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HG|1|5|18|0|Nun siehe, die ewige Liebe redete sie an, und sie verstanden das Wort! Da lösten sich ihre Zungen, und das erste Wort, das ihren Lippen entschwamm, war Liebe. Und es gefiel der Gottheit der Ton ihrer Rede; und die Gottheit ward bewegt durch die Liebe, und die Bewegung formte sich in den Geschaffenen, und die Form wurde zum Tone, und der Ton war das zweite Wort und hieß – Gott.
HG|1|5|19|0|Und nun erst waren die Geschaffenen vollendet. Und die Liebe sprach zu den Geschaffenen: „Der Erste unter euch ging verloren; daher übernehme Ich seine Stelle und werde sein unter euch ewiglich!“
HG|1|5|20|0|Da lösten sich von neuem ihre Zungen, und ihre Knie beugten sich, und sie beteten die Liebe an.
HG|1|5|21|0|Nun sieh weiter, was alles die Liebe tat, und Gott in der Liebe, und die Liebe in Gott! – Und es dauerte die Liebe der Verlorenen; aber die Gottheit erbebte in Ihrem Grimme, und es ward gehört in allen Räumen der Unendlichkeit Gottes ein großer Donner. Und der Donner drang bis zum Innersten der ewigen Liebe, und die Liebe allein verstand den Donner der Gottheit, und der Donner ward in Ihr zum Worte und sprach: „Alle Macht sei Dir untertan; tue nach Deinem Gefallen und sprich ,Es werde!‘, und es wird sein!“
HG|1|5|22|0|Und siehe, die Liebe wurde gerührt bis ins Innerste, und es floß die erste Träne aus dem Auge der ewigen Liebe, und diese Träne floß aus dem Herzen der Gottheit und hieß und heißt und wird ewig heißen die Erbarmung.
HG|1|5|23|0|Diese Träne ward zum großen Gewässer, und das Gewässer ergoß sich in alle Räume der Unendlichkeit und ergoß sich in die Tiefe der Tiefen des Zornes der Gottheit und milderte das Feuer des Grimmes Gottes.
HG|1|5|24|0|Und siehe, der Geist Gottes in Seiner Kraft wehte sanft über den Gewässern der Erbarmung, und die Gewässer teilten sich. Und Gott sprach aus Seiner Liebe, und Seine Liebe war das Wort, und das Wort stieg in die Tiefe der Tiefen und schwebte über den Gewässern, und die Gewässer wurden geschieden wie Tautropfen und wurden verteilt in groß und klein nach der Zahl der Verlorenen, die kein Ende hat, in alle Räume der Unendlichkeit.
HG|1|5|25|0|Und siehe, der letzte Tropfen, der zurückblieb, der war der innerste der Gewässer und war der innerste der Erbarmung; und der wurde nicht verteilt, sondern blieb, wo er übrigblieb, und wurde bestimmt zum Mittelpunkte und zum Schauplatze der größten der Taten der ewigen Liebe.
HG|1|5|26|0|Und nun siehe: Dieser letzte Tropfen ward geschaffen zur Erde, die du und deine Brüder bewohnen! Und die anderen Tropfen wurden geschaffen zu Sonnen, Erden und Monden aller Art, deren Zahl kein Ende hat; und siehe, so entstanden der sichtbare Himmel mit seinen Sternen, der Sonne, dem Monde und die sichtbare Erde mit den Meeren und festem Lande!
HG|1|5|27|0|Und nun siehe und hebe deine Augen empor, und du wirst die Wunder der ewigen Liebe begreifen! Du siehst allezeit den Glanz der Sonne, das Licht des Mondes und den Schimmer und das Geflimmer der Sterne in ihren mannigfaltigsten Stellungen, die ihr Sternbilder nennet; du siehst auch die verschiedenartigsten Formationen in allen drei Reichen der naturmäßigen Erde; allein bis jetzt hat es noch niemand ergründet und recht begriffen, was und woher der Glanz der Sonne, und wie ihr dieser erteilt wurde, und das Leuchten des Mondes, und der Schimmer der Sterne und ihr Geflimmer und ihre mannigfaltigsten Stellungen, und all das Gebilde der Erde.
