetz zur allgemeinen Regelung durch den Krieg und den Zusammenbruch des Deutschen Reiches entstandener Schäden) oder Arbeiterkammergesetz (Bundesgesetz über die Kammern für Arbeiter und Angestellte und die Bundeskammer für Arbeiter und Angestellte)(Österreich) AkkStelleG Gesetz über die Akkreditierungsstelle AkkStelleGBV Verordnung über die Beleihung der Akkreditierungsstelle nach dem Akkreditierungsstellengesetz AkkStelleKostV Kostenverordnung der Akkreditierungsstelle AKostG Auslandskostengesetz AKostV Auslandskostenverordnung AKP Afrikanische, Karibische und Pazifische Staaten AKP/EWGAbk4G Gesetz zu dem Vierten AKP-EWG-Abkommen von Lome vom 15. Dezember 1989 sowie zu den mit diesem Abkommen in Zusammenhang stehenden Abkommen AktFoV Aktionärsforumverordnung (Verordnung über das Aktionärsforum nach § 127a des Aktiengesetzes, siehe ) AktG Aktiengesetz AktO Aktenordnung AktStR Aktuelle Steuerrundschau (Zeitschrift) oder Aktuelles Steuerrecht (Zeitschrift) AktuarV Verordnung über die versicherungsmathematische Bestätigung und den Erläuterungsbericht des Verantwortlichen Aktuars AKZ Ausfuhrkassenzettel ALB Allgemeine Leistungsbedingungen oder Allgemeine Lieferbedingungen oder Allgemeine Lagerbedingungen oder Allgemeine Lebensversicherungsbedingungen ALBeitrBek Bekanntmachung der Beiträge und der Beitragszuschüsse in der Alterssicherung der Landwirte ALBVVG Gesetz zur Bekämpfung von Lieferengpässen bei patentfreien Arzneimitteln und zur Verbesserung der Versorgung mit Kinderarzneimitteln (Arzneimittel-Lieferengpassbekämpfungs- und Versorgungsverbesserungsgesetz) ALFV Verordnung über die Anzeigepflicht von Leiharbeit in der Fleischwirtschaft ALG Gesetz über die Alterssicherung der Landwirte Alg Arbeitslosengeld Alg Ⅱ-V Arbeitslosengeld II/Sozialgeld-Verordnung Alhi Arbeitslosenhilfe AlhiV (AlhiVO) Arbeitslosenhilfe-Verordnung alic actio libera in causa AlkG Bundesgesetz über die gebrannten Wasser (Alkoholgesetz (Schweiz)) AlkopopStG Gesetz über die Erhebung einer Sondersteuer auf alkoholhaltige Süßgetränke (Alkopops) zum Schutz junger Menschen (Alkopopsteuergesetz (Deutschland)) AlkopopStV Verordnung über das Verfahren zur Berechnung des Netto-Mehraufkommens der nach dem Alkopopsteuergesetz erhobenen Alkopopsteuer AlkoVerfrG Gesetz über die Verfrachtung alkoholischer Waren AlkoV Alkoholverordnung AlkStG Alkoholsteuergesetz AlkStV Alkoholsteuerveordnung allg. A. allgemeine Ansicht AllGAG Allgemeines Grundbuchsanlegungsgesetz (Österreich) allg. M. allgemeine Meinung ALLMBL Allgemeines Ministerialblatt (Bayern) ALM Arbeitsgemeinschaft der Landesmedienanstalten ALR Allgemeines Landrecht für die Preußischen Staaten ALSAG Altlastensanierungsgesetz (Österreich) Alt. Alternative AltEinkG Alterseinkünftegesetz AltersteilzeitG Altersteilzeitgesetz AltersVersErhV Verordnung zur Durchführung einer Erhebung über Arten und Umfang der betrieblichen Altersversorgung AltfAbwGA Gesetz zur beschleunigten Abwicklung einiger Altforderungen AltfahrzeugG Altfahrzeuggesetz (Gesetz über die Entsorgung von Altfahrzeugen) AltfahrzeugV Altfahrzeug-Verordnung AltGG Gesetz zur Gewährung eines Altersgelds für freiwillig aus dem Bundesdienst ausscheidende Beamte, Richter und Soldaten (Altersgeldgesetz) AltGZustAnO Altersgeldzuständigkeitsanordnung AltholzV Altholzverordnung (Verordnung über Anforderungen an die Verwertung und Beseitigung von Altholz) AltgAATVDBest Durchführungsbestimmung zur Verordnung über die Tilgung der Anteilsrechte von Inhabern mit Wohnsitz außerhalb der Deutschen Demokratischen Republik an der Altguthaben-Ablösungs-Anleihe Altlastenatlas-VO Verordnung des Bundesministers für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft über die Ausweisung von Altlasten und deren Einstufung in Prioritätenklassen (Altlastenatlasverordnung) (Österreich) AltlV Verordnung über die Sanierung von belasteten Standorten (Altlasten-Verordnung) (Schweiz) AltölV Altölverordnung AltPflAPrV Ausbildungs- und Prüfungsverordnung für den Beruf der Altenpflegerin und des Altenpflegers AltPflG Gesetz über die Berufe in der Altenpflege, kurz Altenpflegegesetz (aufgehoben, ersetzt durch Pflegeberufegesetz) AltSchG Altschuldenhilfe-Gesetz (Gesetz über Altschuldenhilfen für Kommunale Wohnungsunternehmen, Wohnungsgenossenschaften und private Vermieter in dem in Artikel 3 des Einigungsvertrages genannten Gebiet) AltTZG 1996 (ATG) Altersteilzeitgesetz (Artikel 1 des Gesetzes zur Förderung eines gleitenden Übergangs in den Ruhestand) AltvDV Verordnung zur Durchführung der steuerlichen Vorschriften des Einkommensteuergesetzes zur Altersvorsorge und zum Rentenbezugsmitteilungsverfahren sowie zum weiteren Datenaustausch mit der zentralen Stelle (Altersvorsorge-Durchführungsverordnung) AltvPIBV Verordnung zum Produktinformationsblatt und zu weiteren Informationspflichten bei zertifizierten Altersvorsorge- und Basisrentenverträgen nach dem Altersvorsorgeverträge-Zertifizierungsgesetz (Altersvorsorge-Produktinformationsblattverordnung) AltZertG Gesetz über die Zertifizierung von Altersvorsorge- und Basisrentenverträgen (Altersvorsorgeverträge-Zertifizierungsgesetz) ALÜ Auswahl, Leitung, Überwachung ALV Verordnung über die Seelotsreviere und ihre Grenzen (Allgemeine Lotsverordnung) oder Arbeitslosenversicherung (Schweiz) AlVG Arbeitslosenversicherungsgesetz (Österreich) a. M. allgemeine Meinung oder anderer Meinung AM Arbeitsmediziner (siehe Betriebsarzt) oder Arbeitsmediziner(in) (Österreich) AMAusbV Verordnung über die Berufsausbildung zum Aufbereitungsmechaniker/zur Aufbereitungsmechanikerin AMBezV Verordnung über die Bezeichnung der Art der wirksamen Bestandteile von Fertigarzneimitteln AMbG Allgemeines Magnetschwebebahngesetz AMBO Arzneimittelbetriebsordnung (Österreich) AMBtAngV Verordnung über die Angabe von Arzneimittelbestandteilen AMFarbV Arzneimittelfarbstoffverordnung AMFG Bundesgesetz betreffend die Arbeitsmarktförderung (Österreich) AMG Arzneimittelgesetz oder Arzneimittelgesetz (Österreich) AMG-AV AMG-Anzeigeverordnung (Verordnung über die elektronische Anzeige von Nebenwirkungen bei Arzneimitteln) AMGBefV Verordnung zur Übertragung von Befugnissen zum Erlass von Rechtsverordnungen zur Regelung von Verfahren, Weiterleitung von Ausfertigungen und Einreichung von Unterlagen nach dem Arzneimittelgesetz (AMG-Befugnisverordnung) AMGBlauzAusnV Verordnung über Ausnahmen von § 56a des Arzneimittelgesetzes zum Schutz vor der Blauzungenkrankheit AMG-EV Verordnung über die Einreichung von Unterlagen in Verfahren für die Zulassung und Verlängerung der Zulassung von Arzneimitteln AMG1976ZSAusnV Verordnung über die Zulassung von Ausnahmen von Vorschriften des Arzneimittelgesetzes für die Bereiche des Zivil- und Katastrophenschutzes, der Bundeswehr, der Bundespolizei sowie der Bereitschaftspolizeien der Länder AMGKostV Kostenverordnung für die Zulassung von Arzneimitteln durch das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte und das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit AMGrHdlBetrV Betriebsverordnung für Arzneimittelgroßhandelsbetriebe AMHV Verordnung über das Inverkehrbringen von Arzneimitteln ohne Genehmigung oder ohne Zulassung in Härtefällen (Arzneimittel-Härtefall-Verordnung) AMNOG Gesetz zur Neuordnung des Arzneimittelmarktes in der gesetzlichen Krankenversicherung (Arzneimittelmarktneuordnungsgesetz) AM-NutzenV Verordnung über die Nutzenbewertung von Arzneimitteln nach § 35a Absatz 1 SGB V für Erstattungsvereinbarungen nach § 130b SGB V (Arzneimittel-Nutzenbewertungsverordnung) AMPreisV Verordnung über Preisspannen für Fertigarzneimittel (Arzneimittelpreisverordnung) AMR Arbeitsmedizinische Regeln AMRabG Gesetz über Rabatte für Arzneimittel AMRadV Verordnung über radioaktive oder mit ionisierenden Strahlen behandelte Arzneimittel AMRE Allgemeine Erklärung der Menschenrechte AMRK Amerikanische Menschenrechtskonvention oder Asiatische Menschenrechtskommission (Asian Human Rights Commission) AM-RL Richtlinie über die Verordnung von Arzneimitteln in der vertragsärztlichen Versorgung (Arzneimittel-Richtlinie) AMRNOG Gesetz zur Neuordnung des Arzneimittelrechts AMS Arbeitsmarktservice (Österreich) oder Arbeitsschutzmanagementsystem AMSachKV Verordnung über den Nachweis der Sachkenntnis im Einzelhandel mit freiverkäuflichen Arzneimitteln AMSachvGO Geschäftsordnung der Ausschüsse für Standardzulassungen, Apothekenpflicht und Verschreibungspflicht (Anlage zur Verordnung zur Errichtung von Sachverständigen-Ausschüssen für Standardzulassungen, Apothekenpflicht und Verschreibungspflicht von Arzneimitteln) AMSachvV Verordnung zur Errichtung von Sachverständigen-Ausschüssen für Standardzulassungen, Apothekenpflicht und Verschreibungspflicht von Arzneimitteln amtl. amtlich Amtl.Begr. Amtliche Begründung Amtl.Mitt. Amtliche Mitteilung AmtsbezSaarAnO Anordnung über die Festsetzung von Amtsbezeichnungen für die Beamten des Bundes im Saarland AmtshilfeRLUmsG Gesetz zur Umsetzung der Amtshilferichtlinie sowie zur Änderung steuerlicher Vorschriften (Amtshilferichtlinie-Umsetzungsgesetz) AmtsschErl Erlass über die Amtsschilder der Bundesbehörden AMV Verordnung über die Amtsdauer, Amtsführung und Entschädigung der Mitglieder des Gemeinsamen Bundesausschusses und der Landesausschüsse der Ärzte (Zahnärzte) und Krankenkassen oder Arbeitsmarktverwaltung (Österreich) (siehe Arbeitsmarktservice) AMVerkRV Verordnung über apothekenpflichtige und freiverkäufliche Arzneimittel AMVV Arzneimittelverschreibungsverordnung AMWarnV Arzneimittel-Warnhinweisverordnung AMWHV Verordnung über die Anwendung der Guten Herstellungspraxis bei der Herstellung von Arzneimitteln und Wirkstoffen und über die Anwendung der Guten fachlichen Praxis bei der Herstellung von Produkten menschlicher Herkunft (Arzneimittel- und Wirkstoffherstellungsverordnung) AMZulRegAV Verordnung zur Festlegung von Anforderungen an den Antrag auf Zulassung, Verlängerung der Zulassung und Registrierung von Arzneimitteln AN Arbeitnehmer oder Auftragnehmer ANBA Amtliche Nachrichten der Bundesagentur für Arbeit Änd. Änderung ÄndG Änderungsgesetz AnerkV Verordnung über die Anforderungen und das Verfahren für die Anerkennung von Konformitätsbewertungsstellen AnfG Anfechtungsgesetz AnFrV Verordnung zur Verlängerung der Frist für die Stellung von Anträgen nach § 1 Abs. 4 sowie § 10 des Vermögenszuordnungsgesetzes Angekl. Angeklagte(r) Ange. Hier handelt es sich um ein für die Zukunft angenommenes Arbeitsentgelt, das der Arbeitgeber nicht vorausbescheinigt hat. Solche Angaben sind in Rentenvorausberechnungen enthalten, wenn der Versicherte eine Auskunft eingeholt hat, bei der die Höhe der Beiträge zur Vermeidung von Rentenminderungen bei vorzeitiger Inanspruchnahme einer Rente wegen Alters ermittelt werden. AngG Angestelltengesetz (Österreich) AngKG Gesetz über die Fristen für die Kündigung von Angestellten AnglG Gesetz zur Angleichung der Bestandsrenten an das Nettorentenniveau der Bundesrepublik und zu weiteren rentenrechtlichen Regelungen Anh. Anhang AnhO Anhalteordnung (Österreich) Anl. Anlage AnlBV Verordnung über das Anlaufen der inneren Gewässer der Bundesrepublik Deutschland aus Seegebieten seewärts der Grenze des deutschen Küstenmeeres und das Auslaufen AnlEntG Anlegerentschädigungsgesetz AnlGBlnV Verordnung zur Erstreckung des Anleihe-Gesetzes von 1950 auf das Land Berlin AnlV Anlageverordnung Verordnung über die Anlage des gebundenen Vermögens von Versicherungsunternehmen Anm. Anmerkung AnnSächsOLG Annalen des Sächsischen OLG Dresden AnO Anordnung AnpflEigentG Gesetz zur Regelung des Eigentums an von landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften vorgenommenen Anpflanzungen AnrV Verordnung über das anzurechnende Einkommen nach dem Bundesversorgungsgesetz (Anrechnungsverordnung) AnsFuG Anlegerschutz- und Funktionsverbesserungsgesetz AnsprÜbersV Verordnung über die Übersetzungen der Ansprüche europäischer Patentanmeldungen ANSpZ Arbeitnehmersparzulage AnSVG Anlegerschutzverbesserungsgesetz AntarktMeerSchÜbkG Gesetz zu dem Übereinkommen vom 20. Mai 1980 über die Erhaltung der lebenden Meeresschätze der Antarktis AntarktUmwSchProtAG Gesetz zur Ausführung des Umweltschutzprotokolls vom 4. Oktober 1991 zum Antarktis-Vertrag AntarktUmwSchProtAG§6Abs5V Verordnung über Zusammensetzung, Berufung und Verfahren einer unabhängigen Kommission wissenschaftlicher Sachverständiger nach § 6 Abs. 5 des Umweltschutzprotokoll-Ausführungsgesetzes vom 22. September 1994 AntarktUmwSchProtG Gesetz zum Umweltschutzprotokoll vom 4. Oktober 1991 zum Antarktis-Vertrag AntarktVtrG Gesetz zum Antarktis-Vertrag vom 1. Dezember 1959 ANTHV Verordnung über Nachweispflichten der Tierhalter für Arzneimittel, die zur Anwendung bei Tieren bestimmt sind AntibAMVV Verordnung über die Verwendung antibiotisch wirksamer Arzneimittel (Antibiotika-Arzneimittel-Verwendungsverordnung) AntiDHG Gesetz über die Hilfe für durch Anti-D-Immunprophylaxe mit dem Hepatitis-C-Virus infizierte Personen AntiDopG Gesetz gegen Doping im Sport (Anti-Doping-Gesetz) AntKostV Kostenverordnung für Amtshandlungen nach dem Umweltschutzprotokoll-Ausführungsgesetz vom 22. September 1994 AnVNG Gesetz zur Regelung des Rechts der Rentenversicherung der Angestellten AnwBl. Anwaltsblatt (Deutschland) oder Österreichisches Anwaltsblatt AnwG Anwaltsgericht AnwGH Anwaltsgerichtshof AnwK (AnwKomm) Anwaltskommentar AnwSoZuschlVAufhV Anwärtersonderzuschlags-Verordnung AnwZpvV Verordnung zur Festlegung eines späteren Anwendungszeitpunktes der Verpflichtungen nach § 5b des Einkommensteuergesetzes AnwZV Anwartschaftszeitenverordnung Anz. Anzeiger AnzV Verordnung über die Anzeigen und die Vorlage von Unterlagen nach dem Kreditwesengesetz AO Abgabenordnung (auch AO 1977) oder Anordnung AOAnpG Gesetz zur Anpassung von Gesetzen an die Abgabenordnung AÖSp Allgemeine Österreichische Spediteurbedingungen AO-StB Der AO-Steuer-Berater (Zeitschrift) AO1977§180Abs2V Verordnung über die gesonderte Feststellung von Besteuerungsgrundlagen nach § 180 Abs. 2 der Abgabenordnung AöR Archiv des öffentlichen Rechts (Zeitschrift) oder Anstalt des öffentlichen Rechts (auch A.ö.R.) AOK Allgemeine Ortskrankenkasse AQTIV Aktivieren, qualifizieren, trainieren, investieren, vermitteln AP Arbeitsrechtliche Praxis, Nachschlagewerk des Bundesarbeitsgerichts, Loseblatt-Sammlung, München (Beck-Verlag) APAG Abschlussprüferaufsichtsgesetz (Gesetz zur Fortentwicklung der Berufsaufsicht über Abschlussprüfer in der Wirtschaftsprüferordnung) APAK Abschlussprüferaufsichtskommission ApBetrO (ABO) Apothekenbetriebsordnung (Verordnung über den Betrieb von Apotheken) apf Ausbildung – Prüfung – Fortbildung. Zeitschrift für die staatliche und kommunale Verwaltung APG Allgemeines Pensionsgesetz (Österreich) oder Altenpflegegesetz (z. B. in NRW) oder Anpassungsgeld AP-gDBPolV Verordnung über die Ausbildung und Prüfung für den gehobenen Polizeivollzugsdienst in der Bundespolizei AP-mDBPolV Verordnung über die Ausbildung und Prüfung für den mittleren Polizeivollzugsdienst in der Bundespolizei APO Ausbildungs- und Prüfungsordnung APOAA Verordnung über die Ausbildung und Prüfung für die Laufbahn des Amtsanwaltsdienstes des Landes Nordrhein-Westfalen (Ausbildungs- und Prüfungsordnung Amtsanwälte) APL Allgemeines Landrecht für die Preußischen Staaten ApoAnwRstG Gesetz über die Rechtsstellung vorgeprüfter Apothekeranwärter ApoG Apothekengesetz ApprOÄ (AppOÄ) Approbationsordnung für Ärzte APR Allgemeines Persönlichkeitsrecht oder Allgemeines Polizeirecht oder APS Allgemeines Präferenzsystem der EU APTU Einheitliche Rechtsvorschriften für die Verbindlicherklärung technischer Normen und für die Annahme einheitlicher technischer Vorschriften für Eisenbahnmaterial, das zur Verwendung im internationalen Verkehr bestimmt ist (Règles uniformes concernant la validation de normes techniques et l'adoption de prescriptions techniques uniformes applicables au matériel ferroviaire destiné à être utilisé en trafic international) (Anhang F zum COTIF) APuZ Aus Politik und Zeitgeschichte (Zeitschrift) AR Aufsichtsrat oder Arbeitsrecht ARB Allgemeine Bedingungen für die Rechtsschutz-Versicherung (siehe Allgemeine Rechtsschutzbedingungen) oder Allgemeine Reisebedingungen ArbEG (ArbnErfG) Arbeitnehmererfindungsgesetz (Gesetz über Arbeitnehmererfindungen) ArbG Arbeitsgericht oder Arbeitgeber (auch AG) ArbGBeschlG Gesetz zur Vereinfachung und Beschleunigung des arbeitsgerichtlichen Verfahrens ArbRGenÄndV Verordnung zur Änderung und Aufhebung arbeitsgenehmigungsrechtlicher Vorschriften ArbGG Arbeitsgerichtsgesetz ArbIG Arbeitsinspektionsgesetz (Österreich) ArbKrankhG Gesetz zur Verbesserung der wirtschaftlichen Stellung der Arbeiter im Krankheitsfalle AR-Blattei Arbeitsrechts-Blattei ArblVAbk CHE Abkommen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Schweizerischen Eidgenossenschaft über Arbeitslosenversicherung ArblVAbkCHEG Gesetz zu dem Abkommen vom 20. Oktober 1982 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Schweizerischen Eidgenossenschaft über Arbeitslosenversicherung ArbMedVV Verordnung zur arbeitsmedizinischen Vorsorge (siehe Arbeitsmedizinische Vorsorgeuntersuchungen) ArbN Arbeitnehmer ArbnErfG Arbeitnehmererfindungsgesetz ArbnErfGDV Verordnung zur Durchführung des Gesetzes über Arbeitnehmererfindungen ArbPlSchG Arbeitsplatzschutzgesetz ArbPlSchG§11 V Verordnung zur Regelung des Erstattungsverfahrens nach § 11 des Arbeitsplatzschutzgesetzes ArbPlSchGAbschn3V Verordnung zum Dritten Abschnitt des Arbeitsplatzschutzgesetzes ArbR Arbeitsrecht oder Zeitschrift Arbeitsrecht aktuell ArbRB Arbeit-Rechts-Berater (Zeitschrift) ArbRBerG Gesetz zur Änderung des Kündigungsrechts und anderer arbeitsrechtlicher Vorschriften (Arbeitsrechtsbereinigungsgesetz) ArbRBeschFG Arbeitsrechtliches Beschäftigungsförderungsgesetz ArbRGeg. Das Arbeitsrecht der Gegenwart (Zeitschrift/Jahrbuch) ArbSch Arbeitsschutz (Beilage zum Bundesarbeitsblatt) ArbSchG Arbeitsschutzgesetz ArbSchKonG Gesetz zur Verbesserung des Vollzugs im Arbeitsschutz (Arbeitsschutzkontrollgesetz) Arb(Slg) Sammlung Arbeitsrechtlicher Entscheidungen (Österreich) ArbStättR Arbeitsstättenrichtlinie ArbStättV Arbeitsstättenverordnung ArbStoffV Verordnung über gefährliche Arbeitsstoffe (Arbeitsstoffverordnung) ArbuR Arbeit und Recht (Zeitschrift) ArbVers Die Arbeiterversorgung (Zeitschrift) ArbVG Arbeitsverfassungsgesetz (Österreich) oder Arbeitsvertragsgesetz ArbZAbsichG Gesetz zur sozialrechtlichen Absicherung flexibler Arbeitszeitregelungen ArbZG Arbeitszeitgesetz ArbZRG Arbeitszeitrechtsgesetz (Gesetz zur Vereinheitlichung und Flexibilisierung des Arbeitszeitrechts) ArbZSKG Gesetz zur Regelung der Arbeitszeit selbständiger Berufskraftfahrer (siehe Lenk- und Ruhezeiten) ArbZV Arbeitszeitverordnung ArchBR Archiv für Bürgerliches Recht ArchKommWiss (AfK) Archiv für Kommunalwissenschaften (Zeitschrift) ArchKrim Archiv für Kriminologie ArchPF Archiv für das Post- und Fernmeldewesen ArchPR Archiv presserechtlicher Entscheidungen ArchPT Archiv für Post und Telekommunikation ArchSozArb Archiv für Wissenschaft und Praxis der sozialen Arbeit ArchVölkR (AVR) Archiv des Völkerrechts ARE Bundesamt für Raumentwicklung (Schweiz) ARegV Verordnung über die Anreizregulierung der Energieversorgungsnetze (Anreizregulierungsverordnung) ArEV Arbeitsentgeltverordnung arg. argumentum ArG Bundesgesetz über die Arbeit in Industrie, Gewerbe und Handel (Schweiz) ARG Arbeitsruhegesetz (Österreich) ARGE Arbeitsgemeinschaft ArGV Arbeitsgenehmigungsverordnung (Verordnung über die Arbeitsgenehmigung für ausländische Arbeitnehmer) ARG-VO Arbeitsruhegesetz-Verordnung (Österreich) AromV Aromenverordnung ARP Arbeitsschutz in Recht und Praxis (Zeitschrift) ARS Arbeitsrechtssammlung oder Allgemeines Rundschreiben ARSP Archiv für Rechts- und Sozialphilosophie (Zeitschrift) ARSt Arbeitsrecht in Stichworten Art. Artikel oder Gesetzesartikel ArtHG Bundesgesetz über die Überwachung des Handels mit Exemplaren wildlebender Tier- und Pflanzenarten (Artenhandelsgesetz) (Österreich) ARUG Gesetz zur Umsetzung der Aktionärsrechterichtlinie ARV Auslandsreisekostenverordnung (Verordnung über die Reisekostenvergütung bei Auslandsdienstreisen) (siehe Bundesreisekostengesetz) ArVNG Arbeiterrentenversicherungs-Neuregelungsgesetz ArztR Arztrecht (Zeitschrift) oder Arztrecht AS Arbeitssuchende(r) oder Aktuelles Steuerrecht oder Auslegungsschrift oder Amtliche Sammlung des Bundesrechts (Schweiz) oder Antragsteller oder Alternative Streitbeilegung ASA Archiv für Schweizerisches Abgaberecht (Zeitschrift) oder Amt für Soziale Angelegenheiten (siehe Versorgungsamt) oder Arbeitsschutzausschuss ASAV Anwerbestoppausnahmeverordnung ASBw Amt für Sicherheit der Bundeswehr ASchG Bundesgesetz über Sicherheit und Gesundheitsschutz bei der Arbeit (ArbeitnehmerInnenschutzgesetz) (Österreich) ASD Allgemeiner Sozialer Dienst ASF Aufbauseminar zur Nachschulung von Fahranfängern (siehe Aufbauseminar für Fahranfänger) ASFINAG Autobahnen- und Schnellstraßen-Finanzierungs-Aktiengesellschaft (ASFINAG) (Österreich) ASG Arbeitssicherstellungsgesetz ASGG Arbeits- und Sozialgerichtsgesetz ASGB Allgemeines Sozialversicherungsgesetz ASGG Arbeits- und Sozialgerichtsgesetz (Österreich) ASiG Arbeitssicherheitsgesetz ASIS Ausbildungsstellen-Informationssystem ASOG Bln Allgemeines Sicherheits- und Ordnungsgesetz (Berlin) ASP Aufbauseminar zur Nachschulung von Punkteauffälligen ASR Arbeitsstättenrichtlinien oder Arbeitsstättenregel oder Anwalt, Anwältin im Sozialrecht (Zeitschrift) oder Auto, Steuern, Recht (Zeitschrift) ASRG Agrarsozialreformgesetz ASt. Antragsteller AStA Allgemeiner Studierendenausschuss ASTA Ausschuss für Arbeitsstätten AStBV Anweisungen für das Straf- und Bußgeldverfahren (Steuer) AStG Außensteuergesetz oder Automobilsteuergesetz (Schweiz) oder Bundesgesetz über alternative Streitbeilegung in Verbraucherangelegenheiten (Alternative-Streitbeilegung-Gesetz (Österreich)) oder Alternative-Streitbeilegung-Gesetz (Liechtenstein) ASTRA Bundesamt für Strassen (Schweiz) (franz. Office fédéral des routes, ital. Ufficio federale delle strade) AStV Ausschuss der Ständigen Vertreter der Mitgliedstaaten (der EU) oder Automobilsteuerverordnung (Schweiz) ASVG Allgemeines Sozialversicherungsgesetz (Österreich) oder Agrarstrukturverbesserungsgesetz AsylG Asylgesetz (Deutschland) AsylG 2005 österreichisches Asylgesetz 2005 AsylbLG Asylbewerberleistungsgesetz AsylGH Asylgerichtshof (Österreich) AsylVfG Asylverfahrensgesetz – bis 23. Oktober 2015 gültige Bezeichnung des deutschen Asylgesetzes AsylZBV 1997 Verordnung über die Zuständigkeit für die Ausführung des Übereinkommens vom 15. Juni 1990 über die Bestimmung des zuständigen Staates für die Prüfung eines in einem Mitgliedstaat der Europäischen Gemeinschaften gestellten Asylantrags AT Allgemeiner Teil (z. B. 1. Buch des BGB oder der AT im StGB) oder Arbeitstag(e) ATAD Anti-Steuervermeidungs-Richtlinie der EU (engl.: Anti-Tax Avoidance Directive) ATADUmSG Gesetz zur Umsetzung der Anti-Steuervermeidungs-Richtlinie AtAV Verordnung über die Verbringung radioaktiver Abfälle oder abgebrannter Brennelemente (Atomrechtliche Abfallverbringungsverordnung) ATC Anatomisch-Therapeutisch-Chemisches Klassifikationssystem AtDeckV 1977 Atomdeckungsverordnung (Verordnung über die Deckungsvorsorge nach dem Atomgesetz) ATDG Antiterrordateigesetz (Gesetz zur Errichtung einer standardisierten zentralen Antiterrordatei von Polizeibehörden und Nachrichtendiensten von Bund und Ländern) (siehe Antiterrordatei) AtEV Verordnung über Anforderungen und Verfahren zur Entsorgung radioaktiver Abfälle (Atomrechtliche Entsorgungsverordnung) ATEX Richtlinie 2014/34/EU des Europäischen Parlaments und des Rates vom 26. Februar 2014 zur Harmonisierung der Rechtsvorschriften der Mitgliedstaaten für Geräte und Schutzsysteme zur bestimmungsgemäßen Verwendung in explosionsgefährdeten Bereichen (ATEX-Richtlinie) ATF Ausgleichstaxfonds (Österreich) AtG Atomgesetz oder Atomgesetz (Schweiz) ATG (AltTZG) Altersteilzeitgesetz AtGÄndG Gesetz zur Änderung des Atomgesetzes ATLAS Automatisiertes Tarif- und lokales Zollabwicklungssystem (siehe ATLAS (Zollsoftware)) ATMF Einheitliche Rechtsvorschriften für die technische Zulassung von Eisenbahnmaterial, das im internationalen Verkehr verwendet wird (Règles uniformes concernant l'admission technique de matériel ferroviaire utilisé en trafic international) (Anhang G zum COTIF) ATO Allgemeine Tarifordnung für Arbeitnehmer im öffentlichen Dienst AtomHG Atomhaftungsgesetz (Österreich) ATPL Verkehrspilotenlizenz (engl.: Airline Transport Pilot Licence/License - ATPL; dt.: Lizenz für Verkehrspiloten) ATSG Bundesgesetz über den Allgemeinen Teil des Sozialversicherungsrechts (Schweiz) AtSKostV Kostenverordnung zum Atomgesetz und zum Strahlenschutzgesetz AtSMV Verordnung über den kerntechnischen Sicherheitsbeauftragten und über die Meldung von Störfällen und sonstigen Ereignissen (Atomrechtliche Sicherheitsbeauftragten- und Meldeverordnung) ATV Allgemeine technische Vorschriften für Bauleistungen oder Tarifvertrag über die betriebliche bzw. zusätzliche Altersversorgung der Beschäftigten des öffentlichen Dienste ATV-K Altersvorsorge-Tarifvertrag-Kommunal AtVfV Atomverfahrensverordnung (Verordnung über das Verfahren bei der Genehmigung von Anlagen nach § 7 des Atomgesetzes) ATZ Altersteilzeit AtZÜV Verordnung für die Überprüfung der Zuverlässigkeit zum Schutz gegen Entwendung oder Freisetzung radioaktiver Stoffe nach dem Atomgesetz (Atomrechtliche Zuverlässigkeitsüberprüfungs-Verordnung) ATZV Altersteilzeitverordnung (Verordnung über die Gewährung eines Zuschlags bei Altersteilzeit) AU Anerkenntnisurteil oder Arbeitsunfähigkeit oder Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung oder Abgasuntersuchung AuA Arbeit und Arbeitsrecht (Zeitschrift) AuAS Ausländer- und Asylrecht Schnelldienst (Zeitschrift) AuB Arbeit und Beruf (Zeitschrift) oder Allgemeine Unfallversicherungs-Bedingungen oder Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung AÜ Athener Übereinkommen über die Beförderung von Reisenden und ihrem Gepäck auf See (von 1974 oder 2002) AÜG Arbeitnehmerüberlassungsgesetz (Deutschland) oder Arbeitskräfteüberlassungsgesetz (Österreich) AÜGLohnV Verordnung über eine Lohnuntergrenze in der Arbeitnehmerüberlassung AÜGMeldstellV Verordnung zur Bestimmung der zuständigen Behörde nach § 17b Absatz 4 des Arbeitnehmerüberlassungsgesetzes AÜKostV Verordnung über die Kosten der Erlaubnis zur gewerbsmäßigen Arbeitnehmerüberlassung (Arbeitnehmerüberlassungserlaubnis-Kostenverordnung) AufbewJustVO NRW Verordnung über die Aufbewahrung von Schriftgut in der Justiz und Justizverwaltung des Landes Nordrhein-Westfalen (Aufbewahrungsverordnung der Justiz Nordrhein-Westfalen) AufbhEG 2021 Gesetz zur Errichtung eines Sondervermögens „Aufbauhilfe 2021“ (Aufbauhilfefonds-Errichtungsgesetz 2021) AufbhV 2021 Verordnung über die Verteilung und Verwendung der Mittel des Fonds „Aufbauhilfe 2021“ (Aufbauhilfeverordnung 2021) AufenthEWGG Aufenthalt-EWG-Gesetz (Gesetz über Einreise und Aufenthalt von Staatsangehörigen der Mitgliedstaaten der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft) AufenthG Aufenthaltsgesetz AufenthG/EWG Gesetz über die Einreise und den Aufenthalt von Staatsangehörigen der Mitgliedstaaten der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft AufenthV Aufenthaltsverordnung Auff. Auffassung aufgeh. aufgehoben Aufl. Auflage AufwAG Aufwertungsausgleichsgesetz (Gesetz über einen Ausgleich für Folgen der Aufwertung der Deutschen Mark auf dem Gebiet der Landwirtschaft) AuG Bundesgesetz über die Ausländerinnen und Ausländer (Ausländergesetz (Schweiz)) AUG Auslandsunterhaltsgesetz (Gesetz zur Geltendmachung von Unterhaltsansprüchen im Verkehr mit ausländischen Staaten) AuR Arbeit und Recht, Zeitschrift, Bund-Verlag (Frankfurt a.M.) oder Arzneimittel & Recht - Zeitschrift für Arzneimittelrecht und Arzneimittelpolitik (Zeitschrift) AuRAG Gesetz zur Ausführung des Europäischen Übereinkommens betreffend Auskünfte über ausländisches Recht und seines Zusatzprotokolls (Auslands-Rechtsauskunftgesetz) ausdr. ausdrücklich ausf. ausführlich AusfG Ausführungsgesetz AusfVO Ausführungsverordnung AusglMechAV Verordnung zur Ausführung der Verordnung zur Weiterentwicklung des bundesweiten Ausgleichsmechanismus AusglMechV Verordnung zur Weiterentwicklung des bundesweiten Ausgleichsmechanismus AusglLeistG Ausgleichsleistungsgesetz ausl. ausländisch AUSL Mit dieser Abkürzung werden Versicherungszeiten gekennzeichnet, die in einem Land der Europäischen Union (EU), dem Europäischen Wirtschaftsraum EU (EWR) oder einem Vertragsstaat zurückgelegt wurden. AuslandsrentenVO Verordnung über die Zahlung von Renten in das Ausland AuslAufnVO Ausländer- und Aufnahmeverordnung AuslBG Bundesgesetz vom 20. März 1975, mit dem die Beschäftigung von Ausländern geregelt wird (Ausländerbeschäftigungsgesetz)(Österreich) AuslBVO Ausländerbeschäftigungsverordnung (Österreich) AuslDatV Ausländerdateienverordnung (Verordnung über die Führung von Ausländerdateien durch die Ausländerbehörden und die Auslandsvertretungen) AuslDÜV Verordnung über Datenübermittlungen an die Ausländerbehörden AuslG Ausländergesetz (aufgehoben; ersetzt durch Aufenthaltsgesetz) AuslG1990DV Verordnung zur Durchführung des Ausländergesetzes AuslGebV 1990 Ausländer-Gebührenverordnung (Gebührenverordnung zum Ausländergesetz und zum Gesetz zu dem Schengener Durchführungsübereinkommen) AuslInvestmG Auslandinvestmentgesetz (Gesetz über den Vertrieb ausländischer Investmentanteile und über die Besteuerung der Erträge aus ausländischen Investmentanteilen) AuslR Ausländerrecht AuslvG (auch AIG) Auslandsinvestitionsgesetz (Gesetz über steuerliche Maßnahmen bei Auslandsinvestitionen der deutschen Wirtschaft) AuslZuschlV Verordnung über die Gewährung von Auslandszuschlägen (Auslandszuschlagsverordnung) ausr ausreichend AusRbV Verordnung Ausübungsvorschriften für das Reisebürogewerbe (Österreich) AußStrG Außerstreitgesetz (Österreich) (siehe Zivilverfahrensrecht (Österreich) Abschnitt Erkenntnisverfahren) AusÜbsiedWOG Gesetz über die Festlegung eines vorläufigen Wohnortes für Spätaussiedler AuswSG Auswandererschutzgesetz AV Allgemeinverfügung oder Aktenvermerk oder Ausführungsvorschrift oder Allgemeine Verfügung oder Arbeitsvertrag oder Allgemeine Vorschriften oder Arbeitslosenversicherung oder Anlagenverzeichnis AVA Ausschreibung, Vergabe und Abrechnung (eine standardisierte Methode im Bauwesen) oder Allgemeine Vertragsbestimmungen zum Einheitsarchitektenvertrag 1979 oder Altersversorgungsabgabe oder Allgemeine Verfahrensanweisung oder Allgemeine Verwaltungsvorschrift für die Ausstellung von Bescheinigungen gem. § 7 Abs. 4 S. 1 Nr. 2 und § 32 Abs. 2 Nr. 2 des Wohnungseigentumsgesetzes (siehe unter Abgeschlossenheitsbescheinigung) AVAG Anerkennungs- und Vollstreckungsausführungsgesetz (Gesetz zur Ausführung zwischenstaatlicher Verträge und zur Durchführung von Verordnungen der Europäischen Gemeinschaft auf dem Gebiet der Anerkennung und Vollstreckung in Zivil- und Handelssachen) AVAVG Gesetz über Arbeitsvermittlung und Arbeitslosenversicherung (bis 30. Juni 1969; ab 1. Juli 1969: Arbeitsförderungsgesetz) AVB Allgemeine Versorgungsbedingungen oder Allgemeine Versicherungsbedingungen AVBEltV Verordnung über Allgemeine Bedingungen für die Elektrizitätsversorgung von Tarifkunden AVBFernwärmeV Verordnung über Allgemeine Bedingungen für die Versorgung mit Fernwärme AVBGasV Verordnung über Allgemeine Bedingungen für die Gasversorgung von Tarifkunden AVBWasserV Verordnung über Allgemeine Bedingungen für die Versorgung mit Wasser AVE Allgemeinverbindlichkeitserklärung eines Tarifvertrages AVermV Arbeitsvermittlungsverordnung AVG Allgemeines Verwaltungsverfahrensgesetz (Österreich) oder Angestelltenversicherungsgesetz oder Arbeitsvermittlungsgesetz (Schweiz) AVHintG NRW Ausführungsvorschriften zum Hinterlegungsgesetz von Nordrhein-Westfalen AVmEG Gesetz zur Ergänzung des Gesetzes zur Reform der gesetzlichen Rentenversicherung und zur Förderung eines kapitalgedeckten Altersvorsorgevermögens (Altersvermögensergänzungsgesetz) AVmG Gesetz zur Reform der gesetzlichen Rentenversicherung und zur Förderung eines kapitalgedeckten Altersvorsorgevermögens (Altersvermögensgesetz) AVO Ausführungsverordnung AVOG Bundesgesetz über den Aufbau und die Zuständigkeitsregelung der Abgabenverwaltung des Bundes (Abgabenverwaltungsorganisationsgesetz 2010) (Österreich) AVOG 2010 – DV Verordnung des Bundesministers für Finanzen zur Durchführung des Abgabenverwaltungsorganisationsgesetzes 2010 (Österreich) AVR (ArchVölkR) Archiv des Völkerrechts (Zeitschrift) oder Allgemeine Vertragsrichtlinien oder Richtlinien für Arbeitsverträge in den Einrichtungen des Deutschen Caritasverbandes (siehe AVR-Caritas) oder Allgemeines Verwaltungsrecht AVRAG Arbeitsvertragsrechts-Anpassungsgesetz (Österreich) AVV Abfallverzeichnis-Verordnung oder Allgemeiner Vertrag für die Verwendung von Güterwagen oder Allgemeine Verwaltungsvorschrift oder Auftragsverarbeitungs-Vertrag oder Arbeitsvermittlungsverordnung (Schweiz) AVV LmH Allgemeine Verwaltungsvorschrift Lebensmittelhygiene AVWG Gesetz zur Verbesserung der Wirtschaftlichkeit in der Arzneimittelversorgung (Arzneimittelversorgungs-Wirtschaftlichkeitsgesetz) AVWL Altersvorsorgewirksame Leistung AVwV Allgemeine Verwaltungsvorschrift aW Aufschiebende Wirkung AWaffV Allgemeine Waffengesetz-Verordnung (siehe Waffengesetz (Deutschland)) AWB Air Waybill (Luftfrachtbrief) AWD Außenwirtschaftsdienst des Betriebs-Beraters AWG Außenwirtschaftsgesetz oder Abfallwirtschaftsgesetz 2002 (Österreich) AWO Arbeiterwohlfahrt AW Prax Außenwirtschaftliche Praxis (Zeitschrift) AWS Abfallwirtschaftssatzung AwSV Verordnung über Anlagen zum Umgang mit wassergefährdenden Stoffen AWV Außenwirtschaftsverordnung oder Arzneimittel-Werbeverordnung (Schweiz) AWZ Außenwirtschaftszone oder Ausschließliche Wirtschaftszone (nach Art. 55-75 Seerechtsübereinkommen) Az. Aktenzeichen AZ Arbeitszeit oder Ackerzahl AZAV Akkreditierungs- und Zulassungsverordnung Arbeitsförderung AZF Allgemeines Sprechfunkzeugnis für den Flugfunkdienst (siehe Sprechfunkzeugnis (Luftfahrt)) AZG Allgemeines Zuständigkeitsgesetz (z. B. AZG Berlin) oder Arbeitszeitgesetz (Österreich) AZO Allgemeine Zollordnung (Siehe Zollwesen) oder Arbeitszeitordnung AZR Ausländerzentralregister AZRG Gesetz über das Ausländerzentralregister AZRG-DV Verordnung zur Durchführung des Gesetzes über das Ausländerzentralregister AZWV Anerkennungs- und Zulassungsverordnung Weiterbildung (nach § 87 SGB III) (aufgehoben und abgelöst durch die Akkreditierungs- und Zulassungsverordnung Arbeitsförderung (AZAV)) B BA Bundesagentur für Arbeit (früher: Bundesanstalt für Arbeit) oder Bauamt oder Bauart oder Bergakademie oder Bergamt oder Berufsakademie oder Betreibungsamt (Schweiz) oder Betriebsanweisung oder Betriebsarzt oder Bezirksamt oder Biologischer Arbeitsstoff oder Blutalkohol (siehe Blutalkoholkonzentration) oder Zeitschrift “Blutalkohol” oder Bundesamt oder Bundesanwalt beim Bundesgerichtshof oder Bundesanwaltschaft (siehe Bundesanwaltschaft (Schweiz)) oder Bundesarchiv oder Bußgeldakte oder Bratislaver Abkommen (ein internationaler Vertrag zur Schifffahrt auf der Donau) oder Betriebsausgabe BAA Bundesausgleichsamt BAAINBw Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr BAB Bundesautobahn oder Betriebsabrechnungsbogen oder Berufsausbildungsbeihilfe (eine Leistung nach dem Sozialgesetzbuch Ⅲ) oder Börsenaufsichtsbehörde oder Bundesausländerbeirat BABl. (BArbBl) Bundesarbeitsblatt Bad. Baden, badisch BADV Verordnung über Bodenabfertigungsdienste auf Flugplätzen (Bodenabfertigungsdienst-Verordnung) oder Bundesamt für zentrale Dienste und offene Vermögensfragen BÄK Bundesärztekammer BÄO Bundesärzteordnung BAES Bundesamt für Ernährungssicherheit (Österreich) BAF Bundesaufsichtsamt für Flugsicherung BAFA Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle BAFG Gesetz über die Errichtung des Bundesaufsichtsamtes für Flugsicherung BAFin Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht BAFL Fremden- und asylrechtliche Blätter (Österreich) BAfM Bundesanstalt für Milchforschung BAföG Bundesausbildungsförderungsgesetz BAföGÄndG Gesetz zur Änderung des Bundesausbildungsförderungsgesetzes BAföGVwV Allgemeine Verwaltungsvorschriften zum BAföG BAföG-MedPflegbV Verordnung über die Ausbildungsförderung für Medizinalfachberufe und für Pflegeberufe (BAföG-Medizinalfach- und Plegeberufe-Verordnung) BAFU Bundesamt für Umwelt (Schweiz) (franz. Office fédéral de l’environnement, ital. Ufficio federale dell’ambiente) BAFzA Bundesamt für Familie und zivilgesellschaftliche Aufgaben BAG Bundesarbeitsgericht oder Bundesamt für Güterverkehr oder Bundesarbeitsgemeinschaft oder Bundesamt für Gesundheit (Schweiz) oder Gesetz über die Errichtung eines Bundesaufsichtsamtes für das Versicherungswesen oder Berufsausübungsgemeinschaft oder Berufsausbildungsgesetz (Österreich) oder gewerblich-technische Berufsaufbauschule BAGE Entscheidungen des Bundesarbeitsgerichts BAGGS Bundesarbeitsgericht – Großer Senat BAGH Bundesarbeitsgemeinschaft Hilfe für Behinderte BAGLJÄ Bundesarbeitsgemeinschaft der Landesjugendämter BAGKF Bundesanstalt für Getreide-, Kartoffel- und Fettforschung BAGReport Schnelldienst zur arbeitsgerichtlichen Rechtsprechung des BAG und des EuGH (Zeitschrift) BAG-SB Bundesarbeitsgemeinschaft Schuldnerberatung BAG-SHI Bundesarbeitsgemeinschaft der Erwerbslosen- und Sozialhilfeinitiativen BAG-UB Bundesarbeitsgemeinschaft für Unterstützte Beschäftigung BAIK Bundeskammer der Architekten und Ingenieurkonsulenten (Österreich) BAIUDBw Bundesamt für Infrastruktur, Umweltschutz und Dienstleistungen der Bundeswehr BAK Blutalkoholkonzentration oder Bundesarbeitskammer (Österreich) (siehe Kammer für Arbeiter und Angestellte) oder Bundesamt zur Korruptionsprävention und Korruptionsbekämpfung (Österreich) BAKJ Bundesarbeitskreis kritischer Juragruppen BAKOM Bundesamt für Kommunikation (Schweiz) (franz. Office fédéral de la communication, ital. Ufficio federale delle comunicazioni) BAKred Bundesaufsichtsamt für das Kreditwesen (einer der Vorgänger der BaFin) BallastwG Gesetz zu dem Internationalen Übereinkommen von 2004 zur Kontrolle und Behandlung von Ballastwasser und Sedimenten von Schiffen (Ballastwasser-Gesetz) BALM Bundesamt für Logistik und Mobilität oder Bundesanstalt für Landwirtschaftliche Marktordnung BAM Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung BAMF Bundesamt für Migration und Flüchtlinge BankA Bank-Archiv (Zeitschrift) BankFachwPrV Verordnung über die Prüfung zum anerkannten Abschluss Geprüfter Bankfachwirt/Geprüfte Bankfachwirtin BankKfm/KfrAusbV Verordnung über die Berufsausbildung zum Bankkaufmann/zur Bankkauffrau BAnstPT Bundesanstalt für Post und Telekommunikation DBP BAnz Bundesanzeiger BAO Bundesabgabenordnung (Österreich) BÄO Bundesärzteordnung BaP Beamtenverhältnis auf Probe BAPersBw Bundesamt für das Personalmanagement der Bundeswehr BApO Bundes-Apothekerordnung BAPT Bundesamt für Post und Telekommunikation (aufgelöst zum 1. Januar 1998) BAR Bundesarbeitsgemeinschaft für Rehabilitation e.V. BArbBl (BABl.) Bundesarbeitsblatt BArchBV Bundesarchiv-Benutzungsverordnung (Verordnung über die Benutzung von Archivgut beim Bundesarchiv) BArchG Gesetz über die Nutzung und Sicherung von Archivgut des Bundes (Bundesarchivgesetz) BArchivG Bundesgesetz über die Sicherung, Aufbewahrung und Nutzung von Archivgut des Bundes (Bundesarchivgesetz (Österreich)) BArchKV Verordnung über Kosten beim Bundesarchiv BARL Berufsanerkennungsrichtlinie (Richtlinie 2005/36/EG über die Anerkennung von Berufsqualifikationen) BArtSchV Bundesartenschutzverordnung BarwertVO Barwertverordnung (Verordnung zur Ermittlung des Barwerts einer auszugleichenden Versorgung nach § 1587 a Abs. 3 Nr. 2 und Abs. 4 des Bürgerlichen Gesetzbuchs) BAS Bundesamt für Schiffsvermessung (siehe Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie) oder Bundesamt für Soziale Sicherung (bis 2019: Bundesversicherungsamt (BVA)) BASE Bundesamt für die Sicherheit der nuklearen Entsorgung BASG Bundesamt für Sicherheit im Gesundheitswesen (Österreich) BASPOErmV Verordnung zur Ermächtigung zum Erlass von Prüfungsordnungen (BAS-Prüfungsordnungsermächtigungsverordnung) BASS Bereinigte Amtliche Sammlung der Schulvorschriften Nordrhein-Westfalen oder Büro für arbeits- und sozialpolitische Studien (Schweiz) BAStrlSchG Gesetz über die Errichtung eines Bundesamtes für Strahlenschutz BAT Bundes-Angestelltentarifvertrag oder Biologischer Arbeitsstoff-Toleranzwert oder Beste verfügbare Techniken (engl.: best available techniques - BAT) BAT-O Bundes-Angestelltentarifvertrag Ost BattG Batteriegesetz (Gesetz über das Inverkehrbringen, die Rücknahme und die umweltverträgliche Entsorgung von Batterien und Akkumulatoren) BattGDV Verordnung zur Durchführung des Batteriegesetzes BattV Batterieverordnung BATZV Beamtenaltersteilzeitverordnung BAuA Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin BaubetrV Verordnung über die Betriebe des Baugewerbes, in denen die ganzjährige Beschäftigung zu fördern ist (Baubetriebe-Verordnung) BauFG Bauforderungen-Sicherungsgesetz (Gesetz über die Sicherung der Bauforderungen) BAufsAG Gesetz über die Errichtung eines Bundesaufsichtsamtes für das Versicherungs- und Bausparwesen BauGB Baugesetzbuch BauGBMaßnG Maßnahmengesetz zum BauGB BauGO Baugebührenordnung BauKG Bauarbeitenkoordinationsgesetz (Österreich) BauNVO Baunutzungsverordnung BauO Bauordnung (des jeweiligen Bundeslandes) baupol. baupolizeilich BauPG Bauproduktegesetz (Gesetz über das Inverkehrbringen von und den freien Warenverkehr mit Bauprodukten zur Umsetzung der des Rates vom 21. Dezember 1988 zur Angleichung der Rechts- und Verwaltungsvorschriften der Mitgliedstaaten) BauR Baurecht oder Baurecht (Zeitschrift) BausparkG (oder BauSpkG) Gesetz über Bausparkassen (Bausparkassengesetz) BausparkV Verordnung zum Gesetz über Bausparkassen BauSparVetrAbwV Durchführungs- und Ergänzungsverordnung über die vereinfachte Abwicklung von Bausparverträgen BaustellV Baustellenverordnung BauSV Der Bausachverständige (Zeitschrift) BauVorlV Verordnung über Bauvorlagen und bauaufsichtliche Anzeigen (Bauvorlagenverordnung) (Bayern) BAV Bundesaufsichtsamt für das Versicherungswesen (2002 aufgegangen in der BaFin) oder Bundesamt für Verkehr (Schweiz) (franz.: Office fédéral des transports, ital.: Ufficio federale dei trasporti) oder Bundesanstalt für Verwaltungsdienstleistungen BaW Beamtenverhältnis auf Widerruf BAW Bundesanstalt für Wasserbau BAWe Bundesaufsichtsamt für den Wertpapierhandel (2002 aufgegangen in der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin)) BAWV Bundesamt für Wehrverwaltung Bay. Bayern, bayerisch BayAbgrG Bayerisches Abgrabungsgesetz BayÄrzteBl. Bayerisches Ärzteblatt BayBauO Bayerische Bauordnung BayBgm. Der Bayerische Bürgermeister (Zeitschrift) BayBS Bereinigte Sammlung des Bayerischen Landesrechts (siehe Bayerische Rechtssammlung) BayBZ Bayerische Beamtenzeitung BayDGH Bayerischer Dienstgerichtshof BayDStH Bayerischer Dienststrafhof BayGlG Bayerisches Gleichstellungsgesetz BayGrStG Bayerisches Grundsteuergesetz BayGVBl. Bayerisches Gesetz- und Verordnungsblatt BayGZ Bayerische Gemeindezeitung BayJMBl. Bayerisches Justizministerialblatt BayKiBiG Bayerisches Kinderbildungs- und -betreuungsgesetz BayKirchStG Gesetz über die Erhebung von Steuern durch Kirchen, Religions- und weltanschauliche Gemeinschaften (Bayerisches Kirchensteuergesetz) BayLfSt Bayerisches Landesamt für Steuern BayMABl. Ministerialamtsblatt der bayerischen inneren Verwaltung BayMG Bayerisches Mediengesetz BayObLG Bayerisches Oberstes Landesgericht BayObLGSt Sammlung der Entscheidungen des BayObLG in Strafsachen BayObLGZ Sammlung der Entscheidungen des BayObLG in Zivilsachen BayRG Bayerisches Rundfunkgesetz BayRS Bayerische Rechtssammlung BayRSG Gesetz über die Sammlung des bayerischen Landesrechts BaySchlG Bayerisches Schlichtungsgesetz BayStrWG Bayerisches Straßen- und Wegegesetz BayVBl. Bayerische Verwaltungsblätter (Zeitschrift) BayVerfGH Bayerischer Verfassungsgerichtshof BayVGH Bayerischer Verwaltungsgerichtshof BayVSG Bayerisches Verfassungsschutzgesetz BAZ Bundesamt für den Zivildienst BAZL Bundesamt für Zivilluftfahrt (Schweiz) (franz. Office fédéral de l’aviation civile, ital. Ufficio federale dell’aviazione civile) BB Betriebs-Berater (Zeitschrift) oder Brandenburg BBahn Bundesbahn (auch DB) BBahnG Bundesbahngesetz (Deutschland) oder Bundesbahngesetz (Österreich) BBahnVermG Gesetz über die vermögensrechtlichen Verhältnisse der Deutschen Bundesbahn BBankG Bundesbankgesetz BBankLV Verordnung über die Laufbahnen der Bundesbankbeamtinnen und Bundesbankbeamten BBankPersV Verordnung zur Regelung der Rechtsverhältnisse des Personals der Deutschen Bundesbank BBauBl Bundesbaublatt BBauG Bundesbaugesetz (aufgehoben, jetzt: Baugesetzbuch (BauGB)) BBB Berufsbildungsbereich (siehe Werkstatt für behinderte Menschen Abschnitt Berufsbildungsbereich (BBB)) BBergG Bundesberggesetz BBesG Bundesbesoldungsgesetz BBesO Bundesbesoldungsordnung BBFestV Verordnung zur Festlegung und Anpassung der Bundesbeteiligung an den Leistungen für Unterkunft und Heizung (Bundesbeteiligungs-Festlegungsverordnung) (Anmerkung: mit jeweiliger Jahresangabe) BBg. Brandenburg, brandenburgisch BbgKVerf Kommunalverfassung des Landes Brandenburg (siehe Gemeindeordnungen in Deutschland) BbgPsychKG Gesetz über Hilfen und Schutzmaßnahmen bei psychischen Krankheiten (Brandenburgisches Psychisch-Kranken-Gesetz) BbgVerf Verfassung des Landes Brandenburg BbgVwGG Gesetz über die Errichtung der Verwaltungsgerichtsbarkeit und zur Ausführung der Verwaltungsgerichtsordnung im Land Brandenburg (Brandenburgisches Verwaltungsgerichtsgesetz) BbgWG Brandenburgisches Wassergesetz (siehe Landeswassergesetz) BBG Bundesbeamtengesetz oder Berufsbildungsgesetz (Schweiz) oder Bundesbehindertengesetz (Österreich) oder Beitragsbemessungsgrenze bbH bauartbestimmte Höchstgeschwindigkeit BBhV Verordnung über Beihilfe in Krankheits-, Pflege- und Geburtsfällen (Bundesbeihilfeverordnung) BBiG Berufsbildungsgesetz BBilRG Bankbilanzrichtlinien-Gesetz BBiModG Berufsbildungsmodernisierungsgesetz BBiZ Berufsbildungszentrum BBK Buchführung, Bilanz, Kostenrechnung (Zeitschrift) oder Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe BBKG Gesetz über die Errichtung des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe BBl Bundesblatt (Schweiz) BBL Bundesamt für Bauten und Logistik (Schweiz) BBodSchG Bundes-Bodenschutzgesetz BBodSchV Bundes-Bodenschutz- und Altlastenverordnung BBPlG Gesetz über den Bundesbedarfsplan (Bundesbedarfsplangesetz) BBPol Bayerische Bereitschaftspolizei BBSR Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung BBR Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung BBT Bundesamt für Berufsbildung und Technologie (Schweiz) (franz. Office fédéral de la formation professionnelle et de la technologie, ital. Ufficio federale della formazione professionale e della tecnologia) BBV Berufsbildungsverordnung (Schweiz) (siehe Berufliche Grundbildung) BBVLG 1975 Gesetz über vermögenswirksame Leistungen für Beamte, Richter, Berufssoldaten und Soldaten auf Zeit – Art. VI Nr. 1 des Zweiten Gesetzes zur Vereinheitlichung und Neuregelung des Besoldungsrechts in Bund und Ländern (2. BesVNG) – BC Zeitschrift für Bilanzierung, Rechnungswesen und Controlling BCBS Basel Committee on Banking Supervision (dt.: Basler Ausschuss für Bankenaufsicht) Bd. Band BDB Bund Deutscher Baumeister, Architekten und Ingenieure e.V. Bde. Bände BDA Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände oder Bundesdenkmalamt (Österreich) BDBOS Bundesanstalt für den Digitalfunk der Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben BDBOSG Gesetz über die Errichtung einer Bundesanstalt für den Digitalfunk der Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben (BDBOS-Gesetz) BDG Bundesdisziplinargesetz oder Beamten-Dienstrechtsgesetz 1979 (Österreich) BGT Betreuungsgerichtstag e.V. (siehe Vormundschaftsgerichtstag) BDH Bundesdisziplinarhof BDiszH (BDH) Bundesdisziplinarhof BDK Bund Deutscher Kriminalbeamter BDO Bundesdisziplinarordnung BDSG Bundesdatenschutzgesetz BdSt Bund der Steuerzahler Deutschland BDVR Bund-Deutscher-Verwaltungsrichter-und-Verwaltungsrichterinnen-Rundschreiben BE Betriebseinheit oder Berlin oder Betriebseinnahme beA Besonderes elektronisches Anwaltspostfach BeamtStG Beamtenstatusgesetz BeamtVG Beamtenversorgungsgesetz BeamtVGVwV Allgemeinen Verwaltungsvorschriften zum Beamtenversorgungsgesetz BeamtVÜV Verordnung über beamtenversorgungsrechtliche Übergangsregelungen nach Herstellung der Einheit Deutschlands Bearb. Bearbeiter(in) beBPo Besonderes elektronisches Behördenpostfach BeckOK Beck´scher Online-Kommentar BeckRS Beck-Rechtssachen (Online-Zeitschrift) BedGgstV Bedarfsgegenständeverordnung BefBezG Befriedungs-Bezirksgesetz (Gesetz über befriedete Bezirke für Verfassungsorgane des Bundes) BEG Bundesentschädigungsgesetz beE Betriebsorganisatorisch eigenständige Einheit BEEG Bundeselterngeld- und Elternzeitgesetz BEGDV 1 Erste Verordnung zur Durchführung des Bundesentschädigungsgesetzes BEGDV 6 Sechste Verordnung zur Durchführung des Bundesentschädigungsgesetzes BEGebV Verordnung über die Gebühren und Auslagen für Amtshandlungen der Eisenbahnverkehrsverwaltung des Bundes begl. beglaubigt Begr. Begründung BEGTGP Gesetz über die Bundesnetzagentur für Elektrizität, Gas, Telekommunikation, Post und Eisenbahnen BEHG Bundesgesetz über die Börsen und den Effektenhandel oder Gesetz über einen nationalen Zertifikatehandel für Brennstoffemissionen (Brennstoffemissionshandelsgesetz) BehiG Bundesgesetz über die Beseitigung von Benachteiligungen von Menschen mit Behinderungen, Behindertengleichstellungsgesetz (Schweiz) BeHiV Behindertengleichstellungsverordnung (Schweiz) BEHV Verordnung zur Durchführung des Brennstoffemissionshandelsgesetzes (Brennstoffemissionshandelsverordnung) Beigel. Beigeladene(r) Beil. Beilage BEinstG Behinderteneinstellungsgesetz (Österreich) BeitrRLUmsG Gesetz zur Umsetzung der Beitreibungsrichtlinie. sowie zur Änderung steuerlicher Vorschriften (Beitreibungsrichtlinie-Umsetzungsgesetz) bej. bejahend Bek. (BekM) Bekanntmachung BekanntmVO Bekanntmachungsverordnung Bekl. Beklagter BeklV Beklagtenvertreter(in) BelWertV Beleihungswertermittlungsverordnung (Verordnung über die Ermittlung des Beleihungswertes von Grundstücken nach § 16 Abs. 1 und 2 des Pfandbriefgesetzes) Bem. Bemerkung BEM Betriebliches Eingliederungsmanagement BEMA Bewertungsmaßstab zahnärztlicher Leistungen BEMFV Verordnung über das Nachweisverfahren zur Begrenzung elektromagnetischer Felder beN besonderes elektronisches Notarpostfach BEPS Base Erosion and Profit Shifting (dt.: Gewinnkürzung und Gewinnverlagerung) BEPSUmsG Gesetz zur Umsetzung der Änderungen der EU-Amtshilferichtlinie und von weiteren Maßnahmen gegen Gewinnkürzungen und -verlagerungen ber. berichtigt Ber. Berufung (Recht) oder Berichtigung BER Bundeselternrat BerBiG (BBiG) Berufsbildungsgesetz (Deutschland) BerBiFG Berufsbildungsförderungsgesetz BerBiRefG Berufsbildungsreformgesetz (Gesetz zur Reform der beruflichen Bildung) BerGer. Berufungsgericht BerGH Berufungsgerichtshof BergPDV Verordnung zur Durchführung des Gesetzes über Bergmannsprämien BergPG Bergmannsprämiengesetz (Gesetz über Bergmannsprämien) BerH Beratungshilfe BerHG (BeratHiG) Beratungshilfegesetz (Gesetz über Rechtsberatung und Vertretung für Bürger mit geringem Einkommen) Berl. Berlin, Berliner BerlÄrzteBl. Berliner Ärzteblatt (Zeitschrift) BerlAVG Berliner Ausschreibungs- und Vergabegesetz BerlinFG Berlinförderungsgesetz BerlVerfGH Berliner Verfassungsgerichtshof (siehe Verfassungsgerichtshof des Landes Berlin) BerRehaG Gesetz über den Ausgleich beruflicher Benachteiligungen für Opfer politischer Verfolgung im Beitrittsgebiet (Artikel 2 des Zweiten Gesetzes zur Bereinigung von SED-Unrecht) BErzGG Bundeserziehungsgeldgesetz (aufgehoben; jetzt Bundeselterngeld- und Elternzeitgesetz – BEEG) bes. besonders Bes. Beschluss BesBed. Besondere Bedingungen BesBedPHV Besonderen Bedingungen zur Privathaftpflichtversicherung Besch. Beschuldigte(r) BeschA Beschaffungsamt des BMI BeschFG Beschäftigungsförderungsgesetz BeschG Beschussgesetz (Gesetz über die Prüfung und Zulassung von Feuerwaffen, Böllern, Geräten, bei denen zum Antrieb Munition verwendet wird, sowie von Munition und sonstigen Waffen) Beschl. Beschluss (Gericht) oder Beschluss (EU) BeschSchG Beschäftigtenschutzgesetz (Gesetz zum Schutz der Beschäftigten vor sexueller Belästigung am Arbeitsplatz; Artikel 10 des Gesetzes zur Durchsetzung der Gleichberechtigung von Frauen und Männern), aufgehoben am 18. August 2006; siehe jetzt das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG) BeschSiG Gesetz zur Beschäftigungssicherung infolge der COVID-19-Pandemie (Beschäftigungssicherungsgesetz) BeschwGer. Beschwerdegericht BeschussV Beschussverordnung (Allgemeine Verordnung zum Beschussgesetz) BeschV Beschäftigungsverordnung (Verordnung über die Beschäftigung von Ausländerinnen und Ausländern) BeschVerfV Beschäftigungsverfahrensverordnung (Verordnung über das Verfahren und die Zulassung von im Inland lebenden Ausländern zur Ausübung einer Beschäftigung) Beschw. Beschwerde (deutsches Recht), Beschwerde (schweizerisches Recht) BesGr Besoldungsgruppe BesO Besoldungsordnung (siehe u. a. Besoldungsordnung B) BeSoGeKo Rat für Beschäftigung, Soziales, Gesundheit und Verbraucherschutz der EU (engl.: Employment, Social Policy, Health and Consumer Affairs Council – EPSCO) beSt Besonderes elektronisches Steuerberaterpostfach BeSt Beratersicht zur Steuerrechtsprechung BestG Bestattungsgesetz (Landesgesetze; z. B. Gesetz über das Friedhofs- und Bestattungswesen NRW) BestüVAbfV Verordnung zur Bestimmung von überwachungsbedürftigen Abfällen zur Verwertung BesÜV 2 Zweite Verordnung über besoldungsrechtliche Übergangsregelungen nach Herstellung der Einheit Deutschlands bestr. bestritten Bet. Beteiligte(r) BetmG Betäubungsmittelgesetz (Schweiz) BetmKV Betäubungsmittelkontrollverordnung (Schweiz) BetmSV Verordnung vom 25. Mai 2011 über Betäubungsmittelsucht und andere suchtbedingte Störungen (Betäubungsmittelsuchtverordnung) (Schweiz) BetmVV-EDI Verordnung des EDI vom 30. Mai 2011 über die Verzeichnisse der Betäubungsmittel, psychotropen Stoffe, Vorläuferstoffe und Hilfschemikalien (Betäubungsmittelverzeichnisverordnung) (Schweiz) betr. betreffend oder betrieblich Betr. Betroffene(r) oder Betrieb oder Betrag BetrAV Betriebliche Altersversorgung BetrAVG Betriebsrentengesetz (Gesetz zur Verbesserung der betrieblichen Altersversorgung) BetrKV Betriebskostenverordnung BetrPrämDurchfV Betriebsprämiendurchführungsverordnung (Verordnung zur Durchführung der einheitlichen Betriebsprämie) BetrSichV Betriebssicherheitsverordnung BetrVerf. Betriebsverfassung BetrVG Betriebsverfassungsgesetz BetrVG 1952 Betriebsverfassungsgesetz 1952 BetrVGDV1WO Erste Verordnung zur Durchführung des Betriebsverfassungsgesetzes (Wahlordnung – WO); ebenso gebräuchlich sind die Abkürzungen WahlO und WO. BEU Bundesstelle für Eisenbahnunfalluntersuchung BeurkG Beurkundungsgesetz BEV Bundesamt für Eich- und Vermessungswesen (Österreich) oder Bundeseisenbahnvermögen BevStatG Bevölkerungsstatistikgesetz BEVVG Bundeseisenbahnverkehrsverwaltungsgesetz BEVO Bargeldlos entrichtete Beiträge Bew. Beweis oder Bewertung BewachV Bewachungsverordnung BewachVwV Allgemeine Verwaltungsvorschrift zum Vollzug des § 34 a der Gewerbeordnung und zur Bewachungsverordnung BewÄndG Bewertungsänderungsgesetz (Gesetz zur Änderung des Bewertungsgesetzes) BewDV Durchführungsverordnung zum Bewertungsgesetz BewG Bewertungsgesetz BewG§122Abs3DV Verordnung zur Durchführung des § 122 Abs. 3 des Bewertungsgesetzes BewG§39DV 1 Erste Verordnung zur Durchführung des § 39 Abs. 1 des Bewertungsgesetzes BewG§39DV 2 Zweite Verordnung zur Durchführung des § 39 Abs. 1 des Bewertungsgesetzes BewG§39DV 3 Dritte Verordnung zur Durchführung des § 39 Abs. 1 des Bewertungsgesetzes BewG§55Abs3/4DV Verordnung zur Durchführung des § 55 Abs. 3 und 4 des Bewertungsgesetzes BewG§55Abs8DV Verordnung zur Durchführung des § 55 Abs. 8 des Bewertungsgesetzes BewG§81DV Verordnung zur Durchführung des § 81 des Bewertungsgesetzes BewG§90DV Verordnung zur Durchführung des § 90 des Bewertungsgesetzes BewHi (BewH) Bewährungshilfe oder Bewährungshilfe. Fachzeitschrift für Bewährungs-, Gerichts- und Straffälligenhilfe. BewRGr Richtlinien für die Bewertung des Grundvermögens BewRL Bewertungs-Richtlinien für das land- und forstwirtschaftliche Vermögen BEZ Bundesergänzungszuweisungen (siehe Länderfinanzausgleich Abschnitt Bundesergänzungszuweisungen (BEZ)) BezG Bezirksgericht (Österreich), Bezirksgericht (Schweiz) BEZNG Bundeseisenbahnneugliederungsgesetz BezO Bezirksordnung BezReg Bezirksregierung BezWahlG Bezirkswahlgesetz Bf. Beschwerdeführer(in) BF Berufsfeuerwehr BfA Bundesversicherungsanstalt für Angestellte BFA Bundesfinanzakademie BfAAG Gesetz über die Errichtung eines Bundesamts für Auswärtige Angelegenheiten bfai Bundesagentur für Außenwirtschaft (abgelöst am 1. Januar 2009 durch die Germany Trade and Invest – Gesellschaft für Außenwirtschaft und Standortmarketing mbH) BfArM Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte BfB Bundesmonopolverwaltung für Branntwein (seit 2018 aufgelöst) BfC Bundesstelle für Chemikalien BfD Beauftragter für Datenschutz oder Bundesfinanzdirektion BFD Bundesfinanzdirektion oder Bundesfreiwilligendienst oder Berufsförderungsdienst der deutschen Bundeswehr BFDG Gesetz über den Bundesfreiwilligendienst (kurz: Bundesfreiwilligendienstgesetz) BfdH Beauftragter für den Haushalt BfDI Bundesbeauftragter für den Datenschutz und die Informationsfreiheit BFE Bundesamt für Energie (Schweiz) oder Beweissicherungs- und Festnahmeeinheit der Polizei (Deutschland) BfEL Bundesforschungsanstalt für Ernährung und Lebensmittel (bis 31. Dezember 2007; siehe jetzt Max Rubner-Institut) BfF Bundesamt für Finanzen oder Begutachtungsstelle für Fahreignung BfG Bundesanstalt für Gewässerkunde BFG Bundesfinanzgesetz (Österreich) oder Verwaltungsgericht des Bundes für Finanzen (kurz: Bundesfinanzgericht) (Österreich) BFH Bundesfinanzhof oder Bundesforschungsanstalt für Forst- und Holzwirtschaft (aufgehoben; jetzt Johann Heinrich von Thünen-Institut (vTI) – Bundesforschungsinstitut für Ländliche Räume, Wald und Fischerei) BFHE Entscheidungen des Bundesfinanzhofs (amtliche Sammlung) BFH-EntlG Bundesfinanzhof-Entlastungsgesetz (Gesetz zur Entlastung des Bundesfinanzhofs) BFH/NV BFH/NV (Sammlung amtlich nicht veröffentlichter Entscheidungen des Bundesfinanzhofs) BfJ Bundesamt für Justiz (Deutschland) BFKM Bundesfach- und Koordinierungsstelle Männergewaltschutz BFM Bundesamt für Migration (Schweiz) (franz. Office fédéral des migrations, ital. Ufficio federale della migrazione) BfN Bundesamt für Naturschutz BfNatSchG Gesetz über die Errichtung eines Bundesamtes für Naturschutz BfR Bundesinstitut für Risikobewertung BfS Bundesamt für Strahlenschutz oder Bekanntmachungen für Seefahrer BFS Bundesanstalt für Flugsicherung BFSG Gesetz zur Umsetzung der Richtlinie (EU) 2019/882 des Europäischen Parlaments und des Rates über die Barrierefreiheitsanforderungen für Produkte und Dienstleistungen (Barrierefreiheitsstärkungsgesetz) BFStrMG Bundesfernstraßenmautgesetz BFU Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung BFuP Betriebswirtschaftliche Forschung und Praxis (Zeitschrift) BfV Bundesamt für Verfassungsschutz BFW Basisfallwert Bg. Beschwerdegegner(in) BG Berufsgenossenschaft oder Die Berufsgenossenschaft (Zeitschrift) oder Betriebsgefahr oder Bedarfsgemeinschaft oder Beamtengesetz (eines Bundeslandes) oder Berufungsgericht oder Bezirksgericht (Österreich; siehe Gerichtsorganisation in Österreich) BGA Bundesgesundheitsamt BGB Bürgerliches Gesetzbuch oder Bußgeldbescheid BG BAU Berufsgenossenschaft der Bauwirtschaft BGB-InfoV BGB-Informationspflichten-Verordnung BGBl. Bundesgesetzblatt (Deutschland) oder Bundesgesetzblatt für die Republik Österreich oder Bundesgesetzblatt des Norddeutschen Bundes (1867–1871) oder Bundesgesetzblatt des Deutschen Bundes (1871) BGE Bundesgerichtsentscheidungen BGebG Gesetz über Gebühren und Auslagen des Bundes (Bundesgebührengesetz) BGer Bundesgericht (Schweiz) (franz. Tribunal fédéral, ital. Tribunale federale, rät. Tribunal federal) BG ETEM Berufsgenossenschaft Energie Textil Elektro Medienerzeugnisse BGF Brutto-Grundfläche (siehe Grundfläche (Architektur)) BGG Behindertengleichstellungsgesetz (Deutschland) oder Bundesgerichtsgesetz (Schweiz) oder Berufsgenossenschaftliche Grundsätze BGH Bundesgerichtshof BGHM Berufsgenossenschaft Holz und Metall BGHR Rechtsprechung(sammlung) des BGH (BGHR) BGHSt Entscheidungen des Bundesgerichtshofs in Strafsachen (amtliche Sammlung) BGHW Berufsgenossenschaft Handel und Warendistribution BGHZ Entscheidungen des Bundesgerichtshofs in Zivilsachen (amtliche Sammlung) BGI Berufsgenossenschaftliche Informationen BGJ Berufsgrundbildungsjahr BGleiG Gesetz für die Gleichstellung von Frauen und Männern in der Bundesverwaltung und in den Unternehmen und Gerichten des Bundes (Bundesgleichstellungsgesetz) BGlG Gesetz über die Gleichstellung von Menschen mit Behinderungen (Liechtenstein) Bgm. Bürgermeister BGM Betriebliches Gesundheitsmanagement BGN Berufsgenossenschaft Nahrungsmittel und Gastgewerbe BGÖ Bundesgesetz über das Öffentlichkeitsprinzip der Verwaltung (Öffentlichkeitsgesetz) (Schweiz) BGR Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe oder Berufsgenossenschaftliche Regeln BG RCI Berufsgenossenschaft Rohstoffe und chemische Industrie BGremBG Gesetz über die Mitwirkung des Bundes an der Besetzung von Gremien (Bundesgremienbesetzungsgesetz) BG See See-Berufsgenossenschaft (auch See-BG) BGSG Bundesgrenzschutzgesetz (aufgehoben durch das Bundespolizeigesetz) BGStG Bundesgesetz über die Gleichstellung von Menschen mit Behinderungen (Österreich) BGT Betreuungsgerichtstag e.V. BG-V Verordnung über Anlagen zum Umgang mit wassergefährdenden Stoffen anlässlich eines Brennstoffwechsels wegen einer ernsten oder erheblichen Gasmangellage (Brennstoffwechsel-Gasmangellage-Verordnung) BGV Berufsgenossenschaftliche Vorschriften BG Verkehr Berufsgenossenschaft für Transport und Verkehrswirtschaft BgVV Bundesinstitut für gesundheitlichen Verbraucherschutz und Veterinärmedizin BGW Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege oder Biologischer Grenzwert BH Bezirkshauptmannschaft (Österreich) oder Bezirkshauptmann (Österreich) BHO Bundeshaushaltsordnung BHV Betriebshaftpflichtversicherung BhVO Beihilfenverordnung BIA Büro für Interne Angelegenheiten (Österreich) BIBB Bundesinstitut für Berufsbildung BienSchV Bienenschutzverordnung (Verordnung über die Anwendung bienengefährlicher Pflanzenschutzmittel) BienSeuchV Bienenseuchen-Verordnung BierStG Biersteuergesetz BierStV Biersteuerverordnung (Verordnung zur Durchführung des Biersteuergesetzes) BierV Bierverordnung BIFD Bulletin for International Fiscal Documentation (Zeitschrift) BIH Bundesarbeitsgemeinschaft der Integrationsämter und Hauptfürsorgestellen BildscharbV Bildschirmarbeitsverordnung BilKoG Bilanzkontrollgesetz (Gesetz zur Kontrolle von Unternehmensabschlüssen) BilMoG Bilanzrechtsmodernisierungsgesetz (Gesetz zur Modernisierung des Bilanzrechts) BilReG Bilanzrechtsreformgesetz (Gesetz zur Einführung internationaler Rechnungslegungsstandards und zur Sicherung der Qualität der Abschlussprüfung) BilRUG Bilanzrichtlinie-Umsetzungsgesetz BImA Bundesanstalt für Immobilienaufgaben BImAG Gesetz über die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben BIMCO Baltic and International Maritime Conference BImSchG Bundes-Immissionsschutzgesetz BImSchV Bundes-Immissionsschutzverordnung BinSchAbgasV Verordnung über die Begrenzung von Abgasemissionen aus Dieselmotoren in der Binnenschifffahrt (Binnenschiffs-Abgasemissionsverordnung) BinSchArbZV Binnenschifffahrts-Arbeitszeitverordnung BinSchEO Verordnung über die Eichung von Binnenschiffen (Binnenschiffseichordnung) BinSchG Binnenschiffahrtsgesetz BinSchGerG Gesetz über das gerichtliche Verfahren in Binnenschifffahrtssachen BinSchKostV Kostenverordnung der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung auf dem Gebiet der Binnenschifffahrt (Binnenschifffahrtskostenverordnung) BinSchLV Verordnung über die Lade- und Löschzeiten sowie das Liegegeld in der Binnenschifffahrt (siehe Lade- und Löschzeitenverordnung) BinSchPatentV Verordnung über Befähigungszeugnisse in der Binnenschiffahrt (Binnenschifferpatentverordnung) BinSchPersV Verordnung über die Besatzung und über die Befähigungen der Besatzung von Fahrzeugen in der Binnenschifffahrt (Binnenschiffspersonalverordnung) BinSch-SportbootVermV Verordnung über die gewerbsmäßige Vermietung von Sportbooten sowie deren Benutzung auf den Binnenschifffahrtsstraßen (Binnenschifffahrt-Sportbootvermietungsverordnung) BinSchStrO Binnenschifffahrtsstraßen-Ordnung BinSchUO Verordnung über die Schiffssicherheit in der Binnenschifffahrt (Binnenschifffahrts-Untersuchungsordnung) BinSchVfG Gesetz über das gerichtliche Verfahren in Binnenschifffahrtssachen (siehe Schifffahrtsgericht) BioAbfV Bioabfallverordnung Biokraft-NachV Verordnung über Anforderungen an eine nachhaltige Herstellung von Biokraftstoffen (Biokraftstoff-Nachhaltigkeitsverordnung) BioKraftQuG Gesetz zur Einführung einer Biokraftstoffquote durch Änderung des Bundes-Immissionsschutzgesetzes und zur Änderung energie- und stromsteuerrechtlicher Vorschriften (Biokraftstoffquotengesetz) BiomasseV Biomasseverordnung (Verordnung über die Erzeugung von Strom aus Biomasse) BioNachGebV Verordnung über Gebühren für Amtshandlungen der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung nach der Biomassestrom-Nachhaltigkeitsverordnung und der Biokraftstoff-Nachhaltigkeitsverordnung (Biomassestrom- sowie Biokraftstoff-Nachhaltigkeitsgebührenverordnung) BioSt-NachV Biomassestrom-Nachhaltigkeitsverordnung BioStoffV Biostoffverordnung (Verordnung über Sicherheit und Gesundheitsschutz bei Tätigkeiten mit biologischen Arbeitsstoffen) BioSt-NachV Verordnung über Anforderungen an eine nachhaltige Herstellung von flüssiger Biomasse zur Stromerzeugung (Biomassestrom-Nachhaltigkeitsverordnung) BIP Bruttoinlandsprodukt (engl.: Gross domestic product - GDP) BiRiLiG Bilanzrichtliniengesetz (Gesetz zur Durchführung der Vierten, Siebenten und Achten Richtlinie des Rates der Europäischen Gemeinschaften zur Koordinierung des Gesellschaftsrechts) BIRL Beteiligungsinformations-Richtlinie (Richtlinie 88/627/EWG […] über die bei Erwerb und Veräußerung einer bedeutenden Beteiligung an einer börsennotierten Gesellschaft zu veröffentlichenden Informationen) BIT Bundesamt für Informatik und Telekommunikation (Schweiz) (franz. Office fédéral de l’informatique et de la télécommunication, ital. Ufficio federale dell’informatica e della telecomunicazione) oder Bundesstelle für Informationstechnik oder Investitionsschutzabkommen (engl.: Bilateral Investment Treaties – BIT) BITV Verordnung zur Schaffung barrierefreier Informationstechnik nach dem Behindertengleichstellungsgesetz (siehe Barrierefreie-Informationstechnik-Verordnung) BIZ Berufsinformationszentrum oder Bank für Internationalen Zahlungsausgleich BJ Bundesamt für Justiz (Schweiz) oder Betrifft Justiz (Zeitschrift) BJagdG Bundesjagdgesetz BK Bundeskanzler oder Bundeskanzleramt (Deutschland) oder Bundeskriminalamt (Österreich) oder Betriebskosten oder Betriebskosten (Immobilien) oder Bonner/Berliner Kommentar oder Berufskrankheit oder Schweizerische Bundeskanzlei (französisch Chancellerie fédérale, italienisch Cancelleria federale, rätoromanisch Chanzlia federala) oder Berufskolleg BKA Bundeskriminalamt (Deutschland) oder Bundeskanzleramt (Österreich) BKAG Bundeskriminalamtgesetz (Gesetz über das Bundeskriminalamt und die Zusammenarbeit des Bundes und der Länder in kriminalpolizeilichen Angelegenheiten) BKAmt Bundeskanzleramt (Deutschland) BKartA Bundeskartellamt BKatV Bußgeldkatalog-Verordnung (Verordnung über die Erteilung einer Verwarnung, Regelsätze für Geldbußen und die Anordnung eines Fahrverbots wegen Ordnungswidrigkeiten im Straßenverkehr) (siehe Bußgeldkatalog) BKG Brand- und Katastrophenschutzgesetz (mehrerer Bundesländer, u. a. Rheinland-Pfalz) BKGG Bundeskindergeldgesetz (Artikel 2 des Jahressteuergesetzes 1996) BKiSchG Bundeskinderschutzgesetz B-KJHG Bundes-Kinder- und Jugendhilfegesetz (Österreich) BKK Betriebskrankenkasse oder Die Betriebskrankenkasse (Zeitschrift) BKleingG Bundeskleingartengesetz BKM Beauftragter der Bundesregierung für Kultur und Medien BKrFQG Berufskraftfahrerqualifikationsgesetz BKrFQV Berufskraftfahrerqualifikationsverordnung BKomBesV Bundes-Kommunalbesoldungsverordnung BKR Zeitschrift für Bank- und Kapitalmarktrecht oder Bundeskrebsregister (siehe Krebsregister) BKRG Bundeskrebsregisterdatengesetz (siehe Krebsregister) B-KUVG Beamten-Kranken- und Unfallversicherungsgesetz (Österreich) BKV Berufskrankheiten-Verordnung oder Betriebskollektivvertrag (DDR) B/L Bill of Lading (siehe Konnossement) Bl. Blatt BlauSchimmelV Verordnungen zur Bekämpfung der Blauschimmelkrankheit des Tabaks BlauzungenV Verordnung zum Schutz gegen die Blauzungenkrankheit vom 22. März 2002 BLE Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung BLG Bundesleistungsgesetz BLGABV Verordnung über Anforderungsbehörden und Bedarfsträger nach dem Bundesleistungsgesetz BlGBW Blätter für Grundstücks-, Bau- und Wohnungswesen (Zeitschrift) BLJ Bucerius Law Journal (Zeitschrift) BLK Bund-Länder-Kommission (z. B. Bund-Länder-Kommission für Datenverarbeitung und Rationalisierung in der Justiz oder Bund-Länder-Kommission für Bildungsplanung und Forschungsförderung) BLL Begutachtungsleitlinien zur Kraftfahrereignung BLM Bayerische Landeszentrale für neue Medien BlPMZ Blatt für Patent-, Muster- und Zeichenwesen BlStSozArbR Blätter für Steuerrecht, Sozialversicherung und Arbeitsrecht (Zeitschrift) BLV Bundeslaufbahnverordnung (Verordnung über die Laufbahnen der Bundesbeamten 1978) oder Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (Schweiz) (französisch: Office fédéral de la sécurité alimentaire et des affaires vétérinaires (OSAV), italienisch: Ufficio federale della sicurezza alimentare e di veterinaria (USAV), rätoromanisch: Uffizi federal da segirezza alimentara e fatgs veterinars (USAV)) BLW Bundesamt für Landwirtschaft (Schweiz) (franz. Office fédéral de l’agriculture OFAG, ital. Ufficio federale dell’agricoltura UFAG) BM Bundesministerium (Deutschland) oder Bundesministerium (Österreich) oder Bundesminister (Deutschland) oder Bundesminister (Österreich) oder Bürgermeister BMAS Bundesministerium für Arbeit und Soziales BMASK Bundesministerium für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz (Österreich) BMDV Bundesministerium für Digitales und Verkehr BMDV-WS-BesGebV Besondere Gebührenverordnung des Bundesministeriums für Digitales und Verkehr für individuell zurechenbare öffentliche Leistungen im Zusammenhang mit der Verwaltung der Wasserstraßen und der Schifffahrtsverwaltung (BMDV-Wasserstraßen und Schifffahrt Besondere Gebührenverordnung) BMEIA Bundesministerium für Europa, Integration und Äußeres (Österreich) BMeldDigiV Verordnung zur Bestimmung von Inhalt, Form und Verfahren von Datenübermittlungen zwischen Meldebehörden und einem Verwaltungsportal zur Erbringung von digitalen Verwaltungsleistungen (Bundesmeldedatendigitalisierungsverordnung) BMeldDÜV Bundesmeldedatenübermittlungsverordnung BMEL Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft BMF Bundesministerium der Finanzen (Deutschland) oder Bundesministerium für Finanzen (Österreich) BMFSFJ Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend BMG Bundesministerium für Gesundheit (Deutschland) oder Bundesministerium für Gesundheit (Österreich) oder Bundesmeldegesetz (Deutschland) BMGVwV Allgemeine Verwaltungsvorschrift zur Durchführung des Bundesmeldegesetzes BMI Bundesministerium des Innern (Deutschland) oder Bundesministerium für Inneres (Österreich) BMin Bundesminister (Deutschland) oder Bundesminister (Österreich) BMinG Bundesministergesetz BMJ Bundesministerium für Justiz (Österreich) BMJV Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz (Deutschland) BMKÖS Bundesministerium für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport (Österreich) BMK Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (Österreich) BMLFUW Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft (auch oder Lebensministerium genannt) (Österreich) BMLVS Bundesministerium für Landesverteidigung und Sport (Österreich) BMPT Bundesministerium für Post und Telekommunikation (aufgelöst 1998) BMS Bedarfsorientierte Mindestsicherung (Österreich) BMSGPK Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz (Österreich) BMSK Bundesministerium für soziale Sicherheit, Generationen und Konsumentenschutz (Österreich) (siehe Bundesministerium für soziale Sicherheit und Generationen) BMT Bundesmanteltarifvertrag BmTierSSchV Verordnung über das innergemeinschaftliche Verbringen sowie die Einfuhr und Durchfuhr von Tieren und Waren (Binnenmarkt-Tierseuchenschutzverordnung) BMT-G Bundesmanteltarifvertrag für Arbeiter gemeindlicher Verwaltungen und Betriebe BMUBGebV Besondere Gebührenverordnung des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit für individuell zurechenbare öffentliche Leistungen in dessen Zuständigkeitsbereich (Besondere Gebührenverordnung BMU) BMUB Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit BMUKK Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur (Österreich, Vorgänger zum Bundesministerium für Bildung und Frauen) BMUV Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz BMV Bundesmantelvertrag oder Besitzmittlungsverhältnis BMV-Ä Bundesmantelvertrag – Ärzte BMVg Bundesministerium der Verteidigung BMVG Betriebliches Mitarbeitervorsorgegesetz (Österreich, seit dem 1. Juli 2002) BMVgVFAPrV Verordnung für die Durchführung der Abschlussprüfung im staatlich anerkannten Ausbildungsberuf Verwaltungsfachangestellte und Verwaltungsfachangestellter – Fachrichtung Bundesverwaltung – im Geschäftsbereich des Bundesministeriums der Verteidigung (BMVg-Verwaltungsfachangestelltenprüfungsverordnung) BMVI Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur BMVIT Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie (Österreich) BMWA Bundesministerium für Wirtschaft und Energie bis 2005 oder Bundesministerium für wirtschaftliche Angelegenheiten (Österreich) 1987–2000 oder Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit (Österreich) 2000–2009 BMWF Bundesministerium für Wissenschaft und Forschung (Österreich) BMWFW Bundesministerium für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft (Österreich) BMWi Bundesministerium für Wirtschaft und Energie BMWK Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz BMWSB Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen BMZ Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung oder Baumassenzahl (siehe Abschnitt Baumassenzahl in Maße der baulichen Nutzung) oder Brandmelderzentrale BNatSchG Bundesnaturschutzgesetz (Gesetz über Naturschutz und Landschaftspflege) BNatSchNeuregG Gesetz zur Neuregelung des Rechts des Naturschutzes und der Landespflege und zur Anpassung anderer Rechtsvorschriften BND Bundesnachrichtendienst BNDG Gesetz über den Bundesnachrichtendienst BNE Bruttonationaleinkommen (bis 1999 auch Bruttosozialprodukt (BSP); englisch Gross National Product (GNP) bzw. Gross National Income (GNI)) BNetzA Bundesnetzagentur für Elektrizität, Gas, Telekommunikation, Post und Eisenbahnen, kurz Bundesnetzagentur BNichtrSchG Bundesnichtraucherschutzgesetz (Gesetz zur Einführung eines Rauchverbotes in Einrichtungen des Bundes und öffentlichen Verkehrsmitteln) BNotK Bundesnotarkammer BNotO Bundesnotarordnung BNV Bundesnebentätigkeitsverordnung (Verordnung über die Nebentätigkeit der Bundesbeamten, Berufssoldaten und Soldaten auf Zeit) BO Berufsordnung oder Bauordnung oder Betriebsordnung oder Bauordnungen (der österreichischen Bundesländer) BOA Verordnung über den Bau und Betrieb von Anschlussbahnen BodenseeSchO Bodenseeschifffahrtsverordnung (Verordnung über die Schifffahrt auf dem Bodensee) BodSchätzG Gesetz zur Schätzung des landwirtschaftlichen Kulturbodens (Bodenschätzungsgesetz) BodSchätzDB Durchführungsbestimmungen zum Bodenschätzungsgesetz BodSchätzOffVO Verordnung über die Offenlegung der Ergebnisse der Bodenschätzung BörsG Börsengesetz (Deutschland) BörsZulV Verordnung über die Zulassung von Wertpapieren zur amtlichen Notierung an einer Wertpapierbörse (Börsenzulassungs-Verordnung) BOKraft Verordnung über den Betrieb von Kraftfahrunternehmen im Personenverkehr BO P Bau- und Betriebsordnung für Pioniereisenbahnen BOPST Bundesopiumstelle BORA Berufsordnung für Rechtsanwälte BORS Behörden und Organisationen für Rettung und Sicherheit (Schweiz) BOS Berufsoberschule oder Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben BOStB Berufsordnung für Steuerberater BOStrab Straßenbahn-Bau- und Betriebsordnung b + p Betrieb und Personal (Zeitschrift) BP Bundespatent BPA Bereitschaftspolizeiabteilung (siehe Bayerische Bereitschaftspolizei) BPatG Bundespatentgericht BPD Bundespolizeidirektion (Österreich) BPersVG Bundespersonalvertretungsgesetz BPflVO (BPflV) Verordnung zur Regelung der Krankenhauspflegesätze (Bundespflegesatzverordnung) BPG Betriebspensionsgesetz (siehe Pensionskasse#Österreich) BPGer Bundespatentgericht (Schweiz) (BPGer; franz. Tribunal fédéral des brevets, ital. Tribunale federale dei brevetti) BPjM Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien (inzwischen unbenannt in Bundeszentrale für Kinder- und Jugendmedienschutz - BzKJ) BPjS Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Schriften (bis 2003; danach bis 2021: Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien; inzwischen: Bundeszentrale für Kinder- und Jugendmedienschutz - BzKJ) BPK Bezirkspolizeikommando (Österreich) B-Plan Bebauungsplan (Deutschland) oder Bebauungsplan (Österreich) BpO (manchmal auch „BPO“) Betriebsprüfungsordnung BPOL Bundespolizei (Deutschland) BPOLAK Bundespolizeiakademie BPolBG Bundespolizeibeamtengesetz BPOLD Bundespolizeidirektion(en) BPOLI Bundespolizeiinspektion(en) BPOLIKB Bundespolizeiinspektionen Kriminalitätsbekämpfung BPolG Bundespolizeigesetz BPolLV Bundespolizei-Laufbahnverordnung (Verordnung über die Laufbahnen der Polizeivollzugsbeamtinnen und Polizeivollzugsbeamten in der Bundespolizei) BPOLR Bundespolizeirevier(e) BPolZV Bundespolizei-Zuständigkeitsverordnung (Verordnung über die Zuständigkeit der Bundespolizeibehörden) BPR Bauproduktenrichtlinie der EU BPrA Bundespräsidialamt BPräs. Bundespräsident (Deutschland) oder Bundespräsident (Österreich) oder Bundespräsident (Schweiz) BPräsWahlG Gesetz über die Wahl des Bundespräsidenten durch die Bundesversammlung BPrBindG Buchpreisbindungsgesetz (Gesetz über die Preisbindung für Bücher) BPRL Börsenprospekt-Richtlinie (Richtlinie 80/390/EWG […] zur Koordinierung der Bedingungen für die Erstellung, die Kontrolle und die Verbreitung des Prospekts, der für die Zulassung von Wertpapieren zur amtlichen Notierung an einer Wertpapierbörse zu veröffentlichen ist) BPÜ Bedarfsplanüberprüfung BPUVZ Betriebliche Prävention und Unfallversicherung BPV Bundespersonalverordnung (Schweiz) BQFG Gesetz über die Feststellung der Gleichwertigkeit von Berufsqualifikationen (Berufsqualifikationsfeststellungsgesetz) BQG Beschäftigungs- und Qualifizierungsgesellschaft br Behindertenrecht. Fachzeitschrift für Fragen der Rehabilitation (Zeitschrift) BR Bundesrat (Deutschland) oder Bundesrat (Österreich) oder Bundesrat (Schweiz) oder Betriebsrat BRAGO Bundesrechtsanwaltsgebührenordnung, ab 1. Juli 2004: Rechtsanwaltsvergütungsgesetz BRAK Bundesrechtsanwaltskammer BRAK-Mitt. Mitteilungen der Bundesrechtsanwaltskammer (siehe BRAK-Mitteilungen) BranntwMonG Branntweinmonopolgesetz (Gesetz über das Branntweinmonopol) [außer Kraft seit dem 1. Januar 2018, abgelöst durch Teile des Alkoholsteuergesetzes (AlkStG)] BranntwMonVwG Gesetz über die Errichtung der Bundesmonopolverwaltung für Branntwein BranntwStV Branntweinsteuerverordnung (siehe Branntweinsteuer) BRAO Bundesrechtsanwaltsordnung BRat Bundesrat(Deutschland) oder Bundesrat (Österreich) oder Bundesrat (Schweiz) (auch BR) BrBp Baurecht und Baupraxis (Zeitschrift) BR-Dr. (BR-Drs.) Bundesrats-Drucksache BReg Bundesregierung Brem. (brem.) Bremen, bremische BremGBl. Gesetzblatt (Bremen) BremHilfsG Bremisches Hilfeleistungsgesetz BReModG Betriebsrätemodernisierungsgesetz BrennO Brennereiordnung (Anlage zur Branntweinmonopolverordnung) BRep Bundesrepublik BrexitSozSichÜG Gesetz zu Übergangsregelungen im Bereich der sozialen Sicherheit und in weiteren Bereichen nach dem Austritt des Vereinigten Königreichs Großbritannien und Nordirland aus der Europäischen Union BRF-V Betriebsratsfonds-Verordnung (Österreich) BRGO Betriebsrats-Geschäftsordnung (Österreich) BRH Bundesrechnungshof BriefArbbV Verordnung über zwingende Arbeitsbedingungen für die Branche Briefdienstleistungen (auch „Postmindestlohnverordnung“ genannt) br-info Betreuungsrechtliche Informationen (Zeitschrift) BRJ Bonner Rechtsjournal (Zeitschrift) BRK Übereinkommen über die Rechte von Menschen mit Behinderungen (kurz: Behindertenrechtskonvention – BRK) BRKG Bundesreisekostengesetz BRKVwV Allgemeine Verwaltungsvorschriften zum Bundesreisekostengesetz BRKG§6Abs2V Wegstreckenentschädigung-Verordnung (Verordnung über die Wegstreckenentschädigung bei der Benutzung eines Kraftfahrzeugs, das ein Dienstreisender mit schriftlicher Anerkennung der Behörde im überwiegenden dienstlichen Interesse hält) BrMV Branntweinmonopolverordnung BRPHV Verordnung über die Raumordnung im Bund für einen länderübergreifenden Hochwasserschutz BR-Prot. Bundesrats-Protokolle BRRG Beamtenrechtsrahmengesetz BRRL Bodenrahmenrichtlinie BRS Baurechtssammlung oder Informationsdienst Öffentliches Baurecht (Zeitschrift) BrStV Branntweinsteuerverordnung (siehe Branntweinsteuer) Brüssel I-VO Verordnung (EG) Nr. 44/2001 […] über die gerichtliche Zuständigkeit und die Anerkennung und Vollstreckung von Entscheidungen in Zivil- und Handelssachen BRWO Betriebsrats-Wahlordnung (Österreich) BS Benannte Stelle BSA Bundessortenamt BSAVfV Bundessortenamt-Verfahrensverordnung (Verordnung über Verfahren vor dem Bundessortenamt) BSchEG Bauarbeiter-Schlechtwetter-Entschädigungsgesetz (Österreich) BSchGO Tarifvertrag über die Bühnenschiedsgerichtsbarkeit – Bühnenschiedsgerichtsordnung BSeeSchG Bundesseeschiffahrtsgesetz (Gesetz über die Aufgaben des Bundes auf dem Gebiet der Seeschiffahrt) BSeuchG Bundesseuchengesetz (jetzt: Infektionsschutzgesetz) BSEUntersV BSE-Untersuchungsverordnung BSEV 2000 Verordnung über fleischhygienische Schutzmaßnahmen gegen die Bovine Spongiforme Enzephalopathie BSEVorsorgV BSE-Vorsorgeverordnung BSFZ Bescheinigungsstelle Forschungszulage BSG Bundessozialgericht BsGaV Betriebsstättengewinnaufteilungsverordnung BSGE Entscheidungen des Bundessozialgerichts (amtliche Sammlung) BSG 1999 Beitragssatzgesetz 1999 (Gesetz zur Bestimmung der Beitragssätze in der gesetzlichen Rentenversicherung für 1999 und zur Bestimmung weiterer Rechengrößen der Sozialversicherung für 1999) BSH Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie BSHG Bundessozialhilfegesetz BSHG§47 V Verordnung nach § 47 des Bundessozialhilfegesetzes BSHG§76DV Verordnung zur Durchführung des § 76 des Bundessozialhilfegesetzes, mit Einführung des SGB Ⅻ umbenannt in „Verordnung zur Durchführung des § 82 des Zwölften Buches Sozialgesetzbuch“ BSHG§81Abs1DV 1975 Verordnung zur Durchführung des § 81 Abs. 1 Nr. 3 des Bundessozialhilfegesetzes BSHG§88Abs2DV 1988 Verordnung zur Durchführung des § 88 Abs. 2 Nr. 8 des Bundessozialhilfegesetzes – mit Einführung des SGB XII umbenannt in „Verordnung zur Durchführung des § 90 Abs. 2 Nr. 9 des Zwölften Buches Sozialgesetzbuch“ BSHGGrbBGV 8 Achte Verordnung zur Neufestsetzung von Geldleistungen und Grundbeträgen nach dem Bundessozialhilfegesetz in dem in Artikel 3 des Einigungsvertrages genannten Gebiet BSI Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik BSI-KostV BSI-Kostenverordnung (Kostenverordnung für Amtshandlungen des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik) BSI-KritisV Verordnung zur Bestimmung Kritischer Infrastrukturen nach dem BSI-Gesetz (BSI-Kritisverordnung) BSIG Gesetz über das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI-Gesetz) BSK Bundesfachgruppe Schwertransporte und Kranarbeiten BSNR Betriebsstättennummer BSO Bodensee-Schifffahrts-Ordnung BSozG (BSG) Bundessozialgericht BSP Bruttosozialprodukt (siehe nun Bruttonationaleinkommen - (BNE)) oder Bodenseeschifferpatent BSpkG Gesetz über Bausparkassen (Bausparkassengesetz) BSprA Bundessprachenamt BStBK Bundessteuerberaterkammer BSSP Bodenseeschifferpatent BSt Bestimmte Stelle BStatG 1987 Bundesstatistikgesetz BStBl Bundessteuerblatt BStMG Bundesgesetz über die Mauteinhebung auf Bundesstraßen (Bundesstraßen-Mautgesetz 2002) (Österreich) BStU Bundesbeauftragter für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik (kurz: Bundesbeauftragter für die Stasi-Unterlagen) BSU Bundesstelle für Seeunfalluntersuchung BSV Verordnung über die Schifffahrt auf schweizerischen Gewässern (kurz: Binnenschifffahrtsverordnung) BSVG Bauern-Sozialversicherungsgesetz (Österreich) BSWAG Bundesschienenwegeausbaugesetz BSZG Bundessonderzahlungsgesetz BT Bundestag oder Besonderer Teil (z. B. StGB -§§ 80 ff. StGB-) oder Betriebsteil BTÄO Bundes-Tierärzteordnung BTag Bundestag BtBG Betreuungsbehördengesetz BT-Drs. (BT-Dr.) Bundestagsdrucksache BtG Betreuungsgesetz oder Betreuungsgericht BTHG Gesetz zur Stärkung der Teilhabe und Selbstbestimmung von Menschen mit Behinderungen (Bundesteilhabegesetz) BTHO Hausordnung des Deutschen Bundestages BtMan Betreuungsmanagement (Fachzeitschrift) BtMAHV Betäubungsmittel-Außenhandelsverordnung BtMBinHV Betäubungsmittel-Binnenhandelsverordnung BtMG Betäubungsmittelgesetz BtMKostV Betäubungsmittel-Kostenverordnung BtMVV Betäubungsmittel-Verschreibungsverordnung BTO Bundestarifordnung BTOEltV Bundestarifordnung Elektrizität BtOG Betreuungsorganisationsgesetz BtPlus Zeitschrift für professionelle Betreuungsarbeit BtPrax Betreuungsrechtliche Praxis (Zeitschrift) BtR Betreuungsrecht BtRegV Verordnung über die Registrierung von beruflichen Betreuern (Betreuerregistrierungsverordnung) BU Berufsunfähigkeit BUAG Bauarbeiter-Urlaubs- und Abfertigungsgesetz (Österreich) BuchPrG Buchpreisbindungsgesetz BÜ Berner Übereinkunft zum Schutz von Werken der Literatur und Kunst BüG Bürgerrechtsgesetz (Schweiz) BÜPF Schweizer Bundesgesetz vom 6. Oktober 2000 betreffend die Überwachung des Post- und Fernmeldeverkehrs Büro Das juristische Büro (Zeitschrift) BuFDI Bundesfreiwilligendienst BUGO-Z Bundesgebührenordnung für Zahnärzte (aufgehoben; jetzt GOZ) BUK Bundesverband der Unfallkassen (siehe Unfallkasse) BUKG Bundesumzugskostengesetz (Gesetz über die Umzugskostenvergütung für die Bundesbeamten, Richter im Bundesdienst und Soldaten) BUrlG Bundesurlaubsgesetz BUrlV Bundesurlaubsverordnung BuS-Betreuung Betriebsärztliche und Sicherheitstechnische Betreuung ButtV Butterverordnung b. u. v. beschlossen und verkündet BUV Berufsunfähigkeitsversicherung BuW Betrieb und Wirtschaft (Zeitschrift) BUZ Berufsunfähigkeitszusatzversicherung (siehe Berufsunfähigkeitsversicherung) B. v. Beschluss vom BV Bundesverfassung der Schweizerischen Eidgenossenschaft oder Bundesverfassung (Österreich) oder Verfassung des Freistaates Bayern oder Betriebsverfassung oder Betriebsvereinbarung oder Betriebsversammlung oder Betriebsvermögen oder Berechnungsverordnung (siehe Zweite Berechnungsverordnung) oder Bestandsverzeichnis oder Beklagtenvertreter(in) oder Bürovorsteher oder Bauverbot (Österreich) oder Bauvorhaben oder Bundesversammlung (Schweiz) (französisch Assemblée fédérale, italienisch Assemblea federale, rätoromanisch Assamblea federala) BVA Bundesversicherungsamt (Deutschland) oder Bundesverwaltungsamt (Deutschland) oder Bundesvergabeamt (Österreich) oder Bahnversicherungsanstalt BVB Bezirksverwaltungsbehörde oder Bauvorlageberechtigung BVDV Verordnung zum Schutz der Rinder vor einer Infektion mit dem Bovinen Virusdiarrhoe-Virus BVE Bundesgesetz über die verdeckte Ermittlung (Schweiz) BVerfG Bundesverfassungsgericht BVerfGE Senatsentscheidungen des Bundesverfassungsgerichts BVerfGG Bundesverfassungsgerichtsgesetz BVerfGK Kammerentscheidungen des Bundesverfassungsgerichts BVerfSchG Bundesverfassungsschutzgesetz BVersTG Bundesversorgungsteilungsgesetz BVerwG Bundesverwaltungsgericht BVerwGE Entscheidungen des Bundesverwaltungsgerichts (amtliche Sammlung) BVET Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (Schweiz) (franz. Office vétérinaire fédéral, ital. Ufficio federale di veterinaria) BVFG Bundesvertriebenengesetz B-VG Bundes-Verfassungsgesetz (Österreich) BVG Bundesverfassungsgesetz; ein Bundesgesetz im Verfassungsrang (Österreich) oder Bundesversorgungsgesetz oder Bundesverfassungsgericht oder Bundesgesetz über die berufliche Alters-, Invaliden- und Hinterlassenenvorsorge (Schweiz) (siehe Pensionskasse#Schweiz/Liechtenstein) BVGer Bundesverwaltungsgericht (Schweiz) (franz. Tribunal administratif fédéral, ital. Tribunale amministrativo federale, rät. Tribunal administrativ federal) BVJ Berufsvorbereitungsjahr BVKatBin-See Allgemeinen Verwaltungsvorschrift für die Erteilung von Buß- und Verwarnungsgeldern für Zuwiderhandlungen gegen strom- und schifffahrtspolizeiliche Vorschriften des Bundes auf Binnen- und Seeschifffahrtsstraßen sowie in der ausschließlichen Wirtschaftszone und auf der Hohen See (Buß- und Verwarnungsgeldkatalog Binnen- und Seeschifffahrtsstraßen) BVL Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit BVO Beihilfenverordnung BVO 2 Zweite Berechnungsverordnung (Verordnung über wohnungswirtschaftliche Berechnungen, Zweite Berechnungsverordnung) BVormVG Berufsvormündervergütungsgesetz (aufgehoben; jetzt Vormünder- und Betreuervergütungsgesetz - VBVG) BVR Sicherungseinrichtung des Bundesverbandes der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken BvS Bundesanstalt für vereinigungsbedingte Sonderaufgaben BVT Bundesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung (Österreich) oder Beste verfügbare Techniken (engl.: best available techniques - BAT) BVV Bezirksverordnetenversammlung (in Berlin) oder Beweisverwertungsverbot oder Beitragsverfahrensverordnung (Verordnung über die Berechnung, Zahlung, Weiterleitung, Abrechnung und Prüfung des Gesamtsozialversicherungsbeitrages) oder Betriebsvermögensvergleich BVVG BVVG Bodenverwertungs- und -verwaltungs GmbH BVwAG Gesetz über die Errichtung des Bundesverwaltungsamtes BVwG Bundesverwaltungsgericht (Österreich) BVWP Bundesverkehrswegeplan BW Baden-Württemberg, baden-württembergisch oder Bundeswehr BWA Betriebswirtschaftliche Auswertung BWahlG Bundeswahlgesetz BWahlGV Bundeswahlgeräteverordnung BWahlO Bundeswahlordnung BWaldG Bundeswaldgesetz BwAttraktStG Gesetz zur Steigerung der Attraktivität des Dienstes in der Bundeswehr (Bundeswehr-Attraktivitätssteigerungsgesetz) BWB Bundesamt für Wehrtechnik und Beschaffung oder Bundeswettbewerbsbehörde (Österreich) BWBauO Baden-Württembergische Bauordnung BwBBG Gesetz zur Beschleunigung von Beschaffungsmaßnahmen für die Bundeswehr (Bundeswehrbeschaffungsbeschleunigungsgesetz) BwDA Bundeswehrdisziplinaranwalt beim Bundesverwaltungsgericht BwDLZ Bundeswehr-Dienstleistungszentrum BWDRG Baden-württembergisches Dienstrechtsreformgesetz BwFachS Bundeswehrfachschule BWG (BWahlG) Bundeswahlgesetz oder Berliner Wassergesetz (siehe Landeswassergesetz) oder Bankwesengesetz (österreichisches Gesetz für Kreditinstitute) BWGZ Baden-Württembergische Gemeindezeitung BWH Bewährungshilfe oder Bewährungshelfer BWildSchV Bundeswildschutzverordnung (Verordnung über den Schutz von Wild) BWIS Bundesgesetz über Massnahmen zur Wahrung der inneren Sicherheit (Schweiz) BwKoopG Bundeswehr-Kooperationsgesetz BWL Bundesamt für wirtschaftliche Landesversorgung (Schweiz) BWLSG Landessozialgericht Baden-Württemberg BWNotZ Mitteilungen aus der Praxis. Zeitschrift für das Notariat in Baden-Württemberg. BWO Bundesamt für Wohnungswesen (Schweiz) BWV Bundeswehrverwaltung (Zeitschrift) BwVollzO Bundeswehrvollzugsordnung BWVPr Baden-Württembergische Verwaltungspraxis (Zeitschrift) BWZ Bodenwertzahl oder Bewilligungszeitraum BY Bayern BZAA Bundeszentralstelle für Auslandsadoption BZÄK Bundeszahnärztekammer BZBl. Bundeszollblatt BzbV Beamter zur besonderen Verwendung BZF Beschränkt gültiges Sprechfunkzeugnis für den Flugfunkdienst BZgA Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung bzgl. bezüglich BzKJ Bundeszentrale für Kinder- und Jugendmedienschutz BZR Bundeszentralregister BZRG Bundeszentralregistergesetz BZRL Börsenzulassungs-Richtlinie (Richtlinie 79/279/EWG […] zur Koordinierung der Bedingungen für die Zulassung von Wertpapieren zur amtlichen Notierung an einer Wertpapierbörse) BZRG Bundeszentralregistergesetz (= Gesetz über das Bundeszentralregister und das Erziehungsregister) BZSt Bundeszentralamt für Steuern C CAA (US-amerikanischer) Clean-Air-Act CAO Computer Assisted Ordering (siehe Strichcode) CAT UN-Antifolterkonvention (engl.: United Nations Convention against Torture and Other Cruel, Inhuman or Degrading Treatment or Punishment – CAT) oder UN-Ausschuss gegen Folter (engl.: Committee Against Torture – CAT) CB Compliance-Berater (Zeitschrift) CbCR Country-by-Country-Reporting CBD Biodiversitätskonvention (Übereinkommen über die biologische Vielfalt) (engl.: Convention on Biological Diversity – CBD) CBTR Centrum für Deutsches und Internationales Baugrund- und Tiefbaurecht CC Corps Consulaire (franz. für „Konsularisches Korps“) oder Code civil (Frankreich) oder Conference Committee CCBE Rat der Anwaltschaften der Europäischen Gemeinschaft (engl.: Council of the Bars and Law Societies of Europe; franz.: Commission de Conseil des Barreaux européens – CCBE) CCC Constitutio Criminalis Carolina CCZ Corporate Compliance Zeitschrift – Zeitschrift für Haftungsvermeidung im Unternehmen CD Diplomatisches Corps (franz.: corps diplomatique) CDM Clean Development Mechanism (Mechanismus für umweltverträgliche Entwicklung; Art. 12 Kyoto-Protokoll; § 2 Nr. 8 ProMechG) CDNI Übereinkommen über die Sammlung, Abgabe und Annahme von Abfällen in der Rhein- und Binnenschifffahrt (Straßburger Abfallübereinkommen) (franz.: Convention relative à la collecte, au dépôt et à la réception des déchets survenant en navigation rhénane et intérieure – CDNI) CdT Übersetzungszentrum für die Einrichtungen der Europäischen Union (franz.: Centre de Traduction des Organes de l'Union Européenne; engl.: Translation Centre for the Bodies of the European Union) CE Europäische Konformität (franz.: Conformité Européenne) oder Europäische Gemeinschaft CEBS Ausschuss der Europäischen Aufsichtsbehörden für das Bankwesen (engl.: Committee of European Banking Supervisors - CEBS) CEDAW UN-Konvention zur Beseitigung jeder Form von Diskriminierung der Frau (engl.: Convention on the Elimination of All Forms of Discrimination Against Women) oder UN-Ausschuss für die Beseitigung der Diskriminierung der Frau CEDEFOP Europäisches Zentrum für die Förderung der Berufsbildung (engl.: European Centre for the Development of Vocational Training) CEMT Europäische Verkehrsministerkonferenz (engl.: European Conference of Ministers of Transport - ECMT, franz.: Conférence Européenne des Ministres des Transports - CEMT) CEN Europäisches Komitee für Normung (Abk. CEN; franz.: Comité Européen de Normalisation; engl.: European Committee for Standardization) CENELEC Europäisches Komitee für elektrotechnische Normung (franz.: Comité Européen de Normalisation Électrotechnique; engl.: European Committee for Electrotechnical Standardization) CEPD Europäischer Datenschutzbeauftragter (EDBS) (engl.: EDPS – European Data Protection Supervisor; aus dem Französischen: CEPD – Contrôleur européen de la protection des données) CEPOL Collège Européen de Police (siehe Europäische Polizeiakademie (EPA)) CEPT Conférence Européenne des Administrations des Postes et des Télécommunications (Europäische Konferenz der Verwaltungen für Post und Telekommunikation) CERD UN-Ausschuss für die Beseitigung der Rassendiskriminierung (engl.: Committee on the Elimination of Racial Discrimination – CERD) CESL Gemeinsames Europäisches Kaufrecht (engl.: Common European Sales Law – CESL) CESCR UN-Ausschuss für wirtschaftliche, soziale und kulturelle Rechte (engl.: Committee on Economic, Social and Cultural Rights) CESR Ausschuss der Europäischen Aufsichtsbehörden für das Wertpapierwesen (engl.: Committee of European Securities Regulators – CESR) (aufgehoben zum 1. Januar 2011; aufgegangen in der Europäischen Wertpapier- und Marktaufsichtsbehörde (ESMA)) CETA Umfassendes Wirtschafts- und Handelsabkommen EU-Kanada (von englisch: Comprehensive Economic and Trade Agreement, auch als Canada-EU Trade Agreement gelesen, französisch: Accord économique et commercial global - AECG) CFCA Europäische Fischereiaufsichtsbehörde (engl.: Community Fisheries Control Agency) CFR Cost And Freight (Kosten und Fracht) (siehe Incoterms) oder Code of Federal Regulations (USA) (deutsch: Sammlung der Bundesverordnungen) ChancenG Gesetz zur Verwirklichung der Chancengleichheit von Frauen und Männern im öffentlichen Dienst in Baden-Württemberg (Chancengleichheitsgesetz BW) ChemG Chemikaliengesetz oder Chemikaliengesetz (Schweiz) ChemBiozidDV Verordnung über die Meldung und die Abgabe von Biozid-Produkten sowie zur Durchführung der Verordnung (EU) Nr. 528/2012 (Biozidrechts-Durchführungsverordnung) ChemBiozidZulv Biozid-Zulassungsverordnung ChemGiftInfoV Giftinformationsverordnung (Verordnung über die Mitteilungspflichten nach § 16e des Chemikaliengesetzes zur Vorbeugung und Information bei Vergiftungen) ChemKlimaschutzV Chemikalien-Klimaschutzverordnung ChemOzonSchichtV Verordnung über Stoffe, die die Ozonschicht schädigen (Chemikalien-Ozonschichtverordnung) ChemRRV Verordnung zur Reduktion von Risiken beim Umgang mit bestimmten besonders gefährlichen Stoffen, Zubereitungen und Gegenständen (Chemikalien-Risikoreduktions-Verordnung) (Schweiz) ChemStrOWiV Verordnung zur Durchsetzung gemeinschaftsrechtlicher Verordnungen über Stoffe und Zubereitungen (Chemikalien-Straf- und Bußgeldverordnung) ChemV Chemikalienverordnung (Schweiz) ChemVerbotsV Chemikalien-Verbotsverordnung (Verordnung über Verbote und Beschränkungen des Inverkehrbringens gefährlicher Stoffe, Zubereitungen und Erzeugnisse nach dem Chemikaliengesetz) C. I. C. Corpus iuris civilis oder Corpus Iuris Canonici c. i. c. culpa in contrahendo CHF Schweizer Franken CHMP Ausschuss für Humanarzneimittel der EU (engl.: Committee for Medicinal Products for Human Use - CHMP) CHR UN-Menschenrechtskommission (engl.: United Nations Commission on Human Rights, kurz: CHR) CIEC Internationale Kommission für das Zivilstandswesen (franz. Commission Internationale de l'Etat Civil – CIEC) CIF Cost, Insurance, Freight (Kosten, Versicherung, Fracht) (siehe Incoterms) CILIP Bürgerrechte & Polizei/CILIP (Zeitschrift) CIM Einheitliche Rechtsvorschriften für den Vertrag über die internationale Eisenbahnbeförderung von Gütern – Règles uniformes concernant le contrat de transport international ferroviaires des marchandises (Anhang B zum COTIF) CIP Carriage Insurance Paid (Fracht und Versicherung bezahlt) (siehe Incoterms) CIRAM Common Integrated Risk Analysis Model (übersetzt: Gemeinsames integriertes Risikosanalysemodell) CISG Übereinkommen der Vereinten Nationen über den internationalen Warenkauf CITES Washingtoner Artenschutzübereinkommen (Convention on International Trade in Endangered Species of Wild Fauna and Flora) CIV Einheitliche Rechtsvorschriften für den Vertrag über die internationale Eisenbahnbeförderung von Personen – Règles uniformes concernant le contrat de transport international ferroviaires des voyageurs (Anhang A zum COTIF) CJP Criminal Justice Project der EJTN CLNI Straßburger Übereinkommen über die Beschränkung der Haftung in der Binnenschiffahrt CMNI Budapester Übereinkommen über den Vertrag über die Güterbeförderung in der Binnenschifffahrt – Convention de Budapest relative au contract de transport de marchandises en navigation intérieure CMR Convention relative au contrat de transport international de marchandises par route (französisch), die Internationale Vereinbarung über Beförderungsverträge auf Straßen Co. Company CO2KostAufG Gesetz zur Aufteilung der Kohlendioxidkosten (Kohlendioxidkostenaufteilungsgesetz) Colido Computergestützte Liegenschaftsdokumentation der DDR ComCom Eidgenössische Kommunikationskommission ContStifG Conterganstiftungsgesetz (Gesetz über die Conterganstiftung für behinderte Menschen) Corona-ArbSchV SARS-CoV-2-Arbeitsschutzverordnung CoronaEinrVO Coronaeinreiseverordnung (diverser Bundesländer, z. B. in NRW) CoronaImpfV Verordnung zum Anspruch auf Schutzimpfung gegen das Coronavirus SARSCoV-2 (Coronaimpfverordnung) CoronaSchV Coronavirus-Schutzverordnung (diverser Bundesländer, z. B. NRW) CoronaVMeldeV Verordnung über die Ausdehnung der Meldepflicht nach § 6 Absatz 1 Satz 1 Nummer 1 und § 7 Absatz 1 Satz 1 des Infektionsschutzgesetzes auf Infektionen mit dem erstmals im Dezember 2019 in Wuhan/Volksrepublik China aufgetretenen neuartigen Coronavirus („2019-nCoV“) COTIF original , engl.: Convention concerning International Carriage by Rail (siehe Übereinkommen über den internationalen Eisenbahnverkehr) COVInsAG COVID-19-Insolvenzaussetzungsgesetz COVMG Gesetz über Maßnahmen im Gesellschafts-, Genossenschafts-, Vereins-, Stiftungs- und Wohnungseigentumsrecht zur Bekämpfung der Auswirkungen der Covid-19-Pandemie COVuR Zeitschrift „COVID-19 und alle Rechtsfragen zur Corona-Krise“ CPC Central Product Classification der UN (dt.: Zentrale Gütersystematik) CPI Internationaler Strafgerichtshof (franz. Cour pénale internationale – CPI; engl. International Criminal Court – ICC) CPlVO Campingplatzverordnung CPR Construction Products Regulation (EU-Bauprodukteverordnung - EU-BauPVO) (siehe Verordnung (EU) Nr. 305/2011) CPT Carriage Paid To (Fracht bezahlt bis) (siehe Incoterms) oder Europäisches Komitee zur Verhütung von Folter und unmenschlicher oder erniedrigender Behandlung oder Strafe (engl.: Committee for the Prevention of Torture – CPT) CPVO Gemeinschaftliches Sortenamt der EU (engl.: Community Plant Variety Office) CR (C&R) Computer und Recht (Zeitschrift) CRC Übereinkommen über die Rechte des Kindes, kurz UN-Kinderrechtskonvention (engl.: Convention on the Rights of the Child – CRC) CRD Eigenkapitalrichtlinie der EU (englisch ) CRPD Convention on the Rights of Persons with Disabilities (dt.: Übereinkommen über die Rechte von Menschen mit Behinderungen (Behindertenrechtskonvention)) CRR Kapitaladäquanzverordnung der EU (englisch ) CRTD Convention on Civil Liability for Damage Cause during Carriage of Dangerous Goods by Road, Rail and Inland Navigation Vessels CSD Kommission der Vereinten Nationen für Nachhaltige Entwicklung (engl.: Commission on Sustainable Development) CSG Containersicherheitsgesetz (Österreich) CSR Corporate Social Responsibility oder Stoffsicherheitsbericht (engl.: chemical safety report) CSR-RL-UG Gesetz zur Stärkung der nichtfinanziellen Berichterstattung der Unternehmen in ihren Lage- und Konzernlageberichten (CSR-Richtlinie-Umsetzungsgesetz) CTD Common Technical Document CTM Gemeinschaftsmarke (engl.: Community Trade Mark – CTM) CTU Cargo Transport Unit (dt.: Beförderungseinheit) CuR Contracting und Recht (Zeitschrift) CUI Einheitliche Rechtsvorschriften für den Vertrag über die Nutzung der Infrastruktur im internationalen Eisenbahnverkehr – Règles uniformes concernant le contrat d'utilisation de l'infrastructure en trafic international ferroviaire (Anhang E zum COTIF) CUV Einheitliche Rechtsvorschriften für Verträge über die Verwendung von Wagen im internationalen Eisenbahnverkehr – Règles uniformes concernant les contrats d'utilisation de véhicules en trafic international ferroviaire (Anhang D zum COTIF) CWÜ Chemiewaffenübereinkommen (siehe Chemiewaffenkonvention) CWK Chemiewaffenkonvention D d. A. der Akte DA Dienstanweisung DaBaGG Gesetz zur Einführung eines Datenbankgrundbuchs dabei Dachverband berufliche Integration (Österreich) DÄBl. Deutsches Ärzteblatt (Zeitschrift) DAF Delivered At Frontier (frei Grenze) (siehe Incoterms) DAG Direktor des Amtsgerichts oder Deutsche Angestelltengewerkschaft DAkkS Deutsche Akkreditierungsstelle GmbH DAMA Deutsche Arzneimittel- und Medizinprodukteagentur (siehe Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte#Geschichte) DampfkV Dampfkesselverordnung (aufgehoben; abgelöst von Betriebssicherheitsverordnung (BetrSV)) DANA Datenschutz Nachrichten DAngVers Die Angestelltenversicherung (Zeitschrift) DAP Delivered At Place (Geliefert benannter Ort) (siehe Incoterms) DAR Deutsches Autorecht (Zeitschrift) oder Deutscher Akkreditierungsrat DarlehensV Verordnung über die Einziehung der nach dem Bundesausbildungsförderungsgesetz geleisteten Darlehen (Darlehensverordnung) DAT Delivered At Terminal (Geliefert Terminal) (siehe Incoterms) oder Deutscher Anwaltstag DaTraGebV Datentransparenz-Gebührenverordnung (Verordnung zur Erhebung von Gebühren und Auslagen für die Bereitstellung von Daten nach den Regelungen der Datentransparenzverordnung) DatraV Verordnung zur Umsetzung der Vorschriften über die Datentransparenz (Datentransparenzverordnung) DAV Deutscher Anwaltverein DAVorm Zeitschrift „Der Amtsvormund“ dB Dezibel DB Durchführungsbestimmung(en) oder Der Betrieb (Zeitschrift) oder Deutsche Bahn AG oder Deckungsbeitrag oder Direkte Bundessteuer (Schweiz) DBA Doppelbesteuerungsabkommen DBB DBB Beamtenbund und Tarifunion (früher: Deutscher Beamtenbund) DBeglG Dienstrechtsbegleitgesetz (Dienstrechtliches Begleitgesetz im Zusammenhang mit dem Beschluss des Deutschen Bundestages vom 20. Juli 1991 zur Vollendung der Einheit Deutschlands) DBfK Deutscher Berufsverband für Pflegeberufe DBG Bundesgesetz über die Direkte Bundessteuer (Schweiz) DBGK Deutsches Büro Grüne Karte e.V. (siehe Internationale Versicherungskarte für Kraftverkehr) DBGrG Deutsche Bahn Gründungsgesetz DBGT Deutscher Baugerichtstag DBiblG Gesetz über die Deutsche Bibliothek DBJR Deutscher Bundesjugendring DBP Deutsches Bundespatent (siehe Deutsches Patent- und Markenamt (DPMA)) oder Deutsche Bundespost DBV Deutscher Bauernverband oder Verfassung des Deutschen Bundes (siehe Bismarcksche Reichsverfassung) DBW Die Betriebswirtschaft (Zeitschrift) DCFR Entwurf für einen Gemeinsamen Referenzrahmen („Draft Common Frame of Reference“) DCGK Deutscher Corporate Governance Kodex DCS DatenClearingStelle DDA Dresdner Amtsblatt DDP Delivered Duty Paid (Geliefert Zoll bezahlt) (siehe Incoterms) DDR Deutsche Demokratische Republik DDR-IG DDR-Investitionsgesetz DDU Delivered Duty Unpaid (frei unverzollt) (siehe Incoterms) DE-AS Deutsche Auslegungsschrift DE-BP Deutsches Bundespatent DeckReg Deckungsregister DeckRegV Verordnung über die Form und den Inhalt der Deckungsregister nach dem Pfandbriefgesetz und die Aufzeichnung der Eintragungen (Deckungsregisterverordnung) DeckRV Deckungsrückstellungsverordnung DEFG Deutsche-Einheit-Fonds-Gesetz (Gesetz über die Errichtung eines Fonds „Deutsche Einheit“) DEG Deutsche Investitions- und Entwicklungsgesellschaft mbH DE-GM Deutsches Bundesgebrauchsmuster DEHSt Deutsche Emissionshandelsstelle deNIS Deutsches Notfallvorsorge-Informationssystem DE-OS Deutsche Offenlegungsschrift DepotG Depotgesetz DE-PS Deutsche Patentschrift DepV Deponieverordnung (Verordnung über Deponien und Langzeitlager; Errichtung, Betrieb, Stilllegung und Nachsorge von Deponien und Langzeitlagern, Behandlung von Abfällen zur Ablagerung auf Deponien, Herstellung von Deponieersatzbaustoffen, Ablagerung von Abfällen auf Deponien) DepVerwV Deponieverwertungsverordnung [aufgehoben seit 16. Juli 2009; siehe nun Deponieverordnung (DepV)] DEQ Delivered Ex Quay (frei ab Kai) (siehe Incoterms) DES Delivered Ex Ship (frei ab Schiff) (siehe Incoterms) oder Dokumenteneinbringungsservice (Österreich) DesignG Designgesetz (früher Geschmacksmustergesetz) DEÜV Datenerfassungs- und -übermittlungsverordnung (Verordnung über die Erfassung und Übermittlung von Daten für die Träger der Sozialversicherung) DeuFöV Verordnung über die berufsbezogene Deutschsprachförderung (Deutschsprachförderverordnung) DEZA Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (Schweiz) (franz. Direction du développement et de la coopération, ital. Direzione dello sviluppo e della cooperazione) DFG Deutsche Forschungsgemeinschaft DFGT Deutscher Familiengerichtstag DFK Stiftung Deutsches Forum für Kriminalprävention DFR Deutschsprachiges Fallrecht DFS Deutsche Flugsicherung GmbH DFÜ Datenfernübertragung DG Generaldirektion der EU-Kommission (für engl. / franz. ; dt. Abkürzung: GD) DGB Deutscher Gewerkschaftsbund DGL Dienstgruppenleiter DGL-VO NRW Dauergrünlanderhaltungsverordnung NRW DGO Deutsche Gemeindeordnung DGR Dangerous Goods Regulations DGRL Richtlinie 97/23/EG über Druckgeräte DGUV Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung DGV Dienstgütevereinbarung (siehe Service-Level-Agreement) DGVB Deutscher Gerichtsvollzieher-Bund DGVO Druckgeräteverordnung (Österreich) DGVZ Deutsche Gerichtsvollzieher-Zeitung DH-BA Durchführungshinweise der Bundesagentur für Arbeit DHI Deutsches Hydrographisches Institut (siehe Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie) DHKT Deutscher Handwerkskammertag DHPol Deutsche Hochschule der Polizei DHV Deutscher Hochschulverband DiätAss APrV Diätassistenten Ausbildungs- und Prüfungsverordnung DiätAssG Gesetz über den Beruf der Diätassistentin und des Diätassistenten (Diätassistentengesetz) DiätV Verordnung über diätetische Lebensmittel (Diätverordnung) DIBt Deutsches Institut für Bautechnik Dig. Digesten DiGa Digitale Gesundheitsanwendung DiGaV Verordnung über das Verfahren und die Anforderungen zur Prüfung der Erstattungsfähigkeit digitaler Gesundheitsanwendungen in der gesetzlichen Krankenversicherung (Digitale Gesundheitsanwendungen-Verordnung) DIHT Deutscher Industrie- und Handelskammertag DIMDI Deutsches Institut für Medizinische Dokumentation und Information DIMDIV Verordnung über das datenbankgestützte Informationssystem über Medizinprodukte des Deutschen Instituts für Medizinische Dokumentation und Information (DIMDI-Verordnung) DIN Deutsches Institut für Normung (siehe DIN-Norm) dingl. dinglich DiplBezÜbkG Gesetz zu dem Wiener Übereinkommen über diplomatische Beziehungen Dipl.-Ing. Diplom-Ingenieur DiReG Gesetz zur Ergänzung der Regelungen zur Umsetzung der Digitalisierungsrichtlinie DirektZahlDurchfV Verordnung zur Durchführung der Direktzahlungen an Inhaber landwirtschaftlicher Betriebe im Rahmen von Stützungsregelungen der Gemeinsamen Agrarpolitik (Direktzahlungen-Durchführungsverordnung) DirektZahlVerpflV Direktzahlungen-Verpflichtungsverordnung (Verordnung über die Grundsätze der Erhaltung landwirtschaftlicher Flächen in einem guten landwirtschaftlichen und ökologischen Zustand) DIRL Richtlinie (EU) 2019/770 (Digitale-Inhalte-Richtlinie) (engl.: digital content and digital services Directive) DiRUG Gesetz zur Umsetzung der Digitalisierungsrichtlinie DIS Deutsche Institution für Schiedsgerichtsbarkeit e.V. Diss. Dissertation DJ Deutsche Justiz (Zeitschrift) DJB Deutscher Juristinnenbund oder Das juristische Büro (Zeitschrift) djbZ Zeitschrift des Deutschen Juristinnenbundes DJR Der junge Rechtsgelehrte (Zeitschrift) DJT Deutscher Juristentag DJZ Deutsche Juristen-Zeitung DK Die Deutsche Kreditwirtschaft oder Deponieklasse DKG Deutsche Krankenhausgesellschaft DKM Digitale Katastralmappe (Österreich) DL-InfoV Dienstleistungs-Informationspflichten-Verordnung DLkrT (DLT) Deutscher Landkreistag DLMB Deutsches Lebensmittelbuch DLRL Dienstleistungsrichtlinie (Richtlinie 2006/123/EG über Dienstleistungen im Binnenmarkt) DM Deutsche Mark oder Drittmittel DMB Deutscher Mieterbund e. V. DMBilG D-Markbilanzgesetz (Gesetz über die Eröffnungsbilanz in Deutscher Mark und die Kapitalneufestsetzung) DmMV Verordnung zur Festlegung der nicht geringen Menge von Dopingmitteln (Dopingmittel-Mengen-Verordnung) DMP Disease-Management-Programm DMSG Denkmalschutzgesetz (Österreich) DMT Deutscher Mietgerichtstag DNA Desoxyribonukleinsäure DNBG Gesetz über die Deutsche Nationalbibliothek DNeuG Dienstrechtsneuordnungsgesetz (Gesetz zur Neuordnung und Modernisierung des Bundesdienstrechts) DNK Deutscher Nachhaltigkeitskodex DNotI Deutsches Notarinstitut DNotZ Deutsche Notar-Zeitschrift DNotZBayB Bayerische Beilage zur DNotZ DNV Die Neue Verwaltung (Zeitschrift) DO Durchführungsordnung (auch DVO) oder Dienstordnung DÖD Der Öffentliche Dienst (Zeitschrift) DÖV Die Öffentliche Verwaltung (Zeitschrift) DOHG Dopingopfer-Hilfegesetz (Gesetz über eine finanzielle Hilfe für Doping-Opfer der DDR) DOK-VO Verordnung über Sicherheits- und Gesundheitsschutzdokumente (Österreich) DonauSchPV Donauschifffahrtspolizeiverordnung DONot Dienstordnung für Notarinnen und Notare DoP Leistungserklärung (Declaration of Performance - DoP) (siehe Verordnung (EU) Nr. 305/2011) DPAii Europäische Plattform für Aktionärsidentifikation- und -information DPMA Deutsches Patent- und Markenamt DPolBl Deutsches Polizeiblatt. Fachzeitschrift für die Aus- und Fortbildung in Bund und Ländern DPR Deutsche Prüfstelle für Rechnungslegung DPRA Nach dem deutsch-polnischen Rentenabkommen vom 9. Oktober 1975 anerkannte Zeiten DPWV Deutscher Paritätischer Wohlfahrtsverband Gesamtverband e.V. (Der Paritätische) (siehe Der Paritätische Wohlfahrtsverband) Dr. Doktor oder Drucksache DR Deutsches Reich oder Deutsches Recht (1931–1945) oder Deutsche Reichsbahn (1920–1945) oder Deutsche Reichsbahn (1945–1993) DRB Deutscher Richterbund DRG Diagnosis Related Groups (kurz DRG, deutsch Diagnosebezogene Fallgruppen) DrittelbG Drittelbeteiligungsgesetz DRiG Deutsches Richtergesetz DRiZ Deutsche Richterzeitung DRKG DRK-Gesetz, Gesetz über das Deutsche Rote Kreuz Drs. Drucksache DRSC Deutsches Rechnungslegungs Standards Committee DruckbehVO Druckbehälterverordnung DRV Deutsche Rentenversicherung DRV-Bund Deutsche Rentenversicherung Bund DRV KBS Deutsche Rentenversicherung Knappschaft-Bahn-See DRZ Deutsche Rechtszeitschrift DruckLV Druckluftverordnung (Verordnung über Arbeiten in Druckluft) DS Der Sachverständige, Fachzeitschrift für Sachverständige, Kammern, Gerichte und Behörden DSAnpUG-EU Gesetz zur Anpassung des Datenschutzrechts an die Verordnung (EU) 2016/679 und zur Umsetzung der Richtlinie (EU) 2016/680 (Datenschutz-Anpassungs- und -Umsetzungsgesetz EU) DSB Datenschutzbeauftragter DSchVO Deichschutzverordnung DSE Deutsche Schiedsgerichtsbarkeit für Erbstreitigkeiten e.V. DSG Datenschutzgesetz (meist gemeint Landesdatenschutzgesetz, z. B. DSG LSA) oder Bundesgesetz zum Schutz natürlicher Personen bei der Verarbeitung personenbezogener Daten (Datenschutzgesetz (Österreich)) DSG-EKD EKD-Datenschutzgesetz DSGT Deutscher Sozialgerichtstag DSGVO oder DS-GVO Datenschutz-Grundverordnung DSK Datenschutzkonzept oder Datenschutzkommission (Österreich; aufgehoben, jetzt Datenschutzbehörde - DSB) DSL Drittschadensliquidation DSM oder DSM-RL Richtlinie (EU) 2019/790 (Urheberrecht im digitalen Binnenmarkt) DSR Deutscher Standardisierungsrat (siehe Deutsches Rechnungslegungs Standards Committee (DRSC)) DSRL Richtlinie 2002/58/EG des Europäischen Parlaments und des Rates vom 12. Juli 2002 über die Verarbeitung personenbezogener Daten und den Schutz der Privatsphäre in der elektronischen Kommunikation (Datenschutzrichtlinie für elektronische Kommunikation) DSRV Datenstelle der Träger der Rentenversicherung DSt Disziplinarstatut für Rechtsanwälte und Rechtsanwaltsanwärter (Österreich) DST Deutscher Städtetag DStGB Deutscher Städte- und Gemeindebund DStJG Deutsche Steuerjuristische Gesellschaft DStR Deutsches Steuerrecht (Zeitschrift) (vormals Das deutsche Steuerrecht (Zeitschrift)) DStRE Deutsches Steuerrecht - Entscheidungsdienst (Zeitschrift) DStV Deutscher Steuerberaterverband e.V. DStZ Deutsche Steuer-Zeitung DSV Deutscher Segler-Verband DSW Deutsches Studentenwerk DTSchB Deutscher Tierschutzbund e.V. DtZ (ehemalige) Deutsch-Deutsche Rechts-Zeitschrift DuD Datenschutz und Datensicherheit (Zeitschrift) DÜ Dubliner Übereinkommen DüBV Verordnung über die Errichtung eines Wissenschaftlichen Beirats für Düngungsfragen DÜG Diskontsatz-Überleitungs-Gesetz (jeweils geltender Basiszinssatz nach dem DÜG) DüMV Düngemittelverordnung DüngG Düngegesetz DüngeV (DüV) Düngeverordnung (Verordnung über die Anwendung von Düngemitteln, Bodenhilfsstoffen, Kultursubstraten und Pflanzenhilfsmitteln nach den Grundsätzen der guten fachlichen Praxis) DüngMG 1977 Düngemittelgesetz DüssTab Düsseldorfer Tabelle DÜVO Nach der Datenübermittlungsverordnung (DÜVO) gemeldete Zeiten. Hierüber hat der Arbeitgeber einen Nachweis erteilt. DuR Demokratie und Recht (Zeitschrift) DuPMedAusbV Verordnung über die Berufsausbildung zum Mediengestalter Digital und Print und zur Mediengestalterin Digital und Print (Digital- und Print-Mediengestalter-Ausbildungsverordnung) DV Durchführungsverordnung oder Datenverarbeitung oder Deutscher Verein für öffentliche und private Fürsorge e.V. oder Dienstvereinbarung DVA Deutscher Vergabe- und Vertragsausschuss für Bauleistungen (früher: Deutschen Verdingungsausschuss) DVAL Deutscher Verdingungsausschuss für Leistung DVBl. Deutsches Verwaltungsblatt DVD Deutsche Vereinigung für Datenschutz DV E Empfehlungen des Deutschen Vereins für öffentliche und private Fürsorge e.V. DVEV Deutsche Vereinigung für Erbrecht und Vermögensnachfolge e.V. DVG Gesetz für eine bessere Versorgung durch Digitalisierung und Innovation (Digitale-Versorgung-Gesetz) DVGT Deutscher Verkehrsgerichtstag DVGW Deutscher Verein des Gas- und Wasserfaches DV H Hinweise des Deutschen Vereins für öffentliche und private Fürsorge e.V. DVIR Deutsche Vereinigung für Internationales Recht DVIS Deutscher Verein für Internationales Seerecht DVJJ Deutsche Vereinigung für Jugendgerichte und Jugendgerichtshilfen e.V. DVLStHV Durchführungsverordnung Lohnsteuerhilfevereine (Verordnung zur Durchführung der Vorschriften über Lohnsteuerhilfevereine) DVO (DV) Durchführungsverordnung DVO-JuSchG Verordnung zur Durchführung des Jugendschutzgesetzes DVPMG Gesetz zur digitalen Modernisierung von Versorgung und Pflege (Digitale-Versorgung-und-Pflege-Modernisierungsgesetz) DVR Deutscher Verkehrssicherheitsrat e.V. DVStB Durchführungsverordnung Steuerberatung (Verordnung zur Durchführung der Vorschriften über Steuerberater, Steuerbevollmächtigte und Steuerberatungsgesellschaften) DVZ Deutsche Verkehrs-Zeitung (seit 1947) oder Deutsche Verkehrs-Zeitung (1877–1945) DWD Deutscher Wetterdienst DWDG Gesetz über den Deutschen Wetterdienst DWW Deutsche Wohnungswirtschaft (Zeitschrift) DZWIR Deutsche Zeitschrift für Wirtschaftsrecht E E Entwurf oder Entscheidung oder Ergebnis oder Entscheidungssammlung eA einstweilige Anordnung EA Europa-Archiv (Zeitschrift) oder Elektronische Aufsicht (Österreich) (siehe Elektronische Fußfessel) EAD Europäischer Auswärtiger Dienst (engl.: European External Action Service – EEAS) oder European Assessment Document (Europäisches Bewertungsdokument) (siehe Europäische Technische Zulassung) EAEG Einlagensicherungs- und Anlegerentschädigungsgesetz (2015 umbenannt in Anlegerentschädigungsgesetz) EAG Europäische Atomgemeinschaft oder Europarecht-Anpassungsgesetz oder Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz (Österreich) EAG Bau Europarechtsanpassungsgesetz Bau EAGFL Europäischer Ausrichtungs- und Garantiefonds für Landwirtschaft EAGV Vertrag über die Europäische Atomgemeinschaft EAK Europäische Abfallartenkatalog (engl.: European Waste Catalogue - EWC) EALG Gesetz über die Entschädigung nach dem Gesetz zur Regelung offener Vermögensfragen und über staatliche Ausgleichsleistungen für Enteignungen auf besatzungsrechtlicher oder besatzungshoheitlicher Grundlage (Entschädigungs- und Ausgleichsleistungsgesetz) EAMIV Verordnung über die Mindestanforderungen an die Informationen in elektronischen Programmen für die Verordnung von Arzneimitteln durch Vertragsärzte und über die Veröffentlichung der Beschlüsse des Gemeinsamen Bundesausschusses (Elektronische Arzneimittelinformationen-Verordnung) EAMIVÄndV Verordnung zur Änderung der Elektronische Arzneimittelinformationen-Verordnung eANV Elektronisches Abfallnachweisverfahren eAO einstweilige Anordnung EAO Erreichbarkeitsanordnung EAR Europäische Agentur für den Wiederaufbau der EU (engl.: European Agency for Reconstruction) E/A-Rechnung Einnahmen-Ausgaben-Rechnung (Österreich) EASA Europäische Agentur für Flugsicherheit der EU (engl.: European Aviation Safety Agency - EASA) EASA-FCL Verordnung (EU) Nr. 1178/2011 der Kommission vom 3. November 2011 zur Festlegung technischer Vorschriften und von Verwaltungsverfahren in Bezug auf das fliegende Personal in der Zivilluftfahrt gemäß der Verordnung (EG) Nr. 216/2008 des Europäischen Parlaments und des Rates EASO Europäisches Unterstützungsbüro für Asylfragen eAT Elektronischer Aufenthaltstitel EAÜ Elektronische Aufenthalts-Überwachung (siehe Elektronische Fußfessel) EAV Eidgenössische Alkoholverwaltung (franz. Régie fédérale des alcools, ital. Regìa federale degli alcool) oder Einzelarbeitsvertrag (nach schweizerischem Obligationenrecht. OR 319ff) oder Ergebnisabführungsvertrag im deutschen Steuer- und Gesellschaftsrecht oder Eignungsauswahlverfahren bei der Bundespolizei, der Polizei der Länder und dem Zoll EAVG Energieausweis-Vorlage-Gesetz (Österreich) EAZW Eidgenössisches Amt für das Zivilstandswesen EB Empfangsbekenntnis oder Erziehungsbeistand oder EröffnungsBilanz oder Erziehungsberatung oder Exekutivbediensteter oder europa-blätter (Zeitschrift) oder Einfuhrbewilligung EBA Eisenbahn-Bundesamt oder Europäische Bankenaufsichtsbehörde (engl.: European Banking Authority) oder Europäischer Berufsausweis (engl.: EPC - European Professional Card) EBAO Einforderungs- und Beitreibungsanordnung EBArbSchV Verordnung über die Übertragung von Zuständigkeiten im Bereich des technischen Arbeitsschutzes bei Eisenbahnen des Bundes (Eisenbahn-Arbeitsschutzzuständigkeitsverordnung) EBDD Europäische Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht (engl.: European Monitoring Centre for Drugs and Drug Addiction – EMCDDA) EBE Einzelbetriebserlaubnis EBE/BGH Eildienst: Bundesgerichtliche Entscheidungen – Die Entscheidungen des BUNDESGERICHTSHOF (Zeitschrift) EBE/BAG Eildienst: Bundesgerichtliche Entscheidungen – Die Entscheidungen des Bundesarbeitsgerichtes (Zeitschrift) EBeV Verordnung über die Emissionsberichterstattung nach dem Brennstoffemissionshandelsgesetz für die Jahre 2023 bis 2030 (Emissionsberichterstattungsverordnung 2030) EBG Eisenbahngesetz (Schweiz) EBGB Eidgenössisches Büro für die Gleichstellung von Menschen mit Behinderungen (Schweiz) EBHaftPflV Eisenbahnhaftpflichtversicherungsverordnung EBI Europäische Bürgerinitiative EBIG Gesetz zur Europäischen Bürgerinitiative EBIGÄndG Gesetz zur Änderung des Gesetzes zur Europäischen Bürgerinitiative EBL Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (engl.: European Food Safety Authority – EFSA) oder Eisenbahnbetriebsleiter eBO Elektronisches Bürger- und Organisationenpostfach EBO Eisenbahn-Bau- und Betriebsordnung EBOA Eisenbahn-Bau- und Betriebsordnung für Anschlussbahnen EBPV Eisenbahnbetriebsleiter-Prüfungsverordnung EBR Europäischer Betriebsrat EBRD Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (kurz EBWE oder EBRD, von engl.: European Bank for Reconstruction and Development) EBRG Europäische Betriebsräte-Gesetz (Gesetz über Europäische Betriebsräte; Artikel 1 des Gesetzes über Europäische Betriebsräte) (siehe Europäischer Betriebsrat) EBV Eigentümer-Besitzer-Verhältnis oder Eisenbahnbetriebsleiterverordnung oder Verordnung zur Erstellung einer Entgeltbescheinigung nach § 108 Absatz 3 Satz 1 der Gewerbeordnung (Entgeltbescheinigungsverordnung) EBWE Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (kurz EBWE oder EBRD, von engl.: European Bank for Reconstruction and Development) EBZugV Eisenbahnunternehmer-Berufszugangsverordnung ECAC Europäische Zivilluftfahrt-Konferenz (englisch: European Civil Aviation Conference (ECAC), französisch: Conférence Européenne de l'Aviation Civile (CEAC)) ECB Europäische Zentralbank (engl.: European Central Bank – ECB; franz.: Banque centrale européenne – BCE) oder Europäisches Büro für Chemische Stoffe (engl.: European Chemicals Bureau – ECB) ECCHR European Center for Constitutional and Human Rights (deutsch: Europäisches Zentrum für Verfassungs- und Menschenrechte) ECDC Europäisches Zentrum für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (engl.: European Centre for Disease Prevention and Control) ECE Economic Commission for Europe ECFR European Company and Financial Law Review (Zeitschrift) ECHA European Chemicals Agency (dt.: Europäische Chemikalien-Agentur) ECIP Europäisches Zollinformationsportal (engl.: European Customs Information Portal – ECIP) ECM Entity in Charge of Maintenance (Dt.: die für die Instandhaltung zuständige Stelle) ECMT Europäische Verkehrsministerkonferenz (engl.: European Conference of Ministers of Transport; franz.: Conférence Européenne des Ministres des Transports (CEMT)) ECMZ ECM-Zertifizierungsstelle ECOFIN Rat für Wirtschaft und Finanzen (offiziell: Rat „Wirtschaft und Finanzen“) E-ControlG Bundesgesetz über die Regulierungsbehörde in der Elektrizitäts- und Erdgaswirtschaft (Energie-Control-Gesetz) (Österreich) ECOSOC Wirtschafts- und Sozialrat der Vereinten Nationen (engl.: Economic and Social Council – ECOSOC; franz.: Conseil économique et social de l’ONU) ECRI Europäische Kommission gegen Rassismus und Intoleranz (engl.: European Commission against Racism and Intolerance, kurz ECRI) ECTS European Credit Transfer System (dt.: Europäisches System zur Übertragung und Akkumulierung von Studienleistungen) ECU Europäische Währungseinheit (englisch ECU = European Currency Unit) ECVRR European Centralized Virtual Vehicle Register (dt.: Europäisches Fahrzeugeinstellungsregister - EVR) ECX European Climate Exchange ED Erkennungsdienst, erkennungsdienstlich (siehe Erkennungsdienstliche Behandlung) EDA Europäische Demokratische Anwälte oder European Defence Agency (Agentur für die Bereiche Entwicklung der Verteidigungsfähigkeiten, Forschung, Beschaffung und Rüstung der EU (= Europäische Verteidigungsagentur) – EVA) oder Eidgenössisches Departement für auswärtige Angelegenheiten (franz. Département fédéral des affaires étrangères, ital. Dipartimento federale degli affari esteri, rät. Departament federal d’affars exteriurs) EdF Entziehung der Fahrerlaubnis (siehe Entziehung und Neuerteilung der Fahrerlaubnis) EDI Electronic Data Interchange (elektronischer Datenaustausch) oder Eidgenössisches Departement des Innern (franz. Département fédéral de l’intérieur, ital. Dipartimento federale dell’interno, rät. Departament federal da l’intern) EDL-G Gesetz zur Umsetzung der Richtlinie des Europäischen Parlaments und des Rates über Energieeffizienz und Energiedienstleistungen EDÖB Eidgenössischer Datenschutz- und Öffentlichkeitsbeauftragter (französisch Préposé fédéral à la protection des données et à la transparence, italienisch Incaricato federale della protezione dei dati e della trasparenza) EDPS Europäischer Datenschutzbeauftragter (EDSB) (aus dem Englischen: EDPS – European Data Protection Supervisor; franz.: CEPD – Contrôleur européen de la protection des données) EDQM Europäische Direktorat für die Qualität von Arzneimitteln (engl.: European Directorate for the Quality of Medicines & HealthCare (EDQM), franz.: Direction européenne de la qualité du médicament et soin de santé) EDSA Europäischer Datenschutzausschuss EDSB Europäischer Datenschutzbeauftragter (engl.: EDPS – European Data Protection Supervisor; franz.: CEPD – Contrôleur européen de la protection des données) oder Eidgenössischer Datenschutzbeauftragter EDU European Drug Unit EdV Ende der Verhandlung EDV Elektronische Datenverarbeitung EDVGT EDV-Gerichtstag EdW Entschädigungseinrichtung der Wertpapierhandelsunternehmen EE Einsatzeinheit (Österreich) oder Erbrecht effektiv (Zeitschrift) EEA Einheitliche Europäische Akte oder Europäische Umweltagentur (engl.: European Environment Agency (EEA)) oder Europäische Ermittlungsanordnung oder European Economic Area (Europäischer Wirtschaftsraum) EEÄndG Entlassungsentschädigungs-Änderungsgesetz EEAR Europäische EDV-Akademie des Rechts EEAS Europäischer Auswärtiger Dienst (engl.: European External Action Service) EEE Einrichtungsbezogener Eigenanteil oder Einheitliche Europäische Eigenerklärung (ein in Umsetzung der RL 2014/24/EU neu eingefügtes Institut im europäischen Vergaberecht zur Feststellung der Eignung der Bieter) EEffG Bundesgesetz über die Steigerung der Energieeffizienz bei Unternehmen und dem Bund (Bundes-Energieeffizienzgesetz) (Österreich) EEG Erneuerbare-Energien-Gesetz (Gesetz für den Vorrang Erneuerbarer Energien) EEP Energieeffizienzplan EES Einreise-/Ausreisesystem nach der Verordnung (EU) 2017/2226 EESDG Gesetz zur Durchführung des Einreise-/Ausreisesystems nach der Verordnung (EU) 2017/2226 (EES-Durchführungsgesetz) EETS European Electronic Toll Service (dt.: Elektronisches Register für den europäischen elektronischen Mautdienst) EEX European Energy Exchange EFA Europäisches Fürsorgeabkommen vom 11. Dezember 1953 Efb Entsorgungsfachbetrieb EfbV Entsorgungsfachbetriebeverordnung (Verordnung über Entsorgungsfachbetriebe) EFD Europäischer Freiwilligendienst (engl.: European Voluntary Service – EVS) oder Eidgenössisches Finanzdepartement (Schweiz) (franz. Département fédéral des finances, ital. Dipartimento federale delle finanze, rät. Departament federal da finanzas) EFDA European Fusion Development Agreement EFG Entscheidungen der Finanzgerichte (Zeitschrift) EFK Eidgenössische Finanzkontrolle (siehe Rechnungshof#Schweiz) EFPV Eisenbahn-Fahrpersonalverordnung EFR Europäischer Forschungsraum (engl.: European Research Area - ERA) EFRE Europäischer Fonds für regionale Entwicklung EFSF Europäische Finanzstabilisierungsfazilität EFSA Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (engl.: European Food Safety Authority – EFSA) EFSM Europäischer Finanzstabilisierungsmechanismus (siehe Euro-Rettungsschirm) EFTA Europäische Freihandelsassoziation (engl.: European Free Trade Association) EFV Eidgenössische Finanzverwaltung EF-VO Einreise-Freimengen-Verordnung (siehe Reisefreimenge) EFZ Ehefähigkeitszeugnis (Deutschland) oder Eidgenössisches Fähigkeitszeugnis oder Eingeschränktes Funksprechzeugnis (siehe Sprechfunkzeugnis (Luftfahrt)) oder Entgeltfortzahlung (siehe Entgeltfortzahlung im Krankheitsfall) oder Erweitertes Führungszeugnis EFZG Entgeltfortzahlungsgesetz (Gesetz über die Zahlung des Arbeitsentgelts an Feiertagen und im Krankheitsfall) (auch EntgFG) eG eingetragene Genossenschaft EG Europäische Gemeinschaft (jetzt nur noch Europäische Union (EU)) oder EG-Vertrag oder Einführungsgesetz oder Entschädigungsgesetz oder Entgeltgruppe eGA Elektronische Gesundheitsakte EGAHiG EG-Amtshilfe-Gesetz EGAktG Einführungsgesetz zum Aktiengesetz EGAO Einführungsgesetz zur Abgabenordnung EG-BewVO Verordnung (EG) Nr. 1206/2001 […] über die Zusammenarbeit […] auf dem Gebiet der Beweisaufnahme in Zivil- und Handelssachen EGB Europäischer Gewerkschaftsbund EGBGB Einführungsgesetz zum Bürgerlichen Gesetzbuche EGBNichtrSchG Gesetz zum Schutz vor den Gefahren des Passivrauchens EGFL Europäischer Garantiefonds für die Landwirtschaft EGGenTDurchfG Gentechnikdurchführungsgesetz EGGVG Einführungsgesetz zum Gerichtsverfassungsgesetz EGH Ehrengerichtshof EGHGB Einführungsgesetz zum Handelsgesetzbuch EGInsO Einführungsgesetz zur Insolvenzordnung (Deutschland) EG-InsVO Verordnung (EG) Nr. 1347/2000 […] über Insolvenzverfahren eGK Elektronische Gesundheitskarte EGL Ermächtigungsgrundlage EGKS Europäische Gemeinschaft für Kohle und Stahl EG-MahnVO Verordnung (EG) […] zur Einführung eines Europäischen Mahnverfahrens EGMR Europäischer Gerichtshof für Menschenrechte EGovG E-Government-Gesetz (Deutschland) EGOWiG Einführungsgesetz zum Gesetz über Ordnungswidrigkeiten EGRDG Einführungsgesetz zum Rechtsdienstleistungsgesetz EgRL Entsorgergemeinschaftenrichtlinie (Richtlinie für die Tätigkeit und Anerkennung von Entsorgergemeinschaften) EGRL EG-Richtlinie EGScheckG Einführungsgesetz zum Scheckgesetz EGStGB Einführungsgesetz zum Strafgesetzbuch EGStPO Einführungsgesetz zur Strafprozessordnung EGV Vertrag zur Gründung der Europäischen Gemeinschaft (abgelöst durch EUV aufgrund des Vertrages von Lissabon) oder Eingliederungsvereinbarung EGVerfVerbDV EG-Verfütterungsverbotsdurchführungsverordnung (Verordnung zur Durchführung des gemeinschaftlichen Verfütterungsverbotsrechts) EGVG Einführungsgesetz zu den Verwaltungsverfahrensgesetzen 2008 (Österreich) EG-VollstrTitelVO Verordnung (EG) Nr. 805/2004 […] zur Einführung eines europäischen Vollstreckungstitels für unbestrittene Forderungen EGVP Elektronisches Gerichts- und Verwaltungspostfach EGVVG Einführungsgesetz zum Versicherungsvertragsgesetz (Deutschland) EGWG Einführungsgesetz zum Wechselgesetz EGWStG Einführungsgesetz zum Wehrstrafgesetz EGZPO Einführungsgesetz zur Zivilprozessordnung EG-ZustellVO Zustellungsverordnung (Verordnung (EG) Nr. 1348/2000 […] über die Zustellung gerichtlicher und außergerichtlicher Schriftstücke in Zivil- oder Handelssachen in den Mitgliedstaaten) EGZVG Einführungsgesetz zum ZVG EHB (auch EuHB) Europäischer Haftbefehl EHEA Europäische Hochschulraum (engl.: European Higher Education Area - EHEA) EheG Ehegesetz (Deutschland) oder Ehegesetz (Österreich) EheRG Eherechts-Reformgesetz EheGVVO Ehe-Gerichtsstands- und Vollstreckungsverordnung (Verordnung (EG) Nr. 2201/2003 […] über die Zuständigkeit und die Anerkennung und Vollstreckung von Entscheidungen in Ehesachen und in Verfahren betreffend die elterliche Verantwortung und zur Aufhebung der Verordnung (EG) Nr. 1347/2000) EhfG Entwicklungshelfer-Gesetz EhrAmtStG Ehrenamtsstärkungsgesetz EhrRiEG (EhrRiEntschG) Gesetz über die Entschädigung der ehrenamtlichen Richter (aufgehoben, jetzt: JVEG) EHUG Gesetz über elektronische Handelsregister und Genossenschaftsregister sowie das Unternehmensregister EHV Verordnung zur Durchführung des Treibhausgas-Emissionshandelsgesetzes in der Handelsperiode 2021 bis 2030 (Emissionshandelsverordnung 2030) EIB Europäische Investitionsbank EIBV Eisenbahninfrastruktur-Benutzungsverordnung (aufgehoben; abgelöst seit dem 2. September 2016 durch das Eisenbahnregulierungsgesetz (ERegG)) EichG Eichgesetz (aufgehoben; jetzt Mess- und Eichgesetz (MessEG)) EichO Eichordnung (aufgehoben; jetzt Mess- und Eichverordnung (MessEV)) eID elektronischer Identitätsnachweis eID-Karte-Gesetz Gesetz über eine Karte für Unionsbürger und Angehörige des Europäischen Wirtschaftsraums mit Funktion zum elektronischen Identitätsnachweis eIDAS elektronische Identifizierung und Vertrauensdienste für elektronische Transaktionen (IVT) (engl.: electronic IDentification, Authentication and trust Services) (siehe auch Verordnung (EU) Nr. 910/2014 (eIDAS-Verordnung)) EIF Europäischer Investitionsfonds EigenBetrVO Eigenbetriebsverordnung EIGV Verordnung über die Erteilung von Inbetriebnahmegenehmigungen für das Eisenbahnsystem (Eisenbahn-Inbetriebnahmegenehmigungsverordnung) EigZulG Eigenheimzulagengesetz (siehe Eigenheimzulage) EINECS European Inventory of Existing Commercial Chemical Substances (= Altstoffverzeichnis der EU) Einf. Einführung EinhV Einheitenverordnung (Ausführungsverordnung zum Gesetz über die Einheiten im Messwesen und die Zeitbestimmung) EinhZeitG (EinhG) Einheiten- und Zeitgesetz EinigungsStVV Einigungsstellen-Verfahrensverordnung EinglMV Eingliederungsmittel-Verordnung EinglVerbG Gesetz zur Verbesserung der Eingliederungschancen am Arbeitsmarkt Einl. Einleitung EinsatzVG Einsatzversorgungsgesetz (Gesetz zur Regelung der Versorgung bei besonderen Auslandsverwendungen) EinsatzVVerbG Einsatzversorgungs-Verbesserungsgesetz (Gesetz zur Verbesserung der Versorgung bei besonderen Auslandsverwendungen) EinsatzWVG Einsatz-Weiterverwendungsgesetz (Gesetz zur Regelung der Weiterverwendung nach Einsatzunfällen) EinSiG Einlagensicherungsgesetz einstw. einstweilig EIOPA Europäische Aufsichtsbehörde für das Versicherungswesen und die betriebliche Altersversorgung (engl.: European Insurance and Occupational Pensions Authority – EIOPA) EIRD Implantateregister-Errichtungsgesetz EisbG Eisenbahngesetz 1957 (Österreich) EisbVO Eisenbahnverordnung (Österreich) EIU Eisenbahninfrastrukturunternehmen EJDM Europäische Vereinigung von Juristinnen und Juristen für Demokratie und Menschenrechte in der Welt e.V. EJG Eurojust-Gesetz EJN Europäisches Justizielles Netz (engl.: European Judicial Network) EJPD Eidgenössisches Justiz- und Polizeidepartement (franz. Département fédéral de justice et police, ital. Dipartimento federale di giustizia e polizia, rät. Departament federal da giustia e polizia) EJTAnV Eurojust-Anlaufstellen-Verordnung (Verordnung über die Benennung und Einrichtung der nationalen Eurojust-Anlaufstelle für Terrorismusfragen) EJTN European Judicial Training Network e. K. (e. Kfr./Kfm.) eingetragener Kaufmann EK Eigenkapital oder Eisenbahnkreuzung (Österreich) EKAG Bundesgesetz, mit dem ein Energiekostenausgleich eingeführt wird (Energiekostenausgleichsgesetz) (Österreich) EKD Evangelische Kirche in Deutschland EKEG Eigenkapitalersatz-Gesetz (Österreich) EKF Elektrokleinstfahrzeug eKFV Elektrokleinstfahrzeuge-Verordnung EKHG Eisenbahn- und Kraftfahrzeug-Haftpflichtgesetz (Österreich) EKMR Europäische Kommission für Menschenrechte EKrG Eisenbahnkreuzungsgesetz EKS Evangelisch-reformierte Kirche Schweiz EL Ergänzungslieferung ElCom Eidgenössische Elektrizitätskommission (franz. Commission fédérale de l’électricité, ital. Commissione federale dell’energia elettrica) EleG Elektrizitätsgesetz (Schweiz) ElektroG Elektro- und Elektronikgerätegesetz ElektroGGebV Gebührenverordnung zum Elektro- und Elektronikgerätegesetz (Elektro- und Elektronikgerätegesetz-Gebührenverordnung) ElektroStoffV Verordnung zur Beschränkung der Verwendung gefährlicher Stoffe in Elektro- und Elektronikgeräten (Elektro- und Elektronikgeräte-Stoff-Verordnung) ELER Europäischer Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums ElexV Verordnung über elektrische Anlagen in explosionsgefährdeten Bereichen ELGA Elektronische Gesundheitsakte (Österreich) ElGVG Gesetz zur Vereinheitlichung von Vorschriften über bestimmte elektronische Informations- und Kommunikationsdienste (Elektronischer-Geschäftsverkehr-Vereinheitlichungsgesetz) ELR European Law Reporter (Zeitschrift) ELStAM Elektronische Lohnsteuerabzugsmerkmale ELSTER elektronische Steuererklärung – ELSTER EltLastV Elektrizitätslastverteilungs-Verordnung EltSV Elektrizitätssicherungsverordnung ElWOG Elektrizitätswirtschafts- und -organisationsgesetz (Österreich) EltZSoldV Elternzeitverordnung für Soldatinnen und Soldaten ELWIS Elektronisches Wasserstraßen-Informationssystem (siehe ELWIS) ElWOG Bundesgesetz, mit dem die Organisation auf dem Gebiet der Elektrizitätswirtschaft neu geregelt wird (Elektrizitätswirtschafts- und –organisationsgesetz 2010) (Österreich) EMA Einwohnermeldeamt oder Einwohnermeldeauskunft oder Europäische Arzneimittel-Agentur (englisch European Medicines Agency – EMA) EMAS Eco Management and Audit Scheme EMASPrivilegV Verordnung über immissionsschutz- und abfallrechtliche Überwachungserleichterungen für nach der Verordnung (EG) Nr. 761/2001 registrierte Standorte und Organisationen (EMASPrivilegierungs-Verordnung) EMCDDA Europäische Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht (engl.: European Monitoring Centre for Drugs and Drug Addiction) EMCS Excise Movement and Control System(ECMS) (dt.: Beförderungs- und Kontrollsystem für verbrauchsteuerpflichtige Waren) EMEA Europäische Arzneimittel-Agentur EMFAF Europäischer Meeres-, Fischerei- und Aquakulturfonds (engl.: European Maritime, Fisheries and Aquaculture Fund) EMFU Verordnung über elektromagnetische Felder (= 26. BImSchV) EMFV Verordnung zum Schutz der Beschäftigten vor Gefährdungen durch elektromagnetische Felder (Arbeitsschutzverordnung zu elektromagnetischen Feldern) EmoG Elektromobilitätsgesetz EMP Europäische Mediterrane Partnerschaft EMRK Europäische Konvention zum Schutze der Menschenrechte EMS Epidemiologisches Meldesystem (Österreich) EMSA Europäische Agentur für die Sicherheit des Seeverkehrs der EU () EmsSchEV Schifffahrtsordnung Ems-Einführungsverordnung EmsSchO Schifffahrtordnung Ems EMV Elektromagnetische Verträglichkeit EMVBeitrV Verordnung über Beiträge nach dem Gesetz über die elektromagnetische Verträglichkeit von Geräten EMVG Gesetz über die elektromagnetische Verträglichkeit von Betriebsmitteln EMVU Elektromagnetische Umweltverträglichkeit EMZ Ertragsmesszahl (siehe Bodenschätzung) EN Europäische Norm ENA Europäisches Niederlassungsabkommen EndlagerVlV Endlager-Vorausleistungs-Verordnung (Verordnung über Vorausleistungen für die Einrichtung von Anlagen des Bundes zur Sicherstellung und zur Endlagerung radioaktiver Abfälle) EnEG Energieeinsparungsgesetz (Gesetz zur Einsparung von Energie in Gebäuden) EnergieStG Energiesteuergesetz EnergieStSenkG Gesetz zur Änderung des Energiesteuerrechts zur temporären Absenkung der Energiesteuer für Kraftstoffe (Energiesteuersenkungsgesetz) EnergieStV Verordnung zur Durchführung des Energiesteuergesetzes (Energiesteuer-Durchführungsverordnung) ENeuOG Eisenbahnneuordnungsgesetz EnEV Energieeinsparverordnung EnFG Gesetz zur Finanzierung der Energiewende im Stromsektor durch Zahlungen des Bundes und Erhebung von Umlagen (Energiefinanzierungsgesetz) EnG Energiegesetz (Schweiz) ENISA Europäische Agentur für Netz- und Informationssicherheit der EU () EnLAG Gesetz zum Ausbau von Energieleitungen (Energieleitungsausbaugesetz) EnLG Bundesgesetz über Lenkungsmaßnahmen zur Sicherung der Energieversorgung (Energielenkungsgesetz 2012) (Österreich) ENP Europäische Nachbarschaftspolitik EnSiG Gesetz zur Sicherung der Energieversorgung bei Gefährdung oder Störung der Einfuhren von Erdöl, Erdölerzeugnissen oder Erdgas (Energiesicherungsgesetz) EnSikuMaV Verordnung zur Sicherung der Energieversorgung über kurzfristig wirksame Maßnahmen (Kurzfristenergieversorgungssicherungsmaßnahmenverordnung) EnSimiMaV Verordnung zur Sicherung der Energieversorgung über mittelfristig wirksame Maßnahmen (Mittelfristenergieversorgungssicherungsmaßnahmenverordnung) EnSiTrV Verordnung zur priorisierten Abwicklung von schienengebundenen Energieträgertransporten zur Sicherung der Energieversorgung (Energiesicherungstransportverordnung) EnStatG Energiestatistikgesetz EntgFG Entgeltfortzahlungsgesetz (Gesetz über die Zahlung des Arbeitsentgelts an Feiertagen und im Krankheitsfall) (auch EFZG) EntgTranspG Gesetz zur Förderung der Entgelttransparenz zwischen Männern und Frauen (Entgelttransparenzgesetz) EntlG Entlastungsgesetz EntschRG Entschädigungsrentengesetz EntsorgÜG Gesetz zur Regelung des Übergangs der Finanzierungs- und Handlungspflichten für die Entsorgung radioaktiver Abfälle der Betreiber von Kernkraftwerken (Entsorgungsübergangsgesetz) EntwLStG Entwicklungsländer-Steuergesetz (Gesetz über steuerliche Maßnahmen zur Förderung von privaten Kapitalanlagen in Entwicklungsländern) EnVHV Verordnung über Energieverbrauchshöchstwerte von Haushaltskühl- und Haushaltsgefriergeräten EnVKG Energieverbrauchskennzeichnungsgesetz EnVKV Verordnung über die Kennzeichnung von Haushaltsgeräten mit Angaben über den Verbrauch an Energie und anderen wichtigen Ressourcen (Energieverbrauchskennzeichnungsverordnung) EnWG Energiewirtschaftsgesetz (Gesetz über die Elektrizitäts- und Gasversorgung) EnWGKostV Verordnung über die Gebühren und Auslagen für Amtshandlungen der Bundesnetzagentur nach dem Energiewirtschaftsgesetz (Energiewirtschaftskostenverordnung) EnWG-SubVO Verordnung zur Subdelegation der Verordnungsermächtigung nach Energiewirtschaftsgesetz EnWNG Gesetz zur Neuregelung energiewirtschaftsrechtlicher Vorschriften EnWZ Zeitschrift für das gesamte Recht der Energiewirtschaft ENZ Europäisches Nachlasszeugnis EO Eichordnung oder Exekutionsordnung (Österreich) oder Erwerbsersatzordnung (Schweiz) EOTA Europäischen Organisation für Technische Bewertung (European Organisation for Technical Assessment – EOTA) (siehe Europäische Technische Zulassung) EP Europäisches Parlament oder Europäisches Patent oder Einheitspapier (siehe Zollanmeldung) ePA Elektronische Patientenakte EPA Europäisches Patentamt (siehe Europäische Patentorganisation) oder Europäische Polizeiakademie (auch CEPOL für franz.: Collège Européen de Police) oder Eidgenössisches Personalamt oder Wirtschaftspartnerschaftsabkommen der EU (engl.: Economic Partnership Agreements) oder Einheitspreisabkommen EPBD EU-Gebäuderichtlinie (engl.: Energy Performance of Buildings Directive - EPBD) EPC European Professional Card (dt.: Europäischer Berufsausweis) EPER Europäisches Schadstoffemissionsregister (engl.: European Pollutant Emission Register - EPER) EpG Bundesgesetz über die Bekämpfung übertragbarer Krankheiten des Menschen (Epidemiengesetz) (Schweiz) EPG Europäische Politische Gemeinschaft oder Eingetragene Partnerschaft-Gesetz (Österreich) oder Europäische Privatgesellschaft oder Einheitliches Patentgericht EPGÜ Übereinkommen über ein Einheitliches Patentgericht EPLA Europäisches Übereinkommen über Patentstreitigkeiten (engl.: European Patent Litigation Agreement – EPLA) EPLJ European Property Law Journal (Zeitschrift) EPO Europäische Patentorganisation EPPSG Gesetz zur Zahlung einer einmaligen Energiepreispauschale für Studierende, Fachschülerinnen und Fachschüler sowie Berufsfachschülerinnen und Berufsfachschüler in Bildungsgängen mit dem Ziel eines mindestens zweijährigen berufsqualifizierenden Abschlusses (Studierenden-Energiepreispauschalengesetz) EPR Europäische Gefängnisregeln (engl.: European Prison Rules – EPR) E-PS Europäische Patentschrift (siehe Europäisches Patent) EPSCO Rat für Beschäftigung, Sozialpolitik, Gesundheit und Verbraucherschutz der EU (BeSoGeKo) (engl.: Employment, Social Policy, Health and Consumer Affairs Council – EPSCO) EPÜ Europäisches Patentübereinkommen EPZ Europäische Politische Zusammenarbeit EQ Einstiegsqualifizierung EQJ Einstiegsqualifizierung Jugendlicher ER Einstweiliger Rechtsschutz oder Ermittlungsrichter oder Einzelrichter oder Europäischer Rat oder Europarat (englisch Council of Europe, franz. Conseil de l’Europe) ERA Europäische Eisenbahnagentur (engl.: European Railway Agency - ERA) oder Entgelt-Rahmenabkommen oder European Research Area (Europäischer Forschungsraum) oder Empfehlungen für Radverkehrsanlagen oder Europäische Rechtsakademie oder Einheitliche Richtlinien und Gebräuche für Dokumenten-Akkreditive (z. B. ERA 500) der Internationalen Handelskammer (ICC) Paris ERA-TV Tarifvertrag über das Entgelt-Rahmenabkommen ERATV European Register of Authorised Types of Vehicles (dt.: Europäisches Register genehmigter Fahrzeugtypen) ErbbauRG Erbbaurechtsgesetz (vormals ErbbauV bzw. ErbbauVO (Verordnung über das Erbbaurecht)) ErbbauZ Zeitschrift für Erbbaurecht ErbR Zeitschrift für die gesamte erbrechtliche Praxis ErbStB Der Erbschaftssteuer-Berater (Zeitschrift) ErbStDV 1998 (ErbStDVO) Erbschaftsteuer-Durchführungsverordnung ErbStG Erbschaftsteuer- und Schenkungsteuergesetz ErbStRG Erbschaftssteuerreformgesetz (Gesetz zur Reform des Erbschaftsteuer- und Schenkungsteuerrechts) ERCC Zentrum für die Koordination von Notfallmaßnahmen (engl.: Emergency Response Coordination Centre) ERCL European Review of Contract Law (Zeitschrift) ErdölBevG Gesetz über die Bevorratung mit Erdöl und Erdölerzeugnissen (Erdölbevorratungsgesetz) (siehe Strategische Ölreserve) ERegG Eisenbahnregulierungsgesetz erg. ergänzend ERG Exportrisikogarantie oder Einheitliche Richtlinien für auf Anforderung zahlbare Garantien der Internationalen Handelskammer (ICC) Paris ErgThAPrV Ergotherapeuten-Ausbildungs- und Prüfungsverordnung (siehe Ergotherapeut) Erl Erlass ERP European Recovery Program (Europäisches Wiederaufbauprogramm, Marshallplan) oder Enterprise-Resource-Planning ErrV Verordnung zur Regelung weiterer Voraussetzungen der Erreichbarkeit erwerbsfähiger Leistungsberechtigter nach dem Zweiten Buch Sozialgesetzbuch (Erreichbarkeits-Verordnung) ErsatzbaustoffV Verordnung über Anforderungen an den Einbau von mineralischen Ersatzbaustoffen in technische Bauwerke (Ersatzbaustoffverordnung) ErsDiG Ersatzdienstgesetz (Gesetz über den Zivildienst der Kriegsdienstverweigerer) (aufgehoben; nunmehr Zivildienstgesetz (Deutschland) - ZDG) ErstrG Erstreckungsgesetz ERTMS: European Rail Traffic Management System ERV Einheitliche Richtlinien für Vertragsgarantien oder Elektronischer Rechtsverkehr ERVB Elektronischer-Rechtsverkehr-Bekanntmachung ERVGerFöG Gesetz zur Förderung des elektronischen Rechtsverkehrs mit den Gerichten ERVV Verordnung über die technischen Rahmenbedingungen des elektronischen Rechtsverkehrs und über das besondere elektronische Behördenpostfach (Elektronischer-Rechtsverkehr-Verordnung) ErwSchG Erwachsenenschutz-Gesetz (Österreich) ErwSÜ Haager Übereinkommen über den internationalen Schutz von Erwachsenen vom 13. Januar 2000 ErzUrlV Erziehungsurlaubsverordnung (Verordnung über Erziehungsurlaub für Bundesbeamte und Richter im Bundesdienst) eS elterliche Sorge ESA Euratom-Versorgungsagentur der EU (engl.: Euratom Supply Agency – ESA) oder European Space Agency oder Europäisches System Volkswirtschaftlicher Gesamtrechnungen (engl.: European System of Accounts – ESA) ESanMV Verordnung zur Bestimmung von Mindestanforderungen für energetische Maßnahmen bei zu eigenen Wohnzwecken genutzten Gebäuden nach § 35c des Einkommensteuergesetzes (Energetische Sanierungsmaßnahmen-Verordnung) (siehe Energieeffizientes Gebäude) ESBO Eisenbahn-Bau- und Betriebsordnung für Schmalspurbahnen ESC Europäische Sozialcharta ESchG Embryonenschutzgesetz ESD Europäische Zinssteuerrichtlinie (engl.: European Savings Tax Directive – ESD) ESEF European Single Electronic Format (siehe EU-einheitliches elektronisches Berichtsformat) ESF Europäischer Sozialfonds ESFS Europäisches Finanzaufsichtssystem (engl.: European System of Financial Supervision – ESFS) ESG Ernährungssicherstellungsgesetz (aufgehoben) oder Environmental Social Governance (dt.: Umwelt, Soziales und Unternehmensführung) oder Zeitschrift für nachhaltige Unternehmensführung ESGZ Zeitschrift für Nachhaltigkeit und Recht ESIS Europäisches Standardisiertes Merkblatt ESiV Eisenbahn-Sicherheitsverordnung ESM Europäischer Stabilitätsmechanismus (engl.: rescue funding programm; umgangssprachlich Euro-Rettungsschirm) ESMA Europäische Wertpapier- und Marktaufsichtsbehörde (kurz ESMA von engl.: European Securities and Markets Authority) ESMFinG Gesetz zur finanziellen Beteiligung am Europäischen Stabilitätsmechanismus (ESM-Finanzierungsgesetz) ESO (ESO 1959) Eisenbahn-Signalordnung ESRB Europäischer Ausschuss für Systemrisiken (auch EU-Systemrisiko-Rat; European Systemic Risk Board – ESRB) EssigV Verordnung über den Verkehr mit Essig und Essigessenz ESt. Einkommensteuer oder Einkommensteuer (Österreich) EStabG Gesetz zur Übernahme von Gewährleistungen im Rahmen eines europäischen Stabilisierungsmechanismus (Euro-Stabilisierungsmechanismusgesetz) (auch StabMechG abgekürzt) EStDV Einkommensteuer-Durchführungsverordnung EStG Einkommensteuergesetz (Deutschland) oder Einkommensteuergesetz 1988 (Österreich) EStR Einkommensteuer-Richtlinien EStRefG Einkommensteuer-Reformgesetz EStSchlEV Einkommensteuerschlüsselzahlenermittlungsverordnung ESTV Eidgenössische Steuerverwaltung (franz. Administration fédérale des contributions, ital. Amministrazione federale delle contribuzioni) ESÜ Luxemburger Europäisches Übereinkommen vom 20. Mai 1980 über die Anerkennung und Vollstreckung von Entscheidungen über das Sorgerecht für Kinder und die Wiederherstellung des Sorgeverhältnisses () – kurz: Europäisches Sorgerechtsübereinkommen ESUG Gesetz zur weiteren Erleichterung der Sanierung von Unternehmen ESVG Europäisches System Volkswirtschaftlicher Gesamtrechnungen (engl.: European System of Accounts – ESA) oder Gesetz über die Sicherstellung der Grundversorgung mit Lebensmitteln in einer Versorgungskrise und Maßnahmen zur Vorsorge für eine Versorgungskrise (Ernährungssicherstellungs- und -vorsorgegesetz) ESVGH Entscheidungssammlung des Hessischen Verwaltungsgerichtshofes und des Verwaltungsgerichtshofes Baden-Württemberg mit Entscheidungen der Staatsgerichtshöfe beider Länder ESVP Europäische Sicherheits- und Verteidigungspolitik ESZB Europäisches System der Zentralbanken ET Erörterungstermin et al. et alii () ETA Europäische Technische Zulassung (engl.: European Technical Approval – ETA) ETAG Leitlinien für die Europäische Technische Zulassung ETBI Erlaubnistatbestandsirrtum (auch: Erlaubnistatumstandsirrtum) ETF Europäische Stiftung für Berufsbildung (engl.: European Training Foundation) EthRG Ethikratgesetz ETIAS Europäisches Reiseinformations- und -genehmigungssystem nach der Verordnung (EU) 2018/1240 ETIASDG Gesetz zur Durchführung des Europäischen Reiseinformations- und -genehmigungssystems nach der Verordnung (EU) 2018/1240 (ETIAS-Durchführungsgesetz) ETL European Transport Law (Zeitschrift) ETR Europäisches Transportrecht (Zeitschrift) ETSI Europäisches Institut für Telekommunikationsnormen (engl.: European Telecommunications Standards Institute) ETZ Europäische Technische Zulassung (engl.: European Technical Approval – ETA) EU Europäische Union oder EU-Vertrag EUA Europäische Umweltagentur (engl.: European Environment Agency (EEA)) EuAbgG Europaabgeordnetengesetz EuAHiG Gesetz über die Durchführung der gegenseitigen Amtshilfe in Steuersachen zwischen den Mitgliedstaaten der Europäischen Union EuAlÜbk Europäisches Auslieferungsübereinkommen EUAufhAsylRUG Gesetz zur Umsetzung aufenthalts- und asylrechtlicher Richtlinien der Europäischen Union EUB Eisenbahn-Unfalluntersuchungsstelle des Bundes (bis 2016; nunmehr Bundesstelle für Eisenbahnunfalluntersuchung) EuBagatellVO Europäische Bagatellverordnung (Verordnung (EG) Nr. 861/2007 […] zur Einführung eines europäischen Verfahrens für geringfügige Forderungen) EU-BauPVO EU-Bauprodukteverordnung (Verordnung (EU) Nr. 305/2011) EUB Eisenbahn-Unfalluntersuchungsstelle des Bundes (aufgelöst; nunmehr: Bundesstelle für Eisenbahnunfalluntersuchung - BEU) EUBeitrG Gesetz über die Durchführung der Amtshilfe bei der Beitreibung von Forderungen (EU-Beitreibungsgesetz) EUBestG Gesetz zu dem Protokoll vom 27. September 1996 zum Übereinkommen über den Schutz der finanziellen Interessen der Europäischen Gemeinschaften EuBVO Verordnung (EG) Nr. 1206/2001 […] über die Zusammenarbeit zwischen den Gerichten der Mitgliedstaaten auf dem Gebiet der Beweisaufnahme in Zivil- oder Handelssachen (siehe u. a. Internationales Zivilverfahrensrecht (Deutschland)) EUCARIS European Car and Driving License Information System (siehe Zentrales Fahrerlaubnisregister#Regelung auf EU-Ebene) EUCU European Union Customs Union (dt.: Europäische Zollunion) EuEheVO Ehe-Gerichtsstands- und Vollstreckungsverordnung (Verordnung (EG) Nr. 2201/2003 […] über die Zuständigkeit und die Anerkennung und Vollstreckung von Entscheidungen in Ehesachen und in Verfahren betreffend die elterliche Verantwortung und zur Aufhebung der Verordnung (EG) Nr. 1347/2000) (siehe Verordnung (EG) Nr. 2201/2003 (Brüssel IIa)) EUFA Europäische Fischereiaufsichtsagentur EU-FCL Verordnung (EU) Nr. 1178/2011 der Kommission vom 3. November 2011 zur Festlegung technischer Vorschriften und von Verwaltungsverfahren in Bezug auf das fliegende Personal in der Zivilluftfahrt gemäß der Verordnung (EG) Nr. 216/2008 des Europäischen Parlaments und des Rates EUFinSchStG Gesetz zur Stärkung des Schutzes der finanziellen Interessen der Europäischen Union (EU-Finanzschutzstärkungsgesetz) EuG Europäisches Gericht erster Instanz EÜG Eignungsübungengesetz (Gesetz über den Einfluss von Eignungsübungen der Streitkräfte auf Vertragsverhältnisse der Arbeitnehmer und Handelsvertreter sowie auf Beamtenverhältnisse) EuGeldG Gesetz zur Umsetzung des Rahmenbeschlusses 2005/214/JI des Rates vom 24. Februar 2005 über die Anwendung des Grundsatzes der gegenseitigen Anerkennung von Geldstrafen und Geldbußen EUGFVO Verordnung (EG) Nr. 861/2007 vom 11. Juli 2007 des Europäischen Parlaments und des Rates zur Einführung eines europäischen Verfahrens für geringfügige Forderungen EuGH Europäischer Gerichtshof EuGHE Sammlung der Entscheidungen des EUGH EuGHMR Europäischer Gerichtshof für Menschenrechte EuGöD Gericht für den öffentlichen Dienst der Europäischen Union EuGRZ Europäische Grundrechte-Zeitschrift EuGüVO Verordnung (EU) 2016/1103 des Rates vom 24. Juni 2016 zur Durchführung einer Verstärkten Zusammenarbeit im Bereich der Zuständigkeit, des anzuwendenden Rechts und der Anerkennung und Vollstreckung von Entscheidungen in Fragen des ehelichen Güterstands EÜGV Verordnung zum Eignungsübungengesetz EuGVO (EuGVVO oder EuGÜbk) Verordnung (EG) Nr. 44/2001 […] über die gerichtliche Zuständigkeit und die Anerkennung und Vollstreckung von Entscheidungen in Zivil- und Handelssachen EuGVÜ Europäisches Gerichtsstands- und Vollstreckungsübereinkommen (außer für Dänemark; ersetzt durch EuGVVO) EuGVVO (EuGVO) Verordnung (EG) Nr. 44/2001 […] über die gerichtliche Zuständigkeit und die Anerkennung und Vollstreckung von Entscheidungen in Zivil- und Handelssachen EuHB (auch EHB) Europäischer Haftbefehl EuHbG Gesetz zur Umsetzung des Rahmenbeschlusses über den Europäischen Haftbefehl und die Übergabeverfahren zwischen den Mitgliedstaaten der Europäischen Union (Europäisches Haftbefehlsgesetz) EuInsVO Europäische Insolvenzverordnung (Verordnung (EG) Nr. 1346/2000 über Insolvenzverfahren) EUIPO Amt der Europäischen Union für geistiges Eigentum EUKiGAbV Verordnung über den automatisierten Abruf von Daten der Familienkassen durch Mitgliedstaaten der Europäischen Union (EU-Kindergelddaten-Abrufverordnung) EUISS EU-Institut für Sicherheitsstudien (engl.: EU Institute for Security Studies) EuLF The European Legal Forum (Zeitschrift) EuMahnVO Europäische Mahnverordnung (Verordnung (EG) Nr. 1896/2006 […] zur Einführung eines Europäischen Mahnverfahrens) EUMC Europäische Stelle zur Beobachtung von Rassismus und Fremdenfeindlichkeit (engl.: European Monitoring Centre on Racism and Xenophobia) EUMVVO Verordnung (EG) Nr. 1896/2006 vom 12. Juni 2006 zur Einführung eines Europäischen Mahnverfahrens EU-OSHA Europäische Agentur für Sicherheit und Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz der EU EÜPV Europäisches Übereinkommen über die Regelung des Personenverkehrs zwischen den Mitgliedstaaten des Europarats vom 13. Dezember 1957 EÜR Einnahmenüberschussrechnung EuR Europarecht oder Europarecht (Zeitschrift) EuRAG Gesetz über die Tätigkeit europäischer Rechtsanwälte in Deutschland EURATOM Europäische Atomgemeinschaft EUREK Europäische Raumentwicklungskonzept EURES European Employment Services (siehe EURES) EuRH Europäischer Rechnungshof EuRHÜbk Europäisches Übereinkommen über die Rechtshilfe in Strafsachen (siehe Rechtshilfe) EURIBOR Euro Interbank Offered Rate EUROMED Euro-mediterrane Partnerschaft EURL Richtlinie (EU) EUrlV Erholungsurlaubverordnung (Verordnung über den Erholungsurlaub der Bundesbeamten und Richter im Bundesdienst) EURODAC Europäisches Fingerabdruck-Identifizierungssystem (EURODAC) EUROEG EURO-Einführungsgesetz Eurojust Europäische Einheit für justizielle Zusammenarbeit (kurz: Eurojust) EuropolG Gesetz zur Anwendung der Verordnung (EU) 2016/794 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 11. Mai 2016 über die Agentur der Europäischen Union für die Zusammenarbeit auf dem Gebiet der Strafverfolgung (Europol) und zur Ersetzung und Aufhebung der Beschlüsse 2009/371/JI, 2009/934/JI, 2009/935/JI, 2009/936/JI und 2009/968/JI des Rates (Europol-Gesetz) EUROSTAT Statistisches Amt der Europäischen Union (kurz Eurostat bzw. ESTAT) EUROFOUND Europäische Stiftung zur Verbesserung der Lebens- und Arbeitsbedingungen EurUP Zeitschrift für Europäisches Umwelt- und Planungsrecht EUSC Satellitenzentrum der Europäischen Union EuSchutzMVO Verordnung über die gegenseitige Anerkennung von Schutzmaßnahmen in Zivilsachen EUSE European Union of Supported Employment EuSorgeRÜbk Europäisches Sorgerechtsübereinkommen (Europäisches Übereinkommen über die Anerkennung und Vollstreckung von Entscheidungen über das Sorgerecht für Kinder und die Wiederherstellung des Sorgeverhältnisses) EUSt. Einfuhrumsatzsteuer (Deutschland) EUStA Europäische Staatsanwaltschaft EUStAG Europäische-Staatsanwaltschaft-Gesetz (Deutschland) EU-TAM-VO Verordnung (EU) 2019/6 des Europäischen Parlaments über Tierarzneimittel EU-UStB EU-Umsatz-Steuer-Berater (Zeitschrift) EUStBV Einfuhrumsatzsteuer-Befreiungsverordnung EUTB ergänzende unabhängige Teilhabeberatung (siehe auch Peer-Beratung) EUTM European Union Training Mission (dt.: Ausbildungsmission der Europäischen Union) EUV Vertrag über die Europäische Union oder Eisenbahn-Unfalluntersuchungsverordnung EuVT Europäischer Vollstreckungstitel EuVTVO Europäische Vollstreckungstitelverordnung (Verordnung (EG) Nr. 805/2004 […] zur Einführung eines europäischen Vollstreckungstitels für unbestrittene Forderungen) EuWG Europawahlgesetz (Gesetz über die Wahl der Abgeordneten des Europäischen Parlaments aus der Bundesrepublik Deutschland) EuWO 1988 (auch EWO) Europawahlordnung eUZ Elektronisches Ursprungszeugnis EuZA Europäische Zeitschrift für Arbeitsrecht EUZBLG (auch ZEUBLG) Gesetz über die Zusammenarbeit von Bund und Ländern in Angelegenheiten der Europäischen Union EuZVO Zustellungsverordnung (Verordnung (EG) Nr. 1348/2000 […] über die Zustellung gerichtlicher und außergerichtlicher Schriftstücke in Zivil- oder Handelssachen in den Mitgliedstaaten) EuZW Europäische Zeitschrift für Wirtschaftsrecht e. V. eingetragener Verein (siehe Verein) oder Eidesstattliche Versicherung oder einstweilige Verfügung oder Eingliederungsvereinbarung EV Eigentumsvorbehalt oder Einigungsvertrag oder Ermittlungsverfahren oder Eingangsverfahren (nach § 40 SGB IX, siehe u. a. Werkstatt für behinderte Menschen) oder Versicherung an Eides statt (= eidesstattliche Versicherung) oder Endverbraucher oder Einwilligungsvorbehalt oder Erbvertrag oder Ehevertrag EVA Agentur für die Bereiche Entwicklung der Verteidigungsfähigkeiten, Forschung, Beschaffung und Rüstung der EU (= Europäische Verteidigungsagentur) (engl.: European Defence Agency (EDA)) eVB elektronische Versicherungsbestätigung EvBl Evidenzblatt (Österreich) EVD Eidgenössisches Volkswirtschaftsdepartement (franz. Département fédéral de l’économie, ital. Dipartimento federale dell’economia, rät. Departament federal d’economia) oder elektronisches Verwaltungsdokument EVertr Einigungsvertrag EVG Ernährungsvorsorgegesetz (aufgehoben zum 11. April 2017; jetzt Ernährungssicherstellungs- und -vorsorgegesetz - ESVG) oder Europäische Verteidigungsgemeinschaft oder Eidgenössisches Versicherungsgericht EVO Eisenbahn-Verkehrsordnung EVR Europäisches Fahrzeugeinstellungsregister (engl.: ECVRR - European Centralized Virtual Vehicle Register) e.VS. eingetragene Verbrauchsstiftung EVS Einkommens- und Verbrauchsstichprobe oder Europäischer Freiwilligendienst (EFD) (engl.: European Voluntary Service – EVS) EVSP Europäische Sicherheits- und Verteidigungspolitik evtl. eventuell EVTZ Europäischer Verbund für territoriale Zusammenarbeit EVÜ Übereinkommen von Rom über das auf vertragliche Schuldverhältnisse anzuwendende Recht EVU Energieversorgungsunternehmen oder Eisenbahnverkehrsunternehmen EVZ Empfangs- und Verfahrenszentren für Asylsuchende (Schweiz) (siehe Bundesamt für Migration) EWC European Waste Catalogue (dt.: Europäische Abfallartenkatalog - EAK) EWG Europäische Wirtschaftsgemeinschaft (nunmehr Europäische Union) EWGRL EWG-Richtlinie (siehe Richtlinie (EU)) EWGV Vertrag zur Gründung der europäischen Wirtschaftsgemeinschaft EWiR Entscheidungen zum Wirtschaftsrecht (Zeitschrift) EWIV Europäische wirtschaftliche Interessenvereinigung EWIVAG Ausführungsgesetz zur EWIV EWIVO Verordnung über die Schaffung einer Europäischen wirtschaftlichen Interessenvereinigung EWKFondsG Gesetz über den Einwegkunststofffonds (Einwegkunststofffondsgesetz) EWKKennzV Einwegkunststoffkennzeichnungsverordnung EWKRL Richtlinie (EU) 2019/904 (Einwegkunststoff-Richtlinie) EWKVerbotsV Verordnung über das Verbot des Inverkehrbringens von bestimmten Einwegkunststoffprodukten und von Produkten aus oxo-abbaubarem Kunststoff (Einwegkunststoffverbotsverordnung) EWO (auch EuWO) Europawahlordnung EWPBG Gesetz zur Einführung von Preisbremsen für leitungsgebundenes Erdgas und Wärme (Erdgas-Wärme-Preisbremsengesetz) eWpRV Verordnung über Anforderungen an elektronische Wertpapierregister EWR Europäischer Wirtschaftsraum (engl.: European Economic Area - EEA) EWS Europäisches Währungssystem oder Europäisches Wirtschafts- und Steuerrecht, Betriebs-Berater für Europarecht (Zeitschrift) EWSA Europäischer Wirtschafts- und Sozialausschuss EWSG Gesetz über eine Soforthilfe für Letztverbraucher von leitungsgebundenem Erdgas und Kunden von Wärme (Erdgas-Wärme-Soforthilfegesetz) EWU Europäische Währungsunion (siehe Europäische Wirtschafts- und Währungsunion) EWWU Europäische Wirtschafts- und Währungsunion ExMinV Existenzminimum-Verordnung (Österreich) EXW Ex Works (ab Werk) (siehe Incoterms) EYC Rat für Bildung, Jugend, Kultur und Sport der EU (engl.: Education, Youth and Culture Council) EZ Erhebungszeitraum oder Einzelzimmer oder Einlagezahl (Grundbuch) EzA Entscheidungen zum Arbeitsrecht EZA Eisenbahn-Zentralamt oder Einzelzollanmeldung EZAR Entscheidungssammlung zum Ausländer- und Asylrecht EZAR NF Entscheidungssammlung zum Ausländer- und Asylrecht, neue Folge ab 2005 EZB Europäische Zentralbank (engl.: European Central Bank – ECB; franz.: Banque centrale européenne – BCE) EZG Emissionszertifikategesetz (Österreich) EZHW Erster Zollhauptwachtmeister EzSt Entscheidungssammlung zum Straf- und Ordnungswidrigkeitenrecht (Loseblattsammlung) EZT Elektronischer Zoll-Tarif (siehe TARIC) EZV Eidgenössische Zollverwaltung (franz. Administration fédérale des douanes, ital. Amministrazione federale delle dogane) EZulV Erschwerniszulagen-Verordnung (Verordnung über die Gewährung von Erschwerniszulagen) F F-Plan Flächennutzungsplan FA Finanzamt oder Fachanwalt (Deutschland) oder Fachanwalt (Schweiz) oder Führungsaufsicht oder Facharzt oder Fachaufsicht FABS Fahrerlaubnis-Bewertungssystem FAC Rat für Auswärtige Angelegenheiten der EU (engl.: Foreign Affairs Council) FachKrEG Fachkräfteeinwanderungsgesetz FactÜ Unidroit-Abkommen über das internationale Factoring FAER Fahreignungsregister FahrSiLehrgZulV Verordnung über das Zulassungsverfahren sowie die Prüfungsdurchführung für Lehrgänge für Sachkundige für die Fahrgastschifffahrt (Fahrgastsicherheitslehrgänge-Zulassungs- und Prüfungsverordnung) FAK freight all kinds FÄndG Finanz-Änderungsgesetz 1967 FäV Fährenbetriebsverordnung FAG Fernmeldeanlagengesetz oder Finanzausgleichsgesetz (siehe Finanzausgleich (Deutschland)) FAGO Finanzamt-Geschäftsordnung (Geschäftsordnung für die Finanzämter) FahrlAusbV Fahrlehrer-Ausbildungsverordnung FahrlG Fahrlehrergesetz (Gesetz über das Fahrlehrerwesen) FahrlG2018DV Durchführungsverordnung zum Fahrlehrergesetz FahrlPrüfV Fahrlehrer-Prüfungsverordnung FahrschAusbO Fahrschüler-Ausbildungsordnung FAL Bundesforschungsanstalt für Landwirtschaft FamEntlastG Familienentlastungsgesetz FamFG Gesetz über das Verfahren in Familiensachen und in den Angelegenheiten der freiwilligen Gerichtsbarkeit FamFR Familienrecht und Familienverfahrensrecht (Zeitschrift) FamGerMKindwG Gesetz zur Erleichterung familiengerichtlicher Maßnahmen bei Gefährdung des Kindeswohls FamGKG Gesetz über die Kosten in Familiensachen (siehe Gesetz über Gerichtskosten in Familiensachen) FamRÄndG Familienrechtsänderungsgesetz FamRB Der Familien-Rechts-Berater (Zeitschrift) FamRBInt Familien-Rechts-Berater international (Zeitschrift) FamRMaßnErlG Gesetz zur Erleichterung familiengerichtlicher Maßnahmen bei Gefährdung des Kindeswohls (siehe Kinderschutz) FamRZ Zeitschrift für das gesamte Familienrecht FANG Fremdrenten- und Auslandsrenten-Neuregelungsgesetz FAO Fachanwaltsordnung oder Food and Agriculture Organisation (Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation) FAS Free Alongside Ship (frei längsseits Schiff) (siehe Incoterms) FASi Fachkraft für Arbeitssicherheit FATCA Foreign Account Tax Compliance Act (FATCA) FATCA-USA-UmsV Verordnung zur Umsetzung der Verpflichtungen aus dem Abkommen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und den Vereinigten Staaten von Amerika zur Förderung der Steuerehrlichkeit bei internationalen Sachverhalten und hinsichtlich der als Gesetz über die Steuerehrlichkeit bezüglich Auslandskonten bekannten US-amerikanischen Informations- und Meldebestimmungen FA-ZVO Verordnung über die Zuständigkeiten der Finanzämter (Finanzamtszuständigkeitsverordnung) (z.B. in NRW) FB Frachtbrief FBA Folgenbeseitigungsanspruch oder Fernstraßen-Bundesamt FBeitrV Frequenznutzungsbeitragsverordnung FBG Fleischerei-Berufsgenossenschaft FBV Fahrzeug-Betriebs-Verordnung FCA Free CArrier (Frei Frachtführer) (siehe Incoterms) FCKW Fluor-Chlor-Kohlenwasserstoff(e) FCKWHalonVerbV Verordnung zum Verbot von bestimmten die Ozonschicht abbauenden Halogenkohlenwasserstoffen (siehe FCKW-Halon-Verbots-Verordnung) FCT Forwarding Agent´s Certifikate of Transport FDA Food and Drug Administration FE Fahrerlaubnis oder Fahreignung oder Europäische Stiftung (lat.: Fundatio Europaea) FEB Fahrerlaubnisbehörde FEG Fachkräfteeinwanderungsgesetz fedpol Bundesamt für Polizei (Schweiz) (franz. Office fédéral de la police, ital. Ufficio federale di polizia) FELEG Gesetz zur Förderung der Einstellung der landwirtschaftlichen Erwerbstätigkeit FEM Freiheitsentziehende Maßnahme FEP Flächenentwicklungsplan FernAbsG Fernabsatzgesetz FernStrÜG Fernstraßen-Überleitungsgesetz FernUSG Fernunterrichtsschutzgesetz FerReiseV Verordnung zur Erleichterung des Ferienreiseverkehrs auf der Straße (Ferienreiseverordnung) (siehe Wochenendfahrverbot) FertigPackV Fertigpackungsverordnung FeS Fahreignungsseminar FeuerbrandV Verordnung zur Bekämpfung der Feuerbrandkrankheit FeuerschStG Feuerschutzsteuergesetz FeV Fahrerlaubnis-Verordnung FEVS Fürsorgerechtliche Entscheidungen der Verwaltungs- und Sozialgerichte (Zeitschrift) FF Frachtführer oder Forum Familienrecht (Zeitschrift) FFG Filmförderungsgesetz (Gesetz über Maßnahmen zur Förderung des deutschen Films) (siehe Filmförderungsgesetz (Deutschland)) FFG Frauenförderungsgesetz FFH Fauna-Flora-Habitat FFH-Richtlinie Richtlinie 92/43/EWG (Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie) FFK Fortsetzungsfeststellungsklage FG Finanzgericht oder Festgabe FGB Familiengesetzbuch (DDR) FGebV Frequenzgebührenverordnung FGG Gesetz über die Angelegenheiten der freiwilligen Gerichtsbarkeit (aufgehoben; abgelöst durch das FamFG) FGO Finanzgerichtsordnung FGPrax Praxis der freiwilligen Gerichtsbarkeit (Zeitschrift) FGRVO Fluggastrechteverordnung der EU (siehe Fahrgastrechte) FGV Fahrzeug-Genehmigungs-Verordnung oder Flüssiggasverordnung (Österreich) FH Fachhochschule FHGöD Gesetz über die Fachhochschulen für den öffentlichen Dienst im Lande Nordrhein-Westfalen FHöV Fachhochschule für öffentliche Verwaltung FIAF Finanzinstrument für die Ausrichtung der Fischerei der EU FIATA Internationaler Spediteurverband (siehe FIATA) FinAnV Finanzanalyseverordnung (Verordnung über die Analyse von Finanzinstrumenten) FinB (auch FinBeh) Finanzbehörde FinDAG Gesetz über die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Finanzdienstleistungsaufsichtsgesetz) FinDiszErstV Verordnung zur Durchführung der Erstattung von Mitteln aus der Finanzdisziplin des Europäischen Garantiefonds für die Landwirtschaft an die Empfänger von Direktzahlungen (Finanzdisziplin-Erstattungsverordnung) FINMA Eidgenössische Finanzmarktaufsicht (franz.: Autorité fédérale de surveillance des marchés financiers, ital.: Autorità federale di vigilanza sui mercati finanziari, rätoromanisch: Autoritad federala per la surveglianza dals martgads da finanzas) FINMAG Bundesgesetz über die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht (Finanzmarktaufsichtsgesetz) FinStabG Finanzstabilitätsgesetz FinStrG Bundesgesetz vom 26. Juni 1958, betreffend das Finanzstrafrecht und das Finanzstrafverfahrensrecht (Finanzstrafgesetz) (Österreich) FinVermV Verordnung über die Finanzanlagenvermittlung FIS Fachinformationsstelle Zivil- und Katastrophenschutz oder Fédération Internationale de Ski FIS-Regeln Verhaltens-Regeln des Internationalen Skiverbandes FIS für Skifahrer und Snowboarder (siehe FIS-Regeln) FischEtikettG Fischetikettierungsgesetz FischHV Fischhygieneverordnung (Verordnung über die hygienischen Anforderungen an Fischereierzeugnisse und lebende Muscheln) FischSeuchV Fischseuchenverordnung (siehe u. a. Fischkrankheit) FIU Zentralstelle für Finanztransaktionsuntersuchungen (engl.: Financial Intelligence Unit - FIU) FJD Freiwilliges Jahr in der Denkmalpflege FKAustG Gesetz zum automatischen Austausch von Informationen über Finanzkonten in Steuersachen FKEG Fachkräfteeinwanderungsgesetz FKN Fachkundenachweis für Seenotsignalmittel FKPG Gesetz zur Umsetzung des Föderalen Konsolidierungsprogramms FKS Fachkundige Stelle (nach § 84 SGB III) oder Finanzkontrolle Schwarzarbeit der Bundeszollverwaltung FKüAusbV Verordnung über die Berufsausbildung zur Fachkraft Küche (Fachkraft-Küche-Ausbildungsverordnung) FKV Fusionskontrollverordnung (siehe Zusammenschlusskontrolle oder Kartellrecht) FLAF Familienlastenausgleichsfonds (Österreich) FlaggAO Flaggenanordnung (Anordnung über die deutschen Flaggen) FlaggRG (FlRG) Flaggenrechtsgesetz (Gesetz über das Flaggenrecht der Seeschiffe und die Flaggenführung der Binnenschiffe) (siehe Flaggenrecht) FlBG Fleischbeschaugesetz FlErwV Flächenerwerbsverordnung FlG Fleischgesetz FlHG Fleischhygienegesetz FLI Friedrich-Loeffler-Institut, Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit FlNr. Flurnummer FlRG Flaggenrechtsgesetz (siehe Flaggenrecht) FlRV Flaggenrechtsverordnung FlsBergV Festlandsockel-Bergverordnung FlStk. (FlSt.) Flurstück FlStNr. Flurstücknummer FlugBelWertV Verordnung über die Ermittlung der Beleihungswerte von Flugzeugen nach § 26d Absatz 1 und 2 des Pfandbriefgesetzes (Flugzeugbeleihungswertermittlungsverordnung) Fluggastrechte-VO Verordnung (EG) Nr. 261/2004 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 11. Februar 2004 über eine gemeinsame Regelung für Ausgleichs- und Unterstützungsleistungen für Fluggäste im Fall der Nichtbeförderung und bei Annullierung oder großer Verspätung von Flügen und zur Aufhebung der Verordnung (EWG) Nr. 295/91 (Fluggastrechte-Verordnung) FluglärmG Fluglärmschutzgesetz FlurbG Flurbereinigungsgesetz FlUUG Gesetz über die Untersuchung von Unfällen und Störungen bei dem Betrieb von zivilen Luftfahrzeugen (Flugunfall-Untersuchungs-Gesetz (Deutschland)) FM Finanzminister oder Finanzministerium FMA Finanzmarktaufsichtsbehörde (Österreich) oder FMA Finanzmarktaufsicht Liechtenstein FMABG Finanzmarktaufsichtsbehördengesetz (Österreich) FMAG Finanzmarktaufsichtsgesetz (Liechtenstein) FMG Fernmeldegesetz (Schweiz) FMFG Finanzmarktförderungsgesetz FMK Finanzministerkonferenz FMS Finanzmarktstabilisierungsfonds FMSA Bundesanstalt für Finanzmarktstabilisierung FMStErgG Gesetz zur weiteren Stabilisierung des Finanzmarktes (Finanzmarktstabilisierungsergänzungsgesetz) FMStFG Finanzmarktstabilisierungsfondsgesetz FMStG Finanzmarktstabilisierungsgesetz FMStV Verordnung zur Durchführung des Stabilisierungsfondsgesetzes (Finanzmarktstabilisierungsfonds-Verordnung) Fn. Fußnote FN Firmenbuchnummer (Österreich) FNA Fundstellennachweis A (für Bundesgesetzblatt Teil I) FNB Fundstellennachweis B (für Bundesgesetzblatt Teil II) FNP Flächennutzungsplan FOB Free On Board (siehe Incoterms) FOCJ Functional, Overlapping, Competing Jurisdictions FödRefBeglG Föderalismusreform-Begleitgesetz FöGbG Fördergebietsgesetz (Gesetz über Sonderabschreibungen und Abzugsbeträge im Fördergebiet; Artikel 6 des Gesetzes zur Förderung von Investitionen und Schaffung von Arbeitsplätzen im Beitrittsgebiet sowie zur Änderung steuerrechtlicher und anderer Vorschriften) FÖJFG Gesetz zur Förderung eines Freiwilligen Ökologischen Jahres FördStEG Gesetz zur Förderung der Steuerehrlichkeit FördElRV Gesetz zur Förderung des elektronischen Rechtsverkehrs mit den Gerichten FOR Fachoberschulreife (siehe Fachoberschule) Form. Formular FormAnpG Formanpassungsgesetz FortentwicklungsG Gesetz zur Fortentwicklung der Grundsicherung für Arbeitssuchende FOS Fachoberschule FoVG Forstvermehrungsgut-Gesetz FoVo Forderung und Vollstreckung (Zeitschrift) FPackV Fertigpackungsverordnung FPersG Fahrpersonalgesetz FPersV Fahrpersonalverordnung FPflZG (FPfZG) Gesetz über die Familienpflegezeit (Familienpflegezeitgesetz) FPG Fremdenpolizeigesetz (Österreich) (siehe u. a. Aufenthaltsstatus) FPR Familie, Partnerschaft und Recht (Zeitschrift) (siehe Familie Partnerschaft Recht) FR Finanz-Rundschau, Ertragssteuerrecht (Zeitschrift) FRA Agentur der Europäischen Union für Grundrechte (engl.: European Union Agency for Fundamental Rights) FreihEntzG Freiheitsentziehungsgesetz (z. B. hessisches Gesetz über die Entziehung der Freiheit geisteskranker, geistesschwacher, rauschgift- oder alkoholsüchtiger Personen – FreihEntzG HE) FreiwFortbV Fahranfängerfortbildungsverordnung (aufgehoben) FreizügEGV Freizügigkeitsverordnung (Verordnung über die allgemeine Freizügigkeit von Staatsangehörigen der Mitgliedstaaten der Europäischen Union) FreizügG/EU Freizügigkeitsgesetz/EU FreqBZPV Frequenzbereichszuweisungsplanverordnung FreqNPAV Verordnung über das Verfahren zur Aufstellung des Frequenznutzungsplanes FreqZutV Frequenzzuteilungsverordnung FrFG Frauenfördergesetz (Sachsen-Anhalt) FRG Fremdrentengesetz FRGB Anerkannte Beschäftigungszeiten nach § 16 des Fremdrentengesetzes (FRGB). FRGN Zeiten einer Nachversicherung nach Art. 6 § 23 FANG. FrhEntzG Freiheitsentziehungsgesetz (Gesetz über das gerichtliche Verfahren bei Freiheitsentziehungen) FRONTEX Europäische Agentur für die operative Zusammenarbeit an den Außengrenzen der Mitgliedstaaten der Europäischen Union (franz.: Frontières extérieures) FR-PS französische Patentschrift FrSaftErfrischGetrV Verordnung über Fruchtsaft, einige ähnliche Erzeugnisse, Fruchtnektar und koffeinhaltige Erfrischungsgetränke FrStllgV Freistellungsverordnung FRUG (auch FinMarktRL-UmsG) Gesetz zur Umsetzung der Richtlinie über Märkte für Finanzinstrumente und der Durchführungsrichtlinie der Kommission (Finanzmarktrichtlinie-Umsetzungsgesetz) FRV Paulskirchenverfassung (auch: Frankfurter Reichsverfassung, abgekürzt FRV) FS Festschrift oder Führerschein oder Freiheitsstrafe FSA Freistellungsauftrag für Kapitalerträge FSAV Flugsicherungsausrüstung-Verordnung (Verordnung über die Flugsicherungsausrüstung der Luftfahrzeuge) FSB Secretariat to the Financial Stability Board Bank for International Settlements (kurz: Financial Stability Board – FSB; dt.: Finanzstabilitätsrat) FSG Führerscheingesetz (Österreich) FSHG Gesetz über den Feuerschutz und die Hilfeleistung (NRW) FSJ Freiwilliges Soziales Jahr FSJG Gesetz zur Förderung eines freiwilligen ökologischen Jahres FSK Freiwillige Selbstkontrolle der Filmwirtschaft FStrAbG Fernstraßenausbaugesetz FStrBAG Gesetz zur Errichtung eines Fernstraßen-Bundesamtes FStrG Bundesfernstraßengesetz FStrPrivFinG Fernstraßenbauprivatfinanzierungsgesetz (Gesetz über den Bau und die Finanzierung von Bundesfernstraßen durch Private) (siehe u. a. F-Modell) FSV Verordnung über Sicherheitspersonal in der Fahrgastschifffahrt FSVG Sozialversicherung freiberuflich selbständig Erwerbstätiger (Österreich) FTEG Gesetz über Funkanlagen und Telekommunikationsendeinrichtungen (aufgehoben zum 4. Juli 2017; abgelöst durch Funkanlagengesetz - FuAG) FuAG Funkanlagengesetz FuR Familie und Recht (Zeitschrift) FusG Schweizer Bundesgesetz über Fusion, Spaltung, Umwandlung und Vermögensübertragung (Fusionsgesetz) Fußn. Fußnote FuttMG Futtermittelgesetz (siehe Futtermittel) FuttMVerwVerbV 2 Zweite Futtermittel-Verwertungsverbotsverordnung FV Fahrverbot oder Verordnung über die Zulassung von Fahrlehrern und ihre Berufsausübung (Fahrlehrerverordnung) (Liechtenstein) FVerlV Verordnung zur Anwendung des Fremdvergleichsgrundsatzes nach § 1 Abs. 1 des Außensteuergesetzes in Fällen grenzüberschreitender Funktionsverlagerungen (Funktionsverlagerungsverordnung) FVG Gesetz über die Finanzverwaltung (Finanzverwaltungsgesetz) FvP Fachtechnisch verantwortliche Person (Schweiz) FWD Freiwilliger Wehrdienst FWDL Freiwillig Wehrdienst Leistender FwG Feuerwehrgesetz (z. B. in Baden-Württemberg) FWMR Forschungsstelle für Wirtschafts- und Medienrecht der Uni Bayreuth FWR Fiata Warehouse Receipt (ein von der FIATA entwickelter Lagerschein) FZ Führungszeugnis FZA Funkzellenabfrage FZG Bundesgesetz über die Freizügigkeit in der beruflichen Alters-, Hinterlassenen- und Invalidenvorsorge (Schweiz) FzgLiefgMeldV Fahrzeuglieferungs-Meldepflichtverordnung FZR Verdienst für den Beiträge zur Freiwilligen Zusatzrentenversicherung in der ehemaligen DDR (Beitrittsgebiet) gezahlt wurden. FZulBV Forschungszulagen-Bescheinigungsverordnung FZulG Forschungszulagengesetz FZV Fahrzeug-Zulassungsverordnung G G. Gesetz oder Gehbehinderung oder Gutachten G 10 (G 10 2001) Gesetz zur Beschränkung des Brief-, Post- und Fernmeldegeheimnisses gA gewöhnlicher Aufenthalt GA Goltdammer’s Archiv für Strafrecht (Zeitschrift) oder General Assembly (Vollversammlung der Vereinten Nationen) oder Generalanwalt (EuGH) oder Referatsleiter der Generalprokurator am OGH in Österreich oder erster schweizerischer Bundesanwalt oder Geschäftsanweisung oder Allgemeine Luftfahrt (General Aviation) oder Gemeinschaftsaufgabe oder Gutachterausschuss GAA Gewerbeaufsichtsamt oder Geldausgabeautomat GABl. Gemeinsames Amtsblatt GAC Rat für Allgemeine Angelegenheiten der EU (engl.: General Affairs Council) GAD Gesetz über den Auswärtigen Dienst oder Grenzaufsichtsdienst GärtnAusbV Verordnung über die Berufsausbildung zum Gärtner/zur Gärtnerin GaFG Gesetz zur Errichtung des Sondervermögens „Ausbau ganztägiger Bildungs- und Betreuungsangebote für Kinder im Grundschulalter“ GaFinHG Gesetz über Finanzhilfen des Bundes zum Ausbau ganztägiger Bildungs- und Betreuungsangebote für Kinder im Grundschulalter (Ganztagsfinanzhilfegesetz) GaFöG Gesetz zur ganztägigen Förderung von Kindern im Grundschulalter (Ganztagsförderungsgesetz) GAFTA Grain and Feed Trade Association gAG Gemeinnützige Aktiengesellschaft GAG Gemeindeaufgabengesetz (z. B. in Bayern) oder Gesplittete Abwassergebühr GAK-Gesetz Gesetz über die Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes“ GalvMstrV Verordnung über die Meisterprüfung in den Teilen I und II im Galvaniseur-Handwerk GAnwZ Bayerische Geschäftsanweisung in Zivilsachen GAP Gemeinsame Agrarpolitik der EU oder Gute landwirtschaftliche Praxis oder Gasanlagenprüfung GAPAusnV Verordnung zur Durchführung der im Rahmen der Gemeinsamen Agrarpolitik geltenden Ausnahmeregelungen hinsichtlich der Anwendung der Standards für den guten landwirtschaftlichen und ökologischen Zustand (GLÖZ-Standards) 7 und 8 für das Antragsjahr 2023 (GAP-Ausnahmen-Verordnung) GAPDZG Gesetz zur Durchführung der im Rahmen der Gemeinsamen Agrarpolitik finanzierten Direktzahlungen (GAP-Direktzahlungen-Gesetz) GAPDZV Verordnung zur Durchführung der GAP-Direktzahlungen (GAP-Direktzahlungen-Verordnung) GAPFinISchG Gesetz zur Regelung einzelner dem Schutz der finanziellen Interessen der Union dienender Bestimmungen im Rahmen der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP-Finanzinteressen-Schutz-Gesetz) GAPInVeKoSG Gesetz zur Durchführung des im Rahmen der Gemeinsamen Agrarpolitik einzuführenden Integrierten Verwaltungs- und Kontrollsystems GAPKondG Gesetz zur Durchführung der im Rahmen der Gemeinsamen Agrarpolitik geltenden Konditionalität (GAP-Konditionalitäten-Gesetz) GAPKondV Verordnung zur Durchführung der im Rahmen der Gemeinsamen Agrarpolitik geltenden Konditionalität (GAP-Konditionalitäten-Verordnung) GAPStatG Gesetz über die Statistiken zu Gesundheitsausgaben und ihrer Finanzierung, zu Krankheitskosten sowie zum Personal im Gesundheitswesen GarBBAnO Anordnung über den Bau und Betrieb von Garagen (der DDR) GartAusbStEignV Verordnung über die Eignung der Ausbildungsstätte für die Berufsausbildung zum Gärtner/zur Gärtnerin GartenKundenBerPrV Verordnung über die Prüfung zum anerkannten Abschluss Geprüfter Kundenberater/Geprüfte Kundenberaterin - Gartenbau GartMStrV Verordnung über die Anforderungen in der Meisterprüfung für den Beruf Gärtner/Gärtnerin GarVO Garagenverordnung (z. B. in HH) GasgeräteDG Gesetz zur Durchführung der Verordnung (EU) 2016/426 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 9. März 2016 über Geräte zur Verbrennung gasförmiger Brennstoffe und zur Aufhebung der Richtlinie 2009/142/EG (Gasgerätedurchführungsgesetz) GasGKErstV Verordnung zu Kostenerstattungsansprüchen für Gasgeräte (Gasgerätekostenerstattungsverordnung) GasGVV Verordnung über Allgemeine Bedingungen für die Grundversorgung von Haushaltskunden und die Ersatzversorgung mit Gas aus dem Niederdrucknetz (Gasgrundversorgungsverordnung) GasHDrLtgV Verordnung über Gashochdruckleitungen GasLastV Verordnung über die Sicherstellung der Gasversorgung (Gaslastverteilungs-Verordnung) GasNEV Gasnetzentgeltverordnung GasNZV Gasnetzzugangsverordnung GASP Gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik der Europäischen Union GasPrAnpV Verordnung nach § 26 des Energiesicherungsgesetzes über einen finanziellen Ausgleich durch eine saldierte Preisanpassung (Gaspreisanpassungsverordnung) GasSpBefüllV Verordnung zur Zurverfügungstellung unterbrechbarer Speicherkapazitäten zur Gewährleistung der Versorgungssicherheit (Gasspeicherbefüllungsverordnung) GasSpFüllstV Verordnung zur Anpassung von Füllstandsvorgaben für Gasspeicheranlagen (Gasspeicherfüllstandsverordnung) GaStatAusV Verordnung zur Aussetzung der Erhebung über Kinder in den Klassenstufen eins bis vier nach dem Achten Buch Sozialgesetzbuch (Ganztagsstatistikaussetzungsverordnung) GastroAusbV Verordnung über die Berufsausbildungen zur Fachkraft für Gastronomie, zum Fachmann für Restaurants und Veranstaltungsgastronomie und zur Fachfrau für Restaurants und Veranstaltungsgastronomie sowie zum Fachmann für Systemgastronomie und zur Fachfrau für Systemgastronomie (Gastronomieberufeausbildungsverordnung) GASV Verordnung zur Bestimmung von weiteren grundlegenden Anforderungen an Geräte sowie zur Bestimmung von Äquivalenzen nationaler Schnittstellen und Geräteklassenkennungen auf dem Gebiet der Funkanlagen und Telekommunikationsendeinrichtungen (Grundlegende Anforderungen- und Schnittstellen-Verordnung) GasSV Verordnung zur Sicherung der Gasversorgung in einer Versorgungskrise (Gassicherungsverordnung) (siehe Gasreserve) GASt Grenzaufsichtsstelle GastG Gaststättengesetz GastgewAusbV Verordnung über die Berufsausbildung im Gastgewerbe GastStG Gaststaatgesetz GATS Allgemeines Abkommen über den Handel mit Dienstleistungen (englisch General Agreement on Trade in Services) GATT Allgemeines Zoll- und Handelsabkommen (engl.: General Agreement on Tariffs and Trade – GATT) (heute: WTO) GATTG Gesetz über das Protokoll von Torquay vom 21. April 1951 und über den Beitritt der Bundesrepublik Deutschland zum Allgemeinen Zoll- und Handelsabkommen GaufzV Verordnung zu Art, Inhalt und Umfang von Aufzeichnungen im Sinne des § 90 Absatz 3 der Abgabenordnung (Gewinnabgrenzungsaufzeichnungsverordnung) GAV Gesamtarbeitsvertrag (Schweiz) GAVO Garagenverordnung (z. B. in BW) GAW Gleichbehandlungsanwaltschaft (Österreich) oder Gesetz über den Außenwirtschafts-, Kapital- und Zahlungsverkehr GB Grundbuch oder Gerichtsbescheid G-BA (auch GemBA oder GBA) Gemeinsamer Bundesausschuss GBA Generalbundesanwalt oder Grundbuchamt oder Gemeinsamer Bundesausschuss GBankDVDV Verordnung über den Vorbereitungsdienst für den gehobenen Bankdienst der Deutschen Bundesbank GbAusV Verordnung über die Berufsausbildung zum Geigenbauer und zur Geigenbauerin GBBerG Grundbuchbereinigungsgesetz GBG Grundbuchsgesetz (Österreich) GBK Gleichbehandlungskommission (Österreich) GBK/GAW-Gesetz Bundesgesetz über die Gleichbehandlungskommission und die Gleichbehandlungsanwaltschaft (Österreich) GBl Gesetzblatt GBMaßnG Gesetz über Maßnahmen auf dem Gebiete des Grundbuchwesens GBO Grundbuchordnung GBOERA Grundbuch- und Öffentlichkeitsregisteramt (Liechtenstein) GB-PS Britische Patentschrift GbR Gesellschaft bürgerlichen Rechts (= BGB-Gesellschaft) GBR Gesamtbetriebsrat GbV Gefahrgutbeauftragtenverordnung GBV Grundbuchverfügung oder Schweizerische Verordnung betreffend das Grundbuch oder Geschäftsbesorgungsvertrag GBZugV Berufszugangsverordnung für den Güterkraftverkehr GCM Globaler Pakt für sichere, geordnete und reguläre Migration (englisch: Global Compact for Save, Regular, and Orderly Migration) GCP Good Clinical Practice (deutsch: „Gute klinische Praxis“) GCP-V Verordnung über die Anwendung der Guten klinischen Praxis bei der Durchführung von klinischen Prüfungen mit Arzneimitteln zur Anwendung am Menschen (GCP-Verordnung) GD Generaldirektion der EU-Kommission (auch DG für / franz. ) GDA Gemeinsame Deutsche Arbeitsschutzstrategie GdB Grad der Behinderung GDB Grundstücksdatenbank (Österreich) GDD Gesellschaft für Datenschutz und Datensicherheit e.V. GDEW Gesetz zur Digitalisierung der Energiewende GDG Gesundheitsdienstgesetz GDPdU Grundsätze zum Datenzugriff und zur Prüfbarkeit digitaler Unterlagen (GDPdU) GDRG / G-DRG German Diagnosis Related Groups (dt.: diagnosebezogene Fallgruppen) GdS Grad der Schädigungsfolgen (seit dem 21. Dezember 2007; vorher MdE – Minderung der Erwerbsfähigkeit) oder Gewerkschaft der Sozialversicherung GDV Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e.V. GdWE Gemeinschaft der Wohnungseigentümer GDWS Generaldirektion Wasserstraßen und Schifffahrt GE Das Grundeigentum (Zeitschrift) oder Geistiges Eigentum oder Gemeinschaftseigentum GEA Gemeinsame Ermittlungsgruppen Arbeit GEAS Gemeinsames Europäisches Asylsystem (siehe Asylpolitik der Europäischen Union) geb. geboren oder gebunden Geb. Gebühr(en) GebG Gebührengesetz (siehe z. B.: Gebührengesetz 1957, Österreich) GebGabe Geburtstagsgabe GebrM Gebrauchsmuster GebrMG Gebrauchsmustergesetz GedSchr Gedächtnisschrift GEEV Verordnung zur grenzüberschreitenden Ausschreibung für Strom aus erneuerbaren Energien (Grenzüberschreitende-Erneuerbare-Energien-Verordnung) GefBeitrV Verordnung über die Pauschalberechnung der Beiträge zur Arbeitsförderung für Gefangene (Gefangenen-Beitragsverordnung) GeflPestV (auch GeflPestSchV) Verordnung zum Schutz gegen die Geflügelpest (Geflügelpest-Verordnung) GefStoffV Gefahrstoffverordnung GEG Gebäudeenergiegesetz GEIG Gebäude-Elektromobilitätsinfrastruktur-Gesetz GEK (auch GEKR) Gemeinsames Europäisches Kaufrecht GeldStrTV Verordnung über die Tilgung uneinbringlicher Geldstrafen durch freie Arbeit (NRW) GelverkG Bundesgesetz über die nichtlinienmäßige gewerbsmäßige Beförderung von Personen mit Kraftfahrzeugen (Gelegenheitsverkehrs-Gesetz 1996) (Österreich) gem. gemäß oder gemeinsam GemA (auch GemAus) Gemeinsamer Ausschuss GemAusGO Geschäftsordnung für den Gemeinsamen Ausschuß GEMA Gesellschaft für musikalische Aufführungs- und mechanische Vervielfältigungsrechte GemBA (auch G-BA oder GBA) Gemeinsamer Bundesausschuss GemO (GO) Gemeindeordnung oder Gemeinschaftsordnung einer Wohnungseigentümergemeinschaft GemFinRefG Gesetz zur Neuordnung der Gemeindefinanzen (Gemeindefinanzreformgesetz) GemSOGB (GmS-OGB) Gemeinsamer Senat der obersten Gerichtshöfe des Bundes Gen. Genehmigung oder Genossenschaft GenBeschlG Genehmigungsbeschleunigungsgesetz (Gesetz zur Beschleunigung von Genehmigungsverfahren) GenDG Gesetz über genetische Untersuchungen beim Menschen (Gendiagnostikgesetz) GenG Genossenschaftsgesetz GenRegV Genossenschaftsregister-Verordnung (Verordnung über das Genossenschaftsregister) GenTG Gentechnikgesetz GenTPflEV Verordnung über die gute fachliche Praxis bei der Erzeugung gentechnisch veränderter Pflanzen (Gentechnik-Pflanzenerzeugungsverordnung) GenTSV Gentechniksicherheits-Verordnung (Verordnung über die Sicherheitsstufen und Sicherheitsmaßnahmen bei gentechnischen Arbeiten in gentechnischen Anlagen) GenTVfV Gentechnikverfahrens-Verordnung (Verordnung über Antrags- und Anmeldeunterlagen und über Genehmigungs- und Anmeldeverfahren nach dem Gentechnikgesetz) GER Gemeinsame Ermittlungsgruppe Rauschgift GerZV Gerichtszuständigkeitsverordnung Ges. Gesetz oder Gesellschaft oder Gesellschafter GesamtKiZ Gesamtkinderzuschlag (siehe Kinderzuschlag) GesBergV Bergverordnung zum gesundheitlichen Schutz der Beschäftigten (Gesundheitsschutz-Bergverordnung) GesbR Gesellschaft nach bürgerlichem Recht (Österreich) GeschG Bundesgesetz zum Schutz vor Gewalt in der Familie (Gewaltschutzgesetz) (Österreich) GeschGehG Gesetz zum Schutz von Geschäftsgeheimnissen (Geschäftsgeheimnisgesetz) GeschmMG Geschmacksmustergesetz (heißt seit 2014 Designgesetz) GeschO (GO) Geschäftsordnung GESG Gesundheits- und Ernährungssicherheitsgesetz (Österreich) GesLV Verordnung über die Ausgestaltung der Gesellschafterliste (Gesellschafterlistenverordnung) GesR Zeitschrift für Gesundheitsrecht oder Gesellschaftsrecht oder Gesellschaftsregister GesRuaCovBekG Gesetz über Maßnahmen im Gesellschafts-, Genossenschafts-, Vereins-, Stiftungs- und Wohnungseigentumsrecht zur Bekämpfung der Auswirkungen der COVID-19-Pandemie GesRV Verordnung über die Einrichtung und Führung des Gesellschaftsregisters (Gesellschaftsregisterverordnung) GESTA Stand der Gesetzgebung des Bundes GewAbfV Verordnung über die Bewirtschaftung von gewerblichen Siedlungsabfällen und von bestimmten Bau- und Abbruchabfällen (Gewerbeabfallverordnung) GewAnzV Verordnung zur Ausgestaltung des Gewerbeanzeigeverfahrens (Gewerbeanzeigeverordnung) GewArch (GewA) Gewerbearchiv – Zeitschrift für Wirtschaftsverwaltungsrecht GewebeG Gesetz über Qualität und Sicherheit von menschlichen Geweben und Zellen (Gewebegesetz) GewinnungsAbfV Gewinnungsabfallverordnung (Verordnung zur Umsetzung der Richtlinie 2006/21/EG des europäischen Parlaments und des Rates vom 15. März 2006 über die Bewirtschaftung von Abfällen aus der mineralgewinnenden Industrie und zur Änderung der Richtlinie 2004/35/EG; Errichtung, Betrieb, Stilllegung und Nachsorge für Beseitigungsanlagen für Gewinnungsabfälle, Lagerung, Ablagerung und Verwertung von Gewinnungsabfällen) GewO Gewerbeordnung (Deutschland) oder Gewerbeordnung (Österreich) GewO§34cDV Verordnung über die Pflichten der Makler, Darlehens- und Anlagenvermittler, Bauträger und Baubetreuer GewSchG Gewaltschutzgesetz GewSt Gewerbesteuer (Deutschland) GewStDV Gewerbesteuer-Durchführungsverordnung GewStG Gewerbesteuergesetz GewStR Gewerbesteuer-Richtlinien gez. gezeichnet GEZ Gebühreneinzugszentrale GF Geschäftsführer, bzw. Geschäftsführung oder Grundfläche (Architektur) GFABPrV Verordnung über die Prüfung zum anerkannten Fortbildungsabschluss Geprüfte Fachkraft zur Arbeits- und Berufsförderung (Arbeits- und Berufsförderungsfortbildungsprüfungsverordnung) GFDV Verordnung über die Art der Daten, die nach § 30 Absatz 1 Satz 1 und § 31 Absatz 1 Satz 1 des Bundespolizeigesetzes zur Grenzfahndung und zur grenzpolizeilichen Beobachtung gespeichert werden dürfen (Grenzfahndungsdatenverordnung) GFG Gemeinsame Finanzermittlungsgruppe oder Gesetz über die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses an den Hochschulen GFK Abkommen über die Rechtsstellung der Flüchtlinge (Genfer Flüchtlingskonvention) GFlFleischV Verordnung über Vermarktungsnormen für Geflügelfleisch GFlHG Geflügelfleischhygienegesetz GflSalmoV Verordnung zum Schutz gegen bestimmte Salmonelleninfektionen beim Haushuhn und bei Puten (Geflügel-Salmonellen-Verordnung) GFZ Geschossflächenzahl (siehe Maß der baulichen Nutzung#Geschossflächenzahl (GFZ)) GFP Gemeinsame Fischereipolitik der EU GFV Verordnung über die Durchführung der Graduiertenförderung GG Grundgesetz oder Gefahrgut GGAV Gefahrgut-Ausnahmeverordnung (Verordnung über Ausnahmen von den Vorschriften über die Beförderung gefährlicher Güter) GGBefG Gefahrgutbeförderungsgesetz GGBG Gefahrgutbeförderungsgesetz (Österreich) GGBV Gefahrgutbeförderungsverordnung (Österreich) GGG Gerichtsgebührengesetz (Österreich) GGKontrollV Verordnung über die Kontrollen von Gefahrguttransporten auf der Straße und in den Unternehmen (Gefahrgutkontrollverordnung) GGKostV Kostenverordnung für Maßnahmen bei der Beförderung gefährlicher Güter (Gefahrgutkostenverordnung) gGmbH Gemeinnützige GmbH GGO Gemeinsame Geschäftsordnung der Bundesministerien GgV Geburtsgebrechenverordnung (Schweiz) GGV Gebäudegrundbuchverfügung (Verordnung über die Anlegung und Führung von Gebäudegrundbüchern) GGVBinSch Verordnung über die Beförderung gefährlicher Güter auf Binnengewässern (Gefahrgutverordnung Binnenschifffahrt) GGVSEB Gefahrgutverordnung Straße, Eisenbahn und Binnenschifffahrt GGVSee Gefahrgutverordnung See GH Geschäftsherr GHS Global harmonisiertes System zur Einstufung und Kennzeichnung von Chemikalien GiMedAusbV Verordnung über die Berufsausbildung zum Gestalter für immersive Medien und zur Gestalterin für immersive Medien (Gestalter-immersive-Medien-Ausbildungsverordnung) GIRL Geruchsimmissions-Richtlinie GlRStG Gesetz zur Verkürzung des Restschuldbefreiungsverfahrens und zur Stärkung der Gläubigerrechte GjS Gesetz über die Verbreitung jugendgefährdender Schriften und Medieninhalte GK Gemeinschaftskommentar oder Großkommentar GkG Gesetz über die kommunale Gemeinschaftsarbeit (z. B. in NRW) GKG Gerichtskostengesetz oder Güterkontrollgesetz (Schweiz) GKV Gesetzliche Krankenversicherung oder Gesamtkostenverfahren oder Gesamtkirchenverwaltung oder Gesamtkreditvolumen oder Spitzenverband Bund der Krankenkassen oder Grenzwerteverordnung (Österreich) GKV-BRG Gesetz zur Einführung eines Freibetrages in der gesetzlichen Krankenversicherung zur Förderung der betrieblichen Altersvorsorge (GKV-Betriebsrentenfreibetragsgesetz) GKV-FQWG Gesetz zur Weiterentwicklung der Finanzstruktur und der Qualität in der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV-Finanzstruktur- und Qualitäts-Weiterentwicklungsgesetz) GKV-IPReG Gesetz zur Stärkung von intensivpflegerischer Versorgung und medizinischer Rehabilitation in der gesetzlichen Krankenversicherung (Intensivpflege- und Rehabilitationsstärkungsgesetz) GKV-SolG Gesetz zur Stärkung der Solidarität in der gesetzlichen Krankenversicherung GKV-VSG GKV-Versorgungsstärkungsgesetz GKV-VStG Versorgungsstrukturgesetz GKV-WSG Gesetz zur Stärkung des Wettbewerbs in der gesetzlichen Krankenversicherung GlBG Bundesgesetz über die Gleichbehandlung (Gleichbehandlungsgesetz) (Österreich) GlasappAusbV Verordnung über die Berufsausbildung zum Glasapparatebauer und zur Glasapparatebauerin (Glasapparatebauer-Ausbildungsverordnung) GlAusbV 2001 Verordnung über die Berufsausbildung zum Glaser/zur Glaserin GleibWV Verordnung über die Wahl der Gleichstellungsbeauftragten und ihrer Stellvertreterin in Dienststellen des Bundes (Gleichstellungsbeauftragten-Wahlverordnung) GleichberG Gesetz über die Gleichberechtigung von Mann und Frau auf dem Gebiet des bürgerlichen Rechts (Gleichberechtigungsgesetz) GleichstG TH Thüringer Gleichstellungsgesetz GleiStatV Verordnung über statistische Erhebungen zur Gleichstellung von Frauen und Männern in Dienststellen des Bundes GlG Gleichstellungsgesetz (Schweiz) oder Gesetz zur Gleichstellung von Frauen und Männern im öffentlichen Dienst des Landes Mecklenburg-Vorpommern (Gleichstellungsgesetz M-V) oder Bayerisches Gesetz zur Gleichstellung von Frauen und Männern (Bayerisches Gleichstellungsgesetz - GlG Bay) GLS Grundlohnsumme GlüStV Glücksspielstaatsvertrag GM Gebrauchsmuster GmbH Gesellschaft mit beschränkter Haftung oder Gesellschaft mit beschränkter Haftung (Österreich) oder Gesellschaft mit beschränkter Haftung (Liechtenstein) oder Gesellschaft mit beschränkter Haftung (Schweiz) GmbHG GmbH-Gesetz in Deutschland oder GmbH-Gesetz in Österreich GmbHR GmbH-Rundschau (Zeitschrift) GMBl Gemeinsames Ministerialblatt GMG Gesetz zur Modernisierung der gesetzlichen Krankenversicherung, kurz: GKV-Modernisierungsgesetz GMK Gesundheitsministerkonferenz GMLZ Gemeinsames Melde- und Lagezentrum von Bund und Ländern GMP Gute Herstellungspraxis (engl.: Good Manufacturing Practice - GMP) GmS-OGB (GemSOGB) Gemeinsamer Senat der obersten Gerichtshöfe des Bundes GNG Gesetz über die Neuordnung zentraler Einrichtungen des Gesundheitswesens GnO Gnadenordnung GnR Genossenschaftsregister GNT Güternahverkehrstarif GntDAIVAPrV Verordnung über die Ausbildung und Prüfung für den gehobenen nichttechnischen Dienst in der allgemeinen und inneren Verwaltung des Bundes GO Gemeindeordnung oder Geschäftsordnung oder Gebührenordnung GoA Geschäftsführung ohne Auftrag GOÄ Gebührenordnung für Ärzte GoB Grundsätze ordnungsmäßiger Buchführung GoBD Grundsätze zur ordnungsmäßigen Führung und Aufbewahrung von Büchern, Aufzeichnungen und Unterlagen in elektronischer Form sowie zum Datenzugriff GOBR (auch GO BR) Geschäftsordnung des Bundesrates (Deutschland) GOBReg (auch GO BReg) Geschäftsordnung der Bundesregierung GoBS Grundsätze ordnungsmäßiger DV-gestützter Buchführungssysteme GOBT (auch GO BT) Geschäftsordnung des Deutschen Bundestages GOBVerfG (auch GO BVerfG) Geschäftsordnung des Bundesverfassungsgerichts GOJIL Goettingen Journal of International Law (Zeitschrift) GoldfrUmrG Gesetz zu den Protokollen vom 19. November 1976 und vom 5. Juli 1978 über die Ersetzung des Goldfrankens durch das Sonderziehungsrecht des Internationalen Währungsfonds sowie zur Regelung der Umrechnung des Goldfrankens in haftungsrechtlichen Bestimmungen GoldSchmAusbV Verordnung über die Berufsausbildung zum Goldschmied/zur Goldschmiedin GoldSilberschmiedMstrV Verordnung über das Meisterprüfungsberufsbild und über die Prüfungsanforderungen in den Teilen I und II der Meisterprüfung im Gold- und Silberschmiede-Handwerk GoltdA Goltdammers Archiv für Strafrecht GOP Gebührenordnung für Psychologische Psychotherapeuten und Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten GOT Gebührenordnung für Tierärzte und Tierärztinnen GO-VermA Geschäftsordnung Vermittlungsausschuss GOZ Gebührenordnung für Zahnärzte GPA Government Procurement Agreement oder Gemeindeprüfungsamt gpaNRW Gemeindeprüfungsamt NRW GPatG Gesetz über das Gemeinschaftspatent und zur Änderung patentrechtlicher Vorschriften GPEV Verordnung zur Erhebung von Garantieprämien für die ergänzende staatliche Absicherung von Reisegutscheinen wegen der COVID-19-Pandemie GPR Gesamtpersonalrat GPSG Geräte- und Produktsicherheitsgesetz GPSGV 1 Erste Verordnung zum Geräte- und Produktsicherheitsgesetz (Verordnung über das Inverkehrbringen elektrischer Betriebsmittel zur Verwendung innerhalb bestimmter Spannungsgrenzen) GPSGV 2 Zweite Verordnung zum Geräte- und Produktsicherheitsgesetz (Verordnung über die Sicherheit von Spielzeug) GPSGV 3 Dritte Verordnung zum Geräte- und Produktsicherheitsgesetz GPSGV 6 Sechste Verordnung zum Geräte- und Produktsicherheitsgesetz (Verordnung über das Inverkehrbringen von einfachen Druckbehältern) GPSGV 7 Siebte Verordnung zum Geräte- und Produktsicherheitsgesetz (Gasverbrauchseinrichtungsverordnung) GPSGV 8 Achte Verordnung zum Geräte- und Produktsicherheitsgesetz (Verordnung über das Inverkehrbringen von persönlichen Schutzausrüstungen) GPSGV 9 Neunte Verordnung zum Geräte- und Produktsicherheitsgesetz (Maschinenverordnung) GPSGV 10 Zehnte Verordnung zum Geräte- und Produktsicherheitsgesetz (Verordnung über das Inverkehrbringen von Sportbooten) GPSGV 11 Elfte Verordnung zum Geräte- und Produktsicherheitsgesetz (Explosionsschutzverordnung) GPSGV 12 Zwölfte Verordnung zum Geräte- und Produktsicherheitsgesetz (Aufzugsverordnung) GPSGV 13 Dreizehnte Verordnung zum Geräte- und Produktsicherheitsgesetz (Aerosolverpackungsverordnung) GPSGV 14 Vierzehnte Verordnung zum Geräte- und Produktsicherheitsgesetz (Druckgeräteverordnung) GPV Verordnung über die Zulassung privater Gegenprobensachverständiger und über Regelungen für amtliche Gegenproben GR Güterrechtsregister oder Gemeinderat oder Grundrecht GRA Gemeinsame Rechtliche Anweisungen (z.B. der Dt. Rentenversicherung Bund) GräbG Gesetz über die Erhaltung der Gräber der Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft (Gräbergesetz) GräbGÄndG Gesetz zur Änderung des Gesetzes über die Erhaltung der Gräber der Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft GrÄndStVtr Staatsvertrag zwischen Bundesländern über die Änderung der gemeinsamen Landesgrenze GrAusbV Verordnung über die Berufsausbildung zum Graveur und zur Graveurin GravMStrV Verordnung über das Meisterprüfungsberufsbild und über die Prüfungsanforderungen in den Teilen I und II der Meisterprüfung im Graveur-Handwerk GrBrückAbk Abkommen zwischen zwei Staaten über Grenzbrücke(n) GRC Grundrechtecharta der EU (siehe Charta der Grundrechte der Europäischen Union) grds. grundsätzlich GrdstVG Gesetz über Maßnahmen zur Verbesserung der Agrarstruktur und zur Sicherung land- und forstwirtschaftlicher Betriebe (Grundstückverkehrsgesetz) GrenzAV Verordnung über die Ausdehnung des grenznahen Raumes und die der Grenzaufsicht unterworfenen Gebiete (nicht amtlich) GrenzVerkVtr Grenzverkehrsvertrag zwischen zwei Staaten GrEStG Grunderwerbsteuergesetz (Deutschland) oder Grunderwerbsteuergesetz 1987 (Österreich) GRG Gesetz zur Strukturreform im Gesundheitswesen GrHdlKfmAusbV Verordnung über die Berufsausbildung zum Kaufmann im Groß- und Außenhandel/zur Kauffrau im Groß- und Außenhandel GrImpfStRüV Verordnung über die Rückerstattung nicht genutzter saisonaler Grippeimpfstoffe (Grippeimpfstoffrückerstattungsverordnung) GRMG Geschäftsraummietengesetz GRN Geschäftsreglement des Nationalrates (Schweiz) GrO Grundordnung des kirchlichen Dienstes im Rahmen kirchlicher Arbeitsverhältnisse der katholischen Kirche (siehe Arbeitsrecht der Kirchen) oder Grundordnung der EKD GroMiKV Verordnung über die Erfassung, Bemessung, Gewichtung und Anzeige von Krediten im Bereich der Großkredit- und Millionenkreditvorschriften des Kreditwesengesetzes (Großkredit- und Millionenkreditverordnung) GrPfREuroV Verordnung über Grundpfandrechte in ausländischer Währung und in Euro GrS Großer Senat GRS Geschäftsreglement des Ständerates (Schweiz) GrSiDAV Verordnung über den automatisierten Datenabgleich bei Leistungen der Grundsicherung für Arbeitsuchende (Grundsicherungs-Datenabgleichsverordnung) (siehe auch Leistungsmissbrauch) GrStG Grundsteuergesetz GrStDV Grundsteuerdurchführungsverordnung GrStRefG Grundsteuer-Reformgesetz GrStRefUG Grundsteuerreform-Umsetzungsgesetz GrundVtr Vertrag vom 21. Dezember 1972 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Deutschen Demokratischen Republik über die Grundlagen der Beziehungen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Deutschen Demokratischen Republik (Grundlagenvertrag (auch Grundvertrag genannt)) GrundVtrG Gesetz zum (Grundlagenvertrag) GRUR Gewerblicher Rechtsschutz und Urheberrecht (Zeitschrift) GRUR-RR Gewerblicher-Rechtsschutz-und-Urheberrecht-Rechtsprechungsreport GRV Gesetzliche Rentenversicherung (Deutschland) GRW Gemeinschaftsaufgabe Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur GRWG Gesetz über die Gemeinschaftsaufgabe Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur GrwV Verordnung zum Schutz des Grundwassers (Grundwasserverordnung) GRZ Grundflächenzahl (siehe Maß der baulichen Nutzung#Grundflächenzahl (GRZ)) GrZS Großer Zivilsenat des Bundesgerichtshofes GS Großer Senat oder Gedächtnisschrift oder Gesetzessammlung oder Geprüfte Sicherheit GSA Agentur für das Europäische GNSS (engl.: European GNSS Agency) GSA Fleisch Gesetz zur Sicherung von Arbeitnehmerrechten in der Fleischwirtschaft GSBG Gesundheits- und Sozialbereichsbeihilfengesetz (Österreich) GSchG Gewässerschutzgesetz (Schweiz) GSchV Gewässerschutzverordnung (Schweiz) GSG Gesundheitsstrukturgesetz oder Grenzschutzgruppe GSi Grundsicherung GSiG Grundsicherungsgesetz GSOD Großer Sicherheits- und Ordnungsdienst (Österreich) GSpG Glücksspielgesetz GStA Generalstaatsanwalt GStG Gesetz zur Gleichstellung der Frauen im öffentlichen Dienst (Schleswig-Holstein) GStrukG Gesetz zur Sicherung und Strukturverbesserung der gesetzlichen Krankenversicherung (Gesundheitsstrukturgesetz) GStW Gebührenstreitwert GSSt Großer Senat für Strafsachen (des Bundesgerichtshofes) GSVG Gewerbliches Sozialversicherungsgesetz (Österreich) GSVP Gemeinsame Sicherheits- und Verteidigungspolitik der EU GSZ Großer Senat für Zivilsachen (des Bundesgerichtshofes) oder Zeitschrift für das Gesamte Sicherheitsrecht GT Gerichtstag gtai Germany Trade and Invest – Gesellschaft für Außenwirtschaft und Standortmarketing mbH GTelG Gesundheitstelematikgesetz (Österreich) GTG Gentechnikgesetz (Österreich) GTÜ Gesellschaft für Technische Überwachung GÜG Gesetz zur Überwachung des Verkehrs mit Grundstoffen, die für die unerlaubte Herstellung von Betäubungsmitteln missbraucht werden können (Grundstoffüberwachungsgesetz) GÜGKostV Grundstoff-Kostenverordnung GüKBillBG Gesetz zur illegalen Beschäftigung im gewerblichen Güterkraftverkehr GüKG Güterkraftverkehrsgesetz GüKGrKabotageV Verordnung über den grenzüberschreitenden Verkehr und den Kabotageverkehr GüKUMB Beförderungsbedingungen für den Umzugsverkehr und für die Beförderung von Handelsmöbeln GüKVO Verordnung über den Güterkraftverkehr GütbefG Güterbeförderungsgesetz 1995 (Österreich) GÜL Gemeinsame Überwachungsstelle der Länder (siehe Elektronische Fußfessel) GütVerkFwFortbV Verordnung über die Prüfung zum anerkannten Fortbildungsabschluss Geprüfter Fachwirt für Güterverkehr und Logistik und Geprüfte Fachwirtin für Güterverkehr und Logistik (siehe Verkehrsfachwirt) GU Generalunternehmer oder Gerichtsurkunde gUG gemeinnützige Unternehmergesellschaft (haftungsbeschränkt) GUG Grundbuchumstellungsgesetz (Österreich) oder Grundstücksmarkt und Grundstückswert (Zeitschrift) GuKG Bundesgesetz über Gesundheits- und Krankenpflegeberufe (Gesundheits- und Krankenpflegegesetz) (Österreich) GUMG Bundesgesetz über genetische Untersuchungen beim Menschen (Schweiz) GUMV Verordnung über genetische Untersuchungen beim Menschen (Schweiz) GuP Gesundheit und Pflege. Rechtszeitschrift für das gesamte Gesundheitswesen GUS Gemeinschaft Unabhängiger Staaten GuT Gewerbemiete und Teileigentum (Zeitschrift) GuV Gewinn- und Verlustrechnung GUV Gesetzliche Unfallversicherung (Deutschland) oder Gesetzliche Unfallversicherung (Österreich) g. V. gesetzlicher Vertreter GV Gerichtsvollzieher oder Geschlechtsverkehr oder Generalversammlung GVBl. (GVOBl.) Gesetz- und Verordnungsblatt GVFG Gesetz über Finanzhilfen des Bundes zur Verbesserung der Verkehrsverhältnisse der Gemeinden (Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz) GVG Gerichtsverfassungsgesetz GVGA Gerichtsvollzieher-Geschäftsanweisung GVKostG Gerichtsvollzieherkostengesetz GvKostRNeuOG Gesetz zur Neuordnung des Gerichtsvollzieherkostenrechts GV.NRW. (GVNW.) Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Nordrhein-Westfalen GVO Gruppenfreistellungsverordnung oder Grundstücksverkehrsordnung oder Gentechnisch veränderter Organismus oder Gerichtsvollzieherordnung GVSP Gemeinsame Sicherheits- und Verteidigungspolitik der EU (engl.: Common Security and Defence Policy (CSDP), französisch Politique commune de sécurité et de défense (PCSD)) gVV Gemeinschaftliches Versandverfahren (siehe Gemeinschaftliches und gemeinsames Versandverfahren) GVWG Gesundheitsversorgungsweiterentwicklungsgesetz GWB Gesetz gegen Wettbewerbsbeschränkungen oder Grundqualifikations- und Weiterbildungsverordnung – Berufskraftfahrer (Österreich) GWDS Generaldirektion Wasserstraßen und Schifffahrt GwG Geldwäschegesetz (Gesetz über das Aufspüren von Gewinnen aus schweren Straftaten) GWG Geringwertiges Wirtschaftsgut GwGEG Gesetz zur Umsetzung der Vierten EU-Geldwäscherichtlinie, zur Ausführung der EU-Geldtransferverordnung und zur Neuorganisation der Zentralstelle für Finanztransaktionsuntersuchungen GWK Schweizer Grenzwache (Grenzwachtkorps) (franz. Corps suisse des gardes-frontière, ital. Guardie di confine svizzere) oder Gemeinsame Wissenschaftskonferenz g. w. o. geschehen wie oben (= actum ut supra), bestätigt durch den Beurkundenden bei einer Niederschrift (veraltet) GWR Gesellschafts- und Wirtschaftsrecht (Zeitschrift) GWRL Richtlinie 2006/118/EG des Europäischen Parlaments und des Rates vom 12. Dezember 2006 zum Schutz des Grundwassers vor Verschmutzungen und Verschlechterungen GYIL German Yearbook of International Law Gz. Geschäftszeichen GZ Grünlandzahl oder Geschäftszeichen oder Geschäftszahl (siehe Aktenzeichen (Österreich)) GZD Generalzolldirektion GZK GATT-Zollwertkodex GZR Gewerbezentralregister GZT Gemeinsamer Zolltarif GZV Gerichtliche Zuständigkeitsverordnung GZVJu Gerichtliche Zuständigkeitsverordnung Justiz (Verordnung über gerichtliche Zuständigkeiten im Bereich des Bayerischen Staatsministeriums der Justiz) H H. Heft h. A. herrschende Auffassung HaagÜbkAG Gesetz zur Ausführung des Haager Übereinkommens vom 15. November 1965 über die Zustellung gerichtlicher und außergerichtlicher Schriftstücke im Ausland in Zivil- oder Handelssachen und des Haager Übereinkommens vom 18. März 1970 über die Beweisaufnahme im Ausland in Zivil- oder Handelssachen HABM Harmonisierungsamt für den Binnenmarkt (Marken, Muster und Modelle) (englisch OHIM) HACCP Gefahrenanalyse und kritische Kontrollpunkte (englisch ) HärteV Verordnung über Zusatzleistungen in Härtefällen nach dem Bundesausbildungsförderungsgesetz HafenlogAusbV Verordnung über die Berufsausbildung zur Fachkraft für Hafenlogistik HafenSchAusbV Verordnung über die Berufsausbildung zum Hafenschiffer/zur Hafenschifferin HAfG Gesetz über den Holzabsatzfonds (Holzabsatzfondsgesetz) HaftEntschBefStoffeSeeÜbk Internationales Übereinkommen über die Haftung und Entschädigung für Schäden bei der Beförderung schädlicher und gefährlicher Stoffe auf See HaftPflG Haftpflichtgesetz HAG Heimarbeitsgesetz HAGDV Heimarbeitsgesetz-Durchführungsverordnung (Rechtsverordnung zur Durchführung des Heimarbeitsgesetzes) HalblSchG Halbleiterschutzgesetz HalblSchV Verordnung zur Ausführung des Halbleiterschutzgesetzes Halbs. Halbsatz HaldeRlAnO Anordnung über Halden und Restlöcher Hamb. (hamb.) Hamburg, hamburgisch HambGE Hamburger Grundeigentum (Zeitschrift) HambTG Hamburgisches Transparenzgesetz HandelsfachwPrV Verordnung über die Prüfung zum anerkannten Abschluss Geprüfter Handelsfachwirt/Geprüfte Handelsfachwirtin HandwO Handwerksordnung HandzMstrV Verordnung über das Berufsbild und über die Prüfungsanforderungen im praktischen und im fachtheoretischen Teil der Meisterprüfung für das Handzuginstrumentenmacher-Handwerk HanfEinfV Verordnung über die Einfuhr von Hanf aus Drittländern Hansa Hansa – International Maritime Journal (Zeitschrift, siehe Hansa) HApoQualVO Verordnung der Österreichischen Tierärztekammer über den Erwerb der Zusatzqualifikation zur Führung einer Hausapotheke (Hausapothekenqualifikationsordnungsverordnung) HaRÄG Handelsrechtsänderungsgesetz (Österreich) HArchDVDV Verordnung über den Vorbereitungsdienst für den höheren Archivdienst des Bundes HärteV Verordnung über Zusatzleistungen in Härtefällen nach dem Bundesausbildungsförderungsgesetz HAuslG Gesetz über die Rechtsstellung heimatloser Ausländer im Bundesgebiet HausratsV Hausratsverordnung (weitgehend aufgehoben; jetzt §§ 1568 a, b BGB) HausratsVO Hausratsverordnung HAV Verordnung zur Abstimmung über die Aufnahme in die hüttenknappschaftliche Zusatzversicherung HaWiAusbV Verordnung über die Berufsausbildung zum Hauswirtschafter und zur Hauswirtschafterin HB Hansestadt Bremen oder Handelsbilanz HBA Elektronischer Heilberufsausweis HBankDVDV Verordnung über den Vorbereitungsdienst für den höheren Bankdienst der Deutschen Bundesbank HBauStatG Gesetz über die Statistik der Bautätigkeit im Hochbau und die Fortschreibung des Wohnungsbestandes HBeG Hausbetreuungsgesetz (Österreich) HBegleitG Gesetz über Maßnahmen zur Entlastung der öffentlichen Haushalte und zur Stabilisierung der Finanzentwicklung in der Rentenversicherung sowie über die Verlängerung der Investitionshilfeabgabe (Haushaltsbegleitgesetz 1984) HBeglG Gesetz über Maßnahmen zur Entlastung der öffentlichen Haushalte sowie über strukturelle Anpassungen in dem in Artikel 3 des Einigungsvertrages genannten Gebiet (Haushaltsbegleitgesetz 1991) HBFG Hochschulbauförderungsgesetz HBG Hypothekenbankgesetz (aufgehoben; abgelöst durch Pfandbriefgesetz) HBKG Heilberufe-Kammergesetz (z. B. Baden-Württembergisches HBKG) HBPolVDAufstV Verordnung über die Ausbildung und Prüfung für den verkürzten Aufstieg in den höheren Polizeivollzugsdienst in der Bundespolizei HBÜ Haager Übereinkommen über die Beweisaufnahme im Ausland in Zivil- und Handelssachen oder Londoner Übereinkommen von 1976 über die Beschränkung der Haftung für Seeforderungen HCCH Haager Konferenz für Internationales Privatrecht HCVO Verordnung (EG) Nr. 1924/2006 (Health Claims) HDARL Hochschuldiplomanerkennungsrichtlinie der EU Hdb. Handbuch HdBALBV Verordnung über die Leistungsbezüge und Zulagen an der Hochschule der Bundesagentur für Arbeit HDG Heeresdisziplinargesetz (Österreich) HdGStiftG Gesetz zur Errichtung einer Stiftung „Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland“ (Artikel 1 d. Gesetzes zur Errichtung einer Stiftung „Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland“) HDiszErstV Verordnung zur Durchführung der Erstattung von Mitteln aus der Haushaltsdisziplin des Europäischen Garantiefonds für die Landwirtschaft (EGFL) an die Empfänger von Direktzahlungen HdlFachwPrV Verordnung über die Prüfung zum anerkannten Fortbildungsabschluss Geprüfter Handelsfachwirt und Geprüfte Handelsfachwirtin HdlKlG Handelsklassengesetz (siehe Güteklasse) HdlKlSchafFlV Verordnung über gesetzliche Handelsklassen für Schaffleisch HdlStatG Gesetz über die Statistik im Handel und Gastgewerbe (Handels- und Dienstleistungsstatistikgesetz) HebG Gesetz über das Studium und den Beruf von Hebammen (Hebammengesetz) (siehe Hebammengesetz (Deutschland)) HebRefG Hebammenreformgesetz HebStPrV Studien- und Prüfungsverordnung für Hebammen HEheSchlA Haager Abkommen zur Regelung des Geltungsbereichs der Gesetze auf dem Gebiete der Eheschließung HeilBerG Heilberufegesetz (z.B. HeilBerG NRW) HeilprG (HeilpraktG) Gesetz über die berufsmäßige Ausübung der Heilkunde ohne Bestallung (Heilpraktikergesetz) HeilprGDV Heilpraktikergesetz-Durchführungsverordnung HeilVfV Verordnung über die Durchführung von Heilverfahren nach § 33 des Beamtenversorgungsgesetzes (Heilverfahrensverordnung) HeimAG Heimarbeitergesetz 1961 (Österreich) HeimG Heimgesetz HeimGÄndG Änderungsgesetz zum Heimgesetz HeimMindBauV Verordnung über bauliche Mindestanforderungen für Altenheime, Altenwohnheime und Pflegeheime für Volljährige (Heimmindestbauverordnung) HeimMitwirkungsV (HeimmwV) Heimmitwirkungsverordnung (Verordnung über die Mitwirkung der Heimbewohner in Angelegenheiten des Heimbetriebs) HeimPersV Heimpersonalverordnung (Verordnung über personelle Anforderungen für Heime) HeimsicherungsV Heimsicherungsverordnung (Verordnung über die Pflichten der Träger von Altenheimen, Altenwohnheimen und Pflegeheimen für Volljährige im Fall der Entgegennahme von Leistungen zum Zweck der Unterbringung eines Bewohners oder Bewerbers) HeizAnlV Heizungsanlagen-Verordnung (aufgehoben; jetzt aufgegangen in der Energieeinsparverordnung) HeizkostenV Verordnung über die verbrauchsabhängige Abrechnung der Heiz- und Warmwasserkosten (Heizkostenverordnung) HeizkZuschG Gesetz zur Gewährung eines Heizkostenzuschusses aufgrund stark gestiegener Energiekosten (Heizkostenzuschussgesetz) HeizölLBV Verordnung über Lieferbeschränkungen für leichtes Heizöl in einer Versorgungskrise (Heizöl-Lieferbeschränkungs-Verordnung) HELCOM Helsinki-Kommission (engl.: Baltic Marine Environment Protection Commission) HEMBV Verordnung über die Organisation der nach dem Hinweisgeberschutzgesetz einzurichtenden externen Meldestelle des Bundes (Hinweisgeberschutzgesetz-Externe-Meldestelle-des-Bundes-Verordnung) hEN Europäische harmonisierte Normen (siehe Harmonisierte Norm) HerrentunnelMautHV Verordnung über die Höhe der Maut für die Benutzung des Herrentunnels Hess. (hess.) Hessen, hessisch HessStGH Hessischer Staatsgerichtshof (siehe Staatsgerichtshof des Landes Hessen) HESt Höchstrichterliche Entscheidungen. Sammlung von Entscheidungen der Oberlandesgerichte und der Oberen Gerichte in Strafsachen. HeuerVtrÜbkG Gesetz betreffend das Internationale Übereinkommen über den Heuervertrag der Schiffsleute HFEG Hessisches Freiheitsentziehungsgesetz HFlV Hackfleisch-Verordnung (aufgehoben; aufgegangen in der Tierische Lebensmittel-Hygieneverordnung (Tier-LMHV)) HFR Höchstrichterliche Finanzrechtsprechung oder Humboldt Forum Recht (Zeitschrift) HG Hochschulgesetz oder Handelsgericht (Österreich; siehe Gerichtsorganisation in Österreich) Hg. (Hrsg.) Herausgeber HGB Handelsgesetzbuch HGIG Hessisches Gleichberechtigungsgesetz (siehe Gesetze und amtliche Regelungen zur geschlechtergerechten Sprache) HGO Hessische Gemeindeordnung HGBP Hessisches Gesetz über Betreuungs- und Pflegeleistungen HGrG Haushaltsgrundsätzegesetz HGrGMoG Gesetz zur Modernisierung des Haushaltsgrundsätzegesetzes (Haushaltsgrundsätzemodernisierungsgesetz) HGÜ (HGÜ 2005) Haager Übereinkommen über Gerichtsstandsvereinbarungen HH Hamburg HHG Häftlingshilfegesetz (Gesetz über Hilfsmaßnahmen für Personen, die aus politischen Gründen außerhalb der Bundesrepublik Deutschland in Gewahrsam genommen wurden) HIA Honorarinformationen zur Architekturleistung (Österreich) HiKassGAufhG Gesetz betreffend die Aufhebung des Hilfskassengesetzes HiKG Hilfskassengesetz HilfsM-RL Richtlinie über die Verordnung von Hilfsmitteln in der vertragsärztlichen Versorgung (Hilfsmittel-Richtlinie) HinSchG Gesetz für einen besseren Schutz hinweisgebender Personen sowie zur Umsetzung der Richtlinie zum Schutz von Personen, die Verstöße gegen das Unionsrecht melden (Hinweisgeberschutzgesetz) oder Gesetz für einen besseren Schutz hinweisgebender Personen (Hinweisgeberschutzgesetz) HinterlO (HintO) Hinterlegungsordnung (aufgehoben zum 1. Dezember 2010; jetzt Länderangelegenheit) HintG Hinterlegungsgesetz (z. B. von Nordrhein-Westfalen) HIVHG Gesetz über die humanitäre Hilfe für durch Blutprodukte HIV-infizierte Personen HJAV Hauptjugend- und Auszubildendenvertretung (siehe Jugend- und Auszubildendenvertretung) HK Heidelberger Kommentar(e) oder Handkommentar oder Hotelkosten (siehe Pflegesatz) oder Havariekommando HKaG Gesetz über die Berufsausübung, die Berufsvertretungen und die Berufsgerichtsbarkeit der Ärzte, Zahnärzte, Tierärzte, Apotheker sowie der Psychologischen Psychotherapeuten und der Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten (Heilberufe-Kammergesetz) (Bayern) HkG Heimkehrergesetz HkNDV Durchführungsverordnung über Herkunftsnachweise für Strom aus erneuerbaren Energien (Herkunftsnachweis-Durchführungsverordnung) HkNGebV Gebührenverordnung zur Herkunftsnachweisverordnung (Herkunftsnachweis-Gebührenverordnung) HkNV Verordnung über Herkunftsnachweise für Strom aus erneuerbaren Energien (Herkunftsnachweisverordnung) HKP Heil- und Kostenplan oder Häusliche Krankenpflege HKrimDAPrV Verordnung über die Ausbildung und Prüfung für den höheren Kriminaldienst des Bundes HkRNDV Durchführungsverordnung über Herkunfts- und Regionalnachweise für Strom aus erneuerbaren Energien (Herkunfts- und Regionalnachweis-Durchführungsverordnung) HKStAufhG Heimkehrerstiftungsaufhebungsgesetz HKStG Heimkehrerstiftungsgesetz (Gesetz über die Heimkehrerstiftung; Artikel 4 des Gesetzes zur Bereinigung von Kriegsfolgengesetzen) HKÜ Haager Übereinkommen über die zivilrechtlichen Aspekte internationaler Kindesentführung (siehe auch Internationale Kindesentführung) HKV Bund/Küstenländer-Vereinbarung über die Errichtung des Havariekommandos HKWAbfV Verordnung über die Entsorgung gebrauchter halogenierter Lösemittel h. L. herrschende Lehre HLKA Hessisches Landeskriminalamt HLP Hauptleistungspflicht ( I BGB) HLPG Hessisches Landesplanungsgesetz HlSchG Halbleiterschutzgesetz (Österreich) (siehe Halbleiterschutzrecht) HlSchV Halbleiterschutzverordnung (Österreich) HLU Hilfe zum Lebensunterhalt h. M. herrschende Meinung HMA Haager Abkommen über die internationale Hinterlegung gewerblicher Muster und Modelle (kurz: Haager Musterabkommen – HMA) Hmb. Hamburg HmbBG Hamburgisches Beamtengesetz HmbGleiG Hamburgisches Gleichstellungsgesetz HmbMedHygVO Hamburgische Verordnung über die Hygiene und Infektionsprävention in medizinischen Einrichtungen HmbPsychKG Hamburgische Gesetz über Hilfen und Schutzmaßnahmen bei psychischen Krankheiten HmbSchRZ Hamburger Zeitschrift für Schifffahrtsrecht HmbVgG Hamburgisches Vergabegesetz HMG Heilmittelgesetz (Schweiz) HNS hazardous noxious substances HNS-Ü HNS-Übereinkommen (Internationales Übereinkommen vom 3. Mai 1996 über die Haftung und Entschädigung bei der Beförderung gefährlicher und schädlicher Stoffe auf See) HOAI Honorarordnung für Architekten und Ingenieure HöfeO Höfeordnung HöfeVfO Verfahrensordnung für Höfesachen HofV Verordnung über die grundbuchmäßige Behandlung von Anteilen an ungetrennten Hofräumen HoheSeeEinbrG Gesetz über das Verbot der Einbringung von Abfällen und anderen Stoffen und Gegenständen in die Hohe See (Artikel 1 des Gesetzes zur Ausführung des Protokolls vom 7. November 1996 zum Übereinkommen über die Verhütung der Meeresverschmutzung durch das Einbringen von Abfällen und anderen Stoffen von 1972) HohSeeEinbrV Verordnung zur Durchführung des Gesetzes zu den Übereinkommen vom 15. Februar 1972 und 29. Dezember 1972 zur Verhütung der Meeresverschmutzung durch das Einbringen von Abfällen durch Schiffe und Luftfahrzeuge HoheSeeÜbk Übereinkommen über die Hohe See (= Genfer Seerechtskonventionen) HoheSeeÜbkG Gesetz zum Übereinkommen vom 29. April 1958 über die Hohe See HolzblMstrV Verordnung über die Meisterprüfung in den Teilen I und II im Holzblasinstrumentenmacher-Handwerk (Holzblasinstrumentenmachermeisterverordnung) HolzhandelsVO Verordnung (EU) Nr. 995/2010 (Holzhandelsverordnung) HolzSiG Gesetz gegen den Handel mit illegal eingeschlagenem Holz (Holzhandels-Sicherungs-Gesetz) HomTAMRegV Verordnung über die Registrierung homöopathischer Tierarzneimittel (Homöopathische Tierarzneimittel-Registrierungsverordnung) HonigV Honigverordnung HopfG (auch HopfenG) Hopfengesetz HopfV Verordnung zur Durchführung des gemeinschaftlichen Hopfenrechts HörgAkMstrV Verordnung über das Berufsbild und über die Prüfungsanforderungen im praktischen und im fachtheoretischen Teil der Meisterprüfung für das Hörgeräteakustiker-Handwerk (Hörgeräteakustikermeisterverordnung) HotelAusbV Verordnung über die Berufsausbildungen zum Hotelfachmann und zur Hotelfachfrau sowie zum Kaufmann für Hotelmanagement und zur Kauffrau für Hotelmanagement (Hotelberufeausbildungsverordnung) HPflG Haftpflichtgesetz HPflEGRLDV Verordnung über die Kraftfahrzeug-Haftpflichtversicherung ausländischer Kraftfahrzeuge und Kraftfahrzeuganhänger HPG Gesetz zur Verbesserung der Hospiz- und Palliativversorgung in Deutschland (Hospiz- und Palliativgesetz) HPR Hauptpersonalrat HR Handelsregister (Deutschland) oder Handelsrecht oder Haager Regeln (ein völkerrechtlicher Vertrag aus dem Seefrachtrecht) oder Hamburg-Regeln (ein völkerrechtlicher Vertrag aus dem Seefrachtrecht) (vgl. Haager Regeln) oder Human Resources HRA Handelsregister Abteilung A oder kantonales Handelsregisteramt (Schweiz) HRB Handelsregister Abteilung B HRC UN-Menschenrechtsausschuss (engl.: Human Rights Committee – HRC) HRefG Handelsrechtsreformgesetz HReg Handelsregister (Schweiz) HRegGebV Handelsregistergebührenverordnung (Verordnung über Gebühren in Handels-, Partnerschafts- und Genossenschaftsregistersachen) HRegV Handelsregisterverordnung (Schweiz) oder Handelsregisterverordnung (Deutschland) HRFEG Gesetz zur Fortentwicklung des Haushaltsrechts von Bund und Ländern HRG Hochschulrahmengesetz HR Nord Norddeutsche Hochschule für Rechtspflege HRR Höchstrichterliche Rechtsprechung oder Höchstrichterliche Rechtsprechung (Zeitschrift) HRRS Online-Zeitschrift Höchstrichterliche Rechtsprechung Strafrecht & Rechtsprechungsdatenbank (Zeitschrift) HRV Handelsregisterverordnung oder Handelsregisterverfügung Hs. Halbsatz HS Halbsatz oder Harmonisiertes System HSchBauFG Hochschulbauförderungsgesetz HSchulBG Hochschulbauförderungsgesetz HSDARL Hochschuldiplomanerkennungsrichtlinie der EU HSOG Hessisches Gesetz über die öffentliche Sicherheit und Ordnung HSPV Hochschule für Polizei und öffentliche Verwaltung Nordrhein-Westfalen HStatG Gesetz über die Statistik für das Hochschulwesen sowie für die Berufsakademien (Hochschulstatistikgesetz) HStruktG Gesetz zur Verbesserung der Haushaltsstruktur HU Hauptuntersuchung HufBeschlG Hufbeschlaggesetz (Gesetz über den Beschlag von Hufen und Klauen) HufBeschlV Hufbeschlagverordnung (Verordnung über den Beschlag von Hufen und Klauen) HumHAG Flüchtlingsmaßnahmengesetz (Gesetz über Maßnahmen für im Rahmen humanitärer Hilfsaktionen aufgenommene Flüchtlinge) HumHiG Flüchtlingsmaßnahmengesetz (Gesetz über Maßnahmen für im Rahmen humanitärer Hilfsaktionen aufgenommene Flüchtlinge) HundVerbrEinfG Gesetz zur Beschränkung des Verbringens oder der Einfuhr gefährlicher Hunde in das Inland (Hundeverbringungs- und -einfuhrbeschränkungsgesetz) HundVerbrEinfVO Verordnung über Ausnahmen zum Verbringungs- und Einfuhrverbot von gefährlichen Hunden in das Inland (Hundeverbringungs- und Einfuhrverordnung) HUntVÜ (HUntVÜ 1973) Haager Übereinkommen über die Anerkennung und Vollstreckung von Unterhaltsentscheidungen HV Hoher Vertreter der Europäischen Union für Außen- und Sicherheitspolitik oder Verfassung des Landes Hessen oder Handlungsvollmacht oder Haushaltsvorstand oder Hauptversammlung einer Aktiengesellschaft oder Hauptverwaltung oder Hauptvertretung oder Hausverwaltung oder Haltverbot oder Hörerversammlung an einer Universität HVA Hauptverwaltung Aufklärung des MfS der DDR oder Handbuch für die Vergabe und Ausführung (siehe Vergabehandbuch) HVBG Hauptverband der gewerblichen Berufsgenossenschaften HVgG Hessisches Gesetz über die Vergabe öffentlicher Aufträge (Hessisches Vergabegesetz) HVPI Harmonisierter Verbraucherpreisindex HVR Haag-Visby-Regeln (ein völkerrechtlicher Vertrag aus dem Seefrachtrecht) (vgl. Haager Regeln) HW Heranwachsender HWaG Hamburgisches Wassergesetz (siehe Landeswassergesetz) HWG Gesetz über die Werbung auf dem Gebiete des Heilwesens (Heilmittelwerbegesetz) oder Hamburgisches Wegegesetz oder Hamburgisches Wassergesetz (siehe Landeswassergesetz) oder Hessisches Wassergesetz (siehe Landeswassergesetze) oder Haustürwiderrufsgesetz (bis zum 31. Dezember 2011; dann Vorschriften in das BGB überführt) HWiG Haustürwiderrufsgesetz (im Jahr 2002 aufgehoben und in das BGB überführt) HwK Handwerkskammer HwO Handwerksordnung HygMedV Verordnung über die Hygiene und Infektionsprävention in medizinischen Einrichtungen HypDck Hypothekenpfandbriefe – Deckung HZA Hauptzollamt HzE Hilfen zur Erziehung (nach KJHG, bzw. SGB VIII) HzL Hilfe zum Lebensunterhalt HZPA Haager Zivilprozessabkommen (1905) HZPÜ Haager Übereinkommen über den Zivilprozess (1954) HZÜ (HZÜ 1965) Haager Zustellungsübereinkommen (Haager Übereinkommen über die Zustellung gerichtlicher und außergerichtlicher Schriftstücke im Ausland in Zivil- oder Handelssachen) I i. A. im Auftrag IAEO Internationale Atomenergie-Organisation (engl.: IAEA – International Atomic Energy Agency) IAG Institut für Arbeit und Gesundheit der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung IAO Internationale Arbeitsorganisation (International Labour Organization) IAS International Accounting Standards (Internationaler Rechnungslegungsstandard) IASB International Accounting Standards Board IASC International Accounting Standards Committee IASCF International Accounting Standards Committee Foundation IATA International Air Transport Association IATE Inter-Active Terminology for Europe (= Terminologiedatenbank für die Institutionen der Europäischen Union) IBMG Internationales Büro für Maß und Gewicht (franz.: Bureau International des Poids et Mesures – BIPM) IBR Immobilien- und Baurecht (Zeitschrift) IBRD Internationale Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (engl.: International Bank for Reconstruction and Development – IBRD) IBS Informations- und Beratungsstelle Studium und Behinderung des DSW (Deutsches Studentenwerk) oder Internationaler Bootsschein ICAO International Civil Aviation Organisation (= Internationale Zivilluftfahrtorganisation) ICC Institute Cargo Clauses oder Internationaler Strafgerichtshof (franz.: Cour pénale internationale – CPI; engl. International Criminal Court – ICC) oder Internationale Handelskammer (engl.: International Chamber of Commerce – ICC, franz.: Chambre de commerce internationale) ICCPR Internationaler Pakt über bürgerliche und politische Rechte (engl.: International Covenant on Civil and Political Rights – ICCPR), kurz UN-Zivilpakt (in der Schweiz auch UNO-Pakt II genannt) ICD International Classification of Diseases ICERD Internationales Übereinkommen zur Beseitigung jeder Form von Rassendiskriminierung (kurz: UN-Rassendiskriminierungskonvention; internationale Abkürzung: ICERD) ICESCR Internationaler Pakt über wirtschaftliche, soziale und kulturelle Rechte – kurz: IPwskR (engl.: International Covenant on Economic, Social and Cultural Rights), kurz UN-Sozialpakt (in der Schweiz auch UNO-Pakt I genannt) ICF Internationale Klassifikation der Funktionsfähigkeit, Behinderung und Gesundheit (engl.: International Classification of Functioning, Disability and Health – ICF) ICG Inter-Cargo-Güterzusystem ICH International Council for Harmonisation of Technical Requirements for Pharmaceuticals for Human Use ICIDH International Classification of Impairments, Disabites and Handicaps ICPM Internationale Klassifikation der Behandlungsmethoden in der Medizin (International Classification of Procedures in Medicine) ICRMW Internationale Konvention zum Schutz der Rechte aller Wanderarbeitnehmer und ihrer Familienangehörigen (kurz: UN-Wanderarbeiterkonvention; englisch: International Convention on the Protection of the Rights of All Migrant Workers and Members of Their Families) ICRP Internationale Strahlenschutzkommission (International Commission on Radiological Protection) ICSID Internationales Zentrum zur Beilegung von Investitionsstreitigkeiten (englisch International Centre for Settlement of Investment Disputes – ICSID) ICTR Internationaler Strafgerichtshof für Ruanda (engl.: International Criminal Tribunal for Rwanda – ICTR; franz.: Tribunal pénal international pour le Rwanda; kinyarwanda: Urukiko Nshinjabyaha Mpuzamahanga rwagenewe u Rwanda) ICTY Internationaler Strafgerichtshof für das ehemalige Jugoslawien (franz.: Tribunal pénal international pour l'ex-Yougoslavie – TPIY; engl.: International Criminal Tribunal for the former Yugoslavia – ICTY; umgangssprachlich häufig auch UN-Kriegsverbrechertribunal oder Haager Tribunal genannt) ICWC Internationales Forschungs- und Dokumentationszentrum Kriegsverbrecherprozesse i. d. F. in der Fassung i. d. g. F. in der geltenden Fassung IDÜV Indexdatenübermittlungsverordnung IDUR Informationsdienst Umweltrecht (Zeitschrift) i. E. im Einzelnen oder im Ergebnis IEA Internationale Energieagentur (engl.: International Energy Agency) IED Richtlinie 2010/75/EU über Industrieemissionen (Industrieemissionsrichtlinie; engl.: Industrial Emissions Directive - IED) IE-RL (auch IERL) Richtlinie 2010/75/EU über Industrieemissionen (Industrieemissionsrichtlinie; engl.: Industrial Emissions Directive - IED) i. e. S. im engeren Sinne IFA Institut für Arbeitsschutz der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung IFAC International Federation of Accountants IFD Integrationsfachdienst (nach SGB IX) IFG Informationsfreiheitsgesetz IFGGebV Informationsgebührenverordnung (Verordnung über die Gebühren und Auslagen nach dem Informationsfreiheitsgesetz) IFR Instrumentenflugregeln (siehe Instrumentenflug#Instrumentenflugregeln) IFRIC International Financial Reporting Interpretations Committee IFRS International Financial Reporting Standards (Internationaler Rechnungslegungsstandard) IfSG (auch InfSchG) Infektionsschutzgesetz IFV Internationaler Fernmeldevertrag () i.G. in Gründung IG Industrie-Gewerkschaft i.g.E. Innergemeinschaftlicher Erwerb (Deutschland) IGE Eidgenössisches Institut für Geistiges Eigentum (franz. Institut Fédéral de la Propriété Intellectuelle, ital. Istituto Federale della Proprietà Intellettuale, rät. Institut Federal da Proprietad Intellectuala) IGeL Individuelle Gesundheitsleistungen IGG Inklusionsgrundsätzegesetz (NRW) IGH Internationaler Gerichtshof IG-L Immissionsschutzgesetz-Luft (Österreich) i. H. a. in Hinsicht auf IHK Deutsche Industrie- und Handelskammer IHKG Gesetz zur vorläufigen Regelung des Rechts der Industrie- und Handelskammern (IHK-Gesetz) oder Gesetz über die Industrie- und Handelskammern im Lande Nordrhein-Westfalen IHR Internationales Handelsrecht (Zeitschrift) i. H. v. in Höhe von IK Investitionskosten (siehe Pflegesatz) IKRK Internationales Komitee vom Roten Kreuz (siehe Internationale Rotkreuz- und Rothalbmond-Bewegung) IKTZ Zentrum für Informations- und Kommunikationstechnik der Bundespolizei i. L. in Liquidation ILC International Law Commission (Internationale Rechtskommission) oder Völkerrechtskommission ILMR Internationale Liga für Menschenrechte (Berlin) ILO International Labour Organization (Internationale Arbeitsorganisation) IMB International Maritime Bureau der Internationalen Handelskammer IMA Interministerielle Arbeitsgruppe IMF International Monetary Fund (= Internationaler Währungsfonds (IWF); auch bekannt als Weltwährungsfonds) IMI Binnenmarkt-Informationssystem (engl.: Internal Market Information System – IMI) IMIS Integriertes Mess- und Informationssystem zur Überwachung der Radioaktivität IMK Ständige Konferenz der Innenminister und -senatoren der Länder, kurz Innenministerkonferenz oder Internationale Moselkommission ImmoKWPLV Immobiliar-Kreditwürdigkeitsleitlinien-Verordnung ImmoStR Zeitschrift zum Immobiliensteuerrecht ImmoWertV Immobilienwertermittlungsverordnung (siehe Wertermittlungsverordnung) ImmVermV Immobiliardarlehensvermittlungsverordnung IMO Internationale Seeschifffahrts-Organisation (International Maritime Organization) InbeQ Maßnahme zur individuellen betrieblichen Qualifizierung InEK Institut für das Entgeltsystem im Krankenhaus INES Internationale Bewertungsskala für nukleare Ereignisse INF Die Information über Steuer und Wirtschaft (Zeitschrift) info also Informationen zum Arbeitslosenrecht und Sozialhilferecht (Zeitschrift) InflAusG Gesetz zum Ausgleich der Inflation durch einen fairen Einkommensteuertarif sowie zur Anpassung weiterer steuerlicher Regelungen (Inflationsausgleichsgesetz) InfAuslR Informationsbrief Ausländerrecht InfrAG Infrastrukturabgabengesetz InfraStrPlanVBeschlG Gesetz zur Beschleunigung von Planungsverfahren für Infrastrukturvorhaben (Infrastrukturplanungsbeschleunigungsgesetz) InfrGG Gesetz zur Errichtung einer Infrastrukturgesellschaft für Autobahnen und andere Bundesfernstraßen (Infrastrukturgesellschaftserrichtungsgesetz) InfrGGBV Verordnung über die Beleihung der Gesellschaft privaten Rechts im Sinne des Infrastrukturgesellschaftserrichtungsgesetzes (InfrGG-Beleihungsverordnung) InfSchG (auch IfSG) Infektionsschutzgesetz InsbürO Zeitschrift für das Insolvenzbüro, inzwischen: Zeitschrift für Insolvenzsachbearbeitung und Entschuldungsverfahren InsO Insolvenzordnung (Deutschland) InsoGeldFestV 2023 Verordnung zur Festsetzung des Umlagesatzes für das Insolvenzgeld für das Kalenderjahr 2023 (Insolvenzgeldumlagesatzverordnung 2023) InstitutsVergV Verordnung über die aufsichtsrechtlichen Anforderungen an Vergütungssysteme von Instituten (Institutsvergütungsverordnung) InsVfVO Insolvenzverfahrenverordnung (Verordnung über Insolvenzverfahren) InsVV Insolvenzrechtliche Vergütungsverordnung (siehe Kosten des Insolvenzverfahrens) IntBestG Gesetz zur Bekämpfung internationaler Bestechung (Gesetz zu dem Übereinkommen vom 17. Dezember 1997 über die Bekämpfung der Bestechung ausländischer Amtsträger im internationalen Geschäftsverkehr) InTeR Zeitschrift zum Innovations- und Technikrecht IntFamRVG Internationales Familienrechtsverfahrensgesetz (Gesetz zur Durch- und Ausführung bestimmter Rechtsinstrumente auf dem Gebiet des internationalen Familienrechts) IntGesR Internationales Gesellschaftsrecht IntKfzV Verordnung über internationalen Kraftfahrzeugverkehr (Deutschland) (seit Juli 2008 aufgehoben) IntV Integrationskurs-Verordnung (Verordnung über die Durchführung von Integrationskursen für Ausländer und Spätaussiedler) (siehe Integrationskurs) IntPatÜbkG Gesetz zu dem Übereinkommen vom 27. November 1963 zur Vereinheitlichung gewisser Begriffe des materiellen Rechts der Erfindungspatente, dem Vertrag vom 19. Juni 1970 über die internationale Zusammenarbeit auf dem Gebiet des Patentwesens und dem Übereinkommen vom 5. Oktober 1973 über die Erteilung europäischer Patente (Gesetz über internationale Patentübereinkommen) INVEKOS Integriertes Verwaltungs- und Kontrollsystem InVeKoS-Verordnung Verordnung über die Durchführung von Stützungsregelungen und des Integrierten Verwaltungs- und Kontrollsystems InvErlG Investitionserleichterungsgesetz InvG Investmentgesetz (aufgehoben zum 22. Juli 2013; jetzt geregelt im Kapitalanlagegesetzbuch) InVo Insolvenz & Vollstreckung (Zeitschrift) InvStG Investmentsteuergesetz InvStRefG Gesetz zur Reform der Investmentbesteuerung (Investmentsteuerreformgesetz) InvZulG Investitionszulagengesetz (siehe Investitionszulage) IO Insolvenzordnung (Österreich) IOSCO Internationale Organisation der Wertpapieraufsichtsbehörden () IOSS Import-One-Stop-Shop IPA Institut für Prävention und Arbeitsmedizin der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung IPbpR Internationaler Pakt über bürgerliche und politische Rechte (ICCPR-International Covenant on Civil and Political Rights), kurz UN-Zivilpakt (in der Schweiz auch UNO-Pakt II genannt) IPG Internationale Politik und Gesellschaft IPJ Intellectual Property Journal (siehe Zeitschrift für Geistiges Eigentum) IPR Internationales Privatrecht IPRax Praxis des Internationalen Privat- und Verfahrensrechts (Zeitschrift) IPREG Gesetz zur Stärkung von intensivpflegerischer Versorgung und medizinischer Rehabilitation in der gesetzlichen Krankenversicherung (Intensivpflege- und Rehabilitationsstärkungsgesetz) IPwskR Internationaler Pakt über wirtschaftliche, soziale und kulturelle Rechte (engl.: International Covenant on Economic, Social and Cultural Rights – ICESCR), kurz UN-Sozialpakt (in der Schweiz auch UNO-Pakt I) IQ Intelligenzquotient IQTIG Institut für Qualitätssicherung und Transparenz im Gesundheitswesen IQWiG Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen IR international registriert oder InfrastrukturRecht (Zeitschrift) IRegG Gesetz zum Implantateregister Deutschland (Implantateregistergesetz) IRG Internationales Rechtshilfegesetz IRL Richtlinie 2003/6/EG über Insider-Geschäfte und Marktmanipulation IRP Investitionsrahmenplan für die Verkehrsinfrastruktur des Bundes IRZ Zeitschrift für Internationale Rechnungslegung oder Deutsche Stiftung für Internationale Rechtliche Zusammenarbeit e.V. (siehe IRZ-Stiftung) i. S. im Sinne ISA International Standards on Auditing ISB Informatikstrategieorgan Bund (Schweiz) iSd im Sinne des i. S. d. im Sinne des/der Verweis auf Norm ISO Internationale Organisation für Normung (englisch: International Organization for Standardization) IStGH Internationaler Strafgerichtshof (franz. Cour pénale internationale – CPI; engl. International Criminal Court – ICC) IStR Internationales Steuerrecht (Zeitschrift) i. S. v. im Sinne von Gesetz IT Informationstechnologie IT-AmtBw Bundesamt für Informationsmanagement und Informationstechnik der Bundeswehr IT-AV Verordnung über Aufenthaltserlaubnisse für Fachkräfte (Verordnung über Aufenthaltserlaubnisse für hoch qualifizierte ausländische Fachkräfte der Informations- und Kommunikationstechnologie) (siehe Greencard (Deutschland)) IT-ArGV Verordnung über Arbeitsgenehmigung Fachkräfte (IT-Arbeitsgenehmigungsverordnung; Verordnung über die Arbeitsgenehmigung für hoch qualifizierte ausländische Fachkräfte der Informations- und Kommunikationstechnologie) ITF Investitions- und Tilgungsfonds oder International Transport Forum (dt.: Weltverkehrsforum) ITFG Gesetz zur Errichtung eines Sondervermögens „Investitions- und Tilgungsfonds“ ITTA Internationales Tropenholz-Übereinkommen () ITRB Der IT-Rechts-Berater (Zeitschrift) ITU Internationale Fernmeldeunion (; ) ITZBund Informationstechnikzentrum Bund IUA International Underwriting Association of London iÜ im Übrigen IUG Gesetz über Investmentunternehmen (Liechtenstein) IuKDG Informations- und Kommunikationsdienste-Gesetz IUV Industrieunfallverordnung (Österreich) (siehe Störfallverordnung) i. V. in Vollmacht oder in Vertretung IV Invalidenversicherung (Schweiz) IVBV Informationsverbund der Bundesverwaltung IVD In-vitro-Diagnostikum IVDR Vitro Diagnostic Medical Devices Regulation (siehe In-vitro-Diagnostikum) IVG Bundesgesetz über die Invalidenversicherung (Schweiz) (siehe Invalidenversicherung (Schweiz)) IVI Institut für Virologie und Immunologie (Schweiz) (früher Institut für Viruskrankheiten und Immunprophylaxe) (französisch: Institut de virologie et d’immunologie, italienisch: Istituto di virologia e di immunologia) i. V. m. in Verbindung mit Verweis auf Norm IVU-Richtlinie Richtlinie 96/61/EG über die integrierte Vermeidung und Verminderung der Umweltverschmutzung IWC Internationales Übereinkommen zur Regelung des Walfangs (engl.: International Convention for the Regulation of Whaling - IWC) IWF Internationaler Währungsfonds (engl.: International Monetary Fund, IMF; auch bekannt als Weltwährungsfonds) IWG Informationsweiterverwendungsgesetz i. w. S. im weiteren Sinne IZPR Internationales Zivilprozessrecht IZVR Internationales Zivilverfahrensrecht J JA Juristische Arbeitsblätter (Zeitschrift) oder Jugendamt oder Justizanstalt (Österreich) oder Justizangestellter oder Jahresabschluss JAA Jugendarrestanstalt oder Joint Aviation Authorities JABl. Juristische Arbeitsblätter (Zeitschrift) JAbschlWUV Verordnung über die Gliederung des Jahresabschlusses von Wohnungsunternehmen JAEG Jahresarbeitsentgeltgrenze (= Versicherungspflichtgrenze) JAG Juristenausbildungsgesetz (des jeweiligen Bundeslandes) JagdzeitV Verordnung über die Jagdzeiten JAktAV Verordnung über die Aufbewahrung und Speicherung von Justizakten (Justizaktenaufbewahrungsverordnung) JAmt Zeitschrift „Das Jugendamt“ JAO Juristenausbildungsordnung JAP Juristische Ausbildung und Praxisvorbereitung (österreichische Fachzeitschrift) JAR Joint Aviation Requirements (siehe Joint Aviation Authorities) JArbSchG Jugendarbeitsschutzgesetz JArbSchUV Jugendarbeitsschutzuntersuchungsverordnung JAV Jugend- und Auszubildendenvertretung nach §§ 60 ff. BetrVG (Deutschland) JAVollzO Jugendarrestvollzugsordnung JBA Justizbetreuungsagentur (Österreich) JBA-G Justizbetreuungsagentur-Gesetz (Österreich) JBeitrG Justizbeitreibungsgesetz JBeitrO Justizbeitreibungsordnung JBl. Justizblatt JBlRP Justizblatt Rheinland-Pfalz JC Jobcenter JCER Journal of Contemporary European Research JCMS Journal of Common Market Studies JEIH Journal of European Integration History JEPP Journal of European Public Policy JETL Journal of European Tort Law (Zeitschrift) JFDG Jugendfreiwilligendienstegesetz (Gesetz zur Förderung von Jugendfreiwilligendiensten) JFG Jahrbuch für Entscheidungen in Angelegenheiten der Freiwilligen Gerichtsbarkeit und des Grundbuchrechts JGG Jugendgerichtsgesetz (Deutschland) oder Jugendgerichtsgesetz 1988 (Österreich) JGH Jugendgerichtshilfe JGS Justizgesetzsammlung (österreichischer Begriff) JGT Jugendgerichtstag JHA Rat für Justiz und Inneres der EU () JI Joint Implementation (Gemeinsame Projektumsetzung; Art. 6 Kyoto-Protokoll; § 2 Nr. 7 ProMechG) JIBL Journal of International Biotechnology Law (Zeitschrift) JI-Rat Rat für Justiz und Inneres der EU () JIT Just-in-time-Vertrag JKI Julius Kühn-Institut – Bundesforschungsinstitut für Kulturpflanzen JKomG Justizkommunikationsgesetz (Gesetz über die Verwendung elektronischer Kommunikationsformen in der Justiz) JMBl. Justizministerialblatt JMBl. NRW Justizministerialblatt für das Land Nordrhein-Westfalen JMS Jugend Medien Schutz-Report. Fachzeitschrift für Jugendmedienschutz JMStV Jugendmedienschutz-Staatsvertrag JN Jurisdiktionsnorm (Österreich) JöR Jahrbuch des öffentlichen Rechts der Gegenwart JÖSchG Gesetz zum Schutze der Jugend in der Öffentlichkeit, (jetzt: Jugendschutzgesetz) JoJZG Journal der Juristischen Zeitgeschichte (Zeitschrift) JOR Jahrbuch für Ostrecht JPS Jahrbuch für die Praxis der Schiedsgerichtsbarkeit JR Juristische Rundschau (Zeitschrift) JSG Jugendschutzgesetze in Österreich JStG Jahressteuergesetz JStVollzG Jugendstrafvollzugsgesetz Jugdl Jugendlicher JugG Jugendgericht JugK Jugendkammer JugR Jugendrecht oder Jugendrichter JugSchG Jugendschöffengericht JuHi Jugendhilfe JuHiS Jugendhilfe im oder in Strafverfahren JuMiG Justizmitteilungsgesetz (Justizmitteilungsgesetz und Gesetz zur Änderung kostenrechtlicher und anderer Gesetze) JuMoG Justizmodernisierungsgesetz jur. juristisch JurA Juristische Analysen (Zeitschrift von 1969 bis 1971) Jura Juristische Ausbildung (Zeitschrift) JurBüro Das juristische Büro (Zeitschrift) JuRi Jugendrichter JurPC JurPC. Internet-Zeitschrift für Rechtsinformatik JuS Juristische Schulung (Zeitschrift) JuSchG Jugendschutzgesetz (Deutschland) JustG NRW Justizgesetz Nordrhein-Westfalen (Gesetz über die Justiz im Land Nordrhein-Westfalen) Justiz Die Justiz. Amtsblatt des Justizministeriums von Baden-Württemberg. JuStr Jugendstrafe JV Justizverwaltung JVA Justizvollzugsanstalt oder Justizverwaltungsakt JVBl. Justizverwaltungsblatt JVEG Justizvergütungs- und -entschädigungsgesetz JVerwA Justizverwaltungsakt JVerwB Justizverwaltungsbehörde JVKostG Justizverwaltungskostengesetz (Gesetz über Kosten im Bereich der Justizverwaltung) JVKostO Justizverwaltungskostenordnung (Gesetz über Kosten im Bereich der Justizverwaltung) JVollzDSG NRW Gesetz zum Schutz personenbezogener Daten im Justizvollzug in Nordrhein-Westfalen (Justizvollzugsdatenschutzgesetz Nordrhein-Westfalen) JVollzGB BW Gesetzbuch über den Justizvollzug in Baden-Württemberg JW Juristische Wochenschrift (Zeitschrift) JWG Jugendwohlfahrtsgesetz oder Jugendwohlfahrtsgesetz (Österreich) JZ Juristenzeitung JZZ Justizielle Zusammenarbeit in Zivilsachen (, ) K KA Kriminalakte oder Kontrollaufforderung oder Konkursamt (Schweiz) oder Konzessionsabgabe KAE Anordnung über die Zulässigkeit von Konzessionsabgaben der Unternehmen und Betriebe zur Versorgung mit Elektrizität, Gas und Wasser an Gemeinden und Gemeindeverbände KäseV Käseverordnung KaffeeStG Kaffeesteuergesetz KaffeeStV Kaffeesteuerverordnung (Verordnung zur Durchführung des Kaffeesteuergesetzes) KaffeeV Kaffeeverordnung (Verordnung über Kaffee, Kaffee- und Zichorien-Extrakte) KAG Kommunalabgabengesetz oder Kapitalanlagegesellschaft oder Bundesgesetz über die kollektiven Kapitalanlagen (Kollektivanlagengesetz) (Schweiz) KAGB Kapitalanlagegesetzbuch KAGBAuslAnzV Verordnung über die Anzeigen und die Vorlage von Unterlagen nach § 36 des Kapitalanlagegesetzbuchs (KAGB-Auslagerungsanzeigenverordnung) KAGG Gesetz über Kapitalanlagegesellschaften KakaoV Kakaoverordnung (Verordnung über Kakao- und Schokoladenerzeugnisse) KAKuG Bundesgesetz über Krankenanstalten und Kuranstalte (Österreich) KalV Verordnung über die versicherungsmathematischen Methoden zur Prämienkalkulation und zur Berechnung der Alterungsrückstellung in der privaten Krankenversicherung (Kalkulationsverordnung) KAMaRisk Mindestanforderungen an das Risikomanagement von Kapitalverwaltungsgesellschaften Kap. Kapitel KapAusstV Kapitalausstattungs-Verordnung KapErtSt (auch KESt, KapESt, KapSt) Kapitalertragsteuer KapErhG Kapitalerhöhungsgesetz KapErhStG Kapitalerhöhungssteuergesetz KapInHaG Kapitalmarktinformations-Haftungsgesetz KapMuG Kapitalanleger-Musterverfahrensgesetz (Gesetz über Musterverfahren in kapitalmarktrechtlichen Streitigkeiten) KAPOVAZ Kapazitätsorientierte variable Arbeitszeit (siehe KAPOVAZ) KapResV Verordnung zur Regelung des Verfahrens der Beschaffung, des Einsatzes und der Abrechnung einer Kapazitätsreserve (Kapazitätsreserveverordnung) KapVO NRW Verordnung zur Ermittlung der Aufnahmekapazität an Hochschulen in Nordrhein-Westfalen für Studiengänge außerhalb des zentralen Vergabeverfahrens (Kapazitätsverordnung NRW) KartG 2005 Bundesgesetz gegen Kartelle und andere Wettbewerbsbeschränkungen (Kartellgesetz 2005) (Österreich) KartKrebs/KartZystV Verordnung zur Bekämpfung des Kartoffelkrebses und der Kartoffelzystennematoden KartringfV Verordnung zur Bekämpfung der Bakteriellen Ringfäule und der Schleimkrankheit KAS Kommission für Anlagensicherheit KassenSichV Verordnung zur Bestimmung der technischen Anforderungen an elektronische Aufzeichnungs- und Sicherungssysteme im Geschäftsverkehr (Kassensicherungsverordnung) KastrG Gesetz über die freiwillige Kastration und andere Behandlungsmethoden kath. katholisch KatSG Katastrophenschutzgesetz (mehrerer Bundesländer, u. a. Schleswig-Holstein) KAV Konzessionsabgabenverordnung oder Kompetenzzentrum Amtliche Veröffentlichungen (Schweiz) oder Kölner Anwaltverein oder Kommunale Ausländervertretung KAVerOV Kapitalanlage-Verhaltens- und Organisationsverordnung KBA Kraftfahrt-Bundesamt KBFG Gesetz zur Errichtung eines Sondervermögens „Kinderbetreuungsausbau“ (Kinderbetreuungsfinanzierungsgesetz) KBG Kinderbetreuungsgeld (Österreich) KBG.EKD Kirchengesetz über die Kirchenbeamtinnen und Kirchenbeamten in der Evangelischen Kirche in Deutschland (Kirchenbeamtengesetz der EKD) KBGG Kinderbetreuungsgeldgesetz (Österreich) KBS Knappschaft Bahn-See (siehe Deutsche Rentenversicherung Knappschaft-Bahn-See) KBV Kleinbetragsverordnung oder Kassenärztliche Bundesvereinigung KDG Gesetz über den Kirchlichen Datenschutz K. d. ö. R. Körperschaft des öffentlichen Rechts (Deutschland) KDO Anordnung über den kirchlichen Datenschutz der katholischen Kirche KdU Kosten der Unterkunft KDV Kriegsdienstverweigerung oder Kraftfahrgesetz-Durchführungsverordnung (Österreich) KDVG Kriegsdienstverweigerungsgesetz (Gesetz über die Verweigerung des Kriegsdienstes mit der Waffe aus Gewissensgründen) KE Kabinettsentwurf oder Kontrollexemplar keA kleine einzige Anlaufstelle KEFU Kontrolleinheit Flughafen Überwachung KEG Kernenergiegesetz (Schweiz) (siehe Atomgesetz (Schweiz)) oder Kommandit-Erwerbsgesellschaft (Österreich) (bis zu 31. Dezember 2006; aufgehoben durch das HaRäG. Siehe Erwerbsgesellschaft (Österreich)) KEnG Kantonale(s) Energiegesetz(e) (Schweiz) KennV Kennzeichnungsverordnung zur Kennzeichnung von Behältern und Bereichen in denen Arbeitsstoffe gelagert werden (Österreich) KEP Kontrolleinheit Prävention (siehe Finanzkontrolle Schwarzarbeit der Bundeszollverwaltung) oder Kurier-Express-Paket-Dienst kER Kurzfristige Erfolgsrechnung KER Kosten- und Erlösrechnung (siehe Kosten- und Leistungsrechnung – KLR) KES (KE See) Kontrolleinheit See KESB Kindes- und Erwachsenenschutzbehörde (Schweiz) (siehe Kindes- und Erwachsenenschutzrecht) KESt Kapitalertragsteuer oder Kapitalertragsteuer (Österreich) KEV Kontrolleinheit Verkehrswege des Zolls KFA Kostenfestsetzungsantrag oder Kommunaler Finanzausgleich (siehe Finanzausgleich (Deutschland)) KFB Kostenfestsetzungsbeschluss KFBauMechAusbV Verordnung über die Berufsausbildung zum Karosserie- und Fahrzeugbaumechaniker und zur Karosserie- und Fahrzeugbaumechanikerin (Karosserie- und Fahrzeugbaumechanikerausbildungsverordnung) KfBG Kriegsfolgenbereinigungsgesetz (siehe Volksdeutsche#Kriegsfolgenbereinigungsgesetz) KFG Kraftfahrgesetz 1967 (Österreich) KfH Kammer für Handelssachen KfiH Kammer für internationale Handelssachen KfiHG Gesetz zur Einführung von Kammern für internationale Handelssachen KFRG Krebsfrüherkennungs- und -registergesetz (siehe Krebsregister) Kfv Kostenfestsetzungsverfahren KfW Kreditanstalt für Wiederaufbau (siehe KfW Bankengruppe) KfWV Verordnung zur Anwendung von bankaufsichtsrechtlichen Vorschriften auf die Kreditanstalt für Wiederaufbau sowie zur Zuweisung der Aufsicht über die Einhaltung dieser Vorschriften an die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (KfW-Verordnung) KfWVÄndV Verordnung zur Änderung der KfW-Verordnung Kfz Kraftfahrzeug KfzHV Verordnung über Kraftfahrzeughilfe zur beruflichen Rehabilitation (Kraftfahrzeughilfe-Verordnung) KfzPflVV Kraftfahrzeug-Pflichtversicherungsverordnung (Verordnung über den Versicherungsschutz in der Kraftfahrzeug-Haftpflichtversicherung) KfzStG Bundesgesetz über die Erhebung einer Kraftfahrzeugsteuer (Kraftfahrzeugsteuergesetz 1992) (Österreich) KG Kommanditgesellschaft (Deutschland/ Österreich/ Schweiz) oder Kammergericht (Berlin) oder Konsulargesetz (Deutschland) oder Konsulargesetz (Österreich) oder Kartellgesetz (Schweiz) oder Kirchengericht KGaA Kommanditgesellschaft auf Aktien KgfEG Kriegsgefangenenentschädigungsgesetz KGH Kirchengerichtshof (z. B. Kirchengerichtshof der Evangelischen Kirche in Deutschland – KGH EKD) KGR Kammergericht-Report (Zeitschrift) KGSG Gesetz zum Schutz von Kulturgut (kurz: Kulturgutschutzgesetz) KHBV Krankenhaus-Buchführungsverordnung KHEntgG Krankenhausentgeltgesetz (Gesetz über die Entgelte für voll- und teilstationäre Krankenhausleistungen) KHfEVerbG Katzen- und Hundefell-Einfuhr-Verbotsgesetz (aufgehoben; abgelöst durch Tiererzeugnisse-Handels-Verbotsgesetz (TierErzHaVerbG)) KHG Gesetz zur wirtschaftlichen Sicherung der Krankenhäuser und zur Regelung der Krankenhauspflegesätze (Krankenhausfinanzierungsgesetz) KHK Kriminalhauptkommissar KHPflEG Gesetz zur Pflegepersonalbemessung im Krankenhaus sowie zur Anpassung weiterer Regelungen im Krankenhauswesen und in der Digitalisierung (Krankenhauspflegeentlastungsgesetz) KHSFV Verordnung zur Verwaltung des Strukturfonds im Krankenhausbereich (Krankenhausstrukturfonds-Verordnung) KHSG Krankenhausstrukturgesetz KhuR Krankenhaus und Recht (Zeitschrift) KHV Kommunikationshilfenverordnung KHZG Gesetz für ein Zukunftsprogramm Krankenhäuser (Krankenhauszukunftsgesetz) Ki Kind(er) KiAustrG Gesetz zur Regelung des Austritts aus Kirchen, Religionsgemeinschaften und Weltanschauungsgemeinschaften des öffentlichen Rechts (Kirchenaustrittsgesetz) (NRW) KiBeG Kinderbetreuungsgesetz KiBiz Kinderbildungsgesetz (in NRW) KICK Kinder- und Jugendhilfeweiterentwicklungsgesetz KID Kontoinformationsdienst KIDL Kontoinformationsdienstleister KiESt Kircheneinkommensteuer KiFöG Kinderförderungsgesetz KiG Kindergeld oder Kirchengesetz KiGG Kirchengerichtsgesetz (z. B. KiGG EKD) KIJA Kinder- und Jugendanwaltschaft (Österreich) KindArbSchV Kinderarbeitsschutzverordnung (Verordnung über den Kinderarbeitsschutz) KindEntfÜbk Haager Kindesentführungsübereinkommen (Übereinkommen über die zivilrechtlichen Aspekte internationaler Kindesentführung) KindPrax Kindschaftsrechtliche Praxis (ehemalige Zeitschrift) KindRG Kindschaftsrechtsreformgesetz KindUG Kindesunterhaltsgesetz (Gesetz zur Vereinheitlichung des Unterhaltsrechts minderjähriger Kinder) KInvFG Gesetz zur Förderung von Investitionen finanzschwacher Kommunen (Kommunalinvestitionsförderungsgesetz) KiQuTG Gesetz zur Weiterentwicklung der Qualität und zur Verbesserung der Teilhabe in Tageseinrichtungen und in der Kindertagespflege (KiTa-Qualitäts- und -Teilhabeverbesserungsgesetz) KirchE Entscheidungen in Kirchensachen seit 1946 KirchStG Kirchensteuergesetz (diverser Bundesländer) KirchStWRG Gesetz zur Regelung des Kirchensteuerwesens KiSt Kirchensteuer KIStAM Kirchensteuerabzugsmerkmal KiTa Kindertagesstätte KitaFinHG Gesetz über Finanzhilfen des Bundes zum Ausbau der Tagesbetreuung für Kinder KiTaQG Zweites Gesetz zur Weiterentwicklung der Qualität und zur Teilhabe in der Kindertagesbetreuung (KiTa-Qualitätsgesetz) KiwunschG Kinderwunschförderungsgesetz KiZ Kinderzuschlag KJ Kritische Justiz (Zeitschrift) Kj. Kalenderjahr KJB Karlsruher Juristische Bibliographie KJBG Kinder- und Jugendlichen-Beschäftigungsgesetz (Österreich) KJHG Gesetz zur Neuordnung des Kinder- und Jugendhilferechts (Kinder- und Jugendhilfegesetz), siehe Achtes Buch Sozialgesetzbuch KJM Kommission für Jugendmedienschutz KJP Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut KJSG Kinder- und Jugendstärkungsgesetz KK Karlsruher Kommentar oder Kasseler Kommentar oder Kriminal-Kommissar oder Krankenkasse KKG Konsumkreditgesetz (Schweiz) oder Gesetz zur Kooperation und Information im Kinderschutz Kl. Kläger KlimaRZ Zeitschrift für materielles und prozessuales Klimarecht KlV Klägervertreter(in) KLR Kosten- und Leistungsrechnung KM Kölner Mietrecht (Zeitschrift) KMB Klein- und Mittelbetriebe (Österreich) (siehe Kleine und mittlere Unternehmen) KMK Kultusministerkonferenz KMK-HSchR Informationen zum Hochschulrecht (Zeitschrift) KMMG Theodor Kleinknecht / Karlheinz Meyer / Lutz Meyer-Goßner, Strafprozessordnung, Gerichtsverfassungsgesetz, Nebengesetze und ergänzende Bestimmungen, Kurzkommentar, Verlag C. H. Beck München, regelmäßig aufgelegt KMU Kleine und mittlere Unternehmen KmV Kontaminanten-Verordnung (Verordnung zur Begrenzung von Kontaminanten in Lebensmitteln) KN Kombinierte Nomenklatur KN-V Verordnung über den Vergleich von Kosten und Nutzen der Kraft-Wärme-Kopplung und der Rückführung industrieller Abwärme beider Wärme- und Kälteversorgung (KWK-Kosten-Nutzen-Vergleich-Verordnung) KO Konkursordnung (jetzt: Insolvenzordnung (Deutschland) / Insolvenzordnung (Österreich)) KochAusbV Verordnung über die Berufsausbildung zum Koch und zur Köchin (Kochausbildungsverordnung) KODA Kommissionen zur Ordnung des Arbeitsvertragsrechts im kirchlichen Bereich der katholischen Kirche (siehe Kommissionen zur Ordnung des diözesanen Arbeitsvertragsrechts) K. ö. R. Körperschaft des öffentlichen Rechts (Deutschland) oder Körperschaft des öffentlichen Rechts (Österreich) KöMoG Gesetz zur Modernisierung des Körperschaftsteuerrechts KOG Kommunales Optionsgesetz KohleAG Gesetz zur Reduzierung und zur Beendigung der Kohleverstromung und zur Änderung weiterer Gesetze (Kohleausstiegsgesetz) (siehe Ausstieg aus der Kohleverstromung in Deutschland) Kom. Kommission oder Bezeichnung für Mitteilungen der Europäischen Union Komm. Kommentar KommHVO NRW Verordnung über das Haushaltswesen der Kommunen im Land Nordrhein-Westfalen (Kommunalhaushaltsverordnung Nordrhein-Westfalen) KommJur Kommunaljurist (Zeitschrift) KomtrZV Kommunalträger-Zulassungsverordnung (Verordnung zur Zulassung von kommunalen Trägern als Träger der Grundsicherung für Arbeitsuchende) KonBefrV Konzernabschlussbefreiungsverordnung (Verordnung über befreiende Konzernabschlüsse und Konzernlageberichte von Mutterunternehmen mit Sitz in einem Drittstaat) KonfV Konfitürenverordnung (Verordnung über Konfitüren und einige ähnliche Erzeugnisse) KonsG Gesetz über die Konsularbeamten, ihre Aufgaben und Befugnisse (Konsulargesetz (Deutschland)) oder Konsulargesetz (Österreich) KonsHilfG Gesetz zur Gewährung von Konsolidierungshilfen (Konsolidierungshilfengesetz) (siehe Schuldenbremse (Deutschland)) KonTraG Gesetz zur Kontrolle und Transparenz im Unternehmensbereich KonzVgV Verordnung über die Vergabe von Konzessionen (Konzessionsvergabeverordnung) KonzVO Konzentrationsverordnung KorruptionsbG Gesetz zur Verbesserung der Korruptionsbekämpfung (Korruptionsbekämpfungsgesetz) (NRW) KostÄndG Gesetz zur Änderung und Ergänzung kostenrechtlicher Vorschriften KostO Kostenordnung KostRsp. Kostenrechtsprechung (Zeitschrift) KostV Kostenverordnung KostVfg Kostenverfügung KoRe Kostenrechnung (siehe u. a. Kosten- und Leistungsrechnung) KOV Die Kriegsopferversorgung (Zeitschrift) oder Verordnung des Bundesgerichts vom 13. Juli 1911 über die Geschäftsführung der Konkursämter (Schweiz) KOVAnpV Verordnung zur Anpassung des Bemessungsbetrages und von Geldleistungen nach dem Bundesversorgungsgesetz (KOV-Anpassungsverordnung) KOVVfG (KriegsopfVwVfG) Kriegsopfer-Verwaltungsverfahrensgesetz KPBV Verordnung über das Verfahren zur Zusammenarbeit der Bundesoberbehörden und der registrierten Ethik-Kommissionen bei der Bewertung von Anträgen auf Genehmigung von klinischen Prüfungen mit Humanarzneimitteln (Klinische Prüfung-Bewertungsverfahren-Verordnung) KPfleG Krankenhauspflegeentlastungsgesetz KPH Krankenpflegehelfer (siehe Gesundheits- und Krankenpflegehelfer) KPI Kriminalpolizeiinspektion KpS Kriminalpolizeiliche Sammlung(en) KraftNAV Verordnung zur Regelung des Netzanschlusses von Anlagen zur Erzeugung von elektrischer Energie (Kraftwerks-Netzanschlussverordnung) KraftStDV Kraftfahrzeugsteuer-Durchführungsverordnung KraftStG Kraftfahrzeugsteuergesetz KrB Kriminalbeamter (Österreich) (siehe Kriminalbeamtenkorps) KrG Kreisgericht (DDR) KRG Kontrollratsgesetz oder Karenzgeldgesetz (Österreich) KrimZ Kriminologische Zentralstelle e.V. KRINKO Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention Kripo Kriminalpolizei krit. kritisch KritV Kritische Vierteljahresschrift für Gesetzgebung und Rechtswissenschaft (Zeitschrift) KRK Übereinkommen über die Rechte des Kindes, kurz UN-Kinderrechtskonvention () KrO Landkreisordnung KroatienAnpG Gesetz zur Anpassung des nationalen Steuerrechts an den Beitritt Kroatiens zur EU und zur Änderung weiterer steuerlicher Vorschriften KrPflG Krankenpflegegesetz (Deutschland) KrV Die Krankenversicherung (Zeitschrift) KrW-/AbfG Kreislaufwirtschafts- und Abfallgesetz (aufgehoben; nun Kreislaufwirtschaftsgesetz) KrWaffKontrG (KrWaffG) Kriegswaffenkontrollgesetz KrWG Kreislaufwirtschaftsgesetz KryptoFAV Verordnung über Kryptofondsanteile KryptoWTransferV Verordnung über verstärkte Sorgfaltspflichten bei dem Transfer von Kryptowerten (Kryptowertetransferverordnung) KSAStabG Künstlersozialabgabenstabilisierungsgesetz KSchG Kündigungsschutzgesetz oder Konsumentenschutzgesetz (Österreich) KSG Bundes-Klimaschutzgesetz oder Klimaschutzgesetz (Österreich) oder Katastrophenschutzgesetz KSI Krisen-, Sanierungs- und Insolvenzberatung (Zeitschrift) KSK Künstlersozialkasse KSpG Gesetz zur Demonstration der dauerhaften Speicherung von Kohlendioxid (Kohlendioxid-Speicherungsgesetz) (siehe CO2-Abscheidung und -Speicherung) KSpVO Verordnung der Landesregierung zur Bestimmung der Gebiete mit verlängerter Kündigungssperrfrist bei Wohnungsumwandlungen in Eigentumswohnungen (Kündigungssperrfristverordnung Baden-Württemberg - KSpVO BW) oder Verordnung zur Bestimmung der Gebiete mit verlängerter Kündigungssperrfrist bei der Begründung und Veräußerung von Wohnungseigentum an vermieteten Wohnungen (Kündigungssperrfristverordnung Nordrhein-Westfalen – KSpVO NRW) (aufgehoben; ersetzt durch Mieterschutzverordnung NRW - MietSchVO NRW) KStA Korruptionsstaatsanwaltschaft (Österreich, bis zum 1. September 2011 bestehend; amtlich: Zentrale Staatsanwaltschaft zur Bekämpfung von Korruption) KStDV 1977 Körperschaftsteuer-Durchführungsverordnung KStG Körperschaftsteuergesetz (Deutschland) oder Körperschaftssteuergesetz 1988 (Österreich) KStZ Kommunale Steuerzeitschrift KSÜ Haager Übereinkommen über den Schutz von Kindern (Haager Kinderschutzübereinkommen) (= Übereinkommen über die Zuständigkeit, das anzuwendende Recht, die Anerkennung, Vollstreckung und Zusammenarbeit auf dem Gebiet der elterlichen Verantwortung und die Maßnahmen zum Schutz von Kindern) (siehe u. a. Familienrecht (Deutschland)) KSVG Künstlersozialversicherungsgesetz (Gesetz über die Sozialversicherung der selbständigen Künstler und Publizisten) oder Saarländisches Kommunalselbstverwaltungsgesetz (siehe Gemeindeordnungen in Deutschland) KSzW Kölner Schrift zum Wirtschaftsrecht (Zeitschrift) KT Kommunaler Träger KTFG Gesetz zur Errichtung eines Sondervermögens „Klima- und Transformationsfonds“ (Klima- und Transformationsfondsgesetz) KTI Kriminaltechnisches Institut KTS Zeitschrift für Insolvenzrecht KündSchFristVO Verordnung zur Verlängerung der Kündigungsschutzfrist für Wohnraum (Kündigungsschutzfristverordnung Hamburg) KünSchKlVO Verordnung im Sinne des § 577a Absatz 2 BGB über den verlängerten Kündigungsschutz bei Umwandlung einer Mietwohnung in eine Eigentumswohnung (Kündigungsschutzklausel-Verordnung Berlin) KÜO Kehr- und Überprüfungsordnung KüSchV Verordnung über die Küstenschifffahrt KUG (KunstUrhG) Gesetz betreffend das Urheberrecht an Werken der bildenden Künste und der Photographie (Kunsturhebergesetz) KugZuV Verordnung zur Verlängerung der Zugangserleichterungen für den Bezug von Kurzarbeitergeld (Kurzarbeitergeldzugangsverordnung) KultGüRückG Kulturgüterrückgabegesetz KultgVV Kulturgüterverzeichnis-Verordnung (Verordnung über das Verzeichnis wertvollen Kulturgutes nach dem Kulturgüterrückgabegesetz) KunstUrhG (KUG) Kunsturheberrechtsgesetz KUP Kriminologie und Praxis (Schriftenreihe des Kriminologische Zentralstelle e.V.) KUR Kunst und Recht – Journal für Kunstrecht, Urheberrecht und Kulturpolitik (Zeitschrift) KuR (K&R) Kommunikation und Recht (Zeitschrift) oder Kirche & Recht (Zeitschrift) KURS Niedersachsen Konzeption zum Umgang mit rückfallgefährdeten Sexualstraftäterinnen und Sexualstraftätern in Niedersachsen KUVG Kranken- und Unfallversicherungsgesetz von 1911 (Schweiz) (aufgehoben; jetzt KVG – Krankenversicherungsgesetz) KV Klägervertreter(in) oder Kommunalverfassung oder Krankenversicherung oder Kostenverzeichnis oder Kombinierter Verkehr oder Kassenärztliche Vereinigung oder Kollektivvertrag (Österreich) oder Kaufvertrag oder Körperverletzung (Deutschland) oder Körperverletzung (Österreich) oder Kostenvoranschlag oder Kreisverband oder Kurzvortrag KVBG Kohleverstromungsbeendigungsgesetz KVG Krankenversicherungsgesetz (Schweiz) oder Kapitalverwaltungsgesellschaft KVLG Gesetz über die Krankenversicherung der Landwirte (siehe Zweites Gesetz über die Krankenversicherung der Landwirte) KV MV Kommunalverfassung für das Land Mecklenburg-Vorpommern (siehe Gemeindeordnungen in Deutschland) KVR Kollisionsverhütungsregeln oder Kreisverwaltungsreferat (siehe u. a. Stadtverwaltung München) KVStDV Kapitalverkehrsteuer-Durchführungsverordnung KVStG Kapitalverkehrsteuergesetz KWEA Kreiswehrersatzamt KWEG Kriegswirtschaftliches Ermächtigungsgesetz (Gesetz vom 24. Juli 1917, mit welchem die Regierung ermächtigt wird, aus Anlass der durch den Kriegszustand verursachten außerordentlichen Verhältnisse die notwendigen Verfügungen auf wirtschaftlichem Gebiete zu treffen) KWG Kreditwesengesetz KWGWpIGVermV Verordnung über die vertraglich gebundenen Vermittler und das öffentliche Register nach § 2 Absatz 10 Satz 5 des Kreditwesengesetzes und nach § 3 Absatz 2 Satz 5 des Wertpapierinstitutsgesetzes (KWG-WpIG-Vermittlerverordnung) KWahlG Kommunalwahlgesetz (siehe Kommunalwahlrecht) KWKG Kriegswaffenkontrollgesetz KWKG 2002 Kraft-Wärme-Kopplungsgesetz KZBV Kassenzahnärztliche Bundesvereinigung KZV Kassenzahnärztliche Vereinigung L L-G/hFSDBWFSV Verordnung über die Laufbahnen des gehobenen und höheren Fachschuldienstes an Bundeswehrfachschulen LA-ADBWVV Verordnung über die Laufbahn und Ausbildung für den Amtsgehilfendienst in der Bundeswehrverwaltung LabMeldAnpV Verordnung zur Anpassung der Meldepflicht nach § 7 des Infektionsschutzgesetzes an die epidemische Lage (Labormeldepflicht-Anpassungsverordnung) LADG Landesantidiskriminierungsgesetz (des Landes Berlin) LA-eLDBWVV Verordnung über die Laufbahn und Ausbildung für den einfachen Lagerverwaltungsdienst in der Bundeswehrverwaltung LadSchlG Ladenschlussgesetz (Gesetz über den Ladenschluss) LärmVibrationsArbSchV Verordnung zum Schutz der Beschäftigten vor Gefährdungen durch Lärm und Vibrationen (Lärm- und Vibrations-Arbeitsschutzverordnung) LAG Landesarbeitsgericht oder Lastenausgleichsgesetz oder Landesarbeitsgemeinschaft oder Landarbeitsgesetz (Österreich) LAGE Entscheidungen der Landesarbeitsgerichte, Loseblattsammlung Neuwied (Luchterhand Fachverlag) LAGPflB Landesausführungsgesetz Pflegeberufe (NRW) LAP-gehDAAV 2004 Verordnung über die Laufbahn, Ausbildung und Prüfung für den gehobenen Auswärtigen Dienst LAP-gntDBWVV Verordnung über die Laufbahn, Ausbildung und Prüfung für den gehobenen nichttechnischen Verwaltungsdienst in der Bundeswehrverwaltung LAP-gtDBWVV Verordnung über die Laufbahn, Ausbildung und Prüfung für den gehobenen technischen Dienst in der Bundeswehrverwaltung – Fachrichtung Wehrtechnik LAP-hADV 2004 Verordnung über die Laufbahn, Ausbildung und Prüfung für den höheren Auswärtigen Dienst LAP-htDBWVV Verordnung über die Laufbahn, Ausbildung und Prüfung für den höheren technischen Dienst in der Bundeswehrverwaltung – Fachrichtung Wehrtechnik LAP-mDAAV 2004 Verordnung über die Laufbahn, Ausbildung und Prüfung für den mittleren Auswärtigen Dienst LAP-mDFm/EloAufklBundV Verordnung über die Laufbahn, Ausbildung und Prüfung für den mittleren Dienst der Fernmelde- und Elektronischen Aufklärung des Bundes LAP-mftDBwV Verordnung über die Laufbahn, Ausbildung und Prüfung für den mittleren feuerwehrtechnischen Dienst in der Bundeswehr LAP-mntDBWVV Verordnung über die Laufbahn, Ausbildung und Prüfung für den mittleren nichttechnischen Verwaltungsdienst in der Bundeswehrverwaltung LAP-mtDBWVV Verordnung über die Laufbahn, Ausbildung und Prüfung für den mittleren technischen Dienst in der Bundeswehrverwaltung – Fachrichtung Wehrtechnik – LaPlaG (auch LPlG) Landesplanungsgesetz LaReDa Landesrechtsprechungsdatenbank LASI Länderausschuss für Arbeitsschutz und Sicherheitstechnik LasthandhabV Lastenhandhabungsverordnung laTPS Lärmabhängiges Trassenpreissystem LAWA Bund/Länder-Arbeitsgemeinschaft Wasser LB Landesbank LBA Luftfahrt-Bundesamt LBG Landesbeamtengesetz oder Gesetz über die Landbeschaffung für Aufgaben der Verteidigung (Landbeschaffungsgesetz) LBO Landesbauordnung LBauO Landesbauordnung LBtG Landesbetreuungsgesetz (mehrerer Bundesländer, z. B. NRW) LDSG Landesdatenschutzgesetz l. d. u. g. laut diktiert und genehmigt l. d. k. E. laut diktiert, kein Einwand LDüngVO Landesdüngeverordnung (z.B. in NRW) LE Ladungseinheit oder Lerneinheit leg. cit. legis citatae (lat.: des zitierten Gesetzes), benutzt bei wiederholter Zitierung desselben Gesetzes LegRegG Gesetz über die Registrierung von Betrieben zur Haltung von Legehennen (Legehennenbetriebsregistergesetz) LEI Legal Entity Identifier (dt.: Rechtsträger-Kennung) LEntwG Landesentwicklungsgesetz (z.B. in Sachsen-Anhalt) LEP Landesentwicklungsplan (siehe Landesentwicklungsprogramm) LEP NRW Landesentwicklungsplan Nordrhein-Westfalen (siehe Landesentwicklungsprogramm) LEPro Landesentwicklungsprogramm (siehe Landesentwicklungsprogramm) LES Liechtensteinische Entscheidungssammlung oder Leistungen zur Eingliederung von Selbständigen LFA Länderfinanzausgleich LfB Landesbevollmächtigter für Bahnaufsicht lfd. laufend LfD Landesbeauftragter für den Datenschutz LFG Luftfahrtgesetz (Österreich) oder Luftfahrtgesetz (Schweiz) oder Luftfahrtgesetz (Liechtenstein) LFGB Lebensmittel-, Bedarfsgegenstände- und Futtermittelgesetzbuch LFGG Landesgesetz über die freiwillige Gerichtsbarkeit (Baden-Württemberg) LfP Bayerisches Landesamt für Pflege LfSt Landesamt für Steuern (eines Bundeslandes, z. B. Bayerisches Landesamt für Steuern - BayLfSt) LG Landgericht oder Lebensgemeinschaft oder Landesgerichte (Österreich; siehe Gerichtsorganisation in Österreich) LGBl. Landesgesetzblatt LGebG Landesgebührengesetz LGG Landesgleichstellungsgesetz (Berlin, Brandenburg, Bremen, NRW, Rheinland-Pfalz) (siehe Gesetze und amtliche Regelungen zur geschlechtergerechten Sprache) LGrStG Landesgrundsteuergesetz (z.B. in Baden-Württemberg) LGuVBl. Landesgesetz- und Verordnungsblatt (eines Bundeslandes in Österreich) LGVÜ Luganer Übereinkommen über die gerichtliche Zuständigkeit und die Vollstreckung gerichtlicher Entscheidungen in Zivil- und Handelssachen (Lugano-Übereinkommen) LGZ Landesgerichte für Zivilrechtssachen (Österreich; siehe Gerichtsorganisation in Österreich) LHB Luftfahrt-Haftpflichtversicherungs-Bedingungen LHG Landeshochschulgesetz LHmV Lösungsmittel-Höchstmengenverordnung LHO Landeshaushaltsordnung LHundG Landeshundegesetz (z.B. LHundG NRW) LiegTG Liegenschaftsteilungsgesetz (Österreich) (siehe Grundbuch#Österreich) LImSchG Landesimmissionsschutzgesetz lit. Litera (lat. Buchstabe) Lit. Literatur (oft für Lehrmeinung) LJA Landesjugendamt LJV Landesjustizverwaltung LJZ Liechtensteinische Juristenzeitung LK Leipziger Kommentar oder Lehrkontrolle LKA Landeskriminalamt LKO Landkreisordnung LKÖ Landwirtschaftskammer Österreich LKRZ Zeitschrift für Landes- und Kommunalrecht Hessen – Rheinland-Pfalz – Saarland LkSG Gesetz über unternehmerische Sorgfaltspflichten in Lieferketten (Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz) (siehe Lieferkettengesetz) LKV Landes- und Kommunalverwaltung (Zeitschrift) oder Los-Kennzeichnungs-Verordnung LKW-MautV LKW-Maut-Verordnung LLC Limited Liability Company LLG Landwirtschafts- und Landeskulturgesetz (Baden-Württemberg) LLMC Convention on Limitation of Liability for Maritime Claims (= Internationales „Übereinkommen über die Beschränkung der Haftung für Seeforderungen“ vom 19. November 1976 in der Fassung des Protokolls von 1996) LLP Limited Liability Partnership LM (LMK) Entscheidungen des Bundesgerichtshofes im Nachschlagewerk von Lindenmaier-Möhring LMBestrV Verordnung über die Behandlung von Lebensmitteln mit Elektronen-, Gamma- und Röntgenstrahlen, Neutronen oder ultravioletten Strahlen (siehe Lebensmittelbestrahlung) LMBG Lebensmittel- und Bedarfsgegenständegesetz (Gesetz über den Verkehr mit Lebensmitteln, Tabakerzeugnissen, kosmetischen Mitteln und sonstigen Bedarfsgegenständen) LMEV Lebensmitteleinfuhr-Verordnung (Verordnung über die Durchführung der veterinärrechtlichen Kontrollen bei der Einfuhr und Durchfuhr von Lebensmitteln tierischen Ursprungs aus Drittländern sowie über die Einfuhr sonstiger Lebensmittel aus Drittländern) LMG (auch LMedG oder LMedienG) Landesmediengesetz LMHV Lebensmittelhygiene-Verordnung (Verordnung über Anforderungen an die Hygiene beim Herstellen, Behandeln und Inverkehrbringen von Lebensmitteln) LMIV Lebensmittel-Informationsverordnung (Verordnung (EU) Nr. 1169/2011) LMIDV Lebensmittelinformations-Durchführungsverordnung LMK (LM) Entscheidungen des Bundesgerichtshofes im Nachschlagewerk von Lindenmaier-Möhring LMKÜV Verordnung mit Übergangsregelungen zur Einführung der Informationen zur Lebensmittelkette LMKV Lebensmittel-Kennzeichnungsverordnung LMR Lokales Melderegister (Österreich) LMRStV Verordnung zur Durchsetzung lebensmittelrechtlicher Rechtsakte der Europäischen Gemeinschaft (Lebensmittelrechtliche Straf- und Bußgeldverordnung) LMSVG Lebensmittelsicherheits- und Verbraucherschutzgesetz (Österreich) LMÜTranspG Gesetz zur Transparenzmachung von Ergebnissen amtlicher Kontrollen in der Lebensmittelüberwachung (Lebensmittelüberwachungstransparenzgesetz) (Berlin) LMuR Lebensmittel & Recht (Zeitschrift) LNatSchG NRW Landesnaturschutzgesetz Nordrhein-Westfalen LNGG Gesetz zur Beschleunigung des Einsatzes verflüssigten Erdgases (LNG-Beschleunigungsgesetz) LOB leistungsorientierte Bezahlung (siehe Leistungsorientierte Vergütung) LobbyRG Gesetz zur Einführung eines Lobbyregisters für die Interessenvertretung gegenüber dem Deutschen Bundestag und gegenüber der Bundesregierung (Lobbyregistergesetz) LOG Landesorganisationsgesetz (z. B. in NRW) LogisV Verordnung über die Unterbringung der Besatzungsmitglieder an Bord von Kauffahrteischiffen LogopG Gesetz über den Beruf des Logopäden LohnfortzG Lohnfortzahlungsgesetz (Gesetz über die Zahlung des Arbeitsentgelts an Feiertagen und im Krankheitsfall) LOStA Leitender Oberstaatsanwalt LotterieStV Lotteriestaatsvertrag (siehe Glücksspielstaatsvertrag) LottStV Lotteriestaatsvertrag (siehe Glücksspielstaatsvertrag) LQN Leistungs- und Qualitätsnachweis LQV Leistungs- und Qualitätsvereinbarung LP Legislaturperiode oder Leistungspflicht LPD Landespolizeidirektion LPachtVG Landpachtverkehrsgesetz (siehe Landpacht) LPartG Lebenspartnerschaftsgesetz LPK Lehr- und Praxiskommentar (zu diversen Gesetzen) oder Landespolizeikommando (Österreich) LPlG (auch LaPlaG) Landesplanungsgesetz LPVG Landespersonalvertretungsgesetz (siehe z. B. Landespersonalvertretungsgesetz (Nordrhein-Westfalen)) LPZV Leistungsprämien- und Zulagenverordnung (Verordnung über die Gewährung von Prämien und Zulagen für besondere Leistungen) LR Löwe / Rosenberg, Die Strafprozessordnung und das Gerichtsverfassungsgesetz mit Nebengesetzen, Großkommentar oder Landrat oder Lehrerrat LRA Landratsamt oder Lohnrahmenabkommen LRC Allgemeines Funkbetriebszeugnis () LRD Leitender Regierungsdirektor LRE Sammlung lebensmittelrechtlicher Entscheidungen LRG Landesrundfunkgesetz LRH Landesrechnungshof (siehe Rechnungshof > Landesrechnungshof) LROP Landes-Raumordnungsprogramm Niedersachsen LRP Landschaftsrahmenplan LRV Luftreinhalte-Verordnung (Schweiz) Ls. Leitsatz LSA Land Sachsen-Anhalt oder Lichtsignalanlage LSD-BG Lohn- und Sozialdumping-Bekämpfungsgesetz (Österreich) LSG Landessozialgericht oder Landschaftsschutzgebiet LSpG Gesetz zur Durchführung der Rechtsakte der Europäischen Union über Qualitätsregelungen betreffend garantiert traditionelle Spezialitäten und fakultative Qualitätsangaben (Lebensmittelspezialitätengesetz) LSt. Lohnsteuer (Deutschland) oder Lohnsteuer (Österreich) LStDV Lohnsteuer-Durchführungsverordnung LStR Lohnsteuer-Richtlinien LStuV Lohnstufenverordnung (Verordnung über das leistungsabhängige Aufsteigen in den Grundgehaltsstufen) LStVG (Bayerisches) Landesstraf- und Verordnungsgesetz (siehe auch Polizei Bayern) LSV Ladesäulenverordnung oder Lärmschutz-Verordnung (Schweiz) LSVA Leistungsabhängige Schwerverkehrsabgabe (Schweiz) LSVMG Gesetz zur Modernisierung des Rechts der landwirtschaftlichen Sozialversicherung LSV-NOG Gesetz zur Neuordnung der Organisation der landwirtschaftlichen Sozialversicherung LT Landtag lt. laut (gemäß) lt. d. u. g. laut diktiert und genehmigt Ltd. Kapitalgesellschaft (Vereinigtes Königreich) (Limited) oder leitend LTO Legal Tribune Online (Zeitschrift) LTranspG Landestransparenzgesetz (z.B. in Rheinland-Pfalz) LTTG Landesgesetz zur Gewährleistung von Tariftreue und Mindestentgelt bei öffentlicher Auftragsvergabe Rheinland-Pfalz LTV Verordnung über die Tarifordnung für die Seelotsreviere (Lotstarifverordnung) LTZ Zeitschrift für die digitale Rechtsanwendung LuF Land- und Forstwirtschaft LufABw Luftfahrtamt der Bundeswehr LuftBauO Bauordnung für Luftfahrtgerät LuftBO Betriebsordnung für Luftfahrtgerät LuftEBV Verordnung zur Regelung des Betriebs von nicht als Luftfahrtgerät zugelassenen elektronischen Geräten in Luftfahrzeugen (Luftfahrzeug-Elektronik-Betriebs-Verordnung) LuftGerPV Verordnung zur Prüfung von Luftfahrtgerät LuftPersV Verordnung über Luftfahrtpersonal LuftSchlichtV Verordnung nach § 57c des Luftverkehrsgesetzes zur Schlichtung im Luftverkehr (Luftverkehrsschlichtungsverordnung) LuftSiG Luftsicherheitsgesetz LuftSiSchulV Luftsicherheits-Schulungsverordnung LuftVG Luftverkehrsgesetz LuftVO Luftverkehrs-Ordnung LuftVStAbsenkV Luftverkehrsteuer-Absenkungsverordnung LuftVStG Luftverkehrsteuergesetz (siehe Luftverkehrabgabe) LuftVZO Luftverkehrs-Zulassungs-Ordnung LugÜ Lugano-Übereinkommen LV Landesverfassung (Deutschland) oder Landesverfassung(Österreich) oder Leistungsverzeichnis oder Landesverfügung oder Lebensversicherung oder Verfassung des Fürstentums Liechtenstein LVA Landesversicherungsanstalt LVerbO Landschaftsverbandsordnung (siehe Landschaftsverbände in Nordrhein-Westfalen) LVerfG Landesverfassungsgericht LVG Landesverwaltungsgesetz LVGG (oder LvwGG) Landesverwaltungsgericht (in Österreich) LVR Landschaftsverband Rheinland oder Luftverkehrsregeln (Österreich) LVRG Lebensversicherungsreformgesetz LVT Landesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung (Österreich) LVwVfG Landesverwaltungsverfahrensgesetz LVwVG Landesverwaltungsvollstreckungsgesetz LWaG Landeswassergesetz LwAltschG Landwirtschaft-Altschuldengesetz LwAltschV Landwirtschaft-Altschuldenverordnung LwAnpG Landwirtschaftsanpassungsgesetz LWG Landeswassergesetz oder Bayerische Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau LwG Landwirtschaftsgesetz (Deutschland) oder Landwirtschaftsgesetz (Schweiz) oder Landwirtschaftsgericht LWK Landwirtschaftskammer LWL Landschaftsverband Westfalen-Lippe LWND Luftwaffennachrichtendienst (Schweiz; bis 2007) (siehe Schweizer Nachrichtendienste) LWV Landeswohlfahrtsverband LwVfG Landwirtschaftsverfahrensgesetz (Gesetz über das Verfahren in Landwirtschaftssachen) LZA Lichtzeichenanlage (= Ampel) LZG NRW Landeszentrum Gesundheit Nordrhein-Westfalen M MABl. Ministerialamtsblatt MaBV Verordnung über die Pflichten der Makler, Darlehens- und Anlagenvermittler, Anlageberater, Bauträger und Baubetreuer (Makler- und Bauträgerverordnung) MAD Militärischer Abschirmdienst MADG MAD-Gesetz (Gesetz über den Militärischen Abschirmdienst) MAE Mehraufwandsentschädigung MaGO Mindestanforderungen an die Geschäftsorganisation von Versicherungsunternehmen MAK Maximale Arbeitsplatz-Konzentration MaklerG Maklergesetz (Österreich) MaklKostVertG Gesetz über die Verteilung der Maklerkosten bei der Vermittlung von Kaufverträgen über Wohnungen und Einfamilienhäuser MaKonV Marktmanipulations-Konkretisierungsverordnung (Verordnung zur Konkretisierung des Verbotes der Marktmanipulation) (siehe Marktmanipulation) MalerArbbV Verordnung über zwingende Arbeitsbedingungen im Maler- und Lackiererhandwerk (Malerarbeitsbedingungenverordnung) MaPrV Verordnung über die Höhe der Managementprämie für Strom aus Windenergie und solarer Strahlungsenergie (Managementprämienverordnung) MariMedV Verordnung über maritime medizinische Anforderungen auf Kauffahrteischiffen (Maritime-Medizin-Verordnung) MaRisk (BA) Mindestanforderungen an das Risikomanagement (BA) MarkenG Markengesetz MarkenRRG Markenrechtsreformgesetz (Gesetz zur Reform des Markenrechts und zur Umsetzung der Ersten Richtlinie 89/104/EWG des Rates vom 21. Dezember 1988 zur Angleichung der Rechtsvorschriften der Mitgliedstaaten über die Marken) MarkenV Verordnung zur Ausführung des Markengesetzes (Markenverordnung) MarktAngV Marktzugangsangabenverordnung (siehe Wertpapierhandelsgesetz) MARPOL Internationales Übereinkommen zur Verhütung der Meeresverschmutzung durch Schiffe (engl.: International Convention for the Prevention of Marine Pollution from Ships, auch MARPOL 73/78 (von marine pollution)) MaschV Verordnung über die Sicherheit von Maschinen (Maschinenverordnung) (Schweiz) MaßstG Gesetz über verfassungskonkretisierende allgemeine Maßstäbe für die Verteilung des Umsatzsteueraufkommens, für den Finanzausgleich unter den Ländern sowie für die Gewährung von Bundesergänzungszuweisungen (Maßstäbegesetz) (siehe Finanzausgleich (Deutschland)) MaStR Marktstammdatenregister MaStRV Verordnung über das zentrale elektronische Verzeichnis energiewirtschaftlicher Daten (Marktstammdatenregisterverordnung) MautHV Mauthöheverordnung (Verordnung zur Festsetzung der Höhe der Autobahnmaut für schwere Nutzfahrzeuge) MautStrAusdehnV Mautstreckenausdehnungsverordnung MautSysG Mautsystemgesetz (Deutschland) MAV Mitarbeitervertretung oder maschinelles Anfrageverfahren MAVO Mitarbeitervertretungsordnung der katholischen Kirche MB Mahnbescheid MbBO Magnetschwebebahn-Bau und Betriebsordnung MBergG Meeresbodenbergbaugesetz MBG Mitbestimmungsgesetz (z. B. in Schleswig-Holstein) MBl. Ministerialblatt MBl.NRW. Ministerialblatt für das Land Nordrhein-Westfalen MBO Musterentwurf zur Bauordnung MBPlG Magnetschwebebahnplanungsgesetz MdB, M. d. B. Mitglied des Bundestages MDD Richtlinie 93/42/EWG über Medizinprodukte (engl.: Medical Device Directive - MDD) MdE Mitglied des Europäischen Parlaments (auch MdEP) oder Minderung der Erwerbsfähigkeit (bis zum 21. Dezember 2007; nunmehr GdS – Grad der Schädigungsfolgen) Mdj. Minderjähriger MDK Medizinischer Dienst der Krankenversicherung MdL, M. d. L. Mitglied des Landtags m. d. P. n. v. u. n. v. mit den Parteien nicht verwandt und nicht verschwägert MDR Monatsschrift für Deutsches Recht oder Verordnung (EU) 2017/745 über Medizinprodukte (engl.: Medical Device Regulation - MDR) oder Mitteldeutscher Rundfunk MDStV Mediendienste-Staatsvertrag ME Musterentwurf MEA Miteigentumsanteil MedBG Medizinalberufegesetz (Schweiz) MedBVSV Verordnung zur Sicherstellung der Versorgung der Bevölkerung mit Produkten des medizinischen Bedarfs bei der durch das Coronavirus SARS-CoV-2 verursachten Epidemie (Medizinischer Bedarf Versorgungssicherstellungsverordnung) MEDEL Magistrats Européens pour la Démocratie et les Libertés MedFAngAusbV Verordnung über die Berufsausbildung zum Medizinischen Fachangestellten/ zur Medizinischen Fachangestellten MedGV Medizingeräteverordnung (Verordnung über die Sicherheit medizinisch-technischer Geräte; aufgehoben und ersetzt zum 1. Januar 2002 durch Medizinproduktegesetz) MedHygV (MedHygVO) Verordnung zur Hygiene und Infektionsprävention in medizinischen Einrichtungen (diverser Bundesländer) MediationsG Mediationsgesetz MedienG Bundesgesetz vom 12. Juni 1981 über die Presse und andere publizistische Medien (Mediengesetz) (Österreich) MedizinalfachberufeV Verordnung über die Ausbildungsförderung für Medizinalfachberufe (aufgehoben; ersetzt durch BAföG-Medizinalfach- und Pflegeberufe-Verordnung – BAföG-MedPflegbV) MedR Medizinrecht (Zeitschrift) MedSach Der medizinische Sachverständige (Zeitschrift) MEG Maß- und Eichgesetz (Österreich) MEK Mobiles Einsatzkommando MeldeG Meldegesetz 1991 (Österreich) MeldFortG Gesetz zur Fortentwicklung des Meldewesens (siehe Bundesmeldegesetz) MeMBV Medizinproduktemethodenbewertungsverordnung MEP Mitglied des Europäischen Parlaments () MEPolG Musterentwurf eines einheitlichen Polizeigesetzes des Bundes und der Länder MepV Medizinprodukteverordnung (Schweiz) MERL Richtlinie 98/59/EG des Rates vom 20. Juli 1998 zur Angleichung der Rechtsvorschriften der Mitgliedsstaaten über Massenentlassungen (Massenentlassungs-Richtlinie) MessEG Gesetz über das Inverkehrbringen und die Bereitstellung von Messgeräten auf dem Markt, ihre Verwendung und Eichung sowie über Fertigpackungen (Mess- und Eichgesetz) MessEV Verordnung über das Inverkehrbringen und die Bereitstellung von Messgeräten auf dem Markt sowie über ihre Verwendung und Eichung (Mess- und Eichverordnung) MessZV Verordnung über Rahmenbedingungen für den Messstellenbetrieb und die Messung im Bereich der leitungsgebundenen Elektrizitäts- und Gasversorgung (Messzugangsverordnung) (aufgehoben, ersetzt durch Messstellenbetriebsgesetz - MsbG) METAS Bundesamt für Metrologie (Schweiz) (, , rät. Uffizi federal per metrologia) Met/GlockAusbV Verordnung über die Berufsausbildung zum Metall- und Glockengießer/zur Metall- und Glockengießerin MFE Mobile Fahndungseinheit MFG Gesetz zur Förderung des Mittelstandes (Mittelstandsförderungs- und Vergabegesetz) Schleswig-Holstein MFK Motorfahrzeugkontrolle (siehe Strassenverkehrsamt) oder Musterfeststellungsklage MFKRegV Verordnung über das Register für Musterfeststellungsklagen(Musterfeststellungsklagenregister-Verordnung) MFR Mehrjähriger Finanzrahmen der Europäischen Union MfS Ministerium für Staatssicherheit MgFSG Gesetz zur Umsetzung der Bestimmungen der Umwandlungsrichtlinie über die Mitbestimmung der Arbeitnehmer bei grenzüberschreitenden Umwandlungen, Verschmelzungen und Spaltungen MgVG Mitbestimmungsgesetz bei einer grenzüberschreitenden Verschmelzung (Gesetz über die Mitbestimmung der Arbeitnehmer bei einer grenzüberschreitenden Verschmelzung) MgvG Gesetz zur Vorbereitung der Schaffung von Baurecht durch Maßnahmengesetz im Verkehrsbereich (Maßnahmengesetzvorbereitungsgesetz) MHbeG Gesetz zur Beschränkung der Haftung Minderjähriger (Minderjährigenhaftungsbeschränkungsgesetz) MHD Mindesthaltbarkeitsdatum MHG Miethöheregelungsgesetz MIAS Mehrwertsteuer-Informationsaustauschsystem der Europäischen Kommission (engl.: VAT Information Exchange System - VIES) MIB Melde- und Informationssystem Binnenschifffahrt MicroBilG Gesetz zur Umsetzung der Richtlinie 2012/6/EU des Europäischen Parlaments und des Rates vom 14. März 2012 zur Änderung der Richtlinie 78/660/EWG des Rates über den Jahresabschluss von Gesellschaften bestimmter Rechtsformen hinsichtlich Kleinstbetrieben (Kleinstkapitalgesellschaften-Bilanzrechtsänderungsgesetz) MID Richtlinie 2004/22/EG über Messgeräte (Messgeräterichtlinie; engl.: Measuring Instruments Directive – MID) MietAnpG Mietrechtsanpassungsgesetz MietbegrenzV Mietpreisbegrenzungsverordnung (Brandenburg) MietbegrenzVO Mietpreisbegrenzungsverordnung (Nordrhein-Westfalen) MietBegrVO Mietpreisbegrenzungsverordnung (Rheinland-Pfalz oder Thüringen) MietBgKaLVO Mietpreisbegrenzungs- und Kappungsgrenzenlandesverordnung (Mecklenburg-Vorpommern) MietBgVO Mietpreisbegrenzungsverordnung (Baden-Württemberg) MietPrVO Mietpreisverordnung (Schleswig-Holstein) MietRB Der Miet-Rechts-Berater (Zeitschrift) MietSchVO Mieterschutzverordnung (Nordrhein-Westfalen) MiFID Richtlinie 2004/39/EG über Märkte für Finanzinstrumente (engl.: MiFID = Markets in Financial Instruments Directive) MiFIR Markets in Financial Instruments Regulation (VO[EU] 600/2014) MikrozensusG (MZG) Mikrozensusgesetz (Gesetz zur Durchführung einer Repräsentativstatistik über die Bevölkerung und den Arbeitsmarkt sowie die Wohnsituation der Haushalte) MilchAbgV Milchabgabenverordnung (Verordnung zur Durchführung der EG-Milchabgabenregelung) MilchErzV Milcherzeugnisverordnung MilchFettG Milch- und Fettgesetz MilchGüV Milch-Güteverordnung MilchMagG Gesetz über Milch, Milcherzeugnisse, Margarineerzeugnisse und ähnliche Erzeugnisse (Milch- und Margarinegesetz) MilchQuotV Milchquotenverordnung MilchSonMaßG Gesetz zur Durchführung von Sondermaßnahmen der Europäischen Union im Milchmarktbereich MilchSoPrG Milch-Sonderprogrammgesetz (Gesetz über ein Sonderprogramm mit Maßnahmen für Milchviehhalter) MilchVO Milchverordnung (aufgehoben) MiLoAufzV Mindestlohnaufzeichnungsverordnung MiLoDokV Mindestlohndokumentationspflichtenverordnung MiLoG Gesetz zur Regelung eines allgemeinen Mindestlohns (Mindestlohngesetz) MiLoMeldV Verordnung über Meldepflichten nach dem Mindestlohngesetz, dem Arbeitnehmer-Entsendegesetz und dem Arbeitnehmerüberlassungsgesetz (Mindestlohnmeldeverordnung) MiLoV Mindestlohnanpassungsverordnung MilStG Militärstrafgesetz (Österreich) oder Militärstrafgesetz (Schweiz) MilzbRbV Verordnung zum Schutz gegen den Milzbrand und den Rauschbrand Min/TafelWV Mineral- und Tafelwasser-Verordnung (Verordnung über natürliches Mineralwasser, Quellwasser und Tafelwasser) MinBlFin Ministerialblatt des Bundesministeriums der Finanzen MindArbBedG (MiArbG) Mindestarbeitsbedingungsgesetz MindSchRÜbkG Gesetz zu dem Rahmenübereinkommen des Europarats vom 1. Februar 1995 zum Schutz nationaler Minderheiten MindZV Verordnung über die Mindestbeitragsrückerstattung in der Lebensversicherung (Mindestzuführungsverordnung) MinNettoV 2000 Mindestnettobeträge-Verordnung 2000 (Verordnung über die Mindestnettobeträge nach dem Altersteilzeitgesetz für das Jahr 2000) MinölStG Mineralölsteuergesetz MinöStG Mineralölsteuergesetz (Schweiz) (siehe Mineralölsteuer (Schweiz)) MinöStV Mineralölsteuerverordnung (Verordnung zur Durchführung des Mineralölsteuergesetzes) MinroG Mineralrohstoffgesetz (Österreich) MiSchuV Mieterschutzverordnung (Bayern oder Hessen oder Niedersachsen) MissbrauchEindämmG Gesetz zur Eindämmung missbräuchlicher Steuergestaltungen MiStra Anordnung über Mitteilungen in Strafsachen MitbestG Mitbestimmungsgesetz Mitt Mitteilungen der deutschen Patentanwälte (Zeitschrift) MittBayNot Mitteilungen des Bayerischen Notarvereins, der Notarkasse und der Landesnotarkammer Bayern (siehe MittBayNot) MittdtschPatAnw Mitteilungen deutscher Patentanwälte MiZi Anordnung über Mitteilungen in Zivilsachen MJ Minderjähriger MK Ministerkonferenz MKG Mobile Kontrollgruppe(n) MKRO Ministerkonferenz für Raumordnung MKSeuchV (MKSV) Verordnung zum Schutz gegen die Maul- und Klauenseuche MKSV Maul- und Klauenseuche-Verordnung (Verordnung zur Bekämpfung der Maul- und Klauenseuche) MKÜ Mobile Kontroll- und Überwachungseinheit der Bundespolizei MLAnpV Verordnung zur Anpassung der Mindestleistung nach dem Unterhaltssicherungsgesetz (Mindestleistungsanpassungsverordnung) MLE Magister Legum Europae (Studienabschluss im Europarecht) MLR Marburg Law Review (Zeitschrift) MM Mindermeinung oder Minderheitsmeinung oder MieterMagazin (Zeitschrift) MMA Madrider Abkommen über die internationale Registrierung von Marken (kurz: Madrider Markenabkommen – MMA) MMilchPulvV Verordnung zur Durchführung der öffentlichen Lagerhaltung von Magermilchpulver MMR Multimedia und Recht (Zeitschrift) MND Militärischer Nachrichtendienst (Schweiz) (siehe Schweizer Nachrichtendienste) MntDBwVVDV Verordnung über den Vorbereitungsdienst für den mittleren nichttechnischen Verwaltungsdienst in der Bundeswehrverwaltung MobHV Mobilitätshilfenverordnung ModEnG Gesetz zur Förderung der Modernisierung von Wohnungen und von Maßnahmen zur Einsparung von Heizenergie (Modernisierungs- und Energieeinsparungsgesetz) ModG Modulationsgesetz (Gesetz zur Modulation von Direktzahlungen im Rahmen der Gemeinsamen Agrarpolitik) ModGAufhG Gesetz zur Aufhebung des Modulationsgesetzes ModistAusbV Verordnung über die Berufsausbildung zum Modisten/zur Modistin ModMstrV Verordnung über das Berufsbild und über die Prüfungsanforderungen im praktischen und im fachtheoretischen Teil der Meisterprüfung für das Modisten-Handwerk MOE Mittel- und Osteuropa MOEL Mittel- und osteuropäische Länder (kurz MOEL) MÖSt Mineralölsteuer (Österreich) MÖStG Mineralölsteuergesetz (Österreich) MOG Marktorganisationsgesetz (Gesetz zur Durchführung der Gemeinsamen Marktorganisation und der Direktzahlungen) MolkMeistPrV Verordnung über die Meisterprüfung zum anerkannten Fortbildungsabschluss Molkereimeister – Bachelor Professional in Milchtechnologie und Molkereimeisterin – Bachelor Professional in Milchtechnologie MoMiG Gesetz zur Modernisierung des GmbH-Rechts und zur Bekämpfung von Missbräuchen MontanMitbestG Montan-Mitbestimmungsgesetz MontanMitbestErgG Montan-Mitbestimmungsergänzungsgesetz MoPeG Gesetz zur Modernisierung des Personengesellschaftsrechts MoselSchPV Moselschifffahrtspolizeiverordnung MOSS Mini-One-Stop-Shop MoU Memorandum of Understanding MP Ministerpräsident MPAMIV Verordnung über die Meldung von mutmaßlichen schwerwiegenden Vorkommnissen bei Medizinprodukten sowie zum Informationsaustausch der zuständigen Behörden (Medizinprodukte Anwendermelde- und Informationsverordnung) MPAV Verordnung zur Regelung der Abgabe von Medizinprodukten (Medizinprodukte-Abgabeverordnung) MPBetreibV Verordnung über das Errichten, Betreiben und Anwenden von Medizinprodukten (Medizinprodukte-Betreiberverordnung) MPDG Gesetz zur Durchführung unionsrechtlicher Vorschriften betreffend Medizinprodukte (Medizinprodukterecht-Durchführungsgesetz) MPEUAnpG Gesetz zur Anpassung des Medizinprodukterechts an die Verordnung (EU) 2017/745 und die Verordnung (EU) 2017/746 (Medizinprodukte-EU-Anpassungsgesetz) MPG Medizinproduktegesetz (Deutschland/ Österreich) MPGebV Gebührenverordnung zum Medizinproduktegesetz und den zu seiner Ausführung ergangenen Rechtsverordnungen (Medizinprodukte-Gebührenverordnung) MPhG Masseur- und Physiotherapeutengesetz MPK Ministerpräsidentenkonferenz MPKPV Verordnung über klinische Prüfungen von Medizinprodukten MPR Medizin Produkte Recht (Zeitschrift) MPSV Medizinprodukte-Sicherheitsplanverordnung (Verordnung über die Erfassung, Bewertung und Abwehr von Risiken bei Medizinprodukten) [aufgehoben; ersetzt durch Medizinprodukte Anwendermelde- und Informationsverordnung (MPAMIV)] MPU Medizinisch-Psychologische Untersuchung MPV Medizinprodukte-Verordnung MPVerschrV Verordnung über die Verschreibungspflicht von Medizinprodukten MPVertrV Verordnung über Vertriebswege für Medizinprodukte MR Musterregister (vergleiche jetzt: Geschmacksmuster) MRB-V Menschenrechtsbeiratverordnung (Österreich) MRG Mietrechtsgesetz (Österreich) (siehe auch Mietvertrag (Österreich)) MRI Max Rubner-Institut, Bundesforschungsinstitut für Ernährung und Lebensmittel MRK Menschenrechtskonvention, siehe Europäische Menschenrechtskonvention (EMRK) MRL Richtlinie 2006/42/EG (Maschinenrichtlinie) MRM MenschenRechtsMagazin des MenschenRechtsZentrum (Potsdam) (MRZ) MRN Movement Reference Number (dt. etwa Versandreferenznummer) (siehe Versandanmeldung) MRRG Melderechtsrahmengesetz MRZ MenschenRechtsZentrum (Potsdam) MSA Haager Minderjährigenschutzabkommen vom 5. November 1961 (= Übereinkommen über die Zuständigkeit der Behörden und das anzuwendende Recht auf dem Gebiet des Schutzes von Minderjährigen) MsbLärmSchV Magnetschwebebahn-Lärmschutzverordnung MsbG Gesetz über den Messstellenbetrieb und die Datenkommunikation in intelligenten Energienetzen (Messstellenbetriebsgesetz) MSchG Markenschutzgesetz MSchG Mutterschutzgesetz (Österreich) MsRG Gesetz zur Reform des Mietspiegelrechts (Mietspiegelreformgesetz) MSchKrim Monatsschrift für Kriminologie und Strafrechtsreform MStG Militärstrafgesetz (Schweiz) MStGB Militär-Strafgesetzbuch für das Deutsche Reich (siehe unter Wehrstrafgesetz) MStP Militärstrafprozess (Schweiz) MStV Medienstaatsvertrag MsV Verordnung über den Inhalt und das Verfahren zur Erstellung und zur Anpassung von Mietspiegeln sowie zur Konkretisierung der Grundsätze für qualifizierte Mietspiegel (Mietspiegelverordnung) MSZ Maritimes Sicherheitszentrum MT Multimodaler Transport MTA Medizinisch-technischer Assistent oder Manteltarifvertrag für Auszubildende [aufgehoben; jetzt Tarifvertrag für Auszubildende des öffentlichen Dienstes - TVAöD] MTA-APrV Ausbildungs- und Prüfungsverordnung für technische Assistenten in der Medizin MTAG Gesetz über technische Assistenten in der Medizin MTD-Gesetz Bundesgesetz über die Regelung der gehobenen medizinisch-technischen Dienste (Österreich) MTS Markttransparenzstelle für den Großhandel im Bereich Strom und Gas MTV Manteltarifvertrag mtl. monatlich MÜ Montrealer Übereinkommen MüG Gesetz zur Marktüberwachung und zur Sicherstellung der Konformität von Produkten (Marktüberwachungsgesetz) MüKo (auch MK oder MünchKomm) Münchner Kommentar (Gesetzeskommentar zu verschiedenen Gesetzen) MuFKlaG Gesetz zur Einführung einer zivilprozessualen Musterfeststellungsklage MuSchBV Verordnung über den Mutterschutz für Beamtinnen MuSchEltZV Verordnung über den Mutterschutz für Beamtinnen des Bundes und die Elternzeit für Beamtinnen und Beamte des Bundes (Mutterschutz- und Elternzeitverordnung) MuSchRiV Richtlinie 92/85/EWG (Mutterschutzrichtlinie) MuSchG Mutterschutzgesetz MuSchSoldV Mutterschutzverordnung für Soldatinnen MuSchV Mutterschutzverordnung (aufgehoben: jetzt Mutterschutz- und Elternzeitverordnung – MuSchEltZV) MuW Markenschutz und Wettbewerb, eine ehemalige Monatsschrift für Marken-, Patent- und Wettbewerbsrecht MV Mitteilungsverordnung (Verordnung über Mitteilungen an die Finanzbehörden durch andere Behörden und öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalten) oder Mecklenburg-Vorpommern oder Mitarbeitervertretung oder Multimodaler Verkehr oder Mitgliederversammlung (Verein) oder Mitgliederversammlung (Partei) oder Militärversicherung (Schweiz) MVVerf Verfassung des Landes Mecklenburg-Vorpommern MVG Mitarbeitervertretungsgesetz der evangelischen Kirche oder Bundesgesetz über die Militärversicherung (Schweiz) MVG-EKD Mitarbeitervertretungsgesetz der EKD MVZ Medizinisches Versorgungszentrum MW Minderwert oder Mietwagen für Selbstfahrer oder Mietwagen mit Fahrer MWBO Muster-Weiterbildungsordnung MwSt Mehrwertsteuer oder Mehrwertsteuer (Schweiz) MwStSystRL Richtlinie 2006/112/EG (Mehrwertsteuer-Systemrichtlinie) MWSTG Mehrwertsteuergesetz (Schweiz) (siehe Mehrwertsteuer (Schweiz)) m. w. N., m. weit. Nachw. mit weiterem Nachweis/weiteren Nachweisen m. W. v. mit Wirkung vom MZG (MikrozensusG) Mikrozensusgesetz (Gesetz zur Durchführung einer Repräsentativstatistik über die Bevölkerung und den Arbeitsmarkt sowie die Wohnsituation der Haushalte) MZK Modernisierter Zollkodex (siehe auch Zollkodex) N NABEG Netzausbaubeschleunigungsgesetz Übertragungsnetz Nachw. Nachwort NachwG Nachweisgesetz NachhG Gesetz zur Nachhaftung für Abbau- und Entsorgungskosten im Kernenergiebereich (Nachhaftungsgesetz) NachwV Nachweisverordnung (Verordnung über die Nachweisführung bei der Entsorgung von Abfällen) NÄG Namensänderungsgesetz (Österreich) NAFTA Nordamerikanisches Freihandelsabkommen () NamÄndG Namensänderungsgesetz (Gesetz über die Änderung von Familiennamen und Vornamen) (siehe Namensrecht (Deutschland)) NamÄndVwV Namensänderungsverwaltungsvorschrift NAP Nationaler Aktionsplan für ein kindergerechtes Deutschland oder Nationaler Allokationsplan oder Nationaler Aktionsplan NaStraG Gesetz zur Namensaktie und zur Erleichterung der Stimmrechtsausübung NastV Nadelstichverordnung (Österreich) NATO Nordatlantik-Pakt (; ) NATOHQAbk Abkommen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und dem Obersten Hauptquartier der Alliierten Mächte, Europa, über die besonderen Bedingungen für die Einrichtung und den Betrieb internationaler militärischer Hauptquartiere in der Bundesrepublik Deutschland NATOHQProt Protokoll über die Rechtsstellung der auf Grund des Nordatlantikvertrags errichteten internationalen militärischen Hauptquartiere NATOStatÜbk Übereinkommen über den Status der Nordatlantikvertrags-Organisation, der nationalen Vertreter und des internationalen Personals NATOProtG Gesetz zu dem Protokoll vom 28. August 1952 über die Rechtsstellung der auf Grund des Nordatlantikvertrags errichteten internationalen militärischen Hauptquartiere und zu den dieses Protokoll ergänzenden Vereinbarungen NATOTrStat Abkommen zwischen den Parteien des Nordatlantikvertrags über die Rechtsstellung ihrer Truppen NATOTrStatVtrG Gesetz zu dem Abkommen zwischen den Parteien des Nordatlantikvertrags vom 19. Juni 1951 über die Rechtsstellung ihrer Truppen und zu den Zusatzvereinbarungen vom 3. August 1959 zu diesem Abkommen NATOVorRV Verordnung über die Gewährung von Vorrechten und Befreiungen an die Nordatlantikvertrags-Organisation, die nationalen Vertreter, das internationale Personal und die für die Organisation tätigen Sachverständigen Natur/LandschaftsPflPrV Verordnung über die Prüfung zum anerkannten Abschluss Geprüfter Natur- und Landschaftspfleger/Geprüfte Natur- und Landschaftspflegerin NaturwMechAusbV 2003 Verordnung über die Berufsausbildung zum Naturwerksteinmechaniker/zur Naturwerksteinmechanikerin NAV Niederspannungsanschlussverordnung oder Normalarbeitsverhältnis NB Notifizierte Stelle (Notified body - NB) (siehe Benannte Stelle) NBA Neues Begutachtungsassessment (nach § 15 SGB XI) (siehe unter Pflegebedürftigkeit) NBauO (NBO) Niedersächsische Bauordnung NBG Niedersächsisches Beamtengesetz NBV Norddeutsche Bundesverfassung (siehe Norddeutscher Bund) NC Numerus clausus oder Numerus clausus (Recht) NCTS New Computerized Transit System NDAV Verordnung über Allgemeine Bedingungen für den Netzanschluss und dessen Nutzung für die Gasversorgung in Niederdruck (Niederdruckanschlussverordnung) NdB Netze des Bundes NDB Nachrichtendienst des Bundes (Schweiz) (siehe Schweizer Nachrichtendienste) NDBZ Neue Deutsche Beamtenzeitung (Zeitschrift) NDIG Niedersächsisches Gesetz über digitale Verwaltung und Informationssicherheit NDKontrG Nachrichtendienstekontrollgesetz (Gesetz über die parlamentarische Kontrolle nachrichtendienstlicher Tätigkeit des Bundes) Nds. Niedersachsen, niedersächsisch Nds. GVBl. Niedersächsisches Gesetz- und Verordnungsblatt NdsLVergabeG Niedersächsisches Landesvergabegesetz NdsOVG Niedersächsisches Oberverwaltungsgericht NdsRPfl Niedersächsische Rechtspflege (Zeitschrift) Nds. SOG Niedersächsisches Gesetz über die öffentliche Sicherheit und Ordnung NdsStGH Niedersächsischer Staatsgerichtshof NdsVBl. Niedersächsische Verwaltungsblätter (Zeitschrift) NDÜV Verordnung über die Übermittlung von Auskünften an die Nachrichtendienste des Bundes (Nachrichtendienste-Übermittlungsverordnung) NDV Nachrichtendienst des Deutschen Vereins für öffentliche und private Fürsorge NDV-RD Rechtsprechungsdienst zum NDV NDWV Verordnung zur Festlegung von Dosiswerten für frühe Notfallschutzmaßnahmen (Notfall-Dosiswerte-Verordnung) ne nichtehelich NECP Nationaler Energie- und Klimaplan (engl.: National Energy and Climate Plan) NEhelG Nichtehelichengesetz (Gesetz über die rechtliche Stellung der nichtehelichen Kinder) nEHS Nationales Emissionshandelssystem NELEV Verordnung zum Nachweis von elektrotechnischen Eigenschaften von Energieanlagen (Elektrotechnische-Eigenschaften-Nachweis-Verordnung) NelkenwV Verordnung zur Bekämpfung von Nelkenwicklern NEMV (NemV) Nahrungsergänzungsmittelverordnung (Verordnung über Nahrungsergänzungsmittel) NEP Netzentwicklungsplan NetzDG Gesetz zur Verbesserung der Rechtsdurchsetzung in sozialen Netzwerken (Netzwerkdurchsetzungsgesetz) NetzResV Verordnung zur Regelung der Beschaffung und Vorhaltung von Anlagen in der Netzreserve (Netzreserveverordnung) NeuGlV Verordnung zur Durchführung des Gesetzes nach Artikel 29 Abs. 6 des Grundgesetzes n.F. (auch nF) neue Fassung NfD nur für den Dienstgebrauch (siehe Geheimhaltungsgrad) NfS Nachrichten für Seefahrer NGefAG Niedersächsisches Gefahrenabwehrgesetz (bis Ende 2003, jetzt: Nds. SOG) NGG Niedersächsisches Gleichberechtigungsgesetz oder Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten NGlüSpG Niedersächsisches Glücksspielgesetz NGO Niedersächsische Gemeindeordnung oder Nichtregierungsorganisation () NGrStG Niedersächsisches Grundsteuergesetz NHG Bundesgesetz über den Natur- und Heimatschutz (Schweiz) oder Niedersächsisches Hochschulgesetz NI Notarius International (Zeitschrift) NichtAnpG Gesetz über die Nichtanpassung von Amtsgehalt und Ortszuschlag der Mitglieder der Bundesregierung und der Parlamentarischen Staatssekretäre NIMEXE Nomenklatur für die Import- und Exportstatistiken der Europäischen Gemeinschaften (siehe KN: Kombinierte Nomenklatur) NIP Nettoinlandsprodukt NiSG Gesetz zum Schutz vor nichtionisierender Strahlung bei der Anwendung am Menschen (siehe Nichtionisierende Strahlung) NiSV Verordnung zum Schutz vor schädlichen Wirkungen nichtionisierender Strahlung bei der Anwendung beim Menschen NISV Verordnung über den Schutz vor nichtionisierender Strahlung (Schweiz) NJ Neue Justiz (Zeitschrift) NJOZ Neue Juristische Online-Zeitschrift NJvollzG Niedersächsisches Justizvollzugsgesetz NJW Neue Juristische Wochenschrift (Zeitschrift) NJW-RR Neue Juristische Wochenschrift – Rechtsprechungsreport NK Neue Kriminalpolitik. Forum für Praxis, Recht und Kriminalwissenschaften (Zeitschrift) oder Nebenkosten oder Normenkontrolle (Normenkontrollverfahren) NKAG Niedersächsisches Kommunalabgabengesetz NKomVG Niedersächsisches Kommunalverfassungsgesetz NKR Nationaler Normenkontrollrat NKRG Gesetz zur Einsetzung eines Nationalen Normenkontrollrates (siehe Nationaler Normenkontrollrat) NKT Normalkostentarif (Österreich) NKV Nährwert-Kennzeichnungsverordnung (Verordnung über nährwertbezogene Angaben bei Lebensmitteln und die Nährwertkennzeichnung von Lebensmitteln) (siehe Nährwertkennzeichnung) oder Nutzen-Kosten-Verhältnis NKWG Niedersächsisches Kommunalwahlgesetz NLF New Legislative Framework (Neues Konzept für die Produktkonformität in der Europäischen Union) NLMR Newsletter Menschenrechte (Zeitschrift) NLO Niedersächsische Landkreisordnung NLottG Niedersächsisches Lotteriegesetz NLP Nebenleistungspflicht ( Ⅱ BGB) NLV Neuartige Lebensmittel- und Lebensmittelzutaten-Verordnung (siehe u. a. Novel Food) oder Nettolohnvereinbarung NMV Verordnung über die Ermittlung der zulässigen Miete für preisgebundene Wohnungen (Neubaumietenverordnung) NO Notariatsordnung (Österreich) NOEP nicht öffentlich ermittelnde Polizeibeamte NOK Nord-Ostsee-Kanal NOK-GefAbwV Verordnung über die Gefahrenabwehr in den bundeseigenen Schleusenanlagen im Nord-Ostsee-Kanal (Nord-Ostsee-Kanal-Gefahrenabwehrverordnung) NOK-LV Verordnung über die Verwaltung und Ordnung der Seelotsreviere Nord-Ostsee-Kanal I und Nord-Ostsee-Kanal II/ Kieler Förde/ Trave/ Flensburger Förde NOKBefAbgV Verordnung über die Befahrungsabgaben auf dem Nord-Ostsee-Kanal NordÖR Zeitschrift für Öffentliches Recht in Norddeutschland NordSBefV Verordnung über das Befahren der Bundeswasserstraßen in Nationalparken im Bereich der Nordsee (Nordsee-Befahrensverordnung) NotAktVV Verordnung über die Führung notarieller Akten und Verzeichnisse NotBZ Zeitschrift für die notarielle Beratungs- und Beurkundungspraxis NotFV Verordnung über die notarielle Fachprüfung (siehe Notar) NotK Notarkammer NotLPlVbgG Gesetz zu der Vereinbarung über die Zuweisung eines Notliegeplatzes im Rahmen der Maritimen Notfallvorsorge NotrufV Verordnung über Notrufverbindungen NotSan-APrV Ausbildungs- und Prüfungsverordnung für Notfallsanitäterinnen und Notfallsanitäter NotSanG Notfallsanitätergesetz NotV Notverordnung NotViKoV Verordnung über den Betrieb eines Videokommunikationssystems für notarielle Urkundstätigkeiten NotVPV Verordnung über das Notarverzeichnis und die besonderen elektronischen Notarpostfächer NoVA Normverbrauchsabgabe (Österreich) NP Neue Praxis (Zeitschrift) oder Nebenpflicht NPA Neues Polizei-Archiv (Zeitschrift) NPNordSBefV Verordnung über das Befahren der Bundeswasserstraßen in Nationalparken im Bereich der Nordsee NPO Non-Profit-Organisation (dt.: nicht gewinnorientierte Organisation) npoR Zeitschrift für das Recht der Non Profit Organisationen NpSG Gesetz zur Bekämpfung der Verbreitung neuer psychoaktiver Stoffe (Neue-psychoaktive-Stoffe-Gesetz) NPsychKG Niedersächsisches Gesetz über Hilfen und Schutzmaßnahmen für psychisch Kranke Nr. Nummer (in einer Aufzählungsliste in einer Norm) NR Nationalrat (Schweiz) (, , rät. Cussegl naziunal) NRG Nachbarrechtsgesetz (Gesetz über das Nachbarrecht) NRG Nutzungsrechtsgesetz nrkr nicht rechtskräftig in Deutschland oder Österreich NRO Nichtregierungsorganisation NROG Niedersächsisches Raumordnungsgesetz NRSG Nichtraucher-Schutzgesetz NRÜ Nomos Rechtsprechungsübersicht (Zeitschrift) NRV Neue Richtervereinigung e. V. NRVP Nationaler Radverkehrsplan NRW oder NW Nordrhein-Westfalen, nordrhein-westfälisch NRWO Nationalratswahlordnung