HG|1|5|28|0|Denn siehe, Meine Kinder müssen in alles eingeweiht werden, was ihr heiliger, liebevollster Vater all für schöne Sachen hat zum Verschenken an Seine Kinder, die Ihn erkennen und über alles ganz allein lieben und sich untereinander aus Liebe ihres Vaters wegen.
HG|1|5|29|0|Nun siehe: Als alle die Sonnen mit ihren Erden durch die Macht der erbarmenden Liebe des ewigen und unendlichen Gottes wurden, da hatten sie noch keinen Glanz, kein Leuchten, keinen Schimmer und kein Geflimmer, denn es war noch große Nacht auf den gewordenen Sonnen und Erden und Monden; aber ins Zentrum der Sonnen senkte die ewige Liebe einen kleinen Funken Ihrer Gnade und dieser Funke durchglänzte schneller denn ein großer Blitz die finsteren Massen, und siehe, sie leuchteten den Erden, und mit großem Glanze, wie sie noch leuchten zur Stunde und leuchten werden, solange der Gnadenfunke ihnen nicht genommen wird.
HG|1|5|30|0|Und siehe, da erglänzten auch die Erden und Monde und wurden verteilt zu den Sonnen in gerechter Anzahl, und die Liebe hauchte sie an durch die Kraft und Macht der Gottheit, und siehe, das Licht zitterte auf den Sonnen, die Meere der Erden wogten und wirbelten in ihren Fluten, und die Lüfte und Winde schwammen und wehten über die Erden gleich dem Geiste Gottes über den Gewässern der Erbarmung! Und die Monde erhoben sich mächtig über ihre Erden, denen sie gegeben waren wie eine Frucht dem Baume, und fingen an, um dieselben zu kreisen in weiten Kreisen als stete Begleiter ihrer Entstehungen; und wo deren viele waren, wurden sie in feste Kreise vereinigt zum Zeichen der Liebe der Kinder, die unverwandt das Angesicht ihres Vaters schauen sollen wie die Monde ihre Erden, damit sie ihrer lockeren Beschaffenheit wegen nicht aus ihren Kreisen gerissen und zerstört würden.
HG|1|5|31|0|Denn siehe, die Monde sind nicht fest, sondern sehr locker und sind gleich dem Schaume des Meeres, wenn er fester und gediegener wird, und sind kahl und ohne Wasser; und die Luft der Erde ist da wie das Wasser der Erden und die Luft gleich dem Äther zwischen Sonnen und Erden. Und sie sind bestimmt, die Weltsüchtigen aufzunehmen, und zu fassen die Geister der Materie, und zu prüfen ihre Beständigkeit und sie reif zu machen zum Empfange der Gnade.
HG|1|5|32|0|Und das Feste der Erden ist der durch die Erbarmung gesänftete Zornteil der Gottheit und umschließt mit festen Banden der Verirrten Geister bis zur bestimmten Zeit ihrer unbewußten Entbindung, wo sie dann in eine zartere, aber doch immer für sie genug feste Materie, und zwar einzeln gebunden, gegeben werden, aus welcher sie erst dann durch die ewige Liebe wieder erweckt hervorgehen können; und die Meere und Gewässer sind ihrer voll, damit sie gedemütigt würden, und die Luft ist ihrer voll, damit sie geläutert würden. Und die ewige Liebe ist in allem die Form; aber der Zorn der Gottheit ist nur gedämpft auf der Erde, aber deswegen nicht aufgehoben.
HG|1|5|33|0|Dieses aber merke dir ganz besonders: In der Mitte der Sonne ruht der Gnadenfunke und gibt durch das Zornfeuer der Gottheit das Licht der Welt. In der Mitte der Erde aber befindet sich ein Zornfunke des Grimmes Gottes gleich einem Feuerdrachen und hält die bösen Rotten gefestet wie Steine, welche erst durch das Wasser der Erbarmung müssen erweicht werden, so einer wieder zu einer zweiten Probe für Freiheit und ewiges Leben soll entbunden werden. Und nun begreife das Geheimnis deines Wesens und staune über die große Liebe der ewigen Macht, wie oft Sie dich schon hat von neuem geboren werden lassen, um dich, der verloren war, fürs ewige Leben, für die Freiheit, fürs Gesetz, für die Liebe und fürs Licht und für die Anschauung Ihres Angesichtes wieder zu gewinnen; und siehe, dieses alles will Ich dir und dadurch auch vielen andern bekannt und zu erkennen geben, damit ihr doch endlich einmal einsehen möchtet, wie überaus gut die ewige Liebe sein muß, da Sie so unermüdet und so Vieles, so Großes und so Wunderbares für euch Ungehorsame tut und duldet!
HG|1|5|34|0|Siehe, so ist die Bewegung den Erden gegeben worden um ihre Sonnen und um ihre Mitte durch den Anhauch der Erbarmung der Liebe, zum Zeichen, daß die Kinder all ihr Tun sollen einrichten nach der Bewegung der Erden um die Sonnen und der Monde um die Erden, und es sollen sein die Schwachen wie die Monde, und sollen sein die Starken wie die Erde, und sollen sein die Wiedergeborenen wie die Sonne. Und sollen schauen die Schwachen die Stärke der Liebe, die sie nie fallen läßt, wenn sie wie die Monde sich unverwandt nach dem Angesichte der Liebe richten und so dieselbe nach allen Seiten umkreisen in kleineren Kreisen, aber doch durch die Kraft derselben ebenfalls in den großen Kreis mitgezogen werden; und sollen sein die Starken gleich der Erde, selbsttätig sich wendend, um sich zum Empfange des Lichtes und der Wärme aus der Gnade der Liebe, welche erleuchtet und erwärmend belebt durch die Kraft, die in ihr ist, beständig bereitzuhalten, damit sie Früchte bringen möchten aller Art aus den Werken der Liebe, an welchen sich sättigen möchten die Schwachen und erquicken möchten die Eingeborenen und ergötzen möchten die Neugeborenen; und die Neugeborenen aus den Gewässern der erbarmenden Liebe, in denen die Gnade ist vollkommen, sollen sein gleich der Sonne, und ihr Licht soll leuchten allerorten, und ihre Wärme soll beleben die Schwachen und soll befruchten die Starken zur Nahrung der Schwachen, damit eine Gemeinschaft sei unter den Kindern eines und desselben Vaters.
HG|1|5|35|0|Und siehe, noch tiefer sollst du blicken, wie und warum Ich alles so bereitet habe! Siehe, der Mond hat Flecken und viel dunkle Stellen, und die Erde hat kalte aber feste Pole, und hat hohe Berge und hat niedere Täler, und hat Quellen, Bäche, Flüsse, Ströme, Seen und kleine und große Meere; und die Sonne hat Flecken, große und kleine. Nun sieh, dieses alles sind Wirkungen der Liebe und der Gnade, oder der entsprechenden Wärme und des Lichtes, welches alles die ewige Liebe und die Macht der Gottheit durch Sie ist. Daher siehe die Schwachen und den Mond, wie sie sich gleichen, und dir wird sein Wesen aufgeschlossen; betrachte die Starken nach allem ihrem Tun, und vor deinen Augen wird die Erde enthüllt liegen; und von einem Pole bis zum andern Pole muß die starre Ruhe des Geistes in der Liebe zur Liebe dasein, damit sich alles, das den Geist umgibt, in einer steten Ordnung bewegen und dadurch für den gemeinsamen Zweck der ewigen Erhaltung tätig sein kann. Denn siehe, von der Ruhe hängt alles ab; ohne diese kann nichts erreicht werden, und wer nicht ist wie die Pole der Erde, der durchdringt nicht sein Innerstes, wie die Linie zwischen den Polen das Zentrum der Erde. Und eure Liebe muß kalt sein wie das Eis der Pole, damit ihr fähig seid, alle Wärme der göttlichen Liebe aufzunehmen. Denn siehe, was warm ist, ist nicht geschickt zur Aufnahme der Wärme; aber was kalt ist in seiner Ruhe, das ist fähig, die Wärme aufzunehmen in der Fülle und ausströmen zu lassen in alle Teile des Lebens. Denn siehe, wer die Wärme aufnimmt, welche die Liebe Gottes ist, behält sie in sich fest und läßt sie nicht weiterströmen, der ist ein Geiziger und wird aufgelöst in sich und wird sich zerstören wie das Eis am Feuer; wer aber sie empfängt wie die Pole und gibt sie alsogleich wieder an alle, die um ihn sind nahe und ferne, bei dem ist die göttliche Liebe am rechten Platze und entspricht ganz dem Willen des großen und heiligen Gebers.