NSAhndG Gesetz zur Ahndung nationalsozialistischer Straftaten NS-AufhG Gesetz zur Aufhebung nationalsozialistischer Unrechtsurteile in der Strafrechtspflege (NS-Unrechtsurteileaufhebungsgesetz) NS-VEntschG NS-Verfolgtenentschädigungsgesetz NSchG Niedersächsisches Schulgesetz oder Nachtschwerarbeitsgesetz (Österreich) NSG Naturschutzgebiet (Deutschland) NSGBefV Naturschutzgebietsbefahrensverordnung (Verordnung über das Befahren der Bundeswasserstraßen in bestimmten Naturschutzgebieten) NSOEBGG Gesetz über Entschädigungen für Opfer des Nationalsozialismus im Beitrittsgebiet NStE Neue Entscheidungssammlung für das Strafrecht NStZ Neue Zeitschrift für Strafrecht NStZ-RR Neue Zeitschrift für Strafrecht – Rechtsprechungsreport NSUnrUrtBesG Gesetz zur Beseitigung nationalsozialistischer Unrechtsurteile NSVerbG Gesetz zur Regelung der Verbindlichkeiten nationalsozialistischer Einrichtungen und der Rechtsverhältnisse an deren Vermögen NTS NATO-Truppenstatut NTSG NATO-Truppen-Schutzgesetz (Gesetz über den Schutz der Truppen des Nordatlantikpaktes durch das Straf- und Ordnungswidrigkeitenrecht) NtV Nebentätigkeitsverordnung NukHaftÜbk/AtHaftÜbkGemProtG Gesetz zu dem Gemeinsamen Protokoll vom 21. September 1988 über die Anwendung des Wiener Übereinkommens und des Pariser Übereinkommens (Gesetz zu dem Gemeinsamen Protokoll über die Anwendung des Wiener Übereinkommens und des Pariser Übereinkommens) NuR Natur und Recht (Zeitschrift) oder Netzwirtschaften & Recht (Zeitschrift) NutzEV Verordnung über eine angemessene Gestaltung von Nutzungsentgelten (Nutzungsentgeltverordnung) NV Niedersächsische Verfassung n. v. nicht veröffentlicht n. v. u. n. v. nicht verwandt und nicht verschwägert NVA Nationale Volksarmee NVAbstG Niedersächsisches Gesetz über Volksinitiative, Volksbegehren und Volksentscheid (Niedersächsisches Volksabstimmungsgesetz) NVB Nichtveranlagungsbescheinigung NVersZ Neue Zeitschrift für Versicherung und Recht (Zeitschrift) NVG Notarversicherungsgesetz (Österreich) NVOCC Non-vessel operating common carrier (dt. schiffsbuchender Verfrachter) NVR Nationales Fahrzeugeinstellungsregister NVV Atomwaffensperrvertrag, bzw. Nichtverbreitungsvertrag () NvWV Verordnung über ergänzende Bestimmungen zur Nutzung nicht verfügbarer Werke nach dem Urheberrechtsgesetz und dem Verwertungsgesellschaftengesetz (Nicht-verfügbare-Werke-Verordnung) NVwZ Neue Zeitschrift für Verwaltungsrecht NVwZ-RR Neue Zeitschrift für Verwaltungsrecht – Rechtsprechungsreport NW oder NRW Nordrhein-Westfalen, nordrhein-westfälisch NWB Neue Wirtschafts-Briefe (Zeitschrift) NWVBl. Nordrhein-Westfälische Verwaltungsblätter (Zeitschrift) NYC New Yorker Übereinkommen über die Anerkennung und Vollstreckung ausländischer Schiedssprüche (), kurz „New Yorker Übereinkommen“ bzw. „New York Convention“ NZA Neue Zeitschrift für Arbeitsrecht (bis 1991: Neue Zeitschrift für Arbeits- und Sozialrecht; Zeitschrift) NZA-RR Neue Zeitschrift für Arbeitsrecht – Rechtsprechungsreport (Zeitschrift) NZB Nationale Zentralbank oder Nichtzulassungsbeschwerde NZBau Neue Zeitschrift für Baurecht und Vergaberecht NZFam Neue Zeitschrift für Familienrecht NZG Neue Zeitschrift für Gesellschaftsrecht NZI Neue Zeitschrift für das Recht der Insolvenz und Sanierung (Zeitschrift) NZM Neue Zeitschrift für Miet- und Wohnungsrecht (Zeitschrift) NZKart Neue Zeitschrift für Kartellrecht (Zeitschrift) NZS Neue Zeitschrift für Sozialrecht (Zeitschrift) NZWehR Neue Zeitschrift für Wehrrecht NZWiSt Neue Zeitschrift für Wirtschafts-, Steuer- und Unternehmensstrafrecht NZV Netzzugangsverordnung oder Neue Zeitschrift für Verkehrsrecht NZZ Nebenzollzahlstelle O OAPI Afrikanische Organisation für geistiges Eigentum (Organisation Africaine de la Propriété Intellectuelle – OAPI) OAS Organisation Amerikanischer Staaten () OASG Gesetz zur Sicherung der zivilrechtlichen Ansprüche der Opfer von Straftaten (Opferanspruchssicherungsgesetz) OB Oberbürgermeister OBA Oberbundesanwalt (aufgelöst; jetzt Vertreter des Bundesinteresses beim Bundesverwaltungsgericht) OBG Ordnungsbehördengesetz (in NRW) OBU On-Board-Unit (Mautsystem) OCG NRW Gesetz über die Zulassung von Online-Casinospielen im Land Nordrhein-Westfalen (Online-Casinospiel Gesetz NRW) ODR-VO Verordnung (EU) Nr. 524/2013 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 21. Mai 2013 über die Online-Beilegung verbraucherrechtlicher Streitigkeiten und zur Änderung der Verordnung (EG) Nr. 2006/2004 und der Richtlinie 2009/22/EG (siehe Verordnung über Online-Streitbeilegung in Verbraucherangelegenheiten) ODV Ortsbewegliche-Druckgeräte-Verordnung OECD Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung () OECD-MA Inf OECD-Musterabkommen über den Informationsaustausch in Steuersachen OEEC Organization for European Economic Co-operation (1961 in die OECD überführt) OEG Opferentschädigungsgesetz oder offene Erwerbsgesellschaft (Österreich) (bis zum 31. Dezember 2006; aufgehoben durch das HaRäG. Siehe Erwerbsgesellschaft (Österreich)) OER (OstEurR) Osteuropa-Recht (Zeitschrift) OEZ Observationseinheit Zoll OFD Oberfinanzdirektion OffshoreBergV Bergverordnung für das Gebiet der Küstengewässer und des Festlandsockels (Offshore-Bergverordnung) OG Bundesgesetz über die Organisation der Bundesrechtspflege (Schweiz) oder Oberstes Gericht der Deutschen Demokratischen Republik oder Offene Gesellschaft (Österreich) oder Obergericht OGAW Organismus für gemeinsame Anlagen in Wertpapieren (franz.: OPCVM – Organisme de placement collectif en valeurs mobilières; ) (siehe OGAW-Richtlinie) OGAWRL OGAW-Richtlinie (Richtlinie 85/611/EWG […] zur Koordinierung der Rechts- und Verwaltungsvorschriften betreffend bestimmte Organismen für gemeinsame Anlagen in Wertpapieren) OGErzeugerOrgDV Verordnung zur Durchführung der unionsrechtlichen Regelungen über Erzeugerorganisationen im Sektor Obst und Gemüse (Obst-Gemüse-Erzeugerorganisationendurchführungsverordnung) OGewV Verordnung zum Schutz der Oberflächengewässer (Oberflächengewässerverordnung) OGH Oberster Gerichtshof (Österreich) oder Oberster Gerichtshof für die Britische Zone OGHG Bundesgesetz über den Obersten Gerichtshof (Österreich) oHG (OHG) offene Handelsgesellschaft OHIM Harmonisierungsamt für den Binnenmarkt (Marken, Muster und Modelle) (kurz: HABM) oHvA ohne Hinterlassung von Abkömmlingen (Erbrecht) OIE Weltorganisation für Tiergesundheit () OK Organisierte Kriminalität oder Offener Kommentar OKrD Oberkreisdirektor (früher in NRW) OLA Operational Level Agreement oder Office of Legal Affairs der UN (dt.: Bereich Rechtsangelegenheiten der UN) OLAF Europäisches Amt für Betrugsbekämpfung () OLG Oberlandesgericht OLGE Sammlung der Rechtsprechung der Oberlandesgerichte OLGR OLG-Report (Zeitschrift) OLGSt Entscheidungen der Oberlandesgerichte zum Straf- und Strafverfahrensrecht OLGZ Entscheidungen der Oberlandesgerichte in Zivilsachen einschließlich der freiwilligen Gerichtsbarkeit OLSchVO Orderlagerscheinverordnung (aufgehoben durch das Transportrechtsreformgesetz 1998) OlympSchG Olympiaschutzgesetz (Gesetz zum Schutz des olympischen Emblems und der olympischen Bezeichnungen) OMC Organisation mondiale du commerce (= Welthandelsorganisation) OPA Oberprüfungsamt für das technische Referendariat OPCAT Fakultativprotokoll zum Übereinkommen gegen Folter und andere grausame, unmenschliche oder erniedrigende Behandlung oder Strafe (engl.: Optional Protocol to the Convention against Torture and other Cruel, Inhuman or Degrading Treatment or Punishment – OPCAT) OPCW Organisation für das Verbot chemischer Waffen (engl.: Organization for the Prohibition of Chemical Weapons) OPFEP Optimierte Praktische Fahrerlaubnisprüfung OpferRRG Opferrechtsreformgesetz (Gesetz zur Verbesserung der Rechte von Verletzten im Strafverfahren) OPS Operationen- und Prozedurenschlüssel OR Obligationenrecht (Schweiz) OrgHG Organhaftpflichtgesetz (Österreich) OrgKG Gesetz zur Bekämpfung des illegalen Rauschgifthandels und anderer Erscheinungsformen der organisierten Kriminalität OrgStA Anordnung über Organisation und Dienstbetrieb der Staatsanwaltschaften OrgStrV Organstrafverfügungsverordnung (Österreich) OrgKG Organisierte-Kriminalität-Gesetz (Gesetz zur Bekämpfung des illegalen Drogenhandels und anderer Erscheinungsformen der organisierten Kriminalität) ORR Oberregierungsrat OrthoptG Gesetz über den Beruf der Orthoptistin und des Orthoptisten OrtsDruckV (ODV) Verordnung über ortsbewegliche Druckgeräte OS Offenlegungsschrift OSCOM Oslo-Konvention OSS One-Stop-Shop OStA Oberstaatsanwalt OstEurR (OER) Osteuropa-Recht (Zeitschrift) OStrV Arbeitsschutzverordnung zu künstlicher optischer Strahlung OSZE Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa OT ohne Tarifbindung OTIF Zwischenstaatliche Organisation für den internationalen Eisenbahnverkehr (französisch: Organisation intergouvernementale pour les transports internationaux ferroviaires (OTIF), englisch: Intergovernmental Organisation for International Carriage by Rail) OTPG Organtransplantationsgesetz (Österreich) OVG Oberverwaltungsgericht OVGE Entscheidungen der Oberverwaltungsgerichte und Verwaltungsgerichtshöfe o. V. i. A. oder Vertreter im Amt OVP Ordnung des Vorbereitungsdienstes und der Zweiten Staatsprüfung für Lehrämter an Schulen (NRW) OWi Ordnungswidrigkeit OWiG Gesetz über Ordnungswidrigkeiten OWVO Ordnungswidrigkeitenverordnung (Verordnung zur Bekämpfung von Ordnungswidrigkeiten) OZD Oberzolldirektion OZG Gesetz zur Verbesserung des Onlinezugangs zu Verwaltungsleistungen (Onlinezugangsgesetz) Ö öAT Zeitschrift für das öffentliche Arbeits- und Tarifrecht ÖÄK Österreichische Ärztekammer ÖBGBl. Bundesgesetzblatt für die Republik Österreich ÖBl Österreichische Blätter für gewerblichen Rechtsschutz und Urheberrecht (Zeitschrift) ö. b. u. v. öffentlich bestellt und vereidigt, siehe öffentlich bestellte und vereidigte Sachverständige ÖBV Öffentlich bestellter Vermessungsingenieur ÖGAM Österreichische Gesellschaft für Allgemeinmedizin ÖGB Österreichischer Gewerkschaftsbund ÖGD Öffentlicher Gesundheitsdienst ÖGV Österreichischer Genossenschaftsverband ÖJZ Österreichische Juristen-Zeitung (Zeitschrift) ÖkoKennzG Öko-Kennzeichengesetz (Gesetz zur Einführung und Verwendung eines Kennzeichens für Erzeugnisse des ökologischen Landbaus) ÖkoKennzV Öko-Kennzeichenverordnung ÖkoV Verordnung (EG) Nr. 834/2007 (Öko-Verordnung) ÖLG Öko-Landbaugesetz ÖLG-DV Verordnung zur Durchführung des Öko-Landbaugesetzes (Öko-Landbaugesetz-Durchführungsverordnung) ÖlHÜ Internationales Übereinkommen vom 29. November 1969 über die zivilrechtliche Haftung für Ölverschmutzungsschäden (Ölhaftungsübereinkommen) ÖLMB Österreichisches Lebensmittelbuch (siehe Codex Alimentarius Austriacus) ÖlSG Gesetz über die Haftung und Entschädigung für Ölverschmutzungsschäden durch Seeschiffe (Ölschadengesetz) ÖPA Österreichisches Patentamt ÖPAK Österreichische Patentanwaltskammer ÖPG Gesetz über die Pfandbriefe und verwandten Schuldverschreibungen öffentlich-rechtlicher Kreditanstalten (aufgehoben; abgelöst durch Pfandbriefgesetz) ÖPNV Öffentlicher Personennahverkehr ÖPNRV-G 1999 Öffentlicher Personennah- und Regionalverkehrsgesetz 1999 (Österreich) ÖPPBeschlG Gesetz zur Beschleunigung der Umsetzung von Öffentlich Privaten Partnerschaften und zur Verbesserung gesetzlicher Rahmenbedingungen für Öffentlich Private Partnerschaften (ÖPP-Beschleunigungsgesetz) ÖPUL Österreichisches Programm für umweltgerechte Landwirtschaft ÖPP Öffentlich Private Partnerschaft ÖR Öffentliches Recht, öffentlich-rechtlich ÖRAK Österreichischer Rechtsanwaltskammertag ÖRegV Öffentlichkeitsregisterverordnung (Liechtenstein) ÖRK Österreichisches Rotes Kreuz ÖROK Österreichische Raumordnungskonferenz ÖSPV Öffentlicher Straßenpersonennahverkehr österr österreichisch ÖStZ Österreichische Steuerzeitung (Zeitschrift) ÖTZ Österreichische Technische Zulassung ÖV Österreichische Vereinigung für gewerblichen Rechtsschutz und Urheberrecht ÖZPR Österreichische Zeitschrift für Pflegerecht ÖZW Österreichische Zeitschrift für Wirtschaftsrecht P PA Prüfungsausschuss PACE Parlamentarische Versammlung des Europarates PachtkredG Pachtkreditgesetz PackmAusbV Verordnung über die Berufsausbildung zum Packmitteltechnologen und zur Packmitteltechnologin PackungsV Verordnung über die Bestimmung und Kennzeichnung von Packungsgrößen für Arzneimittel in der vertragsärztlichen Versorgung (Packungsverordnung) (siehe Packungsgrößenkennzeichnung) PAG Polizeiaufgabengesetz (in Bayern oder in Thüringen oder in Brandenburg) oder Patentanwaltsgesetz (Schweiz) oder Pensionsanpassungsgesetz 2020 (Österreich) Pal Palandt (Gesetzeskommentar) PAngV Preisangabenverordnung PAO Patentanwaltsordnung PAO157Abs2DV Verordnung zur Durchführung des § 157 Absatz 2 der Patentanwaltsordnung PapKuVerarbIndMeistPrV Verordnung über die Prüfung zum anerkannten Abschluss Geprüfter Industriemeister/Geprüfte Industriemeisterin – Fachrichtung Papier- und Kunststoffverarbeitung PaPkG Preisangaben- und Preisklauselgesetz PapTechAusbV 2010 Verordnung über die Berufsausbildung zum Papiertechnologen/zur Papiertechnologin ParkettlAusbV 2002 Verordnung über die Berufsausbildung zum Parkettleger/zur Parkettlegerin ParkettlMstrV Verordnung über die Meisterprüfung in den Teilen I und II im Parkettleger-Handwerk ParlBG Gesetz über die parlamentarische Beteiligung bei der Entscheidung über den Einsatz bewaffneter Streitkräfte im Ausland (Parlamentsbeteiligungsgesetz) ParlG Parlamentsgesetz (Schweiz) ParlStG Gesetz über die Rechtsverhältnisse der parlamentarischen Staatssekretäre ParlVV Parlamentsverwaltungsverordnung (Schweiz) ParteienG Parteiengesetz ParteiG Parteiengesetz (siehe Gesetz über die politischen Parteien) PartG Parteiengesetz (siehe Gesetz über die politischen Parteien) oder Partnerschaftsgesetz (Schweiz) PartGG Gesetz über Partnerschaftsgesellschaften Angehöriger Freier Berufe (Partnerschaftsgesellschaftsgesetz) PartGmbB Partnerschaftsgesellschaft mit beschränkter Berufshaftung PartGGuaÄndG Gesetz zur Einführung einer Partnerschaftsgesellschaft mit beschränkter Berufshaftung und zur Änderung des Berufsrechts der Rechtsanwälte, Patentanwälte, Steuerberater und Wirtschaftsprüfer PassDEÜV Verordnung zur Erfassung und Qualitätssicherung des Lichtbildes und der Fingerabdrücke in den Passbehörden und der Übermittlung der Passantragsdaten an den Passhersteller PassG (PaßG) Passgesetz PassV Verordnung zur Durchführung des Passgesetzes (Passverordnung) PatAnwG Patentanwaltsgesetz (Österreich) PatAnwO (auch PatAO oder PAO) Patentanwaltsordnung (siehe Patentanwalt) PatAnwAPO Patentanwaltsausbildungs- und Prüfungsordnung (siehe Patentassessor) PatBeteiligungsV Verordnung zur Beteiligung von Patientinnen und Patienten in der Gesetzlichen Krankenversicherung (Patientenbeteiligungsverordnung) (siehe auch bei Gesetz zur Verbesserung der Rechte von Patientinnen und Patienten) PatG Patentgesetz oder Patentgesetz (Österreich) PatGG Bundesgesetz vom 20. März 2009 über das Bundespatentgericht (Patentgerichtsgesetz) (Schweiz) PatK Patentanwaltskammer PatKostG Patentkostengesetz (Gesetz über die Kosten des Deutschen Patent- und Markenamts und des Bundespatentgerichts) PatRG Gesetz zur Verbesserung der Rechte von Patientinnen und Patienten (Patientenrechtegesetz) PatV Patentverordnung (Verordnung zum Verfahren in Patentsachen vor dem Deutschen Patent- und Markenamt) PatVG Patientenverfügungs-Gesetz (Österreich) PAuswG (PersAuswG) Personalausweisgesetz PAuswGebV Personalausweisgebührenverordnung PAuswV Verordnung über Personalausweise, eID-Karten für Unionsbürger und Angehörige des Europäischen Wirtschaftsraums und den elektronischen Identitätsnachweis (Personalausweisverordnung) PB Polizeibezirk oder Polizeiliche Beobachtung oder Persönliches Budget oder Pflegebudget PBeaKK Postbeamtenkrankenkasse PBefAusglV Verordnung über den Ausgleich gemeinwirtschaftlicher Leistungen im Straßenpersonenverkehr PBefG Personenbeförderungsgesetz (Deutschland) PBG Personenbeförderungsgesetz (Schweiz) oder Planungsbeschleunigungsgesetz PBLEntgV Postbankleistungsentgeltverordnung PBV Verordnung über die Rechnungs- und Buchführungspflichten der Pflegeeinrichtungen (Pflege-Buchführungsverordnung) PBZugV Berufszugangsverordnung für den Straßenpersonenverkehr PCBAbfallV Verordnung über die Entsorgung polychlorierter Biphenyle, polychlorierter Terphenyle und halogenierter Monomethyldiphenylmethane (PCB/PCT-Abfallverordnung) PCT Vertrag über die Internationale Zusammenarbeit auf dem Gebiet des Patentwesens (kurz Patent-Zusammenarbeitsvertrag oder PCT, nach ) PCTAO Ausführungsordnung zum Vertrag über die internationale Zusammenarbeit auf dem Gebiet des Patentwesens PD Polizeidirektion PDK Prüfdienst Krankenversicherung im Bundesamt für Soziale Sicherung PDLV Postdienstleistungsverordnung (siehe u. a. Postreform) PDSV Postdienste-Datenschutzverordnung PECL Grundregeln des Europäischen Vertragsrechts („Principles of European Contract Law“) PED Pressure Equipment Directive (Richtlinie 97/23/EG über Druckgeräte) PEG Private-Equity-Gesellschaft (siehe Private Equity) PEI Paul-Ehrlich-Institut, Bundesinstitut für Impfstoffe und biomedizinische Arzneimittel PEL Principles of European Law PER Präsident des Europäischen Rates PersAuswG Personalausweisgesetz PersR Personalrat oder Der Personalrat (Zeitschrift) PersV Die Personalvertretung. Fachzeitschrift des gesamten Personalwesens für Personalvertretungen und Dienststellen PersVG Personalvertretungsgesetz PFA Polizei-Führungsakademie (aufgehoben; jetzt Deutsche Hochschule der Polizei) PfandBarwertV Verordnung über die Sicherstellung der jederzeitigen Deckung von Hypothekenpfandbriefen, Öffentlichen Pfandbriefen, Schiffspfandbriefen und Flugzeugpfandbriefen nach dem Barwert und dessen Berechnung bei Pfandbriefbanken (Pfandbrief-Barwertverordnung) PfandBG Pfandbriefgesetz PfandlV Pfandleiherverordnung PfandMeldeV Verordnung über pfandbriefrechtliche Meldungen (Pfandbrief-Meldeverordnung) PfG NW Gesetz zur Umsetzung des Pflege-Versicherungsgesetzes (Landespflegegesetz Nordrhein-Westfalen) PflAFinV Verordnung über die Finanzierung der beruflichen Ausbildung nach dem Pflegeberufegesetz sowie zur Durchführung statistischer Erhebungen (Pflege-Ausbildungsfinanzierungsverordnung) PflAPrV Pflegeausbildungs- und Prüfungsverordnung PflAV Pflichtablieferungs-Verordnung in Deutschland oder in Österreich; Verordnung über die Ablieferung von Medienwerken an die Deutsche Nationalbibliothek bzw. die Österreichische Nationalbibliothek PflBestSchV Verordnung zum Schutz von Beständen zur Erzeugung oder zum Erhalt von Obstanbaumaterial sowie Erwerbsobstbeständen vor besonderen unionsgeregelten Nicht-Quarantäneschadorganismen (Pflanzenbeständeschutzverordnung) PflBG Gesetz über die Pflegeberufe (Pflegeberufegesetz) PflBRefG Gesetz zur Reform der Pflegeberufe (Pflegeberufereformgesetz) PflegeArbbV Verordnung über zwingende Arbeitsbedingungen für die Pflegebranche (Pflegearbeitsbedingungenverordnung) (siehe Mindestarbeitsbedingungen (Pflegebranche)) PflegeVG Pflegeversicherungsgesetz PflegeWEG Pflege-Weiterentwicklungsgesetz PflegeZG Pflegezeitgesetz PflKartV Pflanzkartoffelverordnung PflR Pflegerecht (Zeitschrift) PflSchAnwV Pflanzenschutzanwendungsverordnung (Verordnung über Anwendungsverbote für Pflanzenschutzmittel) PflSchG Pflanzenschutzgesetz PflSchMGebV Pflanzenschutzmittel-Gebührenverordnung PflSchMGV Verordnung über Pflanzenschutzmittel und Pflanzenschutzgeräte (Pflanzenschutzmittelverordnung) PflSchSachkV Pflanzenschutz-Sachkundeverordnung PflVG (PflVersG) Pflichtversicherungsgesetz PflZV Verordnung über einen Vorschuss bei der Inanspruchnahme von Familienpflegezeit oder Pflegezeit (Pflegezeitvorschussverordnung nach § 7 Abs. 7 BBesG) PFV Planfeststellungsverfahren oder Personenfeststellungsverfahren pFV positive Forderungsverletzung (siehe positive Vertragsverletzung) PfWG Pflege-Weiterentwicklungsgesetz PG Personengesellschaft oder Postgesetz (Schweiz) PGR Personen- und Gesellschaftsrecht (Liechtenstein) PGV Verordnung der Bundesministerin für Arbeit, Gesundheit und Soziales über die Untergrenzen einer großen Menge (Grenzmengen) bezüglich der psychotropen Stoffe (Psychotropen-Grenzmengenverordnung) (Österreich) pHG persönlich haftender Gesellschafter PHG Produkthaftungsgesetz (Österreich) PHi PHK Polizeihauptkommissar oder Pflegehilfskraft PHV Privathaftpflichtversicherung PI Polizeiinspektion oder Polizeiinspektion (Österreich) PIZ Patentinformationszentrum PJZS Polizeiliche und justizielle Zusammenarbeit in Strafsachen (engl.: police and judicial cooperation in criminal matters (PJCCM), franz.: coopération policière et judiciaire en matière pénale (CPJMP)) PK Polizeikommissariat (Deutschland) oder Polizeikommissariat (Österreich) oder Polizeikommissar oder Praxis-Kommentar oder Pflegekosten (siehe Pflegesatz) oder Pflegekasse PKBG Bundesgesetz über die Pensionskasse des Bundes (Schweiz) PKG Pensionskassengesetz (siehe Pensionskasse#Österreich) oder Parlamentarisches Kontrollgremium PKGr Parlamentarisches Kontrollgremium PKGrG Gesetz über die parlamentarische Kontrolle nachrichtendienstlicher Tätigkeit des Bundes (Kontrollgremiumgesetz) PKH Prozesskostenhilfe PKHFV Verordnung zur Verwendung eines Formulars für die Erklärung über die persönlichen und wirtschaftlichen Verhältnisse bei Prozess- und Verfahrenskostenhilfe PKW-EnVKV Verordnung über Verbraucherinformationen zu Kraftstoffverbrauch, CO2-Emissionen und Stromverbrauch neuer Personenkraftwagen (PKW-Energieverbrauchskennzeichnungsverordnung) PKV Private Krankenversicherung PKZ Personenkennzeichen (siehe Steuer-Identifikationsnummer#Vorläufer und europäische Entsprechungen oder Personenkennzahl, DDR) PlanSiG Gesetz zur Sicherstellung ordnungsgemäßer Planungs- und Genehmigungsverfahren während der COVID-19-Pandemie (Plansicherstellungsgesetz) Plan-UP Plan-Umweltprüfung (siehe Strategische Umweltprüfung) PlanzV Verordnung über die Ausarbeitung der Bauleitpläne und die Darstellung des Planinhalts (Planzeichenverordnung) PLC Public Limited Company PlfZV Verordnung über die Zuweisung der Planfeststellung für länderübergreifende und grenzüberschreitende Höchstspannungsleitungen auf die Bundesnetzagentur (Planfeststellungszuweisungverordnung) PlVereinfG Gesetz zur Vereinfachung der Planungsverfahren für Verkehrswege (Planungsvereinfachungsgesetz) PlVereinhG Gesetz zur Verbesserung der Öffentlichkeitsbeteiligung und Vereinheitlichung von Planfeststellungsverfahren PLZ Postleitzahl PM Polizeimeister(in) oder Pressemitteilung PMElekPrV Verordnung über die Prüfung zum anerkannten Fortbildungsabschluss Geprüfter Prozessmanager Elektrotechnik und Geprüfte Prozessmanagerin Elektrotechnik (Certified Process Manager - Electric/Electronics) PMMA Protokoll zum Madrider Abkommen über die internationale Registrierung von Marken (siehe Madrider Abkommen über die internationale Registrierung von Marken#Protokoll zum Madrider Abkommen über die internationale Registrierung von Marken (PMMA)) PMMPrV Verordnung über die Prüfung zum anerkannten Abschluss Geprüfter Prozessmanager - Mikrotechnologie und Geprüfte Prozessmanagerin - Mikrotechnologie (Certified Process Manager - Microtechnology) PNG Pflege-Neuausrichtungs-Gesetz PNUPZV Verordnung über Leistungsprämien und -zulagen für Beamtinnen und Beamte der Postnachfolgeunternehmen PodAPrV Ausbildungs- und Prüfungsverordnung für Podologinnen und Podologen PodG Gesetz über den Beruf der Podologin und des Podologen (Podologengesetz) (siehe Podologie) POG Polizeiorganisationsgesetz (z. B. in NRW) oder Polizei- und Ordnungsbehördengesetz POGRP Polizei- und Ordnungsbehördengesetz Rheinland-Pfalz POK Polizeioberkommissar POLAS POLizeiAuskunftsSystem (POLAS) PolBTLV Verordnung über die Laufbahnen des Polizeivollzugsdienstes beim Deutschen Bundestag PolG Polizeigesetz PolierPrV Verordnung über die Prüfung zum anerkannten Fortbildungsabschluss Geprüfter Polier und Geprüfte Polierin PolioV Verordnung zur Vernichtung und zum Laborcontainment des Poliovirus Typ 3 PolstAusbV Verordnung über die Berufsausbildung zum Polsterer und zur Polsterin (Polstererausbildungsverordnung) Polst/DekoAusbV Verordnung über die Berufsausbildung zum Polster- und Dekorationsnäher/zur Polster- und Dekorationsnäherin PolVBDVorgV Verordnung zu § 82 des Bundesdisziplinargesetzes PolZusuaVtrCHEG Gesetz zu den Verträgen vom 27. April 1999 und 8. Juli 1999 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Schweizerischen Eidgenossenschaft über grenzüberschreitende polizeiliche Zusammenarbeit, Auslieferung, Rechtshilfe sowie zu dem Abkommen vom 8. Juli 1999 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Schweizerischen Eidgenossenschaft über Durchgangsrechte POP-Abfall-ÜberwV Verordnung über die Getrenntsammlung und Überwachung von nicht gefährlichen Abfällen mit persistenten organischen Schadstoffen POR Polizei- und Ordnungsrecht PortalV Verordnung zu den Voraussetzungen und dem Verfahren der Zulassung von in nicht öffentlich-rechtlicher Form betriebenen Portalen zur Durchführung von einfachen Melderegisterauskünften über das Internet (Portalverordnung) PornoG Pornographiegesetz (Österreich) POS Point Of Sale PostAnwAbk 1984 Postanweisungs- und Postreisescheckabkommen PostAnwÜbkVollzO Vollzugsordnung zum Postanweisungsübereinkommen Post-AZV Verordnung über die Arbeitszeit der Beamtinnen und Beamten bei der Deutschen Post AG PostBATZV Verordnung über die Bewilligung von Altersteilzeit und die Gewährung eines Altersteilzeitzuschlags für die Beamtinnen und Beamten bei der Deutschen Post AG PostCom Postkommission (Schweiz) (franz.: La Commission de la poste, ital.: La Commissione federale delle poste) PostG Postgesetz PostG-ÜbertrV Verordnung zur Übertragung der Befugnis zum Erlass einer Rechtsverordnung nach § 18a des Postgesetzes PostgiroAbk Postgiroabkommen PostgiroÜbkVollzO Vollzugsordnung zum Postgiroübereinkommen PostLEntgV Verordnung über die Gewährung von Leistungsentgelten an Beamtinnen und Beamte bei der Deutschen Post AG PostLV Verordnung über die Laufbahnen der Beamtinnen und Beamten im Geltungsbereich des Postpersonalrechtsgesetzes (Postlaufbahnverordnung) PostnachnAbk 1984 Postnachnahmeabkommen PostnachnÜbkVollzO Vollzugsordnung zum Postnachnahmeübereinkommen PostPakAbk 1984 Postpaketabkommen PostPakÜbkVollzO Vollzugsordnung zum Postpaketübereinkommen PostPersRG Gesetz zum Personalrecht der Beschäftigten der früheren Deutschen Bundespost (Postpersonalrechtsgesetz) PostSchliV Verordnung zur Regelung des Verfahrens der außergerichtlichen Streitbeilegung bei der Schlichtungsstelle Post der Bundesnetzagentur für Elektrizität, Gas, Telekommunikation, Post und Eisenbahnen (Post-Schlichtungsverordnung) PostSparAbk 1984 Postsparkassenabkommen PostUmwG Gesetz zur Umwandlung der Unternehmen der Deutschen Bundespost in die Rechtsform der Aktiengesellschaft PostZahlÜbk Postzahlungsdienste-Übereinkommen PostZtgAbk 1984 Postzeitungsabkommen pp. per Prokura, auch ppa., (Zusatz vor Unterschriften in Vertretung für einen Vollkaufmann durch einen Prokuristen) PP Polizeipräsidium ppa. per Prokura, auch pp., (Zusatz vor Unterschriften in Vertretung für einen Vollkaufmann durch einen Prokuristen) PPDAV Verordnung zu automatisierten Datenabrufen aus den Pass- und Personalausweisregistern PPR Pflegepersonal-Regelung PpSG Gesetz zur Stärkung des Pflegepersonals (Pflegepersonal-Stärkungsgesetz) PPÜ Postpaketübereinkommen PPUG Pflegepersonaluntergrenze PpUGV Pflegepersonaluntergrenzen-Verordnung (siehe auch bei Pflegepersonal-Stärkungsgesetz) PPV Private Pflegeversicherung oder Pädiatrische Palliativversorgung PQsG Pflege-Qualitätssicherungsgesetz Pr. Preußen, preußisch PR Partnerschaftsregister oder Personalrat oder Privatrecht Präs. Präsident PräsLG Präsident des Landgerichts PräsOLG Präsident des Oberlandesgerichts PräzwMechMstrV Verordnung über die Meisterprüfung in den Teilen I und II im Präzisionswerkzeugmechaniker-Handwerk PrALR Preußisches Allgemeines Landrecht prEG Gesetz über die Eisenbahn-Unternehmungen (Preußisches Eisenbahngesetz) PreisG Übergangsgesetz über Preisbildung und Preisüberwachung PreisklauselG (PrkG) Gesetz über das Verbot der Verwendung von Preisklauseln bei der Bestimmung von Geldschulden (Preisklauselgesetz) (siehe Wertsicherungsklausel) PreisStatG Gesetz über die Preisstatistik PresseratG Gesetz zur Gewährleistung der Unabhängigkeit des vom Deutschen Presserat eingesetzten Beschwerdeausschusses PRev Revisionspraxis – Journal für Revisoren, Wirtschaftsprüfer, IT-Sicherheits- und Datenschutzbeauftragte (Zeitschrift) PRG Patientenrechtegesetz PrGS Preußische Gesetzessammlung PrHaushStatG Gesetz über die Statistik der Wirtschaftsrechnungen privater Haushalte PrHG Bundesgesetz über die Produktehaftpflicht (Schweiz) PrisenGO Prisengerichtsordnung PrisenO Prisenordnung PrkG Gesetz über das Verbot der Verwendung von Preisklauseln bei der Bestimmung von Geldschulden (Preisklauselgesetz) PrKultbG Gesetz zur Errichtung einer Stiftung „Preußischer Kulturbesitz“ und zur Übertragung von Vermögenswerten des ehemaligen Landes Preußen auf die Stiftung PrKultbSaV Verordnung über die Satzung der Stiftung „Preußischer Kulturbesitz“ PrKV Preisklauselverordnung (aufgehoben; jetzt PrKG) PrLagerhBeihV Verordnung über die Gewährung von Beihilfen für die private Lagerhaltung bestimmter Milcherzeugnisse PRM Personen mit Behinderung und eingeschränkter Mobilität () PRM-VO Verordnung (EG) Nr. 1107/2006 über die Rechte von behinderten Flugreisenden (EU-Flugverordnung) ProblBinSchR Probleme des Binnenschifffahrtsrechts (Zeitschrift) ProdGewStatG Gesetz über die Statistik im Produzierenden Gewerbe ProdHaftG Produkthaftungsgesetz (Deutschland) ProdMechTextAusbV Verordnung über die Berufsausbildung zum Produktionsmechaniker-Textil/zur Produktionsmechanikerin-Textil ProdSG Gesetz über die Bereitstellung von Produkten auf dem Markt (Produktsicherheitsgesetz (Deutschland)) ProdSV Verordnung zum Produktsicherheitsgesetz ProdTechAusbV Verordnung über die Berufsausbildung zum Produktionstechnologen/zur Produktionstechnologin ProMechG Projekt-Mechanismen-Gesetz (Gesetz über projektbezogene Mechanismen nach dem Protokoll von Kyoto zum Rahmenübereinkommen der Vereinten Nationen über Klimaänderungen vom 11. Dezember 1997) Prot. Protokoll(e) ProtErklG Gesetz zur Umsetzung der Protokollerklärung der Bundesregierung zur Vermittlungsempfehlung zum Gesetz zum Abbau von Steuervergünstigungen und Ausnahmeregelungen (Steuervergünstigungsabbaugesetz - StVergAbG) („Korb II-Gesetz“) ProstAV Verordnung über das Verfahren zur Anmeldung einer Tätigkeit als Prostituierte oder Prostituierte ProstG Gesetz zur Regelung der Rechtsverhältnisse von Prostituierten (Prostitutionsgesetz) ProstSchG Gesetz zum Schutz von in der Prostitution tätigen Personen (Prostituiertenschutzgesetz) ProstStatV Verordnung über die Führung einer Bundesstatistik nach dem Prostituiertenschutzgesetz ProTechPrV Verordnung über die Prüfung zum anerkannten Abschluss Geprüfter Prozessmanager – Produktionstechnologie/ Geprüfte Prozessmanagerin – Produktionstechnologie PrOVG Preußisches Oberverwaltungsgericht ProViDa Police-Pilot-System PrSG Produktsicherheitsgesetz (Schweiz) PRTR-V Verordnung zum Register über die Freisetzung von Schadstoffen sowie den Transfer von Abfällen und von Schadstoffen in Abwasser (Schweiz) PrüfbV Verordnung über die Prüfung der Jahresabschlüsse der Kreditinstitute und Finanzdienstleistungsinstitute sowie über die darüber zu erstellenden Berichte PrüflabV Verordnung über die Akkreditierung von Prüflaboratorien als Voraussetzung für die Zulassung privater Gegenprobensachverständiger für die Untersuchung von Proben PrüfV Verordnung über den Inhalt der Prüfungsberichte zu den Jahresabschlüssen und den Solvabilitätsübersichten von Versicherungsunternehmen PrümVtr Vertrag zwischen dem Königreich Belgien, der Bundesrepublik Deutschland, dem Königreich Spanien, der Französischen Republik, dem Großherzogtum Luxemburg, dem Königreich der Niederlande und der Republik Österreich über die Vertiefung der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit, insbesondere zur Bekämpfung des Terrorismus, der grenzüberschreitenden Kriminalität und der illegalen Migration (Prümer Vertrag) PrümVtrAG Ausführungsgesetz zum Prümer Vertrag und zum Ratsbeschluss Prüm PrüVOFortkfmBf Verordnung über die Prüfung zum anerkannten Fortbildungsabschluss Geprüfter Fachmann für kaufmännische Betriebsführung nach der Handwerksordnung und Geprüfte Fachfrau für kaufmännische Betriebsführung nach der Handwerksordnung PRV Verordnung über die Einrichtung und Führung des Partnerschaftsregisters PrVerwBl Preußisches Verwaltungsblatt PrZBrGleichstV Verordnung zur Gleichstellung von Prüfungszeugnissen der Berufsfachschulen für Bürokaufleute, Bürogehilfinnen und Teilezurichter in Bremen mit den Zeugnissen über das Bestehen der Abschlußprüfung in Ausbildungsberufen PS Personensorge oder Pferdestärken oder Patentschrift PSA Personal-Service-Agentur oder Persönliche Schutzausrüstung PSA-BV PSA-Benutzungsverordnung PSA-DG Gesetz zur Durchführung der Verordnung (EU) 2016/425 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 9. März 2016 über persönliche Schutzausrüstungen (PSA) und zur Aufhebung der Richtlinie 89/686/EWG des Rates (PSA-Durchführungsgesetz) PSD I Erste Zahlungsdienste-Richtlinie der EG (siehe Zahlungsdiensterecht) PSD II Zweite Zahlungsdienste-Richtlinie der EU (siehe Zahlungsdiensterecht) PSG Privatstiftungsgesetz (Österreich), siehe (Stiftung) oder Produktsicherheitsgesetz (Österreich) oder Pflegestärkungsgesetze oder Gesetz zur Sicherstellung von Postdienstleistungen in besonderen Fällen (Postsicherstellungsgesetz) PStS Parlamentarischer Staatssekretär (siehe Parlamentarischer Staatssekretär) PStG Personenstandsgesetz (Deutschland) oder Personenstandsgesetz (Österreich) PStTG Gesetz über die Meldepflicht und den automatischen Austausch von Informationen meldender Plattformbetreiber in Steuersachen PStV Personenstandsverordnung PStR Praxis Steuerstrafrecht (Zeitschrift) PStRG Personenstandsrechtsreformgesetz PStTG Gesetz über die Meldepflicht und den automatischen Austausch von Informationen meldender Plattformbetreiber in Steuersachen (Plattformen-Steuertransparenzgesetz) PSV Pensions-Sicherungs-Verein PSVaG Pensions-Sicherungs-Verein Versicherungsverein auf Gegenseitigkeit (PSVaG) PsychHG Gesetz zur Hilfe und Unterbringung von Menschen mit Hilfebedarf infolge psychischer Störungen (Schleswig-Holstein) PsychKG Psychisch-Kranken-Gesetz PsychKG LSA Gesetz über Hilfen für psychisch Kranke und Schutzmaßnahmen des Landes Sachsen-Anhalt PsychKG M-V Gesetz über Hilfen und Schutzmaßnahmen für Menschen mit psychischen Krankheiten (Psychischkrankengesetz Mecklenburg-Vorpommern) PsychKG NRW Gesetz über Hilfen und Schutzmaßnahmen bei psychischen Krankheiten (Nordrhein-Westfalen) PsychKHG Gesetz über Hilfen und Schutzmaßnahmen bei psychischen Krankheiten (Psychisch-Kranken-Hilfe-Gesetz Baden-Württemberg) oder Landesgesetz über Hilfen bei psychischen Erkrankungen (Rheinland-Pfalz) oder Psychisch-Kranken-Hilfe-Gesetz (Hessen) PsychKVVerbG Gesetz zur Verbesserung der ambulanten und teilstationären Versorgung psychisch Kranker PsychotrStÜbk Übereinkommen von 1971 über psychotrope Stoffe PsychPbG Gesetz über die psychosoziale Prozessbegleitung im Strafverfahren Psych-PV (PsychPV) Psychiatrie-Personalverordnung (Verordnung über Maßstäbe und Grundsätze für den Personalbedarf in der stationären Psychiatrie) PsychThApprO Approbationsordnung für Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten PsychThG Gesetz über den Beruf der Psychotherapeutin und des Psychotherapeuten (Psychotherapeutengesetz) PsychTh-APrV Ausbildungs- und Prüfungsverordnung für Psychologische Psychotherapeuten PsychThV Verordnung über die Ausbildungsförderung für den Besuch von Ausbildungsstätten für Psychotherapie und Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie PSZ Projekt Strukturentwicklung Zoll PTA Pharmazeutisch-technischer Assistent PTA-APrV Ausbildungs- und Prüfungsverordnung für pharmazeutisch-technische Assistentinnen und pharmazeutisch-technische Assistenten PTAG Gesetz über den Beruf der pharmazeutisch-technischen Assistentin und des pharmazeutisch-technischen Assistenten PTB Physikalisch-Technische Bundesanstalt PTBBGebV Besondere Gebührenverordnung für individuell zurechenbare öffentliche Leistungen der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt PTBS Posttraumatische Belastungsstörung (engl.: posttraumatic stress disorder - PTSD) PTNeuOG Postneuordnungsgesetz PTO United States Patent and Trademark Office PTSG Post- und Telekommunikationssicherstellungsgesetz PTStiftG Gesetz zur Errichtung einer Museumsstiftung Post und Telekommunikation PTT Post- und Telekommunikationsunternehmen PUA Parlamentarischer Untersuchungsausschuss PUAG Untersuchungsausschussgesetz PublG Gesetz über die Rechnungslegung von bestimmten Unternehmen und Konzernen (Publizitätsgesetz) oder Publikationsgesetz (Schweiz) Publica Pensionskasse des Bundes PUBLICA (Schweiz) PudlV Postuniversaldienstleistungsverordnung PUEG Gesetz zur Unterstützung und Entlastung in der Pflege (Pflegeunterstützungs- und -entlastungsgesetz) PüG Preisüberwachungsgesetz (Schweiz) (siehe Preisüberwacher) PUK Parlamentarische Untersuchungskommission (Schweiz) PV Prozessbevollmächtigter oder Parteivertreter oder Pflegeversicherung (Deutschland) oder Patientenverfügung oder Psychotropenverordnung (Österreich) oder Pflichtverletzung PVAufhAnO Anordnung über die Aufhebung von Rechtsvorschriften auf dem Gebiet der freiwilligen Personenversicherungen der Bürger PVB Personalverband des Bundes (Schweiz) (franz. , ital. ) oder Polizeivollzugsbeamter PVBger Personalverordnung des Bundesgerichts (Schweiz) PVR Praxis Verkehrsrecht (Zeitschrift) PVÜ Pariser Verbandsübereinkunft zum Schutz des gewerblichen Eigentums PVÜG Gesetz zu den am 24. Juli 1971 in Paris unterzeichneten Übereinkünften auf dem Gebiet des Urheberrechts pVV positive Vertragsverletzung PW Personenwagen (Schweiz) (siehe Personenkraftwagen) oder Personenwoche (siehe Personenstunde) oder Polizeiwachtmeister (ein früherer Dienstgrad der Polizei) PWMAusbV Verordnung über die Berufsausbildung zum Präzisionswerkzeugmechaniker und zur Präzisionswerkzeugmechanikerin PWV Paritätischer Wohlfahrtsverband PZU Postzustellungsurkunde Q QES Qualifizierte elektronische Signatur QM Qualitätsmanagement QMS Qualitätsmanagementsystem QPR Qualitätsprüfungs-Richtlinien (z.B. nach § 114 SGB XI) QRL Richtlinie 2011/95/EU (Qualifikationsrichtlinie) QS Qualitätssicherung QS-Ri QP Richtlinien des GKV-Spitzenverbandes zur Qualitätssicherung der Qualitätsprüfungen nach §§ 114 ff. SGB XI QSV Qualitätssicherungsvereinbarung QuID (QUID) Quantitative Ingredients Declaration (Mengenkennzeichnung von Lebensmitteln) QZ Qualität und Zuverlässigkeit (Zeitschrift) R R Rex oder Regina im englischen Strafrecht RA Rechtsanwalt RAA Rat für Allgemeine Angelegenheiten der EU (engl.: ) oder Rechtsanwaltsanwärter (Österreich) RAB Rat für Auswärtige Angelegenheiten der EU (engl.: ) oder Regeln zum Arbeitsschutz auf Baustellen RabelsZ Rabels Zeitschrift für ausländisches und internationales Privatrecht RADLR (RADLRL) Rechtsanwaltsdienstleistungsrichtlinie RAINWAT Regionale Vereinbarung über den Binnenschifffahrtsfunk (engl.: ) RAK Rechtsanwaltskammer oder Rechtsanwaltskammer (Österreich) RAL RAL Deutsches Institut für Gütesicherung und Kennzeichnung oder Richtlinien für die Anlage von Landstraßen RANLR (RANLRL) Rechtsanwaltsniederlassungsrichtlinie RAO Rechtsanwaltsordnung (Österreich) oder Reichsabgabenordnung RAPEX Rapid Exchange of Information System der EU RAS Richtlinien für die Anlage von Straßen RATG Rechtsanwaltstarifgesetz (Österreich) RaumausMstrV Verordnung über die Meisterprüfung in den Teilen I und II im Raumausstatter-Handwerk (Raumausstattermeisterverordnung) RAuskÜbkZProtG Gesetz zum Zusatzprotokoll vom 15. März 1978 zum Europäischen Übereinkommen betreffend Auskünfte über ausländisches Recht RAV Republikanischer Anwältinnen- und Anwälteverein oder Regionales Arbeitsvermittlungszentrum (Schweiz) RAVPV Verordnung über die Rechtsanwaltsverzeichnisse und die besonderen elektronischen Anwaltspostfächer RAW Recht Automobil Wirtschaft (Zeitschrift) RAZEignPrV Verordnung über die Eignungsprüfung für die Zulassung zur Rechtsanwaltschaft RB Rechtsbeistand oder Rahmenbeschluss oder Regierungsbezirk RBBau Richtlinien für die Durchführung von Bauaufgaben des Bundes RBD Recht, Bibliothek, Dokumentation (Zeitschrift) RBEG Regelbedarfs-Ermittlungsgesetz RBerG Rechtsbereinigungsgesetz oder Rechtsberatungsgesetz RBG Reichsbürgergesetz RBP Rahmenbetriebsplan RBSFV Regelbedarfsstufen-Fortschreibungsverordnung zum Regelbedarfs-Ermittlungsgesetz RBStV (auch RBeitrStV) Rundfunkbeitragsstaatsvertrag RBÜ Revidierte Berner Übereinkunft (siehe Berner Übereinkunft zum Schutz von Werken der Literatur und Kunst) RD Regierungsdirektor oder Regionaldirektion RdA Recht der Arbeit (Zeitschrift) RDB Rechtsdatenbank RdE Recht der Energiewirtschaft (Zeitschrift) RdErl Runderlass RdF Recht der Finanzinstrumente (Zeitschrift) RDG Rechtsdienstleistungsgesetz oder Rechtsdepesche für das Gesundheitswesen (Zeitschrift) oder Rettungsdienstgesetz (eines Bundeslandes, z. B. HmbRDG) RDGEG Rechtsdienstleistungsgesetz-Einführungsgesetz (Einführungsgesetz zum Rechtsdienstleistungsgesetz) RDi Recht digital (Zeitschrift) RdJB Zeitschrift „Recht der Jugend und des Bildungswesens“ RdL Recht der Lebenshilfe (Zeitschrift) oder Recht der Landwirtschaft (Zeitschrift) Rdnr. Randnummer RdR Rat für deutsche Rechtschreibung RdTW Recht der Transportwirtschaft (Zeitschrift) RDV Rechtsdienstleistungsverordnung (Verordnung zum Rechtsdienstleistungsgesetz) oder Recht der Datenverarbeitung (Zeitschrift für Datenschutz-, Informations- und Kommunikationsrecht) RDW Österreichisches Recht der Wirtschaft RdZ Recht der Zahlungsdienste (Zeitschrift) oder Randzahl REACH Verordnung (EG) Nr. 1907/2006 (REACH) (= EU-Chemikalienverordnung) (REACH steht für ) ReblV Verordnung zur Bekämpfung der Reblaus RechKredV Verordnung über die Rechnungslegung der Kreditinstitute und Finanzdienstleistungsinstitute (Kreditinstituts-Rechnungslegungsverordnung) RechPensV Verordnung über die Rechnungslegung von Pensionsfonds (Pensionsfonds-Rechnungslegungsverordnung) RechtspflegerG (RpflG) Rechtspflegergesetz RechVersV Versicherungsunternehmens-Rechnungslegungsverordnung RED Renewable Energies Directive (dt.: Erneuerbare-Energien-Richtlinie) (siehe Richtlinie 2009/28/EG (Erneuerbare-Energien-Richtlinie)) RED-G Gesetz zur Errichtung einer standardisierten zentralen Datei von Polizeibehörden und Nachrichtendiensten von Bund und Ländern zur Bekämpfung des gewaltbezogenen Rechtsextremismus (Rechtsextremismus-Datei-Gesetz) REE Recht der Erneuerbaren Energien (Zeitschrift) Ref Referendar oder Referendariat oder Reform RefE Referentenentwurf RefiRegV Verordnung über die Form des Refinanzierungsregisters nach dem Kreditwesengesetz sowie die Art und Weise der Aufzeichnung (Refinanzierungsregisterverordnung) RegBl. Regierungsblatt RegE Regierungsentwurf RegelBetrV Regelbetrag-Verordnung RegelsatzVO Regelsatzverordnung RegG Gesetz zur Regionalisierung des öffentlichen Personennahverkehrs (Regionalisierungsgesetz) RegVBG Gesetz zur Vereinfachung und Beschleunigung registerrechtlicher und anderer Verfahren (Registerverfahrenbeschleunigungsgesetz) Reha Rehabilitation ReiseRÄndG Gesetz zur Änderung reiserechtlicher Vorschriften REITG REIT-Gesetz RelKErzG Gesetz über die religiöse Kindererziehung REMIT Verordnung (EU) Nr. 1227/2011 über die Integrität und Transparenz des Energiegroßhandelsmarkts (REMIT) (engl.: Regulation on wholesale Energy Market Integrity and Transparency; Akronym REMIT) ReNo Rechtsanwalts- und Notarfachangestellter RENO Deutsche Vereinigung der Rechtsanwalts- und Notariatsangestellten ReNoPatAusbV Verordnung über die Berufsausbildungen zum Rechtsanwaltsfachangestellten und zur Rechtsanwaltsfachangestellten, zum Notarfachangestellten und zur Notarfachangestellten, zum Rechtsanwalts- und Notarfachangestellten und zur Rechtsanwalts- und Notarfachangestellten sowie zum Patentanwaltsfachangestellten und zur Patentanwaltsfachangestellten* (ReNoPat-Ausbildungsverordnung) RenoPatAusb-FachEigV Verordnung über die fachliche Eignung für die Berufsausbildung der Fachangestellten in Rechtsanwalt- und Patentanwaltschaft, Notariat und bei Rechtsbeiständen RennwLottAB Ausführungsbestimmungen zum Rennwett- und Lotteriegesetz RennwLottG Rennwett- und Lotteriegesetz RentEPPG Gesetz zur Zahlung einer Energiepreispauschale für Rentnerinnen und Rentner (Rentenbeziehende-Energiepreispauschalengesetz) RentSV Verordnung über die Wahrnehmung von Aufgaben der Träger der Rentenversicherung und anderer Sozialversicherungsträger durch den Renten Service der Deutschen Post AG (Renten Service Verordnung) ResKVAbLaV Verordnung zur Regelung der Beschaffung und Vorhaltung von Anlagen in der Netzreserve (Reservekraftwerksverordnung) RestSchBÄndG Gesetz zur weiteren Verkürzung des Restschuldbefreiungsverfahrens und zur Anpassung pandemiebedingter Vorschriften im Gesellschafts-, Genossenschafts-, Vereins- und Stiftungsrecht sowie im Miet- und Pachtrecht RettAPO Ausbildungs- und Prüfungsverordnung für Rettungssanitäter und Rettungshelfer (NRW) RettAssAPrV Ausbildungs- und Prüfungsverordnung für Rettungsassistentinnen und Rettungsassistenten RettAssG Rettungsassistentengesetz RettDG Rettungsdienstgesetz (eines Bundeslandes; z. B. RettDG LSA) RettG Rettungsgesetz (eines Bundeslandes) RettSanAPrV Verordnung über die Ausbildung und Prüfung von Rettungssanitätern (Rettungssanitäterausbildungsverordnung) (MV) RettungsG Gesetz zur Rettung von Unternehmen zur Stabilisierung des Finanzmarktes (Rettungsübernahmegesetz) RezPG Rezeptpflichtgesetz (Österreich) RF Rechtsfolge RfA Reichsversicherungsanstalt für Angestellte RfB Rückstellung für Beitragsrückerstattung RFG (RiFG) Richter am Finanzgericht RFinStV Rundfunkfinanzierungsstaatsvertrag RFRL Richtlinie 2008/115/EG (Rückführungsrichtlinie) RfStV Rundfunkstaatsvertrag RG Reichsgericht oder Reichsgericht (Österreich) oder Reformgesetz oder Rechtsgrund Rg Rechtsgeschichte. Zeitschrift des Max-Planck-Instituts für Rechtsgeschichte und Rechtstheorie RGBl. Reichsgesetzblatt (Deutschland) oder Reichsgesetzblatt (Österreich) RGebStV Rundfunkgebührenstaatsvertrag (aufgehoben; abgelöst durch Rundfunkbeitragsstaatsvertrag - RBStV) RGRE Rat der Gemeinden und Regionen Europas RGRK Reichsgerichtsrätekommentar zum BGB RGSt Entscheidungen des Reichsgerichts in Strafsachen (amtliche Sammlung) RGZ Entscheidungen des Reichsgerichts in Zivilsachen (amtliche Sammlung) RH Rechnungshof (Österreich) RHB Rote-Hand-Brief RheinPatV Verordnung über die Erteilung von Patenten für den Rhein (Rheinpatentverordnung) RheinSchPersEV Verordnung zur Einführung der Verordnung über das Schiffspersonal auf dem Rhein (Rheinschiffspersonaleinführungsverordnung) RheinSchPersV Verordnung über das Schiffspersonal auf dem Rhein (Schiffspersonalverordnung-Rhein) RheinSchPV Rheinschifffahrtspolizeiverordnung RheinSchUO Rheinschifffahrtsuntersuchungsordnung RHmV Rückstands-Höchstmengenverordnung Rh-Pf. (RhPf oder RP) Rheinland-Pfalz, rheinland-pfälzisch Ri Richter RiA Recht im Amt. Zeitschrift für den öffentlichen Dienst RiAA Richteramtsanwärter (Österreich) RiAG Richter am Amtsgericht RiArbG Richter am Arbeitsgericht RiBAG Richter am Bundesarbeitsgericht RiBGH Richter am Bundesgerichtshof RiBPatG Richter am Bundespatentgericht RiBSG Richter am Bundessozialgericht RID Regelung für die internationale Eisenbahnbeförderung gefährlicher Güter (Anhang C 1999 zum COTIF) (siehe Übereinkommen über den internationalen Eisenbahnverkehr) RidoHiMi Richtlinien zur Festlegung der doppelfunktionalen Hilfsmittel RiFlEtikettG Rindfleischetikettierungsgesetz RiJGG Richtlinien zum Jugendgerichtsgesetz (Deutschland) RiLG Richter am Landgericht RiLi Richtlinie oder Richtlinie (EU) RiLSA Richtlinien für Lichtsignalanlagen RiOLG Richter am Oberlandesgericht RIS Rechtsinformationssystem des Bundes (in Österreich) RiStBV Richtlinien für das Straf- und Bußgeldverfahren RIV Regolamento Internazionale Veicoli (Übereinkommen über die gegenseitige Benutzung von Güterwagen im internationalen Verkehr) RiVASt Richtlinien für den Verkehr mit dem Ausland in strafrechtlichen Angelegenheiten (vgl. Rechtshilfe) RIW Recht der Internationalen Wirtschaft (Zeitschrift) RK Reparaturkosten RKG Rotkreuzgesetz (Bundesgesetz über die Anerkennung des Österreichischen Roten Kreuzes und den Schutz des Zeichens des Roten Kreuzes) RKI Robert Koch-Institut, Bundesinstitut für Infektionskrankheiten und nicht übertragbare Krankheiten RL Richtlinie RL-BA Richtlinie über die Berufsausübung der Rechtsanwälte und Rechtsanwaltsanwärter (Österreich) RLJGG Richtlinien zum Jugendgerichtsgesetz (Deutschland) RLV Regelleistungsvolumen oder Richtlinien-Verordnung (Österreich) RMB Rechtsmittelbelehrung (siehe Rechtsbehelfsbelehrung) RMBl. Reichsministerialblatt RMI Reichsministerium des Innern RMK Raumentwicklungsministerkonferenz RMS Referenzmitgliedstaat Rn. Randnummer RNotZ Rheinische Notar-Zeitschrift RöV Röntgenverordnung ROG Raumordnungsgesetz (Deutschland) oder Salzburger Raumordnungsgesetz ROHG Reichsoberhandelsgericht ROHGE Entscheidungen des Reichsoberhandelsgerichts RohrFLtgV Verordnung über Rohrfernleitungsanlagen (Rohrfernleitungsverordnung) ROV Raumordnungsverordnung oder Raumordnungsverfahren ROW Recht in Ost und West (Zeitschrift) RP Regierungspräsident (Deutschland) oder Regierungspräsident (Schweiz) oder Regierungspräsidium oder Rheinland-Pfalz RPA Rechnungsprüfungsamt Rpfl Rechtspfleger Rpfleger Der Deutsche Rechtspfleger (Zeitschrift) RPflegeBw Rechtspflege der Bundeswehr RPflG Rechtspflegergesetz RPG Reichspreßgesetz (Deutschland), Raumplanungsgesetz (Schweiz), Rechtspraktikantengesetz (Österreich) RPV Regionaler Planungsverband RR Regierungsrat (Deutschland) oder ein Ehrentitel Regierungsrat (Österreich) oder Kantonsregierung (Schweiz) oder Rotterdam-Regeln (ein völkerrechtlicher Vertrag aus dem Seehandelsrecht) (siehe Haager Regeln) oder Vollzugsordnung für den Funkdienst (engl.: ) RRa Zeitschrift „Reiserecht aktuell“ RRef Rechtsreferendar oder Rechtsreferendariat RRG Rentenreformgesetz Rs. Rechtssache oder Rechtssache (Bezeichnung der Entscheidungen des EuGH) RSA Risikostrukturausgleich RSanV Verordnung über die Tätigkeit als Rettungssanitäter (Bayern) RSAV Verordnung über das Verfahren zum Risikostrukturausgleich in der gesetzlichen Krankenversicherung (Risikostruktur-Ausgleichsverordnung) (siehe Risikostrukturausgleich) RSchOG Reichsschiffahrtsobergericht RsDE Beiträge zum Recht der sozialen Dienste und Einrichtungen (Zeitschrift) RSE Richtlinien zur Durchführung der Gefahrgutverordnung Straße und Eisenbahn (GGVSE-Durchführungsrichtlinien) RSEB Richtlinien zur Durchführung der Gefahrgutverordnung Straße, Eisenbahn und Binnenschifffahrt (siehe RSE) RSK Reaktor-Sicherheitskommission RSO Rechtssicherungs-Ordnung (Liechtenstein) Rspr. Rechtsprechung RsprEinhG Gesetz zur Wahrung der Einheitlichkeit der Rechtsprechung der obersten Gerichtshöfe des Bundes (siehe Gemeinsamer Senat der obersten Gerichtshöfe des Bundes) RStDG Richter- und Staatsanwaltschaftsdienstgesetz (Österreich) RStruktFV Restrukturierungsfonds-Verordnung RStV Rundfunkstaatsvertrag RSV Regelsatzverordnung oder Rechtsschutzversicherung oder Reisebürosicherungsverordnung (Österreich) (siehe Reiserecht#International) RTR Rundfunk und Telekom Regulierungs-GmbH (Österreich) RTVG Bundesgesetz über Radio- und Fernsehen (Schweiz) (siehe Bundesamt für Kommunikation) RüFüRL Richtlinie 2008/115/EG (Rückführungsrichtlinie) RüstAltFG Rüstungsaltlastenfinanzierungsgesetz (vgl. auch Altlast) RuP Recht und Politik (Zeitschrift) oder Recht und Psychiatrie (Zeitschrift) (siehe Recht & Psychiatrie) oder Recht und Praxis (Zeitschrift) oder Restschuldversicherung bei Ratenkrediten RuStAG Reichs- und Staatsangehörigkeitsgesetz (siehe Deutsche Staatsangehörigkeit) RV Gesetzliche Rentenversicherung (Deutschland) oder Reichsverfassung oder Rechtsverordnung oder Regierungsvorlage (Österreich) RVÄndG Rentenversicherungsänderungsgesetz RVG Rechtsanwaltsvergütungsgesetz oder Reichsverwaltungsgericht RVO Rechtsverordnung oder Reichsversicherungsordnung RVOG Regierungs- und Verwaltungsorganisationsgesetzes (Schweiz) RVS Rollfuhrversicherungsschein RVT Rentenversicherungsträger RVZ Revierzentrale (zur Überwachung der Binnenschifffahrt auf einzelnen Abschnitten) RW Restwert; Rechtswissenschaft (Zeitschrift) RWBestV 2023 Verordnung zur Bestimmung der Rentenwerte in der gesetzlichen Rentenversicherung und zur Bestimmung weiterer Werte zum 1. Juli 2023 (Rentenwertbestimmungsverordnung 2023) (siehe Aktueller Rentenwert) RWP (RwP) Rechts- und Wirtschaftspraxis (Zeitschrift) Rz Randzeichen r+s Recht und Schaden S S. Satz oder Seite s. A. samt Anhang SA Sozialarbeiter (siehe Soziale Arbeit) SaarGlV Verordnung über die Gleichstellung von aus dem Saargebiet verdrängten Deutschen Saarl. Saarland, saarländisch SaarVtr Vertrag zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Französischen Republik zur Regelung der Saarfrage SaarVtrG Gesetz über den Vertrag zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Französischen Republik zur Regelung der Saarfrage SaatArtVerzV Verordnung über das Artenverzeichnis zum Saatgutverkehrsgesetz SaatAufzV Saatgutaufzeichnungsverordnung SaatBeihV Saatgutbeihilfeverordnung SaatEinfMeldV Verordnung über die Meldung und Vorführung von Saatgut bei der Einfuhr SaatG (SaatVerkG) Saatgutverkehrsgesetz SaAusbV Verordnung über die Berufsausbildung zum Sattler/zur Sattlerin SaatV Verordnung über den Verkehr mit Saatgut landwirtschaftlicher Arten und von Gemüsearten (Saatgutverordnung (Deutschland)) SachBezV Verordnung über den Wert der Sachbezüge in der Sozialversicherung (Sachbezugsverordnung) SachenRÄndG Gesetz zur Änderung sachenrechtlicher, grundbuchrechtlicher und anderer Vorschriften SachenRBerG Gesetz zur Sachenrechtsbereinigung im Beitrittsgebiet (Sachenrechtsbereinigungsgesetz) SachenR-DV Verordnung zur Durchführung des Grundbuchbereinigungsgesetzes und anderer Vorschriften auf dem Gebiet des Sachenrechts Sachs. Sachsen SachvPrüfV Verordnung über die Prüfung des Jahresabschlusses und des Lageberichts von Versicherungsunternehmen durch einen unabhängigen Sachverständigen (Sachverständigenprüfverordnung) SachvRatG Gesetz über die Bildung eines Sachverständigenrates zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung sächs. sächsisch SächsBRKG Sächsisches Gesetz über den Brandschutz, Rettungsdienst und Katastrophenschutz SächsFFG Gesetz zur Förderung von Frauen und der Vereinbarkeit von Familie und Beruf im öffentlichen Dienst im Freistaat Sachsen (Sächsisches Frauenförderungsgesetz) SächsFG Sächsisches Feiertagsgesetz SächsGemO Sächsische Gemeindeordnung SächsHG Sächsisches Hochschulgesetz (bis zum 31. Dezember 2008) (siehe Landeshochschulgesetz) SächsHSFG Sächsisches Hochschulfreiheitsgesetz () (siehe Landeshochschulgesetz) SächsHSG Sächsisches Hochschulgesetz (1. Januar 2009 bis 17. November 2012) (siehe Landeshochschulgesetz) SächsJG Sächsisches Justizgesetz (Gesetz über die Justiz im Freistaat Sachsen) SächsJOrgVO Verordnung des Sächsischen Staatsministeriums der Justiz über die Organisation der Justiz (Sächsische Justizorganisationsverordnung) SächsMedHygVO Verordnung der Sächsischen Staatsregierung über die Hygiene und Infektionsprävention in medizinischen Einrichtungen SächsPBG Sächsisches Polizeibehördengesetz SächsPolG Polizeigesetz des Freistaates Sachsen SächsPsychKG Sächsisches Gesetz über die Hilfen und die Unterbringung bei psychischen Krankheiten SächsPVDG Sächsisches Polizeivollzugsdienstgesetz SächsTranspG Gesetz über die Transparenz von Informationen im Freistaat Sachsen (Sächsisches Transparenzgesetz) SächsVBl. Sächsische Verwaltungsblätter SächsVerf Verfassung des Freistaates Sachsen SächsVergabeDVO Sächsische Vergabedurchführungsverordnung SächsVergabeG Gesetz über die Vergabe öffentlicher Aufträge im Freistaat Sachsen (Sächsisches Vergabegesetz) SächsVSG Sächsisches Verfassungsschutzgesetz SächsWG Sächsisches Wassergesetz (siehe Landeswassergesetz) SÄG Seerechtsänderungsgesetz SaDV Sammelantrags-Datenträger-Verordnung SAE Sammlung Arbeitsrechtlicher Entscheidungen (Deutschland) SAG Gesetz zur Sanierung und Abwicklung von Instituten und Finanzgruppen SAM Strukturanpassungsmaßnahme SANCO Generaldirektion Gesundheit und Verbraucher der Europäischen Kommission SanDVergV Verordnung über die Vergütung für Bereitschaftsdienst und Rufbereitschaft im Sanitätsdienst in Bundeswehrkrankenhäusern SanG Sanierungshilfengesetz SanInsFoG Gesetz zur Fortentwicklung des Sanierungs- und Insolvenzrechts SanInsKG Gesetz zur vorübergehenden Anpassung sanierungs- und insolvenzrechtlicher Vorschriften zur Abmilderung von Krisenfolgen (Sanierungs- und Insolvenzrechtliches Krisenfolgenabmilderungsgesetz) SanktDG Gesetz zur Durchsetzung von wirtschaftlichen Sanktionsmaßnahmen (Sanktionsdurchsetzungsgesetz) SanOAAusbGV Verordnung über das Ausbildungsgeld für Sanitätsoffizier-Anwärterinnen und -Anwärter (Sanitätsoffizieranwärter-Ausbildungsgeldverordnung) SAPPV Spezialisierte ambulante pädiatrische Palliativversorgung SAPV Spezialisierte ambulante Palliativversorgung SAR Sozialhilfe- und Asylbewerberleistungsrecht SaRegG Gesetz zur Errichtung eines Samenspenderregisters und zur Regelung der Auskunftserteilung über den Spender nach heterologer Verwendung von Samen (Samenspenderregistergesetz) SARSCoV2AMVV Verordnung über Abweichungen von den Vorschriften des Fünften Buches Sozialgesetzbuch, des Apothekengesetzes, der Apothekenbetriebsordnung, der Arzneimittelpreisverordnung, des Betäubungsmittelgesetzes und der Betäubungsmittel-Verschreibungsverordnung infolge der SARS-CoV-2-Epidemie (SARS-CoV-2-Arzneimittelversorgungsverordnung) SAS Schweizerische Akkreditierungsstelle (franz. , ital. ) SatDSiG Gesetz zum Schutz vor Gefährdung der Sicherheit der Bundesrepublik Deutschland durch das Verbreiten von hochwertigen Erdfernerkundungsdaten (Satellitendatensicherheitsgesetz) SatDSiV Verordnung zum Satellitendatensicherheitsgesetz SatellitÜbk Übereinkommen über die Verbreitung der durch Satelliten übertragenen programmtragenden Signale SatellitÜbkG Gesetz zu dem Übereinkommen vom 21. Mai 1974 über die Verbreitung der durch Satelliten übertragenen programmtragenden Signale SattlFeintMstrV Verordnung über das Meisterprüfungsberufsbild und über die Prüfungsanforderungen in den Teilen I und II der Meisterprüfung im Sattler- und Feintäschner-Handwerk SaubFahrzeugBeschG Gesetz über die Beschaffung sauberer Straßenfahrzeuge (Saubere-Fahrzeuge-Beschaffungs-Gesetz) SaZ Soldat auf Zeit SAZV Verordnung über die Arbeitszeit der Soldatinnen und Soldaten (Soldatenarbeitszeitverordnung) SB Schutzbereich SBAuVO Sonderbauverordnung (z.B. in NRW) SBF Sportbootführerschein Binnen oder Sportbootführerschein See oder Staatssekretariat für Bildung und Forschung (Schweiz) SBF Binnen Sportbootführerschein Binnen SBF See Sportbootführerschein See SBG Soldatinnen- und Soldatenbeteiligungsgesetz SBGG Gesetz über die Selbstbestimmung in Bezug auf den Geschlechtseintrag SBGWV Wahlverordnung zum Soldatinnen- und Soldatenbeteiligungsgesetz SBkBG Gesetz über die Staatsbank Berlin SBkBÜblG Gesetz über die Überleitung der Staatsbank Berlin SBV (SchwbV) Schwerbehindertenvertretung SBZ Sowjetische Besatzungszone SCE Europäische Genossenschaft (lat.: Societas Cooperativa Europaea) SCEAG Gesetz zur Ausführung der Verordnung (EG) Nr. 1435/2003 des Rates vom 22. Juli 2003 über das Statut der Europäischen Genossenschaft (SCE) SCEBG Gesetz über die Beteiligung der Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen in einer Europäischen Genossenschaft SchadRegProt Protokoll über Schadstofffreisetzungs- und -verbringungsregister SchadRegProtAG Gesetz zur Ausführung des Protokolls über Schadstofffreisetzungs- und -verbringungsregister vom 21. Mai 2003 sowie zur Durchführung der Verordnung (EG) Nr. 166/2006 SchädlBekAusbV Verordnung über die Berufsausbildung zum Schädlingsbekämpfer/zur Schädlingsbekämpferin SchaEVZG Gesetz über eine staatliche Vorauszahlung an durch Straftaten geschädigte Bürger (Schadenersatzvorauszahlungsgesetz) SchAnpG Gesetz zur Anpassung bestimmter Bedingungen in der Seeschifffahrt an den internationalen Standard ScharkaV Verordnung zur Bekämpfung der Scharka-Krankheit SchauAusnV Vierte Verordnung über Ausnahmen von straßenverkehrsrechtlichen Vorschriften (Schausteller-Ausnahmeverordnung) SchauHV Verordnung über die Haftpflichtversicherung für Schausteller (Schaustellerhaftpflichtverordnung) SchaumwZwStG Gesetz zur Besteuerung von Schaumwein und Zwischenerzeugnissen (siehe Schaumweinsteuer) SchaumwZwStV Verordnung zur Durchführung des Schaumwein- und Zwischenerzeugnissteuergesetzes SchAusnahmeV Verordnung zur Regelung von Erleichterungen und Ausnahmen von Schutzmaßnahmen zur Verhinderung der Verbreitung von COVID-19 (COVID-19-Schutzmaßnahmen-Ausnahmenverordnung) SchAusrV Schiffsausrüstungsverordnung SchBauG Gesetz über bauliche Maßnahmen zum Schutz der Zivilbevölkerung (Schutzbaugesetz) SchBerG Schutzbereichsgesetz (Gesetz über die Beschränkung von Grundeigentum für die militärische Verteidigung) SchBesV Schiffsbesetzungsverordnung SchBFrdFlaggV Verordnung über die Besatzung von Schiffen unter fremder Flagge SchBG Schiffsbankgesetz (aufgehoben; abgelöst durch Pfandbriefgesetz) SchBrÜbkG Gesetz betreffend das Internationale Übereinkommen über die Gewährung einer Entschädigung für Arbeitslosigkeit infolge von Schiffbruch SchErsRÄndG Gesetz zur Änderung schadensersatzrechtlicher Vorschriften ScheckG Scheckgesetz SchenkMG Schenkungsmeldegesetz (Österreich) SchfAusbV Verordnung über die Berufsausbildung zum Schornsteinfeger und zur Schornsteinfegerin SchfHwG Gesetz über das Berufsrecht und die Versorgung im Schornsteinfegerhandwerk (Schornsteinfeger-Handwerksgesetz) SchG Schulgesetz oder Schifffahrtsgericht SchGeschUV Verordnung über die Übermittlung schiffahrtsgeschäftlicher Unterlagen an ausländische Stellen SchGG Schutzgebietsgesetz SchHaltHygV Verordnung über hygienische Anforderungen beim Halten von Schweinen (Schweinehaltungshygieneverordnung) SchiedsAmtsO Verordnung über die Schiedsämter für die vertragsärztliche (vertragszahnärztliche) Versorgung (Schiedsamtsverordnung) SchiedsG Gesetz über die Schiedsstellen in den Gemeinden SchiedsVZ Zeitschrift für Schiedsverfahren SchiffsBelWertV Verordnung über die Ermittlung der Beleihungswerte von Schiffen und Schiffsbauwerken nach § 24 Abs. 1 bis 3 des Pfandbriefgesetzes (Schiffsbeleihungswertermittlungsverordnung) SchiffsRegG Gesetz über Rechte an eingetragenen Schiffen und Schiffsbauwerken (Schiffsregistergesetz) (siehe Schiffsregister) SchildV Verordnung zur Bekämpfung der San-Jose-Schildlaus SchiLichtrMstrV Verordnung über das Meisterprüfungsberufsbild und über die Prüfungsanforderungen in den Teilen I und II der Meisterprüfung im Schilder- und Lichtreklamehersteller-Handwerk SchKfmAusbV Verordnung über die Berufsausbildung zum Schifffahrtskaufmann/zur Schifffahrtskauffrau SchKG Schuldbetreibungs- und Konkursgesetz (Schweiz) (siehe Schuldbetreibungs- und Konkursrecht) oder Gesetz zur Vermeidung und Bewältigung von Schwangerschaftskonflikten (Schwangerschaftskonfliktgesetz) SchKiSpV Verordnung über die Schüler- und Kinderspeisung SchlärmschG Gesetz zum Verbot des Betriebs lauter Güterwagen (Schienenlärmschutzgesetz) SchleusV Verordnung über den Betrieb der Schleusenanlagen im Bereich des Nord-Ostsee-Kanals, des Achterwehrer Schifffahrtskanals, des Gieselau-Kanals und der Eider SchlG Schlichtungsgesetz (Gesetz zur obligatorischen außergerichtlichen Streitschlichtung) SchLHeimÜbkG Gesetz betreffend das Internationale Übereinkommen über die Heimschaffung der Schiffsleute SchLichtReklAusbV Verordnung über die Berufsausbildung zum Schilder- und Lichtreklamehersteller und zur Schilder- und Lichtreklameherstellerin SchlichtVerfV Schlichtungsstellenverfahrensverordnung SchlTSchÜbk Europäisches Übereinkommen über den Schutz von Schlachttieren SchlTSchÜbkG Gesetz zu dem Europäischen Übereinkommen vom 10. Mai 1979 über den Schutz von Schlachttieren SchlussFinG Gesetz zur Errichtung eines Sondervermögens „Vorsorge für Schlusszahlungen für inflationsindexierte Bundeswertpapiere“ (Schlusszahlungsfinanzierungsgesetz) SchnellLG Gesetz über die Bereitstellung flächendeckender Schnellladeinfrastruktur für reine Batterieelektrofahrzeuge (Schnellladegesetz) SchOffzAusbV Schiffsoffizier-Ausbildungsverordnung (aufgehoben zum 1. Juni 2014; ersetzt durch See-BV – Seeleute-Befähigungsverordnung) SchOG Schifffahrtsobergericht (siehe Schifffahrtsgericht) oder Schulorganisationsgesetz (Österreich) SchoMstrV Verordnung über die Meisterprüfung in den Teilen I und II im Schornsteinfeger-Handwerk SchRegDV Verordnung zur Durchführung der Schiffsregisterordnung SchRegG (auch SchRG) Gesetz über Rechte an eingetragenen Schiffen und Schiffsbauwerken (Schiffsregistergesetz) (siehe Schiffsregister) SchRegO Schiffsregisterordnung (siehe Schiffsregister) SchRG Gesetz über Rechte an eingetragenen Schiffen und Schiffsbauwerken (Schiffsregistergesetz) (siehe Schiffsregister) SchRGÄndG Gesetz zur Änderung des Gesetzes über Rechte an eingetragenen Schiffen und Schiffsbauwerken, der Schiffsregisterordnung und des Gesetzes über die Zwangsversteigerung und die Zwangsverwaltung SchriSeMstrV Verordnung über das Berufsbild und über die Prüfungsanforderungen im praktischen und im fachtheoretischen Teil der Meisterprüfung für das Schriftsetzer-(Buchdrucker-)Handwerk Schrott-UStV Schrott-Umsatzsteuerverordnung (Österreich) SchrZAbkG Gesetz zum Wiener Abkommen vom 12. Juni 1973 über den Schutz typographischer Schriftzeichen und ihre internationale Hinterlegung (Schriftzeichengesetz) SchSG Schiffssicherheitsgesetz SchSiAusbV Verordnung über die Berufsausbildung zur Fachkraft für Schutz und Sicherheit SchSiHafV Verordnung über die Schutz- und Sicherheitshäfen, die Häfen der Deutschen Marine und der Bundespolizei der Bundesrepublik Deutschland an Seeschifffahrtsstraßen SchSiMeistPrV Verordnung über die Prüfung zum anerkannten Abschluss Geprüfter Meister/Geprüfte Meisterin für Schutz und Sicherheit SchSiServAusbV Verordnung über die Berufsausbildung zur Servicekraft für Schutz und Sicherheit SchSprAnerkÜbk Übereinkommen über die Anerkennung und Vollstreckung ausländischer Schiedssprüche SchStV Verordnung über die Schiedsstelle für Arzneimittelversorgung und die Arzneimittelabrechnung (Schiedsstellenverordnung) SchSV Schiffssicherheitsverordnung SchuFV Schuldnerverzeichnisführungsverordnung (Verordnung über die Führung des Schuldnerverzeichnisses) ab dem 1. Januar 2013 gemäß § 882 b ZPO n. F. SchuhfAusbV Verordnung über die Berufsausbildung zum Schuhfertiger und zur Schuhfertigerin SchuhmMstrV Verordnung über die Meisterprüfung in den Teilen I und II im Schuhmacher-Handwerk (Schuhmachermeisterverordnung) SchuldBBerG Gesetz zur Behandlung von Schuldbuchforderungen gegen die ehemalige Deutsche Demokratische Republik (DDR-Schuldbuchbereinigungsgesetz) SchuldMitüG Gesetz zur Mitübernahme der Schulden des Erblastentilgungsfonds, des Bundeseisenbahnvermögens sowie des Ausgleichsfonds zur Sicherung des Steinkohleneinsatzes in die Bundesschuld (Schuldenmitübernahmegesetz) SchuldRAnpG Gesetz zur Anpassung schuldrechtlicher Nutzungsverhältnisse an Grundstücken im Beitrittsgebiet (Schuldrechtanpassungsgesetz) SchuldSaarUmstV Verordnung über die Umstellung von Schuldverhältnissen und dinglichen Rechten im Saarland SchulG Schulgesetz SchulObG Gesetz zur Durchführung gemeinschaftsrechtlicher Vorschriften über das Schulobstprogramm (Schulobstgesetz) (siehe Schulobstprogramm) SchulversucheV Verordnung über die Ausbildungsförderung für den Besuch von Ausbildungsstätten, an denen Schulversuche durchgeführt werden SchUnfDatG Schiffsunfalldatenbankgesetz SchuTSEV Verordnung zum Schutz von öffentlichen Telekommunikationsnetzen und Sende- und Empfangsfunkanlagen, die in definierten Frequenzbereichen zu Sicherheitszwecken betrieben werden (Sicherheitsfunk-Schutzverordnung) SchuV Verordnung über die Erfüllung von Entschädigungs- und Ausgleichsleistungsansprüchen durch Begebung und Zuteilung von Schuldverschreibungen des Entschädigungsfonds (Schuldverschreibungsverordnung) SchuVAbdrV Verordnung über den Bezug von Abdrucken aus dem Schuldnerverzeichnis (Schuldnerverzeichnisabdruckverordnung) SchuVVO Schuldnerverzeichnisverordnung SchVerschrFrdWäG Gesetz über Fremdwährungs-Schuldverschreibungen SchVG Gesetz über Schuldverschreibungen aus Gesamtemissionen (Schuldverschreibungsgesetz) SchVw SchulVerwaltung (Fachzeitschrift) SchVG Schuldverschreibungsgesetz (Gesetz über Schuldverschreibungen aus Gesamtemissionen) oder Schülervertretungsgesetz SchwarmfdPV Verordnung zur Ausgestaltung der Prüfungen nach § 32f des Wertpapierhandelsgesetzes bei Schwarmfinanzierungsdienstleistern nach der Verordnung (EU) 2020/1503 (Schwarmfinanzierungsdienstleister-Prüfungsverordnung) SchwarzArbG Schwarzarbeitsbekämpfungsgesetz (Gesetz zur Bekämpfung der Schwarzarbeit und illegalen Beschäftigung) SchwAV Schwerbehindertenausgleichsabgabeverordnung SchwbAwV Schwerbehindertenausweisverordnung SchwbBAG Gesetz zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit Schwerbehinderter SchwbG Schwerbehindertengesetz (jetzt SGB IX) SchwbV (SBV) Schwerbehindertenvertretung SchwbVWO Wahlordnung Schwerbehindertenvertretungen SchwFamG Gesetz zum Schutz des vorgeburtlichen/werdenden Lebens, zur Förderung einer kinderfreundlicheren Gesellschaft, für Hilfen im Schwangerschaftskonflikt und zur Regelung des Schwangerschaftsabbruchs (Schwangeren- und Familienhilfegesetz), siehe → Schwangerschaftskonfliktgesetz SchwG Schwurgericht SchwHKlV Verordnung über gesetzliche Handelsklassen für Schweineschlachtkörper (Schweineschlachtkörper-Handelsklassenverordnung) SchwPestMonV Verordnung zur Durchführung eines Monitorings auf das Virus der Klassischen und der Afrikanischen Schweinepest bei Wild- und Hausschweinen (Schweinepest-Monitoring-Verordnung) SchwPestV Verordnung zum Schutz gegen die Schweinepest und die Afrikanische Schweinepest (Schweinepest-Verordnung) SchwSalmoV Verordnung zur Verminderung der Salmonellenverbreitung durch Schlachtschweine (Schweine-Salmonellen-Verordnung) SchZusStrZustÜbk Internationales Übereinkommen zur Vereinheitlichung von Regeln über die strafgerichtliche Zuständigkeit bei Schiffszusammenstößen und anderen mit der Führung eines Seeschiffes zusammenhängenden Ereignissen SchZusZZustÜbk Internationales Übereinkommen zur Vereinheitlichung von Regeln über die zivilgerichtliche Zuständigkeit bei Schiffszusammenstößen SCIP Substances of Concern In articles as such or in complex objects (Products) (siehe SCIP-Datenbank) SCOTUS Oberster Gerichtshof der Vereinigten Staaten (engl.: ) SCPA Semiconductor Chip Protection Act von 1984 in den Vereinigten Staaten SDB Sicherheitsdatenblatt SDDSG Suchdienstedatenschutzgesetz SdK Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger SdL Soziale Sicherheit in der Landwirtschaft (Zeitschrift) oder Schadensersatz statt der Leistung (§ ff. BGB) SDLWindV Verordnung zu Systemdienstleistungen durch Windenergieanlagen (Systemdienstleistungsverordnung) SDR Verordnung über die Beförderung gefährlicher Güter auf der Straße (Schweiz) SDSRV Schriftenreihe des deutschen Sozialrechtsverbandes SdT Stand der Technik SDÜ Schengener Durchführungsübereinkommen (siehe Schengener Abkommen) SE Europäische Gesellschaft (lat.: Societas Europaea) oder Schadensersatz oder Sondereigentum SEA Schadensersatzanspruch SEAG Gesetz zur Ausführung der Verordnung (EG) Nr. 2157/2001 des Rates vom 8. Oktober 2001 über das Statut der Europäischen Gesellschaft (SE) (SE-Ausführungsgesetz) SEBG Gesetz über die Beteiligung der Arbeitnehmer in einer Europäischen Gesellschaft (SE-Beteiligungsgesetz) SECO Staatssekretariat für Wirtschaft (Schweiz) (franz. , ital. ) SEDDiktStiftG Gesetz über die Errichtung einer Stiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur SeeAnlG Seeanlagengesetz SeeAnlV Seeanlagenverordnung (aufgehoben, abgelöst zum 1. Januar 2017 durch das Seeanlagengesetz) SeeArbG Seearbeitsgesetz SeeArbÜV Verordnung über die Überprüfung der Einhaltung der Arbeits- und Lebensbedingungen auf Schiffen (Seearbeitsüberprüfungs-Verordnung) See-ArbZNV Verordnung betreffend die Übersicht über die Arbeitsorganisation und die Arbeitszeitnachweise in der Seeschifffahrt (See-Arbeitszeitnachweisverordnung) SeeAufgG Seeaufgabengesetz (Gesetz über die Aufgaben des Bundes auf dem Gebiet der Seeschifffahrt) See-BAV Verordnung über die Berufsausbildung in der Seeschifffahrt See-BV Seeleute-Befähigungsverordnung (Verordnung über die Befähigungen der Seeleute in der Seeschifffahrt) (siehe indirekt bei Schiffsoffizier-Ausbildungsverordnung) SEED System for Exchange of Excise Data (dt.: System zum Austausch von Verbrauchsteuerdaten) SeeDTauglV Seediensttauglichkeitsverordnung SeeFischG Gesetz zur Regelung der Seefischerei und zur Durchführung des Fischereirechts der Europäischen Union (Seefischereigesetz) SeefiV Seefischereiverordnung SeeLG Gesetz über das Seelotswesen (Seelotsgesetz) SeeLotsEigV Verordnung über die Feststellung der gesundheitlichen Eignung von Seelotsinnen und Seelotsen (Seelotseignungsverordnung) SeemG Seemannsgesetz SeemAmtsV Seemannsamtsverordnung SeeLAuFV Verordnung über die Aus- und Fortbildung der Seelotsinnen und Seelotsen (Seelotsenaus- und -fortbildungsverordnung) SeeRÜbkAG Gesetz zur Ausführung des Seerechtsübereinkommens der Vereinten Nationen vom 10. Dezember 1982 sowie des Übereinkommens vom 28. Juli 1994 zur Durchführung des Teils XI des Seerechtsübereinkommens (Ausführungsgesetz Seerechtsübereinkommen 1982/1994) SeeSchFG Bundesgesetz über die Seeschifffahrt (Seeschifffahrtsgesetz) (Österreich) SeeSchStrO Seeschifffahrtsstraßen-Ordnung SeeSpbootV Verordnung über die Inbetriebnahme von Sportbooten und Wassermotorrädern sowie deren Vermietung und gewerbsmäßige Nutzung im Küstenbereich (See-Sportbootverordnung) SeeUmwVerhV Verordnung über das umweltgerechte Verhalten in der Seeschifffahrt (See-Umweltverhaltensverordnung) SeeUnterkunftsV Verordnung über die Unterkünfte und Freizeiteinrichtungen der Besatzungsmitglieder an Bord von Kauffahrteischiffen (See-Unterkunftsverordnung) SeeVersNachwG Seeversicherungsnachweisgesetz SeeVersNachwVO Seeversicherungsnachweisverordnung SEK Spezialeinsatzkommando SektVO Sektorenverordnung (siehe Vergabeverordnung) SEO Sondereinheit für Observation SEPA Europäischer Zahlungsraum (englisch ) SEPA-VO Verordnung (EU) Nr. 260/2012 des EUROPÄISCHEN PARLAMENTS UND DES RATES vom 14. März 2012 zur Festlegung der technischen Vorschriften und der Geschäftsanforderungen für Überweisungen und Lastschriften in Euro und zur Änderung der Verordnung (EG) Nr. 924/2009 SER Standard-Einsatz-Regel SERA Durchführungsverordnung (EU) Nr. 923/2012 zur Festlegung gemeinsamer Luftverkehrsregeln und Betriebsvorschriften für Dienste und Verfahren der Flugsicherung (englisch: Standardised European Rules of the Air - SERA) SES Einheitlicher Europäischer Luftraum (englisch: Single European Sky - SES) SEStEG Gesetz über steuerliche Begleitmaßnahmen zur Einführung der Europäischen Gesellschaft und zur Änderung weiterer steuerrechtlicher Vorschriften SEU Schuleingangsuntersuchung SeuchRNeuG Gesetz zur Neuordnung seuchenrechtlicher Vorschriften (siehe Infektionsschutzgesetz) SEV Sondereinheitenverordnung (Österreich) oder Europäisches Übereinkommen über die Rechtsstellung der Wanderarbeitnehmer SE-VO Verordnung (EG) Nr. 2157/2001 des Rates über das Statut der Europäischen Gesellschaft (SE) SfH Stiftung für Hochschulzulassung SFHÄndG Schwangeren- und Familienhilfeänderungsgesetz SFK Sicherheitsfachkraft (Österreich) (siehe Fachkraft für Arbeitssicherheit) SFN Sonntags-, Feiertags- und Nachtarbeit SG Soldatengesetz oder Sozialgericht SGB Sozialgesetzbuch (derzeit Bücher I-XII) SGb Die Sozialgerichtsbarkeit. Zeitschrift für das aktuelle Sozialrecht SGG Sozialgerichtsgesetz oder Störung der Geschäftsgrundlage oder Suchtgiftgesetz (Österreich) SGFFG Schienengüterfernverkehrsnetzförderungsgesetz SGV Verordnung des Bundesministers für Gesundheit über die Grenzmengen der Suchtgifte (Suchtgift-Grenzmengenverordnung) (Österreich) oder Schienengüterverkehr S-H (SH) Schleswig-Holstein SHAB Schweizerisches Handelsamtsblatt (siehe Handelsregister (Schweiz)) SHR Sozialhilferichtlinien oder Seehandelsrecht SHS Sporthochseeschifferschein SHT Sozialhilfeträger SIAK-BV Sicherheitsakademie-Bildungsverordnung (Österreich) sic! Zeitschrift für Immaterialgüter-, Informations- und Wettbewerbsrecht (Schweiz) SID Sicherheitsdirektion SIF Staatssekretariat für internationale Finanzfragen (Schweiz) SiG Sicherungsgeber SiGePlan Sicherheits- und Gesundheitsschutzplan (siehe Baustellenverordnung) SigG Signaturgesetz (Deutschland) oder Signaturgesetz (Österreich) oder Signaturgesetz (Liechtenstein) SigV Signaturverordnung oder Signaturverordnung (Österreich) oder Signaturverordnung (Liechtenstein) SiN Sicherungsnehmer SIRENE SIRENE (; ) (siehe Schengener Informationssystem) SIS Schengener Informationssystem oder Stellen-Informationssystem SISY Staatsanwaltliches Informations-System (nach § ff. StPO) SITC Internationales Warenverzeichnis für den Außenhandel () SiV Sicherungsvertrag oder Verordnung über die Anforderungen an Sicherheiten und die Anlage bestimmter Vermögen (Sicherheitenverordnung) SJZ Schweizerische Juristen-Zeitung oder Süddeutsche Juristenzeitung SjE Sammlung jugendrechtlicher Entscheidungen SK Systematischer Kommentar SKBPRV Streitkräfte-Bezirkspersonalräteverordnung SKH Schweizerisches Korps für humanitäre Hilfe SKN Sachkundenachweis (siehe Befähigungsnachweis) oder Sachkundenachweis für Seenotsignalmittel SKrfArbZG Gesetz zur Regelung der Arbeitszeit von selbständigen Kraftfahrern SkResNOG Streitkräftereserve-Neuordnungsgesetz (Gesetz über die Neuordnung der Reserve der Streitkräfte und zur Rechtsbereinigung des Wehrpflichtgesetzes) SKS Sportküstenschifferschein SKOS Schweizerische Konferenz für Sozialhilfe (siehe Sozialhilfe (Schweiz)) SKZG Bundesgesetz über die befristete Einführung eines Stromkostenzuschusses für Haushaltskundinnen und Haushaltskunden (Stromkostenzuschussgesetz) (Österreich) SLA Service-Level-Agreement (= Dienstgütevereinbarung) Slg. Sammlung SLV Soldatenlaufbahnverordnung SLVS Speditions-, Logistik- und Lagerversicherungsschein SMAD Sowjetische Militäradministration in Deutschland SMBl.NRW. Sammlung des Ministerialblattes für das Land Nordrhein-Westfalen SMD Sozialmedizinischer Dienst SME Small and Medium-sized Enterprises (siehe Kleine und mittlere Unternehmen) SMG Schuldrechtsmodernisierungsgesetz oder Suchtmittelgesetz (Österreich) SMGS Soglashenije Meshdunarodnom Grusowom Soobstschenii (osteuropäisches und asiatisches Eisenbahnverkehrsabkommen) SMS Sicherheitsmanagementsystem SNA System of National Accounts SNR Sondernutzungsrecht SoEnergieV Verordnung zur Vergabe von sonstigen Energiegewinnungsbereichen in der ausschließlichen Wirtschaftszone (Sonstige-Energiegewinnungsbereiche-Verordnung) SOG Sicherheits- und Ordnungsgesetz SoKa-Bau Sozialkassen der Bauwirtschaft (SoKa-Bau) SoKaSiG Gesetz zur Sicherung der Sozialkassenverfahren im Baugewerbe und zur Änderung des ArbGG SoldReheHomG Gesetz zur Rehabilitierung der wegen einvernehmlicher homosexueller Handlungen, wegen ihrer homosexuellen Orientierung oder wegen ihrer geschlechtlichen Identität dienstrechtlich benachteiligten Soldatinnen und Soldaten Soli Solidaritätszuschlag SOLAS International Convention for the Safety of Life at Sea (Internationales Übereinkommen zum Schutz des menschlichen Lebens auf See) SolvV Solvabilitätsverordnung (Verordnung über die angemessene Eigenmittelausstattung von Instituten, Institutsgruppen und Finanzholding-Gruppen) SolZG 1995 Solidaritätszuschlaggesetz 1995 SorgeRG Gesetz zur Neuregelung des Rechts der elterlichen Sorge (siehe Elterliche Sorge (Deutschland)) SortSchG Sortenschutzgesetz SoSi Soziale Sicherheit oder Soziale Sicherheit (Zeitschrift) (Österreich) oder Soziale Sicherheit. Zeitschrift für Arbeit und Soziales Sozakt Sozialrecht aktuell SozDIG Gesetz zur Förderung eines freiwilligen sozialen Jahres soz.-päd. sozial-pädagogisch SozPflegerV Verordnung über die Ausbildungsförderung für soziale Pflegeberufe (aufgehoben; ersetzt durch BAföG-Medizinalfach- und Pflegeberufe-Verordnung – BAföG-MedPflegbV) SozR Sozialrecht (Deutschland) oder Sozialrecht (Österreich) SozSich Soziale Sicherheit. Zeitschrift für Arbeit und Soziales SozV Verordnung über die Einführung der mitteleuropäischen Sommerzeit ab dem Jahr 2002 (Sommerzeitverordnung) SP Schadenpraxis (Zeitschrift) SPA Europäisches Vogelschutzgebiet (engl.: ) (siehe Richtlinie 79/409/EWG über die Erhaltung der wildlebenden Vogelarten#Europäisches Vogelschutzgebiet, Special Protection Area (SPA)) oder Schnellinformation für Personalmanagement und Arbeitsrecht (Zeitschrift) SpBG Spielbankengesetz SpbootFüV-See Verordnung über die Eignung und Befähigung zum Führen von Sportbooten auf den Seeschifffahrtsstraßen (Sportbootführerscheinverordnung-See) SPE Europäische Privatgesellschaft (lateinisch: Societas Privata Europaea – SPE) SpedKfmAusbV Verordnung über die Berufsausbildung zum Kaufmann für Spedition und Logistikdienstleistung/zur Kauffrau für Spedition und Logistikdienstleistung SperrWarnGebV Verordnung über Sicherungsmaßnahmen für militärische Sperr- und Warngebiete an der schleswig-holsteinischen Ost- und Westküste und im Nord-Ostsee-Kanal (Sperr- und Warngebietverordnung) SpG Bundesgesetz über die Ordnung des Sparkassenwesens (Sparkassengesetz) (Österreich) oder Sprachengesetz (Schweiz) (siehe Gesetze und amtliche Regelungen zur geschlechtergerechten Sprache) SPG Sicherheitspolizeigesetz SPFH Sozialpädagogische Familienhilfe SpFV Verordnung über das Führen von Sportbooten (Sportbootführerscheinverordnung) SPFV Schienenpersonenfernverkehr SpielV (SpielVO) Spielverordnung SPK Stadtpolizeikommando (Österreich) SpkG Sparkassengesetz SPNV Schienenpersonennahverkehr SportbootFüV-Bin Verordnung über das Führen von Sportbooten auf den Binnenschifffahrtsstraßen (Sportbootführerscheinverordnung-Binnen) SportSeeSchV Verordnung über den Erwerb von Sportsee- und Sporthochseeschifferscheinen und die Besetzung von Traditionsschiffen (Sportseeschifferscheinverordnung) (siehe Sportschifferschein) SprAuG Sprecherausschussgesetz SprDstBw Sprachendienst der Bundeswehr (siehe Bundessprachenamt (BSprA)) SprengG Sprengstoffgesetz (Deutschland) SpengV Sprengstoffverordnung (Deutschland) SprstG Sprengstoffgesetz (Schweiz) SprstV Sprengstoffverordnung (Schweiz) SpruchG Spruchverfahrensgesetz (Gesetz über das gesellschaftsrechtliche Spruchverfahren) (siehe Spruchverfahren) SpTrUG Treuhandunternehmen-Spaltungsgesetz (Gesetz über die Spaltung der von der Treuhand verwalteten Unternehmen) SpuRt Zeitschrift für Sport und Recht SpV Spektrum für Versicherungsrecht (Zeitschrift) oder Sprachenverordnung (Schweiz) (siehe Gesetze und amtliche Regelungen zur geschlechtergerechten Sprache) SPV Straßenpersonenverkehr oder Schienenpersonenverkehr oder Sonstige Politische Vereinigung (bei Europawahlen) oder Soziale Pflegeversicherung SQ Schlüsselqualifikation SR Sicherheitsrat der Vereinten Nationen oder Systematische Sammlung des Bundesrechts (Schweiz) oder Sachenrecht (Liechtenstein) oder Verordnung der Bundesversammlung über die Redaktionskommission (Schweiz) SRÄG Seerechtsänderungsgesetz SRC Beschränkt gültiges Funkbetriebszeugnis (engl.: ) SRTour Steuer- und RechtsBrief Touristik (Zeitschrift) SRU Sachverständigenrat für Umweltfragen SRÜ Seerechtsübereinkommen der Vereinten Nationen vom 10. Dezember 1982 () SRV Schuldenregulierungsverfahren (Österreich) SRVwV Allgemeine Verwaltungsvorschrift über das Rechnungswesen in der Sozialversicherung Ss Schriftsatz SSB Strahlenschutzbeauftragter SSEE Sichere Signaturerstellungseinheit SSG Seeschifffahrtsgesetz (Schweiz) SSK Strahlenschutzkommission SSS Sportseeschifferschein (siehe Sportschifferschein) SSV StraßenSignalisationsverordnung (Schweiz) oder Sommerschlussverkauf oder Strahlenschutzverantwortlicher oder Störung des Sozialverhaltens oder Straßensignalisationsverordnung (Liechtenstein) ST Sachsen-Anhalt, sachsen-anhaltisch StA Staatsanwalt oder Staatsanwaltschaft oder Standesamt StabMechG Gesetz zur Übernahme von Gewährleistungen im Rahmen eines europäischen Stabilisierungsmechanismus (Euro-Stabilisierungsmechanismusgesetz) (auch EStabG abgekürzt) StabiRatG Gesetz zur Errichtung eines Stabilitätsrates und zur Vermeidung von Haushaltsnotlagen (Stabilitätsratsgesetz) StAbwG Gesetz zur Abwehr von Steuervermeidung und unfairem Steuerwettbewerb (Steueroasen-Abwehrgesetz) StAbwV Verordnung zur Durchführung des § 3 des Steueroasen-Abwehrgesetzes (Steueroasen-Abwehrverordnung) StADV Steueranmeldungs-Datenträger-Verordnung Stänko Ständige Konferenz der Kinder- und Jugendanwaltschaften Österreichs STAF Bundesgesetz über die Steuerreform und die AHV-Finanzierung (Schweiz) StAG Staatsangehörigkeitsgesetz (Deutschland) StandAG Gesetz zur Suche und Auswahl eines Standortes für ein Endlager für hochradioaktive Abfälle (Standortauswahlgesetz) StandOG Gesetz zur Verbesserung der steuerlichen Bedingungen zur Sicherung des Wirtschaftsstandorts Deutschland im Europäischen Binnenmarkt (Standortsicherungsgesetz) StandZV Verordnung über Standardzulassungen von Arzneimitteln StAnz Staatsanzeiger StatRegG Gesetz über den Aufbau und die Führung eines Statistikregisters (Statistikregistergesetz) StAuskV Verordnung zur Durchführung von § 89 Abs. 2 der Abgabenordnung (Steuer-Auskunftsverordnung) (siehe Verbindliche Auskunft) StaRUG Unternehmensstabilisierungs- und -restrukturierungsgesetz StAZ Das Standesamt (Zeitschrift für Standesamtswesen, Familienrecht, Staatsangehörigkeitsrecht, Personenstandsrecht, Internationales Privatrecht des In- und Auslands) StB Steuerberater oder Der Steuerberater (Zeitschrift) oder Steuerbetrag oder Steuerbilanz StBAG Steuerbeamtenausbildungsgesetz StBAPO Ausbildungs- und Prüfungsordnung für die Steuerbeamtinnen und Steuerbeamten (Steuerbeamtenausbildungs- und -prüfungsordnung) StBerG Steuerberatungsgesetz Stbg Die Steuerberatung (Zeitschrift) StbG Staatsbürgerschaftsgesetz (siehe Österreichische Staatsbürgerschaft) StBGebV Steuerberatergebührenverordnung (siehe Steuerberater) StBp Die steuerliche Betriebsprüfung. Fachorgan für die Wirtschafts- und Prüfungspraxis StBPPV Verordnung über die Steuerberaterplattform und die besonderen elektronischen Steuerberaterpostfächer (Steuerberaterplattform- und -postfachverordnung) STC (englisch f.: beinhaltet angeblich) STCW Internationales Übereinkommen über Normen für die Ausbildung, die Erteilung von Befähigungszeugnissen und den Wachdienst von Seeleuten (STCW-Übereinkommen; von engl.: ) StDÜV Verordnung über die elektronische Übermittlung von für das Besteuerungsverfahren erforderlichen Daten (Steuerdaten-Übermittlungsverordnung) SteinAusbV Verordnung über die Berufsausbildung zum Steinmetz und Steinbildhauer/zur Steinmetzin und Steinbildhauerin StEntlG Steuerentlastungsgesetz SterilEntschAufhG Gesetz zur Aufhebung von Sterilisationsentscheidungen der ehemaligen Erbgesundheitsgerichte (Artikel 2 des Gesetzes zur Aufhebung nationalsozialistischer Unrechtsurteile in der Strafrechtspflege und von Sterilisationsentscheidungen der ehemaligen Erbgesundheitsgerichte) (siehe Erbgesundheitsgericht#Aufhebung der Gerichtsbeschlüsse (1998) und Ächtung des Gesetzes (2007)) SteuerHBekV Steuerhinterziehungsbekämpfungsverordnung SteuK Steuerrecht kurzgefaßt (Zeitschrift) Stf., StF Stammfassung StFachAngAusbV Verordnung über die Berufsausbildung zum Steuerfachangestellten/zur Steuerfachangestellten StFG Gesetz zur Errichtung eines Finanzmarkt- und eines Wirtschaftsstabilisierungsfonds (Stabilisierungsfondsgesetz) StFV Verordnung vom 27. Februar 1991 über den Schutz vor Störfällen (Störfallverordnung) (Schweiz) StG Strafgesetz (in Österreich bis 31. Dezember 1974) oder Bundesgesetz über die Stempelabgaben (Schweiz) StGB Strafgesetzbuch (Anm.: gleichlautende Abkürzung in Deutschland, Österreich und der Schweiz) StGG Staatsgrundgesetz (Österreich) StGH Staatsgerichtshof StGH Hess Staatsgerichtshof des Landes Hessen StHBG (auch StHintBekG) Steuerhinterziehungsbekämpfungsgesetz StHG Staatshaftungsgesetz (Deutschland) oder Staatshaftungsgesetz (DDR) oder Bundesgesetz über die Harmonisierung der direkten Steuern der Kantone und Gemeinden (Steuerharmonisierungsgesetz (Schweiz)) (siehe Steuerrecht (Schweiz)) StichprobenV Verordnung über Verfahren und Umfang der Haushaltebefragung auf Stichprobenbasis zum Zensusgesetz 2011 StIdV Verordnung zur Vergabe steuerlicher Identifikationsnummern (siehe Steuer-Identifikationsnummer) STIFA Stiftungsaufsichtsbehörde (siehe Stiftungsaufsicht (Liechtenstein)) StiftBTG Gesetz über die Bildung und Tätigkeit von Stiftungen StiftEG Stiftungseingangssteuergesetz (Österreich) StiftG Stiftungsgesetz (eines Bundeslandes, z. B. StiftG NRW) StiftKStBegV Verordnung über die Steuerbegünstigung von Stiftungen, die an die Stelle von Familienfideikommissen getreten sind StiftRG Stiftungsregistergesetz STIKO Ständige Impfkommission StIKoVetV Verordnung über die Ständige Impfkommission Veterinärmedizin StImmÜbkG Gesetz zum Europäischen Übereinkommen vom 16. Mai 1972 über Staatenimmunität StipG Gesetz zur Schaffung eines nationalen Stipendienprogramms (siehe Deutschlandstipendium) StipHV Verordnung über die Erreichung der Höchstgrenze nach dem Stipendienprogramm-Gesetz StipV Verordnung zur Durchführung des Stipendienprogramm-Gesetzes StK Strafkammer oder Sicherheitstechnische Kontrolle StM Staatsministerium oder Staatsminister(in) StMBG Gesetz zur Bekämpfung des Missbrauchs und zur Bereinigung des Steuerrechts (Missbrauchsbekämpfungs- und Steuerbereinigungsgesetz) StMin Staatsminister (Deutschland) StModernG Gesetz zur Modernisierung des Besteuerungsverfahrens StmStbMstrV Verordnung über das Meisterprüfungsberufsbild und über die Prüfungsanforderungen in den Teilen I und II der Meisterprüfung im Steinmetz- und Steinbildhauer-Handwerk StöV (auch StFV) Störfallverordnung (Deutschland/Schweiz) StoffBilV Verordnung über den Umgang mit Nährstoffen im Betrieb und betriebliche Stoffstrombilanzen StoffR Zeitschrift für das Stoffrecht StPO Strafprozessordnung (Strafprozessordnung (Deutschland), Strafprozeßordnung 1975, Strafprozessordnung (Schweiz)) str. strittig StrabBlPV Verordnung über die Prüfung zum Betriebsleiter von Straßenbahnunternehmen (Straßenbahn-Betriebsleiter-Prüfungsverordnung) StraBEG Gesetz zur Förderung der Steuerehrlichkeit StrabVO Straßenbahnverordnung 1999 (Österreich) StrÄndG Strafrechtsänderungsgesetz StraBEG Strafbefreiungserklärungsgesetz StrbauMstrV Verordnung über das Meisterprüfungsberufsbild und über die Prüfungsanforderungen in den Teilen I und II der Meisterprüfung im Straßenbauer-Handwerk StrEG Gesetz über die Entschädigung für Strafverfolgungsmaßnahmen oder Gesetz über die Einspeisung von Strom aus erneuerbaren Energien in das öffentliche Stromnetz (Stromeinspeisungsgesetz) (aufgehoben) StrFinG Straßenbaufinanzierungsgesetz StrK Strafkammer StrKrVerkLeistV Verordnung über Verkehrsleistungen der Eisenbahnen für die Streitkräfte StrlSchG Strahlenschutzgesetz (Deutschland) StrlSchNRV Verordnung zur weiteren Modernisierung des Strahlenschutzrechts StromEinspG Gesetz über die Einspeisung von Strom aus erneuerbaren Energien in das öffentliche Stromnetz (Stromeinspeisungsgesetz) (aufgehoben) StromGVV Verordnung über Allgemeine Bedingungen für die Grundversorgung von Haushaltskunden und die Ersatzversorgung mit Elektrizität aus dem Niederspannungsnetz (Stromgrundversorgungsverordnung) StromNEV Stromnetzentgeltverordnung StromNZV Verordnung über den Zugang zu Elektrizitätsversorgungsnetzen (Stromnetzzugangsverordnung) StromPBG Gesetz zur Einführung einer Strompreisbremse (Strompreisbremsegesetz) StromStG Stromsteuergesetz StromStV Stromsteuerverordnung StromVG Stromversorgungsgesetz (Schweiz) StromVV Stromversorgungsverordnung (Schweiz) StrR Strafrecht StrRehaHomG Gesetz zur strafrechtlichen Rehabilitierung der nach dem 8. Mai 1945 wegen einvernehmlicher homosexueller Handlungen verurteilten Personen StRR Strafrechtsreport (Zeitschrift) StrRehaG Strafrechtliches Rehabilitierungsgesetz StrRG Strafrechts-Reformgesetz StrSchG Strahlenschutzgesetz (Österreich) StrSchV Strahlenschutzverordnung (Deutschland) StVergAbG Steuervergünstigungsabbaugesetzes StrVG Strahlenschutzvorsorgegesetz (siehe Strahlenschutz) StReformG Steuerreformgesetz StRR StrafRechtsReport. Arbeitszeitschrift für das gesamte Strafrecht. st. Rspr. Ständige Rechtsprechung StrWAusbV Verordnung über die Berufsausbildung zum Straßenwärter/zur Straßenwärterin StS Strafsenat StSenkG Steuersenkungsgesetz StSG Strahlenschutzgesetz (Schweiz) StSV Strahlenschutzverordnung (Schweiz) StTbV Straßenverkehr-Transportbegleitungsverordnung StUA Staatliches Umweltamt StuB Steuern und Bilanzen. Die Zeitschrift für das Steuerrecht und die Rechnungslegung der Unternehmen StudZR Studentische Zeitschrift für Rechtswissenschaft Heidelberg StUG Stasi-Unterlagen-Gesetz (Gesetz über die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik) StUmgBG Gesetz zur Bekämpfung der Steuerumgehung und zur Änderung weiterer steuerlicher Vorschriften (Steuerumgehungsbekämpfungsgesetz) StuW Steuer und Wirtschaft (Zeitschrift) StuZBl. Steuer- und Zollblatt StV Strafverteidiger (Deutschland) oder Strafverteidiger (Österreich) oder Strafverteidigung oder Strafverteidiger (Zeitschrift) oder Studienvertretung (Österreich) oder Studierendenvertretung oder Verordnung über die Stempelabgaben (Schweiz) StVA Straßenverkehrsamt (Schweiz) (siehe Straßenverkehrsbehörde) StVergAbG Gesetz zum Abbau von Steuervergünstigungen und Ausnahmeregelungen (Steuervergünstigungsabbaugesetz) StVG Straßenverkehrsgesetz (Deutschland/Österreich) oder Strafvollzugsgesetz (Österreich) StVO Straßenverkehrs-Ordnung (Deutschland) oder Straßenverkehrsordnung 1960 (Österreich) StVollstrK Strafvollstreckungskammer StVollstrO Strafvollstreckungsordnung StVollzG Strafvollzugsgesetz(e) (Deutschland) StVUnfStatG Gesetz über die Statistik der Straßenverkehrsunfälle (Straßenverkehrsunfallstatistikgesetz) StVZO Straßenverkehrs-Zulassungs-Ordnung StZG Gesetz zur Sicherstellung des Embryonenschutzes im Zusammenhang mit Einfuhr und Verwendung menschlicher embryonaler Stammzellen (Stammzellgesetz) StZG-KostV Kostenverordnung zum Stammzellgesetz SUB Sicherheitsuntersuchungsstelle des Bundes (Österreich) SubvG Gesetz gegen missbräuchliche Inanspruchnahme von Subventionen (Subventionsgesetz (Deutschland)) oder Subventionsgesetz (eines Bundeslandes, z. B. BaySubvG) SÜ Sicherungsübereignung SÜFV Sicherheitsüberprüfungsfeststellungsverordnung SÜG Sicherheitsüberprüfungsgesetz (Gesetz über die Voraussetzungen und das Verfahren von Sicherheitsüberprüfungen des Bundes) SüwVKan Selbstüberwachungsverordnung Kanal SUG Seesicherheits-Untersuchungs-Gesetz (Gesetz zur Verbesserung der Sicherheit der Seefahrt durch die Untersuchung von Seeunfällen und anderen Vorkommnissen) SUP Strategische Umweltprüfung oder Einpersonengesellschaft (Europäische Union) (lat.: Societas Unius Personae) SUrlV Sonderurlaubsverordnung (Verordnung über den Sonderurlaub für Bundesbeamtinnen, Bundesbeamte, Richterinnen und Richter des Bundes) SuSchVO Verordnung über die Anforderungen an den Sachkundenachweis und die besonderen Schulungen des Personals von Spielhallen im Land Nordrhein-Westfalen (Sachkundenachweis und Schulungsverordnung) (in NRW) SUST Schweizerische Sicherheitsuntersuchungsstelle SUVA Schweizerische Unfallversicherungsanstalt SV Sachverhalt oder Sachverständiger oder Schuldverhältnis oder Sicherungsverwahrung oder Selbstverwaltung oder Suchtgiftverordnung (Österreich) oder Shareholder Value oder Sozialversicherung oder Strafvollzug oder Schülervertretung SVAG Bundesgesetz über eine leistungsabhängige Schwerverkehrsabgabe (Schwerverkehrsabgabegesetz) (Schweiz) SVAwV Sozialversicherungsausweis-Verordnung SVB Sachverständigenbeirat SVBÖTZ Sachverständigenbeirat für Fragen der Österreichischen Technischen Zulassung SVertO Gesetz über das Verfahren bei der Errichtung und Verteilung eines Fonds zur Beschränkung der Haftung in der See- und Binnenschiffahrt (Schifffahrtsrechtliche Verteilungsordnung) SvEV Verordnung über die sozialversicherungsrechtliche Beurteilung von Zuwendungen des Arbeitgebers als Arbeitsentgelt (Sozialversicherungsentgeltverordnung) SVG Gesetz über die Versorgung für die ehemaligen Soldaten der Bundeswehr und ihre Hinterbliebenen (Soldatenversorgungsgesetz) oder Strassenverkehrsgesetz (Schweiz) oder Strassenverkehrsgesetz (Liechtenstein) oder Sozialversicherungsgericht (Schweiz) (z.B. Sozialversicherungsgericht des Kantons Zürich) SVHC Substance of Very High Concern (dt.: Besonders besorgniserregender Stoff) SVLFG Sozialversicherung für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau SVLFGG Gesetz zur Errichtung der Sozialversicherung für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau SVP Sicherheitsvertrauensperson (Österreich) SVR Straßenverkehrsrecht (Zeitschrift) SVT Sozialversicherungsträger SVS/RVS Speditions- und Rollfuhrversicherungsschein SVÜ Haager Übereinkommen für Straßenverkehrsunfälle SVWO Wahlordnung für die Sozialversicherung (siehe Sozialwahl) SWG Saarländisches Wassergesetz (siehe Landeswassergesetz) SWRÄG Sachwalterrechts-Änderungsgesetz (Österreich) SysStabV Verordnung zur Gewährleistung der technischen Sicherheit und Systemstabilität des Elektrizitätsversorgungsnetzes (Systemstabilitätsverordnung) SZ Sammlung Zivilsachen, kurz für Entscheidungen des Österreichischen Obersten Gerichtshofes in Zivilsachen oder unter Romanisten auch Savigny-Zeitschrift oder Süddeutsche Zeitung SZIER Schweizerische Zeitschrift für internationales und europäisches Recht SZR Sonderziehungsrecht T TA Technische Anleitung (z. B. TA Lärm, TA Luft, TA Siedlungsabfall) TA Abfall Technische Anleitung Abfall (siehe TA Abfall) TAB Technische Anschlussbedingungen TabakerzG Tabakerzeugnisgesetz TabakerzV Tabakerzeugnisverordnung TabStG (auch TabakStG) Tabaksteuergesetz (Deutschland) (siehe auch Tabaksteuer (Deutschland)) TabStV Tabaksteuerverordnung (siehe auch Tabaksteuer (Deutschland)) TÄG Tierärztegesetz (Österreich) TÄHAV Verordnung über Tierärztliche Hausapotheken TätoV Verordnung über Mittel zum Tätowieren einschließlich bestimmter vergleichbarer Stoffe und Zubereitungen aus Stoffen (Tätowiermittel-Verordnung) TAG Tagesbetreuungsausbaugesetz (Gesetz zum qualitätsorientierten und bedarfsgerechten Ausbau der Tagesbetreuung für Kinder) TAKG Tierarzneimittelkontrollgesetz (Österreich) TAMG Gesetz über den Verkehr mit Tierarzneimitteln und zur Durchführung unionsrechtlicher Vorschriften betreffend Tierarzneimittel (Tierarzneimittelgesetz) TAMKatV Verordnung über Einteilungskriterien für die Kategorien der Apothekenpflicht oder Freiverkäuflichkeit von Tierarzneimitteln und veterinärmedizintechnischen Produkten (Tierarzneimittel-Kategorisierungsverordnung) TAMV Tierarzneimittelverordnung (Schweiz) TAMWHV Verordnung über die Anwendung der Guten Herstellungspraxis bei der Herstellung von Tierarzneimitteln und Wirkstoffen (Tierarzneimittel- und Wirkstoffherstellungsverordnung) TAN Transaktionsnummer TAppV Tierärzte-Approbationsverordnung TARIC Integrierter Tarif der Europäischen Gemeinschaft (franz.: ) TarifAutoStG Gesetz zur Stärkung der Tarifautonomie (Tarifautonomiestärkungsgesetz) TariftG NRW Tariftreuegesetz Nordrhein-Westfalen TASi TA Siedlungsabfall TB Tatbestand oder Tätigkeitsbericht TBEG Terrorismusbekämpfungsergänzungsgesetz TBelV Verordnung über die Übertragung der Führung des Transparenzregisters (Transparenzregisterbeleihungsverordnung) TDG Teledienstegesetz oder Truppendienstgericht TDDSG Teledienstedatenschutzgesetz TE Tateinheit oder Teileigentum oder Teilungserklärung TechKontrollV Verordnung über technische Kontrollen von Nutzfahrzeugen auf der Straße TEG Todeserklärungsgesetz (Österreich) TEHG Treibhausgas-Emissionshandelsgesetz TeilhStG Teilhabestärkungsgesetz teilw. teilweise TEIV Transeuropäische-Eisenbahn-Interoperabilitätsverordnung TEN Transeuropäische Netze (engl.: ) TEntgV Telekommunikations-Entgeltregulierungsverordnung TerrOIBG Gesetz zur Durchführung der Verordnung (EU) 2021/784 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 29. April 2021 zur Bekämpfung der Verbreitung terroristischer Online-Inhalte (Terroristische-Online-Inhalte-Bekämpfungs-Gesetz) TerrWV Territoriale Wehrverwaltung TestV Verordnung zum Anspruch auf Testung in Bezug auf einen direkten Erregernachweis des Coronavirus SARS-CoV-2 TextilKennzG (TextilKG) Textilkennzeichnungsgesetz TFG Gesetz zur Regelung des Transfusionswesens (Transfusionsgesetz) TFH Technische Fachhochschule TfV Verordnung über die Erteilung der Fahrberechtigung an Triebfahrzeugführer sowie die Anerkennung von Personen und Stellen für Ausbildung und Prüfung (Triebfahrzeugführerscheinverordnung) TGA Trägergemeinschaft für Akkreditierung (aufgegangen zum 1. Januar 2010 in der Deutsche Akkreditierungsstelle - DAkkS) TgV Transportgenehmigungsverordnung (Verordnung zur Transportgenehmigung bei der Abfallbeförderung) TGV Trennungsgeldverordnung oder Transportgenehmigungsverordnung TH Technische Hochschule THAMNV Tierhalter-Arzneimittelanwendungs- und Nachweisverordnung THG Bundesgesetz vom 6. Oktober 1995 über die technischen Handelshemmnisse (Schweiz) Thür. (Th) Thüringen, thüringisch/Thüringer ThürBVVG Gesetz über Verfahren beim Bürgerantrag, Volksbegehren und Volksentscheid (Thüringen) ThürGerZustVO Thüringer Verordnung über gerichtliche Zuständigkeiten in der ordentlichen Gerichtsbarkeit ThürGlüG Thüringer Glücksspielgesetz ThürKO Thüringer Kommunalordnung ThürLiegVerwG Thüringer Gesetz über die Verwertung der Liegenschaften der Westgruppe der Truppen (Thüringer Liegenschaftsverwertungsgesetz) ThürPAG Thüringer Polizeiaufgabengesetz ThürPsychKG Thüringer Gesetz zur Hilfe und Unterbringung psychisch kranker Menschen ThürVBl. Thüringische Verwaltungsblätter (Zeitschrift) ThürVerf Verfassung des Freistaats Thüringen ThürVerfGH Thüringer Verfassungsgerichtshof ThürVerfGHG Gesetz über den Thüringer Verfassungsgerichtshof ThürVgG Thüringer Gesetz über die Vergabe öffentlicher Aufträge (Thüringer Vergabegesetz) ThürWG Thüringer Wassergesetz ThUG Therapieunterbringungsgesetz THV Verordnung über die Verwendung von Extraktionslösungsmitteln und anderen technischen Hilfsstoffen bei der Herstellung von Lebensmitteln (Technische Hilfsstoff-Verordnung) THW Bundesanstalt Technisches Hilfswerk THWG Gesetz über das Technische Hilfswerk THWMitwV Verordnung über die Mitwirkung der Helferinnen und Helfer im Technischen Hilfswerk (THW-Mitwirkungsverordnung) TIEA Tax Information Exchange Agreements TiefseebergbauG Tiefseebergbaugesetz TierErzHaVerbG Tiererzeugnisse-Handels-Verbotsgesetz TierGesG Gesetz zur Vorbeugung vor und Bekämpfung von Tierseuchen (Tiergesundheitsgesetz) TierHaltKennzG Gesetz zur Kennzeichnung von Lebensmitteln mit der Haltungsform der Tiere, von denen die Lebensmittel gewonnen wurden (Tierhaltungskennzeichnungsgesetz) TierImpfStV Tierimpfstoff-Verordnung (siehe Tierarzneimittel) TierKBG Tierkörperbeseitigungs-Gesetz (Gesetz über die Beseitigung von Tierkörpern, Tierkörperteilen und tierischen Erzeugnissen) Tier-LMHV Tierische Lebensmittel-Hygieneverordnung TierNebG Tierische Nebenprodukte-Beseitigungsgesetz TierSchG Tierschutzgesetz (Deutschland) TierSchKomV Tierschutzkommissions-Verordnung (Verordnung über die Tierschutzkommission beim Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz) TierSchlV Tierschutz-Schlachtverordnung (Verordnung zum Schutz von Tieren im Zusammenhang mit der Schlachtung oder Tötung) TierSchNutztV Verordnung zum Schutz landwirtschaftlicher Nutztiere und anderer zur Erzeugung tierischer Produkte gehaltener Tiere bei ihrer Haltung (Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung) TierSchTrV Verordnung zum Schutz von Tieren beim Transport und zur Durchführung der Verordnung (EG) Nr. 1/2005 des Rates (Tierschutztransportverordnung) (siehe Tiertransport#Europäische Union) TierSG Tierseuchengesetz (Deutschland) (aufgehoben; abgelöst am 1. Mai 2014 durch das Tiergesundheitsgesetz) TierVerbG Gesetz zur Verbesserung der Rechtsstellung des Tieres im bürgerlichen Recht TIN Tax Identification Number (dt.: Steuerliche Identifikationsnummer) TIR Transports Internationaux Routiers, ein Zolldokument TKG Telekommunikationsgesetz (Deutschland) oder Telekommunikationsgesetz (Österreich) TKMoG Gesetz zur Umsetzung der Richtlinie (EU) 2018/1972 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 11.12.2018 über den europäischen Kodex für die elektronische Kommunikation (Neufassung) und zur Modernisierung des Telekommunikationsrechts (Telekommunikationsmodernisierungsgesetz) TKMR Telekommunikations- & Medienrecht (Zeitschrift) TKMV Verordnung über die Mindestanforderungen für das Recht auf Versorgung mit Telekommunikationsdiensten (TK-Mindestversorgungsverordnung) TKÜ Telekommunikationsüberwachung TKÜV Telekommunikations-Überwachungsverordnung TKV Telekommunikationskundenschutzverordnung TLMV Verordnung über tiefgefrorene Lebensmittel TLT Markenrechtsvertrag (engl.: ) TM Tatmehrheit oder Trainingsmaßnahme oder Unregistered Trade Mark TMG Telemediengesetz TOA Täter-Opfer-Ausgleich TÖB (auch TöB) Träger öffentlicher Belange TP Tarifpost des Gebührengesetzes (Österreich) TPG Transplantationsgesetz TPS Trassenpreissystem TR Technische Regeln TRA Technische Regeln für Aufzüge TRACES TRAde Control and Expert System (TRACES) TraFinG (auch TrafinG Gw) Gesetz zur europäischen Vernetzung der Transparenzregister und zur Umsetzung der Richtlinie 2019/1153 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 20. Juni 2019 zur Nutzung von Finanzinformationen für die Bekämpfung von Geldwäsche, Terrorismusfinanzierung und sonstigen schweren Straftaten (Transparenzregister- und Finanzinformationsgesetz) TranspG Transparenzgesetz oder Bundesgesetz über die Transplantation von Organen, Geweben und Zellen (Transplantationsgesetz) (Schweiz) TransPuG Transparenz- und Publizitätsgesetz transpr (TranspR) Transportrecht (Zeitschrift) TRBA Technische Regeln für Biologische Arbeitsstoffe (siehe Biologischer Arbeitsstoff) TRBf Technische Regeln für brennbare Flüssigkeiten TRBS Technische Regeln für Betriebssicherheit TrDüV Verordnung zur Datenübermittlung durch Mitteilungsverpflichtete und durch den Betreiber des Unternehmensregisters an das Transparenzregister (Transparenzregisterdatenübermittlungsverordnung) TrEinV Verordnung über die Einsichtnahme in das Transparenzregister (Transparenzregistereinsichtnahmeverordnung) TREMF Technische Regeln zur Arbeitsschutzverordnung zu elektromagnetischen Feldern TreuhUmbenV Verordnung über die Umbenennung und die Anpassung von Zuständigkeiten der Treuhandanstalt (Treuhandanstaltumbenennungsverordnung) TREVI ## TRG Transportrechtsreformgesetz 1998 TrGebV Transparenzregistergebührenverordnung TRGS Technische Regeln für Gefahrstoffe TrinkwV Trinkwasserverordnung TRIPS Übereinkommen über handelsbezogene Aspekte der Rechte des geistigen Eigentums (Österreich: Abkommen über handelsbezogene Aspekte der Rechte des Geistigen Eigentums) oder TRIPS-Abkommen (englisch , franz. ) TRK Technische Richtkonzentration TRLV Technische Regeln zur Lärm- und Vibrations-Arbeitsschutzverordnung TROS Technische Regeln zur Arbeitsschutzverordnung zu künstlicher optischer Strahlung TrUG Treuunternehmensgesetz (Liechtenstein) TS Totalschaden oder Tagessatz TSchG Tierschutzgesetz (Schweiz) TSchV Tierschutzverordnung (Schweiz) TSG Transsexuellengesetz oder Tierseuchengesetz (Österreich) oder Tierseuchengesetz (Schweiz) TSI Technische Spezifikation für die Interoperabilität TSK Tierseuchenkasse TspV Verordnung über die Zulassung des Befahrens der Eder- und der Diemeltalsperre sowie die Abwehr strom- und schifffahrtspolizeilicher Gefahren (Talsperrenverordnung) TSS Traditionsschifferschein TStG Tabaksteuergesetz (Schweiz) (siehe Tabaksteuer (Schweiz)) TSVG Terminservice- und Versorgungsgesetz TTDSG Telekommunikations-Telemedien-Datenschutzgesetz TTE Rat für Verkehr, Telekommunikation und Energie der EU (engl.: Transport, Telecommunications and Energy Council) TPP Drittdienste im Zahlungsverkehr (engl.: third party payments providers) TÜ Telekommunikationsüberwachung TUG Transparenzrichtlinie-Umsetzungsgesetz TuP Zeitschrift „Theorie und Praxis der sozialen Arbeit“ TürkeiErdbebenAufenthÜV Verordnung zur vorübergehenden Befreiung vom Erfordernis eines Aufenthaltstitels für anlässlich des Erdbebens vom 6. Februar 2023 eingereiste türkische Staatsangehörige (Türkei-Erdbeben-Aufenthalts-Übergangsverordnung) TV Tarifvertrag oder Testamentsvollstrecker t. v. A. teilweise vertretene Ansicht TVA Tarif- und Verkehrsanzeiger oder Technische Verordnung über Abfälle (Schweiz) TVA-L BBiG Tarifvertrag für Auszubildende der Länder in Ausbildungsberufen nach dem Berufsbildungsgesetz TVA-L Pflege Tarifvertrag für Auszubildende der Länder in Pflegeberufen TVAöD Tarifvertrag für Auszubildende des öffentlichen Dienstes TVG Tarifvertragsgesetz TVgG NRW Gesetz über die Sicherung von Tariftreue und Sozialstandards sowie fairen Wettbewerb bei der Vergabe öffentlicher Aufträge (Tariftreue- und Vergabegesetz Nordrhein-Westfalen) TV-L Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst der Länder TVöD Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst Tz. Teilziffer oder Teilzeit oder Textziffer TzBfG Teilzeit- und Befristungsgesetz U UA Untersuchungsausschuss oder Urkundenarchiv UA-GebS Gebührensatzung für das Elektronische Urkundenarchiv UAbs. Unterabsatz UAG Gesetz zur Ausführung der Verordnung (EG) Nr. 1221/2009 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 25. November 2009 über die freiwillige Teilnahme von Organisationen an einem Gemeinschaftssystem für Umweltmanagement und Umweltbetriebsprüfung und zur Aufhebung der Verordnung (EG) Nr. 761/2001, sowie der Beschlüsse der Kommission 2001/681EG und 2006/193/EG (Umweltauditgesetz) ÜAnlG Gesetz über überwachungsbedürftige Anlagen UB Unterstützte Beschäftigung oder Universitätsbibliothek oder Untersuchungsbezirk oder Untersuchungsbereich UBA Umweltbundesamt (Deutschland) oder Umweltbundesamt (Österreich) UBAS Unabhängiger Bundesasylsenat (Österreich) UbG Unterbringungsgesetz, siehe Unterbringungsgesetz (Österreich) UBG Gesetz über die Unterhaltshilfe für Angehörige von Kriegsgefangenen UBGG Unternehmensbeteiligungsgesellschaftsgesetz (Gesetz über Unternehmensbeteiligungsgesellschaften) UBI UKW-Sprechfunkzeugnis für den Binnenschifffahrtsfunk UBRegG Gesetz zur Errichtung und Führung eines Registers über Unternehmensbasisdaten und zur Einführung einer bundeseinheitlichen Wirtschaftsnummer für Unternehmen (Unternehmensbasisdatenregistergesetz) UBS Unabhängige Bewertungsstelle UBSKM Unabhängige Beauftragte für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs UBWV Unterrichtsblätter für die Bundeswehrverwaltung (Zeitschrift) Übk. Übereinkommen UCC Welturheberrechtsabkommen (engl.: ) oder Union Customs Code (dt.: Zollkodex der Union (UZK)) UCLAF (dt.: Dienststelle für die Koordinierung der Betrugsbekämpfung) (Vorgängerorganisation zur OLAF) UdG Urkundsbeamter der Geschäftsstelle UDS Unfalldatenspeicher UDV Unfallforschung der Versicherer UERV Verordnung zur Anrechnung von Upstream-Emissionsminderungen auf die Treibhausgasquote UFF Unterfrachtführer UFG Umweltförderungsgesetz (Österreich) UFITA Archiv für Urheber- und Medienrecht (Zeitschrift) ÜG Überweisungsgesetz oder Überbrückungsgeld (Existenzgründung) ÜNB Übertragungsnetzbetreiber (engl.: ) ÜNSchutzV Verordnung zum Schutz von Übertragungsnetzen UG Unternehmergesellschaft oder Unterbringungsgesetz (siehe Unterbringungsgesetz (Deutschland)) oder Untergeschoss oder Untergemeinschaft oder Universitätsgesetz 2002 (Österreich) UGP Unlautere Geschäftspraktiken UGB Unternehmensgesetzbuch in Österreich oder Umweltgesetzbuch U-Haft Untersuchungshaft UHG (UmweltHG) Umwelthaftungsgesetz uHP unlautere Handelspraktiken UhrmAusbV 2001 Verordnung über die Berufsausbildung zum Uhrmacher/zur Uhrmacherin UhrmMstrV Verordnung über das Meisterprüfungsberufsbild und über die Prüfungsanforderungen in den Teilen I und II der Meisterprüfung im Uhrmacher-Handwerk UIC Internationaler Eisenbahnverband (franz.: , engl.: ) UID Umsatzsteuer-Identifikationsnummer (Österreich) UIG Umweltinformationsgesetz (Deutschland) oder Umweltinformationsgesetz (Österreich) oder Umweltinformationsgesetz (eines deutschen Bundeslandes; z. B. UIG NRW) UIGGebV Umweltinformationskostenverordnung UINL Internationale Union des Notariats (franz.: ) (früher: Internationale Union des Lateinischen Notariats) UK United Kingdom oder Unabkömmlichstellung UK-Bund Unfallkasse des Bundes UKG Gesetz zur Bekämpfung der Umweltkriminalität UKlaG Unterlassungsklagengesetz UkraineAufenthÜV Verordnung zur vorübergehenden Befreiung vom Erfordernis eines Aufenthaltstitels von anlässlich des Krieges in der Ukraine eingereisten Personen (Ukraine-Aufenthalts-Übergangsverordnung) UKuR Ukraine-Krieg und Recht (Zeitschrift) UkV Unabkömmlichstellungsverordnung (Verordnung über die Zuständigkeit und das Verfahren bei der Unabkömmlichstellung) U. m. A. Urschriftlich mit Akten umA unbegleiteter minderjähriger Ausländer UMA Untersuchung des Motormanagements und Abgasreinigungssystems UMAG Gesetz zur Unternehmensintegrität und Modernisierung des Anfechtungsrechts UMB Unfallmerkblatt UMDNS Universal Medical Device Nomenclatur System (siehe UMDNS) UMK Umweltministerkonferenz UmRUG Gesetz zur Umsetzung der Umwandlungsrichtlinie und zur Änderung weiterer Gesetze vom 22.2.2023 UMS Umweltmanagementsystem UmstG Drittes Gesetz zur Neuordnung des Geldwesens (Umstellungsgesetz) UmstRückstG Gesetz über die Bildung von Rückstellungen in der Umstellungsrechnung der Geldinstitute, Versicherungsunternehmen und Bausparkassen und in der Altbankenrechnung der Berliner Altbanken umstr. umstritten UmwandlGV HE Verordnung über den Genehmigungsvorbehalt für die Begründung von Wohnungs- oder Teileigentum und zur Bestimmung der Gebiete mit angespannten Wohnungsmärkten nach dem Baugesetzbuch (Umwandlungsgenehmigungs- und Gebietsbestimmungsverordnung) (Hessen) UmwandV Verordnung über einen Genehmigungsvorbehalt gemäß § 250 Absatz 1 Satz 1 des Baugesetzbuchs für die Begründung oder Teilung von Wohnungseigentum (Deutschland) oder Teileigentum in Gebieten mit angespannten Wohnungsmärkten (Umwandlungsverordnung nach § 250 BauGB) (Berlin) UmwAusbV Verordnung über die Berufsausbildung in den umwelttechnischen Berufen UmwG Umwandlungsgesetz UmwRBehG (UmwRG) Umwelt-Rechtsbehelfsgesetz UmwStG Umwandlungssteuergesetz UN Vereinte Nationen () UnbBeschErtV Verordnung über das Verfahren bei der Erteilung von Unbedenklichkeitsbescheinigungen für andere Spiele im Sinne des § 33d Abs.1 der Gewerbeordnung (Verordnung zur Erteilung von Unbedenklichkeitsbescheinigungen) UN-BRK Übereinkommen über die Rechte von Menschen mit Behinderungen (kurz: UN-Behindertenrechtskonvention) UN-Ch Charta der Vereinten Nationen UNCCD Übereinkommen der Vereinten Nationen zur Bekämpfung der Wüstenbildung (engl.: United Nations Convention to Combat Desertification in those Countries Experiencing Serious Drought and/or Desertification, particularly in Africa) UNCED Konferenz der Vereinten Nationen über Umwelt und Entwicklung (engl.: ) UNCITRAL Kommission der Vereinten Nationen für internationales Handelsrecht UNCLOS (siehe Seerechtsübereinkommen) UNCTAD Konferenz der Vereinten Nationen für Handel und Entwicklung (kurz: Welthandels- und Entwicklungskonferenz; engl.: ; franz.: ) UNDRO (UNDRO) (Organisation der Vereinten Nationen für Katastrophenhilfe) UNEP Umweltprogramm der Vereinten Nationen (engl.: United Nations Environment Programme – UNEP; französisch: Programme des Nations unies pour l’environnement – PNUE) UNESCO United Nations Educational, Scientific and Cultural Organization (UNESCO, dt. Organisation der Vereinten Nationen für Erziehung, Wissenschaft und Kultur) UNFCCC Klimarahmenkonvention der Vereinten Nationen (engl.: United Nations Framework Convention on Climate Change – UNFCCC) UNGA Generalversammlung der Vereinten Nationen (engl.: ) UNHCR Hoher Flüchtlingskommissar der Vereinten Nationen (engl.: United Nations High Commissioner for Refugees) UNHRC UN-Menschenrechtsrat (engl.: United Nations Human Rights Council, kurz: UNHRC) UniBwLeistBV Leistungsbezügeverordnung UniBW (Verordnung über die Leistungsbezüge und Zulagen an den Universitäten der Bundeswehr) UNIDO Organisation der Vereinten Nationen für industrielle Entwicklung (engl.: United Nations Industrial Development Organization – UNIDO, französische/spanische Abkürzung ONUDI) UniStG Universitäts-Studiengesetz (Österreich) (aufgehoben) UN-KindK UN-Konvention über die Rechte der Kinder (siehe Kinderrechtskonvention) UNO United Nations Organisation oder: United Nations Organization (= Vereinte Nationen) UNS UN-Sekretariat (engl.: United Nations Secretariat) UNSC United Nations Security Council (siehe Sicherheitsrat der Vereinten Nationen) UNSCEAR Wissenschaftlicher Ausschuss der Vereinten Nationen zur Untersuchung der Auswirkungen der atomaren Strahlung (engl.: ) UNSG Generalsekretär der Vereinten Nationen UNSNA System of National Accounts (veraltet, heute: SNA) UNTC Vertragssammlung der Vereinten Nationen (engl.: ) UNTS Vertragsserie der UNO (engl.: ) UntStFG Gesetz zur Fortentwicklung des Unternehmenssteuerrechts UntStReisekÄndG Gesetz zur Änderung und Vereinfachung der Unternehmensbesteuerung und des steuerlichen Reisekostenrechts UntStRG Unternehmenssteuerreformgesetz 2018 UNWTO Welttourismusorganisation (engl.: ) UPD Unabhängige Patientenberatung Deutschland UPR Umwelt- und Planungsrecht (Zeitschrift) UPU Weltpostverein (für engl.: Universal Postal Union - UPU) (franz.: ) ÜPF Überwachung des Post- und Fernmeldeverkehrs (Schweiz) (siehe Schweizer Nachrichtendienste) UR Urkundenrolle oder Umsatzsteuer-Rundschau (Zeitschrift) oder Untersuchungsrichter oder Unternehmensregister URG Bundesgesetz über das Urheberrecht und verwandte Schutzrechte (Schweiz) UrhG Urheberrechtsgesetz (Deutschland) oder Urheberrecht (Österreich) UrhDaG Gesetz über die urheberrechtliche Verantwortlichkeit von Diensteanbietern für das Teilen von Online-Inhalten (Urheberrechts-Diensteanbieter-Gesetz) UrhBiMaG Gesetz zur Anpassung des Urheberrechts an die Erfordernisse des digitalen Binnenmarktes UrhWG (auch UrhWahrnG) Urheberrechtswahrnehmungsgesetz (bis zum 31. Mai 2016; abgelöst seit dem 1. Juni 2016 durch Verwertungsgesellschaftengesetz) Urk. Urkunde UrkB Urkundsbeamter UrlG Urlaubsgesetz (Österreich) Urt. Urteil URV Unternehmensregisterverordnung (Verordnung über das Unternehmensregister) oder Verordnung über das Urheberrecht und verwandte Schutzrechte (Urheberrechtsverordnung) (Schweiz) USchadG Umweltschadensgesetz USG Unterhaltssicherungsgesetz oder Bundesgesetz über den Umweltschutz (Umweltschutzgesetz Schweiz) US-GAAP United States Generally Accepted Accounting Principles (Allgemein anerkannte Rechnungslegungsgrundsätze) USIC United States International Trade Commission (dt.: Kommission für internationalen Handel der Vereinigten Staaten) USPTO United States Patent and Trademark Office USR Unternehmenssteuerreform (Schweiz) USSC Oberster Gerichtshof der Vereinigten Staaten () USt Umsatzsteuer oder Umsatzsteuer (Österreich) UStAE Umsatzsteuer-Anwendungserlass UStÄndG Umsatzsteuer-Änderungsgesetz UStatG Umweltstatistikgesetz UStB Der Umsatzsteuer-Berater (Zeitschrift) UStDB Durchführungsbestimmungen zum Umsatzsteuergesetz UStDV Umsatzsteuer-Durchführungsverordnung UStErstV Umsatzsteuererstattungsverordnung (Verordnung über die Erstattung von Umsatzsteuer an ausländische ständige diplomatische Missionen und ihre ausländische Mitglieder) UStG Umsatzsteuergesetz (Deutschland) oder Umsatzsteuergesetz (Österreich) (siehe Umsatzsteuer (Österreich)) USt-IdNr. Umsatzsteuer-Identifikationsnummer (Deutschland) UStKongrBericht Umsatzsteuerkongress-Bericht UStR Umsatzsteuerrichtlinien oder Umsatzsteuer-Rundschau (Zeitschrift) UStSchlFestV Umsatzsteuerschlüsselzahlenfestsetzungsverordnung UntStReformG Unternehmensteuerreformgesetz UStVA Umsatzsteuer-Voranmeldung (Deutschland) oder Umsatzsteuer-Voranmeldung (Österreich) UStZustV (auch UStZV) Verordnung über die örtliche Zuständigkeit für die Umsatzsteuer im Ausland ansässiger Unternehmer (Umsatzsteuerzuständigkeitsverordnung) USV Uniformschutzverordnung (Österreich) UTB Uni-Taschenbücher UTP Unfair Trading Practices UTP-RL Richtlinie (EU) 2019/633 über unlautere Handelspraktiken in den Geschäftsbeziehungen zwischen Unternehmen in der Agrar- und Lebensmittelversorgungskette (UTP-Richtlinie) UTR Schriftenreihe „Umwelt- und Technikrecht“ (Hrsg.: Institut für Umwelt- und Technikrecht der Uni Trier (IUTR)) oder Umwelt- und Technikrecht UUG Bundesgesetz über die unabhängige Sicherheitsuntersuchung von Unfällen und Störungen (Österreich) UV Unfallversicherung UVAL Unfallversicherung für Arbeitslose (Schweiz) UVAV Verordnung über die Anzeige von Versicherungsfällen in der gesetzlichen Unfallversicherung (Unfallversicherungs-Anzeigenverordnung) UVB Unfallversicherung Bund und Bahn UVBBErG Gesetz zur Errichtung der Unfallversicherung Bund und Bahn UVEG Unfallversicherungs-Einordnungsgesetz UVEK Eidgenössisches Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (franz. , ital. , rät. Departament federal per ambient, traffic, energia e communicaziun) UVG Unterhaltsvorschussgesetz oder Unfallversicherungsgesetz (Schweiz) oder Unfallversicherungsgesetz (Deutsches Reich) (von 1884; abgelöst 1911 durch die Reichsversicherungsordnung) UVgO Verfahrensordnung für die Vergabe öffentlicher Liefer- und Dienstleistungsaufträge unterhalb der EU-Schwellenwerte (Unterschwellenvergabeordnung) UVMG Gesetz zur Modernisierung der gesetzlichen Unfallversicherung (Unfallversicherungsmodernisierungsgesetz) UVollzG Untersuchungshaftvollzugsgesetz UVollzO Untersuchungshaftvollzugsordnung UVP Umweltverträglichkeitsprüfung oder Umweltverträglichkeitsprüfung in der Schweiz UVPG Gesetz über die Umweltverträglichkeitsprüfung UVPV Verordnung über die Umweltverträglichkeitsprüfung (Schweiz) (siehe Umweltverträglichkeitsprüfung in der Schweiz) UVR Umsatz- und Verkehrssteuer-Recht (Zeitschrift) UVS Unabhängiger Verwaltungssenat (Österreich) oder Umweltverträglichkeitsstudie UVT Unfallversicherungsträger (Deutschland) UVV Unfallverhütungsvorschriften UVZ Urkundenverzeichnis UWG Gesetz gegen den unlauteren Wettbewerb oder Unabhängige Wählergemeinschaft UZ Ursprungszeugnis oder Untersuchungszentrale der Bundesstelle für Eisenbahnunfalluntersuchung UZK Zollkodex der Union ÜZV Verordnung zur Regelung einer Übergangszahlung an Beamte UZwGBw Gesetz über die Anwendung unmittelbaren Zwanges und die Ausübung besonderer Befugnisse durch Soldaten der Bundeswehr und verbündeter Streitkräfte sowie zivile Wachpersonen UZwG Unmittelbarer Zwang-Gesetz V V. Verfügung oder Verkäufer v., v versus: Durch den Buchstaben werden besonders in common-law-Rechtsordnungen die Parteien eines Rechtsstreites in dessen offizieller Bezeichnung voneinander getrennt, zum Beispiel Brown v. Board of Education. In zivilrechtlichen Fällen wird „v.“ als ‚and‘ gesprochen. In den Vereinigten Staaten steht nach dem Buchstaben v ein Punkt, in England und Wales nicht. VA Vermittlungsausschuss oder Verwaltungsakt (Deutschland) oder Versorgungsausgleich oder Vollstreckungsauftrag oder Verkehrsrecht aktuell (Zeitschrift) oder Verwaltungsausschuss oder Verfahrensanweisung oder Versorgungsamt oder vollstreckbare Ausfertigung oder Vermögensauskunft oder Volksanwaltschaft (Österreich) VAböV Verordnung über die technischen Anforderungen an die behindertengerechte Gestaltung des öffentlichen Verkehrs (Schweiz) VAbstG Gesetz über Volksabstimmung, Volksbegehren und Volksantrag (Volksabstimmungsgesetz) (Baden-Württemberg) oder Hamburgisches Gesetz über Volksinitiative, Volksbegehren und Volksentscheid (Volksabstimmungsgesetz) oder Niedersächsisches Gesetz über Volksinitiative, Volksbegehren und Volksentscheid (Niedersächsisches Volksabstimmungsgesetz) oder Volksabstimmungsgesetz (Saarland) oder Gesetz über das Verfahren bei Volksinitiative, Volksbegehren und Volksentscheid (Volksabstimmungsgesetz) (Sachsen-Anhalt) oder Gesetz über Initiativen aus dem Volk, Volksbegehren und Volksentscheid (Volksabstimmungsgesetz) (Schleswig-Holstein) VAbstO Volksabstimmungsordnung (Saarland) VÄndG Vertragsarztrechtsänderungsgesetz VaG Gesetz zur Ausführung von Initiativen aus dem Volk, Volksbegehren und Volksentscheid in Mecklenburg-Vorpommern (Volksabstimmungsgesetz) VAG Versicherungsaufsichtsgesetz VAGBbg Gesetz über das Verfahren bei Volksinitiative, Volksbegehren und Volksentscheid (Volksabstimmungsgesetz) (Brandenburg) VAHR Versorgungsausgleich-Härtegesetz (Gesetz zur Regelung von Härten im Versorgungsausgleich) VAM Virtueller Arbeitsmarkt oder Vermögensabschöpfende Maßnahmen (siehe u. a. Finanzkontrolle Schwarzarbeit der Bundeszollverwaltung) VAO (auch VRAO) Verkehrsrechtliche Anordnung Var. Variante VASA Verordnung über die Abgabe zur Sanierung von Altlasten (Schweiz) VAStrRefG Gesetz zur Strukturreform des Versorgungsausgleiches VAT (siehe Umsatzsteuer) vAw von Amts wegen VAwS Wassergefährdende-Stoffe-Anlagenverordnung (Verordnung über Anlagen zum Umgang mit wassergefährdenden Stoffen und über Fachbetriebe) VAUwS Verordnung über Anlagen zum Umgang mit wassergefährdenden Stoffen VB Verfassungsbeschwerde oder Vollstreckungsbescheid oder Verkehrsbehörde oder Verwaltungsbehörde oder Vollstreckungsbehörde oder Volksbegehren (Deutschland) oder Volksbegehren (Österreich) VbA Verordnung biologische Arbeitsstoffe (Österreich) VBBo Verordnung über Belastungen des Bodens (Schweiz) VbF Verordnung über brennbare Flüssigkeiten VBG Verwaltungs-Berufsgenossenschaft VBGL Vertragsbedingungen für den Güterkraftverkehrs-, Speditions- und Logistikunternehmer VBI Vertreter des Bundesinteresses beim Bundesverwaltungsgericht VBl. Verwaltungsblatt oder Verkehrsblatt (Zeitschrift) VBL Versorgungsanstalt des Bundes und der Länder VBlBW Verwaltungsblätter für Baden-Württemberg VböV Verordnung über die behindertengerechte Gestaltung des öffentlichen Verkehrs (Schweiz) VBP Biozidprodukteverordnung (Schweiz) VbrInsVV Verbraucherinsolvenzvordruckverordnung VBR-IStGH Verfahrens- und Beweisordnung des IStGH (Internationaler Strafgerichtshof) VBS Eidgenössisches Departement für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport (Schweiz) (franz. , ital. , rät. Departament federal da defensiun, protecziun da la populaziun e sport) VBVG Vormünder- und Betreuervergütungsgesetz VCG Venture-Capital-Gesellschaft (siehe Private Equity) VCLT Wiener Übereinkommen über das Recht der Verträge vom 23. Mai 1969 (WÜRV; auch: Wiener Vertragsrechtskonvention (WVK); engl. ) VD Verkehrsdienst (Fachzeitschrift) VDA Vertrauensdiensteanbieter VDG Vertrauensdienstegesetz VDJ Vereinigung Demokratischer Juristinnen und Juristen e.V. VDL Bundesverband Deutscher Landwirte e.V. VDR Verband Deutscher Rentenversicherungsträger VDR INFO Informationsdienst des VDR VDS Vorratsdatenspeicherung VDV Verband Deutscher Verkehrsunternehmen VE Vertragsentwurf oder Verfassungsentwurf oder Vieheinheit oder Verpflichtungsermächtigung (engl.: ; franz.: ) oder Volksentscheid VEP Verkehrsentwicklungsplan oder Vorhaben- und Erschließungsplan VerbotsG Verbotsgesetz 1947 (Österreich) VerbrKrG Verbraucherkreditgesetz (Deutschland) VerbrVerbG Gesetz zur Überwachung strafrechtlicher und anderer Verbringungsverbote Verdi Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft VereinsG Vereinsgesetz (Deutschland) VerG Vereinsgesetz 2002 (Österreich) VerglO Vergleichsordnung (aufgehoben; Verfahren jetzt geregelt in der Insolvenzordnung (Deutschland)) Verf. Verfassung oder Verfahren oder Verfügung VerfG Verfassungsgericht VerfGH Verfassungsgerichtshof in deutschen Bundesländern VerfGH BW Verfassungsgerichtshof für das Land Baden-Württemberg VerfGH NRW Verfassungsgerichtshof für das Land Nordrhein-Westfalen VerfGHG Gesetz über den Verfassungsgerichtshof (mehrere Bundesländer, z. B. BaWü) Verf NRW Verfassung für das Land Nordrhein-Westfalen VerfVerbG Verfütterungsverbots-Gesetz (Gesetz über das Verbot des Verfütterns, des innergemeinschaftlichen Verbringens und der Ausfuhr bestimmter Futtermittel) VergabeR Vergaberecht (Zeitschrift) VergRModG Gesetz zur Modernisierung des Vergaberechts (Vergaberechtsmodernisierungsgesetz) VergStatVO Verordnung zur Statistik über die Vergabe öffentlicher Aufträge und Konzessionen (Vergabestatistikverordnung) VerkA Der Verkehrsanwalt (Zeitschrift) VerkLG Gesetz zur Sicherung von Verkehrsleistungen (Verkehrsleistungsgesetz) VerkMitt Verkehrsrechtliche Mitteilungen VerkPBG Verkehrswegeplanungsbeschleunigungsgesetz VerkProspG Verkaufsprospektgesetz VerkPrV Verordnung über die Prüfung zum anerkannten Abschluss Geprüfter Verkehrsfachwirt/Geprüfte Verkehrsfachwirtin [aufgehoben; ersetzt durch Verordnung über die Prüfung zum anerkannten Fortbildungsabschluss Geprüfter Fachwirt für Güterverkehr und Logistik und Geprüfte Fachwirtin für Güterverkehr und Logistik (GütVerkFwFortbV)] VerkStatG Gesetz über die Statistik der See- und Binnenschifffahrt, des Güterkraftverkehrs, des Luftverkehrs sowie des Schienenverkehrs und des gewerblichen Straßen-Personenverkehrs (Verkehrstatistikgesetz) VerlG Verlagsgesetz VermAnlG Gesetz über Vermögensanlagen (Vermögensanlagengesetz) VermBDV Vermögensbildungs-Durchführungsverordnung (Verordnung zur Durchführung des Vermögensbildungsgesetzes) VermBG Vermögensbildungsgesetz (Gesetz zur Vermögensbildung der Arbeitnehmer) VermG Vermögensgesetz (Gesetz zur Regelung offener Vermögensfragen) oder Vermessungsgesetz (Österreich) VermKatG Vermessungs- und Katastergesetz (z. B. in NRW) VermVV Verordnung über das Vermögensverzeichnis (Vermögensverzeichnisverordnung) vern. verneinend VerpackG Verpackungsgesetz VerpackV Verpackungsverordnung Deutschland (aufgehoben zum 1. Januar 2019; abgelöst durch Verpackungsgesetz) VerpackVO Verpackungsverordnung Österreich VerpflG Verpflichtungsgesetz (Gesetz über die förmliche Verpflichtung nichtbeamteter Personen) Vers. Versicherung VersammlG (VersG) Versammlungsgesetz (Deutschland) oder Versammlungsgesetz 1953 (Österreich) VersatzV Verordnung über den Versatz von Abfällen unter Tage; Verwertung von Abfällen als Versatzmaterial unter Tage (Versatzverordnung) VersAusgl-AnzV Verordnung über die Anzeigen von Versicherungsunternehmen und Pensionsfonds zur Ausgliederung von Funktionen und Versicherungstätigkeiten (Versicherungs-Ausgliederungsanzeigenverordnung) VersAusglG Versorgungsausgleichsgesetz (siehe Versorgungsausgleich) VersAusglKassG Gesetz über die Versorgungsausgleichskassen (siehe Versorgungsausgleich) VersFinKfAusbV Verordnung über die Berufsausbildung zum Kaufmann für Versicherungen und Finanzen/zur Kauffrau für Versicherungen und Finanzen VersG (VersammlG) Versammlungsgesetz (Deutschland) oder Versammlungsgesetz 1953 (Österreich) VersMedV Verordnung zur Durchführung des § 1 Abs. 1 und 3, des § 30 Abs. 1 und des § 35 Abs. 1 des Bundesversorgungsgesetzes (Versorgungsmedizin-Verordnung) VerschG Verschollenheitsgesetz VersR Versicherungsrecht (Zeitschrift) oder Versicherungsrecht VersRücklG Versorgungsrücklagegesetz (Gesetz über eine Versorgungsrücklage des Bundes) VersRuhG Gesetz über das Ruhen von Ansprüchen aus Sonder- und Zusatzversorgungssystemen (Versorgungsruhensgesetz) VersStDV Versicherungssteuer-Durchführungsverordnung (Durchführungsverordnung zum Versicherungsteuergesetz) VersStG Versicherungsteuergesetz oder Versicherungsteuergesetz (Österreich) VersTierMeldV Versuchstiermeldeverordnung (Verordnung über die Meldung zu Versuchszwecken oder zu bestimmten anderen Zwecken verwendeter Wirbeltiere) VersTierAufzKennzV Verordnung über Aufzeichnungen über Versuchstiere und deren Kennzeichnung (siehe Tierversuch) VerstV Verordnung über gewerbsmäßige Versteigerungen VersVermV Verordnung über die Versicherungsvermittlung und -beratung (Versicherungsvermittlungsverordnung) VerwArch. Verwaltungsarchiv VerwB Verwaltungsbehörde VeVA Verordnung über den Verkehr mit Abfällen (Schweiz) VEXAT Verordnung explosionsfähiger Atmosphären (Österreich) VfB Verfassungsbeschwerde Vfg. Verfügung VfGG Verfassungsgerichtshofgesetz (siehe Verfassungsgerichtshof (Österreich)) VfGH Verfassungsgerichtshof (Österreich) VFR visual flight rules (Sichtflugregeln) VfSlg Sammlung der Erkenntnisse und wichtigsten Beschlüsse des Verfassungsgerichtshofes (1919–1920; Neue Folge 1921–1933, 1946 ff., Österreich) VG Verwaltungsgericht oder Versicherungsgeber oder Vormundschaftsgericht vGA Verdeckte Gewinnausschüttung VgA Verteidigungsausschuss des Deutschen Bundestages VGfA Versicherungsgesetz für Angestellte (siehe Angestelltenversicherungsgesetz) VGG Verwaltungsgerichtsgesetz (Schweiz) oder Gesetz über die Wahrnehmung von Urheberrechten und verwandten Schutzrechten durch Verwertungsgesellschaften (Verwertungsgesellschaftengesetz) VGH Verwaltungsgerichtshof (Oberverwaltungsgericht in Baden-Württemberg, Bayern und Hessen) oder (selten) Verfassungsgerichtshof VGHG Gesetz über den Verfassungsgerichtshof (z. B. in NRW) VglWebV Verordnung über die Anforderungen an Vergleichswebsites nach dem Zahlungskontengesetz sowie an die Akkreditierung und Konformitätsbewertung (Vergleichswebsitesverordnung) VGO Vollzugsgeschäftsordnung VGR Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung oder Wissenschaftliche Vereinigung für Unternehmens- und Gesellschaftsrecht oder Tagungsband der Wissenschaftlichen Vereinigung für Unternehmens- und Gesellschaftsrecht oder Geschäftsreglement vom 17. April 2008 für das Bundesverwaltungsgericht (Schweiz) VGS Vereinigte Große Senate des BGH (siehe Großer Senat) VGT Deutscher Verkehrsgerichtstag oder Vormundschaftsgerichtstag VGÜ Verordnung zur Gesundheitsüberwachung (Österreich) VgV Vergabeverordnung VGWG Landesverwaltungsgericht Wien v. H. vom Hundert VHB Vergabehandbuch VHM Verhältnismäßigkeit VI Volksinitiative oder Volksinitiative (Schweiz) VIA Verbraucherinsolvenz aktuell (Zeitschrift) ViehVerkV Viehverkehrsverordnung (Verordnung zum Schutz gegen die Verschleppung von Tierseuchen im Viehverkehr) VIES VAT Information Exchange System (dt.: Mehrwertsteuer-Informationsaustauschsystem - MIAS) der Europäischen Kommission VIFG Verkehrsinfrastrukturfinanzierungsgesellschaft VIFGG Gesetz zur Änderung des Autobahnmautgesetzes für schwere Nutzfahrzeuge und zur Errichtung einer Verkehrsinfrastrukturfinanzierungsgesellschaft (Verkehrsinfrastrukturfinanzierungsgesetz) (außer Kraft) ViGGebV Verbraucherinformations-Gebührenverordnung (Verordnung über die Gebühren nach dem Verbraucherinformationsgesetz) V. i. S. d. P. Verantwortlich im Sinne des Presserechts VIVBVEG Gesetz über das Verfahren bei Volksinitiative, Volksbegehren und Volksentscheid (NRW) VIZ (ehemalige juristische) Zeitschrift für Vermögens- und Immobilienrecht VJSchrStFR Vierteljahresschrift für Steuer- und Finanzrecht (Zeitschrift) VK Vergabekammer VKA Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände VkBkmG Gesetz über die Verkündung von Gesetzen und Rechtsverordnungen und über Bekanntmachungen (Verkündungs- und Bekanntmachungsgesetz) VKBl. (VBl.) Verkehrsblatt (Zeitschrift) VKG Väterkarenzgesetz (Österreich) VKH Verfahrenskostenhilfe VKR Vergabekoordinierungsrichtlinie (Richtlinie 2004/18/EG) Vkz Verkehrszentrale (siehe Nord-Ostsee-Kanal#Verkehr) VL Vermögenswirksame Leistungen VLR Vereinigung Liechtensteinischer Richter VM Verkehrsrechtliche Mitteilungen (Zeitschrift) VMBG Vereinigung der Metall-Berufsgenossenschaften VMC Visual Meteorological Conditions (Sichtflugbedingungen) VMG Versorgungs-medizinische Grundsätze VMWG Verordnung über die Miete und Pacht von Wohn- und Geschäftsräumen (Schweiz) (siehe Mietvertrag (Schweiz)) VN Vereinte Nationen oder Versicherungsnehmer VNB Verteilnetzbetreiber VO Verordnung oder Verordnung der EU / EG / EWG (siehe Verordnung (EU)) VOB Vergabe- und Vertragsordnung für Bauleistungen (neue Bezeichnung ab Neufassung 2002) oder Verdingungsordnung für Bauleistungen (Bezeichnung bis zur Neufassung) VOB/A VOB Teil A (Allgemeine Bestimmungen für die Vergabe von Bauleistungen – VOB/A) VOB/B VOB Teil B (Allgemeine Vertragsbedingungen für die Ausführung von Bauleistungen – VOB/B) VOB/C VOB Teil C (Allgemeine Technische Vertragsbedingungen für Bauleistungen) VoBeG Gesetz über Volksbegehren und Volksentscheid (Hessen) VOBl. Verordnungsblatt VOF Vergabeordnung für freiberufliche Leistungen VO Funk Vollzugsordnung für den Funkdienst (engl.: Radio Regulations – RR) VO-GO Verordnung über die gymnasiale Oberstufe VOH Verkehrsopferhilfe VOL Vergabe- und Vertragsordnung für Leistungen oder Verordnung über die Aufstellung von Durchschnittssätzen für die Ermittlung des Gewinns aus Land- und Forstwirtschaft Vollj. Volljährige(r) VolksAbstG Volksabstimmungsgesetz (Saarland) VolksEG Gesetz über das Verfahren beim Volksentscheid (Bremen) Vorbem. Vorbemerkung VOR Zeitschrift für Verkehrs- und Ordnungswidrigkeitenrecht VorlV Verordnung der Bundesministerin für Arbeit, Gesundheit und Soziales über den Verkehr und die Gebarung mit Vorläuferstoffen (Vorläuferstoffeverordnung) (Österreich) oder Verordnung vom 29. Mai 1996 über die Vorläuferchemikalien und andere Chemikalien, die zur Herstellung von Betäubungsmitteln und psychotropen Stoffen verwendet werden (Vorläuferverordnung) (Schweiz) Vors. Vorsitz(ender) VorstAG Vorstandsvergütungsangemessenheitsgesetz (siehe Vergütungsregister) VorstOG Vorstandsvergütungs-Offenlegungsgesetz VOSTRA Verordnung vom 29. September 2006 über das Strafregister (Schweiz) VO-UA Verfahrensordnung für parlamentarische Untersuchungsausschüsse (Österreich) (siehe Untersuchungsausschuss#Untersuchungsausschüsse im Nationalrat) VPI Verkehrspolizeiinspektion VP Verträglichkeitsprüfung oder Verkehrsplan VpDel Verordnung über parlamentarische Delegationen (Schweiz) VPS virtuelle Poststelle VR Vereinsregister oder Verwaltungsrundschau (Zeitschrift) oder Völkerrecht oder Verbraucherrecht oder Versicherer oder Verwaltungsrat (Schweiz) VRegGebS Vorsorgeregister-Gebührensatzung VRegV Vorsorgeregisterverordnung VRG Veranlagungs- und Risikogemeinschaft (siehe Pensionskasse#Österreich) VRLG Vorsitzender Richter am Landgericht VRR VerkehrsRechtsReport (Zeitschrift) oder Richtlinie 2011/83/EU (Verbraucherrechte-Richtlinie) oder Verkehrsverbund Rhein-Ruhr VRRL Richtlinie 2011/83/EU (Verbraucherrechte-Richtlinie) VRRLUmsG Gesetz zur Umsetzung der Verbraucherrechterichtlinie und zur Änderung des Gesetzes zur Regelung der Wohnungsvermittlung VRS Verkehrsrechtssammlung VRÜ Verfassung und Recht in Übersee (Zeitschrift) VRV Vereinsregisterverordnung oder Verkehrsregelnverordnung (Schweiz) oder Verwaltungsrichter-Vereinigung (Österreich) VS Vermögenssorge oder Verschlusssache VSA Verschlusssachenanweisung (Allgemeine Verwaltungsvorschrift zum materiellen Geheimschutz) VSBG Gesetz über die alternative Streitbeilegung in Verbrauchersachen (Verbraucherstreitbeilegungsgesetz) VSBInfoV Verordnung über Informations- und Berichtspflichten nach dem Verbraucherstreitbeilegungsgesetz (Verbraucherstreitbeilegungs-Informationspflichtenverordnung) VSchDG EG-Verbraucherschutz-Durchsetzungsgesetz VSF Vorschriftensammlung Bundesfinanzverwaltung VSF-Z Vorschriftensammlung Bundesfinanzverwaltung – Zoll VSG Vorschriften für Sicherheit und Gesundheitsschutz (früher: Unfallverhütungsvorschriften (UVV)) oder Versorgungsstärkungsgesetz VSSR Vierteljahresschrift für Sozialrecht (Zeitschrift) VSt Vergabestelle oder Vermögenssteuer oder Verbrauchsteuer (Deutschland) VStDÜV Verordnung zur elektronischen Übermittlung von Daten für die Verbrauchsteuern und die Luftverkehrsteuer (Verbrauch-und-Luftverkehrsteuerdaten-Übermittlungs-Verordnung) VStDV Vermögensteuer-Durchführungsverordnung VStG Vermögensteuergesetz oder Bundesgesetz über die Verrechnungssteuer (Schweiz) oder Verwaltungsstrafgesetz (Österreich) VStGB Völkerstrafgesetzbuch VStR Vermögenssteuer-Richtlinien VStRG Vermögenssteuerreformgesetz (Gesetz zur Reform des Vermögensteuerrechts und zur Änderung anderer Steuergesetze) VStV Verrechnungssteuerverordnung (Schweiz) VSV Vorschriftensammlung für die Verwaltung VSVgV Vergabeverordnung Verteidigung und Sicherheit VT Verkündungstermin oder Verkehrsteilnehmer VTS Verordnung über die technischen Anforderungen an Strassenfahrzeuge (Schweiz) VuB Recht der Verbote und Beschränkungen für den grenzüberschreitenden Warenverkehr VUDat Elektronisches Zentralregister für Güter- und Personenkraftverkehrsunternehmen (Verkehrsunternehmensdatei) VUDatDV Durchführungsverordnung über die Verkehrsunternehmensdatei (Verkehrsunternehmensdatei-Durchführungsverordnung) v. u. g. vorgelesen und genehmigt VU Versäumnisurteil v. g. u. vorgelesen, genehmigt, unterschrieben (veraltet; Beispiel: ca. 1908) VÜPF Schweizer Verordnung vom 31. Oktober 2001 über die Überwachung des Post- und Fernmeldeverkehrs VuR Verbraucher und Recht (Zeitschrift) VuT (V + T) Verkehr und Technik. Organ für den Öffentlichen Personennahverkehr (Zeitschrift) VÜA Vergabeüberwachungsausschuss VV Vergütungsverzeichnis oder Verwaltungsvorschrift oder Vermögensverzeichnis oder Vertreterversammlung oder Verwaltungsvereinbarung oder Verbändevereinbarung (Energiewirtschaft) VVA Verordnung (EG) Nr. 1013/2006 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 14. Juni 2006 über die Verbringung von Abfällen (siehe auch Verordnung (EWG) Nr. 259/93) VVAE Verordnung über die Vermeidung und die Entsorgung von Abfällen (Abfallverordnung) (Schweiz) VVaG Versicherungsverein auf Gegenseitigkeit VV-BHO Allgemeine Verwaltungsvorschriften zur Bundeshaushaltsordnung VVDStRL Veröffentlichungen der Vereinigung der Deutschen Staatsrechtslehrer VVE Vertrag über eine Verfassung für Europa VVG Versicherungsvertragsgesetz VVG Verwaltungsvollstreckungsgesetz (Österreich) VVVG Gesetz über Volksantrag, Volksbegehren und Volksentscheid (Sachsen) VVZ elektronische Verwahrungsverzeichnis (gemäß § 59a BeurkG) VW Versicherungswirtschaft (Zeitschrift) VwDVG Gesetz über die Verwendung von Verwaltungsdaten für Zwecke der Wirtschaftsstatistiken (Verwaltungsdatenverwendungsgesetz) VwGH Verwaltungsgerichtshof (Österreich) VwGO Verwaltungsgerichtsordnung VwGVG Bundesgesetz über das Verfahren der Verwaltungsgerichte (Verwaltungsgerichtsverfahrensgesetz) (Österreich) VwKostG Verwaltungskostengesetz VwR Verwaltungsrecht VwRehaG Verwaltungsrechtliches Rehabilitierungsgesetz VwV Verwaltungsvorschrift oder Verwaltungsverfahren oder Verwaltungsvollstreckung VwFAngAusbV Verordnung über die Berufsausbildung zum Verwaltungsfachangestellten/ zur Verwaltungsfachangestellten VwV-StVO Verwaltungsvorschrift zur Straßenverkehrs-Ordnung VwVfG Verwaltungsverfahrensgesetz VwVG Verwaltungsverfahrensgesetz (Schweiz) VwVG Verwaltungs-Vollstreckungsgesetz (des Bundes oder der Länder) VwV-StVO Verwaltungsvorschrift zur Straßenverkehrs-Ordnung VwVwS Verwaltungsvorschrift wassergefährdende Stoffe (siehe Wassergefährdende Stoffe) VwZG Verwaltungszustellungsgesetz VZ Veranlagungszeitraum oder Verkehrszeichen oder Vollzeit VZBV Verbraucherzentrale Bundesverband VzA Vollzugsanordnung VZÄ Vollzeitäquivalent VZertES Verordnung über Zertifizierungsdienste im Bereich der elektronischen Signatur und anderer Anwendungen digitaler Zertifikate (Verordnung über die elektronische Signatur) (Schweiz) VZG Verordnung des Bundesgerichts über die Zwangsverwertung von Grundstücken (Schweiz) VZH Vollzugshandbuch (im österreichischen Strafvollzug) VZKG Verbraucherzahlungskontogesetz (Österreich) VZO Vollzugsordnung für Justizanstalten (Österreich) VZOG Gesetz über die Feststellung der Zuordnung von ehemals volkseigenem Vermögen (Vermögenszuordnungsgesetz) VZR Verkehrszentralregister vZTA Verbindliche Zolltarifauskunft VZV Verordnung über die Zulassung von Personen und Fahrzeugen zum Strassenverkehr (Verkehrszulassungsverordnung) (Schweiz) oder Verkehrszulassungsverordnung (Liechtenstein) W WA Warschauer Abkommen (zum Luftvertrag) oder Washingtoner Artenschutzübereinkommen oder Warenverzeichnis für die Außenhandelsstatistik oder Wirtschaftsausschuss (nach §§ 106 ff. BetrVG) WADA Welt-Anti-Doping-Agentur WählGTranspG Gesetz über die Transparenz der Finanzierung kommunaler Wählergruppen (Wählergruppentransparenzgesetz NRW) WährG Währungsgesetz WaffenG Waffengesetz WaffG Waffengesetz 1996 (Österreich) WaffGBundFreistV Verordnung über die Freistellung von Behörden, Dienststellen und Gerichten des Bundes von waffenrechtlichen Vorschriften(Waffengesetz-Bund-Freistellungsverordnung) WaffGHZAOWiV Verordnung über die Zuständigkeit der Hauptzollämter zur Verfolgung und Ahndung bestimmter Ordnungswidrigkeiten nach dem Waffengesetz und dem Sprengstoffgesetz WaffRG Waffenrechtsregistergesetz WaffRGDV Verordnung zur Durchführung des Waffenregistergesetzes WAG Gesetz über die Rechtsverhältnisse bei baulichen Maßnahmen auf ehemals in Anspruch genommenen Grundstücken (Wertausgleichsgesetz) WahlO Erste Verordnung zur Durchführung des Betriebsverfassungsgesetzes (Wahlordnung – WO); in der Datenbank Juris abgekürzt mit BetrVGDV1WO. WahlPrG Wahlprüfungsgesetz WahrnG Urheberrechtswahrnehmungsgesetz (Gesetz über die Wahrnehmung von Urheberrechten und verwandten Schutzrechten) WahrnV Verordnung über die Wahrnehmung einzelner den Prüfungsstellen, der Gebrauchsmusterstelle, den Markenstellen und den Abteilungen des Patentamts obliegender Geschäfte WalfÜbk Internationales Übereinkommen zur Regelung des Walfangs (engl.: International Convention for the Regulation of Whaling - IWC) WalfÜbkG Gesetz zu dem Internationalen Übereinkommen vom 2. Dezember 1946 zur Regelung des Walfangs WaPo (auch WSP) Wasserschutzpolizei WARL Wertpapierangebots-Richtlinie (Richtlinie 89/298/EWG […] zur Koordinierung der Bedingungen für die Erstellung, Kontrolle und Verbreitung des Prospekts, der im Falle öffentlicher Angebote von Wertpapieren zu veröffentlichen ist) WasBauPrV Verordnung über die Prüfung zum anerkannten Abschluss Geprüfter Wasserbaumeister/Geprüfte Wasserbaumeisterin (siehe Wasserbauer) WasKwV Verordnung über die steuerliche Begünstigung von Wasserkraftwerken WasKwVÄndG Gesetz zur Änderung der Verordnung über die steuerliche Begünstigung von Wasserkraftwerken WasMotRV Verordnung über das Fahren mit Wassermotorrädern auf den Binnenschifffahrtsstraßen (siehe Wassermotorrad) WasserstoffNEV Verordnung über die Kosten und Entgelte für den Zugang zu Wasserstoffnetzen (Wasserstoffnetzentgeltverordnung) WasSiG Gesetz über die Sicherstellung von Leistungen auf dem Gebiet der Wasserwirtschaft für Zwecke der Verteidigung WaStrAbG Bundeswasserstraßenausbaugesetz WaStrAbgG Gesetz betreffend den Ausbau der deutschen Wasserstraßen und die Erhebung von Schifffahrtsabgaben WaStrBAV Bekanntmachung der Strompolizeiverordnung zum Schutz bundeseigener Betriebsanlagen an Bundeswasserstraßen (Wasserstraßen-Betriebsanlagenverordnung) WaStrG Bundeswasserstraßengesetz WaStrG-KostV Kostenverordnung zum Bundeswasserstraßengesetz WBA Wiederbeschaffungsaufwand WBeauftr Wehrbeauftragter des Deutschen Bundestages WBeauftrG Gesetz über den Wehrbeauftragten des Deutschen Bundestages WBF Rat für Wettbewerbsfähigkeit (Binnenmarkt, Industrie, Forschung und Raumfahrt) der EU (engl.: , franz.: ) WBK Waffenbesitzkarte WBO Wehrbeschwerdeordnung oder Weiterbildungsordnung WBS Wohnberechtigungsschein WBV Wehrbereichsverwaltung WBVG Wohn- und Betreuungsvertragsgesetz WBW Wiederbeschaffungswert WCO World Customs Organization (Weltzollorganisation) WCT WIPO-Urheberrechtsvertrag (von engl. ) WD Wissenschaftliche Dienste des Deutschen Bundestages WDO Wehrdisziplinarordnung WE Währungseinheit oder Willenserklärung oder Wohnungseigentum oder Wohnungseigentümer oder Zeitschrift „Das Wohnungseigentum“ webERV Web-basierter Elektronischer Rechtsverkehr (Österreich) WEG Wohnungseigentumsgesetz (Deutschland) oder Wohnungseigentumsgesetz (Österreich) oder Wohnungseigentümergemeinschaft WEGÄndG Gesetz zur Änderung des Wohnungseigentumsgesetzes und anderer Gesetze WehrpflG Wehrpflichtgesetz WeinG Weingesetz WeinSBV Weinrechtliche Straf- und Bußgeldverordnung WeinÜV Wein-Überwachungsverordnung WeinV Weinverordnung (Deutschland) WEKO Wettbewerbskommission (Schweiz) (franz. , ital. ) WEMoG Wohnungseigentumsmodernisierungsgesetz WertR Wertermittlungsrichtlinie WertV Wertermittlungsverordnung Weser/Jade-LV Verordnung über die Verwaltung und Ordnung der Seelotsreviere Weser I und Weser II/Jade (Weser/Jade-Lotsverordnung) WettbG Bundesgesetz über die Einrichtung einer Bundeswettbewerbsbehörde (Wettbewerbsgesetz) (Österreich) WEU Westeuropäische Union WFachwPrV Verordnung über die Prüfung zum anerkannten Abschluss Geprüfter Wirtschaftsfachwirt/Geprüfte Wirtschaftsfachwirtin WfB Werkstatt für Behinderte (Begriff aus dem alten Bundessozialhilfegesetz (BSHG)) (abgelöst durch den Begriff „Werkstatt für behinderte Menschen“ (WfBM) nach dem SGB IX) WFB Wohnraumförderungsbestimmungen (z. B. in NRW) WfBM Werkstatt für behinderte Menschen WFG Wachstums- und Beschäftigungsförderungsgesetz WFNG Gesetz zur Förderung und Nutzung von Wohnraum (NRW) WG Wechselgesetz oder Waffengesetz (Schweiz) oder Wohngemeinschaft oder Wassergesetz (z. B. WG BW, siehe Landeswassergesetz) oder Wassergesetz (DDR) oder Wählergruppe oder Wirtschaftsgut (Steuerlehre) WGG Wegfall der Geschäftsgrundlage oder Wohnungsgemeinnützigkeitsgesetz (Österreich) WGK Wassergefährdungsklasse WGSVG Gesetz zur Regelung der Wiedergutmachung nationalsozialistischen Unrechts in der Sozialversicherung WGT Westgruppe der Truppen WGT-LVG Gesetz über die Verwertung der Liegenschaften der Westgruppe der Truppen (Brandenburg) WHG Wasserhaushaltsgesetz WHO Weltgesundheitsorganisation () WHÜ Weltraumhaftungsübereinkommen (Übereinkommen über die völkerrechtliche Haftung für Schäden durch Weltraumgegenstände) WiB Wirtschaftliche Beratung (Zeitschrift) WikG Gesetz zur Bekämpfung der Wirtschaftskriminalität WindBG Gesetz zur Festlegung von Flächenbedarfen für Windenergieanlagen an Land (Windenergieflächenbedarfsgesetz) WindSeeG Gesetz zur Entwicklung und Förderung der Windenergie auf See (Windenergie-auf-See-Gesetz) WinterbeschÄndV Winterbeschäftigungs-Änderungs-Verordnung WinterbeschV Verordnung über ergänzende Leistungen zum Saison-Kurzarbeitergeld und die Aufbringung der erforderlichen Mittel zur Aufrechterhaltung der Beschäftigung in den Wintermonaten (Winterbeschäftigungs-Verordnung) WIPO Weltorganisation für geistiges Eigentum (engl.: ; franz. ) WiPrO (WPO) Wirtschaftsprüferordnung WiPrPrüfV Wirtschaftsprüferprüfungsverordnung WiRO Zeitschrift für Wirtschaft und Recht in Osteuropa WiSiV Wirtschaftssicherstellungsverordnung (Verordnung über die Sicherstellung von Leistungen auf dem Gebiet der gewerblichen Wirtschaft) WissZeitVG Wissenschaftszeitvertragsgesetz WiStG (WiStG 1954) Wirtschaftsstrafgesetz 1954 (Gesetz zur weiteren Vereinfachung des Wirtschaftsstrafrechts) wistra Zeitschrift für Wirtschafts- und Steuerstrafrecht WiVerw Wirtschaft und Verwaltung (Zeitschrift), Vierteljahresbeilage zum Gewerbearchiv Wj. Wirtschaftsjahr WKM Wechselkursmechanismus (siehe u. a. Wechselkursmechanismus II) WKÖ österreichische Wirtschaftskammer (siehe Wirtschaftskammer Österreich) WKRL Richtlinie (EU) 2019/771 (Warenkauf) (engl.: concerning contracts for the sale of goods Directive) WKStA Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (Österreich; amtlich: Zentrale Staatsanwaltschaft zur Verfolgung von Wirtschaftsstraftaten und Korruption) wl wohnungslos WM Wertpapier-Mitteilungen, Zeitschrift für Wirtschafts- und Bankrecht oder Wohnungswirtschaft und Mietrecht (Zeitschrift) WMO Weltorganisation für Meteorologie (engl.: World Meteorological Organization, kurz WMO; spanische und französische Abkürzung: OMM) WMV Weimarer Verfassung WMVO Werkstätten-Mitwirkungsverordnung (nach SGB IX) WNA Wasserstraßen-Neubauamt WNB Wohnraumnutzungsbestimmungen NRW WO Erste Verordnung zur Durchführung des Betriebsverfassungsgesetzes (Wahlordnung – WO); gebräuchlich ist auch die Abkürzung WahlO; in der Datenbank Juris abgekürzt mit BetrVGDV1WO bezeichnet. WoBauG Wohnungsbaugesetz (aufgehoben) WoBindG Wohnungsbindungsgesetz WoFG Wohnraumförderungsgesetz WoFlV Wohnflächenverordnung WoGG Wohngeldgesetz WoGRefG Gesetz zur Reform des Wohngeldrechts und zur Änderung des Wohnraumförderungsgesetzes (Wohngeldreformgesetz) WoGV Wohngeldverordnung WoGVÄndV Verordnung zur Änderung der Wohngeldverordnung WohnStG NRW Wohnraumstärkungsgesetz (Nordrhein-Westfalen) WO-LPVG Wahlordnung zum Landespersonalvertretungsgesetz WoP Wohnungsbauprämie WoPDV Wohnungsbauprämien-Durchführungsverordnung (Verordnung zur Durchführung des Wohnungsbau-Prämiengesetzes) WoPG Gesetz über die Gewährung von Prämien für Wohnbausparer (Wohnungsbauprämiengesetz) (siehe Wohnungsbauprämie) WOrtPrG Gesetz zur Einführung des Wohnortprinzips bei Honorarvereinbarungen für Ärzte und Zahnärzte WOS Wahlordnung Seeschifffahrt (2. VO zum Betriebsverfassungsgesetz) WP Wirtschaftsprüfer/-prüfung oder Wahlperiode WpAIV Wertpapierhandelsanzeige- und Insiderverzeichnisverordnung (Verordnung zur Konkretisierung von Anzeige-, Mitteilungs- und Veröffentlichungspflichten sowie der Pflicht zur Führung von Insiderverzeichnissen nach dem Wertpapierhandelsgesetz) WPDLRL Wertpapierdienstleistungs-Richtlinie (Richtlinie 93/22/EWG […] über Wertpapierdienstleistungen) WpDPV Wertpapierdienstleistungs-Prüfungsverordnung (Verordnung über die Prüfung der Wertpapierdienstleistungsunternehmen nach § 36 des Wertpapierhandelsgesetzes) WpDVerOV Verordnung zur Konkretisierung der Verhaltensregeln und Organisationsanforderungen für Wertpapierdienstleistungsunternehmen (Wertpapierdienstleistungs-Verhaltens- und -Organisationsverordnung) WPflG Wehrpflichtgesetz WPg Die Wirtschaftsprüfung (Zeitschrift) WpHG Wertpapierhandelsgesetz WpIG Gesetz zur Beaufsichtigung von Wertpapierinstituten (Wertpapierinstitutsgesetz) WPK Wirtschaftsprüferkammer WPO (WiPrO) Wirtschaftsprüferordnung WpPG Wertpapierprospektgesetz WpÜG Wertpapiererwerbs- und Übernahmegesetz WpÜGAngebV Verordnung über den Inhalt der Angebotsunterlage, die Gegenleistung bei Übernahmeangeboten und Pflichtangeboten und die Befreiung von der Verpflichtung zur Veröffentlichung und zur Abgabe eines Angebots (WpÜG-Angebotsverordnung) WPV Weltpostverein (franz.: ) oder Weltpostvertrag WPVertr Weltpostvertrag WRegG Gesetz zur Einrichtung und zum Betrieb eines Registers zum Schutz des Wettbewerbs um öffentliche Aufträge und Konzessionen (Wettbewerbsregistergesetz) WRMG Wasch- und Reinigungsmittelgesetz WRP Wettbewerb in Recht und Praxis (Zeitschrift)j WRRL Richtlinie 2000/60/EG (Wasserrahmenrichtlinie) WRV Weimarer Reichsverfassung WSA Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt oder Wirtschafts- und Sozialausschuss der EU WSD Wasser- und Schifffahrtsdirektion (siehe u. a. Wasser- und Schifffahrtsdirektion Nord), ab 2013 ersetzt durch Generaldirektion Wasserstraßen und Schifffahrt (GDWS) WSF Wirtschaftsstabilisierungsfonds WSF-KostV Verordnung über die Erstattung von Kosten, die im Rahmen der Durchführung von Maßnahmen des Wirtschaftsstabilisierungsfonds nach dem Stabilisierungsfondsgesetz entstehen (Wirtschaftsstabilisierungsfonds-Kostenverordnung) WSG Wehrsoldgesetz oder Wasserschutzgebiet WSP (auch WaPo) Wasserschutzpolizei WStDV Wechselsteuer-Durchführungsverordnung WStFG Gesetz zur Errichtung eines Wirtschaftsstabilisierungsfonds (Wirtschaftsstabilisierungsfondsgesetz) WStG Wehrstrafgesetz oder Wechselsteuergesetz WSV Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes oder Widerspruchsverfahren WSVSeeKostV Kostenverordnung für Amtshandlungen der Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes auf dem Gebiet der Seeschifffahrt WTG Wohn- und Teilhabegesetz (mehrerer Bundesländer) WTG-DVO Wohn- und Teilhabegesetz Durchführungsverordnung (z.B. in NRW) WTG LSA Wohn- und Teilhabegesetz (Sachsen-Anhalt) WTG NRW Wohn- und Teilhabegesetz (Nordrhein-Westfalen) WTO Welthandelsorganisation (World Trade Organization), früher: GATT WuB Entscheidungsanmerkungen zum Wirtschafts- und Bankrecht WÜD Wiener Übereinkommen über diplomatische Beziehungen WÜK Wiener Übereinkommen über konsularische Beziehungen WÜRV Wiener Übereinkommen über das Recht der Verträge vom 23. Mai 1969 (auch: Wiener Vertragsrechtskonvention (WVK), engl. ) WuM Wohnungswirtschaft und Mietrecht (Zeitschrift) WUSt Warenumsatzsteuer (Schweiz) (1995 aufgehoben, ersetzt durch Mehrwertsteuer (Schweiz)) WuW Wirtschaft und Wettbewerb (Zeitschrift) WVG Wasserverbandsgesetz WVK Wiener Übereinkommen über das Recht der Verträge vom 23. Mai 1969 (auch: Wiener Vertragsrechtskonvention (WVK), engl. ) WVO Werkstättenverordnung WVRK Wiener Vertragsrechtskonvention WVU Wasserversorgungsunternehmen WVZ Wechselverkehrszeichen WWO Weltwirtschaftsordnung WWU Europäische Wirtschafts- und Währungsunion WZO Weltzollorganisation (engl.: ) WzS Wege zur Sozialversicherung. Zeitschrift für die Sozialversicherungs-Praxis Y YAR York-Antwerpener Regeln Z ZA Zeitausgleich bei gleitender Arbeitszeit oder Zollamt ZAD Zahlungsauslösedienst ZADL Zahlungsauslösedienstleister ZAE Zusatzblatt Ausfuhrerstattung ZÄPrO Approbationsordnung für Zahnärzte ZAF Zollamtfrau (siehe Amtsbezeichnungen der deutschen Zollverwaltung) ZAfTDa Zentralarchiv für Tätigkeitsberichte des Bundes- und der Landesdatenschutzbeauftragten und der Aufsichtsbehörden für den Datenschutz ZAG Zusatzabkommen von Guadalajara (zum Warschauer Abkommen) oder Gesetz über die Beaufsichtigung von Zahlungsdiensten (Zahlungsdiensteaufsichtsgesetz) ZAGAnzV Verordnung über die Anzeigen und die Vorlage von Unterlagen nach dem Zahlungsdiensteaufsichtsgesetz (ZAG-Anzeigenverordnung) ZAGMonAwV Verordnung zur Einreichung von Monatsausweisen nach dem Zahlungsdiensteaufsichtsgesetz ZahlPrüfbV Verordnung über die Prüfung der Jahresabschlüsse der Zahlungsinstitute sowie die darüber zu erstellenden Berichte (Zahlungsinstituts-Prüfungsberichtsverordnung) ZahlVGJG Justizbehörden-Zahlungsverkehr-Gesetz (Gesetz über den Zahlungsverkehr mit Gerichten und Justizbehörden) Zahnärzte-ZV Zulassungsverordnung für Vertragszahnärzte ZahnFinAnpG Gesetz zur Anpassung der Finanzierung von Zahnersatz ZahnHkG Gesetz über die Ausübung der Zahnheilkunde ZahnmedAusbV Verordnung über die Berufsausbildung zum Zahnmedizinischen Fachangestellten/zur Zahnmedizinischen Fachangestellten (siehe Zahnmedizinischer Fachangestellter) ZahntechAusbV Verordnung über die Berufsausbildung zum Zahntechniker und zur Zahntechnikerin ZahntechMstrV Verordnung über das Meisterprüfungsberufsbild und über die Prüfungsanforderungen in den Teilen I und II der Meisterprüfung im Zahntechniker-Handwerk ZAI Zollamtsinspektor (siehe Amtsbezeichnungen der deutschen Zollverwaltung) ZAM Zollamtmann (siehe Amtsbezeichnungen der deutschen Zollverwaltung) ZaöRV Zeitschrift für ausländisches öffentliches Recht und Völkerrecht ZAP Zeitschrift für die Anwaltspraxis ZApprO (ZÄPrO) Zahnärzteapprobationsordnung ZAR Zeitschrift für Ausländerrecht und Ausländerpolitik oder Zollamtsrat/rätin ZAS Zentrale Ausgleichsstelle (Schweiz) ZAV Zentrale Auslands- und Fachvermittlung der Bundesagentur für Arbeit ZB Europäischer Zahlungsbefehl oder Zahlungsbefehl (Deutschland) oder Zahlungsbefehl (Österreich) oder Zahlungsbefehl (Schweiz) oder Zulassungsbescheinigung oder Zustellungsbevollmächtigter oder Ziviler Bevölkerungsschutz ZBB Zeitschrift für Bankrecht und Bankwirtschaft/Journal of Banking Law and Banking (JBB) ZBl Schweizerisches Zentralblatt für Staats- und Verwaltungsrecht (Zeitschrift) oder Zentralblatt für das Deutsche Reich ZblJugR Zentralblatt für Jugendrecht und Jugendwohlfahrt ZBR Zeitschrift für Beamtenrecht oder Zurückbehaltungsrecht ZBRL Zwischenberichts-Richtlinie (Richtlinie 82/121/EWG […] über regelmäßige Informationen, die von Gesellschaften zu veröffentlichen sind, deren Aktien zur amtlichen Notierung an einer Wertpapierbörse zugelassen sind) ZCG Zeitschrift für Corporate Governance. Leitung und Überwachung in der Unternehmens- und Prüfungspraxis ZChinR Zeitschrift für Chinesisches Recht z. D. zur Disposition (= „zur freien Verfügung“) ZD Zeitschrift für Datenschutz ZDA Zertifizierungsdiensteanbieter ZDG Zivildienstgesetz ZDH Zentralverband des Deutschen Handwerks e.V. ZDPersAV Verordnung über die Führung der Personalakten durch das Bundesamt für den Zivildienst ZDRL Richtlinie (EU) 2015/2366 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 25. November 2015 über Zahlungsdienste im Binnenmarkt, zur Änderung der Richtlinien 2002/65/EG, 2009/110/EG und 2013/36/EU und der Verordnung (EU) Nr. 1093/2010 sowie zur Aufhebung der Richtlinie 2007/64/EG (Zahlungsdiensterichtlinie) ZDRL-II-UG Gesetz zur Umsetzung der Zweiten Zahlungsdiensterichtlinie ZDUG Zahlungsdiensteumsetzungsgesetz ZDVG Gesetz über den Vertrauensmann der Zivildienstleistenden (Artikel 2 des Gesetzes über die Beteiligung der Soldaten und der Zivildienstleistenden) ZDVÜV Verordnung über versorgungsrechtliche Übergangsregelungen für Zivildienstleistende nach Herstellung der Einheit Deutschlands ZDVWahlV Verordnung über die Wahl der Vertrauensmänner der Zivildienstleistenden ZdW Bay Zeitschrift der Wohnungswirtschaft Bayern ZE Zahlungsermächtigung (engl.: ; franz.: ) oder Zugelassener Empfänger ZEG Zuständigkeitsergänzungsgesetz ZEMA Zentrale einfache Melderegisterauskunft (ZEMA) oder Zentrale Melde- und Auswertestelle für Störfälle und Störungen (nach der Störfallverordnung) ZensG 2011 Zensusgesetz 2011 ZensTeG Gesetz zur Erprobung eines registergestützten Zensus ZensVorbG 2011 Zensusvorbereitungsgesetz 2011 ZerlG Zerlegungsgesetz ZertES Bundesgesetz über Zertifizierungsdienste im Bereich der elektronischen Signatur und anderer Anwendungen digitaler Zertifikate (Bundesgesetz über die elektronische Signatur, Schweiz) ZertVerwV Verordnung über die Prüfung zum zertifizierten Verwalter nach dem Wohnungseigentumsgesetz (Zertifizierter-Verwalter-Prüfungsverordnung) (siehe Wohnungseigentumsverwaltung) ZESAR Zeitschrift für europäisches Sozial- und Arbeitsrecht ZESV Verordnung über die Zentrale Ethik-Kommission für Stammzellenforschung und über die zuständige Behörde nach dem Stammzellgesetz ZEUBLG Gesetz über die Zusammenarbeit von Bund und Ländern in Angelegenheiten der Europäischen Union ZEuP Zeitschrift für Europäisches Privatrecht ZEuS Zeitschrift für europarechtliche Studien ZEV Zeitschrift für Erbrecht und Vermögensnachfolge ZEVIS Zentrales Verkehrs-Informationssystem (ZEVIS) ZevKR Zeitschrift für evangelisches Kirchenrecht ZfA Zentralstelle für das Auslandsschulwesen oder Zentrale Zulagenstelle für Altersvermögen oder Zeitschrift für Arbeitsrecht ZFA Zahnmedizinischer Fachangestellter oder Zeitschrift für Arbeitsrecht ZfB Zeitschrift für Betriebswirtschaft oder Zeitschrift für Binnenschifffahrtsrecht oder Zeitschrift für Bergrecht zfbf Schmalenbachs Zeitschrift für betriebswirtschaftliche Forschung ZfBR Zeitschrift für deutsches und internationales Bau- und Vergaberecht ZFD Zollfahndungsdienst ZFDG (auch ZFdG) Zollfahndungsdienstgesetz (Gesetz über das Zollkriminalamt und die Zollfahndungsämter) ZFE Zeitschrift für Familien- und Erbrecht ZfF Zeitschrift für das Fürsorgewesen ZfhF Zeitschrift für handelswissenschaftliche Forschung ZfgK Zeitschrift für das gesamte Kreditwesen ZfIR Zeitschrift für Immobilienrecht ZFIS Zeitschrift für Innere Sicherheit in Deutschland und Europa ZfJ Zeitschrift für Jugendrecht ZfL Zeitschrift für Lebensrecht ZfPW Zeitschrift für die gesamte Privatrechtswissenschaft ZfR Zeitschrift für Rechtspfleger ZfRV Zeitschrift für Europarecht, internationales Privatrecht und Rechtsvergleichung ZfS Zeitschrift für Schadensrecht oder Zeitschrift für Soziologie oder Zeitschrift für Sozialversicherung, Sozialhilfe und Versorgung ZfSH/SGB Zeitschrift für die sozialrechtliche Praxis (bis 1996: Zeitschrift für Sozialhilfe und Sozialgesetzbuch. Monatszeitschrift für deutsches, ausländisches und internationales Sozialrecht und den europäischen Sozialraum) ZfStrVo Zeitschrift für Strafvollzug und Straffälligenhilfe ZfU Zeitschrift für Umweltpolitik & Umweltrecht ZfW Zeitschrift für Wasserrecht ZfWG Zeitschrift für Wett- und Glücksspielrecht ZfZ Zeitschrift für Zölle und Verbrauchssteuern ZG Zollgesetz oder Zeitschrift für Gesetzgebung ZGA Zugewinnausgleich ZGÄndG Gesetz zur Änderung des Zollgesetzes ZGB Zivilgesetzbuch (Begriffsklärung) oder Zivilgesetzbuch (Schweiz) ZGE Zeitschrift für Geistiges Eigentum ZGI Zeitschrift für das gesamte Informationsrecht ZGR Zeitschrift für Unternehmens- und Gesellschaftsrecht ZgS Zeitschrift für die gesamte Staatswissenschaft ZGS Zeitschrift für das gesamte Schuldrecht oder Zeitschrift für Vertragsgestaltung, Schuld- und Haftungsrecht ZHG Gesetz über die Ausübung der Zahnheilkunde ZHG§10PrO Prüfungsordnung nach § 10 des Gesetzes über die Ausübung der Zahnheilkunde ZHG§19ZG Gesetz über die Zulassung von nach § 19 des Zahnheilkundegesetzes berechtigten Personen zur Behandlung der Versicherten in der gesetzlichen Krankenversicherung ZHG§8DV Verordnung zur Durchführung des § 8 Abs. 1 des Gesetzes über die Ausübung der Zahnheilkunde ZHR Zeitschrift für das gesamte Handels- und Wirtschaftsrecht ZHS Zollhauptsekretär (siehe Amtsbezeichnungen der deutschen Zollverwaltung) ZHW Zollhauptwachtmeister ZI Zollinspektor ZIdPrüfV Verordnung über die Bestimmung von Dokumenten, die zur Überprüfung der Identität einer nach dem Geldwäschegesetz zu identifizierenden Person zum Zwecke des Abschlusses eines Zahlungskontovertrags zugelassen werden (Zahlungskonto-Identitätsprüfungsverordnung) ZIEV Verordnung über die angemessene Eigenkapitalausstattung von Zahlungsinstituten und E-Geld-Instituten nach dem Zahlungsdiensteaufsichtsgesetz (ZAG-Instituts-Eigenmittelverordnung) ZimMstrV Verordnung über das Meisterprüfungsberufsbild und über die Prüfungsanforderungen in den Teilen I und II der Meisterprüfung im Zimmerer-Handwerk ZinnGießHwV Verordnung über das Berufsbild des Zinngießer-Handwerks ZInsO Zeitschrift für das gesamte Insolvenzrecht ZinnRVorRV Verordnung über die Gewährung von Vorrechten und Immunitäten an den Internationalen Zinnrat nach dem Fünften Internationalen Zinn-Übereinkommen vom 21. Juni 1975 ZIP Zeitschrift für Wirtschaftsrecht ZIR Zeitschrift Interne Revision. Fachzeitschrift für Wissenschaft und Praxis ZirkRegV Verordnung über die Registrierung von Erlaubnissen zur Zurschaustellung von Tieren an wechselnden Orten (Zirkusregisterverordnung) ZIS Zeitschrift für Internationale Strafrechtsdogmatik oder Zollinformationssystem ZISG Gesetz zu dem Übereinkommen auf Grund von Artikel K.3 des Vertrags über die Europäische Union vom 26. Juli 1995 über den Einsatz der Informationstechnologie im Zollbereich ZIV Zinsinformationsverordnung (Verordnung zur Umsetzung der Richtlinie 2003/48/EG des Rates im Bereich der Besteuerung von Zinserträgen) ZivHaftBkÖlVerschmSchÜbk Internationales Übereinkommen über die zivilrechtliche Haftung für Schäden durch Bunkerölverschmutzung ZIVIT Zentrum für Informationsverarbeitung und Informationstechnik ZJI Zusammenarbeit im Bereich Justiz und Inneres ZJJ Zeitschrift für Jugendkriminalität und Jugendhilfe ZJS Zeitschrift für das Juristische Studium ZK Zivilkammer oder Zentralkomitee oder Zollkodex (aufgehoben, abgelöst 2016 durch UZK Zollkodex der Union) oder Zollkasse oder Zutrittskontrolle ZKA Zollkriminalamt oder Zentraler Kreditausschuss (bis Juli 2011, seitdem Die Deutsche Kreditwirtschaft) ZKBSV Verordnung über die Zentrale Kommission für die Biologische Sicherheit ZKDSG Gesetz über den Schutz von zugangskontrollierten Diensten und von Zugangskontrolldiensten (Zugangskontrolldiensteschutz-Gesetz) ZK-DVO Durchführungsverordnung zum Zollkodex ZKF Zeitschrift für Kommunalfinanzen (Zeitschrift) ZKG Gesetz über die Vergleichbarkeit von Zahlungskontoentgelten, den Wechsel von Zahlungskonten sowie den Zugang zu Zahlungskonten mit grundlegenden Funktionen (Zahlungskontengesetz) ZKJ Zeitschrift für Kindschaftsrecht und Jugendhilfe ZKM Zeitschrift für Konfliktmanagement ZKR Zentralkommission für die Rheinschifffahrt oder Zentrales Kontrollgerätkartenregister ZKS Zentrale Koordinierungsstelle der Länder ZKS-Abfall Zentrale Koordinierungsstelle der Länder Abfall (siehe Zentrale Koordinierungsstelle Abfall) ZLG Zentralstelle der Länder für Gesundheitsschutz bei Arzneimitteln und Medizinprodukten ZLS Zentralstelle der Länder für Sicherheitstechnik ZLR Zeitschrift für das gesamte Lebensmittelrecht oder Richtlinie 2003/49/EG (Zins- und Lizenzrichtlinie) ZLuftSiÜbk Übereinkommen zur Bekämpfung widerrechtlicher Handlungen gegen die Sicherheit der Zivilluftfahrt ZLW Zeitschrift für Luft- und Weltraumrecht ZM Zusammenfassende Meldung ZMDV Datenträger-Verordnung über die Abgabe Zusammenfassender Meldungen ZMediatAusbV Verordnung über die Aus- und Fortbildung von zertifizierten Mediatoren (Zertifizierte-Mediatoren-Ausbildungsverordnung) ZMGR Zeitschrift für das gesamte Medizin- und Gesundheitsrecht ZMR Zeitschrift für Miet- und Raumrecht oder Zentrales Melderegister (Österreich) (siehe Melderegister#Österreich) ZMV Zugänglichmachungsverordnung (Verordnung zur barrierefreien Zugänglichmachung von Dokumenten für blinde und sehbehinderte Personen im gerichtlichen Verfahren) oder Zeitschrift für die Praxis der Mitarbeitervertretung in den Einrichtungen der katholischen und evangelischen Kirche ZNDG Bundesgesetz über die Zuständigkeiten im Bereich des zivilen Nachrichtendienstes (Schweiz) ZNotP Zeitschrift für Notarpraxis ZNR Zeitschrift für Neuere Rechtsgeschichte ZOAR Zolloberamtsrat ZÖD Zusatzversorgung des öffentlichen Dienstes ZOI Zolloberinspektor ZollKostV Zollkostenverordnung ZollV Zollverordnung ZollVG Zollverwaltungsgesetz ZonenRFG Zonenrandförderungsgesetz (Gesetz zur Förderung des Zonenrandgebietes) ZoonoseV Verordnung mit lebensmittelrechtlichen Vorschriften zur Überwachung von Zoonosen und Zoonoseerregern ZÖR Zeitschrift für öffentliches Recht (Österreich) ZOS Zollobersekretär ZOV Zeitschrift für offene Vermögensfragen, Rehabilitierungs- und sonstiges Wiedergutmachungsrecht ZOW Zolloberwachtmeister ZP Zusatzprotokoll oder Zusatzpatent ZPO Zivilprozessordnung ZParl Zeitschrift für Parlamentsfragen ZPr. Die Zollpraxis (Zeitschrift) ZPÜ Zentralstelle für private Überspielungsrechte ZQ Zentrum für Qualität und Management im Gesundheitswesen oder Zusatzqualifikation ZR Zivilrecht oder Zollrecht ZRBG Gesetz zur Zahlbarmachung von Renten aus Beschäftigungen in einem Ghetto (Ghettorentengesetz) ZRFC Risk, Fraud & Compliance. Prävention und Aufdeckung in der Compliance-Organisation ZRG Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte (auch ZSS) ZRHO Rechtshilfeordnung für Zivilsachen ZRP Zeitschrift für Rechtspolitik ZS Zivilsenat oder Zollsekretär oder Zulassungsstelle ZSAI Zollschiffsamtsinspektor ZSchG Zeugenschutzgesetz ZSE Zeitschrift für Staats- und Europawissenschaften ZSEG Zeugen- und Sachverständigen-Entschädigungsgesetz (aufgehoben, siehe jetzt JVEG) ZSG Zivilschutzgesetz ZSHG Zeugenschutz-Harmonisierungsgesetz (Gesetz zur Harmonisierung des Schutzes gefährdeter Zeugen) ZSHS Zollschiffshauptsekretär ZSKG Gesetz über den Zivilschutz und die Katastrophenhilfe des Bundes (Zivilschutz- und Katastrophenhilfegesetz) ZSOS Zollschiffsobersekretär ZSR Zeitschrift für Schweizerisches Recht oder Zentrales Schutzschriften-Register (siehe Schutzschrift) ZSS Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte (auch ZRG) ZSSR Zentrales Schutzschriften-Register (siehe Schutzschrift) ZStAmnG Zinssteueramnestiegesetz (Gesetz über die strafbefreiende Erklärung von Einkünften aus Kapitalvermögen und von Kapitalvermögen) ZStV Zentrales Staatsanwaltschaftliches Verfahrensregister oder Zivilstandsverordnung (Schweiz) oder Zeitschrift für Stiftungs- und Vereinswesen ZStVBetrV Verordnung über den Betrieb des Zentralen Staatsanwaltschaftlichen Verfahrensregisters ZStW Zeitschrift für die gesamte Strafrechtswissenschaft ZSVR Zentrale Stelle Verpackungsregister ZSW Zeitschrift für das gesamte Sachverständigenwesen ZT Kammer der Ziviltechniker (kurz: Ziviltechnikerkammer) (Österreich) ZTechAusbV Verordnung über die Berufsausbildung zum Zahntechniker/zur Zahntechnikerin ZTKG (auch ZTG) Ziviltechnikerkammergesetz (Österreich) ZTR Zeitschrift für Tarifrecht oder Zentrales Testamentsregister ZTRV Testamentsregister-Verordnung (siehe Zentrales Testamentsregister) ZTV Zolltarifverordnung oder Zusätzliche technische Vertragsbedingungen ZU Zustellungsurkunde ZuckStG Zuckersteuergesetz (siehe Zuckersteuer) ZuckStDB Zuckersteuer-Durchführungsbestimmung ZÜS Zugelassene Überwachungsstelle ZuG Zuteilungsgesetz ZugErschwG Gesetz zur Erschwerung des Zugangs zu kinderpornographischen Inhalten in Kommunikationsnetzen (Zugangserschwerungsgesetz) ZuInvG Gesetz zur Umsetzung von Zukunftsinvestitionen der Kommunen und Länder (Zukunftsinvestitionsgesetz) ZulKostV Kostenverordnung für die Zulassung von Meßgeräten zur Eichung ZUM Zeitschrift für Urheber- und Medienrecht ZuMonAwV Verordnung über die Einreichung zusammengefaßter Monatsausweise nach dem Gesetz über das Kreditwesen ZupfInstrmMAusbV Verordnung über die Berufsausbildung zum Zupfinstrumentenmacher/zur Zupfinstrumentenmacherin ZupfMstrV Verordnung über das Berufsbild und über die Prüfungsanforderungen im praktischen und im fachtheoretischen Teil der Meisterprüfung für das Zupfinstrumentenmacher-Handwerk ZUR Zeitschrift für Umweltrecht ZuschlagV Verordnung über die Festsetzung eines Zuschlages für die Berechnung des haftenden Eigenkapitals von Kreditinstituten in der Rechtsform der eingetragenen Genossenschaft ZusEntschLnuklSchÜbk Übereinkommen über zusätzliche Entschädigungsleistungen für nuklearen Schaden ZustAnpG Gesetz zur Anpassung von Rechtsvorschriften an veränderte Zuständigkeiten oder Behördenbezeichnungen innerhalb der Bundesregierung (Zuständigkeitsanpassungsgesetz) ZustDG EG-Zustellungsdurchführungsgesetz (Gesetz zur Durchführung gemeinschaftsrechtlicher Vorschriften über die Zustellung gerichtlicher und außergerichtlicher Schriftstücke in Zivil- oder Handelssachen in den Mitgliedstaaten), aufgehoben durch EG-Beweisaufnahmedurchführungsgesetz vom 4. November 2003 () ZustErgG Gesetz zur Ergänzung von Zuständigkeiten auf den Gebieten des Bürgerlichen Rechts, des Handelsrechts und des Strafrechts ZustVO Zustellungsverordnung (Verordnung (EG) Nr. 1348/2000 […] über die Zustellung gerichtlicher und außergerichtlicher Schriftstücke in Zivil- oder Handelssachen in den Mitgliedstaaten) oder Zuständigkeitsverordnung ZustVV Zustellungsvordruckverordnung ZuV Zusatzstoffverordnung (Schweiz) oder Zusatzstoff-Verordnung (Österreich) ZuVOJu Baden-Württembergische Verordnung des Justizministeriums über Zuständigkeiten in der Justiz (Zuständigkeitsverordnung Justiz) ZuwG Zuwanderungsgesetz ZUZ Zentrale Unterstützungsgruppe Zoll ZV Zwangsvollstreckung oder Zwangsversteigerung (Deutschland) oder Zwangsverwaltung oder Zahlungsverkehr oder Zusatzversicherung oder Zweckverband oder Zollvertrag oder Zollvorschrift oder Zielvereinbarung oder Zentralvorstand oder Zeugenvernehmung oder Zulassungsverordnung oder Zugelassener Versender zvE Zu versteuerndes Einkommen ZVersWiss Zeitschrift für die gesamte Versicherungswissenschaft ZVertriebsR Zeitschrift für Vertriebsrecht ZVFV Verordnung über Formulare für die Zwangsvollstreckung (Zwangsvollstreckungsformular-Verordnung) ZVG Gesetz über die Zwangsversteigerung und die Zwangsverwaltung ZVglRWiss Zeitschrift für Vergleichende Rechtswissenschaft ZVI Zeitschrift für Verbraucher- und Privat-Insolvenzrecht ZVR Zivilverfahrensrecht oder Zwangsvollstreckungsrecht oder Zentrales Vorsorgeregister (siehe Vorsorgeregister-Verordnung) oder Zeugnisverweigerungsrecht oder (österreichische) Zeitschrift für Verkehrsrecht ZVS Zentralstelle für die Vergabe von Studienplätzen (aufgehoben; jetzt Stiftung für Hochschulzulassung (SfH)) zw. zweifelhaft oder zwischen ZW Zollwachtmeister ZwangsmEinwG Gesetz zur Regelung der betreuungsrechtlichen Einwilligung in eine ärztliche Zwangsmaßnahme (siehe Betreuung) ZWB Zugelassener Wirtschaftsbeteiligter ZWE Zeitschrift für Wohnungseigentumsrecht ZWeR Zeitschrift für Wettbewerbsrecht – Journal of Competition Law ZwEWG Zweckentfremdungsgesetz (mehrerer Bundesländer, z. B. Bay oder BW) ZWH Zeitschrift für Wirtschaftsstrafrecht und Haftung im Unternehmen ZWG Bundesgesetz über Zweitwohnungen(Zweitwohnungsgeset) (Schweiz) ZwVbG Zweckentfremdungsverbots-Gesetz Berlin ZwVbVO Zweckentfremdungsverbot-Verordnung ZwStVO Saarländische Verordnung betreffend die Errichtung von amtsgerichtlichen Zweigstellen ZwVollStrÄndG Gesetz zur Reform der Sachaufklärung in der Zwangsvollstreckung ZwVwV Zwangsverwalterverordnung ZZ Zollzahlstelle oder Zusatzzeichen oder Zwischenzeugnis ZZP Zeitschrift für Zivilprozess ZZulV Zusatzstoff-Zulassungsverordnung Siehe auch Liste der Rechtsnormen der Bundesrepublik Deutschland Portal:Recht/Liste der Rechtsthemen Latein im Recht Literatur Weblinks Cardiff Index to Legal Abbreviations – Datenbank mit Abkürzungen zur Rechtssprache international (einschließlich deutschsprachiger Abkürzungen), Universität Cardiff Juristische Abkürzungen von A bis Z Einzelnachweise Liste (Recht) !Abkurzungen Gesetze und Recht
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https://de.wikipedia.org/wiki/Liste%20von%20Abk%C3%BCrzungen%20%28Computer%29
Liste von Abkürzungen (Computer)
Dies ist eine Liste technischer Abkürzungen, die im IT-Bereich verwendet werden. A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T U V W X Y Z Siehe auch Liste von Abkürzungen (Netzjargon) Liste von Dateinamenserweiterungen Liste der Abkürzungen in der Informationstechnik Weblinks Seite zum Suchen von Abkürzungen 14000 Abkürzungen aus Informatik und Telekommunikation Seite zum Suchen von Abkürzungen (englisch) Abkurzungen (Computer) Computer
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https://de.wikipedia.org/wiki/Liste%20von%20Unternehmen%20mit%20Namensherkunftserkl%C3%A4rungen
Liste von Unternehmen mit Namensherkunftserklärungen
Dies ist eine Liste von Firmen (Namen der Unternehmen) sowie ihrer Herkunft (Etymologie). Häufig sind die Firmen Abkürzungen oder Akronyme der Namen der Gründer, voriger Gesellschaften oder des Unternehmensziels. # 20th Century Fox – gebildet 1935 durch die Fusion von Twentieth Century Pictures und der Fox Film Corporation von William Fox. 3B Scientific – Best Quality, Best Value, Best Service 3M – Die Minnesota Mining and Manufacturing Company (etwa „Bergbau- und Fertigungsgesellschaft Minnesota“) begann damit, das Mineral Korund für Sandpapier abzubauen. 3S – Steht für Smart Software Solutions. Der Hersteller von CoDeSys, einer Entwicklungsumgebung für SPS nach dem IEC-61131-3-Standard für professionelle Anwendungsentwicklung in der Industrieautomation. 7-Eleven – 7-Eleven wurde 1927 als „Tote’m“ gegründet (nach den „tote“ genannten Tragetaschen in Supermärkten, zusammen mit „’m“ für „them“, Englisch für „ihnen“). 1946 wurde Tote’m zu 7-Eleven, um die neuen, verlängerten Einkaufszeiten – 7 Uhr morgens bis 11 Uhr abends, 7 Tage die Woche – widerzuspiegeln. A A&P – The Great Atlantic and Pacific Tea Company, Supermarkt-Kette in den USA, deren Aktienmehrheit seit 1979 die Unternehmensgruppe Tengelmann hält; im Deutschen auch Attraktiv und Preiswert. ABB – Asea Brown Boveri, früher ASEA und BBC ABN AMRO – In den 1900ern fusionierten die Nederlandse Handelmaatschappij (Niederländische Handelsgesellschaft; 1824) und die Twentsche Bank zur Algemene Bank Nederland (Allgemeine Bank der Niederlande). 1966 fusionierten die Amsterdamsche Bank und die Rotterdamsche Bank zur Amro Bank. 1991 fusionierten ABN und die Amro Bank zur ABN AMRO. ABUS – August Bremicker (Und) Söhne Accenture – „Accent on the Future“ (etwa: Hervorhebung der Zukunft). Ein Größer-als-Zeichen als Akzent über dem t des Unternehmenslogos zeigt symbolisch in die Zukunft. Der Name entstand als Vorschlag eines norwegischen Mitarbeiters im Rahmen eines unternehmensweiten Namensfindungsprozesses. Bis zum 1. Januar 2001 hieß das Unternehmen Andersen Consulting. Adecco – Entstand aus der Fusion der Schweizer Personalagentur Adia mit der französischen Personalagentur Ecco. Adesso – Italienisch: der Name bedeute „jetzt“ oder auch „sofort“. Adidas – vom Namen des Gründers Adolf Dassler (Adi Dassler) Adobe – Kommt vom Namen des Flusses Adobe Creek, der hinter dem Haus der Begründer John Warnock und Chuck Geschke fließt. AEG – Allgemeine Elektrizitäts-Gesellschaft AGA – Aktiebolaget Gasacculumator Agfa – Agfa stand ursprünglich für „Aktien-Gesellschaft für Anilinfabrikation“. Anilin wird zur Synthese von Farben verwendet. Agip – Azienda Generale Italiana Petroli (: Allgemeine Italienische Erdölgesellschaft). Ahold – Ahold (1973 gegründet) steht für Albert Heijn Holding (Eine Holding ist eine Gesellschaft ohne eigenen Produktionsbetrieb). Die Holding wurde um die Albert Heijn Supermärkte (1887 gegründet) errichtet. 1987 wurde Ahold zu Royal Ahold. Akamai – Hawaiisch für „klug, intelligent und cool“. AKZO – Unternehmenszusammenschluss 1969 von Algemene Kunstzijde Unie (AKU) und Koninklijke Zout Organon (KZO) Alcatel – Société Alsacienne de Constructions Atomiques, de Télécommunications et d’Electronique (: Elsässische Entwicklungsgesellschaft der Atom-, Telekommunikations- und Elektrotechnik). ALDI – Albrecht-Discount (Unternehmensgründer Karl und Theo Albrecht) Alete – lateinisch alete „Ernährt Euch!“ (Imperativ Plural des Verbs „alere“ = sich ernähren, nahrhaft sein) Alfa Romeo – Anonima Lombarda Fabbrica Automobili (: Lombardische Autofabrik), ergänzt um den Namen des Gründers Nicola Romeo. Alno – Vom Namen des Gründers Albert Nothdurft. AltaVista – Spanisch für „hochgelegener Ausblick“. Alza – Vom Namen des Begründers Alejandro Zaffaroni. Amazon.com – Begründer Jeff Bezos benannte das Unternehmen nach dem voluminösesten Fluss, dem Amazonas (vorher hieß das Unternehmen Cadabra.com). Er sah die Möglichkeiten von größeren Verkaufsvolumen, die ein Online-Buchgeschäft gegenüber den zu der Zeit stark verbreiteten Bücherläden bietet. (Alternative: Es wird gesagt, dass Jeff Bezos sein Buchgeschäft Amazon einfach aufgrund der Popularität von Yahoo so benannte; Yahoo listete die Einträge nach dem Alphabet sortiert, und so würde Amazon immer über seinen Wettbewerbern in den relevanten Kategorien stehen, in denen es gelistet wurde.) AMD – Advanced Micro Devices AMG – Hans-Werner Aufrecht und Erhard Melcher in Großaspach AMOCO – American Oil Company – heute Teil von BP Amstrad – „Amstrad Consumer Electronics plc“ wurde von Alan Michael Sugar in Großbritannien gegründet. Der Name ist ein Zusammenzug von Alan Michael Sugar Trading (Handel). AOK — Die Allgemeine Ortskrankenkasse besteht aus 11 selbstständigen Krankenkassen und wurde von Otto v. Bismark 1884 gegründet. Apache – Erstens: Der Name wurde aus Respekt vor den Ureinwohnern Nordamerikas, dem Stamm der Apachen gewählt, die dafür bekannt waren, höchste Fähigkeiten in der Kriegführung und unerschöpfliche Ausdauer zu besitzen. Zweitens: Weitläufiger (obwohl fälschlicherweise) akzeptiert, ist, dass der Name einem englischen Wortspiel entstammt: Die Gründer fingen damit an, Quellcode-Patches für NCSAs httpd-Server zu schreiben. Das Ergebnis war „a patchy“ server (frei übersetzt: Ein geflickter Server, ein Flickenteppich-Server). Daher der Name Apache. Apple – (Englisch für Apfel) Aufgrund der Lieblingsfrucht des Unternehmens-Mitgründers Steve Jobs und/oder wegen der Zeit, die er in einem Obstgarten arbeitete. Er war bereits drei Monate im Rückstand mit der Benennung seines Unternehmens und drohte, sein Unternehmen „Apple Computer“ zu nennen, wenn seine Kollegen bis 17:00 Uhr keinen besseren Namen nennen würden. Apples Macintosh ist nach einer beliebten Apfelsorte in den USA benannt. ARAG – Auto-Rechtsschutz-AG. Aral – Aromaten und Aliphaten, zwei wesentliche Bestandteile des Otto-Kraftstoffs. Arby’s – Amerikanische Aussprache der Abkürzung ihrer Gründer – der Raffel Brothers. Ihre Partner wollten den Namen „Big Tex“ verwenden, waren aber nicht erfolgreich in der Verhandlung mit einem Akroner Geschäftsmann, der den Namen bereits benutzte. Mit Forrests Worten: „Wir kamen auf Arby’s, was für R.B. steht, die Initialen der Raffel Brothers, obwohl die Kunden wahrscheinlich denken könnten, dass die Initialen für Rinderbraten (roast beef) stehen.“ ARC – Austrian Research Centers, früher Forschungszentrum Seibersdorf Arcor – Der Name sollte aus dem Feld der Telekommunikationsanbieter herausstechen. Nach der Entwicklung und Prüfung von ca. 10.000 internationalen Namenskreationen fiel die Wahl auf den von Nomen International kreierten Namen Arcor. Als Begründung wurde angegeben, „Arcor“ sei kurz und prägnant und strahle Dynamik und Kompetenz aus. Die Semantik des Namens spiele mit dem „goldenen Bogen“ (frz. „l’arc d’or“), dem Brückenschlag zum Kunden. ARD – Arbeitsgemeinschaft der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten der Bundesrepublik Deutschland. In der DDR wurde daraus wegen begrenzter Reichweite: Außer Raum Dresden. ARM – Benannt nach dem Mikroprozessor, der von dem kleinen, britischen Unternehmen Acorn als Nachfolger des 6502 aus dessen BBC-Mikrocomputer entwickelt wurde. ARM stand ursprünglich für Acorn Risc Machine (RISC ist eine Abkürzung aus dem IT-Bereich, die eine Bauart von Prozessoren bezeichnet). Als das Unternehmen Unterstützung von Apple und VTI erhielt, wurde der Name zu Advanced Risc Machines geändert. ASICS – ASICS ist eine Abkürzung für „Anima Sana In Corpore Sano“, was aus dem lateinischen übersetzt so viel bedeutet wie „Ein gesunder Geist in einem gesunden Körper“. Ask Jeeves – Internet-Suchmaschine, die nach dem Gentleman Reginald Jeeves in einer Bücherserie von P. G. Wodehouse benannt ist. Aston Martin – Von den Aston-Hill-Rennen (nahe Aston Clinton) aus der Gegend, in der das Unternehmen gegründet wurde, und dem Nachnamen von Lionel Martin, dem Unternehmensgründer. ASV – Axel Springer Verlag, seit 2003 nur noch „Axel Springer“. AT&T – Die „American Telephone and Telegraph Corporation“ wechselte ihren Namen in den 1990ern offiziell zu „AT&T“. Atari – Vom Brettspiel Go stammend ist „atari“ das japanische Wort für die Situation, in der die Steine des Gegners in der Gefahr sind, genommen zu werden. Athesia – Vom lateinischen Namen der Etsch (Athesis) ATI – Ursprünglich Array Technology Incorporated, später ATI Technologies Incorporated (rekursives Akronym). ATI wurde 2006 von AMD aufgekauft, bleibt als Markenname jedoch erhalten. ATS – Auto Technisches Spezialzubehör; Produziert leichte Aluräder und Motorteile mit einem eigenen Formel-1-Team in den späteren 1970ern und frühen 1980ern. AUA – heute „Austrian“, früher Austrian Airlines Audi – Keine Abkürzung, sondern die lateinische Übersetzung des Nachnamens des Unternehmensgründers August Horch. Der Gründer verließ sein Unternehmen „Horch“ nach fünf Jahren, wollte aber weiterhin Autos bauen. Da aber das frühere Unternehmen weiterhin existierte, nannte er das neue Unternehmen Audi nach der lateinischen Übersetzung (Horch = Imperativ Singular für „Hören“). Avanade – Ableitung der Wörter, die kollektiv die zukunftsorientierte und Initiative ergreifende Methode beschreiben, mit der das Unternehmen Kundenziele vorantreibt: avan-, advance (voranschreiten), advantage (Vorteil), avenue (Möglichkeit) + -ade, action (Aktion), act (Handeln). Joint Venture von Accenture und Microsoft. B Bang & Olufsen – Vom Namen ihrer Gründer, Bang und Olufsen aus Dänemark. B&Q – Von den Initialen ihrer Gründer, Block und Quayle. B&W – Von den Initialen ihrer Gründer, Bowers und Wilkins. Bally – Ursprünglich „Lion Manufacturing“, änderte ihren Namen zu Bally nach dem Erfolg ihres ersten populären Flippers Ballyhoo. BASF – früher Badische Anilin und Soda Fabrik (Anilin wird zur Synthese von Farben verwendet, Soda wird zur Glasverarbeitung gebraucht). Soda und Anilin waren die ersten Produkte des Unternehmens. Bayer – nach dem Gründer Friedrich Bayer, der seinen Namen aus Marketinggründen von Beyer geändert hatte (bis 1972 Farbenfabriken Bayer AG) BayWa – Bayrische Warenvermittlungs AG. 1923 trennte die Bayrische Zentral-Darlehenskasse ihr Warengeschäft vom Finanzgeschäft ab. BBDO – Nach den Anfangsbuchstaben der Unternehmensgründer Batton, Barton, Durstine, Osborne benanntes internationales (Werbe-)Agentur-Netzwerk. BEA Systems – Von den ersten Initialen der drei Unternehmensgründer: Bill Coleman, Ed Scott and Alfred Chuang. BenQ – „Bringing Enjoyment and Quality to life“ (etwa: Bringt Freude und Qualität ins Leben). bft – Bund freier Tankstellen Bibitec – Akronym für Bielefelder Biotechnologie. Die Bibitec Prozessentwicklungs GmbH ist ein in Bielefeld ansässiges Biotechnologieunternehmen. BIC – Abkürzung des Familiennamens des Unternehmensgründers Marcel Bich BILLA – Billiger Laden, gegründet von Karl Wlaschek (Größte österreichische Supermarktkette) Bimota – Von den ersten Silben der Familiennamen der Gründer Bianchi, Morri und Tamburini abgeleitet. BIPA – Billige Parfümerie, gegründet von Karl Wlaschek (österreichische Drogeriemarktkette) Bizerba – Familienname des Unternehmensgründers Bizer, Unternehmenssitz Balingen Blackstone – Der Unternehmensgründer Stephen Schwarzman stand Pate für Black, und der Mitbegründer Peter Peterson, dessen Namen auf Griechisch Stein bedeutet, steuerte stone bei. BMW – Bayerische Motorenwerke BOB – Bodensee-Oberschwaben-Bahn, Bayerische Oberlandbahn und Berner Oberland-Bahn BP – früher: The British Petroleum Company, auch umgedeutet zu beyond petroleum BRAX – Markenname der Leineweber GmbH & Co. KG, im Jahr 1950 abgeleitet vom lateinischen Begriff „bracae“ für Hose und von der englischen Firma „Daks“, für die das Unternehmen in Lizenz produzierte. Bridgestone – benannt nach dem Gründer Shojiro Ishibashi. Der Nachname Ishibashi (石橋) bedeutet „Steinbrücke“ beziehungsweise „Brücke aus Stein“ (Englisch: „stone bridge“ oder „bridge of stone“) BSF – Bremer Silberwaren Fabrik Bull – Die in Paris gegründete Compagnie des machines Bull nutzte die Patente für Lochkartenmaschinen, gesichert vom Norwegischen Ingenieur Frederik Rosing Bull. C C&A – Initialen der Brüder Clemens & August Brenninkmeijer, die das Textilunternehmen 1841 in den Niederlanden gründeten. CA – Computer Associates Canon – Von Kannon, dem japanischen Namen des buddhistischen Bodhisattva der Gnade. Der Name wurde zu Canon geändert, um zu vermeiden, dass religiöse Gruppen beleidigt würden. Casala – ehem. Schulmöbelfabrik aus Lauenau (Carl Sasse Lauenau, benannt nach Gründer und Ort). Casio – Vom Namen ihres Gründers Kashio Tadao, der das Unternehmen Kashio Seisakuja als Subunternehmer-Fabrik eingerichtet hatte. Castrol – Abgeleitet von Castor Oil, dem Öl der Rizinuspflanze (engl. castor bean), das vom Unternehmensgründer als Additiv beigemischt wurde. Ciba-Geigy – Ciba heißt Chemische Industrie Basel, fusioniert mit einem Unternehmen, das nach seinem Gründer Johann Rudolf Geigy-Merian benannt war. Wurde später nach einer Fusion mit Sandoz umbenannt zu Novartis. Cintis – Kurz für Consulting, Information, Networking, Technologie, Integrierung und Software von CINTIS International Limited Cisco – Kurz für San Francisco. Möglich ist aber auch, dass es „CIS-co“ war – Computer Information Services war die Abteilung der Stanford University, in der die Gründer arbeiteten. Coca-Cola – Coca-Cola kommt vom Namen der Coca-Blätter und den Kola-Früchten, die für den Geschmack verarbeitet wurden. Coca-Cola-Erfinder John Pemberton änderte das „K“ von Kola zu „C“, damit der Name besser aussah. Coleco – Fing als Connecticut Leather Company an (etwa: Connecticut Leder-Unternehmen). Colgate-Palmolive – Entstand aus der Fusion der Seifenhersteller Colgate & Company und Palmolive-Peet. Peet wurde 1953 gestrichen. Colgate wurde nach William Colgate benannt, einem englischen Immigranten, der 1806 ein Stärke-, Seife- und Kerzen-Unternehmen in New York City errichtete. Palmolive wurde nach den zwei Ölen benannt, die in seiner Produktion verwendet wurden. COLT – Von City of London Telecom. Compaq – Von „Comp“ für Computer und „pack“ für ein kleines Objekt. Eine andere Erklärung ist Compatibility and Quality (Kompatibilität und Qualität). Corel – Vom Namen des Gründers Dr. Michael Cowpland. Corel steht hier für Cowpland Research Laboratory (Cowpland Forschungslabor). Cray Research – Benannt nach dem Begründer Seymour Roger Cray, der 1997 durch einen Autounfall ums Leben kam. CVS – Abkürzung für Consumer Value Stores (etwa: Konsumartikelläden). D DADC – Digital Audio Disc Corporation, gehört zum Medienkonzern Sony und ist spezialisiert auf die Herstellung von Tonträgern. Daewoo – Der Unternehmensgründer Kim Woo Chong nannte das Unternehmen so, weil Daewoo auf Koreanisch „Großes Universum“ bedeutet. DAF – Doorne’s Automobiel Fabriken (gegr. von Hub van Doorne) Daimler AG – Nach der Trennung von Chrysler ist dies nun der neue Unternehmensname. Umgangssprachlich wird in Württemberg schon immer nur „Daimler“ gesagt. In Baden heißt die Daimler AG volkstümlich auch heute noch „Benz“. Daimler-Benz wiederum setzt sich zusammen aus den Namen der Gründer der Vorgängergesellschaften Daimler-Motoren-Gesellschaft und Benz & Cie. DB – Deutsche Bahn AG (seit 1991, vorher Deutsche Bundesbahn) DDB – Nach den Anfangsbuchstaben der Unternehmensgründer Doyle, Dane, Bernbach benanntes internationales (Werbe-)Agentur-Netzwerk. DEA – Deutsche Erdöl-AG, 2002 von Shell übernommen. debis – Daimler-Benz InterServices AG Debian – Der Projektgründer Ian Murdock benannte es nach sich selbst und seiner Freundin Debra. DEC – Digital Equipment Corporation, Computerhersteller Dell – Benannt nach dem Gründer Michael Dell. Das Unternehmen änderte seinen Namen 2003 zu Dell Computer. Delta Air Lines – Die in Atlanta, GA ansässige Fluggesellschaft wurde nach ihrem ersten vorrangigem Zielgebiet, dem Mississippi-Delta, benannt. Demag – Deutsche Maschinenbau-Aktiengesellschaft Degesch – Deutsche Gesellschaft für Schädlingsbekämpfung mbH, bekannt als Inhaberin des Patents des Giftstoffes Zyklon B Degussa – Deutsche Gold- und Silber-Scheideanstalt Detecon – Deutsche Telepost Consulting DEUTA – Deutsche Tachometerwerke (1905-), Automobil-Sparte heute in VDO Automotive, Bahn-Sparte heute DEUTA-Werke GmbH DHL – Das Unternehmen wurde von Adrian Dalsey, Larry Hillblom und Robert Lynn gegründet, deren letzte Initialen den Namen ausmachen. Diamond-Reo – Dieser LKW-Hersteller entstand 1967 aus der Fusion von REO mit Diamond T. Diamond T – Der Gründer des ehemaligen Herstellers von PKW (1905–11) und LKW (bis 1967), Charles Arthur Tilt, stellte seiner Initiale das „Diamond“ (Diamant) voran als Hinweis auf die Hochwertigkeit seiner Produkte DKW – Dampfkraftwagen, später auch Des Knaben Wunsch und Das kleine Wunder (oder Deutscher Kinder-Wagen) Dow Chemical Company – Benannt nach dem Gründer Herbert Henry Dow. DUAL – Einst Hersteller hochwertiger Plattenspieler. Der Name geht auf den dualen Antrieb (Feder und Elektromotor) der damals gebauten Plattenspieler zurück. Dugena – Deutsche Uhrmacher-Genossenschaft Alpina, deutsche Uhrenmarke Dureco – Dutch Record Company, niederländisches Plattenlabel DSW – Deutscher Schutz- und Wachdienst DWS – Deutsche Gesellschaft für Wertpapiersparen mbH E EADS – European Aeronautic Defence and Space Company Ebay – Pierre Omidyar, der die Handelsplattform gründete, hatte einen Internet-Consulting-Konzern namens „Echo Bay Technology Group“ auf die Beine gestellt. „Echo Bay“ bezog sich nicht auf die Stadt in Nevada in der Naturlandschaft am Lake Mead (dem Stausee des Hoover-Damms) oder auf irgendeinen anderen real existierenden Ort. „Es klang einfach gut“ wird von Omidyar berichtet. Als er versuchte, EchoBay.com zu registrieren, fand er heraus, dass der Goldminenbetreiber Echo Bay Minengesellschaft die Domain bereits gesichert hatte. Daher registrierte Omidyar den Namen, den er für den Zweitbesten hielt: eBay.com. EDEKA – 1911 wurde aus der Abkürzung EdK, Einkaufsgenossenschaft der Kolonialwarenhändler, der bis heute gültige Unternehmens- und Markenname EDEKA gebildet. Eduscho – nach dem Gründer Eduard Schopf EHI – Euro Handels Institut ELF – : Essences et Lubrifiants Français (oder „de France“; französische Treibstoffe und Schmiermittel) EMC² Corporation – Das Unternehmen wurde von Richard Egan und Roger Marino gegründet. Es gab lange das Gerücht, dass es ursprünglich einen weiteren Partner C gab, der für den dritten Buchstaben verantwortlich war. Aus anderen Berichten geht hervor, dass das C nur für Company (: Unternehmen) steht, also: E + M + Company = EMC. Da das Unternehmen im Technologiesektor arbeiten würde, übernahm es die EMC² Schreibweise von der berühmten Einstein-Gleichung E=mc². EMI – Electric & Musical Industries Ltd., Medienkonzern und Plattenlabel EnBW – Energie Baden-Württemberg Epcos – Electronic Parts and Components Epson – Epson Seiko Corporation, der japanische Drucker- und Peripheriehersteller, wurde nach „Son of Electronic Printer“ (= Sohn des elektrischen Druckers) benannt. Erdal – Nach dem Unternehmenssitz in der Erthalstraße in Mainz (in der Aussprache der Mainzer Mundart) ESA – European Space Agency Escom – Erich Schmitt Computergesellschaft mbH Esso – Von den Initialen S.O. (Standard Oil of New Jersey), die ausgesprochen „Esso“ ergeben (heute ExxonMobil). Evonik – vormals RAG (Ruhrkohle AG), da Rag im amerikanischen Sprachgebrauch für Blödsinn steht, war ein neuer Name zum internationalen Börsengang dringend nötig. Evonik ist abgeleitet aus dem lateinischen „evolvere“ = sich entwickeln… wollen Exxon – Ein Name, der in den frühen 1970ern von Esso erfunden wurde, um ein neutrales aber eindeutiges Markenzeichen für das Unternehmen zu haben. Nur Tage nach der Ankündigung des Namens wurde Exxon das „Doppelkreuzunternehmen“ genannt, was aber später nachließ. F FAG – Fischer AG Faun – Abkürzung von Fahrzeugfabriken Ansbach Und Nürnberg Facel – Abkürzung von Forges et Ateliers de Constructions d’Eure-et-Loir, war ein französisches Unternehmen, welches Metallobjekte (Haushalt, Luftfahrt, Facel Métallon Karosserien, Facel Vega Automobile) fertigte FCB – Nach den Anfangsbuchstaben der Unternehmensgründer Foote, Cone, Belding benanntes internationales (Werbe-)Agentur-Netzwerk. FedEx — Federal Express ist einer der größten US-Paketzusteller weltweit. Fegime – Abkürzung von „Fédération Européenne des Grossistes Indépendants en Matériel Electrique“ (Europäischer Bund der unabhängigen Elektrogroßhändler). Fiat – Abkürzung von Fabbrica Italiana Automobili Torino (: Italienische Autofabrik Turin) Fibro – Ursprünglich Abkürzung von Fischer und Brodbeck Firestone Tire & Rubber Company – Benannt nach ihrem Gründer Harvey Firestone. Ford Motor Company – Benannt nach ihrem Gründer Henry Ford, der 1913 die Automobilmassenproduktion erdachte. Fraport – Frankfurt Airport Services Worldwide Fuji – vom höchsten japanischen Berg Fujisan. G Galantos – Galantos leitet sich ab von galanthus nivalis, dem Schneeglöckchen. Der darin enthaltene Wirkstoff Galantamin wird als Mittel gegen die Alzheimer-Krankheit genutzt. GE – General Electric Geha – Abkürzung für Gebrüder-Hartmann-Werke GEMA – Gesellschaft für musikalische Aufführungs- und mechanische Vervielfältigungsrechte GEZ – Gebühreneinzugszentrale GF AG – Abkürzung für Georg Fischer AG. Gegründet von dem renommierten Erfinder und Entwickler Johann Konrad Fischer. Glock – Benannt nach ihrem Gründer Gaston Glock. GLS – General Logistics Systems GM – General Motors GNU – GNU’s Not UNIX, eine Open-Source-Implementation von Unix GOLA – Anagramm des englischen Wortes „Goal“, 1905 als erster britischer Hersteller von Sportschuhen gegründet. Goodyear Tire & Rubber Company – Von den Unternehmensgründern benannt nach Charles Goodyear, dem Erfinder der Vulkanisation, der mit dem Unternehmen selbst aber nichts zu tun hatte. Google – Der Name begann als scherzhafte Prahlerei, wie viel Informationen die Suchmaschine bewältigen können würde. Ursprünglich wurde sie Googol genannt, ein Wort für die Zahl 1 gefolgt von 100 Nullen. Nachdem die Gründer, die beiden Stanford-Absolventen Sergey Brin und Larry Page, das Projekt einem Investor präsentierten, bekamen sie einen Scheck ausgestellt für Google Inc. Gulfstream Aerospace – Gulfstream Aerospace geht zurück auf die Grumman Aircraft Engineering Corporation. 1985 wurde das Unternehmen verkauft und in Gulfstream Aerospace Corporation nach dem Golfstrom umbenannt, der direkt an der Ostküste der USA verläuft. H H&M – 1947 richtete ein schwedischer Geschäftsmann namens Erling Persson einen Frauenkleiderladen namens „Hennes“ in Västerås, Schweden ein. „Hennes“ ist schwedisch für „Ihr“. 1968 erwarb Persson die Voraussetzungen für eine Kette, indem er das Lager eines Jagdausrüstungsladens namens „Mauritz“ Widforss aufkaufte. Im Inventar des Ladens fand sich auch eine Ansammlung von Männerkleidung, und Persson war aufgefordert, in die Männerkleidung zu expandieren. So benannte er das Unternehmen „Hennes & Mauritz“, was später zu H&M abgekürzt wurde. Haier – chinesisch 海尔; Der Name leitet sich von der zweiten Silbe des (ehemals) deutschen Unternehmens Liebherr ab, da der Ursprung des Unternehmens in einem Joint Venture von Liebherr liegt. Hakle – vom Unternehmensgründer Hans Klenk abgeleitet Hanomag – Hannoversche Maschinenbau AG Hanwag – vom Unternehmensgründer Hans Wagner abgeleitet. Der Bruder Lorenz Wagner gründete LOWA Sportschuhe Hapag – Hamburg-Amerikanische Packetfahrt-Actiengesellschaft Haribo – vom Namen des Gründers und seiner deutschen Heimatstadt: Hans Riegel Bonn Hasbro – gegründet von Henry und Helal Hassenfeld, den Hassenfeld Brothers HB (Zigarettenmarke) – leitet sich vom Namen der Zigarettenfabrik Haus Bergmann ab HDI – Haftpflichtverband der Deutschen Industrie Helago – 1938 vom Namen der Gründer und des deutschen Firmensitzes für das 1932 gegründete Unternehmen abgeleitet: Peter Heinz Erich Laufer Godesberg. HELLA – Unternehmensgründer Sally Windmüller wollte seine Frau, die Helene hieß, mit der Kurzform ihres Namens ehren und zudem die klangliche Assoziation zum Wort „heller“ nutzen Hertie – Hermann Tietz, Onkel des Gründers Oskar Leonhard Tietz HP – setzt sich zusammen aus den ersten Buchstaben der Nachnamen der Gründer William Hewlett und David Packard HEW – Hamburgische Electricitäts-Werke AG HHLA – Hamburger Hafen und Logistik AG Hilcona – Hilti Convenience Nahrungsmittel Hitachi – wörtlich „Sonnenaufgang“ HL – Initialen des Gründers Hugo Leibbrand Hoechst – abgeleitet vom Sitz der damaligen Farbwerke vorm. Meister Lucius & Brüning in der Stadt Höchst (heute Frankfurt-Höchst) Honda – vom Namen des Gründers Soichiro Honda Honeywell – vom Namen Mark Honeywell des Gründers der Honeywell Heating Specialty Co. (etwa „Honeywell Beheizungsspezialist“); später fusionierte sie mit der Minneapolis Heat Regulator Company („Minneapolis Unternehmen für Hitzeregulatoren“) und wurde am Ende 1963 Honeywell Inc. genannt Hospira – Der Name, von den Unternehmensmitarbeitern ausgewählt, kommt von den englischen Worten „Hospital“ (Krankenhaus), „Spirit“ (Geist), „Inspire“ (Inspirieren) und dem lateinischen Wort „spero“ (= Hoffnung). Er reflektiert den Marktfokus des Unternehmens als Hersteller von Krankenhausartikeln. Hotmail – Gründer Jack Smith hatte die Idee, E-Mails über das Internet von einem Computer überall auf der Welt abfragen zu können. Als Sabeer Bhatia den Unternehmensplan für den Maildienst erstellte, probierte er alle Möglichkeiten von Namen aus, die auf „mail“ endeten, und blieb schließlich bei Hotmail, da es die Buchstaben „HTML“ enthielt – die Dokumentsprache, die für Internetseiten verwendet wird. Ursprünglich wurde es auch HoTMaiL mit der bestimmten Groß-/Kleinschreibung genannt (wenn man auf Hotmails „mail“-Reiter klickt, findet man dort immer noch „HoTMaiL“ in der URL). HSBC – The Hongkong and Shanghai Banking Corporation (etwa „Hongkong und Shanghaier Bankgesellschaft“) Hyundai – Bedeutung der Wörter „Gegenwart“ oder „Moderne“ auf Koreanisch I IABG – Industrieanlagen-Betriebsgesellschaft mbH IATA – International Airtransport Association IBM – Gegründet von einem ehemaligen Mitarbeiter des Unternehmens National Cash Register („Nationale Barkassiermaschinen“). Um dieses in jedem Aspekt zu übertrumpfen, nannte er das Unternehmen „International Business Machines“ („Internationale Geschäfts-/Unternehmensmaschinen“). IKEA – Gegründet von Ingvar Kamprad aus Schweden. Der Name IKEA kommt von einer raffinierten Abkürzung der Initialen des Gründers, Ingvar Kamprad, dessen Familienbauernhof Elmtaryd genannt wurde, und sich in der Nähe des Dorfs Agunnaryd befand. Die Abkürzung wird außerdem für einen schwedischen Satz verwendet, der zufällig im Englischen die gleiche Abkürzung hat: Ingvar Kamprad’s Economical Alternative (Ingvar Kamprads ökonomische Alternative). IMS Connector Systems – Gegründet von Johann Morat, wurde es später zu Johann Morat und Söhne, wobei das J im Zuge der Globalisierung irgendwann zum I wurde. Imhotep Ltd – Benannt nach dem ersten Ingenieur Imhotep (2686–2613 v. Chr., Ägypten). Er baute die Stufenpyramide von Sakkara. Infineon Technologies AG – Nach der Trennung der Siemens AG von ihrem Halbleiter-Geschäftszweig (Siemens HL oder Siemens SC/SSC) wurde der Name aus den zwei Wörtern Infinity (Unendlichkeit) und Aeon (Ewigkeit) gebildet. INA – Industrie-Nadellager Inco – International Nickel Company Intel – Bob Noyce und Gordon Moore wollten ihr neues Unternehmen „Moore Noyce“ nennen, aber der Name war bereits von einer Hotelkette geschützt, also mussten sie sich mit der Abkürzung aus Integrated Electronics („Integrierte Elektronik“) zufriedengeben. IVECO – Industrial Vehicles Corporation – Gesellschaft für industrielle Fahrzeuge J JVC – Victor Company of Japan oder Japan Victor Company. Das Victor ist eine Abkürzung des englischen Wortes victory (=Sieg) und stammt vom ehemaligen Mutterunternehmen Victor Talking Machine Company. K K2 – Nach den Gebrüder Bill und Don Kirschner (K2 = 2 × Kirschner), die Namensgleichheit mit dem zweithöchsten Berg der Welt wird gern zu Werbezwecken genutzt. KACO Dichtungswerke – Vom Gründungsnamen „Kupfer-Asbest & Co.“ Weltweit tätiger Hersteller von Dichtungen, Sitz in Heilbronn. Kawasaki – Vom Namen des Unternehmensgründers Shōzō Kawasaki. KBA – Koenig und Bauer Aktiengesellschaft – Hersteller von Druckmaschinen Keli – Der Getränkehändler Walter Kesterzanek aus Linz erfand 1956 die beliebte Limonade. Es ist in Österreich bekannt, dass sich Keli lange Zeit Ke-Li schrieb, Kesterzanek wird neuerdings genannt, als Keli noch Teil von Stock-Weinbrand-Linz war (bis Ende der 1990er) schien jedenfalls ein Graf Keglevich in der Geschäftsführung der Firma Stock auf (Quelle Amtsblatt der Wiener Zeitung von damals) KFZ – Kernforschungszentrum Jülich (heute: Forschungszentrum Jülich GmbH) KFC – Kurzform von Kentucky Fried Chicken (= Kentucky frittierte Hühnchen). Das Unternehmen kürzte den Namen 1991 ab, um dem ungesunden Eindruck des Wortes „fried“ (= frittiert) zu vermeiden. Neuere Werbespots versuchen den Eindruck zu erwecken, dass die Abkürzung für „Kitchen Fresh Chicken“ (= küchenfrisches Hühnchen) steht. KIA – Der Name KIA basiert auf chinesischen Schriftzeichen: ki steht für aufsteigen und a für Asien. Frei übersetzt „Aufstieg aus Asien“ KiK – Kunde ist König – deutscher Textil-Discounter Kinko’s – Vom College-Spitznamen des Gründers Paul Orfalea. Er wurde Kinko genannt, weil er lockiges rotes Haar hatte. KKH – Seit 1975 „Kaufmännische Krankenkasse – KKH“, früher „Kaufmännische Krankenkasse Halle“. KLM – Koninklijke Luchtvaart Maatschappij (Niederländisch für „Königliche Luftfahrt Gesellschaft“) Kodak – Die Kodak-Kamera und der Name wurden vom Unternehmensgründer George Eastman erfunden. Der Buchstabe „K“ war sein Lieblingsbuchstabe, er fand, es sei ein starker, prägnanter Buchstabe. Er probierte verschiedene Kombinationen von Wörtern aus, die mit „K“ begannen oder endeten. Er sah drei Vorteile in diesem Namen: Er hatte Vorzüge als Marke, kann kaum falsch ausgesprochen werden und glich nichts anderem in der Fotografiekunst. Es gibt auch das (falsche) Gerücht, dass der Name aus dem Geräusch des Blendenverschlusses entstanden sei. Konica Minolta – Früher war das Unternehmen Konica unter dem Namen Konishiroku Kogaku bekannt. Konishiroku ist die Kurzform von Konishiya Rokubeiten und war der erste Name des Unternehmens von Rokusaburo Sugiura. Die Wurzeln des Unternehmens Konica gehen auf das Jahr 1873 zurück. Die Geschichte des Unternehmens Minolta reicht bis ins Jahr 1928 zurück, als Kazuo Tashima am 11. November in Osaka, Japan, das Nichi-Doku Shashinki Shōten (日独写真機商店, „japanisch-deutsches Kamerageschäft“) gründete. Im Juli 1931 wurde das Unternehmen in Molta KG („Mechanismus, Optik und Linsen von Tashima“) umbenannt und der Markenname Minolta („Mechanismus, Instrumente, Optik und Linsen von Tashima“) registriert. Im August 2003 fusionierten Konica und Minolta zum neuen Unternehmen „Konica Minolta“. KPM – Königliche Porzellan-Manufaktur Berlin. KPMG – Klynveld, Peat, Marwick, Goerdeler KUKA – Keller und Knappich Augsburg. Gegründet 1898 in Augsburg, ist der Unternehmensname zusammengesetzt aus den Namen der Unternehmensgründer und des Gründungsortes. Heute ist KUKA ein Hersteller von Industrierobotern. KUNO – Kriminalitätsbekämpfung im unbaren Zahlungsverkehr durch Nutzung nichtpolizeilicher Organisationen KTM – Kronreif Trunkenpolz (Unternehmensgründer) Mattighofen (Standort in Österreich) KW-Software – Initialen der Gründer Jürgen Klöpper und Reinhard Wiege, Technologie-Anbieter für die industrielle Steuerungs-, Sicherheits- und Netzwerktechnik Kyocera – Von Kyoto Ceramics (= Kyōto Keramik) L Lamborghini – nach dem Unternehmensgründer Ferruccio Lamborghini. Lancia – nach dem Unternehmensgründer Vincenzo Lancia. Lego – Kombination aus dem dänischen „leg godt“, das „spiel gut“ bedeutet. Lego heißt auf Lateinisch auch „ich setze zusammen“, allerdings behauptet der Konzern, dies sei nur ein Zufall und die Etymologie des Wortes sei ganz und gar dänisch. Jahre bevor der kleine Plastikbauklotz erfunden wurde, stellte LEGO Holzspielzeuge her. Leica – Leitz Camera. LG – Lucky Goldstar. Das „Lucky“ geht zurück auf die 1947 gegründete Lak-Hui Chemical Industrial Corporation, „GoldStar“ kam 1958 als Marke für Radios dazu. Heute der zweitgrößte koreanische Mischkonzern. Seit dem Jahr 2002 wird die Firma des Unternehmens auch von „Life’s Good“ abgeleitet. LoJack – „LoJack“ (Hersteller von Auffindungssystemen für gestohlene Fahrzeuge, Baumaschinen und Computer) ist ein Wortspiel auf die Worte „looted“ (US-englisch für „geklaut“) und „Hijack“ (englisch für „entführen“). Lominger Limited – Kombination der Nachnamen der Unternehmensgründer: Lombardo und Eichinger. Lonsdale – Boxausrüstungshersteller, benannt nach dem „Lonsdale-Gürtel“, einer Boxtrophäe, der vom englischen Lord Lonsdale gestiftet wurde. Lotus Software – Mitch Kapor hatte den Namen vom „Lotussitz“ (auch „Padmasana“). Kapor war früher Lehrer der von Maharishi Mahesh Yogi gelehrten Transzendentalen Meditation. LOWA Sportschuhe – Vom Unternehmensgründer Lorenz Wagner abgeleitet. Der Bruder Hans Wagner gründete Hanwag. LVMH – Louis Vuitton Moët Hennessy LTU – Lufttransport-Unternehmen GmbH & Co. KG LuK – Lamellen- und Kupplungsbau Lycos – Von Lycosidae, der Familie der Wolfsspinnen. M Maggi – nach dem Unternehmensgründer Julius Maggi. Maserati – nach dem Unternehmensgründer Alfieri Maserati. Mattel – Kombination aus den Namen der Unternehmensgründer Harold „Matt“ Matson und Elliot Handler Macronimous – Indischer Web-Designer. Kombination aus Magnonimous und der Vorsilbe Macro für Groß. Magirus-Deutz – nach dem Gründer der Feuerwehrgerätefabrik Magirus Conrad Dietrich Magirus und dem Motorenhersteller Klöckner-Humboldt-Deutz, der Magirus 1935/36 übernommen hatte MAN – Maschinenfabrik Augsburg-Nürnberg Mandriva – Entstanden durch die Fusion der Linux-Distributoren Mandrakesoft und Conectiva. MBNA – ursprünglich eine Tochter der Maryland National Corporation, steht die Abkürzung für Maryland Bank National Association; auch Mercedes-Benz of North America. McDonald’s – Nach den Gründern des ersten McDonald’s-Restaurants 1940, Dick McDonald und Mac McDonald Mercedes-Benz – Der Markenname der Daimler AG wird zusammengesetzt aus dem Vornamen der Tochter Emil Jellineks, eines Großkunden der damaligen Daimler-Motoren-Gesellschaft (um 1900) und dem Nachnamen Carl Benz’, des Gründers der Benz & Cie. MGM – Metro-Goldwyn-Mayer Studios, entstanden durch die Fusion von Metro Picture Corporation, Goldwyn Picture Corporation und Louis B. Mayer Pictures. Goldwyn setzt sich zusammen aus Namensteilen von Samuel Goldfish und Edgar und Archibald Selwyn. MIBRAG – Mitteldeutsche Braunkohlen Aktiengesellschaft Microsoft – Microcomputer Software, der ursprüngliche Name war Micro-Soft; später wurde der Bindestrich entfernt Mimeo.com – Ursprünglicher Name EasyCopy, später nach dem Mimeograf (Kopierverfahren mit Wachsmatrizen) umbenannt Minol – Der Name besteht aus den beiden Anfangssilben von Mineralöl und Oleum (lat. Öl). Missippi Management – nach dem Unternehmensgründer Andre Dieckschulte. Namenskombination aus dem größten und schnellsten Fluss der Welt, dem Mississippi River. Eingetragene Schutzmarke. Mitel – Mike and Terrys Lawnmowers (= Rasenmäher), nach den Unternehmensgründern Michael Cowpland und Terry Matthews. MITRE – Massachusetts Institute of Technology Research Establishment Mitropa – Mitteleuropäische Schlaf- und Speisewagen Aktiengesellschaft. Mitsubishi – Der Name bedeutet „drei Wasserkastanien“, wobei im Japanischen das japanische Wort für Wasserkastanie benutzt wurde, um die Form eines Diamanten zu beschreiben. Die „drei Wasserkastanien“ stammen vom Familienwappen des Firmengründers Yataro Iwasaki und bilden auch das Unternehmenslogo. In der deutschsprachigen Werbung wird der Name als „drei Diamanten“ übersetzt. Motorola – Der Gründer von „Galvin Manufacturing Company“, Paul Galvin, verwendete diese Bezeichnung, als sein Unternehmen mit der Produktion von Radios für Autos begann. Die Endung „ola“ wurde damals für viele Produkte im Audio-Bereich verwendet (z. B. „Victrola“ des Unternehmens Victor Talking Machine Company). Der Name sollte eine Verbindung zwischen „Bewegung“ und „Sound“ herstellen. Der Name wurde so populär, dass er später als Firma übernommen wurde. Mozilla Foundation – Nach dem Webbrowser Mozilla, der den Mosaic-Browser ablösen sollte. Mozilla ist eine Kreation von Jamie W. Zawinski aus dem Wort „Mosaic-Killer“ in Anlehnung an Godzilla. MPO – Moulages Plastiques de l’Ouest, heute MPO-Gruppe, französischstämmiges Unternehmen zur Herstellung von Tonträgern MTU – Motoren und Turbinen Union, beziehungsweise MTU Aero Engines MOL – Magyar und Olaj és Gázipari Részvénytársaság, der führende Mineralölkonzern Ungarns MZ – Motorradwerk Zschopau N Nabisco – früher „National Biscuit Company“, 1971 in Nabisco umbenannt namco – Nakamura Amusement Machine Manufacturing Company Namestorm – Kombination aus Names und Brainstorming NCR Corporation – National Cash Register. Während die Gesellschaft im Besitz von AT&T war, wurde die Abkürzung (vermutlich nur inoffiziell) auch als „Network Computing Resource“ gedeutet ND SatCom – aus Nortel Dasa SatCom (SatCom bedeutet Satellitenkommunikation) NEC – Nippon Electric Company, Limited. Gegründet 1899 als erstes japanisches Joint Venture mit einem amerikanischen Unternehmen, der Western Electric. Gehört heute zur Sumitomo-Gruppe Nestlé – benannt nach dem Unternehmensgründer Heinrich Nestle (später: Henri Nestlé). Wegen der Namensform (Nestle = schwäbisch für Nestlein, kleines Nest) enthält das Unternehmenslogo ein Nest mit einem Muttervogel und zwei Küken. Nike – Benannt nach der Griechischen Siegesgöttin Nikon – Kurzform des ursprünglichen Namens Nippon Kogaku, was „Japanische Optik“ bedeutet Nintendo – besteht aus den drei japanischen Kanji-Zeichen (nin-ten-dō). Die beiden ersten bedeuten „Der Himmel segnet ehrliche Arbeit“ bzw. „In der Hand des Himmels/Schicksals“; „dō“ schließlich bedeutet direkt übersetzt „Tempel“ oder „Halle“ und ist eine allgemeine Nachsilbe für ein Geschäft Nirosta – Nicht rostender Stahl (registriertes Warenzeichen von ThyssenKrupp) Nissan – Kurzform des ursprünglichen Namens Nippon Sangyo, was „Japanische Industrie“ bedeutet NITAG – Naphthaindustrie und Tankanlagen AG NKD – Niedrig Kalkuliert = Discount Nokia – Ursprünglich eine Papierfabrik, später wurden in der finnischen Stadt Nokia Gummiprodukte hergestellt. Schließlich wurde der Ortsname als Firma übernommen. Nortel – Bis 1976 unter dem Namen Northern Electric, danach als Northern Telecom and Bay Networks. Novartis – lateinische novae artes = neues Handwerk Novell – Durch eine Verwechslung der Gattin des Unternehmensgründers George Canova, die dachte, dass „novell“ der französische Ausdruck für „Neu“ ist (richtig wäre „Nouvelle“ für „neu, Neuigkeit“) Nvidia – von lat. Invidia für „Neid“, man beachte die Aussprache in Werbespots etc.: „Invidia“ O O&K – Orenstein & Koppel o.b. – ohne Binde Obi – geht auf die französische Aussprache des Wortes Hobby zurück Océ – Ohne Componente, nach einem 1930 auf den Markt gebrachten Kopierverfahren. Das „é“ wurde aus Marketinggründen hinzugefügt. odol – entweder aus dem Griechischen odous („Zahn“) und Lateinisch oleum („Öl“) oder One Drop Only Lotion Oldsmobile – Zusammenzug des Nachnamens des Unternehmensgründers Ransom Eli Olds und Automobile (englische Schreibweise) OMV – Österreichische Mineralölverwaltungs AG Onko – bedeutet Kaffee „ohne Koffein“ Oracle – Ursprünglich ein CIA-Projekt, das den Einsatz der neuen entwickelten Datenbanksprache SQL erleichtern sollte. Dieses wurde unter dem Codenamen Oracle geführt (in der Hoffnung, damit „auf alles eine Antwort zu bekommen“). Später wurde es vom Projektteam Larry Ellison, Ed Oates und Bob Miner in deren eigenem Unternehmen „Relational Technology Inc.“ übernommen und in weiterer Folge auch als Firma verwendet. ORF – Österreichischer Rundfunk Osram – benannt nach den Elementen Osmium und Wolfram ÖBB – Österreichische Bundesbahnen Optrel – ist eine Verkürzung des Begriffs Optoelektronik und verweist auf die Verbindung von Optik und Elektronik P Pamida – US-Einzelhändler, gegründet von Jim Witherspoon und Lee Wegener, der seinen Namen von Witherspoons drei Söhnen bekam: Patrick, Michael und David PCM-Sierra – PCM steht für Pacific Microelectronics Center, die Forschungsabteilung von BC Tel. Sierra steht für das Unternehmen Sierra Semiconductor, das möglicherweise aufgrund der Nähe der Sierra Nevada so benannt wurde. PDO: Philips & DuPont Optical, ehemaliger Hersteller von Audio-CDs Pennzoil – Aus dem Zusammenschluss von South Penn Oil (frühere Standard-Oil-Tochter) und Zapata Oil Pepsi – Der Name Pepsi stammt von dem Verdauungsenzym Pepsin Persil – Dieser Waschmittelname ist gebildet aus „Perborat“ und „Silikat“ Petrobras – Kurzform für Petróleo Brasileiro S.A., das staatliche Ölunternehmen Brasiliens Petronas – Kurzform für Petroliam Nasional Berhad, malaysischer Mineralölkonzern Philips – Nach den Unternehmensgründern Gerard und Anton Philips, die 1891 das Unternehmen gründeten. Pixar – Spanische Verbform zu Pixel, bedeutet so viel wie Pixel machen. Ursprünglich stand der Name pixer zur Diskussion, aber Unternehmensgründer Steve Jobs favorisierte die spanische Form Plus – Prima leben und sparen PMA – Print Media Austria AG PMDC – PolyGram Manufacturing & Distribution Centres GmbH, ehemaliger Hersteller von Audio-CDs Pontiac – Namensgeber war der Ottawa-Häuptling Pontiac. Porsche – Sportwagenhersteller, benannt nach Ferry Porsche, Sohn des Gründers Ferdinand Porsche (österreichischer Autokonstrukteur). Der Familienname könnte vom Tschechischen Namen „Boreš“ (boresh) stammen. Psion – Vom Unternehmensgründer David Potter als Abkürzung für „Potter Scientific Instruments Or Nothing“ Puma AG – Rudolf Dassler, Gründer des Sportartikelunternehmens, führte zunächst zusammen mit seinem Bruder Adolf („Adi“) Dassler ein gemeinsames Unternehmen. Aufgrund von Meinungsverschiedenheiten trennte man sich 1948. Während sein Bruder mit Adidas seinen eigenen geschäftlichen Weg ging, sah Rudolf Dassler als Firma zunächst „Ruda“ (aus „Rudolf Dassler“) vor. Wegen des ähnlichen, aber besseren Klangs und der Assoziation mit der Dynamik des amerikanischen Silberlöwen fiel die Entscheidung dann aber auf „Puma“. PwC – PricewaterhouseCoopers Q Q8 – Kuwait–Petroleum vertreibt Mineralöle unter dieser Marke, die englische Aussprache („Q eight“) ähnelt dem Landesnamen. Qantas – Queensland And Northern Territory Aerial Services Quark – (Hersteller von QuarkXPress) Benannt nach dem Elementarteilchen von Atomen QVC – Quality, Value and Convenience (dt. Qualität, Wert und Bequemlichkeit) R RAND – (US-amerikanischer „Think Tank“) Research ANd Development Raytheon – (Amerikanischer Rüstungs- und Elektronikkonzern) „Ray“ engl. für „Strahl“ und „theon“ griech. für „Von den Göttern“. Hersteller von Projektilen wie Patriot, Maverick, Sidewinder, Tomahawk und andere militärische Technologie. RBS – Royal Bank of Scotland RCA – (Früher Hersteller von Kommunikationselektronik, jetzt Handelsmarke für Unterhaltungselektronik) Von Radio Corporation of America (etwa „amerikanische Radiogesellschaft“) REWE – Revisionsverband der Westkaufgenossenschaften Red Hat – Der Unternehmensgründer Marc Ewing bekam ein Cap in den Farben der Lacrosse-Mannschaft der Cornell-Universität (mit roten und weißen Streifen) von seinem Großvater geschenkt, als er dort das College besuchte. Da sich viele Leute mit Computerproblemen an ihn wandten, wurde er bald als „der Typ mit dem roten Hut“ bezeichnet. Als er das Cap verlor, hat er es verzweifelt gesucht – sogar im Handbuch der Beta-Version von Red Hat Linux fand sich eine Suchmeldung. Reebok – eine abgewandelte Schreibweise von Rhebok, einer afrikanischen Antilope (deutsch Rehantilope) Reo – Der ehemalige LKW- und PW-Hersteller ist nach den Initialen des Unternehmensgründers Ransom Eli Olds benannt, dem es nach dem Ausscheiden aus dem von ihm gegründeten Unternehmen Oldsmobile untersagt war, unter eigenem Namen Fahrzeuge zu bauen. Repsol – (Unternehmen der Petrochemie) Der Name kommt von Refineria de Petroleo de eScombreras Oil (Escombreras ist eine Ölraffinerie in Cartagena, Spanien) und wurde aufgrund seines Wohlklangs gewählt, als das damals staatliche Ölunternehmen 1986 in eine Aktiengesellschaft umgewandelt wurde. Vorher war Repsol eine Schmieröl-Handelsmarke. Ricola – Richterich & Co. Laufen Rolls-Royce – 1884 gründete Frederick Henry Royce ein Unternehmen für Elektro- und Technikprodukte. Im Jahr 1904 baute er sein erstes Auto, ein Royce. Am 4. Mai desselben Jahres wurde er Charles Stewart Rolls vorgestellt; die beiden beschlossen eine Partnerschaft – Royce sollte die Autos bauen, der Verkauf würde exklusiv durch Rolls erfolgen. Eine Vertragsklausel legte fest, dass die Autos Rolls-Royce heißen sollten. RSA Security – Benannt nach den Anfangsbuchstaben der Nachnamen der Erfinder des RSA-Kryptosystems (und Unternehmensgründer), nämlich Ronald Rivest, Adi Shamir und Leonard Adleman. RSCG – Nach den Anfangsbuchstaben der Unternehmensgründer Roux, Séguéla, Cayzac, Goudard benanntes internationales (Werbe-)Agentur-Netzwerk. RTL – Radiotélévision de Luxembourg RUEFA Reisen – dieses heute zum Österreichischen Verkehrsbüro gehörende Unternehmen hieß ursprünglich Reisen Und Erholung Für Alle RWE – gegründet als Rheinisch-Westfälisches Elektrizitätswerk S Saab – 1937 als Svenska Aeroplan AktieBolaget (Schwedische Flugzeug-AG) gegründet SAECO – Sergio Arthur e compagnia – 1981 von Sergio Zappella und Arthur Schmed gegründetes italienisches Haushaltsgeräteunternehmen (vor allem Kaffeevollautomaten) SAME – Societa Anonima Motori Endotermici Samsonite – Samsonite ist benannt nach dem biblischen Samson, der bekannt für seine Stärke war. Samsung – ist Koreanisch für „Drei Sterne“ Sanyo – ist Japanisch („三洋“) für „Drei Ozeane“ SAP – Systeme, Anwendungen und Produkte in der Datenverarbeitung; Ursprünglich für: Systemanalyse und Programmentwicklung. Saudi Aramco – (Erdölfördergesellschaft) Ursprünglich war der Name ARAMCO (Arabian American Oil Company, etwa „Arabisch-Amerikanische Ölgesellschaft“). Als die Saudi-Arabische Regierung das Unternehmen 1988 übernahm, war der Name „Aramco“ bereits auf der ganzen Welt und besonders in Saudi-Arabien bekannt. Der Name wurde daraufhin in „Saudi Aramco“ geändert, ohne dass man sich der ursprünglichen Bedeutung der Abkürzung ARAMCO bewusst war, welche im Gegensatz zu vorher nichts mehr mit dem aktuellen offiziellen Namen gemein hat: „Saudi Arabian Oil Company“ (etwa „Saudi-Arabische Ölgesellschaft“) SCO – Santa Cruz Operation Seat, ursprünglich SEAT: Sociedad Española de Automóviles de Turismo (Spanisch für „Spanische PKW-Gesellschaft“) Sega – Service Games of Japan. Englisch etwa „Spiele für den Militärdienst in Japan“, da der amerikanische Unternehmensgründer Marty Bromley ursprünglich Flipperautomaten für die Kasernen der in Japan stationierten amerikanischen Soldaten herstellte. Seiko – (Uhrenhersteller) Der offiziellen Unternehmensgeschichte „A Journey in Time: The Remarkable Story of Seiko“ (2003) nach ist Seiko das japanische Wort für „exquisit“, „exakt“ () oder „Erfolg“ () SERO AG – verarbeitete SEkundärROhstoffe SEW-Eurodrive – Süddeutsche Elektromotorenwerke. Eines der weltweit führenden Unternehmen in der Antriebstechnik mit Sitz in Bruchsal. SGI – Von Silicon Graphics Inc. Sharp – Dieses japanische Elektronikunternehmen benannte sich nach ihrem ersten Produkt, einem Bleistift, der immer spitz ist. Shell – Das Muschel-Symbol (engl. shell) und der entsprechende Unternehmensname „Shell“ (ursprünglich „The Shell Transport and Trading Comp. Ltd.“) gehen auf den Unternehmensgründer Marcus Samuel zurück, dessen Vater durch Import und Handel asiatischer Kammmuscheln sein Geld verdiente. Siemens – Gegründet von Werner von Siemens und Johann Georg Halske im Jahr 1847; ursprünglicher Name: Telegraphen-Bau-Anstalt von Siemens & Halske. Simca – Die Société Industrielle de Mécanique et Carosserie Automobile war ein französischer Automobilhersteller. Sinalco – Vom lateinischen Ausdruck sine (= „ohne“) alcohole („Alkohol“). Ursprünglich „Bilz’ Brause“; umbenannt nach einem Wettbewerb um den neuen Namen. Six Apart – Die Unternehmensmitbegründer Ben und Mena Trott wurden im Abstand von sechs Tagen geboren (September 1977). STO AG – Von dem Namen des Gründers Stotmeister SKF – Von Svenska Kullagerfabriken AB („Schwedische Kugellager-Fabrik“), einem schwedischen Hersteller mit Gründung 1907. SMA – SMA Technologie AG; der ursprüngliche Name des Unternehmens war System-, Mess- und Anlagentechnik SMA und Partner – Von den Namen der Gründer Werner Stohler, Martin Meister und Hans Rudolf Akermann smart – Swatch + Mercedes + Art Smilebit – (Konsolenspielentwickler) Früheres Sega-Entwicklungsstudio. Der Name stammt von der Hoffnung, die Spieler zum Lächeln zu bringen („smile“) und der kleinsten Informationseinheit des Computers („bit“) Smeg – (Hersteller von Küchengeräten) Die Abkürzung stammt vom Namen der ursprünglichen Emailfabrik Metallurgiche Emiliane Guastalla im Dorf Guastalla, Reggio nell’Emilia. SNK – (Videospiel-Unternehmen) Shin Nihon Kikaku, Japanisch für „Neues Japan Projekt“ oder „Plan für ein Neues Japan“ Sony – Aus dem lateinischen Wort sonus = Klang und dem englischen Wort sunny = sonnig; der erste Vorschlag, Sonny, klingt ähnlich einem japanischen Begriff für „schlechtes Geschäft“, darum wandelte der Unternehmensgründer Akio Morita dies zu Sony ab – auch, weil sich dieses Wort in vielen Sprachen gut ausspricht. Ursprünglich hieß das Unternehmen Tōkyō Tsūshin Kōgyō Kabushiki Kaisha. Spar – nl. De SPAR – Door eendrachtig Samenwerken Profiteren Allen Regelmatig (dt.: Durch einträchtiges Zusammenwirken profitieren alle regelmäßig/gleichermaßen). Handelskette, freiwilliger Zusammenschluss von Einzelhändlern. Das niederländische Wort „de spar“ steht auch für „die Tanne“, die sich im Unternehmenslogo widerspiegelt. Sperry – Amerikanisches Unternehmen, gegründet von Elmer Ambrose Sperry (1860–1930), ursprünglicher Name „Sperry Gyroscope Company“. Sperry übernahm Univac und wurde später selbst von Burroughs übernommen; das fusionierte Unternehmen wurde „Unisys“ genannt (United Information Systems, etwa „Vereinte Informationssysteme“). SP OAO Spartak – (Weißrussischer Süßwarenhersteller) SP OAO ist die transliterierte russische Abkürzung СП ОАО (Gemeinsamer Betrieb Offene Aktiengesellschaft). Ursprünglich „Proswet“ („Lichtblick“), 1931 wurde das Unternehmen umbenannt und erhielt den jetzigen Namen, nach dem Namen des berühmten römischen Gladiators und Anführer der aufständischen Sklaven im dritten Sklavenkrieg Spartacus. Sprint – Southern Pacific Railroad Internal Communications, da man früher Telekommunikationsleitungen entlang von Bahnstrecken oder Pipelines verlegte, weil die Grundstücke und die Genehmigungen bereits vorhanden waren. Starbucks – Zuerst wollte einer der Unternehmensgründer das Unternehmen Pequod nennen, nach dem Schiff im Roman Moby Dick von Herman Melville. Dies wurde abgelehnt und ein Begriff mit lokalem Bezug zu Seattle gesucht – gefunden wurde Starbo, der Name eines Bergbau-Camps am Mount Rainier. In Moby Dick gibt es eine Figur, deren Namen so ähnlich klingt, nämlich der erste Maat Starbuck – allerdings ist dieser nicht als Kaffeetrinker bekannt. radio.weblogs.com Stellent – Erstellt aus den Worten stellar („brillant“, „ausgezeichnet“) und excellent („großartig“). Subaru – Benannt nach dem japanischen Namen der Plejaden, auch als Siebengestirn bekannt. Das Unternehmen entstand aus einer Fusion von sechs Einzelunternehmen, analog zu den sechs Sternen, die man in Japan zu den Plejaden zählt. Die Anordnung der sechs Sterne findet sich im Unternehmenslogo wieder. SULO – Benannt nach den Firmengründern Fritz Streuber und Walter Lohmann SuSE – Gesellschaft für Software- und Systementwicklung AG Sun Microsystems – Die Gründer des Unternehmens entwarfen ihre ersten Computer an der Stanford University und wählten den Namen Stanford University Network nach einem ihrer Produkte zur Vernetzung der Bibliotheksrechner an der Uni. Suzuki – Benannt nach dem Unternehmensgründer Michio Suzuki. Swicofil – ein französisches Kunstwort für „Schweizer Garnunternehmen“ T Taco Bell – benannt nach dem Unternehmensgründer Glen Bell Talanx – ursprünglich als HDI Beteiligung AG gegründet setzt sich das Kunstwort Talanx aus den Begriffen Talent (antike Währungseinheit) und Phalanx (flexible Schlachtaufstellung) zusammen TAM – Der Name der zweitgrößten brasilianischen Fluggesellschaft ist die Abkürzung von Transportes Aéreos Marília; die Gesellschaft wurde in der Stadt Marília (Bundesstaat São Paulo) von Rolim Amaro gegründet. Taxan – (Japanisches Elektronikunternehmen) Künstlicher Name, der gewählt wurde, weil einerseits „Takusan“ (jap. für „viel(e)“) als Name günstig schien, andererseits (und hauptsächlich), weil der Unternehmenschef (zu der Zeit in den USA) allen als „Tak-san“ (jap. etwa „Herr Tak“ bzw. höfliche Aussprache des Namens) bekannt war Thomas Cook AG – benannt nach dem ersten Reiseveranstalter Thomas Cook Tchibo – Tchiling-Bohne, nach Carl Tchiling-Hirrian Tefal – Kurzwort aus Teflon und Aluminium Teroson – Theodor Ross und Sohn Tesa – Benannt nach dem Spitznamen der Sekretärin Elsa Tesmer, die bei Beiersdorf arbeitete. Tesco – Der Gründer Jack Cohen übernahm eine große Ladung Tee von T. E. Stockwell und erstelle neue Etiketten, bei denen er Teile seines Namens und des Lieferantennamens mischte: T. E. Stockwell + Jack Cohen Testa – Das Unternehmen Tesch & Stabenow ist in der Nachkriegszeit als Lieferant des Schädlingsbekämpfungsmittels Zyklon B in Konzentrationslagern bekannt geworden. Ab 1947 ist die Abkürzung Testa für „Technische Entwesungsstation“ benutzt worden. Texaco – aus dem englischen: Texas company THX – Vom Namen des Erfinders dieser Audiotechnik und dem u. a. darin verwendeten Crossover Equalizer: Tomlinson Holman Crossover () für (Über)Kreuzung, also X. Diese Deutung könnte allerdings erst nach der Abkürzung entstanden sein (Backronym), da George Lucas die Technologie besitzt und er schon lange vor der Erfindung einen Film namens THX 1138 gedreht hatte Tim Hortons – Benannt nach dem Gründer, dem Eishockey-Spieler der Buffalo Sabres, Tim Horton Toblerone – Jean Tobler (Unternehmensgründer), torrone (italienisch für Nougat) Tomra – Der Name leitet sich von Tomske (norwegisch für „leer“) und Reture Automat (Rückgabeautomat) ab. Toshiba – Das Unternehmen entstand aus einer Fusion des Konsumgüter-Herstellers Tōkyō Denki und des Elektrotechnik-Unternehmens Shibaura Seisaku-sho und hieß Tōkyō Shibaura Denki, wurde aber nur unter der Abkürzung Toshiba bekannt. Toyota – Benannt nach dem Unternehmensgründer Sakichi Toyoda. Ursprünglich lautete die Firma Toyoda, wurde jedoch umbenannt, da der neue Name besser auszusprechen ist und dem Unternehmensgründer seinen Privatnamen zurückgibt. Der neue Name wird in Katakana-Schriftzeichen mit acht Strichen gezeichnet, dies ist in Asien eine Glückszahl. Trigema – Trikotwarenfabrik Gebrüder Mayer TVR – Der Name dieses Sportwagenherstellers kommt vom Vornamen des Unternehmensgründers Trevor Wilkinson. U Umbro – (britischer Sportbekleidungshersteller) Wurde 1924 von den Humphrey Brothers Harold C. und Wallace gegründet UA – United Artists. UBS – Ursprünglich die französische Version der Firmenabkürzung der Schweizerischen Bankgesellschaft (→ Union des Banques Suisse). Nach der Fusion mit dem Schweizerischen Bankverein sollte UBS zuerst United Banks of Switzerland heißen, dieser Name war jedoch bereits besetzt. Somit heißt UBS einfach nichts. Unisys – (US-amerikanischer Informatik-Dienstleister) Von United Information Systems (etwa Vereinte Informationssysteme), der neue Name für das Unternehmen, das aus der Fusion der zwei früheren Mainframe-Hersteller Burroughs und Sperry hervorging. Es vereinte zwei inkompatible Produktsortimente. unterm durchschnitt – tauchte erstmals Anfang 1980 als Plattenladen in der kommunistischen Hamburger Punkbewegung auf. Die Ladenfläche befand sich im Tiefparterre zur Straße „Durchschnitt“. Seit 1999 ein Musiklabel aus Köln. ÜSTRA – 1921 benannt als Ueberlandwerke und Straßenbahnen Hannover AG UFA – Universum Film Aktiengesellschaft Unocal – Die Union Oil Company of California wurde 1890 gegründet UPS – United Parcel Service Urospace – „yoUR Online SPACE“, IAAS-Anbieter im Rahmen des Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie Technologieprogramm Trusted Cloud geförderten SkIDentity-Projekts. UUNET – Einer der ältesten und größten Internet Service Provider, benannt nach UNIX-to-UNIX Network Uvex – Die Kurzform des Qualitätsmerkmals „UltraViolet EXcluded“ V VAG – Volkswagen und Audi-Gemeinschaft Varig – Der Name der größten brasilianischen Fluggesellschaft ist eine Abkürzung von Viação Aérea Rio Grandense, da sie im brasilianischen Bundesstaat Rio Grande do Sul gegründet wurde. VARTA – Vertrieb, Aufladung und Reparatur transportabler Akkumulatoren Vaude – Initialen des Nachnamens von Unternehmensgründer Albrecht von Dewitz VDO – Vereinigte Deuta OTA (Deuta: Deutsche Tachometerwerke; OTA: aus namensrechtlichen Bedenken geändertes OSA; OSA: Otto-Schulze-Autometerwerke; Otto Schulze: Tachometer-Entwickler) VEBA – Vereinigte Elektrizitäts- und Bergwerks AG Verizon – ein Kofferwort aus veritas ( Wahrheit) und horizon ( Horizont) VIAG – Vereinigte Industrie-Unternehmen AG Victorinox – Victoria (Mutter des Unternehmensgründers) und inoxydable (frz. für rostfrei) Vileda – von: wie Leder Virgin – Eine Freundin des Unternehmensgründers Richard Branson meinte, in Geschäftsdingen seien sie alle noch Jungfrauen. Vodafone – Voice, Data Fax Over Net Volvo – für ich rolle VW – Volkswagen AG W Wachovia – (Finanzen/Bank) Von der lateinischen Version des Namens Wachau. Eine Gegend in North Carolina, USA wurde wegen der deutschsprachigen Siedler aus dieser Gegend so genannt, und viele Unternehmen um den Ort Charlotte tragen „Wachovia“ im Namen WAGO – Benannt nach den Erfindern der Federklemmtechnik WAGner und Olbrich Waitrose – Diese britische Supermarktkette wurde nach zwei der Gründer benannt: Wallace Waite, Arthur Rose, David Taylor Wal-Mart – Sam Walton → „Walton’s Mart“ Wang Laboratories – Benannt nach dem Erfinder des Kernspeichers und Unternehmensgründer An Wang Wendy’s – Diese Fast-Food-Kette wurde nach dem Spitznamen von Melinda Thomas, der Tochter des Unternehmensgründers Dave Thomas, benannt. WHSmith – (Britische Buch- und Zeitschriftenkette) Von Henry Walton Smith und seiner Frau Anna 1792 in London gegründet. Sie nannten ihr kleines Zeitungsgeschäft nach ihrem Sohn William Henry Smith, der im gleichen Jahr geboren wurde. Wielton – Wortspiel aus den polnischen Worten für viele Tonnen (poln. wiele ton), in Anlehnung an die beworbene Belastbarkeit der unter dem Markennamen Wielton vertriebenen Sattelauflieger; darüber hinaus klangähnlich zum Firmensitz in Wieluń und dem im Logo eingesetzten Kamel (poln. wielbłąd). Williams-Sonoma – Gegründet von Chuck Williams in Sonoma (Kalifornien) WIDIA – Wie Diamant – Handelsname eines besonders gehärteten Metalls für Werkzeuge. Patent Fr. Krupp AG, Essen. Wipro – Western India Products Limited (das heutige IT-Unternehmen stellte früher Haushaltswaren her) WLZ – Württembergische Landwirtschaftliche Zentralgenossenschaft Raiffeisen eGmbH, jetzt verschmolzen mit BayWa WMF – Württembergische Metallwarenfabrik. WoltLab – Woltersdorf Laboratory WPP Group – Wire and Plastics Products plc., ursprünglich ein Hersteller von Einkaufskörben, heute größte Werbe-Holding der Welt. Die Firma des Unternehmens war im Eigentum des ursprünglich von Saatchi & Saatchi kommenden Gründers Martin Sorrell. Würth – Vom Namen des Unternehmensgründers Adolf Würth X Xerox – Der Erfinder des Fotokopiergeräts, Chester Carlson, verwendete die griechische Silbe xer = trocken, um den Unterschied zur vorher bekannten nassen Hektografie zu betonen. Y Yahoo! – Das Wort stammt aus dem Buch Gullivers Reisen von Jonathan Swift und beschreibt ein nur dem Aussehen nach menschenähnliches Wesen mit tierischem Verhalten. Die Unternehmensgründer David Filo und Jerry Yang bezeichneten sich scherzhaft als Yahoos. Später wurde das Wort als Backronym umgedeutet zu „Yet Another Hierarchical Officious Oracle“. Yoplait – Im Jahr 1965 fusionierten die Unternehmen Yola und Coplait. Das Logo des gemeinsamen Unternehmens ist eine sechsblättrige Blüte, die die sechs Hauptgenossenschaften symbolisiert, die das Unternehmen bildeten. Z ZDF – Zweites Deutsches Fernsehen ZDIS – Der Unternehmensname Ziegler Domain und Internet Service, stammt aus der Gründerzeit. Heute werden Ersatzakkus hergestellt. ZEAG – Zementwerk Aktiengesellschaft Zend Technologies – aus den Namen der beiden Gründer Zeev Suraski und Andi Gutmans Zewa – Zellstoff Waldhof, Mannheimer Papierhersteller. Waldhof ist ein Mannheimer Stadtteil, der unter anderem auch durch den gleichnamigen Fußballverein (SV Waldhof Mannheim) bekannt ist. Zuse KG – Gegründet vom deutschen Computerpionier Konrad Zuse, der Ende der 1930er Jahre seinen ersten Computer im Wohnzimmer seiner Eltern gebaut hatte. Später wurde dieses Unternehmen von Siemens übernommen. Fußnoten Weblinks www.markenlexikon.com/produkte_a.html www.abkuerzungen.de Unternehmensnamen auf Chinesisch und Japanisch: Ostasieninstitut der FH-Ludwigshafen Unternehmensnamen, Etymologie
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https://de.wikipedia.org/wiki/ISO%204217
ISO 4217
ISO 4217 ist die von der Internationalen Organisation für Normung publizierte Norm für Währungs-Kurzzeichen, die im internationalen Zahlungsverkehr zur eindeutigen Identifizierung benutzt werden sollen. Am 1. August 2015 wurde die neue Version ISO 4217:2015 veröffentlicht. Diese 8. Version ersetzt den Vorgänger aus dem Jahr 2008. Systematik Alphabetische Codes Die Abkürzungen umfassen jeweils drei Buchstaben. Die ersten beiden sind üblicherweise die Landeskennung nach ISO 3166-1 ALPHA-2 (beispielsweise AU für Australien), der letzte Buchstabe ist in der Regel der Anfangsbuchstabe des Währungsnamens, so beispielsweise D für Dollar. Gemeinsam ergibt dies AUD als genormte Abkürzung für den Australischen Dollar. Währungen, die nicht von einem Einzelstaat herausgegeben werden, haben als ersten Buchstaben ein X; die beiden folgenden Buchstaben geben den Namen der Währung an. Dies ist sowohl bei den meisten Währungsunionen der Fall (z. B. der Ostkaribische Dollar (XCD)), als auch bei den IWF-Sonderziehungsrechten (XDR). Von diesen Regeln wird in den folgenden Fällen abgewichen: wenn in einem Land (z. B. nach einer Währungsreform) eine neue Währung eingeführt wird, deren erster Buchstabe schon belegt ist. So hat z. B. der „neue“ Bulgarische Lew den Währungscode BGN, um ihn vom alten Lew mit dem Kürzel BGL zu unterscheiden, oder auch der neue Russische Rubel RUB im Unterschied zum alten Rubel RUR. für den Euro wurde abweichend von der Systematik aller zuvor vergebenen Codes EUR verwendet, wodurch die Abkürzung der Europäischen Union, EU, an der Stelle des üblichen ISO-3166-Kürzels steht. Auch für nicht-geldliche Wertaufbewahrungs- und Transaktionsmittel gibt es Kodierungen. So wird eine Feinunze Gold (= 31,1034768 Gramm) beispielsweise mit XAU abgekürzt (zusammengesetzt aus X und dem chemischen Symbol für Gold: Au), Silber entsprechend mit XAG. Transaktionen, in denen keine Währung verwendet wird, werden mit XXX gekennzeichnet. Numerische Codes Neben der Buchstabenkodierung werden auch dreistellige Zifferncodes verwendet. Dabei bedeuten die Zahlenbereiche 002–898 reguläre Währungen von Einzelstaaten; dies ist gleich der Kodierung des herausgebenden Staates nach ISO 3166-1. Ungerade Kodierungen zeigen später gebildete Staaten an. 900–998 Sonderzahlungsmittel sowie nach 1981 eingeführte Währungen von Einzelstaaten, wenn mehrere Zahlungsmittel gleichzeitig gültig sind. Teilweise wird bei Änderung der Währung und des Buchstaben-Codes die bisherige numerische Kodierung beibehalten, insbesondere wenn sich lediglich der Name des Zahlungsmittels geändert hat. Beispiele: Burma-Kyat (BUK) und Myanmar-Kyat (MMK) wechselten den Code 104 nicht. Sowjetischer (SUR) und Russischer (RUR) Rubel hatten beide den Code 810, der Neue Russische Rubel (RUB) dagegen 643. Auch wenn eine direkte Währungsumstellung erfolgt, bleibt meist der numerische Code unverändert. Beispiel: Peruanischer Sol (PES) und Nuevo Sol (PEN) wechselten den Code 604 nicht. Diese Codes sind deshalb ohne Kenntnis des Zeitpunkts nicht immer so eindeutig einer bestimmten Währung des betreffenden Landes zuzuordnen, wie das mit den Buchstaben-Codes möglich ist. Allerdings sind sie für konkrete finanzielle Transaktionen vorgesehen, so dass die Angabe bei mehreren Möglichkeiten nur bedeutet: „In der am Tag der Wertstellung gültigen Landeswährung“. Listen der Währungscodes Der Standard definiert drei Listen, die selbst im Standardtext nicht enthalten sind, sondern auf der ISO-Website in ihrer jeweils aktuellen Fassung zur Verfügung gestellt werden: Codes für Währungen, Fonds und Edelmetalle (Currency, fund and precious metal codes) Codes für speziell registrierte Fonds (Fund codes registered with the Maintenance Agency) Codes für historische Währungen und Fonds (Codes for historic denominations of currencies and funds) Aktuell gültige Währungen Andere Einheiten Frühere Währungen Weblinks Currency Codes der ISO Codes historischer Währungen Amt für Veröffentlichungen der EU Einzelnachweise 4217 !Iso 4217
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https://de.wikipedia.org/wiki/Achsensprung%20%28Film%29
Achsensprung (Film)
Ein Achsensprung ist ein Filmschnitt, mit dem die Beziehungsachse der Figuren oder Gruppen übersprungen wird. Blickachsen oder Beziehungsachsen zwischen den Akteuren untereinander oder dem Point of Interest des Protagonisten bilden eine gedachte Linie. Auf die Leinwand projiziert, stellt diese Linie eine „links-rechts-“ und „oben-unten-Beziehung“ zwischen den Akteuren dar. Mit Achsensprung bezeichnet man einen Schnitt, bei dem sich dieses Verhältnis umkehrt. Es wird zwischen Seitenachsensprung und dem Höhenachsensprung unterschieden. Letzterer wird als weniger desorientierend vom Zuschauer empfunden, da die Leinwand weniger hoch als breit ist. Ein Achsensprung kann beim Zuschauer Desorientierung verursachen, da die Anordnung und Blickrichtung der Akteure im Frame sich relativ zum Zuschauer zu verändern scheint. Aktionsachse (Handlungsachse) ist die gedachte Linie, in deren Richtung sich die Handlung oder das Inertialsystem der Filmwelt bewegt. Bei einer Autofahrt zum Beispiel ist die Aktionsachse so stark, dass die Beziehungsachsen an Bedeutung verlieren. Die Orientierung bleibt trotz eventuellem Achsensprung bewahrt. Wenn man aus der Fahrerseite filmt, bewegt sich die Landschaft scheinbar von rechts nach links; filmt man aus der Beifahrerseite, bewegt sie sich scheinbar von links nach rechts. Diese Änderung der Bewegungsrichtung ist aber nicht irritierend. Analog werden zwei Autos, die bei einer Parallelmontage in die gleiche Richtung fahren (oft von links nach rechts, weil das unserer Leserichtung entspricht), als einander verfolgend wahrgenommen; wenn eines jedoch von links nach rechts und das andere von rechts nach links fährt, erwartet der Zuschauer einen Zusammenstoß. Im Continuity Editing des klassischen Hollywoodkinos wird der Achsensprung als Fehler betrachtet und dementsprechend vermieden. Der Grundsatz, Achsensprünge zu vermeiden, wird 180-Grad-Regel genannt. Bewusster Achsensprung In manchen Fällen kann ein bewusster Achsensprung auch Stilmittel sein, um beispielsweise Verwirrung oder einen Kippmoment zu symbolisieren; Stanley Kubrick wird in diesem Zusammenhang häufig genannt. In Werbespots werden Achsensprünge oft verwendet, um einen rasanten Effekt zu bewirken. Bekannt ist auch eine Szene aus Herr der Ringe, in welcher Sméagol mit sich selbst spricht. Da er mit den Schnitten wechselnd von der einen zur anderen Seite spricht (Achsensprung), entsteht der Eindruck zweier gleich aussehender Personen, womit der gespaltene Charakter der Figur unterstrichen wird. Achsenwechsel Im Gegensatz zum Achsensprung handelt es sich hierbei um eine Bewegung der Kamera (Steadicam oder einer Dollyfahrt) über die Achse oder um eine Änderung der Bewegungsachse bzw. der Blickrichtung der Figuren, wodurch eine neue Achse definiert wird. Der Achsenwechsel wird vom Zuschauer nicht als störend wahrgenommen, weil sich die Bewegung fließend vollzieht. Diese Bewegung wird mitunter auch als Crab bezeichnet. Außerdem kann ein Zwischenschnitt in eine Totale eine Achsenüberschreitung möglich machen, da so die räumliche Anordnung der Akteure für den Zuschauer deutlich wird, oder der Zwischenschnitt auf einen Closeup, da sich der Betrachter danach wieder neu räumlich orientiert. Achsen im Film Die Handlungsachse gibt die Hauptrichtung der Handlung an. Meist ist sie die Verbindung der Akteure, bei einer Fußballübertragung die Verbindung der Tore. Die Blickachse gibt die Blickrichtung und den Blickwinkel (Verhältnis zwischen der Höhen- und Seitenachse) der Figuren an. Bei Gesprächen ist darauf zu achten, dass sich die Figuren anschauen, was bedeutet, dass, wenn eine Figur in einem Bild nach links oben schaut, der Gesprächspartner im anderen Bild (Gegenschuss) nach rechts unten schaut. Diese Richtungen und die beiden Winkel sollten nicht verändert werden, solange sich die reale Blickrichtung bzw. der Standpunkt der Figuren nicht ändert. Die Kameraachse ist die „Blickrichtung“ der Kamera. Bei einer subjektiven Perspektive (Point of View) ist sie mit der Blickachse identisch. Weblinks Erklärvideo zu Achsensprung Filmgestaltung Postproduktion
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https://de.wikipedia.org/wiki/Alfred%20Hitchcock
Alfred Hitchcock
Sir Alfred Joseph Hitchcock KBE (* 13. August 1899 in Leytonstone, England; † 29. April 1980 in Los Angeles) war ein britischer Filmregisseur, Drehbuchautor, Filmproduzent und Filmeditor. Er siedelte 1939 in die USA über und nahm am 20. April 1955 zusätzlich die US-amerikanische Staatsbürgerschaft an. Hitchcock gilt hinsichtlich seines Stils bis heute als einer der einflussreichsten Filmregisseure, obwohl er nie einen Oscar als Regisseur gewinnen konnte. Er etablierte die Begriffe Suspense und MacGuffin. Sein Genre war der Thriller, dessen Spannung er mit Humor verband. Die wiederkehrenden Motive seiner Filme waren Angst, Schuld und Identitätsverlust. Mehrfach variierte er das Thema des unschuldig Verfolgten. Hitchcock legte großen Wert auf die künstlerische Kontrolle über das Werk des Autors. Sein Gesamtwerk umfasst 53 Spielfilme und gehört – gemessen am Publikumserfolg sowie der Rezeption durch Kritik und Wissenschaft – zu den bedeutendsten der Filmgeschichte. Auch dank seiner bewussten Selbstvermarktung zählt Hitchcock heute zu den bekanntesten zeitgeschichtlichen Persönlichkeiten. Er ist dem Autorenfilm zuzurechnen. Am 3. Januar 1980 wurde er von Königin Elisabeth II. zum Knight Commander des Order of the British Empire ernannt. Leben und Werk Kindheit, Jugend und Ausbildung Alfred Hitchcock war der jüngste Sohn des Gemüsehändlers William Hitchcock (1862–1914) und dessen Ehefrau Emma Jane Whelan (1863–1942). Durch den Altersunterschied von sieben beziehungsweise neun Jahren zu seinen Geschwistern, durch seine römisch-katholische Erziehung in einem von der anglikanischen Kirche geprägten Land und nicht zuletzt durch sein Äußeres – er war klein und schon als Kind korpulent – hatte er eine einsame Kindheit. Zwischen 1910 und 1913 war er Schüler des St.-Ignatius-College, einer Londoner Jesuitenschule. Er verließ das College mit knapp 14 Jahren und besuchte stattdessen Abendkurse auf der Londoner Universität, diverse Handwerkskurse und später wenige Monate lang die School of Engineering and Navigation. Zudem belegte er Kurse in technischem Zeichnen sowie in Kunstgeschichte an der Londoner Kunstakademie. Seine Freizeit verbrachte er oft mit dem Lesen von Fahrplänen und dem Studium von Stadtplänen und Landkarten. Mit fortschreitendem Alter flüchtete er sich in Romane, besuchte Theatervorstellungen und ging oft ins Kino. Außerdem verfolgte er Mordprozesse im Gerichtshof Old Bailey und besuchte gerne das Black Museum von Scotland Yard. Der Tod des Vaters Ende 1914, zu dem er kein enges Verhältnis hatte, band Hitchcock noch enger an seine Mutter. 1915 nahm er eine Stelle als technischer Angestellter bei der W.T. Henley Telegraph Company an, die elektrische Leitungen herstellte. Wegen seines zeichnerischen Talents wurde er bald in die Werbeabteilung versetzt. Unter seinem bis zuletzt gebrauchten Spitznamen „Hitch“ veröffentlichte er in der Betriebszeitschrift seine ersten gruseligen Kurzgeschichten. Anstellung beim Film Im Frühjahr 1920 hörte Hitchcock von der Neugründung eines Studios der amerikanischen Produktionsgesellschaft Paramount Famous Players-Lasky im Londoner Stadtbezirk Islington. Er bewarb sich mit einer Mappe mit Illustrationen und wurde als Zeichner von Zwischentiteln angestellt. In den Jahren 1921 und 1922 zeichnete er die Titel für mindestens zwölf Filme. Nebenbei entwarf er Kostüme, Dekorationen und Szenenbilder. Auch durch Überarbeitungen von Drehbüchern machte er auf sich aufmerksam. Bei zwei Filmen arbeitete er mit George Fitzmaurice zusammen, dessen genaue Produktionsplanung ihn sehr beeinflusste. 1922 bekam Hitchcock Gelegenheit, sich als Regisseur zu versuchen. Mit dem Autor Seymour Hicks stellte er die letzten Filmszenen von Always Tell Your Wife fertig, nachdem der ursprüngliche Regisseur gefeuert worden war. Bald darauf konnte er einen eigenen Film drehen, Number 13 (in einigen Quellen Mrs. Peabody), der jedoch unvollendet blieb, da Famous Players-Lasky im Laufe der Dreharbeiten das Studio wegen finanzieller Schwierigkeiten schließen musste. Das leerstehende Gelände wurde an unabhängige Produzenten vermietet, darunter auch an Michael Balcon, der das Studio 1924 schließlich erwarb. Er stellte Hitchcock als Regieassistent ein, sowie (auf dessen Empfehlung) die Filmeditorin Alma Reville. Die beiden kannten sich seit 1921, seitdem sie gelegentlich an denselben Filmen gearbeitet hatten. Bis 1925 entstanden fünf Filme, bei denen Hitchcock dem Regisseur Graham Cutts assistierte und zu Cutts’ wachsendem Unmut mehr und mehr künstlerischen Einfluss gewann. Neben dem Drehbuch kümmerte er sich auch um die Bauten, das Szenenbild, die Besetzung, die Kostüme sowie die Ausstattung und nahm so mit der Zeit die Aufgaben eines Produktionsleiters wahr. Hitchcocks letzte Zusammenarbeit mit Graham Cutts führte ihn 1924/25 nach Deutschland. Der unter der Beteiligung der deutschen UFA produzierte Film Die Prinzessin und der Geiger entstand in den Babelsberger Filmstudios – damals die modernsten der Welt. Dabei hatte Hitchcock die Möglichkeit, Friedrich Wilhelm Murnau bei den Arbeiten an Der letzte Mann zu beobachten; von diesem beeindruckt übernahm er einige Techniken Murnaus für die Szenenbilder seiner aktuellen Produktion. Durch diesen und weitere Besuche konnte Hitchcock fließend Deutsch sprechen; später sprach er zum Beispiel einige Trailer seiner Filme selbst. Zurück in England übertrug ihm Michael Balcon 1925 die Regie für einen eigenen Film. Das Projekt führte den jungen Hitchcock wieder nach Deutschland. Nur die Münchner Lichtspielkunst (Emelka) fand sich bereit, den Film des unbekannten Regie-Debütanten mitzuproduzieren. Für das Melodram Irrgarten der Leidenschaft (1925) verpflichtete Balcon kostspielige Stars aus Hollywood. Alma Reville, mittlerweile Hitchcocks Verlobte, war als Regieassistentin und Editorin Mitglied des sehr kleinen Filmteams. Balcon war mit Hitchcocks ambitionierter Arbeit zufrieden und vertraute ihm eine weitere deutsch-englische Koproduktion an: Der Bergadler wurde noch im selben Jahr, diesmal in Tirol, gedreht. Doch beide Filme, die 1925 beziehungsweise 1926 in Deutschland in den Kinos anliefen, wurden in England zunächst nicht veröffentlicht. Der englische Verleiher und Geldgeber C. M. Woolf war, im Gegensatz zu Balcon, nicht von Hitchcocks betont expressionistischem Stil überzeugt. Der Bergadler ist der einzige von Hitchcocks Filmen, der nicht mehr erhalten ist. Karriere in England Leben und Arbeit in England Mit dem 1926 gedrehten Film Der Mieter um einen einzelgängerischen Pensionsgast, der verdächtigt wird, ein Serienmörder zu sein, hatte Hitchcock sein Thema gefunden. Doch nicht zuletzt wegen dessen expressionistischer Bildgestaltung lehnte es Woolf abermals ab, den Film zu veröffentlichen. Balcon zog daraufhin den jungen Ivor Montagu hinzu, der Erfahrung mit Filmüberarbeitungen hatte; mit Hitchcock zusammen wurden einige Änderungen vorgenommen. Der überragende Erfolg bei einer Pressevorführung ebnete dann den Weg zur Veröffentlichung seiner ersten beiden Filme. Der Mieter kam 1927 in kurzer Abfolge mit Irrgarten der Leidenschaft und Der Bergadler in die Kinos und bedeutete für Hitchcock den Durchbruch als Regisseur. Für Balcons Gainsborough Pictures drehte Hitchcock 1927 noch die zwei Melodramen Abwärts und Leichtlebig. Beiden Filmen war kein Erfolg beschieden. Bereits zuvor hatte er beschlossen, zu der neu gegründeten Firma British International Pictures (BIP) des Produzenten John Maxwell zu wechseln. Mit einem Jahresgehalt von 13.000 Pfund Sterling stieg er zum bestbezahlten Regisseur Großbritanniens auf. Dort entstand mit dem Boxerdrama Der Weltmeister sein erster Film nach einem Originaldrehbuch. Die Presse reagierte äußerst positiv. Obwohl die drei folgenden Stummfilme Die Frau des Farmers, Champagne und Der Mann von der Insel Man abgesehen von einzelnen Szenen als Fingerübungen gelten, hatte sich Hitchcock in Großbritannien innerhalb kurzer Zeit einen Namen gemacht: Die junge britische Filmindustrie, sehr darauf bedacht, sich von der amerikanischen abzuheben, war nur allzu gerne bereit, ihn als kommenden Regiestar zu feiern. Im Dezember 1926 heirateten Alfred Hitchcock und Alma Reville, die für die Hochzeit zum katholischen Glauben konvertierte. 1928 wurde ihre gemeinsame Tochter Patricia geboren. Beruflich blieb Alma bis zum Schluss seine engste Mitarbeiterin und Beraterin. Das Aufkommen des Tonfilms hielten viele Regisseure für das Ende ihrer Kunstform. Hitchcock hingegen nutzte das Potential der neuen Technik. Erpressung (1929) wurde ursprünglich als Stummfilm produziert. Die Produzenten erlaubten Hitchcock jedoch, eine Filmrolle mit Tonmaterial nachzudrehen. Er versah daraufhin einzelne Schlüsselszenen mit wirkungsvollen Toneffekten und gesprochenem Dialog, wobei die tschechische Schauspielerin Anny Ondra, die ihre Rolle stumm spielen musste, von der englischen Schauspielerin Joan Barry simultan synchronisiert wurde. Erpressung war der erste britische Tonfilm und wurde ein großer Erfolg. Hitchcock nutzte seine gewonnene Popularität und gründete mit der Hitchcock Baker Productions Ltd. eine Gesellschaft zur Vermarktung seiner Person. Auf Geheiß seines Studios drehte er Juno and the Paycock (1930) sowie einige Szenen für die Musikrevue Elstree Calling. Mit Mord – Sir John greift ein! fand er wieder zu seinem Thema und auch nach Deutschland zurück: In Berlin stellte er die deutsche Sprachversion des Films unter dem Titel Mary her. Es folgten drei Filme, von denen Hitchcock nur die Komödie Endlich sind wir reich wirklich interessierte: In dem zusammen mit seiner Frau und Val Valentine verfassten Drehbuch verarbeitete er unter anderem die Erfahrungen seiner noch jungen Ehe. Den ihm aufgezwungenen Thriller Nummer siebzehn beschloss Hitchcock aus Protest zu sabotieren und zu einer wirren, albernen Parodie zu machen. Die turbulente Verbindung zwischen Humor und Spannung lässt Nummer siebzehn aus heutiger Sicht als einen Vorläufer späterer Klassiker des Genres erscheinen. Hitchcocks Vertrag mit der British International Pictures endete nach sechs Jahren mit einem Einsatz als Produzent (Lord Camber’s Ladies). Die Zusammenarbeit hatte zunehmend unter dem Konflikt zwischen Hitchcocks Streben nach künstlerischer Kontrolle und den Vorschriften des Studios gelitten. Doch auch den folgenden Film Waltzes from Vienna, ein „Musical ohne Musik“ (Hitchcock) für den unabhängigen Produzenten Tom Arnold, drehte er betont lustlos: „Ich hasse dieses Zeug. Melodrama ist das einzige, was ich wirklich kann.“ Englische Produktionen Unmittelbar nach Waltzes from Vienna nahm er die fruchtbare Zusammenarbeit mit dem Produzenten Michael Balcon wieder auf. Als erster Film für die Gaumont British entstand der Thriller Der Mann, der zuviel wußte (1934). Das Drehbuch erarbeitete Hitchcock im Wesentlichen mit seiner Frau Alma und dem Drehbuchautor Charles Bennett. Der Film wurde sowohl von der Kritik als auch vom Publikum enthusiastisch aufgenommen. Der humorvolle Spionagethriller Die 39 Stufen (1935, Drehbuch: Charles Bennett) gilt als Blaupause späterer Verfolgungsthriller. Eine turbulente Szene folgt auf die nächste, es gibt keine Übergänge und kaum Zeit für den Zuschauer, über die manchmal fehlende Logik nachzudenken. Hitchcock ordnete nach eigenem Bekunden alles dem Tempo unter. Der große Erfolg des Films sollte ihm recht geben. Es folgten Geheimagent (1936) und Sabotage (1936), die insbesondere in Hitchcocks eigener späterer Bewertung gegenüber den beiden Vorgängerfilmen abfielen. Doch die psychologisch vielschichtige Behandlung des Themas „Schuld“ weist bereits auf spätere Werke hin. Nach Sabotage endete abrupt die zweite erfolgreiche Phase der Zusammenarbeit mit Michael Balcon, als die Produktionsfirma Gaumont British von deren Besitzern geschlossen und Balcon entlassen wurde. Die beiden folgenden Filme drehte Hitchcock daher wieder für die Gainsborough Pictures – diesmal allerdings ohne seinen ehemaligen Förderer. Jung und unschuldig (1937) war eine weitere, unbeschwerte Variation der Geschichte vom unschuldig Verfolgten. Eine der bekanntesten Szenen ist die im Grand Hotel, als die Kamera über das gesamte Foyer schwenkt. Solche Plansequenzen nutzte Hitchcock auch später noch in vielen weiteren Filmen. Der erfolgreiche Thriller Eine Dame verschwindet (1938) spielt überwiegend in einem fahrenden Zug. Die Dreharbeiten fanden jedoch ausschließlich in einem kleinen Londoner Studio statt, was dank technisch anspruchsvoller Rückprojektionen möglich wurde. Hitchcock festigte mit diesen sechs Filmen seine Stellung innerhalb des britischen Kinos. Ende der 1930er Jahre beauftragte er die Selznick-Joyce-Agentur, deren Mitinhaber Myron Selznick, der ältere Bruder des Hollywood-Moguls David O. Selznick war, seine Interessen wahrzunehmen. Hitchcock, dessen Ruf mittlerweile bis nach Hollywood gelangt war, unterzeichnete 1938 einen Vertrag für die Produktionsgesellschaft von David O. Selznick, der damals gerade mit der Vorproduktion zu Vom Winde verweht beschäftigt war. In Gedanken bereits in Hollywood, drehte Hitchcock in England noch einen letzten Film für die Produktionsfirma des nach England emigrierten deutschen Produzenten Erich Pommer. Doch der Kostümfilm Riff-Piraten wurde von der Presse verrissen. Hollywood und der Zweite Weltkrieg In seinen ersten Jahren in Hollywood stieß Hitchcock auf unerwartete Schwierigkeiten. David O. Selznick übte starke Kontrolle über die Filme seines Studios aus und achtete darauf, dass sich der freiheitsliebende Hitchcock möglichst eng an die literarische Vorlage seines ersten Hollywoodfilmes hielt. Trotz dieser Spannungen wurde Rebecca für den britischen Regisseur ein erfolgreicher Einstand in Hollywood: Das psychologisch dichte und düster-romantische Melodram war 1940 elfmal für den Oscar nominiert und gewann schließlich zwei der Trophäen (Kamera und Produktion). In den nächsten Jahren machte Selznick sein Geld mit Hitchcock, indem er ihn für beträchtliche Summen an andere Studios auslieh. Der Krieg in Europa weitete sich aus, als der unabhängige Produzent Walter Wanger Hitchcock für ein aktuelles Kriegsdrama engagierte. Der Auslandskorrespondent blieb Hitchcocks Naturell entsprechend jedoch ein weitgehend unpolitischer Spionagethriller. Nur der nachgedrehte Schlussmonolog, gerichtet an die noch neutralen USA, wirkte aufrüttelnd. Kurz nach Fertigstellung des Films wurde England von Deutschland bombardiert. Der rechtzeitig ausgewanderte Hitchcock musste sich daraufhin scharfe Kritik von ehemaligen britischen Kollegen, allen voran Michael Balcon, gefallen lassen. Mit Verdacht (1941, RKO), der ersten Zusammenarbeit mit Cary Grant, und Saboteure (1942, Universal) blieb Hitchcock bei seinen klassischen Themen. Zwischen diesen Produktionen drehte er, für ihn und andere ungewohnt, seine einzige Screwball-Komödie. Obwohl damals durchaus positiv aufgenommen, zeigte er sich mit Mr. und Mrs. Smith (1941, RKO) nicht zufrieden. Weit mehr am Herzen lag ihm die Arbeit an dem Thriller Im Schatten des Zweifels (1943, Universal). Hitchcocks Filme gelten allgemein als stark von seinem Charakter geprägt. Dieses Familienmelodram wird als einer seiner persönlichsten Filme bezeichnet: In allen Hauptfiguren spiegeln sich demnach Eigenschaften und Ängste Hitchcocks. Als während der Dreharbeiten Hitchcocks Mutter in London starb, verstärkte dies die autobiografischen Tendenzen. Wie viele britische Regisseure leistete Hitchcock seine Beiträge für die Kriegspropaganda und drehte unter anderem Kurzfilme zur Unterstützung der französischen Résistance. Auch in seine nächste Hollywood-Produktion arbeitete er stark propagandistische Töne ein, doch sein stets bewusst irritierender Umgang mit Klischees sorgte diesmal für Kontroversen: In einem kleinen Rettungsboot sehen sich englische und amerikanische Schiffbrüchige einem intellektuell überlegenen Nazi gegenüber. Dennoch wurde der formalistisch strenge Psychothriller Das Rettungsboot (1944, 20th Century Fox) dreimal für den Oscar nominiert (Drehbuch, Kamera und Regie). Psychologie, wichtige Komponente seines Werks, stand im Mittelpunkt von Ich kämpfe um dich (1945), der nach langer Zeit wieder für Selznick entstand. Dieser war vom Thema Psychoanalyse schnell begeistert und ließ Hitchcock ungewohnt viel freie Hand, doch kürzte er den Film nach der ersten Probevorführung um rund zwanzig Minuten. Die erfolgreiche Zusammenarbeit mit Ingrid Bergman in der Hauptrolle wurde in der folgenden Produktion Berüchtigt (1946) fortgesetzt, die Selznick allerdings wieder an RKO verkaufte. Die Geschichte um eine Spionin (Bergman), die aus Pflichtgefühl von ihrem Liebhaber (Cary Grant) gedrängt wird, mit dem Feind zu schlafen, bot für Hitchcocks Obsessionen eine breite Projektionsfläche. Mit dem Gerichtsdrama Der Fall Paradin (1947) lief der Vertrag Hitchcocks mit Selznick aus. Selznick behielt, bei der Stoffauswahl angefangen, bei dieser relativ chaotisch verlaufenden Produktion die Oberhand. Dass Hitchcock währenddessen Vorbereitungen für seine eigene Produktionsfirma traf, verstärkte die Spannungen zwischen den machtbewussten Männern. Dennoch bot Selznick Hitchcock – erfolglos – eine Vertragsverlängerung an. Unabhängigkeit Bereits im April 1946, rund zwei Jahre, bevor der Vertrag mit Selznick auslaufen sollte, gründete Hitchcock mit dem befreundeten Kinokettenbesitzer Sidney Bernstein die Produktionsfirma Transatlantic Pictures, für die er seinen ersten Farbfilm inszenierte, Cocktail für eine Leiche (1948) mit James Stewart in einer der Hauptrollen. Der Film blieb jedoch vor allem wegen eines anderen Hitchcock-Experiments in Erinnerung; jede Einstellung des kammerspielartigen Films dauert so lange, wie es das Filmmaterial in der Kamera erlaubte, also rund zehn Minuten. Durch geschickte Übergänge sollte so der Eindruck entstehen, dass sich die Geschichte in Echtzeit und von nur einer Kamera gefilmt ereignete. Sklavin des Herzens (1949), ein für Hitchcock untypischer, melodramatischer Kostümfilm, war vor allem ein Vehikel für Ingrid Bergman. Trotz der Starbesetzung und der technischen Raffinessen wurde er kommerziell ein ähnlicher Misserfolg wie Cocktail für eine Leiche – Transatlantic ging daraufhin in die Insolvenz. Nachdem sein Berater und Agent Myron Selznick 1944 gestorben war, wurden Hitchcocks Interessen von mehreren Personen wahrgenommen, bevor er 1948 mit Lew Wasserman zusammentraf. Wasserman war seit 1946 Präsident der weltgrößten Künstleragentur Music Corporation of America (MCA), der sich Hitchcock 1948 anschloss. Es begann eine enge wie äußerst lohnende Zusammenarbeit. Warner Brothers Hitchcock schloss mit Warner Bros. einen lukrativen Vertrag über vier Filme ab, bei denen er als Regisseur und Produzent, angefangen bei der Stoffauswahl, völlig freie Hand hatte. Der erste dieser Filme war der Thriller Die rote Lola (1950) mit Marlene Dietrich, der im Londoner Theatermilieu spielte. Eines seiner Lieblingsmotive stellte er auf den Kopf; am Ende entpuppt sich der „unschuldig Verfolgte“ als der wahre Mörder. Hitchcock drehte in seiner Heimat, spürte allerdings wieder die alten Ressentiments, die nach seiner Auswanderung entstanden waren. Der Film selbst war nicht sonderlich erfolgreich. Im April 1950 begann Hitchcock, regelmäßige Kolloquien an den Universitäten von Kalifornien und Südkalifornien abzuhalten, in denen unter anderem Previews seiner aktuellen Filme gezeigt wurden. Diese Tradition sollte er die kommenden 20 Jahre beibehalten. Der Fremde im Zug (1951, nach einem Roman von Patricia Highsmith) brachte schließlich nach fünf Jahren Flaute wieder einen überragenden Erfolg. Mit diesem Film begann die dreizehnjährige Zusammenarbeit mit dem Kameramann Robert Burks. Wie schon in Die rote Lola spielte Hitchcocks Tochter Patricia eine Nebenrolle. 1953 folgte mit Ich beichte der eindeutigste filmische Bezug auf Hitchcocks starke katholische Prägung. Obwohl von der Kritik geschätzt, floppte der Film an den Kinokassen, was Hitchcock vor allem der Humorlosigkeit des Publikums anlastete. Als Anfang der 1950er Jahre das Fernsehen Einzug in die Wohnzimmer hielt, versuchte die Kinoindustrie, mit neuen technischen Verfahren wie dem Breitbildformat Cinemascope oder dem 3D-Verfahren den Zuschauerschwund aufzuhalten. So drängte Warner Bros. Hitchcock, seinen nächsten Film in 3D zu drehen. Über diese Entscheidung, die zur Einschränkung der Bewegungsfreiheit der Kamera führte, war Hitchcock nicht glücklich; er setzte auch nur wenige explizite 3-D-Effekte ein. Bei Anruf Mord (1954) ist die Verfilmung eines damals sehr populären Theaterstücks von Frederick Knott, der auch das Drehbuch schrieb. Mit Grace Kelly als Hauptdarstellerin drehte Hitchcock im Anschluss noch zwei weitere Filme, ehe sie sich aus dem Filmgeschäft zurückzog. Paramount Die Erfahrung mit dem aufgezwungenen 3D-Verfahren zeigte Hitchcock die Grenzen bei Warner Brothers. Er schloss daher 1953 einen Vertrag mit Paramount ab, der ihm völlige künstlerische Freiheit garantierte. 1954 begann die für Hitchcock erfolgreichste Zeit mit Das Fenster zum Hof. Neben Grace Kelly ist ein weiteres Mal James Stewart zu sehen. Die Hauptfigur sitzt während des gesamten Films im Rollstuhl und beobachtet durch ein Teleobjektiv das Geschehen in den gegenüberliegenden Wohnungen – sozusagen stellvertretend für den Zuschauer, aber auch stellvertretend für Hitchcock selbst, der in diesem Film den voyeuristischen Aspekt des Filmemachens aufzeigt. Über den Dächern von Nizza (1955) ist ein leichter, romantischer Thriller, in dem neben Grace Kelly – nach zwei Jahren Filmpause – wieder Cary Grant spielte. Wohl um dem Glamour dieses an der Côte d’Azur angesiedelten Films etwas entgegenzusetzen, drehte Hitchcock noch im selben Jahr die kostengünstig produzierte schwarze Komödie Immer Ärger mit Harry, in der Shirley MacLaine neben John Forsythe ihren ersten Filmauftritt hatte. Edmund Gwenn, der bereits in früheren Hitchcock-Filmen mitgewirkt hatte, spielte fast achtzigjährig eine seiner wenigen Hauptrollen. Obwohl Hitchcock in vielen seiner Filme schwarzen Humor untergebracht hat, ist es eine der wenigen echten Komödien von ihm. 1955 nahm Hitchcock – rund fünf Jahre nach seiner Frau – die amerikanische Staatsbürgerschaft an. Im selben Jahr begann er mit Doris Day und James Stewart die Dreharbeiten zu Der Mann, der zuviel wußte (1956), der einzigen Neuverfilmung eines seiner Filme in seiner Karriere. Ebenfalls 1955 startete die wöchentliche Fernsehserie Alfred Hitchcock Presents (ab 1962 The Alfred Hitchcock Hour). Hitchcock war Produzent, trat in vielen Folgen als Moderator auf und inszenierte insgesamt 18 Folgen. Auch für die Fernsehserien Suspicion und Startime nahm er für je eine Folge im Regiestuhl Platz. Nach zehn Jahren beendete er seine Fernseharbeit, an der er zunehmend das Interesse verloren hatte. Hinzu kam, dass die Produktion den Auftraggebern zu teuer wurde und die Zeit von Serien mit jeweils abgeschlossenen Folgen, sogenannten „Anthologies“, zu Ende ging. Mit Der falsche Mann wurde er 1956 einem seiner Grundprinzipien, der strikten Trennung von Leben und Fiktion, untreu. In dem Schwarzweißfilm mit Henry Fonda und Vera Miles wird an authentischen Schauplätzen die auf Tatsachen beruhende Geschichte eines zu unrecht Verurteilten erzählt. Der Film entstand noch einmal für Warner Bros., da Hitchcock dem Studio bei seinem Ausscheiden noch einen Film ohne Regiegage zugesagt hatte. Allerdings war Der falsche Mann, der viele Stilelemente des Film noir und ein trostloses Ende aufweist, kommerziell ein Flop. Höhepunkt und Wende 1957 drehte Hitchcock seinen letzten Film für Paramount: Vertigo – Aus dem Reich der Toten (1958 veröffentlicht). Das Drehbuch entstand in gemeinsamer intensiver Arbeit von Hitchcock und Samuel A. Taylor. In wenige seiner Filmfiguren projizierte Hitchcock wohl so viel von seiner eigenen Persönlichkeit wie in den von James Stewart verkörperten Scottie Ferguson, der versucht, eine Frau nach seinen Vorstellungen umzuformen. Zu seiner Entstehungszeit nicht besonders erfolgreich, zählt der Film inzwischen – ähnlich wie der folgende Der unsichtbare Dritte – zu den bedeutendsten Werken Hitchcocks. Hitchcock und sein Drehbuchautor Ernest Lehman konzipierten Der unsichtbare Dritte (1959, MGM) als eine Abfolge von Abenteuern, in denen ein Unschuldiger (Cary Grant in seinem letzten Hitchcock-Film) um seine Reputation und sein Leben kämpft. Die elegante Leichtigkeit der Erzählung beeinflusste viele nachfolgende Abenteuer- und Agentenfilme, was sich u. a. in den James-Bond-Filmen der darauf folgenden Jahre zeigt. Für Hitchcock selbst blieb es für lange Zeit der letzte vorwiegend heitere Film. Das im Anschluss vorbereitete Projekt mit Audrey Hepburn in der Hauptrolle wurde durch Hitchcock gestoppt, als Hepburn wegen einer geplanten Vergewaltigungsszene absagte. Mit seiner bewusst kostengünstigen Produktion Psycho (1960) folgte Hitchcocks wohl bekanntester Film: Die in einer Woche Dreharbeit entstandene „Duschszene“ zählt heute zu seinen meistanalysierten Filmszenen. Ungewöhnlich war auch der Tod einer Hauptfigur nach nur einem Drittel des Films. Die zeitgenössischen Kritiken fielen unerwartet barsch aus, doch das Publikum machte Psycho zu Hitchcocks größtem kommerziellen Erfolg. Nachdem zwei angedachte Projekte scheiterten – unter anderem, weil Walt Disney dem Psycho-Regisseur die Dreherlaubnis in Disneyland verweigerte – nahm Hitchcock seinen nächsten Film erst Mitte 1961 in Angriff: Die Vögel (1963), ein weiterer Horrorfilm, der nicht zuletzt durch seine Dramaturgie und die eingesetzte Tricktechnik – etwa den Sodium Vapor Process – stilbildend wirkte. Der deutsche Komponist Oskar Sala setzte statt Filmmusik elektronisch erzeugte Geräusche ein. Seine Hauptdarstellerin Tippi Hedren hatte Hitchcock im Werbefernsehen entdeckt. Obwohl sie keine Filmerfahrung besaß, nahm er sie für die nächsten sieben Jahre unter Vertrag. Die Vögel entstand für Universal, die kurz zuvor teilweise von MCA übernommen worden waren und für die Hitchcock von nun an alle seine Filme drehen sollte. Lew Wasserman, bis zu diesem Zeitpunkt Agent Hitchcocks, wurde Präsident von Universal und gab seine Agententätigkeit auf. Hitchcock selbst trat seine Rechte an Psycho und seiner Fernsehserie ab und wurde im Gegenzug der drittgrößte Aktionär von MCA. Nach Die Vögel gibt es in Hitchcocks Werk einen Bruch. Die folgenden drei Filme der 1960er Jahre blieben kommerziell hinter den vorangegangenen Erfolgen zurück. Konflikte mit seiner Hauptdarstellerin Tippi Hedren prägten die Dreharbeiten so weit, dass er das Gelingen seines nächsten Films Marnie (1964) bewusst zu sabotieren schien. Der Film fiel bei der professionellen Filmkritik durch. Bemängelt wurde, dass das Psychogramm einer verstörten, traumatisierten Frau sich psychologischer Erklärungsmodelle bediene, die überholt und undifferenziert wirkten, und der Film enthalte, untypisch für Hitchcock, viele handwerkliche Fehler. Die Qualität und der Rang des Films in Hitchcocks Werk wurde erst im Nachhinein nach François Truffauts ausführlicher Analyse des Films erkannt. Dieser erste kommerzielle Misserfolg seit rund fünfzehn Jahren war in mehrfacher Hinsicht ein Wendepunkt in Hitchcocks Karriere. Tippi Hedren war die letzte typische „Hitchcock-Blondine“ und Marnie der letzte Film, den Hitchcocks langjähriger Kameramann Robert Burks drehte. Kurz nach Abschluss der Dreharbeiten starb zudem Hitchcocks Filmeditor George Tomasini, mit dem er zehn Jahre lang zusammengearbeitet hatte, und für Bernard Herrmann, der seit 1955 Hitchcocks bevorzugter Filmkomponist war, war Marnie die letzte Zusammenarbeit mit Hitchcock. Das Spätwerk Erfolge und eine Rückkehr in die Heimat Filmproduktionen wurden immer aufwendiger, der Erfolg an der Kinokasse immer wichtiger. Diverse Projekte, die Hitchcock reizten und die er mehr oder weniger intensiv plante, kamen so aus Angst der Produzenten nicht zustande – etwa Mary Rose, die geplante Verfilmung eines skurrilen Theaterstücks. Mit R.R.R.R., einem Drehbuch mit zahlreichen Verwicklungen über eine italienische Ganoven-Familie in New York, wollte er Jahre nach Der unsichtbare Dritte wieder einen komischen Thriller drehen und damit alle Nachahmer (Charade, Topkapi und andere) übertreffen. Das weit fortgeschrittene Projekt scheiterte schließlich an unüberbrückbaren sprachlichen und kulturellen Problemen mit den italienischen Mitarbeitern. Am 7. März 1965 erhielt Hitchcock für seinen „historischen Beitrag zum amerikanischen Kino“ den Milestone Award der Producers Guild of America – die erste von vielen Ehrungen für sein Lebenswerk. Mit Der zerrissene Vorhang (1966) kehrte Hitchcock schließlich zum Genre des Spionagefilms zurück, in dem er bereits in den 1930er Jahren in England große Erfolge gefeiert hatte. Die Premiere dieses 50. Hitchcock-Filmes sollte von einer groß angelegten Marketingkampagne begleitet werden. Nicht nur aus diesem Grund setzte Universal die aktuellen Stars Paul Newman und Julie Andrews gegen Hitchcocks Widerstand als Hauptdarsteller durch. Überdies kam es zum Bruch mit dem Komponisten Bernard Herrmann, als dieser nicht die von Universal gewünschte, auch für den Schallplattenverkauf geeignete Unterhaltungsmusik vorlegte. Auch an anderen wichtigen Positionen seines Stabes musste Hitchcock auf vertraute Mitarbeiter verzichten. Der zerrissene Vorhang fällt handwerklich und dramaturgisch gegenüber Hitchcocks letzten Filmen deutlich ab und wurde von der Kritik durchweg verrissen. Universal forderte von ihm zeitgemäßere Themen ein. Als das von ihm und Howard Fast detailliert ausgearbeitete Drehbuch über einen homosexuellen Frauenmörder abgelehnt wurde, zog er sich für ein Jahr ins Privatleben zurück. Anfang 1968 entschloss er sich unter dem Druck der langen Pause seit dem letzten Film und der noch längeren Zeitspanne seit dem letzten Erfolg, den Spionageroman Topas von Leon Uris zu verfilmen, dessen Rechte Universal kurz zuvor erworben hatte. Topas wurde dann fast ausschließlich mit europäischen Schauspielern besetzt und völlig ohne Hollywood-Stars. In Europa waren die Französinnen Dany Robin und Claude Jade wie ihre Landsmänner Michel Piccoli und Philippe Noiret und die deutsche Aktrice Karin Dor Stars; die für amerikanische Zuschauer bekanntesten Gesichter waren der Fernsehschauspieler John Forsythe und der aus Kanada stammende John Vernon. Das endgültige Drehbuch wurde erst während der laufenden Dreharbeiten geschrieben, der Schluss nach einer katastrophalen Preview improvisiert. Publikum und Kritik reagierten mit Ablehnung auf Hitchcocks bis dahin teuersten Film, doch er zeigte sich zuversichtlich: „Ich habe meinen letzten Film noch nicht gedreht. Topas ist mein 51. Film, aber wann ich meinen letzten Film drehen werde, ist von mir, meinen Finanziers und Gott noch nicht entschieden worden.“ Im Spätsommer 1970 nahm Hitchcock sein nächstes Projekt in Angriff und reiste dafür wieder in seine Heimat, wo er diesmal begeistert empfangen wurde. Frenzy (1972) spielt in London, dem Hitchcock eine liebevolle Hommage erweist, und ist in seinen Worten „die Geschichte eines Mannes, der impotent ist, und sich deshalb durch Mord ausdrückt“. Zunächst verliefen die Drehbucharbeit und auch die Dreharbeiten, die Hitchcock so ernst nahm wie lange nicht mehr, weitgehend reibungsfrei. Doch als seine Frau Alma einen Herzinfarkt erlitten hatte, wurde Hitchcock müde und untätig; die Crew war, ähnlich wie bei den drei vorangegangenen Filmen, wieder weitgehend auf sich alleine gestellt. Dennoch wurde Frenzy, ein brutaler, zum Teil bitterer, von tiefschwarzem britischen Humor durchzogener Film, ein großer Erfolg. Nur in England war man enttäuscht und bemängelte vor allem die anachronistisch wirkende Darstellung Londons und des britischen Lebens. Der letzte Film Im Frühjahr 1973 entschloss sich Hitchcock, den Roman The Rainbird Pattern von Victor Canning zu verfilmen. Doch die Arbeit am Drehbuch mit Ernest Lehman (Der unsichtbare Dritte) ging diesmal nicht mehr so reibungslos vonstatten: Hitchcock war merklich müde geworden, seine körperlichen Schmerzen betäubte er zunehmend mit Alkohol. Zwei Jahre benötigte die Fertigstellung des Drehbuchs, so lange wie nie zuvor in seiner Karriere. Mit Familiengrab, wie der Film schließlich hieß, kehrte Hitchcock zum scheinbar heiteren, diesmal jedoch morbid akzentuierten Unterhaltungsthriller zurück. Wie stets legte er Wert auf eine ausgeklügelte Bildsprache, die erneut mit Hilfe von Storyboards erarbeitet wurde. Die Dreharbeiten gestalteten sich reibungslos und in einer entspannten Atmosphäre. Hitchcock, der sich im Rahmen seiner gesundheitlichen Möglichkeiten mit einem lange nicht gezeigten Elan in die Dreharbeiten einbrachte, zeigte sich zu Neuerungen bereit: Er war offen für Improvisationen seiner Schauspieler und nahm noch während der Dreharbeiten Änderungen am Ablauf vor. Die Überwachung der Schnittarbeiten musste er weitgehend seinen Mitarbeiterinnen Peggy Robertson und Suzanne Gauthier überlassen, da sich sein Gesundheitszustand deutlich verschlechterte. Zudem erlitt Alma einen zweiten Schlaganfall. Familiengrab wurde nach seiner Premiere im Frühjahr 1976 überwiegend freundlich aufgenommen, und Hitchcock schöpfte aus der Sympathie, die ihm entgegenschlug, für kurze Zeit Kraft, neue Filmideen aufzugreifen. Sein erst Anfang 1978 in Angriff genommenes Projekt, die Verfilmung des Romans The Short Night von Ronald Kirkbride, wurde aufgrund seines sich weiter verschlechternden Gesundheitszustands jedoch etwa ein Jahr später von Universal gestoppt. Im März 1979 wurde er vom American Film Institute für sein Lebenswerk geehrt. Zwei Monate später schloss er sein Büro auf dem Gelände der Universal-Studios. Am 3. Januar 1980 wurde Hitchcock in den britischen Adelsstand erhoben. Am Morgen des 29. April 1980 starb Alfred Hitchcock im Alter von 80 Jahren in seinem Haus in Los Angeles an Nierenversagen. Seine Leiche wurde eingeäschert, die Asche an einem unbekannten Ort verstreut. Inhalte und Formen In rund fünfzig Jahren hat Alfred Hitchcock dreiundfünfzig Spielfilme als Regisseur begonnen und beendet. Die weitaus größte Zahl dieser Filme gehört dem Genre des Thrillers an und weist ähnliche Erzählmuster und Motive auf, wiederkehrende Elemente, visuelle Stilmittel und Effekte, die sich wie ein roter Faden durch sein Gesamtwerk ziehen. Inhalt Motive Das Grundmotiv in Hitchcocks Filmen bildet meist die Angst der Protagonisten vor der Vernichtung ihrer (bürgerlichen) Existenz. Dabei bezieht sich diese Angst nicht nur auf Mörder, Gangster oder Spione, welche die bürgerliche Ordnung angreifen; die Hauptfiguren finden sich häufig in der Lage wieder, sogar von Vertretern des Gesetzes bedroht zu werden. Zu diesem Motiv der Angst kommt – Hitchcocks katholischer Prägung entsprechend – jenes von Schuld und Sühne hinzu. Der unschuldig Verfolgte in seinen Filmen ist „unschuldig, aber nur in Bezug auf das, was man ihm vorwirft.“ Das heißt, die Figur wird durch das, was ihr im Laufe des Filmes widerfährt, im übertragenen Sinne für andere Defizite oder Vergehen bestraft: In Bei Anruf Mord etwa wird die Hauptfigur des Mordes verdächtigt; tatsächlich musste sie aus Notwehr töten. Das folgende Unheil kann jedoch als Strafe für den von ihr begangenen Ehebruch angesehen werden. Eine Variation dieses Themas ist die Übertragung der Schuld auf eine andere Person. Unschuldige werden zu Schuldigen (oder Mitschuldigen) an Verbrechen anderer, da sie aus persönlichen Gründen nicht zur Aufklärung beitragen können. Zentral sind hierbei die beiden Filme Ich beichte und Der Fremde im Zug, in denen die jeweiligen Protagonisten von Morden, die andere begangen haben, profitieren und, nachdem sie selbst unter Verdacht geraten, keine Möglichkeit haben, sich zu entlasten. In Vertigo macht der wahre Mörder die Hauptfigur durch ein Komplott zunächst scheinbar zum Schuldigen am Tod der ihr anvertrauten Person. Später macht sich das Opfer der Intrige tatsächlich am Tod der Frau schuldig, die er liebt. Falsche Verdächtigungen, aber auch ausgeprägte Schuldkomplexe, gehen bei Hitchcocks Filmen mit der Bedrohung der Identität einher. Seine traumatisierten oder verfolgten Figuren nehmen selbst falsche Namen an oder werden – aus unbekannten Gründen – für jemand anderen gehalten. Das Motiv des Identitätsverlusts spielt Hitchcock, angefangen von seinem ersten bis zu seinem letzten Film, in unterschiedlichsten Varianten durch, besonders einprägsam in Vertigo: Die weibliche Hauptfigur wird zunächst im Rahmen eines Mordkomplotts in eine andere Person (die anschließend ermordet wird) verwandelt und nimmt daraufhin wieder ihre eigentliche Identität an, nur um anschließend wieder in die andere Person zurückverwandelt zu werden. Oft stehen Schuld und Bedrohung in Zusammenhang mit sexuellen Aspekten. In Der Fall Paradin genügt bereits der Gedanke an Ehebruch, um das Leben des Protagonisten zu gefährden. In Berüchtigt ist der Zusammenhang zwischen Sex, Schuld und Bedrohung zentrales Thema. Hitchcocks Verbindung von Sex und Gewalt wird in Mordszenen deutlich, die er oft wie Vergewaltigungen inszeniert, etwa der Schlusskampf zwischen Onkel und Nichte Charlie in Im Schatten des Zweifels, die Scherenszene in Bei Anruf Mord und die Duschszene in Psycho. Darüber hinaus spielt Sexualität gerade in abnorm empfundenen Erscheinungsformen eine große Rolle in seinem Werk. Aufgrund der Auflagen der Zensur werden jedoch Homosexualität, die in Verbindung mit Schuld und Verderben regelmäßig vorkommt, oder Nekrophilie (in Vertigo) nur in einzelnen Gesten oder Schlüsselszenen angedeutet. Auch Fetischismus (Erpressung, Vertigo, Psycho) und Voyeurismus (Das Fenster zum Hof, Psycho) spielen in seinen Filmen eine gewisse Rolle. In mehreren Filmen wird zudem ein erotischer Bezug der männlichen Hauptfiguren zu ihren Müttern angedeutet, etwa in Psycho und Die Vögel. Zentral in diesem Zusammenhang ist Berüchtigt. Hier verhalten sich Claude Rains und Leopoldine Konstantin in manchen Schlüsselszenen wie ein Ehepaar. Dieser Eindruck wird durch den geringen Altersunterschied der Schauspieler von nur vier Jahren verstärkt. Unter den in Hitchcocks Bildsprache verwendeten Symbolen finden sich Vögel als Vorboten des Unglücks (etwa in Erpressung, später als vorherrschendes Thema in Die Vögel), Treppen, die Verlust oder Freiheit bedeuten können (Berüchtigt, Psycho, Vertigo und andere), sowie Handschellen und andere Fesseln, um Abhängigkeit und Ausgeliefertsein auszudrücken, meist im sexuellen Kontext (zum Beispiel in Der Mieter). Auch Spiegel tauchen bei Hitchcock regelmäßig auf – in Zusammenhang mit dem Verlust oder der Erkenntnis der eigenen Persönlichkeit oder als allgemeines Symbol für Täuschungen (einprägende Beispiele: Vertigo und Psycho). Figuren Die meisten Protagonisten in Hitchcocks Thrillern sind Normalbürger, die zu Beginn der Geschichte in der Regel nichts mit kriminellen Machenschaften zu tun haben. Meist werden sie durch Zufall oder unbekannte Umstände in geheimnisvolle und bedrohliche Vorgänge gezogen. Dem Zuschauer wird so das beunruhigende Gefühl vermittelt, dass auch er jederzeit in derartige Situationen geraten könnte. Professionelle Agenten oder Spione findet man dagegen nur selten unter den Hauptfiguren, obwohl Hitchcock viele Filme drehte, die im Agentenmilieu spielen. Hitchcock drehte bis auf eine Ausnahme (Erpressung, 1929) auch nie einen Film, in dem die Arbeit der Polizei im Mittelpunkt steht; aktive Polizisten tauchen ansonsten nur als Nebenfiguren und üblicherweise als Hindernis auf. Männliche Antihelden Der Prototyp des Antihelden bei Hitchcock sind die von James Stewart gespielten Figuren: In Cocktail für eine Leiche muss der von Stewart dargestellte Lehrer erkennen, dass zwei seiner Studenten eine seiner Theorien zum Anlass nahmen, einen Mord zu verüben und diesen mit seinen Thesen zu rechtfertigen; am Ende steht er hilflos vor diesem menschlichen Abgrund, in den er nicht nur hineingezogen wurde, sondern den er sogar mit heraufbeschworen hat. In Das Fenster zum Hof stellt Stewart eine Figur dar, die bindungsscheu sowie körperlich beeinträchtigt und voyeuristisch veranlagt ist und dadurch in Schwierigkeiten kommt. Es gibt nur wenige positive, ungebrochene Helden bei Hitchcock. Ein Schauspieler, der diesen seltenen Rollentypus verkörperte, war Cary Grant in Über den Dächern von Nizza und in Der unsichtbare Dritte. Diese Figuren meistern die Herausforderungen zwar mit Charme und Leichtigkeit, doch stehen sie in Verdacht, kriminell zu sein beziehungsweise verlieren sie zeitweise die Kontrolle, womit selbst sie keine gänzlich unantastbaren Helden sein können. Aber sogar Cary Grant spielte in zwei seiner Hitchcock-Filme Figuren, deren Schattenseiten sich zeitweise vor deren positive Merkmale schieben. Im Laufe der Karriere Hitchcocks gewinnen ambivalente oder gar negativ gezeichnete Hauptfiguren immer stärker an Gewicht. Diese Antihelden weisen physische oder psychische Probleme auf, sind Verlierertypen oder unsympathisch. Durch ihr obsessives Fehlverhalten wirken sie schwach und können Schaden anrichten. Diese Figuren dienen zwar kaum als Vorbild, doch soll deren ambivalente Persönlichkeit dazu beitragen, dass sich der Zuschauer in ihnen wiederfinden kann. Starke Frauen In vielen Filmen bedient Hitchcock auf den ersten Blick das klassische Motiv der schwachen, zu beschützenden Frau. Doch während das Klischee verlangt, dass der strahlende Held sie rettet, ist sie bei Hitchcock oft auf sich alleine gestellt. In einigen Fällen ist der vermeintliche Beschützer schwach oder zu sehr mit sich selbst beschäftigt, als dass er der bedrohten Frau helfen könnte, wie zum Beispiel Ingrid Bergman und Cary Grant in Berüchtigt. In anderen Fällen geht von der männlichen Hauptfigur (in der Regel dem Ehemann) sogar ein tatsächliches oder vermeintliches Bedrohungspotential aus. Klassische Beispiele: Joan Fontaine und Cary Grant in Verdacht sowie Grace Kelly und Ray Milland in Bei Anruf Mord. Die Rollenverteilung zwischen Mann und Frau kehrt Hitchcock in einigen Filmen gänzlich um: Die Frau ist dem Mann, der zunehmend passiver wird, überlegen und wendet das Geschehen zum Guten. Beispiele sind Jung und unschuldig (die Tochter des Polizeichefs verhilft einem Verdächtigen zur Flucht und löst letztendlich den Fall), Ich kämpfe um dich (eine Psychologin dringt in das Unterbewusste des Mordverdächtigen ein und rettet ihn vor der sicheren Verurteilung) sowie Der Mann, der zuviel wußte (die Ehefrau verhindert zuerst einen geplanten Mord und rettet dann das eigene Kind vor den Verbrechern). Der Typ, der sich dabei im Laufe der Zeit herauskristallisierte, ist jener der jungen, schönen, kühlen, hintergründigen und undurchsichtigen Blondine. Die oberflächliche Kühle der Hitchcock-Blondine verbirgt jedoch eine stark entwickelte Sexualität. Besonders deutlich wird dies in Der unsichtbare Dritte, wenn Eva Marie Saint zunächst gegenüber Cary Grant zweideutige Bemerkungen macht, dann plötzlich den völlig überraschten Fremden küsst und ihn ohne Zögern in ihrem Schlafwagenabteil unterbringt. Nicht der Mann, sondern die (blonde) Frau spielt hier den aktiven Part. Sympathische Schurken Hitchcock legt durch seine Gestaltung von Figuren und Dramaturgie dem Zuschauer eine Identifikation mit dem Schurken nahe. Seine Antagonisten wirken zuweilen auffällig sympathisch und übertreffen mitunter die Ausstrahlung der Hauptfiguren. Oft konkurrieren Held und Bösewicht um dieselbe Frau; die Liebe des Gegenspielers erscheint dabei tiefer und aufrichtiger als die des Helden. Besonders auffällig ist dies in Berüchtigt (Claude Rains gegenüber Cary Grant) und in Der unsichtbare Dritte (James Mason wiederum gegenüber Cary Grant). Selbst ein ausgesprochen heimtückischer Schurke wie Ray Milland in Bei Anruf Mord wirkt in einzelnen Momenten gegenüber dem unbeholfenen Robert Cummings sympathischer, in jedem Fall jedoch gegenüber der Polizei vertrauenserweckender. Oft sind sie die eigentlichen Hauptfiguren, wie Joseph Cotten als charmanter Witwenmörder in Im Schatten des Zweifels oder Anthony Perkins als linkischer, von seiner Mutter gepeinigter Mörder in Psycho. Dominante Mütter In vielen seiner Filme – ab Mitte der 1940er Jahre regelmäßig – tauchen dominante Mütter auf, die einen beunruhigenden Einfluss auf ihre meist erwachsenen Kinder ausüben und zum Teil Auslöser oder Ursache dramatischer Ereignisse sind. Erstmals uneingeschränkt bösartig erscheint die Mutter in Berüchtigt (1946), die ihren Sohn zum Mord an der Frau, die er liebt, antreibt. Der extremste Fall tritt in Psycho (1960) zutage, wo die tote Mutter noch von ihrem Sohn Besitz ergreift und ihn zu ihrem mordenden Werkzeug werden lässt. Daneben gibt es eine Vielzahl weniger dämonischer Variationen, wobei Besitzergreifung allen Mutter-Typen gemein ist: In Die Vögel (1963) erträgt es die Mutter von Mitch (Jessica Tandy) nicht, dass ihr erwachsener Sohn (Rod Taylor) sich für eine andere Frau interessiert. In Marnie (1964) wird das Leben der Tochter durch einen von der Mutter übertragenen Schuldkomplex beinahe zerstört. In zwei Filmen variiert Hitchcock dieses Rollenmuster: In Rebecca und Sklavin des Herzens übernehmen Haushälterinnen die Funktion der dämonischen Mutter. Zwielichtige oder leichtgläubige Beamte Üblicherweise positiv besetzte Figuren wie Polizisten, Richter oder andere Vertreter des Staates erscheinen oft zwiespältig: Sie sind nicht in der Lage, die Helden zu beschützen, oder stellen sogar eine Bedrohung für diese dar. Polizisten verdrehen das Recht, sie handeln aus persönlichen Motiven, sie glauben dem ersten Anschein und schützen den tatsächlich Schuldigen aufgrund von dessen vordergründig tadellosem Erscheinen, sie sind tollpatschig oder arbeiten schlampig. Dieses Rollenmuster durchzieht Hitchcocks gesamtes Werk, von Der Mieter (1927) bis Frenzy (1972). Darüber hinaus finden sich vereinzelt Geheimdienstmitarbeiter unter den Nebenfiguren, die sich als Gegner (das Ehepaar Drayton in Der Mann, der zuviel wußte, 1956) oder als Helfer offenbaren, wobei auch letztere Schwierigkeiten bringen können – beispielsweise der „General“ (Peter Lorre) in Geheimagent oder Leo G. Carroll als CIA-Mitarbeiter in Der unsichtbare Dritte. Indem die feste Trennlinie zwischen Gut und Böse verschwimmt, wird das Gefühl der Verunsicherung beim Zuschauer gesteigert. Formale Elemente Dramaturgie Hitchcocks Credo lautete: „For me, the cinema is not a slice of life, but a piece of cake.“ (etwa: „Für mich ist das Kino nicht ein Stück Leben, sondern ein Stück Kuchen.“) Film war für ihn eine artifizielle Kunstform. Nur einmal – in Der falsche Mann – wich er von diesem Grundsatz ab. Aber auch hier liegt der Akzent auf jenen Elementen, die nicht dokumentarisch sind – etwa der subjektiven Perspektive des unschuldig Verdächtigten und seiner hilflosen Frau. Einigen seiner weiteren Filme liegen zwar auch reale Ereignisse zugrunde (Der zerrissene Vorhang, Das Fenster zum Hof, Der Auslandskorrespondent oder Cocktail für eine Leiche), doch werden diese so weit fiktionalisiert, dass außer dem Grundmotiv kein Bezug zu der ursprünglichen Geschichte übrig bleibt. Eine nicht verwirklichte Idee für Der unsichtbare Dritte, die der Regisseur im Interview mit Truffaut erwähnt, verdeutlicht Hitchcocks Vorstellungen davon, die Realität zu transzendieren: Er wollte zeigen, wie unter den Augen Cary Grants auf einem Fließband ein Auto zusammengebaut wird und anschließend aus dem fertiggestellten Auto eine Leiche fällt – nach realistischen Maßstäben unmöglich. Doch Hitchcocks Begründung für das Verwerfen der Idee zeigt, dass er sich in solchen Fragen nicht an der Wahrscheinlichkeit orientierte: „Wir haben die Idee in der Geschichte nicht richtig unterbringen können, und selbst eine willkürliche Szene kann man nicht ohne Motiv ausführen.“ Den Vorwurf, Gesetze der Plausibilität zu missachten, nahm er bewusst in Kauf: „Wenn man alles analysieren wollte und alles nach Erwägungen der Glaubwürdigkeit und Wahrscheinlichkeit konstruieren, dann würde keine Spielfilmhandlung dieser Analyse standhalten, und es bliebe einem nur noch eines übrig: Dokumentarfilme zu drehen.“ Hitchcock vertraute darauf, dass die Zuschauer unwahrscheinliche Details akzeptieren würden, da er diese nur verwendete, um die Handlung zu dramatisieren, voranzutreiben oder zu straffen. Für bewusste Irritation sorgte auch Hitchcocks Spiel mit filmtypischen Klischees. So vermied er es insbesondere bei den Nebenrollen, Schauspieler nach festgelegtem Typ zu besetzen. Auch bei der Wahl seiner Spielorte entzog sich Hitchcock den Genre-Gesetzen. So ließ er Verbrechen und bedrohliche Szenen häufig nicht in unheimlichen, dunklen Räumen stattfinden, sondern bei hellem Tageslicht und an scheinbar harmlosen Orten wie einem mit Menschen übersäten Marktplatz (Der Mann, der zuviel wußte [1956] und Der Auslandskorrespondent), in einer menschenleeren Landschaft, auf einer öffentlichen Versteigerung und in einer Hotelhalle (Der unsichtbare Dritte), auf einer idyllischen Bergstraße (Über den Dächern von Nizza), auf einer Party (Berüchtigt und Jung und unschuldig) in einer voll besetzten Konzerthalle (beide Der Mann, der zuviel wußte) oder in einem mit lauter freundlichen Menschen besetzten Eisenbahnzug (Eine Dame verschwindet). Suspense Die klassische, auf das Überraschungsmoment aufbauende Form des Kriminalfilms ist der Whodunit. Bis auf wenige Ausnahmen bediente sich Hitchcock jedoch einer anderen Form des Spannungsaufbaus, des sogenannten Suspense: Dem Zuschauer sind ab einem gewissen Zeitpunkt bestimmte Informationen oder Umstände bekannt, von denen die handelnden Personen nichts wissen. Er fiebert in besonderer Weise mit den Helden, er sieht Ereignisse kommen, möchte den Figuren helfen, kann es aber nicht. In einigen Filmen wird das klassische Suspense dahingehend variiert, dass handelnde Personen die Rolle des Zuschauers übernehmen. Ein Beispiel von vielen: In Das Fenster zum Hof dringt Lisa in die Wohnung des verdächtigen Nachbarn ein, um nach Beweisen für einen möglichen Mord zu suchen. Ihr Partner Jeff beobachtet das Geschehen von der gegenüber liegenden Wohnung aus und sieht dabei den Nachbarn vorzeitig zurückkommen. Er vermutet sie in Lebensgefahr, kann ihr aber nicht helfen. Für einige markante Szenen baute Hitchcock zudem bewusst eine Suspense-Situation auf, um den Zuschauer mit einem umso gewaltigeren Überraschungseffekt schockieren zu können. Ein berühmtes Beispiel findet sich in Psycho: Zum einen ist Marion Crane mit verschiedenen Insignien einer typischen Hauptfigur eines Hitchcockfilms ausgestattet, so dass kaum jemand erwartet, dass sie bereits in der ersten Hälfte des Films stirbt. Zum anderen schaltet Hitchcock der Duschszene selbst einen Suspense-Moment vor. Norman Bates beobachtet Marion Crane durch ein Loch in der Wand beim Entkleiden. Sie geht unter die Dusche. Der Zuschauer wird nun eben keinen Mord, sondern schlimmstenfalls eine Vergewaltigung durch Norman befürchten. Der bestialische Mord ist somit völlig überraschend und damit ein Grund für die Berühmtheit der Szene. MacGuffin Ein von Hitchcock in seinen Thrillern sehr häufig verwendetes Mittel war der sogenannte MacGuffin: ein Element, das die Handlung vorantreibt oder sogar initiiert, obwohl es für die Entwicklung der Figuren und für den Zuschauer inhaltlich völlig bedeutungslos, geradezu austauschbar ist. Der MacGuffin in Der unsichtbare Dritte sind schlicht „Regierungsgeheimnisse“, über die der Held oder der Zuschauer während der gesamten Handlung nichts Weiteres erfährt. In Psycho benutzt Hitchcock unterschlagenes Geld, das die Sekretärin zur Flucht treibt und so in „Bates Motel“ führt, um das Publikum anfangs gezielt in die Irre zu führen und für einen Kriminalfall zu interessieren, der mit der eigentlichen Handlung nur am Rande zu tun hat. Die mysteriösen „39 Stufen“ im gleichnamigen Film sind eine Geheimorganisation, über die bis kurz vor Ende des Films überhaupt nichts bekannt ist, außer dass sie gefährlich ist. Ein besonders außergewöhnlicher MacGuffin ist die als Volksliedmelodie getarnte Geheimdienstinformation aus Eine Dame verschwindet. Filmische Mittel Beeinflusst vom Stummfilm beruhte Hitchcocks Filmverständnis auf dem Anspruch, alles Wichtige in seinen Filmen visuell und so wenig wie möglich durch Dialoge auszudrücken. Seine typischen Kameraeinstellungen geben im Bild genau das wieder, was für das Verständnis der Szene wesentlich ist – auch um dem Zuschauer nicht die Möglichkeit zu geben, sich durch unwesentliche Details ablenken zu lassen. So wirken beispielsweise Kuss-Szenen bei Hitchcock immer sehr intim, da er gewöhnlich mit der Kamera sehr nahe an die beiden sich Küssenden heranfuhr und den Zuschauer sozusagen zum dritten Umarmenden machte. Zu den berühmtesten Beispielen dieser visuellen Erzählweise zählen die Duschszene aus Psycho, der Flugzeugangriff auf Cary Grant und die Jagd auf Mount Rushmore in Der unsichtbare Dritte, die Versammlung der Vögel auf dem Klettergerüst in Die Vögel oder die zehnminütige Konzertszene in der Royal Albert Hall in Der Mann, der zuviel wußte von 1956. Hitchcocks visueller Arbeitsstil drückt sich unter anderem in den Expositionen vieler seiner Filme aus. Er bringt den Zuschauern die handelnden Figuren und die Umstände der folgenden Handlung ohne die Verwendung von Dialogen nahe. Die Länge dieser Einführungen variiert zwischen wenigen Sekunden und mehreren Minuten. Erstmals verfolgte Hitchcock diese Technik 1929 in seinem ersten Tonfilm Erpressung. Zudem tauchen in Hitchcocks Filmen immer wieder ungewöhnliche filmische Operationen auf, um die Stimmung und Spannung bewusst zu verstärken, beispielsweise eine gegenläufige Zoom-Fahrtbewegung in Vertigo (später auch als „Vertigo-Effekt“ bezeichnet), lange Kamerafahrten wie die aus einer Totale eines großen Raums bis in die Naheinstellung eines Schlüssels in einer Hand (in Berüchtigt) oder auf ein zuckendes Auge (in Jung und unschuldig) sowie die aus ungefähr siebzig Einstellungen bestehende fünfundvierzig Sekunden lange Mordszene unter der Dusche in Psycho, unmittelbar gefolgt von einer etwa einminütigen Kamerafahrt ohne einen einzigen Schnitt. Der Production Designer Robert Boyle, mit dem Hitchcock bei fünf Filmen zusammenarbeitete, meinte: „Keiner der Regisseure, mit denen ich je zusammengearbeitet habe, wusste so viel über Film wie er. Viele der Regisseure, mit denen ich gearbeitet habe, wussten eine ganze Menge, aber sie besaßen nicht die technischen Fähigkeiten, die er hatte. Er suchte immer nur den visuellen Ausdruck, und so etwas wie eine zufällige Einstellung gab es bei ihm nicht.“ Nur einmal griff Hitchcock aus Experimentierfreude auf einen filmtechnischen Kniff zurück, der sich nicht unmittelbar aus der Dramaturgie ergab. In Cocktail für eine Leiche (1948) drehte er bis zu zehn Minuten lange Einstellungen, die er zum großen Teil sogar über unsichtbare Schnitte ineinander übergehen ließ. Er wollte damit bei dieser Theaterverfilmung die Einheit von Zeit und Raum dokumentieren. Später gab er zu, dass es ein Fehler war, damit gleichzeitig den Schnitt als wesentliches gestaltendes Instrument der Dramaturgie aus der Hand gegeben zu haben. Licht und Farben Inspiriert von amerikanischen und deutschen Filmemachern, setzte Hitchcock schon bei seinen ersten Filmen Licht- beziehungsweise Schatteneffekte ein. Typisch für Hitchcock sind Linien und Streifen in Form von Schatten (durch Gitter, Jalousien oder Ähnliches verursacht), die vor allem auf Gesichter fallen und eine unheilvolle Atmosphäre verstärken sollen. Darüber hinaus verwendet er in einzelnen Szenen sehr starke, zum Teil unnatürlich wirkende Kontraste, um einen äußeren oder inneren Gut-Böse-Gegensatz zu visualisieren. Dieses Hell-Dunkel-Spiel unterstützte Hitchcock durch die Kostüme der Figuren. So ließ er Ingrid Bergman am Anfang von Berüchtigt gestreifte Kleidung tragen, um ihre Zerrissenheit zu unterstreichen. In Der Mieter trug Ivor Novello zu Beginn Schwarz, später, um seine Unschuld auch nach außen hin deutlich zu machen, Weiß. Die Methode, durch die Farbgebung der Kostüme den emotionalen Zustand der Figuren zu unterstreichen, behielt Hitchcock auch für die Farbfilme bei. In Bei Anruf Mord wurden die Kostüme von Grace Kelly mit der Dauer des Films immer trister und grauer, entsprechend ihrer inneren Gemütsverfassung. Zu Hitchcocks Farbwahl von Grace Kellys Kleidern in Das Fenster zum Hof sagte die Kostümbildnerin Edith Head: „Für jede Farbe und jeden Stil gab es einen Grund; er war sich seiner ganzen Entscheidung absolut sicher. In einer Szene sah er sie in blassem Grün, in einer anderen in weißem Chiffon, in einer weiteren in Gold. Er stellte im Studio tatsächlich einen Traum zusammen.“ In seinen späteren Filmen, allen voran Marnie und Vertigo, gab es eine ausgefeilte, die Kostüme, die Dekors und die Beleuchtung umfassende Farbdramaturgie. Tricktechnik Nach Hitchcocks Filmverständnis schafft sich der Film seine eigene Realität und soll oder darf kein Abbild des wahren Lebens sein. Die Nutzung sämtlicher Möglichkeiten, genau das wiederzugeben, was der Regisseur sich vorstellt, ist nach diesem Verständnis nicht nur legitim, sondern erforderlich. Hitchcock hat die Entwicklung der Tricktechnik aufmerksam beobachtet und schon sehr früh – gelegentlich zum Missfallen seiner Produzenten – neue Trickverfahren eingesetzt, zum Beispiel das Schüfftan-Verfahren (in Erpressung) oder das Matte Painting. In seinen englischen Thrillern, vor allem in Nummer siebzehn und Jung und unschuldig, arbeitete Hitchcock bei Verfolgungsjagden oft und erkennbar mit Modellen. In Eine Dame verschwindet sind die Rückprojektionen während der Zugfahrt aber bereits so ausgereift, dass sie noch Jahrzehnte später überzeugen. Ähnliches gilt für die Schlussszene von Der Fremde im Zug, in der zwei Männer auf einem sich immer schneller drehenden Karussell kämpfen – in einer virtuosen Kombination von Realeinstellungen, Modellen und Rückprojektionen. Die Vögel (1963) beinhaltet rund vierhundert Trickeinstellungen, für die Hitchcock auf sämtliche damals verfügbaren Tricktechniken zurückgriff, unter anderem auch auf das ansonsten für Animationsfilme verwendete Rotoskopieverfahren. Ton und Musik Hitchcock hat seit dem Aufkommen des Tonfilms Musik und Toneffekte eingesetzt, um die Dramaturgie bewusst zu unterstützen. Den Umgang Hitchcocks mit dem Medium Ton beschrieb die Schauspielerin Teresa Wright (Im Schatten des Zweifels) folgendermaßen: „Wenn ein Schauspieler mit den Fingern trommelte, war das nicht ein zweckloses Trommeln, es hatte einen Rhythmus, ein musikalisches Muster – es war wie ein Geräusch-Refrain. Ob jemand nun ging oder mit Papier raschelte oder einen Umschlag zerriss oder vor sich hin pfiff, ob das Flattern von Vögeln oder ein Geräusch von draußen war, alles wurde sorgfältig von ihm orchestriert. Er komponierte die Toneffekte wie ein Musiker Instrumentenstimmen.“ Gegenüber Truffaut erwähnte Hitchcock, dass er nach dem Endschnitt eines Films seiner Sekretärin ein „Tondrehbuch“ diktiert, das alle von ihm gewünschten Geräusche enthält. In Mord – Sir John greift ein! (1930) versteckte Hitchcock, da ein nachträgliches Bearbeiten der Tonspur zu diesem Zeitpunkt technisch noch nicht möglich war, gar ein komplettes Orchester hinter den Kulissen, um die entsprechenden Stellen musikalisch zu untermalen. Weitere klassische Beispiele für Hitchcocks dramaturgischen Musikeinsatz sind Geheimagent (1936, der Dauerakkord des toten Organisten in der Kirche), Eine Dame verschwindet (1938, die Melodie mit dem Geheimcode und der „Volkstanz“), Im Schatten des Zweifels (1943, der „Merry-Widow“-Walzer), Der Fremde im Zug (1951, die Szenen auf dem Rummelplatz) und Das Fenster zum Hof (1954, die im Laufe des Films entstehende Komposition des Klavierspielers). In Der Mann, der zuviel wußte (1956) schließlich wird Musik, sowohl orchestral wie auch gesungen, aktiv inszeniert und dramaturgisch eingebunden: Sie spielt eine wesentliche Rolle in der Gesamtdramaturgie des Films. Die Musik der Filme aus den späten 1950er und frühen 1960er Jahren, der Zeit als Hitchcock mit dem Komponisten Bernard Herrmann zusammenarbeitete, ist tragendes Element der jeweiligen Filme. Kritiker bescheinigen der Musik der Filme Vertigo, Der unsichtbare Dritte und Psycho sowie den Toneffekten von Oskar Sala zu Die Vögel, wesentlich zum jeweiligen Gesamteindruck des Films beizutragen. Prägende Einflüsse Vorbilder Hitchcock war beeindruckt von den Filmen, die er in seiner Jugend und in seinen frühen Jahren im Filmgeschäft sah, etwa jenen von D. W. Griffith, Charlie Chaplin, Buster Keaton und Douglas Fairbanks senior. Als Stummfilmregisseur in England übernahm er vom US-Film unter anderem die Technik, mit Hilfe von Beleuchtungseffekten Tiefe zu schaffen und den Vorder- vom Hintergrund abzusetzen, was bis in die 1930er Jahre im britischen Film unüblich war. Angetan war er auch von den deutschen Stummfilmregisseuren wie Fritz Lang und Ernst Lubitsch. F. W. Murnaus Der letzte Mann, dessen Dreharbeiten Hitchcock 1922 in München beobachtete, bezeichnete er später als den fast perfekten Film: „Er erzählte seine Geschichte ohne Titel; von Anfang bis Ende vertraute er ganz auf seine Bilder. Das hatte damals einen ungeheueren Einfluss auf meine Arbeit.“ Einfluss auf Hitchcocks Arbeit hatte auch Das Cabinet des Dr. Caligari, den Robert Wiene 1919 drehte. Die Betonung des Visuellen im deutschen Expressionismus prägte seinen eigenen Umgang mit filmischen Mitteln. Abgesehen von diesen stilistischen Einflüssen vermied es Hitchcock jedoch, Szenen oder Einstellungen bekannter Filme zu zitieren. Als Ausnahme kann Panzerkreuzer Potemkin (1925) des sowjetischen Regisseurs Eisenstein angesehen werden. In Die 39 Stufen, Über den Dächern von Nizza und einigen weiteren Filmen erinnern die vor Entsetzen schreienden Frauen an Einstellungen aus der berühmten und oft zitierten Szene an der Hafentreppe in Odessa. Es gibt außerdem in Hitchcocks Werk aus den 1940er und 1950er Jahren einige motivische und visuelle Überschneidungen mit der Gattung des Film noir, die den amerikanischen Kriminalfilm in jener Zeit bestimmte, etwa in Im Schatten des Zweifels und Berüchtigt, und besonders in Der falsche Mann, wo das Motiv der allgegenwärtigen Bedrohung der Hauptfiguren eine Rolle spielt. Darüber hinaus bediente er sich gerne einer ähnlich kontrastreichen Bildgestaltung, die er sich in den Grundzügen allerdings bereits in den 1920er Jahren angeeignet hatte. Auch Vertigo erinnert in der Grundkonstellation und der alptraumhaften Zwanghaftigkeit der Geschehnisse an einige Filme des Genres, wie zum Beispiel Frau ohne Gewissen, hebt sich jedoch formal und stilistisch deutlich vom Film noir ab. Als typischer Vertreter des Genres kann Hitchcock jedenfalls nicht angesehen werden. Obsessionen und Vorwürfe wegen sexueller Belästigung Seine Vorliebe für Blondinen erklärte Hitchcock gegenüber Truffaut wie folgt: „Ich finde, die englischen Frauen, die Schwedinnen, die Norddeutschen und die Skandinavierinnen sind interessanter als die romanischen, die Italienerinnen und die Französinnen. Der Sex darf nicht gleich ins Auge stechen. Eine junge Engländerin mag daherkommen wie eine Lehrerin, aber wenn Sie mit ihr in ein Taxi steigen, überrascht sie Sie damit, dass sie Ihnen in den Hosenschlitz greift.“ Ähnlich äußerte er sich 1969 gegenüber Look über die Truffaut-Schauspielerin Claude Jade, die bei ihm in Topaz gespielt hatte: „Claude Jade ist eine eher ruhige junge Dame, doch für ihr Benehmen auf dem Rücksitz eines Taxis würde ich keine Garantie übernehmen“. Dass Hitchcock zu seinen jungen blonden Schauspielerinnen ein besonderes Verhältnis hatte und ihnen mehr Aufmerksamkeit widmete als allen anderen, war schon früh bekannt. Die Sorgfalt, mit der Hitchcock bereits in den 1930er und 1940er Jahren Madeleine Carroll, Carole Lombard und insbesondere Ingrid Bergman in Szene setzte, entwickelte sich mit der Zeit zu einer sich steigernden Verquickung privater und beruflicher Interessen, die sich zu einer Obsession ausweitete. Mit Vera Miles probte er die Nervenzusammenbrüche, welche sie in Der falsche Mann darstellen sollte, wochenlang jeweils mehrere Stunden täglich. Für sie wie für Kim Novak ließ er von der Kostümbildnerin eine komplette Garderobe schneidern, die für ihr privates Leben gedacht war. Tippi Hedren (Die Vögel) behauptete, er habe sie sogar von zwei Crew-Mitgliedern beschatten lassen und begonnen, ihr Vorschriften für ihr Verhalten im Privatleben zu machen. Hedren warf in ihrer Biografie 2016 Hitchcock vor, sie mehrfach sexuell belästigt zu haben, und bezeichnete ihn als pervers. Er habe sie für sich völlig vereinnahmen wollen, sich auf sie geworfen und begrapscht. Weiter drohte er ihr ihre Karriere zu ruinieren, wenn sie nicht kooperieren würde. Diese Vereinnahmung hatte ihren Höhepunkt in sich über Tage hinziehenden Aufnahmen von auf sie einstürzenden, echten Vögeln. Nach einem eindeutigen, erfolglosen Annäherungsversuch während der Arbeiten zu Marnie kam es schließlich zum Bruch. Die zuvor offen bekundete Zuneigung schlug ins Gegenteil um, und Hitchcock ließ keine Gelegenheit aus, Tippi Hedren bei anderen herabzusetzen. Sie blieb die letzte typische „Hitchcock-Blondine“. Zwar hielt sich Hitchcock darüber stets äußerst bedeckt, doch es gilt als gesichert, dass der Regisseur sich von diesen Schwierigkeiten lange nicht erholen konnte und in seiner kreativen Schaffenskraft beeinträchtigt war. Ebenso gelten Filme wie Vertigo und Berüchtigt, aber auch Marnie oder Im Schatten des Zweifels, die von neurotischen Männern handeln, die Frauen manipulieren, als stark autobiographisch. Auch die Verbindung zwischen Sex und Gewalt faszinierte Hitchcock, was vor allem in seinen späteren Werken immer deutlicher zutage tritt. Mehrfach inszenierte er vollendete oder versuchte Vergewaltigungen (schon früh in Erpressung, später dann in Marnie und Frenzy). In drei nicht realisierten Projekten sollten Vergewaltiger oder Vergewaltigungen eine zentrale Rolle spielen. Morde inszenierte er einige Male als Vergewaltigungen, mit dem Messer als Phallus-Symbol. Doch auch der Tod durch Erwürgen oder Strangulieren übte eine gewisse Faszination auf ihn aus. Einige Würgeszenen gehören zu den bemerkenswertesten Mordszenen seiner Karriere, etwa in Cocktail für eine Leiche, Bei Anruf Mord, Der zerrissene Vorhang und Frenzy. Sich selbst ließ er oft in „Würgerposen“ ablichten. Ähnlich offen kokettierte Hitchcock zeit seines Lebens mit seiner panischen Angst vor der Polizei. Hitchcock erzählte gerne, dass er mit fünf Jahren, nachdem er etwas angestellt hatte, von seinem Vater mit einem Zettel auf das nahegelegene Polizeirevier geschickt worden sei. Der Polizist las den Zettel und sperrte Alfred für fünf oder zehn Minuten in eine Zelle mit dem Kommentar, dies würde die Polizei mit ungezogenen Jungen so machen. In seinen Filmen geht von Polizisten stets eine latente Gefahr aus. Zu der Frage, inwieweit das von Hitchcock in seinen Filmen transportierte Bild der besitzergreifenden Mutter von der eigenen Mutter geprägt ist, gab es von ihm selbst keinerlei Aussagen. Das wenige, was man aus seiner Kindheit weiß, legt jedoch autobiographische Ursprünge nahe. Hitchcocks Mutter starb nach langer Krankheit im August 1942 während der Dreharbeiten zu Im Schatten des Zweifels. Dieser bereits von vornherein stark autobiographisch geprägte Film nimmt eindeutig Bezug auf Hitchcocks Verhältnis zu ihr: Der Name Emma scheint nicht die einzige Gemeinsamkeit zwischen ihr und der dominanten Mutterfigur im Film zu sein. Zudem ist im Film noch von einer anderen gebieterischen, jedoch kranken Mutter die Rede – jener des Krimi-Besessenen Herb Hawkins, der wiederum als Selbstprojektion Hitchcocks gilt. Auffallend oft sind Toiletten in Hitchcocks Filmen zu sehen oder zu hören, in denen konspirative Dinge irgendwelcher Art stattfinden. Laut seinem Biographen Donald Spoto hatte er eine „pubertäre Fixierung“, die in seiner viktorianischen Erziehung begründet lag. Hitchcock äußerte sich zwar oft und gerne über menschliche Körperfunktionen, wollte aber den Eindruck erwecken, er selbst habe mit solchen Dingen nichts zu tun. Bezugnehmend auf seine Körperfülle, deutete Hitchcock hingegen mehrfach an, dass für ihn Essen eine Art Ersatzbefriedigung sei. So gibt es in einigen Hitchcockfilmen eine symbolische Verbindung von Essen, Sex und Tod. Zensur In den USA galt zwischen 1934 und 1967 der Hays Code, auch Production Code genannt, eine Sammlung von Richtlinien über die Einhaltung der gängigen Moralvorstellungen und über die Zulässigkeit der Darstellung von Kriminalität, Gewalt und Sexualität im Film. So musste Hitchcock zum Beispiel das geplante Ende für Verdacht fallen lassen, weil es Anfang der 1940er Jahre nicht möglich war, den Selbstmord einer schwangeren Frau zu zeigen. Noch bis kurz vor Schluss der Dreharbeiten hatte er kein passendes Ende für den Film gefunden. In Berüchtigt musste Hitchcock einen Dialog streichen, in dem sich ein Vertreter der US-Regierung positiv über die Möglichkeit einer Ehescheidung äußerte. Bei Saboteure drehte er politisch heikle Textstellen zur Sicherheit alternativ in entschärften Versionen. Doch in vielen Fällen gelang es ihm, die Beschränkungen durch die Zensur kreativ zu umgehen. So war es damals unter anderem nicht erlaubt, eine Toilette zu zeigen. Daher verzerrte Hitchcock in Mr. und Mrs. Smith die eindeutigen Geräusche einer Toilette so, dass man sie für eine Dampfheizung halten konnte. In Psycho zeigte er eine Toilette, in der ein Papierzettel hinuntergespült wurde. Indem er das Bild der Toilette mit einer dramaturgischen Funktion versah – das Verschwinden eines Beweisstücks musste erklärt werden – verhinderte er, dass die Szene geschnitten wurde. Niemals wurde eine Toilette zu Zeiten des Hays Code expliziter gezeigt. Da auch die Länge von Küssen im Film damals auf drei Sekunden begrenzt war, inszenierte Hitchcock den Kuss zwischen Ingrid Bergman und Cary Grant in Berüchtigt als Folge von einzelnen, durch kurze Dialogsätze unterbrochenen Küssen. Hitchcocks größter Sieg gegen die Zensur war die Schlussszene von Der unsichtbare Dritte: Cary Grant und Eva Marie Saint befinden sich in einem Schlafwagen. Er zieht sie zu sich nach oben in das obere Bett, und sie küssen sich. Es erfolgt ein Umschnitt, und man sieht einen Zug in einen Tunnel rasen – eine der explizitesten Andeutungen des Sexualakts in einem US-Film zu Zeiten des Production Code. Arbeitsweise Einer der wichtigsten Aspekte der Arbeitsweise Alfred Hitchcocks war, dass er im Idealfall von der Stoffauswahl bis zum Endschnitt nichts dem Zufall überließ, sondern die völlige Kontrolle über die Herstellung des Films beanspruchte. Wenn Hitchcock existierende Vorlagen benutzte, etwa Romane oder Bühnenstücke, übernahm er nur einzelne Grundmotive der Handlung und entwickelte daraus zusammen mit dem jeweiligen Drehbuchautor oft eine völlig neue Geschichte. Hochwertige, komplexe Literatur sperrte sich gegen diesen Umgang und Hitchcock scheute daher deren Verfilmung – auch aus Respekt vor dem Werk. Hitchcock war meist an der Drehbucherstellung beteiligt, wurde aber nach 1932 bei keinem seiner Filme offiziell als Autor in Vor- oder Abspann erwähnt: „Ich will nie einen Titel als Produzent oder Autor. Ich habe das Design des Films geschrieben. Mit anderen Worten, ich setze mich mit dem Autor zusammen und entwerfe den ganzen Film vom Anfang bis zum Ende.“ Der Autor Samuel A. Taylor: „Mit ihm zu arbeiten, bedeutete auch mit ihm zu schreiben, was auf die wenigsten Regisseure zutrifft. Hitchcock behauptete nie, selbst ein Schriftsteller zu sein, aber in Wahrheit schrieb er doch seine eigenen Drehbücher, denn er sah bereits jede Szene deutlich in seinem Kopf vor sich und hatte eine sehr genaue Vorstellung davon, wie sie ablaufen sollte. Ich merkte, dass ich nur noch die Figuren persönlicher und menschlicher zu gestalten brauchte und sie weiter entwickeln musste.“ Gelegentlich veränderte Hitchcock im Nachhinein noch die Dialoge ganzer Szenen, etwa um die Spannungs-Dramaturgie zu verbessern (Beispiel: Das Rettungsboot) oder um autobiographische Bezüge einzubauen (Beispiel: Ich beichte). Auch wenn ihm geschliffene Dialoge wichtig waren, legte Hitchcock sein Hauptaugenmerk stets auf die Ausdruckskraft der Bilder. So wurde im Idealfall jede einzelne Einstellung des Films vor Drehbeginn in Storyboards festgelegt. Seit Beginn seiner Regisseurtätigkeit verfolgte er das Ziel, jegliche Improvisation so weit es geht zu vermeiden. Gegenüber Truffaut erklärte er: „Ich habe Angst davor gehabt, im Atelier zu improvisieren, weil, selbst wenn man im Augenblick Ideen hat, bestimmt keine Zeit bleibt nachzuprüfen, was sie taugen. [… Andere Regisseure] lassen ein ganzes Team warten und setzen sich hin, um zu überlegen. Nein, das könnte ich nicht.“ Nach eigenen Aussagen bereitete Hitchcock die Planung eines Projekts mehr Freude als die eigentlichen Dreharbeiten: Durch zu viele Einflüsse – Produzenten, Technik, Schauspieler, Zeitdruck – sah er die angestrebte Kontrolle über sein Werk bedroht. Außerdem sah er im Idealfall die kreative Arbeit am Film mit Beginn der Dreharbeiten als abgeschlossen an: „Ich drehe einen vorgeschnittenen Film. Mit anderen Worten, jedes Stück Film ist entworfen, um eine Funktion zu erfüllen.“ Diese Grundsätze waren jedoch eher eine Idealvorstellung Hitchcocks. Tatsächlich wurde es ihm spätestens ab 1948 zur Gewohnheit, beim Drehen Alternativen auszuprobieren. Doch auch hier bemühte er sich um möglichst exakte Vorausplanung: Ein Beispiel hierfür ist die Belagerung des Hauses durch die Vögel in Die Vögel. Gegenüber Truffaut beschrieb Hitchcock, wie er die ursprünglich geplante Szene noch unmittelbar am Drehort umschrieb und bis ins kleinste Detail skizzierte, so dass sie kurz darauf entsprechend diesen neuen Entwürfen gedreht werden konnte. Darüber hinaus wurde Hitchcock im Laufe seiner Karriere immer freier, auch kurzfristig vom festgelegten Drehbuch abzuweichen. Entgegen seinen Gewohnheiten ließ er sogar Improvisationen der Schauspieler zu, wenn auch nur bei eher unwichtigen Szenen. Bill Krohn ging 1999 in Hitchcock at Work ausführlich auf Hitchcocks Arbeitsweise ein. Er rekonstruierte auf Basis von Originalunterlagen wie Drehbuchversionen, Skripte, Storyboards, Memos, Produktionsnotizen etc. und mit Hilfe von Beteiligten die Produktionsgeschichte diverser Filme (darunter Hitchcocks berühmteste) und widerlegt Hitchcocks Bekenntnis zum „vorgeschnittenen Films“: So kam es bei vielen Filmen vor, dass Hitchcock entscheidende Schlüsselszenen in verschiedenen Varianten drehte und meist erst im Schneideraum über die endgültige Form einzelner Szenen entschied. Mitarbeiter Im Laufe der Jahre entwickelte sich mit verschiedenen Autoren eine besonders kreative Zusammenarbeit. Hervorzuheben sind Eliot Stannard, Angus MacPhail, Charles Bennett, Ben Hecht und John Michael Hayes. Obwohl Samuel A. Taylor (Vertigo) und auch Ernest Lehman (Der unsichtbare Dritte) nur je zwei Drehbücher zu tatsächlich realisierten Filmen schrieben, gehörten sie zu den wenigen Mitarbeitern, die mit ihm in den letzten Jahren seiner Karriere regelmäßig zusammenarbeiteten und bis kurz vor seinem Tod Kontakt hatten. Doch auch mit namhaften Theater- oder Romanautoren arbeitete Hitchcock mehrfach bei der Drehbucherstellung zusammen, reibungslos mit Thornton Wilder und George Tabori, konfliktbeladen mit John Steinbeck, Raymond Chandler und Leon Uris. Der Kult, den Hitchcock gern um seine Person betrieb, und sein manchmal diktatorischer Stil, führte auch zu Konflikten mit befreundeten Autoren. John Michael Hayes, der im Streit von Hitchcock schied: „Ich tat für ihn, was jeder andere Autor für ihn tat – ich schrieb! Wenn man aber Hitchcocks Interviews liest, kann man den Eindruck bekommen, er habe das Drehbuch geschrieben, die Charaktere entwickelt, die Motivation beigesteuert.“ Wenn Hitchcock mit der Arbeit eines Autors nicht zufrieden war, oder wenn er seine Autorität angegriffen fühlte, dann ersetzte er Autoren kurzerhand durch andere. Cary Grant und James Stewart wurden innerhalb der jeweils vier Filme, die sie für Hitchcock drehten, zu Hitchcocks Alter Ego. Grant wurde zu dem, „was Hitchcock gerne gewesen wäre“, wie es Hitchcocks Biograph Donald Spoto formulierte, während Stewart vieles wäre, „von dem Hitchcock dachte, er sei es selbst“. Mit einigen seiner Schauspieler verband Hitchcock zudem eine langjährige persönliche Freundschaft, allen voran mit Grace Kelly. Darüber hinaus sind die als neurotisch zu bezeichnenden Beziehungen zu seinen blonden Hauptdarstellerinnen – insbesondere mit Tippi Hedren – bekannt. Am Anfang von Hitchcocks Karriere galt Film in England als Unterhaltung für die Unterschicht. Aus dieser Zeit stammt Hitchcocks oft zitierter Ausspruch „Alle Schauspieler sind Vieh“, der sich auf diejenigen Theaterschauspieler bezog, die nur mit Widerwillen und des Geldes wegen nebenher als Filmschauspieler arbeiteten. Die Aussage verselbständigte sich später und wurde oft als genereller Ausdruck der Geringschätzung Hitchcocks Schauspielern gegenüber angesehen. Tatsächlich hatte er auch später oft Probleme mit Schauspielern, die eigene Vorstellungen durchsetzen wollten, anstatt sich in die vorgefertigte Planung des Regisseurs einzufügen. Anhänger des Method Actings wie Montgomery Clift und Paul Newman waren Hitchcock daher genauso lästig wie Exzentriker oder Egomanen. Große Achtung hatte Hitchcock hingegen vor Schauspielern, die sein Filmverständnis teilten oder sich zumindest seiner Arbeitsweise anpassten, und gewährte etwa Joseph Cotten und Marlene Dietrich große künstlerische Freiheiten. Oft waren es jedoch die Produzenten, die über die Besetzung der Hauptrollen entschieden. Umso mehr nutzte Hitchcock seine größere Freiheit bei den zu besetzenden Nebenrollen, wobei er gerne auf Theaterschauspieler zurückgriff, die er noch aus seiner Zeit in London in bester Erinnerung hatte, zum Beispiel Leo G. Carroll in insgesamt sechs Filmen oder Cedric Hardwicke in Verdacht und Cocktail für eine Leiche. Die bekannte Kostümbildnerin Edith Head, mit der er ab Das Fenster zum Hof bei fast allen Filmen zusammenarbeitete, meinte: „Loyalität war Hitchcock besonders wichtig. Er war Mitarbeitern gegenüber so loyal, wie er es von ihnen erwartete.“ Bei fünf Filmen war Robert F. Boyle für das Production Design verantwortlich; er gehörte bis zu Hitchcocks Tod zu dessen engsten Mitarbeitern. Außerdem griff er im Laufe seiner Karriere gern auf Albert Whitlock als Szenenbildner zurück. Äußerst zufrieden war Hitchcock, dem die Ausdruckskraft der Bilder stets wichtig war, auch mit dem Art Director Henry Bumstead. Der Titeldesigner Saul Bass entwarf nicht nur einige Filmtitel für die Vorspanne sowie Plakate, sondern war bereits bei den Arbeiten an vielen Storyboards maßgeblich beteiligt. Wichtigster Kameramann in seinen frühen Jahren bei den British International Pictures war John J. Cox. Über Hitchcock sagte Kameramann Robert Burks, der mit Ausnahme von Psycho an allen Filmen zwischen 1951 und 1964 beteiligt war: „Man hatte nie Ärger mit ihm, solange man etwas von seiner Arbeit verstand und sie ausführte. Hitchcock bestand auf Perfektion.“ Mit Leonard J. South, ehemaliger Assistent Burks’, arbeitete Hitchcock über einen Zeitraum von insgesamt 35 Jahren zusammen. Von den Komponisten der Filmmusiken ist Louis Levy hervorzuheben, der die Soundtracks für die frühen englischen Filme von Der Mann, der zuviel wußte bis Eine Dame verschwindet beisteuerte. Als der Hitchcock-Komponist schlechthin gilt Bernard Herrmann, der ab Immer Ärger mit Harry bis einschließlich Marnie (1964) alle Filmmusiken für Hitchcock komponierte. Der Filmeditor George Tomasini war bis zu seinem Tod 1964 ein Jahrzehnt lang enger Mitarbeiter Hitchcocks. Zu Beginn seiner Karriere wirkte seine Frau Alma als Editorin bei seinen Filmen mit; sie blieb bis zuletzt eine der einflussreichsten Mitarbeiterinnen. Selbstvermarktung Schon zu Beginn seiner Karriere war Hitchcock die Bedeutung der Vermarktung der eigenen Person bewusst: Viele seiner späteren Tätigkeiten sind Teil einer Strategie, sich und seinen Namen als Marke zu etablieren. Bereits 1927 führte Hitchcock ein stilisiertes Selbstporträt als Logo, das bis heute bekannt ist. Anfang der 1930er Jahre, als er mit dem Erfolg seiner Filme in England populär wurde, gründete er mit der Hitchcock Baker Productions Ltd. eine Gesellschaft, die bis zu seiner Übersiedlung nach Amerika ausschließlich dafür zuständig war, für ihn und mit seiner Person Öffentlichkeitsarbeit zu betreiben. Anschließend wurden diese Aufgaben von der Künstleragentur Selznick-Joyce, danach von der Music Corporation of America (MCA) wahrgenommen, wobei der Präsident der MCA, Lew Wasserman, zu seinem persönlichen Agenten wurde. 1962 wurde unter Herman Citron eine neue Gesellschaft gegründet, die Hitchcocks Interessen vertrat und seinen Namen vermarktete. Diese Selbstvermarktung diente auch dazu, eine Machtposition im Produktionsprozess seiner Filme zu erlangen, und war somit Teil seines Kampfes um künstlerische Unabhängigkeit. Cameos Aus Mangel an Statisten in seinen ersten britischen Filmen sah man Hitchcock immer wieder im Hintergrund auftauchen. Daraus entwickelte er eines seiner bekanntesten Markenzeichen: Hitchcocks obligatorischer Cameo. Da das Publikum mit der Zeit immer weniger auf die Handlung achtete, als vielmehr auf Hitchcock lauerte, legte er in späteren Filmen diesen Running Gag möglichst weit an den Filmanfang. In drei Filmen hatte Hitchcock keinen eigentlichen Cameo. In zwei von diesen Filmen trat er auf Fotos in Erscheinung: Das Rettungsboot spielt ausschließlich in einem kleinen Rettungsboot auf dem Meer. Er ist daher in einer zufällig im Boot liegenden Zeitung in einer Werbeanzeige für eine Diät auf einem „Vorher-Nachher-Foto“ zu sehen. Auch in Bei Anruf Mord war kein Auftritt möglich. Stattdessen taucht Hitchcock auf einem an der Wand hängenden Foto einer Wiedersehensfeier von College-Absolventen auf. In Der falsche Mann schließlich tritt er am Anfang des Films persönlich auf und spricht den Prolog. Dies ist gleichzeitig seine einzige Sprechrolle in einem seiner Kinofilme. Alle bekannten Hitchcock-Cameos (chronologisch) Trailer Während von den Filmgesellschaften üblicherweise für die Vermarktung eigene Abteilungen oder externe Agenturen beauftragt werden, trugen bei Hitchcocks Filmen die Werbekampagnen deutlich die Handschrift des Regisseurs. Seine Kino-Trailer waren häufig nicht nur Zusammenschnitte des angekündigten Films: Mit steigendem Wiedererkennungswert seiner Person stellte Hitchcock in der Rolle eines „Master of Ceremony“ seine eigenen Filme vor und führte den Zuschauer humorvoll durch die Kulissen. Oftmals sprach er auch die deutschsprachigen Trailer selbst ein. Fernsehen Auf den Rat seines Agenten Lew Wasserman hin stieg Hitchcock 1955 in das Fernsehgeschäft ein. Hitchcock gründete die Fernsehproduktionsfirma Shamley Productions und produzierte bis 1965 seine eigene wöchentliche Fernsehserie. Am Anfang vieler Folgen begrüßte Hitchcock das Publikum, indem er mit ungerührter Miene makabre Ansagetexte sprach. Die Moderationen, die ihn zu einer nationalen Berühmtheit machten, wurden von dem Bühnenautor James D. Allardice verfasst, der fortan bis zu seinem Tod 1966 für Hitchcock auch als Redenschreiber arbeitete. Als Titelmusik für die Serie Alfred Hitchcock Presents verwendete Hitchcock das Hauptthema von Charles Gounods Marche funèbre d’une marionette (Trauermarsch einer Marionette), das sich im Weiteren zu einer Erkennungsmelodie für Hitchcocks Öffentlichkeitsarbeit entwickelte. Bücher und Zeitschriften 1956 schloss Hitchcock einen Lizenzvertrag mit HSD Publications ab, der die Überlassung seines Namens für das Krimi-Magazin Alfred Hitchcock’s Mystery Magazine zum Inhalt hatte. Die Zeitschrift enthält Mystery- und Kriminalgeschichten, Buchrezensionen und Rätsel und erscheint noch heute. Einführungen und Vorworte, die mit seinem Namen unterschrieben waren, wurden stets von Ghostwritern verfasst. Von 1964 bis 1987 erschien in den USA die Jugend-Krimi-Reihe „The Three Investigators“, auf Deutsch seit 1968 Die drei ???. Der Journalist und Autor Robert Arthur kannte Alfred Hitchcock persönlich und bat ihn, seinen Namen zur Vermarktung dieser geplanten Buchreihe verwenden zu dürfen. Schließlich baute er die Figur „Alfred Hitchcock“ in die Handlung ein. Anders als in Europa hielt sich der Erfolg der Bücher in den USA in Grenzen. In Deutschland, wo die Bücher besonders populär waren, entstand die gleichnamige Hörspielreihe. Durch diese bis heute erfolgreichste Hörspielproduktion der Welt wurde der Name Hitchcock auch bei vielen bekannt, die mit seinem filmischen Schaffen nicht vertraut waren. Wirkung Viele Elemente aus seinem Werk sind inzwischen in das Standardrepertoire des Kinos eingegangen, ohne dass sie noch bewusst oder direkt mit Hitchcock in Verbindung gebracht werden, insbesondere der Einsatz von Suspense als spannungserzeugendem Mittel oder die Verwendung von MacGuffins als handlungsvorantreibendes Element. Darüber hinaus gibt es seit den 1940er Jahren unzählige Beispiele für Thriller oder Dramen, teils von sehr namhaften Regisseuren, in denen typische Motive Hitchcocks oder seine Stilelemente bewusst kopiert oder variiert werden. Manche dieser Filme sind als Hommage des jeweiligen Regisseurs an Hitchcock zu verstehen, in anderen Fällen wurde Hitchcocks Stil übernommen, da er sich als erfolgreich und wirksam erwiesen hat. USA Insbesondere Hitchcocks Erfolgsfilme aus den 1950er bis Anfang der 1960er Jahre inspirierten in den Folgejahren Hollywood-Produktionen, die inhaltlich oder stilistisch oft mit Hitchcock in Verbindung gebracht werden. Zu den vielen Hollywood-Regisseuren, die Alfred Hitchcock mehr oder weniger direkt beeinflusste, zählt Brian De Palma, der mit vielen Verweisen und Zitaten auf Hitchcocks Werk arbeitet. Überdies übernahm er in einigen Filmen Grundstrukturen aus dessen Filmen. So entwickelt er in Dressed to Kill (1980) das Grundmotiv aus Psycho weiter und zitiert aus weiteren Hitchcock-Filmen. 1976 lehnte sich Schwarzer Engel stark an Vertigo an. 1984 spielt de Palma in Der Tod kommt zweimal mit eindeutigen Bezügen auf Das Fenster zum Hof und Vertigo. Auch wenn Steven Spielberg selten direkt stilistische Motive kopiert oder adaptiert und nur wenige seiner Filme thematische Parallelen aufzeigen, erinnert Der weiße Hai (1975) in Spannungsaufbau und Dramaturgie an Die Vögel und ist die Indiana-Jones-Filmreihe (1981–1989) stark von Der unsichtbare Dritte (1959) beeinflusst. Auch ein Film wie Schindlers Liste (1993) wäre in dieser Form ohne den Einfluss Hitchcocks nicht möglich gewesen. Der von Hitchcocks Kameramann Irmin Roberts entwickelte Vertigo-Effekt wird bisweilen auch als „Jaws Effect“ bezeichnet, da Spielberg diese relativ schwierig umzusetzende Kameraeinstellung im Weißen Hai (Originaltitel: Jaws) als einer der ersten prominenten Regisseure 16 Jahre nach Vertigo einsetzte. Inzwischen gehört dieser emotional sehr wirkungsvolle Kameratrick zum Standardrepertoire des Hollywood-Kinos. Weitere amerikanische Regisseure, die erkennbar von Hitchcock beeinflusst wurden oder sich auf dessen Werk berufen, sind John Carpenter, David Fincher, David Mamet, Quentin Tarantino, Martin Scorsese, David Lynch und M. Night Shyamalan. Frankreich Bereits seit Mitte der 1950er Jahre war Hitchcock insbesondere in Frankreich bei den Vertretern der Nouvelle Vague hoch angesehen. 1957 veröffentlichten die damaligen Filmkritiker und späteren Regisseure Éric Rohmer und Claude Chabrol das erste Buch über ihn. 1956 erschien ein Sonderheft der Cahiers du cinéma, das maßgeblich zu Hitchcocks Popularität in Frankreich beitrug. Als er im Mai 1960 zu einem Filmfestival reiste, das die Cinémathèque française ihm zu Ehren in Paris abhielt, wurde er von Dutzenden jungen Filmemachern frenetisch gefeiert. Die internationale Ausgabe der Herald Tribune schrieb, dass Hitchcock in dieser Woche „das Idol der französischen Avantgarde geworden“ sei. Im August 1962 gab Hitchcock dem damals dreißigjährigen französischen Filmkritiker und Regisseur François Truffaut ein fünfzigstündiges Interview. Truffaut befragte Hitchcock chronologisch zu dessen bisherigen achtundvierzig Filmen. Das Interview erschien 1966 als Mr. Hitchcock, wie haben Sie das gemacht? in Buchform und gilt als Standardwerk der Filmliteratur. Einzelne Filme Truffauts zeigen den Einfluss Hitchcocks deutlich, etwa Die Braut trug schwarz (1968) oder Das Geheimnis der falschen Braut (1969), die Geschichte eines Mannes, der einer Betrügerin und Mörderin verfällt und auch nicht von ihr lassen kann, als sie ihn zu töten versucht. Der Film ist stark von verschiedenen inhaltlichen und stilistischen Motiven aus Vertigo, Marnie und Verdacht beeinflusst. Sein letzter Film Auf Liebe und Tod (1983), in dem ein unschuldiger Mann eines Mordes beschuldigt wird, ist voll von hitchcockschen Motiven und Anspielungen auf dessen Werk. Weitere Filme, die Truffaut selbst in der Tradition Hitchcocks sah, waren Die süße Haut und Fahrenheit 451. 1968/69 besetzte Hitchcock die bevorzugte Schauspielerin Truffauts, Claude Jade, für seinen Film Topas. In vielen Filmen von Claude Chabrol wird eine scheinbar heile bürgerliche Welt angegriffen und durcheinandergebracht. Die hitchcockschen Hauptmotive der Schuldübertragung sowie der doppelten oder der gespaltenen Persönlichkeit tauchen bei Chabrol immer wieder auf. Einige Beispiele sind Schrei, wenn du kannst (1959), Das Auge des Bösen (1962), Der Schlachter (1970) und Masken (1987). Neben Chabrol und Truffaut haben sich in Frankreich unter anderen auch Henri-Georges Clouzot und René Clément des hitchcockschen Repertoires bedient. Übriges Europa Außerhalb Frankreichs war in Europa der unmittelbare Einfluss Hitchcocks auf andere Filmemacher deutlich geringer. Einige europäische oder europäischstämmige Regisseure haben jedoch einzelne Filme gedreht, denen eine Stilverwandtschaft anzuerkennen ist oder die unmittelbar als Hommage an Hitchcock gedacht sind, zum Beispiel Ministerium der Angst von Fritz Lang (1943), Der dritte Mann von Carol Reed (1949), Zeugin der Anklage von Billy Wilder (1957), Frantic von Roman Polański (1988) und Schatten der Vergangenheit von Kenneth Branagh (1991). Filmografie Alle Filme, an denen Hitchcock beteiligt war, in der Reihenfolge ihrer Produktion: Jahr: das Jahr der Uraufführung, bei nicht oder erst später aufgeführten Filmen das letzte Produktionsjahr Beteiligung: R = Regie; (R) = Hitchcock drehte als Regisseur nur einzelne Szenen und wird im Abspann nicht genannt; R (TV) = Regiearbeiten für das Fernsehen; B = Buch (nur bei namentlicher Nennung; Hitchcock arbeitete jedoch an fast allen Drehbüchern seiner Filme mit und lieferte in vielen Fällen Szenen oder einzelne Dialoge); P = Produktion; D = Darsteller (Statist); TA = Treatment Advisor; TD = Titel-Designer; RA = Regie-Assistent; AD = Art Director; * = ohne namentliche Nennung Nr.: Position in den 53 von Hitchcock selbst inszenierten Spielfilmen Uraufführung: für die Kinofilme nach der Internet Movie Database, für die Fernsehfilme nach Donald Spoto 1920–1925 (Stummfilme; in Schwarzweiß) 1925–1939 (bis einschließlich Nr. 9 Stummfilme, ab Nr. 10 Tonfilme; alle Filme in Schwarzweiß) 1940–1947 (alle Filme in Schwarzweiß) In diese Phase fällt auch Hitchcocks einzige Mitarbeit an einem längeren Dokumentarfilm (German Concentration Camps Factual Survey) von Mai bis Juli 1945 in London. Er hat dies später im Interview als seinen Beitrag zum Krieg bezeichnet. Der Film wurde nicht fertiggestellt. 1948–1957 (Filme Nr. 35, 36, 37, 38 und 44 in Schwarzweiß, alle anderen in Farbe) Zwischen 1955 und 1965 trat der Regisseur in insgesamt 360 Folgen der Fernsehserien Alfred Hitchcock Presents (267 Folgen) und The Alfred Hitchcock Hour (93 Folgen) in der Rolle des Gastgebers auf. 1958–1964 (Film Nr. 47 in Schwarzweiß, alle anderen in Farbe) 1966–1976 (alle Filme in Farbe) Nicht realisierte Filmprojekte Auszeichnungen Hitchcock wurde sechsmal für den Oscar nominiert: fünfmal für die Beste Regie, einmal für den Besten Film (als Produzent). Alle sechs Mal ging er leer aus, was ihn zu dem Kommentar veranlasste: „Immer nur Brautjungfer, nie die Braut“. Bei der Oscarverleihung 1968 gewann er den Irving G. Thalberg Memorial Award, einen Sonderpreis für besonders kreative Filmschaffende. Zudem wurde Rebecca 1941 mit dem Oscar für den besten Film ausgezeichnet. Alfred Hitchcock zählt, gemeinsam mit Stanley Kubrick, Federico Fellini und Ingmar Bergman, zu den aus Sicht von Filmkritikern wohl bedeutendsten Regisseuren. Diese vier sind die einzigen Filmregisseure, die mindestens vier Mal auf der Liste der 100 Filme mit den besten Kritikerbewertungen auf der Website „They Shoot Pictures“ vertreten sind, für die über 9000 Filmkritiken und Kritikerumfragen der letzten Jahrzehnte ausgewertet wurden. Zu den vier Hitchcock-Filmen, die vertreten sind, zählen Vertigo – Aus dem Reich der Toten (Platz 2), Psycho (Platz 23), Das Fenster zum Hof (Platz 41) und Der unsichtbare Dritte (Platz 59). 1939: NYFCC Award als Bester Regisseur für Eine Dame verschwindet 1941: Oscar-Nominierung für Rebecca (Beste Regie) 1942: Oscar-Nominierung für Verdacht (Bester Film) 1944: Oscar-Nominierung für Das Rettungsboot (Beste Regie) 1945: Oscar-Nominierung für Ich kämpfe um dich (Beste Regie) 1948: Kinema Junpo Award für Verdacht als Bester Fremdsprachiger Film 1950: Preis beim Filmfestival von Locarno für Die rote Lola 1954: Oscar-Nominierung für Das Fenster zum Hof (Beste Regie) 1958: Golden Globe für „The best TV-Show: Alfred Hitchcock Presents“ 1958: Zweiter Platz beim Laurel Award als Bester Regisseur 1958: Silberne Muschel beim Filmfestival von San Sebastián für Vertigo – Aus dem Reich der Toten 1959: Golden Laurel als Bester Regisseur / Produzent 1959: Silberne Muschel beim Filmfestival von San Sebastián für Der unsichtbare Dritte 1960: Oscar-Nominierung für Psycho (Beste Regie) 1960: Golden Laurel als Bester Regisseur / Produzent 1961: Golden Laurel als Bester Regisseur / Produzent 1962: Golden Laurel als Bester Regisseur / Produzent 1963: Zweiter Platz beim Laurel Award als Bester Regisseur / Produzent 1964: Golden Laurel als Bester Regisseur / Produzent 1965: Zweiter Platz beim Laurel Award als Bester Regisseur / Produzent 1965: Milestone Award der Producers Guild of America 1966: Ehrung durch die Association of Cinematography, Television and Allied Technicians (ACTT) 1966: Golden Laurel als Bester Regisseur / Produzent 1967: Zweiter Platz beim Laurel Award als Bester Regisseur / Produzent 1968: Irving G. Thalberg Memorial Award als Spezialoscar für besonders kreative Filmproduzenten 1968: Ehrendoktorwürde der University of California 1968: D. W. Griffith Award der Directors Guild of America 1969: Officier des Arts et des Lettres 1970: National Board of Review Award als Bester Regisseur für Topas 1971: Ehrenmitgliedschaft der britischen Society of Film and Television 1971: Golden Laurel als Bester Regisseur / Produzent 1971: Ernennung zum Ritter der Ehrenlegion bei der Cinémathèque française 1971: BAFTA Award für sein Lebenswerk (Academy Fellowship) 1972: Golden Globe für sein Lebenswerk: Cecil B. deMille Award 1972: Ehrendoktorwürde der Universität von Columbia 1973: Grand Master Award der Mystery Writers of America 1974: Würdigung durch die „Film Society of Lincoln Center“ in New York 1979: AFI Life Achievement Award des American Film Institute 1980: Knight Commander of the British Empire 1984: Jussi (Finnland) als Bester ausländischer Filmemacher 1994: Life Career Award (postum) der Academy of Science Fiction, Fantasy & Horror Films, USA Er wurde mit zwei Sternen auf dem Hollywood Walk of Fame geehrt. Den einen in der Kategorie Film findet man bei der Adresse 6506 Hollywood Blvd, den anderen in der Kategorie Fernsehen am 7013 Hollywood Blvd. Biografische Spielfilme über Hitchcock The Girl (TV Spielfilm, 2012) Regie: Julian Jarrold; Besetzung: Toby Jones (Alfred Hitchcock), Sienna Miller (Tippi Hedren), Imelda Staunton (Alma Reville Hitchcock), Conrad Kemp (Evan Hunter), Penelope Wilton (Peggy Robertson) Hitchcock (Spielfilm, 2012) Regie: Sacha Gervasi; Besetzung: Anthony Hopkins (Alfred Hitchcock), Helen Mirren (Alma Reville Hitchcock), Scarlett Johansson (Janet Leigh), Danny Huston (Whitfield Cook), Toni Collette (Peggy Robertson), Michael Stuhlbarg (Lew Wasserman), Michael Wincott (Ed Gein), Jessica Biel (Vera Miles), James D’Arcy (Anthony Perkins) Dokumentarfilme Bei Anruf Hitchcock – Das Genie hinter dem Showman (Dial „H“ for Hitchcock – The Genius Behind the Showman; aka Hitchcock: Shadow of a Genius). TV-Dokumentation, USA 1999, von Ted Haimes; 101 Minuten. Hitchcock – Truffaut. Dokumentarfilm, USA, Frankreich, 2014, 79 Min., Buch: Kent Jones und Serge Toubiana, Regie: Kent Jones, Produktion: arte France, Artline Films, Cohen Media Group, Erstsendung: 16. November 2015 bei arte, Dossier mit Filmausschnitten vom Festival de Cannes 2015, . Mr. und Mrs. Hitchcock. Regie: Laurent Herbiet, 55 Minuten, Frankreich 2018. Literatur Biografien Laurent Bouzereau: Alfred Hitchcock. Knesebeck, München 2010, ISBN 978-3-86873-250-4 (mit einem Vorwort von Patricia Hitchcock O’Connell und bisher unveröffentlichtem Bildmaterial und herausnehmbaren Faksimiles von Storyboards und handschriftlichen Notizen). Charlotte Chandler: It’s Only a Movie: Alfred Hitchcock – A Personal Biography. Simon & Schuster, New York 2005, ISBN 0-7432-3970-9. Thomas Koebner: Alfred Hitchcock. In: Ders. (Hrsg.): Filmregisseure. Biographien, Werkbeschreibung, Filmographien. 3., aktualisierte und erweiterte Auflage. Reclam, Stuttgart 2008 [1. 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Weblinks Hitchcock-Wiki hitchcock.tv – umfangreiche englischsprachige Privatseite Dorit Kreissl: Alfred Hitchcock - Meister des Suspense Bayern 2 Radiowissen. Ausstrahlung am 19. November 2019 (Podcast) Wissenschaftliche Literatur (Open Access) zu Alfred Hitchcock auf mediarep.org. Anmerkungen Hauptquellen sind die beiden Biografien von Taylor und Spoto sowie die Bücher von Truffaut und Krohn. Filmregisseur Filmproduzent Person (Stummfilm) Knight Commander des Order of the British Empire Mitglied der Ehrenlegion (Ritter) Träger des Ordre des Arts et des Lettres (Offizier) Person (Film, London) Oscarpreisträger Brite US-Amerikaner Geboren 1899 Gestorben 1980 Mann