HG|1|5|36|0|Diese Liebe wird viele Früchte bringen und wird sich aufschwingen zum Lichte der Gnade und wird schauen unverwandten Blickes die unermeßlichen Tiefen der Gottheit gleich den Polen, welche in die unendlichen Räume der Schöpfungen der Liebe Gottes hinausblicken, und mit weitgeöffneten Augen die sanften Strahlen aus der Unermeßlichkeit aller unendlichen Räume, in welchen zahllos die Wesen der Erbarmung kreisen, jegliches nach seiner Art, in sich saugen und dadurch vor Entzückung und Wonne in ihrer Liebe zur Liebe und für die Liebe sich entzünden und gleich einer Sonne selbstleuchtend werden gleich dem Lichte der Pole der Erde.
HG|1|5|37|0|Daher, wer beständig bleibt in der Mitte der Liebe der Erkenntnis, was die Gnade ist, dessen Lenden werden glühen vor Liebe aus Gott wie der Gürtel der Erde, und seine Augen werden leuchten vor Erkenntnis wie die Pole, und seine Arme werden sich bewegen wie die Flüsse, Bäche und Quellen, und die Handlungen werden zuströmen den Meeren der göttlichen Erbarmungen, die gesalzen sind mit der Gnade und mit den Erkenntnissen der ewigen Liebe und des ewigen Lebens.
HG|1|5|38|0|Nun, da habt ihr den Schlüssel, um zu eröffnen und zu durchschauen die Erde, die euch trägt.
HG|1|6|0|1|6. Kapitel — Die Entsprechung der Gestirne
HG|1|6|1|0|Nun aber erhebe deinen Blick von der Erde zur Sonne, welche ist ein getreues Bild der Wiedergeborenen! Siehe genau, und du wirst bald gewahr werden, daß sich manchmal Flecken an ihrem Gürtel befinden. Siehe, der Natur nach, wie ihr sagt, sind das Ausbrüche von innen heraus gleich den Feuerspeiern der Erde und sind entsprechende Ausbrüche des Grimmes der Gottheit und kleine Spuren von seiner alles zerstörenden Macht, welche sich der Natur der Welt nach allezeit durch große oder kleine Ungewitter, je nach der Größe der Flecken, auf den Erden teilweise zu erkennen gibt; jedoch wird die Liebe da allezeit um so tätiger und sänftet alles wieder mit dem Wasser der Erbarmung und auf der Sonne mit großen Stromfluten aus dem uferlosen Meere Ihrer erbarmenden Gnade. Und siehe, so wird alles wieder in die größte Ordnung gebracht, und außer dieser Ordnung, in der Ich die ewige Liebe Selbst bin von Ewigkeit der Ewigkeiten her, und aus welcher und in welcher alles, was ist, gemacht wurde, kann nichts bestehen noch entstehen; und wer aus dieser Ordnung seiner Freiheit nach tritt, der handelt wider die Liebe und wider das Leben und wird zugrunde gehen ewiglich.
HG|1|6|2|0|Nun hast du die Sonne geschaut und sie begriffen nach der Natur, die einfach ist und sein muß, damit sie bestehen kann für den Zweck, für den sie da ist und da sein muß aus der Ordnung der Liebe.
HG|1|6|3|0|So ziehe dann deine Augen ab zu der Wiedergeburt des Geistes, und zum Volke Gottes, und zum Gesetze der Liebe, und zum Leben der Freiheit im Lichte der Gnade aus den Gewässern der Erbarmung, und die Sonne wird enthüllt vor deinen Augen schweben, und keine Falte in derselben soll dir verborgen bleiben!
HG|1|6|4|0|Aber siehe, auch die Sonne hat ebenfalls ihre Pole, aus denen all ihr Licht und ihre Wärme aus dem Zentrum der Ruhe der Gnade sich über ihren ganzen Umfang ergießt; und hätte sie die Polruhe nicht, so hätte sie auch kein Licht. Denn siehe, die Ruhe ist zur Aufnahme des Lichtes und der Wärme unumgänglich nötig und muß gleich sein der Ruhe der Liebe in Gott; nur aus Ruhe kommt die Empfänglichkeit fürs Leben und Licht.
HG|1|6|5|0|Und siehe, wenn die Luft ruhig ist, so ist es auch rein und heiter auf der Erde; wehen aber heftige Winde nach verschiedenen Richtungen, so kommen bald schwarze Wolken und verdunkeln das Licht.
HG|1|6|6|0|Eure Begierden sind gleich den Winden, durch welche ihr von Sorgen aller Art umgeben werdet, welche das Licht der Gnade in euch zu fließen verhindern gleich den Wolken, welche von Winden herbeigetrieben werden und die Strahlen der Sonne hindern, auf die Erde zu fallen.
HG|1|6|7|0|Daher sollet ihr euch gar nicht sorgen, sondern alle eure Begierden und daraus entstehenden Sorgen sollet ihr auf Mich richten und Mir übertragen, damit ihr Ruhe habt und Ich beständig in euch fließen kann.
HG|1|6|8|0|Und siehe, wie die Erde sich dreht um ihre Polruhe aus Meiner Ordnung regelmäßig, welche die Macht Meiner Liebe bewirkt, damit keine Seite unbeleuchtet bleibe, so sollen auch alle eure Handlungen hervorgehen aus Meiner Liebe, die in euch ist ursprünglich und nachträglich nach eurer Fähigkeit durch das gegebene Wort der ewigen Liebe im Gesetze der Gnade und der Erbarmung; und wie die Nacht die Erde erquickt, wird euch die Liebe erquicken, und wie der Tag der Erde werdet ihr erleuchtet sein durch das Licht aus der Sonne der Gnade.
HG|1|6|9|0|Ihr sollet sein gleich dem Winter, der kalt ist in der Ruhe, dadurch aber auch am meisten fähig zur Aufnahme der Wärme bis in die tiefsten Tiefen der Erde. Und bei dem der Winter eingetroffen ist, bei dem wird auch der Frühling eintreffen, wie er ist gleich dem ersten Leben der Liebe in euch, und wird eintreffen der Sommer in vollster Tatkraft aus dem Leben der Liebe, die in euch ist stark geworden durch die Gnade, und wird eintreffen der ruhige Herbst mit den Früchten der Werke der Liebe und der Gnade, in welcher ihr dann ganz als Neugeborene in das Leben der Sonne eingehen werdet, zu schauen das Angesicht eures heiligen Vaters und zu leuchten gleich ihr aller Welt durch die große Kraft der Gnade, der Liebe und der Erbarmung eures überaus guten, heiligen Vaters.
HG|1|6|10|0|Aber wer nicht ist gleich dem Monde und nicht wird gleich der Erde, kann auch nicht werden gleich der Sonne, – sondern er ist gleich einem Kometen, der keine Festigkeit hat, auch nicht im geringsten, und all sein Wesen ist ein gestohlenes aus den Gnadenausflüssen der Sonnen, und seine Bahn ist eine unordentliche wie die Wege der Diebe und Räuber, und er wird getrieben von der Furcht des Lichtes von einer Weltentiefe in die andere und wird nie mehr finden eine Ruhe in Ewigkeit; und das Licht wird ihn verfolgen auf allen seinen Wegen und erleuchten seine Nichtigkeit.
HG|1|6|11|0|Und es wird ihm endlich noch ergehen wie den Sternschnuppen, die aus der Gnade geworfen und verstoßen werden ihrer Nichtigkeit wegen und verzehrt werden durch den Raub der Gnade; denn das gestohlene Licht wird sie vernichten ewiglich, und sie werden fürder nicht mehr sein, gleich den Früchten der Bäume, die zu früh ans Licht sprossen, bevor sie noch die Liebe gefestet hat; und da sie keine Festigkeit haben, weil zu wenig Verbindung der Liebe, so werden sie schwächer und schwächer, fallen dann vom Baume und werden zertreten und zugrunde gerichtet.