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Auteur-Theorie
Die Auteur-Theorie (von ) ist eine Filmtheorie und die theoretische Grundlage für den Autorenfilm – insbesondere den französischen – in den 1950er Jahren, der sich vom „Produzenten-Kino“ abgrenzte. Auch heute noch wird die Definition des Auteur-Begriffs ständig weiterentwickelt. Im Zentrum des Films steht für die Auteur-Theorie der Regisseur oder Filmemacher als geistiger Urheber und zentraler Gestalter des Kunstwerks. Geschichte der Auteur-Theorie Ende der 1940er Jahre wurde eine erste Auteur-Theorie von dem französischen Filmkritiker Alexandre Astruc formuliert, indem er die Frage nach dem geistigen Besitz eines Films aufwarf. Im traditionellen Schaffensprozess lassen sich die Anteile von Drehbuchautor, Kameramann und Filmregisseur am Gesamtwerk nur schwer zuordnen. Durch die Zuteilung der Teilaufgaben als Honorartätigkeit durch die Filmgesellschaften leide die Kreativität, so die These. Im Umkehrschluss fordert diese Theorie die Zusammenführung der Tätigkeiten zu einer kreativen Einheit. Er formulierte seinen Entwurf in dem Aufsatz „La caméra-stylo“. Die Kamera sollte wie ein Stift verwendet werden. Er war sich sicher, dass bedeutende Schriften in Zukunft nicht mehr als Text, sondern mit der „Kamera geschrieben“ würden. Doch durchgesetzt haben sich solche und ähnliche Ideen der Auteur-Theorie erst in den 1950er Jahren. Deren gängiger Begriff als Wegbereiter für die heutige Auteur-Theorie lautete zunächst politique des auteurs (Autoren-Politik), was erst im Laufe der Zeit zur Theorie umgeformt wurde. Das Wort politique bzw. Politik stand hier also eher für Parteilichkeit, welche für filmwissenschaftliche Diskussionen eher hinderlich ist (siehe unten). Die politique des auteurs wurde zu dieser Zeit von einer Gruppe von jungen Filmkritikern um André Bazin entwickelt, die für die Filmzeitschrift Cahiers du cinéma schrieben. Eine wesentliche Rolle spielte dabei François Truffaut: Im Januar 1954 veröffentlichte er seinen Aufsehen erregenden Aufsatz Eine gewisse Tendenz im französischen Film (Une certaine tendance du cinéma français), in dem er sich mit scharfer Polemik gegen den etablierten französischen „Qualitätsfilm“ wandte. Bei diesem trat der Regisseur gegenüber dem Drehbuchautor und dem Autor der literarischen Vorlage oft in den Hintergrund. Truffaut plädierte dagegen für einen Film, bei dem Form und Inhalt vollständig vom Regisseur selbst als dem eigentlichen „auteur“ des Films bestimmt werden. Er fand das bei traditionell als Autoren ihrer Filme betrachteten europäischen Regisseuren wie Luis Buñuel, Jean Renoir und Roberto Rossellini, außerdem aber auch und vor allem bei Regisseuren wie Alfred Hitchcock, Howard Hawks, Fritz Lang und Vincente Minnelli, die (zum großen Teil als Vertragsregisseure) im Studiosystem Hollywoods arbeiteten, deren Filme aber trotzdem einen persönlichen Stil aufweisen. Das Konzept des Regisseurs als auteur seiner Filme wurde für die Filmkritik der Cahiers du cinéma bestimmend, und damit für die Regisseure der Nouvelle Vague, die daraus hervorgingen, neben Truffaut etwa Jean-Luc Godard, Jacques Rivette oder Claude Chabrol – Filmemacher, die sich zur Umsetzung ihrer künstlerischen Ziele einer jeweils ganz eigenen filmischen Form bedienten. Roland Barthes hingegen misst in seinem Essay La mort de l'auteur (1968, Der Tod des Autors) dem Autor für die Literatur eine weitaus geringere Bedeutung bei, als es bisher der Fall war. Der „Auteur-Dieu“ („Autoren-Gott“) wird von Barthes durch den „écrivain“ (den Schriftsteller) ersetzt und folgt damit einer Kritik, die Julia Kristeva bereits 1967 in ihrem Aufsatz Bakhtine, le mot, le dialogue et le roman (Bachtin, das Wort, der Dialog und der Roman, 1972) aufbrachte. Für den europäischen Film blieb die Auteur-Theorie aber noch bis in die 1970er prägend. Danach setzte auch hier eine Abkehr von der „verhängnisvollen Macht der Regisseure“ (Günter Rohrbach) ein. Wirtschaftlicher Druck zwang zur Rückkehr zu einer arbeitsteiligen Produktionsweise, wie sie für den Produzenten-Film charakteristisch ist. Damit einher ging notwendigerweise auch wieder die Einigung aller Beteiligten auf einen kleinsten gemeinsamen Nenner und somit auch häufig eine gewisse Banalisierung der Filminhalte, die umso stärker zu Tage tritt, je weniger der Produzent als Projektverantwortlicher in den eigentlichen schöpferischen Prozess eingebunden ist. In der Filmwissenschaft wurden auch immer neue Autorschaften von Teammitgliedern entdeckt. In der Realität ist Film Teamarbeit und es ist dem Film nicht anzusehen, ob zum Beispiel die Idee für eine Einstellung nun vom Regisseur oder vom Kameramann stammt. Im Dogma-Film ist der Kameramann nicht weisungsgebunden. Die „Polnische Schule“ bindet den Kameramann bereits in den Prozess des Drehbuchschreibens ein. Unerfahrene Regisseure sind meist sehr auf die Kreativität des Kameramanns oder der Kamerafrau und anderer Teammitglieder angewiesen. Durch das Aufkommen digitaler Aufnahmetechniken wie Digital Video seit Ende der 1990er Jahre sehen viele Filmemacher, wie etwa Wim Wenders, wieder günstigere Bedingungen für individuelle, subjektive Produktionen gegeben. Kritik und Diskussion Die von François Truffaut und Jean-Luc Godard proklamierte „politique des auteurs“ (Autorenpolitik) der fünfziger Jahre war ursprünglich ein Versuch, bestimmte Regisseure wie Alfred Hitchcock als Künstler anzuerkennen, die ihre völlig eigene Bildsprache entwickelten oder, wie Truffaut selber, sämtliche Aspekte ihrer Filme selbst bestimmten. Ein Autorenfilmer ist demnach ein Regisseur, der einen Film – möglichst ohne Kompromisse – so gestaltet, wie er ihn selbst haben möchte. Die „politique des auteurs“ geriet schnell in die Kritik. Kritiker wie Andrew Sarris und Peter Wollen wiesen auf ein empirisches Problem hin: Niemand kann beweisen, wie viel Einfluss der Regisseur wirklich auf seine Filme hatte bzw. welchen Einfluss Form und Inhalt wirklich auf das haben, was wir als Autorschaft wahrnehmen. Als Beispiel hierfür gilt der Vorspann von Vertigo – Aus dem Reich der Toten (1958), den Alfred Hitchcock nicht selbst angefertigt hat, oder die Tatsache, dass viele seiner Filme auf einer Buchvorlage fremder Autoren basieren und selbst die Drehbücher selten von ihm selbst stammten. Gerade Hitchcock aber ist eine zentrale Figur in der „politique des auteurs“. Wie der Name „politique des auteurs“ sagt, handelte es sich um eine Politik, einen gezielten polemischen Eingriff. Der Village-Voice-Kritiker Andrew Sarris übersetzte „politique des auteurs“ jedoch 1962 mit „auteur theory“, wobei unklar blieb, in welchem Sinne es sich hier tatsächlich um eine Theorie handelt. Sarris popularisierte diese „Theorie“ im englischen Sprachraum und benutzte sie vor allem, um die absolute Überlegenheit des Hollywood-Kinos darzulegen, war er doch davon überzeugt, es sei „the only cinema in the world worth exploring in depth beneath the frosting of a few great directors at the top“. Nun war die Frage: Wo ist die Grenze? Wen oder vielmehr was nehmen wir als Autor wahr? Sarris unterteilte die Regisseure in verschiedene Kategorien, in die Spitze setzte er ein Pantheon der seiner Ansicht nach 14 besten Regisseure, die bisher in den USA gearbeitet hatten. Als Gegenspielerin von Sarris etablierte sich in den USA mit ihrem Essay Circles and Squares vor allem Pauline Kael. Sie kritisierte an der Auteur-Theorie, dass sie vor allem retrospektiv funktioniere und verschiedene Regisseure auf dogmatische Weise gegeneinander aufwäge. Kael wollte Filme eher als Einzelwerk und weniger im Gesamtwerk eines Regisseurs sehen. Soziologisch gesehen war die Autorentheorie eine Distinktionsstrategie junger Kritiker, die auf sich aufmerksam machen wollten. Godard hat dies später offen zugegeben: „Wir sagten von Preminger und den anderen Regisseuren, die für Studios arbeiteten, wie man heute fürs Fernsehen arbeitet: ‚Sie sind Lohnempfänger, aber gleichzeitig mehr als das, denn sie haben Talent, einige sogar Genie …‘, aber das war total falsch. Wir haben das gesagt, weil wir es glaubten, aber in Wirklichkeit steckt dahinter, dass wir auf uns aufmerksam machen wollten, weil niemand auf uns hörte. Die Türen waren zu. Deshalb mussten wir sagen: Hitchcock ist ein größeres Genie als Chateaubriand.“ In den siebziger Jahren folgte dann die stärkste Kritik an der „politique des auteurs“. Roland Barthes proklamierte bereits 1968 vor einem poststrukturalistischen Hintergrund den „Tod des Autors“. Der Autor wurde nun aufgrund des empirischen Dilemmas der Beweisbarkeit von Autorschaften als Image-Figur erkannt, die sich aus ihrer Umwelt formt und in die Werke einschreibt. Auch von feministischer Seite wurde die „politique des auteurs“ scharf angegriffen, diene sie doch dazu, den kollektiven Charakter des Filmemachens zu verdecken und in der Tradition patriarchaler Heldenverehrung Männer zu Superstars zu stilisieren. Claire Johnston verteidigte den Ansatz insofern, als dieser einer zu monolithischen Sicht des Hollywood-Kinos entgegenwirke. In den neunziger Jahren schließlich ging die Tendenz zu der Annahme, dass Autorschaften zum Großteil (z. T. kommerziell) konstruiert sind. Timothy Corrigan nennt dies den „commercial auteur“. Es wird damit gerechnet, dass das Publikum den Film eines als Autor bekannten Regisseurs als z. B. „Der neue Woody Allen!“ wahrnimmt, ohne wirklich zu wissen, wie viel Einfluss Woody Allen tatsächlich auf den Film hatte. Dana Polan verfolgte einen weiteren interessanten Ansatz: Er sieht den „auteurist“ als Hauptverantwortlichen für konstruierte Autorenbilder. Das sind Kritiker, die den Autor als höchste Instanz suchen und damit – wie François Truffaut – auf einen Filmemacher als Künstler hinweisen wollen und nebenbei ihre eigene Erkenntniskraft zelebrieren. Der Begriff dafür lautet „Auteur Desire“. Dieser Ansatz zeigt noch einmal den größten Vorwurf gegenüber der „politique des auteurs“ auf. Trotzdem ist die Nennung eines Regisseurs parallel zu – beispielsweise – einem Buchautor als Schöpfergeist auch unter reflektierenden Filmkritikern und -wissenschaftlern weiterhin außerordentlich beliebt. Steckt also doch mehr dahinter? Ein neuerer Ansatz, die kontextorientierte Werkanalyse von Jan Distelmeyer, versucht diese Frage zu klären. Als Grundlage dienen Publikums- und Kritikerrezeption auf der einen Seite und die Konstruktion des Autors aus Biografie, Filmindustrie und kulturellem Umfeld auf der anderen Seite. Diese zweiseitige Annäherung erkennt das empirische Dilemma der Definition von „auteur“ an und maßt sich auch keine Bestimmung dessen an, was jetzt eigentlich das Werk von Autor XYZ ist. Viele andere Filmtheoretiker verfolgen heutzutage ähnliche Konzepte. Doch auch eine solch freie Handhabung kann das Problem nicht vollständig lösen, da die wichtigsten Elemente variabel sind und sich so einer eindeutigen Aussage verschließen. Der Schwerpunkt kritischer Tendenzen liegt also zum Großteil in der Empirie. Einen Filmemacher als „auteur“ anzuerkennen fordert uneingeschränktes Vertrauen in seine Aussagen, wie viel Einfluss er auf seine eigenen Filme hatte. Da dies in Zeiten einer sehr starken Vermarktung aller möglichen mehr oder weniger (un)abhängigen Regisseure seitens von Filmindustrie und Verleih ein fast aussichtsloses Unterfangen ist, ist ein Restzweifel und das stete Hinterfragen der „auteur“-Definition angebracht (weitere Quellenangaben zu diesem Abschnitt Kritik und Diskussion im Literaturverzeichnis). Wichtige Auteur-Theoretiker André Bazin Andrew Sarris Claude Chabrol Dana Polan Éric Rohmer François Truffaut Jan Distelmeyer Jean-Luc Godard Peter Wollen Roland Barthes Timothy Corrigan Literatur François Truffaut: Une certaine tendance du cinéma français. In: Cahiers du cinéma. 1954,31 (Januar). Übersetzung: A Certain Tendency of the French Cinema. In: Bill Nichols (Hrsg.): Movies and Methods. Berkeley 1976, S. 224–237. Jean-Luc Godard: Godard/Kritiker. München 1974, S. 38–56. Jean-Luc Godard: Einführung in eine wahre Geschichte des Kinos. Hanser 1981, ISBN 3446132821. Andrew Sarris: Towards a Theory of Film History. In: Bill Nichols (Hrsg.): Movies and Methods. Berkeley 1976, S. 237–251. Peter Wollen: The Auteur Theory. In: Signs and Meaning in the Cinema. London 1969, S. 74–115. Roland Barthes: Der Tod des Autors. In: Fotis Jannidis, Gerhard Lauer, Mathias Martinez, Simone Winko (Hrsg.): Texte zur Theorie der Autorschaft. Stuttgart 2000, S. 185–193. Timothy Corrigan: A Cinema without Walls. Movies and Culture after Vietnam. New Brunswick 1991, S. 101–136. Dana Polan: Auteur Desire. In: Screening the Past – An International, Refereed, Electronic Journal of Visual Media and History. Nr. 12 („Auteurism 2001“) Jan Distelmeyer: Vom auteur zum Kulturprodukt. Entwurf einer kontextorientierten Werkgeschichtsschreibung. In: Andrea Nolte (Hrsg.): Mediale Wirklichkeiten. Dokumentation des 15. Film- und Fernsehwissenschaftlichen Kolloquiums. Marburg 2003, S. 86–97. Einzelnachweise Filmwissenschaft
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Aki Kaurismäki
Aki Olavi Kaurismäki (* 4. April 1957 in Orimattila) ist ein vielfach preisgekrönter finnischer Filmregisseur. Leben und Werk Aki Kaurismäki studierte an der Universität Tampere Literatur- und Kommunikationswissenschaften. Neben diversen Aushilfsjobs, etwa als Briefträger oder in der Gastronomie, war er Herausgeber eines universitären Filmmagazins. Darüber hinaus schrieb er von 1979 bis 1984 Filmkritiken für das Magazin Filmihullu. Das erste Drehbuch folgte 1980 für den mittellangen Film Der Lügner (Valehtelija), bei dem sein Bruder Mika Regie führte. Kaurismäkis Filme thematisieren häufig Schicksale von gesellschaftlichen Außenseitern in städtischen Zentren wie Helsinki. Sie sind nicht nur für ihre sparsamen Dialoge, sondern auch für einen skurril-lakonischen Humor bekannt. Kaurismäki arbeitet regelmäßig mit einem festen Stamm befreundeter Schauspieler und Musiker, die seine Filme auch stilistisch geprägt haben: Matti Pellonpää, Kati Outinen, Kari Väänänen und Sakke Järvenpää. Als Reminiszenz an Alfred Hitchcock hat er in seinen Filmen gelegentlich Cameo-Auftritte, was auch Hitchcock zu tun pflegte. In Deutschland wurden seine Filme zum ersten Mal 1986 auf dem Filmfestival Grenzland-Filmtage in Selb gezeigt. Aki Kaurismäki führte dabei die Filme Der Lügner, Calamari Union und Crime and Punishment persönlich vor. Während des Festivals schrieb er das Drehbuch für seinen Film Schatten im Paradies, den er 1988 erneut persönlich bei den Grenzland-Filmtagen in Selb präsentierte. Dieser Film brachte ihm den internationalen Durchbruch. Ein Großteil der Filmmusik kam von der Band Nardis aus Erlangen, die Kaurismäki 1986 auf den Grenzland-Filmtagen kennengelernt hatte. Dem breiten deutschen Publikum bekannt wurde der finnische Regisseur durch seine Teilnahme an der Berlinale 1988. Im Jahre 2006 wurde sein Film Lichter der Vorstadt als offizieller finnischer Beitrag für eine Oscar-Nominierung gewählt, Kaurismäki lehnte die Entsendung jedoch ab (siehe auch Politische Stellungnahmen und Proteste). Zusammen mit seinem Bruder Mika Kaurismäki gründete er das Midnight Sun Film Festival im lappischen Sodankylä sowie die Verleihfirma Villealfa. Der Name geht zurück auf die Figur Ville Alfa, den Protagonisten im Film Der Lügner. Gleichzeitig handelt es sich um ein Anagramm von Alphaville, einem Film von Jean-Luc Godard. 1989 emigrierte Kaurismäki mit seiner Frau nach Portugal, weil „es in ganz Helsinki keinen Platz mehr gebe, wo er seine Kamera noch postieren könne“. Rainer Gansera, der für die Zeitschrift epd Film mit dem „Chef-Melancholiker des europäischen Autorenkinos“ 2006 in Hof gesprochen hat, zeigte sich auch von seinem Auftreten persönlich beeindruckt und beschrieb atmosphärisch: Als persönliche Leitbilder will Kaurismäki Bresson, Ozu und Godard gesehen haben, der Ausbildung an den Filmhochschulen seines Landes dagegen habe er nicht viel Positives abgewinnen können. Bei Pandora sind Ende 2006 als „Aki Kaurismäki DVD-Collection“ 14 Spielfilme und fünf Kurzfilme (mit digital restaurierten Bildern) in vier Boxen erschienen. 2011 stellte Kaurismäki nach fünf Jahren mit Le Havre einen Spielfilm fertig, der ihm wieder einmal eine Einladung in den Wettbewerb der Filmfestspiele von Cannes einbrachte. Der in Frankreich gedrehte Film handelt von einem Schuhputzer aus der gleichnamigen Hafenstadt, der sich eines illegalen Flüchtlingskindes aus Afrika annimmt. Le Havre gewann in Cannes den FIPRESCI-Preis. Für den Spielfilm Die andere Seite der Hoffnung erhielt Kaurismäki 2017 eine Einladung in den Wettbewerb der 67. Internationalen Filmfestspiele Berlin. Der Film spielt in Helsinki und erzählt von der Begegnung eines älteren finnischen Handelsvertreters (dargestellt von Sakari Kuosmanen) mit einem jungen syrischen Flüchtling (Sherwan Haji). Der Film kam am 3. Februar 2017 in die finnischen Kinos. Im Jahr 2023 erhielt er für seinen Spielfilm Fallende Blätter erneut eine Einladung in den Wettbewerb um die Goldene Palme des Filmfestivals von Cannes. Das Werk erhielt dort den Preis der Jury zuerkannt. Filmografie Regisseur 1981: The Saimaa Gesture (Saimaa-ilmiö) – Dokumentarfilm mit seinem Bruder Mika 1983: Crime and Punishment (Rikos ja rangaistus) 1984: Der Clan – Geschichte der Frösche (Klaani – tarina Sammakoitten suvusta) – Co-Autor seines Bruders Mika 1985: Calamari Union 1986: Rocky VI – Kurzfilm 1986: Schatten im Paradies (Varjoja paratiisissa) 1987: Hamlet goes Business (Hamlet liikemaailmassa) 1987: Thru The Wire – Kurzfilm 1987: Rich Little Bitch – Kurzfilm 1988: Ariel 1989: Likaiset kädet – Produktion für das finnische Fernsehen 1989: Leningrad Cowboys Go America 1990: Das Mädchen aus der Streichholzfabrik (Tulitikkutehtaan tyttö) 1990: Vertrag mit meinem Killer (I Hired a Contract Killer) 1991: Those Were The Days – Kurzfilm 1992: Das Leben der Bohème (Boheemielämää / La vie de Bohème) 1992: These Boots – Kurzfilm 1993: Tatjana – Take Care Of Your Scarf (Pidä huivista kiini, Tatjana) 1993: Total Balalaika Show 1994: Leningrad Cowboys Meet Moses 1996: Wolken ziehen vorüber (Kauas pilvet karkaavat) 1999: Juha 2002: Der Mann ohne Vergangenheit (Mies Vailla Menneisyyttä) 2002: Dogs Have No Hell – Kurzfilmbeitrag in Ten Minutes Older: The Trumpet 2006: Lichter der Vorstadt (Laitakaupungin valot) 2011: Le Havre 2012: Juice Leskinen & Grand Slam: Bluesia Pieksämäen asemalla – Kurzfilm 2012: Tavern Man – Beitrag in Historic Centre 2017: Die andere Seite der Hoffnung (Toivon tuolla puolen) 2023: Fallende Blätter (Kuolleet lehdet) Schauspieler 1980: Der Lügner (Valehtelija) – auch Drehbuchautor (Film seines Bruders Mika) 1982: The Worthless (Arvottomat) – auch Drehbuchautor und Regieassistent (Film seines Bruders Mika) 2004: Aaltra 2012: Estrada de Palha 2013: Mittsommernachtstango 2015: Vandaleyne (Cameo) Auszeichnungen DVD Aki Kaurismäki Collection. Pandora Film, 2014, 10 DVDs mit insgesamt 21 Filmen aus den Jahren 1983–2011. Politische Stellungnahmen und Proteste Neben den politischen Botschaften, die mehr oder wenig deutlich in seinen Filmen enthalten sind, hat sich Kaurismäki auch wiederholt demonstrativ bis provokativ kritisch zum offiziellen Kulturleben, den damit verbundenen Auszeichnungen und zur jeweils aktuellen Politik geäußert. Im Jahr 1984 äußerte er sich in der finnischen Illustrierten Seura: „An dem Tag, an dem ich eine Einladung zum jährlichen Ball des Präsidenten anlässlich der finnischen Selbstständigkeit erhalte, begehe ich unverzüglich Selbstmord.“ Der genannte Ball gilt als der absolute Höhepunkt des gesellschaftlichen und politischen Lebens in Finnland mit Rekordpublikum bei der Fernsehübertragung und zahlreichen Sonderseiten in der Tagespresse. Kaurismäki selbst erklärte die Äußerung als einen Vertrag mit der Gesellschaft, dass es nie zu einer solchen Ehrung kommen würde. Im Jahr 2001 lehnte er die Ehrendoktorwürde der Kunsthochschule Helsinki ab, da diese auch an die landesweit bekannte Modeunternehmerin Kirsti Paakkanen verliehen wurde. Dies begründete er mit Unterstützung der Pelztierzucht durch Paakkanens Unternehmen Marimekko. Für großes Aufsehen sorgte Kaurismäki im Herbst 2006, als er sich weigerte, seinen Film Lichter der Vorstadt als offiziellen finnischen Beitrag für eine Oscar-Nominierung in der Kategorie Bester fremdsprachiger Film zuzulassen, obwohl das Drama von der finnischen Filmkammer einstimmig ausgewählt worden war. Kaurismäki begründete seine Ablehnung mit seiner seit Jahren vertretenen kritischen Haltung gegen den Irak-Krieg der USA. Im Jahr 2019 gab er seinen staatlichen Ehrentitel „Akademiker der Künste“ (taiteen akateemikko) zurück. Als Begründung führte er die aktuelle finnische Regierungspolitik, die eine Steigerung der Abholzung der Wälder zulasse und ausländische Bergbaukonzerne fördere, um die Sanierung der zerstörten Umwelt dann durch den Steuerzahler bezahlen zu lassen. Dass er den Titel im Jahre 2008 überhaupt angenommen hatte, ist als Abweichung zu seiner früheren regierungs- und gesellschaftskritischen Haltung zu sehen. Offensichtlich wurde dies dadurch erleichtert, dass die Verleihung durch die politisch links eingeordnete Präsidentin Tarja Halonen erfolgt war. Literatur Peter von Bagh: Kaurismäki über Kaurismäki. Alexander, Berlin 2014, ISBN 978-3-89581-342-9 (Gespräche und Essays mit rund 200 Abbildungen). Ralph Eue und Linda Söffker (Hrsg.): Aki Kaurismäki (film: 13). Mit Beiträgen von Lars-Olav Beier, Harun Farocki, Ulrich Gregor, Anke Leweke und Jan Schulz-Ojala. Bertz + Fischer Verlag, Berlin 2006, ISBN 3-929470-89-6. Jürgen Felix: Aki Kaurismäki * 1957. In: Thomas Koebner (Hrsg.): Filmregisseure. Biographien, Werkbeschreibungen, Filmographien. 3., aktualisierte und erweiterte Auflage. Reclam, Stuttgart 2008, ISBN 978-3-15-010662-4, S. 3770–375. Ulrike Hanstein: Unknown Woman, geprügelter Held: die melodramatische Filmästhetik bei Lars von Trier und Aki Kaurismäki. Alexander, Berlin 2011, ISBN 3-89581-255-2. Beate Rusch (Hrsg.): Schatten im Paradies. Von den „Leningrad Cowboys“ bis „Wolken ziehen vorüber“ – Die Filme von Aki Kaurismäki. Schwarzkopf & Schwarzkopf Verlag, Berlin 1997, ISBN 3-89602-119-2, S. 370–375.(Fotografien von Marja-Leena Hukkanen, mit Begleittexten von Aki Kaurismäki). Reinhold T. Schöffel: Grenzland Filmtage. Programm. Grenzlandfilmtage e.V., Wunsiedel 1986, S. 15–18. Jochen Werner: Aki Kaurismäki. Bender, Mainz 2005, ISBN 3-936497-08-7 (Analyse aller Kaurismäkifilme und ein langes Interview mit Kaurismäki). Reinhold Zwick: Wolken ziehen herauf und vorüber. Strukturen des Komischen in der Bibel und bei Aki Kaurismäki. In: St. Orth / J. Valentin / R. Zwick (Hrsg.): Göttliche Komödien. Religiöse Dimensionen des Komischen im Kino. KIM-Verlag, Köln 2001 (Film und Theologie; 2), ISBN 3-934311-09-1, S. 69–95. Reinhold Zwick: Selig die Armen in den Wohncontainern. Aki Kaurismäki und seine Tragikomödie „Der Mann ohne Vergangenheit“. In: Stimmen der Zeit. Bd. 128 (2003), S. 546–560. Weblinks Aki Kaurismäki, von Stadtbibliothek Orimattila (finnisch/englisch) „Aki Kaurismäki – Die Helden: diesseitig und einsam“, Dietrich Kuhlbrodt, epd Film 10/1990 „Begrabt mein Herz an der Müllkippe“ Andreas Kilb, Die Zeit 10/1990 „Wo ich lebe, ist immer ein Schatten“ Interview im Stadtmagazin Zitty, 2011 Kino der Lakonik Filmzyklus in Zürich Einzelnachweise Filmregisseur Drehbuchautor Träger der finnischen Auszeichnung Akademiker Jussi-Preisträger Finne Geboren 1957 Mann Träger des Berliner Kunstpreises
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Anime
Anime (japanisch , [], deutsch häufig [], Plural: Animes und Anime) bezeichnet in Japan produzierte Zeichentrickfilme und Zeichentrickserien. In Japan selbst steht Anime für alle Arten von Animationsfilmen und -serien, für die im eigenen Land produzierten ebenso wie für importierte. Er bildet das Pendant zum Manga, dem japanischen Comic. Japan besitzt die umfangreichste Trickfilmkultur weltweit. Definition und Begriffsgeschichte Im Japanischen kann „Anime“ jegliche Animationsfilme bezeichnen, sowohl die aus dem eigenen Land als auch aus dem Ausland. Außerhalb Japans wird der Begriff ausschließlich für Animationsfilm japanischer Herkunft verwendet. Historisch wurden Animationsfilme in Japan lange Zeit nicht Anime genannt. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts gab es zunächst die Worte senga („Linienkunst“) und kuga („Klapp-Bilder“, vgl. Daumenkino), dekobō shin gachō („schelmische neue Bilder“) oder chamebō-zu („verspielte Bilder“). Später kamen manga eiga (, „Manga-Filme“) und dōga (, „bewegte Bilder“) auf. Erst in den 1970er Jahren tritt das Wort Anime in Japan zusammen mit der Wortschöpfung Japanimation auf. Letztere wird ausschließlich für die damals erstmals stark wachsende eigene Animationsbranche verwendet. Anime entstand als eine Verkürzung des japanischen Lehnwortes animēshon (, von ). Während animēshon eher als Bezeichnung für höher geachtete Animationskunst und Kinofilme verwendet wurde, wurde dessen Kurzform vor allem für die ab den 1960er entstehenden, günstiger produzierten Fernsehserien verwendet. Letztlich setzte sich Anime als Bezeichnung aller Animationsproduktionen durch. Die anderen Begriffe blieben nur in Nischen erhalten. Als Bezeichnung nur für japanische Animationsfilme und -serien hat sich der Begriff seit den 1980er Jahren in den USA und Europa durchgesetzt. Im englischen Sprachraum wurde seit Ende der 1970er Jahre in der kleinen Fanszene und von ersten kommerziellen Vertrieben zunächst häufiger Japanimation verwendet, was jedoch zu Verballhornungen und Missverständnissen führte. So wurde dieses Wort um 1990 von dem aus Japan übernommenen, kürzeren Anime abgelöst. Im wissenschaftlichen oder journalistischen Diskurs ist die genaue Abgrenzung zwischen Anime und Animation allgemein jedoch umstritten, auch wenn Anime und japanischer Animationsfilm meist synonym verwendet werden. So nennt Thomas Lamarre eine Abgrenzung von Full Animation und Limited Animation im japanischen Diskurs. Anime, besonders Fernseh-Anime in der einfachen, kostengünstig produzierten Form der 1960er Jahre wird dann als eine Form der Limited Animation aufgefasst. Produzenten von Full Animation wollen sich davon abgrenzen. Beispielsweise lehnt das Studio Ghibli den Begriff Anime für ihre Filme ab und verwendet stattdessen manga eiga. Aufwändige Filme und Fernsehproduktionen haben jedoch gemeinsam, dass die Ästhetik traditioneller Animationstechniken fast immer erhalten wird, auch wenn vielfach Computeranimationen zum Einsatz kommen. Reine Computeranimationsfilme, denen diese Technik auch anzusehen ist und die nach Realismus streben, kommen zwar vor, sind aber eine Ausnahme. Stevie Suan und José Andrés Santiago Iglesias nennen eine Reihe von Stil-Merkmalen, die japanischen Fernsehproduktionen und solchen mit japanischem Einfluss zu eigen sind: Eine durchgehende Erzählung über alle Folgen, der Gebrauch von Cliffhangern und deren Auflösung durch Eukatastrophen, reduziertes und ikonisches Charakterdesign, größere Vielfalt in der Farbpalette, Gebrauch von Limited Animation und die Erzeugung eines Raumeindrucks durch Bewegung sowie der Einsatz vieler Schnitte, Kameraeinstellungen und Montagen zur Darstellung vieler Perspektiven und Details einer Szene. Die Gesamtheit dieser Merkmale fassen Suan und Iglesias unter dem Begriff animesque zusammen. Ein animesques Werk wird von Fans als Anime erkannt, da es die erzählerischen und formalen Erwartungen erfüllt, die mit dem japanischen Animationsfilm verbunden werden. Brian Ruh verweist neben den von Iglesias genannten Stilmerkmalen auf die Transnationalität des Mediums Anime, die sich in dessen Geschichte als auch in international verständlichen Designs äußert. Ähnlich beschreiben auch andere Autoren ein Verständnis von Anime als in einen Medienmix eingebundene (Fernseh-)Serienproduktionen mit auch in ihren Filmadaptionen wiedererkennbaren, im Fernsehen entstandenen Stil- und Erzählmerkmalen. Daneben gibt es Produkte des japanischen Animationsfilms, die von einigen Rezipienten nicht als Anime angesehen werden, sondern einem unbestimmten Alternativen japanischen Animationsfilm oder nur allgemein Animationsfilm zugerechnet werden. Jonathan Clements weist ebenfalls auf mehrere Abgrenzungsunschärfen des Begriffs hin: Neben der technischen zwischen Full und Limited Animation gibt es Autoren, die Anime historisch abgrenzen als japanischen Animationsfilm ab den Fernsehserien der 1960er Jahre. Japanischer Animationsfilm aus der Zeit davor wird dann nicht als Anime bezeichnet, obwohl die frühen Filme von großer Bedeutung für die späteren Produktionen waren. Weitere Unschärfen ergeben sich aus dem umfangreichen Prozess von Produktion, Vertrieb und Konsum. So sind einige ausländische – insbesondere US-amerikanische – Trickfilmproduktionen unter japanischer Mitwirkung oder sogar großteils in Japan entstanden, andererseits waren japanische Unternehmen Auftraggeber für Animationsarbeit in anderen Staaten, und schließlich sind bei der Lokalisierung, Vertrieb und Vermarktung ausländischer Produktionen japanische Firmen beteiligt. All die damit in Verbindung stehenden Werke können daher auch als Teil der japanischen Animationsfilmindustrie beziehungsweise von dessen Geschichte begriffen werden. Und schließlich gehören zu Anime nicht nur die Objekte, die hergestellten und verkauften Werke, sondern auch die Ereignisse der Vorführung und des Konsums. So kann der Begriff je nach Kontext und Zeit unterschiedliche Erwartungen wecken und Bedeutungen haben. Steven T. Brown geht so weit, die Bedeutung des Begriffs Anime in der Präsentation und Anordnung der Informationen bei der Vorführung und in der Interaktion des Rezipienten mit dem Werk zu suchen. In der Beschreibung von Anime als Medium wird auch oft darauf hingewiesen, wie stark sich der japanische Animationsfilm von dem unterscheidet, was westliche Zuschauer von Animationsfilmen – insbesondere amerikanischen Cartoons oder Filmen von Walt Disney – erwarten. Viele Animes sind nicht für Kinder gemacht, manche sogar pornografischer Natur, erzählen dramatische oder actionreiche Geschichten und bedienen eine große Vielfalt an Genres. Im Vergleich zu vielen im Westen erfolgreichen Trickfilmen kommen Musicaleinlagen, Tierfiguren und Slapstick-Humor deutlich seltener vor. Trotz dieser häufig genannten Merkmale beziehungsweise auffälligen Unterschiede werden diese nicht zur Definition herangezogen. Als Anime um 2000 herum in den USA immer größeren Zuspruch fanden, zugleich aber Vorurteile gegenüber einem als für Kinder gefährlichen Kulturimports herrschten, wurde Anime auch abwertend verwendet – vor allem von solchen Vertrieben, die selbst japanische Animationsfilme importierten und ihre Produkte vor den Vorurteilen schützen wollten. Historische Entwicklung Die Einteilung sowie überhaupt der Beginn der Geschichte des Animes ist – wie auch beim Manga – in Forschung und Fachjournalismus umstritten. Je nach Definition von Anime als Medium oder nur eine bestimmte Erscheinungsform von japanischem Animationsfilm oder als Genre, wird der Beginn von dessen Geschichte am Anfang des 20. Jahrhunderts, erst in dessen Mitte oder erst in den 1970er Jahren gesehen. So ist die genaue Rolle und Wirkung Osamu Tezukas als Pionier des Fernsehanimes strittig, da einige Autoren viele wichtigen Entwicklungen bereits zuvor bei den Kinofilmen Tōei Animation angelegt sehen. Animationstechniken und optische Spielzeuge waren in Japan bereits lange vor 1900 bekannt und wurde wie in westlichen Ländern vor allem von Schaustellern vorgeführt oder waren für wohlhabende Bürger als Spielzeug zu kaufen. Der manchmal als erster Anime bezeichnete Filmstreifen Katsudō Shashin, der auf 1907 bis 1912 datiert wird, gehörte zu einem solchen Spielzeug und wurde nie öffentlich vorgeführt. Ab etwa 1910 kamen westliche Trickfilme nach Japan, wurden zunächst bei Bühnenshows und dann zunehmend in Kinos gezeigt. Erste Japanische Nachahmer sind aus dem Jahr 1917 bekannt, in dem die Pioniere Ōten Shimokawa, Jun'ichi Kōuchi und Seitarō Kitayama ihre ersten Filme aufführten. Kitayama gründete 1921 mit Kitayama Eiga Seisaku-sho das erste nur dem Animationsfilm gewidmete Studio. Die verwendeten, noch experimentellen Animationstechniken umfassten unter anderem Kreidezeichnungen, Tuschezeichnungen und Scherenschnitt. Die Aufführung von Filmen wurde damals noch begleitet von einem Benshi, der die Kurzfilme erzählerisch verband und erläuterte. Der Beruf kam aus der Tradition der Schausteller und lebte beim Straßen-Papiertheater Kamishibai noch bis in die 1950er Jahre weiter. Wie auch der Manga wurde der japanische Animationsfilm durch die Benshi und das Papiertheater erzählerisch und ästhetisch beeinflusst. Die in den 1910er Jahren aufgekommene Filmzensur traf auch den Animationsfilm. Infolgedessen waren die entstandenen Kurzfilme meist Komödien oder zeigten japanische und chinesische Mythen, Märchen und Fabeln, die von der Zensur weniger scharf beurteilt wurden. Außerdem entstanden Lehrfilme, die durch ihre Entstehung im öffentlichen Auftrag vor Zensur sicher waren. Nachdem zu Beginn die Produktion an Trickfilmen zunahmen, wurden beim Großen Kantō-Erdbeben 1923 die Studios und die meisten bis dahin produzierten Filme zerstört. Die Branche verlagerte sich in die Kansai-Region, wo ihr Schwerpunkt bis nach dem Zweiten Weltkrieg blieb. Sie konnte sich dort von den Einflüssen der traditionellen Theater- und Schaustellerszene in Tokio lösen. Dazu kam der Einfluss amerikanischer Trickfilme, die nun zunehmen in Japan aufgeführt wurden. Die Produktion wurde rationalisiert und entfernte sich von der noch kunsthandwerklichen Herstellung der ersten Jahre. Dabei wurden einfache Kamera- und Bild-Gestelle für die Belichtung genutzt. Das verwendete Material blieb zunächst meist Papier mit Schwarz-Weiß-Zeichnungen, die Inszenierung einfach gehalten und die Studios hatten nicht mehr als eine Handvoll Mitarbeiter. Von diesen blieb Kitayamas das über lange Zeit erfolgreichste, wobei mehrere Mitarbeiter sich abwandten und eigene Studios gründeten. Der Großteil der Produktion waren nun Lehr- und Werbefilme und fiktionale Inhalte wurden die Ausnahme. Um 1930 kam der Tonfilm auch nach Japan und bereitete damit dem Beruf der Benshi ein Ende. Einige von ihnen wurden die ersten Synchronsprecher. Der aufwändige Tonfilm erhöhte auch wieder den Bedarf nach kurzen Filmen und damit nach Trickfilmen. Der von diesen wohl am häufigsten gesehene war das 1931 entstandene Kokka Kimiyao von Ōfuji Noburō – die japanische Nationalhymne zum Mitsingen, die zu Beginn der meisten Filmvorführungen gezeigt wurde. Während ab 1934 mit der Einrichtung einer Celluloid-Produktion von Fujifilm die Produktion von Papier auf modernere Cels umgestellt werden konnte, blieben Farbfilme bis nach dem Krieg die Ausnahme. In den 1930er Jahren wurden zunehmend Propagandafilme produziert, die vor amerikanischem Einfluss warnten und Japans Kriege in China und die Expansion im Pazifik vorbereiteten und begleiteten. Die Mehrheit der produzierten Filme waren weiterhin keine Unterhaltungsfilme, wobei der Schwerpunkt sich zu animierten Anleitungen für militärisches Personal sowie (Propaganda-)Nachrichtenfilmen verlagerte. Das Verbot ausländischer Filme, die Regierungsaufträge und der staatliche Druck insbesondere auf Schulkinder, die Filme anzuschauen, brachten den Animatoren bis dahin ungekannte Nachfrage und Ressourcen und Studios konnten über die Zahl weniger Mitarbeiter hinaus wachsen. Die japanische Regierung war außerdem gewillt, ihre Überlegenheit auch in der Filmproduktion unter Beweis zu stellen und mit den Filmen Disneys und dem chinesischen Film Tiě shàn gōngzhǔ von 1941 gleichzuziehen. So konnte auch der erste abendfüllende Animefilm entstehen: Momotarō: Umi no Shimpei. Die in schwarz-weiß erzählte Geschichte von Tieren, die Pazifikinseln von der britischen Kolonialmacht befreien und ihnen die japanische Kultur bringen, kam 1945 nicht lange vor der Kapitulation in die Kinos. Nach Ende des Krieges scheiterten Versuche, die japanischen Animatoren bei wenigen Studios zu bündeln an der schlechten Wirtschaftslage, Arbeitskämpfen und politischer Konflikte um Mitwirkung an Kriegspropaganda. Dazu kam die Konkurrenz durch die jetzt ins Land kommenden ausländischen Filme. So kamen nur noch selten japanische Animationsfilme heraus. Die nun vor allem kleinen Studios der Branche verlegten sich großteils auf Werbefilme, denen im Laufe der 1950er Jahre mit dem Privatfernsehen ein wachsender Markt entstand. Künstlerische Qualität und die Produktionsprozesse blieben hinter den Entwicklungen der vorherigen beiden Jahrzehnte zurück. In der gleichen Zeit kam es zu ersten Auftragsarbeiten für amerikanische Filmproduzenten. Diese, insbesondere Jules Bass und Arthur Rankin Jr., wurden ab den 1960er Jahren zu einem regelmäßigen Auftraggeber mehrerer japanischer Studios. Diese nur wenig sichtbare und wahrgenommene Zusammenarbeit hielt bis in die 1980er Jahre an. Von den Studiogründungen nach Kriegsende blieb nur Nichidō, das schließlich von Tōei aufgekauft wurde. Aus diesem Zusammengehen unter dem Namen Tōei Animation ging 1958 mit Hakujaden wieder ein abendfüllender, nun farbiger Anime-Kinofilm hervor. Er war der Beginn einer Reihe von Filmen des Studios, die als Klassiker vor der Zeit des Fernseh-Animes gelten und erheblichen Einfluss auf die späteren Produktionen hatten. Ihre Ästhetik war bereits vom zeitgenössischen Manga beeinflusst und an den Produktionen waren viele beteiligt, die später eigene Studios gründeten und dabei ihre ersten Erfahrungen von Tōei mitnahmen. Unter ihnen war der Manga-Zeichner Osamu Tezuka, der zunächst an drei Verfilmungen seiner Serien mit dem Studio zusammen arbeitete und dann mit Mushi Production sein eigenes Studio gründete. 1963 veröffentlichte dieses Astro Boy, die erste Anime-Fernsehserie mit halbstündigen Folgen. Noch im gleichen Jahr folgten Serien anderer Studios. Tezukas Studio produzierte weitere Serien, die auf seinen Geschichten basierten, darunter den ersten farbigen Fernsehanime Kimba, der weiße Löwe. Die Finanzierung seiner Produktionen sicherte Tezuka oftmals mit Lizenzverkäufen, insbesondere in die USA, und Merchandising ab und etablierte damit neue Finanzierungswege. Ab Ende der 1960er Jahre schuf Tezuka anspruchsvollere und experimentellere Filme sowie einige der ersten erotischen Animefilme. Tezuka war – wie auch bei seinen Mangas – noch stark von den Filmen Walt Disneys und deren Ästhetik beeinflusst. Seine eigenen Werke hatten wiederum großen Einfluss auf die ihm nachfolgenden Filmschaffenden, entweder in Anlehnung oder Abgrenzung seiner Stile und Arbeitsweisen. Neben und durch Tezuka hatten vor allem die Hollywood-Filme, die nach dem Krieg in großer Zahl in Japan in die Kinos kamen, starken Einfluss auf die aufwachsende Generation späterer Animatoren und Regisseure. In ihren eigenen Werken orientierten sie ihre Inszenierungen an den westlichen Vorbildern und beherrschten und verwendeten cineastische Techniken bald umfangreicher als ihre Kollegen in amerikanischen Fernsehproduktionen. In effizienter Arbeits- und Produktionsweise für Fernsehserien wiederum waren amerikanische Studios wie Hanna-Barbera Vorbilder. Mit Tezukas und den in Folge entstandenen Studios expandierte die Branche von nach Schätzungen etwa 500 Mitarbeitern um 1960 auf die doppelte Zahl 1967 und schließlich etwa 2.000 um 1970. 1966 wurden erstmals Animationsarbeiten nach Südkorea ausgelagert. Doch war Tezukas von vielen nachgeahmtes Geschäftsmodell nicht dauerhaft erfolgreich und durch die so entstehenden Spekulationsblase, den sich ansammelnden Schulden und Überproduktion an Trickserien kam die Branche zu Beginn der 1970er in eine Krise, als auch Japan als ganzes in eine Wirtschaftskrise geriet. Die auch durch Tezukas bereits zum Start zu gering ausgehandelten Preise verursachte andauernde Finanznot der Branche prägte noch über Jahrzehnte und führte zu andauerndem finanziellem Druck auf die Studios. Ab Ende der 1960er Jahre begann sich das Medium in seiner Zuschauerschaft, Zielgruppen und inhaltlichen Angebot zu verbreitern und aufzusplitten. Es wurde in einigen Serien erwachsener und ernsthafter, anderer konnten Kinder wie Erwachsene begeistern und das Segment für Kinder – insbesondere Filme für Kino und Festivals – blieb ein beständiger Markt. Diese größere Bandbreite förderte zusammen mit Innovationen aus den USA auch die weitere technische Entwicklung und Gründung neuer Studios, die teils Personal aus zuvor geschlossenen Unternehmungen oder aus Konflikten wie bei Toei übernahmen. In den späten 1960er und den 1970er Jahren entstanden vor allem Science-Fiction-Serien und mit ihnen wuchs die erste Generation an Fans auf, die ab den 1980er Jahren selbst als Produzenten in der Anime-Industrie aktiv wurde. Mit dieser Generation nahm in den 1970ern auch die Quervermarktung von Spielzeugen und Merchandise zusammen mit Animeserien zu und veränderte die Produktions- und Eigentumsstrukturen, sodass Teile der Branche stärker von Sponsoren und Produktionskomitees geprägt wurden. Neben den von Mecha dominierten Science Fiction entstanden für das Kinderprogramm vor allem Märchenadaptionen bei großen Studios wie Toei Animation und Nippon Animation, die auch international ausgestrahlt wurden und auch ein weibliches Publikum erreichten. Seit Ende der 1960er wurden Comedy- und Drama wichtige Genres, dabei vor allem Sportdramen. Dabei entstanden im bisher männlich dominierten Medium die ersten Serien, die sich an Mädchen richteten. Ribon no Kishi (1967) von Tezuka und Mila Superstar (1969) zählten zu den ersten, mit denen der Entstehung des Shōjo-Mangas auch dessen Adaptionen als Anime folgten. Diese Serien brachten neuen Themen in das Medium, insbesondere Emanzipation, Selbstfindung und Liebesgeschichten. In diesem Umfeld entstanden neue Genres: In den 1980ern die von sich magisch verwandelnden Mädchen erzählenden Magical-Girl-Serien, in den 1990ern kamen Geschichten über homoerotische Beziehungen zunehmend aus dem Manga auch in den Anime und generell fanden ästhetische Prinzipien aus Serien für Mädchen stärkere Verbreitung, darunter die Darstellung schöner Jungen als Bishōnen. Auch das Aufkommen von Videokassetten und Videotheken in den 1980er Jahren veränderte das Medium: Studios konnten nun direkt über Kaufmedien veröffentlichen und mussten nicht mehr an Fernsehsender verkaufen. Die erste Original Video Animation war 1983 Dallos, weitere vor allem aus dem Bereich Science-Fiction folgten. Dieser neue Vertriebsweg öffnete den Markt für kleine Studios, die sich direkt über kleine Aufträge von Videovertrieben finanzieren konnten. Entsprechend wuchs in den 1980ern die jährlich produzierte Zahl von Animes durch dieses neue Segment erneut deutlich und es entstanden erstmals überhaupt Absetzwege für Nischenproduktionen wie Science-Fiction-Produktionen für ältere Zuschauer, aber auch Erotik und Pornografie. Während zugleich in den Kinos weiterhin Ableger oder Zusammenschnitte von Fernsehserien dominierten, wurden neue Studios mit realistischen und fantastischen Stoffen auch im Kino erfolgreich, insbesondere Studio Ghibli. Die OVAs und Kinofilme beförderten die Weiterentwicklung und Erhaltung der seit den 1970er Jahren gewachsenen Fanszene. In den 1990er Jahren wurden dann im Fernsehanime realistischere Stoffe, vor allem Komödien und Dramen an Oberschulen, beziehungsweise Coming-of-Age-Geschichten beliebter, teilweise auch in Verbindung mit Magical Girls und Fantasy. Seit den 1970er Jahren kamen Animes ins europäische und amerikanische Kino und Fernsehen, zunächst vor allem Kinderserien, die auch in Koproduktion mit westlichen Sendern und Studios entstanden. Gegenüber erwachseneren, actionhaltigen Stoffen bestanden große Vorbehalte. In den Videotheken wurden zunächst vor allem pornografische und erotische Titel vertrieben, was Anime generell einen entsprechenden Ruf gab. Vereinzelt kamen Science-Fiction-Serien in die Kabelprogramme in den USA und Süd- und Westeuropa. Das änderte sich ab Ende der 1980er mit dem Erfolg des Science-Fiction-Films Akira im Kino, in den 1990ern dann mit den Filmen des Studio Ghibli und mit international erfolgreichen Fernsehserien wie Sailor Moon, Pokémon und Dragon Ball, sodass das Medium um das Jahr 2000 herum international seinen Durchbruch erlebte und eine große Fangemeinde gewinnen konnte. Die nun seit den 1990ern aus dem Ausland zusätzlich zur Verfügung stehenden Finanzierungsquellen beförderten eine weitere Expansion des Mediums, insbesondere die Produktion von mehr Titeln, aber kürzeren, leichter verkaufbaren Serien. Nach 2000 entstand durch viele interessierte Investoren eine Spekulationsblase mit immer höheren Lizenzgebühren, die schließlich Mitte des Jahrzehnts platzte und sowohl die internationale – vor allem amerikanische – aber auch die japanische Euphorie für das Medium dämpfte. Die Nachfrage durch die international gewachsene Fanszene blieb aber erhalten und in Japan selbst haben sich die institutionalisierten Kinderfilme und -Franchises, die Produktionen für die große Fangemeinschaft sowie einige allgemein beliebte Serien und Studios erfolgreich etabliert. Zugleich kam es durch das Aufkommen von Computeranimation und der Digitalisierung darüber hinaus zu einer Umwälzung der Produktionsprozesse und Vermarktungswege. Diese halfen, Kosten in Produktion und Vertrieb zu senken, die Verknüpfungen mit anderen Medien zu stärken und neue, insbesondere Nischen-Zielgruppen und solche im Ausland zu erschließen. Neue Studios entstanden, die sich auf die Nutzung von Computern und auf 3D-Animationen spezialisierten. Im Wesentlichen blieb trotz Digitalisierung die bis dahin kultivierte 2D-Bildsprache jedoch erhalten. Auch die Entwicklung hin zu erwachseneren und realistischeren Inhalten wurde auf diesem Weg gestärkt. Andererseits wurden durch Kopierbarkeit und die damit erleichterte illegale Verbreitung bis dahin genutzte Vertriebsarten in Frage gestellt. In den 2010er Jahren kam mit Streamingangeboten schließlich ein neuer Vertriebsweg hinzu, der den neuen technischen Möglichkeiten entsprach. Während der bis in die 2000er gewachsene heimische Markt für auf Fans zielende Produktionen sowie die Gewinnerzielung mit Merchandising gesättigt sind oder gar rückläufig, wird durch diese neuen Ausspielwege sowie die gezieltere Ansprache von Zuschauern weltweit dem Anime ein weiterer Markt erschlossen. Inhalte, Genres und Zielgruppen Animes decken ein breitgefächertes Themenspektrum für alle Altersstufen ab. Geschichten sind oft komplexer und vielschichtiger als bei vielen westlichen Trickfilmproduktionen üblich. Es findet mehr Charakterentwicklung statt und auch der Tod wichtiger, vom Zuschauer lieb gewonnener Charaktere kann vorkommen. Bei Heldenfiguren ist ihre Motivation, Loyalität und Durchsetzungswille wichtiger als dass sie gewinnen und Antihelden treten häufiger auf. Auch historische Heldenideale wie der Ninja oder Samurai (Bushidō) spiegeln sich in vielen Animes wider. Ein klassischer Konflikt aus dieser Tradition ist giri-ninjō, der Konflikt zwischen der gesellschaftlichen Verpflichtung und den eigenen Bedürfnissen. Antagonisten sind häufig differenziert und verfügen über eine Hintergrundgeschichte, die ihre Handlungen erklärt. Auch der häufiger vorkommende Seitenwechsel einer Figur trägt dazu bei. Klischees über typische Bösewichte werden gebrochen und beispielsweise gerade die Gegenspieler als besonders schön dargestellt. Frauen haben öfter wichtigere Rollen, sind starke Heldinnen gleichberechtigt mit Männern und werden dennoch meist attraktiv dargestellt. Obwohl oder gerade weil dies oft noch immer nicht der Stellung von Frauen in der japanischen Gesellschaft entspricht, trägt es zu einer breiteren Zuschauerschaft bei. Dennoch lassen sich oft klassische Frauenrollen feststellen. Dazu gehört die Rolle der Mutter und (im Hintergrund) sorgenden Hausfrau oder der ruhigen, niedlichen, empathischen Schülerin. Diese Rollen lassen sich mit dem japanischen Begriff „yasashii“ (rein, warm, empathisch) beschreiben. Dazu gehören auch Kriegerinnen, die yasashii mit den Idealen des Bushidō verbinden, und Mädchen und Frauen mit magischer Begabung. Fragen von Sexualität und Geschlecht werden in Animes oft ungezwungen und mit für westliche Zuschauer ungewöhnlichen Perspektiven behandelt, sind Gegenstand von Comedy, Klischees und erotischen Geschichten. Homosexualität kommt explizit und noch häufiger in Form von Andeutungen vor, ebenso unscharfe Geschlechterrollen und androgyne Figuren, die sich auch in Idealbildern wie Männern als Bishōnen oder immer wieder vorkommenden Frauen in Männerrollen zeigen. Dabei ist homosexuelles Verhalten oft nicht Identifikationsmerkmal der Charaktere, diese begreifen sich gar nicht als homosexuell oder werden durch viele weitere Merkmale charakterisiert und können in den unterschiedlichsten Rollen auftreten. Geschichten über gleichgeschlechtliche Liebe sind ganze Genres gewidmet. Nichtsdestotrotz werden auch in Geschichten über gleichgeschlechtliche Liebe bisweilen konservative Werte vermittelt, insbesondere in älteren Werken finden die Beziehungen ein tragisches Ende und die Protagonisten werden für Verstöße gegen die gesellschaftlichen Normen bestraft. Da das Medium lange Zeit nur in Japan konsumiert wurde, sind die meisten Produktionen nur mit Blick auf den heimischen Markt entstanden, haben starke, von außen schwer verständliche Bezüge zur japanischen Kultur und berücksichtigen Gepflogenheiten oder Tabus anderer Kulturen nicht, wie es bei auslandsorientierten Produktionen wie aus den USA üblich ist. Während sich Kino- und Fernsehproduktionen häufiger an Kinder und deren Familien richten, ist die Zielgruppe des Videomarktes sowie der nachts ausgestrahlten Fernsehserien ältere Jugendliche und Erwachsene. In seiner Gesamtheit kann Anime alle Altersgruppen und Gesellschaftsschichten ansprechen. In Anlehnung an die übliche Einteilung von Manga in Zielgruppen nach Alter und Geschlecht, erfolgt dies oft auch bei Anime. Bei vielen Animes, vor allem solchen ohne Manga-Vorlage, ist die Einteilung in diese Gattungen jedoch schwer oder gar nicht möglich: Kodomo (jap. für „Kind“): Produktionen für jüngere Kinder. Shōnen (jap. für „Junge“): Produktionen für männliche Jugendliche, oft den Genres Action, Science-Fiction und Fantasy zuzuordnen. Shōjo (jap. für „Mädchen“): Sendungen für weibliche Jugendliche, oft Liebesgeschichten. Seinen (jap. für „junger Mann“): Primäre Zielgruppe sind Männer im Alter von 18 bis 30 Jahren, meist mit anspruchsvolleren, erotischeren oder gewalthaltigeren Inhalten. Josei: ist das weibliche Gegenstück zu Seinen. Behandelt oft den Alltag oder auch das Berufs- und Liebesleben von jungen Frauen. Auch wenn grundsätzlich alle möglichen Themen auftreten können, so sind doch besonders solche mit Bezug zum japanischen Alltag oder der japanischen Kultur verbreitet. Die kann zum einen Sport und Kunst, Probleme des Alltags und dessen Regeln oder des Lebens im modernen, technisierten und in den Metropolen dicht besiedelten Landes sein, zum anderen traditionelle Künste, Themen des Buddhismus und Shinto und der japanischen Geschichte und Mythologie. Traditionelle Geschichten, wozu neben Mythologie auch japanische Klassiker wie Hakkenden und Genji Monogatari zählen, werden dabei oft aufgegriffen, modernisiert und in einer zeitgenössischen Deutung oder Moral präsentiert. Auch nicht-japanische, insbesondere jüdisch-christliche Symbolik und chinesische Mythologie wird immer wieder eingewoben. Dazu kommen typisch japanische Sujets wie mono no aware, die sich nicht nur in Ästhetik, sondern auch in den Geschichten selbst ausdrücken können. Diese Themen werden nicht selten gemischt mit Science-Fiction- und Fantasy-Elementen und die meisten Werke lassen sich nicht klar einem einzigen Genre zuordnen. Daneben gibt es typisch japanische und in Animes weit verbreitete Themen wie Vorteile und Konflikte in einer dicht gewobenen Gesellschaft sowie als Gegenstück dazu das verlockende, freie aber auch gefährliche Leben von Außenseitern und Einzelgängern. Dazu kommen politische Themen wie Wertschätzung der Natur, Umweltschutz, Krieg und Frieden. Neben den international bekannteren, pazifistischen Werken in fantastischen, realistischen oder dystopischen Setting gibt es auch Geschichten, die an Kriegspropaganda des Zweiten Weltkriegs anknüpfen oder den japanischen Imperialismus herunterspielen und eine japanische Opferrolle im Krieg betonen. Aus anderen Bereichen der japanischen Populärkultur finden sich Japanische Idols, berühmte Persönlichkeiten, die singen, schauspielern und werben, auch in Animes immer wieder: als zentrale Figur einer Geschichte über das Showgeschäft oder in abgewandelter Form in einer fantastischen Erzählung. Auch gibt es seit den 1990er Jahren immer wieder Werke, die die Fanszene selbst in den Fokus nehmen und sich wiederum vor allem an diese als Zielgruppe wenden. Von Literaturverfilmungen (z. B. Das Tagebuch der Anne Frank oder Heidi) über Horror bis zu Comedy und Romanzen werden nahezu alle Bereiche und Altersklassen abgedeckt. Die Werke können Wissen über Geschichte, einen Sport oder einen anderen thematischen Fokus eines Animes vermitteln, sowie moralische Werte lehren wie Teamwork oder Respekt. Auch gibt es Genres, die ausschließlich in Anime und Mangas vorkommen oder in diesen Medien entstanden sind: Etchi: Abgeleitet von der Aussprache des englischen Buchstabens H für „Hentai“. Japanisch für unanständige Sexualität. Diese Anime enthalten nach der westlichen und insbesondere der deutschen Definition nur leicht sexuelle Andeutungen. In Japan sind Etchi und Hentai das Gleiche, was sich vor allem durch die Wortbildung selbst erklären lässt. Gourmet: Geschichten über Kochen und Essen, in denen vor allem Gourmets, Restaurantkritiker oder Köche im Mittelpunkt stehen. Harem: Lose definiertes Genre, in dem der Protagonist der Handlung von mehreren oder gar einer Vielzahl weiterer Charaktere anderen Geschlechts umgeben ist, die sich zu ihm hingezogen fühlen. Hentai: japanisch für abnormal oder pervers. Dieser Begriff wird hauptsächlich von westlichen Zusehern für Anime mit pornographischen oder erotischen Inhalten genutzt. In Japan jedoch sind die Begriffe Poruno oder Ero gebräuchlich, um auf solches Material hinzuweisen. Isekai: bedeutet soviel wie „andere Welt“. Hierbei gelangen ein oder mehrere Charaktere aus verschiedensten Gründen aus der realen Welt in eine andere. Diese kann beispielsweise ein Videospiel oder eine Fantasiewelt sein. Magical Girl/Mahō Shōjo (jap. für „magisches Mädchen“): Geschichten über Mädchen, die sich in magische Kriegerinnen verwandeln können. Mah-Jongg: Geschichten um das Spiel Mah-Jongg. Mecha: Anime und Manga, in denen Roboter oder fantastische Maschinen vorkommen. Oft sind diese riesig und werden von in ihnen sitzenden Piloten gesteuert. Sentai/Super Sentai (jap. für „Kampfteam“): Bezieht sich auf jede Sendung mit einem Team aus Superhelden. Boys Love: Bezeichnung für Anime über Liebesbeziehungen zwischen Männern. Teils werden auch die Untergenres oder historischen Bezeichnungen Shōnen Ai oder Yaoi verwendet. Sport: Geschichten, in denen eine Sportart im Mittelpunkt steht. Üblicherweise wird die Entwicklung eines Sportlers von den Anfängen bis zur professionellen Karriere verfolgt. Yuri: bezieht sich auf Anime und Manga, die Liebe und Romantik zwischen weiblichen Charakteren zum Inhalt haben. Pornographische Animes, sogenannte Hentai, machen nur einen kleinen Teil des japanischen Kaufvideo-Marktes aus; im Fernsehen und im Kino werden diese in Japan überhaupt nicht gezeigt. Viele Animes beinhalten jedoch erotische Elemente, ohne dem Hentai-Genre zugeordnet werden zu können, insbesondere die des Genres Etchi. Solche sowie Serien mit hohem Anteil von Gewalt oder anspruchsvollen Inhalten laufen im japanischen Fernsehen im Nachtprogramm und finanzieren sich in der Regel nicht durch die Ausstrahlung, sondern durch die mit Fernsehausstrahlung beworbenen DVD-Verkäufe. Erotische Geschichten und der relativ freizügige Umgang mit Sexualität in der Populärkultur haben in Japan eine lange Tradition, so gab es in der Edo-Zeit viele solche Ukiyo-e, Shunga genannt. In Hentai als auch in Etchi-Manga sind, wie in der japanischen Erotik allgemein üblich, Sexszenen oft in eine humoristische oder parodistische Erzählung eingebettet. Sexuelle Gewalt und Fetische werden vergleichsweise häufig thematisiert. Neben Komödien wird entsprechend auch Horror oft für Erotik und Pornografie verwendet. Kritiker stellen dazu fest, dass solche Geschichten zwar eine Vielfalt sexueller Praktiken zeigen, aber zugleich konservative Gesellschaftsbilder vermitteln, indem zu überschwängliches oder den Normen widersprechendes Verhalten bestraft wird. Neben Humor und Horror gibt es außerdem eine Reihe romantischer, sentimentaler Pornografie, die frei von Gewalt und Übertreibung über Sex als Ausdruck menschlicher Gefühle und Charakterentwicklung erzählt. Benannt wird dieses Untergenre oft nach Cream Lemon, einem der ersten Vertreter. Erotik ist in Japan stark geprägt von der unter der amerikanischen Besatzung entstandenen Gesetzgebung, die die Darstellung des erwachsenen Genitalbereichs und andere „anstößige“ Inhalte unter Strafe stellte (§ 175 des jap. Strafgesetzbuchs). Dies wurde von vielen Künstlern umgangen, indem die Figuren und ihre Genitalien kindlich gezeigt wurden. Zusammen mit der Kawaii-Ästhetik beförderte das die Entstehung vieler erotischer und pornografischer Geschichten mit kindlichen Figuren und die Etablierung der Genres Lolicon und Shotacon. Auch wenn die Auslegung der Gesetze gelockert wurde, blieb diese Strömung erhalten. Andere Wege, die Zensurgesetzgebung zu umgehen, sind die Verwendung von Balken oder Verpixelung, Auslassungen oder stark reduzierte, symbolhafte Darstellung von Geschlechtsorganen. International waren erotische Anime zeitweise kommerziell deutlich erfolgreicher und verbreiteter als andere Genres, was zur Legende führte, alle Anime seien pornografisch. Dieser Eindruck ist jedoch auch Ergebnis der Stereotype des westlichen Publikums und wirkte vermutlich auch auf die japanischen Produktionen zurück, die wiederum an amerikanischen Filmen orientierend den Frauen größere Brüste und den Männern mehr Muskeln gaben. Nacktheit kann darüber hinaus auch jenseits sexueller Szenen vorkommen, in Alltags- oder Kinderserien, da es in solchen Situationen in Japan nicht als anstößig gilt. Dazu zählen Baden, auch öffentlich und gemeinsam im Badehaus, und Stillen. Außerdem werden Nacktheit, sexuelle Anspielungen wie auch Fäkalhumor in einigen Comedy-Animes gern eingesetzt. Bildsprache und Erzählmittel Die häufig anzutreffenden Stile, Bildsprache und Symbolik von Animes sind zum einen geprägt durch die lange Zeit übliche Produktion als Cel-Animation, zum anderen durch Einflüsse von Mangas und insbesondere in der frühen Zeit aus dem amerikanischen und französischen Film. Ähnlich wie im Manga sind die handelnden Figuren einfach und stilisiert gehalten, während die Hintergründe detaillierter und realistischer gezeichnet sind. Auf diese Weise wird sowohl die Identifikation mit den Charakteren erleichtert als auch das Eintauchen in die Welt der Geschichte. Der Detailreichtum der Hintergrundbilder kann insbesondere in Kinoproduktionen ein großes Ausmaß erreichen und bildet einen entsprechenden Kontrast zu den Charakteren im Vordergrund. In Aktionszenen dagegen verschwindet der Hintergrund meist ganz, die gezeigte Bewegung tritt gänzlich in den Fokus. Charakteristisch ist, vor allem im Vergleich zu früheren westlichen Produktionen, eine große Vielfalt in der Farbpalette und deren individuell unterschiedlicher Einsatz in jedem Werk. Das Charakterdesign ist stark vom Manga beeinflusst und entspricht beispielsweise oft dem Niedlichkeitskonzept Kawaii. Bei älteren Charakteren oder Werken für erwachseneres Publikum kommt auch das reifere, nicht niedliche Designprinzip „kirei“ vor. Darüber hinaus finden japanische Idealvorstellungen von schönen Frauen und Männern, Bishōjo und Bishōnen, Anwendung und in der Charakterentwicklung werden Archetypen, Stereotype und Klischees verwendet, von denen sich manche von denen anderer Kulturkreise unterscheiden. Das oft eher „europäisch“ wirkende Äußere und Frisuren in allen Farben auch bei japanischen Charakteren sind für westliche Zuschauer besonders auffällig und irritierend. Tatsächlich sind die europäisch wirkenden großen Augen und andere Merkmale des Charakterdesigns im Shōjo-Manga entstanden und dienen vor allem der Vermittlung von Emotionen, haben symbolische Bedeutung oder dienen der Unterscheidung von Figuren. Daher haben auch weibliche Figuren generell sowie die Figuren in romantischen Geschichten – vor allem für Frauen – tendenziell größere Augen. Waren die so dargestellten Figuren früher meist tatsächlich europäisch, werden diese Merkmale in Japan heute nicht mehr als Kennzeichen einer bestimmten Herkunft wahrgenommen. Wenn tatsächlich die Herkunft verdeutlicht werden soll, geschieht das durch andere Merkmale, wie für Europäer mit einer markanteren Nase. Bisweilen sind die Darstellungen dann deutlich stereotyp. Eine andere Art häufig anzutreffenden Charakterdesigns ist Chibi oder Super Deformed. Diese in der Regel für Comedyserien oder eingestreute komische Szenen verwendete Variante zeigt Charakteren in extrem verkleinerter, verniedlichter Form. Daneben ist – im Unterschied zum westlichen Animationsfilm – nicht die realistische Bewegung Ziel der Animation, sondern der Übergang zwischen ausdrucksstarken Posen. Dies lässt sich sowohl auf Kostenzwänge in der Produktion, in der stehende Bilder günstiger sind, als auch auf eine japanische ästhetische Tradition zurückführen, die sich beispielsweise auch im Kabuki-Theater zeigt, in dem Posen ebenfalls eine wichtige Rolle einnehmen. Auch über den Einsatz von Posen hinaus verweisen viele Stilmittel und Symbole im Anime auf ältere japanische Kunstformen wie Drucke, Kamishibai und Theater sowie generell japanische Ästhetik. Details werden nur spärlich, aber sehr gezielt eingesetzt, um den Eindruck größerer Detailfülle zu verleihen als tatsächlich vorhanden. Wichtige Momente können ungezeigt bleiben oder nur angedeutet und der Zuschauer muss die bleibenden Lücken selbst füllen. Auch Erzähl- und Sprechformen des Animes stammen vom Theater und Kamishibai ab. Im Gesamteindruck bleibt dabei oft eine ästhetische Distanz zwischen Werk und Rezipient (vgl. Verfremdungseffekt) und ein größerer Fokus auf Künstlichkeit und Symbolismus, wie er in vielen japanischen Künsten üblich und dem japanischen Publikum vertraut ist. Völliger Realismus und die Illusion einer echten Begebenheit sind im Gegensatz zu manchen westlichen Medien dagegen nicht das Ziel. Trotz dessen werden auch bei Animes emotionale Reaktion und Empathie des Zuschauers ausgelöst und gefordert. Nicht nur die Bildsprache, auch Motive und andere Gestaltungsmittel sind von der japanischen Kultur geprägt. So die Jahreszeit markierende Geräusche wie die Zikaden im Sommer oder die oft ähnliche Inszenierung von Kämpfen, die ebenfalls von typischer Tongestaltung und Musik unterstützt wird. Darüber hinaus gibt es ein weites Feld an Körpersprache und Symbolen, die in Anime eingesetzt werden und außerhalb Japans nicht immer verständlich sind und auch japanische Höflichkeitsformen bilden sich, schwer zu übersetzen, in den Geschichten und deren Inszenierung ab. Die einfach gehaltene, günstigere Animationstechniken der sogenannten Limited Animation prägten den Anime. Dazu zählt auch die häufiger nicht zum Ton passenden Lippenbewegungen, da nur wenige Mundstellungen verwendet werden und die Sprecher nach der Animation aufnehmen. Erzählerisch können durch die zurückhaltende Animation der Geschichte und den Charakteren größeres Gewicht gegeben werden als Bewegung, Action und visuellem Humor. Limited Animation geht mit einer sich von Full Animation unterscheidenden Ästhetik einher: Neben der Betonung von Posen der Figuren auch eine große Bedeutung von Rhythmus bei Einsatz und Wiederverwendung der Einzelbilder und Schnitten. Durch die Posen fällt dem vor der Animation stattfindende Charakterdesign ein größeres Gewicht zu als bei der auf Bewegung fokussierten Full Animation. Diese Hinwendung zu den beziehungsweise Betonung von einzelnen Charakteren dient zugleich dem multimedialen Einsatz der Figuren, die sich leichter aus ihrer Serie herauslösen und in anderen Kontexten verwenden und vermarkten lassen. Während die Techniken der Limited Animation für manche nicht als richtige Animation gelten, sind sie für andere eine modernere, weiterentwickelte Animation, die sich von der Nachempfindung des Realfilms gelöst hat und in der sich sowohl kommerzielle Massenwerke als auch experimentelle Kunst realisieren und manchmal kaum noch unterscheiden lassen. Thomas Lamarre nennt einige Einsätze dieser Techniken, wie sie beispielsweise bei Gainax geschehen, wegen ihrer besonderen Ästhetik und dem ausgefeilten Einsatz von Schnitt und Rhythmus sogar „Full Limited Animation“. Hiroki Azuma macht die Folienbibliotheken der Studios als eine frühe Form von Datenbanken zu einem wichtigen Element seiner Analyse der Anime-Fankultur und deren Verhältnis zu Technik und Information. Die im Anime übliche, flächenhafte Ästhetik, die durch stilisierte Figuren und die Techniken der Cel-Animation mit ihrer Arbeit in Schichten entsteht, wird mit dem Begriff Superflat in Verbindung mit einem größeren Trend in der japanischen Kunst und Populärkultur gebracht, der von Holzschnitt bis zu Computerspielen und Manga reicht. Über die international bekannte Ästhetik von Anime hinaus gibt es auch viele Werke, die diesen Vorstellungen nicht entsprechen. Dazu können schon ältere Anime-Klassiker zählen, die nicht mehr heutigen Stilen ähneln, aber auch Puppentrickfilme von Kihashiro Kawamoto oder Animation mit Silhouetten und Schattenrissen. Besonders im Animationsfilm bis zum Zweiten Weltkrieg sind die Einflüsse des japanischen Theaters und Kunst in der Vorliebe zu flächiger Bildgestaltung und für Choreografie deutlich zu erkennen. Aspekte der Produktion Beteiligte und Arbeitsbedingungen Am Entstehungsprozess von Anime sind neben den Animatoren, denen die eigentliche Arbeit des Erstellens der Animation zufällt, viele weitere Berufsgruppen beteiligt. Diese sind die in der Filmbranche üblichen Beteiligten wie Regisseur, Drehbuchautoren, Filmproduzenten, Filmeditor und Filmkomponist sowie speziell für den Animationsfilm benötigte wie Synchronsprecher. Darüber sind in der Branche beispielsweise Mitarbeiter für Übersetzung importierter Filme tätig. In die Produktionen oder Vermarktung von Anime und des umgebenden Medienmixes involviert sind auch Verleger, Mangaka, Beschäftigte bei Aufsichtsbehörden, bei Fernsehsendern, Spielzeugherstellern, Videospielherstellern und -verlegern, sowie aller Unternehmen, die sich an der Produktion eines Animes beteiligen beziehungsweise diesen sponsern. Auch einfachen Mitarbeitern in Organisation und Vertrieb können entscheidende Rollen zufallen. So ist in der oft von Termindruck geprägten Branche die Arbeit und Zuverlässigkeit von Boten, die Rohmaterial oder eine fertige Produktion ausliefern, von großer Bedeutung und bisweilen Gegenstand von Auseinandersetzungen und Anekdoten. Neben all diesen offiziellen Beschäftigten kann man, vor allem international, auch Fansubber und illegale Verbreiter dazuzählen, da auch diese einen Einfluss auf das von einem Zuschauer konsumierte Werk haben. Branchenverband ist die Association of Japanese Animations (AJA). Autorschaft und kreativer Einfluss auf das Endprodukt sind bei Animes meist nicht klar zu erkennen und wie bei vielen anderen Film- und Fernsehproduktionen auf eine große Zahl an Beteiligten verteilt. Am deutlichsten erkennbar sind sie noch bei Kinofilmen, insbesondere solchen bekannter Regisseure und Autoren, denen der Großteil der kreativen Entscheidungen und Ideen zugeschrieben werden. Autorenfilme und entsprechend bekannte Autoren sind im Anime selten. Die Regel sind seit den 1970er Jahren Produktionskomitees, die von den Sponsoren, beteiligten Produktionsunternehmen und Rechteinhabern besetzt werden und neben der groben inhaltlichen Linie des Animes auch über das begleitende Merchandise und Adaptionen entscheiden beziehungsweise über alle Teile eines Multimedia-Franchises, dessen Teil Animes nicht selten sind. Bei lang laufenden Serien, die eine Vorlage adaptieren, ist die Autorschaft besonders unklar. Trotz der Vorlage werden dabei in der Regel Teile der Geschichte weggelassen oder neue ergänzt, insbesondere zusätzliche kurze Geschichten, falls ein „Strecken“ der Serie notwendig ist. Auch kann bei der Adaption eine Anpassung an ein anderes, beispielsweise jüngeres Publikum stattfinden. An diesen Entscheidungen sind eine Reihe von Personen beteiligt: Eine Serienregie entscheidet über Handlungsbögen. Regisseure einzelner Folgen entscheiden über die Nähe der Inszenierung zur Vorlage, über deren konkrete Umsetzung die leitenden Animatoren. Beim Charakterdesign werden die Figuren der Vorlage an die Bedürfnisse der Adaption in Bezug auf technische und cineastische Umsetzung, inhaltliche Veränderungen und Zielgruppe angepasst. Laut einer im Jahr 2013 durchgeführten Studie arbeiten japanische Anime-Zeichner im Durchschnitt 10 bis 11 Stunden pro Arbeitstag bzw. 263 Stunden pro Monat bzw. 4,6 freie Tage/Monat. Animatoren verdienen pro Jahr durchschnittlich (Mittelwert) 3,3 Millionen Yen (ca. 23.000 €) bzw. am häufigsten (Modalwert) 4,0 Mio. Yen (28.000 €), angefangen bei Einstiegspositionen wie Zwischenzeichnern mit 1,1 Mio. Yen (8000 €) über Schlüsselzeichner mit 2,8 Mio. Yen (20.000 €) und Storyboarder/3D-Animatoren mit 3,8 Mio. Yen (26.000 €) bis zu Regisseuren mit 6,5 Mio. Yen (45.000 €). Zeichner werden häufig nach einem Schema bezahlt, bei dem sie zusätzlich zu einem festen Lohn noch nach fertiggestellten Einzelbildern bzw. -szenen bezahlt werden. Dieses entstand in den 1960er Jahren nach mehreren Arbeitskämpfen vor allem bei Tōei Animation, in denen um gerechte und überhaupt zum Leben ausreichende Bezahlung gerungen wurde. Zur damaligen Zeit wurden bis zu 13.500 Yen pro Monat gezahlt. Am schlechtesten verdienten freiberufliche Frauen nur mit Oberschulabschluss, die meist kolorierten, mit etwa 5.000 Yen im Monat. Generell wurden Frauen grundsätzlich schlechter bezahlt und wurden für höhere Positionen nicht in Betracht gezogen, was sich teilweise bis heute erhalten hat. Für die Koloration von Zeichnungen oder Hilfsarbeiten waren dagegen oft Frauen tätig, auch weil es heißt, sie hätten ein besseres Gefühl für die Farbe. Auch war Tracing, das Übertragen von Zeichnungen auf Cels, oft Arbeit von Frauen, was mit Aufkommen der Xerographie deutlich entwertet wurde. Bereits von Filmproduktionen von vor dem Zweiten Weltkrieg ist bekannt, dass die Ehefrauen von Animatoren sich an deren Projekten beteiligten. Die Benachteiligung von Frauen ist mit deren Erwartung an Familiengründung verbunden. Von Reiko Okuyama heißt es, sie war um 1960 die erste Frau, die nach Heirat und Schwangerschaft in die Arbeit zurückkehrte. Auch verheiratete Männer mit Familie wurden lange benachteiligt, da Studios flexible Junggesellen, die beliebig lang Überstunden machen und sogar im Studio übernachten, bevorzugen und demnach auch schneller befördern. Als mit den 1960er Jahren die Produktion von Fernsehfilmen aufkam, wurden die Wochen vor Produktionsabschluss zu „Killer-Wochen“ (satsujin shūkan) und immer wieder kam es zu Krankenhausaufenthalten von Mitarbeitern wegen Überarbeitung. In einigen Fällen wird jedoch an deren medizinischer Notwendigkeit gezweifelt, sie seien womöglich als Zeichen der Hingabe des Mitarbeiters, zur Flucht aus der Überarbeitung oder als Marketing-Signal nach außen geschehen. Die Arbeitsbedingungen in der Branche verbesserten sind ab den 1990er Jahren in einigen Bereichen, da mit der aufkommenden Videospiele-Industrie den Animatoren erstmals eine Alternative offen stand, die oft bessere Bezahlung und Bedingungen versprach. Zugleich führte die Digitalisierung dazu, dass ganze Berufsgruppen entfielen oder deutlich andere Fähigkeiten für Tätigkeiten wie Kolorierung benötigt wurden. Produktionsprozess Traditionell entstanden Animes, wie auch Trickfilme aus anderen Ländern, als Cel-Animation. Dabei werden bemalte Folien („Cels“) vor einen ebenfalls gemalten Hintergrund gelegt und abgelichtet. Die Zahl der produzierten Folien und Einzelbilder pro Sekunde hängt dabei von Budget und der beabsichtigten Qualität beziehungsweise Flüssigkeit der Bewegung ab. Tendenziell wurden Kinofilme aufwändiger und höherwertiger, mit mehr Cels für die gleiche Zeit, produziert als Fernsehserien. Auch Produktionen direkt für den Videomarkt haben in der Regel eine höhere Qualität als für das Fernsehen. Die Cel-Animation wird seit den 1990er Jahren zunehmend von der Computeranimationen verdrängt. Bis in die 1930er Jahre wurde noch vorrangig Papier verwendet, da Kunststofffolien kaum zu bekommen waren, ehe Fujifilm 1934 eine eigene Celluloid-Produktion einrichtete. Von da an blieb die materielle Grundlage der Animation in Japan bis in die 1990er Jahre Cels und die damit verbundenen Produktionsverfahren. Seit den Fernsehserien ab Beginn der 1960er Jahre – für manche aus diesem Grund die eigentliche Geburt von Anime – herrscht Limited Animation als Animationsprinzip vor. Bei den Produktionen von Kinofilmen in den Jahren zuvor wurde noch nach dem Vorbild Disneys Full Animation angestrebt, das heißt möglichst realistische Darstellung und bestmögliche Illusion der Bewegung, wobei eine größere Zahl von Bildern pro Sekunde und entsprechender Aufwand eingesetzt wird. 18 unterschiedliche Bilder pro Sekunde sind dafür üblich, 24 in der Spitze. Dieser Ansatz ist unüblich geworden, nur Kinoproduktionen insbesondere von Studio Ghibli verfolgen diesen noch, und wurde weitgehend durch Limited Animation abgelöst. Diese kommt mit durchschnittlich acht Bildern pro Sekunde oder weniger aus. Der Eindruck von Bewegung wird nicht nur durch unterschiedliche Bilder, sondern auch Arrangement der Bilder und Schnitte erzeugt. So kann der Eindruck von Bewegung, anstatt durch verschiedene Bilder, durch das Verschieben von Vorder- und Hintergrund gegeneinander erzeugt werden. In Actionszenen wechseln eher Standbilder in ausdrucksstarken Posen in schnellen Schnitten als dass Bewegungen tatsächlich gezeigt werden. Raumtiefe kann durch das Übereinanderlegen der Ebenen und deren Überschneidung zumindest angedeutet werden. Bildelemente werden häufig wiederverwertet und wiederkehrende Bewegungen mit immer gleichen Bildern hintereinander. Zu diesem Zweck verwenden Studios Bibliotheken der einzelnen Figuren in unterschiedlichen Positionen und Bewegungen, die erneut eingesetzt werden können. Auch das Zerlegen der Figuren und die Animation nur des sich bewegenden Körperteils zählt zu diesen Methoden. Ein Fokus auf Erzählen statt Zeigen, die Verwendung von Symbolen sowie ein gezielter Einsatz von Ton und Musik können diese Methoden unterstützen und die Lücken füllen, die die mangelnde Bewegung lässt. Die deutliche Kostenersparnis dabei war zunächst einer der wichtigsten Gründe dafür. Doch auch als ab den 1970er Jahren die Studios langsam mehr Geld zur Verfügung hatten, wurde von diesem Prinzip nicht abgewichen. Stattdessen wurden, wie schon von Beginn an von Tezuka, dessen künstlerische Möglichkeiten erkundet oder zusätzlicher Aufwand in Hintergründe und Designs investiert. Mit Aufkommen der Xerographie in den 1960ern kam ein Werkzeug hinzu, das einfache Übertragung von Zeichnungen auf die Cels sowie deren Vervielfältigung und Skalierung ermöglichte. Die kostensparenden Methoden der Limited Animation wurden bereits ab den 1920er Jahren eingesetzt, jedoch nicht systematisch. Die Vertonung einschließlich Aufnahmen der Sprecher finden nach Herstellung der Animation statt, weswegen Lippenbewegungen gerade in günstigeren Produktionen nicht zum Ton passen. Außerdem werden meist nur drei Bilder von Mundstellungen verwendet, an Stelle von acht bei aufwändigen amerikanischen Produktionen. Die umgekehrte Verfahrensweise mit Tonaufnahmen vor Herstellung der Animation war in den 1930er Jahren mit Aufkommen des Tonfilms entwickelt worden und seitdem mehrere Jahrzehnte üblich. Als in den 1980er Jahren erstmals Computeranimationen eingesetzt wurden, gehörte die japanische Filmwirtschaft zu den ersten Anwendern. Seitdem wird immer wieder mit 3D-Animation experimentiert. Anders als in den USA konnte die Computeranimation aber nicht die traditionelle 2D-Ästhetik ablösen, reine 3D-Animationsfilme bleiben eine Seltenheit. Sie hatten wenig Publikumserfolg, was insbesondere auf den schwer zu beherrschenden uncanny-valley-Effekt zurückgeführt wird, und sind aufwändig in der Herstellung. Stattdessen werden 3D-Animationen als Effekte in Szenen klassischer Animation eingesetzt, beispielsweise Lichteffekte und am Computer animierte Bildelemente werden in einer Weise gerendert, die sie wie handgezeichnet erscheinen lässt. Besonders letzteres ist seit Ende der 1990er Jahre durch neue Software einfacher umsetzbar geworden und wurde daher zunehmend in Bildelementen eingesetzt, die mit der Hand gezeichnet zu aufwändig oder nur schwer zufriedenstellend umzusetzen sind. Insbesondere die Charaktere aber bleiben handgezeichnet und die Ästhetik der traditionellen Cel-Animation wird beibehalten; wobei Zeichnungen digitalisiert und anschließend als Computergrafik koloriert und animiert werden. Zugleich bringt der Einsatz von Computern neue Möglichkeiten für die Einbindung von Fotografie und Rotoskopie. Seit den 2010er Jahren ist der Produktionsprozess in nahezu allen Studios vollständig digitalisiert: Von Skripten über Skizzen, Zeichnungen, Kolorierung und Schnitt findet alles an Computern statt. Das von Tōei entwickelte Software-Paket RETAS verbindet Anwendungen für alle Stadien der Produktion und hat weite Verbreitung erfahren. Insbesondere da an der 2D-Optik der Cel-Animation festgehalten wurde, finden Prinzipien der Limited Animation weiterhin breite Anwendung oder sind wie die Datenbanknutzung in digitalisierten Produktionsprozessen noch effektiver. Bisweilen führen die von der Technik gebotenen neuen Möglichkeiten aber auch zu größerem Aufwand, als er sich mit den älteren, beschränkten Animationsmethoden ergeben hätte. Die Produktionen sind in der Regel auf viele Unternehmen verteilt, wobei eines als Hauptproduzent fungiert und weitere Nachunternehmer sind. Manches Studio hat sich auf Zuarbeiten spezialisiert, einige heute bedeutende Studios wie Madhouse haben lange fast nur Zuarbeiten für andere geliefert, ehe sie in Eigenregie produzierten. Diese Aufteilung der Arbeiten geht bis zu den Anfängen der Fernseh-Animes in den 1960ern zurück, als die für Fernsehserien im Vergleich zu Kinofilmen plötzlich stark gestiegene Nachfrage von einzelnen Studios nicht gedeckt werden konnte. Die Herstellung findet nicht nur in Japan statt, sondern aus Kostengründen auch in anderen asiatischen Ländern, Amerika und Europa. Die wichtigsten Nachunternehmer sitzen in Korea, China und Thailand. Ausgelagert werden vor allem die Herstellung von Zwischenphasenbildern und die Koloration. Die Entwicklung von Drehbüchern und Storyboards, Designs und Schlüsselbildern bleibt in der Regel in Japan. Diese Auslagerung begann bereits 1966, blieb jedoch eine Seltenheit bis in die 1990er Jahre, als Kommunikation und Austausch mit den Nachunternehmern einfacher wurde. Für die Zeit um 2010 wurde geschätzt, dass etwa 60 bis 70 Prozent der an Animes beteiligten Arbeitskräfte außerhalb Japans arbeiten. Auch gleichberechtigte Koproduktionen gab es in der Geschichte des Mediums immer wieder. So beispielsweise mit europäischen Sendern in den 1970er Jahren. Seit in den 1990er Jahren das Interesse an Anime in westlichen Ländern zugenommen hat, kommen auch solche Koproduktionen wieder häufiger vor, vor allem mit amerikanischen Firmen. Auf der anderen Seite arbeiten japanische Studios, insbesondere solche auf Zuarbeiten spezialisierte, auch Produktionen in anderen Ländern zu, vor allem amerikanischen. Dies begann bereits mit einzelnen Filmen in den 1950er Jahren und ab 1960 wurden durch die Produzenten Jules Bass und Arthur Rankin Jr. mehrere Studios regelmäßig beauftragt: Zunächst Mochinaga Tadahito für Puppentrickfilme, dann mit dem Studio MOM Productions auch Zeichentrickfilme und später gehörten Tōei Animation, Mushi Production und Top Craft zu den Auftragnehmern, die damit Lücken zwischen ihren Aufträgen füllen konnten. Bekannte Anime-Studios Eines der international bekanntesten Anime-Studios ist Studio Ghibli, das seit 1985 unter der Leitung von Hayao Miyazaki Filme produziert, z. B. Prinzessin Mononoke 1997, Chihiros Reise ins Zauberland 2001 oder Das wandelnde Schloss 2004. Seinen bisher größten weltweiten Erfolg hatte Studio Ghibli mit Chihiros Reise ins Zauberland. Der Film erhielt neben zahlreichen internationalen Zuschauer- und Kritikerpreisen im Jahr 2002 den Goldenen Bären auf der Berlinale und im Jahr 2003 den Oscar als bester Animationsfilm, was ihn zum meistausgezeichneten Zeichentrickfilm aller Zeiten macht. Mit seinem Fokus auf Kinoproduktionen und als starke, international bekannte Marke ist Studio Ghibli jedoch eine Ausnahme unter den Anime-Studios. Bei Animeserien ist Tōei Animation bedeutend, das bei frühen Science-Fiction-Klassikern wie Uchū Senkan Yamato (auch Space Battleship Yamato) und Captain Future und später bei Sailor Moon, Dragon Ball und weiteren Serien beteiligt war, die große internationale Verbreitung gefunden haben. Darüber hinaus produzierte Tōei die bedeutendsten Anime-Filme der 1960er Jahre. Weitere bekannte Anime-Studios: A-1 Pictures (Fairy Tail, Sword Art Online) Bee Train (El Cazador, .hack//SIGN, Madlax, Noir, Tsubasa – Reservoir Chronicle) Bones (Eureka Seven, Fullmetal Alchemist, Ouran High School Host Club, Soul Eater, Wolf’s Rain) GAINAX (FLCL, Gurren Lagann, He Is My Master, Die Macht des Zaubersteins, Neon Genesis Evangelion) J.C.Staff (Slayers, Shakugan no Shana, To Aru Majutsu no Index, Zero no Tsukaima) Kyōto Animation (Clannad, Kanon, K-On!, Lucky Star, Die Melancholie der Haruhi Suzumiya) Madhouse (Black Lagoon, Chobits, Death Note, No Game No Life, Ninja Scroll, Summer Wars) Nippon Animation (Serienreihe World Masterpiece Theater, Chibi Maruko Chan) Production I.G (Blood – The Last Vampire, Ghost in the Shell, Higashi no Eden, Neon Genesis Evangelion: The End of Evangelion, Jin-Roh) Shaft (Bakemonogatari, Puella Magi Madoka Magica, Magister Negi Magi Negima!?, Sayonara Zetsubō Sensei) Studio Pierrot (Bleach, Frau Pfeffertopf, Naruto, Saber Rider, Saiyuki) Sunrise (City Hunter, Code Geass, Cowboy Bebop, Inu Yasha, The Vision of Escaflowne) TMS Entertainment (Mila Superstar, Lupin III, Lady Oscar, Detektiv Conan, Monster Rancher) WIT Studio (Attack on Titan, Seraph of the End, Kabaneri of the Iron Fortress) Finanzierung, Vermarktung und Einbindung in einen Medienmix Die Produktion und Veröffentlichung von Animes ist oft eng mit anderen Medien verknüpft. In der Vergangenheit basierten fast alles Animes auf erfolgreichen Mangas. Ab den 2000er Jahren hat die Zahl der Adaptionen von Computerspielen und Light Novels deutlich zugenommen. Es wird aber auch umgekehrt nach dem Erfolg eines Animes ein entsprechender Manga gezeichnet. Vergleichsweise selten sind „Anime-Comics“ bei denen der Manga nicht neu gezeichnet, sondern aus Einzelbildern des Animes und eingefügten Sprechblasen zusammengesetzt wird. Zu den diversen üblichen Merchandising-Artikel von Franchises, unter anderem Artbooks, Soundtrack-CDs und Klingeltöne, nehmen Model-Kits und fertige Figuren eine wichtige Rolle ein. Diese werden in Japan in großer Zahl für viele Serien verkauft, sind außerhalb des Landes jedoch nur schwer erhältlich. Neben der bereits von den Anfangen des Mediums bestehenden Zielgruppe von Kindern und Familien, die über Tickets für Kinofilme, Werbeschalten in Fernsehserien sowie Verknüpfung mit Spielzeugen Einnahmen generieren, ist die seit den 1980er Jahren entstandene Zielgruppe jugendlicher und junger erwachsener Fans eine finanziell ebenso wichtige Gruppe für die Branche geworden. Sie ist zahlenmäßig deutlich kleiner als die erste Gruppe, jedoch zu deutlich größeren Ausgaben für den Kauf von Merchandising und Kaufmedien bereit und lässt sich direkter ansprechen. Wichtigste Einnahmequelle der Studios waren in den 2000er Jahren an erster Stelle das Merchandising, danach Senderechte und in deutlich geringerem Umfang Kinoeinnahmen und Werbefilme. Hauptabnehmer ist das Fernsehen, gefolgt vom Kino und dem Videomarkt an letzter Stelle. Für eine einzelne Folge werden etwa 5 Millionen Yen, in früheren Zeiten eher 7 Millionen, und anderthalb Monaten Produktionszeit aufgewendet. In den 2000er Jahren wurden jedes Jahr 30 bis 50 Fernsehserien und 10 bis 20 Kinofilme produziert. Neben den eigentlichen Filmproduktionen gehören auch Auftragswerke für andere Branchen zu den Einnahmequellen der Studios. Waren das bereits in den Frühzeiten des Mediums Aufträge für Werbung und Lehrfilme, kamen ab den 1980ern vor allem Zuarbeiten zu Computerspielen als lukrative Aufträge hinzu. Für Fernsehserien waren die Senderechte in Japan allein nie ausreichend, um die Kosten zu decken. Astro Boy als erste halbstündige Fernsehserie wurde deutlich unter ihren Kosten verkauft, um überhaupt ins Fernsehen zu kommen und Konkurrenz abzuschrecken, was den Preis für die nachfolgenden Produktionen auf ein zu niedriges Niveau festlegte. Daher sind zusätzliche Einnahmen über Merchandising, Lizenzverkauf ins Ausland und später die Vermarktung von Kaufmedien für das Überleben der Studios notwendig. Als Lehre aus dem Niedergang von Mushi Production wurde diese Wertschöpfung daher im Laufe der 1970er Jahre in Produktionskomitees institutionalisiert, in denen Sponsoren Einfluss auf die Produktion und weitere Teile eines Franchise nehmen. Teile der Branche sind daher von einem großen Einfluss der Geldgeber aus anderen Branchen geprägt, die ihre Investitionen über den Einfluss im Produktionskomitee zurückerhalten wollen. Insbesondere für einige, auf Neuartigkeiten setzende Branchen wie Spielehersteller ist ein Anime, in den sie investieren, daher nur eine regelmäßig laufende Werbesendung, die abgesetzt und eine neue, ähnliche ersetzt werden kann und soll, sobald das Produkt ausreichend bekannt gemacht und verkauft wurde. Die Finanzierung über ausländische Beteiligungen oder Beauftragung bestand zwar seit den 1950er Jahren, trat nach dem Misserfolg von Mushi Production, wo mit 30 % Einnahmen aus dem Lizenzverkauf gerechnet wurde, aber für die Branche in den Hintergrund. Ausnahmen waren einige wenige Studios, die fast nur im amerikanischen Auftrag arbeiteten, und Kinderserien. Erst ab dem internationalen Erfolg von Anime ab den 1990ern wurde die Finanzierung aus dem Ausland wieder bedeutender, was zu einem Anteil der Lizenzeinnahmen von 50 % für einige Studios führte, aber auch zu einer Spekulationsblase. Der Anteil hat sich auf einem niedrigeren Niveau stabilisiert. Die Anime-Produktionen werden in der Regel von Produktionskomitees geleitet, denen oft Unternehmen unterschiedlicher Branchen angehören, so neben Buch-, Spieleverlagen, Studios, auch Lebensmittelfirmen, die Kapital einbringen und sich die Rechte am Werk aufteilen. Durch diese frühe Verknüpfung erscheinen parallel zum Anime auch Manga, Romane und weitere Artikel. Teilweise werden diese Franchises dann gezielt zur Werbung für ein Produkt oder eine Produktgruppe eingesetzt. Die Zusammenarbeit in Produktionskomitees soll auch gewährleisten, dass inhaltliche und Designelemente über die einzelnen Werke hinaus im Franchise genutzt werden, beispielsweise der Einsatz von Charakteren in einem Videospiel bei der Entwicklung für eine Fernsehserie schon mitgedacht wird. Dabei können jedoch Entwicklung der Geschichte, der Figuren und die Darstellung von Konflikten und menschlichen Beziehungen in den Hintergrund treten. So werden Charaktere für die Verwendung in Computerspielen stark vereinfacht, Spielmechaniken angepasst und dabei unter Umständen austauschbar gemacht und die Handlung und Charakterentwicklung der Vorlage aufgebrochen oder außer Acht gelassen. Solche Charakterzeichnung kann sich auch im Anime zeigen, wird es bei dessen Produktion bereits mitgedacht. Die Adaption anderer Werke bietet außerdem die Möglichkeit, Details von Geschichten oder Nebenerzählungen wegzulassen, da die mit der Vorlage bereits vertrauten Zuschauer in der Lage sind,d die Lücken zu füllen. Enge Zusammenarbeit über Komitees hat ab den 1990er Jahren deutlich zugenommen, in denen auch der Medienmix an Bedeutung gewonnen hat. Praktiziert wurde diese Zusammenarbeit aber bereits seit langem, so war schon Astro Boy 1963 von Süßwaren- und Spielzeugherstellern mitfinanziert, die passendes Merchandising auf den Markt brachten. Oft ist die Computerspiel-Industrie an der Anime-Produktion beteiligt, die auf Grundlage der Animes Computer- und Konsolenspiele produziert. Ebenfalls gab es Animes, die wie Pokémon und Digimon auf erfolgreichen Spielen basieren. Auch eine parallele Entwicklung oder der Beginn der Animeproduktion noch vor Start eines Spiels kommen vor. Dabei ist jedoch oft eines der Werke das Zugpferd, an dessen Popularität sich die Adaption hängt. Die Zweitverwertungen werden dann vor allem von Fans und Sammlern gekauft wird, die weitere Einsätze ihrer Lieblingscharaktere oder -welt erleben wollen. Unabhängig solcher Franchise- und Lizenzprodukte beeinflussten Anime und Computerspiele sich in ihren Darstellungsformen und Erzähltechniken gegenseitig. Insbesondere die Ästhetik von Manga und Anime hat den Stil von japanischen Computerspielen geprägt, vor allem was das Charakterdesign betrifft. Bereits frühe japanische Computerspiele orientierten sich in der Darstellung ihrer Figuren an Manga und Anime, und Techniken wie Cel Shading, das Computeranimationen den Anschein klassischer Animationen gibt, oder Prinzipien der Limited Animation werden auch in Spielen eingesetzt. Wie in Kinofilmen wird im Anime die Musik als wichtiges künstlerisches Mittel benutzt. Am häufigsten wird die Musik als Thema für einen Charakter genutzt, oder um als Hintergrundmusik die Stimmung einer Szene wiederzugeben. Serien haben ein Vorspannlied als Einleitung und einen mit Musik unterlegten Abspann.Lieder werden häufig von bekannten Musikern oder japanischen Idolen gesungen, aber auch von den Synchronsprechern (Seiyū). Bis in die 1970er Jahre waren nur einfache musikalische Untermalungen und die Veröffentlichung von einzelnen Liedern als Single üblich, mit Kindern als Zielpublikum. 1977 wurde dann nach dem Vorbild des Soundtracks zu Star Wars zum in Japan ähnlich erfolgreichen Uchū Senkan Yamato ein Album herausgebracht. Dessen Erfolg führte rasch zu vielen Nachahmern und die Veröffentlichung von Soundtrack-Alben wurde zu einem üblichen Teil der Verwertungskette. Die Musik wurde aufwändiger komponiert und zu den bis dahin nur mit Orchester oder in Form klassischer Lieder aufgenommenen Stücken traten in den 1980er Jahren Pop- und Elektroklänger, etwas später auch Rockmusik. Die Verwertungskette wurde bald noch um Tonträger ergänzt, auf denen die Synchronsprecher Lieder und Texte in ihrer Rolle im Anime aufgenommen haben. Das förderte die Bekanntheit der bis dahin wenig berühmten Sprecher, die seitdem selbst zu Idolen werden können. Eine weitere Variante von Anime-CD-Veröffentlichungen sind Drama-CDs: Hörspiele, in denen die Sprecher eine Geschichte erzählen, die häufig im Anime nicht vorkommt. Durch die enge Verzahnung verschiedener Medien und der Übertragung von Inhalten von Manga zu Anime und darüber hinaus haben sich seit den 1990er Jahren zunehmend Charaktere von ihren Erzählungen gelöst, wie es Kulturwissenschaftler Gō Itō 2005 erstmals beschrieb. Der von ihm so genannte kyara (Chara, kurz für engl. Character) ist eine vereinfachte, auf Äußerlichkeiten und wenige prägnante Merkmale reduzierte Form eines Charakters, der als vollwertige literarische Figur nur innerhalb einer Erzählung existiert. Es sind dann nicht die Figuren, sondern oft nur deren Kyara, die in vereinfachten Formen in Adaptionen wie Computerspielen und Musik auftreten, die in Fanwerken verarbeitet werden oder die die Werke eines Franchise verbinden, nicht Geschichten oder detailreiche Charaktere. Kyara sind demnach seit der Jahrtausendwende zunehmend Objekt der Zuneigung der Fans (moe) und zum Angelpunkt von Franchises geworden, während die Bedeutung von und das Interesse an übergreifenden, großen Erzählungen abgenommen habe. Mediale Formen Kinofilme Neben Filmen mit originären Stoffen, für die insbesondere das Studio Ghibli weltweit bekannt ist, kommen viele Animes ins japanische Kinos, die vor allem romantische und dramatische Stoffe aus bekannten Romanen und Mangas umsetzen. Außerdem ist es für mehrere, über lange Zeit erfolgreich laufende Manga- und Animeserien meist für Kinder üblich, jedes Jahr einen Kinofilm zum Franchise in die Kinos zu bringen. Auf diese Weise kann das Publikum die ihm bereits vertrauten Figuren, manchmal in nur wenig abgewandelten oder die Serie zusammenfassenden Geschichten, in höherer Animationsqualität im Kino erleben. Auch finden seit etwa 1970 mehrere jährliche Festivals statt, auf denen Studios Filme und Serienzusammenschnitte zu bekannten Franchises oder Fernsehserien präsentieren, was insbesondere im Segment der Kinderunterhaltung zu einer dauerhaften Institution geworden ist. Die in bereits bestehende Franchises eingebundenen Filme sind oft auch als Werbemaßnahme für die weiteren Produkte ihrer Marke gedacht, sodass auch auf den ersten Blick an der Kinokasse gefloppte Filme oder solche, die ihre Produktionskosten nicht wieder einspielen, auf Grund ihres Wertes als Werbung für die Produzenten eine gelungene Investition sein können. Gänzlich originäre Stoffe dagegen stellen für die Geldgeber ein großes Risiko dar und sind daher selten. Die zehn erfolgreichsten Anime Kinofilme: Direktvermarktung Neben Fernsehserien und Kinofilmen werden Animes seit den frühen 1980er Jahren als Original Video Animation, kurz OVA, für den Kaufvideo- und DVD-Markt produziert. OVAs oft sehr kurze Serien oder Kurzfilme, mit Geschichten die für eine Fernsehserie nicht ausreichen oder für die kein großes Publikum zu erwarten ist. Die Qualität ist sehr unterschiedlich, bei manchen Produktionen nur sehr gering, aber oft deutlich über Fernsehniveau. Die Zielgruppe sind zum einen Jugendliche und junge Erwachsene, darunter besonders Anime-Fans. Angebote für diese enthalten in der Regel mit viel Fanservice und Action sowie teils pornografische Inhalte, außerdem Zusatzinhalte zu bekannten Serien. Daneben sind die Käufer von Heimvideos zu großem Teil Familien und Kinder. Letztere Zielgruppen machten in den 1990er Jahren noch den überwiegenden Anteil am Direktverkaufsmarkt aus, wobei dieses Angebot auch viele Animationsfilme aus den USA, vor allem von Disney und Warner Brothers enthielt. In Verbindung mit diesem Videomarkt gab es in Japan in der Vergangenheit auch einen umsatzstarken Leihvideomarkt. Beide profitieren davon, dass in Japan bereits seit langem weniger Vorbehalte gegenüber Animationsfilm bestehen und daher Animes aller Genres und für alle Altersgruppen produziert werden, sodass eine breite Käuferschaft besteht. Die Etablierung dieses Vertriebsweges erlaubte es seit den 1980er Jahren mehr und kleineren Studios den Eintritt in den Animemarkt, da OVAs die Gelegenheit kleinerer, direkt finanzierter Aufträge für die Videovertriebe oder sogar direkt für Fans bieten. Im Gegensatz dazu sind für Fernseh- und Kinoproduktionen größere finanzielle Anstrengungen oder entsprechend größere Produktions-Beteiligungen nötig. Mit Aufkommen der DVD wurde die Attraktivität des Vertriebswegs für Käufer weiter erhöht, da nun Zusatzinhalte und Interaktivität geboten werden konnte. Seit 2000 gibt es auch Serien direkt für das Internet, Original Net Animation (ONA) genannt. Seit in Japan Heimvideo ab Ende der 1970er Jahre für größere Kauferschichten erschwinglich wurde, sind auch Animes aus Fernsehen und Kinos später regelmäßig für den Heimkinomarkt erschienen und haben so ein zweites Publikum erhalten. Auch ältere Werke, die ohne Wiederholungen oder weitere Vorführungen bis dahin immer mehr in Vergessenheit gerieten, wurden auf Kaufmedien ausgewertet und konnten so wieder in die Erinnerung der Öffentlichkeit und von Fans zurückkehren. Zu den Anime mit den höchsten Heimvideoverkäufen zählen daher solche, die zuvor bereits durch Kino und Fernsehen Zuschauer gewinnen konnten: Fernsehen Anime-Fernsehserien haben für gewöhnlich 12–13, 24–26, sowie seltener 52 oder mehr Folgen, so dass bei wöchentlicher Ausstrahlung eine Laufzeit von einem viertel, halben oder ganzen Jahr erreicht wird. Ein solches Vierteljahresintervall wird als cours (, kūru) bezeichnet. Die cours sind dabei saisonal, d. h., es gibt Winter-, Frühlings-, Sommer- und Herbst-Cours, die im Januar, April, Juli bzw. Oktober beginnen. Im Jahr 1963 wurden sieben Serien gesendet, dies wird generell als der Beginn von Anime-TV-Serien angesehen. 1978 wurde die 50er-Grenze mit 52 Serien gebrochen. 1998 wurde die 100er-Grenze mit 132 Serien erreicht. Mit 233 Serien wurde die 200er-Grenze im Jahr 2004 erreicht. Seitdem hat sich die Anzahl der Serien mehr oder weniger etabliert, jedoch gab es Jahre wie 2006 und 2014, in denen die 300er-Grenze erreicht wurde. Die meisten Anime-Serien sind insbesondere seit der großen Zunahme der Zahl ab den 1990ern nicht als Endlosserien ausgelegt, obwohl insbesondere Verfilmungen langer Manga-Serien auf weit mehr als 100 Folgen kommen können. Viele Serien laufen dagegen nur über einen Cours, also etwa 13 Folgen. Anders sieht dies bei am Tage ausgestrahlten Animes aus, die meist lang laufen (über zwei cours) und sich zudem auch entweder an ein junges oder ein Familienpublikum richten. Der Anstieg der Anime-Anzahl in den 1990ern ist darauf zurückzuführen, dass seit 1996 die Mitternachtsprogrammplätze für Anime verwendet werden, aber auch darauf, dass durch den großen Erfolg (und die Kontroverse) von Neon Genesis Evangelion immer mehr Studios, Videounternehmen und Verlage Werke produzieren ließen. Diese schließen sich dann oft mit Merchandising-Partnern zu Produktionskomitees (, seisaku iinkai) zusammen und kaufen einen Mitternachtsprogrammplatz – daher auch als Mitternachtsanimes (, shin’ya anime) bezeichnet – bei mehreren Sendern, üblicherweise für ein bis zwei cours. Der größte Teil dieser Programmierungen geschieht auf Regionalsendern, die keinem der großen Networks angeschlossen sind. Da diese auf UHF-Band ausstrahlen, werden derartige Anime auch UHF-Anime (UHF) genannt. Mitternachtsanimes erreichen durchschnittliche Einschaltquoten von etwa 2 %, während 4 bis 5 % schon außergewöhnlich hoch sind. Einschaltquoten spielen bei Mitternachtsanimes kaum eine Rolle. Zum einen wurde bereits früh dafür geworben, die Serien aufzunehmen, womit die Ausstrahlung zu einem Videovertrieb über Umwege wurde, bei der der Kunde den Anime umsonst erhält, aber Werbung hinnehmen und den Datenträger mitbringen muss. Zudem dient die Ausstrahlung zunehmend der Werbung für Veröffentlichungen auf Kaufmedien – die höhere Qualität oder Zusatzinhalte im Vergleich zur Fernsehfassung bieten – und Merchandise-Artikeln, mit denen der Gewinn gemacht wird. Abhängig von deren Verkaufszahlen entscheidet sich dann, ob weitere Staffeln produziert werden. Viele der Anime, die Teil eines Medienmix-Franchises sind, dienen aber auch der Bewerbung des gesamten Franchises, so dass für das auftraggebende Produktionsunternehmen auch die Animeverkäufe zweitrangig sein können, sofern Verkäufe für andere Produkte unter der Marke anziehen. Seit der Einführung der Mitternachtsanime hat sich die Anzahl der Serien mit hohen Einschaltquoten verringert, und auch die Art der Serien im Tagesprogramm hat sich verändert. Anime mit den höchsten Einschaltquoten: Online-Streaming Japanische Fernsehsender gehen auch dazu über, den ausländischen Markt direkt zu beliefern. Im Januar 2009 begann TV Tokyo als erster größerer Fernsehsender, seine Animes nur Stunden nach deren Ausstrahlung im japanischen Fernsehen englisch untertitelt auf einer abopflichtigen Website zu veröffentlichen. Heute wird ein großer Teil der Neuerscheinungen gleichzeitig zur japanischen Ausstrahlung (Simulcast) auf Websites mit englischen (Funimation und Crunchyroll), aber auch deutschen Untertiteln gestreamt. Verhältnis zur japanischen Gesellschaft und Politik Anime sind ein fester Bestandteil des japanischen Kulturgutes. Zu den erfolgreichsten Kinofilmen in Japan zählen viele Animes, so Prinzessin Mononoke, Pokémon: Der Film und Chihiros Reise ins Zauberland. Nach einer Umfrage sind die 100 beliebtesten Zeichentrickserien in Japan alle Anime, mit Ausnahme von Tom und Jerry. Im Vergleich zum Animationsfilm in anderen Ländern war Anime in Japan bereits vergleichsweise früh gesellschaftlich anerkannter. So wurden einige Animatoren und Regisseure seit den 1980er Jahren prominent und ähnlich geachtet wie ihre Kollegen aus dem Realfilm. Während Anime, genauso wie andere japanische Populärkultur, noch bis in die 1990er Jahre von der Politik wenig beachtet und wenn überhaupt nur als Problem wahrgenommen wurde, änderte sich dies nach 2000. Insbesondere durch den Außenminister und späteren Premierminister Tarō Asō, selbst Fan von Anime und Manga, wurde die japanische Populärkultur als wichtiger Teil der japanischen Wirtschaft und Kultur begriffen und dessen Export beworben und gefördert. Mehrere Gesetzesvorhaben stärkten den Urheberschutz und Vertreter der Anime-Industrie wurden in politische Beratungsgremien aufgenommen. Anime und Manga sollten als Soft Power beziehungsweise im Kontext der Idee von Cool Japan ein positives Bild Japans in der Welt vermitteln und wichtiger Teil der Exportwirtschaft sein. Diesen Initiativen entgegen steht, dass Anime wie auch Manga nicht so neu und modern, nicht so stilistisch und inhaltlich einheitlich sind wie die politischen Strategien sie bewerben. Stilmerkmale und Marketingstrategien haben eine weit vor 2000 zurückreichende Geschichte und sind oft im Zusammenspiel mit westlichen Einflüssen entstanden, sind also weniger originär japanisch als politisch suggeriert wird. Manche Animeserien werden dafür krititiert, nationalistische oder revanchistische Ideen zu transportieren. Japanischen Animefans wird ein stärkeres Nationalbewusstsein zugeschrieben als anderen Teilen der Gesellschaft. Zugleich findet im Medium auch Kritik an Politik, Gesellschaft und Nationalismus statt, viele Werke zielen auf einheimisches Publikum und sind international nicht verständlich und die Szene und deren Vertreter versuchen sich politischer Einvernahme zu entziehen. Des Weiteren ist fraglich, ob die auch in Japan recht kleine Branche die von der Politik in sie gesetzten wirtschaftlichen Hoffnungen erfüllen kann. Anime international Anime-Produktionen werden weltweit vermarktet und konsumiert. So gab es 2011 dauerhafte Lizenzvereinbarungen japanischer Anime-Rechteinhaber mit Lizenznehmern in 138 Ländern. Nur einige Staaten Zentralasiens und Afrikas sind ausgenommen. Dazu kommt die nicht unerhebliche illegale Verbreitung. Außerhalb Asiens sind hauptsächlich die USA, Frankreich und Italien für die Verbreitung von Anime in Nachbarländern wie Spanien, Portugal, Arabien, Lateinamerika und auch Deutschland verantwortlich. Der Erfolg von Anime in westlichen Ländern öffnete diese Märkte in den 1990er Jahren auch dem verwandten Medium Manga, dem japanischen Comic, der hier zuvor nur wenig Zuspruch finden konnte. In einigen Nachbarländern Japans – Südkorea und Taiwan – war der Manga dagegen schon früh präsent, ehe auch Animes gezeigt wurden. In der Volksrepublik China dagegen erfuhren beide Medien wie außerhalb Japans erst in den 1990er Jahren größere Verbreitung, auch hier gingen Fernsehserien den Comics voraus. Die, gerade in westlichen Ländern unerwartete, Popularität von Anime – und in Verbindung damit auch Manga – in der Jugendkultur wird von Antonia Levi schon Mitte der 1990er Jahre als „Sieg des Multikulturalismus“ bezeichnet. Einer, der zugleich die Comic- und Animationsszene in Amerika und Europa mit neuen Ideen befruchtete. Die Veröffentlichung findet sowohl synchronisiert als auch untertitelt statt, wobei insbesondere Fans untertitelte Fassungen oft bevorzugen, um nicht originalgetreue Übersetzungen zu meiden. Da viele Animes Bezüge zur japanischen Kultur haben und daher für Zuschauer in anderen Ländern nicht immer leicht zugänglich sind, waren außerhalb Asiens zunächst vor allem neutrale Stoffe oder solche basierend auf europäischen oder internationalen Märchen erfolgreich, ehe auch stärker japanische Serien ein Publikum finden konnten. Diese hatten und haben es teilweise noch immer schwer, ihr Publikum zu finden, da speziell japanische Stilelemente, Bildsprache und Symbole außerhalb Japans für viele nicht verständlich sind. Außerdem wurden bei vielen Lokalisationen die Dialoge und teilweise auch die Handlung angepasst, um sie kindgerechter zu gestalten, da Zeichentrick im Westen ausschließlich als Medium für Kinderunterhaltung verstanden wurde. So wurden sexuelle Anspielungen oder Gewaltdarstellungen durch Dialogänderungen oder Schnitte entfernt oder „entschärft“, bis hin zu sinnentstellenden Änderungen. Auch die Komplexität einiger Animes wurde durch Kürzungen reduziert oder die Musik durch neue ersetzt, um die Werke dem Publikum gefälliger zu machen. Bei anderen Serien, die sich eher an Anime-Fans richten, wurden stattdessen zusätzliche Erläuterungen beigelegt, um die japanischen Eigenheiten zu erklären. Der Erfolg des Mediums seit den 1990er Jahren wird teils mit dessen Andersartigkeit beziehungsweise des „Japanischseins“ erklärt, das gerade für Jugendliche einen besonderen Reiz ausmache. Andere Autoren verweisen darauf, dass Serien mit weniger explizitem Japanbezug wie Pokémon und Sailor Moon die erfolgreichsten sind und daher einer im Medium verbreiteten Mischung aus Fantasy und dem Publikum bekannten Alltagsthemen, die zur Identifikation einladen, eine wichtigere Rolle zukommt. Die früh im Westen erfolgreichen Serien wie Astro Boy ließen keinen japanischen Bezug erkennen, beziehungsweise diesen leicht herausbearbeiten, und wurden daher gern als kulturell neutral wirkende Produkte eingekauft. Durch diese frühen Importe wurde das Publikum bereits an japanische Ästhetik und Erzählmuster gewöhnt. Jonathan Clements spricht von drei Typen von Konsumenten: vor allem Kindern und Jugendlichen, die eher kulturell neutrale Produkte konsumieren; erwachsene Fans, die Anime gerade wegen seiner besonderen Merkmale wählen; und zufällige Publikumsgruppen, die insbesondere bei familien- oder breit anschlussfähigen Filmen in Erscheinung treten. Besondern in den 1970er und 1980er Jahren, aber auch noch danach, findet ein erheblicher Teil von Animes sein Publikum über illegale Kopien. Vor allem dort, wo noch keine Unternehmen Animes lizenziert hatten oder keine Verkaufsinfrastruktur vorhanden war, wurden das Medium nur durch illegale Verbreitung überhaupt erst bekannt und gewann eine Anhängerschaft. Waren das früher Kopien von Videokassetten, die privat und auf Conventions weitergereicht und von Fans untertiteln wurden, wurden daraus später über Websites zum Herunterladen angebotene Fansubs. Als sich international ein kommerzieller Markt für Animes entwickelte, begannen deren Unternehmen den damit entstehenden Einnahmeeinbußen entgegenzutreten. In den USA taten sich 1995 zusammen, um gegen illegale Kopien und Verleihe der lizenzierten Werke vorzugehen. Dies sollte sich gegen kommerziell orientierte Rechtsverletzungen richten, geriet jedoch schnell in die Kritik der Fanszene, dass es auch gegen Fangruppen vorgehe. Die Arbeit wurde ohne Öffentlichkeitsarbeit fortgesetzt, um keine Reaktionen der Fans mehr zu provozieren. Nichtkommerzielle Kopien werden von den Unternehmen oft toleriert, nicht wenige von ihnen begannen selbst als Fangruppen. Viele Fansubgruppen wiederum stellen die Verbreitung ein, wenn ein Anime in der jeweiligen Sprache lizenziert wurde und offiziell veröffentlicht wird. Durch die Etablierung von Streaming sowie von Tauschplattformen nahm die Online-Verbreitung von illegalen Kopien ab den 2000er Jahren zu und geht nun nicht mehr nur direkt von Fansubbern aus oder findet nicht nur über persönliche Treffen statt. Während die Anime-Vertriebe dahinter wachsende Verluste befürchten, wird diese Form der Verbreitung von anderen Beobachtern auch als Werbung in Zielgruppen gesehen, die kommerzielle Vertriebe nicht erreichen können. Es ist jedoch unklar, ob sich solche Werbung je in Einnahmen für die Produzenten auszahlt. USA Anime-Serien sind im Westen erstmals in den Vereinigten Staaten im Fernsehen aufgetaucht. Dort sind in den 1960er Jahren unter anderem Astro Boy, Kimba, der weiße Löwe, Gigantor und Speed Racer gelaufen. Letztere wurde als einzige schon als japanisch erkannt und prägte lange das Bild von Anime in den USA. Danach waren Anime-Serien weniger präsent, als es in Europa der Fall war. Die populärsten Serien kamen aus dem Science-Fiction-Bereich, wie Star Blazer, Voltron und Robotech. Auch gab es Koproduktionen zwischen den USA und Japan, deren japanische Ursprünge oft nicht wahrgenommen wurden, dazu zählen Das Letzte Einhorn und Transformers. In den 1990ern begannen sich nach ersten erfolgreichen Animes im Kinos auch amerikanische Filmproduzenten für die japanische Filmindustrie zu interessieren und finanzierten unter anderem Ghost in the Shell mit und eine Vereinbarung zwischen Disney und Tokuma Shoten brachte die Filme des Studio Ghibli nach Nordamerika. Kurz darauf war wie in Deutschland die internationale Vermarktung der Serien Sailor Moon, Pokémon und Dragon Ball Z für die Wahrnehmung von Anime im Speziellen verantwortlich gewesen. Der Film Pokémon the Movie: Mewtwo Strikes Back von 1999 wurde zum erfolgreichsten Anime-Film in den japanischen Kinos. Erfolgreiche Ausstrahlungen von Anime-Serien hatten Einfluss auf die Cartoon-Industrie in den USA selbst. Zunächst betraf das vor allem die Comicszene, die sich in Ästhetik und Themen von Anime und Manga inspirieren ließ. Es folgten Animationsproduktionen, die zunächst noch zurückhaltend auf düsterere Atmosphäre und erwachsenere Themen setzten. Serien wie Galaxy Rangers in den 1980ern sowie Avatar – Der Herr der Elemente, Monsuno und Teen Titans in den 2000ern waren von der Anime-Ästhetik beeinflusst. Seit Ende der 2000er wurden auch mehrfach Manga- beziehungsweise Anime-Titel von amerikanischen Studios als Realfilm adaptiert. Nach dem Boom Anfang der 2000er Jahre gingen zum Ende des Jahrzehnts die Verkäufe von Anime-DVDs zurück, was zum einen auf die Konkurrenz durch legale und illegale Online-Angebote zurückgeführt wurde, aber auch den massiven Zustrom neuer Wettbewerber in den wachsenden Markt um 2000. Diese kauften oft Lizenzen, ohne deren Chancen im US-Markt einschätzen zu können oder gar nur mit Projektskizzen, was erst die Lizenzpreise in die Höhe trieb und bei ausbleibenden Erfolg viele Unternehmungen in den Ruin. Auch einige japanische Studios, die zu sehr auf Geld aus den USA setzten, waren dann in finanziellen Nöten. Eine ähnliche, noch deutlichere Entwicklung nahm der nordamerikanische Manga-Markt. Im US-Fernsehen werden für Anime, die im Kinderprogramm laufen, die umfangreichsten Bearbeitungsmaßnahmen unternommen. Diese Fassungen werden dann oft international vermarktet. Der amerikanische Jugendschutz ist im Vergleich zum europäischen Standard in Deutschland, Frankreich etc. weitaus strenger. In den USA stehen den Unternehmen umfangreiche Mittel zur Verfügung, um Bilder zu retuschieren, Namen zu ändern, Folgen auszulassen, zusammenzuschneiden und somit die Handlung zu verändern. Auch die Musik wurde teilweise verändert. Freizügige, gewalttätige, religiöse oder japanisch-kulturelle Inhalte und auch Bezüge zu Alkohol, Waffen und Drogen werden entfernt. Ernsthafte Themen wie der Tod werden umschrieben oder ausgelassen. Diese Maßnahmen unterscheiden sich von Serie zu Serie und auch von Firma zu Firma. Die konsequentesten und umfangreichsten Bearbeitungen finden bei 4Kids (One Piece, Yu-Gi-Oh), Harmony Gold (Robotech), Saban Brands (Digimon, Glitter Force) und DiC (Sailor Moon) statt. Weitgehend unbearbeitete Serien haben Popularität durch Videokassetten oder durch Nachtprogramme von Sendern wie Cartoon Network oder SyFy gewonnen. Speziell im Nachtprogrammblock von Cartoon Network sind Cowboy Bebop und Big O sehr populär geworden. Space Dandy, Ghost in the Shell: Stand Alone Complex und eine zweite Staffel von Big O wurde von amerikanischen Geldern mitfinanziert. Netflix plant, mehrere Serien mitzufinanzieren, die dann als Netflix Original beworben werden. Seit den 2000ern sind Anime, zuvor nur wenigen bekannt, stärker Teil des amerikanischen Mainstreams geworden, was auch zu zunehmender gesellschaftlicher und politischer Kritik am Medium führte. Während zunächst vor allem die Fans kritisiert wurden – als seltsam und unreif – geraten mittlerweile auch die Werke selbst in die Kritik, meist weil sie nicht kinderfreundlich genug seien. Anime in Deutschland Als erster Anime in Deutschland wurde ab dem 16. März 1961 der Film Der Zauberer und die Banditen von Toei Animation aus dem Jahr 1959 in den Kinos gezeigt. Die erste Anime-Serie im deutschen Fernsehen war Speed Racer, von der 1971 aber nur einige Folgen gezeigt wurden, ehe sie wegen Protesten abgesetzt wurde. Für die Ausstrahlung von Captain Future in den 1980er Jahren wurde Gewaltszenen entfernt, sodass sie von 52 auf 40 Folgen gekürzt wurde. Entsprechend wurden in den 1970er und 1980er Jahren nur kinderfreundliche Serien, zum Beispiel des Masterpiece Theater gezeigt, bei denen keine Proteste zu befürchten waren. Einige davon waren deutsche Koproduktionen wie Wickie und die starken Männer, Die Biene Maja und Nils Holgersson. Die ersten deutschen Kauf-Animes gab es im Jahr 1975 auf sogenannten TED-Bildplatten. In den 1980er Jahren erschienen zahlreiche Animes auf VHS-Kassetten. Dieser Markt war neben der Zweitverwertung von Kinderserien aus dem Fernsehen geprägt von erotischen Werken, die von Trimax herausgebracht wurden. Diese Importe führten dazu, dass „Anime“ noch bis nach 2000 von vielen eng mit pornografischen oder stark gewalthaltigen Werken verknüpft wurden. Mit Beginn der 1990er Jahre sind im deutschen Kino häufiger Anime-Filme gezeigt worden, darunter Akira (1991), Ghost in the Shell (1997) sowie einige Produktionen von Studio Ghibli wie Prinzessin Mononoke (2001) und Chihiros Reise ins Zauberland (2003). Mit dem Aufkommen des Privatfernsehens kam auch eine Vielzahl von Anime-Serien ins Fernsehen, zunächst über Einkäufe von europäischen Programmpaketen, in denen neben westlichen Zeichentrickserien auch vereinzelt Anime enthalten waren. Mit der Zeit wurden auch Serien für Jugendliche ins Programm genommen, und im August 1999 erhielten Animes den Programmblock Moon Toon Zone bei RTL 2. Dieser Block bestand aus Sailor Moon, Dragon Ball und Pokémon und wurde mit Anime@RTL2 ab 2001 und PokitoTV im Jahr 2004 ausgebaut. Durch den Erfolg der RTL-2-Ausstrahlungen begann das bewusste Lizenzieren von Anime durch RTL2 und andere Fernsehsender. K-Toon, MTV, VIVA und VOX sendeten Animes für ein älteres Publikum. Ab 2007 ging dieses Angebot von Animes im Fernsehen wieder deutlich zurück. 2013 wurde das Programm bei RTL II vollständig abgesetzt. Von 2007 bis Juni 2016 gab es mit Animax Deutschland ein eigener Pay-TV-Sender für den deutschsprachigen Raum. Heute senden nur noch ProSieben MAXX (seit 2013) und Nickelodeon regelmäßig Animes. Die Nachbearbeitung von Animes geschah im deutschen Fernsehen und Kino lange Zeit in großem Maße und war oft Gegenstand großer Kritik von Fans. Dabei wurden zahlreiche Schnitte und inhaltliche Änderungen meist mit dem Jugendschutz begründet, da Trickserien als Kinderprogramm gelten und für dieses Publikum eingekauft und gezeigt werden. Das erste deutsche Anime-Label war OVA Films, gegründet 1995. Um 2000 kamen immer mehr Label auf den Markt, von denen sich jedoch viele nicht halten konnten. Erst ab 2010 traten neue Unternehmen dazu, von denen einige seit 2015 auch regelmäßige Anime-Festivals veranstalten. AV Visionen startete im September 2007 das erste deutsche Anime-Video-on-Demand-Portal Anime on Demand. Mit der Zeit folgten weitere deutsche wie internationale Angebote, die jedoch nicht alle von Dauer waren. So stellte das zu ProSiebenSat.1 Media gehörende MyVideo sein 2011 gestartete Angebot 2016 wieder ein. Seit 2013 bedient das amerikanische Portal Crunchyroll auch den deutschen Markt. Eine Fanszene entwickelte sich ab den 1980er Jahren in kleinerem Maße. Mit zunehmender Verbreitung und Popularität von Animes wie auch Mangas nach der Veröffentlichung von Akira im Westen und umso mehr nach dem Erfolg von Fernsehserien, darunter Sailor Moon und Dragon Ball, entwickelte sich eine größere Fangemeinde. Diese stützte sich stark auf kommunikation über Chats und Foren, es entstanden Fanzines und Veranstaltungen der Szene sowie Treffen auf Buchmessen. Darüber hinaus gehört Cosplay, das Verkleiden als Figur aus einem Manga oder Anime, und Fan-Art zu wichtigen Hobbys in der Szene. Außerdem findet nicht selten eine Auseinandersetzung mit japanischer Kultur und Gesellschaft jenseits von Populärkultur statt. Bedeutende Veranstaltungen, auf denen sich Fans vorrangig treffen, sind Anime- und Manga-Conventions sowie der Japantag, die Buchmessen oder Veranstaltungen zum japanischen Film. Das einzige derzeitige professionelle deutschsprachige Anime-Fachmagazin ist die AnimaniA, die seit September 1994 erscheint. Dazu kommen Jugendmagazine mit eigenen Anime-Bereichen, wie Mega Hiro, Koneko und Kids Zone. Mittlerweile eingestellt sind die vom Verein Anime no Tomodachi herausgegebene Funime sowie die MangasZene. Frankreich In Frankreich sind Anime zum ersten Mal mit den Serien Kimba, der weiße Löwe und Choppy und die Prinzessin (Erstausstrahlung folgte in Deutschland in 1996) im Jahr 1972 und 1974 aufgetaucht. Ähnlich wie bei Wickie und die starken Männer und Die Biene Maja gab es französisch-japanische Koproduktionen (Barbapapa, Odysseus 31 und Die geheimnisvollen Städte des Goldes) und viele Serien des World Masterpiece Theater wurden gezeigt. Mit der Toei-Produktion Grendizer, in Frankreich Goldorak genannt, wurde 1978 eine Serie ausgestrahlt, die maßgeblich dafür verantwortlich war, dass im Kinderprogramm vermehrt auf Anime gesetzt wurde. Die Serie erreichte hohe Einschaltquoten, löste aber auch große Anfeindungen und Proteste gegenüber gewalthaltigen japanischen Produktionen aus. TF1 ist der größte Privatsender Frankreichs und setzte im Kinderprogramm stark auf Anime, viele Serien waren verantwortlich für die große Fanszene in Frankreich. Es folgten mehrere Science-Fiction-Serien von Leiji Matsumoto. Das als Albator gezeigte Captain Harlock wurde von einem französischen Studio auch als Comic umgesetzt. Für weibliches Publikum wurde 1978 die Serie Candy Candy aus Japan importiert. Während RTL2 insgesamt etwa 60 Serien zeigte, waren es auf TF1 weit über 100. AB Productions hat die Serien jedoch als billiges Kinderprogramm angesehen und diese Massen an Serien dann so im Schnitt und Dialog zusammengestutzt. 1997 wurde das Programm auf TF1 nach Protesten und einen Konflikt über Anime, der über 15 Jahre anhielt, vollständig abgesetzt. Danach haben sich verschiedene Spartensender gefunden, die ein Animeprogramm sendeten, während im Kinderprogramm der großen Sender ausschließlich auf sehr kindgerechte Anime gesetzt wurde. Space Adventure Cobra gilt als der Anime mit dem höchsten Kultstatus in Frankreich, Realverfilmungen und Fortsetzungen als Koproduktion sind geplant. 2004 wurde Ghost in the Shell 2: Innocence bei den Internationalen Filmfestspielen von Cannes 2004 nominiert. Wie in den USA hatten Anime Einfluss auf die heimische Zeichentrickindustrie in Frankreich. Totally Spies! und Wakfu sind ästhetisch an Anime angelehnt. Italien In Italien war die Resonanz auf Anime durchwegs positiv. Seit Goldorak wurde beinahe jedes Genre und Format von Japan übernommen. In Italien wurden die meisten Anime außerhalb Japans im Fernsehen und Kino gezeigt. Während in Deutschland in den 70ern und 80ern nur knapp 20 Serien gezeigt wurden, waren es in Italien bereits über 200. Der Grund für diese Massenimporte war, dass Italien bereits 1976 das Fernsehen privatisierte und daraus eine Vielfalt an Sendern hervorging. Auch waren Anime die preiswertesten Zeichentrickproduktionen. Wie auch in Frankreich war Goldrake (Grendizer) sehr erfolgreich und erhielt mehrere italienische Comic-Adaptionen – wurde aber auch Ziel scharfer Kritik von politischer Seite, es sei faschistisch, militaristisch und anti-kommunistisch. Für weibliches Publikum wurde 1978 die Serie Candy Candy aus Japan importiert. Koproduktionen mit Japan wie Calimero, Z wie Zorro und Die Abenteuer des Sherlock Holmes sind entstanden. Eine Vielzahl der Sendungen, die in Kinderprogrammen der großen Sender liefen (Rai und Mediaset), wurden konsequent bearbeitet. So hat man Gewalt und freizügige Szenen geschnitten – aber auch Zensur und Veränderungen im Dialog wurden vorgenommen. Thematiken wie der Tod, sexuelle Anspielungen, japanische kulturelle Inhalte, sowie drastische Bilder und Zustände wurden sehr kindgerecht und abgeflacht aufbereitet. Durch die Thematik der Serie Detektiv Conan haben sich aber solche Dialogumschreibungen wieder gelegt, und diese werden inzwischen auch in anderen Serien nicht mehr verwendet. In den 70ern, 80ern und 90ern sind verschiedene Serien unverändert auf verschiedenen Lokalsendern gelaufen, jedoch geriet Fist of the North Star in starke Kritik, weshalb fortan auf diesen kleineren Sendern auf Anime verzichtet wurde. 1999 begann mit MTV Italy die erste Ausstrahlung von Anime explizit für ein älteres Publikum zu einer passenden Sendezeit. Spanien Verschiedene Animeserien sind in Spanien zunächst auf dem öffentlich-rechtlichen Sender Televisión Español gelaufen. Der erste war wie in anderen Ländern Kimba, der weiße Löwe, 1969. jedoch geriet Saint Seiya in die Kritik und wurde abgesetzt. Auch Koproduktionen wie Um die Welt mit Willy Fog, D’Artagnan und die drei MuskeTiere und Roy, the Little Cid sind entstanden. Auch viele Serien des World Masterpiece Theater wurden gezeigt und einige von lokalen Künstlern adaptiert. So erschien ein spanischer Comic zu Heidi. Ebenso wurde Mazinger Z adaptiert. Mit dem Aufkommen des Privatfernsehens im Jahre 1990 startete der Sender Telecinco. Er setzte Saint Seiya fort und importierte fast 100 weitere Animeserien. Genau wie in Frankreich und Italien hat sich die Wahrnehmung für Anime weit vor Deutschland und den USA entwickelt. Jedoch kamen viele dieser Serien in die Kritik aufgrund von Gewaltdarstellungen oder auch wegen freizügigeren Szenen (kurze Röcke bei Sailor Moon oder Nacktheit bei Ranma 1/2) und wurden 1999 zeitweilig mit Disneycartoons ersetzt. Rezeption des Mediums Wissenschaftliche Auseinandersetzung Der Medienhistoriker Jonathan Clements weist darauf hin, dass Anime auf unterschiedliche Weisen rezipiert werden und wurden: lange Zeit nur als Ereignis, das im Kino oder im Fernsehen stattfand. Seit den 1980ern auch als Produkt, als Kaufmedium zum erwerben und besitzen. Die Art, wie Anime erlebt wurde, verändert die Wirkung des Mediums auf den Zuschauer. Anime als Ereignis ist insbesondere in Japan noch heute von Bedeutung, teils auch in abgewandelter Form wie bei Konzert-„Auftritten “der in 3D animierten Figur Miku Hatsune. Auch die Sicht von Journalisten und Wissenschaft auf das Medium wird davon beeinflusst, welche Arten der Rezeption dabei beachtet werden. In der Auseinandersetzung mit dem Medium spielt eine Reihe von Quellen eine Rolle. Dazu zählen die selbstgeschriebenen Chroniken von Unternehmen und von Einzelpersonen, Jahrbücher, digitale und analoge Datenbanken, Magazinsammlungen und Kataloge (vor allem der Animage und Newtype), sowie schließlich Originalmaterial an Werken und aus deren Produktion. Letztere sind jedoch nur noch unvollständig erhalten, da aus der Frühzeit bis in die Nachkriegszeit viele Materialien verloren gegangen und nur Berichte, Aufträge, Katalogeinträge oder Werbung dazu erhalten sind. Die Einblicke, die man in das Medium gewinnen kann, können sich dabei besonders bei den Quellen von Studios und Künstler, stark unterscheiden, da viele ihre persönliche Sicht auf die Entwicklung von Anime und ihren Beitrag darin pflegten und verbreiteten. Auch gehen manche Berichte auf mündliche Überlieferung oder Aussagen zurück, die Jahre oder Jahrzehnte nach den Ereignissen niedergeschrieben wurden. Akademische Geschichtsschreibung zu Anime und solche in Unternehmens- und Fankreisen ist oft teleologisch und von persönlichen Erfahrungen geprägt. Entsprechend wird sie oft so erzählt, dass die Geschichte auf bestimmte, für den Erzähler besonders bedeutende, Werke als Kulminationspunkt zuläuft, die aber je nach Erzähler unterschiedliche sind, bestimmt von ästhetischem Geschmack und Erfahrungen. So werden auf Fans fokussierte Studios in der Forschung intensiver betrachtet als solche mit Zuspruch bei einem breiten Publikum, das aber weniger Anteil an Forschung und dem Gedächtnis der Szene hat. Fanszene Japanische Animationsfilme haben weltweit eine Fangemeinde, die sich in großen Teilen mit der von Mangas überschneidet. Der Markt der Fans, die viel konsumieren und bereit sind, größere Mengen Geld regelmäßig auszugeben, wird auf 100.000 bis 400.000 Menschen geschätzt. Viele Veranstaltungen widmen sich daher beiden Medien. Eine Fanszene entwickelte sich zunächst in Japan und ab den 1980er Jahren in kleinerem Maße in den USA und Frankreich. Die japanische Fanszene entstand ab den 1970er Jahren, vor allem im Zusammenhang mit Science-Fiction-Serien und dem SF-Fandom, aus der ersten mit Animes im Fernsehen aufgewachsenen Generation. 1978 startete mit Animage das erste Anime-Magazin in Japan, das sich an ein breites Publikum richtete. Ihm folgten viele weitere, darunter 1985 das für die Szene ebenso bedeutsame Newtype. Im folgenden Jahrzehnt wurden mit dem Aufkommen von Original Video Animations mehr Produktionen für ein Nischenpublikum möglich und Fans konnten über Video das Erleben von Animes untereinander teilen und nach Belieben oft und genau betrachten, was die Szene stärkte. Bald wurden diese Fans auch in der Anime-Industrie selbst aktiv. Die Szene emanzipierte sich von der Science-Fiction-Szene und wurde durch Veranstaltungen und massenweise Kinobesuche erstmals als eigene Gruppe öffentlich wahrgenommen. Es kam der Begriff Otaku für Anime-Fans auf, der bis heute sowohl als Selbstbezeichnung als auch spöttische, herabwürdigende Fremdbezeichnung verwendet wird. Ein wichtiges Porträt dieser Fans war die Kurzserie Otaku no Video des von Fans gegründeten Studios Gainax. Mit zunehmender Verbreitung und Popularität von Animes wie auch Mangas nach der Veröffentlichung von Akira im Westen und umso mehr nach dem Erfolg von Fernsehserien, darunter Sailor Moon und Dragon Ball, entwickelte sich auch in Nordamerika und Europa eine größere Fangemeinde. Die Entwicklung dieser Fangemeinde wurde auch befördert durch die mit dem Internet aufkommenden, neuen Kommunikationsformen wie Chats und Foren. Als die deutsche Fanszene um das Jahr 2000 herum wuchs, war sie noch sehr jung. Einer Umfrage von Sozioland aus dem Jahr 2005 sowie einer Untersuchung des französischen Centre d'Études et de Recherches Internationales zufolge waren die meisten zwischen 14 und 25 Jahren alt. Nur wenige waren über 25, spielten jedoch in der Fanszene eine wichtige Rolle, gründeten die ersten Magazine und Veranstaltungen. 70 bis 85 Prozent der Befragten waren weiblich. Während gelegentliche Zuschauer meist synchronisierte Animes konsumieren, werden in der Kern-Fanszene vor allem im Westen eher die untertitelten Fassungen vorgezogen, da diese näher am Original liegen und meist leichter und für eine deutlich größere Zahl an Werken verfügbar sind. Vor allem in den 1990er Jahren waren die synchronisierten Fassungen auch deutlich stärker nachbearbeitet und kulturell dem Zielland angepasst. Insbesondere das Bedürfnis, Werke in möglichst originaler Form zu sehen, spielt daher eine große Rolle beim Bevorzugen von Untertiteln. Damit verbunden entsteht oft auch ein Interesse an japanischer Sprache sowie das Verwenden japanischer (Slang-)Begriffe in der Konversation unter Fans. Das Medium lädt, wie auch Manga, in großem Maße zu eigener Kreativität ein. In der Fanszene ist die Auseinandersetzung mit den Werken und deren Fortsetzung in Form von Dōjinshi (Fan-Manga), Fanfiction, Fanart oder das Verkleiden als Figur aus einem Anime (Cosplay) weit verbreitet. Dieses große Maß an Interaktion zwischen Medium und Fans kann als ein weiteres wichtiges Merkmal von Anime gesehen werden. Gegenstand nicht weniger Fan-Werke sind von den Fans erdachte Liebesgeschichten zwischen den Charakteren, die im Original nicht vorkommen – häufig auch gleichgeschlechtliche Liebe. Für Geschichten über Liebe zwischen Männern etablierte sich die Genrebezeichnung Yaoi. Manche unter den Fans haben auch besonders starke Zuneigung oder Liebe zu einzelnen Charakteren oder Charakter-Merkmalen, was unter dem Begriff Moe zusammengefasst wird, der auch an dieses Phänomen angelehnte Genremerkmale und Darstellungsmittel bezeichnen kann. Die Anime- und Manga-Fanszene kann als in eine breitere Kultur moderner Japan-Mode eingebettet gesehen werden, bestehend aus J-Pop und Visual Kei, japanischem Essen, Mode, Karaoke und Computerspielen. Bedeutende Veranstaltungen, auf denen sich Fans vorrangig treffen, sind Anime- und Manga-Conventions. Diese Conventions bieten Verkaufsstände, Workshops, Autogrammstunden, Konzerte oder Videoabende und Cosplay-Wettbewerbe. Eine der weltweit größten Conventions ist die Japan Expo in Frankreich mit über 230.000 Besuchern. Darüber hinaus finden viele weitere Veranstaltungen in Europa und Nordamerika statt. Daneben ist Anime auch bei Veranstaltungen zu Japan, Animationsfilm, Comic oder Literatur ein Thema, so finden sich in Deutschland beim Japantag oder der Frankfurter Buchmesse Veranstaltungen zum japanischen Animationsfilm. Da bis in die 1990er Jahre hinein alle Animes nur mit Blick auf den heimischen Markt entstanden – und viele auch heute noch – ist für ihr Verständnis oft Wissen über die japanische Kultur notwendig. Der Erfolg der Serien außerhalb Japans war für deren Produzenten daher oft unerwartet. Laut Antonia Levi macht gerade diese zusätzliche Ebene, der damit verbundene Aufwand und die Möglichkeit etwas über eine andere Kultur zu lernen bei der Rezeption auch den Reiz des Mediums für seine westlichen Fans aus, die das „Japanischsein“ von Anime wertschätzen. Die Attraktivität des Medium für die Fans, so Ralf Vollbrecht, liege im deutlichen Unterschied zum „westlichen“ Zeichentrick. Statt „kindlich-kindisch“ zu sein, würde das Körperliche und sexuelle Attraktivität stärker betont und die Geschichten seien auch bei fantastischen Stoffen in ihren Themen nah an den Lebenswelten – insbesondere Entwicklungsthemen werden oft angesprochen – und es gibt ein hohes Identifikationspotenzial für die vor allem junge Zielgruppe und Fangemeinde. Auch Alexander Zahlten betont, der Reiz vieler Serien gerade für jugendliches Publikum läge in der Thematisierung von Transformation des Selbst und der Begegnung mit Anderen, und bringt dies in Zusammenhang mit dem Ende der bipolaren Weltordnung nach dem Ende des Kalten Krieges, das eine Verunsicherung und Sorge um das Selbst gebracht habe. Gerade für Mädchen biete Anime Geschichten mit besonderen Identifikationsmöglichkeiten, so Dinah Zank. Vor allem einige Genres von Animes sprechen in Themenwahl und Design ein weibliches Publikum an und bietet diesem auch Charaktere wie weibliche Kriegerinnen, die Stereotype aufbrechen. Dabei sprechen solche Werke auch männliche Zuschauer an, auch weil sie die Flucht in eine andersartige, „sichere, fantasievolle und idealisierte“ Mädchenwelt bieten. Siehe auch Liste der Anime-Titel Liste der Anime-Vertriebe Literatur Gilles Poitras: The Anime Companion: What’s Japanese in Japanese Animation? Stone Bridge Press, 1998, ISBN 1-880656-32-9, (englisch). Jonathan Clements, Helen McCarthy: The Anime Encyclopedia: A Guide to Japanese Animation Since 1917. Stone Bridge Press, 2001, ISBN 1-880656-64-7, (englisch). Patrick Drazen: Anime Explosion! – The What? Why? & Wow! of Japanese Animation. Stone Bridge Press, 2002, ISBN 1-880656-72-8, (englisch). Deutsches Filminstitut – DIF / Deutsches Filmmuseum & Museum für angewandte Kunst (Hrsg.): ga-netchû! Das Manga Anime Syndrom. Henschel-Verlag, Kassel 2008, ISBN 978-3-89487-607-4. Jonathan Clements: Anime – A History. Palgrave Macmillan, 2013, ISBN 978-1-84457-390-5. Weblinks Datenbanken: AIDB – Anime-Informationsdatenbank mit Releaselisten, Episodenlisten und Fernsehplaner aniSearch – Größte deutsche Anime-Informationsdatenbank mit umfangreichen Informationen Anime News Network (englisch) Teil 1 einer 3-teiligen Reihe über ihren Einfluss auf den Westen, Themen, Bildsprache von Rüdiger Suchsland auf Telepolis Einzelnachweise
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https://de.wikipedia.org/wiki/Actionfilm
Actionfilm
Der Actionfilm (von engl. action: Tat, Handlung, Bewegung) ist ein Filmgenre des Unterhaltungskinos, in welchem der Fortgang der äußeren Handlung von zumeist spektakulär inszenierten Kampf- und Gewaltszenen vorangetrieben und illustriert wird. Es geht eher um stimulierende Aktionen als um inhaltliche Zusammenhänge, empathisches Miterleben der Gefühlswelt der Protagonisten oder künstlerisch-ästhetische Bildwelten. Hauptbestandteile von Actionfilmen sind daher meist aufwendig gedrehte Stunts, Nahkampf-Szenen, Schießereien, Explosionen und Verfolgungsjagden. Geschichte Ursprung Der Actionfilm ist seit den 1960er-Jahren ein eigenständiges Filmgenre, doch seine Konventionen sind bereits seit dem Beginn der Filmgeschichte bekannt. Künstler aus dem Vaudeville wie Buster Keaton ließen ihr Können in artistischer Bewegung in Verbindung mit Tricktechnik in ihr Filmschaffen einfließen. Harry Piel drehte damals in Deutschland eine Reihe von „Sensationsfilmen“ mit spektakulären Stunts. Der Actionfilm als eigenes Genre hat seinen Ursprung im Kriminalfilm, in dem in den 1950er-Jahren Aktion und explizite Darstellung von physischer Gewalt zunehmend an Bedeutung gewann, etwa in Stanley Kubricks Die Rechnung ging nicht auf (1956). Alfred Hitchcock präsentierte in Der unsichtbare Dritte (1959) erstmals eine geschlossene filmische Welt, die ausschließlich als Herausforderung für die physische Aktion der Hauptfigur dient. Dieses Konzept der geschlossenen Actionwelt, die rein zum Ausleben von Körperakrobatik und zur Demonstration spektakulärer Gewaltanwendungstechniken existiert, fand seine Fortsetzung in den Filmen der James-Bond-Reihe und in Fernsehserien wie Kobra, übernehmen Sie. Dieser von realistischer Darstellung und moralischer Wertung weit entfernten Illusionstendenz stehen die Regisseure der Bewegung des New Hollywood gegenüber, die in offener Form Aktion und Gewaltanwendung inszenierten. Sie reagierten auf gesellschaftliche und politische Entwicklungen wie die Protestbewegung und den Vietnamkrieg und suchten den Kontext der Darstellung zu Fragen der Moral, etwa zu den Folgen von Gewaltanwendung auf den menschlichen Körper. Beispiele für diese realistischere und ernüchternde Herangehensweise sind Arthur Penns Bonnie und Clyde (1967) und Sam Peckinpahs The Wild Bunch – Sie kannten kein Gesetz (1969). Hochphase 1970er–1990er Mit den Bruce-Lee-Filmen fand eine Ära der Überbetonung physischer Kräfte und des Körperkultes im Actionfilm ihren Anfang. Stilmittel wie Zeitlupe und Tonverfremdungen führten zur Entwicklung und Definition des Subgenres des Martial-Arts-Films. In den 1980er Jahren beherrschte der Actionfilm das Mainstreamkino mit Stars wie Arnold Schwarzenegger und Sylvester Stallone, die durch Bodybuilding den Körperkult auf einen Höhepunkt führten. Neben wenigen humorvollen Verfilmungen wie Indiana Jones beherrschten überwiegend reaktionäre Themen wie Rachephantasien und das stereotype Aufbauen von Feindbildern das Actionkino. In den 1990er Jahren wurde das Genre zunehmend ironisiert und spiegelte sich selbst, etwa in Filmen wie Last Action Hero (John McTiernan, 1993) und True Lies (James Cameron, 1994). McTiernans Stirb-langsam-Reihe (1988 bis 2013) brach ebenfalls ironisch mit dem Heldenbild des Actionfilms und ließ ihren Protagonisten, dargestellt von Bruce Willis, entmystifiziert als leidensfähigen Jedermann gegen das Böse siegen. Stars wie Jackie Chan vereinnahmten den Stunt als Teil der künstlerischen Darstellung und zogen einen Teil ihrer Popularität aus der Tatsache, auch gefährliche Action grundsätzlich selbst zu bewerkstelligen. Mit The Rock – Fels der Entscheidung oder Con Air wurden für das Action-Genre relativ anspruchsvolle Werke geschaffen, die sich vom aufkommenden Direct-to-Video-Billigtrend abhoben. Weiterentwicklung Zudem gewannen ab den mittleren 1990ern aufwendige digitale Spezialeffekte und Stunts gegenüber einfachen Kämpfen und Schusswechseln an Bedeutung, z. B. in der Mission-Impossible-Reihe mit Tom Cruise oder xXx - Triple X mit Vin Diesel. Viele Elemente des Actionfilms wurden bereits Ende der 1970er in der mit Krieg der Sterne beginnenden ersten Trilogie von Star Wars und in etwas geringerem Maße auch Star Trek in die Science-Fiction übernommen. Ab 2000 wurde der Superheldenfilm erneut populär, welcher durch das Batman-Reboot oder Marvels Avengers, die mit enormen tricktechnischen und finanziellen Mitteln produziert wurden. Spätestens in den 2010ern verschwanden klassische Actionfilme als Blockbuster weitgehend aus dem Kino, und Fortsetzungen wie Stirb Langsam 5 oder dem nachempfundene Filme wie White House Down waren nur durchschnittlich erfolgreich. Eine Ausnahme stellt aber z. B. die The-Expendables-Trilogie dar, die als Ensemble-Filme um die populären Schauspieler Schwarzenegger, Stallone, Willis, Jason Statham, Dolph Lundgren und andere als eine Art Hommage inszeniert wurde. Ab den 2010ern kamen vermehrt von inhaltlich anspruchsvollen Arthouse und Noir beeinflusste Blockbuster ins Kino. In diesen Filmen wurden metaphysische und (pseudo)philosophische Gedankenstränge und nichtlineare und teils surreale Handlungen mit aufwendig choreografierten Actionfilmen kombiniert. Im Arthouse Action dominieren düstere Grundtöne. Insbesondere die Werke von Christopher Nolan (z. B. Inception, Tenet) sind hier zu nennen. Auch James Bond 007: Keine Zeit zu sterben wurde als Mischung von Arthouse und Action bezeichnet. Weibliche Protagonisten Weibliche Hauptfiguren waren bis Ende der 1990er Jahre selten, eine Ausnahme stellten aber die von Sigourney Weaver verkörperte Ellen Ripley der Alien-Reihe und die von Linda Hamilton verkörperte Sarah Connor in Terminator dar. Später folgten Brigitte Nielsen (Red Sonja), Kate Beckinsale (Underworld), Uma Thurman (Kill Bill), Michelle Rodriguez (SWAT - Die Spezialeinheit) oder Halle Berry (Catwoman), welche meist Seite an Seite mit einem männlichen Filmpartner agierten. Mit Wonder Woman (Gal Gadot) oder Rogue One (Felicity Jones) wurden weitere Heldinnen geschaffen. Actionfilme außerhalb Hollywoods Neben den in Hollywood produzierten Actionfilmen konnten sich international nur wenige Produktionen behaupten. In den 1970er Jahren waren Martial-Arts-Filme, welche überwiegend in Hongkong entstanden, populär. Zeitgleich entstanden mit dem Hongkong-Film relativ actiongeladene Spielarten des Polizeifilms. Ein bekannter Regisseur des Hongkong-Films ist John Woo (City Wolf, Bullet in the Head), welcher Elemente des Hongkong-Filmes nach Hollywood brachte und dort durch Filme wie Operation: Broken Arrow und Im Körper des Feindes (jeweils mit John Travolta) weltweite Erfolge erzielte. In Europa zählt neben Großbritannien Frankreich zu einem der Zentren des Actionfilms. Der Regisseur Luc Besson erreichte mit Nikita, Léon – Der Profi (jeweils mit Jean Reno) und Das fünfte Element internationale Erfolge. Ebenfalls in Frankreich entstand die Transporter-Reihe mit Jason Statham. Zu den wenigen erfolgreichen deutschen Actionfilmen zählt Lola rennt (2001). In der Stadt Kampala in Uganda werden in den Filmstudios von Wakaliwood unter einfachsten Bedingungen Filme wie Who Killed Captain Alex? gedreht, deren Mittel in der Regel nur wenige hundert Euro betragen, die sich aber im Lande einer hohen Beliebtheit erfreuen. Der Besitzer von Wakaliwood, Isaac G. Nabwana, wird dort als Ugandas Tarantino bezeichnet. Motive und Darstellungsformen Die Bewegung, Grundmotiv des Films, dient im Actionfilm in erster Linie Schauzwecken und hat weniger erzählerische Funktionen. Oft werden im Actionfilm in der Art einer Nummernrevue geschlossene Sequenzeinheiten aneinandergereiht, die der Zurschaustellung unterschiedlichster bewegungsgetriebener Konflikt- oder Duellsituationen dienen, etwa Shootouts, Verfolgungsjagden, Körperkämpfe oder Explosionen. Subjekte der Aktion sind speziell im US-amerikanischen Actionfilm häufig sich verfolgende Fahrzeuge, etwa in Brennpunkt Brooklyn (William Friedkin, 1971), Bullitt (Peter Yates, 1968) oder Dirty Harry (Don Siegel, 1971). Der dargestellten Gewalt wird häufig in wirklichkeitsfremder Weise der Realitätsbezug genommen. Filmische Mittel wie Konvergenzmontage und Parallelmontage strukturieren diese Nummern, etwa um einen Spannungsbogen in einer Last-Minute-Rescue aufzulösen. In den Plots geht es meist um den Kampf zwischen Gut und Böse, die Identifikationsfigur ist häufig ein physisch starker männlicher Held (oder eine weibliche Heldin, siehe beispielsweise Lara Croft), der/die in der Regel eindeutige moralische Prinzipien vertritt, die den ethischen und weltanschaulichen Grundlagen der westlichen Kultur entsprechen (Gut gegen Böse, Beschützen der Schwachen, Gerechtigkeit, Sühne für erlittenes Unrecht, Verteidigung und Bewahrung der vertrauten Lebensweise usw.). Häufig fließen erzählerische Elemente aus verwandten Genres in den Actionfilm ein, unter anderem aus dem Abenteuerfilm, dem Kriegsfilm, dem Kriminalfilm, dem Psychothriller, dem Horrorfilm und dem Science-Fiction-Film. Siehe auch Liste von Actionfilmen Opferkamera Weblinks bei film-zeit.de, Ines Walk vom 10. Januar 2010 Einzelnachweise Filmgenre
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Al Pacino
Alfredo James „Al“ Pacino (* 25. April 1940 in East Harlem, New York City) ist ein US-amerikanischer Schauspieler, Filmregisseur und Filmproduzent. Seit den 1970er-Jahren ist er in zahlreichen Filmklassikern zu sehen; er gilt für viele Kritiker und Zuschauer als herausragender Charakterdarsteller des zeitgenössischen amerikanischen Films und Theaters. Im Laufe seiner Karriere wurde er unter anderem mit dem Oscar, dem Golden Globe Award, dem Tony Award und der National Medal of Arts ausgezeichnet. Seine bekanntesten Rollen sind die des Michael Corleone in der von Francis Ford Coppola inszenierten Der-Pate-Trilogie, als Gangster Tony Montana in Scarface, als blinder Oberstleutnant a. D. Frank Slade in Der Duft der Frauen und als Lt. Vincent Hanna in Heat. Leben Kindheit und Jugend Al Pacino, geboren in Manhattan, ist der Sohn von Salvatore Pacino, geboren in der sizilianischen Stadt Corleone, und von Rose Gerard, der Tochter eines italienischen Einwanderers und einer italienisch-amerikanischen Mutter, die in New York geboren wurde. Seine Eltern ließen sich scheiden, als er zwei Jahre alt war. Nach der Scheidung zogen Al und seine Mutter in die Bronx, und Pacino wuchs bei seinen sizilianischen Großeltern, die aus der Heimatstadt seines Vaters eingewandert waren, in der South Bronx auf. Sein Vater Salvatore, der nach Covina zog, arbeitete als Versicherungsagent und war Eigentümer des Restaurants Pacino’s Lounge, das in den wirtschaftlich schweren Zeiten der frühen 1990er Jahre geschlossen wurde; heute trägt es den Namen Citrus Grill. Salvatore Pacino starb am 1. Januar 2005 im Alter von 82 Jahren. Al Pacino ist der Stiefsohn der Schauspielerin und Maskenbildnerin Katherin Kovin-Pacino und hat vier Schwestern: Josette, eine Lehrerin, die Zwillinge Roberta und Paula sowie Desiree, die sein Vater in seiner vierten Ehe adoptierte. Ausbildung Pacino interessierte sich schon früh für die Schauspielerei. Mit 17 Jahren verließ er die Schule und ging auf die Manhattan School of Performing Arts. Nebenher arbeitete er in kleineren Theatern als Platzanweiser und Kartenabreißer. Er verfeinerte sein Talent an zwei renommierten New Yorker Schauspielschulen, in Herbert Berghofs HB Studio und später bei Lee Strasberg im Actors Studio. Dort hatte er mehrere Auftritte in erfolgreichen Theaterstücken, wie z. B. in seinem Debüt The Connection. Für seine Rolle in dem Stück The Indian Wants the Bronx wurde er mit einem Obie-Award ausgezeichnet. Filmschauspieler Pacino wurde bei einem Off-Broadway-Auftritt vom späteren Filmproduzenten Martin Bregman entdeckt. Im Jahr 1969 wirkte er in seiner ersten Hollywood-Produktion Ich, Natalie mit. Er erhielt 1971 neben Kitty Winn eine Rolle in dem Film Panik im Needle Park. Regisseur Francis Ford Coppola erkannte sein Talent und besetzte ihn gegen den Willen des Produzenten Robert Evans für die Rolle des Michael Corleone in Der Pate (1972). Evans, der Pacino am liebsten sofort wieder loswerden wollte, weigerte sich sogar, dessen Namen auszusprechen. Doch der Film wurde zum Erfolg, Pacino wurde zum Weltstar und sein Stil von vielen Nachwuchsdarstellern intensiv studiert. Außerdem brachte die Rolle ihm 1973 seine erste Oscar-Nominierung. Nach Hundstage wurde es stiller um Pacino. Erst in den 1980er Jahren brachte er sich durch Filme wie Brian De Palmas Scarface (1983) und Sea of Love – Melodie des Todes (1989) wieder ins Gespräch. Nach einer erneuten Zusammenarbeit mit Coppola in Der Pate III (1990) und Brian De Palmas Gangsterfilm Carlito’s Way folgte der Thriller Heat (1995) mit Schauspielkollege Robert De Niro. Die männliche Hauptrolle in Pretty Woman lehnte er ab. Seine Darstellung des AIDS-kranken Schwulenhassers Roy Cohn in der Miniserie Engel in Amerika (2003) brachte ihm zahlreiche Preise ein und wurde von der Kritik hoch gelobt. Pacino ist dafür bekannt, seine Rollen bis zum Äußersten auszufüllen. Während sein Spiel in den 1970er Jahren – insbesondere in Der Pate – dabei zumeist minimalistisch und zurückhaltend war, änderte sich dies mit seinem Comeback in den 1980er Jahren radikal: Pacinos exaltierte Darstellungen in Filmen wie Scarface, Im Auftrag des Teufels, An jedem verdammten Sonntag oder auch Der Duft der Frauen wurden von der Kritik gern als Overacting bezeichnet. Für einen Großteil des Publikums etablierte er sich aber gerade dadurch als einer der größten Charakterdarsteller der Gegenwart und wurde für Der Duft der Frauen unter anderem mit einem Oscar als bester Hauptdarsteller geehrt (bislang insgesamt neun Nominierungen, womit er hinter Laurence Olivier und Jack Nicholson auf Platz 3 der meistnominierten Oscarkandidaten steht). Eine Vielzahl seiner Filme, darunter selbst solche wie Glengarry Glen Ross, der zunächst im Kino floppte, zählen heute zu den besten ihrer Genres. Theaterarbeit Neben seiner Karriere als Filmschauspieler arbeitet er weiterhin regelmäßig an verschiedenen Theatern – sowohl als Darsteller wie auch als Regisseur und Produzent. Für seine Rollen in den Bühneninszenierungen von The Basic Training Of Pavlo Hummel von David Rabe und Does A Tiger Wear A Necktie? von Don Petersen erhielt er jeweils einen Tony Award. Als langjähriges Mitglied von David Wheelers Experimental Theatre Company in Boston stand er unter anderem in Richard III. und Bertolt Brechts Der aufhaltsame Aufstieg des Arturo Ui auf der Bühne. In New York und London spielte Pacino in David Mamets American Buffalo, in New York war er der Titelheld in Richard III. und spielte den Mark Anton in Julius Cäsar. Außerdem stand er im Square Theatre in New York in Oscar Wildes Salome auf der Bühne und wirkte in der Uraufführung von Ira Levins Theaterstück Chinese Coffee mit. 1996 inszenierte er in New York Eugene O’Neills Zwei-Personen-Stück Hughie, in dem er auch die Titelrolle spielte. In der Theatersaison 2010/2011 spielte Pacino in der Shakespeare in the Park-Produktion Der Kaufmann von Venedig den Shylock. Mit der Inszenierung gewann Heather Lind, die als Shylocks Tochter Jessica auftrat, einen Theatre World Award für ein herausragendes Broadway-Debüt. 2012 sah man ihn am Broadway in einer Inszenierung von David Mamets Glengarry Glen Ross, wobei er anders als in der Verfilmung nicht den erfolgreichen Makler Ricky Roma verkörperte, sondern den alternden Verlierertyp Shelly (im Film gespielt von Jack Lemmon). Drei Jahre später stand Pacino am Broadway erneut in einem Mamet-Stück auf der Bühne: in dem Ein-Mann-Stück China Doll spielte er einen reichen Unternehmer, dem seine junge Frau davon gelaufen ist. Eigene Projekte Pacinos erstes eigenständiges Projekt war 1996 Looking for Richard, eine dokumentarische und künstlerische Filmstudie über den Charakter von Shakespeares Richard III., bei dem er Regie führte, die Produktion übernahm, das Drehbuch schrieb und die Hauptrolle spielte. Pacino war auch Produzent, Hauptdarsteller und Koautor des Independent-Kurzfilms The Local Stigmatic, einer Verfilmung des gleichnamigen Theaterstücks von Heathcote Williams, das sowohl im New Yorker Museum of Modern Art als auch im Public Theatre aufgeführt wurde. Auszeichnungen und Ämter Al Pacino war insgesamt neun Mal für einen Oscar nominiert. Seine erste Nominierung erhielt er 1973 für seine Rolle des Michael Corleone in Der Pate von Francis Ford Coppola. Danach folgten Nominierungen für … und Gerechtigkeit für alle, Der Pate – Teil II, Hundstage, Serpico, Dick Tracy, Glengarry Glen Ross und The Irishman. 1993 wurde er schließlich für seine Rolle als Lt. Colonel Frank Slade in Der Duft der Frauen mit dem Oscar ausgezeichnet. Für seine Rolle in dem Film Asphalt-Blüten erhielt er 1973 bei den Filmfestspielen in Cannes die Auszeichnung als bester Darsteller. Am 7. Juni 2007 erhielt er im Kodak Theatre in Los Angeles den AFI Life Achievement Award des American Film Institute für sein Lebenswerk. Zusammen mit Ellen Burstyn und Harvey Keitel sitzt Pacino im Präsidium des Actors Studio. Am 4. September 2011 erhielt er den „Jaeger-LeCoultre Glory to the Filmmaker Award“. Der Preis ehrt bei den Filmfestspielen von Venedig alljährlich die Arbeit eines bemerkenswerten zeitgenössischen Filmschaffenden. Am 2. Februar 2013 erhielt er die Goldene Kamera für sein Lebenswerk. 2014 wurde er in die American Academy of Arts and Sciences gewählt. Privatleben Bis in die 1980er Jahre war Pacino mit Marthe Keller liiert, mit der er sieben Jahre zusammenlebte. Er hat vier Kinder. Seine älteste Tochter Julie Marie (geboren 1989) hat er mit der Tänzerin Jan Tarrant, mit der Schauspielerin Beverly D’Angelo hat er außerdem die Zwillinge Olivia Rose und Anton James (geboren 2001). Mit seiner Partnerin, Noor Alfallah, mit der er seit April 2022 zusammen ist, hat er einen gemeinsamen Sohn (geboren 2023). Al Pacino war nie verheiratet. Filmografie Darsteller Regisseur 1996: Al Pacino’s Looking for Richard (Looking for Richard) 2000: Chinese Coffee 2011: Wilde Salomé (Dokumentarfilm) 2013: Salomé Produzent 1990: The Local Stigmatic (Kurzfilm) 1996: Al Pacino’s Looking for Richard (Looking for Richard) 2014: Der letzte Akt (The Humbling) Drehbuchautor 1996: Al Pacino’s Looking for Richard (Looking for Richard) 2011: Wilde Salomé (Dokumentarfilm) Deutsche Synchronstimmen Al Pacino wurde im Lauf der Jahrzehnte von verschiedenen deutschen Sprechern synchronisiert. Im ersten Jahrzehnt seiner Karriere wurde er, in der Regel, von Lutz Mackensy gesprochen (u. a. Der Pate I und II, Serpico, Hundstage). Mit Scarface (1983) übernahm Frank Glaubrecht die Synchronisation des Schauspielers. Seit 1999 ist Glaubrecht alleiniger Sprecher (Heat, City Hall, Insomnia etc.) und er kann mittlerweile als Pacinos Standardstimme bezeichnet werden. In den 1990er Jahren wurde Pacino auch mehrmals von Klaus Kindler gesprochen (Frankie & Johnny, Der Duft der Frauen, Glengarry Glen Ross, Carlito’s Way, Donnie Brasco), weitere Synchronsprecher waren Jürgen Clausen (Asphalt-Blüten), Arne Elsholtz (Cruising), Gottfried Kramer (Der Pate III) und Joachim Kemmer (Dick Tracy). Auszeichnungen Oscar 1973: Nominierung als bester Nebendarsteller für Der Pate 1974: Nominierung als bester Hauptdarsteller für Serpico 1975: Nominierung als bester Hauptdarsteller für Der Pate – Teil II 1976: Nominierung als bester Hauptdarsteller für Hundstage 1980: Nominierung als bester Hauptdarsteller für … und Gerechtigkeit für alle 1991: Nominierung als bester Nebendarsteller für Dick Tracy 1993: Bester Hauptdarsteller für Der Duft der Frauen 1993: Nominierung als bester Nebendarsteller für Glengarry Glen Ross 2020: Nominierung als bester Nebendarsteller für The Irishman Golden Globe Award 1973: Nominierung als bester Hauptdarsteller – Drama für Der Pate 1974: Bester Hauptdarsteller – Drama für Serpico 1975: Nominierung als bester Hauptdarsteller – Drama für Der Pate – Teil II 1976: Nominierung als bester Hauptdarsteller – Drama für Hundstage 1978: Nominierung als bester Hauptdarsteller – Drama für Bobby Deerfield 1980: Nominierung als bester Hauptdarsteller – Drama für … und Gerechtigkeit für alle 1983: Nominierung als bester Hauptdarsteller – Komödie oder Musical für Daddy! Daddy! Fünf Nervensägen und ein Vater 1984: Nominierung als bester Hauptdarsteller – Drama für Scarface 1990: Nominierung als bester Hauptdarsteller – Drama für Sea of Love – Melodie des Todes 1991: Nominierung als bester Hauptdarsteller – Drama für Der Pate III 1991: Nominierung als bester Nebendarsteller für Dick Tracy 1993: Bester Hauptdarsteller – Drama für Der Duft der Frauen 1993: Nominierung als bester Nebendarsteller für Glengarry Glen Ross 2001: Cecil B. DeMille Award für sein Lebenswerk 2004: Bester Hauptdarsteller – Mini-Serie oder TV-Film für Engel in Amerika 2011: Bester Hauptdarsteller – Mini-Serie oder TV-Film für Ein Leben für den Tod 2016: Nominierung als bester Hauptdarsteller – Komödie oder Musical für Danny Collins British Academy Film Award 1973: Nominierung als bester Nachwuchsdarsteller für Der Pate 1975: Nominierung als bester Hauptdarsteller für Serpico 1976: Bester Hauptdarsteller für Der Pate – Teil II und Hundstage 1991: Nominierung als bester Nebendarsteller für Dick Tracy National Board of Review 1973: Bester Nebendarsteller für Der Pate 1974: Bester Hauptdarsteller für Serpico Emmy 2004: Bester Hauptdarsteller – Mini-Serie oder TV-Film für Engel in Amerika 2010: Bester Hauptdarsteller – Mini-Serie oder TV-Film für Ein Leben für den Tod Screen Actors Guild Award 2004: Bester Darsteller – Mini-Serie oder TV-Film für Engel in Amerika 2010: Bester Darsteller – Mini-Serie oder TV-Film für Ein Leben für den Tod National Society of Film Critics 1973: Bester Hauptdarsteller für Der Pate American Film Institute 2007: AFI Life Achievement Award Goldene Himbeere 1986: Nominierung als schlechtester Schauspieler für Revolution 2004: Nominierung als schlechtester Nebendarsteller für Gigli 2009: Nominierung als schlechtester Schauspieler für 88 Minutes und Righteous Kill 2012: Schlechtester Nebendarsteller für Jack und Jill 2012: Schlechtestes Leinwandpaar (Adam Sandler und entweder Katie Holmes, Al Pacino oder Adam Sandler) für Jack und Jill Goldene Kamera 2013: Auszeichnung in der Kategorie Lebenswerk international Weblinks „Als Platzanweiser ging’s mir gut“ – Interview mit Bruno Lester in der Frankfurter Rundschau, 2. Januar 2009, S. 40 Einzelnachweise Filmschauspieler Theaterschauspieler Darstellender Künstler (Vereinigte Staaten) Golden-Globe-Preisträger Oscarpreisträger Emmy-Preisträger Träger des Tony Award Person (Bronx) Mitglied der American Academy of Arts and Sciences US-Amerikaner Geboren 1940 Mann
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Alkohole
Alkohole () sind organische chemische Verbindungen, die eine oder mehrere an unterschiedliche aliphatische Kohlenstoffatome gebundene Hydroxygruppen (–O–H) besitzen. Der Unterschied zwischen Alkoholen und anderen Verbindungen mit OH-Gruppen (z. B. Enole, Halbacetale oder Carbonsäuren) als Teil der funktionellen Gruppe ist, dass in Alkoholen jedes Kohlenstoffatom, das eine OH-Gruppe trägt, sp3-hybridisiert sein muss und außer der Hydroxygruppe nur noch an Kohlenstoff- oder Wasserstoffatomen gebunden sein darf. Nur dieser Bindungszustand entspricht dem Oxidationszustand eines normalen Alkanols. Wenn die Hydroxygruppe an ein nicht-sp3-hybridisiertes Kohlenstoffatom gebunden ist, das Teil eines aromatischen Ringes ist, so werden diese Verbindungen als Phenole bezeichnet und zählen nicht zu den Alkoholen. Während Alkohole schwächer sauer sind als Wasser und mit einem pKS-Wert von ca. 16 zu den „sehr schwachen Säuren“ zählen, gehören normale Phenole mit einem pKS-Wert von 10 bereits zu den „schwachen Säuren“. Etymologie Das Wort „Alkohol“ stammt vom arabischen „kuhl“ (), einem Puder, das als Eyeliner verwendet wird. „Al-“ ist der arabische bestimmte Artikel, vergleichbar zu „the“ im Englischen (ohne Genus-Zuordnung). Alkohol wurde ursprünglich für das sehr feine Pulver verwendet, das durch die Sublimation des natürlichen Minerals Stibnit zu Antimontrisulfid Sb2S3 entsteht. Es wurde als Essenz oder „Geist“ dieses Minerals betrachtet und als Antiseptikum, Eyeliner und Kosmetikum verwendet. Die Bedeutung von Alkohol wurde im Laufe der Zeit auf destillierte Substanzen im Allgemeinen ausgedehnt und dann wieder auf Ethanol eingeengt, als „Spiritus“ ein Synonym für harter Schnaps war. Bartholomäus Traheron führt in seiner Übersetzung von Giovanni da Vigo aus dem Jahr 1543 das Wort als erster als einen von „barbarischen“ Autoren verwendeten Begriff für „feines Pulver“ ein. Vigo schrieb: „the barbarous auctours use alcohol, or (as I fynde it sometymes wryten) alcofoll, for moost fine poudre.“ Arabische Chemiker verwendeten den Begriff al-kuhl auch für andere Substanzen wie Essenzen, die durch Destillation gewonnen wurden – eine Bedeutung, die erstmals im 17. Jahrhundert im englischen für Alkohol verwendet wurde. Das Lexicon Chymicum von William Johnson aus dem Jahr 1652 glossiert das Wort als antimonium sive stibium und bezog sich damit auf jede Flüssigkeit, die durch Destillation gewonnen wurde, einschließlich „Weinalkohol“, der destillierten Essenz von Wein. Libavius in Alchymia (1594) bezieht sich auf vini alcohol vel vinum alcalisatum. Johnson glossiert alcohol vini als quando omnis superfluitas vini a vino separatur, ita ut accensum ardeat donec totum consumatur, nihilque fæcum aut phlegmatis in fundo remaneat. Die Bedeutung des Wortes wurde im 18. Jahrhundert auf „Weingeist“ (heute als Branntwein bezeichnet bzw. die als Ethanol bekannte Chemikalie) beschränkt. Doch noch im 18. Jahrhundert wurde Alkohol oft zuerst als Pulver feinster Form und erst in zweiter Linie als Weingeist definiert. In der organischen Chemie wurde das Wort bis 1808 auf die Klasse der gleichartigen Verbindungen ausgedehnt (in einer Übersetzung von Lavoisiers „Elemente der Chemie“ von 1790 steht alkoholisches Gas für „die Verbindung von Alkohol mit Kalorik“). Nomenklatur und Einteilung Der Name einfacher Alkohole ergibt sich als Zusammensetzung aus dem Namen des ursprünglichen Alkans und der Endung . Zusätzlich wird die Position der OH-Gruppe durch eine vorangestellte Zahl verdeutlicht, zum Beispiel . Eine veraltete, bis 1957 gültige Bezeichnung für Alkohole ist – nach einem Vorschlag von Hermann Kolbe – Carbinole. Die Stoffgruppe der Alkohole wird nach verschiedenen Kriterien (Zahl der Nichtwasserstoffnachbarn, Wertigkeit, Vorhandensein von Doppel-/Dreifachbindungen und Kettenlänge) eingeteilt. Zahl der Nichtwasserstoffnachbarn Man unterscheidet Alkohole nach der Zahl der C- und H-Atome an dem C-Atom der funktionellen Gruppe, an das auch die Hydroxygruppe gebunden ist. Bei primären Alkoholen sind an dieses C-Atom neben einem C-Atom zwei H-Atome, bei sekundären Alkoholen neben zwei C-Atomen ein H-Atom und bei tertiären Alkoholen neben drei C-Atomen kein Wasserstoffatom gebunden. Ein Sonderfall ist der Alkohol mit nur einem C-Atom, das Methanol, das neben der Hydroxygruppe nur drei Wasserstoffatome am C-Atom der funktionellen Gruppe trägt. Wertigkeit der Alkohole Ist mehr als eine Hydroxygruppe an verschiedenen C-Atomen in einem Alkoholmolekül vorhanden, wird deren Anzahl durch Einfügen einer der Anzahl der Hydroxygruppen entsprechenden griechischen Silbe (-di-, -tri- usw.) vor der Endung angegeben und man spricht von mehrwertigen Alkoholen. Ein ist das (Trivialname Ethylenglycol), ein das (Trivialname Glycerin). Die Zahl vor der Endung gibt die Position der funktionellen Gruppe(n) an. Dies gilt auch für einwertige Alkohole, zum Beispiel (Trivialname Isopropanol). Doppel- bzw. Dreifachbindungen In Bezug auf das Vorhandensein von Doppel- bzw. Dreifachbindungen in der Kette der C-Atome unterscheidet man Alkanole (abgeleitet von Alkanen), Alkenole (abgeleitet von Alkenen) und Alkinole (abgeleitet von Alkinen). Für den Fall, dass die OH-Gruppe an ein sp2-hybridisiertes Kohlenstoffatom gebunden ist, hat man es mit einem anderen Oxidationszustand und damit mit einer anderen Stoffgruppe zu tun, nämlich mit den meist instabilen Enolen. Kettenlänge Über die Kettenlänge werden Alkohole ebenfalls unterschieden. Die Bezeichnung Fettalkohole verwendet man für Alkohole mit endständiger primärer mit gerader Kette und einer Länge von sechs (Hexanol) bis hin zu 22 (Behenylalkohol) Kohlenstoffatomen. Sie werden meist durch Reduktion der aus Fettsäuren gewonnen. Die höheren primären Alkohole mit 24 bis 36 Kohlenstoffatome bezeichnet man als Wachsalkohole. Physikalische Eigenschaften Niedrigmolekulare Alkohole sind Flüssigkeiten, die einen charakteristischen Geruch und einen brennenden Geschmack besitzen. Höhere Alkohole sind meist feste Verbindungen mit nur schwach ausgeprägtem Geruch. Aufgrund von intermolekularen Wasserstoffbrückenbindungen besitzen die Alkohole im Vergleich zu Kohlenwasserstoffen gleicher Molekülmasse relativ hohe Schmelz- und Siedepunkte. Wichtigstes gemeinsames Merkmal der Alkohole ist die Hydrophilie. Diese Eigenschaft nimmt mit zunehmender Länge des Alkylrestes ab und mit der Anzahl der Hydroxygruppen zu. Besonders die kurzkettigen Alkohole werden aufgrund ihres amphiphilen Charakters oft als Lösungsmittel verwendet. Hohe Siedepunkte Sauerstoff ist elektronegativer als Wasserstoff und Kohlenstoff, d. h., er zieht Elektronen stärker an als diese. Das führt zu einer unsymmetrischen Verteilung der Elektronen entlang der , man spricht von einer polaren Bindung, es bildet sich ein molekularer Dipol aus. Diese Dipole können untereinander Wasserstoffbrückenbindungen ausbilden, die die Anziehung der einzelnen Moleküle untereinander drastisch verstärken. Dies führt für Alkohole zu relativ hohen Siedepunkten gegenüber den um eine Methyleneinheit verlängerten Homologen ihrer Stammverbindung, die eine annähernd gleiche molarer Masse besitzen. So hat beispielsweise das unpolare Ethan (C2H6) (M = 30) einen Siedepunkt von −89 °C, während Methanol (CH3OH) (M = 32) diesen erst bei 65 °C erreicht. Zusammenfassend: Im Vergleich zu Alkanen mit einer vergleichbaren molaren Masse haben Alkohole einen höheren Schmelz- und Siedepunkt, da die Hydroxygruppe (OH-Gruppe) Wasserstoffbrückenbindungen ausbildet. Je mehr Hydroxygruppen ein Molekül aufweist, desto mehr Wasserstoffbrückenbindungen können ausgebildet werden und desto höher ist der Siedepunkt. Zwischen den Alkylresten bilden sich zusätzlich Van-der-Waals-Kräfte aus. Deswegen steigt der Siedepunkt mit der Länge des Alkylrestes Da die Stärke der Van-der-Waals-Wechselwirkungen nicht nur von der Größe des Alkylrestes, sondern auch von dessen Oberfläche abhängig ist, weisen stark verzweigte, eher kugelförmige Moleküle mit einer mittelständigen Hydroxygruppe einen niedrigeren Siedepunkt als unverzweigte, langgestreckte, primäre Alkohole auf. Hydrophilie Die OH-Gruppe ist ebenfalls in der Lage, Wasserstoffbrückenbindungen mit Wasser einzugehen. Sie erhöht damit die Hydrophilie, die Wasserlöslichkeit, der Verbindung. Organische Alkylreste selbst sind nicht wasserlöslich, also hydrophob. Die Wasserlöslichkeit sinkt daher mit der Größe des organischen Anteils und steigt mit der Zahl der Hydroxygruppen. Die Propanole und tert-Butanol sind bei Raumtemperatur noch in jedem Verhältnis mit Wasser mischbar, alle langkettigeren Alkohole lösen sich nur noch in zunehmend kleinen Mengen. Größere Mengen gelöster anorganischer Salze können auch bei den kurzkettigen Alkoholen eine Phasentrennung bewirken („Salzfracht“). Zusammenfassend: Die Hydroxygruppe eines Alkohols ist aufgrund der ungleichen Ladungsverteilung polar. Somit ist die Fähigkeit derselben, auch zu ebenfalls polaren Wassermolekülen Wasserstoffbrückenbindungen ausbilden zu können, für die gute Löslichkeit vor allem kurzkettiger Alkohole verantwortlich. Je mehr Hydroxygruppen ein Alkohol aufweist, desto mehr Wasserstoffbrücken können diese mit dem Wasser ausbilden. Daher steigt mit wachsender Anzahl der hydrophilen Hydroxygruppen die Wasserlöslichkeit. Diesem Effekt wirkt allerdings der hydrophobe, also wasserabweisende, unpolare Alkylrest entgegen: Je länger er ist, desto geringer ist die Wasserlöslichkeit des Alkohols. Acidität und Deprotonierung Mit einem pKS-Wert (Säurestärke) von etwa 16 sind Alkohole schwächer sauer als Wasser und reagieren somit in wässriger Lösung näherungsweise neutral. Die Acidität von Alkoholen nimmt in der Reihe von Methanol über primäre, sekundäre und tertiäre Alkohole ab. Es ist möglich, Alkohole mit starken Basen wie z. B. Hydridanionen oder durch Reaktion mit Natrium unter Entwicklung von Wasserstoff zu deprotonieren. Die dabei entstehenden Alkoholate können dann als stark nucleophile Anionen für weitere Reaktionen eingesetzt werden. Es ist auch möglich, Alkohole in gewissem Umfang mit starken Säuren zu protonieren: Spektroskopie Im IR-Spektrum von Alkoholen ist deutlich die breite Bande der O–H-Valenzschwingung im Bereich von 3200–3650 cm−1 zu erkennen. Die Breite des Peaks wird durch Wasserstoffbrückenbindungen mit Wassermolekülen verursacht und ist in Spektren von wasserfreien Alkoholen in einem engeren Bereich von 3620–3650 cm−1 zu finden. Chemische Eigenschaften Reaktion mit konzentrierter Schwefelsäure Unterhalb von 140 °C bildet sich der Ester der Schwefelsäure. Bei etwa 140 °C findet die Kondensationsreaktion zu einem Ether statt. Oberhalb von 170 °C werden primäre Alkohole zu Alkenen dehydratisiert. (Eliminierung) Selenoxid-Eliminierung Die Selenoxid-Eliminierung ist eine milde Variante der Eliminierung. Veresterung Mit Carbonsäuren reagieren Alkohole unter Wasserabgabe zu Estern, diese Reaktion wird auch Veresterung genannt. Diese Reaktion wird durch Säuren katalysiert. Oxidation Primäre Alkohole lassen sich zu Aldehyden und Carbonsäuren, sekundäre Alkohole zu Ketonen oxidieren. Tertiäre Alkohole lassen sich nicht weiter oxidieren, es sei denn unter Zerstörung des Kohlenstoffgerüsts. Zur Oxidation von primären Alkoholen zur Carbonsäure können Chrom(VI)-haltige Oxidationsmittel eingesetzt werden, wie sie z. B. bei der Jones-Oxidation Anwendung finden. Als chromfreies, weniger giftiges Reagenz steht wässriges Rutheniumtetroxid zur Verfügung. Die Oxidation eines primären Alkohols kann unter Verwendung bestimmter Chrom(VI)-Verbindungen wie dem Collins-Reagenz auch nur bis zur Stufe des Aldehyds erfolgen. Entscheidend ist, dass wasserfreie Lösungsmittel eingesetzt werden. Ist kein Wasser anwesend, kann keine Hydratisierung zum geminalen Diol des Aldehyds (Aldehydhydrate) stattfinden. Da lösliche Chromate sehr giftig sind, sowie karzinogene und mutagene Eigenschaften besitzen, wurden alternative Methoden zur Oxidation von Alkoholen entwickelt. Eine häufig zur Anwendung kommende Methode ist die Swern-Oxidation mit aktiviertem Dimethylsulfoxid. Fast alle Methoden eignen sich ebenfalls für die Oxidation sekundärer Alkohole zu Ketonen. Die folgende Aufzählung liefert eine Übersicht der wichtigsten Methoden. Oxidation zur Carbonsäure/zum Keton: Jones-Oxidation (Chrom(VI)-oxid in Schwefelsäure unter Anwesenheit von Aceton) Kaliumdichromat in Schwefelsäure Rutheniumtetroxid Oxidation zum Aldehyd/zum Keton: Collins-Reagenz (CrO3·py2 in Dichlormethan) Corey-Reagenz (Pyridiniumchlorochromat (PCC)) Cornforth-Reagenz (Pyridiniumdichromat (PDC)) Anelli-Oxidation (kat. TEMPO, stöch. NaOCl) Dess-Martin-Oxidation (Dess-Martin-Periodinan) Ley-Oxidation (kat. TPAP, stöch. NMO) Pfitzner-Moffatt-Oxidation (DMSO, DCC) Swern-Oxidation (DMSO, Oxalylchlorid, NEt3) Acetalbildung Mit Aldehyden reagieren Alkohole in Gegenwart saurer Katalysatoren zu Halbacetalen bzw. Acetalen. Verwendung Viele Alkohole sind wichtige Lösungsmittel, die sowohl in der Industrie, als auch im Haushalt eingesetzt werden; die mengenmäßig wichtigsten sind Methanol, Ethanol, 2-Propanol und n-Butanol. Im Jahr 2011 wurden weltweit etwa 6,4 Mio. Tonnen dieser alkoholischen Lösungsmittel nachgefragt. Ethanol (und Methanol) finden zudem Verwendung als Rauschmittel. Nachweis Alcotest Der Umsatz von Alkoholen mit Dichromaten in schwefelsaurer Lösung ist geeignet, um Alkohole quantitativ nachzuweisen und wurde früher in den Alcotest-Röhrchen eingesetzt: Das Nachweisprinzip beruht auf dem Farbumschlag von gelb-orange (saure Dichromatlösung) nach grün (Chrom(III)-Ionen) und kann spektralphotometrisch gemessen werden. Certest Eine weitere Möglichkeit besteht in der Umsetzung mit Ammoniumcer(IV)-nitrat. Hierbei wird eine konzentrierte Lösung von Ammoniumcer(IV)-nitrat mit einer verdünnten Lösung der unbekannten Substanz versetzt. Enthält die unbekannte Substanz Alkohol-Gruppen, färbt sich das Gemisch rot (manchmal auch grün). Enthält die Substanz Phenole, fällt ein brauner Niederschlag aus. Der Grund für diese Farbreaktion ist eine Komplexbildung, genauer gesagt eine Ligandensubstitution, bei der ein Alkohol/Phenol mit dem Sauerstoffatom am Cer(IV) koordiniert. Durch die Veränderung der Ligandensphäre verändert sich die Farbe des Cer(IV) von hellgelb zu rot/grün/braun. Leicht oxidierbare Alkohole/Phenole können einen negativen Nachweis ergeben, indem sie das Cer(IV) zu Cer(III) reduzieren. Lucas-Probe Der Nachweis des Substitutionsgrades eines Alkohols, also ob es sich dabei um einen primären, sekundären oder tertiären Alkohol handelt, erfolgt über nucleophile Substitution der OH-Gruppe gegen Chlorid durch die Lucas-Probe. Die Substitution hat zur Folge, dass sich die entstehende Substanz nicht mehr in Wasser löst und damit eine eigene Phase ausbildet. Dabei ist die Geschwindigkeit dieser Phasenbildung entscheidend: Tertiäre Alkohole reagieren bei Raumtemperatur sofort. Sekundäre Alkohole reagieren nach etwa fünf Minuten. Primäre Alkohole reagieren ausschließlich unter Erwärmen. Voraussetzung für diesen Test ist, dass sich der ursprüngliche Alkohol in Wasser löst. Auch darf keine andere unter den Reaktionsbedingungen substituierbare Gruppe vorliegen. Spektroskopie und Derivatisierung Die eindeutige Identifizierung eines unbekannten Alkohols erfolgt entweder spektroskopisch oder durch Synthese eines charakteristischen Derivates, das einen Schmelzpunkt hat, der von den Schmelzpunkten gleicher Derivate ähnlicher Alkohole gut zu unterscheiden ist. Oftmals werden sie über Ester der oder der identifiziert. Hierzu wird die zu analysierende Substanz in Gegenwart geringer Mengen Schwefelsäure umgesetzt. Die Schmelzpunkte dieser Derivate sind in der Regel scharf. Die Derivate der besitzen in der Regel höhere Schmelzpunkte als die der . Sie werden dann bevorzugt gewählt, wenn der Schmelzpunkt mit der zu niedrig ist und keine genaue Bestimmung mehr möglich wird. Liste wichtiger Alkohole mit Schmelz- und Siedepunkten Liste wichtiger Alkohole mit Schmelz- und Siedepunkten Anmerkung: = Doppelbindungen * bei Siedepunkt: Die Substanz zersetzt sich vor Erreichen des Siedepunktes. Werte in Klammern geben den Siedepunkt bei 20 hPa Druck an. ∞ bei Löslichkeit: unbegrenzt mit Wasser mischbar. Bei einzelnen Werten kann es in der Literatur zu Abweichungen kommen. Siehe auch Alkoholpulver Einzelnachweise Weblinks Schulversuche zum Thema Alkohole Stoffgruppe Biogener Brennstoff
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https://de.wikipedia.org/wiki/The%20Visitors
The Visitors
The Visitors ist das achte Studioalbum der schwedischen Popgruppe ABBA. Es wurde erstmals am 30. November 1981 in Schweden veröffentlicht. Die Aufnahmen im Studio dauerten von März bis November 1981. Etwa gleichzeitig mit der LP wurde One of Us als Single herausgegeben und, bis zum Comeback 2021 zum letzten internationalen Charterfolg der Gruppe, während die nachfolgende Singleauskopplung Head over Heels floppte. The Visitors war zudem die erste veröffentlichte Audio-CD der Musikgeschichte und wurde am 17. August 1982 vorgestellt. Im Vergleich zu den Vorgängeralben von ABBA weist dieses einige musikalische Eigenheiten auf, die zuvor in den Produktionen der Gruppe kaum Anwendung fanden. So wird kein einziges Stück auf der gesamten LP von den beiden ABBA-Sängerinnen Agnetha Fältskog und Anni-Frid Lyngstad durchgehend gemeinsam gesungen. Die Lead Vocals wurden in jedem der neun Lieder auf eine der beiden aufgeteilt. Zudem wurden viele Elemente, die bis dato charakteristisch für die Musik der Gruppe gewesen waren, durch neue ersetzt. So handeln die Texte von Trennung, Abschiedsschmerz und Kriegsangst. Entstehung Benny Andersson und Björn Ulvaeus begannen im Februar 1981 mit dem Komponieren für ein neues Studioalbum. Die am 12. Februar 1981 öffentlich bekannt gegebene Scheidung der beiden ABBA-Mitglieder Andersson und Lyngstad überschattete dabei die Arbeit innerhalb der Band. Die Aufnahmen für drei neue Stücke begannen am 16. März 1981 in den Polar Music Studios in Stockholm. Darunter befand sich mit When All Is Said and Done eine Pop-Ballade, deren Text von einer zerbrochenen Beziehung handelt und sich auf die Trennung von Lyngstad und Andersson beziehen sollte. Dementsprechend übernahm Lyngstad die Lead Vocals und ließ in ihre stimmliche Darbietung auch die emotionalen Aspekte mit einfließen, die angesichts ihrer damaligen Privatsituation gegeben waren. Auch Slipping Through My Fingers gehörte zu den ersten drei eingespielten Songs. Ulvaeus hatte die Idee für den Text, nachdem er seine Tochter Linda dabei beobachtet hatte, wie sie zur Schule ging. Er handelt von den gemischten Gefühlen der Eltern beim Heranwachsen ihrer Kinder und der damit verbundenen Einsamkeit und Nostalgie. Hier übernahm Agnetha Fältskog den Leadgesang und erzählte später, der Song habe sich „sehr echt angefühlt“. Eine symbolische Kulisse der Küche und des Frühstückstisches, die im Text des Songs vorkommen, befindet sich heute im ABBA-Museum auf Djurgården in Stockholm. Ein weiterer Song, dessen Grundspuren im März 1981 eingespielt wurde, war Two for the Price of One, bei dem zur Abwechslung Ulvaeus den Hauptgesang übernahm. Dieser meinte später, der Song hätte trotz des trivialen Textes ein Hit werden können, hätten Fältskog und Lyngstad die Lead Vocals gesungen. Etwa zur selben Zeit wurde das bisherige analoge Aufnahmegerät im Tonstudio durch ein digitales mit 32 Spuren ersetzt. Zwischen 27. und 29. April 1981 wurden Slipping Through My Fingers und Two for the Price of One für das Fernsehspecial Dick Cavett Meets ABBA live aufgezeichnet, neben Darbietungen einiger älterer ABBA-Songs. Am 26. Mai wurde ein erster Versuch unternommen, Like an Angel Passing Through My Room aufzunehmen. Diese erste Demoversion trug den Arbeitstitel Twinkle Twinkle Little Star und wurde von Ulvaeus gesungen. Eine weitere Alternative zur selben Melodie entstand mit Another Morning Without You, bei der Lyngstad solo sang. Bis zum Ende der Aufnahmesessions wurden weitere Varianten mit verschiedenen Instrumentierungen und Lead Vocals ausprobiert. Eine Version, die beide ABBA-Sängerinnen beinhaltete, wurde später verworfen und durch eine Variante ersetzt, in der Lyngstad vollständig alleine singt. Für die Deluxe Edition des Albums wurde 2012 ein neun-minütiges Medley zusammengestellt, das die Entstehung von Like an Angel Passing Through My Room über mehrere Alternativversionen dokumentiert. Am 2. September 1981 war Aufnahmebeginn für I Let the Music Speak und Head over Heels. Besonders bei letzterem hatten die Musiker Probleme. Da die neue digitale Studiotechnik sehr präzise arbeitete, konnte Toningenieur Michael B. Tretow nur noch mäßig mit Verzögerung und Verschiebung der Spuren experimentieren, was die Aufnahmen „trockener“ und „kälter“ wirken ließ. So wirkte Head over Heels trotz eingängiger Melodie und ausgefeiltem Arrangement „wie eingefroren“, zählt aber dennoch zu den schwungvolleren und fröhlicheren Songs des Albums. Währenddessen zeugte I Let the Music Speak wieder einmal von den Ambitionen der beiden Komponisten, ein Musical zu schreiben. Parallel wurde Should I Laugh or Cry produziert, das später nicht auf der Titelliste des Albums erschien, weil es als „nicht stimmig genug“ angesehen wurde. Stattdessen wurde es im Dezember 1981 als B-Seite veröffentlicht. Am 15. Oktober 1981 gingen die Aufnahmen mit Soldiers, One of Us und das für das Album namensgebende Lied The Visitors zu Ende. Der Text des ersteren handelte in Zusammenhang mit dem Kalten Krieg von Kriegsangst und der Furcht vor einer möglichen neuen faschistischen Bewegung. One of Us handelte wiederum von den Folgen einer zerbrochenen Beziehung und wurde am 21. Oktober begonnen. Das Stück wurde später als erste Single aus dem Album ausgekoppelt und avancierte zum vorerst letzten internationalen Hit der Gruppe. Der Titelsong wurde ab 22. Oktober 1981 aufgenommen. Der Text von The Visitors handelt von Überwachung und Besuchen der Sicherheitspolizei bei Dissidenten in der Sowjetunion. Mitte November waren die Aufnahmen und Nachbearbeitungen von allen Songs abgeschlossen. Album-Cover Das Album-Cover wurde von Rune Söderqvist zusammen mit dem Fotografen Lars Larsson entworfen. Söderqvist stellte die Gruppe im kalten, ungeheizten Atelier des Malers Julius Kronberg im Freilichtmuseum Skansen, Stockholm, in einer düsteren Stimmung dar. Im Hintergrund hing ein großes Gemälde von Julius Kronberg, das den griechischen Gott Eros darstellt. Das Cover zeigte die Gruppe zum ersten Mal nicht mehr als Gemeinschaft, sondern jedes Mitglied für sich allein. Diese düstere Stimmung innerhalb der Gruppe spiegelte sich sowohl in den Melodien als auch in den Texten vieler Songs wider. Das Cover ist laut The Making of The Visitors auch das Resultat einer gewissen Erschöpfung aufgrund des jahrelangen Zusammenseins als Gruppe. Titelliste Original-LP Seite 1: The Visitors (Crackin’ Up) Head over Heels When All Is Said and Done Soldiers Seite 2: I Let the Music Speak One of Us Two for the Price of One Slipping Through My Fingers Like an Angel Passing Through My Room Bonustitel (CD-Ausgabe) Should I Laugh or Cry The Day Before You Came Cassandra Under Attack Deluxe Edition (2012) You Owe Me One I Am the City From a Twinkling Star to a Passing Angel (Demo-Medley) Charterfolge Album Singles Literatur John Tobler: ABBA Gold. Die Erfolgsstory. Königswinter: Heel-Verlag, 1994, S. 98–101 Weblinks The Making of The Visitors (englisch) Abgerufen am 23. Juli 2018 ABBA Annual Homepage Einzelnachweise Carl Magnus Palm: Licht und Schatten. ABBA – Die wahre Geschichte. Bosworth Edition, 2006, Paperback-Ausgabe, 638 Seiten. ISBN 3-86543-100-3 Carl Magnus Palm: Abba – Story und Songs kompakt. Bosworth Edition, 2007, 156 Seiten. ISBN 978-3-86543-227-8 Jan Gradvall, Petter Karlsson: ABBA – Die ganze Geschichte in 600 Bildern. G+J NG Buchgesellschaft mbH, Hamburg 2014, 400 Seiten. ISBN 978-3-86690-404-0 Nummer-eins-Album Album (Pop) ABBA-Album Album 1981
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https://de.wikipedia.org/wiki/Aluminium
Aluminium
Aluminium ist ein chemisches Element mit dem Elementsymbol Al und der Ordnungszahl 13. Im Periodensystem gehört Aluminium zur dritten Hauptgruppe und zur 13. IUPAC-Gruppe, der Borgruppe, die früher als Gruppe der Erdmetalle bezeichnet wurde. Es gibt zahlreiche Aluminiumverbindungen. Aluminium ist ein silbrig-weißes Leichtmetall. In der Erdhülle ist es, nach Sauerstoff und Silicium, das dritthäufigste Element und in der Erdkruste das häufigste Metall. In der Werkstofftechnik werden mit „Aluminium“ alle Werkstoffe auf Basis des Elementes Aluminium verstanden. Dazu zählt Reinaluminium (mindestens 99,0 % Al), Reinstaluminium (min 99,7 % Al) und insbesondere die Aluminiumlegierungen, die bis zu mit Stahl vergleichbare Festigkeiten besitzen – bei nur einem Drittel seiner Dichte. Entdeckt wurde Aluminium, das in der Natur fast ausschließlich in Form von chemischen Verbindungen vorkommt, im frühen 19. Jahrhundert. Im frühen 20. Jahrhundert setzte die industrielle Massenproduktion ein. Die Gewinnung erfolgt in Aluminiumhütten ausgehend von dem Mineral Bauxit zunächst im Bayer-Verfahren, mit dem Aluminiumoxid gewonnen wird, und anschließend im Hall-Héroult-Prozess einer Schmelzflusselektrolyse, bei der Aluminium gewonnen wird. 2016 wurden weltweit 115 Mio. Tonnen Aluminiumoxid (Al2O3) produziert. Daraus hat man 54,6 Mio. Tonnen Primäraluminium gewonnen. Das Metall ist sehr unedel und reagiert an frisch angeschnittenen Stellen bei Raumtemperatur mit Luft und Wasser zu Aluminiumoxid. Dies bildet aber sofort eine dünne, für Luft und Wasser undurchlässige Schicht (Passivierung) und schützt so das Aluminium vor Korrosion. Reines Aluminium weist eine geringe Festigkeit auf; bei Legierungen ist sie deutlich höher. Die elektrische und thermische Leitfähigkeit ist hoch, weshalb Aluminium für leichte Kabel und Wärmetauscher verwendet wird. Eines der bekanntesten Produkte ist Alufolie. Weitere sind Bauteile in Fahrzeugen und Maschinen, elektrische Leitungen, Rohre, Dosen und Haushaltsgegenstände. Das Aluminiumrecycling erreicht weltweit Raten von etwa 40 %. Geschichte 1782 vermutete Lavoisier als erster, dass es sich bei der 1754 von Marggraf aus einer Alaunlösung gewonnenen Alaunerde (alumina, abgeleitet von lateinisch ‚Alaun‘) um das Oxid eines bislang unbekannten Elements handle. Dessen Darstellung glückte schließlich 1825 dem Dänen Hans Christian Ørsted durch Reaktion von Aluminiumchlorid (AlCl3) mit Kaliumamalgam, wobei Kalium als Reduktionsmittel diente: Davy, der sich lange Zeit ebenfalls an der Darstellung des neuen Elements versucht hatte, führte ab 1807 die Namensvarianten alumium, aluminum und aluminium ein, von welchen die letzten beiden im Englischen nebeneinander fortbestehen. 1827 gelang es Friedrich Wöhler mit der gleichen Methode wie Ørsted, jedoch unter Verwendung metallischen Kaliums als Reduktionsmittel, reineres Aluminium zu gewinnen. Henri Étienne Sainte-Claire Deville verfeinerte den Wöhler-Prozess im Jahr 1846 und publizierte ihn 1859 in einem Buch. Durch diesen verbesserten Prozess stieg die Ausbeute bei der Aluminiumgewinnung, und in der Folge fiel der Preis des Aluminiums, der zuvor höher als jener von Gold gewesen war, innerhalb von zehn Jahren auf ein Zehntel. 1886 wurde unabhängig voneinander durch Charles Martin Hall und Paul Héroult das nach ihnen benannte Elektrolyseverfahren zur Herstellung von Aluminium entwickelt: der Hall-Héroult-Prozess. 1889 entwickelte Carl Josef Bayer das nach ihm benannte Bayer-Verfahren zur Isolierung von reinem Aluminiumoxid aus Bauxiten. Aluminium wird noch nach diesem Prinzip großtechnisch hergestellt. Am Ende des 19. Jahrhunderts stand das Metall in solchem Ansehen, dass man daraus gefertigte Metallschiffe auf den Namen Aluminia taufte. Vorkommen Aluminium ist mit einem Anteil von 7,57 Gewichtsprozent nach Sauerstoff und Silicium das dritthäufigste Element der Erdkruste und damit das häufigste Metall. Allerdings kommt es aufgrund seines unedlen Charakters praktisch ausschließlich in gebundener Form vor. Die größte Menge befindet sich chemisch gebunden in Form von Alumosilicaten, in denen es in der Kristallstruktur die Position von Silicium in Sauerstoff-Tetraedern einnimmt. Diese Silicate sind zum Beispiel Bestandteil von Ton, Gneis und Granit. Seltener wird Aluminiumoxid in Form des Minerals Korund und seiner Varietäten Rubin (rot) und Saphir (farblos, verschiedenfarbig) gefunden. Die Farben dieser Kristalle beruhen auf Beimengungen anderer Metalloxide. Korund hat mit fast 53 Prozent den höchsten Aluminiumanteil einer Verbindung. Einen ähnlich hohen Aluminiumanteil haben die noch selteneren Minerale Akdalait (etwa 51 Prozent) und Diaoyudaoit (etwa 50 Prozent). Insgesamt sind bisher (Stand: 2017) 1156 aluminiumhaltige Minerale bekannt. Das einzige wirtschaftlich wichtige Ausgangsmaterial für die Aluminiumproduktion ist Bauxit. Vorkommen befinden sich in Südfrankreich (Les Baux), Guinea, Bosnien und Herzegowina, Ungarn, Russland, Indien, Jamaika, Australien, Brasilien und den Vereinigten Staaten. Bauxit enthält ungefähr 60 Prozent Aluminiumhydroxid (Al(OH)3 und AlO(OH)), etwa 30 Prozent Eisenoxid (Fe2O3) und Siliciumdioxid (SiO2). Bei der Herstellung unterscheidet man Primäraluminium, auch Hüttenaluminium genannt, das aus Bauxit gewonnen wird, und Sekundäraluminium aus Aluminiumschrott. Die Wiederverwertung benötigt nur etwa 5 Prozent der Energie der Primärgewinnung. Aluminium als Mineral Infolge der Passivierung kommt Aluminium in der Natur sehr selten auch elementar (gediegen) vor. Erstmals entdeckt wurde Aluminium 1978 durch B. V. Oleinikov, A. V. Okrugin, N. V. Leskova in Mineralproben aus der Billeekh Intrusion und dem Dyke OB-255 in der Republik Sacha (Jakutien) im russischen Föderationskreis Ferner Osten. Insgesamt sind weltweit bisher rund 20 Fundorte (Stand 2019) für gediegen Aluminium bekannt, so unter anderem in Aserbaidschan, Bulgarien, der Volksrepublik China (Guangdong, Guizhou, Jiangsu und Tibet) und in Venezuela. Zudem konnte gediegen Aluminium in Gesteinsproben vom Mond, das die Sonde der Luna-20-Mission vom Krater Apollonius mitbrachte, nachgewiesen werden. Aufgrund der extremen Seltenheit hat gediegen Aluminium zwar keine Bedeutung als Rohstoffquelle, als gediegen vorkommendes Element ist Aluminium dennoch von der International Mineralogical Association (IMA) als eigenständiges Mineral anerkannt (Interne Eingangs-Nr. der IMA: 1980-085a). Gemäß der Systematik der Minerale nach Strunz (9. Auflage) wird Aluminium unter der System-Nummer 1.AA.05 (Elemente – Metalle und intermetallische Verbindungen – Kupfer-Cupalit-Familie – Kupfergruppe) eingeordnet. In der veralteten 8. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ist Aluminium dagegen noch nicht aufgeführt. Nur im zuletzt 2018 aktualisierten „Lapis-Mineralienverzeichnis“, das sich aus Rücksicht auf private Sammler und institutionelle Sammlungen noch an dieser Form der System-Nummerierung orientiert, erhielt das Mineral die System- und Mineral-Nr. I/A.3-05. Die vorwiegend im englischsprachigen Raum verwendete Systematik der Minerale nach Dana führt das Element-Mineral unter der System-Nr. 01.01.01.05. In der Natur kommt gediegen Aluminium meist in Form körniger Mineral-Aggregate und Mikronuggets vor, kann in seltenen Fällen aber auch tafelige Kristalle bis etwa einen Millimeter Größe entwickeln. Frische Mineralproben sind von metallisch glänzender, silberweißer Farbe. An der Luft dunkeln die Oberflächen durch Oxidierung nach und wirken grau. Auf der Strichtafel hinterlässt Aluminium einen dunkelgrauen Strich. Je nach Fundort enthält Aluminium oft Fremdbeimengungen von anderen Metallen (Cu, Zn, Sn, Pb, Cd, Fe, Sb) oder tritt eingewachsen in beziehungsweise mikrokristallin verwachsen mit Hämatit, Ilmenit, Magnetit, Moissanit und Pyrit beziehungsweise Jarosit auf. Typmaterial, das heißt Mineralproben aus der Typlokalität des Minerals, wird im Geologischen Museum der Akademie der Wissenschaften in Jakutsk in der russischen Teilrepublik Sacha (Jakutien) aufbewahrt. Gewinnung Primäraluminium (Herstellung aus Mineralien) Ca. zwei Drittel des europäischen Aluminiumbedarfs wird durch Primäraluminium gedeckt. Primäraluminium wird elektrolytisch aus einer Aluminiumoxidschmelze hergestellt. Da diese aus den auf der Erde allgegenwärtigen Alumosilicaten nur schwer isoliert werden kann, erfolgt die großtechnische Gewinnung aus dem relativ seltenen, silikatärmeren Bauxit. Zur Gewinnung von reinem Aluminiumoxid aus Silikaten gibt es seit langem Vorschläge, deren Anwendung allerdings nicht wirtschaftlich möglich ist. Das im Erz enthaltene Aluminiumoxid/-hydroxid-Gemisch wird zunächst mit Natronlauge aufgeschlossen (Bayer-Verfahren, Rohrreaktor- oder Autoklaven-Aufschluss), um es von Fremdbestandteilen wie Eisen- und Siliciumoxid zu befreien, und wird dann überwiegend in Wirbelschichtanlagen (aber auch in Drehrohröfen) zu Aluminiumoxid (Al2O3) gebrannt. Der trockene Aufschluss (Deville-Verfahren) hat dagegen keine Bedeutung mehr. Dabei wurde feinstgemahlenes, ungereinigtes Bauxit zusammen mit Soda und Koks in Drehrohröfen bei rund 1200 °C kalziniert und das entstehende Natriumaluminat anschließend mit Natronlauge gelöst. Die Herstellung des Metalls erfolgt in Aluminiumhütten durch Schmelzflusselektrolyse von Aluminiumoxid nach dem Kryolith-Tonerde-Verfahren (Hall-Héroult-Prozess). Zur Herabsetzung des Schmelzpunktes wird das Aluminiumoxid zusammen mit Kryolith geschmolzen (Eutektikum bei 963 °C). Bei der Elektrolyse entsteht an der den Boden des Gefäßes bildenden Kathode Aluminium und an der Anode Sauerstoff, der mit dem Graphit (Kohlenstoff) der Anode zu Kohlenstoffdioxid und Kohlenstoffmonoxid reagiert. Die Graphitblöcke, welche die Anode bilden, brennen so langsam ab und werden von Zeit zu Zeit ersetzt. Die Graphitkathode (Gefäßboden) ist gegenüber Aluminium inert. Das sich am Boden sammelnde flüssige Aluminium wird mit einem Saugrohr abgesaugt. Aufgrund der hohen Bindungsenergie durch die Dreiwertigkeit des Aluminiums und der geringen Atommasse ist der Prozess recht energieaufwendig. Pro produziertem Kilogramm Rohaluminium müssen 12,9 bis 17,7 Kilowattstunden an elektrischer Energie eingesetzt werden. Eine Reduzierung des Strombedarfs ist nur noch in geringem Ausmaß möglich, weil die Potentiale für energetische Optimierungen weitgehend erschlossen sind. Aluminiumherstellung ist daher nur wirtschaftlich, wenn billige Elektroenergie zur Verfügung steht. Die nachfolgende Tabelle zeigt die Aluminiumproduktion 2019 und 2020 und die maximal mögliche Produktionsleistung der Hüttenwerke nach Ländern. Sekundäraluminium (Herstellung durch Aluminium-Recycling) Um Aluminium zu recyceln, werden Aluminiumschrotte und „Krätzen“ in Trommelöfen eingeschmolzen. „Krätze“ ist ein Abfallprodukt bei der Verarbeitung von Aluminium und bei der Herstellung von Sekundäraluminium. Krätze ist ein Gemisch aus Aluminiummetall und feinkörnigen Oxidpartikeln und wird beim Schmelzen von Aluminium bei 800 °C aus dem Aluminiumoxid der normalen Aluminiumkorrosion und als Oxidationsprodukt (Oxidhaut) beim Kontakt von flüssigem Aluminium mit Luftsauerstoff gebildet. Damit beim Aluminiumgießen keine Aluminiumoxidpartikel in das Gussteil gelangen, wird die Krätze durch Kratzvorrichtungen von der Oberfläche des Metallbads abgezogen. Um die Bildung von Krätze zu verhindern, wird die Oberfläche der Schmelze mit Halogenidsalzen (rund zwei Drittel NaCl, ein Drittel KCl und geringe Mengen Calciumfluorid CaF2) abgedeckt (siehe dazu Aluminiumrecycling). Dabei entsteht als Nebenprodukt Salzschlacke, die noch ca. 10 Prozent Aluminium enthält, die, entsprechend aufbereitet, als Rohstoff für mineralische Glasfasern dient. Allerdings wird an der Herstellung von Sekundäraluminium kritisiert, dass beim Recycling pro Tonne jeweils 300 bis 500 Kilogramm Salzschlacke, verunreinigt mit Dioxinen und Metallen, entstehen; deren mögliche Wiederverwertung ist aber Stand der Technik. Eigenschaften Physikalische Eigenschaften Mikrostruktur Aluminium erstarrt ausschließlich in einem kubisch flächenzentrierten Raumgitter in der . Der Gitterparameter beträgt bei Reinaluminium 0,4049 nm (entspricht 4,05 Å) bei 4 Formeleinheiten pro Elementarzelle. Leerstellen kommen mit einer Dichte von 1,3 × 10−4 bei 500 °C vor, bei Raumtemperatur sind es nur noch 10−12. Durch Abschrecken können größere Leerstellendichten bei Raumtemperatur vorkommen, was für einige Eigenschaften von Aluminiumwerkstoffen von Bedeutung ist, da die Leerstellen die Diffusion begünstigen. Durch Umformen bei Raumtemperatur kann die Leerstellendichte auf 10−4 erhöht werden. Die Versetzungs­dichte liegt bei 10−7, einem für Metalle typischen Bereich, und führt zur guten Umformbarkeit von Aluminium. Stapelfehler konnten bei Aluminium nicht nachgewiesen werden, was mit der hohen Stapelfehlerenergie von 103 bis 200 (10−7 J/cm²) erklärt wird. Dies führt dazu, dass die Festigkeitssteigerung beim Kaltwalzen und -schmieden nur gering ausfällt und manche Aluminiumwerkstoffe sogar anschließend zur Entfestigung neigen. Dichte Mit einer Dichte von 2,6989 g/cm³ (etwa ein Drittel von Stahl) ist Aluminium ein typisches Leichtmetall, was es als Werkstoff für den Leichtbau interessant macht. Die Dichte der Legierungen weicht meist nur um etwa +3 % bis −2 % ab. Spezielle Legierungen mit Lithium haben eine 15 % geringere Dichte. Aluminium zählt somit zu den leichtesten Werkstoffen, übertroffen nur noch von Magnesium. Mechanische Eigenschaften Aluminium ist ein relativ weiches und zähes Metall. Die Zugfestigkeit von absolut reinem Aluminium liegt bei 45 N/mm², die Streckgrenze bei 17 N/mm² und die Bruchdehnung bei 60 %, während bei handelsüblich reinem Aluminium die Zugfestigkeit bei 90 N/mm² liegt, die Streckgrenze bei 34 N/mm² und die Bruchdehnung bei 45 %. Die Zugfestigkeit seiner Legierungen liegt dagegen bei bis zu 710 N/mm² (Legierung 7068). Sein Elastizitätsmodul liegt bei etwa 70 GPa, einem häufig angegebenen Wert. Für Reinaluminium wird ein Wert von 66,6 GPa angegeben, die Werte schwanken jedoch von 60 bis 78 GPa. Der G-Modul liegt bei 25,0 kN/mm², die Querkontraktionszahl (Poissonzahl) bei 0,35. Thermische Eigenschaften Die Schmelztemperatur liegt bei 660,2 °C und die Siedetemperatur bei 2470 °C. Die Schmelztemperatur ist deutlich niedriger als die von Kupfer (1084,6 °C), Gusseisen (1147 °C) und Eisen (1538 °C), was Aluminium zu einem guten Gusswerkstoff macht. Bei einer Sprungtemperatur von 1,2 K wird reines Aluminium supraleitend. Die Wärmeleitfähigkeit liegt mit 235 W/(K m) relativ hoch. Die Wärmeleitfähigkeit von Kupfer liegt zwar etwa doppelt so hoch, dafür ist die Dichte etwa viermal größer, weshalb Aluminium für Wärmetauscher in Fahrzeugen genutzt wird. Der Wärmeausdehnungskoeffizient ist durch den recht niedrigen Schmelzpunkt mit 23,1 µm·m−1·K−1 recht hoch. Die Schwindung, also die Volumenabnahme beim Erstarren liegt bei 7,1 %. Elektrische Eigenschaften Da thermische und elektrische Leitfähigkeit bei Metallen von denselben Mechanismen dominiert werden, ist Aluminium mit auch ein sehr guter elektrischer Leiter. In der Rangfolge der Elemente mit der größten spezifischen Leitfähigkeit steht Aluminium wie auch bei der Wärmeleitfähigkeit hinter Silber, Kupfer und Gold an vierter Stelle. Durch die Kombination von hohem spezifischem Leitwert, geringer Dichte, hoher Verfügbarkeit und (im Vergleich zu anderen Materialien) geringen Kosten ist Aluminium in der Elektrotechnik – speziell in der Energietechnik, wo große Leiterquerschnitte benötigt werden – neben Kupfer zum wichtigsten Leitermaterial geworden. Magnetische Eigenschaften Aluminium ist paramagnetisch, wird also von Magneten angezogen, der Effekt ist jedoch sehr schwach ausgeprägt. Die Magnetische Suszeptibilität liegt bei Raumtemperatur bei 0,62 × 10−9 m³/kg, womit Aluminium praktisch gesehen unmagnetisch ist. Chemische Eigenschaften Das reine Leichtmetall Aluminium hat aufgrund einer sich sehr schnell an der Luft bildenden dünnen Oxidschicht ein stumpfes, silbergraues Aussehen. Diese passivierende Oxidschicht macht reines Aluminium bei pH-Werten von 4 bis 9 sehr korrosionsbeständig. Die Oxidschicht ist etwa 0,05 µm dick. Sie schützt vor weiterer Oxidation, ist aber bei der elektrischen Kontaktierung und beim Löten hinderlich. Durch elektrische Oxidation (Eloxieren) oder auf chemischem Weg kann eine 5 bis 25 µm dicke Schicht erzeugt werden. Die Oxidschicht kann mittels Komplexbildungsreaktionen aufgelöst werden. Aluminium geht in neutraler chloridischer Lösung einen sehr stabilen und wasserlöslichen Neutralkomplex ein. Die folgende Reaktionsgleichung veranschaulicht dies: Dies geschieht vorzugsweise an Stellen, wo die Oxidschicht des Aluminiums bereits geschädigt ist. Es kommt dort zu Lochfraßkorrosion: Löcher entstehen. Kann die chloridische Lösung dann an die freie Metalloberfläche treten, so laufen andere Reaktionen ab. Aluminium-Atome können unter Komplexierung oxidiert werden: Liegen in der Lösung Ionen eines edleren Metalls (→elektrochemische Spannungsreihe) vor, so werden sie reduziert und am Aluminium abgeschieden. Auf diesem Prinzip basiert die Reduktion von Silberionen, die auf der Oberfläche von angelaufenem Silber als Silbersulfid vorliegen, hin zu Silber. Aluminium reagiert heftig mit wässriger Natriumhydroxidlösung (NaOH) (und etwas weniger heftig mit wässriger Natriumcarbonatlösung) unter Bildung von Wasserstoff. Diese Reaktion wird in chemischen Rohrreinigungsmitteln genutzt. Die Reaktion von Aluminium mit NaOH läuft in zwei Schritten ab: der Reaktion mit Wasser und die Komplexierung des Hydroxids zu Natriumaluminat. Bei der Reaktion mit Wasser 2 Al + 6 H2O -> 2 Al(OH)3 + 3 H2 entsteht zunächst Aluminiumhydroxid. In der Regel wird anschließend die Oberfläche getrocknet; dabei wird das Hydroxid in das Oxid umgewandelt: 2 Al(OH)3 -> Al2O3 + 3 H2O Dies passiert aber nicht bei der Reaktion von Aluminium in wässriger Natronlauge. Nun folgt der 2. Schritt, die Komplexierung des Hydroxids zu Natriumaluminat: Durch die Komplexierung wird das gallertartige Hydroxid wasserlöslich und kann von der Metalloberfläche abtransportiert werden. Dadurch ist die Aluminiumoberfläche nicht mehr vor dem weiteren Angriff des Wassers geschützt und Schritt 1 läuft wieder ab. Mit dieser Methode lassen sich – ebenso wie bei der Reaktion von Aluminium mit Säuren – pro zwei Mol Aluminium drei Mol Wasserstoffgas herstellen. 2 Al + 6 HCl -> 2 AlCl3 + 3 H2 Aluminium reagiert bei Zimmertemperatur mit Brom; hierbei entstehen Flammen. Das entstehende Aluminiumbromid reagiert mit Wasser unter Bildung von Aluminiumhydroxid und Bromwasserstoffsäure. AlBr3 + 3 H2O -> Al(OH)3 + 3 HBr Quecksilber und Aluminium bilden Aluminiumamalgam. Wenn Quecksilber direkt mit Aluminium zusammenkommt, d. h., wenn die Aluminiumoxidschicht an dieser Stelle mechanisch zerstört wird, frisst Quecksilber Löcher in das Aluminium; unter Wasser wächst dann darüber Aluminiumoxid in Gestalt eines kleinen Blumenkohls. Quecksilber wird in der Luftfahrt deshalb als Gefahrgut und „ätzende Flüssigkeit“ gegenüber Aluminiumwerkstoffen eingestuft. Mit Salzsäure reagiert Aluminium sehr heftig unter Wasserstoffentwicklung. Von Schwefelsäure wird es langsam aufgelöst. In Salpetersäure wird es passiviert. In Pulverform (Partikelgröße kleiner 500 µm) ist Aluminium vor allem dann, wenn es nicht phlegmatisiert ist, wegen seiner großen Oberfläche sehr reaktiv. Aluminium reagiert dann mit Wasser unter Abgabe von Wasserstoff zu Aluminiumhydroxid. Feinstes, nicht phlegmatisiertes Aluminiumpulver wird auch als Pyroschliff bezeichnet. Nicht phlegmatisierter Aluminiumstaub ist explosionsgefährdet und größere Mengen können sich bei Luftkontakt selbst entzünden. Die Verbrennungsenthalpie beträgt dabei 823,95 kJ·mol−1. 4 Al + 3 O2 -> 2 Al2O3 Zum Löschen von brennendem Aluminiumstaub darf kein Wasser (Knallgasbildung), Kohlendioxid, Stickstoff und keine Löschpulver der Brandklassen A, B oder C eingesetzt werden. Geeignete Feuerlöschmittel sind Löschpulver der Brandklasse D, trockener Sand und Zement, trockene Abdecksalze, trockene rostfreie Graugussspäne und poröses Hohlglasgranulat wie Pyrobubbles. Isotope In der Natur kommt ausschließlich das Isotop 27Al vor; Aluminium gehört damit zu den Reinelementen. Dieses Isotop, das stabil ist und im Kern 14 Neutronen und 13 Protonen enthält, absorbiert keine Neutronen, weshalb Aluminium in Kernreaktoren genutzt wird. Alle anderen Isotope werden künstlich erzeugt und sind radioaktiv. Das stabilste dieser Isotope ist 26Al mit einer Halbwertszeit von einer Million Jahren. Durch Elektroneneinfang oder Beta-Zerfall entsteht daraus 26Mg, durch Einfangen eines Neutrons und anschließenden Gamma-Zerfall 27Al. Die Isotope 24Al bis 29Al (Außer 26Al und 27Al) haben Halbwertszeiten zwischen wenigen Sekunden und einigen hundert Sekunden. 23Al zerfällt mit einer Halbwertszeit von nur 0,13 Sekunden. Aluminiumlegierungen Aluminiumlegierungen sind Legierungen, die überwiegend aus Aluminium bestehen. Für andere Legierungen, die Aluminium enthalten, siehe Abschnitt #Weitere Anwendungen. Aluminium kann mit zahlreichen Metallen legiert werden, um bestimmte Eigenschaften zu fördern oder andere, ungewünschte Eigenschaften zu unterdrücken. Bei einigen Legierungen ist die Bildung der schützenden Oxidschicht (Passivierung) stark gestört, wodurch die daraus gefertigten Bauteile teils korrosionsgefährdet sind. Nahezu alle hochfesten Aluminiumlegierungen sind von dem Problem betroffen. Es gibt Aluminiumknetlegierungen, die zur Weiterverarbeitung durch Walzen, Schmieden und Strangpressen gedacht sind und Gusswerkstoffe. Diese werden in Gießereien verwendet. Im Allgemeinen werden Aluminiumlegierungen in die zwei große Gruppen der Knet- und Gusslegierungen eingeteilt: Aluminiumgusslegierungen enthalten typisch Silicium als Hauptlegierungselement (AlSi), teilweise auch Kupfer oder Magnesium. Aluminiumknetlegierungen haben einen Anteil von etwa 75 % und werden weiter unterteilt nach dem Hauptlegierungselement(en) in Reinaluminium mit Aluminiumgehalten von 99,0 % bis 99,9 %. Sie sind sehr leicht zu bearbeiten, haben geringe Festigkeit und gute Korrosionsbeständigkeit. Aluminium-Kupfer-Legierungen (AlCu): Sie haben mittlere bis hohe Festigkeit, sind aushärtbar, aber korrosionsanfällig und schlecht schweißbar. Sie können Zusätze von Magnesium oder Mangan enthalten. Aluminium-Mangan-Legierungen (AlMn): Sie haben geringe bis mittlere Festigkeit, sind korrosionsbeständig und gut zu verarbeiten. Aluminium-Magnesium-Legierungen (AlMg, ohne AlMgSi): Sie haben mittlere Festigkeiten, sind nicht aushärtbar, korrosionsbeständig, gut umformbar und schweißbar. Die meisten Sorten enthalten zusätzlich noch Mangan (AlMg(Mn)). Aluminium-Magnesium-Silicium-Legierungen (AlMgSi): Sie haben mittlere bis hohe Festigkeiten, sind gut zu bearbeiten durch Schweißen und Strangpressen, aushärtbar und korrosionsbeständig. Aluminium-Zink-Magnesium-Legierungen (AlZnMg): Kupferfreie Sorten haben mittlere bis hohe Festigkeiten und sind gut schweißbar. Kupferhaltige Sorten (AlZnMg(Cu)) haben hohe Festigkeiten – im Falle 7075 über 500 MPa – sind nicht durch Schmelzschweißen, jedoch gut durch Zerspanen (Fräsen, Bohren) zu bearbeiten. Sonderlegierungen, beispielsweise Aluminium-Lithium-Legierungen mit besonders geringer Dichte, oder Automatenlegierungen die besonders gut zerspanbar sind. Außerdem wird unterschieden zwischen naturharten Legierungen – welche sich durch eine Wärmebehandlung nicht härten lassen – und aushärtbaren: Typische naturharte Aluminiumknetlegierungen sind: AlMg, AlMn, AlMgMn, AlSi Aushärtbare Knetlegierungen – Festigkeitssteigerung durch Ausscheidungshärtung von Legierungselementen bei einer zusätzlichen Alterungsglühung bei 150 bis 190 °C. Typische aushärtbare Aluminiumknetlegierungen sind: AlMgSi, AlCuMg, AlZnMg. Die erste hochfeste, aushärtbare Aluminiumlegierung AlCuMg bekam 1907 die Handelsbezeichnung Duraluminium, kurz „Dural“ genannt. Wirtschaftliche Bedeutung Aluminium ist nach Stahl der zweitwichtigste metallische Werkstoff. 2016 wurden weltweit 115 Mio. Tonnen produziert. Der Aluminiumpreis bewegte sich am Weltmarkt seit 1980 um den Wert von 2000 Dollar pro Tonne (Reinheit von 99,7 %). Er ist jedoch relativ volatil, 2016 fiel er auf um die 1500 Dollar pro Tonne, während er 2017 wieder bei annähernd 2000 Dollar lag. Im August 2020 verhängte die USA (Regierung Trump) 10 % Einfuhrzoll auf Aluminium aus Kanada, um die inländische Produktion zu schützen. Infolge von Sanktionen im Ukraine-Krieg übersprang die Notierung [Ende März 2022] „zum zweiten Mal seit Ausbruch des Kriegs die Marke von 3.500 Dollar pro Tonne.“ Verwendung Konstruktionswerkstoff allgemein Aluminium weist eine hohe spezifische Festigkeit auf. Verglichen mit Stahl sind Bauteile aus Aluminium bei gleicher Festigkeit etwa halb so schwer, weisen jedoch ein größeres Volumen auf. Deshalb wird es gern im Leichtbau verwendet, also dort, wo es auf geringe Masse ankommt, die zum Beispiel bei Transportmitteln zum geringeren Treibstoffverbrauch beiträgt, vor allem in der Luft- und Raumfahrt. Im Kraftfahrzeugbau gewann es aus diesem Grund an Bedeutung; hier standen früher der hohe Materialpreis, die schlechtere Schweißbarkeit sowie die problematische Dauerbruchfestigkeit und die Verformungseigenschaften bei Unfällen (geringes Energieaufnahmevermögen in der sogenannten Knautschzone) im Wege. Die Haube des Washington-Denkmals, ein 3 kg schweres Gussstück, galt bis 1884 als eines der größten Aluminiumwerkstücke. Beim Bau von kleinen und mittleren Schiffen und Booten wird die Korrosionsbeständigkeit von Aluminium gegenüber Salzwasser geschätzt. Der Fahrzeugbau (inklusive Schiffen, Flugzeugen und Schienenfahrzeugen) machte 2010 mit ca. 35 Prozent den größten Anteil an der weltweiten Verwendung von Aluminium aus. In Aluminiumlegierungen werden Festigkeiten erreicht, die denen von Stahl nur wenig nachstehen. Daher ist die Verwendung von Aluminium zur Gewichtsreduzierung überall dort angebracht, wo Materialkosten eine untergeordnete Rolle spielen. Insbesondere im Flugzeugbau und in der Weltraumtechnik sind Aluminium und Duraluminium weit verbreitet. Der größte Teil der Struktur heutiger Verkehrsflugzeuge wird aus Aluminiumblechen verschiedener Stärken und Legierungen genietet. Fahrzeugbau Bei Fahrzeugen spielt deren Masse eine Rolle: Je leichter ein Fahrzeug ist, desto geringer ist der Treibstoffverbrauch. In Deutschland werden knapp 50 % des Aluminiums im Fahrzeugbau verwendet (Stand: 2015). Autos Bei Autos werden Aluminiumwerkstoffe verwendet für verschiedene Motor­komponenten – darunter der Motorblock, die Zylinderkolben für die spezielle Kolbenlegierungen existieren, die Zylinderköpfe – wo vor allem die geringe Wärmeausdehnung und Korrosionsanfäligkeit sowie die hohe Warmfestigkeit ausschlaggebend sind; zusammen mit der guten Gießbarkeit, da diese Komponenten üblicherweise gegossen werden. Weitere Anwendungen bei Fahrzeugen sind für Gehäuse von Getrieben, als Wärmeabschirmung und als Wärmetauscher – bei den letzten beiden in Form von Reinaluminium. Im Fahrwerk wird Aluminium genutzt als Schmiedeteile für Hinterachsen, Achsträger, Querlenker und Räder. In der Karosserie wird Aluminium verwendet für Türen, Motorhauben, Stoßfänger und Kotflügel, sowie in der Rohwagenstruktur. Nutzfahrzeuge Bei Nutzfahrzeugen wird Aluminium angewandt für Bordwände, Ladebordwände, Aufbauten, zur Ladungssicherung, Druckluftbehälter, Treibstofftanks und als Unterbauschutz. Der Leichtbau mit Aluminium wird bei Nutzfahrzeugen stark durch die gesetzliche Maximallast pro Achse beeinflusst: Bei geringerem Fahrzeuggewicht ist eine höhere Nutzlast möglich. Schienenfahrzeuge Bei Schienenfahrzeugen wird ebenfalls Aluminium verwendet. Voraussetzung waren dafür zwei wichtige andere Entwicklungen: Bestimmte Schweißverfahren die für Aluminiumwerkstoffe geeignet sind (WIG-Schweißen / MIG-Schweißen) in den 1950ern und das Strangpressen von Großprofilen. Die Verwendung von Aluminium hat die gesamte Bauweise von Schienenfahrzeugen verändert. Bis etwa 1970 waren Konstruktionen aus Stahlrohren üblich, danach vermehrt verschweißte Profile aus Aluminium. Flugzeuge Bereits in der Anfangsphase der Luftfahrt wurden Aluminiumwerkstoffe genutzt, 1903 beispielsweise Magnalium für die Beschläge eines Flugzeuges, das noch größtenteils aus Holz, Draht und Tuch bestand. Das erste flugfähige Ganzmetallflugzeug stammt aus dem Jahre 1915, bestand allerdings aus Stahlblechen in Schalenbauweise. Die entscheidende Entwicklung zur Verwendung von Aluminium im Flugzeugbau stammt von 1906 von Alfred Wilm, der mit dem Duraluminium eine aushärtbare Aluminium-Kupfer-Legierung fand, die sehr hohe Festigkeiten aufweist und sich daher ausgezeichnet für den Leichtbau eignet. Genutzt werden für Flugzeuge AlCu und AlZnMg. Die Gesamtmasse von Flugzeugen geht zu 60 % auf Aluminium zurück. Die Verbindung der aus Blechen gestanzten, geschnittenen oder getriebenen, aus dem Vollen gefrästen oder aus Profilen bestehenden Werkstücke erfolgt meist durch Nieten, da die meistverwendeten Werkstoffe schlecht schweißbar sind. Fahrräder Bei Sport- und Alltagsrädern, hat Aluminium bei vielen Bauteilen Stahl abgelöst. Bei Felgen gab es im Rennsport auch Holzfelgen, bevor sich Alufelgen durchsetzten – diese sind griffiger für Bremsbacken, verschleißen jedoch dabei. Alurahmenrohre wurden zuerst – um 1970 – mit Epoxidkleber gefügt, später geschweißt. Bei Gepäcksträgern und Seitenständern kommt Alu als Draht, Guss und Rohr vor. Lenker, Vorbau, Bremsgriffe, Kurbeln und Ketten-Schaltwerk sind seit langem typisch aus Alu. Kotschützer sind häufig aus kunststoffumhülltem Alu. Elektrotechnik Elektrische Leitungen Aluminium ist ein guter elektrischer Leiter. Es weist nach Silber, Kupfer und Gold die vierthöchste elektrische Leitfähigkeit aller Metalle auf. Ein Leiter aus Aluminium hat bei gegebenem elektrischen Widerstand eine kleinere Masse, aber ein größeres Volumen als ein Leiter aus Kupfer. Daher wird meistens dann Kupfer als elektrischer Leiter verwendet, wenn das Volumen eine dominante Rolle spielt, wie bei den Wicklungen in Transformatoren. Aluminium hat dann als elektrischer Leiter Vorteile, wenn das Gewicht eine wesentliche Rolle spielt, beispielsweise bei den Leiterseilen von Freileitungen. Aus dem Grund der Gewichtsreduktion werden in Flugzeugen wie dem Airbus A380 Aluminiumkabel verwendet. Aluminium wird unter anderem zu Stromschienen in Umspannwerken und zu stromführenden Gussteilen verarbeitet. Für Elektroinstallationen gibt es kupferkaschierte Aluminiumkabel, der Kupferüberzug ist zur Verbesserung der Kontaktgabe. In diesen Anwendungsbereichen sind primär Rohstoffpreise entscheidend, da Aluminium preisgünstiger als Kupfer ist. Für Oberleitungen bei elektrischen Bahnen ist es dagegen aufgrund seiner schlechten Kontakt- und Gleiteigenschaften ungeeignet, in diesem Bereich wird trotz des höheren Gewichts primär Kupfer eingesetzt. Beim Kontaktieren unter Druck ist Aluminium problematisch, da es zum Kriechen neigt. Außerdem überzieht es sich an Luft mit einer Oxidschicht. Nach längerer Lagerung oder Kontakt mit Wasser ist diese isolierende Schicht so dick, dass sie vor der Kontaktierung beseitigt werden muss. Vor allem im Kontakt mit Kupfer kommt es zu Bimetallkorrosion. Bei ungeeigneten Kontaktierungen in Klemmen kann es bei Aluminiumleitern in Folge zu Ausfällen und Kabelbränden aufgrund sich lösender Kontakte kommen. Crimpverbindungen mit passenden Hülsen und Werkzeugen sind jedoch sicher. Als Zwischenlage zwischen Kupfer und Aluminium können Verbindungsstücke aus Cupal die Kontaktprobleme vermeiden. Hervorzuheben ist das geringe Absinken der spezifischen elektrischen Leitfähigkeit von Aluminium bei Zusatz von Legierungsbestandteilen, wohingegen Kupfer bei Verunreinigungen eine deutliche Verringerung der Leitfähigkeit zeigt. Elektronik Die Elektronikindustrie setzt Aluminium aufgrund der guten Verarbeitbarkeit und der guten elektrischen und Wärme-Leitfähigkeit ein. In integrierten Schaltkreisen wurde bis in die 2000er Jahre ausschließlich Aluminium als Leiterbahnmaterial eingesetzt. Bis in die 1980er Jahre wurde es als Material für die Steuerelektrode (Gate) von Feldeffekttransistoren mit Metall-Isolator-Halbleiter-Struktur (MOSFET beziehungsweise MOS-FET) verwendet. Neben dem geringen spezifischen Widerstand sind für die Verwendung die gute Haftung auf und geringe Diffusion in Siliciumoxiden (Isolationsmaterial zwischen den Leiterbahnen) sowie die einfache Strukturierbarkeit mithilfe von Trockenätzen ausschlaggebend. Seit Anfang der 2000er Jahre wird Aluminium jedoch zunehmend durch Kupfer als Leiterbahnmaterial ersetzt, auch wenn dafür aufwendigere Strukturierungsverfahren (vgl. Damascene- und Dual-Damascene-Prozess) und Diffusionsbarrieren notwendig sind. Der höheren Fertigungsaufwand wird durch den geringeren spezifischen Widerstand, der im Fall von kleinen Strukturen bei Aluminium viel früher signifikant ansteigt und anderen Eigenschaften (Elektromigrationverhalten) überwogen und die Aluminium-Prozesse konnte die gestiegenen Anforderungen (Taktfrequenz, Verlustleistung) in mit hohen Frequenzen arbeitenden Schaltkreisen nicht mehr genügen. Aluminium wird jedoch weiterhin in mikroelektronischen Produkten verwendet, so wird es wegen seiner guten Kontaktierbarkeit durch andere Metalle in den letzten Leiterbahnebenen eingesetzt, um den elektrischen Kontakt zu den bei der Flip-Chip-Montage eingesetzten Lotkügelchen herzustellen. Ähnlich verhält es sich bei Leistungshalbleitern, bei denen in der Regel alle Leiterbahnebenen aus Aluminium bestehen. Allgemein und insbesondere bei Leistungshalbleitern wird das Material für Bonddrähte (Verbindungsdrähte zwischen Chip und Gehäuseanschluss) verwendet. Mit der Einführung der High-k+Metal-Gate-Technik hat Aluminium nach gut 25 Jahren Abwesenheit im Bereich des Gates an Bedeutung gewonnen und wird neben anderen als Material zur Einstellung der Austrittsarbeit eingesetzt. Verpackung und Behälter In der Verpackungsindustrie wird Aluminium zu Getränke- und Konservendosen sowie zu Aluminiumfolie verarbeitet. Dabei macht man sich die Eigenschaft der absoluten Barrierewirkung gegenüber Sauerstoff, Licht und anderen Umwelteinflüssen zunutze. Ausschlaggebend für die Verwendung von Aluminium als Verpackung ist nicht die geringe Dichte, sondern die gute Verarbeitbarkeit durch Walzen und die Ungiftigkeit. Dünne Folien werden in Stärken von sechs Mikrometern hergestellt und dann zumeist in Verbundsystemen eingesetzt, beispielsweise in Tetra Paks. Kunststofffolien können durch Bedampfen mit Aluminium mit einer dünnen Schicht versehen werden, welche dann eine hohe (aber nicht vollständige) Barrierefunktion aufweist. Grund dieser Barrierewirkung ist nicht das reine Aluminium, sondern die Passivschicht aus Böhmit. Wird diese verletzt, so kann Gas ungehindert durch den Werkstoff Aluminium strömen. Genutzt werden meist Reinaluminium, AlMn (Legierungen mit Mangan) und AlMg (Legierungen mit Magnesium). Aus Aluminium werden Kochtöpfe und andere Küchengeräte, wie die klassische italienische Espressokanne, sowie Reise- und Militär-Geschirr hergestellt. Aluminium wird für eine Vielzahl von Behältern und Gehäusen verarbeitet, da es sich gut durch Umformen bearbeiten lässt. Gegenstände aus Aluminium werden häufig durch eine Eloxalschicht vor Oxidation und Abrieb geschützt. Druckgasflaschen aus Aluminium sind eher selten, denn Taucher brauchen Ballast und im Bereich Feuerwehr wurden Leichtstahlflaschen durch solche aus Faserverbund ersetzt, zunehmend ohne Alu-Liner. 2017 entfielen 17 % der europäischen Aluminiumverwendung auf Verpackungen. Optik und Lichttechnik Aluminium wird aufgrund seines hohen Reflexionsgrades als Spiegelbeschichtung von Oberflächenspiegeln, unter anderem in Scannern, Kraftfahrzeug-Scheinwerfern und Spiegelreflexkameras aber auch in der Infrarotmesstechnik eingesetzt. Es reflektiert im Gegensatz zu Silber Ultraviolettstrahlung. Aluminium-Spiegelschichten werden meist durch eine Schutzschicht vor Korrosion und Kratzern geschützt. Architektur und Bauwesen Betonherstellung Aluminiumpulver und Aluminiumpasten werden zur Herstellung von Porenbeton eingesetzt. Man verwendet Verbindungen wie Aluminiumhydroxysulfat, Aluminiumdihydroxyformiat oder amorphes Aluminiumhydroxid als alkalifreie Spritzbetonbeschleuniger. Konstruktions- und Funktionswerkstoff Aluminium wird als Konstruktionswerkstoff insbesondere für Leichtbaukonstruktionen und als Funktionswerkstoff zur Fertigung von dekorativen und korrosionsbeständigen Bauteilen verwendet. Neben der Witterungsbeständigkeit ist vor allem die einfache Verarbeitbarkeit von Vorteil, insbesondere bei handwerklicher Fertigung. Das Baugewerbe ist der Hauptabnehmer für Aluminiumprofile. Genutzt wird Aluminium hauptsächlich für Fensterrahmen, Türen und Tragstruktur sowie Verkleidung von Vorhangfassaden. Bekannt ist die Fassade des Imperial War Museums in Manchester. Für Aussenanwendungen werden oft korrosionsbeständige Aluminium-Mangan-Legierungen eingesetzt. Aluminiumheizkörper werden auch zur Gebäudebeheizung verwendet, da Aluminium ein geringes Gewicht hat und in Feucht-Räumen nicht rostet. Zu beachten ist, dass Heizungswasser laut VDI 2035 bereits einen pH-Wert von mindestens 8,2 haben soll. Wenn eine zusätzliche Eigen-Alkalisierung auftritt Einsatz von Aluminium-Heizkörpern nicht unkritisch, da pH-Werte über 8,5 zur Korrosion von Aluminium führen können. Im konstruktiven Ingenieurbau werden Legierungen mit höherer Festigkeit genutzt, darunter AlMg und AlSi. Selten wird Aluminium auch im Brückenbau eingesetzt, wo sonst der Stahlbau vorherrscht. Bleche und Verbundplatten aus Aluminiumlegierungen werden im Brandschutz als 'nicht brennbar' (Brandschutzklassen A1/ A2 nach EN13501) bis 'normal entflammbar' (Brandschutzklasse B2 nach DIN4102; D, E, F nach EN13501) eingestuft. Ein Wohnungsbrand entwickelt im Zustand des Vollbrands 1000 °C. Bereits zwischen 600 °C und 660 °C schmelzen Aluminiumlegierungen. Weitere Anwendungen In der Raketentechnik enthält der Treibstoff von Feststoffraketen bis zu 30 Prozent Aluminiumpulver, das bei der Verbrennung viel Energie freisetzt. Aluminium wird in Feuerwerken (s. a. Pyrotechnik) verwendet, wo es je nach Körnung und Mischung für farbige Effekte sorgt. Auch in Knallsätzen findet es oft Verwendung. Bei der Aluminothermie wird Aluminium zur Gewinnung anderer Metalle und Halbmetalle verwendet, indem das Aluminium zur Reduktion der Oxide genutzt wird. Ein wichtiges Verfahren der Aluminothermie ist die Thermitreaktion, bei der Aluminium mit Eisen(III)-oxid umgesetzt wird. Bei dieser stark exothermen Reaktion bildet sich bei Temperaturen von bis zu 2500 °C flüssiges Eisen, das zum aluminothermischen Schweißen genutzt wird, beispielsweise zum Fügen von Bahngleisen. Für Laborzwecke wird auch die Reduktionswirkung von Aluminiumamalgam eingesetzt. Aluminium dient als Pigment für Silber- und Goldbronze. Farbig eloxiert ist es Bestandteil vieler Dekorationsmaterialien wie Flitter, Geschenkbänder und Lametta. Zur Beschichtung von Oberflächen wird es beim Aluminieren verwendet. Heizelemente von Bügeleisen und Kaffeemaschinen werden aus Aluminium geformt. Bevor es gelang, Zinkblech durch Titanzusatz als so genanntes Titanzink verarbeitbar zu machen, wurde vielfach Aluminiumblech für Dachelemente wie Dachrinnen eingesetzt. Auch Fassadenpaneele, Dachschindeln und Wellblech werden aus Aluminium gefertigt. Siehe Leichtdach Wegen seiner hohen Wärmeleitfähigkeit wird Aluminium als Werkstoff für stranggepresste Kühlkörper und wärmeableitende Grundplatten verwendet. Aluminium-Elektrolytkondensatoren verbauen Aluminium als Elektrodenmaterial und Gehäusewerkstoff, weiters wird es zur Herstellung von Antennen und Hohlleitern verwendet. Aluminium kommt in einigen Legierungen vor. Neben den Aluminiumlegierungen die überwiegend aus Aluminium bestehen, kommt es noch vor in den Kupferlegierungen Aluminiumbronze, Aluminiummessing, Isabellin, zu etwa gleichen Teilen Al und Kupfer in der Devardaschen Legierung, als Hauptlegierungselement für Magnesiumlegierungen sowie in Alnico und Sendust, zwei Eisenlegierungen mit besonderen magnetischen Eigenschaften. In vielen Titanlegierungen kommt ebenfalls Aluminium vor, insbesondere in Ti-6Al-4V, der Sorte die etwa 50 % aller Titanlegierungen ausmacht. Dort ist Aluminium mit sechs Massenprozent enthalten. Verarbeitung Bei der Verarbeitung wird unterschieden, ob es sich um Gusslegierungen handelt oder um Knetlegierungen: Gusslegierungen werden in Gießereien verarbeitet und in Formen gegossen, die schon vollständig oder weitgehend der Form der Endprodukte entsprechen. Danach erfolgt eine Endbearbeitung durch Schleifen. Gusslegierungen werden häufig aus Schrott erschmolzen. Knetlegierungen werden in den Hüttenwerken zu Barren vergossen und anschließend dort gewalzt, um Platten, Bleche, Stangen und Folien herzustellen. Aus dicken Platten und anderen massiven Rohteilen werden durch Zerspanen (Fräsen, Bohren und Drehen) Einzelteile hergestellt. Andere massive Rohteile können durch Schmieden zu Einzelstücken verarbeitet werden oder durch Strangpressen zu Profilen. Letzteres kommt bei Aluminium besonders häufig vor. Bleche werden durch Stanzen, Biegen und Tiefziehen verarbeitet. Danach werden die Einzelteile durch Schweißen, Nieten, Löten und ähnliche Verfahren verbunden. Gießen Das Gießen von Aluminium wird als Aluminiumguss bezeichnet. Es gehört aufgrund seines vergleichsweise geringen Schmelzpunktes von 660 °C (Gusseisen etwa 1150 °C, Stahl 1400 °C bis 1500 °C) und seiner guten Gießbarkeit zu den häufig in der Gießerei verwendeten Werkstoffen. AlSi, spezielle Gusslegierungen mit Silicium, haben sogar Schmelzpunkte um 577 °C. Der Massenanteil von Aluminium aller in Gießereien erzeugten Produkte beträgt etwa 11 % (Gusseisen 76 %, Stahlguss 9 %) und ist damit in der Gießerei das mit Abstand wichtigste Nichteisenmetall (NE-Metalle) noch vor Kupfer mit 1,5 %. Der Anteil am NE-Metallguss von Aluminium beträgt etwa 87 %. In Deutschland wurden 2011 etwa 840.000 Tonnen Aluminium in Gießereien verarbeitet; Etwa 76 % des Nichteisenmetall-Gusses wird von der Automobilbranche abgenommen. Aus dem niedrigen Schmelzpunkt folgt ein geringer Energieeinsatz beim Schmelzvorgang sowie eine geringere Temperaturbelastung der Formen. Aluminium eignet sich grundsätzlich für alle Gussverfahren, insbesondere für Druckguss beziehungsweise Aluminiumdruckguss, mit denen kompliziert geformte Teile gefertigt werden können. In der Gießerei werden besondere Aluminiumgusslegierungen verarbeitet, größtenteils die Aluminium-Silicium-Legierungen. In den Hüttenwerken werden dagegen meist Knetlegierungen erzeugt, die zur Weiterbearbeitung durch Walzen, Schmieden und Fließpressen gedacht sind. Diese werden in den Hüttenwerken zu Barren (Blockguss) oder zu Rundbarren vergossen, die theoretisch endlos sein können (Strangguss). Seit den 1930er Jahren kommt der Strangguss vermehrt zum Einsatz. Dafür gibt es spezielle Anlagen die bis zu 96 Rundbarren gleichzeitig herstellen können mit Gießlängen zwischen 3 und 7 Metern teils bis zu 10 Metern. Die Durchmesser liegen bei 75 bis 700 mm. Bleche werden manchmal durch Gießen direkt auf eine Walze hergestellt, die die Schmelze kühlt. Das Rohblech wird danach direkt kaltgewalzt ohne Warmwalzen, was Kosten von bis zu 60 % spart. Umformende Verfahren Etwa 74 Prozent des Aluminiums wird durch Umformen bearbeitet. Hierzu zählt unter anderem das Walzen, Schmieden, Strangpressen und Biegen. Rein- und Reinstaluminium lässt sich wegen der niedrigen Festigkeit gut umformen und verfestigt sich bei Kaltumformung, wobei große Formänderungen möglich sind. Die Verfestigung lässt sich durch Rekristallisationsglühen beseitigen. Knetlegierungen mit AlMg und AlMn erreichen ihre höhere Festigkeit durch die Legierungselemente und durch Kaltverformung. Die aushärtbaren Legierungen AlMgSi, AlZnMg, AlCuMg und AlZnMgCu scheiden bei Umformung festigkeitssteigernde Phasen aus; sie lassen sich relativ schwierig umformen. Walzen Gegossene Barren werden häufig durch Walzen weiterverarbeitet, entweder zu dicken Platten die anschließend durch Fräsen zu Endprodukten werden, zu Blechen die durch Stanzen und Biegen weiterverarbeitet werden oder zu Folien. Beim Walzen ändert sich die Mikrostruktur der Werkstoffe: Kleine kugelförmige Bestandteile die häufig nach dem Gießen vorliegen, werden plattgedrückt und in die Länge gezogen. Das Gefüge wird dadurch einerseits feiner und gleichmäßiger, andererseits aber auch Richtungsabhängig. Die Kapazität einer Aluminium-Warmwalzanlage liegt bei etwa 800.000 Tonnen pro Jahr. Verarbeitet werden Barren mit bis zu 30 Tonnen Masse. Sie haben Abmessungen von bis zu 8,7 Metern Länge, 2,2 Metern Breite und 60 cm Dicke. Noch größere Barren können technisch verarbeitet werden, die Gefügequalität nimmt dann aber ab. Nach dem Warmwalzen liegt der Werkstoff meist mit Dicken von etwa 20 bis 30 mm vor. Anschließend folgt das Kaltwalzen auf Enddicke. Kaltwalzwerke haben Kapazitäten von 300.000 bis 400.000 Jahrestonnen. Verbundwerkstoffe können durch Walzplattieren hergestellt werden. Dabei wird ein- oder zweiseitig eine Schicht aus einem anderen Werkstoff aufgebracht. Häufig wird auf korrosionsanfälliges Kernmaterial eine Schicht aus korrosionsbeständigem Reinaluminium aufgebracht. Strangpressen Aluminium lässt sich durch Strangpressen in komplizierte Konstruktionsprofile formen; hierin liegt ein großer Vorteil bei der Fertigung von Hohlprofilen (für Fensterrahmen, Stäbe, Balken), Kühlkörper­profilen oder in der Antennentechnik. Die Herstellung von Halbzeug oder Bauteilen geschieht aus Vormaterial wie Walzbarren, Blech oder Zylindern. Aluminiumlegierungen lassen sich deutlich besser strangpressen als andere Werkstoffe, weshalb ein großer Teil des Aluminiums mit diesem Verfahren verarbeitet wird. Dabei wird das Ausgangsmaterial durch ein hohles Werkzeug gepresst. Es entsteht Endlosmaterial das in der gewünschten Länge abgesägt wird. Es können auch komplizierte Querschnitte hergestellt werden, beispielsweise Hohlprofile oder welche mit Hinterschneidungen. Der Querschnitt ist allerdings über die Länge konstant. Mit hochfesten Legierungen sind große Mindestwanddicken erforderlich und das Pressen dauert lange, weshalb eher die mittelfesten, aushärtbaren Legierungen bevorzugt werden. Die Aushärtung wird meist direkt im Anschluss durchgeführt. Beim Strangpressen wird der Werkstoff auf Temperaturen von etwa 450 bis 500 °C erwärmt um die Umformbarkeit zu erhöhen, was gleichzeitig zum Lösungsglühen genutzt wird. Direkt nach dem Strangpressen wird das Werkstück durch Luft oder Wasser stark abgekühlt und so abgeschreckt, was zu höheren Festigkeiten führt. Sonstige Ein Mischverfahren aus Gießen und Schmieden ist Cobapress, welches speziell für Aluminium ausgelegt ist und häufig in der Automobilbranche genutzt wird. Spanende Verfahren Zum Zerspanen zählt das Drehen, Bohren und Fräsen. Aluminiumwerkstoffe sind gut spanbar. Ihre genauen Eigenschaften hängen jedoch von der Legierung und Gefügezustand ab. Zu beachten ist, dass die bei der Bearbeitung auftretenden Temperaturen schnell im Bereich des Schmelzpunktes liegen können. Bei gleichen Schnittparametern wie bei Stahl resultiert bei Aluminium allerdings eine geringere mechanische und thermische Belastung. Als Schneidstoff wird oft Hartmetall für untereutektische oder Diamant für die stark verschleißenden übereutektischen Legierungen verwendet. Auch Eloxalschichten erhöhen den Werkzeug-Verschleiß durch ihre Härte. Die beim Schleifen und Polieren von Aluminium entstehenden Stäube sind brennbar und stellen unter Umständen ein Explosionsrisiko dar. Wenn Aluminiumstaub mit Wasser in Berührung kommt, bildet sich Wasserstoff, der in schlecht belüfteten Räumen ebenfalls explosionsfähige Gemische mit Luft bilden kann. Schweißen und Löten Grundsätzlich sind alle Aluminium-Werkstoffe zum Schweißen geeignet, wobei jedoch reines Aluminium zu Poren in der Schweißnaht neigt. Außerdem neigt die Aluminiumschmelze zu Reaktionen mit der Atmosphäre, weshalb fast immer unter Schutzgas geschweißt wird. Gut geeignet sind das MIG- und Plasmaschweißen sowie das WIG-Schweißen. Bei Letzterem wird bei Nutzung von Wechselstrom das Edelgas Argon als Schutzgas verwendet, und bei Gleichstrom Helium. Für das Laserschweißen eignen sich sowohl Kohlendioxid- als auch Festkörperlaser, allerdings nicht für alle Legierungen. Wegen der hohen Wärmeleitfähigkeit erstarrt die Schmelze sehr schnell, sodass die Schweißnaht zu Poren und Rissen neigt. Das Widerstandspunktschweißen erfordert, verglichen mit Stahl, höhere elektrische Ströme und kürzere Schweißzeiten sowie teilweise spezielle Geräte, da die handelsüblichen Schweißgeräte für Stahl nicht dafür geeignet sind. Für das Elektronenstrahlschweißen eignen sich alle Legierungen, jedoch neigen Magnesium und Zinn zum Verdampfen während des Schweißvorgangs. Lichtbogenhandschweißen wird nur noch selten verwendet, meist zur Gussnachbesserung. Löten gestaltet sich wegen der sich bildenden Oxidschicht an Luft schwierig. Genutzt werden sowohl Hart- als auch Weichlöten mit speziellen Flussmitteln. Alternativ kann Aluminium ohne Flussmittel mit Ultraschall gelötet werden, dabei wird die Oxidschicht mechanisch während des Lötvorganges aufgebrochen. Aluminium in Natur und Organismen Aluminium im menschlichen Körper Aluminium gelangt durch die Nahrung und durch das Atmen in den menschlichen Körper, aber auch entsprechende kosmetische Produkte und Arzneimittel wie Antazida tragen zur Aufnahme bei. In der Luft sind etwa 0,005–0,18 µg Al pro Kubikmeter (µg/m3) enthalten, in Städten und Industriegebieten ist die Konzentration erhöht (0,4–8,0 µg/m3). In Trinkwasser kommen etwa 0,1 mg Al pro Liter (mg/l) vor, dieser Wert wird vereinzelt in manchen Städten auch überschritten (bis zu 1 mg/l). Aluminium ist kein essentielles Spurenelement und gilt für die menschliche Ernährung als entbehrlich. Im menschlichen Körper befinden sich durchschnittlich etwa 50 bis 150 Milligramm Aluminium. Diese verteilen sich zu ungefähr 50 Prozent auf das Lungengewebe, zu 25 Prozent auf die Weichteile und zu weiteren 25 Prozent auf die Knochen. Infolgedessen ist Aluminium ist normaler Bestandteil des menschlichen Körpers. 99 bis 99,9 Prozent der üblicherweise in Lebensmitteln aufgenommenen Menge von Aluminium (10 bis 40 mg pro Tag) werden unresorbiert über den Kot wieder ausgeschieden. Chelatbildner (Komplexbildner) wie Citronensäure können die Resorption auf 2 bis 3 Prozent steigern. Die Aufnahme von Aluminiumsalzen über den Magen-Darm-Trakt ist gering; sie variiert aber in Abhängigkeit von der chemischen Verbindung und ihrer Löslichkeit, dem pH-Wert und der Anwesenheit von Komplexbildnern. Man schätzt, dass 1 ‰ beziehungsweise 3 ‰ des in der Nahrung beziehungsweise im Trinkwasser erhaltenen Aluminiums im Magen-Darm-Trakt absorbiert werden. Von dort gelangt es in zahlreiche Gewebe und ins Blut. Im Blut ist Al3+ überwiegend (zu etwa 80 %) an Transferrin gebunden. 16 Prozent liegen als [Al(PO4)(OH)]−, 1,9 Prozent als Citrat-Komplex, 0,8 Prozent als Al(OH)3 und 0,6 Prozent als [Al(OH)4]− vor. Das Blut Neugeborener enthält bereits Aluminiumionen, die aus dem maternalen Kreislauf stammen. Die Serumkonzentrationen von etwa 6–10 μg/l entspricht in etwa der von Erwachsenen. Durch das Blut gelangen wasserlösliche Aluminiumsalze auch in das Gehirn: Die Passage an der Blut-Hirn-Schranke geschieht durch Endozytose mittels Transferrin-Rezeptor und durch aktiven, ATP-abhängigen Transport des Citrates. Dies wurde tierexperimentell mittels radioaktiv markierten Aluminiums des Isotops 26Al, das in der Natur nicht vorkommt, nachgewiesen. Die Eliminierung von in den Organismus gelangten wasserlöslichen Aluminiumsalzen erfolgt innerhalb weniger Tage vorwiegend durch die Nieren über den Urin, weniger über den Kot. Die Halbwertszeit im Blut beträgt hierbei 8 Stunden. Bei Dialysepatienten mit einer eingeschränkten Nierenfunktion besteht daher ein erhöhtes Risiko einer Akkumulation im Körper (Gehirn, Knochen) mit toxischen Effekten, etwa Knochenerweichungen und Schäden des Zentralnervensystems; zusätzlich sind Dialysepatienten aufgrund für sie notwendiger pharmazeutischer Produkte (Phosphatbinder) einer höheren Aluminiumzufuhr ausgesetzt. Aluminium, das nicht über die Nieren ausgeschieden wird, gelangt in die Knochen. Dort wird es vergleichsweise sehr langsam eliminiert (Halbwertszeit mehrere Jahre), so dass man durch Modellschätzungen annimmt, dass etwa 1–2 % der resorbierten Dosis sich im Körper anhäufen. In einem Leben häufen sich etwa 35 bis 50 mg Aluminium im Körper an. Pflanzen Aluminium in Form verschiedener Salze (Phosphate, Silikate) ist Bestandteil vieler Pflanzen und Früchte, denn gelöste Al-Verbindungen werden durch Regen aus den Böden von den Pflanzen aufgenommen, bei Säurebelastung der Böden infolge sauren Regens ist dies vermehrt der Fall (siehe dazu Waldschäden). Ein großer Teil des Bodens auf der Welt ist chemisch sauer. Liegt der pH-Wert unter 5,0, werden Al3+-Ionen von den Wurzeln der Pflanzen aufgenommen. Dies ist bei der Hälfte des bebaubaren Lands auf der Welt der Fall. Die Ionen schädigen insbesondere das Wurzelwachstum der Feinwurzeln. Wenn die Pflanze nicht Aluminium-tolerant ist, steht sie dann unter Stress. Zahlreiche Enzyme und signalübertragende Proteine sind betroffen; die Folgen der Vergiftung sind noch nicht vollständig bekannt. In sauren metallhaltigen Böden ist Al3+ das Ion mit dem größten Potenzial zur Schädigung. Von der Modellpflanze Arabidopsis sind Transgene bekannt, die deren Aluminium-Toleranz heraufsetzen und auch bei Kulturpflanzen sind tolerante Sorten bekannt. Der saure Regen hat beispielsweise in Schweden in den 1960er Jahren die Seen übersäuert, wodurch mehr Al3+-Ionen in Lösung gingen und empfindliche Fische verendeten. In Norwegen wurde dieser Zusammenhang bei einem Forschungsprojekt in den 1970er Jahren festgestellt. Bei pH-Werten über 5,0 ist Aluminium als polymeres Hydroxykation an der Oberfläche von Silicaten gebunden. Bei pH-Werten von 4,2 bis 5 steigt Anteil von mobilen Kationen. Bei Erhöhung der Schwefelsäurekonzentration durch sauren Regen bildet sich Aluminiumhydroxysulfat: In Lebensmitteln Die meisten Lebensmittel enthalten Aluminium in Spurenmengen. Unverarbeitete pflanzliche Lebensmittel enthalten durchschnittlich weniger als 5 mg/kg in der Frischmasse. Dabei streuen die Werte aufgrund unterschiedlicher Sorten, Anbaubedingungen und Herkunft in erheblichem Maße. So weisen beispielsweise Salat und Kakao deutlich höhere Durchschnittswerte auf. Zwischen 5 und 10 mg/kg finden sich in Brot, Kuchen, Backwaren, einer Vielzahl von mehlhaltigen Speisen, einigen Gemüsearten oder Würsten. Schwarzer Tee kann Gehalte von bis zu 1042 mg/kg in der Trockenmasse aufweisen. Jedoch ist dort das Aluminium an schlecht absorbierbaren Polyphenolen gebunden, so dass eine Aufnahme im Magen-Darm-Trakt erschwert wird. Einen hohen Aluminiumgehalt weisen Kräuter und Gewürze auf, beispielsweise Thymianblätter. Im europäischen Vergleich zeigen sich Schwankungen, was vermutlich auf eine unterschiedlich hohe Aluminiumgrundbelastung und Verwendung von aluminiumhaltigen Zusatzstoffen zurückzuführen ist. Beim Kochen oder Aufbewahren in Aluminiumgeschirr oder in Alufolie kann es (außer bei sauren Lebensmitteln) nach einer Schätzung zu einer maximalen zusätzlichen Aufnahme von 3,5 mg/Tag/Person kommen. Bei sauren Lebensmitteln wie Sauerkraut oder Tomaten können aufgrund der Säurelöslichkeit wesentlich höhere Werte erreicht werden. Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) rät von der Zubereitung und Lagerung von insbesondere sauren und salzigen Lebensmitteln in unbeschichteten Aluminiumgefäßen oder Alufolie ab. Hohe Belastungen fallen beispielsweise dann an, wenn Fisch oder Fleischgerichten mit Zitrone oder anderen sauren Zutaten in Aluminiumschalen oder -folien angerichtet und über längere Zeit hoch erhitzt werden. Trink- und Mineralwässer weisen mit durchschnittlich 0,2–0,4 mg/l im Gegensatz zur Nahrung geringe Gehalte auf und leisten somit einen kleinen Beitrag zur täglichen Aluminium-Aufnahme. Ein Liter Trinkwasser darf in Deutschland, Österreich und der Schweiz nicht mehr als 0,2 mg Aluminium enthalten. Nach einer Schätzung nimmt der erwachsene Europäer im Durchschnitt zwischen 1,6 und 13 mg Aluminium pro Tag über die Nahrung auf. Dies entspricht einer wöchentlichen Aufnahme von 0,2 bis 1,5 mg Aluminium pro kg Körpergewicht bei einem 60 kg schweren Erwachsenen. Die großen Unsicherheiten beruhen auf den unterschiedlichen Ernährungsgewohnheiten und der variablen Gehalte an Aluminium in den Lebensmitteln, auch innerhalb eines Landes aufgrund verschiedener Erhebungen. Falls Säuglinge mit Fertignahrung ernährt werden, kann die Aluminiumkonzentration im Blut bei 15 μg/l liegen. Eine mögliche gesundheitliche Schädigung ist nicht bekannt. Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (Efsa) nennt eine tolerierbare wöchentliche Aufnahme (TWI) von 1 mg Aluminium pro kg Körpergewicht. Vor 2008 nannte sie einen TWI von 7 mg Al je kg Körpergewicht. Wegen der möglichen Akkumulation im Körper zieht die Efsa als Maß den TWI der tolerierbaren täglichen Aufnahme (TDI) vor. Aluminium ist als Lebensmittelzusatzstoff unter der Bezeichnung ausschließlich als Farbmittel für Überzüge von Zuckerwaren und als Dekoration von Kuchen und Keksen erlaubt. Weiterhin ist Aluminium zum Färben von Arzneimitteln und Kosmetika zugelassen. Bei der Untersuchung von Laugengebäck (Brezeln, Stangen, Brötchen) aus Bäckereien wurde Aluminium nachgewiesen, das in das Lebensmittel gelangt, wenn bei der Herstellung von Laugengebäck Aluminiumbleche verwendet werden. Während Bier in Aluminiumfässern transportiert wird, hat sich für den Weintransport der Werkstoff Aluminium nicht durchgesetzt. Ein kurzfristiger Kontakt schadet nicht, doch können nach längerem Kontakt Weinfehler in Geruch und Geschmack oder als Trübung auftreten, vor allem beim offenen Stehen an der Luft. Toxizität Aluminium gehört nicht zu den essentiellen Spurenelementen, bei der Toxizität kommt es im Wesentlichen auf die Menge an: 10 µg/l Aluminium im Blut gilt als Normalwert, Werte über 60 µg/l sprechen für übermäßige Belastung und Werte über 200 µg/l im Blut gelten als toxisch. Tierexperimentelle Studien mittels 26Al zeigen, dass sich die Serumkonzentration von Aluminium durch eine adjuvierte Impfung nur um wenige Promille erhöht (von etwa 5,00 µg/l auf 5,04 µg/l). Bei eingeschränkter Nierenfunktion und bei Dialyse-Patienten führt die Aufnahme von Aluminium zu progressiver Enzephalopathie (Gedächtnis- und Sprachstörungen, Antriebslosigkeit und Aggressivität) durch Untergang von Hirnzellen und zu fortschreitender Demenz, zu Osteoporose (Arthritis) mit Knochenbrüchen und zu Anämie (weil Aluminium dieselben Speichereiweiße wie Eisen besetzt). Dies wurde in den 1970er Jahren bei langjährigen Hämodialysepatienten durch starke Aluminiumzufuhr beobachtet („Dialysis Encephalopathy Syndrome“). Speziell im Hinblick auf die Verwendung in Deodorants bzw. Antitranspirantien und Lebensmittel-Zusatzstoffen werden die gesundheitlichen Auswirkungen von Aluminium untersucht. Alzheimer-Krankheit Aluminium wurde kontrovers als Faktor im Zusammenhang mit der Alzheimer-Krankheit in Verbindung gebracht. Es ist jedoch unklar, ob die Aluminium-Akkumulation eine der Folgen der Alzheimer-Krankheit ist, oder ob Aluminium in ursächlichem Zusammenhang mit der Alzheimer-Krankheit zu sehen ist. So wäre es auch möglich, dass sich Aluminium erst nach der Entstehung von Alzheimer in den erkrankten Gehirnregionen ansammelt. Das Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) hat mehrmals, zuletzt 2020, die Einschätzung abgegeben, dass eine kausale Verbindung zwischen Aluminium und der Alzheimer-Krankheit nicht belegt ist. Bei der Risikobewertung von Aluminium ist es jedoch grundsätzlich wichtig, die Gesamtaufnahme über die verschiedenen Eintragspfade wie Lebensmittel oder aluminiumhaltige Produkte für den Lebensmittelkontakt zu betrachten. Mittlerweile sieht man bei Aluminium keine oder nur eine zu vernachlässigende Rolle bei der Entstehung der Alzheimer-Krankheit. Brustkrebs Ebenfalls kontrovers wurde die Rolle aluminumhaltiger Deodorants bzw. Antitranspirantien auf Basis von Aluminiumchlorohydrat bei der Entstehung von Brustkrebs diskutiert., dieser Verdacht wurde aber nicht bestätigt. Wie viel Aluminiumsalz tatsächlich in den Körper gelangen kann, hängt von mehreren Faktoren wie den Aluminiumsalzgehalt in Deos (Menge variiert von 0,2 bis 5,8 Prozent) oder die Häufigkeit der Verwendung ab. Der Wissenschaftliche Ausschuss Verbrauchersicherheit der Europäischen Kommission schloss 2020 aufgrund neuer Daten, dass die Verwendung von nicht zu sprühenden Deodorants und Transpirantien mit bis zu 6,25 % Aluminiumanteil sowie Sprüh-Deodorants und -Transpirentien mit bis zu 10,60 % sicher sind. Das BfR teilte diese Einschätzung, basierend auf drei Studien aus 2016 und 2019: Gesundheitliche Beeinträchtigungen durch den regelmäßigen Gebrauch von Aluminiumchlorohydrat-haltigen Antitranspirantien sind nach gegenwärtigem wissenschaftlichen Kenntnisstand unwahrscheinlich. So liegt die Bioverfügbarkeit des aufgetragenen Aluminiums bei 0,00192 %, deutlich geringer als bei den bisher angenommenen 0,014 %. Aspekte der Ökobilanz Abbau Durch den Abbau des Erzes Bauxit werden große Flächen in Anspruch genommen, die erst nach einer Rekultivierung wieder nutzbar werden. Um eine Tonne Aluminium herzustellen, werden vier Tonnen Bauxit benötigt. Dies erzeugt zehn Tonnen Abraum. Zudem entstehen bei der Herstellung des Aluminiumoxids nach dem Bayer-Verfahren ca. drei Tonnen von eisenreichem alkalischen Rotschlamm, der kaum wiederverwertet wird und dessen Deponierung oder sonstige „Entsorgung“ große Umweltprobleme aufwirft (siehe entsprechende Abschnitte unter Rotschlamm und Bauxitbergbau in Australien). Herstellung Die Herstellung von Aluminium ist sehr energieaufwendig. Allein für die Schmelzflusselektrolyse zur Gewinnung eines Kilogramms Aluminium werden je nach Errichtungsdatum und Modernität der Anlage zwischen 12,9 und 17,7 kWh elektrische Energie benötigt. Es ist daher ein Bestreben der Hersteller, möglichst preiswert an elektrische Energie zu kommen. Mit der zunehmenden Kritik an der Atomenergie wurde auch Kritik am damit erzeugten Aluminium lauter. So in Frankreich, wo der Strom aus dem nationalen Energiepool und damit überwiegend aus Atomkraftwerken stammt. Ähnliches gilt für das Betreiben mit fossiler Energie, besonders in Australien, wo 90 % des Stroms aus Kohle und Gas gewonnen werden. Das hat zur Folge, dass die Verwendung von Kohle- oder Atomstrom zu Gunsten von ökologisch wertvollerer Elektrizität aus Wasserkraft teilweise zurückgedrängt wird. Bei der Stromerzeugung für die Produktion von einem Kilogramm Aluminium werden im deutschen Kraftwerkspark 8,4 kg CO2 freigesetzt, im weltweiten Durchschnitt etwa 10 kg. Wenn auf CO2-emissionsarme Wasserkraft zurückgegriffen werden kann, ist die Bilanz wesentlich günstiger. Hierzu zählen Länder wie Brasilien, Kanada, Venezuela oder Island. Auf Island besteht zudem die Möglichkeit, neben der Wasserkraft auch auf Erdwärme als Energiequelle zuzugreifen. Allerdings ist auch bei Verwendung von Elektrizität aus vollständig regenerativen Energien die Produktion von Aluminium nicht CO2-frei, da der bei der Schmelzflusselektrolyse entstehende Sauerstoff mit dem Kohlenstoff der Elektroden zu CO2 reagiert. Die Verbrauchswerte für Roh-Aluminium erhöhen sich durch Transport- und Verarbeitungsanteile für das Wiederaufschmelzen, Gießen, Schleifen, Bohren sowie Polieren auf 16,5 kg CO2 pro kg Aluminium-Konsumgut. Recycling Die europaweite Recyclingrate von Aluminium liegt bei 67 Prozent. In Österreich gelangen (laut einer Studie aus dem Jahr 2000) 16.000 Tonnen Aluminium pro Jahr über Verpackungen in den Konsum. Ebenso enden 16.000 Tonnen Aluminium im Hausmüll ohne wiederverwendet zu werden. Dabei sind u. a. auch Aluminiumhaushaltsfolien enthalten, die ansonsten nicht als „Verpackung“ gelten. Aluminium liegt nach der Müllverbrennung in der Asche noch metallisch vor und macht in Europa durchschnittlich 2,3 Prozent der Asche aus. In der EU werden durchschnittlich 70 Prozent des in der Bodenasche enthaltenen Aluminiums zurückgewonnen. Aluminium ist gut wiederzuverwenden, wenn die Reststoffe streng getrennt erfasst und gereinigt werden (Aluminiumrecycling, Recycling-Code-41 (ALU)). Aluminium ist besser rezyklierbar als Kunststoffe, aufgrund des Downcycling-Effekts bei nicht sortenreiner Erfassung jedoch etwas schlechter wiederverwertbar als Stahl. Beim Aluminiumrecycling wird nur 5 Prozent der Energiemenge der Primärproduktion benötigt. Energieeinsparung gegenüber anderen Werkstoffen Durch Leichtbau mit Aluminiumwerkstoffen (beispielsweise Aluminiumschaum, Strangpressprofile) wird Masse von beweglichen Teilen und Fahrzeugen und infolgedessen auch Treibstoff eingespart. Aluminium ist durch seine Selbstpassivierung korrosionsbeständiger als Eisen und erfordert weniger Korrosionsschutzmaßnahmen. Nachweis Aluminiumsalze weist man durch Glühen mit verdünnter Kobaltnitratlösung (Co(NO3)2) auf der Magnesia-Rinne nach. Dabei entsteht das Pigment Thénards Blau, ein Cobaltaluminiumspinell mit der Formel CoAl2O4. Es wird auch Kobaltblau oder Cobaltblau, Dumonts Blau, Coelestinblau, Cobaltaluminat oder – nach dem Entdecker des Pigments, Josef Leithner – Leithners Blau genannt. Nachweis mittels Kryolithprobe Die Probelösung wird alkalisch gemacht, um Aluminium als Aluminiumhydroxid Al(OH)3 zu fällen. Der Niederschlag wird abfiltriert und mit einigen Tropfen Phenolphthalein versetzt, dann gewaschen, bis keine Rotfärbung durch Phenolphthalein mehr vorhanden ist. Wenn anschließend festes Natriumfluorid (NaF) auf den Niederschlag gestreut wird, verursachen Hydroxidionen, die bei der Bildung von Kryolith Na3[AlF6] freigesetzt werden, eine erneute Rotfärbung des Phenolphthaleins. Nachweis als fluoreszierender Morinfarblack Die Probe wird mit Salzsäure (HCl) versetzt und eventuell vorhandenes Aluminium somit gelöst. Anschließend wird die Probelösung mit Kaliumhydroxid (KOH) stark alkalisch gemacht. Gibt man nun einige Tropfen der Probelösung zusammen mit der gleichen Menge Morin-Lösung auf eine Tüpfelplatte und säuert anschließend mit konzentrierter Essigsäure (Eisessig, CH3COOH) an, so ist unter UV-Strahlung (λ = 366 nm) eine grüne Fluoreszenz beobachtbar. Der Nachweis ist dann sicher, wenn diese Fluoreszenz bei Zugabe von Salzsäure wieder verschwindet. Grund hierfür ist, dass Al(III) in neutralen sowie essigsauren Lösungen in Verbindung mit Morin eine fluoreszierende kolloidale Suspension bildet. Verbindungen Aluminiumoxid Al2O3 (englisch alumina), auch als Tonerde oder Korund bekannt, liegt als weißes Pulver oder in Form sehr harter Kristalle vor. Es ist das Endprodukt des Bayer-Verfahrens und dient in erster Linie als Ausgangsmaterial für die Aluminiumgewinnung (Schmelzflusselektrolyse). Es wird darüber hinaus als Schleif- oder Poliermittel und für Uhrensteine, Ziehsteine und Düsen verwendet. In keramischer Form dient es als Isolierstoff, Konstruktionskeramik, als Substratmaterial für Dickschichtschaltkreise, als Grundplatte von Leistungshalbleitern und in transparenter Form als Entladungsgefäß von Natriumdampf-Hochdrucklampen. Aluminiumhydroxid Al(OH)3 wird ebenfalls nach dem Bayer-Verfahren gewonnen und ist das wichtigste Ausgangsmaterial zur Erzeugung anderer Al-Verbindungen, vor allem für Aluminate. Als reines Produkt wird es als Füllstoff und zum Brandschutz in Kunststoffen und Beschichtungen eingesetzt. Aluminiumchlorid, Polyaluminiumchlorid und Aluminiumsulfat werden vor allem als Flockungsmittel in der Wasseraufbereitung, Abwasserreinigung und der Papierindustrie eingesetzt. Natriumaluminat NaAl(OH)4 wird ebenfalls als Flockungsmittel verwendet und ist weiterhin Rohstoff für die Zeolith-Produktion, Titandioxid-Beschichtung und Calciumaluminatsulfat-Herstellung. Zeolithe (Alumosilikate) als Ionenaustauscher, in Lebensmitteln und in Waschmitteln zur Wasserenthärtung. Alaune (Kaliumaluminiumsulfat, KAl(SO4)2·12H2O). Wegen seiner adstringierenden Wirkung als Rasierstift eingesetzt zum Stillen von kleinen Blutungen. Aluminiumdiacetat, bekannt als essigsaure Tonerde für entzündungshemmende Umschläge. Aluminiumorganische Verbindungen wie Triethylaluminium werden im großtechnischen Maßstab als Katalysatoren in der Polyethylen-Herstellung eingesetzt. Ein weiteres Anwendungsgebiet ist die Halbleitertechnik. Hier werden flüchtige Aluminiumalkyle (Trimethylaluminium, Triethylaluminium) als Vorstufen zur CVD (chemical vapor deposition) von Aluminiumoxid verwendet, das man als Isolator und Ersatz für das nicht ausreichend isolierende Siliciumdioxid einsetzt. Aluminiumoxynitrid ist ein transparenter keramischer Werkstoff. Aluminiumnitrid ist ein Konstruktions- und Isolationswerkstoff und zeichnet sich durch sehr hohe Wärmeleitfähigkeit bei Raumtemperatur aus. Außerdem könnte die hohe Bandlücke die Anwendung als Wide-Bandgap-Halbleiter ermöglichen. Lithiumaluminiumhydrid (LiAlH4) ist ein starkes Reduktionsmittel, welches weitverbreitet bei der Synthese organischer Verbindungen ist. Phosphate: Aluminiumphosphate sind Aluminiumsalze der Phosphorsäure. Aufgrund der Eigenschaft der Phosphorsäure beziehungsweise des Phosphat-Anions (PO43−), unter bestimmten Bedingungen Wasser abzuspalten und infolgedessen zu polymerisieren, sind verschiedene Aluminiumphosphate bekannt: Aluminiumorthophosphat (AlPO4) Aluminiummetaphosphat (Al(PO3)3) Monoaluminiumphosphat (Al(H2PO4)3) Aluminiumpolyphosphat In der Natur treten Aluminiumphosphate meist in Form von Doppelsalzen auf. Beispiele hierfür sind etwa der Wavellit (Al3(PO4)2(F, OH)3 · 5H2O) oder der Türkis, ein Mischphosphat aus Kupfer und Aluminium/Eisen: Cu(Al,Fe)6(PO4)4(OH)8 · 4 H2O. Unter besonderen Bedingungen tritt Aluminium einwertig auf. Diese Verbindungen werden zur Gewinnung von hochreinem Aluminium genutzt (Subhalogeniddestillation). Siehe auch Liste der Aluminiumhütten Liste der größten Aluminiumproduzenten Aluminiumindustrie in Brasilien Literatur Zur Geschichte Hans Joliet (Hrsg.): Aluminium – Die ersten hundert Jahre. VDI Verlag, 1988, ISBN 3-18-400802-9. Deutsche Fachliteratur Friedrich Ostermann: Anwendungstechnologie Aluminium. 3. Auflage. Springer, 2014, ISBN 978-3-662-43806-0. Aluminium-Taschenbuch. Aluminium-Verlag, Düsseldorf: Band 1: Grundlagen und Werkstoffe, 16. Auflage, 2002. Band 2: Umformen von Aluminium-Werkstoffen, Gießen von Aluminium-Teilen, Oberflächenbehandlung von Aluminium, Recycling und Ökologie, 15. Auflage 1999, 672 S. Band 3: Weiterverarbeitung und Anwendung, 16. Auflage, 2003, 863 S. Luitgard Marschall: Aluminium. Metall der Moderne. Oekom, München 2008, ISBN 978-3-86581-090-8. Englische Fachliteratur George E. Totten, D. Scott MacKenzie: Handbook of Aluminum. Marcel Dekker, Yew York, Basel: Band 1: Physical Metallurgy and Processes. 2003, 1296 Seiten Band 2: Alloy Production and Materials Manufacturing. 2003, 724 Seiten Joseph R. Davis (Hrsg.): Aluminum and Aluminum Alloys. 4. Auflage, 1998, 784 Seiten Weblinks Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR), 20. Juli 2020: Fragen und Antworten zu Aluminium in Lebensmitteln und verbrauchernahen Produkten (als pdf) MATERIAL ARCHIV: Aluminium – Umfangreiche Materialinformationen und Bilder. Aluminium Deutschland e. V.: Internetauftritt des Verbands der deutschen Aluminiumindustrie Andrea Wille, Sigrid März: So schädlich ist Aluminium wirklich, quarks.de, 3. September 2020 Delia Friess: Ist Aluminium gefährlich für uns?, ARD alpha, 23. Januar 2023 Einzelnachweise Elektrotechnischer Werkstoff Elemente (Mineralklasse) Kubisches Kristallsystem Metallischer Werkstoff Anerkanntes Mineral Werkstoff der Halbleiterelektronik Lebensmittelzusatzstoff (EU) Wikipedia:Artikel mit Video
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Antimon
Antimon [] (von lateinisch Antimonium, vermutlich von arabisch „al-ithmîd(un)“ (, Antimonsulfid bzw. Stibnit)) ist ein chemisches Element mit dem Elementsymbol Sb (von ‚(Grau-)Spießglanz‘) und der Ordnungszahl 51. Im Periodensystem steht es in der 5. Periode und der 5. Hauptgruppe, bzw. 15. IUPAC-Gruppe oder Stickstoffgruppe. In der stabilen Modifikation ist es ein silberglänzendes und sprödes Halbmetall. Name, Geschichte Das Wort Antimon leitet sich von mittellateinisch antimonium ab und geht zurück auf arabisch iṯmid, das wie griechisch στίμμι, verwandt mit lateinisch stibium, auf ägyptisch-koptisch stim (von altägyptisch sdm) zurückgeht. Es wurde auch vermutet, dass der Name als griechisch anthémonion auf das spätgriechische anthemon („Blüte“) zurückgeht. Damit sollten die stängelartigen Kristalle von Stibnit (Antimonsulfid, Sb2S3) beschrieben werden, die büschelförmig erschienen und wie eine Blüte aussähen. Im 11. Jahrhundert findet sich der lateinische Begriff für die mineralische Arzneidroge antimonium (auch anthimonium und anthimonum) zur innerlichen Therapie von Krankheiten dann bei Constantinus Africanus. Im 17. Jahrhundert ging der Name Antimon als Bezeichnung für das natürlich vorkommende schwarze Schwefelantimon (Antimontrisulfid, genannt auch antimonium crudum) auf das Halbmetall (Antimon) über. Die koptische Bezeichnung für das Schminkpuder Antimonsulfid ging über das Griechische in das Lateinische stibium über. Die vom schwedischen Mediziner und Chemiker Jöns Jakob Berzelius („Vater der modernen Chemie“) benutzte Abkürzung Sb wird noch heute als Elementsymbol genutzt. Eine späte legendäre bzw. spaßhafte Volksetymologie, die von Samuel Johnson in seinem Wörterbuch verewigt wurde, besagt, dass der deutsche Mönch Basilius Valentinus die Beobachtung machte, dass Schweine durch die Aufnahme von „Antimon“ schnell fett wurden. Er probierte dies auch an seinen Ordensbrüdern aus, woraufhin diese allerdings starben, sodass der Begriff „antimoine“ (antimönchisch) geprägt wurde, aus dem später „Antimon“ entstanden sei. Als Typlokalität für gediegenes Antimon gilt die Silbergrube in der schwedischen Gemeinde Sala im Västmanland. Allerdings war metallisches Antimon schon den Chinesen und Babyloniern bekannt. Einige seiner Verbindungen wurden schon in der Bronzezeit als Zuschlag zu Kupfer verwendet, um Bronze herzustellen (Funde von Velem-St. Vid in Ungarn). Vorkommen Antimon ist ein selten vorkommendes Element. Da es in der Natur auch gediegen (das heißt in elementarer Form) gefunden werden kann, wird es von der International Mineralogical Association (IMA) unter der System-Nr. 1.CA.05 als Mineral anerkannt. Weltweit konnte gediegenes Antimon bisher (Stand: 2011) an rund 300 Fundorten nachgewiesen werden. So unter anderem in mehreren Regionen von Australien; in den bolivianischen Departements La Paz und Potosí; Minas Gerais in Brasilien; Schwarzwald, Fichtelgebirge, Oberpfälzer Wald, Odenwald und im Harz in Deutschland; Seinäjoki in Finnland; mehreren Regionen von Frankreich; Lombardei, Piemont, Sardinien und Trentino-Südtirol in Italien; einigen Regionen von Kanada; einigen Regionen von Österreich; Ost- und Westsibirien und Ural in Russland; neben Västmanland noch Dalarna, Gästrikland, Närke, Södermanland, Värmland und Västerbotten in Schweden; in einigen Regionen der Slowakei; Böhmen und Mähren in Tschechien sowie in vielen Regionen der USA. Eine der weltweit bedeutendsten Lagerstätten für gediegen Antimon und Antimonerze ist der Murchison greenstone belt in der Murchison Range von Südafrika. Bisher sind 264 Antimon-Minerale bekannt (Stand: 2010). Industriell genutzt wird überwiegend das Sulfid-Mineral Stibnit Sb2S3 (Grauspießglanz) mit einem Gehalt von maximal 71,7 % Sb. Das Mineral mit dem höchsten Sb-Gehalt in einer chemischen Verbindung ist die natürliche Antimon-Arsen-Legierung Paradocrasit (max. 92 %). Allerdings kommt sie mit nur drei Fundorten, im Gegensatz zum Stibnit (rund 2500 Fundorte), sehr viel seltener vor. Weitere Quellen für Antimon sind die Minerale Valentinit Sb2O3 (Weißspießglanz), Breithauptit NiSb (Antimonnickel, Nickelantimonid), Kermesit Sb2S2O (Rotspießglanz) und Sb2S5 (Goldschwefel). Förderung weltweit 2020 betrug die Antimonförderung weltweit 78.400 Tonnen. Der mit Abstand größte Produzent für Antimon ist China. So wurden 2020 55 % des auf der Welt geförderten Antimons dort gewonnen. Die Staaten mit der größten Förderung von Antimon sind: Gewinnung und Darstellung Technisch wird Antimon aus dem Antimonglanz gewonnen. Ein Verfahren beruht auf dem Abrösten und der Reduktion mit Kohlenstoff (Röstreduktionsverfahren): Eine andere Möglichkeit besteht darin, die Reduktion mit Eisen durchzuführen (Niederschlagsverfahren): Weltweit wurden zu Beginn des 21. Jahrhunderts zwischen 110.000 und 160.000 Tonnen pro Jahr an Antimon gefördert. Seit 1900 hat sich damit die Fördermenge mehr als verzehnfacht. 87 % der Antimonproduktion findet in China statt (Stand: 2015). Eigenschaften Modifikationen Antimon kann in drei verschiedenen Modifikationen auftreten, wobei metallisches bzw. graues Antimon die beständigste Modifikation ist. Unter Normalbedingungen kristallisiert Antimon trigonal in rhomboedrischer Aufstellung in der nach der Hermann-Mauguin-Symbolik beschriebenen Raumgruppe  mit den Gitterparametern a = 431 pm und c = 1127 pm sowie sechs Formeleinheiten pro Elementarzelle. Durch Abschrecken von Antimondampf an kalten Flächen entsteht amorphes, schwarzes und sehr reaktives Antimon, welches sich durch Erhitzen wieder in metallisches Antimon umwandelt. Durch elektrolytische Herstellung entsteht explosives Antimon, das beim Ritzen explosionsartig aufglühend und funkensprühend in metallisches Antimon übergeht. Diese Form enthält jedoch immer etwas Chlor und kann nicht als Modifikation betrachtet werden. Gelbes Antimon ist ebenfalls keine eigenständige Modifikation, sondern eine hochpolymere chemische Verbindung mit Wasserstoff. Physikalische Eigenschaften Metallisches Antimon ist silberweiß, stark glänzend, blättrig-grobkristallin. Es lässt sich aufgrund seiner Sprödigkeit leicht zerkleinern. Elektrische und thermische Leitfähigkeit sind gering. Chemische Eigenschaften Mit naszierendem Wasserstoff reagiert Antimon zum instabilen Antimonhydrid SbH3. Von Luft und Wasser wird Antimon bei Raumtemperatur nicht angegriffen. Oberhalb des Schmelzpunkts verbrennt es in Luft mit bläulich-weißer Flamme zu Antimon(III)-oxid. In heißen konzentrierten Mineralsäuren löst es sich auf. Mit den Halogenen reagiert es schon bei Raumtemperatur heftig zu den entsprechenden Halogeniden. In Verbindungen liegt Antimon überwiegend in den Oxidationsstufen +3 und +5 vor. In Metallantimoniden wie Kaliumantimonid K3Sb bildet es Sb3−-Ionen. Isotope Es existieren zwei stabile Antimon-Isotope: 121Sb und 123Sb. Verwendung Legierungen Der überwiegende Teil des hergestellten Antimons wird zu Legierungen verarbeitet und zeigt dabei folgende Eigenschaften: Es dient zur Härtung von Blei- und Zinnlegierungen. Im Gegensatz zu den meisten anderen Metallen dehnt es sich beim Abkühlen der Schmelze aus (infolge Umwandlung in eine andere Modifikation): Der Antimongehalt kann so eingestellt werden, dass solche Legierungen beim Abkühlen nicht schrumpfen oder sich sogar etwas ausdehnen; bei in Gießformen hergestellten Teilen presst sich das Metall dadurch beim Erstarren in alle Ecken und Winkel, so dass auch komplizierte Formen und stark gemusterte Oberflächen lunkerfrei hergestellt werden können. Wichtige Legierungen: Blei-Antimon-Legierungen: Hartblei, Letternmetall, Lagermetall, Akkumulatoren-Blei, Bleimantel für Erdkabel Zinn-Antimon-Legierungen: Britanniametall, Lagermetall Herstellung von Halbleitern, z. B. durch Dotierung von Silicium, zur Herstellung von III-V-Verbindungshalbleitern Zinn-Antimon-Kupferlegierungen (Babbitt-Metall) als Lagermetalle Zinn-Antimon-Kupfer-Bleilegierungen für Zinngeschirr und andere Gebrauchsartikel aus Zinn so genanntes Lötzinn oder Weichlot Aluminium-Antimon, Gallium-Antimon, Indium-Antimon für Infrarot- und Hall-Effekt-Geräte Schrumpffreie Antimon-Legierungen für Präzisionsguss Medizin „Antimon“ (bzw. ein aus Antimonerz gewonnenes Präparat) war bereits im Alten Ägypten (im Papyrus Ebers gegen Augengeschwüre und Augenpusteln), im Alten Rom (zum selben Zweck bei Celsus) und in Rezeptsammlungen des 15. Jahrhunderts (als Bestandteil von Heilpflastern und Salben) bekannt. Es wurde auch von Paracelsus als Bestandteil dermatologischer Präparate abgehandelt, so in de antimonio, dem ersten Traktat seines erstmals 1569 in Straßburg gedruckten Buches liber praeparationum, worin „Antimon“, etwa in Form des Minerallkermes, als wirksam gegen lepra bzw. scabies squamosa, elephantia bzw. inflatio cruris et pedum, alopetia, morphea, vulnera und ulcera beschrieben wird. Im 16. und 17. Jahrhundert wurde es zu einem (iatrochemischen) „Leitarzneimittel“, war aber – wie auch andere paracelsische Medikamente – umstritten und in Frankreich, wo sich ein hundertjähriger „Antimonstreit“ zwischen Befürwortern und Gegnern der medizinischen Verwendung von Antimon und verschiedenen seiner Verbindungen entwickelt hat, zwischen 1615 und 1688 auch verboten. Das von Paracelsus stets mit Antimon bezeichnete Mineral war der natürlich vorkommende Grauspießglanz (Sb2S2), welcher Blei, Kupfer und Arsen enthalten kann. Das heutige metallische Antimon nannte Paracelsus hingegen „Spießglanzkönig, regulus antimonii“. Im Triumphwagen Antimonii von Basilius Valentinus, hrsg. von Johann Thölde und Joachim Tancke, erstmals im Druck erschienen 1604, steht: „Nimb das Glaß, so auß der minera oder auß dem Ertz des Antimonii gemacht worden, gantz klein zerrieben, und extrahiers mit dem Essig, so da distillirt worden, und hernachmals, wenn der Essig wiederumb davon abgezogen und abgesueßt mit einem reinem Spiritu vini zum andern mahl außgezogen worden worden, so sol man dieselbe Extraction wol verschlossen pelicaniren und circuliren einen gantzen Monat, darnach mit einem sondern Handgriff ueber distilliren per se ohne einigen Zusatz, so wirst du eine lieblich suesse, wunderbare Artzeney, in der Form eines schoenen rothen Oels, ueberkommen, auß welchem weiter der Stein Ignis gemacht wird“. Brechweinstein wurde lange als brechreizerregendes Mittel verwendet (Antimonpille), heute wird es noch manchmal verwendet, um den Mageninhalt von Vögeln zu untersuchen. Sowohl Schistosomiasis als auch Trypanosomen wurden beginnend Anfang des 19. Jahrhunderts mit Brechweinstein (Kaliumantimonyltartrat) bekämpft. Brechweinstein wurde hergestellt, indem man für einen Tag Wein in einem Antimonbecher lagerte, und diesen dann austrank. Inzwischen kommen effektivere und verträglichere Medikamente zur Anwendung. Antimonpräparate (dazu gehören die schon länger bekannten Chemotherapeutika wie Fuadin, Neostibosan und Solustibosan) werden meist als weniger toxische pentavalente Formen zur medikamentösen Therapie der Leishmaniose und Schistosomiasis eingesetzt, allerdings in entwickelten Ländern nicht mehr als Mittel der ersten Wahl. Hierbei hemmt Antimon das Enzym Phosphofructokinase, das den geschwindigkeitsbestimmenden Schritt der Glykolyse darstellt. Weiteres Bestandteil von Sprengstoffzündern und bleihaltiger Munition Antimontrisulfid in Bremsbelägen von Fahrzeugen war ca. 1826 im Zündkopf des ersten echten Streichholzes von John Walker enthalten. Seit der Erfindung der Sicherheitsstreichhölzer hat es an Bedeutung verloren und wird heute nur noch selten in Reibflächen verwendet. Antimon(V)-sulfid: zur Herstellung (Vulkanisieren) von rotem Kautschuk (Beispiel: Labor-Gummischläuche) früher als Augenschminken und in der Augenheilkunde („Augenerweiterer“) Antimonchromat als gelbes Farbpigment Antimonoxide: Katalysator zur Herstellung von Polyester und PET (Antimon(III)-oxid) als Weißpigment zur Färbung von Polystyrol, Polyethylen und Polypropylen Herstellung weißer Glasuren und Fritten Läuterung von Bleiglas mit Zinn dotiert als transparent-leitfähige Beschichtung („ATO“ Antimon-Tin-Oxide), beispielsweise auf Gläsern, zur Herstellung von Displays oder in elektrisch leitfähigen Pigmenten („Minatec“), für Fußbodenbeläge zur Ableitung elektrostatischer Aufladungen. in Pigmenten („Lazerflair“) für die Laser-Markierung von Kunststoffteilen, wegen der starken Absorption von Infrarot-Strahlung üblicher Markierungslaser (Nd:YAG). in Tarnanstrichen wegen der starken Infrarot-Absorption. als Flammschutzmittel und als Bestandteil von flammfesten und flammhemmenden Farben, Kunststoffen und Textilien für Kabelumhüllungen, Autositzbezüge, Vorhangstoffe, Kinderbekleidung u. Ä. Antimonsalze als Bestandteil von Pestiziden, Beizen und Feuerwerksartikeln Scheidemittel für Gold: Zur Ausfällung von Silber aus Goldschmelze Toxizität Antimon kann bereits bei Ingestion von 200 bis 1200 mg tödlich sein. In der Toxikologie sind drei Antimon-Formen bekannt, von denen das gasförmige Antimonhydrid (Stiban, SbH3) die gefährlichste Form ist, die eine massive Hämolyse, welche ein Nierenversagen bewirken kann, induziert. Nach der Toxizität folgt Brechweinstein mit dreiwertigem („trivalentem“) Antimon, während fünfwertiges Antimon am wenigsten toxisch ist. Das trivalente Antimon wird innerhalb der ersten zwei Stunden nach der Einnahme zu 95 % in rote Blutkörperchen aufgenommen und damit vorwiegend in stark durchbluteten Organen angereichert. Die Exkretion erfolgt vorwiegend durch Bindung an Glutathion über die Galle mit entsprechend hohem enterohepatischen Kreislauf, und nur ein geringer Teil wird über die Nieren ausgeschieden. Kaliumantimonyltartrat wird zu 90 % innerhalb des ersten Tages nach Aufnahme ausgeschieden, die übrigen 10 % aufgrund einer langsameren Eliminationskinetik über 16 Tage. Es wird vermutet, dass Antimon ähnlich wie Arsen die Funktion des Pyruvatdehydrogenase-Komplexes hemmt und somit zu einem Mangel des intrazellulären Energieträgers Adenosintriphosphat (ATP) führt. Dabei kommt es zur Bildung von Chelatkomplexen zwischen dem Antimon und Thiol-Gruppen der entsprechenden Enzyme. Im Körper wirkt es in zahlreichen Organen toxisch, so im Verdauungstrakt, in der Leber, in den Nieren, im Herz und im Zentralnervensystem. Die höchste Konzentration erreicht Antimon in der Leber, wo es zu einer Hepatitis bis hin zum Leberversagen kommen kann. Am Herzen kommt es zu EKG-Veränderungen mit Inversion und Verminderung der T-Welle und verlängertem QT-Intervall. Therapeutisch erfolgt bei einer Antimon-Vergiftung neben unterstützenden Maßnahmen wie Infusionstherapie (sowohl zum Ausgleich des Flüssigkeitsverlustes durch das Erbrechen als auch zum Schutz der Nieren), und engmaschiger Überwachung der Vitalfunktionen und des EKGs die Gabe von Aktivkohle, N-Acetylcystein als Vorläufer des Glutathions zur vermehrten Sekretion und eines Chelatbildners, z. B. Dimercaprol. Ergebnisse aus Untersuchungen deuten darauf hin, dass Antimonverbindungen Haut und Schleimhäute reizen. Diese Verbindungen lösen sich vermutlich aus Kunststoff und Textilien. Sicherheitshinweise und Grenzwerte Von den Antimonverbindungen sind seitens der EU Antimonfluorid als giftig (T) und die Chloride als ätzend (C) eingestuft, außerdem als umweltgefährlich (N); alle anderen Antimonverbindungen als gesundheitsschädlich (Xn) und umweltgefährlich (N). Antimon selbst ist dort nicht aufgeführt, laut Sicherheitsdatenblatt ist es als reizend gekennzeichnet. Die Internationale Agentur für Krebsforschung (IARC) stuft Antimon(III)-oxid als möglicherweise krebserzeugende Substanz ein. In der EU gilt für Trinkwasser ein Grenzwert von 5 µg/l. Untersuchungen von in PET-Flaschen abgefüllten Fruchtsäften (für die keine Richtlinien existieren) ergaben Antimonkonzentrationen bis zu 44,7 µg/l in unverdünnten Saftkonzentraten. Antimon wurde 2016 von der EU gemäß der Verordnung (EG) Nr. 1907/2006 (REACH) im Rahmen der Stoffbewertung in den fortlaufenden Aktionsplan der Gemeinschaft (CoRAP) aufgenommen. Hierbei werden die Auswirkungen des Stoffs auf die menschliche Gesundheit bzw. die Umwelt neu bewertet und ggf. Folgemaßnahmen eingeleitet. Ursächlich für die Aufnahme von Antimon waren die Besorgnisse bezüglich Exposition von Arbeitnehmern, hoher (aggregierter) Tonnage, hohes Risikoverhältnis (Risk Characterisation Ratio, RCR) und weit verbreiteter Verwendung sowie der möglichen Gefahr durch krebsauslösende Eigenschaften. Die Neubewertung läuft seit 2018 und wird von Deutschland durchgeführt. Nachweis Vorproben: Flammenfärbung: Flamme fahlblau, wenig charakteristische Phosphorsalzperle: Farblos (gestört durch alle Elemente, die eine farbige Perle erzeugen) Nachweisreaktion: Reduktion durch unedle Metalle, zum Beispiel Eisen, Zink oder Zinn. In nicht zu sauren Lösungen reduzieren unedle Metalle Antimon-Kationen Sb(III), Sb(V) und Sb(III)/(V) zu metallischem Antimon: 2 Sb3+ + 3 Fe → 2 Sb + 3 Fe2+ Die auf Antimon zu prüfende Substanz wird in salzsaure Lösung gegeben und mit Eisenpulver versetzt. Es entsteht ein schwarzer, flockiger Niederschlag aus metallischem Antimon in der Lösung oder direkt am Eisen. Auch der Nachweis an einem Eisennagel ist möglich. Dabei ist eine schwarze Ablagerung am Nagel ein Nachweis für Antimon, welches sich hier elementar niedergeschlagen hat. Die Marshsche Probe gestattet einen eindeutigen Nachweis von Antimon. Wenn die pyrolytisch abgeschiedene Substanz (dunkel glänzender Spiegel) sich nicht in ammoniakalischem Wasserstoffperoxid löst, sind Arsen und Germanium als mögliche Alternativen ausgeschlossen. Die hochempfindliche Bestimmung winziger Antimonspuren erfolgt durch die Hydridtechnik der Atomspektrometrie. Hierbei wird im Prinzip die Marshsche Probe mit der Atomabsorptionsspektrometrie gekoppelt. Die Matrixeffekte der Probelösung lassen sich dadurch sehr wirksam unterdrücken. Eine weitere Methode besteht darin, eine wässrige Lösung, in der Antimonionen enthalten sind, mit Rhodamin-B-Lösung zu versetzen. Es bildet sich ein farbiger Komplex, der mit Isopropylether extrahierbar ist. Dieser Nachweis ist allerdings recht unspezifisch, da auch Gold-, Cadmium-, Gallium, Thallium-, Uran- und Wolfram-ionen farbige Komplexe bilden. Verbindungen Antimonwasserstoff, auch Monostiban SbH3 genannt.Giftiges Gas, das sich aus Antimon und einwirkenden Säuren bildet. Distiban (Sb2H4) Halogenverbindungen Antimon(V)-fluorid (SbF5) bildet (nach VSEPR) eine quadratische Pyramide aus und hybridisiert dabei zu sp3d Antimon(V)-chlorid (SbCl5) Antimon(III)-fluorid (SbF3) Antimon(III)-chlorid (SbCl3) Antimon(III)-bromid (SbBr3) Antimon(III)-iodid (SbI3) Sauerstoffverbindungen Antimon(III)-oxid (Antimontrioxid, Sb2O3), das in der Natur vorkommt und das beim Verbrennen von Antimon an der Luft entsteht Antimon(III,V)-oxid (Antimontetroxid, Sb2O4), wird ebenfalls in der Natur aufgefunden und entsteht beim Erhitzen von Sb2O3 Antimon(V)-oxid (Antimonpentaoxid, Sb2O5) Es existieren Salze, die sich von der hypothetischen wasserreichen Form der antimonigen Säure HSb(OH)4 ableiten. Die antimonige Säure selbst, das Antimontrihydroxid (H3SbO3/Sb(OH)3), ist nicht isolierbar. Es wirkt aufgrund der Reaktion Sb(OH)3 + H2O -> Sb(OH)4- + H+ als schwache Säure (pKS = 11). Es ist amphoter und kann auch als sehr schwache Base wirken (Sb(OH)3 -> SbO+ + OH- + H2O ) Antimonsäure (HSb(OH)6) Schwefelverbindungen Antimontrisulfid, auch Antimonglanz genannt (Sb2S3)Grauschwarze, metallisch glänzende Stängel. Ausgangsstoff zur Herstellung metallischen Antimons. Löslich in starken Säuren. Verwendung für Streichhölzer, Rubingläser und Tarnanstriche (Reflexion von IR-Licht). Antimonpentasulfid, früher als Goldschwefel bezeichnet (Sb2S5) Sonstige Verbindungen Antimon(V)-chloridfluorid (SbCl4F) (Katalysator für die Herstellung von Polytetrafluorethylen [„Teflon“]) Aluminiumantimonid (AlSb) Galliumantimonid (GaSb) Indiumantimonid (InSb) Kaliumdihydrogenpyroantimonat (K2H2Sb2O7) Literatur Willem Frans Daems: Stimmi – Stibium – Antimon. Eine substanzhistorische Betrachtung. (= Weleda-Schriftenreihe. 9). Arlesheim/ Schwäbisch Gmünd 1976. Ulrich Trense: Das Antimon und seine Verbindungen, ihre medizinische Bedeutung im 16. und 17. Jahrhundert (= Arbeiten der Forschungsstelle des Instituts für Geschichte der Medizin der Universität zu Köln. Band 34). Medizinische Dissertation Köln 1985. Weblinks Mineralienatlas:Antimon (Wiki) Chemie im Alltag: Mozart – Opfer einer Antimonvergiftung? Einzelnachweise Grandfathered Mineral Trigonales Kristallsystem Elemente (Mineralklasse) Beschränkter Stoff nach REACH-Anhang XVII, Eintrag 75
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Argon
Argon ( „untätig, träge“) ist ein chemisches Element mit dem Symbol Ar (bis 1957 nur A) und der Ordnungszahl 18. Im Periodensystem steht es in der 8. Hauptgruppe bzw. der 18. IUPAC-Gruppe und zählt daher zu den Edelgasen. Wie die anderen Edelgase ist es ein farbloses, äußerst reaktionsträges, einatomiges Gas. In vielen Eigenschaften wie Schmelz- und Siedepunkt oder Dichte steht es zwischen dem leichteren Neon und dem schwereren Krypton. Argon ist das häufigste auf der Erde vorkommende Edelgas, der Anteil an der Atmosphäre beträgt etwa 0,934 %. Damit ist Argon der dritthäufigste Bestandteil der Erdatmosphäre, nach Stickstoff und Sauerstoff. Dies ist großteils auf den Zerfall des Kaliumisotops 40K zurückzuführen, bei dem 40Ar entsteht. Argon war das erste Edelgas, das als Stoff entdeckt und gewonnen wurde, daher der Name, der im Grunde zu jedem Edelgas passt. Helium (von griechisch helios für „Sonne“) wurde vorher lediglich spektroskopisch im Sonnenlicht sowie in irdischen Proben nachgewiesen und Neon erst später entdeckt. Argon wurde 1894 von Lord Rayleigh und William Ramsay durch fraktionierte Destillation von flüssiger Luft gefunden. Als preiswertestes Edelgas wird Argon in großen Mengen als Schutzgas etwa beim Schweißen und in der Produktion von manchen Metallen, aber auch als Füllgas von Glühlampen verwendet. Geschichte Einen ersten Hinweis auf das später entdeckte Argon fand Henry Cavendish, der 1783 die Reaktivität der Luft erforschte. Er erzeugte elektrische Entladungen in einer bestimmten Menge Luft, die mit Sauerstoff im Verhältnis von 5:3 angereichert war. Stickstoff und Sauerstoff reagierten miteinander und die entstandenen Stickoxide konnten ausgewaschen werden. Dabei blieb stets ein kleiner Rest nicht-reagierten Gases zurück. Cavendish erkannte jedoch nicht, dass es sich dabei um ein anderes Element handelte und setzte seine Experimente nicht fort. Nachdem John William Strutt, 3. Baron Rayleigh 1892 die Dichte von aus Luft isoliertem Stickstoff bestimmt hatte, fiel ihm auf, dass aus Ammoniak gewonnener Stickstoff eine niedrigere Dichte aufwies. Es gab verschiedene Spekulationen zu diesem Befund; so meinte James Dewar, es müsse sich um ein N3, also ein Stickstoff-Analogon zu Ozon handeln. Rayleigh wiederholte Cavendishs Experimente, indem er in einer luftgefüllten Glaskugel elektrische Funken erzeugte und so Stickstoff und Sauerstoff zur Reaktion brachte. Nach Bestätigung von Cavendishs Ergebnis eines unreaktiven Rückstandes untersuchte William Ramsay diesen ab 1894 durch Überleitung über heißes Magnesium genauer. Da Magnesium mit Stickstoff zum Nitrid reagiert, konnte er dem Gemisch weiteren Stickstoff entziehen. Dabei stellte er eine Erhöhung der Dichte fest und fand schließlich ein bislang unbekanntes, reaktionsträges Gas. Am 31. Januar 1895 gaben Ramsay und Rayleigh schließlich die Entdeckung des neuen Elements bekannt, das sie nach dem altgriechischen argos, „träge“, Argon nannten. Als William Ramsay ab 1898 das aus der Luft isolierte Argon weiter untersuchte, entdeckte er darin drei weitere Elemente, die Edelgase Neon, Krypton und Xenon. Erste technische Anwendungen fand das Gas in der Elektroindustrie: Es wurden unter anderem Gleichrichter auf der Basis der Glimmentladung in Argon hergestellt, die sogenannten Tungar-Röhren. Vorkommen Argon zählt im Universum zu den häufigeren Elementen, in seiner Häufigkeit ist es vergleichbar mit Schwefel und Aluminium. Es ist im Universum nach Helium und Neon das dritthäufigste Edelgas. Dabei besteht das primordiale Argon, das etwa in der Sonne oder Gasplaneten wie Jupiter gefunden wird, hauptsächlich aus den Isotopen 36Ar und 38Ar, während das dritte stabile Isotop, 40Ar, dort nur in geringer Menge vorkommt. Das Verhältnis von 36Ar zu 38Ar beträgt etwa 5,7. Auf der Erde ist Argon dagegen das häufigste Edelgas. Es macht 0,934 % des Volumens der Atmosphäre (ohne Wasserdampf) aus und ist damit nach Stickstoff und Sauerstoff der dritthäufigste Atmosphärenbestandteil. Die Zusammensetzung des terrestrischen Argons unterscheidet sich erheblich von derjenigen des primordialen Argons im Weltall. Es besteht zu über 99 % aus dem Isotop 40Ar, das durch Zerfall des Kaliumisotops 40K entstanden ist. Die primordialen Isotope sind dagegen nur in geringen Mengen vorhanden. Da das Argon durch den Kaliumzerfall in der Erdkruste entsteht, findet man es auch in Gesteinen. Beim Schmelzen von Gesteinen im Erdmantel gast das Argon, aber auch das bei anderen Zerfällen entstehende Helium aus. Es reichert sich daher vorwiegend in den Basalten der ozeanischen Erdkruste an. Aus den Gesteinen wird das Argon an das Grundwasser abgegeben. Daher ist in Quellwasser, vor allem wenn es aus größerer Tiefe kommt, Argon gelöst. Gewinnung und Darstellung Die Gewinnung des reinen Argons erfolgt ausschließlich aus der Luft, in der Regel im Rahmen der Luftverflüssigung im Linde-Verfahren. Das Argon wird dabei nicht in der Haupt-Rektifikationskolonne des Verfahrens von den Hauptluftbestandteilen getrennt, sondern in einer eigenen Argon-Kolonne. In dieser wird durch Rektifikation zunächst Rohargon hergestellt, das noch etwa 3–5 % Sauerstoff und 1 % Stickstoff enthält. Anschließend wird das Rohargon in weiteren Stufen gereinigt. Das Gasgemisch wird zunächst auf Raumtemperatur erwärmt und auf 4–6 bar verdichtet. Um den restlichen Sauerstoff zu entfernen, wird danach Wasserstoff eingespritzt, der an Edelmetall-Katalysatoren mit dem Sauerstoff zu Wasser reagiert. Nachdem dieses entfernt wurde, wird in einer weiteren Kolonne das Argon, das sich am unteren Ende der Kolonne anreichert, vom restlichen Stickstoff getrennt, so dass Argon mit einer Reinheit von 99,9999 % (Argon 6.0) produziert werden kann. Weitere Quellen für die Gewinnung von Argon sind die Produktion von Ammoniak im Haber-Bosch-Verfahren sowie die Synthesegasherstellung, etwa zur Methanolproduktion. Bei diesen Verfahren, die Luft als Ausgangsstoff nutzen, reichern sich Argon und andere Edelgase im Produktionsprozess an und können aus dem Gasgemisch isoliert werden. Wie beim Linde-Verfahren werden auch hier die verschiedenen Gase durch Adsorption oder Rektifikation voneinander getrennt und so reines Argon gewonnen. Eigenschaften Physikalische Eigenschaften Argon ist bei Normalbedingungen ein einatomiges, farbloses und geruchloses Gas, das bei 87,15 K (−186 °C) kondensiert und bei 83,8 K (−189,3 °C) erstarrt. Wie die anderen Edelgase außer dem Helium kristallisiert Argon in einer kubisch dichtesten Kugelpackung mit dem Gitterparameter a = 526 pm bei 4 K. Wie alle Edelgase besitzt Argon nur abgeschlossene Schalen (Edelgaskonfiguration). Dadurch lässt sich erklären, dass das Gas stets einatomig vorliegt und die Reaktivität gering ist. Mit einer Dichte von 1,784 kg/m3 bei 0 °C und 1013 hPa ist Argon schwerer als Luft, es sinkt also ab. Im Phasendiagramm liegt der Tripelpunkt bei 83,8 K und 689 hPa, der kritische Punkt bei 150,86 K, 48.960 hPa sowie einer kritischen Dichte von 0,536 g/cm3. In Wasser ist Argon etwas löslich. In einem Liter Wasser können sich bei 0 °C und Normaldruck maximal 53,6 ml Argon lösen. Chemische Eigenschaften Als Edelgas reagiert Argon fast nicht mit anderen Elementen oder Verbindungen. Bislang ist nur das experimentell dargestellte Argonfluorohydrid HArF bekannt, das durch Photolyse von Fluorwasserstoff in einer Argonmatrix bei 7,5 K gewonnen wird und anhand neuer Linien im Infrarotspektrum identifiziert wurde. Oberhalb von 27 K zersetzt es sich. Nach Berechnungen sollten weitere Verbindungen des Argons metastabil sein und sich verhältnismäßig schwer zersetzen; diese konnten jedoch experimentell bislang nicht dargestellt werden. Beispiele hierfür sind das Chloranalogon des Argonfluorohydrides HArCl, aber auch Verbindungen, bei denen das Proton durch andere Gruppen ersetzt ist, etwa FArCCH als organische Argonverbindung und FArSiF3 mit einer Argon-Silicium-Bindung. Argon bildet einige Clathrate, in denen es physikalisch in Hohlräume eines umgebenden Kristalls eingeschlossen ist. Bei −183 °C ist ein Argon-Hydrat stabil, jedoch ist die Geschwindigkeit der Bildung sehr langsam, da eine Umkristallisierung stattfinden muss. Ist das Eis mit Chloroform gemischt, bildet sich das Clathrat schon bei −78 °C. Stabil ist auch ein Clathrat von Argon in Hydrochinon. Isotope Insgesamt sind 23 Isotope sowie ein weiteres Kernisomer von Argon bekannt. Von diesen sind drei, nämlich die Isotope 36Ar, 38Ar und 40Ar, stabil und kommen in der Natur vor. Dabei überwiegt bei weitem 40Ar mit einem Anteil von 99,6 % am natürlichen irdischen Isotopengemisch. 36Ar und 38Ar sind mit einem Anteil von 0,34 % beziehungsweise 0,06 % selten. Von den instabilen Isotopen besitzen 39Ar mit 269 Jahren und 42Ar mit 32,9 Jahren die längsten Halbwertszeiten. Alle anderen Isotope besitzen kurze Halbwertszeiten im Bereich von unter 10 ps bei 30Ar bis 35,04 Tagen bei 37Ar. 40Ar wird für die Altersbestimmung von Gesteinen genutzt (Kalium-Argon-Datierung). Dabei wird ausgenutzt, dass instabiles 40K, das in diesen enthalten ist, langsam zu 40Ar zerfällt. Je mehr Kalium zu Argon zerfallen ist, desto älter ist das Gestein. Das kurzlebige Isotop 41Ar kann zur Überprüfung von Gasleitungen verwendet werden. Durch das Durchleiten von 41Ar kann die Leistungsfähigkeit einer Belüftung oder Dichtigkeit einer Leitung festgestellt werden. 39Ar wird hingegen für die Altersbestimmung von Grund-, See- und Ozeanwasser sowie von Gletschereis verwendet. So lange das Wasser Kontakt zur Atmosphäre hat, löst sich Argon zu gleichen Teilen wie es in dieser vorkommt. Sobald das Wasser von der Atmosphäre abgeschlossen ist, verringert sich der Anteil des gelösten 39Ar aufgrund seines Zerfalls mit einer Halbwertszeit von 269 Jahren. Mittels Low Level Counting (LLC) oder Atom Trap Trace Analysis (ATTA) kann der verbliebene Anteil an 39Ar bestimmt und darüber das Alter berechnet werden. → Liste der Argon-Isotope Biologische Bedeutung Wie die anderen Edelgase hat Argon auf Grund der Reaktionsträgheit keine biologische Bedeutung und ist auch nicht toxisch. In höheren Konzentrationen wirkt es durch Verdrängung des Sauerstoffs erstickend. Bei Drücken von mehr als 24 bar wirkt es narkotisierend. Verwendung Als günstigstes und in großen Mengen verfügbares Edelgas wird Argon in vielen Bereichen verwendet. Die Produktion betrug 1998 weltweit etwa zwei Milliarden m³ bzw. zwei km³. Der größte Teil des Argons wird als Schutzgas verwendet. Es wird immer dann genutzt, wenn der billigere Stickstoff nicht anwendbar ist. Dazu zählen vor allem Schweißverfahren für Metalle, die mit Stickstoff bei hohen Temperaturen reagieren, etwa Titan, Tantal und Wolfram. Auch beim Metallinertgasschweißen und Wolfram-Inertgasschweißen, die etwa beim Schweißen von Aluminiumlegierungen oder hoch legierten Stählen angewendet werden, dient Argon als Inertgas. Weiterhin wird es in der Metallurgie als Schutzgas, etwa für die Produktion von Titan, hochreinem Silicium oder der Schmelzraffination sowie zum Entgasen von Metallschmelzen genutzt. Argon ist ein Lebensmittelzusatzstoff (E 938) und dient als Treib- und Schutzgas bei der Verpackung von Lebensmitteln und der Weinherstellung. Argon wird als gasförmiges Löschmittel vorwiegend für den Objektschutz, vor allem bei elektrischen und EDV-Anlagen eingesetzt und wirkt dabei durch Sauerstoffverdrängung. Für diesen Zweck wird reines Argon oder ein Gasgemisch zusammen mit Stickstoff verwendet. In der Analytik wird Argon als Träger- und Schutzgas für die Gaschromatographie und das induktiv gekoppelte Plasma (ICP-MS, ICP-OES) verwendet. Glühlampen werden häufig mit Argon-Stickstoff-Gemischen gefüllt, weil eine Gasfüllung die Sublimation des Glühfadens vermindert. Argon hat dabei eine geringere Wärmeleitfähigkeit als leichtere Gase, ist aber preiswerter als andere schwerere und damit noch geringer wärmeleitende Gase wie Krypton oder Xenon. Ein Vorteil der geringeren Wärmeleitfähigkeit ist eine höhere mögliche Glühtemperatur und damit höhere Lichtausbeute. Ebenfalls wegen der geringen Wärmeleitfähigkeit wird es als Füllgas für Isolierglasscheiben verwendet. Auch in Gasentladungslampen dient Argon als Leuchtgas mit einer typischen violetten Farbe. Wird etwas Quecksilber dazugegeben, ändert sich die Farbe ins Blaue. Weiterhin ist Argon das Lasermedium in Argon-Ionen-Lasern. Im Bereich der Stahlerzeugung kommt Argon eine besonders wichtige Rolle im Bereich der Sekundärmetallurgie zu. Mit der Argon-Spülung kann die Stahllegierung entgast und gleichzeitig homogenisiert werden, speziell wird dabei der unerwünschte, gelöste Stickstoff aus der Schmelze entfernt. Beim Tauchen wird Argon – insbesondere bei der Nutzung des heliumhaltigen Trimix als Atemgas – dazu verwendet, um Trockentauchanzüge zu füllen bzw. damit zu tarieren. Hierbei wird ebenfalls die geringe Wärmeleitfähigkeit des Gases genutzt, um das Auskühlen des Anzugträgers zu verzögern. Als Atemgas sind dagegen Gasgemische aus Argon und Sauerstoff (Argox) weitgehend ungeeignet, da Argon um den Faktor 2,3 narkotisierender als Stickstoff ist und damit Tauchtiefen bis nur maximal etwa 15 Meter gefahrlos zu erreichen sind. Die Ursache für den nakotisierenden Effekt ist die gute Lipidlöslichkeit von Argon unter Druck. Seit Mai 2014 ist Argon auf der Dopingliste der Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA). Durch den bei der Inhalation von Argon entstehenden Sauerstoffmangel wird offensichtlich die Bildung von körpereigenem Erythropoetin (EPO) aktiviert. Aus demselben Grund ist auch Xenon auf der Dopingliste. Literatur P. Häussinger, R. Glatthaar, W. Rhode, H. Kick, C. Benkmann, J. Weber, H.-J. Wunschel, V. Stenke, E. Leicht, H. Stenger: Noble Gases. In: Ullmann's Encyclopedia of Industrial Chemistry. Wiley-VCH, Weinheim 2006, doi:10.1002/14356007.a17_485. Weblinks Einzelnachweise Löschmittel Lebensmittelzusatzstoff (EU) Doping
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Arsen
Arsen [] ist ein chemisches Element mit dem Elementsymbol As und der Ordnungszahl 33. Im Periodensystem der Elemente steht es in der 4. Periode und der 5. Hauptgruppe, bzw. 15. IUPAC-Gruppe oder Stickstoffgruppe. Arsen kommt selten gediegen vor, meistens in Form von Sulfiden. Es gehört zu den Halbmetallen, da es je nach Modifikation metallische oder nichtmetallische Eigenschaften zeigt. Umgangssprachlich wird auch das als Mordgift bekannte Arsenik meist einfach „Arsen“ genannt. Arsenverbindungen kennt man schon seit dem Altertum. Als mutagenes Klastogen können Arsenverbindungen als Gift wirken, welches Chromosomenaberrationen hervorrufen und somit karzinogene Wirkung besitzen kann. Arsen wird zur Dotierung von Halbleitern und als Bestandteil von III-V-Halbleitern wie Galliumarsenid genutzt. Die organische Arsenverbindung Arsphenamin (Salvarsan) galt trotz schwerer und schwerster Nebenwirkungen Anfang des 20. Jahrhunderts als Durchbruch in der Behandlung der Syphilis. Heute wird Arsentrioxid als letzte Behandlungsoption in der Therapie der Promyelozytenleukämie angewendet. Geschichte Der Name Arsen geht auf zurück, der antiken Bezeichnung des Arsenminerals Auripigment. Sie findet sich schon bei Dioskurides im 1. Jahrhundert. Die griechische Bezeichnung scheint ihrerseits ihren Ursprung im Altpersischen (al-)zarnik (goldfarben, Auripigment, „Arsen“) zu haben und gelangte wohl durch semitische Vermittlung ins Griechische. Volksetymologisch wurde der Name fälschlicherweise vom gleichlautenden (alt- und neu-)griechischen Wort abgeleitet, das sich etwa mit männlich/stark übersetzen lässt. Erst seit dem 19. Jahrhundert ist die Bezeichnung Arsen gebräuchlich. Das Elementsymbol wurde 1814 von Jöns Jakob Berzelius vorgeschlagen. Der erste Kontakt von Menschen mit Arsen lässt sich aus dem 3. Jahrtausend v. Chr. nachweisen: In den Haaren der im Gletschereis erhaltenen Mumie des volkstümlich Ötzi genannten Alpenbewohners ließen sich größere Mengen Arsen nachweisen, was archäologisch als Hinweis darauf gedeutet wird, dass der betroffene Mann in der Kupferverarbeitung tätig war – Kupfererze sind oft mit Arsen verunreinigt. Im klassischen Altertum war Arsen in Form der Arsen-Sulfide Auripigment (As2S3) und Realgar (As4S4) bekannt, die etwa von dem Griechen Theophrastos, dem Nachfolger Aristoteles, beschrieben wurden. Auch der griechische Philosoph Demokrit hatte im 5. Jahrhundert v. Chr. nachweislich Kenntnisse über Arsenverbindungen. Der Leidener Papyrus X aus dem 3. Jahrhundert nach Chr. lässt darauf schließen, dass sie benutzt wurden, um Silber goldartig und Kupfer weiß zu färben. Der römische Kaiser Caligula hatte angeblich bereits im 1. Jahrhundert nach Chr. ein Projekt zur Herstellung von Gold aus dem (goldgelben) Auripigment in Auftrag gegeben. Die Alchimisten, die Arsen-Verbindungen nachweislich der Erwähnung im antiken Standardwerk Physica et Mystica kannten, vermuteten eine Verwandtschaft mit Schwefel und Quecksilber. Arsen(III)-sulfid kam als Malerfarbe und Enthaarungsmittel zum Einsatz sowie zur äußerlichen als auch inneren Behandlung von Lungenkrankheiten. Im Mittelalter wurde Arsenik (Arsen(III)-oxid) im Hüttenrauch (staubbeladenes Abgas metallurgischer Öfen) gefunden. Albertus Magnus beschrieb um 1250 erstmals die Herstellung von Arsen durch Reduktion von Arsenik mit Kohle. Er gilt daher als Entdecker des Elements, auch wenn es Hinweise darauf gibt, dass das elementare Metall schon früher hergestellt wurde. Paracelsus führte es im 16. Jahrhundert in die Heilkunde ein. Etwa zur gleichen Zeit wurden Arsenpräparate in der chinesischen Enzyklopädie Bencao Gangmu des Apothekers Li Shizhen beschrieben. Dieser Autor hebt insbesondere die Anwendung als Pestizid in Reisfeldern hervor. Im 17. Jahrhundert wurde das gelbe Auripigment bei niederländischen Malern als Königsgelb populär. Da sich das Pigment über längere Zeiträume hinweg in Arsen(III)-oxid umwandelt und von der Leinwand bröckelt, entstehen Schwierigkeiten bei der Restaurierung. Von 1740 bis 1808 wurden Arsenpräparate in Europa mit Erfolg als Beizmittel im Pflanzenschutz eingesetzt. Wegen ihrer hohen Giftigkeit wurde diese Nutzung schließlich verboten. Der Einsatz von Arsenzusätzen für den Bleiguss beruht auf der größeren Härte solcher Bleilegierungen, typische Anwendung sind Schrotkugeln. Obwohl die Giftigkeit und die Verwendung als Mordgift bekannt war, ist Arsen im beginnenden 19. Jahrhundert eines der bedeutendsten Asthmamittel. Grundlage sind anscheinend Berichte, in denen den Chinesen nachgesagt wurde, sie würden Arsen in Kombination mit Tabak rauchen, um Lungen zu bekommen, die stark wie Blasebälge seien. Ebenfalls bis ins 19. Jahrhundert fanden Arsenverbindungen äußerlich und innerliche Anwendungen bei bösartigen Geschwülsten, Hauterkrankungen und (etwa in Form der Fowlerschen Tropfen) bei Fieber. Arsen wurde in Form von Kupferarsenaten in Farbmitteln wie dem Pariser Grün eingesetzt, um Tapeten zu bedrucken. Bei hoher Feuchtigkeit wurden diese Pigmente durch Schimmelpilzbefall in giftige flüchtige Arsenverbindungen umgewandelt, die nicht selten zu chronischen Arsenvergiftungen führten. Im Ersten Weltkrieg wurden Arsenverbindungen in chemischen Kampfstoffen (Blaukreuz) oder Lewisit eingesetzt. Bei den Opfern bewirkten sie durch Angriff auf Haut und Lungen grausame Schmerzen und schwerste körperliche Schädigungen. Vorkommen Arsen kommt in geringen Konzentrationen von bis zu 10 ppm praktisch überall im Boden vor. Es ist in der Erdkruste ungefähr so häufig wie Uran oder Germanium. In der kontinentalen Erdkruste kommt Arsen mit durchschnittlich 1,7 ppm vor, wobei es durch seinen lithophilen Charakter (= Silikat liebend) in der oberen Kruste angereichert ist (2 ppm gegenüber 1,3 ppm in der unteren Kruste); damit liegt Arsen in der Tabelle der häufigsten Elemente an 53. Stelle. Arsen (Scherbenkobalt) kommt in der Natur gediegen, das heißt in elementarer Form, vor und ist daher von der International Mineralogical Association (IMA) als eigenständiges Mineral anerkannt. Gemäß der Systematik der Minerale nach Strunz (9. Auflage) wird Arsen unter der System-Nr. 1.CA.05 (Elemente – Halbmetalle (Metalloide) und Nichtmetalle – Arsengruppen-Elemente) (8. Auflage: I/B.01-10) eingeordnet. Die im englischsprachigen Raum ebenfalls geläufige Systematik der Minerale nach Dana führt das Element-Mineral unter der System-Nr. 01.03.01.01. Weltweit sind zurzeit (Stand: 2011) rund 330 Fundorte für gediegenes Arsen bekannt. In Deutschland wurde es an mehreren Fundstätten im Schwarzwald (Baden-Württemberg), im bayerischen Spessart und Oberpfälzer Wald, im hessischen Odenwald, in den Silberlagerstätten des Westerzgebirges (Sachsen), am Hunsrück (Rheinland-Pfalz), im Thüringer Wald sowie in Reichenstein/ Niederschlesien gefunden. In Österreich trat Arsen an mehreren Fundstätten in Kärnten, Salzburg und der Steiermark zutage. In der Schweiz fand sich gediegen Arsen in den Kantonen Aargau und Wallis. Weitere Fundorte sind in Australien, Belgien, Bolivien, Bulgarien, Chile, China, Finnland, Frankreich, Griechenland, Irland, Italien, Japan, Kanada, Kasachstan, Kirgisistan, Madagaskar, Malaysia, Marokko, Mexiko, Mongolei, Neuseeland, Norwegen, Österreich, Peru, Polen, Rumänien, Russland, Schweden, Slowakei, Spanien, Tschechien, Ukraine, Ungarn, im Vereinigten Königreich (Großbritannien) und in den Vereinigten Staaten (USA) bekannt. Weit häufiger kommt das Element in verschiedenen intermetallischen Verbindungen mit Antimon (Allemontit) und Kupfer (Whitneyit) sowie in verschiedenen Mineralen vor, die überwiegend der Klasse der Sulfide und Sulfosalze angehören. Insgesamt sind bisher (Stand: 2011) 565 Arsenminerale bekannt. Die höchsten Konzentrationen an Arsen enthalten dabei unter anderem die Minerale Duranusit (ca. 90 %), Skutterudit und Arsenolith (jeweils ca. 76 %), die allerdings selten zu finden sind. Weit verbreitet sind dagegen Arsenopyrit (Arsenkies), Löllingit, Realgar (Rauschrot) und Auripigment (Orpiment, Rauschgelb). Weitere bekannte Minerale sind Cobaltit (Kobaltglanz), Domeykit (Arsenkupfer), Enargit, Gersdorffit (Nickelarsenkies), Proustit (Lichtes Rotgültigerz, Rubinblende), Rammelsbergit sowie Safflorit und Sperrylith. Arsenate finden sich häufig in phosphathaltigen Gesteinen, da sie eine vergleichbare Löslichkeit aufweisen und das häufigste Sulfidmineral Pyrit kann bis zu einigen Massenprozent Arsen einbauen. Arsen wird heutzutage als Nebenprodukt der Verhüttung von Gold-, Silber-, Zinn-, Kupfer-, Cobalt- und weiteren Buntmetallerzen sowie bei der Verarbeitung von Phosphatrohstoffen gewonnen. Die größten Produzenten im Jahr 2009 waren China, Chile, Marokko und Peru. Arsen ist nur schwer wasserlöslich und findet sich daher nur in geringen Spuren, etwa 1,6 ppb (Milliardstel Massenanteilen) in Meeren und Ozeanen. In der Luft findet man Arsen in Form von partikulärem Arsen(III)-oxid. Als natürliche Ursache dafür hat man Vulkanausbrüche identifiziert, die insgesamt jährlich geschätzte 3000 Tonnen in die Erdatmosphäre eintragen. Bakterien setzen weitere 20.000 Tonnen in Form organischer Arsenverbindungen wie Trimethylarsin frei. Ein großer Teil am freigesetzten Arsen entstammt der Verbrennung fossiler Brennstoffe wie Kohle oder Erdöl. Die geschätzten Emissionen, verursacht durch den Straßenverkehr und stationäre Quellen, betrugen 1990 in der Bundesrepublik Deutschland 120 Tonnen (20 Tonnen in den alten, 100 Tonnen in den neuen Bundesländern). Die Außenluftkonzentration von Arsen liegt zwischen 0,5 und 15 Nanogramm pro Kubikmeter. Gewinnung und Darstellung Arsen fällt in größeren Mengen als Nebenprodukt bei der Gewinnung von Kupfer, Blei, Cobalt und Gold an. Dies ist die Hauptquelle für die kommerzielle Nutzung des Elements. Es kann durch thermische Reduktion von Arsen(III)-oxid mit Koks oder Eisen und durch Erhitzen von Arsenkies (FeAsS) oder Arsenikalkies (FeAs2) unter Luftabschluss in liegenden Tonröhren gewonnen werden. Dabei sublimiert elementares Arsen, das an kalten Oberflächen wieder in den festen Aggregatzustand zurückkehrt. FeAsS_{(s)} -> FeS_{(s)} {}+ As_{(g)} Arsenkies zersetzt sich in Eisensulfid und elementares Arsen. FeAs2_{(s)} -> FeAs_{(s)} {}+ As_{(g)} Arsenikalkies zersetzt sich in Eisenarsenid und elementares Arsen. Für die Halbleitertechnik wird Arsen, dessen Reinheit über 99,99999 Prozent betragen muss, durch Reduktion von mehrfach destilliertem Arsen(III)-chlorid im Wasserstoffstrom hergestellt: 2AsCl3 + 3H2 -> 6HCl + 2As Arsentrichlorid reagiert mit Wasserstoff zu Chlorwasserstoff und elementarem Arsen. Früher wurde es auch durch Sublimation aus Lösungen in flüssigem Blei erzeugt. Dabei wird der Schwefel der Arsen-Erze durch das Blei in Form von Blei(II)-sulfid gebunden. Die hierbei erzielten Reinheiten von über 99,999 Prozent waren für Halbleiteranwendungen nicht ausreichend. Eine andere Möglichkeit besteht im Auskristallisieren bei hohen Temperaturen aus geschmolzenem Arsen oder in der Umwandlung in Monoarsan, einer anschließenden Reinigung sowie der Zersetzung bei 600 °C in Arsen und Wasserstoff. Eigenschaften Arsen bildet mit Stickstoff, Phosphor, Antimon und Bismut die 5. Hauptgruppe des Periodensystems und nimmt wegen seiner physikalischen und chemischen Eigenschaften den Mittelplatz in dieser Elementgruppe ein. Arsen hat eine relative Atommasse von 74,92159. Der Radius des Arsen-Atoms beträgt 124,5 Pikometer. In kovalent gebundenem Zustand ist er etwas kleiner (121 Pikometer). Aufgrund der Abgabe der äußeren Elektronen (Valenzelektronen) bei der Ionisierung reduziert sich der Radius beträchtlich auf 34 Pikometer (As5+; das äußerste p- und das äußerste s-Atomorbital bleiben unbesetzt) beziehungsweise 58 Pikometer (As3+; nur das p-Orbital ist unbesetzt). In chemischen Komplexverbindungen ist das As5+-Kation von vier Bindungspartnern (Liganden), As3+ von sechs umgeben. Arsen tritt allerdings nur sehr selten in eindeutig ionischer Form auf. Der Wert für die Elektronegativität liegt nach Pauling auf der von 0 (Metalle) bis 4 (Nichtmetall) reichenden Skala bei 2,18 und ist damit mit dem Wert des Gruppennachbarn Phosphor vergleichbar. Der Halbmetall-Charakter des Arsens zeigt sich zudem darin, dass die benötigte Dissoziationsenergie von 302,7 kJ/mol, also die Energie, die aufgebracht werden muss, um ein einzelnes Arsen-Atom aus einem Arsen-Festkörper herauszulösen, zwischen der des Nichtmetalls Stickstoff (473,02 kJ/mol; kovalente Bindung) und des Metalls Bismut (207,2 kJ/mol; metallische Bindung) liegt. Unter Normaldruck sublimiert Arsen bei einer Temperatur von 613 °C, geht also aus dem festen Aggregatzustand direkt in die Gasphase über. Arsendampf ist zitronengelb und setzt sich bis ungefähr 800 °C aus As4-Molekülen zusammen. Oberhalb von 1700 °C liegen As2-Moleküle vor. Arsen zeigt je nach Verbindungspartner Oxidationsstufen zwischen −3 und +5. Mit elektropositiven Elementen wie Wasserstoff oder Metallen bildet es Verbindungen, in denen es eine Oxidationsstufe von −3 einnimmt. Beispiele dafür sind Monoarsan (AsH3) und Arsenkupfer (Cu3As). In Verbindungen mit elektronegativen Elementen wie den Nichtmetallen Sauerstoff, Schwefel und Chlor besitzt es die Oxidationsstufe +3 oder +5; erstere ist dabei gegenüber den in derselben Hauptgruppe stehenden Elementen Stickstoff und Phosphor tendenziell bevorzugt. Modifikationen Arsen kommt wie andere Elemente der Stickstoffgruppe in verschiedenen allotropen Modifikationen vor. Anders als beim Stickstoff, der in Form zweiatomiger Moleküle mit kovalenter Dreifachbindung vorkommt, sind die entsprechenden As2-Moleküle instabil und Arsen bildet stattdessen kovalente Netzwerke aus. Graues Arsen Graues oder metallisches Arsen ist die stabilste Form. Es hat eine Dichte von 5,73 g/cm3. Seine Kristalle sind stahlgrau, metallisch glänzend und leiten den elektrischen Strom. Betrachtet man den strukturellen Aufbau des grauen Arsens, dann erkennt man Schichten aus gewellten Arsen-Sechsringen, welche die Sesselkonformation einnehmen. Darin bilden die Arsen-Atome eine Doppelschicht, wenn man sich den Aufbau der Schicht im Querschnitt ansieht. Die Übereinanderlagerung dieser Doppelschichten ist sehr kompakt. Bestimmte Atome der nächsten darüberliegenden oder darunterliegenden Schicht sind von einem Bezugsatom fast ähnlich weit entfernt wie innerhalb der betrachteten Doppelschicht. Dieser Aufbau bewirkt, dass die graue Arsen-Modifikation wie die homologen Elemente Antimon und Bismut sehr spröde ist. Deswegen werden diese drei Elemente häufig auch als Sprödmetalle bezeichnet. Gelbes Arsen Wird Arsen-Dampf, in dem Arsen gewöhnlich als As4-Tetraeder vorliegt, schnell abgekühlt, so bildet sich das metastabile gelbe Arsen mit einer Dichte von 1,97 g/cm3. Es besteht ebenfalls aus tetraedrischen As4-Molekülen. Gelbes Arsen ist ein Nichtmetall und leitet infolgedessen den elektrischen Strom nicht. Es kristallisiert aus Schwefelkohlenstoff und bildet kubische, stark lichtbrechende Kristalle, die nach Knoblauch riechen. Bei Raumtemperatur und besonders schnell unter Lichteinwirkung wandelt sich gelbes Arsen in graues Arsen um. Schwarzes Arsen Schwarzes Arsen selbst kann seinerseits in zwei verschiedenen Formen vorkommen. Amorphes schwarzes Arsen entsteht durch Abkühlung von Arsen-Dampf an 100 bis 200 °C warmen Oberflächen. Es besitzt keine geordnete Struktur, sondern liegt in einer amorphen, glasartigen Form vor, analog zum roten Phosphor. Die Dichte beträgt 4,7 bis 5,1 g/cm3. Oberhalb 270 °C wandelt sich das schwarze Arsen in die graue Modifikation um. Wird glasartiges, amorphes schwarzes Arsen bei Anwesenheit von metallischem Quecksilber auf 100 bis 175 °C erhitzt, so entsteht das metastabile orthorhombische schwarze Arsen, das mit dem schwarzen Phosphor vergleichbar ist. Natürlich gebildetes orthorhombisches schwarzes Arsen ist in der Natur als seltenes Mineral Arsenolamprit bekannt. Braunes Arsen Bei der Reduktion von Arsenverbindungen in wässriger Lösung entstehen ähnlich wie beim Phosphor Mischpolymerisate. Bei diesen bindet ein Teil der freien Valenzen des Arsens Hydroxygruppen (–OH). Man nennt diese Form des Arsens braunes Arsen. Reaktionen Arsen reagiert heftig mit Oxidationsmitteln und Halogenen. So verbrennt Arsen an der Luft mit bläulicher Flamme zu einem weißen Rauch von giftigem Arsen(III)-oxid. 4As + 3O2 -> 2As2O3 Arsen reagiert mit Sauerstoff zu Arsen(III)-oxid. Ohne äußere Wärmezufuhr findet die Reaktion mit Chlor unter Feuererscheinung zu Arsen(III)-chlorid statt. 2As + 3Cl2 -> 2AsCl3 Arsen reagiert mit Chlor zu Arsentrichlorid. Eine weitere Oxidation ist möglich. AsCl3 + Cl2 -> AsCl5 Arsentrichlorid reagiert mit Chlor zu Arsenpentachlorid. Analoge Reaktionsgleichungen gelten für die entsprechenden Reaktionen mit Fluor. Stark oxidierende Säuren, wie konzentrierte Salpetersäure oder Königswasser, wandeln Arsen in Arsensäure um. As + 5HNO3 -> 5NO2 + H2O + H3AsO4 Arsen reagiert mit Salpetersäure zu Stickstoffdioxid, Wasser und Arsensäure. Ist die Oxidationsstärke weniger groß – etwa bei Verwendung von verdünnter Salpetersäure oder Schwefelsäure – entsteht Arsenige Säure. 2As + 3H2SO4 -> 3SO2 + 2H3AsO3 Arsen reagiert mit Schwefelsäure zu Schwefeldioxid und Arseniger Säure. Unter sauren Bedingungen und bei Anwesenheit von nichtpassivierten unedlen Metallen, insbesondere Zink, reagiert Arsen mit dem gebildeten Wasserstoff zu Monoarsan. Zn + 2H3O+ -> Zn^2+ + H2 + 2 H2O Zink reagiert mit Wasserstoffionen zu Zinkionen und neutralem Wasserstoff. 2As + 3H2 -> 2AsH3 Arsen reagiert mit Wasserstoff zu Monoarsan. Mit basischem Natriumhydroxid bildet sich das entsprechende Arsenitsalz. 2As + 6NaOH -> 2Na3AsO3 + 3H2 Arsen reagiert mit Natriumhydroxid zu Natriumarsenit und elementarem Wasserstoff. Isotope Vom Arsen sind künstlich hergestellte, radioaktive Isotope mit Massenzahlen zwischen 65 und 87 bekannt. Die Halbwertszeiten liegen zwischen 96 Millisekunden (66As) und 80,3 Tagen (73As). Natürlich vorkommendes Arsen besteht zu 100 Prozent aus dem Isotop 75As, es ist daher ein anisotopes Element. Der entsprechende Arsen-Kern besteht also aus genau 33 Protonen und 42 Neutronen. Physikalisch zählt man ihn daher zu den ug-Kernen (u steht hier für ungerade, g für gerade). Sein Kernspin beträgt 3/2. Generell sind Kerne mit einer ungeraden Anzahl Kernbausteinen tendenziell instabiler, wobei Kerne mit ungerader Protonen- und Neutronenzahl zumeist zu einem Element benachbarter Ordnungszahl und gerader Anzahl Protonen und Neutronen betazerfallen. Daraus und aus der Stabilität vieler Isotope der benachbarten Elemente Selen und Germanium ergibt sich die Tatsache, dass Arsen nur ein stabiles Isotop besitzt. Verwendung Arsen wird Bleilegierungen zugesetzt, um ihre Festigkeit zu verbessern und das Blei gießbarer zu machen. Vor allem die fein strukturierten Platten von Akkumulatoren könnten ohne Arsen nicht gegossen werden. Historisch war Arsen eine wichtige Zutat von Kupferlegierungen, die dadurch besser verarbeitbar wurden. Metallisches Arsen wurde früher gelegentlich zur Erzeugung mattgrauer Oberflächen auf Metallteilen verwendet, um eine Alterung vorzutäuschen. In der Elektronik spielt es als mindestens 99,9999 Prozent reines Element für Gallium-Arsenid-Halbleiter, sogenannte III-V-Halbleiter (aufgrund der Kombination von Elementen aus der 3. und 5. Hauptgruppe des Periodensystems), sowie für Epitaxieschichten auf Wafern in Form von Indiumarsenidphosphid und Galliumarsenidphosphid eine wesentliche Rolle in der Herstellung von Hochfrequenzbauelementen wie Integrierten Schaltkreisen (ICs), Leuchtdioden (LEDs) beziehungsweise Laserdioden (LDs). Es gab Anfang 2004 weltweit nur drei Hersteller von hochreinem Arsen, zwei in Deutschland und einen in Japan. Arsen wird in Form seiner Verbindungen in einigen Ländern als Schädlingsbekämpfungsmittel im Weinbau, als Fungizid (Antipilzmittel) in der Holzwirtschaft, als Holzschutzmittel, als Rattengift und als Entfärbungsmittel in der Glasherstellung verwendet. Der Einsatz ist umstritten, da die eingesetzten Arsenverbindungen (hauptsächlich Arsen(III)-oxid) giftig sind. Arsen in Arzneimitteln Die Verwendung arsenhaltiger Mineralien als Heilmittel ist bereits in der Antike durch Hippokrates und Plinius bezeugt. Sie wurden als Fiebermittel, als Stärkungsmittel und zur Therapie von Migräne, Rheumatismus, Malaria, Tuberkulose und Diabetes eingesetzt. Im 18. Jahrhundert wurde eine Mischung aus Kaliumarsenit und Lavendelwasser als Fowler’sche Lösung bekannt, die lange als medizinisches Wundermittel galt und als Fiebersenker, Heilwasser und sogar als Aphrodisiakum Anwendung fand. Kaliumarsenit war als Bestandteil der Fowler’schen Lösung bis in die 1960er Jahre in Deutschland als Mittel zur Behandlung der Psoriasis im Einsatz. Constantinus Africanus (1017–1087) empfahl eine Arsenapplikation zur Bekämpfung von Zahnschmerzen. Bereits um 2700 vor Christus soll die Anwendung von Arsen zur Behandlung eines schmerzenden Zahnes in der chinesischen Heilkunst beschrieben worden sein. In dem Mitte des 10. Jahrhunderts erschienenen Werk „Liber Regius“ empfahl der arabische Arzt Haly Abbas (ʿAli ibn al-ʿAbbās; † 944) ebenfalls den Einsatz von Arsenik zur Devitalisation der Pulpa. Arsen(III)-oxid wurde bis in die Neuzeit zur Devitalisation der Zahnpulpa verwendet und verschwand in den 1970er Jahren wegen der krebserregenden Wirkung, Entzündungen des Zahnhalteapparates, des Verlustes eines oder mehrerer Zähne einschließlich Nekrosen des umliegenden Alveolarknochens, Allergien und Vergiftungserscheinungen aus dem Therapiespektrum. Einen Aufschwung erlebten arsenhaltige bzw. Arsenverbindungen enthaltende Arzneimittel zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Harold Wolferstan Thomas und Anton Breinl konnten 1905 beobachten, dass das arsenhaltige Präparat Atoxyl Trypanosomen, zu denen die Erreger der Schlafkrankheit gehören, abtötet. 1907 behandelte Paul Uhlenhuth die Hühnerspirochaetose und die Syphilis mit organischen Arsenverbindungen. 1920 wurde eine Weiterentwicklung, das Tryparsamid, in der Zeit von 1922 bis 1970 im tropischen Afrika zur Therapie der Schlafkrankheit eingesetzt. Es war bedeutsam für die Eingrenzung dieser Epidemie in der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts, konnte jedoch zur Erblindung führen. Das in den 1950er Jahren entwickelte Melarsoprol war über mehrere Jahrzehnte das Mittel der Wahl zur Behandlung der Schlafkrankheit und wird heute noch eingesetzt, da keine effektiven Nachfolgepräparate zur Verfügung stehen. Ebenfalls angeregt durch die Trypanosomen-toxische Wirkung von Atoxyl entwickelte Paul Ehrlich das arsenhaltige Arsphenamin (Salvarsan). Das 1910 in die Therapie der Syphilis eingeführte Mittel stellte das erste auf theoretischen Vorüberlegungen beruhende, systematisch entwickelte, spezifisch wirkende Chemotherapeutikum dar und war Vorbild für die Entwicklung der bis heute verwendeten Sulfonamide. Es wurde lange Zeit auch bei der Behandlung von Dysenterie eingesetzt. Im Jahr 2000 wurde ein arsenikhaltiges Präparat unter dem Namen Trisenox in den USA zur Behandlung der akuten Promyelozytenleukämie (APL) zugelassen. Seit 2002 besteht für Trisenox in Europa eine Zulassung zur Behandlung der APL, (Vertrieb in EU und USA: Cephalon). Seine Wirksamkeit bei der Krebstherapie wird auch auf die antiangioneogenetische Wirkung zurückgeführt. Die verschiedenen Arsensulfide sind Bestandteil von Arzneimitteln der Chinesischen Medizin. Arsenik als Insektizid bei der Taxidermie Aufgrund der toxischen Eigenschaften von Arsenverbindungen wurde früher überwiegend Arsenik zur Haltbarmachung von Wirbeltieren (Taxidermie) als Insektizid verwendet. Viele andere Stoffe, wie auch Lindan, wurden zum selben Zweck verwendet, wie es die Fachliteratur der Präparatoren aus der Zeit von 1868 bis 1996 beschreibt. Solche Stoffe sind jedoch auch für Menschen giftig und stellen heute an Präparatoren besondere Anforderungen, da diese auch in Kontakt mit derart kontaminierten Präparaten kommen. Biologische Bedeutung Die biologische Bedeutung des Arsens für den Menschen ist nicht vollständig geklärt. Es gilt als Spurenelement im Menschen, Mangelerscheinungen wurden bisher aber nur an Tieren nachgewiesen. Der notwendige Bedarf liegt, falls er bestehen sollte, zwischen 5 und 50 µg pro Tag. Eine tägliche Arsenaufnahme von – je nach Wahl der Nahrungsmittel – bis zu einem Milligramm gilt als harmlos. In einer neuen Studie konnte eine erhöhte Arsenbelastung durch hohe Arsengehalte im Grundwasser von Reisanbaugebieten mit der Entstehung von Krebserkrankungen in Verbindung gebracht werden. Die Förderung der Krebsentwicklung ist jedoch dosisabhängig und nur bei Verzehr von belastetem Reis als täglichem Grundnahrungsmittel gegeben. Es gibt bei regelmäßigem Verzehr von Arsenverbindungen, speziell Arsentrioxid eine Gewöhnung, die beim Absetzen der Dosis sogar von Entzugserscheinungen begleitet wird. Menschen, die wegen der stimulierenden Allgemeinwirkung früher häufig Arsenik konsumierten (vor allem in der Steiermark), wobei häufig Gewöhnung und Sucht eintrat, werden Arsenikesser genannt. Meerestiere wie Muscheln oder Garnelen enthalten besonders viel Arsen, letztere bis zu 175 ppm. Vermutlich agiert es durch die Bindung an freie Thiolgruppen in Enzymen als Inhibitor, verhindert also deren Wirkung. Für viele Tiere ist Arsen ein essentielles Spurenelement. So zeigen Hühner oder Ratten bei arsenfreier Ernährung deutliche Wachstumsstörungen; dies hängt wahrscheinlich mit dem Einfluss des Elements auf die Verstoffwechslung der Aminosäure Arginin zusammen. Zahlreiche Algen und Krebstiere enthalten organische Arsen-Verbindungen wie das schon erwähnte Arsenobetain. Arsen führt zur verstärkten Bildung der sauerstofftransportierenden roten Blutkörperchen. Aus diesem Grund wurde es früher dem Futter von Geflügel und Schweinen zugesetzt, um eine schnellere Mästung zu ermöglichen. Trainer von Rennpferden benutzten es zum illegalen Doping ihrer Tiere – heute kann der Zusatz von Arsen zur Nahrung allerdings leicht im Urin nachgewiesen werden. Lösliche Arsenverbindungen werden leicht über den Magen-Darm-Trakt aufgenommen und rasch innerhalb von 24 Stunden im Körper verteilt. Man findet den größten Teil des aufgenommenen Arsens in den Muskeln, Knochen, Nieren und Lungen. Im Menschen wurde es zusammen mit Thallium in fast jedem Organ nachgewiesen. Blut enthält bis zu 8 ppb Arsen, in den anderen Organen des Körpers wie etwa den Knochen hat es einen Anteil von zwischen 0,1 und 1,5 ppm, in Haaren liegt der Anteil bei etwa 1 ppm. Der Gesamtgehalt von Arsen im Körper eines Erwachsenen liegt im Durchschnitt bei etwa 7 Milligramm. Organische Arsenverbindungen wie die aus Fischen und Meeresfrüchten stammende Dimethylarsinsäure, Trimethylarsenoxid, Trimethylarsin sowie Arsenobetain verlassen den menschlichen Körper fast unverändert innerhalb von zwei bis drei Tagen über die Nieren. Anorganische Arsenverbindungen werden in der Leber zu Monomethylarsonsäure (MMAA) und Dimethylarsinsäure (DMAA) umgewandelt und anschließend ebenso über die Nieren ausgeschieden. Bei Pflanzen erhöht das Element den Kohlenhydrat-Umsatz. Der Gebänderte Saumfarn (Pteris vittata) nimmt das Halbmetall bevorzugt aus dem Boden auf und kann bis zu fünf Prozent seines Trockengewichts an Arsen aufnehmen. Aus diesem Grund wird die schnellwachsende Pflanze zur biologischen Säuberung arsenkontaminierter Böden eingesetzt. Die stimulierende Wirkung des Arsens ist vermutlich auch Ursache des früher in einigen Alpengegenden verbreiteten Arsenikessens. Im 17. Jahrhundert verzehrten manche der dortigen Bewohner lebenslang zweimal wöchentlich bis zu 250 Milligramm Arsen – bei Männern, weil es bei der Arbeit in den Höhenlagen half, bei Frauen, da es angeblich zu einer kräftigen Gesichtsfarbe beitrug. In der Wissenschaft lange als Märchen abgetan, nahm ein Bauer aus den Steirischen Alpen 1875 vor der in Graz versammelten deutschen Fachwelt eine Dosis von 400 Milligramm Arsentrioxid zu sich, die sich später auch in seinem Urin nachweisen ließ. Die Dosis lag weit über dem Doppelten der für normale Menschen tödlichen Arsenmenge, zeigte aber keinerlei negative Auswirkungen auf den Bauern. Ähnliches wird von Bewohnern einer Siedlung in der hochgelegenen chilenischen Atacamawüste berichtet, deren Trinkwasser hochgradig mit Arsen belastet ist, die jedoch keinerlei Vergiftungssymptome zeigen. Heute geht man davon aus, dass eine langsame Gewöhnung an das Gift mit sukzessive steigenden Dosen physiologisch möglich ist. Über den Bakterienstamm GFAJ-1 wurde 2010 berichtet, dass er unter bestimmten Bedingungen in arsenathaltigen Nährmedien in der Lage sei, Arsenat anstatt Phosphat in Biomoleküle wie die DNA einzubauen, ohne dabei abzusterben, was bisher eher als unmöglich galt. Der Befund scheint jedoch auf unsauberen Arbeitsmethoden zu basieren, die Befunde konnten nicht repliziert werden. Sicherheitshinweise Arsen-Stäube sind leicht entzündlich. Toxizität Dreiwertige lösliche Verbindungen des Arsens sind hoch toxisch, weil sie biochemische Prozesse wie die DNA-Reparatur, den zellulären Energiestoffwechsel, rezeptorvermittelte Transportvorgänge und die Signaltransduktion stören. Dabei kommt es mutmaßlich nicht zu einer direkten Einwirkung auf die DNA, sondern zu einer Verdrängung des Zink-Ions aus seiner Bindung zu Metallothioneinen und damit zur Inaktivierung von Tumorsupressorproteinen (siehe auch Zinkfingerprotein). Arsen(III)- und Zink(II)-Ionen haben vergleichbare Ionenradien und damit ähnliche Affinität zu diesen Zinkfingerproteinen, allerdings führt Arsen dann nicht zur Aktivierung der Tumorsupressorproteine. Eine akute Arsenvergiftung führt zu Krämpfen, Übelkeit, Erbrechen, inneren Blutungen, Durchfall und Koliken, bis hin zu Nieren- und Kreislaufversagen. Bei schweren Vergiftungen fühlt sich die Haut feucht und kalt an und der Betroffene kann in ein Koma fallen. Die Einnahme von 60 bis 170 Milligramm Arsenik gilt für Menschen als tödliche Dosis (LD50 = 1,4 mg/kg Körpergewicht); meist tritt der Tod innerhalb von mehreren Stunden bis wenigen Tagen durch Nieren- und Herz-Kreislauf-Versagen ein. Eine chronische Arsenbelastung kann Krankheiten der Haut und Schäden an den Blutgefäßen hervorrufen, was zum Absterben der betroffenen Regionen (Black Foot Disease) sowie zu bösartigen Tumoren der Haut, Lunge, Leber und Harnblase führt. Diese Symptome wurden auch als Reichensteiner Krankheit bezeichnet, nach einem Ort in Schlesien, dessen Trinkwasser durch den Arsenik-Abbau bis zu 0,6 mg Arsen pro Liter enthielt. Die chronische Arsen-Vergiftung führt über die Bindung an Sulfhydryl-Gruppen von Enzymen der Blutbildung (zum Beispiel Delta-Amino-Laevulin-Säure-Synthetase) zu einem initialen Abfall des Hämoglobins im Blut, was zu einer reaktiven Polyglobulie führt. Des Weiteren kommt es bei chronischer Einnahme von Arsen zur Substitution der Phosphor-Atome im Adenosin-Triphosphat (ATP) und damit zu einer Entkopplung der Atmungskette, was zu einer weiteren reaktiven Polyglobulie führt. Klinisch finden sich hier nach Jahren der As-Exposition Trommelschlägelfinger, Uhrglasnägel, Mees-Nagelbänder und Akrozyanose (Raynaud-Syndrom), mit Folge der Black Foot Disease. Metallisches Arsen dagegen zeigt wegen seiner Unlöslichkeit nur eine geringe Giftigkeit, da es vom Körper kaum aufgenommen wird (LD50 = 763 mg/kg Ratte, oral). Es sollte aber, da es sich an der Luft leicht mit seinen sehr giftigen Oxiden wie dem Arsenik überzieht, stets mit größter Vorsicht behandelt werden. Anders verhält es sich mit Arsenik, das in früheren Zeiten als Stimulans von Arsenikessern benutzt wurde, um einer Arsenvergiftung vorzubeugen. Der Mechanismus dieser Immunisierung gegen Arsen ist nicht bekannt. Grenzwerte Anionisches Arsen tritt als Arsenit ([AsO3]3−) und Arsenat ([AsO4]3−) in vielen Ländern im Grundwasser in hohen Konzentrationen auf. Durch Auswaschungen aus arsenhaltigen Erzen in Form von drei- und fünfwertigen Ionen trinken weltweit über 100 Millionen Menschen belastetes Wasser. Besonders in Indien, Bangladesh und Thailand, wo im 20. Jahrhundert mit internationaler Unterstützung zahlreiche Brunnen gegraben wurden, um von mit Krankheitserregern kontaminiertem Oberflächenwasser auf Grundwasser ausweichen zu können, führte diese unerkannte Belastung des Trinkwassers zu chronischer Arsenvergiftung bei weiten Teilen der betroffenen Bevölkerung. Das Problem kann, wo es bekannt wird, chemisch durch Oxidation der Arsenverbindungen und nachfolgende Ausfällung mit Eisenionen behoben werden. Von der Rice University wurde eine kostengünstige Filtermöglichkeit mit Nano-Magnetit entwickelt. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt seit 1992 einen Grenzwert für Arsen im Trinkwasser von 10 Mikrogramm pro Liter. Der Wert wird in einigen Staaten Osteuropas und in den USA immer noch überschritten. In Deutschland wird er dagegen seit 1996 eingehalten. In der EU ist der Gehalt an Arsen im Trinkwasser seit 1998, aktuell durch die Richtlinie (EU) 2020/2184, auf einen Höchstwert von 10 Mikrogramm pro Liter begrenzt. Auch in Mineralwässern ist der Höchstwert an Arsen in der EU durch die Richtlinie 2003/40/EG auf 10 μg/l festgelegt. Die USA verpflichteten sich im Jahre 2001, diesen Grenzwert ab 2006 einzuhalten. Anreicherung in Nahrungsmitteln Das im Grundwasser vorkommende Arsen reichert sich in Reis zehnmal so stark an wie in anderen Getreidearten. Auf dem Weltmarkt angebotene Sorten enthalten zwischen 20 und 900 Mikrogramm Arsen pro Kilogramm. Im Jahr 2005 senkte die chinesische Regierung den zulässigen Gehalt anorganischer Arsenverbindungen von 700 auf 150 Mikrogramm pro Kilogramm Lebensmittel, im Juli 2014 beschloss die Codex-Alimentarius-Kommission erstmals einen Höchstwert von 200 Mikrogramm für polierten Reis. In der EU werden die Höchstmengen an Arsen in Lebensmitteln durch die Verordnung (EU) 2023/915 geregelt. Der Gehalt an anorganischem Arsen darf in Reis dabei folgende Grenzwerte nicht überschreiten: geschliffener Reis 0,20 mg/kg, geschälter oder Parboiled Reis 0,25 mg/kg, Reiskekse, Reiswaffeln, Reiskräcker und Reiskuchen 0,30 mg/kg und Reis für die Herstellung von Lebensmitteln für Säuglinge und Kleinkinder 0,10 mg/kg. Für andere belastete Lebensmittel wie Bier oder Fruchtsäfte gibt es noch keine Grenzwerte, obwohl sie mehr Arsen enthalten können, als für Trinkwasser zulässig ist. Verbraucherorganisationen fordern für Apfelsaft einen Grenzwert von 3, höchstens aber 4,4 ppb (entspricht Mikrogramm pro kg). Fische und Meeresfrüchte weisen zwar hohe Gehalte an Arsen auf, jedoch nahezu ausschließlich in der als unbedenklich geltenden organisch gebundenen Form. Grenzwerte wie für Quecksilber oder Cadmium gibt es nicht. Das neue Chemikaliengesetz der EU, umgesetzt in der Gefahrstoffverordnung Deutschlands von 2005, verbietet im Anhang 4 die „gewerbliche“ (nicht private) Verarbeitung von arsenhaltigen Mitteln und Zubereitungen, die mehr als 0,3 Gewichtsprozent an Arsen aufweisen. Derartige Grenzwertregelungen sind gegeben, da Arsen in den Verzinkereien der Galvanikindustrie weltweit der Zinkschmelze zugesetzt wird, um die Haftungseigenschaften des Zinks an der Eisenoberfläche des zu verzinkenden Metallstückes zu verbessern. Auf Grund der Temperatur im Zink-Schmelzbad von 460 °C bis 480 °C kommt es zum Verdampfen von Arsen, Cadmium und anderen leicht flüchtigen Metallen und deren Anreicherung in der Luft des Arbeitsplatzes. So können zulässige Grenzwerte kurzfristig um das Tausendfache überschritten werden, mit der Folge der aerogen-alveolaren Aufnahme in den Körper. Messungen ergaben, dass Arsen (und Cadmium) im hochreinen Zink (99,995 Reinheitsgrad, DIN-1179-Reinheitsgrad) mit weniger als 0,0004 Gewichts-% ausgewiesen waren und nach Zugabe von 450 Gramm dieses hochreinen Zinks in die Zinkschmelze zu einem Anstieg der Cd-/As-Konzentration von 3 bis 7 µg/m3 Luft auf über 3000 µg/m3 Luft führten. Für Arsen wurde diese Tatsache überraschend in einer Verzinkerei durch Messung der Arsen-Konzentration in Zinkschmelze, Blut und Urin festgestellt (unveröffentlicht). Bei Galvanik-Arbeitern wird die Urin-Arsen-Konzentration mit 25 bis 68 µg/l Urin gemessen, im Vergleich zu unbelasteter Bevölkerung mit 0,1 µg Arsen/l Urin. Abreicherung Für die Entfernung von ionischem Arsen aus dem Trinkwasser gibt es Verfahren, die auf Adsorption an Aktivkohle, aktiviertem Aluminiumoxid oder Eisenhydroxid-Granulat beruhen. Letzteres wird standardmäßig in Festbettreaktoren in der Trinkwasseraufbereitung in Deutschland und international eingesetzt. Daneben werden Ionenaustauscher verwendet. Es ist möglich, Arsen mittels gentechnisch veränderten Pflanzen aus dem Boden zu entfernen, die es in Blättern speichern. Zur Phytosanierung von Trinkwasser bietet sich die Dickstielige Wasserhyazinthe an, die Arsen insbesondere in ihr Wurzelgewebe einlagert und so eine Abreicherung des kontaminierten Wassers bewirkt. Organische Arsenverbindungen in belasteten Böden können enzymatisch mit Hilfe von Pilzen abgebaut werden. In Bangladesh wird nach einem Verfahren der schweizerischen Forschungseinrichtung EAWAG versucht, Arsen mit Hilfe von transparenten PET-Flaschen und Zitronensaft abzureichern. Bei dieser SORAS (Solar Oxidation and Removal of Arsenic) genannten Methode oxidiert Sonnenlicht das Arsen; die Inhaltsstoffe des Zitronensafts helfen bei der Ausfällung. Mit dieser kostengünstigen Methode lässt sich der Arsengehalt um 75 bis 90 Prozent senken. In Gewässern des Yellowstone-Nationalparks, die sich aus Geysiren und anderen Thermalquellen vulkanischen Ursprungs speisen, wurden eukaryontische Algen der Gattung Cyanidioschyzon gefunden, die die hohen Arsenkonzentrationen der Gewässer tolerieren und sie zu biologisch weniger verfügbaren organischen Verbindungen oxidieren können. An einer Nutzung zur Abreicherung in Trinkwasser wurde 2009 gearbeitet. Antidote Als Antidote bei akuten Arsenvergiftungen stehen die schwefelhaltigen Komplexbildner Dimercaptopropansulfonsäure (DMPS), Dimercaptobernsteinsäure und das ältere, schlechter verträgliche Dimercaprol zur Verfügung. Sie sind noch bei starken Arsendosen effektiv, wenn die Vergiftung rechtzeitig diagnostiziert wird. Ihr Stellenwert bei der Behandlung chronischer Arsenvergiftungen ist hingegen umstritten. Aktivkohle ein bis mehrere Stunden nach der Einnahme kann das Metall ebenfalls binden und zur Ausscheidung bringen. Prophylaxe Indische Forscher haben im Tierversuch herausgefunden, dass die Einnahme von Knoblauch zur Senkung der Arsengehalte im Blut und der Erhöhung der Arsengehalte im Urin führen kann. Erklärt wird dies über eine Ausfällung des Arsens bei Reaktion mit schwefelhaltigen Substanzen wie etwa Allicin, das Bestandteil des Knoblauchs ist. Zur Prophylaxe werden zwei bis drei Knoblauchzehen täglich empfohlen. Nachweis Anorganische Nachweisreaktionen Arsenverbindungen zeigen beim Verbrennen eine wenig charakteristische fahlblaue Flammenfärbung. Bei der Glühröhrchenprobe erhitzt man Arsenverbindungen, welche teilweise sublimieren und sich an kalten Oberflächen in Form von schwarzem Arsen, weißem Arsen(III)-oxid oder gelbem Arsentrisulfid wieder niederschlagen. Die so genannte Marshsche Probe ist die klassische Nachweisreaktion in der Chemie und Gerichtsmedizin für Arsen: As2O3 + 6Zn + 12H3O+ -> 2AsH3 + 6Zn^2+ + 15H2O Bei der Bettendorfschen Probe oxidiert Arsen in konzentrierter Salzsäure unabhängig von der Oxidationsstufe zweiwertige Zinn-Ionen. Dabei fällt elementares Arsen aus: 2As^3+ + 3Sn^2+ -> 3Sn^4+ + 2As Gibt man zu einer ammoniakalischen, ammoniumchloridhaltigen Lösung von Arsenat Magnesium-Ionen, so erhält man einen kristallinen Niederschlag von Magnesiumammoniumarsenat-Hexahydrat: AsO4^3- + Mg^2+ + NH4+ + 6H2O -> MgNH4AsO4.6H2O Arsenat reagiert mit Magnesiumionen, Ammoniumionen und Wasser zu Magnesiumammoniumarsenat-Hexahydrat. Eine weitere Nachweisreaktion von Arsen(at) in wässriger Lösung ist die Fällung mit Ammoniumheptamolybdat. Der gelbe Niederschlag ist schwerlöslich in Säuren, aber gut löslich in Basen: H2AsO4- + 22H3O+ + 3NH4+ + 12MoO4^2- -> (NH4)3[As(Mo3O{10})4.aq] + 34H2O Dihydrogenarsenat reagiert mit Wasserstoffionen, Ammoniumionen und Molybdationen zu Ammoniumarsenomolybdat und Wasser. Instrumentelle Bestimmungsverfahren für Arsen Atomabsorptionsspektrometrie (AAS) Bei der Flammen-AAS werden die Arsenverbindungen in einer reduzierenden Luft-Acetylen-Flamme ionisiert. Anschließend wird eine Atomabsorptionsmessung bei 189,0 nm beziehungsweise 193,8 nm durchgeführt. Nachweisgrenzen bis zu 1 µg/ml wurden beschrieben. Häufig wird das Arsen auch mit Hilfe von NaBH4 in das gasförmige Arsin (AsH3) überführt (Hydridtechnik). In der Quarzrohrtechnik wird AsH3 zuerst bei rund 1000 °C in einem elektrisch beheizten Quarzröhrchen thermisch in seine atomaren Bestandteile zersetzt, um anschließend die Absorption bei o. g. Wellenlängen zu bestimmen. Die Nachweisgrenze bei dieser Technik liegt bei 0,01 µg/l. Eine weitere Methode ist die sog. Graphitrohrtechnik, bei der das Arsen einer festen Probe bei 1700 °C und höher verflüchtigt und anschließend die Extinktion bei 193,8 nm gemessen wird. Atomemissionsspektrometrie Die Kopplung von Hydridtechnik mit dem induktiv gekoppelten Plasma/ laserinduzierter Fluoreszenzmessung ist eine sehr nachweisstarke Methode zur Bestimmung von Arsen. Mittels Hydriderzeugung freigesetztes AsH3 wird dabei im Plasma atomisiert und mit einem Laser zur Emission angeregt. Mit dieser Methode wurden Nachweisgrenzen von 0,04 ng/mL erreicht. Massenspektrometrie (MS) Bei der Massenspektrometrie wird die Arsenspezies zunächst durch ein induktiv gekoppeltes Argonplasma (ICP-MS) thermisch ionisiert. Anschließend wird das Plasma in das Massenspektrometer geleitet. Eine Nachweisgrenze von 0,2 µg/l wurde für Arsenit beschrieben. Photometrie Weitverbreitet ist die photometrische Erfassung von As als Arsenomolybdänblau. As(V) reagiert zunächst mit (NH4)2MoO4. Danach folgt eine Reduktion mit SnCl2 oder Hydrazin zu einem blauen Komplex. Die Photometrie erfolgt bei 730 nm und ist somit nahezu störungsfrei. Die Nachweisgrenzen können durch Verwendung von basischen Farbstoffen als Komplexbildner verbessert werden. Neutronenaktivierungsanalyse Eine sehr empfindliche Arsenbestimmung im ppt-Bereich ist mittels Neutronenaktivierungsanalyse möglich. Sie kommt insbesondere dann zur Anwendung, wenn die Probe eine komplexe Zusammensetzung aufweist oder schwierig aufzuschließen ist. Allerdings gibt diese Methode keinen Hinweis auf die chemische Verbindung, in der das Arsen vorliegt. Bei der Wechselwirkung von Neutronen mit der Probe, die das natürliche Isotop Arsen-75 enthält, wird das schwerere Isotop Arsen-76 gebildet, das jedoch instabil ist und sich unter einem β-Zerfall in Selen-76 umwandelt. Gemessen werden dabei die β-Strahlen, über die ein Rückschluss auf die Menge des Arsens möglich ist. ^{75}_{33}As + ^{1}_{0}n -> ^{76}_{33}As -> ^{76}_{34}Se + e- Biosensoren Bei Biosensoren wird die Biolumineszenz bei Kontakt von in Wasser gelöstem Arsen mit genetisch modifizierten Bakterien (z. B. Escherichia coli K12) und eines Lichtmessgeräts (Luminometer) detektiert. Die vorhandene Arsenkonzentration korreliert dabei direkt mit der emittierten Lichtmenge. Verbindungen Arsenwasserstoffe Chemische Verbindungen von Arsen und Wasserstoff (→ Arsane) sind im Vergleich zu den entsprechenden Verbindungen der Hauptgruppennachbarn Stickstoff und Phosphor nicht sehr zahlreich und sehr instabil. Es sind zurzeit drei Arsane bekannt. Arsenwasserstoff (auch Monoarsan oder Arsin genannt) mit der Summenformel AsH3 ist eine wichtige Ausgangssubstanz zur Herstellung von Galliumarsenid in der Halbleiterindustrie. Diarsan (As2H4) Triarsan (As3H5) Halogenverbindungen Arsen bildet mit Halogenen binäre Verbindungen vom Typ AsX3, AsX5 und As2X4 (X bezeichnet das entsprechende Halogen). Arsen(III)-fluorid (AsF3) Arsen(V)-fluorid (AsF5) Arsen(III)-chlorid (AsCl3) Arsenpentachlorid (AsCl5) Arsentribromid (AsBr3) Arsentriiodid (AsI3) Diarsentetraiodid (As2I4) Sauerstoffverbindungen Wichtige Sauerstoffsäuren sind: Arsensäure (2 H3AsO4 · H2O), deren Salze als Arsenate oder Arsenate(V) bezeichnet werden und den Phosphaten ähneln. Beispiele sind Calciumarsenat (Ca3(AsO4)2·3H2O) und Bleihydrogenarsenat (PbHAsO4), die als Pflanzenschutzmittel verwendet wurden Arsenige Säure (H3AsO3), deren Salze als Arsenite oder Arsenate(III) bezeichnet werden. Das wichtigste Arsenoxid ist Arsen(III)-oxid (Arsentrioxid auch Arsenik oder Weißarsenik, As2O3, das Anhydrid der Arsenigen Säure), das in der Gasphase in Form von Doppelmolekülen mit der Formel As4O6 vorliegt. Es ist amphoter und weist damit auf den Halbmetallcharakter des Arsens hin. Neben As2O3 kennt man As2O5 (Arsenpentaoxid, das Anhydrid der Arsensäure) und das gemischte Anhydrid der Arsenigen Säure und Arsensäure As2O4 (Arsentetraoxid) Ein historisch wichtiges Färbe- und Pflanzenschutzmittel ist ein Kupfer-Arsen-Oxid mit dem Trivialnamen Schweinfurter Grün (Cu(AsO2)2·Cu(CH3COO)2). Schwefelverbindungen Es bestehen zwei wichtige Arsensulfide, die beide als Minerale in der Natur vorkommen. Arsenmonosulfid (Realgar, As4S4) Arsen(III)-sulfid (Auripigment, As2S3) Arsen-Metall-Verbindungen Wichtige Verbindungen von Arsen mit Metallen sind Galliumarsenid (GaAs), ein wichtiger Halbleiter Indiumarsenid (InAs), ein wichtiger Halbleiter Nickelarsenid (NiAs) Aluminiumgalliumarsenid (AlGaAs) Arsenbronze – (CuAs) in früher Bronzezeit Organische Verbindungen In Analogie zu den Aminen und Phosphinen findet man entsprechende Verbindungen mit Arsen anstelle von Stickstoff oder Phosphor. Sie werden als Arsine bezeichnet. Dimethylarsin (AsH(CH3)2) Trimethylarsin (As(CH3)3), eine übelriechende Flüssigkeit, die zur Behandlung bakterieller Infektionen und als Pilzschutzmittel Anwendung fand. Zu den Arsoranen, Verbindungen vom Typ R5As, wobei R5 für fünf – möglicherweise unterschiedliche – organische Gruppen steht, zählt man etwa Pentaphenylarsen oder Pentamethylarsen. Fehlt eine der fünf Gruppen, bleibt ein einfach positiv geladenes Ion zurück (R steht wiederum für – möglicherweise verschiedene – organische Gruppen), das man als Arsoniumion (AsR4)+ bezeichnet. Analog zu den Carbonsäuren lassen sich zwei Klassen arseno-organischer Säuren bilden: Arsinsäuren (RR'AsOOH) Arsonsäuren (RAsO(OH)2) Zudem sind Heteroaromaten mit Arsen als Heteroatom bekannt, wie Arsabenzol, das aus einem Benzolring besteht, in dem ein Kohlenstoffatom durch Arsen ersetzt ist und das somit analog zu Pyridin aufgebaut ist. Auch homocyclische Arsenverbindungen existieren. Beispiele sind Pentamethylcyclopentaarsen (AsCH3)5 Hexamethylcyclohexaarsen (AsCH3)6 deren Moleküle einen Fünf- beziehungsweise Sechsring aus Arsenatomen als Rückgrat aufweisen, an den nach außen hin je eine Methylgruppe pro Arsenatom gebunden ist. Eine polycyclische Variante bildet das nebenstehende Molekül, dessen Rückgrat sich aus einem Sechs- und zwei angehefteten Fünfringen zusammensetzt (R steht für jeweils eine tert-Butylgruppe). Schließlich lassen sich Arsenpolymere darstellen, lange Kettenmoleküle, die als Polyarsine bezeichnet werden. Sie bestehen aus einer zentralen „Strickleiter“ der Arsenatome, an die außen auf jeder Seite je „Sprosse“ eine Methylgruppe angeheftet ist, so dass sich die chemische Formel (AsCH3)2n ergibt, wobei die natürliche Zahl n weit über 100 liegen kann. Polyarsine zeigen deutliche Halbleitereigenschaften. Bioorganische Verbindungen In der Bioorganik spielen Arsenolipide, Arsenosaccharide und arsenhaltige Glycolipide eine bedeutende Rolle. Wichtige Vertreter dieser Stoffklassen sind zum Beispiel Arsenobetain, Arsenocholin und unterschiedlich substituierte Arsenoribosen. Sie treten vor allem kumuliert in maritimen Lebewesen auf und können auf diesem Weg in die menschliche Nahrungskette gelangen. Arsenhaltige Biomoleküle konnten in Algen, Meeresschwämmen und in Fischgewebe nach erfolgter Extraktion mittels HPLC-ICP-MS nachgewiesen werden. Die Analytik von Organo-Arsenverbindungen (einschließlich ihrer Speziation) ist sehr aufwändig. Arsen in Kriminalgeschichte, Literatur und Film Das Element Arsen erreichte zweifelhafte Berühmtheit als Mordgift, belegt durch geschichtliche Aufzeichnungen sowie die Instrumentalisierung in Literatur und Film. Es handelte sich bei dem Mordgift allerdings nie um elementares Arsen, sondern um dessen Verbindungen. In Italien und Frankreich starben Herzöge, Könige und Päpste an vorsätzlich herbeigeführten Arsenvergiftungen. Im Frankreich des 17. Jahrhunderts steht die Marquise de Brinvilliers, die ihren Vater und zwei Brüder mit einer Arsenikmischung vergiftete, im Mittelpunkt eines Giftskandals. In Deutschland brachte die Serienmörderin Gesche Gottfried aus Bremen 15 Menschen zu Tode. Aufsehen erregte auch der Fall der Serienmörderin Anna Margaretha Zwanziger zu Beginn des 19. Jahrhunderts. Die Urheber der Morde blieben jedoch meist unerkannt, da Arsen bis 1836 in kleinen Mengen nicht nachgewiesen werden konnte. Erst die durch James Marsh entwickelte und nach ihm benannte Marshsche Probe machte es möglich, Spuren des Elementes zu identifizieren und somit eine unnatürliche Todesursache nachzuweisen. Im 19. und 20. Jahrhundert fanden weiter vorsätzliche Vergiftungen mit arsenhaltigen Mitteln statt – zum einen, weil sie leicht als Herbizide verfügbar waren, zum anderen ließ sich bei chronischer Gabe kleiner Dosen ein krankheitsbedingter Tod vortäuschen. Im September 1840 fiel im Prozess gegen Marie Lafarge das erste Urteil, das alleine auf den Ergebnissen der Marshschen Probe beruhte. Im Fall der Marie Besnard, die angeblich zwischen 1927 und 1949 für mehrere Todesfälle in ihrem Umfeld in Loudun verantwortlich sein sollte, konnte ein eindeutiger Beweis nicht erbracht werden, weil Untersuchungsergebnisse widersprüchlich waren, und sie musste 1954 letztendlich freigesprochen werden. Jahrelang glaubte die Fachwelt, dass der Tod des ehemaligen französischen Kaisers Napoleon Bonaparte mit 51 Jahren auf der Insel St. Helena einem Giftanschlag mit Arsen zugeschrieben werden muss. Zumindest hatte man in seinen Haaren hochkonzentrierte Spuren des Giftes entdeckt. Heute existieren verschiedene andere Thesen zur Erklärung des Faktenbefunds. Eine Möglichkeit besteht darin, dass das Arsen nach seinem Tod den Haaren beigegeben wurde, um diese zu konservieren, eine damals durchaus übliche Methode. Möglich ist ein Übermaß der Benutzung der arsenhaltigen Fowlerschen Lösung, die zu seiner Zeit bei vielen seiner Zeitgenossen als medizinisches Wundermittel galt. Die dritte und heute als wahrscheinlichste angesehene Möglichkeit ist, dass sich Napoleon durch organische Arsenverbindungen vergiftete, die Schimmelpilze beständig aus seinen mit grünen Arsenpigmenten gefertigten Tapeten freisetzten. Deren hoher Arsengehalt ist durch eine 1980 in einem Notizbuch aufgefundene Materialprobe schlüssig belegt. Der berühmte Philosoph René Descartes starb 1650 wenige Monate nach seiner Ankunft am Hofe der schwedischen Königin Christine. Der Verdacht, er sei von einem der Jesuiten, die sich am Hofe der protestantischen Königin aufhielten, aus religionspolitischen Gründen mit Arsen vergiftet worden, verstärkte sich, als Christine später tatsächlich zum Katholizismus konvertierte, konnte aber nicht erhärtet werden, so dass die offizielle Todesursache, Lungenentzündung, sich in den Biographien etablierte. Erst kürzlich wurde anhand von neu aufgefundenen und neu interpretierten Dokumenten der alte Verdacht erhärtet und behauptet, dass der „Giftmord an Descartes in sehr hohem Maße wahrscheinlich, um nicht zu sagen, fast sicher“ erscheint. Im Jahre 1900 kam es im britischen Manchester zu einer Massenvergiftung, von der mehrere Tausend Menschen betroffen waren. Wie sich herausstellte, hatten alle Bier derselben Brauerei getrunken. In Vorstufen der Bierproduktion wurde anscheinend Schwefelsäure eingesetzt, die ihrerseits aus Schwefel hergestellt wurde, der aus mit Arsenopyrit kontaminierten Sulfidmineralen stammte. Etwa 70 Menschen erlagen ihren Vergiftungen. In den Jahren 2010 und 2011 starben in Österreich zwei Männer an einer Arsenvergiftung. Am 11. April 2013 wurde am Landesgericht Krems eine 52-jährige Polin des Mordes an den beiden für schuldig befunden und von dem Geschworenengericht nicht rechtskräftig zu lebenslanger Haft verurteilt. Noch in den 1950er Jahren auf dem Höhepunkt des Kalten Krieges erkrankte die US-amerikanische Botschafterin, Clare Booth Luce, in Rom durch eine Vergiftung mit dem aus Tapeten freigesetzten Arsen. Die Tatsache, dass die Krankheit auf die schimmelpilzbefallenen Tapeten und nicht auf gegnerische Geheimagenten zurückgeführt werden konnte, trug in diesem Fall nicht nur zur Genesung der Botschafterin, sondern auch zum Erhalt des Friedens bei. In Friedrich Schillers bürgerlichem Trauerspiel Kabale und Liebe vergiftet der junge Major Ferdinand von Walter erst seine Geliebte Luise Millerin und dann sich selbst. Allerdings tritt in Kabale und Liebe der Tod unrealistischerweise binnen Minuten ein. Die Protagonistin des berühmten Romans Madame Bovary von Gustave Flaubert, die unglücklich verheiratete Landarztgattin Emma Bovary, stirbt am Ende des Romans durch Suizid mit Arsen in Form eines weißen Pulvers. Der Spross einer Arztfamilie Flaubert beschreibt die Vergiftungssymptome und den äußerst qualvollen Tod der Bovary sehr detailliert. Im Roman Starkes Gift (Strong Poison) von Dorothy L. Sayers ist das Opfer mit Arsen vergiftet worden. Die Verdächtige, Krimi-Schriftstellerin Harriet Vane, hat sich zur fraglichen Zeit intensiv mit Arsenmorden beschäftigt und sich dazu sogar vom Apotheker beraten lassen. Der berühmte Detektiv „Kalle Blomquist“ aus dem gleichnamigen Kinderbuch von Astrid Lindgren wendete die Marshsche Probe an, um ein mit Arsen vergiftetes Stück Schokolade zu überprüfen. In dem Theaterstück von Joseph Kesselring Arsen und Spitzenhäubchen (englisch: Arsenic and Old Lace) vergiften zwei alte Damen in gutmeinender Absicht ältere einsame Herren mit einer Arsen-, Strychnin- und Zyankali-Mischung. Bekannt wurde das Stück durch die gleichnamige Verfilmung von Frank Capra mit Cary Grant, Peter Lorre und Priscilla Lane in den Hauptrollen. Literatur Erwin Riedel: Anorganische Chemie. de Gruyter, Berlin 2002, ISBN 3-11-017439-1. Dietmar Ritter: Charakterisierung und Einsatz alternativer Arsen- und Phosphor-Quellen für die Metallorganische Molekularstrahlepitaxie von InP und GaInAs. Shaker, Aachen 1998, ISBN 3-8265-4489-7. Nicholas C. Norman: Chemistry of Arsenic, Antimony and Bismuth. Blackie, London 1998, ISBN 0-7514-0389-X. Andrew A Meharg: Venomous Earth: How arsenic caused the world’s worst mass poisoning. Macmillan Science. Die bremische Gesina. In: Hans Heinrich: Frau-Geschichten. WM-Literatur-Verlag, Weilheim 2002, ISBN 3-9808439-0-4, S. 62–72. Weblinks Mineralienatlas:Arsen Enzymatischer Abbau von Arsenkampfstoffen wissenschaft.de – Arsen im Trinkwasser begünstigt Arteriosklerose Arsenic and Human Health, Environmental Health & Toxicology, Specialized Information Services, National Library of Medicine (englisch) (PDF; 295 KiB) Arsen – Informationen des Bundesamts für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen Einzelnachweise Grandfathered Mineral Trigonales Kristallsystem Elemente (Mineralklasse) Beschränkter Stoff nach REACH-Anhang XVII, Eintrag 75
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https://de.wikipedia.org/wiki/Astat
Astat
Astat [] (von : „unbeständig, unstet“) ist ein radioaktives chemisches Element mit dem Elementsymbol At und der Ordnungszahl 85. Im Periodensystem steht es in der 7. Hauptgruppe bzw. der 17. IUPAC-Gruppe und zählt damit zu den Halogenen. Astat entsteht beim natürlichen Zerfall von Uran. Astat ist das seltenste natürlich vorkommende Element der Erde und muss bei Bedarf künstlich erzeugt werden. Geschichte Als Dmitri Mendelejew 1869 sein Periodensystem festlegte, sagte er die Existenz einiger zu dieser Zeit noch nicht entdeckter Elemente voraus, darunter eines, das den Platz unter Iod einnehmen würde. In der Folge versuchten einige Wissenschaftler dieses Element, das als „Eka-Iod“ bezeichnet wurde, zu finden. Im Jahre 1931 behauptete Fred Allison, er und seine Mitarbeiter am Alabama Polytechnic Institute (heute Auburn University) hätten das fehlende Element entdeckt, und gaben ihm die Bezeichnung Alabamine (Ab). Ihre Entdeckung konnte jedoch nicht bestätigt werden und wurde später als falsch erkannt. Ebenfalls auf der Suche nach einem Mitglied der Familie des radioaktiven Thoriums fand der Chemiker De Rajendralal Mitra im Jahre 1937 in Dhaka, Bangladesch (damals Britisch-Indien), zwei neue Elemente. Das erste nannte er Dakin (Eka-Iod), wohl nach der englischen Bezeichnung für Dhaka (Dacca), das andere Gourium. Beide Entdeckungen konnten jedoch nicht bestätigt werden. Der Name Helvetium wurde wiederum von dem Schweizer Chemiker Walter Minder vorgeschlagen, als er die Entdeckung des Elements 85 im Jahr 1940 ankündigte. Er änderte im Jahr 1942 jedoch seinen Vorschlag in Anglohelvetium. Bestätigt werden konnte die Entdeckung des Astats (altgriechisch ἀστατέω = „unbeständig sein“, aufgrund des radioaktiven Zerfalls) erstmals im Jahre 1940 durch die Wissenschaftler Dale R. Corson, Kenneth Ross MacKenzie und Emilio Gino Segrè, die es in der University of California künstlich durch Beschuss von Bismut mit Alphateilchen herstellten. Drei Jahre später konnte das kurzlebige Element von Berta Karlik und Traude Bernert auch als Produkt des natürlichen Zerfallsprozesses von Uran gefunden werden. Ihr Namensvorschlag Viennium wurde jedoch nicht bestätigt. Gewinnung und Darstellung Astat wird durch Beschuss von Bismut mit Alphateilchen im Energiebereich von 26 bis 29 MeV hergestellt. Man erhält dabei die relativ langlebigen Isotope 209At bis 211At, die dann im Stickstoffstrom bei 450 bis 600 °C sublimiert und an einer gekühlten Platinscheibe abgetrennt werden. Eigenschaften Bei diesem radioaktiven Element wurde mit Hilfe von Massenspektrometrie nachgewiesen, dass es sich chemisch wie die anderen Halogene, besonders wie Iod verhält (es sammelt sich wie dieses in der Schilddrüse an). Astat ist stärker metallisch als Iod. Forscher am Brookhaven National Laboratory haben Experimente zur Identifikation und Messung von elementaren chemischen Reaktionen durchgeführt, die Astat beinhalten. Mit dem On-Line-Isotopen-Massenseparator (ISOLDE) am CERN wurde 2013 das Ionisationspotenzial von Astat mit 9,31751(8) Elektronenvolt bestimmt. Isotope Astat hat etwa 20 bekannte Isotope, die alle radioaktiv sind; das langlebigste ist 210At mit einer Halbwertszeit von 8,3 Stunden. Verwendung Organische Astatverbindungen dienen in der Nuklearmedizin zur Bestrahlung bösartiger Tumoren. Astat-Isotope eignen sich aufgrund der kurzen Halbwertszeiten innerlich eingenommen als radioaktive Präparate zum Markieren der Schilddrüse. Das Element wird in der Schilddrüse angereichert und in der Leber gespeichert. Verbindungen Die chemischen Eigenschaften von Astat konnten aufgrund der geringen Mengen bisher nur mit Tracerexperimenten festgestellt werden. Sie ähneln stark denjenigen des Iods, wobei es aber ein schwächeres Oxidationsmittel ist. Bisher konnten diverse Astatide, Interhalogenverbindungen und organische Verbindungen nachgewiesen werden. Auch die Anionen der entsprechenden Sauerstoffsäuren sind bekannt. Wegen des im Vergleich zu anderen Halogenen elektropositiveren Charakters wird es von Silber nur unvollständig ausgefällt. Dafür existiert das komplexstabilisierte Kation At(Py)2 (Py=Pyridin), wodurch Astat auch kathodisch abgeschieden werden kann. Nachgewiesen wurde auch das Hydrid, Astatwasserstoff HAt. Sicherheitshinweise Einstufungen nach der CLP-Verordnung liegen nicht vor, weil diese nur die chemische Gefährlichkeit umfassen und eine völlig untergeordnete Rolle gegenüber den auf der Radioaktivität beruhenden Gefahren spielen. Auch Letzteres gilt nur, wenn es sich um eine dafür relevante Stoffmenge handelt. Literatur Eric Scerri: A tale of seven elements. Oxford University Press, Oxford 2013, ISBN 978-0-19-539131-2. Einzelnachweise Weblinks Halbmetall
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https://de.wikipedia.org/wiki/Alkalimetalle
Alkalimetalle
Als Alkalimetalle werden die chemischen Elemente Lithium, Natrium, Kalium, Rubidium, Caesium und Francium aus der 1. Hauptgruppe des Periodensystems bezeichnet. Sie sind silbrig glänzende, reaktive Metalle, die in ihrer Valenzschale ein einzelnes Elektron besitzen, das sie als starke Reduktionsmittel leicht abgeben können. Obwohl Wasserstoff in vielen Darstellungen des Periodensystems auch in der ersten Hauptgruppe steht – ganz oben und meist mit einer Lücke abgetrennt, oder in anderer Farbe dargestellt – kann Wasserstoff keinesfalls zu den Alkalimetallen gezählt werden. Als typisches Nichtmetall ist Wasserstoff unter Standardbedingungen gasförmig und nicht fest, hat eine viel größere Ionisierungsenergie und zeigt keine typischen metallische Eigenschaften. Etymologie Der Name der Alkalimetalle leitet sich von dem arabischen Wort für „Pottasche“ ab, die alte Bezeichnung für aus Pflanzenaschen gewonnenes Kaliumcarbonat. Humphry Davy stellte im Jahre 1807 erstmals das Element Kalium durch eine Schmelzflusselektrolyse aus Kaliumhydroxid dar. Letzteres gewann er aus Kaliumcarbonat. In einigen Sprachen spiegelt sich dies im Namen wider. So heißt Kalium beispielsweise im Englischen und Französischen potassium und im Italienischen potassio. Eigenschaften Alkalimetalle sind metallisch glänzende, silbrig-weiße weiche Leichtmetalle. Caesium hat bei geringster Verunreinigung einen Goldton. Sie sind mit dem Messer schneidbar. Alkalimetalle haben eine geringe Dichte. Sie reagieren mit vielen Stoffen, so beispielsweise mit Wasser, Luft oder Halogenen teilweise äußerst heftig unter starker Wärmeentwicklung. Insbesondere die schwereren Alkalimetalle können sich an der Luft selbst entzünden. Daher werden sie unter Schutzflüssigkeiten, wie Paraffin oder Petroleum (Lithium, Natrium und Kalium), bzw. unter Luftabschluss in Ampullen (Rubidium und Caesium) aufbewahrt. Als Elemente der ersten Gruppe des Periodensystems besitzen sie nur ein schwach gebundenes s-Elektron, das sie leicht abgeben. Ihre ersten Ionisierungsenergien und ihre Elektronegativitäten sind entsprechend klein. In Verbindungen kommen sie alle fast ausschließlich als einwertige Kationen vor, wenngleich sogar Verbindungen bekannt sind, in denen diese Metalle anionisch vorliegen (z. B. Natride, komplexiert mit sogenannten Kryptanden). Alkalimetalle und ihre Salze besitzen eine spezifische Flammenfärbung: Lithium und seine Salze färben die Flamme rot (671 nm). Natrium und seine Salze färben die Flamme gelb (589 nm). Kalium und seine Salze färben die Flamme violett (768 und 404 nm). Rubidium und seine Salze färben die Flamme rot (780 und 421 nm). Caesium und seine Salze färben die Flamme blauviolett (458 nm). Aufgrund dieser Flammenfärbung werden Alkalimetallverbindungen für Feuerwerke benutzt. In der Atomphysik werden Alkalimetalle eingesetzt, da sie sich aufgrund ihrer besonders einfachen elektronischen Struktur besonders leicht mit Lasern kühlen lassen. Physikalische Eigenschaften Alle Alkalimetalle kristallisieren in der kubisch-raumzentrierten Struktur. Lediglich Lithium und Natrium kristallisieren in der hexagonal-dichtesten Packung, wenn tiefe Temperaturen vorherrschen. Der Radius der Elementatome sowie der Kationen nimmt mit steigender Massenzahl zu. Viele andere Eigenschaften der Alkalimetalle zeigen einen Trend innerhalb der Gruppe von oben nach unten: Abnahme der Härte, Ionisierungsenergie, Elektronegativität, Schmelz- und Siedepunkte, Zunahme der Reaktivität, Basizität und Dichte. Reaktionen und Verbindungen Die Alkalimetalle reagieren mit Wasserstoff unter Bildung salzartiger Alkalimetallhydride: 2 Me + H_2 -> 2 MeH Die thermische Beständigkeit der Hydride nimmt vom Lithiumhydrid zum Caesiumhydrid ab. Alkalihydride werden als Reduktions- oder Trocknungsmittel eingesetzt. Mit Sauerstoff reagieren die Metalle unter Bildung fester, weißer Alkalimetalloxide (Lithiumoxid, Natriumoxid), Alkalimetallperoxide (Natriumperoxid, Kaliumperoxid) und Alkalimetallhyperoxide (Kaliumhyperoxid, Rubidiumhyperoxid, Caesiumhyperoxid): 4 Li + O_2 -> 2 Li_2O 4 Na + O_2 -> 2 Na_2O 2 Na + O_2 -> Na_2O_2 2 K + O_2 -> K_2O_2 K + O_2 -> KO_2 Rb + O_2 -> RbO_2 Cs + O_2 -> CsO_2 Die Reaktion mit Wasser zu Alkalimetallhydroxiden erfolgt unter Freisetzung von Wasserstoff: 2 M + 2 H_2O -> 2 MOH + H_2 Vom Lithium zum Caesium steigt die Reaktivität stark an. Während eine annähernd kubische Probe von Lithium relativ träge reagiert, entzündet sich schon bei Natrium aufgrund der Hitzeentwicklung der entstehende Wasserstoff unter Anwesenheit von Luftsauerstoff. Ab dem Kalium erfolgt bei fortschreitender Reaktion auch Verdampfung und Entflammung des Metalls, nicht zuletzt auch wegen des mit der Ordnungszahl abnehmenden Siedepunkts (siehe oben). Aber auch unter Luftabschluss können schon weniger als 0,5 g Natrium explosiv mit Wasser reagieren, was eigentlich durch die an der Kontaktfläche der Edukte entstehenden Reaktionsprodukte, Wasserstoff und Alkalimetalhydroxid, gehemmt werden sollte. Hoch­geschwindigkeits­aufnahmen eines Experiments, bei dem Tropfen einer unter Standardbedingungen flüssigen Legierung aus Kalium und Natrium unter einer Inertgas-Atmosphäre mit Wasser in Kontakt gebracht wurden, legen eine initial erfolgende Coulomb-Explosion („negative Oberflächenspannung“) bzw. die damit einhergehende starke Oberflächenvergrößerung der mit Ausnahme von Lithium nach kurzer Zeit schmelzflüssigen unlegierten Alkalimetallproben als Ursache für den ungehemmten Ablauf, die hohe Geschwindigkeit und damit die Heftigkeit dieser Reaktionen nahe. Die Alkalimetallhydroxide sind farblose Feststoffe, die sich in Wasser unter starker Erwärmung leicht lösen und dabei stark basisch reagieren. Die Hydroxide und ihre Lösungen wirken stark ätzend. Die Reaktivität der Alkalimetalle nimmt mit steigender Ordnungszahl zu, weil mit steigender Zahl von Elektronenschalen das Außenelektron immer mehr von der Anziehungskraft des positiv geladenen Atomkerns abgeschirmt wird und daher leichter abgespalten werden kann. Die Zunahme der Reaktivität lässt sich an der Reaktion der verschiedenen Metalle mit Wasser gut erkennen: Lithium und Natrium reagieren mit Wasser zwar heftig unter Wasserstoffentwicklung, aber ohne dass es zur Entzündung des Wasserstoffs kommt. Kalium und Rubidium reagieren unter spontaner Entzündung des Wasserstoffs, Caesium reagiert explosionsartig. Besonders gut reagieren die Alkalimetalle mit Nichtmetallen, denen nur wenige Elektronen fehlen, um Edelgaskonfiguration zu erreichen. Mit Halogenen reagieren die Alkalimetalle zu den salzartigen Alkalimetallhalogeniden: 2 Me + X_2 -> 2 MeX Die Reaktivität steigt vom Lithium zum Caesium und sinkt vom Fluor zum Iod. So reagiert Natrium mit Iod kaum und mit Brom sehr langsam, während die Reaktion von Kalium mit Brom und Iod explosionsartig erfolgt. Alkalimetalle können Halogenkohlenwasserstoffen unter Explosionserscheinungen das Halogen unter Bildung von Kohlenstoff und dem entsprechenden Alkalimetallhalogenid entziehen: CCl_4 + 4 Na -> 4 NaCl + C Alkalimetalle lösen sich in flüssigem Ammoniak unter Bildung von intensiv blau gefärbten Lösungen. Diese Lösungen, die positiv geladene Alkalimetall-Kationen und solvatisierte Elektronen enthalten, wirken als sehr starke Reduktionsmittel und werden z. B für die Birch-Reduktion eingesetzt. Wird diesen Lösungen ein geeigneter Komplexbildner ( e Kryptand oder Kronenether) zugesetzt, können sich entsprechende Salze mit Alkalimetall-Anionen, die sogenannten Alkalide, bilden. Wasserstoff Wasserstoff, das erste Element der 1. Hauptgruppe, ist unter Normalbedingungen ein Nichtmetall und wird deshalb nicht zu den Alkalimetallen gezählt. Wasserstoff hat z. B wie andere typische Nichtmetalle eine deutlich höhere erste Ionisierungsenergie als die Alkalimetalle, die ihr Elektron leicht abgeben, und zeigt dementsprechend andere chemische Eigenschaften. Anders als die Alkalimetalle teilt Wasserstoff sein Elektron mit Nichtmetallen wie Chlor oder Sauerstoff und bildet mit ihnen über kovalente Bindungen Molekularverbindungen. Im Gegensatz zu den Alkalimetallen kann Wasserstoff ein Elektron von Metallen aufnehmen und bildet mit ihnen salzartige Hydride. Die wichtigste charakteristische Eigenschaft des Wasserstoffatoms ist die Fähigkeit, das einzige Elektron an das Molekül Wasser unter Bildung des Hydroniumkations zu verlieren. Dieses Kation spielt bei allen chemischen Reaktionen in wässrigen Lösungen eine wichtige Rolle. Die genannten Besonderheiten des Elements Wasserstoff, haben dazu geführt, dass man in Lehrbüchern auch die Auffassung findet „Wasserstoff gehört im Periodensystem zu keiner bestimmten Gruppe“. Jedoch gibt es auch chemische Eigenschaften und chemisches Verhalten, in denen Wasserstoff den Alkalimetallen ähnlich ist. Wasserstoff ist wie die Alkalimetalle ein starkes Reduktionsmittel und tritt wie die Alkalimetalle stets einwertig auf. Wasserstoff wandelt sich unter extrem hohem Druck in eine metallische Hochdruckmodifikation um, den metallischen Wasserstoff. Umgekehrt haben auch einige Alkalimetalle unter bestimmten Bedingungen Eigenschaften wie Wasserstoff, z. B. besteht Lithium als Gas zu 1 % aus zweiatomigen Molekülen. Literatur A. G. Sharpe et al.: Inorganic Chemistry, second edition – ISBN 0-13-039913-2 – Kapitel 10 Group 1: the alkali metals. Handbuch der experimentellen Chemie Sekundarbereich II, Band 2, Alkali- und Erdalkalimetalle, Halogene, Aulis Verlag Deubner & Co. KG, Köln. Weblinks Pink-Panther-Reaktion Reaktion von Natrium mit Wasser auf Video Die Alkalimetalle Beschreibung der Alkalimetalle mit vielen Abbildungen High speed camera reveals why sodium explodes! Video zur Ursache der heftigen Reaktion von Alkalimetallen mit Wasser unter Luftabschluss auf dem YouTube-Kanal (Thunderf00t) des Hauptautors des Nature-chemistry-Artikels (englisch) Einzelnachweise Wikipedia:Artikel mit Video
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Actinoide
Actinoide („Actiniumähnliche“; griech.: Endung -οειδής (-oeides) „ähnlich“) ist eine Gruppenbezeichnung bestimmter ähnlicher Elemente. Zugerechnet werden ihr das Actinium und die 14 im Periodensystem folgenden Elemente: Thorium, Protactinium, Uran und die Transurane Neptunium, Plutonium, Americium, Curium, Berkelium, Californium, Einsteinium, Fermium, Mendelevium, Nobelium und Lawrencium. Im Sinne des Begriffs gehört Actinium nicht zu den Actiniumähnlichen, jedoch folgt die Nomenklatur der IUPAC hier dem praktischen Gebrauch. Die frühere Bezeichnung Actinide entspricht nicht dem Vorschlag der Nomenklaturkommission, da nach diesem die Endung „-id“ für binäre Verbindungen wie z. B. Chloride reserviert ist; die Bezeichnung ist aber weiterhin erlaubt. Alle Actinoide sind Metalle und werden auch als Elemente der Actiniumreihe bezeichnet. Begriffliche Abgrenzung Die Transurane sind die Elemente mit einer höheren Ordnungszahl als Uran, d. h. die Actinoide beginnend mit Neptunium (93) sind auch Transurane. Als Transactinoide bezeichnet man die Elemente mit Ordnungszahlen ab 104 (Rutherfordium). Sie folgen im Periodensystem auf die Actinoide. Alle Transactinoide sind auch Transurane, da sie Ordnungszahlen größer als die des Urans haben. Im Zusammenhang mit Kernbrennstoffen und radioaktivem Abfall werden Neptunium, Americium, Curium, Berkelium und Californium auch als minore Actinoide bezeichnet. Die Actinoid-Nuklide sind Schwermetalle. In der Reaktorphysik wird bei Abbrandberechnungen der Schwermetall-Begriff etwas eingeschränkt. Als Schwermetalle bezeichnet man in diesem Zusammenhang nur die durch Neutronen spaltbaren Schwermetall-Nuklide. Spaltbar sind alle Schwermetall-Nuklide ab Actinium 225, also auch alle Nuklide der Actinoide. Massen von Spaltprodukten und Massen der überwiegend durch Neutroneneinfang in einem Kernreaktor entstandenen schweren Nuklide werden meist relativ zur Masse der anfangs eingesetzten so definierten Schwermetalle angegeben. Entdeckung und Gewinnung Im Jahr 1934 publizierte die deutsche Chemikerin Ida Noddack eine Arbeit über drei Lücken im Periodischen System der Elemente, die später mit den Elementen Francium, Astat und Promethium gefüllt wurden. Gleichsam nebenbei merkte sie an, dass es denkbar sei, dass bei der Beschießung schwerer Kerne mit Neutronen diese Kerne in mehrere größere Bruchstücke zerfallen. Aber nicht nur das. Denkbar sei auch, dass Elemente mit Ordnungszahlen Z > 92, also Transurane, gebildet werden könnten. Tatsächlich synthetisierten Edwin M. McMillan und Philip H. Abelson erstmals im Jahr 1940 die ersten nicht in der Natur vorkommenden Actinoid-Nuklide 239U, 239Np und 239Pu durch Beschuss von Uran mit Neutronen. Da im Jahr 1940 noch kein Kernreaktor in Betrieb war, konnten die Neutronen nur aus einer Neutronenquelle stammen. Obwohl bei dieser Kernreaktion letztlich auch ein Plutonium-Isotop entsteht, konnte Plutonium wahrscheinlich wegen der geringen Ausbeute noch nicht nachgewiesen werden. Als Entdeckungsjahr von Plutonium gilt das Jahr 1941, wie die Tabelle Entdeckung der Transurane zeigt. Plutonium wurde von den US-Amerikanern Glenn T. Seaborg, J. W. Kennedy, E. M. McMillan, Michael Cefola und Arthur Wahl entdeckt. Ende 1940 stellten sie das Plutonium-Isotop 238Pu durch Beschuss des Uran-Isotops 238U mit Deuteronen her, die in einem Zyklotron beschleunigt worden waren. Nachdem der eindeutige Nachweis für das Element 94 erbracht worden war, erhielt es 1941 den Namen Plutonium. Der Name lag nahe, da die beiden Vorgängerelemente nach den Planeten Uranus und Neptun benannt worden waren. Details über die Kernreaktionen sind im Artikel Plutonium nachzulesen. Damit eine Transmutation mit elektrisch geladenen Teilchen wie Deuteronen stattfinden kann, müssen diese Teilchen auf eine Energie beschleunigt werden, die ausreicht, um die Coulombbarriere von Urankernen zu überwinden oder diese zumindest zu durchtunneln. Das war erstmals mit einem Zyklotron möglich. Die erste wägbare Menge Plutonium von etwa 4 µg wurde 1942 isoliert. Ende 1942 wurde der erste Kernreaktor Chicago Pile in Betrieb genommen. Mit Kernreaktoren konnten vergleichsweise größere Mengen der Elemente Plutonium und Americium gewonnen werden, die als Targetmaterial dienten. In Verbindung mit geladenen Teilchen, mit beschleunigten α-Teilchen, wurden dann die Nuklide der Elemente Curium, Berkelium und Californium entdeckt. Der Vorteil des Verfahrens, der Beschuss beschleunigter geladener Teilchen auf leichtere Actinoide, ist, dass auch massereiche, neutronenarme Nuklide erhalten werden können, die durch eine Neutronenbestrahlung nicht gebildet werden. Das effektivste Verfahren, um synthetische Actinoide zu erzeugen, ist die Transmutation von Uran- oder Thorium-Nukliden im Kernbrennstoff eines Kernreaktors durch Neutroneneinfang oder (n,2n)-Reaktionen. Dieses Verfahren ist auf nicht allzu massereiche Actinoid-Nuklide beschränkt, etwa bis zu Massenzahlen von A = 252. Rechnerisch (s. u) werden meist nur Nuklide bis A < 248 einbezogen. Americium zum Beispiel wurde in einem Zweistufenprozess entdeckt. In der ersten Stufe werden synthetische Actinoide in einem Kernreaktor gebildet, zum Beispiel 239Pu. Plutonium wird nach Entnahme des Kernbrennstoffs durch Wiederaufarbeitung chemisch extrahiert. Dann wird das Plutonium erneut im Reaktor oder mittels einer Quelle mit Neutronen bestrahlt. Der seit Mitte der 1960er Jahre betriebene 85 MW High-Flux-Isotope Reactor am Oak Ridge National Laboratory in Tennessee, USA ist auf die Herstellung von Transcuriumelementen (Z > 96) speziell ausgelegt. Die massereichen Elemente Einsteinium und Fermium wurden durch den Test der ersten amerikanischen Wasserstoffbombe, Ivy Mike, am 1. November 1952 auf dem Eniwetok-Atoll auf unsere Erde gebracht. Nur wenige Wochen später wurden sie im Lawrence Berkeley National Laboratory, das an der geheimen Waffentwicklung nicht beteiligt war, auf Filterpapieren und in Ablagerungen an Korallen völlig unerwartet entdeckt. Bei der Wasserstoffbombenexplosion waren bis zu 16 Neutronen von einem Kern von 238U eingefangen worden. Dieser Zwischenkern zerfiel sehr schnell über eine Kette von Betazerfällen in Nuklide der bis dahin unbekannten Elemente. Das Uran stammte aus der Ummantelung der Wasserstoffbombe, die aus fünf Tonnen Natururan bestand. Aus Gründen der militärischen Geheimhaltung durften die Ergebnisse zunächst nicht publiziert werden. Um sich dennoch die Priorität der Entdeckungen der beiden neuen Elemente zu sichern, wurden parallel erfolgreich Schwerionenreaktionen durchgeführt. 238U wurde mit 14N-Ionen, die an einem Zyklotron erzeugt wurden, bombardiert. Auf diesem Wege wurde zunächst Einsteinium synthetisiert und in der Publikation auf die Entdeckung von 1952 verwiesen. Ähnlich verfuhr man mit Fermium, das durch Beschuss mit 239Pu mit 14N-Ionen erzeugt wurde. Wie die Tabelle zeigt, führten Schwerionenreaktionen auch zu den Elementen Mendelevium, Nobelium und Lawrencium mit den Ordnungszahlen 101 bis 103. Mit Schwerionenreaktionen wurden auch die Elemente mit höheren Ordnungszahlen synthetisiert. Bildung und Gewinnung im Kernreaktor Der Kernreaktor nimmt, was die Actinoide betrifft, nicht nur deshalb eine herausragende Stellung ein, weil er ohne Actinoide nicht betrieben werden könnte, sondern weil es nur innerhalb eines Kernreaktors möglich ist, größere wägbare Mengen von „höheren“ Actinoid-Nukliden zu bilden. Dieser Abschnitt beschreibt, welche Actinoid-Nuklide das sind und in welchem Massenanteil (relativ zur ursprünglichen Schwermetallmasse) sie gebildet werden. In einem Kernreaktor werden zu Beginn des Betriebs große Mengen von Actinoiden in Form von Kernbrennstoff eingebracht, zum Beispiel mit 235U angereichertes Uran. In einem Leistungsreaktor sind Actinoidmassen in der Größenordnung von 100 t enthalten. Aus diesem Kernbrennstoff werden neben der gewünschten Energiefreisetzung durch Kernspaltung synthetische „höhere“ Actinoide durch Transmutation erzeugt. Gelingt es bei der Wiederaufarbeitung nicht, diese zu entfernen, so haben Actinoide auf den meisten Zeitskalen den höchsten Anteil an der Radioaktivität des Atommülls. Dies liegt an der Tatsache, dass bei den Spaltprodukten eine „Lücke“ der Halbwertszeiten zwischen Caesium-135 und Strontium-90 im Bereich um dreißig Jahre und Technetium-99 im Bereich um hunderttausende Jahre besteht. Diese „Lücke“ wird aber (sofern sie vorhanden sind) von den Actinoiden „aufgefüllt“. Actinoid-Nuklide in einem Kernreaktor Die Abbildung Nuklidkarte: Bildung und Zerfall von Actinoiden in einem Kernreaktor ist eine Nuklidkarte in der Anordnung nach Segrè. Das heißt, die Anzahl der Neutronen wird nach rechts zunehmend, die Anzahl der Protonen nach oben zunehmend aufgetragen. Um die Zeichnungsfläche sinnvoll zu nutzen, ist der Nuklidpfad am roten Punkt unterteilt. Jedes Quadrat der Abbildung stellt ein Actinoid-Nuklid dar, das in einem Kernreaktor auftreten kann. Die Abbildung zeigt auch das Netzwerk von Bildung und Zerfall von Actinoid-Nukliden, ausgelöst durch den Neutroneneinfang freier Neutronen und durch andere Kernreaktionen. Ein ähnliches Schema findet man in einer Arbeit aus dem Jahr 2014. Dort sind die Isotope von Thorium und Protactinium, die zum Beispiel in Salzschmelzenreaktoren eine große Rolle spielen, und die Isotope der Elemente Berkelium und Californium nicht enthalten. Die Bildung von Actinoid-Nukliden wird in erster Linie geprägt durch: Neutroneneinfang-Reaktionen (n,γ), die in der Abbildung durch einen kurzen Rechtspfeil dargestellt sind. Berücksichtigt werden aber auch die (n,2n)-Reaktionen und die seltener auftretenden (γ,n)-Reaktionen, die beide durch einen kurzen Linkspfeil markiert sind. Noch seltener und nur ausgelöst von schnellen Neutronen tritt die (n,3n)-Reaktion auf, die in der Abbildung mit einem Beispiel vertreten ist, markiert durch einen langen Linkspfeil. Außer diesen neutronen- oder gammainduzierten Kernreaktionen wirkt sich auch die radioaktive Umwandlung der Actinoid-Nuklide auf den Nuklid-Bestand in einem Reaktor zu einem gegebenen Zeitpunkt (Abbrandzustand) aus. Diese Zerfallsarten sind in der Abbildung durch Diagonalpfeile markiert. Eine große Rolle für die Bilanz der Teilchendichten der Nuklide spielt der Beta-Minus-Zerfall, markiert mit aufwärts zeigenden Diagonalpfeilen. Die Quadrate der Nuklide dieses Zerfallstyps haben in der Nuklidkarte eine hellblaue Füllfarbe. Zwei Nuklide sind nur zum Teil betaaktiv. Das rosafarben hinterlegte Nuklid 236Np wandelt sich zu 86 % durch Elektroneneinfang und zu 14 % durch Beta-Minus-Zerfall (hellblaue Ecke) um. Ebenfalls zwei Zerfallsarten, aber in nahezu umgekehrtem Verhältnis (83 % Beta-Minus-Zerfall, 17 % Elektroneneinfang) zeigt auch der Grundzustand von 242Am (rosa Ecke). Dieses Nuklid besitzt außerdem einen langlebigen metastabilen Zustand (weiß hinterlegt), der in der Regel durch 242m1Am symbolisiert wird. Nuklide mit Positronen-Emissionen (Beta-Plus-Zerfälle) kommen in einem Kernreaktor nicht vor, da quasi ausschließlich Kerne mit Neutronenüberschuss bzw. „gerade genug“ Neutronen gebildet werden. Die Actinoid-Nuklide, die sich unter Aussendung von α-Teilchen spontan umwandeln, sind in der Nuklidkarte der Abbildung mit einer gelben Füllfarbe versehen worden. Der α-Zerfall spielt wegen der langen Halbwertszeiten (T1/2) bei Bildung und Zerfall der Actinoide während der Aufenthaltsdauer des Brennstoffs in einem Leistungsreaktor (max. ca. 3 Jahre) so gut wie keine Rolle. Ausnahmen sind die beiden relativ kurzlebigen Nuklide 242Cm (T1/2 = 163 d) und 236Pu (T1/2 = 2.9 a). Nur für diese beiden Fälle ist der α-Zerfall durch lange, abwärts zeigende Pfeile auf der Nuklidkarte markiert. Alle in der Abbildung angegebenen Halbwertszeiten sind die aktuellen evaluierten Nukleardaten NUBASE2012, abgerufen über den Nukleardaten-Viewer JANIS 4. Manche Halbwertszeiten sind gerundet. Zur Bedeutung von Abbrandprogrammen Nur bei der ersten Inbetriebnahme des Reaktors kennt man die Zusammensetzung an Nukliden des Kernbrennstoffs genau. Es ist aber für jeden Zeitpunkt (Abbrandzustand) erforderlich, grundlegende physikalische Größen wie den Neutronenfluss zu kennen. Zu den grundlegenden physikalischen Größen gehören auch die Teilchendichten und Massendichten aller im Reaktor gebildeten Actinoid-Nuklide. Das betrifft sowohl die der anfangs eingebrachten (oder was davon noch vorhanden ist) als auch die der im Reaktorbetrieb gebildeten Nuklide. Die tatsächlichen Teilchendichten (und Massendichten) der Actinoid-Nuklide in Abhängigkeit vom Abbrand im laufenden Betrieb zu messen, ist nicht möglich. Erst nach der Entladung von Kernbrennstoff können diese Größen im Prinzip chemisch oder massenspektrometrisch untersucht werden. Die allermeisten Leistungs-Kernreaktoren erfordern zum Entfernen oder Hinzufügen von Brennstoff die komplette Abschaltung und anschließendes „wieder hoch fahren“. Bei Druckwasserreaktoren kommt hinzu, dass der Innendruck erst ab- und dann wieder aufgebaut werden muss. Das ist sehr aufwendig. Deshalb kommt einer Berechnung, die den Betriebsablauf eines Kernreaktors begleitet, ein hoher Stellenwert zu. Die Entwicklung der Teilchendichten (und Massendichten) von Nukliden in einem Kernreaktor wird in Abhängigkeit vom mittleren Abbrand (engl. Burnup, Depletion) vereinfacht in sog. Abbrandprogrammen berechnet, zum Beispiel: ORIGEN, das erste weltweit verbreitete Programm zur Berechnung der Nuklidbildungen in Abhängigkeit vom Abbrand aus dem Jahr 1973, OrigenArp, ein Programm zur Berechnung der Teilchendichten von Nukliden in Abhängigkeit vom Abbrand aus dem Jahr 2010, das auch in das Programmsystem SCALE (s. u.) integriert ist. Für eine detaillierte Analyse werden hochkomplexe Reaktorprogrammsysteme (Neutronen-Transportprogramme) eingesetzt, deren Leistungsumfang weit über den der zuvor genannten Programme hinausgeht und deren Anwendung eine lange Einarbeitungszeit erfordert, zum Beispiel: SCALE, ein großes Programmsystem für unterschiedliche neutronenphysikalische Berechnungen, so u. a. auch für Abbrand- und Abschirmrechnungen, HELIOS, ein Zell- und Abbrandprogrammsystem für Berechnungen in Neutronen-Transportnäherung. In letzteren Programmsystemen sind neben der anfänglichen Materialzusammensetzung auch geometrische Details von Reaktorbauteilen (Zellen) vorzugeben. Von Zeit zu Zeit werden solche Rechnungen mit den Ergebnissen von chemischer und massenspektrometrischer Analyse von entladenem Kernbrennstoff verglichen und gegebenenfalls genauere Messungen noch unsicherer Nukleardaten oder genauere Berechnungsmethoden angestoßen. Entwicklung der Massen der Actinoide im Kernreaktor Die Abbildung Entwicklung der Massen der Actinoide ... zeigt die Zu- oder Abnahme der Massen der 14 häufigsten Actinoid-Nuklide in einem Druckwasserreaktor, der mit angereichertem Uran betrieben wird. Die Zahlenwerte wurden für eine größere Brennstoff-Zelle in Abhängigkeit vom Abbrand (der spezifischen Energiefreisetzung) berechnet. Die Berechnungen wurden im Jahr 2005 mit dem Programmsystem HELIOS 1.8 ausgeführt. Als Anfangsanreicherung des Nuklids 235U wurde für dieses Beispiel 4 % gewählt. Die Punkte auf den Kurven der Abbildung markieren die Schrittweiten in der Abbrandrechnung. Die Schrittweite ist anfangs kleiner, um auch diejenigen Spaltprodukte genauer zu erfassen, die ihre Sättigung sehr schnell erreichen. Das trifft vor allem auf die starken Neutronenabsorber 135Xe (Näheres hierzu unter Xenonvergiftung) und 149Sm zu. Eine ähnliche Abbildung, eingeschränkt auf Uran- und Plutonium-Isotope, findet man im Lehrbuch Neutron Physics von Paul Reuss. Die Masse jedes Nuklids wird durch die anfangs eingesetzte Masse an Schwermetall, der Masse des Urans, geteilt. Dargestellt sind die Massenanteile aller Nuklide, die anfangs vorhanden waren (drei Uran-Nuklide) oder die mit einer Masse von mindestens 10 g pro eingesetzter Tonne Schwermetall nach einem Abbrand von maximal 80 MWd/kg gebildet werden. Wie die Abbildung zeigt, nehmen die Massen der drei anfangs vorhandenen Uranisotope 238U, 235U und 234U mit steigendem Abbrand monoton ab. Gleichzeitig nehmen die Massen der höheren Actinoide fast linear zu (man beachte die logarithmische Skalierung der Ordinate). Von allen synthetischen Actinoiden nimmt die Masse des Nuklids 239Pu am stärksten zu. Damit wächst auch die Anzahl der Spaltungen der Kerne des Nuklids 239Pu. Ab einem Abbrand von ca. 45 MWd/kg nimmt dessen Masse wieder geringfügig ab. Würde man die Ordinate nach unten auf einen Massenanteil von mindestens 1 g pro eingesetzter Tonne Schwermetall herabsetzen, kämen auf der Abbildung ab einem Abrand von ca. 45 MWd/kg das Nuklid 242m1Am und ab einem Abrand von ca. 60 MWd/kg das Nuklid 243Cm hinzu. Zusammengefasst: In einem Druckwasserreaktor mit Uran-Brennelementen (ohne MOX-Brennelemente) werden aus den ursprünglich vorhandenen Actinoid-Nukliden 235U und 238U (und einem geringen Anteil 234U) maximal 13 synthetische Actinoid-Nuklide innerhalb der üblichen Betriebszeiten gebildet, deren Anteil größer als 1 g je Tonne Startmasse Schwermetall (SM) ist, also 1 ppm. Das sind die Nuklide 236U, 237Np, 238Pu, 239Pu, 240Pu, 241Pu, 242Pu, 241Am, 242m1Am, 243Am, 242Cm, 243Cm und 244Cm. Nuklide der Elemente Berkelium und Californium werden in einem Kernreaktor ebenfalls, aber nur in sehr geringen Mengen gebildet. Die Actinoide können, wie erwähnt, durch chemische Aufarbeitung von entladenem Brennstoff extrahiert werden. Der Massenanteil von Curium zum Beispiel beträgt ca. 0,00024 bei einem Abbrand von 60 MWd/kg: , wobei die Masse des Curiums und die Startmasse des Schwermetalls bedeuten. In einem Leistungsreaktor beträgt die anfängliche Schwermetallmasse ca. , verteilt auf 193 Brennelemente. Angenommen, alle Brennelemente seien entladen worden, die diesen Abbrandzustand erreicht haben. Folglich ist die Masse des Curiums . Im gesamten Reaktor sind bei diesem mittleren Abbrand im Brennstoff ca. 24 kg Curium entstanden. Anzumerken ist, dass Leistungsreaktoren nicht betrieben werden, um Actinoide zu gewinnen, sondern um möglichst viele Actinoide zu spalten und Energie freizusetzen. Die Gesamtmasse aller Actinoide verringert sich durch Kernspaltung, und zwar bei einem mittleren Abbrand von 60 MWd/kg um insgesamt nur ca. 6 %. Diese findet sich im Wesentlichen in der Masse der Spaltprodukte wieder. Obwohl sämtliche freigesetzte Energie auf dem Massendefekt basiert, ist dessen Effekt auf die Gesamtmasse vernachlässigbar. Eigenschaften Nukleare Eigenschaften Die hervorgehobene Stellung der Actinoide, man denke an ihre Bedeutung zur nuklearen Energiefreisetzung und an Kernwaffen, werden durch die Eigenschaften ihrer Atomkerne determiniert. Alle Actinoid-Nuklide sind radioaktiv. Alle Actinoid-Nuklide sind neutroneninduziert spaltbar, wenn auch mit sehr unterschiedlichen Wirkungsquerschnitten, die außerdem sehr stark von der kinetischen Energie der Neutronen abhängen. Thermische Neutronen haben eine höhere Wahrscheinlichkeit überhaupt mit den Nukliden zu interagieren während bei schnellen Neutronen die Kernspaltung wahrscheinlicher ist, wenn es überhaupt zu einer Interaktion zwischen Kern und Neutron kommt. Alle Actinoid-Isotope sind durch schnelle Neutronen spaltbar, aber nur einige durch thermische Neutronen. Die vier Actinoid-Nuklide 232Th, 234U, 235U und 238U kommen natürlich vor. Ihre Quadrate sind in der obigen Nuklidkarte durch eine dickere Umrandung hervorgehoben. Mit Ausnahme von 234U sind es primordiale Nuklide, also Nuklide, die schon bei der Entstehung der Erde vorhanden waren und noch nicht vollständig zerfallen sind. Das natürlich vorkommende, extrem seltene primodiale Plutonium-Nuklid 244Pu spielt im Kernreaktor keine Rolle. Sein Massenanteil in einigen Erzen liegt bei 10−18. Im Jahr 2000 waren mehr als 200 synthetisch erzeugte Actinoid-Nuklide bekannt. Die meisten besitzen kurze Halbwertszeiten. Nur 45 haben Halbwertszeiten T1/2 > 40 d. Von 41 Actinoid-Nukliden wird angenommen, dass sie zu einer sich selbsterhaltenden Kettenreaktion fähig sind. Andere Quellen gehen von weniger Actinoid-Nukliden aus, für die es eine kritische Masse gibt. Für die sechs Actinoid-Nuklide 233U, 235U, 238U, 239Pu, 240Pu und 241Pu sind die Wirkungsquerschnitte relativ genau bekannt, für alle anderen sind die Nukleardaten weniger genau. Auf Kritikalitätsberechnungen wirken sich diese Ungenauigkeiten aber kaum aus. Je weniger Masse eines Nuklids sich im Kernreaktor befindet, desto geringer ist die Auswirkung fehlerhafter Wirkungsquerschnitte auf solche Berechnungen. Klassische physikalische Eigenschaften Einige physikalische Eigenschaften der Actinoid-Elemente findet man unter dem Stichwort der Namen der Elemente. Die Voraussetzung dafür, dass klassische physikalische Eigenschaften, zum Beispiel Kristallstruktur, Massendichte, Schmelzpunkt, Siedepunkt oder elektrische Leitfähigkeit gemessen werden können, ist es, dass das Element in wägbaren Mengen gewonnen werden kann. Die Anzahl der tatsächlich gemessenen physikalischen Eigenschaften nimmt mit wachsender Ordnungszahl des Elements schnell ab. Zum Beispiel ist Californium das letzte Actinoid-Element, von dem die Massendichte gemessen werden konnte. Zur Atomphysik der Actinoide ist anzumerken: Alle Actinoide sind, wie oben erwähnt, Schwermetalle. Einige Actinoide sind in feinverteiltem Zustand pyrophor. Actinoide gehören wie die Lanthanoide zu den inneren Übergangselementen oder f-Block-Elementen, da in diesen Reihen die f-Unterschalen mit Elektronen aufgefüllt werden. Chemische Eigenschaften Alle Actinoide bilden dreifach geladene Ionen, sie werden wie das Actinium als Untergruppe der 3. Nebengruppe aufgefasst. Die „leichteren“ Actinoide (Thorium bis Americium) kommen in einer größeren Anzahl von Oxidationszahlen vor als die entsprechenden Lanthanoide. Farben der Actinoid-Ionen in wässriger Lösung Verbindungen Die Eigenschaften beziehen sich auf das häufigste bzw. stabilste Isotop. Oxide Die vierwertigen Oxide der Actinoide kristallisieren im kubischen Kristallsystem; der Strukturtyp ist der CaF2-Typ (Fluorit) mit der und den Koordinationszahlen An[8], O[4]. Halogenide Die dreiwertigen Chloride der Actinoide kristallisieren im hexagonalen Kristallsystem. Die Struktur des Uran(III)-chlorids ist die Leitstruktur für eine Reihe weiterer Verbindungen. In dieser werden die Metallatome von je neun Chloratomen umgeben. Als Koordinationspolyeder ergibt sich dabei ein dreifach überkapptes, trigonales Prisma, wie es auch bei den späteren Actinoiden und den Lanthanoiden häufig anzutreffen ist. Es kristallisiert im hexagonalen Kristallsystem in der und zwei Formeleinheiten pro Elementarzelle. Einzelnachweise Literatur Lester R. Morss, Norman M. Edelstein, Jean Fuger (Hrsg.): The Chemistry of the Actinide and Transactinide Elements. Springer, Dordrecht 2006, ISBN 1-4020-3555-1: Harold W. Kirby, Lester R. Morss: Actinium, S. 18–51; . Mathias S. Wickleder, Blandine Fourest, Peter K. Dorhout: Thorium, S. 52–160; . Boris F. Myasoedov, Harold W. Kirby, Ivan G. Tananaev: Protactinium, S. 161–252; . Ingmar Grenthe, Janusz Drożdżynński, Takeo Fujino, Edgar C. Buck, Thomas E. Albrecht-Schmitt, Stephen F. Wolf: Uranium, S. 253–698; . Zenko Yoshida, Stephen G. Johnson, Takaumi Kimura, John R. Krsul: Neptunium, S. 699–812; . David L. Clark, Siegfried S. Hecker, Gordon D. Jarvinen, Mary P. Neu: Plutonium, S. 813–1264; . Wolfgang H. Runde, Wallace W. Schulz: Americium, S. 1265–1395; . Gregg J. Lumetta, Major C. Thompson, Robert A. Penneman, P. Gary Eller: Curium, S. 1397–1443; . David E. Hobart, Joseph R. Peterson: Berkelium, S. 1444–1498; . Richard G. Haire: Californium, S. 1499–1576; . Richard G. Haire: Einsteinium, S. 1577–1620; . Robert J. Silva: Fermium, Mendelevium, Nobelium, and Lawrencium, S. 1621–1651; . James E. Huheey: Anorganische Chemie. de Gruyter, Berlin 1988, ISBN 3-11-008163-6, S. 873–900. Norman N. Greenwood, Alan Earnshaw: Chemie der Elemente. 1. Auflage. VCH, Weinheim 1988, ISBN 3-527-26169-9, S. 1601–1641. dtv-Atlas zur Chemie, Teil 1. 1981, S. 222–229. Weblinks
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https://de.wikipedia.org/wiki/Americium
Americium
Americium (; Elementsymbol Am) ist ein chemisches Element mit der Ordnungszahl 95. Im Periodensystem steht es in der Gruppe der Actinoide (7. Periode, f-Block) und zählt auch zu den Transuranen. Americium ist neben Europium das einzige nach einem Erdteil benannte Element. Es ist ein leicht verformbares radioaktives Metall silbrig-weißen Aussehens. Von Americium gibt es kein stabiles Isotop. Auf der Erde kommt es ausschließlich in künstlich erzeugter Form vor. Das Element wurde erstmals im Spätherbst 1944 erzeugt, die Entdeckung jedoch zunächst nicht veröffentlicht. Kurioserweise wurde seine Existenz in einer amerikanischen Radiosendung für Kinder durch den Entdecker Glenn T. Seaborg, den Gast der Sendung, der Öffentlichkeit preisgegeben. Americium wird in Kernreaktoren gebildet, eine Tonne abgebrannten Kernbrennstoffs enthält durchschnittlich etwa 100 g des Elements. Es wird als Quelle ionisierender Strahlung eingesetzt, z. B. in der Fluoreszenzspektroskopie und in Ionisationsrauchmeldern. Das Americiumisotop 241Am wurde wegen seiner gegenüber Plutonium (238Pu) wesentlich längeren Halbwertszeit von 432,2 Jahren zur Befüllung von Radionuklidbatterien (RTG) für Raumsonden vorgeschlagen, welche dann hunderte Jahre lang elektrische Energie zum Betrieb bereitstellen würden. Geschichte Americium wurde im Spätherbst 1944 von Glenn T. Seaborg, Ralph A. James, Leon O. Morgan und Albert Ghiorso im 60-Zoll-Cyclotron an der Universität von Kalifornien in Berkeley sowie am metallurgischen Laboratorium der Universität von Chicago (heute: Argonne National Laboratory) erzeugt. Nach Neptunium und Plutonium war Americium das vierte Transuran, das seit dem Jahr 1940 entdeckt wurde; das um eine Ordnungszahl höhere Curium wurde als drittes schon im Sommer 1944 erzeugt. Der Name für das Element wurde in Anlehnung zum Erdteil Amerika gewählt – in Analogie zu Europium, dem Seltene-Erden-Metall, das im Periodensystem genau über Americium steht: The name americium (after the Americas) and the symbol Am are suggested for the element on the basis of its position as the sixth member of the actinide rare-earth series, analogous to europium, Eu, of the lanthanide series. Zur Erzeugung des neuen Elements wurden in der Regel die Oxide der Ausgangselemente verwendet. Dazu wurde zunächst Plutoniumnitratlösung (mit dem Isotop 239Pu) auf eine Platinfolie von etwa 0,5 cm2 aufgetragen; die Lösung danach eingedampft und der Rückstand dann zum Oxid (PuO2) geglüht. Nach dem Beschuss im Cyclotron wurde die Beschichtung mittels Salpetersäure gelöst, anschließend wieder mit einer konzentrierten wässrigen Ammoniaklösung als Hydroxid ausgefällt; der Rückstand wurde in Perchlorsäure gelöst. Die weitere Trennung erfolgte mit Ionenaustauschern. In ihren Versuchsreihen wurden der Reihe nach vier verschiedene Isotope erzeugt: 241Am, 242Am, 239Am und 238Am. Als erstes Isotop isolierten sie 241Am aus einer Plutonium-Probe, die mit Neutronen bestrahlt wurde. Es zerfällt durch Aussendung eines α-Teilchens in 237Np. Die Halbwertszeit dieses α-Zerfalls wurde zunächst auf 510 ± 20 Jahre bestimmt; der heute allgemein akzeptierte Wert ist 432,2 a. Die angegebenen Zeiten sind Halbwertszeiten. Als zweites Isotop wurde 242Am durch erneuten Neutronenbeschuss des zuvor erzeugten 241Am gefunden. Durch nachfolgenden raschen β-Zerfall entsteht dabei 242Cm, das zuvor schon entdeckte Curium. Die Halbwertszeit dieses β-Zerfalls wurde zunächst auf 17 Stunden bestimmt, der heute als gültig ermittelte Wert beträgt 16,02 h. Erstmals öffentlich bekannt gemacht wurde die Entdeckung des Elements in der amerikanischen Radiosendung Quiz Kids am 11. November 1945 durch Glenn T. Seaborg, noch vor der eigentlichen Bekanntmachung bei einem Symposium der American Chemical Society: Einer der jungen Zuhörer fragte den Gast der Sendung, Seaborg, ob während des Zweiten Weltkrieges im Zuge der Erforschung von Nuklearwaffen neue Elemente entdeckt wurden. Seaborg bejahte die Frage und enthüllte dabei auch gleichzeitig die Entdeckung des nächsthöheren Elements, Curium. Americium (241Am und 242Am) und seine Produktion wurde später unter dem Namen Element 95 and method of producing said element patentiert, wobei als Erfinder nur Glenn T. Seaborg angegeben wurde. In elementarer Form wurde es erstmals im Jahr 1951 durch Reduktion von Americium(III)-fluorid mit Barium dargestellt. Vorkommen Americiumisotope entstehen im r-Prozess in Supernovae und kommen auf der Erde wegen ihrer im Vergleich zum Alter der Erde zu geringen Halbwertszeit nicht natürlich vor. Heutzutage wird jedoch Americium als Nebenprodukt in Kernkraftwerken erbrütet; das Americiumisotop 241Am entsteht als Zerfallsprodukt (u. a. in abgebrannten Brennstäben) aus dem Plutoniumisotop 241Pu. Eine Tonne abgebrannten Kernbrennstoffs enthält durchschnittlich etwa 100 g verschiedener Americiumisotope. Es handelt sich dabei hauptsächlich um die α-Strahler 241Am und 243Am, die aufgrund ihrer relativ langen Halbwertszeiten in der Endlagerung unerwünscht sind und deshalb zum Transuranabfall zählen. Eine Verminderung der Langzeitradiotoxizität in nuklearen Endlagern wäre durch Abtrennung langlebiger Isotope aus abgebrannten Kernbrennstoffen möglich. Zur Beseitigung des Americiums wird derzeit die Partitioning & Transmutation-Strategie untersucht. Gewinnung und Darstellung Gewinnung von Americiumisotopen Americium fällt in geringen Mengen in Kernreaktoren an. Es steht heute in Mengen von wenigen Kilogramm zur Verfügung. Durch die aufwändige Gewinnung aus abgebrannten Brennstäben hat es einen sehr hohen Preis. Seit der Markteinführung 1962 soll der Preis für Americium(IV)-oxid mit dem Isotop 241Am bei etwa 1500 US-Dollar pro Gramm liegen. Das Americiumisotop 243Am entsteht in geringeren Mengen im Reaktor aus 241Am und ist deshalb mit 160 US-Dollar pro Milligramm 243Am noch wesentlich teurer. Americium wird über das Plutoniumisotop 239Pu in Kernreaktoren mit hohem 238U-Anteil zwangsläufig erbrütet, da es aus diesem durch Neutroneneinfang und zwei anschließende β-Zerfälle (über 239U und 239Np) entsteht. Die angegebenen Zeiten sind Halbwertszeiten. Danach wird, wenn es nicht zur Kernspaltung kommt, aus dem 239Pu, neben anderen Nukliden, durch stufenweisen Neutroneneinfang (n,γ) und anschließenden β-Zerfall 241Am oder 243Am erbrütet. Das Plutonium, welches aus abgebrannten Brennstäben von Leistungsreaktoren gewonnen werden kann, besteht zu etwa 12 % aus dem Isotop 241Pu. Deshalb erreichen erst 70 Jahre, nachdem der Brutprozess beendet wurde, die abgebrannten Brennstäbe ihren Maximalgehalt von 241Am; danach nimmt der Gehalt wieder (langsamer als der Anstieg) ab. Aus dem so entstandenen 241Am kann durch weiteren Neutroneneinfang im Reaktor 242Am entstehen. Bei Leichtwasserreaktoren soll aus dem 241Am zu 79 % 242Am und zu 10 % 242mAm entstehen: zu 79 %: zu 10 %: Für die Erbrütung von 243Am ist ein vierfacher Neutroneneinfang des 239Pu erforderlich: Darstellung elementaren Americiums Metallisches Americium kann durch Reduktion aus seinen Verbindungen erhalten werden. Zuerst wurde Americium(III)-fluorid zur Reduktion verwendet. Dieses wird hierzu in wasser- und sauerstofffreier Umgebung in Reaktionsapparaturen aus Tantal und Wolfram mit elementarem Barium zur Reaktion gebracht. 2 AmF3 + 3 Ba -> 2 Am + 3 BaF2 Auch die Reduktion von Americium(IV)-oxid mittels Lanthan oder Thorium ergibt metallisches Americium. 3 AmO2 + 4 La -> 3 Am + 2 La2O3 Eigenschaften Im Periodensystem steht das Americium mit der Ordnungszahl 95 in der Reihe der Actinoide, sein Vorgänger ist das Plutonium, das nachfolgende Element ist das Curium. Sein Analogon in der Reihe der Lanthanoiden ist das Europium. Physikalische Eigenschaften Americium ist ein radioaktives Metall. Frisch hergestelltes Americium ist ein silberweißes Metall, welches jedoch bei Raumtemperatur langsam matt wird. Es ist leicht verformbar. Sein Schmelzpunkt beträgt 1176 °C, der Siedepunkt liegt bei 2607 °C. Die Dichte beträgt 13,67 g·cm−3. Es tritt in zwei Modifikationen auf. Die bei Standardbedingungen stabile Modifikation α-Am kristallisiert im hexagonalen Kristallsystem in der mit den Gitterparametern a = 346,8 pm und c = 1124 pm sowie vier Formeleinheiten pro Elementarzelle. Die Kristallstruktur besteht aus einer doppelt-hexagonal dichtesten Kugelpackung (d. h.c.p.) mit der Schichtfolge ABAC und ist damit isotyp zur Struktur von α-La. Bei hohem Druck geht α-Am in β-Am über. Die β-Modifikation kristallisiert im kubischen Kristallsystem in der Raumgruppe  mit dem Gitterparameter a = 489 pm, was einem kubisch flächenzentrierten Gitter (f.c.c.) beziehungsweise einer kubisch dichtesten Kugelpackung mit der Stapelfolge ABC entspricht. Die Lösungsenthalpie von Americium-Metall in Salzsäure bei Standardbedingungen beträgt −620,6 ± 1,3 kJ·mol−1. Ausgehend von diesem Wert erfolgte die erstmalige Berechnung der Standardbildungsenthalpie (ΔfH0) von Am3+(aq) auf −621,2 ± 2,0 kJ·mol−1 und des Standardpotentials Am3+ / Am0 auf −2,08 ± 0,01 V. Chemische Eigenschaften Americium ist ein sehr reaktionsfähiges Element, das schon mit Luftsauerstoff reagiert und sich gut in Säuren löst. Gegenüber Alkalien ist es stabil. Die stabilste Oxidationsstufe für Americium ist +3, die Am(III)-Verbindungen sind gegen Oxidation und Reduktion sehr stabil. Mit dem Americium liegt der erste Vertreter der Actinoiden vor, der in seinem Verhalten eher den Lanthanoiden ähnelt als den d-Block-Elementen. Es ist auch in den Oxidationsstufen +2 sowie +4, +5, +6 und +7 zu finden. Je nach Oxidationszahl variiert die Farbe von Americium in wässriger Lösung ebenso wie in festen Verbindungen:Am3+ (gelbrosa), Am4+ (gelbrot), AmVO2+ (gelb), AmVIO22+ (zitronengelb), AmVIIO65− (dunkelgrün). Im Gegensatz zum homologen Europium – Americium hat eine zu Europium analoge Elektronenkonfiguration – kann Am3+ in wässriger Lösung nicht zu Am2+ reduziert werden. Verbindungen mit Americium ab Oxidationszahl +4 aufwärts sind starke Oxidationsmittel, vergleichbar dem Permanganat-Ion (MnO4−) in saurer Lösung. Die in wässriger Lösung nicht beständigen Am4+-Ionen lassen sich nur noch mit starken Oxidationsmitteln aus Am(III) darstellen. In fester Form sind zwei Verbindungen des Americiums in der Oxidationsstufe +4 bekannt: Americium(IV)-oxid (AmO2) und Americium(IV)-fluorid (AmF4). Der fünfwertige Oxidationszustand wurde beim Americium erstmals 1951 beobachtet. In wässriger Lösung liegen primär AmO2+-Ionen (sauer) oder AmO3−-Ionen (alkalisch) vor, die jedoch instabil sind und einer raschen Disproportionierung unterliegen: 3 AmO2^+ + 4 H^+ -> 2 AmO2^2+ + Am^3+ + 2 H2O Zunächst ist von einer Disproportionierung zur Oxidationsstufe +6 und +4 auszugehen: 2 Am (V) -> Am (VI) + Am (IV) Etwas beständiger als Am(IV) und Am(V) sind die Americium(VI)-Verbindungen. Sie lassen sich aus Am(III) durch Oxidation mit Ammoniumperoxodisulfat in verdünnter Salpetersäure herstellen. Der typische rosafarbene Ton verschwindet in Richtung zu einer starken Gelbfärbung. Zudem kann die Oxidation mit Silber(I)-oxid in Perchlorsäure quantitativ erreicht werden. In Natriumcarbonat- oder Natriumhydrogencarbonat-Lösungen ist eine Oxidation mit Ozon oder Natriumperoxodisulfat gleichfalls möglich. Biologische Aspekte Eine biologische Funktion des Americiums ist nicht bekannt. Vorgeschlagen wurde der Einsatz immobilisierter Bakterienzellen zur Entfernung von Americium und anderen Schwermetallen aus Fließgewässern. So können Enterobakterien der Gattung Citrobacter durch die Phosphataseaktivität in ihrer Zellwand bestimmte Americiumnuklide aus wässriger Lösung ausfällen und als Metall-Phosphat-Komplex binden. Ferner wurden die Faktoren untersucht, die die Biosorption und Bioakkumulation des Americiums durch Bakterien und Pilze beeinflussen. Spaltbarkeit Das Isotop 242m1Am hat mit rund 5700 barn den höchsten bisher (10/2008) gemessenen thermischen Spaltquerschnitt. Damit geht eine kleine kritische Masse einher, weswegen 242m1Am als Spaltmaterial vorgeschlagen wurde, um beispielsweise Raumschiffe mit Kernenergieantrieb anzutreiben. Dieses Isotop eignet sich prinzipiell auch zum Bau von Kernwaffen. Die kritische Masse einer reinen 242m1Am-Kugel beträgt etwa 9–14 kg. Die Unsicherheiten der verfügbaren Wirkungsquerschnitte lassen derzeit keine genauere Aussage zu. Mit Reflektor beträgt die kritische Masse noch etwa 3–5 kg. In wässriger Lösung wird sie nochmals stark herabgesetzt. Auf diese Weise ließen sich sehr kompakte Sprengköpfe bauen. Nach öffentlichem Kenntnisstand wurden bisher keine Kernwaffen aus 242m1Am gebaut, was mit der geringen Verfügbarkeit und dem hohen Preis begründet werden kann. Aus denselben Gründen wird 242m1Am auch nicht als Kernbrennstoff in Kernreaktoren eingesetzt, obwohl es dazu prinzipiell sowohl in thermischen als auch in schnellen Reaktoren geeignet wäre. Auch die beiden anderen häufiger verfügbaren Isotope, 241Am und 243Am können in einem schnellen Reaktor eine Kettenreaktion aufrechterhalten. Die kritischen Massen sind hier jedoch sehr hoch. Sie betragen unreflektiert 57,6–75,6 kg bei 241Am und 209 kg bei 243Am, so dass sich durch die Verwendung keine Vorteile gegenüber herkömmlichen Spaltstoffen ergeben. Entsprechend ist Americium rechtlich nach Abs. 1 des Atomgesetzes nicht den Kernbrennstoffen zugeordnet. Es existieren jedoch Vorschläge, sehr kompakte Reaktoren mit einem Americium-Inventar von lediglich knapp 20 g zu konstruieren, die in Krankenhäusern als Neutronenquelle für die Neutroneneinfangtherapie verwendet werden können. Isotope Von Americium sind 16 Isotope und 11 Kernisomere mit Halbwertszeiten zwischen Bruchteilen von Mikrosekunden und 7370 Jahren bekannt. Es gibt zwei langlebige α-strahlende Isotope 241Am mit 432,2 und 243Am mit 7370 Jahren Halbwertszeit. Außerdem hat das Kernisomer 242m1Am mit 141 Jahren eine lange Halbwertszeit. Die restlichen Kernisomere und Isotope haben mit 0,64 µs bei 245m1Am bis 50,8 Stunden bei 240Am kurze Halbwertszeiten. 241Am ist das am häufigsten erbrütete Americiumisotop und liegt auf der Neptunium-Reihe. Es zerfällt mit einer Halbwertszeit von 432,2 Jahren mit einem α-Zerfall zu 237Np. 241Am gibt nur mit einer Wahrscheinlichkeit von 0,35 % die gesamte Zerfallsenergie mit dem α-Teilchen ab, sondern emittiert meistens noch ein oder mehrere Gammaquanten. 242Am ist kurzlebig und zerfällt mit einer Halbwertszeit von 16,02 h zu 82,7 % durch β-Zerfall zu 242Cm und zu 17,3 % durch Elektroneneinfang zu 242Pu. Das 242Cm zerfällt zu 238Pu und dieses weiter zu 234U, das auf der Uran-Radium-Reihe liegt. Das 242Pu zerfällt über die gleiche Zerfallskette wie 238Pu. Während jedoch 238Pu als Seitenarm beim 234U auf die Zerfallskette kommt, steht 242Pu noch vor dem 238U. 242Pu zerfällt durch α-Zerfall in 238U, den Beginn der natürlichen Uran-Radium-Reihe. 242m1Am zerfällt mit einer Halbwertszeit von 141 Jahren zu 99,541 % durch Innere Konversion zu 242Am und zu 0,459 % durch α-Zerfall zu 238Np. Dieses zerfällt zu 238Pu und dann weiter zu 234U, das auf der Uran-Radium-Reihe liegt. 243Am ist mit einer Halbwertszeit von 7370 Jahren das langlebigste Americiumisotop. Es geht zunächst durch α-Strahlung in 239Np über, das durch β-Zerfall weiter zu 239Pu zerfällt. Das 239Pu zerfällt durch α-Strahlung zu Uran 235U, dem offiziellen Anfang der Uran-Actinium-Reihe. Die Americiumisotope mit ungerader Neutronenzahl, also gerader Massenzahl, sind gut durch thermische Neutronen spaltbar. → Liste der Americiumisotope Verwendung Für die Verwendung von Americium sind vor allem die beiden langlebigsten Isotope 241Am und 243Am von Interesse. In der Regel wird es in Form des Oxids (AmO2) verwendet. Ionisationsrauchmelder Die α-Strahlung des 241Am wird in Ionisationsrauchmeldern genutzt. Es wird gegenüber 226Ra bevorzugt, da es vergleichsweise wenig γ-Strahlung emittiert. Dafür muss aber die Aktivität gegenüber Radium ca. das Fünffache betragen. Die Zerfallsreihe von 241Am „endet“ für den Verwendungszeitraum quasi direkt nach dessen α-Zerfall bei 237Np, das eine Halbwertszeit von rund 2,144 Millionen Jahren besitzt. Radionuklidbatterien 241Am wird wegen besserer Verfügbarkeit von der ESA zur Befüllung von Radionuklidbatterien (RTG) von Raumsonden untersucht. Die ESA-Mitgliedsstaaten verfügen über keinen Brutreaktor, der das bisher häufig eingesetzte 238Pu in den notwendigen Mengen produzieren könnte, somit ist man bisher für Missionen jenseits der Jupiterumlaufbahn auf eine Zusammenarbeit mit der NASA angewiesen. 241Am lässt sich hingegen deutlich preiswerter aus leicht verfügbaren abgebrannten Kernbrennstäben oder dem sogenannten Atommüll in ausreichenden Mengen isolieren. Der Leistungsabfall über eine Missionsdauer von 15 bis 20 Jahren ist mit 3,2 % deutlich geringer als bei Einheiten auf Basis von 238Pu mit 15 %. Die ESA plant, ab Mitte der 2020er Radionuklidbatterien in Missionsstudien zu berücksichtigen. Die Zerfallsprodukte eines solchen RTG sind in erster Linie die sehr langlebigen Alphastrahler 237Np und 233U. Ein RTG aus 241Am benötigt allerdings die vierfache Masse als ein RTG mit vergleichbarer anfänglicher Leistung aus 238Pu. Besondere Vorteile hätte ein solcher RTG für sehr langlebige Missionen. Neutronenquellen 241Am als Oxid mit Beryllium verpresst stellt eine Neutronenquelle dar, die beispielsweise für radiochemische Untersuchungen eingesetzt wird. Hierzu wird der hohe Wirkungsquerschnitt des Berylliums für (α,n)-Kernreaktionen ausgenutzt, wobei das Americium als Produzent der α-Teilchen dient. Die entsprechenden Reaktionsgleichungen lauten: Derartige Neutronenquellen kommen beispielsweise in der Neutronenradiographie und -tomographie zum Einsatz. Ionisator Neben dem häufig verwendeten 210Po als Ionisator zur Beseitigung von unerwünschter elektrostatischer Aufladung kam auch 241Am zum Einsatz. Dazu wurde z. B. die Quelle am Kopf einer Bürste montiert mit der man langsam über die zu behandelnden Oberflächen strich und dadurch eine Wiederverschmutzung durch elektrostatisch angezogene Staubpartikel vermeiden konnte. Herstellung anderer Elemente Americium ist Ausgangsmaterial zur Erzeugung höherer Transurane und auch der Transactinoide. Aus 242Am entsteht zu 82,7 % Curium (242Cm) und zu 17,3 % Plutonium (242Pu). Im Kernreaktor wird zwangsläufig in geringen Mengen durch Neutroneneinfang aus 243Am das 244Am erbrütet, das durch β-Zerfall zum Curiumisotop 244Cm zerfällt. In Teilchenbeschleunigern führt zum Beispiel der Beschuss von 241Am mit Kohlenstoffkernen (12C) beziehungsweise Neonkernen (22Ne) zu den Elementen Einsteinium 247Es beziehungsweise Dubnium 260Db. Spektrometer Mit seiner intensiven Gammastrahlungs-Spektrallinie bei 60 keV eignet sich 241Am gut als Strahlenquelle für die Röntgen-Fluoreszenzspektroskopie. Dies wird auch zur Kalibrierung von Gammaspektrometern im niederenergetischen Bereich verwendet, da die benachbarten Linien vergleichsweise schwach sind und so ein einzeln stehender Peak entsteht. Zudem wird der Peak nur vernachlässigbar durch das Compton-Kontinuum höherenergetischer Linien gestört, da diese ebenfalls höchstens mit einer um mindestens drei Größenordnungen geringeren Intensität auftreten. Sicherheitshinweise und Gefahren Einstufungen nach der CLP-Verordnung liegen nicht vor, weil diese nur die chemische Gefährlichkeit umfassen, welche eine völlig untergeordnete Rolle gegenüber den auf der Radioaktivität beruhenden Gefahren spielt. Eine chemische Gefahr liegt überhaupt nur dann vor, wenn es sich um eine dafür relevante Stoffmenge handelt. Da von Americium nur radioaktive Isotope existieren, darf es selbst sowie seine Verbindungen nur in geeigneten Laboratorien unter speziellen Vorkehrungen gehandhabt werden. Die meisten gängigen Americiumisotope sind α-Strahler, weshalb eine Inkorporation unbedingt vermieden werden muss. Das breite Spektrum der hieraus resultierenden meist ebenfalls radioaktiven Tochternuklide stellt ein weiteres Risiko dar, das bei der Wahl der Sicherheitsvorkehrungen berücksichtigt werden muss. 241Am gibt beim radioaktiven Zerfall große Mengen relativ weicher Gammastrahlung ab, die sich gut abschirmen lässt. Nach Untersuchungen des Forschers Arnulf Seidel vom Institut für Strahlenbiologie des Kernforschungszentrums Karlsruhe erzeugt Americium (wie Plutonium), bei Aufnahme in den Körper, mehr Knochentumore als dieselbe Dosis Radium. Die biologische Halbwertszeit von 241Am beträgt in den Knochen 50 Jahre und in der Leber 20 Jahre. In den Gonaden verbleibt es dagegen offensichtlich dauerhaft. Verbindungen → Kategorie: Americiumverbindung Oxide Von Americium existieren Oxide der Oxidationsstufen +3 (Am2O3) und +4 (AmO2). Americium(III)-oxid (Am2O3) ist ein rotbrauner Feststoff und hat einen Schmelzpunkt von 2205 °C. Americium(IV)-oxid (AmO2) ist die wichtigste Verbindung dieses Elements. Nahezu alle Anwendungen dieses Elements basieren auf dieser Verbindung. Sie entsteht unter anderem implizit in Kernreaktoren beim Bestrahlen von Urandioxid (UO2) bzw. Plutoniumdioxid (PuO2) mit Neutronen. Es ist ein schwarzer Feststoff und kristallisiert – wie die anderen Actinoiden(IV)-oxide – im kubischen Kristallsystem in der Fluorit-Struktur. Halogenide Halogenide sind für die Oxidationsstufen +2, +3 und +4 bekannt. Die stabilste Stufe +3 ist für sämtliche Verbindungen von Fluor bis Iod bekannt und in wässriger Lösung stabil. Americium(III)-fluorid (AmF3) ist schwerlöslich und kann durch die Umsetzung einer wässrigen Americiumlösung mit Fluoridsalzen im schwach Sauren durch Fällung hergestellt werden: Das tetravalente Americium(IV)-fluorid (AmF4) ist durch die Umsetzung von Americium(III)-fluorid mit molekularem Fluor zugänglich: In der wässrigen Phase wurde das vierwertige Americium auch beobachtet. Americium(III)-chlorid (AmCl3) bildet rosafarbene hexagonale Kristalle. Seine Kristallstruktur ist isotyp mit Uran(III)-chlorid. Der Schmelzpunkt der Verbindung liegt bei 715 °C. Das Hexahydrat (AmCl3·6 H2O) weist eine monokline Kristallstruktur auf. Durch Reduktion mit Na-Amalgam aus Am(III)-Verbindungen sind Am(II)-Salze zugänglich: die schwarzen Halogenide AmCl2, AmBr2 und AmI2. Sie sind sehr sauerstoffempfindlich, und oxidieren in Wasser unter Freisetzung von Wasserstoff zu Am(III)-Verbindungen. Chalkogenide und Pentelide Von den Chalkogeniden sind bekannt: das Sulfid (AmS2), zwei Selenide (AmSe2 und Am3Se4) und zwei Telluride (Am2Te3 und AmTe2). Die Pentelide des Americiums (243Am) des Typs AmX sind für die Elemente Phosphor, Arsen, Antimon und Bismut dargestellt worden. Sie kristallisieren im NaCl-Gitter. Silicide und Boride Americiummonosilicid (AmSi) und Americium„disilicid“ (AmSix mit: 1,87 < x < 2,0) wurden durch Reduktion von Americium(III)-fluorid mit elementaren Silicium im Vakuum bei 1050 °C (AmSi) und 1150–1200 °C (AmSix) dargestellt. AmSi ist eine schwarze Masse, isomorph mit LaSi. AmSix ist eine hellsilbrige Verbindung mit einem tetragonalen Kristallgitter. Boride der Zusammensetzungen AmB4 und AmB6 sind gleichfalls bekannt. Metallorganische Verbindungen Analog zu Uranocen, einer Organometallverbindung in der Uran von zwei Cyclooctatetraen-Liganden komplexiert ist, wurden die entsprechenden Komplexe von Thorium, Protactinium, Neptunium, Plutonium und auch des Americiums, (η8-C8H8)2Am, dargestellt. Literatur Wolfgang H. Runde, Wallace W. Schulz: Americium, in: Lester R. Morss, Norman M. Edelstein, Jean Fuger (Hrsg.): The Chemistry of the Actinide and Transactinide Elements, Springer, Dordrecht 2006; ISBN 1-4020-3555-1, S. 1265–1395 (doi:10.1007/1-4020-3598-5_8). Gmelins Handbuch der anorganischen Chemie, System Nr. 71, Transurane: Teil A 1 I, S. 30–34; Teil A 1 II, S. 18, 315–326, 343–344; Teil A 2, S. 42–44, 164–175, 185–188; Teil B 1, S. 57–67. Weblinks Rachel Sheremeta Pepling: Americium. Chemical & Engineering News, 2003. Einzelnachweise
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https://de.wikipedia.org/wiki/Atom
Atom
Atome (von „unteilbar“) sind die Bausteine, aus denen alle festen, flüssigen und gasförmigen Stoffe bestehen. Alle Materialeigenschaften dieser Stoffe sowie ihr Verhalten in chemischen Reaktionen werden durch die Eigenschaften und die räumliche Anordnung ihrer Atome festgelegt. Jedes Atom gehört zu einem bestimmten chemischen Element und bildet dessen kleinste Einheit. Zurzeit sind 118 Elemente bekannt, von denen etwa 90 auf der Erde natürlich vorkommen. Atome verschiedener Elemente unterscheiden sich in ihrer Größe und Masse und vor allem in ihrer Fähigkeit, mit anderen Atomen chemisch zu reagieren und sich zu Molekülen oder festen Körpern zu verbinden. Die Durchmesser von Atomen liegen im Bereich von 6 · 10−11 m (Helium) bis 5 · 10−10 m (Cäsium), ihre Massen in einem Bereich von 1,7 · 10−27 kg (Wasserstoff) bis knapp 5 ·10−25 kg (die derzeit schwersten synthetisch hergestellten Kerne). Atome sind nicht unteilbar, wie zum Zeitpunkt der Namensgebung angenommen, sondern zeigen einen wohlbestimmten Aufbau aus noch kleineren Teilchen. Sie bestehen aus einem Atomkern und einer Atomhülle. Der Atomkern hat einen Durchmesser von etwa einem Zehn- bis Hunderttausendstel des gesamten Atomdurchmessers, enthält jedoch über 99,9 Prozent der Atommasse. Er besteht aus positiv geladenen Protonen und einer Anzahl von etwa gleich schweren, elektrisch neutralen Neutronen. Diese Nukleonen sind durch die starke Wechselwirkung aneinander gebunden. Die Hülle besteht aus negativ geladenen Elektronen. Sie trägt mit weniger als 0,06 Prozent zur Masse bei, bestimmt jedoch die Größe des Atoms. Der positive Kern und die negative Hülle sind durch elektrostatische Anziehung aneinander gebunden. In der elektrisch neutralen Grundform des Atoms ist die Anzahl der Elektronen in der Hülle gleich der Anzahl der Protonen im Kern. Diese Zahl legt den genauen Aufbau der Hülle und damit auch das chemische Verhalten des Atoms fest und wird deshalb als chemische Ordnungszahl bezeichnet. Alle Atome desselben Elements haben die gleiche chemische Ordnungszahl. Sind zusätzliche Elektronen vorhanden oder fehlen welche, ist das Atom negativ bzw. positiv geladen und wird als Ion bezeichnet. Die Vorstellung vom atomaren Aufbau der Materie existierte bereits in der Antike, war jedoch bis in die Neuzeit umstritten. Der endgültige Nachweis konnte erst Anfang des 20. Jahrhunderts erbracht werden und gilt als eine der bedeutendsten Entdeckungen in Physik und Chemie. Einzelne Atome sind selbst mit den stärksten Lichtmikroskopen nicht zu erkennen. Eine direkte Beobachtung einzelner Atome ist erst seit Mitte des 20. Jahrhunderts mit Feldionenmikroskopen möglich, seit einigen Jahren auch mit Rastertunnelmikroskopen und hochauflösenden Elektronenmikroskopen. Die Atomphysik, die neben dem Aufbau der Atome auch die Vorgänge in ihrem Inneren und ihre Wechselwirkungen mit anderen Atomen erforscht, hat entscheidend zur Entwicklung der modernen Physik und insbesondere der Quantenmechanik beigetragen. Erforschungsgeschichte Die Vorstellung vom atomaren Aufbau der Materie existierte bereits in der Antike, allerdings nur in Form von spekulativen philosophischen Überlegungen. Aufgrund ihrer extrem geringen Größe sind einzelne Atome selbst mit den stärksten Lichtmikroskopen nicht zu erkennen. Dennoch konnte Johann Loschmidt schon Mitte des 19. Jahrhunderts aufgrund makroskopischer Eigenschaften der Gase ungefähr abschätzen, wie groß und schwer ein solches hypothetisches Atom sein müsste. Noch Anfang des 20. Jahrhunderts war umstritten, ob es Atome wirklich gibt. Der endgültige Nachweis ihrer Existenz gilt als eine der bedeutendsten Entdeckungen in Physik und Chemie. Einen entscheidenden Beitrag lieferte Albert Einstein 1905, indem er die bereits seit langem bekannte, im Mikroskop direkt sichtbare Brownsche Bewegung kleiner Körnchen quantitativ dadurch erklärte, dass sie von zufällig gehäuften Stößen von Atomen oder Molekülen aus der Umgebung herrührte. Erst seit wenigen Jahrzehnten erlauben Feldionenmikroskope und Rastertunnelmikroskope, seit einigen Jahren zudem auch Elektronenmikroskope, einzelne Atome direkt zu beobachten. Philosophische Überlegungen Das Konzept des Atomismus, nämlich dass Materie aus Grundeinheiten aufgebaut ist – „kleinsten Teilchen“, die nicht immer weiter in kleinere Stücke zerteilt werden können – existiert seit Jahrtausenden, genauso wie das Gegenkonzept, Materie sei ein beliebig teilbares Kontinuum. Doch diese Ideen beruhten zunächst ausschließlich auf philosophischen Überlegungen und nicht auf empirischer experimenteller Untersuchung. Dabei wurden den Atomen verschiedene Eigenschaften zugeschrieben, und zwar je nach Zeitalter, Kultur und philosophischer Schule sehr unterschiedliche. Eine frühe Erwähnung des Atomkonzepts in der Philosophie ist aus Indien bekannt. Die Nyaya- und Vaisheshika-Schulen entwickelten ausgearbeitete Theorien, wie sich Atome zu komplexeren Gebilden zusammenschlössen (erst in Paaren, dann je drei Paare). In der griechischen Philosophie ist die Atomvorstellung erstmals im 5. Jahrhundert v. Chr. bei Leukipp überliefert. Sein Schüler Demokrit systematisierte sie und führte den Begriff () ein, was etwa „das Unzerschneidbare“ bedeutet, also ein nicht weiter zerteilbares Objekt. Diese Bezeichnung wurde Ende des 18. Jahrhunderts für die damals hypothetischen kleinsten Einheiten der chemischen Elemente der beginnenden modernen Chemie übernommen, denn mit chemischen Methoden lassen sich Atome in der Tat nicht „zerschneiden“. Experimentell arbeitende Naturwissenschaftler machten sich Ende des 18. Jahrhunderts die Hypothese vom Atom zu eigen, weil diese Hypothese im Rahmen eines Teilchenmodells der Materie eine elegante Erklärung für neue Entdeckungen in der Chemie bot. Doch wurde gleichzeitig die gegenteilige Vorstellung, Materie sei ein Kontinuum, von Philosophen und auch unter Naturwissenschaftlern noch bis ins 20. Jahrhundert hinein aufrechterhalten. Naturwissenschaftliche Erforschung Im Rahmen der wissenschaftlichen Erforschung konnte die Existenz von Atomen bestätigt werden. Es wurden viele verschiedene Atommodelle entwickelt, um ihren Aufbau zu beschreiben. Insbesondere das Wasserstoffatom als das einfachste aller Atome war dabei wichtig. Einige der Modelle werden heute nicht mehr verwendet und sind nur von wissenschaftsgeschichtlichem Interesse. Andere gelten je nach Anwendungsbereich als noch heute brauchbare Näherung. In der Regel wird das einfachste Modell genommen, welches im gegebenen Zusammenhang noch ausreicht, um die auftretenden Fragen zu klären. Viele der im Folgenden genannten Entdeckungen (sofern nach 1900) wurden mit dem Nobelpreis für Physik oder Chemie ausgezeichnet. Bestätigung der Atomhypothese Robert Boyle vertrat 1661 in seinem Werk The Sceptical Chymist die Meinung, die Materie sei aus diversen Kombinationen verschiedener corpuscules aufgebaut und nicht aus den vier Elementen der Alchemie: Wasser, Erde, Feuer, Luft. Damit bereitete er die Überwindung der Alchemie durch den Element- und Atombegriff der modernen Chemie vor. Daniel Bernoulli zeigte 1740, dass der gleichmäßige Druck von Gasen auf die Behälterwände, insbesondere das Gesetz von Boyle und Mariotte, sich durch zahllose Stöße kleinster Teilchen erklären lässt. Damit wurde seine Forschung zum Vorläufer der kinetischen Gastheorie und statistischen Mechanik. Ab Ende des 18. Jahrhunderts wurde die Vorstellung von Atomen genutzt, um die wohlbestimmten Winkel an den Kanten und Ecken der Edelsteine auf die verschiedenen möglichen Schichtungen von harten Kugeln zurückzuführen. Nachdem Antoine Lavoisier 1789 den heutigen Begriff des chemischen Elements geprägt und die ersten Elemente richtig identifiziert hatte, benutzte 1803 John Dalton das Atomkonzept, um zu erklären, wieso Elemente immer in Mengenverhältnissen kleiner ganzer Zahlen miteinander reagieren (Gesetz der multiplen Proportionen). Er nahm an, dass jedes Element aus gleichartigen Atomen besteht, die sich nach festen Regeln miteinander verbinden können und so Stoffe mit anderen Materialeigenschaften bilden. Außerdem ging er davon aus, dass alle Atome eines Elements die gleiche Masse hätten, und begründete damit den Begriff Atomgewicht. Die Beobachtungen zum chemischen und physikalischen Verhalten von Gasen konnte Amedeo Avogadro 1811 dahingehend zusammenfassen, dass zwei ideale Gase bei gleichen Werten von Volumen, Druck und Temperatur des Gases immer aus gleich vielen identischen Teilchen („Molekülen“) bestehen. Die Moleküle bestehen bei elementaren Gasen wie Wasserstoff, Sauerstoff oder Stickstoff immer aus zwei Atomen des Elements (Avogadrosches Gesetz). 1866 konnte Johann Loschmidt die Größe des einzelnen Luftmoleküls bestimmen, indem er mit einer von James C. Maxwell aus der kinetischen Gastheorie gewonnenen Formel die von George Stokes gemessenen Werte für die innere Reibung in Luft auswertete. Damit konnte er auch das Gewicht bzw. die Masse eines Luftmoleküls bestimmen. Außerdem erhielt er die nach ihm benannte Loschmidtsche Zahl als Anzahl der Luftmoleküle pro Kubikzentimeter (unter Normalbedingungen). Infolge der Arbeiten von Avogadro und Stanislao Cannizzaro wurde angenommen, dass Atome nicht als einzelne Teilchen auftreten, sondern nur als Bestandteile von Molekülen aus mindestens zwei Atomen. Doch 1876 gelang August Kundt und Emil Warburg der erste Nachweis eines einatomigen Gases. Sie bestimmten den Adiabatenexponenten von Quecksilber-Dampf bei hoher Temperatur und erhielten einen Wert, wie er nach der kinetischen Gastheorie nur für Teilchen in Gestalt echter Massenpunkte auftreten kann. Ab 1895 kamen entsprechende Beobachtungen an den neu entdeckten Edelgasen hinzu. Nach Erscheinen seiner Dissertation über die Bestimmung von Moleküldimensionen schlug Albert Einstein im selben Jahr 1905 ein Experiment vor, um die Hypothese von der Existenz der Atome anhand der Zitterbewegung kleiner Partikel in Wasser quantitativ zu prüfen. Nach seiner Theorie müssten die Partikel aufgrund der Unregelmäßigkeit der Stöße durch die Wassermoleküle kleine, aber immerhin unter dem Mikroskop sichtbare Bewegungen ausführen. Es war Einstein dabei zunächst nicht bekannt, dass er damit die seit 1827 bekannte Brownsche Bewegung von Pollen quantitativ erklärt hatte, für deren Ursache schon 1863 Christian Wiener erstmals Molekularstöße angenommen hatte. Nach Einsteins Formeln hängt die Stärke der Zitterbewegung von der Masse der stoßenden Moleküle ab, und auf dieser Grundlage bestimmte der französische Physiker Jean Perrin die Molekülmasse experimentell und fand ähnliche Ergebnisse wie Loschmidt. Diese Arbeiten trugen entscheidend zur allgemeinen Anerkennung der bis dahin so genannten „Atomhypothese“ bei. Teilbarkeit und Aufbau der Atome Joseph John Thomson entdeckte 1897, dass die Kathodenstrahlen aus Teilchen bestimmter Ladung und Masse bestehen und dass deren Masse kleiner als ein Tausendstel der Atommasse ist. Diese Teilchen wurden als Elektronen bezeichnet und erwiesen sich als ein Bestandteil aller Materie, was dem Konzept des Atoms als unzerteilbarer Einheit widersprach. Thomson glaubte, dass die Elektronen dem Atom seine Masse verliehen und dass sie im Atom in einem masselosen, positiv geladenen Medium verteilt seien wie „Rosinen in einem Kuchen“ (Thomsonsches Atommodell). Die kurz zuvor von Henri Becquerel entdeckte Radioaktivität wurde von Marie Curie als eine Strahlung direkt aus den einzelnen Atomen angesehen und 1903 von Ernest Rutherford und Frederick Soddy mit Umwandlungen verschiedener Atomsorten ineinander in Verbindung gebracht. Ein solcher Prozess widersprach aber der in der Chemie erfolgreichen Grundannahme, die Atome seien unveränderlich. Rutherford und Soddy konnten 1908 nachweisen, dass aus den α-Teilchen, die die Alphastrahlung bilden, Helium-Atome werden. Zusammen mit seiner Forschergruppe beschoss Ernest Rutherford 1909 eine Goldfolie mit α-Teilchen. Er stellte fest, dass die meisten der Teilchen die Folie fast ungehindert durchdrangen, einige wenige aber um sehr viel größere Winkel abgelenkt wurden als nach Thomsons Modell möglich wäre. Rutherford schloss daraus, dass fast die ganze Masse des Atoms in einem sehr viel kleineren, elektrisch geladenen Volumen in der Mitte des Atoms konzentriert sei und schuf damit die grundlegende Vorstellung vom Aufbau des Atoms aus Atomkern und Atomhülle. Dies Rutherfordsche Atommodell ist seither gültig. Die stark abgelenkten α-Teilchen waren diejenigen, die einem Kern zufällig näher als etwa ein Hundertstel des Atomradius gekommen waren. Die Ladungszahl des Atomkerns entpuppte sich als die chemische Ordnungszahl des betreffenden Elements, und α-Teilchen erwiesen sich als die Atomkerne des Heliums. Der Chemiker Frederick Soddy stellte 1911 fest, dass manche der natürlichen radioaktiven Elemente aus Atomen mit unterschiedlichen Massen und unterschiedlicher Radioaktivität bestehen mussten. Der Begriff Isotop für physikalisch verschiedene Atome desselben chemischen Elements wurde 1913 von Margaret Todd vorgeschlagen. Da die Isotope desselben Elements an ihrem chemischen Verhalten nicht zu unterscheiden waren, entwickelte der Physiker J.J. Thomson ein erstes Massenspektrometer zu ihrer physikalischen Trennung. Damit konnte er 1913 am Beispiel von Neon nachweisen, dass es auch stabile Elemente mit mehreren Isotopen gibt. 1918 fand Francis William Aston mit einem Massenspektrometer von erheblich größerer Genauigkeit heraus, dass fast alle Elemente Gemische aus mehreren Isotopen sind, wobei die Massen der einzelnen Isotope immer (nahezu) ganzzahlige Vielfache der Masse des Wasserstoffatoms sind. Rutherford wies 1919 in der ersten beobachteten Kernreaktion nach, dass durch Beschuss mit α-Teilchen aus den Kernen von Stickstoffatomen die Kerne von Wasserstoffatomen herausgeschossen werden können. Diesen gab er den Namen Proton und entwickelte ein Atommodell, in dem die Atome nur aus Protonen und Elektronen bestehen, wobei die Protonen und ein Teil der Elektronen den kleinen, schweren Atomkern bilden, die übrigen Elektronen die große, leichte Atomhülle. Die Vorstellung von Elektronen im Atomkern stellte sich jedoch als problematisch heraus und wurde 1932 endgültig fallengelassen, nachdem von James Chadwick das Neutron als ein neutraler Kernbaustein mit etwa gleicher Masse wie das Proton nachgewiesen wurde. Damit entstand das heutige Atommodell: Der Atomkern ist zusammengesetzt aus so vielen Protonen, wie die Ordnungszahl angibt, und zusätzlich so vielen Neutronen, dass die betreffende Isotopenmasse erreicht wird; die Atomhülle besteht aus so vielen Elektronen, dass das ganze Atom neutral wird. Aufbau der Atomhülle Die beobachteten Eigenschaften (wie Größe, Stabilität, Reaktionsweisen, Absorption und Emission von Licht) der Atomhülle konnten im Rahmen der klassischen Physik keine Erklärung finden. Erst unter Einbeziehung von neuartigen Quantisierungsregeln mithilfe der Planck-Konstante konnte Niels Bohr 1913 erklären, wie es in den optischen Spektren reiner Elemente zu den Spektrallinien kommt, die für das jeweilige Element absolut charakteristisch sind (Spektralanalyse nach Robert Wilhelm Bunsen und Gustav Robert Kirchhoff 1859). Im Franck-Hertz-Versuch konnte die quantisierte Energieaufnahme und -abgabe an Quecksilberatomen experimentell bestätigt werden. Das Bohrsche Atommodell war zwar nur für Systeme mit lediglich einem Elektron (damals nur Wasserstoff und ionisiertes Helium) gültig, bildete jedoch im Laufe des folgenden Jahrzehnts das Fundament für eine Reihe von Verfeinerungen. Sie führten im Schalenmodell zu einem ersten Verständnis des Aufbaus der Elektronenhüllen aller Elemente und damit auch zum physikalischen Verständnis des chemischen Periodensystems. Damit wurde das Bohrsche Atommodell zur Grundlage des populären Bildes vom Atom als einem kleinen Planetensystem. 1925 entwickelte Werner Heisenberg zusammen mit Max Born, Pascual Jordan, Wolfgang Pauli u. a. die Matrizenmechanik. 1926 ersetzte Erwin Schrödinger die Quantisierungsregeln durch seine Wellenmechanik. Sie beschreibt die Elektronen nicht als Massenpunkte auf bestimmten ebenen Bahnen, sondern als in drei Dimensionen ausgedehnte stehende Materiewelle. Beide Formen einer neuen „Quantenmechanik“ konnten das Spektrum des Wasserstoffatoms richtig erklären. Als Folge dieser Beschreibungen ist es unter anderem unzulässig, einem Elektron gleichzeitig genaue Werte für Ort und Impuls zuzuschreiben. Dieser Sachverhalt wurde 1927 von Heisenberg in der Unschärferelation formuliert. Demnach können statt der Bewegung auf bestimmten Bahnen nur Wahrscheinlichkeitsverteilungen für Wertebereiche von Ort und Impuls angegeben werden, eine Vorstellung, die nur schwer zu veranschaulichen ist. Den quantisierten Umlaufbahnen des Bohrschen Modells entsprechen hier „Atomorbitale“. Sie geben unter anderem an, wie sich in der Nähe des Atomkerns die Aufenthaltswahrscheinlichkeit der Elektronen konzentriert, und bestimmen damit die wirkliche Größe des Atoms. Die Beschreibung der Eigenschaften der Atome gelang mit diesen ersten vollständig quantenmechanischen Atommodellen sehr viel besser als mit den Vorläufermodellen. Insbesondere ließen sich auch bei Atomen mit mehreren Elektronen die Spektrallinien und die Struktur der Atomhülle in räumlicher und energetischer Hinsicht darstellen, einschließlich der genauen Möglichkeiten, mit den Atomhüllen anderer Atome gebundene Zustände zu bilden, also die aus der Chemie bekannten stabilen Moleküle. Daher wurde das Bohrsche Atommodell zugunsten des quantenmechanischen Orbitalmodells des Atoms verworfen. Das Orbitalmodell ist bis heute Grundlage und Ausgangspunkt genauer quantenmechanischer Berechnungen fast aller Eigenschaften der Atome. Das Orbitalmodell bei einem Atom mit mehr als einem Elektron ist physikalisch als eine Näherung zu bezeichnen, nämlich als eine Ein-Teilchen-Näherung, die jedem einzelnen Elektron ein bestimmtes Orbital zuschreibt. Ein so gebildeter Zustand des Atoms wird als Konfiguration bezeichnet und gehört in der Quantenmechanik zu der einfachsten Art von Mehrteilchenzuständen. Genauere Modelle berücksichtigen, dass nach den Regeln der Quantenmechanik die Hülle auch in einem Zustand sein kann, der durch Superposition verschiedener Konfigurationen entsteht, wo also mit verschiedenen Wahrscheinlichkeitsamplituden gleichzeitig verschiedene Elektronenkonfigurationen vorliegen (Konfigurationsmischung). Hiermit werden die genauesten Berechnungen von Energieniveaus und Wechselwirkungen der Atome möglich. Wegen des dazu nötigen mathematischen Aufwands werden jedoch, wo es möglich ist, auch weiterhin einfachere Atommodelle genutzt. Zu nennen ist hier neben dem Schalenmodell unter anderen das Thomas-Fermi-Modell, in dem die Elektronenhülle pauschal wie ein im Potentialtopf gebundenes ideales Elektronengas („Fermigas“) behandelt wird, dessen Dichte wiederum zusammen mit der Kernladung die Form des elektrostatischen Potentialtopfs bestimmt. Aufbau des Atomkerns Zur Entdeckung des Atomkerns und seiner Zusammensetzung aus Protonen und Neutronen siehe den Abschnitt „Teilbarkeit und Aufbau der Atome“ oben. Hier folgen Stichworte zur Erforschung weiterer Eigenschaften der Kerne. Bindungsenergie Die Bindungsenergie der Nukleonen ist Ursache der hohen Energie der Quanten der radioaktiven Strahlung. Sie übersteigt die chemische Bindungsenergie von Molekülen um fünf bis sechs Größenordnungen. Ab 1935 war hierbei erstmals eine grobe Modellvorstellung erfolgreich, das Tröpfchenmodell von C.F. von Weizsäcker und Hans Bethe. Damit wurde für Kerne ab etwa 10 Nukleonen die anfängliche Zunahme der mittleren Bindungsenergie bis etwa durch die wachsende Anzahl erklärt, in der die Nukleonen sich aufgrund der eigentlichen Kernkräfte mit ihren jeweiligen Nachbarn binden, und danach die Abnahme der mittleren Bindungsenergie aufgrund der zunehmenden elektrostatischen Abstoßung, die alle Protonen untereinander betrifft. Kernfusion und Kernspaltung Da das Maximum der mittleren Bindungsenergie bei mittelschweren Kernen liegt, bedeutet es Energiefreisetzung sowohl, wenn sehr leichte Kerne fusionieren, als auch wenn sehr schwere Kerne spalten. Die Fusion von Wasserstoff zu Helium wurde 1938 als Energiequelle der Sterne identifiziert. Die Spaltung nach Neutroneneinfang wurde erstmals 1938 an Urankernen (des Isotops U-235) durch Otto Hahn und Fritz Strassmann nachgewiesen. Danach wurde die Kernforschung erheblich intensiviert und führte 1945 zu den ersten Atombomben, 1952 den Wasserstoffbomben und ab Mitte der 1950er Jahre zur Nutzung der Atomenergie zur Energieversorgung. Schalenmodell und vereinheitlichtes Modell Sehr viel detaillierter als das Tröpfchenmodell ist das 1949 von J.H.D. Jensen und Maria Goeppert-Mayer aufgestellte Schalenmodell der Kerne. Ähnlich wie das Schalenmodell der Atome nimmt es für je ein Nukleon ein bestimmtes Orbital in einem gemeinsamen kugelsymmetrischen Potentialtopf an. Damit kann eine Fülle von Daten über die Grundzustände und angeregten Zustände der Kerne erklärt werden, zum Beispiel ihr Kernspin, ihr magnetisches Dipol- und elektrisches Quadrupolmoment, sowie über ihre Zerfalls- und Reaktionsweisen. Aage Bohr, Ben Mottelson und James Rainwater gelang es Anfang der 1960er Jahre, dies Einzelteilchenmodell mit den Aspekten kollektiver Bewegung zu verbinden, womit auch die Abweichungen von der Kugelgestalt in bestimmten Bereichen der Nukleonenzahlen verständlich wurden. Ursprung der Kernkräfte Die kurzreichweitigen Kernkräfte konnten in den 1970er Jahren auf die Starke Wechselwirkung zwischen Quarks zurückgeführt werden. Aufbau von Proton und Neutron Ab den 1950er Jahren konnten Atome und vor allem die Atomkerne durch die Entwicklung verbesserter Teilchenbeschleuniger und Teilchendetektoren beim Beschuss mit Teilchen sehr hoher Energie untersucht werden. Ende der 1960er Jahre zeigte sich in der „tiefinelastischen Streuung“ von Elektronen an Atomkernen, dass auch Neutronen und Protonen keine unteilbaren Einheiten sind, sondern aus Quarks zusammengesetzt sind. Einige fortgeschrittene Experimente mit Atomen 1951 entwickelte Erwin Müller das Feldionenmikroskop und konnte damit von einer Nadelspitze erstmals ein Abbild erzeugen, das auf direkte Weise so stark vergrößert war, dass einzelne Atome darin sichtbar wurden (wenn auch nur als verschwommene Flecken). 1953 entwickelte Wolfgang Paul die magnetische Ionenfalle (Paulfalle), in der einzelne Ionen gespeichert und mit immer höherer Genauigkeit untersucht werden können. Hier kann ein einzelnes Atom auch durch sein Fluoreszenzlicht direkt visuell sichtbar gemacht und fotografiert werden. 1985 entwickelte eine Arbeitsgruppe um Steven Chu die Laserkühlung, ein Verfahren, die Temperatur einer Ansammlung von Atomen mittels Laser­strahlung stark zu verringern. Im selben Jahr gelang es einer Gruppe um William D. Phillips, neutrale Natriumatome in einer magneto-optischen Falle einzuschließen. Durch Kombination dieser Verfahren mit einer Methode, die den Dopplereffekt nutzt, gelang es einer Arbeitsgruppe um Claude Cohen-Tannoudji, geringe Mengen von Atomen auf Temperaturen von einigen Mikrokelvin zu kühlen. Mit diesem Verfahren können Atome mit höchster Genauigkeit untersucht werden; außerdem ermöglichte es auch die experimentelle Realisierung der Bose-Einstein-Kondensation. Anfang der 1980er Jahre wurde von Gerd Binnig und Heinrich Rohrer das Rastertunnelmikroskop entwickelt, in dem eine Nadelspitze eine Oberfläche mittels des Tunneleffekts so fein abtastet, dass einzelne Atome sichtbar werden. Damit wurde es auch möglich, Atome einzeln an bestimmte Plätze zu setzen. In den 1990er Jahren konnten Serge Haroche und David Wineland in Experimenten die Wechselwirkung eines einzelnen Atoms mit einem einzelnen Photon erfolgreich untersuchen. In den 2000er Jahren wurde die Handhabbarkeit einzelner Atome unter anderem genutzt, um einen Transistor aus nur einem Metallatom mit organischen Liganden herzustellen. Seit Ende der 1980er Jahre werden durch Vielfachanregung mit einem Laserimpuls Rydberg-Atome erzeugt. In einem Rydberg-Atom ist ein Elektron in einem so hohen Energiezustand angeregt, dass es den Atomkern, teilweise auch den gesamten Atomrumpf, bestehend aus dem Atomkern und den restlichen Elektronen, in weitem Abstand umkreist und sein Verhalten sich damit dem eines klassischen Teilchens nähert. Rydberg-Atome können über 100.000-mal größer sein als nicht angeregte Atome. Da sie extrem empfindlich auf äußere Felder reagieren, kann man mit ihnen z. B. die Wechselwirkung eines einzelnen Atoms mit einem einzelnen Photon im Detail untersuchen. Sind zwei oder mehr Elektronen in solchen Zuständen angeregt, spricht man von planetarischen Atomen. Klassifizierung Elemente, Isotope, Nuklide Die Unterscheidung und Bezeichnung verschiedener Atomsorten geht zunächst vom Aufbau des Atomkerns aus, während der Zustand der Hülle gegebenenfalls durch zusätzliche Symbole angegeben wird. Kennzahlen sind die Protonenzahl (Ordnungszahl, Kernladungszahl) Z, die Neutronenzahl N des Kerns, und die daraus gebildete Massenzahl A=Z+N. Je nach ihrer Protonenzahl gehören die Atome zu einem der 118 bekannten chemischen Elemente, von Wasserstoff mit Z=1 bis Oganesson mit Z=118. Davon sind 91 in natürlichen Vorkommen entdeckt worden, 27 nur nach künstlicher Herstellung durch Kernreaktionen. Die Ordnung der Elemente wird im Periodensystem – wichtig für die Chemie – graphisch veranschaulicht. Darin werden die Elemente mit aufsteigender Ordnungszahl in Form einer Tabelle angeordnet. Jede Zeile wird als Periode des Periodensystems bezeichnet und endet, wenn das jeweilige Orbital mit Elektronen voll besetzt ist (Edelgas). In den nächsten Zeilen wiederholt sich aufgrund der schrittweisen Elektronenbesetzung der nächsten Orbitale der chemische Charakter der Elemente. So stehen Elemente mit ähnlichen chemischen Eigenschaften in einer Spalte untereinander; sie bilden eine Gruppe des Periodensystems. Atome eines Elements, die sich in der Neutronenzahl unterscheiden, gehören zu verschiedenen Isotopen des Elements. Insgesamt bestehen die 118 Elemente aus etwa 2800 Isotopen, wovon 2500 künstlich erzeugt wurden. Isotope werden nach dem chemischen Element und der Massenzahl bezeichnet. Für die schwereren Wasserstoffisotope gibt es die speziellen Namen „Deuterium“ und „Tritium“. Das Symbol für ein bestimmtes Isotop des Elements hat die Form , oder X-A (Beispiele: , , Pb-208). Die Angabe der Protonenzahl Z ist redundant, da sie schon durch die Ordnungszahl des Elements gegeben ist. Nuklid ist die ganz allgemeine Bezeichnung für Atomarten, unabhängig davon, ob sie zum gleichen Element gehören oder nicht. Die Nuklidkarte oder Isotopenkarte – wichtig für die Kernphysik und ihre Anwendungen – ist eine Tabelle, in der jede Atomart einen eigenen Platz erhält. Dazu wird auf einer Achse die Anzahl der Protonen, auf der anderen die der Neutronen aufgetragen. Häufig wird die Stabilität und bei instabilen Nukliden auch die Art der Umwandlung oder die Größenordnung der Halbwertszeit durch bestimmte Farben und gegebenenfalls auch Teilung des dem Isotop zugewiesenen Platzes dargestellt. Stabile und instabile (radioaktive) Atome Der Atomkern eines Nuklids kann entweder im energetischen Grundzustand oder in einem der verschiedenen Anregungszustände vorliegen. Wenn darunter relativ langlebige, sogenannte metastabile Zustände sind, werden diese als Isomere bezeichnet und als eigene Nuklide gezählt (Symbol , o. ä.). Nach dieser Definition sind mit dem Stand von 2003 insgesamt etwa 3200 Nuklide bekannt. In der Kernphysik werden Nuklide mit unterschiedlichen Protonenzahlen, aber gleicher Massenzahl als Isobare bezeichnet. Seltener werden unter dem Namen Isotone Nuklide mit verschiedenen Protonenzahlen, aber gleicher Neutronenzahl zusammengefasst. Nur etwa 250 Isotope von 80 Elementen haben einen stabilen Kern. Alle anderen Atome sind instabil und wandeln sich über kurz oder lang in Atome eines stabilen Isotops um. Da sie dabei im Allgemeinen ionisierende Strahlung erzeugen, heißen sie auch Radioisotope oder Radionuklide. Auf der Erde wurden in den natürlichen Vorkommen neben allen 250 stabilen Isotopen 30 Radioisotope gefunden, die sich auf 10 radioaktive Elemente verteilen und die natürliche Radioaktivität verursachen. Viele weitere kurzlebige Isotope existieren im Inneren von Sternen, insbesondere während der Supernova-Phase. Seltene und theoretische Formen Als Rydberg-Atom wird ein Atom bezeichnet, in dem ein Elektron in einem so hohen Energiezustand angeregt ist, dass es den Atomkern, teilweise auch den gesamten Atomrumpf, bestehend aus dem Atomkern und den restlichen Elektronen, in weitem Abstand umkreist und sein Verhalten damit dem eines klassischen Teilchens ähnelt. Rydberg-Atome können über 100.000-mal größer sein als nicht angeregte Atome. Da sie extrem empfindlich auf äußere Felder reagieren, kann man mit ihnen z. B. die Wechselwirkung mit einem einzelnen Photon im Detail untersuchen. Sind zwei oder mehr Elektronen in solchen Zuständen angeregt, spricht man von planetarischen Atomen. Im teils übertragenen Sinn werden als exotische Atome auch solche Systeme bezeichnet, die in physikalischer Hinsicht gewisse Ähnlichkeiten zu den gewöhnlichen Atomen aufweisen. In ihnen kann z. B. eines der Protonen, Neutronen oder Elektronen durch ein anderes Teilchen derselben Ladung ersetzt worden sein. Wird etwa ein Elektron durch ein schwereres Myon ersetzt, bildet sich ein myonisches Atom. Als Positronium wird ein exotisches Atom bezeichnet, in dem ein Elektron statt an ein Proton an ein Positron, das ist das positiv geladene Antiteilchen des Elektrons, gebunden ist. Auch Atome, die gänzlich aus Antiteilchen zur normalen Materie aufgebaut sind, sind möglich und für sich allein sogar ebenso stabil wie die entsprechenden „normalen“ Atome. So wurden erstmals 1995 am Genfer CERN Antiwasserstoffatome künstlich hergestellt und nachgewiesen. An solchen exotischen Atomen lassen sich unter anderem fundamentale physikalische Theorien über die Symmetrie zwischen Teilchen und Antiteilchen überprüfen. Des Weiteren wird der Name Atom manchmal auch für Zwei-Teilchen-Systeme verwendet, die nicht durch elektromagnetische Wechselwirkung zusammengehalten werden, sondern durch die starke Wechselwirkung. Bei einem solchen Quarkonium handelt es sich um ein kurzlebiges Elementarteilchen vom Typ Meson, das aus einem Quark und einem Antiquark aufgebaut ist. Ein Quarkonium-Atom lässt sich in seinen verschiedenen metastabilen Zuständen so durch Quantenzahlen klassifizieren wie das Wasserstoffatom. Entstehung Etwa eine Sekunde nach dem Urknall kamen wegen sinkender Temperatur die ständigen Umwandlungen zwischen den Elementarteilchen zur Ruhe, übrig blieben Elektronen, Protonen und Neutronen. In den darauf folgenden drei Minuten verbanden sich in der primordialen Nukleosynthese die vorhandenen Neutronen mit Protonen zu den einfachsten Kernen: Deuterium, Helium, in geringerem Umfang auch Lithium und möglicherweise in noch kleineren Mengen Beryllium und Bor. Die übrigen Protonen (86 Prozent) blieben erhalten. Die ersten neutralen Atome mit dauerhaft gebundenen Elektronen wurden erst 380.000 Jahre nach dem Urknall in der Rekombinationsphase gebildet, als das Universum durch Expansion so weit abgekühlt war, dass die Atome nicht sogleich wieder ionisiert wurden. Die Kerne aller schwereren Atome wurden und werden durch verschiedene Prozesse der Kernfusion erzeugt. Am wichtigsten ist die stellare Nukleosynthese, durch die in Sternen zunächst Helium, anschließend auch die schwereren Elemente bis zum Eisen gebildet werden. Elemente mit höheren Kernladungszahlen als Eisen entstehen in explosionsartigen Vorgängen wie im r-Prozess in Supernovae und im s-Prozess in AGB-Sternen, die kurz vor dem Ende ihrer Lebensdauer sind. Kleine Mengen verschiedener Elemente und Isotope werden auch dadurch gebildet, dass schwere Kerne wieder geteilt werden. Das geschieht durch radioaktive Zerfälle (siehe Zerfallsreihe), die u. a. für einen Teil des Vorkommens von Helium und Blei verantwortlich sind, und Spallationen, die für die Entstehung von Lithium, Beryllium und Bor wichtig sind. Vorkommen und Verteilung Im beobachtbaren Universum liegen die Atome mit einer mittleren Dichte von 0,25 Atome/m³ vor. Nach dem Urknallmodell (Lambda-CDM-Modell) bilden sie etwa 4,9 Prozent der gesamten Energiedichte. Die übrigen 95,1 Prozent, deren Natur noch weitgehend unklar ist, setzen sich aus etwa 27 Prozent dunkler Materie und 68 Prozent dunkler Energie zusammen, sowie kleinen Beiträgen von Neutrinos und elektromagnetischer Strahlung. Im Inneren einer Galaxie wie etwa der Milchstraße ist im interstellaren Medium (ISM) die Dichte der Atome wesentlich höher und liegt zwischen 104 und 1011 Atome/m3. Die Sonne befindet sich in der weitgehend staubfreien lokalen Blase, daher ist die Dichte in der Umgebung des Sonnensystems nur etwa 103 Atome/m3. In festen Himmelskörpern wie der Erde beträgt die Atomdichte etwa 1029 Atome/m3. In der Verteilung der Elemente dominiert im Universum Wasserstoff mit rund drei Viertel der Masse, danach folgt Helium mit etwa einem Viertel. Alle schwereren Elemente sind viel seltener und machen nur einen kleinen Teil der im Universum vorhandenen Atome aus. Ihre Häufigkeiten werden von den verschiedenen Mechanismen der Nukleosynthese bestimmt. Im Sonnensystem sind Wasserstoff und Helium vorwiegend in der Sonne und den Gasplaneten enthalten. Dagegen überwiegen auf der Erde die schweren Elemente. Die häufigsten Elemente sind hier Sauerstoff, Eisen, Silicium und Magnesium. Der Erdkern besteht vorwiegend aus Eisen, während in der Erdkruste Sauerstoff und Silicium vorherrschen. Bestandteile des Atoms Die beiden Hauptbestandteile eines Atoms sind der Atomkern und die Atomhülle. Die Hülle besteht aus Elektronen. Sie trägt mit weniger als 0,06 Prozent zur Masse des Atoms bei, bestimmt aber dessen Größe und dessen Verhalten gegenüber anderen Atomen, wenn sie einander nahekommen. Der Kern besteht aus Protonen und Neutronen, ist im Durchmesser zehn- bis hunderttausendmal kleiner als die Hülle, enthält aber mehr als 99,9 Prozent der Masse des Atoms. Atomkern Aufbau Die in einem Atom vorhandenen Protonen und Neutronen, zusammen auch als Nukleonen bezeichnet, sind aneinander gebundenen und bilden den Atomkern. Die Nukleonen zählen zu den Hadronen. Das Proton ist positiv geladen, das Neutron ist elektrisch neutral. Proton und Neutron haben einen Durchmesser von etwa 1,6 fm (Femtometer) und sind selber keine Elementarteilchen, sondern nach dem Standardmodell der Elementarteilchenphysik aus den punktförmigen Quarks aufgebaut. Jeweils drei Quarks binden sich durch die starke Wechselwirkung, die durch Gluonen vermittelt wird, zu einem Nukleon. Die starke Wechselwirkung ist darüber hinaus für den Zusammenhalt der Nukleonen im Atomkern verantwortlich, insbesondere ist die Anziehung bis zu etwa 2,5 fm Abstand deutlich stärker als die gegenseitige elektrische Abstoßung der Protonen. Unterhalb von etwa 1,6 fm wird die starke Wechselwirkung der Hadronen jedoch stark abstoßend. Anschaulich gesprochen verhalten sich die Nukleonen im Kern also etwa wie harte Kugeln, die aneinander haften. Daher steigt das Volumen des Kerns proportional zur Nukleonenzahl (Massenzahl) . Sein Radius beträgt etwa  fm. Der leichteste Atomkern besteht aus nur einem Proton. Mehrere Protonen stoßen sich zwar gemäß der Elektrostatik ab, können zusammen mit einer geeigneten Anzahl von Neutronen aber ein stabiles System bilden. Doch schon bei kleinen Abweichungen von dem energetisch günstigsten Zahlenverhältnis ist der Kern instabil und wandelt sich spontan um, indem aus einem Neutron ein Proton wird oder umgekehrt und die frei werdende Energie und Ladung als Betastrahlung abgegeben wird. Kerne mit bis zu etwa 20 Protonen sind nur bei einem Verhältnis von nahezu 1:1 von Neutronenzahl und Protonenzahl stabil. Darüber steigt in den stabilen Atomkernen das Verhältnis von 1:1 bis auf etwa 1,5:1, weil bei größeren Protonenzahlen wegen ihrer elektrostatischen Abstoßung die Anzahl der Neutronen schneller anwachsen muss als die der Protonen (Details siehe Tröpfchenmodell). Die Bindungsenergie liegt in stabilen Kernen (abgesehen von den leichtesten) oberhalb von 7 MeV pro Nukleon (siehe Abbildung) und übertrifft damit die Bindungsenergie der äußeren Elektronen der Atomhülle oder die chemische Bindungsenergie in stabilen Molekülen um das ca. 106-fache. Kerne mit bestimmten Nukleonenzahlen, die als Magische Zahl bezeichnet werden, beispielsweise Helium-4, Sauerstoff-16 oder Blei-208, sind besonders stabil, was mit dem Schalenmodell des Atomkerns erklärt werden kann. Oberhalb einer Zahl von 82 Protonen (also jenseits von Blei) sind alle Kerne instabil. Sie wandeln sich durch Ausstoßen eines Kerns He-4 in leichtere Kerne um (Alphastrahlung). Dies wiederholt sich, zusammen mit Betastrahlung, so lange, bis ein stabiler Kern erreicht ist; mehrere Zerfallsstufen bilden eine Zerfallsreihe. Auch zu den Protonenzahlen 43 (Technetium) und 61 (Promethium) existiert kein stabiler Kern. Daher kann es insgesamt nur 80 verschiedene stabile chemische Elemente geben, alle weiteren sind radioaktiv. Sie kommen auf der Erde nur dann natürlich vor, wenn sie selber oder eine ihrer Muttersubstanzen eine genügend lange Halbwertzeit haben. Masse Da der Großteil der Atommasse von den Neutronen und Protonen stammt und diese etwa gleich schwer sind, wird die Gesamtzahl dieser Teilchen in einem Atom als Massenzahl bezeichnet. Die genaue Masse eines Atoms wird oft in der atomaren Masseneinheit u angegeben; ihr Zahlenwert ist dann etwa gleich der Massenzahl. Kleinere Abweichungen entstehen durch den Massendefekt der Atomkerne. Die atomare Masseneinheit ergibt sich aus der Definition der SI-Einheit des Mols in der Art und Weise, dass ein Atom des Kohlenstoffisotops 12C (im Grundzustand inklusive seiner Hüllenelektronen) eine Masse von exakt 12 u besitzt. Damit beträgt 1 u gleich 1,66053904 · 10−27 kg. Ein Atom des leichtesten Wasserstoffisotops hat eine Masse von 1,007825 u. Das schwerste stabile Nuklid ist das Bleiisotop 208Pb mit einer Masse von 207,9766521 u. Da makroskopische Stoffmengen so viele Atome enthalten, dass die Angabe ihrer Anzahl als natürliche Zahl unhandlich wäre, erhielt die Stoffmenge eine eigene Einheit, das Mol. Ein Mol sind etwa 6,022 · 1023 Atome (oder auch Moleküle oder andere Teilchen; die betrachtete Teilchenart muss immer mitgenannt werden). Die Masse von 1 Mol Atomen der Atommasse X u ist daher exakt X g. Daher ist es in der Chemie üblich, Atommassen statt in u auch indirekt in g/mol anzugeben. Bildung und Zerfall In welcher Art ein instabiler Atomkern zerfällt, ist für das jeweilige Radionuklid typisch. Bei manchen Nukliden können die (untereinander völlig gleichen) Kerne auch auf verschiedene Arten zerfallen, so dass mehrere Zerfallskanäle mit bestimmten Anteilen beteiligt sind. Die wichtigsten radioaktiven Zerfälle sind Alpha-Zerfall, bei dem sich aus zwei Protonen und zwei Neutronen des Kerns durch die starke Wechselwirkung ein Helium-Atomkern bildet, der ausgestoßen wird, Beta-Zerfall, bei dem mittels der schwachen Wechselwirkung ein Neutron des Kerns in ein Proton oder umgekehrt umgewandelt wird und ein Elektron und ein Antineutrino beziehungsweise ein Positron und ein Neutrino erzeugt und ausgesendet werden, Gamma-Zerfall, bei dem ein angeregter Kern durch elektromagnetische Wechselwirkung Gammastrahlung erzeugt und in ein niedrigeres Energieniveau gelangt, bei gleichbleibender Protonen- und Neutronenzahl. Die Energien der Strahlungen sind für das jeweilige Nuklid charakteristisch, ebenso wie die Halbwertszeit, die angibt, wie lange es dauert, bis die Hälfte einer Probe des Nuklids zerfallen ist. Durch Anlagerung eines Neutrons kann sich ein Kern in das nächstschwerere Isotop desselben Elements verwandeln. Durch den Beschuss mit Neutronen oder anderen Atomkernen kann ein großer Atomkern in mehrere kleinere Kerne gespalten werden. Einige schwere Nuklide können sich auch ohne äußere Einwirkung spontan spalten. Größere Atomkerne können aus kleineren Kernen gebildet werden. Dieser Vorgang wird Kernfusion genannt. Für eine Fusion müssen sich Atomkerne sehr nahekommen. Diesem Annähern steht die elektrostatische Abstoßung beider Kerne, der sogenannte Coulombwall, entgegen. Aus diesem Grund ist eine Kernfusion (außer in bestimmten Experimenten) nur unter sehr hohen Temperaturen von mehreren Millionen Grad und hohen Drücken, wie sie im Inneren von Sternen herrschen, möglich. Die Kernfusion ist bei Nukliden bis zum Nickel-62 eine exotherme Reaktion, so dass sie im Großen selbsterhaltend ablaufen kann. Sie ist die Energiequelle der Sterne. Bei Atomkernen jenseits des Nickels nimmt die Bindungsenergie pro Nukleon ab; die Fusion schwererer Atomkerne ist daher endotherm und damit kein selbsterhaltender Prozess. Die Kernfusion in Sternen kommt daher zum Erliegen, wenn die leichten Atomkerne aufgebraucht sind. Atomhülle Aufbau und Bindungsenergie Die Atomhülle besteht aus Elektronen, die aufgrund ihrer negativen Ladung an den positiven Atomkern gebunden sind. Sie wird oft auch als Elektronenhülle bezeichnet. Bei einem neutralen Atom mit Elektronen beträgt die durchschnittliche Bindungsenergie je Elektron etwa . Sie nimmt daher mit steigender Teilchenzahl erheblich zu, im Gegensatz zur durchschnittlichen Bindungsenergie pro Nukleon im Kern, die ab der Massenzahl sogar abnimmt. Zur Erklärung wird angeführt, dass zwischen Nukleonen nur Bindungskräfte kurzer Reichweite wirken, die kaum über die benachbarten Teilchen hinausreichen, während die Hülle durch die elektrostatische Anziehungskraft gebunden ist, die vom -fach geladenen Kern aus alle Elektronen erfasst. Abgesehen von der Masse, die zu über 99,95 Prozent im Atomkern konzentriert ist, ist die Atomhülle für praktisch alle äußeren Eigenschaften des Atoms verantwortlich. Der Begriff Atommodell bezieht sich daher im engeren Sinn meist nur auf die Hülle (siehe Liste der Atommodelle). Ein einfaches Atommodell ist das Schalenmodell, nach dem die Elektronen sich in bestimmten Schalen um den Kern anordnen, in denen jeweils für eine bestimmte Anzahl Elektronen Platz ist. Allerdings haben diese Schalen weder einen bestimmten Radius noch eine bestimmte Dicke, sondern überlappen und durchdringen einander teilweise. Besser getrennt sind sie auf der Skala der Bindungsenergie der Elektronen. Interpretation grundlegender Atomeigenschaften im Rahmen des Schalenmodells Die Atomhülle bestimmt die Stärke und Abstandsabhängigkeit der Kräfte zwischen zwei Atomen. Im Abstandsbereich mehrerer Atomdurchmesser polarisieren sich die gesamten Atomhüllen wechselseitig, sodass durch elektrostatische Anziehung anziehende Kräfte, die Van-der-Waals-Kräfte, entstehen. Sie bewirken vor allem die Kondensation der Gase zu Flüssigkeiten, also einen Wechsel der Aggregatzustände. Die (näherungsweise) Inkompressibilität der Flüssigkeiten und Festkörper hingegen beruht darauf, dass alle Atome bei starker Annäherung einander stark abstoßen, sobald sich ihre Hüllen im Raum merklich überschneiden und daher verformen müssen. Außer im Fall zweier Wasserstoff­atome, die jeweils nur ein Elektron in der Hülle haben, spielt die elektrostatische Abstoßung der beiden Atomkerne dabei nur eine geringe Rolle. In einem mittleren Abstandsbereich zwischen dem Vorherrschen der schwach anziehenden Van-der-Waals-Kräfte und der starken Abstoßung kommt es zwischen zwei oder mehr zueinander passenden Atomhüllen zu einer besonders starken Anziehung, der chemischen Bindung. Bei Atomen bestimmter Elemente kann diese Anziehung zu einem stabilen Molekül führen, das aus Atomen in zahlenmäßig genau festgelegter Beteiligung und räumlicher Anordnung aufgebaut ist. Die Moleküle sind die kleinsten Stoffeinheiten der chemischen Verbindungen, also der homogenen Materialien in all ihrer Vielfalt. Vermittelt über die Hüllen ihrer Atome ziehen auch Moleküle einander an. Ein fester Körper entsteht, wenn viele Moleküle sich aneinander binden und dabei, weil es energetisch günstig ist, eine feste Anordnung einhalten. Ist diese Anordnung regelmäßig, bildet sich ein Kristallgitter. Infolge dieser Bindung ist der feste Körper nicht nur weitgehend inkompressibel wie eine Flüssigkeit, sondern im Unterschied zu dieser auch auf Zug belastbar und deutlich weniger leicht verformbar. Verbinden sich Atome metallischer Elemente miteinander, ist ihre Anzahl nicht festgelegt und es können sich nach Größe und Gestalt beliebige Körper bilden. Vor allem chemisch reine Metalle zeigen dann meist auch eine große Verformbarkeit. Verbindungen verschiedener Metalle werden Legierung genannt. Die Art der Bindung von Metallatomen erklärt, warum Elektronen sich fast frei durch das Kristallgitter bewegen können, was die große elektrische Leitfähigkeit und Wärmeleitfähigkeit der Metalle verursacht. Zusammengefasst ergeben sich aus der Wechselwirkung der Atomhüllen miteinander die mechanische Stabilität und viele weitere Eigenschaften der makroskopischen Materialien. Aufgrund des unscharfen Randes der Atomhülle liegt die Größe der Atome nicht eindeutig fest. Die als Atomradien tabellierten Werte sind aus der Bindungslänge gewonnen, das ist der energetisch günstigste Abstand zwischen den Atomkernen in einer chemischen Bindung. Insgesamt zeigt sich mit steigender Ordnungszahl eine in etwa periodische Variation der Atomgröße, die mit der periodischen Variation des chemischen Verhaltens gut übereinstimmt. Im Periodensystem der Elemente gilt allgemein, dass innerhalb einer Periode, also einer Zeile des Systems, eine bestimmte Schale aufgefüllt wird. Von links nach rechts nimmt die Größe der Atome dabei ab, weil die Kernladung anwächst und daher alle Schalen stärker angezogen werden. Wenn eine bestimmte Schale mit den stark gebundenen Elektronen gefüllt ist, gehört das Atom zu den Edelgasen. Mit dem nächsten Elektron beginnt die Besetzung der Schale mit nächstkleinerer Bindungsenergie, was mit einem größeren Radius verbunden ist. Innerhalb einer Gruppe, also einer Spalte des Periodensystems, nimmt die Größe daher von oben nach unten zu. Dementsprechend ist das kleinste Atom das Heliumatom am Ende der ersten Periode mit einem Radius von 32 pm, während eines der größten Atome das Caesium­atom ist, das erste Atom der 5. Periode. Es hat einen Radius von 225 pm. Erklärung der Atomeigenschaften im Rahmen des Orbitalmodells Die dem Schalenmodell zugrundeliegenden Elektronenschalen ergeben sich durch die Quantisierung der Elektronenenergien im Kraftfeld des Atomkerns nach den Regeln der Quantenmechanik. Um den Kern herum bilden sich verschiedene Atomorbitale, das sind unscharf begrenzte Wahrscheinlichkeitsverteilungen für mögliche räumliche Zustände der Elektronen. Jedes Orbital kann aufgrund des Pauli-Prinzips mit maximal zwei Elektronen besetzt werden, dem Elektronenpaar. Die Orbitale, die unter Vernachlässigung der gegenseitigen Abstoßung der Elektronen und der Feinstruktur theoretisch die gleiche Energie hätten, bilden eine Schale. Die Schalen werden mit der Hauptquantenzahl durchnummeriert oder fortlaufend mit den Buchstaben K, L, M,… bezeichnet. Genauere Messungen zeigen, dass ab der zweiten Schale nicht alle Elektronen einer Schale die gleiche Energie besitzen. Falls erforderlich, wird durch die Nebenquantenzahl oder Drehimpulsquantenzahl eine bestimmte Unterschale identifiziert. Sind die Orbitale, angefangen vom energetisch niedrigsten, so weit mit Elektronen besetzt, dass die gesamte Elektronenzahl gleich der Protonenzahl des Kerns ist, ist das Atom neutral und befindet sich im Grundzustand. Werden in einem Atom ein oder mehrere Elektronen in energetisch höherliegende Orbitale versetzt, ist das Atom in einem angeregten Zustand. Die Energien der angeregten Zustände haben für jedes Atom wohlbestimmte Werte, die sein Termschema bilden. Ein angeregtes Atom kann seine Überschussenergie abgeben durch Stöße mit anderen Atomen, durch Emission eines der Elektronen (Auger-Effekt) oder durch Emission eines Photons, also durch Erzeugung von Licht oder Röntgenstrahlung. Bei sehr hoher Temperatur oder in Gasentladungen können die Atome durch Stöße Elektronen verlieren (siehe Ionisationsenergie), es entsteht ein Plasma, so z. B. in einer heißen Flamme oder in einem Stern. Da die Energien der Quanten der emittierten Strahlung je nach Atom bzw. Molekül und den beteiligten Zuständen verschieden sind, lässt sich durch Spektroskopie dieser Strahlung die Quelle im Allgemeinen eindeutig identifizieren. Beispielsweise zeigen die einzelnen Atome ihr elementspezifisches optisches Linienspektrum. Bekannt ist etwa die Natrium-D-Linie, eine Doppellinie im gelben Spektralbereich bei 588,99 nm und 589,59 nm, die auch in nebenstehender Abbildung mit D-1 bezeichnet wird. Ihr Aufleuchten zeigt die Anwesenheit von angeregten Natrium-Atomen an, sei es auf der Sonne oder über der Herdflamme bei Anwesenheit von Natrium oder seinen Salzen. Da diese Strahlung einem Atom auch durch Absorption dieselbe Energie zuführen kann, lassen sich die Spektrallinien der Elemente sowohl in Absorptions- als auch in Emissionsspektren beobachten. Diese Spektrallinien lassen sich auch verwenden, um Frequenzen sehr präzise zu vermessen, beispielsweise für Atomuhren. Obwohl Elektronen sich untereinander elektrostatisch abstoßen, können in einem neutralen Atom zusätzlich bis zu zwei weitere Elektronen gebunden werden, wenn es bei der höchsten vorkommenden Elektronenenergie noch Orbitale mit weiteren freien Plätzen gibt (siehe Elektronenaffinität). Chemische Reaktionen, d. h. die Verbindung mehrerer Atome zu einem Molekül oder sehr vieler Atome zu einem Festkörper, werden dadurch erklärt, dass ein oder zwei Elektronen aus einem der äußeren Orbitale eines Atoms (Valenzelektronen) unter Energiegewinn auf einen freien Platz in einem Orbital eines benachbarten Atoms ganz hinüberwechseln (Ionenbindung) oder sich mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit dort aufhalten (kovalente Bindung durch ein bindendes Elektronenpaar). Dabei bestimmt die Elektronegativität der Elemente, bei welchem Atom sich die Elektronen wahrscheinlicher aufhalten. In der Regel werden chemische Bindungen so gebildet, dass die Atome die Elektronenkonfiguration eines Edelgases erhalten (Edelgasregel). Für das chemische Verhalten des Atoms sind also Form und Besetzung seiner Orbitale entscheidend. Da diese allein von der Protonenzahl bestimmt werden, zeigen alle Atome mit gleicher Protonenzahl, also die Isotope eines Elements, nahezu das gleiche chemische Verhalten. Nähern sich zwei Atome über die chemische Bindung hinaus noch stärker an, müssen die Elektronen eines Atoms wegen des Pauli-Prinzips auf freie, aber energetisch ungünstige Orbitale des anderen Atoms ausweichen, was einen erhöhten Energiebedarf und damit eine abstoßende Kraft nach sich zieht. Wechselwirkung zwischen Kern und Hülle Mit großer Genauigkeit wird die Wechselwirkung zwischen Kern und Hülle schon durch den einfachen Ansatz beschrieben, in dem der Kern eine punktförmige Quelle eines elektrostatischen Felds nach dem Coulomb-Gesetz darstellt. Alle genannten Atommodelle beruhen hierauf. Aufgrund zusätzlicher Effekte, die in erweiterten Modellen behandelt werden, sind nur extrem kleine Korrekturen nötig, die unter dem Namen Hyperfeinstruktur zusammengefasst werden. Zu berücksichtigen sind hier drei Effekte: erstens die endliche Ausdehnung, die jeder Kern besitzt, zweitens eine magnetische Dipolwechselwirkung, wenn sowohl Kern als auch Hülle eine Drehimpulsquantenzahl von mindestens ½ haben, und drittens eine elektrische Quadrupolwechselwirkung, wenn beide Drehimpulsquantenzahlen mindestens 1 sind. Die endliche Ausdehnung des Kerns – verglichen mit einer theoretischen Punktladung – bewirkt eine schwächere Anziehung derjenigen Elektronen, deren Aufenthaltswahrscheinlichkeit bis in den Kern hineinreicht. Betroffen sind nur s-Orbitale (Bahndrehimpuls Null). Bei Atomen mittlerer Ordnungszahl liegt die Korrektur der Bindungsenergie in der Größenordnung von 1 Prozent. Die magnetischen Dipol- bzw. elektrischen Quadrupol-Momente von Hülle und Kern bewirken eine Kopplung mit der Folge, dass die Gesamtenergie eines freien Atoms je nach Quantenzahl seines Gesamtdrehimpulses äußerst geringfügig aufgespalten ist. Im H-Atom beträgt die Aufspaltung etwa ein Millionstel der Bindungsenergie des Elektrons (siehe 21-cm-Linie). Anschaulich gesprochen hängt die Energie davon ab, in welchem Winkel die Achsen der beiden magnetischen Dipolmomente bzw. elektrischen Quadrupolmomente von Kern und Hülle zueinander stehen. Auch bei Atomen in Flüssigkeiten und Festkörpern machen sich diese Wechselwirkungen in entsprechend modifizierter Form bemerkbar. Trotz der Kleinheit der dadurch verursachten Effekte haben sie eine große Rolle in der Atom- und Kernforschung gespielt und sind in besonderen Fällen auch bei modernen Anwendungen wichtig. Beobachtung Indirekte Beobachtung Indirekte Möglichkeiten, Atome zu erkennen, beruhen auf der Beobachtung der von ihnen ausgehenden Strahlung. So kann aus Atomspektren beispielsweise die Elementzusammensetzung entfernter Sterne bestimmt werden. Die verschiedenen Elemente lassen sich durch charakteristische Spektrallinien identifizieren, die auf Emission oder Absorption durch Atome des entsprechenden Elements in der Sternatmosphäre zurückgehen. Gasentladungslampen, die dasselbe Element enthalten, zeigen diese Linien als Emissionslinien. Auf diese Weise wurde z. B. 1868 Helium im Spektrum der Sonne nachgewiesen – über 10 Jahre, bevor es auf der Erde entdeckt wurde. Ein Atom kann ionisiert werden, indem eines seiner Elektronen entfernt wird. Die elektrische Ladung sorgt dafür, dass die Flugbahn eines Ions von einem Magnetfeld abgelenkt wird. Dabei werden leichte Ionen stärker abgelenkt als schwere. Das Massenspektrometer nutzt dieses Prinzip, um das Masse-zu-Ladung-Verhältnis von Ionen und damit die Atommassen zu bestimmen. Die Elektronenenergieverlustspektroskopie misst den Energieverlust eines Elektronenstrahls bei der Wechselwirkung mit einer Probe in einem Transmissionselektronenmikroskop. Beobachtung einzelner Atome Eine direkte Abbildung, die einzelne Atome erkennen lässt, wurde erstmals 1951 mit dem Feldionenmikroskop (oder Feldemissionsmikroskop) erzielt. Auf einem kugelförmigen Bildschirm, in dessen Mittelpunkt sich eine extrem feine Nadelspitze befindet, erscheint ein etwa millionenfach vergrößertes Bild. Darin sind die obersten Atome, die die Spitze bilden, nebeneinander als einzelne Lichtpunkte zu erkennen. Dies kann heute auch im Physikunterricht an der Schule vorgeführt werden. Das Bild entsteht in Echtzeit und erlaubt z. B. die Betrachtung der Wärmebewegung einzelner Fremdatome auf der Spitze. Auch das Rastertunnelmikroskop ist ein Gerät, das einzelne Atome an der Oberfläche eines Körpers sichtbar macht. Es verwendet den Tunneleffekt, der es Teilchen erlaubt, eine Energiebarriere zu passieren, die sie nach klassischer Physik nicht überwinden könnten. Bei diesem Gerät tunneln Elektronen durch einen nur Nanometer breiten Spalt zwischen einer elektrisch leitenden Spitze und der elektrisch leitenden Probe. Bei Seitwärtsbewegungen zur Abrasterung der Probe wird die Höhe der Spitze so nachgeregelt, dass immer derselbe Strom fließt. Die Bewegung der Spitze bildet die Topographie und Elektronenstruktur der Probenoberfläche ab. Da der Tunnelstrom sehr stark vom Abstand abhängt, ist die laterale Auflösung viel feiner als der Radius der Spitze, manchmal atomar. Eine tomographische Atomsonde erstellt ein dreidimensionales Bild mit einer Auflösung unterhalb eines Nanometers und kann einzelne Atome ihrem chemischen Element zuordnen. Aufbauend auf einer um 2010 entwickelten Atom-Licht-Schnittstelle ist es 2020 gelungen, Fotos einzelner Atome zu machen, die weniger als einen Tausendstel Millimeter über einer lichtleitenden Glasfaser schweben. Dadurch ist es unter Laborbedingungen nun möglich, Effekte wie die Absorption und Aussendung von Licht kontrollierter als bisher zu untersuchen. Dies kann bei der Entwicklung neuartiger optischer Glasfaser-Netzwerke helfen. Literatur Weblinks HydrogenLab: Wie sieht ein Atom aus? Übersicht über die verschiedenen Atommodelle Geschichtlicher Überblick zum Atombegriff aus naturphilosophischer Perspektive von Brigitte Falkenburg im Online-Lexikon naturphilosophischer Grundbegriffe. Einzelnachweise Atomphysik Physikalische Chemie
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https://de.wikipedia.org/wiki/Arzt
Arzt
Ein Arzt (Mehrzahl: Ärzte; weiblich: Ärztin, Ärztinnen) ist ein medizinisch ausgebildeter und zur Ausübung der Heilkunde zugelassener Heilkundiger. Der Arztberuf ist eine auf Vorbeugung (Prävention), Erkennung (Diagnose), Behandlung (Therapie) und Nachsorge von Krankheiten, Leiden oder gesundheitlichen Beeinträchtigungen gerichtete Beschäftigung und umfasst auch ausbildende Tätigkeiten. Ärzte stellen sich in den Dienst der Gesundheit und sind bei ihrem Handeln moralischen und ethischen Grundsätzen verpflichtet (siehe etwa die Genfer Deklaration des Weltärztebundes). Die Vielfalt an Krankheiten und Behandlungsmöglichkeiten hat in der Humanmedizin und der Tiermedizin zu einer großen Anzahl von Fachgebieten und weiteren Differenzierungen geführt (siehe die Liste medizinischer Fachgebiete). Bezeichnungen Die Bezeichnung Arzt (, ; verwandt mit „Arznei“) zog während des Mittelalters aus der lateinischen Gelehrtensprache ins Deutsche ein, und zwar über die latinisierte Variante (spätlateinisch auch ) des griechischen , klassische Aussprache [], ‚Oberarzt‘, ‚Leibarzt‘ (seit dem 2. Jahrhundert die Amtsbezeichnung von Leibärzten bei Hofe, genannt archiatri palatini und von öffentlich bestallten, archiatri populares genannten Gemeindeärzten), einer Zusammensetzung aus , ‚Kommando‘ und . Mit dem davon abgeleiteten griechischen Wort ἰατρῖναι (iatrinai; entsprechend lateinisch feminae medicae, „Ärztinnen“) wurden in der griechisch-römischen Medizin gelegentlich angesehene Hebammen bezeichnet. In vielen fachsprachlichen Komposita tritt das ursprüngliche griechische Wort bzw. die latinisierte Form als Wortbestandteil auf: iatrogen „durch ärztliches Handeln verursacht“; Psychiater „Seelenarzt“; Pädiater „Kinderarzt“ usw. Über mittelhochdeutsche Vermittlung gelangte das Wort in andere Sprachen, so , . Die germanische Bezeichnung für den Heilberuf () ist beispielsweise im dänischen , im schwedischen , im englischen (vgl. Bald’s Leechbook), oder im deutschen Familiennamen Lachmann erhalten und hat sich in andere Sprachen verbreitet, z. B. , . Im polnischen und tschechischen ist die germanische Wurzel mit einem slawischen Suffix (-arz, -ař) verbunden. Die lateinische Bezeichnung (ursprünglich als allgemeine, vom Ausbildungsstand unabhängige, Berufszeichnung; seit dem 10. Jahrhundert dann vom bzw. , dem Wundarzt, unterschieden), oder eine davon abgeleitete Form findet sich vor allem in den romanischen Sprachen, etwa , , , , , aber unter romanischem Einfluss auch in anderen Sprachen: , . Zur Unterscheidung vom (im 18. Jahrhundert noch nicht „vollpromovierten“) chirurgicus wurde auch der Begriff medicus purus („reiner Arzt“) gebraucht (Bestrebungen, die Chirurgie mit der „Medizin“ zu vereinen, setzten etwa in der Mitte des 18. Jahrhunderts ein). Die Bezeichnung meinte meist einen akademisch ausgebildeten Arzt (vgl. englisch physician). In vielen Sprachen wird der Arzt umgangssprachlich nach seinem zumeist geführten akademischen Grad Doktor genannt. Gelegentlich ebenfalls als Arzt wurden vor allem ab dem 13. Jahrhundert volksmedizinisch arbeitende Laienärzte bezeichnet. Zum Berufsbild Geschichte Die Funktion des Arztes ist eine der ältesten der Menschheit. Medizingeschichtlich gesehen entstand der Arztberuf (veraltet auch das Arzttum) aus dem Stand der Heilkundigen, die schon unter den Priestern des Altertums zu finden waren. Erste schriftliche Belege des Arztberufs stammen aus Mesopotamien und wurden im 3. Jahrtausend v. Chr. verfasst. Die Ausbildung von Ärzten der Antike fand in sogenannten Ärzteschulen (z. B. Schule von Kos, Schule von Knidos, Alexandrinische Schule) statt, die sich hinsichtlich ihrer Wissensvermittlung an unterschiedlichen ärztlichen Theorien (z. B. Methodiker, Pneumatiker, Hippokratiker) und philosophischen Strömungen (z. B. Epikureer, Stoiker) ausrichteten. Über den Arzt schreibt Hippokrates bzw. der Verfasser des wohl im 3. Jahrhundert v. Chr. entstandenen Textes Der Arzt ausführlich: „Er soll von gesundem Aussehen und im Verhältnis zu der ihm eigenen Konstitution wohlgenährt sein […]. Ferner soll sein Äußeres sauber sein, was in einer angemessenen Kleidung und in wohlriechenden Salben zum Ausdruck kommt, deren Geruch unverdächtig ist […]. Was die seelischen Eigenschaften betrifft, so sei er besonnen, was sich nicht nur darin äußert, daß er schweigen kann […]. Man soll saubere und weiche Läppchen benutzten, für die Augen Scharpie, für die Wunden Schwämme. […].“ Auch Heilkundige des Mittelalters wirkten und gelten, auch ohne universitäre Ausbildung, als Ärzte. Die moderne Ausbildung von Ärzten begann im 18. Jahrhundert mit der Erweiterung des naturwissenschaftlichen Wissens und der Einführung von systematischem praktischem Unterricht am Krankenbett. Die Revolutionszeit in der Mitte des 19. Jahrhunderts brachte in vielen Länder Europas auch eine ärztliche Reformbewegung. Diese erstrebte unter anderem Einheitlichkeit und Niederlassungsfreiheit sowie freie Arztwahl und Selbstverwaltung. Im Jahr 1869 wurde der ärztliche Beruf in Deutschland zum freien Gewerbe erklärt. Es wurde die Kurierfreiheit beschlossen, das Staatsexamen an die Universitäten gebunden, die Approbation erlangte Gültigkeit für alle deutschen Bundesstaaten und der Doktortitel wurde unabhängig von den Prüfungen für die Approbation. Eine einheitliche Prüfungsordnung (siehe auch Approbationsordnung) für Ärzte gab es in Deutschland erstmals 1883. Im Jahr 1901 wurde eine neue Prüfungsordnung und das Medizinalpraktikantenjahr vor der ärztlichen Approbation eingeführt. In den Bremer Leitlinien legte der Deutsche Ärztetag 1924 die Grundzüge einer einheitlichen Facharztordnung fest. Eine deutsche ärztliche Berufsordnung mit Facharztordnung wurde 1937 erlassen. Weibliche Ärzte kamen bereits im Mittelalter auf, zum Teil vorbereitet auch durch die Tätigkeit der Hebammen. Die erste medizinische Promotion einer Frau in einem modernen Staat erfolgte 1869 in Zürich. 1899 wurden in Deutschland durch Beschluss des Bundesrates Frauen zu ärztlichen, zahnärztlichen und pharmazeutischen Prüfungen zugelassen. 2014 war der Anteil der Ärztinnen an der Gesamtzahl der berufstätigen Ärzte bereits auf 45,5 Prozent gestiegen, wenngleich der Anteil der Frauen 2015 zu Beginn des Studiums bei fast zwei Dritteln lag. Bis ins 21. Jahrhundert galt für Ärzte Salus aegroti suprema lex („Das Wohl des Kranken sei oberstes Gebot“). Hinzugekommen ist in der Rechtsprechung das Selbstbestimmungsrecht des Patienten. Gesundheit und Krankheitsverhalten Während die körperliche Gesundheit von männlichen Ärzten mit derjenigen der allgemeinen männlichen Bevölkerung vergleichbar zu sein scheint, scheint die körperliche Gesundheit von Ärztinnen besser zu sein als die der allgemeinen weiblichen Bevölkerung. Hinsichtlich der psychischen Gesundheit fällt auf, dass Depressionen und Suchterkrankungen bei Ärzten häufiger vorkommen als in der restlichen Bevölkerung. Ein weiteres bei Medizinern häufig auftretendes Krankheitsbild ist das Burnout-Syndrom, das bereits bei Medizinstudenten in erhöhtem Maß nachgewiesen werden kann. Mehrere Studien zeigten eine gegenüber der allgemeinen Bevölkerung erhöhte Suizidrate unter Ärzten. Das gegenüber der Normalbevölkerung erhöhte relative Risiko, einen Suizid zu begehen, lag für männliche Ärzte bei 1,1–3,4 und für Ärztinnen bei 2,5–3,7. Da in den Studien meist nur eine kleine Zahl von Suiziden untersucht wurde, waren die Vertrauensbereiche des wahren Wertes der Risikoerhöhung weit. Es wird vermutet, dass eine beträchtliche Anzahl von Selbstmorden nicht erfasst wird, da diese fälschlicherweise als Vergiftungen oder Unfälle deklariert werden. Von den verschiedenen beruflichen Spezialisierungen sind insbesondere Psychiater, Anästhesisten und Allgemeinmediziner von einer erhöhten Suizidrate betroffen. Als Ursachen des erhöhten Suizidrisikos werden verschiedene Faktoren diskutiert. Ein Persönlichkeitsprofil mit zwanghaften Zügen kann infolge der beruflichen Anforderungen zu einer depressiven Störung führen. Die Schwierigkeiten, Familie und Karrierewunsch zu vereinbaren, können insbesondere bei Ärztinnen zu Erschöpfung und Depression führen. Suchterkrankungen (wie beispielsweise Alkohol-, Drogen- und Medikamentenabhängigkeit), die bei Ärzten häufiger auftreten, gehen ihrerseits meistens mit Depressionen und einer erhöhten Suizidrate einher. Dieses für Ärzte jeden Geschlechts festgestellte Risikoprofil ist berufsunabhängig und trifft für die meisten Suizidenten zu. Psychische Probleme korrelieren häufig mit Zeitdruck und mangelnder Autonomie am Arbeitsplatz sowie belastenden Patient-Arzt-Beziehungen. Ärzte werden seltener krankgeschrieben und zeigen eine mangelhafte Inanspruchnahme medizinischer Versorgungsleistungen. Häufig behandeln sich Ärzte selbst. Die eigenständige Behandlung eigener psychischer Störungen ist jedoch häufig ineffektiv. Schutzpatron Die heiligen Zwillingsbrüder Cosmas und Damian gelten wegen ihres Arztberufs unter anderem auch als Schutzpatrone der Ärzte. Ein weiterer Schutzpatron ist der heilige Pantaleon, einer der Vierzehn Nothelfer. Nationales Deutschland Rechtliche Einordnung des Berufes Der Arzt gehört in Deutschland (seit 1935) zu den Freien Berufen und ist (seit 1887) ein klassischer Kammerberuf. Ärzte unterliegen einer staatlichen Überwachung der Zulassung (Approbation in Deutschland, s. u. in anderen EU-Ländern) und unter anderem dem Arztwerberecht, welches weitgehende Einschränkungen in der Publikation und Veröffentlichungen bedeutet. Ärzte haften ihren Patienten zwar in der Regel nicht auf Erfolg ihres Handelns, können ihnen aber unter dem Gesichtspunkt der Arzthaftung zum Schadenersatz verpflichtet sein. Die freie Ausübung der Heilkunde ist in Deutschland nur approbierten Ärzten erlaubt. Mit festgelegten Einschränkungen dürfen auch Heilpraktiker Kranke behandeln, wobei die klar festgelegten Grenzen einzuhalten sind. Ausnahmsweise werden spezielle Bereiche der Diagnostik und Therapie auch (meist auf Veranlassung von Ärzten) von Angehörigen der Gesundheitsfachberufe durchgeführt. Ab dem Zeitpunkt der ärztlichen Approbation darf der Arzt die gesetzlich geschützte Bezeichnung „Arzt“ führen und erhält mit ihr die staatliche Erlaubnis zur eigenverantwortlichen und selbstständigen ärztlichen Tätigkeit. Die bundesweit einheitliche Approbationsordnung regelt das zuvor erfolgreich abzuleistende mindestens sechsjährige Medizinstudium bezüglich der Dauer und der Inhalte der Ausbildung in den einzelnen Fächern sowie der Prüfungen. Das Studium der Medizin umfasst u. a. drei Examina, sowie ein Jahr praktische Tätigkeit (sogenanntes „Praktisches Jahr“). Von Oktober 1988 bis Oktober 2004 war zur Erlangung der Vollapprobation zusätzlich eine 18-monatige, gering bezahlte Tätigkeit als Arzt im Praktikum unter Aufsicht eines approbierten Arztes gesetzlich vorgeschrieben. Meist arbeitet ein approbierter Arzt für mehrere Jahre als Assistenzarzt an von der Landesärztekammer anerkannten Weiterbildungsstätten (wie 1956 Krankenhäuser, 35,6 % waren 2015 in privater Trägerschaft; seltener einzelne Großpraxen), um sich auf einem oder mehreren Spezialgebieten der Medizin anrechenbar weiterzubilden und eventuell nach zusätzlich mindestens vierjähriger Weiterbildungszeit eine Facharztprüfung abzulegen. Die Anforderungen dazu sind in den Weiterbildungsordnungen der Landesärztekammern geregelt. Niedergelassene Ärzte arbeiten in freier Praxis, gegebenenfalls auch mit mehreren Ärzten in einer Berufsausübungsgemeinschaft (früher: Gemeinschaftspraxis) oder Praxisgemeinschaft (s. a. Vertragsarztrechtsänderungsgesetz). Honorarärzte arbeiten auf Honorarbasis für verschiedene Kliniken oder niedergelassene Ärzte. Jeder Arzt ist meldepflichtiges Pflichtmitglied der Ärztekammer (des Bundeslandes), in deren Gebiet er wohnt bzw. seine ärztliche Tätigkeit ausübt. Im Jahr 2020 waren in Deutschland bei den Landesärztekammern 536.940 Ärzte gemeldet, von denen 127.819 zu diesem Zeitpunkt im Ruhestand oder ohne ärztliche Tätigkeit waren. Zur Behandlung von Versicherten der gesetzlichen Krankenversicherungen benötigt der Arzt eine Zulassung (Facharzt in eigener Praxis) oder Ermächtigung (als Arzt in einem Krankenhaus oder ähnlicher Institution) und ist dann auch Pflichtmitglied der Kassenärztlichen Vereinigung seines Niederlassungsbezirks. Die kassenärztliche Zulassung besitzen 135.388 Ärzte (Ende 2008): selbstständige 58.095 Hausärzte und 77.293 Fachärzte. In den Kliniken sind 146.300 Ärzte angestellt. Ende 2013 arbeiteten 35.893 ausländische Ärzte in Deutschland, öfter im Osten. 2013 betrug die Zahl der berufstätigen Ärzte in Deutschland 357.252. Strafrechtlich sind ärztliche Eingriffe der Körperverletzung gleichgesetzt. Diese ist nicht strafbar, wenn die Einwilligung der behandelten Person nach einer Aufklärung vorliegt und die Handlung auf dem Stand des aktuellen medizinischen Wissens vorgenommen wird (§§ 223 ff. StGB). Ausnahmen bestehen, wenn der Patient aufgrund seines Zustandes (z. B. Bewusstlosigkeit) nicht in der Lage ist, seine Entscheidung mitzuteilen, und durch die Unterlassung des Eingriffs die Gefahr von negativen gesundheitlichen Folgen oder sogar dem Tod des Patienten besteht. Zudem können eingeschränkt- oder nichteinwilligungsfähige Personen, wie z. B. Kinder oder in bestimmten Fällen seelisch Erkrankte, auch gegen ihren Willen behandelt werden. Hierfür existieren strenge rechtliche Regelungen und Verfahrenswege, bei welchen neben dem Arzt auch andere Institutionen, z. B. Amtsgericht oder gesetzlicher Betreuer, an der Entscheidung mitwirken. Vor Inkrafttreten des Gesetzes zur Bekämpfung von Korruption im Gesundheitswesen haben niedergelassene, für die vertragsärztliche Versorgung zugelassene Ärzte die Tatbestandsmerkmale des StGB nicht erfüllt, da diese laut Beschluss des Bundesgerichtshofs (BGH) vom 29. März 2012 weder als Amtsträger i. S. d. § 11 I Nr. 2c StGB noch als Beauftragte der gesetzlichen Krankenkassen i. S. d. § 299 StGB handelten. Die Gesetzeslücke wurde ab 4. Juni 2016 geschlossen, indem StGB (Bestechlichkeit im Gesundheitswesen) und StGB (Bestechung im Gesundheitswesen) hinzugefügt, sowie § 300 und § 302 StGB geändert wurden. Die Erteilung der Approbation hängt seit dem 1. April 2012 nicht mehr von der Staatsangehörigkeit ab (Änderung des §3 BAÖ durch § 29 des Gesetzes zur Verbesserung der Feststellung und Anerkennung im Ausland erworbener Berufsqualifikationen). Kompetenzen und Pflichten Die Verordnung von rezeptpflichtigen Arzneimitteln und die meisten invasiven Maßnahmen sind in Deutschland ausnahmslos dem approbierten Arzt vorbehalten. Hierbei ist er persönlich zur Einhaltung des anerkannten wissenschaftlichen Standes und medizinethischer Vorgaben verpflichtet. Die Genfer Deklaration orientierte sich 1948 am Eid des Hippokrates. Weiter unterliegen Ärzte speziellen Regelungen, wie dem Berufs- und Standesrecht, welches auch an die Genfer Konvention anknüpft. Insbesondere ist auch im Strafrecht die Einhaltung der ärztlichen Schweigepflicht nach § 203 StGB festgehalten. Akademische Grade In Deutschland gibt es aus historischen Gründen unterschiedliche medizinische akademische Grade. Diese weisen im Gegensatz zum Facharzttitel nicht auf eine besondere Fachkompetenz hin, sondern dienen als Beleg einer wissenschaftlichen Leistung in einem medizinischen Bereich: Dr. med. – Hier wurde im Anschluss an das Staatsexamen oder das medizinische Diplom (DDR) eine medizinische Promotion durchgeführt. Im Gegensatz zu anderen Studienfächern ist es in der Medizin üblich, während des Studiums die Dissertation zu beginnen. Die Promotion erfolgt erst nach dem Studienabschluss. Einzelheiten dazu regeln die Promotionsordnungen der Universitäten. Dr. med. dent. – doctor medicinae dentariae (Doktor der Zahnmedizin) Dr. rer. medic. / Dr. rer. med. – „Doktor der theoretischen Medizin“, „Doktor der medizinischen Wissenschaften“, „Doktor der Medizinwissenschaften“ oder einer vergleichbaren Bezeichnung. Dipl.-Med. – Der Grad Diplom-Mediziner aus DDR-Zeiten (erworben 1971 bis 1990) ist noch häufig in den neuen Bundesländern anzutreffen. Nach Ansichten verschiedener Experten ist dieser Grad vom Arbeitsaufwand des Erwerbs her mit dem Dr. med. der Bundesrepublik in jener Zeit zu vergleichen. Dr. med. habil. – Zur Habilitation in der Medizin sind ärztliche Tätigkeit und eigenständige Forschungsarbeit sowie das Durchlaufen des Habilitationsverfahrens notwendig. Anschließend werden die akademischen Bezeichnungen Privatdozent und, gegebenenfalls nach mehreren Jahren, außerplanmäßiger Professor verliehen, sofern regelmäßig Lehrveranstaltungen an einer Universität angeboten werden. Für entsprechende Leistungen nicht einer Hochschule angehörender Graduierter kann die Bestellung als Honorarprofessor erfolgen. Dr. sc. med. – Dieser der Habilitation ebenbürtige Grad – in der DDR von 1971 bis 1990 verliehen – wurde im Zuge der sogenannten Promotion B erworben. Behandlungszeit Laut einer Studie des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen haben deutsche Ärzte trotz längerer persönlicher Arbeitszeit die kürzeste Sprechzeit je Patient in Europa. Sie liegt 30 % niedriger als der europäische Durchschnitt. Klinikärzte verbringen rund 44 % ihrer Zeit für Schreibtätigkeiten und Protokolle (Stand: 2014/2015). Laut einem Projektbericht des Statistischen Bundesamts vom August 2015 wenden Arzt-, Psychotherapeuten- und Zahnarztpraxen jährlich durchschnittlich 96 Tage Zeit für die Erfüllung von Informationspflichten auf, wobei dieser Wert den gesamten Zeitaufwand aller Praxismitarbeiter darstellt und sämtliche Informationspflichten, auch die der gemeinsamen Selbstverwaltung, umfasst. Laut der deutschlandweiten Online-Befragung des Marburger Bunds „MB-Monitor“ von 2017 sind 66 % der Krankenhausärzte der Auffassung, dass ihnen nicht ausreichend Zeit für die Behandlung ihrer Patienten zur Verfügung steht. Einkommen Die Einkommen von Ärzten in Deutschland variieren, da das Spektrum medizinischer Tätigkeiten breit gefächert ist. Auch finden sich Unterschiede zwischen klinisch tätigen (beispielsweise 24 Stunden-Schichten sowie eine hohe Anzahl an Überstunden) und niedergelassenen (hoher Anteil „nicht-medizinischer“-Tätigkeit aufgrund der Selbständigkeit). Niedergelassene Ärzte Nach dem Zi-Praxis-Panel des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung in Deutschland (Jahresbericht 2019) über die wirtschaftliche Situation und die Rahmenbedingungen in der vertragsärztlichen Versorgung der Jahre 2016 bis 2019, lag der Mittelwert des Jahresüberschusses je Praxisinhaber im Jahr 2019 bei circa 174.000 Euro. Um einem Mangel an Landärzten entgegenzuwirken, wollte die Bundesregierung 2011 in einem neuen „Versorgungsgesetz“ das Einkommen von Landärzten erhöhen. Unter einer Vielzahl von Gesetzen war das GKV-Versorgungsstrukturgesetz 2012 und Juni 2015 das Gesetz zur Stärkung der Versorgung in der gesetzlichen Krankenversicherung. Klinisch tätige Ärzte Die durchschnittlichen Gehälter klinisch tätiger Ärzte unterscheiden sich stark nach den jeweiligen Positionen: Außendarstellung und Werbung Neben den strengen rechtlichen Vorgaben zur Ausübung seines Berufs ist der Arzt auch bei der Außendarstellung bzw. Werbung zu seinen Leistungen und seiner Praxis umfangreichen Verordnungen und Gesetzen unterworfen. Im Unterschied zu anderen Branchen ist Ärzten anpreisende oder vergleichende Werbung absolut verboten. Seit dem 105. Deutschen Ärztetag 2002 sind sachliche, berufsbezogene Informationen über ihre Tätigkeit gestattet. Hauptkriterium ist dabei das schützenswerte Interesse des mündigen Patienten. Umstritten war ab 1998 die Individuelle Gesundheitsleistung eingeführt worden. Statistiken Ende 2006 waren in Deutschland ca. 407.000 Ärzte gemeldet, davon 95.700 ohne ärztliche Tätigkeit (siehe Abb.). Die Kassenzulassung besaßen 59.000 Hausärzte und 60.600 Fachärzte. In den Krankenhäusern waren 148.300 Ärzte angestellt. Im Jahr 2011 wurden in Deutschland rund 342.100 berufstätige Ärzte und rund 107.300 Ärzte ohne ärztliche Tätigkeit gezählt. Auf durchschnittlich 239 Einwohner kam ein berufstätiger Arzt. Zum 31. Dezember 2021 waren in Deutschland laut Bundesärztekammer 416.420 Ärzte berufstätig. Davon kamen 57.164 (rund 14 Prozent) aus dem Ausland. Die chronologische Entwicklung kann aus der folgenden Tabelle und der Abbildung abgelesen werden. In der Gesamtzahl approbierter Ärzte sind auch die nicht (mehr) berufstätigen und die nicht ärztlich tätigen Ärzte enthalten. Die Bundesärztekammer und die Kassenärztliche Bundesvereinigung haben für Deutschland 385.149 Ärztinnen und Ärzte gezählt, die 2017 ärztlich tätig waren, und damit 6.542 Ärzte mehr als im Vorjahr. Der Anteil von Frauen stieg weiter an und erreichte 2017 46,8 %, nach 46,5 % im Vorjahr. Auch der Anteil älterer Ärzte stieg weiterhin an. 2017 waren 18,4 % der Ärzte 60 Jahre oder älter (2016: 17,9 %). Insgesamt waren 2017 172.647 Ärztinnen und Ärzte in der vertragsärztlichen Versorgung, also als Niedergelassene tätig, selbständig oder bei einem Vertragsarzt angestellt. Arztbesuche: Deutsche Erwachsene (zwischen 18 und 79 Jahren) gingen Mitte der 2000er Jahre im Durchschnitt 9,2-mal pro Jahr zum Arzt. Ärztinnen und Ärzte Früher gab es deutlich mehr männliche als weibliche Ärzte. Je höher die Hierarchie, desto geringer ist der Anteil der Ärztinnen. Ärztinnen kämpfen zunehmend um Gleichstellung. Der Springer Medizin Verlag hat 2022 alle auf Berufsbezeichnungen basierenden Titel von Fachzeitschriften umbenannt, beispielsweise von männlich Der Chirurg zu weiblich Die Chirurgie. Österreich In Österreich ist man mit der Sponsion zunächst Doktor der gesamten Heilkunde (Doctor medicinae universae/Dr. med. univ.). Mittlerweile handelt es sich entgegen der Bezeichnung nicht um einen Doktorgrad, sondern um einen Diplomgrad ähnlich dem Magister oder dem Diplomingenieur. Vor dem Wintersemester 2002/03 war das Medizinstudium in Österreich ein Doktoratsstudium, welches auch Übergangsregelungen kannte. Der eigentliche Doktorgrad der Medizin (Doctor scientae medicinae bzw. Dr. scient. med.) kann seitdem im Anschluss an das Diplomstudium in einem dreijährigen Doktoratsstudium erworben werden. Selbständig als Arzt tätig werden darf man nur, wenn für drei Jahre im Rahmen des „Turnus“ verschiedene (definierte) Disziplinen durchlaufen wurden und die Arbeit vom jeweiligen Abteilungsvorstand positiv bewertet wurde. Danach ist eine weiter abschließende Prüfung abzulegen. Damit hat man das „jus practicandi“ erworben, also die Berechtigung zur selbständigen Berufsausübung als Arzt für Allgemeinmedizin. Alternativ kann sofort nach der Sponsion die (meist sechsjährige) Ausbildung zu einem Facharzt erfolgen, nach der wiederum eine Prüfung abzulegen ist. Viele Fachärzte absolvieren den Turnus vor Beginn der Ausbildung ganz oder teilweise. Es hat sich in Österreich eingebürgert, die Ausbildung zum Allgemeinmediziner zuvor abzuleisten. Viele Krankenhäuser nehmen nur Assistenzärzte mit abgeschlossener Turnusausbildung in Dienst, da diese einen Nacht- oder Wochenenddienst alleine ableisten dürfen. Ärzte aus anderen EU-Staaten können um Anerkennung als approbierte Ärzte ansuchen. Am 14. Dezember 2010 hat die EU-Kommission in ihrem Amtsblatt C377/10 eine Änderungsmitteilung für die , Anhang 5.1.1. veröffentlicht, wonach ab diesem Zeitpunkt sämtliche Absolventen des österreichischen Medizinstudiums bereits mit der Promotion ihr Grunddiplom abgeschlossen haben und somit innerhalb des gesamten EU- und EWR-Raumes sowie der Schweiz und Liechtenstein eine selbständige Tätigkeit bzw. Ausbildung zum Facharzt unter denselben Voraussetzungen wie einheimische Mediziner aufnehmen dürfen. Bis dahin hatten Mediziner aus Österreich erst mit dem Abschließen der Ausbildung zum Allgemeinmediziner bzw. Facharzt ein Anrecht auf automatische Anrechnung ihres Diploms in den übrigen Mitgliedsstaaten. Der (niedergelassene) Arzt gehört in Österreich zu den Freien Berufen (Berufe von öffentlicher Bedeutung). Die Quote von knapp 5 Ärzten je 1000 Einwohner ist mit die höchste Ärztedichte Europas und eine der höchsten weltweit. Einwohnerquote Kassenärzte: Da in Österreich eine Pflichtversicherung herrscht, sind 99 % der Bevölkerung Krankenkassenzahler. Die Quote ist also repräsentativ. Weiterbildung Ärzte müssen in Österreich pro Jahr 50 Stunden Weiterbildung absolvieren, was alle 5 Jahre von der Ärztekammer kontrolliert wird. Schweiz 2017 arbeiteten in der Schweiz rund 36.700 (36.900, je nach Quelle) Ärzte, davon rund 15.200 (42 %) Frauen und 21.400 (58 %) Männer, 51 % im ambulanten und 47 % im stationären Sektor, rund 12.600 (34 %) waren Ausländer (d. h. ohne Schweizer Bürgerrecht). Qualifikation, Fortbildung In der Schweiz ist man nach dem mit dem Staatsexamen abgeschlossenen sechsjährigen Studium zunächst eidgenössisch diplomierter Arzt und als solcher zur Arbeit als Assistenzarzt in Spitälern (Krankenhäusern) und Arztpraxen befugt. Die Weiterbildung zum zur selbständigen Berufsausübung befugten Facharzt (Spezialarzt) dauert je nach Fach zwischen 3 („praktischer Arzt“) und 8 Jahren nach dem Studienabschluss. Für einen Facharzttitel muss zudem eine Facharztprüfung abgelegt werden. Danach darf sich der Arzt „Facharzt für ⟨Fachgebiet⟩ FMH“ nennen. Die jeweilige Fachgesellschaft prüft, ob jeder Facharzt seiner Fortbildungspflicht (je nach Fachgebiet 60–100 Stunden pro Jahr) nachkommt.[ref. ergänzen] Zulassung, Arztpraxen Die Zulassung zur Berufsausübung zulasten der Krankenkassen wird vom Krankenkassenzentralverband Santésuisse erteilt, ist aber bei entsprechender Qualifikation nur eine Formalität. Die Erlaubnis zur Praxiseröffnung ist kantonal geregelt. Aktuell besteht aber ein Praxiseröffnungs-Stopp,[ref. ergänzen] welcher die Berufsausübung zulasten der Krankenkassen einschränkt. Lediglich bei Bedarfsnachweis, z. B. bei einer Praxisübernahme, ist eine Zulassung möglich.[ref. ergänzen] Arbeitszeitgesetz für Assistenz- und Oberärzte Seit dem 1. Januar 2005 gilt, nach längeren Kämpfen, für die Assistenzärzte und Oberärzte an Schweizer Spitälern das landesweit gültige Arbeitszeitgesetz und damit die darin festgelegte maximale Wochenarbeitszeit von 50 Stunden (Art. 9 ArG, Wöchentliche Höchstarbeitszeit). Sie ist zwar bedeutend höher als die allgemein übliche Arbeitszeit in der Schweiz (38,5–42,5 Stunden), doch ein gewisser Fortschritt – bis dahin waren Arbeitsverträge mit der Formulierung «Die Arbeitszeit richtet sich nach den Bedürfnissen des Spitals.» üblich, wodurch Arbeitszeiten von oft über 60 oder 70 Stunden pro Woche ohne finanziellen Ausgleich zu leisten waren. Die Entgelte der Assistenzärzte lagen deswegen auf dem Niveau der Pflegenden im oberen Kader (Pflegedienstleistungen). Hierarchie der Spitäler, Berufskammern Die Leitenden Ärzte und Chefärzte sind diesem Arbeitszeitgesetz nicht unterstellt. Auch sind sie finanziell in der Gesamtvergütung deutlich höher gestellt. Diese, vor allem auch historisch bedingte, hierarchische Trennung zeigen auch die getrennten Berufskammern der Spitalärzte VLSS und VSAO. Hingegen ist die ältere Ärztekammer FMH allen qualifizierten Ärzten offen, wie auch die fachlichen Ärzteverbände. Die Mitgliedschaft ist freiwillig, im Gegensatz zu anderen Ländern, wie Deutschland oder Österreich. Löhne, Einkommen Referenzen: FMH / NZZ / VSAO Zwar herrscht in der Schweiz (immer noch, 2017/18) kaum Transparenz bezüglich der Einkommensverhältnisse – im Allgemeinen und auch im ärztlichen Bereich. Wobei gilt – je höher gestellt, desto weniger Transparenz. Jedoch „sickern“ zuverlässige Angaben durch. So bemühen sich die Spitalleitungen neuerdings um mehr Transparenz. Wie das Zürcher Universitätsspital welches zurzeit «prüft», ob und in welcher Form es die Ärztelöhne künftig offenlegen soll. Die Hälfte der Ärzte in der Schweiz arbeiten in den Spitälern. Besonders gut bezahl sind dort Radiologen, Kardiologen, Gastroenterologen, Intensivmediziner und Urologen. Am unteren Ende der Lohnskala stehen Psychiater, Kinderärzte und Ärzte aus dem Bereich Physikalische Medizin und Rehabilitation. Die Normallöhne betragen (p. a.): Oberarzt – zwischen 120.000 und 360.000 CHF leitender Arzt – zwischen 200.000 und 600.000 CHF Chefarzt – zwischen 250.000 und 750.000 CHF. Diese Angaben eines Beratungsunternehmens decken sich mit denjenigen des Vereins der Leitenden Spitalärzte der Schweiz (VLSS) – in einer seiner Umfragen deklarierten die Kaderärzte folgende durchschnittlichen Löhne: Chefärzte – rund 370.000 CHF leitende Ärzte – rund 290.000 CHF. Zu den Grundlöhnen und Boni kommen, besonders bei Kaderärzten, Zusatzhonorare aus Behandlungen von zusatzversicherten Patienten im stationären Bereich sowie bei Grund- und Zusatzversicherten im spitalambulanten Bereich. Die können bei Chefärzten bis zum 9-fachen des Grundlohns betragen. «Einzelne Chefärzte kommen so auf Jahreslöhne von 2 Millionen Franken oder mehr», sagt ein Berater, der auch bemängelt, dass die Chefärzte oft selbst darüber bestimmen können, wie die Honorare verteilt werden. Ärzte in der Literatur Ärzte sind ein häufiges Thema in der Weltliteratur. Allein Henrik Ibsen hat drei Dramen geschrieben, in denen Ärzte in wichtigen Rollen erscheinen (Ein Volksfeind, 1882; Die Wildente, 1884; Die Frau vom Meer, 1888). Ein älteres Beispiel ist Georg Büchners 1836–1837 geschriebenes Dramenfragment Woyzeck. Noch häufiger als im Schauspiel kommen Ärzte in Romanen vor (siehe Arztroman). Siehe auch Amtsarzt Ärztevereinigung Betriebsarzt Kreisarzt Leibarzt Notarzt Sanitätsoffizier Schiffsarzt Tierarzt Vertragsarzt (Kassenarzt) Zahnarzt Literatur Gerhard Baader: Gesellschaft, Wirtschaft und ärztlicher Stand im frühen und hohen Mittelalter. In: Medizinhistorisches Journal. Band 14, 1979, S. 176–185. Erich Ebstein: Ärzte-Memoiren aus vier Jahrhunderten. Springer, Berlin 1923. Wolfgang U. Eckart: Geschichte der Medizin. 5. Auflage. Springer, Berlin u. a. 2005, ISBN 3-540-21287-6. (Relativ knappe und gut lesbare wissensch. Darstellung des Gesamtthemas) Albrecht Wernich, August Hirsch, Ernst Julius Gurlt: Biographisches Lexikon der hervorragenden Ärzte aller Zeiten und Völker. Urban & Schwarzenberg, Wien 1884–1888. Wilhelm Haberling, Franz Hübotter, Hermann Vierordt (Bearb.): Biographisches Lexikon der hervorragenden Ärzte aller Zeiten und Völker. 2. Auflage. Urban & Schwarzenberg, Berlin / Wien 1929–1935. Markus Vieten: Via medici-Buchreihe: Berufsplaner Arzt oder was man mit einem Medizinstudium alles anfangen kann. Thieme Verlag, Stuttgart 2003, ISBN 3-13-116105-1. Vittoria Bucknall, Suendoss Burwaiss, Deborah MacDonald, Kathy Charles, Rhys Clement: Mirror mirror on the ward, who’s the most narcissistic of them all? Pathologic personality traits in health care. In: Canadian Medical Association Journal. 187, 2015, S. 1359–1363. Ralf Bröer: Medizinalgesetzgebung/Medizinrecht. In: Werner E. Gerabek, Bernhard D. Haage, Gundolf Keil, Wolfgang Wegner (Hrsg.): Enzyklopädie Medizingeschichte. Walter de Gruyter, Berlin / New York 2005, ISBN 3-11-015714-4, S. 942–950. Werner E. Gerabek, Bernhard D. Haage, Gundolf Keil, Wolfgang Wegner (Hrsg.): Enzyklopädie Medizingeschichte. De Gruyter, Berlin / New York 2005, ISBN 3-11-015714-4, insbesondere S. 105–108 (Stichworte Arzt […]) und S. 121–123 (Ausbildung, ärztliche.) Frodolf Kudlien: Der Arzt des Körpers und der Arzt der Seele. In: Clio Medica. Band 3, 1968, S. 1–19. Giovanni Maio: Arztbild. In: Werner E. Gerabek u. a. (Hrsg.): Enzyklopädie Medizingeschichte. 2005, S. 106–108. Annette Niederhellmann: Arzt und Heilkunde in den frühmittelalterlichen Leges. Philosophische Dissertation Münster 1982. Berlin / New York 1983 (= Arbeiten zur Frühmittelalterforschung. Band 12). Hermann Peters: Der Arzt und die Heilkunst in alten Zeiten. 1900; unveränderter Neudruck: Düsseldorf/Köln 1969. Reinhard Platzek: Verpflichtet zu heilen. Zur Zielrichtung ärztlichen Handelns. In: Dominik Groß, Monika Reininger: Medizin in Geschichte, Philologie und Ethnologie: Festschrift für Gundolf Keil. Königshausen & Neumann, 2003, ISBN 3-8260-2176-2, S. 199–202. Heinz-Peter Schmiedebach: Ärztliche Standeslehre und Standesethik 1919–1945. In: Gerhard Baader, Ulrich Schultz: Medizin und Nationalsozialismus. Tabuisierte Vergangenheit, ungebrochene Tradition? Berlin-West 1980, S. 64–74. Wolfgang Wegner: Arzt. In: Werner E. Gerabek u. a. (Hrsg.): Enzyklopädie Medizingeschichte. 2005, S. 105 f. Weblinks Nationales: Hendrik Schneider, Thorsten Ebermann: Zangenangriff auf den Honorar-Wahlarzt. hrr-strafrecht.de Einzelnachweise Freier Beruf (Deutschland) Heilberuf Hochschulberuf
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https://de.wikipedia.org/wiki/Anthropologie
Anthropologie
Anthropologie (im 16. Jahrhundert als anthropologia gebildet aus , und -logie: Menschenkunde, Lehre vom Menschen) ist die Wissenschaft vom Menschen. Sie wird im deutschen Sprachraum und in vielen europäischen Ländern vor allem als Naturwissenschaft verstanden. Die naturwissenschaftliche oder Physische Anthropologie betrachtet den Menschen im Anschluss an die Evolutionstheorie von Charles Darwin als biologisches Wesen. Dieser naturalistischen Betrachtung des Menschen, die sich beispielsweise mit der Konstitution (früher auch mit der Rassenlehre und Humangenetik) und der Abstammung des Menschen befasst, stehen verschiedene andere Ansätze gegenüber, beispielsweise die philosophische Anthropologie. Hier wird der Mensch nicht nur als Objekt, sondern auch als Subjekt wissenschaftlich untersucht. Dabei geht es unter anderem um qualitative Eigenschaften wie die Personalität, die Entscheidungsfreiheit und die Möglichkeit zur Selbstbestimmung. Im englischen Sprachraum wird auch die Ethnologie als Kultur- beziehungsweise Sozialanthropologie als Teil der Anthropologie verstanden und ist mit der physischen Anthropologie häufig auch in gemeinsamen Fakultäten oder Instituten vereinigt. In der deutschen Wissenschaftspolitik ist die Anthropologie als Kleines Fach eingestuft. Geschichte der Anthropologie Die Bezeichnung Anthropologie geht zurück auf den deutschen Philosophen, Arzt und Theologen Magnus Hundt (1449–1519), der das 1501 erschienene Werk „Antropologium de hominis dignitate, natura, et proprietatibus, de elementis, partibus et membris humani corporis“ (Anthropologie über Würde, Wesen und Eigenschaften des Menschen, über die Elemente, Teile und Glieder des menschlichen Körpers) schrieb. Zu den ersten Dozenten für das Fach gehörte der Anatom und Physiologe Heinrich Palmatius Leveling, der die Anthropologie 1799 an der Ingolstädter Universität als Vorlesung anbot. Ein Lehrstuhl für „Allgemeine Naturgeschichte und Anthropologie“ wurde 1826 in München eingerichtet. Friedrich Nasse gab von 1823 bis 1826 in Leipzig die aus der Zeitschrift für psychische Ärzte hervorgegangene Zeitschrift für die Anthropologie heraus. Auf den ersten eigenständigen Lehrstuhl Deutschlands für (physische) Anthropologie wurde am 1. August 1886 Johannes Ranke berufen, dem 1917 der Schweizer Rudolf Martin (1864–1925) folgte, der 1918 Direktor des Anthropologischen Instituts und der Anthropologisch-Prähistorischen Staatssammlung wurde. Martin war 1900 zum Extraordinarius und 1905 zum Ordinarius für Anthropologie an der Universität Zürich ernannt worden. Naturwissenschaftlicher Ansatz Biologische Anthropologie Die biologische Anthropologie ist mit ihren Teilgebieten Primatologie, Evolutionstheorie, Paläoanthropologie, Bevölkerungsbiologie, Industrieanthropologie, Genetik, Sportanthropologie, Wachstum (Auxologie), Konstitution und Forensik ein Fachbereich der Humanbiologie. Ihr Ziel ist die Beschreibung, Ursachenanalyse und evolutionsbiologische Interpretation der Verschiedenheit biologischer Merkmale der Hominiden (Familie der Primaten, die fossile und rezente Menschen einschließt). Ihre Methoden sind sowohl beschreibend als auch analytisch. Institutionen im deutschsprachigen Raum gibt es an Universitäten und an Museen in Tübingen, Kiel, Hamburg, Berlin, Göttingen, Jena, Gießen, Mainz, Ulm, Freiburg im Breisgau, München, Zürich und Wien. Meist ist dort die Bezeichnung nur „Anthropologie“, Zusätze wie „biologisch“ wurden in jüngerer Zeit notwendig, weil der konkurrierende US-amerikanische Begriff der auch hier bekannt ist. Forensische Anthropologie Die forensische Anthropologie ist eine der drei gerichtlichen Wissenschaften vom Menschen, neben der Rechtsmedizin und der forensischen Zahnmedizin. Gebiete der forensischen Anthropologie: Identifizierung nach Bildern. Die meisten bearbeiteten Fälle betreffen Ordnungswidrigkeiten im Verkehr, also Schnellfahrer und Rotmissachter, die spektakulären Fälle betreffen Bankräuber oder auch zeitgeschichtliche Personen. Identifizierung von Skeletten und teilskelettierten Leichen, auch in Massengräbern Altersdiagnose, insbesondere bei jungen Straftätern Abstammungsgutachten Zwillingsdiagnose Die forensische Anthropologie dient mit den Mitteln der Anthropologie bei der Aufklärung von Verbrechen. Forensische Anthropologen haben vor allem mit der Identifikation von Bankräubern, Schnellfahrern etc. zu tun, aber auch häufig mit stark verwesten oder vollständig skelettierten Leichen. Nicht selten sind sie die letzte Hoffnung zur Aufklärung eines Verbrechens. In Deutschland gibt es eine starke institutionelle Dominanz der Rechtsmedizin, aber gerade das verhindert manchmal den Zugang zu der eigenständigen Kompetenz der Anthropologie. Geisteswissenschaftlicher Ansatz Sozialanthropologie Die Sozialanthropologie gilt als Wissenschaft der kulturellen und sozialen Vielfalt – oder allgemeiner als „Wissenschaft vom Menschen in der Gesellschaft“. Sie analysiert die soziale Organisation des Menschen. Im deutschen Sprachraum war der Begriff „Sozialanthropologie“ eine seit den 1960er Jahren gebrauchte Bezeichnung für die britische oder die französische , wurde dann aber zugunsten der Fachbezeichnung „Ethnosoziologie“ aufgegeben (Fachbereich der Ethnologie). In den letzten Jahren ist jedoch eine Renaissance des Anthropologie-Begriffs zu beobachten, die einer durch Transnationalisierungs- und Globalisierungs­prozesse veränderten Forschungslandschaft Rechnung tragen möchte. Kulturanthropologie Die Kulturanthropologie ist eine empirisch gestützte Wissenschaft von der Kultur (im Sinne von „menschliche Kultur“). Sie entwickelte sich im 20. Jahrhundert aus der Volkskunde, hat ihren Schwerpunkt im Gegensatz zu dieser aber in interkulturellen, ethnologischen und soziologischen Themen und Modellen. Unter den anthropologischen Fachrichtungen nimmt die Kulturanthropologie eine Mittelposition zwischen den biologisch und den philosophisch orientierten Richtungen ein; sie ist in ihrem Themenspektrum am weitesten gefasst. Im deutschen Sprachraum hat sich bisher keine genauere Definition des Forschungsgegenstandes durchgesetzt. In den USA dagegen bezeichnet cultural anthropology die Ethnologie (Völkerkunde). Im Deutschen wird die ungenaue englische Bezeichnung anthropology teils falsch mit „Anthropologie“ übersetzt, während eigentlich die Ethnologie gemeint ist. Rechtsanthropologie Die Rechtsanthropologie bildet eine eigenständige Unterform der Kulturanthropologie. Sie untersucht Inhalt und Funktionsweisen rechtlicher Strukturen des Menschen unterschiedlicher kultureller Traditionen von Stämmen und Völkern (siehe auch Rechtsethnologie). Zudem bezeichnet dieser Begriff eine rechtswissenschaftliche Forschungsrichtung, die sich den naturalen Grundkonstanten von Gesetzgebung und Rechtsprechung verschrieben hat. Dabei beschäftigt sich die Rechtsanthropologie vorwiegend mit dem (westlich-demokratischen) „Menschenbild der Verfassung“, das demgegenüber vom im Willen freien und eigenverantwortlich handelnden Menschen ausgeht. Dafür wählt sie zumeist einen pragmatisch-dualen Ansatz. Der Begriff Kultur, gelegentlich auch der politischere Begriff der Zivilisation, beschreibt dann die sozial-reale Welt, in der der Mensch beide Sichtweisen vereint. Philosophische Anthropologie Die philosophische Anthropologie ist die Disziplin der Philosophie, die sich mit dem Wesen des Menschen befasst. Die moderne philosophische Anthropologie ist eine sehr junge philosophische Fachrichtung, die erst im frühen 20. Jahrhundert als Reaktion auf den Verlust von Weltorientierung entstand. Mit Ausnahme von René Descartes, der bereits Mitte des 17. Jahrhunderts in seinen Meditationen über die erste Philosophie (1641) gewisse Zweifel am mittelalterlich-christlichen Weltbild hegt und Position zu Verhältnis von Körper und Seele bezieht. Er vermittelt ein neues philosophisches Gedankengut wie: „Das Denken (=Bewusstsein ) ist es; es allein kann von mir nicht abgetrennt werden; ich bin; ich existiere - das ist gewiss […] Demnach bin ich genau genommen ein denkendes Ding, d. h. Geist bzw. Seele bzw. Verstand […]“ Historische Anthropologie Historische Anthropologie bezeichnet einerseits die anthropologische Forschung in der Geschichtswissenschaft, andererseits eine transdisziplinäre Forschungsrichtung, die die historische Veränderlichkeit von Grundphänomenen des menschlichen Daseins untersucht. Dabei bezieht sie die Geschichtlichkeit ihrer Blickrichtungen und methodischen Herangehensweisen sowie die Geschichtlichkeit ihres Gegenstandes, also das Erscheinungsbild des Menschen in den unterschiedenen Epochen, aufeinander. Theologische Anthropologie Die theologische Anthropologie als Teilbereich der Systematischen Theologie deutet den Menschen aus christlich-theologischer Sicht. Dabei beschäftigt sie sich besonders mit dem Wesen des Menschen und der Bestimmung des Menschen vor Gott. Im Unterschied dazu untersucht die Religionsethnologie als Fachgebiet der Ethnologie (Völkerkunde) die Religionen bei den weltweit rund 1300 ethnischen Gruppen und indigenen Völkern, in Abgrenzung zur Religionssoziologie vor allem bei (ehemals) schriftlosen Kulturen. Industrieanthropologie Die Industrieanthropologie ist ein Fachbereich der Anthropologie und untersucht die Gebrauchstauglichkeit und Benutzerfreundlichkeit von Industrieprodukten, Bedienelementen, Software, Arbeitsplätzen, Arbeitsprozessen oder Fahrständen. Medienanthropologie Die Medienanthropologie (auch Anthropologie der Medien oder Anthropologie des Medialen) ist ein junges, interdisziplinäres Forschungsgebiet zwischen Medienwissenschaft und Anthropologie. In der Medienanthropologie werden die Produktion und Nutzung von Medien sowie deren Effekte zumeist mit kulturwissenschaftlichen und ethnografischen Methoden erforscht. Medienanthropologische Forschung wird zudem oft im Zusammenhang mit Medienpädagogik diskutiert. „Medienanthropologisch verstanden sind Menschen Wesen, die sich in Medienpraktiken und -techniken artikulieren, wahrnehmen und wahrnehmbar machen, weil sie etwas darstellen und sich ihnen etwas darstellt.“ Andere Ansätze und Mischformen Anthropologie in den Sozialwissenschaften In den Sozialwissenschaften ist die Vorstellung weit verbreitet, dass der Mensch seinem Wesen nach in seinen Antrieben und Bedürfnissen unbestimmt ist, weshalb erst in Vergesellschaftungsprozessen eine Orientierung und Stabilisierung des Verhaltens und Antriebslebens entstehen kann. Dieses Menschenbild bildet die allgemeine anthropologische Voraussetzung für die Analyse von sozialen Prozessen, so etwa bei Karl Marx, Max Weber, George Herbert Mead oder Talcott Parsons. Darüber hinaus gibt es in den Sozialwissenschaften zwei klassische Menschenbilder, die als analytische und idealtypische Modelle fungieren: der homo oeconomicus der Wirtschaftswissenschaften und der homo sociologicus der Soziologie. Eine „realistische“ Variante des individualistischen homo oeconomicus ist das RREEMM-Modell des Menschen, allerdings wird in der sozialwissenschaftlichen Theoriebildung wegen Operationalisierungsproblemen auch weiterhin überwiegend auf die einfacheren Modelle zurückgegriffen. Ausgehend von der Einbeziehung amerikanischer Sozialforscher in den Vietnamkrieg (Project Camelot) wurde im Rahmen der Critical Anthropology ab 1970 eine „reflexive Anthropologie“ entwickelt (Bob Scholte 1970). Die Grundannahme der reflexiven Anthropologie besteht darin, dass sozialwissenschaftliche Aussagen nur dann einer Kritik standhalten, wenn sie die soziale und kulturelle Einbettung des Forschers und der Forschung mit bedenken (reflektieren). Gemäß dem Erkenntnisinteresse jeder Anthropologie („erkenne dich selbst“: gnothi seauton) ist auf diesem Weg eine Unterscheidung möglich zwischen einer Sozialforschung als Informationsgewinnung über andere Menschen („Ausspähen“, vergleiche Informationelle Selbstbestimmung) oder als Beitrag zur Selbsterkenntnis des Forschers und seiner Auftraggeber. Bedeutende Ansätze zu einer reflexiven Anthropologie wurden von Michel Foucault und Pierre Bourdieu vorgelegt. Das Konzept der reflexiven Anthropologie von Gesa Lindemann schließt sich im Gegensatz dazu an die historisch-reflexive Richtung innerhalb der deutschsprachigen „philosophischen Anthropologie“ (Helmuth Plessner) an. Allgemeine Aussagen der philosophischen Anthropologie werden nicht als sozialtheoretisches Fundament begriffen, sondern zum Gegenstand der Beobachtung gemacht. Bei diesem Ansatz geht es um die Bearbeitung der Frage, wie in Gesellschaften der Kreis sozialer Personen begrenzt wird und welche Funktion der Anthropologie in der Moderne zukommt. Psychologische Anthropologie In dem verwendeten Schema kann die Psychologie des Menschen nicht gut untergebracht werden, denn die Psychologie vereint geisteswissenschaftliche, biologische, verhaltens- und sozialwissenschaftliche Konzepte und Methoden. Als Wissenschaft vom Erleben und Verhalten des Menschen einschließlich der biologischen bzw. neurowissenschaftlichen Grundlagen ist die Psychologie von vornherein interdisziplinär ausgerichtet. Wegen dieses umfassenden Blicks auf den Menschen kann die empirische Psychologie in ein besonderes Spannungsverhältnis zur Philosophischen Anthropologie geraten, die ebenfalls einen umfassenden theoretischen Ansatz hat, jedoch die empirischen Humanwissenschaften kaum noch zu integrieren vermag. Wichtige Themen der Psychologischen Anthropologie sind u. a. das Menschenbild, die Persönlichkeitstheorien, die Grundlagen von Motiven, Emotionen in der Neurobiologie und Psychophysiologie, die Beiträge der Kognitionswissenschaft, Sozialpsychologie und Kulturpsychologie, alle Bereiche der Angewandten Psychologie und so weiter. Auch Psychoanalyse und Psychosomatik galten als anthropologische Disziplinen. Evolutionäre Anthropologie Evolutionäre Anthropologie wird vor allem vom gleichnamigen Institut betrieben. "Das Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie erforscht die Geschichte der Menschheit mittels vergleichender Analysen von Genen, Kulturen, kognitiven Fähigkeiten, Sprachen und sozialen Systemen vergangener und gegenwärtiger menschlicher Populationen sowie Gruppen dem Menschen nahe verwandter Primaten. Die Zusammenführung dieser Forschungsgebiete führt zu neuen Einsichten in die Geschichte, die Vielfalt und die Fähigkeiten der menschlichen Spezies. Das Institut vereint Wissenschaftler verschiedenster Disziplinen, die sich von einem interdisziplinären Ansatz her mit der Evolution des Menschen beschäftigen.". Michael Tomasello hat unter anderem "Eine Naturgeschichte der menschlichen Moral" und das Werk "Mensch werden. Eine Theorie der Ontogenese" verfasst. Pädagogische Anthropologie Die pädagogische Anthropologie ist der Teilbereich der Pädagogik, der sich mit dem Ertrag anthropologischer Fragen, den Zugangsweisen und den Ergebnissen innerhalb der Pädagogik befasst. Grob lassen sich hier zwei Richtungen unterscheiden: Die Realanthropologie widmet sich der empirischen Betrachtung der Wirklichkeit des Menschen unter dem Fokus, der sich aus der Pädagogik ergibt. Die Sinnanthropologie fragt nach dem Sinn und den Zielen menschlichen Handelns, die in den pädagogischen Kontext eingearbeitet werden. Die Sinnanthropologie weist so besondere Bezüge zur Bildungstheorie auf, indem sie aus einem je spezifischen Menschenbild Bildungsansprüche ableitet. Sie weist innerhalb der verschiedenen Anthropologien eine besondere Nähe zur philosophischen und theologischen Anthropologie auf. Die Realanthropologie steht besonders der biologischen, daneben auch der philosophischen Anthropologie nahe. Die Einteilung setzte sich in den 1960er Jahren fort in der Unterscheidung zwischen integrativen und philosophischen Ansätzen. Die „integrativen“ Ansätze versuchen vor allem, anthropologische Erkenntnisse verschiedener Teildisziplinen (insbesondere der Biologie, der Soziobiologie und so weiter) für pädagogische Fragen nutzbar zu machen. Vertreter dieses Ansatzes sind unter anderem Heinrich Roth und Annette Scheunpflug. Der „philosophische“ Ansatz hat sich in verschiedenen Richtungen ausdifferenziert. So besteht Otto Friedrich Bollnows Ansatz darin, anthropologische Fragen (beispielsweise nach dem Wesen des Menschen und seiner Bestimmung) für pädagogische Zusammenhänge nutzbar zu machen. Ähnlich wie andere Autoren orientierte er sich in seinen Arbeiten aber auch an der Phänomenologie. Er versuchte also nicht, aus der Philosophie (oder etwa der Biologie) ein Menschenbild zu gewinnen und es pädagogisch auszuwerten, sondern widmete sich dem pädagogischen Handeln und darin auftretenden Phänomenen wie Krise oder Begegnung unmittelbar, um sie als Bestimmungsgrößen des Menschen zu reflektieren. Der Mensch kommt bei diesen Untersuchungen im Hinblick auf Erziehung in drei Rollen vor: als Erziehender, als Zögling und als Erzieher. In der neueren pädagogischen Anthropologie wird zum einen der integrative Ansatz fortgeführt (beispielsweise auch in der Betrachtung neuerer humanmedizinischer Ergebnisse für Pädagogik). Die philosophische Anthropologie wird heute verstärkt als historische pädagogische Anthropologie fortgesetzt, indem reflektiert wird, dass anthropologische Kenntnisse sowohl auf bestimmte Menschen in bestimmten Epochen bezogen als auch aus einer je spezifischen historischen Position heraus gewonnen werden und deshalb keine überzeitlich allgemeine Gültigkeit beanspruchen können. Kybernetische Anthropologie Kybernetische Anthropologie bezeichnet den Versuch der begrifflichen Kopplung von Anthropologie und Kybernetik mit dem Vorhaben, den Gegensatz zwischen Natur- und Geisteswissenschaften zu überwinden. Die Cyberanthropologie ist ein neueres Fachgebiet der Ethnologie (Völkerkunde) oder Sozialanthropologie und untersucht transnational zusammengesetzte Online-Gemeinschaften unter Berücksichtigung kybernetischer Perspektiven. Medizinische Anthropologie Die im 16. Jahrhundert aufgekommene medizinische Anthropologie beschäftigt sich mit der Wechselwirkung von Kultur und Medizin. Anthropologie als Oberbegriff und Dachwissenschaft Manchmal wird „Anthropologie“ als Oberbegriff für mehrere der oben genannten Einzel- und Humanwissenschaften aufgefasst. Insbesondere in den USA gibt es dementsprechende Bestrebungen, biologische Anthropologie, Kulturanthropologie, Ethnolinguistik und Archäologie unter einem Dach zu vereinen (sog. „Vier-Felder-Anthropologie“). Diese weit verbreitete Auffassung leitet sich von dem Tatbestand her, dass Anthropologie – im Gegensatz und oft in Konkurrenz zur Theologie – Selbsterkenntnis des Menschen als Mensch ist, gemäß der delphischen Maxime Gnothi seauton, „erkenne dich selbst“. In diesem Sinne geben Detlev Ganten, Volker Gerhardt, Jan-Christoph Heilinger und Julian Nida-Rümelin die umfangreiche Buchreihe "Interdisziplinäre Anthropologie" mit derzeit 19 Bänden heraus. Die Systematische Anthropologie, ein 1977 veröffentlichtes Werk der deutschen Ethnologen Wolfgang Rudolph und Peter Tschohl, bringt anthropologisch grundlegende Erkenntnisse in einen integrierten Zusammenhang. Mit Hilfe eines eigenen Begriffssystems wird ein gesamtanthropologisches Modell entwickelt, das die Grenzen und Überschneidungen von Disziplinen wie Ethnologie, Biologie, Humangenetik, Psychologie, Soziologie, Philosophie, Geschichte theoretisch auflöst (vergl. zu diesem Ansatz: Interdisziplinarität). „Ziel der Untersuchung ist eine wissenschaftliche Theorie, die dasjenige abdeckt, was systematisch sinnvoll zu einem „Mensch“ genannten Untersuchungsgegenstand gerechnet werden kann, und die damit nicht von einer einzelnen Fachrichtung beherrscht wird.“ Die Untersuchung erschließt ausgehend von allgemeinen Bedingungen der Gesamtwirklichkeit die besonderen Bedingungen des biotischen und humanen Bereichs. Dafür wurde eine global orientierte Auswahl an Studien ausgewertet und die daraus entwickelte interdisziplinäre Systematik theoretisch konsequent ausformuliert. So lautet ein zentrales Untersuchungsergebnis in Kurzform: „Anthropologie ist zu explizieren als Theorie der Klassenexistenz ‚Menschliche Existenz‘ ME. Sie hat damit den vorverständlichen Gegenstandsbereich Mensch als Existenzklasse M aufzufassen und systematisch darzulegen.“ Gegenstand ist die menschliche Existenz als empirisch beschreibbare Tatsache. Die Theorie transportierte einen damals fortschrittlichen, humanen und weit gefassten Kulturbegriff. Wegen technokratisch anmutender Formulierung wurde sie aber nur in der ethnologisch und soziologisch orientierten Fachwelt rezipiert. Gerüst und Inhalt der Theorie müssten heute aktualisiert werden, bieten jedoch „eine Basis für Einzeluntersuchungen von beliebigen Ausschnitten des Gegenstandsbereichs Mensch“. Die praktische Relevanz und damit die Rezeption der "systematischen Anthropologie" von Rudolph und Tschohl waren bereits bei Erscheinen des Werks 1977 äußerst begrenzt. Kritiker wiesen darauf hin, dass die positivistische Begriffssystematik völlig abgehoben von den aktuellen Diskussionen in den Sozialwissenschaften entwickelt worden war. Ihr theoretischer Wert lag in der Einübung einer hierarchisch vernetzten Nomenklatur, die zwar als Ausgangspunkt für empirische Untersuchungen hätte dienen können, wenn sie allgemeine Akzeptanz gefunden hätte, aber über die Wirklichkeit menschlicher Lebensverhältnisse nicht viel mehr aussagte als ein systematisch geordneter Katalog der europäischen wissenschaftlichen Terminologie in den Humanwissenschaften. Ungeklärt blieb auch die Frage, wie die Begriffssystematik von Rudolph und Tschohl in andere Sprach- und Kultursysteme hätte übertragen werden können. Fruchtbarere Ansätze wie das Konzept der reflexiven Anthropologie (vergl. dazu Pierre Bourdieu) und Ethnomethodologie wurden dagegen aus dem anthropologischen Lehrbetrieb verdrängt. Die Basis-Theorie der Anthropologie ist ebenfalls Orientierungswissen, das Zusammenhänge zwischen den Disziplinen und Schulen der Humanwissenschaften aufzeigt. Ein Bezugsrahmen ergibt aus den vier Grundfragen der biologischen Forschung (nach Nikolaas Tinbergen): Verursachungen (= Ursache-Wirkungs-Beziehungen bei den Funktionsabläufen), Ontogenese, Anpassungswert, Phylogenese. Diese vier Aspekte sind jeweils auf verschiedenen Bezugsebenen zu berücksichtigen (vergleiche Nicolai Hartmann), beispielsweise Zelle, Organ, Individuum, Gruppe: Dem tabellarischen Orientierungsrahmen aus Grundfragen und Bezugsebenen lassen sich alle anthropologischen Fragestellungen (siehe PDF-Übersichtstabelle, Absatz A), ihre Ergebnisse (siehe Tabelle, Absatz B) und Spezialgebiete zuordnen (siehe Tabelle, Absatz C); er ist Grundlage für eine Strukturierung der Ergebnisse. Mit Hilfe der Basistheorie kann die anthropologische Forschung in Theorie und Empirie vorangetrieben und fundiertes sowie spekulatives Wissen besser auseinandergehalten werden (betrifft z. B. den Schulenstreit in der Psychotherapie). Literatur Allgemein Detlev Ganten, Volker Gerhardt, Jan-Christoph Heilinger, Julian Nida-Rümelin (Herausgeber): Humanprojekt. Interdisziplinäre Anthropologie, derzeit 19 Bände, De Gruyter, Berlin ISSN=1868-8144. Axel W. Bauer: Was ist der Mensch? Antwortversuche der medizinischen Anthropologie. In: Fachprosaforschung – Grenzüberschreitungen. Band 8/9, 2012/2013, ISBN 978-3-86888-077-9, S. 437–453. Der blaue reiter. Journal für Philosophie. Themenheft: Grenzpunkt Mensch. Nr. 4, 1996. Verlag der blaue Reiter, ISBN 978-3-9804005-3-4. Joachim Bauer: Prinzip Menschlichkeit. Warum wir von Natur aus kooperieren. Hoffmann und Campe, Hamburg 2006, ISBN 3-455-50017-X. Eike Bohlken, Christian Thies (Hrsg.): Handbuch Anthropologie. Der Mensch zwischen Natur, Kultur und Technik. Metzler, Stuttgart 2009, ISBN 978-3-476-02228-8. Martin Buber: Ich und Du. Insel, Leipzig 1923; Reclam, Stuttgart 1995, ISBN 3-15-009342-2. Zeno Bucher: Die Abstammung des Menschen als naturphilosophisches Problem. Koenigshausen & Neumann, Würzburg 1992, ISBN 3-88479-721-2. Werner Fuchs u. a. (Hrsg.): Lexikon zur Soziologie. Westdeutscher Verlag, Opladen 1978, 1995, ISBN 3-531-11417-4. Hans-Georg Gadamer, Paul Vogler (Hrsg.): Neue Anthropologie. 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Alexander der Große
Alexander der Große (; * 20. Juli 356 v. Chr. in Pella; † 10. Juni 323 v. Chr. in Babylon) war von 336 v. Chr. bis zu seinem Tod als Alexander III. König von Makedonien und Hegemon des Korinthischen Bundes. Alexander dehnte ab 334 v. Chr. die Grenzen des Reiches, das sein Vater Philipp II. aus dem vormals eher unbedeutenden Kleinstaat Makedonien sowie mehreren griechischen Poleis errichtet hatte, durch den sogenannten Alexanderzug und die Eroberung des Achämenidenreichs bis an den indischen Subkontinent aus. Nach seinem Einmarsch in Ägypten wurde er dort als Pharao begrüßt. Auch aufgrund seiner großen militärischen Erfolge wurde das Leben Alexanders ein beliebtes Motiv in Literatur (siehe Alexanderhistoriker) und Kunst, während Alexanders Beurteilung in der modernen Forschung, wie auch schon in der Antike, zwiespältig ausfällt. Mit seinem Regierungsantritt begann das Zeitalter des Hellenismus, in dem sich die griechische Kultur über weite Teile der damals bekannten Welt ausbreitete. Die kulturellen Prägungen durch die Hellenisierung überstanden den politischen Zusammenbruch des Alexanderreichs und seiner Nachfolgestaaten und wirkten noch jahrhundertelang in Rom und Byzanz fort. Leben Frühe Jahre (356–336 v. Chr.) Alexander wurde im Jahr 356 v. Chr. als Sohn König Philipps II. von Makedonien und der Königin Olympias, einer Tochter des Königs Neoptolemos I. von Epeiros, geboren. Viele Einzelheiten seiner Biografie, vor allem aus der Kindheit, wurden bald legendenhaft ausgeschmückt oder frei erfunden. So berichtet Plutarch gut 400 Jahre später, dass Alexander ohne Zweifel seinen Stammbaum väterlicherseits auf Herakles und Karanos, den ersten König der Makedonen, zurückverfolgen konnte, wodurch Plutarch zugleich die Abstammung Alexanders vom Göttervater Zeus implizit hervorhebt. Ebenso berichtet er, dass Olympias und Philipp Träume gehabt hätten, die ihnen der Seher Aristander so deutete, dass ihnen die Geburt eines Löwen bevorstehe. Olympias nahm für sich in Anspruch, in direkter Linie von dem griechischen Heros Achilleus und Aiakos, einem weiteren Sohn des Zeus, abzustammen. Gemäß einer (wohl ebenfalls legendären) Erzählung Plutarchs soll Alexander in jungen Jahren sein Pferd Bukephalos, das ihn später bis nach Indien begleitete, gezähmt haben, nachdem es zuvor niemandem gelungen war, es zu bändigen. Alexander erkannte, was den Fehlschlägen der anderen zugrunde lag: Das Pferd schien den eigenen Schatten zu scheuen. Daraufhin habe Philipp zu ihm gesagt: Geh, mein Sohn, suche dir ein eigenes Königreich, das deiner würdig ist. Makedonien ist nicht groß genug für dich. Abgesehen von derlei Legenden ist wenig über Alexanders Kindheit bekannt. Makedonien war ein Land, das im Norden des Kulturraums des antiken Griechenlands lag. Es wurde von vielen Griechen als „barbarisch“ angesehen, und nur das Königsgeschlecht der Argeaden, zu dem auch Alexander gehörte, wurde aufgrund der behaupteten Abstammung von Herakles als griechisch anerkannt: Im frühen 5. Jahrhundert v. Chr. wurden erstmals Makedonen als Vertreter der Könige zu den Olympischen Spielen zugelassen, nachdem König Alexander I. eine Abstammung aus dem griechischen Argos und von Herakles in Anspruch genommen hatte. Noch heute birgt die Diskussion um die ethnische Zugehörigkeit der antiken Makedonen politischen Konfliktstoff. Aus den verfügbaren Quellen ist ersichtlich, dass das Makedonische, von dem nur wenige Wörter überliefert sind, für die Griechen wie eine fremde Sprache klang. Ob das Makedonische ein nordgriechischer Dialekt oder eine mit dem Griechischen verwandte eigenständige Sprache war, ist immer noch umstritten. Kulturell und gesellschaftlich unterschieden sich die Makedonen jedenfalls recht deutlich von den Griechen: keine städtische Kultur (siehe Polis), als Binnenreich kaum Kontakte zum mediterranen Kulturraum, und eine monarchische Staatsform, was in Griechenland zu dieser Zeit nicht die Regel war. Gerade das Königtum galt den Hellenen zu dieser Zeit als eine grundsätzlich ungriechische, barbarische Regierungsform. Auf viele Griechen wird die makedonische Gesellschaft zumindest archaisch gewirkt haben. Erst ab dem späten 6. Jahrhundert v. Chr. verstärkte sich der griechische kulturelle Einfluss in der makedonischen Oberschicht. Alexanders Vater Philipp II. hatte das bisher eher unbedeutende Makedonien, das vor ihm Streitobjekt der Adelsfamilien und Kleinkönige des Hoch- und des Tieflands gewesen war, geeint, seine Grenzen gesichert und es nicht zuletzt dank der Erschließung reicher Edelmetallvorkommen zur stärksten Militärmacht der damaligen Zeit gemacht. Er hatte Thessalien und Thrakien erobert und zuletzt alle griechischen Stadtstaaten mit Ausnahme Spartas in ein Bündnis unter seiner Führung gezwungen (Korinthischer Bund). Philipp begann anschließend mit den Vorbereitungen für einen Feldzug gegen die Perser. Schon an den Kriegszügen gegen die Griechen war Alexander zuletzt beteiligt, vor allem in der Schlacht von Chaironeia (338 v. Chr.), in der ein Bündnis griechischer Poleis unter Führung Athens und Thebens unterworfen wurden. Die makedonische Phalanx erwies sich dabei als ein wichtiges Element für den militärischen Erfolg, zentral war jedoch die Rolle der Hetairenreiterei, die Alexander bei Chaironeia kommandierte. Seine späteren Erfolge gehen zweifellos zu einem bedeutenden Teil auf die Militärreformen seines Vaters zurück. Philipp umgab sich außerdem mit sehr fähigen Offizieren, wie etwa Parmenion, die auch einen großen Anteil an Alexanders späteren Siegen hatten. Philipp holte den griechischen Philosophen Aristoteles in die makedonische Hauptstadt Pella und beauftragte ihn, Alexander in Philosophie, Kunst und Mathematik zu unterrichten. Alexander war gebildet; seine Abschrift der Ilias hütete er laut Plutarch wie einen Schatz, und er brachte der griechischen Kultur große Bewunderung entgegen. Das Verhältnis zwischen Vater und Sohn war keineswegs frei von Konflikten, gerade in Hinsicht auf die Liebschaften des Vaters, durch die sich Alexander in seiner Position als Thronfolger bedroht sah. Philipp hatte 337 v. Chr. Kleopatra, die Nichte seines Generals Attalos, als Nebenfrau geheiratet. Während eines Banketts soll Attalos Öl ins Feuer gegossen und gesagt haben, er hoffe, dass Philipp nun endlich einen legitimen Erben erhalten würde. Alexander, dessen Mutter keine Makedonin war, sei daraufhin wutentbrannt aufgefahren und habe Attalos angeschrien: Soll das heißen, ich sei ein Bastard? Alexander warf einen Becher nach Attalos und wollte auf ihn losgehen. Auch Philipp erhob sich und zog sein Schwert, jedoch nicht um Alexander in Schutz zu nehmen, sondern um Attalos zu helfen. Da aber Philipp bereits betrunken war, stolperte er und fiel hin. Alexander soll ihn, so Plutarch, höhnisch angeblickt und sich den versammelten Makedonen zugewandt haben: Seht ihn euch an, meine Herren. Dieser Mann will euch von Europa nach Asien führen, aber er scheitert schon bei dem Versuch, von einem Liegebett zum nächsten zu gehen. (Plutarch, Alexander, 9) Alexander befürchtete nun offenbar, von der Thronfolge ausgeschlossen zu werden. Schließlich floh er mit seiner Mutter über Epeiros nach Illyrien. Nach einem halben Jahr kehrte er nach Pella zurück, doch seine Thronfolge blieb weiterhin unsicher. Philipp wurde im Sommer 336 v. Chr. in der alten Hauptstadt Aigai (auch bekannt als Vergina) während der Hochzeit seiner Tochter Kleopatra mit dem König Alexander von Epeiros von dem Leibgardisten Pausanias ermordet. Das Motiv des Täters scheint offensichtlich: Pausanias, den Freunde Alexanders sofort nach der Tat erschlugen, war ein Vertrauter Philipps gewesen und war von Attalos beleidigt worden; dabei fühlte er sich von Philipp ungerecht behandelt. Es gab aber bald Gerüchte, wonach Alexander als Drahtzieher an der Tat beteiligt gewesen war. Die Mutmaßungen über die Hintergründe des Mordes und über eine Verwicklung von Olympias und Alexander sind weitgehend spekulativ, auch wenn eine Mitwisserschaft nicht ausgeschlossen werden kann. Regierungsübernahme und Sicherung der Macht (336–335 v. Chr.) Im Jahre 336 v. Chr. folgte der zwanzigjährige Alexander seinem Vater auf den Thron. Dass es keinen nennenswerten Widerstand gab, ist offenbar Antipater zu verdanken, der das Heer dazu bewog, Alexander als König anzuerkennen. Schon in den ersten Tagen ließ er Mitglieder des Hofstaats exekutieren, die das Gerücht gestreut hatten, Alexander habe etwas mit der Ermordung seines Vaters zu tun gehabt. Als nächstes wandte er sich seinem Erzfeind Attalos zu, der sich auf der Flucht befand, jedoch von seinem Schwiegervater Parmenion getötet wurde. Sowohl Antipater als auch Parmenion standen deswegen lange in Alexanders besonderer Gunst und profitierten nicht unerheblich davon: Antipater blieb während des Asienfeldzugs als Reichsverweser in Makedonien, während Parmenion sich seine Unterstützung mit großem Einfluss im Heer vergelten ließ. Noch 336 ließ sich Alexander in Korinth die Gefolgschaft der griechischen Städte versichern. Die Völker in Thrakien und Illyrien versuchten jedoch, die Situation zu nutzen und die makedonische Herrschaft abzuwerfen. Alexander zog im Frühjahr 335 v. Chr. mit 15.000 Mann nach Norden ins heutige Bulgarien und Rumänien, überquerte die Donau und warf die thrakische Revolte nieder. Anschließend verfuhr er ebenso mit den Illyrern (siehe auch: Balkanfeldzug Alexanders des Großen). Während Alexander im Norden kämpfte, beschlossen die Griechen im Süden, dass dies der Zeitpunkt sei, sich von Makedonien zu befreien. Ihr Wortführer war Demosthenes, der die Griechen davon zu überzeugen versuchte, dass Alexander in Illyrien gefallen und Makedonien herrscherlos sei. Als erste erhoben sich die Einwohner Thebens und vertrieben die makedonischen Besatzungssoldaten aus der Stadt. Alexander reagierte augenblicklich und marschierte direkt von seinem Illyrienfeldzug südwärts nach Theben. Die Phalanx seines Generals Perdikkas eroberte die Stadt, wo Alexander zur Bestrafung sämtliche Gebäude mit Ausnahme der Tempel und des Wohnhauses des Dichters Pindar zerstören ließ. Sechstausend Einwohner wurden getötet, die übrigen 30.000 wurden in die Sklaverei verkauft. Die Stadt Theben existierte nicht mehr und sollte erst zwanzig Jahre später wieder aufgebaut werden, aber nie mehr zur alten Bedeutung zurückfinden. Abgeschreckt von Alexanders Strafgericht brachen die anderen Städte Griechenlands ihre Revolte ab und ergaben sich. Von den Korinthern ließ sich Alexander von neuem die Gefolgschaft versichern und verschonte sie daraufhin, da er sie als Verbündete in seinem Persienfeldzug brauchte. Beginn des Persienfeldzugs (334–333 v. Chr.) Das Perserreich war zu Alexanders Zeit die größte Territorialmacht der Erde. Die Perserkönige hatten in den zurückliegenden Jahrhunderten die Levante, Mesopotamien, Ägypten und Kleinasien erobert und zwischen 492 und 479 v. Chr. mehrere Versuche unternommen, auch Griechenland zu unterwerfen (siehe Perserkriege). Aus Sicht von Griechen wie Isokrates ebenso wie der älteren Forschung war das Reich aber um 340 v. Chr. geschwächt und hatte seinen Zenit überschritten. In der neueren Forschung wird dies allerdings bestritten; so war den Persern wenige Jahre vor dem Alexanderzug die Rückeroberung des zwischenzeitlich abgefallenen Ägypten gelungen. Ob Persien für die Makedonen eine leichte Beute war, ist daher umstritten. Als sich Alexander 334 v. Chr. dem Perserreich zuwandte, wurde dies von Dareios III. aus dem Haus der Achämeniden beherrscht. Schon Alexanders Vater Philipp hatte Pläne für einen Angriff auf die Perser geschmiedet, angeblich, um Rache für die Invasion Griechenlands rund 150 Jahre zuvor zu nehmen, wobei es sich dabei eher um Propaganda handelte und machtpolitische Gründe den Ausschlag gegeben haben dürften. Eine Armee unter Parmenion, einem der fähigsten makedonischen Generäle, war bereits über den Hellespont nach Asien gegangen, wurde von den Persern aber zurückgeschlagen. Alexander überschritt den Hellespont im Mai 334 v. Chr. mit einer Armee aus etwa 35.000 Makedonen und Griechen, um in die Kämpfe einzugreifen, während rund 12.000 Makedonen unter Antipatros Makedonien und Griechenland sichern sollten. In der Schlacht am Granikos (Mai 334 v. Chr.) kam es zur ersten Begegnung mit den persischen Streitkräften unter der Führung eines Kriegsrates der Satrapen. Der persische General Memnon von Rhodos, ein Grieche, führte 20.000 in persischen Diensten stehende griechische Söldner, doch konnte er sich im Kriegsrat der Satrapen mit einer defensiven Taktik nicht durchsetzen. Alexander errang auch aufgrund einer ungünstigen Aufstellung der Perser einen deutlichen Sieg. Memnon konnte mit einem Teil der Söldner entkommen. Dadurch war die Befreiung der Städte Ioniens möglich geworden, die Alexander als Motiv für seinen Feldzug genannt hatte. Nach dem Sieg übernahm Alexander die politischen und wirtschaftlichen Strukturen der persischen Verwaltung Kleinasiens. In Lydien zog Alexander kampflos in Sardes ein. Er weihte den örtlichen Tempel dem Zeus und nutzte die Reichtümer der Stadt, um seine Männer zu bezahlen. Dann zog er weiter nach Ephesos. Dort war kurz zuvor Memnon mit den Resten der Söldner vom Granikos hindurchgezogen und hatte Unruhen unter den städtischen Parteien entfacht. Alexander ließ die alten Institutionen wiederherstellen und regelte die Befugnisse des Tempels der Artemis. Nach einer Ruhe- und Planungspause brach der König mit dem Gros des Heeres nach Milet auf, der größten Stadt an der Westküste Kleinasiens. Der dortige Satrap kapitulierte als Einziger nicht, da ihm die Ankunft einer persischen Hilfsflotte von 400 Schiffen versprochen worden war. Da auch Alexander von dieser Flotte gehört hatte, wies er Nikanor an, mit 160 Schiffen die Einfahrt zur Bucht von Milet zu versperren. Anschließend gelang ihm die Einnahme der Stadt (Belagerung von Milet). Die Perser, die immer noch unter dem Befehl Memnons standen (allerdings hatten Unstimmigkeiten im persischen Oberkommando einen effektiven Widerstand erschwert), sammelten sich nun in Halikarnassos, der Hauptstadt Kariens, und bereiteten die Stadt auf eine Belagerung vor (→ Belagerung von Halikarnassos). Die Kämpfe waren für Alexander sehr verlustreich. Zwischenzeitlich handelte er einen Waffenstillstand aus, um die makedonischen Gefallenen zu bergen – etwas, was er nie zuvor getan hatte und nie wieder tun sollte. Als er letztlich die Mauern durchbrach, entkam Memnon mit dem Großteil seiner Soldaten auf Schiffen aus der fallenden Stadt. Indem Alexander der karischen Satrapentochter Ada die Herrschaft über Halikarnassos versprach, sicherte er sich das Bündnis mit dem Volk Kariens. Manche Quellen sprechen davon, dass Ada Alexander adoptierte. Hier zeigte Alexander erstmals seine Taktik, Großzügigkeit gegenüber besiegten Völkern walten zu lassen, um sie nicht gegen die Makedonen aufzubringen. Das ursprüngliche Ziel des Persienfeldzugs, die Eroberung der Westküste Kleinasiens, war hiermit erreicht. Dennoch beschloss Alexander, die Expedition fortzusetzen. Entlang der Küsten Lykiens und Pamphyliens traf die makedonisch-griechische Streitmacht auf keinerlei nennenswerten Widerstand. Eine Stadt nach der anderen ergab sich kampflos. Alexander ernannte seinen Freund Nearchos zum Statthalter von Lykien und Pamphylien. Im Winter 334/333 v. Chr. eroberte Alexander das anatolische Binnenland. Er stieß vom Süden vor, sein General Parmenion von Sardes im Westen. Die beiden Armeen trafen sich in Gordion. Hier soll Alexander der Große der Legende nach den Gordischen Knoten mit seinem Schwert durchschlagen haben, über den ein Orakel prophezeit hatte, nur derjenige, der diesen Knoten löse, könne die Herrschaft über Asien erringen. Es gibt aber auch die Version, dass Alexander mit der Breitseite des Schwertes auf die Wagendeichsel schlug, so dass der Druck den Knoten auseinanderriss. Die Makedonen blieben einige Zeit in Gordion, um Nachschub an Männern und die Einfuhr der Ernte abzuwarten. Während dieser Zeit starb Memnon, der Befehlshaber der persischen Armee, im August 333 v. Chr. an einer Krankheit. Zu seinem Nachfolger wurde Pharnabazos ernannt, und da sich die Perser bereits wieder formierten, brach Alexander erneut auf. In Gordion ließ er seinen General Antigonos als Statthalter Phrygiens zurück und übertrug ihm die Aufgabe, den Norden Anatoliens zu unterwerfen und die Nachschubwege zu sichern. Durch Kappadokien marschierte Alexanders Heer nach Kilikien. Dort nahm er nach einem kurzen Gefecht die Hauptstadt Tarsos ein, wo er bis zum Oktober blieb. Schlacht bei Issos (333 v. Chr.) In Tarsos erfuhr Alexander, dass Dareios III. die Bedrohung endlich ernst genug nahm, um selbst ein Heer aus dem persischen Kernland nach Westen zu führen. Plutarch zufolge war dieses persische Heer 600.000 Mann stark – eine Angabe, die sicherlich maßlos übertrieben ist: Der berühmte Althistoriker Karl Julius Beloch, der den Quellen immer sehr skeptisch gegenüberstand, schätzte die tatsächliche Zahl der Perser auf höchstens 100.000, die Stärke des makedonischen Heeres dagegen auf ca. 25.000 bis 30.000 Mann. Dareios gelang es, Alexanders Armee im Norden zu umgehen und Issos zu besetzen, wodurch er die Nachschubwege blockierte. Auch ließ Dareios die in Issos zurückgebliebenen Verwundeten töten. In der Schlacht bei Issos trafen die Armeen im Kampf aufeinander, bis Dareios aufgrund der großen Verluste der Perser vom Schlachtfeld floh. Die Makedonen beklagten 450 Tote und 4000 Verwundete. Unbekannt sind die persischen Verluste, sie dürften aber weit höher gewesen sein. Insgesamt hatte die persische Führung während der Schlacht mehrere Fehler begangen, angefangen bei der Aufstellung – man hatte auf die Umgruppierungen Alexanders nicht reagiert. Auch als Symbol kam der Schlacht große Bedeutung zu: Dareios hatte sich als seinem Gegner nicht gewachsen gezeigt. Zur Sicherung des Lagers der Perser sandte Alexander seinen General Parmenion nach Damaskus. Neben dem reichen Kriegsschatz befanden sich hier auch mehrere Mitglieder der königlichen Familie. Zu den Gefangenen, die in die Hände der Makedonen fielen, gehörten die Mutter des Dareios, seine Frau Stateira, ein fünfjähriger Sohn und zwei Töchter. Alexander behandelte sie mit Respekt. Außerdem wurde Barsine gefangen genommen, die Witwe des Memnon. Es kam zu einer Liebesaffäre zwischen Alexander und Barsine, aus der später ein Sohn hervorgehen sollte, der Herakles genannt wurde. Schon bald bat Dareios Alexander um den Abschluss eines Freundschaftsvertrags und die Freilassung seiner Familie. Alexander antwortete, Dareios solle zu ihm kommen und Alexander als „König von Asien“ anerkennen, dann würde seine Bitte erfüllt; andernfalls solle er sich auf den Kampf vorbereiten. Nach der Schlacht gründete Alexander die erste Stadt in Asien, die er nach sich benannte: Alexandretta, das heutige İskenderun. Hier siedelte er die 4000 Verwundeten der Schlacht an. Lage nach der Schlacht von Issos Der Ausgang der Schlacht überraschte die antike Welt. Die Erwartungen der Herrscher von Karthago, in Italien, Sizilien, von Sparta bis Zypern, die Kalkulationen der Handelsherren im westlichen Mittelmeerraum, in Athen, auf Delos und in Phönizien erfüllten sich nicht: „… statt der erwarteten Siegesnachricht aus Kilikien kam die von der gänzlichen Niederlage des Großkönigs, von der völligen Vernichtung des Perserheeres.“ Auch die Delegationen aus Athen, Sparta und Theben, die im Hauptquartier des Großkönigs in Damaskus den Verlauf der Feldzüge verfolgten, wurden von Alexanders Feldherrn Parmenion gefangen gesetzt. Alexander selbst widerstand der Versuchung, den Krieg durch einen Marsch nach Babylon rasch zu entscheiden, doch hatte er es nicht einfach, seine Befehlshaber und Gefährten von einer Defensivstrategie zu überzeugen. Nach wie vor beherrschte die persische Flotte das östliche Mittelmeer – sie verfügte zwar über keine Häfen mehr in Kleinasien, jedoch nach wie vor in Phönizien. Durch die Münzgeldtribute hier waren die finanziellen Mittel der Perser noch wenig eingeschränkt, und auch Ägypten stand ihnen noch als logistische und militärische Basis zur Verfügung. Die kommenden Winterstürme ließen zwar keine Flottenunternehmungen mehr erwarten und damit auch keine Gefahr einer raschen Erhebung der Griechen gegen Makedonien – insbesondere des Spartanerkönigs Agis IV. Allerdings kam es nun auch auf das Verhalten der phönizischen Geschwader an, die einen Großteil der persischen Flotte stellten. Zwar verblieben sie in dieser Jahreszeit noch in der Fremde, doch nahm Alexander an, dass er diese Kontingente durch eine sofortige Besetzung ihrer Heimatstädte zumindest neutralisieren könne. Johann Gustav Droysen kommentiert: „Auch die kyprischen Könige glaubten, für ihre Insel fürchten zu müssen, sobald die phönikische Küste in Alexanders Gewalt war.“ Nach einer Besetzung Phöniziens und Ägyptens könne dann ein Feldzug nach Asien von einer gesicherten Basis aus geführt werden, obwohl die Perser natürlich auch Zeit für neue Rüstungen gewannen. Die Versammlung stimmte Alexanders Plan zu. Die Schlacht von Issos hatte noch keine grundsätzliche Entscheidung gebracht: Entgegen den Erwartungen wurde das makedonische Heer nicht vernichtet, und Alexander besaß mit der persischen Kriegskasse in Damaskus die Mittel zur Fortführung des Feldzuges. Eingezogen wurden in Damaskus „2600 Talente in Münzgeld und 500 Pfund Silber“, die „(ausreichten), alle Soldschulden der Armee und Sold für etwa sechs weitere Monate zu bezahlen …“ Belagerung von Tyros und das zweite Angebot des Dareios (332 v. Chr.) Während die Städte in der nördlichen Hälfte Phöniziens – Marathos, Byblos, Arados, Tripolis und Sidon – sich dem Makedonen bereitwillig ergaben, war die dominierende Handelsmetropole Tyros allenfalls zu einem Vergleich bereit. Sie baute dabei auf ihre Insellage knapp vor der Küste, auf ihre vor Ort verfügbare eigene Flotte und die Unterstützung ihrer mächtigen Tochterstadt Karthago. Nachdem Alexander der Zutritt zur Stadt verwehrt worden war – sein Prüfstein war das Verlangen nach einem Opfer im Tempel des Stadtgottes Melkart, des tyrischen Herakles –, brach der König die Verhandlungen ab. Er beschloss, Tyros um jeden Preis einzunehmen, denn er plante schon den Vorstoß nach Ägypten und wollte eine feindliche Stadt, die sowohl mit den Persern als auch mit rebellischen Kräften in Griechenland kooperieren würde, nicht unbezwungen in seinem Rücken lassen. Eine von Arrian überlieferte angebliche Rede Alexanders vor seinen Offizieren, in der die strategischen Überlegungen erläutert werden, ist allerdings eine literarische Fiktion, die auf der Kenntnis des späteren Verlaufs des Feldzugs beruht. Vor dem Beginn der Belagerung bot Alexander den Tyrern Schonung an, falls sie kapitulierten. Sie töteten jedoch seine Unterhändler und warfen die Leichen von den Stadtmauern. Damit war der Weg zu einer Einigung endgültig versperrt. Ohne Flotte blieb nur die Möglichkeit eines Dammbaues durch das zumeist seichte Gewässer, das die vorgelagerte Inselstadt von der Küste trennte, und der Versuch, mit Belagerungsmaschinen Teile der Mauern zu zerstören. Die Finanzierung dieser aufwendigen Methode, die eine entwickelte Technik und die dafür entsprechenden Materialien und Fachkräfte erforderte, konnte Alexander durch die Beute aus dem persischen Hauptquartier in Damaskus bewerkstelligen. Ein erster Dammbau wurde von den Tyrern erfolgreich bekämpft: Es gelang ihnen bei stürmischem Wetter mit einem Brander die zwei Belagerungstürme an der Spitze des Dammes zu entzünden und durch Begleitschiffe mit Geschützen jeden Löschversuch zu vereiteln. Der Sturm riss zudem den vorderen Teil des Dammes weg. Der Vorfall löste im makedonischen Heer vorübergehende Entmutigung aus. Dazu trafen Gesandte des Dareios ein und überbrachten ein neues Friedensangebot des Großkönigs, das Alexander „den Besitz des Landes diesseits des Euphrat“, 10.000 Talente Lösegeld für seine bei Issos gefangene Mutter Sisygambis und seine Gemahlin Stateira sowie die Hand seiner ebenfalls gefangenen Tochter Stateira anbot. Im Anschluss spielte sich ein vermutlich von Kallisthenes von Olynth, den Alexander als Hofhistoriker mit auf den Feldzug genommen hatte, verbreitetes Gespräch ab: Der Befehlshaber Parmenion meinte, wäre er Alexander, so würde er akzeptieren. Alexander entgegnete, das würde er auch tun, wenn er Parmenion wäre. Alexander ließ Dareios mitteilen, er, Alexander, werde sich nehmen, was er wolle; wenn Dareios etwas von ihm erbitten wolle, solle er zu ihm kommen. Der Damm wurde in größerer Breite wiederhergestellt und mit neuen Türmen versehen. In der Zwischenzeit – nach den Winterstürmen – trafen auch die phönizischen Flottenkontingente und die Geschwader der Könige von Zypern in ihren Heimathäfen ein und standen nun Alexander zur Verfügung; insgesamt 250 Schiffe, darunter auch Vier- und Fünfruderer. Diese Bundesgenossenschaft lag auch in der Feindschaft der kleineren Städte Phöniziens gegen Tyros begründet: Die Metropole hatte zwanzig Jahre zuvor zwar einen Aufstand unter Führung von Sidon gegen die Perser befürwortet und Hilfe zugesagt, dann jedoch den Verlauf der Auseinandersetzungen abgewartet und war von den Persern für diese Haltung belohnt worden. Nach der Niederschlagung der Erhebung und der Zerstörung von Sidon errang Tyros die Vorherrschaft unter den phönizischen Handelsstädten. Während die neu gewonnene Flotte ausgerüstet wurde, unternahm Alexander eine Expedition durch das küstennahe Gebirge des Antilibanon, um die Festungen von Gebirgsstämmen zu bezwingen, den Nachschub (Holz für den Maschinenbau) und die Verbindung nach Damaskus zu sichern. Die Karthager konnten den Tyrern nicht helfen, da sie sich im Krieg mit Syrakus befanden. Nach weiteren wechselvollen Kämpfen um die Stadtmauern und zur See, die die Tyrer immer mehr Schiffe kosteten, war die Zeit zum Sturmangriff reif. Alexander beschloss einen kombinierten Land- und Seeangriff. Auf der durch den Damm erreichbaren Seite gelang es, Breschen in die Mauern zu schlagen und ein Landeunternehmen durchzuführen. Die phönizischen Schiffe sprengten die Sperrketten im Südhafen und bohrten die dort liegenden Schiffe in den Grund, die zyprische Flotte verfuhr ebenso im Nordhafen – dort gelang es den Truppen, zusätzlich in die Stadt einzudringen. Die überlieferte Zahl von 8000 Gefallenen der Stadt soll sich auf die gesamte Belagerungszeit beziehen. Ob die anschließende angebliche Kreuzigung von 2000 Kämpfern den Tatsachen entspricht, ist umstritten. Im Vorfeld des letzten Angriffes ließ Alexander Schiffe der Karthager und seiner verbündeten Phönizier zur Evakuierung der Bevölkerung passieren. In Heiligtümer oder Tempel Geflüchtete wurden verschont. Zahlreiche Einwohner – die überlieferte Zahl von 30.000 gilt allerdings als stark übertrieben – wurden in die Sklaverei verkauft. Das war in der Antike eine gängige Praxis, um die Kriegskassen aufzufüllen. Alexander soll allerdings sehr selten zu diesem Mittel gegriffen haben, da er die Bevölkerung für sich gewinnen wollte, denn er konnte sich eine ständige Bedrohung durch Aufständische in seinem kaum durchgängig besetzbaren Hinterland nicht leisten. Tyros wurde wieder aufgebaut und neu besiedelt, um unter makedonischer Hoheit die beherrschende Position in Phönizien zu sichern. Die Nachricht von diesem mit modernster Kriegstechnik errungenen Sieg – die Belagerungstürme sollen eine Höhe von 45 Metern erreicht haben – machte in der antiken Welt weit über die betroffene Region hinaus einen starken Eindruck. Eroberung von Gaza Alexander, der während der Belagerung auch die Verwaltung und Logistik in den neu gewonnenen Gebieten ordnete, „brach etwa Anfang September 332 von Tyros auf.“ Die Städte und Stämme im südlichen Syrien ergaben sich bis auf die Hafenstadt Gaza. Die Stadt war seit Jahrhunderten der Hauptumschlagplatz des Gewürzhandels. Mit einer Eroberung Gazas konnte Alexander einen der lukrativsten Handelsbereiche zwischen Ost und West unter seine Kontrolle bringen, doch standen den Makedonen dort nicht nur eine recht starke persische Garnison, deren Kommandeur, ein Eunuch namens Batis, als gegenüber Dareios besonders loyal galt, sondern auch arabische (nabatäische) Söldnertruppen gegenüber. Gaza konnte sich rund zwei Monate halten und wurde erst nach harten Kämpfen erobert, bei denen Alexander selbst verwundet wurde. Wie zuvor im Fall von Tyros verhielt sich Alexander nach seinem Sieg gnadenlos gegenüber den Verteidigern. Möglicherweise ist der erbitterte persische Widerstand auch auf die Strategie des Dareios zurückzuführen, sich im Westen so viel Zeit wie möglich zu erkaufen, um im Osten weitere Truppen für den Kampf gegen Alexander zu sammeln. Dass der Kommandant Batis nach der Eroberung wie Hektor durch Achilles vor Troja um die Stadt geschleift worden sein soll, wird angezweifelt. Einen unmittelbaren Gewinn konnte sich Alexander von einer Eroberung nicht versprechen, denn die Gewürzhandelsgeschäfte des Jahres waren abgeschlossen, da „die Route nur einmal im Jahr befahren wurde.“ Wetterverhältnisse und „Orientierungsschwächen beschränkten die Aktivitäten mediterraner Seefahrt auf das halbe Jahr zwischen Mai und Oktober, in dem das Wetter in der Regel verläßlich gut war. […] Faktisch lag der Zeitpunkt Mitte August (Hesiod, 700 v. Chr.), denn es stand auch noch die Rückreise an.“ Organisiert war diese Fahrt bis in die Spätantike als riesiges „Kauffahrtgeschwader“ zuerst entlang der östlichen Küsten – vor allem Kornfrachter, Sklaven- und Baumaterial-Transporten sowie Postschiffen und anderen, die dann übers Meer von Kriegsschiffen begleitet wurden. Durch die Belagerung von Tyros waren die Handelsunternehmen 332 v. Chr. schon stark beeinträchtigt worden. Alexander nahm sofort den Hafen von Gaza zum Antransport der zerlegten Belagerungsmaschinen in Beschlag. Die Stadt selbst lag nahe dem Meer auf einem flachen Hügel. Gaza war auch der letzte freie Ankerplatz für die persische Flotte in Syrien und somit auch an der kompletten östlichen Mittelmeerküste. Die Flotte war mittlerweile in Auflösung begriffen, da die griechischen Kontingente nun ebenfalls – klimabedingt – im Herbst in ihre Heimathäfen zurück segelten. Es wird davon ausgegangen, dass der Gewürztransport nach Gaza danach in der „Felsenstadt“ Petra – der davor liegenden Station der Weihrauchstraße – angehalten wurde. Petra war „zentrales Weihrauchlager“, da die Stadt in einem Talkessel gewaltige Lagerhallen (Höhlen) besaß. „In Petra saßen die Ökonomen, die kontrollierten, was sie zu welchem Preis an die mediterranen Küsten bringen wollten.“ Für 332 war das Geschäft allerdings schon gelaufen. Den jahreszeitlichen Bedingungen zufolge kehrten im Herbst auch die Kauffahrtsflotten zurück und trafen in Phönizien überall in Häfen ein, die von den Makedonen kontrolliert wurden. Die Auflösung der persischen Kriegsflotte im Herbst war ebenfalls eine Routineangelegenheit, doch war es allen Beteiligten klar, dass die Kontingente auf Grund der makedonischen Besetzung sämtlicher Festlandshäfen im östlichen Mittelmeer im nächsten Frühjahr nicht wieder unter persischem Kommando zusammengeführt werden würden. Seekrieg (332 v. Chr.) Während Alexander mit dem Heer 332 v. Chr. den größten Teil des Jahres mit Belagerungen zur Vervollständigung seiner Blockade der persischen Seemacht verbrachte – und dabei die phönizischen Hafenstädte und ihren Handel unter seine Kontrolle nahm –, war die Flotte der Perser durch den bereits im Frühjahr erfolgten Abzug der phönikischen und kyprischen Kontingente geschwächt und verhielt sich defensiv. Die persischen Admirale Pharnabazos und Autophradates versuchten – meist mit Hilfe begünstigter oder eingesetzter Machthaber – die wichtigsten Inseln unter ihrer Kontrolle zu behalten. In Griechenland, das Alexanders Statthalter Antipater bis auf die Peloponnes fest im Griff hatte, rührte sich kein Widerstand. Lediglich der Spartanerkönig Agis III. setzte noch auf die persische Karte und hatte Kreta durch seinen Bruder und Mitregenten Agesilaos besetzen lassen. Doch schon im Vorjahr, noch während des Aufenthalts in Gordion 333 v. Chr., hatte Alexander „Amphoteros, den Bruder des Orestiden Krateros“ beauftragt, „‚in Übereinstimmung mit den Abmachungen des Bündnisses‘ eine neue griechische Flotte auszurüsten.“ Dank „der erbeuteten Schätze aus Sardis“ gelangen die Anfänge dazu und nach dem Sieg bei Issos und dem darauf folgenden Winter, der keine Flottenunternehmungen zuließ, stand Alexanders neue Flotte im Frühjahr 332 v. Chr. bereit. Nun konnten die makedonischen Nauarchen Hegelochos und Amphoteros ihrerseits systematisch die Inseln besetzen – von Tenedos und Chios (wo der persische Admiral Pharnabazos mit der Besatzung von 15 Trieren in Gefangenschaft geriet) – bis nach Kos und schließlich Lesbos. Dort handelte der athenische Söldnerführer Chares mit zweitausend Mann freien Abzug aus und begab sich nach Tainaron, dem Hafen und Söldnermarkt südlich von Sparta. Amphoteros unterwarf zuletzt noch die kretischen Stützpunkte, während Hegelochos bereits nach Ägypten steuerte, „um selbst die Meldung vom Ausgang des Kampfes gegen die persische Seemacht zu überbringen, zugleich die Gefangenen abzuliefern […] So war mit dem Ausgang des Jahres 332 der letzte Rest einer persischen Seemacht, die das makedonische Heer im Rücken zu gefährden und dessen Bewegungen zu hindern vermocht hätte, vernichtet.“ Besetzung Ägyptens (332–331 v. Chr.) Nach der Eroberung von Gaza machte sich Alexander mit einem Teil seines Heeres auf den Weg nach Ägypten. Ägypten war in den vorangegangenen sieben Jahrzehnten mehrfach von den Persern angegriffen und besetzt worden und ging ihnen regelmäßig durch Aufstände wieder verloren. Erst seit drei Jahren war es wieder in der Hand des Großkönigs, doch „Ägypten war von Truppen entblößt, weil der Satrap Sabakes mit einem großen Aufgebot nach Issos gekommen und selbst dort gefallen war. […] Mazakes, vom Großkönig [..] zum (neuen) Satrapen ernannt, konnte nicht an Widerstand denken.“ Er übergab unter Auslieferung von 800 Talenten für freies Geleit die Grenzfestung Pelusion. Ein Teil der makedonischen Flotte segelte nun den Nil aufwärts zur Hauptstadt Memphis, während sich Alexander mit den Truppen auf dem Landmarsch über Heliopolis dorthin begab. In Memphis opferte Alexander dem ägyptischen Gott Apis, wie er auch den Göttern anderer eroberter Länder Opfer darbrachte, anstatt ihn zu verachten wie der persische Großkönig Artaxerxes III., der den heiligen Stier des Gottes hatte töten lassen. „Als Gegengabe scheint Alexander als Pharao des Oberen und Unteren Ägyptens gekrönt worden zu sein, wenngleich diese Ehrung nur in dem „frei erfundenen“ Alexander-Roman erwähnt wird.“ „Die Krönung kann nicht auf einen Monat genau datiert werden, bestätigt wird sie aber durch die Pharaonentitel, die ihm in ägyptischen Tempelinschriften [etwa auf dem Amun-Tempel von Luxor] zugeschrieben sind.“ Alexander zog danach am westlichen Nil entlang nordwärts und gründete im Januar 331 v. Chr. an der Mittelmeerküste Alexandria, die bedeutendste all seiner Stadtgründungen. Im März zog Alexander von Paraetonium aus 400 Kilometer südwestwärts durch die Wüste zum Orakel von Siwa, einem dem Gott Amun geweihten Tempel. Was er dort an Botschaften empfing, ist unbekannt. Antike Quellen berichten, Alexander habe dort erfahren, dass er der Sohn des Zeus sei; so soll ihn der oberste Priester als „Sohn des Zeus“ begrüßt haben. Jedoch hatte Alexander sich schon vorher als Sohn des Zeus bezeichnet. Womöglich sollte man den religiös-kulturellen Aspekt dieser Reise aber nicht zu sehr gewichten, denn ebenso können ökonomische Gründe eine Rolle gespielt haben, so die Unterwerfung der Kyrenaika und die Kontrolle über die wirtschaftlich wichtigen Karawanenwege in dieser Region. Von Siwa kehrte Alexander nach Memphis zurück, verweilte dort einige Wochen und führte seine Truppen dann zurück nach Palästina. Eroberung des persischen Kernlands (331–330 v. Chr.) Im Mai 331 v. Chr. kehrte Alexander nach Tyros zurück. Er befahl hier den Wiederaufbau der Stadt, die er mit befreundeten Phöniziern wieder besiedeln ließ. 15.000 zusätzliche Soldaten waren im Frühling aus Makedonien entsandt worden, und bei Tyros trafen sie im Juli mit Alexander zusammen. Seine Armee bestand nun aus 40.000 Fußsoldaten und 7000 Reitern. Alexander zog ostwärts durch Syrien und überquerte den Euphrat. Sein Plan mag gewesen sein, von hier aus südwärts nach Babylon zu ziehen, doch eine Armee unter dem persischen Satrapen Mazaios verstellte den Weg. Alexander vermied die Schlacht, die ihn viele Männer gekostet hätte, und zog stattdessen nordwärts. Derweil zog Dareios selbst eine neue große Streitmacht in Assyrien zusammen, und dieses Heer war es, das Alexander treffen wollte. Im September 331 v. Chr. überquerte das Heer den Tigris. Am 20. September, unmittelbar vor der Schlacht, kam es zu einer Mondfinsternis, die die Perser verunsicherte, weil sie sie als schlechtes Omen deuteten. Das Heer Alexanders lagerte 11 Kilometer von der persischen Armee entfernt bei einem Dorf namens Gaugamela, weshalb die folgende Schlacht als Schlacht von Gaugamela bekannt wurde. Am 1. Oktober kam es zum Kampf. Wenngleich das Heer des Dareios auch diesmal den Truppen Alexanders zahlenmäßig weit überlegen war, siegte abermals Alexander. Er vermochte aber nicht, Dareios selbst zu töten oder gefangen zu nehmen. Obwohl dieser damit erneut entkommen war, war seine Armee praktisch vernichtet. Alexander dagegen hatte nun die Herrschaft über Babylonien gewonnen und konnte ungehindert ins reiche Babylon einziehen. Mazaios, der sich nach der Schlacht von Gaugamela nach Babylon zurückgezogen hatte, übergab die Stadt an Alexander, der sie durch das Ischtar-Tor betrat und sich zum „König von Asien“ ausrufen ließ. Während die Griechen die Völker Asiens zuvor als Barbaren verachtet hatten, sah Alexander sie mit anderen Augen. Fasziniert von der Pracht Babylons befahl er die Schonung aller Bauwerke. Alexander verzieh dem persischen Satrapen Mazaios und ernannte ihn zu seinem Statthalter in Babylon. Nach fünfwöchigem Aufenthalt zog Alexander weiter ostwärts, um die großen persischen Städte im Kernland anzugreifen. Susa ergab sich kampflos. Im Januar 330 v. Chr. erreichten die Makedonen die persische Hauptstadt Persepolis. Zahlreiche Einwohner begingen vor seinem Einzug Selbstmord oder flohen. Die ältere Meinung, Alexander habe die Stadt plündern und den Königspalast niederbrennen lassen, ist inzwischen von der jüngeren Quellenkritik relativiert worden. Archäologische Funde bestätigen, dass lediglich die Gebäude, die Xerxes I. errichtet hatte, brannten, was die Darstellung Arrians wahrscheinlicher macht. Verfolgung und Tod des Dareios (330 v. Chr.) Zwar war Persien nun in Alexanders Hand, doch König Dareios III. war noch immer am Leben und auf der Flucht. Da Alexander mitgeteilt worden war, dass Dareios sich in Medien aufhalte, folgte er seiner Spur im Juni nach Nordwesten nach Ekbatana. Doch auch Dareios’ Anhängerschaft hatte jetzt keine Hoffnung mehr, Persien zurückzugewinnen. Die Vollkommenheit der Niederlage ließ nur die Möglichkeit zu, sich zu ergeben oder zeitlebens zusammen mit Dareios zu fliehen. Bisthanes, ein Mitglied der Königsfamilie, entschied sich, in Ekbatana zu bleiben, wo er Alexander empfing und ihm die Stadt übergab. Alexander zeigte sich wiederum großzügig und ernannte einen Perser zu seinem Statthalter in Medien. In Ekbatana entließ Alexander auch die griechischen Verbündeten und die thessalischen Reiter, was als Zeichen zu verstehen war, dass der vom Korinthischen Bund beschlossene „Rachefeldzug“ damit beendet war. Teile des Bundesheeres wurden jedoch von Alexander als Söldner angeworben. Dareios setzte inzwischen seine Flucht fort. Er hoffte, Zuflucht in Baktrien zu erhalten, wo ein Verwandter namens Bessos Satrap war. Bessos aber setzte Dareios gefangen und schickte einen Unterhändler zu Alexander. Er bot ihm an, Dareios an die Makedonen zu übergeben, wenn im Gegenzug Baktrien frei bliebe. Alexander ging nicht auf die Verhandlungen ein und setzte die Verfolgung fort. Bessos tötete seine Geisel im Juli und floh seinerseits. Die Leiche des Dareios wurde von Alexander nach Persepolis gebracht und dort feierlich beigesetzt. Verfolgung des Bessos (330–329 v. Chr.) In der Zwischenzeit hatte Alexander erkannt, dass er zur Sicherung der Herrschaft über das Perserreich die Unterstützung der persischen Adligen brauchte. Er nutzte Dareios’ Ermordung daher, die Perser zu einem Rachezug gegen Bessos aufzurufen, der sich nun den Namen Artaxerxes gegeben hatte und sich Großkönig von Persien nannte. Die Soldaten waren wenig begeistert davon, dass sie den Tod ihres Erzfeindes vergelten und zudem gemeinsam mit Persern kämpfen sollten. Außerdem war ihnen das Land im Nordosten vollkommen unbekannt. Die dortigen Provinzen Baktrien und Sogdien lagen in etwa auf den Territorien der heutigen Staaten Afghanistan, Usbekistan und Turkmenistan. Im August 330 v. Chr. brach Alexander zu einem neuen Feldzug auf und eroberte zunächst Hyrkanien an der Südküste des Kaspischen Meeres. Unter jenen, die mit Alexander kämpften, war Oxyartes, ein Bruder des Dareios. Statt von Hyrkanien den direkten Weg nach Baktrien zu wählen, zog Alexander über Aria, dessen Satrap Satibarzanes an Dareios’ Gefangennahme beteiligt gewesen war. Alexander eroberte die Hauptstadt Artacoana, verkaufte die Einwohner in die Sklaverei und benannte die Stadt in Alexandreia um; der heutige Name der Stadt ist Herat. Auf seinem weiteren Weg kam es zu einem Zwischenfall, als Philotas, der Sohn des Parmenion, beschuldigt wurde, einen Anschlag auf Alexanders Leben unternommen zu haben. Ob dieser Versuch wirklich unternommen worden war, ist unklar. Vielleicht diente die Affäre Alexander bloß als Vorwand, sich Parmenions zu entledigen, der zum Wortführer seiner Kritiker avanciert war. Sie missbilligten Alexanders Neigung, die Perser zu ehren und ihre Gewänder zu tragen, und sahen dies als Anbiederung an ein barbarisches Volk an. Philotas wurde an Ort und Stelle mit einem Speer getötet. Ein Kurier wurde dann zu den Adjutanten des in Ekbatana gebliebenen Parmenion gesandt. Sie töteten Parmenion auf Alexanders Befehl. Nach beschwerlicher Reise entlang des Flusses Tarnak erreichte Alexander im April 329 das Zentrum des heutigen Afghanistan und gründete Alexandria am Hindukusch (heute Chârikâr). Von hier aus wollte Alexander das Gebirge überschreiten und auf diesem Wege in Baktrien einfallen. Einer Legende zufolge fand man hier den Berg, an den der Titan Prometheus gekettet worden war. Als die Nachricht nach Baktrien gelangte, dass Alexander dabei war, den Hindukusch zu übersteigen, fürchteten die Einwohner von Baktra (heute Balch) die Bestrafung ihrer Stadt und vertrieben Bessos. Die beschwerliche Überquerung des Gebirges hatte die Soldaten indessen gezwungen, manche ihrer Lasttiere zu schlachten. Als sie erschöpft in Baktrien ankamen, wurde das Land ihnen kampflos übergeben. Alexander ernannte seinen persischen Vertrauten Artabazos, den Vater der Barsine, zum Satrapen. Alexander hielt sich nicht lange in Baktra auf und folgte weiterhin Bessos, der nordwärts zum Oxus (Amudarja) geflohen war. Der 75 Kilometer lange Marsch durch wasserlose Wüste wurde vielen zum Verhängnis. Bessos hatte inzwischen alle Schiffe zerstören lassen, mit denen man den Amudarja hätte überqueren können. Die Makedonen brauchten fünf Tage, um genügend Flöße für die Überquerung des Flusses anzufertigen. Dann setzten sie in Sogdien im heutigen Turkmenistan über. Die Begleiter des Bessos wollten nun nicht länger fliehen. Sie meuterten gegen ihn, nahmen ihn gefangen und händigten ihn an Alexander aus. Dieser zeigte sich gnadenlos und ließ Bessos die Nase und die Ohren abschneiden. Anschließend übergab Alexander den Verstümmelten an Dareios’ Bruder Oxyartes, damit er ihn nach Medien an den Ort brächte, wo Dareios ermordet worden war. Dort wurde Bessos gekreuzigt. Alexander ging indessen weiter nach Norden und erreichte die sogdische Hauptstadt Marakanda (heute Samarkand). Das Perserreich unterstand nun Alexander, und niemand außer ihm selbst erhob mehr Anspruch auf den Königstitel über Persien. Alexander in Sogdien (329–327 v. Chr.) Nach der Einnahme von Marakanda zog Alexander noch weiter bis zum Syrdarja und gründete dort im Mai 329 v. Chr. die Stadt Alexandria Eschatê („das entfernteste Alexandria“), das heutige Chudschand in Tadschikistan. Etwa gleichzeitig erhob sich die Bevölkerung Sogdiens gegen ihn. Anführer der Rebellion, die Alexander erhebliche Schwierigkeiten bereitete, war ein Mann namens Spitamenes, der zuvor Bessos verraten und an Alexander übergeben hatte. Die Sogdier, die Alexander zunächst begrüßt hatten, nun jedoch sahen, dass eine Fremdherrschaft durch eine andere ersetzt wurde, machten die makedonischen Besatzungen nieder. Alexander zog Truppen zusammen und marschierte von einer rebellischen Stadt zur anderen, belagerte sieben von ihnen und tötete anschließend sämtliche männlichen Einwohner, wohl um ein abschreckendes Exempel zu statuieren. In der Zwischenzeit eroberte Spitamenes Marakanda zurück, doch Alexander gewann die Stadt erneut, wobei Spitamenes allerdings entkam. Da das Heer geschwächt und stark reduziert war, musste Alexander von der Verfolgung ablassen. Im Zorn brannte er Dörfer und Felder jener Bauern nieder, die die sogdische Revolte unterstützt hatten. Für den Winter 329/328 v. Chr. zog er sich nach Baktra zurück und erwartete neue Truppen, die bald darauf aus dem Westen eintrafen und bitter benötigt wurden. Im Frühling 328 v. Chr. kehrte Alexander nach Sogdien zurück. Den Quellen zufolge gründete er am Amudarja ein weiteres Alexandria, das vielleicht mit der heutigen Siedlung Ai Khanoum identisch ist. Der Kampf gegen die sogdischen Rebellen dauerte das ganze Jahr. Erst Monate später zeigte sich, dass die Anhänger des Spitamenes ihren Befehlshaber zu verlassen begannen. Das Haupt des Rebellenführers wurde Alexander schließlich im Dezember 328 v. Chr. überbracht. Während der Sieg gefeiert wurde, kam es zu einem Streit zwischen Alexander und seinem General Kleitos. Kleitos, der altmakedonisch gesinnt war, sollte demnächst nach Baktrien aufbrechen. Grund war vermutlich sein Alter, aber Kleitos sah dies als Herabsetzung an. Es ist auch möglich, dass Kleitos bei dieser Gelegenheit die Proskynese kritisierte, ein von Alexander übernommenes persisches Hofritual der Unterwerfung unter den Herrscher. Die Streitenden waren zu diesem Zeitpunkt betrunken, und Kleitos hatte Alexanders Vater Philipp zu loben begonnen. Hierdurch fühlte sich Alexander so beleidigt, dass es zum Streit kam, in dessen Verlauf Alexander vergeblich nach seinen Waffen suchte, da sie vorsichtshalber von einem Leibwächter beiseitegelegt worden waren. Alexander, der möglicherweise Verrat befürchtete, rief in höchster Erregung auf Makedonisch nach einer Lanze, entriss einer Wache eine und tötete mit ihr Kleitos, der ihm am Granikos das Leben gerettet hatte. Als Alexander wieder bei Besinnung war, bereute er diese Tat zutiefst: Es heißt, er solle geklagt und geweint und versucht haben, sich das Leben zu nehmen. Er sah diese Tat jedenfalls als einen seiner schwersten Fehler an. Alexanders Neigung zu übermäßigem Alkoholgenuss, zumeist in allgegenwärtiger Gesellschaft, blieb eine Schwäche, bei der er häufig die Selbstkontrolle verlor. Das gemeinsame Trinken der Männer (Symposion) gehörte fest zum gesellschaftlichen Leben in der griechischen Welt. Im folgenden Jahr 327 v. Chr. eroberte Alexander noch zwei sogdische Bergfestungen. Dann war niemand mehr übrig, der ihm Widerstand hätte leisten können. Zwei Jahre hatten die Sogdier sich gegen Alexander erhoben und ihn in immer neue Scharmützel verwickelt. Nach dieser Zeit waren die meisten von ihnen tot oder versklavt. Bevor Alexander nach Baktrien zurückkehrte, ließ er 11.000 Mann Besatzung in den eroberten Gebieten Sogdiens zurück. Alexander in Baktrien (327 v. Chr.) Zurück in Baktra gab Alexander eine Reihe von Befehlen, die seine makedonische Generalität weiter von ihm entfremdete. Da sich baktrische Reiter bei den Feldzügen in Sogdien als hilfreich erwiesen hatten, befahl Alexander seinen Generälen, 30.000 junge Perser und Baktrier zu Phalanx-Soldaten auszubilden. Auch in die Kavallerie wurden Einheimische integriert. Die Soldaten akzeptierten die Auflagen widerstrebend, denn noch immer trauten sie den Persern nicht. Alexander heiratete in Baktra die sogdische Prinzessin Roxane, Tochter eines Mannes namens Oxyartes (nicht identisch mit dem gleichnamigen Bruder des Dareios). Durch diese politische Heirat gedachte er zur Befriedung Sogdiens beizutragen. Dafür schickte Alexander seine langjährige Geliebte Barsine und den gemeinsamen unehelichen Sohn Herakles fort. Die Heirat war auch eine Beleidigung für Alexanders Verbündeten Artabazos, den Vater der Barsine, seinen Statthalter in Baktrien. Außerdem versuchte Alexander, das persische Hofritual der Proskynese einzuführen: Jeder, der vor den König treten wollte, musste sich vor ihm verbeugen und das Gesicht auf den Boden pressen. Freie Makedonen und Griechen unterzogen sich einer solchen Unterwerfungsgeste allerdings nur vor den Göttern. Es heißt, dass mehrere von Alexanders Generälen sich weigerten, sich derart vor ihm zu erniedrigen. Fortan galt sie nur noch für Perser. Alexanders Anordnungen wurden als so befremdlich empfunden, dass es diesmal zur offenen Revolte unter den griechischen Soldaten zu kommen drohte. Im Rahmen der sogenannten Pagenverschwörung ließ Alexander auch eine Reihe von einstigen Gefolgsleuten hinrichten, darunter seinen Hofbiografen Kallisthenes. Indienfeldzug (326 v. Chr.) Nach der Eroberung des gesamten Perserreichs fasste Alexander den Beschluss, sein Imperium weiter nach Osten auszudehnen. Indien war für die Griechen ein halblegendäres Land, über das sie kaum etwas wussten. Das Land, das damals Indien genannt wurde, ist nicht identisch mit dem heutigen Staat Indien. Es begann dort, wo Persien endete, im Osten Afghanistans, und umfasste Pakistan und das heutige Indien. Eine definierte Ostgrenze gab es nicht, da kein Reisender jemals weit nach Indien vorgedrungen war. Die westlichsten Teile jenes Indiens hatten zu Zeiten Dareios’ I. zu Persien gehört. Indien war kein geeinter Staat, sondern bestand aus einer Vielzahl von Kleinstaaten. Für den Indienfeldzug gab es keinerlei militärische Notwendigkeit. Die Gründe werden auch heute noch in der Forschung diskutiert, ohne dass bisher eine Einigung erzielt worden wäre. Möglicherweise waren es Alexanders Kriegslust, eine Art irrationales Streben und Sehnsucht nach Erfolgen (pothos) – Arrian spricht davon, Alexander sei „Sklave seines unstillbaren Ehrgeizes“ gewesen. Auch Thesen wie die von dem Bestreben, seine Autorität durch immer neue militärische Siege zu festigen, werden angeführt. Auch seine Neugier und sein Forscherdrang, auf die es in den Quellen zahlreiche Hinweise gibt, spielten eine Rolle. Anfang des Jahres 326 v. Chr. stieß Alexander mit zwei Heeren ins Tal des Flusses Kabul vor, das damals ein Teil Indiens war. Der Vorstoß war von besonderer Grausamkeit gekennzeichnet. Immer seltener ließ Alexander gegenüber eroberten Regionen Großmut walten. Städte und Dörfer wurden zerstört und ihre Bevölkerung ermordet. Die zwei Armeen trafen einander am Indus. Alexander machte das Land zwischen Kabul und Indus zur Provinz Gandhara und ernannte seinen Gefolgsmann Nikanor zu deren Statthalter. Am anderen Ufer des Indus wurden Alexanders Truppen von Omphis empfangen, dem König von Taxila, das etwa 30 Kilometer vom heutigen Islamabad entfernt lag. Hier traf Alexanders Zug eine Gruppe nackter indischer Weiser, die die Makedonen Gymnosophisten nannten. Darunter war Kalanos, den Alexander aufforderte, ihn auf seinen weiteren Feldzügen zu begleiten. Kalanos stimmte zu und wurde Alexanders Ratgeber; offensichtlich war er bei den kommenden Verhandlungen mit indischen Führern sehr von Nutzen. Vom Hof des Omphis aus rief Alexander die anderen Staaten des Punjab auf, sich ihm zu unterwerfen und ihn als Gott anzuerkennen. Dies verweigerte Poros, der König von Pauravas, das von Taxila durch den Fluss Hydaspes (heute Jhelam) getrennt war. Im Mai überquerte Alexander während eines Platzregens den Hydaspes und besiegte eine berittene Einheit unter dem Sohn des Poros. Die Griechen und Perser zogen weiter ostwärts. Zahlenmäßig waren sie dem kleinen Heer des Poros, das sie erwartete, überlegen, doch kamen sie in dem üppig bewaldeten Land mit seinen ständigen Regenfällen schwer zurecht. Außerdem waren Berichte zu ihnen gedrungen, dass Poros eine Einheit von 85 bis 200 Kriegselefanten unterhielt. Diese kannten die Makedonen nur aus der Schlacht von Gaugamela, wo Dareios III. etwa 15 dieser Tiere eingesetzt hatte. In der Schlacht am Hydaspes wurden die Inder besiegt. In dieser Schlacht soll Alexanders Pferd Bukephalos im Hydaspes zu Tode gekommen sein, obwohl andere Quellen sagen, es sei schon vor der Schlacht an Altersschwäche eingegangen. Seinem langjährigen Reittier zu Ehren gründete Alexander die Stadt Bukephala (heute wahrscheinlich Jhelam in Pakistan). Poros wurde begnadigt und zu Alexanders Statthalter in Pauravas ernannt. Weiter im Osten am Ganges lag das Königreich Magadha, das selbst den Menschen des Punjab kaum bekannt war. Alexander wollte auch dieses Land erobern. Bei heftigem Monsunregen quälte sich die weitgehend demoralisierte Armee ostwärts und hatte einen Hochwasser führenden Fluss nach dem anderen zu überqueren. Ende Juli stand die Überquerung des Hyphasis (heute Beas) an, und von Magadha waren die Soldaten noch weit entfernt. Hier meuterten die Männer und weigerten sich weiterzugehen; ihr einziges Bestreben war die Heimkehr. Alexander war außer sich, wurde aber letztlich zur Umkehr gezwungen. Am Ufer des Hyphasis gründete er ein weiteres Alexandreia und siedelte hier viele Veteranen an, die damit wenig Hoffnung hegen durften, jemals wieder nach Griechenland zurückzukehren. Rückkehr nach Persien (326–325 v. Chr.) Der beschwerliche Rückweg zum Hydaspes dauerte bis zum September. In Bukephala war mit dem Bau von 800 Schiffen begonnen worden, die den Fluss abwärts zum Indischen Ozean segeln sollten. Dies waren jedoch nicht genug, um Alexanders gesamte Armee zu transportieren, so dass Fußsoldaten die Schiffe am Ufer begleiten mussten. Im November brachen sie von Bukephala auf, doch nach zehn Tagen trafen sie am Zusammenfluss des Hydaspes mit dem Acesines (heute Chanab) auf Stromschnellen, in denen mehrere Schiffe kenterten und viele Griechen ihr Leben verloren. Der weitere Weg führte durch indische Staaten, die Alexander nicht unterworfen hatte. Immer wieder wurde das Heer angegriffen, und die Perser und Griechen zerstörten Städte und Dörfer, wo sie ihnen in den Weg kamen. Im Kampf gegen die Maller wurde Alexander bei der Erstürmung einer Stadt (vielleicht Multan) durch einen Pfeil schwer verletzt. Das Geschoss drang in seine Lunge; obwohl Alexander überlebte, sollte er den Rest seines Lebens unter den Folgen dieser Verwundung leiden. Vom Krankenlager aus befahl er, dass am Zusammenfluss von Acesines und Indus ein weiteres Alexandreia (nahe dem heutigen Uch) gegründet und Roxanes Vater Oxyartes zum Statthalter der neuen Provinz ernannt werden solle. Als Nächstes griff Alexander die Staaten von Sindh an, um seiner Armee den Weg nach Süden freizukämpfen. Die Könige Musikanos, Oxykanos und Sambos wurden unterworfen. Musikanos, der später eine Rebellion anzettelte, wurde letztlich gekreuzigt. Erst als der Monsun wieder einsetzte, erreichte das Heer 325 v. Chr. die Indusmündung und den Indischen Ozean. Alexander gründete hier die Stadt Xylinepolis (heute Bahmanabad) und machte die Flotte gefechtsbereit. Während etwa ein Viertel der Armee so auf dem Seeweg die Rückkehr antreten sollte, musste der Großteil über den Landweg nach Persien zurückkehren. Im August 325 v. Chr. machte sich das Landheer unter Alexanders Führung auf den Weg. Die Flotte unter dem Befehl des Nearchos brach einen Monat später überstürzt auf, da sich die Einheimischen zu erheben begonnen hatten. Praktisch unmittelbar nach dem Abzug des Heeres fielen die gerade eroberten Kleinstaaten Indiens ab und erhoben sich gegen die in den neuen Städten zurückgebliebenen Veteranen, über deren weiteres Schicksal in den wenigsten Fällen etwas bekannt ist. Das heutige Belutschistan war damals als Gedrosien bekannt. Obwohl die Perser vor der Durchquerung der gedrosischen Wüste warnten, ging Alexander dieses Risiko ein, wahrscheinlich weil dieser Weg der kürzeste war. Die Hintergründe sind in der Forschung jedoch umstritten. Ob er wirklich die sagenhafte Königin Semiramis übertreffen wollte, ist wenigstens fraglich; wenn, dann ging es Alexander wohl darum, die Rückschläge des Indienfeldzugs durch dieses Unternehmen zu relativieren. Auch die Stärke seines Heeres zu diesem Zeitpunkt ist ungewiss, von wohl sicher übertriebenen 100.000 Mann bis zu wahrscheinlich realistischeren 30.000. Die sechzigtägigen Strapazen ließen zahllose Soldaten durch Erschöpfung, Hitzschlag oder Verdursten ums Leben kommen; dabei spielte auch der Umstand eine Rolle, dass Alexanders Führer offenbar recht unfähig waren. Im Dezember erreichten die Soldaten Pura (heute Bampur), einen der östlichsten Vorposten Persiens, und waren damit in Sicherheit. Massenhochzeit von Susa, Revolte in Opis und Tod Hephaistions (324 v. Chr.) Alexander gründete im Januar 324 v. Chr. ein weiteres Alexandreia; heute Golashkerd. Auf dem Weg westwärts stieß er in Susa auf Nearchos und seine Männer, die den Seeweg weitgehend unversehrt überstanden hatten. Neue Feiern wurden genutzt, um 10.000 persische Frauen mit Soldaten zu verheiraten – die Massenhochzeit von Susa. Alexander sah die Ehen als Notwendigkeit an, um das Zusammenwachsen von Persern und Makedonen/Griechen weiter voranzutreiben. Er selbst heiratete zwei Frauen, nämlich Stateira, eine Tochter des Dareios, und Parysatis. Er war somit nun mit drei Frauen verheiratet. Die Hochzeiten wurden nach persischem Ritual begangen. Schon Alexanders Vater hatte die Ehe mit mehreren Frauen als diplomatisches Mittel zur Stabilisierung und Ausweitung seines Machtbereiches eingesetzt. In der Forschung wurde dies als Versuch interpretiert, eine Art „Verschmelzungspolitik“ zu betreiben (Johann Gustav Droysen). Der britische Historiker Tarn sah darin gar den Versuch einer „Vereinigung der Menschheit“; viele andere moderne Historiker wie Badian oder Bosworth lehnen dies jedoch ab. Um weitere Attribute eines persischen Staates zu übernehmen, ernannte Alexander seinen langjährigen Freund Hephaistion (und nach dessen Tod Perdikkas) zum Chiliarchen (Wesir) und seinen General Ptolemaios zum Vorkoster. Beide Titel waren im Westen unbekannt. Außerdem wurden gegen mehrere Statthalter, die sich bereichert hatten oder ihren Aufgaben nicht sachgerecht nachgekommen waren, Prozesse eröffnet. Harpalos, ein Jugendfreund Alexanders und sein Schatzmeister, befürchtete aufgrund seines Verhaltens einen solchen Prozess. Er setzte sich mit 6000 Söldnern und 5000 Talenten Silber nach Griechenland ab, wurde jedoch bald darauf auf Kreta ermordet. Die Neuerungen Alexanders vergrößerten die Kluft zwischen ihm und seiner makedonischen Generalität. Da die Zahl der Soldaten iranischer Herkunft im Heer die der Makedonen zu übertreffen begann, fürchteten sie, bald gänzlich bedeutungslos zu sein. Perser durften nun auch höhere Ränge in der Armee bekleiden, was die Makedonen als unerhört ansahen. Als die Armee die Stadt Opis am Tigris erreichte, erlaubte Alexander vielen Makedonen die Rückkehr nach Hause. Was sie vorher ersehnt hatten, sahen sie nun als Affront, da dies das erste Zeichen ihrer Ersetzung durch Orientalen zu sein schien. Quellen berichten, dass manche der Soldaten Alexander wüste Beleidigungen entgegen geschrien hätten. Alexander reagierte, indem er sie ihrer Stellungen enthob und drohte, die persischen Soldaten gegen sie zu schicken. Die Soldaten entschuldigten sich, und ihnen wurde verziehen. 11.500 griechische Soldaten wurden in den Folgetagen nach Hause geschickt. Im Herbst des Jahres 324 v. Chr. ging Alexander nach Ekbatana, wo Hephaistion nach einem von vielen Trinkgelagen erkrankte und starb. Alexander, der wohl lange Jahre Hephaistions Geliebter gewesen war (zumindest bis zum Feldzug im Iran), war außer sich vor Trauer. Er ließ laut Plutarch den Arzt seines Freundes kreuzigen, die Haare von Pferden und Maultieren abrasieren und opfern, fastete mehrere Tage und richtete dann ein monumentales Begräbnis aus. Danach ließ er sämtliche Kossaier umbringen. Die Beziehung zwischen Alexander und Hephaistion wird oft mit der zwischen Achilles und Patroklos gleichgesetzt. Auch Alexander selbst nutzte diesen Vergleich, da sich das Geschlecht von Alexanders Mutter Olympias auf den Helden aus dem Trojanischen Krieg zurückführte. Alexander hatte, so wie auch sein Vater Philipp und viele andere Makedonen bzw. Griechen seiner Zeit, Liebes- und sexuelle Beziehungen sowohl zu Frauen – er hatte mehrere, deren bekannteste und wohl ernsthafteste die zu Roxane war – als auch zu Männern. Gleichgeschlechtliche Beziehungen wurden zu jener Zeit nicht geächtet, es kam aber sehr wohl auf den sozialen Status der Partner an. Alexanders letztes Jahr und sein Tod in Babylon (323 v. Chr.) Alexander ließ den persischen königlichen Schatz ausmünzen und warf damit das Vermögen der Achämeniden in das Austauschsystem des Nahen Ostens, womit ein steiler Anstieg im Volumen der Markttransaktionen im Mittelmeergebiet finanziert wurde. Dass der attische Münzfuß nunmehr – außer im ptolemäischen Ägypten – allgemein in der hellenistischen Welt galt, erleichterte den internationalen Handel und die Schifffahrt. Bei den Olympischen Spielen des Jahres 324 v. Chr. ließ Alexander das sogenannte Verbanntendekret verkünden, mit dem er den griechischen Poleis befahl, die jeweils aus politischen Gründen ins Exil getriebenen Bürger wieder aufzunehmen. Dies stellte einen massiven Eingriff in die Autonomie der Städte dar, führte zu heftigen Konflikten in den Gemeinwesen und war letztlich der Anlass dafür, dass sich Athen und mehrere andere Städte nach dem Tod des Königs im Lamischen Krieg gegen die makedonische Herrschaft erhoben. Im Februar 323 v. Chr. kehrte Alexander nach Babylon zurück. Hier bereitete er neue Feldzüge vor, die zur Einnahme der Arabischen Halbinsel führen sollten. Ob er überdies, wie Diodor berichtet, auch plante, anschließend den westlichen Mittelmeerraum mit Karthago zu erobern, ist seit langer Zeit umstritten, wird aber in der neueren Forschung zumeist angenommen, da den Makedonen im Jahre 322 v. Chr. während des Lamischen Krieges eine sehr große Flotte zur Verfügung stand, die mutmaßlich ursprünglich für das Unternehmen gegen Karthago gebaut worden war. Im Mai, kurz vor dem geplanten Aufbruch des Heeres gen Arabien, verkündete Alexander, dass sein toter Freund Hephaistion fortan als Halbgott zu verehren sei, nachdem ein Bote aus der Oase Siwa eingetroffen war, wo Alexander wegen einer Vergöttlichung Hephaistions angefragt hatte. Aus diesem Anlass veranstaltete er Feiern, bei denen er sich wieder dem unmäßigen Trunk hingab. Am nächsten Tag erkrankte er an einem Fieber, und am 10. Juni starb er schließlich. Hinsichtlich der Todesursache wurden seither mehrere Thesen diskutiert, darunter eine, nach der Alexander am West-Nil-Fieber erkrankte. Auch eine Alkoholvergiftung wird immer wieder in Erwägung gezogen. Nach einer in der Antike verbreiteten Überlieferung ist er hingegen vergiftet worden (angeblich mit dem giftigen Wasser des Styx). Wahrscheinlicher ist, dass seine körperliche Schwächung durch zahlreiche Kampfverletzungen und übermäßigen Weinkonsum zu einer Krankheit geführt hat. Da die Ärzte damals auf die reinigende Wirkung von herbeigeführtem Erbrechen und Durchfall vertrauten, war es üblich, Weißen Germer in geringen Dosen zu verabreichen. Die überlieferten Symptome Alexanders sind typisch für eine Vergiftung durch Weißen Germer. Möglicherweise verschlechterten die Ärzte seinen Zustand daher durch wiederholte Gaben des Mittels. Der Leichnam Alexanders soll zur Konservierung in Honig gelegt worden sein. Entgegen dem Wunsch des Verstorbenen, im Ammonium von Siwa begraben zu werden, wurde er in Alexandria beigesetzt. Alexanders letzte Worte auf die Frage, wem er sein Reich hinterlassen werde, sollen gelautet haben: Dem Besten. Des Weiteren äußerte Alexander eine dunkle Prophezeiung: Er glaube, dass seine Freunde große Begräbnisspiele für ihn veranstalten werden. Seinen Siegelring übergab er Perdikkas, der nach Hephaistions Tod sein engster Vertrauter gewesen war. Alexandergrab Alexander hatte eine Beisetzung im Ammonheiligtum der Oase Siwa gewünscht. Erst nach zweijährigen Vorbereitungen setzte sich der Leichenzug in Babylon in Bewegung. Er wurde in Syrien von Ptolemaios, dem künftigen König Ptolemaios I., in Empfang genommen und nach Ägypten geleitet. Dort wurde der Leichnam aber nicht in die Oase gebracht, sondern zunächst in Memphis bestattet. Später (wohl noch in der Regierungszeit Ptolemaios’ I., spätestens einige Jahre nach seinem Tod) wurde er nach Alexandria verlegt, nachdem dort eine prächtige Grabstätte für ihn errichtet worden war. Sie wurde unter König Ptolemaios IV. durch ein neues Mausoleum ersetzt, das dann auch als Grabstätte der Ptolemäer diente, die sich wie alle Diadochen auf Alexanders Vorbild beriefen. Hier wurde er in einem eines Königs würdigen Bezirk (Temenos) beigesetzt und durch Opfer geehrt. Zenobius berichtet im zweiten nachchristlichen Jahrhundert, dass Ptolemaios IV. ein Grabmonument errichtete, in dem Alexander, aber auch die anderen ptolemäischen Könige und Königinnen bestattet wurden. Die Leiche Alexanders soll sich in einem goldenen Sarkophag in einem Gewölbe befunden haben und die Grabstätte wurde Sema genannt, während der Teil, in dem die Ptolemäer bestattet waren, als Ptolemaeum bezeichnet wurde. Der Sarkophag mit der mumifizierten Leiche Alexanders wurde im 1. Jahrhundert v. Chr. von König Ptolemaios X. durch einen gläsernen ersetzt, der den Blick auf den einbalsamierten Leichnam freigab. Dieser Schritt Ptolemaios' X., der später irrtümlich als Grabschändung gedeutet wurde, sollte den Alexanderkult fördern. Für Caesar, Augustus, Septimius Severus und Caracalla sind Besuche am Grab bezeugt. Möglicherweise wurde es während der Stadtunruhen in der Spätantike oder bei einer Naturkatastrophe zerstört. In den Wirren der Spätantike ging die Kenntnis über den Ort der Grabstätte verloren (zumindest die Leiche soll laut Libanios noch Ende des 4. Jahrhunderts zu sehen gewesen sein). Der Kirchenvater Johannes Chrysostomos († 407) stellte in einer Predigt die rhetorische Frage nach dem Ort des Alexandergrabs, um die Vergänglichkeit des Irdischen zu illustrieren; er konnte also mit Sicherheit davon ausgehen, dass keiner seiner Hörer wusste, wo sich das berühmte Bauwerk befunden hatte. Die Erinnerung daran blieb aber noch in islamischer Zeit erhalten; im 10. Jahrhundert wurde eine angebliche Grabstätte gezeigt. Im 15. und 16. Jahrhundert berichteten europäische Reisende von einem kleinen Gebäude in Alexandria, das als Alexandergrab ausgegeben wurde. Seit dem 18. Jahrhundert sind viele Lokalisierungsversuche unternommen worden, die bisher alle fehlgeschlagen sind. Geschichtlicher Ausblick Nach Alexanders Tod erwies sich die Loyalität zu seiner Familie, die keinen herrschaftsfähigen Nachfolger stellen konnte, als sehr begrenzt. Zwar wurde zunächst der Erbanspruch seines geistesschwachen Halbbruders und auch der seines postum geborenen Sohnes anerkannt, doch hatte diese Regelung keinen Bestand. Seine Mutter Olympias von Epirus, seine Frau Roxane, sein Sohn Alexander IV., sein illegitimer Sohn Herakles, seine Schwester Kleopatra, seine Halbschwester Kynane, deren Tochter Eurydike und sein Halbbruder Philipp III. Arrhidaios fanden einen gewaltsamen Tod. Statt der Angehörigen des bisherigen makedonischen Königsgeschlechts übernahmen Alexanders Feldherren als seine Nachfolger (Diadochen) die Macht. Da keiner von ihnen stark genug war, sich als Alleinherrscher durchzusetzen, kam es zu einer langen Reihe von Bürgerkriegen, in denen man in wechselnden Koalitionen um die Macht rang. Im Verlauf der Diadochenkriege wurde das riesige Reich in Diadochenreiche aufgeteilt. Drei dieser Reiche erwiesen sich als dauerhaft: das der Antigoniden in Makedonien (bis 148 v. Chr.), das der Seleukiden in Vorderasien (bis 64 v. Chr.) und das der Ptolemäer in Ägypten (bis 30 v. Chr.). Alexander hinterließ zahlreiche neu gegründete Städte, von denen viele seinen Namen trugen; die bedeutendste war Alexandreia in Ägypten. Das kulturelle Vermächtnis Alexanders bestand aus der verstärkten bzw. nun erst einsetzenden Hellenisierung im Alexanderreich bzw. dessen Nachfolgereichen. Der sogenannte Hellenismus prägte die antike Welt vor allem im östlichen Mittelmeerraum und im Vorderen Orient nachhaltig über die nächsten Jahrhunderte. Rezeption Antike Quellen Alexander wurde schon zu Lebzeiten eine mythische Gestalt, wozu sein Anspruch auf Gottessohnschaft beitrug. Die zeitgenössischen erzählenden Quellen sind nicht oder nur in Fragmenten erhalten. Dabei handelte es sich, neben den Fragmenten der angeblichen Kanzleidokumente Alexanders (Ephemeriden), größtenteils um Berichte von Teilnehmern des Alexanderzugs. Der Hofhistoriker Kallisthenes begleitete Alexander, um die Taten des Königs aufzuzeichnen und zu verherrlichen. Sein Werk „Die Taten Alexanders“ reichte vielleicht nur bis 331 v. Chr., hatte jedoch einen enormen Einfluss auf die späteren Alexanderhistoriker. Weitere Verfasser von Alexandergeschichten waren König Ptolemaios I. von Ägypten, der als Offizier und Hofbeamter in der Nähe Alexanders gelebt hatte, Aristobulos, der für Alexander Unvorteilhaftes leugnete oder abschwächte, sowie Alexanders Flottenbefehlshaber Nearchos und dessen Steuermann Onesikritos. Die stärkste Nachwirkung unter diesen frühen Alexanderhistorikern erzielte Kleitarchos, der zwar ein Zeitgenosse, aber selbst kein Feldzugsteilnehmer war, sondern in Babylon Informationen von Offizieren und Soldaten Alexanders zusammentrug und zu einer rhetorisch ausgeschmückten Darstellung verband, wobei er auch sagenhafte Elemente einbezog. Zu diesen frühen Legenden gehörte beispielsweise die falsche Behauptung, Alexander und Dareios seien einander wiederholt im Nahkampf begegnet. Im 2. Jahrhundert n. Chr. schrieb der römische Senator Arrian auf der Grundlage der älteren Quellen, unter denen er Ptolemaios und Aristobulos bevorzugte, seine Anabasis, die verlässlichste antike Alexanderquelle. Wahrscheinlich behandelte auch Strabon in seinen nicht erhaltenen Historika Hypomnemata („Historische Denkwürdigkeiten“) das Leben Alexanders; seine erhaltene Geographie enthält Informationen aus verlorenen Werken der frühen Alexanderhistoriker. Weitere Nachrichten finden sich im 17. Buch der Universalgeschichte Diodors, der sich auf Kleitarchos stützte. Plutarch verfasste eine Lebensbeschreibung Alexanders, wobei es ihm mehr auf das Verständnis des Charakters unter moralischem Gesichtspunkt als auf den historischen Ablauf ankam. Quintus Curtius Rufus schrieb eine in der Antike wenig beachtete Alexandergeschichte. Justin wählte für seine Darstellung aus seiner (verlorenen) Vorlage, der Universalgeschichte des Pompeius Trogus, vor allem Begebenheiten aus, die geeignet waren, seine Leserschaft zu unterhalten. Die Berichte von Curtius, Diodor und Pompeius Trogus hängen von einer gemeinsamen Quelle ab; das Nachrichtenmaterial, das sie übereinstimmend überliefern, stammt wohl von Kleitarchos. Diese Tradition (Vulgata) bietet teils wertvolle Informationen; Curtius wird in der französischen Forschung leicht gegenüber Arrian favorisiert. Zusätzliches Material ist bei Athenaios sowie in der Metzer Epitome und dem Itinerarium Alexandri überliefert. Nur wenige Fragmente sind von den Werken des Chares von Mytilene und des Ephippos von Olynth erhalten. Legende Als Quelle für den historischen Alexander von relativ geringem Wert, aber literarisch von außerordentlicher Bedeutung ist der „Alexanderroman“. Mit diesem Begriff bezeichnet man eine Vielzahl von antiken und mittelalterlichen Biografien Alexanders, welche seine sagenhaften Taten schildern und verherrlichen. Im Lauf der Jahrhunderte wurde der Stoff fortlaufend literarisch bearbeitet und ausgeschmückt. Die griechische Urfassung in drei Büchern, die den Ausgangspunkt für alle späteren Versionen und Übersetzungen in viele Sprachen bildet, ist wahrscheinlich im späten 3. Jahrhundert in Ägypten entstanden. Ihr unbekannter Autor, der wohl ein Bürger von Alexandria war, wird als Pseudo-Kallisthenes bezeichnet, weil ein Teil der handschriftlichen Überlieferung das Werk irrtümlich dem Alexanderhistoriker Kallisthenes von Olynth zuschreibt. Diesem Werk lagen ältere, nicht erhaltene romanhafte Quellen, fiktive Briefe Alexanders und kleinere Erzählungen zugrunde. Der bekannteste unter den Briefen ist ein angeblich von Alexander an Aristoteles gerichtetes Schreiben über die Wunder Indiens, das in verkürzter Fassung in den Roman eingebaut wurde und auch separat überliefert ist. Die gängige Bezeichnung „Roman“ bezieht sich auf die literarische Gattung des Antiken Romans. Im Gegensatz zum modernen Roman hielten der Verfasser und seine antike und mittelalterliche Leserschaft an dem Anspruch fest, der Inhalt sei Geschichtsschreibung und nicht literarische Erfindung. Die Idee des historischen Alexander, er sei ein Sohn des ägyptischen Gottes Ammon (Amun), verfremdet der Romanautor, indem er aus Alexander ein uneheliches Kind macht. Alexanders Vater ist im Roman der aus Ägypten nach Makedonien geflohene König und Zauberer Nektanebos, der als Ammon auftritt (gemeint ist der Pharao Nektanebos II.). Nektanebos verführt die Königin Olympias während der Abwesenheit ihres Gemahls Philipp. Später tötet Alexander, der als Sohn Philipps aufwächst, seinen leiblichen Vater; erst dann erfährt er seine wahre Abstammung. So macht der ägyptische Autor Alexander zum Ägypter. Eine weitere wesentliche Neuerung des Pseudo-Kallisthenes ist die Einführung eines nicht historischen Italienzugs Alexanders, auf dem der Makedone nach Rom kommt. Rom unterstellt sich ihm ebenso wie alle anderen Reiche des Westens kampflos. Dann unterwirft er in schweren Kämpfen die Völker des Nordens, bevor er gegen das Perserreich zieht. Hier zeigt sich das literarische Bedürfnis, den Helden auch den Westen und Norden erobern zu lassen, damit seine Weltherrschaft vollendet wird. Roxane ist im Roman eine Tochter des Perserkönigs Dareios, die dieser sterbend Alexander zur Frau gibt. Das letzte der drei Bücher, das den Indienfeldzug und den Tod des Helden behandelt, ist besonders stark von Wundern und phantastischen Elementen geprägt. Es schildert auch Alexanders angeblichen Besuch bei der Königin Kandake von Meroe, wobei der König in Verkleidung auftritt, aber enttarnt wird (eine Episode, der spätere Bearbeiter des Stoffs eine ursprünglich völlig fehlende erotische Komponente verleihen). Schließlich wird Alexander vergiftet. Im frühen 4. Jahrhundert fertigte Iulius Valerius eine freie lateinische Übersetzung des Alexanderromans an (Res gestae Alexandri Magni). Dabei nahm er Hunderte von Erweiterungen, Änderungen und Auslassungen vor. Er beseitigte Ungereimtheiten und Formulierungen, die den Makedonenkönig in ein ungünstiges Licht rücken konnten, und fügte für Alexander vorteilhafte Details ein. Sein Alexander ist eine mit allen Herrschertugenden ausgestattete Idealgestalt; er begeht zwar Fehler, lernt aber daraus. Ein weiterer Bestandteil der antiken Alexandersage sind fiktive Dialoge des Königs mit den indischen Brahmanen sowie Briefe, die angeblich zwischen ihnen ausgetauscht wurden. Dabei versuchen die Inder, die Überlegenheit östlicher Weisheit und einer einfachen, naturnahen Lebensweise gegenüber der griechischen Zivilisation und dem Machtstreben Alexanders aufzuzeigen. Auch dieses Schrifttum war sowohl griechisch als auch lateinisch verbreitet. Da es um grundsätzliche Fragen der Lebensführung und um Askese ging, war die Wirkung in christlicher Zeit beträchtlich. Kult und Vorbildfunktion Die Herrscher, die nach Alexanders Tod in den verschiedenen Teilen seines Reichs an die Macht kamen, waren nicht mit ihm blutsverwandt, und soweit in Makedonien Loyalität zur herkömmlichen Ordnung vorhanden war, galt sie dem Herrscherhaus insgesamt, wobei es nicht speziell auf die verwandtschaftliche Nähe zu Alexander ankam. Daher gab es in den Diadochenreichen wenig Anlass für einen offiziellen staatlichen Alexanderkult; dieser blieb den einzelnen Städten überlassen. Erst in hoch- und späthellenistischer Zeit wurde der politische Rückgriff auf Alexander zu einem wichtigen propagandistischen Mittel. Einen Sonderfall bildete jedoch Ägypten, dessen neue Hauptstadt Alexandria eine Gründung Alexanders und der Ort seines Grabes war. Die dort regierenden Ptolemäer förderten von Anfang an den Alexanderkult im Rahmen ihrer Propaganda. Er bildete aber zunächst keinen zentralen Bestandteil ihrer Herrschaftslegitimation und wurde erst von Ptolemaios X., der den Doppelnamen „Ptolemaios Alexandros“ führte, intensiv politisch instrumentalisiert. Ein prominenter Gegner der Römer, König Mithridates VI. von Pontos († 63 v. Chr.), fiel durch seine mit Nachdruck betriebene Alexander-Imitation auf. Er bekleidete sich mit dem Mantel Alexanders, den er von den Ptolemäern erbeutet hatte, und illustrierte so seinen Anspruch, Vorkämpfer des Griechentums und Retter der hellenistischen Monarchie vor den Römern zu sein. Später erbeutete der römische Feldherr Gnaeus Pompeius Magnus, der Mithridates besiegte, diesen Mantel und trug ihn bei seinem Triumphzug. Mit Pompeius, dessen Beiname „der Große“ an Alexander erinnerte, begann die offenkundige römische Alexander-Imitation, zunächst als Reaktion auf die Propaganda des Mithridates. Mehrere römische Feldherren und Kaiser stellten sich propagandistisch in Alexanders Nachfolge; sie verglichen sich mit ihm und versuchten, seine Erfolge im Osten zu wiederholen. Dabei steigerte sich die Verehrung Alexanders in manchen Fällen zu einer demonstrativen Nachahmung von Äußerlichkeiten. Zu den Verehrern und Nachahmern Alexanders zählten unter den Kaisern insbesondere Trajan, Caracalla und (mit Vorbehalten) Julian. Augustus trug zeitweilig auf seinem Siegelring ein Bildnis Alexanders, Caligula legte sich den aus Alexandria geholten angeblichen Panzer Alexanders an, Nero stellte für einen geplanten Kaukasusfeldzug eine neue Legion auf, die er „Phalanx Alexanders des Großen“ nannte, Trajan setzte sich einen Helm auf, den Alexander getragen haben soll. Kaiser Severus Alexander, der ursprünglich Alexianus hieß, änderte seinen Namen in Anknüpfung an den Makedonen. Urteile Einen sehr tiefen und dauerhaften Eindruck hinterließ in Griechenland die Zerstörung Thebens. Sie wurde nicht nur von den Zeitgenossen, sondern jahrhundertelang (noch in der römischen Kaiserzeit) als unerhörte Grausamkeit empfunden, die man Alexander zur Last legte, und als historisches Musterbeispiel einer entsetzlichen Katastrophe zitiert. Besonders die antiken Redner kamen mit Vorliebe darauf zu sprechen und nutzten diese Gelegenheit, bei ihrem Publikum starke Emotionen zu wecken. Es hieß, Alexander habe wie ein wildes Tier und als Unmensch (apánthrōpos) gehandelt. Noch in byzantinischer Zeit wurde diese Deutungstradition rezipiert. Aus philosophischer Sicht wurde Alexander meist negativ beurteilt, da seine Lebensweise einen Kontrast zu den philosophischen Idealen der Mäßigung, Selbstbeherrschung und Seelenruhe bildete. Insbesondere die Stoiker kritisierten ihn heftig und warfen ihm Hochmut vor; ihre Kritik richtete sich auch gegen Aristoteles (den Gründer einer rivalisierenden Philosophenschule), der als Erzieher Alexanders versagt habe. Auch die Kyniker pflegten Alexander abschätzig zu beurteilen, wobei die Anekdote von der Begegnung des Königs mit dem berühmten kynischen Philosophen Diogenes von Sinope den Ansatzpunkt bildete. Ihr zufolge hatte Diogenes Alexander, der ihm einen Wunsch freistellte, nur gebeten: „Geh mir aus der Sonne“, und Alexander soll gesagt haben: „Wenn ich nicht Alexander wäre, wollte ich Diogenes sein.“ In der von Aristoteles gegründeten Philosophenschule der Peripatetiker war die Ablehnung Alexanders ebenfalls ausgeprägt, wenn auch nicht durchgängig. Ihr Anlass waren anscheinend ursprünglich Spannungen zwischen Aristoteles und Alexander, die noch in der römischen Kaiserzeit ein spätes Echo in einem haltlosen Gerücht fanden, wonach Aristoteles ein Gift zubereitet hatte, mit dem Alexander ermordet wurde. Das negative Alexander-Bild der Philosophen teilte auch Cicero. Er überliefert die berühmte Anekdote von dem gefangenen Seeräuber, der von Alexander wegen seiner Übeltaten zur Rede gestellt wurde, worauf der Pirat erwiderte, er handle in kleinem Maßstab aus demselben Antrieb, aus dem der König weltweit dasselbe tue. Besonders drastisch drückte Seneca die stoische Sichtweise aus. Er bezeichnete Alexander als wahnsinnigen Burschen, zum Bersten aufgeblasenes Tier, Räuber und Plage der Völker. Ähnlich äußerte sich Senecas Neffe, der Dichter Lucan. Der philosophisch orientierte Kaiser Julian, der Alexander als Feldherrn bewunderte, kritisierte ihn zugleich scharf wegen Maßlosigkeit und unphilosophischer Lebensführung. Unter den philosophisch orientierten Autoren gab es auch eine kleine Minderheit, die Alexander Lob spendete. Dazu gehörte Plutarch, der in seinen zwei Deklamationen „Über das Glück oder die Tugend Alexanders des Großen“ aus dem König einen Philosophenherrscher machte, dessen Eroberungen barbarischen Völkern Recht und Frieden brachten und die Unterworfenen so humanisierten. Bei diesen Jugendwerken Plutarchs handelte es sich allerdings um rhetorische Stilübungen, die nicht notwendigerweise seine wirkliche Auffassung spiegeln. In seiner Lebensbeschreibung Alexanders äußerte sich Plutarch weit kritischer, bemühte sich aber auch um eine Rechtfertigung Alexanders. Dion von Prusa, der den an Alexander anknüpfenden Kaiser Trajan bewunderte, würdigte die heldenhafte Gesinnung des Makedonenkönigs. Bei den Römern war ein beliebtes Thema die hypothetische Frage, wie ein militärischer Konflikt zwischen dem Römischen Reich und Alexander verlaufen wäre. Der Historiker Livius befasste sich eingehend damit und kam zum Ergebnis, dass die römischen Heerführer dem Makedonenkönig überlegen waren. Alexander habe seine Siege der militärischen Untüchtigkeit seiner Gegner verdankt. Diese Einschätzung verband Livius mit einem vernichtenden Urteil über Alexanders Charakter, der durch die Erfolge des Königs verdorben worden sei. Ähnlich urteilte Curtius Rufus, der die Siege des Makedonen mehr auf Glück als auf Tüchtigkeit zurückführte und meinte, die Herausbildung tyrannischer Züge in Alexanders Charakter sei ein Ergebnis übermäßigen Erfolgs gewesen. Der jüdische Geschichtsschreiber Flavius Josephus beschreibt Gunstbezeugungen des Makedonen für die Juden und behauptet, Alexander habe sich, als er nach Jerusalem kam, vor dem Gott, den die Juden verehrten, niedergeworfen. Dabei handelt es sich um eine jüdische Abwandlung einer griechischen Erzählung. Im 4. Jahrhundert wurden im Osten des Reichs Bronzemünzen Alexanders wie Amulette getragen. Unter den Kirchenvätern hebt sich Orosius als radikalster Kritiker Alexanders ab. In seiner auf Justin fußenden Historia adversus paganos („Geschichte gegen die Heiden“) schildert er ihn als blutdürstigen, grausamen Unmenschen und großen Zerstörer. Mittelalter Die mittelalterliche Alexander-Rezeption war außerordentlich intensiv und vielfältig. Dabei stand das Sagengut im Vordergrund. Die antike Gestalt wurde mittelalterlichen Vorstellungen angepasst; beispielsweise erhält der König eine Ritterpromotion (Schwertleite). Besonders Dichter regte der Stoff im Westen ebenso wie im Orient zur Bearbeitung an; es entstanden über 80 Dichtungen in 35 Sprachen. Quellen Die grundlegenden antiken Quellen, die im Mittelalter in West- und Mitteleuropa zur Verfügung standen, waren neben Pseudo-Kallisthenes der eifrig rezipierte Curtius Rufus, der nur als Nebenquelle dienende Justin und der viel beachtete Orosius, dessen negative Bewertung Alexanders allerdings wenig Beachtung fand. Besonders die märchenhaften Elemente des Alexanderromans machten Eindruck und regten die Phantasie der Bearbeiter zu weiteren Ausformungen an. Der Roman wurde in zahlreiche europäische Sprachen übersetzt, wobei lateinische Fassungen die Grundlage bildeten; hinzu kamen die teils stark abweichenden Versionen in orientalischen Sprachen (Armenisch, Altsyrisch, Hebräisch, Arabisch, Persisch, Türkisch, Äthiopisch, Koptisch). Eine wesentliche Rolle spielte ferner die Prophetie im biblischen Buch Daniel über den Untergang der aufeinanderfolgenden Weltreiche; in diesem Licht erschien Alexander, der nach mittelalterlicher Deutung das zweite der vier Weltreiche vernichtete und das dritte gründete, als Werkzeug Gottes. Auch dem ersten Kapitel des ersten Makkabäerbuchs war eine knappe Zusammenfassung von Alexanders Lebensgeschichte zu entnehmen; dort las man, dass er bis ans Ende der Welt gelangte und „die Welt vor ihm verstummte“. Dieser biblische Hintergrund verlieh ihm zusätzliche Bedeutung. Heldenkatalog Im Spätmittelalter zählte man Alexander zum Kreis der Neun Guten Helden, einem in der volkssprachlichen Literatur beliebten Heldenkatalog, der für die Zeit des Alten Testaments, die griechisch-römische Antike und die christliche Zeit jeweils die drei größten Helden benannte; für die Antike waren es Hektor, Alexander und Caesar. Noch breiter als in der Literatur wurde diese Heldenreihe in der Bildenden Kunst (Skulptur, Malerei, Textilkunst) rezipiert. Mittellateinische Literatur Das Alexanderbild in der lateinischsprachigen Welt des Mittelalters war großenteils vom lateinischen Alexanderroman geprägt. Im Frühmittelalter ging die Hauptwirkung nicht von der ursprünglichen Fassung der von Iulius Valerius stammenden Übersetzung aus, von der nur drei vollständige Handschriften überliefert waren; weit bekannter war ein in mehr als 60 Handschriften erhaltener, spätestens im 9. Jahrhundert entstandener Auszug (Epitome) aus diesem Werk. Um 968/969 fertigte der Archipresbyter Leo von Neapel eine neue lateinische Übersetzung des Pseudo-Kallisthenes aus dem Griechischen an, die Nativitas et victoria Alexandri Magni („Geburt und Sieg Alexanders des Großen“), die mehrfach – zuletzt noch im 13. Jahrhundert – überarbeitet und erweitert wurde; die überarbeiteten Fassungen sind unter dem Titel Historia de preliis Alexandri Magni („Geschichte von den Schlachten Alexanders des Großen“) bekannt. Der Dichter Quilichinus von Spoleto schrieb 1237/1238 eine Versfassung der Historia de preliis in elegischen Distichen, die im Spätmittelalter populär wurde. Noch weit einflussreicher war aber die schon zwischen 1178 und 1182 verfasste Alexandreis Walters von Châtillon, ein Epos in zehn Büchern auf der Grundlage der Darstellung des Curtius Rufus, das zur Schullektüre wurde und im 13. Jahrhundert als Schulbuch Vergils Aeneis an Beliebtheit übertraf. Walter verzichtete fast gänzlich auf die Auswertung des im Alexanderroman vorliegenden Materials. Für ihn war Alexander der stets siegreiche Held, der sich selbst ebenso wie alle Feinde überwand und so unsterblichen Ruhm erlangte. Das Verhältnis dieser Autoren und ihres Publikums zu Alexander war vor allem von Bewunderung für außerordentliche Heldentaten und von Staunen über das Märchenhafte und Exotische geprägt. Besondere Beachtung fand Alexanders Tod; er bot Anlass zu unzähligen religiös-erbaulichen Betrachtungen, die auf die Endlichkeit und Nichtigkeit aller menschlichen Größe angesichts des Todes abzielten. Auf diesen Aspekt wiesen unter anderem viele Kleindichtungen hin, darunter insbesondere fingierte Grabschriften Alexanders. Besonders fasziniert waren mittelalterliche Leser von einer Erzählung von Alexanders Himmelsflug und Tauchexpedition, die Leo von Neapel nach dem griechischen Roman wiedergab. Dieser Sage zufolge wollte der König nicht nur auf der Erdoberfläche die äußersten Grenzen erreichen, sondern auch den Himmel und die Tiefe des Ozeans erkunden. Zu diesem Zweck ersann und baute er mit seinen Freunden ein von Greifen gezogenes Luftfahrzeug und ein von Ketten gehaltenes gläsernes Tauchfahrzeug. Der Himmelsflug wurde von mittelalterlichen Künstlern häufig abgebildet. Hans Christian Andersen hat die Geschichte noch im 19. Jahrhundert in seinem Kunstmärchen Der böse Fürst verarbeitet, ohne jedoch Alexander namentlich zu nennen. Aus dem 12. Jahrhundert stammt das Iter ad Paradisum („Paradiesfahrt“), die lateinische Version einer jüdischen Sage über Alexanders Versuch, das irdische Paradies zu finden, den in der Genesis beschriebenen Garten Eden. Neben der Heldenverehrung kamen vereinzelt auch extrem negative Deutungen der Persönlichkeit Alexanders vor. So setzten ihn im 12. Jahrhundert die prominenten Theologen Hugo von St. Viktor und Gottfried von Admont mit dem Teufel gleich. Erzählungen aus dem Alexanderroman wurden in Weltchroniken und Enzyklopädien aufgenommen, was ihre Rezeption zusätzlich erweiterte. Die lateinische Überlieferung bildete die Grundlage für die volkssprachliche Rezeption. In den volkssprachlichen Literaturen entstanden zahlreiche Prosawerke und Dichtungen über Stoffe der Alexandersage, wobei vor allem die verschiedenen lateinischen Fassungen des Pseudo-Kallisthenes, die Historia Alexandri des Curtius Rufus und die Alexandreis Walters von Châtillon verarbeitet wurden. Romanische Literaturen Alberich von Bisinzo (Albéric de Pisançon), der im frühen 12. Jahrhundert die älteste volkssprachliche Alexander-Biografie verfasste, ein nur teilweise erhaltenes Gedicht in frankoprovenzalischem Dialekt, verwarf nachdrücklich die Legende von Alexanders unehelicher Geburt und hob seine hochadlige Abstammung von väterlicher und mütterlicher Seite hervor. Er betonte auch die hervorragende Bildung des Herrschers, die – einem mittelalterlichen Bildungsideal entsprechend – neben dem Griechischen (das der Makedone wie eine Fremdsprache lernen musste) auch Latein- und Hebräischkenntnisse umfasst habe. Nach der Mitte des 12. Jahrhunderts entstanden weitere französische Gedichte, die einzelne Episoden aus Alexanders Leben (Belagerung von Tyros, Indienfeldzug, Lebensende) behandelten. Sie wurden im späten 12. Jahrhundert zur „Standardversion“ des altfranzösischen Roman d’Alexandre (auch: Roman d’Alixandre) zusammengefügt, die von allen im romanischen Sprachraum verbreiteten volkssprachlichen Bearbeitungen des Stoffs die stärkste Wirkung erzielte. Dieses Epos besteht aus über 20 000 Versen, Zwölf- und Dreizehnsilbern; vom Roman d’Alexandre erhielt dieses Versmaß später die Bezeichnung Alexandriner. Der Roman schildert Alexanders Leben durch Verknüpfung von vier Gedichten unterschiedlichen Ursprungs. Dabei kommt zum Altbestand der Alexanderlegende noch eine Reihe von frei erfundenen Personen und Begebenheiten hinzu. Der Autor stellt Alexander im Stil der Chanson de geste wie einen sehr standesbewussten, ritterlichen Lehnsherrn des Mittelalters dar. Er hebt dabei besonders die Großzügigkeit seines Helden hervor und präsentiert das Ideal eines harmonischen Verhältnisses zwischen König und Vasallen. Neben epischen Partien, besonders in den Kampfschilderungen, finden sich auch stärker romanhafte und vom Phantastischen geprägte. Mehrere Dichter fügten später Ergänzungen hinzu, insbesondere die einem Publikumsbedürfnis entsprechende Darstellung der Rache für den Giftmord an Alexander. In England schrieb Thomas von Kent im späten 12. Jahrhundert einen Alexanderroman in Alexandrinern in anglonormannischer Sprache mit dem Titel Le roman de toute chevalerie. Er akzeptierte im Gegensatz zu allen älteren romanhaften Bearbeitungen des Stoffs problemlos die Vorstellung, dass Alexander aus einem Ehebruch seiner Mutter hervorging, was für die früheren Autoren ein nicht akzeptabler Makel gewesen war. Im 15. Jahrhundert entstanden Prosafassungen des Roman d’Alexandre. Der altfranzösische Prosa-Alexanderroman fand weite Verbreitung. Einen Höhepunkt erreichte die Alexander-Bewunderung im Herzogtum Burgund am Hof Herzog Philipps des Guten († 1467) und seines Nachfolgers, Karls des Kühnen. Die bedeutendste spanische Bearbeitung des Stoffs ist El libro de Alexandre. Dieses Epos umfasst über 10 000 Verse (Alexandriner) und ist damit die umfangreichste epische Dichtung Spaniens aus dem 13. Jahrhundert. Der unbekannte Verfasser, ein vorzüglich gebildeter Geistlicher, verfolgt ein moralisches Ziel; er will dem Leser anhand der erzählten Begebenheiten die vorbildliche Tugendhaftigkeit des Helden vor Augen stellen. In Italien entstand eine Reihe von volkssprachlichen Werken über Alexanders Lebens in Prosa und in Versen, deren Grundlage meist die lateinische Historia de preliis war. Die älteste vollständig erhaltene italienische Alexanderdichtung ist die Istoria Alexandri regis von Domenico Scolari aus der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts. Scolari christianisiert seinen Helden weitgehend; Alexander ist ein frommer, geradezu heiliger Wundertäter. Als Universalmonarch beglückt er die Welt durch Recht und Frieden. Im 15. Jahrhundert erreichte das Interesse an der Alexandersage in Italien seinen Höhepunkt. Deutsche Literatur Die deutschsprachige Alexandersage und Alexanderdichtung setzte um die Mitte des 12. Jahrhunderts mit dem Alexanderlied des Pfaffen Lamprecht ein, der sich eng an Alberichs Versroman hielt. Die drei erhaltenen, später bearbeiteten Fassungen von Lamprechts Gedicht, der „Vorauer Alexander“, der „Straßburger Alexander“ und der „Basler Alexander“, setzten jedoch in der Bewertung Alexanders unterschiedliche Akzente. Im „Vorauer Alexander“ wird deutliche Kritik am König geübt. Alexander handelt zwar nach dem Willen Gottes, wird aber als hochmütig und herrschsüchtig dargestellt; die Zerstörung von Tyros wird als schweres Unrecht verurteilt, da die Tyrer als treue Untertanen des Perserkönigs nur ihre Pflicht erfüllten. Überdies erscheint er als mitleidlos, da er nicht über den Tod der vielen Gefallenen trauert. Andererseits verfügt er aber über Umsicht, die ihn seine Neigung zu jähzorniger Unbeherrschtheit überwinden lässt, womit er ein Beispiel gibt und sich von dem sehr negativ gezeichneten Dareios abhebt. Alexander wird bewusst als zwiespältige Persönlichkeit gezeichnet. Ein einfacheres Alexanderbild entwirft ein aus ritterlich-aristokratischer Sicht wertender Autor im „Straßburger Alexander“; hier wird der König als vorbildlicher Kämpfer, Feldherr und Herrscher idealisiert. Als solcher handelt er nicht eigenmächtig, sondern sucht den Rat seiner Vasallen. Er ist klug, gerecht und gütig, und seine schon in der Antike negativ bewertete Neigung zum Jähzorn wird als einigermaßen berechtigt dargestellt. Allerdings ist er nicht frei von Hochmut; zum vollkommenen Herrscher fehlt ihm die Mäßigung, die er aber in seiner letzten Lebensphase doch noch erlangt, womit er das Ideal restlos verwirklicht. Im „Basler Alexander“ dominiert ein anderes, in der mittelalterlichen Alexander-Rezeption ebenfalls zentrales Element, die Freude am Wunderbaren, Seltsamen und Exotischen. Diese Behandlung des Stoffs zielt auf das Unterhaltungsbedürfnis eines breiten, nicht mehr primär an ritterlichen Idealen orientierten spätmittelalterlichen Publikums. Im 13. Jahrhundert verfasst der Dichter Rudolf von Ems das (allerdings unfertig gebliebene) Epos Alexander. Er schildert den König als vorbildlich tugendhaften Helden und ritterlichen Fürsten, der sich durch seine moralischen Qualitäten als Herrscher legitimiert. Alexander vollzieht als Werkzeug Gottes dessen Willen. Durch ihn werden die Perser, die mit ihrem Verhalten den Zorn des Allmächtigen hervorgerufen haben, gezüchtigt. Sein Handeln ist Teil der Heilsgeschichte, er kann christlichen Herrschern als Vorbild dienen. Ulrich von Etzenbach beschreibt in seinem zwischen 1271 und 1282 entstandenen Gedicht Alexander (28.000 Verse) den König nicht nur als edlen Ritter, sondern auch als überaus frommen Mann Gottes, der seine Siege seinem gottgefälligen Verhalten und Gottvertrauen verdankt; die ihm zugeschriebenen Tugenden stammen aus der Heiligendarstellung. Ulrich missbilligt allerdings einzelne Taten wie die Ermordung Parmenions; darin unterscheidet er sich von Rudolf, bei dem Alexander makellos ist und Parmenion sein Schicksal selbst verschuldet. 1352 vollendet der nur aus seinem einzigen Werk bekannte Dichter Seifrit seine Alexanderdichtung, in der er besonders die Rolle Alexanders als Weltherrscher betont und sich bemüht, von seinem Helden den gängigen Vorwurf des Hochmuts fernzuhalten. Im 14. und im 15. Jahrhundert war der Alexanderstoff in neuen Prosabearbeitungen weit verbreitet; die eine befindet sich im Großen Seelentrost (Mitte des 14. Jahrhunderts), die andere ist Johann Hartliebs Histori von dem grossen Alexander, die nach der Mitte des 15. Jahrhunderts entstand. Beide dienten einem moralischen Zweck, doch ihre Verfasser gingen dabei auf völlig entgegengesetzte Weise bewertend vor. Im Großen Seelentrost bietet Alexander das abschreckende Lehrbeispiel eines durch und durch gierigen Menschen, den seine Neugier, Besitzgier und Machtgier letztlich ins Verderben führt, denn er versucht die dem Menschen gesetzten Grenzen zu überschreiten. Bei Hartlieb hingegen ist er ein Vorbild an Mannes- und Fürstentugend und überdies von einem wissenschaftlichen Erkenntnisstreben beseelt. Für mittelalterliche Verhältnisse auffallend ist die positive Wertung der Wissbegierde, eines auf die Natur gerichteten Forscherdrangs, der Alexander zugeschrieben wird. Im 15. Jahrhundert wurden auch Alexanderdramen geschaffen und aufgeführt, doch sind ihre Texte nicht erhalten. Während die mit literarischem Anspruch gestalteten Werke Alexander in der Regel verherrlichen oder zumindest in überwiegend positivem Licht erscheinen lassen, werden im religiös-erbaulichen und moralisch belehrenden Prosaschrifttum oft negative Züge des Makedonenkönigs betont; dort wird er als abschreckendes Beispiel für Maßlosigkeit und Grausamkeit angeführt. Sein Himmelsflug dient Geistlichen wie Berthold von Regensburg als Symbol für frevelhaften Übermut. Andererseits heben bedeutende Dichter wie Walther von der Vogelweide und Hartmann von Aue Alexanders vorbildliche milte (Freigebigkeit) hervor. Englische Literatur Trotz des traditionell großen Interesses am Alexanderstoff in England gab es erst im Spätmittelalter einen Alexanderroman in englischer Sprache, die mittelenglische Dichtung Kyng Alisaunder, die wohl aus dem frühen 14. Jahrhundert stammt. Sie schildert den König als Helden und hebt seine Großmut hervor, verschweigt aber auch nicht seine Maßlosigkeit und Unbesonnenheit. Eine Reihe von weiteren Schilderungen von Alexanders Leben fußte auf der Historia de preliis Alexandri Magni, die im mittelalterlichen England beliebt war. Byzanz und slawische Länder Auch für die volkstümliche byzantinische Alexander-Rezeption bildete der Roman des Pseudo-Kallisthenes den Ausgangspunkt. Er lag zunächst in einer mittelgriechischen Prosabearbeitung aus dem 7. Jahrhundert vor. In spätbyzantinischer Zeit entstanden mehrere Neufassungen. Hier hat Alexander die Gestalt eines byzantinischen Kaisers angenommen; er ist von Gott gesandt und mit allen Ritter- und Herrschertugenden ausgestattet, wird aber nicht zum Christen gemacht, sondern dem Bereich des Alten Testaments zugeordnet. Er ist mit dem Propheten Jeremia befreundet und wird von ihm beschützt. 1388 entstand das byzantinische Alexandergedicht. Die beliebteste Szene aus der Alexandersage war in Byzanz der Himmelsflug, der in der Bildenden Kunst oft dargestellt wurde. In den süd- und ostslawischen Literaturen wurde der Alexanderstoff stark rezipiert, wobei der Weg des Überlieferungsguts vom griechischen Alexanderroman über kirchenslawische Bearbeitungen in die Volkssprachen führte. Eine altbulgarische Fassung des Romans (Aleksandria) wurde zum Ausgangspunkt der Rezeption in russischen Chroniken. In Russland war der Alexanderroman im Hochmittelalter in mehreren Versionen verbreitet. Im 14. Jahrhundert begann eine neue Version zu dominieren, die vom byzantinischen Volksroman ausging und sich durch stark ausgeprägte Merkmale des mittelalterlichen Ritterromans auszeichnete. Besonders beliebt war die serbische Fassung („serbischer Alexander“ oder „serbische Alexandreis“), die auch in Russland Verbreitung fand und Vorlage für die spätmittelalterliche georgische Prosaübersetzung war. In Russland, der Ukraine, Bulgarien und Rumänien setzte sich dieser Typus der Alexanderlegende durch. Arabische Literatur In der mittelalterlichen arabischsprachigen Literatur war Alexander unter dem Namen „al-Iskandar“ bekannt, da der Anfang seines Namens mit dem arabischen Artikel al verwechselt wurde. Er wurde schon in der vorislamischen Dichtung erwähnt. Folgenreich war seine Identifizierung mit der koranischen Figur des Dhū l-Qarnain („der Zweihörnige“), von dem in Sure 18 erwähnt wird, dass er einen Damm gegen Gog und Magog errichtete (Verse 83–98). Diese Identifizierung wurde von den muslimischen Gelehrten mehrheitlich, aber nicht einhellig akzeptiert. Nach heutigem Forschungsstand ist die Ableitung der Figur Dhū l-Qarnains von Alexander sowie die Herkunft des Motivs aus der altsyrischen christlichen Alexanderlegende eine gesicherte Tatsache. Die im Orient verbreitete Bezeichnung Alexanders als „zweihörnig“ taucht schon in einer spätantiken Alexanderlegende in altsyrischer Sprache auf, wo Alexander ein christlicher Herrscher ist, dem Gott zwei Hörner auf dem Kopf wachsen ließ, womit er ihm die Macht verlieh, die Königreiche der Welt zu erobern. Den ursprünglichen Anlass zur Bezeichnung „der Zweihörnige“ bot die antike bildliche Darstellung Alexanders mit Widderhörnern, die auf seine Vergöttlichung deutete. Der Gott Zeus Ammon (Amun), als dessen Sohn Alexander sich betrachtete, wurde als Widder oder widderköpfig dargestellt. Im Koran wird die Geschichte des Zweihörnigen dem Propheten geoffenbart, denn er soll sie mitteilen, wenn er danach gefragt wird. Alexander erscheint darin als frommer Diener Gottes, dem die Macht auf der Erde gegeben war und „ein Weg zu allem“. Er gelangte bis zum äußersten Westen der Welt, wo die Sonne „in einer verschlammten Quelle untergeht“, und erlangte die Herrschaft über das dort lebende Volk (hier ist ein Nachhall von Pseudo-Kallisthenes zu erkennen, der Alexander nach Italien kommen und den gesamten Westen einnehmen ließ). Dann schlug der Zweihörnige den Weg zum äußersten Osten ein und gelangte an den Ort, wo die Sonne aufgeht (daher deuteten die mittelalterlichen Koranausleger die Zweihörnigkeit meist als Zeichen für die Herrschaft über Westen und Osten). Schließlich begab er sich in eine andere Richtung und kam in eine Gegend, wo Menschen lebten, die von Angriffen zweier Völker, der Yāǧūǧ und Māǧūǧ (biblisch Gog und Magog), bedroht waren und ihn um Hilfe baten. Zum Schutz der Bedrohten baute er, ohne einen Lohn zu verlangen, zwischen zwei Berghängen einen gigantischen Wall aus Eisen, den die Angreifer nicht übersteigen oder durchbrechen konnten. Dieser Schutzwall wird bis zum Ende der Welt bestehen. – Eine altsyrische Version der Sage von Alexanders Aussperrung von Gog und Magog (in den Revelationes des Pseudo-Methodius) wurde ins Griechische und ins Lateinische übersetzt und fand in Europa viel Beachtung. Auch die voranstehende Passage der 18. Sure (Verse 59–81) scheint von der Alexanderlegende beeinflusst zu sein, obwohl in der Version des Korans Mose statt Alexander der Protagonist ist. Ein dort erzähltes Wunder (Wiederbelebung eines getrockneten Fisches) stammt anscheinend aus dem Alexanderroman; es kommt auch in einer spätantiken altsyrischen Version der Legende vor. Es ist davon auszugehen, dass der Stoff des Alexanderromans zur Entstehungszeit des Korans bereits in arabischer Übersetzung verbreitet war. Die islamische Wertschätzung für Alexander, die sich aus seiner Schilderung im Koran ergab, führte dazu, dass einige Autoren ihn zu den Propheten zählten. Die mittelalterlichen arabischsprachigen Historiker behandelten die Regierung Alexanders eher knapp. Im Gegensatz zu den europäischen christlichen Chronisten gingen bedeutende muslimische Geschichtsschreiber wie Ṭabarī, Masʿūdī, Ibn al-Aṯīr und Ibn Chaldūn auf die Alexandersage nicht oder nur nebenbei ein; sie hielten sich primär an die Überlieferung über den historischen Alexander. Ṭabarī betrachtete seine Quellen kritisch; er stützte sich insbesondere auf die Darstellung des bedeutenden Gelehrten Ibn al-Kalbī († 819/821) und stellte die Vernichtung des Perserreichs als notwendig und berechtigt dar, da Dareios tyrannisch regiert habe. Die Auseinandersetzung mit dem Legendenstoff war kein Thema der Geschichtsschreiber, sondern ein Anliegen der Theologen, die sich mit der Koranauslegung befassten. Reichhaltiges Legendenmaterial über Alexander war im muslimischen Spanien (Al-Andalus) verbreitet; dort hieß es, er habe die Iberische Halbinsel als König beherrscht und in Mérida residiert. Außerdem kommt Alexander auch in der arabischen Weisheitsliteratur vor, wo er als Gelehrter und Musikliebhaber beschrieben wird. Sehr oft taucht sein Name in Spruchsammlungen auf, wobei die Sprüche teils ihm zugeschrieben werden, teils von ihm handeln. Persische und türkische Literatur Im Persischen wurde Alexander Iskandar, Sikandar oder Eskandar genannt. In der Spätantike war im persischen Sassanidenreich eine Legende verbreitet, wonach er der persischen Religion, dem Zoroastrismus, einen schweren Schlag versetzte, indem er religiöse Schriften vernichten ließ. Daher war Alexander bei den Anhängern dieser Religion verhasst und wurde als teuflisches Wesen betrachtet. Nach der Islamisierung wirkte sich diese Sage aber im gegenteiligen Sinne aus, denn nun machte man aus Alexander einen Vorkämpfer des Monotheismus gegen heidnische Götzendiener. Der berühmte persische Dichter Firdausi († 1020) baute eine Version der Alexanderlegende in das iranische Nationalepos Schāhnāme ein, wobei er in manchen Einzelheiten von Pseudo-Kallisthenes abwich. Für ihn war Alexander ein „römischer Kaiser“ und Christ, der unter dem Kreuzeszeichen kämpfte; offenbar dachte er dabei an die byzantinischen Kaiser. Außerdem machte er – wie schon Ṭabarī, der persischer Abstammung war – Alexander zu einem Halbbruder des Dareios, womit er ihn für das Persertum vereinnahmte; aus der Vernichtung des Perserreichs wurde ein Bruderzwist innerhalb der iranischen Herrscherfamilie. 1191 schuf der persische Dichter Nezāmi das Eskandar-Nāme („Alexander-Buch“). Sein Alexander ist völlig islamisiert; er ist ein monotheistischer Held, der den Zoroastrismus der Perser mit Feuer und Schwert ausrottet und dafür den Beifall des Dichters erhält. Er unterwirft nicht nur Indien, sondern auch China und gelangt im Westen bis nach Spanien. Wie schon bei Firdausī sucht Alexander auch Mekka auf und reinigt dort die Kaaba. Außerdem ist er auch Philosoph und ein großer Förderer der Wissenschaft; er befiehlt den Gelehrten, das Wissen aller Völker zusammenzutragen. Das Eskandar-Nāme wurde zum Vorbild für einige spätere Dichtungen ähnlicher Art. Die Handschriften der persischen Alexander-Bücher wurden trotz islamischer Bilderverbote ab dem 14. Jahrhundert mit Buchmalerei geschmückt. In Nordindien sorgten die Mogul-Kaiser des 16. Jahrhunderts für die Bebilderung solcher Bücher. Im Jahr 1390 verfasste der türkische Dichter Tāǧ ed-Dīn Ibrāhīm Aḥmedī das türkische Alexanderepos Iskendernāme, die erste türkische Bearbeitung des Alexanderstoffs. Dafür bildete Nezāmis „Alexanderbuch“ die Grundlage, doch verfügte Aḥmedī auch über andere Quellen, aus denen er zusätzliches Sagenmaterial bezog. Sein Werk war im Osmanischen Reich lange berühmt und gelangte auch nach Iran und Afghanistan. Hebräische Literatur Die jüdische Alexanderrezeption war von dem Umstand geprägt, dass der Makedone schon in der Antike als Freund des jüdischen Volkes und Diener Gottes betrachtet wurde. In der mittelalterlichen hebräischen Alexanderliteratur floss Material aus unterschiedlichen Traditionen zusammen. Einerseits handelte es sich um Stoff aus dem griechischen Alexanderroman bzw. der Historia de preliis, andererseits um einzelne Sagen jüdischer Herkunft (Verhalten Alexanders in Jerusalem, seine Schutzmaßnahme gegen Gog und Magog, sein Aufenthalt im irdischen Paradies und weitere Geschichten). Die hebräische Überlieferung wurde nicht nur von der griechischen und lateinischen beeinflusst, sondern wirkte auch ihrerseits auf die westeuropäische Alexandersage ein. Weit verbreitet war in der lateinischsprachigen Welt eine von Petrus Comestor eingeführte Variante der Erzählung von Gog und Magog, wonach Alexander nicht die wilden Völker Gog und Magog, sondern die zehn jüdischen Stämme aussperrte, um sie für ihre Abwendung vom wahren Gott zu bestrafen. Äthiopische Alexanderlegende Ins christliche Äthiopien gelangte der Alexanderroman auf dem Umweg über eine arabische Fassung. Der Stoff wurde für die Bedürfnisse eines geistlich orientierten Publikums stark umgestaltet. Alexander wird zu einem christlichen König, der den christlichen Glauben predigt. Er lebt keusch und ist ein Vorbild der Tugendhaftigkeit. Er stirbt wie ein Einsiedler, nachdem er sein Vermögen an die Armen verteilt hat. Durch diese besonders weitreichende Umarbeitung des Romans wird er zu einem Erbauungsbuch. Humanismus und Frühe Neuzeit Petrarca behandelte in seinem Werk „Über berühmte Männer“ auch Alexander, wobei er sich an Curtius Rufus hielt, dessen negative Äußerungen er herausgriff; Positives verschwieg er. Die außerordentliche Bekanntheit der Legendengestalt Alexander hielt auch in der Frühen Neuzeit an. So schrieb der Chronist Johannes Aventinus († 1534), es sei „kein Herr, kein Fürst unseren Leuten, auch dem gemeinen ungelehrten Mann, so bekannt“ wie Alexander. Andererseits drangen aber in der Renaissance die Humanisten zum historischen Alexander vor und taten die Alexandersage als Märchen ab. Die Wiederentdeckung griechischer Quellen (insbesondere Arrians), die im Mittelalter unbekannt waren, ermöglichte einen neuen Zugang zur Epoche Alexanders. Schon der Portugiese Vasco da Lucena, der 1468 am Hof Karls des Kühnen von Burgund die erste französische Übersetzung der Alexanderbiografie des Curtius Rufus anfertigte, übte scharfe Kritik an der Legende, in deren Übertreibungen und Wunderglauben er eine Verdunkelung der wahren historischen Leistung Alexanders sah. 1528/29 schuf der Maler Albrecht Altdorfer sein berühmtes Gemälde Die Alexanderschlacht. Charles Le Brun malte ab den frühen sechziger Jahren des 17. Jahrhunderts eine Reihe von Szenen aus Alexanders Leben für König Ludwig XIV. Auf Dichter und Romanautoren übte die Gestalt Alexanders weiterhin eine starke Faszination aus. Ab dem 17. Jahrhundert handelt es sich allerdings großenteils um Werke, deren Handlung sich – ganz im Gegensatz zur traditionellen Alexandersage – um frei erfundene erotische Verwicklungen dreht und nur noch geringe Ähnlichkeit mit dem ursprünglichen Legendenstoff aufweist. Hans Sachs schrieb 1558 eine Tragedia von Alexandro Magno, die in sieben Akten die ganze Geschichte Alexanders darstellt. In Frankreich verfasste Jacques de la Taille 1562 die Tragödien La Mort de Daire und La Mort d'Alexandre, und Alexandre Hardy wählte dieselben Titel für zwei seiner Tragödien (La Mort d'Alexandre, 1621, und La Mort de Daire, 1626). Im weiteren Verlauf des 17. Jahrhunderts folgten zahlreiche Tragödien und Tragikomödien, darunter Racines Alexandre le Grand (Uraufführung 1665). Noch intensiver war die Rezeption in italienischer Sprache. Antonio Cesti komponierte die Oper Alessandro vincitor di se stesso (Uraufführung Venedig 1651), Francesco Lucio ein „dramma musicale“ Gl'amori di Alessandro Magno e di Rossane (Libretto von Giacinto Andrea Cicognini, 1651); zahlreiche Dramen, Melodramen, Opern und Ballette folgten. Unter den Opern waren besonders erfolgreich Alessandro Magno in Sidone von Marc’Antonio Ziani (1679, Libretto von Aurelio Aureli), die „tragicommedia per musica“ Alessandro in Sidone von Francesco Bartolomeo Conti (1721, Libretto: Apostolo Zeno) und das vielfach vertonte Libretto Alessandro nell’Indie von Pietro Metastasio (1729, Erstvertonung: Leonardo Vinci) sowie vor allem Alessandro von Händel (Uraufführung in London 1726, Libretto von Paolo Antonio Rolli). Gluck verwertete Elemente des Alexanderstoffs sowohl in seiner Oper Poro (Alessandro nell’India) (Uraufführung: Turin 1744, Libretto von Metastasio) als auch in dem Ballett Alessandro. Zu Beginn des 17. Jahrhunderts schrieb in Spanien der Dichter Lope de Vega die Tragikomödie Las grandezas de Alejandro. Der englische Schriftsteller John Lyly schrieb die Komödie Campaspe (Uraufführung 1584), die auch unter dem Titel Alexander and Campaspe bekannt ist und von einem Aufenthalt Alexanders in Athen handelt. John Dryden dichtete 1692 die Ode Alexander’s Feast, welche die Basis für das Libretto des 1736 vollendeten und uraufgeführten gleichnamigen Oratoriums von Georg Friedrich Händel (HWV 75) bildete. In Griechenland wurde von 1529 bis ins frühe 20. Jahrhundert die Alexanderlegende in gedruckten Volksbüchern verbreitet, zunächst vorwiegend in Versform (Rimada, 14 Drucke von 1529 bis 1805), ab dem 18. Jahrhundert meist in Prosa (Phyllada). Von insgesamt 43 Drucken der Phyllada aus dem Zeitraum von ca. 1680 bis 1926 erschienen 20 in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Rezeption in Nordmazedonien Seit der Unabhängigkeitserklärung der früheren jugoslawischen Teilrepublik Mazedonien, der heutigen Republik Nordmazedonien, im Jahr 1991 knüpfte der neue souveräne Staat demonstrativ an die Tradition des antiken Reichs Makedonien an und betrachtete diese als einen wesentlichen Aspekt seiner nationalen Identität. Von offizieller nordmazedonischer Seite wurde behauptet, es gebe eine ethnische und kulturelle Kontinuität vom antiken Makedonien zum heutigen Nordmazedonien. Im Rahmen solcher Traditionspflege förderten mazedonische Behörden auch auf kommunaler Ebene die Verehrung Alexanders des Großen, was sich unter anderem in der Errichtung von Alexander-Denkmälern und in der Benennung von Straßen äußert. Im Dezember 2006 wurde der Flughafen der nordmazedonischen Hauptstadt Skopje nach Alexander benannt (Aerodrom Skopje „Aleksandar Veliki“); dort wurde eine große Alexander-Büste aufgestellt. 2009 wurde die Errichtung einer zwölf Meter hohen Reiterstatue auf einem zehn Meter hohen Sockel im Zentrum von Skopje beschlossen, die Alexander nachempfunden war. Im Juni 2011 wurde dieser Beschluss, der in Griechenland Irritation auslöste, umgesetzt. Von griechischer Seite wird die Behauptung einer kulturellen Kontinuität zwischen den antiken Makedonen und den heutigen Staatsbürgern der Republik Nordmazedonien nachdrücklich zurückgewiesen. Daher erscheint auch die mazedonische Alexander-Rezeption aus griechischer Sicht als Provokation, da die gesamte Alexander-Tradition ausschließlich ein Teil des griechischen kulturellen Erbes sei. Im Februar 2018 beschloss die neue nordmazedonische Regierung angesichts von Fortschritten bei den Verhandlungen mit Griechenland zum mazedonischen Namensstreit, den Flughafen von Skopje und eine Autobahn, die den Namen „Alexander von Mazedonien“ trug, wieder umzubenennen. Zusätzlich unterzeichnete Nordmazedonien im Presseabkommen, dass das Land und seine Einwohner keine Verbindung zum Hellenismus, der hellenistischen Kultur, Geschichte und Herkunft haben. Moderne Belletristik In der Moderne hat sich die Belletristik stärker als früher um Nähe zum historischen Alexander bemüht. Zu den bekannteren historischen Romanen aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts gehören Alexander in Babylon von Jakob Wassermann (1905), Alexander. Roman der Utopie von Klaus Mann (1929), der Alexander als gescheiterten Utopisten darstellt, und Iskander von Paul Gurk (1944). Weitere belletristische Darstellungen von Alexanders Leben stammen von Mary Renault, Roger Peyrefitte, Gisbert Haefs und Valerio Massimo Manfredi. Arno Schmidt lässt in seiner Erzählung Alexander oder Was ist Wahrheit. (1953) den Ich-Erzähler Lampon eine Wandlung vom Verehrer zum Gegner Alexanders durchmachen. Iron Maiden widmete ihm den in der Metal-Szene sehr populär gewordenen Titel Alexander the Great, der 1986 im Album Somewhere in Time erstmals veröffentlicht wurde. Beurteilung in der modernen Forschung Den Ausgangspunkt der modernen wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit Alexander bildete die 1833 erschienene „Geschichte Alexanders des Großen“ von Johann Gustav Droysen. Droysen betonte die aus seiner Sicht positiven kulturellen Folgen von Alexanders Politik einer „Völkervermischung“ statt einer bloßen makedonischen Herrschaft über unterworfene Barbaren. Er lobte die Wirtschaftspolitik, die Städtegründungen und die Förderung der Infrastruktur und meinte, auf religiösem Gebiet habe Alexanders Politik die Entstehung einer Weltreligion vorbereitet. Dieser Sichtweise war eine starke Nachwirkung beschieden. Im englischen Sprachraum war ihr Hauptvertreter im 20. Jahrhundert William W. Tarn, dessen 1948 erschienene Alexander-Biografie den Eroberer als Idealisten beschreibt, der eine zivilisatorische Mission erfüllen wollte. Dieser Einschätzung, deren Grundidee schon bei Plutarch auftaucht, steht eine dezidiert negative Wertung gegenüber, welche Kernpunkte der antiken Alexanderkritik aufgreift. Die Vertreter dieser Richtung (siehe bereits die negative Charakterisierung durch Karl Julius Beloch sowie später Ernst Badian und ähnlich Fritz Schachermeyr, daran anschließend Albert B. Bosworth, Ian Worthington, Wolfgang Will) unterscheiden sich hinsichtlich der Gewichtung verschiedener Einzelaspekte. Grundsätzlich aber sehen sie in dem Eroberer Alexander primär einen Zerstörer, dessen Fähigkeiten sich auf Militärisches beschränkten. Politisch sei er an seinen Fehlern gescheitert. Er habe impulsive, irrationale Entscheidungen getroffen und sich mit den Säuberungen unter seinen Vertrauten und Offizieren schließlich in die Isolation manövriert, da er niemandem mehr vertrauen konnte. Die militärischen Leistungen Alexanders, die früher einhellige Anerkennung fanden, werden von den modernen Kritikern relativiert; so charakterisiert Badian den Rückmarsch aus Indien als eine von Alexander verschuldete militärische Katastrophe. Waldemar Heckel hingegen hob Alexanders strategische Fähigkeiten hervor und wandte sich zugleich gegen ein romantisierendes Alexanderbild. Vor einer überzogenen Kritik, wodurch sozusagen das Pendel von der Heldenverehrung Alexanders in das andere Extrem umzuschlagen droht, warnte Frank L. Holt, der diesen Trend als „new orthodoxy“ bezeichnete. Eine geteilte Wirkungsbilanz des Makedoniers zieht Werner Dahlheim, der einerseits die Versuche Alexanders, eine neue Ordnung zu schaffen, angesichts der angerichteten Zerstörungen und des raschen Zerfalls der eroberten Ländermasse als gescheitert ansieht – speziell im Vergleich zur Grundlegung des römischen Kaisertums durch Augustus. Andererseits nehme Alexander infolge seiner Kriegszüge eine nahezu einzigartige Stellung ein: „Der gesamte vordere Orient und Ägypten wurden hellenisiert. Damit erhielt die griechische Kultur Weltgeltung und das Mittelmeer wuchs mit allen seinen Randgebieten für tausend Jahre zu einem einheitlichen Kulturraum zusammen.“ Neben diesen stark wertenden Darstellungen stehen Untersuchungen vor allem aus neuerer und neuester Zeit, deren Autoren von vornherein darauf verzichten, die Persönlichkeit Alexanders zu erfassen, ein Werturteil über sie abzugeben und seine verborgenen Motive zu erkunden (was aufgrund der Quellenlage sehr schwierig ist, worauf u. a. Gerhard Wirth hingewiesen hat). Diese Forscher untersuchen vielmehr Alexanders Selbstdarstellung, deren Wandel und die sich daraus ergebenden politischen Folgen. Siehe auch Alexandermosaik Geschichte des Hellenismus Alexander (Film) Alexander (Mondkrater) Quellen Waldemar Heckel, John C. Yardley: Alexander the Great. Historical Sources in Translation. Blackwell, Oxford 2004, ISBN 0-631-22821-7(thematisch geordnete Sammlung von Quellenauszügen in englischer Übersetzung mit knappen Kommentaren und weiterführenden Hinweisen; als erster Überblick zu empfehlen) Johannes Hahn: Alexander in Indien 327–325 v. Chr. Antike Zeugnisse, eingeleitet, übersetzt und erläutert (= Fremde Kulturen in alten Berichten. Band 8). Thorbecke, Stuttgart 2002, ISBN 3-7995-0607-1. Literatur Zum historischen Alexander Pedro Barceló: Alexander der Große. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2007, ISBN 3-89678-610-5. Helmut Berve: Das Alexanderreich auf prosopographischer Grundlage. 2 Bände, Beck, München 1926 (weiterhin grundlegend für Institutionen und Personen). Albert Brian Bosworth: Alexander and the East. The Tragedy of Triumph. Clarendon Press, Oxford 1996. ISBN 0-19-814991-3 (teilweise sehr negative Bewertung Alexanders durch einen Historiker, der ihm zahlreiche Bücher und Aufsätze gewidmet hat). Albert Brian Bosworth: Conquest and Empire. The Reign of Alexander the Great. Cambridge University Press, Cambridge 1988, 1993, ISBN 0-521-40679-X. Albert Brian Bosworth: Alexander the Great. In: The Cambridge Ancient History. 2. Auflage, Band 6: The Fourth Century B.C. Cambridge University Press, Cambridge 1994, ISBN 0-521-23348-8, S. 791–875. Hugh Bowden: Alexander the Great. A Very Short Introduction. Oxford University Press, Oxford 2014, ISBN 978-0-19-870615-1. Pierre Briant: Darius in the Shadow of Alexander. Harvard University Press, Cambridge (Massachusetts)/ London 2015, ISBN 978-0-674-74460-8. Pierre Briant: Alexander the Great and His Empire: A Short Introduction. Princeton University Press, Princeton 2010, ISBN 978-0-691-14194-7. Paul Cartledge: Alexander the Great. The Hunt for a New Past. Overlook Press, Woodstock (New York)/ London 2004, ISBN 1-58567-565-2 (gut lesbare Darstellung, wenngleich eher thematisch als chronologisch gegliedert). Alexander Demandt: Alexander der Große: Leben und Legende. Beck, München 2009, ISBN 978-3-406-59085-6 (Rezension bei sehepunkte). Johann Gustav Droysen: Geschichte Alexanders des Großen. Herausgegeben von Armin Hohlweg u. a., ars una, Neuried 2004, ISBN 3-89391-800-0 (Nachdruck der Ausgabe Gotha 1877, vermehrt um einen Anmerkungsteil mit kritischen Kommentaren der Herausgeber und zahlreiche Abbildungen und Karten) Johannes Engels: Philipp II. und Alexander der Große. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2006, ISBN 3-534-15590-4 (sehr gute Einführung). Robin Lane Fox: Alexander the Great. Penguin, London 1973. Deutsche Übersetzung: Alexander der Große. Eroberer der Welt. 4. Auflage, Klett-Cotta, Stuttgart 2005, ISBN 3-608-94078-2 (nicht unumstrittene, aber großartig erzählte Darstellung, die Alexander recht positiv sieht). Peter Green: Alexander of Macedon. A historical Biography. 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Antike
Die Antike (von ) war eine Epoche im Mittelmeerraum, die etwa von 800 v. Chr. bis 600 n. Chr. reichte, wobei ihr Beginn teilweise noch deutlich früher angesetzt wird. Die klassische Antike unterscheidet sich von vorhergehenden und nachfolgenden Epochen durch gemeinsame und durchgängige kulturelle Traditionen, deren Einfluss in vielen Themenbereichen bis in die Moderne prägend ist. Sie umfasst die Geschichte des antiken Griechenlands, des Hellenismus und des Römischen Reichs. Das Römische Reich vereinte den Mittelmeerraum vom 1. Jahrhundert n. Chr. an politisch. Der kulturelle Einfluss Roms wirkte vor allem im westlichen Teil des Reiches, während im Osten die griechisch-hellenistische Tradition (Byzanz) neben orientalischen Traditionen weitergeführt wurde, bis sie im Zuge der islamischen Expansion zurückgedrängt wurde (ab 632 n. Chr.). In einem erweiterten Sinne umfasst die Antike auch die Geschichte der altorientalischen nahöstlichen Hochkulturen Ägyptens, Mesopotamiens (Sumer, Akkad, Babylonien, Assyrien), des iranischen Raums (Elam, Medien, Persien) und Kleinasiens (Phönizien, Israel, Aram-Damaskus), die etwa mit dem Beginn der Schriftlichkeit um 3500 v. Chr. einsetzte. Dieser größere Zeitraum von etwa 3500 v. Chr. bis zum Ende der Antike wird zur Unterscheidung von dem engeren, auf die griechisch-römische Welt begrenzten Antikebegriff bevorzugt als Altertum bezeichnet oder es wird in Bezug auf den Nahen Osten bis zu dessen Eingliederung in den makedonisch-griechischen Machtbereich unter Alexander dem Großen (ca. 330 v. Chr.) vom Alten Orient gesprochen. Die auf Antike bzw. Altertum folgende Epoche ist das Mittelalter, das nach einem breiten, regional unterschiedlichen Übergangszeitraum einsetzt (siehe Spätantike und Frühmittelalter). Zeitliche und begriffliche Abgrenzungen Im Sinne der klassischen Altertumswissenschaften bezeichnet der historische Begriff Antike meist die Zeit von der allmählichen Herausbildung der griechischen Staatenwelt im achten vorchristlichen Jahrhundert bis zum Ende des weströmischen Reichs im Jahr 476 bzw. bis zum Tod des oströmischen Kaisers Justinian 565. Seit den Arbeiten des belgischen Historikers Henri Pirenne wird immer öfter auch das Jahr 632, also der Tod Mohammeds und die darauf folgende islamische Expansion, als Datum für das Ende der Antike vorgeschlagen. Der Anfang der antiken griechisch-römischen Kultur im klassischen Sinne wird im Allgemeinen mit der Entstehungszeit der homerischen Epen und dem Beginn der griechischen Kolonisation des Mittelmeerraums im 8. Jahrhundert v. Chr. angesetzt. Die Griechen verbreiteten ihre Kultur in den folgenden Jahrhunderten im gesamten Mittelmeerraum und an den Küsten seiner Nebenmeere und seit Alexander dem Großen auch im Orient und nach Zentralasien hinein. Die Römer brachten die antike Zivilisation bis nach Mittel- und Nordwesteuropa, wo sie sich seit dem Frühmittelalter zur christlich-abendländischen Kultur wandelte. Je nach Forschungsrichtung werden auch die minoische und mykenische Kultur von etwa 1900 bis 1100 v. Chr. sowie die so genannten „Dunklen Jahrhunderte“ 1200 bis 750 v. Chr. zur Antike gerechnet. Auch zwischen Antike, Völkerwanderung und Mittelalter lässt sich – wie bei allen Periodisierungen in der Geschichtswissenschaft – keine für alle Regionen, staatlichen und kulturellen Traditionen gültige Trennlinie ziehen. Je nach Betrachtungsweise sind unter anderem folgende Jahre als Epochengrenzen zwischen der Spätantike und dem Frühmittelalter vorgeschlagen worden: 325: Konzil von Nikaia 393: Letzte Olympische Spiele der Antike 395: Teilung des römischen Reiches nach dem Tod des Theodosius 476: Untergang des weströmischen Reichs unter Romulus Augustulus 498: Taufe des Frankenkönigs Chlodwig I. 529: Gründung des ersten abendländischen Benediktinerklosters und Schließung der platonischen Akademie nach dem Tod des „letzten“ antiken Philosophen Boëthius 524 565: Tod Kaiser Justinians 568: Ende der sogenannten Völkerwanderung mit dem Langobardeneinfall in Italien 632: Beginn der islamischen Expansion 641: Tod des Kaisers Herakleios In der neueren Forschung wird inzwischen ein später Zeitpunkt favorisiert (565 bzw. die Zeit um 600 n. Chr. oder allgemein das 7. Jahrhundert). Generell erscheint es ohnehin sinnvoll, von einem Übergangszeitraum ab ca. 500 bis in das 7. Jahrhundert n. Chr. auszugehen, anstatt feste Daten zu wählen. Der Begriff Antike wurde lange Zeit räumlich mit der griechischen, hellenistischen und später römischen Welt gleichgesetzt. In diesem Sinne wurde der griechisch-römische Kulturraum von den umgebenden Räumen so abgegrenzt, wie schon antike griechische und später römische Gelehrte sich von den Regionen der „Barbaren“ abgrenzten (siehe auch Barbaricum). Griechen wie Römer betrachteten etwa die Kelten, Germanen oder Reitervölker nicht als Teil der zivilisierten Welt. Eine Sonderrolle spielte das Perserreich (siehe Achämenidenreich, Partherreich und Sassanidenreich), das kulturell hoch entwickelt war. Über die recht enge Definition der römisch-griechischen Welt, die durch die Klassische Altertumswissenschaft geprägt wurde, geht der universalhistorische Antike-Begriff hinaus, der unter anderem von dem Historiker Eduard Meyer im 19. Jahrhundert gefordert wurde. In jüngerer Zeit wurde er unter anderem von dem deutschen Althistoriker Josef Wiesehöfer wieder aufgegriffen. Die Mehrheit der heutigen Forscher ordnet jedoch den Alten Orient und das alte Ägypten dem „Altertum“, nicht aber der „Antike“ zu. Ursprünge der antiken Kultur Die Ursprünge der europäischen Antike liegen im Dunkeln. Ihre Vorgeschichte ist etwa in der Zeit von ca. 2000 bis ca. 1600 v. Chr. im Mittelhelladikum anzusiedeln. Zu Beginn dieses Zeitabschnitts – teils auch schon im letzten Abschnitt des Frühhelladikums FH III ca. 2200–2000 v. Chr. – wanderten Indogermanen, wahrscheinlich von Norden kommend, in Griechenland ein. Offenbar unter dem Einfluss der minoischen Kultur auf Kreta, der ersten Hochkultur Europas, die ihre Blüte von ca. 1900 bis 1450 v. Chr. hatte, entwickelte sich auf dem Festland aus der Kultur des Mittelhelladikums die mykenische Kultur (ca. 1600 bis 1050/00 v. Chr.). Sie hatte ihren Ausgangspunkt vermutlich in der Argolis und erscheint unvermittelt mit reichen Schachtgräbern ab ca. 1600 v. Chr. Unter anderem übernahm die mykenische Kultur von der minoischen die Schrift. Die auf Kreta (unter anderem) verwendete Linear A-Schrift des 17. bis 15. Jahrhunderts v. Chr. wurde zur Linear B-Schrift (15. bis 12. Jahrhundert v. Chr.) weiterentwickelt. Dieser begegnet man auf zahlreichen Tontäfelchen unter anderem der Paläste in Pylos, Theben, Mykene auf dem griechischen Festland und in den zu jener Zeit mittlerweile mykenisch beherrschten Zentren Kydonia und Knossos auf Kreta. Bekannt sind die prächtigen Zentren der mykenischen Kultur. Zu den bedeutenden Fundorten gehören Mykene, Pylos und Tiryns auf der Halbinsel Peloponnes, Orchomenos und Gla (letzteres kein Palastzentrum) in Boiotien sowie das stark mykenisch geprägte Milet in Westkleinasien. Die Zentren hatten Oberstädte (Akropolen), Burgen genannt, die im 13. Jahrhundert v. Chr. in einigen Fällen stark befestigt bzw. deren Befestigungen stark ausgebaut wurden (Mykene, Tiryns, Athen). Reiche Kuppelgräber, feine, teils reich bemalte Keramik, kunstvolle Gold-, Silber- und Fayence-Arbeiten zeugen vom Reichtum und von der Spezialisierung des Wirtschaftssystems, das in Teilen Griechenlands ab ca. 1400 v. Chr. von mächtigen Palastzentren, die größere Regionen beherrschten, zentral gesteuert wurde (so in Böotien, Attika, Messenien und in der Argolis; siehe auch Mykenische Palastzeit). Intensive Handelskontakte wurden mit dem Nahen Osten, Assyrien und Ägypten gepflegt. Mykenische Keramik war in weiten Teilen des Mittelmeergebiets beliebt; möglicherweise ließen sich in manchen Siedlungen Süditaliens (Roca Vecchia, Punta Meliso, Scoglio del Tonno) sogar Handwerker nieder. Etwa für den Zeitraum 1200 bis 750 v. Chr. setzt man traditionell das Dunkle Zeitalter an, aus dem vergleichsweise wenig überliefert ist. Zu Beginn dieser Phase wurden viele der Zentren des griechischen Festlands zerstört, womit die Grundlage der Palastkultur unterging. Die mykenische Kultur bestand jedoch noch etwa 150 Jahre weiter, erlebte in einigen Regionen ab Mitte des 12. Jahrhunderts sogar eine gewisse Nachblüte, bevor der Übergang in die sogenannte Protogeometrische Periode (ca. 1050/00–900 v. Chr.) erfolgte. Ungefähr zur gleichen Zeit, als sich um 1200 v. Chr. in Griechenland – und auch an anderen Regionen des östlichen Mittelmeerraums (s. auch Ende des Hethiterreichs, Seevölker) – Zerstörungen und Umwälzungen ereigneten, entstanden auf Zypern und einigen Orten Südkleinasiens (zum Beispiel Tarsus und Mersin) mykenisch geprägte Siedlungen. Westhandel, speziell mit Italien und Sardinien, wurde auch im 12. Jahrhundert v. Chr. weiterhin betrieben, teilweise noch im 11. Jahrhundert v. Chr. Der Überlieferung nach setzte ca. 1050 v. Chr. die sehr umstrittene Ionische Wanderung ein, in deren Verlauf die Einwohner des griechischen Festlandes die Inseln der Ägäis und die Westküste Kleinasiens kolonisierten. Auf dem griechischen Festland bietet sich ein diffuses Bild: Wenige Siedlungen wurden bisher entdeckt und die meisten machen einen – im Vergleich zur mykenischen Zeit – ärmlichen Eindruck. Ganz anders hingegen Lefkandi auf Euböa: dort wurden neben einer Siedlung mit einem großen Gebäude des Fürsten von Lefkandi Gräber gefunden, die sehr reich ausgestattet waren. Das Dunkle Zeitalter hellt sich in den letzten Jahrzehnten – dank vieler neuer Funde, vor allem, aber nicht nur, aus der mykenischen Spätphase des 12./11. Jahrhunderts v. Chr. – immer mehr auf. Nach Annahme der Homer-Forschung spiegeln unterschiedliche Passagen der Ilias die Verhältnisse dieser Zeit wider. Sie war offenbar auch für die Entwicklung der griechischen Gesellschaft zur Polis hin wichtig. Ab dem 8. Jahrhundert waren die Kontakte zum Vorderen Orient wieder sehr intensiv, und es entstanden Handelsstationen auf Zypern (Kition) und in Syrien (Al Mina). Vermutlich bereits im späten 9. Jahrhundert v. Chr. hat man von den Phöniziern das Alphabet vermittelt bekommen. Griechenland und die hellenische Welt Anfänge des klassischen Griechenlands Mit dem so genannten archaischen Zeitalter begann im frühen 8. Jahrhundert v. Chr. die eigentliche Antike. Seit dem Jahr 776 v. Chr. ist die Siegerliste der Olympischen Spiele überliefert. Von etwa 770 bis 540 v. Chr. breiteten sich die Griechen während der Großen Kolonisation im westlichen Mittelmeer (vor allem Sizilien und Unteritalien, siehe auch Magna Graecia, und bis Marseille), an der nördlichen Ägäis und am Schwarzen Meer aus. In Kleinasien waren Griechen bereits vorher ansässig. In dieser Zeit (etwa zwischen 750 und 650 v. Chr.) wurden vermutlich auch die Homerischen Epen (Ilias und Odyssee) schriftlich fixiert, die ältesten Literaturdenkmäler des Abendlands. Die ältesten tatsächlich erhaltenen Papyrusfragmente dieser Texte stammen aus dem 3. Jahrhundert v. Chr., die ältesten Codices mit längeren Textpassagen tauchen im Mittelalter (etwa 10. Jahrhundert n. Chr.) auf, wie generell der Großteil der erhaltenen antiken Literatur vor allem in mittelalterlichen Handschriften überliefert ist. Hesiod wirkte ebenfalls etwa in der Zeit um 700 v. Chr. Entstehung der Polis Die klassische Periode war eine Zeit großer kultureller und wissenschaftlicher Entfaltung. Zugleich bildete sich das System der griechischen Stadtstaaten, der Poleis, heraus, wobei diese in der Mehrzahl nur eine sehr kleine Bevölkerung umfassten. Der werdende Militärstaat Sparta im Süden der Peloponnes unterwarf zwischen 720 und 600 v. Chr. Messenien und kontrollierte damit den gesamten südwestlichen Teil der Halbinsel. Die Stadt mit ihrer oligarchischen Verfassung kann als das erste Beispiel für die fortan herrschende Polis-Struktur gelten. Auch in vielen anderen griechischen Stadtstaaten regelten Verfassungen das Zusammenleben der Bürger, aber auch die Tyrannis, wie sie um 650 v. Chr. beispielsweise in Korinth und Megara bestand, war keine Seltenheit. In Athen bildete sich unter wechselnden Voraussetzungen schließlich ein demokratisches System heraus. Nach den Gesetzgebungen Drakons (621 v. Chr.) und Solons (594/593 v. Chr.) gelang es Peisistratos und seinen Söhnen etwa zwischen 561 und 510 v. Chr. zwar noch einmal, eine Tyrannis zu errichten. Bis 501 v. Chr. brachten die Reformen des Kleisthenes von Athen aber den Durchbruch für die Attische Demokratie. Blütezeit Athens Mit Athens Unterstützung der kleinasiatischen Griechenstädte im Ionischen Aufstand um 500 v. Chr. begann ein annähernd zweihundertjähriger Konflikt mit dem Perserreich, zunächst in Gestalt der drei Perserkriege, die der Historiker Herodot, der „Vater der Geschichtsschreibung“ (mit ihm lässt man traditionell die griechische Geschichtsschreibung beginnen, vgl. Liste der griechischsprachigen Geschichtsschreiber der Antike), in seinen Historien geschildert hat, wenngleich nicht immer zuverlässig. Als die Perser zu einer Strafexpedition in Griechenland einfielen, wurden sie 490 v. Chr. von den Athenern in der Schlacht bei Marathon besiegt. Zehn Jahre später unterlag der persische Großkönig Xerxes I. der athenischen Flotte unter Themistokles in der Schlacht von Salamis und 479 v. Chr. den vereinigten Heeren der griechischen Poleis in der Schlacht von Plataiai. Die Perser waren vorerst zurückgedrängt, die griechischen Stadtstaaten in Kleinasien aus der Abhängigkeit befreit. Nach der erfolgreichen Verteidigung und mit der Gründung des Attischen Seebunds 477 v. Chr. unter der auf die eigene Seemacht gestützte Vorherrschaft Athens setzte eine etwa 50-jährige Blütezeit der Stadt (die Pentekontaetie) ein, die bis zum Ausbruch des Peloponnesischen Krieges 431 v. Chr. (bzw. bis zum Tod des leitenden Staatsmannes Perikles im Jahr 429 v. Chr.) reichte. Die Akropolis mit dem Parthenontempel wurde damals unter der Regie des Phidias zum glanzvoll-repräsentativen Zentrum der Seemacht Athen ausgebaut. Die klassischen Tragödien von Aischylos, Sophokles und Euripides kamen – meist im Rahmen festlicher Dichterwettbewerbe – im Theater zur Aufführung. Kaufleute und Gewerbetreibende, Künstler und Gelehrte zog die Metropole an. Auf der Agora wirkte neben den Sophisten der Philosoph Sokrates auf seine Mitbürger ein, dessen Lehren Platon später zu einem Werk von herausragender philosophiegeschichtlicher Bedeutung verarbeitete. Athen mit seinen zu gleichberechtigter politischer Mitwirkung gelangten (männlichen) Vollbürgern beanspruchte nunmehr, die „Schule von Hellas“, zu sein. Seine durchaus auch aggressive äußere Machtentfaltung in und mit dem Attischen Seebund führte allerdings schon während der Pentekontaetie zu Spannungen, vor allem gegenüber der konkurrierenden griechischen Großmacht Sparta. Kampf um die Hegemonie Die zunehmende Rivalität zwischen der Seemacht Athen und der Landmacht Sparta mündete 431 v. Chr. in den fast 30 Jahre währenden Peloponnesischen Krieg, den die zeitgenössischen Historiker Thukydides und (im Anschluss an Thukydides) Xenophon eindringlich beschrieben haben. Der sehr wechselhaft verlaufende und mit einer als beispiellos empfundenen Brutalität geführte Konflikt endete, auch aufgrund der Unterstützung Spartas durch das Perserreich, 404 v. Chr. mit der vollständigen Niederlage Athens und mit der Errichtung einer zeitweiligen spartanischen Hegemonie über Griechenland. In der ersten Hälfte des 4. Jahrhunderts v. Chr. führten die griechischen Städte einen fast permanenten Krieg gegeneinander und in wechselnden Koalitionen, unter fortwährender Einmischung der Perserkönige. Die Sehnsucht nach einem Allgemeinen Frieden wurde auch zu propagandistischen Zwecken eingesetzt (Königsfrieden von 386 v. Chr.). 371 v. Chr. löst Theben unter Epaminondas nach der Schlacht bei Leuktra Sparta als Hegemon ab. Doch auch Thebens Vorherrschaft bestand nur bis rund 362 v. Chr. und endete mit dem Tod Epaminondas. Insgesamt schwächte der Peloponnesische Krieg die griechischen Poleis so stark, dass Philipp II. von Makedonien dem andauernden Machtkampf ein Ende setzen konnte, indem er Griechenland gewaltsam mit seinem hervorragend geschulten Heer einigte. Der von Athenern wie Demosthenes als nicht-griechischer Barbar betrachtete König errang in der Schlacht von Chaironeia 338 v. Chr. die Hegemonie über Hellas, die im Jahr darauf im Korinthischen Bund bekräftigt wurde. Auf Sizilien behauptete sich derweil das mächtige Syrakus gegenüber der Handelsrepublik Karthago, welche mit den dortigen griechischen Poleis (Westgriechen) seit dem frühen 5. Jahrhundert v. Chr. im Konflikt lag. Auf Sizilien hielt sich zudem, im Gegensatz zum Mutterland, in vielen Städten die Tyrannis als Regierungsform (Dionysios I. von Syrakus, Agathokles von Syrakus und andere). Hellenistische Zeit (336 bis 30 v. Chr.) Nach der Ermordung Philipps 336 v. Chr. führte sein Sohn Alexander der Große ein griechisch-makedonisches Heer nach Asien und eroberte in wenigen Jahren mit dem Perserreich ein Weltreich. Der Alexanderzug bahnte der griechischen Kultur im ganzen damals bekannten Orient den Weg, von Ägypten über Mesopotamien und Persien bis zu den Grenzen Indiens und Turkestans. Nach Alexanders Tod 323 v. Chr. in Babylon teilten seine Nachfolger, die Diadochen, in lange währenden Kriegen das Reich unter sich auf. In allen Teilreichen war die Kultur in den folgenden Jahrhunderten von einer gegenseitigen Durchdringung von griechischen und indigenen Elementen geprägt. Das Zeitalter des Hellenismus kennzeichnet ein nahezu ständiger Kampf der drei Großmächte (Ptolemäer, Seleukiden und Antigoniden) um die Vorherrschaft. Dennoch wuchs die Bevölkerung im gesamten Mittelmeerraum stetig und ermöglichte so das Wachstum größerer Städte und Metropolen mit Einwohnern über 100.000 Menschen. Auch breitete sich in dieser Zeit der Fernhandel (siehe Indienhandel) und die Güterproduktion für große städtische Märkte aus. Verschiedene Wissenschaften blühten auf, bspw. in Alexandria. Zu Beginn des 2. Jahrhunderts v. Chr. tauchte erstmals Rom als bedeutende Macht in Griechenland auf und dehnte nach und nach seinen Einfluss aus. 146 v. Chr. unterstellte das Römische Reich die Mitglieder des unterlegenen Achaiischen Bundes faktisch der neuen Provinz Macedonia; Korinth als führende Polis wurde zerstört. Doch blieben viele Poleis wie Athen und Sparta zumindest vorerst formell unabhängig. Bald darauf folgte der Erwerb Pergamons durch Rom und 64/63 v. Chr. die Beseitigung der Überreste des Seleukidenreiches. Als letzter Nachfolgestaat des Alexanderreichs wurde im Jahre 30 v. Chr. das ptolemäische Ägypten, dessen letzte Herrscherin Kleopatra VII. war, ins Römische Reich eingegliedert. Damit war die hellenistische Staatenwelt als machtpolitischer Faktor ausgelöscht. 27 v. Chr. wurde Griechenland zur Provinz Achaea. Die griechische Kultur lebte jedoch im Römischen Reich sowie später im Byzantinischen Reich noch lange fort, und die griechische Sprache blieb die lingua franca im Osten des Mittelmeerraumes. Römisches Reich Nach den Griechen wurden die Römer zu den zweiten Trägern und Vermittlern der antiken Kultur und prägten diese für mehrere hundert Jahre. Je weiter sie als Eroberer in außeritalische Länder vordrangen, desto stärker ließen sie sich von deren Kultur inspirieren und beeinflussen. Sie adaptierten teilweise lokale Gebräuche. Literatur, Philosophie, Kunst, Architektur und Alltagskultur der Griechen und der Länder der Levante, Waffentechniken der Gallier oder Germanen und religiöse Einflüsse aus Ägypten wurden von den Römern aufgenommen. Nicht zuletzt durch die kulturelle Ausstrahlung und Heterogenität der Stadt Rom, die sich in der römischen Kaiserzeit zur Millionenstadt entwickelte, wurden solche Einflüsse im Imperium verbreitet. Ursprünge Roms Rom, der Legende nach 753 v. Chr. gegründet, entstand neueren Forschungen zufolge erst gegen Ende des 7. Jahrhunderts v. Chr. aus dem Zusammenschluss mehrerer dörflicher Siedlungen an einer Furt am Unterlauf des Tibers. Politisch und kulturell stand Rom lange unter etruskischem Einfluss. Die Etrusker wiederum unterhielten schon früh Kontakt mit griechischen Kolonisten. Römische Republik (ca. 500 bis 27 v. Chr.) Um 500 v. Chr. befreiten sich die Römer vom etruskischen Stadtkönigtum und bildeten im Verlauf der folgenden Jahrzehnte eine republikanische Regierungsform aus. In den Zwölftafelgesetzen, die wohl um 450 v. Chr. entstanden, wurden die ersten zivil-, straf- und prozessrechtlichen Normen des römischen Rechts festgehalten. Die Verfassung sah von da an ein Zusammenwirken der drei Institutionen Senat, Magistratur und Volksversammlung vor, die sich in ihrer Macht theoretisch gegenseitig beschränkten. Die offizielle Bezeichnung der Republik lautete S.P.Q.R. für Senatus Populusque Romanus (dt.: Senat und Volk von Rom). Machtpolitisch dominierte der Senat, der sich anfangs aus Angehörigen der adligen Familien, der Patrizier zusammensetzte, bevor sich im 4. Jahrhundert eine neue, meritokratisch legitimierte Führungsschicht entwickelte, die Nobilität. Aus ihr gingen auch die Konsuln hervor, die beiden auf ein Jahr gewählten obersten Magistrate der Republik. Das wichtigste nur den Plebejern zugängliche Amt war das des Volkstribunen, der ein Vetorecht gegen Senatsbeschlüsse besaß. Seit 287 v. Chr. besaßen die Beschlüsse der von den Tribunen geleiteten plebejischen Volksversammlung Gesetzeskraft. Mit der Legion entwickelten die Römer eine effektive Streitmacht. Bis zum Jahr 272 v. Chr. unterwarfen sie ganz Italien südlich der Poebene. Mit den Punischen Kriegen gegen die Seemacht Karthago im 3. und 2. Jahrhundert v. Chr., wobei die Kämpfe wechselhaft verliefen, begann der Aufstieg Roms zur antiken Weltmacht, die für die folgenden Jahrhunderte die gesamte Mittelmeerwelt beherrschen sollte. Nach 200 v. Chr. nahm Rom zunehmend Einfluss auf die Politik der hellenistischen Großmächte und wurde zur Protektoratsmacht im östlichen Mittelmeerraum. 148 v. Chr. wurde das Makedonien der Antigoniden, 63 v. Chr. das Reich der Seleukiden, und schließlich 30 v. Chr. das Ägypten der Ptolemäer römische Provinz. Die Römische Republik ermöglichte durch die Herstellung von innerem Frieden und der Integration der eroberten Gebiete ein weiteres, kontinuierliches Bevölkerungswachstum, auch durch die ständige Neugründung von Kolonien in eroberten Ländern. Durch die Ansiedlung von Veteranen aus den Legionen vorheriger Kriege konnte die Republik zudem einen verlässlichen Einfluss in diesen Ländern gewinnen und gleichzeitig mit einem stetigen Bevölkerungszuwachs neue Gebiete kultivieren. Handel und Verkehr konnten dank der Römerstraßen zunehmen, welche zunächst häufig aus militärischen Gründen angelegt wurden und die wachsenden Reichsstädte und Kolonien miteinander verbanden. Entlang der Straßen entwickelten sich Streckenposten und Marktflecken zu Städten. Mit diesen infrastrukturellen Neuerungen ging im Reich ein Wachstum der wirtschaftlichen Produktion und somit auch der verfügbaren Steuermittel einher. Mit dem Wachstum der Republik an Größe, Macht und Wohlstand kam es jedoch im Inneren zu einer Reihe von Krisen, da die Ungleichheit innerhalb der Oberschicht wuchs. Die Nobilität begann an Integrationskraft zu verlieren, während die Rivalität innerhalb der Führungsschicht eskalierte. Den Optimaten, die an der Vorherrschaft des Senats festhielten, standen die Popularen gegenüber, die versuchten, sich mit Hilfe der Volksversammlung gegen ihre Rivalen durchzusetzen. In der Epoche der Bürgerkriege ab dem späten 2. Jahrhundert v. Chr. erreichte diese Krise der Römischen Republik ihren Höhepunkt, und es zeichnete sich ab, dass die Republik als Staatsform die Erfolge nicht mehr meistern konnte, die sie gezeitigt hatte: So wurde der Prinzipat möglich, also die Umwandlung der Republik in eine Alleinherrschaft mit republikanischer Fassade. Bereits der populare Politiker Gaius Iulius Caesar hatte als Diktator auf Lebenszeit (dictator perpetuus) eine quasi-monarchische Stellung erlangt. Als erster römischer Kaiser gilt jedoch sein Großneffe und Erbe Augustus, dem es nach dem Tod Caesars 44 v. Chr. und den darauffolgenden blutigen Machtkämpfe gelang, mit dem Prinzipat eine dauerhafte monarchische Staatsordnung an die Stelle der zerstörten Republik zu setzen, wobei jedoch die entmachteten Staatsorgane der Republik, zum Beispiel der Senat, noch sehr lange fortbestanden. Prinzipat (27 v. Chr. bis 284 n. Chr.) Das von Augustus errichtete Kaisertum (Prinzipat) wurde von ihm und seinem Nachfolger Tiberius für rund 60 Jahre sicher geführt. Augustus bewahrte noch bewusst eine republikanische Fassade, während unter Tiberius das Kaisertum zur Normalität wurde. Unter Caligula, Claudius und Nero traten jedoch zeitweilig Zerfallserscheinungen auf. Nach dem Krisenjahr 68/69 (Vierkaiserjahr) traten die Flavier (Vespasian, Titus, Domitian) die Regierung an, die sowohl außen- als auch innenpolitisch insgesamt recht erfolgreich herrschten. Nach der Ermordung Domitians, der 96 einer Verschwörung zum Opfer fiel, folgte eine weitere kurze Krise des Herrschaftssystems, die jedoch unter den Adoptivkaisern weitgehend behoben werden konnte. Das Imperium – in dem die Städte weiterhin kulturell, wirtschaftlich und hinsichtlich der Verwaltung eine ganz zentrale Rolle spielten – erlebte seine größte Blüte und Ausdehnung dann auch unter diesen „Adoptivkaisern“ (das Kaisertum war auch weiterhin formal nicht erblich) in der ersten Hälfte des 2. Jahrhunderts: Einer Expansion unter Trajan (vor allem im Balkanraum und im Osten gegen das Partherreich) folgte eine Rücknahme und Sicherung der Grenzen unter Hadrian. Bald nach der Mitte des 2. Jahrhunderts n. Chr. wuchs jedoch der Druck auf die ausgedehnten Reichsgrenzen. Im Norden und Nordosten bedrängten die Germanen, im Osten die Parther (die sich trotz mancher Niederlage behaupten konnten) das Reich. Mark Aurel, der „Philosophenkaiser“ im Geiste der Stoa, sah sich bald nach Übernahme der Herrschaft nahezu ständig zur kriegerischen Verteidigung der Reichsgrenzen genötigt. Mit seinem Tod endete 180 n. Chr. ein als Blütezeit betrachtetes Zeitalter des Imperiums. Nach dem schwachen Commodus, der 192 ermordet wurde, stabilisierten die Kaiser aus dem Hause der Severer, hervorzuheben ist besonders Septimius Severus, die Grenzen wenigstens teilweise. Kaiser Caracalla gewährte 212 mit der Constitutio Antoniniana allen freien Reichsbürgern das Bürgerrecht. Nach der Ermordung des Severus Alexander 235 kam es jedoch unter den Soldatenkaisern zur Reichskrise des 3. Jahrhunderts, die aber erst um 260 ihren Höhepunkt erreichte. Dieser Zeitraum war geprägt von raschen Regierungswechseln, zeitweiligen und regional unterschiedlichen ökonomischen Problemen, zentrifugalen Tendenzen im Inneren (zeitweilige Abspaltung des Imperium Galliarum; Verlust mehrerer Provinzen an Palmyra) und dem stetig wachsenden Druck auf die Grenzen. Neben den verschiedenen Germanenstämmen (wie den Alamannen und Goten), übte nun vor allem das Sassanidenreich im Osten einen enormen Druck aus: Nach dem Sturz des letzten Partherkönigs im Jahr 224 (bzw. 226), erneuerten die Sassaniden das Perserreich und erwiesen sich in der Regel als den Römern gleichwertige Gegner, wenngleich auch sie mit einer gefährdeten Grenze konfrontiert waren (im spätantiken Zentralasien, siehe Iranische Hunnen). Die Zeit der Soldatenkaiser wird allerdings in der neueren Forschung keineswegs mehr als eine reine Krisenzeit begriffen, sondern vielmehr als eine (wenngleich teils von Krisensymptomen begleiteten) Transformationsphase. Spätantike (284 bis 565/632 n. Chr.) Mit der Einführung der Tetrarchie (293) und zahlreichen inneren Reformen gelang es Kaiser Diokletian (seit 284 Kaiser) gegen Ende des 3. Jahrhunderts noch einmal, das Reich zu stabilisieren. Diese Zeit der beginnenden Spätantike ist gekennzeichnet von Umbrüchen, die zum Teil eine Abkehr von bis dahin wesentlichen Bestandteilen der antiken Kultur darstellten. Dazu gehört vor allem die von Kaiser Konstantin dem Großen initiierte Anerkennung und Privilegierung des Christentums, das unter Diokletian noch verfolgt worden war. Konstantin stabilisierte das Reich durch mehrere Reformen und die Sicherung der Grenzen. Die Hinwendung zu dem neuen Glauben ging schließlich mit der Ablehnung des religiösen Pluralismus der Antike einher. Ein letzter Versuch, die alten Kulte durch die Verbindung mit neuplatonischem Gedankengut wieder zu beleben, scheiterte mit dem Tod Kaiser Julians im Jahr 363; alle nachfolgenden Kaiser waren Christen. Teilweise stießen auch bestimmte Formen der Philosophie auf Ablehnung, wenngleich das Christentum nun selbst stark von der griechischen Philosophie geprägt wurde und zwischen 300 und 600 eine massive Transformation durchlief, bspw. mit dem Ersten Konzil von Nicäa. Die Platonische Akademie in Athen, oft als „Hort des Heidentums“ bezeichnet, wurde 529 geschlossen, während die bereits christianisierte Schule von Alexandria noch bis zum Beginn des 7. Jahrhunderts bestehen blieb. Kaiser Valentinian I. festigte den Westen des Reiches, doch kam es 378 unter seinem Bruder Valens zur Niederlage von Adrianopel und zu einer neuen Krise. In diesem Zusammenhang gehört das Auftauchen der Hunnen (nur eines von zahlreichen Reitervölkern aus der eurasischen Steppenzone, die teils eine wichtige Rolle spielten) und der Beginn der sogenannten Völkerwanderung. Kaiser Theodosius I. wiederum konnte den Osten des Reiches stabilisieren und war zugleich der letzte Kaiser, der de facto über das gesamte Imperium Romanum herrschte. Er erklärte das Christentum schließlich 392 zur Staatsreligion und verbot alle heidnischen Kulte wie die Olympischen Spiele. Allerdings lassen sich noch bis mindestens in das 6. Jahrhundert hinein bedeutende heidnische Minderheiten auf dem Boden des Imperiums nachweisen. Nach der faktisch endgültigen Teilung des Reiches unter den beiden Söhnen des Theodosius 395 erwies sich letztlich nur das von Konstantinopel, dem früheren Byzantion, aus regierte Oströmische Reich auf die Dauer eines weiteren Jahrtausends als lebensfähig. Es bewahrte viele antike Traditionen; unter anderem blieb das Lateinische in dem überwiegend griechischsprachigen Reich noch bis ins 7. Jahrhundert Amtssprache. Das Weströmische Reich, in dem die Heermeister zur eigentlichen Macht hinter dem Thron wurden, hingegen zerbrach aufgrund endloser innerer Kriege, gepaart mit äußerem Druck. Germanische Kriegerverbände traten an die Stelle der kollabierenden Reichsregierung und ergriffen, zunächst als foederati, seit dem 5. Jahrhundert direkt Besitz von weströmischen Provinzen. Ihre Anführer traten hier oft an die Stelle der römischen Autoritäten. Rom selbst wurde 410 von den Westgoten und 455 von den Vandalen geplündert, von der Millionenstadt der hohen Kaiserzeit schrumpfte sie auf schätzungsweise 200.000 Einwohner zum Ende des 5. Jahrhunderts. Die Spätantike sah auch das langsame Verschwinden der klassisch-antiken Stadt (polis bzw. civitas). In der Forschung ist umstritten, ob es sich hierbei um einen Niedergang oder eher um einen Wandel handelt – diese Frage stellt sich für viele andere Aspekte der Epoche (zum Beispiel im wirtschaftlichen Bereich, wobei viele Provinzen weiterhin aufblühten). Im Westen (das Ostreich war davon nicht betroffen und durchlief erst im 7. Jahrhundert eine Krisenzeit, siehe unten) lösten sich im 5. Jahrhundert zunehmend die politischen Strukturen auf, während das reguläre Heer (zumindest nach Ansicht der älteren Forschung) immer stärker „barbarisiert“ wurde und die Bedeutung der nichtrömischen foederati besonders im Westen immer mehr zunahm. Die geringer werdenden Steuereinnahmen durch den Verlust von Provinzen und Steuermitteln führten dazu, dass die Regierung in Ravenna immer hilfloser wurde; die kaiserliche Autorität schwand dahin, während die eigentliche Macht nun meist bei hohen Militärs wie Aetius oder Ricimer lag, die gegeneinander oft blutige Bürgerkriege führten und das Westreich so weiter schwächten. 476 setzte Odoaker, der Kommandeur der föderierten Truppen in Italien, dann den letzten Westkaiser Romulus Augustulus ab, da dieser überflüssig geworden sei, und unterstellte sich der nominellen Oberherrschaft des oströmischen Kaisers. Die Geschichtswissenschaft sah in diesem von den Zeitgenossen nur wenig beachteten Akt früher oft das Ende der Antike. Heute wird dagegen auch das 6. Jahrhundert noch zur Antike gezählt, da vor allem im Osten römisch-antike Strukturen fortbestanden und dem oströmischen Kaiser Justinian (527–565) für kurze Zeit noch einmal eine Rückeroberung großer Teile des Westreiches gelang. Dass diese letztlich dennoch scheiterte, hatte auch mit dem Druck zu tun, den das Sassanidenreich seit 540 erneut auf die Ostgrenze des Reiches ausübte (siehe auch Römisch-Persische Kriege und Herakleios). Im Oströmischen Reich lebten antike Kultur und Geisteswelt zwar noch bis weit ins Mittelalter fort. Die islamische Expansion des 7. Jahrhunderts führte allerdings auch hier zu erheblichen Veränderungen und gilt als der entscheidende Einschnitt, der das Ostrom der Spätantike vom Byzantinischen Reich des Mittelalters trennt. Bedeutung und Nachwirken der Antike Antike Traditionen hatten starke und prägende Auswirkungen auf den weiteren Verlauf der Weltgeschichte, insbesondere auf die Entwicklung der westlichen Welt, die in der Antike ihre Wurzeln hat. Neuzeitliche Aufklärer, Philosophen, Staatstheoretiker, Wissenschaftler, Künstler und andere knüpften immer wieder an die Ionische Naturphilosophie, die attische Demokratie, das römische Recht, den religiösen Pluralismus, das antike Schönheitsideal und andere Hinterlassenschaften der Antike an. Antike Traditionen gerieten auch im Mittelalter nie völlig in Vergessenheit. In den Klöstern des Abendlandes wurden antike Schriften in größerer Zahl bewahrt. Auch die Romidee blieb im Heiligen Römischen Reich lebendig. Im 8. Jahrhundert kam es zur ersten sogenannten Karolingischen Renaissance. Auch byzantinische und arabische Gelehrte stützten sich auf antikes Wissen und gaben es indirekt an das mittelalterliche Europa weiter. Als man im Italien des 15. Jahrhunderts die – meist römischen – Überreste der Antike neu zu schätzen lernte und in der Kunst nachahmte, bezeichnete man dies als Renaissance. Die Wiedergeburt der Antike und des antiken Geistes setzte der jahrhundertelangen Dominanz religiösen Denkens in Europa ein Ende und mündete schließlich in das Zeitalter der europäischen Aufklärung und in die Moderne. Die meisten Schriftsteller und Philosophen der Aufklärungszeit beriefen sich auf die Antike und vereinnahmten diese für ihre Ideen. Ohne griechische Wissenschaft und Philosophie, ohne die damals entstandenen politischen Ideen, ohne das römische Recht, ohne Architektur und Kunst der Griechen und Römer wäre die westliche Kultur der Neuzeit undenkbar. So trat infolge der Arbeiten von Johann Joachim Winckelmann seit dem 18. Jahrhundert die „klassische“ griechische Kunst – oder vielmehr das, was man idealisierend für diese hielt – zunehmend ins Zentrum des Interesses. Im 19. Jahrhundert sprach man im Zusammenhang mit den Arbeiten von Architekten und Künstlern wie Karl Friedrich Schinkel, Leo von Klenze und Bertel Thorvaldsen von einer Renaissance der griechischen Antike und vom Neuhumanismus. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg verlor die griechisch-römische Zivilisation zunehmend die Vorbildfunktion, die man ihr in Europa und Nordamerika jahrhundertelang zugesprochen hatte. Ein entscheidender Einschnitt war hier das Verschwinden des griechischen und stark auch des lateinischen Unterrichtsfaches von den Sekundarschulen. Ein weiterer Aspekt war, dass in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts Elemente der antiken Tradition von Anhängern totalitärer Ideologien willkürlich aufgegriffen und so zweckentfremdet wurden. Der Führerkult des faschistischen Regimes in Italien griff direkt auf das antike Rom zurück und knüpfte (nach dem Verständnis des Regimes) an den Caesarenkult an, wobei bereits der Terminus fascismo vom lateinischen Begriff fasces abgeleitet ist. Benito Mussolini wurde als Nachfolger des Augustus in eine Reihe mit den römischen Caesaren gestellt, und es wurde eine „Wiedererrichtung“ des antiken Römischen Reiches angestrebt. Auch das NS-Regime in Deutschland orientierte sich teils an antiken Vorbildern, so etwa im Zusammenhang mit der ideologisch begründeten Lobpreisung Spartas. Der Bedeutungsverlust nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges hat für die Altertumswissenschaften allerdings immerhin den Vorteil, dass nun ein unverstellterer, neutraler Blick auf die Antike leichter möglich ist. Die erhaltene Zeugnisse der Antike sind – neben überlieferten Texten philosophischer, literarischer oder historischer Natur – zahlreiche Objekte der griechischen und römischen Kunst: von großen Skulpturen bis zur Kleinkunst, Töpferei, Münzen etc. Wichtige Antikensammlungen befinden sich in Rom, Athen, Neapel, Paris, London, München, Sankt Petersburg, Wien und Berlin. Für die Kenntnis des antiken Alltags sind vor allem archäologische Ausgrabungen wie die in Pompeji, Olympia, Delphi oder Pergamon von Bedeutung. Quellenlage Der Großteil der antiken Literatur (und damit auch der Geschichtsschreibung) ist nicht erhalten, sodass unser Wissen über die Antike durch die Überlieferungslage beeinflusst wird (siehe auch antike Geschichtsschreibung und hinsichtlich der griechischen Geschichtsschreibung die Liste der griechischsprachigen Geschichtsschreiber der Antike). Es wurde geschätzt, dass uns kaum 10 % der griechischen Literatur überliefert sind. Andere Forscher sind noch weit pessimistischer und gehen eher von einer Verlustrate um 99 % aus. In Teilen sieht es besonders trostlos aus (Archaik, Hellenismus), in anderen Bereichen etwas besser (klassische Zeit Griechenlands sowie Spätantike). Insgesamt ist die Quellenlage jedoch problematisch; man muss in allen Bereichen davon ausgehen, dass vieles spurlos verloren ist und sich auch viele Ereignisse und Zusammenhänge unserer Kenntnis entziehen. Neben den erzählenden Quellen sowie beispielsweise erhaltenen Gesetzestexte, Reden, Briefen, philosophischen Texten, anderen Prosawerken und Gedichten müssen daher natürlich auch Inschriften, Papyri sowie (oft von besonderer Bedeutung) archäologische und numismatische Quellen herangezogen werden. Eine Zusammenfassung mit ausführlichen Angaben bieten die jeweiligen Artikel (Geschichtsschreibung und Ähnliches) in den entsprechenden Lexika (siehe unten). Im Folgenden seien einige der wichtigsten antiken Geschichtsschreiber und ihre (oft nur teilweise) erhaltenen Texte genannt: Herodot: Historien. Thukydides: Der Peloponnesische Krieg. Xenophon: Hellenika; Der Zug der Zehntausend (Anabasis) Polybios: Historien. Diodor: Bibliothek. Sallust: Die Verschwörung des Catilina; Der Krieg gegen Jugurtha. Caesar: Der Gallische Krieg; Der Bürgerkrieg. Livius: Römische Geschichte. Flavius Josephus: Der jüdische Krieg. Tacitus: Annalen; Historien; Germania. Arrian: Alexanders des Großen Zug durch Asien. Sueton: Leben der Caesaren. Cassius Dio: Römische Geschichte. Ammianus Marcellinus: Res Gestae. Anonymus: Historia Augusta. Zosimos: Neue Geschichte. Prokop: Kriege, Bauten und Geheimgeschichte. Siehe auch die online verfügbaren Quellensammlungen wie LacusCurtius oder das Perseus Project. Siehe auch Verschiedenes: Persische Architektur Geschichte der Geschichtsschreibung Rhetorik der Antike Bücherverluste in der Spätantike Rom: Römische Religion Lateinische Literatur Listen: Liste antiker Stätten Liste antiker Ortsnamen und geographischer Bezeichnungen Liste der Abkürzungen antiker Autoren und Werktitel Quellenausgaben Quellenausgaben mit Übersetzungen bieten neben anderen Reihen die Sammlung Tusculum und die Loeb Classical Library. Eine äußerst wichtige Sammlung der erhaltenen Reste ansonsten verlorener griechischer Geschichtsschreiber stellt der Jacoby dar: Felix Jacoby: Die Fragmente der griechischen Historiker (FGrHist). Weidmann, Berlin 1923 ff. (Nachdr. Brill, Leiden 1995ff., ISBN 90-04-01108-0; CD-ROM, ISBN 90-04-14137-5) . Siehe nun vor allem auch die Neubearbeitung (mit englischer Übersetzung und neuem Kommentar): Brill’s New Jacoby Die Fragmente römischer Historiker sind gesammelt in Die frühen römischen Historiker und in (allerdings nur bis zur Mitte des 3. Jahrhunderts n. Chr.) The Fragments of the Roman Historians. Für die Spätantike sind unter anderem die Sammlungen Kleine und fragmentarische Historiker der Spätantike und Translated Texts for Historians von Bedeutung. Literatur Allgemein: Aufgrund der Masse an Fachpublikationen kann an dieser Stelle nur eine sehr beschränkte Auswahl genannt werden. Das zentrale bibliographische Nachschlagewerk der Altertumswissenschaft stellt immer noch die L’Année philologique dar (L’Année Philologique. Bibliographie critique et analytique de l’Antiquité greco-latine, hrsg. von J. Marouzeau und J. Ernst, Paris 1923ff.). Kostenlos nutzbar ist zudem die umfangreiche Gnomon-Datenbank. Ausführliche Angaben sind außerdem entweder den Bibliographien der unten genannten Werke (besonders sei dabei auf The Cambridge Ancient History und Oldenbourg Grundriss der Geschichte hingewiesen) zu entnehmen oder den Bibliographien, die in der ausführlichen HU-Linkliste aufgeführt sind. Es sei außerdem auf die hier verlinkten Artikel verwiesen, wo sich zahlreiche weiterführende Literaturangaben finden. Lexika Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft. Herausgegeben von Georg Wissowa und anderen, in 2 Reihen, Stuttgart 1894–1980, ISBN 3-476-01193-3 (Neudruck ab 1997; Digitalisierungsprojekt seit 2007 mit Register als Erschließungshilfe und mit Links zu Digitalisaten; trotz des Alters in seiner Gesamtheit nicht überholtes Grundlagenwerk). Konrat Ziegler, Walther Sontheimer, Hans Gärtner (Hrsg.): Der Kleine Pauly. Lexikon der Antike. 5 Bände. Druckenmüller (Artemis), Stuttgart/ München 1964–1975, ISBN 3-423-05963-X (Nachdruck dtv, München 2002; hervorragendes Lexikon auf Grundlage der RE, jedoch mit verkürzten und neugeschriebenen Artikeln). Hubert Cancik, Helmuth Schneider (Hrsg.): Der Neue Pauly. Enzyklopädie der Antike. Metzler, Weimar/ Stuttgart 1996–2003, ISBN 3-476-01470-3 (26 Bände mit schwankender Qualität der Beiträge). Carl Andresen und andere (Hrsg.): Lexikon der Alten Welt. (LAW), Artemis, Zürich, Stuttgart 1965, ISBN 3-491-96036-3 [Neuausgabe: Albatros, Düsseldorf 2001] (in viele Bereichen veralteter Forschungsstand). Graham Shipley u. a. (Hrsg.): The Cambridge Dictionary of Classical Civilization. Cambridge 2006 (gut bebildertes Nachschlagewerk zur klassischen Antike; Rezension in Bryn Mawr Classical Review). Kai Brodersen, Bernhard Zimmermann (Hrsg.): Metzler Lexikon Antike. 2., überarbeitete und erweiterte Auflage. J. B. Mezler Verlag, Stuttgart 2006, ISBN 3-476-02123-8. Simon Hornblower, Antony Spawforth (Hrsg.): The Oxford Classical Dictionary (OCD). 4. Auflage. Oxford University Press, Oxford 2012 (wohl das beste einbändige Lexikon über die Antike mit teils herausragenden Artikeln). Heinrich Beck, Herbert Jankuhn, Hans Kuhn, Kurt Ranke, Reinhard Wenskus (Hrsg.); Johannes Hoops (Begründer): Reallexikon der Germanischen Altertumskunde. (RGA), 2. völlig neu bearbeitete und stark erweiterte Auflage. De Gruyter, Berlin/New York 1973–2007 (Neubearbeitung des wichtigen Lexikons von Hoops). Theodor Klauser und andere (Hrsg.): Reallexikon für Antike und Christentum. (RAC), Stuttgart 1950ff, ISBN 3-7772-9427-6 (noch nicht abgeschlossen, besonderes Augenmerk gilt der Spätantike). Oliver Nicholson (Hrsg.): The Oxford Dictionary of Late Antiquity. Oxford University Press, Oxford 2018, ISBN 978-0-19-866277-8 (aktuelles Fachlexikon zur Spätantike). Einführungen Stanley M. Burstein: Antike global. Die Welt von 1000 v. Chr. bis 300 n. Chr. wbg Theiss, Darmstadt 2022, ISBN 978-3-8062-4448-9 (knappe, „globalgeschichtliche“ Einführung bis zum Beginn der Spätantike). Hans-Joachim Gehrke, Helmuth Schneider (Hrsg.): Geschichte der Antike. 4., erweiterte und aktualisierte Auflage. Metzler, Stuttgart/Weimar 2013, ISBN 978-3-476-02494-7 (grundlegende Einführung). Hans-Joachim Gehrke (Hrsg.): Die Welt vor 600. Frühe Zivilisationen (Geschichte der Welt, Band 1). C. H. Beck, München 2017, ISBN 978-3-406-64101-5. Rosemarie Günther: Einführung in das Studium der Alten Geschichte. Paderborn 2001, ISBN 3-506-99498-0. Hartmut Leppin: Einführung in die Alte Geschichte. München 2005, ISBN 3-406-53527-5. Allgemeine Darstellungen Beck Geschichte der Antike. 7 Bände. C.H. Beck, München 2014–2023 (sortiert nach Epochendarstellung; die jeweiligen Bände sind gut lesbare, aktuelle Einführungen in die jeweilige Epoche). Elke Stein-Hölkeskamp: Das archaische Griechenland. Die Stadt und das Meer. München 2015. Sebastian Schmidt-Hofner: Das klassische Griechenland. Der Krieg und die Freiheit. München 2016. Peter Scholz: Der Hellenismus. Der Hof und die Welt. München 2015. Wolfgang Blösel: Die römische Republik. Forum und Expansion. München 2015. Armin Eich: Die römische Kaiserzeit. Die Legionen und das Imperium. München 2014. Rene Pfeilschifter: Die Spätantike. Der eine Gott und die vielen Herrscher. München 2014. Johannes Preiser-Kapeller: Byzanz. Das Neue Rom und die Welt des Mittelalters. München 2023. Blackwell History of the Ancient World. Blackwell, Oxford u. a. (ebenfalls empfehlenswerte, aktuelle Epocheneinführungen). Marc Van de Mieroop: A History of the Ancient Near East ca. 3000–323 BC. 3. Auflage. 2016. Jonathan Hall: A History of the Archaic Greek World. 2. Auflage. 2014. Peter John Rhodes: A History of the Classical Greek World. 2005. Robert Malcolm Errington: A History of the Hellenistic World. 2006. Stephen Mitchell: A History of the Later Roman Empire, AD 284–641. 2. Auflage. 2015. Timothy E. Gregory: A History of Byzantium. 2005 (alle Bände bieten einen gut lesbaren und fundierten, knappen Überblick mit aktueller Literatur). Blackwell Companion to the Ancient World. Verschiedene Herausgeber. Blackwell, Oxford 2003 ff. (Inzwischen sind zahlreiche Bände erschienen bzw. in Vorbereitung; sie bieten in Form von mehreren, relativ knappe Fachaufsätzen einen Einstieg auf Grundlage der aktuellen Forschungslage). The Cambridge Ancient History. Div. Hrsg., 14. Bände (teils in Teilbänden). 2. Auflage. Cambridge 1970ff. (Umfassende und sehr wichtige Gesamtdarstellung der Antike; die zweite Auflage ist vollständig neubearbeitet worden). Aloys Winterling, Kai Brodersen, Martin Jehne, Winfried Schmitz (Hrsg.): Enzyklopädie der griechisch-römischen Antike. 13 Bände. Oldenbourg, München 2007ff. (Noch nicht abgeschlossene Handbuchreihe, der Aufbau ist an der Enzyklopädie deutscher Geschichte orientiert). Geschichte kompakt Antike. Wissenschaftlichen Buchgesellschaft, Darmstadt (mehrere Bände; gute, knappe Einführungen mit einem in die Darstellung integrierten Forschungsüberblick). Werner Dahlheim: Die Antike. Griechenland und Rom von den Anfängen bis zur Expansion des Islam. Schöningh Verlag, Paderborn 1994, ISBN 3-506-71980-7. Robin Lane Fox: Die klassische Welt. Eine Weltgeschichte von Homer bis Hadrian. Klett-Cotta, Stuttgart 2010 (gut lesbare und verlässliche Überblicksdarstellung bis ins 2. Jahrhundert n. Chr.). Wolfgang Schuller: Das Erste Europa, 1000 v. Chr.–500 n. Chr. (= Handbuch der Geschichte Europas. Band 1). Ullmer, Stuttgart 2004, ISBN 3-8001-2791-1. Jochen Bleicken u. a. (Hrsg.): Oldenbourg Grundriss der Geschichte. Band 1–4, München 1980 ff. (verschiedene Auflagen). (Dreiteilung jedes Bandes: 1) sehr knappe Darstellung, 2) Forschungsüberblick und 3) umfassende Bibliographie.) Eckhard Wirbelauer (Hrsg.): Oldenbourg Geschichte Lehrbuch: Antike. Oldenbourg, München 2004, ISBN 3-486-56663-6 (umfassender und zugleich origineller Einstieg in die antike Geschichte, der alle wichtigen Themen abdeckt; die Ereignisgeschichte wird aber nur sehr knapp behandelt). Profile History of the Ancient World. Profile, London (sortiert nach Epochendarstellung; aktuelle und gut lesbare Überblickswerke). Angelos Chaniotis: Age of Conquests: The Greek World from Alexander to Hadrian. 2018. Kathryn Lomas: The Rise of Rome. From the Iron Age to the Punic Wars. 2018. David S. Potter: The Origin of Empire. Rome from the Republic to Hadrian. 2019. Michael Kulikowski: The Triumph of Empire. The Roman World from Hadrian to Constantine. 2016. Michael Kulikowski: The Tragedy of Empire. From Constantine to the Destruction of Roman Italy. 2019. Paul Stephenson: New Rome. The Roman Empire in the East, AD 395-700. 2021. Routledge History of the Ancient World. Routledge Verlag, London / New York: Amélie Kuhrt: The Ancient Near East. 2 Bände, 1995, ISBN 0-415-01353-4 (Band 1), ISBN 0-415-12872-2 (Band 2) (recht umfassende Darstellung der altorientalischen Geschichte bis zu den Achaimeniden) Robin Osborne: Greece in the making 1200–479 B. C. 1996, ISBN 0-415-03583-X. Simon Hornblower: The Greek world 479–323 B. C. 4. Auflage. 2011, ISBN 978-0-415-60292-1 (hervorragende Gesamtdarstellung der klassischen Zeit) Graham Shipley: The Greek world after Alexander 323–30 B. C. 2000, ISBN 0-415-04618-1 (mit die beste Gesamtdarstellung des Hellenismus). Timothy J. Cornell: The beginnings of Rome. Italy and Rome from the Bronze Age to the Punic Wars (c. 1000–264 B. C). 1995, ISBN 0-415-01596-0. Martin Goodman: The Roman world 44 B. C.–A. D. 180. 1997, ISBN 0-415-04969-5. David S. Potter: The Roman empire at Bay, AD 180–395. 2004, ISBN 0-415-10058-5; 2. Auflage 2014 (hervorragende Darstellung, die auch soziokulturelle Aspekte mit einbezieht). Averil Cameron: The Mediterranean world in Late Antiquity A. D. 395–600. 1993, ISBN 0-415-01420-4; 2. Auflage 2012 (eine ausgezeichnete englische Einführung in die Spätantike) Klassiker (Zum Teil veraltet. Älteren Datums, aber bis heute noch grundlegend, sind die Darstellungen zur griechischen Geschichte von Karl Julius Beloch, Georg Busolt und Eduard Meyer.) Karl Julius Beloch: Griechische Geschichte. 4 Bände (in 8 Teilbänden). Straßburg 1893ff. (2. überarbeitete Auflage 1912ff.) (bedeutende, aber teilweise umstrittene Darstellung). Georg Busolt: Griechische Geschichte bis zur Schlacht bei Chaeroneia. 3 Bände in 4 Teilbänden. Perthes, Gotha 1885–1904. Johann Gustav Droysen: Geschichte des Hellenismus. Perthes, Gotha 1877 (auf CD-ROM, Berlin 2007, ISBN 978-3-89853-343-0). Matthias Gelzer: Julius Caesar. Der Politiker und Staatsmann. Callwey, München 1941 (3. Auflage, Nachdruck Steiner, Wiesbaden 1983, ISBN 3-515-03907-4). Edward Gibbon: Verfall und Untergang des römischen Imperiums. 6 Bände dtv, München 2003, ISBN 3-423-96406-5 (Original: The History of the Decline and Fall of the Roman Empire. 6 Bände, London 1776–1788) (zum ersten Mal komplette und ungekürzte dt. Übersetzung bis zum Ende Westroms, die Geschichte von Byzanz ist immer noch ausgespart. Lesenswert, aber inhaltlich bzw. hinsichtlich der Wertung veraltet). Eduard Meyer: Geschichte des Altertums. 5 Bände, 7. Auflage, Darmstadt 1965 (Original: 1884–1902, online). Theodor Mommsen: Römische Geschichte. Weidmann, Berlin 1902 (Nachdruck dtv, München 2001, ISBN 3-423-59055-6). Einzeldarstellungen Griechenland – Hellas Raimund Schulz, Uwe Walter: Griechische Geschichte ca. 800–322 v. Chr. 2 Bände. De Gruyter, Berlin/Boston 2022 (aktuelle Darstellung der klassischen Zeit mit einem recht umfassenden Forschungsteil). Karl-Wilhelm Welwei: Griechische Geschichte. Von den Anfängen bis zum Beginn des Hellenismus. Schöningh, Paderborn u. a. 2011, ISBN 978-3-506-77306-7 (aktuelle und recht umfassende Darstellung bis ins späte 4. Jahrhundert v. Chr.). Karl-Joachim Hölkeskamp, Elke Stein-Hölkeskamp (Hrsg.): Die griechische Welt. Erinnerungsorte der Antike. Beck, München 2010, ISBN 978-3-406-60496-6. Oswyn Murray, John K. Davies, Frank W. Walbank: Die Geschichte des antiken Griechenland. Düsseldorf 2006, ISBN 3-491-96167-X.(Beinhaltet die Bände Das frühe Griechenland [Murray], Das klassische Griechenland [Davies] und Die hellenistische Welt [Walbank]; sehr empfehlenswert als Einstiegslektüre.) Christian Meier: Athen. Ein Neubeginn der Weltgeschichte. Berlin 1993, ISBN 3-88680-128-4 (Gesamtdarstellung Athens im 5. Jahrhundert, aber ohne Anmerkungen). Rom The Edinburgh History of Ancient Rome. Herausgegeben von J. S. Richardson. 8 Bände. Edinburgh University Press, Edinburgh 2012–2020. Klaus Bringmann: Geschichte der römischen Republik. München 2002, ISBN 3-406-49292-4 (solide Darstellung). Hartwin Brandt: Die Kaiserzeit. Römische Geschichte von Octavian bis Diocletian. 31 v. Chr.–284 n. Chr. Beck, München 2021 (aktuelle Darstellung der frühen und hohen Kaiserzeit). Karl Christ: Geschichte der römischen Kaiserzeit. 5. aktual. Auflage. München 2005, ISBN 3-406-36316-4 (sehr gute deutsche Darstellung der Kaiserzeit bis Konstantin dem Großen). Michael Sommer: Römische Geschichte I. Rom und die antike Welt bis zum Ende der Republik (= Kröners Taschenausgabe. Band 449). Kröner, Stuttgart 2013, ISBN 978-3-520-44901-6 (aktuelle und gut lesbare Darstellung der republikanischen Zeit). Michael Sommer: Römische Geschichte II. Rom und sein Imperium in der Kaiserzeit (= Kröners Taschenausgabe. Band 458). Kröner, Stuttgart 2009, ISBN 978-3-520-45801-8 (aktuelle und gut lesbare Darstellung der Kaiserzeit). Karl-Joachim Hölkeskamp, Elke Stein-Hölkeskamp (Hrsg.): Erinnerungsorte der Antike. Die römische Welt. Beck, München 2006, ISBN 3-406-54682-X. Klaus-Peter Johne (Hrsg.): Die Zeit der Soldatenkaiser. 2 Bände. Berlin 2008. Alexander Demandt: Die Spätantike. Handbuch der Altertumswissenschaft III. 6, München 1989; 2. überarbeitete Auflage. München 2007 (als inhaltlich gekürzte Ausgabe ohne wissenschaftlichen Apparat: Geschichte der Spätantike. München 1998, ISBN 3-406-44107-6). Arnold Hugh Martin Jones: The Later Roman Empire 284–602. A Social, Economic and Administrative Survey. 3 Bände Oxford 1964 (Neudruck in 2 Bände Baltimore 1986) (umfassendste moderne, von einem Autor verfasste Darstellung der Spätantike, jedoch durch die Faktendichte teils schwer lesbar und inzwischen vor allem in den Wertungen teilweise überholt). Scott Fitzgerald Johnson (Hrsg.): The Oxford Handbook of Late Antiquity. Oxford u. a. 2012. Spezielle Literatur Nur in Auswahl. Es sei auch auf die oben genannten Fachlexika verwiesen. Allgemein Kulturgeschichte der antiken Welt. Verschiedene Verfasser, Mainz 1977ff Griechenland – Hellas Jochen Bleicken: Die athenische Demokratie. 4. Auflage. Stuttgart 1995, ISBN 3-8252-1330-7. Donald Kagan: The Peloponnesian War. London 2003, ISBN 0-00-711505-9 (siehe auch Kagans vierbändige Darstellung des Peloponnesischen Krieges; hier eine intelligente und zusammenfassende Darstellung für ein breiteres Publikum). Michael Rostovtzeff: A Social and Economic History of the Hellenistic World. 2 Bände. 1941. Michael Stahl: Gesellschaft und Staat bei den Griechen. 2 Bände Schöningh, Paderborn 2003, Band 1, ISBN 3-506-99000-4, Band 2, ISBN 3-506-99001-2 (sehr gutes Überblickswerk). Karl-Wilhelm Welwei: Das klassische Athen. Demokratie und Machtpolitik im 5. und 4. Jahrhundert. Darmstadt 1999, ISBN 3-534-12976-8 (detaillierte Darstellung der Politik Athens und dessen Aufstieg zur Hegemonialmacht). Karl-Wilhelm Welwei: Sparta. Aufstieg und Niedergang einer antiken Großmacht. Stuttgart 2004, ISBN 3-608-94016-2 (wohl die beste deutschsprachige Darstellung der Geschichte Spartas). Karl-Wilhelm Welwei: Die griechische Polis. Verfassung und Gesellschaft in archaischer und klassischer Zeit. 2. Auflage. Stuttgart 1998, ISBN 3-515-07174-1. Rom Aufstieg und Niedergang der römischen Welt. Berlin und New York 1972ff. Jochen Bleicken: Die Verfassung der römischen Republik. 8. Auflage. Schöningh, Paderborn 2000. Jochen Bleicken: Verfassungs- und Sozialgeschichte des Römischen Kaiserreiches. Schöningh, 2 Bände. Paderborn, München, Wien, Zürich 1981, Band 1, ISBN 3-506-99403-4, Band 2, ISBN 3-506-99257-0. Uwe Walter: Politische Ordnung in der Römischen Republik. Oldenbourg, Berlin/Boston 2017, ISBN 978-3-486-59696-0. Thomas Fischer: Gladius. Roms Legionen in Germanien. C.H. Beck, München 2020. Persien/Iran Encyclopædia Iranica London 1985 ff. (Onlineportal) Touraj Daryee (Hrsg.): King of the Seven Climes. A History of the Ancient Iranian World (3000 BCE–651 CE). UCI Jordan Center for Persian Studies, Irvine (CA) 2017. Josef Wiesehöfer: Das antike Persien. Von 550 v. Chr. bis 650 n. Chr. Aktual. Neuauflage, Patmos, Düsseldorf 2005, ISBN 3-491-96151-3 (gutes Überblickswerk; dort auch weitere Hinweise). Germanen und Völkerwanderung Reallexikon der Germanischen Altertumskunde, 2. Auflage. Bruno Bleckmann: Die Germanen. Von Ariovist zu den Wikingern. C.H. Beck, München 2009. Mischa Meier: Geschichte der Völkerwanderung. Europa, Asien und Afrika vom 3. bis zum 8. Jahrhundert. C. H. Beck, München 2019, ISBN 978-3-406-73959-0. Walter Pohl: Die Germanen. 2. Auflage. Oldenbourg, München 2004. Walter Pohl: Die Völkerwanderung. Eroberung und Integration. 2. Auflage. Kohlhammer, Stuttgart u. a. 2005. Kelten Bernhard Maier: Die Kelten. Ihre Geschichte von den Anfängen bis zur Gegenwart. 3., vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage. C.H. Beck, München 2016. Wolfgang Meid: Die Kelten. 2., verbesserte Auflage. Reclam, Stuttgart 2011. Etrusker Jean MacIntosh Turfa (Hrsg.): The Etruscan World. Routledge, London 2013. Massimo Pallottino: Etruskologie. Geschichte und Kultur der Etrusker. Birkhäuser, Basel u. a. 1988. Phönizier/Punier Dexter Hoyos: The Carthaginians. Routledge, New York u. a. 2010. Sabine Peters (Red.): Hannibal ad portas. Macht und Reichtum Karthagos. Begleitband zur großen Sonderausstellung in Karlsruhe. Badisches Landesmuseum Karlsruhe, Karlsruhe 2004. Michael Sommer: Die Phönizier. Handelsherren zwischen Orient und Okzident. Kröner, Stuttgart 2005. Skythen, Hunnen und andere Steppenvölker Christoph Baumer: The History of Central Asia. Band 1 und 2. I.B. Tauris, London 2012ff. Valerie Hansen: The Silk Road. A History with Documents. Oxford University Press, Oxford 2016. Hyun Jin Kim: The Huns. Routledge, New York 2016. St. John Simpson, Svetlana Pankova (Hrsg.): Scythians. Warriors of ancient Siberia. Thames & Hudson, London 2017. Timo Stickler: Die Hunnen. C.H. Beck, München 2007. Indien und China Rachel Mairs (Hrsg.): The Graeco-Bactrian and Indo-Greek World. Routledge, London 2020, ISBN 978-1-138-09069-9. 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Die vorliterarische Periode und die Zeit von 240 bis 78 v. Chr. 2002 Die Literatur des Umbruchs. Von der römischen zur christlichen Literatur 117 bis 284 n. Chr. 1997 Restauration und Erneuerung. Die lateinische Literatur von 284 bis 374 n. Chr. 1989 Die Literatur im Zeitalter des Theodosius (374–430 n. Chr.). Erster Teil: Fachprosa, Dichtung, Kunstprosa. 2020 Die Literatur im Zeitalter des Theodosius (374–430 n. Chr.). Zweiter Teil: Christliche Prosa. 2020 Albin Lesky: Geschichte der Griechischen Literatur. Saur, München 1999, ISBN 3-598-11423-0. Michael von Albrecht: Geschichte der römischen Literatur. 2 Bände. 3., verbesserte und erweiterte Auflage. De Gruyter, Berlin/Boston 2012. Geschichtsschreibung Dieter Flach: Römische Geschichtsschreibung. 3. Auflage, WBG, Darmstadt 2001. Gabriele Marasco (Hrsg.): Greek and Roman Historiography in Late Antiquity. Fourth to Sixth Century A.D. Leiden u. a. 2003. 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In: Europäische Geschichte Online. hrsg. vom Institut für Europäische Geschichte (Mainz), 2013 (Zugriff am: 29. August 2013). Rüdiger Schnell: Die Rezeption der Antike. In: Klaus von See (Hrsg.): Neues Handbuch der Literaturwissenschaft. Band 8 (= Europäisches Hochmittelalter. Hrsg. von Henning Krauß), S. 217–242. Marlene Meuer: Polarisierungen der Antike. Antike und Abendland im Widerstreit – Modellierungen eines Kulturkonflikts im Zeitalter der Aufklärung. Winter, Heidelberg 2017, ISBN 978-3-8253-6240-9 (Print), ISBN 978-3-8253-7757-1 (elektronisch). Weblinks Sehr umfangreiche und empfehlenswerte Linkliste der HU Berlin KIRKE – Linkportal Antike LacusCurtius – zahlreiche antike Texte in englischer Übersetzung und/oder Originaltexte Perseus Project – Quellensammlung zur Antike (englisch) Navicula Bacchi – Materialsammlung Alte Sprachen und Antike Geschichte Materialsammlung bei Livius.org (englisch) Internet Ancient History Sourcebook (englisch) Anmerkungen Historisches Zeitalter Geschichtswissenschaft Geschichte des Mittelmeerraums
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https://de.wikipedia.org/wiki/Anthony%20Hope
Anthony Hope
Anthony Hope war das Pseudonym von Sir Anthony Hope Hawkins (* 9. Februar 1863 in London; † 8. Juli 1933 in Walton-on-the-Hill, Surrey), einem britischen Rechtsanwalt und Schriftsteller. Anthony Hope war ein Sohn von Reverend Edward Connerford Hawkins, einem anglikanischen Geistlichen, und Jane Isabella Grahame. Er verließ die Universität Oxford 1885 mit einem first-class degree und wurde Anwalt in London. Er heiratete 1903, hatte zwei Söhne und eine Tochter. Während des Ersten Weltkrieges arbeitete er im Ministry of Information. 1918 wurde er für seine Verdienste während des Krieges zum Ritter geschlagen. Sein erstes Buch war A Man of Mark (1890), später schrieb er The Dolly Dialogues (1894). Den größten Erfolg hatte er mit The Prisoner of Zenda (dt. „Der Gefangene von Zenda“). Anschließend verfasste er Rupert of Hentzau (1898) und viele weitere Bücher. Literatur Weblinks Einzelnachweise Dichterjurist Literatur (Englisch) Literatur (Vereinigtes Königreich) Literatur (19. Jahrhundert) Literatur (20. Jahrhundert) Roman, Epik Knight Bachelor Person (London) Engländer Brite Geboren 1863 Gestorben 1933 Mann
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https://de.wikipedia.org/wiki/%C3%85ngstr%C3%B6m%20%28Einheit%29
Ångström (Einheit)
Das Ångström [] (nach dem schwedischen Physiker Anders Jonas Ångström) ist eine Maßeinheit der Länge. Das Einheitenzeichen ist Å (A mit Ring). Ein Ångström entspricht dem zehnmillionsten Teil eines Millimeters. Das Ångström ist keine SI-Einheit. 1 Å = 100 pm = 0,1 nm = 10−10 m Das Ångström wird insbesondere in der Kristallographie und der Chemie benutzt, um mit „einfachen“ Zahlenwerten arbeiten zu können. So ist 1 Å die typische Größenordnung für Atomradien sowie Abstände von Atomen in Kristallstrukturen und Bindungslängen in Molekülen. Der Radius isolierter neutraler Atome beträgt zwischen 0,3 und 3 Å. Daher wird das Ångström oft als Einheit für Abstände in atomaren Größenordnungen verwendet, z. B. für die Dicke sehr dünner Schichten, für die Angabe der verwendeten Wellenlänge der Röntgenstrahlung bei ihrer Ermittlung in Röntgenbeugungsexperimenten wie der Kristallstrukturanalyse, sowie für die Porengröße von stationären Phasen in flüssigchromatographischen Säulen für die Hochleistungsflüssigkeitschromatographie (HPLC). In der Thermodynamik wird die mittlere freie Weglänge der sich bewegenden Moleküle häufig in Ångström angegeben. Auch in der Optik und der Astronomie wird es zur Angabe einer Wellenlänge genutzt (allerdings weniger in deutschsprachigen, sondern eher in englischsprachigen Fachpublikationen). Einen ähnlichen Versuch, zu einfach handhabbaren Zahlenwerten zu kommen, unternahm 1925 Manne Siegbahn mit der Definition der X-Einheit, die etwa 10−13 Meter entsprach. Das Ångström setzte sich aber durch. Da das Ångström nicht in der Einheitenrichtlinie aufgeführt wird, ist es in der EU keine gesetzliche Einheit, nach der schweizerischen Einheitenverordnung auch nicht in der Schweiz. In DIN 1301-3 ist sie ausdrücklich als nicht mehr zugelassene Einheit aufgelistet. Darstellung in Computersystemen Laut Unicode-Standard soll die Längeneinheit Ångström durch den Großbuchstaben Å (U+00C5) dargestellt werden. Unicode enthält zwar auch ein Zeichen namens ANGSTROM SIGN (Ångströmzeichen, U+212B: Å), dieses wurde jedoch lediglich zur Kompatibilität mit älteren Zeichenkodierungsstandards aufgenommen und soll in neu erstellten Texten nicht verwendet werden. Weblinks Einzelnachweise Längeneinheit
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https://de.wikipedia.org/wiki/Ampere
Ampere
Das Ampere [] mit Einheitenzeichen A, benannt nach dem französischen Mathematiker und Physiker André-Marie Ampère, ist die SI-Basiseinheit der elektrischen Stromstärke und zugleich SI-Einheit der abgeleiteten Größe magnetische Durchflutung. Obwohl man den Nachnamen des Namensgebers Ampère mit Gravis schreibt, wird die SI-Einheit im deutschen und englischen Sprachraum ohne Akzent geschrieben, also „Ampere“. Definition Ein Ampere entspricht einem Strom von 1 Coulomb (C) pro Sekunde durch den Leiterquerschnitt: Das Coulomb ist im Internationalen Einheitensystem über die festgelegte Elementarladung definiert. Ein Ampere entspricht daher genau einem Strom von Elementarladungen pro Sekunde, bei einem Fluss von Elektronen sind dies ca. 6,2 · 1018 (6,2 Trillionen) Elektronen pro Sekunde. Ein Fluss von 1 A über eine Spannung von 1 Volt (V) bedeutet eine Leistung von 1 Watt (W). Historisches Definition 1881 Auf dem ersten internationalen Elektrizitätskongress 1881 wurde die Definition von „praktischen“ Einheiten beschlossen: Ohm für den elektrischen Widerstand, Volt für die Elektrische Spannung und Ampere für den elektrischen Strom. Das Ampere wurde als 0,1 elektromagnetische CGS-Einheiten festgelegt. Zuvor hatte es eine Reihe von unterschiedlichen Einheiten und Definitionen gegeben. In Deutschland und einigen anderen Ländern war die „Webersche Einheit“ der Stromstärke in Gebrauch, die 0,1 Ampere entsprach. In Großbritannien schlug man zunächst vor, die Einheit der Stromstärke mit „Galvat“, nach dem italienischen Biophysiker Luigi Galvani, zu benennen, die in etwa dem heutigen Ampere entsprochen hätte. Später wurde ebenfalls eine „Weber-Einheit“ für die Stromstärke eingeführt, die aber einen zehnmal so hohen Wert hatte wie die in Deutschland gebräuchliche (also dem heutigen Ampere entsprach). Noch verwickelter wurde es dadurch, dass der Name Weber auch für die Einheit der elektrischen Ladung benutzt wurde, so dass dann die Stromstärke gleich „Weber-Einheit/Sekunde“ war. Zeitweise gab man der Weber-Einheit auch den Namen „Farad“, womit später die Einheit der elektrischen Kapazität benannt wurde. Für die Realisierung von Ohm, Volt und Ampere wurden in der Folge unterschiedliche Normale entwickelt. Definition 1898 1898 wurde 1 Ampere im „Gesetz, betreffend die elektrischen Maßeinheiten“ des Deutschen Kaiserreichs als die Stärke desjenigen Stromes definiert, der aus einer wässrigen Silbernitrat-Lösung mittels Elektrolyse in einer Sekunde 1,118 mg Silber abscheidet. Das so definierte Ampere – das auch in den meisten anderen Industriestaaten galt – ist später als internationales Ampere bezeichnet worden; das mit den restlichen Basiseinheiten kompatible (Definition von 1881) dagegen als absolutes Ampere. Definition 1948 1933 beschloss die 8. Generalkonferenz für Maß und Gewicht (CGPM), dass langfristig nur die „absoluten“ elektromagnetischen Einheiten verwendet werden sollten. Die folgenden Jahre sollten dazu genutzt werden, die die Umrechnung von „internationalen“ und „absoluten“ Einheiten möglichst genau zu ermitteln. Die endgültige Abkehr von den „internationalen“ Einheiten und alleinige Akzeptanz der „absoluten“ Einheiten erfolgte, kriegsbedingt verzögert, 1948 durch die 9. CGPM. Damit war das Ampere eindeutig wie folgt über die Lorentzkraft zweier Leiter aufeinander definiert: 1 A ist die Stärke des zeitlich konstanten elektrischen Stromes, der im Vakuum zwischen zwei parallelen, unendlich langen, geraden Leitern mit vernachlässigbar kleinem, kreisförmigem Querschnitt und dem Abstand von 1 m zwischen diesen Leitern eine Kraft von 2 · 10−7 Newton pro Meter Leiterlänge hervorrufen würde. Mit dieser Definition wurde zugleich der Wert der magnetischen Feldkonstante μ0 festgelegt. Stromstärke als vierte Basiseinheit Im 19. Jahrhundert waren die elektromagnischen Größen in einem System mit drei Basisgrößen „Länge“, „Masse“ und „Zeit“ definiert worden. In solch einem System treten aber zwangsläufig Dimensionen mit halbzahligen Exponenten auf, wie es etwa in den verschiedenen Varianten des CGS-Einheitensystems geschieht. Dies lässt sich durch Hinzunahme einer vierten Basisgröße und damit einer vierten Basiseinheit vermeiden. 1956 wurde beschlossen, dass dies die Einheit der Stromstärke sein sollte (MKSA-System). Definition seit 2019 Die 26. Generalkonferenz für Maß und Gewicht beschloss mit Wirkung zum 20. Mai 2019 eine Revision des Internationalen Einheitensystems. Seitdem basiert das Ampere auf der Elementarladung, der ein fester Zahlenwert zugewiesen wurde, und hängt zusätzlich von der Definition der Sekunde ab, nicht mehr jedoch vom Meter und vom Kilogramm. Die Neudefinition wurde vorgenommen, da sie leichter zu realisieren ist. Die magnetische Feldkonstante μ0 ist seitdem eine mit einer Messunsicherheit behaftete Messgröße, die experimentell bestimmt werden muss. Gebräuchliche dezimale Vielfache Die Einheit Ampere ist mit verschiedenen Vorsätzen für Maßeinheiten (SI-Präfixe) in Verwendung, beispielsweise: Weblinks Einzelnachweise Elektromagnetische Einheit André-Marie Ampère
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https://de.wikipedia.org/wiki/Acre
Acre
Acre (Plural deutsch Acre oder Acres; , Plural acres) ist eine von den Britischen Inseln stammende angloamerikanische Maßeinheit zur Flächenbestimmung von Grundstücken und entspricht im metrischen System exakt 4046,8564224 m² oder grob 4047 m² beziehungsweise 0,4 ha. Abgekürzt wird diese Einheit mit ac. Typologisch vergleichbare Maßeinheiten sind der Morgen, das Tagewerk, das Joch und die Juchart. In den Vereinigten Staaten wird die Größe von Grundstücken bei Land- und Grundvermessungen allein mit den beiden Flächeneinheiten Acre und Square Foot angegeben. Weit verbreitet sind diese Einheiten auch in Großbritannien, Kanada, Indien, Australien und anderen Commonwealth-Staaten, obwohl dort heute ein metrisches Hauptmaßsystem besteht. Ein größeres Grundstück wird dort auch als Acreage bezeichnet. Begriff Definition Heutzutage wird der Acre direkt mit 43.560 Square Feet definiert, weil die zur ursprünglichen Definition verwendeten Längenmaße Furlong und Rod mittlerweile ungebräuchlich sind. Unter Einbezug der Meile sowie den heutzutage nicht mehr gebräuchlichen Flächenmaßen Rood und Square Rod (auch als Square Perch, Perch, Square Pole, Pole bezeichnet) ergibt sich die folgende Umrechnung: Praktische Verwendung Der Acre ist das Hauptmaß für Grundstücksflächen. In der Regel werden nicht mehr als zwei Nachkommastellen angegeben, womit eine Genauigkeit von ±20 m² vorliegt. Sobald genauere Angaben erforderlich sind, beispielsweise bei Bauland, wird die Flächeneinheit Square Foot verwendet. Bei landwirtschaftlich genutzten Grundstücken werden die Flächen in Workable Acre und Non Workable Acre unterteilt. Damit gemeint sind die tatsächlich nutzbare Fläche und die für landwirtschaftliche Zwecke nicht nutzbare Fläche, wie beispielsweise Ödland. Auch sehr große Grundflächen werden in Acre angegeben, beispielsweise 87.000 ac (≈ 350 km²). Eine Umrechnung in Quadratmeilen erfolgt in der Regel nicht. Acre als Grundlage für abgeleitete Einheiten Im Bereich der Landwirtschaft bezieht sich der Flächenertrag auf den Acre. Bei Getreide wird der Ertrag in bushel/acre angegeben. Der Preis für Land aller Arten wird in den Vereinigten Staaten und Kanada in $/acre angegeben. {| |- |Umrechnung von $/acre nach $/ha: || style="background:#EAECF0; border:1px solid black; padding: 0 5px 0 5px;"| 1 $/acre = 2,4711 $/ha |- |Umrechnung von $/ha nach $/acre: || style="background:#EAECF0; border:1px solid black; padding: 0 5px 0 5px;"| 1 $/ha = 0,4047 $/acre |} Der acre-foot sowie der acre-inch sind in den Vereinigten Staaten Volumeneinheiten für große Wassermengen, beispielsweise beim kommunalen Wasserverbrauch oder bei landwirtschaftlicher Bewässerung. Geschichte Ursprüngliche Definition Die Einheit acre, von altenglisch æcer ‚Acker, Feld‘, bezeichnete ursprünglich den Landstreifen, der mit einem Ochsengespann in einem Tag gepflügt werden konnte. Unter König Eduard I. sowie erneut unter Eduard III. und Heinrich VIII. wurde der Acre gesetzlich als ein Stück Land mit der Länge von 40 Rods (oder Perches; = 1 Furlong oder 660 Feet) und der Breite von 4 Rods (oder Perches; = 66 Feet oder [seit 1620] 1 Chain) beziehungsweise 160 Square Rods (Quadratruten) bei welcher Grundstücksform auch immer definiert. U.S. Survey Foot In den USA basierten die Landflächeneinheiten noch bis Ende 2022 auf dem dann ersatzlos abgeschafften U.S. survey foot. Der aus dem Survey Foot abgeleitete Acre ist mit einer Fläche von ca. 4046,8726099 m² um etwa 162 cm² geringfügig größer als der auf dem Standard-Foot basierende Acre. Historische Einheiten Obgleich auf den Britischen Inseln die Größe des Acres seit dem Hochmittelalter mit 160 Square Rods definiert war, war dessen Fläche je nach Ort und Zeit uneinheitlich, da die Längeneinheit Rod oder Perch verschiedenen Fuß-Äquivalenten entsprach. Erst mit der Neudefinition der Imperial Units durch den Weights and Measures Act von 1824 wurde ein für das gesamte Britische Weltreich einheitlicher Acre geschaffen. Vor der Einführung des Imperial Standard Acre (Statute Acre) gab es unter anderem den alten schottischen Acre, den neuen schottischen Acre, auch als Cunningham Acre bezeichnet, oder den irischen bzw. Plantation Acre. Beispielsweise hat der Cunningham Acre etwa die 1,3-fache Größe, der Plantation Acre grob die 1,6-fache Größe des heutigen Acres. Einige dieser veralteten Maße waren teilweise bis ins 20. Jahrhundert gebräuchlich, so in abgelegenen Gebieten Irlands. In der Normandie, Frankreich, war auch die Acre [akr] je nach Ort und Zeit uneinheitlich und sogar manchmal im gleichen Bezirk, wie zum Beispiel im pays de Caux wo es grande acre (68 Are und 66 Zentiare) und petite acre (56 bis 75 Zentiare) gab. Literatur Herbert Arthur Klein: The Science of Measurement. A Historical Survey. Dover Publications, Mineola NY 1988. Johann Friedrich Krüger: Vollständiges Handbuch der Münzen, Maße und Gewichte aller Länder der Erde. Verlag Gottfried Basse, Quedlinburg/Leipzig 1830. Weblinks Einzelnachweise Flächeneinheit
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https://de.wikipedia.org/wiki/Apostilb
Apostilb
Apostilb (Einheitenzeichen asb) ist eine veraltete Einheit der Leuchtdichte selbstleuchtender Körper. 1942 wurde Blondel (Einheitenzeichen: blondel) als weiterer Name vorgeschlagen, der Name wurde zum Andenken an den französischen Physiker André-Eugène Blondel gewählt. Eine Benutzung oder offizielle Festlegung dieses Namens ist derzeit nicht nachweisbar. Seit 1978 ist das Apostilb keine offizielle Einheit mehr. Es ist eine Untereinheit des Stilb (Einheitenzeichen: ) und darüber verknüpft mit dem Lambert (Einheitenzeichen: ): Die entsprechende SI-Einheit ist cd/m² (nicht SI-konforme Alternativbezeichnung: Nit (nt)): Weblink Luminance Unit Measurement Converter Einzelnachweise Leuchtdichteeinheit Veraltete Einheit (Physik)
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https://de.wikipedia.org/wiki/Ar%20%28Einheit%29
Ar (Einheit)
Das oder der Ar, in der Schweiz die Are, ist eine Flächenmaßeinheit im metrischen System von 100 m2 mit dem Einheitenzeichen a (oft jedoch nicht oder falsch abgekürzt: Ar bzw. ar). 100 a ergeben 1 ha. Ein Quadrat mit dem Flächeninhalt von 1 a hat eine Kantenlänge von zehn Metern, man spricht daher auch von einem Quadratdekameter (dam2). Das Ar ist keine SI-Einheit; im Gegensatz zum Hektar ist es nicht einmal zum Gebrauch mit dem SI zugelassen. In der EU und der Schweiz ist der Ar bzw. die Are gesetzliche Einheit für die Angabe der Fläche von Grund- und Flurstücken. Geschichte Im Jahr 1793 wurde in Frankreich der Meter als der 10-millionste Teil des Erdquadranten auf dem Meridian von Paris festgelegt. Zugleich wurde die Einheit are in Anlehnung an das lateinische Wort ārea (Fläche, freier Platz) für die Fläche von 100 m2 neu geschaffen. Sie war anfangs die einzige gebräuchliche metrische Flächeneinheit, samt ihrer Teile und Vielfache Zentiar (1 ca = 1 m2) und Hektar (1 ha = 100 a). Im Jahr 1868 wurde die Maßeinheit unter der Bezeichnung Ar auch in Deutschland amtlich eingeführt: Die entsprechende Norddeutsche Maß- und Gewichtsordnung trat 1872 für das gesamte Deutsche Reich in Kraft. Vielfache und Teile 1 Hektar (von „Hekto-Ar“) = 1 ha = 100 a = 10.000 m2 = 1 hm2 = 100 m • 100 m 1 Dekar (von „Deka-Ar“) = 1 da = 10 a = 1000 m2 1 Ar = 1 a = 100 m2 = 1 dam2 = 10 m • 10 m 1 Zentiar = 0,01 a = 1 m2 = 1 m2 = 1 m • 1 m Außer Ar und Hektar sind diese Vielfachen und Teile im deutschen Sprachraum ungebräuchlich und nur noch von historischem Interesse. Das Dekar wird als Flächenmaß in der bulgarischen Landwirtschaft, in Griechenland (Stremma), in der Türkei und einigen Staaten des Nahen Ostens (metrisches Dunam) verwendet. Siehe auch Acre Morgen Weblinks Einzelnachweise Flächeneinheit
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Arbeit (Sozialwissenschaften)
Arbeit ist eine zielbewusste und sozial durch Institutionen (Bräuche) abgestützte besondere Form der Tätigkeit, mit der Menschen seit ihrer Menschwerdung in ihrer Umwelt zu überleben versuchen. Zur Anthropologie der „Arbeit“ Es ist bereits strittig, ob man zielgerichtete körperliche Anstrengung von Tieren (zum Beispiel den instinktiven Nestbau oder das andressierte Ziehen eines Pfluges) als „Arbeit“ bezeichnen kann. Die philosophische Anthropologie geht zumeist davon aus, dass „Arbeit“ erst im Tier-Mensch-Übergangsfeld erscheint (vgl. zum Beispiel Friedrich Engels’ Anteil der Arbeit an der Menschwerdung des Affen, MEW 20). Dabei wird meist angenommen, dass die Resultate menschlicher Arbeit (als „Gegenstände“) wie in einem Spiegel dem Menschen sich selbst zeigen, so dass er angesichts ihrer des Selbstbewusstseins mächtig wird. Das könnten aber auch andere menschliche Tätigkeiten bewirken, so dass „Arbeit“ gerade in ihren ursprünglichen Formen schwer von anderen menschlichen Überlebensstrategien wie Spiel oder Kunst zu trennen ist. Seit der Urgeschichte ist (so Karl Bücher) ein Basiszusammenhang von Arbeit und Rhythmus anzunehmen (vgl. das Arbeitslied). Im Vergleich zu modernen Erwerbstätigen hatten Jäger und Sammler laut zahlreichen Studien mehr Zeit zur freien Verfügung. Siehe hierzu: Abschnitt „Alltag und Lebenserwartung“ im Artikel „Jäger und Sammler“. Einstellung zur Arbeit: Kulturelle Unterschiede Die Auffassung, welche Tätigkeiten als Arbeit betrachtet werden und welche Einstellung die Menschen dazu haben, sind kulturell sehr unterschiedlich und unterliegen einem ständigen sozialen Wandel. In den industrialisierten Kulturen haben Arbeit und Beruf einen hohen Stellenwert, da das marktwirtschaftlich organisierte Wirtschaftssystem und der erwünschte Fortschritt auf leistungswillige Arbeitnehmer angewiesen ist. Das war nicht immer so: Vor der industriellen Revolution lebte ein Großteil der Menschen von autonomer Subsistenzwirtschaft. Dies wandelte sich dann in kurzer Zeit zu einer stark reglementierten und hierarchisch organisierten Arbeitswelt, der von den Arbeitern einen erheblich höheren Zeitaufwand erforderte als die Selbstversorgung. In dieser Zeit entstand die Bewertung der Arbeit als »Leid und Mühsal«. Seitdem haben sich die zeitliche und körperliche Belastung, die Entlohnung sowie die rechtliche Stellung der Arbeitnehmer kontinuierlich verbessert. Andererseits wird heute jedoch viel mehr Flexibilität bezüglich der Fortbildung (bis hin zur Umschulung), der Arbeitsplätze und -zeiten erwartet. Im Westen wird Arbeit heute vielfach als »notwendiges Übel« gesehen, welches allerdings Rang und Ansehen garantiert und unter Umständen ein Weg zur Selbstverwirklichung werden kann. Der fortschreitende Wandel führt dabei zu einer stetig neuen Auseinandersetzung mit dem Stellenwert der Arbeit (siehe dazu Arbeit (Philosophie)) Demgegenüber gibt es Gesellschaften, in denen Menschen, die von unselbstständiger Lohnarbeit leben (ähnlich wie während der Industriellen Revolution im Westen), nur geringes Ansehen genießen und ihre Leistung nur widerwillig erbringen, weil der Lohn gering ist und die Arbeitszeit einen Großteil des Tagesablaufes bestimmt. In Ländern, wo die Bevölkerung noch vorwiegend autonom von traditionellen Subsistenzformen lebt, wird Lohnarbeit nur geschätzt, da ihre Bedingungen dem Einzelnen weitaus weniger Möglichkeiten (bisweilen auch mehr Freizeit) eröffnen als dem eigenständigen Bauern oder Jäger. Dies gilt auch dort, wo die Reziprozität (gegenseitige, unentgeltliche Hilfe innerhalb einer lokalen Gemeinschaft) noch eine größere Rolle spielt als die Geldwirtschaft. Die selbstbestimmte Arbeit wird hier ungleich höher geschätzt: sie wird oftmals begrifflich nicht von der Freizeit unterschieden und gilt nicht als mühevoller Überlebenskampf, sondern als »sinngebende Lebensaufgabe«. Bei einigen naturverbundenen Ethnien ist die traditionelle Arbeit eine religiöse Handlung, die das Bündnis zwischen Menschen, Ahnen und Umwelt aufrechterhält. Da diese tiefe Bedeutung bei der Lohnarbeit fehlt, mangelt es häufig auch an ausreichender Motivation zur Arbeit. Westliche Arbeitgeber empfinden das als Faulheit oder mangelnde Bereitschaft zur Entwicklung bis hin zur Rückständigkeit. Dies gilt besonders für streng egalitäre Gesellschaften, bei denen jegliche Arbeit negativ gesehen wird, weil sie etwa mit Habgier, egoistischem Streben oder Reichtum auf Kosten Anderer gleichgesetzt wird. Wortgeschichte Das Wort Arbeit ist gemeingermanischen Ursprungs (*arbējiðiz, got. arbaiþs); die Etymologie ist unsicher; evtl. verwandt mit indoeurop. *orbh- „verwaist“, „Waise“, „ein zu schwerer körperlicher Tätigkeit verdungenes Kind“ (vgl. Erbe); evtl. auch verwandt mit aslaw. robota („Knechtschaft“, „Sklaverei“, vgl. Roboter). Im Alt- und Mittelhochdeutschen überwiegt die Wortbedeutung „Mühsal“, „Strapaze“, „Not“; redensartlich noch heute Mühe und Arbeit (vgl. Psalm 90, lateinisch labor et dolor). Das französische Wort travail hat eine ähnliche, sogar noch extremere Wortgeschichte hinter sich: es steht im Zusammenhang mit einem frühmittelalterlichen Folterinstrument. Das italienische lavoro und englische labour (amerikanisch labor) gehen auf das lateinische labor zurück, das ebenfalls primär „Mühe“ bedeutet. Viele Redensarten sind mit ihr verbunden. So wurde harte körperliche Arbeit früher als Kärrnerarbeit bezeichnet, und eine Schweinearbeit bedeutet unangenehm viel Arbeit: „Wer die Arbeit kennt und sich nicht drückt, | der ist verrückt.“ Geschichtsschreibung Die Geschichtsschreibung der Arbeit begann erst im 20. Jahrhundert (zuerst in Frankreich, England und den USA) zu entstehen. Eine frühe Ausnahme innerhalb der deutschen Historiker war Karl Lamprecht (1856–1915). In der DDR war die historische Arbeitsforschung eines der zentralen Forschungsbereiche. Ein neueres Buch stammt von Arne Eggebrecht und anderen. Theoriegeschichte Antike Aristokratische Autoren wie Xenophon, Platon, Aristoteles und Cicero würdigten den Großteil der täglichen Arbeit (Handwerker, Bauern, Kaufleute) herab. Sie galt ihnen (insbesondere körperliche Arbeit) als Zeichen der Unfreiheit. Sklaven (dúloi) und Handwerker (bánausoi) waren „der Notwendigkeit untertan“ und konnten nur durch diese als „unfrei“ verstandene Arbeit ihre Lebensbedürfnisse befriedigen. Geistige Arbeit blieb der scholé (gespr. s|cholé) vorbehalten, was etwa „schöpferische Muße“ beschrieb, wovon das deutsche Wort Schule herrührt. Mittelalter In Europa blieben – vor allem in der Landwirtschaft – Formen unfreier Arbeit von Männern und Frauen, auch Kindern und Alten, lange erhalten (Fron, Lasswirtschaft), am längsten im Russischen Reich; im Deutschen Reich wurden deren letztes Überbleibsel (die Schollengebundenheit in den beiden Mecklenburgs) erst durch die Novemberrevolution 1918 beseitigt. Noch heute existieren in großen Teilen der Welt unterschiedliche Erscheinungsformen unfreier Arbeit, von der Arbeitspflicht bis hin zur Arbeitsversklavung und Zwangsarbeit. Eine positive Bewertung von Arbeit als „produktiver Betätigung zur Befriedigung eigener oder fremder Bedürfnisse“ war im Rittertum und in der Mystik angelegt. Durch Reformation und Aufklärung rückte sie in den Vordergrund: Eine neue Sicht der Arbeit als sittlicher Wert und Beruf (als Berufung verstanden) des Menschen in der Welt wurde von Martin Luther mit seiner Lehre vom allgemeinen Priestertum ausgeprägt. Schärfer noch wurde im Calvinismus die Nicht-Arbeit überhaupt verworfen (siehe auch: Protestantische Ethik). Neuzeit In der Frühphase der Aufklärung wurde Arbeit zum Naturrecht des Menschen erklärt (Jean-Jacques Rousseau). Damit wurde das feudalistische Prinzip der Legitimation kritisiert. Eigentum entsteht einzig durch Arbeit, niemand hat ein von Gott gegebenes Anrecht auf Eigentum. Güter, die nicht durch menschliche Arbeit entstanden sind, sind Gemeinbesitz. Adam Smith unterscheidet produktive und unproduktive Arbeit. Produktive Arbeit nennt er die Arbeit, deren Resultat ein verkäufliches Produkt ist. Dazu wird nicht nur der eigentliche Wertschöpfungsprozess (beim Schmied: der Vorgang des Schmiedens selbst) gerechnet, sondern auch alle Arbeiten, die indirekt zur Vervollkommnung des Gutes beitragen (beim Schmied: das Erhalten der Glut, das Pflegen von Hammer und Amboss). Unproduktiv ist hingegen die Arbeit, die nicht in einem verkäuflichen Produkt resultiert (zum Beispiel die mütterliche Hausarbeit). Andere Arbeiten sind von diesem Standpunkt aus nicht unnütz, da sie notwendig sind, um produktive Arbeit leisten zu können, und werden heute zum Beispiel als reproduktiv bezeichnet (beispielsweise Beamte, Verwalter, Soldaten). Der Frühsozialist Charles Fourier proklamierte 1808 ein Recht auf Arbeit. In der deutschen Philosophie (Immanuel Kant, Johann Gottfried Herder, Georg Wilhelm Friedrich Hegel, Johann Gottlieb Fichte) wird die Arbeit zur Existenzbedingung und sittlichen Pflicht erklärt. Kant räumte in seiner Anthropologie in pragmatischer Hinsicht (1798, §87) jedoch ein, dass Faulheit eine Schutzfunktion habe: „Denn die Natur hat auch den Abscheu für anhaltende Arbeit manchem Subjekt weislich in seinen für ihn sowohl als andere heilsamen Instinkt gelegt: weil dieses etwa keinen langen oder oft wiederholenden Kräfteaufwand ohne Erschöpfung vertrug, sondern gewisser Pausen der Erholung bedurfte.“ Nach Karl Marx’ Werttheorie ist die „menschliche Arbeitskraft“ als alleinige Kraft fähig, das Kapital (als eine Ansammlung geronnener Arbeit) zu vergrößern (Mehrwert zu akkumulieren). Sie tut dies im Kapitalismus unausweichlich. Praktisch spiegelt dies wider, dass in der Phase der Industrialisierung freie Arbeit augenfällig zur Ware wurde und vorwiegend die düsteren Züge der damaligen Lohnarbeit annahm. So zum Beispiel in Gestalt der Kinderarbeit, des Arbeiterelends (der „Verelendung“), der Arbeitsunfälle und -krankheiten, der drückenden Akkordarbeit – alles dies sind Merkmale der allgemein so empfundenen „Sozialen Frage“ Deren Folgen wurden schon seit Hegel als „Entfremdung“ charakterisiert: Der Arbeiter hat zu seinem eigenen Arbeitsprodukt, aber auch zu dem Unternehmen, für das er arbeitet, nur noch das bare Lohnverhältnis und kann dem gemäß nicht mehr stolz auf sie sein – in diesem 'Spiegel' erkennt er sich selbst jedenfalls nicht mehr wieder. Für Ernst Jünger war Arbeit nicht Tätigkeit schlechthin, sondern der Ausdruck eines „besonderen Seins, das seinen Raum, seine Zeit, seine Gesetzmäßigkeit zu erfüllen sucht“ (Der Arbeiter). Daher kenne Arbeit auch keinen Gegensatz außer sich selbst. Das Gegenteil von Arbeit sei nicht Ruhe oder Muße, da es keinen Zustand gebe, der nicht als Arbeit begriffen werden könne. Neben der „produktiven“ Eigenschaft der Arbeit wird neuerdings (Lars Clausen) ihre „destruktive“ Seite hervorgehoben: am auffälligsten als (harte, lebensgefährliche) Arbeit der Soldaten, aber auch bei selbst-, mitmenschen- oder umweltzerstörerischer Arbeit ist Destruktives seit je Wesensbestandteil aller Arbeit (Anders die „vernichtende Tätigkeit“, die alltags als Vandalismus auftreten kann und einen organisatorischen Höhepunkt im Konzentrationslager hatte). Arbeit und Fortschritt der Technik Der Soziologe Rudi Dutschke und der Politologe Bernd Rabehl meinten 1967 in einem Gespräch mit Hans Magnus Enzensberger, der technische Fortschritt könne die Erwerbsarbeit in Zukunft erheblich reduzieren: „Dabei muß man bedenken, dass wir fähig sein werden, den Arbeitstag auf fünf Stunden zu reduzieren durch moderne Produktionsanlagen, dadurch dass die überflüssige Bürokratie wegfällt. Der Betrieb wird zum Zentrum der politischen Selbstbestimmung, der Selbstbestimmung über das eigene Leben. Man wird also im Betrieb täglich debattieren, es wird langsam ein Kollektiv entstehen, ein Kollektiv ohne Anonymität, begrenzt auf zwei- bis dreitausend Leute, die also immer noch eine direkte Beziehung zueinander haben.“ In der Zeit der 1950er und 1960er Jahre gab der technische Fortschritt sogar in der calvinistisch geprägten nordamerikanischen Gesellschaft tatsächlich wieder dem Gedanken Raum, dass Fortschritt zu mehr Freizeit führen könne. Zeugnisse für die Hoffnungen gaben die Schöpfungen einer bunten Pop-Kultur mit ihren Science-Fiction-Träumen wie beispielsweise der Zeichentrickserie „Die Jetsons“, in der technikgestütztes Faulenzen ohne moralische Bedenken als Ideal dargestellt werden konnte. Angesichts global unterschiedlicher Entwicklungen zeigte sich jedoch, dass ein Ausruhen auf erreichtem Wohlstand in einer Region als Gelegenheit zum wirtschaftlichen Aufholen in anderen Regionen verstanden wurde. In jenem Zeitraum wurde besonders in Japan technischer Fortschritt in erster Linie als Weg begriffen, große wirtschaftliche Fortschritte zu erzielen. Bis heute begrenzt somit ein Wettbewerb, in dem der verliert, der zuerst bremst, die Möglichkeit, aus technischem und technologischem Fortschritt mehr selbstbestimmte freie Zeit zu gewinnen. Zudem prägte Robert Solow in der Wirtschaft bereits 1956 mit seinem Wachstumsmodell die Auffassung, dass technologische Innovation in erster Linie als ein Multiplikator des Faktors Arbeit aufträte, womit er in der Dogmengeschichte der Wirtschaft einen Ankerpunkt schuf, der bis heute den Raum des Denkbaren gegenüber möglichen Alternativen wirkungsvoll abgrenzt. So schafft in der heutigen Arbeitswelt technischer Fortschritt dort, wo er Freiräume erweitert, vorwiegend und sogar mit zunehmender Geschwindigkeit immer neue Arbeit. Dort, wo Technik schon vor Beginn des Industriezeitalters die Menschen von Arbeit befreite, wurden sie oft nicht freier, sondern arbeitslose Geächtete. In Deutschland nahm zwischen 1960 und 2010 das Arbeitsvolumen pro Kopf kontinuierlich um 30 Prozent ab. Arbeit heute Nach wie vor wird Erwerbsarbeit nicht mit Arbeit überhaupt gleichgesetzt. Wo Arbeit auch heute noch nicht Ware ist, sind zwei wesentliche Aspekte hervorzuheben: Die nach wie vor in sehr vielen Gesellschaften dominante Subsistenzarbeit ist weiterhin die Arbeit, die der Mensch verrichtet, um seinen Lebensunterhalt zu produzieren und so sein Überleben zu sichern (englische Entsprechung: Labour), als Selbstproduktion gibt schöpferische Arbeit – auffällig in den Künsten – in allen Gesellschaften Menschen die Möglichkeit, sich selbst zu entfalten (sich in ihr wiederzuerkennen) (englische Entsprechung: work). In den wohlhabenden Staaten der Welt (zu denen auch Deutschland zählt), wird die Erwerbsarbeit knapp. Es findet eine zunehmende Flexibilisierung, Virtualisierung, Automatisierung und Subjektivierung der Arbeit statt, prekäre Arbeitsverhältnisse nehmen zu. Inhaltlich verschiebt sich die Arbeit immer mehr in den tertiären Sektor (Dienstleistungen) und in Niedriglohnländer (Offshoring), zumal da die Jugend- und Langzeit-Arbeitslosigkeit die Arbeit trotz ihres zentral wichtigen Charakters als Überlebenstätigkeit aus dem Feld der Erfahrung Vieler rücken. In ärmeren Ländern herrschen zugleich – zum Teil – Verhältnisse, die mit denen in der Industrialisierungsphase Europas vergleichbar sind: Kinderarbeit, Billiglohnarbeit und fehlende soziale Absicherung sind dort häufig anzutreffende Bestandteile der Arbeitswelt. Systematik der Arbeitsverhältnisse Dort, wo Arbeit für andere verrichtet wird, ist nach wie vor der Unterschied bedeutsam zwischen den (sehr vielfältigen) Formen so genannter 'unentgeltlicher' Arbeit, d. h. durch viele – in etwa fünf Millionen Jahren aufgetretene – Formen geldlosen sozialen Tauschs, der soziale Akteure miteinander verknüpft und der historisch erst seit gut drei Jahrtausenden aufgetretenen durch Waren oder Geld entgoltenen (entgeltlichen) Erwerbsarbeit. Ein Wandel einer Tätigkeit von der unentgeltlichen zur entgeltlichen Form wird auch als Kommerzialisierung bezeichnet. Unentgeltliche Arbeit Die unentgeltliche Arbeit umfasst also historisch sehr viele Formen, die auch heute vorkommen, aber nicht immer als Arbeit betrachtet werden. Beispiele sind: Tätigkeiten zum Erhalt der Lebensgrundlage und der Fürsorge (Subsistenzwirtschaft, Haus- und Familienarbeit, Care-Arbeit); der Selbstentfaltung dienende Tätigkeit (heute z. B. Anfertigung von Modellbauten oder Mitarbeit an der Wikipedia als Hobby); freiwillige (helfende, schenkende) Arbeit, Gefälligkeitsarbeit (Ehrenamt; siehe auch Bürgerarbeit, New Work); unfreiwillige Arbeit (Sklaverei, Zwangsarbeit; andere Formen sozial erzwungener, fremdbestimmter Tätigkeiten; Beispiel: Zurückschneiden einer Hecke im Interesse der Verkehrssicherheit). freiwillige allgemein nützliche Ersatzarbeit anstelle von Erwerbsarbeit Erwerbsarbeit Unter Erwerbsarbeit versteht man eine Arbeitsleistung gegen Entgelt (Arbeitslohn) im Gegensatz zu unentgeltlicher Arbeit (wie Subsistenzarbeit, Sklavenarbeit, Hausarbeit oder ehrenamtlicher Arbeit). Erwerbsarbeit wird in einem Beschäftigungsverhältnis (Lohnarbeit) oder in selbständiger und neuerdings auch in scheinselbständiger Form geleistet. Beispiele sind: Zu selbständiger bezahlter Arbeit siehe Selbständigkeit, Unternehmer, Kaufmann, Handwerk, freier Beruf, freie Mitarbeit, Werkvertrag. Siehe auch Ich-AG. Bei abhängiger Beschäftigung als Arbeitnehmer ist zwischen privatrechtlichen und öffentlich-rechtlichen Beschäftigungsverhältnissen zu unterscheiden. Wer in der Privatwirtschaft abhängig beschäftigt ist, ist Arbeiter oder Angestellter. Zu privatwirtschaftlichen Beschäftigungsverhältnissen siehe auch Arbeitsrecht, Arbeitsvertrag, Arbeitsmarkt, Arbeitslosigkeit. Zu irregulären privatwirtschaftlichen Beschäftigungsverhältnissen siehe Minijob, Niedriglohn-Job und atypisch Beschäftigte. Der deutsche Staat beschäftigt in seinem öffentlichen Dienst sowohl Arbeiter und Angestellte (privatrechtliches Arbeitsverhältnis mit Arbeitsvertrag) als auch Beamte, Richter, Professoren und Soldaten (öffentlich-rechtliches Dienstverhältnis mit Ernennungsurkunde). Das deutsche Privatrecht unterscheidet hier analog zwischen Werkvertrag (der Erfolg wird geschuldet) und Dienstvertrag (der Dienst wird geschuldet). Mischformen Zu den Mischformen (auch als Atypische Arbeit bzw. Atypische Beschäftigung bezeichnet) gehören zahlreiche freiwillige oder gesetzlich vorgesehene Arbeiten, die gering entgolten werden. Teils sind die Arbeitenden zur Verrichtung der betreffenden Tätigkeiten rechtlich verpflichtet, teils fühlen sie sich ethisch hierzu verpflichtet. Zu den Mischformen gehören auch solche ehrenamtlichen Tätigkeiten, für die eine Aufwandsentschädigung gezahlt wird, die über den tatsächlichen Aufwand hinausgeht. Kritik der Arbeit Was die zentrale Stellung der Arbeit in kollektiven Wertsystemen angeht, sagen Kritiker der Arbeit, unterscheiden sich Staatsformen und Herrschaftsmodelle erstaunlich wenig. Als Kritiker der Arbeit war Paul Lafargue, Autor des Pamphlets Le droit à la paresse (‚Das Recht auf Faulheit‘; 1883), in der alten Arbeiterbewegung ein Außenseiter. Lafargue verstand sich als revolutionärer Sozialist und dementsprechend schätzte er die kapitalistische Arbeitsethik ein. „Die kapitalistische Moral, eine jämmerliche Kopie der christlichen Moral, belegt das Fleisch des Arbeiters mit einem Bannfluch: Ihr Ideal besteht darin, die Bedürfnisse des Produzenten auf das geringste Minimum zu reduzieren, seine Genüsse und Leidenschaften zu ersticken und ihn zur Rolle einer Maschine zu verurteilen, aus der man ohne Rast und ohne Dank Arbeit nach Belieben herausschindet.“ Lafargues Manifest erschien 1887 auf Deutsch. Lafargue zitierte Lessing: Die radikalen Kritiker der Arbeit lehnen den Arbeitszwang ab – für Reiche wie für Arme. Damit unterscheiden sie sich von Sozialisten, die sich über den Müßiggang der Reichen empören und fordern, dass alle arbeiten müssen. Hintergrund der Ablehnung des Arbeitszwangs ist die reale Möglichkeit der Aufhebung der Arbeit. Schon Lafargue meinte, dass 3 Stunden Arbeit ausreichen müssten. Aufhebung der Arbeit bedeutet jedoch nicht nur Verringerung der Arbeitszeit durch Automation und Abschaffung der Produktion von Gütern, die nur um des Profits willen hergestellt werden. Unter kapitalistischen Bedingungen sind Arbeitslose wie abhängig Beschäftigte und auch diejenigen, die auf das sogenannte Berufsleben vorbereitet werden, gleichermaßen dem System der Lohnarbeit unterworfen. Auch wer freie Zeit hat, kann diese nicht frei nutzen, sei es weil andere, mit denen man etwas zusammen tun möchte, arbeiten müssen, sei es weil die gesamte Umwelt von kommerziellen Zwängen geprägt ist. Aufhebung der Arbeit bedeutet, dass auch weiterhin notwendige Tätigkeiten wie zum Beispiel die Pflege gebrechlicher Menschen, einen anderen Charakter annehmen, wenn sie in einem anderen nicht-hierarchischen Kontext ausgeübt werden. Dass die Menschen ohne den Zwang zu Arbeit einfach nichts tun und verhungern würden, ist nach Ansicht der Kritiker der Arbeit nicht zu erwarten, da sie ja bereits unter kapitalistischen Bedingungen freiwillig konstruktiv zusammenarbeiten. Die Tradition der Ablehnung der Arbeit wurde nach dem Zweiten Weltkrieg von einer Gruppe junger Menschen in Paris wiederbelebt. Unter ihnen war Guy Debord. Der Slogan „Ne travaillez jamais“ (‚Arbeitet niemals‘) kehrte dann im Pariser Mai 1968 wieder. Die Ablehnung der Arbeit spielte auch in Italien in den Kämpfen der 1960er und 1970er Jahre eine zentrale Rolle. Der Postanarchist Bob Black rief 1985 die Proletarier dieser Welt auf, sich zu entspannen, da niemand jemals arbeiten solle. Bob Black versteht sich als Antimarxist und postleftistischer (Individual-)Anarchist. Er ruft dazu auf, alle Arbeitsplätze so umzugestalten, dass sie wie ein Spiel sind. Er findet es merkwürdig, dass die einen sich auf dem Feld abrackern, während andere in ihrer Freizeit, welche nur das ebenfalls fremdbestimmte und durchorganisierte Gegenstück zur Arbeit sei, bei der Gärtnerei entspannen. Zentral in seiner Kritik ist neben diesem Punkt(en) auch der Charakter der Fremdbestimmtheit der Arbeit, ob nun im Staatssozialismus oder im Kapitalismus. Im Anschluss an Michel Foucault kritisiert er Disziplinierung und die Disziplinargesellschaft und betont die zentrale Rolle der Arbeit bei der Disziplinierung: Gefängnisse und Fabriken seien zur selben Zeit entstanden, die Schulen seien dafür da, Leistungsgedanken und -bereitschaft und Gehorsam einzuüben und es gebe „mehr Freiheit in jeder einigermaßen entstalinisierten Diktatur als an einem gewöhnlichen amerikanischen Arbeitsplatz“. Eine ähnliche Kritik hatte allerdings auch schon Gustav Landauer vorgetragen. Auch er wollte den Arbeitstag ähnlich neu gestalten. Von einer deutschen Tradition der Arbeitskritik kann man dennoch kaum reden. Seit den 1990er Jahren bemüht sich allerdings die wertkritische Gruppe Krisis um eine Erneuerung der Kritik der Arbeit. Sie veröffentlichte ein Manifest gegen die Arbeit. Die Krisis versteht sich als postmarxistisch, bzw. grenzt sie sich ab vom traditionellen Marxismus. Aktuell in der Kritik der Arbeit ist die Kritik der Identifikation mit der Arbeit als zentralem Element männlicher Identität. Reportagen, Feldforschung und Darstellung der Arbeit in der Literatur Im Bereich der Feldforschung wurde eine Studie der Österreichischen Wirtschaftspsychologischen Forschungsstelle berühmt. Sie hieß Die Arbeitslosen von Marienthal (1933) und beschäftigt sich mit den Folgen plötzlich eintretender Arbeitslosigkeit für eine Dorfgemeinschaft. Darstellungen und Schilderungen der täglichen Arbeit am unteren Rand der Gesellschaft finden sich innerhalb der Belletristik etwa bei den österreichischen Autoren Franz Innerhofer und Gernot Wolfgruber, dem Deutschen Hans Dieter Baroth und bei George Orwell (Erledigt in Paris und London). Siehe auch Arbeitssoziologie Arbeitsmigration Arbeiterliteratur Literatur Bücher und andere Publikationen Allgemeines Sven Rahner: Architekten der Arbeit: Positionen, Entwürfe, Kontroversen. edition Körber-Stiftung, Hamburg 2014, ISBN 978-3-89684-156-8. Andrea Komlosy: Arbeit. Eine globalhistorische Perspektive. 13. bis 21. Jahrhundert. Promedia, Wien 2014, ISBN 978-3-85371-369-3. Bob Black: Die Abschaffung der Arbeit. Löhrbach 2003, ISBN 3-922708-04-8 Axel Braig & Ulrich Renz: Die Kunst weniger zu arbeiten. Fischer, Frankfurt 2003. Harry Braverman: Die Arbeit im modernen Produktionsprozeß. Campus Verlag, Frankfurt am Main u. a. 1977, ISBN 3-593-32225-0. Karl Bücher: Arbeit und Rhythmus. 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Archiv Bilder der Arbeit Archiv zur Darstellung der Arbeit in der bildenden Kunst Museen Museum der Arbeit in Hamburg Museum Arbeitswelt in Steyr Anmerkungen Einzelnachweise Soziologie der Arbeit Sozialwissenschaft Arbeitswissenschaft
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Atomare Masseneinheit
Die atomare Masseneinheit (Einheitenzeichen: u für unified atomic mass unit) ist eine Maßeinheit der Masse. Ein alternativer Name ist Dalton (Einheitenzeichen: Da), benannt nach dem englischen Naturforscher John Dalton. Sie wird vor allem in der Physik und (Bio-)Chemie für die Angabe von Atom- und Molekülmassen verwendet. Ihr Wert ist auf der Masse eines Atoms des Kohlenstoff-Isotops 12C festgelegt. Die so gewählte Einheit entspricht etwa der Masse eines Protons oder Neutrons abzüglich der typischen Bindungsenergie in der Kernphysik. Sie hat die praktische Eigenschaft, dass alle bekannten Kern- bzw. Atommassen nahezu ganzzahlige Vielfache von u sind, entsprechend der Massenzahl (Anzahl der Nukleonen im Kern). Außerdem hat die relative Atom- oder Molekülmasse in der Einheit u (bzw. Da) den gleichen Zahlenwert wie die molare Masse dieses Stoffs in g/mol. Die relative Molekülmasse großer Moleküle wie der Proteine, der DNA und anderer Biomoleküle wird oft in Kilodalton charakterisiert, da es zahlenmäßig keine Unterschiede zur Angabe in kg/mol gibt. Die atomare Masseneinheit bzw. das Dalton ist zum Gebrauch mit dem Internationalen Einheitensystem (SI) zugelassen. In der EU und der Schweiz ist sie eine gesetzliche Maßeinheit, allerdings nur unter dem Namen „Atomare Masseneinheit“. Der Name „Dalton“ ist vor allem in der Biochemie und generell in den USA gebräuchlich. Definition Heutige Definition Die atomare Masseneinheit ist definiert als ein Zwölftel der Atommasse eines isolierten Atoms des Kohlenstoff-Isotops 12C im Grundzustand. Der aktuell empfohlene Wert ist bzw. wegen der Masse-Energie-Äquivalenz . Die Umrechnung in die SI-Einheit Kilogramm ergibt bzw. . Ausgedrückt mit wenig gebräuchlichen SI-Präfixen ist 1 u etwa 1,66 yg (Yoktogramm) bzw. 1 kg etwa 602 Yu (Yotta-u). Die Masse des Kohlenstoff-12-Atoms ergibt sich aus der Masse der 12 Nukleonen im Kern (6 Protonen und 6 Neutronen, die annähernd die gleiche Masse haben) abzüglich eines Massendefekts vom 0,8 % sowie aus einem sehr kleinen Beitrag (0,03 %) der Elektronen. Daher ist die Einheit u näherungsweise gleich der der Masse eines einzelnen Nukleons, und der Zahlenwert der Masse eines Atoms in u ist näherungsweise gleich der Anzahl der Nukleonen in seinem Kern (Massenzahl). Beziehung zur molaren Masse Bis zur Neudefinition der SI-Einheiten im Jahr 2019 war das Mol als die Stoffmenge definiert, die aus ebenso vielen Einzelteilchen besteht, wie Atome in 12 g Kohlenstoff 12C enthalten sind. Die atomare Masseneinheit und das Mol waren also über dasselbe Atom 12C definiert. Dadurch ergab sich für die Masse eines Teilchens in u und dessen molare Masse in g/mol exakt der gleiche Zahlenwert. Oder anders ausgedrückt: 1 u · NA = 1 g/mol. Die Avogadro-Konstante NA, also die Anzahl Teilchen pro Mol, musste nach dieser Definition experimentell bestimmt werden und war mit einer Messunsicherheit behaftet. Seit 2019 ist NA nicht mehr über die Masse des 12C-Atoms bestimmt, sondern per Definition exakt festgelegt. Daher haben die Masse eines Teilchens in u und die molare Masse in g nicht mehr exakt denselben Zahlenwert. Die Abweichung muss experimentell bestimmt werden, ist aber extrem klein und in der Praxis irrelevant: . Frühere Definitionen John Dalton veröffentlichte 1803 eine erste Liste von Atommassen (bzw. Massen von Molekülen – das Konzept der Moleküle war noch nicht entwickelt). Dass Materie überhaupt aus kleinsten Teilchen (Atomen) besteht, wurde freilich erst Jahrzehnte später allgemein akzeptiert. Dalton gab die Massen relativ zum an, denn er hatte keine Möglichkeit, die absoluten Massen zu bestimmen, und schuf damit eine Massenskala auf atomarer Ebene. Aus technischen Gründen wurde später das Sauerstoff-Atom als Referenz gewählt. Zunächst war der Umrechnungsfaktor zu makroskopischen Masseneinheiten (z. B. Gramm) unbekannt. Erst 1865 konnte Josef Loschmidt erstmals die Teilchenzahl in Gasen größenordnungsmäßig ermitteln (auf einen Faktor ≈2 genau), woraus sich eine Umrechnung gab. Bis 1960 war die atomare Masseneinheit als ein Sechzehntel der Masse eines Sauerstoff-Atoms definiert. Dabei bezogen sich die Chemiker auf die durchschnittliche Masse eines Atoms in der natürlich vorkommenden Isotopenzusammensetzung aus 16O, 17O und 18O, die Physiker aber auf die Masse des Atoms 16O, das mit 99,76 % das bei weitem häufigste Isotop ist. Die Einheit wurde in beiden Fällen amu (Atomic Mass Unit) genannt. Die Differenz zwischen der „chemischen“ Definition und der „physikalischen“ Definition (+2,8 ⸱ 10−4) war Anlass, eine vereinheitlichte Definition einzuführen. Über die Verhandlungen in den zuständigen Gremien wird anekdotisch berichtet, dass die Chemiker zunächst nicht bereit gewesen seien, auf die Definition der Physiker mit 16O einzuschwenken, da dies „erhebliche Verluste“ beim Verkauf von chemischen Substanzen zur Folge gehabt hätte. Schließlich überzeugten die Physiker die Chemiker mit dem Vorschlag, 12C als Basis zu nehmen, wodurch der Unterschied zur „chemischen“ Definition nicht nur viel geringer war (−3,7 ⸱ 10−5), sondern auch in die „richtige Richtung“ ging und sich positiv auf die Verkaufserlöse auswirken würde. Zwischen dem neuen und den beiden veralteten Werten der Einheit gilt die Beziehung Die Neudefinition war zunächst eine Vereinbarung zwischen der IUPAP und der IUPAC und wurde 1970 in die erste Auflage der SI-Broschüre als „Einheit zum Gebrauch mit dem SI“ übernommen. Im Jahr 1971 wurde das Mol, das ebenfalls auf dem 12C-Atom beruhte, ins SI übernommen. Verwendung Fachgebiete Die Maßeinheit wird vor allem in der Atomphysik und (Bio-)Chemie verwendet – generell überall dort, wo es um Massen von Atomen und Molekülen geht. Der Vorteil ist, dass dabei „handliche“ Zahlen auftreten, die zudem mit der molaren Masse in Gramm übereinstimmen. In Darstellungen des Periodensystems der Elemente ist die atomare Masse meistens in dieser Einheit angegeben. Bei sehr präzisen Angaben kommt hinzu, dass Massen im mikroskopischen Bereich in der atomaren Masseneinheit oft präziser als in der SI-Masseneinheit Kilogramm angegeben werden können, da die Referenzmasse (12C-Atom) ebenfalls mikroskopisch ist. So ist die Masse des Protons und des Elektrons in u um etwa eine Größenordnung genauer bekannt als in Kilogramm (bzw. MeV/c2). Wahl der Bezeichnung In der Broschüre des Internationalen Büros für Maß und Gewicht („SI-Broschüre“) ist die atomare Masseneinheit in der Liste der „zur Verwendung mit dem SI zugelassene Nicht-SI-Einheiten“ aufgeführt. In der 8. Auflage (2006) wurde der Einheitenname „Dalton“ erstmals hinzugefügt, gleichrangig als Synonym zum u. Die 9. Auflage (2019) nennt nur das Dalton und weist in einer Fußnote darauf hin, dass die „Atomare Masseneinheit (u)“ eine alternative Bezeichnung für dieselbe Einheit ist. In den gesetzlichen Regelungen der EU-Richtlinie 80/181/EWG für die Staaten der EU und im Bundesgesetz über das Messwesen in der Schweiz ist der Ausdruck „Dalton“ nicht genannt. In physikalischen Publikationen wird meist u verwendet, in Publikationen der Chemie und Biochemie Da. Präfixe Sowohl für die atomare Masseneinheit als auch für das Dalton ist die Verwendung von Vorsätzen für dezimale Vielfache und Teile zulässig. Gebräuchlich sind das Kilodalton, 1 kDa = 1000 Da sowie das Megadalton, 1 MDa = 1.000.000 Da. Beispiele Ein Wasserstoffatom des Isotops 1H hat die Masse . Ein Kohlenstoffatom des Isotops 12C hat definitionsgemäß die Masse 12 u. Ein Molekül des Wirkstoffes Acetylsalicylsäure (Aspirin) hat eine Masse von 180,16 u. Ein Uranatom des Isotops hat eine Masse von 238,051 u. Ein Molekül des kleinen Peptidhormons Insulin hat eine Masse von 5808 Da. Ein Molekül des Proteins Aktin (eines der häufigsten Proteine in Eukaryoten) hat eine Masse von ungefähr 42 kDa. Anmerkungen Einzelnachweise Kernchemie Masseneinheit Chemische Einheit
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https://de.wikipedia.org/wiki/Anglizismus
Anglizismus
Als Anglizismus bezeichnet man einen sprachlichen Ausdruck, der durch Kopie aus dem Englischen in eine andere Sprache eingeflossen ist. Dies kann in allen Bereichen eines Sprachsystems vorkommen, von der Lautung über die Formenlehre, Syntax, Semantik bis zum Wortschatz, sowie die Bereiche Sprachgebrauch und Sprachebene (Fachsprache, Alltagssprache, Slang und anderes). Sind sie durch regelmäßigen Gebrauch fester Bestandteil der entlehnenden Sprache geworden bzw. als neue Bedeutung eines Wortes oder als neue Satzkonstruktion üblich geworden, bezeichnet man die Ausdrücke als Fremdwort, Lehnwort oder Lehnprägung. Im Laufe des Generationenwechsels kann sich der Gebrauch von Anglizismen verändern. Insbesondere die Jugendsprache zeigt eine schnelle Fluktuation ihrer Ausdrücke, da sie ja davon lebt, eine Sprechweise zu pflegen, die als frisch und der Jugend vorbehalten empfunden wird. Der Begriff Anglizismus umfasst alle englischen Sprachvarietäten; Einflüsse speziell aus dem britischen Englisch werden auch Britizismen und solche aus dem amerikanischen Englisch Amerikanismen genannt. Da im Entlehnungsvorgang bisweilen kein volles Verständnis über den Gebrauch des entlehnten Wortes oder Redewendung im Englischen vorliegt, kommt es mitunter zu Scheinanglizismen, deren Bedeutung nicht direkt mit der der Ursprungssprache in Deckung zu bringen ist. Deutsche Anglizismen sind somit keine englischen Wörter im Deutschen, sondern führen nach dem Kopiervorgang in die Zielsprache ein neues Eigenleben als deutsche Wörter englischer Herkunft. Anglizismen in der deutschen Sprache Erscheinungsformen Im Deutschen treten Anglizismen am häufigsten auf der lexikalischen Ebene in Erscheinung. Man kann folgende Phänomene unterscheiden: Wortentlehnungen: Übernahme englischer Lexeme, die unterschiedlich stark an das Laut-, Schrift- und Grammatiksystem der aufnehmenden Sprache angepasst werden. So gilt etwa die Mehrzahl „die Killer“ und der Genitiv „des Internets“ als an das deutsche Flexionssystem angepasst. Auch weitergehende Veränderungen wie Kürzungen kommen vor, etwa bei fesch aus engl. fashionable. Lehnübersetzungen: Eins-zu-eins-Übersetzungen der Bestandteile des fremden Wortes, wie zum Beispiel brainwashing → „Gehirnwäsche“. Lehnübertragungen: Übersetzung der Idee hinter der Bildung des fremden Wortes, zum Beispiel skyscraper → „Wolkenkratzer“ (nicht „Himmelskratzer“, wie es bei einer Lehnübersetzung zu erwarten wäre). Lehnbedeutungen: Übernahme des Bedeutungsspektrums des fremden Wortes, von dem Teilbedeutungen bereits bei einem deutschen Wort zu finden sind, zum Beispiel deutsch „Held“ im Sinne des „Theaterhelden“, die Übernahme aus dem Bedeutungsspektrum von hero. Scheinanglizismen: Wortschöpfungen innerhalb einer anderen als englischen Sprachgemeinschaft mit englischen Sprachelementen, darunter im Deutschen Handy, Basecap oder Service Point. Oft existieren solche Wörter oder Wortgruppen auch im Englischen, jedoch mit einer anderen Bedeutung (falscher Freund). Das Wort Oldtimer etwa benennt im Deutschen als Scheinanglizismus ein altes Auto (engl.: vintage car, veteran car oder classic car), während es im Englischen generell einen alten Menschen (vergleichbar unserem scherzhaft verwendeten „Oldie“) bezeichnet. Weitere Übernahmeerscheinungen sind auf anderen Sprachebenen zu verzeichnen: Lehnsyntax: Verwendung von englischer Syntax, die im Deutschen nicht üblich ist. Formenbildung: Ebenfalls eine Form des Anglizismus ist die Übernahme englischer Konjugationsformen bei Verwendung ursprünglich englischer Verben in deutschen Sätzen. Das Partizip Perfekt von Verben wird manchmal mit der Endung -ed gebildet: geprinted. Dieselbe Endung dringt dann – wohl wegen der Ähnlichkeit zur deutschen Endung -et – vereinzelt auch in die Präsensbildung ein: er printed. Orthografie und Interpunktion: Benutzung der englischen statt der deutschen Schreibung; zum Beispiel: Verwendung der englischen Transkription aus nichtlateinischen Schriften (wie der kyrillischen oder der arabischen), Schreibung mit c in Lehnwörtern aus dem Griechischen statt der Verwendung des Kappa aus dem Ursprungswort, so Holocaust statt Holokaust. Die Verwendung der englischen Kommasetzung zu den Anglizismen. So gibt es im Englischen beispielsweise keine Kommata vor that-(dass-) und anderen Nebensätzen, wohl aber innerhalb von Hauptsätzen z. B. am Satzanfang nach Adverbialen. Die eindeutige Klassifizierung als Anglizismus ist dabei schwierig. Leerzeichen in Komposita (Industrie Museum), vielleicht auch wieder zunehmende Verwendung von Bindestrichen (Industrie-Museum). Aussprache nicht-englischer Wörter oder Namen auf Englisch (durch Deutsche), zum Beispiel der französischen Wörter Pointe, Relais und Revirement, der ersten Silbe der Wörter Journalist und Journalismus (mit d vorweg, wegen Häufigkeit vom Duden anerkannt) oder des flämischen Ortsnamens Waterloo. Hierher gehört auch die englische Aussprache der Abkürzung IT für Informationstechnik, sogar im deutschen Hörfunk und Fernsehen. Missverstehen eines gesprochenen französischen Wortes als eines englischen: „Sie hat ein Fabel [statt Faible] für die Nation.“ Ebenso: „Ein Fabel für Regenwürmer soll Charles Darwin gehabt haben.“ früher als unidiomatisch geltende Formulierungen wie: „Ich denke“ statt „Ich meine / glaube / nehme an“; „Das ist richtig“ statt „Das stimmt / trifft zu“; „Hab eine gute Zeit!“ statt „Viel Spaß!“; „in 2020“ statt „2020 / im Jahr(e) 2020“. Anzahl und Häufigkeit Sprachwissenschaftliche Untersuchungen der Universität Bamberg stellen anhand von Material aus der Zeitung Die Welt eine Zunahme von Anglizismen in der deutschen Sprache fest. So hat sich von 1994 bis 2004 die Verwendung von Anglizismen bei Substantiven verdoppelt, die Anzahl der Verben ebenfalls zugenommen, auch Adjektive sind häufiger geworden, sterben jedoch auch schnell wieder aus. Entgegen der allgemeinen Annahme, dass es beim Sprachkontakt vorwiegend zur Übernahme von Substantiven komme, wurden im untersuchten Zeitraum insgesamt etwa gleich viele Wörter aus jeder dieser drei Wortarten vom Englischen ins Deutsche entlehnt, allerdings bleiben die Substantive durchschnittlich länger im Gebrauch erhalten. Die Anzahl der Anglizismen hat zugenommen; ebenso die Häufigkeit, mit der diese verwendet werden. Klassifiziert man die Anglizismen nach Bereichen, lässt sich feststellen, dass der Bereich „Wirtschaft“ am stärksten gewachsen ist, vor allem im Marketing und Vertrieb (siehe Geml/Lauer, 2008). Einzige Ausnahme bildet der Bereich „Wissenschaft und Technik“, in welchem eine Abnahme um den Faktor 1,6 zu verzeichnen ist. Insgesamt lässt sich festhalten, dass der Gebrauch von Anglizismen in zehn Jahren um den Faktor 1,7 zugenommen hat. Hingegen hat die Entlehnungshäufigkeit im Vergleich zum Zeitraum 1954–1964 abgenommen. Das heißt, es werden mehr Anglizismen verwendet, die Geschwindigkeit der Übernahme hat aber abgenommen. Der Grund hierfür könnte ein Sättigungsprozess sein. In einer weiteren Untersuchung wurde ein großes Textkorpus der Gegenwart (1995–2004) mit insgesamt 381191 Lemmata ausgewertet; darunter wurden 13301 = 3,5 % Anglizismen festgestellt. Das Textkorpus hat einen Umfang von rund 10,3 Millionen Token (= einzelne Wortformen), darunter 52647 = 0,5 % Anglizismen. Von den 13301 Anglizismen sind 12726 (95,68 %) (48190 Token = 91,53 %) Substantive, 307 (2,30 %) (1654 Token = 3,14 %) Adjektive, 255 (1,92 %) (2371 Token = 4,50 %) Verben und 13 (0,10 %) (432 Token = 0,82 %) Adverbien. Entwicklung der Anglizismen im Deutschen Angaben dazu, wann welcher Anglizismus ins Deutsche gelangt ist, kann man vor allem aus Herkunftswörterbüchern (= etymologischen Wörterbüchern) gewinnen. Sie haben den Nachteil, dass sie nur einen Kernbestand des Wortschatzes enthalten, und zwar vor allem den Teil, der etymologisch besonders interessant ist. Es stellt sich also die Frage, ob der Trend der Entlehnungen, der in einem solchen Wörterbuch nachweisbar ist, auch für die Gesamtsprache repräsentativ ist. Dies muss man sich bewusst machen; mangels anderer Möglichkeiten bleibt aber nichts anderes übrig, wenn man sich eine Vorstellung von dem Verlauf der Entlehnungen machen will. Eine solche Untersuchung hat Körner am Beispiel von Duden. Das Herkunftswörterbuch 2001 durchgeführt, indem sie alle Entlehnungen erfasste, für die nach Auskunft dieses Wörterbuchs festgestellt werden kann, in welchem Jahrhundert sie aus welcher Sprache ins Deutsche gelangt sind. Speziell für die aus dem Englischen stammenden Entlehnungen kam Körner zu folgendem Ergebnis: Das Wörterbuch enthält 16781 datierbare Stichwörter, darunter 5244 Entlehnungen (Lehnwörter und Fremdwörter). Unter den Entlehnungen sind 519 datierbare Anglizismen. Man sieht, dass diese Entlehnungen aus dem Englischen erst recht spät einsetzen und dann aber eine erhebliche Dynamik entwickeln. Im 20. Jahrhundert erreichen die Anglizismen 3,1 % des gesamten erhobenen Wortschatzes beziehungsweise 9,9 % der Entlehnungen. Statt die Übernahme von Anglizismen im Deutschen generell zu untersuchen, kann man sich auch auf ihre Ausbreitung in speziellen Bereichen, etwa in bestimmten Presseorganen, konzentrieren. So hat Müller-Hasemann die Zunahme der Anglizismen in der Zeitschrift DER SPIEGEL für die Zeit 1947–1979 und in den Quelle-Katalogen vom Sommer 1966 – Winter 1980/1981 erhoben. Eine ähnliche Untersuchung hat Gnatchuk am Beispiel der österreichischen KLEINE ZEITUNG durchgeführt und konnte wie schon Müller-Hasemann zeigen, dass auch in diesem Fall der Übernahmeprozess dem Piotrowski-Gesetz entspricht. Anpassung an deutsche Sprachgewohnheiten Besonders schon vor längerer Zeit entlehnte Wörter haben eine Anpassung der Schreibweise erfahren, etwa Keks gegenüber älterem Cakes. Bei vor allem über den schriftlichen Verkehr übernommenen Anglizismen kann sich die Aussprache bei gleichbleibendem Schriftbild nach deutschen Aussprachegewohnheiten richten; so wird Jute heute im Deutschen gewöhnlich [] ausgesprochen, während ältere Wörterbücher noch die Aussprache [] verzeichnen. Kritik und Kontroversen Werden die englischen Einflüsse nicht allgemein akzeptiert, etwa weil sie auf einen Jargon oder die Jugendsprache beschränkt sind, spricht man von Neudeutsch oder abwertend von Denglisch. Eine repräsentative Umfrage über die Verständlichkeit von zwölf gebräuchlichen englischen Werbeslogans für deutsche Kunden ergab im Jahr 2003, dass einige der Slogans von weniger als 10 % der Befragten verstanden wurden. Acht der zwölf untersuchten Unternehmen hätten ihre Werbeslogans seitdem geändert. 2008 störten sich in einer Umfrage der Gesellschaft für deutsche Sprache 39 % der Befragten an Lehnwörtern aus dem Englischen. Die Ablehnung war in den Bevölkerungsgruppen am größten, die Englisch weder sprechen noch verstehen konnten (58 % Ablehnung bei der Gruppe der über 59-Jährigen, 46 % Ablehnung bei ostdeutschen Umfrageteilnehmern). Mitunter wird auch eine unzureichende Kenntnis der englischen Sprache für die Vermischung und den Ersatz bestehender Worte durch Scheinanglizismen verantwortlich gemacht. So sprechen einer Studie der GfK zufolge nur 2,1 Prozent der deutschen Arbeitnehmer verhandlungssicher Englisch. In der Gruppe der unter 30-Jährigen bewerten jedoch über 54 Prozent ihre Englischkenntnisse als gut bis exzellent. Für bessere Sprachkenntnisse könne demzufolge effizienterer Englischunterricht beitragen, und statt der Ton-Synchronisation von Filmen und Serien solle eine Untertitelung der englischsprachigen Originale mit deutschem Text erfolgen. Dies würde zugleich zu einer besseren Abgrenzung zwischen den Sprachen und einer Wahrung deutscher Sprachqualität beitragen. Im Dezember 2014 forderte der Europapolitiker Alexander Graf Lambsdorff, neben Deutsch die englische Sprache als Verwaltungs- und später als Amtssprache in Deutschland zuzulassen, um die Bedingungen für qualifizierte Zuwanderer zu verbessern, den Fachkräftemangel abzuwenden und Investitionen zu erleichtern. Einer repräsentativen YouGov-Umfrage zufolge würden es 59 Prozent der Deutschen begrüßen, wenn die englische Sprache in der gesamten Europäischen Union den Status einer Amtssprache erlangen würde. Ähnliche Kritik wie gegenüber den Anglizismen traf bereits ab Ende des 19. Jahrhunderts die aus dem Französischen, Lateinischen oder Griechischen stammenden Begriffe. Vereine wie der Allgemeine Deutsche Sprachverein versuchten im Rahmen des deutschen Sprachpurismus, diese Begriffe durch deutsche zu ersetzen. So sind französische, lateinische oder griechische Fremdwörter durch deutsche Wortschöpfungen ersetzt worden, z. B. Fahrkarte für Billet, Abteil für Coupé und Bahnsteig für Perron. Im Postwesen wurden auf Geheiß Bismarcks vom Generalpostmeister Heinrich von Stephan über 700 französischsprachige Begriffe durch deutsche Neuschöpfungen ersetzt. Zwar war die damalige Öffentlichkeit empört und man verhöhnte ihn als »Generalsprachmeister«, trotzdem sind Begriffe wie eingeschrieben, postlagernd und Empfangsschein heute in den allgemeinen Sprachgebrauch übergegangen und ersetzen die Fremdwörter rekommandiert, poste restante und Rezepisse. Viele Unternehmen setzen Anglizismen in Stellenangeboten bzw. -beschreibungen ein. Kritiker vermuten, dass weniger attraktive Stellen dadurch aufgewertet werden sollen. Häufig verwendete Begriffe sind Area-Manager (weniger als der klassische Abteilungsleiter), Facility-Manager (Hausmeister), Key Account Manager (Betreuer wichtiger Kunden) oder Case Manager (ein Fallbearbeiter, siehe Fallmanagement). Um diese Entwicklung zu karikieren, wird gelegentlich der Euphemismus WC-Manager (Klomann/-frau) genannt. In Frankreich stoßen Lehnwörter und Anglizismen noch stärker auf Kritik und sollen auch durch gesetzgeberische Maßnahmen wie die Loi Toubon eingedämmt werden. Eine aktive Sprachpolitik, wie sie unter anderem in Frankreich und Island betrieben wird, um eine Anreicherung der Sprache mit Anglizismen zu unterbinden, findet in Deutschland seit Mitte des 20. Jahrhunderts nicht mehr statt. Der Sprachwissenschaftler Rudolf Hoberg sah 2013 keine Bedrohung durch Anglizismen. Die deutsche Sprache habe schon immer englische Ausdrücke aufgenommen: „Nach der letzten Duden-Ausgabe haben wir etwa 3,5 Prozent Anglizismen, aber 20 Prozent andere Fremdwörter, über die sich die Leute meistens gar nicht aufregen“. Ebenso lehnt er gesetzliche Regelungen wie Sprachquoten in Frankreich oder Verfassungsänderungen wie in Österreich ab, die keine Erfolge zeigten. Der Germanist Karl-Heinz Göttert nannte die Aufregung über Anglizismen „komisch“: „Sie machen weniger als zwei Prozent des deutschen Wörterschatzes aus. Da gab und gibt es ganz andere Fremdwortschwemmen. Das Englische selbst hat im Mittelalter ein Drittel aus dem Französischen entlehnt. Und die japanische Sprache hat aus dem Chinesischen 50 Prozent übernommen.“ Sie seien „ein Beweis dafür, dass Nehmersprachen kreativ und nicht knechtisch mit dem Einfluss der Gebersprachen umgehen.“ Er wandte sich gegen eine „Leitkultur“ und kritisierte den Sprachpurismus mit den Worten: „Schon Jakob Grimm hat sich deshalb gegen den ärgerlichen Purismus gewendet. Es wäre besser, der Verein Deutsche Sprache würde sich auf die Grimm'sche Tradition besinnen, statt einen Grimm-Preis für Verdienste beim Anglizismen-Kampf zu vergeben.“ Auch rechtsextreme Organisationen wie die NPD stören sich oft an Anglizismen und versuchen beispielsweise das nicht allgemein anerkannte Wort „Weltnetz“ statt „Internet“ zu etablieren. Anglizismen in anderen Sprachen Auch ins Russische wurden viele Anglizismen übernommen, wie man der Untersuchung von Stuhlpfarrer entnehmen kann, in der er die Daten, die aus zwei Wörterbüchern für die Zeit von 1980 bis 2004 gewonnen wurden, präsentiert: . Es wurden also für die Jahre 1980–2004 insgesamt 549 datierbare Übernahmen von Anglizismen ins Russische (Erstvorkommen) beobachtet. Wie schon im Falle der Entlehnungen ins Deutsche folgt auch dieser Prozess dem Piotrowski-Gesetz (Stuhlpfarrer, 104.). Kulturpolitische Diskussion Die Entwicklung des Englischen zur lingua franca im 20. Jahrhundert beeinflusst die meisten Sprachen der Welt. Mitunter werden einzelne Wörter ersetzt oder bei Neuerscheinungen ohne eigene Übersetzung übernommen. Diese Entwicklung wird vor allem dann skeptisch betrachtet, wenn es genügend Synonyme in der Landessprache gibt. Kritiker merken auch an, es handle sich häufig (beispielsweise bei Handy im Deutschen) um Scheinanglizismen. In Frankreich gab es eine kulturpolitische Diskussion, die 1994 in ein „Gesetz betreffend den Gebrauch der französischen Sprache“ (Loi Toubon) führte. Siehe auch Internationalismus (Sprache) Gallizismus Germanismus Literatur Broder Carstensen, Ulrich Busse: Anglizismen-Wörterbuch: der Einfluss des Englischen auf den deutschen Wortschatz nach 1945. De Gruyter, Berlin / New York, NY 2001, ISBN 3-11-012854-3. Peter Eisenberg: Anglizismen im Deutschen. 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Tatsachen und Anmerkungen zur jüngsten Entwicklung des öffentlichen Sprachbewusstseins in Deutschland Linguistische Anmerkungen zu einer populären Anglizismen-Kritik (PDF; 190 kB), Thomas Niehr, Heinrich-Heine-Universität, Düsseldorf 2002. Anglizismen sind das neue Imponier-Deutsch (zeit.de 2011) Infoportal zu Gebrauch, Einfluss und Kritik (private Seite) Einzelnachweise Quantitative Linguistik Sprachkritik Englische Sprache Lehnwort
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https://de.wikipedia.org/wiki/Astronom
Astronom
Ein Astronom (von ástron ‚Stern, Gestirn‘ und nómos ‚Gesetz‘) ist eine (meist akademisch gebildete) Person, die sich wissenschaftlich mit der Astronomie beschäftigt. Haupttätigkeit der Astronomen Beschränkt man den Begriff Astronom auf jene Wissenschaftler, die sich hauptberuflich der Astronomie widmen, dann sind meist zwei der folgenden Tätigkeiten Gegenstand des Berufs: wissenschaftliche Forschung auf dem Gebiet Astronomie, insbesondere in der Astrophysik, Astrometrie, Kosmologie oder im Bereich des Planetensystems beziehungsweise der Raumfahrt Die Arbeit kann im Beobachten bestehen, in deren Analyse. Lehrtätigkeit an einer Universität als Hochschulprofessor oder -assistent. Entwicklung von Messinstrumenten oder Computerprogrammen. Leitung und/oder Verwaltung von Einrichtungen für Forschung und Entwicklung bzw. von großen Projekten – etwa bei der ESA oder NASA. Der Beruf des Fachastronomen setzt im Regelfall ein Hochschulstudium der Astronomie oder verwandter Naturwissenschaften voraus, etwa ein Diplom der Physik oder Astronomie (nur in Österreich), manchmal auch Studienabschlüsse aus Mathematik, Geodäsie, Aeronautik und anderen. Das Verfassen einer Dissertation schließt sich in den meisten Fällen an, denn die abgeschlossene Promotion gilt oft als Einstellungsvoraussetzung. Gewandeltes Berufsbild Das Berufsbild des Astronomen hat sich immer wieder gewandelt. In der Vergangenheit beobachteten modernere Astronomen überwiegend den Himmel mittels optischer Teleskope an Sternwarten. Heute arbeiten die meisten Astronomen an sehr spezialisierten Fragestellungen und überwiegend am Computer. Sie verwenden elektromagnetische Signale aus allen Wellenlängenbereichen, von der kurzwelligen Gammastrahlung bis zu den längsten Radiowellen. Viele Messdaten werden auch über das Internet verbreitet – insbesondere bei regelmäßigen internationalen Messkampagnen wie im IVS – beziehungsweise vom Netz übernommen. Daher arbeiten Astronomen heute kaum mehr am Fernrohr selbst, sondern nur einen vergleichsweise kurzen Teil ihrer Arbeitszeit in den Kontrollräumen der Sternwarten. Die dort gewonnenen Daten werden meist außerhalb der Nachtdienste ausgewertet und aufbereitet. Immer mehr gewinnt das so genannte „service mode observing“ (Beobachtung auf Abruf) an Bedeutung: es werden nur Beobachtungsziel und -art angegeben werden, während die Beobachtungen unabhängig oder automatisiert an den Teleskopen beziehungsweise von Erdsatelliten durchgeführt werden. Fach- und Amateurastronomen Da viele Studenten des Faches später auf anderen Gebieten arbeiten, hängt es von ihrem Selbstverständnis ab, ob sie sich auch weiterhin als Astronom bezeichnen. Inwieweit wissenschaftlich tätige Amateurastronomen als Astronomen im eigentlichen Sinn zu nennen sind, ist ebenfalls offen. Besonders in früheren Jahrhunderten ist eine Trennung zwischen Fachastronom und Amateur wenig zweckmäßig, wie etwa das Beispiel von Wilhelm Olbers zeigt. Da die Astronomie nach wie vor eine Wissenschaft ist, die auch im professionellen Bereich von einzelnen und kleinen Forschungsgruppen geprägt ist, haben auch Amateure mit der entsprechenden Begabung und Ausrüstung die Möglichkeit, mitzuwirken. Amateure sind oft dort erfolgreich, wo eine kontinuierliche Beobachtung notwendig ist, aber wegen der Kosten durch Großteleskope kaum professionell machbar ist, etwa die Asteroiden- und Kometenüberwachung oder auf dem Gebiet veränderlicher Sterne sowie der Astrometrie. Dienstzeit Die Zeiten des „astronomischen Schlafmangels“, über die auch berühmte Astronomen manchmal in ihren Briefen oder Berichten geklagt haben, sind größtenteils vorüber. Moderne Sternwarten sind meistens mit Technologien ausgerüstet, die ein gewisses Maß an Fernbedienung erlauben oder sogar international anbieten, wie z. B. einige Observatorien auf Hawaii oder ESO-Sternwarten wie in Chile. Da visuelle Messungen oder Kontrollen nun selten erforderlich sind und elektro-optische Sensoren grundsätzlich auch eine Funktionskontrolle über EDV oder über das Internet erlauben, werden durchgehend nächtliche Arbeitszeiten zunehmend seltener. Siehe auch Liste von Astronomen (eine weibliche Astronomen ausschließende Liste) Liste von Astronominnen Physiker, Mathematiker Geschichte der Astronomie Priesterastronom Weblinks Zeittafel der bedeutendsten Astronomen und ihrer Erkenntnisse Anmerkungen Beruf (Wissenschaft)
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https://de.wikipedia.org/wiki/Alan%20Turing
Alan Turing
Alan Mathison Turing OBE, FRS [] (* 23. Juni 1912 in London; † 7. Juni 1954 in Wilmslow, Cheshire) war ein britischer Logiker, Mathematiker, Kryptoanalytiker und Informatiker. Er gilt heute als einer der einflussreichsten Theoretiker der frühen Computerentwicklung und Informatik. Turing schuf einen großen Teil der theoretischen Grundlagen für die moderne Informations- und Computertechnologie. Als richtungsweisend erwiesen sich auch seine Beiträge zur theoretischen Biologie. Das von ihm entwickelte Berechenbarkeitsmodell der Turingmaschine bildet eines der Fundamente der Theoretischen Informatik. Während des Zweiten Weltkrieges war er maßgeblich an der Entzifferung der mit der deutschen Rotor-Chiffriermaschine Enigma verschlüsselten deutschen Funksprüche beteiligt. Der Großteil seiner Arbeiten blieb auch nach Kriegsende unter Verschluss. Turing entwickelte 1953 eines der ersten Schachprogramme, dessen Berechnungen er mangels Hardware selbst vornahm. Nach ihm benannt sind der Turing Award, die bedeutendste Auszeichnung in der Informatik, sowie der Turing-Test zum Überprüfen des Vorhandenseins von künstlicher Intelligenz. Im März 1952 wurde Turing wegen seiner Homosexualität, die damals noch als Straftat verfolgt wurde, zur chemischen Kastration verurteilt. Turing erkrankte in Folge der Hormonbehandlung an einer Depression und starb etwa zwei Jahre später durch Suizid. Im Jahr 2009 sprach der britische Premierminister Gordon Brown eine offizielle Entschuldigung im Namen der Regierung für die „entsetzliche Behandlung“ Turings aus und würdigte dessen „außerordentliche Verdienste“ während des Krieges. Noch 2011 wurde eine Begnadigung trotz einer Petition abgelehnt. 2013, am Weihnachtsabend, sprach Königin Elisabeth II. postum ein „Royal Pardon“ (Königliche Begnadigung) aus. Leben und Wirken Kindheit und Jugend Alan Turings Vater, Julius Mathison Turing, war britischer Beamter beim Indian Civil Service. Er und seine Frau Ethel Sara Turing (geborene Stoney) wünschten, dass ihre Kinder in Großbritannien aufwüchsen. Deshalb kehrte die Familie vor Alans Geburt aus Chhatrapur, damals Britisch-Indien, nach London-Paddington zurück, wo Alan Turing am 23. Juni 1912 zur Welt kam. Da der Staatsdienst seines Vaters noch nicht beendet war, reiste dieser im Frühjahr 1913 erneut nach Indien, wohin ihm seine Frau im Herbst folgte. Turing und sein älterer Bruder John wurden nach St. Leonards-on-the-Sea, Hastings, in die Familie eines pensionierten Obersts und dessen Frau in Pflege gegeben. In der Folgezeit pendelten die Eltern zwischen England und Indien, bis sich Turings Mutter 1916 entschied, längere Zeit in England zu bleiben, und die Söhne wieder zu sich nahm. Schon in früher Kindheit zeigte sich die hohe Begabung und Intelligenz Turings. Es wird berichtet, dass er sich innerhalb von drei Wochen selbst das Lesen beibrachte und sich schon früh zu Zahlen und Rätseln hingezogen fühlte. Im Alter von sechs Jahren wurde Turing auf die private Tagesschule St. Michael’s in St. Leonards-on-the-Sea geschickt, wo die Schulleiterin frühzeitig seine Begabung bemerkte. 1926, im Alter von 14 Jahren, wechselte er auf die Sherborne School in Dorset. Sein erster Schultag dort fiel auf einen Generalstreik in England. Turing war jedoch so motiviert, dass er die 100 Kilometer von Southampton zur Schule allein auf dem Fahrrad zurücklegte und dabei nur einmal in der Nacht an einer Gaststätte Halt machte; so berichtete jedenfalls die Lokalpresse. Turings Drang zur Naturwissenschaft traf bei seinen Lehrern in Sherborne auf wenig Gegenliebe; sie setzten eher auf Geistes- als auf Naturwissenschaften. Trotzdem zeigte Turing auch weiterhin bemerkenswerte Fähigkeiten in den von ihm geliebten Bereichen. So löste er für sein Alter fortgeschrittene Aufgabenstellungen, ohne zuvor irgendwelche Kenntnisse der elementaren Infinitesimalrechnung erworben zu haben. Im Jahr 1928 stieß Turing auf die Arbeiten Albert Einsteins. Er verstand sie nicht nur, sondern entnahm einem Text selbständig Einsteins Bewegungsgesetz, obwohl dieses nicht explizit erwähnt wurde. Collegezeit und theoretische Arbeiten Turings Widerstreben, für Geisteswissenschaften genauso hart wie für Naturwissenschaften zu arbeiten, hatte zur Folge, dass er einige Male durch die Prüfungen fiel. Weil dies seinen Notendurchschnitt verschlechterte, musste er 1931 auf ein College zweiter Wahl gehen, das King’s College, Cambridge, entgegen seinem Wunsch, am Trinity College zu studieren. Er studierte von 1931 bis 1934 unter Godfrey Harold Hardy (1877–1947), einem renommierten Mathematiker, der den Sadleirian Chair in Cambridge innehatte, das zu der Zeit ein Zentrum der mathematischen Forschung war. In seiner für diesen Zweig der Mathematik grundlegenden Arbeit On Computable Numbers, with an Application to the „Entscheidungsproblem“ (28. Mai 1936) formulierte Turing die Ergebnisse Kurt Gödels von 1931 neu. Er ersetzte dabei Gödels universelle, arithmetisch-basierte formale Sprache durch einen einfachen gedanklichen Mechanismus, eine abstrakt-formale Zeichenketten verarbeitende mathematische Maschine, die heute unter dem Namen Turingmaschine bekannt ist. („Entscheidungsproblem“ verweist auf eines der 23 wichtigsten offenen Probleme der Mathematik des 20. Jahrhunderts, vorgestellt von David Hilbert 1900 auf dem 2. Internationalen Mathematiker-Kongress in Paris [„Hilbertsche Probleme“].) Turing bewies, dass solch ein Gerät in der Lage ist, „jedes vorstellbare mathematische Problem zu lösen, sofern dieses auch durch einen Algorithmus gelöst werden kann“. Turingmaschinen sind bis zum heutigen Tag einer der Schwerpunkte der Theoretischen Informatik, nämlich der Berechenbarkeitstheorie. Mit Hilfe der Turingmaschine gelang Turing der Beweis, dass es keine Lösung für das „Entscheidungsproblem“ gibt. Er zeigte, dass die Mathematik in gewissem Sinne unvollständig ist, weil es allgemein keine Möglichkeit gibt, festzustellen, ob eine beliebige, syntaktisch korrekt gebildete mathematische Aussage beweisbar oder widerlegbar ist. Dazu bewies er, dass das Halteproblem für Turingmaschinen nicht lösbar ist, d. h., dass es nicht möglich ist, algorithmisch zu entscheiden, ob eine Turingmaschine, angesetzt auf eine Eingabe (initiale Bandbelegung), jemals zum Stillstand kommen wird, das heißt die Berechnung terminiert. Turings Beweis wurde erst nach dem von Alonzo Church (1903–1995) mit Hilfe des Lambda-Kalküls geführten Beweis veröffentlicht; unabhängig davon ist Turings Arbeit beträchtlich einfacher und intuitiv zugänglich. Auch war der Begriff der „Universellen (Turing-) Maschine“ neu, einer Maschine, welche jede beliebige andere Turing-Maschine simulieren kann. Die Eingabe für diese Maschine ist also ein kodiertes Programm, das von der universellen Maschine interpretiert wird, und der Startwert, auf den es angewendet werden soll. Alle bis heute definierten Berechenbarkeitsbegriffe haben sich (bis auf die Abbildung von Worten auf Zahlen und umgekehrt) als äquivalent erwiesen. 1938 und 1939 verbrachte Turing zumeist an der Princeton University und studierte dort unter Alonzo Church. 1938 erwarb er den Doktorgrad in Princeton. Seine Doktorarbeit führte den Begriff der „Hypercomputation“ ein, bei der Turingmaschinen zu sogenannten Orakel-Maschinen erweitert werden. So wurde das Studium von nicht-deterministisch lösbaren Problemen ermöglicht. Karriere und Forschung Nach seiner Rückkehr nach Cambridge im Jahr 1939 besuchte Turing Vorlesungen des österreichisch-britischen Philosophen Ludwig Wittgenstein (1889–1951) über die Grundlagen der Mathematik. Die Vorlesungen wurden Wort für Wort aus den Notizen der Studenten rekonstruiert, einschließlich Zwischenrufe von Turing und anderen Studenten. Die beiden diskutierten und stritten vehement: Turing verteidigte den mathematischen Formalismus, während Wittgenstein der Meinung war, dass Mathematik überbewertet sei und keine absolute Wahrheit zutage bringen könne. Kryptoanalyse Während des Zweiten Weltkriegs war Turing einer der herausragenden Wissenschaftler bei den erfolgreichen Versuchen in Bletchley Park (B.P.), verschlüsselte deutsche Funksprüche zu entziffern. Er steuerte einige mathematische Modelle bei, um sowohl die Enigma (siehe auch: Letchworth-Enigma) als auch die Lorenz-Schlüsselmaschine (siehe auch: Turingery) zu brechen. Die Einblicke, die Turing bei der Kryptoanalyse der Fish-Verschlüsselungen gewann, halfen später bei der Entwicklung des ersten digitalen, programmierbaren elektronischen Röhrencomputers ENIAC. Konstruiert von Max Newman und seinem Team und gebaut in der Post Office Research Station in Dollis Hill von einem von Tommy Flowers angeführten Team im Jahr 1943, entzifferte Colossus die Lorenz-Maschine. Auch konzipierte Turing die nach ihm benannten Bombes. Sie waren Nachfolgerinnen der von dem Polen Marian Rejewski entwickelten Bomba und dienten zur Ermittlung der Schlüssel von Enigma-Nachrichten. Dabei handelte es sich um ein elektromechanisches Gerät, das im Prinzip mehrere Enigma-Maschinen beinhaltete und so in der Lage war, viele mögliche Schlüsseleinstellungen der Enigma-Nachrichten durchzutesten und zu eliminieren, bis eine mögliche Lösung gefunden war (Reductio ad absurdum; ). Turings Mitwirkung als einer der wichtigsten Codeknacker bei der Entzifferung der Enigma war bis in die 1970er Jahre geheim; nicht einmal seine engsten Freunde wussten davon. Die Entzifferung geheimer deutscher Funksprüche war eine kriegsentscheidende Komponente für den Sieg der Alliierten im U-Boot-Krieg und im Afrikafeldzug. Arbeit an frühen Computern – Der Turing-Test Von 1945 bis 1948 war Turing im National Physical Laboratory in Teddington tätig, wo er am Design der ACE (Automatic Computing Engine) arbeitete. Der Name der Maschine ist abgeleitet von der Analytical Engine des Mathematikers Charles Babbage, dessen Werk Turing zeitlebens bewunderte. Ab 1948 lehrte Turing an der Universität Manchester und wurde im Jahr 1949 stellvertretender Direktor der Computerabteilung. Hier arbeitete er an der Software für einen der ersten echten Computer, den Manchester Mark I, und gleichzeitig weiterhin verschiedenen theoretischen Arbeiten. In Computing machinery and intelligence (Mind, Oktober 1950) griff Turing die Problematik der künstlichen Intelligenz auf und schlug den Turing-Test als Kriterium vor, ob eine Maschine dem Menschen vergleichbar denkfähig ist. Da der Denkvorgang nicht formalisierbar ist, betrachtet der Test nur die Antworten einer Maschine im Dialog mit einem Menschen, d. h. das kommunikative Verhalten der Maschine. Wenn dieses von einem menschlichen Verhalten nicht unterscheidbar erscheint, soll von maschineller Intelligenz gesprochen werden. Er beeinflusste durch die Veröffentlichung die Entwicklung der Künstlichen Intelligenz maßgeblich. 1952 schrieb er das Schachprogramm Turochamp. Da es keine Computer mit ausreichender Leistung gab, um es auszuführen, übernahm Turing dessen Funktion und berechnete jeden Zug selbst. Dies dauerte bis zu 30 Minuten pro Zug. Das einzige schriftlich dokumentierte Spiel verlor er gegen einen Kollegen. Arbeit an mathematischen Problemen der theoretischen Biologie Von 1952 bis zu seinem Tod 1954 arbeitete Turing an mathematischen Problemen der theoretischen Biologie. Er veröffentlichte 1952 eine Arbeit zum Thema The Chemical Basis of Morphogenesis. In diesem Artikel wurde erstmals ein Mechanismus beschrieben, wie Reaktions-Diffusions-Systeme spontan Strukturen entwickeln können. Dieser als Turing-Mechanismus bekannte Prozess steht noch heute im Mittelpunkt vieler chemisch-biologischer Strukturbildungstheorien. Turings weiteres Interesse galt dem Vorkommen der Fibonacci-Zahlen in der Struktur von Pflanzen. Spätere Arbeiten blieben bis zur Veröffentlichung seiner gesammelten Werke 1992 unveröffentlicht. Verfolgung wegen Homosexualität und Turings Tod 1952 half der 19-jährige Arnold Murray, zu dem Turing eine gleichgeschlechtliche Beziehung hatte, einem Komplizen dabei, in Turings Haus einzubrechen. Turing meldete daraufhin einen Diebstahl bei der Polizei, die ihm als Folge der Ermittlungen eine sexuelle Beziehung zu Murray vorwarf. Da homosexuelle Handlungen zu dieser Zeit in England – wie in den meisten anderen Ländern – strafbar waren, wurde Turing wegen „grober Unzucht und sexueller Perversion“ angeklagt. Turing sah keinen Anlass, sich wegen dieser Vorwürfe zu rechtfertigen. Nach seiner Verurteilung zu einer Gefängnisstrafe wurde er vor die Wahl gestellt, die Haftstrafe anzutreten oder – da zu seiner Zeit Homosexualität von weiten Teilen der Psychiatrie als Krankheit angesehen wurde – sich behandeln zu lassen. Er entschied sich für die ärztliche Behandlung, zu der auch eine medikamentöse Behandlung mit dem Hormon Östrogen gehörte. Diesem wurde eine triebhemmende Wirkung zugeschrieben. Die Behandlung dauerte ein Jahr und führte zu Nebenwirkungen wie der Vergrößerung der Brustdrüse. Auch wenn er seine körperlichen Veränderungen mit Humor kommentierte, muss die Verweiblichung seiner Konturen den sportlichen Läufer und Tennisspieler schwer getroffen haben. Turing erkrankte an einer Depression. Im Herbst 1952 begann Turing seine Therapie bei dem aus Berlin stammenden und seit 1939 in Manchester lebenden Psychoanalytiker Franz Greenbaum. Dieser war ein Anhänger C.G. Jungs und war ihm von Freunden als für seinen Fall verständnisvoll empfohlen worden. Turing entwickelte auch ein freundschaftliches Verhältnis zur Familie Greenbaum, die er auch privat besuchte. 1954 starb Turing, wahrscheinlich entsprechend der offiziellen Feststellung durch Suizid, an einer Cyanidvergiftung, dem Anschein nach von einem vergifteten Apfel herrührend, den man halb aufgegessen neben ihm auffand. Die Ermittler versäumten es jedoch, den Apfel auf Gift untersuchen zu lassen. Es wird berichtet, dass Turing seit 1938, nachdem er den Film „Schneewittchen und die sieben Zwerge“ gesehen hatte, immer wieder die Verse Dip the apple in the brew / Let the sleeping death seep through (In der deutschen Version des Films: „Tauch den Apfel tief hinein / bis das Gift wird in ihm sein.“) sang. Der These, dass Turings Tod ein Unfall im Zusammenhang mit einem chemischen Versuch war, wird von Andrew Hodges, einem seiner Biographen, entschieden widersprochen. Unter seinen Biographen ist die Annahme verbreitet, die Auswirkungen der Hormonbehandlung seien die Hauptursache für den Suizid gewesen. Offizielle Entschuldigung, Danksagung und Rehabilitierung Ab etwa den späten 2000er Jahren unternahmen britische Bürger eine Reihe von öffentlichkeitswirksamen Aktivitäten, um das von Turing erlittene Unrecht bekannt zu machen und seine formale Rehabilitierung zu erreichen, also einen Widerruf oder eine Aufhebung des damaligen Urteils. Dies führte im Jahr 2013 zum Erfolg. Im Jahr 2009 unterzeichneten rund 30.000 Briten eine bei der Regierung eingereichte Online-Petition, in der eine postume Entschuldigung von der britischen Regierung gefordert wurde. Der Initiator der Kampagne, der britische Programmierer John Graham-Cumming, regte an, Alan Turing eine Ritterwürde zu verleihen. Am 10. September 2009 veröffentlichte der damalige britische Premierminister Gordon Brown eine Erklärung, in der er im Namen der britischen Regierung die Verfolgung Turings bedauerte und seinen außerordentlichen Beitrag während des Zweiten Weltkriegs würdigte. Dabei spielte er auch auf den strategischen Vorteil der Alliierten durch die Entschlüsselung der „Enigma“ an und unterstrich deren Bedeutung: Da die Strafverfolgung seiner sexuellen Ausrichtung damals gesetzeskonform war, wurde eine nachträgliche Aufhebung der Verurteilung Turings zunächst von offizieller Seite als unmöglich dargestellt. Noch 2012 weigerte sich die Regierung von Browns Nachfolger David Cameron, 49.000 Homosexuelle, die nach dem Criminal Law Amendment Act von 1885 verurteilt worden waren, postum zu rehabilitieren. Im Jahr 2013 wurde bekannt, dass die britische Regierung nun doch die Absicht habe, Turing zu rehabilitieren. Das Oberhausmitglied John Sharkey, Baron Sharkey beantragte dies. Das konservative Mitglied des Oberhauses Tariq Ahmad, Baron Ahmad of Wimbledon kündigte die Zustimmung der Regierung an. Der Liberaldemokrat Sharkey hatte in den 1960er Jahren in Manchester Mathematik bei Turings einzigem Doktoranden Robin Gandy studiert. Eine dritte Lesung des Antrags beraumte die Regierung für Ende Oktober an. Am 24. Dezember 2013 wurde Alan Turing durch ein allein dem Monarchen zustehendes besonderes Gnadenrecht begnadigt, dem sogenannten Royal Pardon. Justizminister Chris Grayling hatte diese Begnadigung bei Elisabeth II. beantragt. Turing gilt damit auch als offiziell rehabilitiert. Im April 2016 entschuldigte sich Robert Hannigan, der damalige Leiter des britischen Geheimdienstes GCHQ, für die Behandlung von Homosexuellen durch seine Institution und bezog dies ausdrücklich auf Alan Turing. Nachwirkungen der Rehabilitierung Anfang 2015 verlangten Mitglieder der Familie Alan Turings unter weiterer, teils prominenter Unterstützung (Stephen Fry, Turing-Darsteller Benedict Cumberbatch) in einer Petition an das britische Parlament die Rehabilitierung auch aller anderen der in England unter den Homosexuellen-Gesetzen Verurteilten. Die Petition wurde von ca. 500.000 Personen unterschrieben und sollte von Turings Großneffen Nevil Hunt und der Großnichte Rachel Barns überreicht werden. Am 21. Oktober 2016 lehnte das britische Parlament einen Gesetzesentwurf ab, der eine Rehabilitierung in Form einer generellen Rehabilitierung aller lebenden, früher für Homosexualität verurteilten Personen vorsah. Dieser Gesetzesentwurf ging einigen zu weit, anderen nicht weit genug. Am 31. Januar 2017 wurde von Königin Elisabeth II. ein Gesetz in Kraft gesetzt, das aufbauend auf der Begnadigung von Turing allen Männern die Strafe aufhebt, falls zu dem Zeitpunkt beide über 16 Jahre alt waren, als sie den geahndeten Akt in gegenseitigem Einvernehmen vollzogen. Ausgenommen sind weiterhin Verurteilungen wegen homosexueller Handlungen in öffentlichen Toiletten. Das Gesetz schließt auch bereits verstorbene Personen ein. Ein noch lebender Betroffener kann beantragen, dass die Strafe aus seiner polizeilichen Führungsakte gestrichen wird, und Historiker können darauf hinweisen, dass eine Verurteilung verstorbener Personen nach geltendem Recht ungültig ist. Das Gesetz, das von Justizminister Sam Gyimah als „Turings Gesetz“ bezeichnet wurde, ist eine Ergänzung zum Policing and Crime Act und nimmt keinen Bezug auf andere Gesetze, unter denen homosexuelle Handlungen verfolgt werden konnten. Von Michael Cashman, einem der Initiatoren des Gesetzes, wurden jedoch weitere Vereinbarungen abgesichert, die einen entsprechend umfassenden Straferlass für alle homosexuellen Handlungen ermöglichen. Postume Ehrungen Am 23. Juni 1998, der Turings 86. Geburtstag gewesen wäre, wurde eine Blaue Plakette (English Heritage Blue Plaque) an seinem Geburtshaus in Warrington Crescent, London, enthüllt. Am 2. März 1999 wurde der Asteroid (10204) Turing nach ihm benannt. Eine Turing-Statue wurde am 23. Juni 2001 in Manchester enthüllt. Sie steht im Sackville Park, zwischen den wissenschaftlichen Gebäuden der Universität Manchester und dem bei Homosexuellen beliebten Viertel der Canal Street. An seinem 50. Todestag, dem 7. Juni 2004, wurde zum Gedenken an Turings frühzeitigen Tod eine Tafel an seinem früheren Haus „Hollymeade“ in Wilmslow enthüllt. Der Turing Award wird jährlich von der Association for Computing Machinery an Personen verliehen, die bedeutende Beiträge zur Informatik geleistet haben. Er wird weithin als „Nobelpreis“ der Informatik angesehen. Der Bletchley Park Trust hat am 19. Juni 2007 eine Statue Turings in Bletchley Park enthüllt. Die Skulptur wurde von Stephen Kettle gestaltet, der als Material für sein Kunstwerk walisischen Schiefer verwendete. Im „Turing-Jahr 2012“ fanden zu Alan Turings hundertstem Geburtstag weltweit Veranstaltungen zur Würdigung seiner Leistungen und zum Gedenken daran statt. Im Jahr 2014 wurde er in die Hall of Honor (Ehrenhalle) des US-Geheimdienstes NSA (National Security Agency) aufgenommen. Am 15. Juli 2019 kündigte der Gouverneur der Bank of England, Mark Carney, eine 50-Pfund-Note mit Turings Bildnis für 2021 an. Am 25. März 2021 wurde sie erstmals herausgegeben. An diesem Tag hisste die Bank of England die Regenbogenfahne statt wie üblich die britische Nationalflagge. Die Banknote ist neben Turings Bild mit einem Zitat von ihm versehen: „This is only a foretaste of what is to come, and only the shadow of what is going to be.“ Das 2021 etablierte Programm der britischen Regierung zur Förderung des Auslandsstudiums, das nach dem Austritt des Vereinigten Königreichs aus der EU die Beteiligung am Erasmus-Programm ersetzen soll, ist nach Alan Turing benannt. Verschiedenes Alan Turing war ein hervorragender Langstreckenläufer. Von 1946 an startete er bei Wettkämpfen für den Walton Athletic Club. Bei den englischen Meisterschaften im Marathon 1947 wurde er Fünfter in 2:46:03 h, nur gut fünf Minuten langsamer als die Zeit, mit der sich Stan Jones beim Polytechnic Marathon des folgenden Jahres (bei dem Turing verletzt fehlte) als dritter britischer Mann hinter Jack Holden und Tom Richards für den Marathon der Olympischen Spiele 1948 in London qualifizierte. 1950 musste Turing wegen einer Beinverletzung seine Sportkarriere beenden. Angeblich hat sich Apple beim Design seines Logos, eines angebissenen Apfels (ursprünglich in Regenbogenfarben), vom Tod des Computerpioniers Turing inspirieren lassen. Diese Annahme wurde jedoch von Steve Jobs mit den Worten widerlegt, dass er wünschte, damals daran gedacht zu haben, es aber nicht habe. Apple hatte die Legende im Sinn, nach der Isaac Newton zu seiner Gravitationstheorie inspiriert worden sein soll, als ihm ein Apfel auf den Kopf fiel. Der Logo-Designer Rob Janoff meinte, der Biss sei lediglich als Größenmaßstab hinzugefügt worden, um etwa eine Verwechslung mit einer Kirsche auszuschließen. In seinen Lebenserinnerungen berichtet der Computerpionier Heinz Billing vom Max-Planck-Institut für Physik (München), dass sich Alan Turing und Konrad Zuse 1947 in Göttingen getroffen haben. In Form eines Kolloquiums befragten britische Fachleute (neben Turing u. a. John R. Womersley und Arthur Porter) deutsche Wissenschaftler wie Zuse, Billing, Alwin Walther und Helmut Schreyer. 2012 wurde im Heinz Nixdorf MuseumsForum in Paderborn zu Ehren von Turing ein einjähriger Zyklus von Ausstellungen unter dem Titel Genial & Geheim gezeigt. Berichte von Bekannten über ihn sind teilweise skurril: Er habe seine Teetasse immer mit einem Fahrradschloss an seine Heizung gekettet und sei mit zweckentfremdeter Gasmaske Fahrrad gefahren, um sich beim Radfahren vor Heuschnupfen zu schützen. Bewohner des Örtchens Bletchley erschraken darüber und glaubten bei seinem Anblick an einen deutschen Giftgasangriff. Am Institut für Informatik der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster wurden gegen Ende des ersten Jahrzehnts der 2000er Jahre von Achim Clausing zwei Originaldrucke der bedeutendsten Veröffentlichungen Turings im Nachlass von Heinrich Scholz entdeckt, wovon eine seit 1945 verschollen gewesen war. Es handelt sich um die Arbeit On Computable Numbers, with an Application to the „Entscheidungsproblem“ von 1936, die Scholz noch im selben Jahr mit einer Postkarte von Turing erbeten hatte. Auf Basis dieser Arbeit hielt Scholz nach Clausings Aussage „das weltweit erste Seminar über Informatik“. Die zweite Arbeit stammt aus dem Jahr 1950 und ist eine Abhandlung über die Entwicklung der künstlichen Intelligenz, die Turing mit einem handschriftlichen Kommentar versah: „Dies ist wohl mein letztes Exemplar“. Bei Sotheby’s wurden vergleichbare Drucke Turings, die keine Widmung aufwiesen, für 180.000 Euro versteigert. 2017 wurde eine bis dahin unbekannte Sammlung von 147 Briefen von Turing entdeckt. Eine weitere Sammlung mit 141 Briefen wurde darüber hinaus im selben Jahr in einem Aktenschrank in einem Lagerraum der Universität Manchester aufgefunden. Die Briefe stammen aus den Jahren 1949 bis 1954. Die an der Universität Manchester entdeckten Briefe behandeln überwiegend seine Forschungsarbeit und wurden vom Archiv der Universität übernommen; sie sind im Internet einsehbar. Der Entwickler für Grafikprozessoren Nvidia hat die Mikroarchitektur der GeForce-16-Serie und der GeForce-20-Serie nach Turing benannt. Werke Veröffentlichungen Wichtige Veröffentlichungen Englische Ausgaben Deutsche Ausgabe und Übersetzungen Patente 1950: 1951: Literatur (Auswahl) Theorie und Diskussion David J. Bolter: Turing´s Man. Western Culture in the Computer Age. University of South Carolina Press, Chapel Hill 1984, ISBN 0-8078-4108-0. S. Barry Cooper, Jan van Leeuwen (Hrsg.): Alan Turing: His Work and Impact. Elsevier, New York NY 2013, ISBN 978-0-12-386980-7. Jack Copeland, Jonathan Bowen, Mark Sprevak u. Robin Wilson (Hrsg.): The Turing Guide. Oxford University Press, Oxford 2017, ISBN 978-0-19-874783-3. Juliet Floyd, Alisa Bokulich (Hrsg.): Philosophical Explorations of the Legacy of Alan Turing. Turing 100. Springer, Berlin 2017, ISBN 978-3-319-53280-6. (= Boston Studies in the History of Science 324) Christian Vater: Turings Maschinen. Eine Problemstellung zwischen Wissenschafts- und Technikgeschichte. Manutius, Heidelberg 2023, ISBN 978-3-944512-35-8. (=Dissertationsschrift Universität Heidelberg, mit ausführlicher Bibliographie) Geschichte und Biographie George Dyson: Turing’s Cathedral. The Origins of the Digital Universe. Pantheon, New York 2012, ISBN 978-0-375-42277-5. Turings Kathedrale: Die Ursprünge des digitalen Zeitalters. Propyläen Verlag, Berlin 2014, ISBN 978-3-549-07453-4. Francis Harry Hinsley, Alan Stripp: Codebreakers – The inside story of Bletchley Park. Oxford University Press, Reading 1993, ISBN 0-19-280132-5. Andrew Hodges: Alan Turing – The Enigma. Burnett Books, London, und Simon and Schuster, New York 1983, Vintage, New York 1992, (Biografie). Alan Turing – Enigma. Übersetzung von Rolf Herken und Eva Lack. Kammerer und Unverzagt, Berlin 1989, 662 Seiten, ISBN 3-9801050-5-9. 2. Auflage Springer 1994, ISBN 3-211-82627-0. David Leavitt: The Man Who Knew Too Much. Alan Turing and the Invention of the Computer. W W Norton & Co, 2006, ISBN 0-393-32909-7. Sara Turing: Alan M. Turing. Centenary Edition. Oxford University Press, Oxford 2012, ISBN 978-1-107-02058-0. Die Erstausgabe erschien 1959. Dermot Turing: Alan Turing – The Life of a Genius. The History Press, 2017, ISBN 978-1-84165-756-1. Prof – Alan Turing Decoded. Pavilion Books, 2015, ISBN 978-1-84165-643-4. Gordon Welchman: The Hut Six Story – Breaking the Enigma Codes. Allen Lane, London 1982; Cleobury Mortimer M&M, Baldwin Shropshire 2000, ISBN 0-947712-34-8. Belletristik Rolf Hochhuth: Alan Turing. Erzählung. Rowohlt, Reinbek 1987, ISBN 3-499-22463-1. David Lagercrantz: Der Sündenfall von Wilmslow. Übersetzung aus dem Schwedischen Wolfgang Butt. Piper, München 2015 (zuerst 2009) Wolf Schneider: Große Verlierer. Von Goliath bis Gorbatschow. Rowohlt, Reinbek 2004, ISBN 3-498-06365-0 (darin enthalten ein Kapitel über Alan Turing). Neal Stephenson: Cryptonomicon. Goldmann 2001, ISBN 3-442-54529-3. (Originalausgabe New York 1999.) Robert Harris: Enigma. Heyne, München 1996, ISBN 978-3-453-11593-4. Englische Originalausgabe 1995. Filme (Auswahl) 1996: Breaking the Code. (Der codierte Mann). Fernsehfilm-Biographie, Großbritannien, 90:46 Min., Buch: Hugh Whitemore, Regie: Herbert Wise, Produktion: BBC, mit Derek Jacobi als Turing. 2001: Enigma – Das Geheimnis. Regie: Michael Apted. Dieser Film basiert auf dem 1995 erschienenen Roman Enigma des britischen Autors Robert Harris. 2011: Codebreaker. Doku-Drama, Großbritannien, Buch: Craig Warner, Regie: Clare Beavan, Nic Stacey, Produktion: Channel 4, mit Ed Stoppard als Alan Turing.Deutschsprachige Erstsendung bei ServusTV als Der Codeknacker. Alan Turing, Erstsendung: 4. Juni 2014. 2014: Der Fall Alan Turing oder Wie ein Mathegenie Hitler knackte. (OT: La drôle de guerre d'Alan Turing ou Comment les maths ont vaincu Hitler.) Dokumentarfilm, Frankreich, 2014, 59:56 Min., Buch und Regie: Denis van Waerebeke, Produktion: Les Films d’ici, arte France, Off World, RTBF, Erstsendung: 6. Juni 2014 bei arte. 2014: The Imitation Game. Doku-Drama, Großbritannien, 2014, 89:30 Min., Buch: Graham Moore, Regie: Morten Tyldum, Produktion: Weinstein. Mit Benedict Cumberbatch als Alan Turing, Keira Knightley als Joan Clarke, Charles Dance, u. a. nach der Biographie von Andrew Hodges. 2015: Erwähnung im Film Steve Jobs: Hier wurde Turing von Steve Jobs dem fiktiven Journalisten Joel Pforzheimer als Teil der kommenden Think Different Kampagne mit folgenden Hyperbeln präsentiert: „Er hat im Alleingang den zweiten Weltkrieg gewonnen und ganz nebenbei den Computer erfunden. Aber er wird nicht Teil der Kampagne sein.“ Auf dessen Frage warum nicht, antwortete Jobs: „Weil Sie mich gerade Fragen mussten wer das ist.“. Möglicherweise ist die zu geringe Bekanntheit ein unterhaltsamer Versuch zu erklären, warum Turing nicht Teil der echten Kampagne war. Musik A Man From The Future. Pet Shop Boys, 2014. Die Texte im Stück basieren auf der Biographie Alan Turing: The Enigma von Andrew Hodges, der hier mit Tennant und Lowe zusammenarbeitete. Die Bremer Alternative-Rock-Band The Paleo Paranoids setzte in ihrem Song Bite the Apple vom 2018er Album Cargo Alan Turing ein musikalisches Denkmal. Die abendfüllende Oper Turing von Anno Schreier auf ein Libretto von Georg Holzer wurde 2022 vom Staatstheater Nürnberg uraufgeführt. Comic Robert Deutsch: Turing. Avant 2017. ISBN 978-3-945034-55-2. David Etien: Champignac : Enigma. Editions Dupuis 4. Januar 2019. Arnaud Delalande, Éric Liberge: Der Fall Alan Turing. Aus dem Französischen von Mathias Althaler. Bahoe Books, Wien, 2021. Weblinks Alan Turing in der Ehrenrolle (Roll of Honour) von Bletchley Park Andrew Hodges: Alan-Turing-Portal – turing.org.uk (englisch) The Turing Archive for the History of Computing – alanturing.net (englisch) The Turing Digital Archive. In: University of Cambridge (englisch) Genial & geheim – Alan Turing in 10 Etappen. In: Heinz Nixdorf MuseumsForum, Sonderausstellung zum 100. Geburtstag von Alan Turing, 2012 Martin Herzog: 23. Juni 1912 - Der Mathematiker Alan Turing wird geboren WDR ZeitZeichen vom 23. Juni 2022; mit Dermot Turing. (Podcast) Nika Bertram: Turin Bytes - Die Geheimnisse des Computerpioniers Alan Turing WDR-Doku-Hörspiel von 2014 Artikel André Schulz: Turing und Schach. In: Schach Nachrichten, 7. Juni 2004 Stefan Betschon: Turingmaschine im Rückwärtsgang. In: Neue Zürcher Zeitung, 18. Januar 2012; zum 100. Geburtstag von Alan Turing Einzelnachweise Informatiker Absolvent der University of Cambridge Logiker Mathematischer Logiker (20. Jahrhundert) Theoretischer Biologe Kryptoanalytiker in Bletchley Park Person von Hut 8 Person (Künstliche Intelligenz) Computerpionier Computerschachprogrammierer Fish (Kryptologie) Person mit Bezug zur Enigma-Maschine Hochschullehrer (University of Manchester) Vertreter der Philosophie des Geistes Kognitionswissenschaftler Geschichte der Homosexualität Mitglied der Royal Society Person als Namensgeber für einen Asteroiden Officer des Order of the British Empire Brite Geboren 1912 Gestorben 1954 Mann
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https://de.wikipedia.org/wiki/Arch%C3%A4ologie
Archäologie
Die Archäologie ( und λόγος lógos ‚Lehre‘; wörtlich also „Lehre von den Altertümern“) ist eine Wissenschaft, die mit naturwissenschaftlichen und geisteswissenschaftlichen Methoden die kulturelle Entwicklung der Menschheit erforscht. Sie hat sich weltweit zu einem Verbund unterschiedlichster theoretischer und praktischer Fachrichtungen entwickelt. Die Archäologie befasst sich mit materiellen Hinterlassenschaften des Menschen, wie etwa Gebäuden, Werkzeugen und Kunstwerken. Sie umfasst einen Zeitraum von den ersten Steinwerkzeugen vor etwa 2,5 Millionen Jahren bis in die nähere Gegenwart. Aufgrund neuer Funde in Afrika, die etwa 3,3 Millionen Jahre alt sind, wird auch ein deutlich früherer Beginn der Werkzeugherstellung in Betracht gezogen. Materielle Hinterlassenschaften der jüngsten Geschichte (beispielsweise Konzentrationslager und Bunkerlinien aus dem Zweiten Weltkrieg) werden heute ebenfalls mit archäologischen Methoden ausgewertet, auch wenn dieser Ansatz einer „zeitgeschichtlichen“ Archäologie fachintern umstritten ist. Obwohl die Archäologie eine verhältnismäßig junge Wissenschaft ist, ist es kaum mehr möglich, alle Zeiträume zu überblicken, so dass sich verschiedene Fachrichtungen herausbildeten. Dabei können die Epochen regional unterschiedlich datiert sein, teilweise sind sie nicht überall dokumentierbar. Neben der Orientierung an Epochen (z. B. Mittelalterarchäologie) oder Regionen (z. B. Vorderasiatische Archäologie) gibt es auch die Spezialisierung auf bestimmte Themengebiete (z. B. Christliche Archäologie, Rechtsarchäologie, Industriearchäologie). Die Archäologie untersucht Quellen unterschiedlicher Art. In der Vor- und Frühgeschichte hat man es hauptsächlich mit materieller Kultur zu tun, in der Frühgeschichte wird auch auf Schriftquellen zurückgegriffen. Diese stehen für Archäologen im Gegensatz zu Wissenschaftlern anderer Teildisziplinen der Geschichtswissenschaft aber nicht im Mittelpunkt. Auch Erkenntnisse zur Klima- und Umweltgeschichte, zur Ernährung oder zur Datierung von Funden tragen zur Rekonstruktion vergangener Kulturen bei. Forschungsgeschichte Anfänge der Altertumsforschung in Europa In Europa entwickelte sich die Archäologie um 1450, weil man Zeugnisse für die in den Quellen der Antike geschilderten Ereignisse finden wollte. Cyriacus von Ancona (* um 1391; † um 1455), ein italienischer Kaufmann und Humanist, gilt als einer der Gründungsväter der modernen Klassischen Archäologie. Die in der Renaissance einsetzende Wiedergeburt klassisch-antiker Gelehrsamkeit führte im 15. und 16. Jahrhundert zu einem gesteigerten Interesse an griechischen und römischen Altertümern und zu einer Welle der Sammelleidenschaft bezüglich antiker Kunstgegenstände. Doch auch weniger reisefreudige Gelehrte begannen, sich für die vorhandenen Zeugnisse vergangener Zeiten zu interessieren. Ab Mitte des 16. Jahrhunderts trat an die Stelle der Sammelleidenschaft die akribische Erfassung der Denkmäler. In dieser Zeit wurden zahlreiche Enzyklopädien und Kataloge veröffentlicht, im späten 16. Jahrhundert vielfach mit Kupferstichen und Holzschnitten illustriert. In England veröffentlichte William Camden (1551–1632) im Jahre 1586 seine Britannia, einen Katalog der sichtbaren Altertümer. Bemerkenswert ist, dass er bereits Bewuchsmerkmale in Kornfeldern bemerkte und als solche interpretierte. Michele Mercati (1541–1593) gilt als der erste europäische Gelehrte, der Steinwerkzeuge als solche einstufte; sein Werk wurde jedoch erst 1717 veröffentlicht. Trotz großer Popularität hatte die Archäologie als Wissenschaft noch keinen Stellenwert, denn es herrschte die Ansicht vor, dass ausschließlich historische Quellen und die Bibel zur Interpretation der Vergangenheit geeignet seien. So galt es noch lange als ein Faktum, dass – wie James Ussher aus der Bibel ableitete – die Menschheit im Oktober 4004 v. Chr. entstand. 1655 wagte es Isaac de La Peyrère, die sogenannten Donnerkeile (Steinzeitartefakte) Menschen zuzuordnen, die vor Adam lebten (Präadamiten-Hypothese). Nach einer Intervention der Inquisition widerrief er seine Theorie. In Skandinavien wurden Bodendenkmäler schon früh beachtet. Bereits 1588 grub man einen Dolmen bei Roskilde aus. Im Jahre 1662 erhielt Uppsala einen Lehrstuhl für Altertumskunde. 1685 wurde in Houlbec-Cocherel in Nordfrankreich eine neolithische Grabkammer ausgegraben. Sie gilt als die älteste archäologische Grabung, weil hier 1722 der erste erhaltene Grabungsbericht erstellt wurde. Der Kieler Professor Johann Daniel Major führte um 1690 umfangreiche Ausgrabungen in Jütland durch und ließ zahlreiche Hügelgräber öffnen. Sein Ziel war es, die Herkunft der Einwohner der Halbinsel mit archäologischen Methoden zu klären. Bernard de Montfaucons L’Antiquité expliquée erschien ab 1719. In zehn Bänden stellte er Kunstgegenstände aus dem Mittelmeerraum dar. Montfaucons Werk blieb für lange Zeit das Standardwerk. Mitte des 18. bis Mitte des 19. Jahrhunderts Archäologische Forschungsmethoden setzten sich nun sukzessiv durch. Oftmals trafen einzelne Gelehrte schon früh bahnbrechende Schlussfolgerungen, die aber oft – da noch nicht zeitgemäß – unbeachtet blieben. Einer der Bahnbrecher war der französische Amateurarchäologe Jacques Boucher de Perthes, der als Erster prähistorische Artefakte richtig zuordnete, wofür ihm aber erst mehr als 20 Jahre später, durch die Bestätigung Charles Lyells (1797–1875), Anerkennung zuteilwurde. Eine wichtige Erkenntnis war die Entdeckung des stratigraphischen Prinzips. Bereits lange vorher war die Zusammengehörigkeit und somit Gleichaltrigkeit von Funden, die sich in einer Schicht befanden (beispielsweise ein Steinartefakt im Fundzusammenhang mit einer ausgestorbenen Tierart), immer wieder diskutiert, aber nicht allgemein akzeptiert worden. Ein Modell, das in seinen Grundzügen noch heute gilt, wurde 1836 von Christian Jürgensen Thomsen veröffentlicht. Er war Kurator in Kopenhagen und erfand das „Dreiperiodensystem“, das die Vorgeschichte der Menschheit in drei Phasen einteilt: die Steinzeit, die Bronzezeit und die Eisenzeit. Etwa 30 Jahre später, um 1865, unterschied J. Lubbock die Steinzeit noch in die des geschlagenen und die des geschliffenen Steins. Die Begriffe „Paläolithikum“ (Altsteinzeit) und „Neolithikum“ („Neusteinzeit“ / Jungsteinzeit) waren geboren. Die Epochen sind in sich vielfach untergliedert, aber die damals gefundene Unterteilung gilt – mit Einschränkungen – bis heute. Die ersten großen Ausgrabungen fanden in den antiken Städten Pompeji und Herculaneum statt. Beide waren laut einem Bericht des römischen Schriftstellers Plinius des Jüngeren am 24. August 79 nach Christus durch den Ausbruch des Vesuvs ausgelöscht worden. Pompeji wurde Ende des 16. Jahrhunderts beim Bau einer Wasserleitung wiederentdeckt. 1748 begannen die Grabungen. In Herculaneum wurde erstmals 1709 gegraben, 1738 ließ Karl III. von Neapel die Stadt gezielt ausgraben. 1768 konnte das Theater, die Basilika und die Villa dei Papiri freigelegt werden. Mit seinem Sendschreiben von den Herculanischen Entdeckungen, der ersten archäologischen Publikation, begründete Johann Joachim Winckelmann 1762 die neue Wissenschaft der Archäologie und gilt seither als Vater der (Klassischen) Archäologie. Winckelmann war auch der Erste, der eine Periodisierung und geschichtliche Einordnung der griechischen Kunst versuchte. Seine Entwicklungsstufen (alter Stil – hoher Stil – schöner Stil – Stil der Nachahmer – Verfall der Kunst) sind durch die enthaltene Wertung jedoch überholt. Für die Verbreitung seiner Forschung und deren Rezeption in der zeitgenössischen Literatur und Kunst war der Göttinger Professor Christian Gottlob Heyne entscheidend, der mit Winckelmann korrespondierte, seine Schriften rezensierte und bekanntmachte und in seinen Vorlesungen verwendete. 1802 wurde an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel der erste Lehrstuhl für klassische Archäologie eingerichtet. Die ägyptischen Baudenkmäler, allen voran die Pyramiden, waren bereits im Altertum beliebte Reiseziele (siehe Weltwunder). Im 17. Jahrhundert hatte sich die Erkenntnis durchgesetzt, dass es sich hierbei um Königsgräber handelt. Die Ägyptologie nahm mit Napoléon Bonapartes Ägypten-Feldzug 1798 ihren Anfang. In Begleitung des Heeres befanden sich auch Wissenschaftler. Von besonderer Bedeutung war der Fund des Steins von Rosetta, der 1822 Jean-François Champollion die Entzifferung der Hieroglyphen ermöglichte. Von besonderer Bedeutung für die ägyptische Archäologie ist Auguste Mariette (1821–1881), der ab 1858 als Direktor des ägyptischen Altertümerdienstes mehr als dreißig Fundstätten ausgrub. Seine Methoden waren brachial (beispielsweise Sprengladungen). Die Feststellung der Fundumstände und wissenschaftliche Auswertungen waren damals noch nicht festgelegt, aber er beendete die Ära der reinen Schatzsucher (so Giovanni Battista Belzoni, 1778–1823), die zuvor zahllose Funde nach Europa geschafft hatten. Mariette selbst hat seit 1850 rund 7000 Objekte nach Paris (Louvre) gebracht. Nun setzte er sich jedoch vehement dafür ein, dass Ägyptens Altertümer nicht mehr außer Landes verschleppt wurden. Zur Aufbewahrung der Funde gründete Mariette den Vorläufer des Ägyptischen Nationalmuseums in Kairo. Karl Richard Lepsius (1810–1884) erstellte zwischen 1842 und 1845 eine umfassende Aufnahme ägyptischer und nubischer Denkmäler. 1859 wurde das Ergebnis in den zwölf Bänden der Denkmaeler aus Aegypten und Aethiopien veröffentlicht, welche allein 894 Farbtafeln enthalten. Um die archäologische Erforschung Griechenlands machte sich um 1840 besonders Ludwig Ross verdient, der als erster systematische Ausgrabungen auf der Akropolis von Athen durchführte. Ab Mitte des 19. Jahrhunderts Mitte des 19. Jahrhunderts entwickelte sich die Archäologie zunehmend zur Wissenschaft. Unterschieden sich die Ausgräber bisher nur unwesentlich von Schatzsuchern und Grabräubern, wurden nun die Grabungstechniken verfeinert, eine gute Dokumentation und exakte Einordnung der Funde wurden immer wichtiger. Erst ab 1859 wurde das hohe Alter der Menschheit allgemein anerkannt. Im selben Jahr erschien Darwins Über die Entstehung der Arten. Der bereits 1856 entdeckte Fund des Neandertalers, der von Johann Carl Fuhlrott und Hermann Schaaffhausen vergeblich als eiszeitlich eingestuft wurde, konnte sich als solcher in Deutschland erst ab 1902 durchsetzen, als Rudolf Virchow starb, der als pathologische Autorität jede weiterführende Diskussion unterbunden hatte. In Schweden entwickelte Oscar Montelius (1843–1921) ein System der differenzierten Typologie zur Einordnung (Periodisierung) von Fundstücken und schafft die Grundlage einer relativen Chronologie. 1853/54 wurden aufgrund eines ungewöhnlich niedrigen Wasserstandes bei Obermeilen am Zürichsee hölzerne Pfeiler, Steinbeile und Keramik entdeckt. Die Siedlung wurde von Ferdinand Keller untersucht. Lange Zeit glaubt man, bei diesen Feuchtbodensiedlungen habe es sich um Pfahlbauten im Wasser gehandelt. Ab den 1920er Jahren entspann sich eine heftige Diskussion um die Lage der Pfahlbauten. Es konkurrierten Ufer- und Wasserpfahlbauten. Heute weiß man, dass es Land- und Wasserpfahlbauten gab. Die neuen Untersuchungen in Hornstaad am Bodensee belegen Pfahlbauten im Wasser, bis zu 5 Meter vom Seeboden abgehoben. Rekonstruktionen (beispielsweise in Unteruhldingen am Bodensee) zeigen nicht nur die verschiedenen Lösungsvorschläge der Archäologie, sondern auch den aktuellen Forschungsstand nach den Befunden der Unterwasserarchäologie (Pfahlbaumuseum Unteruhldingen). 1846 beginnen die Ausgrabungen in Hallstatt. Die archäologische Erforschung der Kelten begann 1858, als Oberst Schwab die ersten Ausgrabungen in La Tène am Neuenburgersee (Schweiz) durchführte. 1872 wurde die Eisenzeit Europas erstmals in eine ältere Phase (Hallstattzeit) und eine jüngere Phase (Latènezeit) unterteilt. Édouard Lartet (1801–1871) untersuchte 1860 eine Fundstätte in den Pyrenäen (Massat) und fand dabei auch eine Geweihspitze mit eingraviertem Bärenkopf, der erste Fund jungpaläolithischer Kunst. Später grub er mehrere französische Höhlenfundplätze (Gorge d’Enfer, Laugerie-Haute, La Madeleine und Le Moustier) aus. Besondere Aufmerksamkeit erlangten die großartigen Höhlenmalereien, die 1879 in der Höhle von Altamira entdeckt wurden. Die Entwicklung der Klassischen Archäologie in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde von Heinrich Schliemann (1822–1890) dominiert. Der Geschäftsmann und „Hobbyarchäologe“ Schliemann gilt als Begründer der Vorgeschichtsarchäologie Griechenlands und des ägäischen Raumes. 1869 grub er auf Ithaka und 1871 begann er in Hissarlik zu graben. Dort vermutet er das Troja Homers und wird recht behalten, obwohl er sich in der Bauperiode selbst täuschte. Seine Ausgrabungsmethoden waren sehr umstritten, so mancher Fachmann hielt von Schliemanns Fähigkeiten nichts. Sein Ruhm stützt sich vor allem auf die wertvollen Funde (beispielsweise „Schatz des Priamos“). Seine Entdeckung prähistorischer (vorhomerischer) Kulturen und Siedlungen löste zahlreiche weitere Grabungen im ägäischen Raum aus. Lange unterschätzt wurden die durch ihn bewirkten methodischen Fortschritte, wie die Betonung der Stratigraphie oder der Einsatz der Fotografie als Mittel der archäologischen Dokumentation. 1892 erhielt der Gründer des Instituts für Ur- und Frühgeschichte an der Universität Wien, Moritz Hoernes, die erste das Gesamtgebiet der Prähistorischen Archäologie umfassende Lehrbefugnis Europas. 20. Jahrhundert In Ägypten leistete ab 1880 Sir William Matthew Flinders Petrie (1853–1942) als Forscher und Ausgräber Pionierarbeit. Ein Meilenstein der archäologischen Forschung sind seine Methoden und Ziele der Archäologie, die er 1904 veröffentlichte. Darin legte Flinders Petrie vier Prinzipien dar: Sorgfalt im Umgang mit den Monumenten, die man ausgräbt und Rücksichtnahme auf potenzielle künftige Ausgräber peinliche Sorgfalt bei der Ausgrabung und Registrierung jedes vorgefundenen Details detaillierte und saubere Vermessung und Kartierung komplette Veröffentlichung der Resultate 1913 erschien der erste Band des Handbuchs der Archäologie, Herausgeber war Heinrich Bulle (1867–1945). Als vorbildliche Grabung dieser Zeit galt die 1922 begonnene Ausgrabung des Gräberfeldes von Assini (Argolis), die von schwedischen Archäologen vorgenommen wurde. Der gesamte Aushub wurde gesiebt und eine erstklassige Grabungsdokumentation erstellt. Der berühmteste archäologische Fund des 20. Jahrhunderts gelang Howard Carter (1873–1939) im selben Jahr. Er fand nach sechsjähriger Suche das Grab des Tut-anch-Amun. Pionier der Luftbildarchäologie war nach dem Ersten Weltkrieg der britische Pilot Osbert G. S. Crawford, er fotografierte vom Flugzeug aus archäologische Fundstätten in England. Gustaf Kossinna (1858–1931) stellte 1920 seine siedlungsarchäologischen Methoden vor. Seine Interpretationen, die den Germanen eine überragende kulturelle Bedeutung zuschrieben, dienten dem Nationalsozialismus als Beweis für die Überlegenheit der Germanen und der arischen Rasse. Die Diskreditierung in der Nachkriegszeit führte dazu, dass auf Jahrzehnte eine Anbindung archäologischer Funde an ethnische Gruppen obsolet war. Die erste ordentliche Professur wurde 1927 in Marburg geschaffen und im folgenden Jahr mit Gero Merhart von Bernegg aus Bregenz besetzt. Er hatte sich 1924 mit Die Bronzezeit am Jenissei habilitiert. Bei ihm promovierten bis zu seiner Zwangspensionierung durch die Nationalsozialisten im Jahr 1942 29 Studenten, nach dem Krieg kamen fünf weitere hinzu. Ab 1950 dominierte in Deutschland die Marburger Schule, die diese Akademiker bildeten. Gero von Merhart, wie er meist genannt wird, legte das Fach auf strenge Erfassung, Systematisierung und Katalogisierung fest und mied weitgehend die kulturgeschichtliche Deutung. Thor Heyerdahl fuhr 1947 mit einem Floß von Südamerika nach Polynesien und wird als einer der Begründer der Experimentellen Archäologie betrachtet. Seit dem 20. Jahrhundert greift die Archäologie vermehrt auf naturwissenschaftliche Methoden zurück. Dazu gehören die 1949 entwickelte 14C-Datierung zur Datierung von organischen Stoffen und die Strontiumisotopenanalyse zur Erforschung der Wanderbewegungen der ur- und frühzeitlichen Menschen. Auch Methoden der Fernerkundung wurden immer stärker bei archäologischen Forschungen angewandt. Die Archäologie hat sich zur Verbundwissenschaft entwickelt. Die Erforschung der 1991 in den Ötztaler Alpen gefundenen vorgeschichtlichen Leiche (Similaun-Mann/Ötzi) ist hierfür beispielhaft. Mit Hilfe der DNA-Analyse konnten weltweit erstmals die Verwandtschaftsbeziehungen von 40 Individuen aus einer bronzezeitlichen Begräbnisstätte in der Lichtensteinhöhle rekonstruiert werden. Die New Archaeology der 1960er Jahre brachte die Forderung, Erkenntnisse aus Lebenswissenschaften in die Archäologie einzuführen. Das Konzept der Tragfähigkeit stammt aus der Ökologie und wurde angewandt, um Fragen von Bevölkerungsdichte und Siedlungsentwicklung zu untersuchen. Optimal Foraging konnte Reaktionen auf Klimaveränderungen gleichermaßen erklären, wie jahreszeitliche Wanderungen und Landnutzungsformen. Zudem wurden mathematische Simulationen und Modellbildungen und computergestützte Geoinformationssysteme als Methoden in die Archäologie eingebracht. Die New Archaeology war besonders im angelsächsischen Kulturraum stark entwickelt und konnte sich im deutschen Sprachraum nie durchsetzen. Als Grund gilt, dass in der angelsächsischen Tradition die Archäologie traditionell zur Anthropologie gehört, nicht zu den Geschichts- oder Kulturwissenschaften. Als Antwort auf die New Archaeology entstand in den 1980er Jahren die Postprozessuale Archäologie, die Methoden aus den Kultur- und Sozialwissenschaften stärker in den Vordergrund rückte. Ein Kernbegriff ist die aus der Soziologie stammende Agency, die Handlungsmotive und -optionen betrachtet. Berücksichtigt man zusätzlich die inhärente Subjektivität jeglicher Interpretation einer Kultur, von der nur die materiellen Artefakte erhalten sind, setzen postprozessuale Archäologen auf hermeneutische einerseits und selbstreflektierende Praktiken andererseits. Heutige Nachfahren der zu untersuchenden Kulturen werden gleichermaßen in die Arbeit der Archäologen einbezogen, wie bislang vernachlässigte soziale Perspektiven. 21. Jahrhundert Zusammen mit anderen Gedächtnisinstitutionen sind archäologische Funde und Ausgrabungsstätten das besonders sensible kulturelle Gedächtnis und oft wirtschaftliche Grundlage (z. B. Tourismus) eines Staates, einer Kommune oder einer Region. Gerade archäologische Funde und Ausgrabungsstätten haben auch politische Brisanz und sind in vielen bewaffneten modernen Konflikten des 21. Jahrhunderts als Teil des kulturellen Erbes eines der Primärziele und damit von Zerstörung und Plünderung bedroht. Oft soll dabei das kulturelle Erbe des Gegners nachhaltig beschädigt oder gar vernichtet werden beziehungsweise werden dabei archäologische Funde gestohlen und verbracht. Internationale und nationale Koordinationen hinsichtlich militärischer und ziviler Strukturen zum Schutz von archäologische Funde und Ausgrabungsstätten betreibt das Internationale Komitee vom Blauen Schild (Association of the National Committees of the Blue Shield, ANCBS) mit Sitz in Den Haag. Umfangreiche Missionen dazu gab es zum Beispiel 2011 in Ägypten und in Libyen, 2013 in Syrien, 2014 in Mali bzw. im Irak und seit 2015 im Jemen. Fachgebiete Archäologie ist ein Sammelbegriff vieler archäologischer Disziplinen, welche meist bestimmte Zeitabschnitte oder Regionen bezeichnen. Die einzelnen Disziplinen unterscheiden sich nicht nur im behandelten Forschungsgegenstand, sondern auch in den verwendeten Methoden, z. B. bei der Unterwasserarchäologie. Daneben bilden archäologische Methoden einen Teilaspekt einer eigenständigen Wissenschaft, beispielsweise in der Forensik. In Fächern wie der Altamerikanistik oder auch der Klassischen Archäologie können die inhaltlichen Schwerpunkte nicht-archäologischer Natur sein. Nach Epochen und Regionen Die Disziplinen der Archäologie unterscheiden sich thematisch, zeitlich und räumlich. Dementsprechend unterschiedlich sind die Quellen derer sie sich bedienen. Während in der Prähistorischen Archäologie keine oder sehr spärlich schriftliche Quellen vorliegen und man sich vorwiegend auf die materiellen Hinterlassenschaften dieses Zeitabschnitts beruft, können andere archäologische Fachrichtungen zusätzlich Schriftquellen auswerten. Prähistorische Archäologie oder Vor- (Ur-) und Frühgeschichte Die Prähistorische Archäologie befasst sich mit einem Zeitraum, welcher mit den ersten Steingeräten vor etwa 2,5 Millionen Jahren beginnt und mit der Frühgeschichte (Völkerwanderungszeit, Römische Kaiserzeit, frühes Mittelalter) und den ersten Schriftquellen endet. Provinzialrömische Archäologie Dieses Spezialgebiet ist in der Schnittstelle zwischen der Ur- und Frühgeschichte und der Klassischen Archäologie angesiedelt. Mit den Methoden der Ur- und Frühgeschichte sind die römischen Provinzen Ziel der Forschung. Klassische Archäologie Der Schwerpunkt der Klassischen Archäologie liegt in den Hinterlassenschaften der antiken Welt. Genauer der Griechen, Etrusker und Römer in historischer Zeit (etwa zwischen dem 2. Jahrtausend v. Chr. und dem 5. Jahrhundert n. Chr.). Zur Klassischen Archäologie zählen auch die Etruskologie und die Ägäische Vorgeschichte, die sich mit kykladischen, minoischen und mykenischen Funden befasst. Mittelalterarchäologie oder Archäologie des Mittelalters Die Mittelalterarchäologie beginnt fließend mit dem Ende der Frühgeschichte (etwa 9. Jahrhundert) und endet theoretisch mit dem Übergang zur Neuzeitarchäologie (ca. 16. Jahrhundert). Im Unterschied zur prähistorischen Archäologie arbeitet sie in einem Zeitraum, über den in zunehmendem Maße auch Schriftquellen vorliegen. Zudem ist häufig aufgehender Baubestand vorhanden, den die Archäologie des Mittelalters mit den Methoden der historischen Bauforschung (Bau- oder Monumentenarchäologie) untersucht. Neuzeitarchäologie mit der Industriearchäologie Historische Archäologie Historische Archäologie ist ein Begriff, der die Parallelüberlieferung von materiellen archäologischen Quellen und schriftlicher Überlieferung umschreibt. Er wird einerseits pragmatisch für die Archäologie des Mittelalters und der Neuzeit oder nur die der Neuzeit verwendet. Im methodologisch-phänomenologischen Sinne zielt er andererseits weltweit auf Kulturen bzw. Epochen mit sogenannter dichter (schriftlicher) Überlieferung ab. Die nachfolgenden Disziplinen stellen geografische Schwerpunkte dar: Ägyptologie Die Ägyptologie befasst sich mit dem antiken Ägypten (etwa 5. Jahrtausend v. Chr. bis 4. Jahrhundert n. Chr.). Die Koptologie, welche die Kultur der frühen Christen in Ägypten untersucht, ist ein Teilbereich der Ägyptologie. Vorderasiatische Archäologie Dieses Fachgebiet geht aus der überwiegend philologisch ausgerichteten Altorientalistik hervor und widmet sich den alten Kulturen des Nahen Ostens, im Wesentlichen das Gebiet der Türkei, des Iraks, des Irans, Syriens, Libanons, Israels und Jordaniens (Babylon, Assyrien, Sumer, Akkad, Elam, Hethiter und Urartu), aber auch mit den Nachfolgestaaten. Der untersuchte Zeitraum reicht vom 11. Jahrtausend v. Chr. bis zum 7. Jahrhundert n. Chr. Die Vorderasiatische Archäologie steht in enger Verbindung zur Biblischen Archäologie, welche die Siedlungs- und Kulturgeschichte Palästinas erforscht und der Ägyptologie, da in manchen Epochen Ägypten das Gebiet des heutigen Israel und Libanon beherrschte, sich zu anderen Zeiten orientalische Reiche Ägypten einverleibten. Archäologie der Neuen Welt, ein Teilgebiet der Altamerikanistik Spezialgebiete Nach Phasen und Aspekten der kulturellen Entwicklung Primatenarchäologie (früheste Phase der Menschheit, erste Werkzeuge) Siedlungsarchäologie (ab dem Neolithikum) Montanarchäologie (Bergbau und Hüttenwesen, ab der Bronzezeit) Christliche Archäologie (vor allem Spätantike) Kirchenarchäologie Rechtsarchäologie (vor allem Mittelalter) Industriearchäologie Nach besonderen Fundplätzen Gletscherarchäologie Küstenarchäologie Schlachtfeldarchäologie (Zeithorizont: Bronzezeit bis 20. Jahrhundert) Stadtarchäologie (Grabungen in heutigen Städten) Trassenarchäologie (entlang von Bahn-, Kanal-, Leitungs- und Straßenbaumaßnahmen) Unterwasserarchäologie Besondere Untersuchungsgegenstände Textilarchäologie (Kleidung) Musikarchäologie (Musikinstrumente) Besondere Fragestellungen Umweltarchäologie (Frage nach den Mensch-Umweltbeziehungen in der Vergangenheit) Kognitive Archäologie (Frage nach dem damaligen Bewusstsein) Archäologische Geschlechterforschung (Frage nach den damaligen Rollen der Geschlechter) Besondere Methoden Archäoinformatik (Einsatz moderner Datenverarbeitung) Archäometrie (Einsatz moderner naturwissenschaftlicher Methoden) Geoarchäologie (Einsatz geowissenschaftlicher Methoden) Luftbildarchäologie Experimentelle Archäologie Hilfswissenschaften Archäozoologie und Archäobotanik (Schnittstelle zur Biologie) Analyse von Tierknochen-, Pollen- und Pflanzenfunden, um die Umweltbedingungen zu rekonstruieren. Zu den Untersuchungsobjekten gehören Bodenproben ebenso wie Mageninhalte, Abfallgruben und Latrinen. Paläopathologie (Schnittstelle zur Medizin) Paläopathologen führen medizinische Untersuchungen an menschlichen Knochen und Geweben durch, um Alter und Geschlecht der Individuen zu bestimmen und auf ihren Gesundheitszustand zu schließen. Die Paläopathologie ermöglicht Erkenntnisse über Lebensbedingungen, Ernährungsgewohnheiten und Krankheiten. Des Weiteren sind Rückschlüsse auf die medizinische Versorgung und den sozialen Zusammenhalt unserer Vorfahren möglich. Archäoastronomie oder Astroarchäologie, auch Paläoastronomie (Schnittstelle zur Astronomie) Zur Analyse prähistorischer Kultstätten wird die Archäoastronomie benötigt. Beispielsweise werden die Sonnwendpunkte einer bestimmten Zeit berechnet, um die mögliche astronomische Bedeutung von Fundstätten zu erschließen. Historische Bauforschung (Schnittstelle zur Architektur) Nachbardisziplinen Geschichtswissenschaft Anthropologie Paläontologie Geophysik Numismatik Epigraphik Paläographie Philologie Historische Klimatologie und Paläoklimatologie Forschungsmethoden Archäologische Forschungsmethoden gliedern sich in solche der Quellenerschließung und solche der Interpretation. In der Öffentlichkeit wird meist nur die Erschließung der Quellen zur Kenntnis genommen. Zur Quellenerschließung zählt auch die typologische und chronologische Auswertung. Erst nach der Quellenerschließung und Aufbereitung folgt die historische Interpretation. Quellenerschließung Die Ausgrabung ist zwar die bekannteste Forschungsmethode, jedoch nur ein kleiner Teilbereich der archäologischen Arbeit. Die Dokumentation, Auswertung, Konservierung und Archivierung der Funde stellt den weitaus größten Teil der archäologischen Tätigkeit dar. Außerdem muss die Grabung sorgfältig vorbereitet werden. Prospektion und Voruntersuchungen Die Prospektion umfasst zerstörungsfreie Methoden, mit deren Hilfe eine Untersuchung potenzieller oder bekannter Fundplätze ermöglicht wird. Dazu gehören die Geländebegehung (Survey), die Luftbildarchäologie und geophysikalische Methoden (Geoelektrik, elektromagnetische Induktion, geomagnetische Kartierung sowie Bodenradar und LIDAR). Ebenfalls prospektiv einsetzen lässt sich die Phosphatanalyse. Eingeleitet wird eine Ausgrabung durch archäologische Voruntersuchungen. Zum Einsatz kommen hier Suchgräben, magnetische Sondierung, Bodenwiderstandsmessung, Luftbilder und andere Methoden der Bodenforschung. Die Voruntersuchungen dienen dazu, sich ein Bild der potenziellen Grabungsstelle zu machen, um die eigentliche Grabung besser planen zu können. Ausgrabung Die meisten Fundplätze werden heute durch Baumaßnahmen entdeckt. Über Notgrabungen, auch Rettungsgrabungen genannt, versucht die archäologische Denkmalpflege diese Befunde vor ihrer endgültigen Zerstörung auszuwerten. Seltener sind Forschungsgrabungen, bei denen unter primär wissenschaftlichen Interessen Fundplätze zur Grabung ausgewählt und ohne äußeren Zeitdruck untersucht werden können. Bei der Grabung werden verschiedene Grabungstechniken angewandt. Eine moderne Grabung ist befundorientiert, d. h. die Funde werden in ihrer räumlichen und zeitlichen Einbettung auf Befunde bezogen. Da jede Ausgrabung zur Zerstörung eines Befundes führt, soll eine exakte Dokumentation den Fundplatz, zumindest auf dem Papier, auch später bis ins Detail rekonstruierbar machen. Die wichtigsten Arbeitsmittel der Ausgrabung sind deshalb, neben der Kelle, „Papier und Buntstift“. Bauforschung Die Bauforschung ist ein wesentlicher Teil sowohl der klassischen Archäologie als auch der Archäologie des Mittelalters; wohingegen sie in der Ur- und Frühgeschichte mangels aufgehend erhaltener Bauwerke nur eine untergeordnete Rolle spielt. Eine der Dokumentationsmethoden ist die Photogrammetrie. Auswertung Gerade am sehr populären Beispiel der Gletschermumie Ötzi ist zu erkennen, dass die Ausgrabung nur einen Bruchteil der archäologischen Arbeit darstellt. Der 1991 entdeckte Fund wird bis heute wissenschaftlich untersucht. Typologie Die Typologie ist die Klassifikation von Objekten nach Kriterien von Form und Material. Sie ist grundlegend für die Einordnung des Fundmaterials, da sie Vergleiche mit Fundsituationen an anderen Fundplätzen ermöglicht und zur Grundlage von Kombinationsanalysen (zur relativchronologischen Datierung wie zur sozioökonomischen Einordnung) und Verbreitungsanalysen wird. Materialbestimmungen Wie bei der Prospektion und der Altersbestimmung werden auch für Materialbestimmungen moderne naturwissenschaftliche Techniken eingesetzt (siehe Archäometrie). Zur Identifikation und Detailuntersuchung von Artefakten dienen u. a. die Mikroskopie, Infrarot- und Ultraschallaufnahmen, Röntgen, chemische Analysen, Spektralanalysen und Laserscans. Altersbestimmung Ein Schwerpunkt der Fundanalyse ist die Datierung der Befunde (z. B. Grab) anhand der Funde (z. B. Grabbeigabe). Bei der Altersbestimmung wird zwischen absoluter Chronologie und relativer Chronologie unterschieden. Die relative Chronologie setzt einen Fund dabei in Bezug zu einem anderen. Ist er jünger, älter oder gar gleichzeitig? J.J. Winckelmanns „vergleichendes Sehen“ ist eine der ersten Methoden zur relativen Chronologie. Fundkombination von geschlossenen Funden (siehe auch Seriation und Korrespondenzanalyse). Chorologie Stratigraphie Bei der absoluten Chronologie wird einem Fund ein absolutes Datum (Jahr, Jahrhundert) zugeordnet 14C-Datierung (für organische Stoffe) Thermolumineszenzdatierung auch: TL-Datierung (für Keramik) Dendrochronologie (für Holz) Kalium-Argon-Methode (für Gestein) Interpretation Die Methoden der Interpretation sind in der Regel eher geisteswissenschaftlich. Für die prähistorische Archäologie ist der Analogieschluss die wesentliche Möglichkeit der Interpretation. In der historischen Archäologie (z. B. Klassische Archäologie oder Archäologie des Mittelalters) ist es der Vergleich mit Informationen aus anderen Quellen, wie schriftlicher oder bildlicher Überlieferung. Funde Archäologie in Deutschland In Deutschland gehört die archäologische Denkmalpflege (Bodendenkmalpflege) zu den Aufgaben der Bundesländer (Landesarchäologe), meist als eigener Fachbereich innerhalb des Denkmalamtes organisiert. Größere Städte haben oft eine eigene Stadtarchäologie. Die Mehrzahl der Grabungen wird heute im Rahmen denkmalpflegerischer Notgrabungen entweder von den betreffenden Ämtern selbst oder im Rahmen der Firmenarchäologie von beauftragten Spezialfirmen durchgeführt. Gezielte Forschungsgrabungen sind die Ausnahme, da unnötige Bodeneingriffe auch hier vermieden werden und eine Finanzierung nur über Drittmittel möglich ist. Mehrere Institutionen fördern Forscher und Projekte durch Archäologiepreise. Ein wichtiger Geldgeber für Forschungsgrabungen ist die Deutsche Forschungsgemeinschaft. Deutsche Grabungen im Ausland werden hingegen im Rahmen von Forschungsprojekten der Universitäten, des Deutschen Archäologischen Instituts oder des Römisch-Germanischen Zentralmuseums durchgeführt. Archäologie außerhalb Europas Archäologie in Amerika Die Archäologie gehört in Amerika zur Anthropologie (Völkerkunde) und hat aus diesem Grund eine völlig andere Ausrichtung als die europäische Forschung. Dies folgt vor allem aus dem Umstand, dass zum Zeitpunkt der Besiedlung der neuen Welt zuerst ethnographische Untersuchungen an noch existierenden Ureinwohnern stattfanden. Die eher spärlichen präkolumbischen Funde sind ein weiterer Grund für den in der Erforschung kultureller Prozesse liegenden Schwerpunkt amerikanischer Archäologie. Als Pionier der amerikanischen Archäologie gilt Thomas Jefferson (1743–1826), welcher ab 1784 einige Grabhügel untersuchte, um ihr Alter zu bestimmen. Jefferson setzte dabei erstmals eine Methode ein, die als Vorläufer der Dendrochronologie angesehen werden kann: er zählte die Jahresringe der auf den Grabhügeln stehenden Bäume. Die ersten großen Ausgrabungen in Mittelamerika wurden Ende des 19. Jahrhunderts im Mayazentrum Copán durchgeführt. 1911 entdeckte Hiram Bingham die Inkastadt Machu Picchu. Im Jahre 1990 fanden Archäologen in der Nähe von Mexiko-Stadt über 10.000 Artefakte aus der Zeit der spanischen Eroberung des Landes. Man fand nicht nur menschliche Knochen, sondern auch Waffen, Kleidung, Haushaltsgeräte und Gegenstände aus dem persönlichen Besitz von Hernán Cortés. Die Fundstelle Tecoaque (vorspanischer Name: Zultepec) wurde als UNESCO-Welterbe vorgeschlagen. Archäologie in Indien und China 1863 wurde in Indien die Archaeological Survey of India gegründet. 1921/1922 entdeckte man eine der ältesten Hochkulturen der Menschheit, die Indus-Kultur. Ausgegraben wurden u. a. die Städte Harappa und Mohenjo-Daro. Archäologie in China begann mit dem schwedischen Geologen Johan Gunnar Andersson (1874–1960), der 1921 bei Yang Shao Tsun in Honan eine neolithische Wohnhöhle entdeckte (Yangshao-Kultur) und damit bewies, dass China in vorgeschichtlicher Zeit bewohnt war. 1928 wurde Anyang ausgegraben, die Hauptstadt der Shang-Dynastie des 2. Jahrtausends v. Chr. 1974 wurde die Terrakottaarmee rund um das Grab des chinesischen Kaisers Qin Shihuangdi bei Xi’an entdeckt. Archäologie in Afrika Afrika ist nicht nur in paläoanthropologischer Hinsicht die Wiege der Menschheit, sondern auch die unserer Kultur. Nur in Afrika kommen Steingeräte vor, die 2,5 Millionen Jahre alt sind und deren Herstellung mit den ersten Homo-Arten unserer Spezies in Verbindung gebracht wird. Die betreffenden Werkzeuge – einfache Geröllgeräte vom Oldowan-Typ, später die Faustkeile, um die Leitformen zu nennen – kommen auch in anderen Teilen der Welt vor, nur sind sie dort deutlich jünger. In Europa datieren die ältesten Stellen auf eine Million Jahre. Neue, etwa 3,3 Millionen Jahre alte Funde in Lomekwi 3, Kenia, werden als Beleg für eine eigenständige archäologische Kultur interpretiert, vorschlagsweise Lomekwian genannt. Bereits seit dem 17. Jahrhundert ist der Nordosten Afrikas Gegenstand intensiver Forschungen durch die Ägyptologie und Koptologie. Diese Region des Kontinents ist auch im internationalen Vergleich hervorragend dokumentiert. Da jedoch die ältesten Schriftquellen im subsaharischen Afrika nicht weiter als 600 Jahre zurückreichen, kommt der Archäologie gerade hier eine besondere Bedeutung zu. Aufgrund der kurzen Forschungstradition im Vergleich zu Mitteleuropa steht man hier allerdings noch vielfach am Anfang. Aufbereitung für die Öffentlichkeit und Schutz Die Vermittlung archäologischer Forschungsergebnisse erfolgt auf verschiedene Weise: durch Fachbücher und Fachzeitschriften durch populärwissenschaftliche Publikationen in Museen (vgl. Archäologische Sammlung) in situ: Funde und Befunde können in Form eines Archäologischen Fensters dauerhaft am Ort des Fundes oder an einem anderen geeignetem Ort präsentiert und zugleich vor Eingriffen und Witterung geschützt werden. im Gelände: Oberirdisch sichtbare Bodendenkmäler können durch Ausschilderung oder im Rahmen eines Wanderlehrpfades erschlossen werden (vgl. Archäologische Wanderung, wie zum Beispiel der Archäologisch-naturkundliche Wanderweg Lübeck). In einem Archäologischen Park treten zumeist Rekonstruktionen hinzu. Rekonstruktionen oder der Wiederaufbau sind wissenschaftlich sehr umstritten, da eine Rekonstruktion immer spekulativ ist und nur den aktuellen Wissensstand widerspiegelt. Zudem oftmals gefärbt durch den herrschenden Zeitgeist. Es ergeben sich jedoch auch Schnittstellen zur Experimentellen Archäologie, indem die Machbarkeit und der Praxisbezug einer Theorie überprüft werden können. durch Führungen durch museumsdidaktische Vorführungen (meist als Experimentelle Archäologie deklariert). Vielerorts bestehen regionale Gesellschaften und Vereine, die sich der Archäologie widmen und entsprechende Aktionen tragen (siehe Liste der Archäologischen Gesellschaften in Deutschland). Zunehmend wird international auch der Schutz der archäologischen Funde für die Öffentlichkeit im Hinblick auf Katastrophen, Kriege und bewaffnete Auseinandersetzungen durchgesetzt. Das geschieht einerseits durch internationale Abkommen und andererseits durch Organisationen die den Schutz überwachen beziehungsweise durchsetzen. Als weltweites Beispiel gilt Blue Shield International mit seinen Archäologen und lokalen Partnerorganisationen. Die Wichtigkeit der archäologischen Funde im Bezug auf Identität, Tourismus und nachhaltiges Wirtschaftswachstum werden immer wieder betont. So wurde auch vom Präsident von Blue Shield International, Karl von Habsburg, bei einem Kulturgutschutz-Einsatz im April 2019 im Libanon mit der United Nations Interim Force in Lebanon erläuterte: „Kulturgüter sind ein Teil der Identität der Menschen, die an einem bestimmten Ort leben. Zerstört man ihre Kultur, so zerstört man damit auch ihre Identität. Viele Menschen werden entwurzelt, haben oft keine Perspektiven mehr und flüchten in der Folge aus ihrer Heimat.“ Archäologische Institute Film "Unter dem Boden", ein Film von Erich Langjahr Literatur Buchpublikationen (chronologisch sortiert) Einführungen G. Th. Schwarz: Archäologen an der Arbeit. Franke, 1965. Johannes Bergemann: Orientierung Archäologie – was sie kann, was sie will. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 2000, ISBN 3-499-55612-X (Klassische Archäologie). Colin Renfrew, Paul G. Bahn: Archaeology – Theories, Methods and Practice. 5. Auflage. Thames & Hudson, London 2008, ISBN 978-0-500-28719-4 (gute englischsprachige Einführung); gekürzte deutsche Übersetzung von Helmut Schareika: Basiswissen Archäologie. Theorien – Methoden – Praxis, Philipp von Zabern, Mainz 2009, ISBN 978-3-8053-3948-3. Manfred K. H. Eggert: Prähistorische Archäologie. Konzepte und Methoden. 4. überarb. Auflage. UTB Francke, Tübingen/Basel 2008, ISBN 978-3-8252-3696-0. Hans Jürgen Eggers: Einführung in die Vorgeschichte. Neu herausgegeben von Christof Krauskopf. Mit einem Nachwort von Claudia Theune. 6. Auflage. scrîpvaz, Schöneiche bei Berlin 2010, ISBN 978-3-942836-17-3. Mit einem Verzeichnis der Schriften von Hans Jürgen Eggers. Manfred K. H. Eggert, Stefanie Samida: Ur- und frühgeschichtliche Archäologie. 2. Auflage. UTB, Tübingen 2013, ISBN 978-3-8252-3890-2. Barbara Scholkmann, Hauke Kenzler, Rainer Schreg (Hrsg.): Archäologie des Mittelalters und der Neuzeit. Grundwissen. Wiss. Buchgesellschaft, Darmstadt 2016, ISBN 978-3-534-26811-5. Überblick Paul G. Bahn (Hrsg.): Archaeology. Cambridge Illustrated History. Cambridge University Press, Cambridge 1996, ISBN 0-521-45498-0. Reinhard Bernbeck: Theorien in der Archäologie (UTB Wissenschaft Band 1964). Francke Verlag, Tübingen/Basel 1997, ISBN 3-8252-1964-X, ISBN 3-7720-2254-5. Marion Benz, Christian Maise: Archäologie. Theiss, Stuttgart 2006, ISBN 3-8062-1966-4. Manfred K. H. Eggert: Archäologie. Grundzüge einer Historischen Kulturwissenschaft. Francke, Tübingen 2006, ISBN 3-8252-2728-6. Der Brockhaus Archäologie. Hochkulturen, Grabungsstätten, Funde. F.A. Brockhaus, Mannheim/Leipzig 2008, ISBN 978-3-7653-3321-7. Alain Schnapp: Die Entdeckung der Vergangenheit. Ursprünge und Abenteuer der Archäologie (aus dem Französischen von Andreas Wittenburg). Klett-Cotta, Stuttgart 2009, ISBN 978-3-608-93359-8 (Rezension von Lutz Bunk Archäologische Detektivarbeit). Jeorjios Martin Beyer: Archäologie. Von der Schatzsuche zur Wissenschaft. Philipp von Zabern, Mainz 2010, ISBN 978-3-8053-4166-0. Matthias Knaut, Roland Schwab (Hrsg.): Archäologie im 21. Jahrhundert. Innovative Methoden – bahnbrechende Ergebnisse. Konrad Theiss, Stuttgart 2010, ISBN 978-3-8062-2188-6. Geoffrey John Tassie, Lawrence Stewart Owens: Standards of Archaeological Excavations: A Fieldguide to the Methology, Recording Techniques and Conventions, London 2010, ISBN 978-1-906137-17-5. Marco Kircher: Wa(h)re Archäologie. Die Medialisierung archäologischen Wissens im Spannungsfeld von Wissenschaft und Öffentlichkeit (Reihe Historische Lebenswelten), transcript. Verlag für Kommunikation, Kultur und soziale Praxis, Bielefeld 2012, ISBN 978-3-8376-2037-5. Aedeen Cremin: Große Enzyklopädie der Archäologie. Die wichtigsten archäologischen Stätten der Welt. Konrad Theiss, Stuttgart 2013, ISBN 978-3-8062-2753-6. Bruce Trigger: A History of Archaeological Thought. Cambridge University Press, Cambridge 1990, ISBN 0-521-33818-2. S. Wolfram, U. Sommer: Macht der Vergangenheit – Wer macht Vergangenheit. Archäologie und Politik. In: Beiträge zur Ur- und Frühgeschichte Mitteleuropas. Band 3. Beier & Beran, Wilkau-Hasslau 1993. Archäologie in Deutschland Martin Kuckenburg: Siedlungen der Vorgeschichte in Deutschland, 300 000 bis 15 v. Chr. DuMont, Köln 1994, ISBN 3-7701-2922-9. Wilfried Menghin, Dieter Planck (Hrsg.): Menschen Zeiten Räume Archäologie in Deutschland. Theiss, Stuttgart 2002, ISBN 3-8062-1596-0. Uta von Freeden, Siegmar von Schnurbein (Hrsg.): Spuren der Jahrtausende. Archäologie und Geschichte in Deutschland. Theiss, Stuttgart 2003, ISBN 3-8062-1337-2 (Zusammen mit dem nächsten Band die „Leistungsschau der deutschen Landesarchäologien“). Archäologie in Europa Barry Cunliffe: Illustrierte Vor- und Frühgeschichte Europas. Campus, Frankfurt/Main 2000, ISBN 3-88059-979-3. Peter F. Biehl, Alexander Gramsch, Arkadiusz Marciniak (Hrsg.): Archäologien Europas. Geschichte, Methoden und Theorien. (= Tübinger Archäologische Taschenbücher Bd. 3.) Waxmann, Münster 2002, ISBN 3-8309-1067-3. Schriftenreihen Grazer altertumskundliche Studien, Verlag Peter Lang, Frankfurt am Main u. a. Archäologische Berichte der Deutschen Gesellschaft für Ur- und Frühgeschichte Archäologische Zeitschriften Wörterbücher und Enzyklopädien Andrea Gorys: Wörterbuch Archäologie, CD-ROM, Directmedia Publishing, Berlin 2004, ISBN 978-3-89853-482-6. Eric M. Meyers (Hrsg.): The Oxford Encyclopedia of Archaeology in the Near East. 5 Bände. New York/ Oxford 1997. Heinrich Otte: Archäologisches Wörterbuch zur Erklärung der in den Schriften über christliche Kunstalterthümer vorkommenden Kunstausdrücke: Deutsch, Lateinisch, Französisch und Englisch. Leipzig 1877, Reprint der Originalausgabe durch Reprint-Verlag Leipzig 2001, ISBN 3-8262-1513-3. Online-Publikationen Guido Nockemann: The DAS Project – Digitization of an archaeological collection, 2011, e-paper for the Day Of Archaeology 2011 (englisch) Literaturrecherche Propylaeum Fachinformationsdienst Altertumswissenschaften Weblinks Internet-Portal zur Archäologie Der mit großem Abstand umfangreichste deutschsprachige Zugang zur Archäologie im Internet, wird ständig aktualisiert. Onlineportal zur Prähistorischen Archäologie. Onlineportal mit umfangreicher Wissensdatenbank zur prähistorischen Archäologie Luftbildarchäologie Bilder (ungarisch) Experimentelle Archäologie, Archeoparagliding, Rekonstruktionen Website von Marek Poznański (mehrsprachig) Vereine und Organisationen Deutscher Archäologen-Verband Deutsches Archäologisches Institut Deutsche Gesellschaft für Ur- und Frühgeschichte e. V. (DGUF) Stiftung Archäologie Liste aller Landesämter für Archäologie in Deutschland Archäologische Gesellschaft Innsbruck Website der Archäologischen Gesellschaft Innsbruck Archäologiemuseen bei webmuseen.de www.exar.org EXAR – Europäische Vereinigung zur Förderung der Experimentellen Archäologie e. V. EXARC (European EXchange on Archaeological Research and Communication) Zusammenschluss europäischer Institutionen zur Experimentellen Archäologie. AG Computeranwendungen und Quantitative Methoden in der Archäologie Arbeitsgruppe „Archäologie und Archäobotanik Afrikas“ im Institut für Archäologische Wissenschaften der Goethe-Universität Frankfurt Webseite zur Bodendenkmalpflege in Krefeld Dachverband Archäologischer Studierendenvertretungen Liste der in Österreich tätigen Grabungsfirmen und Institutionen Einzelnachweise
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https://de.wikipedia.org/wiki/American%20Standard%20Code%20for%20Information%20Interchange
American Standard Code for Information Interchange
Der (ASCII, alternativ US-ASCII, ausgesprochen [], ) ist eine 7-Bit-Zeichenkodierung; sie entspricht der US-Variante von ISO 646 und dient als Grundlage für spätere, auf mehr Bits basierende Kodierungen für Zeichensätze. Der ASCII-Code wurde zuerst am 17. Juni 1963 von der American Standards Association (ASA) als Standard ASA X3.4-1963 gebilligt und 1967/1968 wesentlich sowie zuletzt im Jahr 1986 (ANSI X3.4-1986) von ihren Nachfolgeinstitutionen aktualisiert und wird noch benutzt. Die Zeichenkodierung definiert 128 Zeichen, bestehend aus 33 nicht druckbaren sowie den folgenden 95 druckbaren Zeichen, beginnend mit dem Leerzeichen:  !"#$%&'()*+,-./ 0123456789:;<=>? @ABCDEFGHIJKLMNO PQRSTUVWXYZ[\]^_ `abcdefghijklmno pqrstuvwxyz{|}~ Die druckbaren Zeichen umfassen das lateinische Alphabet in Groß- und Kleinschreibung, die zehn indisch-arabischen Ziffern sowie einige Interpunktionszeichen (Satzzeichen, Wortzeichen) und andere Sonderzeichen. Der Zeichenvorrat entspricht weitgehend dem einer Tastatur oder Schreibmaschine für die englische Sprache. In Computern und anderen elektronischen Geräten, die Text darstellen, wird dieser Code in der Regel gemäß ASCII oder abwärtskompatibel (ISO 8859, Unicode) dazu gespeichert. Die nicht druckbaren Steuerzeichen enthalten Ausgabezeichen wie Zeilenvorschub oder Tabulatorzeichen, Protokollzeichen wie Übertragungsende oder Bestätigung und Trennzeichen wie Datensatztrennzeichen. Kodierung Jedem Zeichen wird ein Bitmuster aus 7 Bit zugeordnet. Da jedes Bit zwei Werte annehmen kann, gibt es 27 = 128 verschiedene Bitmuster, die auch als die ganzen Zahlen 0–127 (hexadezimal 00hex–7Fhex) interpretiert werden können. Das für ASCII nicht benutzte achte Bit kann für Fehlerkorrekturzwecke (Paritätsbit) auf den Kommunikationsleitungen oder für andere Steuerungsaufgaben verwendet werden. Es wird aber fast immer zur Erweiterung von ASCII auf einen 8-Bit-Code verwendet. Diese Erweiterungen sind mit dem ursprünglichen ASCII weitgehend kompatibel, so dass alle im ASCII definierten Zeichen auch in den verschiedenen Erweiterungen durch die gleichen Bitmuster kodiert werden. Die einfachsten Erweiterungen sind Kodierungen mit sprachspezifischen Zeichen, die nicht im lateinischen Grundalphabet enthalten sind, vgl. unten. Zusammensetzung Die ersten 32 ASCII-Zeichencodes (von 00hex bis 1Fhex) sind für Steuerzeichen (control character) reserviert; siehe dort für die Erklärung der Abkürzungen in der rechts (oder oben) stehenden Tabelle. Diese Zeichen stellen keine Schriftzeichen dar, sondern dienen (oder dienten) zur Steuerung von solchen Geräten, die den ASCII verwenden (etwa Drucker). Steuerzeichen sind beispielsweise der Wagenrücklauf für den Zeilenumbruch oder Bell (die Glocke); ihre Definition ist historisch begründet. Code 20hex (SP) ist das Leerzeichen (engl. space oder blank), das in einem Text als Leer- und Trennzeichen zwischen Wörtern verwendet und auf der Tastatur durch die Leertaste erzeugt wird. Die Codes 21hex bis 7Ehex stehen für druckbare Zeichen, die Buchstaben, Ziffern und Interpunktionszeichen (Satzzeichen, Wortzeichen) umfassen. Die Buchstaben sind lediglich Klein- und Großbuchstaben des lateinischen Alphabets. In nicht-englischen Sprachen verwendete Buchstabenvarianten – beispielsweise die deutschen Umlaute – sind im ASCII-Zeichensatz nicht enthalten. Ebenso fehlen typografisch korrekte Gedankenstriche und Anführungszeichen, die Typografie beschränkt sich auf den Schreibmaschinensatz. Der Zweck war Informationsaustausch, nicht Drucksatz. Code 7Fhex (alle sieben Bits auf eins gesetzt) ist ein Sonderzeichen, das auch als Löschzeichen bezeichnet wird (DEL). Dieser Code wurde früher wie ein Steuerzeichen verwendet, um auf Lochstreifen oder Lochkarten ein bereits gelochtes Zeichen nachträglich durch das Setzen aller Bits, das heißt durch Auslochen aller sieben Markierungen, löschen zu können. Dies war die einzige Möglichkeit zum Löschen, da einmal vorhandene Löcher nicht mehr rückgängig gemacht werden können. Bereiche ohne Löcher (also mit dem Code 00hex) fanden sich vor allem am Anfang und Ende eines Lochstreifens (NUL). Aus diesem Grund gehörten zum eigentlichen ASCII nur 126 Zeichen, denn den Bitmustern 0 (0000000) und 127 (1111111) entsprachen keine Zeichencodes. Der Code 0 wurde später in der Programmiersprache C als „Ende der Zeichenkette“ interpretiert; dem Zeichen 127 wurden verschiedene grafische Symbole zugeordnet. Geschichte Fernschreiber Eine frühe Form der Zeichenkodierung war der Morsecode. Er wurde mit der Einführung von Fernschreibern aus den Telegrafennetzen verdrängt und durch den Baudot-Code und Murray-Code ersetzt. Vom 5-Bit-Murray-Code zum 7-Bit-ASCII war es dann nur noch ein kleiner Schritt – auch ASCII wurde zuerst für bestimmte amerikanische Fernschreibermodelle, wie den Teletype ASR33, eingesetzt. Die erste Version, noch ohne Kleinbuchstaben und mit kleinen Abweichungen vom heutigen ASCII bei den Steuer- und Sonderzeichen, entstand im Jahr 1963. Im Jahr 1965 folgt die zweite Form des ASCII-Standards. Obwohl die Norm genehmigt wurde, wurde sie nie veröffentlicht und fand daher auch nie Anwendung. Der Grund dafür war, dass der ASA gemeldet wurde, dass die ISO (die International Standards Organization) einen Zeichensatz standardisieren würde, der ähnlich wie diese Norm war, aber leicht im Widerspruch zu dieser stünde. 1968 wurde dann die gültige Fassung des ASCII-Standards festgelegt. Computer In den Anfängen des Computerzeitalters entwickelte sich ASCII zum Standard-Code für Schriftzeichen. Zum Beispiel wurden viele Terminals (VT100) und Drucker nur mit ASCII angesteuert. Für die Kodierung lateinischer Zeichen wird fast nur bei Großrechnern die zu ASCII inkompatible 8-Bit-Kodierung EBCDIC verwendet, die IBM parallel zu ASCII für sein System/360 entwickelte, damals ein ernsthafter Konkurrent. Die Handhabung des Alphabets ist in EBCDIC schwieriger, denn es ist dort auf zwei auseinander liegende Codebereiche verteilt. IBM selbst verwendete ASCII für interne Dokumente. ASCII wurde durch Präsident Lyndon B. Johnsons Anordnung 1968 gestützt, es in den Regierungsbüros zu verwenden. Verwendung für andere Sprachen Mit dem Internationalen Alphabet 5 (IA5) wurde 1963 eine 7-Bit-Codierung auf Basis des ASCII als ISO 646 normiert. Die Referenzversion (ISO 646-IRV) entspricht dabei bis auf eine Position dem ASCII. Um Buchstaben und Sonderzeichen verschiedener Sprachen darstellen zu können (beispielsweise die deutschen Umlaute), wurden 12 Zeichenpositionen zur Umdefinition vorgesehen (#$@[\]^`{|}~). Eine gleichzeitige Darstellung ist nicht möglich. Fehlende Anpassungen der Software an die jeweils zur Anzeige verwendete Variante führte oft zu ungewollt komischen Ergebnissen, so erschien beim Einschalten des Apple  II „APPLE  ÜÄ“ anstelle von „APPLE  ][“. Da sich darunter Zeichen befinden, die in der Programmierung verwendet werden, insbesondere die verschiedenen Klammern, wurden Programmiersprachen über Ersatzkombinationen (Digraphen) für die Internationalisierung ertüchtigt. Zur Kodierung wurden dazu ausschließlich Zeichen aus dem invarianten Teil von ISO 646 verwendet. Die Kombinationen sind sprachspezifisch. So entspricht bei Pascal (* und *) den geschweiften Klammern ({}), während C <% und %> dafür vorsieht. In der Sowjetunion wurde eine als KOI7 bezeichnete Abwandlung zur Darstellung kyrillischer Zeichen entwickelt. Erweiterungen Nutzung der übrigen 128 Positionen im Byte Zur Überwindung der Inkompatibilitäten nationaler 7-Bit-Varianten von ASCII entwickelten zunächst verschiedene Hersteller eigene ASCII-kompatible 8-Bit-Codes (d. h. solche, die auf den ersten 128 Positionen mit ASCII übereinstimmen). Der Codepage 437 genannte Code war lange Zeit der am weitesten verbreitete, er kam auf dem IBM-PC unter englischem MS-DOS, und kommt noch im DOS-Fenster von englischem Windows zur Anwendung. In deren deutschen Installationen ist seit MS-DOS 3.3 die westeuropäische Codepage 850 der Standard. Auch bei späteren Standards wie ISO 8859 wurden acht Bits verwendet. Dabei existieren mehrere Varianten, zum Beispiel ISO 8859-1 für die westeuropäischen Sprachen, die in Deutschland als DIN 66303 übernommen wurde. Deutschsprachige Versionen von Windows (außer DOS-Fenster) verwenden die auf ISO 8859-1 aufbauende Kodierung Windows-1252 – daher sehen zum Beispiel die deutschen Umlaute falsch aus, wenn Textdateien unter DOS erstellt wurden und unter Windows betrachtet werden. Jenseits von 8 Bit Viele ältere Programme, die das achte Bit für eigene Zwecke verwendeten, konnten damit nicht umgehen. Sie wurden im Lauf der Zeit oft den neuen Erfordernissen angepasst. Auch 8-Bit-Codes, in denen ein Byte für ein Zeichen stand, boten zu wenig Platz, um alle Zeichen der menschlichen Schriftkultur gleichzeitig unterzubringen. Dadurch wurden mehrere verschiedene spezialisierte Erweiterungen notwendig. Daneben existieren vor allem für den ostasiatischen Raum einige ASCII-kompatible Kodierungen, die entweder zwischen verschiedenen Codetabellen umschalten oder mehr als ein Byte für jedes Nicht-ASCII-Zeichen benötigen. Keine dieser 8-Bit-Erweiterungen ist aber „ASCII“, denn das bezeichnet nur den einheitlichen 7-Bit-Code. Um den Anforderungen der verschiedenen Sprachen gerecht zu werden, wurde der Unicode (in seinem Zeichenvorrat identisch mit ISO 10646) entwickelt. Er verwendet bis zu 32 Bit pro Zeichen und könnte somit über vier Milliarden verschiedene Zeichen unterscheiden, wird jedoch auf etwa eine Million erlaubte Codepoints eingeschränkt. Damit können alle bislang von Menschen verwendeten Schriftzeichen dargestellt werden, sofern sie in den Unicode-Standard aufgenommen wurden. UTF-8 ist eine 8-Bit-Kodierung von Unicode, die zu ASCII abwärtskompatibel ist. Ein Zeichen kann dabei ein bis vier 8-Bit-Wörter einnehmen. Sieben-Bit-Varianten müssen nicht mehr verwendet werden, dennoch kann Unicode auch mit Hilfe von UTF-7 in sieben Bit kodiert werden. UTF-8 entwickelte sich zum Standard unter vielen Betriebssystemen. So nutzen unter anderem Apples macOS sowie einige Linux-Distributionen standardmäßig UTF-8, und mehr als 90 % der Websites werden in UTF-8 erstellt. Formatierungszeichen gegenüber Auszeichnungssprachen ASCII enthält nur wenige Zeichen, die allgemeinverbindlich zur Formatierung oder Strukturierung von Text verwendet werden; diese gingen aus den Steuerbefehlen der Fernschreiber hervor. Dazu zählen insbesondere der Zeilenvorschub (Linefeed), der Wagenrücklauf (Carriage Return), das Horizontal-Tabulatorzeichen, der Seitenvorschub (Form Feed) und das Vertikal-Tabulatorzeichen. In typischen ASCII-Textdateien findet sich neben den druckbaren Zeichen meist nur noch der Wagenrücklauf oder der Zeilenvorschub, um das Zeilenende zu markieren; dabei werden in DOS- und Windows-Systemen üblicherweise beide nacheinander verwendet, bei älteren Apple- und Commodore-Rechnern (ohne Amiga) nur der Wagenrücklauf und auf Unix-artigen sowie Amiga-Systemen nur der Zeilenvorschub. Die Verwendung weiterer Zeichen zur Textformatierung wird unterschiedlich gehandhabt. Zur Formatierung von Text werden inzwischen eher Markup-Sprachen wie zum Beispiel HTML verwendet. Kompatible Zeichenkodierungen Die meisten Zeichenkodierungen sind so entworfen, dass sie für Zeichen zwischen 0 … 127 den gleichen Code verwenden wie ASCII und den Bereich über 127 für weitere Zeichen benutzen. Kodierungen mit fester Länge (Auswahl) Hier steht eine feste Anzahl Bytes für jeweils ein Zeichen. In den meisten Kodierungen ist das ein Byte pro Zeichen – Single Byte Character Set oder kurz SBCS genannt. Bei den ostasiatischen Schriften sind es zwei oder mehr Byte pro Zeichen, wodurch diese Kodierungen nicht mehr ASCII-kompatibel sind. Die kompatiblen SBCS-Zeichensätze entsprechen den oben besprochenen ASCII-Erweiterungen: ISO 8859 mit 15 verschiedenen Zeichenkodierungen zur Abdeckung aller europäischen Sprachen, Türkisch, Arabisch, Hebräisch sowie Thai (siehe Tabelle rechts) MacRoman, MacCyrillic und andere proprietäre Zeichensätze für Apple Mac Computer vor Mac OS X DOS-Codepages (z. B. 437, 850) und Windows-Codepages (Windows-1252) KOI8-R für Russisch und KOI8-U für Ukrainisch ARMSCII-8 und ARMSCII-8a für Armenisch GEOSTD für Georgisch ISCII für alle indischen Sprachen TSCII für Tamil Kodierungen mit variabler Länge Um mehr Zeichen kodieren zu können, werden die Zeichen 0 bis 127 in einem Byte kodiert, andere Zeichen werden durch mehrere Bytes mit Werten von über 127 kodiert: UTF-8 und GB 18030 für Unicode ISO 6937 für europäische Sprachen mit lateinischer Schrift Big5 für traditionelles Chinesisch (Republik China (Taiwan), Auslandschinesen) EUC (Extended UNIX Coding) für mehrere ostasiatische Sprachen GB (Guojia Biaozhun) für vereinfachtes Chinesisch (VR China) ASCII-Tabelle Die folgende Tabelle gibt neben den hexadezimalen Codes auch noch die Dezimal- und Oktalcodes an. Eponyme Der 1936 entdeckte Asteroid (3568) ASCII wurde 1988 nach der Zeichenkodierung benannt. Siehe auch ASCII-Art CBM-ASCII Bob Bemer Fieldata Ausgaben American Standards Association: American Standard Code for Information Interchange. ASA X3.4-1963. American Standards Association, New York 1963 () American Standards Association: American Standard Code for Information Interchange. ASA X3.4-1965. American Standards Association, New York 1965 (genehmigt, aber nicht veröffentlicht) United States of America Standards Institute: USA Standard Code for Information Interchange. USAS X3.4-1967. United States of America Standards Institute, 1967. United States of America Standards Institute: USA Standard Code for Information Interchange. USAS X3.4-1968. United States of America Standards Institute, 1968. American National Standards Institute: American National Standard for Information Systems. ANSI X3.4-1977. 1977. 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FSI FontShop International, Berlin 2006, ISBN 3-930023-04-0 (englisch). Weblinks ITU T.50 (09/1992) International Alphabet No. 5 (englisch) ISO/IEC 646:1991 (englisch) ASA X3.4-1963 (englisch) Erläuterungen zu den Steuerzeichen (englisch) ASCII-Tabelle mit Erläuterungen (deutsch) Umwandlung von und zu Dezimale, Oktale, Hexadezimale und Binäre ASCII-Schreibweise (englisch) Einzelnachweise Datenformat Zeichenkodierung Namensgeber für einen Asteroiden Informatik
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https://de.wikipedia.org/wiki/Au%C3%9Fenbandruptur%20des%20oberen%20Sprunggelenkes
Außenbandruptur des oberen Sprunggelenkes
Das Außenband des oberen Sprunggelenkes setzt sich zusammen aus drei Bändern (der „laterale Bandapparat“): Ligamentum fibulotalare anterius und posterius sowie Ligamentum fibulocalcaneare. Beim Umknicken nach außen (Supinationstrauma) kommt es meist zur Zerrung oder zu einem Riss (Ruptur) des Lig. fibulotalare anterius oder/und des Lig. calcaneofibulare, seltener ist die komplette Ruptur aller drei Bänder. Eine Ruptur von mindestens einem dieser drei Bänder nennt man auch eine fibulare Bandruptur. Das Ligamentum fibulotalare anterius reißt am ehesten dann, wenn der Fuß zugleich gestreckt (Plantarflexion) und verdreht (Inversion) ist. Ist der Fuß bei einer Verdrehung angewinkelt (Dorsalextension), bleibt dieses Band zumeist intakt. Bei Bänderrissen können die enormen Kräfte, die zugleich auf umliegende Weichteile und Knochen einwirken, zu Malleolarfrakturen oder zu knöchernen Bandausrissen (Abrissfrakturen) führen. Erste Hilfe Als Erste-Hilfe-Maßnahme bei einem vermuteten Bänderriss wird das Gelenk ruhiggestellt, gekühlt, vorsichtig bandagiert und hochgelagert (PECH-Regel: „Pause, Eis, Compression, Hochlagerung“). Die PECH-Regel ist generell als geeignete Behandlungsmaßnahme akzeptiert, wenn auch die empirischen Belege für ihre Wirksamkeit unzureichend sind. Vermeintlich „leichte“ Verletzungen werden von dem Betroffenen ebenso wie vom behandelnden Arzt oft unterschätzt. Wenn sie nicht angemessen diagnostiziert und behandelt werden, kann es zu wiederholten Verletzungen oder auch zu chronischer Gelenkinstabilität kommen, woraus sich weitere Schäden ergeben können. Laut der Leitlinien der DGU, ÖGU und DGOOC wird geschätzt, dass nur etwa die Hälfte der Patienten mit akuter Außenbandverletzung ärztliche Hilfe in Anspruch nimmt und somit adäquat behandelt wird. Diagnostik Bei der Diagnostik wird der Patient im Rahmen der Anamnese nach dem Hergang der Verletzung (Unfallmechanismus, Sturz, Höhe, mechanische Kraft und Bewegungsrichtung des Fußes), nach der bisherigen Behandlung und nach früheren Verletzungen befragt, das Fußgelenk nach Schwellungen und Hämatomen untersucht, das Gangbild beurteilt und eine Untersuchung durch Palpation sowie spezifische Funktions- und Schmerztests durchgeführt. Hinzu kommen Röntgenaufnahmen und gegebenenfalls der Einsatz weiterer bildgebender Verfahren. Schubladentest Bei einer Verletzung der Außenbänder des oberen Sprunggelenks ist wegen der Wahl der richtigen Therapie vor allem die Frage wichtig, ob es sich um eine Bänderdehnung oder einen Bänderriss handelt. Geübten Untersuchern gelingt die Unterscheidung zwischen Bänderdehnung und Bänderriss in der Regel alleine mit dem Schubladentest, also ohne die Anfertigung von Röntgen-Bildern oder den Einsatz anderer gerätemedizinischer Untersuchungsmethoden: Für den vorderen Schubladentest liegt der Patient in Rückenlage. Der Untersucher umgreift mit einer Hand von unten die Ferse, mit der anderen Hand wird gefühlvoll von oben gegen das Schienbein gedrückt. Liegt lediglich eine Zerrung des vorderen Außenbandes vor, ist keine Schubladenbewegung möglich. Dagegen kann der Fuß bei einem Riss deutlich gegenüber dem Schien- und Wadenbein nach vorne (bei liegendem Patienten nach oben) aus dem Gelenk geschoben werden („Talus­vorschub“). Da sich die normale Schubladenbewegung im oberen Sprunggelenk im gesunden Zustand von Mensch zu Mensch stark unterscheidet, ist es wichtig, die Untersuchung zuvor am gesunden Sprunggelenk des anderen Beins durchzuführen. Auf diese Weise lässt sich herausfinden, welches Ausmaß der Schubladenbewegung beim betroffenen Menschen noch als nicht gerissen anzusehen ist. Die Stabilität der fibularen Seitenbänder wird auch durch die vertikalen Aufklappbarkeit getestet. Hierbei wird der Rückfuß gegen den fixierten Unterschenkel maximal nach innen gedrückt. Manche empfehlen, den Schubladentest beim Verdacht auf einen Außenbandriss nur innerhalb der ersten 48 Stunden nach der Verletzung durchzuführen, um nicht zu riskieren, dass sich im Falle eines Bänderrisses die frühen Verklebungen der Bänder wieder lösen. Sind mehr als 48 Stunden vergangen, solle man stattdessen von einem Riss ausgehen. Bildgebende Verfahren Zusätzlich können bildgebende Verfahren wie Röntgen sinnvoll sein, um einen Bruch (Fraktur) der angrenzenden Knochen auszuschließen. In seltenen Fällen kann zudem eine Magnetresonanztomographie (MRT) sinnvoll sein; diese macht zugleich etwaige weitere Verletzungen (etwa Kapselrisse, Gelenkergüsse oder Knochenprellungen) sichtbar. Wie die Deutsche Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin hervorhebt, kann ergänzend oder alternativ zur MRT die Sonografie eingesetzt werden, die es dem entsprechend qualifizierten Arzt erlaubt, Instabilitäten und Bänderrisse durch eine dynamische Untersuchung aufzuzeigen. Sehr in die Kritik geraten sind bei der Diagnosestellung die bis vor einiger Zeit üblichen sogenannten „gehaltenen Röntgen-Aufnahmen“. Dabei wird auf einem Röntgenbild festgehalten, wie weit sich das Gelenk mit einer fest definierten Kraft aufklappen lässt. Aus dem Aufklappwinkel, der im Röntgenbild eingezeichnet werden kann, wurde dann auf den Verletzungsgrad geschlossen. Der Grund für die Kritik ist, dass sich mit solchen gehaltenen Aufnahmen vor allem das mittlere Außenband überprüfen lässt, das allerdings nur sehr selten isoliert reißt, sondern fast immer nur in Kombination mit dem vorderen Außenband. Da für die Auswahl der Therapie vor allem die Frage wichtig ist, ob es sich um einen Riss oder eine Zerrung handelt, nicht aber ob ein oder zwei Bänder gerissen sind, reicht der Schubladentest, der das vordere Außenband überprüft, in den meisten Fällen als alleinige Untersuchung aus. Begleiterscheinungen Durch die enormen Kräfte, die beim Bänderriss auf umliegende Weichteile und Knochen einwirken, kann es zugleich zu Malleolarfrakturen oder zu knöchernen Bandausrissen (Abrissfrakturen) kommen, was zu einem freien Gelenkkörper und mitunter zu einem knöchernen Impingement des Gelenks führen kann. Außerdem können Außenbandrupturen ein Weichteil-Impingement am oberen Sprunggelenk verursachen, mit einer Einklemmung weichteiliger Strukturen (entzündliche Gelenkinnenhaut, Kapselbandgewebe, Narbengewebe) im Gelenk. Diese befinden sich zumeist in den vorderen und seitlichen Abschnitten des oberen Sprunggelenkes. Stören solche weichteiligen oder knöchernen Einklemmungen, werden sie eventuell arthroskopisch oder minimalinvasiv entfernt. Zudem ist ein Inversionstrauma die häufigste Ursache für das Sinus-tarsi-Syndrom. Behandlung Während noch vor einigen Jahren die Außenbandruptur regelhaft genäht wurde, ist heute bei gleich guten Behandlungsergebnissen die konservative Behandlung Standard. Denn da das Außenband in eine Gelenkkapsel eingebettet ist, kann es nach einer Ruptur auch ohne Operation zusammenwachsen. Nur bei kompletter Zerreißung aller drei Bänder und Operationswunsch (z. B. Profisportler) wird noch eine operative Behandlung empfohlen. Sowohl bei konservativer als auch bei operativer Therapie einer fibularen Bänderruptur fällt typischerweise eine mehrwöchige Arbeitsunfähigkeit an. Konservative Behandlung Entzündliche, proliferative und remodellierende Phasen Bei der Behandlung in konservativer Therapie unterscheidet man mehrere Phasen der Heilung, deren Dauer von Fall zu Fall verschieden sein kann und die sich außerdem überlappen können: eine erste, mehrere Tage währende entzündliche Phase (Phase I), eine etwa 5–28-tägige reparative oder proliferative Phase der Primärheilung (Phase II), die durch Angiogenese, proliferierende Fibroblasten und Kollagenproduktion gekennzeichnet ist, und eine vier- bis sechswöchige Umbau- bzw. remodellierende Phase (Phase III) in der die Kollagenfibrillen und Zellen der Bänder reifen. In Phasen I und II ist ein Schutz vor zu viel Belastung wichtig, um eine überschießende Produktion des Kollagens Typ III, und somit der Bildung eines elongierten weichen Bandes vorzubeugen; in der Phase III hingegen ist eine allmähliche Zunahme der Belastung nötig, um die Bänder „auszuhärten“. Physiologische Belastungsreize während der Heilung eines Bänderrisses führen zu einer besseren Organisation des heilenden Gewebes und geringerer Narbenbildung. Bei der konservativen Therapie ist das Anlegen einer Orthese über mindestens fünf Wochen Standard. Ist die Schwellung zu stark, um eine Orthese anlegen zu können, wird der Fuß zunächst kurzzeitig (zum Beispiel zwei bis vier Tage) ruhiggestellt, bis die Schwellung etwas abgeklungen ist, beispielsweise mittels gespaltenem Unterschenkelgips, Entlastung an Unterarmgehstützen und medikamentöser Thromboembolieprophylaxe. Während der ersten circa sechs Wochen finden Umbauvorgänge statt, die sich den ersten mechanischen Belastungen anpassen. Es ist auch erprobt worden, Bänderverletzungen ergänzend innerhalb der ersten 48 Stunden nach der Verletzung mit Hyaluronsäure-Spritzen zu behandeln; allerdings ist die empirische Datenlage zu dieser Methode noch gering (Stand: 2011). Liegt am Gelenk keine Schwellung (mehr) vor, wird normalerweise eine Orthese (z. B. Aircast-Schiene) eingesetzt. Sie stellt sicher, dass die gerissenen Bänder nicht belastet werden können und dass das Gelenk dennoch bewegt werden kann. Eine geeignete Orthese stabilisiert sowohl die Auswärtsdrehung (Supination) des Rückfußes als auch den Talusvorschub. Manche Orthesen verhindern nicht nur die Supination, sondern auch die Plantarflexion, was für die Anfangsphase als wichtig für die Heilung angesehen wird. Bei anderen wird die Beweglichkeit des Gelenks in horizontaler Richtung („rauf/runter“ = Flexion/Extension) kaum eingeschränkt, sodass zum Beispiel Spazieren oder Radfahren möglich sind. Sportmediziner raten dazu, spätestens 1–2 Tage nach dem Trauma (oder nach einer Operation) eine konsequente Schienung einzusetzen. Die Orthese wird zum Zweck der Stabilisierung Tag und Nacht getragen, da nachts der Muskeltonus nachlässt und der Fuß daher in eine ungünstige Haltung sacken könnte. Durch die nachlassende Spannung in der Nacht entstünde vor allem ein Zug auf das Ligamentum fibulotalare anterius und das Ligamentum fibulocalcaneare. Die Bänder wachsen durch das Tragen der Orthese eher belastungsgerecht zusammen, Probleme mit einem versteiften Gelenk, die bei kompletter Fixierung zu erwarten wären, werden vermieden. Als besonders günstig haben sich hierbei sogenannte modulare Orthesen erwiesen, die eine Anpassung der Bewegungsfähigkeit mit Orthese an den Heilungsverlauf ermöglichen. Ab der remodellierenden Phase kann der weitere Umbau von Bändern Monate bis Jahre dauern. Medikamente und Physiotherapie In der Therapie des akuten Gelenktraumas können nicht-steroidale Entzündungshemmer (NSAR) eingesetzt und eine frühe Mobilisation des Gelenkes durchgeführt werden. Wie ein systematischer Review von 2008 zeigte, hat der Einsatz von NSAR, Beinwell-Salbe und manueller Therapie in einer frühen Phase nach der Verletzung zumindest kurzzeitig signifikant positive Auswirkungen auf die Funktionalität des Gelenkes. In Kombination mit anderen Therapien wie Krankengymnastik hat die manuelle Therapie auch längerfristig positive Auswirkungen auf die Heilung. Andererseits ist bekannt, dass NSAR auch Enzyme blockieren, die zur Heilung notwendig sind, und dass Patienten, deren Schmerzen unterdrückt werden, ihr Gelenk möglicherweise zu früh belasten. Krankengymnastik und manuelle Therapie sollen Schmerzen und Schwellungen verringern und die Funktion des Gelenkes wiederherstellen. Um einer chronischen Instabilität vorzubeugen, wird das Gelenk in der Akutphase mit Hilfe einer Schiene ruhiggestellt und später, in der Rehabilitationsphase, physiotherapeutisch beübt (Mobilisation des Gelenks, Balanceübungen). Ergänzend kann die Kryotherapie eingesetzt werden. Bei der Außenbandruptur ist die physikalische Therapie ein Teil der konservativen Therapie. Wie bei anderen Bänderrissen auch geht es dabei u. a. um die Resorption eventueller Ödeme, die Verbesserung der Durchblutung, die Lösung von Verklebungen und den Erhalt der Beweglichkeit unter Beachtung ärztlicher Vorgaben. Hinzu kommen angepasste Übungen der Muskulatur und ggf. die Anleitung zur Verwendung von Gehstützen oder anderer Hilfsmittel. Die Leitlinien der DGU, ÖGU und DGOOC sehen für die Behandlung der Außenbandruptur nach einer initialen Phase mit Hochlagerung, Kryotherapie und elastischer Wickelung isometrische Übungen in der Orthese vor. Im Verlauf der Behandlung wird häufig die manuelle Therapie eingesetzt, um die Beweglichkeit des Gelenkes zu verbessern. Die Leitlinien sprechen von limitierten, kurzzeitigen positiven Effekten der manuellen Therapie; andere Studien zeigen auf, dass eine Lymphdrainage und manuelle Therapie zu einer verringerten Schwellung und größeren Beweglichkeit des Gelenkes führen kann, die die Propriozeption verbessern und das Risiko einer Versteifung des Gelenkes verringern. Dehnungsübungen der Achillessehne werden eingesetzt, da diese sich andernfalls infolge der Verletzung verkürzen kann. Nach Abnahme der Orthese sind laut der Leitlinien Koordinationsschulung, Muskelkräftigung (Peroneusgruppe) und Eigenreflexschulung vorgesehen. Mit sensomotorischem Balancetraining, das der Patient unter Anleitung oder selbständig durchführen kann, sollen erneute Verletzungen und dadurch wiederkehrende Bänderinstabilitäten vermieden werden. Allerdings liegen zum propriozeptiven Training widersprüchliche Ergebnisse vor. Die Wirksamkeit zusätzlicher Ultraschall-, Laser- und Kurzwellentherapie ist für die Behandlung der Außenbandruptur nicht nachgewiesen. Ein Review von 2014 kam zum Schluss, dass die manuelle Therapie und Gelenkmobilisierung sowohl bei akuten als auch bei subakuten oder chronischen Symptomen den Schmerz verringert und die Beweglichkeit verbessert. Operative Therapie Die operative Therapie der Außenbandruptur, so die Leitlinien der DGU, ÖGU und DGOOC, „liefert bei gleicher frühfunktioneller Nachbehandlung eine der nichtoperativen Behandlung vergleichbare bis höhere Kapselbandstabilität bei einer nichtsignifikanten Tendenz zu höherer Steifigkeit und längerer Arbeitsunfähigkeit […] sowie einem leicht erhöhten Risiko für die Entwicklung einer posttraumatischen Arthrose“. Bis in die späten 1980er wurde fast jeder akute Bänderriss am oberen Sprunggelenk operiert. Heute werden Bandrupturen am oberen Sprunggelenk meistens zunächst konservativ behandelt und eine Operation wird erst erwogen, wenn die konservative Therapie nach sechs oder mehr Monaten nicht wirksam ist. Eine verbleibende chronische Instabilität kann mit Hilfe einer Außenbandplastik behoben werden. Bei Personen, bei denen im Alltag eine hohe Last auf das verletzte Gelenk einwirkt, vor allem bei Spitzensportlern, werden Bänderrisse auch direkt operiert. Auch im Falle eines knöchernen Bandausrisses kann eine Operation indiziert sein. Wird direkt operiert, können innerhalb der ersten 14 Tage nach der Verletzung die Teile des gerissenen Bandes aneinandergelegt und operativ vernäht werden. Später ist dies nicht mehr möglich, da diese schon teilweise abgebaut worden sind. Eine allzu frühe Operation kann allerdings eine arthrofibrotische Reaktion in der Gelenkkapsel auslösen. Nach einer operativen Bandrekonstruktion ist eine Prophylaxe der Schwellung in den ersten Tagen nach der Operation, u. a. durch intermittierende Kühlung und den Einsatz von NSAR sowie durch konsequente Hochlagerung des Fußes, entscheidend. Im Folgenden können Warm-Kalt-Wechselduschen des Fußes und manuelle Therapie eingesetzt werden. Es kommt eine funktionelle Stufentherapie zum Einsatz, mit einer anfänglichen sechswöchigen Schienung, welche die Flexo-Extension des oberen Sprunggelenks begrenzt, sowie mit vorsichtigen frühfunktionellen, sensomotorischen Übungen ab dem Ende der zweiten Woche. Eingeschränkte Fahrtauglichkeit während der Heilung Ist der Fuß noch nicht dauerhaft belastbar oder ist eine Orthese nötig, kann die Fahrtauglichkeit eingeschränkt sein (Fahruntüchtigkeit). Komplikationen Bei adäquater Behandlung, sei es konservativ oder durch Operation, heilt die Außenbandruptur in den meisten Fällen vollständig aus. Bei einem kleineren Teil der Behandelten bleiben jedoch chronische Symptome zurück. Laut einem Review von 1997 bleiben bei 10–30 % der Behandelten eine chronische Synovitis oder Tendinitis, Gelenksteife, Schwellung (bzw. Schwellneigung), Schmerz, Muskelschwäche oder Gelenkinstabilität zurück. Laut einem Review von 2018 hatten nach 1–4 Jahren 5 %–46 % der Behandelten noch Schmerzen, 3 %–34 % rezidivierende Umknickverletzungen und 33 %–55 % eine Gelenkinstabilität; 25 % berichteten über ein vorderes Impingement. Wird ein Bänderriss in der Frühphase der Heilung nicht angemessen behandelt, etwa indem neu gebildetes Wundgewebe durch Retraumatisierung zerstört wird, verlängert sich die Entzündungsphase. Auch andere Faktoren wie ein hohes Alter, Durchblutungsstörungen oder Diabetes können die Heilung verzögern. Werden Verletzungen nicht ausreichend ausgeheilt, kann es zu wiederholten Verletzungen oder auch zu chronischer Gelenkinstabilität kommen, woraus sich weitere Schäden ergeben können. Des Weiteren deuten Studien darauf hin, dass Gelenkinstabilität mit einer verringerten Lebensqualität und einer verringerten körperlichen Aktivität der Betroffenen einhergehen kann. Wachsen die Bänder unzureichend zusammen, kann es zur Abnutzung des Knorpels und somit zu einer Arthrose kommen. (Siehe auch: Posttraumatische Arthrose.) Durch Umknickverletzungen und Bänderrisse kann es durch posttraumatische Synovitis und durch Einklemmung von Narbengewebe zu einem Weichteil-Impingement am oberen Sprunggelenk und dadurch zu einer mit Schmerzen verbundenen Beschränkung des Bewegungsmaßes dieses Gelenks (Sprunggelenk-Impingement) kommen. Dies kann eine Indikation für einen operativen Eingriff darstellen, etwa durch eine Abtragung des einklemmenden Gewebes mittels Arthroskopie. Weblinks Gültig bis 8. August 2022. Sprunggelenkverstauchung, gesundheitsinformation.de, Gesundheitsportal des IQWiG, 4. April 2018 Einzelnachweise Band (Anatomie) Krankheitsbild in Orthopädie und Unfallchirurgie Krankheitsbild in der Sportmedizin Kindertraumatologie en:Sprained ankle
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https://de.wikipedia.org/wiki/Alphabet
Alphabet
Ein Alphabet (frühneuhochdeutsch von kirchenlateinisch , von alphábētos) ist die Gesamtheit der kleinsten Schriftzeichen bzw. Buchstaben einer Sprache oder mehrerer Sprachen in einer festgelegten Reihenfolge. Die Buchstaben können über orthographische Regeln zu Wörtern verknüpft werden und damit die Sprache schriftlich darstellen. Die im Alphabet festgelegte Reihenfolge der Buchstaben erlaubt die alphabetische Sortierung von Wörtern und Namen beispielsweise in Wörterbüchern. Nach einigen Definitionen ist mit Alphabet nicht der Buchstabenbestand in seiner festgelegten Reihenfolge gemeint, sondern die Reihenfolge selbst. Die Bezeichnung Alphabet geht auf die ersten beiden Buchstaben des griechischen Alphabets zurück (Alpha – α, Beta – β). Ausgehend von den ersten drei Buchstaben des deutschen Alphabets (bzw. des lateinischen Alphabets) sagt man auch Abc. Alphabetschriften gehören wie Silbenschriften zu den phonographischen Schriften und stehen damit im Gegensatz zu piktografischen oder logografischen Systemen, bei denen die Zeichen für Begriffe stehen (z. B. Rind, Sonnenaufgang, Freundschaft). Im Unterschied zu Silbenschriften bezeichnen alphabetische Buchstaben in der Regel jeweils nur einen Laut (Phonem). Damit wird die fürs Sprechenlernen schon erbrachte und unerlässliche Abstraktionsleistung hochgradig ins Schreiben hinübergerettet und das Erlernen völlig neuer Symbole für die Objekte des Alltags eingespart. Eine Zwischenform aus Alphabetschrift und Silbenschrift stellen die sogenannten Abugidas dar, zu denen die indischen Schriften gehören. Das Alphabet dient auch dem Erlernen des Lesens und des Schreibens; eine Merkhilfe dazu waren die Buchstabentafeln. Jemand, der lesen kann, wird fachsprachlich ebenfalls als Alphabet bezeichnet, das Gegenteil ist der Analphabet. Ein wichtiges Ziel von Kulturpolitik ist die Alphabetisierung der jeweiligen Bevölkerung – also die Beherrschung des Lesens und des Schreibens durch alle. Deutsches Alphabet Das deutsche Alphabet ist eine Variante des lateinischen Alphabets. Von diesem stammen die 26 Buchstaben A bis Z; hinzu kommen noch die Umlaute (Ä/ä, Ö/ö, Ü/ü) sowie das Eszett (ẞ/ß). Weitere Alphabete (Auswahl) Natürliche Schriftsprachen Plan-, Sonder- und Geheimsprachen Funktionsweise Die Buchstaben eines Alphabetes sind schriftliche Symbole für die kleinsten bedeutungsunterscheidenden lautlichen Einheiten der Sprache, die Phoneme; zum Beispiel unterscheiden und in und die Bedeutung der Wörter (siehe auch Minimalpaar und Allophon). In einem idealen Alphabet entspricht jeder Buchstabe einem Phonem und umgekehrt. In der Praxis finden sich aber immer Abweichungen: Es kann dasselbe Zeichen für verschiedene Laute gelten (z. B. für in und in oder die drei in ). Es kann derselbe Laut mit verschiedenen Zeichen notiert werden (z. B. in und ). Es können mehrere Zeichen für ein einziges Phonem stehen (). Es können mehrere Laute durch ein einziges Zeichen wiedergegeben werden (z. B. für ). Es kann ein Laut unbezeichnet bleiben (z. B. der Knacklaut in ). Darüber hinaus geht die einmal festgelegte Korrespondenz von Phonem und Graphem auch durch den Sprachwandel verloren (vergleiche englisch und gegenüber lateinisch ). Fehlen in einem Schriftsystem Zeichen für Phoneme, können sprachliche (inhaltliche) Unterschiede eventuell nicht schriftlich wiedergegeben werden. So bestanden einige Alphabete ursprünglich nur aus Konsonanten (Konsonantenschrift). Später wurden sie mit Zeichen für Vokale ergänzt, die als kleine Zusätze (z. B. Punkte, Striche) zu den Konsonanten gesetzt werden konnten (z. B. arabisches und hebräisches Alphabet). Sind hingegen in einem Schriftsystem Zeichen für Phoneme im Übermaß vorhanden, können semantische (inhaltliche) Unterschiede selbst bei gleicher Lautung schriftlich ausgedrückt werden. Zum Beispiel im Deutschen und . Die Schriftsysteme für die meisten europäischen Sprachen nutzen Varianten des lateinischen Alphabets. Dabei wurden den Zeichen für lateinische Laute ähnliche Laute der jeweiligen Sprache zugeordnet. Dieselben Zeichen standen in den verschiedenen Sprachen für teilweise unterschiedliche Laute. Zudem ist es im Zuge der Sprachentwicklung zu weiteren Veränderungen der Aussprache gekommen (vgl. im Deutschen und Englischen). Da die Zahl und Art der Phoneme in den verschiedenen Sprachen unterschiedlich ist, genügte der Zeichenvorrat des lateinischen Alphabetes oft nicht. Deshalb wurden zur Darstellung der betreffenden Phoneme Buchstabenkombinationen (z. B. , , ) und diakritische Zeichen eingeführt (z. B. auf , ). Daneben wurden Varianten der ursprünglichen lateinischen Zeichen ( → , → ) und Ligaturen ( → , / → , / → ) zu eigenständigen Zeichen weiterentwickelt und gelegentlich auch Buchstaben aus anderen Alphabeten übernommen (). Lautschrift Ein absolut phonetisches Alphabet wäre in der Praxis unbrauchbar, weil es aufgrund der mannigfaltigen Nuancen einer Sprache sehr viele Zeichen hätte. Ein in Bezug auf die phonetische Wiedergabe optimiertes Alphabet ist das IPA, welches möglichst vielen Lautnuancen ein grafisches Zeichen zuordnet. Eine phonemische Schreibweise behandelt unterschiedliche Aussprachen desselben Phonems gleich. So wird beispielsweise in der deutschen Orthografie die regional unterschiedliche (phonetische) Aussprache des Phonems in als norddeutsch und hochdeutsch nicht berücksichtigt. Daneben sorgen morphemische Schreibungen für ein konstanteres Schriftbild bei der Flexion, z. B. schreibt man wegen des Plurals nicht *, sondern , und bei der Derivation, z. B. statt . Buchstabieren Wenn Menschen einander mündlich die korrekte Schreibweise eines Wortes mitteilen, indem sie nacheinander alle Buchstaben jenes Wortes nennen, so bezeichnet man diesen Vorgang als Buchstabieren (Verb: buchstabieren). Dabei werden Konsonantenbuchstaben meist mit Hilfe von zusätzlichen Vokalen ausgesprochen, im Deutschen zum Beispiel [beː] für B oder [kaː] für K (siehe Benennung der Buchstaben). Um Missverständnisse auszuschließen, können auch in einer Buchstabiertafel festgelegte Ansagewörter (beispielsweise Namen) ausgesprochen werden, die mit dem betreffenden Buchstaben beginnen, zum Beispiel „Aachen“ für A oder „Berlin“ für B. Für Deutschland sind Buchstabiertafeln und Buchstabierregeln in der DIN 5009 enthalten. Entstehung und Entwicklung Aus den in Vorderasien gebräuchlichen Keilschriften entwickelten Händler in Ugarit um 1400 v. Chr. die erste alphabetische Schrift, die sogenannte ugaritische Schrift. Aus dieser Schrift hat sich um 1000 v. Chr. unter anderem das phönizische Alphabet entwickelt, das wiederum Ausgangspunkt für die heute gebräuchlichen Alphabete war. Die Phönizier verwendeten dabei Elemente vorhandener Bilderschriften. Sie lösten die Zeichen vollständig von ihrer bildlichen Bedeutung und wiesen ihnen Lautwerte zu. Die phönizische Schrift verlief von rechts nach links. Trotz der großen Unterschiede in der Gestalt der Zeichen lassen sich die Buchstaben der Phönizier mit den Keilschrift-Zeichen der ugaritischen Schrift in Verbindung bringen. Die phönizische Schrift war eine reine Konsonantenschrift. Dies entsprach der Struktur der semitischen Sprachen. Die hebräische und die arabische Schrift, die daraus entstanden, verzichten bis heute (weitgehend) auf Vokale. Als die Griechen etwa im 10. oder 9. Jahrhundert v. Chr. die phönizische Schrift übernahmen, benutzten sie Zeichen für bestimmte semitische Konsonanten, die in ihrer Sprache nicht vorkamen, zur Bezeichnung von Vokalen, z. B. wurde aus dem Zeichen H für einen rauen Hauchlaut im griechischen Alphabet ein Zeichen für einen Vokal (siehe Buchstabe Eta). Einige Zeichen für Konsonanten, die die phönizische Sprache nicht kannte, wurden neu geschaffen, z. B. das Psi. Im Jahre 403 v. Chr. wurde in Athen das Alphabet normiert. Es wurde so zum Schriftsystem für ganz Griechenland. Anfang des 4. Jahrhunderts v. Chr. brachten griechische Siedler das Alphabet nach Italien, wo die Etrusker (in der heutigen Toskana) es im Laufe des 4. Jahrhunderts übernahmen. Im 3. Jahrhundert v. Chr. orientierten sich die Römer an der griechisch-etruskischen Schrift und überlieferten sie im 1. Jahrhundert v. Chr. nach Mitteleuropa. Historische Bedeutung Durch das Alphabet entstand ein System mit vergleichsweise wenigen Zeichen. Um die Aufzeichnungen der alten Ägypter verstehen zu können, musste man Hunderte, später sogar Tausende Hieroglyphen lernen. Nun genügten zwei Dutzend Zeichen, um sämtliche Gedanken, die überhaupt formulierbar sind, zu notieren. Die Einfachheit dieses Systems begünstigte dessen Verbreitung über die halbe Welt. „Die menschlichen Sprechwerkzeuge können zwar eine riesige Zahl von Lauten erzeugen, doch beruhen fast alle Sprachen auf dem formalen Wiedererkennen von nur ungefähr vierzig dieser Laute durch die Mitglieder einer Gesellschaft.“ (Jack Goody). Die Reihenfolge des griechischen und lateinischen Alphabets folgt global (mit wenigen Ausnahmen) der Reihenfolge des phönizischen Alphabets, da die Zeichen auch mit einem Zahlwert gekoppelt waren. Alphabete im weiteren Sinn Die Buchstaben (Schriftzeichen eines Alphabets) bestehen meist aus Linien und können beispielsweise auf Papier geschrieben werden. Das bestimmende Merkmal eines Buchstabens ist jedoch nicht die Form, sondern seine Funktion, einen Sprachlaut oder eine Lautverbindung zu repräsentieren. Deshalb spricht man im weiteren Sinn auch bei den folgenden Zeichensystemen von Alphabeten: Brailleschrift, die häufigste Form einer Blindenschrift Fingeralphabet für Gehörlose und Schwerhörige Morsezeichen Flaggenalphabet Winkeralphabet optische Telegrafie Diese Zeichensysteme kodieren eigentlich Buchstaben – und nur indirekt Laute. Zudem enthalten sie auch Zeichen für Ziffern und teilweise weitere Zeichen (Satzzeichen, Steuerzeichen, Zeichen für Wörter). In der Informatik werden die Begriffe Alphabet und Buchstabe in einem verallgemeinerten Sinn verwendet. Ein „Buchstabe“ kann hier auch eine Ziffer oder ein sonstiges Symbol sein – „Alphabete“ und „Wörter“ können solche beliebigen Symbole enthalten. Siehe hierzu Alphabet (Informatik) und formale Sprache. Siehe auch Genealogie der von der protosinaitischen Schrift abgeleiteten Alphabete Pangramm Universalalphabet Literatur Hans Peter Willberg: Wegweiser Schrift. Verlag Hermann Schmidt, Mainz 2001, ISBN 3-87439-569-3. Lewis F. Day: Alte und neue Alphabete. Reprint der Ausgabe von 1906, mit einem Nachwort von Hans A. Halbey. Harenberg Edition, Dortmund 1991, ISBN 3-88379-603-4. George L. Campbell: Handbook of scripts and alphabets. Routledge, London 1997, ISBN 0-415-13715-2. George A. Miller: Wörter. Streifzüge durch die Psycholinguistik. Herausgegeben und aus dem Amerikanischen übersetzt von Joachim Grabowski und Christiane Fellbaum. Spektrum der Wissenschaft, Heidelberg 1993; Lizenzausgabe: Zweitausendeins, Frankfurt am Main 1995; 2. Auflage ebenda 1996, ISBN 3-86150-115-5, S. 61–80. Ludwig D. Morenz: Sinai und Alphabetschrift. Die frühesten alphabetischen Inschriften und ihr kanaanäisch-ägyptischer Entstehungshorizont im Zweiten Jahrtausend v. Chr., mit Beiträgen von David Sabel. EB-Verlag Dr. Brandt, Berlin 2019, ISBN 978-3-86893-252-2. Weblinks Vollständige Listen europäischer Alphabete Sammlung von Alphabeten der Welt Interaktives ABC zum Erlernen des Alphabetes, mehrsprachig Artikelserie zum Erlernen des Alphabetes für Kinder Einzelnachweise
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https://de.wikipedia.org/wiki/Arthur%20Harris
Arthur Harris
Sir Arthur Travers Harris, 1. Baronet GCB OBE AFC, genannt Bomber-Harris, (* 13. April 1892 in Cheltenham; † 5. April 1984 in Goring-on-Thames) war ein hochrangiger Offizier der Royal Air Force, zuletzt im Rang eines Marshal of the Royal Air Force. Während des Zweiten Weltkriegs war er ab Februar 1942 Oberbefehlshaber des RAF Bomber Command und gehört wegen der von ihm angeordneten Flächenbombardements deutscher Städte zu den umstrittensten Personen des Luftkriegs im Zweiten Weltkrieg. Leben Arthur Travers Harris wurde in Cheltenham während eines Urlaubs seiner Eltern geboren. Sein Vater war Angehöriger der britischen Beamtenschaft in Indien (Indian Civil Service (ICS)). Nach der Schulzeit in Dorset stand laut Biographie von Norman Longmate für Harris im Alter von 16 Jahren eine Entscheidung zwischen der Armee und den Kolonien an. Harris entschied sich 1908 für letztere. In Rhodesien war er nach eigener Auskunft mit Goldwaschen, Kutschfahrten und Landwirtschaft beschäftigt. Erster Weltkrieg 1914 trat er als Trompeter in das 1st Rhodesian Regiment der Britischen Armee ein. Er diente für die Südafrikanische Union im Krieg in Deutsch-Südwestafrika (heute Namibia), bevor er 1915 nach England zurückkehrte und in das neu aufgestellte Royal Flying Corps eintrat. Harris war in Frankreich und England im Einsatz und errang auf den Doppeldeckern Sopwith 1½ Strutter und Sopwith Camel fünf Luftsiege, worauf ihm das Air Force Cross (AFC) verliehen wurde. Bei Kriegsende hatte er den Rang eines Majors. Zwischenkriegszeit 1919 verblieb er bei der neu gegründeten Royal Air Force und wurde im April 1920 Staffelführer und Kommandant des Fliegerhorstes Digby und der No. 3 Flying Training School. Später diente er unter anderem in Britisch-Indien, in Mesopotamien und in Persien. In Mesopotamien kommandierte er ein Transportgeschwader Vickers Vernon. 1922 war Harris Führer einer Lufttransportstaffel im Irak, wo die Briten versuchten, den Widerstand der Einheimischen durch Terrorangriffe auf Städte und Dörfer zu brechen, bevor der Einsatz von Infanterie notwendig wurde. Harris hatte die Idee, alle Transportflugzeuge zusätzlich mit Bombenträgern auszustatten, „kam es doch nicht auf Präzisionsangriffe an, sondern auf eine möglichst flächendeckende Terrorisierung der Bevölkerung.“ Von 1930 an war Harris im Luftstab für den Nahen Osten tätig, wo er an der Niederschlagung verschiedener Aufstände der dortigen Bevölkerung gegen die britische Kolonialherrschaft beteiligt war. Er begründete dies damit, dass seiner Ansicht nach die Araber nur eine „Politik der harten Hand“ verstünden („The only thing the Arab understands is the heavy hand“). Zweiter Weltkrieg Am 14. Februar 1942 erfolgte die Anweisung „Area Bombing Directive“ des britischen Luftfahrtministeriums. Harris wurde im Februar 1942 zum Oberkommandierenden des Bomber Command der RAF ernannt. Basierend auf Vorlagen von Frederick Lindemann, einem engen Berater Churchills, von dem die Wortschöpfung Flächenbombardements (Carpet Bombing) stammt, war Harris der Ansicht, allein durch Flächenbombardierungen der Städte das Deutsche Reich zur Kapitulation zwingen zu können. Harris unterstützte maßgeblich die Entwicklung eines geplanten Feuersturms (Zitat A. Harris bei den Planungen des Luftangriffs auf Lübeck am 29. März 1942: „Historischer Stadtkern brennt gut“). In der ersten Welle wurden neben Spreng- und Brandbomben vor allem große Luftminen (Blockbuster – „Wohnblockknacker“) abgeworfen, die die Dächer abdeckten und Fenster zerstörten, um den Kamineffekt zu verstärken. In einer zweiten Welle wurden Brandbomben abgeworfen, die in kürzester Zeit einen Flächenbrand entstehen ließen. Dies gelang jedoch aufgrund meteorologischer und städtebaulicher Faktoren nicht immer. Die Großbrände verursachten am Boden einen derartigen Sauerstoffentzug, dass viele Opfer durch Ersticken zu Tode kamen. Um die deutsche Flugabwehr und die nach dem sogenannten „Himmelbett-Verfahren“ arbeitende Nachtjagd, zum Beispiel entlang der Kammhuber-Linie durch lokale Überlastung zu überrumpeln, entwickelte er die Methode der Bomberströme, bei der möglichst viele Bomber auf demselben Kurs einfliegend in kurzer Zeit ein Ziel angriffen, statt einzeln und in breiter Front einzufliegen. Zur Demonstration der Wirksamkeit seines Konzeptes zog Harris im Frühjahr 1942 für die Operation Millennium alle verfügbaren Bomber zusammen, um Ende Mai mit 1047 Maschinen auf Köln den ersten „Tausend-Bomber-Angriff“ durchzuführen. Dieser Angriff war entscheidend, um die zahllosen britischen Skeptiker von der Wirksamkeit von Luftangriffen zu überzeugen und die betriebene Auflösung des Bomber Command zu verhindern. Die technischen Voraussetzungen für präzise Schläge gegen strategische Punkte wie Fabriken für Flugzeuge, Panzer und anderes Rüstungsmaterial befanden sich in der Mitte des Krieges noch in der Entwicklung. Die schweren Verluste der Eighth Air Force bei ihren Angriffen 1943 und Anfang 1944 bestätigten sein Festhalten am Nachtangriff vorerst bis zum Einsatz von neuen amerikanischen Langstreckenbegleitjägern, wobei die Nachtangriffe der RAF durch die Schaffung der 24-Stunden-Bedrohung auch für den Erfolg der amerikanischen Tagesangriffe auf strategische Punktziele weiterhin bedeutend blieben. Unter seiner Führung wurden von der RAF zahlreiche deutsche Städte schwer zerstört, so bei der Operation Gomorrha gegen Hamburg im Juli/August 1943, Kassel (22. Oktober 1943), Leipzig (4. Dezember 1943), Frankfurt am Main (22. März 1944), Darmstadt (11. September 1944), Braunschweig (15. Oktober 1944), Nürnberg (2. Januar 1945), Magdeburg (16. Januar 1945), Dresden am 13./14. Februar 1945 sowie Pforzheim (23. Februar 1945), Mainz (27. Februar 1945), Würzburg (16. März 1945), Hanau (19. März 1945), Hildesheim (22. März 1945) und Nordhausen (3./4. April 1945). Bei den Flächenbombardements wurden – neben den im Stadtgebiet befindlichen Industrieanlagen – die Zivilbevölkerung und die Infrastruktur der Stadt primäres Ziel der Angriffe. Seiner Meinung nach sollten ganz bewusst zivile Ziele angegriffen werden, um die Moral und den Widerstandswillen der deutschen Bevölkerung zu brechen (sogenanntes morale bombing). Zu Beginn der Bombardierungen äußerte sich Harris zu seiner Motivation: „Die Nazis starteten (‚entered‘) den Krieg mit der ziemlich kindischen Vorstellung, dass sie jeden anderen nach Belieben bombardieren könnten und niemand würde zurückbomben. In Rotterdam, London, Warschau und an beinahe einem halben Hundert anderer Stätten führten sie ihre ziemlich naive Theorie aus. Sie säten Wind und jetzt ernten sie Sturm.“ In seinen Memoiren schrieb er später: „Trotz all dem, was in Hamburg geschehen ist, bleibt das Bomben eine relativ humane Methode.“ Neben den Bombenangriffen auf Deutschland wurden insbesondere in Italien mehrere Großstädte bombardiert, was etwa in Mailand, Neapel und Palermo beträchtliche Schäden auch in Wohngebieten verursachte. Nach dem Krieg Am 15. September 1945 schied Harris im Streit mit dem neuen Premierminister Clement Attlee aus der Royal Air Force aus und zog sich verbittert nach Südafrika zurück. Seine Ehrungen durch die Ernennung zum erblichen Baronet, of Chipping Wycombe in the County of Buckingham, am 24. Januar 1953 (eine Erhebung zum Peer hatte er abgelehnt) sowie die Enthüllung eines von Veteranen finanzierten Denkmals 1992 vor der Kirche St Clement Danes in London durch die Königinmutter Elizabeth waren in der britischen Bevölkerung stark umstritten. Innerhalb von 24 Stunden wurde das Denkmal mit roter Farbe überschüttet und später noch mehrfach beschädigt, woraufhin es für mehrere Monate unter Bewachung stand. In diesem Zusammenhang ist auch von Bedeutung, dass seine Luftkriegsstrategie für die Besatzungen der Flugzeuge verlustreich war. Nahezu 45 % kehrten nicht heim, insgesamt kamen 55.573 Flieger bei den Angriffen auf Deutschland um. Auch deswegen wurde Harris oft „Butcher“ (englisch für Metzger oder Schlächter) genannt. Militärhistorische Wertung Die historische wie rechtliche Qualifizierung der alliierten Luftkriegsstrategie und damit der Position Harris’ wird unterschiedlich bewertet. Nach sachlichen oder militärischen Kriterien war die gezielte Zerstörung von Wohngebieten und Innenstädten umstritten. Zwar waren militärisch gesehen die strategischen Folgen des Luftkriegs allgemein erheblich, da angesichts der Angriffe die deutsche Rüstungsproduktion zu umfangreichen produktionsbehindernden Verlagerungen gezwungen wurde – laut Albert Speer führten die alliierten Luftangriffe bei den Luftfahrzeugen zu einer Halbierung der möglichen Produktion. Über eine Million Soldaten wurden bei der Flakartillerie eingesetzt und fehlten dadurch an den Fronten, zusätzlich wurde eine halbe Million Behelfspersonal herangezogen, darunter viele Jugendliche als Flakhelfer. All dies war aber in erster Linie auf die gegen die Rüstungsindustrie geführten Tagangriffe der USAAF und nicht auf die gegen die Zivilbevölkerung gerichteten und von Arthur Harris verantworteten Nachtangriffe der Royal Air Force zurückzuführen. Die bekanntesten Einsätze des Bomber Command außerhalb von Harris’ Strategie waren: Die Angriffe auf die Talsperren (Operation Chastise), die Versenkung des Schlachtschiffs Tirpitz (November 1944), die Bombardierung von U-Boot-Bunkern der Kriegsmarine an der französischen Atlantikküste und die Zerstörung von Anlagen des deutschen V-Waffen-Programms (Operation Hydra, Éperlecques, Mimoyecques) sowie die direkte taktische Unterstützung während der Landung alliierter Truppen in der Normandie (Operation Overlord). Harris hat seinen Standpunkt insbesondere in seinem Buch Bomber Offensive dargestellt, das seinen Lebensweg beschreibt. Er argumentiert, das nationalsozialistische Deutschland habe damit begonnen, die Zivilbevölkerung zum Objekt von Terrorangriffen zu machen (Guernica, Coventry, Rotterdam, Warschau, London). Aufgabe der britischen Verantwortlichen sei es gewesen, für ein schnelleres Ende des Krieges zu sorgen und eigene Opfer zu vermeiden, die etwa ein Landkrieg oder Stellungskrieg wie im Ersten Weltkrieg mit sich gebracht hätte. Vor dem Eintritt der Vereinigten Staaten in den Krieg (Dezember 1941) beziehungsweise vor dem D-Day, der alliierten Landung in der Normandie am 6. Juni 1944, hätte angesichts der Insellage Großbritanniens einzig die Offensivstrategie des Bomber Commands der Royal Air Force die Sicherheit des Vereinigten Königreichs garantieren können. Des Weiteren unterstreicht Harris die Bedeutung der Luftunterstützung für einen erfolgreichen Einsatz von Landtruppen. Er verweist zum Vergleich auf die deutsche Blitzkriegstrategie zu Beginn des Krieges, bei der das schnelle Vordringen des Heeres, insbesondere der Panzer, nur aufgrund massiver und rasch abrufbarer Luftunterstützung (Bomber und Jagdflieger) möglich gewesen sei. Die Tatsache, dass die deutsche Luftwaffe gegen Ende des Krieges zum großen Teil zerstört oder durch die Verteidigung des eigenen Territoriums gegen die alliierten Bomber gebunden waren, habe dazu geführt, dass dem deutschen Heer die notwendige Unterstützung durch die Luftwaffe fehlte. Die alliierte Luftüberlegenheit habe den britischen und US-amerikanischen Truppen sowie der Roten Armee entscheidend geholfen, die Deutschen zurückzudrängen. Sonstiges In dem 1954 gedrehten britischen Spielfilm Mai 1943 – Die Zerstörung der Talsperren (The Dam Busters) von Michael Anderson wird Arthur T. Harris von Basil Sydney dargestellt. Häufig skandieren Antideutsche den Ausruf Bomber Harris do it again!. Siehe auch Carl A. Spaatz – US-Bomberkommando Schriften Bomber offensive. Collins, London, 1947. Despatch on war operations, 23rd February, 1942, to 8th May, 1945, F. Cass, London; Portland, 1995. ISBN 0-7146-4692-X. Literatur Ralph Barker und die Redaktion der Time-Life-Bücher: Die RAF im Krieg. Bechtermünz, Eltville am Rhein 1993, ISBN 3-86047-051-5. Robin Neillands: Der Krieg der Bomber. Arthur Harris und die Bomberoffensive der Alliierten 1939–1945. Edition q, Berlin 2002, ISBN 3-86124-547-7. Henry Probert: Bomber Harris. His Life and Times. Greenhill, London 2001, ISBN 1-85367-555-5. Dudley Saward: „Bomber“ Harris: The Authorized Biography. Sphere Books, London 1996, ISBN 0-907675-33-6. Stanley White: The means of victory. Charterhouse, London 1992, ISBN 0-9518781-1-5. Weblinks Der Mann, der seine Befehle ausführte. Artikel in der Welt, 3. November 2004 Arthur Harris: Der Mann, der Deutschlands Städte verwüstete In: Zeitblende von Schweizer Radio und Fernsehen vom 23. April 2022 (Audio) Einzelnachweise Marshal of the Royal Air Force Jagdpilot im Ersten Weltkrieg (Vereinigtes Königreich) Person im Zweiten Weltkrieg (Vereinigtes Königreich) Baronet Knight Grand Cross des Order of the Bath Officer des Order of the British Empire Träger des Air Force Cross (Vereinigtes Königreich) Träger des Ordens Legion of Merit (Chief Commander) Brite Geboren 1892 Gestorben 1984 Mann
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Arthur Wellesley, 1. Duke of Wellington
Arthur Wellesley, 1. Duke of Wellington (* vermutlich 1. Mai 1769 in Dublin, Irland; † 14. September 1852 in Walmer Castle bei Deal, Kent, England), war Feldmarschall und der herausragendste britische Militärführer der napoleonischen Zeit sowie britischer Außen- und zweimal Premierminister. Die von ihm und dem preußischen Feldmarschall Blücher befehligten Truppen siegten über Napoleon in der Schlacht bei Waterloo. Leben Herkunft und Kindheit Wellesley stammte aus englisch-irischem Adel und war der dritte überlebende Sohn von Garret Wesley, 1. Earl of Mornington und Anne, der Tochter von Arthur Hill-Trevor, 1. Viscount Dungannon. Der Tag seiner Geburt ist nicht sicher bekannt. Vermutlich wurde er in Mornington House, 24 Upper Merrion Street in Dublin geboren. Sein älterer Bruder Richard Colley Wellesley (1760–1842) folgte dem Vater als Earl of Mornington und wurde 1799 zum Marquess Wellesley erhoben. Als Kind kränklich und wenig ehrgeizig, aber musikalisch begabt (er spielte gerne und oft Violine), stand er ganz im Schatten seiner beiden älteren Brüder. Nach dem Besuch des Eton College von 1781 bis 1785, wo er sich wenig hervortat, sandten ihn seine Eltern zunächst zum 73rd Regiment of Foot der British Army, in das er am 7. März 1787 im Rang eines Ensign eintrat. Danach besuchte er die Militärakademie in Angers, Frankreich. Militärische Karriere Im Jahre 1788 wurde Wellesley zum Lieutenant des 76th Regiment of Foot befördert. 1789 wechselte er als Lieutenant des 12th (The Prince of Wales's) Regiment of (Light) Dragoons zur Kavallerie, stieg 1791 zum Captain des 58th Regiment of Foot auf und wechselte 1792 als Captain zum 18th Regiment of (Light) Dragoons. Im Juni 1793 wurde er Major des 33rd Regiment of Foot und wurde im September 1793 als Lieutenant-Colonel zum Kommandeur dieses Regiments befördert. Sein schneller Aufstieg wurde durch das damals übliche Kaufsystem ermöglicht. Während der ganzen Zeit war er Adjutant des Vizekönigs von Irland. Seine aktive militärische Karriere begann 1794, als er im Ersten Koalitionskrieg mit dem Duke of York and Albany nach Flandern ging und dort am erfolglosen Feldzug gegen die Franzosen teilnahm. Er kommandierte beim Rückzug die Nachhut. 1796 wurde Wellesley zum Colonel befördert und ging mit seinem Regiment nach Britisch-Indien, wo im Jahr darauf sein älterer Bruder Richard Generalgouverneur werden sollte. Als 1799 der Vierte Mysore-Krieg gegen den Sultan von Mysore, Tipu Sultan, ausbrach, kommandierte er seine erste Division. 1802 wurde er zum Major-General befördert. Er führte 1803 einen sehr erfolgreichen Feldzug im Zweiten Marathenkrieg und konnte dabei seine militärischen Fähigkeiten erheblich ausbauen. Er wurde Oberbefehlshaber der britischen Streitkräfte in Indien und zwang ganz Südindien unter britische Herrschaft. Am 11. August 1803 nahm er die Festung Ahmednagar ein und besiegte eine überlegene Streitmacht der Marathen in der Schlacht von Assaye. In den nächsten Wochen gelang es seinen Truppen, Burhanpur und die Festung Asirgarh einzunehmen. Er stieß auf Hyderabad vor, siegte am 29. November in der Schlacht von Argaon und stürmte die Festung Gawilgarh. In Anerkennung seiner Leistungen wurde er 1804 als Knight Companion des Order of the Bath zum Ritter geschlagen und kehrte 1805 nach Großbritannien zurück, gemeinsam mit Richard, dessen Amtszeit als Generalgouverneur ebenfalls abgelaufen war. 1807 nahm Wellesley an der Expedition nach Dänemark teil und wurde 1808 zum Lieutenant-General befördert. Anfang August 1808 landete er mit 13.000 Mann in Portugal und besiegte zwei Wochen darauf die französischen Truppen in der Schlacht bei Vimeiro. Wellesleys Vorgesetzte Burrard und Dalrymple, die erst nach dem Ende der Schlacht in Portugal eingetroffen waren, schlossen Ende August die Konvention von Cintra ab, die den Franzosen nicht nur den freien Abzug gewährte, sondern ihnen auch den Erhalt der Kriegsbeute und den Rücktransport auf britischen Schiffen garantierte. Diese Bedingungen wurden von der britischen Öffentlichkeit als Sieg für Frankreich empfunden; Wellesley, Burrard und Dalrymple wurden nach Großbritannien zurückbefohlen und vor einem Militärgericht angehört. Wellesley wurde entlastet und im Gegensatz zu den beiden anderen Beteiligten rehabilitiert. Am 27. Oktober 1807 vereinbarten Frankreich und Spanien im Geheimen im Vertrag von Fontainebleau (1807) die Eroberung und Teilung Portugals. Spanien gewährte den französischen Truppen den Durchmarsch durch spanisches Hoheitsgebiet. Im Frühjahr 1809 versuchten die Franzosen ein zweites Mal, Portugal zu erobern. Wellesley kehrte nach Portugal zurück und übernahm den Oberbefehl der dortigen britisch-portugiesischen Truppen. Am 12. Mai 1809 schlug er Marschall Nicolas Soult in der Zweiten Schlacht bei Oporto. Durch den Sieg in der Schlacht bei Talavera de la Reina am 28. Juli beendete Wellesley die französischen Ambitionen. In Anerkennung seiner Leistungen wurde er am 26. August 1809 mit den erblichen Titeln Viscount Wellington und Baron Douro zum Peer erhoben. Wellesley gab zum Schutze Portugals am 20. Oktober 1809 beim britischen Ingenieur Richard Fletcher die Befestigung der Linien von Torres Vedras in Auftrag, unter dessen Leitung sie von portugiesischen Arbeitern und Soldaten errichtet wurden. Der Vormarsch der Franzosen unter Marschall Masséna erhielt am 27. September 1810 in der Schlacht von Buçaco einen empfindlichen Rückschlag, gleichwohl blieb die Hauptstadt Lissabon weiterhin bedroht. Am 3. April 1811 scheiterte mit der Schlacht von Sabugal der letzte Versuch Frankreichs, Portugal zu erobern. Danach schwenkte die Stimmung in Spanien auf die britische Seite um; Wellesley wurde zum General befördert und auch Oberkommandierender der spanischen Streitkräfte. Lord Beresford erhielt den Oberbefehl über die reorganisierten portugiesischen Streitkräfte. Nachdem bekannt geworden war, dass die französischen Truppen im Westen Spaniens reduziert wurden, marschierte Wellington nach Ciudad Rodrigo und nahm diese Stadt nach kurzer Belagerung am 19. Januar 1812 ein, wofür er durch den Prinzregenten Georg am 28. Februar 1812 zum Earl of Wellington erhoben wurde. Ab 27. März 1812 begannen die Verbündeten die dritte Belagerung von Badajoz, Wellington nahm die Stadt nach drei Wochen unter Verlust von etwa 4.000 Mann auf britischer Seite am 7. April ein. Die Eroberung erlaubte es den Briten, eigene Operationen im zentralen Spanien einzuleiten. Während ein britisches Korps unter General Hill zwischen den französischen Armeen Marmont und Soult Richtung Tajo vorrückte, wandte sich die britische Hauptmacht nach León. Am 21. Juli erwarteten die Franzosen den Gegner am Tormes und in Stellungen auf den Arapilen, und am 22. Juli schlug Wellington sie in der Schlacht von Salamanca. Wellington konnte infolge dieser Kämpfe am 12. August Madrid besetzen, wurde aber kurz darauf wieder aus der Stadt vertrieben und musste die geplante Belagerung von Burgos aufgeben. Am 4. Oktober 1812 wurde ihm der erbliche Titel Marquess of Wellington verliehen. Nach der Niederlage Napoleons in Russland und dem Beginn der Kämpfe in Deutschland erhielten die französischen Truppen in Spanien keine Verstärkung mehr. Wellington verbrachte den Winter damit, seine Armee zu reorganisieren, und plante, die iberische Halbinsel im Frühjahr 1813 gänzlich freizukämpfen. Im Mai 1813 begann Wellingtons abschließende Offensive von Portugal aus zwischen Duero und Tajo, in der er zunächst die nördlichen Provinzen Spaniens eroberte und sein Hauptquartier von Lissabon nach Santander verlegte. Wellingtons Truppen marschierten durch das kastilische Hochland in Richtung Kantabrien, um die französische Hauptmacht durch Abschneidung der Verbindungswege zum Rückzug aus Zentralspanien zu zwingen. Er griff die französische Hauptmacht unter Joseph Bonaparte am 21. Juni 1813 in der entscheidenden Schlacht von Vitoria mit drei Kolonnen an. Die Schlacht beendete Napoleons Herrschaft in Spanien. Am 7. Juli begann Wellington die Belagerung von San Sebastian. Im Herbst 1813 rang er, inzwischen zum Feldmarschall befördert, mit den Truppen des neuen französischen Oberbefehlshabers Soult auf breiter Front um die Übergänge in den Pyrenäen. In Südfrankreich eindringend, lieferte er sich mit Soult noch am 10. April 1814 die blutige Schlacht bei Toulouse, dann folgte mit der Abdankung Napoleons das Kriegsende. Am 11. Mai 1814 verlieh der Prinzregent stellvertretend für seinen Vater Georg III. ihm die erblichen Adelstitel Duke of Wellington und Marquess Douro. Der Duke nahm im Frühjahr 1815 unter Lord Castlereagh auch an mehreren Sitzungen des Wiener Kongress teil. Im Februar wurde Wellington nach dessen Abberufung nach England Hauptbevollmächtigter in Wien, bevor er März 1815 nach der Rückkehr Napoleons aus Elba den Oberbefehl im neuen Krieg gegen Frankreich erhielt. Im Raum Brüssel sammelte Wellington das verbündete Heer gegen Napoleon, darunter nur etwa 35.000 Briten, und wartete die geplante Vereinigung mit den Preußen ab. Am 18. Juni in der Schlacht von Waterloo (auch „Schlacht von Belle-Alliance“) von Napoleon angegriffen, hielten Wellingtons Truppen den französischen Angriffen solange erfolgreich stand, bis die Ankunft der Preußen den Sieg der Alliierten entschied. Das bekannte Zitat „Ich wollte, es wäre Nacht, oder die Preußen kämen“ wird Wellesley beim Warten auf die Ankunft Blüchers zugeschrieben, ist aber nicht verbürgt. Die Schlacht ging mit der Hilfe Blüchers zu Wellesleys Gunsten aus, Napoleon zog sich geschlagen zurück, für ihn bedeutete diese Schlacht das Ende seiner militärischen Karriere. Wellington hingegen wurde von den Briten als Held gefeiert, unter den Militärstrategen galt er fortan als Meister der Defensive. 1827/28 und noch einmal von 1842 bis zu seinem Tod war Wellesley Oberbefehlshaber der britischen Armee. Ab 1829 hatte er auch das Amt des Lord Warden of the Cinque Ports inne. Nach seinem Tod wurde er am 18. November 1852 in einem Staatsbegräbnis in der Krypta der St Paul’s Cathedral beigesetzt. Im Hauptschiff der Kathedrale wurde ihm ein monumentales Grabdenkmal gesetzt. Politisches Leben Parallel zu seiner Militärlaufbahn war er von 1790 bis 1797 Abgeordneter für den Wahlbezirk Trim im County Meath (seinem Familiensitz) im House of Commons des irischen Parlaments. Im Jahr 1806 zog er als Abgeordneter für den Wahlbezirk Rye in Sussex ins britische House of Commons ein. Im Parlament gehörte er den Torys an. 1807 wurde er Chief Secretary for Ireland, dieses Amt gab er jedoch noch im gleichen Jahr zugunsten seiner militärischen Karriere wieder auf. 1807 war er jeweils kurzzeitig Abgeordneter für die Wahlbezirke Tralee im irischen County Kerry und Mitchell in Cornwall und war anschließend 1807 bis 1809 Abgeordneter für den Wahlbezirk Newport auf der Isle of Wight. Als er 1809 zum Peer erhoben wurde, wurde er damit auch auf Lebenszeit Mitglied des britischen House of Lords und schied dafür aus dem House of Commons aus. Nach dem Wiener Kongress wandte er sich wieder einer politischen Laufbahn zu und erhielt 1818 ein Amt in der Tory-Regierung unter Lord Liverpool. Am 17. August 1827 wurde er Oberkommandierender der britischen Armee, doch übernahm er 1828 nach dem Tod von Canning und dem Sturz von Lord Goderich widerstrebend das Amt des Premierministers. Er führte eine erzkonservative Regierung und eine isolationistische Politik. So beendete er trotz des Siegs in der Schlacht von Navarino die Unterstützung des griechischen Freiheitskampfes. Infolge dieser Politik lehnte Prinz Leopold die ihm angebotene griechische Krone ab. Innenpolitisch setzte Wellington gegen große innerparteiliche Widerstände 1829 das Wahlrecht für Katholiken durch. Aufgrund dessen beschuldigte der Earl of Winchilsea Wellington, Großbritannien in die Abhängigkeit der römischen Kirche führen zu wollen, worauf dieser ihn auf Pistole forderte. Wellington verfehlte seinen Kontrahenten jedoch, woraufhin Winchilsea aus Angst, „den Sieger von Waterloo zu töten“, nur in die Luft schoss. Gleichzeitig versuchte er eine weitere Wahlrechtsreform zu verhindern, weswegen er bei weiten Teilen der Bevölkerung höchst unpopulär wurde. Die Verzögerung der Wahlrechtsreform und seine Unbeliebtheit weiteten sich zu Unruhen aus. Dennoch erklärte er in völliger Verkennung der Lage bei der Parlamentseröffnung nach dem Tod Georgs IV., dass er eine Wahlrechtsreform weiter ablehne. Diese Erklärung führte zum Sturz seiner Regierung am 22. November 1830. Sein Nachfolger als Premierminister Earl Grey nahm sofort eine Wahlrechtsreform in Angriff und brachte am 1. März 1831 gegen den Widerstand Wellingtons den Reform Act ins Unterhaus ein. Nachdem das Gesetz das House of Commons passiert hatte, verweigerte das House of Lords am 8. Oktober 1831 seine Zustimmung. Trotz der Gefahr eines drohenden revolutionären Umsturzes blockierte das Oberhaus das Gesetz weiter. Am 9. Mai 1832 wurde Wellington erneut zum Regierungschef ernannt. Wilhelm IV. bewog ihn, ein gemäßigtes Kabinett zu bilden. Da zahlreiche Sparer aus Protest ihre Einlagen aus der Bank of England abzogen, drohte eine Finanzkrise, so dass Wellington schon am 15. Mai wieder aufgab. Sein Nachfolger wurde wieder Earl Grey, unter dem am 4. Juni 1832 die Wahlrechtsreform vom Oberhaus verabschiedet wurde. Die nächsten beiden Jahre verbrachte Wellington in der Opposition. Bei der Trauerfeier für Lord Althorp im Oberhaus entließ Wilhelm IV. unerwartet das Whig-Kabinett und beauftragte Wellington am 17. November 1834 mit der Bildung einer Minderheitsregierung. Dieser schlug schließlich Robert Peel, seinen langjährigen politischen Weggefährten, als Premierminister vor, während er das Amt des Außenministers übernahm. Dies war die letzte britische Regierung, die ein Monarch ohne Mehrheit im Unterhaus ernannte und sie scheiterte schon im April 1835. Peel wurde im September 1841 erneut zum Premierminister ernannt, und Wellington wurde in dieser Regierung als Oberkommandierender der Armee Minister ohne Geschäftsbereich sowie Leader des House of Lords. Als Peel 1846 zurücktrat, legte auch Wellington am 27. Juni sein Amt als Führer der Mehrheitsfraktion nieder und zog sich aus der Öffentlichkeit zurück. Das Amt des Oberbefehlshabers der Armee behielt er allerdings bis zu seinem Tod. Privatleben Am 10. April 1806 heiratete er Kitty Pakenham, die Tochter des 2. Baron Longford. Aus der Ehe gingen folgende Kinder hervor: Arthur Wellesley, 2. Duke of Wellington (1807–1884), britischer Lieutenant-General und Politiker; Lord Charles Wellesley (1808–1858), britischer Major-General und Politiker. Kittys Bruder Ned war in Spanien einer von Wellingtons wichtigsten Generälen. Wellington war seit dem 7. Dezember 1790 ein Mitglied im Bund der Freimaurer (Trim No. 494) und gehörte dem renommierten Londoner Travellers Club an. Ehrungen und Auszeichnungen Er war seit 1804 Knight Companion des Order of the Bath und wurde bei der Reform der Ordensstatuten 1815 zum Knight Grand Cross dieses Ordens erhoben. 1813 wurde er als Knight Companion in den Hosenbandorden aufgenommen und 1816 zum Großkreuzritter des Guelphen-Ordens geschlagen. 1807 wurde er ins Privy Council aufgenommen und 1847 zum Fellow der Royal Society ernannt. Für seine Verdienste wurden ihm auch von verbündeten ausländischen Monarchen Adelstitel verliehen, so wurde er in Portugal 1811 zum Conde do Vimeiro und 1812 zum Duque de Vitória und Marquês de Torres Vedras, in Spanien 1812 zum Duque de Ciudad Rodrigo und in den Niederlanden 1815 zum Prins van Waterloo erhoben. Die HMS Duke of Wellington, ein 131-Kanonen-Schiff der britischen Royal Navy, wurde 1852 nach ihm benannt. Sie war das Flaggschiff von Sir Charles Napier, damals Rear-Admiral of the Blue. Auch die HMS Iron Duke, das Flaggschiff der Grand Fleet im Ersten Weltkrieg war nach ihm benannt. Sonstiges Das von Wellington favorisierte Design der hessischen Militärstiefel wurde für die ersten britischen Gummistiefel verwendet, weshalb diese in Großbritannien Wellington boots oder kurz Wellingtons genannt werden. Nach ihm benannt sind die neuseeländische Hauptstadt Wellington sowie die Stadt Wellington in Südafrika. Das für ihn neu geschaffene Dukedom erhielt seinen Namen nach dem Ort Wellington, Somerset. Dort steht auf dem Wellington Hill das Wellington Monument. Das Filet Wellington, ein mit Blätterteig umhülltes Rinderfilet, erhielt seinen Namen zu seinen Ehren. Als Premierminister machte ihn seine Ablehnung der Wahlrechtsreform so unpopulär, dass er sein Londoner Stadthaus Apsley House mit eisernen Fensterblenden versehen musste, damit ihm der wütende Mob nicht die Scheiben einwarf, weswegen er den Spitznamen Iron Duke erhielt. Der Spitzname Iron Duke wurde bereits dreimal für Kriegsschiffe der Royal Navy verwendet und auch in der Perry-Rhodan-Serie aufgegriffen. Die britische Great Western Railway benannte die Dampflokomotiven-Baureihe GWR-Klasse Iron Duke nach ihm, die als „Flying Dutchman“ über mehrere Jahrzehnte der schnellste Zug der Welt war. Berühmt war das Pferd von Wellington, Copenhagen. Es gibt mehrere Reiterdenkmäler des Dukes, die ihn auf Copenhagen reitend darstellen. 2012 erschien der Film Lines of Wellington – Sturm über Portugal, in dem die Geschichte von Wellingtons Linien von Torres Vedras dargestellt werden. Darsteller Wellingtons war John Malkovich. Er ist auf der Rückseite einer Fünf-Pfund-Banknote zu sehen. 2002 wurde er in einer Umfrage der BBC auf Platz 15 der 100 größten Briten gewählt. Ludwig van Beethoven widmete ihm das Orchesterstück Wellingtons Sieg. 1906 komponierte der deutsche Komponist Wilhelm Zehle den Wellington’s March, der im englischsprachigen Raum nach wie vor populär ist; Komponist, wie auch der Marsch sind im deutschsprachigen Raum völlig unbekannt Die Wellingtonrenbaan in der belgischen Stadt Ostende ist nach ihm benannt. Zitate „Die Geschichte einer Schlacht schreiben? Man könnte genauso gut die Geschichte einer Ballnacht schreiben wollen.“ „Das größte Unglück ist eine verlorene Schlacht, das zweitgrößte eine gewonnene.“ „Nichts außer einer verlorenen Schlacht kann halb so melancholisch stimmen wie eine gewonnene Schlacht.“ „Geschichte ist jene Fabel bzw. Lüge, auf die man sich geeinigt hat.“ „Ich kenne keine Frau, die an Liebeskummer gestorben wäre. Sie alle werden ohne größere Schwierigkeiten damit fertig und sehen dabei noch bezaubernd aus.“ „Verschiebe nicht auf morgen, was du auch heute tun kannst, denn wenn es dir heute Spaß macht, kannst du es morgen wiederholen.“ „Erfahrung ist die Summe der Fehler, die man gemacht hat.“ „Das Glück dient der Tüchtigkeit.“ „Ich wünschte, es würde Nacht oder die Preußen kämen.“ – Unbestätigtes Zitat. „Das geht so nicht. Schreiben wir uns einen Sieg.“ Literatur Michael Glover: Wellington as Military Commander. Sphere Books, London 1973, ISBN 0-7221-3903-9. Richard Holmes: Wellington. The Iron Duke. HarperCollins, London 2003, ISBN 0-00-713748-6. John Keegan: Die Maske des Feldherrn: Alexander der Große - Wellington - Grant - Hitler. Quadriga, Berlin 2000, ISBN 3-88679-283-8. Dick Leonard: Arthur Wesley (Wellesley), Duke of Wellington: Military hero, political misfit? In: ders.: British Prime Ministers from Walpole to Salisbury. The 18th and 19th centuries, Bd. 1, Routledge, London 2021, ISBN 978-0-367-46911-5, S. 247–259. Elizabeth Longford: Wellington. Weidenfeld and Nicolson, London 1992, ISBN 0-297-81273-4. Weblinks Past Prime Ministers: Arthur Wellesley, 1st Duke of Wellington. bei gov.uk The Duke of Wellington. Forging the 'Iron Duke'. bei BBC History Einzelnachweise Duke of Wellington Britischer Premierminister Außenminister (Vereinigtes Königreich) Innenminister (Vereinigtes Königreich) Abgeordneter des Irish House of Commons Abgeordneter des House of Commons (Vereinigtes Königreich) Politiker (18. Jahrhundert) Politiker (19. Jahrhundert) Mitglied des House of Lords Mitglied des Privy Council (Vereinigtes Königreich) Feldmarschall (Vereinigtes Königreich) Generalfeldmarschall (Preußen) Oberbefehlshaber der britischen Armee Person in den Koalitionskriegen (Vereinigtes Königreich) Britischer Botschafter in Frankreich Teilnehmer am Wiener Kongress Lord Warden of the Cinque Ports Chief Secretary for Ireland Mitglied der Akademie gemeinnütziger Wissenschaften zu Erfurt Freimaurer (18. Jahrhundert) Freimaurer (19. Jahrhundert) Freimaurer (Vereinigtes Königreich) Mitglied der Royal Society Person (Wellington) Ritter des Hosenbandordens Knight Grand Cross des Order of the Bath Ritter des Schwarzen Adlerordens Träger des Militär-Max-Joseph-Ordens (Großkreuz) Großkreuz des Guelphen-Ordens Träger des Militär-Maria-Theresien-Ordens (Großkreuz) Träger des Elefanten-Ordens Ritter des Ordens vom Goldenen Vlies Träger des Ordens des Heiligen Georg Ritter des Ordens vom Heiligen Geist Lord High Constable of England Person (Dublin) Arthur, 01 Duke Of Wellington Brite Geboren 1769 Gestorben 1852 Mann Konstabler des Towers
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Astronomie
Die Astronomie (; von ‚Stern‘ und ‚Gesetz‘) oder Sternkunde ist die Wissenschaft der Gestirne. Sie erforscht mit naturwissenschaftlichen Mitteln die Positionen, Bewegungen und Eigenschaften der Objekte im Universum, also der Himmelskörper (Planeten, Monde, Asteroiden, Sterne einschließlich der Sonne, Sternhaufen, Galaxien und Galaxienhaufen), der interstellaren Materie und der im Weltall auftretenden Strahlung. Darüber hinaus strebt sie nach einem Verständnis des Universums als Ganzes, seiner Entstehung und seines Aufbaus. Obwohl die Astronomie nur an wenigen Schulen ein Unterrichtsfach ist, finden ihre Forschungsergebnisse in der Öffentlichkeit viel Interesse; als Amateurastronomie ist sie ein verbreitetes Hobby. Dies hängt einerseits mit dem „erhebenden“ Eindruck zusammen, den der Sternhimmel auch bei freisichtiger Beobachtung macht, andererseits mit ihrer thematischen Vielfalt, der Berührung philosophischer Fragen und der Verbindung zur Raumfahrt. Im Gegensatz zu früheren Zeiten wird die Astronomie als Naturwissenschaft heute streng abgegrenzt von der Astrologie, die aus Stellung und Lauf der Gestirne auf irdische Geschehnisse schließen will. Die Abgrenzung erfolgt auch, da die Astrologie eine Pseudowissenschaft ist – während die Astronomie auf empirischer Basis die Beschaffenheit, Bewegungen und Beziehungen von Himmelskörpern untersucht. Dennoch werden, wohl wegen der Ähnlichkeit beider Bezeichnungen, Astrologie und Astronomie von Laien nicht selten verwechselt. An den Universitäten wurde die Astronomie um etwa 1800 zu einer eigenen Studienrichtung, wird heute aber oft dem Physikstudium zugeordnet. In der deutschen Hochschulpolitik wird sie seit 2018 gemeinsam mit der Astrophysik nicht mehr als Kleines Fach, sondern als mittelgroßes Fach eingestuft. Geschichte Die Astronomie gilt als eine der ältesten Wissenschaften. Ihre Anfänge liegen im Nachdenken über die Himmelserscheinungen, in der kultischen Verehrung der Gestirne und im Erarbeiten von Kalender bzw. Zeitbestimmung. In einem jahrtausendelangen Prozess – besonders gut erkennbar in der Himmelskunde Mesopotamiens und Griechenlands – trennten sich zunächst Astronomie und („Natur“)-Religion, später Astronomie und Meteorologie, in der Frühmoderne dann Astronomie und Astrologie. Wesentliche Meilensteine für unser Wissen über das Weltall waren die Erfindung des Fernrohrs vor etwa 400 Jahren, das die kopernikanische Wende vollendete, sowie später im 19. Jahrhundert die Einführung der Fotografie und Spektroskopie. Seit den 1960er-Jahren haben Astronomen mit der unbemannten und bemannten Raumfahrt die Möglichkeit, die Erdatmosphäre zu überwinden und ohne ihre Einschränkungen zu beobachten – also ohne Luftunruhe und in allen Bereichen des elektromagnetischen Spektrums. Dazu kommt erstmals die Möglichkeit, die untersuchten Objekte direkt zu besuchen und dort andere als nur rein beobachtende Messungen durchzuführen. Parallel dazu werden immer größere Teleskope für bodengebundene Beobachtungen gebaut. Fachgebiete Die astronomische Wissenschaft unterteilt sich allgemein nach den untersuchten Objekten, sowie danach, ob die Forschung theoretischer oder beobachtender Natur ist. Wichtige grundlegende Fachgebiete sind die beobachtende Astronomie, die Astrophysik, die Astrometrie und die Himmelsmechanik, während die theoretische Astronomie analytische und numerisch-physikalische Modelle der Himmelskörper und Phänomene entwickelt. Die wichtigsten Untersuchungsgebiete der Himmelskunde sind die Physik des Sonnensystems – insbesondere die Sonnenphysik, die Planetologie und die Meteorastronomie die Erforschung anderer Planetensysteme und von Exoplaneten die Galaktische Astronomie, welche die Milchstraße, ihre Struktur und ihr Zentrum erforscht, die Extragalaktische Astronomie, die den Aufbau anderer Galaxien und ihrer aktiven Kerne untersucht, aber auch Gammablitze als die energiereichsten Vorgänge im Universum, sowie die relativistische Astrophysik, die sich etwa mit Schwarzen Löchern beschäftigt. Die Stellarastronomie untersucht Geburt, Entwicklung und Tod der Sterne, gestützt durch Spektralanalyse und Stellarstatistik, Die Kosmologie hat Entwicklung und Struktur des gesamten Universums zum Gegenstand, während die Kosmogonie die Entstehung des Universums beinhaltet. Letztere kann als Teildisziplin der Kosmologie verstanden werden. Die Integration vieler Messmethoden bringt es mit sich, dass man die Beobachtende Astronomie immer weniger nach benutzten Wellenlängenbereichen (Radioastronomie, Infrarotastronomie, Visuelle Astronomie, Ultraviolettastronomie, Röntgenastronomie und Gammaastronomie) einteilt, weil die Forschergruppen und (im Idealfall) auch der einzelne Wissenschaftler Informationen aus allen diesen Quellen heranziehen kann. Die bis etwa 1900 vorherrschenden Methoden der klassischen Astronomie sind weiterhin als Basis für andere Teilgebiete unentbehrlich. Sie erforschen als Positionsastronomie mittels astrometrischer Verfahren, der Himmelsmechanik und Stellarstatistik den Aufbau des Weltalls und katalogisieren die Himmelskörper (v. a. durch Sternkataloge, Bahnbestimmungen und Ephemeriden). Im Gegensatz zu diesen überwiegend geometrischen Verfahren erforscht die Astrophysik mit ihren heute sehr vielfältigen Beobachtungstechniken die Physik der astronomischen Objekte und des ferneren Weltalls. Daneben kann die Raumfahrt als experimentelle Astronomie angesehen werden, und die Kosmologie als theoretische Disziplin. Astronomie und andere Wissenschaften Mit der Astronomie sehr eng verbunden sind die Physik und die Mathematik; die Fachgebiete haben sich vielfach befruchtet und sind auch im Astronomie-Studium als Einheit zu sehen. Das Universum erweist sich in vielen Fällen als Laboratorium der Physik, viele ihrer Theorien können nur in seinen Weiten und an heißen, energiereichen Objekten getestet werden. Nicht zuletzt waren die aufwändigen Berechnungen der Astronomie Triebfeder der modernen numerischen Mathematik und der Datenverarbeitung. Traditionell ist die Zusammenarbeit der Astronomie mit der Geodäsie (Astrogeodäsie, Orts- und Zeitbestimmung, Bezugsysteme, Navigation), mit der Zeit- und Kalenderrechnung (Astronomische Chronologie) sowie mit der Optik (Entwicklung astronomischer Instrumente und Sensoren). Instrumentell und methodisch sind auch starke Bezüge zur Technik, Raumfahrt und Mathematik gegeben (Messgeräte, Satellitentechnik, Modellierung von Bahnen und Himmelskörpern). Geodätische Methoden werden auch zur Bestimmung des Gravitationsfeldes sowie der Figur anderer Himmelskörper angewandt. In den letzten Jahrzehnten ist auch die Zusammenarbeit der Astronomie mit der modernen Geologie und der Geophysik immer wichtiger geworden, da sich das Arbeitsgebiet der Geowissenschaften mit Teilen der Planetologie deckt. Die Mineralogie analysiert die Gesteine der Erde mit ähnlichen Methoden wie jene anderer Himmelskörper. Die Kosmochemie als Teil der Chemie untersucht die Entstehung und Verteilung der chemischen Elemente und Verbindungen im Universum und die chemische Evolution, die Astrobiologie die Umstände von Entstehung, Ursprung und Existenz von Leben im Universum. Des Weiteren kommt es zunehmend zu interdisziplinärer Forschung mit ursprünglich eher geisteswissenschaftlich ausgerichteten Disziplinen der Wissenschaft: Die Astronomiegeschichte als Teil der Geschichtswissenschaften untersucht die Geschichte der Astronomie. Bauten und Funde aus vor- und frühgeschichtlicher Zeit werden vermehrt in astronomischem Zusammenhang interpretiert (Archäoastronomie). Da sich die Astronomie außerdem im Rahmen der Kosmologie mit den Fragen nach der Entstehung, der Entwicklung und dem Ende des Universums beschäftigt, gibt es darüber hinaus Schnittpunkte zu Theologie und Philosophie. Siehe auch Astrophysik Astronomiepark Internationales Jahr der Astronomie 2009 Literatur Einzelwerke Albrecht Unsöld, Bodo Baschek: Der neue Kosmos. ISBN 3-540-42177-7 Alfred Weigert, Heinrich Johannes Wendker, Lutz Wisotzki: Astronomie und Astrophysik. Ein Grundkurs. Wiley-VCH, Weinheim 2010, ISBN 978-3-527-40793-4. Jeffrey Bennett et al.: Astronomie. Die kosmische Perspektive (Hrsg. Harald Lesch), 5., aktualisierte Auflage 2010. Pearson Studium Verlag, München, ISBN 978-3-8273-7360-1 Meyers Handbuch Weltall, Wegweiser durch die Welt der Astronomie. 1994 (7., überarbeitete Auflage), ISBN 3-411-07757-3 P. Murdin (Hrsg.): Encyclopedia of Astronomy & Astrophysics. 2001, ISBN 0-333-75088-8 – http://eaa.crcpress.com/ Der Brockhaus Astronomie: Planeten, Sterne, Galaxien. F. A. Brockhaus, Mannheim – Leipzig 2006, ISBN 3-7653-1231-2 Joachim Herrmann: dtv-Atlas Astronomie, 15. Auflage 2005. Deutscher Taschenbuch-Verlag München, ISBN 3-423-03267-7 Kurt Hopf: Von der Erde ins All – Das Weltall in Beispielen – Didaktische Materialsammlung auf CD-ROM für Kindergärten, Schulen, Sternwarten und Planetarien, COTEC-Verlag Rosenheim Harry Nussbaumer: Das Weltbild der Astronomie. 2007, ISBN 978-3-7281-3106-5, 2., erweiterte und aktualisierte Auflage. vdf Hochschulverlag. M. Wächter: Kleine Entdeckungsgeschichte(n) der Astronomie im Kontext von Zeitgeschichte und Physik, Verlag Königshausen und Neumann, Würzburg 2018, ISBN 978-3-8260-6511-8 R.A. Freedman, W.J. Kaufmann: Universe. Freeman, NY 2004, ISBN 0-7167-9884-0 Arnold Hanslmeier: Einführung in Astronomie und Astrophysik. Spektrum Akad. Verl., Berlin 2007, ISBN 978-3-8274-1846-3 Hans-Ulrich Keller: Kompendium der Astronomie: Einführung in die Wissenschaft vom Universum. Franckh-Kosmos, 6. aktual. & erw. Auflage, Stuttgart 2019, ISBN 978-3-440-16276-7 Edward Brooke-Hitching: Der Atlas des Himmels. Eine kleine Geschichte der Astronomie. Übersetzt von Lutz-W. Wolff. Knesebeck Verlag, München 2020, ISBN 978-3-95728-424-2 Periodika Sterne und Weltraum, Monatszeitschrift für Astronomie Sternenbote, österreichische Monatszeitschrift für Astronomie Interstellarum, ehemalige 2-Monats-Zeitschrift für Astronomie Astronomie + Raumfahrt, 2-Monats-Zeitschrift für Unterricht, Fortbildung, Freizeit Orion, 2-Monats-Zeitschrift der Schweizerischen Astronomischen Gesellschaft Regiomontanusbote, Quartalsschrift der Nürnberger Astronomischen Gesellschaft und Nürnberger Astronomischen Arbeitsgemeinschaft, Weblinks Weltraumbild des Tages (APOD) – Deutsche Übersetzung von Astronomy Picture of the Day NASA ADS – Datenbank astronomischer Forschungsliteratur (englisch) Astronomie.de – Deutschsprachige Website über Astronomie sternsucher.com – Astronomie für Einsteiger und Fortgeschrittene mit Blog und Tipps für die eigene Beobachtung Astrotreff-Deep-Sky.de – Informationen zum Einstieg in das Hobby Astronomie Lexikon der Alten Musik BR-Klassik: Astronomie in: br-klassik.de, 22. Dezember 2019; abgerufen am 29. Juli 2021 (Lexikonartikel mit zusätzlichem Audiobeitrag inkl. Musikbeispielen) Videos Einzelnachweise Wissenschaftliches Fachgebiet Studienfach Astronomisches Thema als Namensgeber für einen Asteroiden
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Angelina Jolie
Angelina Jolie [], DCMG (* 4. Juni 1975 als Angelina Jolie Voight in Los Angeles, Kalifornien) ist eine US-amerikanische Schauspielerin, Filmregisseurin, Filmproduzentin und Drehbuchautorin. Während ihrer Ehe mit Brad Pitt trug sie den Namen Angelina Jolie Pitt. Sie wurde mit der Darstellung der Videospielheldin Lara Croft in Lara Croft: Tomb Raider (2001) international bekannt. Weitere kommerzielle Erfolge hatte sie mit den Filmen Mr. & Mrs. Smith (2005), Wanted (2008), Salt (2010) und Maleficent – Die dunkle Fee (2014). Für ihre schauspielerischen Leistungen erhielt Jolie drei Golden Globes, zwei Screen Actors Guild Awards und für ihre Rolle einer psychisch Kranken in dem Film Durchgeknallt (1999) einen Oscar als beste Nebendarstellerin. Mit dem Kriegsdrama In the Land of Blood and Honey gab Jolie 2011 ihr Debüt als Spielfilmregisseurin und Drehbuchautorin. Von 2012 bis 2022 war sie Sondergesandte des UN-Flüchtlingshochkommissars Filippo Grandi. Frühe Jahre Herkunft Angelina Jolie wurde 1975 in Los Angeles als Tochter der Schauspieler Jon Voight und Marcheline Bertrand geboren. Sie ist die jüngere Schwester des Schauspielers James Haven und die Nichte des Songwriters Chip Taylor. Ihre Taufpaten sind die Schauspieler Jacqueline Bisset und Maximilian Schell. Jolie hat deutsche und slowakische Vorfahren väterlicherseits sowie frankokanadische, niederländische, deutsche und nach eigenen Angaben irokesische Vorfahren mütterlicherseits. Letzteres wurde von Jon Voight in einem Interview allerdings bestritten. Die irokesische Abstammung Bertrands sei erfunden worden, um ihr aus Karrieregründen ein exotisches Image zu verleihen. Ein Urgroßelternpaar Jolies stammt aus Büren in Westfalen, ein anderes aus dem slowakischen Košice. Durch ihre Großmutter ist sie eine Verwandte des ehemaligen niederländischen Premierministers Wim Kok und des Gründers des Internationalen Museums für Familiengeschichte im niederländischen Eijsden, in dem Einzelheiten über ihre Vorfahren zu sehen sind. Kindheit Jolie wurde am 4. Juni 1975 in Los Angeles geboren. Ihre Eltern, die am 12. Dezember 1971 geheiratet hatten, trennten sich 1976. Bertrand reichte 1978 die Scheidung ein, die am 14. April 1980 rechtskräftig wurde. Nach der Trennung ihrer Eltern wuchs Jolie zusammen mit ihrem Bruder bei ihrer Mutter auf, die ihre eigenen Schauspielambitionen aufgab und mit den Kindern und ihrem neuen Lebensgefährten Bill Day nach Palisades in den US-Bundesstaat New York zog, wo Jolie im Nachbarort Tappan die William O. Schaefer Elementary School besuchte. Zeit mit ihrem Vater verbrachte Jolie daraufhin meist nur während der Schulferien oder wenn er sie und ihren Bruder zu Dreharbeiten mitnahm. Jolie erklärte später, dass nicht ihr berühmter Vater, der 1979 für seine Rolle in dem Film Coming Home – Sie kehren heim (1978) den Oscar als bester Hauptdarsteller gewann, ihr Interesse an der Schauspielerei geweckt habe, sondern die regelmäßigen Kino- und Theaterbesuche mit ihrer Mutter und ihrem Bruder während ihrer Kindheit. Schulzeit Als Jolie elf Jahre alt war, zog die Familie zurück nach Los Angeles. Dort besuchte sie bis 1989 die El Rodeo Elementary School im Stadtteil Beverly Hills. In ihrer Zeit an der Beverly Hills High School fühlte sie sich oftmals isoliert unter ihren Mitschülern, die größtenteils aus wohlhabenden Familien stammten, während ihre Mutter mit einem bescheidenen Einkommen auskommen musste. Jolie trug Kleidung aus Secondhand-Läden und wurde von anderen Schülern auf Grund ihrer ausgeprägten Gesichtszüge und äußerst schlanken Erscheinung geneckt. Mit wachsender Unzufriedenheit durchlebte sie in ihrer Jugend eine Phase autoaggressiven Verhaltens; sie beschrieb dies später mit den Worten: „Ich sammelte Messer und hatte immer bestimmte Dinge um mich. Aus irgendeinem Grund war das Ritual, mich selbst zu schneiden und die Schmerzen zu spüren, vielleicht sich lebendig zu fühlen und ein Gefühl der Befreiung zu verspüren, irgendwie therapeutisch für mich.“ Später blickte Jolie auf diese Phase ihres Lebens mit der Bemerkung zurück: „Im Herzen bin ich noch immer nur ein Punk-Kid mit Tattoos.“ Erster Schauspielunterricht Neben der Schule nahm Jolie Schauspielunterricht am Lee Strasberg Theatre and Film Institute, an dem sie zwei Jahre lang das Method Acting erlernte und in mehreren Bühnenproduktionen auftrat. Mit 14 Jahren erhielt sie einen Vertrag als Fotomodell bei der Agentur Finesse Model Management; ihre Versuche, in diesem Geschäft Fuß zu fassen, blieben jedoch ohne nennenswerten Erfolg. Mit 16 Jahren machte Jolie im Rahmen eines eigenverantwortlichen Lernprogramms vorzeitig ihren Schulabschluss und mietete sich ein eigenes Apartment in der Nähe der Wohnung ihrer Mutter. Sie dachte einige Zeit darüber nach, Bestattungsunternehmerin zu werden, nachdem ihr Großvater gestorben war, entschied sich aber letztlich doch für die Schauspielerei. Karriere Karrierebeginn (1980 bis 1997) In Zwei in der Tinte stand Jolie gemeinsam mit ihren Eltern zum ersten Mal für einen Film vor der Kamera. Während ihr Vater in der Komödie an der Seite von Ann-Margret die männliche Hauptrolle spielte, waren Jolie und ihre Mutter in kleineren Nebenrollen zu sehen. Voight beschrieb das Verhalten seiner damals fünfjährigen Tochter während der Dreharbeiten im Jahr 1980 als „gelangweilt“. „Sie war nicht gerade begeistert, mitzuwirken. Aber sie hat uns die Schau gestohlen, weil sie so ehrlich und echt war.“ Ihre ersten professionellen Engagements als Schauspielerin erhielt Jolie in den Musikvideos zu Lenny Kravitz’ Stand by My Woman, Antonello Vendittis Alta Marea (beide 1991), The Lemonheads’ It’s About Time und Meat Loafs Rock and Roll Dreams Come Through (beide 1993). Außerdem stand sie für fünf Studentenfilme ihres Bruders vor der Kamera, als dieser die USC School of Cinematic Arts in Los Angeles besuchte. Sie spielte auch in den Kurzfilmen Angela & Viril sowie Alice & Viril (beide 1993) von Regisseur Steven Shainberg mit. In dem darauf folgenden Low-Budget-Film Cyborg 2 (1993) verkörperte sie einen menschenähnlichen Roboter, der darauf programmiert ist, sich mit Verführungskünsten den Weg ins Hauptquartier des Feindes zu bahnen und dort zu explodieren. Jolie über den Film: „Nachdem ich ihn gesehen hatte, ging ich nach Hause und musste mich übergeben.“ Die New York Times schrieb jedoch über ihre Darstellung: „Auch wenn sich ihr Schauspiel in Cyborg 2 noch in seiner Versuch-und-Irrtum-Phase befand, enthielt es bereits die Saat ihrer heutigen Darstellungsweise. Bereits als Teenager […] wusste Jolie, die Leinwand mit ihrer Präsenz auszufüllen.“ Nach einer Rolle in dem Thriller Without Evidence (1995) spielte Jolie an der Seite von Jonny Lee Miller und Matthew Lillard die Hackerin Kate „Acid Burn“ Libby in dem Spielfilm Hackers – Im Netz des FBI (1995). Die New York Times schrieb: „Kate (Angelina Jolie) fällt auf. Sie zieht ein noch mürrischeres Gesicht als die übrigen Darsteller und sie ist diese seltene Hackerin, die bewusst in einem durchsichtigen Top an ihrer Tastatur sitzt. Trotz ihres verdrießlichen Auftretens, und das ist alles, was die Rolle erfordert, hat Frau Jolie das süße engelhafte Aussehen ihres Vaters Jon Voight geerbt.“ Der Film spielte keinen Gewinn ein, entwickelte sich aber zu einem Kulthit, nachdem er auf Video erschienen war. In der Komödie Liebe und andere … (1996), einer modernen Adaption von Romeo und Julia unter zwei rivalisierenden italienischen Restauranteigentümern in der New Yorker Bronx, trat sie in der Rolle der Gina Malacici vor die Kamera. Im Roadmovie Nichts als Trouble mit den Frauen (1996) spielte sie den Teenager Eleanor Rigby, der sich in Danny Aiellos Filmfigur verliebt, während dieser versucht, ihre Mutter (Anne Archer) zu erobern. Im Jahr 1996 erschien sie außerdem in dem Film Foxfire als Margret „Legs“ Sadovsky, eines von fünf Mädchen, die einen ungewöhnlichen Bund eingehen, nachdem sie einen Lehrer zusammengeschlagen haben, der sie sexuell belästigt hatte. Die Los Angeles Times schrieb über Jolies Leistung: „Es bedurfte einer Menge, diese Figur zu entwickeln, aber Jolie, Jon Voights umwerfende Tochter, hat die Präsenz, das Stereotyp zu überwinden. Obwohl die Geschichte von Maddy erzählt wird, ist Legs das Thema und der Katalysator.“ 1997 spielte Jolie zusammen mit David Duchovny in dem Thriller Playing God. Der Film erzählt die Geschichte eines Chirurgen, der seine Approbation verliert und tief in die kriminelle Unterwelt hineingezogen wird, wo er Jolies Figur Claire trifft. Der Film fand bei den Kritikern wenig Beifall, sodass Roger Ebert zu erklären versuchte: „Angelina Jolie findet eine gewisse Wärme in einer Rolle, die normalerweise hart und aggressiv ist; sie erscheint zu nett, um die Freundin eines Verbrechers zu sein, und vielleicht ist sie es auch.“ Danach wirkte sie in dem Fernsehfilm True Women (1997) mit, einem historisch-romantischen Drama im Wilden Westen, basierend auf dem gleichnamigen Roman von Janice Woods Windle. Im selben Jahr spielte sie außerdem eine Stripperin in dem Musikvideo der Rolling Stones zu Anybody Seen My Baby? Schauspielerischer Durchbruch (1998–2000) Jolies Karriere erhielt Auftrieb, als sie 1998 für ihre Rolle in der Filmbiografie Wallace mit dem Golden Globe als Beste Nebendarstellerin in einem Fernsehfilm ausgezeichnet wurde und eine Nominierung für den Emmy erhielt. Unter der Regie von John Frankenheimer sowie an der Seite von Gary Sinise und Mare Winningham verkörperte Jolie in dem Film Cornelia Wallace, die zweite Ehefrau von George Wallace, seinerzeit Gouverneur von Alabama und Anhänger der Rassentrennung, der angeschossen und querschnittsgelähmt wurde, als er für die US-amerikanische Präsidentschaft kandidierte. 1998 spielte Jolie im HBO-Projekt Gia – Preis der Schönheit, einem Fernsehfilm über das Leben des lesbischen Supermodels Gia Carangi mit. Der Film beschreibt eine Welt von Sex und Drogen sowie Carangis emotionalen Niedergang und ihren Tod durch AIDS. Vanessa Vance von Reel.com schrieb: „Angelina Jolie erntete große Anerkennung für ihre Rolle als Gia, und es ist leicht zu verstehen warum. Jolie ist ergreifend in ihrer Darstellung, die den Film mit Nerv, Charme und Verzweiflung füllt, und ihre Rolle ist möglicherweise das schönste Wrack, das jemals gefilmt wurde.“ Jolie gewann ihren zweiten Golden Globe und erhielt erneut eine Nominierung für den Emmy, außerdem ihren ersten Screen Actors Guild Award. Jolie zog es in ihren Anfangsjahren häufig vor, entsprechend Lee Strasbergs Method Acting auch in Drehpausen vollkommen in ihrer Rolle zu bleiben. Während der Dreharbeiten zu Gia erklärte sie ihrem damaligen Ehemann Jonny Lee Miller, sie sei nicht in der Lage, ihn anzurufen. „Ich sagte ihm: ‚Ich bin allein; ich sterbe; ich bin lesbisch; ich werde dich in den nächsten Wochen nicht sehen.‘“ Nach Gia zog Jolie kurzzeitig nach New York, da sie das Gefühl hatte, sie habe „nichts mehr zu geben.“ Sie schrieb sich an der New York University ein, um Film zu studieren, und besuchte Kurse für Drehbuchautoren. Später beschrieb sie diese Zeit als „einfach gut, um mich selbst zu finden.“ 1998 kehrte sie als Gloria McNeary in dem Gangsterfilm Hell’s Kitchen – Vorhof zur Hölle auf die Leinwand zurück und trat im selben Jahr auch als junge Partygängerin Joan in dem Episodenfilm Leben und lieben in L.A. auf. Das Ensemble umfasste unter anderem Sean Connery, Gillian Anderson, Ryan Phillippe und Jon Stewart. Der Film erhielt überwiegend positive Kritiken und Jolie erntete besonderes Lob. Der San Francisco Chronicle schrieb: „Jolie, die sich durch ein überzogenes Skript kämpft, ist eine Sensation als die verzweifelte Klubgängerin, die lernen muss, was sie bereit ist, aufs Spiel zu setzen.“ Das amerikanische National Board of Review zeichnete sie als beste Nachwuchsdarstellerin aus. 1999 erschien sie neben John Cusack, Billy Bob Thornton und Cate Blanchett in Mike Newells Komödiendrama Turbulenzen – und andere Katastrophen, ein Film über die Rivalität zweier Fluglotsen. Sie spielte Thorntons verführerische Ehefrau Mary Bell, und im darauffolgenden Jahr heiratete sie Thornton auch im echten Leben. Der Film hinterließ gemischte Reaktionen, Jolies Figur wurde besonders kritisiert. Die Washington Post schrieb: „Mary (Angelina Jolie) ist eine völlig lächerliche Autorenkreation; eine Frau, die über sterbende Hibiskuspflanzen weint, eine Menge türkiser Ringe trägt und furchtbar einsam wird, wenn ihr Mann nachts nicht nach Hause kommt.“ Dann arbeitete sie mit Denzel Washington zusammen in Der Knochenjäger (1999), einer Adaption des gleichnamigen Romans von Jeffery Deaver. Sie spielte Amelia Donaghy, eine Polizeibeamtin, die vom Suizid ihres Vaters gequält wird und nur widerwillig zustimmt, dem ehemaligen Detective Rhyme zu helfen, einen Serienmörder zu jagen. Der Film spielte weltweit 151 Mio. US-Dollar ein, wurde jedoch überwiegend negativ besprochen. Die Detroit Free Press schrieb: „Jolie, auch wenn sie immer köstlich anzusehen ist, ist schlicht und einfach fehlbesetzt.“ Danach nahm Jolie die Nebenrolle Lisa Rowe in Durchgeknallt (1999) an. Der Film erzählt die Geschichte der Psychiatriepatientin Susanna Kaysen und basiert auf Kaysens Memoiren Girl, Interrupted. Das Psychodrama war ursprünglich als Comeback für die Hauptdarstellerin Winona Ryder konzipiert, wurde stattdessen aber zu Jolies endgültiger Etablierung in Hollywood. Sie gewann ihren dritten Golden Globe, ihren zweiten Screen Actors Guild Award und den Oscar als beste Nebendarstellerin. Variety schrieb, „Jolie ist ausgezeichnet als das extravagante, unverantwortliche Mädchen, das sich letztendlich als viel entscheidender für Susannas Rehabilitation erweist als die Ärzte“ und Roger Ebert urteilte über ihre Leistung: „Jolie entwickelt sich zu einem der großen Freigeister gegenwärtiger Filme, eine lose Kanone, die dennoch tödlich ins Ziel trifft.“ Im Sommer 2000 spielte Jolie in ihrem ersten Blockbuster, Nur noch 60 Sekunden die Rolle der Sarah „Sway“ Wayland, die Ex-Freundin eines Autodiebs, der von Nicolas Cage verkörpert wird. Die Rolle war verhältnismäßig klein und die Washington Post kritisierte: „Alles was sie in diesem Film tut, ist herumstehen, sich abkühlen und ihre fleischigen, pulsierenden Muskelröhren zur Schau stellen, die so provozierend um ihre Zähne herum nisten.“ Sie erklärte später, der Film sei für sie nach der anstrengenden Rolle in Durchgeknallt eine willkommene Abwechslung gewesen – und es wurde zunächst ihr kommerziell erfolgreichster Film mit einem internationalen Einspielergebnis von 237 Mio. US-Dollar. Internationaler Erfolg (seit 2001) Obwohl Jolie nach dem Oscargewinn für ihre schauspielerischen Fähigkeiten bekannt war, hatten ihre Filme bis dahin selten ein breites Publikum erreicht, doch Lara Croft: Tomb Raider (2001) machte sie zu einem internationalen Superstar. Die Titelrolle des bekannten Videospiels verlangte von ihr einen britischen Akzent und ein umfassendes Martial-Arts-Training. Sie erhielt große Anerkennung für ihre Darbietung, der Film wurde jedoch allgemein negativ aufgenommen. Das Slant Magazine schrieb: „Angelina Jolie wurde geboren, um Lara Croft zu spielen, aber Regisseur Simon West erlaubt ihr nur einen Ausflug in ein billiges Computerspiel.“ Der Film wurde trotzdem zu einem großen internationalen Erfolg, er spielte weltweit 275 Millionen US-Dollar ein und begründete Jolies Reputation als weiblicher Action-Star. Anschließend erschien Jolie als Katalogbraut Julia Russell neben Antonio Banderas in Original Sin (2001), einem auf Cornell Woolrichs Roman Waltz into Darkness basierenden Thriller. Der Film fiel bei der Kritik weitgehend durch und die New York Times bemerkte: „Die Geschichte sinkt steiler in sich zusammen als Frau Jolies gewagtes Dekolleté.“ 2002 spielte sie Lanie Kerrigan in Leben oder so ähnlich, einem Film über eine ehrgeizige Fernsehreporterin, der prophezeit wird, binnen einer Woche zu sterben. Der Film erhielt negative Kritiken, auch wenn Jolies Spiel häufig positiv hervorgehoben wurde. Paul Clinton von CNN urteilte: „Jolie ist ausgezeichnet in ihrer Rolle. Trotz eines teilweise lächerlichen Plots in der Mitte des Films ist die Oscar-gekrönte Schauspielerin äußerst glaubhaft in ihrer Selbstfindung um die wahre Bedeutung vom erfüllten Leben.“ Jolie kehrte 2003 in ihrer Rolle als Lara Croft in Lara Croft: Tomb Raider – Die Wiege des Lebens zurück. Die Fortsetzung erwies sich als weniger erfolgreich als der erste Teil, spielte aber dennoch 157 Millionen US-Dollar an den internationalen Kinokassen ein. Im selben Jahr trat sie außerdem in Jenseits aller Grenzen auf, einem Film über humanitäre Hilfe in Afrika. Der Film fiel bei Kritikern und Publikum durch und Jolie wurde für die Goldene Himbeere als schlechteste Schauspielerin nominiert. Die Los Angeles Times schrieb: „Jolie kann Lebhaftigkeit und Glaubwürdigkeit in Figuren bringen, die eine für sie nachvollziehbare Realität haben, wie sie es in ihrer Oscar-Rolle in ‚Durchgeknallt‘ bewies. Sie kann auch bekannte Cartoons spielen, was sie in den Lara-Croft-Filmen zeigte. Aber der Limbo eines gespaltenen Charakters, einer schlecht geschriebenen Figur in einer von Fliegen befallenen und mit Blut und Eingeweiden übersäten Welt, besiegt sie völlig.“ Weiterhin war sie im Musikvideo zu Did My Time der Band Korn zu sehen. 2004 war Jolie zusammen mit Ethan Hawke und Kiefer Sutherland in dem Thriller Taking Lives auf der Leinwand zu sehen. Sie spielte Illeana Scott, eine FBI-Profilerin, die die Polizei in Montreal dabei unterstützen soll, einen Serienmörder zu überführen. Der Film stieß auf gemischte Reaktionen und brachte ihr eine zweite Himbeeren-Nominierung ein. Der Hollywood Reporter schrieb: „Angelina Jolie spielt eine Rolle, die sich wie etwas anfühlt, das sie schon einmal getan hat, aber sie fügt einen unverkennbaren Schuss von Aufregung und Glamour hinzu.“ Jolie lieferte die Stimme für Lola, einem Fisch im DreamWorks SKG Animationsfilm Große Haie – Kleine Fische (2004); weitere Rollen wurden von Will Smith, Martin Scorsese, Renée Zellweger, Jack Black und Robert De Niro gesprochen. Jolie übernahm 2004 auch einen kurzen Gastauftritt als Franky in Sky Captain and the World of Tomorrow neben Jude Law, einem Science-Fiction-Film, der komplett vor einem Bluescreen gedreht wurde und bei dem fast alle Sets und Requisiten in der Nachbearbeitung computergeneriert eingefügt wurden. Jolie spielte außerdem Olympias in Alexander (2004), Oliver Stones Filmbiographie über das Leben von Alexander dem Großen. Der Film fiel in den Vereinigten Staaten durch, was Stone mit der Darstellung von Alexander als homosexuell in Verbindung brachte, außerhalb Nordamerikas spielte er jedoch 133 Mio. US-Dollar ein. Newsday schrieb über Jolies Leistung: „Jolie ist die Einzige im gesamten Film, die Spaß mit ihrer Rolle zu haben scheint, und man vermisst sie jedes Mal, wenn sie nicht auf der Leinwand zu sehen ist.“ Jolies einziger Film aus dem Jahr 2005, Doug Limans Actionkomödie Mr. & Mrs. Smith, wurde ihr größter kommerzieller Erfolg. Der Film erzählt eine Geschichte von gelangweilten Eheleuten, die herausfinden, dass sie beide ein Doppelleben als Profikiller führen. Jolie spielte die Agentin Jane Smith neben Brad Pitt. Der Film wurde überwiegend positiv aufgenommen und besonders die gute Chemie zwischen den beiden Hauptdarstellern hervorgehoben. Die Star Tribune erklärte: „Während die Geschichte willkürlich erscheint, lebt der Film von seinem geselligen Charme, der galoppierenden Energie und der thermonuklearen Chemie zwischen den beiden Stars.“ Der Film spielte weltweit über 478 Mio. US-Dollar ein und wurde zu einem der größten Erfolge des Kinojahres. In dem folgenden Jahr übernahm Jolie neben Matt Damon eine Nebenrolle in Robert De Niros Der gute Hirte, einem Film über die frühe Geschichte der CIA, erzählt aus der Sicht von Edward Wilson. Jolie trat als Margaret Russell auf, Wilsons vernachlässigte Ehefrau, die zunehmend unter den Auswirkungen der Arbeit ihres Ehemanns leidet. Die Chicago Tribune kommentierte: „Jolie altert überzeugend im Laufe des Films und ist erfreulich unbesorgt, wie ihre spröde Figur beim Publikum ankommen könnte.“ Jolie spielte außerdem Mariane Pearl in Michael Winterbottoms Dokumentardrama Ein mutiger Weg (2007) über die Entführung und Ermordung des Wall-Street-Journal-Reporters Daniel Pearl in Pakistan. Der Film basiert auf Mariane Pearls Memoiren Ein mutiges Herz: Leben und Tod des Journalisten Daniel Pearl und hatte seine Uraufführung bei den Filmfestspielen in Cannes. Der Hollywood Reporter beschrieb Jolies Darstellung als „akkurat und bewegend, respektvoll gespielt und den schwierigen Akzent dabei fest im Griff.“ Sie erhielt für die Rolle ihre vierte Golden-Globe- und die dritte Screen-Actors-Guild-Award-Nominierung. Daneben trat sie als Grendels Mutter in einer Nebenrolle in Robert Zemeckis’ animiertem Epos Die Legende von Beowulf (2007) auf, der mit Hilfe der Motion-Capture-Technik gefilmt wurde. Im Sommer 2008 war sie in dem Actionfilm Wanted, einer Adaption der gleichnamigen Graphic Novel von Mark Millar zu sehen sowie in dem Animationsfilm Kung Fu Panda (DreamWorks SKG) als Stimme der Tigerin zu hören. Wanted, der in Deutschland keine Jugendfreigabe erhielt, löste eine Diskussion um die Darstellung von Gewalt im Kino aus, war jedoch mit einem Einspielergebnis von 343 Mio. US-Dollar weltweit erfolgreich. Clint Eastwood wählte sie als Hauptdarstellerin für seinen Thriller Der fremde Sohn. Dieser Film erhielt sehr gute Kritiken und wurde 2008 bei den Filmfestspielen von Cannes gezeigt. Jolie wurde für ihre Darstellung der um ihren Sohn kämpfenden Christine Collins erstmals für den Oscar als Beste Hauptdarstellerin nominiert. 2009 begann sie mit den Dreharbeiten zu dem Action-Thriller Salt, in dem sie die Agentin Evelyn Salt spielt, die der Spionage bezichtigt wird und daraufhin eine neue Identität annehmen muss. Salt kam im Sommer 2010 in die deutschen Kinos. Im Februar 2010 begannen die Dreharbeiten zu dem Film The Tourist, bei dem Florian Henckel von Donnersmarck Regie führte und Jolie an der Seite von Johnny Depp die Hauptrolle spielte. Der Film feierte seine Weltpremiere am 6. Dezember 2010 in New York und spielte weltweit über 278 Millionen US-Dollar an den Kinokassen ein. Sowohl Depp als auch Jolie wurden für ihre schauspielerischen Leistungen in dem Thriller für den Golden Globe Award nominiert, gingen aber bei der Verleihung am 16. Januar 2011 leer aus. Bei den Teen Choice Awards 2011 wurde Jolie für ihre Darbietung in The Tourist als beste Action-Schauspielerin ausgezeichnet. Am 18. Juni 2012 begannen die Dreharbeiten zu Maleficent – Die dunkle Fee, in dem Jolie die titelgebende Hauptrolle spielt. Maleficent ist eine auf dem Disney-Zeichentrickklassiker Dornröschen (1959) basierende Realverfilmung, deren Weltpremiere am 7. Mai 2014 in London stattfand. In mehreren Interviews betonte Jolie, dass sie selbst Maleficent schon als Kind bewundert habe. Regie Mit dem Dokumentarfilm A Place in Time gab Jolie 2007 ihr Regiedebüt. Der Film beschreibt das Geschehen an 27 verschiedenen Orten der Welt innerhalb einer Woche. An dem Projekt, das vor allem zur Vorführung an Schulen gedacht ist, wirkten unter anderen ihre Schauspielkollegen Jude Law, Hilary Swank, Colin Farrell und ihr Ex-Mann Jonny Lee Miller mit. Im Herbst 2010 fanden die Dreharbeiten zu In the Land of Blood and Honey statt. Das Kriegsdrama, bei dem Jolie Regie führte und für das sie das Drehbuch schrieb, erzählt eine Liebesgeschichte während des Bosnienkrieges von 1992 bis 1995. Jolie besetzte die Rollen ausschließlich mit bosnischen, serbischen und kroatischen Schauspielern wie Zana Marjanović, Nikola Djuricko und Rade Šerbedžija, die den Krieg selbst miterlebt hatten. „[Sie] waren außergewöhnlich. Ich fühlte mich privilegiert und geehrt, mit ihnen arbeiten zu dürfen und freue mich sehr darauf, dass alle bald deren unglaubliches Talent sehen können“, sagte Jolie der Branchenzeitschrift The Hollywood Reporter. Nachdem Gerüchte über die Filmhandlung in Umlauf gebracht worden waren, wonach der Film die Liebe einer bosnischen Frau zu ihrem serbischen Vergewaltiger thematisieren würde, rief dies scharfe Kritik und Proteste unter anderem von der bosnischen Vereinigung Women Victims of War hervor. Bosniens Kulturminister Gavrilo Grahovac entzog Jolie daraufhin vorübergehend die Drehgenehmigung für die Hauptstadt Sarajevo, weshalb große Teile des Films in Budapest gedreht wurden. Die Gerüchte sollten sich später als falsch erweisen. Der Film lief am 23. Dezember 2011 in den amerikanischen Kinos an. Er wurde als bester fremdsprachiger Film bei den Golden Globe Awards 2012 nominiert. Im Oktober 2013 begann Jolie in Australien unter dem Titel Unbroken mit der Verfilmung der Lebensgeschichte von Louis Zamperini. Der Film, für den Ethan und Joel Coen das Drehbuch schrieben, basiert auf Laura Hillenbrands Buch Unbeugsam: eine wahre Geschichte von Widerstandskraft und Überlebenskampf aus dem Jahr 2010. Von August bis November 2014 fanden auf Malta die Dreharbeiten des Filmdramas By the Sea statt, für das sie das Drehbuch geschrieben hatte und bei dem sie die Regie und die Hauptrolle an der Seite von Brad Pitt übernahm. Es war das erste Mal seit Mr. & Ms. Smith, dass Jolie und Pitt wieder Seite an Seite vor der Kamera standen. Die Kritiken für den Film waren weitestgehend negativ. Humanitäres Engagement Bei den Dreharbeiten zu Lara Croft: Tomb Raider im zu großen Teilen verminten Kambodscha kam Jolie zum ersten Mal persönlich mit konkreten humanitären Problemen in Kontakt. Sie wandte sich an das UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR, um weitere Informationen über internationale Krisenherde zu erhalten und stimmte in den darauf folgenden Monaten zu, verschiedene Flüchtlingslager zu besuchen. Im Februar 2001 brach sie zu ihrer ersten Reise auf, einer achtzehntägigen Mission durch Sierra Leone und Tansania; sie berichtete später, wie schockiert sie von den Bedingungen war, die sie dort vorfand. Sie kehrte für zwei Wochen nach Kambodscha zurück und besuchte danach afghanische Flüchtlinge in Pakistan, für die sie im Rahmen eines internationalen UNHCR-Dringlichkeitsappells eine Million US-Dollar spendete. Sie bestand darauf, alle im Zusammenhang ihrer Reisen entstandenen Kosten selbst zu übernehmen, und teilte bei ihren Besuchen die spärlichen Arbeitsbedingungen und Unterbringungen mit den Helfern vor Ort. UNHCR zeigte sich von Jolies Interesse für Flüchtlinge beeindruckt und ernannte sie am 27. August 2001 im Genfer Hauptquartier Palais des Nations zur UNHCR-Sonderbotschafterin. In einer Pressekonferenz erklärte sie ihre Beweggründe, der Flüchtlingsorganisation beizutreten: „Wir können uns nicht vor Informationen verschließen und die Tatsache ignorieren, dass es Millionen von Menschen auf der Welt gibt, die leiden. Ich möchte helfen. Ich glaube nicht, dass ich mich dabei von anderen Menschen unterscheide. Ich denke, wir wünschen uns alle Gerechtigkeit und Gleichheit, eine Chance für ein Leben mit Bedeutung. Wir alle würden gerne daran glauben, dass uns jemand beistünde, sollten wir einmal in eine schlechte Situation geraten.“ Während ihrer ersten drei Jahre als Sonderbotschafterin konzentrierte Jolie ihre Bemühungen auf Reisen und besuchte Flüchtlinge in verschiedenen Teilen der Welt. Auf die Frage, was sie zu erreichen erhoffe, antwortete sie: „Mehr Bewusstsein über die Lage dieser Menschen zu schaffen. Ich denke, sie sollten dafür gelobt werden, was sie überlebt haben und nicht auf sie herab gesehen werden.“ 2002 besuchte Jolie das Tham Hin-Flüchtlingslager in Thailand und kolumbianische Flüchtlinge in Ecuador. Sie reiste außerdem zu UNHCR-Einrichtungen im Kosovo und stattete dem Kakuma-Flüchtlingslager in Kenia, das Vertriebene aus dem Sudan aufnahm, einen Besuch ab. Während der Dreharbeiten zu Jenseits aller Grenzen besuchte sie außerdem angolanische Flüchtlinge in Namibia. Im Film wurde das humanitäre Engagement Jolies für das UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR eingebunden. 2003 unternahm Jolie eine sechstägige Mission nach Tansania, wo sie Lager für kongolesische Flüchtlinge in der westlichen Grenzregion besuchte, und sie reiste für eine Woche nach Sri Lanka. Sie begab sich außerdem auf eine viertägige Mission in den Nordkaukasus in Russland und veröffentlichte zum Kinostart von Jenseits aller Grenzen im Oktober 2003 das Buch Tagebuch einer Reise – Begegnungen mit Flüchtlingen in Afrika, Kambodscha, Pakistan und Ecuador, eine Zusammenstellung von Notizen ihrer frühen Reisen (2001–2002). Bei einem privaten Aufenthalt in Jordanien im Dezember 2003 besuchte sie irakische Flüchtlinge in der jordanischen Wüste und sudanesische Flüchtlinge in Ägypten. Angelina Jolie und Brad Pitt unterstützen die SOS-Kinderdörfer bereits seit Längerem mit größeren finanziellen Beiträgen. Dabei sorgen sie insbesondere für Darfur und Haiti. Angelina Jolie hat sich schon im Jahr 2003 ein persönliches Bild von der Situation vor Ort verschafft und die Kinder im Katastrophengebiet in Haiti, genauer gesagt im SOS-Kinderdorf Santo bei Port-au-Prince, besucht. Auf ihrer ersten UN-Reise innerhalb der USA begab sich Jolie 2004 nach Arizona, wo sie Asylbewerber in drei Einrichtungen besuchte, und sie besichtigte in Phoenix Unterbringungen für Kinder und Jugendliche ohne Begleitung oder rechtlichen Beistand. Als Reaktion auf die sich durch den Darfur-Konflikt verschlechternde humanitäre Situation im Westen Sudans flog sie im Juni 2004 nach Tschad und inspizierte Flüchtlingslager im Grenzgebiet zu Darfur. Vier Monate später kehrte sie in die Region zurück und begab sich direkt nach West-Darfur. Jolie besuchte 2004 auch afghanische Flüchtlinge in Thailand und stattete während eines privaten Aufenthalts im Libanon zur Weihnachtszeit dem regionalen UNHCR-Büro in Beirut einen Besuch ab und traf sich dort mit jungen Flüchtlingen und Krebspatienten. Jolie besuchte im Mai 2005 afghanische Flüchtlinge in Pakistan und traf sich mit Pakistans Präsidenten Pervez Musharraf und Premierminister Shaukat Aziz. Sie kehrte im November zusammen mit Brad Pitt nach Pakistan zurück, um die Folgen des Erdbebens in Kaschmir zu sehen. 2006 besuchten Jolie und Pitt eine vom Hip-Hop-Musiker Wyclef Jean und seiner Wohltätigkeitsorganisation Yéle Haïti unterstützte Schule in Haiti und statteten im November während der Dreharbeiten zu Ein mutiger Weg in Indien afghanischen und birmanischen Flüchtlingen in Neu-Delhi einen Besuch ab. Jolie verbrachte den ersten Weihnachtstag 2006 mit kolumbianischen Flüchtlingen in San José, Costa Rica, wo sie Geschenke verteilte und sich mit Regierungsbeamten traf. Im Februar 2007 kehrte Jolie für eine zweitägige Mission nach Tschad zurück, um sich ein Bild von der sich verschlechternden Sicherheitslage für Flüchtlinge aus Darfur zu machen; Jolie und Pitt spendeten daraufhin eine Million US-Dollar an drei Hilfsorganisationen in Tschad und Darfur. Im August 2007 unternahm Jolie ihre erste Reise nach Syrien und in den Irak, wo sie neben irakischen Flüchtlingen auch US-Truppen traf. Sechs Monate später kehrte sie in den Irak zurück. Dabei reiste sie in die Grüne Zone nach Bagdad und traf sich unter anderem mit dem irakischen Ministerpräsidenten Dschawad al-Maliki und dem US-Oberbefehlshaber in der Region, General David Petraeus. Mit zunehmender Erfahrung begann Jolie humanitäre Probleme auch auf einer politischen Ebene zu thematisieren. Sie nimmt regelmäßig an den Feierlichkeiten zum Weltflüchtlingstag in Washington, D.C. teil und war 2005 und 2006 Gastrednerin auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos. Daneben versucht sie, Einfluss auf die Gesetzgebung in Washington zu nehmen. Sie traf sich seit 2003 mindestens zwanzig Mal mit Kongressabgeordneten und Senatoren. Sie erklärte: „Auch wenn ich es vorziehen würde, nie nach Washington kommen zu müssen, ist das der Ort, um etwas zu bewegen.“ Jolie unterstützte unter anderem ein Gesetz zum Schutz von minderjährigen Asylbewerbern und sie war im März 2005 an der Gründung einer nationalen Organisation beteiligt, die minderjährige Asylbewerber, die ohne Eltern oder Verwandte in die USA einreisen, kostenlos vor Gericht vertritt; Jolie finanzierte die Einrichtung mit einer Spende von 500.000 US-Dollar für die ersten zwei Jahre. Daneben unterstützte sie verschiedene Gesetzesvorhaben des US-Kongresses, die Entwicklungshilfe für Kinder in der Dritten Welt zu verbessern. Neben ihren politischen Aktivitäten begann Jolie, das öffentliche Interesse an ihrer Person darauf zu verwenden, humanitäre Probleme in den Massenmedien zu platzieren. Im Mai 2005 filmte sie die MTV-Sendung, The Diary Of Angelina Jolie & Dr. Jeffrey Sachs in Africa, eine Dokumentation, die sie und den bekannten Wirtschaftswissenschaftler Jeffrey Sachs auf einer Reise nach Sauri, einer entlegenen Gruppe von Dörfern im westlichen Kenia, begleitete. Dort arbeitet Sachs’ Team des UN-Millennium-Projekts mit Einheimischen zusammen, um Armut, Hunger und Krankheiten zu beenden. Im September 2006 verkündete Jolie die Schaffung der Jolie/Pitt Foundation; die Stiftung tätigte zur Gründung zwei Spenden von jeweils einer Million US-Dollar an Global Action for Children und Ärzte ohne Grenzen. Jolie erntete breite Anerkennung für ihre humanitäre Arbeit. 2003 war sie die erste Preisträgerin des neu geschaffenen Citizen of the World Award des Verbandes der UNO-Korrespondenten und 2005 erhielt Jolie den Global Humanitarian Award von der UNA-USA, einer amerikanischen Einrichtung zur Unterstützung der UNO. Kambodschas König Norodom Sihamoni verlieh Jolie am 12. August 2005 die kambodschanische Staatsbürgerschaft als Dank für ihre Arbeit zur Erhaltung der Umwelt in seinem Land; sie sicherte 5 Millionen US-Dollar zu, um die Tierwelt innerhalb eines Nationalparks in der nordwestlichen Provinz Battambang zu erhalten, in der sie ein Haus besitzt. 2007 wurde Jolie Mitglied des Council on Foreign Relations und mit dem Freedom Award des International Rescue Committee ausgezeichnet. 2010 unterstützte Jolie die Initiative Ein Logo für Menschenrechte. Im April 2012 wurde Jolie zur Ehrenbürgerin Sarajevos ernannt. In der Begründung hieß es, sie habe mit ihrem Regiedebüt In the Land of Blood and Honey dazu beigetragen, ein Stück Geschichte zu wahren und „die Prinzipien der Menschlichkeit, Demokratie, ebenso wie die Toleranz und die Solidarität von Menschen unterschiedlicher ethnischer Herkunft, Religion und kulturellem Hintergrund zu schützen.“ Am 16. November 2013 wurde Angelina Jolie bei den Governors Awards in Los Angeles mit dem Jean Hersholt Humanitarian Award („Ehrenoscar“) für ihr humanitäres Engagement unter anderem als Sondergesandte des UN-Flüchtlingshochkommissariats ausgezeichnet. Nach dem Erscheinen ihres Films In the Land of Blood and Honey führte Jolie zusammen mit dem britischen Außenminister William Hague eine zweijährige Kampagne gegen Vergewaltigung als Kriegstaktik, die im Juni 2014 mit einer Gipfelkonferenz in London abgeschlossen wurde. Ziel der Kampagne war es, die Verdrängung und Banalisierung des Themas zu beenden und die Weltgemeinschaft zum Engagement gegen sexuelle Gewalt in Konflikten aufzurufen. Aufgrund ihres Engagements wurde Angelina Jolie 2014 von Königin Elizabeth II. mit dem Ordenszeichen Honorary Dame Commander des Most Distinguished Order of St. Michael and St. George geehrt. Seit 2012 lässt sich Jolie von der britischen Politikerin und Menschenrechtlerin Arminka Helic und der britischen Außenpolitik-Spezialistin Chloe Dalton beraten. Nachdem Angelina Jolie 2001–2012 Sonderbotschafterin des UNHCR war, wurde sie im April 2012 zur Sondergesandten (special envoy) des Hohen Flüchtlingskommissars der Vereinten Nationen (UNHCR) ernannt. Am 16. Dezember 2022 gab sie ihren Rücktritt vom Amt der Sondergesandten bekannt. Sie wolle aber weiter der Flüchtlingsarbeit verbunden bleiben. Sonstige Aktivitäten Seit 2007 ist Jolie Mitglied des Council on Foreign Relations. Privatleben Am 28. März 1996 heiratete Jolie den britischen Schauspielkollegen Jonny Lee Miller, den sie während der Dreharbeiten zu Hackers – Im Netz des FBI kennengelernt hatte. Jolie und Miller trennten sich ein Jahr später, wurden im Februar 1999 geschieden, blieben aber befreundet. Während der Dreharbeiten zu Foxfire (1996) ging Jolie eine sexuelle Beziehung mit ihrer Filmpartnerin Jenny Shimizu ein. Als sie 2003 in einem Interview mit Barbara Walters gefragt wurde, ob sie bisexuell sei, bestätigte Jolie dies. Am 5. Mai 2000 heiratete Jolie den 20 Jahre älteren Schauspielkollegen Billy Bob Thornton, ihren Filmpartner aus Turbulenzen – und andere Katastrophen. Am 10. März 2002 adoptierten sie einen kambodschanischen Jungen (* 5. August 2001) aus einem Waisenhaus in Phnom Penh. Nach der Scheidung von Thornton am 27. Mai 2003 erhielt sie das alleinige Sorgerecht. Im Juli 2002 reichte Jolie einen Antrag auf Namensänderung ein, um Voight als Familiennamen zu streichen und ihren bürgerlichen Namen in Angelina Jolie zu ändern; die Änderung wurde am 12. September 2002 offiziell bestätigt. Im August desselben Jahres sagte Jon Voight im US-Fernsehen, seine Tochter habe „ernste emotionale Schwierigkeiten“. Jolie erklärte 2004, sie sei nicht länger an einer Beziehung zu ihrem Vater interessiert. Sie gab an, dass sie die genauen Gründe für die Entfremdung von ihrem Vater nicht öffentlich machen wolle, aber sie glaube, es sei schädlich für sie, sich weiterhin mit ihrem Vater einzulassen, da sie gerade ein Kind adoptiert habe. Im Frühjahr 2005 geriet Jolie ins Visier der Boulevardpresse. Sie sei der Trennungsgrund des Schauspielerehepaares Brad Pitt und Jennifer Aniston. Die Boulevardmedien spekulierten, ob sie und Pitt während der Dreharbeiten von Mr. & Mrs. Smith eine Affäre begonnen hätten. Jolie bestritt dies in verschiedenen Interviews. Am 6. Juli 2005 adoptierte Jolie einen verwaisten weiblichen äthiopischen Säugling aus einem Waisenhaus in Addis Abeba (* 8. Januar 2005). Nach einem Jahr intensiver Berichterstattung der Boulevardmedien, in dem sich beide – auch nach der Scheidung Pitts von Aniston im Oktober 2005 – nie zum Wesen ihrer Beziehung geäußert hatten, offenbarte Jolie am 11. Januar 2006 gegenüber der Zeitschrift People, dass sie ein Kind von Pitt erwarte. Kurz darauf wurde die von Pitt beantragte Adoption von Jolies Adoptivkindern rechtsgültig. Die erste leibliche Tochter des Paares, Shiloh Jolie-Pitt, wurde am 27. Mai 2006 in Namibia geboren. Für die Erlaubnis zur Veröffentlichung der ersten Fotos zahlte die Zeitschrift People dem Paar 4,1 Millionen US-Dollar – den bis dahin höchsten Preis für sogenannte „Celebrity-Fotos“. Am 15. März 2007 adoptierte Jolie – wegen des vietnamesischen Adoptionsrechts zunächst allein – einen Jungen (* 29. November 2003) aus einem Waisenhaus in Ho-Chi-Minh-Stadt. Ein Jahr später wurde auch Pitts Adoption des Jungen rechtskräftig. Beim Filmfestival von Cannes im Mai 2008 bestätigte Jolie ihre Schwangerschaft mit Zwillingen. Diese wurden am 12. Juli 2008 in Nizza geboren. Die Rechte an den ersten öffentlichen Fotos der Zwillinge gingen für 14 Millionen US-Dollar erneut an die Zeitschrift People. Am 14. Mai 2013 veröffentlichte Jolie im Op-Ed der New York Times einen Debattenbeitrag mit dem Titel My Medical Choice, in dem sie davon berichtete, dass sie sich einer beidseitigen prophylaktischen Mastektomie unterzogen habe, um ihr hohes individuelles Brustkrebsrisiko zu minimieren. Ohne Operation habe ihr Risiko, an Brustkrebs zu erkranken, aufgrund einer Mutation im BRCA1-Gen 87 % betragen. Ihr Risiko eines Eierstockkrebses sei auf 50 % geschätzt worden. Die Berichterstattung bewirkte, dass sich Frauen weltweit vermehrt für Brust-Diagnostik und genetische Beratung interessierten (Jolie-Effekt). Am 24. März 2015 veröffentlichte Jolie unter dem Titel Diary of a Surgery einen weiteren Gastbeitrag in der New York Times, in dem sie mitteilte, dass sie sich inzwischen auch einer prophylaktischen Entfernung beider Eierstöcke und der Eileiter unterzogen habe. Nachdem Pitts Managerin im April 2012 bereits die Verlobung des Paares bekanntgegeben hatte, heirateten Jolie und Pitt am 23. August 2014 auf ihrem Weingut Château Miraval an der Côte d’Azur im Beisein von Familie und Freunden. Ihr bürgerlicher Name lautet seit der Eheschließung Jolie Pitt. Zur Hochzeit schenkte sie Pitt die Schreibmaschine von Ernest Hemingway im Wert von 250.000 US-Dollar. Nach zweijähriger Ehe reichte Jolie im September 2016 die Scheidung von Pitt ein. Jolie hat mindestens 20 Tätowierungen (Stand: Februar 2016). Darunter befindet sich ein traditionelles Khmer-Tattoo, das Unglück und Unfälle abwenden soll, ein Ausspruch von Tennessee Williams „A prayer for the wild at heart, kept in cages“, ein zwölf Zoll (30,5 cm) großer Tiger und die geographischen Koordinaten der Geburtsorte von Brad Pitt und ihren Kindern. Sie ließ verschiedene Tätowierungen entfernen, darunter auch den Schriftzug Billy Bob, den Vornamen ihres zweiten Ehemanns. Medienpräsenz Jolie ist heute eine der bekanntesten Persönlichkeiten weltweit. Laut Q-Score-Index von Marketing Evaluations Inc. kannten Jolie nach ihrem Oscargewinn 31 % der Befragten in den Vereinigten Staaten im Jahr 2000, 2006 war sie bereits für 81 % aller US-Amerikaner ein Begriff. In einer globalen Studie auf 42 internationalen Märkten von ACNielsen aus dem Jahr 2006 wurde Jolie zusammen mit Brad Pitt zur weltweit bevorzugten Werbeträgerin für Marken und Produkte ermittelt. Daneben wurde Jolie 2006 und 2008 von Time in deren jährliche Liste der 100 einflussreichsten Personen der Welt aufgenommen. Vom US-Wirtschaftsmagazin Forbes wurde Jolie auf der sogenannten „Celebrity 100“, einer Rangliste der einflussreichsten Prominenten, 2006 auf Position 35 und 2007 auf Rang 14 geführt. Im Februar 2007 wurde sie im Rahmen der britischen Fernsehshow The 100 Greatest Sex Symbols vor Elvis Presley und Marilyn Monroe zum größten Sexsymbol aller Zeiten gewählt. 2008 wählten die Leser der deutschen FHM Jolie auf einer Liste der 100 schönsten Frauen auf Platz 12. 2008 zählte Jolie laut Forbes Magazine zu den am besten verdienenden Schauspielerinnen in Hollywood. Zwischen Juni 2007 und Juni 2008 erhielt sie Gagen in Höhe von 14 Millionen US-Dollar. 2011 hatte sie in einem neuerlichen Forbes-Ranking die Spitzenposition durch ihr Mitwirken in Salt und The Tourist (30 Millionen US-Dollar) gemeinsam mit Sarah Jessica Parker inne. Das Ausmaß der Berichterstattung über Jolie wird auch daran deutlich, dass sie zwischen Mai 2011 und Mai 2012 auf den Titelblättern von mindestens 78 Zeitschriften zu sehen war. Filmografie (Auswahl) Schauspielerin Die deutsche Synchronstimme von Jolie ist seit dem Jahr 2000 bis auf wenige Ausnahmen Claudia Urbschat-Mingues. Regisseurin 2007: A Place in Time (Dokumentation) 2011: In the Land of Blood and Honey 2014: Unbroken 2015: By the Sea 2017: Der weite Weg der Hoffnung (First They Killed My Father: A Daughter of Cambodia Remembers) Drehbuchautorin 2011: In the Land of Blood and Honey 2015: By the Sea Produzentin 2005: Lovesick 2005: A Moment in The World 2011: In the Land of Blood and Honey 2014: Unbroken 2015: By the Sea 2017: Der weite Weg der Hoffnung (First They Killed My Father: A Daughter of Cambodia Remembers) 2019: Maleficent: Mächte der Finsternis (Maleficent: Mistress of Evil) Synchronsprecherin 2004: Große Haie – Kleine Fische (Shark Tale) 2008: Kung Fu Panda 2011: Kung Fu Panda 2 2016: Kung Fu Panda 3 Musikvideos 1991: Stand By My Woman von Lenny Kravitz 1991: Alta Marea (Don’t Dream It’s Over) von Antonello Venditti 1993: Rock and Roll Dreams Come Through von Meat Loaf 1997: Anybody Seen My Baby? von The Rolling Stones 2001: Elevation von U2 2003: Did My Time von Korn Auszeichnungen (Auswahl) Auszeichnungen für ihre Leistungen als Schauspielerin Academy Award of Merit („Oscar“) 2000: Auszeichnung als Beste Nebendarstellerin für Durchgeknallt 2009: Nominierung als Beste Hauptdarstellerin für Der fremde Sohn British Academy Film Award 2009: Nominierung als beste Hauptdarstellerin für Der fremde Sohn Emmy Award 1998: Nominierung als beste Hauptdarstellerin in einer Miniserie oder einem Fernsehfilm für Gia – Preis der Schönheit 1998: Nominierung als beste Hauptdarstellerin in einer Miniserie oder einem Fernsehfilm für Wallace Golden Globe Award 1998: Auszeichnung als beste Hauptdarstellerin in einem Fernsehfilm für Wallace 1999: Auszeichnung als beste Hauptdarstellerin in einem Fernsehfilm für Gia – Preis der Schönheit 2000: Auszeichnung als Beste Nebendarstellerin für Durchgeknallt 2008: Nominierung als Beste Hauptdarstellerin in einem Drama für Ein mutiger Weg 2009: Nominierung als beste Hauptdarstellerin in einem Drama für Der fremde Sohn 2011: Nominierung als Beste Hauptdarstellerin in einer Komödie oder einem Musical für The Tourist Nickelodeon Kids’ Choice Awards 2015: Auszeichnung als Favorite Villain für Maleficent National Board of Review Award 1998: Auszeichnung als beste Nachwuchsdarstellerin für Leben und lieben in L.A. Screen Actors Guild Award 1999: Auszeichnung als beste Hauptdarstellerin in einem Fernsehfilm für Gia – Preis der Schönheit 2000: Auszeichnung als beste Nebendarstellerin für Durchgeknallt 2008: Nominierung als beste Hauptdarstellerin für Ein mutiger Weg 2009: Nominierung als beste Hauptdarstellerin für Der fremde Sohn Negativpreise 2002: Nominierung für die Goldene Himbeere als schlechteste Schauspielerin für Lara Croft: Tomb Raider und Original Sin 2003: Nominierung für die Goldene Himbeere als schlechteste Schauspielerin für Leben oder so ähnlich 2004: Nominierung für die Goldene Himbeere als schlechteste Schauspielerin für Jenseits aller Grenzen und Lara Croft: Tomb Raider – Die Wiege des Lebens 2005: Nominierung für die Goldene Himbeere als schlechteste Schauspielerin für Alexander und Taking Lives – Für Dein Leben würde er töten 2005: Nominierung als größte Verliererin in den ersten 25 Jahren der Verleihung der Goldenen Himbeere Auszeichnungen als Regisseurin und Drehbuchautorin Hollywood Film Award 2017: Auszeichnung mit dem Hollywood Foreign Language Film Award für Der weite Weg der Hoffnung, gemeinsam mit Loung Ung Auszeichnungen für ihr humanitäres Engagement 2003: (Sergio Vieira de Mello) Citizen of the World Award des Verbandes der UNO-Korrespondenten 2005: Global Humanitarian Award der United Nations Association of the USA (UNA-USA) und des Business Council for the United Nations 2005: Verleihung der kambodschanischen Staatsbürgerschaft 2007: Freedom Award des International Rescue Committee 2012: Ernennung zur Ehrenbürgerin der Stadt Sarajevo 2014: Jean Hersholt Humanitarian Award (verliehen bei den Governors Awards am 16. November 2013 in Los Angeles) 2014: Ernennung zur Honorary Dame Commander des Order of St. Michael and St. George (DCMG) durch Königin Elisabeth II. Literatur Angelina Jolie: Tagebuch einer Reise – Begegnungen mit Flüchtlingen in Afrika, Kambodscha, Pakistan und Ecuador. Bombus, München 2004, ISBN 3-936261-31-8. Brandon Hurst: Angelina Jolie. Schwarzkopf & Schwarzkopf Verlag, Berlin 2007, ISBN 978-3-89602-764-1. Harald Keller: Angelina Jolie. Bertz + Fischer Verlag, Berlin 2001, ISBN 3-929470-33-0. Andrew Morton: Angelina Jolie. Droemer, München 2010, ISBN 978-3-426-27532-0. Englischsprachige Literatur und Quellen UNHCR. Angelina Jolie UNHCR Goodwill Ambassador Fact Sheet. UNHCR.org UNHCR. Field Missions. UNHCR.org Chris Heath: Blood, Sugar, Sex, Magic. Rolling Stone. Juli 2001 Jonathan Van Meter: Vogue. April 2002 Bruce Kirkland: The new Angelina Jolie. jam! Showbiz. 19. Oktober 2003 Jonathan Van Meter: Vogue. März 2004 Fred Schruers: Angelina Jolie. Premiere Magazine. Oktober 2004 Kevin Sessums: Allure. November 2004 Matthew Swibel: Bad Girl Interrupted. Forbes. 12. Juni 2006 Jonathan Van Meter: Vogue. Januar 2007 Weblinks UNHCR Goodwill Ambassador Angelina Jolie, offizielle Website bei UNHCR.org (englisch) Angelina Jolie’s Refugee Journals, Jolies Reisetagebücher (englisch) Journey Through Eastern Congo, Multimedia-Tagebuch, das von Jolie selbst besprochen wurde (englisch) Tobias Rapp: Das Prinzip Maßlosigkeit auf Spiegel Online vom 31. Juli 2010 Bilder von Jolie, umfangreiche Sammlung von Fotos auf moviepilot Einzelnachweise Filmschauspieler Filmregisseur Filmproduzent Drehbuchautor Synchronsprecher Oscarpreisträger UN-Sonderbotschafter UN-Goodwill-Botschafter Golden-Globe-Preisträger Mitglied im Council on Foreign Relations Honorary Dame Commander des Order of St. Michael and St. George Darstellender Künstler (Los Angeles) Ehrenbürger von Sarajevo US-Amerikaner Kambodschaner Geboren 1975 Frau Pilot (Vereinigte Staaten)
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Archimedes
Archimedes von Syrakus (griechisch Ἀρχιμήδης ὁ Συρακούσιος Archimḗdēs ho Syrakoúsios; * um 287 v. Chr. vermutlich in Syrakus; † 212 v. Chr. ebenda) war ein griechischer Mathematiker, Physiker und Ingenieur. Er gilt als einer der bedeutendsten Mathematiker der Antike. Seine Werke waren auch noch im 16. und 17. Jahrhundert bei der Entwicklung der höheren Analysis von Bedeutung. Leben Über das Leben des Archimedes ist wenig bekannt und vieles gilt als Legende. Archimedes, geboren ca. 287 v. Chr. wahrscheinlich in der Hafenstadt Syrakus auf Sizilien, war der Sohn des Pheidias, eines Astronomen am Hof Hierons II. von Syrakus. Mit diesem und dessen Sohn und Mitregenten Gelon II. war er befreundet und möglicherweise verwandt. Bei einem längeren Aufenthalt in Alexandria, wo die Alexandrinische Schule entstanden war, lernte Archimedes die dortigen Mathematiker Konon, Dositheos und Eratosthenes kennen, mit denen er später weiter korrespondierte. Als er nach Syrakus zurückgekehrt war, betrieb er Mathematik und praktische Physik (Mechanik). Seine Wurfmaschinen wurden bei der Verteidigung von Syrakus gegen die römische Belagerung im Zweiten Punischen Krieg eingesetzt. Bei der Eroberung von Syrakus 212 v. Chr. nach dreijähriger Belagerung durch den römischen Feldherrn M. Claudius Marcellus wurde er sehr zum Bedauern von Marcellus, der ihn lebend gefangensetzen wollte, von einem römischen Soldaten getötet. Über die Umstände referiert Plutarch in seiner Biographie des Marcellus mehrere überlieferte Versionen, nach einer war er mit einem mathematischen Beweis beschäftigt und forderte einen beim Plündern der Stadt eindringenden Soldaten auf, ihn nicht zu stören, worauf der ihn erschlug. Sprichwörtlich wurden die Worte Noli turbare circulos meos (lateinisch für: „Störe meine Kreise nicht“), die Archimedes dabei gesprochen haben soll. Nach Plutarch hatte Archimedes sich testamentarisch ein Grab mit der Darstellung von Kugel und Zylinder gewünscht, da er offensichtlich auf seine Abhandlung perì sphaíras kaì kylíndrou („Über Kugel und Zylinder“) besonders stolz war. In dieser beschrieb Archimedes 225 v. Chr. das Verhältnis von Volumen und Oberfläche einer Kugel zu einem umschreibenden Zylinder gleichen Durchmessers, er bewies, dass dieses Verhältnis ⅔ beträgt. Cicero berichtet in den Tuskulanischen Gesprächen, dass er in seiner Zeit als Quästor in Sizilien (75 v. Chr.) nach dem Grab suchte und es nahe dem Tor nach Agrigent von Gestrüpp zugewuchert fand. Eine von seinem Freund Heracleides geschriebene Biographie ist nicht erhalten. Schriften Die erhaltenen Hauptschriften sind: Über das Gleichgewicht ebener Flächen, griechisch Περὶ ἐπιπέδων ἰσορροπιῶν, transkribiert Peri epipédōn isorrhopiṓn, lateinisch De planorum aequilibriis, in zwei Büchern. Quadratur der Parabel, griechisch Τετραγωνισμὸς παραβολῆς, transkribiert Tetragōnismos parabolēs, lateinisch De quadratura parabolae. Inhalt: Fläche eines Parabelsegments. Über die Methode, griechisch Περὶ μηχανικῶν θεωρημάτων πρὸς Ἐρατοσθένη ἔφοδος, transkribiert Peri mēchanikōn theōrēmatōn pros Eratosthenē ephodos, lateinisch De methodo. Als Fragment erhalten im von Heiberg gefundenen Archimedes-Palimpsest. Über Kugel und Zylinder, griechisch Περὶ σφαίρας καὶ κυλίνδρου, transkribiert Peri sphaíras kai kylíndrou, lateinisch De sphaera et cylindro, 2 Bände. Inhalt: Volumen von Kugel und Zylinder. Über Spiralen, griechisch Περὶ ἑλίκων, transkribiert Peri helikōn, lateinisch De lineis spiralibus. Inhalt: Fläche eines von ihm erfundenen Objekts, der Spirallinie. Die archimedische Spirale wurde aber wahrscheinlich von seinem Freund Konon erfunden. Über Konoide und Sphäroide, griechisch Περὶ κωνοειδέων καὶ σφαιροειδέων, transkribiert Peri kōnoeideōn kai sphairoeideōn, lateinisch De conoidibus et sphaeroidibus. Inhalt: Volumina von Hyperbeln und Ellipsen. Über schwimmende Körper, 2 Bücher, griechisch Περὶ τῶν ἐπιπλεόντων σωμάτων, transkribiert Peri tōn epipleontōn sōmatōn, lateinisch De corporibus fluitantibus. Inhalt: Volumen und spezifisches Gewicht von Körpern, Hydrostatik. Kreismessung, griechisch Κύκλου μέτρησις, transkribiert Kýklou métrēsis, lateinisch Dimensio circuli. Die Sandrechnung, griechisch Ψαμμίτης, transkribiert Psammitēs, lateinisch Arenarius. Inhalt: Darstellung beliebig großer Zahlen, Heliozentrisches Weltbild des Aristarchos von Samos. Hinzu kommen: Das Rinderproblem des Archimedes, lateinisch Problema bovinum, ein zahlentheoretisches Problem. Es ist in einem Gedicht von Archimedes an Eratosthenes erhalten, das Lessing entdeckte. Ostomachion (oder Stomachion), griechisch Ὀστομάχιον, ein Puzzle-Problem. Fragment, zum Beispiel im Archimedes-Palimpsest erhalten. Zuschreibung fraglich. Buch der Lemmata, lateinisch Liber assumptorum. Wohl nicht archimedisch (der Text zitiert Archimedes), geht aber inhaltlich vielleicht auf Archimedes zurück. Es ist nur in einer arabischen Übersetzung von Thabit Ibn Qurra aus dem 9. Jahrhundert erhalten. Es enthält unter anderem eine Dreiteilung des Winkels mit nicht-klassischen Methoden (markiertes Lineal) und die Zwillingskreise des Archimedes. Die hier angegebene Reihenfolge der Hauptschriften bis zur Sandrechnung entspricht der chronologischen Reihenfolge, wie sie von Thomas Heath angegeben wurde, wobei die Quadratur der Parabel zwischen den Büchern 1 und 2 von Gleichgewicht ebener Flächen eingeordnet wurde und Über die Methode zwischen Gleichgewicht ebener Flächen, Buch 2, und Über Kugel und Zylinder. An der Chronologie gab es aber auch Kritik. In der Quadratur der Parabel wird der kürzliche Tod seines Freundes Konon erwähnt, so dass sich diese Schrift um 240 v. Chr. datieren lässt. Nach der erwähnten relativen Datierung sind die meisten Werke des Archimedes erst danach entstanden. Das Buch über Spiralen wurde nach Archimedes Angaben viele Jahre nach dem Tod des Konon geschrieben, so dass es nach Ivo Schneider etwa 230 v. Chr. zu datieren ist. Schneider ordnet die Methodenlehre Ende der 220er Jahre ein und die Schwimmenden Körper als letztes Werk in die letzten acht Lebensjahre, aber wohl vor 216 v. Chr. wegen der nachfolgenden Kriegsereignisse. Es gibt Hinweise auf einige heute verloren gegangene Schriften, zum Beispiel über Polyeder und über Hebel (von Pappos erwähnt), über die Darstellung von Zahlen (von Archimedes in seinem Sandrechner erwähnt) und über Spiegel (Catoptrica, von Theon von Alexandria erwähnt). Aus der Unvollständigkeit der mechanischen Schriften des Archimedes (Gleichgewicht ebener Flächen, Quadratur der Parabel) und mehrerer Hinweise bei Archimedes (und zum Beispiel bei Heron von Alexandria) wurde auf die Existenz verloren gegangener Teile seiner Mechanik geschlossen, die A. G. Drachmann zu rekonstruieren versuchte. Diese teilweise rekonstruierten mechanischen Schriften stehen chronologisch am Anfang der Werke des Archimedes. Es gibt einige Hinweise auf verloren gegangene Schriften des Archimedes in arabischer Übersetzung, so ein Buch über das Parallelenpostulat, das im Bücherkatalog von Ibn al-Nadim aufgeführt ist und möglicherweise die Behandlung des Themas bei Thabit Ibn Qurra beeinflusste. Werk Archimedes war sowohl in der Mathematik als auch im Bereich der heutigen Physik gleichermaßen schöpferisch tätig. Physik Archimedes werden die Erfindung und Kombination verschiedener Maschinenelemente zugeschrieben, wie Schrauben, Seilzüge mit Wellrädern, Flaschenzüge und Zahnräder, deren Funktionen er auch in der Praxis demonstriert haben soll. Obwohl er sich im Auftrag König Hierons der Entwicklung technischer Anwendungen widmete, bevorzugte er nach Überlieferungen Plutarchs das abstrakte Denken und sah auf die praxisbezogene Arbeit des Ingenieurs mit Verachtung herab. Aus diesem Grund hinterließ er auch keine Abhandlung über praktische Erfindungen. Seine Schriften zur Mechanik und Hydrostatik sind nach dem Vorbild der Geometrie streng axiomatisch aufgebaut. Hebelgesetz Archimedes formulierte die Hebelgesetze (in seiner Schrift Über das Gleichgewicht ebener Flächen) und schuf dadurch die theoretische Grundlage für die spätere Entwicklung der Mechanik. Er selbst entwickelte aus dem Hebelgesetz bereits die wissenschaftlichen Grundlagen der Statik für statisch bestimmte Systeme. Die Beschreibung des Hebels selbst findet sich schon in älteren griechischen Schriften aus der Schule des Aristoteles. Er soll (wie Pappos und andere überlieferten) gesagt haben: „“ („Gebt mir einen festen Punkt, und ich hebe die Welt aus den Angeln“). Darauf gründet sich der Begriff des archimedischen Punktes. Als er sich einmal gegenüber Hieron so äußerte, verlangte dieser nach Plutarch einen praktischen Beweis, und Archimedes bewerkstelligte unter anderem mit Flaschenzügen (Plutarch) und Seilwinden die Bewegung eines großen voll beladenen Schiffs durch einen einzigen Mann. Archimedisches Prinzip Nach Vitruv sollte Archimedes den Goldgehalt einer vom Herrscher Hieron II. den Göttern geweihten Krone prüfen, ohne sie jedoch zu beschädigen. Der König verdächtigte den Goldschmied, ihn betrogen zu haben. Um die gestellte Aufgabe zu lösen, tauchte er einmal die Krone und dann einen Goldbarren (sowie einen Silberbarren), der genauso viel wog wie die Krone, in einen vollen Wasserbehälter und maß die Menge des überlaufenden Wassers. Die Krone verdrängte mehr Wasser als der Goldbarren. Dadurch war bewiesen, dass die Krone ein kleineres spezifisches Gewicht hatte und daher nicht ganz aus Gold gefertigt war. Archimedes soll der Legende nach das Archimedische Prinzip beim Baden entdeckt haben. Aus dem randvollen Wasserbehälter sei jene Wassermenge ausgelaufen, die er beim Hineinsteigen ins Bad mit seinem Körpervolumen verdrängte. Glücklich über seine Entdeckung soll er mit dem Ausruf „Heureka!“ (altgriechisch: , „Ich hab’s gefunden!“) nackt auf die Straße gelaufen sein. Die Anekdote von der Überprüfung des Goldgehalts der Krone Hierons durch Wasserverdrängung ist aber kritisiert worden – diese wäre mit den Mitteln der damaligen Zeit nur schwer durchzuführen gewesen und ist wahrscheinlich eine Legende. Schon Galileo Galilei vermutete deshalb 1586, Archimedes hätte stattdessen eine Waage benutzt zur Messung der Gewichte unter Auftrieb. Das Archimedische Prinzip kann bei jedem schwimmenden Körper Anwendung finden. Es stellt beim Schiffbau eine zwingend zu berücksichtigende Tatsache dar. Bei seinen hydrostatischen Experimenten entdeckte er zudem das Prinzip der kommunizierenden Gefäße. Mathematik Flächenberechnungen Archimedes bewies, dass sich der Umfang eines Kreises zu seinem Durchmesser genauso verhält wie die Fläche des Kreises zum Quadrat des Radius. Er nannte dieses (heute als Pi oder Kreiszahl bezeichnete) Verhältnis noch nicht π (Pi), gab aber eine Anleitung, wie man sich dem Verhältnis bis zu einer beliebig hohen Genauigkeit nähern kann, vermutlich das älteste numerische Verfahren der Geschichte. Mit seinen Überlegungen zur Flächen- und Volumenberechnung (u. a. mit einer exakten Quadratur der Parabel) nahm Archimedes Ideen der Integralrechnung viel später folgender Denker vorweg. Er ging dabei über die Eudoxos von Knidos zugeschriebene Exhaustionsmethode (Ausschöpfungsmethode) hinaus; beispielsweise wandte er bereits eine Form des Prinzips von Cavalieri an. 1906 fand Johan Ludvig Heiberg (1854–1928), ein dänischer Philologe und Professor an der Universität Kopenhagen, in Istanbul ein auf das 10. Jahrhundert datiertes Manuskript, das unter anderem eine Abschrift von Archimedes’ Schrift Die Methode enthielt. Darin gibt er eine mechanische Methode preis, mit der er viele seiner Resultate erzielt hatte, bevor er sie in geometrisch strenger Weise bewies. Die Methode entspricht einem Wiegen der zu vergleichenden Volumina bzw. Flächenstücke, allerdings in geometrischer Form. Bei seiner Beschreibung erwähnt Archimedes auch ein älteres Verfahren von Demokrit, bei dem es sich möglicherweise um das Wiegen von Modellen handelt. Siebeneck nach Archimedes Von Thabit Ibn Qurra stammt die Übersetzung einer Abhandlung von Archimedes über die Konstruktion eines regulären Heptagons, bekannt als das Siebeneck nach Archimedes. Diese Konstruktion des Siebenecks nach Archimedes ist, der Überlieferung nach, eine Neusis-Konstruktion auch Einschiebung (Neusis) genannt. Die Art und Weise, wie Archimedes selbst die Länge der Strecke gefunden hat – z. B. wie er das markierte Lineal angelegt hat – ist nicht überliefert. Stellenwertbasiertes Zahlensystem Außerdem entwickelte Archimedes ein stellenwertbasiertes Zahlensystem mit der Basis 108. Er benutzte es, um astronomisch große Zahlen (bis zur Größe von 1064) mathematisch fassen zu können – dies in einer Zeit, in der seine Mitwelt eine Myriade (lit. 10.000) bereits mit „unendlich“ gleichsetzte. Anlass dafür war die Abhandlung Über schwimmende Körper und die Sandzahl, auch kurz Sandrechner genannt, die er dem Sohn von Hieron II., Gelon, widmete. Darin heißt es: „Es gibt Leute, König Gelon, die der Meinung sind, die Zahl des Sandes sei unendlich groß […] Andere glauben zwar nicht, dass die Zahl unendlich sei, aber doch, dass noch keine Zahl genannt worden sei, die seine Menge übertreffen könnte.“ Da Gelon als König angesprochen wird, entstand die Schrift nach 240 v. Chr., als er Mitregent wurde (und vor Gelons Tod 216 v. Chr.). Er widerlegte diese Vorstellungen, indem er in der Abhandlung die Anzahl der Sandkörner, die alle Strände der Erde bedeckten, abschätzte und benannte. Er ging sogar noch weiter und berechnete die Anzahl der Sandkörner, die man benötigte, um das ganze Universum mit Sand anzufüllen. Damals stellte man sich das Universum allerdings noch wesentlich kleiner vor – nämlich als Kugel von etwa der Größe unseres Sonnensystems. Archimedes’ Rechnung besagt demnach, dass in eine gedachte Kugel von der Größe unseres Sonnensystems etwa 1064 Sandkörner hineinpassen würden. Archimedisches Axiom Obwohl nach ihm benannt, stammt das archimedische Axiom nicht von Archimedes, sondern geht auf Eudoxos von Knidos zurück, der dieses Prinzip im Rahmen seiner Größenlehre einführte. Archimedische Körper Die Originalarbeit des Archimedes ist nicht erhalten geblieben. Allerdings existiert noch eine Schrift des Mathematikers Pappos (ca. 290–350 n. Chr.), in der erwähnt wird, dass Archimedes die 13 archimedischen Körper beschrieb. Technik Archimedes hat die Technik seiner Zeit und die spätere Entwicklung der Technik, insbesondere der Mechanik, maßgeblich beeinflusst. Er selbst konstruierte allerlei mechanische Geräte, nicht zuletzt auch Kriegsmaschinen. Archimedische Schraube Archimedes wird die Erfindung der sogenannten archimedischen Schraube zugeschrieben, zu der er angeregt wurde, nachdem er bei seinem Studienaufenthalt in Ägypten die dortigen einfachen Vorrichtungen zur Feldbewässerung gesehen hatte. Das Prinzip der archimedischen Schraube kommt heutzutage in modernen Förderanlagen, sogenannten Schneckenförderern, zum Einsatz. Möglicherweise wurde sie von Archimedes als Lenzpumpe für Schiffe entwickelt, denn nach Athenäus von Naukratis beauftragte König Hieron Archimedes mit dem Bau des größten Schiffs der damaligen Zeit, der Syracusia. Kriegsmaschinen bei der Belagerung von Syrakus Archimedes soll nach Plutarch die Römer bei ihrer langwierigen Belagerung mit den von ihm entwickelten Kriegsmaschinen aufgehalten haben: So entwickelte er beispielsweise Wurfmaschinen und Katapulte oder auch Seilwinden, welche ein komplettes Schiff, voll beladen und mit gesamter Besatzung, durch Ziehen an einem einzigen Seil bewegten. Auch mächtige Greifarme, die feindliche Boote packten und angeblich in Stücke rissen, gehörten dazu. Die Kralle von Archimedes soll eine Waffe gegen angreifende Flotten gewesen sein, die in der Stadtmauer von Syrakus eingebaut war und bei dessen Belagerung gegen die Römische Flotte eingesetzt wurde. Die genaue Funktion dieser Waffe ist allerdings unklar. In alten Schriften wird die Waffe als ein Hebel mit einem großen Eisenhaken dargestellt. Bereits im Jahre 425 v. Chr. verfügte die Stadt Syrakus über eine als „Eisenhand“ beschriebene Seekriegswaffe, mit der man Schiffe entern konnte (Thukydides, Pel. Kr. IV, 25), möglicherweise ein Enterhaken. Brennspiegel Außerdem soll Archimedes die Schiffe der Römer sogar über große Entfernung mit Hilfe von Spiegeln, die das Sonnenlicht umlenkten und fokussierten, in Brand gesteckt haben. Das wird von Lukian von Samosata und später von Anthemios von Tralleis berichtet. Dazu gibt es eine über 300 Jahre währende, heftige Kontroverse. Historisch sprechen die Quellenlage, Übersetzungsfragen (pyreia wurde oft mit Brennspiegel übersetzt, obwohl es nur „Entzündung“ heißt und auch Brandpfeile umfasst) und das erst Jahrhunderte spätere Auftauchen der Legende dagegen. Physikalische Gegenargumente sind die notwendige Mindestgröße und Brennweite eines solchen Spiegels, die zu erreichende Mindesttemperatur zur Entzündung von Holz (etwa 300 Grad Celsius) und die Zeit, die das zu entzündende Holzstück konstant beleuchtet bleiben muss. Technische Gegenargumente diskutieren die Herstellbarkeit solcher Spiegel zur damaligen Zeit, die Montage eines Spiegels oder Spiegelsystems und die Bedienbarkeit. Ein moderner Kritiker der Legende war der Pyrotechniker Dennis L. Simms. Zur Machbarkeit wurden mehrfach Experimente durchgeführt. Studenten des Massachusetts Institute of Technology und der University of Arizona haben 2005 erfolgreich mit 127 kleinen Spiegeln ein 30 Meter entferntes Modell einer Schiffswand entzündet, nachdem der Versuch zuvor mit zwei Spiegeln misslungen war. Allerdings musste der Himmel wolkenlos sein und das Schiff für rund 10 Minuten konstant bestrahlt werden. Ein unter Beteiligung der MIT-Studenten im Hafen von San Francisco an einem Fischerboot wiederholter Versuch in der Fernsehsendung MythBusters mit 500 Freiwilligen (gesendet im Januar 2006), der zu ähnlichen Ergebnissen kam, wurde deshalb als Fehlschlag eingestuft. Zusätzlich wurde angemerkt, dass das Meer in Syrakus im Osten liegt, die römische Flotte also am Morgen hätte angreifen müssen, und dass Wurfgeschosse und Brandpfeile effektiver gewesen wären. Möglicherweise entstand die Geschichte als Rückschluss aus der verlorenen Schrift von Archimedes Katóptrika (Optik). Weitere Erfindungen Nach Cicero (De re publica) brachte Marcellus zwei von Archimedes entwickelte mechanische Planetarien zurück nach Rom. Ähnliche Geräte wurden nach Cicero schon von Eudoxos von Knidos und Thales von Milet gebaut – archäologische Beweise für solche Instrumente fanden sich später im Antikythera-Mechanismus. Möglicherweise handelt die verlorengegangene, von Pappos erwähnte Schrift des Archimedes Über die Herstellung von Sphären vom Bau von Planetarien. Ihm wird auch die Erfindung eines Odometers zugeschrieben. Ein entsprechendes Odometer mit einem Zählmechanismus mit Bällen wurde von Vitruv beschrieben. Vitruv verrät den Erfinder nicht (nur, dass er von den Alten überliefert wurde), doch wurde auch hier Archimedes als Erfinder vermutet. Auch ein Wasseruhr-Mechanismus, der Bälle als Zähl-Hilfsmittel freigibt, beschrieben in einem arabischen Manuskript, wurde ihm zugeschrieben. Leonardo da Vinci und Petrarca (der sich auf eine Cicero-Handschrift berief) schrieben Archimedes die Erfindung einer Dampfkanone zu. Leonardo fertigte auch Rekonstruktionsskizzen für die von ihm Architronito genannte Maschine an. Es gab später Versuche von Nachbauten, wie von dem Griechen Ioannis Sakas 1981 und dem italienischen Ingenieur Cesare Rossi von der Universität Neapel 2010. Rossi gab dort auch den Brennspiegeln eine neue Interpretation – sie hätten demnach die Hitze für die Dampferzeugung geliefert. In den überlieferten antiken Schriften von und über Archimedes finden sich dafür aber keine Hinweise und Experten wie Serafina Cuomo sehen darin nur einen weiteren Beweis für den legendären Ruf von Archimedes, dem man alle möglichen Erfindungen zuschrieb. Prinzipiell war den Griechen die Dampfkraft bekannt (Heronsball, 1. Jahrhundert n. Chr.). Überlieferung Die Kenntnis der Werke des Archimedes war trotz seiner von Legenden gespeisten Bekanntheit in der Antike nicht sehr verbreitet, im Gegensatz etwa zu Euklid, der sein Buch im damaligen wissenschaftlichen Zentrum Alexandria zusammenstellte. Allerdings wird er von den Mathematikern Heron, Pappos und Theon in Alexandria häufig erwähnt. Die Schriften wurden zwischen dem 6. und 10. Jahrhundert in Byzanz systematisch gesammelt und kommentiert. Bekannt ist der Kommentar des Eutokios (der von Ende des 5. Jahrhunderts bis Anfang des 6. Jahrhunderts lebte) zu den wichtigsten Archimedes-Schriften (Über Kugel und Zylinder, Kreismessung, Gleichgewicht ebener Flächen), der auch im Mittelalter in Westeuropa viel zur Kenntnis der Werke beitrug und anregend wirkte. Bei der ersten Zusammenstellung der Schriften in Byzanz spielten die Architekten der Hagia Sophia Isidor von Milet und Anthemios von Tralleis eine wichtige Rolle. Weitere Schriften kamen hinzu, bis im 9. Jahrhundert Leon von Thessaloniki die als Kodex A (Heiberg) bekannte Sammlung fast aller überlieferten Archimedischen Schriften (außer Stomachion, Rinderproblem, Über die Methode und Über schwimmende Körper) herausbrachte. Das war eine der beiden Quellen für die lateinischen Übersetzungen von Wilhelm von Moerbeke (abgeschlossen 1269). Das andere ihm zur Verfügung stehende griechische Manuskript des Archimedes enthielt Gleichgewicht ebener Flächen, Quadratur der Parabel, Über schwimmende Körper, vielleicht auch Über Spiralen und wurde von Heiberg Kodex B genannt. Das 1906 von Heiberg entdeckte Archimedes-Palimpsest (Kodex C, der vorher in Jerusalem war, es enthielt Über die Methode, Stomachion und Über Schwimmende Körper) war den Übersetzern in Mittelalter und Renaissance unbekannt. Die Kodizes A und B kamen aus dem Besitz der normannischen Könige in Sizilien in den Vatikan, wo Moerbeke sie für seine Übersetzung benutzte. Während Moerbekes Übersetzungs-Manuskript im Vatikan erhalten ist, ist Kodex B verloren. Von Kodex A sind dagegen mehrere Abschriften erhalten (neun sind bekannt), die zum Beispiel im Besitz von Kardinal Bessarion (heute in der Biblioteca Marciana) und Giorgio Valla waren. Das Original von Kodex A ist ebenfalls verschwunden. Die Übersetzungen Wilhelms von Moerbeke regten insbesondere die Gelehrten der Pariser Schule an (Nicole Oresme, Johannes de Muris). Es gibt auch eine arabische Textüberlieferung. Archimedes' wichtigste Werke Über Kugel und Zylinder und Über Kreismessung wurden schon im 9. Jahrhundert ins Arabische übersetzt und mindestens bis ins 13. Jahrhundert immer wieder neu herausgegeben. Sie wirkten auch ab dem 12. Jahrhundert im Westen. Insbesondere eine Übersetzung der Kreismessung aus dem Arabischen ins Lateinische, die wahrscheinlich von Gerhard von Cremona (12. Jahrhundert) stammt, war im Mittelalter einflussreich. Von ihm stammt auch eine lateinische Übersetzung eines Traktats der Banū Mūsā Brüder, das weitere Ergebnisse von Archimedes enthielt: neben Kreismessung und Satz des Heron (den die Araber häufig Archimedes zuschrieben) Teile aus Über Kugel und Zylinder. Dieses als Verba filiorum bekannte Manuskript regte zum Beispiel auch Leonardo Fibonacci und Jordanus Nemorarius an. Beide wirkten als Mathematiker vor der Zeit, in der Moerbekes Übersetzung entstand. Um 1460 ließ Papst Nikolaus V. von Jakob von Cremona eine neue Übersetzung ins Lateinische anfertigen, basierend auf Kodex A. Sie enthielt auch die von Moerbeke noch nicht übersetzten Teile des Werks (Sandrechner und Kommentar des Eutokios zur Kreismessung). Da ihm Kodex B nicht zur Verfügung stand, enthält die Ausgabe nicht Über schwimmende Körper. Diese Übersetzung wurde unter anderem von Nikolaus von Kues benutzt. Die erste gedruckte Ausgabe (von Auszügen abgesehen, die Giorgio Valla 1501 druckte) waren die lateinischen Übersetzungen von Kreismessung und Quadratur der Parabel von Luca Gaurico in Venedig 1503 (nach einem Manuskript aus Madrid). Sie wurden 1543 von Nicolo Tartaglia wieder veröffentlicht zusammen mit Moerbekes Übersetzungen von Gleichgewicht ebener Flächen und Über schwimmende Körper. Die erste Ausgabe des griechischen Textes erschien 1544 in Basel (herausgegeben von Thomas Venatorius, deutsch Gechauff) zusammen mit einer lateinischen Übersetzung von Jakob von Cremona (korrigiert von Regiomontanus). Die Ausgabe enthielt auch die Kommentare von Eutokios. Für den lateinischen Text benutzte er eine von Regiomontanus um 1468 nach Deutschland gebrachte Abschrift der Übersetzung von Jakob von Cremona (bearbeitet von Regiomontanus) sowie für den griechischen Text eine von Willibald Pirckheimer aus Rom nach Nürnberg gebrachte Handschrift. Sie war eine Abschrift von Kodex A, weshalb in dieser Editio Princeps-Ausgabe auch Über Schwimmende Körper fehlt. 1558 erschien eine lateinische Übersetzung einiger Hauptschriften von Federicus Commandinus in Venedig. Wichtige weitere Ausgaben vor der Heiberg-Ausgabe waren von D´Rivault (Paris 1615), der nur die Propositionen auf Griechisch bringt und die Beweise in Latein, und von Giuseppe Torelli (Oxford 1794). Sonstiges Ein Bildnis von Archimedes ist auf der höchsten Mathematikerauszeichnung, der Fields-Medaille, geprägt. Ihm zu Ehren wurde auf dem Mare Imbrium ein Mondkrater Archimedes genannt; siehe Archimedes (Mondkrater). Auch der Asteroid (3600) Archimedes trägt seinen Namen. István Száva schrieb den Roman Der Gigant von Syrakus (Prisma, Leipzig 1960, Corvina, Budapest 1960, 1968, 1978). Der Film Indiana Jones und das Rad des Schicksals (2023) thematisiert Archimedes und das fiktive Rad des Schicksals, dass sich auf Archimedes' Anteil am Antikythera-Mechanismus orientiert. Textausgaben Archimedis Opera Omnia. Cum commentariis Eutocii, 3 Bände, Stuttgart, Teubner 1972 (Bibliotheca scriptorum Graecorum et Romanorum Teubneriana, Nachdruck der 2. Auflage, Teubner, Leipzig 1910–1915, erste Auflage 1880/81, Ausgabe von Heiberg, mit den Kommentaren von Eutokios) als Band 4 des Nachdrucks von 1972 erschien von Yvonne Dold-Samplonius, H. Hermelink, M. Schramm Archimedes: Über einander berührende Kreise, Stuttgart 1975 Archimède (4 vol.), ed. Charles Mugler, Paris 1971 (mit französischer Übersetzung) Übersetzungen Archimedes, Werke, Darmstadt, Wissenschaftliche Buchgesellschaft 1963, 1972 (Übersetzung Arthur Czwalina nach der Ausgabe von Heiberg für Ostwalds Klassiker in einem Band) Archimedes, Werke, Verlag Harri Deutsch, 3. Auflage 2009, ISBN 978-3-8171-3425-0 (Nach der Übersetzung von Arthur Czwalina), umfasst Reprints von: Über schwimmende Körper und die Sandzahl, Ostwalds Klassiker, Band 213, Leipzig, Akademische Verlagsgesellschaft 1925 Die Quadratur der Parabel und Über das Gleichgewicht ebener Flächen oder über den Schwerpunkt ebener Flächen, Ostwalds Klassiker, Band 203, Leipzig, Akademische Verlagsgesellschaft 1923 Kugel und Zylinder, Ostwalds Klassiker, Band 202, Leipzig, Akademische Verlagsgesellschaft 1922 Über Paraboloide, Hyberboloide und Ellipsoide, Ostwalds Klassiker, Band 210, Leipzig, Akademische Verlagsgesellschaft 1923 Über Spiralen, Ostwalds Klassiker, Band 201, Leipzig, Akademische Verlagsgesellschaft 1922 Ferdinand Rudio: Archimedes, Huygens, Lambert, Legendre. Vier Abhandlungen über die Kreismessung. Teubner, Leipzig 1892. (Digitalisat) (Archimedes Abhandlung über die Kreismessung) Heiberg Eine neue Archimedeshandschrift, Hermes: Zeitschrift für Philologie, Band 42, 1907, S. 235–303 (Archimedes lange verschollene Abhandlung über die Methode) Englische Übersetzung: Geometrical solutions derived from mechanics, a treatise of Archimedes, recently discovered and translated from the Greek by Dr. J. L. Heiberg, Chicago, the Open Court Publishing Company 1909 (Einführung David Eugene Smith), Online bei Gutenberg The method of Archimedes – recently discovered by Heiberg. A supplement to the works of Archimedes 1897, Herausgeber Thomas L. Heath, Cambridge University Press 1912 Thomas Little Heath (Hrsg.): The Works of Archimedes. Cambridge 1897, Dover Publications, Mineola NY 1953, 2002. ISBN 0-486-42084-1. 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Basileae 1544, Online-Ausgabe der Sächsischen Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden Des Unvergleichlichen Archimedis Sand-Rechnung, Oder Tiefsinnige Erfindung einer, mit verwunderlicher Leichtigkeit aussprechlichen, Zahl. Nürnberg 1667, Online-Ausgabe der Sächsischen Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden Des Unvergleichlichen Archimedis Kunst-Bücher Oder Heutigs Tags befindliche Schrifften. Nürnberg 1670, Online-Ausgabe der Sächsischen Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden Das Palimpsest des Archimedes. Über Archimedes Fakten über Archimedes (englisch) – Abschnitt über „Archimedes und die Krone“ auf deutsch bei LEIFI Archimedes’ Leben und Werk Archimedes. In Our Time, BBC, 25. Januar 2007 (audio, 45 Min., englisch) Einzelnachweise Person im Zweiten Punischen Krieg Mathematiker der Antike Erfinder Physiker (vor dem 15. Jahrhundert) Strömungsmechaniker Person als Namensgeber für einen Asteroiden Person als Namensgeber für einen Mondkrater Grieche (Antike) Person (Syrakus) Geboren im 3. Jahrhundert v. Chr. Gestorben 212 v. Chr. Mann
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https://de.wikipedia.org/wiki/Aristoteles
Aristoteles
Aristoteles (, Betonung lateinisch und deutsch: Aristóteles; * 384 v. Chr. in Stageira; † 322 v. Chr. in Chalkis auf Euböa) war ein griechischer Universalgelehrter. Er gehört zu den bekanntesten und einflussreichsten Philosophen und Naturforschern der Geschichte. Sein Lehrer war Platon, doch hat Aristoteles zahlreiche Disziplinen entweder selbst begründet oder maßgeblich beeinflusst, darunter Wissenschaftstheorie, Naturphilosophie, Logik, Biologie, Medizin, Physik, Ethik, Staatstheorie und Dichtungstheorie. Aus seinem Gedankengut entwickelte sich der Aristotelismus. Überblick Leben Der aus einer Arztfamilie stammende Aristoteles kam mit siebzehn Jahren nach Athen. Im Jahr 367 v. Chr. trat er in Platons Akademie ein. Dort beteiligte er sich an Forschung und Lehre. Nach Platons Tod verließ er 347 Athen. 343/342 wurde er Lehrer Alexanders des Großen, des Thronfolgers im Königreich Makedonien. 335/334 kehrte er nach Athen zurück. Er gehörte nun nicht mehr der Akademie an, sondern lehrte und forschte selbständig mit seinen Schülern im Lykeion. 323/322 musste er wegen politischer Spannungen Athen erneut verlassen und begab sich nach Chalkis, wo er bald darauf verstarb. Werk Die an eine breite Öffentlichkeit gerichteten Schriften des Aristoteles in Dialogform sind verloren. Die erhalten gebliebenen Lehrschriften waren größtenteils nur für den internen Gebrauch im Unterricht bestimmt und wurden fortlaufend redigiert. Themenbereiche sind: Logik, Wissenschaftstheorie, Rhetorik: In den logischen Schriften arbeitet Aristoteles auf der Grundlage von Diskussionspraktiken in der Akademie eine Argumentationstheorie (Dialektik) aus und begründet mit der Syllogistik die formale Logik. Auf der Basis seiner Syllogistik erarbeitet er eine Wissenschaftstheorie und liefert unter anderem bedeutende Beiträge zur Definitionstheorie und Bedeutungstheorie. Die Rhetorik beschreibt er als die Kunst, Aussagen als plausibel zu erweisen, und rückt sie damit in die Nähe der Logik. Naturlehre: Aristoteles’ Naturphilosophie thematisiert die Grundlagen jeder Naturbetrachtung: die Arten und Prinzipien der Veränderung. Der damals aktuellen Frage, wie Entstehen und Vergehen möglich ist, begegnet er mit Hilfe seiner bekannten Unterscheidung von Form und Materie: Dieselbe Materie kann unterschiedliche Formen annehmen. In seinen naturwissenschaftlichen Werken untersucht er auch die Teile und die Verhaltensweisen der Tiere sowie des Menschen und ihre Funktionen. In seiner Seelenlehre – in der „beseelt sein“ „lebendig sein“ bedeutet – argumentiert er, dass die Seele, die die verschiedenen vitalen Funktionen von Lebewesen ausmache, dem Körper als seine Form zukomme. Er forscht aber auch empirisch und liefert bedeutende Beiträge zur zoologischen Biologie. Metaphysik: In seiner Metaphysik argumentiert Aristoteles (gegen Platons Annahme von abstrakten Entitäten) zunächst dafür, dass die konkreten Einzeldinge (wie Sokrates) die Substanzen, d. h. das Grundlegende aller Wirklichkeit sind. Dies ergänzt er um seine spätere Lehre, wonach die Substanz konkreter Einzeldinge ihre Form ist. Ethik und Staatslehre: Das Ziel des menschlichen Lebens, so Aristoteles in seiner Ethik, ist das gute Leben, das Glück. Für ein glückliches Leben muss man Verstandestugenden und (durch Erziehung und Gewöhnung) Charaktertugenden ausbilden, wozu ein entsprechender Umgang mit Begierden und Emotionen gehört. Seine politische Philosophie schließt an die Ethik an. Demnach ist der Staat als Gemeinschaftsform eine Voraussetzung für das menschliche Glück. Aristoteles fragt nach den Bedingungen des Glücks und vergleicht zu diesem Zweck unterschiedliche Verfassungen. Die Staatsformenlehre, die er entwickelt hat, genoss über viele Jahrhunderte unangefochtene Autorität. Dichtungstheorie: In seiner Theorie der Dichtung behandelt Aristoteles insbesondere die Tragödie, deren Funktion aus seiner Sicht darin besteht, Furcht und Mitleid zu erregen, um beim Zuschauer eine Reinigung von diesen Emotionen zu bewirken (katharsis). Nachwirkung Das naturwissenschaftliche Forschungsprogramm des Aristoteles wurde nach seinem Tod von seinem Mitarbeiter Theophrastos von Eresos fortgesetzt, der auch die aristotelische Schule, den Peripatos, im juristischen Sinne gründete. Die Aristoteles-Kommentierung setzte erst im 1. Jahrhundert v. Chr. ein und wurde insbesondere von Platonikern betrieben. Durch die Vermittlung von Porphyrios und Boethius wurde die aristotelische Logik für das lateinischsprachige Mittelalter wegweisend. Seit dem 12./13. Jahrhundert lagen alle grundlegenden Werke des Aristoteles in lateinischer Übersetzung vor. Sie waren für den Wissenschaftsbetrieb der Scholastik bis in die Frühe Neuzeit maßgeblich. Die Auseinandersetzung mit der aristotelischen Naturlehre prägte die Naturwissenschaft des Spätmittelalters und der Renaissance. Im arabischsprachigen Raum war Aristoteles im Mittelalter der am intensivsten rezipierte antike Autor. Sein Werk hat auf vielfältige Weise die Geistesgeschichte geprägt; wichtige Unterscheidungen und Begriffe wie „Substanz“, „Akzidenz“, „Materie“, „Form“, „Energie“, „Potenz“, „Kategorie“, „Theorie“ und „Praxis“ gehen auf Aristoteles zurück. Leben Aristoteles wurde 384 v. Chr. in Stageira, einer damals selbständigen ionischen Kleinstadt an der Ostküste der Chalkidike, geboren. Daher wird er mitunter „der Stagirit“ genannt. Sein Vater Nikomachos war Leibarzt des Königs Amyntas III. von Makedonien, seine Mutter Phaestis stammte aus einer Arztfamilie von Chalkis auf Euboia. Nikomachos starb, bevor Aristoteles volljährig wurde. Proxenos aus Atarneus wurde zum Vormund bestimmt. Erster Athenaufenthalt 367 v. Chr. kam Aristoteles als Siebzehnjähriger nach Athen und trat in Platons Akademie ein. Dort beschäftigte er sich zunächst mit den mathematischen und dialektischen Themen, die den Anfang der Studien in der Akademie bildeten. Schon früh begann er Werke zu verfassen, darunter Dialoge nach dem Vorbild derjenigen Platons. Er setzte sich auch mit der zeitgenössischen Rhetorik auseinander, insbesondere mit dem Unterricht des Redners Isokrates. Gegen das auf unmittelbaren Nutzen abzielende pädagogische Konzept des Isokrates verteidigte er das platonische Erziehungsideal der philosophischen Schulung des Denkens. Er nahm eine Lehrtätigkeit an der Akademie auf. In diesem Zusammenhang entstanden als Vorlesungsmanuskripte die ältesten seiner überlieferten Lehrschriften, darunter die logischen Schriften, die später unter der Bezeichnung Organon („Werkzeug“) zusammengefasst wurden. Einige Textstellen lassen erkennen, dass der Hörsaal mit Gemälden geschmückt war, die Szenen aus dem Leben von Platons Lehrer Sokrates zeigten. Reisejahre Nach Platons Tod verließ Aristoteles 347 v. Chr. Athen. Möglicherweise war er nicht damit einverstanden, dass Platons Neffe Speusippos die Leitung der Akademie übernahm; außerdem war er in politische Schwierigkeiten geraten. Im Jahr 348 v. Chr. hatte König Philipp II. von Makedonien die Chalkidike erobert, Olynth zerstört und auch Aristoteles’ Heimatstadt Stageira eingenommen. Dieser Feldzug wurde von der antimakedonischen Partei in Athen als schwere Bedrohung der Unabhängigkeit Athens erkannt. Wegen der traditionellen Verbundenheit der Familie des Aristoteles mit dem makedonischen Hof richtete sich die antimakedonische Stimmung auch gegen ihn. Da er kein Athener Bürger war, sondern nur ein Metöke von zweifelhafter Loyalität, war seine Stellung in der Stadt relativ schwach. Er folgte einer Einladung des Hermias, der die Städte Assos und Atarneus an der kleinasiatischen Küste gegenüber der Insel Lesbos beherrschte. Zur Sicherung seines Machtbereichs gegen die Perser war Hermias mit Makedonien verbündet. In Assos fanden auch andere Philosophen Zuflucht. Der sehr umstrittene Hermias wird von der ihm freundlichen Überlieferung als weiser und heldenhafter Philosoph, von der gegnerischen aber als Tyrann beschrieben. Aristoteles, der mit Hermias befreundet war, blieb zunächst in Assos; 345/344 v. Chr. übersiedelte er nach Mytilene auf Lesbos. Dort arbeitete er mit seinem aus Lesbos stammenden Schüler Theophrast von Eresos zusammen, der sein Interesse für Biologie teilte. Später begaben sich beide nach Stageira. 343/342 v. Chr. ging Aristoteles auf Einladung von Philipp II. nach Mieza, um dessen damals dreizehnjährigen Sohn Alexander (später „der Große“ genannt) zu unterrichten. Die Unterweisung endete spätestens 340/339 v. Chr., als Alexander für seinen abwesenden Vater die Regentschaft übernahm. Aristoteles ließ für Alexander eine Abschrift der Ilias anfertigen, die der König als Verehrer des Achilleus später auf seinen Eroberungszügen mit sich führte. Das Verhältnis zwischen Lehrer und Schüler ist nicht näher überliefert; es hat zur Legendenbildung und vielerlei Spekulationen Anlass gegeben. Sicher ist, dass ihre politischen Überzeugungen grundverschieden waren; ein Einfluss des Aristoteles auf Alexander ist jedenfalls nicht erkennbar. Aristoteles soll allerdings am makedonischen Hof den Wiederaufbau seiner zerstörten Heimatstadt Stageira erreicht haben; die Glaubwürdigkeit dieser Nachricht ist aber zweifelhaft. Die Hinrichtung des Hermias durch die Perser 341/340 berührte Aristoteles tief, wie ein dem Andenken des Freundes gewidmetes Gedicht zeigt. Als nach dem Tode des Speusippos 339/338 v. Chr. in der Akademie das Amt des Scholarchen (Schulleiters) frei wurde, konnte Aristoteles nur wegen seiner Abwesenheit an der Wahl des Nachfolgers nicht teilnehmen; er galt aber weiterhin als Akademiemitglied. Später ging er mit seinem Großneffen, dem Geschichtsschreiber Kallisthenes von Olynth, nach Delphi, um im Auftrag der dortigen Amphiktyonen eine Siegerliste der Pythischen Spiele anzufertigen. Zweiter Athenaufenthalt Mit der Zerstörung der rebellischen Stadt Theben 335 v. Chr. brach der offene Widerstand gegen die Makedonen in Griechenland zusammen, und auch in Athen arrangierte man sich mit den Machtverhältnissen. Daher konnte Aristoteles 335/334 v. Chr. nach Athen zurückkehren und begann dort wieder zu forschen und zu lehren, war aber nun nicht mehr an der Akademie tätig, sondern in einem anderen öffentlichen Gymnasium, dem Lykeion. Hier schuf er eine eigene Schule, deren Leitung nach seinem Tod Theophrastos übernahm. Neue Grabungen haben möglicherweise die Identifizierung des Gebäudekomplexes ermöglicht. Im juristischen Sinne hat aber erst Theophrastos die Schule gegründet und das Grundstück erworben – die später üblichen Bezeichnungen Peripatos und Peripatetiker speziell für diese Schule sind für die Zeit des Theophrastos noch nicht bezeugt. Die Fülle des Materials, das Aristoteles sammelte (etwa zu den 158 Verfassungen der griechischen Stadtstaaten), lässt darauf schließen, dass er über zahlreiche Mitarbeiter verfügte, die auch außerhalb von Athen recherchierten. Er war wohlhabend und besaß eine große Bibliothek. Sein Verhältnis zum makedonischen Statthalter Antipatros war freundschaftlich. Rückzug aus Athen, Tod und Nachkommen Nach dem Tod Alexanders des Großen 323 v. Chr. setzten sich in Athen und anderen griechischen Städten zunächst antimakedonische Kräfte durch. Delphi widerrief ein Aristoteles verliehenes Ehrendekret. In Athen kam es zu Anfeindungen, die ihm ein ruhiges Weiterarbeiten unmöglich machten. Daher verließ er 323/322 v. Chr. Athen. Angeblich äußerte er bei diesem Anlass, dass er nicht wollte, dass die Athener sich ein zweites Mal gegen die Philosophie vergingen (nachdem sie bereits Sokrates zum Tode verurteilt hatten). Er zog sich nach Chalkis auf Euboia in das Haus seiner Mutter zurück. Dort starb er im Oktober 322 v. Chr. Aristoteles war mit Pythias, einer Verwandten seines Freundes Hermias, verheiratet. Von ihr hatte er eine Tochter, die ebenfalls Pythias hieß. Nach dem Tod seiner Gattin wurde Herpyllis, die niedriger Herkunft war, seine Lebensgefährtin; sie war möglicherweise die Mutter seines Sohnes Nikomachos. In seinem Testament, dessen Vollstreckung er Antipatros anvertraute, regelte Aristoteles unter anderem die künftige Verheiratung seiner noch minderjährigen Tochter und traf Vorkehrungen zur materiellen Absicherung von Herpyllis. Werk Hinweis: Belege aus Werken des Aristoteles sind folgendermaßen angegeben: Titelangabe (Abkürzungen werden an der ersten Stelle im Kapitel per Link aufgelöst) und gegebenenfalls Buch- und Kapitelangabe sowie Bekker-Zahl. Die Bekker-Zahl gibt eine genaue Stelle im Corpus an. Sie ist in guten modernen Ausgaben vermerkt. Aufgrund von Brüchen und Inkonsequenzen im Werk des Aristoteles ist die Forschung von der früher verbreiteten Vorstellung abgekommen, das überlieferte Werk bilde ein abgeschlossenes, durchkomponiertes System. Diese Brüche gehen vermutlich auf Entwicklungen, Perspektivwechsel und unterschiedliche Akzentuierungen in verschiedenen Kontexten zurück. Da eine sichere chronologische Reihenfolge seiner Schriften nicht bestimmt werden kann, bleiben Aussagen über Aristoteles’ tatsächliche Entwicklung Vermutungen. Zwar bildet sein Werk de facto kein fertiges System, doch besitzt seine Philosophie Eigenschaften eines potentiellen Systems. Überlieferung und Charakter der Schriften Verschiedene antike Verzeichnisse schreiben Aristoteles fast 200 Titel zu. Sofern die Angabe des Diogenes Laertios stimmt, hat Aristoteles ein Lebenswerk von über 445.270 Zeilen hinterlassen (wobei in dieser Zahl zwei der umfangreichsten Schriften – die Metaphysik und die Nikomachische Ethik – vermutlich noch nicht berücksichtigt sind). Nur etwa ein Viertel davon ist überliefert. In der Forschung werden zwei Gruppen unterschieden: exoterische Schriften (die für ein breiteres Publikum veröffentlicht worden sind) und esoterische (die zum internen Gebrauch der Schule dienten). Alle exoterischen Schriften sind nicht oder nur in Fragmenten vorhanden, die meisten esoterischen sind hingegen überliefert. Die Schrift Die Verfassung der Athener galt als verloren und wurde erst Ende des 19. Jahrhunderts in Papyrusform gefunden. Exoterische und esoterische Schriften Die exoterischen Schriften bestanden vor allem aus Dialogen in der Tradition Platons, z. B. der Protreptikos – eine Werbeschrift für die Philosophie –, Untersuchungen wie Über die Ideen, aber auch propädeutische Sammlungen. Cicero lobt ihren „goldenen Fluss der Rede“. Die auch Pragmatien genannten esoterischen Schriften sind vielfach als Vorlesungsmanuskripte bezeichnet worden; gesichert ist dies nicht und für einige Schriften oder Abschnitte auch unwahrscheinlich. Weitgehend herrscht die Auffassung, dass sie aus der Lehrtätigkeit erwachsen sind. Weite Teile der Pragmatien weisen einen eigentümlichen Stil voller Auslassungen, Andeutungen, Gedankensprünge und Dubletten auf. Daneben finden sich jedoch auch stilistisch ausgefeilte Passagen, die (neben den Dubletten) deutlich machen, dass Aristoteles wiederholt an seinen Texten gearbeitet hat, und die Möglichkeit nahelegen, dass er an die Veröffentlichung mindestens einiger der Pragmatien gedacht hat. Aristoteles setzt bei seinen Adressaten große Vorkenntnisse fremder Texte und Theorien voraus. Verweise auf die exoterischen Schriften zeigen, dass deren Kenntnis ebenfalls vorausgesetzt wird. Die Manuskripte des Aristoteles Nach dem Tod des Aristoteles blieben seine Manuskripte zunächst im Besitz seiner Schüler. Als sein Schüler und Nachfolger Theophrast starb, soll dessen Schüler Neleus die Bibliothek des Aristoteles erhalten und mit dieser – aus Ärger darüber, nicht zum Nachfolger gewählt worden zu sein – mit einigen Anhängern Athen Richtung Skepsis in der Nähe Trojas in Kleinasien verlassen haben. Die antiken Berichte erwähnen eine abenteuerliche und zweifelhafte Geschichte, nach der die Erben des Neleus die Manuskripte zur Sicherung vor fremdem Zugriff im Keller vergruben, wo sie dann aber verschollen blieben. Weitgehend gesichert ist, dass im ersten Jahrhundert v. Chr. Apellikon von Teos die beschädigten Manuskripte erworben und nach Athen gebracht hat und dass sie nach der Eroberung von Athen durch Sulla im Jahr 86 v. Chr. nach Rom gelangten. Dessen Sohn beauftragte Mitte des Jahrhunderts Tyrannion, die Manuskripte zu sichten und durch weiteres Material zu ergänzen. Weitere Überlieferungswege Auch wenn mit der Bibliothek des Aristoteles seine Manuskripte jahrhundertelang verschollen waren, ist es unbestritten, dass seine Lehre im Hellenismus mindestens teilweise bekannt war, vor allem durch die exoterischen Schriften und indirekt wohl auch durch Theophrasts Wirken. Daneben müssen einige Pragmatien bekannt gewesen sein, von denen es möglicherweise Abschriften in der Bibliothek des Peripatos gab. Andronikos von Rhodos. Die erste Ausgabe Auf der Grundlage der Arbeit Tyrannions besorgte dessen Schüler Andronikos von Rhodos in der zweiten Hälfte des ersten Jahrhunderts v. Chr. die erste Ausgabe der aristotelischen Pragmatien, die wohl nur zum Teil auf den Manuskripten des Aristoteles beruhte. Die Schriften dieser Edition bilden das Corpus Aristotelicum. Vermutlich gehen einige Zusammenstellungen von zuvor ungeordneten Büchern sowie einige Titel auf diese Ausgabe zurück. Möglicherweise hat Andronikos auch darüber hinaus Eingriffe in den Text – wie etwa Querverweise – vorgenommen. Im Fall der zahlreichen Dubletten hat er möglicherweise verschiedene Texte zum selben Thema hintereinander angeordnet. Die heutige Anordnung der Schriften entspricht weitgehend dieser Ausgabe. Die zu seiner Zeit noch vorliegenden exoterischen Schriften berücksichtigte Andronikos nicht. Sie gingen in der Folgezeit verloren. Handschriften und Druckausgaben Heutige Ausgaben beruhen auf Abschriften, die auf die Andronikos-Ausgabe zurückgehen. Mit über 1000 Handschriften ist Aristoteles unter den nichtchristlichen griechischsprachigen Autoren derjenige mit der weitesten Verbreitung. Die ältesten Handschriften stammen aus dem 9. Jahrhundert. Das Corpus Aristotelicum ist wegen seines Umfangs nie vollständig in einem einzigen Kodex enthalten. Nach der Erfindung des Buchdrucks erschien 1495–1498 die erste Druckausgabe aus der Hand von Aldus Manutius. Die von Immanuel Bekker 1831 besorgte Gesamtausgabe der Berliner Akademie ist die Grundlage der modernen Aristotelesforschung. Sie beruht auf Kollationen der besten damals zugänglichen Handschriften. Nach ihrer Seiten-, Spalten- und Zeilenzählung (Bekker-Zählung) wird Aristoteles heute noch überall zitiert. Für einige wenige Werke bietet sie noch immer den maßgeblichen Text; die meisten liegen jedoch heute in neuen Einzelausgaben vor. Einteilung der Wissenschaften und Grundlegendes Aristoteles’ Werk deckt weite Teile des zu seiner Zeit vorhandenen Wissens ab. Er teilt es in drei Bereiche: theoretische Wissenschaft praktische Wissenschaft poietische Wissenschaft Das theoretische Wissen wird um seiner selbst willen gesucht. Praktisches und poietisches Wissen hat einen weiteren Zweck, die (gute) Handlung oder ein (schönes oder nützliches) Werk. Nach der Art der Gegenstände untergliedert er das theoretische Wissen weiter: (i) Die Erste Philosophie („Metaphysik“) behandelt (mit der Substanztheorie, der Prinzipientheorie und der Theologie) Selbstständiges und Unveränderliches, (ii) die Naturwissenschaft Selbstständiges und Veränderliches und (iii) die Mathematik behandelt Unselbständiges und Unveränderliches (Met. VI 1). Eine Sonderstellung scheinen die in dieser Einteilung nicht vorkommenden Schriften zu haben, die erst nach dem Tod des Aristoteles im sogenannten Organon zusammengestellt worden sind. Die wichtigsten Schriften lassen sich grob folgendermaßen gliedern: Mit dieser Einteilung der Wissenschaften geht für Aristoteles die Einsicht einher, dass jede Wissenschaft aufgrund ihrer eigentümlichen Objekte auch eigene Prinzipien besitzt. So kann es in der praktischen Wissenschaft – dem Bereich der Handlungen – nicht dieselbe Genauigkeit geben wie im Bereich der theoretischen Wissenschaften. Es ist zwar eine Wissenschaft der Ethik möglich, aber ihre Sätze gelten nur in der Regel. Auch kann diese Wissenschaft nicht für alle möglichen Situationen die richtige Handlungsweise vorgeben. Vielmehr vermag die Ethik nur ein nicht-exaktes Wissen im Grundriss zu liefern, das zudem allein noch nicht zu einer erfolgreichen Lebensführung befähigt, sondern hierfür an Erfahrungen und bestehende Haltungen anschließen muss (EN I 1 1094b12–23). Aristoteles war davon überzeugt, dass die „Menschen für das Wahre von Natur aus hinlänglich begabt sind“ (Rhet. I 1, 1355a15–17). Daher geht er typischerweise zunächst (allgemein oder bei Vorgängern) anerkannte Meinungen (endoxa) durch und diskutiert deren wichtigsten Probleme (aporiai), um einen möglichen wahren Kern dieser Meinungen zu analysieren (EN VII 2). Auffällig ist seine Vorliebe, in einer Allaussage zu Beginn einer Schrift die Grundlage für die Argumentation zu legen und den spezifischen Gegenstand abzustecken. Sprache, Logik und Wissen Das Organon Der Themenbereich Sprache, Logik und Wissen ist vor allem in den Schriften behandelt, die traditionell unter dem Titel Organon (griech. Werkzeug, Methode) zusammengestellt sind. Diese Zusammenstellung und ihr Titel stammen nicht von Aristoteles, und die Reihenfolge ist nicht chronologisch. Die Schrift Rhetorik gehört dem Organon nicht an, steht ihm aber inhaltlich wegen ihrer Art der Behandlung des Gegenstands sehr nahe. Eine Berechtigung für die Zusammenstellung besteht in dem gemeinsamen methodologisch-propädeutischen Charakter. Bedeutungstheorie Im folgenden Abschnitt – der als der einflussreichste Text in der Geschichte der Semantik gilt – unterscheidet Aristoteles vier Elemente, die in zwei verschiedenen Beziehungen zueinander stehen, einer Abbildungsbeziehung und einer Symbolbeziehung: Gesprochene und geschriebene Worte sind demnach bei den Menschen verschieden; geschriebene Worte symbolisieren gesprochene Worte. Seelische Widerfahrnisse und die Dinge sind bei allen Menschen gleich; seelische Widerfahrnisse bilden die Dinge ab. Demnach ist die Beziehung von Rede und Schrift zu den Dingen durch Übereinkunft festgelegt, die Beziehung der mentalen Eindrücke zu den Dingen hingegen naturgegeben. Wahrheit und Falschheit kommt erst der Verbindung und Trennung von mehreren Vorstellungen zu. Auch die einzelnen Wörter stellen noch keine Verbindung her und können daher je allein nicht wahr oder falsch sein. Wahr oder falsch kann daher erst der ganze Aussagesatz (logos apophantikos) sein. Prädikate und Eigenschaften Einige sprachlich-logische Feststellungen sind für Aristoteles’ Philosophie fundamental und spielen auch außerhalb der (im weiteren Sinne) logischen Schriften eine bedeutende Rolle. Hierbei geht es insbesondere um das Verhältnis von Prädikaten und (wesentlichen) Eigenschaften. Definitionen Unter einer Definition versteht Aristoteles primär keine Nominaldefinition (die er auch kennt; siehe An. Post. II, 8–10), sondern eine Realdefinition. Eine Nominaldefinition gibt nur Meinungen an, welche sich mit einem Namen verbinden. Was diesen Meinungen in der Welt zugrunde liegt, gibt die Realdefinition an: eine Definition von X gibt notwendige Eigenschaften von X an und was es heißt, ein X zu sein: das Wesen. Möglicher Gegenstand einer Definition ist damit (nur) das, was ein (universales) Wesen aufweist, insbesondere Arten wie Mensch. Eine Art wird definiert durch die Angabe einer (logischen) Gattung und der artbildenden Differenz. So lässt sich Mensch definieren als vernunftbegabtes (Differenz) Lebewesen (Gattung). Individuen lassen sich mithin nicht durch Definition erfassen, sondern nur ihrer jeweiligen Art zuweisen. Kategorien als Aussageklassen Aristoteles lehrt, dass es zehn nicht aufeinander zurückführbare Aussageweisen gibt, die auf die Fragen Was ist X?, Wie beschaffen ist X?, Wo ist X? etc. antworten (→ die vollständige Liste). Die Kategorien haben sowohl eine sprachlich-logische als auch eine ontologische Funktion, denn von einem zugrunde liegenden Subjekt (hypokeimenon) (z. B. Sokrates) werden einerseits Prädikate ausgesagt, und ihm kommen andererseits Eigenschaften zu (z. B.: weiß, Mensch). Entsprechend stellen die Kategorien die allgemeinsten Klassen sowohl von Prädikaten als auch des Seienden dar. Dabei hebt Aristoteles die Kategorie der Substanz, die notwendig zukommende, wesentliche Prädikate enthält, von den anderen ab, die akzidentelle Prädikate enthalten. Wenn man von Sokrates Mensch prädiziert (aussagt), so handelt es sich um eine wesentliche Aussage, die vom Subjekt (Sokrates) angibt, was er ist, also die Substanz benennt. Dies unterscheidet sich offensichtlich von einer Aussage wie Sokrates ist auf dem Marktplatz, mit der man etwas Akzidentelles angibt, nämlich wo Sokrates ist (also den Ort benennt). Deduktion und Induktion: Argumenttypen und Erkenntnismittel Aristoteles unterscheidet zwei Typen von Argumenten oder Erkenntnismitteln: Deduktion (syllogismos) und Induktion (epagôgê). Die Übereinstimmung mit den modernen Begriffen Deduktion und Induktion ist dabei weitgehend, aber nicht vollständig. Deduktionen und Induktionen spielen in den verschiedenen Bereichen der aristotelischen Argumentationstheorie und Logik zentrale Rollen. Beide stammen ursprünglich aus der Dialektik. Deduktion Nach Aristoteles besteht eine Deduktion aus Prämissen (Annahmen) und einer von diesen verschiedenen Konklusion. Die Konklusion folgt mit Notwendigkeit aus den Prämissen. Sie kann nicht falsch sein, wenn die Prämissen wahr sind. Die Definition der Deduktion (syllogismos) ist also weiter als die der (unten behandelten) – traditionell Syllogismus genannten – Deduktion, die aus zwei Prämissen und drei Termen besteht. Aristoteles unterscheidet dialektische, eristische, rhetorische und demonstrative Deduktionen. Diese Formen unterscheiden sich vor allem nach der Art ihrer Prämissen. Induktion Der Deduktion stellt Aristoteles explizit die Induktion gegenüber; deren Bestimmung und Funktion ist allerdings nicht so klar wie die der Deduktion. Er nennt sie Aristoteles ist klar, dass ein derartiges Übergehen von singulären zu allgemeinen Sätzen ohne weitere Bedingungen nicht logisch gültig ist (An. Post. II 5, 91b34 f.). Entsprechende Bedingungen werden beispielsweise in dem ursprünglichen, argumentationslogischen Kontext der Dialektik erfüllt, da der Kontrahent einen durch Induktion eingeführten Allgemeinsatz akzeptieren muss, wenn er kein Gegenbeispiel nennen kann. Vor allem aber hat die Induktion die Funktion, in anderen, nicht folgernden Kontexten durch das Anführen von Einzelfällen das Allgemeine deutlich zu machen – sei es als didaktisches, sei es als heuristisches Verfahren. Eine derartige Induktion stellt plausible Gründe dafür bereit, einen allgemeinen Satz für wahr zu halten. Aristoteles rechtfertigt aber nirgends ohne weitere Bedingungen induktiv die Wahrheit eines solchen Satzes. Dialektik: Theorie der Argumentation Die in der Topik behandelte Dialektik ist eine Form der Argumentation, die (ihrer genuinen Grundform nach) in einer dialogischen Disputation stattfindet. Sie geht vermutlich auf Praktiken in Platons Akademie zurück. Die Zielsetzung der Dialektik lautet: Die Dialektik hat demnach keinen bestimmten Gegenstandsbereich, sondern kann universal angewendet werden. Aristoteles bestimmt die Dialektik durch die Art der Prämissen dieser Deduktion. Ihre Prämissen sind anerkannte Meinungen (endoxa), das heißt Für dialektische Prämissen ist es unerheblich, ob sie wahr sind oder nicht. Weshalb aber anerkannte Meinungen? In ihrer Grundform findet Dialektik in einem argumentativen Wettstreit zwischen zwei Gegnern statt mit genau zugewiesenen Rollen. Auf ein vorgelegtes Problem der Form ‚Ist S P oder nicht?‘ muss der Antwortende sich auf eine der beiden Möglichkeiten als These festlegen. Das dialektische Gespräch besteht nun darin, dass ein Fragender dem Antwortenden Aussagen vorlegt, die dieser entweder bejahen oder verneinen muss. Die beantworteten Fragen gelten als Prämissen. Das Ziel des Fragenden besteht nun darin, mithilfe der bejahten oder verneinten Aussagen eine Deduktion zu bilden, so dass die Konklusion die Ausgangsthese widerlegt oder aus den Prämissen etwas Absurdes oder ein Widerspruch folgt. Die Methode der Dialektik weist zwei Bestandteile auf: herausfinden, welche Prämissen ein Argument für die gesuchte Konklusion ergeben. herausfinden, welche Prämissen der Antwortende akzeptiert. Für 2. bieten die verschiedenen Typen (a)–(ciii) anerkannter Meinungen dem Fragenden Anhaltspunkte dafür, welche Fragen der jeweilige Antwortende bejahen wird, das heißt, welche Prämissen er verwenden kann. Aristoteles fordert dazu auf, Listen solcher anerkannter Meinungen anzulegen (Top. I 14). Vermutlich meint er nach den Gruppen (a)–(ciii) getrennte Listen; diese werden wiederum nach Gesichtspunkten geordnet. Für 1. hilft dem Dialektiker in seinem Argumentationsaufbau das Instrument der Topen. Ein Topos ist eine Konstruktionsanleitung für dialektische Argumente, das heißt zur Auffindung geeigneter Prämissen für eine gegebene Konklusion. Aristoteles listet in der Topik etwa 300 dieser Topen auf. Der Dialektiker kennt diese Topen auswendig, die sich aufgrund ihrer Eigenschaften ordnen lassen. Die Basis dieser Ordnung stellt das System der Prädikabilien dar. Nach Aristoteles ist die Dialektik für dreierlei nützlich: (1) als Übung, (2) für die Begegnung mit der Menge und (3) für die Philosophie. Neben (1) der Grundform des argumentativen Wettstreits (bei der es eine Jury und Regeln gibt und die wahrscheinlich auf Praktiken in der Akademie zurückgeht) gibt es mit (2) auch Anwendungsweisen, die zwar dialogisch, aber nicht als regelbasierter Wettstreit angelegt sind, sowie mit (3) solche, die nicht dialogisch sind, sondern in denen der Dialektiker im Gedankenexperiment (a) Schwierigkeiten nach beiden Seiten hin durchgeht (diaporêsai) oder auch (b) Prinzipien untersucht (Top. I 4). Für ihn ist die Dialektik aber nicht wie bei Platon die Methode der Philosophie oder eine Fundamentalwissenschaft. Rhetorik: Theorie der Überzeugung Aristoteles definiert Rhetorik als „Fähigkeit, bei jeder Sache das möglicherweise Überzeugende (pithanon) zu betrachten“ (Rhetorik I 2, 1355b26 f.). Er nennt sie ein Gegenstück (antistrophos) zur Dialektik. Denn ebenso wie die Dialektik ist die Rhetorik ohne abgegrenzten Gegenstandsbereich, und sie verwendet dieselben Elemente (wie Topen, anerkannte Meinungen und insbesondere Deduktionen), und dem dialektischen Schließen entspricht das auf rhetorischen Deduktionen basierende Überzeugen. Der Rhetorik kam im demokratischen Athen des vierten Jahrhunderts eine herausragende Bedeutung zu, insbesondere in der Volksversammlung und den Gerichten, die mit durch Los bestimmten Laienrichtern besetzt waren. Es gab zahlreiche Rhetoriklehrer, und Rhetorikhandbücher kamen auf. Aristoteles’ dialektische Rhetorik ist eine Reaktion auf die Rhetoriktheorie seiner Zeit, die – wie er kritisiert – bloße Versatzstücke für Redesituationen bereitstellt und Anweisungen, wie man durch Verleumdung und die Erregung von Emotionen das Urteil der Richter trüben kann. Im Gegensatz dazu beruht seine dialektische Rhetorik auf der Auffassung, dass wir dann am meisten überzeugt sind, wenn wir meinen, dass etwas bewiesen worden ist (Rhet. I 1, 1355a5 f.). Dass die Rhetorik sachorientiert sei und das jeweils in der Sache liegende Überzeugungspotential entdecken und ausschöpfen müsse, drückt er ebenfalls in der Gewichtung der drei Überzeugungsmittel aus. Diese sind: der Charakter des Redners (Ethos) der emotionale Zustand des Hörers (Pathos) das Argument (Logos) Das Argument hält er für das wichtigste Mittel. Unter den Argumenten unterscheidet Aristoteles das Beispiel – eine Form der Induktion – und das Enthymem – eine rhetorische Deduktion (wobei wiederum das Enthymem wichtiger als das Beispiel ist). Das Entyhmem ist eine Art der dialektischen Deduktion. Sein besonderes Merkmal aufgrund der rhetorischen Situation ist, dass seine Prämissen nur die anerkannten Meinungen sind, die von allen oder den meisten für wahr gehalten werden. (Die verbreitete, kuriose Ansicht, das Enthymem sei ein Syllogismus, in dem eine der zwei Prämissen fehle, vertritt Aristoteles nicht; sie basiert auf einem schon in der antiken Kommentierung belegten Missverständnis von 1357a7 ff.) Der Redner überzeugt demnach die Zuhörer, indem er eine Behauptung (als Konklusion) aus den Überzeugungen (als Prämissen) der Zuhörer herleitet. Die Konstruktionsanleitungen dieser Enthymeme liefern rhetorische Topen, z. B.: An den zeitgenössischen Rhetoriklehrern kritisiert Aristoteles, dass sie die Argumentation vernachlässigten und ausschließlich auf Emotionserregung abzielten, etwa durch Verhaltensweisen wie Jammern oder Mitbringen der Familie zur Gerichtsverhandlung, wodurch ein sachbezogenes Urteil der Richter verhindert werde. Aristoteles’ Theorie zufolge können alle Emotionen definiert werden, indem drei Faktoren berücksichtigt werden. Man fragt: (1) Worüber, (2) wem gegenüber und (3) in welchem Zustand empfindet jemand die jeweilige Emotion? So lautet die Definition von Zorn: Wenn der Redner mit diesem Definitionswissen den Zuhörern deutlich machen kann, dass der entsprechende Sachverhalt vorliegt und sie sich im entsprechenden Zustand befinden, empfinden sie die entsprechende Emotion. Sofern der Redner mit dieser Methode bestehende Sachverhalte eines Falles hervorhebt, lenkt er damit nicht – wie bei den kritisierten Vorgängern – von der Sache ab, sondern fördert nur dem Fall angemessene Emotionen und verhindert somit unangemessene. Schließlich soll der Charakter des Redners aufgrund seiner Rede für die Zuhörer glaubwürdig, das heißt tugendhaft, klug und wohlwollend erscheinen (Rhet. I 2, 1356a5–11; II 1, 1378a6–16). Die sprachliche Form dient ebenfalls einer argumentativ-sachorientierten Rhetorik. Aristoteles definiert nämlich die optimale Form (aretê) dadurch, dass sie primär klar, dabei aber weder banal noch zu erhaben ist (Rhet. III 2, 1404b1–4). Durch solche Ausgewogenheit fördert sie das Interesse, die Aufmerksamkeit und das Verständnis und wirkt angenehm. Unter den Stilmitteln erfüllt insbesondere die Metapher diese Bedingungen. Syllogistische Logik Besteht Aristoteles’ dialektische Logik in einer Methode des konsistenten Argumentierens, so besteht seine syllogistische in einer Theorie des Beweisens selbst. In der von ihm begründeten Syllogistik zeigt Aristoteles, welche Schlüsse gültig sind. Hierfür verwendet er eine Form, die in der Tradition wegen der Bedeutung dieser Logik schlicht Syllogismus (die lateinische Übersetzung von syllogismos) genannt wird. Jeder Syllogismus ist eine (besondere Form der) Deduktion (syllogismos), aber nicht jede Deduktion ist ein Syllogismus (und zwar weil Aristoteles’ sehr allgemeine Definition der Deduktion viele mögliche Argumenttypen beschreibt). Aristoteles verwendet selbst auch keinen eigenen Begriff, um den Syllogismus von anderen Deduktionen abzugrenzen. Ein Syllogismus ist eine spezielle Deduktion, die aus genau zwei Prämissen und einer Konklusion besteht. Prämissen und Konklusion weisen zusammen genau drei verschiedene Begriffe, Terme (in der Tabelle dargestellt durch A, B, C) auf. Die Prämissen haben genau einen Term gemeinsam (in der Tabelle B), der in der Konklusion nicht vorkommt. Durch die Stellung des gemeinsamen Terms, des Mittelterms (hier immer B) unterscheidet Aristoteles folgende syllogistische Figuren: Ein Prädikat (P) (z. B. 'sterblich') kann einem Subjekt (S) (z. B. 'Grieche') entweder zu- oder abgesprochen werden. Dies kann in partikulärer oder in allgemeiner Form geschehen. Somit gibt es vier Formen, in denen S und P miteinander verbunden werden können, wie die folgende Tabelle zeigt (nach De interpretatione 7; die Vokale werden seit dem Mittelalter für den jeweiligen Aussagetypus und auch in der Syllogistik verwendet). Der Syllogismus verwendet genau diese vier Aussagetypen in folgender Form: Aristoteles untersucht folgende Frage: Welche der 192 möglichen Kombinationen sind logisch gültige Deduktionen? Bei welchen Syllogismen ist es nicht möglich, dass, wenn die Prämissen wahr sind, die Konklusion falsch ist? Er unterscheidet vollkommene Syllogismen, die unmittelbar einsichtig sind, von unvollkommenen. Die unvollkommenen Syllogismen führt er mittels Konversionsregeln auf die vollkommenen zurück (dieses Verfahren nennt er analysis) oder beweist sie indirekt. Ein vollkommener Syllogismus ist der – seit dem Mittelalter so genannte – Barbara: Weitere gültige Syllogismen und deren Beweise finden sich im Artikel Syllogismus. Die in den Analytica Priora ausgearbeitete Syllogistik wendet Aristoteles in seiner Wissenschaftstheorie, den Analytica Posteriora an. Aristoteles entwickelt zudem eine modale Syllogistik, die die Begriffe möglich und notwendig einschließt. Diese Modalsyllogistik ist sehr viel schwieriger zu interpretieren als die einfache Syllogistik. Ob eine konsistente Interpretation dieser modalen Syllogistik überhaupt möglich ist, ist noch heute umstritten. Interpretatorisch problematisch, aber auch bedeutend ist Aristoteles’ Definition von möglich. Er unterscheidet hierbei die sogenannte einseitige und die zweiseitige Möglichkeit: Einseitig: p ist möglich, insofern nicht-p nicht notwendig ist. Zweiseitig: p ist möglich, wenn p nicht notwendig und nicht-p nicht notwendig ist, das heißt p ist kontingent. Damit lässt sich der Indeterminismus, den Aristoteles vertritt, als der Zustand charakterisieren, der kontingent ist. Kanonische Sätze In der aristotelischen Logik wird zwischen folgenden konträren und kontradiktorischen Satzarten unterschieden – F und G stehen dabei für Subjekt und Prädikat: Diese „kanonischen Sätze“ gehören zum Fundament der traditionellen Logik und werden unter anderem bei einfacher bzw. eingeschränkter Konversion angewandt. Wissen und Wissenschaft Stufen des Wissens Aristoteles unterscheidet verschiedene Stufen des Wissens, die sich folgendermaßen darstellen lassen (Met. I 1; An. post. II 19): Mit dieser Stufung beschreibt Aristoteles auch, wie Wissen entsteht: Aus Wahrnehmung entsteht Erinnerung und aus Erinnerung durch Bündelung von Erinnerungsinhalten Erfahrung. Erfahrung besteht in einer Kenntnis einer Mehrzahl konkreter Einzelfälle und gibt nur das Dass an, ist bloße Faktenkenntnis. Wissen hingegen (oder Wissenschaft; epistêmê umfasst beides) unterscheidet sich von Erfahrung dadurch, dass es allgemein ist; nicht nur das Dass eines Sachverhalts, sondern auch das Warum, den Grund oder die erklärende Ursache angibt. In diesem Erkenntnisprozess schreiten wir nach Aristoteles von dem, was für uns bekannter und näher an der sinnlichen Wahrnehmung ist, zu dem vor, was an sich oder von Natur aus bekannter ist, zu den Prinzipien und Ursachen der Dinge. Dass Wissen an oberster Stelle steht und überlegen ist, bedeutet aber nicht, dass es im konkreten Fall die anderen Stufen in dem Sinne enthält, dass es sie ersetzte. Im Handeln ist zudem die Erfahrung als Wissen vom Einzelnen den Wissensformen, die aufs Allgemeine gehen, mitunter überlegen (Met. 981a12–25). Ursachen und Demonstrationen Unter einer Ursache (aitia) versteht Aristoteles in der Regel nicht ein von einem verursachten Ereignis B verschiedenes Ereignis A. Die Untersuchung von Ursachen dient nicht dazu, Wirkungen vorherzusagen, sondern Sachverhalte zu erklären. Eine aristotelische Ursache gibt einen Grund als Antwort auf bestimmte Warum-Fragen an. (Aristoteles unterscheidet vier Ursachentypen, die genauer hier im Abschnitt Naturphilosophie behandelt werden.) Nach Aristoteles hat Ursachenwissen die Form einer bestimmten Deduktion: der Demonstration (apodeixis) eines Syllogismus mit wahren Prämissen, die Ursachen für den in der Konklusion ausgedrückten Sachverhalt angeben. Ein Beispiel: Aristoteles spricht davon, dass die Prämissen einiger Demonstrationen Prinzipien (archē; wörtl. Anfang, Ursprung) sind, erste wahre Sätze, die selbst nicht demonstrativ bewiesen werden können. Nicht-Beweisbare Sätze Neben den Prinzipien können auch die Existenz und die Eigenschaften der behandelten Gegenstände einer Wissenschaft sowie bestimmte, allen Wissenschaften gemeinsame Axiome nach Aristoteles nicht durch Demonstrationen bewiesen werden, wie beispielsweise der Satz vom Widerspruch. Vom Satz des Widerspruchs zeigt Aristoteles, dass er nicht geleugnet werden kann. Er lautet: X kann Y nicht zugleich in derselben Hinsicht zukommen und nicht zukommen (Met. IV 3, 1005b19 f.). Aristoteles argumentiert, dass, wer dies leugnet, etwas und somit etwas Bestimmtes sagen muss. Wenn er z. B. ‚Mensch‘ sagt, bezeichnet er damit Menschen und nicht Nicht-Menschen. Mit dieser Festlegung auf etwas Bestimmtes setze er aber den Satz vom Widerspruch voraus. Dies gelte sogar für Handlungen, insofern eine Person etwa um einen Brunnen herumgeht und nicht in ihn hinein fällt. Dass diese Sätze und auch Prinzipien nicht demonstriert werden können, liegt an Aristoteles’ Lösung eines Begründungsproblems: Wenn Wissen Rechtfertigung enthält, dann führt dies in einem konkreten Fall von Wissen entweder (a) zu einem Regress, (b) einem Zirkel oder (c) zu fundamentalen Sätzen, die nicht begründet werden können. Prinzipien in einer aristotelischen demonstrativen Wissenschaft sind solche Sätze, die nicht demonstriert, sondern auf andere Weise gewusst werden (An. Post. I 3). Das Verhältnis von Definition, Ursache und Demonstration Aristoteles spricht zudem davon, dass, sofern die Prämissen Prinzipien sind, sie auch Definitionen darstellen können. Wie sich Demonstration, Ursache und Definition zueinander verhalten, illustriert folgendes Beispiel: Der Mond weist zum Zeitpunkt t eine Finsternis auf, weil (i) immer, wenn etwas im Sonnenschatten der Erde ist, es eine Finsternis aufweist und (ii) der Mond zum Zeitpunkt t im Sonnenschatten der Erde liegt. Demonstration: Mittelterm: Verdecken der Sonne durch die Erde. Ursache: Verdecken der Sonne durch die Erde kommt dem Mond zum Zeitpunkt t zu. Die Definition wäre hier etwa: Mondfinsternis ist der Fall, in dem die Erde die Sonne verdeckt. Sie erklärt nicht das Wort ‚Mondfinsternis‘. Vielmehr gibt sie an, was eine Mondfinsternis ist. Indem man die Ursache angibt, schreitet man von einem Faktum zu seinem Grund fort. Das Verfahren der Analyse besteht darin, bottom-up zu einem bekannten Sachverhalt die nächste Ursache zu suchen, bis eine letzte Ursache erreicht ist. Status der Prinzipien und Funktion der Demonstration Das aristotelische Wissenschaftsmodell wurde in der Neuzeit und bis ins 20. Jahrhundert als ein Top-down-Beweisverfahren verstanden. Die unbeweisbaren Prinzipien seien notwendig wahr und würden durch Induktion und Intuition (nous) erlangt. Alle Sätze einer Wissenschaft würden – in einer axiomatischen Struktur – aus ihren Prinzipien folgen. Wissenschaft beruht demnach auf zwei Schritten: Zunächst würden die Prinzipien intuitiv erfasst, dann würde top-down aus ihnen Wissen demonstriert. Gegner dieser Top-down-Interpretation stellen vor allem infrage, dass für Aristoteles die Prinzipien immer wahr sind; die Prinzipien durch Intuition gewonnen werden; die Funktion der Demonstration darin besteht, dass aus obersten Prinzipien Wissen erschlossen wird. Eine Interpretationsrichtung behauptet, die Demonstration habe didaktische Funktion. Da Aristoteles in den naturwissenschaftlichen Schriften seine Wissenschaftstheorie nicht befolge, lege diese nicht dar, wie Forschung durchgeführt, sondern wie sie didaktisch präsentiert werden soll. Eine andere Auslegung weist auch die didaktische Interpretation zurück, da sich sehr wohl Anwendungen des wissenschaftstheoretischen Modells in den naturwissenschaftlichen Schriften finden ließen. Vor allem aber kritisiert sie die erste Lesart dahingehend, dass sie nicht zwischen Wissensideal und Wissenskultur unterscheide; denn Aristoteles halte Prinzipien für fallibel und die Funktion der Demonstration für heuristisch. Sie liest die Demonstration bottom-up: Zu bekannten Sachverhalten würden mithilfe der Demonstration deren Ursachen gesucht. Die wissenschaftliche Forschung gehe von den für uns bekannteren empirischen (meist universalen) Sätzen aus. Zu einer solchen Konklusion werden Prämissen gesucht, die für den entsprechenden Sachverhalt Ursachen angeben. Der wissenschaftliche Forschungsprozess besteht nun darin, beispielsweise die Verknüpfung von Schwere und Statue oder Mond und Finsternis in der Weise genauer zu analysieren, dass man Mittelterme sucht, die sie als Ursachen miteinander verknüpfen. Im einfachsten Fall gibt es dabei nur einen Mittelterm, in anderen mehrere. Top-down wird dann das Wissen von den erklärenden Prämissen zu den erklärten universalen empirischen Sätzen präsentiert. Dabei geben die Prämissen den Grund für den in der Konklusion beschriebenen Sachverhalt an. Das Ziel jeder Disziplin besteht in einer derartigen demonstrativen Darstellung des Wissens, in der die nicht demonstrierbaren Prinzipien dieser Wissenschaft Prämissen sind. Erfassen der Prinzipien Wie die Prinzipien nach Aristoteles erfasst werden, bleibt undeutlich und ist umstritten. Vermutlich werden sie durch Allgemeinbegriffe gebildet, die durch einen induktiven Vorgang entstehen, einen Aufstieg innerhalb der oben beschriebenen Wissensstufen: Wahrnehmung wird Erinnerung, wiederholte Wahrnehmung verdichtet sich zu Erfahrung, und aus Erfahrung bilden wir Allgemeinbegriffe. Mit dieser auf der Wahrnehmung basierenden Konzeption der Bildung von Allgemeinbegriffen weist Aristoteles sowohl Konzeptionen zurück, die die Allgemeinbegriffe aus einem höheren Wissen ableiten, als auch diejenigen, die behaupten, Allgemeinbegriffe seien angeboren. Vermutlich auf Grundlage dieser Allgemeinbegriffe werden die Prinzipien, Definitionen gebildet. Die Dialektik, die Fragen in der Form ‚Trifft P auf S zu oder nicht?‘ behandelt, ist vermutlich ein Mittel, Prinzipien zu prüfen. Das Vermögen, das diese grundlegenden Allgemeinbegriffe und Definitionen erfasst, ist der Geist, die Einsicht (nous). Naturphilosophie Natur In Aristoteles’ Naturphilosophie bedeutet Natur (physis) zweierlei: Zum einen besteht der primäre Gegenstandsbereich aus den von Natur aus bestehenden Dingen (Menschen, Tiere, Pflanzen, die Elemente), die sich von Artefakten unterscheiden. Zum anderen bilden die Bewegung (kínēsis) und Ruhe (stasis) den Ursprung, beziehungsweise das Grundprinzip (archē) aller Natur (Phys. II 1, 192b14). Bewegung bedeutet wiederum Veränderung (metabolē) (Phys. II 1,193a30). So ist beispielsweise die Ortsbewegung eine Form der Veränderung. Ebenso stellen die „Eigenbewegungen“ des Körpers, wenn dieser (zum Beispiel durch Nahrungsaufnahme) wächst oder abnimmt, eine Veränderung dar. Beide Begriffe, kínēsis und metabolē, sind für Aristoteles folglich nicht trennbar. Gemeinsam bilden sie das Grundprinzip und den Anfang aller Naturdinge. Bei Artefakten kommt das Prinzip jeder Veränderung von außen (Phys. II 1, 192b8–22). Die Wissenschaft der Natur hängt in der Folge von den Arten der Veränderung ab. Definition, Prinzipien und Arten der Veränderung Ein Veränderungsprozess von X ist gegeben, wenn X, das (i) der Wirklichkeit nach die Eigenschaft F und (ii) der Möglichkeit nach G aufweist, die Eigenschaft G verwirklicht. Bei Bronze (X), die der Wirklichkeit nach ein Klumpen ist (F) und der Möglichkeit nach eine Statue (G), liegt Veränderung dann vor, wenn die Bronze der Wirklichkeit nach die Form einer Statue (G) wird; der Prozess ist abgeschlossen, wenn die Bronze diese Form besitzt. Oder wenn der ungebildete Sokrates gebildet wird, so verwirklicht sich ein Zustand, welcher der Möglichkeit nach schon vorlag. Der Veränderungsprozess ist also durch seinen Übergangsstatus gekennzeichnet und setzt voraus, dass etwas, das der Möglichkeit nach vorliegt, verwirklicht werden kann (Phys. III 1, 201a10–201b5). Für alle Veränderungsprozesse hält Aristoteles (in Übereinstimmung mit seinen naturphilosophischen Vorgängern) Gegensätze für grundlegend. Er vertritt darüber hinaus die These, dass in einem Veränderungsprozess diese Gegensätze (wie gebildet-ungebildet) immer an einem Substrat oder Zugrundeliegenden (hypokeimenon) auftreten, so dass sein Modell folgende drei Prinzipien aufweist: Substrat der Veränderung (X); Ausgangszustand der Veränderung (F); Zielzustand der Veränderung (G). Wird der ungebildete Sokrates gebildet, so ist er dabei an jedem Punkt der Veränderung Sokrates. Entsprechend bleibt die Bronze Bronze. Das Substrat der Veränderung, an dem diese sich vollzieht, bleibt dabei mit sich selbst identisch. Den Ausgangszustand der Veränderung fasst Aristoteles dabei als einen Zustand, dem die entsprechende Eigenschaft des Zielzustands ermangelt (Privation; Phys. I 7). Aristoteles unterscheidet vier Arten der Veränderung: Qualitative Veränderung Quantitative Veränderung Ortsbewegung Entstehen/Vergehen. Bei jeder Veränderung – so Aristoteles – gibt es ein zugrunde liegendes, numerisch identisches Substrat (Physik I 7, 191a13–15). Im Falle qualitativer, quantitativer und örtlicher Veränderung ist dies ein konkretes Einzelding, das seine Eigenschaften, seine Größe oder seine Position verändert. Wie verhält sich dies aber beim Entstehen/Vergehen konkreter Einzeldinge? Die Eleaten hatten die einflussreiche These vertreten, Entstehen sei nicht möglich, da sie es für widersprüchlich hielten, wenn Seiendes aus Nicht-Seiendem hervorginge (bei Entstehen aus Seiendem sahen sie ein ähnliches Problem). Die Lösung der Atomisten, Entstehen sei ein Prozess, in dem durch Mischung und Trennung unvergänglicher und unveränderlicher Atome aus alten neue Einzeldinge hervorgehen, führt nach Aristoteles’ Ansicht Entstehen illegitimerweise auf qualitative Veränderung zurück (Gen. Corr. 317a20 ff.). Form und Materie bei Entstehen/Vergehen Aristoteles’ Analyse von Entstehen/Vergehen basiert auf der innovativen Unterscheidung von Form und Materie (Hylemorphismus). Er akzeptiert, dass kein konkretes Einzelding aus Nichtseiendem entstehe, analysiert den Fall Entstehen jedoch folgendermaßen. Ein konkretes Einzelding des Typs F entsteht nicht aus einem nicht-seienden F, sondern aus einem zugrunde liegenden Substrat, das nicht die Form F aufweist: der Materie. Ein Ding entsteht, indem Materie eine neu hinzukommende Form annimmt. So entsteht eine Bronzestatue, indem eine Bronzemasse eine entsprechende Form annimmt. Die fertige Statue besteht aus Bronze, die Bronze liegt der Statue als Materie zugrunde. Die Antwort auf die Eleaten lautet, dass einer nicht-seienden Statue die Bronze als Materie entspricht, die durch Hinzukommen einer Form zur Statue wird. Der Entstehungsprozess ist dabei von verschiedenen Seinsgraden gekennzeichnet. Die tatsächliche, aktuale, geformte Statue entsteht aus etwas, das potentiell eine Statue ist, nämlich Bronze als Materie (Phys. I 8, 191b10–34). Materie und Form sind Aspekte eines konkreten Einzeldings und treten nicht selbständig auf. Materie ist immer Stoff eines bestimmten Dings, das schon eine Form aufweist. Sie ist ein relativer Abstraktionsbegriff zu Form. Indem eine derartige Materie in einer neuen Weise strukturiert wird, entsteht ein neues Einzelding. Ein Haus setzt sich aus Form (dem Bauplan) und Materie (Holz und Ziegel) zusammen. Die Ziegel als Materie des Hauses sind durch einen bestimmten Prozess auf eine bestimmte Weise geformter, konfigurierter Lehm. Unter Form versteht Aristoteles seltener die äußere Gestalt (dies nur bei Artefakten), in der Regel die innere Struktur oder Natur, dasjenige, was durch eine Definition erfasst wird. Die Form eines Gegenstandes eines bestimmten Typs beschreibt dabei Voraussetzungen, welche Materie für diesen geeignet ist und welche nicht. Ortsbewegung Bewegungen erfolgen nach Aristoteles entweder naturgemäß oder naturwidrig (gewaltsam). Nur Lebewesen bewegen sich aus eigenem Antrieb, alles andere wird entweder von etwas bewegt oder es strebt möglichst geradlinig seinem natürlichen Ort entgegen und kommt dort zum Stillstand. Der natürliche Ort eines Körpers hängt von der in ihm vorherrschenden Materieart ab. Wenn Wasser oder Erde vorherrscht, bewegt sich der Körper zum Mittelpunkt der Erde, dem Zentrum der Welt, wenn Feuer oder Luft dominiert, strebt er nach oben. Erde ist ausschließlich schwer, Feuer absolut leicht, Wasser relativ schwer, Luft relativ leicht. Der natürliche Ort des Feuers ist oberhalb der Luft und unterhalb der Mondsphäre. Leichtigkeit und Schwere sind Eigenschaften von Körpern, die mit deren Dichte nichts zu tun haben. Mit der Einführung der Vorstellung einer absoluten Schwere und absoluten Leichtigkeit (Schwerelosigkeit des Feuers) verwirft Aristoteles die Auffassung Platons und der Atomisten, die alle Objekte für schwer hielten und das Gewicht als relative Größe auffassten. Das fünfte Element, der Äther des Himmels, ist masselos und bewegt sich ewig in gleichförmiger Kreisbewegung um das Zentrum der Welt. Der Äther füllt den Raum oberhalb der Mondsphäre; er ist keinerlei Veränderung außer der Ortsbewegung unterworfen. Die Annahme, auf der Erde und am Himmel gälten verschiedene Gesetze, ist für Aristoteles nötig, weil die Bewegung der Planeten und Fixsterne nicht zur Ruhe kommt. Aristoteles nimmt an, dass für jede Ortsbewegung ein Medium, das entweder als bewegende Kraft wirkt oder der Bewegung Widerstand leistet, erforderlich ist; eine kontinuierliche Bewegung im Vakuum ist prinzipiell unmöglich. Aristoteles schließt sogar die Existenz eines Vakuums aus. Die Bewegungslehre des Aristoteles war bis zur Entwicklung eines neuen Trägheitsbegriffs durch Galilei und Newton einflussreich. Ursachen Um Wissen von Veränderungsprozessen und somit von der Natur zu besitzen, muss man – so Aristoteles – die entsprechenden Ursachen (aitiai) kennen (Phys. I 1, 184a10–14). Aristoteles behauptet, es gebe genau vier Ursachentypen, die jeweils auf verschiedene Weise auf die Frage Warum antworten und die in der Regel bei einer vollständigen Erklärung alle angegeben werden müssen (Phys. II 3, 194b23–35): Der aristotelische Ursachenbegriff unterscheidet sich weitgehend vom modernen. In der Regel treffen zur Erklärung desselben Sachverhaltes oder Gegenstandes verschiedene Ursachen zugleich zu. Die Formursache fällt oft mit der Bewegungsursache und der Finalursache zusammen. Die Ursache eines Hauses sind so Ziegel und Holz, der Bauplan, der Architekt und der Schutz vor Unwetter. Letztere drei fallen oft zusammen, insofern beispielsweise der Zweck Schutz vor Unwetter den Bauplan (im Geist) des Architekten bestimmt. Die Finalursache ist vom Standpunkt der neuzeitlichen mechanistischen Physik aus kritisiert worden. Von einer insgesamt teleologisch ausgerichteten Natur wie bei Platon setzt sich Aristoteles jedoch weitgehend ab. Finale Ursachen treten für ihn in der Natur vor allem in der Biologie auf, und zwar beim funktionellen Aufbau von Lebewesen und der Artenreproduktion. Metaphysik Metaphysik als Erste Philosophie Aristoteles gebraucht den Ausdruck „Metaphysik“ nicht. Gleichwohl trägt eines seiner wichtigsten Werke traditionell diesen Titel. Die Metaphysik ist eine von einem späteren Herausgeber zusammengestellte Sammlung von Einzeluntersuchungen, die ein mehr oder weniger zusammenhängendes Themenspektrum abdecken, indem sie nach den Prinzipien und Ursachen des Seienden und nach der dafür zuständigen Wissenschaft fragen. Ob der Titel (ta meta ta physika: die <Schriften, Dinge> nach der Physik) einen bloß bibliografischen oder einen sachbezogenen Hintergrund hat, ist unklar. Aristoteles spricht in der Metaphysik von einer allen anderen Wissenschaften vorgeordneten Wissenschaft, die er Erste Philosophie, Weisheit (sophia) oder auch Theologie nennt. Diese Erste Philosophie wird in dieser Sammlung aus Einzeluntersuchungen auf drei Weisen charakterisiert: als Wissenschaft der allgemeinsten Prinzipien, die für Aristoteles’ Wissenschaftstheorie zentral sind (→ Satz vom Widerspruch) als Wissenschaft vom Seienden als Seienden, die aristotelische Ontologie als Wissenschaft vom Göttlichen, die aristotelische Theologie (→ Theologie) Ob oder inwieweit diese drei Projekte zusammenhängende Aspekte derselben Wissenschaft oder voneinander unabhängige Einzelprojekte sind, ist kontrovers. Aristoteles behandelt später metaphysisch genannte Themen auch in anderen Schriften. Ontologie Im Corpus Aristotelicum finden sich in zwei Werken, den frühen Kategorien und der späten Metaphysik, unterschiedliche Theorien des Seienden. Substanzen in den Kategorien Die Kategorien, die die erste Schrift im Organon bilden, sind vermutlich das einflussreichste Werk des Aristoteles und der Philosophiegeschichte überhaupt. Die frühe Ontologie der Kategorien befasst sich mit den Fragen ‚Was ist das eigentlich Seiende?‘ und ‚Wie ist das Seiende geordnet?‘ und ist als Kritik an der Position Platons zu verstehen. Der mutmaßliche Gedankengang lässt sich folgendermaßen skizzieren. Unterschieden werden Eigenschaften, die Einzeldingen zukommen (P kommt S zu). Dafür liegen zwei Deutungsmöglichkeiten nahe: Das eigentlich Seiende, die Substanz (ousia) sind abstrakte, unabhängig existierende Urbilder als Ursache und Erkenntnisgegenstand von Eigenschaften. konkrete Einzeldinge als Träger von Eigenschaften. Aristoteles selbst berichtet (Met. I 6), Platon habe gelehrt, man müsse von den wahrnehmbaren Einzeldingen getrennte, nicht sinnlich wahrnehmbare, unveränderliche, ewige Urbilder unterscheiden. Platon nahm an, dass es Definitionen (und damit aus seiner Sicht auch Wissen) von den Einzeldingen, die sich beständig ändern, nicht geben kann. Gegenstand der Definition und des Wissens sind für ihn die Urbilder (Ideen) als das für die Ordnungsstruktur des Seienden Ursächliche. Verdeutlichen lässt sich dies an einer von allen Menschen getrennten, einzelnen und numerisch identischen Idee des Menschen, die für das jeweilige Menschsein ursächlich ist und die Erkenntnisgegenstand ist für die Frage ‚Was ist ein Mensch?‘. Aristoteles’ Einteilung des Seienden in den Kategorien scheint sich von der skizzierten Position Platons abzugrenzen. Er orientiert sich dabei an der sprachlichen Struktur einfacher Sätze der Form ‚S ist P‘ und der sprachlichen Praxis, wobei er die sprachliche und die ontologische Ebene nicht explizit voneinander scheidet. Einige Ausdrücke – wie ‚Sokrates‘ – können nur die Subjektposition S in dieser sprachlichen Struktur einnehmen, alles andere wird von ihnen prädiziert. Die Dinge, die in diese Kategorie der Substanz fallen und die er Erste Substanz nennt, sind ontologisch selbständig; sie bedürfen keines anderen Dinges, um zu existieren. Daher sind sie ontologisch primär, denn alles andere ist von ihnen abhängig und nichts würde ohne sie existieren. Diese abhängigen Eigenschaften bedürfen eines Einzeldings, einer ersten Substanz als eines Trägers, an der sie vorkommen. Derartige Eigenschaften (z. B. weiß, sitzend) können einem Einzelding (etwa Sokrates) jeweils zukommen oder auch nicht zukommen und sind daher akzidentelle Eigenschaften. Dies betrifft alles außerhalb der Kategorie der Substanz. Für einige Eigenschaften (z. B. ‚Mensch‘) gilt nun, dass sie in der Weise von einem Einzelding (z. B. Sokrates) ausgesagt werden können, dass ihre Definition (vernünftiges Lebewesen) auch von diesem Einzelding gilt. Sie kommen ihm daher notwendig zu. Dies sind die Art und die Gattung. Aufgrund dieses engen Bezugs, in dem die Art und die Gattung angeben, was eine erste Substanz jeweils ist (etwa in der Antwort auf die Frage ‚Was ist Sokrates?‘: ‚ein Mensch‘), nennt Aristoteles sie zweite Substanz. Dabei hängt auch eine zweite Substanz von einer ersten Substanz ontologisch ab. A) Kategorie der Substanz: 1. Substanz: Merkmal der Selbständigkeit. 2. Substanz: Merkmal der Erkennbarkeit. B) Nichtsubstanziale Kategorien: Akzidenzien. Aristoteles vertritt also folgende Thesen: Nur Einzeldinge (erste Substanzen) sind selbständig und daher ontologisch primär. Alle Eigenschaften hängen von den Einzeldingen ab. Es existieren keine unabhängigen, nicht-exemplifizierten Urbilder. Neben kontingenten, akzidentellen Eigenschaften (wie ‚weiß‘) gibt es notwendige, essentielle Eigenschaften (wie ‚Mensch‘), die angeben, was ein Einzelding jeweils ist. Die Substanztheorie der Metaphysik Für Platon ergibt sich als Konsequenz aus seiner Auffassung von den Ideen die Annahme, dass im eigentlichen, unabhängigen Sinne allein die unveränderlichen Ideen existieren; die Einzeldinge existieren nur in Abhängigkeit von den Ideen. Diese ontologische Konsequenz kritisiert Aristoteles eingehend in der Metaphysik. Er hält es für widersprüchlich, dass die Anhänger der Ideenlehre einerseits die Ideen dadurch von den Sinnesobjekten abgrenzen, dass sie ihnen das Merkmal der Allgemeinheit und damit Undifferenziertheit zuweisen, und andererseits zugleich für jede einzelne Idee eine separate Existenz annehmen; dadurch würden die Ideen selbst Einzeldinge, was mit ihrem Definitionsmerkmal Allgemeinheit unvereinbar sei (Met. XIII 9, 1086a32–34). In der Metaphysik vertritt Aristoteles im Rahmen seines Vorhabens, das Seiende als Seiendes zu untersuchen, die Auffassung, dass alles Seiende entweder eine Substanz ist oder auf eine bezogen ist (Metaphysik IV 2). In den Kategorien hatte er ein Kriterium für Substanzen formuliert und Beispiele (Sokrates) für diese gegeben. In der Metaphysik thematisiert er nun abermals die Substanz, um nach den Prinzipien und Ursachen einer Substanz, eines konkreten Einzeldings zu suchen. Hier fragt er nun: Was macht etwa Sokrates zu einer Substanz? Substanz ist hier also ein zweistelliges Prädikat (Substanz von X), so dass man die Frage so formulieren kann: Was ist die Substanz-X einer Substanz? Dabei spielt die Form-Materie-Unterscheidung, die in den Kategorien nicht präsent ist, eine entscheidende Rolle. Aristoteles scheint die Substanz-X vor allem mit Hilfe zweier Kriterien zu suchen, die in der Theorie der Kategorien auf die erste und die zweite Substanz verteilt sind: (i) selbständige Existenz oder Subjekt für alles andere, aber nicht selbst Prädikat zu sein (individuelles Wesen = erste Substanz); (ii) Definitionsgegenstand zu sein, Erkennbarkeit zu garantieren, das heißt auf die Frage ‚Was ist X?‘ zu antworten (allgemeines Wesen = zweite Substanz). Das Kriterium (ii) wird genauer erfüllt, indem Aristoteles das Wesen als Substanz-X bestimmt. Mit Wesen meint er dabei, was ontologisch einer Definition entspricht (Met. VII 4; 5, 1031a12; VIII 1, 1042a17). Das Wesen beschreibt die notwendigen Eigenschaften, ohne die ein Einzelding aufhören würde, ein und dieselbe Sache zu sein. Fragt man: Was ist die Ursache dafür, dass diese Materieportion Sokrates ist?, so ist Aristoteles’ Antwort: Das Wesen von Sokrates, welches weder ein weiterer Bestandteil neben den materiellen Bestandteilen ist (dann bedürfte es eines weiteren Strukturprinzips, um zu erklären, wie es mit den materiellen Bestandteilen vereint ist) noch etwas aus materiellen Bestandteilen (dann müsste man erklären, wie das Wesen selbst zusammengesetzt ist). Aristoteles ermittelt die Form (eidos) eines Einzeldings als sein Wesen und somit als Substanz-X. Mit Form meint er weniger die äußere Gestalt als vielmehr die Struktur: Die Form wohnt dem Einzelding inne, bewirkt bei Lebewesen die Entstehung eines Exemplars derselben Art (Met. VII 8, 1033b30–2) bei Artefakten (z. B. Haus) als formale Ursache (Bauplan) (Met. VII 9, 1034a24) im Geist des Produzenten (Met. VII 7, 1032b23) (Architekt) die Entstehung des Einzeldings. geht der Entstehung eines aus Form und Materie zusammengesetzten Einzeldings voraus und entsteht und verändert sich nicht und bewirkt so (bei natürlichen Arten) eine Kontinuität der Formen, die für Aristoteles ewig ist (Met. VII 8, 1033b18) ist Ursache, Erklärung der wesentlichen Eigenschaften und Fähigkeiten eines Einzeldings (Beispielsweise ist die Form eines Menschen die Seele (Met. VII 10, 1035b15), welche sich aus Fähigkeiten wie Nährvermögen, Wahrnehmungsvermögen, Denkvermögen unter anderem konstituiert (An. II 2, 413b11–13)). Dass die Form als Substanz-X auch das genannte Kriterium (ii), selbständig zu sein, erfüllen muss, und dies teilweise als Kriterium für etwas Individuelles aufgefasst wird, ist einer von vielen Aspekten in folgender zentralen interpretatorischen Kontroverse: Fasst Aristoteles die Form (A) als etwas Allgemeines oder (B) als etwas (dem jeweiligen Einzelding) Individuelles auf? Als Problem formuliert: Wie kann die Form, das eidos, zugleich Form eines Einzeldings und Gegenstand des Wissens sein? Für (A) spricht insbesondere, dass Aristoteles an mehreren Stellen davon ausgeht, dass die Substanz-X und somit die Form definierbar ist (Met. VII 13) und dies für ihn (wie für Platon) nur auf Allgemeines zutrifft (VII 11, 1036a; VII 15, 1039b31–1040a2). Für (B) hingegen spricht vor allem, dass Aristoteles kategorisch die unplatonische Position zu vertreten scheint: Kein Allgemeines kann Substanz-X sein (Met. VII 13). Nach (B) besitzen Sokrates und Kallias zwei auch qualitativ verschiedene Formen. Definierbar müssten dann zu separierende, überindividuelle Aspekte dieser beiden Formen sein. Die Interpretation (A) hingegen löst das Dilemma etwa, indem sie die Aussage Kein Allgemeines ist Substanz-X als Nichts allgemein Prädizierbares ist Substanz-X interpretiert und so entschärft. Die Form werde nicht auf herkömmliche Weise (wie die Art ‚Mensch‘ von ‚Sokrates‘ in den Kategorien) prädiziert und sei daher nicht im problematischen Sinne allgemein. Vielmehr werde die Form von der unbestimmten Materie in einer Weise ‚prädiziert‘, die einen Einzelgegenstand erst konstituiere. Akt und Potenz Die für die Ontologie wichtige Beziehung zwischen Form und Materie wird durch ein weiteres Begriffspaar genauer erläutert: Akt (energeia, entelecheia) und Potenz (dynamis). Für die Form-Materie-Unterscheidung ist die später ontologisch genannte Bedeutung von Potenz oder Vermögen wichtig. Potentialität ist hier ein Zustand, dem ein anderer Zustand – Aktualität – gegenübersteht, indem ein Gegenstand der Wirklichkeit nach F oder dem Vermögen, der Möglichkeit nach F ist. So ist ein Junge der Möglichkeit nach ein Mann, ein ungebildeter Mensch der Möglichkeit nach ein gebildeter (Met. IX 6). Dieses (hier diachron beschriebene) Verhältnis von Aktualität und Potentialität bildet die Grundlage für das (auch synchron zu verstehende) Verhältnis von Form und Materie, denn Form und Materie sind Aspekte eines Einzeldings, nicht dessen Teile. Sie sind im Verhältnis von Aktualität und Potentialität miteinander verbunden und konstituieren so (erst) das Einzelding. Die Materie eines Einzeldings ist demnach genau das potentiell, was die Form des Einzeldings und das Einzelding selbst aktual sind (Met. VIII 1, 1042a27 f.; VIII 6, 1045a23–33; b17–19). Zum einen ist zwar (diachron betrachtet) eine bestimmte Portion Bronze potentiell eine Kugel wie auch eine Statue. Zum anderen aber ist (synchron als konstituierender Aspekt) die Bronze an einer Statue potentiell genau das, was die Statue und deren Form aktual sind. Die Bronze der Statue ist ein Konstituens der Statue, ist aber nicht mit ihr identisch. Und so sind auch Fleisch und Knochen potentiell das, was Sokrates oder seine Form (die für einen Menschen typische Konfiguration und Fähigkeiten seiner materiellen Bestandteile,→ Psychologie) aktual sind. So wie die Form gegenüber der Materie ist für Aristoteles auch die Aktualität gegenüber der Potentialität primär (Met. IX 8, 1049b4–5). Unter anderem ist sie der Erkenntnis nach primär. Man kann nur dann ein Vermögen angeben, wenn man Bezug auf die Wirklichkeit nimmt, zu der es ein Vermögen ist. Das Sehvermögen etwa lässt sich nur bestimmen, indem man auf die Tätigkeit ‚Sehen‘ Bezug nimmt (Met. IX 8, 1049b12–17). Des Weiteren ist die Aktualität im entscheidenden Sinne auch zeitlich früher als die Potentialität, denn ein Mensch entsteht durch einen Menschen, der aktual Mensch ist (Met. IX 8, 1049b17–27). Theologie Aristoteles unterscheidet im Vorfeld seiner Theologie drei mögliche Substanzen: (i) sinnlich wahrnehmbare vergängliche, (ii) sinnlich wahrnehmbare ewige und (iii) nicht sinnlich wahrnehmbare ewige und unveränderliche (Met. XII 1, 1069a30–1069b2). (i) sind die konkreten Einzeldinge (der sublunaren Sphäre), (ii) die ewigen, bewegten Himmelskörper, (iii) erweist sich als der selbst unbewegte Ursprung aller Bewegung. Aristoteles argumentiert für einen göttlichen Beweger, indem er feststellt, dass, wenn alle Substanzen vergänglich wären, alles vergänglich sein müsste, die Zeit und die Veränderung selbst jedoch notwendig unvergänglich sind (Phys. VIII 1, 251a8–252b6; Met. XII 6, 1071b6–10). Aristoteles zufolge ist die einzige Veränderung, die ewig existieren kann, die Kreisbewegung (Phys. VIII 8–10; Met. XII 6,1071b11). Die entsprechende beobachtbare kreisförmige Bewegung der Fixsterne muss daher als Ursache eine ewige und immaterielle Substanz haben (Met. XII 8, 1073b17–32). Enthielte das Wesen dieser Substanz Potentialität, könnte die Bewegung unterbrochen werden. Daher muss sie reine Aktualität, Tätigkeit sein (Met. XII, 1071b12–22). Als letztes Prinzip muss dieser Beweger selbst unbewegt sein. Nach Aristoteles bewegt der unbewegte Beweger „wie ein Geliebtes“, nämlich als Ziel (Met. XII 7, 1072b3), denn das Begehrte, das Gedachte und insbesondere das Geliebte kann bewegen, ohne bewegt zu sein (Met. XII 7, 1072a26). Seine Tätigkeit ist die lustvollste und schönste. Da er immaterielle Vernunft (nous) ist und seine Tätigkeit im Denken des besten Gegenstandes besteht, denkt er sich selbst: das „Denken des Denkens“ (noêsis noêseôs) (Met. XII 9, 1074b34 f.). Da nur Lebendiges denken kann, muss er zudem lebendig sein. Den unbewegten Beweger identifiziert Aristoteles mit Gott (Met. XII 7, 1072b23 ff.). Der unbewegte Beweger bewegt die gesamte Natur. Die Fixsternsphäre bewegt sich, da sie mit der Kreisbewegung die Vollkommenheit nachahmt. Die anderen Himmelskörper werden vermittelt über die Fixsternsphäre bewegt. Die Lebewesen haben Anteil an der Ewigkeit, indem sie mittels der Fortpflanzung ewig bestehen (GA II 1, 731b31–732a1). Biologie Stellung der Biologie Nicht nur in der Philosophiegeschichte, sondern auch in der Geschichte der Naturwissenschaften nimmt Aristoteles einen bedeutenden Platz ein. Ein großer Teil seiner überlieferten Schriften ist naturwissenschaftlich, von denen die bei weitem bedeutendsten und umfangreichsten die biologischen Schriften sind, die fast ein Drittel des überlieferten Gesamtwerks umfassen. Vermutlich in Arbeitsteilung wurde die Botanik von seinem engsten Mitarbeiter Theophrast, die Medizin bzw. Geschichte der Medizin von seinem Schüler Menon bearbeitet. Aristoteles vergleicht das Studium unvergänglicher Substanzen (Gott und Himmelskörper) und vergänglicher Substanzen (der Lebewesen). Beide Forschungsgebiete haben ihren Reiz. Die unvergänglichen Substanzen, die höchsten Erkenntnisgegenstände zu untersuchen, bereiten zwar die größte Freude, aber das Wissen über Lebewesen ist leichter zu erlangen, da sie uns näher stehen. Er betont den Wert der Erforschung auch niederer Tiere und weist darauf hin, dass auch diese etwas Natürliches und Schönes zeigen, das sich nicht in ihren zerlegten Bestandteilen erschöpft, sondern erst durch die Tätigkeiten und das Zusammenwirken der Teile hervortritt (PA I 5, 645a21–645b1). Aristoteles als empirischer Forscher Aristoteles hat selbst empirische Forschung betrieben, jedoch vermutlich nicht Experimente im – erst in der neuzeitlichen Naturwissenschaft eingeführten – Sinne einer methodischen Versuchsanordnung angestellt. Sicher ist, dass er selbst Sezierungen vornahm. Einem Experiment am nächsten kommt die in festgelegten zeitlichen Abständen wiederholte Untersuchung von befruchteten Hühnereiern, mit dem Ziel zu beobachten, in welcher Reihenfolge die Organe entstehen (GA VI 3, 561a6–562a20). Experimente sind jedoch in seiner eigentlichen Domäne – der deskriptiven Zoologie – auch nicht das wesentliche Instrument der Forschung. Neben eigenen Beobachtungen und einigen wenigen Textquellen stützte er sich hier auch auf Informationen von einschlägig Berufstätigen wie Fischern, Bienenzüchtern, Jägern und Hirten. Er ließ die Inhalte seiner Textquellen teilweise empirisch überprüfen, übernahm aber auch unkritisch fremde Irrtümer. Ein verlorenes Werk bestand vermutlich großenteils aus Zeichnungen und Diagrammen von Tieren. Methodologie der Biologie: Trennung von Fakten und Ursachen Aufgrund des lange vorherrschenden Interpretationsmodells der Wissenschaftstheorie des Aristoteles und der Vernachlässigung der biologischen Schriften, ging man früher davon aus, dass er diese Theorie nicht auf die Biologie angewendet hat. Demgegenüber wird heute durchaus angenommen, dass seine Vorgehensweise in der Biologie von seiner Wissenschaftstheorie beeinflusst war, wenngleich Umfang und Grad umstritten sind. Faktensammlungen Von Aristoteles ist keine Beschreibung seines naturwissenschaftlichen Vorgehens überliefert. Erhalten sind neben der allgemeinen Wissenschaftstheorie nur Texte, die ein Endprodukt der wissenschaftlichen Forschung darstellen. Die biologischen Schriften sind in einer bestimmten Reihenfolge angeordnet, die der Vorgehensweise entspricht. Die erste Schrift (Historia animalium) beschreibt die verschiedenen Tierarten und ihre spezifischen Differenzen. Sie bietet die Sammlung des Faktenmaterials wie z. B., dass alle Lebewesen mit Lungen Luftröhren aufweisen. Dabei wird nicht erörtert, ob etwas notwendig oder unmöglich so sei. In der Faktensammlung ordnet Aristoteles die Lebewesen nach verschiedenen Einteilungsmerkmalen wie blutführend, lebendgebärend usw. Nach Merkmalen geordnet stellt er allgemeine Relationen zwischen verschiedenen Aspekten der Beschaffenheit fest. So bemerkt er beispielsweise: Alle Vierfüßler, die lebendgebärend sind, weisen Lungen und Luftröhren auf (HA II 15, 505b32 f.). Erst die an dieses Werk anschließenden und darauf aufbauenden Schriften De generatione animalium (Über die Entstehung der Tiere) und De partibus animalium (Über die Teile der Tiere) befassen sich mit den Ursachen, welche die Fakten erklären. Ursachenwissen Die Faktensammlung ist die Voraussetzung dafür, Wissen auf der Grundlage von Ursachenkenntnis zu erreichen. Zentral für die Biologie sind dabei finale Ursachen, die den Zweck der Bestandteile des Körpers angeben. Die Ursache für die Existenz einer Luftröhre bei allen Lebewesen, die eine Lunge besitzen, besteht für Aristoteles in der Funktionsweise der Lunge. Die Lunge kann – anders als der Magen – nicht unmittelbar an den Mund anschließen, da sie eines zweigeteilten Kanals bedarf, so dass Einatmen und Ausatmen auf optimale Weise möglich ist. Da dieser Kanal eine gewisse Länge aufweisen muss, haben alle Lebewesen mit Lunge einen Hals. Fische haben daher keinen Hals, weil sie keine Luftröhre benötigen, da sie mit Kiemen atmen (PA III 3, 664a14–34). Finale Ursachen in der Biologie Die Verwendung finaler Erklärungen in der Biologie (und auch anderen Forschungsgebieten des Aristoteles) ist insbesondere in der Frühen Neuzeit und bis ins 20. Jahrhundert vielfach kritisiert worden. Unter finalen Erklärungen oder Ursachen versteht Aristoteles hier allerdings in der Regel keine übergreifenden Zwecke, die etwa eine bestimmte Spezies hätte. Ihm geht es vielmehr um eine interne Funktionsbestimmung der Organismen und ihrer Teile. Inhalte der Zoologie Aristoteles hat über 500 Spezies untersucht. Seine Schriften behandeln systematisch die inneren und äußeren Teile der einzelnen Tiere, Bestandteile wie Blut und Knochen, Arten der Fortpflanzung, die Nahrung, den Lebensraum und das Verhalten. Er beschreibt das Verhalten von Haustieren, exotischen Raubtieren wie dem Krokodil, Vögeln, Insekten und Meerestieren. Zu diesem Zweck ordnet er die Lebewesen. Einteilung der Arten Aristoteles unterscheidet zwei Hauptgruppen von Lebewesen: blutführende und blutlose Tiere. Dies entspricht der Einteilung in Wirbeltiere und Wirbellose. Diese ordnet er nach größten Gattungen: Blutführende Tiere: lebendgebärende Vierfüßler eierlegende Vierfüßler Vögel Fische Cetaceen (Meeressäuger) eierlegende Fußlose (Schlangen) lebendgebärende Fußlose (Vipern) Mensch (bildet eine isolierte Gattung) Blutlose Tiere: Weichtiere Krustentiere Schalentiere Kerbtiere Vermutlich war es nicht Aristoteles’ Absicht, eine vollständige Taxonomie zu schaffen. Das System einer Taxonomie ist für ihn auch kein Hauptgegenstand. Ziel seiner Untersuchungen war eher eine Morphologie, eine Klassifikation der Lebewesen anhand charakteristischer Merkmale. So hat er die Gattungen zwischen den genannten sowie Untergattungen nicht terminologisch fixiert. Beispiel einer Beschreibung. Der Krake Aristoteles und die Erkenntnisse der modernen Biologie In vielen Fällen hat sich Aristoteles als Biologe geirrt. Einige seiner Irrtümer erscheinen reichlich kurios, wie die Beschreibung des Bisons, das sich „durch Ausschlagen und Ausstoßen seines Kots, welchen es bis siebeneinhalb Meter weit von sich schleudern kann, verteidigt“ (HA IX 45, 630b8 f.). Offenbar war seine Informationsquelle über dieses exotische Tier nicht sehr verlässlich. Weitere bekannte Irrtümer sind unter anderem die Behauptung, der Mann habe mehr Zähne als die Frau (HA II 3, 501b19), das Gehirn sei ein Kühlorgan und das Denken geschehe in der Herzgegend (PA II 7, 652b21–25; III 3, 514a16–22) sowie das Konzept der Telegonie, wonach eine vorangegangene Trächtigkeit den Phänotyp von Nachkommen aus späteren Trächtigkeiten beeinflussen könne. Aristoteles hat aber auch auf der Grundlage seiner Beobachtungen Einsichten gewonnen, die nicht nur zutreffen, sondern die erst in der Moderne wiederentdeckt oder bestätigt worden sind. Beispielsweise erwähnt er bei der Beschreibung des angeführten Kraken, dass die Paarung durch einen Fangarm des Männchens geschieht, der gegabelt ist – die sogenannte Hektokotylisation –, und beschreibt diesen Fortpflanzungsvorgang (HA V 5, 541b9–15; V 12, 544a12; GA V 15, 720b33). Dieses Phänomen war bis ins 19. Jahrhundert nur durch Aristoteles bekannt; die genaue Art der Fortpflanzung wurde erst 1959 vollständig verifiziert. Bedeutender noch ist seine Hypothese, nach der die Teile eines Organismus in einer hierarchischen Ordnung ausgebildet werden und nicht – wie die (bereits von Anaxagoras vertretene) Präformationslehre annimmt – vorgebildet sind (GA 734a28–35). Diese Auffassung von der embryonalen Entwicklung ist in der Neuzeit unter der von Aristoteles noch nicht verwendeten Bezeichnung Epigenesis bekannt geworden. Ihre empirische Grundlage waren für Aristoteles seine Sezierungen. In der Neuzeit war aber die Präformationslehre vom 17. bis in das 19. Jahrhundert hinein die allgemein akzeptierte Theorie, und Vertreter der Epigenesis wie William Harvey (1651) und Caspar Friedrich Wolff (1759) fanden mit ihren embryologischen Untersuchungen, die klar zeigten, dass die Embryonen sich aus ganz undifferenzierter Materie entwickeln, wenig Beachtung. Diese Einsicht setzte sich erst im frühen 19. Jahrhundert durch und verdrängte schließlich die präformistischen Spekulationen. Endgültig wurde erst im 20. Jahrhundert in der Experimentalbiologie durch Hans Driesch und Hans Spemann bestätigt, dass die embryonale Entwicklung eine Kette von Neubildungen, ein epigenetischer Prozess ist. Ferner gibt es eine Analogie zwischen der aristotelischen zielhaften Epigenesis und der Genetik. Seelenlehre: Theorie des Lebendigseins Ausgangssituation Lebewesen unterscheiden sich von anderen natürlichen und künstlichen Objekten dadurch, dass sie lebendig sind. Bei Homer ist die Seele (psychê) das, was einen Leichnam verlässt. Im Laufe des 6. und 5. Jahrhundert v. Chr. findet der Begriff zunehmend eine deutliche Ausweitung: beseelt (empsychos) zu sein bedeutet lebendig zu sein und das Konzept Seele weist nun auch kognitive und emotionale Aspekte auf. Aristoteles nimmt diesen Sprachgebrauch auf. In seiner Seelentheorie ist er mit zwei Positionen konfrontiert: zum einen mit dem Materialismus vorsokratischer Naturphilosophen (vor allem Demokrit und Empedokles), die behaupten, die Seele bestehe aus einer besonderen Art Materie, zum anderen mit der dualistischen Position Platons, für den die Seele unsterblich, immateriell und ihrer Natur nach eher etwas Intelligibles ist. Hinsichtlich der Streitfrage zwischen Materialismus und Dualismus, ob Körper und Seele miteinander identisch sind oder nicht, ist Aristoteles der Auffassung, dass die Frage falsch gestellt ist. Dies erläutert er mit einem Vergleich: Die Frage Sind Körper und Seele identisch? ist ebenso unsinnig wie die Frage Sind Wachs und seine Form identisch? (An. II 1, 412b6–9). Zustände der Seele sind zwar immer auch Zustände des Körpers, aber eine Identität von Körper und Seele verneint Aristoteles ebenso wie die Unsterblichkeit der Seele. Bestimmung der Seele Was die Seele ist, bestimmt Aristoteles mittels seiner Unterscheidung von Form und Materie. Die Seele verhält sich zum Körper wie die Form zur Materie, das heißt wie eine Statuenform zur Bronze. Form und Materie eines Einzeldings sind aber nicht zwei verschiedene Objekte, nicht dessen Teile, sondern Aspekte ebendieses Einzeldings. Die Seele definiert Aristoteles als „erste Wirklichkeit (entelecheia) eines natürlichen organischen Körpers“ (An. II 1, 412b5 f.). Eine Wirklichkeit oder Aktualität ist die Seele, weil sie als Form den Aspekt des Lebendigen an der potentiell belebten Materie (nämlich der organischen) darstellt. Eine erste Wirklichkeit ist sie, insofern das Lebewesen auch dann lebendig ist, wenn es nur schläft und keine weiteren Tätigkeiten ausübt (die ebenfalls Aspekte des Seelischen sind). (An. II 1, 412a19–27). Fähigkeiten Die weiteren seelischen Aspekte sind die Funktionen, die für ein Lebewesen charakteristisch sind, seine spezifischen Fähigkeiten oder Vermögen (dynamis). Aristoteles unterscheidet vor allem folgende Fähigkeiten: Ernährungs- und Fortpflanzungsvermögen (threptikon) Wahrnehmungsvermögen (aisthêtikon) Denkvermögen (dianoêtikon) Ernährungs- und Fortpflanzungsvermögen kommen – als grundlegendes Vermögen alles Lebendigen – auch den Pflanzen zu, Wahrnehmungsvermögen (und Fortbewegungsfähigkeit) weisen nur die Tiere (einschließlich des Menschen) auf. Das Denken besitzt allein der Mensch. Wahrnehmungsvermögen Aristoteles unterscheidet folgende fünf Sinne und behauptet, dass es nicht mehr geben kann: Tastsinn Geschmackssinn Riechen Hören Sehen Wahrnehmung (aisthesis) fasst Aristoteles allgemein als ein Erleiden oder eine qualitative Veränderung (An. II 5, 416b33 f.). Das, was die Sinne wahrnehmen, ist dabei jeweils durch ein kontinuierliches Gegensatzpaar bestimmt: Sehen durch hell und dunkel, Hören durch hoch und tief, Riechen und Schmecken durch bitter und süß; Tasten weist verschiedene Gegensatzpaare auf: hart und weich, heiß und kalt, feucht und trocken. Aristoteles behauptet, dass beim Wahrnehmungsvorgang das jeweilige Organ wie das Wahrgenommene wird (An. 418a3–6). Des Weiteren sagt er, dass das Organ die Form „ohne die Materie“ aufnimmt, so „wie das Wachs das Siegel des Ringes ohne Eisen und ohne Gold aufnimmt“ (An. II 12, 424a18 f.). Dies ist von manchen Kommentatoren, darunter Thomas von Aquin, so interpretiert worden, dass das Organ keine natürliche Veränderung (mutatio naturalis), sondern eine geistige (mutatio spiritualis) erfahre. Andere Interpreten meinen, dass „ohne Materie“ schlicht bedeutet, dass zwar keine Partikel in das Organ gelangen, dieses sich aber tatsächlich dem Wahrnehmungsobjekt entsprechend verändert. Den Tastsinn besitzen alle Lebewesen, welche Wahrnehmung besitzen. Der Tastsinn ist ein Kontaktsinn, das heißt zwischen Wahrnehmungsorgan und Wahrgenommenem befindet sich kein Medium (An. II 11, 423a13 f.). Der Geschmacksinn ist eine Art Tastsinn (An. II 10, 422a8 f.). Die drei Distanzsinne Riechen, Hören und Sehen hingegen benötigen ein Medium, das den Eindruck vom Wahrgenommenen zum Organ transportiert. Vernunft Die Vernunft oder das Denkvermögen (nous) ist spezifisch für den Menschen. Aristoteles definiert sie als „das, womit die Seele denkt und Annahmen macht“ (An. III 4, 429a22 f.). Die Vernunft ist unkörperlich, da sie anderenfalls in ihren möglichen Denkgegenständen eingeschränkt wäre, was aber nicht der Fall sein darf (An. III 4, 429a17–22). Allerdings ist sie körpergebunden, da sie auf Vorstellungen (phantasmata) angewiesen ist. Vorstellungen bilden das Material der Denkakte, sie sind konservierte Sinneswahrnehmungen. Das entsprechende Vorstellungsvermögen (phantasia; weder interpretierend noch produktiv im Sinne von Phantasie) ist auf Sinneseindrücke angewiesen, wenngleich Sinneseindruck und Vorstellung qualitativ mitunter stark voneinander abweichen können, etwa bei Halluzinationen. Das Vorstellungsvermögen ist den Wahrnehmungsvermögen zugeordnet (An. III 8, 428b10–18). Insofern die Vernunft also in ihrer Tätigkeit an Vorstellungen gebunden ist, ist sie auch an einen Körper gebunden. Ethik Glück (eudaimonia) und Tugend oder Bestzustand (aretê) sind die in Aristoteles’ Ethik zentralen Begriffe. Aristoteles vertritt die These, dass das Ziel aller absichtlichen Handlungen das im „guten Leben“ verwirklichte Glück ist. Die Ausbildung von Tugenden ist nach seiner Ansicht wesentlich dafür, dieses Ziel zu erreichen (→ Tugendethik). Glück als das Ziel des guten Lebens Strebenshierarchie der Güter In ihren (absichtlichen) Handlungen streben alle Menschen nach etwas, das ihnen gut erscheint. Einige dieser erstrebten Güter werden nur als Mittel erstrebt, um andere Güter zu erreichen, andere sind sowohl Mittel als auch selbst ein Gut. Da das Streben nicht unendlich sein kann, muss es ein oberstes Gut und letztes Strebensziel geben. Dieses wird nur um seiner selbst willen erstrebt. Es wird offenbar allgemein „Glück“ (eudaimonia) genannt (EN I 1). Definition des Glücks als des obersten Guts Um umrisshaft zu bestimmen, worin das Glück als oberstes Gut für den Menschen besteht, fragt Aristoteles: Worin besteht die spezifische Funktion (telos) oder Aufgabe (ergon) des Menschen? Sie besteht im Vermögen der Vernunft (logos), das ihn von anderen Lebewesen unterscheidet. Der für den Menschen spezifische Seelenteil verfügt über dieses Vermögen der Vernunft; der andere Seelenteil, der sich aus Emotionen und Begierden zusammensetzt, ist zwar selbst nicht vernünftig, kann sich aber durch die Vernunft leiten lassen. Um das Glück zu erlangen, muss das Individuum das Vermögen Vernunft gebrauchen, nicht bloß besitzen, und zwar auf Dauer und in einem Bestzustand (aretê). Demgemäß ist „das Gut für den Menschen“, das Glück, eine Tugenden Um den Zustand der Vortrefflichkeit zu erreichen, muss man den beiden Seelenteilen entsprechend (a) Verstandestugenden und (b) Charaktertugenden ausbilden. Tugenden sind für Aristoteles Haltungen, zu denen jeder Mensch die Anlage besitzt, die sich jedoch durch Erziehung und Gewöhnung erst ausbilden müssen. Verstandestugenden Unter den Verstandestugenden beziehen sich einige auf das Wissen von Unveränderlichem oder die Herstellung von Gegenständen. Allein die Klugheit (phronêsis) ist mit dem Handeln verknüpft, und zwar als Tugend mit dem Ziel eines guten Lebens. Sie ist – neben den Charaktertugenden – notwendig, um in konkreten Entscheidungssituationen im Hinblick auf das gute Leben handeln zu können. Im Bereich menschlicher Handlungen gibt es – anders als in den Wissenschaften – keine Beweise, und um klug zu sein, bedarf es dabei auch der Erfahrung. Die Funktion der Klugheit besteht darin, die Mitte (mesotês) zu wählen. Charaktertugenden Charaktertugenden sind Haltungen (hexeis), für die kennzeichnend ist, dass man sie loben und tadeln kann. Sie werden durch Erziehung und Gewöhnung ausgeprägt, wobei dies nicht als eine Konditionierung zu verstehen ist. Zwar hängt von Kindheit an sehr viel von der Gewöhnung ab (EN II 1, 1103b24), Charaktertugenden liegen jedoch erst vor, wenn jemand sich wissentlich für die entsprechenden Handlungen entscheidet, und zwar nicht wegen möglicher Sanktionen, sondern um der tugendhaften Handlungen selbst willen, und wenn er dabei auch nicht ins Wanken gerät (EN II 3, 1105a26–33). Auch unterscheidet sich der Tugendhafte vom Selbstbeherrschten (der dieselben Handlungen ausführen mag, sich aber dazu zwingen muss) dadurch, dass er an der Tugend Freude empfindet (EN II 2, 1104b3 ff.). Durch Gewöhnung ausgeprägt werden die Charaktertugenden, indem Übermaß und Mangel vermieden werden. Das Instrument der Mitte bestimmt die Charaktertugenden genauer. So ist beispielsweise die Tugend der Tapferkeit eine Mitte zwischen den Lastern Tollkühnheit und Feigheit. Grundlage für die Tugenden sind dabei sowohl die Handlungen als auch die Emotionen und Begierden. Nicht tapfer, sondern tollkühn ist jemand, der entweder in einer bestimmten Situation völlig furchtlos ist, obwohl die Situation bedrohlich ist, oder der in einer ernsten Bedrohungssituation seine Furcht ignoriert. Die Mitte besteht also – hier wie bei den anderen Charaktertugenden – darin, angemessene Emotionen zu haben und demgemäß angemessen zu handeln. Dabei ist diese Lehre von der Mitte vermutlich nicht in konkreten Situationen als normativ handlungsleitend, sondern nur als Beschreibungsinstrument der Charaktertugenden aufzufassen. Sie ist auch keine arithmetische Mitte, sondern eine Mitte für uns (pros hêmas), die die jeweilige Emotion, die Person sowie die Situation berücksichtigt. Diese Tabelle zeigt einige wichtige Charaktertugenden (EN II 7): Aristoteles definiert die Charaktertugend dementsprechend als Lebensformen und Lust Im Kontext der Analyse des guten Lebens unterscheidet Aristoteles drei Lebensformen, die verschiedene Ziele verfolgen: das Genussleben – mit dem Ziel Lust; das politische Leben – mit dem Ziel Ehre; das theoretische Leben – mit dem Ziel Erkenntnis (EN I 3). Das Genussleben im Sinne einer bloßen Befriedigung der Begierden hält Aristoteles für sklavisch und verwirft es. Gelderwerb und Reichtum als Ziel hält er nicht für eine Lebensform, da Geld immer nur Mittel zu einem Zweck, aber nie selbst Ziel ist. Er plädiert für das theoretische Leben als beste Lebensform. Die beste Tätigkeit, die in der Glücksdefinition gesucht wird, ist diejenige des Theoretikers, der auf Gebieten wie Philosophie, Mathematik usw. forscht und neue Erkenntnisse gewinnt, denn sie bedeutet Muße, dient keinem anderen Zweck, betätigt mit den Verstandestugenden das Beste im Menschen und weist die besten Erkenntnisgegenstände auf (EN X 7, 1177a18–35). Obwohl er das theoretische Leben für das bestmögliche hält, weist er darauf hin, dass die Betrachtung als Lebensform den Menschen als Menschen übersteigt und eher etwas Göttliches ist (EN X 7, 1177b26–31). Das zweitbeste Leben ist das politische. Es besteht in der Betätigung der Charaktertugenden, die den Umgang mit anderen Menschen sowie mit unseren Emotionen bestimmen. Da Charaktertugenden und Verstandestugenden einander nicht ausschließen, meint Aristoteles möglicherweise, dass selbst der Theoretiker, insofern er ein soziales und mit Emotionen ausgestattetes Wesen ist, sich im Sinne des zweitbesten Lebens betätigen muss. Aristoteles fasst die Betätigung der Verstandestugenden (zumindest der Klugheit) und der Charaktertugenden als wesentliche Elemente des Glücks auf. Aber auch äußere oder körperliche Güter und auch die Lust hält er für Bedingungen, die hilfreich oder sogar notwendig sind, um glücklich zu werden. Güter wie Reichtum, Freunde und Macht verwenden wir als Mittel. Fehlen einige Güter, wird das Glück getrübt, wie bei körperlicher Verunstaltung, Einsamkeit oder missratenen Kindern (EN I 9, 1099a31–1099b6). Aristoteles meint, das Genussleben führe nicht zum Glück. Er hält die Lust nicht für das oberste Gut. Gegenüber lustfeindlichen Positionen macht er jedoch geltend, dass das gute Leben Lust einschließen müsse und bezeichnet die Lust als ein Gut (EN VII 14). Auch meint er, man könne einen Tugendhaften, der „auf das Rad geflochten“ sei, nicht als glücklich bezeichnen (EN VII 14, 1153b18–20). Gegen Platons Auffassung, Lüste seien Prozesse (kinêsis), die einen Mangel beseitigen (wie Lust beim Durstlöschen), und somit sei das Vollenden des Prozesses besser als dieser selbst, argumentiert Aristoteles dafür, dass Lüste Tätigkeiten (energeia) sind, die kein Ziel außer sich aufweisen. Paradigmatische Fälle sind Wahrnehmen und Denken. Mit diesem Lustkonzept, das Lust als „unbehinderte Tätigkeit“ oder „Vervollkommnung der Tätigkeit“ definiert (EN VII 13, 1153a14 f.; X 4, 1174b33), macht er geltend, dass die Betätigung der Verstandestugenden und der Charaktertugenden lustvoll sein kann. Ob Lüste gut oder schlecht sind, hängt davon ab, ob die entsprechenden Tätigkeiten gut oder schlecht sind. Bei körperlichen Lüsten ist Letzteres etwa der Fall, wenn sie im Übermaß auftreten oder wenn sie gute Handlungen verhindern und so dem Glück abträglich sind. Politische Philosophie Die politische Philosophie des Aristoteles schließt an seine Ethik an. Als umfassende Form aller Gemeinschaften besteht der Staat (polis) um des höchsten Gutes willen, des Glücks (EN I 1, 1094a26–b11; Pol. I 1, 1252a1–7). Die politische Philosophie fragt also nach den Bedingungen des Glücks hinsichtlich des Lebens im Staat. Hierfür analysiert er die Bestandteile jeder menschlichen Gemeinschaft und jedes Staates und untersucht, welche Verfassung (politeia) die beste ist und für welche besonderen Bedingungen welche Verfassung die richtige ist. Entstehung, Bestandteile und Zweck des Staates Aus der Sicht von Aristoteles besteht der Staat von Natur aus, weil der einzelne Mensch nicht für sich allein zu existieren vermag. Betrachtet man die aus den einzelnen Haushalten sich zusammensetzenden Teile des Staates, so liegen zunächst zwei grundlegende Beziehungen vor: die zwischen Mann und Frau, deren Zweck die Fortpflanzung ist, und die von Herr und Sklave, die dem Lebensunterhalt und der Besitzmehrung dient. (Pol. I 2, 1253b, 1253a und 1253b) Aristoteles rechtfertigt die Sklaverei, indem er sie als dem Prinzip von Herrschaft und Unterordnung entsprechend auffasst. Er vertritt die These, dass es Sklaven gibt, die von Natur aus zu nichts anderem bestimmt sind als zum Sklavendasein. Das begründet er damit, dass solche „Sklaven von Natur“ nur in geringem Maße Anteil an der Vernunft hätten; daher sei es nicht nur gerechtfertigt, sondern sogar für sie selbst vorteilhaft, dass sie ihr Leben als Sklaven verbringen müssen (Pol. I 5, 1254b20–23; 1255a1 f.). Allerdings ist sein Konzept unklar und widersprüchlich, da er die Freilassung von Sklaven grundsätzlich billigt und für die Unterscheidung zwischen akzidentellen Sklaven (etwa durch Kriegsgefangenschaft) und Sklaven von Natur keine klaren Kriterien nennt. Sein Rat, Sklaven als Lohn die Freiheit zu versprechen (Pol. VII 10, 1330a20 f.), widerspricht der Vorstellung eines „Sklaven von Natur“. Entsprechend argumentiert er auch für eine Unterordnung der Frau (Pol. VII 10, 1330a20 f.). Es sei für sie besser, vom Mann beherrscht zu werden, da ihre Urteilskraft schwächer sei als die männliche (Pol. I 5, 1254b10–15; I 13, 1259a12). Mehrere Haushalte ergeben ein Dorf, in dem Arbeitsteilung bessere Versorgung ermöglicht, und mehrere Dörfer einen Staat. Dieser ist autark in dem Sinne, dass er die Bedingungen für ein gutes Leben bereitstellen kann. Aristoteles unterscheidet den Grund der Entstehung des Staates von seinem Zweck. Der Staat entsteht zum Zweck des Überlebens, des Lebens an sich, sein Zweck aber ist das gute Leben: εὖ ζῆν = eu zēn = gut leben (Pol. I 2, 1252a25–1253a1). Nach Aristoteles gehört es zur Natur des Menschen, in Gemeinschaft zu leben, denn er ist ein „zôon politikon“, ein Lebewesen in der Polisgemeinschaft (Pol. I 2, 1253a3). Nur im Staat kann der Mensch das gute Leben verwirklichen. Wer des Staates nicht bedürfe, sei „entweder ein Tier oder ein Gott“ (Pol. I 2, 1253a29). Bürger und Verfassung eines Staates Eine Polis (ein Staat) besteht aus den freien Bürgern. Der Zweck des Staates ist immer das gute Leben. Militär- oder Handelsbündnisse, also Verträge, machen noch keinen Staat aus. Kennzeichnendes Merkmal eines bestimmten Staates ist seine Verfassung. Der Bürger Bürger sind die mit dem Bürgerrecht ausgestatteten Einwohner, die sich aktiv am politischen Geschehen (am Richten und Regieren) beteiligen (Pol. III 1, 1275a22). Den Bürger bestimmt Aristoteles also primär nicht über die Herkunft oder den Wohnort, sondern über die Partizipation an den politischen Institutionen des Staates. Entsprechend den damaligen Verhältnissen in Athen betrachtet Aristoteles Frauen, Kinder, Sklaven und Fremde nicht als Bürger. Ein Bürger darf auch nicht für seinen Lebensunterhalt arbeiten müssen. Lohnarbeiter und Handwerker können somit keine Bürger sein (Pol. III 5, 1278a11). Die jeweilige Verfassung eines Staates bestimmt genauer, wer Bürger ist und wer nicht. Theorie der Verfassungen In seiner Unterscheidung der verschiedenen Verfassungen stellt Aristoteles zwei Fragen: Wer herrscht? Zu wessen Nutzen wird geherrscht? Bei der ersten Frage unterscheidet er drei mögliche Antworten: einer, wenige, viele. Bei der zweiten Frage unterscheidet er zwei mögliche Zustände und Nutznießer: die Verfassung ist gerecht, wenn zum Nutzen aller regiert wird; sie ist ungerecht oder verfehlt, wenn allein zum Nutzen der Herrschenden regiert wird (Pol. III 6, 1279a17–21). Auf dieser Grundlage entwirft er eine erste Staatsformenlehre mit sechs Verfassungen (Pol, III 6–8): Die verschiedenen Verfassungen wenden auf unterschiedliche Weise die distributive Gerechtigkeit an (Pol. III 9, 1280a7–22). Distributive Gerechtigkeit bestimmt er als die Verteilung proportional zur Leistung oder Würde (EN V 6). Kritik an schlechten Verfassungen Unter den schlechten, nicht am Gemeinwohl orientierten Verfassungen hält er die Tyrannis für die schlechteste, denn in ihr herrscht der Tyrann über den Staat im Sinne einer despotischen Alleinherrschaft wie der Herr über den Sklaven (Pol. III 8, 1279b16). Für etwas weniger schlecht erachtet er die durch die Herrschaft der Reichen gekennzeichnete Oligarchie, die ebenso wie die Tyrannis sehr instabil ist (Pol. V 12). Für den Grundirrtum der Oligarchie hält Aristoteles die Auffassung, dass die, die in einer Hinsicht (Besitz) ungleich sind, in allen Hinsichten ungleich seien. Entsprechend besteht der Grundirrtum der Demokratie in der Ansicht, dass die, die in einigen Hinsichten gleich sind, dies in allen seien (Pol. V 1, 1301a25–36). Die Demokratie hält Aristoteles für weniger schlecht als die Tyrannis und Oligarchie. Sie ist neben Gleichheit durch Freiheit gekennzeichnet. Freiheit bedeutet dabei, so zu leben wie man will, Gleichheit, dass das Regieren und Regiertwerden reihum geht (1317b2–12). Die absolute Freiheit, so zu leben wie man will, hält Aristoteles insofern für problematisch, als sie mit der Herrschaft der Verfassung in Konflikt steht (Pol. V 9, 1310a30–35). Gleichheit kritisiert er, wenn sie als totale arithmetische interpretiert wird, die dazu führe, dass die Herrschaft der Unvermögenden die Besitzenden enteignet. Dafür, dass Aristoteles die Beteiligung des „einfachen Volkes“ an der Herrschaft durchaus nicht rundweg abgelehnt hat, spricht ferner seine so genannte „Summierungsthese“ (Pol. III 11, 1281 a38–b9) und eine differenzierte Untersuchung der Formen der Volksherrschaft im Rahmen seiner zweiten Staatsformenlehre. Gute Verfassungen Unter den guten Verfassungen ist die Monarchie (unter der Aristoteles nicht zwingend ein Königtum, sondern nur eine dem Gemeinwohl dienende Alleinherrschaft versteht) am wenigsten gut. Insofern sie nicht gesetzgebunden ist, ist sie eine bloße Herrschaftsform, teilweise kaum eine Verfassung, und insofern problematisch, als nur das Gesetz unbeeinflusst von Emotionen herrschen kann. Unter einer Aristokratie versteht er eine Herrschaft der Guten, das heißt derjenigen, die am meisten Anteil an der Tugend (aretê) haben, was nicht unbedingt Herrschaft eines Geburtsadels bedeuten muss. Da das Ziel des Staates, das gute Leben, in einer Aristokratie im höchsten Maße verwirklicht wird, hält Aristoteles sie (neben einer bestimmten Form der Monarchie, nämlich der Königsherrschaft) für die beste Verfassung (Pol. IV 2, 1289a30–32). Aristoteles diskutiert Verfassungstheorie allerdings nicht ohne Realitätsbezug. Oft ist aus seiner Sicht eine absolut beste Verfassung in einem bestimmten Staat nicht möglich. Was am besten für einen konkreten Staat ist, muss immer relativ zu den Umständen bestimmt werden (Pol. IV 1, 1288b21–33). Solche Überlegungen durchziehen die ganze Verfassungstheorie. Sie zeigen sich insbesondere im Modell der Politie, die Aristoteles als die bestmögliche für die meisten zeitgenössischen Staaten ansieht (Pol. IV 11, 1295a25). Sie ist eine Mischverfassung, die Elemente der Demokratie und der Oligarchie enthält. Dabei wird für die Bestrebungen nach Gleichheit auf der einen und nach Reichtum auf der anderen Seite ein Ausgleich geschaffen. Dieser Ausgleich wird unter anderem durch Ämterzuteilung nach Klassenzugehörigkeit erreicht (Pol. V 8, 1308b26). Auf diese Weise wird nach seiner Auffassung die Stabilität erhöht und sozialen Unruhen vorgebeugt (die in griechischen Staaten häufig waren). Besondere Stabilität verleiht dem Staat ein breiter Mittelstand (Pol. IV 11, 1295b25–38). Poetik Theorie der Dichtung Mimêsis Der zentrale Begriff der aristotelischen Theorie der Dichtung, die er in seiner zu Lebzeiten nicht veröffentlichten Poetik (poiêtikê) ausarbeitet, ist die mimêsis, das heißt die „Nachahmung“ oder „Darstellung“. Neben der Dichtung im engeren Sinne (Epik, Tragödie, Komödie und Dithyrambendichtung) zählen auch Teile der Musik und der Tanz für Aristoteles zu den mimetischen Künsten (Poet. 1, 1447a). Abbildende Künste wie Malerei und Plastik behandelt Aristoteles nicht weiter, sondern erwähnt nur, dass sie ebenfalls nach dem Prinzip der Nachahmung arbeiten (Poet. 1, 1447a19 f.). Gemeinsam ist allen mimetischen Künsten die zeitliche Sukzession. Insofern lässt sich mimêsis als ästhetisches Handeln auffassen. In der Lust an der mimêsis sieht Aristoteles eine anthropologische, allen Menschen gemeinsame Grundgegebenheit. Denn die Freude an ihr sowie an ihren Produkten ist den Menschen angeboren, da sie gerne lernen (Poet. 4, 1448b5-15). Im Gegensatz zu den anderen mimetischen Künsten ist für die Dichtung die Verwendung von Sprache spezifisch. Alle Dichtung ist zudem Darstellung von Handlungen; allerdings nicht von tatsächlich Geschehenem, sondern von dem, „was geschehen könnte, das heißt das nach den Regeln der Wahrscheinlichkeit oder Notwendigkeit Mögliche“ (Poet. 9, 1451a37 f.). Dargestellt werden Handlungen, die etwas über den Menschen im Allgemeinen aussagen, nicht über zufällige und beliebige Verhältnisse. Ziel ist nicht die Nachahmung von Menschen; nicht auf Figuren oder Charaktere, sondern auf Handlungen kommt es an; Erstere sind nur Mittel (Poet. 6, 1450a26–23). Arten der Dichtung Aristoteles klassifiziert vier Formen der existierenden Dichtung nach zwei Kriterien: (i) der Art der Darstellung von Handlung und (ii) der Art der dargestellten Figuren. Dramatische Darstellung ist dadurch gekennzeichnet, dass die jeweilige Figur selbst die Handlung darstellt, berichtende dadurch, dass über die Handlung berichtet wird. Mit „besser“ und „schlechter“ sind die Figuren und ihre Handlungen gemeint. Bessere Figuren oder Charaktere sind etwas besser als wir selbst, schlechtere schlechter; beides aber nie so weit, dass wir uns nicht mehr mit ihnen identifizieren können (Poet. 5, 1449a31–1449b13). Aristoteles vertritt dabei die Hypothese, dass die Tragödie aus dem Epos und die Komödie aus dem Spottlied entstanden ist (Poet. 4, 1449a2–7). Eine Untersuchung der Komödie kündigt Aristoteles an. Sie ist aber – wie auch eine des Spottliedes – nicht überliefert. Das Epos behandelt er recht kurz. Seine überlieferte Dichtungstheorie ist daher primär eine Tragödientheorie. Tragödie Aristoteles definiert die Tragödie als eine Dieser kurze Satz ist eine der meistdiskutierten Passagen im gesamten Werk des Aristoteles. (3) nennt das dramatisch-darstellende Element. (1) nennt (neben oben schon genannten Aspekten) die (später sogenannte) Einheit der Handlung. Die Einheit des Ortes und der Zeit wurde in der Renaissance der aristotelischen Tragödientheorie zugeschrieben, er vertrat sie aber selbst so nicht. (2) bezieht sich darauf, dass die Sprache der Tragödie Melodie und Rhythmus aufweist. Die weitaus meiste Aufmerksamkeit hat (4) erhalten, insbesondere (4b). Emotionserregung und Katharsis In (4) beschreibt Aristoteles die Funktion der Tragödie, das was sie leisten soll. Weitgehend unumstritten ist nur (4a): Beim Zuschauer sollen durch die dargestellte Handlung die Emotionen Mitleid und Furcht erregt werden. Unklar ist allerdings, ob eleos und phobos tatsächlich mit „Mitleid“ und „Furcht“ oder mit „Elementareffekten“ „Jammer“ und „Schauder“ wiederzugeben sind. Dass die Handlung selbst und nicht die Aufführung die entscheidende Rolle bei der Emotionserregung spielt, ist daraus ersichtlich, dass Aristoteles auch die gelesene Tragödie durch seine Theorie berücksichtigt sieht. Mitleid wird erregt, wenn die Protagonisten unverdient Unglück erleiden, Furcht, wenn sie dabei dem Zuschauer (oder Leser) ähnlich sind. (4b) ist höchst kontrovers, da die Funktionsweise nicht weiter erläutert ist. Das Wort Katharsis, das als Metapher (wie „Reinigung“ im Deutschen) einen Sinnüberschuss aufweist, hat zu den verschiedensten Deutungen Anlass gegeben, insbesondere weil es schon vor Aristoteles verwendet wurde, nämlich unter anderem in der Medizin (Reinigung durch Brech- und Abführmittel) und in religiösen Kulten (Reinigung von unreinen Personen durch religiöse Praktiken). Die grammatikalische Konstruktion Reinigung der Emotionen lässt dabei verschiedene Deutungen zu, worin die Reinigung besteht. Vermutlich sollen die Emotionen selbst (durch eine Emotionserregung) gereinigt werden; die Aussage ist aber auch als Reinigung von den Emotionen verstanden worden. Der normativ-deskriptive Charakter der Tragödientheorie Aristoteles’ Tragödientheorie weist zwei Typen von Aussagen auf. Zum einen untersucht er die Grundlagen der Dichtung, unterscheidet verschiedene Arten von ihr und nennt Teile einer Tragödie und deren Funktionsweise. Zum anderen spricht er aber auch davon, was eine gute Tragödie ist und was der Dichter entsprechend machen soll. So äußert er etwa, dass in einer guten Tragödie ein Protagonist weder aufgrund seines guten noch seines schlechten Charakters vom Glück ins Unglück gerät, sondern aufgrund eines Fehlers (Hamartie), beispielsweise wie Ödipus aufgrund von Unwissenheit. Nur eine schlechte Tragödie würde zeigen, wie ein guter Charakter vom Glück ins Unglück oder ein schlechter vom Unglück ins Glück gerät. Der Grund hierfür ist die Funktion der Tragödie, das Bewirken von Mitleid und Furcht. In schlechten Tragödien würden Mitleid und Furcht nicht erregt werden, in guten ist dies aufgrund der Beschaffenheit des Protagonisten und des Fehlers als Ursache des Unglücks der Fall (Poet. 13, 1452b28–1453a12). Hymnos Von Aristoteles ist zudem ein Hymnos an Aretê überliefert, den er in Erinnerung an seinen Freund Hermias verfasst hat. Rezeption Antike Die Lehre des Aristoteles hat auf seine Schule, den Peripatos, nach seinem Tode weit weniger Einfluss ausgeübt als Platons Lehre auf dessen Akademie. Aristoteles wurde keine Verehrung zuteil, die mit derjenigen Platons bei den Platonikern vergleichbar wäre. Dies bedeutete einerseits Offenheit und Flexibilität, andererseits Mangel an inhaltlich begründetem Zusammenhalt. Die Peripatetiker widmeten sich vor allem empirischer Naturforschung, aber unter anderem auch der Ethik, Seelenlehre und Staatstheorie. Dabei kamen Aristoteles’ Schüler Theophrastos, sein Nachfolger als Leiter der Schule, und dessen Nachfolger Straton zu teilweise anderen Ergebnissen als der Schulgründer. Nach Stratons Tod (270/268 v. Chr.) begann eine Periode des Niedergangs. Das Studium und die Kommentierung der Schriften des Aristoteles wurde damals im Peripatos anscheinend vernachlässigt, jedenfalls weit weniger eifrig betrieben als das Platonstudium in der konkurrierenden Akademie. Erst im ersten Jahrhundert v. Chr. sorgte Andronikos von Rhodos für eine Zusammenstellung der Lehrschriften (Pragmatien) des Aristoteles, und auch bei deren Auslegung durch die Peripatetiker kam es zu einem Aufschwung. Die für die Öffentlichkeit bestimmten „exoterischen“ Schriften, insbesondere die Dialoge, waren lange populär, gingen aber in der römischen Kaiserzeit verloren. Cicero hat sie noch gekannt. Die Peripatetiker betrachteten die Lehrschriften als speziell für ihren internen Unterrichtsgebrauch bestimmt. In der römischen Kaiserzeit war der einflussreichste Repräsentant des Aristotelismus Alexander von Aphrodisias, der gegen die Platoniker die Sterblichkeit der Seele vertrat. Obwohl Aristoteles großen Wert auf die Widerlegung von Kernbestandteilen des Platonismus gelegt hatte, waren es gerade die Neuplatoniker, die in der Spätantike einen maßgeblichen Beitrag zur Erhaltung und Verbreitung seiner Hinterlassenschaft leisteten, indem sie seine Logik übernahmen, kommentierten und in ihr System integrierten. Eine besonders wichtige Rolle spielten dabei im 3. Jahrhundert n. Chr. Porphyrios, im 5. Jahrhundert Proklos, Ammonios Hermeiou (der in Alexandria die Tradition der Aristoteles-Kommentierung begründete) und im 6. Jahrhundert Simplikios, der bedeutende Aristoteleskommentare verfasste. Im 4. Jahrhundert schrieb Themistios Paraphrasen zu Werken des Aristoteles, die eine starke Nachwirkung erzielten. Er war unter den spätantiken Kommentatoren der einzige (wenn auch neuplatonisch beeinflusste) Aristoteliker; die anderen befassten sich mit dem Aristotelismus aus neuplatonischer Perspektive und strebten eine Synthese platonischer und aristotelischer Auffassungen an, wobei oft ein Übergewicht der platonischen erkennbar ist. Noch zu Beginn des 7. Jahrhunderts kommentierte der angesehene, in Konstantinopel lehrende christliche Philosoph Stephanos von Alexandria Werke des Aristoteles. Bei den prominenten antiken Kirchenvätern war Aristoteles wenig bekannt und unbeliebt, manche verachteten und verspotteten seine Dialektik. Sie verübelten ihm, dass er das Universum für ungeschaffen und unvergänglich hielt und die Unsterblichkeit der Seele bezweifelte (oder nach ihrem Verständnis bestritt). Ein positiveres Verhältnis zu Aristoteles hatten hingegen manche christliche Gnostiker und andere häretische Christen: Arianer (Aëtios von Antiochia, Eunomius), Monophysiten, Pelagianer und Nestorianer – ein Umstand, der den Philosophen für die kirchlichen Autoren erst recht suspekt machte. Syrer – monophysitische wie nestorianische – übersetzten das Organon in ihre Sprache und setzten sich intensiv damit auseinander. Im 6. Jahrhundert schrieb Johannes Philoponos Aristoteles-Kommentare, übte aber auch scharfe Kritik an der aristotelischen Kosmologie und Physik. Er war mit seiner Impetustheorie ein Vorläufer spätmittelalterlicher und frühneuzeitlicher Kritik an der aristotelischen Bewegungslehre. Mittelalter Im Byzantinischen Reich des Frühmittelalters wurde Aristoteles wenig beachtet. Sein Einfluss machte sich vorwiegend indirekt geltend, nämlich über die meist neuplatonisch gesinnten spätantiken Autoren, die Teile seiner Lehre übernommen hatten. Daher war Vermischung mit neuplatonischem Gedankengut von vornherein gegeben. Bei Johannes von Damaskus tritt die aristotelische Komponente deutlich hervor. Im 11. und 12. Jahrhundert kam es zu einer Wiederbelebung des Interesses an aristotelischer Philosophie: Michael Psellos, Johannes Italos und dessen Schüler Eustratios von Nikaia (beide wegen Häresie verurteilt) sowie der primär philologisch orientierte Michael von Ephesos schrieben Kommentare. Die Kaisertochter Anna Komnena förderte diese Bestrebungen. Im islamischen Raum dagegen setzte die Wirkung der Werke des Aristoteles früh ein und war breiter und tiefer als in der Spätantike und im europäischen Früh- und Hochmittelalter. Der Aristotelismus dominierte qualitativ und quantitativ gegenüber der übrigen antiken Tradition. Schon im 9. Jahrhundert waren die meisten Werke des Aristoteles, häufig durch vorangehende Übersetzung ins Syrische vermittelt (der erste syrische Aristoteleskommentator war Sergios von Resaina), in arabischer Sprache verfügbar, ebenso antike Kommentare. Hinzu kam ein reichhaltiges unechtes (pseudo-aristotelisches) Schrifttum teilweise neuplatonischen Inhalts, darunter Schriften wie die Theologie des Aristoteles und der Kalam fi mahd al-khair (Liber de causis). Die aristotelischen Ideen waren von Anfang an mit neuplatonischen vermischt, und man glaubte an eine Übereinstimmung der Lehren Platons und des Aristoteles. In diesem Sinne deuteten al-Kindī (9. Jahrhundert) und al-Fārābī (10. Jahrhundert) und die ihnen folgende spätere Tradition den Aristotelismus; bei ibn Sina (Avicenna) trat das neuplatonische Element stärker in den Vordergrund. Einen relativ reinen Aristotelismus vertrat hingegen im 12. Jahrhundert ibn Rušd (Averroes), der zahlreiche Kommentare schrieb und die aristotelische Philosophie gegen al-Ghazālī verteidigte. Muslimische Gelehrte des Mittelalters bezeichneten Aristoteles oft als den „Ersten Lehrer“. Der Titel „Lehrer“ wurde Aristoteles zuerst von muslimischen Gelehrten verliehen und später von westlichen Philosophen verwendet (wie in dem berühmten Gedicht von Dante), die von der Tradition der islamischen Philosophie beeinflusst waren. Im lateinischen Mittelalter war zunächst bis ins 12. Jahrhundert nur ein kleiner Teil des Gesamtwerks des Aristoteles verbreitet, nämlich zwei der logischen Schriften (Kategorien und De interpretatione), die Boethius im frühen 6. Jahrhundert übersetzt und kommentiert hatte, zusammen mit der Einleitung des Porphyrios zur Kategorienlehre. Dieses Schrifttum, später als Logica vetus bezeichnet, bildete die Grundlage des Logikunterrichts. Mit der großen Übersetzungsbewegung des 12. und 13. Jahrhunderts änderte sich diese enge Begrenzung. Im 12. Jahrhundert wurden die bisher fehlenden logischen Schriften (Analytica priora und posteriora, Topik, Sophistische Widerlegungen) in lateinischer Sprache verfügbar; sie machten die Logica nova aus. Dann wurden eines nach dem anderen fast alle restlichen Werke zugänglich (teils erst im 13. Jahrhundert). Die meisten Schriften wurden mehrmals ins Lateinische übertragen (entweder aus dem Arabischen oder aus dem Griechischen). Michael Scotus übersetzte Aristoteleskommentare des Averroes aus dem Arabischen. Sie wurden eifrig benutzt, was in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts zur Entstehung des lateinischen Averroismus führte, der ein für damalige Verhältnisse relativ konsequenter Aristotelismus war. Im Lauf des 13. Jahrhunderts wurden die Schriften des Aristoteles als Standardlehrbücher zur Grundlage der an den Universitäten (in der Fakultät der Freien Künste) betriebenen scholastischen Wissenschaft; 1255 wurden seine Logik, Naturphilosophie und Ethik an dieser Fakultät der Pariser Universität als Lehrstoff vorgeschrieben. Die Führungsrolle kam der Pariser und der Oxforder Universität zu. Wegweisend waren die Aristoteleskommentare des Albertus Magnus. Das Verfassen von Aristoteleskommentaren wurde eine Hauptbeschäftigung der Magister, und viele von ihnen hielten die kommentierten Lehrbücher für irrtumsfrei. Besonders intensiv studierte man neben der aristotelischen Methodik die Wissenschaftstheorie, um sie als Basis für ein hierarchisch geordnetes System der Wissenschaften zu verwenden. Widerstand erhob sich allerdings von theologischer Seite gegen einzelne Lehren, vor allem gegen die Thesen von der Ewigkeit der Welt und der absoluten Gültigkeit der Naturgesetze (Ausschluss von Wundern), sowie gegen den Averroismus. Daher kam es 1210, 1215, 1231, 1245, 1270 und 1277 zu kirchlichen Verurteilungen von Lehrsätzen und zu Aristotelesverboten. Sie richteten sich aber nur gegen die naturphilosophischen Schriften oder gegen einzelne Thesen und konnten den Siegeszug des Aristotelismus nur vorübergehend hemmen. Diese Verbote betrafen nur Frankreich (vor allem Paris), in Oxford galten sie nicht. Aristoteles wurde „der Philosoph“ schlechthin: mit Philosophus (ohne Zusatz) war immer nur er gemeint, mit Commentator Averroes. Gegenpositionen (vor allem in der Erkenntnistheorie und Anthropologie) vertraten Anhänger der platonisch beeinflussten Lehren des Augustinus, besonders Franziskaner („Franziskanerschule“). Ein prominenter Kritiker des Aristotelismus war der Franziskaner Bonaventura. Ein anderer Franziskaner, Petrus Johannis Olivi, stellte um 1280 missbilligend fest: „Man glaubt ihm (Aristoteles) ohne Grund – wie einem Gott dieser Zeit.“ Schließlich setzte sich das von dem Dominikaner Thomas von Aquin abgewandelte und weiterentwickelte aristotelische Lehrsystem (Thomismus) durch, zunächst in seinem Orden und später in der gesamten Kirche. Allerdings schrieb man weiterhin neuplatonische Schriften zu Unrecht dem Aristoteles zu, wodurch das Gesamtbild seiner Philosophie verfälscht wurde. Dante würdigte in seiner Göttlichen Komödie Bedeutung und Ansehen des Aristoteles, indem er ihn als „Meister“ darstellte, der von den anderen antiken Philosophen bewundert und geehrt wird; jedoch verwarf Dante manche aristotelische Lehren. Die Politik des Aristoteles wurde erst um 1260 von Wilhelm von Moerbeke ins Lateinische übersetzt und dann von Thomas von Aquin und anderen Scholastikern kommentiert und zitiert. Besonders die Rechtfertigung der Sklaverei bzw. Knechtschaft stieß bei den Gelehrten auf Interesse und grundsätzliche Zustimmung. Die Politik regte Kommentatoren und Verfasser politischer Traktate zu Erörterungen über Vor- und Nachteile von Erb- bzw. Wahlmonarchie sowie von absoluter bzw. ans Gesetz gebundener Herrschaft an. In der Epoche des Übergangs vom Spätmittelalter zur Frühen Neuzeit setzte sich Nikolaus von Kues kritisch mit Aristoteles auseinander. Er stellte sich Aristoteles als fiktiven Gesprächspartner vor, dem man die Berechtigung der cusanischen Lehre von der Coincidentia oppositorum einsichtig machen könnte, obwohl Aristoteles sie nach seinem Satz vom Widerspruch hätte verwerfen müssen. Neuzeit In der Renaissance fertigten Humanisten neue, viel leichter lesbare Aristotelesübersetzungen ins Lateinische an, weshalb man weniger auf die Kommentare angewiesen war. Bedeutend sind u. a. die Übersetzungen der Nikomachischen Ethik und der Politik durch Leonardo Bruni. Man begann aber auch, die griechischen Originaltexte zu lesen. Es kam zu heftigem Streit zwischen Platonikern und Aristotelikern, wobei die beteiligten Humanisten mehrheitlich zu Platon neigten. Es gab in der Renaissance aber auch bedeutende Aristoteliker wie Pietro Pomponazzi (1462–1525) und Jacopo Zabarella (1533–1589), und es entstanden damals im Abendland mehr Aristoteleskommentare als während des gesamten Mittelalters. Wie im Mittelalter herrschte auch noch bei vielen Renaissance-Gelehrten das Bestreben vor, platonische und aristotelische Standpunkte untereinander und mit der katholischen Theologie und Anthropologie zu versöhnen. Seit dem 15. Jahrhundert war es aber möglich, dank des besseren Zugangs zu den Quellen das Ausmaß der fundamentalen Gegensätze zwischen Platonismus, Aristotelismus und Katholizismus besser zu verstehen. Bei der Vermittlung dieser Erkenntnisse spielte der byzantinische Philosoph Georgios Gemistos Plethon eine wichtige Rolle. Unabhängig davon herrschte der (neu)scholastische Aristotelismus, der die mittelalterliche Tradition fortsetzte, mit seiner Methode und Terminologie an Schulen und Universitäten noch bis tief in die Neuzeit, auch in den lutherischen Gebieten, obwohl Martin Luther den Aristotelismus ablehnte. Im sechzehnten Jahrhundert unternahmen Bernardino Telesio und Giordano Bruno Frontalangriffe auf den Aristotelismus, und Petrus Ramus trat für eine nichtaristotelische Logik ein (Ramismus). Bereits Giovanni Battista Benedetti (1530–1590) widerlegte 1554 in seinem Werk Demonstratio proportionum motuum localium contra Aristotilem et omnes philosophos in einem simplen Gedankenexperiment die aristotelische Annahme, dass Körper im freien Fall umso schneller fallen, je schwerer sie sind: Zwei gleiche Kugeln, die durch eine (masselose) Stange fest verbunden werden, fallen mit derselben Geschwindigkeit wie jede der beiden Kugeln allein. Aber erst seit dem 17. Jahrhundert verdrängte ein neues Wissenschaftsverständnis die aristotelisch-scholastische Tradition. Den Umschwung in der Physik leitete Galileo Galilei ein. 1647 konnte die von Aristoteles aufgestellte Hypothese eines Horror Vacui von Blaise Pascal mit dem Versuch Leere in der Leere widerlegt werden. Erst in der 1687 veröffentlichten Schrift Philosophiæ Naturalis Principia Mathematica von Isaac Newton wurde mit dem Trägheitsprinzip ein Fundament der neuen klassischen Mechanik errichtet, das die aristotelischen Annahmen ersetzte. In der Biologie konnten sich aristotelische Auffassungen bis ins 18. Jahrhundert halten. Sie erwiesen sich teilweise als fruchtbar. So ging William Harvey bei der Entdeckung des Blutkreislaufs von dem Prinzip des Aristoteles aus, dass die Natur nichts Unnötiges hervorbringt, und wendete es auf die Beschaffenheit der Blutgefäße und Herzkammern, von denen Aristoteles fälschlich drei annahm, an. Charles Darwin bezeichnete 1879 Aristoteles als „einen der größten Beobachter (wenn nicht den größten), die jemals gelebt haben“. Sehr stark und anhaltend war die Nachwirkung von Aristoteles’ Poetik, insbesondere seiner Tragödientheorie (→ Regeldrama). Sie prägte Theorie und Praxis des Theaters während der gesamten Frühen Neuzeit, abgesehen von manchen gewichtigen Ausnahmen besonders in Spanien und England (Shakespeare). Die Poetik lag seit 1278 in lateinischer Übersetzung vor, 1498 und 1536 erschienen humanistische Übersetzungen. Auf ihr fußte die Poetik des Julius Caesar Scaliger (1561), die Dichtungslehre von Martin Opitz (1624), die französische Theaterlehre des 17. Jahrhunderts (doctrine classique) und schließlich die von Johann Christoph Gottsched geforderte Regelkunst (Critische Dichtkunst, 1730). Im 19. Jahrhundert setzte insbesondere in Deutschland die intensive philologische Auseinandersetzung mit dem Werk des Aristoteles ein. 1831 erschien die von der Preußischen Akademie der Wissenschaften in Auftrag gegebene und durch Immanuel Bekker besorgte Gesamtausgabe. Hermann Bonitz verfasste zahlreiche Übersetzungen und den noch heute maßgeblichen Index Aristotelicus. Ende des 19. Jahrhunderts wurde unter der Leitung von Hermann Diels ebenfalls in der in Berlin ansässigen Akademie die 15.000 Seiten umfassende Ausgabe der antiken griechischen Aristoteles-Kommentare (Commentaria in Aristotelem Graeca) veröffentlicht. Infolge der intensiven philologischen Auseinandersetzung wurde Anfang des 20. Jahrhunderts das lange vorherrschende Bild, das Corpus Aristotelicum sei ein als Ganzes komponiertes philosophisches System, vor allem von Werner Jaeger revidiert. Die moderne Aristotelesforschung wurde in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts neben Jaeger vor allem von William David Ross in Oxford bestimmt; zahlreiche Schüler sorgten für eine zunehmende Beschäftigung mit Aristoteles nicht nur in den philologischen, sondern auch den philosophischen Abteilungen angelsächsischer Universitäten, die bis heute anhält. Martin Heideggers Seinsanalyse der Fundamentalontologie geschah in intensiver Auseinandersetzung mit Aristoteles, was auch für Schüler wie Hans-Georg Gadamer gilt. Den größten Einfluss hatte Aristoteles im 20. Jahrhundert in der Ethik (Tugendethik) und der politischen Philosophie (in Deutschland insbesondere in der Schule um Joachim Ritter, im angelsächsischen Raum im Kommunitarismus). In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts griff die zuvor metaphysikkritische analytische Philosophie Aristoteles’ Substanztheorie explizit (etwa David Wiggins: Sameness and Substance, die Vier-Kategorien-Ontologie von E. J. Lowe oder die Ontologie von Barry Smith) oder seinen Essentialismus implizit auf (z. B. Kripke). Nach ihm ist der Mondkrater Aristoteles benannt. Gleiches gilt seit 1995 für den Asteroiden (6123) Aristoteles und seit 2012 für die Aristotle Mountains im Grahamland auf der Antarktischen Halbinsel. Siehe auch Aristoteles-Archiv Symposium Aristotelicum Textausgaben und Übersetzungen (Auswahl) Sammlungen Diverse Herausgeber in der Reihe Oxford Classical Texts (OCT) bei Oxford University Press Diverse Herausgeber und Übersetzer in der Reihe Loeb Classical Library (LCL) bei Harvard University Press (griechischer Text mit englischer Übersetzung) Ernst Grumach, Hellmut Flashar (Hrsg.): Aristoteles, Werke in deutscher Übersetzung. 20 Bände, Akademie Verlag, Berlin 1956 ff. (mit extensivem und in der Regel sehr gutem Kommentar) Jonathan Barnes (Hrsg.): The Complete Works of Aristotle. The revised Oxford translation. 2 Bände. Princeton (New Jersey) 1984, 6. Auflage 1995, ISBN 0-691-09950-2 (Sammlung der maßgeblichen englischen Übersetzungen) Aristoteles: Philosophische Schriften in sechs Bänden. Felix Meiner, Hamburg 1995, ISBN 3-7873-1243-9 (Übersetzungen; diverse Übersetzer) Immanuel Bekker (Hrsg.): Aristotelis opera. 2. Auflage. besorgt von Olof Gigon. De Gruyter, Berlin 1960–1987 Band 1. 1960 (Nachdruck der Ausgabe von 1831 mit Verzeichnis neuerer Einzelausgaben). Ausgabe von 1831 online Band 2. 1960 (Nachdruck der Ausgabe von 1831 mit Verzeichnis neuerer Einzelausgaben). Ausgabe von 1831 online Band 3. Librorum deperditorum fragmenta, hrsg. von Olof Gigon, 1987, ISBN 3-11-002332-6. Band 4. Scholia in Aristotelem, hrsg. von Christian August Brandis; Supplementum scholiorum, hrsg. von Hermann Usener; Vita Marciana, hrsg. von Olof Gigon, 1961 (Nachdruck der Scholia-Ausgabe von 1836 und der Supplementum-Ausgabe von 1870; Vita Marciana als Neuausgabe). Ausgabe der Scholia von 1836 online Band 5. Index Aristotelicus, hrsg. von Hermann Bonitz, 2. Auflage besorgt von Olof Gigon, 1961 Einzelausgaben Literatur Der historische Aristoteles Biographie Carlo Natali: Aristotle. His Life and School. Princeton University Press, Princeton/Oxford 2013, ISBN 978-0-691-09653-7. Einführungen John Lloyd Ackrill: Aristoteles. 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Beck, München 2006, ISBN 3-406-54125-9 (Biographisches, praktische Philosophie und Rezeption ausführlich; Bezüge zu anderen Epochen, insbesondere der Neuzeit). Christian Mueller-Goldingen: Aristoteles. Eine Einführung in sein philosophisches Werk (= Olms Studienbücher Antike. Band 11). Olms, Hildesheim 2003, ISBN 3-487-11795-9. Christof Rapp: Aristoteles zur Einführung. 4. Auflage. Junius, Hamburg 2012, ISBN 978-3-88506-690-3 (singuläre Darstellung der Handlungstheorie, der Semantik, Dialektik und Rhetorik sowie Ontologie; nichts zur Person; hilfreiche, thematisch gegliederte Bibliografie) Christopher Shields: Aristotle. Routledge, New York 2007, ISBN 978-0-415-28332-8 (umfangreiche thematisch gegliederte Einführung; Review) Wolfgang Welsch: Der Philosoph: Die Gedankenwelt des Aristoteles. Fink (Wilhelm), München 2012, ISBN 978-3-7705-5382-2. Gesamtdarstellungen Ingemar Düring: Aristoteles. Darstellung und Interpretation seines Denkens. Winter, Heidelberg 1966 Hellmut Flashar: Aristoteles. (= Ders., Hrsg., Grundriss der Geschichte der Philosophie. Die Philosophie der Antike. Band 3: Ältere Akademie, Aristoteles, Peripatos.) 2. Auflage. Schwabe, Basel 2004, ISBN 3-7965-1998-9, S. 167–492. Hellmut Flashar: Aristoteles: Lehrer des Abendlandes. Beck, München 2013, ISBN 978-3-406-64506-8. William K. C. Guthrie: A History of Greek Philosophy. Band 6: Aristotle. An Encounter. Cambridge University Press, Cambridge 1981, ISBN 0-521-23573-1 (sehr gut lesbar, aber nichts zur Logik) John M. Rist: The Mind of Aristotle: A Study in Philosophical Growth. University of Toronto Press, Toronto 1989, ISBN 0-8020-2692-3 (behandelt die Entwicklung von Aristoteles’ Denken) William David Ross: Aristotle. 1956; 6. Auflage. Routledge, London 1995, ISBN 0-415-32857-8 (solide und ausführliche Darstellung, besonders für Naturphilosophie und Biologie wertvoll) Kompendien Georgios H. Anagnostopoulos (Hrsg.): A Companion to Aristotle. 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Jahrhundert) Sprachphilosoph Ästhetiker Universalgelehrter Politischer Philosoph Metaphysik Zoologe Namensgeber für eine Universität Person als Namensgeber für einen Asteroiden Person als Namensgeber für einen Mondkrater Namensgeber für eine Pflanzengattung Grieche (Antike) Geboren 384 v. Chr. Gestorben 322 v. Chr. Mann Kosmologe der Antike
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Abraham Lincoln
Abraham Lincoln (* 12. Februar 1809 bei Hodgenville, Hardin County, heute: LaRue County, Kentucky; † 15. April 1865 in Washington, D.C.) amtierte von 1861 bis 1865 als 16. Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika. Im Jahr 1860 erstmals gewählt, gelang ihm 1864 die Wiederwahl für eine zweite Amtszeit. Er war der erste Präsident aus den Reihen der Republikanischen Partei und der erste, der einem Attentat zum Opfer fiel. Lincolns Präsidentschaft gilt als eine der bedeutendsten in der Geschichte der Vereinigten Staaten: Die Wahl des Sklavereigegners veranlasste zunächst sieben, später weitere vier der sklavenhaltenden Südstaaten, aus der Union auszutreten und einen eigenen Staatenbund zu bilden, die Konföderierten Staaten von Amerika. Lincoln führte die verbliebenen Nordstaaten durch den daraus entstandenen Sezessionskrieg. Er setzte die Wiederherstellung der Union durch und betrieb erfolgreich die Abschaffung der Sklaverei in den USA. Unter seiner Regierung schlug das Land endgültig den Weg zum zentral regierten, modernen Industriestaat ein und schuf so die Basis für seinen Aufstieg zur Weltmacht im 20. Jahrhundert. Leben Kindheit und Jugend Abraham Lincoln kam in einer einfachen Blockhütte auf der Sinking Spring Farm nahe dem Dorf Hodgenville in Kentucky zur Welt. Seine Eltern waren der Farmer Thomas Lincoln und dessen Frau Nancy, die beide aus Virginia stammten. Thomas Lincolns Vorfahren waren einige Generationen zuvor aus der ostenglischen Grafschaft Norfolk nach Amerika ausgewandert. Zu seiner Familie gehörten noch Abrahams ältere Schwester Sarah sowie ein jüngerer Bruder Thomas jr., der aber schon kurz nach der Geburt starb. Als frommer Baptist lehnte Lincolns Vater die in Kentucky erlaubte Sklaverei ab, obwohl einige seiner Verwandten Sklavenhalter waren. Ende 1816 zog er mit seiner Familie nach Little Pigeon Creek im Südwesten des sklavenfreien Staats Indiana. Zwei Jahre später starb seine Frau Nancy an der so genannten Milchkrankheit. 1819 heiratete Thomas Lincoln die Witwe Sarah Bush Johnston, die drei eigene Kinder in die Ehe mitbrachte. Als Halbwaise pflegte Abraham Lincoln zeitlebens eine warmherzige Beziehung zu seiner Stiefmutter, auch weil sie, anders als sein Vater, sein Streben nach Bildung unterstützte. Die Bildungsmöglichkeiten an der Frontier, der Siedlungsgrenze zur Wildnis, waren äußerst begrenzt. Auch in der Region von Indiana, in der die Lincolns damals lebten, gab es nur sporadisch betriebene Einraum-Schulen in Blockhütten, in denen die Kinder aller Jahrgänge gemeinsam unterrichtet wurden. Viel mehr als Grundkenntnisse im Lesen, Schreiben und Rechnen wurde dort nicht vermittelt. Die Schüler lernten meist durch gemeinsames Rezitieren. Selbst diese Art des Unterrichts hat Lincoln nur sehr unregelmäßig genossen. Von 1816 bis 1827 hat er zwar verschiedene Schulen in und um das heutige Cannelton besucht, zwischen seinem 11. und seinem 15. Lebensjahr aber nicht länger als insgesamt ein Jahr. Seine umfassende Bildung hat er sich vor allem als Autodidakt angeeignet. Der junge Lincoln war lesehungrig und verschlang jedes Buch, dessen er habhaft werden konnte. Neben der King-James-Bibel beeinflussten ihn vor allem die Dramen William Shakespeares sowie Werke von Homer, Vergil, John Dryden, John Milton und Daniel Defoe. Seine Belesenheit und Gewandtheit im Ausdruck wurden bald im näheren Umkreis bekannt, so dass Nachbarn ihn schon als Jugendlichen baten, Briefe für sie aufzusetzen. Im Wesentlichen aber bestand Lincolns Leben damals aus der harten und ungeliebten Farmarbeit mit seinem Vater. Thomas Lincoln lieh seinen Sohn gegen Bezahlung auch an Nachbarn aus, wenn diese Unterstützung benötigten. Bis zu seinem 19. Lebensjahr teilte Abraham Lincoln das Pionierdasein seiner Familie in Indiana. 1830 zogen die Lincolns erneut weiter nach Westen, ins Macon County in Illinois. Kurz darauf verließ Abraham das Elternhaus und ließ sich im Präriestädtchen New Salem, im benachbarten Sangamon County nieder, wo er eine Stelle als Kaufmannsgehilfe annahm. In den nächsten Jahren war er dort auch als Landvermesser und Posthalter tätig. In seiner Freizeit betätigte er sich damals als Ringer. Er war 1830 Meister in seinem County und musste in den folgenden zehn Jahren nur eine Niederlage hinnehmen. Das städtische Amerika lernte er erstmals im Jahr 1831 kennen, in dem er als Flößer auf dem Ohio und dem Mississippi flussabwärts bis nach New Orleans fuhr. Lincolns Aufstieg Im Jahr 1832 nahm Lincoln als Freiwilliger am Kriegszug gegen die Sauk-Indianer unter Häuptling Black Hawk teil, ohne aber in Kämpfe verwickelt zu werden. Seine Kameraden wählten ihn bei dieser Gelegenheit zum Captain. Dies und die Tatsache, dass er sich in einem Debattierclub in New Salem als guter Redner erwiesen hatte, ermutigten ihn, noch im selben Jahr für das Repräsentantenhaus von Illinois zu kandidieren. Als Parteigänger der Whigs trat er im Wahlkampf für den Ausbau der Verkehrswege und eine Verbesserung des Schulwesens ein. Im ersten Anlauf scheiterte Lincoln, aber 1834 errang er das Mandat, das er über vier Legislaturperioden bis 1842 behalten sollte. Parlamentarier und Anwalt in Illinois Das Staatsparlament von Illinois hatte bis 1839 seinen Sitz in der ersten Landeshauptstadt Vandalia. Als Honest Abe – ehrlicher Abe –, ein Spitzname, der ihm bleiben sollte, erwarb sich Abraham Lincoln dort rasch so viel Vertrauen, dass er zum Sprecher des Finanzausschusses und bereits mit 27 Jahren zum Parteiführer der oppositionellen Whigs gewählt wurde. Aus dem Jahr 1837 datiert seine erste öffentliche Stellungnahme gegen die Sklaverei. In einer Parlamentsdebatte stellte er fest, „dass die Institution der Sklaverei auf Ungerechtigkeit und schlechte Politik zurückzuführen ist“. In den ersten Jahren seiner politischen Tätigkeit absolvierte Lincoln ein diszipliniertes Selbststudium der Rechtswissenschaften; 1836 wurde er zur Anwaltskammer von Illinois zugelassen. Im folgenden Jahr gründete er mit dem Rechtsanwalt John T. Stuart eine gemeinsame Kanzlei in der neuen Hauptstadt von Illinois, Springfield. Doch auch als Anwalt lebte Lincoln noch lange in äußerst bescheidenen Verhältnissen. Während seiner Zeit in Springfield näherte sich Lincoln den Freimaurern an, die damals hohes Ansehen genossen. Obwohl er der Vereinigung wohlwollend gegenüberstand, wurde er jedoch nie – wie später irrtümlich behauptet – ihr Mitglied. Kurz vor seiner Wahl zum Präsidenten zog er ein Gesuch um Aufnahme in die Tyrian Lodge No. 333 in Springfield zurück, weil er diesen Schritt nicht als Wahlkampftaktik missverstanden sehen wollte. Familiengründung Im Jahr 1842 heiratete Abraham Lincoln Mary Todd, die einer reichen Familie von Pflanzern und Sklavenhaltern aus Kentucky entstammte. Bei den Todds stieß diese Verbindung auf erheblichen Widerstand, da Lincoln nur wenig Vermögen besaß und seine politischen Ansichten den ihren weitgehend widersprachen. Ein Verwandter Mary Lincolns, ihr Schwager Benjamin Hardin Helm, stieg im Sezessionskrieg sogar zum General der konföderierten Armee auf. Er fiel später in der Schlacht am Chickamauga. Abraham und Mary Lincoln wurden vier Söhne geboren: Robert Todd Lincoln (* 1. August 1843 in Springfield, Illinois; † 26. Juli 1926 in Manchester, Vermont) Edward „Eddie“ Baker Lincoln (* 10. März 1846 in Springfield, Illinois; † 1. Februar 1850 ebenda) William „Willie“ Wallace Lincoln (* 21. Dezember 1850 in Springfield, Illinois; † 20. Februar 1862 in Washington, D.C.) Thomas „Tad“ Lincoln (* 4. April 1853 in Springfield, Illinois; † 16. Juli 1871 in Chicago, Illinois). Zwei Kinder starben also bereits zu Lincolns Lebzeiten und nur Robert erreichte das Erwachsenenalter. Wie sein Vater schlug er eine Karriere als Anwalt und Politiker ein und war von 1881 bis 1885 US-Kriegsminister. Der letzte direkte Nachfahre Abraham Lincolns, Robert Todd Lincoln Beckwith, ein Urenkel, starb 1985 im Alter von 81 Jahren. Abgeordneter im Repräsentantenhaus Im Jahr seiner Heirat schied Lincoln aus dem Staatsparlament von Illinois aus, um sich verstärkt seiner Anwaltstätigkeit zu widmen. Er erwarb sich einen Ruf als Spezialist für Eisenbahnrecht und kam allmählich zu bescheidenem Wohlstand. 1842 bemühte sich Lincoln vergebens darum, bei den Wahlen zum Repräsentantenhaus als Kandidat der Whigs aufgestellt zu werden. Er führte sein Scheitern darauf zurück, dass er keiner Kirche angehörte und sich am 22. September mit dem demokratischen Politiker James Shields ein Duell mit Korbschwertern geliefert zu haben, auch wenn dabei aufgrund des Einschreitens der Sekundanten niemand verletzt worden war. Als einer der führenden Köpfe der Whigs in dem jungen Bundesstaat wurde Lincoln dann 1846 ins Repräsentantenhaus gewählt. In Washington trat er als Gegner von Präsident James K. Polk und seiner Kriegspolitik gegen Mexiko auf. So forderte er Polk, der den Krieg als Akt der Selbstverteidigung darstellte, in mehreren Resolutionen dazu auf, den genauen Punkt (englisch: spot) zu benennen, an dem die mexikanische Armee in US-Territorium eingedrungen sei. Diese von Polk ignorierten Anträge wurden als Spot Resolutions bekannt, während Lincoln selbst wegen seiner Kriegsgegnerschaft von der Mehrheit der Presse angegriffen und als spotty Lincoln verhöhnt wurde. Er ging jedoch nicht so weit, der Streichung der Geldmittel für die Armee zuzustimmen. Im Januar 1849 brachte er eine Resolution zur Beschränkung der Sklaverei im District of Columbia ein. Ansonsten machte er bei seinem ersten Auftreten in der Bundespolitik kaum von sich reden. Für Lincoln war es wichtig, im engen Kontakt zu seinen Wählern zu bleiben, den er durch seine Tätigkeit als Anwalt aufgebaut hatte. Ein Angebot, als Partner in eine Kanzlei in Chicago einzusteigen, schlug er daher aus. Da er in Washington ohne seine Familie lebte, reizte ihn auch eine Karriere in der Bundeshauptstadt wenig. Der 1849 ins Amt gelangte Präsident Zachary Taylor bot ihm an, Gouverneur des neuen Territoriums Oregon zu werden, das die heutigen Staaten Oregon, Washington und Idaho sowie Teile Montanas und Wyomings einschloss. Aber auch dies schlug er aus und kehrte 1849 nach Springfield zurück. Für die nächsten fünf Jahre verabschiedete sich Abraham Lincoln aus der Politik. Erst die Verschärfung des Konflikts zwischen Befürwortern und Gegnern der Sklaverei brachte ihn auf die politische Bühne zurück. Weg zur Präsidentschaft Um zu verstehen, wie Abraham Lincoln von einer kaum über Illinois hinaus bekannten Parteigröße zu einem in ganz Amerika beachteten Politiker und schließlich zum Präsidentschaftskandidaten der neuen Republikanischen Partei werden konnte, muss man die Entwicklung der Sklavenfrage und Lincolns Haltung dazu betrachten. Gegensätze zwischen Nord und Süd Gesellschaftlich, kulturell und wirtschaftlich unterschieden sich der Norden und der Süden der USA in wesentlichen Punkten. Sie bildeten völlig gegensätzliche Wirtschaftssysteme aus, deren Interessen sich im Laufe des 19. Jahrhunderts immer schwerer miteinander vereinbaren ließen. Der Süden, als Agrarland auf die Ausfuhr von Baumwolle, Tabak und anderen Plantagenprodukten angewiesen, verfocht eine Freihandelspolitik, worin er von Großbritannien unterstützt wurde. Der Norden, der seine noch junge Industrie vor der Einfuhr von Massenprodukten aus England schützen wollte, trat für möglichst hohe Schutzzölle ein. Die Partei der Whigs – insbesondere deren Gründer Henry Clay, den Lincoln als sein Vorbild ansah – forderten wie später auch die Republikaner eine starke Zentralmacht, eine Nationalbank sowie Bundesausgaben zur Verbesserung der zwischenstaatlichen Infrastruktur, etwa durch den Bau von Fernstraßen und Kanälen. Nicht zuletzt befürworteten sie das Prinzip der freien Arbeit in den neu zu besiedelnden Gebieten des Westens. Die im Süden traditionell starke Demokratische Partei dagegen lehnte all das ab und war für eine weitgehende Autonomie der Einzelstaaten. Dies schloss auch das Recht neuer Staaten ein, auf ihrem Gebiet die Sklaverei zu gestatten. Trotz seiner geringeren Bevölkerungszahl nahm der Süden mit seiner reichen Pflanzeraristokratie bis zum Bürgerkrieg die politisch und gesellschaftlich führende Rolle innerhalb der USA ein. So kamen zum Beispiel die meisten Präsidenten aus den Sklavenstaaten. Zudem wog die Stimme eines weißen Südstaatlers bei Wahlen ungleich schwerer als die eines Nordstaatlers. Denn die Anzahl der Abgeordneten, die ein Staat ins Repräsentantenhaus entsenden durfte, hing von seiner Einwohnerstärke ab. Jedem der Südstaaten aber wurde die Zahl der dort lebenden afroamerikanischen Sklaven zu drei Fünfteln angerechnet, obwohl diesen selbst das Wahlrecht verwehrt war. Seit Beginn des 19. Jahrhunderts schritten Industrialisierung und Bevölkerungswachstum im Norden zwar rasch voran, so dass sich das wirtschaftliche Gewicht immer mehr zu seinen Gunsten verschob. Gleichzeitig aber gewannen die Stimmen der Südstaatler im Kongress an Gewicht, da die Anzahl ihrer Sklaven zwischen 1780 und 1860 von 500.000 auf 4 Millionen anstieg. Der wesentliche Grund dafür, dass sich die Sklaverei trotz des seit 1808 geltenden, offiziellen Verbots des Sklavenhandels auf dem Vormarsch befand, war der anhaltende Boom der amerikanischen Baumwollwirtschaft. In den frühen Jahren der Republik hatten sogar viele Politiker aus den Südstaaten, die – wie George Washington oder Thomas Jefferson – selbst Sklavenhalter waren, an eine allmähliche Abschaffung oder ein Absterben der Sklaverei gedacht. Im Jahr 1793 jedoch erfand Eli Whitney die Cotton Gin, eine Maschine, die die Fasern der Baumwolle von ihren Samenkapseln trennt. Sie steigerte die Effizienz der Entkörnung um das 50fache und machte den Baumwollanbau im großen Stil – und damit auch den Einsatz von Sklaven – profitabler denn je. Zwischen 1790 und 1820 stieg der Baumwollexport allein nach England um mehr als das Hundertfache an, von 700.000 auf 76 Millionen Kilogramm. Da Baumwolle den Boden stark auslaugt, werden nach einigen Jahren neue Anbauflächen benötigt. Anders als alle übrigen Baumwollproduzenten weltweit verfügten die Südstaatler aber nahezu unbegrenzt über Land, Arbeitskräfte und Kapital – wegen der von Weißen noch unbesiedelten Gebiete im Westen, der Sklaverei und finanzstarken Kreditgebern im Norden. So beherrschten die USA 1860 dank King Cotton (König Baumwolle) den weltweiten Baumwollmarkt. In den ersten 50 Jahren nach der Gründung der USA hatte die Sklavenfrage in der Innenpolitik nur eine untergeordnete Rolle gespielt. Mit der Ausweitung der Sklaverei wuchs aber auch der Widerstand dagegen. Viele Nordstaatler lehnten sie aus wirtschaftlichen Gründen ab, so etwa die bäuerlichen Anhänger der Free Soil Party, die sich von Seiten der südstaatlichen Pflanzer einem unfairen Wettbewerb um Land und billige Arbeitskraft ausgesetzt sahen. Ähnlich argumentierte der südstaatliche Autor Hinton Rowan Helper in seinem Bestseller The Impending Crisis of the South (Die drohende Krise des Südens), in dem er die Sklaverei als Hemmnis für die ökonomische Entwicklung darstellte. Zudem entstanden seit den 1830er Jahren im Norden publizistisch einflussreiche Vereinigungen von Abolitionisten, die die Sklaverei grundsätzlich ablehnten. Die einen – wie etwa der Journalist William Lloyd Garrison – forderten aus religiös-moralischen, die anderen – wie der entflohene Sklave Frederick Douglass – aus prinzipiellen Erwägungen heraus die Abschaffung der peculiar institution (der „besonderen Einrichtung“), wie die Sklaverei in der US-Verfassung verbrämend genannt wurde. Sie unterstützten die Bildung von Anti-Sklaverei-Wahlblöcken, die seit den 1840er Jahren immer mehr abolitionistisch gesinnte Politiker nach Washington brachten. Abgeordnete wie John Quincy Adams, Thaddeus Stevens oder Charles Sumner widersetzten sich Regelungen, die bis dahin verhindert hatten, dass das Sklaverei-Thema im Kongress auch nur erörtert wurde und setzten dieses endgültig auf die politische Agenda. Ihnen traten Südstaaten-Politiker wie der ehemalige Vize-Präsident und Senator von South Carolina, John C. Calhoun, entgegen. Er sah in der Sklaverei ein „positives Gut“, da die „Negerrasse“ von Natur aus zum Dienen bestimmt sei und es den Afroamerikanern in Gefangenschaft besser gehe als in Freiheit. Den gewaltlosen Aktionen der Abolitionisten schlug im Süden – und nicht nur dort – verstärkt Hass und Gewalt entgegen. In Lincolns Heimatstaat Illinois ermordeten 1837 fanatische Sklavereibefürworter den abolitionistischen Prediger Elijah P. Lovejoy. Er war der erste weiße Amerikaner, der wegen des Streits um die Sklavenfrage getötet wurde. Zuspitzung der Sklavenfrage Freie und Sklavenstaaten waren zunehmend darauf bedacht, gegenüber der jeweils anderen Seite im Senat nicht in die Minderheit zu geraten. Dieses Problem stellte sich jedes Mal neu, wenn ein weiterer Staat in die Union aufgenommen werden sollte. Eine erste Zuspitzung des Konflikts konnte 1820 durch den Missouri-Kompromiss entschärft werden. Er sah vor, dass die Sklaverei nördlich der Mason-Dixon-Linie, die auf etwa 36° 30′ nördlicher Breite verlief, in allen neuen Staaten mit Ausnahme Missouris verboten sein solle. Dennoch wurde die Präsidentschaftswahl von 1844 von der Frage beherrscht, ob die wenige Jahre zuvor von Mexiko unabhängig gewordene Republik Texas als Sklavenstaat annektiert werden solle oder nicht. Die Annexion führte zum Mexikanisch-Amerikanischen Krieg, der 1848 mit weiteren, großen Landgewinnen der USA südlich der Mason-Dixon-Linie endete. Dadurch drohte sich das politische Gleichgewicht erneut zugunsten des Südens zu verschieben. Das sogenannte Wilmot Proviso, nach dem die Sklaverei in den eroberten Gebieten verboten werden sollte, erlangte nie Gesetzeskraft. Mit dem Kompromiss von 1850 aber gelang es dem Kongress ein letztes Mal, die Gegensätze zwischen den Staaten auszugleichen: Einerseits bestimmte er, dass Kalifornien der Union als sklavenfreier Staat beitreten sollte, andererseits verabschiedete er den Fugitive Slave Act. Wegen dieses Gesetzes, das sklavenfreie Staaten verpflichtete, entflohene Sklaven auszuliefern, spaltete sich jedoch die Partei der Whigs, der Lincoln angehörte. Am 30. Mai 1854 jedoch verabschiedete der Kongress auf Antrag des demokratischen Senators Stephen A. Douglas, eines späteren politischen Gegners Lincolns, den Kansas-Nebraska Act. Dieses Gesetz stellte es den beiden Territorien – obwohl nördlich der Mason-Dixon-Linie gelegen – frei, in ihren künftigen Staatsverfassungen selbst festzulegen, ob sie die Sklaverei gestatten oder nicht. Daraufhin brach in Bleeding Kansas, dem blutenden Kansas, ein „Bürgerkrieg vor dem Bürgerkrieg“ aus. In ihm bekämpften sich Sklavereibefürworter und Anhänger der Free-Soil-Bewegung, die für das Prinzip der freien Arbeit auf freiem Land eintraten. Das innenpolitische Klima in den USA verschärfte sich nach der Verabschiedung des Gesetzes in einem Maße, das ausgleichende Debatten und Kompromisse kaum noch zuließ. Auf beiden Seiten nahmen irrationale Ängste zu und stießen Verschwörungstheorien zunehmend auf Akzeptanz. Der einflussreiche Senator John C. Calhoun hatte bereits vor 1850 die Ansicht verbreitet, die Befreiung der Sklaven werde zum Rassenkrieg und zur Vernichtung der Union führen. Er und andere Apologeten der Sklaverei sahen in ihr nicht länger ein unvermeidliches Übel, sondern eine für Herren wie Sklaven positive Einrichtung, die es unbedingt zu schützen gelte. George Fitzhugh, ein in den 1850er Jahren vielbeachteter und auch von Lincoln gelesener Autor, ging sogar noch weiter. Er forderte, dass außer den schwarzen auch die weißen Arbeiter versklavt werden sollten. Viele Demokraten argumentierten in Wahlkämpfen unverhohlen rassistisch, versuchten ihre Gegner als „schwarze Republikaner“ zu verunglimpfen und setzten die Befreiung der Afroamerikaner mit „Rassenmischung“ und „freier Liebe“ gleich. Diesem Argument begegnete Lincoln mit der Aussage: „Ich kann nicht nachvollziehen, warum ich, weil ich keine Negerin als Sklavin haben will, sie unbedingt als Ehefrau wollen sollte.“ Weiter vertieft wurden die Gegensätze zwischen Nord und Süd 1857 durch das Urteil des Obersten Gerichtshofs im Fall Dred Scott versus Sandford. In der Urteilsbegründung stellte Chief Justice Roger B. Taney fest, dass Afroamerikanern grundsätzlich keine Bürgerrechte in den USA zustünden. Auch Sklaven, die in den freien Staaten und Territorien des Nordens lebten, würden dadurch nicht frei. Das Gericht stärkte damit die Rechte der Sklavenhalter auf ihr „Eigentum“, indem es das Recht des Kongresses bestritt, die Sklaverei in irgendeinem Staat oder Territorium zu verbieten. Sowohl mit dem Kansas-Nebraska-Gesetz als auch mit dem Urteil zu Ungunsten des Sklaven Dred Scott wurde der Missouri-Kompromiss faktisch aufgehoben. Dies löste im Norden eine Welle der Empörung aus. Eine letzte, entscheidende Verschärfung erfuhr der Konflikt am 16. Oktober 1859, als eine Gruppe radikaler Abolitionisten unter Führung von John Brown das Waffendepot der US-Armee in Harpers Ferry in Virginia überfiel. Ihr Ziel war es, Sklaven mit den erbeuteten Waffen auszurüsten und einen Befreiungskrieg im Süden zu führen. Der schlecht geplante Aufstand scheiterte von Beginn an. Browns Truppe wurde von virginischen Milizsoldaten, die der spätere Konföderiertengeneral Robert E. Lee anführte, aufgerieben und er selbst noch im Dezember desselben Jahres hingerichtet. Im Süden als Terrorist, im Norden von vielen als Freiheitsheld betrachtet, galt Brown nach einem Wort von Herman Melville als „Meteor des Krieges“, der nur 18 Monate nach der Aktion von Harpers Ferry ausbrach. Eine ihrer Folgen war, dass Virginia seine Miliztruppe zu einer professionellen Armee ausbaute und dass die Präsidentschaftswahl von 1860 ganz im Zeichen der Sklavenfrage stand. Ein Kompromiss zwischen Gegnern und Befürwortern der Sklaverei schien kaum noch möglich. Gemäßigte und radikale Sklavereigegner schlossen sich enger zusammen, während die Demokratische Partei zerbrach, wie zuvor schon die der Whigs. Lincoln als gemäßigter Gegner der Sklaverei Lincolns Partei hatte bereits nach dem Kompromiss von 1850 erste Zerfallserscheinungen gezeigt. Vollends brach sie wegen des Streits um den Kansas-Nebraska-Act von 1854 auseinander. In diesem Jahr schlossen sich die meisten Whigs mit gemäßigten Sklavereigegnern aus den Reihen der Demokraten zur Republikanischen Partei zusammen. Verstärkt wurden sie durch Abolitionisten und Free Soiler. Sie alle sahen in den sklavereifreundlichen Regierungen der 1850er Jahre bereits die Verwirklichung der so genannten slave power, einer von ihnen befürchteten Tyrannei der Sklavenhalter-Aristokratie, über die gesamten Vereinigten Staaten. Mit der Verabschiedung des Kansas-Nebraska Acts schienen slave power bzw. slavocracy endgültig in die Offensive zu gehen. Dies bewog Abraham Lincoln, in die Politik zurückzukehren. Am 22. Februar 1856 gründeten er und 24 weitere Gegner des Kansas-Nebraska-Gesetzes auch in Illinois einen Ableger der Republikanischen Partei. Zu dieser Zeit war er kein bedingungsloser Gegner der Sklaverei. Er verabscheute sie zwar moralisch, vertrat gegenüber den Südstaaten damals aber einen streng am geltenden Recht und Gesetz orientierten Standpunkt. So war er der Ansicht, dass die Gründerväter der Vereinigten Staaten die Sklaverei grundsätzlich als Übel angesehen, sie aber aus pragmatischen Gründen weiterhin in jenen Staaten geduldet hätten, in denen sie zur Zeit der Unabhängigkeitserklärung von 1776 und zum Zeitpunkt der Verabschiedung der US-Verfassung von 1787 bereits bestand. Eine Ausdehnung der Sklaverei auf weitere Staaten und Territorien widerspreche aber dem Geist der Verfassung und den freiheitlichen Prinzipien der Amerikanischen Revolution. Bei einer Rede in Springfield sprach er sich im Oktober 1854 dafür aus, mit den Abolitionisten zusammenzuarbeiten, wenn es um die Wiederherstellung des Missouri-Kompromisses ging, aber sich gegen sie zu stellen, wenn sie den Fugitive Slave Act abschaffen wollten. Er nahm damit eine Haltung zwischen radikalen Abolitionisten und Free Soilern ein, was ihn für breite Wählergruppen interessant machte. Im Jahr 1855 scheiterte sein erster Versuch, einen Sitz im Senat zu erlangen. Drei Jahre später unternahm er einen zweiten Anlauf. Sein Gegenkandidat war Senator Stephen A. Douglas, der Führer der Demokraten auf Unionsebene. Zum Auftakt des Wahlkampfs brachte Lincoln in einer berühmt gewordenen House-Divided-Rede, die er am 16. Juni 1858 im Staatsparlament von Illinois hielt, die Sklavenfrage und ihre Auswirkungen auf die amerikanische Politik auf den Punkt: In derselben Rede verdächtigte Lincoln seinen Gegner Douglas, den obersten Bundesrichter Taney, Präsident James Buchanan und dessen Vorgänger Franklin Pierce Teil einer Verschwörung zu sein, deren Ziel es sei, die Sklaverei auch in den bislang freien Bundesstaaten einzuführen. Einen Beleg für diesen Verdacht, den viele Nordstaatler teilten, gab es nicht. Aber indem Lincoln ihn in der Rede öffentlich geäußert und dabei festgestellt hatte, dass es keinen Kompromiss zwischen Sklaverei und Freiheit geben könne, erregte er landesweites Aufsehen als einer der entschiedensten Gegner der Sklaverei in den Reihen der Republikaner. Douglas, der als großer Redner bekannt war, erklärte sich mit einer Serie von sieben öffentlichen Rededuellen einverstanden, die er und Lincoln zwischen Juli und Oktober 1858 in verschiedenen Städten von Illinois austrugen. Die Lincoln-Douglas-Debatten sollten Geschichte machten, denn wegen ihrer grundsätzlichen Bedeutung und der rhetorischen Fähigkeiten der Kontrahenten wurden Mitschriften davon überall in den USA abgedruckt. Bei der Debatte, die am 27. August 1858 in Freeport im Norden von Illinois stattfand, gelang es Lincoln, seinen Gegner in eine Zwickmühle zu bringen. Douglas war der Initiator des Kansas-Nebraska-Acts gewesen, der dem Kongress in letzter Konsequenz das Recht absprach, die Sklaverei in einem US-Territorium zu verbieten. Lincoln fragte ihn daher, ob es zumindest der Bevölkerung eines Territoriums selbst auf gesetzlichem Wege möglich sei, die Sklaverei von dessen Gebiet auszuschließen, bevor es sich als Bundesstaat konstituiert habe. Antwortete Douglas darauf mit Nein, verärgerte er die in Illinois wichtige Wählergruppe der Free Soiler. Antwortete er mit Ja, wurde er für die Südstaatler unwählbar. Douglas entschied sich für ein Ja, um die unmittelbar anstehende Wahl zu gewinnen, legte damit aber zugleich den entscheidenden Stolperstein, an dem seine Präsidentschaftskandidatur zwei Jahre später scheitern sollte. Im weiteren Verlauf des Senatswahlkampfs von 1858 passte auch Lincoln sein Auftreten den Ansichten des jeweiligen Publikums an. So betonte er im Norden von Illinois, in Chicago, dass alle Menschen gleich erschaffen seien, und wandte sich gegen Vorstellungen von ungleichen Rassen. Im Süden des Staates, in Charleston, erklärte er hingegen, dass er noch nie befürwortet habe, den Schwarzen die gleichen sozialen und politischen Rechte wie den Weißen zuzugestehen. Den reinen Abolitionismus befürwortete er nicht, zumal er die Abolitionisten für zu wenig kompromissbereit hielt. Zudem hätte eine solche Haltung damals politischen Selbstmord bedeutet. Am Ende erhielt Lincoln zwar 4.000 Stimmen mehr als Douglas, verlor die Senatswahl aber erneut. Nicht zuletzt durch die Rededuelle hatte er sich aber nun als gemäßigter Gegner der Sklaverei im ganzen Land einen Namen gemacht und galt als möglicher Kandidat der Republikaner für die nächsten Präsidentschaftswahlen. Präsidentschaftswahl von 1860 Lincoln hatte bis zu diesem Zeitpunkt nie ein hohes Staatsamt bekleidet und seine Erfahrungen in Washington beschränkten sich auf die wenigen Jahre als Kongressabgeordneter. Zwar unternahm er 1859 Vortragsreisen durch die Nordstaaten, um sich der Bevölkerung und seinen Parteifreunden vorzustellen und weiter für seinen gemäßigten Standpunkt zu werben. Aber trotz seiner wachsenden Bekanntheit, zu der insbesondere seine Rede vor der Cooper Union am 27. Februar 1860 und die dort von ihm erstellte Fotografie beitrug, galt er noch zu Beginn des Nominierungsparteitags der Republikaner, der im Mai 1860 in Chicago stattfand, als Außenseiter im Rennen um die Präsidentschaftskandidatur. Hoher Favorit war der Senator und frühere Gouverneur von New York, William H. Seward. Auch den Kandidaten Salmon P. Chase aus Ohio und Edward Bates aus Missouri wurden allgemein größere Chancen eingeräumt als Lincoln. Auf der Convention in Chicago konnte er sich uneingeschränkt nur auf die Delegation seines Heimatstaats Illinois verlassen. Deren Mitglieder aber überzeugten zahlreiche Delegierte anderer Staaten davon, für Lincoln als Kompromisskandidaten zu stimmen, falls sich ihr erster Favorit nicht durchsetzen ließe. Da sich die Vertreter der als radikal geltenden Sklavereigegner Seward und Chase und die eher konservativen Gruppierungen um Bates bei den Abstimmungen gegenseitig blockierten, bestimmten die Republikaner am 18. Mai 1860 schließlich Abraham Lincoln zu ihrem Spitzenkandidaten für den Kampf ums Weiße Haus. Seine Gegner nahm er später alle in sein Kabinett auf. Damit zwang er die Führer der verschiedenen innerparteilichen Gruppierungen, zusammen statt gegeneinander zu arbeiten. Während des Wahlkampfs kam Lincoln seine hohe rhetorische Begabung zustatten. Er galt als einer der größten Redner seiner Zeit und viele der von ihm geprägten Aussprüche und Aphorismen gehören in den USA bis heute zum allgemeinen Bildungsgut. Vor allem verstand er es, komplizierte Fragen mit einfachen Worten auf den Punkt zu bringen. Sätze wie „Nichts ist geregelt, was nicht gerecht geregelt ist“, „Die Wahlversprechen von heute sind die Steuern von morgen“ oder „Wer anderen die Freiheit verweigert, verdient sie nicht für sich selbst“ überzeugten viele Wähler. Das Wahlkampflied, das sein Programm prägnant zusammenfasste, war der noch heute populäre Song Lincoln and Liberty. Die Präsidentschaftswahl fand im Herbst statt. Eine Grundlage für seinen Sieg hatte Lincoln schon zwei Jahre zuvor in den Debatten mit Stephen A. Douglas gelegt. Er hatte damals seinen Gegner, der die Präsidentschaftskandidatur der Demokraten anstrebte, zu Äußerungen über die Sklaverei gedrängt, die ihn für die Demokraten des Südens unwählbar machten. Wie die Whigs sechs Jahre zuvor, so hatte sich nun auch die Demokratische Partei gespalten. Die Nord-Demokraten nominierten Douglas, die Süd-Demokraten den eindeutigen Sklavereibefürworter John C. Breckinridge aus Kentucky, zu diesem Zeitpunkt noch amtierender Vizepräsident. Beide zusammen gewannen 2,2 Millionen Wähler, John Bell aus Tennessee, der für die von den Whigs abgespaltene Constitutional Union Party antrat, weitere 0,6 Millionen; Lincoln aber wurde mit fast 1,9 Millionen Stimmen der stärkste Einzelkandidat. Er siegte in keinem einzigen der Wahlbezirke des Südens – in den meisten stand er nicht einmal auf dem Stimmzettel –, erhielt aber fast alle Wahlmännerstimmen des Nordens (180) und damit eine klare Mehrheit: Mit 40 % der Wählerstimmen gewannen er und sein Vizepräsidentschaftskandidat Hannibal Hamlin 59 % aller Wahlmänner. Am 6. November 1860 wurde Abraham Lincoln gewählt; am 4. März 1861 sollte er den Amtseid ablegen. In diesen vier Monaten aber wurden Tatsachen geschaffen, die Lincolns gesamte Regierungszeit bestimmen sollten. Lincoln als Präsident Während seiner gesamten Amtszeit als US-Präsident sah sich Abraham Lincoln gezwungen, einen Bürgerkrieg zur Wiederherstellung der Union zu führen. Dabei stand er im Wesentlichen vor vier großen Aufgaben: Er musste den Krieg militärisch gewinnen, bei der Bevölkerung des Nordens die Kampfbereitschaft aufrechterhalten, die Einmischung europäischer Mächte zugunsten der Konföderierten verhindern und schließlich die Abschaffung der Sklaverei betreiben, um die Ursache des Konflikts ein für alle Mal zu beseitigen. Amtsantritt und Kriegsbeginn Die Wahl Abraham Lincolns war nicht die Ursache, aber der Anlass der Sezession. Der Gedanke, sich von der Union zu lösen, war erstmals während der so genannten Nullifikationskrise von 1832/33 in South Carolina aufgetaucht. Befürworter dieser Idee, wie John C. Calhoun fanden aber bis in die 1850er Jahre nur vereinzelt Zustimmung. In den 1850er Jahren mehrten sich dann die Stimmen derer, die für die Sezession eintraten. Die im Norden geübte Kritik an der Sklaverei wurde von vielen tonangebenden Südstaatlern als Bedrohung der eigenen Lebensart und Kultur betrachtet und jeder Versuch, sie zu beschränken, als Eingriff in die Rechte der Einzelstaaten und in das Eigentumsrecht ihrer Bürger. Aufgrund dieser Sichtweise machten die Verfechter der Sezession keinen Unterschied zwischen der kompromissbereiten Haltung Lincolns und den Zielen der Abolitionisten. Die Aussicht, Lincoln ins Weiße Haus einziehen zu sehen, gab den Extremisten im Süden den letzten entscheidenden Auftrieb. Noch bevor der neue Präsident sein Amt antreten konnte, gab South Carolina am 20. Dezember 1860 als erster Staat seinen Austritt aus der Union bekannt. Innerhalb weniger Wochen folgten alle Staaten des tiefen Südens: Mississippi, Florida, Alabama, Georgia, Louisiana und am 2. März 1861 Texas. In Montgomery, der Hauptstadt Alabamas, hatte sich am 4. Februar 1861 ein Provisorischer Kongress aus Vertretern der bis dahin ausgetretenen Staaten konstituiert. Dieser wählte am 9. Februar den Senator von Mississippi und früheren Kriegsminister Jefferson Davis, der wie Lincoln aus Kentucky stammte, zum provisorischen Präsidenten der Konföderierten Staaten von Amerika. Der scheidende US-Präsident James Buchanan bestritt den Einzelstaaten zwar das Recht, die Union zu verlassen, tat in seinen letzten Wochen im Amt aber nichts, um die Sezession zu verhindern. In der Rede zu seiner Amtseinführung am 4. März 1861 schlug Lincoln gegenüber dem Süden versöhnliche Töne an. Er versprach, nicht als erster zu Gewaltmaßnahmen zu greifen, machte aber zugleich deutlich, dass sein Amtseid ihn verpflichte, einer Spaltung der Union auf jeden Fall entgegenzutreten: Alle Hoffnungen auf eine Verhandlungslösung zerschlugen sich jedoch am 12. April 1861. An diesem Tag begannen konföderierte Truppen mit der Beschießung des von unionstreuen Einheiten gehaltenen Forts Sumter, das in der Hafeneinfahrt von Charleston lag, der alten Hauptstadt von South Carolina. Der Süden, der die Garnison von Fort Sumter als Besatzungstruppe betrachtete, hatte also trotz des angebotenen Gewaltverzichts zu den Waffen gegriffen – und trotz der Tatsache, dass Lincolns Regierung bis dahin keine Verfassung irgendeines Einzelstaats verletzt hatte und dies erklärtermaßen auch nicht plante. Dieser Umstand und der erzwungene Abzug der Garnison von Fort Sumter am 14. April erzeugten nun auch im Norden eine Kriegsstimmung. Die Öffentlichkeit verlangte energische Schritte gegen die Rebellen. Wie es so weit kommen konnte, erklärte Lincoln vier Jahre später in der Rede zu seiner zweiten Amtseinführung so: Der Beginn der Kampfhandlungen bewog Virginia und drei weitere Staaten des oberen Südens – North Carolina, Tennessee und Arkansas – die Union nun ebenfalls zu verlassen. Die Konföderierten verlegten daraufhin ihre Hauptstadt nach Richmond, Virginia. Von diesem Staat wiederum trennten sich die westlichen Landesteile ab, die in der Union bleiben wollten. Sie bildeten später den neuen Bundesstaat West Virginia. Um die Hauptstadt Washington halten zu können, war es für den Norden von entscheidender Bedeutung, die sklavenhaltenden Grenzstaaten Delaware, Maryland, Kentucky und Missouri zum Verbleib in der Union zu bewegen. Zu diesem Problem ist der Ausspruch Lincolns überliefert: „In diesem Krieg hoffe ich Gott auf meiner Seite zu haben. Kentucky aber muss ich auf meiner Seite haben.“ Alle vier Staaten blieben schließlich loyal – teils freiwillig, teils unter militärischem Druck. Lincolns Politik im Krieg Die US-Armee zählte zu Kriegsbeginn nur etwas mehr als 16.000 Soldaten, die zudem überwiegend in den Indianergebieten des Westens stationiert waren. Am 15. April, einen Tag nach dem Fall von Fort Sumter, berief Lincoln daher 75.000 auf 90 Tage verpflichtete Milizsoldaten ein, um der Rebellion, wie die Abspaltung der Südstaaten im Norden genannt wurde, nunmehr militärisch ein Ende zu bereiten. Als weitere Sofortmaßnahme verfügte er eine Seeblockade aller konföderierten Häfen und vergrößerte die US-Streitkräfte bis zum Frühsommer durch weitere Anwerbungen auf rund 174.000 Soldaten und Matrosen. Da der Kongress erst im Juli wieder tagen sollte, geschahen diese Truppenaushebungen ohne dessen Ermächtigung. Dasselbe traf auf die Einschränkung einiger Grundrechte, etwa der Pressefreiheit oder des Habeas-Corpus-Gesetzes, zu. So ließ Lincoln Personen, die der Spionage für die Südstaaten verdächtigt wurden, ohne gesetzliche Grundlage verhaften. All dies brachte ihm bei Sympathisanten des Südens – zum Teil bis heute – den Ruf eines Diktators ein. Als aber im Juli die Vertreter der in der Union verbliebenen Staaten zum Kongress zusammentraten, stimmten sie allen Notstandsmaßnahmen des Präsidenten nachträglich zu. Aus ihrer Sicht verfuhr Lincoln mit den Unterstützern der Konföderierten nicht anders, als es mit Angehörigen einer fremden, mit den USA im Krieg befindlichen Macht üblich war – und genau dies beanspruchte die Konföderation ja zu sein. Doch selbst die angegebenen energischen Maßnahmen Lincolns reichten nicht aus. Die erste Niederlage der Unionstruppen in der Schlacht am Bull Run am 21. Juli 1861 machte deutlich, dass der Konflikt militärisch nicht schnell zu lösen war. Die Union musste sich auf einen langwierigen Eroberungskrieg einstellen. Dies war mit einer kleinen Berufsarmee und einer dreimonatigen Dienstpflicht nicht zu erreichen. Auch die Verlängerung auf neun Monate reichte nicht aus. Schließlich führte Lincolns Regierung erstmals in der Geschichte der USA die allgemeine Wehrpflicht ein, eine Maßnahme, die Anfang Juli 1863 zu bürgerkriegsähnlichen Unruhen in New York führte, den sogenannten Einberufungskrawallen. In der Stadt gab es zeitweilig sogar Bestrebungen, sich ebenfalls von der Union loszusagen und einen souveränen Staat zu bilden. Ein weiteres Problem stellten betrügerische Heereslieferanten dar, die die Unionsarmeen oft mit mangelhaftem oder völlig untauglichem Material belieferten. Daher verabschiedete der Kongress auf Lincolns Initiative am 2. März 1863 den False Claims Act, der bis heute als Lincoln Law bekannt ist. Das Gesetz ermutigte Whistleblower und erwies sich als wirksames Instrument, um Betrug zu Lasten der Allgemeinheit zu unterbinden. Der Bürgerkrieg zog sich auch deshalb in die Länge, weil Lincoln lange Zeit keinen geeigneten Oberbefehlshaber für die Potomac-Armee fand, die die Hauptlast der Kämpfe im Grenzgebiet von Virginia, zwischen Washington, D.C. und Richmond, zu tragen hatte. General George B. McClellan erwies sich zwar als hervorragender Organisator, aber als zögerlicher Heerführer. Er vergab – etwa im Halbinsel-Feldzug vom Frühjahr 1862 – gleich mehrere Chancen, dem Krieg durch schon greifbare Siege ein frühes Ende zu bereiten. Andere Befehlshaber wie Ambrose E. Burnside und Joseph Hooker erlitten katastrophale Niederlagen gegen die zahlenmäßig unterlegene Nord-Virginia-Armee des konföderierten Generals Robert E. Lee. Abraham Lincoln, der zwischen seiner Funktion als Kompaniechef im Indianerkrieg und der als Oberbefehlshaber der US-Streitkräfte nie mehr einen soldatischen Rang bekleidet hatte, unterzog sich nun auch einem Selbststudium in Militärfragen und wurde bald zum Experten. Mit den auf dem westlichen Kriegsschauplatz siegreichen Generalen Ulysses S. Grant und William T. Sherman fand er schließlich zwei Kommandeure, die mit ihren Truppen – der eine von Norden, der andere von Westen – die Konföderierten in langen, blutigen Kämpfen niederrangen. Kriegsziele und Kriegsgründe Am 22. August 1862 schrieb Lincoln in einem offenen Brief an den bekannten Abolitionisten Horace Greeley, den Herausgeber der New York Tribune: In der Tat ging es im Bürgerkrieg vordergründig um den nationalen Zusammenhalt der Vereinigten Staaten. Die Frage, an der sich der Kampf entzündet hatte, lautete: Hat ein einzelner Bundesstaat der USA das Recht, jederzeit aus der gemeinsamen Union auszutreten? Die Konföderierten bejahten dies, mit dem Argument, man sei dem Bund schließlich freiwillig beigetreten. Die Abspaltung, die sie vielfach als „Zweite Amerikanische Revolution“ bezeichneten, stand in ihren Augen in der Tradition von 1776. Sie kämpften also nach eigenem Selbstverständnis für die Rechte der Einzelstaaten. Der Norden wies dagegen darauf hin, dass keines der Einzelstaatenrechte bis dahin verletzt worden und dass nach der Unabhängigkeitserklärung von 1776 eine Revolution nur nach fortgesetzten schweren Rechtsverletzungen gerechtfertigt sei. Den tieferen Grund des Konflikts aber berührte Abraham Lincoln in der Gettysburg Address von 1863. In dieser Rede, seiner berühmtesten, sagte er, der Krieg werde um die Frage geführt, ob ein Staat, der sich auf Demokratie und individuelle Freiheit gründe, überhaupt auf Dauer bestehen könne. Diese Frage stellte sich mit umso größerer Berechtigung in einer Zeit, als eine „Regierung des Volkes, durch das Volk und für das Volk“ – wie Lincoln es in der Rede formulierte – international noch die große Ausnahme darstellte. Lincoln gab damit seiner Überzeugung Ausdruck, dass eine Demokratie zerbrechen müsse, wenn eine Minderheit (wie die Südstaatler) eine demokratische Entscheidung der Mehrheit (wie Lincolns Wahl zum Präsidenten) jederzeit verwerfen oder sogar mit Gewalt beantworten dürfe. Hinter der Frage der Einzelstaatenrechte stand aber immer unübersehbar die Sklavenfrage. An ihr – und nur an ihr – hatte sich der Streit um diese Rechte überhaupt erst entzündet. Ohne sie hätte sich das Problem der Einzelstaatenrechte nie in dieser Schärfe gestellt. So erwähnt beispielsweise die Erklärung zum Sezessionsbeschluss des Staates Texas vom 2. Februar 1861 den Dissens in der Frage der Sklaverei 21-mal, die Frage der Einzelstaatenrechte aber nur sechsmal. Alexander Hamilton Stephens, der Vizepräsident der Konföderation, erklärte in einer viel beachteten Rede vom 21. März 1861, der Bund der Südstaaten beruhe „… auf der großen Wahrheit, dass der Neger dem weißen Mann nicht gleichgestellt ist; dass sein untergeordnetes Verhältnis als Sklave gegenüber der überlegenen Rasse seine natürliche und normale Stellung ist.“ Lincoln verneinte aus wahltaktischen Gründen lange, dass die Abschaffung der Sklaverei zu seinen Kriegszielen gehörte. Denn zu Beginn des Konfliktes bildeten die Abolitionisten auch im Norden noch immer eine Minderheit und kaum jemand wäre bereit gewesen, für die Befreiung der Sklaven in den Kampf zu ziehen. Doch ebendiese hatte Lincoln bereits in die Wege geleitet, als er den zitierten Brief an Greeley schrieb. Sklavenbefreiung Über Lincolns Haltung zur Sklavenbefreiung bemerkte der afroamerikanische Schriftsteller und Abolitionist Frederick Douglass 1876: In der Tat war Lincoln nie radikaler Abolitionist und wurde es auch im Krieg nicht. In dem berühmten Brief an Greeley unterschied er zwischen seinem persönlichen Wunsch, nach dem alle Menschen frei sein sollten, und seiner Pflicht als Amtsträger, nach Recht und Gesetz zu handeln. Laut Gesetz aber war die Sklaverei im Süden erlaubt. Nach Lincolns Vorstellung sollte sie in einem allmählichen Prozess abgeschafft und die Sklavenhalter für den Verlust ihres „Besitzes“ entschädigt werden. Diesen Standpunkt vertrat er noch bis in die Anfangsphase des Bürgerkriegs hinein. So widerrief er beispielsweise die Anordnungen des Generalmajors John Charles Frémont, der die Sklaven von Plantagenbesitzern, die gegen die Union kämpften, für frei erklärt hatte. Auf gar keinen Fall war Lincoln vor 1861 bereit, die Sklavenfrage durch einen Krieg zu entscheiden. Indem sie aber von sich aus zur Gewalt gegriffen hatten, waren die Südstaaten nach Lincolns Auffassung selbst vom Weg des Rechtes und der Verfassung abgekommen. Je länger der Krieg dauerte, je mehr Opfer er forderte und je mehr Widerhall die Proteste der Abolitionisten fanden, desto stärker wurde Lincolns Überzeugung, dass die Sklaverei als Quelle allen Übels endgültig abgeschafft werden müsse. Dazu kam, dass er die Sklavenbefreiung mehr und mehr als Mittel begriff, den Süden wirtschaftlich und militärisch zu treffen. Kongress und Senat hatten bereits 1861 und 1862 sogenannte Confiscation Acts verabschiedet, durch die unter anderem die Sklaven konföderierter Soldaten für frei erklärt wurden. Dies sollte das Militär der Südstaaten schwächen. Am 22. Juli 1862 informierte Lincoln sein Kabinett über die geplante Proklamation zur Sklavenbefreiung. Da auch sie als Kriegsmaßnahme gedacht war, gab Außenminister Seward zu bedenken, dass die Erklärung nach der Reihe schwerer Niederlagen, die die Union bis dahin erlitten hatte, als Zeichen der Schwäche missdeutet werden könne. Daher gab Lincoln die Proklamation erst im September bekannt, nach dem Unionssieg in der Schlacht am Antietam. Am 1. Januar 1863 trat die Emanzipations-Proklamation schließlich in Kraft. Ihr entscheidender Passus besagte: Die Proklamation galt also vorerst nur für die Gebiete der Konföderierten, um die loyal gebliebenen Sklavenstaaten nicht zu verprellen. Aber die Befreiung der Sklaven war nun ein offizielles Kriegsziel der Union. Dessen moralisches Gewicht machte es England und Frankreich, die aus wirtschaftlichen und machtpolitischen Gründen die Sache der Konföderation unterstützten, unmöglich, aktiv auf deren Seite in den Krieg einzugreifen. Vollständig abgeschafft wurde die Sklaverei 1865. Indianerpolitik Als Befürworter der Free-Soil-Bewegung unterzeichnete Lincoln 1862 den Homestead Act, der 1863 in Kraft trat. Dieses Gesetz erlaubte es jedem Erwachsenen, sich auf unbesiedeltem Land niederzulassen und sich ein 160 Acre (etwa 64 ha) großes Areal anzueignen. Nach fünfjähriger Bewirtschaftung – oder bei Zahlung von 200 Dollar bereits nach einem halben Jahr – wurde er automatisch zum Eigentümer. Einerseits schuf dieses Gesetz, das bereits bestehende einzelstaatliche Regelungen ergänzte und vereinheitlichte, Rechtssicherheit für die Siedler. Andererseits ermöglichte es die Enteignung der Indianergebiete, indem es unterstellte, diese würden nicht bewirtschaftet. Vor allem nomadisch lebende Gruppen wurden nun verstärkt in Reservate abgedrängt. Das Heimstätten-Gesetz leistete dem Betrug Vorschub und führte zu zahllosen Konflikten zwischen Indianern und Siedlern, in denen die Gerichte meist zugunsten der letzteren entschieden. Im Sommer 1862, noch vor Inkrafttreten des Homestead Act und dreißig Jahre nach seiner Teilnahme am Krieg gegen die Sauk, sah sich Lincoln erneut einem Konflikt mit Indianern gegenüber. Nachdem vertraglich zugesicherte, staatliche Geldzahlungen an die Santee-Sioux in Minnesota ausgeblieben waren, gingen hungernde Mitglieder des Stammes gewaltsam gegen die örtliche Indianerbehörde und weiße Siedler vor. Kriegsminister Stanton beauftragte im September Generalmajor John Pope mit der Niederschlagung des Sioux-Aufstands. Pope, der für die kurz zuvor erlittene Niederlage der Unionstruppen in der 2. Schlacht am Bull Run verantwortlich gemacht wurde, hatte sich für den Einsatz freiwillig gemeldet, um seiner Absetzung als Befehlshaber der Virginia-Armee zuvorzukommen. In einem Befehl an den Kommandeur der Expedition, Oberst H. H. Sibley, schrieb er: „Es ist meine Absicht, die Sioux vollständig auszurotten. […] Sie müssen behandelt werden wie Wahnsinnige oder wilde Tiere und auf keinen Fall wie Menschen, mit denen man Verträge oder Kompromisse schließen kann.“ Nach der Niederschlagung des Aufstands wurden mehrere Hundert Sioux vor Militärgerichte gestellt und in Verfahren, die im Schnitt 10 bis 15 Minuten dauerten, zum Tode verurteilt. Pope wollte schließlich 303 Verurteilte hinrichten lassen, doch Lincolns Regierung fürchtete den ungünstigen Eindruck einer solchen Massenexekution auf die europäischen Regierungen, deren Einmischung in den Sezessionskrieg sie fürchtete. Andererseits forderten zahlreiche Siedler in Minnesota die Hinrichtung. 200 von ihnen griffen sogar das Gefangenenlager in Mankato an. Dennoch reduzierten Anwälte im Auftrag Lincolns die Zahl der Todesurteile drastisch. So wurden schließlich „nur“ 38 Männer gehängt, einer davon, Chaska, trotz seiner Begnadigung. Dies war die größte Massenhinrichtung in der amerikanischen Geschichte. Im Gegenzug sagte Lincoln, der sich massiven politischen Drucks zu erwehren hatte, die spätere Vertreibung der Indianer aus dem Bundesstaat zu sowie zwei Millionen Dollar Schadensersatz. Lincoln begründete die Hinrichtung damit, dass er nicht durch zu große Gnade einen weiteren Aufstand provozieren, aber auch nicht grausam sein wollte. In Minnesota wurde die hohe Anzahl der Begnadigungen eher schlecht aufgenommen: Bei der Präsidentschaftswahl 1864 gewann Lincoln zwar eine Mehrheit im Staat, doch fiel diese deutlich geringer aus als 1860. Darauf angesprochen, dass eine härtere Gangart dies hätte verhindern können, sagte Lincoln: „Ich konnte es mir nicht erlauben, Männer für Stimmen aufzuhängen.“ In Lincolns Amtszeit fiel auch das Sand-Creek-Massaker im Osten des damaligen Territoriums Colorado. Dabei töteten Soldaten unter dem Kommando von Oberst John Chivington am 29. November 1864 273 friedliche Cheyenne und Arapaho. Wesentlich beigetragen zur indianerfeindlichen Stimmung in dem Territorium hatte dessen Gouverneur John Evans, ein Mitbegründer der Republikanischen Partei und persönlicher Freund Lincolns. Evans, der Chivington für seine Tat ausgezeichnet und die wahren Umstände des Massakers verschleiert hatte, sah sich bald massiver Kritik ausgesetzt. Lincoln, der Evans eingesetzt hatte, stärkte ihm noch bis Anfang 1865 den Rücken, erst sein Nachfolger als Präsident, Andrew Johnson, enthob den Gouverneur im Sommer 1865 seines Amtes. Wiederwahl 1864 Die Konföderierten hatten im Sommer und Herbst 1863 bei Gettysburg, Vicksburg und Chattanooga schwere Niederlagen erlitten. Nach diesen Erfolgen der Union war endgültig klar, dass die Konföderierten den Krieg nicht aus eigener Kraft würden gewinnen können. Ihre einzige Chance bestand darin, den Krieg so lange und für den Norden so verlustreich weiterzuführen, dass Abraham Lincoln die Präsidentschaftswahlen von 1864 verlieren und durch einen neuen, verhandlungsbereiten Präsidenten ersetzt würde. Diese Chance war durchaus real. Der unerwartet lange und blutige Stellungskrieg, den General Grant seit dem Frühjahr 1864 im Norden Virginias führte, kostete die Regierung Lincoln weitgehend das Vertrauen der Bevölkerung. Der Präsident war im Sommer des Wahljahrs so unpopulär, dass er selbst mit einer Niederlage rechnete. In einem Memorandum vom 23. August 1864 schrieb er: „Die Wiederwahl dieser Regierung erscheint heute, wie seit einigen Tagen, als überaus unwahrscheinlich.“ Sein Gegenkandidat von den Demokraten war sein früherer Oberbefehlshaber McClellan, der grundsätzlich zu einem Verhandlungsfrieden mit dem Süden und zur Anerkennung seiner Unabhängigkeit bereit war. Erst in den letzten Wochen vor der Wahl wendete sich das Blatt, als die Ergebnisse des für den Norden äußerst erfolgreichen Atlanta-Feldzuges bekannt wurden: Die Truppen General Shermans hatten am 2. September 1864 Atlanta erobert, einen der wichtigsten Industriestandorte und Verkehrsknotenpunkte Georgias und des ganzen von der Konföderation noch gehaltenen Territoriums. Zudem besiegte Generalmajor Philip Sheridan am 19. Oktober im Shenandoah-Tal ein konföderiertes Korps, das zeitweilig sogar Washington bedroht hatte. Das Kriegsende schien jetzt nur noch eine Frage der Zeit zu sein. Die Republikaner setzten im Wahlkampf auf den von Lincoln geprägten Slogan „Mitten im Fluss soll man nicht die Pferde wechseln“ und bezeichneten die Positionen der Demokraten als landesverräterisch. Als Kandidat für die Vizepräsidentschaft ersetzte Lincoln den bisherigen Amtsinhaber, den weitgehend einflusslosen Nordstaatler Hannibal Hamlin, durch Andrew Johnson. Dieser gehörte der Demokratischen Partei an, stammte aus dem Konföderiertenstaat North Carolina und war 1857 von Tennessee in den Senat entsandt worden, hatte sich aber für die Union ausgesprochen. Seine Kandidatur sollte den Südstaatlern die Bereitschaft des Nordens signalisieren, sie nach dem Krieg gleichberechtigt in die wiederhergestellte Union zu integrieren. Gemeinsam mit Johnson kandidierte Lincoln im Rahmen der National Union Party, einer Wahlplattform aus Republikanern und einem Teil der Demokraten. Am 8. November hielten die USA als erstes demokratisches Land mitten in einem Krieg eine Wahl ab. Lincoln erzielte gegen den früheren Oberbefehlshaber des Unionsheeres George B. McClellan einen Erdrutschsieg: 55 Prozent der Wähler stimmten für ihn und er erhielt sogar 212 von 233 Wahlmännerstimmen. Als erster Präsident seit Andrew Jackson vor 32 Jahren war er für eine zweite Amtszeit bestätigt worden. Seine Wähler entstammten vor allem der Bauern- und Arbeiterschaft sowie den städtischen Mittelschichten. Ihre geografischen Hochburgen waren Neuengland und die Staaten mit einem starken Anteil deutscher Einwanderer wie Wisconsin oder Illinois. Für den Präsidenten war es besonders bedeutsam, dass auch die Soldaten der Unionsarmee zu mehr als zwei Dritteln für ihn gestimmt hatten, obwohl sie sich von einem Sieg McClellans ein rascheres Ende der Kampfhandlungen erhoffen konnten. Vor der Wahl hatte Lincoln geäußert, es sei ihm lieber, mit der Mehrheit der Soldatenstimmen besiegt als ohne diese Mehrheit Präsident zu werden. In der Zeit bis zu seinem zweiten Amtsantritt setzte sich Lincoln energisch für die Verabschiedung des 13. Zusatzartikels zur US-Verfassung ein, der die Sklaverei auf dem Territorium der USA ein für alle Mal verbieten sollte. Nach dem Senat konnte er – nach einem vergeblichen Anlauf – am 31. Januar 1865 auch die nötige Zweidrittelmehrheit des Repräsentantenhauses zur Zustimmung bewegen. Um dem Sklavereiverbot endgültig Verfassungsrang zu verleihen, musste es jetzt nur noch von den Einzelstaaten ratifiziert werden. Ein weiteres, drängendes Problem war die Wiedereingliederung der Südstaaten in die Union. Am 4. März 1865 – anlässlich seiner zweiten Vereidigung als Präsident – versprach Lincoln, „Groll gegen niemanden“ und „Nächstenliebe gegen alle“ walten zu lassen. Er fasste bereits den Wiederaufbau des Südens und die Nachkriegsordnung ins Auge und hatte vor, den Südstaatlern milde Friedensbedingungen zu stellen. Die Rückkehr in die Union sollte ihnen so leicht wie möglich fallen. Gegen Widerstände aus der eigenen Partei setzte Lincoln den Grundsatz durch, dass ein abtrünniger Staat wieder gleichberechtigt in die Union aufgenommen werden sollte, sobald ein Zehntel seiner Bürger ihr den Treueid geleistet hätten. Sieg und Tod Der Krieg ging nun einem raschen Ende entgegen. Am 3. April eroberten Grants Truppen die Konföderiertenhauptstadt Richmond. Lincoln besichtigte zwei Tage später das Amtszimmer seines Kontrahenten Jefferson Davis. Am 9. April 1865 kapitulierten die Reste von Lees Armee vor General Grant bei Appomattox Court House, Virginia. Die konföderierten Truppen unter General Joseph E. Johnston ergaben sich am 26. April General Sherman bei Durham, North Carolina. Den endgültigen Sieg hat Abraham Lincoln jedoch nicht mehr erlebt: Am Abend des 14. April, des Karfreitags 1865, besuchte er mit seiner Frau Mary und einem befreundeten Ehepaar eine Komödie im Ford’s Theatre in Washington, D.C. Während der Vorstellung verschaffte sich der Schauspieler John Wilkes Booth, ein fanatischer Sympathisant der Südstaaten, Zutritt zur Loge des Präsidenten und schoss ihm aus nächster Distanz mit einer Deringer-Vorderladerpistole von hinten in den Kopf. Ärzte aus dem Publikum waren sofort zur Stelle, aber die Kugel ließ sich nicht entfernen. Da der Präsident nicht transportfähig war, wurde er in das Petersen House gebracht, ein Privathaus direkt gegenüber dem Theater. Dort starb Lincoln am folgenden Tag, dem 15. April, um 7:22 Uhr morgens, ohne das Bewusstsein noch einmal wiedererlangt zu haben. Andrew Johnson, seit März Lincolns Vizepräsident, legte noch am selben Tag den Amtseid als sein Nachfolger ab. Das Attentat war Teil einer größeren Verschwörung: Eine Gruppe von Südstaaten-Anhängern um Booth hatte geplant, neben Lincoln weitere Regierungsmitglieder zu ermorden. So verletzte Lewis Powell bei einem Mordanschlag Außenminister Seward schwer, ebenso dessen Sohn und weitere Mitglieder seines Haushalts. Der deutschstämmige George Atzerodt, der auf Vizepräsident Andrew Johnson angesetzt war, schreckte im letzten Moment vor dem Mord zurück. Booth, der sich nach dem Mord beim Sprung aus der Präsidentenloge das Bein verletzt hatte, gelang mit Hilfe eines weiteren Komplizen, David Herold, die Flucht nach Virginia. Dort wurde er am 26. April auf einer abgelegenen Farm gestellt und bei einem Schusswechsel getötet. Ein Militärgericht verurteilte Ende Juni Powell, Atzerodt, Herold und Booths Zimmerwirtin Mary Surratt, die der Mitwisserschaft verdächtigt wurde, zum Tode. Sie wurden am 7. Juli 1865 im Fort Lesley J. McNair in Washington durch Hängen hingerichtet. Lincolns Sarg wurde mit einem Sonderzug auf etwa demselben Weg nach Springfield überführt, auf dem der neugewählte Präsident 1860 nach Washington gereist war. In allen größeren Städten wie New York und Chicago fanden Trauerprozessionen und -gottesdienste mit dem aufgebahrten Leichnam statt. Am 5. Mai 1865 wurde Abraham Lincoln auf dem Friedhof Oak Ridge Cemetery in seiner Heimatstadt Springfield beigesetzt. Am 23. Juni kapitulierten bei Fort Towson im Indianerterritorium die letzten Truppen der Konföderation. Lincolns Vermächtnis, der 13. Verfassungszusatz, trat nach der Ratifizierung durch die in der Verfassung vorgesehene Mindestanzahl von Dreiviertel der im damaligen Kongress vertretenen Bundesstaaten am 18. Dezember 1865 in Kraft. Nachleben Als der Dichter Walt Whitman von Lincolns Tod erfuhr, widmete er ihm das Gedicht O Captain! My Captain! Es spricht von einem Kapitän, der sein Schiff durch große Gefahren sicher in den Hafen steuert, das Ziel aber selbst nicht lebend erreicht. Später verglich Whitman den Präsidenten, der an einem Karfreitag tödlich verwundet worden war, mit Jesus Christus. Dies sind nur zwei von vielen Beispielen für die bis zur Verklärung reichende Verehrung, die Abraham Lincoln bereits unmittelbar nach seiner Ermordung zuteilwurde. Mehr als die nüchterne Beurteilung seiner Präsidentschaft trugen dazu die Art seines Todes und der Vergleich mit den eher glanzlosen Regierungszeiten seiner ersten Amtsnachfolger bei. Zunächst nur in den Nordstaaten, mit wachsendem zeitlichem Abstand zum Bürgerkrieg aber in den ganzen USA, setzte sich das Bild von Lincoln als einem der bedeutendsten Präsidenten der US-Geschichte durch. Während die weißen Amerikaner in ihm den Bewahrer der Union sahen, betrachteten ihn die Afroamerikaner vor allem als den Sklavenbefreier. Auch ihr Bild von Lincoln war von religiöser Metaphorik geprägt. Schon bei seinem Besuch in Richmond kurz vor Kriegsende wurde Lincoln von den Schwarzen als „Vater Abraham“ begrüßt. Später verglichen sie ihn mit Moses, der die Israeliten ins Gelobte Land geführt hatte, ohne dass es ihm vergönnt war, dieses selbst zu betreten. Auch eher zurückhaltende Beobachter wie Frederick Douglass, der Lincoln während seiner Präsidentschaft unablässig wegen seiner zögerlichen Haltung in der Sklavenfrage kritisiert hatte, äußerten sich im Rückblick voller Respekt: Heute wird der Mitbegründer der Republikanischen Partei von Angehörigen aller ethnischen Gruppen verehrt, von Konservativen und Liberalen ebenso wie von Linken. In Umfragen unter Historikern und der US-Bevölkerung wird er gemeinsam mit George Washington und Franklin D. Roosevelt stets als einer der drei besten US-Präsidenten bewertet. Die Freiwilligenverbände aus den USA, die im Spanischen Bürgerkrieg auf Seiten der Republik gegen die Putschisten unter General Franco kämpften, nannten sich Abraham-Lincoln-Brigade. Zahlreiche Orte in den USA wurden nach dem Präsidenten benannt, von kleinen wie Fort Abraham Lincoln in North Dakota bis zu großen wie der Hauptstadt Nebraskas. Insgesamt tragen 17 Countys seinen Namen. Die US Navy taufte mehrere Schiffe auf den Namen des Präsidenten, u. a. den Flugzeugträger USS Abraham Lincoln und das strategische Atom-U-Boot SSBN Abraham Lincoln. Auch die Automarke Lincoln wurde 1917 von deren Begründer Henry M. Leland nach ihm benannt. Als Forschungsstätte wurde 1889 in Springfield die Illinois State Historical Library ins Leben gerufen, die – um ein Museum und weitere Einrichtungen erweitert – am 16. April 2005 als The Abraham Lincoln Presidential Library and Museum neu eröffnet wurde. Das Wohnhaus von Abraham Lincoln im historischen Zentrum Springfields steht unter der Obhut des U.S. National Park Service und ist heute ebenso ein Museum wie Lincolns Geburtsstätte in Kentucky, der Ort des Attentats – Ford’s Theatre – und das dem Theater gegenüberliegende Sterbehaus in Washington. Lincolns Bild ziert den 5-Dollar-Schein sowie die 1-Cent-Münze. In 10 US-Bundesstaaten wird Lincolns Geburtstag als offizieller Feiertag begangen. Zu seinen und George Washingtons Ehren wurde der nationale Feiertag „Presidents Day“ eingeführt. Und neben den Köpfen George Washingtons, Thomas Jeffersons und Theodore Roosevelts wurde auch der Lincolns in die Felsen von Mount Rushmore in South Dakota gemeißelt. Der Komponist Aaron Copland schrieb 1942 das Tongedicht Lincoln Portrait mit einem gesprochenen Begleittext zu Ehren des 16. US-Präsidenten. Bereits 1922 war am Ufer des Potomac in Washington das Lincoln Memorial eingeweiht worden. Der klassizistische Tempelbau und das Kapitol markieren die beiden Enden der National Mall, der zentralen Achse der amerikanischen Hauptstadt. Die Gedenkstätte birgt eine Kolossalstatue Abraham Lincolns, die der Zeusstatue von Olympia nachempfunden ist. In ihre Südwand ist der Text der Gettysburg Address, in die Nordwand Lincolns zweite Amtsantrittsrede eingemeißelt. Seit ihrer Entstehung ist sie Schauplatz vieler großer Bürgerrechtsdemonstrationen gewesen. Martin Luther King hielt 1963 seine berühmte Rede I Have a Dream von den Stufen des Lincoln Memorials herab. Seit 1954 ziert der Slogan „Land of Lincoln“ die Kfz-Kennzeichen von Illinois. Ein 1984 entdeckter Asteroid des inneren Hauptgürtels wurde nach dem ehemaligen Präsidenten (3153) Lincoln benannt. In Lincolns 200. Geburtsjahr trat der erste afroamerikanische Präsident der USA sein Amt an. Barack Obama hatte seine Bewerbung als Präsidentschaftskandidat am 10. Februar 2007 vor dem alten Parlamentsgebäude in Springfield bekannt gegeben, in dem Lincoln 1858 seine bis heute nachwirkende House Divided Speech gehalten hatte. Sowohl bei seiner ersten als auch bei seiner zweiten Amtseinführung in den Jahren 2009 und 2013 legte der 44. Präsident der Vereinigten Staaten seinen Eid auf Lincolns Bibel ab. Um den anti-demokratischen Tendenzen ihrer Partei und den Machtmissbräuchen des damaligen Präsidenten Donald Trump entgegenzutreten, bildeten ehemalige Republikaner Ende 2019 die politische Gruppe The Lincoln Project. Die landesweite Bewegung zielte darauf ab, Wechselwähler und traditionelle Republikaner dazu zu bewegen bei der Präsidentschaftswahl 2020 für den demokratischen Kandidaten Joe Biden zu stimmen, der Obamas Vizepräsident gewesen war. Werke Collected Works of Abraham Lincoln. 8 Bände. Hg. von Roy Prentice Basler im Auftrag der Abraham Lincoln Association, Rutgers University Press, New Brunswick 1953 (Korrespondenz, Reden und andere Schriften), ISBN 978-0-8135-0172-7 Speeches and Letters by Abraham Lincoln. Hg. von Merwin Roe, J. M. Dent, London 1909, 1936, 1949 (Auswahlband) Literatur Erich Angermann: Abraham Lincoln und die Erneuerung der nationalen Identität der Vereinigten Staaten von Amerika (= Schriften des Historischen Kollegs. Vorträge. Band 7). 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Verfilmungen Seit 1911 ist Abraham Lincoln in fast 350 Filmen und Fernsehsendungen von Schauspielern dargestellt worden, unter anderem von Walter Huston, Henry Fonda, Gregory Peck, Raymond Massey, Hal Holbrook, Sam Waterston, Lance Henriksen, Daniel Day-Lewis und – besonders häufig (zehn Mal) – von Frank McGlynn senior. Day-Lewis erhielt für seine Hauptrolle in Steven Spielbergs Film Lincoln einen Oscar. Die wichtigsten Spiel- und Dokumentarfilme mit und über Lincoln sind: David Wark Griffith: Abraham Lincoln, 1930, Spielfilm John Ford: Der junge Mr. Lincoln, 1939, Spielfilm John Cromwell: Abe Lincoln in Illinois, 1940, Spielfilm George Schaefer: Lincoln, 1974, Fernsehserie Lamont Johnson: Lincoln, 1988, Miniserie Jack Bender: Im Schatten des Todes (The Perfect Tribute) (1991), Fernsehfilm mit Jason Robards als Lincoln Peter W. Kunhardt: Lincoln, 1992, Fernsehfilm Ken Burns: The Civil War. Der Amerikanische Bürgerkrieg. WDR/CS Associates, 1996, Dokumentarserie John Gray: Abraham Lincoln – Die Ermordung des Präsidenten (The Day Lincoln Was Shot), 1998, Fernsehfilm Robert Redford: Die Lincoln Verschwörung, 2010, Spielfilm Steven Spielberg: Lincoln, 2012, Spielfilm Adrian Moat: Tom Hanks: Die Lincoln-Verschwörung (Killing Lincoln), 2013, Fernsehfilm, National Geographic Channel Weblinks Abraham Lincoln Papers at the Library of Congress Mr. Lincoln’s White House (englisch) Mr. Lincoln and Freedom (englisch) Abraham Lincoln Research Site (englisch) Abraham Lincoln Assassination (englisch) Mr. Lincoln and Friends (englisch) Mr. Lincoln and New York (englisch) Biografie auf der Website des Weißen Hauses (englisch) Lincoln’s death too sad to describe (The Guardian, 14. April 1865, Originalbericht) Abraham Lincoln online (englisch) The Lincoln Institute (englisch) American President: Abraham Lincoln (1809–1865). Miller Center of Public Affairs der University of Virginia (englisch, Redakteur: Michael Burlingame) Lincoln Home National Historic Site Springfield, Illinois (englisch) Lincoln Memorial Washington, D.C. (englisch) The Alfred Whital Stern Collection of Lincolniana, American Memory (englisch) The American Presidency Project: Abraham Lincoln. Datenbank der University of California, Santa Barbara mit Reden und anderen Dokumenten aller amerikanischen Präsidenten (englisch) Life Portrait of Abraham Lincoln auf C-SPAN, 28. Juni 1999, 178 Minuten (englischsprachige Dokumentation und Diskussion mit dem Autor David E. Long und den Historikern Edna Greene Medford und Timothy Townsend sowie Führung durch die Lincoln Home National Historic Site) Einzelnachweise Präsident der Vereinigten Staaten Mitglied des Repräsentantenhauses der Vereinigten Staaten für Illinois Mitglied des Repräsentantenhauses von Illinois Mitglied der United States Whig Party Mitglied der Republikanischen Partei Person im Sezessionskrieg Opfer eines Attentats Mordopfer Rechtsanwalt (Vereinigte Staaten) Namensgeber für ein Schiff Politiker (19. Jahrhundert) Person (Duell) Person als Namensgeber für einen Asteroiden US-Amerikaner Geboren 1809 Gestorben 1865 Mann
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https://de.wikipedia.org/wiki/Altweibersommer
Altweibersommer
Altweibersommer ist die Bezeichnung für eine meteorologische Singularität. Es handelt sich um eine Phase gleichmäßiger Witterung im Herbst, oft Ende September und Oktober, die durch ein stabiles Hochdruckgebiet und ein warmes Ausklingen des Sommers gekennzeichnet ist. Das kurzzeitig trockenere Wetter erlaubt eine gute Fernsicht, intensiviert den Laubfall und die Laubverfärbung. Wortherkunft Die Herkunft des Wortes ist nicht sicher, zumal neben dem Begriff Altweibersommer auch zahlreiche weitere wie Ähnlsummer, Frauensommer, Mädchensommer, Mettensommer, Mettkensommer, Metjensommer, Nachsommer, Witwensommer, Michaelssommer, Martinssommer, Allerheiligensommer und fliegender Sommer vorkommen, was die sprachgeschichtliche Deutung erschwert. Nach der einen Erklärung leitet sich der Name von Spinnfäden her, mit denen junge Baldachinspinnen im Herbst durch die Luft segeln (vgl. Spinnenflug). Der Flugfaden, den die Spinnen produzieren und auf dem sie durch die Luft schweben, erinnert die Menschen an das graue Haar alter Frauen. Mit „weiben“ wurde im Althochdeutschen das Knüpfen der Spinnweben bezeichnet. Nach der anderen Erklärung, in der von Kluge/Seebold die „vielleicht“ ursprüngliche, von Pfeifer hingegen „wahrscheinlicher“ eine sekundäre Bedeutung gesehen wird, liegt dem Wort das Motiv der zweiten Jugend bei Frauen, die als unzeitig und nur kurze Zeit dauernd angesehen wird, zugrunde. An diese letztere Deutung können das schweizerische Witwesömmerli und der bairische Ähnlsummer (‚Großvatersommer‘) angeschlossen werden, vielleicht liegt aber auch das Bild des alten, schwachen Sommers vor. Andere Begriffe für das Phänomen der milden Herbsttage kann man einfacher deuten, sie sind jedoch zum Teil lediglich weitere sekundäre Interpretationen der – unsicheren – Urbedeutung. So nennt man in norddeutschen Dialekten den Altweibersommer Mettkensommer und ähnlich, die Altweibersommerfäden Metten, Mettken oder Mettjen. Dabei liegt eine Verkleinerungsform von Made vor, das heißt, man hielt sie für Raupengespinste. Wegen der lautlichen Ähnlichkeit wurde dieser Begriff wohl volksetymologisch zu Mädchen umgedeutet. Auf bestimmte Tage wiederum beziehen sich die Wörter (St.) Michaelssommer (29. September), Allerheiligensommer (1. November) und (St.) Martinssommer (11. November). Das Landgericht Darmstadt hat im Jahr 1989 festgestellt, dass die Verwendung des Ausdrucks Altweibersommer durch die Medien keinen Eingriff in die Persönlichkeitsrechte von älteren Damen darstellt. Altweibersommer in anderen Sprachen In den slawischen Sprachen und im Ungarischen nennt man diese Zeit ähnlich wie im Deutschen Altweibersommer (polnisch babie lato, tschechisch babí léto, sorbisch babylěćo, slowakisch babie leto, slowenisch babje poletje / leto, russisch babje leto, ukrainisch babyne lito, ungarisch vénasszonyok nyara). In Nordamerika, insbesondere in den Neuenglandstaaten, wird diese Wetterlage Indian Summer (Québec: été indien) genannt – im Deutschen oft mit der herbstlichen Laubfärbung verwechselt. In Frankreich wurde der Begriff été indien 1975 durch ein gleichnamiges Lied von Joe Dassin popularisiert. Früher sprach man eher von été de la Saint-Denis (9. Oktober), été de la Saint-Géraud (13. Oktober) oder été de la Saint-Martin (11. November). Ähnlich spricht man in Finnland von Ruska-Aika (Zeit der Braunfärbung) und in Schweden vom brittsommar (Birgitta-Sommer, vor Ort 7. Oktober). In Skandinavien kommen Erscheinungen der aufkommenden Polarnacht hinzu. In der Übergangsphase von der Mitternachtssonne zur Polarnacht macht der Spätsommer mit seiner prachtvollen Laubfärbung Ausflüge in die Natur besonders attraktiv. Die Ruska-Saison ist für viele einheimische Naturfreunde der Höhepunkt des Jahres und Auslöser für einen intensiven Tourismus ins nördliche Lappland, den nördlichsten Teil Europas am Polarkreis. In Spanien ist die Zeit als St.-Michaels-Sommer (Veranillo de San Miguel) bekannt. Andere Mittelmeerländer kennen im November den St.-Martins-Sommer. In der Türkei wird die Wetterperiode als pastırma yazı („Pastırma-Sommer“) bezeichnet. Pastırma ist ein getrocknetes Rinderfilet, von würziger Paste umgeben, das im Spätsommer von türkischen Metzgern vorbereitet und traditionell unter dem Hausdach an der warmen Luft zum Trocknen aufgehängt wird. In Japan wird ein warmer später Sommer als „kleiner Frühling“ (koharu 小春) bezeichnet. Das darauf folgende Momijigari beschreibt die Sitte, bei angenehmem Herbstwetter Landschaften und Parks mit schöner herbstlicher Laubfärbung, insbesondere von Ahornbäumen und -wäldern, zu besuchen. Volksglauben und Wetterregeln Im Volksglauben wurden die Spinnweben der Baldachinspinnen auch für Gespinste von Elfen, Zwergen oder der Nornen gehalten. Als Verursacherin galt aber auch die Jungfrau Maria, die zusammen mit 11.000 Jungfrauen das Land alljährlich um diese Zeit mit Seide überspinnen würden. Daher rühren auch Bezeichnungen dieser Spinnfäden wie Marienhaar, Mariengarn, Marienfaden, Marienseide, Herbstgarn, Sommerseide, Herbstfäden, Liebfrauenfäden, Unserer Lieben Frauen Gespinst, Mutter Gottes Gespinst. Im Volksglauben nahm man an, dass es Glück bringe, wenn sich die Fäden an der Kleidung des Menschen heften würden, und wer sie mit sich herumträgt, werde berühmt werden. Ebenso verheiße es eine baldige Hochzeit, wenn sich fliegende Spinnfäden im Haar eines jungen Mädchens verfangen. Der Altweibersommer hat in verschiedenen Bauernregeln seinen Niederschlag gefunden, die gutes Wetter verheißen und auf einen angenehmen Herbst schließen lassen. 1. November: Ist’s zu Allerheiligen rein, tritt Altweibersommer ein. 15. November: Der heilige Leopold ist oft noch dem Altweibersommer hold. Literatur Artur Lehmann: Altweibersommer. Die Wärmerückfälle des Herbstes in Mitteleuropa. Parey, Berlin 1911 (Zugleich: Berlin, Univ., Diss., 1911), auch in: Landwirtschaftliche Jahrbücher 41, 1911, , S. 57–129. Weblinks Altweibersommer, dann bleibt der Herbst trocken. Der „Altweibersommer“ ist nicht frauenfeindlich Christoph Landolt: Altweibersommer, in: Wortgeschichten vom 25. September 2013, herausgegeben von der Redaktion des Schweizerischen Idiotikons. Einzelnachweise Singularität (Meteorologie) Herbst September
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https://de.wikipedia.org/wiki/Astana
Astana
Astana [], deutsch auch [] (kasachisch und russisch ; ist auch das kasachische Wort für Hauptstadt) ist seit dem 10. Dezember 1997 die Hauptstadt Kasachstans. Sie befindet sich im nördlichen Teil des Landes inmitten der Kasachischen Steppe am Ufer des Flusses Ischim. Mit Einwohnern (Stand ) ist sie nach Almaty die zweitgrößte Stadt des Landes. Die Stadt wurde 1830 als russische Festung gegründet. In den 1950er Jahren wurde der Ort zum Zentrum der sowjetischen Neulandkampagne zur Gewinnung von landwirtschaftlichen Anbauflächen. Dies führte dazu, dass sich das Stadtbild veränderte und die Entwicklung der Stadt vorangetrieben wurde. Nach der Unabhängigkeit Kasachstans von der Sowjetunion wurde eine Verlegung der Hauptstadt beschlossen und die Stadt somit am 10. Dezember 1997 zur Planhauptstadt. Im Süden der Stadt entstand daraufhin ein modernes Regierungsviertel mit markanten Bauwerken wie dem Bajterek-Turm, dem Khan Shatyr oder der Pyramide des Friedens und der Eintracht. Entwicklung des Ortsnamens Die Stadt hat in jüngster Vergangenheit mehrmals ihren Namen gewechselt. So hieß sie bis 1961 , von „weiße Grabstätte“, von 1961 bis 1991 , von „Neuland“, von 1992 bis 1998 Aqmola, ab dann , kasachisch für „Hauptstadt“. Von 2019 bis 2022 hieß die Stadt zu Ehren des langjährigen Präsidenten Kasachstans Nursultan Nasarbajew Nur-Sultan. Am 17. September 2022 unterzeichnete Kasachstans Präsident Toqajew ein verfassungsänderndes Dekret, mit dem die Rückbenennung in Astana vollzogen wurde (Details siehe Abschnitt „Geschichte“). Geografie Geografische Lage Der Ort liegt in einer großräumigen Steppenlandschaft im Übergangsbereich zwischen dem russisch geprägten Norden Kasachstans und dem extrem dünn besiedelten Landeszentrum am Fluss Ischim. Die älteren Stadtviertel liegen nördlich des Flusses, während die neuen Stadtviertel vor allem südlich des Ischim angelegt wurden. Stadtgliederung Die Stadt kann geografisch in verschiedene Gebiete eingeteilt werden. Nördlich der Eisenbahn, welche den Norden der Stadt in ost-westlicher Richtung durchquert, befinden sich Industrie- und ärmere Wohnviertel. Zwischen der Eisenbahnlinie und dem Fluss Ischim befindet sich die Innenstadt, in der aktuell eine rege Bautätigkeit herrscht. Westlich und östlich davon schließen sich gehobenere Wohnviertel an. Südlich des Ischim befinden sich Parks und das neue Regierungsviertel. Hier sind ebenfalls viele große Bauprojekte im Entstehen, so zum Beispiel der Bau eines Diplomatenviertels, verschiedener Regierungsgebäude und einer repräsentativen Uferpromenade. Bis 2030 sollen diese Stadtteile vollendet sein. Astanas Chefplaner, Wladimir Laptew, will ein Berlin in eurasischer Version erbauen. Gelegentlich wird auch eine Parallele zu Ankara gezogen, welches nach Gründung der modernen Türkei Hauptstadt wurde. Eine reine Verwaltungs-Hauptstadt wie Brasília oder Canberra ist nicht das Ziel der Stadtplaner. Klima Astana gilt klimatisch nach Ulaanbaatar als die zweitkälteste Hauptstadt der Welt; sie wird vom Kontinentalklima geprägt. Die Winde aus Nordsibirien gelangen in den Wintermonaten aufgrund fehlender geografischer Barrieren nahezu ungebremst nach Nord- und Zentralkasachstan. Die winterliche Durchschnittstemperatur beträgt ca. −15 Grad Celsius mit vereinzelten Nachtfrösten bis −40 Grad Celsius. Das absolute Temperaturminimum liegt bei −51,6 Grad Celsius. Dagegen sind im Sommer Spitzentemperaturen von über 35 Grad Celsius zu verzeichnen. Bevölkerung Einwohnerentwicklung ¹ Volkszählungsergebnis Geschichte Gründung bis Zweiter Weltkrieg Spuren skythischer Besiedlung finden sich im Grab des Sonnenherrschers (vor etwa 2500 Jahren). Die Stadt wurde 1830 als russische Festung Akmolinsk gegründet (von kasachisch Aqmola (Ақмола), ‚weißes Heiligtum‘, aber auch ‚weißes Grab‘ für einen nahe gelegenen Platz, an dem heller Kalkstein zutage tritt). Lange Zeit fungierte sie nur als Fort in der kasachischen Steppe. Die Bedeutung der Stadt wuchs Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts, als Akmolinsk ein Eisenbahnknotenpunkt an der Turksib wurde. Dies führte zur ersten wirtschaftlichen Blüte der Stadt, die bis zum Russischen Bürgerkrieg anhielt. Dieser betraf auch das Gebiet des heutigen Nordkasachstans und damit auch Akmolinsk. In Akmolinsk bestand das Kriegsgefangenenlager 330 für deutsche Kriegsgefangene des Zweiten Weltkriegs. Stadterweiterung im 20. Jahrhundert Als Nikita Chruschtschow in den 1950er Jahren ein Mammutprojekt startete, um die nordkasachische Steppe in eine zweite Kornkammer der Sowjetunion zu verwandeln, wurde die Stadt zur Hauptstadt dieser sogenannten Neuland-Region (Целинный край / Zelinny krai) und 1961 in Zelinograd umbenannt. Der hohe Anteil an russischer Bevölkerung in dieser Gegend, der zu ethnischen Spannungen geführt hat, lässt sich auf den Zuzug von Landarbeitern in dieser Zeit zurückführen. In der Umgebung der Stadt wurden daneben viele Russlanddeutsche angesiedelt, die vorher unter der Herrschaft Josef Stalins deportiert worden waren. Hauptstadt Nachdem Kasachstan mit dem Zerfall der Sowjetunion die Unabhängigkeit erlangt hatte, wurden die Stadt und ihre Region 1992 nach dem ursprünglichen Namen in Aqmola umbenannt und 1994 als zukünftige Hauptstadt nominiert. Nach der Verlegung der Hauptstadt von Almaty nach Aqmola am 10. Dezember 1997 wurde die Stadt am 6. Mai 1998 abermals umbenannt und erhielt den Namen Astana. Der Grund für die Verlegung der Hauptstadt bestand neben der hohen Erdbebengefahr in Almaty vor allem darin, dass die kasachische Regierung unter Nursultan Nasarbajew hoffte, durch diesen Schritt eventuellen separatistischen Tendenzen der mehrheitlich von Russen bewohnten Gebiete im Nordosten des Landes besser entgegentreten zu können. Des Weiteren wurden Astana die besten Entwicklungsmöglichkeiten – resultierend aus möglichen Bebauungsflächen und Verkehrsinfrastruktur – prognostiziert. Schließlich war der Umzug – was in Kasachstan eher hinter vorgehaltener Hand erwähnt wird – durch einen Interessen- und Machtausgleich zwischen den drei traditionellen kasachischen Stammesföderationen der Großen Horde im städtisch geprägten Süden – der der ehemalige Präsident Nasarbajew angehört –, der Mittleren Horde im zentralen und östlichen Kasachstan, in deren Gebiet Astana liegt, und der in der erdöl- und gasreichen Kaspischen Senke im Westen Kasachstans ansässigen Kleinen Horde bedingt. Seit Astana als Hauptstadt fungiert, erlebt die Stadt ein starkes Wirtschaftswachstum. Damit einhergehend sind ein starkes Bevölkerungswachstum und eine hohe Bautätigkeit. Am 23. März 2019 wurde die Stadt zu Ehren des langjährigen Präsidenten Kasachstans, Nursultan Nasarbajew, in Nur-Sultan umbenannt. Die Umbenennung erfolgte auf Vorschlag seines Nachfolgers Qassym-Schomart Toqajew. Im September 2022 willigte er aber ein, den Namen der kasachischen Hauptstadt zurück in Astana zu ändern. Politik Bürgermeister Bürgermeister (Äkim) von Astana ist seit Dezember 2022 Schengis Qassymbek. Während sowjetischer Zeit stand der Stadtverwaltung der Vorsitzende des Exekutivausschusses vor. Nachfolgend die Bürgermeister der Stadt seit 1992: Amanschol Bölekpajew (1992–1997) Ädilbek Schaqsybekow (1997–2003) Temirchan Dosmuchambetow (2003–2004) Ömirsaq Schökejew (2004–2006) Asqar Mamin (2006–2008) Imanghali Tasmaghambetow (2008–2014) Ädilbek Schaqsybekow (2014–2016) Ässet Issekeschew (2016–2018) Baqyt Sultanow (2018–2019) Altai Kölginow (2019–2022) Schengis Qassymbek (seit 2022) Wappen und Flagge Das aktuelle Wappen von Astana wurde vom kasachischen Präsidenten Nursultan Nasarbajew entworfen und am 5. Juni 2008 eingeführt. Die beiden zentralen Motive des Wappens sind Bäiterek () und Schangyraq (). Dabei ist Bajterek, Bezeichnung für den Baum des Lebens bei den Turkvölkern, die Personifizierung des Universums und Schangyrak, die Krone einer kasachischen Jurte, stellt den Übergangspunkt von der unendlichen Weite des Universums zum eigenen Haus dar. Am unteren Ende von Bäiterek findet sich eine stilisierte Darstellung des mythischen Vogels Simorgh mit ausgebreiteten Flügeln, für den in Kasachstan der Name Samruk verwendet wird. Das Wappen der Stadt ist in zwei Ringe aufgeteilt: Der äußere Ring steht für die Geschichte der Großen Steppe. Die rote Farbe geht auf die reinigende Kraft des Feuers zurück, das von den Türken als unverzichtbares Element angesehen wurde und mit Geburt, Wachstum und Entwicklung in Verbindung gebracht wurde. Die rote Grenze symbolisiert auch die feurigen Tore, die man durchquert, um den Geist zu reinigen und mit Kraft gefüllt zu werden. Der innere Ring in der Farbe Azurblau, die auch für die Flagge Kasachstans verwendet wird, steht für die Unabhängigkeit des modernen Kasachstan. An beiden Seiten der Inschrift des Stadtnamens befinden sich im roten Ring jeweils drei symmetrische Linien, die die Dachstangen (/uyq) des Schangyrak darstellen. Die Inschrift Астана (kasachisch und russisch für Astana) wurde durch Nur-Sultan (in lateinischer Schrift) ersetzt. Städtepartnerschaften Kultur und Sehenswürdigkeiten Museen Unter den Museen der Stadt befindet sich das Museum des ersten Präsidenten der Republik Kasachstan mit einer Sammlung von Waffen, Orden und Auszeichnungen des Präsidenten Nursultan Nasarbajew. In verschiedenen Ausstellungen werden auch Exponate gezeigt, die Einblicke in die kasachische Kultur geben. In der Nähe des Flusses Ischim befindet sich das Freilichtmuseum Atameken. Auf gut zwei Hektar wurde hier ein Miniaturmodell Kasachstans und des Kaspischen Meeres geschaffen. Es werden Modelle kasachischer Sehenswürdigkeiten und einiger europäischer Bauwerke präsentiert. Das Kulturzentrum des Präsidenten besteht aus einem Museum, einer Bibliothek und einem Konzertsaal. Es werden neben den Themengebieten Archäologie, Kunst und Geschichte Kasachstans einige weitere wissenschaftlich-kulturelle Themen behandelt. Bauwerke Alte Gebäude sucht man in Astana vergeblich. Die Stadt wird zum einen von Gebäuden der Sowjetzeit geprägt – hier herrscht der Baustil der 1960er und 1970er Jahre vor –, zum anderen von Stadtvierteln, die entweder in den letzten Jahren entstanden sind oder umgebaut wurden. Das betrifft die Viertel südlich des Ischim, die im Rahmen des Regierungsumzuges entstanden sind. Nahezu alle bedeutenden Bauwerke der Stadt entstanden erst, nachdem die Stadt zur Hauptstadt Kasachstans erklärt wurde. Die bekannten Bauwerke der Stadt befinden sich überwiegend im neuen Regierungsviertel der Stadt, das im Süden von Astana angelegt wurde. Im Zentrum des Regierungsviertels befindet sich der Nurschol-Boulevard, an dem zahlreiche Behörden, das kasachische Parlament und einige staatliche Unternehmen ihren Sitz haben. An ihm befindet sich auch der Bajterek-Turm, ein rund 100 Meter hoher Aussichtsturm in der Form eines mythologischen Lebensbaumes und Wahrzeichen der Stadt. An seinem westlichen Ende liegt das Khan Shatyr, eine Konstruktion in Form eines Zeltes. Darin befinden sich unter anderem ein Einkaufszentrum, ein Entertainmentcenter und ein Aquapark. Am östlichen Ende dieser Prachtstraße befindet sich am Flussufer der Ak-Orda-Palast, der Amtssitz des kasachischen Präsidenten. Der markante Bau, der mit italienischem Marmor verkleidet ist und eine Kuppel mit einer goldenen Antenne trägt, ist umgeben von einem groß angelegten Park. Direkt gegenüber, auf der anderen Seite des Ischim, befindet sich die Pyramide des Friedens und der Eintracht. Dieses pyramidenförmige Bauwerk, das vom britischen Architektenbüro Foster + Partners entworfen wurde, ist dauerhafter Tagungsort des Kongresses der Führer der Welt- und der traditionellen Religionen. Es ist konzipiert als Ort der für religiöse Verständigung, Abkehr von Gewalt und Förderung von Glaube und der Gleichheit der Menschen steht. Seit der Jahrtausendwende entstanden in Astana auch zunehmend Wolkenkratzer. Das älteste Hochhaus der Stadt ist der 2001 vollendete Astana Tower. Die meisten Hochhäuser wurden am Nurschol-Boulevard errichtet. Dort befindet sich das 175 Meter hohe Railways Building, Sitz der Eisenbahngesellschaft Qasaqstan Temir Scholy, und der Transport Tower. Direkt neben dem Railways Building befindet sich der Komplex der Emerald Towers, der aus zwei Wolkenkratzern besteht. Emerald Towers 1 ist mit einer Höhe von 210 Metern das derzeit höchste Gebäude in Kasachstan. Der Komplex Northern Lights besteht aus drei Hochhäusern, von denen das höchste Gebäude eine Höhe von 180 Metern misst. Bereits seit 2010 entsteht südlich des Bajterek-Turms der Abu Dhabi Plaza, der durch die Vereinigten Arabischen Emirate finanziert wird. Mit einer Höhe von 311 Metern wird das Bauwerk das höchste Gebäude in Zentralasien sein. Die Fertigstellung wurde mehrmals verschoben und ist für das Jahr 2021 geplant. Die neue russisch-orthodoxe Mariä-Entschlafens-Kathedrale wurde Anfang 2010 vom Patriarchen der russisch-orthodoxen Kirche Kyrill I. eingeweiht. Die Nur-Astana-Moschee war die größte Moschee Kasachstans, bis sie 2012 von der Hazrat-Sultan-Moschee abgelöst wurde. Außerdem befindet sich in Astana mit der Beit Rachel Synagoge die größte Synagoge Zentralasiens. Astana richtete 2017 die Weltausstellung Expo 2017 aus. Musik Astana Symphony Orchestra gegründet 1998 Zentrale Konzerthalle Kasachstan Astana Opera, erbaut von 2010 bis 2013 Sport Zwei große Fußballvereine sind bzw. waren in Astana beheimatet. Der Fußballklub FK Astana-1964 spielte in der zweithöchsten Spielklasse des Landes und wurde 2014 aufgelöst. Seine Heimspiele trug er im Kaschymukan-Munaitpassow-Stadion aus. FK Astana wurde erst 2009 durch die Fusion zweier Teams gegründet und ist in der kasachischen Premjer-Liga vertreten. Die Fußball-Heimspiele werden in der 2009 eröffneten und 30.000 Zuschauer fassenden Astana Arena ausgetragen. Die Eishockeymannschaft Barys Astana ist eines der erfolgreichsten Teams Zentralasiens. Seit der Saison 2008/2009 nimmt sie am Spielbetrieb der Kontinentalen Hockey-Liga teil. Die Spielstätte der Mannschaft ist die 12.000 Zuschauer fassende Barys Arena. Das Radsportteam Astana, das an der UCI ProTour teilnimmt, hat seit 2009 seinen Standort in Astana. Die Basketballmannschaft BK Astana wurde 2011 neu gegründet und spielt neben der Kasachischen National League in der VTB-UL. Sie gewann 2012 die nationale Meisterschaft und den Pokal. Seit 2011 existiert auch ein Rally Team Astana, das bei der Dakar Rally 2012 in der Klasse der Trucks den dritten Platz belegte. Mit dem Ironman Kazakhstan wird hier seit 2020 ein Triathlon über die Ironman-Distanz (3,86 km Schwimmen, 180,2 km Radfahren und 42,195 km Laufen) ausgetragen. Wirtschaft und Infrastruktur Wirtschaft Astana lebt vor allem von seiner Hauptstadtfunktion und den damit zusammenhängenden Wirtschaftszweigen. Durch die rege Bautätigkeit hat der Bausektor eine wichtige Bedeutung in der Stadt. Ein weiterer wichtiger Industriezweig ist die Lederverarbeitung. Das Stadtgebiet stellt eine Sonderwirtschaftszone dar. Die Umgebung wird großräumig landwirtschaftlich genutzt. Verkehr Astana liegt in der Mitte Kasachstans und hat dadurch eine Sonderstellung als Verkehrsknotenpunkt. Eisenbahn Astana ist ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt im Eisenbahnverkehr sowohl in Nord-Süd- (von Petropawl nach Almaty und Taschkent) als auch in Ost-West-Richtung (von Moskau nach China). Der Bahnhof von Astana wird von der staatlichen kasachischen Eisenbahngesellschaft Kasachstan Temir Scholy betrieben und ist einer der größten Bahnhöfe Kasachstans. Es bestehen täglich Verbindungen in kasachische Großstädte. Zugverbindungen ins Ausland bestehen vor allem nach Russland, aber auch in zentralasiatische Staaten und nach China. Straße Parallel zu den Eisenbahnstrecken verlaufen Hauptstraßen. Aufgrund der enormen Ausdehnung des Landes besitzt das Straßennetz nur Bedeutung für den regionalen Verkehr. In den nächsten Jahren sind weitere Schnellstraßen bzw. Autobahnen geplant. Die bislang einzige winter- und wetterfeste Autobahn Kasachstans verbindet Astana mit Kökschetau (A12, Teil der Europastraße 125). Flugverkehr Ca. 15 km südlich vom Stadtzentrum Astanas befindet sich der Flughafen von Astana, u. a. mit Verbindungen nach Europa, z. B. nach Wien, Frankfurt und Kiew. Der Flughafen war für einige Jahre ein wichtiges Drehkreuz für die Flüge der Lufthansa Cargo nach Asien. Von Deutschland aus fliegen Air Astana und Lufthansa von Frankfurt am Main non-stop nach Astana. Turkish Airlines fliegt von Istanbul nach Astana. Von der Ukraine aus fliegt Ukraine International Airlines non-stop nach Astana und Almaty. In den nächsten Jahren soll etwa 15 km westlich von Astana ein neuer internationaler Flughafen gebaut werden. Öffentlicher Personennahverkehr Dem öffentlichen Personennahverkehr dienen Omnibuslinien sowie eine große Zahl Marschrutki. Der Verkehr von Oberleitungsbussen musste 2008 aufgegeben werden, nachdem die Stromrechnungen nicht mehr beglichen werden konnten. Mit Inbetriebnahme der Stadtbahn Astana soll ein neues Verkehrssystem eingeführt werden. Nach Vollendung aller vier Bauabschnitte wird das Liniennetz aus vier Linien bestehen, die durch das gesamte Stadtgebiet verlaufen. Unternehmen In Astana befinden sich vor allem die Konzernzentralen kasachischer Staatsunternehmen. Die meisten Unternehmen Kasachstans, die nicht in staatlichem Besitz sind, sind in der ehemaligen Hauptstadt Almaty ansässig. Das staatliche kasachische Mineralölunternehmen KazMunayGas hat seinen Hauptsitz in einem 18-stöckigen Gebäude im neuen Regierungsviertel der Stadt. Auch die beiden Tochterunternehmen KazTransOil und KazTransGas befinden sich in Astana. Neben Kasachstans größtem Transportunternehmen Kasachstan Temir Scholy, dessen Tochterunternehmen Kaztemirtrans und Kaztransservice hat auch die KazakhTelecom hier ihre Unternehmenszentrale. Das staatliche Medienunternehmen Nur Media befindet sich ebenfalls in Astana. Kasachstans größter Automobilhändler Astana Motors befindet sich in Astana. Das Bergbauunternehmen Eurasian Natural Resources hat in Astana seine neue kasachische Konzernzentrale eingerichtet. Als einziges kasachisches Kreditinstitut hat die Tsesnabank ihren Unternehmenssitz in der Hauptstadt. Bildung Die Stadt ist Sitz mehrerer Hochschulen und Universitäten. Die älteste Universität ist die Kasachische Agrartechnische Universität. Die landwirtschaftliche Hochschule gehört zu den besten Hochschulen Kasachstans und verfügt über neun Fakultäten an denen mehr als 10.000 Studenten eingeschrieben sind. Eine weitere bedeutende Universität ist die Eurasische Nationale Universität. Sie wurde 1996 durch die Zusammenlegung zweier Hochschulen gegründet. Die Medizinische Universität Astana wurde 1964 gegründet. Die KAZGUU Närikbajew-Universität ist eine private Universität, die 1994 gegründet wurde. Die Nasarbajew-Universität wurde 2010 etabliert. Sie ist eine Forschungsuniversität mit vorwiegend internationalem Personal. An der Universität sind rund 5000 Studenten eingeschrieben. Söhne und Töchter der Stadt Alexander Kasanzew (1906–2002), Science-Fiction-Schriftsteller und Schachkomponist Michail Guzerijew (* 1958), russischer Unternehmer und Politiker Tölegen Sakarijanow (* 1961), Politiker Anatoli Chrapaty (1962–2008), Gewichtheber und Olympiasieger Asqar Mamin (* 1965), Politiker Kärim Mässimow (* 1965), Regierungschef Kasachstans Sergej Tcherepanov (* 1967), russischer Orgel- und Cembalodozent sowie Kirchenmusiker Jermek Marschyqpajew (* 1969), Politiker Eleonora Hummel (* 1970), deutsche Schriftstellerin Dmitri Posdnjakow (* 1972), Biathlet Pawel Kozur (* 1974), Schachspieler und -trainer Christian Remchen (* 1976) Maler, Bildhauer, Architekt Igor Subrilin (* 1976), Skilangläufer Nurlan Ybyrajew (* 1977), Schachspieler und -schiedsrichter Konstantin Airich (* 1978), Schwergewichtsboxer Jana Haas (* 1979), deutsch-russische Autorin Därmen Säduaqassow (* 1979), Schachspieler Maxim Iglinski (* 1981), Radrennfahrer Dawid Lorija (* 1981), Fußballspieler Darja Starostina (* 1982), Skilangläuferin Nikita Chochlow (* 1983), Fußballspieler Maxim Schalmaghambetow (* 1983), Fußballspieler Anton Tschitschulin (* 1984), Fußballspieler Natalja Iwoninskaja (* 1985), Leichtathletin Maxim Asowski (* 1986), Fußballspieler Änuar Ismagambetow (* 1986), Schachspieler Alex Mizurov (* 1988), deutscher Skateboarder Sultanmurat Miralijew (* 1990), Radsportler Mark Starostin (* 1990), Skilangläufer Arnold Suew (* 1991), Fußballspieler Anastassija Lawrowa (* 1995), Tischtennisspielerin Kirill Gerassimenko (* 1996), Tischtennisspieler Wadim Pronski (* 1998), Radrennfahrer Siehe auch Liste der Städte in Kasachstan Weblinks astana.gov.kz: Seite der Stadt Astana (englisch, kasachisch und russisch) Einzelnachweise Stadt republikanischer Bedeutung (Kasachstan) Hauptstadt in Asien Sonderwirtschaftszone Ort in Asien Millionenstadt Planstadt Gegründet 1830
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Angela Merkel
Angela Dorothea Merkel, geborene Kasner (* 17. Juli 1954 in Hamburg) ist eine ehemalige deutsche Politikerin (CDU). Sie war vom 22. November 2005 bis zum 8. Dezember 2021 achter Bundeskanzler und als Frau die erste Bundeskanzlerin der Bundesrepublik Deutschland. Sie war im Amt des Bundeskanzlers sowohl die erste Person aus Ostdeutschland als auch die erste nach der Gründung der Bundesrepublik geborene Person. Merkel wuchs in der DDR auf und war dort als Physikerin am Zentralinstitut für Physikalische Chemie tätig. Erstmals politisch aktiv wurde sie während der Wendezeit in der Partei Demokratischer Aufbruch, die sich 1990 der CDU anschloss. In der ersten und gleichzeitig letzten demokratisch gewählten Regierung der DDR übte sie das Amt der stellvertretenden Regierungssprecherin aus. Bei der Bundestagswahl am 2. Dezember 1990 errang sie erstmals ein Bundestagsmandat. Bei den folgenden sieben Bundestagswahlen wurde sie in ihrem Wahlkreis in Vorpommern direkt gewählt. Von 1991 bis 1994 war Merkel Bundesministerin für Frauen und Jugend im Kabinett Kohl IV und von 1994 bis 1998 Bundesministerin für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit im Kabinett Kohl V. Von 1998 bis zu ihrer Wahl zur Bundesvorsitzenden der Partei im Jahr 2000 amtierte sie als Generalsekretärin der CDU. Von April 2000 bis Dezember 2018 war sie Bundesvorsitzende der CDU. Nach dem knappen Sieg der Unionsparteien bei der vorgezogenen Bundestagswahl 2005 löste Merkel Gerhard Schröder (SPD) als Bundeskanzler ab. Als Regierungschefin führte sie zunächst bis 2009 eine große Koalition mit der SPD (Kabinett Merkel I). Nach der Bundestagswahl 2009 ging sie mit der FDP eine schwarz-gelbe Koalition ein (Kabinett Merkel II), der 2013 eine erneute große Koalition folgte, die auch nach der Bundestagswahl 2017 fortgesetzt wurde (Kabinett Merkel III und IV). Am 29. Oktober 2018 kündigte sie an, zur Bundestagswahl 2021 nicht mehr zu kandidieren. Merkel galt während des Großteils ihrer Amtszeit als Bundeskanzlerin international als De-facto-Anführerin der Europäischen Union und als mächtigste Frau der Welt. Leben Elternhaus und frühe Kindheit (1954–1960) Angela Kasner wurde im Elim-Krankenhaus im Hamburger Stadtteil Eimsbüttel als erstes Kind des evangelischen Theologen Horst Kasner (* 6. August 1926 in Berlin; † 2. September 2011 ebenda) und seiner Frau Herlind Kasner, geborene Jentzsch (* 8. Juli 1928 in Danzig; † 6. April 2019 in Berlin), geboren. Horst Kasner hatte ab 1948 an den Universitäten Heidelberg und Hamburg sowie an der Kirchlichen Hochschule Bethel in Bielefeld Theologie studiert. Seine Frau Herlind Kasner war Lehrerin für Latein und Englisch. Noch 1954, einige Wochen nach der Geburt der Tochter, siedelte die Familie von Hamburg-Eppendorf, Isestraße 95, in die DDR über. Für die Evangelische Kirche in Berlin-Brandenburg trat Horst Kasner im Dorf Quitzow (heute ein Ortsteil von Perleberg) eine Pfarrstelle an. Angela Merkel ist ebenfalls evangelisch. 1957 wechselte Horst Kasner dauerhaft nach Templin in der Uckermark, um sich am Aufbau einer innerkirchlichen Weiterbildungsstelle zu beteiligen. Dort wuchs Angela Kasner im Haus Fichtengrund auf. Ihre Mutter war aufgrund des Pfarrberufs des Vaters im Schuldienst der DDR unerwünscht. Am 7. Juli 1957 wurde Angelas Bruder Marcus, am 19. August 1964 ihre Schwester Irene geboren. In Polen erregte 2013 die Entdeckung ihrer polnischen Wurzeln Aufmerksamkeit: Ihr Großvater, der Polizeibeamte Ludwig Kasner (1896–1959), hatte als Ludwig Kazmierczak als Pole im Deutschen Kaiserreich in Posen gelebt, im Ersten Weltkrieg erst für die deutsche Armee und dann als Angehöriger der polnischen Haller-Armee möglicherweise gegen die deutsche Armee an der Westfront gekämpft. Er siedelte später nach Berlin über. Schulzeit und Studium (1961–1978) 1961 wurde Angela Kasner an der Polytechnischen Oberschule (POS) in Templin (heute Aktive Naturschule Templin) eingeschult. Sie zeigte überdurchschnittliche schulische Leistungen, in den Schulfächern Russisch und Mathematik war sie Klassenbeste. Sie gewann Russisch-Olympiaden bis hin zur DDR-Ebene – ihre Russischlehrerin bezeichnete sie als „hochbegabt“, „ehrgeizig“ und „schüchtern“ – und war Mitglied der Freien Deutschen Jugend (FDJ). Bei den Mitschülern war Kasner (Spitzname „Kasi“) „superbeliebt“ und „superschlau“, sie „[h]abe andere immer abschreiben lassen“. 1973 legte sie in der Klasse 12b der Erweiterten Oberschule (EOS) in Templin das Abitur mit der Note 1,0 ab und erhielt die Lessing-Medaille. Kasner hatte sich bereits während ihrer Schulzeit für das Studium der Physik an der Karl-Marx-Universität (heute: „Universität Leipzig“) in Leipzig entschieden, das sie 1973 aufnahm. Um ihr Einkommen während ihres Studiums aufzubessern, arbeitete sie nach eigenen Angaben an zwei Abenden pro Woche in Discotheken nebenberuflich als „Bardame“. Sie gehörte nicht zu den opponierenden Kräften innerhalb der DDR, was ihre akademische Laufbahn verhindert hätte, berichtet aber, in diesen Jahren den Autor Reiner Kunze getroffen zu haben, den sie als ihren Lieblingsschriftsteller bezeichnet. 1977 heiratete sie den aus Cossengrün in Thüringen stammenden Physikstudenten Ulrich Merkel; die Ehe wurde 1982 geschieden. Angela Merkels Diplomarbeit vom Juni 1978 mit dem Titel Der Einfluss der räumlichen Korrelation auf die Reaktionsgeschwindigkeit bei bimolekularen Elementarreaktionen in dichten Medien wurde mit „sehr gut“ bewertet. Die Arbeit war zugleich ein Beitrag zum Forschungsthema Statistische und Chemische Physik von Systemen der Isotopen- und Strahlenforschung im Bereich statistische und physikalische Chemie am Zentralinstitut für Isotopen- und Strahlenforschung der Akademie der Wissenschaften der DDR (AdW). Akademie der Wissenschaften in Ost-Berlin (1978–1989) Nachdem 1978 eine Bewerbung von Merkel an der Technischen Hochschule Ilmenau gescheitert war, ging sie mit ihrem damaligen Mann nach Ost-Berlin. Hier nahm sie eine Stelle am Zentralinstitut für Physikalische Chemie (ZIPC) der Akademie der Wissenschaften der DDR in Berlin-Adlershof an. 1986 konnte sie für mehrere Tage zu einer Tagung in die Bundesrepublik Deutschland reisen. Außerdem nahm sie in Donezk an einem mehrwöchigen russischen Sprachkurs teil. Am Zentralinstitut arbeiteten rund 650 Personen, davon etwa 350 Wissenschaftler. Angela Merkel arbeitete in der Abteilung Theoretische Chemie. Während der Arbeit an ihrer Dissertation nutzte sie die Gelegenheit, einige der Berechnungen bei der Tschechoslowakischen Akademie der Wissenschaften in Prag durchzuführen, da diese einen leistungsfähigen IBM-Großrechner besaß, den es in der DDR damals nicht gab. Am 8. Januar 1986 reichte sie ihre Dissertation mit dem Thema Untersuchung des Mechanismus von Zerfallsreaktionen mit einfachem Bindungsbruch und Berechnung ihrer Geschwindigkeitskonstanten auf der Grundlage quantenchemischer und statistischer Methoden ein. Die Arbeit wurde mit „sehr gut“ (magna cum laude) bewertet. Nach der Promotionsordnung musste dem Antrag auf Promotion der Nachweis beigefügt werden, dass die während des Studiums erworbenen Kenntnisse des Marxismus-Leninismus („ML“) wesentlich vertieft und erweitert worden waren. Merkel fertigte zum Nachweis eine schriftliche Arbeit mit dem Titel Was ist sozialistische Lebensweise? an, die mit „genügend“ (rite) bewertet wurde. Doktorvater war der Leiter der Abteilung Theoretische Chemie am ZIPC Lutz Zülicke. Nach der Promotion zum Doktor der Naturwissenschaften (Dr. rer. nat.) wechselte Merkel innerhalb des Instituts in den Bereich Analytische Chemie, in dem Klaus Ulbricht ihr Abteilungsleiter wurde. In Bezug auf ihre Koautorenschaft bei wissenschaftlichen Publikationen hat Angela Merkel die Erdős-Zahl 5. Merkel war weder Mitglied der SED noch einer der Blockparteien; sie war nicht in der zivilen oder der kirchlichen Opposition aktiv. Während ihrer Tätigkeit für die Akademie der Wissenschaften engagierte sie sich in einer FDJ-Gruppe. Nach eigenen Angaben war Merkel dort als Kulturreferentin tätig. Zeitzeugen – die der Merkel-Biograf Gerd Langguth befragt hat – sprachen davon, sie sei für „Agitation und Propaganda“ zuständig gewesen. Familie Während ihres Physikstudiums in Leipzig lernte Angela Kasner im Jahr 1974 bei einem Jugendaustausch mit Physikstudenten in Moskau und Leningrad ihren ersten Ehemann, den aus Cossengrün stammenden Physikstudenten Ulrich Merkel, kennen. Am 3. September 1977 wurden die beiden in Templin kirchlich getraut. 1981 trennte sich das Paar und die kinderlose Ehe wurde 1982 in Ost-Berlin geschieden. Ulrich Merkel hat aus seiner zweiten Ehe einen Sohn. Im Jahr 1984 lernte Merkel an der Akademie der Wissenschaften der DDR in Berlin-Adlershof den Quantenchemiker Joachim Sauer kennen, den sie am 30. Dezember 1998 heiratete. Die Ehe ist kinderlos; Sauer brachte zwei Söhne aus erster Ehe (Adrian und Daniel Sauer) mit in die Partnerschaft. Das Ehepaar zog von der Luisenstraße, in unmittelbarer Sichtweite des Reichstagsgebäudes, in eine Wohnung Am Kupfergraben in der Nähe der Humboldt-Universität um, in der es weiterhin lebt. Freizeit Seit 1985 sind Angela Merkel und Joachim Sauer Eigentümer eines Wochenendhauses in Hohenwalde, einem Ortsteil von Milmersdorf in der Uckermark. Ihren Urlaub verbringt sie mit ihrem Mann seit Jahren an denselben Orten: zu Ostern auf der Insel Ischia im Golf von Neapel, im Sommer zum Wandern in Sulden im Vinschgau/Südtirol und im Winter zum Skilanglauf in Pontresina im Schweizer Engadin. Angela Merkel und ihr Mann sind Opernliebhaber und besuchen regelmäßig die Premierenvorstellungen der Bayreuther Wagner-Festspiele. Politische Laufbahn Demokratischer Aufbruch (1989–1990) Während der Wende in der DDR im Herbst 1989 zeichnete sich ab, dass im Osten Deutschlands neue, demokratische Parteistrukturen entstehen würden. Merkel wollte zunächst der SPD beitreten, hätte dafür jedoch vorher die Mitgliedschaft in einem Ortsverein beantragen müssen. Das sagte ihr nicht zu; sie begann deshalb im Dezember 1989 beim neu gegründeten Demokratischen Aufbruch (DA) zu arbeiten, zunächst im Dezember und Januar noch unentgeltlich als provisorische Systemadministratorin, ab 1. Februar 1990 dann hauptberuflich als Sachbearbeiterin in der persönlichen Arbeitsumgebung des Vorsitzenden Wolfgang Schnur in der Ost-Berliner Geschäftsstelle. Aus dieser Zeit ist auch ihre Aussage verbürgt, dass sie mit der CDU nichts zu tun haben wolle. Später folgten der Entwurf von Flugblättern, die Ernennung zur Pressesprecherin durch ihren „Entdecker“ Schnur und die Mitgliedschaft im Vorstand des DA. Der Demokratische Aufbruch schwankte zunächst noch stark in den politischen Perspektiven und galt eine Zeitlang, wie die anderen Vereinigungen der Bürgerbewegung (Neues Forum, Demokratie Jetzt), prinzipiell als politisch linksorientiert. Bald brach sich aber eine politische Haltung Bahn, die den Sozialismus grundsätzlich ablehnte. Dies verstärkte sich, als Anfang 1990 konservative westdeutsche Politiker auf die erste demokratische Volkskammerwahl am 18. März 1990 hinarbeiteten und Volker Rühe als Generalsekretär der westdeutschen CDU am 5. Februar 1990 das Wahlbündnis Allianz für Deutschland begründete. Der Demokratische Aufbruch nahm darin als neu gegründete Bürgerbewegung eine Schlüsselstellung ein: Denn Helmut Kohl, damaliger Bundeskanzler und CDU-Vorsitzender, wollte nicht allein auf die Ost-CDU (die als Blockpartei vorbelastet war) oder die der CSU nahestehende Deutsche Soziale Union (DSU) setzen. Das Ansehen des DA wurde jedoch erheblich geschädigt, als wenige Tage vor der Volkskammer-Wahl bekannt wurde, dass Wolfgang Schnur von 1965 bis 1989 für das Ministerium für Staatssicherheit (MfS) tätig gewesen war. Merkel leitete die Pressekonferenz, auf der der DA-Vorstand seine Betroffenheit darüber äußerte. Allianz für Deutschland (1990) Die erste freie Volkskammerwahl am 18. März 1990 endete für Merkels Demokratischen Aufbruch (DA) mit einem 0,9-Prozent-Desaster. Dank der unerwarteten 41 Prozent für den Bündnispartner Ost-CDU wurde die gemeinsame Allianz für Deutschland jedoch faktischer Wahlsieger. Unter dem CDU-Spitzenkandidaten Lothar de Maizière entstand innerhalb der folgenden Wochen eine Koalition, bestehend aus der Allianz, den Sozialdemokraten und den Liberalen. Am 12. April 1990 wählten die Volkskammerabgeordneten dieser Koalitionspartner Lothar de Maizière zum neuen Ministerpräsidenten der DDR. In der Regierung de Maizières erhielt Rainer Eppelmann mit dem Ressort Abrüstung und Verteidigung für den DA ein Ministeramt. Im Einklang mit der Koalitionsarithmetik, die bei der Verteilung weiterer Posten zu beachten war, wurde Merkel in der ersten, und gleichzeitig letzten, frei gewählten Regierung der DDR stellvertretende Regierungssprecherin. In den Wochen nach der Volkskammerwahl rückte überraschend schnell die Frage der Deutschen Wiedervereinigung in den politischen Mittelpunkt. Merkel begleitete viele vorbereitende Gespräche, z. B. diejenigen zum Staatsvertrag über die Schaffung einer Währungs-, Wirtschafts- und Sozialunion – der am 18. Mai 1990 in Bonn unterzeichnet wurde. Maßgeblicher Verhandlungsleiter auf Seiten der DDR war der parlamentarische Staatssekretär beim Ministerpräsidenten der DDR, Günther Krause, der in den nächsten Monaten ein wichtiger Förderer von Merkel wurde. Am 31. August 1990 wurde schließlich in Bonn der Einigungsvertrag von Günther Krause und dem Innenminister der Bundesrepublik, Wolfgang Schäuble unterschrieben. Merkel begleitete Delegationen um Lothar de Maizière auf Auslandsreisen und war beim Abschluss des Zwei-plus-Vier-Vertrages am 12. September 1990 in Moskau anwesend. Beitritt zur CDU (1990) Das schlechte Abschneiden des Demokratischen Aufbruchs bei der Volkskammerwahl und die Entwicklung der nächsten Monate nötigten zur Anlehnung des DA an die CDU, die von Merkel mitgetragen wurde. Am 4. August 1990 stimmte auf einem Sonderparteitag des DA eine Mehrheit für einen Beitritt zur westdeutschen CDU, nach vorhergehender Fusion mit der Ost-CDU. Merkel war eine von drei Delegierten, die der DA zum Vereinigungsparteitag der CDU in Hamburg am 1. und 2. Oktober 1990 sandte. In einer Rede stellte sie sich dort als ehemalige „Pressesprecherin des Demokratischen Aufbruchs“ und als Mitarbeiterin de Maizières vor. Am Vorabend dieses 38. CDU-Bundesparteitages kam es zu einem ersten von Merkel initiierten persönlichen Gespräch mit Helmut Kohl. Merkels Beitritt zur CDU erfolgte im Zuge der Fusion des DA an die CDU passiv, indem ihre Mitgliedschaft im DA automatisch in ein CDU-Parteibuch umgewandelt wurde. Nach der Wiedervereinigung am 3. Oktober 1990 erhielt Merkel die Planstelle einer Ministerialrätin (A 16) im Bundespresse- und Informationsamt (BPA). Im Einigungsvertrag war die Abwicklung der Akademie der Wissenschaften, an der sie zwölf Jahre gearbeitet hatte, festgeschrieben worden. Ihr Forschungsinstitut und alle anderen wurden grundlegend umstrukturiert, neu eingegliedert oder teilweise aufgelöst. Merkel bewarb sich daher mit der gesicherten beruflichen Position im BPA im Rücken um ein Bundestagsmandat. Durch die Vermittlung von Günther Krause, der in Mecklenburg-Vorpommern CDU-Landesvorsitzender war, trat sie im Bundestagswahlkreis Stralsund – Rügen – Grimmen als Direktkandidatin an. Ihre Nominierung erfolgte in der Kaserne Prora auf Rügen. Gleichzeitig wurde sie auf Platz 6 der Landesliste als Listenkandidatin gesetzt. Bundesministerin für Frauen und Jugend (1991–1994) Bei der ersten gesamtdeutschen Bundestagswahl am 2. Dezember 1990 gewann Merkel ihren neuen Wahlkreis mit 48,5 Prozent der abgegebenen Erststimmen. Mit der konstituierenden Sitzung am 20. Dezember 1990 wurde sie Abgeordnete des Deutschen Bundestages. Der Wahlsieger Helmut Kohl, der sie im November 1990 nochmals zu einem Gespräch ins Kanzleramt nach Bonn eingeladen hatte, nominierte sie überraschend für ein Ministeramt in seinem Kabinett. Das alte Bundesministerium für Jugend, Familie, Frauen und Gesundheit wurde dreigeteilt – in das Bundesministerium für Gesundheit (Gerda Hasselfeldt), das Bundesministerium für Familie und Senioren (Hannelore Rönsch) und das Bundesministerium für Frauen und Jugend (Angela Merkel). Merkel erhielt ein kleines Restministerium mit wenig Kompetenzen. Sie wurde am 18. Januar 1991 als Ministerin vereidigt. Als parlamentarischen Staatssekretär wählte sie Peter Hintze; als beamteter Staatssekretär folgte später noch Willi Hausmann. Im Januar 1992 wurde Beate Baumann Merkels Büroleiterin und blieb es bis zum Ende des Jahres 2021. Merkel war aufgrund ihrer Vergangenheit als Bürgerin der DDR wenig vertraut mit den Gebräuchen in der Union. Ihr schneller Quereinstieg gründete sich ausschließlich auf die Gunst des Bundeskanzlers, was ihr von Journalisten den Spitznamen „Kohls Mädchen“ einbrachte, während ihre späteren Konkurrenten in Karrierenetzwerken wie dem Andenpakt zusammengeschlossen waren, gegen die sie zunächst keine eigene Hausmacht geltend machen konnte. Daher bemühte sie sich im November 1991 um den CDU-Landesvorsitz in Brandenburg, konnte sich jedoch nicht gegen Ulf Fink durchsetzen. Dies sollte die einzige Abstimmungsniederlage ihrer Karriere bleiben. Im Dezember 1991 wurde sie auf dem CDU-Bundesparteitag in Dresden als Nachfolgerin von Lothar de Maizière zur einzigen stellvertretenden Bundesvorsitzenden ihrer Partei gewählt; ab 1992 war sie eine von vier Stellvertretern Kohls. Von 1992 bis 1993 saß sie darüber hinaus dem Evangelischen Arbeitskreis (EAK) der Unionsparteien vor. Im Juni 1993 nahm sie die Chance wahr, ihre Macht in der Partei auszubauen, indem sie Günther Krause als CDU-Landesvorsitzende von Mecklenburg-Vorpommern nachfolgte. Nach dem politischen Rückzug von de Maizière und Krause besaß sie eine der wenigen unbelasteten Ostbiografien innerhalb der CDU. Bundesumweltministerin (1994–1998) Merkel erreichte bei der Bundestagswahl am 16. Oktober 1994 in ihrem Wahlkreis 48,6 Prozent der Erststimmen und wurde im Kabinett Kohl überraschend Bundesministerin für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit. Ihr Amtsvorgänger war der auch außerhalb der Union anerkannte Klaus Töpfer. Dessen umweltpolitische Positionen und Forderungen stießen jedoch innerhalb des Wirtschaftsflügels der CDU und insbesondere beim Koalitionspartner FDP auf zunehmenden Widerstand. Die Vereidigung Merkels am 17. November 1994 und der Wechsel Töpfers an die Spitze des Bundesministeriums für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau können parteipolitisch als Töpfers Entmachtung betrachtet werden. Merkel entließ drei Monate nach Amtsantritt Töpfers langjährigen beamteten Staatssekretär Clemens Stroetmann und ersetzte ihn durch Erhard Jauck. CDU-Generalsekretärin (1998–2000) Die Bundestagswahl am 27. September 1998 endete für die Union und ihren Kanzlerkandidaten Kohl mit einem Debakel. CDU und CSU erzielten mit 35,2 Prozent das schlechteste Ergebnis seit 1949 – erstmals wurde eine amtierende Bundesregierung abgewählt. Merkels Erststimmenanteil sank um 11 Prozentpunkte auf 37,3 Prozent. Wolfgang Schäuble, der als Kohls möglicher Nachfolger galt, hatte vor der Wahl des Kandidaten kritisiert, dass Kohl erneut antrat, sich damit aber gegen Kohl nicht durchsetzen können. Auf dem CDU-Bundesparteitag in Bonn am 7. November 1998 wurde Schäuble zum neuen Bundesvorsitzenden gewählt und auf seinen Vorschlag Merkel zur Generalsekretärin der CDU. Sie erhielt damit eine der wenigen Positionen mit Gestaltungsmacht, die der langjährigen Regierungspartei CDU in der Opposition geblieben waren. Kohl wurde Ehrenvorsitzender der CDU mit Sitz im Präsidium und Bundesvorstand. Die CDU erreichte in den folgenden Monaten bei Landtagswahlen einige gute Ergebnisse und im Juni 1999 bei der Europawahl zusammen mit der CSU überragende 48,7 Prozent (1994: 38,8 Prozent). Hatte sich schon in der Ära Kohl die Tendenz gezeigt, dass die deutschen Wähler die auf Bundesebene in der Opposition befindlichen Parteien bei anderen Wahlen stärkten, wurde jetzt die neue Oppositionspartei CDU gestützt. Im November 1999 wurde die CDU-Spendenaffäre öffentlich. Helmut Kohl räumte in einem ZDF-Interview am 16. Dezember 1999 ein, während seiner Zeit als Bundeskanzler unter Bruch des Parteispendengesetzes Millionenbeträge entgegengenommen zu haben. Er weigerte sich aber, den oder die Geldgeber zu nennen, da er ihnen sein Ehrenwort gegeben habe. Merkel veröffentlichte am 22. Dezember 1999 einen Gastbeitrag in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, in dem sie Kohls Haltung kritisierte und die Partei zur Abnabelung aufforderte: Diese offene Kritik an Kohl, die bis dahin von der Parteiführung ungehört war, war nicht mit dem Parteivorsitzenden Schäuble abgesprochen, der Merkel daraufhin „eigentlich entlassen“ wollte; unter Funktionären wurde sie als „Vatermörderin“ und „Nestbeschmutzerin“ bezeichnet, erhielt aber auch viel Zuspruch für ihren riskanten Schritt, unter anderem von Christian Wulff. Da Schäuble ihr in der Sache Recht gab und Merkel, als unbelastet geltend, einen Neuanfang glaubwürdig vertreten konnte, beließ er sie im Amt. CDU-Vorsitzende (2000–2018) Am 16. Februar 2000 erklärte Schäuble vor der CDU/CSU-Bundestagsfraktion seinen Rücktritt als Partei- und Fraktionsvorsitzender. In den darauffolgenden Wochen war die Partei führungslos, Angela Merkel befand sich als Generalsekretärin in einer Schlüsselposition. In dieser Zeit fanden neun sogenannte „Regionalkonferenzen“ statt. Sie waren ursprünglich angesetzt worden, um die CDU-Spendenaffäre mit der Parteibasis zu diskutieren und aufzuarbeiten. Auf diesen lokalen Parteiversammlungen formierte sich Unterstützung für Merkel als Schäuble-Nachfolgerin. Ihr später Quereinstieg kam ihr nun zugute: Sie galt in der Öffentlichkeit und bei der Basis als in der Parteispendenangelegenheit unbelastet. Frühzeitig sprach sich der niedersächsische Oppositionsführer Christian Wulff für Merkel aus. Volker Rühe, Friedrich Merz und Edmund Stoiber dagegen sollen ihrer Kandidatur kritisch gegenübergestanden haben. Am 10. April 2000 wurde Angela Merkel auf dem CDU-Bundesparteitag in Essen mit 897 von 935 gültigen Stimmen zur neuen CDU-Bundesvorsitzenden gewählt. Neuer CDU-Generalsekretär wurde, auf Merkels Vorschlag, Ruprecht Polenz. Den Vorsitz der CDU/CSU-Bundestagsfraktion übernahm Friedrich Merz. Das neue Führungstrio erlebte am 14. Juli eine erste politische Niederlage: Obwohl die rot-grüne Bundesregierung nicht über die notwendige Mehrheit im Bundesrat verfügte, war es ihr gelungen, in der Abstimmung über die geplante Steuerreform einige Bundesländer mit CDU-Regierungsbeteiligung auf ihre Seite zu ziehen. Bereits im November 2000 trennte sich Angela Merkel von Ruprecht Polenz. Als seinen Nachfolger wählte sie Laurenz Meyer, der wie Polenz Bundestagsabgeordneter aus Nordrhein-Westfalen war. Die Jahre 2000 und 2001 bescherten der CDU unter Merkel – auch als Folge der Spendenaffäre – keine großen Landtagswahlerfolge. Die rot-grüne Bundesregierung schien dagegen Tritt gefasst zu haben. Die Positionierung für die Bundestagswahl im September 2002 begann: Friedrich Merz hatte sich selbst bereits im Februar 2001 als Kandidat für das Amt des Bundeskanzlers ins Gespräch gebracht. Damit war die Diskussion um die Kandidatenfrage – in den Medien häufig als „K-Frage“ bezeichnet – eingeläutet. Angela Merkels Bereitschaft zur Kandidatur war bekannt. Sie verfügte in den Spitzen der Partei jedoch über wenig Rückhalt, da viele CDU-Ministerpräsidenten und Landesvorsitzende den bayerischen Ministerpräsidenten und CSU-Vorsitzenden Edmund Stoiber favorisierten. Im Dezember 2001 war auf dem Bundesparteitag in Dresden eine Entscheidung vermieden worden, diese sollte am 11. Januar 2002 auf einer Sitzung von CDU-Präsidium und Bundesvorstand in Magdeburg fallen. Merkel ging der unmittelbaren Konfrontation mit Stoiber jedoch aus dem Weg: Im Vorfeld hatte sie ihn zum „Wolfratshauser Frühstück“ zu Hause besucht, bei dem sie ihm ihren Verzicht zu seinen Gunsten mitteilte. Angela Merkels Rückzug diente dabei dem eigenen Machterhalt, eine deutliche Abstimmungsniederlage gegen Stoiber hätte als Misstrauensvotum gegen ihre Person aufgefasst werden und eine Diskussion um den Parteivorsitz aufkommen lassen können. Oppositionsführerin (2002–2005) 2002 Die Bundestagswahl am 22. September 2002 endete mit einer knappen Wiederwahl der rot-grünen Regierungskoalition unter Gerhard Schröder und Joschka Fischer. Angela Merkel hatte die erfolglose Stoiber-Kandidatur loyal mitgetragen. Zu Schröders Wahlsieg hatte auch dessen schnelle Reaktion auf das Jahrhunderthochwasser beigetragen, als noch wichtiger wird indes seine ablehnende Haltung zum Irakkrieg betrachtet. Dem „Nein“ der amtierenden Bundesregierung stand ein Bekenntnis Merkels zu George W. Bushs Konfrontationskurs – von ihr damals als „Drohkulisse“ bezeichnet – gegenüber. Sie und Stoiber hielten an dem durch ihre Parteiprogramme vorgegebenen unbedingten Bekenntnis zu den USA fest und warfen der Regierung vor, für Irritation bei den Amerikanern zu sorgen und das historische Bündnis mit den „Befreiern“ vom Nationalsozialismus zu gefährden. Unmittelbar nach der verlorenen Bundestagswahl beanspruchte Angela Merkel den CDU/CSU-Fraktionsvorsitz im Bundestag, das bisherige Amt von Friedrich Merz; dies hatte sie unabhängig vom Wahlausgang geplant. Einer Regierung Stoibers wollte sie als Ministerin nicht angehören. In der nunmehr bestehenden Konstellation wollte sie der Regierung Schröder im Parlament als Oppositionsführerin gegenübertreten. Merz war zunächst nicht bereit, seine Position aufzugeben, und äußerte seinerseits Kritik an Merkel. Auf der entscheidenden CDU-Präsidiumssitzung gab das Votum Stoibers zugunsten Merkel den Ausschlag. Das Verhältnis zwischen Merkel und Merz galt bereits vorher als konfliktbelastete Konkurrenzkonstellation. Mit dem Erhalt des Vorsitzes der CDU/CSU-Bundestagsfraktion wurde Eva Christiansen Beraterin von Merkel. Sie gehörte trotz Unterbrechungen als Beraterin zu Merkels engsten Weggefährten. Bei der ersten Wiederwahl als Parteivorsitzende auf dem Bundesparteitag in Hannover am 11. November 2002 wurde Merkel mit 93,6 Prozent der Stimmen wiedergewählt. 2003 Das Jahr 2003 brachte der CDU und ihrer Vorsitzenden Erfolge bei den Landtagswahlen in Hessen und Niedersachsen. Die stärker werdende Präsenz der CDU im Bundesrat ermöglichte Angela Merkel schließlich ein Mitregieren aus der Opposition heraus. Die CDU trug die Agenda 2010 der rot-grünen Bundesregierung mit und stimmte, nachdem sie im Vermittlungsausschuss noch weitergehende Forderungen durchgesetzt hatte, den Gesetzesänderungen in Bundestag und Bundesrat zu. So war sie vor allem bei der Formulierung der zum 1. Januar 2004 wirksam gewordenen Gesundheitsreform und des Vierten Gesetzes für moderne Dienstleistungen am Arbeitsmarkt (Hartz IV) eingebunden. In der Hohmann-Affäre reagierte Merkel Anfang November 2003 auf die Äußerungen von Martin Hohmann zum „jüdischen Tätervolk“ zunächst mit der Aufforderung, dass Hohmann seine Position als Berichterstatter im Innenausschuss des Deutschen Bundestages aufgeben müsse. Merkel wurde dafür kritisiert, keinen Fraktionsausschluss des Abgeordneten voranzutreiben, während das Erreichen der notwendigen Zwei-Drittel-Mehrheit für Hohmanns Ausschluss in der eigenen Fraktion wiederum als unsicher galt. Eine Woche später leitete Merkel das Ausschlussverfahren gegen Hohmann ein. 2004 Am 6. Februar 2004 trat der politisch angeschlagene Bundeskanzler Gerhard Schröder als SPD-Vorsitzender zurück, sein Nachfolger wurde Franz Müntefering. Im selben Monat gelang der CDU ein deutlicher Sieg bei der Wahl zur Hamburgischen Bürgerschaft. Angela Merkel bereiste im Februar drei Tage lang die Türkei. Dort setzte sie sich für das Modell der „privilegierten Partnerschaft“ ein, als Alternative zu der von der Bundesregierung angestrebten Vollmitgliedschaft in der Europäischen Union. In einer Rede vom 20. November 2004 äußerte sich Angela Merkel mit den Worten „Die multikulturelle Gesellschaft ist gescheitert“ zur innenpolitischen Lage Deutschlands im Hinblick auf die Integrationsproblematik der muslimischen (vorwiegend türkischen) Bevölkerung. Dabei brachte sie erneut den Begriff der deutschen Leitkultur in die Diskussion und kritisierte vor allem den aus ihrer Sicht mangelnden Integrationswillen der Muslime. Das Ende der Amtszeit von Bundespräsident Johannes Rau bedeutete die Neubesetzung des formal höchsten politischen Amtes in der Bundesrepublik Deutschland. Wolfgang Schäuble hatte sich früh als Kandidat ins Gespräch gebracht und konnte auf Unterstützung innerhalb von CDU und CSU hoffen. Innerparteiliche Gegenspieler Angela Merkels wie Roland Koch und Friedrich Merz favorisierten Schäuble, ebenso wie Edmund Stoiber (CSU). Horst Köhler galt als Merkels Kandidat, und sein knapper Wahlerfolg in der Bundesversammlung am 23. Mai 2004 wurde allgemein als ein weiterer Ausbau ihrer Machtposition gewertet. Vorgezogene Bundestagswahl 2005 Die Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen am 22. Mai 2005 brachte der SPD eine schwere Wahlniederlage, die eine Serie von Landtagswahlniederlagen der Jahre 2003 und 2004 fortsetzte. Als politisch-medialen Befreiungsschlag erklärten eine halbe Stunde nach Schließung der Wahllokale zuerst SPD-Parteichef Franz Müntefering und kurze Zeit darauf Bundeskanzler Gerhard Schröder, dass sie eine vorgezogene Neuwahl des Bundestages für den Herbst 2005 anstrebten. Am 30. Mai bestimmten die Parteipräsidien von CDU und CSU in einer gemeinsamen Sitzung Angela Merkel zur Kanzlerkandidatin der Unionsparteien. Ihre Rolle war unumstritten, die innerparteilichen Gegenspieler marginalisiert. Merkels Schattenkabinett wurde angesichts der angestrebten Koalition mit der FDP als Kompetenzteam vorgestellt. Insbesondere Paul Kirchhof und sein „Kirchhof-Modell“ (zur Besteuerung von Einkommen) sowie die CDU-Vorstellungen zur Krankenversicherung („Kopfpauschale“) galten später als „schwer vermittelbar“ und mitverantwortlich für ein unbefriedigendes Wahlergebnis. Bei der Bundestagswahl am 18. September 2005 erreichten CDU/CSU mit der Spitzenkandidatin Angela Merkel 35,2 Prozent (2002: 38,5) vor der SPD mit 34,2 Prozent. Ihren eigenen Wahlkreis 15 (Stralsund, Landkreis Nordvorpommern und Landkreis Rügen) gewann Angela Merkel mit 41,3 Prozent der Erststimmen. Damit blieb die Union deutlich hinter ihren Prognosen zurück und konnte ihr Wahlziel, eine Regierungsmehrheit für CDU/CSU und FDP, nicht erreichen. Im Gegenteil drohte sie ihren komfortablen Vorsprung analog zu 2002 an den erfahrenen Wahlkämpfer Schröder zu verlieren; die Hoffnung, dass Merkel das häufig gelobte Ergebnis des in Teilen Deutschlands 2002 eher irritierend empfundenen Bayern Stoiber noch einmal verbessern könnte, hatte sich nicht erfüllt. Historisch handelte es sich bei dem CDU-Ergebnis um das schlechteste seit 1949, bei dem gesamten Unions-Ergebnis um das zweitschlechteste. Merkel konnte sich aber dennoch auf einen knappen Vorsprung von vier Sitzen und damit einen der engsten Wahlausgänge der bundesdeutschen Geschichte stützen, da auch die Sozialdemokraten deutliche Stimmeneinbußen hinnehmen mussten und es anders als in den Umfragen ersichtlich zu einem Kopf-an-Kopf-Rennen gekommen war, in dessen Zuge die bisherige Regierungskoalition aus SPD und Grünen ihre Parlamentsmehrheit verloren hatte. Bundeskanzlerin (2005–2021) Große Koalition 2005 bis 2009 Koalitionsverhandlungen In einer Fernsehdiskussion am Wahlabend, der sogenannten „Elefantenrunde“, beanspruchte Gerhard Schröder trotz der eingebüßten Mehrheit von Rot-Grün überraschend die Regierungsbildung für sich – in einer Form, die heftige Diskussionen auslöste und die er selbst später als „suboptimal“ bezeichnete. Die nächsten Tage waren im politischen Berlin von der Frage bestimmt, ob der SPD, als im Bundestag größter Einzelfraktion einer Partei, oder der CDU/CSU, als größter Fraktionsgemeinschaft, das Amt des Bundeskanzlers – in einer wie auch immer gearteten Koalitionsregierung – gebühre. Am 20. September wurde Angela Merkel von der erstmals nach der Wahl zusammengetretenen Unions-Bundestagsfraktion in geheimer Wahl mit 219 von 222 Stimmen zur Fraktionsvorsitzenden wiedergewählt. Nach dem enttäuschenden Bundestagswahlergebnis war dies ein wichtiges Vertrauensvotum und Rückhalt für bevorstehende Koalitionsgespräche. Die Öffentlichkeit erlebte in den 14 Tagen bis zu einer notwendigen Nachwahl im Wahlkreis 160 (Dresden I) Gespräche Angela Merkels und Edmund Stoibers mit Bündnis 90/Die Grünen zwecks Sondierung einer möglichen schwarz-gelb-grünen „Jamaika-Koalition“ zusammen mit der FDP. Erst nach der Entscheidung in Dresden begannen die Gespräche mit der SPD zur Bildung einer Großen Koalition. Am 10. Oktober veröffentlichten SPD, CDU und CSU eine gemeinsame Vereinbarung, die die geplante Wahl von Angela Merkel zur Bundeskanzlerin durch den 16. Deutschen Bundestag beinhaltete. Am 12. November stellte sie nach fünfwöchigen Verhandlungen der CDU/CSU mit der SPD den Koalitionsvertrag vor. Am 22. November 2005 wurde Angela Merkel mit 397 Ja-Stimmen der 614 Mitglieder des Bundestages (Nein-Stimmen: 202; Enthaltungen: 12; ungültig: 1; 2 Abgeordnete der SPD fehlten entschuldigt) zur Bundeskanzlerin gewählt. Damit hatten von den 446 anwesenden Abgeordneten der Koalition 49 Merkel ihre Stimme verweigert. Nach sieben männlichen Amtsvorgängern war Angela Merkel die erste Bundeskanzlerin und „achter Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland“. Gleichzeitig war sie mit 51 Jahren die jüngste Amtsinhaberin, die erste Person aus Ostdeutschland und die erste Naturwissenschaftlerin, die dieses Amt bekleidet. Regierungsbildung Noch vor Beginn der Legislaturperiode verzichtete Merkels langjähriger Konkurrent Edmund Stoiber überraschend auf das für ihn vorgesehene Amt des Wirtschaftsministers, nach eigenem Bekunden wegen Franz Münteferings Rückzug vom Parteivorsitz der SPD. In die Vertrauens- und Schlüsselstellung als Leiter des Bundeskanzleramtes berief Angela Merkel Thomas de Maizière, Cousin des letzten DDR-Ministerpräsidenten Lothar de Maizière. Erste Hälfte der Amtsperiode Zu Beginn der Amtsperiode traten Merkel und ihr Kabinett weder außen- noch innenpolitisch in besonderem Maße in Erscheinung. Lediglich Merkels Minister sorgten für einige Schlagzeilen, die sich aber mehr auf Kompetenzfragen oder die langfristige Ausrichtung der Regierungsarbeit als auf konkrete Sachfragen bezogen. Ende März 2006 legte Merkel ein Acht-Punkte-Programm für die zweite „Etappe“ der Legislaturperiode vor. Darin wurden geplante Anstrengungen in den Bereichen Föderalismusreform, Bürokratieabbau, Forschung und Innovation, Energiepolitik, Haushalts- und Finanzpolitik, Familienpolitik, Arbeitsmarktpolitik und insbesondere Gesundheitsreform skizziert. Ungeachtet des Fehlens nötiger einschneidender Reformen stieß Merkels eher sachlicher Regierungsstil anfangs in der Bevölkerung, unter den Führungskräften der Wirtschaft und im Ausland überwiegend auf Zustimmung. Am 27. November 2006 wurde sie auf dem Bundesparteitag der CDU mit 93 Prozent der Stimmen erneut zur Bundesvorsitzenden der Partei gewählt. Merkel sorgte für einen kleineren außenpolitischen Eklat, als sie am 23. September 2007 den Dalai Lama Tendzin Gyatsho im Berliner Bundeskanzleramt empfing. Das Treffen mit dem geistlichen Oberhaupt der Tibeter war von ihr als „privater Gedankenaustausch“ mit einem religiösen Führer bezeichnet worden und sollte nicht als politische Stellungnahme zu den Autonomiebestrebungen Tibets verstanden werden. Trotzdem zeigte sich die Volksrepublik China verstimmt und sagte mit dem Hinweis auf „technische Probleme“ mehrere offizielle Termine auf ministerieller Ebene ab. Merkels außenpolitischer Berater Christoph Heusgen konnte die Wogen wieder glätten, indem er dem chinesischen Botschafter Ma Canrong versicherte, dass Deutschland seine China-Politik nicht ändern werde und die territoriale Integrität Chinas außer Frage stehe. EU-Ratspräsidentschaft 2007 Vertreten durch Angela Merkel und den Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier hatte die Bundesrepublik Deutschland vom 1. Januar bis 30. Juni 2007 den Vorsitz im Rat der Europäischen Union inne. Der Vorsitz wurde turnusmäßig im Rahmen der Dreier-Präsidentschaft mit Portugal und Slowenien wahrgenommen. Als wesentliche Bestandteile der politischen Agenda nannte Merkel unter anderem den Europäischen Verfassungsvertrag, die „Klima- und Energiepolitik“, die „Vertiefung der transatlantischen Wirtschaftspartnerschaft“ und eine „Nachbarschaftspolitik für die Schwarzmeerregion und Zentralasien“. Auch setzte Merkel sich dafür ein, dass die EU den Bezug auf Gott und den christlichen Glauben in ihrer Verfassung festschreibt. Letztlich konnte sie sich mit dieser Forderung, die unter anderem auch aus Polen, Irland und Italien kam, aber nicht durchsetzen. Der Vertrag von Lissabon verweist lediglich auf das „kulturelle, religiöse und humanistische Erbe Europas“. Finanzkrise und Reaktionen Im Herbst 2008 wurde – unter anderem durch die Insolvenz zahlreicher großer Finanzinstitute – das historische Ausmaß der 2007 einsetzenden Finanzkrise deutlich. Die IKB, einige deutsche Landesbanken und auch private Institute mussten Abschreibungen in erheblicher Höhe vornehmen. Der Deutsche Bundestag reagierte im August zunächst mit dem Risikobegrenzungsgesetz, die BaFin untersagte bestimmte Leerverkäufe. Am 8. Oktober 2008 gab die Regierung Merkel eine Garantieerklärung für die Spareinlagen in Deutschland ab. Diese Garantie galt für jedes Institut und für jeden Sparer eines Institutes, das Teil der deutschen Einlagensicherung ist. Zuvor hatte Merkel noch die irische Regierung wegen einer eigenen Staatsgarantie scharf kritisiert, die sich allerdings allein auf einheimische Banken bezog. Merkels Vorgehen wurde von anderen europäischen Finanzministern als nationaler Alleingang kritisiert, von der EU-Kommission jedoch als nicht wettbewerbsverzerrend und damit unproblematisch eingestuft. Die am 5. November 2008 und am 12. Januar 2009 beschlossenen Konjunkturpakete trug Angela Merkel als Kanzlerin mit. Sie sah dies als Chance, gestärkt aus der Finanz- und Wirtschaftskrise hervorzugehen. Auch setzte sie zusammen mit der SPD zum 14. Januar 2009 die Einführung der Umweltprämie, besser bekannt als Abwrackprämie, trotz starker Kritik aus der Opposition durch. Damit wurde Käufern eines Neuwagens bei gleichzeitiger Verschrottung ihres mindestens 9 Jahre alten PKWs eine vom Staat gezahlte Prämie in Höhe von 2500 Euro gewährt. Dies sollte die durch die Weltwirtschaftskrise unter Druck geratene Automobilindustrie stützen. Dem angeschlagenen Autobauer Opel sagte Merkel Ende März 2009 ihre Unterstützung bei der Suche nach einem Investor zu und stellte staatliche Bürgschaften in Aussicht, lehnte es aber ab, Teile von Opel zu verstaatlichen. Beim geplanten Verkauf von Opel im Sommer 2009 plädierte Merkel für den Autozulieferer Magna als zukünftigen Eigentümer. Im April 2008 hatte Angela Merkel in ihrer Funktion als Kanzlerin den Bankier Josef Ackermann, damals Vorstandsvorsitzender der Deutschen Bank, und 20 bis 30 weitere Personen zu seinem 60. Geburtstagsessen eingeladen und musste daraufhin – nach einem Urteil des Oberverwaltungsgerichts Berlin-Brandenburg (OVG) aus dem Jahre 2012 – die Liste der geladenen Gäste veröffentlichen lassen. Es wurde unter anderem kritisiert, Merkel habe Politik und Lobby-Interessen miteinander vermischt. Weitere Politikfelder Nach der Wahl Barack Obamas zum Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika gratulierte Merkel ihm zu seinem „historischen Sieg“. Bei ihren ersten Treffen betonten beide ihre gemeinsame Linie zum Beispiel in den Fragen der Erderwärmung oder der Atompolitik des Iran. Eine der wenigen Unstimmigkeiten betraf die Aufnahme von Häftlingen aus dem amerikanischen Gefangenenlager der Guantanamo Bay Naval Base. Obama drängte auf eine schnelle Entscheidung Merkels. Bei den Beratungen zum Beitritt weiterer Länder, wie der Balkanstaaten, zur EU stieß Merkels konservativer Kurs bei der Außenministerkonferenz in Frauenberg im März 2009 auf Kritik. Der Regierungspartner SPD warf ihr vor, dass ihr Programm im Widerspruch zum Europawahlprogramm der CDU stehe. Nach dem Amoklauf in Winnenden vom 11. März 2009 sprach sich die Bundeskanzlerin für stärkere Kontrollen von Waffenbesitzern aus. Außerdem müsse versucht werden, Waffen für Kinder und Jugendliche unzugänglich aufzubewahren. Wahlkampf 2009 Während des im Vorfeld zur Bundestagswahl im September 2009 geführten Wahlkampfes wurde Merkel in der Öffentlichkeit und auch von Teilen der CDU/CSU oft vorgeworfen, zu wenig Parteiprofil zu zeigen. Man kritisierte zum Beispiel, dass sie ihr Konzept zur Bekämpfung der Weltwirtschaftskrise nicht klar formulierte. Merkel selbst dementierte diese Vorwürfe. Die Oppositionsparteien übten außerdem Kritik am Verhalten Angela Merkels in der Frage eines Fernsehduells der Spitzenkandidaten aller Parteien. Nach dem Spitzenduell der Kanzlerkandidaten von SPD und CDU sagten beide, Merkel und Steinmeier, ihren Auftritt in einer solchen Runde ab. Im Wahlkampf forderte Merkel eine Senkung des Eingangssteuersatzes bei der Einkommensteuer in zwei Schritten und den vollen Erhalt des Ehegattensplittings. Die Bundeskanzlerin lehnte weiter einen flächendeckenden Mindestlohn ab und trat dafür ein, die Laufzeiten der Kernkraftwerke in Deutschland zu verlängern. Schwarz-gelbe Koalition 2009 bis 2013 Bundestagswahl 2009 und Regierungsbildung Am 27. September 2009 fand die Wahl zum 17. Deutschen Bundestag statt. Die Unionsparteien und die FDP erreichten dabei zusammen die notwendige Mehrheit für die von beiden Seiten angestrebte Bildung einer schwarz-gelben Koalition. Allerdings verloren beide Unionsparteien Stimmen und mussten ihr jeweils schlechtestes Ergebnis nach der ersten Bundestagswahl 1949 hinnehmen. Merkel selbst siegte im Wahlkreis 15 (Stralsund – Nordvorpommern – Rügen) mit 49,3 Prozent der Erststimmen und erreichte damit einen Zuwachs von 8 Prozentpunkten gegenüber der vorangegangenen Bundestagswahl.Nachdem die Koalitionsparteien einen Koalitionsvertrag unterzeichnet hatten, wurde Angela Merkel am 28. Oktober 2009 mit 323 von 612 abgegebenen Stimmen erneut zur Bundeskanzlerin gewählt; dies waren neun Stimmen weniger, als die Koalition aus CDU/CSU und FDP innehatte. Am 10. November 2009 gab Merkel ihre Regierungserklärung für die neue Legislaturperiode ab, in der sie die Überwindung der Folgen der Wirtschaftskrise in den Mittelpunkt stellte. Bewältigung der Wirtschaftskrise Die Koalition konnte zunächst nicht recht Fuß fassen, so dass der öffentliche Eindruck von der Regierungsarbeit zunehmend litt. Beispielsweise beschränkte sich die Koalition, die angetreten war, das Steuersystem zu vereinfachen, mit dem „Wachstumsbeschleunigungsgesetz“ zunächst auf leichte steuerliche Entlastungen in verschiedenen Bereichen und das Einführen einer „Hotelsteuer“ (die Mehrwertsteuer für Hotelübernachtungen wurde von 19 auf 7 Prozent gesenkt). Gerade im ersten Jahr fand die Koalition nicht zu einem harmonischen Handeln zusammen, was in wechselseitigen Beschimpfungen über die Presse gipfelte. Erst gegen Ende des Jahres 2010 wurde die Zusammenarbeit in der Regierung als gut rezipiert. Die Folgen der Wirtschafts- und Bankenkrise sowie die zunehmenden Probleme in der Eurozone nahmen einen breiten Raum im Handeln der Koalition ein. Im Mai 2010 beschlossen die Regierungs-Chefs der 17 Euro-Länder auf einem EU-Ratstreffen in großer Hast den ersten Euro-Rettungsschirm: Griechenland (ein Land mit etwa 10 Millionen Einwohnern) erhielt einen unbesicherten Kredit von 80 Milliarden Euro, um eine kurz bevorstehende Staatspleite abzuwenden. Der Bundestag segnete den deutschen Anteil im Währungsunion-Finanzstabilitätsgesetz ab. Mehrere massive Aufstockungen der deutschen Haftung für Schulden anderer Euro-Länder – ein Verstoß gegen die No-Bailout-Klausel – folgten (siehe Eurokrise, griechische Finanzkrise). Derweil sank die Arbeitslosenzahl im Herbst 2010 auf unter 3 Millionen. Im Zusammenhang mit der Eurokrise beschloss der Bundestag am 13. Juni 2013 ein Gesetz zur Etablierung eines einheitlichen Bankenaufsichtsmechanismus, welcher auch eine Rekapitalisierung von finanziell in Schwierigkeiten geratenen Banken mit Geldern aus dem Europäischen Stabilitätsmechanismus (ESM) erlaubt, welcher bis dahin nur Hilfszahlungen an Staaten erlaubte. Bundeswehrreform und Plagiatsaffäre zu Guttenberg Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) stieß im Frühjahr 2010 eine Debatte zu einer Bundeswehrreform an, die eine maximale Truppenstärke von 185.000 Soldaten vorsah. Trotz großer Bedenken gaben CDU und CSU auf Parteitagen im Herbst 2010 eine breite Zustimmung. Der Deutsche Bundestag beschloss am 24. März 2011 mit den Stimmen der Union, FDP, SPD und der Grünen die Aussetzung der seit 55 Jahren bestehenden Wehrpflicht, so dass die Bundeswehr ab dem 1. Juli 2011 eine Berufsarmee wurde (auch „Freiwilligenarmee“ genannt). Im Zuge einer Plagiatsaffäre um seine Doktorarbeit erklärte zu Guttenberg, bis dahin beliebtester Minister ihres Kabinetts, unter öffentlichem und politischem Druck am 1. März 2011 seinen Rücktritt von sämtlichen bundespolitischen Ämtern. Merkels Äußerung, sie habe Guttenberg „nicht als wissenschaftlichen Assistenten“ bestellt und seine Arbeit als Minister sei „hervorragend“, verstärkte den Unmut an Universitäten und bei Akademikern über den Umgang mit der Affäre, die diese Äußerung als Geringschätzung oder Relativierung von wissenschaftlichen Standards aufnahmen. Energiepolitische Wende Am 28. Oktober 2010 verlängerte die Bundesregierung die Laufzeiten aller 17 damals aktiven deutschen Atomkraftwerke („Ausstieg aus dem Ausstieg“) und annullierte damit den sogenannten Atomkonsens (2000/2002) der rot-grünen Regierung Schröder. Die sieben vor 1980 in Betrieb gegangenen deutschen Atomkraftwerke erhielten Strommengen für zusätzliche acht Betriebsjahre, bei den übrigen zehn sollte sich die Laufzeit um 14 Jahre verlängern. Damit setzte die Union einen Punkt ihres Wahlprogrammes um. Wenige Tage nach dem Beginn der Nuklearkatastrophe von Fukushima in Japan vollzog Merkel im März 2011 jedoch eine völlige Abkehr von ihrer bisherigen Atom- bzw. Energiepolitik: Zunächst verkündete die Bundesregierung ein dreimonatiges Atom-Moratorium für die sieben ältesten deutschen Atomkraftwerke sowie für das Kernkraftwerk Krümmel; kurz darauf setzte sie zwei Expertenkommissionen ein, um ihren beschleunigten Atomausstieg zu rechtfertigen bzw. legitimieren. Diese Kehrtwende brachte Merkel viel innerparteiliche Kritik ein, vor allem aus dem konservativen Flügel der Union. Die Opposition sah in Merkels schnell eingesetztem Atom-Moratorium ein wahltaktisches Manöver, um die CDU für die nur wenig später stattgefundenen Landtagswahlen in Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz, Sachsen-Anhalt sowie den Kommunalwahlen in Hessen zu unterstützen. Am 6. Juni 2011 beschloss das Kabinett Merkel II das Aus für acht Kernkraftwerke und einen stufenweisen Atomausstieg bis 2022. Das einseitige Atom-Moratorium und die Rücknahme der Laufzeitverlängerung führte zu jahrelangen Rechtsstreitigkeiten der vier Versorgungsunternehmen (EnBW, E.ON/PreussenElektra, RWE und Vattenfall (Vattenfall gegen Bundesrepublik Deutschland)) mit der Bundesregierung, die schließlich 2021 mit einer Ausgleichszahlung in Höhe von etwa 2,43 Milliarden Euro für nicht konzernintern verstrombare Elektrizitätsmengen und entwertete Investitionen beendet wurden; der geordnete und von Bund und Versorgungsunternehmen beidseitig beschlossene Atomausstieg von 2000/2002 wäre dagegen ohne finanzielle Entschädigung gewesen, siehe Atomkonsens. Umweltschutzorganisationen und die oppositionellen Grünen, die zu dieser Zeit stark in der Wählergunst zulegten, kritisierten den verkürzten Atomausstieg als nicht ausreichend, dennoch nahm Angela Merkel mit dem Atomausstieg die Bundesregierung, wie die sie tragenden Parteien, aus der direkten Kritik und konnte auf eine breite Zustimmung aus der Bevölkerung bauen; durch das Besetzen des Kernthemas der Grünen konnte Merkel zudem deren Höhenflug in den Umfragen beenden. Im Mai 2012 erregte Merkel großes Aufsehen, als sie den Minister für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit Norbert Röttgen überraschend „entließ“. Ihre Entscheidung verkündete sie drei Tage nach Röttgens Landtagswahl-Niederlage als Spitzenkandidat der CDU-NRW gegen die amtierende Ministerpräsidentin Hannelore Kraft. Noch vor der Wahl hatte Merkel wiederholt Norbert Röttgen gelobt und ihr Verhältnis galt als sehr gut; Röttgen war der erste Minister, den Merkel „entließ“. Nachfolger wurde der Parlamentarische Geschäftsführer der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, und enger Vertrauter Merkels, Peter Altmaier. Verhältnis zu den Vereinigten Staaten Im Mai 2011 gratulierte Merkel dem US-Präsidenten Obama öffentlich zur Tötung Osama bin Ladens durch eine amerikanische Spezialeinheit und bekundete ihre Freude über den Erfolg der „Operation Neptune Spear“. Innerparteilich, bei Kirchenvertretern und in der Presse geriet sie dafür unter Kritik. Nachdem im Zuge der Überwachungs- und Spionageaffäre 2013 Hinweise darüber bekannt geworden waren, dass das CDU-Mobiltelefon der Bundeskanzlerin über Jahre hinweg durch den US-Geheimdienst NSA abgehört worden sein könnte, forderte Merkel am 23. Oktober 2013 in einem persönlichen Telefonat mit US-Präsident Obama eine umfassende Aufklärung der Vorwürfe und eine Beantwortung einer bereits vor Monaten gestellten Anfrage der deutschen Bundesregierung. Eine Sprecherin des Nationalen Sicherheitsrates der Vereinigten Staaten erklärte hierzu, dass der Präsident der Kanzlerin versichert habe, „dass die Vereinigten Staaten ihre Kommunikation nicht überwachen und auch nicht überwachen werden.“ Die Sprecherin beantwortete dabei trotz gezielter Nachfrage aber nicht, ob dies auch für die Vergangenheit gilt. Laut dem Journalisten Sidney Blumenthal, der als Berater von US-Präsident Bill Clinton und der US-Außenministerin Hillary Clinton tätig war, überwachten die Vereinigten Staaten wiederholt Gespräche von Angela Merkel mit Finanzminister Wolfgang Schäuble und von Merkel und Schäuble mit Gerhard Schindler und Generalmajor Norbert Stier, Präsident und Vizepräsident des Bundesnachrichtendienstes. So wurde am 6. Mai 2012 eine von Schäuble angesetzte „sichere“ Telefonkonferenz mit Merkel zur Wahl François Hollandes zum französischen Präsidenten und zum Ergebnis der Landtagswahl in Schleswig-Holstein abgehört. In dem Gespräch schlug Schäuble unter anderem vor, vorgezogene Bundestagswahlen in Erwägung zu ziehen, um einem möglichen Linkstrend und somit einem drohenden Verlust der Regierungsmehrheit vorzubeugen. Schäuble berichtete zu Informationen des Bundesamtes für Verfassungsschutz über das Erstarken rechtsextremer Parteien in Frankreich und Griechenland sowie rechtsextremer paramilitärischer Gruppen in Schweden, Deutschland, Belgien und den Niederlanden, während sich Merkel besorgt über Beziehungen der CSU zu Rechtsextremisten in Deutschland und Österreich äußerte. Bei Gesprächen im Juli, August und September 2012 ging es um die Eurokrise und um anstehende Wahlen in den Niederlanden und Italien. Kurz vor Beginn des Brüsseler EU-Gipfels vom 24. bis 25. Oktober 2013, bei dem die verdichteten Hinweise auf eine Spionage der Vereinigten Staaten gegen befreundete europäische Länder ausführlich erörtert wurden, obwohl dieses Thema auf der Tagesordnung nicht angekündigt war, sagte Merkel: „Das Ausspähen unter Freunden, das geht gar nicht. Wir sind Verbündete, aber so ein Bündnis kann nur auf Vertrauen aufgebaut sein.“ Am selben Tag berichtete die New York Times, dass ein Auftrag zum Lauschangriff auf das Telefon Merkels in die Regierungszeit von US-Präsident George W. Bush zurückreiche und dass die US-Sicherheitsberaterin Susan E. Rice beteuert habe, der gegenwärtige US-Präsident Obama habe von dieser Sache nichts gewusst. Der Spiegel berichtete am 26. Oktober 2013, dass Merkels Mobiltelefon offenbar seit mehr als zehn Jahren überwacht werde und dass in der Botschaft der Vereinigten Staaten in Berlin Mitarbeiter der NSA und der CIA mittels moderner Hochleistungsantennen die Kommunikation im Regierungsviertel illegal abhören würden. Dabei seien nicht nur Verbindungsdaten der Gesprächspartner, sondern auch Inhalte von einzelnen Gesprächen aufgezeichnet worden. Am 27. Oktober 2013 wurde unter Berufung auf einen hohen NSA-Mitarbeiter berichtet, dass NSA-Chef Keith B. Alexander den US-Präsidenten 2010 persönlich über die Abhöraktion gegen Merkel informiert habe und dass nicht bloß ihr CDU-Mobiltelefon belauscht wurde, sondern auch ein angeblich abhörsicheres Handy der Bundeskanzlerin. Obama habe die Maßnahmen seinerzeit nicht nur weiterlaufen lassen, sondern auch darauf gedrängt, das neue Kanzler-Handy zu knacken. Am 30. Oktober 2013 berichtete die New York Times unter Berufung auf einen früheren Geheimdienstmitarbeiter, dass die NSA in Deutschland jede erreichbare Telefonnummer „aufsauge“; auch ranghohe Beamte und die Chefs der Oppositionsparteien seien Spionageziele. Für die Berichte der NSA hätten sich das Außenministerium, das Finanzministerium, andere Geheimdienste der Vereinigten Staaten sowie der Nationale Sicherheitsrat bei Präsident Obama interessiert. Obamas Sicherheitsberater hätten nach den ihnen regelmäßig vorgelegten Berichten kaum übersehen können, dass internationale Politiker wie Merkel ausgespäht würden. Der Start der Abhöraktion der Vereinigten Staaten gegen Deutschland sei 2002 erfolgt und habe sich vor allem gegen Bundeskanzler Gerhard Schröder gerichtet, weil dessen Ablehnung des Irakkrieges und dessen „Nähe“ zum russischen Präsidenten Putin bei den Vereinigten Staaten die Frage aufgeworfen habe, ob ihm noch getraut werden könne. Dass NSA-Chef Alexander mit Obama über eine Merkel betreffende Operation je gesprochen habe, wurde von der NSA allerdings umgehend dementiert. Gestützt auf US-Regierungskreise brachte das Wall Street Journal am 27. Oktober 2013 die Version, dass das NSA-Abhörprogramm gegen Merkel und die Spitzenpolitiker anderer Nationen gestoppt worden sei, als eine Überprüfung durch die US-Regierung dem US-Präsidenten im Sommer 2013 die Existenz dieser Geheimdienstoperationen offenbart habe. Mit dem Blick auf die Ausspähungen, die die Vereinigten Staaten offenbar auch gegen andere Nationen sowie gegen die Vereinten Nationen, die Europäische Union (EU), den Internationalen Währungsfonds und die Weltbank gerichtet hatten, ließen Dilma Rousseff, die Präsidentin Brasiliens, und Bundeskanzlerin Merkel eine Resolution der Vereinten Nationen vorbereiten, die den Internationalen Pakt über bürgerliche und politische Rechte ergänzen soll und alle Staaten auffordert, Gesetzgebung und Praxis bei Überwachungsaktionen im Ausland auf den Prüfstand zu stellen. Der am 1. November 2013 beim UN-Menschenrechtsausschuss eingereichte, die USA konkret nicht nennende Textentwurf einer Resolution wurde nach mehrwöchiger Beratung auf Drängen der USA und anderer Staaten abgeschwächt und von der Vollversammlung der Vereinten Nationen am 26. November 2013 einstimmig beschlossen. Große Koalition (2013–2021) Bundestagswahl 2013 und Regierungsbildung Am 22. September 2013 fand die Wahl zum 18. Deutschen Bundestag statt. Während die Unionsparteien mit 41,5 Prozent das beste Zweitstimmenergebnis seit 1990 erhielten, schaffte der bisherige Koalitionspartner, die FDP, den Wiedereinzug in den Bundestag mit 4,8 Prozent erstmals seit 1949 nicht. Merkel selbst siegte im Wahlkreis 15 (Stralsund – Nordvorpommern – Rügen) mit 56,2 Prozent der Erststimmen und erreichte damit einen Zuwachs von 6,9 Prozentpunkten gegenüber der vorangegangenen Bundestagswahl. Nachdem die Koalitionsparteien einen Koalitionsvertrag unterzeichnet hatten, wurde Angela Merkel am 17. Dezember mit 462 von insgesamt 621 abgegebenen Stimmen erneut zur Bundeskanzlerin gewählt; dies sind 42 Stimmen weniger, als die Koalition aus CDU/CSU und SPD innehatte. Angela Merkel ist die erste Person an der Spitze der deutschen Regierung, die in der Bundesrepublik (1954) geboren wurde. Seit dem 26. März 2014, als der estnische Premierminister Andrus Ansip zurücktrat, ist Merkel die am längsten amtierende Regierungschefin der Europäischen Union. Bundestagswahl 2017 und Regierungsbildung Am 20. November 2016 gab Merkel bekannt, bei der Bundestagswahl 2017 für eine vierte Amtszeit als Bundeskanzlerin kandidieren zu wollen. Am 6. Dezember 2016 wurde sie auf dem CDU-Bundesparteitag in Essen mit 89,5 Prozent der knapp 1000 Delegiertenstimmen als Parteivorsitzende wiedergewählt. Die CDU/CSU erlitt starke Verluste und erzielte ihr schlechtestes Ergebnis seit der Bundestagswahl 1949. Merkel selbst erhielt im Wahlkreis 15 (Vorpommern-Rügen – Vorpommern-Greifswald I) 44,0 Prozent der Erststimmen (nach 56,2 % bei der Bundestagswahl 2017. . Nach der Bundestagswahl 2017 gab die SPD bekannt, sie stehe nicht für eine große Koalition zur Verfügung Eine Jamaika-Koalition aus CDU/CSU, FDP und Grünen galt als einziges realistisches Bündnis mit Mehrheit. Mehr als vier Wochen lang gab es Sondierungsgespräche zwischen den Parteien, die in der Nacht des 19. November vom FDP-Vorsitzenden Christian Lindner für gescheitert erklärt wurden. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier führte daraufhin intensive Gespräche mit den Parteispitzen und erinnerte die gewählten Bundestagsabgeordneten nachdrücklich an die Verpflichtung zum Gemeinwohl und zur Regierungsbildung. Das Verfahren zur Wahl des Bundeskanzlers (und ggfs. folgende Neuwahlen) kann nach GG nur mit einem Vorschlag des Bundespräsidenten begonnen werden. Eine schwarz-rot-grüne Koalition (Kenia-Koalition) wurde zwischenzeitlich ins Gespräch gebracht. Angela Merkel und die Führungsspitze der SPD bevorzugten seit November 2017 alternativ eine große Koalition (GroKo) mit einem erneuerten Koalitionsvertrag wie in der vorherigen Legislaturperiode als Königsweg, nicht jedoch Jusos sowie Teile der SPD-Basis. Am 12. Januar 2018 beendeten CDU, CSU und SPD ihre Sondierungsgespräche und legten ein 28-seitiges Papier vor. Auf einem Sonderparteitag der SPD in Bonn stimmten am 21. Januar 2018 56,4 Prozent der Delegierten für die Aufnahme von Koalitionsverhandlungen mit der Union. Am 7. Februar 2018 einigten Union und SPD sich auf einen Koalitionsvertrag. Am 26. Februar 2018 stimmte ein CDU-Parteitag für eine Neuauflage der Großen Koalition. Am 4. März 2018 wurde bekanntgegeben, dass 66 % der teilnehmenden SPD-Mitglieder bei einem Mitgliedervotum für den Koalitionsvertrag gestimmt hatten. Angela Merkel wurde am 14. März 2018 mit 364 Ja-Stimmen (355 waren mindestens erforderlich) im ersten Wahlgang erneut zur Bundeskanzlerin gewählt und anschließend vom Bundespräsidenten vereidigt. Sie erhielt damit 35 Stimmen weniger als CDU/CSU und SPD im Bundestag hatten. Nach großen Verlusten der Unionsparteien bei den Landtagswahlen in Bayern und in Hessen gab Merkel am 29. Oktober 2018 in einer CDU-Präsidiumssitzung bekannt, nicht mehr für das Amt der CDU-Vorsitzenden zu kandidieren und nach Ende der Legislaturperiode im Jahr 2021 das Amt der Bundeskanzlerin nicht erneut anzustreben. Um Merkels Nachfolge als CDU-Parteivorsitzende kandidierten die CDU-Generalsekretärin Annegret Kramp-Karrenbauer, der ehemalige Bundestagsfraktionsvorsitzende Friedrich Merz und Bundesgesundheitsminister Jens Spahn. Am 7. Dezember 2018 wählten die Delegierten Kramp-Karrenbauer im zweiten Wahlgang zur neuen CDU-Vorsitzenden. Ministerpräsidentenwahl in Thüringen 2020 → Hauptartikel: Regierungskrise in Thüringen 2020 Am 6. Februar 2020 äußerte Merkel sich bei einem Staatsbesuch über das Ergebnis der Ministerpräsidentenwahl in Thüringen und forderte dazu auf, es rückgängig zu machen. Dies wurde auch durch kanzleramtliche Kanäle verbreitet. Darin erkannte das Bundesverfassungsgericht (Az. 2 BvE 4/20 u. a.) im Juni 2022 eine Verletzung des Rechts der AfD auf Chancengleichheit der Parteien aus Art. 21 Abs. 1 Satz 1 GG. EU-Ratspräsidentschaft 2020 Während der Deutschen EU-Ratspräsidentschaft vom 1. Juli bis zum 31. Dezember 2020 verhandelte Merkel über das Milliarden-Euro-Aufbauprogramm aufgrund der Corona-Krise und den Haushalt der EU-Staaten. Bundestagswahl 2021 Vom Moment des Zusammentretens des 20. Deutschen Bundestags zur Konstituierung am 26. Oktober 2021 bis zur Wahl ihres Nachfolgers Olaf Scholz zum Bundeskanzler am 8. Dezember 2021 übte Angela Merkel das Amt der Bundeskanzlerin auf Ersuchen des Bundespräsidenten weiter geschäftsführend aus. Für den neuen 20. Deutschen Bundestag hatte sie jedoch nicht mehr kandidiert. Somit standen ihr die mit dem Bundestagsmandat verbundenen Rechte trotz Sitzungsteilnahme schon während ihrer Amtszeit nicht mehr zu. Nachdem sie ihren Bundestagswahlkreis Vorpommern-Rügen – Vorpommern-Greifswald I seit seiner Existenz 1990 immer direkt mit großer oder absoluter Mehrheit gewonnen hatte, ging dieser jetzt erstmals an die SPD. Zusammen mit der Kanzlerschaft beendete Angela Merkel ihre gesamte politische Karriere. Sie war als Bundeskanzlerin 5860 Tage im Amt: Zehn Tage weniger als die Rekord-Amtszeit von 5870 Tagen des Bundeskanzlers Helmut Kohl. Zur Verabschiedung aus dem Amt fand im Bendlerblock ein Großer Zapfenstreich der Bundeswehr statt. Nach der Kanzlerschaft Im Januar 2022 lehnte sie ein Angebot von UN-Generalsekretär António Guterres ab, in einem hochrangig besetzten Beratergremium zu globalen öffentlichen Gütern mitzuarbeiten. Im selben Monat lehnte sie einen Ehrenvorsitz der CDU mit der Begründung ab, dass dieser aus der Zeit gefallen sei. Am 13. Februar 2022 nahm Merkel als Mitglied der 17. Bundesversammlung für das Land Mecklenburg-Vorpommern an der Wahl des deutschen Bundespräsidenten 2022 teil. Umstritten war ihre Auszeichnung mit dem Großkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland in besonderer Ausführung, das vor ihr nur Konrad Adenauer und Helmut Kohl bekommen hatten, durch Bundespräsident Steinmeier am 17. April 2023. Angela Merkel schreibt zusammen mit ihrer langjährigen Büroleiterin Beate Baumann an ihrer Biografie, das Buch soll im Herbst 2024 im Verlag Kiepenheuer & Witsch erscheinen. Politische Positionen Innenpolitik Klima- und Energiepolitik Im April 1995 war Merkel als deutsche Umweltministerin Gastgeberin der ersten UN-Klimakonferenz (COP-1) in Berlin. Mit dem Berliner Mandat kam es zu einem Abschluss, der einen Einstieg in die internationale Reduzierung von Treibhausgasen bilden sollte. 1997 bei den nachfolgenden Verhandlungen zum Kyoto-Protokoll setzte sich Merkel für vergleichsweise hohe Reduktionsziele ein. Eine Initiative zur Eindämmung des Sommersmogs in Deutschland scheiterte im Mai 1995 innerhalb des Kabinetts und wurde später nur in sehr abgeschwächter Form umgesetzt. Bis zum AKW-Unglück von Fukushima 2011 befürwortete Merkel die zivile Nutzung der Kernenergie. Als Umweltministerin war sie für die Abwicklung von Atommülltransporten zuständig. Im Mai 1998 wurden Überschreitungen der Grenzwerte bei Castor-Transporten nach Frankreich bekannt. Vertreter der Opposition forderten daraufhin Merkels Rücktritt wegen Verletzung der ministeriellen Aufsichtspflicht. Sie verwies darauf, dass wichtige Kompetenzen und Verantwortlichkeiten auch bei den Bundesländern und der Atomwirtschaft lagen. Ebenfalls in ihre Amtszeit fällt das Kreislaufwirtschaftsgesetz zur Vermeidung und Verwertung von Abfällen. 1997 befürwortete sie öffentlich eine jährlich steigende Abgabe auf Energieträger wie Öl, Gas und Strom (Ökosteuer). In den Jahren 2006/07 erwarb sich Merkel den Ruf, eine „Klimakanzlerin“ zu sein: sie engagierte sich für Klimaziele auf europäischer und internationaler Ebene. Später sank der Stellenwert der Klimapolitik wieder. So nahm sie etwa beim UN-Klimagipfel in New York im September 2014 nicht mehr teil und besuchte stattdessen eine Tagung des Bundesverbands der Deutschen Industrie. 2015 äußerte sie, klimapolitische Initiativen seien noch nicht konkret geplant. Der Klimaforscher Mojib Latif äußerte im Juli 2018, Merkel sei aufgrund des kaum vorhandenen Klimaschutzes in Deutschland sowie mehrfacher Interventionen für die Autoindustrie „nie wirklich eine Klimakanzlerin“ gewesen. Kritiker haben Merkel vorgeworfen, Zusagen zu den von den Stromverbrauchern zu tragenden Kosten der von ihr maßgeblich beeinflussten Energiewende nicht eingehalten zu haben. Entgegen ihrer Regierungserklärung vom 9. Juni 2011, die EEG-Umlage solle nicht über ihre derzeitige Größenordnung von etwa 3,5 ct/kWh steigen, stieg sie bis 2017 auf 6,880 ct/kWh und sank während Merkels Amtszeit nie mehr unter 6,405 ct/kWh. Muslime in Deutschland Bei einem Besuch des türkischen Ministerpräsidenten Ahmet Davutoğlu im Berliner Kanzleramt sagte sie im Januar 2015: „Der frühere Bundespräsident Christian Wulff hat gesagt: Der Islam gehört zu Deutschland. Und das ist so. Dieser Meinung bin ich auch.“ Anlässlich des islamischen Fastenmonats Ramadan im Jahre 2015 hat Angela Merkel zu gegenseitiger Wertschätzung der Religionen aufgerufen. Bei einem Empfang in Berlin bekräftigte sie zudem: „Es ist offenkundig, dass der Islam inzwischen unzweifelhaft zu Deutschland gehört.“ Vor Vertretern verschiedener Glaubensrichtungen verwies sie auf die weltweiten Gewalttaten im Namen einer Religion – „zu oft leider im Namen des Islams“. Doch jede Ausgrenzung von Muslimen in Deutschland, jeder Generalverdacht verbiete sich, sagte Merkel. Die allermeisten Muslime seien rechtschaffene und verfassungstreue Bürger. Integrationspolitik Nachdem der türkische Ministerpräsident Erdoğan bei einem Deutschland-Besuch im Februar 2008 die Türken in Deutschland vor einer Assimilation gewarnt hatte, kritisierte sie dessen „Integrationsverständnis“. 2010 erklärte sie auf dem Deutschlandtag der Jungen Union der „Ansatz für Multikulti“ sei gescheitert. Man müsse Migranten nicht nur fördern, sondern auch fordern. 2013 sprach sie sich gegen die doppelte Staatsbürgerschaft und gegen die Trennung von muslimischen Jungen und Mädchen im Sportunterricht aus. Letzteres sei das „völlig falsche integrationspolitische Signal“ und das Gegenteil von Integration. 2017 verteidigte Merkel die doppelte Staatsbürgerschaft auch gegen den Parteitags-Beschluss der CDU. In ihrer Parteitagsrede vom 6. Dezember 2016 befürwortete Merkel ein gesetzliches Vollverschleierungsverbot. Innere Sicherheit In einem von der CSU in Auftrag gegebenen Gutachten vom Januar 2016 stellte der Jurist und ehemalige Bundesverfassungsrichter Udo Di Fabio die These auf, die Bundesregierung breche mit ihrer Weigerung, die Landesgrenzen umfassend zu kontrollieren, die Verfassung. Die Staatsgrenzen seien „die tragenden Wände der Demokratien“. Der wenngleich schwierigen Aufgabe, sie zu schützen, könne sich keine Regierung entziehen. Dieses Gutachten für die CSU wurde von anderen Verfassungsexperten als „juristisch dürftig“ kritisiert. Dabei wurde auch darauf hingewiesen, dass die CSU selbst das Gutachten als mangelhaft einschätzen dürfte und es daher nie für eine Klage verwenden würde, was auch nicht geschah. Aktive Verfassungsrichter teilen di Fabios Einschätzung ebenfalls nicht. Der Europäische Gerichtshof bestätigte die Rechtmäßigkeit des Handelns der Kanzlerin ausdrücklich. Dieses Urteil wurde letztlich auch von der CSU gelobt. Ende Juli 2016 machte Merkel den Vorschlag, eine Nationalgarde aus Reservisten mit militärischer oder polizeilicher Ausbildung zu gründen, um die Polizei bei der Inneren Sicherheit zu unterstützen. Am 19. August 2016 erklärte Angela Merkel: In der Neujahrsansprache 2016/2017 erklärte Merkel unter Bezug auf den Anschlag auf den Berliner Weihnachtsmarkt an der Gedächtniskirche und andere terroristische Vorfälle: Bei der Klausurtagung der CDU in Perl am 14. Januar 2017 erklärte Merkel: Sie kündigte Sicherheit durch einen an. Islamistischer Terrorismus Auf die Frage, wie sie Deutschland vor dem islamistischen Terror schützen wolle, antwortete Merkel in einem Interview vom 18. September 2015 sinngemäß, der islamistische Terror im Ausland werde zum Teil aus Deutschland dorthin exportiert, da viele der im Ausland agierenden Terroristen in Deutschland aufgewachsen seien; auch hätten die Europäer aufgrund ihrer eigenen geschichtlichen Vergangenheit in diesem Zusammenhang wenig Grund, Hochmut zu zeigen. Rechter Terrorismus In Angela Merkels Amtszeit als Bundeskanzlerin fielen diverse rechtsradikal motivierte Anschläge und Mordtaten, darunter zwei Morde an Unternehmern mit Einwanderungsgeschichte im Jahre 2006, begangen durch den Nationalsozialistischen Untergrund (NSU), sowie auch die Aufdeckung der Gruppe im November 2011. Merkel warnte bei einer Gedenkfeier im Februar 2012 vor „Gleichgültigkeit und Unachtsamkeit gegenüber Intoleranz und Rassismus“. Ferner kam es 2019 zum Mordfall Walter Lübcke, dem ersten rechtsextrem motivierten Mord an einem Politiker in der Geschichte der Bundesrepublik, und zum Anschlag in Halle mit zwei Toten sowie 2020 zum Anschlag in Hanau mit neun Todesopfern. Nach der Tat in Hanau sagte Merkel in einer Ansprache, dass die Bundesregierung und alle staatlichen Institutionen für die Rechte und Würde eines jeden Menschen in unserem Land stünden. „Wir stellen uns denen, die versuchen, in Deutschland zu spalten, mit aller Kraft und Entschlossenheit entgegen“, sagte Merkel weiter. Wirtschaftspolitik Merkel versuchte sich Ende 2000 mit der Formulierung einer „Neuen Sozialen Marktwirtschaft“ zu profilieren. Der Titel greift den etablierten Begriff der Sozialen Marktwirtschaft auf. Unter den unscharfen Thesen, deren konkrete Umsetzung im Vagen bleibt, finden sich auch Positionen, die bereits im Schröder-Blair-Papier aus dem Jahr 1999 auftauchten. Eine CDU-Präsidiumskommission unter Merkels Vorsitz erarbeitete bis zum 27. August 2001 ein Diskussionspapier, das im Dezember 2001 auf dem Bundesparteitag der CDU in Dresden verabschiedet und somit Teil der CDU-Programmatik wurde. Familienpolitik Als Bundesministerin für Frauen und Jugend sah sich Angela Merkel in den neuen Bundesländern mit einer dramatisch gesunkenen Frauenerwerbsquote und, damit einhergehend, einem Einbruch der Geburtenrate konfrontiert. Hinzu kam die unterschiedliche Rechtslage zum Schwangerschaftsabbruch in Ost und West, die laut Einigungsvertrag von einer späteren gemeinsamen Regelung abgelöst werden sollte. Einen politischen Schwerpunkt während ihrer Amtszeit bildete daher die Neuregelung des § 218 und die Einführung einer faktischen Fristenlösung mit Beratungspflicht im gesamten Bundesgebiet. Der Verbesserung der beruflichen Situation von Frauen sollte das Gleichberechtigungsgesetz (1993/94) dienen. Als im Rückblick größten Erfolg ihrer Amtszeit bewertet Merkel die von ihr betriebene Änderung des Kinder- und Jugendhilfegesetzes. Diese Novellierung brachte den formellen Rechtsanspruch auf einen Kindergartenplatz für Kinder ab drei Jahren. Zur Diskussion um die Beschneidung aus religiösen Gründen und den Schutz der Unversehrtheit von Kindern positionierte sich Merkel im Juli 2012: Merkel sprach sich gegen die steuerliche Gleichstellung von homosexuellen Paaren aus und erklärte, sie wolle die Privilegierung der Ehe erhalten. In diesem Zusammenhang stellte sich Merkel 2013 ausdrücklich gegen das gemeinsame Adoptionsrecht von gleichgeschlechtlichen Paaren. Diese Haltung begründete sie mit einem „schlechten Bauchgefühl“. Bis 2018 änderte sie ihre Meinung. Sie habe sich mit der Frage des Kindeswohls näher beschäftigt und befürworte seitdem das Adoptionsrecht auch für gleichgeschlechtliche Paare. Im Juni 2017 zeigte sie sich erstmals offen für eine Diskussion zur Eheöffnung, sprach von einer „Gewissensentscheidung“ und gab schließlich am 27. Juni 2017 den Weg frei für eine Abstimmung ohne Fraktionszwang im Bundestag. Sie selbst stimmte gegen die Eheöffnung. Verkehrs- und Infrastrukturpolitik Kurz vor der Bundestagswahl 2013 kam es zu einem öffentlichen Dissens zwischen Merkel und Horst Seehofer (CSU) zur Frage „PKW-Maut“. Während des Wahlkampfes betonte Merkel ihre ablehnende Haltung gegenüber der „PKW-Maut“. Sie bekräftigte im Kanzlerduell mit Peer Steinbrück ihr „Nein“ zu einer PKW-Maut mit den Worten: „Mit mir wird es keine Pkw-Maut geben“, allerdings setzte sich die CSU später im Koalitionsvertrag durch. Die PKW-Maut wurde schließlich 2019 durch den EuGH für nicht mit EU-Recht vereinbar erklärt. Außenpolitik Merkel ist Mitglied der Atlantik-Brücke, welche sich für intensive Beziehungen zwischen Deutschland und den Vereinigten Staaten einsetzt. Barack Obama bezeichnete Angela Merkel rückblickend gegen Ende seiner Präsidentschaft als seine außenpolitisch wichtigste Partnerin. Europäische Union Zukunft der Europäischen Union Während eines EU-Gipfels in Brüssel am 7. November 2012 warb Bundeskanzlerin Angela Merkel für die Vereinigten Staaten von Europa: „Ich bin dafür, dass die Kommission eines Tages so etwas wie eine europäische Regierung ist“. 2005 äußerte Merkel – unter anderem bei einem Besuch in Istanbul –, sie favorisiere eine „privilegierte Partnerschaft“ mit der Türkei statt deren Vollmitgliedschaft in der EU. Eurokrise Im Zuge der Weltfinanzkrise kam es zur Eurokrise, die Merkel mit ihrer Politik zu lösen versuchte. Sie bekräftigte immer wieder, dass der Euro eine starke Währung sei und suchte die Unterstützung von Frankreichs Präsidenten Hollande. Insbesondere bei den französischen Sozialisten war dies umstritten. So attackierte Frankreichs Industrieminister Arnaud Montebourg Merkel scharf und verglich sie mit Bismarck. Merkel tritt für einen strikten Sparkurs ein, der von einigen Kritikern wie dem Internationalen Währungsfonds als wachstumshemmend und krisenverschärfend betrachtet wird. Im Februar 2010 schloss Merkel Finanzhilfen für Griechenland ausdrücklich aus, erteilte jedoch bereits zwei Monate später ihre Zustimmung für das erste deutsche Hilfspaket für Griechenland in Höhe von 17 Milliarden Euro. Ende 2012 sagte sie, dass sie sich einen weiteren Schuldenschnitt für Griechenland im Jahr 2014 vorstellen könne. Sie stimmte 2010 sowohl für die provisorische EFSF als auch 2012 für den ESM mit dem Ziel der Stabilisierung des Euros. Merkel lehnt nach eigenem Bekunden EU-Anleihen, die der gemeinschaftlichen Schuldenaufnahme in der EU oder dem Euro-Währungsraum dienen könnten, ab. Sozialausgaben Auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos, 2013, begann Kanzlerin Merkel eine Serie von viel beachteten internationalen Stellungnahmen, die allesamt zum Inhalt hatten, dass Europa nur 7 % der Weltbevölkerung stellt und nur 25 % des weltweiten Bruttosozialprodukts erwirtschaftet, aber für fast 50 % der weltweiten Sozialleistungen aufkommt. Seit dieser Stellungnahme in Davos wurde dieses Argument ein wiederkehrender Bestandteil ihrer wichtigsten Reden. Der Economist sagte hierzu, ebenso wie Merkels Vision von vornherein als pragmatisch bezeichnet werden müsse, gelte Gleiches für ihren Plan zur Implementierung: Die Vision kann in drei Statistiken, einigen wenigen Karten und Fakten auf einer DIN-A-4-Seite zusammengefasst werden. Die Zahlen sind 7 %, 25 % und 50 %. Wenn Europa wettbewerbsfähig bleiben wolle, könne es sich schlicht nicht leisten, weiter so großzügig zu sein. Der Economist verglich damals Merkels Verwendung dieser Zahlen mit dem Verhalten der britischen Premierministerin Margaret Thatcher, die zu gegebener Zeit Passagen von Friedrich Hayeks Weg zur Knechtschaft aus ihrer Handtasche zog. In ähnlichem Sinn äußerte sich die Financial Times, die hervorhob, dass Merkel einen eindeutigen Bezug zwischen den Sozialleistungen und der mangelnden Wettbewerbsfähigkeit herstelle. Asylpolitik In der Flüchtlingskrise 2015 fand Merkels Entscheidung vom 4. September 2015, in Absprache mit den Regierungschefs von Österreich und Ungarn den an der österreichisch-ungarischen Grenze und in Budapest festsitzenden Flüchtlingen vor allem aus Syrien und Afghanistan die Einreise nach Deutschland ohne Registrierung durch Ungarn zu gestatten, großes Echo in den Medien und der Öffentlichkeit innerhalb und außerhalb Deutschlands. Zugleich unterstrich Merkel die Bedeutung einer einheitlichen europäischen Flüchtlings- und Asylpolitik. Zu den erklärten Eckpunkten ihrer Asyl-Politik gehören eine hohe Priorität für die Integration von Anfang an, schnellere Asylverfahren mit beschleunigter Abschiebung von allein aus wirtschaftlicher Not kommenden Menschen, klare Regeln und keine Toleranz für Parallelgesellschaften und eine konsequente Verfolgung fremdenfeindlicher Angriffe. Sie äußerte: „Wenn Europa in der Flüchtlingsfrage versagt, dann ginge ein entscheidender Gründungsimpuls eines geeinten Europas verloren. Nämlich die enge Verbindung mit den universellen Menschenrechten, die Europa von Anfang an bestimmt hat und die auch weiter gelten muss.“ Zudem vertritt sie den Standpunkt, dass der aktuelle Zustrom der Migranten „mehr Chancen als Risiken“ für Deutschland biete, wenn die Integration gelinge. In einem Interview sagte sie am 11. September 2015 unter anderem: „Das Grundrecht auf Asyl für politisch Verfolgte kennt keine Obergrenze; das gilt auch für die Flüchtlinge, die aus der Hölle eines Bürgerkriegs zu uns kommen.“ Großes Medienecho fand ihr Satz: Angesichts der großen Anzahl von Flüchtlingen erreichte aber die Zustimmung der Bundesbürger für Merkel im Oktober 2015 einen Tiefpunkt. Mit der Arbeit der Bundeskanzlerin waren laut ARD-Deutschlandtrend nur noch 54 Prozent der Befragten zufrieden, das waren neun Prozent weniger als im Vormonat, zudem handelte es sich um den schlechtesten Wert seit Dezember 2011. In einer CDU/CSU-Fraktionssitzung, in der Merkel drei Stunden lang mit Kritik aus der Fraktion konfrontiert wurde, sagte sie: Am 13. Dezember 2015 formulierte in Karlsruhe ein Parteitag der CDU in einem Leitantrag einen Kompromiss, in dem einerseits Merkels Asylpolitik, insbesondere die konsequente Ablehnung von Obergrenzen, mit großer Mehrheit unterstützt wurde, andererseits das Ziel festgeschrieben wurde, „die Zahl der Flüchtlinge spürbar zu reduzieren“. Diese Formulierung fand am folgenden Tag in einer Gastrede auch die Billigung des Hauptbefürworters der „Kontingente“, des CSU-Parteivorsitzenden Horst Seehofer. Merkel bestätigte nochmals ihren Satz vom 31. August „Wir schaffen das“, der zum geflügelten Wort wurde, und ergänzte „Ich kann das sagen, weil es zur Identität unseres Landes gehört“. Am 16. Dezember unterstützte sie vor dem Bundestag in Berlin in einer Regierungserklärung zur Asylpolitik die Absicht der EU, ihre Außengrenzen, auch bei gegenteiliger Meinung der betroffenen Länder, verstärkt durch EU-eigene Organisationen wie Frontex zu schützen. Merkels Haltung rief wiederholte Kritik aus der eigenen Fraktion, besonders jedoch aus der CSU, hervor. Der bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer bezeichnete Merkels Nicht-Aktivität an den Grenzen als „Herrschaft des Unrechts“ und forderte mehrfach eine Obergrenze für Flüchtlinge. Der seinerzeitige Präsident des Bundesverfassungsgerichts, Andreas Voßkuhle, bezeichnete eine Obergrenze als rechtlich unzulässig. Außerdem wurde Merkels Flüchtlingspolitik von verschiedenen Intellektuellen wie beispielsweise dem Althistoriker Alexander Demandt, dem Philosophen Peter Sloterdijk oder der Schriftstellerin Monika Maron kritisiert. Der Historiker Jörg Baberowski bemängelte sowohl Merkels Flüchtlingspolitik als auch die Versuche, Kritiker in eine „dunkeldeutsche“ Ecke zu verbannen. Der Entwicklungsökonom Paul Collier sieht zum Beispiel eine Politik der offenen Grenzen grundsätzlich als ethisch verwerflich an, weil sie den Menschen eine Art russisches Roulette aufnötige: Sie kommen über das Mittelmeer und müssen hoffen, dass ihr Boot nicht untergehe, ehe sie von Hilfsschiffen aufgenommen werden. Andererseits lobten viele Intellektuelle Merkels Flüchtlingspolitik, etwa in einem offenen Brief an die WELT. Der Politikwissenschaftler Herfried Münkler konstatierte, Merkel habe durch die Aufnahme von Flüchtlingen „Europa gerettet“, da Druck von kleineren Staaten genommen worden sei. In der New York Times warnte Ross Douthat vor der demographischen Auswirkung angesichts einer millionenfachen Zuwanderung mehrheitlich junger Männer, warf Merkel eine „edelgesinnte Verrücktheit“ vor und forderte sie zum Rücktritt auf. Auf der anderen Seite wählte die Zeitschrift Time Merkel zur Person des Jahres 2015 für ihre Haltung in der Flüchtlingskrise sowie ihre Rolle in der Ukraine-Krise. Im Januar 2016 schränkte Merkel bei einer Landesvertreterversammlung der CDU in Neubrandenburg ein, dass sie von den meisten Flüchtlingen erwarte, dass diese „wenn wieder Frieden in Syrien ist, wenn der IS im Irak besiegt ist, sie mit dem Wissen, das sie bei uns erworben haben, wieder in ihre Heimat zurückkehren.“ Nur ein geringer Teil habe Anspruch auf klassisches Asyl, die meisten Flüchtlinge genössen nur einen zeitweiligen Schutz durch die Genfer Flüchtlingskonvention. Militärische Konfliktlösungen Im Vorfeld des Irakkriegs bekundete Angela Merkel ihre Sympathien für die Irakpolitik der USA und die „Koalition der Willigen“. Sie kritisierte als deutsche Oppositionsführerin vom Boden der USA aus die Außenpolitik der Bundesregierung, was ihr scharfen Widerspruch aus Berlin einbrachte. Der SPD-Fraktionsvorsitzende Franz Müntefering beurteilte Merkels Äußerung als „Bückling gegenüber der US-Administration“. In einer Rede im Deutschen Bundestag am 19. März 2003 erklärte Merkel die Unterstützung der Union für das Ultimatum an Saddam Hussein als „letzte Chance des Friedens“ und forderte die Bundesregierung auf, dies ebenso zu tun, um „den Krieg im Irak wirklich zu verhindern“. Angela Merkels Grundhaltung zu militärischen Konfliktlösungen beschreibt sie in Veröffentlichungen aus dieser Zeit. Als „Ultima Ratio“ akzeptierte Merkel beispielsweise das NATO-Engagement im Kosovokrieg (1999) und stellt historische Vergleiche zur deutschen Geschichte an: Bezüglich des Abzugs der Atomwaffen in Deutschland besteht Merkel darauf, dass die Verhandlungen über den Abzug der Raketen gemeinsam mit den anderen Nato-Ländern und keinesfalls im Alleingang durchgeführt werden. Nahost-Politik Merkel hat sich bisher zurückhaltend zu einer deutschen Beteiligung an einer Friedenstruppe der Vereinten Nationen im Südlibanon zur Befriedung des Israel-Libanon-Konflikts geäußert. Israels Premier Olmert plädierte für die Beteiligung deutscher Soldaten. „Ich habe Kanzlerin Angela Merkel mitgeteilt, dass wir absolut kein Problem haben mit deutschen Soldaten im Südlibanon“, sagte er der Süddeutschen Zeitung. Zurzeit gebe es keine Nation, die sich Israel gegenüber freundschaftlicher verhalte als Deutschland. Am 18. März 2008 hielt Merkel in Israel vor der Knesset eine Rede, die sie auf Hebräisch begann. Sie betonte die historische Verantwortung Deutschlands für Israel; die Sicherheit des jüdischen Staates sei Teil der deutschen Staatsräson und niemals verhandelbar. Merkel war die erste ausländische Regierungschefin, die von der Knesset zu einer Rede eingeladen worden war. Bei einem Telefonat mit dem israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu im Jahr 2011 sagte Merkel, ihr fehle „jegliches Verständnis“ für die Genehmigung eines Siedlungsausbaus in Ostjerusalem durch die israelische Regierung. Zum Bürgerkrieg in Syrien forderte Merkel im Dezember 2011 ein Urteil des UN-Sicherheitsrates gegen den syrischen Staatspräsidenten Baschar al-Assad und stellte sich auf die Seite der Opposition. Im TV-Duell erklärte sie jedoch, Deutschland werde sich nicht an einem Militärschlag gegen Syrien beteiligen. Merkel will eine gemeinsame Haltung mit der Europäischen Union finden. Militärische Intervention in Libyen Im Vorfeld der militärischen Intervention in Libyen im Frühjahr 2011 zeigte sich Merkel überrascht darüber, „mit welcher Schnelligkeit bestimmte Fragen ins Auge gefasst werden“ und kritisierte, dass es eine „Reihe von französischen Aktivitäten“ gegeben habe, die „erst sehr kurzfristig“ bekannt geworden seien. Gaddafi führe ohne Zweifel Krieg gegen die eigene Bevölkerung. Man müsse aber „sehr aufpassen, dass wir nichts beginnen, was wir nicht zu Ende bringen können.“ Überrascht zeigte sie sich darüber, dass Frankreich den Nationalen Übergangsrat als libysche Regierung anerkannt hatte. Es handele sich dabei um keine Anerkennung im Sinne des Völkerrechts. Ukraine Merkel engagierte sich im Rahmen des sogenannten Normandie-Formats „Merkel-Hollande-Poroschenko-Putin“ mehrmals stundenlang bei der Konfliktlösung zwischen den ukrainischen und russischen Verbänden im Donbass, besonders beim Zustandekommen zweier Waffenstillstandsabkommen in der belarussischen Hauptstadt Minsk (siehe auch Minsk II). Dies war Teil einer ausgleichsorientierten Herangehensweise, die nach Beginn der Invasion der Ukraine von Andreas Heinemann-Grüder als gescheiterte „Beschwichtigungspolitik“ kritisiert wurde: Merkel habe sich trotz Kenntnis Putins bewusst gegen Waffenlieferungen an die Ukraine und ihre militärische Stärkung entschieden, da sie davon ausgegangen sei, dass Russland sowieso militärisch überlegen sei und nicht „provoziert“ werden dürfe, die Souveränität der Ukraine, über ihr eigenes Schicksal zu bestimmen, habe sie gering geachtet. Sie habe ohne strategische Weitsicht und Planung gehandelt. Andreas Rödder warf ihr vor, Putin unterschätzt und ihm gegenüber eine „Appeasement-Politik“ im Stile Neville Chamberlains betrieben zu haben. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj und der polnische Regierungschef Mateusz Morawiecki machten nach Invasionsbeginn 2022 Merkel schwere Vorwürfe, ihre Politik der Zugeständnisse gegenüber Russland hätte zu den Massakern von Butscha und der auf Rohstoffverkäufen basierenden Stärke Russlands geführt. Merkel nahm die in der Öffentlichkeit lautgewordene Kritik nicht an, das von ihr verhandelte Minsker Abkommen habe der Ukraine Zeit gegeben, militärisch stärker zu werden und ein Ende des Bau der Pipeline Nordstream II hätte „aus meiner Sicht das Klima mit Russland gefährlich verschlechtert“. Dazu sei Gas aus anderen Quellen deutlich teurer gewesen und sein Bezug hätte die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands gefährdet. Sie werde sich nicht für ihre diplomatischen Bemühungen entschuldigen, auch wenn diese fehlgeschlagen seien. Russland Nachdem auf den russischen Oppositionsführer Alexei Nawalny am 20. August 2020 ein Giftanschlag verübt worden war, forderte die von ihr geführte Bundesregierung eine Stellungnahme der russischen Regierung sowie Präsident Wladimir Putins. Die Sanktionen „gegen russische Beteiligte, die aufgrund ihrer offiziellen Funktion als verantwortlich für dieses Verbrechen und den Bruch internationaler Rechtsnormen gelten, sowie auf eine Einrichtung, die in das Nowitschok-Programm eingebunden ist“, erließ die EU auf Betreiben der Regierungen von Deutschland und Frankreich. Im Juni 2022, sechs Monate nach ihrem Abschied aus dem Kanzleramt, wies sie den Vorwurf zurück, eine Appeasement-Politik gegenüber Moskau betrieben zu haben. Sie nannte verschiedene Gründe, warum sie sich nicht für Fehler in der Russland-Politik zu entschuldigen habe. Diese Position bekräftigte sie bei verschiedenen Gelegenheiten, auch gegen Kritik aus ihrem ehemaligen politischen Umfeld. Bingener und Wehner urteilen, dass Merkel „keine grundsätzliche Sympathie“ für Putin gehabt habe. Aber sie habe ihn verstehen wollen und ihn oft getroffen, in der Hoffnung, Schlimmeres zu verhindern. Wegen ihrer Biografie habe sie eine emotionale Bindung zu Russland (nicht zu Putin). Vielleicht habe diese Emotionalität dafür gesorgt, dass sie als Kanzlerin nicht entschieden Härte in der Russlandpolitik gezeigt habe. Belarus Bei einem Treffen mit dem italienischen Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi 2011 äußerte Merkel sich zur Lage in Belarus. Sie und Berlusconi seien sich einig, dass man angesichts der Ereignisse nach der Präsidentschaftswahl im Vorjahr leider über neuerliche Sanktionen gegen dieses Land nachdenken müsse. Sie sehe die Entwicklung dort mit großer Sorge, insbesondere den Umgang mit der Opposition. Nach der Präsidentschaftswahl 2020, die de facto eine Scheinwahl des herrschenden Alexander Lukaschenko war, empfing Merkel während der Proteste im Herbst 2020 die Oppositionsführerin Swjatlana Zichanouskaja. Wegen der von Lukaschenko im Jahr 2021 herbeigeführten Migrationskrise an der Grenze zwischen Belarus und der Europäischen Union nahm Merkel Kontakt mit diesem auf. Rezeption Ostdeutsche Herkunft Merkel wurde dafür kritisiert, ihre ostdeutsche Herkunft während ihrer Kanzlerschaft in den Hintergrund gestellt zu haben. Ihre Rede zum Tag der Deutschen Einheit 2021 wurde als erstes öffentliches Bekenntnis zu ihren Erfahrungen mit Diskriminierung als Ostdeutscher gedeutet. Öffentlichkeitsarbeit Seit dem 8. Juni 2006 wendete sich Merkel als erstes Regierungsoberhaupt weltweit per Video-Podcast an die Öffentlichkeit. Sie nutzte dieses Medium wöchentlich (jeden Samstag), um Inhalt und Ziele der Regierungspolitik zu vermitteln. Auf diesem Weg hat sie sich auch verabschiedet. Zunächst produzierte Merkel-Biograf Wolfgang Stock den Podcast für etwa 6500 Euro pro Episode. Nach Kritik am Stil der Videobotschaft schrieb man die Produktion neu aus. Den Zuschlag erhielt die Evisco AG aus München. Da Jürgen Hausmann, einer der Vorstände der Evisco AG, ein Schwiegersohn des damaligen bayerischen Ministerpräsidenten Edmund Stoiber ist, wurden in den Medien Zweifel am ordnungsgemäßen Ablauf des Ausschreibungsverfahrens laut. Das ausschreibende Bundespresseamt wies die Vorwürfe zurück. „SMS-Kanzlerin“ Merkel war der erste Bundeskanzler, der Textnachrichten zur Kommunikation nutzte. Sie wurde deshalb auch als „SMS-Kanzlerin“ bezeichnet. Ein von Merkel zwischen 2003 und 2005 genutztes von der NSA abgehörtes Siemens S55 schenkte Merkel 2006 dem Bonner Haus der Geschichte. Ein vom Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik zugelassenes abhörsicheres Mobiltelefon wurde in der Öffentlichkeit häufig als Merkelphone bezeichnet. Tremor Weltweite Beachtung erhielt im Sommer 2019 ein nach Expertenmeinung wohl gesundheitlich unbedenklicher orthostatischer Tremor, der bei Merkel innerhalb weniger Wochen im bewegungslosen Stehen während zweier Staatsempfänge und einer Ministerernennung auftrat. Die militärische Zeremonie der darauf folgenden Staatsempfänge absolvierte sie im Sitzen. Auf diesbezügliche Fragen antwortete Merkel, es gebe keinen Grund zur Sorge und die Öffentlichkeit dürfe davon ausgehen, dass sie stets der „Verantwortung“ ihres Amtes entsprechend handele und auf ihre „Gesundheit achte“. Fernsehansprache 2020 In ihrer seit 2005 andauernden Kanzlerschaft wandte sich Angela Merkel außerhalb der Neujahrsansprachen einmal in einer Fernsehansprache („Rede an die Nation“) an die Öffentlichkeit. Anlass für diese Rede am 18. März 2020 war die COVID-19-Pandemie. Die Ansprache wurde von etwa 25 bis 30 Millionen Zuschauern verfolgt und als „historisch“ bezeichnet. Auch unter Merkels Vorgängern waren Fernsehansprachen selten; Gerhard Schröder etwa hielt nur zwei in sieben Jahren Amtszeit. Rezeption in der Kultur Satire Seit Merkels Amtsantritt als Bundeskanzlerin wurde ihre Person verschiedentlich parodiert. Internationale Bekanntheit erlangte in diesem Zusammenhang Tracey Ullman mit ihren Sketchen in der US-amerikanischen Tracey Ullman’s Show. In Deutschland wurde Antonia von Romatowski als Merkel-Parodistin bekannt. Sie stellte sie ab 2014 beim Münchner Nockherberg-Singspiel dar, seit 2020 in der Serie Binge Reloaded. 2021 synchronisierte sie die Merkel-Puppe in der Serie Spitting Image. Popkultur Merkel ist für eine stereotype Geste bekannt, bei der sie ihre Hände mit den Innenflächen so vor dem Bauch hält, dass sich die Daumen und Zeigefinger an den Spitzen berühren. Dadurch bildet sich die Form einer Raute, die in der Presse oft als Merkel-Raute bezeichnet wird. Zur Bundestagswahl 2013 nutzte die CDU im Rahmen einer Personalisierungsstrategie die für die Kanzlerin typische Geste und bildete sie auf einem Riesenposter in Berlin ab. Berlins ehemaliger SPD-Landeschef Jan Stöß bezeichnete dies als Personenkult. Als Deutschlandkette wurde eine Halskette bekannt, die die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel am 1. September 2013 beim Fernsehduell anlässlich der Bundestagswahl 2013 trug. Merkozy (auch: Sarkel bzw. Sarkokel) ist ein von den Medien kreiertes Kofferwort aus den Nachnamen von Angela Merkel und dem französischen Staatspräsidenten Nicolas Sarkozy. Das Konzept wurde nach der Ablösung Sarkozys fortgesetzt, wobei Merkhollande (ab 2012, auch Merkollande) und Mercron (ab 2017) deutlich weniger genutzt wurden und werden. In den 2010er Jahren entstand das Verb „merkeln“ als Neologismus mit der Bedeutung in wichtigen Angelegenheiten nichts tun und keine klaren Aussagen treffen, kein Risiko eingehen. Das Frequentativum belegte 2015 den 2. Platz bei der Wahl zum Jugendwort des Jahres. Manche zogen eine Parallele zu Helmut Kohl. Während seiner Kanzlerschaft wurde ihm oft ein entsprechendes Verhalten nachgesagt. Das damalige Schlagwort war Aussitzen. Merkel-Kritiker verwendeten es im Bundestags-Wahlkampf 2017. Darstellung in Literatur und Kunst Insbesondere in der zweiten Hälfte ihrer Kanzlerschaft wurde Angela Merkel mehrmals zur Hauptfigur in Theaterstücken, Romanen, Filmen und Werken der bildenden Kunst. 2000: Im Schlüsselroman Roberts Reise basiert die Figur Renate auf Merkel, die mit dem Autor Michael Schindhelm in der Akademie der Wissenschaften in einem Büro arbeitete. 2001: Der Schriftsteller Moritz von Uslar veröffentlicht die Erzählung Drei nach neun über einen gemeinsamen Auftritt mit Merkel bei der Talkshow 3 nach 9. 2007: In der ersten Auflage der vom Schriftsteller Florian Havemann als Tatsachenroman bezeichneten Autobiografie Havemann kommen unter anderem Merkel und ihr Mann Joachim Sauer vor, die 2008 zusammen mit anderen Personen vor Gericht Streichungen erwirkten. Seither ist das Buch in einer geschwärzten Ausgabe verfügbar. ab 2008: Der Bildhauer Peter Lenk stellt Merkel in verschiedenen Skulpturen im öffentlichen Raum satirisch dar (Ludwigs Erbe, 2008; Kampf um Europa, 2013; Paradiesschlange, 2015; The Cloud, 2015) 2013: Im Film Der Minister über die Plagiatsaffäre Guttenberg spielt Katharina Thalbach die an Merkel angelehnte Figur „Angela Murkel“. 2015: Die Tragödie Niobe. Raum im Ausnahmezustand von Boris Preckwitz; mit einer Übertragung des antiken Niobe-Mythos auf die Kanzlerschaft Merkels und ihre Krisenpolitik 2017: Der Roman Die Kanzlerin. Eine Fiktion von Konstantin Richter enthält spekulative seelische und gesundheitliche Befunde über die Hauptfigur. 2019: Das Elektro-Musical Merkel vom Theaterkollektiv Nineties in Utrecht 2019: Das Drama Angela I. von Katja Hensel im Auftrag der bremer shakespeare company thematisiert den Abtritt der Kanzlerin und Machtstrukturen in Auflösung. 2020: Der Film Die Getriebenen (ARD), nach dem Sachbuch Die Getriebenen: Merkel und die Flüchtlingspolitik von Robin Alexander über Merkels Rolle in der Flüchtlingskrise 2015. Merkel wird von Imogen Kogge dargestellt. 2020: Der dystopische Film-Thriller Ökozid (ARD) von Andres Veiel, in dem Merkel als Zeugin zu einem Klimakrisen-Prozess einbestellt wird. Merkel wird von Martina Eitner-Acheampong dargestellt. 2021: Reiterstatue Angela Merkel, 3D-Druck-Plastik aus Leichtbeton von Wilhelm Koch, 2023 zusammengebrochen Mit Miss Merkel: Mord in der Uckermark (2021) und Miss Merkel – Mord auf dem Friedhof (2022) hat David Safier aus der Altbundeskanzlerin eine Detektivin mit einer offensichtlichen Namensähnlichkeit zu Miss Marple gemacht. Der erstere Roman wurde unter dem Titel Miss Merkel – Ein Uckermark-Krimi mit Katharina Thalbach verfilmt. Die Erstausstrahlung im linearen Fernsehen erfolgte am 21. März 2023. 2022: Die Figur Anne Rohde in Uwe Tellkamps Roman Der Schlaf in den Uhren wurde als Anspielung auf Merkel gedeutet. Auszeichnungen und Ehrungen Staatliche Orden Großes Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland, erhalten 1996 Großkreuz des Verdienstordens der Italienischen Republik, verliehen am 21. März 2006 König-Abdulaziz-Orden, der höchste Orden Saudi-Arabiens für ausländische Regierungschefs, erhalten im Jahr 2007 Großkreuz des norwegischen Verdienstordens, erhalten am 15. Oktober 2007 Großkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland, erhalten von Bundespräsident Horst Köhler am 11. Januar 2008 Großkreuz des Ordens El Sol del Perú, verliehen vom peruanischen Präsidenten Alan García am 17. Mai 2008 Großkreuz des Ordens des Infanten Dom Henrique, verliehen vom portugiesischen Präsidenten Aníbal Cavaco Silva am 2. März 2009 Orden „Stara Planina“, der höchste bulgarische Orden, erhalten am 11. Oktober 2010 Presidential Medal of Freedom, die gleichrangig mit der Congressional Gold Medal höchste zivile Auszeichnung der Vereinigten Staaten von Amerika, erhalten von Präsident Barack Obama am 7. Juni 2011 „Ehrenmedaille des Präsidenten“, höchste Auszeichnung Israels (2014), erhalten von Präsident Schimon Peres am 25. Februar 2014 Großes Goldenes Ehrenzeichen am Bande für Verdienste um die Republik Österreich, verliehen am 27. August 2015 vom österreichischen Bundeskanzler Werner Faymann Großkreuz des Ordens Vytautas des Großen, verliehen von der litauischen Staatspräsidentin Dalia Grybauskaitė, erhalten am 23. Juni 2017 Orden des Marienland-Kreuzes I. Klasse, verliehen am 23. Februar 2021 von der estnischen Präsidentin Kersti Kaljulaid Orden der Freiheit, verliehen am 22. August 2021 vom ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj Orden für außergewöhnliche Verdienste um die Republik Slowenien, verliehen am 5. Oktober 2021 vom slowenischen Präsidenten Borut Pahor Großkreuz des Leopoldsordens, verliehen am 15. Oktober 2021 vom König der Belgier Philippe Großkreuz der Ehrenlegion, verliehen am 3. November 2021 vom französischen Präsidenten Emmanuel Macron Großkreuz des Ordens vom Niederländischen Löwen, verliehen am 13. Juli 2022 vom niederländischen Premierminister Mark Rutte Großkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland in besonderer Ausführung, verliehen am 17. April 2023 von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier Staatspreis des Landes Nordrhein-Westfalen, verliehen am 16. Mai 2023 von Ministerpräsident Hendrik Wüst Bayerischer Verdienstorden, verliehen am 21. Juni 2023 von Ministerpräsident Markus Söder Auszeichnungen nichtstaatlicher Organisationen Preis der Deutschen Gesellschaft e. V. für Verdienste um die deutsche und europäische Verständigung im Jahr 2005. Leo-Baeck-Preis des Zentralrats der Juden in Deutschland im Jahr 2007 World Statesman Award der Appeal of Conscience Foundation, verliehen im Jahr 2007 für ihr bisheriges Lebenswerk Robert-Schuman-Medaille der EVP verliehen 2007 Europe Award of Merit-Medaille der B’nai B’rith, erhalten am 11. März 2008 für ihr Engagement im Kampf gegen den Antisemitismus und Rassismus Karlspreis, erhalten am 1. Mai 2008 „für ihre Verdienste um die Weiterentwicklung der Europäischen Union“. Die Laudatio hielt der französische Staatspräsident Nicolas Sarkozy. Lucius D. Clay Medaille 2009 Eric-M.-Warburg-Preis der Atlantik-Brücke, verliehen am 25. Juni 2009 in der Library of Congress in Washington, D.C. Deutscher Medienpreis 2009, ausgezeichnet am 9. Februar 2010 in Baden-Baden. Die Jury begründete ihre Entscheidung damit, dass im Mittelpunkt ihres politischen Denkens und Handelns stets der Mensch stehe. „Die Würde und die Rechte des Individuums leiten Angela Merkel bei ihren politischen Entscheidungen, die geprägt sind von Berechenbarkeit und Verlässlichkeit“. Weiter verfolge die Kanzlerin einen Kurs, „der die Partnerschaft in den Vordergrund stellt, ohne dass sie die manchmal notwendige Konfrontation scheut“. Leo-Baeck-Medaille, erhalten am 21. September 2010 in New York für ihr Engagement für die Aussöhnung zwischen Juden und Deutschen Europapreis der Coudenhove-Kalergi-Stiftung, erhalten 2010, für außerordentliche Verdienste im europäischen Einigungsprozess Kaiser-Otto-Preis, erhalten am 24. August 2011 in Magdeburg für Verdienste um die europäische Vereinigung Preis für Verständigung und Toleranz des Jüdischen Museums Berlin, erhalten am 24. Oktober 2011 in Berlin Heinz-Galinski-Preis (28. November 2012) Indira-Gandhi-Friedenspreis 2013 Ehrenplakette des Bundes der Vertriebenen, 2014 Abraham-Geiger-Preis, 2015 Freedom Medal des Four Freedoms Awards, 2016 Eugen-Bolz-Preis für das Jahr 2017 Elie Wiesel Award für das Jahr 2017, ausgestellt vom United States Holocaust Memorial Museum Lampe des Friedens vom Franziskaner-Konvent in Assisi für ihre Bemühungen um die Versöhnung und das friedliche Zusammenleben der Völker, erhalten am 12. Mai 2018 Fulbright-Preis 2018 Theodor-Herzl-Preis 2019 des Jüdischen Weltkongresses (WJC) Buber-Rosenzweig-Medaille 2020 des Deutschen Koordinierungsrates der Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit für ihr entschiedenes Eintreten gegen antisemitische und rassistische Tendenzen in Politik, Gesellschaft und Kultur, Henry-Kissinger-Preis 2020 der American Academy in Berlin „…für drei Jahrzehnte öffentlichen Dienstes und ihre prinzipientreue Politik zur Gestaltung einer zunehmend integrierten und widerstandsfähigen Europäischen Union“ Auszeichnung „Rede des Jahres 2020“ der Eberhard Karls Universität Tübingen für die Fernsehansprache am 18. März 2020 anlässlich der COVID-19-Pandemie Europäischer Bürgerrechtspreis der Sinti und Roma 2021 Europapreis Karl V. 2021 Johann-Peter-Frank-Medaille verliehen am 18. August 2021 vom Bundesverband der Ärztinnen und Ärzte des öffentlichen Gesundheitsdienstes Walther-Rathenau-Preis 2021 Nansen-Flüchtlingspreis des UNHCR 2022 Félix-Houphouët-Boigny-Friedenspreis der UNESCO 2022 Ehrendoktorwürden Ehrendoktorwürde in Philosophie der Hebräischen Universität Jerusalem, verliehen im Jahr 2007 Ehrendoktorwürde der Universität Leipzig, verliehen am 3. Juni 2008 durch die Fakultät für Physik und Geowissenschaften „für ihre Verdienste um das Fachgebiet Physik und seine Reputation bei ihrem Einsatz für den Schutz der Umwelt, der Demokratie und der Menschenrechte“. Die Laudatio hielt Javier Solana. Ehrendoktorwürde der Technischen Universität Breslau, verliehen am 24. September 2008 für ihre Verdienste um die Annäherung zwischen Deutschland und Polen Ehrendoktorwürde der New School, New York, verliehen am 19. Februar 2009 in Berlin. Die Laudatio hielt Fritz Stern. Ehrendoktorwürde der Universität Bern, verliehen am 5. Dezember 2009 durch den Senat und die Universitätsleitung bei deren 175. Stiftungsfeier für ihren Einsatz für das öffentliche Wohl und den Klimaschutz sowie für ihre Verdienste um die europäische Integration, die Pflege des jüdisch-christlichen Dialogs und ihr Engagement für die Anliegen der Frauen Ehrendoktorwürde der Universität Russe in Bulgarien, erhalten am 11. Oktober 2010 Ehrendoktorwürde der Babeș-Bolyai-Universität, erhalten am 12. Oktober 2010 in Klausenburg/Cluj (Rumänien) für „ihre Verdienste um Europa und ihren Beitrag zur Lösung der Globalisierungs-Probleme“ Ehrendoktorwürde der Ewha Frauenuniversität, erhalten am 11. November 2010 in Seoul Ehrendoktorwürde der Universität Tel Aviv, verliehen am 1. Februar 2011 Ehrendoktorwürde der Radboud-Universität Nijmegen, verliehen am 23. Mai 2013 Ehrendoktorwürde der Comenius-Universität Bratislava, verliehen am 20. Oktober 2014 Ehrendoktorwürde der Universität Szeged, verliehen am 2. Februar 2015 Ehrendoktorwürde der Universität Nanjing, verliehen am 12. Juni 2016 Ehrendoktorwürden der Katholischen Universität Löwen und der Universität Gent, verliehen am 12. Januar 2017 Ehrendoktorwürde der Universität Haifa, verliehen am 4. Oktober 2018 Ehrendoktorwürde der Universität Harvard, verliehen am 30. Mai 2019 durch die juristische Fakultät Ehrendoktorwürde der Handelshochschule Leipzig, verliehen am 31. August 2019 Ehrendoktorwürde der Johns Hopkins University, verliehen am 14. Juli 2021 Ehrendoktorwürde der Technion Haifa, verliehen am 10. Oktober 2021 Ehrendoktorwürde des Institut d’études politiques de Paris (Sciences Po), verliehen am 27. Juni 2023 Sonstige In den Ranglisten des US-Wirtschaftsmagazins Forbes hat Merkel während ihrer Kanzlerschaft häufig hohe Positionen erreicht. In den Jahren 2006 bis 2009 und 2011 bis 2020 führte sie die Liste der 100 mächtigsten Frauen der Welt an. In die Forbes-Liste der mächtigsten Personen der Welt wurde Merkel insgesamt neun Mal aufgenommen (2009 bis 2016 und 2018). Im Jahr 2012 rangierte sie in jener Liste hinter Barack Obama auf Platz 2. Es ist der höchste Rang, den (mit Stand 2018) jemals eine Frau in dieser Liste erreicht hat. Für das US-Nachrichtenmagazin Time gehörte Merkel neun Mal zu den 100 Personen, die die Welt am meisten prägten, nämlich 2006, 2007, 2009, 2011, 2012, 2014, 2015, 2016 und 2020. Am 9. Dezember 2015 kürte sie Time zur Person of the Year, der ersten Deutschen mit dieser Würdigung seit Willy Brandt 1970. Auf dem Titelbild der Zeitschrift wurde sie als „Chancellor of the Free World“ (Kanzlerin der Freien Welt) bezeichnet. Am 16. Februar 2008 wurde sie zum Ehrenmitglied von Energie Cottbus ernannt. Am 2. Juni 2011 wurde im Rahmen ihres Besuchs in Singapur eine Orchideen-Züchtung der Gattung Dendrobium auf den Namen „Dendrobium Angela Merkel“ getauft. In der ersten Hälfte der 2010er Jahre kamen viele Menschen als Flüchtlinge nach Deutschland. In mehreren Fällen benannten Eltern aus Dankbarkeit für das Engagement Angela Merkels in der Flüchtlingssache ihr neugeborenes Kind nach Angela Merkel. In der Presse erwähnt ist ein syrisches Kind mit dem Vornamen Angela Merkel; ein weiteres syrisches Kind mit dem Namen Serbia Merkel Al-Mustafa; das als Christ Merkel benannte Kind einer Kamerunerin und die Tochter einer Ghanaerin Angela Merkel Adé. Nach Auskunft des namenskundlichen Instituts in Leipzig sei diese Form der Verehrung in vielen Kulturen üblich. Ehrenbürgerin der Stadt Templin (seit 27. Juni 2018) Im Oktober 2021 erklärte Xi Jinping als Staatsoberhaupt der Volksrepublik China Merkel zur Alten Freundin des chinesischen Volkes. Merkel bereiste China während ihrer Amtszeit zwölf Mal und besuchte bei jeder Chinareise zusätzlich eine andere Stadt. Xi Jinping würdigte dies und ihre Art der Diplomatie, die zu guten chinesisch-deutschen Beziehungen beigetragen habe, sowie ihre Kenntnis zu „manchen Realitäten in China“. Zu ihrer Verabschiedung als Bundeskanzlerin erhielt Angela Merkel am 2. Dezember 2021 einen Großen Zapfenstreich in Gegenwart der Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer und des Generalinspekteurs der Bundeswehr Eberhard Zorn. Sie überraschte mit der Auswahl der drei Musikstücke, die sie sich wünschte: Du hast den Farbfilm vergessen, Für mich soll’s rote Rosen regnen und Großer Gott, wir loben dich. Die CDU Mecklenburg-Vorpommern nominierte Merkel wenige Tage nach dem Ende ihrer Bundeskanzlerzeit als Wahlfrau zur Wahl des Bundespräsidenten 2022. Veröffentlichungen Politische Schriften Was also ist mein Land? (mit drei Reden: von 2008 in der Knesset, Jerusalem, und vom August 2015 mit dem oft zitierten Wir-schaffen-das-Satz und vom Oktober 2021 nach der Bundestagswahl.) 2022, Aufbau-Verlag, Berlin. Wissenschaftliche Veröffentlichungen R. Der, A. Merkel, H.-J. Czerwon (1980): On the influence of spatial correlations on the rate of chemical reactions in dense gases. I. Quantum statistical theory. In: Chemical Physics 53, S. 427–435. R. Der, R. Haberlandt, A. Merkel (1980): On the influence of spatial correlations on the rate of chemical reactions in dense systems. II. Numerical results. In: Chemical Physics 53, S. 437–442. I. Böger, A. Merkel, J. Lachmann, H.-J. Spangenberg, T. Turanyi (1982): An Extended Kinetic Model and its Reduction by Sensitivity Analysis for the Methanol//Oxygen Gas-Phase Thermolysis. In: Acta Chimica Hungarica 129, S. 855–864. A. Merkel, I. Böger, H. J. Spangenberg, L. Zülicke (1982): Berechnung von Hochdruck-Geschwindigkeitskonstanten für Zerfalls- und Rekombinationsreaktionen einfacher Kohlenwasserstoffmoleküle und -radikale. In: Zeitschrift für Physikalische Chemie 263, S. 449–460. A. Merkel, L. Zülicke (1985): Berechnung von Geschwindigkeitskonstanten für den C-H-Bindungsbruch im Methylradikal. In: Zeitschrift für Physikalische Chemie 266, S. 353–361. A. Merkel, L. Zülicke (1987): Nonempirical parameter estimate for the statistical adiabatic theory of unimolecular fragmentation carbon-hydrogen bond breaking in methyl. In: Molecular Physics 60, S. 1379–1393. A. Merkel, Z. Havlas, R. Zahradnik (1988): Evaluation of the rate constant for the SN2 reaction fluoromethane + hydride: methane + fluoride in the gas phase. In: Journal of American Chemical Society 110, S. 8355–8359. H. Mix, J. Sauer, K.-P. Schröder, A. Merkel (1988): Vibrational Properties of Surface Hydroxyls: Nonempirical Model Calculations Including Anharmonicities. In: Coll. Czechoslov. Chem. Commun. 53, S. 2191–2202. F. Schneider, A. Merkel (1989): The lowest bound states of triplet BH2+ In: Chemical Physics Letters 161, S. 527–531. L. Zülicke, A. Merkel (1990): Theoretical approach to reactions of polyatomic molecules. In: International Journal of Quantum Chemistry 36, S. 191–208. Dokumentarfilme (Auswahl) Kohls Mädchen, Kohls Erbin – Angela Merkels Weg zur Macht. Dokumentarfilm, 30 Min. Ein Film von Wolfgang Landgraeber, Wilfried Prill. Produktion: ARD. Deutschland 2000. Angela Merkel – Die Unerwartete. Dokumentarfilm, 90 Min. Regie: Torsten Körner und Matthias Schmidt. Produktion: Broadview TV, MDR, in Zusammenarbeit mit arte. Deutschland 2016. Mensch Merkel! – Widersprüche einer Kanzlerin. Dokumentarfilm, 45 Min. Ein Film von Bernd Reufels. Produktion: Kelvinfilm im Auftrag des ZDF. Deutschland 2019. Stunden der Entscheidung – Angela Merkel und die Flüchtlinge. Dokudrama, 89 Min. Regie: Christian Twente. Produktion: AVE Publishing im Auftrag des ZDF. Deutschland 2019. Angela Merkel – Frau Bundeskanzlerin. Dokumentation in 5 Teilen à 50 Min, Regie: Stefan Aust. Produktion: RTL/TV Now, Deutschland 2021. Angela Merkel – Im Lauf der Zeit. Dokumentarfilm. Regie: Torsten Körner. 90 Minuten. Arte, MDR. Deutschland 2022. Literatur (Auswahl) (alphabetisch geordnet) Robin Alexander: Die Getriebenen: Merkel und die Flüchtlingspolitik. Siedler, München 2017, ISBN 978-3-8275-0093-9. Robin Alexander: Machtverfall. Merkels Ende und das Drama der deutschen Politik. Ein Report. 4. Auflage. Siedler, München 2021, ISBN 978-3-8275-0141-7 (mit Personenregister). Nikolaus Blome: Angela Merkel – Die Zauderkünstlerin. Pantheon. München 2013, ISBN 978-3-570-55201-8. Ralph Bollmann: Angela Merkel. Die Kanzlerin und ihre Zeit. Biografie. 2. Auflage. C. H. Beck, München 2021, ISBN 978-3-406-74111-1 (mit Anmerkungen und Quellenverzeichnis). Jacqueline Boysen: Angela Merkel. Eine Karriere. 2. Auflage. Ullstein, Berlin 2005, ISBN 978-3-548-36832-0. Stephan Hebel: Merkel. Bilanz und Erbe einer Kanzlerschaft. Westend, Frankfurt am Main 2018, ISBN 978-3-86489-254-7. Margaret Heckel: So regiert die Kanzlerin. Eine Reportage. Piper, München 2009, ISBN 978-3-492-05331-0. Gertrud Höhler: Die Patin. Wie Angela Merkel Deutschland umbaut.Orell Füssli, Zürich 2012, ISBN 978-3-280-05480-2. Ferdinand Knauß: Merkel am Ende: Warum die Methode Angela Merkels nicht mehr in unsere Zeit passt. FinanzBuch Verlag, München 2018, ISBN 978-3-95972-148-6. Herlinde Koelbl: Angela Merkel – Portraits 1991 bis 2021, Taschen GmbH, Köln, ISBN 978-3-8365-8873-7.DNB-Link Ewald König: Merkels Welt zur Wendezeit – Weitere deutsch-deutsche Notizen eines Wiener Korrespondenten. Mitteldeutscher Verlag, Halle (Saale) 2015, ISBN 978-3-95462-473-7. Torsten Körner: Die Kanzlerin am Dönerstand. Miniaturen aus dem Leben von Angela Merkel. Kiepenheuer & Witsch, Köln 2021, ISBN 978-3-462-00173-0. Stefan Kornelius: Angela Merkel. Die Kanzlerin und ihre Welt. Hoffmann und Campe, Hamburg 2013, ISBN 978-3-455-50291-6. Dirk Kurbjuweit: Angela Merkel. Die Kanzlerin für alle? Hanser, München 2009, ISBN 978-3-446-20743-1. Günther Lachmann, Ralf Georg Reuth: Das erste Leben der Angela M. Piper, München 2013, ISBN 978-3-492-05581-9. Gerd Langguth: Angela Merkel. Aufstieg zur Macht. Biografie. Aktualisierte und erweiterte Neuausgabe. Deutscher Taschenbuch Verlag, München 2007, ISBN 978-3-423-34414-2. Kati Marton: The Chancellor: The Remarkable Odyssey of Angela Merkel. William Collins, London 2021, ISBN 978-0-00-849946-4. Philip Plickert (Hrsg.): Merkel: Eine kritische Bilanz. FinanzBuch Verlag, München 2017, ISBN 978-3-95972-065-6. Volker Resing: Angela Merkel. Die Protestantin. Ein Porträt. Überarbeitete und ergänzte Neuausgabe. Benno, Leipzig 2015, ISBN 978-3-7462-4563-8. Andreas Rinke: Das Merkel-Lexikon: Die Kanzlerin von A–Z. Dietrich zu Klampen, Springe 2016, ISBN 978-3-86674-540-7. Hinrich Rohbohm: Merkels Maske. Kanzlerin einer anderen Republik. 2. Auflage. JF Edition, Berlin 2020, ISBN 978-3-929886-63-4. Evelyn Roll: Das Mädchen und die Macht. Angela Merkels demokratischer Aufbruch. Rowohlt, Berlin 2001, ISBN 978-3-87134-429-9. Josef Schlarmann: Angela Merkel aus der Nähe, Lau Verlag, Reinbek 2017, ISBN 978-3-957681-91-1. Wolfgang Stock: Angela Merkel. Eine politische Biographie. Neuauflage. Olzog, München 2005, ISBN 978-3-7892-8168-6. Ursula Weidenfeld: Die Kanzlerin: Porträt einer Epoche. rowohlt Berlin 2021, ISBN 978-3-7371-0123-3. Heike Wolter, Julia Christof: Angela Merkel – Die erste Bundeskanzlerin edition riedenburg, Salzburg 2021, ISBN 978-3-99082-072-8. Weblinks aktuelle Internetpräsenz: Bundeskanzlerin a. D. Dr. Angela Merkel Angela Merkel (Wayback Machine) Hanns Jürgen Küsters und Michael Borchard: Angela Merkel (geb. Kasner). Biographie. In: Konrad-Adenauer-Stiftung, Geschichte der CDU Angela Merkel; Im Lauf der Zeit (Wayback Machine) In: ardmediathek.de; Online bis 7. Januar 2023 Einzelnachweise Bundeskanzler (Deutschland) Familienminister (Bundesrepublik Deutschland) Umweltminister (Bundesrepublik Deutschland) Bundesparteivorsitzender der CDU Generalsekretär der CDU Bundestagsabgeordneter (Mecklenburg-Vorpommern) Vorsitzender der CDU/CSU-Bundestagsfraktion Parteivorsitzender der CDU Mecklenburg-Vorpommern DA-Mitglied Funktionär der Freien Deutschen Jugend (DDR) Politiker (20. Jahrhundert) Politiker (21. Jahrhundert) Person (deutsch-französische Beziehungen) Mitarbeiter (Akademie der Wissenschaften der DDR) Träger des Verdienstordens der Italienischen Republik (Großkreuz) Träger des Ordens Stara Planina Träger des Ordens El Sol del Perú (Collane) Träger des Ordens des Infanten Dom Henrique (Großkreuz) Träger der Presidential Medal of Freedom Träger des norwegischen Verdienstordens (Großkreuz) Träger des Großen Goldenen Ehrenzeichens am Bande für Verdienste um die Republik Österreich Träger des Vytautas-Magnus-Ordens (Großkreuz) Träger des Ordens des Marienland-Kreuzes (I. Klasse) Träger des ukrainischen Ordens der Freiheit Träger der Wilhelm-Leuschner-Medaille Träger des Ordens vom Niederländischen Löwen (Großkreuz) Träger von Orden und Ehrenzeichen (Slowenien) Träger des Bundesverdienstkreuzes (Großkreuz in besonderer Ausführung) Träger des Staatspreises des Landes Nordrhein-Westfalen Träger des Bayerischen Verdienstordens Karlspreisträger Ehrenbürger von Templin Ehrendoktor der Hebräischen Universität Jerusalem Ehrendoktor der Technischen Universität Breslau Ehrendoktor der Handelshochschule Leipzig Ehrendoktor der Universität Leipzig Ehrendoktor der Universität Bern Ehrendoktor der Universität Tel Aviv Ehrendoktor der Babeș-Bolyai-Universität Cluj Ehrendoktor einer Universität in Südkorea Ehrendoktor der Angel-Kantschev-Universität Russe Ehrendoktor einer Universität in den Vereinigten Staaten Ehrendoktor einer Universität in China Ehrendoktor der Comenius-Universität Bratislava Ehrendoktor der Radboud-Universität Nijmegen Ehrendoktor der Universität Szeged Ehrendoktor der Katholieke Universiteit Leuven (KUL) Ehrendoktor der Universität Gent Ehrendoktor der Universität Haifa Ehrendoktor der Harvard University Ehrendoktor der Johns Hopkins University Ehrendoktor des Technion Ehrendoktor des Institut d’études politiques Träger des Leopoldsordens (Großkreuz) Mitglied der Ehrenlegion (Großkreuz) DDR-Bürger Übersiedler in der DDR Deutscher Geboren 1954 Frau
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https://de.wikipedia.org/wiki/Alicia%20Silverstone
Alicia Silverstone
Alicia Silverstone [] (* 4. Oktober 1976 in San Francisco, Kalifornien) ist eine US-amerikanische Schauspielerin. Bekannt wurde sie in den 1990er Jahren durch den Film Clueless – Was sonst! und als Batgirl in Batman & Robin sowie durch ihre Auftritte in drei Musikvideos der Band Aerosmith. Jugend Silverstone wurde als Tochter britischer Eltern, eines Immobilieninvestors und einer Flugbegleiterin, geboren. Sie hat zwei ältere Geschwister, eine Halbschwester aus der ersten Ehe ihres Vaters und einen Bruder. Alicia Silverstone kommt aus einer jüdischen Familie und bezeichnet sich selbst als jüdisch. Sie wuchs in San Francisco auf und besuchte die „Crocker Middle School“ und anschließend die „San Mateo High School“. Im Alter von sechs Jahren begann Silverstone zu modeln und trat in Werbespots auf, erstmals für Domino’s Pizza. Sie verbrachte ihre Sommerferien gern in England, wo sie eine wachsende Begeisterung für dortige Theateraufführungen entwickelte. Neben Ballettstunden belegte sie deswegen mit 13 Jahren auch Schauspielkurse. Karriere Silverstones erste Rolle war 1992 ein Auftritt in der elften Episode der fünften Staffel der Fernsehserie Wunderbare Jahre als Jessica. Ihre erste Kinorolle hatte sie in dem Film Das Biest ein Jahr später. Um die Auflagen für Kinderarbeit zu umgehen, beantragte Silverstone mit 15 Jahren erfolgreich die rechtliche Selbstständigkeit. Für den Film wurde sie mit zwei MTV Movie Awards ausgezeichnet. Bei dieser Preisverleihung weckte sie die Aufmerksamkeit von Steven Tyler, der Leadsänger der Rockband Aerosmith, was ihr Rollen in drei Videoclips der Band einbrachte – zu den Songs Cryin’, Amazing und Crazy. In letzterem Video spielte sie zusammen mit Liv Tyler, der Tochter des Sängers. Ihren schauspielerischen Durchbruch hatte Alicia Silverstone 1995 mit der Komödie Clueless – Was sonst!, in der sie zum typischen Beispiel des kalifornischen Teenagers wurde. Die Regisseurin Amy Heckerling besetzte Silverstone in der Hauptrolle, nachdem sie sie in den Aerosmith-Videos gesehen hatte. Clueless war sowohl bei Kritikern als auch beim Kinopublikum ein Erfolg. Silverstone konnte erneut zwei MTV Movie Awards gewinnen und schloss einen Vertrag für zehn Millionen Dollar mit Columbia TriStar über weitere Filme. Im selben Jahr war sie auch in der Romanverfilmung Innocent Babysitter zu sehen. 1997 spielte sie das Batgirl in der vierten Batman-Verfilmung Batman & Robin an der Seite von George Clooney. Der Film erhielt überwiegend schlechte Kritiken und Silverstone wurde mit dem Negativpreis Goldene Himbeere als schlechteste Nebendarstellerin prämiert. Des Weiteren war sie in einer Hauptrolle in der Komödie Ärger im Gepäck neben Benicio del Toro und Christopher Walken zu sehen. Erstmals war sie hier auch als Produzentin tätig. 1999 spielte sie an der Seite von Brendan Fraser die Hauptrolle in der romantischen Komödie Eve und der letzte Gentleman. Zu Beginn des neuen Jahrtausends zog sich Silverstone aus dem Mainstream-Kino zurück und stand überwiegend für Independent-Filme und Fernsehprojekte vor der Kamera. Außerdem spielte sie in einigen Theaterstücken. Im Jahr 2000 war sie in der Shakespeare-Adaption Verlorene Liebesmüh’ (von und mit Kenneth Branagh) zu sehen. In dem Film musste sie auch singen und tanzen. Ab 2001 lieh sie der Comicfigur Sharon Spitz in der Serie Braceface ihre Stimme und erhielt dafür 2002 eine Nominierung für den Fernsehpreis Emmy. 2002 gab sie ihr Broadway-Debüt als Elaine Robinson in dem Stück Die Reifeprüfung neben Kathleen Turner. Ein Jahr später spielte sie die Hauptrolle einer jungen Anwältin in der Serie Kate Fox & die Liebe. Die Serie erhielt gute Kritiken und Silverstone wurde für einen Golden Globe nominiert, trotzdem war sie kein Erfolg und wurde nach einer Staffel wieder eingestellt. 2004 war sie an der Seite von Sarah Michelle Gellar in der erfolgreichen Komödie Scooby Doo 2 zu sehen und spielte 2005 eine Friseurin in Beauty Shop, der Fortsetzung des Films Barbershop. 2006 war Silverstone als Jack Starbright in Stormbreaker neben Ewan McGregor und Mickey Rourke zu sehen. Der Film entstand nach dem Roman Das Geheimnis von Port West von Anthony Horowitz aus der Alex-Rider-Buchreihe. Ursprünglich sollten weitere Bücher dieser Reihe verfilmt werden, da der Film jedoch kein finanzieller Erfolg war, wurden keine Fortsetzungen produziert. 2008 hatte sie einen Cameo-Auftritt in der Komödie Tropic Thunder. Von 2009 bis 2010 stand sie für das Theaterstück Time Stands Still auf der Bühne. Das Stück sowie Silverstones Leistung wurden positiv aufgenommen. 2010 beendete sie ihre Mitarbeit an dem Stück, um sich wieder ihrer Filmkarriere zu widmen. Ihre Rolle der Mandy wurde mit Christina Ricci neu besetzt. 2010 spielte sie eine Lehrerin in der Teenagerkomödie Von der Kunst, sich durchzumogeln. Im selben Jahr drehte sie neben Sigourney Weaver den Vampirfilm Vamps – Dating mit Biss, welcher allerdings erst zwei Jahre später den Weg ins Kino fand. Für diesen Film stand sie nach Clueless zum zweiten Mal unter der Regie von Amy Heckerling vor der Kamera. Des Weiteren spielte sie neben Hugh Jackman und Jennifer Garner in dem Drama Alles in Butter, das ebenfalls 2012 in den amerikanischen Kinos veröffentlicht wurde. 2012 spielte Silverstone eine wiederkehrende Rolle in der Serie Suburgatory an der Seite ihres ehemaligen Clueless-Kollegen Jeremy Sisto. 2013 drehte sie den Serien-Piloten HR, indem sie die Leiterin einer Personalabteilung darstellt, die nach einer Kopfverletzung ihre Lebenseinstellung ändert. In Ass Backwards – Die Schönsten sind wir (2013) übernahm Silverstone die Rolle der ehemaligen Schönheitskönigin Laurel. Die Komödie wurde 2013 auf einigen Filmfestivals gezeigt und in Deutschland direkt auf DVD veröffentlicht. In der schwarzen Komödie Catfight spielte Silverstone 2016 an der Seite von Anne Heche und Sandra Oh eine der Hauptrollen. Der Film wurde nur in ausgewählten Kinos veröffentlicht, erhielt aber weitgehend positive Kritiken. 2017 übernahm sie die Rolle der Susan Heffley in der vierten Verfilmung der Gregs-Tagebuch-Buchreihe, die zuvor von Rachael Harris verkörpert wurde. Der Film, der unter dem Titel Gregs Tagebuch – Böse Falle! in Deutschland veröffentlicht wurde, wurde von der Kritik negativ bewertet und konnte nicht an die Erfolge der vorherigen Filme anknüpfen, stellte aber mit einem weltweiten Einspielergebnis von 40,1 Millionen US-Dollar Silverstones erfolgreichsten Film seit Beauty Shop (2005) dar. In dem Psychothriller The Killing of a Sacred Deer unter der Regie von Yorgos Lanthimos war Silverstone 2017 an der Seite von Colin Farrell und Nicole Kidman in einer Nebenrolle zu sehen. Der Film konkurrierte bei den 70. Filmfestspielen von Cannes um die Goldene Palme und war ein Arthouse-Erfolg. 2018 spielte sie die Tochter von Diane Keatons Charakter in der Komödie Book Club – Das Beste kommt noch, die mit einem weltweiten Einspielergebnis von rund 104 Millionen Dollar, Silverstones größter Kassenerfolg seit Scooby Doo 2 (2004) wurde. Im gleichen Jahr spielte sie die Hauptrolle in der kurzlebigen Serie American Woman, die nach einer Staffel eingestellt wurde. 2019 spielte sie neben Riley Keough unter der Regie des österreichischen Regie-Duos Veronika Franz und Severin Fiala in dem Horrorthriller The Lodge. Von 2020 bis 2021 gehörte sie zur Stammbesetzung der Serie Der Babysitter-Club. Für ihre schauspielerische Leistung wurde sie für den Daytime Emmy Award und den Children’s and Family Emmy Award nominiert. In der von Netflix produzierten Komödie Senior Year (2022) spielte sie neben Rebel Wilson. Persönliches Seit Jahren ist Silverstone eines der prominenten Gesichter von PeTA-Kampagnen, die sich für Tierrechte und Veganismus einsetzen. So zeigte sie sich 2007 nackt in einem Werbespot und auf Plakaten der Tierschutzorganisation, und 2016 ließ sie sich für eine Kampagne gegen das Tragen von Wolle erneut nackt fotografieren. Silverstone ist seit 1998 Veganerin und wurde 2004 von PeTA zur Sexiest Female Vegetarian gekürt. 2009 erschien The Kind Diet, ihr Buch über vegane Ernährung, das als Meine Rezepte für eine bessere Welt auch auf Deutsch erschienen ist. Das Buch schaffte es auf Platz 1 der Bestsellerliste der New York Times. Dazu betreibt sie ein Weblog. 2014 erschien ihr zweites Buch, The Kind Mama, in dem sie für Attachment Parenting wirbt. Im Juni 2005 heiratete sie Christopher Jarecki, Sänger der Musikgruppe S.T.U.N. Das Paar lebte in Los Angeles und bekam im Mai 2011 einen Sohn, 2018 ließen sie sich scheiden. Filmografie Filme 1993: Das Biest (The Crush) 1993: Die Macht der Liebe (Torch Song, Fernsehfilm) 1993: Scherben des Glücks (Scattered Dreams, Fernsehfilm) 1994: Cool and the Crazy (Fernsehfilm) 1995: Le Nouveau Monde 1995: Hideaway – Das Versteckspiel (Hideaway) 1995: Clueless – Was sonst! (Clueless) 1995: Innocent Babysitter (The Babysitter) 1995: Deception – Tödliche Täuschung (True Crime) 1997: Batman & Robin 1997: Ärger im Gepäck (Excess Baggage) 1999: Eve und der letzte Gentleman (Blast from the Past) 2000: Verlorene Liebesmüh’ (Love’s Labour’s Lost) 2002: Global Heresy 2003: Abgezockt! (Scorched) 2004: Scooby Doo 2 – Die Monster sind los (Scooby Doo 2: Monsters Unleashed) 2005: Beauty Shop 2005: Silence Becomes You – Bilder des Verrats (Silence Becomes You) 2006: Stormbreaker 2006: Licht der Hoffnung (Candles on Bay Street, Fernsehfilm) 2008: Tropic Thunder 2011: Von der Kunst, sich durchzumogeln (The Art of Getting By) 2012: Alles in Butter (Butter) 2012: Vamps – Dating mit Biss (Vamps) 2013: Ass Backwards – Die Schönsten sind wir (Ass Backwards) 2013: Gods Behaving Badly 2014: Angels in Stardust 2014: Ab durch den Dschungel (Jungle Shuffle, Sprechrolle) 2015: Das Königreich des Nussknackers (The Nutcracker Sweet, Sprechrolle) 2016: King Cobra 2016: Catfight 2016: Space Dogs: Auf zum Mond (Space Dogs Adventure to the Moon, Sprechrolle) 2016: Wer kriegt den Hund? (Who Gets the Dog?) 2017: Gregs Tagebuch – Böse Falle! (Diary of a Wimpy Kid: The Long Haul) 2017: The Killing of a Sacred Deer 2017: The Tribes of Palos Verdes 2018: Book Club – Das Beste kommt noch (Book Club) 2019: The Lodge 2020: Bad Therapy 2020: Valley Girl (uncredited) 2020: Die Hochzeit meines Bruders (Sister of the Groom) 2021: Last Survivors 2022: The Requin – Der Hai (The Requin) 2022: Senior Year 2023: Perpetrator 2023: Mustache 2023: Reptile Fernsehserien 1992: Wunderbare Jahre (The Wonder Years, Folge 5x11 Road Test) 2001–2003: Alles klar, Sharon Spitz? (Braceface, Sprechrolle, 54 Folgen) 2003: Kate Fox & die Liebe (Miss Match, 18 Folgen) 2007: The Singles Table (5 Folgen) 2011: Childrens Hospital (Folge 3x10 Munch by Proxy) 2012: Suburgatory (4 Folgen) 2015: Making a Scene with James Franco (3 Folgen) 2018: American Woman (11 Folgen) 2020–2021: Der Babysitter-Club (The Baby-Sitters Club) 2020: Eat Sh*t Kenny Daniels (8 Folgen) 2021: Masters of the Universe – Revelation (5 Folgen, Stimme) 2022: American Horror Stories (Folge 2x08) Theater 1993: Carol’s Eve 2002: Die Reifeprüfung (The Graduate) 2006: Boston Marriage 2007: Speed the Plow 2009–2010: Time Stands Still 2012: The Performers 2015: Of Good Stock Musikvideos 1993: Cryin' (Aerosmith) 1993: Amazing (Aerosmith) 1994: Crazy (Aerosmith) 2009: Her Diamonds (Rob Thomas) 2011: Fight for Your Right Revisited (Beastie Boys) Bibliografie 2009: The Kind Diet (Meine Rezepte für eine bessere Welt. Arkana Verlag, April 2011) 2014: The Kind Mama Auszeichnungen und Nominierungen Weblinks Alicia Silverstone bei Moviepilot Alicia Silverstones Blog: The Kind Life Einzelnachweise Filmschauspieler Theaterschauspieler US-Amerikaner Geboren 1976 Frau Sachbuchautor (Essen und Trinken) Person (Veganismus)
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https://de.wikipedia.org/wiki/Al-B%C4%ABr%C5%ABn%C4%AB
Al-Bīrūnī
Abu r-Raihan Muhammad b. Ahmad al-Bīrūnī (; persisch auch nur kurz , Abū Raiḥān Bīrūnī) – kurz (al-)Biruni (geboren am 4. September 973 in Kath, Choresmien (heute Usbekistan); gestorben am 9. Dezember 1048 in Ghazna (ghaznawidische Hauptstadt; heute Afghanistan)) war ein persischer (choresmischer) Universalgelehrter, Mathematiker, Kartograf, Astronom, Astrologe, Philosoph, Pharmakologe, Mineraloge, Forschungsreisender, Historiker und Übersetzer in Zentralasien. Leben und Werk Die ersten 20 Jahre lebte Abū r-Raiḥān Muḥammad ibn Aḥmad in Choresmien, wo er schon in jungen Jahren von dem Gelehrten Abu Nasr Mansur ausgebildet wurde. Als die von Kath aus herrschende Afrighiden-Dynastie, welcher al-Bīrūnī nahestand, 995 von den Mamuniden aus Gurgandsch gestürzt wurde, verließ er das Land und ging an den Hof des Samaniden Mansur II. nach Buchara. Hier wirkte zu dieser Zeit auch der vor allem als Mediziner und Philosoph bekannte Ibn Sina (Avicenna), mit dem al-Bīrūnī (nachdem er um 997 einen programmatischen Briefwechsel eingeleitet hatte) viele Jahre lang zusammenarbeitete und den er auch in seiner „Chronologie“ aus dem Jahr 1000 erwähnte. 998 zog er nach Tabaristan und lebte am Hof des Ziyariden Qabus (Qābūs ibn Wuschmagīr), bevor er in seine Heimat zurückkehrte, wo er sieben Jahre lang zum Gurgandschischen Gelehrtenkreis um Khwarazm-Schah Mamun II. gehörte. Offenbar hatte er zuvor mit den Mamuniden Frieden geschlossen und die Beobachtung einer Mondfinsternis am 24. Mai 997 in Kath zeigt, dass er Choresmien schon eher wieder besucht haben muss. Al-Bīrūnī hatte damals mit Abu'l-Wafa verabredet, dass dieser das Ereignis in Bagdad beobachtet; durch einen Vergleich der notierten Eintrittszeiten des Erdschattens konnten sie die Differenz in den geographischen Längen von Kath und Bagdad bestimmen. Al-Bīrūnī beschäftigte sich in dieser Zeit mit Astronomie, Geschichte und Kartografie. 1017 eroberte der Ghaznawidensultan Mahmud von Ghazni Choresmien und nahm al-Bīrūnī, Abu Nasr Mansur ibn Iraq und andere als seine Gefangenen mit nach Ghazna. In der Folgezeit erhielt al-Bīrūnī von Mahmud finanzielle Zuwendungen für astronomische Aufgaben. Die Beobachtung einer Sonnenfinsternis am 8. April 1019 in Lamghan nördlich von Kabul zeigt, dass er sich zumindest im Herrschaftsbereich Mahmuds frei bewegen konnte. Er bestimmte auch die genaue geographische Breite von Kath. Ab 1022 beherrschte Mahmud Teile von Nordindien. Al-Bīrūnī begleitete ihn auf diesen Feldzügen. Er war der erste islamische Wissenschaftler, der sich mit der brahmanischen Wissenschaft beschäftigte und darüber im Kitab al-Hind umfassend berichtete. Al-Bīrūnī, dessen Muttersprache choresmisch war, übersetzte zahlreiche arabische und griechische Werke ins Sanskrit, darunter die Elemente des Euklid. 1023 ermittelte er mit einem von ihm erfundenen neuen Messverfahren den Radius der Erdkugel zu 6339,6 km, was dem realen heutigen Wert am Äquator von 6378,1 Kilometer recht nahe kommt. Abu 'r-Raihan Muhammad al-Bīrūnī konstruierte das erste Pyknometer. Damit bestimmte er die Dichte (das spezifische Gewicht) von unterschiedlichen Materialien. Ehrungen Eine moderne Stadt im Bereich von al-Bīrūnīs Geburtsort wurde 1958 ihm zu Ehren in Beruniy umbenannt. Die Universität Schiraz benannte ihr astronomisches Observatorium Abu Reihan Observatorium. Die Internationale Astronomische Union (IAU) ehrte ihn durch die Benennung des Mondkraters Al-Biruni. Ferner ist er Namensgeber für die Insel Biruni Island in der Antarktis. Schriften Al-Bīrūnī schrieb etwa 146 Bücher mit geschätzten 13.000 Seiten Umfang und tauschte sich mit Kollegen wie Avicenna (Ibn Sina) per Briefverkehr aus. Etwa ein Fünftel seines Werkes ist erhalten geblieben, darunter: al-Qānūn al-Masʿūdī, ein Sultan Masud I. von Ghazni gewidmetes Handbuch der Astronomie Kitāb al-tafhīm li- awāʾil ṣināʿat al-tanǧīm: „Buch der Unterweisung in die Anfänge der Kunst der Sterndeutung“ Kitāb aṣ-Ṣaidala: Pharmakognosie, ein alphabetisches Verzeichnis von Heilpflanzen und Nahrungsmitteln Kitāb al-Ǧamāhir fī maʿrifat al-ǧawāhir, ein Buch über Mineralien Kitāb Taḥdīd nihāyat al-amkin li-taṣḥīḥ masāfāt al-masākin, ein Buch über Geodäsie Kitāb fī taḥqīq mā li-l-Hind min maqūla maqbūla fī l-ʿaql au marḏūla, ein Buch zur Geschichte Indiens. Es wurde 1958 in Hyderabad ediert und 1888 von Eduard Sachau unter dem Titel Alberuni's India ins Englische übersetzt. Kitāb al-Āṯār al-bāqiya ʿan al-qurūn al-ḫāliya („Buch der Hinterlassenschaften früherer Jahrhunderte“), ein dem Ziyariden Qabus gewidmetes Geschichtswerk (entstanden um 1000). Das Buch wurde von Eduard Sachau 1876 unter dem Titel „Chronologie orientalischer Völker“ ediert und 1879 unter dem Titel The chronology of ancient nations ins Englische übersetzt (Digitalisat). Literatur Friedrun R. Hau: al-Bīrūnī, Abū Raiḥān. In: Werner E. Gerabek, Bernhard D. Haage, Gundolf Keil, Wolfgang Wegner (Hrsg.): Enzyklopädie Medizingeschichte. De Gruyter, Berlin / New York 2005, ISBN 3-11-015714-4, S. 184. Muhammad Taqi ad-Din al-Hilali: Die Einleitung zu al-Bīrūnīs Steinbuch. Mit Erläuterungen übersetzt. Dissertation unter Aufsicht von Richard Hartmann und Hans Heinrich Schaeder. Mit einer Widmung an Herbert W. Duda. Harrassowitz, Leipzig 1941. (Digitalisat). E.S. Kennedy: al-Bīrūnī. In: Lexikon des Mittelalters. Band 2, S. 226b–227a. Wassilios Klein: Abu Rayhan al-Biruni und die Religionen. Eine interkulturelle Perspektive (= Interkulturelle Bibliothek. Band 119). Bautz, Nordhausen 2005, ISBN 3-88309-317-3. Karl Schoy: Die trigonometrischen Lehren des persischen Astronomen Abu'l-Raiḥân Muḥ. Ibn Aḥmad al-Bîrûnî: dargestellt nach Al-qânûn al-masûdî. Nach dem Tode des Verfassers herausgegeben von Julius Ruska und Heinrich Wieleitner. Orient-Buchhandlung Lafaire, Hannover 1927. Gotthard Strohmaier: Al-Bīrūnī. In den Gärten der Wissenschaft. Ausgewählte Texte aus den Werken des muslimischen Universalgelehrten, übersetzt und erläutert. 2. Auflage. Reclam, Leipzig 1991, ISBN 3-379-00262-3. Gotthard Strohmaier: Al-Biruni – ein Gelehrter, den das Abendland übersah. In: Spektrum der Wissenschaft. Mai 2001 (Online-Version). Arslan Terzioglu, S. Kolta: Duftdrogen, Parfüme und Körperhygiene in al-Bīrūnī’s Werken. In: Beiträge zur Geschichte der Pharmazie. Band 27, 1975, S. 25–39 (Digitalisat). Weblinks Jan Hogendij: Hogendijk, Jan: Abu Rayhan Muhammad ibn Ahmad al-Biruni. (englisch) – Handschriften, kritische Editionen, Übersetzungen und Online-Versionen. Artikel BĪRŪNĪ, ABŪ RAYḤĀN in der Encyclopædia Iranica. 4/3, 1989, 274 ff. Abu Raihan Mohamad al Biruni Comprehensive Book on Precious Stones – Al Biruni. (englisch), Buch über Mineralien, Online-Version. Wolfgang Burgmer: Vom Abendland übersehen: Der arabische Gelehrte al-Biruni WDR ZeitZeichen vom 4. September 2023. (Podcast, verfügbar bis 4. September 2099.) Anmerkungen Universalgelehrter Kartograf (Mittelalter) Astronom (islamisches Mittelalter) Islamische Medizin Mediziner des Mittelalters Astrologe (11. Jahrhundert) Person als Namensgeber für einen Mondkrater Übersetzer aus dem Arabischen Übersetzer aus dem Altgriechischen Übersetzer ins Sanskrit Choresmien Iranistik Perser Geboren 973 Gestorben 1048 Mann
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Ankara
Ankara [], früher Angora (antiker Name , ), ist seit 1923 die Hauptstadt der Türkei und der gleichnamigen Provinz Ankara. Die Stadt ist nach türkischem Recht als Großstadtgemeinde (Büyükşehir Belediyesi) verfasst und nach Fläche und Einwohnern mit der gleichnamigen Provinz identisch. Sie hatte 2021 etwa 5,7 Millionen Einwohner und ist damit nach Istanbul die zweitgrößte Stadt des Landes. Etymologie und Name der Stadt Die genaue etymologische Herkunft des Namens Ankara ist nicht bekannt. Pausanias berichtet, dass König Midas an der Stelle einen Anker gefunden und die Stadt dann dort dem Gegenstand entsprechend als Ankyra (griechisch für Anker) gegründet habe. Stephanos von Byzanz behauptet, die Galater hätten im Kampf gegen die Ptolemäer aus Ägypten nach dem Sieg einen Anker als Kriegstrophäe mitgebracht und diese Bezeichnung bei der Gründung der Stadt im Stadtnamen verewigt. Es sind Münzprägungen mit Ankermotiv bekannt. Dagegen gibt es Hinweise, dass die Stadtbezeichnung schon seit den Phrygern oder gar den Hethitern in einer ähnlichen Form benutzt und später von den Griechen zu Ankyra umgewandelt wurde. In ähnlicher Weise wurde in der islamischen Zeit Ankaras die These aufgestellt, die damals Engürü genannte Stadtbezeichnung stamme von dem persischen Wort für Traube (engûr) ab, das sich auf die üppigen Weinanbaugebiete um Ankara beziehe. Ab dem 28. März 1930 wurde für den Namen der Hauptstadt auch im Verkehr mit Europäern anstelle der in der lateinischen Schrift bis dahin bei den Europäern üblichen – aus dem Neugriechischen stammenden – Namensform Angora die türkische Bezeichnung Ankara durchgesetzt. Ältere türkische Namensformen waren Engüriye, Engürü oder Engüri; frühere Namensformen waren griechisch Ankyra, lateinisch Ancyra und arabisch und oder , zu deutsch „Kettenfestung“. Geographie und Klima Ankara liegt etwa 900 bis 1050 Meter über dem Meeresspiegel und hat ein streng trockenes Kontinentalklima, das durch heiße trockene Sommer und kalte schneereiche Winter geprägt ist. Die Stadt liegt südlich am Fuße des Köroğlu-Gebirges und zieht sich südlich in Richtung Konya-Plateau. Die Jahresdurchschnittstemperatur beträgt 12,6 °C. Die wärmsten Monate sind Juli und August mit durchschnittlich etwas über 24 °C, die kältesten Januar und Februar mit Temperaturen etwas über dem Gefrierpunkt. Die meisten Niederschläge fallen im Mai mit durchschnittlich 51 Millimetern, die geringsten Niederschläge werden für die Monate Juli und August mit knapp 15 Millimeter im Mittel verzeichnet. Die Jahressumme der Niederschläge beträgt im Schnitt 414 mm; damit ist Ankara eines der trockensten Gebiete der Türkei. In der Stadt vereinigen sich zwei kleine Bäche namens Hatip Çayı, auch Bent Deresi genannt, und Çubuk Çayı zum Ankara-Fluss (Ankara Çayı), der in der Stadt größtenteils überbaut und stark verschmutzt ist. Geschichte Antike und byzantinische Zeit Ursprünglich eine blühende phrygische Siedlung an der persischen Königsstraße, wurde es in römischer Zeit Hauptstadt der römischen Provinz Galatien. Die keltischen Galater waren als Söldner im 3. vorchristlichen Jahrhundert nach Anatolien gekommen und entwickelten sich dort zunächst zur Landplage. Nachdem sie ab 268 v. Chr. im Inneren Kleinasiens angesiedelt worden waren, wurde Ancyra Zentrum des galatischen Stammes der Tektosagen. 189 v. Chr. wurde Ancyra von Gnaeus Manlius Vulso besetzt, blieb aber unter regionaler Herrschaft. Die Galater wurden erst 44 v. Chr. nach Caesars Ermordung durch König Deiotaros unter einer Herrschaft vereinigt, aber bereits 25 v. Chr. wurde Galatien römische Provinz und Ancyra deren Hauptstadt. Aus römischer Zeit erhalten geblieben ist der Augustustempel, an dessen Wänden sich eine als Monumentum Ancyranum berühmt gewordene Inschrift befindet, die römischen Bäder und die Juliansäule. Bei der Teilung des Römischen Reiches nach dem Tode des Kaisers Theodosius I. im Jahr 395 fiel die Stadt an das Oströmische Reich, das später Byzantinisches Reich genannt wurde, und gehörte bis 1073 zu diesem. 620 eroberten vorrückende Sassaniden die Stadt und hielten sie sieben Jahre. Die Byzantiner machten die Stadt von 717–775 zum militärischen Hauptquartier ihrer Verwaltungseinheit Bukellarion. Ankara wurde mehrmals von arabischen Truppen unter den abbasidischen Kalifen Hārūn ar-Raschīd (797) und al-Mu'tasim bi-'llāh (838) erobert und von den Byzantinern nach einigen Jahren wieder eingenommen. Die von den Byzantinern als häretische Gruppe bezeichneten Paulikianer konnten die Stadt kurz einnehmen (871), sie wurden wie die Truppen der Abbasiden (931) ebenfalls wieder zurückgeworfen. Aus der byzantinischen Zeit stammen die eindrucksvollen Befestigungsmauern der Zitadelle sowie die in den Augustustempel eingebaute Kirche, von der noch die Apsis und die kleine Krypta erhalten sind. Seldschuken und Osmanen Nach dem Sieg Alp Arslans in der Schlacht bei Manzikert 1071 löste sich die byzantinische Reichsverwaltung in Anatolien vorübergehend vollständig auf. In den so entstandenen anarchischen Verhältnissen ließen sich türkische Stammesgruppen in Anatolien nieder, denen oftmals rivalisierende Adelsfraktionen in den byzantinischen Städten Kleinasiens die Tore öffneten, um die militärischen Fähigkeiten dieser Gruppen für eigene Zwecke zu nutzen. Im Zuge der Konsolidierung und Zentralisierung der Herrschaft dieser türkischen Gruppen unter einer seldschukischen Nebenlinie geriet Ankara unter die Herrschaft des Sultanats der Rum-Seldschuken. Nach dem Mongoleneinfall 1243 und dem Zusammenbrechen des seldschukischen Staates übernahmen kleine unabhängige Fürstentümer, die Beyliks, die Kontrolle über die westanatolischen Grenzgebiete (Uc), während Ostanatolien und das östliche Mittelanatolien unter die direkte Herrschaft der mongolischen Ilchane und später auch unter die Herrschaft türkischer Fürsten fielen. Hierbei lag Ankara im Grenzgebiet zwischen den Grenzfürstentümern der Uc, namentlich der Osmanen und der Karamanen und dem Herrschaftsbereich der Ilchane. In diesem Herrschaftsvakuum geriet Ankara wie vergleichbare Städte unter die Leitung der Ahi. Die Ahi waren als Ausläufer der Futuwwa-Bewegung gildenartige Bruderschaften der städtischen Bevölkerung, etwa der Handwerker, deren Führer in Abwesenheit anderer Herrschaftsinstanzen staatliche Aufgaben in Anspruch nahmen. 1356 eroberte Orhan I. Ankara und gliederte es ins Osmanische Reich ein, welches dessen Entwicklung fortan – mit der Ausnahme der Besatzung 1401–1402 durch Timur nach der Schlacht bei Ankara – bis zum Ersten Weltkrieg bestimmen werden sollte. Ankara war Hauptstadt eines Sandschak im Eyâlet Anadolu und wurde 1841 Verwaltungssitz des neu gebildeten gleichnamigen Eyalets (ab 1867 Vilâyet Ankara). Seit 1892 ist Ankara durch die Anatolische Eisenbahn mit Istanbul verbunden. Nach der Niederlage der Osmanen im Ersten Weltkrieg besetzten alliierte Streitkräfte die damalige Hauptstadt Istanbul. Auch Ankara wurde 1919 für eine kurze Zeit nach der osmanischen Kapitulationserklärung von alliierten Truppen unter der Führung Withalls besetzt und wieder geräumt. Im anatolischen Kernland formierte sich gegen die Besatzungsmächte Widerstand, und nach der Ankunft Mustafa Kemals in Ankara Ende 1919 wurde 1920 die Große Nationalversammlung der Türkei ausgerufen, da das osmanische Parlament in Istanbul unter dem Druck der britischen Besatzung stand und viele seiner Abgeordneten nach seiner Auflösung durch die Briten inhaftiert und nach Malta deportiert wurden. Als die griechischen Besatzungstruppen 1921 bis in die Gegend des heutigen Polatlı (etwa 60 km vor Ankara vordrangen) und der Artilleriebeschuss schon in Ankara zu hören war, gab es im Parlament Überlegungen nach Kayseri umzuziehen, wovon nach der erfolgreichen Schlacht am Sakarya abgesehen wurde. Republik Mit dem endgültigen Sieg der von Kemal Atatürk geführten Truppen im Türkischen Befreiungskrieg wurde Ankara wegen seiner Lage in Zentralanatolien und in bewusster Abgrenzung zur osmanischen Hauptstadt Istanbul im Vorfeld der Ausrufung der Republik am 13. Oktober 1923 zur Hauptstadt erklärt. Als repräsentative Hauptstadt der jungen Republik musste zunächst die Infrastruktur bereitgestellt werden. Die Stadt war durch einen Brand 1917 größtenteils zerstört worden, die Umgebung war versumpft (Malaria war ein großes Problem) und hinzu kam ein stetiger Zustrom von Menschen. In acht Jahren (1920–1928) vervierfachte sich die Bevölkerungszahl von ca. 25.000 auf 100.000 Zur Neukonzeption wurde größtenteils auf deutsche Architekten zurückgegriffen, so basierte die grundlegende Stadtplanung auf einem von Carl Christoph Lörcher für 1924–1925 entwickelten Plan, der aber im weiteren Verlauf aufgrund stärkeren Zuzugs neu bewertet und von dem ab 1929 im türkischen Dienst stehenden Hermann Jansen im sogenannten „Jansen-Plan“ neu konzipiert wurde. Clemens Holzmeister errichtete das Parlamentsgebäude, mehrere Ministerien und Gerichtsgebäude sowie eine Villa für Atatürk. In den folgenden Jahrzehnten musste die Stadtverwaltung sich mit der Landflucht auseinandersetzen, die in Gecekondu-Vierteln sichtbar wurde. Spätestens seit den 1950er Jahren wurde immer stärker auf repräsentative Bauten verzichtet, das Stadtbild im Zentrum dominieren große funktionale Quaderbauten und Verkehrsstraßen. Die als „grüne Stadt inmitten der anatolischen Steppe“ geplante Hauptstadt verlor stark an städtischer Grünfläche. Mitte der 1980er Jahre versuchte die sogenannte TOKI türkeiweit das Wohn- und Platzproblem mit billigen Hochhaussiedlungen zu lösen, welche seitdem das Stadtbild Ankaras dominieren. Von 1994 bis 2017 war der islamisch-konservative Melih Gökçek der Oberbürgermeister. Im Jahre 2009 wurde die Stadt für ihre herausragenden Bemühungen um die europäische Integration mit dem Europapreis ausgezeichnet. 2014 wurde der neue Amtssitz des Präsidenten eingeweiht, der trotz gerichtlichem Baustopp auf der Grünfläche der Waldfarm Atatürks errichtet wurde und knapp eine halbe Milliarde Euro kostete. Am 10. Oktober 2015 kam es während einer Demonstration am Bahnhof der Stadt zu einem terroristischen Sprengstoffanschlag mit über 100 Toten. 2017 wurde Gökçek als Bürgermeister durch den ebenfalls der AKP angehörenden Mustafa Tuna abgelöst, der bei der Kommunalwahl 2019 jedoch knapp seinem Herausforderer Mansur Yavaş von der CHP unterlag. Wappen Das Wappen der Stadt ist ein langjähriges Streitthema. Das jahrzehntelang akzeptierte Wappen oder Emblem war die als „hethitische Sonne“ bezeichnete scheibenförmige Standarte (Bronzestandarten von Alaca Höyük). Sie wurde 1995 von dem langjährigen Bürgermeister der Jahre 1994–2017 Melih Gökçek, ab 2002 Mitglied der islamisch-konservativen AKP, durch eine Abbildung der Kocatepe-Moschee, die mit ihrer klassischen Architektur anderen Moscheen der Türkei sehr ähnelt und 1987 fertiggestellt wurde, ersetzt. Verschiedene Gerichtsbeschlüsse bemängelten die fehlende repräsentative Symbolik und kritisierten Befugnisübertritte des Bürgermeisters. Dieser integrierte als Reaktion daraufhin den Atakule-Fernsehturm in das Wappen. Später schlug Gökcek zwei Katzenaugen der Katzenrasse Türkisch Angora als Wappen vor; der Vorschlag wurde aber aufgrund von Protesten zurückgezogen. Die Wappenfrage bleibt ein Streitthema. Wirtschaft und Infrastruktur Wirtschaft und Tourismus Ankara ist nicht nur das Verwaltungszentrum der Türkei, sondern gilt neben Istanbul und Izmir auch als eines der größten Wirtschaftszentren des Landes. Von Bedeutung ist die Rüstungsindustrie, wie die TUSAS Turkish Aerospace Industries, die ASELSAN (Militärtechnik) oder die MKE Munitions- und Waffenindustrie, die Roketsan oder Havelsan. Des Weiteren existieren eine große MAN Autobusfabrik in der Nähe des Flughafens, ein Traktorenwerk, ein Baumaschinenhersteller (Hidromek), sowie Betriebe der Nahrungs- und Genussmittelindustrie, während die ehemals bedeutende Ziegen- und Wollhaarverarbeitung bedeutungslos geworden ist. Die Industriebetriebe konzentrieren sich größtenteils im Westen der Stadt. Das Einkaufs- und Handelszentrum der Stadt liegt größtenteils in Kızılay um den Kızılay-Platz. Ankara ist im Vergleich zu den anderen türkischen Städten wenig touristisch erschlossen. Dies wird zumeist mit dem vorherrschenden Image einer unbegrünten Beamtenstadt erklärt. Zu den meistbesuchten Orten zählt das Mausoleum des Staatsgründers Atatürk und das Museum für anatolischen Zivilisationen. Zumeist wird der Besuch im Rahmen einer größeren Tour, wie z. B. bei einer Reise nach Kappadokien organisiert. Für die religiösen inländischen Touristen ist die Hacı-Bayram-Moschee eine Pilgerstätte. Laut einer Studie aus dem Jahr 2014 erwirtschafte Ankara ein Bruttoinlandsprodukt von 104,86 Milliarden US-Dollar in Kaufkraftparität. In der Rangliste der wirtschaftsstärksten Metropolregionen weltweit belegte die Stadt damit den 129. Platz. Das BIP pro Kopf liegt bei 21.076 US-Dollar (KKP). Bildung Ankara ist Sitz mehrerer Universitäten, u. a. der Universität Ankara, der Bilkent-Universität, der Gazi-Universität, der Technischen Universität des Nahen Ostens (ODTÜ), der Hacettepe-Universität, der Tobb-Universität für Wirtschaft und Hochtechnologie, der Ufuk-Universität, der Atılım-Universität, Çankaya-Universität und der Başkent-Universität. Verkehr Straßen und ÖPNV Die Qualität der Straßen ist unterschiedlich. Die achtspurige Ringautobahn O-20 trägt zur Entlastung des städtischen Verkehrs bei. Wie in anderen Großstädten gibt es zahlreiche Taxis. Wie in den meisten türkischen Städten wird ein beträchtlicher Teil des öffentlichen Nahverkehrs von Dolmuş übernommen. Der öffentliche Nahverkehr wird weitgehend mit Bussen abgewickelt. Es gibt mehrere Busbahnhöfe, u. a. der Fernbusbahnhof Ankara Şehirlerarası Terminal İşletmesi. Die U-Bahn besteht 2014 aus vier Linien M1, M2, M3 und Ankaray. Eine weitere Linie (M4) ist im Bau, eine Linie ist in langfristiger Planung. Daneben gibt es einen S-Bahn-Verkehr (Banliyö Trenleri). Eine 3,2 Kilometer lange kuppelbare Umlaufseilbahn mit vier Stationen verbindet seit 2014 den Stadtteil Şentepe mit der Metrostation Yenimahalle. Die Stadtverwaltung hat sich entschieden, das System allen Nutzern kostenlos zur Verfügung zu stellen, somit sind auch keine Fahrscheine notwendig. Gebaut wurde die Seilbahn vom Südtiroler Unternehmen Leitner ropeways. Flughäfen Ankara besitzt mehrere militärische (u. a. Güvercinlik Havalimanı, Etimesgut Havalimanı) und einen internationalen zivilen Flughafen, den Esenboğa Airport. Er liegt 28 km nordöstlich der Stadt und wurde zwischen 2004 und Ende 2006 grundlegend erneuert. Gleichzeitig wurde der Flughafen über eine Schnellstraße an die Ringautobahn angeschlossen. Eisenbahn Ankara wurde durch die Anatolische Eisenbahn Ende des 19. Jahrhunderts mit Istanbul und über einen Abzweig mit Izmir verbunden. Später wurden Strecken über Kayseri in den Osten des Landes, zur Bagdadbahn Richtung Adana und über Karabük an die Schwarzmeerküste gebaut. Die Hochgeschwindigkeitsstrecke Ankara–İstanbul wurde Januar 2009 in Betrieb genommen. Die Hochgeschwindigkeitsstrecke Ankara–Konya ist seit dem 30. August 2011 in Betrieb. Hochgeschwindigkeitsstrecken nach Sivas, Kars und Izmir sind geplant und sollen bis 2015 fertiggestellt werden. Das TCDD Açık Hava Buharlı Lokomotif Müzesi (Dampflok-Museum) beinhaltet verschiedene historische Zugmaschinen. Bevölkerung Ankara hatte vor 1923 eine Bevölkerungszahl von ca. 25.000. Nachdem es den Status als Hauptstadt erhalten hatte, entwickelte es sich zu der Stadt mit der drittgrößten Bevölkerung nach Istanbul und Izmir und steht 2014 landesweit an zweiter Stelle. Es gehört zu den Städten mit dem stärksten Zuzug von Binnenmigranten. Die ganze Provinz zählt 5.045.085 Bewohner, Seit der letzten Verwaltungsreform 2014 umfasst die Großstadtgemeinde Ankara (Ankara Büyükşehir Belediyesi) das gesamte Gebiet der Provinz. Vor dieser Reform entfielen von den Einwohnern der Provinz 4.630.735 Bewohner auf die Großstadt Ankara. Auf Makroebene betrachtet sind in Ankara fast ein Drittel der Bewohner Zentralanatoliens (11.608.868) beheimatet. Die Stadtbevölkerung Ankaras lebt zu 97 % in städtischer, zu 3 % in dörflicher Umgebung. Im Zeitraum 1990–2000 wuchs die Stadtbevölkerung ausgehend von 2.583.963 um 21,48 %. Im Vergleich dazu betrugen die Wachstumsraten in Zentralanatolien in diesem Zeitraum 15,78 % und für die gesamte Türkei 18,28 %. Während in Ankara 1.585.970 Bewohner beim Heimateinwohnermeldeamt Ankara gemeldet sind, gibt es eine größere Gruppe, die noch in den ursprünglichen Heimatprovinzen gemeldet ist. Die größte Einwanderung kommt aus den Provinzen Çorum mit 378.451, gefolgt von Yozgat 332.198, Çankırı 236.406, 196.296 Kırşehir, 180.595 Kırıkkale und 151.386 Sivas, dementsprechend größtenteils aus Zentralanatolien. Von außerhalb Zentralanatoliens kommen 103.319 Zuzüglern aus Erzurum, gefolgt von 81.830 aus Kars und 82.305 aus Bolu. Die geringsten Zuzüge verzeichnet Ankara aus Kırklareli, Hakkari und Yalova. Religion und Weltanschauungen Die Bewohner sind größtenteils muslimischen Glaubens. Die Stadt kam früh mit dem Christentum in Kontakt. Nach der nordgalatischen Hypothese hat der Apostel Paulus von Tarsus die Bewohner Ankaras im ersten Jahrhundert zum Übertritt zum Christentum aufgerufen (Brief des Paulus an die Galater). Mit den Byzantinern wandelte sich der römische Augustustempel zu einer bedeutenden Kirche der Stadt. 1520 betrug der Anteil der Nichtmuslime in der Stadt 10 % und erhöhte sich durch den Zuzug meist katholischer Armenier im Jahre 1830 auf 45 %. Im Zuge der ethnischen Spannungen im Vorfeld des Ersten Weltkrieges und der Deportation der Armenier während des Völkermords ist die christliche Gemeinde stark geschrumpft. Die Stadt besitzt einige modernere Kirchen (protestantisch, katholisch, orthodox). Auch eine 100 Mitglieder umfassende jüdische Gemeinde mit einer Synagoge, der Havra, existiert. Persönlichkeiten Ankara ist Geburtsort zahlreicher prominenter Persönlichkeiten. Siehe Liste von Söhnen und Töchtern der Stadt Ankara Stadtbild Die verwinkelten, engen Gassen der Altstadt winden sich um einen steilen, von der Zitadelle gekrönten Felskegel. Südlich der Altstadt und des alten Stadtzentrums Ulus erstreckt sich die moderne Neustadt mit den neuen Zentren Kızılay und Kavaklıdere, deren Kennzeichen breite Boulevards, zahlreiche Regierungsgebäude und Botschaften sowie moderne Wohnviertel sind. Insbesondere im westlichen Teil der Stadt entstehen Neubausiedlungen, um dem wachsenden Bedarf an Wohnfläche zu entsprechen. Trotz dieser Anstrengungen gab es bis in die erste Dekade des 21. Jahrhunderts noch sehr viele Marginalsiedlungen (Gecekondu). Ein großer Teil dieser Gecekondus wurde seit der Jahrtausendwende flächendeckend abgerissen, neu beplant und durch weitläufige, moderne Hochhaussiedlungen ersetzt. Die heutigen Strukturen erhielt Ankara im Wesentlichen durch den deutschen Städtebauer Hermann Jansen, dessen Planungen Ende der 1920er Jahre umgesetzt wurden. Im Stadtteil Hamamönü in der Stadtgemeinde Altındağ wurden ab 2009 historische Häuser im Stil des 19. Jahrhunderts restauriert und beherbergen nun Cafés, Galerien und Souvenirläden. In den letzten 15 Jahren wurde die Braunkohle als Heizmittel weitgehend vom umweltfreundlicheren Erdgas ersetzt. Dennoch nimmt aufgrund des stetigen Bevölkerungswachstums die Luftverschmutzung in Ankara stark zu, die alten Busse, Autos und das Fehlen einer umweltfreundlicheren Alternative tragen wesentlich dazu bei. Grünflächen In den ersten städtebaulichen Plänen der jungen Republik war Ankara als grüne Stadt inmitten der kargen anatolischen Steppe geplant. Der zweite Stadtplaner Jansen plante sie in groben Zügen als anatolische Gartenstadt, so wurden große Grüngürtel angelegt, welche die Stadt in funktionelle Einheiten teilten. Eine größere Grünfläche im Westen der Stadt bildet die Waldfarm Atatürks, ein landwirtschaftlicher und forstwirtschaftlicher Demonstrationsbetrieb des Gazi, der die Bevölkerung bis in die 80er mit Rohmilch, Milchprodukten und lokalem Bier versorgte. Für die Bewohner der Stadt wurden damals dreistöckige Häuser mit Hintergärten angelegt, die heute noch in der Siedlung Bahçelievler in einer kleinen Zahl übriggeblieben sind. Mit der einsetzenden Landflucht ab den 1950ern wurden die Grünflächen Baugrund für Plattenbauten. Ein bekannter zentraler Park ist der Gençlik Parkı, der in der Bauzeit 1938–1943 im Stadtteil Ulus fertiggestellt wurde. Er wurde als Erholungspark eröffnet und änderte seinen Charakter ab den 1950er Jahren stärker in Richtung Unterhaltungspark. Nach einer Grundsanierung 2006 ist er mit abendlichen Lichteffekten und Musikshows ein Ort für flanierende Familien. Zu den größten Parks der Stadt gehört der Altınpark (mit 50,8 ha) im Stadtteil Altındağ. Er wurde auf einem ehemaligen Golfplatz errichtet und 1991 fertiggestellt und bietet neben Erholung auch Möglichkeiten zur sportlichen Betätigung (wie Kartsport, Eisbahn). Hinzu kommen mehrere kleinere Parks, darunter der Kurtuluş Parkı, der Kuğulu Parkı, der Gökçek Parkı und der 50. Yıl Parkı. Der Wald der Technischen Universität im Süden der Stadt war eine größere halbwegs bewaldete Grünfläche, die jedoch zunehmend bebaut wird, was zu anhaltenden Protesten der Studenten führt. Friedhöfe Zu den landesweit bedeutendsten Friedhöfen gehört der Türkische Staatsfriedhof im Stadtteil Yenimahalle. Dieser beherbergt in seiner 536.000 m² großen Fläche 61 Gräber ranghoher Offiziere und Generäle des türkischen Befreiungskriegs, Gräber von drei Staatspräsidenten und einem Ministerpräsidenten. Für das relativ moderne Projekt (Bauzeit war 1981–1988) wurden die meisten Bestatteten dorthin umgebettet. Der ganze Friedhof ist mit Skulpturen durchzogen und beinhaltet ein Museum mit Habseligkeiten der Verstorbenen. Ein anderer Friedhof mit namhaften Bestatten ist der Städtische Friedhof Cebeci im Stadtteil Cebeci. Er wurde in der Republikzeit als moderner Friedhof durch den Architekten Martin Elsaesser geplant und ist im Sinne des Laizismus konfessionell gemischt. Durch Erweiterungen in der jüngeren Zeit hat er seine alte Struktur verloren. Er gilt mittlerweile als zweitgrößter Friedhof der Stadt. Der größte zivile Friedhof ist der Karşıyaka-Friedhof mit einer Fläche von 2,89 km². Kultur und Sehenswürdigkeiten Römische Hinterlassenschaften Im Stadtteil Ulus, dem historischen Kern der Stadt, liegen die Caracalla-Thermen, eine römische Badeanlage aus dem 3./4. Jahrhundert. Von den Badegebäuden sind Grundmauern und die Ziegel der Hypokaust-Heizungsanlage erhalten. Auf dem Platz für sportliche Übungen, der Palästra, sind zahlreiche Stelen, Kapitelle und Inschriften aufgestellt, die auf dem Stadtgebiet gefunden wurden. Etwa 400 Meter östlich davon befindet sich die Ruine des Tempels der Roma und des Augustus, an dessen Wänden der zweisprachige griechisch/lateinische Rechenschaftsbericht des Kaisers Augustus angebracht ist. Nahe dabei steht die ebenfalls römische Juliansäule, deren genaue Herstellungszeit nicht bekannt ist. Anıtkabir Auf dem zentralen Hügel Anıttepe befindet sich die Ruhestätte des Staatsgründers Mustafa Kemal Atatürk. Nach seinem Tod 1938 wurde ein internationaler Architekturwettbewerb ausgerufen mit der Aufgabe ihm ein passendes Grabmal zu setzen. Der Entwurf fiel auf ein geradlinig rationales, schnörkelloses und monumental gehaltenes Mausoleum mit zentraler Lage und Blick auf die Stadt. Die Anlage ist dreiteilig: Über einen schmalen Gang (Löwenweg) gelangt man auf den zeremoniellen Platz, der 15.000 Menschen aufnehmen kann. Das Mausoleum umfasst Habseligkeiten des Feldherren und Staatsmannes und ein Museum über den Unabhängigkeitskrieg. Es ist ein landesweit bekanntes Nationaldenkmal, das jedes Jahr mehrere Millionen Besucher verzeichnet (2015: ca. 5 Millionen). Für ausländische Staatsgäste ist es ein protokollarischer Pflichtbesuch. Parlamente Ankara umfasst drei Parlamentsgebäude. Das erste historische Parlament am Ulus-Platz war ein jungtürkisches Clubhaus, das von der neu formierten Nationalbewegung 1920 als Parlament benutzt wurde. Hier wurde während des Unabhängigkeitskrieges der Krieg gegen die vorrückenden Griechen und die Haltung zur besetzten Istanbuler Regierung debattiert. Heute ist es ein Museum (Kurtuluş Savaşı Müzesi). Das zweite historische Parlamentsgebäude wurde aufgrund der engen Platzverhältnisse vom Architekten Vedat Tek entworfen und ist in direkter Nachbarschaft zum ersten Parlament. Es wurde von 1924 bis 1961 genutzt und ist heute ebenfalls ein Museum (Cumhuriyet Müzesi). Das dritte und im Dienst stehende Parlament wurde 1938 von dem Sieger des Architekturwettbewerbs Clemens Holzmeister entworfen und 1961 fertiggestellt. Zitadelle Die Zitadelle von Ankara ist eine von den Hethitern errichtete, von den Galatern ausgebaute und schließlich bis zu den Osmanen weitergenutzte Befestigungsanlage inmitten der Altstadt Ankaras. Sie wird unterteilt in die äußere (Dışkale), innere Burganlage (İçkale) und die Burg an sich (Akkale). Moscheen Wahrzeichen und Blickfang der Stadt ist die Kocatepe-Moschee. Sie ist die größte der Stadt. Im Inneren der Moschee befinden sich Teehäuser, ein großer Supermarkt und ein Konferenzraum. Das Gotteshaus wurde erst 1987 fertiggestellt und ist ein Rückgriff auf die klassische osmanische Architektur Mimar Sinans. Die ebenfalls bekannte Maltepe-Moschee orientiert sich wie viele andere Moscheen an dem gleichen Stil. Eine tatsächlich von Mimar Sinan in Ankara erbaute historische Moschee aus dem 16 Jh. ist die Neue Moschee im Stadtteil Ulus. Als architektonische Neuheit gilt die 2008 fertiggestellte Doğramacızade-Ali-Sami-Paşa-Moschee, die der Gründervater vieler Institute İhsan Doğramacı zu Ehren seines Vaters erbauen ließ. Der als postmodern bezeichnete Architekturstil ist schlicht gehalten und die Moschee erlaubt konzeptionell bei speziellen Anlässen auch Nicht-Muslimen die Nutzung der Räume. Zu den ältesten Moscheen (13 Jh.) der Stadt gehört die Aslanhane-Moschee. Der Name „Aslanhane“ bedeutet „Löwenhalle“ und ist den Löwenreliefs an der Außenfassade geschuldet. Der Gebetsraum wird im typischen seldschukischen Stil von hölzernen Säulen gestützt. Die Hacı-Bayram-Moschee wurde nach dem Dichter und Gründer des Bairami-Sufiordens, Hacı Bayram-i Veli benannt, dessen Grabmal sich direkt im Hintergarten befindet. Sie wurde 1428 fertiggestellt und besitzt ein Minarett. Unmittelbar angrenzend an die Moschee steht die Ruine des Augustustempels. Die Moschee steht inmitten eines Viertels mit restaurierten bzw. im osmanischen Stil neu- oder wiedererrichteten Gebäuden. Der Weg zur Moschee ist gesäumt von Läden für religiöse Literatur und Devotionalien. Museen Eines der international bedeutendsten archäologischen Museen der Türkei ist das Museum für anatolische Zivilisationen, das als Schwerpunkt Exponate der Epochen bis zum Beginn des ersten vorchristlichen Jahrhunderts und dabei besonders der Hethiter ausstellt. Mit der jüngeren Geschichte der Republik beschäftigen sich die beiden ehemaligen Parlamente, die in Museen umgewandelt wurden. Auch das Museum im Anıtkabir behandelt das Thema und zeigt neben Habseligkeiten des Staatsgründers auch Schlachten audiovisuell auf Panoramaleinwänden. Es beherbergt zudem Nationalgemälde und Porträts des Staatsgründers und der beteiligten Generalität. Auf dem Namazgah Hügel liegen zwei im ersten nationalen Stil erbaute Museen. Das Ethnografische Museum Ankara ist ein 1930 erbautes Volkskundemuseum und stellt schwerpunktmäßig Exponate ab der seldschukischen Zeit aus: Koch-, Wohn- und Arbeitsumgebung und diverse Kunstformen der Nomaden und sesshaften Bewohner Anatoliens. Daneben liegt das Staatliche Kunst- und Skulpturenmuseum, welches als Zentrale der Türk Ocağı und Halkevleri genutzt wurde und heute als Kunstmuseum dient. Das 2006 eröffnete Çengelhan Rahmi M. Koç Museum befindet sich in der ehemaligen Çengelhan-Karawanserei und ist namentlich dem Sohn des türkischen Wirtschaftspionier Vehbi Koç gewidmet. Das Industriemuseum beinhaltet Maschinen und Gerätschaften aus dem Zeitalter der beginnenden Industrialisierung (Kommunikation, Navigation, Landwirtschaft). Daneben gibt es zwei Wissenschaftsmuseen in der Stadt, das Feza Gürsey Science Center in Altinpark und das Technologie- und Wissenschaftsmuseum der ODT-Universität (ODTÜ Bilim ve Teknoloji Müzesi). Bühnen Die Opera Sahnesi (Deutsch: Opernbühne) ist das größte der insgesamt drei Opernhäuser in Ankara. Es gehört zu den Türkischen Staatstheatern (Devlet Tiyatroları). Ankara Opera Sahnesi („Opernbühne“, auch bekannt als Büyük Tiyatro) Leyla Gencer Sahnesi Operet Sahnesi Folgende Bühnen in Ankara gehören zu den Türkischen Staatstheatern: 125. Yıl Çayyolu Sahnesi, Büyük Tiyatro („Große Bühne“), Küçük Tiyatro („Kleine Bühne“), Şinasi Sahnesi, Akün Sahnesi, Altındağ Tiyatrosu, İrfan Şahinbaş Atölye Sahnesi, Oda Tiyatrosu (Oda Tiyatrosu), Mahir Canova Sahnesi, Muhsin Ertuğrul Sahnesi. Des Weiteren befinden sich in Ankara fünf klassische Orchester: Präsidentielles Symphonieorchester, türkisch: Cumhurbaşkanlığı Senfoni Orkestrası (Abk. CSO), international auch Presidential Symphony Orchestra Bilkent-Sinfonieorchester Hacettepe Senfoni Orkestrası Orkestra Akademik Başkent Kammerorchester der Hauptstadt (Başkent Oda Orkestrası) Seymen Äquivalent zu den in Westanatolien lokalisierten Zeybeks gibt es auch in Inneranatolien und besonders in Ankara die sogenannten Seymen. Diese waren zu seldschukischen Zeiten bewaffnete Sicherheitskräfte. Heute sind sie in Vereinen organisiert und führen bei besonderen Anlässen in traditioneller Tracht, mit Turban und Krummsäbel in kleinen Gruppen ihre charakteristischen Tänze vor. Anlässe sind nationale Feiertage. Ein wichtiger lokaler Feiertag – und besonders für die Seymen – ist die Ankunft Mustafa Kemals in Ankara am 27. Dezember 1919. An diesem Tag wurde Mustafa Kemal als Organisator des anatolischen Widerstands von einer großen Gruppen tanzender Seymen mit Zurna und Davul in Empfang genommen, welches bei diesem Fest folkloristisch nachgebildet wird. Sport Zur Saison 2012/2013 spielt ein Fußballverein in der Süper Lig, der höchsten türkischen Spielklasse: Gençlerbirliği SK. Der Verein spielt im Leichtathletikstadion Ankara 19 Mayıs, das 21.250 Zuschauern Platz bietet. Hinter den İstanbuler Vereinen sind Vereine aus Ankara (MKE Ankaragücü, Ankara Şekerspor), jedoch eher zweitrangig und somit international weitgehend unbekannt. Weitere Sportmöglichkeiten sind zum Beispiel Skifahren auf dem Elmadağ, dem Hausberg von Ankara, oder Schlittschuhlaufen im Eisstadion. Des Weiteren gibt es noch mit Türk Telekomspor einen Basketballerstligisten. Städtepartnerschaften Bildergalerie Sonstiges Ankara ist die Heimat der Türkisch Angora, einer Katzenrasse, die als älteste Langhaar-Rasse der Welt gilt. Die Angoraziege ist eine Rasse der Hausziege und zählt zu den Wollziegenrassen. Die reinweiße Ziege hat langes, seidiges und lockig herabhängendes Haar. Literatur Konstantin Mostras: Dictionaire géographique de l’Empire Ottoman. St.-Petersburg 1873, S. 32 (Digitalisat) Andreas Birken: Die Provinzen des Osmanischen Reiches. Reichert, Wiesbaden 1976, ISBN 3-920153-56-1. ANḲARA. In: Encyclopaedia of Islam. 2. Auflage. Leiden 1986, ISBN 90-04-08114-3. Clifford Edmund Bosworth: Historic Cities of the Islamic World. Brill, Leiden 2007, ISBN 978-90-04-15388-2. Musa Kadıoğlu, Kutalmış Görkay, Stephen Mitchell: Roman Ancyra. Yapı Kredi Yayınları, Istanbul 2011, ISBN 978-975-08-2037-3. Urs Peschlow: Ankara. Die bauarchäologischen Hinterlassenschaften aus römischer und byzantinischer Zeit. Mit einem Beitrag von Wolfram Brandes. Phoibos Verlag, Wien 2015, ISBN 978-3-85161-132-8. Weblinks Offizielle Website der Großstadtkommune Ankara (türkisch) Einzelnachweise Hauptstadt in Asien Millionenstadt Träger des Europapreises Hochschul- oder Universitätsstadt in der Türkei Stadt als Namensgeber für einen Asteroiden
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https://de.wikipedia.org/wiki/Atheismus
Atheismus
Atheismus (von „ohne Gott“) bezeichnet die Abwesenheit oder Ablehnung des Glaubens an einen Gott oder Götter. Im Gegensatz dazu bezeichnen Deismus und Theismus ( „Gott“) den Glauben an Götter, wobei der Monotheismus den Glauben an einen Gott und der Polytheismus den Glauben an mehrere Götter bezeichnet. Zum Atheismus im weiteren Sinne zählen einige auch den Agnostizismus (agnostischer Atheismus), nach dem eine Existenz von Gott oder Göttern ungeklärt oder nicht klärbar ist. Im engeren Sinne bezeichnet er die Überzeugung, dass es Gottheiten nicht gibt. Begriffsweite und -herkunft Die begriffliche Spannbreite von Atheismus umfasst einerseits die „weiten“ Begriffsbedeutungen, die ein Dasein ohne Glauben an Gott, entsprechende Lebensweisen und diesbezügliche Begründungen einschließen (auch als „Nichttheismus“ begriffen), und andererseits „enge“ oder „starke“ Bedeutungen, die in Hinsicht auf Götterbehauptungen verneinend, gegebenenfalls kämpferisch oder mit Gegenbeweisen vertreten werden (auch bezeichnet als „Antitheismus“). Im antiken Griechenland wurde der Atheismus-Begriff mit dem Alpha privativum gebildet (A-theismus), er hat verschiedene altgriechische Varianten (Substantiv: im Sinne von „Gottlosigkeit, Gottesleugnung, Unglaube“) und er war in Asebie-Prozessen ein hinreichender Anklagepunkt. Die latinisierte Form „Atheismus“ findet sich erstmals bei Cicero, seit Ende des 16. Jahrhunderts erscheint sie im deutschen Schrifttum (frühneuhochdeutsch Atheisterey) und sie gilt seit Beginn des 18. Jahrhunderts als eingedeutscht. In der Zeit der Aufklärung waren es zunächst Freidenker, Deisten, Pantheisten und Spinozisten, die von Philosophen und etablierten Kirchen als Atheisten bezeichnet und bezichtigt wurden. Ein Teil der Enzyklopädisten war dem Atheismus besonders verbunden. Als Kampfbegriff diente und dient (zumeist in den Südstaaten der USA) Atheist auch zur moralischen Diffamierung derjenigen, welche zwar den Theismus akzeptierten, aber in Einzelaspekten von der herrschenden Gotteslehre abwichen. Jedoch wird in der Regel als Atheist bezeichnet, wer es ausdrücklich verneint, an Gott oder Götter zu glauben. Agnostiker, die an keinen Gott glauben, werden vielfach zu den Atheisten im weiteren Sinne gezählt, obgleich nicht alle damit einverstanden sind. Agnostische Ansichten, nach welchen auch die Nichtexistenz Gottes nicht erkannt werden kann, sind hierbei nicht benannt. Der Agnostizismus vereint unterschiedliche Ansichten; daher ist die Zuordnung des Agnostizismus zum Atheismus umstritten (und umgekehrt). Umstritten ist auch die Zuordnung des Positivismus zum Atheismus. Der Philosoph Alfred Jules Ayer, Vertreter des logical positivism (Logischer Empirismus), betont, dass seine Position zu Sätzen wie „Gott existiert“ weder mit Atheismus noch mit Agnostizismus verwechselt werden sollte. Er halte solche Sätze für metaphysische Äußerungen, die weder wahr noch falsch seien. Charakteristisch für einen Atheisten sei hingegen die Ansicht, „dass es zumindest wahrscheinlich ist, dass es keinen Gott gibt“. Ob auch Positionen als „Atheismus“ bezeichnet werden sollen, die keine Gottheit annehmen, jedoch nicht auf Religionslosigkeit reduzierbar sind, wie etwa im Jainismus oder Konfuzianismus, ist in der Literatur umstritten. Teils wird vorgeschlagen, die explizite Ablehnung theistischer Positionen als „theoretischen“, und die Lebenspraxis (die sich vollzieht, „als ob“ ein Numinoses nicht existierte) als „praktischen Atheismus“ zu bezeichnen. Seit dem 19. Jahrhundert wird der Begriff „Atheismus“ in einem naturalistischen Sinne teilweise so eng geführt, dass er gegen alle supernaturalistischen Auffassungen gerichtet wird, die mit einem Glauben an übernatürliche Wesen, Kräfte oder Mächte göttlicher wie nichtgöttlicher Art verbunden sind (Animismus, Spiritismus, mono- und polytheistische Religionen). Dies wird zu Beginn des 21. Jahrhunderts oft als „Neuer Atheismus“ bezeichnet, wenn die Argumentation als naturwissenschaftlich ausgewiesen ist (siehe Abschnitt Neuer Atheismus). Gesellschaftliche Aspekte Demographische Merkmale Umfragen zum Thema Atheismus werfen methodische Probleme auf, da es schwierig ist, eine einheitliche Abgrenzung zwischen Säkularisten, Humanisten, Nichttheisten, Agnostikern und spirituellen Personen vorzunehmen. Immer mehr verschwimmt die Grenze zwischen Gläubigen und Nichtgläubigen. Das The World Factbook der CIA schätzte im Jahre 2010: Atheisten 2,32 %, Nichtreligiöse 11,77 %, Christen 33,32 % (darunter 16,99 % römisch-katholisch), Muslime 21,01 %. In seiner „Bilanz des Unglaubens“ meint Georges Minois, es kursierten Unmengen an Zahlen, „die allesamt falsch sind“. Allenfalls könne man aus ihnen ersehen, dass mehr als ein Fünftel der Menschheit nicht mehr an einen Gott glaube. Minois präsentiert selbst Schätzungen für das Jahr 1993 – weltweit 1,2 Milliarden Agnostiker und Atheisten – sowie für das Jahr 2000 – etwa 1,1 Milliarden Agnostiker und 262 Millionen Atheisten, und zum Vergleich etwa 1,2 Milliarden Gläubige für den Islam und 1,1 Milliarden für die katholische Kirche. Laut dem Eurobarometer 2010 glaubten 20 % der Bürger der damals 27 EU-Staaten weder an Gott noch an eine spirituelle Kraft. Eine Mehrheit von 51 % glaubte an Gott und 26 % an „eine Art von spiritueller Kraft“; 3 % äußerten sich nicht. Zwischen den einzelnen Ländern gab es große Unterschiede; so war der Anteil der Gottesgläubigen in Malta mit 94 % und Rumänien mit 92 % am höchsten und mit 16 % in Tschechien und 18 % in Estland am geringsten. In Deutschland, Österreich und der Schweiz wurden je 44 % ermittelt. Die Anzahl der Einwohner, die angaben, weder an Gott, noch an eine spirituelle Kraft zu glauben, war im Jahr 2010 mit 40 % in Frankreich und 37 % in Tschechien am höchsten und betrug in Deutschland 27 %, in Österreich 12 % sowie 11 % in der Schweiz. Laut dem Eurobarometer 2005 glaubten mehr Frauen (58 %) an Gott als Männer (45 %); der Glaube an Gott korrelierte positiv mit dem Alter, politisch konservativer Einstellung und geringer Schulbildung. In den USA liegt die Zahl der Personen, die an Gott oder eine höhere Macht glauben, bei 91 %. Das Worldwide Independent Network und die Gallup International Association befragten im Zeitraum zwischen 2011 und 2012 fast 52.000 Personen aus 57 Ländern zu ihren religiösen Einstellungen. 13 % der befragten Personen bezeichneten sich als „überzeugte Atheisten“, 23 % nannten sich „nicht-religiös“ und 57 % gaben an, eine religiöse Person zu sein. Laut der Studie sind 15 % der Bevölkerung in Deutschland überzeugte Atheisten. China (47 %) und Japan (31 %) sind die Länder mit dem höchsten Anteil an überzeugten Atheisten. Zwischen 2005 und 2012 hat sich der Anteil religiöser Personen weltweit um 12 % (9 Prozentpunkte) verringert, während der Anteil von Atheisten um 75 % (3 Prozentpunkte) gestiegen ist. In manchen Ländern ist dieser Trend besonders ausgeprägt: In Vietnam, Irland und der Schweiz ging der Anteil der Personen, die sich selbst als religiös bezeichnen, zwischen 2005 und 2012 um 43, 32 und 30 % bzw. um 23, 22 und 21 Prozentpunkte zurück. Der Anteil an Atheisten ist nach Erhebungen in den USA bei Wissenschaftlern besonders hoch: Nur sieben Prozent der Mitglieder der amerikanischen Akademie der Wissenschaften glauben an die Existenz eines personalen Gottes. Eine Umfrage unter Mitgliedern der American Association for the Advancement of Science von 2009 ergab, dass 51 % der amerikanischen Wissenschaftler an Gott oder eine höhere Macht glauben, wesentlich weniger als in der Allgemeinbevölkerung. Der Anteil der atheistischen Wissenschaftler hat sich im Laufe des 20. Jahrhunderts nicht wesentlich verändert. So ergab eine Umfrage des Psychologen James H. Leuba im Jahr 1914, dass 42 % der amerikanischen Wissenschaftler an einen persönlichen Gott glaubten und ebenso viele nicht. Im Jahre 1996 wiederholte der Geschichtswissenschaftler Edward J. Larson die Umfrage von Leuba mit den gleichen Fragen und der gleichen Anzahl Personen und kam auf 40 % gläubige und 45 % atheistische Wissenschaftler. Eine im November 2013 veröffentlichte Metaanalyse von 63 Einzelstudien kam zu dem Ergebnis, dass Atheismus oder ein Nicht-Glauben an Gott signifikant (Korrelationskoeffizient: − 0,24) mit Intelligenz zusammenhängt (Intelligenz wurde in den meisten Studien erfasst durch den g-Faktor). Mehrere Forschungen ergaben einen positiven Zusammenhang zwischen Religiosität und Geburtenziffer. So hatten im Jahr 2002 in Deutschland Menschen, die sich selbst als nicht religiös bezeichneten, mit durchschnittlich 1,4 Kindern deutlich weniger Kinder als Menschen, die sich als religiös bezeichneten (durchschnittlich 1,9 Kinder). Das Institut der deutschen Wirtschaft kam bei einer Auswertung der weltweit erhobenen Daten des World Values Survey zu ähnlichen Ergebnissen. Politische Wechselwirkungen Im Lauf der Geschichte kamen Atheisten vielfach mit politischen Autoritäten in Konflikt. Die Äußerung atheistischer Ansichten wurde noch im Jahre 2013 in zahlreichen Ländern mit Freiheitsentzug bestraft, in 13 Ländern sogar mit dem Tod. In der Neuzeit wurden gesellschaftliche Bereiche einschließlich der Politik, des Rechts und der Religionsausübung zunehmend autonom. Die Trennung von Kirche und Staat wurde mit Hilfe aufklärender Bewegungen verfassungsrechtlich verankert und dann durch staatskirchenrechtliche Bestimmungen ausgeformt. Diese Trennung wird als atheistisch bezeichnet (insbesondere im Laizismus). In Abgrenzung zu religiös-politischen oder auch staatsatheistischen Machthabern garantiert das rechtsstaatliche Prinzip eine weltanschauliche Neutralität in einer prozessual grundlegenden Weise. Rechtsstaatliche Verfassungsorgane sind in ihren Entscheidungen nicht nur von religiösen, sondern auch von sonstigen externen Einflüssen entsprechend entbunden und stattdessen vorrangig einer Verfassung verpflichtet, die in modernen Staaten auf Freiheitsklauseln basiert. Die entsprechend neutrale Rechtsbildung führte auch gegen politische Widerstände zu einer zunehmend rechtswirksamen Tolerierung atheistischer Positionen und Lebensgestaltungen in der modernen Welt. Heute enthalten die Verfassungen vieler demokratischer Staaten das Menschenrecht auf Religionsfreiheit und darin eingeschlossen das Recht, Atheist zu sein oder zu werden. Nicht in allen diesen Staaten gibt es eine strenge Trennung von Staat und Religion, zumal Religionen aus Kultur- und Selbstbestimmungsgründen unterschiedlich stark geschützt werden (beispielsweise durch ein Recht auf Religionsunterricht). Hinzu kommt der Gottesbezug in Verfassungen. So beginnt die Präambel des Grundgesetzes für die Bundesrepublik Deutschland mit den Worten: „Im Bewusstsein seiner Verantwortung vor Gott und den Menschen …“. Die Präambel der Bundesverfassung der Schweizerischen Eidgenossenschaft beginnt mit den Worten: „Im Namen Gottes des Allmächtigen!“ Im Jahre 1998 scheiterte bei einer Totalrevision der Verfassung ein Vorstoß, diese Präambel zu streichen. Einige heutige Strafgesetzbücher enthalten Regelungen, die die Beschimpfung von Bekenntnissen, Religionsgesellschaften und Weltanschauungsvereinigungen als einen Straftatbestand ansehen. Atheistische Religions- oder Kirchenkritiker wurden infolgedessen in der Vergangenheit nach öffentlichen Äußerungen wiederholt strafrechtlich verfolgt. Auf der anderen Seite war Atheismus Bestandteil der marxistisch-leninistischen Staatsdoktrin, zum Beispiel in der Sowjetunion und in der Deutschen Demokratischen Republik, so dass Formen der Religionsausübung in den staatlich gelenkten Erziehungseinrichtungen keinen Ort hatten und politisch bekämpft wurden. Die Entkirchlichung Ostdeutschlands wird von Richard Schröder als die wohl wirksamste Hinterlassenschaft des SED-Regimes angesehen. Seinen Angaben zufolge waren im Jahre 1950 noch 91,5 Prozent der DDR-Bürger Kirchenmitglieder, 1964 noch 67,4 Prozent und am Ende der DDR etwa 25 Prozent. Diese Entwicklung setzt sich auch nach der Wiedervereinigung fort, so ging der kirchlich gebundene Bevölkerungsanteil weiter zurück und liegt in Großstädten wie Magdeburg oder Halle mittlerweile nur noch bei rund 15 %. Die Mitgliederschaft der beiden größeren Kirchen in Ostdeutschland ist darüber hinaus in hohem Maße überaltert und wird daher weiterhin abnehmen. Die von staatlicher Seite als Fortschrittsdoktrin gelehrte, marxistisch grundierte atheistische Weltanschauung wird von Kritikern wie Herbert Schnädelbach als „konfessioneller Atheismus“ und „Staatsreligion“ oder „Staatsatheismus“ bezeichnet. In der Volksrepublik Albanien wurde 1967 (bis 1990) ein totales Religionsverbot ausgerufen, und das Land bezeichnete sich als „erster atheistischer Staat der Welt“. Im gesamten so genannten Ostblock wurde der Atheismus gefördert, während gelebte Religiosität zumindest argwöhnisch betrachtet wurde, oft auch mit Nachteilen verbunden war oder gar gezielt verfolgt wurde, wie etwa bei den Christenverfolgungen unter Stalin. NGOs zufolge werden auch heute noch religiöse Gruppen und Einzelpersonen in manchen sich selbst als „atheistisch“ verstehenden Staaten wie Nordkorea verfolgt und oftmals inhaftiert, gefoltert und getötet. Der Atheismus wird aktiv gefördert, beispielsweise im Humanismus, im Existentialismus und durch die Freidenkerbewegung. Zu großen Anteilen sind der Sozialismus, Kommunismus und Anarchismus atheistisch geprägte Weltanschauungen. In den beiden letzten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts, so Georges Minois in seiner Geschichte des Atheismus, habe der Eifer des antireligiösen Kampfes nachgelassen: Bedeutung im Wissenschaftskontext Eine Orientierung an naturwissenschaftlichen Erklärungsmodellen lässt für einige Wissenschaftler früh die „Gotteshypothese“ als methodisch unzulässig erscheinen, da sie keine wissenschaftlich beobachtbaren Konsequenzen habe, mithin auch keine wissenschaftlich beschreibbaren Phänomene erkläre. Eine derartige Ausklammerung Gottes aus wissenschaftlicher Forschung wird als methodischer oder methodologischer Atheismus bezeichnet. Er impliziert allerdings keinen theoretischen Atheismus, behauptet also nicht, dass Gott nicht existiert. Daher wird manchmal präziser von „methodischem Noninterventionismus“ gesprochen. Die Frage, ob wissenschaftliches Denken und die Annahme eines Gottes überhaupt dergestalt in Beziehung treten können, dass eine gegenseitige Bestätigung oder Widerlegung denkbar ist, wird unter Wissenschaftstheoretikern kontrovers beurteilt. Auch in populärwissenschaftlichen Schriften finden sich gegenteilige Annahmen. Einige, z. B. Stephen Jay Gould und John Polkinghorne, vertreten den Standpunkt, dass die Wissenschaft mit der Religion nicht in Konflikt stehe, da sich erstere mit Empirie, letztere hingegen mit Fragen letzter Begründung und mit moralischen Werten befasse. Andere, z. B. Richard Dawkins, Steven Weinberg und Norman Levitt, argumentieren, dass Theismus mit einer wissenschaftlichen Weltsicht grundsätzlich unvereinbar sei, da Wunder wie die Auferstehung Jesu Christi die Naturgesetze außer Kraft setzen müssten; die Wissenschaft führe demnach zwangsläufig zu Atheismus, Deismus oder Pantheismus. Bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts gab es noch mehrere wirkungsmächtige, intellektuell sogar hegemoniale „wissenschaftliche Weltanschauungen“, darunter den Marxismus in mehreren politischen Ausformungen, die Psychoanalyse oder den Neopositivismus, die erklärtermaßen atheistisch waren und den Religionen eine schädliche Wirkung zuschrieben. Atheismus und Moral Mit anderen vertrat Immanuel Kant die Auffassung, dass moralische Prinzipien auch ohne Rückgriff auf höhere Wesen in der menschlichen Vernunft oder in der Natur zu gründen seien. Recht und Moral gäben die Möglichkeit, Maximen von Freiheit und Handlungen unter allgemeinen (Vernunft-)Gesetzen bestehen zu lassen. Zumindest sollte hier ableitbar sein, dass die Beurteilungskriterien rational verhandelbar seien. Vor allem in kirchlichen Kreisen wird die Meinung vertreten, dass mit dem fehlenden Glauben an Gott die Verneinung moralischer Werte im Sinne eines Nihilismus einhergehe. So bezeichnet der evangelikale Religionswissenschaftler und Publizist Ravi Zacharias den Atheismus als „jeden Wertes beraubt“ und bestreitet, dass es fundierte moralische Prinzipien ohne Rückgriff auf höhere Wesen geben könne. Der katholische Staatsrechtler und vormalige Verfassungsrichter Ernst-Wolfgang Böckenförde wird mit der Formel zitiert: „Der freiheitliche, säkularisierte Staat lebt von Voraussetzungen, die er selbst nicht garantieren kann.“ Dieses sogenannte Böckenförde-Diktum wird teilweise so gedeutet, dass Demokratien auf religiöse Bindungen als Garanten gemeinsamer Grundwerte angewiesen seien. Gegen diese Deutung wendet sich Gerhard Czermak. Er meint, Böckenförde werde „gründlich missverstanden, wenn nicht instrumentalisiert“, sofern aus seinem Diktum abgeleitet werde, Empirische Ergebnisse zur Moral und ihre Interpretation Auch empirisch ist das Verhältnis von Religion und Moral nicht geklärt. Einige Untersuchungen legen nahe, dass persönliche Moral nicht von persönlicher Religiosität abhängig ist. So fanden z. B. Franzblau bei Atheisten größere Ehrlichkeit, und Ross bei Atheisten größere Hilfsbereitschaft gegenüber Armen. Gero von Randow entnimmt sozialpsychologischen Studien „eine auffallend geringe Kriminalität unter Nichtgläubigen. Das sollte umgekehrt auch nicht zu ihren Gunsten ins Feld geführt werden, denn sie sind tendenziell sozial besser gestellt und gebildeter als die Gläubigen, jedenfalls im Westen; wir haben es hier also nicht mit einem Religions-, sondern mit einem Klasseneffekt zu tun.“ Eine Trennung von Moral und Theismus stellt die Auffassung dar, die unter anderem John Leslie Mackie in seinem Buch Ethik und Richard Dawkins in seinem Buch Der Gotteswahn ausführen, nämlich dass Moral an den Prozess der biologischen Evolution gekoppelt und Ergebnis eines gesellschaftlich beeinflussten Entwicklungsprozesses sei. Hieraus könne folgen, dass die menschliche Moral auch dann Bestand habe, wenn Religionen in Verfall gerieten. Empirische Ergebnisse zur Sinnsuche Laut einer empirischen Studie ist Atheismus (ebenso wie sich nicht einer Religionsgruppe zugehörig zu fühlen) mit der Vorstellung verbunden, dass das Leben dann sinnvoll ist, wenn man ihm selbst Sinn gibt. Dagegen unterscheiden sich Atheisten und Theisten nicht hinsichtlich ihrer Neigung zu Fatalismus oder Nihilismus. Abgrenzungen zu religiösen Orientierungen Aus atheistischer Perspektive erscheint das Handeln aufgrund angeblich göttlicher Gebote fragwürdig, weil die Bewertung eines Verhaltens oder einer Handlung nicht von den Folgen für die Betroffenen abhängt, also auf die zwischenmenschliche Ebene zielt, sondern als ethisch wünschenswert hauptsächlich vermittels der extrinsischen Festsetzung eines transzendenten Wesens gilt. Ein Mord zum Beispiel wäre nach streng theistischer Auffassung nicht bereits wegen der Folgen für das Opfer eine schlechte, zu verurteilende Handlung, sondern auf der Grundlage göttlicher Gebote. „Es erscheint als höchst problematisch, etwas so Notwendiges wie die Moral auf die Basis von so Dubiosem – wie es der religiöse Glaube ist – stellen zu wollen. Wie sollte auf diese Weise eine wirkliche Orientierung und Lebenskunde möglich sein?“, schreibt Gerhard Streminger. Bereits Platon hatte in seinem frühen Dialog „Euthyphron“ mit dem sogenannten Euthyphron-Dilemma darauf hingewiesen, dass es generell unmöglich sei, das moralisch Gute im Rückgriff auf ein göttliches Prinzip zu begründen. Auch nach Kant kann die Verpflichtung eines Menschen zur Moralität prinzipiell nicht dadurch begründet werden, dass man auf die „Idee eines andern Wesens über ihm“, also auf einen Gott verweist. Dem Argument, ohne ein von einer göttlichen Instanz gegebenes, für jeden Menschen gleichermaßen verbindliches Gesetz sei es schwieriger, eine gemeinsame ethische Grundlage für eine Gesellschaft zu finden, halten manche Atheisten entgegen: Keine Religion könne überzeugend begründen, warum ihr Gesetz von einer göttlichen Instanz gegeben worden sein sollte und deshalb Allgemeinverbindlichkeit beanspruchen können sollte. Nicht einmal die Existenz irgendeiner göttlichen Instanz könne überzeugend begründet werden. So dürfe man davon ausgehen, dass die Gesetze der Religionen ebenso von Menschen gemacht seien wie alle anderen Gesetze und Verhaltensregeln: teilweise auf der Basis von Vernunft und Einsicht, teilweise auf der Basis der Interessen derjenigen, die über genug Macht verfügten, um ihre Vorstellungen durchzusetzen. Während einerseits Gesetze einer göttlichen Instanz als Hilfsmittel zur Stabilisierung des sozialen Miteinanders angesehen werden, vertreten manche Atheisten die Auffassung, dass der Anspruch der Religionen auf Allgemeinverbindlichkeit ihrer Gesetze es oftmals erschwert habe, eine gemeinsame ethische Grundlage für eine Gesellschaft zu finden. Nicht selten habe der Versuch, diese Allgemeinverbindlichkeit durchzusetzen, zu Verfolgungen, Vertreibungen oder gar Glaubenskriegen geführt. Umgekehrt wird auf Christenverfolgungen gemäß atheistischer Staatsdoktrin verwiesen. Atheisten halten eine religiöse Überzeugung für die Erarbeitung einer gemeinsamen (moralisch-)ethischen Grundlage vielfach eher für hinderlich: Viele Gläubige fühlten sich an göttliche Gesetze gebunden und seien vermutlich deshalb weniger bereit, ihre Vorstellungen in Zusammenarbeit mit anderen Menschen weiterzuentwickeln. „Prallen Anhänger religiös fundierter Ethiken aneinander, so sind Konflikte in vernünftiger Weise kaum zu lösen, da alle sich von Gott geleitet fühlen; alle glauben, dass die eigenen Gebote objektiv gegeben, eben gottgewollt seien“, schreibt Gerhard Streminger. Einige Gläubige hingegen betrachten die (moralisch-)ethischen Vorstellungen, die ihre Religion mit verwandten Religionen gemeinsam hat, als gute Grundlage für Zusammenarbeit und Weiterentwicklung. Ein Problem mangelnder Bereitschaft zur Weiterentwicklung ethischer Vorstellungen kann aus atheistischer Sicht darin liegen, dass die Anpassung von Verhaltensregeln an neue gesellschaftliche Gegebenheiten verhindert wird. Für die ethische Beurteilung einer Scheidung zum Beispiel sei zu berücksichtigen, ob die Frau als Konsequenz daraus materieller Not und gesellschaftlicher Ächtung ausgesetzt wäre, oder ob sie materiell abgesichert und gesellschaftlich akzeptiert bliebe. Atheistisch-weltanschauliche Gruppierungen Während Glaubensvertreter den Atheisten vielfach die für ein funktionierendes gesellschaftliches Zusammenleben nötige ethische Fundierung absprechen, findet andererseits – hauptsächlich in der westlichen Welt – seit einigen Jahrzehnten eine lebhafte Auseinandersetzung darüber statt, ob nicht atheistischer Humanismus eine zeitgemäßere Grundlage für eine allgemeine Ethik bietet als die tradierten Religionen. Deutschsprachige Gruppierungen, Stiftungen und Dachverbände: Atheistische Religionsgesellschaft in Österreich (ARG) Dachverband freier Weltanschauungsgemeinschaften (DFW) Giordano-Bruno-Stiftung (gbs) Humanistischer Verband Deutschlands (HVD) Humanistischer Verband Österreich (HVÖ) Koordinierungsrat säkularer Organisationen (KORSO) Richard Dawkins Foundation for Reason and Science Im Ausland tätige Gruppierungen, Stiftungen und Dachverbände: American Atheists Council for Secular Humanism (CSH) Freedom From Religion Foundation (FFRF) Humanists UK, vormals British Humanist Association (BHA) National Secular Society (NSS) Rationalist International Richard Dawkins Foundation for Reason and Science (RDFRS oder RDF) Unione degli Atei e degli Agnostici Razionalisti (UAAR) Internationale Bewegungen, Dachverbände und Komitees: Atheist Alliance International (AAI) Committee for Skeptical Inquiry (CSI) Humanists International, von 1952 bis 2019 Internationale Humanistische und Ethische Union (Abkürzung: IHEU; engl. International Humanist and Ethical Union) Religiöser Atheismus Die Frage, was an einer Haltung religiös sein könne, in der Gott offensichtlich keine Rolle spielt, behandelte Ronald Dworkin in seinen Vorlesungen zu Albert Einstein. Seine Antwort: „Religion ist etwas Tieferes als Gott.“ „Er verstand sich als religiöser Atheist, das heißt: Er glaubte zwar nicht an Gott, wohl aber an die sinnhafte Einheit des Kosmos und die Versöhnung von Glauben und Wissen.“ Während Theisten sie als von Gott geboten betrachten, argumentiert Dworkin, unsere ethischen Überzeugungen „könnten wir nicht haben, ohne zu denken, dass sie objektiv wahr sind“. Atheismus als religiöses Bekenntnis Einige Atheisten verstehen ihre Weltanschauung als religiöses Bekenntnis und streben auf dem Wege einer religionsrechtlichen Anerkennung als Religionsgemeinschaft eine Gleichberechtigung und staatliche Gleichbehandlung an. Eine deutschsprachige Gruppierung dieses Typs ist die Atheistische Religionsgesellschaft in Österreich. Am 30. Dezember 2019 brachte sie den Antrag auf Feststellung des Erwerbs der Rechtspersönlichkeit als staatlich eingetragene religiöse Bekenntnisgemeinschaft „Atheistische Religionsgesellschaft in Österreich“ beim Kultusamt im österreichischen Bundeskanzleramt ein. Freireligiöse Bewegung Laut Eigendarstellung der freireligiösen Bewegung gibt es unter den Freireligiösen auch Atheisten oder atheistisch-religiöse Positionen. Jüdischer und christlicher Atheismus Die Religionskritik der Bibel ist der Ausgangspunkt eines jüdischen und christlichen Atheismus. Das Judentum beschreibt Douglas Rushkoff, Professor für Kommunikationstheorie an der New York University, aufgrund der Bilderlosigkeit des biblischen Gottes als Ausweg aus der Religion (Nothing Sacred: The Truth about Judaism, 2004). In den 1960er Jahren bildete sich in den USA eine Gruppe von Theologen, welche unter dem Satz „Gott ist tot“ einen christlichen Atheismus proklamierte. Vertreter dieser Richtung sind der Theologe Thomas J. Altizer (The Gospel of christian atheism, 1966), William Hamilton (Radical Theology and the Death of God, 1966), Paul van Buren (The secular meaning of the Gospel, 1963) oder Gabriel Vahanian (The death of God, 1961). Der „Tod Gottes“, also die vermeintliche Unmöglichkeit, in der modernen Welt rational an einen Gott zu glauben, sei, so beispielsweise J. Altizer, eine gute Nachricht, da sie den Menschen von einem transzendenten Tyrannen befreit habe. Die säkulare Botschaft der Evangelien beziehe sich gemäß Paul van Buren allein auf den „Befreier“ Jesus von Nazaret. Während der Glaube an einen (jenseitigen) Gott abgelehnt wird, steht bei den „christlichen Atheisten“ die ethisch-moralische Botschaft Jesu, die rein auf das Diesseits bezogen wird, im Mittelpunkt. In der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg hat sich auch eine Verknüpfung von Atheismus und Christentum entwickelt, die sich explizit auf das Schweigen Gottes angesichts der Ermordung von Millionen von Juden durch deutsche Nationalsozialisten im Holocaust bezieht. Die deutsche Theologin Dorothee Sölle ist die bekannteste Vertreterin dieser Richtung. Beeinflusst wurden einige Theologen der „Gott-ist-tot-Theologie“ auch durch die religionsphilosophischen Gedanken Ernst Blochs im dritten Band seines Hauptwerkes Das Prinzip Hoffnung. 1968 hat Bloch Gedanken daraus zusammengefasst, präzisiert und erweitert in dem Buch Atheismus im Christentum, in dem sich der Satz findet: Dorothee Sölle, von Bloch beeinflusst, veröffentlichte ebenfalls 1968 ein Buch mit einem ganz ähnlichem Titel: Atheistisch an Gott glauben. Atheismus bedeutet bei Ernst Bloch wie auch bei Dorothee Sölle nicht den Verzicht auf Sinnhaftigkeit oder Transzendenz, sondern die Abkehr von einem allzu theistischen Gottesbild, der Vorstellung eines Gottes, der als allmächtiger, allwissender und allgegenwärtiger Gott Not und Leid bis hin zu Auschwitz zugelassen hat. In der Dekonstruktion und in der Nachfolge des Denkens von Emmanuel Levinas und Jacques Derrida fand sich ein weiterer Ansatz der Ausarbeitung eines christlichen Atheismus. Vertreter sind unter anderem Peter Rollins und Jean-Luc Nancy (Dekonstruktion des Christentums 2008). Kurzgefasst kann man darin die Vereinnahmung der Geste der Dekonstruktion sehen, in der der Sohn das Gesetz, die Arché des Vaters auflöst, indem er aber selbst vom Gesetz verurteilt wird. Damit werden messianische Ansätze des späten Derrida mit seinem Denken über die différance verbunden. Buddhismus Der Buddhismus kennt keinen Glauben an einen Schöpfergott. Manche buddhistische Schulen nehmen aber in ihrer Kosmologie die Existenz zahlreicher anderer Ebenen der Wirklichkeit an, auf denen sowohl besser- als auch schlechtergestellte Wesen existieren, von denen die höheren Wesen den hinduistischen Göttern (Devas und Asuras) entsprechen. Diese Götter sind allerdings wie alle Wesen selbst im Existenzkreislauf, Samsara, gefangen; im Sinne der Wiedergeburtslehre kann jedes Wesen irgendwann auch als Deva geboren werden, wenn das entsprechende Karma (in diesem Fall überaus große Freigiebigkeit oder Samadhi-Erfahrungen) angesammelt wurde. Im Mahayana- oder nördlichen Buddhismus verehrt man darüber hinaus Wesen, die selbst Buddhas oder Bodhisattvas geworden sind. Durch den Respekt, den man diesen entgegenbringt, entsteht eine der notwendigen Grundlagen, selbst diesen Zustand zu erlangen. Daher werden im Buddhismus zahlreiche Statuen, Stupas und Tempel errichtet, die Objekte der Verehrung sind. Diese Wesen sind aber keine Götter, sondern Vorbilder. Im Theravada- oder südlichen Buddhismus ist das Ziel Arhatschaft, also Befreiung ohne Wiederkehr, sodass Arhats nur in der letzten Phase ihres letzten Lebens verehrt werden können. Daneben gibt es auch hier zahllose Stupas, Tempel, Buddhastatuen und Bildnisse früherer Arhats, zum Teil sogar von Bodhisattvas. Die Frage nach einem Schöpfergott wird als unfruchtbare metaphysische Spekulation zurückgewiesen und stattdessen die Ergründung der eigenen Erkenntnismöglichkeiten betont. Islam Der Atheismus wird gemäß islamischem Recht bekämpft. Der Koran nennt keine diesseitigen Strafen für den „Abfall vom Islam“, worunter auch die Zuwendung zum Atheismus fällt. Im islamischen Recht, der Scharia, ist diese jedoch auf Grundlage von Hadithen und Idschmāʿ mit der Todesstrafe zu ahnden. Im Sudan (StGB aus dem Jahre 1991, Art. 126), Republik Jemen, Iran, Saudi-Arabien, Katar, Pakistan, Afghanistan, Somalia und in Mauretanien (StGB aus dem Jahre 1984, Art. 306) kann Abfall vom Islam noch heute mit dem Tode bestraft werden. Auch in Ländern, die keine islamischen Gerichtshöfe mehr haben, deren staatliche Rechtsordnung sich aber weiterhin an der Scharia orientiert, kann der bekundete „Abfall vom islamischen Glauben“ zivilrechtliche (Erbrecht, Eherecht) und strafrechtliche Konsequenzen haben. Ungeachtet der religiösen Dominanz gab es in der muslimischen Geschichte stets atheistische Persönlichkeiten, darunter der arabische Dichter Abū l-ʿAlāʾ al-Maʿarrī sowie der persische Mathematiker und Dichter Omar Chayyām. Pantheismus Im pantheistischen (griechisch: Allgottlehre) Gotteskonzept nimmt die Alleinheit des Universums die Schöpferrolle ein. Gott und Natur sind demnach gewissermaßen identisch. Da es im Pantheismus keinen persönlichen Gott gibt, wurde und wird der Pantheismus sowohl von Theisten als auch von Atheisten manchmal als ein hinter einer religiösen Sprache versteckter Atheismus betrachtet. Arthur Schopenhauer nannte den Pantheismus eine „Euphemie für Atheismus“. „Pantheismus ist nur ein höflicher Atheismus“, heißt es in einem Schopenhauer-Zitat von Ernst Haeckel. Der französische Philosoph Jean Guitton vertritt in seinem Werk die Überzeugung, dass er dem Atheismus die Verlegung des Gottesbegriffs in die Welt nachweisen könne und ordnet ihn daher generell dem Pantheismus zu. Der Pantheismus wird von seinen Anhängern als religionsphilosophische Lehre betrachtet und wurde in früheren Zeiten nicht dem Atheismus zugehörig betrachtet, was sich aber inzwischen geändert hat. Geschichtliche Entwicklung Atheismus ist „so alt wie das menschliche Denken, so alt wie der Glaube, und der Konflikt zwischen beiden ist ein ständiges Merkmal der abendländischen Zivilisation“, heißt es bei Georges Minois, der Atheismus sowohl ideen- als auch verhaltensgeschichtlich zu erfassen sucht. Für die frühen Hochkulturen ergibt sich allerdings die Schwierigkeit, dass etwa sakrale Gebäude und kultische Schriften zu den vorherrschenden Überlieferungszeugnissen immer schon gehörten, während die weniger auffälligen Zeugnisse von Skeptizismus, Nichtglauben und religiöser Gleichgültigkeit erst in jüngerer Zeit einer intensivierten Forschung unterzogen werden, die etwa auch den asiatischen Raum einschließt. Praktischer und theoretischer Atheismus hatten und haben aber je eigene und einander ergänzende Bedeutung: In Antike und Mittelalter waren sowohl das private als auch das öffentliche Leben in der Regel von religiösen Vorstellungen durchdrungen, wogegen Skepsis und Zweifel eher bei Minderheiten und in intellektuellen Kreisen anzutreffen waren. Während sich die kritischen Auseinandersetzungen innerhalb der römisch-katholischen Kirche im späten Mittelalter verstärkten und in der Reformation einen Höhepunkt fanden, erfuhr der Atheismus im Zeitalter der Aufklärung einen bedeutenden Aufschwung und durch die Französische Revolution eine starke gesellschaftliche Verbreitung. Dies führte zur Säkularisierung und vielfach zur Trennung von Kirche und Staat. Im 19. und 20. Jahrhundert wurden verschiedenste atheistische Positionen mit breitem theoretischem Fundament entwickelt, insbesondere im Marxismus, im Existentialismus und in der analytischen Philosophie. Zudem bestehen im philosophischen Materialismus und im philosophischen Naturalismus Verbindungslinien zum Atheismus. Süd- und Vorderasien Die frühesten belegbaren Formen des theoretischen Atheismus finden sich in den alten Hochkulturen Süd- und Vorderasiens. In Indien weisen einige der ältesten philosophischen Systeme atheistische Formen auf. Hierzu zählen der Jainismus, das Samkhya (beide entstanden etwa im 6. Jahrhundert v. Chr.) sowie das Vaisheshika und das Nyaya. Insbesondere die Tradition des Samkhya ist im indischen Denken bis heute lebendig geblieben (vergleiche Atheismus in Indien). Klar materialistisch-atheistisch war die indische Schule der Charvaka, die zweifelsfrei seit dem 6./7. Jahrhundert n. Chr. als feste Strömung belegbar ist und mindestens bis ins 16. Jahrhundert existierte. Sie berief sich auf die heute verlorenen „Barhaspati Sutras“. Nach Meinung vieler Indologen war es jedoch kein atheistisches Werk, sondern eine gegen etablierte Religionen skeptische, aber ethische Schrift. Einzelne Skeptiker sind vom 5. Jahrhundert v. Chr. bis zum 6. Jahrhundert n. Chr. überliefert. Der Buddhismus, der im 5. Jahrhundert v. Chr. in Indien entstand, und der Daoismus, der im 4. Jahrhundert v. Chr. in China entstand, kennen keine Schöpfergottheit. In Teilen der Fachliteratur wird der Zervanismus der antiken Perser mit dem übergeordneten unpersönlichen Prinzip des Zurvan („Zeit“ und Raum) als eine Form des Atheismus angesehen. Materialistisch und vorwiegend atheistisch war die spätestens seit dem 5. Jahrhundert n. Chr. existierende Strömung der „Zandiks“ oder „Dahri“. Ob die Hebräer einen theoretischen Atheismus kannten, ist umstritten. Jean Meslier sah in einigen Stellen des Alten Testaments Belege für die Existenz von Atheisten. So z. B. in Ps 10,3: Diese Interpretation wird von den meisten Exegeten jedoch nicht geteilt. Ihrer Meinung nach würden an den besagten Stellen stets nur bestimmte Eigenschaften Gottes geleugnet, nie aber seine Existenz. Griechisch-römische Antike Vorsokratiker Die fragmentarisch überlieferten ontologischen Systeme der Vorsokratiker erklären die Strukturen der Wirklichkeit nicht durch mythische oder ätiologische Erzählungen, sondern durch Zurückführung auf ein oder mehrere Prinzipien. Bei beispielsweise Demokrit oder Epikur kommen hierfür nur materielle Prinzipien in Betracht, so dass ein transzendenter, insbesondere geistiger Gott weder verwendet wird, noch Ort oder Funktion in diesen Systemen bekommen könnte. Andererseits ergeben sich bisweilen Konflikte mit etabliertem religiösem Kult und etablierter Rede über die Götter, weil ontologischen Prinzipien ähnliche oder dieselben Eigenschaften zugeschrieben werden wie den Göttern, etwa, über Naturprozesse zu regieren, ewig zu sein oder Prinzip für Leben und Denken zu sein. Die frühesten Formen einer Kritik der etablierten Gottesvorstellungen beziehen sich vor allem auf unangemessen menschliche Vorstellungsweisen (Anthropomorphismus). Göttern werden z. B. wankelmütige, jähzornige, eifersüchtige und egoistische Charakterzüge abgesprochen, wie sie in den Mythen Hesiods und Homers hervortreten. Beispiele hierfür sind Xenophanes, Heraklit und Protagoras. Xenophanes etwa erklärt die Göttervorstellungen und auch deren Verschiedenheit durch Projektion menschlicher Eigenschaften und formuliert polemisch: „Stumpfnasig, schwarz: so seh’n Äthiopiens Menschen die Götter Blauäugig aber und blond: so seh’n ihre Götter die Thraker Aber die Rinder und Rosse und Löwen, hätten sie Hände Hände wie Menschen, zum Zeichnen, zum Malen, ein Bildwerk zu formen, Dann würden Rosse die Götter gleich Rossen, die Rinder gleich Rindern Malen, und deren Gestalten, die Formen der göttlichen Körper, Nach ihrem Bilde erschaffen: ein jedes nach seinem.“ Während derart anthropomorphe Gottesvorstellungen, so der Tenor dieser Kritik, nichts anderes sind als eben nur menschliche Vorstellungen, tritt dem als kritisches Korrektiv zunehmend die Vorstellung eines monotheistischen, transzendenten göttlichen oder quasi-göttlichen Prinzips gegenüber. Empedokles (* zwischen 494 und 482; † zwischen 434 und 420 v. Chr.) sah in Göttern auch Personifizierungen der vier Elemente. Kritias (* 460; † 403 v. Chr.) betrachtete die Religion als menschliche Erfindung, die der Aufrechterhaltung der moralischen Ordnung dienen sollte. Skeptizismus und Asebie-Prozesse Ein Abrücken oder Infragestellen der in der Polis kultisch verehrten Götter seitens skeptischer Philosophen oder naturwissenschaftlich orientierter Denker konnte zu Anklagen und Verurteilungen führen. Gottlosigkeit und Frevel an Göttern wurden im alten Athen als Asebeia teilweise auch strafrechtlich verfolgt. Eine erste Welle bekannter Asebie-Prozesse, bei denen politische Motive mitgewirkt haben dürften, richtete sich gegen Vertraute und Freunde des Perikles, darunter Aspasia und Anaxagoras. Der im 5. Jahrhundert v. Chr. namentlich von Sophisten geförderte Prozess der Infragestellung herkömmlicher Gottesbilder, auf den in den Asebieprozessen reagiert wurde, setzte sich unaufhaltsam fort. Auf Widerstand in dieser Form stieß auch der wegen seines religiösen Relativismus 415 v. Chr. aus Athen verbannte Protagoras, der sein Nichtwissen über die Existenz der Götter betonte und gleichzeitig erklärte, der Mensch sei das Maß aller Dinge. Skeptizistische und agnostische Positionen, wie sie die Sophisten und Sokrates (* 469; † 399 v. Chr.) vertraten, fanden eine zunehmende Verbreitung, und die Anklage wegen Gottlosigkeit gegen die „Physiker“ wird gängige Praxis: „Der Gelehrte, der in einem positivistischen Geist arbeitet, wird beschuldigt, das Geheimnis der Götter ergründen und das Heilige gewissermaßen ‚zergliedern‘ zu wollen.“ Einige der Angeklagten vertraten in den überlieferten Asebie-Prozessen nicht nur eine agnostische, sondern eine dezidiert atheistische Position (Diagoras von Melos, Theodoros von Kyrene). Gegen die wegen ihrer Schönheit bewunderte Phryne ist ein Asebie-Prozess überliefert, demzufolge ihr die Aktmodell-Arbeit für eine Aphrodite-Statue als ein Frevel gegen die Götter ausgelegt wurde. Von einer geistesgeschichtlich bis heute nachhallenden Wirkung war der Prozess gegen Sokrates. Seine Glaubensskepsis ist im platonischen Dialog Phaidros zum Ausdruck gebracht: Es sei abwegig, etwas über die Mythen und die Götter zu sagen, da er noch nicht einmal die Zeit habe oder in der Lage sei, sich selbst zu erkennen. „Lächerlich also kommt es mir vor, solange ich hierin noch unwissend bin, an andere Dinge zu denken.“ Platon ist aber als Sokrates’ Schüler nicht nur die wichtigste Überlieferungsquelle für dessen Denken und Philosophieren, sondern Minois zufolge der Erstverantwortliche für die Verfemung des Atheismus in den nachfolgenden zwei Jahrtausenden. In seinem Spätwerk Nomoi (Gesetze) bezieht er eine pantheistische Position, die sich von einem strengen Naturalismus abgegrenzt, weil dieser die nichtmateriellen Wirkungskräfte verkenne: Im zehnten Buch der Nomoi geht es Platon darum zu beweisen, dass es Götter gibt, dass sie sich auch um die Kleinigkeiten des Lebens kümmern, ohne aber bestechlich zu sein, und im Weiteren darum zu begründen, dass Atheisten je nach Grad der Gottesleugnung und Heuchelei mit abgestuften Sanktionen bis zur Todesstrafe zu belegen seien. Da es in Platons Lehre außerhalb der materiellen Welt eine höherwertige Welt der Ideen, der Archetypen, der Seelen und des Göttlichen gibt, gelten Atheisten, so Minois, fortan als von niederem Denken beherrscht und unfähig, sich zur Kontemplation der Ideen zu erheben. Der Einfluss platonischer Schulen auf die Unterdrückung des Atheismus ist umstritten. Als die Prozesse wegen Gottlosigkeit im Verlauf des 4. Jahrhunderts v. Chr. abnahmen, waren skeptische Einstellungen nicht etwa zurückgegangen, sondern unterdessen so verbreitet, dass die strafrechtliche Verfolgung immer weniger Wirkung zeigte. So konnte der Kyniker Diogenes (* ca. 400; † 325 v. Chr.) seinen Spott über Götter, Mysterien, Vorsehung und Aberglauben in Athen verbreiten, ohne dass man ihm den Prozess machte. Hellenismus Während die Verehrung der anthropomorphen olympischen Götter auch im häuslichen Kult immer mehr an Bedeutung verlor, traten im Zuge des Zerfalls von Polis und herkömmlicher stadtstaatlicher Ordnung – auf dem Wege also zu den hellenistischen Großreichen und danach zum Römischen Reich – neben allerlei importierten Mysterienkulten und auswärtigen Gottheiten auch zunehmend vergöttlichte Herrscher, die auf diese Weise religiöse Bindungsbereitschaft zum eigenen Vorteil umlenkten. Weit entfernt von den alten Glaubensformen sind auch die an der Wende vom 4. zum 3. Jahrhundert v. Chr. entstehenden philosophischen Lehren des Epikureismus und der Stoa. Bei den Stoikern kommen pantheistische Vorstellungen zur Entfaltung, die das Göttliche mit der Allnatur verschmelzen und darin den Wirkungsort für die Menschen und für ihr ethisches Bezugssystem finden. Bei Epikur verschwinden die Götter in vom menschlichen Dasein gesonderten Welten und haben keinerlei Wirkungsmacht über die Menschen und ihr Treiben. Es handelt sich getreu dem rein materialistischen Weltbild Epikurs auch bei den Göttern um atomar konstituierte Wesen. Allerdings empfiehlt Epikur als der eigenen Seelenruhe dienlich, sich den staatlich vorgeschriebenen Kulten und religiösen Bräuchen flexibel anzupassen. Römische Antike Mit der römischen Expansion verloren die überlieferten lateinischen Götter an Bindungskraft und Bedeutung. Die Eroberung Griechenlands und des östlichen Mittelmeerbeckens durch die Römer brachte mit auswärtigen Religionen und Gottheiten spiritualistische und materialistische Denkschulen zuhauf nach Rom, etwa Kybele, Isis, Osiris und Serapis, dazu astrologische und magische Vorstellungen sowie auch platonische, kynische und skeptische, epikureische und stoische Lehren. Der von Lukrez in Rom hymnisch verbreitete Epikureismus, in dessen Zentrum ein asketisch unterlegtes Lust- und Glücksstreben steht, stellt sich mit der vollständigen Abscheidung der Götter als eine im Grunde konsequent atheistische Morallehre dar. Die Stoa wiederum, die in den herrschenden Kreisen der römischen Gesellschaft häufig angenommen wurde, vermittelt einen nur vage-verschwommenen Gottesbegriff und trennt in dem anzustrebenden Ideal des stoischen Weisen kaum noch zwischen Mensch und Gott. Ciceros Untersuchung über die Natur der Götter (De natura deorum) mündete in Skepsis: „Bestimmt wird selbst diejenigen, die darüber etwas zu wissen glauben, die so große Uneinigkeit der gelehrtesten Männer in dieser wichtigen Frage zu gewissen Zweifeln zwingen.“ Eine – freilich weniger reflektierte – agnostische Grundstimmung scheint in der frühen Römischen Kaiserzeit (parallel zum Beginn des Frühchristentums) auch in Volkskreisen verbreitet gewesen zu sein; so legt der Schriftsteller Petronius in seinem satirischen Roman Satyricon (in der Szene des Gastmahls des Trimalchio) dem Protagonisten Ganymedes die Worte in den Mund: Der sich einstellenden Vielfalt weltanschaulich-religiöser Vorstellungen gegenüber stand die Bereitschaft, als Atheismus zu diskriminieren und zu kriminalisieren, was nicht zu den etablierten Staatskulten gehörte. Davon war in seinen Anfängen auch das Christentum betroffen. Denn dessen Anhänger lehnten es aus Glaubensgründen ab, an den religiösen Staatskulten teilzunehmen. In der Ablehnung insbesondere des Kaiserkults wurden sie nicht selten zu Märtyrern. Mittelalter und Reformation Ob es im Mittelalter Atheismus im Sinne einer Leugnung der Existenz eines Gottes gab, ist umstritten. Traditionell wird das „christliche Mittelalter“ als Zeitalter angesehen, in dem Europa komplett durch das Christentum bestimmt war, mit der Ausnahme kleiner jüdischer und muslimischer Minderheiten. Die oft dürftige und fast durchgängig christlich geprägte Quellenlage erschwert eine eindeutige Zuordnung einzelner Denker oder Personengruppen zum Atheismus. Der Theologe Walter R. Dietz schreibt, die Bezeichnung Atheismus sei im Mittelalter nur verwendet worden für Leugnungen des dreifaltigen Gottesgedankens, etwa durch den Islam. Nach dem evangelischen Theologen Jan Milič Lochman trat Atheismus im Sinne von Gottesleugnung oder Gottlosigkeit in Europa erst seit dem 16. und 17. Jahrhundert auf. Dem französischen Historiker Georges Minois zufolge gab es im Mittelalter durchaus Atheismus, und zwar sowohl in seiner praktischen, wie auch zumindest ansatzweise in seiner theoretischen Form. Der Glaube habe das Mittelalter zwar beherrscht, der Atheismus habe aber im Leben und Denken einer Minderheit überdauert. Theoretischer Atheismus Seit dem 13. Jahrhundert ist eine zunehmende Kritik christlich-katholischer Glaubensinhalte zu beobachten. Eine wesentliche Rolle scheint hierbei die Wiederentdeckung aristotelischer Lehren und deren Interpretation durch islamische Philosophen gespielt zu haben. Wirkungsmächtig waren insbesondere der Aristotelismus und der Averroismus. Bedeutend war, dass Aristoteles, obwohl er teilweise als „Heide“ bezeichnet wurde, doch als der Meister des logischen Denkens galt. Die aristotelische Philosophie widerspricht der christlichen Lehre insbesondere in zwei Punkten: Sie verneint die Schöpfung und die Unsterblichkeit der Seele. Daher wurde das Unterrichten seiner Physik und Metaphysik auch wiederholt durch päpstlichen Erlass untersagt. Dennoch erstritt sich Georges Minois zufolge die Vernunft vom 11. bis 13. Jahrhundert eine zunehmend größere Unabhängigkeit vom Glauben. Petrus Abaelardus forderte ein, dass der Glaube den Regeln der Vernunft nicht widersprechen dürfe. Boetius von Dacien trat für die strikte Trennung von rational erfassbarer Wahrheit und Glaubenswahrheiten ein. Siger von Brabant ging noch weiter und bestritt zahlreiche zentrale christliche Dogmen. Die christliche Autorität reagierte einerseits mit Zensur und Repression. Zudem gab es jedoch auch verstärkte Bemühungen, den Glauben durch Gottesbeweise zu untermauern. Wilhelm von Ockham erklärte alle Versuche, Glaubenssätze mit den Mitteln der Vernunft zu beweisen, für von vornherein zum Scheitern verurteilt. Praktischer Atheismus Im 12. Jahrhundert provozierten die Goliarden in ihren Liedern mit zum Teil bewusst provokanten atheistischen Positionen wie „ich bin begieriger nach Wollust als nach dem ewigen Seelenheil“. Eine skeptische Haltung in Bezug auf viele Glaubenssätze nahmen auch die englischen Lollarden ein. Auch einige der so genannten „Blasphemiker“ könnten Atheisten gewesen sein. In dem mehreren Autoren zugeschriebenen Buch von den drei Betrügern sind Moses, Jesus Christus und Mohammed gemeint. Daneben lebten auch pantheistische Weltanschauungen in kleineren Glaubensgemeinschaften und unter Einzelpersonen fort. Sie sind zwar nicht dem Atheismus im engeren Sinne zuzuordnen, forderten aber wohl den christlichen Glauben heraus. Vertreter sind insbesondere die Pariser Theologen David von Dinant und Amalrich von Bena sowie die Brüder und Schwestern des freien Geistes. Im Volk ist die Existenz von Ungläubigen in zahlreichen Berichten von Wundern bezeugt. Zudem lassen sich im einfachen Bauernvolk materialistisch-atheistische Positionen nachweisen. So wurde unter anderem die Existenz einer unsterblichen Seele und die Wiederauferstehung Christi verneint. Ein Beispiel für diese Art des „volkstümlichen Materialismus“ ist in den Verhörprotokollen des italienischen Müllers Menocchio festgehalten. Gegen Ende des Mittelalters gibt es auch zunehmend Klagen christlicher Pfarreien über die schwache Präsenz der Gemeinde in der sonntäglichen Messe. Als mittelalterliche Bevölkerungsteile, die besonders vom Atheismus betroffen waren, werden Söldner und Exkommunizierte genannt. Die Zahl letzterer ging allein in Frankreich zeitweise in die Zehntausende. Reformation Die Reformation brachte keine Abkehr vom (christlichen) Glauben, sondern wertete den persönlichen Glauben im Sinne subjektiver Überzeugung sogar auf. Dennoch ist die Reformation ein wichtiger Wendepunkt nicht nur in der Geschichte der Religion, sondern auch in der des Atheismus. Durch die Reformation konnten sich mit den protestantischen Konfessionen erstmals Kirchen neben der katholischen etablieren, die zu stark waren, um dauerhaft gewaltsam unterdrückt werden zu können. Auf Dauer waren beide Seiten zur religiösen Toleranz gezwungen, später wurde diese auch auf zunächst nicht von dieser Toleranz eingeschlossene Gruppen, wie die Reformierten, erweitert. Diese Entwicklung hin zur Toleranz sollte später auch Atheisten zugutekommen. Durch die auf die Reformation folgenden Religionskriege diskreditierten sich die sich bekriegenden Kirchen in den Augen vieler selbst. Deutlich trat der Widerspruch zwischen öffentlich gepredigter christlicher Nächstenliebe und tatsächlichem Handeln der damaligen Kirchen beispielsweise in der offenkundigen Barbarei der Hugenottenkriege und des Dreißigjährigen Krieges zutage. Bedeutsam ist auch, dass die katholische Kirche ihr bis dahin beinahe unantastbares Deutungsmonopol für die traditionsgeprägte Auslegung der Bibel und damit beträchtlich an Autorität auch auf geistlichem Gebiet verlor. Politisch trug die Reformation entscheidend zur Emanzipation der Staaten aus der geistlichen Bindung an die Kirche bei, die sich nun vielfach, wie beispielsweise im Landesherrentum, im französischen Gallikanismus und der Reichskirche der Politik unterordnen musste. Diese Entstehung moderner Machtverhältnisse war eine zwingende Voraussetzung, um letztlich die Trennung von Kirche und Staat zu ermöglichen. Die dadurch garantierte Religionsfreiheit weitete sich, auch wenn der Weg dorthin keineswegs ohne Repressionen verlief, schließlich auch zur Respektierung des Rechts auf Glaubenslosigkeit aus. Dennoch blieb der Atheismus bis zum letzten Drittel des 19. Jahrhunderts ein Phänomen einer elitären Minderheit. 17. bis 19. Jahrhundert Das Zeitalter der Aufklärung brachte den ersten theoretisch ausformulierten Atheismus der Neuzeit mit sich. Dieser steht in engem Zusammenhang mit den Fortschritten der Naturwissenschaft. Bereits 1674 war der deutsche studierte Theologe Matthias Knutzen mit drei atheistischen Schriften an die Öffentlichkeit getreten, die ihn zum ersten namentlich bekannten Atheisten der Neuzeit machen. Ein Jahrzehnt darauf folgte der polnische Philosoph Kazimierz Łyszczyński in seinem – bis auf wenige Zitate verlorenen – Werk De non existentia Dei (dt. Über die Nichtexistenz Gottes), in dem er postulierte, Gott sei lediglich eine von Menschen erdachte Chimäre und Religion sei nur ein Mittel zur Unterdrückung der Bevölkerung. Trotz der zu jener Zeit im Königreich Polen geltenden Religionsfreiheit wurde Łyszczyński für sein Werk 1689 aus politischen Gründen zum Tode verurteilt und hingerichtet. Bis weit ins 18. Jahrhundert war der Vorwurf, ‚Atheist‘ zu sein, in der Regel eine gefährliche Fremdzuschreibung. In Preußen war es die aufklärerische Haltung Friedrichs des Großen (1740: „Jeder soll nach seiner Façon selig werden“), in anderen Ländern die Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte in der Französischen Revolution (1789) und die amerikanische Bill of Rights (1789), die zu einer Akzeptanz diverser atheistischer Standpunkte führten. Der französische Philosoph und Aufklärer Julien Offray de La Mettrie konnte 1748 seine atheistische Philosophie nur außerhalb Frankreichs, im preußischen Exil, öffentlich vertreten. In deutscher Sprache waren, in kritischer Wendung gegen Hegel, die Ex-Theologen Bruno Bauer und Ludwig Feuerbach die ersten atheistischen Philosophen. Feuerbach kritisierte in seinem einflussreichen Werk Das Wesen des Christentums (1841) nicht nur das Christentum grundlegend, sondern darüber hinaus die Religion generell als Ergebnis psychologischer Projektionen („Der Mensch schuf Gott nach seinem Bilde“). Später konstatierte Friedrich Nietzsche: „Gott ist tot“ (1882) und „Atheismus […] versteht sich bei mir aus Instinkt“ (1888). Aufklärung in Frankreich Das früheste Zeugnis eines dezidierten Atheismus in der Neuzeit findet sich im Theophrastus redivivus, der Schrift eines anonymen französischen Autors aus dem Jahr 1659. Die Existenz Gottes wird darin zwar bestritten, die gesellschaftliche Nützlichkeit der Religion hingegen behauptet. Als erster radikaler Atheist der Neuzeit gilt heute der französische Abbé Jean Meslier (1664–1729). In seinen zwischen 1719 und 1729 verfassten und erst später anonym veröffentlichten Pensées et sentiments stellte Meslier die Existenz von Göttern völlig in Abrede, welche für ihn bloße Hirngespinste sind. Im Gegensatz zum Theophrastus verbindet Meslier seinen Atheismus mit einem Antiklerikalismus: Er polemisiert gegen Kirche und Krone, die er als Ausbeuter und Unterdrücker der Armen ansieht. Meslier hat seine als Testament bekannt gewordene Schrift nur in drei handschriftlichen Exemplaren hinterlassen, die zunächst einige Jahrzehnte lang klandestin zirkulierten. Erst 1761 veröffentlichte Voltaire eine Version der Schrift, in der er alle atheistischen und materialistischen Passagen getilgt und nur Mesliers Christentumskritik und Antiklerikalismus erhalten hatte. Diese deistisch verfälschte Fassung blieb, zumal sie durch Neuauflagen und Aufnahme in Voltaires Œuvres weite Verbreitung fand, bis ins 20. Jahrhundert die allgemein bekannte; daran hat auch eine 1864 in Amsterdam erschienene vollständige Ausgabe nichts geändert. Erst 1972 haben Albert Soboul u. a. aufgrund der Originalmanuskripte eine nun maßgebliche Edition dieses ersten neuzeitlichen Werks des Atheismus geschaffen. Während Meslier somit lange Zeit als voltairianischer antiklerikaler Deist galt, war der erste öffentlich bekannt gewordene radikale Atheist der Aufklärung Julien Offray de La Mettrie (1709–1751). Sein philosophischer Erstling Histoire naturelle de l’âme (Naturgeschichte der Seele, 1745) wurde als materialistische und atheistische Schrift vom Pariser Henker verbrannt. La Mettrie floh nach Holland, wo er sein berühmtes Werk L’homme machine (Der Mensch als Maschine, 1748) publizierte, in dem es heißt, „dass die Welt niemals glücklich sein wird, solange sie nicht atheistisch ist.“ La Mettrie blieb nicht bei der Negation Gottes stehen, sondern skizzierte in seinem Discours sur le bonheur (Rede über das Glück, 1748) eine geradezu modern anmutende psycho(patho)logische Theorie des Religiösen. Er musste anschließend sogar aus den toleranten Niederlanden fliehen. Friedrich II. von Preußen bot ihm Asyl an und stellte ihn in Sanssouci als Vorleser ein. Er wurde auch in die Königlich Preußische Akademie der Wissenschaften zu Berlin aufgenommen. Eine frühe öffentliche Verneinung der Existenz eines Gottes findet sich auch in dem 1770 anonym erschienenen Werk Système de la nature des Baron d’Holbach (1723–1789), einem Grundwerk des Materialismus. Holbach sah in der Religion den größten Feind der natürlichen Moral und zog gegen ontologische und kosmologische Gottesbeweise zu Felde. Das Glück des Menschen hängt nach seiner Auffassung vielmehr am Atheismus. Die von ihm vertretene „Ethokratie“ beruht allerdings nicht auf der vorgängigen materialistischen Philosophie La Mettries, den er wegen seiner Moraltheorie sogar als „Wahnsinnigen“ bezeichnete. Denis Diderot (1713–1784), bekannt vor allem als Herausgeber der Encyclopédie, vertrat in seinen kirchen- und religionskritischen Werken Pensées philosophiques (1746) und dem Lettre sur les aveugles à l’usage de ceux qui voient (1749) zunächst eine deistische, später eine atheistische Position. Auch er war ein vehementer Gegner La Mettries, den er noch posthum als „Autor ohne Urteilskraft“ und wegen der „Verdorbenheit seines Herzens“ „aus der Schar der Philosophen“ ausschloss. Voltaire übte scharfe Kritik an Kirche und Klerus und griff in zahllosen Schriften und Briefen die christliche Religion teils mit scharfsinnigem Spott, teils mit feinsinniger Ironie an. Allerdings wollte er ausdrücklich nicht als Atheist bezeichnet werden (Réponse au Système de la nature, 1777). In dem Artikel Athéisme schrieb er unter anderem: Wenn sich Voltaire auch häufig zum englischen Deismus bekannte, wirkte er auf viele seiner Zeitgenossen durch seinen Stil und die Art, wie er seinen Deismus vortrug, durchaus wie ein Atheist. Die katholische Kirche bezichtigte ihn deswegen auch des Atheismus. Fritz Mauthner, Autor des vierbändigen Werks Der Atheismus und seine Geschichte im Abendlande, nannte Voltaire „den Feldherrn und Staatsmann der französischen und europäischen Freidenker.“ Immanuel Kant Gemäß Immanuel Kant gibt es keinen möglichen Beweis für oder gegen die Existenz eines höchsten Wesens, weder durch Anwendung der Vernunft noch durch Betrachtung der empirischen Natur. Wie Kant in der Transzendentalen Dialektik, dem zweiten Hauptteil der Transzendentalen Logik in Kritik der reinen Vernunft, zu zeigen versucht, scheitern alle Gottesbeweise daran, dass die in der menschlichen Vernunft vorhandene Vorstellung eine transzendentale Idee ist, d. h. die Vorstellung eines Gegenstands, der mit keiner möglichen menschlichen Erfahrung übereinstimmen kann. Er billigt transzendentalen Ideen jedoch eine regulative Funktion zu: Vereinfacht gesagt bedeutet dies: Alle Grenzen möglicher menschlicher Erfahrung überschreitenden Dinge (Gott, Unsterblichkeit, Unendlichkeit) sind nach Kant zwar nicht erkennbar, sie geben der Erfahrung aber eine gewisse, subjektive Einheit. Regulativ sind sie deswegen, weil sie dem Verstand eine Orientierung bieten, mit der dieser Erlebnisse und Eindrücke über den unmittelbaren Wahrnehmungsgehalt hinaus ordnen kann. Damit ist Kant in theoretischer Hinsicht ein Vertreter einer agnostizistischen Position. Die regulative Idee erhält jedoch in Kants Moralphilosophie eine neue Funktion. Beschäftigt sich Kant in der Kritik der reinen Vernunft mit der theoretischen Seite der Vernunft („Was kann ich wissen?“), so behandelt die Kritik der praktischen Vernunft deren praktische Seite („Was soll ich tun?“). Gott wird hier postuliert: Wenn die menschliche Vernunft in der Lage ist, sich selbst Ziele frei zu setzen, z. B. auch gegen die unmittelbar empfundenen empirischen Bedürfnisse, so setzt das voraus, dass jeder Mensch seine eigene Vernunft als verpflichtend erlebt (Kant nennt dies das ). Derjenige Anteil des menschlichen Willens, der vernunftgemäß und unabhängig von den empirischen Bedürfnissen seine Wahl trifft, kann nun nach Kant nichts anderes wollen, als einem moralischen Gesetz zu folgen. Das moralische Gesetz verpflichtet jeden Menschen zur Sittlichkeit, indem es ihn anhält, seinen Willen nach dem Kategorischen Imperativ zu gestalten. Für Kant besteht nun ein Problem darin, zu zeigen, ob und wieso die Befolgung des moralischen Gesetzes auch zu Glückseligkeit, also einem Zustand allgemeiner Zufriedenheit führt. Die Frage ist: Wenn ich sittlich handeln soll, ist dann auch sichergestellt, dass ich glücklich werde? Als Instanz, die sicherstellt, dass sittliches Verhalten auch zu Glückseligkeit führt, wird Gott eingeführt, die garantieren soll, dass die Welt im Ganzen einem gerechten Plan folgt. In der Nachfolge blieb Kants theistischer Skeptizismus oder partieller Agnostizismus weitgehend unbeachtet. Der Deutsche Idealismus (Fichte, Schelling, Hölderlin, Hegel) redete zwar von Gott als dem absoluten Weltgeist oder einem absoluten Ich, kümmerte sich hingegen wenig um die Antinomien der Vernunft. Aus heutiger Sicht wird Kants Postulat eines Gottes als Verbindungsglied zwischen Sittlichkeit und Glückseligkeit eher als Mangel seiner Theorie gesehen. Kants individualistischer Theorie fehlt schlicht der gesellschaftliche Horizont von Sittlichkeit. In seiner Rechtsphilosophie kommt Hegel hingegen ohne ein solches Ad-hoc-Postulat zur Begründung der Sittlichkeit aus. Stattdessen steht der absolute Weltgeist (= Gott) für Hegel theoretisch wie historisch am Anfang seines dialektischen Systems. Dabei macht Hegel sozusagen aus der antinomischen Misere der Dialektik eine neue Tugend, indem er das dialektische Prinzip der Selbstwidersprüchlichkeit zu einer eigenen Methode ausbaut. Ludwig Feuerbach Ludwig Feuerbach vertrat in Das Wesen des Christentums von 1841 die folgenden Thesen: Religion ist nicht nur eine historische oder transzendente Tatsache, sondern vor allem eine Leistung des menschlichen Bewusstseins, also der Einbildungskraft oder Phantasie. Alle Religionen unterscheiden sich nur ihrer Form nach, haben aber eines gemeinsam: Sie spiegeln die unerfüllten Bedürfnisse der menschlichen Natur wider. Gott und alle religiösen Inhalte sind nichts anderes als psychologische Projektionen, die ihre materiellen Ursachen in der Natur des Menschen besitzen. Feuerbachs Ausgangspunkt zur Herleitung seiner Thesen war die Natur des Menschen. Wesentlich für Feuerbach war, dass Menschen Bedürfnisse und Wünsche besitzen und diese in bestimmter Hinsicht unerfüllt bleiben, weil der Mensch – so würden wir heute sagen – ein Mängelwesen ist. Das ist sein anthropologischer Kern, den Marx weitgehend übernimmt. Von Hegel übernahm Feuerbach die idealistische Auffassung, dass es das Bewusstsein und seine Leistungen seien, die seine Praxis bestimmen. Im Zentrum stand für Feuerbach dabei die menschliche Einbildungskraft. Es seien nun die unerfüllbaren und andauernd unerfüllten Bedürfnisse, die der Mensch mit Hilfe seiner Einbildungskraft in ein religiöses Reich projiziere. Die religiösen Gehalte verweisen nach Feuerbach auf die unerfüllten Bedürfnisse und damit auf die als unvollkommen erlebte Natur des Menschen. In seinem Hauptwerk versucht er, dies anhand der Begriffe Liebe, Endlichkeit, Sterblichkeit, Ungerechtigkeit zu zeigen: Die religiöse Vorstellung der Unsterblichkeit der Seele sei ein Reflex auf die unvollkommene Natur des Menschen als sterbliches Wesen, die der Allgüte Gottes ein Reflex auf die Unmöglichkeit, alle Menschen gleichermaßen zu lieben usw. Feuerbachs Theorie der Religionskritik wurde später und wird heute in Verbindung mit dem Begriff „religiöser Anthropomorphismus“ oder „Anthropozentrismus“ oder unter dem Schlagwort „Projektionstheorie“ diskutiert. Schlagwortartig mag man sie unter folgenden Mottos zusammenfassen: oder: Die Erklärung der Religion hat also – nach Feuerbach – vom Menschen auszugehen, sie aus ihm herzuleiten und sie wieder auf ihn zu beziehen: Karl Marx Marx’ Kritik an Feuerbach – „vergesellschaftete“ Religiosität Marx’ Religionskritik findet sich vor allem in zwei einschlägigen Werken/Texten: Zur Kritik der Hegelschen Rechtsphilosophie (1843/44) Thesen über Feuerbach von 1845 (1888 von Engels in redigierter Fassung veröffentlicht) Marx übernimmt die Projektionstheorie Feuerbachs. Auch für ihn ist die Welt der Religion keine ontologische Kategorie, sondern gehört in den Bereich menschlicher Tätigkeiten. Auch für ihn reflektiert Religion ein Bedürfnis, und auch für ihn ist Religion die Widerspiegelung einer Wirklichkeit und nichts Transzendentes. Marx kritisiert jedoch einen wesentlichen Mangel an Feuerbachs Religionskritik: Feuerbach tue so, als ob jeder Mensch als Individuum oder als abstraktes Wesen seine Religion produziere, wohingegen der Mensch – so Marx – vor allem als konkret-praktisches und damit schon immer vergesellschaftetes (gesellschaftliches) Wesen zu begreifen sei: Und genau deswegen spiegele Religion auch nicht irgendwelche abstrakten, individuellen Bedürfnisse, sondern konkrete gesellschaftliche Bedürfnisse der Menschen wider. Neben dieser Theorie der vergesellschafteten Religiosität kritisiert Marx an Feuerbach, dass es mit der neuen anthropozentrischen Interpretation von Religion noch nicht getan sei: Diese These soll besagen, dass unter dem Blickwinkel der Praxis – und dies ist nach Marx die „gegenständliche Tätigkeit“ (= Arbeit als verändernde Aneignung von Natur) – Feuerbachs Theorie die Welt nur noch einmal in eine religiöse Welt verdoppelt und damit Religion zwar erklärt, jedoch nicht fragt, was dies praktisch für die gläubigen Menschen und die gesellschaftlichen Verhältnisse bedeutet. Und genau hier besitzt Religion gemäß Marx ihre praktische Aufgabe: Sie verhindere verändernde Praxis, weil sie die Menschen mit der Idee eines vom Erdenreich abgelösten und unabhängigen, vollkommenen Himmelreichs vertröste und umneble. Darauf bezieht sich auch Marxens Schlachtruf, wonach Religion „das Opium des Volkes“ sei. (in: Zur Kritik der Hegelschen Rechtsphilosophie). Marx’ Entfremdungstheorie als Religionskritik Nach Marx’ Ideologiekritik spiegeln sich in der Religion nicht nur unerfüllte abstrakte Bedürfnisse wider, sondern auch das konkrete, durch die gesamte menschliche Geschichte ziehende, gesellschaftliche Elend und Unrecht. Dies täten sie jedoch in verzerrter Form: Diese Verzerrung bestehe zum einen in einer Verkehrung oder Verdrehung wirklicher Verhältnisse und zum anderen in einer völligen Abstrahierung vom alltäglichen Lebensvollzug, die dazu führe, dass die Menschen sich in eine „Nebelregion“ flüchteten. So steht beispielsweise Gott als der Allgerechte, Allmächtige und Allgütige einer Welt ungleicher Verteilung von Macht, Gütern und Liebe gegenüber. Ausgangspunkt für Marx’ Kritik ist die Theorie der Selbstentfremdung: Als „Entfremdung“ bezeichnet man allgemein Prozess und Ergebnis des Verlusts des Einflusses und der Verfügungsgewalt des Menschen auf und über all jenes, was einst durch ihn selbst bewirkt und ihm damit in unmittelbarer Anschauung vertraut war, welches ihm aber schließlich als etwas Unabhängiges, Fremdes gegenübertritt. So besitzt ein von seiner Arbeit entfremdeter Lohnarbeiter – nach Marx – keinen Einfluss mehr auf das Arbeitsprodukt und den Arbeitsprozess, obwohl er sich andauernd darin befindet. Deswegen treten ihm der Arbeitsprozess wie das Arbeitsprodukt als etwas Fremdes gegenüber (siehe Marx: Frühschriften). In der religiösen Selbstentfremdung nun erlebe der Mensch seine Bedürfnisse einmal als erfüllbare und erfüllte Dinge, andererseits aber auch als prinzipiell oder manchmal unerfüllbar oder unerfüllt. Die Religion wird gegenüber dem Menschen nach und nach zu etwas Selbständigem, Unabhängigem und ihm Fremdem. Dies ist mit der religiösen Selbstentfremdung gemeint: In der Religion verselbstständigen sich die unerfüllten Bedürfnisse, indem letztere ein Eigenleben führen. Friedrich Nietzsche Atheismus als Instinkt – „Gott ist eine faustgrobe Antwort“ Friedrich Nietzsche (1844–1900), Sohn eines evangelischen Pfarrers und christlich erzogen, nannte Gott „eine viel zu extreme Hypothese“. Die christliche Gottesvorstellung hielt er für widerlegt und überholt („Gott ist tot“). Daran, dass Nietzsche selbst an keinen metaphysischen Gott glaubte, besteht kaum ein Zweifel: Dies ist allerdings nicht der Schwerpunkt seiner Argumentation. Nietzsches Atheismus ist vielmehr Voraussetzung einer radikalen Kritik an der (christlichen) Moral. Er sah eine solche „Sklavenmoral“ als hinderlich für die Erhebung des Menschen zu neuer Größe an. Diese Kritik der christlichen Moral ist zwar charakterisiert von zahlreichen polemischen und invektiven Äußerungen Nietzsches („was war der grösste Einwand gegen das Dasein bisher? Gott […]“), zeigt sich aber vor allem in einer historisch-wissenschaftlichen (Zur Genealogie der Moral) und philosophischen Auseinandersetzung mit Begriff und Zweck von Moral (v. a. Morgenröte. Gedanken über die moralischen Vorurteile und Die fröhliche Wissenschaft). Für Nietzsches Atheismus ist kennzeichnend, dass er sich nicht generell gegen das Postulat höherer Werte stellt, sondern zunächst nur gegen jene der christlichen Moral, schließlich aber gegen die Werte jeder Moral, sofern sie die Instinktgewissheit und den biologisch angelegten „Willen zur Macht“ schwächen. Nietzsche wendet sich also gegen jede Moral, die zum Leben „Nein“ sagt. Das aber war seiner Ansicht nach bei den Morallehren aller bisherigen Philosophien und Religionen in mehr oder weniger großem Umfang der Fall – obwohl diese „Instrumente im Dienste des wachsenden Lebens“ sein sollten. Nein zum Ja-und-Amen-Sagen – „Umwertung aller Werte“ Nietzsche bezeichnete sich folglich als den „ersten Immoralisten“ und bezeichnet damit eine Haltung des bewussten Verzichts auf eine Rückbindung an eine metaphysische Ordnung und Wahrheit. In Also sprach Zarathustra versuchte er im bewussten Anklang an den Stil der Bibel, die „frohe Botschaft“ vom „Übermenschen“ (also einer Moral, die im Dienste des Lebens steht) zu konkretisieren. In Nietzsches Atheismus ist nicht bloß ein nihilistischer Trieb zur Entwertung der Kultur zu sehen, nach Nietzsches eigener Auffassung sogar gerade das Gegenteil. Nietzsche kritisiert zwar die Moral und versteckt seine Abneigung gegen die christlichen Ideale nicht, jedoch wollte er diese Abwertung in sein Programm der „Umwertung aller Werte“ einbinden, die letztlich dem Ziel dient, neue Werte zu schaffen. Der Typus Zarathustra sollte so etwas wie der erste Prophet dieser neuen „ja-sagenden Moral“ sein, die im Dienste des Lebens steht, anstatt es in seiner freien Entfaltung zu hindern. Nein zum Götterglauben – „Selbstbesinnung der Menschheit“ Nietzsches Atheismus ist also ein notwendiges Zwischenprodukt, das im Prozess der „Umwertung der Werte“ den Boden für eine „Selbstbesinnung der Menschheit“ bereiten soll, die letztlich in eine bejahende, lebensfrohe Moral mündet. Atheismus bedeutet hier die Ablehnung von metaphysischer Ordnung und die Verneinung des damit verbundenen Gottglaubens. Dabei gesteht Nietzsche einigen Arten des Götterglaubens – ohne sie für „wahr“ zu halten – durchaus eine nützliche oder ästhetisch ansprechende Funktion zu. In Der Antichrist beschreibt er etwa einen „gesunden“, schadlosen Götterglauben folgendermaßen: Folglich ist es auch schlüssig, warum Nietzsche dem (in seinem Sprachgebrauch „nihilistischen“) jüdisch-christlichen Gottesbegriff immer wieder den Begriff eines gewalttätigen dionysischen Gottes gegenüberstellt. Nicht der Gottesglaube selbst schadet, sondern der Glaube an einen jenseitigen, metaphysischen Gott. Nietzsches Angriffe gegen den verbreiteten Gottesbegriff sind also eingebunden in eine viel weiter reichende Kultur- und Religionskritik und gehen damit über einen bloßen Atheismus hinaus. Tatsächlich richtet sich Nietzsche an vielen Stellen auch gegen seiner Meinung nach zu simple oder inkonsequente Formen des Atheismus. 20. und 21. Jahrhundert Psychoanalyse Sigmund Freud, der Begründer der Psychoanalyse, hat mehrmals in einer naturgeschichtlichen Deutung die Entstehung von Religionen (und vieler anderer Erscheinungen) als die Erfüllung unbewusster, auch unterdrückter Wünsche des Menschen zu erklären versucht. Als Grundlage dienten Freud die Ähnlichkeiten zwischen kultisch-religiösen Handlungen und den Handlungsabläufen neurotischer Besessenheit. In seinem Buch Totem und Tabu (1913) kommt er zu der Schlussfolgerung: seien eben die Religionsvorstellungen. Die Herleitungen, in denen sowohl die darwinsche „Urhorde“ als auch der Ödipuskomplex herangezogen werden, gelten als spekulativ. In einer verallgemeinerten Form, nämlich dass Religionen sehr wohl vorgeben, starke bewusste wie auch unbewusste Wünsche und Sehnsüchte der Menschen zu erfüllen, gilt Freuds These als unbestritten. Freuds einschlägige Monographie zum Thema ist Die Zukunft einer Illusion (1927). Nach Freud bieten die Eltern dem Kind unverzichtbaren Schutz und ein moralisches Gerüst für die Orientierung. Aus Sicht des Kindes sind die Eltern in der Lage, Übermenschliches zu leisten. Mit zunehmendem Alter des Kindes erkennt es, dass auch die Eltern nicht immer Schutz und Rat bieten können. So überträgt das Kind die den Eltern zugeschriebenen Fähigkeiten auf Gott. Anstatt also die Vorstellung aufzugeben, dass man immer geborgen und beraten ist in der Welt (Realitätsprinzip), wird weiterhin an der Illusion festgehalten. Gott ersetzt die Eltern in ihrer Funktion, Schutz und Moral zu bieten. Wenn Freuds Schlussfolgerungen auch nicht direkt den Theismus widerlegen, bieten sie doch gewisse Ansatzpunkte, religiöse Phänomene durch psychische Vorgänge zu erklären und die Notwendigkeit der Annahme übernatürlicher Kräfte zu verneinen. Existenzialismus Einen existenzialistischen Atheismus im eigentlichen Sinne gibt es nicht, da der Existenzialismus kein geschlossenes Lehrgebäude darstellt und unter diesem Begriff sehr disparate weltanschauliche, philosophische, ja auch theologische Konzepte versammelt werden. Sie reichen von Stirner über Schopenhauer, Kierkegaard, Heidegger, Camus bis Sartre und Jaspers. Nimmt man als Referenzpunkt den Existenzialismus sartrescher Prägung, so ergibt sich folgende atheistische Auffassung: Der wichtigste existenzialistische Grundsatz Sartres findet sich in seinem bekannten Satz wieder, wonach die (menschliche) Existenz der Essenz (dem Wesen) vorausgehe. Es gibt kein Wesen (hier sowohl personal als Gott verstanden als auch abstrakt als Natur des Menschen), wonach und wodurch der Mensch konzipiert wurde. Da der Mensch zu Beginn „Nichts“ ist und sich ständig selbst entwirft, bedeute Gott also jemand, der so etwas wie eine menschliche Natur konzipiert hat, eine Beschränkung dieses konstitutiven Selbstentwurfs. Stattdessen ist nach Auffassung der Existenzialisten der Mensch von Beginn an zur absoluten Freiheit verdammt. Für die Neoexistenzialisten der Sartre-Schule ist Gott zunächst also das, was die absolute Freiheit des Menschen beschränkt. „Wenn Gott nicht existierte, wäre alles erlaubt“, schrieb Dostojewski. Aus existenzialistischer Perspektive würde man hinzusetzen: „Und weil er nicht existiert, ist der Mensch zur Verantwortung verdammt.“ Wie ist das zu verstehen? Wenn Gott existierte, gäbe es etwas, was der menschlichen Existenz vorausginge, auf das er sich als Grund seines Handelns berufen könnte. Fällt dieser Grund weg, ist der Mensch absolut verlassen und muss die Gründe seines Handelns vollständig aus sich selbst schöpfen. Erst jetzt, wenn prinzipiell alles erlaubt ist, ist er nach neoexistenzialistischer Sichtweise als Individuum voll verantwortlich für sein Handeln. Für Neoexistenzialisten ermöglicht erst eine Welt (genauer: eine Existenz) ohne Gott die wahre Verantwortung des Menschen. Die neoexistenzialistische Auffassung (Sartre, Camus) übernimmt Heideggers Daseinsbegriff (Sein und Zeit) für die Existenz. Demnach seien drei Dinge für die menschliche Existenz charakteristisch: die Geworfenheit, der Entwurf und die Verfallenheit. Wesentlich für die atheistische Grundhaltung der Neoexistenzialisten ist die Geworfenheit: Der Mensch ist kein Abbild einer Idee oder eines Vorbilds oder Bauplans, sondern er wird als tabula rasa in die Welt geworfen. Im Atheismuskonzept des Neoexistenzialismus geht es nicht allein um die Zurückweisung eines personalen Gottes, dem die Menschen sich zu verantworten haben, sondern auch um alle Konzepte, die als Theorien der „Natur des Menschen“ auftreten: Sei es die Gesellschaft (der Mensch als soziales Wesen), sei es die Ökonomie (der homo oeconomicus) oder seien es anthropologische Konzepte (der Mensch als des Menschen Wolf, als Egoist) – alle werden sie vom Existenzialismus zurückgewiesen mit dem Verweis, sie leisteten nur die Ent-Verantwortung des Menschen, weil dieser damit auf ihm äußerliche, sachliche Zwänge hinweisen könne. Damit kann der existenzialistische Atheismus auch als Versuch verstanden werden, gegen die Zwänge moderner Gesellschaften aufzubegehren, was die Neoexistenzialisten, vor allem Sartre, im Verlauf der Studentenrevolten 1968 in Frankreich auch taten. Analytische Philosophie Logisch-empiristische Metaphysikkritik In weiten Teilen der im 20. Jahrhundert entwickelten analytischen Philosophie wurden anfänglich Fragen nach der Existenz oder Nichtexistenz von Göttern sowie metaphysische Fragen als unsinnig, nicht behandelbar oder irrelevant angesehen. So wurde im Rahmen des Logischen Positivismus die Rede über Götter für sinnlos gehalten, weil Sätze, in denen diese Begriffe vorkommen, nicht wahrheitsfähig seien (d. h. überhaupt nicht wahr oder falsch sein können). Dabei wird jedoch nicht behauptet, dass es keine Götter gebe. Vielmehr wird der Satz „Es gibt keine Götter“ ebenfalls als inhaltsleer angesehen – wie überhaupt jeder Satz über Gott oder sonstige metaphysische Objekte „keinen Sinn“ habe, sondern ein „Scheinsatz“ sei (so etwa Rudolf Carnap). Nach Max Bense, im deutschen Sprachraum damals einer der profiliertesten Vertreter dieser Position, sage ein Satz wie „Gott ist transzendent“ lediglich „von einem unbestimmten Etwas (x) ein unbestimmtes Prädikat (ist pektabel)“ aus. Epistemologische Debatten Einige Erkenntnistheoretiker sehen bei Existenzfragen stets den in der Beweispflicht, der die Existenz einer Sache behauptet, hier also den Theisten. Solange dieser die Begründungspflicht nicht erbracht habe, sei es rational gerechtfertigt, von einer Nichtexistenz auszugehen, zumal die Erklärung der Welt keine Gotteshypothese erfordere. Siehe hierzu ein evidentes Beispiel von Richard Dawkins unter 3.5.4.2 Neuer Atheismus dieses Artikels (s. u.). Widersprüchlichkeit göttlicher Eigenschaften Seit den Anfängen systematisch-theologischer Debatten wird über die Vereinbarkeit göttlicher Eigenschaften wie Allmacht, Allgüte, Gerechtigkeit, Einfachheit, Unendlichkeit usf. gestritten. So auch in der jüngeren analytischen Theologie. Eine typische Beweisführung mit der intendierten Konsequenz der Nichtexistenz Gottes hat dabei die Form eines Widerspruchsbeweises ausgehend von der Existenzannahme und üblichen Eigenschaftsaussagen über Gott. Wenn die Gott zugeschriebenen Eigenschaften semantisch widersinnig oder logisch widersprüchlich sind (wie etwa im sog. Allmachtsparadoxon), dann könne es jenen Gott nicht geben. Theodizee Zu den ideengeschichtlich ältesten Argumenten, welche die Nichtexistenz Gottes wegen Inkompatibilitäten angenommener göttlicher Eigenschaften einerseits und empirischen Befundes andererseits nahelegen, gehört die Argumentation, dass Gottes Allmacht und Allgüte nicht mit der apparenten Existenz vermeidbarer Übel kompatibel sei. (siehe hierzu ausführlich den Hauptartikel Theodizee) Naturwissenschaften Stellungnahmen Naturwissenschaftliche und neurophysiologische Argumente Atheismus auf der Basis empirischer Überlegungen: Der US-amerikanische Physiker Victor Stenger ist der Auffassung, dass für die Gotteshypothese nicht nur empirische Belege fehlen, sondern dass sich auch die oftmals Göttern zugeschriebenen Eigenschaften anhand naturwissenschaftlicher Erkenntnisse anfechten lassen. So seien die Schöpfung von Lebewesen durch die Evolutionstheorie, Körper-Seele-Dualismus und Unsterblichkeit durch Neurologie, die Wirkung von Gebeten durch Doppelblindstudien, die Schöpfung des Universums durch thermodynamische sowie quantenphysikalische Überlegungen und göttliche Offenbarungen durch die Geschichtswissenschaft widerlegt worden. Das Universum verhalte sich genau so, wie es in Abwesenheit eines Gottes zu erwarten sei. Die in vielen Kulturen beobachteten Vorstellungen von übernatürlichen Akteuren könnten nach einigen Vertretern (z. B. Pascal Boyer) auch empirische Rückschlüsse auf zugrunde liegende Verarbeitungsprozesse im menschlichen Gehirn erlauben. Nach einer aus völkerkundlichen Untersuchungen abgeleiteten Hypothese verarbeitet das Gehirn Sinneseindrücke mit Hilfe verschiedener Module. Eines dieser Module sei darauf spezialisiert, Veränderungen in der Umwelt als Werk von Lebewesen zu interpretieren. Ein solches „Lebewesenerkennungsmodul“ sollte überempfindlich arbeiten, da es meist günstiger sei, fälschlich z. B. einen Windhauch als Raubtier zu interpretieren, als ein tatsächlich vorhandenes zu übersehen. Dadurch könnten in unserem Gehirn aus unklaren Wahrnehmungen leicht Vorstellungen von übernatürlich erscheinenden Akteuren, wie z. B. Göttern oder Geistern, entstehen. Neuer Atheismus Erstmals 2006 wurden einige Autoren, die in den vorangegangenen drei Jahren unter Berufung auf die Naturwissenschaften gegen theistische Glaubensformen argumentierten, als „Neue Atheisten“ bezeichnet. Zu ihnen zählen die US-Amerikaner Sam Harris, Daniel C. Dennett und der Brite Richard Dawkins. Weiterhin wurden Christopher Hitchens und Victor J. Stenger zu den neuen Atheisten gezählt. Ihre jeweiligen Bücher erzielten hohe Auflagen. Anschließend wurden auch der Franzose Michel Onfray, der Deutsche Michael Schmidt-Salomon und andere Autoren hinzugezählt, so dass die Bandbreite der so bezeichneten Position zugenommen hat. Richard Dawkins positioniert sich in der epistemologischen Debatte (3.5.3 Analytische Philosophie, s. o.) folgendermaßen, dass es irrig sei, dass etliche theistische Vertreter die Beweislast umkehren und von den Skeptikern einfordern, postulierte theologische Dogmen zu widerlegen, ohne selbst die Mühen zu unternehmen, diese zweifelsfrei zu untermauern. Hierzu bedient er sich des von Bertrand Russell ersonnenen Beispiels einer hypothetischen Teekanne, die zwischen Erde und Mars ihre elliptischen Bahnen ziehe und derart klein sei, dass sie von keinem existenten Teleskop erfasst werden könne. In jedem Falle liege die Beweislast stets beim Verfechter der Aussage, jedoch kehre sich diese in theologischen Aussagen fälschlicherweise um. Zu den Kritikern des „Neuen Atheismus“ zählen mehrere Theologen, auch moderate Atheisten und andere Autoren, wie etwa Alister McGrath, John Lennox, David Aikman, Tina Beattie, David Berlinski, James A. Beverley, Terry Eagleton und Kathleen Jones; in Deutschland z. B. der „fromme Atheist“ Herbert Schnädelbach (trotz seiner harschen Kritik am Christentum erfolgte seine ebenso starke Kritik an den „Neuen Atheisten“ bezüglich einer konfessionell-naturwissenschaftlichen Gläubigkeit) und der „alte Atheist“ Joachim Kahl (dieser also mit dem direkten Gegenbegriff: „Alter Atheismus“). Systematische Erfassung Es gibt verschiedene, sich teilweise überschneidende und widersprechende Einordnungen und Systematisierungen des Begriffs „Atheismus“. Beispielsweise unterscheidet das vatikanische Sekretariat für Nichtglaubende diejenigen, die von der Existenz Gottes „nichts wissen“; sie leugnen; daran zweifeln (skeptischer Atheismus); meinen, sie sei unserer Intelligenz unzugänglich (agnostischer Atheismus); die Frage für sinnlos halten („semantischer oder neopositivistischer Atheismus“); jede positive Offenbarung ablehnen (die „Ungläubigen“); Gott aus dem menschlichen Tun ausschließen (spekulativ-praktischer Atheismus); ihre Aufmerksamkeit ausschließlich auf ein Wertesystem konzentrieren, in dem Gott abwesend ist (praktischer Indifferentismus). Während in der deutschsprachigen Literatur eher von „engen“ und „weiten“ Begriffsbedeutungen die Rede ist, wird der Atheismus im angelsächsischen Raum oft mit den Begriffen strong (oder positive) und weak (oder negative) bezeichnet. Im Deutschen nimmt der Begriff „stark“ an Verbreitung zu (parallel zu „eng“). Auf Grundlage dieser polaren Unterscheidungen kann der Atheismus systematisch weiter geordnet oder typologisiert werden. Atheismus in einem weiten Sinne Eine verbreitete Kategorie ist der weite (implizite) Atheismus, dessen Vertreter aussagen: „Ich bin nicht überzeugt, dass es Götter gibt.“ Dieser Atheismus beinhaltet jedoch nicht, dass es keine Götter gäbe, bestreitet also nicht die Existenz von Göttern. Unterschieden wird das Nichtswissen über Gott oder Götter (Agnostizismus) und das Nichtvorhandensein des Glaubens an Gott oder Götter (Atheismus im wörtlichen Sinne). Pragmatische Ansätze eines weiten Atheismusbegriffs: Pragmatiker (Alltagsbegriff) resp. Pragmatisten (Philosophie) lassen Begriffe und Entitäten im Sinne Ockhams nur gelten, wenn sie praktischen Nutzen versprechen oder sich bereits in der Praxis bewährt haben. Es gibt entsprechend pragmatische Auffassungen, nach denen eine Erklärung und Beurteilung der Welt ohne Annahme von Göttern zufriedenstellend möglich sei. Die Existenz von Göttern wird demgemäß zwar nicht bestritten, ihre Annahme aber als uninteressant oder überflüssig abgelehnt. Nominalistische Ansätze: Begriffsnominalisten vertreten die Auffassung, dass nur Einzeldingen Wirklichkeit und damit Existenz zukomme, während Gott als ein genereller Terminus nur Name (=Nomen) sei. Unter Maßgabe der Einfachheit der Erkenntnisse (Simplizitätskriterium), sei die Annahme von Gott oder Göttern als eigenständig und unabhängig existierenden Wesen überflüssig. Atheistischer Agnostizismus: Dieser behauptet, dass Götter mit den Mitteln menschlicher Vernunft nicht erkennbar seien (intelligibler Agnostizismus), oder dass für die Annahme von Göttern nach wissenschaftlichen Gesichtspunkten die Beweise oder Belege fehlten (szientistischer Agnostizismus). Im intelligiblen Agnostizismus kann man wieder unterscheiden zwischen stark und weit: Der weite Agnostizismus behauptet nur, dass Götter möglicherweise nicht, oder noch nicht erkennbar seien, der starke hingegen, dass Götter mit den Mitteln der menschlichen Vernunft prinzipiell nicht erkennbar seien. Szientistische und sprachlogische Ansätze eines weiten Atheismusbegriffs: Ein typisch wissenschaftlicher Ansatz hält die Rede über Götter für sinnlos, weil Sätze, in den diese Begriffe vorkommen, nicht wahrheitsfähig seien (siehe oben). Der szientistische Atheismus behauptet jedoch nicht, dass es keine Götter gebe. Für ihn ist der Satz „Es gibt keine Götter“ genauso inhaltsleer wie „Es gibt keine Elfen“. Postulatorische Ansätze eines weiten Atheismusbegriffs: Dieser meist von Wissenschaftlern vertretene Atheismus geht davon aus, zunächst einmal Götter aus dem System der Erkenntnisse herauszulassen, also keine Götter zu postulieren im Gegensatz zur Theologie. Theistische Annahmen könnten jedoch später an Grenzbereichen der Wissenschaft oder in unerforschten oder als unerforschbar angesehenen Teilen wieder zugelassen werden (Beispiel: Stephen Hawking Pre-Big-Bang God). Diese Spielart des Atheismus wird oft in Verbindung gebracht mit pragmatischen und nominalistischen Ansätzen. Bei Kant ist Gott nur eine regulative Idee der Vernunft. Und im Pantheismus eines Spinoza wird die Idee der personalen Einheit Gottes vollkommen aufgegeben und Gott nur noch als in der Schöpfung als Ganzes wirkende göttliche Substanz aufgefasst. Atheismus in einem starken Sinne Die Gegenkategorie zum weiten Atheismus ist der starke (positive, explizite) Atheismus mit der logischen Aussageform: „Ich bin überzeugt, dass es weder Gott noch Götter gibt“. Vertreter des starken Atheismus lehnen den Glauben an die Existenz von Gott oder Göttern ab, also Monotheismus wie Polytheismus gleichermaßen. Hierfür findet sich gelegentlich auch der Begriff Antitheismus. Starker Atheismus lehnt auch ähnliche Überzeugungssysteme wie beispielsweise den Glauben an übernatürliche Wesen, Wirkkräfte oder Mächte ab, ist also Gegner aller spirituellen, animistischen und magischen Lehren sowie eines jeglichen Mystizismus. Ansatz aus dem Umfeld des metaphysischen Rationalismus: Es bestehen Annahmen, wonach nur das existieren könne, was durch menschliche Vernunft prinzipiell erkennbar sei. Weil Götter prinzipiell nicht erkennbar seien, könnten sie auch nicht existieren. Somit wird von Eigenschaften des menschlichen Verstands (ggf. bis in seine biologische Struktur reichend) eine Nichtexistenz von Gott oder Göttern abgeleitet. Radikal-szientistische Ansätze: Während für normal-szientistische Atheisten nur die Rede über Götter unsinnig ist, darf für deren radikale Vertreter nur das als existierend angenommen werden, was nach intersubjektiv überprüfbaren Verfahren wissenschaftlich beweisbar ist. Da dies für Götter und andere transzendentale Ideen nicht gelte, können sie nach diesen Überzeugungen nicht existieren. Theodizee-Ansätze: Hierbei wird behauptet, dass es aufgrund des Leidens und der Ungerechtigkeit auf der Welt keine(n) (allgütigen oder allmächtigen) Gott oder Götter geben könne. In seiner weniger radikalen Form kann der Theodizee-Atheismus auch als schwacher konditionaler Atheismus auftreten: „Wenn Gott existiert, dann kann er angesichts des Übels auf Erden nicht allmächtig oder nicht allgütig sein“. Die Existenz Gottes wird dabei zwar nicht bestritten, jedoch in seinen Eigenschaften begrenzt. Es ist dann eine theologische Frage, ob ein solches Wesen noch als Gott bezeichnet werden kann. Logisch-metaphysische Ansätze eines starken Atheismusbegriffs: Hier bestehen teilweise Ähnlichkeiten zu Ansätzen des metaphysischen Rationalismus. Sie sind darauf beschränkt, dass sich alle Gottesbeweise in Widersprüche (Antinomien) verwickeln würden. Unter ihrer logisch-metaphysischen Prämisse, dass etwas Widersprüchliches nicht existieren könne, gelte dies auch für Götter im Sinne eigenständiger Wesen. Daneben gibt es auch noch Spielarten des Atheismus, die den eigenständigen ontologischen Status von Gott oder Göttern einschränken oder bestreiten. Im anthropozentrischen Ansatz (Ludwig Andreas Feuerbach etwa) ist Gott kein echtes übernatürliches Wesen, sondern ein Produkt menschlicher Einbildungskraft. Kritik Agnostizistische Gegenpositionen und Argumente Mit Agnostizismus kann die These einer Falschheit von sowohl Theismus wie Atheismus oder nur eine Unentscheidbarkeit einhergehen. Wenn mit Atheismus die Festlegung auf eine Nichtexistenz Gottes gemeint ist („starke“ Bedeutung), dann bieten agnostizistische Positionen epistemische Argumente gegen theistische und „stark“ atheistische Positionen. Eine Form von Argumentation versucht zu zeigen, dass keine hinreichenden Rechtfertigungen für eine theoretische Verpflichtung auf Position oder Negation der Existenz Gottes bestünden, so dass eine diesbezügliche Urteilsenthaltung rationaler erscheine. Derartige Positionen sind insbesondere dann naheliegend, wenn „Gott“ verstanden wird als Eigenname, der auf ein etwaiges metaphysisches übernatürliches Objekt referiert, und empiristische oder verifikationistische Voraussetzungen vertreten werden. Dann wäre eine Aussage sinnlos, wenn deren Wahrheit nicht empirisch überprüfbar ist. Folglich wären die Aussagen „Gott existiert nicht“ und „Gott existiert“ nur unverständliche Lautkombinationen mit „… existiert (nicht)“. Theistische Gegenpositionen und Argumente Jede Argumentation für theistische Positionen ist per se eine Argumentation gegen atheistische Positionen. Die meisten der bis heute diskutierten Typen von Argumenten haben Vorläufer bereits in der vorchristlichen Antike. Dazu zählen Versuche, die Existenz eines oder des Gottes zu beweisen, indem unterschiedliche Typen von Verursachungsketten auf eine Erstursache zurückgeführt werden. Dieser Typ von Argumenten begegnet in expliziter Form zuerst bei Aristoteles. Einer von vielen, welche diesen Argumenttyp wiederholen, ist Thomas von Aquin. Davon unterscheidbar sind Argumente, die ohne Bezugnahme auf Erfahrungstatsachen auskommen und z. B. bei einer Analyse des Seinsbegriffs (Avicenna u. a.) ansetzen oder bei einer Analyse der Implikate eines Begriffs Gottes als „dasjenige, worüber hinaus Größeres nicht gedacht werden kann“ (Anselm von Canterbury). Beide Argumenttypen sind unpopulärer geworden, spätestens seit Immanuel Kants Einwänden gegen die Möglichkeit, neue Wahrheiten über die Welt ohne Bezug auf Erfahrung zu gewinnen und über Gegenstände unabhängig davon zu reden, gemäß welcher Voraussetzungen diese uns erkennbar sind. Seit dem 19. Jahrhundert wird von vielen theistischen Philosophen und Theologen nicht mehr versucht, die Existenz Gottes als rational notwendig zu beweisen, sondern als rational möglich zu rechtfertigen. Dabei wird z. B. versucht aufzuweisen, dass der Gottesglaube eine Basis in der Natur oder Vernunft des Menschen habe (ausgearbeitet in einer sog. theologischen Anthropologie) oder insofern vernünftig sei, als er eine zufriedenstellende Interpretation von Mensch und Welt erlaube (so z. B. Wolfhart Pannenberg). Derartige Versuche, eine interne Plausibilität religiöser Überzeugungen herauszuarbeiten, haben eine Argumentationsweise ersetzt, welche die theologische Apologetik vom 14. bis frühen 20. Jahrhundert prägte, die mit äußeren Glaubwürdigkeitsgründen wie Wunder, Zeugen oder erfüllten Prophezeiungen argumentierte (sog. Extrinsezismus). Unter den zahllosen verschiedenen Ausarbeitungen von Rechtfertigungsversuchen eines Gottesglaubens wird in den letzten Jahrzehnten u. a. eine Gruppe von Positionen diskutiert, welche religiöse Überzeugungen im Kontext eines Meinungssystems für so grundlegend halten („basic beliefs“), dass diese weder einer weiteren Rechtfertigung zugänglich seien noch eine solche benötigten (sog. reformed epistemology, Erkenntnistheoretischer Fundamentalismus bezüglich religiösen Wissens, vertreten z. B. von Alvin Plantinga). Eine Argumentation zugunsten des Gottesglaubens, die sich auf erwünschte moralische oder gesellschaftliche Konsequenzen oder Funktionen bezieht, erscheint den meisten gegenwärtigen systematischen Theologen wenig plausibel. Eine derartige Argumentation findet sich auch in der vorchristlichen Antike, oftmals gepaart mit einer Polemik gegenüber Atheisten aufgrund der These, Atheismus führe notwendig und faktisch zu unmoralischem Verhalten. Platon etwa teilt in seinen Nomoi Atheisten in unterschiedliche Gruppen ein, die allesamt zu bestrafen seien; während für einige eine Gefängnisstrafe hinreiche, erfordere es bei anderen durchaus ein oder zwei Tode. Platon gilt, wie vielen vor und nach ihm, der Mensch kraft seiner Vernunft als göttlich und kraft seines Bezugs auf einen Gott als menschlich. Francis Bacon beschuldigt den Atheismus, „den Menschen zum Tier herabzuwürdigen, da er mit keiner höheren Natur mehr verbunden sei“. Papst Benedikt XVI. hob als Professor Joseph Ratzinger im Hinblick auf die Gefahr des „Unwesens“ der Religion auch eine positive reinigende Funktion des Atheismus hervor: Siehe auch Diskriminierung von Atheisten (weltweit) Antireligiöses Abc Atheismusstreit (im Herzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach 1798–1799) Literatur Allgemeine Einführungen und Kompendien Mit Nachschlagewerken: Stephen Bullivant, Michael Ruse: The Oxford Handbook of Atheism. Oxford University Press, Oxford 2013, ISBN 978-0-19-964465-0 (). 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Anna Seghers
Anna Seghers (* 19. November 1900 in Mainz; † 1. Juni 1983 in Ost-Berlin; gebürtig Annette (Netti) Reiling, verheiratet als Netty Radványi) war eine deutsche Schriftstellerin und von 1952 bis 1978 Präsidentin des Schriftstellerverbandes der DDR. Leben Herkunft und Ausbildung Anna Seghers war das einzige Kind des Mainzer Kunst- und Antiquitätenhändlers Isidor Reiling und seiner Frau Hedwig (geb. Fuld). Ihr Großvater mütterlicherseits war der Frankfurter Rechtsanwalt Salomon Fuld. Der Vater war Mitglied und anteiliger Bauträger der 1879 eingeweihten neuorthodoxen Synagoge in der Flachsmarktstraße. Sie besuchte ab 1907 eine Privatschule, dann ab 1910 die Höhere Mädchenschule in Mainz, das heutige Frauenlob-Gymnasium. Im Ersten Weltkrieg leistete sie Kriegshilfsdienste. 1920 absolvierte sie das Abitur. Anschließend studierte sie in Köln und Heidelberg Geschichte, Kunstgeschichte und Sinologie. 1924 promovierte sie an der Universität Heidelberg mit einer Dissertation über Jude und Judentum im Werk Rembrandts. Familiengründung und Anfänge als Autorin 1925 heiratete sie den aus einer jüdischen Familie stammenden ungarischen Soziologen László Radványi, der sich später Johann Lorenz Schmidt nannte. Mit ihm hatte sie zwei Kinder. Das Ehepaar zog nach Berlin, wo es von 1925 bis 1933 im Bezirk Wilmersdorf wohnte. 1926 wurde der Sohn Peter geboren, der später Pierre Radványi hieß. In der Weihnachtsbeilage 1924 der Frankfurter Zeitung hatte die junge Autorin ihre erste Erzählung Die Toten auf der Insel Djal mit Antje Seghers signiert. Die Erzählung Grubetsch erschien 1927 unter dem Künstlernamen Seghers (ohne Vornamen), worauf Kritiker einen Mann als Autor vermuteten. Das Pseudonym entlieh sie dem von ihr geschätzten niederländischen Radierer und Maler Hercules Seghers (der Name wurde auch Segers geschrieben). 1928 wurde ihre Tochter Ruth († 2010) geboren. In diesem Jahr erschien auch Seghers’ erstes Buch Aufstand der Fischer von St. Barbara unter dem Pseudonym Anna Seghers. Für ihr Erstlingswerk erhielt sie auf Vorschlag von Hans Henny Jahnn noch im selben Jahr den Kleist-Preis. Ebenfalls 1928 trat sie der KPD bei und im folgenden Jahr war sie Gründungsmitglied des Bundes proletarisch-revolutionärer Schriftsteller. 1930 reiste sie erstmals in die Sowjetunion. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten wurde Anna Seghers kurzzeitig von der Gestapo verhaftet; ihre Bücher wurden in Deutschland verboten und verbrannt. Wenig später konnte sie in die Schweiz fliehen, von wo aus sie sich nach Paris begab. Exil Im Exil arbeitete sie an Zeitschriften deutscher Emigranten mit, unter anderem als Mitglied der Redaktion der Neuen Deutschen Blätter. 1935 war sie eine der Gründerinnen des Schutzverbandes Deutscher Schriftsteller in Paris. Nach dem Beginn des Zweiten Weltkriegs und dem Einmarsch deutscher Truppen in Paris wurde Seghers’ Mann in Südfrankreich im Lager Le Vernet interniert. Anna Seghers gelang mit ihren Kindern die Flucht aus dem besetzten Paris in den von Philippe Pétain regierten Teil Südfrankreichs. Dort bemühte sie sich in Marseille um die Freilassung ihres Mannes sowie um Möglichkeiten zur Ausreise. Erfolg hatten ihre Bemühungen schließlich beim von Gilberto Bosques geleiteten mexikanischen Generalkonsulat, wo Flüchtlingen großzügig Einreisegenehmigungen ausgestellt wurden. Diese Zeit bildete den Hintergrund des Romans Transit (erschienen 1944). Im März 1941 gelang es Anna Seghers, mit ihrer Familie von Marseille aus über Martinique, New York, Veracruz nach Mexiko-Stadt auszuwandern. Ihr Mann fand dort Anstellung, erst an der Arbeiter-Universität, später auch an der Nationaluniversität. Anna Seghers gründete den antifaschistischen Heinrich-Heine-Klub, dessen Präsidentin sie wurde. Gemeinsam mit Ludwig Renn rief sie die Bewegung Freies Deutschland ins Leben und gab deren gleichnamige Zeitschrift heraus, in der unter anderem ihr Text Ein Mensch wird Nazi (1943) erschien. 1942 erschien ihr Roman Das siebte Kreuz – in einer englischen Ausgabe in den USA und auf Deutsch in Mexiko im Exil-Verlag El libro libre (Das freie Buch). Im Juni 1943 erlitt Anna Seghers bei einem Verkehrsunfall schwere Verletzungen, die einen langen Krankenhausaufenthalt notwendig machten. 1944 verfilmte Fred Zinnemann Das siebte Kreuz – der Erfolg von Buch und Film machten Anna Seghers weltberühmt; nach ihrem Tod machte Hans Werner Henze diesen Roman 1996 in einer Nachdichtung von Hans-Ulrich Treichel zur Grundlage seiner 9. Sinfonie. Leben in der DDR 1947 verließ Seghers Mexiko und kehrte nach Berlin zurück, wo sie anfangs als Mitglied der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands in West-Berlin lebte. Auf dem Ersten Deutschen Schriftstellerkongress im Oktober 1947 hielt sie eine viel beachtete Rede über das Exil und den Freiheitsbegriff. In diesem Jahr wurde ihr der Georg-Büchner-Preis verliehen. 1950 zog sie nach Ost-Berlin und wurde zum Mitglied des Weltfriedensrates und zum Gründungsmitglied der Deutschen Akademie der Künste berufen. Im Jahr 1951 erhielt sie den Nationalpreis der DDR und unternahm eine Reise in die Volksrepublik China. 1952 wurde sie Präsidentin des Schriftstellerverbandes der DDR und blieb es bis 1978. 1955 zogen Anna Seghers und ihr Mann in die Volkswohlstraße 81 (seit 1984 Anna-Seghers-Straße) in Berlin-Adlershof, wo sie bis zu ihrem Tod wohnten. Seit dem Ende des 20. Jahrhunderts befindet sich in der Wohnung die Anna-Seghers-Gedenkstätte, ein Museum zu Leben und Werk der Autorin. Als 1957 Walter Janka, dem Leiter des Aufbau-Verlages, der ihre Bücher verlegte, wegen angeblicher „konterrevolutionärer Verschwörung“ der Prozess gemacht wurde, nahm Anna Seghers dazu nicht öffentlich Stellung. Beim Ausschluss von Heiner Müller aus dem Schriftstellerverband im Jahre 1961 stimmte sie dagegen. 1975 wurden ihr der Kulturpreis des Weltfriedensrates sowie die Ehrenbürgerschaft von (Ost-)Berlin verliehen. 1978 trat sie als Präsidentin des Schriftstellerverbandes zurück und wurde dessen Ehrenpräsidentin. Im selben Jahr starb ihr Mann. Im Jahre 1979 schwieg Anna Seghers zu den Ausschlüssen von neun kritischen Autoren aus dem Schriftstellerverband. 1981 wurde ihr die Ehrenbürgerwürde ihrer Geburtsstadt Mainz verliehen. Sie starb am 1. Juni 1983 und wurde, nach einem Staatsakt in der Akademie der Künste der DDR, auf dem Dorotheenstädtischen Friedhof in Berlin beigesetzt. Trivia Im März 1954 verbot die Gemeindeverwaltung von Ahrenshoop das Nacktbaden. Als bekennende Nudistin lag Seghers dennoch unbekleidet am Strand, ihr Gesicht mit der Zeitung Neues Deutschland bedeckt. Der Kulturminister Johannes R. Becher beschimpfte sie mit „Schämen Sie sich nicht, Sie alte Sau?“. Wenige Wochen danach erhielt sie als größte Schriftstellerin des Landes den Nationalpreis. Er wurde ihr vom Kultusminister Becher verliehen. Sie unterbrach seine Einleitungsworte „Meine liebe Anna“ mit „Für Dich, Hans, immer noch die alte Sau!“. Darstellung in der bildenden Kunst der DDR Walter Arnold: Anna Seghers (Porträtbüste, Bronze, 1952) Doris Kahane: Anna Seghers (Lithografie, 1968) Werke Die frühen Werke Anna Seghers’ können der Neuen Sachlichkeit zugeordnet werden. In der Exilliteratur spielte sie nicht nur als Organisatorin eine wichtige Rolle, sondern schrieb mit Transit und Das siebte Kreuz auch zwei der literarisch bedeutendsten Romane dieser Zeit. Ihre späteren, in der DDR erschienenen Romane sind dem Sozialistischen Realismus verpflichtet. 1924: Jude und Judentum im Werke Rembrandts. Dissertation als Netty Reiling. Reclam-Verlag, Leipzig 1981. Mit einem Vorwort von Christa Wolf. 3. Auflage 1990, ISBN 3-379-00608-4. 1924/1925: Tagebuch. (Von Christiane Zehl-Romero im Nachlass gefunden und herausgegeben.) Aufbau Verlag, 2003, ISBN 3-351-03496-2. 1924: Die Legende von der Reue des Bischofs Jehan d’Aigremont von St. Anne in Rouen. Erzählung. (Von Christiane Zehl-Romero im Nachlass gefunden und zusammen mit dem Tagebuch herausgegeben). Aufbau Verlag, 2003, ISBN 3-351-03496-2. 1924: Die Toten auf der Insel Djal. In: Anna Seghers: Die Toten auf der Insel Djal; Sagen von Unirdischen. 2. Auflage. Aufbau-Verlag, Berlin und Weimar 1987, ISBN 3-351-00450-8, S. 7–25. 1925: Jans muß sterben. (Von Pierre Radvanyi nach ihrem Tod im Nachlass entdeckt.) Aufbau-Verlag, Berlin 2000, ISBN 978-3-351-03499-3. 1928: Aufstand der Fischer von St. Barbara. Gustav Kiepenheuer Verlag, Potsdam. 1929: Die Wellblech-Hütte 1930: Auf dem Wege zur amerikanischen Botschaft und andere Erzählungen. (Enthält noch: Grubetsch, Die Ziegler und Bauern von Hruschowo.) Gustav Kiepenheuer Verlag, Potsdam. 1932: Die Gefährten. (vollständige Online-Ausgabe) 1933: Der Kopflohn. 1934: Der letzte Weg des Koloman Wallisch. 1935: Der Weg durch den Februar. 1936: Der Prozess der Jeanne d’Arc zu Rouen 1431, Hörspiel. 1937: Die Rettung. 1938: Die schönsten Sagen vom Räuber Woynok, Sagen von Artemis. 1939: Reise ins Elfte Reich. 1941: Das Obdach. 1942: Das siebte Kreuz. El libro libre, Mexiko 1942. 1943: Der Ausflug der toten Mädchen. 1943: Ein Mensch wird Nazi. 1944: Transit. 1945: Das Ende. 1946: Die drei Bäume. 1946: Post ins Gelobte Land. 1946: Die Saboteure. 1947: Die Feier, Dramenfragment. (In: Sinn und Form, Heft 6/2014, ISBN 978-3-943297-20-1, S. 785–791.) 1948: Sowjetmenschen. Lebensbeschreibungen nach ihren Berichten. 1948: Das Argonautenschiff. 1948: Wiedereinführung der Sklaverei in Guadeloupe. 1949: Die Toten bleiben jung. 1949: Die Hochzeit von Haiti. 1950: Die Linie. 1950: Die Umsiedlerin (Erzählung). 1950: Der Kesselflicker. 1951: Crisanta. Insel Verlag, Leipzig (Insel-Bücherei 99/4.) 1951: Die Kinder. 1952: Der Mann und sein Name. 1953: Der Bienenstock (enthält unter anderem auch Der Führerschein, Die Stoppuhr, Das Viereck). 1954: Gedanken zur DDR. In: Aufsätze. … 1980, als Auszug in: Andreas Lixl-Purcell (Hrsg.): Erinnerungen deutsch-jüdischer Frauen 1900–1990. RUB 1423, Reclam Lpz. 1992 und öfter, ISBN 3-379-01423-0, S. 402–408. 1958: Brot und Salz. 1959: Die Entscheidung. 1961: Das Licht auf dem Galgen, Erzählung. 1963: Über Tolstoi. Über Dostojewski. 1965: Die Kraft der Schwachen. (Agathe Schweigert, Der Führer, Der Prophet, Das Schilfrohr, Wiedersehen, Das Duell, Susi, Tuomas beschenkt die Halbinsel Sorsa, Die Heimkehr des verlorenen Volkes) 1967: Das wirkliche Blau. Eine Geschichte aus Mexiko. 1968: Das Vertrauen. 1969: Glauben an Irdisches. 1970: Briefe an Leser. 1970: Über Kunstwerk und Wirklichkeit. 1970: Sagen von Unirdischen. In: Anna Seghers: Die Toten auf der Insel Djal; Sagen von Unirdischen. 2. Auflage. Aufbau-Verlag, Berlin und Weimar 1987, ISBN 3-351-00450-8, S. 27–108. 1971: Überfahrt, Eine Liebesgeschichte. 1972: Sonderbare Begegnungen. (Sagen von Unirdischen, Der Treffpunkt, Die Reisebegegnung) 1977: Steinzeit, Wiederbegegnung. 1980: Drei Frauen aus Haiti. 1990: Der gerechte Richter. (Entstanden 1957, seinerzeit aus politischen Gründen nicht veröffentlicht.) 2019: Mit einer Flügeltür ins Freie fliegen. (Bislang unveröffentlichte Briefe und Gespräche mit Achim Roscher) Verfilmungen Der Aufstand der Fischer (Regie: Erwin Piscator, 1934 UdSSR) Das siebte Kreuz (Regie: Fred Zinnemann, 1944 USA) Die Toten bleiben jung (Regie: Joachim Kunert, 1968) Das Duell (Regie: Joachim Kunert, 1969) Aus unserer Zeit (Episode 2, 1970) Die große Reise der Agathe Schweigert (Regie: Joachim Kunert, 1972) Das Schilfrohr (Regie: Joachim Kunert, 1974) Das Licht auf dem Galgen (Regie: Helmut Nitzschke, 1976) Die Tochter der Delegierten (Regie: Wojciech Fiwek, 1977) Das Obdach (Regie: Ursula Schmenger, Hannes Wlasinger, 1981) Der Mann und sein Name (Regie: Vera Loebner, 1983) Die Überfahrt (Regie: Fritz Bornemann, 1984) Das wirkliche Blau (Regie: Christa Mühl, 1986) Der Aufstand der Fischer von St. Barbara (Regie: Thomas Langhoff, 1988) Der gerechte Richter (Regie: Torsten C. Fischer, 2000) Transit (Regie: Christian Petzold, 2018) Hörbücher Jans muss sterben. Mit Hannelore Hoger. Der Audio Verlag, 2000, ISBN 3-89813-119-X. Der Ausflug der toten Mädchen. Autorenlesung. Der Audio Verlag, 2008, ISBN 978-3-89813-751-5. Aufstand der Fischer von St. Barbara. Komplettlesung mit Ulrike Krumbiegel. Der Audio Verlag, 2008, ISBN 978-3-89813-755-3. Das siebte Kreuz. Ungekürzte Lesung mit Martin Wuttke. Der Audio Verlag, 2015, ISBN 978-3-86231-588-8. Hörspiele 1950: Der Prozess der Jeanne d’Arc zu Rouen 1431 – Regie: Herwart Grosse (Deutschlandsender) 1955: Das siebte Kreuz – Regie:Hedda Zinner (Rundfunk der DDR) Transit. Mit Peter Lieck, Christoph Lindert, Heta Mantscheff, Karl Michael Vogler, Heidy Forster, Alexander Costa, Drew Lucas, Anneliese Meier, Eduard Linkers, Daniel Hauptmann, Marlies Compere, Hannes Seebauer. Der Audio Verlag, 2007, ISBN 978-3-89813-683-9. Preise 1928: Kleist-Preis 1947: Georg-Büchner-Preis 1951: Stalin-Friedenspreis 1951: Nationalpreis der DDR (weitere 1959, 1971) 1954: Vaterländischer Verdienstorden in Silber 1958: Deutsche Friedensmedaille 1959: Verleihung der Ehrendoktorwürde Dr. phil. h. c. der Universität Jena 1960: Vaterländischer Verdienstorden in Gold 1961: Johannes-R.-Becher-Medaille des Kulturbundes 1965: Karl-Marx-Orden (weitere 1969, 1974) 1970: Orden des Roten Banners der Arbeit 1970: Stern der Völkerfreundschaft 1975: Großer Stern der Völkerfreundschaft 1975: Kulturpreis des Weltfriedensrates 1975: Ehrenbürgerwürde von Berlin, Hauptstadt der DDR 1978: Ehrenpräsidentin des Schriftstellerverbandes 1980: Ernennung zum Helden der Arbeit 1981: Ehrenbürgerwürde von Mainz 1981: das Röhrenwerk Neuhaus am Rennweg (RWN) wird am 01.07. umbenannt in VEB Mikroelektronik „Anna Seghers“ (existiert bis 1990) Ehrungen In der Nähe ihrer letzten Wohnung – der Anna-Seghers-Gedenkstätte in Berlin-Adlershof – befindet sich die Anna-Seghers-Oberschule. In Mainz ist die IGS Anna Seghers-Schule nach ihr benannt. In Berlin-Neu-Hohenschönhausen gibt es die Anna-Seghers-Bibliothek. Die öffentliche Bibliothek in Mainz wurde nach Anna Seghers benannt; der Platz davor ebenfalls. Die Anna-Seghers-Straße in Bremen, Stadtteil Obervieland, Ortsteil Habenhausen, erhielt ihren Namen. In mehreren deutschen Städten sind Straßen nach ihr benannt. Siehe auch Anna Seghers-Preis Literatur Monika Melchert: Im Schutz von Adler und Schlange. Anna Seghers im mexikanischen Exil, Quintus-Verlag, Berlin, 2020, ISBN 978-3-947215-84-3. Monika Melchert: Wilde und zarte Träume. Anna Seghers Jahre im Pariser Exil 1933–1940. Bübül Verlag, Berlin, 2018, ISBN 978-3-946807-24-7. Daniel Hoffmann: Post ins Gelobte Land. Eine jüdische Erzählung. In: Argonautenschiff. Jahrbuch der Anna-Seghers-Gesellschaft, Band 22, 2013, ISBN 978-3-942476-92-8, S. 219–229. Christiane Zehl Romero: Anna Seghers in Heidelberg. In: Intellektuelle in Heidelberg 1910–1933. Ein Lesebuch. Heidelberg 2014, ISBN 978-3-446-19756-5. Christina Salmen: Anna Seghers: Die schönsten Erzählungen. Mit einem Nachwort von Gunnar Decker. Aufbau, Berlin 2008, ISBN 978-3-351-03495-5. Oskar Neumann: So sehen wir einen Weg: In Erinnerung an Anna Seghers. In: Antifaschismus oder Niederlagen beweisen nichts als daß wir wenige sind. (= Dialektik, 7). Pahl-Rugenstein, Köln 1983, ISBN 3-7609-0844-6. Kurt Batt: Anna Seghers. Versuch über Entwicklung und Werke. Röderberg, Frankfurt am Main 1980, ISBN 3-87682-470-2 (zuerst Reclam, Leipzig: 1973) Rolf Michaelis: Nachruf. In: Die Zeit, Nr. 24/1983 Christa Wolf: Begegnungen mit Anna Seghers. In: Fortgesetzter Versuch – Aufsätze Gespräche Essays. Reclam jun. Leipzig, 1979, Reclam UBB 773 Volker Weidermann: Brennendes Licht. Anna Seghers in Mexiko, Aufbau Berlin, 2020, ISBN 978-3-351-03794-9. Belletristische Darstellung Robert Cohen: Anna Seghers im Garten von Jorge Amado. Faber & Faber, Leipzig 2021, ISBN 978-3-86730-211-1. Weblinks www.anna-seghers.de mit Bildern (Ulrich Goerdten) Anna Seghers im Exil Textauszüge Walter-A.-Berendsohn-Forschungsstelle für deutsche Exilliteratur uni-potsdam.de Wissenschaftliche Biographie der Univ. Potsdam Anna Seghers: Die DDR und ihre Schriftsteller/1974 (PDF; 65 kB) Anna-Seghers-Archiv im Archiv der Akademie der Künste, Berlin Marcus Patka: Chronik der kulturellen und politischen Veranstaltungen im mexikanischen Exil, organisiert von verschiedenen Organisationen 1937–1949. (Seghers: 47 Listungen) Abendschau – Gespräch mit der Dichterin Anna Seghers anläßlich eines Besuches (Fernsehbeitrag vom 5. Oktober 1965) via ARD Mediathek. Abgerufen am 30. Oktober 2019. Radfahrer, dein Verhalten Digitalisierte Tarnschrift von Anna Seghers in der Bibliothek des Leo Baeck Instituts Einzelnachweise Autor Pseudonym Literatur (20. Jahrhundert) Literatur (Deutsch) DDR-Literatur Schriftsteller (Berlin) Roman, Epik Erzählung Exilliteratur Emigrant aus dem Deutschen Reich zur Zeit des Nationalsozialismus Deutscher Emigrant in Frankreich Deutscher Emigrant in Mexiko Person (Bewegung Freies Deutschland) NS-Opfer Träger des Ordens des Roten Banners der Arbeit Träger des Nationalpreises der DDR I. Klasse für Kunst und Literatur Träger des Karl-Marx-Ordens Träger des Vaterländischen Verdienstordens in Gold Träger des Sterns der Völkerfreundschaft Träger der Johannes-R.-Becher-Medaille Träger des Internationalen Stalin-Friedenspreises Ehrenbürger von Berlin Ehrenbürger von Mainz Ehrenbürger der Johannes Gutenberg-Universität Mainz Ehrendoktor der Friedrich-Schiller-Universität Jena Mitglied des Heinrich-Heine-Klubs Mitglied der Akademie der Künste (DDR) Bestattet in einem Ehrengrab des Landes Berlin SED-Mitglied KPD-Mitglied Person des Judentums (Mainz) Deutscher DDR-Bürger Geboren 1900 Gestorben 1983 Frau
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https://de.wikipedia.org/wiki/Atmosph%C3%A4re%20%28Astronomie%29
Atmosphäre (Astronomie)
Die Atmosphäre [] (von , ‚Dunst‘, ‚Hauch‘ und ) ist die gas­förmige Hülle um größere Himmelskörper – insbesondere um Sterne und Planeten. Sie besteht meistens aus einem Gemisch von Gasen, die vom Schwerefeld des Himmelskörpers festgehalten werden können. Die Atmosphäre ist an der Oberfläche am dichtesten und geht in großen Höhen fließend in den interplanetaren Raum über. Sie bestimmt im Falle ihrer Existenz wesentlich das Erscheinungsbild eines Himmelskörpers. Die heißen Atmosphären von Sternen reichen tief in den Raum hinein. Bei Gasplaneten sind sie wesentlich kühler und von tieferen Schichten des Himmelskörpers nicht scharf getrennt. Bei großen Gesteinsplaneten und beim Saturnmond Titan ist die Atmosphäre eine (nach der Erde benannte) Erdsphäre und liegt über der Pedosphäre (betretbarer Boden) und der darunter befindlichen Lithosphäre. Entstehung einer Atmosphäre Physikalische Erfordernisse Bei der Ausbildung einer Planetenatmosphäre spielen mehrere Faktoren eine Rolle: vor allem die Masse des Himmelskörpers und sein Radius (woraus sich die mittlere Dichte ergibt), ferner seine Oberflächentemperatur (wegen der Gasgesetze) und die molare Masse der einzelnen Gasteilchen. Planetenmasse und -Radius bestimmen das Schwerefeld an der Oberfläche. Dieses muss ausreichend stark sein, damit die in der Regel aus Ausgasungen hervorgehenden Gasteilchen an den Himmelskörper gebunden bleiben und sich nicht in den Weltraum verflüchtigen können. Gasdichte, Temperatur und Schwerkraft Entsprechend der kinetischen Gastheorie bewegen sich die Teilchen ungeordnet und dabei umso schneller, je höher die Temperatur des Gases ist und je leichter sie sind. Wenn die Anziehungskraft zu gering ist, verliert der Himmelskörper langfristig die schnellen (spezifisch leichten)Teile seiner Gashülle. Die Planetologie spricht dabei von positiver Teilchenbilanz, wenn die Ausgasung des Gesteins mehr ausmacht als durch die Überwindung der Gravitation verloren geht. Ist diese Bilanz auch für schwerere Gase negativ, kann sich keine Atmosphäre ausbilden. Daher spielt neben der Größe des Himmelskörpers seine Oberflächentemperatur (die nicht zu hoch sein darf) eine wesentliche Rolle. Auch die Art der ausgebildeten Gase ist wichtig, da ein Planet bzw. großer Mond eine Atmosphäre aus Wasserstoff oder Helium viel schwerer halten kann als eine Hülle aus Sauerstoff, Stickstoff oder Kohlendioxid. Dies liegt daran, dass sich leichte Gasteilchen bei gleicher Temperatur wesentlich schneller bewegen als schwerere. Atmosphären, die Elemente wie Wasserstoff in größerem Umfang enthalten, finden sich daher vor allem bei sehr massereichen Gasriesen wie Jupiter oder Saturn, die eine sehr starke Gravitation besitzen. Letztlich ist nur eine kleine Minderheit der Himmelskörper in der Lage, eine Atmosphäre zu bilden und langfristig an sich zu binden. So besitzt zum Beispiel der Erdmond keine dauerhafte Atmosphäre, sondern nur kurzfristige, bodennahe Gase. Atmosphären der verschiedenen Himmelskörper Vergleicht man die Himmelskörper unseres Sonnensystems und die Sterne miteinander, so zeigt sich der Einfluss der bei der Ausbildung einer Atmosphäre relevanten Faktoren und offenbart recht unterschiedliche Atmosphären. Atmosphäre von Sternen Die Sonne bzw. die verschiedenen Sterne haben weitreichende Atmosphären, die mit der Photosphäre, Chromosphäre und Übergangsregion beginnen und mit Korona, Sonnenwind und Heliosphäre im weitestgehenden Sinne tief im interplanetaren Raum an der Heliopause enden. Die Atmosphäre der Sonne besteht weitgehend aus Wasserstoff (ca. 73 %) und Helium (ca. 25 %), die in Form ionisierten Plasmas (Sonnenwind und Sonnensturm) die Atmosphären der restlichen Himmelskörper im System beeinflussen. Atmosphären von Gasriesen Die Atmosphärenzusammensetzung der Gasriesen wie Jupiter, Saturn, Uranus und Neptun basiert ähnlich wie die der Sterne im Wesentlichen auf den Stoffen Wasserstoff und Helium. Ihr Kern ist jedoch kalt und der Strahlungsdruck wie bei den Sternen fehlt. Jupiter und Saturn bestehen dabei im Inneren aus flüssigem Wasserstoff mit einem Kern aus metallenem Wasserstoff. Uranus und Neptun hingegen haben einen eisigen Mantel und Kern aus Wasser bzw. Eis, Ammoniak, Methan und Gestein. Atmosphären der erdähnlichen Planeten Die Erdatmosphäre besteht aus einem Stickstoff-Sauerstoff-Gemisch. Sie ist in der Lage, schwere Elemente wie Argon (Ar) in der Atmosphäre zu halten, leichte Elemente und Moleküle wie Wasserstoff (H2) oder Helium (He) verlor sie jedoch im Laufe ihrer Entwicklung. Die Atmosphäre der Venus besteht hauptsächlich aus CO2, ist aber ansonsten der Atmosphäre der Erde am ähnlichsten. Vor mehreren Milliarden Jahren verdampften wahrscheinlich die Ozeane der Venus unter zunehmender Hitze, was eine Wasserdampf-Rückkopplung antrieb, wonach der Wasserstoff aus der Atmosphäre in den Weltraum entwich und durch CO2 ersetzt wurde. Der Mars hat ebenso wie die Venus eine CO2-Atmosphäre. Der größte Teil der Atmosphäre des Mars wurde wahrscheinlich im Laufe der Zeit vom Sonnenwind regelrecht abgetragen und in den Weltraum mitgerissen. Der Merkur hat keine Atmosphäre im herkömmlichen Sinn, sondern vergleichbar mit der Erdatmosphäre nur eine Exosphäre. Die hohen Anteile von Wasserstoff und Helium stammen wahrscheinlich vom Sonnenwind. Atmosphären von Monden und Zwergplaneten Neben manchen Planeten hat auch der große Saturnmond Titan eine dichte Atmosphäre, die zum größten Teil aus Stickstoff besteht. Die Jupitermonde Europa und Ganymed besitzen eine kleine Sauerstoff-Atmosphäre, die sie durch ihre Gravitation halten können, jedoch nicht biologischer Herkunft ist. Der Jupitermond Kallisto hat eine dünne Kohlenstoffdioxid-Atmosphäre. Der Jupitermond Io besitzt eine dünne Schwefeldioxid-Atmosphäre. Der Neptunmond Triton besitzt eine dünne Stickstoff-Methan-Atmosphäre Der Saturnmond Rhea besitzt eine dünne Atmosphäre aus Sauerstoff und Kohlendioxid Die anderen Satelliten des Sonnensystems sowie der Erdmond haben wie der Planet Merkur nur eine Exosphäre. Pluto besitzt eine dünne Stickstoff-Methan-Atmosphäre Atmosphären von Exoplaneten Auch bei Planeten anderer Sternsysteme – den Extrasolaren Planeten – konnte mit verschiedenen Methoden das Vorhandensein von Atmosphären nachgewiesen werden, bisher jedoch nur im Radius von ca. 300 Lichtjahren um unser Sonnensystem herum. Das Wissen um die Eigenschaften dieser Atmosphären ist momentan sehr lückenhaft und unsystematisch. Dies beruht darauf, dass moderne astronomische Instrumente noch nicht auf diesen Zweig der Wissenschaft ausgelegt sind. Dies wird sich in der künftigen Generation von Instrumenten ändern, wie z. B. dem Weltraumteleskop JWST und dem Bodenteleskop E-ELT, deren Design gezielt in diese Richtung entwickelt wurde. Trotzdem können die oben erwähnten Methoden zur Entdeckung von Planeten auch in glücklichen Fällen zur Bestimmung der atmosphärischen Eigenschaften mancher Planeten herangezogen werden. Da die Atmosphären von Hot-Jupiter-Exoplaneten am leichtesten aufzuspüren und charakterisieren sind, konnte ein erster systematischer Vergleich ihrer Bewölkungseigenschaften durchgeführt werden. Gefunden wurde eine Antikorrelation von Bewölkung und spektralen Signaturen von Wasser in diesen Atmosphären. Dies würde bedeuten, dass Wasser generell in diesen Planeten bei ihrer Entstehung gebunden wird, was eines der ersten allgemeinen Ergebnisse über exoplanetare Atmosphären überhaupt darstellt. Atmosphärentabelle Eine Übersicht der Himmelskörper des Sonnensystems hinsichtlich ihres atmosphärischen Drucks an der Oberfläche und ihrer chemischen Zusammensetzung in Volumenprozent. Gelistet sind die Hauptbestandteile einer Atmosphäre und das Wasservorkommen. Aufbau und Gradienten am Beispiel der Erdatmosphäre Druckverlauf Der Druckverlauf einer Atmosphäre, im Fall der Erdatmosphäre des Luftdrucks, ist in den unteren Bereichen durch die hydrostatische Gleichung bestimmt, die bei im Vergleich zum Planetenradius dünnen Atmosphären wie folgt geschrieben werden: Die Einflussgrößen sind der Druck p, die Höhe h, die Schwerebeschleunigung g und die Dichte ρ. Im Falle konstanter Temperatur reduziert sich die Gleichung zur barometrischen Höhenformel. Im äußeren Bereich ist diese Beschreibung jedoch nicht mehr gültig, da sich die Bestandteile aufgrund der geringen Dichte auf Keplerbahnen oder den Magnetfeldlinien bewegen und sich gegenseitig kaum noch beeinflussen. Zur technischen Modellierung wird die Internationale Standardatmosphäre (ISA) verwendet, welche eine reine idealisierte Betrachtung über den gesamten Planeten darstellt. Die ISA beschreibt den Temperaturverlauf nach den polytropen Zustandsgleichungen. Dazu wird die Atmosphäre in Troposphäre und obere und untere Stratosphäre unterteilt. In der unteren Stratosphäre (11–20 km Höhe) findet überwiegend der internationale Flugverkehr statt. Überschallflüge hingegen in der oberen Stratosphäre. Untergliederungen In der Regel ist eine Atmosphäre keine homogene Gashülle, sondern aufgrund zahlreicher innerer und äußerer Einflüsse in mehrere, mehr oder weniger klar gegeneinander abgegrenzte, Schichten einzuteilen, die vor allem durch die Temperaturabhängigkeit chemischer Prozesse in der Atmosphäre und die Strahlungsdurchlässigkeit abhängig von der Höhe entstehen. Im Wesentlichen kann man folgende Schichten nach dem Temperaturverlauf unterscheiden: An der Planetenoberfläche beginnt in der Regel die Troposphäre, in der Konvektionsströmungen vorherrschen. Sie wird begrenzt durch die Tropopause. Darüber liegt die Stratosphäre, in der die Strahlung beim Energietransport dominiert. Sie wird begrenzt durch die Stratopause. In der Mesosphäre wird, vor allem durch Kohlenstoffdioxid, Energie abgestrahlt, so dass in dieser Schicht eine starke Abkühlung erfolgt. Sie wird begrenzt durch die Mesopause. In der Thermosphäre und der Ionosphäre werden die meisten Moleküle durch absorbierte Sonnenstrahlung dissoziiert und sogar ionisiert. Dabei wird die Temperatur deutlich erhöht. Die äußerste Schicht ist die Exosphäre, aus der die vorwiegend atomaren beziehungsweise ionisierten Bestandteile aus dem Schwerefeld des Planeten entweichen können. Sie wird bei Vorhandensein eines Magnetfeldes durch die Magnetopause begrenzt. Diese Gliederung gibt nur eine grobe Einteilung wieder, und nicht jede Schicht ist bei allen Atmosphären nachweisbar. So besitzt die Venus zum Beispiel keine Stratosphäre, kleinere Planeten und Monde besitzen nur eine Exosphäre, zum Beispiel der Merkur. Für Entstehung und Ausprägung der Dämmerungsfarben ist der vertikale Aufbau der Atmosphäre maßgeblich. Es ist auch möglich die Atmosphäre nicht nach dem Temperaturverlauf, sondern nach anderen Gesichtspunkten zu gliedern, wie: dem radio-physikalischen Zustand der Atmosphäre (Ionosphäre, Magnetosphäre, Plasmasphäre) nach physiko-chemischen Prozessen (Ozonschicht) der Lebenszone (Biosphäre) der Durchmischung (Homosphäre, Homopause, Heterosphäre) dem aerodynamischen Zustand (Prandtl-Schicht, Ekman-Schicht, beide als Peplosphäre, freie Atmosphäre) Literatur Walter Steiner: Europa in der Urzeit. Die erdgeschichtliche Entwicklung unseres Kontinents von der Urzeit bis heute. Mosaik Verlag, München 1993, ISBN 3-576-10276-0. John S. Lewis, et al.: Planets and their atmospheres – origin and evolution. Acad. Press, Orlando 1984, ISBN 0-12-446580-3. Richard P. Wayne: Chemistry of atmospheres – an introduction to the chemistry of the atmospheres of earth, the planets, and their satellites. Oxford University Press, Oxford 2000, ISBN 0-19-850376-8. Weblinks (von The Nine Planets) Einzelnachweise
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https://de.wikipedia.org/wiki/Arvo%20P%C3%A4rt
Arvo Pärt
Arvo Pärt (Aussprache: [ˈɑrvo ˈpært]; * 11. September 1935 in Paide, Estland) ist ein estnischer Komponist, der als Vertreter der Neuen Einfachheit als einer der bedeutendsten lebenden Komponisten Neuer Musik gilt. Er hat die österreichische Staatsbürgerschaft. Von 1981 bis 2008 lebte er in Berlin. Leben Im Alter von sieben Jahren begann Arvo Pärts musikalische Erziehung, mit vierzehn Jahren schrieb er erste eigene Kompositionen. 1954 begann er ein Musikstudium, arbeitete als Tonmeister beim Estnischen Hörfunk und studierte in Tallinn von 1958 bis 1963 Komposition bei Veljo Tormis und Heino Eller. Sein neoklassisches Frühwerk wurde von der Musik Schostakowitschs, Prokofjews und Bartóks beeinflusst. Anschließend experimentierte Pärt mit Schönbergs Zwölftontechnik und dem musikalischen Serialismus. Seine Musik erregte den Unwillen der sowjetischen Kulturfunktionäre wegen der nicht als systemkonform angesehenen modernen Komponierweise und wegen ihres religiösen Gehalts. Seine Komposition Nekrolog, das erste estnische Werk in Zwölftontechnik, wurde 1960 von Tichon Chrennikow wegen ihres Serialismus offiziell missbilligt. Pärt suchte nach einem neuen künstlerischen Ausdrucksweg und fand ihn ab 1962 als Student am Moskauer Konservatorium in der sogenannten Collage-Technik, in der er (wie in seiner Komposition Credo) Klangmaterial aus den Werken anderer Komponisten entlehnt, vor allem von Johann Sebastian Bach. Die Collage-Technik erwies sich jedoch für Pärt als Sackgasse: Er hatte das Gefühl, „es [ergebe] keinen Sinn mehr, Musik zu schreiben, wenn man fast nur mehr zitiert“. 1972 trat Pärt der russisch-orthodoxen Kirche bei. In einer langen schöpferischen Pause (1968–1976), in der die 3. Sinfonie (1971) das einzige autorisierte Werk ist, befasste er sich vor allem mit der Gregorianik (Gregorianischer Gesang), der Schule von Notre Dame und der Musik der Renaissance (klassische Vokalpolyphonie). Als Pärt 1976 das Klavierstück Für Alina präsentierte, hatte er in der langen Abgeschiedenheit seinen persönlichen Stil entwickelt, in dem die persönliche Gefühlswelt zugunsten einer dem Asketischen entsprungenen Balance zurücktritt. Diese neue Sprache, die für diese Epoche seines Lebenswerk bestimmend ist, nannte er Tintinnabuli-Stil. Tintinnabulum (lateinisch) bedeutet Glöckchenspiel. Gemeint ist das „Klingeln“ des Dreiklangs, dessen drei Töne das ganze Stück über mittönen. Das Ziel dieses Stils ist eine Reduktion des Klangmaterials auf das absolut Wesentliche. Kompositionstechnisch bestehen Pärts Tintinnabuli-Werke aus zwei Stimmen: Eine Stimme besteht aus einem Dur- oder Moll-Dreiklang, die zweite ist die Melodiestimme, die nicht zwingend in derselben Tonart steht wie die erste. Beide Stimmen sind durch strenge Regeln miteinander verknüpft. Der kleinste musikalische Baustein ist der Zweiklang, weshalb auch die Melodiestimme aus zwei Stimmen besteht. Die daraus entstehenden Gebilde entbehren trotz der Einfachheit des Materials und des Ziels der Reduktion auf das Wesentliche nicht der Komplexität. Mit Hilfe alter Techniken wie des Proportionskanons entwickelt er Formen, die durch ihre Regelmäßigkeit große Ruhe ausstrahlen. Statische Dreiklänge repräsentieren die Ewigkeit, dynamische Melodien die Vergänglichkeit der Zeit. Im Jahr 1980 emigrierte Arvo Pärt auf Druck der sowjetischen Regierung mit seiner Familie nach Wien, wo er die österreichische Staatsbürgerschaft erhielt. 1981 kam er als Stipendiat des Deutschen Akademischen Austauschdienstes mit seiner Familie nach Berlin-Lankwitz. Nach dem Zerfall der Sowjetunion und der Unabhängigkeit Estlands verbrachte er Teile des Jahres in seinem estnischen Landhaus. 2008 kehrte er nach Estland zurück. Pärt erfreut sich einer für einen zeitgenössischen Komponisten ungewöhnlich großen Beliebtheit. Auf Einladung von Walter Fink war er 2005 der 15. Komponist im jährlichen Komponistenporträt des Rheingau Musik Festival. Das Festival Torino Settembre Musica ehrte Pärt anlässlich der Olympischen Winterspiele von Turin mit der Auftragskomposition La Sindone (Das Grabtuch), einer Orchesterkomposition auf das Turiner Grabtuch, die am 15. Februar 2006 im Dom von Turin uraufgeführt wurde. Deren deutsche Erstaufführung durch die Symphoniker Hamburg fand am 24. Februar 2007 in der Hamburger Laeiszhalle in Anwesenheit Pärts statt. Die Aufführung seiner Werke in der Konzertsaison 2006/2007 widmete Arvo Pärt der am 7. Oktober 2006 ermordeten Journalistin Anna Politkowskaja. 2014 erhielt er die Ehrenmitgliedschaft der International Society for Contemporary Music ISCM (Internationale Gesellschaft für Neue Musik). Am 13. Oktober 2018 wurde das von Nieto Sobejano Arquitectos geplante Arvo Pärt Centre in Laulasmaa (Estland) eröffnet. Ehrungen (Auswahl) 1990: Der Asteroid (4087) Pärt wird nach Arvo Pärt benannt. 1996: Aufnahme in die American Academy of Arts and Letters 1998: Ehrendoktorwürde der Universität Tartu 2003: Contemporary Music Award der Classical BRIT Awards 2005: Preis der Europäischen Kirchenmusik 2006: Orden des Staatswappens 2007: Internationaler Brückepreis 2007: Ehrendoktorwürde der Katholischen Theologischen Fakultät der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg 2008: Léonie-Sonning-Musikpreis 2008: Österreichisches Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst I. Klasse 2011: Ritter (Chevalier) der Ehrenlegion 2011: Ernennung zum Mitglied des Päpstlichen Rates für die Kultur 2013: Ernennung zum Archon des Ökumenischen Patriarchates von Konstantinopel 2014: Ernennung zum Ehrenmitglied der International Society for Contemporary Music ISCM 2014: Praemium Imperiale der japanischen Kaiserfamilie 2015: Österreichisches Ehrenzeichen für Wissenschaft und Kunst 2016: Ehrendoktorwürde der Universität Oxford 2017: Joseph-Ratzinger-Preis 2018: Gloria-Artis-Medaille für kulturelle Verdienste 2019: Deutscher Musikautorenpreis in der Kategorie Chormusik 2020: BBVA Foundation Frontiers of Knowledge Awards in der Kategorie Musik/Oper 2021: Großes Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland 2023: Polar Music Prize Werk Arvo Pärt strebt in seiner fast ausschließlich religiös motivierten Musik nach einem Ideal der Einfachheit, das die spirituelle Botschaft unterstützt. Pärt erklärt seine Musik so: Ein typisches Beispiel für seinen Stil ist seine Johannespassion, für die er wie für viele seiner Werke Aus der Begründung der Gesellschaft zur Verleihung des Internationalen Brückepreises: Graphic Novel 2018 erschien eine Graphic Novel des estnischen Grafikers und Karikaturisten Joonas Sildre, die 2021 auf Deutsch erschienen ist: Zwischen zwei Tönen. Aus dem Leben des Arvo Pärt. Eine Graphic Novel. Aus dem Estnischen von Maximilian Murmann. Berlin & Dresden: Voland & Quist 2021. 222 S. Werke 1956–1957: Vier leichte Tanzstücke. (Musik für Kindertheater) für Klavier 1958/1959: 2 Sonatinen. op. 1 für Klavier 1959: Partita. op. 2 für Klavier 1959/2003: Kantate Meie aed (Unser Garten)/Our Garden. op. 3 für Kinderchor und Orchester 1956–1964: 5 laulu lastele (5 Kinderlieder). Für Kinderchor und Klavier 1960: Nekrolog. Für Orchester 1963: Perpetuum mobile. op. 10 Für Orchester 1964: Sinfonie Nr. 1 op. 9 Polyphonic 1964: Collage über B-A-C-H. Für Streicher, Oboe, Cembalo und Klavier 1964: Diagramme. op. 11. Für Klavier 1964: Quintettino. Für Flöte, Oboe, Klarinette, Fagott und Horn 1963: Solfeggio. Für gemischten Chor a cappella bzw. für Streichquartett 1964/1994: Concerto Piccolo über B-A-C-H. Für Trompete, Streichorchester, Cembalo und Klavier 1966: Pro et contra. Konzert für Violoncello und Orchester 1966: Sinfonie Nr. 2 1968: Credo. Für Klavier, gemischten Chor und Orchester 1971: Sinfonie Nr. 3 1976: Für Alina. Für Klavier 1976: Trivium. Für Orgel 1976/1995/2008: Pari Intervallo. Für Orgel/für Klarinette, Posaune und Streichorchester/für zwei Klaviere oder Klavier 4hdg. 1976/1984/1996: An den Wassern zu Babel saßen wir und weinten. Für Singstimmen oder gemischten Chor und Orgel/für Posaune und Kammerorchester/für Singstimmen und Instrumentalensemble 1976/2001: Wenn Bach Bienen gezüchtet hätte. Für Klavier, Bläserquintett, Streichorchester und Schlagzeug 1977/1986: Arbos. Für Blockflöten und Triangel ad lib./für acht Blechbläser und Schlagzeug 1977/1980/1982/2007: Fratres. (verschiedene Besetzungen) 1977/2009: Summa. Für Chor oder Solisten a cappella/für Saxophonquartett 1977: Tabula rasa. Konzert für zwei Violinen (bzw. Violine und Viola), präpariertes Klavier und Streichorchester 1977: Variationen zur Gesundung von Arinuschka. Für Klavier 1977/1980: Cantus in Memoriam Benjamin Britten. Für eine Glocke und Streichorchester 1977/1990: Sarah was Ninety Years Old. Für 3 Singstimmen, Schlagzeug und Orgel 1977/1996: Cantate Domino canticum novum.  Für gemischten Chor oder Solisten und Orgel 1977/1996: Missa Syllabica. Für vierstimmig gemischten Chor a cappella bzw. mit Orgel 1978: Spiegel im Spiegel. Für Violine und Klavier (bzw. für andere Streich- oder Blasinstrumente solo mit Klavier) 1978: Filmmusik zu Test pilota Pirxa / Navigaator Pirx, mit Eugeniusz Rudnik (Polen / Sowjetunion (ESSR und RSFSR), Regie: Marek Piestra, Drehbuch nach Stanisław Lem) 1980/2008: De profundis. Für Männerchor, Schlagzeug ad lib. und Orgel/für Männerchor und Kammerorchester 1980: Annum per annum. Für Orgel 1982: Johannes-Passion (Passio Domini nostri Jesu Christi secundum Joannem). Für Soli, gemischten Chor, Instrumentalquartett und Orgel 1984–1986/1992: Te Deum. Für 3 Chöre, präpariertes Klavier, Streichorchester und Tonband 1984: Es sang vor langen Jahren. Für Alt oder Countertenor, Violine und Viola 1984/1997: Zwei slawische Psalmen. Für gemischten Chor oder Solisten a cappella 1984/2001: Wallfahrtslied/Pilgrims’ song. Für Tenor oder Bariton und Streichquartett/für Männerchor und Streichorchester 1984/2004: Hymn to a Great City. Für zwei Klaviere 1985/1991/1995: Psalom. Für Streichquartett/für Streichorchester 1985/2008/2020: Stabat mater. Für Sopran, Countertenor, Tenor, Violine, Viola und Violoncello/für dreistimmig gemischten Chor und Streichorchester 1988/1990: Festina Lente. Für Kammerensemble/für Streichorchester und Harfe ad lib. 1988/1991: Sieben Magnificat-Antiphonen. Für gemischten Chor a cappella 1989: Magnificat. Für gemischten Chor a cappella (Christian Grube und dem Staats- und Domchor Berlin gewidmet) 1989/1992: Miserere. Für Soli, gemischten Chor, Ensemble und Orgel 1989: Nýnje k wam pribjegáju (revidiert 1997 zur Ode IX, aus dem Kanon Pokajanen) 1989/1999/2000: Mein Weg hat Gipfel und Wellentäler. Für Orgel 1989/1999/2000: Mein Weg. Für 14 Streicher und Schlagzeug 1990/2002: Berliner Messe. (1990–1992, revidiert 1997) Für vierstimmig gemischten Chor oder Solisten und Orgel 1990/2001: The Beatitudes/Beatitudines. Für vierstimmig gemischten Chor und Orgel 1990: Bogoróditse Djévo. Für gemischten Chor a cappella 1990: Statuit ei Dominus. Für zwei gemischte Chöre und zwei Orgeln 1990/1996: Beatus Petronius. Für 2 vierstimmig gemischte Chöre und zwei Orgeln 1990: Memento 1990/1991: Summa. Für Violine, zwei Violen und Orgel/für Streichquartett/für Streichorchester 1991: Silouans Song. Für Streichorchester 1992: And One of the Pharisees (Und einer der Pharisäer). Für drei Singstimmen oder dreistimmigen Chor a cappella 1992/1994: Trisagion. Für Streichorchester 1992/2005: Mozart-Adagio. Für Violine, Violoncello und Klavier (nach KV 189e) 1994/1996: Litany. Für Soli, gemischten Chor und Orchester 1994/1997: Ode VII (Memento). Für vierstimmig gemischten Chor a cappella 1995/1999: Darf ich…. Für Violine solo, Röhrenglocke ad lib. und Streicher 1996: I am the True Vine. Für gemischten Chor a cappella 1996–1998: Dopo la vittoria. Piccola cantata. Für gemischten Chor a cappella 1997: The Woman With the Alabaster Box. Für gemischten Chor a cappella 1997: Tribute to Caesar. Für gemischten Chor a cappella 1997: Kanon pokajanen. Für gemischten Chor a cappella 1997: Oden I, III, IV, V, VI, VIII aus Kanon pokajanen. Für gemischten Chor a cappella 1997: Gebet nach dem Kanon. Für gemischten Chor a cappella 1998: Triodion. Für gemischten Chor a cappella 1998: Zwei Beter. Für Frauenchor a cappella 1998/2002: Como anhiela la cerva/Como cierva sedienta. Für Sopran oder Frauenchor und Orchester 1999–2000: Orient & Occident. Für Streichorchester 1999/2002: Cantique des degrés. Für vierstimmig gemischten Chor und Orchester 2000: Littlemore Tractus. Für gemischten Chor und Orgel 2000: My Heart is in the Highlands. (Nach einem Gedicht von Robert Burns)   Für Countertenor oder Alt und Orgel 2000: Which was the Son of…. Für vierstimmig gemischten Chor a cappella 2000/2002: Cecilia, Vergine Romana. Für vierstimmig gemischten Chor und Orchester 2001: Nunc dimittis. Für vierstimmig gemischten Chor a cappella 2001–2002: Salve Regina. Für vierstimmig gemischten Chor und Orgel 2002/2006: 2 Wiegenlieder. Für Singstimme bzw. zwei Frauenstimmen und Klavier/für Frauenchor oder zwei Frauenstimmen und Streichorchester 2002: Peace upon you, Jerusalem (Friede mit dir, Jerusalem). Für Frauenchor a cappella 2002: Lamentate. Für Klavier und Orchester, (inspiriert durch die Skulptur Marsyas von Anish Kapoor) 2003: In principio. Für gemischten Chor und Orchester 2003: Most Holy Mother of God. Für vier Singstimmen a cappella 2003/2007: Passacaglia. Für Violine und Klavier/für eine od. zwei Violinen, Vibraphon ad lib. und Streichorchester 2004/2005/2008: L’Abbé Agathon. Für Sopran und acht Violoncelli/für Sopran, vier Violen und vier Violoncelli/für Sopran, Alt, Frauenchor und Streichorchester 2004: Anthem of St John the Baptist. Für vierstimmig gemischten Chor und Orgel 2004/2006/2007/2009: Da pacem Domine. Für Singstimmen a cappella; für Chor und Streichorchester; für Streichquartett bzw. -orchester; für vierstimmig gemischten Chor und Streichorchester/für Blockflötenquartett/für Saxophonquartett 2005: Vater unser. Für Knabensopran (oder Countertenor) und Klavier (2013 Fassung für Countertenor und Streicher) 2005: La Sindone. Für Orchester 2005: Von Angesicht zu Angesicht. Für Sopran, Bariton, Klarinette, Viola und Kontrabass 2006: Estländler. Für Flöte 2006: Für Anna Maria. Für Klavier 2006: Für Lennart in memoriam. Für Streichorchester 2006/2009 Veni Creator. Für gemischten Chor oder Solisten und Orgel/für vierstimmig gemischten Chor und Streichorchester 2007: The Deer’s Cry. Für vierstimmig gemischten Chor a cappella 2007: Morning Star. Für vierstimmig gemischten Chor a cappella 2007: Scala cromatica. (Trio piccolo) Für Violine, Violoncello und Klavier 2007: Sei gelobt, du Baum. Für Bariton, Violine, Quinterne und Kontrabass 2007–2008: These Words. Für Streichorchester und Schlagzeug 2008: Sinfonie Nr. 4 Los Angeles. Für Streichorchester, Harfe, Pauken und Schlagzeug (gewidmet Michael Chodorkowski) 2008: O-Antiphonen. Für acht Violoncelli 2008: Alleluja-Tropus. Für Vokalensemble (oder Kammerchor) und acht Violoncelli ad lib. 2009: Adams Lament. Für vierstimmig gemischten Chor und Streichorchester 2009: Silhouette (Hommage à Gustave Eiffel). Für Streichorchester und Schlagzeug 2009: Missa brevis. Für zwölf Violoncelli 2010: Alleluja-Tropus. Für vierstimmig gemischten Chor und Streichorchester 2010: In spe. Für Bläserquintett und Streichorchester 2010: Ukuaru valss. Für Klavier 2014: Swansong. Für Orchester 2016: The Deer’s Cry. Für Chor und Streicher und Bläser Literatur Leopold Brauneiss: Arvo Pärt’s Tintinnabuli Style: Contemporary Music Toward a New Middle Ages. In: Postmodern Medievalisms. Hrsg. Richard Utz und Jesse G. Swan. Cambridge: Brewer, 2004. S. 27–34. Hermann Conen (Hrsg.): Arvo Pärt – Die Musik des Tintinnabuli-Stils. Dohr, Köln 2006, ISBN 3-936655-33-2. Martin Elste: An Interview with Arvo Pärt, in: Fanfare 11 (1987/88) No. 4 (März/April 1988), S. 337–341. Constantin Gröhn: Dieter Schnebel und Arvo Pärt – Komponisten als „Theologen“. Lit, Berlin 2006, ISBN 3-8258-9599-8. Paul Hillier: Arvo Pärt. Oxford University Press, Oxford 1997, ISBN 0-19-816616-8. Oliver Kautny (Hrsg.): Arvo Pärt – Rezeption und Wirkung seiner Musik. epOs-Music, Osnabrück 2001, ISBN 978-3-923486-31-1. Oliver Kautny: Arvo Pärt zwischen Ost und West – Rezeptionsgeschichte. Metzler, Stuttgart 2002, ISBN 3-476-45306-5. Beate Kowalski, Michaela Christine Hastetter: Die Johannespassion von Arvo Pärt. Verlag Katholisches Bibelwerk (KBW), Stuttgart 2015, ISBN 978-3-460-08603-6. Weblinks Internationales Arvo-Pärt-Zentrum (englisch) Arvo Pärt bei der Universal Edition Einzelnachweise Komponist klassischer Musik (20. Jahrhundert) Komponist klassischer Musik (21. Jahrhundert) Komponist (Estland) Komponist (Kirchenmusik) Komponist (Chor) Träger des Großen Bundesverdienstkreuzes Träger des Ordens des Staatswappens (I. Klasse) Träger des österreichischen Ehrenzeichens für Wissenschaft und Kunst Träger des österreichischen Ehrenkreuzes für Wissenschaft und Kunst I. Klasse Träger der Gloria-Artis-Medaille für kulturelle Verdienste Träger des Preises der Europäischen Kirchenmusik Ehrendoktor der Universität Tartu Person als Namensgeber für einen Asteroiden Mitglied der Ehrenlegion (Ritter) Mitglied der Estnischen Akademie der Wissenschaften Mitglied der American Academy of Arts and Letters Este Sowjetbürger Österreicher Geboren 1935 Mann
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https://de.wikipedia.org/wiki/Afghanistan
Afghanistan
Afghanistan (paschtunisch und , amtlich Islamisches Emirat Afghanistan) ist ein Binnenstaat an der Schnittstelle von Südasien, Zentralasien und Vorderasien, der an Iran, Turkmenistan, Usbekistan, Tadschikistan, die Volksrepublik China und Pakistan grenzt. Drei Viertel des Landes bestehen aus schwer zugänglichen Gebirgsregionen. Nach dem Einmarsch der Sowjetunion 1979 besiegten – von den Vereinigten Staaten und Saudi-Arabien finanzierte – Mudschaheddin die von der Sowjetunion gestützte Regierung. Die Aufteilung der Machtbereiche scheiterte jedoch an Rivalitäten; die fundamentalistisch islamisch ausgerichteten Taliban-Milizen kamen an die Macht und setzten eine radikale Interpretation des Islam und insbesondere der Scharia mit aller Härte durch. Nach den Terroranschlägen am 11. September 2001 in den Vereinigten Staaten wurde das Taliban-Regime, das Mitgliedern von Terrororganisationen Unterschlupf gewährt hatte, im maßgeblich von den Vereinigten Staaten geführten Krieg gegen den Terror gestürzt. Seither bestimmte dieser auch in Afghanistan geführte Krieg das Geschehen. Das Land konstituierte sich während der internationalen Stabilisierungsmission (ISAF) durch die Verfassung von 2004 als demokratische, islamische Republik. Von 2004 bis 2014 war Hamid Karzai Präsident der Islamischen Republik Afghanistan. Nach der Präsidentschaftswahl 2014 wurde Aschraf Ghani zum Sieger erklärt und am 29. September 2014 als Staatsoberhaupt vereidigt. Nach dem Abzug der internationalen Truppen Ende August 2021 erlangten die Taliban schnell wieder Kontrolle über das Land und proklamierten das Islamische Emirat Afghanistan. In diesem verüben die Taliban massive Menschenrechtsverletzungen. Im weltweiten Demokratieindex belegte Afghanistan 2022 mit Abstand den letzten Platz. Geographie Topografie Afghanistan ist ein Binnenstaat mit strategischer Bedeutung in der Region. Das Land ist größtenteils Gebirgsland. Weniger als 10 Prozent der Landesfläche liegen unterhalb von . Das zentrale Bergland besteht aus mehreren Gebirgszügen, deren höchster der Koh-e Baba (bis ) ist. Der Hindukusch (bis ) liegt im Nordosten, der Safed Koh (bis ) im Osten an der Grenze zu Pakistan. An dieser 2643 Kilometer langen Demarkationslinie befindet sich die Durand-Linie. Im Südwesten befindet sich eine abflusslose Ebene mit dem Hilmendsee an der Grenze zum Iran. Sein wichtigster Zufluss ist der Hilmend, der im Osten des Landes nahe der Hauptstadt Kabul entspringt. Afghanistan ist vor allem ein Gebirgsland im östlichen Iranischen Hochland. Nur im Norden liegen Ebenen am Amudarja und im Südwesten kleinere wüstenartige Becken. Der Nordosten wird vom Hindukusch durchzogen. Zwischen dem Becken von Kabul und dem nördlichen Landesteil besteht seit 1964 eine winterfeste Straßenverbindung über den Gebirgskamm mit einem fast 3 km langen Tunnel (Salangpass-Straße). Durch den Wachankorridor im Pamirgebirge besitzt Afghanistan auch mit der Volksrepublik China eine gemeinsame Grenze. Der südliche Hindukusch fällt steil in die Landschaft Nuristan ab, die teilweise noch von Nadelwäldern bedeckt ist. Die Landschaften zwischen der Hauptstadt Kabul und dem Chaiber-Pass an der Grenze zu Pakistan sind der politische und wirtschaftliche Kernraum des Landes. Siedlungskern im westlichen Afghanistan ist die Stadt Herat. Das südliche und südwestliche Afghanistan besteht aus Wüsten und Halbwüsten. Es wird nur vom Hilmend durchflossen, der der längste afghanische Fluss ist. Der Hilmend endet in den Salzseen von Sistan an der Grenze zum Iran. Östlich des Hilmend liegt die Wüste Rigestan („Sandland“) und westlich des Hilmend die vorwiegend aus Schotter und Lehmflächen bestehende Dascht-e Margo. Im nordöstlichen Hindukusch-Gebirgszug und in Teilen der Provinz Badachschan bebt häufig die Erde. Solche Erdbeben verursachen Erdrutsche und im Winter Schneelawinen. In einem starken Erdbeben am 30. Mai 1998 im Gebiet der Provinz Badachschan starben ungefähr 6000 Menschen. Auch im März 2002 starben dort tausende Menschen. 2012 zerstörte ein Erdbeben über 2000 Häuser; elf Menschen starben. In Afghanistan gibt es Kohle, Kupfer, Eisenerz, Lithium, Uran, Metalle der Seltenen Erden, Chromit, Gold, Zink, Talk, Baryt, Schwefel, Blei, Marmor, Schmuckstein, Erdgas, Erdöl und weitere Rohstoffe. 2010 schätzten die US-amerikanische und die afghanische Regierung den Wert der bis 2007 gefundenen, aber noch ungenutzten Mineralvorkommen auf einen Wert zwischen 900 und 3000 Milliarden US-Dollar. Der höchste Punkt des Landes ist der Gipfel des hohen Noshak im Hindukusch. Der tiefstgelegene Punkt () liegt in der Flussebene des Amudarja an der Grenze zu Turkmenistan. Die Band-e-Amir-Seen bei Bamiyan zählen zu den in der westlichen Welt bekanntesten Sehenswürdigkeiten. Sie sind seit 2009 als erster Nationalpark in Afghanistan ausgewiesen. Klima In Afghanistan herrscht ein kontinentales Klima mit heißen trockenen Sommern (nur im äußersten Südosten bringt der Monsun Regen) und sehr kalten Wintern. Die winterlichen Westwinde bringen meist mäßige Niederschläge. Im Winter sind wegen der großen Höhe des Landes vor allem im Norden gelegentlich auch Schneefälle bis in die Täler möglich. Klimatisch gehört der Süden des Landes bereits zu den wärmeren Subtropen, in denen der Anbau von Dattelpalmen möglich ist, während der Norden eher zur gemäßigten Zone gehört. Im Jahr 2000 hatte die Hälfte der Bevölkerung unter einer der häufig auftretenden schweren Dürren zu leiden. Solche Dürren könnten sich in Zukunft häufen; die Globale Erwärmung könnte dazu führen, dass vor allem im Winter und Frühjahr weniger Niederschläge fallen (→ arideres Klima). Für den vom Monsun betroffenen Süd-Osten steht hingegen zu erwarten, dass die Niederschlagsmengen im Sommer stärker variieren; durch die zusätzliche Erwärmung der Atmosphäre wird auch das indische Monsunsystem labiler. Besonders die Landwirtschaft (in der viele Afghanen arbeiten) könnte negativ betroffen werden. In den diese Orte umgebenden Gebirgen und Hochgebirgen ist es kälter; die Lufttemperatur sinkt gemäß der Höhenformel um typisch 0,65 °C pro 100 m Höhe. Flora Mit bis zu 5000 vermuteten höheren Pflanzenarten weist Afghanistan eine angesichts der Trockenheit recht hohe Artenzahl aus (zum Vergleich: für die etwa halb so große Bundesrepublik Deutschland werden um die 4000 Pflanzenarten geschätzt). Mit einem Anteil endemischer Arten von rund 30 % ist die afghanische Flora sehr reich an Pflanzen, die sonst nirgends auf der Welt vorkommen. Weite Teile des Landes sind durch menschlichen Einfluss umgestaltet, jahrtausendelange Überweidung, Entwaldung und landwirtschaftliche Nutzung haben trotz der Größe des Landes dazu geführt, dass nur sehr wenige, insbesondere abgelegene Regionen, noch eine natürliche Vegetation aufweisen. Eine kontinuierliche floristische Erforschung Afghanistans begann erst Mitte des 20. Jahrhunderts, auch sie ist durch die politische Situation des Staates erschwert. Naturschutz Afghanistan weist eine große Habitatdiversität mit sehr unterschiedlichen ökologischen Bedingungen auf. Der Etablierung eines systematischen Naturschutzes steht die seit Jahrzehnten instabile politische Situation des Landes entgegen, erst 2009 wurde mit den Band-e-Amir-Seen bei Bamiyan der erste Nationalpark in Afghanistan ausgewiesen. Er besteht aus sechs spektakulären türkisfarbenen Seen, die durch natürliche Travertindämme getrennt sind. Städte Im Jahr 2020 lebten 26 Prozent der Einwohner Afghanistans in Städten. 5 Prozent leben als Nomaden. Die größten Städte waren im Jahr 2019: Kabul (4,273 Mill. Einwohner) Herat (556.200 Ew.) Kandahar (506.800 Ew.) Masar-e Scharif (469.200 Ew.) Dschalalabad (263.300 Ew.) Kundus (183.300 Ew.) Bevölkerung Demografie Afghanistan hatte 2021 40,1 Millionen Einwohner. Das jährliche Bevölkerungswachstum betrug +2,9 %. Afghanistan hatte damals eine der jüngsten und am schnellsten wachsenden Bevölkerungen weltweit, die Bevölkerungszahl hatte sich bis 2021 trotz mehrerer Kriege von 13,4 Millionen Menschen im Jahr 1980 verdreifacht. Die Anzahl der Geburten pro Frau lag 2020 statistisch bei 4,8. Außerhalb Afrikas ist Afghanistan das Land mit der höchsten Fruchtbarkeitsrate der Welt. Die meisten Frauen haben keinen Zugang zu Verhütungsmitteln und werden oft sehr jung schwanger. 2050 soll Afghanistan gemäß einer Schätzung 61 Millionen Einwohner haben, was die begrenzten Ressourcen des Landes stark belasten würde. Bevölkerungsstruktur Die Bevölkerung des Landes fühlt sich einer Vielzahl ethnischer Gruppen und Stämme zugehörig; aus historischen Gründen sehen sich die Paschtunen, die größte Ethnie Afghanistans, oft als staatstragendes Volk. In vielen Gegenden leben mehrere Volksgruppen miteinander; die Zugehörigkeit zu einer der Gruppen ist statistisch nicht erfasst und kann nur geschätzt werden. Die Zuordnung des Einzelnen zu einer bestimmten ethnischen Gruppe ist zudem nicht immer eindeutig, da sich Selbstidentifikation und Fremdzuschreibung häufig unterscheiden. Die im Folgenden angegebenen Werte basieren auf der Bevölkerungszahl des Jahres 2009. Die Paschtunen, historisch als „Afghanen“ bezeichnet, sind die Begründer und Namensgeber des Landes. Sie machen etwa 42–52,4 % der Bevölkerung aus. Die zahlenmäßig größten Untergruppen sind die Durrani (Süden und Westen) und die Ghilzai (Osten). Den Paschtunen zugeordnet sind auch mehrere Nomadenstämme, allen voran die Kutschi mit rund 5 Millionen Menschen. Die Nomaden sind durch Artikel 14 der afghanischen Verfassung besonders geschützt („Der Staat entwickelt und implementiert wirksame Programme […] zur Ansiedlung der Nomaden und zur Verbesserung ihrer Lebensbedingungen“); beispielsweise wurden den Kutschi in Artikel 84 zwei Vertreter in der Meschrano Dschirga zugesagt, die vom Präsidenten ernannt werden. Außerdem können nach dem Wahlgesetz von 2005 die Kutschi zehn Abgeordnete in die Wolesi Dschirga entsenden. Tadschiken sind mit etwa 20–27 % die zweitgrößte Gruppe des Landes. „Tadschik“ ist eine allgemeine Bezeichnung der persischsprachigen Bevölkerung in Afghanistan, oft wird diese auch als „Parsiwan“ („Persischsprecher“) oder, im Osten und Süden, als „Dihgan“ und „Dihwar“ („Dorfbesitzer“, im Sinne von „sesshaft“) bezeichnet. Die Tadschiken sind keine von der persischstämmigen Bevölkerung der Nachbarstaaten abgegrenzte Ethnie; im Westen des Landes bilden sie die direkte Fortsetzung der persischsprachigen Bevölkerung des Irans, im Norden die der persischsprachigen Bevölkerung Zentralasiens, die ebenfalls als Tadschiken bezeichnet wird (vgl. Tadschikistan). Der Begriff „Tadschik“ wird von anderen Gruppen oft als Sammelname für jene Bevölkerungsteile verwendet, die keiner Stammesgesellschaft angehören, Persisch sprechen und überwiegend sunnitischen Glaubens sind. Auch andere persischsprachige Gruppen, z. B. die „Qizilbasch“ und die „Aimaken“, identifizieren sich zunehmend als Tadschiken. Hazara, ebenfalls persischsprachig, jedoch größtenteils schiitischen Glaubens und mongolischer Abstammung, stellen etwa 9–15 % der Bevölkerung dar. Aufgrund ihrer ethnischen und religiösen Zugehörigkeit wurden sie in Afghanistan diskriminiert, verfolgt und zuweilen gezielt getötet. Die Usbeken, eines der vielen Turkvölker Zentralasiens, stellen etwa 6–9 % der Bevölkerung Afghanistans. Daneben gibt es mehrere kleine Gruppen: die Aimaken (0,5–4 %), Turkmenen (1,9–3 %), Belutschen (0,9–2 %), Nuristani und zahlreiche weitere Ethnien (ca. 3,9 %). Nach 1992 prägten ethnische Konflikte die Auseinandersetzungen zwischen den Mudschaheddin. Die traditionellen Herrscher Afghanistans waren die Paschtunen, sie bilden auch die große Mehrheit der Taliban-Bewegung. Der Sturz des Taliban-Regimes im Jahr 2001 gab einer Allianz aus Tadschiken, Hazara und Usbeken die Gelegenheit, ein Abkommen über die Aufteilung der Macht durchzusetzen. Die Paschtunen sehen sich seitdem Vergeltungsangriffen ausgesetzt. Unter den Taliban war es darüber hinaus zu Auseinandersetzungen zwischen Sunniten und Schiiten gekommen. Im Jahre 2017 waren 0,4 % der Bevölkerung im Ausland geboren. Frauen Unter Amanullah Khan gab es 1923 den Vorschlag einer neuen Verfassung, die Wahlrechte für Frauen enthielt. Nadir Schah und Zahir Schah strichen die frauenfreundlichen Maßnahmen, und Frauen wurde das Wahlrecht verweigert. In der Verfassung von 1963, die 1964 in Kraft trat, erhielten Frauen das aktive und passive Wahlrecht. Doch es war auf Frauen beschränkt, die lesen und schreiben konnten. Diese Beschränkung wurde später gestrichen. Vor allem in Städten und größeren Orten gehen Frauen meist nur mit Ganzschleier (Burka) aus dem Haus. Allerdings wurde die Burka nur in größeren Städten üblich. Auf dem Land war die Burka nicht üblich, da sie etwa bei der Feldarbeit hinderlich ist. Nur in der kurzen Phase der kommunistischen Regierung 1978 und während deren Unterstützung durch sowjetische Truppen seit 1979 erhielten Frauen teilweise formale Selbstständigkeit, Freiheit und Schulbildung. Die Taliban verpflichteten Mitte der 1990er Jahre alle Frauen zum Tragen einer Burka. Bei den Tadschiken und den anderen Volksgruppen war diese Tradition bis dahin nicht weit verbreitet. Die Burka-Pflicht wurde 2001 offiziell wieder aufgehoben, die Burka bleibt jedoch weiterhin die gewöhnliche Kleidung für die meisten Frauen. Nur wenige Frauen wagen es, sich ohne männliche Begleitung in der Öffentlichkeit zu bewegen. Übergriffe gegen Frauen sind in Kabul und anderen größeren Städten nicht selten. Unter den Taliban war Frauen die Berufstätigkeit verboten, auch den Mädchen war es untersagt, eine Schule zu besuchen. Da es durch den Krieg allein in Kabul etwa 30.000 Witwen gab, waren diese völlig auf sich allein gestellt. Vielen blieb nichts anderes übrig, als zu betteln. Der eheliche Beischlaf ist seit 2009 in Artikel 132 des Gesetzes zur Regelung des Familienlebens verpflichtend. Dort steht: „Die Frau ist verpflichtet, den sexuellen Bedürfnissen ihres Mannes jederzeit nachzukommen.“ Nach Artikel 133 können Ehemänner ihre Frauen von unnötiger Beschäftigung abhalten. Auch wenn Frauen das Haus verlassen wollen, müssen sie zuerst die Erlaubnis des Ehemanns einholen. Im August 2020 bekundete Präsident Aschraf Ghani die Absicht, vor den geplanten Friedensgesprächen mit den Taliban einen Hohen Rat für Frauen zu schaffen, mit 26 Vertretern gesellschaftlicher Gruppen, die sich für Frauenrechte einsetzen, darunter Menschenrechtler, Aktivistinnen, Politiker und Beamte. Hunderte Frauen forderten unterdessen die Taliban in einem offenen Brief auf, ihre Rechte zu respektieren. Im März 2021 verbot das afghanische Erziehungsministerium allen Mädchen über zwölf Jahren, in Anwesenheit von Männern zu singen. Mit der Machtergreifung der Taliban im Jahr 2021 wurden die wenigen Frauenrechte, die bis dahin während des Krieges in Afghanistan implementiert worden waren, wieder abgeschafft. So schlossen die Taliban die Schulen für Mädchen ab 13 Jahren. Seit November 2022 ist Frauen in der Hauptstadt Kabul der Aufenthalt in öffentlichen Parks, Fitnessstudios und Freizeitparks auf Weisung der Taliban verboten. Einen Monat später erließen die Taliban ein Hochschulbildungsverbot gegen Frauen bzw. schlossen diese von Hochschulen aus. Flüchtlinge Ab 1980 waren mehr als 6 Millionen Afghanen in die benachbarte Islamische Republik Pakistan und den Iran geflohen. Viele kamen zwar zurück, doch durch die Kämpfe im Jahr 2001 entstand eine neue Flüchtlingswelle; Hunderttausende wurden innerhalb des Landes vertrieben. Mit 3,2 Millionen Rückkehrern aus Pakistan und 860.000 aus dem Iran hat das UNHCR von 2002 bis 2007 rund 4 Millionen Afghanen bei ihrer Rückkehr ins Heimatland unterstützt. Etwa 3 Millionen registrierte Afghanen befanden sich Ende 2007 noch im Exil, davon zirka 2 Millionen in Pakistan, insbesondere in Peschawar, und 910.000 im Iran. Die Aufnahme des Programms der freiwilligen Rückkehr aus Pakistan wurde ab März 2008 fortgesetzt. Afghanistan hat eine wachsende Diaspora in westlichen Staaten. 2018 lebten rund 257.000 Personen afghanischer Herkunft in Deutschland. Rund 580.000 Menschen kehrten von Januar bis September 2018 auch aufgrund der wirtschaftlichen Lage aus Iran nach Afghanistan zurück. Infolge der Machtübernahme der Taliban im Jahr 2021 und dem damit verbundenem Anstieg der Armut nahmen die Flüchtlingszahlen wieder zu. Waisen Stand 2021 gab es rund 120.000 minderjährige Vollwaisen. Etwa 20.000 von ihnen waren in staatlichen oder privaten Einrichtungen in Obhut. Sprachen In Afghanistan werden etwa 49 Sprachen und über 200 verschiedene Dialekte gesprochen. 1964 bestimmte die Große Ratsversammlung (Loja Dschirga) im Rahmen der Bestätigung einer neuen Verfassung Persisch („Dari“) und Paschto als offizielle Landes- und Regierungssprachen (Amtssprachen). Paschto Paschto, die Sprache der größten Ethnie Afghanistan, der Paschtunen, ist per königlichem Dekret seit 1936 Amtssprache und wird Schätzungen aus dem Jahr 2023 zufolge von 52,4 % der Bevölkerung als Muttersprache gesprochen. Andere Schätzungen aus Kriegszeiten gehen von rund 35 bis 38 % aus, was die Anzahl der Paschtunen im Land deutlich unterschreitet und ein Zeichen dafür sein kann, dass diese, gerade in Großstädten wie Kabul oder Herat, ihre Muttersprache nicht sprachen. Traditionell wird die Nationalhymne Afghanistans in Paschto gesungen. Auch militärische Titel sind der paschtunischen Sprache entliehen. Persisch (Dari) Dari () ist die offizielle in Afghanistan gebräuchliche Bezeichnung für die persische Sprache. Der Begriff ist von Fārsī-ye Darbārī, „Persisch des königlichen Hofes“ () abgeleitet. Etwa 32,1 % der Bevölkerung des Landes sprechen Dari als Muttersprache (Stand: 2023), insbesondere von den Tadschiken und Hazara, aber auch von Teilen der paschtunischen Bevölkerung, den Aimaken, Qizilbasch etc. Persisch war seit dem Mittelalter die dominierende Verwaltungs- und Kultursprache der Region bis hin nach Nordindien. Die persische Schriftsprache diente seit der Staatsgründung Afghanistans als Amts- und Verwaltungssprache. Das Farsi des Irans unterscheidet sich dabei von Dari hauptsächlich in der Phonetik, der Akzentuierung und Silbenstruktur. Das Dari der Bewohner der Hauptstadt Kabul prägt nicht nur die Regierungs- und Wirtschaftssprache Afghanistans, sondern dient auch jenen Volksgruppen, deren Muttersprache weder Paschto noch Dari ist, als Lingua franca. Bis in die 1960er Jahre war der Titel des in afghanischen Schulen gebräuchlichen Lesebuchs Qerahate Farsi (Persisches Lesebuch). 1964 benannte das zuständige Ministerium es in Qerahate Farsi e Dari und schließlich in Qerahate Dari um. Während die Bevölkerung die Landessprache häufig noch Farsi nennt, verwenden die staatlichen Institutionen und Medien die Bezeichnung Dari. Johann Friedrich Kleuker verwendete 1776/77 erstmals im deutschen Sprachraum die Bezeichnung Deri für das Persische, das sich seit der Sassanidenzeit als Hofsprache aller Länder des iranischen Hochlandes entwickelt hatte. 1818 verwendete Joseph von Hammer-Purgstall dieselbe Bezeichnung bei seiner Übersetzung des Diwans des Dichters Hafis. Die Bezeichnung Dari kam im 9./10. Jahrhundert am Hof der Samaniden in Mittelasien auf, die das Persische zur Hofsprache erhoben hatten. Das afghanische Persisch oder Dari ist eng verwandt mit dem Tadschikischen, und die größte persischsprachige Bevölkerungsgruppe in Afghanistan sind Tadschiken. Dennoch ist die Sprachbezeichnung Tadschikisch nur für das Persische Tadschikistans und einiger anderer Gebiete der ehemaligen Sowjetunion üblich, in denen tadschikische Minderheiten leben. Tadschikisch wird meist in kyrillischer Schrift geschrieben, während Dari ebenso wie Persisch in persisch-arabischer Schrift geschrieben wird. Regionale Nationalsprachen Daneben sind fünf Minderheitensprachen seit 1980 in jenen Regionen als Nationalsprachen anerkannt, in denen diese von der Mehrheit gesprochen werden; die Wichtigste ist Usbekisch. Auch Turkmenisch, Belutschisch, Paschai und Nuristani (Kati) haben unter der Regierung Hamid Karzais eine Aufwertung erfahren. Englisch Englisch war bereits zu Zeiten Britisch-Indiens die Handels- und Geschäftssprache in Afghanistan. Auch nach der Unabhängigkeit vom Vereinigten Königreich im Jahr 1919 wurde in Afghanistan Englisch als internationales Kommunikationsmittel gelernt. Die afghanische Verfassung ist auch in englischer Sprache verfügbar. Auch auf Plakaten, in der Werbung und der offiziellen Beschilderung wird es verwendet. Es gab Bestrebungen, Englisch zur dritten Amtssprache Afghanistans zu erheben. Urdu Die Muttersprache der Hindu- und Sikh-Minderheit in Afghanistan ist Urdu. Die große Beliebtheit von indischen und pakistanischen Filmen führte dazu, dass auch in anderen Bevölkerungsteilen Urdukenntnisse vorkommen. Urdu wird von einigen afghanischen Dichtern als Literatursprache verwendet und zudem in manchen afghanischen Schulen als Fremdsprache unterrichtet. Religion Über 99,9 % der Bevölkerung sind Muslime, davon etwa vier Fünftel meist hanafitische Sunniten und ein Fünftel imamitische Schiiten. Der Islam ist in Afghanistan über die Jahrhunderte von den Afghanen sehr konservativ ausgelegt worden, wobei das Stammesrecht der Paschtunen eine Rolle spielte. Jedoch wird der Islam je nach ethnischer Gruppe, Region und Bildungsstand unterschiedlich verstanden und interpretiert. Eine wichtige Rolle spielen bis heute die vorislamischen Bräuche der Bevölkerung, wie zum Beispiel das altiranische Neujahr (Nouruz) nach dem iranischen Kalender oder der Glaube an segenbringenden Weihrauch (Espand), beides zoroastrische Bräuche. Die Lage der christlichen Minderheit in Afghanistan hatte sich Anfang Juni 2010 zugespitzt, nachdem der private Fernsehsender „Noorin TV“ und andere Kanäle einen Film über die Taufe von Konvertiten ausgestrahlt und ihre Gesichter gezeigt hatten. Danach riefen afghanische Regierungsvertreter dazu auf, Islam-„Abtrünnige“ mit dem Tode zu bestrafen. Staatspräsident Hamid Karzai wies Regierung und Staatsschutz an, dafür zu sorgen, dass es keine weiteren Übertritte gebe. Der stellvertretende Parlamentspräsident Abdul Satter Chowasi (Kabul) forderte die öffentliche Hinrichtung von Personen, die vom Islam zum Christentum übertreten. Ein Abgeordneter erklärte, die Ermordung von Christen, die zuvor Muslime waren, sei kein Verbrechen. Seither sind zahlreiche christliche Familien untergetaucht oder ins Ausland geflohen. Humanitäre Hilfswerke werden einer strengen staatlichen Kontrolle unterzogen. Zwei, die den Begriff „Kirche“ im Namen tragen, mussten ihre Aktivitäten einstellen – die Norwegische Kirchenhilfe und die US-amerikanische Organisation World Church Services (Kirchliche Weltdienste). Daneben gibt es noch höchstens 15.000 Hindus und einige wenige hundert Sikhs. Zebulon Simentov war der letzte bucharische Jude, der im Jahr 2021 Afghanistan verließ. Über die Zahl der Christen ist wenig bekannt. Bildung Invasion, Bürgerkrieg und die Kulturfeindlichkeit der Taliban ließen große Teile der Bevölkerung ohne jeden Zugang zu Bildung aufwachsen. Frauen sind vom Ausschluss aus dem Bildungssystem stärker betroffen als Männer. Die Analphabetenquote war 2015 mit 61,8 % im internationalen Vergleich sehr hoch (Frauen: 75,8 %; Männer: 48 %). Der Analphabetismus ist eines der größten Hindernisse beim Wiederaufbau des Landes. Nach dem Ende des Taliban-Regimes entstanden mit ausländischer Hilfe zahlreiche Schulen mit zum Teil neu ausgebildetem Lehrpersonal, sodass ein großer Teil der Kinder und Jugendlichen, vor allem auch Mädchen, Zugang zu einer Schulbildung erlangten. Die mittlere Schulbesuchsdauer über 25-Jähriger stieg von 1,5 Jahren im Jahr 1990 auf 3,6 Jahre im Jahr 2015. Die Bildungserwartung lag 2018 bei 10,1 Jahren. Im Jahr 2014 gab es in Afghanistan 17 Universitäten und 17 „Institutions of Higher Education“ (IHE; vergleichbar mit einer Berufsschule) unter staatlicher Kontrolle. Daneben gibt es eine wachsende Anzahl an Privatuniversitäten von sehr unterschiedlicher Qualität. Finanziell gefördert werden lediglich Universitäten und Hochschulen, deren Namen aus den „bisherigen nationalen […] Fachausdrücken“ bestehen. Der Staat macht die Anerkennung und Förderung der Hochschulen und Universitäten in den nicht-paschtunischen Gebieten von der paschtunischen Benennung der Hochschule abhängig, was darin seine Begründung findet, dass Paschto eine der beiden Amts- und Landessprachen ist. In den paschtunischen Gebieten kann die persische Benennung der Hochschulen jedoch fehlen, ohne dort Sanktionen zu fürchten. Der letzte Absatz des Artikels 16 der Verfassung („die bisherigen nationalen […] und administrativen Fachausdrücke werden beibehalten“ – in Anspielung auf den Status der paschtunischen Sprache als Nationalsprache in der Zeit von Mohammad Zahir Khan, 1933–1973) hebt die vorangegangenen, eigentlich demokratischen Absätze über Sprachenfreiheit wieder auf. Hatten die Taliban im März 2022 angekündigt, Mädchen den Besuch von weiterführenden Schulen (Sekundarstufe I und II) zu erlauben, änderten die Taliban noch im selben Monat ihre Bildungspolitik und schlossen die Mädchenschulen für alle Kinder ab 13 Jahren. Unterricht für die Mädchen ab jener Altersgruppe findet daher, wenn überhaupt, nur durch Ehrenamtliche im Geheimen statt. Gesundheitswesen Im Jahr 2018 praktizierten in Afghanistan 3 Ärztinnen und Ärzte je 10.000 Einwohner. Die ländliche Bevölkerung hat nur zu etwa 66 Prozent Zugang zu medizinischer Versorgung. 80 Prozent der Ärzte arbeiten in Kabul. In der Hauptstadt sind auch 60 Prozent der Krankenhausbetten und 40 Prozent der Apotheken. Afghanistan hat eine der höchsten Mutter-Kind-Sterblichkeitsraten der Welt. Nur bei 19 Prozent der Geburten steht medizinisches Fachpersonal zur Verfügung. Jährlich sterben etwa 24.000 Frauen vor, während oder direkt nach einer Entbindung. Laut Weltbank konnte die Kindersterblichkeit stark gesenkt werden. Die Sterblichkeit bei unter 5-jährigen betrug 2020 58,0 pro 1000 Lebendgeburten, 1980 betrug sie noch 244 pro 1000 Lebendgeburten. Im Jahr 2019 waren 26 % der Bevölkerung unterernährt. Im Jahr 2001 betrug die Rate noch 48 %. Die Lebenserwartung der Einwohner Afghanistans ab der Geburt lag 2020 bei 62,6 Jahren (Frauen: 65,4, Männer: 59,9). Landesname Afghanistan bedeutet wörtlich „Land der Afghanen“. Die persische Endung -stan geht auf den indoiranischen Ausdruck für „Platz“ oder „Ort, an dem man steht“ zurück. Ein Afghane ist hierbei nicht im modernen Sinne als Staatsbürger Afghanistans zu verstehen, sondern als Angehöriger des Volkes und der Stämme der Paschtunen, die im persischen Sprachraum länderübergreifend als Afghanen und auf dem Indischen Subkontinent als Pathanen bezeichnet werden. Heute hingegen ist in der Verfassung Afghanistans ausdrücklich geregelt, dass alle Staatsbürger Afghanistans unabhängig von ihrer Ethnizität als Afghanen verstanden werden. 1801 wurde der Name Afghanistan im anglo-persischen Friedensvertrag im Zusammenhang mit den paschtunischen Siedlungsgebieten zum ersten Mal offiziell erwähnt, nachdem er bereits in den tschagataischsprachigen Memoiren Baburs aus dem 16. Jahrhundert, in einem regional begrenzten Sinne und auf die paschtunischen Stämme südlich von Kabul bezogen, erwähnt worden war. Erst 1919, mit der vollen Unabhängigkeit Afghanistans vom Britischen Weltreich, wurde der Name offiziell anerkannt und 1936, mit der ersten Verfassung des Landes, etabliert. Eine andere Bezeichnung für den Großteil des Gebietes ist Kabulistan oder Königreich von Kabul, die im 19. Jahrhundert vom schottischen Geschichtsschreiber Mountstuart Elphinstone als Landesbezeichnung bevorzugt verwendet wurde. Der wohl bekannteste historische Name dieser Region ist Chorasan, der über viele Jahrhunderte hinweg für die islamische und persische Blütezeit stand. Noch zu Elphinstones Zeit war die Bezeichnung Chorasan für den afghanischen Staat unter Einheimischen gängig. So erwähnte er, dass er bei seinem ersten Besuch in dem Land, das für die Außenwelt als Afghanistan bekannt war, von den Einheimischen in Chorasan willkommen geheißen wurde. Geschichte Von der Antike bis zur Neuzeit In der Antike gehörte das Gebiet des heutigen Afghanistan, das dem Osten des antiken „Aryānām Xšaθra“ entspricht, zum Perserreich. Später entstand in Baktrien ein Griechisch-Baktrisches Königreich, das von den Nachfolgern Alexanders des Großen regiert wurde. Das Gebiet wurde seit dem 2. Jahrhundert v. Chr. von verschiedenen Gruppen beherrscht und gehörte großenteils zum Parther- und Sassanidenreich. In der Spätantike siedelten dort die sogenannten iranischen Hunnen, bevor deren letztes Herrschaftsgebilde, das Hephthalitenreich, von Sassaniden und Göktürken vernichtet wurde. Nach dem Fall der persischen Sassaniden im Zuge der Invasion der muslimischen Araber (siehe Islamische Expansion) und dem langsamen Zerfall des Kalifats der Abbasiden, dominierten dort iranische Dynastien, die dem Kalifat höchstens nominell unterstanden. Der Islam setzte sich dennoch in dieser Region verhältnismäßig langsam gegen den Widerstand der Turk-Schahi und der Hindu-Shahi durch. Erst gegen Ende des 10. Jahrhunderts, mit der Eroberung der Region durch türkische Nomaden und Militärsklaven (unter anderem die Ghaznawiden und Seldschuken), sollen nach einer islamischen Chronik die meisten Einwohner im Raum Ghor (zwischen Herat und Kabul) Muslime gewesen sein. In dieser Zeit, unter den Ghaznawiden und Ghuriden, war das heutige Afghanistan das Kernland mächtiger Großreiche. Im 15. Jahrhundert machten die Timuriden Herat zu ihrer Hauptstadt. Vom 16. bis zum 18. Jahrhundert stand die Region im Mittelpunkt der Konflikte zwischen den persischen Safawiden im Westen, dem indischen Mogulreich im Südosten und den usbekischen Scheibaniden im Norden. Aufstieg der Paschtunen Die Geschichte des modernen Afghanistan ist unzertrennlich mit der nationalen Geschichte der Paschtunen verbunden. Unzählige paschtunische Aufstände gegen die jeweiligen Herrscher (persische Safawiden und indische Mogulen) führten schließlich mit dem Aufstand des Stammes Ghilzai (1719) zum Sturz der Safawiden in Persien (1722). Dieser Sieg der Paschtunen hielt aber nicht lange an. Nur sieben Jahre später wurden sie von Nader Schah besiegt und zurück nach Kandahar verdrängt. Durch die folgenden Eroberungen Nader Schahs (1736–1747) erlangte das persische Reich vorübergehend wieder die Gewalt über die Region, die heute Afghanistan heißt. Nach dessen Ermordung übernahm der Stamm der Durranis, die mit Nader Schah gegen die Ghilzai verbündet waren und unter seinem Befehl kämpften, selbständig die Macht. Staatsgründung und Namensgebung Der Paschtune Ahmad Schah Durrani begründete im Jahr 1747 nach dem Tod Nader Schah Afschars, im Osten seines Reiches, ein selbstständiges, paschtunisches Königreich, das als Vorgänger des modernen Staates Afghanistan betrachtet werden kann. Damit gilt er allgemein als der Begründer Afghanistans. Das von Ahmed Schah Durrani gegründete Reich zerbrach später an inneren Streitigkeiten und Einmischungen von außen. Wenig später geriet Afghanistan in den Einflussbereich der expandierenden Briten. Der Name „Afghanistan“ wurde erst im 19. Jahrhundert eingeführt und erst 1919 als Staatsname etabliert. Einflussbereich britischer und russischer Interessen In Afghanistan kollidierten russische und britische Kolonialinteressen (The Great Game). Seit der Aufstellung der Kaiserlich Russischen Marine durch Zar Peter den Großen war es Ziel russischer Expansionspolitik, zum Indischen Ozean vorzustoßen und dort einen eisfreien Hafen zu bauen. Um Russland zuvorzukommen, sollte Afghanistan erobert und als Teil des Britischen Weltreichs an das spätere Britisch-Indien angegliedert werden. Dazu kämpfte 1839–1842 eine große anglo-indische Armee im ersten Anglo-Afghanischen Krieg gegen einen relativ schlecht ausgerüsteten afghanischen Widerstand. Die Briten konnten zwar das Land besetzen, jedoch nicht ihre Ziele durchsetzen. 1842 wurde ein Waffenstillstand vereinbart, bei dem die Briten sich bereit erklärten, ihre Truppen zurückzuziehen. Diese wurden jedoch kurz darauf am Chaiber-Pass angegriffen und alle Soldaten, darunter 690 britische und 2840 indische, aber auch 12.000 Zivilisten getötet. Als Reaktion auf diese Niederlage wurde eine Strafexpedition unter Generalmajor George Pollock entsandt, die am 15. September 1842 Kabul einnahm. Schon am 11. Oktober 1842 zogen sich die britischen Truppen aus Kabul und in der Folge aus Afghanistan vollständig zurück. Dieser Krieg hatte zur Folge, dass die britische Kolonialverwaltung lange Zeit keine direkten weiteren Aktionen in Afghanistan unternahm und erschwerte ihre politisch-wirtschaftlichen Bestrebungen wie die Kontrolle der Handelswege in Zentralasien und den von dort versuchten Angriff auf die chinesische Qing-Dynastie. Die Katastrophe in Afghanistan erregte auch viele Inder, da die britisch-indische Armee zu einem großen Teil aus Belutschen bestand. Angetrieben durch die vorangegangene Demütigung erklärte 1878 die britische Regierung erneut den Krieg gegen Afghanistan. Trotz kleiner militärischer Erfolge der Afghanen im zweiten Anglo-Afghanischen Krieg, wie bei der Schlacht von Maiwand 1880, wurde der Widerstand von den Briten niedergeschlagen, die Hauptstadt Kabul aus Rache niedergebrannt und eine Marionette als König installiert. Gleichzeitig übernahmen die Briten für die folgenden 40 Jahre die afghanische Außenpolitik. Aufgrund vieler Aufstände in Afghanistan wurde 1893 das Land durch die Durand-Linie von den Briten geteilt und das südöstliche Gebiet (die heutigen pakistanischen Provinzen NWFP, FATA und ein kleiner Teil Belutschistans) der indischen Kronkolonie einverleibt. Um diese Linie kontrollieren zu können, wurde das aus Afridis, einem Paschtunenstamm, bestehende Regiment Khyber Rifles im Jahr 1880 aufgestellt, da sich nur Einheimische in diesem Gebiet ungehindert bewegen können. Das Regiment besteht auch heute noch als Bestandteil der Pakistanischen Armee. Der dritte anglo-afghanische Krieg im Mai 1919 – ein letzter Versuch Afghanistans, sich von den britischen Kolonialbestrebungen zu befreien – führte schließlich durch geschicktes Verhandeln der afghanischen Diplomaten unter Amanullah Khan (die Afghanen drohten den Briten, sich Russland weiter anzunähern) zum Vertrag von Rawalpindi und am 8. August 1919 zur Anerkennung Afghanistans als souveräner und unabhängiger Staat durch Großbritannien. Somit hatte Afghanistan nach mehr als 60 Jahren britischer Vorherrschaft seine volle Unabhängigkeit erlangt, während ein großer Teil der Gebiete wie Teile der pakistanischen Nordwestprovinz als frontier area, auch als tribal area (Stammesgebiete unter Bundesverwaltung) bezeichnet, an die Briten verloren ging und später dem Staat Pakistan zugesprochen wurde. Das unabhängige Afghanistan bildete einen Puffer zwischen russischen und britischen Interessen. Dies schlug sich auch in der Grenzziehung nieder und ist noch heute am Wachan-Korridor ersichtlich. Afghanistan nach der Unabhängigkeit Seit 1933 bestand mit Mohammed Zahir Schah (Mohammedzai) an der Spitze ein konstitutionelles Königreich. Zahir Schah läutete jedoch eine demokratische Wende in Afghanistan ein. Unter seiner Herrschaft wurden unter anderem Wahlen, ein Zwei-Kammern-Parlament, die Emanzipation der Frauen bis hin zum Frauenwahlrecht, eine Modernisierung der Infrastruktur und Pressefreiheit etabliert. Schahs fortschrittliche und westliche Politik war jedoch nicht unumstritten unter der afghanischen Bevölkerung. Seit 1946 ist Afghanistan Mitglied der Vereinten Nationen. 1973 stürzte der sich an die Sowjetunion anlehnende Mohammed Daoud Khan das Königshaus und rief die Republik aus. Nach Daouds Sturz 1978 in der Saurrevolution übernahm die von Nur Muhammad Taraki geführte, kommunistisch geprägte Demokratische Volkspartei Afghanistans die Macht in Kabul, rief die Demokratische Republik Afghanistan aus und versuchte mit sowjetischer Unterstützung eine gesellschaftliche Umgestaltung, zum Beispiel eine Alphabetisierung der Landbevölkerung. Diese Reformen untergruben die traditionelle Stammesordnung und provozierten Widerstand in ländlichen Gebieten. Gleichzeitig unterdrückte die Regierung die Opposition brutal mit Tausenden von politischen Hinrichtungen. Bis zu 27.000 wurden im Pul-e-Charkhi-Gefängnis hingerichtet. Diese stieß in einigen Regionen auf militärischen Widerstand, der unter anderem von den USA und Pakistan unterstützt wurde. Mit dem Einmarsch sowjetischer Truppen im Dezember 1979 entwickelte sich der Bürgerkrieg zu einem zehnjährigen Stellvertreterkrieg (→ Sowjetischer Einmarsch in Afghanistan) zwischen sowjetischer Besatzungsmacht und den von den Vereinigten Staaten, Saudi-Arabien und Pakistan unterstützten islamischen Guerillas (Mudschahedin), siehe dazu Operation Cyclone. 1989 erfolgte der Abzug der sowjetischen Truppen. Nach unterschiedlichen Schätzungen wurden in dem Krieg unter anderem 600 Tausend bis 2 Millionen Zivilisten getötet. Die sowjetisch gestützte Regierung unter Präsident Mohammed Nadschibullāh konnte sich nach dem sowjetischen Abzug noch bis zur Einnahme Kabuls 1992 durch die Mudschahedin halten. Im April 1992 wurde der Islamische Staat Afghanistan durch die Peschawar-Abkommen gegründet. Neuer Präsident wurde Burhānuddin Rabbāni. Die Vereinten Nationen präsentierten einen Übergangsplan, jedoch kam es bereits vor Ort zu zahlreichen Kämpfen verschiedener konkurrierender Mudschahedin in wechselnden Allianzen unter den neuen Warlords. Die Mudschahedin verweigerten dem zurückgetretenen Präsidenten Nadschibullāh den Gang ins Exil, der daraufhin in ein UN-Gebäude floh. Zwei wichtige, jeweils vom pakistanischen Geheimdienst ISI trainierte, konkurrierende Warlords waren dabei Gulbuddin Hekmatyār und Ahmad Schah Massoud, der unter Rabbāni Verteidigungsminister wurde. Ebenso führte der zu den Mudschahedin kurz vor dem Ende der Regierung Nadschibullāh übergelaufene General Abdul Raschid Dostum Truppen an. Als Hekmatyār Kabul einnehmen wollten, kamen ihm die Truppen von Massoud und Dostum dem zuvor und übernahmen die meisten Ministerien. Friedensverhandlungen scheiterten und Hekmatyārs Truppen, unterstützt von Pakistan, beschossen Kabul. Für die Kämpfe machten sich die verschiedenen Fraktionen gegenseitig verantwortlich. Es kam zu zahlreichen Menschenrechtsverbrechen bei diesen Machtkämpfen. Wie Human Rights Watch berichtete war es praktisch jederzeit möglich in Kabul getötet zu werden, sowohl der Artilleriebeschuss von Hekmatyārs Truppen als auch die konkurrierenden Mudschahedinfraktionen traf viele zivile Einrichtungen. Es kam zudem von den verschiedenen Seiten der Mudschahedin – unter Hekmatyār, Massoud, Dostum als auch weiteren Fraktionen – zu zahlreichen Entführungen, Plünderungen, Vergewaltigungen und Morden. 1993 kam es im Kabuler Stadtteil Afschar etwa zu einem Massaker durch die Truppen unter den Warlords Sayyaf und Massoud, bei dem geschätzt etwa 750 Menschen, hauptsächlich Angehörige der schiitischen Minderheit der Hazara, getötet oder verschleppt wurden. Bereits bis 1993 flohen mehr als eine halbe Million Menschen aus Kabul. Nach Verhandlungen wurde im Juni 1993 Hekmatyār zum afghanischen Premierminister ernannt. Der Frieden hielt jedoch nicht und es kam 1994 und 1995 wieder zu Kämpfen zwischen den konkurrierenden Milizen. Die Kämpfe hörten erst mit dem Einmarsch der Taliban auf, der wiederum von vielen Menschenrechtsverstößen begleitet wurde. Der Süden Afghanistans war überwiegend weder unter der Kontrolle der Zentralregierung noch unter der Kontrolle der Milizen vom Norden. Lokale Milizen- oder Stammesführer beherrschten den Süden. 1994 traten die fundamentalistischen Taliban in der südlichen Stadt Kandahar erstmals in Erscheinung. Die Taliban-Bewegung bestand aus Personen die früher als Mudschahedin kämpften und rekrutierte sich weiter aus religiösen Schulen für afghanische Flüchtlinge in Pakistan. In den Schulen wurde auch den Jihad glorifizierendes Propagandamaterial, das von den USA hergestellt wurde, verwendet. Die Kämpfe zwischen den Milizen der Mudschahedin und die Hoffnung auf Frieden durch eine neue Ordnung gaben den Taliban Auftrieb. Ihr Anführer und späteres Staatsoberhaupt wurde Mohammed Omar. Im Laufe des Jahres 1994 übernahmen die Taliban die Macht in verschiedenen südlichen und westlichen Provinzen Afghanistans. Bis März 1995 hatten die Taliban sechs Provinzen eingenommen und Kabul erreicht. Anfang 1995 führten die Taliban Verhandlungen sowohl mit der Regierung Rabbānis als auch mit der schiitischen Miliz Hizb-i Wahdat, die jedoch nicht zu einem Frieden führten. Während die Taliban zunächst den Kampf um Kabul verloren, waren sie im Westen des Landes weiter auf dem Vormarsch. Dabei kam es zu einem vorübergehenden geheimen Bündnis zwischen den Taliban und dem Warlord Dostum (siehe Afghanischer Bürgerkrieg (1989–2001)). Mit logistischer Unterstützung des ISI und neuen Waffen und Fahrzeugen aus Pakistan und Saudi-Arabien reorganisierten die Taliban ihre Truppen nach einigen Niederlagen im Land und planten 1996 auch eine erneute Offensive gegen Kabul. Am 26. September 1996 befahl Verteidigungsminister Massoud einen Rückzug der Truppen in den Norden Afghanistans. Am 27. September 1996 marschierten die Taliban in Kabul ein und errichteten das Islamische Emirat Afghanistan, das lediglich von Pakistan, Saudi-Arabien und den Vereinigten Arabischen Emiraten anerkannt wurde. Der entmachtete Präsident Rabbāni, Massoud und Dostum, frühere Gegner, gründeten als Reaktion auf die Talibanoffensiven die Vereinte Front (bekannt als Nordallianz). Als mächtigster Mann im Bündnis galt Massoud, der Vereinten Front trat unter anderem auch der spätere Präsident Hamid Karzai bei. Der Iran und Russland unterstützen die Truppen Massouds, Pakistan intervenierte militärisch auf Seiten der Taliban. Nach deklassifizierten Dokumenten von US-Behörden (National Security Archive) hat die pakistanische Regierung die Taliban unter anderem logistisch mit Waffen, Treibstoff und Nahrung nach ihrer Machtübernahme in Kabul 1996 versorgt. Bei der Offensive von 25.000 Taliban-Kämpfern gegen die nördliche Allianz waren geschätzt auch rund 10.000 islamistische Milizionäre aus arabischen Ländern, Pakistan und anderen asiatischen Ländern wie Usbekistan aktiv. Anfang 2001 wandte die Vereinte Front eine neue Strategie von lokalem militärischem Druck an. Massoud bereiste 2001 Russland und die EU, wo er sich zudem mit einem Abgesandten der CIA traf und um militärische Unterstützung bat. Massoud bekannte sich dort in seinen Reden zu einem moderaten islamischen Staat, warnte die Staaten vor Al-Qaida und die Tour war ein PR-Erfolg. Jedoch wurde er später 2001 durch einen Bombenanschlag getötet. Die Taliban setzten in den von ihnen kontrollierten Gebieten ihre politische und juristische Interpretation des Islam durch. Die Frauen lebten quasi unter Hausarrest. Im Verlaufe der Kämpfe radikalisierten sich die Taliban weiter und führten radikale gegen Nicht-Moslems gerichtete Maßnahmen durch. Am 10. März zerstörten sie trotz enormer Proteste auch in der islamischen Welt durch Sprengladungen und Artilleriebeschuss die Buddha-Statuen von Bamiyan. Nach einem Bericht der Vereinten Nationen begingen die Taliban systematische Massaker unter der Zivilbevölkerung, während sie versuchten, ihre Kontrolle im Westen und Norden Afghanistans zu konsolidieren. Dabei kam es etwa zu einem Massaker in Masar-e Scharif und den Dörfern Bedmushkin und Nayak. Sowohl die Taliban als auch die Nordallianz-Truppen nahmen unter anderem bei ihrem Beschuss Kabuls laut Amnesty und HRW keine Rücksicht auf Zivilisten. In den Jahren 1999 und 2000 kam es zur Dürre in Afghanistan, welche die Not im Land weiter verschärfte. Nach den Anschlägen vom 11. September 2001 Am 9. September 2001 wurde Massoud ermordet. Zwei Tage danach wurden terroristische Anschläge in den Vereinigten Staaten verübt, die zum Tod von mindestens 2993 Menschen führten und als terroristischer Massenmord angesehen werden. Die Vereinigten Staaten identifizierten Mitglieder des Terrornetzwerks Al-Qaida, das seine Basis in dem Emirat der Taliban hatte und mit den Taliban verbündet war, als Täter der Terroranschläge des 11. Septembers 2001. Die Taliban verweigerten jedoch die Auslieferung der Verantwortlichen um Osama bin Laden, der sich zu den Attentaten bekannt hatte. Daraufhin begannen die Vereinigten Staaten im Oktober 2001 eine Invasion Afghanistans mit Hilfe eines Militärbündnisses unter ihrer Führung. Die US-Regierung unter Präsident George W. Bush nutzte als Legitimation dieser Invasion einen Entschluss des Sicherheitsrats der Vereinten Nationen, der den USA das Recht zur Selbstverteidigung zusprach. Infolge dieser Invasion gelang es, die in den meisten Regionen Afghanistans herrschenden Taliban zügig von der Macht zu verdrängen, wobei die Vereinte Front den Großteil der Bodentruppen stellte. Im Dezember 2001 trafen sich Führer der Vereinten Front sowie afghanischer Exilgruppen auf der Petersberger Konferenz in Bonn, wo sie sich auf das sogenannte „Petersberger Abkommen“ einigten, das einen Stufenplan zur Demokratisierung des Landes sowie die Bildung einer provisorischen Regierung mit dem Durrani-paschtunischen Stammesführer Hamid Karzai als Vorsitzenden vorsah. Mitglieder der siegreichen Vereinten Front übernahmen Schlüsselpositionen in der neuen Regierung. Außerdem wurde um die Stationierung einer einem Mandat der Vereinten Nationen unterstellten internationalen Truppe ersucht, um die Sicherheit der provisorischen Regierung zu gewährleisten. Diese Aufgabe übernahm die internationale Afghanistan-Schutztruppe International Security Assistance Force (ISAF). Die Taliban zogen sich vorerst in schwer zugängliche Bergregionen zurück. Die provisorische Regierung wurde im Juni 2002 durch eine von einer landesweiten außerordentlichen Loja Dschirga bestimmten Übergangsregierung abgelöst, wiederum mit Karzai als Übergangspräsidenten an der Spitze. Ende 2003 wurde eine verfassungsgebende Loja Dschirga einberufen, welche die neue afghanische Verfassung im Januar 2004 ratifizierte. Die am 9. Oktober 2004 durchgeführte Präsidentschaftswahl bestätigte Karsai als Präsidenten. Die demokratische Legitimität der Wahl kann jedoch angezweifelt werden, da am Tag der Wahl alle 15 Gegenkandidaten geschlossen ihren Rückzug und Boykott aufgrund von Betrugsvorwürfen verkündeten. Den Abschluss des im Petersberger Abkommen vorgesehenen Demokratisierungsprozesses markierten die Parlamentswahlen im September 2005, aus denen sich das erste gewählte afghanische Parlament seit 1973 konstituierte. Allerdings dokumentierte die Wahlbeobachtungsmission der Europäischen Union auch bei dieser Wahl „Unregelmäßigkeiten und Betrugsvorwürfe, die einen Schatten auf die Integrität der Wahlen werfen“ sowie „signifikante Defizite“ bei der Stimmenauszählung. Die Wahlen sollten ursprünglich im Juni 2004 stattfinden, mussten aber aufgrund von Verzögerungen bei der Wahlregistrierung mehrmals verschoben werden. Viele Taliban flohen über die Durand-Linie nach Pakistan und formierten sich dort neu. 2003 traten sie erstmals wieder in Erscheinung. Ab Anfang 2006 verübten sie zusammen mit dem Haqqani-Netzwerk und der Hizb-i Islāmī von Gulbuddin Hekmatyār verstärkt Anschläge gegen afghanische Zivilisten und Soldaten der ISAF. Selbstmordattentate, die vorher in Afghanistan völlig unbekannt waren, und Bombenanschläge auf nichtmilitärische Ziele nahmen stark zu. Babak Chalatbari beschrieb in einem Artikel für die Bundeszentrale für politische Bildung die Motive des „Terrors der Taliban“ wie folgt: „Die terroristische Taktik hinter der massiven Einschüchterung zielt darauf ab, dass kaum noch jemand wagt, sich den Auffassungen der theologisch meist nicht sonderlich ausgebildeten Masterminds der Taliban zu widersetzen.“ Die Zahl der versuchten und ausgeführten Selbstmordanschläge nahmen von drei im Jahr 2003 auf 106 im Jahr 2006 stark zu, zu denen sich meist die Taliban – insbesondere das Haqqani-Netzwerk – bekannten. Im Süden und Osten von Afghanistan existierten Gebiete, die von ausländischen Hilfsorganisationen und auch ISAF-Truppen gemieden wurden. Pakistan spielt eine zentrale Rolle in Afghanistan. Eine Analyse der London School of Economics and Political Science aus dem Jahr 2010 führt aus, dass der pakistanische Geheimdienst (ISI) eine „offizielle Politik“ der Unterstützung der Taliban betreibe. Der ISI finanziere und bilde die Taliban aus. Dies passiere, obwohl Pakistan sich offiziell als Verbündeter der NATO ausgebe. Als Ergebnis hält die Analyse fest: „Pakistan scheint ein Doppelspiel erstaunlichen Ausmaßes zu spielen.“ Amrullah Saleh, der ehemalige Geheimdienstchef Afghanistans, kritisierte 2010: „Wir reden über all diese Stellvertreter [Taliban, Haqqani, Hekmatyar], aber nicht ihren Meister: Die pakistanische Armee. Die Frage ist, was will Pakistans Armee erreichen […]? Sie wollen an Einfluss in der Region gewinnen.“ Die Taliban und Gulbuddin Hekmatyārs Truppen richteten sich in Anschlägen gezielt gegen die afghanische Zivilbevölkerung. Im Jahr 2009 waren sie laut Angaben der Vereinten Nationen für über 76 % der Opfer unter afghanischen Zivilisten verantwortlich. Auch im Jahr 2010 waren die Taliban für über Dreiviertel der zivilen Todesopfer in Afghanistan verantwortlich. Zivilisten waren mehr als doppelt so häufig das Ziel tödlicher Anschläge der Taliban wie afghanische Regierungstruppen oder ISAF-Truppen. Die Afghanistan Independent Human Rights Commission (AIGRC) nannte die gezielten Anschläge der Taliban gegen die Zivilbevölkerung ein „Kriegsverbrechen“. Religiöse Führer verurteilten die Anschläge der Taliban als Verstoß gegen die islamische Ethik. Menschenrechtsgruppen haben den Internationalen Gerichtshof in Den Haag dazu veranlasst, eine vorläufige Untersuchung gegen die Taliban auf Grund von Kriegsverbrechen vorzunehmen. In der Folgezeit kam es zu Spannungen zwischen Teilen der ehemaligen Vereinten Front und Hamid Karzai, nachdem dieser die Taliban als „Brüder“ bezeichnet hatte. Akteure um den ehemaligen Geheimdienstchef Amrullah Saleh und andere befürchteten, dass Karzai ein Abkommen mit den Taliban und Gulbuddin Hekmatyār schließen könne, das eine Rückkehr der Taliban abseits des demokratischen Prozesses ermögliche. Eine Abspaltung von Gulbuddin Hekmatyārs Partei Hizb-i Islāmī gab ab Herbst 2009 an, mit Karzai verbündet zu sein, und stellte mit Abdul Hadi Arghandiwal von 2010 bis 2017 den Wirtschaftsminister. Diese angeblichen Verbündeten Karzais ließen 2011 jedoch in öffentlichen Stellungnahmen keinen Zweifel an ihrer Loyalität gegenüber Hekmatyār. Der große Einfluss der Vereinten Front auf die Regierung wurde mit den Jahren reduziert. Bei der afghanischen Präsidentschaftswahl im August 2009 trat Abdullah Abdullah, ehemaliger Außenminister bis 2006 und einst einer der engsten Vertrauten Ahmad Schah Massouds, gegen Hamid Karzai an und galt als Mitfavorit. Karzai schien zunächst dennoch gewonnen zu haben. Bei der Stimmauszählung mehrten sich allerdings die Vorwürfe der internationalen Beobachter, dass massiver Wahlbetrug betrieben worden sei. Eine Beschwerdekommission ermittelte mehrere Wochen und gab Mitte Oktober bekannt, dass hunderttausende Stimmen ungültig seien. Damit verlor Amtsinhaber Karzai die absolute Mehrheit, und es wurde eine Stichwahl zwischen diesem und Abdullah am 7. November 2009 vereinbart. Ende Oktober 2009, knapp eine Woche vor der Wahl, drohte Abdullah laut Medienberichten, sich von der Stichwahl zurückzuziehen. Vorausgegangen waren gescheiterte Gespräche mit Karzai. Abdullah hatte unter anderem die Entlassung des Vorsitzenden der umstrittenen Wahlkommission (IEC) gefordert, um eine „freie und faire“ Stichwahl ermöglichen zu lassen. Sechs Tage vor der geplanten Stichwahl erklärte er seinen Boykott der Abstimmung. Als seine Anhänger auf die Straßen ziehen wollten, hielt Abdullah sie zurück, um die fragile Stabilität Afghanistans nicht zu gefährden. Nach der Tötung von Osama bin Laden durch US-Einsatzkräfte in der Operation Neptune Spear im Mai 2011 nahmen Anschläge auf prominente afghanische Politiker stark zu, so wurden unter anderem Expräsident Burhānuddin Rabbāni, Mohammed Daud Daud, Dschan Mohammed Chan und Präsident Karzais Halbbruder Ahmad Wali Karzai ermordet. Im Oktober 2011 begannen afghanische und NATO-Truppen eine Offensive gegen das Haqqani-Netzwerk im südöstlichen Grenzgebiet des Landes. 2014 wurde der erste demokratische Machtwechsel in Afghanistan durchgeführt, bei dem jedoch erneut massive Korruption und Fälschung vermutet wurde. Präsident Aschraf Ghani unterschrieb ein Abkommen mit der NATO, in dem die Nachfolgemission der ISAF, Resolute Support, legitimiert wurde. Diese begann am 1. Januar 2015 und unterstützte die afghanischen Sicherheitskräfte bis 2021 in der Ausbildung. Das Land wurde seit 2015 auch vom Islamischen Staat bedroht und weiterhin von Seiten der Taliban mit Gewalt überzogen. Im Februar 2020 unterzeichneten die Vereinigten Staaten und die Taliban ein Friedensabkommen. Die USA und die NATO verpflichteten sich dabei, ihre Streitkräfte innerhalb von 14 Monaten aus Afghanistan abzuziehen. Im Gegenzug garantierten die Taliban, innerhalb von zwei Wochen Friedensgespräche mit der afghanischen Regierung aufzunehmen und dem Terrorismus abzuschwören bzw. diesen in Afghanistan nicht zu dulden. Die afghanische Regierung hatte als Konfliktpartei das Abkommen nicht mitunterzeichnet. Da auch die Taliban keine Repräsentanten des Staates sind, handelte es sich bei dem Abkommen formal nicht um einen völkerrechtlichen Friedensvertrag. Der Vertrag berührte nicht die künftige Gestaltung des politischen Systems in Afghanistan oder die Verteilung der politischen Macht. Anschließend begannen im März 2020 Verhandlungen über einen Gefangenenaustausch zwischen der Taliban-Führung und der afghanischen Regierung, durch die bis zu 5000 gefangene Taliban freigelassen werden sollten, sofern im Gegenzug die Taliban 1000 ihrer Gefangenen frei ließen. Tatsächlich begann die afghanische Regierung bis einschließlich Mai 2020 mit der Freilassung von über 1000 der 5000 gefangenen Taliban, während diese Miliz einige hundert Regierungstreue freiließ. Gleichzeitig wurden aber vor allem durch terroristische Anschläge in Afghanistan im Mai 2020 der Terror in Afghanistan fortgesetzt, so dass der afghanische Präsident Aschraf Ghani im selben Monat bekannt gab, die Taliban fortan wieder bekämpfen zu wollen. Innerhalb einer Woche im Juni, so vermeldete die afghanische Regierung, hätten die Taliban 222 Terrorattacken im Land verübt, wodurch 422 staatliche Sicherheitskräfte getötet oder verwundet worden seien. Nach dem Ende des NATO-Einsatzes 2021 Ende Juli 2021 endete der NATO-Einsatz; nur US-amerikanische und türkische Soldaten befanden sich zu diesem Zeitpunkt noch unter nationalem Kommando in Afghanistan. Die Bundeswehr hatte das Land bereits im Juni verlassen. Nach dem Rückzug der internationalen Truppen hatten die Taliban innerhalb kurzer Zeit die Kontrolle über große Teile des gesamten Landes übernommen, da die Regierungstruppen den Widerstand weitgehend aufgegeben hatten. Nachdem schließlich nur noch die Hauptstadt Kabul als einzige größere Stadt unter Kontrolle der Regierung gestanden hatte, kündigte am 15. August 2021 der zu diesem Zeitpunkt amtierende Innenminister Abdul Sattar Mirzakwal eine friedliche Übergabe Kabuls, und damit fast ganz Afghanistans, an die Taliban an. Präsident Ghani floh nach Tadschikistan und die Taliban verkündeten nach der Einnahme des Präsidentenpalastes und großer Teile Kabuls noch am selben Tag ihren Sieg. Ein kleines Gebiet, das Pandschschir-Tal, war teilweise noch unter Kontrolle von Resten der afghanischen Armee und Regierung (siehe Pandschschir-Widerstand). Am 6. September 2021 gaben die Taliban an, auch diesen Teil Afghanistans erobert zu haben. Medienberichten zufolge flohen daraufhin die Anführer des Widerstands, Vizepräsident Amrullah Saleh und Ahmad Massoud, nach Tadschikistan. Nach der Übernahme durch die Taliban verschlechterte sich die humanitäre Situation Afghanistans, als westliche Nationen aufhörten, humanitäre Hilfe zu leisten, und die Weltbank und der Internationaler Währungsfonds auch ihre Zahlungen an Afghanistan einstellten. Im Oktober 2021 erklärten die Vereinten Nationen, dass mehr als die Hälfte der 39 Millionen Menschen in Afghanistan von akuter Nahrungsmittelknappheit betroffen sind. Führende Politiker der Welt haben Afghanistan humanitäre Hilfe in Höhe von 1,2 Milliarden US-Dollar zugesagt. Am 22. Dezember 2021 verabschiedete der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen einstimmig eine von den USA vorgeschlagene Resolution, um humanitäre Hilfe bei der Versorgung verzweifelter Afghanen zu unterstützen und gleichzeitig zu versuchen, Gelder aus den Händen der Taliban fernzuhalten. Nach Angaben der Welthungerhilfe sei die humanitäre Lage „katastrophal“. So sei ohne eine Verbesserung der Versorgungslage im Jahr 2022 mit einem Anstieg der Armutsrate auf 97 Prozent zu rechnen. Politik Politisches System des Islamischen Emirats Afghanistan Nach der Machtübernahme der Taliban gaben diese am 7. September 2021 eine Übergangsregierung bekannt. Unter einem als Amir al-Mu’minin bezeichneten Staatsoberhaupt wurde ein Interims-Premierminister und zwei Stellvertreter ernannt. Insgesamt umfasst die Regierung 33 Mitglieder. Im September 2021 setzten die Taliban für die Zeit der Übergangsregierung die Verfassung des Königreichs Afghanistan aus der Amtszeit von König Sahir Schah in Kraft. Politisches System der Islamischen Republik Afghanistan Die Präsidialrepublik gab sich im Jahr 2004 eine Verfassung, laut der ein direkt gewählter Präsident für eine fünfjährige Amtszeit gewählt wurde. Weiterhin bestimmte sie eine aus zwei Kammern bestehende Legislative, wobei die Wolesi Dschirga nach dem System Nicht übertragbare Einzelstimmgebung mit maximal 250 Parlamentariern besetzt wird, während die Meschrano Dschirga mit lokalen Würdenträgern und Experten besetzt ist. Die letzten Wahlen für die Präsidentschaft fanden im Jahr 2019 statt, die letzten Parlamentswahlen im Jahr 2018. Politische Indizes Menschenrechte Die Lage der Menschenrechte war bereits vor der Machtübernahme der Taliban schlecht. Amnesty International dokumentierte in zahlreichen Hafteinrichtungen in Afghanistan Folter und Misshandlungen. Journalisten wurden festgenommen, geschlagen oder getötet. Bei bestimmten Verbrechen konnte die Todesstrafe verhängt werden. Viele Kinder wurden in Afghanistan zwangsverheiratet. Häusliche Gewalt war weit verbreitet, zudem gab es Kindesmisshandlungen und sexuellen Missbrauch von Kindern etwa durch die Praktik von Bacha bazi. Durch die erneute Machtübernahme der Taliban im Jahr 2021 hat sich die Lage der Menschenrechte noch weiter verschlechtert. Mitte November 2022 forderte das Taliban-Oberhaupt Achundsada die Richter des Landes dazu auf, öffentliche Hinrichtungen, Steinigungen und Auspeitschungen sowie die Amputation von Gliedmaßen konsequent als Strafen auszusprechen. Etwa eine Woche später wurde erstmals öffentlich bestätigt, dass Peitschenhiebe als Strafe gerichtlich angeordnet und öffentlich durchgeführt werden. Internationale Aufmerksamkeit erhielt vor allem die fast vollständige Abschaffung der Gleichberechtigung der Frauen seit der Machtübernahme. Außerdem werden Unterstützungsangebote für Betroffene sexueller Gewalt abgebaut und Personen, die wegen Gewalt gegen Frauen und Mädchen inhaftiert waren, freigelassen – Gewaltopfer sind hingegen selbst von Inhaftierungen bedroht. Verfolgung der Hazara Ende des 19. Jahrhunderts erlitten die Hazara aufgrund ihrer ethnischen und religiösen Zugehörigkeit einen von dem paschtunischen Emir Abdur Rahman Khan zu verantwortenden Völkermord. Bis heute werden die Hazara in Afghanistan diskriminiert und verfolgt. Am 11. Februar 1993 richteten Regierungstruppen unter dem damaligen Präsidenten Rabbani, dem damaligen Verteidigungsminister Ahmad Schah Massoud und militärischen Anführer (der Gruppierung Ittihad) Sayyaf ein schweres Massaker gegen die schiitische und ethnische Minderheit der Hazara im Kabuler Stadtteil Afschar an und ermordeten bis zu 1000 Zivilisten. Dieses Massaker wird jedoch von vielen Tadschiken abgestritten und der ehemalige (ethnisch tadschikische) Verteidigungsminister stattdessen als Nationalheld gefeiert. Mit der Machtübernahme der Taliban im Jahr 2021 begann die Vertreibung der Hazara in Afghanistan erneut. Außenpolitik Zur Zeit der Demokratischen Republik Afghanistan von 1978 bis 1992 unterhielt das Land enge Beziehungen mit den Staaten des Ostblocks, einschließlich der Sowjetunion. Während der später folgenden Herrschaft der Taliban war das Land außenpolitisch nahezu komplett isoliert. Lediglich Pakistan, Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate unterhielten in dieser Zeit offizielle Beziehungen zu dem Land. Seit dem Sturz des Regimes der Taliban verfügt Afghanistan über eine enge Westanbindung. Mit den Staaten der Europäischen Union und den USA arbeitet das Land in politischer, militärischer und wirtschaftlicher Hinsicht eng zusammen. Afghanistan steht deshalb auf der Liste der Major non-NATO Ally der Vereinigten Staaten. Afghanistan erhofft sich dabei eine Verbesserung seiner Sicherheitslage und eine verbesserte ökonomische und soziale Lage aufgrund eines stärkeren wirtschaftlichen Austauschs. Aufgrund seiner Binnenlage im Herzen Asiens kann es sich nicht von den regionalen Ereignissen abkoppeln. Die Beziehungen zu den Nachbarstaaten sind deshalb von entscheidender Bedeutung für Afghanistan. Mit Pakistan führt Afghanistan komplizierte und gelegentlich belastete Beziehungen. Afghanistan wirft Pakistan weiterhin die Unterstützung der Afghanischen Taliban vor. Pakistan unterstützt seit dem Beginn der sowjetischen Invasion des Landes die Taliban massiv mit Waffen und finanziellen Mitteln, um mithilfe der Taliban Einfluss auf das politische Geschehen im Land zu gewinnen. Eine Strategie, die sich inzwischen in Form einer verstärkten Präsenz der Taliban in Pakistan selbst gerächt hat. Gleichzeitig gibt es starke kulturelle Gemeinsamkeiten zwischen beiden Nationen. So lebt die Volksgruppe der Paschtunen in beiden Ländern. Pakistan hat 1,3 Millionen Flüchtlinge aus Afghanistan aufgenommen. Um dem zu starken Einfluss Pakistans zu entkommen, versucht das Land die Beziehungen mit Pakistans regionalem Rivalen Indien zu intensivieren. Indien ist einer der wichtigsten Investoren (unter anderem im Rohstoffsektor) in Afghanistan und mit rund 2 Mrd. US-Dollar seit 2001 größter regionaler und fünftgrößter Geber von Entwicklungshilfe insgesamt. Zum Iran bestehen enge sprachliche und kulturelle Verbindungen. Belastet werden die Beziehungen durch Konflikte um die Kontrolle von Wasserressourcen, dem Drogenschmuggel und afghanischen Flüchtlingen im Iran. Chinas wirtschaftlicher und politischer Einfluss in Afghanistan wächst. Beide Länder sind vor allem an einer Intensivierung der wirtschaftlichen Beziehungen interessiert. Chinesische Direktinvestitionen im Land kommen vor allem dem Rohstoffabbau zugute. Wichtigster Partner in der sicherheits- und wirtschaftspolitischen Zusammenarbeit sind die USA. Die staatlichen und politischen Strukturen des Landes in der Zeit nach der Überwindung der Taliban Herrschaft 2001 wurden zum größten Teil unter Anleitung und Aufsicht der Vereinigten Staaten konzipiert. Die USA waren der mit Abstand größte Geber von Entwicklungshilfe im Land. In Afghanistan waren weiterhin amerikanische Truppen stationiert. Im August 2017 wurde eine Aufstockung der amerikanischen Truppen in Afghanistan von 3.000 auf 14.000 Mann angekündigt. Afghanistan und Deutschland Die deutsche Regierung gehörte zu den ersten Staaten, die die Regierung von Amanullah Khan und damit die Unabhängigkeit Afghanistans anerkannten. Zwischen deutschen Firmen und afghanischen Herrschern bestanden bereits seit 1898 Kontakte, diplomatische Beziehungen pflegten beide Länder jedoch erst ab 1922. 2017 lebten 252.000 Afghanen in Deutschland. Internationale Organisationen Afghanistan ist seit 1946 Mitglied der Vereinten Nationen. Es hat Beobachterstatus in der WTO und ist Vertragsstaat des ICC. Daneben ist es Mitglied der Organisation für Islamische Zusammenarbeit sowie Mitglied der Bewegung der Blockfreien Staaten. Seit 2007 ist Afghanistan zudem vollständiges Mitglied der SAARC (Südasiatische Vereinigung für regionale Kooperation). Nach der Machtübernahme der Taliban im August 2021 bemühten sich die neuen Machthaber darum, den noch von der Regierung unter Mohammad Ashraf Ghani entsandten UN-Botschafter Ghulam Isaczai durch einen eigenen Vertreter zu ersetzen. Nachdem dies vom Beglaubigungsausschuss der Generalversammlung der Vereinten Nationen im Dezember 2021 abgelehnt wurde, besteht die ungewöhnliche Situation, dass Afghanistan bei den Vereinten Nationen weiterhin durch Ghani vertreten wird, der auch für das Land spricht und an Abstimmungen teilnimmt, obwohl die De-facto-Regierung von Afghanistan ihn nicht als Vertreter anerkennt. Provinzen Afghanistan gliedert sich in 34 Provinzen (velayat), die wiederum in 329 Distrikte (woluswali) unterteilt sind. Den Provinzen steht jeweils ein Gouverneur (waali) vor, der von der Regierung in Kabul ernannt oder bestätigt wird. Sicherheit Sicherheitskräfte Nach dem vorübergehenden Sturz der Taliban, die Stand 2021 wieder viele Regionen Afghanistans kontrollieren, hatten die an der ISAF beteiligten Nationen großes Interesse daran, den Afghanen auch auf dem Gebiet der Sicherheitspolitik wieder volle Souveränität garantieren zu können. Deshalb bauten sie unter Führung der Vereinigten Staaten die Polizei, Militär und Geheimdienst auf. Afghanistan steht seit 2012 auf der Liste der Major non-NATO ally und gehört damit zu den engsten diplomatischen und strategischen Partnern der USA außerhalb der NATO. Die Afghanische Nationalarmee (ANA) verfügte im Januar 2011 über ca. 150.000 Mann und bis Oktober 2014 war eine Truppenstärke von etwa 260.000 Mann angestrebt. Da der Aufbau und Unterhalt einer einsatzfähigen Luftwaffe teuer war, übernahmen die Vereinigten Staaten die Sicherung des afghanischen Luftraums. Die Notwendigkeit einer afghanischen Luftwaffe wurde debattiert, aufgrund der geographischen Gegebenheiten galt diese aber als vorhanden. Die Kommandostruktur orientierte sich an der der Vereinigten Staaten. So sollte Afghanistan unter militärisch sinnvollen Regionalkommandos aufgeteilt werden, vergleichbar den US-Streitkräften. Vorrangiges Ziel blieb aber zunächst die Verbesserung von Ausbildung, Moral und Ausrüstung sowie die Bereinigung des Militärs von Spionen und Saboteuren. In Zusammenarbeit mit Deutschland und der EU bildeten die Vereinigten Staaten afghanische Polizisten aus. Der neu gegründete afghanische Geheimdienst, die Nationale Sicherheitsdirektion (NDS) unterstützte die afghanische Regierung durch Informationsgewinnung und -auswertung. In ihrer jungen Geschichte fiel die NDS international durch Einsperrungen von Journalisten und durch Tötung eines Politikers auf. Die NDS genoss in Afghanistan de facto Straffreiheit. Sicherheitslage In den Jahren von 2014 bis 2019 sind nach Angaben der afghanischen Regierung 45.000 Soldaten der afghanischen Streitkräfte im Kampf gegen Gruppierungen wie den Taliban und den islamischen Staat gefallen. Im Sommer 2016 standen 36 von 400 Regionen oder bis zu einem Drittel Afghanistans nicht mehr unter Kontrolle der Regierung. Trotz Friedensverhandlungen zwischen der afghanischen Regierung und den Taliban im Jahr 2020 war das Land von Kampfhandlungen zwischen den Soldaten und Milizen dieser beiden Akteure überzogen. In den Jahren von 2016 und 2020 töteten die Taliban laut UNAMA jährlich zwischen etwa 1300 und 1625 Zivilisten. Außerdem wurden jährlich zwischen etwa 2500 und 3600 Zivilisten direkt oder indirekt durch IEDs der Taliban verletzt. Laut dem Lagebericht des Auswärtigen Amtes tragen organisierte Kriminalität und Stammeskonflikte zu einer komplexen Sicherheitslage in Afghanistan bei. Landminen Afghanistan ist stark mit Landminen belastet. Nach Angaben des United Nations Mine Action Service (UNMAS) ist das Land auf 530 km² mit 10 Millionen Minen kontaminiert. Die Hauptstadt Kabul gilt als am stärksten von Landminen belastete Stadt der Welt. Die Minen stammen aus der Zeit der sowjetischen Besatzung von 1979 bis 1989 sowie von den Vereinigten Staaten, Großbritannien und Iran aus der Zeit des Bürgerkrieges. Die Taliban setzten pakistanische Landminen ein. Die Minen sind eine ständige Gefahr für die Zivilbevölkerung. Allein im Jahr 2002 zählte das Rote Kreuz 1286 Landminenopfer, wobei von einer hohen Dunkelziffer auszugehen ist. Afghanistan trat 2002 der Ottawa-Konvention zum Verbot von Landminen bei. Es besteht jedoch der Verdacht, dass die Taliban seitdem zur Bekämpfung der ausländischen Militärpräsenz weiterhin Minen eingesetzt haben. Wirtschaft Nach zwei Jahrzehnten Krieg war die Wirtschaft des Landes im Jahr 2001 weitgehend zerstört, ebenso ein Großteil der Viehbestände. Das Bruttoinlandsprodukt lag im Jahr 2016 bei geschätzten 18,8 Milliarden US-Dollar. Damit zählte Afghanistan zu den ärmsten Staaten weltweit. Bei der Entstehung des BIP war der Landwirtschaftssektor mit geschätzten 60 % beteiligt, die Industrie mit geschätzten 15 % und Dienstleistungen mit geschätzten 25 %. Bis zum Jahr 2017 sank der Anteil des Landwirtschaftssektors auf 23 %, die Anteile der Industrie und des Dienstleistungssektors stiegen dagegen auf 21 % und 52 %. Die Arbeitslosenquote lag im Jahr 2017 bei 23,9 %, dazu kommt Unterbeschäftigung, die weit verbreitet ist. 2017 arbeiteten 44,3 % aller Arbeitskräfte in der Landwirtschaft, 18,1 % in der Industrie und 37,6 % im Dienstleistungssektor. Die Gesamtzahl der Beschäftigten wird für 2017 auf 8,5 Millionen geschätzt; davon sind nur 17,3 % Frauen. Im Wirtschaftsjahr 2008/2009 lag das Wirtschaftswachstum bei 3,6 %. Der Grund für das niedrige Wachstum lag vor allem am fast vollständigen Ausfall der Getreideernte durch eine Dürre. 2009/2010 stieg das Wachstum auf 15 % an. 2016 wuchs die Wirtschaft nur um 2,4 %. Für die nächsten Jahre wird ein Wachstum von 3 bis 4 Prozent erwartet, was als nicht ausreichend für eine nachhaltige Senkung der Armut und hohen Arbeitslosigkeit bzw. Unterbeschäftigung gilt. Im Index für wirtschaftliche Freiheit belegt Afghanistan 2017 Platz 163 von 180 Ländern. Im Ease of Doing Business Index der Weltbank belegt Afghanistan 2018 Platz 183 von 190 Ländern. Das Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen zählt das Land zu den Ländern mit geringer menschlicher Entwicklung. Trotz bestehender Probleme wie mangelhafte Infrastruktur, teils unsicherer Sicherheitslage und Korruption haben in den letzten Jahren große Investitionen in Afghanistan stattgefunden: Verschiedene staatliche Unternehmen wurden privatisiert, durch den Krieg zerstörte Industrie wurde wieder aufgebaut. Die im Jahr 2003 gegründete Afghanistan Investment Support Agency (kurz: AISA) registriert neue Unternehmen und betreut Investoren bei Problemen nach der Unternehmensgründung. Zu den wichtigsten Handelspartnern zählt neben Staaten der Region, vor allem Pakistan und der Iran, auch die Europäische Union. Stand 2021 beruht rund ein Zehntel der afghanischen Wirtschaftsleistung auf dem Anbau des Rauschmittels Opium. Armut und Mangelernährung Afghanistans Bevölkerung leidet, unter anderem aufgrund von Dürren, mindestens seit Ende der 2010er Jahre unter einer Hungersnot. Ende des Jahres 2021 lebten laut den Vereinten Nationen (UN) etwa die Hälfte der 38 Millionen Afghanen unterhalb der Armutsgrenze. Der prozentuale Anteil der Bevölkerung in Armut stieg im Jahr 2022 drastisch, laut UN-Prognosen auf bis zu 97 Prozent, an. 38 Prozent der Bevölkerung (23,34 Millionen Menschen) erhält Lebensmittelhilfen. Die Zahl der Menschen, die unter akuter Lebensmittelunsicherheit leiden, lag im Jahr 2021 bei 22,8 Millionen Menschen und im Jahr 2022 bei 19,7 Millionen. Laut einer Schätzung der UN leiden im Jahr 2022 höchstwahrscheinlich 1,1 Millionen Kinder unter fünf Jahren unter schwerster Unterernährung. Kennzahlen Alle BIP-Werte sind in US-Dollar (Kaufkraftparität) angegeben. Landwirtschaft Obwohl nur etwa 6 % der Staatsfläche landwirtschaftlich nutzbar sind und diese Nutzung meist von künstlicher Bewässerung abhängt, sind 67 % der Bevölkerung in der Landwirtschaft tätig (Stand 2001). Weitreichende Waldrodungen, Überweidung der Böden und unkoordiniertes Abpumpen von Grundwasser während der Bürgerkriegsjahre bewirkten einen Rückgang der landwirtschaftlich nutzbaren Ressourcen des Landes. Dadurch ist die Versorgung des Landes empfindlicher gegenüber Dürren und anderen Naturkatastrophen geworden. So sind die Ernten regelmäßig durch Dürren bedroht, die in ihrer Häufigkeit und Intensität in den letzten drei Jahrzehnten zugenommen haben. Dabei trockneten in manchen Fällen bestimmte Flüsse und Seen völlig aus. Teile der Bevölkerung sind auf Nahrungsmittelhilfen angewiesen. Eine Reihe von Organisationen befassen sich daher mit der Erhebung, Überwachung und dem Entwickeln von Nutzungskonzepten der Wasserressourcen des Landes. Drogenanbau Afghanistan ist der größte Opiumproduzent der Welt. Im Juli 2000 wurde der Opiumanbau durch das Taliban-Regime verboten, worauf die Opiumproduktion völlig einbrach und im Jahre 2001 fast auf null sank. Nach dem US-geführten Krieg stieg die Produktion wieder an und ist seit 2004 höher als in den Jahren zuvor. 2006 betrug der Handel mit Opium 46 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Die Anbaufläche für Schlafmohn stieg seit der Beseitigung des Taliban-Regimes kontinuierlich, im Jahr 2006 erneut um 59 Prozent auf rund 193.000 Hektar. Nach Angaben des Büros der Vereinten Nationen für Drogen- und Verbrechensbekämpfung (UNODC) wurden im Jahr 2006 über 6000 Tonnen Opium geerntet, das entspricht 92 Prozent der gesamten Weltproduktion. Der Exportwert dieses Opiums liegt nach Angaben des Außenministeriums der Vereinigten Staaten bei 3,1 Milliarden US-Dollar, dagegen liegt der Straßenpreis bei rund 38 Milliarden US-Dollar. Im Herbst 2007 wurden in Afghanistan rund 8200 Tonnen Opium geerntet, davon mehr als die Hälfte in der afghanischen Provinz Helmand. Das übersteigt den weltweiten Verbrauch um 3000 Tonnen. Der einzelne Opiumfarmer erzielt hierbei etwa 122 US-Dollar pro Kilogramm Opium („“). Somit ist für diesen der Schlafmohnanbau um etwa das Zehnfache lukrativer als der Weizenanbau. Afghanistan ist auch größter Ertragsproduzent von Haschisch wie 2010 von der UNODC festgestellt wurde. Nach Angaben der UNODC-Studie werden in Afghanistan pro Hektar 145 Kilogramm Cannabisharz gewonnen. In Marokko, dem größten Cannabisanbauland der Welt, sind es zum Vergleich pro Hektar nur 40 Kilogramm. In der Provinz Nimrus wird Ephedrin, ein Vorstoff von Crystal Meth, hergestellt aus einer Meerträubel Art, einer heimischen Pflanze. Die Jahresproduktion wird auf 350.000 Kilogramm geschätzt. Zur Bekämpfung der Drogenkriminalität wird in Afghanistan seit dem Jahr 2002 die „Counter Narcotics Police of Afghanistan“ (CNPA) aufgebaut. Im Rahmen von Felderzerstörungen der afghanischen Drogenvernichtungseinheit (Afghan Eradiction Force) und der nationalen Polizei wird seit 2005 in zunehmendem Umfang der Opiumanbau bekämpft. Nachteil dieser von westlichen Geberländern geforderten Maßnahme ist, dass zahlreiche Bauern, deren Lebensgrundlage zerstört wurde, zu Anhängern lokaler Kriegsherren wurden, ein Grund für die Verschlechterung der Sicherheitslage seit dieser Zeit. Ein wirtschaftlich negativer Effekt ist, dass Marktverknappung der derzeitigen Überschussproduktion den Drogenhändlern in die Hände spielt, weil sie die Preise steigen lässt. 2003 betrug bei einer Ernte von 4000 Tonnen das von den Bauern erzielbare Bruttoeinkommen noch das 27fache des Weizenanbaus. Der erneute Anbau von Opium wird durch die Vernichtung von Feldern lukrativer, die politische Macht der Drogenbarone wird dagegen nicht angegriffen. Der überwiegende Anteil der Gewinne am Handel mit Opiaten wird im Ausland erzielt. im Frühjahr 2018 lag der Preis für Opium in Afghanistan bei etwa 60 bis 80 US-Dollar pro Kilogramm, der Preis für das hochwertigste Heroin bei 2.000 US-Dollar. Im Iran verdreifacht sich der Heroinpreis auf 5.800 US-Dollar beinahe, in Istanbul steigt der Preis auf etwa 15.000 US-Dollar. In Deutschland ist das Heroin dann etwa 35.000 US-Dollar wert und in Großbritannien sogar 40.000 US-Dollar. In London lassen sich für das gestreckte Heroin bis zu 74.000 Dollar pro Kilogramm erzielen. Bergbau und Industrie Die bedeutendsten Bodenschätze sind Eisen- und Kupfererze, Erdgas, Kohle, Schmucksteine (hauptsächlich Lapislazuli) und Erdöl. In den 1880ern führte der britische Geologe Karl Griesbach geologische Explorationen durch und dokumentierte reichhaltige Vorkommen an Mineralien. 1937 vergab Afghanistan eine Konzession zum Abbau der Mineral- und Ölvorkommen über einen Zeitraum von 75 Jahren an eine US-Firma. Diese verzichtete jedoch schon bald auf die Wahrnehmung der Konzession, weil die wirtschaftliche Verwertung eine Investition von mehreren hundert Millionen US-Dollar erfordert hätte. Ab den 1950ern investierte die Sowjetunion in Explorationen, die bis in die 1980er fortgeführt wurden. Die wichtigsten Funde waren die Kupfererz-Vorkommen bei Aynak, etwa 30 km südlich der Hauptstadt gelegen, die Eisenerz-Vorkommen in Hajigak im zentralafghanischen Bamiyan und die Gasfelder Nahe Scheberghans. Die Sowjetunion stellte 1967 eine 101 km lange Gaspipeline nach Wachsch in der tadschikischen Sowjetrepublik fertig und von da an wurden etwa 90 Prozent der afghanischen Gasvorkommen in die Sowjetunion exportiert. 2007 nutzte der United States Geological Survey ein luftgestütztes Erkennungsverfahren, um weitere Mineralienvorkommen zu dokumentieren. Dabei wurden im Norden des Landes Lagerstätten entdeckt, die das 18fache der ursprünglich geschätzten Menge an Ölvorkommen und etwa das dreifache an Gasvorkommen enthalten. Im Jahr 2010 gab es eine Reihe von Presseberichten, in denen von Funden an Bodenschätzen im Wert von bis zu einer Billion US-Dollar, bei entsprechender Förderung auch bis zu vier Billionen US-Dollar, die Rede war. So soll Afghanistan zum Beispiel über Vorkommen an Lithium verfügen wie bisher nur Bolivien. Der überwiegende Anteil der Entdeckungen geht jedoch auf Explorationen der Sowjetunion zurück. Zahlreiche der früher ausschließlich als Staatseigentum angesehenen Minen und Lagerstätten wurden inzwischen privatisiert, was die Beteiligung ausländischer Investoren erst ermöglicht. Bei Erhebungen des möglichen Abbaus vorhandener nicht-fossiler Bodenschätze wurden 20 Lagerstätten identifiziert, die das Potenzial für einen wirtschaftlichen Abbau besitzen sollen. Voraussetzung für einen Produktionsbeginn ist jedoch eine ausreichende Sicherheitslage, die vielerorts noch nicht gegeben ist. 2008 vergab die afghanische Regierung eine Konzession zum Abbau der mit 5,5 bis 11,3 Millionen Tonnen bedeutendsten Kupfervorkommen in Aynak an den chinesischen Staatskonzern China Metallurgical Construction Corporation (MCC), der zugesichert hatte, 2,9 Milliarden US-Dollar in das Projekt zu investieren. Das Projekt verzögerte sich jedoch aufgrund von Vertragsstreitigkeiten und der kritischen Sicherheitslage. Eine Konzession für den Abbau der Eisenerze bei Hajigak wurde an ein Konsortium von sieben indischen Firmen und ein kleinerer Teil an eine kanadische Firma vergeben. Seit 2009 unterstützen die USA Afghanistan beim Aufbau einer eigenen Rohstoffindustrie. Tourismus In Kabul sind einige Hotels und Gästehäuser für Ausländer geöffnet. Reisen außerhalb der Hauptstadt sind gefährlich. Viele Kulturschätze wie zum Beispiel die berühmten Buddha-Statuen von Bamiyan wurden zerstört oder geplündert. Afghanistan veröffentlicht keine offiziellen Zahlen zum Tourismus. In den 1960er und 1970er Jahren führte der sogenannte Hippie trail von Europa nach Südasien durch Afghanistan. Für Afghanistan existiert eine Reisewarnung des Auswärtigen Amtes der Bundesrepublik Deutschland (Stand: 28. April 2016). Reisen gelten als gefährlich, und von ihnen wird dringend abgeraten, da eine Rettung (besonders aus den Provinzen) im Unglücksfall nur unter schwersten Bedingungen möglich ist und nicht garantiert werden kann. Telekom-Industrie 2008 wurde das Mobile-Payment mit M-Pesa von Afghanistans Telekomunternehmen Roshan und Vodafone eingeführt. Ab 2009 nutzte dann die Afghanische Nationalpolizei M-Pesa in einigen Landesteilen zur Bezahlung, wodurch nicht vorhandene Polizisten aufgespürt werden konnten und das übliche teilweise Einbehalten des Gehaltes, durch die oberen Polizeiränge, verhindert werden konnte. Korruption Afghanistan gehört zu den weltweit korruptesten Ländern. Korruption ist in allen Teilen der Wirtschaft und des Staates verbreitet. Milliarden an Hilfsgeldern für den wirtschaftlichen Aufbau des Landes sind durch Korruption versickert. Staatshaushalt Der Staatshaushalt umfasste 2016 Ausgaben von umgerechnet 6,39 Mrd. US-Dollar, dem standen Einnahmen von umgerechnet 1,70 Mrd. US-Dollar gegenüber, zusätzlich erhielt Afghanistan internationale Finanzhilfen in Höhe von 2,7 Mrd. US-Dollar. Daraus ergibt sich ein Haushaltsdefizit in Höhe von 10,5 % des BIP. Die Staatsverschuldung betrug 2016 1,540 Mrd. US-Dollar oder 8,2 % des BIP. 2010 wurden Afghanistan von den Staaten des Pariser Clubs 441 Mio. US-Dollar erlassen, ein Erlass von weiteren 585 Mio. US-Dollar wird angestrebt. Bereits 2007 waren Afghanistan im Rahmen der HIPC-Initiative Staatsschulden in Milliardenhöhe erlassen worden, 2006 lag die externe Staatsschuld bei umgerechnet 11,6 Mrd. USD. 2006 betrug der Anteil der Staatsausgaben (in % des BIP) folgender Bereiche: Bildung: k. A. Gesundheit: 9,2 % Militär: 1,9 % Infrastruktur Das Land hat eine kaum vorhandene Infrastruktur, die zudem in diversen Kriegen stark beschädigt wurde. Im Logistics Performance Index, der von der Weltbank erstellt wird, belegte Afghanistan den letzten Platz unter 160 Ländern. Bei der Qualität der vorhandenen Infrastruktur belegte das Land den drittletzten Platz unter allen untersuchten Staaten. Pipelines Afghanistan wird bereits seit Jahrzehnten als mögliches Transitland für fossile Brennstoffe in Betracht gezogen; dies aufgrund seiner Lage zwischen den turkmenischen Erdöl- und Erdgasfeldern des Kaspischen Meeres und dem Indischen Ozean. Der Baubeginn der seit längerem geplanten Turkmenistan-Afghanistan-Pakistan-Pipeline (kurz: TAP), die Pakistan und gegebenenfalls Indien mit turkmenischem Erdgas beliefern würde, hätte 2006 stattfinden sollen. Das Projekt wurde aber aufgrund der unsicheren Sicherheitslage und unklarer Finanzierung auf unbestimmte Zeit verschoben und kommt möglicherweise nicht mehr zustande. Der Bau der Pipeline würde tausende Arbeitsplätze schaffen und dem Staat jährlich etwa 100 bis 300 Millionen US-Dollar an Transitgebühren einbringen. Energieversorgung Nachdem die Taliban 2001 in Afghanistan von der Macht vertrieben worden waren, war die elektrische Infrastruktur in weiten Teilen des Landes zerstört: 2003 hatten nur 6–7 % der Bevölkerung Zugang zu elektrischem Strom, der jedoch nur etwa vier Stunden am Tag zur Verfügung stand. 30 % aller Stromanschlüsse des Landes befanden sich in Kabul; die damals vorhandenen 42 Kraftwerke leisteten nur 240 MW statt den nominellen 454 MW. Afghanistans Energienetz war in den folgenden Jahren in miteinander nicht verbundene Teilnetze getrennt. Im Norden gab es Teilnetze zwischen einzelnen Gebieten und den Nachbarländern: Bei Scheberghan (Erdgasförderung und Verstromung in einem 100 MW Kraftwerk), bei Masar-e Scharif und bei Kundus, im Osten gab es unverbundene Netze bei Kabul und Dschalalabad, im Westen bei Herat und im Süden ein Teilnetz zwischen Kandahar, Laschkar Gah, Musa Qala und der Kajakai-Talsperre. Nachdem in den ersten Jahren hauptsächlich lokale Wasserkraftwerke instand gesetzt worden waren, wie etwa das Sarobi Wasserkraftwerk nahe Kabul, entstand der Plan für ein überregionales Energiesystem, das innerhalb weniger Jahre aufgebaut werden könnte. 2009 erreichten die ersten 90 Megawatt (später dann bis zu 150 Megawatt) Kabul über eine 442 Kilometer lange Stromtrasse aus Usbekistan, wobei mehrere Städte in der Nähe der Hochspannungsleitung zu diesem Zeitpunkt ebenfalls angeschlossen wurden, zum Beispiel Pol-e Chomri, oder die demnächst angeschlossen werden. Auch die schnell wachsende Stadt Masar-e Scharif bekam über eine Abzweigung, zusätzlich zu einer schon bestehenden Verbindungen, aus Usbekistan Energie geliefert. Damit stieg der Versorgungsgrad wieder an, wenn auch auf niedrigem Niveau. 2009 lag der Pro-Kopf-Verbrauch an elektrischer Energie bei 49 kWh, was einer der niedrigsten Werte weltweit war. 2011 verfügten 28 % der Bevölkerung über einen Stromanschluss. Das Land hatte eine Installierte Leistung von rund 500 MW, verteilt auf Wasserkraftwerke und Dieselgeneratoren. Der Stromverbrauch lag bei insgesamt 3086 GWh, wovon 73 % aus dem Ausland importiert wurden. Im Jahr 2021 importierte Afghanistan knapp 80 Prozent seines Stroms aus dem Ausland (vor allem aus den zentralasiatischen Nachbarländern). Stand 2021 hatten 35 % aller Haushalte einen Stromanschluss. In Afghanistan wird insbesondere der Wasserkraft viel Potential eingeräumt: Es ist geplant, unter anderem die Kajakai-Talsperre mit einem zusätzlichen Wasserkraftwerk Kajakai II auszubauen. Auch andere erneuerbare Energien wie Windenergie und Solarenergie, die, von dezentralen Inselanlagen abgesehen, bisher über keine nennenswerte Rolle spielen, verfügen über großes Potential. Gründe für ihren Ausbau sind u. a. geringere Abhängigkeit von Energieimporten aus den Nachbarstaaten mit schwankenden und unvorhersehbaren Lieferbedingungen, längere Reichweite heimischer Energieressourcen Kohle und Erdgas sowie Reduzierung von Dieselimporten, deren Kosten ansteigen sowie Umweltschäden verursachen. Als besonders erfolgversprechend gilt der Einsatz von Windkraft- und Photovoltaikanlagen in den Provinzen Herat and Balch, wo ohne größere Abregelung ein Wind- und Solarstromanteil von 65 bis 70 % erreicht werden könnte. In Herat bläst z. B. an ca. 120 Tagen im Jahr starker Wind. Verkehrsinfrastruktur Das Straßennetz befindet sich im Wiederaufbau und wird zudem erweitert. Die sogenannte Ring Road, die Hauptverkehrsader des Landes, in deren Umgebung rund 60 Prozent der Bevölkerung leben, wurde wieder instand gesetzt. So wurden bis 2007 bereits 715 Kilometer von ihr erneuert. Die Fertigstellung des letzten rund 400 km langen, neu trassierten Teilstücks, das die letzte Lücke im Nordwesten des Landes schließen würde, verzögert sich jedoch wegen der lokal prekären Sicherheitslage. Außerdem wurden bis Mitte 2007 über 800 km an sekundären Straßen erneuert oder neu angelegt. Das gesamte Straßennetz umfasste 2017 etwa 34.903 km, davon 17.903 km asphaltiert. Der Grenzfluss Amudarja beziehungsweise dessen Quellfluss Pandsch stellt ein natürliches Hindernis für Überlandtransporte in die nördlich gelegenen Nachbarländer Usbekistan und Tadschikistan dar, da nur wenige Brücken über diese beiden Flüsse existieren. Es besteht teilweise eine hohe Minengefahr und viele Straßen sind je nach Jahreszeit oft stark unterspült. Um 2000 wurde die Straßenverkehrsordnung der DDR übernommen, weil viele afghanische Soldaten in der DDR ausgebildet worden waren. In Afghanistan gibt es über 60 Flugplätze und Flughäfen, überwiegend handelt es sich um einfache Schotterpisten. Nur in einigen Städten sind größere Flughäfen vorhanden, diese werden auch beziehungsweise überwiegend von der U. S. Air Force militärisch genutzt. Der größte Flughafen des Landes ist der Flughafen Kabul. Über ein Dutzend Fluggesellschaften fliegen Ziele in Afghanistan an. Afghanische Fluggesellschaften sind Ariana Afghan Airlines, Kam Air und Pamir Airways. Das afghanische Schienennetz hat derzeit eine Länge von 87 Kilometer in russischer Breitspur von 1520 Millimeter. Von Turkmenistan, Usbekistan und Pakistan führen kurze Stichstrecken auf afghanisches Gebiet, wobei die Chaiber-Pass-Bahnlinie zum pakistanisch-afghanischen Grenzort Landi Khana stillgelegt ist. Die Strecke vom usbekischen Termiz überquert auf der Brücke der Freundschaft (kombinierte Eisenbahn-Straßenbrücke) den Amudarja und führt seit August 2011 bis zum 85 Kilometer entfernten Flughafen von Masar-e Scharif. Über diese Brücke wird annähernd die Hälfte des afghanischen Imports abgewickelt. Aus dem turkmenischen Serhetabat führt eine Güterverkehrsstrecke 2 Kilometer auf afghanisches Gebiet, die 2007 erneuert wurde. Diese beiden Strecken sind in der Zeit der sowjetischen Besatzung gebaut worden. Aufgrund des steigenden Außenhandels mit dem Iran gibt es Bestrebungen, eine Bahnlinie zwischen Maschhad und Herat zu bauen. Des Weiteren gibt es konkrete Bauabsichten für eine Strecke vom pakistanischen Grenzort Chaman nach Kandahar und für eine Verbindung von Pakistan über Kabul nach Usbekistan. Durch diese Verbindung wird der Export von Kupfererz aus der Mine Aynak der China Metallurgical Group gefördert, welche die Strecke auch baut. Telekommunikation Es existieren vier Mobilfunknetze. Anfang 2008 gab es in Afghanistan 4,5 Millionen Mobilfunknutzer. Das Telekommunikationsnetz der Afghan Telecom versorgt alle 34 afghanischen Provinzhauptstädte sowie 254 Orte und Dörfer. Im Jahr 2017 nutzten 11 Prozent der Einwohner Afghanistans das Internet. Kultur Die Region war etwa vom 2. bis etwa zum 10. Jahrhundert buddhistisch geprägt. Aus dieser Zeit sind zahlreiche Überreste buddhistischer Stätten erhalten. Der Islam, der das Gebiet im 7. Jahrhundert erreicht hatte, verbreitete sich zunächst eher langsam. Eine der größten Sehenswürdigkeiten waren die Buddha-Statuen von Bamiyan. Im Jahre 2001 wurden diese in eine Felswand eingearbeiteten Kunstwerke durch die Taliban zerstört. Die zahlreichen Überreste von Klöstern, ausgemalten Höhlen, Statuen und Festungsanlagen im Bamiyan-Tal stehen auf der Liste des UNESCO-Welterbes, wie auch das sich in der Provinz Ghor befindliche Minarett von Dschām mit den dortigen archäologischen Überresten. Die Taliban zerstörten und plünderten viele Kunstwerke (unter anderem Gemälde und Figuren aus buddhistischer Zeit), vor allem die, die Menschen darstellten. Mitarbeitern des örtlichen Institutes für Kunst gelang es, Kunstwerke vor den Taliban zu retten. Zu den kulinarischen Spezialitäten der afghanischen Küche zählen Khabilie Palau mit delikaten Gemüsesoßen, Borani-Badendschan und Aschak. Literatur Die afghanische Literatur umfasst unter anderem die Literatur in Dari und Paschto, die von Autoren auf dem Gebiet des seit dem 18. Jahrhundert existierenden afghanischen Staats verfasst wurde. Dari sprechen als Muttersprache vor allem Tadschiken und Hazara, aber auch immer mehr Paschtunen. Die Verbreitung der paschtunischen Sprache, einer ostiranischen Sprache, die sich aber stark vom Dari unterscheidet, deckt sich nicht mit dem heutigen afghanischen Staatsgebiet; sie reicht bis nach Pakistan. Umgekehrt wird auch das in Pakistan verbreitete Urdu von einer Minderheit in Afghanistan gesprochen und von einigen Autoren als Literatursprache genutzt. Paschto Das Paschto brachte eine nennenswerte, jedoch außerhalb des paschtunischen Sprachraums kaum beachtete bzw. wenig bekannte Literatur hervor. Die Anfänge der Paschto-Literatur gehen ins 17. Jahrhundert zurück und sind stark vom Persischen beeinflusst. Die Echtheit älterer Manuskripte aus der voriranischen Zeit, die möglicherweise von Mohammed Hotak erst 1728–1729 verfasst wurden, wird bezweifelt. Pīr Roschān (1525–1581/1585), ein Krieger, Dichter und Sufi-Meister aus dem Ormur-Stamm, entwickelte eine eigene Schrift, die die Lautstruktur des Paschto besser wiedergab als die arabische Schrift. Als bekannteste Dichter und Literaten des Paschto der klassischen Epoche gelten Khushal Khan Khattak (Hushal Han, 1613–1689), ein auf dem Gebiet des heutigen Pakistan geborener Stammesherrscher, Führer des Aufstands gegen die Mogulherrscher und Meister des landai, einer Form zweizeiliger paschtunischer Kurzgedichte, der gelegentlich auch in persischer Sprache dichtete, sowie der mystisch-erotische Dichter Abd ur-Rahman Mohmand (Rahman Baba, 1653–1709/1711) und der weltliche Liebeslyriker Abd ul-Hamid (* ~1732). Sie bedienten sich der Vorlagen und Formen der klassischen persischen Poesie, z. B. des Ghasel, deren Metrum der Paschto-Volksdichtung angepasst wurde. Rahman Babas Gedichte genossen bei den Paschtunen größte Verehrung. Nazo Tokhi („Nazo Ana“, „Großmutter Nazo“, ca. 1651–1717), eine Tochter des Häuptlings des Tokhi-Stammes, wurde als Kriegerin ebenso bekannt wie als Dichterin. Aber auch der erste König Afghanistans, Ahmad Schah Durrani (1724–1773), ging als großer Dichter in die Geschichte des Landes ein. Der Enkel Kushal Khans, Afzal Khan Khattak, kompilierte um 1708 mit dem Tarich-e morassa eine Geschichte Afghanistans aus verschiedenen Quellen. Daneben existiert die reiche Volksdichtung, die zuerst im 19. Jahrhundert (allerdings in der Gegend von Peschawar im heutigen Pakistan) von James Darmesteter dokumentiert wurde. Die afghanischen Barden waren jedoch meist keine Hofpoeten, sondern volksnahe Häuptlinge (so bis in die Neuzeit die des Kahttak-Clans in Pakistan) oder Derwische, die in Paschto dichteten. Der Abstand zwischen Volkssprache und literarischer Sprache ist gering. In Kabul wurde 1931 eine Paschtoakademie gegründet. Diese bemüht sich ebenso um die Pflege der paschtunischen Sprache wie ihr Gegenstück, die Pakhto Akedemi in Peschawar, dem literarischen Zentrum des Paschto im heutigen Pakistan. In den dreißiger Jahren setzten sich vor allem in den Feuilletons die westlichen Gattungen wie Novelle, Kurzgeschichte, Theaterstück und (Fortsetzungs-)Roman durch. Das war nicht einfach, da auch die Prosa in Paschto an das Ideal des persischen höfischen Stils gebunden war. Es kristallisierten sich zwei große Stoffgebiete heraus: historische Themen, die mit verklärendem Patriotismus behandelt wurden, und realistische Gegenwartskritik, wobei an den religiösen und gesellschaftspolitischen Grundregeln der islamischen Gesellschaft nicht gerüttelt wurde. Nach dem Zweiten Weltkrieg kam es zu einer Radikalisierung der Literatur. Federführend war die allerdings kurzlebige literarische Vereinigung Wesch zalmayan (Wache Jugend). Abdul Rauf Benawa (1913–1987) und Gul Pacha Ulfat (1909–1977) waren wichtige Autoren dieser Zeit. Beide verfassten u. a. Lehrgedichte. In Benawas Gedichtzyklus Preschana afka (Traurige Gedanken 1957) geht es um die Machtlosigkeit, Verlassenheit und Entrechtung der Menschen. Der Sozialaktivist Benawa thematisiert die Unterschiede zwischen Arm und Reich in seinem Land und die Willkürherrschaft von Beamten, der die Masse der Besitzlosen ausgesetzt ist, während Ulfat der Klage der Frauen über ihre gesellschaftliche Stellung eine Stimme verleiht. Allerdings verwendeten die jungen Radikalen Stereotype, die bis zur Karikatur verzerrt waren: der Dorfherr mit dickem Bauch und Gewehr, der Bauer barfuß unter der Peitsche des Feudalherrn, seine zwangsverheiratete Tochter, der im Ausland ausgebildete Arzt, der Mullah usw. Benawa musste emigrieren und starb 1987 im amerikanischen Exil. Auch Nur Muhammad Taraki (1917–1979), Übersetzer, Diplomat und zeitweise im Exil, veröffentlichte sozialkritische Kurzgeschichten, die nicht frei von Klischees waren. 1978 bis 1979 war er Ministerpräsident und wurde vermutlich ermordet. Der Verfasser patriotischer Gedichte, Schriftsteller und Psychologe Kabir Stori (1942–2006) studierte in Deutschland. Er wurde 1983 in Pakistan verhaftet und konnte nur wegen des erfolgreichen internationalen Drucks nach Deutschland emigrieren. Dari Ein Wegbereiter der Modernisierung nach der Unabhängigkeit 1919 war Mahmud Tarzi (1865/68?–1935), der die politischen Reformen unterstützte, die erste wichtige Zeitung Seraj ul akhbar (Leuchte der Nachrichten) herausgab und 1919 Außenminister wurde. Er übersetzte die schöngeistige Literatur aus europäischen Sprachen ins Dari und führte die moderne westliche Begrifflichkeit (Nation, Freiheit, Ausbeutung, Wissenschaft, Eisenbahn, Flugzeug, …) in die Paschtuliteratur ein, wo früher Begriffe wie Liebe, Blume, Nachtigall und die Traditionen der Stammesgesellschaft dominierten. Die Erzähltradition blieb lange Zeit lyrisch geprägt. Die ersten modernen Kurzgeschichten erschienen etwa 1933; die meisten Autoren waren zugleich Übersetzer und Journalisten. Der erste Roman Afghanistans wurde 1938 publiziert; sein Autor war Sayed Mohammed Ibrahim Alemschahi. Im gleichen Jahr erschienen weitere Romane und Fortsetzungsromane, so Chandschar (Dolch) von Dschalaluddin Choschnawa und Begom von Suleiman Ali-Dschaguri, die von der traditionellen Erzählkunst beeinflusst waren, aber traditionelle Zustände durchaus kritisierten. Berühmtester Dramatiker der 1940er Jahre war Aburraschid Latifi. Azizurrahman Fathi wurde bekannt durch zwei große sozialkritische Romane von 1949 (Sonnenaufgang) und 1952 (Unter der wilden Rose), durch die er neue Maßstäbe für die Langprosa setzte. Seit etwa 1953 wurden Autoren wie Balzac, Maupassant, Dickens, Jack London, Hemingway, Dostojewski, Tschechow und Maxim Gorki in Dari übersetzt. Seither gewann die realistische, regional-volkstümliche, oft auch absurde Kurzgeschichte – auch unter dem Einfluss der iranischen Linken und der kommunistischen Bewegung in Afghanistan – an Boden. Zu erwähnen sind Abdul-Ghafur Berschna (1912–1982), der seine Stoffe aus Volkserzählungen gewann, Babrak Arghand (* 1946), Jalal Nurani, Rahnaward Zaryab (1944–2020) und Akram Osman. Rosta Bakhtari schrieb unter dem Einfluss des Symbolismus und der Literatur des Absurden. Obwohl die Hoffnung auf Demokratisierung sich rasch zerschlug, verbesserte sich insbesondere die Lage der Frauen, was sich auch im Werk der Autorin und Übersetzerin Roqqiya Abu Bakr (1919–2004) ausdrückte. Der in Paschto und Dari schreibende, bei der Schilderung des Alltags der Eliten Klischees keineswegs meidende Lyriker und Erzähler Schafiq (1932–1979), ein studierte islamischer Theologe und Jurist, wurde 1971 Außenminister und 1972 bis 1973 Ministerpräsident. Nach dem kommunistischen Umsturz vom April 1978 wurde Schafiq 1979 ermordet. Mahbub emigrierte 1979 nach Pakistan, Indien und später nach Kanada. Gegen die sowjetische Okkupation regte sich literarischer Widerstand, u. a. von Layla Sarahat (1958–2004), Partov Naderi (* 1952) und Gholamschah Sarschar Schomali (1930–1981), der im Gefängnis starb. Als literarische Repräsentanten des neuen Regimes können die Romanautoren Assadullah Habib (* 1941), Babrak Arghand und Alim Eftekhar gelten. Als Erzählerinnen traten Maga Rahmani und Marjam Mahbub (* 1955) (Das trostlose Haus 1990) hervor. Der Schriftsteller, Literaturwissenschaftler und Präsident der afghanischen Schriftstellervereinigung Assadullah Habib war 1982 bis 1988 Rektor der Universität Kabul. Während der Talibanherrschaft gingen viele Intellektuelle ins Exil, und zwar aufgrund der Sprachverwandtschaft meist in den Iran, aber auch in die USA, so z. B. der Erzähler und Verfasser klassischer Gedichte Razeq Fani. Zu den Autoren, die ihre Arbeit im westlichen Exil fortsetzten, gehörten Spôjmaï Zariâb (* 1949), Tamim Ansary und der Friedenspädagoge Ahmad Jawed. Auch Marjam Mahbub publizierte in Kanada weitere Werke in Dari. Die Erfolg versprechende Lyrikerin Nadia Anjuman wurde 2005 im Alter von 25 Jahren von ihrem Ehemann erschlagen. Urdu Rahbeen Khorshid und Mohammad Afsar Rahbin, der eigentlich Dari spricht, dichten (auch) in Urdu. Typisch für die Urdu-Literatur ist das Muschaira, das Dichter-Symposion, auf dem viele Poeten ihre Gedichte rezitieren. Medien Laut dem Bericht der Nichtregierungsorganisation Reporter ohne Grenzen ist die Situation der Pressefreiheit im Land „schwierig“. Die Pressefreiheit ist zwar von der Verfassung garantiert, wird jedoch in der Realität von lokalen Machthabern und unterschiedlichen politischen Gruppen nicht respektiert. In den von Taliban beherrschten Regionen des Landes gibt es keine Medienfreiheit. 1906 erschien die erste afghanische Tageszeitung in Dari, die bereits nach einer Ausgabe wieder verboten wurde. 1911 wurde sie von Mahmud Tarzi wieder ins Leben gerufen. Nach 1919 wurde das Presse- und Zeitungswesen sehr gefördert, bereits 1921 erschien die erste Frauenzeitschrift. Nach der Machtübernahme der Taliban 1996 gab es fünf Jahre lang keine Fernsehsender, heute sind es bereits 16 Sender, die hauptsächlich Filme und Serien aus dem Ausland wie Indien, Pakistan und dem Iran im Unterhaltungsprogramm ausstrahlen. Freizügige Kleidung in der Werbung oder in indischen Serien wird durch Bildfilter unkenntlich gemacht oder verschwommen gezeigt. Informationssendungen und Talkshows werden auch von Frauen moderiert. Kalender Gesetzliche oder staatliche und landwirtschaftliche Feiertage und Feste wie Nouruz, Unabhängigkeitsfest sowie staatliche Gedenktage werden nach dem iranischen Sonnenkalender gefeiert. Religiöse Feste werden nach dem islamischen Mondkalender gefeiert. Der Kalender nach dem Sonnenjahr ist Staatskalender, auch wenn er im Laufe der Geschichte auf dem Boden des heutigen Landes, aber auch seit der Namensgebung „Afghanistan“ im 19. Jahrhundert wiederholt außer Kraft gesetzt worden ist. Zuletzt wurde der Solarkalender im Jahre 1996 von den Taliban für ungültig erklärt. Der islamische Lunarkalender war der Kalender des „Islamischen Emirats Afghanistan“. Seit der Loja Dschirga von 2004 ist der auf dem Sonnenjahr beruhende Kalender abermals in der Verfassung verankert. Demnach basiert der Kalenderanfang auf dem Zeitpunkt der Pilgerfahrt (Hidschra) des Propheten Mohammed. Die Arbeitsgrundlage des Staatswesens ist der auf jener Pilgerfahrt beruhende Sonnenkalender. 22 Sonnenjahre entsprechen 23 Mondjahren. Die zwölf Monatsnamen des Sonnenkalenders entsprechen in Afghanistan den Tierkreiszeichen. Afghanische Kalender mit deutschen Feiertagen (GPL-Lizenz) sowie weitere Informationen zum afghanischen Kalender sind unter Afghan Kalender Projekt verfügbar. Sport Afghanistans Sportkultur wird vor allem von seinen zentral- und südasiatischen Nachbarländern beeinflusst. Wie in anderen Ländern Zentralasiens, stellt das Reitspiel Buzkaschi den traditionellen Wettkampfsport Afghanistans dar, der vor allem bei Volksfesten ausgetragen wird. Basketball, Volleyball, Taekwondo und Gewichtheben genossen einige Zeit lang breite Popularität in Afghanistan. Fußball und allen voran Cricket genießen jedoch die größte Popularität unter den Mannschaftssportarten in Afghanistan. Cricket ist auch der einzige Sport, der von den Taliban geduldet wird und von der geografischen Lage Afghanistans nahe Pakistan und Indien profitiert, wo die Mannschaftssportart einen hohen Grad der Professionalisierung erreicht hat. Die afghanische Cricket-Nationalmannschaft wurde 2001 gegründet und zeigte seitdem einen konstanten Aufwärtstrend. Afghanistan nahm 2009 erstmals an der Qualifikation für die Cricket-Weltmeisterschaft 2011 teil und qualifizierte sich schließlich für die Turniere 2015 und 2019. Am 22. Juni 2017 wurde Afghanistan zusammen mit Irland der Teststatus zuerkannt, was zur Teilnahme an der angesehensten Stufe des Crickets berechtigt. Die afghanische Fußball-Nationalmannschaft wurde bereits 1933 gegründet und nimmt seit 1941 am internationalen Sportgeschehen teil. Zwischen 1984 und 2002 bestritt sie jedoch keine Spiele mehr; heute ist die Mannschaft wieder aktiv und absolviert Pflichtspiele, ihnen gelang jedoch noch nicht die Qualifikation für eine Fußball-Weltmeisterschaft. 2013 gewann Afghanistan bei der Fußball-Südasienmeisterschaft seinen ersten internationalen Titel. Seit 2012 gibt es die erste Fußball-Profiliga Afghanistans, die Afghan Premier League. Am 4. November 2016 fand ein Marathonlauf in Bamiyan statt, an dem erstmals Sportlerinnen teilnahmen. Siehe auch Literatur Florian Weigand: Waiting for Dignity: Legitimacy and Authority in Afghanistan. Columbia University Press, New York 2022, ISBN 978-0-231-20049-3. Weblinks Deutsch Botschaft der Islamischen Republik Afghanistan in der Bundesrepublik Deutschland AGA. Wissenschaftliche Arbeitsgemeinschaft Afghanistan. Eigene Beiträge und umfangreiche kommentierte Linkliste. Länderinformationen des Auswärtigen Amtes zu Afghanistan Thorsten Hölzer: Afghanistan. In: LIPortal (mit Überblicken zu Geschichte & Staat, Wirtschaft & Entwicklung, Gesellschaft und Alltag). Afghanistan-Seiten der Bundeszentrale für politische Bildung. Englisch Topographische Karte von Afghanistan (1:300 000), cesty.in Selected Internet Resources, Library of Congress UNHCR: 2010 country operations profile – Afghanistan Who is who in Afghanistan? CIA World Factbook: Afghanistan Einzelnachweise Staat in Asien Least Developed Country Islamische Republik Binnenstaat Mitgliedstaat der Vereinten Nationen
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https://de.wikipedia.org/wiki/Atonale%20Musik
Atonale Musik
Atonale Musik bezeichnet allgemein eine durch sogenannte Atonalität charakterisierte Musik, die auf der chromatischen Tonleiter gründet, deren Harmonik und Melodik nicht auf ein tonales Zentrum bzw. einen Grundton fixiert ist – im Gegensatz zur (Dur-Moll-)Tonalität oder Modalität. Der Begriff wurde anfänglich in polemischer Absicht von der konservativen Musikkritik auf die Kompositionen der Wiener Schule, insbesondere auf Arnold Schönbergs Drei Klavierstücke op. 11 (1909), angewandt und war ursprünglich mehr ein Schlagwort als ein musiktheoretischer Terminus. Sowohl Schönberg als auch Alban Berg lehnten diesen Begriff ab, weil sie ihn im Sinne von „ohne Töne“ (statt „ohne Tonart“) verstanden (u. a. in dem Radiodialog Was ist atonal? von 1930). Rückblickend betrachtet stellt der Paradigmenwechsel Tonalität/Atonalität um die Jahrhundertwende weniger eine „Revolution“ als vielmehr eine „Evolution“ dar, deren Grenzen durch den Zusatz „freie“ (Tonalität/Atonalität) auch in der (musik-)wissenschaftlichen Terminologie zunehmend verwischt werden. Obwohl sich bereits in Werken des 16. Jahrhunderts, insbesondere im „manieristischen“ italienischen Madrigal, stark chromatische Passagen finden, die in der Spätromantik wieder aufgegriffen wurden, kann von Atonalität erst ab dem frühen 20. Jahrhundert die Rede sein. Die frühe Atonalität der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts lässt sich in eine Phase der sogenannten freien Atonalität und etwa ab 1925 in eine Phase der zwölftonigen, später auch seriellen Atonalität gliedern. Die Preisgabe der Tonalität ist, abgesehen von einigen Gegenbewegungen, eine der wenigen Konstanten der Neuen Musik und verbindendes Element verschiedener Stilrichtungen der Moderne, wie etwa Aleatorik, Mikrotonalität oder Mikropolyphonie. Damit hat die Atonalität zwar einerseits zur zunehmenden Komplexität (aus der Sicht ihrer Befürworter) oder zur zunehmenden Beliebigkeit (aus der Sicht ihrer Gegner) der zeitgenössischen Musik und dem damit verbundenen „Bruch mit dem Publikum“ beigetragen, andererseits verbietet sich aufgrund ihrer vielfältigen Erscheinungsformen ein ästhetisches Pauschalurteil (sei es positiv oder negativ). Geschichtliche Entwicklung Die Atonalität gestreift hatten schon Franz Liszt in seinen späten Klavierstücken und Alexander Skrjabin. Der überwuchernde Gebrauch von Chromatik während der Spätromantik oder bei Komponisten wie Max Reger hatte atonale Tendenz. Auch die Verwendung von Bi- oder Polytonalität, dem Gebrauch von zwei oder mehreren Tonarten gleichzeitig, führte in den Grenzbereich der Atonalität. Die erste Phase, die in der Aufgabe der traditionellen Harmonik besteht, wird auch „freie Atonalität“ genannt. Schönberg versuchte ein Ordnungsprinzip innerhalb der atonalen Musik zu schaffen und entwickelte die Methode der „Komposition mit zwölf nur aufeinander bezogenen Tönen“ (später als Zwölftontechnik apostrophiert), die er ab 1923 (in einigen der Fünf Klavierstücke op. 23 und in den meisten Sätzen der Suite für Klavier op. 25) erstmals anwendete. Dieses Zwölftonprinzip garantiert aber zunächst noch nicht zwingend die Atonalität, sondern lediglich eine weitgehend gleichmäßige Verteilung der zwölf temperierten Halbtöne innerhalb des kompositorischen Satzes. Je nach Reihenstruktur und vertikaler Organisation der Töne ist es durchaus möglich, Stücke in Reihentechnik zu komponieren, die als tonal empfunden werden. Schönberg hat einige seiner komplementären Reihen sogar bewusst so konstruiert, dass nach der vertikalen Entflechtung ihrer Hexachorde die Ausrichtung auf ein tonales Zentrum möglich wird. Durch zweckdienliche Materialdisposition generiert er sodann mit einer einzigen Grundreihe alternierend tonale und atonale Zonen. Im Klavierstück op. 33a und im Klavierkonzert op. 42 verbindet sich dieses Vorgehen mit einer klaren formalen respektive inhaltlichen Intention. Die Zwölftontechnik wurde nach dem Zweiten Weltkrieg zum Serialismus weiterentwickelt und dominierte die Avantgarde der ernsten Musik während der 1950er Jahre in Europa. Weitere wichtige Wegbereiter der atonalen Musik waren neben Alban Berg und Anton von Webern, die zusammen mit Schönberg unter die sogenannte Zweite Wiener Schule subsumiert werden, Ernst Krenek, Igor Strawinsky, Béla Bartók und viele andere mehr. Ästhetische Debatte In seiner 1949 erschienenen Philosophie der neuen Musik plädiert Theodor W. Adorno für Schönbergs atonale Kompositionsweise und setzt diese dem als Rückfall in bereits veraltete Kompositionstechnik betrachteten neoklassizistischen Stil von Igor Strawinsky entgegen. Der Schritt zur Atonalität um 1910 durch Schönberg bedeutet für Adorno die Befreiung der Musik vom Zwang der Tonalität und damit die ungehinderte Entfaltung des musikalischen Ausdrucks qua freier Atonalität mit dem vollen Triebleben der Klänge. Dagegen wendet er sich in der gleichen Schrift dezidiert gegen die (später von Schönberg entwickelte) Zwölftontechnik, weil er hier die Gefahr eines mechanisch ablaufenden Komponierens sah. Dazu passt auch der Kommentar des alten Schönberg, als man ihm mitteilte, dass seine Kompositionsmethode sich über die Welt ausgebreitet habe: „Ja, aber machen sie auch Musik?“ Wie jede künstlerische Revolution (die sich aus späterer Sicht oft eher als Evolution, als Weiterentwicklung darstellt) wurden auch die Mittel der Atonalität von konservativen Geistern heftig attackiert. Der Dirigent Ernest Ansermet etwa hat in seinem Buch Die Grundlagen der Musik im menschlichen Bewusstsein von 1961 der atonalen Musik ihr Existenzrecht überhaupt abgesprochen, da in ihr eine sinnhafte musikalische Formensprache aufgegeben werde und durch den Wegfall einer sinnstiftenden Tonalität ein fundiertes ästhetisches Urteil durch den Hörer nicht möglich sei. Die Erzeugung eines psychischen Widerhalls im Hörer durch atonale Musik täusche Sinnhaftigkeit nur vor. (Carl Dahlhaus kritisierte in seinem Artikel Ansermets Polemik gegen Schönberg (Neue Zeitschrift für Musik, 1966) Ansermets Annahmen als unwissenschaftlich.) Die meisten Einwände basieren auf zwei Grundannahmen: Tonalität sei eine Sprache oder zumindest die Grundlage einer Sprache und ihre Preisgabe käme der Sinnlosigkeit des Zusammenfügens von Wörtern (= Tönen) ohne Grammatik gleich. Tonalität gründe in Prinzipien der Natur – insbesondere den Schwingungsverhältnissen der Naturtonreihe, die zu den Intervallordnungen des Quintenzirkels führten – und ein Verlassen dieser Basis würde die Werke zwangsläufig „widernatürlich“ werden lassen. Dagegen wurde ins Feld geführt, dass Tonalität zwar Regeln gehorche, aber keineswegs Sprachcharakter habe. Insbesondere lasse sich über illustrative Effekte (z. B. wogende Sechzehntelketten = Wassersprudeln) oder literarisch eingeführte Tonsymbole (Kreuztonarten = Kreuzigung Christi) hinaus keine Bedeutungslehre erstellen; die mitteleuropäischen Systeme der Musik aus jahrtausendealter Praxis entstandene menschliche Produkte seien und sich nur eingeschränkt auf naturwissenschaftliche Gesetzmäßigkeiten zurückführen ließen. So sind im System der temperierten Stimmungen, die meist vorausgesetzt werden, sobald neben Quint/Quart auch Terz und Sext als Konsonanzen anerkannt werden, im Prinzip außer den Oktaven keine Intervalle „rein“ gestimmt. Atonalität jenseits der Neuen Musik Auch im Bereich populärer Musik wird auf Atonalität Bezug genommen, wie zum Beispiel das Berlin Atonal Festival, welches seit 2013 wieder stattfindet, verdeutlicht. Um 1960 wurden im Free Jazz atonale Strukturen erreicht. Maßgeblich sind hier vor allem freie Improvisationen (teilweise im Kollektiv) und eine sehr freie Formgestaltung. Zugleich werden rhythmische Grundmuster oftmals aufrechterhalten. Die Jazzforschung konnte zeigen, dass sich die improvisierenden Musiker häufig an modalen Skalen orientierten, also auch tonale Einflüsse in das Spiel integriert werden (Jost 1975). Typisch ist auch die Verwendung von Leittönen oder grundlegenden Motiven. Gemeinsamkeiten mit und Differenzen zum Free Jazz und der postseriellen Musik analysiert Kumpf (1976). Ebenfalls existieren atonale Klangmuster nicht selten in der Filmmusik; hier besonders häufig im Sound Design. Literatur (siehe auch: Neue Musik, Chromatik, Zwölftonmusik) chronologisch Herbert Eimert: Atonale Musiklehre. Breitkopf & Härtel, Leipzig 1924. Josef Matthias Hauer: Tonale und atonale Instrumente. In: Musikblätter des Anbruch. Nr. 6, 1924, S. 246–248. Heinrich Rietsch: Atonalität. Strache, Warnsdorf 1927. Theodor W. Adorno: Atonales Intermezzo? In: Musikblätter des Anbruch. Nr. 5, 1929, S. 187–193. Alban Berg: Was ist atonal?. In: Dreiundzwanzig – eine Wiener Musikzeitschrift. Nr. 24/25, 1936 (als Radiodialog bereits am 23. April 1930 gesendet). Theodor W. Adorno: Philosophie der neuen Musik. Mohr, Tübingen 1949. 2. Auflage: Europäische Verlagsanstalt, Frankfurt 1958. 3. Auflage: 1966. Heinz-Klaus Metzger: Gescheiterte Begriffe in Theorie und Kritik der Musik. In: die Reihe. Nr. 5, 1959 (darunter auch „atonal“). Friedrich Blume: Was ist Musik? In: Musikalische Zeitfragen. Nr. 5, 1960 (der Begriff aus reaktionärer Sicht, löste heftige Debatten aus). Alan Forte: Context and Continuity in an Atonal Work. A Set-theoretic Approach. In: Perspectives of New Music. Nr. 1.2, 1963. Ernst Krenek: Atonality Retroactive. In: Perspectives of New Music. Nr. 2.1, 1963. Reinhold Brinkmann: Arnold Schönberg: Drei Klavierstücke op. 11. Studien zur frühen Atonalität bei Schönberg. Steiner, Wiesbaden 1969. Elmar Budde: Anton Weberns Lieder op. 3. Untersuchungen zur frühen Atonalität bei Anton Webern. Steiner, Wiesbaden 1971. Hartmuth Kinzler: Atonalität. In: Handwörterbuch der musikalischen Terminologie. 23. Lieferung. 1995. Ludwig Finscher: Gesualdos „Atonalität“ und das Problem des musikalischen Manierismus. In: Archiv für Musikwissenschaft. 1972. Werner Schmidt-Faber: Atonalität im Dritten Reich. In: Ulrich Dibelius (Hrsg.): Herausforderung Schönberg. Hanser, München 1974, S. 110–136. Ekkehard Jost: Free Jazz. Silkritische Untersuchungen zum Jazz der 60er Jahre. Schott, Mainz 1975. Hans Kumpf: Postserielle Musik und Free Jazz: Wechselwirkungen und Parallelen. Berichte, Analysen, Werkstattgespräche. Döring, Herrenberg 1976. Burkhardt Rukschcio, Roland Schachel: Adolf Loos. Leben und Werk. Residenz, Salzburg/Wien 1982 (Zur Beziehung Loos/Schönberg siehe die Seiten 101f, 162f und 181.) Albrecht Dümling: „Gefährliche Zerstörer unseres rassemäßigen Instinkts.“ NS-Polemik gegen die Atonalität. In: Neue Zeitschrift für Musik. Nr. 1, 1995. Benedikt Stegemann: Theorie der Tonalität. Wilhelmshaven 2013, ISBN 978-3-7959-0962-8. Weblinks Auszug aus dem Artikel Atonalität des Handwörterbuchs der musikalischen Terminologie (PDF-Datei; 79 kB) Einzelnachweise Musiktheorie Neue Musik
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Akeleien
Die Akeleien (Aquilegia) bilden eine Pflanzengattung in der Familie der Hahnenfußgewächse (Ranunculaceae). Die 70 bis 75 Arten sind hauptsächlich in den gemäßigten Gebieten der Nordhalbkugel verbreitet. Sorten einiger Aquilegia-Arten werden als Zierpflanzen verwendet. Beschreibung Vegetative Merkmale Akelei-Arten sind mehrjährige (meist drei- bis fünfjährige) bis ausdauernde krautige Pflanzen. Das reich verzweigte Wurzelsystem bildet schlanke, leicht verholzende Rhizome mit bleibender Pfahlwurzel als Überdauerungsorgan. Mit der Zeit erweitert sich die Pflanze um die Hypokotyl-Region oberhalb des Wurzelhalses in Form einer verdickten Sprossbasis oder Kormus, der an oder unterhalb der Bodenoberfläche bleibt. Diese Struktur hilft der Sprossachse bei der Überwinterung. Mit beständigem Wachstum über mehrere Saisonen hinweg, bilden sich neben der primären Blattkrone Seitenknospen, die neue Wachstumsachsen formen. An einer Pflanze stehen mehrere aufrechte, meist verzweigte Stängel zusammen. Die Sämlinge besitzen zwei Keimblätter (Kotyledonen). Die Laubblätter stehen in grundständigen Blattrosetten zusammen. Zusätzlich sind etwas kleinere Blätter wechselständig und spiralig am Stängel verteilt. Diese können jedoch als Anpassung an trockenere Habitate oder Hochgebirgsstandorte auch ganz fehlen. Die Laubblätter sind in einen langen Blattstiel und eine Blattspreite gegliedert. Die ein- bis dreifach dreiteilig gefiederten Blattspreiten bestehen aus gelappten bis geteilten Fiederblättchen. Der Rand der Fiederblättchen ist gekerbt. Generative Merkmale Mit dem Übergang zum Blühen transformiert sich das apikale Meristem zu einem Blütenstand. Die Blüten stehen endständig, manchmal einzeln, aber meist in zwei bis zehn zymösen oder doldigen monochasialen oder dichasilen Blütenständen zusammen, mit laubblattähnlichen Hochblättern. Die zwittrigen, radiärsymmetrischen Blüten besitzen fünf Blattorgane und sind auch in fünfwirtligen Blüten geordnet. Im ersten Wirtel stehen die kronblattartigen Kelchblätter (Sepalen), die beim Anlocken von Bestäubern eine hervorstehende Funktion besitzen. Im zweiten Wirtel sind die durch einen rückwärts gerichteten Nektarsporn stark differenzierten Kronblätter (Petalen) angeordnet, die im Sporn Nektarien enthalten. Die Länge dieser Sporne variiert enorm von 9 bis 15 Zentimeter bei Aquilegia longissima und der spornlosen Aquilegia ecalcarata. Die Arten variieren aber auch in der Länge der Kronblattspreite und der Kurvatur des Sporns. Die Farben der Blütenhüllblätter reichen von weiß bis blau und gelb bis rot. Die fünf freien, kurz genagelten Kelchblätter sind ausgebreitet und 0,7 bis 5,1 Zentimeter lang. Die fünf mehr oder weniger aufrechten, freien Kronblätter sind mit weniger als 30 Millimeter meist kürzer als die Kelchblätter. Die vielen Staubblätter sind in zehn Orthostichen zu je vier bis neun Wirteln angeordnet. Die der ersten Blüte folgenden Blüten haben dabei jeweils allmählich abnehmende Zahlen von Staubblattwirteln. Am apikalen Ende jeder Orthostiche findet sich ein neuartiges Blütenorgan, die etwa sieben schuppenförmigen, häutigen Staminodien. Diese sterilen, abgeplatteten Organe finden sich in allen Blüten ungeachtet ihrer Staubblattzahl. Die Staminodien bestehen aus einem zentralen Filament mit seitlicher Lamina und sind typischerweise farblos. Die ökologische Funktion dieser Organe wird nach wie vor diskutiert, aber es ist offensichtlich, dass sie auch dann noch an der Blüte verbleiben, wenn die anderen Blütenorgane abgefallen sind; sie bleiben als umschließender Kranz am Fruchtblatt. Eine Hypothese ist, dass diese Organe mit Mischungen aus Verteidigungssubstanzen gegen Herbivoren ausgestattet sind, um im frühen Stadium der Fruchtbildung einen Schutz zu bieten. Alle Aquilegia-Arten mit Ausnahme von Aquilegia jonesii besitzen solche Staminodien. Es befinden sich vier bis sechs freie Fruchtblätter im Zentrum der Blüte. Der Griffel ist etwa halb so lang wie der Fruchtknoten. An den bei einer Länge von 3 bis 26 Millimeter schmalen, zylindrischen Balgfrüchten ist der Griffel deutlich erkennbar. Jede Balgfrucht enthält 10 bis 36 Samen. Die schwarzen, glatten Samen sind schmal und verkehrt-eiförmig. Ökologie und Evolution Die Akeleien gehören zu den ursprünglichen Blütenpflanzen und haben daher einen relativ einfachen morphologischen Bauplan. Die ursprünglichen Aquilegia-Arten sind vor etwa 6,18 bis 6,51 Mio. Jahren aus einem zentralasiatischen Verbreitungszentrum hervorgegangen. Sie bilden sowohl insgesamt als auch in den einzelnen Verbreitungsschwerpunkten eine monophyletische Gruppe (Monophylie). Die Entstehung der Aquilegia-Arten wird für Europa dabei auf einen Zeitraum auf 1,25 bis 3,96 Mio. Jahren vor heute, für Nordamerika auf 1,42 bis 5,01 Mio. Jahren vor heute angegeben. Da keine fossilen Überreste von Aquilegia spec. gefunden werden, beruhen diese Datierungen auf molekulargenetischen Daten (Molekulare Uhr). Die Besiedlung Nordamerikas erfolgte nur einmal über die im Pliozän geöffnete Landverbindung von Beringia (Beringstraße als Landverbindung im geologischen Zeitraum von 5,5 bis 3,1 Mio. Jahren vor heute geöffnet). Bei Aquilegia-Arten handelt es sich meist um Hemikryptophyten. Die Benetzbarkeit der Blattoberfläche ist gering. Wasser perlt in Tropfen ab, wie es auch bei Lotosblumen beobachtet werden kann, und nimmt dabei auf der Oberfläche anhaftende Schmutzpartikel mit (Lotuseffekt). Seit langer Zeit ist die Pflanzengattung Aquilegia für die Wissenschaft der Botanik wichtig. Die Gattung Aquilegia hat sich für das Verständnis evolutionsgeschichtlicher Abstammung von Blütenorganen und -morphologie in der Parallelentwicklung von Pflanzenarten und tierischen Bestäubern als eines der herausragenden Modelle herausgestellt. Dabei haben Aquilegia-Arten direktionale Anpassungen ihrer Nektarsporne an unterschiedliche Bestäuber wie Kolibri, Schwärmer und Hummeln vollzogen. Daher variieren die Längen der Nektarsporne zwischen 1 und 2 Millimeter sowie von 10 bis 12 Zentimeter, aber auch die Blütenfarben wie die -orientierung haben sich als direkt abhängig von bestäubenden Tieren herausgestellt (Hummelblüten sind blau-violett, Kolibriblüten rot, Schwärmerblüten weiß oder gelb). Sie haben sich dabei an eine Vielzahl unterschiedlicher Bestäuber angepasst: Schwebfliegen, Hummeln, Schwärmer und Kolibris. In Eurasien und Nordamerika haben sich die Aquilegia-Arten evolutionär jedoch in relativ kurzer Zeit spezifisch unterschiedlich entwickelt: Während sich in Eurasien Aquilegia-Unterarten durch adaptive Radiation an unterschiedliche Habitate (Wald, Grasland, alpine Standorte) weiterentwickelten, die Blütenmodifizierung aber relativ unbedeutend blieb, so fand in der neuen Welt die blütenmorphologische Anpassung an unterschiedliche Bestäuber statt. Daher haben sich die europäischen Aquilegia-Arten überwiegend allopatrisch durch reliktische Isolation gebildet (lokale Endemiten), die amerikanischen dagegen auch sympatrisch durch Barrieren im Bestäubungsmechanismus. So sind die Blüten der eurasischen Akeleien noch immer auf Hummeln fixiert, während die amerikanischen Arten größere Vielfalt entwickelten und neben Arten mit Hummelbestäubung auch Formen entwickelten, die ganz oder überwiegend auf Kolibri- (Aquilegia flavescens, Aquilegia skinneri, Aquilegia formosa, Aquilegia canadensis, Aquilegia elegantula) oder Schwärmer-Bestäubung angelegt sind. Aquilegia-Arten können sich durch das Fehlen von bestimmten fördernden Ausbreitungsmechanismen der kleinen Samen nicht über größere Distanzen ausbreiten. Sie treten dadurch auch oft nur lokal häufiger auf. Vorkommen Die 70 bis 75 Aquilegia-Arten haben ihre Areale in den gemäßigten Gebieten der Nordhalbkugel (zirkumboreal): in Eurasien und Nordamerika. Dabei reicht das Gattungsareal nördlich in die boreale Zone und südlich bis in die Berge Nordmexikos und Nordafrikas. Verbreitungsschwerpunkt sind die zentralasiatischen Gebirge in Südsibirien mit etwa zehn Arten. Die Arten verteilen sich zu je ungefähr einem Drittel auf die Kontinente Nordamerika, Asien und Europa. Die Aquilegia-Arten besiedeln eine Vielzahl unterschiedlicher Habitate, von Oasen in Trockengebieten bis zu alpinen Grasländern, Felsheiden oder temperaten Wäldern, von der Meeresküste bis zu den Hängen des Himalaya, der Rocky Mountains oder der Alpen. Sie gedeihen von der Wüste (Aquilegia skinneri oder Aquilegia chrysanta) bis ins Hochgebirge (Aquilegia dinarica oder Aquilegia jonesii). Bestimmte Arten besiedeln als Generalisten eine Vielzahl von Habitaten; so findet sich Aquilegia vulgaris sowohl in Fels-, Wald und Grasvegetation. Spezialisten sind dann oft an felsige oder Gebirgsstandorte angepasst, was bei den europäischen Akeleien insbesondere auf einige der seltenen endemischen Arten Südeuropas und der Alpen zutrifft (beispielsweise Aquilegia alpina, Aquilegia dinarica, Aquilegia kitaibelii). Europäische Artkomplexe und Chromosomensätze In Mitteleuropa kommen sechs Aquilegia-Arten vor. Sie werden aufgrund morphologischer Eigenschaften in die Gruppen des Vulgaris-Komplexes sowie des Alpina-Komplexes eingeteilt. Zur taxonomischen Unterscheidung der europäischen Arten dienen insbesondere eine Kombination aus Blütenmerkmalen sowie von Blatt- und Stängelbehaarung. Die im südlichen Mitteleuropa untereinander schwierig zu trennende Gewöhnliche Akelei (Aquilegia vulgaris) und Dunkle Akelei (Aquilegia nigricans) können in der Regel nur über das Hervortreten der Staubblätter, die entweder aus den Petalen herausragen oder von diesen eingeschlossen werden sowie dem Vorkommen oder Fehlen drüsiger Behaarung am Stängel eindeutig unterschieden werden. Zudem ist die Blütenfarbe bei der Dunklen Akelei ein Purpur-violett, bei der Gewöhnlichen Akelei ein Blau-violett. In Südeuropa sind die Merkmalskomplexe jedoch auch über Merkmale der Blattsegmente eindeutiger: die Dunkle Akelei hat hier tief eingeschnittene Loben der Blattsegmente. Die zur Dunklen Akelei wahrscheinlich eng verwandte Angenehme Akelei (Aquilegia grata) hat die kürzesten Petalen aller europäische Akeleien. Mit 6 mm ragen bei der Angenehmen Akelei auch die Staubblätter weit aus den Petalen heraus. Gleichfalls ist die Schwarzviolette Akelei (Aquilegia atrata) mit den 5 mm aus den Petalen herausragenden Staubblättern und der sehr dunklen Blütenfarbe auffällig. Gut ansprechbar sind zudem die Alpen-Akelei (Aquilegia alpina) mit den besonderes großen blauen Blüten sowie die Kleinblütige Akelei (Aquilegia einseleana), die bereits zum alpinen Komplex der Akeleien zählt. Da Akeleien generell hohe Ansprüche an die Wasserversorgung haben, werden sie in subtropischen Lagen Südeuropas durch spezielle Gebirgssippen vertreten. Es sind die auf der Balkanhalbinsel wachsende Dinarische Akelei (Aquilegia dinarica), Aquilegia nikolicii, Aquilegia ottonis und die Kitaibel-Akelei (Aquilegia kitaibelliana), die in Kalkgebirgen oberhalb der Baumgrenze an feuchten Quellnischen oder an abschattigen Felsvorsprüngen wachsen. Sie bleiben aber in den Trockenklimaten rar und meist sehr örtlich vorkommend. Bis heute ist es nicht möglich, die über zwanzig europäischen Akeleien über genetische Sequenzen zu unterscheiden, zu den amerikanischen sowie den asiatischen Sippen wurden aber genetische Diskriminanten gefunden. Durch die enge Verwandtschaft aller Aquilegia-Arten blieben bei infraspezifischen Kreuzungen selbst die geographisch entferntesten Arten immer fertil. Damit besitzt die Gattung auch keine polyploiden Vertreter. Das heißt, alle Aquilegia-Arten und selbst infraspezifische Hybriden bleiben in ihrem Chromosomensatz immer diploid. Aufgrund dieser als „religiös“ beschriebenen Diploidie wurden auch alle Aquilegia-Taxa in Bezug zu einer Arten-Herde (engl. „Species Flock“) gesetzt. Es wurden beispielsweise 2n = meist 14, seltener 16, 18 oder 20 gefunden. Systematik und Verbreitung Die Gattung Aquilegia wurde 1753 durch Carl von Linné in Species Plantarum, Tomus I, S. 533 aufgestellt. Der wissenschaftliche Gattungsname Aquilegia setzt sich aus zwei lateinischen Wortelementen zusammen: aqua für Wasser und legere für sammeln, also Wassersammler(in) und bezieht sich auf den in den Spornen angesammelten Nektar, mit dem bestäubende Insekten angelockt werden. Die Gattung Aquilegia gehört zur Subtribus Isopyrinae aus der Tribus Isopyreae in der Unterfamilie Isopyroideae innerhalb der Familie Ranunculaceae. In der Gattung Aquilegia gibt es etwa 70 bis 75 Arten: Aquilegia afghanica : Sie kommt in Pakistan vor. Alpen-Akelei (Aquilegia alpina ): Sie gedeiht in Europa in den Westalpen und im Apennin. Aquilegia amurensis : Sie kommt in Sibirien und in Russlands Fernem Osten vor. Schwarzviolette Akelei (Aquilegia atrata ), Syn.: Aquilegia vulgaris subsp. atrata ( & ): Sie gedeiht in Europa in den Westalpen und im Apennin. Aquilegia atrovinosa : Sie kommt in Kasachstan und im nördlichen Teil des uigurischen autonomen Gebiet Xinjiang vor. Gold-Akelei (Aquilegia aurea ): Sie kommt in Bulgarien und Nordmazedonien vor. Aquilegia baluchistanica : Sie kommt in Pakistan vor. Aquilegia barbaricina : Dieser Endemit kommt nur auf Sardinien vor. Aquilegia barnebyi : Sie kommt in den US-Bundesstaaten Utah sowie Colorado in Höhenlagen von 1500 bis 2600 Metern vor. Korsische Akelei (Aquilegia bernardii ): Dieser Endemit kommt nur auf Korsika vor. Bertoloni-Akelei (Aquilegia bertolonii ): Sie kommt im südöstlichen Frankreich sowie nordwestlichen Italien vor. Aquilegia borodinii : Sie kommt in Sibirien vor. Aquilegia brachyceras ex : Sie kommt in Sibirien vor. Aquilegia brevistyla : Sie kommt in Nordamerika in Kanada und in den nördlichen Vereinigten Staaten vor. Japanische Akelei (Aquilegia buergeriana ): Sie kommt in Japan vor. Rote Akelei (Aquilegia canadensis ): Sie ist in Nordamerika in Kanada und den USA verbreitet. Aquilegia champagnatii : Sie kommt nur in Italien vor. Aquilegia chaplinei ex : Sie kommt in Texas und in New Mexico vor. Aquilegia chitralensis : Sie kommt in Pakistan vor. Goldsporn-Akelei (Aquilegia chrysantha ): Sie ist von den USA bis ins nördliche Mexiko verbreitet. Rocky-Mountains-Akelei (Aquilegia coerulea ): Sie gedeiht in den Rocky Mountains von den Vereinigten Staaten und von Mexiko. Aquilegia colchica : Sie kommt nur in Georgien vor. Aquilegia ×cultorum Einöde-Akelei (Aquilegia desertorum (), ): Sie gedeiht in Höhenlagen von 2000 bis 2500 Metern in den US-Bundesstaaten Arizona, New Mexico sowie Utah. Dinarische Akelei (Aquilegia dinarica ): Sie kommt auf der Balkanhalbinsel vor. Aquilegia discolor : Dieser Endemit kommt nur im nördlichen Spanien vor. Aquilegia dumeticola : Sie kommt in Italien und auf der Balkanhalbinsel vor, wird aber auch von manchen Autoren zur Gewöhnlichen Akelei (Aquilegia vulgaris) gerechnet. Spornlose Akelei (Aquilegia ecalcarata ): Sie ist in China verbreitet. Kleinblütige Akelei (Aquilegia einseleana ): Sie gedeiht in Europa in den Alpen. Aquilegia elegantula : Sie ist von westlichen Vereinigten Staaten bis ins nördliche Mexiko in Höhenlagen von 1500 bis 3500 Metern verbreitet. Aquilegia euchroma : Sie kommt in Afghanistan vor. Serpentin-Akelei (Aquilegia eximia ex ): Sie kommt nur in Kalifornien vor. Kurilen-Akelei (Aquilegia flabellata , Syn.: Aquilegia akitensis ), Heimat: Japan, Sachalin, Kurilen, mit den Varietäten: Aquilegia flabellata var. flabellata Zwerg-Akelei (Aquilegia flabellata var. pumila ) Gelbliche Akelei (Aquilegia flavescens ), Heimat: westliches Kanada, westliche Vereinigte Staaten in Höhenlagen von 1300 bis 3500 Metern. Schöne Akelei (Aquilegia formosa ex ), Heimat: Alaska, Kanada, USA. Wohlriechende Akelei (Aquilegia fragrans ): Sie gedeiht in Höhenlagen von 2400 bis 3600 Metern im Himalaja (Pakistan sowie westliches Indien). Drüsige Akelei (Aquilegia glandulosa ex ): Sie ist in Sibirien, Zentralasien, Mongolei sowie im chinesischen Xinjiang verbreitet. Aquilegia gracillima : Sie kommt in Afghanistan vor. Angenehme Akelei (Aquilegia grata ): Dieser Endemit kommt in Montenegro nur im Orjen vor. Nach Euro+Med kommt sie auch in Bosnien und Herzegowina sowie in Serbien vor. Aquilegia ×helenae (= Aquilegia flabellata × Aquilegia coerulea) Aquilegia hinckleyana : Sie kommt nur in Texas vor. Aquilegia incurvata : Sie kommt in China in den Provinzen Gansu, Shaanxi und Sichuan vor. Kalk-Akelei oder Jones-Akelei (Aquilegia jonesii ): Sie kommt in Alberta, Montana und Wyoming in Höhenlagen von 1800 bis 2400 Metern vor. Aquilegia kareliniana ex : Sie kommt in Kasachstan, in Kirgisistan und in Indien in Uttar Pradesh vor. Kitaibel-Akelei (Aquilegia kitaibelii ): Sie kommt in Kroatien sowie Bosnien und Herzegowina vor. Aquilegia kurramensis : Sie kommt in Pakistan vor. Aquilegia lactiflora & : Sie kommt in Kasachstan, Kirgisistan, Turkmenistan und in der chinesischen Provinz Xinjiang vor. Wyoming-Akelei (Aquilegia laramiensis ): Sie gedeiht in Höhenlagen von 2000 bis 2500 Metern nur im US-Bundesstaat Wyoming. Aquilegia litardierei : Dieser Endemit kommt nur auf Korsika vor. Langsporn-Akelei (Aquilegia longissima ex ): Sie kommt in Arizona, Texas und im nordöstlichen Mexiko vor. Aquilegia maimanica : Sie kommt in Afghanistan vor. Aquilegia micrantha : Sie kommt in den US-Bundesstaaten Utah, Colorado sowie Arizona vor in Höhenlagen von 1000 bis 2500 Metern Meereshöhe vor. Aquilegia microcentra : Sie kommt in Afghanistan vor. Aquilegia moorcroftiana ex : Sie kommt in Afghanistan, in Indien, Nepal, in Pakistan und in Xizang vor. Dunkle Akelei (Aquilegia nigricans , Syn.: Aquilegia vulgaris subsp. nigricans () ): Sie kommt in Europa hauptsächlich im Südosten vor. Aquilegia nikolicii : Sie kommt in Serbien, Bosnien-Herzegowina sowie in Montenegro vor. Schnee-Akelei (Aquilegia nivalis ex ): Sie kommt nur in Kaschmir vor. Aquilegia nugorensis : Dieser Endemit kommt nur auf Sardinien vor. Aquilegia nuragica : Dieser Endemit kommt nur auf Sardinien vor. Kaukasische Akelei (Aquilegia olympica ), Heimat: Kaukasusraum, Transkaukasien, Türkei, nördlichen Iran Aquilegia ottonis ex : Die drei Unterarten kommen in Europa im Apennin sowie auf der Balkanhalbinsel vor: Balkanische Akelei (Aquilegia ottonis subsp. amaliae ( ex ) ): Sie kommt in Albanien und in Griechenland vor. Aquilegia ottonis subsp. ottonis: Sie kommt in Griechenland vor. Aquilegia ottonis subsp. taygetea () : Sie kommt nur in Südgriechenland vor. Aquilegia oxysepala , Heimat: Ostsibirien, Nordchina, Mandschurei, Korea, Japan Aquilegia pancicii : Sie kommt nur in Serbien vor. Aquilegia parviflora : Sie kommt im asiatischen Russland, in der Mongolei und in China vor. Kalifornische Akelei (Aquilegia pubescens ): Sie gedeiht nur an Felsen in Höhenlagen von 3000 bis 4000 Metern in Kalifornien. Aquilegia pubiflora ex : Sie kommt in Afghanistan, Pakistan, Indien und Nepal vor. Pyrenäen-Akelei (Aquilegia pyrenaica ), Europa: Spanien und Frankreich, mit vier Unterarten: subsp. cazorlensis (Syn.: Aquilegia cazorlensis ): Dieser Endemit kommt im südöstlichen Spanien nur in der Provinz Jaén in der Sierra de Cazorla vor. subsp. discolor (Syn.: Aquilegia discolor ): Sie kommt in Spanien vor. subsp. guarensis (Syn.: Aquilegia aragonensis Willk., Aquilegia guarensis ): Dieser Endemit kommt im südöstlichen Spanien nur in der Sierra de Guara bei Huesca vor. subsp. pyrenaica: Sie kommt in Spanien und Frankreich vor. Aquilegia rockii : Sie gedeiht in Mischwäldern und an Straßenrändern in Höhenlagen von 2500 bis 3500 Metern im südöstlichen Tibet und in den chinesischen Provinzen südwestliches Sichuan sowie nordöstliches Yunnan vor. Niedrige Akelei (Aquilegia saximontana ): Sie gedeiht in Höhenlagen von 3300 bis 4400 Metern nur im US-Bundesstaat Colorado. Felsen-Akelei (Aquilegia scopulorum ): Sie gedeiht in Höhenlagen von 2000 bis 3500 Metern in den US-Bundesstaaten Nevada sowie Utah und vielleicht auch in Wyoming. Shockley-Akelei (Aquilegia shockleyi ): Sie gedeiht in Höhenlagen von 1200 bis 2700 Metern in den US-Bundesstaaten Kalifornien sowie Nevada. Sibirische Akelei (Aquilegia sibirica ): Sie kommt in Kasachstan, Sibirien, in der Mongolei und im uigurischen autonomen Gebiet Xinjiang vor. Aquilegia skinneri Aquilegia ×stuartii (= Aquilegia glandulosa × Aquilegia olympica) Wiesenrautenblättrige Akelei (Aquilegia thalictrifolia ): Sie kommt unter überhängenden Kalkfelsen auf feuchtem Kalkmulm zusammen mit anderen Endemiten in Norditalien (Gardaseegebiet, Vizentiner Alpen) vor. Aquilegia transsilvanica : Sie kommt in Europa in den Karpaten, Rumänien und vielleicht in der Ukraine vor. Aquilegia turczaninovii Aquilegia tuvinica Aquilegia vestinae : Sie wurde 2002 erstbeschrieben und kommt nur am Gardasee vor. Grünblütige Akelei (Aquilegia viridiflora ): Es gibt mindestens zwei Varietäten: Aquilegia viridiflora var. atropurpurea (Syn.: Aquilegia atropurpurea ): Sie kommt in Sibirien, in der Mongolei, in der Inneren Mongolei und in den chinesischen Provinzen in Hebei, südliches Liaoning, östliches Qinghai, östliches Shandong sowie Shanxi vor. Aquilegia viridiflora var. viridiflora : Sie kommt Japan, Sibirien, in der Mongolei, in der Inneren Mongolei und in den chinesischen Provinzen Gansu, Hebei, Heilongjiang, Hubei, Jilin, Liaoning, Ningxia, Shaanxi, Shandong sowie Shanxi vor. Aquilegia viscosa : Es gibt drei Unterarten in Spanien und Frankreich: Aquilegia viscosa subsp. hirsutissima () (Syn.: Aquilegia hirsutissima ): Sie kommt nur in Südfrankreich vor. Aquilegia viscosa subsp. montsicciana () : Sie kommt in Spanien vor. Aquilegia viscosa subsp. viscosa: Sie kommt nur in Südfrankreich vor. Gewöhnliche Akelei (Aquilegia vulgaris ): Sie kommt in Europa, Makaronesien und Nordafrika vor. Aquilegia yabeana (Syn.: Aquilegia oxysepala var. yabeana ): Sie gedeiht an Waldrändern und auf Grashängen in der Inneren Mongolei und in den chinesischen Provinzen Hebei, Henan, Hubei, westliches Liaoning, südliches Shaanxi sowie Shanxi. Trivialnamen Die Herleitung des deutschen Trivialnamens Akelei ist unklar. Aber vermutlich ist der deutsche Volksname Akelei aus dem lateinischen aquilegia (womit im Allgemeinen Aquilegia vulgaris , die Gemeine Akelei, gemeint war) entlehnt. In den althochdeutschen Glossen sind Formen wie agaleia oder ageleia (seit dem 10 Jh.) anzutreffen. Bei Hildegard von Bingen heißt die Pflanze acoleia, ackeleia, agleia, im Mittelniederdeutschen akuleye. In der Volkssprache ist das Wort vielfach umgewandelt worden, z. B. in Akelchen (Thüringen), Aggerlei, Aggerleine (Pfalz), Aglije (Luzern, Zürich), Hagleie (Schaffhausen), Hakeleden, Hakelehnen (Mecklenburg), Gakeilei (angelehnt an Gaggel 'Ei' in der Kindersprache (Niederhessen, rheinisch)) oder Klei(e) (Niederrheinisch). Viele Volksnamen nehmen Bezug auf die Form der nickenden Blüten, so Glocken, Glöckerl, Glöckchen, Blaue Glocken (verbreitet), Zigeunerglocken (Gailtal/Kärnten), Teufelglocken (Lenggries/Oberbayern), Kaiserglocken (Riesengebirge), Zuckerglocken (Thurgau), Glockenblume (weit verbreitet), Glockenstück (Schwäbische Alb) oder Glockenrosa (Anhalt). Andere die Blütenform betreffende Volksnamen sind Pausewängel (Sächs, Felsengebirge), Stellhäfele (eigentlich ein irdenes Kochgefäß mit Füßen) (Aachern/Baden), Kessel (Mittenwald/Oberbayern), Stanitzelblume (bayerische Stanizl 'Papiertüte') (Knittelfeld/Steiermark), Manselblume (schweiz. Manse 'Rockärmel mit Spitzen') (Aargau), Narrenkappen (z. B. Lörrach/Baden, Kt. St. Gallen), Kapuzinerchappe(n), - Hüetli (Kt. St. Gallen), Pfaffenkäpple (Achkarren/Baden), Plumphose (Kt. Schaffhausen), Schlotterhose (St. Gallen), Schwizerhose (Aargau), Hose(n)lätzli (Aargau), Frae(n)schüehli (Küsnacht/Schwyz), Fünf Vögerl zsam (Oststeiermark), Tauberln (Südmähren) oder Gugerschen (Schönhengstgau, Sudetenland). Bezüge auf die dunkle Blütenfarbe findet man in den Namen Tintenglocke (Thüringer Wald, Thurgau) und Truarbliemli (Trauerblümlein da auch auf ländlichen Friedhöfen gepflanzt) (Grindelwald/Bern). Außerdem wird die Akelei noch Kaiserblume (Albendorf/Riesengebirge), Hernblume (Eifel), Zaniggele, Zinäggele oder Süniggele (angelehnt an 'Sanikel') (Schaffhausen) genannt. Elfenschuh, Zigeunerglocken, Teufelsglocken, Kaiserglocken und Narrenkappen sind ebenfalls Volksnamen der Akelei. Einen weiteren Namen, Agelblume, verwendete die adelige Schwesternschaft von der Agelblume in Königsberg in Bayern, die bis zur Reformation bestand und in Königsberg ansässig war. Dabei stand die Akelei für die Bescheidenheit, an die sie die Schwestern von der Agelblume erinnern sollte. Symbolik und kulturelle Bedeutung Die Akelei ist wahrscheinlich seit dem späten Mittelalter eine Zierpflanze europäischer Gärten. Die Gemeine Akelei wurde im Mittelalter und der frühen Neuzeit in vielfältiger Form in der Medizin verwendet. Aufgrund der ihr zugeschriebenen Symbolik ist sie außerdem auf zahlreichen mittelalterlichen Tafelgemälden zu finden. Die Akelei war im Altertum der Fruchtbarkeitsgöttin Freya geweiht, später wurde sie dann der Jungfrau Maria zugeordnet. Seit dem Mittelalter wurden die Samen als Aphrodisiakum verwendet. Es hieß sogar, dass die aphrodisischen Kräfte der Akeleisamen schon bei bloßer Berührung übertragen werden konnten. Rätsch schrieb, dass wenn man die Samen zu einem feinen Pulver zerrieb, mit dem man sich die Handflächen bestrich und dann damit eine Frau berührte, war diese sofort sexuell erregt. In der Symbolik steht die Akelei einerseits für Demut ein, und sie symbolisiert den Heiligen Geist, Lebenskraft, Überwindung irdischer Begrenzung, umfassendes Heil, Triumph, Erlösung, Dreieinigkeit und den Lobpreis Gottes. Andererseits steht sie für die Sexualkraft des Mannes, für Verführung und Liebe. Sie wurde und wird immer noch als Grabpflanze eingesetzt. Nutzung Sorten einiger Aquilegia-Arten (beispielsweise Aquilegia alpina, Aquilegia atrata, Aquilegia caerulea, Aquilegia canadensis, Aquilegia chrysantha, Aquilegia elegantula, Aquilegia flabellata, Aquilegia formosa, Aquilegia longissima, Aquilegia saximontana, Aquilegia skinneri, Aquilegia viridiflora und Aquilegia vulgaris) und Hybriden (beispielsweise McKana-Hybriden) werden als Zierpflanzen verwendet. Sie werden je nach Art und Sorte sehr unterschiedlich als Beetpflanze, im Steingarten oder als Schnittblume genutzt. Quellen Literatur Robert Nold: Columbines: Aquilegia, Paraquilegia, and Semiaquilegia. Timber Press, Portland 2003, ISBN 0-88192-588-8. Jaakko Jalas, Juha Suominen: Atlas florae europaeae. Band 8: Nymphaeaceae to Ranunculaceae. Helsinki 1989, ISBN 951-9108-07-6, S. 225–235. Eckehart J. Jäger, Friedrich Ebel, Peter Hanelt, Gerd K. Müller: Exkursionsflora von Deutschland. Band 5: Krautige Zier- und Nutzpflanzen. Spektrum Akademischer Verlag. Berlin/ Heidelberg 2008, ISBN 978-3-8274-0918-8. Werner Greuter, H. M. Burdet, G. Long: MED-Checklist. Band 4, Conservatoire et Jardin botaniques, Genève 1989, ISBN 2-8277-0154-5, S. 395–397. Harald Riedl: Die Aquilegia vulgaris-Gruppe in Österreich. In: Österreichische Botanische Zeitschrift. Band 114, 1967, , S. 94–100. Harald Riedl: , S. 12–23. In: Y. J. Nasir: Ranunculaceae. Volume 193, Department of Botany, University of Karachi, Karachi 1991. Alan T. Whittemore: Aquilegia – textgleich online wie gedrucktes Werk, In: Flora of North America Editorial Committee (Hrsg.): Flora of North America North of Mexico, Volume 3 – Magnoliidae and Hamamelidae, Oxford University Press, New York und Oxford, 1997, ISBN 0-19-511246-6. Fu Dezhi, Orbélia R. Robinson: Aquilegia, S. 278 – textgleich online wie gedrucktes Werk, In: Wu Zhengyi, Peter H. Raven & Deyuan Hong (Hrsg.): Flora of China, Volume 6 – Caryophyllaceae through Lardizabalaceae, Science Press und Missouri Botanical Garden Press, Beijing und St. Louis, 2001, ISBN 1-930723-05-9. Einzelnachweise Weblinks Aquilegia Express: Columbine Natural History bei Celebrating Wildflowers des US Forest Service. (engl.) „Evolutionäre Entwicklung der Petalen bei der Gattung Aquilegia“. (engl.) Die Aquilegia-Arten Russlands, Sibiriens und Ostasiens. (russ.) Pflanze als Namensgeber für einen Asteroiden
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Aleister Crowley
Aleister Crowley [] (* 12. Oktober 1875 als Edward Alexander Crowley in Leamington Spa; † 1. Dezember 1947 in Hastings, East Sussex) war ein britischer Okkultist, Schriftsteller und Bergsteiger. Crowley bezeichnete sich als das Große Tier 666. Von 1898 bis 1900 war er Mitglied im Hermetic Order of the Golden Dawn, im Anschluss gründete er eigene Gesellschaften, die zum Teil auf den Konzepten des Golden Dawn aufbauten. 1904 verfasste er das Buch Liber AL vel Legis („Buch des Gesetzes“). Crowleys Beschäftigung mit Sexualmagie brachte ihn in Kontakt mit dem Ordo Templi Orientis (O.T.O.). 1920 gründete er in Cefalù auf Sizilien die Abtei Thelema, die bis zu seiner Ausweisung aus Italien 1923 bestand. 1925 übernahm er de facto die Leitung des O.T.O. 1935 entwarf er das Thoth-Tarot. In den 1970er Jahren erlangten seine Schriften große postume Popularität, insbesondere das „Buch des Gesetzes“, das zur Leitschrift der neureligiösen Bewegung Thelema wurde. Leben Familie Edward Alexander Crowley kam als das einzige Kind von Edward Crowley (1829–1887) und Emily Bertha Crowley (geborene Bishop, 1848–1917) zur Welt. Nach Crowleys eigenen Worten war sein Vater der „Sproß eines Stammes wohlhabender Quäker“. Die Brüder des Großvaters hatten eine industrielle Brauerei in Alton und betrieben unter anderem auch eine Kette mobiler Imbissstände mit Bierausschank namens Crowleys Alton Alehouse. Crowleys Vater hatte zwar eine Ausbildung als Ingenieur, übte diesen Beruf jedoch niemals aus, sondern führte das Leben eines Gentleman. Der Wohlstand der Familie stammte freilich letztlich aus dem Brauereigeschäft, auch als 1877 die Brauerei übernommen worden war und Crowleys Vater seine Anteile verkauft hatte, ein Umstand, den Crowley in seiner Autobiographie nicht erwähnt. Erwähnenswert findet er dagegen eine vermutete keltische Abstammung und Verbindung seiner Familie mit einer bretonischen Familie Quérouaille, die sich unter den Tudors in England niedergelassen hatten. Die Familie der Mutter war mittelständisch. Der Vater von Emily Bishop war ein erfolgreicher Milchfarmer, die Mutter stammte aus einer Familie von Uhrmachern. Sie selbst hatte als Erzieherin gearbeitet, als sie 1874 den wohlhabenden, fast doppelt so alten Edward Crowley heiratete. Ihr Bruder Tom Bond Bishop (1839–1920), der nach dem Tod von Crowleys Vater sein Vormund wurde, war Evangelist und wirkte als Laienprediger. Er gehörte zu den Gründungsmitgliedern der Civil Service Prayer Union und der Children's Special Service Mission. Außerdem gab er die Zeitschriften Our Own Magazine und Scripture Union heraus und verfasste ein Werk mit dem Titel Evolution Criticised. Der Großvater hatte die Gemeinschaft der Quäker verlassen und war anglikanisch geworden. Die Eltern kehrten der Staatskirche jedoch wieder den Rücken und schlossen sich den Plymouth-Brüdern an, einer um 1830 von John Nelson Darby gegründeten christlich-fundamentalistischen Gemeinschaft, welche sich strikt von der Staatskirche absetzte und jeden Verkehr mit deren Angehörigen mied, eine buchstäbliche Bibelauslegung pflegte und im Sinne des Prämillenarismus glaubte, der Beginn der Endzeit stehe unmittelbar bevor. Die stets von Laien abgehaltenen Gottesdienste fanden im privaten Kreis statt, also auch bei Crowleys. Nach seiner Konversion wurde auch Crowleys Vater ein solcher reisender Evangelist, der missionierend über Land zog, sämtliche Städte und Dörfer Südenglands besuchte und von Tür zu Tür Traktate verteilte. Kindheit und Jugend In dieser durch äußerste Sittenstrenge gekennzeichneten Umgebung wuchs der kleine „Alick“ Crowley auf. Regelmäßig nahm er an Bibellesungen im Familienkreis und auch an den Missionsreisen seines Vaters teil und nahm dessen apokalyptisches Weltbild in sich auf, das ihn bis an sein Lebensende prägen sollte. Er hegte eine Vorliebe für die prophetischen Schriften des Alten und Neuen Testaments, insbesondere die Offenbarung des Johannes. In letzterer Schrift beeindruckten ihn vor allem das aus der Erde aufsteigende Tier mit zwei Hörnern, „das redete wie ein Drache“ , und „die Frau, bekleidet mit Purpur und Scharlach“ , am meisten – mythologische Gestalten, die später in seiner magischen Weltanschauung eine zentrale Rolle spielen sollten. 1887 starb Crowleys Vater an Zungenkrebs, für ihn empfand er wenig Liebe, sondern nur Respekt. Die Witwe zog mit ihrem Sohn nach London in die Nähe des Bruders Tom Bond Bishop, der Crowleys Vormund wurde. Mit Beginn der Pubertät begann Crowley sich gegen die strenge Religiosität seiner Familie aufzulehnen. Seine Mutter gab ihn 1888 als 13-Jährigen in das darbystische Internat School for the Sons of Brethren in Cambridge, wo er unter den gewalttätigen Erziehungsmethoden seiner Lehrer litt. Weil Crowley beschuldigt wurde, sich mit einem Schulkameraden homosexuell betätigt zu haben, wurde er von der Schule genommen. Anschließend besuchte er das Malvern College und die Tonbridge School, wo er gesundheitlich zusammenbrach. Auf Empfehlung der Ärzte erhielt er in den folgenden beiden Jahren Hausunterricht. Sein Hauslehrer Archibald Douglas, ein ehemaliger Missionar der Bible Society, machte Crowley, ohne Wissen der Familie, mit Tabak, Alkohol, Glücksspielen und Frauen vertraut. Eine Folge solcher frühen Exkursionen war eine Gonorrhoe, mit der er sich 1893 bei einer Prostituierten in Glasgow infizierte. Hinwendung zum Okkultismus und erste politische Aktivitäten Im Oktober 1895 begann er ein Studium der Geisteswissenschaften am Trinity College der Universität Cambridge. Im 23. Lebensjahr hatte er seine erste homosexuelle Beziehung mit einem Kommilitonen. Er lernte den Bergsteiger Oscar Eckenstein kennen, unter dessen Einfluss er leidenschaftlicher Bergsteiger wurde. In dieser Zeit unternahm er jährlich eine Reise in die Alpen, in den Jahren 1894 bis 1895 erkletterte er u. a. im Alleingang den Eiger, den Mönch und die Jungfrau, was zu Anerkennung in der alpinen Bergsteigergemeinschaft führte. 1895 erschien seine erste Gedichtsammlung Aceldama. Crowley veröffentlichte auf eigene Kosten Bände mit eigener Lyrik, von denen einige günstige Pressekritiken erhielten. Seine Mutter bezeichnete ihn als Antichrist und beschimpfte ihn schon früh als „Beast“ („Bestie“), das heißt, sie verglich ihn mit dem großen Tier aus der Johannesapokalypse, dessen Zahl 666 ist, ein Titel, den er seinem Charakter entsprechend gerne für sich beanspruchte, da ihm der Satan-Teufel nicht unsympathisch war. In der Silvesternacht 1896 identifizierte sich Crowley in Stockholm so stark mit dieser Figur, dass er beschloss, sich der Magie zu widmen. Crowley komponierte in seiner Jugend Schachaufgaben und schrieb für die Eastbourne Gazette eine Schachkolumne. 1896 erbte Crowley mit 21 Jahren das ansehnliche Vermögen seines Vaters, das ihn wirtschaftlich von der Familie unabhängig machte und ihm ein Leben ohne feste Arbeit ermöglichte. Bereits 1914 hatte er das Erbe fast aufgebraucht. 1896 brach er sein Studium ohne Abschluss ab und begann sich fortan keltisierend Aleister zu nennen. Als er in einem Brief der Unzucht mit jungen Männern bezichtigt wurde, fahndete die Polizei europaweit nach ihm. Nachdem er das College ohne Abschluss verlassen hatte, beschäftigte er sich mit dem Satanismus. Als er das Buch der Schwarzen Magie (Book of Black Magic and of Pacts) von Arthur Edward Waite erworben hatte, begann er eine Korrespondenz mit dem Autor, der ihm als Lektüre Karl von Eckartshausens Werk Die Wolke über dem Heiligthum empfahl. Im selben Jahr wurde er bei den Jakobiten, die Anhänger der Stuarts waren, politisch aktiv und begann die spanischen Karlisten zu unterstützen. Crowley und der Golden Dawn Im schweizerischen Zermatt traf Crowley 1898 den britischen Chemiker Julian L. Baker, der Mitglied im Hermetic Order of the Golden Dawn war. Nach einem Gespräch über Alchemie glaubte Crowley, er habe in ihm seinen herbeigesehnten „Meister“ getroffen, und teilte ihm mit, er sei auf der Suche nach der „Inneren Kirche“, über die er bei Karl von Eckartshausen gelesen hatte. Daraufhin vermittelte Baker den Kontakt zu dem Chemiker George Cecil Jones, der ihn am 18. November 1898 beim Hermetic Order of the Golden Dawn einführte. Crowley erhielt den Logennamen Perdurabo („Ich werde ausharren bis zum Ende“) und durchlief von Dezember bis Februar die ersten drei Grade des Golden Dawn. 1898 erschien White Stains, eine Sammlung erotischer Gedichte Crowleys. Crowley beschloss die Anweisungen im Buch der heiligen Magie des Abramelin zu befolgen, einem Zauberbuch, das der Leiter des Golden Dawn, Samuel Liddell MacGregor Mathers, kurz zuvor bearbeitet und veröffentlicht hatte. 1899 lernte er Allan Bennett (alias Iehi Aour) kennen, mit dem er ritualmagische Übungen des Ordens praktizierte und der ihn in den Buddhismus einführte. Da dieser in bescheidenen Wohnverhältnissen lebte, lud ihn Crowley ein, bei ihm zu wohnen. Bennett nahm das Angebot unter der Bedingung an, dass er Crowleys persönlicher Lehrer werde. Bennett erzählte Crowley, es gebe eine Droge, welche „den Schleier hinter der Welt der Dinge zeige“, was Crowley veranlasste, mit Opium, Kokain, Morphin, Ether und Chloroform zu experimentieren. 1900 zog Bennett aus Gesundheitsgründen nach Ceylon, ebenso, um sich ganz dem Buddhismus zu widmen. Crowley siedelte in das Boleskine House am Loch Ness nach Schottland über und nannte sich fortan Laird of Boleskine. Da ihm die Londoner Mitglieder des Golden Dawn wegen seiner homosexuellen Liebschaften den Aufstieg zum fünften Grad, dem Adeptus Minor, verweigerten, besuchte Crowley im Januar 1900 MacGregor Mathers, den Gründer des Pariser Golden Dawn, der ihn schließlich in den fünften Grad einweihte. Der Ordenszweig in London erkannte diese Weihe nicht an, Mathers wurde aus dem Golden Dawn ausgeschlossen. Nach heftigen Auseinandersetzungen mit dem von ihm zunächst bewunderten Mathers verließ Crowley 1900 nach nur zwei Jahren den Golden Dawn. Ehe mit Rose Kelly Am 11. August 1903 traf Crowley die verwitwete Rose Edith Kelly, geschiedene Skerrit. Sie war eine Tochter von Frederick Festus Kelly, dem Vikar von Camberwell, und die Schwester seines engen Freundes, des Malers Gerald Festus Kelly (1879–1972) und späteren Präsidenten der Kunstakademie Royal Academy of Arts. Von ihrer Familie wurde sie bedrängt, wieder zu heiraten; eine Eheschließung war bereits avisiert. Crowley wollte Rose aus dieser Situation befreien und machte ihr bei ihrer ersten Begegnung einen Heiratsantrag. Die beiden heirateten spontan am nächsten Morgen. Die siebenmonatige Hochzeitsreise führte nach Paris, Neapel, Marseille, Kairo und Ceylon. Aus der Ehe gingen zwei Töchter hervor: 1904 Lilith, sie starb 1906 in Rangun an Typhus, und im Februar 1907 Lola Zaza. 1909 wurde die Ehe geschieden. Stele des Anchefenchons Während der Hochzeitsreise führte Crowley an drei Tagen beginnend am 16. März 1904 in Kairo eine Reihe von Evokationen der Sylphen durch, während Rose am 18. März in Trance ihren Gatten aufforderte einen Gott anzurufen, den sie später auf einer bemalten Holzstele im ehemaligen Boulak-Museum als Horus erkannte. Es handelte sich um die etwa 680/70 v. Chr. gefertigte Stele des Anchefenchons, die sich heute im Ägyptischen Nationalmuseum befindet. Das Bild stellt den Hohepriester Anchefenchons als Künder von Month dar, der vor dem auf einem Thron sitzenden Horus in der Gestalt des falkenköpfigen Re-Harachte steht. Die Stele trug die Nummer 666, was Crowley als Omen wertete, da er sich mit der Zahl 666, der Zahl des Tieres in der Offenbarung des Johannes, bereits früher identifiziert hatte. Rose teilte ihm mit, dass er gemäß ihren Anweisungen Horus invozieren solle. Diese Invokation führte Crowley am 19. und 20. März durch und empfing Informationen über die Natur eines Neuen Äons. ‚Buch des Gesetzes‘ (Liber Legis) Anfang April 1904 übertrug Crowley die Inschrift der Stele des Anchefenchons, basierend auf einer französischen Übersetzung, ins Englische. Seine Frau, die ihm als Medium diente, soll ihm währenddessen mitgeteilt haben, dass sie nicht Horus oder Ra-Hoor-Khuit channele, sondern deren Botschafter Aiwass, eine übernatürliche Wesenheit. Am 7. April 1904 soll Crowley von seiner Frau befohlen worden sein, sich an den drei aufeinander folgenden Tagen jeweils um 12:00 Uhr in eine Wohnung nahe dem Museum zu einer Niederschrift einzufinden. Dort schrieb er nach eigenen Angaben nach Aiwass' Diktat das Buch Liber Legis (später Liber AL vel Legis, „Buch des Gesetzes“) nieder, das in Crowleys Lehren später eine zentrale Rolle spielte. Es wird darin der Beginn eines neuen Äons verkündet, in dem der Mensch sich der göttlichen Mächte in Gestalt der neuen Trinität der Götter Nuit, Hadit und Ra-Hoor-Khuit versichern und mit ihr verschmelzen könne, wodurch er selber göttlich werde. Die Handschrift mit dem Liber Legis ging für einige Jahre verloren. Erst 1909 fand Crowley sie wieder, was ihn in dem Glauben bestärkte, der Verkünder und Prophet einer neuen Weltreligion zu sein. Sein Gesetz von Thelema zu verbreiten, betrachtete er ab 1916 als seine Mission. Ethische und politische Auffassungen des Thelema Die Offenbarungen des Buches Liber Legis bilden die Grundlage der thelemischen Ethik. Nach dem britischen Okkultisten Israel Regardie gibt es im Liber Al vel Legis keinen Platz für die Demokratie und keine Achtung für Durchschnittsmenschen. Die Demokratie wird als „ekelerregender Kult der Schwäche“ bewertet und ist in der von Thelema angestrebten Herrschaftsform nicht vorgesehen. Das Buch verdammt das Mitleid, hält Krieg für bewundernswert und enthält in seinen 220 Versen angeblich die Leitlinien für die Menschheitsevolution in den kommenden 2000 Jahren. „Mitleid ist das Laster der Könige: Tretet nieder die Jämmerlichen & die Schwachen: dies ist das Gesetz der Starken: dies ist unser Gesetz und die Freude der Welt“ – mit dieser und ähnlichen Passagen aus dem Liber Al vel Legis stellt sich Crowley in die Tradition Friedrich Nietzsches und seiner Verachtung des Mitleides. In seinem Herrenmenschentum nimmt Crowley nach Ansicht des Literaturwissenschaftlers Peter Paul Schnierer den Faschismus vorweg. Crowley beteuerte stets, in Wirklichkeit nicht der Urheber des Buchs zu sein und behauptete, dass die Botschaften des Liber Legis nicht unbedingt seine persönlichen Meinungen widerspiegelt. Sein Sekretär Israel Regardie zeigte demgegenüber auf, dass ungeachtet des behaupteten medialen Empfangs die im Buch zum Ausdruck gebrachten Darstellungen mit denjenigen Überzeugungen absolut konform gingen, die Crowley zeitlebens vertrat. In Crowleys späteren Deutungen des Liber Legis greift er in seinen Kommentaren die bürgerlichen Werte an, die er mit dem Christentum gleichsetzt, da diese der von ihm propagierten thelemischen Ethik und der sexuellen Freiheit entgegenstünden. Darin brachte er seine Verachtung der christlichen Auffassung der Sexualität, insbesondere der Ehe, zum Ausdruck. Crowley plädierte dafür, dass die „Schwachen“ von den „Starken“ zertreten werden müssten, was weniger eine ethische, als eine biologische Frage sei, weshalb der Kampf gegen das Christentum ohne Kompromisse radikal und erbarmungslos durchzuführen sei. Mitleid und die humanitäre Gesinnung, die Crowley als „die Syphilis des Geistes“ bezeichnete, seien radikal auszuschalten, wobei er ausdrücklich Friedrich Nietzsche zitiert. Der Religionswissenschaftler Kocku von Stuckrad sieht in der Konzeption des Liber Al bei allen heidnischen Elementen deutliche Spuren einer christlichen Semantik, nur setze Crowley vor die Ethik und die Eschatologie seines christlich-fundamentalistischen Elternhauses ein umgekehrtes Vorzeichen: Der ursprüngliche Inhalt bleibe aber erkennbar. Reisen Mit dem Aufblühen des Tourismus reiste Crowley in jungen Jahren mit seinen Eltern nach Frankreich und in die Schweiz. Später machte er sich einen Namen als Bergsteiger. Nachdem man ihn aus dem Golden Dawn ausgeschlossen hatte, reiste er im Mai 1900 zum Bergsteigen nach Mexiko. In Mexiko-Stadt knüpfte er okkulte Kontakte. Oscar Eckenstein kam ihm nach und gemeinsam erklommen sie die höchsten Berge des Landes. Im gleichen Jahr besuchte Crowley Allen Bennett in Ceylon, um mit ihm die hinduistische und die die buddhistische Tradition zu studieren sowie verschiedene Formen der Meditation und des Yoga zu üben. 1901/1902 reiste er nach Indien und ins Himalaya-Gebirge. Crowley galt zu seiner Zeit als einer der Pioniere im Bergsteigen. So war er mit Eckenstein der erste aus dem westlichen Raum, der 1902 den K2 wagte, und als Anführer eines Versuchs am Kangchendzönga (8.586 Meter). Die letztgenannte Expedition war zwar ebenfalls erfolglos, erreichte aber den höchsten Punkt, den zu dieser Zeit jemals ein Mensch auf einem Berg erreicht hatte. Beide Gipfel wurden erst über 50 Jahre nach Crowleys Versuchen bestiegen. Crowley verfasste auch einen der ersten Boulderführer der Welt aus dem Jahr 1898 im Gästebuch des Wasdale Head Inn – dem Geburtsort des britischen Kletterns – zusammen mit einer Zeichnung von LA Legros. Der Leitfaden behandelte über ein Dutzend Einzelprobleme an Wasdales mittlerweile berühmtem „Y-förmigen Felsbrocken“ und beschrieb eine Reihe von Beseitigungsmöglichkeiten. Berühmtheit erlangte er auch durch Erstbegehungen auf Kletterrouten wie „Devil's Chimney“, „Etheldreda's Pinnacle“ und dem „Cuillin Crack“ an den Kreidefelsen von Beachy Head. Es dauerte fast ein Jahrhundert, bis die Route „Cuillin Crack“ wiederholt wurde. Expedition zum K2 1901–1902 nahm er an einer britisch-österreichischen Expedition unter der Leitung von Oscar Eckenstein zur Erstbesteigung des K2 im Karakorum teil. Die sechs Bergsteiger mussten rund 1.900 Meter unterhalb des Gipfels auf 6.700 Metern umkehren, was damals ein Rekord war. Crowley sagte 1929 über diese Expedition, dass es einen handfesten Streit um die Aufstiegsroute gegeben habe. Er wäre lieber über den Südostgrat (die Route der erfolgreichen Erstbesteiger und heutiger Normalweg) aufgestiegen, anstatt sich wie dann geschehen dem Nordostgrat zuzuwenden. 1914 wurde Crowley in Ardelot bei Boulogne von der französischen Polizei inhaftiert, weil man ihn mit dem steckbrieflich gesuchten Hochstapler Gerard Lee Bevan verwechselte, dem er in seiner Kostümierung (Kilt und schwarze Kraushaarperücke) zum Verwechseln ähnlich sah. Er erwirkte seine Freilassung, indem er die Beamten überzeugte, nicht der Betrüger, sondern der berühmte Bergsteiger Crowley zu sein. Dazu legte er als Beweis Guillarmods K2-Buch vor, in dem ein Bild von ihm abgedruckt war. Nach Europa zurückgekehrt, verbrachte er mehrere Monate in Paris, wo er im kosmopoliten Flair des Stadtviertels Montparnasse viele Künstler und Intellektuelle kennenlernte. Expedition zum Kangchendzönga Nachdem er den Winter 1904 in St. Moritz verbracht hatte, schlug Guillarmod eine neue Expedition vor, um mit einer Seilschaft den dritthöchsten Berg der Welt, den Kangchendzönga, zu bezwingen. Crowley willigte ein, bestand aber auf der Führerrolle. Dies veranlasste Oscar Eckenstein, aus dem Unternehmen auszusteigen. Stattdessen wurden die erfahrenen Alpinisten Alexis Pache und Charles Reymond und der bergsteigerische Laie Alcesti C. Rigo de Righi angeworben. Die fünf unterzeichneten einen Vertrag, in dem Crowley als der einzige oberste Richter in sämtlichen bergsteigerischen Fragen anzuerkennen sei, während die anderen seinen Anordnungen unbedingten Gehorsam zu leisten hätten. Am 8. August startete man mit 230 Trägern und sieben Tonnen Gepäck. Crowley schlug die Route über den Yalung-Gletscher ein, was Frank Smythe, der den Berg 1930 von Nordwesten anging, als sinnloses Unterfangen bezeichnete. Nach drei Tagen kam es zu handfesten Streitigkeiten zwischen Crowley, der mit allen zerstritten war, und Guillarmod, weil Crowley einen Teil der Träger vorsätzlich barfuß laufen ließ, sie mit Schlägen vorwärts trieb und der Rückweg nicht mit Markierungen versehen wurde. Am nächsten Tag desertierten drei Träger, und einer stürzte zu Tode. In der Nacht ergriffen weitere misshandelte Träger heimlich die Flucht. Am nächsten Morgen brachen Guillarmod und de Righi zu Crowleys Lager IV auf, um ihn wegen seines Versagens als Expeditionsleiter abzusetzen. Die Expedition endete 2.186 Meter unter dem Gipfel auf 6.400 Metern im Desaster, als Alexis Pache und drei Träger, deren Namen nicht überliefert sind, bei einem Lawinenunglück ums Leben kamen. Daraufhin desertierte Crowley und stieg alleine ab, ohne sich zu erkundigen, ob die verunglückten Kameraden geborgen werden konnten. Diese Vorfälle brachten ihn als Bergsteiger in Verruf. 1906 erschien im Alpin Journal ein Bericht über diesen Besteigungsversuch, in dem bemerkt wurde, dass, wenn es Crowleys Absicht gewesen sei, sich in den Augen aller Bergsteiger zu blamieren, ihm das nun voll und ganz gelungen sei. Angesichts des Prozesskostenrisikos verzichtete Guillarmod darauf, Crowley wegen Veruntreuung der von ihm zum größten Teil gestifteten Expeditionsgelder gerichtlich zu verfolgen. Nach dem Lawinenunglück am Kangchendzönga ging Crowley mit dem Maharadscha von Mohabanj in Orissa auf Großwildjagd. Im Anschluss reiste er mit seiner Frau und der einjährigen Tochter nach Birma. Von dort wurde die vier Monate währende Reise mit Ponys über Südchina nach Vietnam fortgesetzt. Während seiner Tour durch Südchina führte er das Ritual des Augoeides durch. Dieses Ritual wird genauso ausgeführt wie das Ritual des Abramelin, aber durch eine reine Visualisierung, so dass kein physischer Raum oder Gegenstand benötigt wird. Nach der Rückkehr nach England veröffentlichte er eine Sammlung seiner Jugendwerke in drei Bänden, meist Poesie (Collected Works, 1905–1907), eine Sammlung von Essays (Konx Om Pax. 1907) und eine wichtige Synthese seines system of correspondences (777. 1909), das er auf der Grundlage des Golden-Dawn-Systems entwickelt hatte. In dieser Periode lernte er den britischen Offizier John Frederick Charles Fuller (1878–1966) kennen, den er für seine Arbeit interessierte. Fuller schrieb daraufhin die erste kritische Arbeit über Crowley (The Star in the West, 1907) und half ihm 1909 seinen eigenen Orden, den Astrum Argenteum, aufzubauen. Beginn der Beziehung mit Victor Neuburg 1908 wurde Crowley von Hauptmann John Frederick Charles Fuller mit dem 25-jährigen Victor Benjamin Neuburg bekannt gemacht, der sich mit Spiritismus beschäftigte. Crowley gab Neuburg Unterricht in Magie und weihte ihn in homosexuelle Praktiken ein, die auch sadomasochistische Elemente umfassten. Im November und Dezember 1909 reisten beide durch Algerien und vollzogen dort die Henochischen Anrufungen John Dees. 1911 reisten sie ein zweites Mal in die Sahara. Gründung des Astrum Argenteum (1907) 1907 gründete Crowley nach dem Vorbild des Golden Dawn seine eigene Geheimgesellschaft Astrum Argenteum (A∴A∴), den „Orden des silbernen Sterns“ (auch: S∴S∴), in der die Selbsteinweihung und die Überwindung des Selbst gelehrt wurden, damit der Abyss überquert werden kann. Ab März 1909 gab er die Zeitschrift The Equinox heraus, von der zehn Bände jeweils zur Sommer- und Wintersonnenwende erschienen. The Equinox enthielt Aufsätze, Rituale, Gedichte, Erzählungen und Rezensionen. Im Frühjahr 1910 versuchte Mathers vergeblich, das Erscheinen von The Equinox gerichtlich untersagen zu lassen, um zu verhindern, dass auch Rituale des Golden Dawn veröffentlicht wurden. Der Prozess wurde international stark beachtet und verschaffte Crowley weltweit Beziehungen zu verschiedenen Esoterikern und Okkultisten. Zu dieser Prominenz trugen auch öffentlich durchgeführte Rituale wie die an den antiken Mysterien von Eleusis orientierten „Rites of Eleusis“ bei, mit denen er 1910 die Aufmerksamkeit der Londoner Öffentlichkeit auf sich zog. Im Lehrsystem des A∴A∴ ist das Liber Legis das Hauptlehrbuch. Die Gradeinteilung des A∴A∴ wurde von Crowley weitgehend vom Golden Dawn übernommen. Um 1910 wurden in der Presse Gerüchte über Crowleys Homosexualität und die angebliche Unmoral der Aktivitäten seines A∴A∴-Ordens verbreitet, was mehrere Mitglieder zum Austritt veranlasste. Diesen Gerüchten und Anschuldigungen, die ihren Höhepunkt nach dem Ersten Weltkrieg erreichten, blieb Crowley für den Rest seines Lebens ausgesetzt. Aufbau des O.T.O. (ab 1912) 1912 veröffentlichte Crowley The Book of Lies. Das Buch thematisiert kabbalistisches Wissen, beschreibt magische Rituale und enthält Wortspiele und mehrdeutige Geschichten. Der Okkultist Theodor Reuß suchte Crowley deswegen auf und beschuldigte ihn, in dem Buch widerrechtlich ein geheimes Ritual seines eigenen Ordens preisgegeben zu haben, was Crowley bestritt. Reuß war beschäftigt, den irregulären Ordo Templi Orientis (O.T.O.) zu konstituieren, um sexualmagische Praktiken zu lehren. Er lud Crowley zur Mitarbeit ein und erlaubte ihm, eine eigene, englische Sektion des O.T.O. („Mysteria Mystica Maxima“) zu gründen, was Crowley in dem Glauben bestärkte, eine prophetische Rolle in Bezug auf Thelema zu spielen. Im März 1910 wurde Crowley in den achten Grad des O.T.O. in England eingeweiht, am 21. April 1912 wurde er X° des O.T.O. von England und Irland. Nachdem er 1912 in den ersten beiden Teilen seines Book Four seine Ansichten über Magie dargelegt hatte, begann er im Folgejahr mit den sexualmagischen Basistechniken zu experimentieren, die ihm von Reuß nahegebracht worden waren. In der Folgezeit überarbeitete Crowley das System des O.T.O., das bis dahin neun Grade umfasst hatte, und erweiterte es auf elf. In den Graden acht, neun und elf spielten von nun an sexualmagische Riten eine Rolle, die unter anderem Autoerotik und homosexuelle Akte umfassten. Im Januar und Februar 1914 führte Crowley mit seinem Liebhaber Neuburg in Paris erste sexualmagische Handlungen im neuen elften Grad durch. Dabei handelte es sich um Analverkehr, bei dem Merkur (alias Hermes und Thot) und Jupiter mit dem Ziel angerufen wurden, Weisheit und Inspiration zu erlangen und Geld „herbeizuzaubern“. Teile der Riten, die er später „The Paris Working“ nannte, hatten sadomasochistischen Charakter. Sie setzten Neuburg so zu, dass er seine Beziehung mit Crowley im Februar 1914 beendete. Eine Beschreibung der magischen Erfahrungen während der Anrufungen und Astralreisen in der algerischen Wüste erschien 1911 in The Equinox (I, 5) unter dem Titel The Vision and the Voice. Erster Weltkrieg in den USA Beim Ausbruch des Ersten Weltkriegs hielt sich Crowley in der Schweiz auf. Er fuhr nach England zurück, nach eigenen Aussagen um den britischen Geheimdiensten seine Dienste anzubieten, die das Angebot jedoch ausschlugen. Im Oktober 1914 reiste Crowley in die Vereinigten Staaten. Ursprünglich hatte er nur einen zweiwöchigen Aufenthalt geplant, währenddessen er einem Sammler einen Teil seiner Buchbestände verkaufen wollte. Crowley verbrachte fünf Jahre in den USA in Armut. Er nahm eine Beziehung mit der Amerikanerin Jeanne Robert Foster auf, die ihm später einen Sohn gebar. Mit ihr reiste er zur Weltausstellung 1915 nach San Francisco. Am 19. Oktober trafen sie in Vancouver bei einem A∴A∴-Mitglied namens Achad ein und fuhren nach Point Loma, wo Crowley der Präsidentin der Theosophischen Gesellschaft in Amerika, Katherine Tingley, eine Allianz mit seinem A∴A∴-Orden vorschlagen wollte. Tingley verweigerte jedoch ein Zusammentreffen, worauf Crowley erbost nach New Orleans abreiste. Seine Freundin blieb zurück, weil sie seine favorisierte Sexualpraktik, den Analverkehr, nicht mehr ertrug. Propagandatätigkeiten für das Deutsche Reich und Spionage Crowley publizierte während des Ersten Weltkriegs in New York anti-britische Kriegspropaganda. Diese Artikel veröffentlichte er in der deutschfreundlich eingestellten Propagandazeitung The Fatherland und in dem Magazin Vanity Fair. Im August 1917 übernahm er acht Monate lang die Leitung der Zeitung The International und nutzte die Gelegenheit, um in Artikeln, Gedichten und Erzählungen Werbung für seine auf dem Liber Legis beruhende Religion zu betreiben. Wegen seiner Propagandatätigkeit für das Deutsche Reich durchsuchte die Londoner Polizei im Frühjahr 1917 den Hauptsitz des O.T.O. in England. Auch wenn er nach dem Krieg erklärte, dies seien satirische Schriften gewesen, konnte dies seinen überwiegend schlechten Ruf in der Öffentlichkeit nicht verbessern. Laut dem Historiker Richard B. Spence beweisen Dokumente in den Archiven der amerikanischen Geheimdienste, dass Crowley an britischen Spionagetätigkeiten in den USA beteiligt war. Spence vermutet, Crowley habe mit einer Zelle des MI1c (Military Intelligence, Section 1c) kooperiert, der auch als SIS (Secret Intelligence Service) bekannt war und nach dem Krieg zum „MI6“ wurde. Magische und sexualmagische Operationen Ab Frühjahr bis Sommer 1916 pflegte Crowley den Umgang mit dem indisch-britischen Kunsthistoriker Ananda Kentish Coomaraswamy. Er begann mit dessen zweiter Ehefrau, der englischen Sängerin Ratan Devi (eigentlich Alice Richardson), ein Verhältnis und vollzog mit ihr diverse sexualmagische Operationen, woraufhin sie schwanger wurde, das Kind allerdings verlor. In der Folge unterstellte Crowley Coomaraswamy, seine Frau mutwillig zu einer langen Schiffsreise gezwungen zu haben, um eine Fehlgeburt hervorzurufen, wobei er ihn mit rassistischem Unterton beleidigte. Im Sommer 1916 weihte sich Crowley in New Hampshire in den vorletzten Grad des Golden Dawn, den Grad des Magus, ein. Dazu zelebrierte er im Juni 1916 ein schwarzmagisches Ritual, um die Überreste des vorangegangenen Äons zu beseitigen und dessen Sterbenden Gott zu bannen. Ab Juni 1917 übernahm Ann-Catherine Miller die Rolle der „scharlachroten Frau“ (Scarlet Woman), wie Crowley seine Partnerinnen bei sexualmagischen Praktiken nannte. Nachdem sie Alkoholprobleme bekommen hatte, folgte ihr Roddie Minor nach, die im Januar 1918 kabbalistische Informationen von den „Geheimen Meistern“ erhielt. Ihren Äußerungen entnahm Crowley die vermeintlich richtigen Schreibweisen und Zahlenwerte der Namen Therion (ThRIVN=666) und Baphomet. Durch Minors im Opiumrausch und exzessiven sexualmagischen Praktiken entstandene Visionen wandelte Crowley seinen Schutzengel Aiwass in OIVZ um, mit dem für die Thelemiten bedeutsamen Zahlenwert 93, demselben Zahlenwert wie Thelema (Wille) und Agape (Liebe). Im März 1918 wurde Miller zeitweise durch Marie Lavroff ersetzt, bis Crowley im Frühjahr 1918 die Schwestern Alma und Leah Hirsig kennenlernte. Alma hatte bereits einschlägige Erfahrungen in einer Sekte gesammelt, die sie in dem Buch My Life in a Love Cult beschrieb. Leah blieb am längsten bei Crowley. 1918 traf Crowley in New York mit Harvey Spencer Lewis zusammen, dessen Geheimorden AMORC daraufhin Crowleys propagierte Devise „Do what you wilt shall be the whole of the Law.“ und „Love is the law, love under will“ bis in die 1950er Jahre als angeblich klassische Rosenkreuzergesetze verwendete. 1936 machte Crowley Anstalten, den AMORC zu übernehmen, was wegen Crowleys Konkurs jedoch scheiterte. Zurück in England verschrieb ihm sein Arzt wegen der Asthma-Anfälle ab 1919 Heroin. Sizilienaufenthalt (1920–1923) Crowley und Hirsig beschlossen, ein europäisches Zentrum zu gründen, um von dort die Thelema-Lehre zu propagieren. 1920 siedelten sie ins sizilianische Cefalù über, wo Crowley die Abtei Thelema gründete. Zum Kern der Thelemiten zählten neben Crowley die Lehrerin Leah Hirsig und die ehemalige französische Gouvernante Ninette Shumway. Die meisten der zahlreichen Gäste, die sich in den nächsten drei Jahren einfanden, kamen aus England. Hirsig und Crowley hatten eine gemeinsame Tochter, Anna Leah, die den Kosenamen Poupée erhielt. Nach deren Tod am 19. Oktober 1920 eskalierten die Auseinandersetzungen und veranlassten die Polizei 1921 zu einer Razzia in der Abtei. Innerhalb der Abtei mussten sich die Männer die Köpfe bis auf eine Phalluslocke kahl scheren, denn die Stirnlocke galt als Symbol für die magische Kraft des Horus oder die Hörner des Pan. Die Frauen trugen hellblaue, purpurgesäumte, lose fließende Roben mit Kapuze und hatten sich die Haare rot oder golden zu färben, was als Symbol der „Frau in Scharlach“ galt. Das Lesen von Zeitungen war verboten. Jeder hatte ein magisches Tagebuch zu führen, das Crowley zur Kontrolle vorzulegen war. Nach dem Tod des Thelemiten Raoul Loveday in der Abtei wandte sich dessen Witwe Betty May an die britische Presse und verklagte Crowley. Loveday soll nach einem Ritual gestorben sein, bei dem er angeblich das Blut einer rituell geopferten Katze getrunken hatte. Crowley verlor den Prozess, was ihn ins gesellschaftliche Abseits brachte, zumal die Presse sich auf die Skandalgeschichte stürzte. Nach der Autobiographie der britischen Sängerin Betty May hatte Crowley keine Schuld an Lovedays Tod. Der seit Jahren heroin- und kokainsüchtige Crowley konsumierte täglich durchschnittlich drei Gran Heroin. Mehrere Entzugsversuche scheiterten. Deshalb verließ er 1922 vorübergehend die Abtei, um sich zum Zweck des Heroinentzugs nach Fontainebleau nahe Paris zu begeben. Die Entwöhnungskur scheiterte jedoch, und er blieb bis zu seinem Tode heroinabhängig. Um aus seiner Geldnot herauszukommen, schrieb er den vom Kommunenleben in Cefalù handelnden Roman The Diary of a Drug Fiend („Tagebuch eines Drogenabhängigen“), der 1922 erschien und von der Zeitung The Sunday Express als Aufruf zum hemmungslosen Drogenkonsum kritisiert wurde. Wegen zunehmender Presseangriffe schob Crowley die Veröffentlichung seiner Biographie bis 1929 auf. Im Oktober 1922 kehrte er nach Cefalù zurück und machte genau während der Tage einen Zwischenstopp in Rom, als die Faschisten in die Stadt einmarschierten. Nach einem Briefwechsel mit dem Kommissar von Cefalù befahl der italienische Diktator Benito Mussolini Crowley zu observieren. Nach Hinweisen durch die Nachbarn wurde eine Hausdurchsuchung der Abtei Thelema vorgenommen. Der anschließende Durchsuchungsbericht mit seinen Schilderungen der im Haus vorgefundenen Malereien bildete die konkrete Grundlage für die Ausweisung Crowleys: Am 23. April 1923 wurde Crowley von der Regierung aus Italien ausgewiesen, nachdem Geheimbünde und oppositionelle Parteien für illegal erklärt worden waren. Crowley ging für kurze Zeit nach Tunesien und verfasste dort die kleine satirische Gedichtsammlung Songs for Italy gegen Mussolini und dessen Regime (die er auf eigene Kosten veröffentlichte). Spaltung der Rosenkreuzerbewegung und Ausrufung zum Weltlehrer 1922 legte der gesundheitlich angeschlagene Reuß seine Ämter im O.T.O. nieder und bestimmte Crowley zu seinem Nachfolger, was auf massiven Widerstand seitens der deutschen Ordensmitglieder stieß. Als Reuß 1923 verstarb, übernahm Heinrich Tränker die Leitung des deutschen O.T.O.-Zweigs, da Crowleys Lehren in Deutschland keine allgemeine Zustimmung fanden. Im Sommer 1925 veranstaltete die Deutsche Rosenkreuzerbewegung, die den deutschen O.T.O. und die Pansophia umfasste, deshalb die Weida-Konferenz im thüringischen Weida, um einen neuen Leiter zu wählen. Dazu luden der Veranstalter Heinrich Tränker, Albin Grau, Karl Germer, Martha Küntzel und Gregor A. Gregorius auch Crowley, Hirsig und Normann Mudd ein, die aus Paris anreisten. Crowley war 1925 von seiner Rolle, der Retter der Menschheit und Verkünder einer neuen religiösen Botschaft zu sein, völlig überzeugt und verfolgte von Deutschland ausgehend den Plan, sich von okkulten Gruppen zum Weltlehrer oder Weltheiland ausrufen zu lassen, dessen Erscheinen insbesondere die Theosophische Gesellschaft seit Langem erwartete. Als Rechtfertigung behauptete er, dazu von einer unsichtbaren weißen Bruderschaft befugt worden zu sein. Die Konferenz führte zu einer Spaltung der Deutschen Rosenkreuzerbewegung in eine Fraktion, die Crowley als internationales Oberhaupt anerkannte, und eine opponierende Gruppe, die ihn ablehnte. So übernahm Crowley 1925 als „Bruder Baphomet“ de facto die O.T.O.-Ordensleitung, auch wenn er kein Ernennungsdekret hatte, und ließ sich dazu von den ihm geneigten Anwesenden eine Ermächtigung zum Weltlehrer unterschreiben. Martha Künzel machte sich in der Folgezeit für ihn stark, und Germer wurde einer seiner wichtigsten „Sponsoren“ und Unterstützer in finanzieller und organisatorischer Hinsicht. Tränker und Grau wurden von Crowleys antichristlicher Haltung abgestoßen und zogen ihre Unterstützung unmittelbar nach der Weida-Konferenz zurück. Auch Mudd (1927) und Hirsig (1928) widerriefen ihre Unterschrift später. Mit der Anerkennung Crowleys als ihr Oberhaupt erkannten die verschiedenen deutschen esoterischen Gruppierungen Crowleys im Wesentlichen auf dem Liber Legis beruhende Botschaft an. Crowley verkündete, dass derjenigen Nation die Weltherrschaft zufallen werde, die als erste sein Buch Liber Legis zu ihrem Staatsgrundsatz erklärt. Pariser Jahre (1924–1929) 1924 zog Crowley nach Frankreich, wo er zunächst mit Frank Harris in Nizza zusammentraf, mit dem er unternehmerische Projekte avisierte. Dann schlug er sein Hauptquartier in Paris auf, wo er mit Unterbrechungen bis 1929 lebte. Im Frühjahr 1925 begann Crowley von Tunis aus mit seiner „World Teacher Campaign“ („Weltlehrer-Kampagne“). Damit trat er in Konkurrenz zur Theosophischen Gesellschaft, die zur gleichen Zeit unter Federführung von Annie Besant und Charles Webster Leadbeater versuchte, den jungen Inder Jiddu Krishnamurti als spirituellen Weltlehrer aufzubauen. Crowley startete seine Kampagne mithilfe kleiner Abhandlungen und Traktate, um Krishnamurti als denjenigen zu „entlarven“, den er für einen „falschen Messias“ hielt, und sich selbst als den wahren „Weltlehrer“ zu inszenieren. Trotz des europäischen Medienechos war der Kampagnenerfolg eher bescheiden. In dieser Zeit traf Crowley in dem Institut für die harmonische Entwicklung des Menschen bei Paris mit Georges I. Gurdjieff zusammen. Am 17. März 1929 wurde Crowley wegen Spionage aus Frankreich ausgewiesen, was ein breites Echo in der internationalen Presse erzeugte. Unter anderem wurde der Landesverweis durch Regardies besorgte Schwester initiiert, die den französischen Botschafter in Washington ersuchte, ihrem Bruder kein Visum zu erteilen. Da das Visum bereits erteilt war, veranlasste der Botschafter Untersuchungen in Paris, wo sich der Vorgang mit einer polizeilichen Anzeige De Vidal Hunts gegen Crowley kreuzte, der seit Dezember 1928 gegen ihn prozessierte. Im August 1929 heiratete Crowley in Leipzig die Nicaraguanerin Maria Theresa de Miramar, damit diese die britische Staatsbürgerschaft erhielt. Im selben Monat reisten beide zusammen mit Regardie nach England, wo sie sich in einem Landhaus in Kent niederließen. Aufenthalt in Deutschland und Portugal (1930–1932) Im Frühjahr 1930 reiste er mit seiner Frau nach Deutschland und plante, seine Bilder in einigen deutschen Städten auszustellen. Von September 1930 bis Mitte 1932 weilte er in Berlin, wo er mit Alfred Adler, Christopher Isherwood, Aldous Huxley und vor allem Gerald Hamilton verkehrte. Am 23. April 1930 traf er in der Berliner Wohnung von Henri Birven mit Arnold Krumm-Heller zusammen, der ihm schon 1928 in einem Brief zwecks Ausbreitung seiner Organisation angeboten hatte, seine Ideen in den spanischsprachigen Ländern Südamerikas publik zu machen. Eine engere Zusammenarbeit kam jedoch nicht zustande. In Berlin verliebte sich Crowley in die 19-jährige Künstlerin Hanni Jaeger. Er nahm sie mit nach England und ließ seine Ehefrau Maria Theresa in Deutschland zurück, die 1930 in eine Nervenheilanstalt eingewiesen wurde. Ende August 1930 verreiste er mit Jaeger nach Lissabon, wo er mit dem bekannten Dichter Fernando Pessoa zusammentraf. Nachdem sich Hanni von ihm getrennt hatte und nach Deutschland abgereist war, täuschte Crowley in der Nähe von Cascais, am Boca do Inferno unter Pessoas Mitwirkung eine Selbsttötung vor. Bei einem Spaziergang Unter den Linden lernte Crowley am 3. August 1931 die 36-jährige Bertha Busch kennen, mit der er eine Beziehung einging. Er zog mit ihr zusammen und weihte sie zur großen Hure des Tieres 666. Als Crowley sie bei einem Streit öffentlich misshandelte, eilte ihr ein SA-Trupp zu Hilfe und verprügelte Crowley. Letzte Jahre in England (1932–1947) 1932 kehrte Crowley aus Deutschland nach England zurück, wo er bis zu seinem Tode blieb. Seine Gesundheit war durch den beständigen Drogenkonsum zerrüttet. Finanziell blieb er trotz seiner schriftstellerischen Betätigung auf die finanzielle Unterstützung seiner Schüler angewiesen. Dabei führte er ein reges gesellschaftliches Leben. 1934 verklagte er seine alte Freundin Nina Hamnett, die sich in ihren Memoiren unvorteilhaft über seine Abtei Thelema geäußert hatte. Das Gerichtsverfahren endete nach vier Tagen in einer Niederlage: Crowley wurde selbst zum Angeklagten, intime Einzelheiten über sein Privatleben wurden publik. Im Juli wurde er angeklagt, Briefe gestohlen und gehehlt zu haben, um sie im Prozess gegen Nina Hamnett zu verwenden. Er wurde zu zwei Jahren Freiheitsstrafe auf Bewährung verurteilt. 1935 erklärte man ihn für bankrott. 1937 lernte er Frieda Harris kennen, mit ihr entwickelte er das Tarotblatt „Thoth-Tarot“: Dabei bezogen sie sich auf Arbeiten Éliphas Lévis, der eine Verbindung zwischen Tarot und dem Baum des Lebens der hermetischen Kabbala hergestellt hatte. Während des Zweiten Weltkrieges verfasste Crowley unter dem Titel Liber OZ die thelemische „Erklärung der Menschenrechte“, die heute von allen O.T.O.-Gruppen vertreten wird. In seinen letzten Jahren lebte er außerhalb Londons, um vor den deutschen Luftangriffen sicher zu sein. Crowley starb am 1. Dezember 1947 in Hastings (Sussex) in der Pension Netherwoods mit 72 Jahren an Herzmuskelschwäche. Schaffen Magisches System In seinem magischen System verband Crowley östliche und westliche Einflüsse. Seine kabbalistischen und magischen Schriften sind eine Mischung aus jüdisch-christlicher Kabbala in der Tradition des Golden Dawn mit seinem Buch des Gesetzes. Das Buch des Gesetzes möchte alle Religionen hinter sich lassen. Er erfand zahlreiche „tantrische“ Rituale und nannte sich in Anlehnung an die biblische Apokalypse in der Offenbarung des Johannes: „The Great Beast 666“. Das Ziel seiner Magie bestand in der Weiterentwicklung des Individuums, wobei er die Ansicht vertrat, das Selbst bringe erst das wahre Wesen des Menschen hervor. Gemäß seiner Theorie ist jeder Mann und jede Frau ein Stern, deren Lebenssinn darin bestehe, den Abyssus zu überqueren. Einer der zentralen Sätze seiner religiösen Anschauungen ist der Sinnspruch: Dabei legte Crowley Wert darauf, dass der Mensch zuerst erforschen müsse, worin dieser eigene Wille bestehe, um gewollt handeln zu können. Der Satz besagt nicht, wie von seinen Gegnern oft unterstellt: „Tue, worauf immer du Lust hast, ist das ganze Gesetz.“ Crowley behauptete, auf Geheiß einer imaginierten höheren Intelligenz, der mentalen weißen Bruderschaft, zu handeln und war Versammlungen gegenüber nicht zugetan. Er empfand sich als geistigen Führer der Menschheit. Über seine magischen Fähigkeiten, mit denen er keine Wunder vollbringen, aber geistige Krisen verursachen könne, äußerte er sich zwiespältig: „Mag sein, dass ich ein schwarzer Magier bin, aber auf jeden Fall bin ich ein verdammt guter Magier.“ Crowleys Erscheinung sei ehrfurchtgebietend oder furchterregend gewesen: Er trug sonderbare Kleidung und Ringe, eine Glatze, habe ein fettes, feminines Gesicht und einen starren, kalten Blick gehabt und soll einen süßlich-ekelerregenden Geruch abgesondert haben, der von einer Sex-Appeal-Salbe herrührte, mit der er sich mit der Absicht einzureiben pflegte, seine Anziehungskraft auf Frauen zu steigern. Crowley pflegte zwei seiner Zähne spitz zu feilen und Frauen den „Schlangenkuss“ zu geben, indem er sie ins Handgelenk biss. Bei verschiedenen Gelegenheiten defäkierte er auf die Teppiche der Salons oder Treppenhäuser seiner Freunde. Crowley kreierte einige Wortneuschöpfungen, um sich von anderen esoterischen Lehren zu unterscheiden. Zum Beispiel grenzte er sich von der Bühnenmagie ab, indem er den esoterischen Bereich der Magie als Magick [], anstelle von Magic, bezeichnete. Seine Philosophie soll auf gnostische und tantrische Quellen zurückgegriffen haben, auch wenn Crowley über keinerlei vertiefte Kenntnisse des indischen Tantra verfügte. Ich-Aufgabe Crowley propagierte die Selbsteinweihung durch „Unbekannte Obere“, die das Ich zerstören, und lehrte, dass „das Dasein reinstes Vergnügen sein müsse“. Charakteristisch für seine Philosophie ist, dass das Ich oder das Bewusstsein als hinderlich angesehen wird. So wurde in der Abtei Thelema eine Übung praktiziert, bei der es nur dem Abtei-Oberhaupt erlaubt war, das Wort „Ich“ zu gebrauchen, während alle anderen stattdessen „man“ sagen mussten. Wer diese Regel brach, musste sich mit einem Rasiermesser für jedes ausgesprochene „Ich“ in den Arm schneiden. Diese Übung sollte nach Crowleys Philosophie nicht zur Unterdrückung des Ich beitragen, sondern dessen spirituelle Entwicklung bewirken. Der amerikanische Religionswissenschaftler Hugh Urban vergleicht Crowley mit dem französischen Sexualphilosophen Georges Bataille: Beide hätten in der Sexualität das machtvollste Instrument gesehen, die Begrenzungen der Ratio des Menschen und seines Ichs zu durchbrechen. Indem das denkende Bewusstsein im Exzess des Orgasmus, des Schmerzes und des Drogenrauschs ausgeschaltet werde, habe Crowley die Möglichkeit gesehen, für einen Moment Anteil am kosmischen „universellen Bewusstsein“ zu nehmen. Sexualmagie und rituelle Opfer Crowley galt Sexualität als die wirksamste magische Methode, wobei er im Orgasmus die Triebkraft zur Umsetzung seiner magischen Ziele sah. Sein Thelema, bei dem alles willenskontrolliert stattfindet, kann jedoch kaum als Tantrismus aufgefasst werden. Die Eichel des Penis entspricht bei Crowley der Form des Gehirns. Wie alle sexualmagischen Gnostiker (Sperma-Gnostiker) sah Crowley das Zentrum des menschlich/göttlichen Schicksals im Sperma, dessen Verzehr zu magischen Zwecken als Lehre des achten Grades in Crowleys O.T.O. verankert ist. In den fortgeschrittenen Einweihungsstufen des O.T.O hat der Adept, um Macht oder Zugang in höhere geistige Sphären zu erlangen, etwa auf das Sigel eines Dämonen zu masturbieren oder über das Bild eines Phallus zu meditieren; im neunten Grad muss er nach vollzogenem Koitus Sexualsekrete und das eigene Sperma aus der Vagina seiner Partnerin saugen, im Mund behalten und anschließend auf ein Sigel schmieren. Im stark homosexuell ausgerichteten elften Grad spielen statt der Vaginalflüssigkeit Blut und Exkremente, die beim Analverkehr hervorgebracht werden, eine zentrale Rolle. Als zentrale Figuren seiner Magick beschreibt Crowley neben dem „Master Therion“ bzw. dem „Tier 666“, mit dem er sich selbst bezeichnete, die „Frau in Scharlach“, eine Rolle, die mit wechselnden Personen besetzt wurde. Die kosmische Vereinigung der beiden wurde in obszöner Umdeutung von zu einem zentralen Element seiner Magie. In seinem 1929 erschienenen Buch Magick deutet er an, dass seine Details nur ausgewählten Adepten mündlich mitgeteilt würden, was die öffentliche Spekulation darüber anfeuerte. Stuckrad erkennt auch in diesen sexualmagischen Elementen Umdeutungen der christlich-prämillenaristischen Prägung aus Crowleys Kindheit. Während der sexualmagischen Handlungen wurde unter anderem auch Tierblut getrunken. Crowleys Adeptinnen Mary Butts und Cecil Mailand wurden in der Abtei unter anderem Zeuginnen einer sexualmagischen Schaustellung, bei der die „Scharlachfrau“ Leah Hirsig angeblich mit einem Ziegenbock kopulierte. Unmittelbar nach dem Akt schnitt Crowley dem Tier die Kehle durch, worauf das Blut über Hirsigs Rücken strömte. Seine jeweiligen Geliebten setzte er mit der Vagina gleich, deren restlicher Körper nur der Verzierung diente. Er selbst identifizierte sich mit dem Phallus. Es ist umstritten, ob die zu Crowleys Betätigungsschwerpunkt gehörenden und bis zuletzt praktizierten sexualmagischen Akte – religiös motiviert oder nicht – einem biografisch angelegten pathologischen Sadomasochismus zuzuschreiben sind. Ebenfalls umstritten ist, ob auch rituelle Gewalt gegen Kinder bei den Ritualen eine Rolle spielte: Nach Angaben des Beauftragten für Weltanschauungsfragen des evangelisch-lutherischen Kirchenkreises Göttingen/Hannover Ingolf Christiansen zählte auch sexueller Missbrauch von Kindern zu den von Crowley ausgeübten und empfohlenen sexualmagischen Praktiken. Als Beleg verweist er auf eine Stelle im dritten Teil von Crowleys Buch des Gesetzes, die die Opferung eines Kindes nahezulegen scheine: „Sacrifice cattle, little and big: after a child. But not now“. Diese Formulierung deutet Christiansen als Hinweis auf Menschenopfer. Nach anderer Ansicht ist damit männlicher Samen gemeint, der nicht zur Zeugung verwendet werde: Das Kind, das aus ihm hätte entstehen können, wird somit quasi geopfert. Der amerikanische Religionswissenschaftler Hugh Urban interpretiert Crowleys sexualmagisches System als Versuch einer radikalen Abgrenzung von der als repressiv wahrgenommenen viktorianischen Sexualethik seiner Zeit: Statt einer Sexualnorm, die heterosexuell, genital und auf die Zeugung von Kindern ausgerichtet war, habe Crowley nicht-reproduktive Praktiken wie Anal- und Oralverkehr, Homosexualität und Masturbation propagiert. Indem er das Prinzip der Überschreitung ins Extrem getrieben habe und buchstäblich jedes vorstellbare gesellschaftliche, moralische oder sexuelle Tabu gebrochen habe, habe er das Ziel einer radikalen, „übermenschlichen“ Freiheit und Selbstbestätigung bis hin zur Selbstvergöttlichung im Auge gehabt. Mit Blick auf das heute herrschende Ideal der Selbstverwirklichung sei Crowley „seiner Zeit voraus“ gewesen. Erstausgaben, Handschriften und Veröffentlichungen Sein ererbtes Privatvermögen nutzte Crowley unter anderem, um seine Gedichte in aufwändigen Ausgaben drucken zu lassen. Seine literarischen Arbeiten fanden allerdings bei der Kritik keinen nennenswerten Widerhall. 1928 wurden Israel Regardie und Gerald Joseph Yorke Crowleys Schüler. Yorke sammelte eine große Anzahl crowleyscher Erstausgaben, Handschriften und Dokumente und schenkte diese Sammlung später der Bibliothek Warburg, die sie bis heute verwahrt. 1929 fand er nach langer Suche in Percy Reginald Stephensen vom Kleinverlag Mandrake einen Verleger, der ihm vertraute. Stephensen schrieb eine Apologie über ihn und publizierte auf Crowleys Kosten verschiedene seiner Werke, darunter den Roman Moonchild, die ersten beiden Bände seiner Confessions und sein wichtigstes Werk Magick: In Theory and in Practice. Beinahe alle Veröffentlichungen Crowleys sind von einem ironischen Unterton durchzogen. Seine Aussagen sind entweder oft sadistisch oder schlichtweg lächerlich, etwa wenn er wirr zwecks Entlarvung von Jack the Ripper als viktorianische Verfasserin Helena Blavatsky angibt. Crowleys Ruf war so schlecht, dass es seinem Verleger schwerfiel, andere Autoren für seinen Verlag zu gewinnen. Einige Buchhändler weigerten sich, seine Bücher ins Sortiment aufzunehmen, weil sie Crowleys dämonisches Selbstporträt als Titelbild und der wie ein Penis und Hoden gestaltete Buchstabe „A“ seiner überdimensionalen Signatur abstieß. Pseudonyme Zahlreiche Schriften Crowleys erschienen pseudonym, teils, um Crowleys Autorschaft zu verschleiern, teils um in der von Crowley herausgegebenen Zeitschrift The Equinox die Zahl der beteiligten Autoren scheinbar zu vergrößern. Es sind mindestens 150 von Crowley verwendete Pseudonyme bekannt. Rezeption Kontroversen Crowley und der Satanismus Ob Crowleys sexualmagisch aufgeladener Okkultismus als Satanismus bezeichnet werden kann, ist unter Wissenschaftlern umstritten. Crowley selbst lehnte die Bezeichnung für sich ab, da er Satan weder verehre noch das christliche Konzept seiner realen Existenz akzeptiere. Crowley wurde wegen seiner sexuellen Neigungen wiederholt als Satanist angeführt, während er selbst die Sache differenzierter sah. Er erkannte zwar die Polarität zwischen Gott und Teufel, sah sich aber außerstande, sie nur in eine Richtung aufzulösen, und kokettierte mit Klischees und Vorstellungen, die mit Satan und dem Antichrist assoziiert werden. Dazu kam die Selbststilisierung als „To Mega Therion“, „Das Große Tier 666“ aus der Johannesoffenbarung. Der Religionswissenschaftler Marco Pasi hält es für ein weit verbreites Missverständnis, Crowley in den Satanismus einzuordnen, da Satan als symbolische Figur in seinen Schriften nur eine untergeordnete Rolle spiele und es ihm auch nicht einfach nur um eine Umkehrung des Christentums gegangen sei. Nach dem Religionswissenschaftler Gerald Willms sind es vor allem die Weltanschauungsbeauftragten der Evangelischen Kirche Deutschlands, die Crowley als Prototyp eines Satanisten ansehen, wozu seine Selbststilisierung als Antichrist, seine Mitgliedschaft in verschiedenen Okkultorden und seine Ausschweifungen beitrugen. Auch nach Ansicht des Religionswissenschaftlers Kocku von Stuckrad wird der seines Erachtens irrige Vorwurf, Crowley hätte „'satanistische' Praktiken jenseits des Christentums“ ausgeübt, meist von christlich-theologischer Seite erhoben. Der katholische Theologe Josef Dvorak, der Theologe Sebastian Berndt und die Autoren des Internationalen Freimaurerlexikons sehen dagegen Crowley als Begründer des modernen Satanismus. Für den Sachbuchautor Karl R. H. Frick ist er dessen „Ahnherr“ und ein praktizierender Satanist. Der Kulturhistoriker Norbert Borrmann charakterisiert Crowley als bekannten Satanisten um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert. Der Literaturwissenschaftler Peter Paul Schnierer vergleicht Crowleys Lehren mit denen Anton Szandor LaVeys (1930–1997), des Begründers des modernen Satanismus. Beiden Satanismen sei gemeinsam, dass sie „banalisiertes Übermenschentum mit blasphemischer Inversion des Christentums verbinden“; dazu würden sie sich in ihren Schriften an nicht-satanistische, radikal individualistische Werke anlehnen. Nach Ansicht des Religionswissenschaftlers Joachim Schmidt ist Crowleys Mystik jedoch nicht als Satansmystik im Sinne einer Umkehrung der christlichen Mystik anzusehen. Da er auf östliche Formen der Mystik zurückgegriffen habe, habe er keine ungebrochene satanische Lehre entwickeln können. Crowleys Verhältnis zum Satanismus sei so kompliziert, dass eine definitive Stellungnahme unmöglich ist. Sein Versuch, den von ihm vertretenen radikalen Individualismus zum religiösen Prinzip zu erheben und das „Tue, was du willst“ als universelles Gesetz zu proklamieren, sei mit dem Satanismus durchaus vereinbar. Vieles von dem, was er schrieb und sagte, lasse sich zwar ohne weiteres als Satanismus deuten, doch Crowley habe stets eine eindeutige Stellungnahme vermieden. Crowley und der Nationalsozialismus Von verschiedenen Autoren ist eine Nähe von Crowleys Weltanschauung zum Nationalsozialismus vermutet worden. Nach Josef Dvorak war Crowley etwa selbst davon überzeugt, dass er mit Adolf Hitler vieles gemeinsam hatte und dieser ein Vollstrecker seiner „Force-and-fire“-Religion sei. Seine Überzeugungen notierte er zwischen 1942 und 1944 als Randbemerkungen in sein Exemplar der Gespräche mit Hitler, einer Geschichtsfälschung Hermann Rauschnings, in denen er auf die Entsprechungen zwischen Hitlers Ideen und Vorstellungen und seinen eigenen Glaubensbekenntnissen und rätselhaften Verkündigungen aus seinem Buch des Gesetzes (Liber Legis) hinwies. Dabei strich er die Textpassagen an, in denen Rauschning beschreibt, wie Hitler von einer „neuen Weltordnung“ oder dem Zusammenbruch des alten Wertesystems gesprochen haben soll. Die deutsche Crowley-Anhängerin Martha Küntzel war fest davon überzeugt, dass Hitler den Lehren Crowleys folgte, und wurde zu einer glühenden Nationalsozialistin. Derlei Spekulationen wurden in den Büchern des englischen Thriller-Autors Gerald Suster über „Nazi-Mysterien“ bis zu gegenwärtigen Okkultisten transportiert: Suster hält die beiden Weltkriege und die autoritären Regimes des 20. Jahrhunderts für Manifestationen des von Crowleys Schutzgeist Aiwass ausgerufenen Neuen Äons. In einem Brief vom 29. Oktober 1949 an Julius Evola vertrat René Guénon die Ansicht, Crowley habe mit seinem in Portugal vorgetäuschten Suizid insgeheim die Absicht verfolgt, im Anschluss die Rolle des „okkulten“ Beraters Hitlers spielen zu können. René Freund sieht zwar ebenfalls Parallelen in der Ablehnung von Moral, der Bejahung von Gewalt und dem absoluten Vorrang des Willens, die man in Äußerungen sowohl Crowleys als auch Hitlers finde. Gleichwohl dürfe man Crowley nicht für einen Ideenlieferanten Hitlers halten, und es sei auch verkehrt, seine Texte programmatisch zu verstehen. Die Nationalsozialisten sahen keine solche Nähe: Der O.T.O. wurde am 20. Juli 1937 per Runderlass Reinhard Heydrichs aufgelöst. Marco Pasi veröffentlichte Briefe Crowleys an Karl Germer. In einem davon schrieb Crowley 1938, „dass Hitler Sklaven züchten würde“ und „seine Welt auf eine falsche Einheit des Staates beruht“. In einem anderen Brief bezeichnete er Hitler „als einen mehr oder weniger inspirierten Irren, […] der es Zustande bringt Massenhysterie hervorzurufen“. Auch auf Martha Küntzel reagierte er, indem er ihr schrieb: „Allgemein stehen die Deutschen so tief unter den Juden, wie die Affen unter den Menschen“. Im Okkultismus Crowley ist eine der wichtigsten und einflussreichsten Figuren in der Geschichte des englischen Okkultismus. Zeitgenössische neue religiöse Bewegungen werden stark von seinen magischen und neopaganen Ideen beeinflusst. Aufgrund seiner oft mehrdeutigen Sprache ist die Rezeption nicht einheitlich. Keine der sich auf ihn beziehenden Gruppen oder Personen kann eine höhere Autorität über das Werk Crowleys für sich beanspruchen als die anderen. Zu den Thelemiten werden neben den vormals von Crowley geleiteten Gruppen auch einige selbsternannte Nachfolger wie Michael D. Eschner und unabhängig entstandene Orden und ihre Ableger gezählt, die von Crowley lediglich beeinflusst wurden, wie etwa der Ordo Saturni, der sich vehement dagegen verwahrt, mit Satanismus in Verbindung gebracht zu werden. Verschiedene O.T.O.-Nachfolgeorganisationen und Esoterik-Orden Alle heute existierenden O.T.O.-Nachfolgeorganisationen orientieren sich ideologisch stark an Crowleys Schrifttum. Der amerikanische Caliphats-O.T.O., der sich die Rechte an Crowleys Thot-Tarot sicherte, ist die bedeutendste Gruppe. In Deutschland zählen zum Crowley beeinflussten Umfeld des O.T.O. auch die Gnostisch-Katholische Kirche („Ecclesia Gnostica Catholica“), die drei sogenannten Saturnlogen und zwei kleinere O.T.O.-Gruppen mit zirka hundert Mitgliedern. Eine in der Tradition Crowleys stehende deutsche Einzelgruppierung ist die 1982 gegründete Thelema Society, deren Gründer sich als Reinkarnation Crowleys ausgab. Von der von dem Philosophie-Dozenten Jean Brayton und seiner Frau Georgina gegründeten Solar Lodge des kalifornischen O.T.O. wurden in den höheren Graden ähnliche Rituale zelebriert wie in den 1920er Jahren in der Abtei Thelema auf Sizilien. Der kalifornische O.T.O. hat sich von Braytons Solar Lodge distanziert. 1975 erschien das Book of Perfection, in dem politische Konzepte des O.T.O. erwogen werden. Die Formulierungen basieren auf Crowleys thelemischer „Erklärung der Menschenrechte“, dem Liber OZ. Neben abschließenden Offenbarungen von Crowleys Schutzgeist Aiwass wird darin unter dem gemeinsamen Erkennungszeichen eines goldenen Pentagramms zum heiligen Krieg gegen die Christenheit aufgerufen. Der Sieg wurde für 1980 prophezeit und sollte zur Gründung eines von Initiierten geleiteten Ordensstaates mit einer Zweiklassengesellschaft führen. Mehrere in jüngerer Zeit entstandene Orden, wie der Orden von Thelema, Astrum Purpura und der Ordo Templi Baphometis, berufen sich auf Crowley. Wicca Die neureligiöse Bewegung Wicca wurde vom Gedankengut Crowleys beeinflusst. Der Wicca-Gründer Gerald Brousseau Gardner war Mitglied im O.T.O. und Crowley erlaubte ihm, eine eigene O.T.O.-Loge zu gründen. 1943 wurde er von Gardner gegen Bezahlung beauftragt, für ihn ein Buch über magische Rituale zu schreiben. Crowley schrieb daraufhin das Buch der Schatten (The Book of Shadows). Es wurde der Grundstein der Wicca-Religion und enthielt deren liturgische Rituale und Texte. Viele Thelemiten wurden daraufhin zugleich Mitglieder in Wicca-Zirkeln. Satanistische Gemeinschaften Die explizit satanistischen Gemeinschaften wie die von Anton Szandor LaVey gegründete First Church of Satan und der Temple of Set erkennen Crowley als geistigen Wegbereiter des Satanismus und ihrer Lehrinhalte an, sehen jedoch sein Buch des Gesetzes (Liber Al vel Legis) nicht als verbindliche heilige Grundlage an. Das von Crowley ausgerufene neue Zeitalter, das Äon des Horus, erklären beide Gruppen für beendet. Laut der Church of Satan wurde es 1966 vom Äon of Satan abgelöst. Der Temple of Set spricht stattdessen vom beginnenden Äon des Seth. Aus dem von Crowley bis zu seinem Tod geleiteten O.T.O. entwickelten sich in den USA einige Ableger, die sich als satanistisch betrachten oder verstanden. In der Popkultur Postume Popularität Durch den kulturellen Wandel in den 1960er Jahren wurden durch die 68er-Bewegung, die Beatniks und die Hippie-Bewegung psychedelische Drogen, freie Liebe und spirituelle Themen populär. In dieser Aufbruchsstimmung wurden die teilweise sexuell aufgeladenen magischen Werke Crowleys wiederentdeckt und in vielen Ländern neu verlegt, was in den 1970er Jahren zu seiner postumen Popularität beitrug. Sein Einfluss ist auch in der esoterischen und zum Teil in der New-Age-Bewegung erkennbar. Seine Lehre und die im Buch des Gesetzes dargelegte thelemische Philosophie verließ den engen Rahmen okkultistischer Gruppen, erreichte jedoch nie die von ihm erhoffte Verbreitung. Einige Künstler berufen sich auf Crowley, um damit dem Modetrend einer Minderheit zu folgen, zu provozieren oder aus spirituellen Gründen. 2002 erzielte Crowley in einer von der BBC durchgeführten Umfrage auf einer Liste der einflussreichsten Briten Platz 73. Musik Die Beatles bildeten auf der Vorderseite des Covers ihrer LP Sgt. Pepper’s Lonely Hearts Club Band 1967 neben vielen Prominenten auch Aleister Crowley ab. Von Bands wie Black Sabbath oder Led Zeppelin ist bekannt, dass sich zumindest einige Mitglieder mit seinen Schriften beschäftigten. Der Gitarrist von Led Zeppelin, Jimmy Page, erwarb und restaurierte Crowleys Anwesen Boleskine in Schottland, in welchem Crowley zu Beginn des Jahrhunderts seine Beschwörungen ausführte. Page gilt als wichtigster Sammler von Crowley-Artefakten und eröffnete die okkultistische Buchhandlung „The Equinox“ in London. Bob Gulla zufolge habe Page während seiner Konzerte Crowley-Rituale zelebriert und viele Fachleute seien der Ansicht, die Musik von Led Zeppelin sei „gesättigt mit Crowleys satanischen Lehren“. Der Theologe Sebastian Berndt widerspricht dieser Einschätzung, begrenzt den Bezug auf das „eindeutig“ vorhandene Interesse Pages. Dabei sei nicht zu erschließen „[w]ie tief dieses Interesse ging“. Ozzy Osbourne veröffentlichte auf seinem ersten Soloalbum Blizzard of Ozz das Stück Mr. Crowley. Die Crowley-Rezeption Osbournes war nicht sonderlich tiefgehend und seine im Song ausgedrückte Haltung gegenüber Crowley war eher kritisch. Für Bands wie Iron Maiden, Venom, Reds, Witchfynde, Blood and Roses oder Killing Joke sind Bezugnahmen auf crowleyanisches Gedankengut ein provokantes Stilmittel. Weitere Crowley-Anleihen sind in der Metal-Szene zwar vielfach vorhanden, allerdings zumeist nur „oberflächlich“. Solche Anleihen, die über die Rezeption Crowleys hinaus spielerisch Satanismus und Okkultismus in unterschiedlichen Facetten aufgreifen werden von der Szene als Image, Ablehnung des Christentums sowie Ausdruck eines aufgeklärten Atheismus genutzt. Weniger bekannt sind sich aus Thelemiten zusammensetzende Bands wie Sol Invictus, Fire + Ice, Current 93 und Thelema. Der Musiker Graham Bond gab sich als außerehelicher Sohn Crowleys aus und ließ sich von dessen Werken zu seiner späteren Musik inspirieren. Film Der US-amerikanische Underground-Filmemacher Kenneth Anger reiste nach Cefalù, um die erotisch-magischen Fresken Crowleys zu retten, und schöpfte viele Inspirationen für seine Filme aus dessen Werken. Insbesondere der 1954 fertiggestellte Film Inauguration of the Pleasure Dome, welcher zwölf Jahre später neu geschnitten wurde, gilt als filmische Umsetzung der Visionen Crowleys. In dem Film spielte Marjorie Cameron die Rollen der Scarlet Woman und der Kali; sie war mit Crowleys Schüler John W. Parsons bekannt, welchen sie nach dessen Babalon Working (ausgeführt 1947) kennenlernte. Angers Kurzfilm The Man We Want To Hang von 2002 besteht aus etlichen von Crowleys Gemälden. Ein Teil der Filmmusik zu Angers Film Lucifer Rising wurde von Jimmy Page komponiert, während die komplette musikalische Fassung von Bobby Beausoleil, einem Mitglied der berüchtigten „Family“-Kommune Charles Mansons, geschrieben wurde. 2008 entstand der Film Chemical Wedding nach einer Vorlage von Bruce Dickinson (Sänger von Iron Maiden) und Julian Doyle, in dem Simon Callow in einer Doppelrolle als Aleister Crowley und als Professor Oliver Haddo auftritt, in welchem sich Crowleys Geist durch einen Computerunfall manifestiert. Belletristik Crowleys großer Einfluss auf die Literatur wird häufig übersehen. Der Literaturwissenschaftler Uwe Schütte nennt Crowley im Zusammenhang mit seinen Kriminal- und Horrorgeschichten „einen entfernten Verwandten von H. P. Lovecraft“. Über die Geschichte The Testament of Magdalen Blair von 1913 befindet er etwa, „dass die Erzählung in jede einschlägige Anthologie gehört“. James Harvey veröffentlichte 1967 eine fiktionale Autobiographie Crowleys unter dem Titel Memoirs of Aleister Crowley, in der er ihn als eine Neuauflage des Marquis de Sade auftreten lässt. Ebenfalls taucht er in den Werken von H. R. Wakefield, M. R. James, Dion Fortune und Manly Wade Wellman auf. Der Schriftsteller William Somerset Maugham schildert in seinem 1908 erschienenen Roman The Magician (deutsche Übersetzung: Der Magier) einen Magier namens Oliver Haddo (ein Synonym für Crowley), welcher in einem Haus namens Skene (abgeleitet von Boleskine) wohnt. Diese Figur basiert auf Maughams Begegnungen mit Crowley in Paris. Das Buch diente 1926 dem Regisseur Rex Ingram als Vorlage für den Stummfilm Der Magier, in dem der Golem-Darsteller Paul Wegener als jungfrauenschlachtender Schwarzmagier auftritt. Der britische Schriftsteller Ian Fleming lehnte seine Schurken-Figur Le Chiffre als ersten perfiden Gegenspieler von James Bond im Roman Casino Royale an Crowley an. In der 1975 erschienenen Illuminatus!-Trilogie verarbeiteten die Autoren Robert Anton Wilson und Robert Shea satirisch Versatzstücke von Crowleys esoterischem Wirken. Wilson ließ Crowley selbst als eine der Hauptfiguren im Folgeroman Die Masken der Illuminaten auftreten. 2013 erschien der Roman (Gehorche mir und) Tu was du willst von Andreas Galk, in dem eine Sekte Jugendliche für ihre Zwecke zu rekrutieren versucht. Diese Sekte bezieht sich im Wesentlichen auf Crowleys Kernaussagen. Allerdings lässt Schriftsteller Andreas Galk die Person Crowley in seinem Roman unter dem Namen Aleister Carvey auftreten. Werke Die von Crowley verfassten esoterischen und literarischen Werke und deren Ausgaben sind zahlreich. Zu einer ausführlichen Aufstellung der als Monographien gedruckten Werke, des Inhalts des Equinox und des Systems der Libri siehe die Liste der Werke von Aleister Crowley. Untenstehend die Hauptwerke in alphabetischer Folge mit aktuellen deutschen Übersetzungen: Book 4. Deutsch: Buch 4. Ed. Geheimes Wissen, Graz 2013, ISBN 978-3-902974-04-4. The Book of Lies. Deutsch: Das Buch der Lügen, welches auch fälschlicherweise genannt wird Unterbrechungen … Stein der Weisen / Bohmeier, Bergen a.d. Dumme 1986, ISBN 3-89094-107-9. The Book of Thoth. Deutsch: Das Buch Thoth. Eine kurze Abhandlung über den Tarot der Ägypter. Equinox Band III Nr. V. Übers. von Klaus Lemur-Esser. 6. Auflage. Urania, Sauerlach 1989, ISBN 3-908644-73-9. The Confessions of Aleister Crowley. Deutsch: Confessions. Die Bekenntnisse des Aleister Crowley. Eine Autohagiographie. 2 Bände Stein der Weisen / Bohmeier, Bergen a.d. Dumme 1986, ISBN 978-3-89094-103-5 Diary of a Drug Fiend. Deutsch: Tagebuch eines Narren. Übersetzt von Volker Grassmuck. Scopio, Radolfzell 2013, ISBN 978-3-937355-58-0. Eight Lectures On Yoga. Deutsch: Über Yoga : 8 Vorlesungen. Übers. von Ralph Tegtmeier. Droemer Knaur, München 1989, ISBN 3-426-03969-9. The Holy Books of Thelema. Deutsch: Die heiligen Bücher von Thelema. Stein d. Weisen, Verlag Kersken-Canbaz, Berlin 1983, ISBN 3-89094-012-9. Liber 777. Deutsch: Liber 777 : die Zahlen des Meisters. Übers. von Tom Eichler. Phänomen, Lüchow 2001, ISBN 3-933321-39-5. Liber AL vel Legis. Deutsch: Liber AL vel legis. Phänomen-Verlag, Hamburg 2012(?), ISBN 978-3-933321-48-0. Magick in Theory and Practise. Deutsch: Magick in Theorie und Praxis. Übers. von Ralf Löffler. 3. Auflage. Phänomen-Verlag-Gitta-Peyn, Schnega 1996, ISBN 3-89499-008-2. Magick Without Tears. Deutsch: Magie mit/ohne Tränen. Kersken-Canbaz, Bergen an der Dumme ca. 1993. Band 1: ISBN 3-89423-076-2. Band 2: ISBN 3-89423-077-0. Moonchild. Deutsch: Moonchild. Übers. von Ralf Löffler. Phänomen-Verlag, Lüchow 1999, ISBN 3-933321-18-2. The Vision & the Voice. Deutsch: Die Vision und die Stimme. Liber XXX aerum vel saeculi CCCCXVIII. Übers. und kommentiert von Marcus M. Jungkurth. Kersken-Canbaz, Bergen a.d. Dumme 1986, ISBN 3-89423-004-5. 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https://de.wikipedia.org/wiki/Aikid%C5%8D
Aikidō
Aikidō [] ( oder ) ist eine betont defensive moderne japanische Kampfkunst. Sie wurde Anfang des 20. Jahrhunderts von Ueshiba Morihei als Synthese unterschiedlicher Budō-Disziplinen entwickelt, insbesondere aus dem Daitō-Ryū Aiki-Jūjutsu. Die Aikidō-Praktizierenden bezeichnet man als Aikidōka. Ziel des Aikidōs ist es, einem Angriff dadurch zu begegnen, dass man die Angriffskraft leitet (Abwehr) und es dem Gegner unmöglich macht, seinen Angriff fortzuführen (Absicherung). Dies geschieht insbesondere durch Wurf- (nage waza) und Haltetechniken (osae waza oder katame waza). Der friedlichen geistigen Haltung des Aikidō entsprechend geschieht dies ohne Absicht zum Gegenangriff, sondern vorwiegend durch die Einnahme einer günstigen Position und ständige Kontrolle des Kontakts mit dem Gegner. Zur Übung werden Angriffs- und Verteidigungsformen aus der Menge standardisierter Aikidō-Techniken vorher ausgewählt und, einer vorgegebenen Form folgend, ausgeführt. Mit zunehmendem Fortschritt der Ausbildung kommen auch die freieren Übungsformen Jiju-waza, Jiyu-waza und Randori vor. Es folgt damit dem japanischen Sprichwort: „Trete [sic] durch die Form ein, und trete [sic] aus der Form heraus.“ Begriff In den unterschiedlichen Entwicklungsphasen nannte Ueshiba Morihei seine Kampfkunst Aiki-Bujutsu und danach Aiki-Budō. Erst seit Februar 1942 nannte er sie, einem Vorschlag Hirai Minorus gegenüber dem Dai Nihon Butokukai folgend, auch offiziell Aikidō. Der Name Aikidō wird aus drei sinojapanischen Schriftzeichen geformt (合気道; Ai „Harmonie“, Ki „Lebensenergie“, Dō „Lebensweg“) und kann daher in etwa als Der Weg der Harmonie im Zusammenspiel mit Energie, Weg zur Harmonie der Kräfte oder Der Weg der Harmonie mit der Energie des Universums übersetzt werden. Diese Bezeichnung bezieht sich darauf, dass Aikidō-Techniken dahin zielen, Angriffe durch die Kontrolle ihrer Energie und nicht durch Abblocken derselben zu kontrollieren. Ein häufig genannter Vergleich lautet, dass die flexible Trauerweide einem Sturm durch Biegen widerstehen kann, während die viel stabilere Eiche bricht, wenn der Wind zu stark ist. Als Schriftzeichen für Ki kann man sowohl 気 als auch 氣 finden, wobei 気 die vereinfachte und aktuell verwendete japanische Form des ursprünglichen chinesischen Zeichens 氣 ist, das Ueshiba Morihei verwendete. Obwohl oft zu finden ist, dass (Ai) mit Liebe zu übersetzen sei, ist dies nicht korrekt. Das Missverständnis geht auf ein Zitat von Ueshiba Morihei zurück, dass er sich unter anderem deshalb entschlossen habe, seine Kampfkunst Aikido zu nennen, weil 合 genauso ausgesprochen wird wie 愛, was eben Liebe bedeutet. Während der Versuch einer wörtlichen Übersetzung von Aikido etwa das Prinzip ideal koordinierter Energie lautet, sind die in Aikidō vorkommenden Begriffe nicht zuletzt durch die Ausführungen von Ueshiba Morihei sehr stark mit Konnotationen belegt, was die vielen freien Übersetzungen erklärt. Der Ausdruck Aiki (合氣) wurde bereits in älteren japanischen Kampfkünsten benutzt, insbesondere im Daitō-Ryū Aiki-Jūjutsu (大東流合氣柔術), und hatte dort die Bedeutung der „angemessenen Kraft“ im Sinne eines Mitgehens mit dem Angreifer. Erst Ueshiba erweiterte die Deutung auf eine auch spirituelle Harmonie. Geschichte Ueshiba Morihei, Student verschiedener Schwert-, Lanzen- und waffenloser Kampfkünste, entwickelte als Schüler von Takeda Sōkaku mit seinem geistigen Mentor und Freund Deguchi Onisaburō durch Zusammenführung verschiedener traditioneller Kampfkünste Aikidō, den Weg der Harmonie. Er gründete in Tokio (Japan) das Honbu Dōjō (jap.: Haupt-Übungshalle), von dem sich Aikidō über die ganze Welt verbreitete. Im Jahre 1951 stellte Meister Mochizuki Minoru in Frankreich zum ersten Mal Aikido in einem europäischen Land vor. Im folgenden Jahr begann Meister Tadashi Abe von Marseille aus Aikido in Europa zu verbreiten. 1953 wurde Aikido auf Hawaii durch Tōhei Kōichi eingeführt. 1956 ging André Nocquet als erster Franzose nach Tokio, um im Aikikai Honbu Dōjō zu trainieren. 1961 kam Meister Masamichi Noro nach Paris, von wo aus er gemeinsam mit Nobuyoshi Tamura die Verbreitung in Europa vorantrieb. Beide waren Uchi-Deshi von Ueshiba Morihei. Hiroshi Tada verbreitete Aikido von Italien aus. Später kamen Masatomi Ikeda (Schweiz), Yasunari Kitaura (Spanien) und Kazuo Chiba (Vereinigtes Königreich) hinzu. In den sechziger Jahren zerstreuten sich Ueshibas Schüler der Nachkriegszeit über die ganze Welt. Ab 1965 wurde Aikido in Australien bekannt. Heute gibt es fast in allen Ländern der Welt Aikido-Dōjō. Um etwa 1960 gelangte die Kampfkunst nach Deutschland. Als wichtigste Einzelpersonen sind hier Katsuaki Asai, der 1965 23-jährig vom Aikikai als offizieller Vertreter nach Deutschland gesandt wurde, und Gerd Wischnewski zu nennen. Katsuaki Asai gründete den Aikikai Deutschland. Ende der 1960er Jahre wurde unter der Leitung von Rolf Brand im Deutschen Judobund die Sektion Aikido gegründet, aus der in den 1970er Jahren der Deutsche Aikido Bund hervorging. In Österreich wurde Aikido 1972 von Juo Iwamoto in Wien und 1976 von Junichi Yoshida in Graz bekannt gemacht. Aus den parallel organisierten Schulen ging 1978 der Österreichische Aikidoverband hervor. Die Internationale Aikido-Föderation (I.A.F.) wurde 1975 gegründet und umfasst sechs kontinentale Verbände und mehr als vierzig nationale Aikidō-Verbände. Daneben gibt es viele weitere Verbände und Dōjō innerhalb und außerhalb des Aikikai. Prinzip, Strategie und Technik Philosophie Aikidō gilt als friedfertige Kampfkunst. Der Aikidōka versucht in der Regel, den Angreifer nicht zu verletzen, sondern ihn in eine Situation zu führen, in der sich dieser beruhigen kann. Somit soll dem Angreifer die Chance gegeben werden, Einsicht zu erlangen und von einem weiteren Angriff abzusehen. Dennoch verfügt ein Aikidoka über Möglichkeiten, einen Angreifer erheblich zu schädigen oder ihn zu töten. Ueshiba Morihei formulierte dies wie folgt: Strategie Die Strategie im Aikidō bezieht sich auf die Anwendung zielgerichteter geeigneter Prinzipien und Mittel aus dem Handlungsrepertoire der Kampfkunst Aikido; vergleiche Kampfkunst in Gegensatz zu Kampfsport. Daneben existieren andere Betrachtungsweisen des Aikidō, wie Sport, Energiearbeit, Körper & Gesundheit usw., welche ebenfalls mit Handlungen und Bewegungsfolgen im Aikidō in Zusammenhang gebracht werden können. Diese Betrachtungen werden hingegen nicht näher behandelt. Geistig-ethischer Hintergrund von Ueshiba Morihei Strategische und taktische Überlegungen beinhalten immer auch moralisch-ethische Werte der kämpfenden Parteien. Die meisten gesellschaftlichen und moralischen Werte sind Veränderungen unterworfen. Der grundlegendste Wert ist dem Leben inhärent: Das Leben nicht zu zerstören und damit die Entwicklung eines Lebewesens zu beenden, sondern Leben zu erhalten und die Entwicklung aller Lebewesen hin zur Vollendung ihrer naturgegebenen Aufgabe zu fördern. Als Teilnehmer am Russisch-Japanischen Krieg erlebte der Begründer des Aikidō, Ueshiba Morihei, Kriegsgräuel, Tod und Vernichtung. Er erkannte die Sinnlosigkeit kriegerischen Tuns. Durch seine Freundschaft zu Onisaburō Deguchi, dem Mitbegründer der religiösen Ōmoto-kyō-Sekte, entwickelte sich Ueshiba persönlich in geistiger und ethischer Hinsicht nach den Prinzipien und der Lehre dieser Sekte. Basierend auf seiner persönlichen Entwicklung, definierte er die Strategie im Aikidō, dass diese immer und unter allen Umständen der Gewaltfreiheit untergeordnet sei. Der Konflikt – Ausgangslage, ethische Einstellung und Lösung Der Gedanke hinter jeder Auseinandersetzung ist die machtbezogene Überlegenheit über die Gegenpartei, bzw. die Angst vor Unterlegenheit. Eine Deeskalation hat zum Ziel, den Konflikt zu klären und konstruktiv zu lösen. Vielfach lassen sich Konflikte nicht deeskalieren, und es kommt unabwendbar, wegen fehlender funktionierender alternativer Mittel, zur Eskalation. Die japanische Kultur, Religion, wie auch die Kriegskunst auf dem Schlachtfeld, sind wesentlich auch von Erkenntnissen chinesischer Kulturgelehrter und Kriegsherren beeinflusst. In der Überlieferung wird der chinesische General Sunzi („Meister Sun“) aus seinen Schriften zitiert: „Der Sieg im Krieg liegt nicht im Vernichten des Feindes, sondern im Überwinden des Feindes ohne Kampf“. Wenn in einem Konflikt eine Deeskalation unmöglich geworden ist und andere Mittel zur Abwendung einer Auseinandersetzung ausgeschlossen sind, verbleiben im Ausschlussverfahren nur die Kapitulation oder der Schritt zum Angriff, falls genügend geeignete Mittel zur Verfügung stehen. Vorteil durch Initiative Der Zweikampf beginnt mit der Offensive des Gegners. Die Kernidee der Aikido-Kampfkunst besteht nun darin, dass diese Angriffsbewegung unmittelbar nach ihrem Beginn und noch vor ihrer vollständigen Ausführung vereitelt wird. Hierzu bewegt sich der Aikido-Praktikant aktiv und frühzeitig auf den Aggressor zu, um in dessen Handlungssphäre zu gelangen und so die Angriffsbewegung bereits im Ansatz effektiv stören zu können. Auf diese Weise nimmt der Verteidiger eine aktive Position ein, bestimmt das weitere Kampfgeschehen und erlangt die Überlegenheit, während der überraschte Angreifer nun gezwungen ist zu reagieren, wobei er sich in dieser Situation eher reflexiv als taktisch und überlegt verhalten wird, was einen weiteren Vorteil für den Aikidoka bedeutet. Alle Budōka bedienen sich in dieser Hinsicht ähnlicher Vorgehensweisen. Gnade im Zweikampf Das Streben im Kampf nach Überlegenheit über die Gegenpartei beinhaltet im Kern immer die Dualität von Sieg und Unterlegenheit. Die vermeintliche Lösung jedes Konflikts ergibt darum zwangsläufig die Einteilung in Sieger und Besiegte, egal ob gekämpft wurde oder ob eine Kapitulation erfolgte. Die machtbezogene Überlegenheit des Siegers bleibt erhalten. Die Unterlegenheit birgt in sich den Keim von Rache und Vergeltung. Wichtiges strategisches Element im Aikidō bildet die Auflösung der Verliererrolle der unterlegenen Partei sowie der Gewährleistung ihrer körperlichen Unversehrtheit. Ein Gedanke an Rache und Vergeltung wird dadurch hinfällig. Durch seine innere Einstellung und Bereitschaft, selbst einem Angreifer gegenüber Gnade walten zu lassen, löst der Aikidōka diese Dualität auf, damit eine Lösung des Konflikts möglich wird, bei welcher der Aggressor zur Erkenntnis gelangen kann, dass ihm das Geschenk des Überlebens zuteilgeworden ist und jeglicher Angriff nutzlos ist (vergleiche: Abschnitt Zen – die Natur aller Dinge). Schwertkampf – Strategie und Lehre aus der Überlieferung Ueshiba Morihei studierte viele Kampfkünste (siehe: Ueshiba Morihei – Literatur). Moralische Betrachtungen im Aikidō sind wesentlich beeinflusst von der Ethik Onisaburō Deguchis und der religiösen Ōmoto-kyō-Sekte sowie der Loyalität und Hingabe der Samurai. Die Bewegungsabläufe im Aikidō stammen hingegen aus dem Schwertkampf, wie auch aus dessen strategischen und taktischen Verfahren. Einer der geachtetsten Lehrer der Schwertkünste im japanischen Mittelalter war Yagyū Munenori (1571–1646). Yagyū Munenori definierte das Ken-Tai: die Angriffs- und Lauerstellung. Ken bezeichnet den sofortigen und unmittelbaren Angriff, furchtlos und mit klarem Geist. Tai bezieht sich auf die Zurückhaltung, die Lauerstellung; nicht notwendigerweise zuerst zuzuschlagen, sondern den Angriff des Gegners abzuwarten. In einer Duellsituation den eigenen Körper in eine Ken-Stellung zu bringen hat zum Ziel, den Gegner zum ersten Streich zu verleiten. Dabei soll der eigene Geist furchtlos und klar in einer Tai-Stellung (Lauerstellung) verbleiben. Wenn sich nun beide Dinge – Ken und Tai – gleichzeitig ergeben und das Prinzip korrekt angewandt wird, wird der Kontrahent zum Angriff verleitet, wodurch er Lücken für Gegenmaßnahmen öffnet. Wird hingegen der Körper zusammen mit dem Geist in Ken-Stellung versetzt, ist auch der Geist mit dem Angriff, mit Zerstörung und Tod verbunden. Der Geist wird gebunden. Das strategische Vorteilsmoment der korrekten Umsetzung von Ken-Tai besteht nun im ungebundenen, unverhafteten Geist (Tai) und im Auslösen des Angriffs mittels Ken-Stellung (siehe Sunzi – Angriff ist die beste Verteidigung), was den vollumfänglichen Überblick und die volle Bewegungsfreiheit erhält und es erlaubt, als zweiter den Schwertstreich in die Öffnung der Deckung des Gegners zu führen. Yagyu Munenori definierte in seiner Lehre verschiedene Übungsformen zur Anwendung des Schwerts im Kampf. Diese können mit der erforderlichen Detailkenntnis als Ichi-no-tachi, Ni-no-tachi, San-no-tachi, Yon-no-tachi und Go-no-tachi identifiziert werden. Diese duellartigen Übungssequenzen sind noch immer in verschiedenen Aikido-Verbänden, u. a. Aikikai, Inhalt des Unterrichts im Aiki-Ken (Anwendung des Bokken im Aikido). Der didaktische Inhalt schult speziell das Ken-Tai; das bewusste Auslösen eines Angriffs mittels der eigenen Körperhaltung unter gleichzeitiger größtmöglicher Gelassenheit des Geistes. Dies führt zur Erkenntnis der Lücken in der Deckung des angreifenden Kontrahenten. Der Schluss jeder Duellsequenz besteht in einer Situation, in welcher der als zweiter den Streich führende und das Ken-Tai beherrschende Schwertkämpfer seinem Kontrahenten vor Augen führt, dass seine Angriffe wirkungslos sind und er lediglich ein Spielball seiner offensiven Einstellung und seiner Aggression ist. Ueshiba Morihei fügte diesen bewährten Schulungsformen aus der Überlieferung des Schwertkampfes aus persönlicher Überzeugung als sechste Übungssequenz jene des Ki-musubi-no-tachi den vorangehenden hinzu. Inhalt dieser Sequenz besteht, gleich der jenen, darin, den Opponenten durch Ken-Tai zum Angriff zu verleiten, diesem jedoch schlussendlich, statt mit einem angedeuteten endgültigen Streich den Tod vor Augen zu führen, mittels Ki-musubi (Verschmelzung des eigenen mit dem Ki des Kontrahenten) unmissverständlich zu verstehen zu geben, dass er keine weitere Angriffsbewegung mehr ausführen kann, ohne sich selbst zu töten. Dabei ist die Schlussposition diejenige einer an sich harmlos erscheinenden Blockade seiner schwertführenden Arme (technisch: Osae) und wird derart ausgeführt, dass jegliche weitere Angriffsbewegung des Opponenten diesen in eine instabile Körperhaltung brächte und er sich damit unweigerlich selbst töten würde. Zen – die Natur aller Dinge Als Element aus den Betrachtungen der Welt des Zen-Buddhismus ist der Gedanke „Die Natur aller Dinge“ entlehnt. Will man die Natur aller Dinge erkennen, ist es erforderlich, auch allen Dingen ihre inhärente Natur zu belassen, diese nicht zu beeinflussen, noch sie zu versuchen zu verändern. Der Geist strebt darin eine Ebene der Gelassenheit und Harmonie mit allen Dingen an. In vielen Konflikten kann ein Angreifer nicht mehr friedfertig gestimmt werden. Sein Angriff lässt sich nicht aufhalten. Hat der Angriff begonnen, sollen Bewegungen des Angreifers frei bleiben und diese lediglich gelenkt, nicht jedoch verhindert oder geblockt werden. Verhindern bedeutet Konfrontation mit Gewalt und Kraft, wobei der Kräftigere obsiegt, der Schwächere unterliegt. Die Angriffsbewegung zu lenken bedeutet, ihr ihre Natur zu belassen und beim Kontrahenten lediglich aufmerksam (Tai-Geist) und gelassen die Deckung zu öffnen und geeignete Gegenmaßnahmen einzuleiten. Harmonisierung bedeutet eine Synchronisation mit der Angriffsbewegung. Aikidō wird aufgrund des Fehlens opponenter Einwirkung auf die Angriffsbewegung oftmals verglichen mit „Zen in Bewegung“. Jede Betrachtung und Einteilung in gut und schlecht ist mit Gefühlen verbunden. Ebenso leisten Angst, wie auch Aggression, einen Beitrag zu emotionaler Instabilität, was das Reaktionsvermögen negativ beeinflusst. Aggressionslosigkeit, Mut und natürlich die sichere Verfügbarkeit der erforderlichen technischen Fähigkeiten im Kampf hingegen leisten einen großen Beitrag zur emotionalen Stabilität, zu klarer Erkenntnis der allgemeinen und momentanen Situation und erhalten den erforderlichen Überblick und das Aktions- und Reaktionsvermögen – siehe: Ken-Tai. Mit dieser Sichtweise lässt sich die Dualität und die Einteilung in gut und schlecht auflösen. Damit entfällt ebenso eine emotionale Verhaftung mit der eigenen Angst und der Aggression dem Kontrahenten gegenüber. Das Aktions- und Reaktionsvermögen bleibt im Rahmen der eigenen Befähigung erhalten. Initiative durch Auslösen des Angriffs mittels Ken-Stellung dient der Wahl des Zeitpunkts und des Ortes und der ruhige Überblick über die Gesamtsituation durch geistige Gelassenheit und Aufrechterhaltung der Lauerstellung (Tai-Einstellung) sowie durch sofortiges Erkennen der Öffnungen der Deckung beim Kontrahenten (Ken-Tai) dienen dem taktischen Vorteil, wenn der Angriff beginnt. Das, wenn nötig, auch wiederholte Zulassen eines Angriffs und die Harmonisierung, Synchronisation mit und Lenkung der Angriffsbewegung und die Umsetzung durch das Ausüben der vollen Kontrolle über die Bewegungen des Angreifers, ohne primäres Interesse an dessen Schädigung und mit einer gütigen Geisteshaltung (Zen, Gnade), wirken deeskalierend, auch während die Auseinandersetzung ihren Fortgang nimmt. Das Verhindern des Gesichtsverlustes durch Applikation der Techniken in einer Weise, welche die körperliche Unversehrtheit und Integrität des Aggressors sicherstellt, ermöglicht schlussendlich die Erkenntnis beim Angreifer über die Nutzlosigkeit seines gewaltsamen Tuns und zeigt ihm die einzige erstrebenswerte Lösung des Konflikts: das sofortige Beenden der Auseinandersetzung und Einkehr geistigen Friedens. Taktische Applikation Die Ausführung der Techniken im Aikido basieren auf Bewegungen des Schwert- und Stockkampfes. In ihrer Ursprünglichkeit lassen sich alle Techniken des Aikidō auf Schneide-, Blockade- und Hebelbewegung mit dem Schwert (Bokken), bzw. dem Stock (Jō) zurückführen. Ferner gilt als ausführendes Element bei der Anwendung die Widerstandslosigkeit einer Technik als erstrebenswert. Der Grund liegt darin, dass nur eine widerstandslos ausgeführte Aikido-Technik das größtmögliche Bewegungsmoment des Angreifers erhält, ohne konfrontativ und damit energieverzehrend zu wirken und dies dem Aikidōka (Aikidō-Ausübenden) ermöglicht, von sich aus nur lenkenden Einfluss ohne Gewaltanwendung auszuüben. Unterschiede bei der Ausführung in den verschiedenen Aikidō-Stilen, und selbst auf nationaler Ebene innerhalb eines Lehrstils, lassen sich darauf zurückführen, dass deren Lehrbeauftragte aus didaktischen Gründen oder aus Selbsterfahrung und eigenem Verständnis oftmals unterschiedliche Konzepte der Bewegungsabläufe eines Angreifers definierten: Beispielsweise kann ein Angreifer einen beliebigen Initialangriff ausführen, welcher von einem Aikidoka durch Ausweichen oder anderweitig neutralisiert wird. Ob der Angreifer nun kurze Zeit zuwartet, ob er überhaupt keine Bewegung ausführt, ob er seinen Angriff ganz abbricht oder seinen Angriff durch weitere Bewegungsfolgen wieder aufnimmt, hängt nicht vom Aikidōka ab, sondern vom Angreifer. Ausschließlich aufgrund dieser Taktiken appliziert der Aikidō-Ausübende weitere Gegenmaßnahmen. Im Folgenden seien unterschiedliche taktische Applikationen einer Technik erläutert: Ein Angriff erfolgt mit Chūdan-Tsuki – ein Stich mit einem Messer oder Boxhieb gegen die Körpermitte des Aikidōka. Dieser neutralisiert den Initialangriff durch eine Ausweichbewegung auf die äußere Seite des Arms des Angreifers und berührt diese nur leicht mit seiner dem Angreifer näher liegenden Hand. Diese Kontaktaufnahme dient der Positionsbestimmung und der taktilen Wahrnehmung der Folgebewegung des Angreifers. Zieht der Angreifer seinen ausgestreckten Arm ruckartig zurück, hat der Aikidōka die Möglichkeit, Gegenmaßnahmen in Reaktion darauf einzuleiten. Hier sei angenommen, es erfolgt die Technik Kote Gaeshi mit Wirkung in der der Initialbewegung 180 Grad entgegengesetzten Richtung. Zieht der Angreifer den Arm nicht zurück, sondern führt einen Folgeangriff mit derselben Hand (beispielsweise bei einem Messerangriff) aus, steht dem Aikidōka ebenfalls als Gegenmaßnahme die Technik Kote Gaeshi zur Verfügung – in diesem Fall als Reaktion in der Weiterführung der Angriffsbewegung und ausgeführt aus seiner weiterführenden Drehbewegung. Zieht der Angreifer den Arm nicht zurück, sondern führt einen Folgeangriff mit seiner zweiten Hand aus (beispielsweise im Boxkampf), steht dem Aikidōka, neben vielen anderen Möglichkeiten, auch die Technik Kote Gaeshi als Maßnahme zur Verfügung; in diesem Fall ebenfalls reaktiv und aus seiner weiterführenden Drehbewegung. Zieht der Angreifer den Arm nicht zurück, sondern bleibt beispielsweise aus Überraschung einen kurzen Moment stehen, kann der Aikidōka die Technik Kote Gaeshi auf die Hand, proaktiv in diese zeitliche Lücke hinein, ausführen mit Drehpunkt direkt auf der Faust des Angreifers. Alternativ zur proaktiven Anwendung von Kote Gaeshi kann der Aikidō-Ausübende mit der Anwendung von Atemi-Waza (Schlag- bzw. Perkussionstechnik, wörtlich: Körpertreffer) den Kontrahenten dazu bringen, eine Abwehr- oder Folgebewegung auszuführen. Dabei liegt das Ziel von Atemi-Waza darin, den Kontrahenten lediglich zur reflexartigen Ausführung einer Bewegung zu verleiten, durch deren Weiterführung der Aikidōka wiederum eine zweckdienliche Technik ansetzen kann. Alle erwähnten Anwendungen dieser Technik sind in ihrem Wirkprinzip dieselben: Es erfolgt eine Handgelenkdrehung einwärts, was wuchtig ausgeführt den Angreifer zu einem Überschlag mit Drehpunkt auf der Höhe seines Unterarms verleitet (siehe: Kote gaeshi). Dieser Überschlag entsteht nicht primär darum, weil ein Hebel auf das Handgelenk wirkt, sondern er stellt einen Reflex des Angreifers dar, der damit eine Schädigung seines Handgelenks verhindern will. Der Überschlag entsteht somit vorteilhafterweise, bevor der Hebel seine Wirkung ins Handgelenk entfaltet. Diese potentielle Wirkung im Falle eines Zögerns kann nur taktil wahrgenommen werden. Für eine vom Verstand kontrollierte Erfassung treten die Gegenmaßnahmen viel zu schnell ein. Alle Anwendungen sind ohne eine körperliche Schädigung des Angreifers richtig und korrekt ausgeführt, weil sie die moralischen und strategischen Grundlagen des Aikidō berücksichtigen. Unterschiede liegen darin, dass im jeweiligen Aikidō-Verband seitens der technischen Lehrbeauftragten unterschiedliche didaktische Vorgehensweisen argumentiert und andere taktische Anwendungen favorisiert werden. Technik Zu den Techniken im Aikido soll Morihei Ueshiba gesagt haben, dass Techniken geboren würden, sobald man sich im Aikido bewege, insofern könnte man überhaupt keine Anzahl an möglichen Aikido-Techniken angeben. In den meisten Stilrichtungen werden als grundlegende Verteidigungsformen fünf Hebel- bzw. Haltetechniken und acht Wurftechniken geübt, mit denen auf 18 grundlegende Angriffsformen reagiert werden kann. Die Grundtechniken können jeweils in den Varianten ura (hinter uke bewegend) und omote (vor uke bewegend) ausgeführt werden sowie manche in einer uchi (innen) und soto (außen) Ausprägung. Diese Grundtechniken kommen wiederum entweder in Tachi-waza oder Hanmi-handachi-waza oder Suwari-waza zur Anwendung. Darüber hinaus kommen Übungsabläufe (Katas) mit Stock und Schwert vor. Die Technik des Aikido macht sich physikalische Prinzipien (wie z. B.: Achsen, Hebel, Kinetik) zu Nutze, wobei die Bewegungsmuster von Schwerttechniken mit dem japanischen Katana abgeleitet sind (Ziehen, Schnitt einhändig, Schnitt zweihändig, u. a. m.). Mit fortschreitendem Training tritt Körperkraft immer mehr in den Hintergrund und wird durch Genauigkeit, Beweglichkeit und Konzentration ersetzt. Der Angriff wird im Gegensatz zu vielen anderen Kampfkünsten nicht geblockt, sondern so umgelenkt, dass der Verteidiger daraus einen Vorteil erlangt. Dabei werden im Wesentlichen zwei Prinzipien verwendet, irimi und tenkan. Irimi ist das Prinzip des „in den Angriff Eintretens und mit ihm Harmonisierens“, während man mit tenkan den Angriff mit einer Drehbewegung vorbeilässt und dabei mit ihm harmonisiert. Im Aikidō soll das Kokyū (呼吸), die Atemkraft, der Muskelkraft des körperlich Stärkeren überlegen sein. Genauer bezeichnet ist Kokyū der Atem, Kokyū dōsa (呼吸動作) heißt Atemkraftbewegung aus dem Seiza, und Kokyū-Hō ist eine Übung zur Entwicklung der Atemkraft. Dabei ist mit Atemkraft nicht die Lungenleistung gemeint, sondern die Körperspannung (Tonus), welche in direkter Weise mit Hilfe der Atemkraft reguliert werden kann. Erstrebenswert ist ein mittleres Spannungsverhältnis zwischen hohem Tonus (Härte), welcher zur Lenkung der Bewegung beim Partner erforderlich ist, und geringem Tonus (Weichheit), welcher zur Wahrnehmung der Angriffsdynamik und zum strategischen Nachgeben verwandt wird. Beim Umsetzen der Techniken wird zum Lenken der Angriffsbewegung der taktilen Wahrnehmung hoher Stellenwert beigemessen. Dabei steht nicht primär die Muskelkraft im Vordergrund, sondern die Wahrnehmung der dynamischen Bewegungsrichtung des Angriffs. Aikido kann von Menschen jeder Größe und jeden Alters praktiziert werden, wobei die körperliche Beanspruchung nicht unterschätzt werden sollte. Da die meisten Techniken an den Gelenken angreifen, sind diese einer höheren Belastung ausgesetzt. Ein gutes Aufwärmen und Dehnen ist zwingend notwendig. Das für Europäer ungewohnte Üben auf den Knien belastet diese besonders. Doch der respektvolle Umgang mit dem Partner und die beim Üben festgelegten Rollen ermöglichen das Üben in jedem Alter und Leistungsstand. Aikido ist eine der schwerer erlernbaren Kampfkünste. Ein Schüler benötigt mehrere Jahre Übung, bis er in der Lage ist, sich wirksam zu verteidigen. Die Perfektionierung der Selbstverteidigung ist aber nicht das alleinige Ziel des Aikido-Trainings. Einige Aikidoka sehen in einer effizienten Verteidigung nur einen Nebeneffekt in der Entwicklung des Aiki. Daher lehnen die meisten Stilrichtungen Aikido als reine Technik zur Selbstverteidigung ab, glauben jedoch, dass Aikido geeignet ist, effektiv zur Verteidigung eingesetzt zu werden. Da Aikido die harmonische Auflösung einer Konfliktsituation anstrebt, kann einem Aikidoka der Kontrahent nicht egal sein, da seine Angriffsenergie für eine effektive Verteidigung intuitiv erkannt und umgeleitet werden muss. Da Ueshiba, der von den Aikidoka O-Sensei (翁先生, japanisch: Altehrwürdiger Lehrer, oft auch Großer Lehrer, 大先生) genannt wird, ein Experte in der Handhabung von Schwert (Katana), Speer und Stab/Stock (Bō/Jō) sowie auch im Jiu Jitsu und anderen Kampfkünsten war, beinhalten die Techniken des Aikido zahlreiche raumgreifende und fließende Bewegungen. Diese Bewegungen werden zum Teil auch mit den althergebrachten Namen aus diesen Kampfkünsten bezeichnet. Stile Ueshiba Morihei begann als Jugendlicher Ende des 19. Jahrhunderts mit dem Studium einzelner Budō-Disziplinen. Nachweislich studierte er Anfang des 20. Jahrhunderts Tenjin Shinyo ryu Jujutsu, Goto-ha Yagyu Shingan ryu Jujutsu, kurzzeitig Judo und vor allem ab 1915 Daitō-ryū Aiki-jūjutsu bei Takeda Sōkaku. 1919 kam er mit der neo-shintoistischen Bewegung Ōmoto-kyo in Berührung, deren Lehren seine Interpretation von Budō entscheidend mitbeeinflusst haben und daher für die Entstehung des Aikido als wesentlich anzusehen sind. Bis zu seinem Tode entwickelte Ueshiba sein Aikido weiter, wobei seine Kunst immer weicher und harmonischer wurde. Da er im Laufe seines Lebens viele Schüler hatte und diese ihn zu verschiedenen Zeitpunkten (Entwicklungsphasen des Aikido) verließen, entwickelten sich daraus unterschiedliche Interpretationen des Aikido von Ueshiba Morihei. Diese sind unter anderem Grund der verschiedenen Stile im Aikido. Es gibt Stilrichtungen, welche einem einzigen Lehrer folgen, und Stilrichtungen, welche mehr einem Verbund von Lehrern folgen. Die folgende Tabelle stellt bekannte Stile und ihre Begründer dar: Neben diesen Aikido-Stilen leiteten einige Schüler von Ueshiba Morihei aus dem Aikido neue Bewegungslehren ab, die teilweise den Bezug auf Aikido nicht mehr in der Bezeichnung benennen, wie beispielsweise das Kinomichi von Masamichi Noro, der jeden Kampfaspekt in der gemeinsamen Bewegung ablehnt. Praxis Aikido wurde von dem Gründer Ueshiba Morihei nicht als Sport angesehen, sondern vielmehr als Misogi-Technik („mi“ frei übersetzt: Körper; „Misogi“ frei übersetzt: den Körper schälen, raspeln, schneiden). Wettkämpfe sind im Aikido nicht vorgesehen. Die Partner arbeiten zusammen, damit jeder einzelne seine Technik perfektionieren kann. Neue Graduierungen werden durch Vorführung diverser Techniken erreicht, ohne dass die Partner dabei als Gegner miteinander kämpfen. Die Übungseinheiten bestehen zum überwiegenden Teil aus Kata-Geiko: Die Rollen von Angreifer und Verteidiger sind festgelegt, so wie Angriff und Verteidigung meist vorgegeben werden. Erst als fortgeschrittener Aikidoka beginnt man, sich langsam von der Form zu lösen; zunächst sind, z. B. im freien Üben, Angriff und Verteidigung nicht mehr streng vorgeschrieben, später beginnt man, die Rollenaufteilung in Uke und Nage/Tori zu überwinden. Während in einigen Stilen nur im Zusammenhang mit Bokken oder Jō von Kata gesprochen wird, sind in den meisten Stilen des Aikido Kata mit Partnern, also Kata-Geiko die zentrale Übungsform. Der Aikidoka achtet darauf, in den eigenen Bewegungen frei zu werden und nicht mehr über jeden einzelnen Schritt nachzudenken. Die Bewegungsabläufe sollen sich im Unterbewusstsein festigen. Regelmäßiges Üben verbessert die Beweglichkeit und fördert durch komplexe Bewegungsabläufe Konzentration, Koordination, Grob- und Feinmotorik sowie das körperliche und geistige Wohlbefinden. Übungskleidung Als Kleidung wird beim Üben der Ende des 19. Jahrhunderts von Kanō Jigorō, dem Begründer des Jūdō, eingeführte Keikogi getragen. Aikidoka in Kyūgraden tragen in der Regel einen weißen Gürtel. Nur in einigen Stilrichtungen/Verbände erfolgt eine Unterscheidung der Graduierung durch Gürtelfarben angelehnt an das System anderer Kampfkünste. Die Graduierung von Mudansha ist somit nicht eindeutig anhand der Gürtelfarbe zu erkennen. Darüber hinaus können Aikidoka über dem Keikogi einen Hakama, eine Art Hosenrock, tragen. Die Farbe des Hakama ist dabei unerheblich, beim Aikido werden zumeist schwarze oder dunkelblaue Hakama getragen, lediglich weiße Hakama sind aufgrund japanischer Sitten nicht verbreitet. Bis zur Zeit des Zweiten Weltkriegs war es üblich, dass jeder Aikidoka von Anfang an einen Hakama trug. In vielen Dōjō und Stilrichtungen ist es heutzutage üblich, dass die Schüler bis zum Erreichen des ersten Dan oder zumindest bis zu einem der höheren Kyū ohne Hakama Aikido üben. Diese Praxis geht darauf zurück, dass in der Kriegszeit die Stoffe für viele Schüler Ueshiba Moriheis zu teuer waren und sie deshalb bei Ueshiba um Erlaubnis baten, ohne einen Hakama am Unterricht teilnehmen zu dürfen. Ein weiterer praktischer Grund für den Verzicht auf das Tragen eines Hakama in den Anfängergraden liegt in der Verschleierung der Standposition. Während in früheren Zeiten der Hakama zweckmäßigerweise im Zweikampf die Fuß- und Standposition eines Kontrahenten verdeckte, soll der Verzicht heutzutage dem Lehrer ermöglichen, die Standposition besonders der Schüler im Anfängergrad besser zu erkennen und zu korrigieren. Ausrüstung Aikidotraining findet größtenteils ohne Übungswaffen statt, doch die drei Waffen Bokutō, Jō und Tantō, üblicherweise hölzerne Trainingswaffen, spielen eine wichtige Rolle. Sie werden verwendet, da viele Bewegungen und Techniken im Aikido von Waffentechniken wie Schwert- oder Stocktechniken abgeleitet sind und dadurch die waffenlosen Bewegungsabläufe selbst besser verstanden und verinnerlicht werden können. Je nach Stilrichtung variiert die Bedeutung des Waffentrainings. Ablauf Im Dōjō sitzen die Schüler aufmerksam im Seiza auf den „niederen Sitzen“ („shimoza“), während sich der Lehrer (Sensei) auf dem mittig gegenüberliegenden Kamiza befindet. Die Schüler behalten diese Position bei, wenn der Sensei die Übungsformen präsentiert. In einigen Dōjō sitzen aus der Sicht des Sensei die Aikidoka mit dem niedrigeren Grad auf der rechten bzw. „niederen“ Seite („shimoseki“). Die Aikidoka mit dem höheren Grad befinden sich aus der Sicht des Sensei auf der linken bzw. „höheren“ Seite („jōseki“). Auf shimoseiki oder jōseki befinden sich zudem Sitze für Besucher. Im Dōjō wird Wert auf die Etikette („Reigi“) gelegt. Beim Betreten des Dojos erfolgt ein Ritsurei in Richtung des Kamiza. Beim Ritsurei handelt es sich um eine stehende Verbeugung im 30° Winkel, welche in Shizen Hontai (natürlicher Stand) ausgeführt wird. Zudem erfolgt beim Betreten der Matte ein Zarei. Dabei handelt es sich um eine 30°-Verbeugung im Seiza, bei der die Hände flach etwa 15 cm vor den Knien mit der Handfläche nach unten auf die Matte gelegt werden und die Fingerspitzen der linken und rechten Hand aufeinander zeigen. Das Gesäß bleibt dabei auf den Fersen. Nach dem Betreten der Matte werden von den Studenten leichte Dehnungs- und Aufwärmübungen durchgeführt. Begonnen wird die Lehrstunde mit einem Klatschen und dem Einnehmen der korrekten Sitzpositionen. Danach erfolgt eine Begrüßung des Sensei. Die Begrüßung wird dabei in manchen Dōjōs vom ranghöchsten Schüler mit den Worten „Sensei“ oder „sempei ni rei“ eingeleitet. Dabei erfolgt ein Ritsurei, sowie der gleichzeitigen Aussprache der traditionellen Begrüßung „O negai shimasu“ (お 願い します, wörtlich auf Deutsch: „Ich mache (shimasu) eine Bitte (O-negai)!“ – im Sinne einer Aufforderung, vom nun folgenden Unterricht zu profitieren). Manchmal wird dieses Ritual ergänzt mit einem Klatschen. Dabei werden die Sitzpositionen im Seiza eingenommen. Auf Aufforderung hin erfolgt eine Begrüßung des Sensei mit einem Zarei. Dieser erwidert ebenfalls mit einem Zarei. Nach den Begrüßungen kann eine kurze Meditation („Mokusō“) folgen, woraufhin der Unterricht beginnt. Danach üben meistens zwei Partner miteinander. Jede Übung wird mit der Begrüßung des Übungspartners in Form eines Ritsurei und „O negai shimasu“ eingeleitet. Im regelmäßigen Wechsel nimmt eine Person die Rolle des Angreifers (Uke) ein und die andere Person die Rolle des Angegriffenen bzw. Verteidigers (Nage oder Tori). Nage führt eine Technik gegenüber Uke aus. Nach meist zwei oder vier Wiederholungen der jeweiligen Technik tauschen die Partner ihre Rollen als Uke und Nage. Die Angriffe bestehen vorwiegend aus Schlägen, Halte- und Würgegriffen. Die Technik selbst ist zumeist in drei Teile gegliedert. Dem Aufnehmen bzw. Vorbeileiten der Angriffsenergie (siehe auch Tai no henkō), der Weiterführung der Energie bis zum Verlust des Gleichgewichts (des Uke) und der Abschlusstechnik, die aus einem Wurf – auch mit anschließender Haltetechnik – oder nur einer Haltetechnik bestehen kann. Dabei kann das Aufnehmen und Vorbeileiten des Angriffs auf mehrere Weisen erfolgen. Nage (der Verteidiger) kann durch eine Ausweichbewegung (Tai Sabaki – „bewegen in unterschiedliche Richtungen“) und einen anschließenden Schritt nahe zum Angreifer hin (omote oder ura – „eintreten in unterschiedliche Positionen zum Uke hin“) sich mit der Energie des Angriffs harmonisieren. Danach wird, durch die Weiterführung der Angriffsenergie in eine durch Nage bestimmte Richtung, das Gleichgewicht von Uke gestört. Oft finden auch angedeutete Stoß- und Schlagtechniken (atemi) zur Störung des Gleichgewichts Verwendung. Sobald Uke die eigene Kontrolle über seinen Körper verloren hat, ist es nicht mehr schwer, die Bewegung durch einen Wurf oder mit einem Haltegriff zu beenden. Es gibt auch Übungen, in denen Techniken gegen mehrere Partner gleichzeitig geübt werden (randori), und Übungen, bei denen die Technik frei gewählt werden kann (jiyuwaza). Beim Ende der Übung erfolgt eine Bedankung in Form eines stehenden Ritsurei mit den Worten „Domo Arigato Gozaimas“ oder „Arigato Gozaimashita“. Am Ende der Klasse nehmen alle Schüler die korrekten Sitzpositionen ein. Auf Aufforderung des Sensei erfolgt ein Ritsurei mit den Worten „Domo Arigato Gozaimas“ oder „Arigato Gozaimashita“ in Richtung des Kamiza, welcher vom Sensei erwidert wird. Der Sensei geht zum Rand der Matte und macht einen Ritsurei in Richtung des Kamiza. Danach sind die Studenten entlassen und können ihre Sitzpositionen nach einem optionalen Ritsurei verlassen. Einflüsse Die Ideen und Prinzipien des Aikido übten und üben auch außerhalb des reinen Kampfsports großen Einfluss. So beispielsweise in der de-eskalierenden Konfliktforschung oder dem modernen Tanz (siehe Contact Improvisation, Akroyoga). Siehe auch Kata (Aikidō) Yagyū Shinkage-ryū Zanshin Referenzen und Belege (Abschnitt Strategie) Yagyu Munenori: Der Weg des Samurai. 5. Auflage. Pieper, 2008, ISBN 978-3-492-23631-7. Thomas Preston: Samurai-Geist – Der Weg eines Kriegers in den japanischen Kampfkünsten. Kristkeitz, ISBN 3-921508-38-X. Literatur Heinz Patt: Aikido – Harmonie und Erfahrung (englisch) Gebundene Ausgabe, Hrsg.: Reuverton Editions Bonn 2007, ISBN 978-3-00-021624-4 Coralie Camili: Kampfkunst. Merve Verlag, Berlin 2021, ISBN 9783962730468. Weblinks Allgemein Allgemeine Infos über Aikidō (Links, Tipps zur Dojosuche, …) Deutschsprachiges Aikidojournal, internationale Dojoliste, die größte internationale Lehrgangsliste Aikidō-Infosite, u. a. mit umfangreicher Datenbank (Dojos, Kontaktadressen, Lehrgänge, …) Online-Bücher Online-Buch in deutscher Sprache Geschichte Der Anfang des Aikido in Österreich, ÖAV-AAA Weiterführende Weblinks in englischer Sprache Aikidofaq Aikiweb Aikidojournal Introduction of Aikido Japanese Aikido master Ichiro Shishiya teaches us a lot of techniques of Aikido. Anmerkungen Kampfkunst (Japan) Kampfkunststil Kampfsport Wikipedia:Artikel mit Video
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Alexandria
Alexandria oder Alexandrien (, nach Alexander dem Großen; ) ist mit über fünf Millionen Einwohnern (Stand 2017) und einer Ausdehnung von 32 Kilometern entlang der Mittelmeerküste nach Kairo die zweitgrößte Stadt Ägyptens und die insgesamt größte ägyptische Stadt mit direktem Zugang zum Mittelmeer. Sie besitzt den größten Seehafen des Landes, an dem etwa 80 % des ägyptischen Außenhandels abgewickelt werden. Als bedeutender Industriestandort wird sie über Pipelines mit Erdöl und Erdgas aus Sues versorgt. Alexandria wurde 331 v. Chr. vom Makedonen Alexander dem Großen an der Stelle der altägyptischen Siedlung Rhakotis gegründet und unter Ptolemaios II. zwischen 285 und 247 v. Chr. fertiggestellt. Die Stadt, Residenz der Ptolemäer, entwickelte sich rasch zu einem der wichtigsten Zentren der hellenistischen Welt sowie später des römischen und frühbyzantinischen Ägypten. Sie war nach dem Ende der Ptolemäer Hauptstadt der römischen Provinz Aegyptus, in der Spätantike dann der Dioecesis Aegypti. Das antike Alexandria war vor allem für seinen Leuchtturm (Pharos), eines der sieben Weltwunder der Antike, und für seine Große Bibliothek bekannt. Nach der Islamischen Eroberung Ägyptens 641 n. Chr. und mit der Gründung von Kairo verlor die Stadt ihre Bedeutung. Anfang des 19. Jahrhunderts zu einem vom Hinterland abgeschnittenen Fischerdorf herabgesunken, gelang Alexandria dank dem Bau des Mahmudiyakanals und dem Aufblühen des lukrativen ägyptischen Baumwollhandels der Wieder-Aufstieg zu einem wichtigen internationalen Handelszentrum. Im Hafen von Alexandria finden seit 1994 unterwasserarchäologische Untersuchungen statt, durch die neue Erkenntnisse zur Vorgängersiedlung Rhakotis und zur ptolemäischen Epoche gewonnen werden konnten. Geografie Alexandria liegt am westlichen Rand des Nildeltas knapp über dem Meeresspiegel auf einem schmalen Landstreifen entlang der hier von Südwesten nach Nordosten verlaufenden Küste des Mittelmeeres. Hinter dem Landstreifen erstreckt sich der lagunenartige Brackwassersee Mariut, dessen Fläche in den letzten 200 Jahren immer kleiner geworden ist. Ganz durch Landgewinnung in bewässertes Ackerland verwandelt wurde die Fläche der ehemaligen Fähre von Abukir (المعدية أبو قير – al-Maʿdīyat/al-Muʿaddiyat Abū Qīr), die sich zwischen dem Mariut-See, der Bucht von Abukir und dem Idku-See (بحيرة إدكو – Buhayra Idkū) befindet. Aus dem Nildelta schlängelt sich der unter den Ptolemäern angelegte Kanal von Alexandria ( خليج الإسكندرية – Chalīg al-Iskandariyya) zwischen den Seen hindurch bis nach Alexandria. Er dient der Süßwasserversorgung und der Binnenschifffahrt. Zwischen 1807 und 1820 wurde der Kanal wiederum erneuert und dabei der Abgang aus dem Nil um 20 Kilometer flussabwärts verlegt sowie bei Alexandria eine neue Verbindung zum Mittelmeer angelegt. Seitdem heißt er Mahmudiyakanal (قَنَال المحمودية – Qanāl al-Maḥmūdiyya). Die Altstadt al-Medina (المدينة) liegt auf der Landzunge, die sich entlang des um 300 v. Chr. gebauten Damms zur Insel Pharos gebildet hat, und damit nördlich der antiken Stadt. Nach Süden war diese Landzunge durch eine Festungsmauer gesichert. Südlich der Altstadt und der Hafenbecken, also auf dem Gelände des antiken Alexandria auf dem küstenparallelen Landstreifen, gab und gibt es eine (um 1800) von der Fläche her annähernd doppelt so große Vorstadt, die von weiteren Stadtmauern geschützt wurde. Heute hat sich aus dieser Vorstadt ein Siedlungsband von über 15 Kilometer Länge gebildet. Die Stadt liegt im gleichnamigen Gouvernement und bildet ein Verwaltungsgebiet von 2679 km². Die Stadt Rosette (Raschīd) liegt 65 Kilometer östlich, der Suezkanal 240 Kilometer. Die Entfernung nach Kairo beträgt 225 Kilometer. Klima An der Küste um Alexandria befindet sich ein schmaler steppenhafter Landstreifen zwischen mediterranem Klima und Wüstenklima. Die Temperatur schwankt im Januar von 9 bis 19 °C und im Juli von 22 bis 31 °C. Diese Schwankungen sind aufgrund der Nähe zum Meer moderat. 190 mm Niederschlag fallen an wenigen Tagen zwischen Oktober und April. Die Luftfeuchtigkeit liegt bei 60 bis 70 Prozent. Vom Mittelmeer her kommend, wehen zumeist nördliche, gemäßigte, manchmal aber auch sehr heftige Winde. Im Frühjahr kann auch ein heißer, trockener Wüstenwind wehen, der Chamsin, der aus dem Süden dichte, gelbe Wolken aus Sand und Staub mitbringt. Bevölkerung Mit 5,04 Millionen Einwohnern in der eigentlichen Stadt ist Alexandria heute nach Kairo die zweitgrößte Stadt Nordafrikas, mit 5,36 Millionen Einwohnern in der Agglomeration viertgrößter Ballungsraum in Nordafrika und zehntgrößter in ganz Afrika. Für 2050 wird mit einer Bevölkerung von über 8,7 Millionen Menschen in der Agglomeration gerechnet. Geschichte Hellenistische Zeit Die erste Besiedlung des heutigen Stadtgebiets fand wahrscheinlich zwischen 2700 und 2200 v. Chr. statt. 331 v. Chr. gründete der Feldherr und Makedonenkönig Alexander der Große Alexandria an der Stelle der ägyptischen Siedlung Rachotis (Raqote), wobei er selbst die Lage des Marktplatzes und der Hauptverkehrsachsen festlegte. Wahrscheinlich besaß die vorherige kleine Stadt aus vorptolemäischer Zeit schon Hafenanlagen im Norden und Westen der Insel Pharos. Traditionell galt als Gründungsdatum der 25. Tybi (erster Peretmonat), der 7. April jul. / 2. April greg. 331 v. Chr. Alexandria entstand nach Plänen des griechischen Architekten Deinokrates. Im Jahr 331 v. Chr. verließ Alexander die Stadt, zog mit seinem Heer nach Osten und sollte bis zu seinem Tod nicht mehr zurückkehren. Der Grieche Kleomenes von Naukratis übernahm kurzzeitig die Regierung und überwachte den Bau der Stadt. Ptolemaios I. (305–283 v. Chr.) ließ den Leichnam Alexanders nach Alexandria überführen und bestattete ihn in einem goldenen Sarg. Das Grab lag wahrscheinlich in dem königlichen Mausoleum der Stadt, das auf dem Gelände der heutigen Nebi-Daniel-Moschee vermutet wird. Erst unter Ptolemaios II., also zwischen 285 und 246 v. Chr., wurde Alexandria im geplanten Umfang fertiggestellt, doch schon zwischen 320 und 311 wurde es die Residenzstadt der ptolemäischen Könige und behielt diese Funktion bis zum Ende des Ptolemäerreichs. Die Polis Alexandria galt formal nicht als Teil Ägyptens, sondern wurde jahrhundertelang stets als „Alexandria bei Ägypten“ bezeichnet; erst in römischer Zeit änderte sich dies. In der Blütezeit von 300 v. Chr. bis 400 n. Chr. war Alexandria ein wirtschaftliches, geistiges und politisches Zentrum des östlichen Mittelmeerraumes, auch unter römischer Herrschaft. Berühmte Bauwerke wie der Leuchtturm von Pharos (Bauzeit ca. 299–279 v. Chr.), das Museion mit der großen (alexandrinischen) Bibliothek und zahlreiche Theater, Palastbauten und Tempel machten die Stadt im ganzen antiken Mittelmeerraum bekannt. Ein gleichzeitig mit der Stadt angelegter Kanal führte Süßwasser aus dem westlichsten Mündungsarm des Nils heran und speiste ein umfangreiches System von Zisternen. In guten Zeiten, d. h. wenn der Kanal funktionierte, unterschied sich die Funktion dieser Zisternen von der sonst üblichen; dienen Zisternen normalerweise als Sammelbehälter für Regenwasser, so dienten die Zisternen Alexandrias als Absetzbecken zur Klärung des natürlicherweise trüben Nilwassers. Diodor berichtet von 300.000 freien Einwohnern in späthellenistischer Zeit, wobei die Bevölkerung aus ganz unterschiedlichen ethnischen Gruppen bestand. In der römischen Kaiserzeit war Alexandria nach Rom zeitweise die zweitgrößte Stadt des Imperiums. Die Bevölkerungszahl wird in seriösen Untersuchungen auf rund eine halbe Million Einwohner in der Spätantike geschätzt, Freie und Sklaven. Einige Schätzungen gehen sogar von einer Gesamtbevölkerung von 600.000 bis 750.000 Einwohnern aus. Die Stadtbefestigung wurde mehrmals erweitert, in der größten Ausdehnung grenzte die südliche Stadtgrenze an den Mareotis-See. Das antike Alexandria bestand aus mehreren Stadtteilen für bestimmte Bevölkerungsgruppen. Neben dem Wohnbezirk der Ägypter, Rhakotis genannt, und der griechischen Neapolis gab es auch ein Viertel der Juden. In Alexandria entstand seit dem 3. vorchristlichen Jahrhundert der größte Teil der als Septuaginta bekannten Übersetzung der Heiligen Schriften der Israeliten ins Griechische. Römische Herrschaft Im Jahre 30 v. Chr. wurde die Stadt von Octavian eingenommen, der sich in einem Bürgerkrieg im Römischen Reich durchgesetzt hatte und die Stadt – wie ganz Ägypten – dem Imperium Romanum einverleibte. Ägypten wurde kaiserliche Provinz und einem praefectus Aegypti unterstellt; Senatoren durften Alexandria fortan nur ausnahmsweise betreten. Nach der römischen Eroberung Alexandrias kam es dort im Jahr 38 n. Chr. zu einem Ausbruch von Gewalt gegen Juden. Im Vierkaiserjahr hielt sich Vespasian in der Stadt auf und inszenierte sich dabei als Wunderheiler. Um 116 leitete ein jüdischer Aufstand unter Kaiser Trajan einen zeitweiligen Niedergang ein. Durch die Unruhen wurde die Stadt schwer beschädigt, und der Handel kam zum Erliegen. Trajans Nachfolger Hadrian leitete den Wiederaufbau ein, beschränkte sich aber auf drei Fünftel des alten Stadtgebiets. Unter den Kaisern Decius und Valerian kam es erneut zu Konflikten: Es wird von zwei schweren Christenverfolgungen berichtet, aber auch innerhalb der Glaubensgruppen der römischen (polytheistischen) Religion kam es zu gewaltsamen Ausschreitungen. 365 wurde es durch einen Tsunami infolge des schweren Erdbebens vor Kreta verwüstet, der von dem römischen Historiker Ammianus Marcellinus beschrieben wurde. 380 bzw. 392 n. Chr. wurde das Christentum Staatsreligion im römischen Imperium. Infolgedessen wurden von einer Gruppe Christen entgegen kaiserlicher Anweisung Tempel zerstört, so vor allem das Hauptheiligtum des Gottes Serapis in Alexandria (wohl 393). Es kam in dieser Zeit zu einigen Übergriffen von Paganen an Christen und zu mehreren Übergriffen von Christen an Paganen. Ein bekanntes Opfer war die heidnische Philosophin und Wissenschaftlerin Hypatia, die im 5. Jahrhundert in innerchristliche Kontroversen verwickelt und von aufgebrachten Christen ermordet wurde. Alexandria war zu dieser Zeit bereits Sitz eines Patriarchen und entwickelte sich zu einem der wichtigsten christlichen Zentren. Bis zur islamischen Eroberung war es nach Rom der zweitwichtigste Bischofssitz der Christenheit. Nach dem Konzil von Chalkedon 451 war die Stadt über 200 Jahre ein Mittelpunkt des Monophysitismus. Zugleich wirkten dort noch bis ins 7. Jahrhundert bedeutende Vertreter des Neuplatonismus (Schule von Alexandria). Alexandria blieb in oströmischer Zeit eine bedeutende Stadt. Kalifenreich Nach der Eroberung Ägyptens durch das persische Sassanidenreich im Jahr 619 konnte Ostrom/Byzanz das Land zwar 629 zurückgewinnen, aber 642 nahmen die Araber Alexandria im Zuge der islamischen Expansion ein. Eine erneute byzantinische Rückeroberung scheiterte 645/46 endgültig. In der Folgezeit verlor die Stadt ihre dominierende Stellung in Ägypten zwar an Kairo, blieb aber bedeutend. Innerhalb des Kalifenreiches erreichte Ägypten alsbald eine weitgehend unabhängige Stellung. Durch ein Erdbeben im Jahr 796 erlitt der Pharos-Leuchtturm ernsthafte Schäden. Der Papstsitz der Koptischen Kirche wurde 1047 von Alexandria nach Kairo verlegt, wiewohl sich die koptischen Päpste weiterhin als Patriarchen von Alexandria bezeichnen. Ein schweres Erdbeben in Unterägypten machte 1309 den Leuchtturm endgültig unbrauchbar. Aus seinen Steinen wurde ein Fort gebaut. Ein Reisebericht von Ibn Batuta (1304–1369) verweist auf eine damals kürzlich erfolgte Erneuerung des Kanals vom Nil. König Peter I. von Zypern initiierte (1362) und leitete einen Kreuzzug gegen Alexandria, bei dem die Stadt am 9. Oktober 1365 gestürmt und geplündert wurde. Als sich nach drei Tagen ein Heer von Bahri-Mameluken näherte, begaben sich die Kreuzfahrer mit ihrer Beute auf ihre Flotte und zogen ab. Die anarchischen Zustände im Mittelalter spiegeln sich im Wechsel der Dynastien wider, die zu jener Zeit die Sultane von Ägypten stellten. Dazu gehörten die Umayyaden, Abbasiden, Tuluniden, Ichschididen, Fatimiden, die 1171 durch Saladin gestürzt wurden, die Ayyubiden und ab der Mitte des 13. Jahrhunderts verschiedene Zweige der Mamluken. Gleichzeitig war Alexandria ein intellektuelles Zentrum für muslimische Gelehrte aus Ost und West. Der Gelehrte Abu Tahir al-Silafi verbrachte hier im 12. Jahrhundert den größten Teil seines Lebens. Der Wesir Ibn as-Sallar ließ um 1150 die erste Madrasa nach schafiitischem Recht errichten, die nach al-Salafi benannt wurde. Als nach dem Alhambra-Edikt von 1492 die Juden Spaniens ihre Heimat verlassen mussten, siedelte sich eine beachtliche Zahl dieser Sephardim in Alexandria an. Osmanisches Reich und europäische Kolonialmächte Die Mamluken behielten die innere Verwaltung Ägyptens auch nach der Eroberung durch die Osmanen 1517. Die Expansion des Osmanischen Reiches erschwerte aber den Handel Europas mit Indien und China und führte so zur Erkundung und Etablierung des Seewegs nach Indien (Goa portugiesische Kolonie seit 1510). Mit dem Wegfall des einträglichen Landtransports vom Mittelmeer zum Roten Meer schwand die Bedeutung des Hafens von Alexandria. Zudem verfiel Ägypten als osmanische Provinz unter Mamlukenherrschaft in allgemeine Stagnation. So wurde die einstige Metropole Alexandria zu einer unbedeutenden Kleinstadt. Napoleon Bonaparte landete 1798 während seiner ägyptischen Expedition bei Alexandria, eroberte die Stadt und schlug die Mameluken, verlor aber die Seeschlacht bei Abukir gegen die Briten, die 1801 Alexandria belagerten und eroberten. Nachdem so die Schwäche der Mameluken und des Osmanischen Reiches offenbar geworden war, ergriff Muhammad Ali Pascha, Befehlshaber der albanischen Garde des Osmanischen Reichs in Ägypten die Herrschaft über die Provinz, unter Beibehaltung der osmanischen Hoheit. Er nannte sich als erster Khedive und gilt als Schöpfer des modernen Ägypten. Er veranlasste die Wiederherstellung, teils auch Neutrassierung des Süßwasserkanals vom Nil, seither Mahmudiyakanal genannt. Unter seiner Regierung entstand am Hafen von Alexandria auch die erste moderne Werft Ägyptens. Die Schwäche des Osmanischen Reiches ließ die europäischen Kolonialmächte versuchen, Einfluss und Kontrolle über den wichtigsten Mittelmeerhafen Ägyptens zu gewinnen, sowohl mit friedlichen Mitteln als auch mit Gewalt. Abbas I., der Enkel und Nachfolger Muhammad Alis, beauftragte Robert Stephenson mit dem Bau einer Eisenbahn von Alexandria nach Kairo. Deren erster Abschnitt zwischen Alexandria und Kafr El-Zayat am Rosette-Arm des Nils wurde 1854 eröffnet. Britische Kaufleute erreichten den Bau der Straßenbahn von Alexandria, die 1863 in Betrieb ging. Beide Bahnen waren die ersten ihrer Art sowohl im Osmanischen Reich als auch in Afrika. Seit der Eröffnung des Sueskanals am 17. November 1869 lag Alexandria wieder an einer Hauptroute des Welthandels. Reuters eröffnete in den 1860er Jahren die erste ägyptische Agentur in Alexandria. 1875 gründeten die griechisch-katholischen Brüder Sami und Bishara Takla mit al-Ahram die erste arabische Tageszeitung. 1892 gründete der syrische Christ Dschurdschī Zaidān mit christlichen und muslimischen Journalisten die Zeitschrift al-Hilāl. In den 1870er Jahren geriet die ägyptische Regierung in zunehmende Finanznot und damit Abhängigkeit von europäischen Mächten. 1875 folgte der Verkauf der ägyptischen Sueskanalaktien an Großbritannien. 1881 kam es dann zum Urabi-Aufstand gegen den neu eingesetzten Khediven Tawfiq und den europäischen Einfluss. Daraufhin schoss eine britische Mittelmeerflotte Alexandria am 11.–13. Juli 1882 in Trümmer, traf dabei allerdings überwiegend die von Europäern bewohnten Stadtviertel. Am 13. Juli landeten dann auch Truppen der Flotte in der Stadt, besiegten trotz Unterzahl die ägyptische Garnison und gewannen die Kontrolle. Nach der vollständigen Niederschlagung des Aufstandes mit etwa 300 Toten (darunter 250 Ägypter) war die ägyptische Regierung eine von Großbritannien kontrollierte Marionettenregierung. Wirtschaftlich ging es unter der britischen Kontrolle mit Alexandria bergauf. Die Industrialisierung und der verstärkte Handelsverkehr sorgten für Wohlstand und Bevölkerungswachstum. 20. Jahrhundert In den 1920er Jahren wanderten Menschen unterschiedlichster Nationalitäten nach Alexandria ein, die noch von dem aus der Ottomanenzeit stammenden Kapitulationssystem, d. h. dem Recht auf doppelte Staatsbürgerschaft, profitierten, insbesondere Griechen und Italiener. Auch die jüdische Gemeinde, seit der Antike ansässig und zum Ende des 15. Jahrhunderts durch den Exodus aus Spanien verstärkt, erfuhr weiteren Zuzug. Die Sephardim trugen mit Banken- und Firmengründungen beträchtlich zum Finanz- und Wirtschaftsleben Alexandrias bei. Es entwickelte sich zunehmend eine „gesellschaftliche und wirtschaftliche Elitenbildung der jüdischen Alexandriner“. Im Zuge der allgemeinen Emanzipation der Kolonialvölker und als Reaktion auf die Gründung des Staates Israel entwickelte sich 1948 in Ägypten die Bewegung des Panarabismus, wodurch sich die Lebensbedingungen für die ethnischen Minderheiten in Ägypten verschlechterten. Die Einwohnerzahl Alexandrias nahm ab der Mitte des 20. Jahrhunderts rasant zu und stieg über vier Millionen, während 50.000 Juden im Rahmen der „Operation Kadesh“ im Oktober 1956 Alexandria für immer verließen. Gamal Abdel Nasser leitete seinen „sozialistischen Kurs“ mit Verstaatlichungen und Nationalismus-Erlassen ein, wodurch viele ihr Vermögen verloren und die Stadt Alexandria verarmte. Gegenwart Heute gilt Alexandria neben Kairo als wichtigste Stadt Ägyptens, mit internationalem Flughafen und bedeutendem Seehafen. Stadtbild Das antike Alexandria Einst wurden die Straßen idealtypisch im rechtwinkligen System angelegt und von zwei 30 m breiten Hauptachsen durchquert. Ein Damm, der Heptastadion, verband die Insel Pharos mit dem Festland und bildete die Westgrenze des Haupthafens portus Magnus. Am Hafen befand sich das Stadtzentrum mit dem Königsviertel, den Palästen und öffentlichen Gebäuden. Die Ptolemäer erweiterten die Palastbauten um weitere herrschaftliche Gebäude und Parkanlagen. Im Hafenbecken lag die kleine Insel Antirhodos mit einem Palast. In der römischen Epoche wurden einige Theater gebaut, unter anderem das Timoneion, das ein Stück ins Meer hinaus gebaut wurde. Auf dem heutigen Raml-Platz stand das Kaisareion (lateinisch: Caesareum), ein Heiligtum für Julius Caesar, erbaut von Kleopatra. Dessen zwei Obelisken, die auf dem Vorplatz des Tempels standen, befinden sich heute in London und New York City. Der Leuchtturm von Pharos, eines der antiken Weltwunder, wurde auf einer kleinen Insel in der Einfahrt zum Großen Hafen (lat.: PORTVS MAGNVS) östlich von Pharos errichtet, am heutigen Standort der Qāitbāy-Zitadelle. Mit 122 m Höhe gilt er als technische Meisterleistung der Antike. Museion und Bibliothek Die von Ptolemäus II. gegründete Große Bibliothek von Alexandria ist bis heute berühmt. Zusammen mit dem Museion machte sie die Stadt zum geistigen Zentrum der antiken Welt. Über eine Million Schriftrollen lagerten in den Bibliotheksräumen und bildeten den Kanon der damaligen Wissenschaften. Das benachbarte Museion (Tempel der Musen) war ein überregional bedeutendes Forum von Künstlern, Wissenschaftlern und Philosophen. Es war das Zentrum der Alexandrinischen Schule, wo beispielsweise Heron, Ptolemäus und Euklid lehrten und forschten. Nach ihr ist die Alexandrinische Epoche benannt. Das Schicksal der Großen Bibliothek bei Caesars Eroberung ist umstritten. Einige antike Quellen sprechen von einem Feuer bei Caesars Eroberung der Stadt 48/47 v. Chr. Wie jedoch Edward Parsons in seiner Quellenanalyse nachweist, stützen nur sechs von 16 Quellen über das Alexandria jener Zeit diese Hypothese. Die erste dieser Quellen wurde etwa 100 Jahre nach dem angeblichen Vorfall geschrieben, und die Zahl der angeblich verlorenen Bücher schwankt von 40.000 (die erste Quelle) bis 700.000, also der kompletten Bibliothek (Aulus Gellius). Die letzte Quelle (der Kirchenhistoriker Orosius) spricht wieder von 40.000 Büchern. Das Museion von Alexandria, an das die Bibliothek angegliedert war, existierte mit Sicherheit weiterhin, da mehrere Leiter des Museions aus nachchristlicher Zeit bekannt sind und Plutarch von einem Geschenk von 200.000 Schriftrollen aus der Bibliothek von Pergamon an Caesar schreibt. Der letzte bekannte Leiter des Museions war Theon von Alexandria (ca. 335–405). Im Jahr 391 wurden vom Patriarch Theophilos von Alexandria alle nichtchristlichen Tempel in Alexandria zerstört; vorausgegangen waren blutige Zusammenstöße zwischen Anhängern der traditionellen Kulte („Heiden“) und Christen, wohl bewusst angeheizt von Theophilos, bis hin dazu, dass schließlich Heiden, die sich im Serapisheiligtum verschanzt hatten, dort Christen kreuzigten. Um die Situation wieder zu beruhigen, vergab Kaiser Theodosius I. ihnen zwar diese Morde, ordnete aber gleichzeitig die Zerstörung des Tempels an. Die Zerstörung des weithin bekannten Serapisheiligtums, das die Tochterbibliothek beinhaltete, sollte eine deutliche Fanalwirkung für die „Heiden“ haben; ob dabei auch das Museion (der „Tempel der Musen“ und damit aller Wahrscheinlichkeit nach die Bibliothek) zu diesem Zeitpunkt zerstört wurde, ist unbekannt, es kann jedoch nicht wesentlich früher oder später geschehen sein. 642 brannte die Bibliothek, nachdem die Araber die Stadt von den Byzantinern (Oströmern) erobert hatten. Das heutige Stadtbild In der ereignisreichen Geschichte Alexandrias sind viele historische Bauwerke und Kunstschätze über die Jahrhunderte verloren gegangen. Das heutige Stadtbild wird von Gebäuden im Stil des Historismus, Stile Liberty und Eklektizismus aus dem 19. und 20. Jahrhundert bestimmt. Aus antiker Zeit sind ein römisches Theater und die Katakomben von Kom esch-Schuqafa erhalten. Wichtigstes Museum Alexandrias ist das Griechisch-Römische Museum über antike Architektur, Bildhauerei und Handwerkskunst. Im April 2002 wurde das Kulturzentrum Bibliotheca Alexandrina eröffnet. Unter der Schirmherrschaft der UNESCO gebaut, soll es an die ruhmreiche Vergangenheit der antiken Bibliothek anknüpfen. Das Areal beherbergt die Bibliothek, Museen und Galerien, mehrere Forschungsinstitute, ein Veranstaltungszentrum und ein Planetarium. Zitadellen In Ost-Alexandria befindet sich die Qāitbāy-Zitadelle, eine der wenigen verbliebenen Zitadellen in der Stadt aus dem 15. Jahrhundert. Zum Freizeitangebot Montaza Royal Gardens Antoniades Park Shallalat Gardens Alexandria Zoo Green Plaza Fantazy Land (geschlossen) Mamoura Beach, Alexandria Marina Resort Sakralbauten In den zahlreichen Moscheen der Stadt, die teilweise auf antiken Ruinen stehen, sind historische Bauelemente wie römische Wandfliesen integriert worden. Der bedeutendste Sakralbau ist die Abu-l-Abbas-al-Mursi-Moschee. Moscheen (Auswahl): Tirbana-Moschee El-Qayid-Ibrahim-Moschee Attarin-Moschee, gilt als einer ältesten Moscheen Alexandrias. Sie war ursprünglich eine Kirche des hl. Athanasius aus dem Jahr 370, die zur Moschee umgebaut wurde. Kirchen (Auswahl): Römisch-katholische (lateinische) St.-Katharinen-Kathedrale Griechisch-orthodoxe Kathedrale Evangelismos Griechisch-orthodoxes Kloster St. Saba Koptisch-orthodoxe Kathedrale St. Mark Synagogen: Eliyahu-Hanavi-Synagoge, Nabi Daniel Straeet Synagoge Menasce, Mancheya Place Ahmed Orabi (ursprünglich Jardins Français). Die Synagoge wurde nach dem Bankier Bohor Levi de Menasce benannt, Gründer der Sociéte Anonyme des Immeubles d'Égypte und Bauherr der Passage Menasce. Synagoge Eliahou Hazan, Rue Belzoni 6. Die Synagoge wurde nach Bechor Eliahou Hazan benannt, der Oberrabbiner Alexandrias von 1888 bis 1908 war. Die Synagoge wurde 1937 eingeweiht und 1958 geschlossen. 1995 wurde die Synagoge abgebrochen. Synagoge Green, Moharrem bey Deutsche Seemannsmission Friedhöfe Katakomben von Kom esch-Schuqafa Jüdischer Friedhof Profanbauten Einkaufsgalerie passage Menasce erbaut nach dem Vorbild der Galleria Vittorio Emanuele II (Antonio Lasciac 1883–1887). nach einem der Gründer der Sociéte Anonyme des Immeubles d'Égypte benannt, dem auch das Grundstück gehörte – dem Bankier Bohor Levi de Menasce. Der Bau wurde als das eleganteste Haus beschrieben, das allen Ansprüchen moderner Lebensart genügte („as most elegant and included all the desirables convenences of modern living“). Das große italienische Geschäftshaus („grand commercial Italian building“) in der ägyptischen Stadt wurde nach Entwürfen des italienischen Architekten Antonio Lasciac von 1883 bis 1887 im neubarocken Eklektizismus fertiggestellt. Mercedes Volait zeigt Grundriss und Bilder in ihrer Arbeit. Einkaufsgalerie Okalle Monferrato Museum der Juwelen der königlichen Familie Justizpalast Nationalmuseum Theater Raʾs-at-Tīn-Palast Palais d’Antoniadis Goethe-Institut Alexandria, ehemalige Villa der jüdischen Familie des Max Rolo ( Immeuble Rolo, Max Edrei zusammen mit dem Bau-Ing. Ferdinand J.Debbane), in der Sharia Batalsa Nr. 10 (früher Rue des Ptolémées), 1926. Bourse Toussoun, ehemaliger Sitz des Club Khédivial Plätze (Ahmed)-Orabi-Platz (Manscheya-Platz) Saad-Zaghlul-Platz Tahrir-Platz (früher Mohamed-Ali-Platz, ursprünglich Place des Consuls) Ahmed-Zewail-Platz Wirtschaft und Bildung Alexandria ist nach Kairo der zweitwichtigste Industriestandort Ägyptens. Bedeutende Industriezweige sind die Textil-, Kraftfahrzeug-, chemische, petrochemische und Nahrungsmittelindustrie. Über den Hafen Alexandrias werden drei Viertel des ägyptischen Exports abgewickelt. Darüber hinaus ist die Stadt ein wichtiges Seebad. Die Hochschulen von Alexandria sind die Alexandria-Universität, Senghor-Universität und die Arabische Akademie für Wissenschaft, Technologie und Seetransport. Verkehr Zwei Autobahnen verbinden die Stadt mit Kairo. Eisenbahnlinien führen nach Kairo, Marsa Matruh und Port Said. Alexandria verfügt über zwei Flughäfen: Der Flughafen Alexandria El Nouzha (ALY) ist seit Dezember 2011 wegen Renovierungsarbeiten geschlossen; der kleinere, aber modernere Flughafen Burg al-ʿArab (HBE) besteht im gleichnamigen westlichen Vorort für nationale und internationale Flüge und bedient jetzt den Großraum Alexandria. Von Alexandria führt eine rege genutzte Eisenbahnlinie via Tanta nach Kairo. Der öffentliche Personennahverkehr in Alexandria wird im Wesentlichen von Vorortbahnen und einem ausgedehnten Straßenbahnnetz getragen. Die Straßenbahnen werden von der Gesellschaft A.P.T.A. betrieben und unterteilen sich in ein innerstädtisches (City line) und ein Vorortverkehrsnetz (Ramleh line). Des Weiteren wird der Nahverkehr von dieselgetriebenen und CNG (Gas) Linienbussen, privaten Minibussen und Sammeltaxis bewältigt, die sich die Fahrstreifen mit dem Individualverkehr teilen. Städtepartnerschaften , Türkei, seit 1996. Zudem ist Alexandria als einzige außereuropäische Stadt Mitglied des Bundes der europäischen Napoleonstädte. Söhne und Töchter der Stadt Antikes Alexandria Achilleus Tatios, griechischer Lyriker Ailios Herodianos, griechischer Grammatiker Flavius Anthemius Isidorus, römischer Konsul Apollonios Dyskolos, griechischer Grammatiker Appianus, römischer Historiker Athanasius der Große, Bischof von Alexandria in Ägypten Didymus der Blinde, antiker christlicher Schriftsteller Dionysios Thrax, griechischer Grammatiker Euklid, griechischer Mathematiker Heron von Alexandria, Mathematiker und Ingenieur Hypatia, Philosophin Katharina von Alexandrien, christliche Legendenfigur Kleopatra VII., letzte ptolemäische Königin Ägyptens Ktesibios, Techniker, Erfinder und Mathematiker Kyrill von Alexandria, Patriarch von Alexandria (412–444) Maria von Ägypten, Prostituierte, Einsiedlerin, Heilige († 430) Origenes, Kirchenvater, christlicher Gelehrter und Theologe Pappos, griechischer Mathematiker Modernes Alexandria Nubar Pascha (1825–1899), Politiker und Philanthrop Henry Siddons Mowbray (1858–1928), Maler Konstantinos Kavafis (1863–1933), griechischer Dichter Abbas II. (1874–1944), letzter Khedive (türkischer Vizekönig) von Ägypten Filippo Tommaso Marinetti (1876–1944), italienischer Dichter Adrian Daninos (1887–1976), griechisch-ägyptischer Ingenieur und Planer des Assuan-Staudamms Giuseppe Ungaretti (1888–1970), italienischer Schriftsteller Andreas Asimakopoulos (1889–?), griechischer Schwimmer und Wasserballspieler Schafiq Gharbal (1894–1961), Historiker Rudolf Heß (1894–1987), deutscher nationalsozialistischer Politiker Nazli Sabri (1894–1978), ägyptische Königin Hassan Fathy (1900–1989), Architekt Jean de Menasce (1902–1973), Dominikaner, Priester und Orientalist Georges Anawati (1905–1994), Dominikaner, Priester und Islamwissenschaftler Georges Schehadé (1905–1989), libanesischer Dichter und Dramatiker Harald Mors (1910–2001), deutscher Offizier Eugénie Mousny (1911–2011), Schweizer Radiomoderatorin Ibrahim Orabi (1911–1957), Ringer Roberto Curcio (1912–1993), italienischer Moderner Fünfkämpfer Ibram Lassaw (1913–2003), US-amerikanischer Bildhauer und Maler russischer Abstammung Anwar Misbah (1913–1998), Gewichtheber Johannes Eppler (1914–1999), deutscher Offizier im Dienst der Abwehr André Hakim (1915–1980), ägyptisch-französisch-amerikanischer Filmproduzent Wenzu Gabaretta (1917–2000), maltesischer Fußballspieler Eric Hobsbawm (1917–2012), britischer Historiker Ibrahim Shams (1917–2001), Gewichtheber Anwar Abdel Aleem (1918–1996), Meeresbiologe Gamal Abdel Nasser (1918–1970), Politiker, Gründer der Republik Ägypten Fausia von Ägypten (1921–2013), persische Kaiserin Fawzi El Fakharani (1921–2004), Archäologe Mustafa bin Halim (1921–2021), Premierminister von Libyen Abdel Rahman Hafez (1923–1984), Basketballspieler Eli Cohen (1924–1965), israelischer Spion Arturo Schwarz (1924–2021), italienischer Kunsthistoriker, Schriftsteller und Kurator Youssef Chahine (1926–2008), Filmregisseur Edwar al-Charrat (1926–2015), Schriftsteller und Übersetzer Tewfik Saleh (1926–2013), Filmregisseur und Drehbuchautor Abdel Aal Rashid (* 1927), Ringer Abdellatif Abuhif (1929–2008), Freiwasserschwimmer Alexandre Lagoya (1929–1999), französischer klassischer Gitarrist Osman El-Sayed (1930–2013), Ringer Ahmed Morsi (* 1930), Maler und Dichter Moshé Mizrahi (1931–2018), israelischer Filmregisseur und Drehbuchautor Henri Boulad (1931–2023), Jesuit, Mystiker und Buchautor Omar Sharif (1932–2015), Schauspieler Youssef Dawood (1933–2012), Theater-, Filmschauspieler und Synchronsprecher Kimon Lycos (1933–1995), australischer Philosoph und Philosophiehistoriker griechischer Herkunft Georges Moustaki (1934–2013), französischer Sänger und Lyriker Jeannette Pilou (1937–2020), italienische Opernsängerin Michael Dames (* 1938), britischer Geograf, Archäologe und Landschaftsmythologe Sherif Hassan (1939–2020), Phytomediziner des Biologischen Pflanzenschutzes Haim Saban (* 1944), einer der reichsten Medienunternehmer der Welt Demetrio Stratos (1945–1979), griechischer Dichter, Instrumentalist und Sänger Demis Roussos (1946–2015), griechischer Sänger Aly Abdel Aziz (* 1947), Squashspieler Mohammed Awad (* 1949), Squashspieler Ronny Abraham (* 1951), Richter am Internationalen Gerichtshof in Den Haag André Aciman (* 1951), amerikanischer Schriftsteller Generoso Pompa (* 1952), italienischer Maler Bernard Dacorogna (* 1953), Schweizer Mathematiker und Professor Grégoire Solotareff (* 1953), französischer Autor und Illustrator von Kinderbüchern Dodi Al-Fayed (1955–1997), Millionärssohn Gamal Awad (1955–2004), Squashspieler Gabriel Aghion (* 1955), französischer Regisseur und Drehbuchautor Mohamed Ali Rashwan (* 1956), Judoka Abu Hamza al-Masri (* 1958), fundamentalistischer islamischer Prediger Minouche Shafik (* 1962), Wirtschaftswissenschaftlerin Khaled El-Sawi (* 1963), Schauspieler, Dramatiker und Film- sowie Theaterregisseur Alain Attallah (* 1964), ägyptisch-griechischer Basketballspieler und -trainer Marwa El-Sherbini (1977–2009), Handballspielerin und Rassismusopfer in Deutschland Ayten Amin (* 1978), Drehbuchautorin und Filmregisseurin Karam Ibrahim (* 1979), Olympiasieger im Ringen Ahmed Maher (* 1980), einer der Gründer der Jugendbewegung des 6. April und prominenter Teilnehmer der Revolution in Ägypten 2011 Engy Kheirallah (* 1981), Squashspielerin Tamer Bayoumi (* 1982), Taekwondoin Amr Mansi (* 1982), Squashspieler Hesham Mesbah (* 1982), Judoka Amnah El Trabolsy (* 1985), Squashspielerin Raneem El Weleily (* 1989), Squashspielerin Ali Gabr (* 1989), Fußballspieler Alaaeldin Abouelkassem (* 1990), Fechter Mohamed Elshorbagy (* 1991), Squashspieler Heba El Torky (* 1991), Squashspielerin Karim Abdel Gawad (* 1991), Squashspieler Mohamed Elsherbini (* 1992), Squashspieler Nouran El Torky (* 1992), Squashspielerin Zahed Salem (* 1992), Squashspieler Marwan Elshorbagy (* 1993), Squashspieler Amr Warda (* 1993), Fußballspieler Aya Majdi (* 1994), katarische Tischtennisspielerin Nour El Sherbini (* 1995), Squashspielerin Salma Hany (* 1996), Squashspielerin Mariam Metwally (* 1996), Squashspielerin Hana Ramadan (* 1997), Squashspielerin Zeina Mickawy (* 1998), Squashspielerin Habiba Mohamed (* 1999), Squashspieler Rowan Elaraby (* 2000), Squashspielerin Aly Abou Eleinen (* 2000), Squashspieler Bassem Hemeida (* 2000), katarischer Leichtathlet Fayrouz Aboelkheir (* 2004), Squashspielerin Literatur Hatto H. Schmitt: Alexandreia. In: Hatto H. Schmitt, Ernst Vogt (Hrsg.): Kleines Lexikon des Hellenismus. 2. Auflage, Harrassowitz, Wiesbaden 1993, ISBN 3-447-03278-2, S. 55 f. Joachim Sartorius: Alexandria – Fata Morgana. Deutsche Verlagsanstalt, Stuttgart/ München 2001, ISBN 3-421-05497-5. Manfred Clauss: Alexandria. Schicksale einer antiken Weltstadt. Klett-Cotta, Stuttgart 2003, ISBN 3-608-94329-3. Stefan Rebenich: Alexandria. Die Stadt (jenseits) der Bibliothek. In: Karl-Joachim Hölkeskamp, Elke Stein-Hölkeskamp (Hrsg.): Erinnerungsorte der Antike. Die griechische Welt. Beck, München 2010, ISBN 978-3-406-60496-6, S. 170–185. Mercedes Volait: La communauté italienne et ses édiles. In: Revue de l'Occident musulman et de la Méditerranée. 1987, Band 46, Nr. 46, S. 137–156 (Volltext online). Weblinks Bibliotheca Alexandrina (englisch) Alexandria: Kom el-Dikka (Egypt). Newsletter 2006, Universität Warschau Neue Ausgrabungen im Bereich des römischen Amphitheaters Deutsche Seemannsmission Anmerkungen Einzelnachweise Ort in Ägypten Ort in Afrika Ort mit Seehafen Ort in der Bibel Hellenistische Stadt Hauptort eines Gouvernements (Ägypten) Alexander der Große als Namensgeber Millionenstadt Hochschul- oder Universitätsstadt
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https://de.wikipedia.org/wiki/Anne%20Haigis
Anne Haigis
Anne Haigis (* 9. Dezember 1955 in Rottweil) ist eine deutsche Musikerin und Sängerin. Leben und Karriere Haigis veröffentlichte Anfang der 1980er-Jahre einige jazzorientierte Alben mit englischen Texten bei dem Musiklabel Mood Records. Anschließend hatte sie ihre kommerziell erfolgreichste Phase mit deutschsprachigen Songs, mit denen sie unter anderem in mehreren Fernsehshows auftrat. 1986 sang sie unentgeltlich beim Anti-WAAhnsinns-Festival gegen die geplante Wiederaufarbeitungsanlage Wackersdorf. In den 1990er-Jahren wandelte sie ihr Repertoire hin zu mehr englischsprachigen Liedern. Bei Auftritten in Los Angeles und Nashville stand sie an der Seite von Nils Lofgren und Melissa Etheridge auf der Bühne. Anne Haigis steht bei Westpark Music unter Vertrag. Sie lebt in Bonn. Diskografie 1981: For Here Where the Life Is 1982: Truth (mit Wolfgang Schmid) 1982: Fingernails 1984: Anne Haigis 1985: Laß mich fallen wie Schnee 1987: Geheime Zeichen 1987: Highlights 1989: Indigo 1992: Cry Wolf 1997: Dancing in the Fire 2000: [mi:] 2001: …in deutsch (Best-of-Album) 2003: Homestory 2004: Das Beste in deutsch 2 2005: 8:00 pm – im duo live 2007: Good Day for the Blues 2011: Wanderlust 2015: 15 Companions Weblinks Anne Haigis bei Munzinger Biographien Offizielle Website Einzelnachweise Popsänger Musiker (Bonn) Deutscher Geboren 1955 Frau
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https://de.wikipedia.org/wiki/Astrophysik
Astrophysik
Die Astrophysik befasst sich mit den physikalischen Grundlagen der Erforschung von Himmelserscheinungen und ist ein Teilgebiet der Astronomie. Als Erweiterung der klassischen Astronomie (vor allem aus Astrometrie und Himmelsmechanik bestehend) macht sie heute große Bereiche der astronomischen Forschung aus. Geschichte Ursprung Viele Historiker datieren den Beginn der Verschmelzung von Astronomie und Physik auf den Anfang des 17. Jahrhunderts, genauer auf die Entdeckung der Keplerschen Gesetze. Einer der Ersten, der offensichtlich der Überzeugung war, dass Johannes Kepler der erste Astrophysiker gewesen sei, war sein langjähriger Lehrmeister und Freund Michael Mästlin. In einem Brief an Kepler schrieb er: „Ich denke man sollte physikalische Ursachen ausser Betracht lassen, und sollte versuchen astronomische Fragen nur nach dem astronomischen Verfahren mit Hilfe von astronomischen, nicht physikalischen, Ursachen und Hypothesen zu erklären. Das heißt, die Berechnungen verlangen eine astronomische Basis im Bereich der Geometrie und Arithmetik.“ Sowohl Kepler als auch Galileo Galilei haben sich intensiv mit den Arbeiten von William Gilbert, einem Arzt und Physiker im England des 17. Jahrhunderts befasst. Gilbert unterschied als Erster eindeutig zwischen Magnetismus und statischer Elektrizität, er untersuchte die elektrische Aufladung an vielen Substanzen und war überzeugt, dass die Erde insgesamt als ein einziger Magnet mit zwei Polen angesehen werden muss. Nach seiner Vorstellung war der Magnetismus die „Seele“ der Erde – woraus er eine ganze „magnetische Philosophie“ entwickelte. Von vielen Wissenschaftlern der damaligen Zeit wurden die Entdeckungen von Kepler, Galileo und Gilbert allerdings nicht ernst genommen. Dies führte zu einer Vernachlässigung ihrer Arbeiten und letztlich dazu, dass noch zwei weitere Jahrhunderte vergehen sollten, bis die alchemistischen Ansichten verlassen wurden. Die tatsächliche Geburtsstunde der Astrophysik wird heute von vielen Naturwissenschaftlern mit der Bestätigung des kopernikanischen Weltbilds durch Friedrich Wilhelm Bessel und Thomas James Henderson sowie Friedrich Georg Wilhelm Struve im Jahr 1838 mittels der ersten Messungen zu trigonometrischen Sternparallaxen angegeben. Die Sternphotometrie, also die Messung der scheinbaren Helligkeit der Sterne, und die beinahe parallel dazu entwickelte Spektrumanalyse durch Joseph von Fraunhofer, Gustav Robert Kirchhoff und Robert Wilhelm Bunsen bildeten ebenfalls einen Teil der Basis jener Wissenschaft, die heute als Astrophysik bekannt ist. Bereits 1814 entdeckte Fraunhofer dunkle Linien im Spektrum der Sonne, die Fraunhoferlinien, ohne allerdings ihren Ursprung erklären zu können. Weitere Entwicklung Die Feststellungen von Kirchhoff und Bunsen führten schlussendlich zu einer sofortigen Anwendung der neu gewonnenen Technologien durch Astronomen in der Mitte des 19. Jahrhunderts. Bereits 1863 wurden durch Angelo Secchi Studien basierend auf den Erkenntnissen von Kirchhoff und Bunsen veröffentlicht. Auch zwei heute sehr bekannte Astronomen nahmen sich deren Studien an und veröffentlichten in diesem Zeitraum bahnbrechende Arbeiten zur Thematik der Astrophysik: Lewis Morris Rutherfurd aus New York und William Huggins aus London. Bei einer Sonnenfinsternis in Indien am 18. August 1868 entdeckte Pierre Janssen in der Korona der Sonne mit Hilfe der chemischen Beobachtung durch Spektralanalyse ein (damals) noch nicht bekanntes Element: Helium. Viele bekannte Wissenschaftler setzten sich im Laufe der nächsten Jahre mit wesentlicher physikalischer Grundlagenforschung auseinander und leisteten somit interdisziplinäre Grundlagenforschung für die heute existierende Astrophysik. In seinem Buch Über die Erhaltung der Kraft (1847) formulierte Hermann von Helmholtz den Energieerhaltungssatz detaillierter als Julius Robert von Mayer es 1842 getan hatte und trug so wesentlich zur Anerkennung dieses zunächst sehr umstrittenen Prinzips bei. Damit erbrachte Helmholtz die Grundsätze für die Gravitationsenergie. Antoine Henri Becquerel, der Entdecker der Radioaktivität, legte 1896 den Grundstein für die Messung des Zerfalls von Isotopen. George Howard Darwin, Sohn von Charles Darwin, untersuchte ab 1882 den Effekt der Gezeiten auf das Sonnensystem mit mathematischen Methoden und wurde zu einem anerkannten Experten auf diesem Gebiet. John Joly schlug 1899 eine Methode vor, das Alter der Erde aus dem Natriumgehalt der Ozeane zu bestimmen, aus der Idee heraus, dass dessen Konzentration durch Erosion an Land stetig zunehmen würde. Er schätzte das Alter der Erde danach auf 80 bis 100 Millionen Jahre. 1903 schlug er eine bessere Methode vor, die Abschätzung des Erdzeitalters aus dem radioaktiven Zerfall von Radium (in einem Nature-Artikel). 1907 maß Bertram Boltwood das Alter von Gesteinen durch den radioaktiven Zerfall von Uran zu Blei (Uran-Blei-Datierung). Klassische Teilgebiete Physikalische Kosmologie (Kosmogonie, Entstehungsgeschichte des Universums) Entstehung und Evolution von Sternen Sonnenphysik Astroteilchenphysik Kosmochemie (chemische Evolution der Elemente) und Nukleosynthese Gravitationsdynamik (Entstehung und Entwicklung von Galaxien) Schwarze Löcher Neutronensterne Entstehung und Evolution von Planetensystemen (Exoplaneten, Planemos, Braune Zwerge) Theoretische Astrophysik Die Theoretische Astrophysik versucht, anhand von Modellen Himmelserscheinungen vorauszusagen oder nachzubilden. Viele astrophysikalische Prozesse lassen sich durch partielle Differentialgleichungen beschreiben, für die nur in Ausnahmesituationen eine exakte analytische Lösung gefunden werden kann. Eine weit verbreitete Methode in der Astrophysik sind daher numerische Berechnungen (Numerik) und Simulationen, die mit einem üblichen PC (2008) Tage bis Wochen dauern würden. In der Praxis wird daher oft auf Supercomputer oder Cluster zurückgegriffen. Die so gewonnenen Resultate vergleicht man mit Beobachtungen und überprüft, ob sie übereinstimmen. Beobachtende Astrophysik Die wichtigste Methode ist dabei die Spektralanalyse der elektromagnetischen Strahlung, wobei sich der Beobachtungsbereich von langwelligen Radiowellen (Radioastronomie) bis zu kurzwelligen und damit hochenergetischen Gammastrahlen über etwa 20 Zehnerpotenzen erstreckt. Von der Erde aus können außer sichtbarem Licht die Frequenzbereiche von Radiowellen und einige Teile des Infrarotbereichs beobachtet werden. Der größte Teil des infraroten Lichts, ultraviolettes Licht, sowie Röntgenstrahlung und Gammastrahlung können nur von Satelliten aus beobachtet werden, da die Erdatmosphäre als Filter wirkt. Klassifiziert man Sterne nach Spektralklassen und Leuchtkraftklassen, können sie in ein Hertzsprung-Russell-Diagramm (HRD) eingetragen werden. Die Lage im HRD legt fast alle physikalischen Eigenschaften des Sterns fest. Zur Entfernungsbestimmung kann man das Farben-Helligkeits-Diagramm (FHD) benutzen. Neben einzelnen Sternen werden vor allem Galaxien und Galaxienhaufen beobachtet. Hierfür werden erdgebundene Teleskope – oft auch zu Clustern zusammengeschaltet – wie z. B. HEGRA, sowie Weltraumteleskope wie etwa das Hubble-Weltraumteleskop benutzt. Häufig werden auch Satelliten mit Detektoren und Teleskopen, gestartet. Daneben interessieren sich Astrophysiker auch für den kosmischen Strahlungshintergrund. Laborastrophysik Lange Zeit kannte die Astrophysik so gut wie keine Laborexperimente. Die Entwicklung neuer, leistungsfähiger Teleskope ab der Jahrtausendwende führte aber letztlich zum Entstehen des Teilgebiets der Laborastrophysik. Diese erzeugt und untersucht bislang unbekannte Moleküle. Auf Grundlage der im Labor gewonnenen Spektrogramme und mithilfe großer Radioteleskope lassen sich diese Moleküle dann in interstellaren Gaswolken nachweisen. Dadurch wiederum lässt sich auf chemische Prozesse rückschließen, die dort etwa bei Sternengeburten stattfinden. Laborastrophysikalische Forschergruppen gibt es weltweit nur rund 20, in Deutschland an der Universität Kassel, der Friedrich-Schiller-Universität Jena und der Universität zu Köln. Des Weiteren gibt es Labore, die sich mit der Entstehung von Planeten befassen, wie die Universität Braunschweig und die Universität Duisburg-Essen. Neben Simulationen an Computern zur Kollision und Wachstum von Staubpartikeln werden hier auch einige Laborexperimente durchgeführt, die unter anderem dann auch in Schwerelosigkeit fortgeführt werden. Verhältnis zu anderen Teilgebieten der Physik Die Astrophysik ist prinzipiell auf Beobachtungen und Messungen angewiesen, denn konstruierte Experimente sind wegen der Größe der Forschungsobjekte und der Nichtreproduzierbarkeit einmaliger kosmologischer Ereignisse (Urknall) ausgeschlossen. Viele dieser Messungen haben aufgrund ihrer Kleinheit (z. B. Objektgrößen oder Winkelabstände) einen großen relativen Fehler. Daraus indirekt bestimmte Größen (z. B. Sternmassen, -alter oder -entfernungen) sind dementsprechend mit hohen Ungenauigkeiten verbunden. Bei anderen Messungen, wie z. B. Spektroskopie der Sternatmosphären oder Radar-Messungen zum Mond oder im Vorbeiflug an Objekten, oder durch statistische Methoden (viele unabhängige Messungen) lassen sich jedoch auch hohe Genauigkeiten erreichen. Trotz dieser grundsätzlichen Verschiedenheit zu allen anderen physikalischen Teildisziplinen nutzen Astrophysiker Methoden und Gesetzmäßigkeiten aus anderen Gebieten der Physik, insbesondere aus der Kern- und Teilchenphysik (etwa Detektoren zur Messung bestimmter Teilchen bei bestimmten Energien) oder beginnen, die Nukleare Astrophysik zu entwickeln. In der Theoretischen Astrophysik hingegen ist die Anlehnung an die Plasmaphysik besonders eng, da sich viele astronomische Erscheinungen wie etwa Sternenatmosphären oder Materiewolken in guter Näherung als Plasmen beschreiben lassen. Siehe auch Geschichte der Astronomie Geschichte der Astronomie und Astrophysik in der Antarktis Astrochemie Literatur Arnold Hanslmeier: Einführung in Astronomie und Astrophysik. Spektrum, Akad. Verlag, Berlin 2007, ISBN 978-3-8274-1846-3. Albrecht Unsöld, Bodo Baschek: Der neue Kosmos - Einführung in die Astronomie und Astrophysik. Springer, Berlin 2005, ISBN 3-540-42177-7. Karl-Heinz Spatschek: Astrophysik - eine Einführung in Theorie und Grundlagen. Teubner, Stuttgart 2003, ISBN 3-519-00452-6. Bradley W. Carroll, Dale A. Ostlie: An introduction to modern astrophysics. Pearson Addison-Wesley, San Francisco 2007, ISBN 978-0-8053-0402-2. Hale Bradt: Astrophysics processes - the physics of astronomical processes. Cambridge Univ. Press, Cambridge 2008, ISBN 978-0-521-84656-1. Donald H. Perkins: Particle astrophysics. Oxford Univ. Press, Oxford 2008, ISBN 978-0-19-954545-2. Mario Livio: Astrophysics of life. Cambridge Univ. Press, Cambridge 2005, ISBN 0-521-82490-7. Christiaan Sterken, John B. Hearnshaw: 100 years of observational astronomy and astrophysics - a collection of papers on the history of observational astrophysics. Univ. of Brussel, Brussel 1999, ISBN 90-805538-3-2. Weblinks Lexikon der Astrophysik von Andreas Müller Das Weltall auf „Welt der Physik“ Einzelnachweise Physikalisches Fachgebiet Astronomisches Fachgebiet
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https://de.wikipedia.org/wiki/Arbeitskampf
Arbeitskampf
Arbeitskampf ist ein Sammelbegriff aus dem kollektiven Arbeitsrecht und bezeichnet die Ausübung kollektiven Drucks durch Streiks, Aussperrungen von Arbeitnehmer- oder Arbeitgeberseite oder Boykotte zur Regelung von Interessenkonflikten bei der Aushandlung von Löhnen und anderen Arbeitsbedingungen. Arbeitskampf ist nach Nipperdey „die von den Parteien des Arbeitslebens vorgenommene Störung des Arbeitsfriedens, um durch Druck ein bestimmtes Ziel oder Fernziel zu erreichen.“ Geschichte Der erste dokumentarisch belegte Arbeitskampf in der Geschichte ereignete sich bereits vor über 3000 Jahren in den Totenstädten der Pharaonen als der Lohn nicht gezahlt wurde. Michael Kittner wird dazu wie folgt zitiert:Ihre Aktion hatte ganz und gar nichts mit ungeordneter Rebellion zu tun. Das hing offenkundig mit dem Bewusstsein zusammen, sich mit den Forderungen nach Lohn in einem Rahmen fundamentaler Legitimität zu bewegen.In den Zeiten der Zunftwirtschaft waren die Arbeitsverhältnisse durch Zunftordnungen geregelt. Im Spätmittelalter verbanden sich Gesellen und Knechte zu Gesellenschaften zusammen, um ihre Rechte geltend zu machen. Aus dieser Zeit ist der Beschluss der Breslauer Gürtler aus dem Jahr 1329 bekannt, die für ein Jahr bei keinem Breslauer Gürtlermeister Dienste erbringen wollten. Die Meister wiederum beschlossen, keinen der an dieser Diensteverweigerung Beteiligten wieder in ihre Dienste zu nehmen. Der schon zu seiner Zeit Aufsehen erregende Schlesische Weberaufstand von 1844 reiht sich in die sozialen Kämpfe seiner Zeit genauso ein wie die Maschinenstürmer mit ihrer speziellen Ausprägung des Luddismus in England. In der Folge wurde in Preußen durch die Allgemeine Gewerbeordnung von 1845 in § 182 "die Einstellung der Arbeit oder die Verhinderung derselben" unter Strafe bis zu einem Jahr gestellt. 1869 wurden durch § 152 der Gewerbeordnung des Norddeutschen Bundes alle Strafbestimmungen aufgehoben, die "Vereinigungen zum Behufe der Erlangung günstiger Lohn und Arbeitsbedingungen, insbesondere mittels Einstellung der Arbeit oder Entlassung der Arbeiter" verboten. Der 1. Mai 1886 begann in Chicago, Illinois, mit einer Versammlung, auf der der Journalist August Spies von der Chicagoer Arbeiter-Zeitung eine Rede hielt, ein von den Gewerkschaften organisierter Streik, der auf die Reduzierung der täglichen Arbeitszeit von zwölf auf acht Stunden zielte. Im Verlauf der mehrtägigen Auseinandersetzungen kommt es zum Haymarket Riot, bei dem mehrere Menschen sterben. Dieses Ereignis wird zum Bezugsdatum für den Tag der Arbeit. Formen des Arbeitskampfes Der Streik ist die wichtigste Form des Arbeitskampfes der Arbeitnehmer. Daneben hat Hans Matthöfer eine breite Skala von streikähnlichen Formen des verdeckten und offenen Arbeitskampfes beschrieben: u. a. Leistungszurückhaltung („Bremsen“), Bummelstreik, stiller Boykott, Käuferstreik, spontane Arbeitsniederlegung, Sitzstreik. Erfolgsbedingungen Gewerkschaften bestreiken in der Regel solche Betriebe, deren Beschäftigte in hohem Maße gewerkschaftlich organisiert sind, um zu verhindern, dass eine größere Zahl von Unorganisierten als Streikbrecher auftreten und die Produktion aufrechterhalten. Während eines Streiks muss der Arbeitgeber nach dem Grundsatz „ohne Arbeit kein Lohn“ keinen Lohn zahlen. Die Gewerkschaft zahlt ihren Mitgliedern daher Unterstützungsleistungen aus der Streikkasse. Der Staat hat im Arbeitskampf seine Neutralität zu wahren (siehe Tarifautonomie), er darf folglich an Streikende und Ausgesperrte kein Arbeitslosengeld zahlen, auch wenn diese keine Unterstützung durch die Gewerkschaft beziehen. Der Arbeitsvertrag wird für die Zeit des Arbeitskampfes nicht aufgehoben, sondern lediglich suspendiert, das heißt, es besteht für beide Parteien keine Leistungspflicht. Die Entscheidung eines Unternehmens, sich an einer Aussperrung seines Arbeitgeberverbandes zu beteiligen, hängt von seiner Verbandsloyalität ab, die dort ihre Grenze finden wird, wo die wirtschaftliche Existenz auf dem Spiel steht. Für die Gewerkschaft hängen die Erfolgsaussichten eines Arbeitskampfes wesentlich von der Auftragslage der Unternehmen, der Arbeitsmarktlage und der Kompromissbereitschaft auf der Arbeitgeberseite ab. Bei starker Produktionsauslastung und stabiler Nachfrage scheuen Unternehmen insbesondere längere Arbeitskämpfe. Je knapper qualifizierte Arbeit ist, desto besser stehen die Chancen für die Arbeitnehmerseite und umgekehrt. Arbeitskampfrecht Die Zulässigkeit des Arbeitskampfs regelt das Arbeitskampfrecht und ist national geregelt. Erweiterter Arbeitskampf Weitere Möglichkeiten des Arbeitskampfs auf Seiten der Arbeitnehmer sind die Blockade nichtbestreikter Betriebe, Demonstrationen und der Aufruf an die Kunden des Betriebs, diesen zu boykottieren. Ist ein Streik nicht möglich oder strategisch inopportun, können Arbeitnehmer auch Dienst nach Vorschrift, den sog. „Bummelstreik“ ableisten. Auch Arbeitgeber haben erweiterte Kampfmittel zur Verfügung. Sie können einem Streik mit der Aussperrung begegnen, die nach deutschem Arbeitsrecht – wie der Streik – unter dem Prinzip der Verhältnismäßigkeit steht, das heißt, ein begrenzter Streik darf nicht mit einer Totalaussperrung beantwortet werden. Als weiteres Kampfmittel verfügen Arbeitgeber über die Möglichkeit der sog. „kalten Aussperrung“. Sie können in der Konsequenz eines Streiks, der sie nicht unmittelbar betrifft, Arbeitnehmer mit der Begründung zeitweilig entlassen, dass ausbleibende Zulieferungen aus bestreikten Unternehmen die Produktion in ihren Betrieben stilllegen. Derart „kalt Ausgesperrte“ haben unter bestimmten Voraussetzungen einen Anspruch auf Kurzarbeitergeld. Siehe auch Generalstreik Industrieller Konflikt Literatur Peter Berg, Helmut Platow, Christian Schoof, Hermann Unterhinninghofen: Tarifvertrags- und Arbeitskampfrecht. Kompaktkommentar, Bund-Verlag, 3. Aufl. Frankfurt 2010, ISBN 978-3-7663-3996-6 Michael Kittner: Arbeitskampf: Geschichte – Recht – Gegenwart. C. H. Beck, 1. Auflage, München 2005, ISBN 3-406-53580-1 Hans Matthöfer: Streiks und streikähnliche Formen des Kampfes der Arbeitnehmer im Kapitalismus. In: Dieter Schneider (Hrsg.): Zur Theorie und Praxis des Streiks. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1971, S. 155–209. Walther Müller-Jentsch: Streiks und Streikbewegungen in der Bundesrepublik 1950-1978. In: Joachim Bergmann (Hrsg.): Beiträge zur Soziologie der Gewerkschaften. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1979, S. 21–71. Peter Renneberg: Handbuch Tarifpolitik und Arbeitskampf, VSA Verlag, Hamburg 2011. ISBN 978-3-89965-487-5. Peter Renneberg: Die Arbeitskämpfe von morgen?, VSA – Verlag Hamburg 2005, ISBN 3-89965-127-8 Weblinks Die allgemeine Gewerbe-Ordnung vom 17. Januar 1845 im Münchener Digitalisierungszentrum Einzelnachweise Kollektives Arbeitsrecht (Deutschland) !