HG|1|6|12|0|Nun siehe, hier hast du die Sonnen, Erden, Monde, Kometen und die Sternschnuppen ihrem ganzen Wesen nach und ihrer ganzen Bedeutung nach und so auch alles und jedes einzelne der Teile vom größten bis zum kleinsten enthüllt vor dir!
HG|1|6|13|0|Der Geist der Liebe und Gnade ist in euch und ist in aller Weisheit. Wer ihn hört, der wird alles ergründen in der Tiefe der Tiefen; und er wird erforschen die Toten, und sie werden ihm antworten, und er wird durchschauen die Lebendigen, und ihre Liebe wird ihn erquicken und ihr Licht ihn ergötzen; und er wird sein Ohr legen auf die Erde, und das Gras wird ihm erzählen die Geheimnisse der Liebe, und das Erdreich wird ihm enthüllen seine Tiefen, und die Berge werden horchen seiner Stimme, und der Ton seiner Rede wird durchdringen das Mark der Erde; und so er schauen wird das Meer, so werden seiner Augen Strahlen durchleuchten alle Tropfen desselben und durchdringen jegliches Sandkörnchen; und die Geister, so darinnen noch im Gerichte harren, werden dem Lichte seiner Augen zuströmen, gleichwie die Fische und das Gewürm des Meeres und der Gewässer zur Nachtzeit einer über die Oberfläche gehaltenen Fackel, und werden sich fangen lassen für die Erlösung aus den Kerkern der ewigen Nacht und werden erkennen die Liebe und ihren Durst stillen aus den Gewässern der Erbarmung und emporwachsen zur Schwäche, zur Stärke und zur Kraft aus der Liebe des Vaters und des Wortes, welches die Liebe ist im Vater, und des Geistes, welcher die Kraft ist in beiden.
HG|1|6|14|0|Und siehe, dieses alles und noch vieles andere mehr wird euch Mein Geist lehren, so ihr Seine Stimme höret! Aber Seine Stimme ist nicht laut, sondern sehr stille, – aber eben darum alles durchdringend wie die Wärme der Liebe, und wie das Licht der Gnade, und wie die Kraft der erbarmenden Liebe eures heiligen Vaters.
HG|1|7|0|1|7. Kapitel — Die Urzeit der Erde und des Mondes. Die Erschaffung Adams und Evas
HG|1|7|1|0|Nun siehe, Ich will euch zeigen die organische Schöpfung vom Ersten bis zum Letzten und vom Kleinsten bis zum Größten, wie Ich es gemacht habe aus Meiner Liebe und aus Meiner Weisheit und aus der ewigen Ordnung aus beiden heraus, welches ist das Wort der ewigen Macht und Kraft in der Tiefe der Gottheit. Und siehe, es ist nichts in allen Räumen der Unendlichkeit, weder Großes noch Kleines, was nicht durch dasselbe wäre gemacht worden!
HG|1|7|2|0|Und siehe und höre: So war nun die Erde da, und war da der Mond, und war da die Sonne, und waren da die Sterne; aber die Erde war noch nackt, und ihre Oberfläche war noch gleich der Oberfläche des Meeres. Und über dem Gewässer lagen dichte Wolken und reichten tief in die toten Räume der Welten hinein, und das Licht der Sonne konnte nicht erleuchten den Tropfen der Erbarmung. Und der Mond war bedeckt vom Dunste des Tropfens, und in diesem Dunste erst ward vollends ausgeboren die Erde und ward genährt der Mond. Und die Sonne lag über beiden mit den Strahlen ihres Lichtes aus der Wärme der Liebe in Gott, wie eine Henne über ihren Küchlein, und machte reif die Erde und trennte den Mond von der Brust seiner Mutter.
HG|1|7|3|0|Da trennte sich das große Gewölk und senkte sich zur Ruhe der Pole, und der Gürtel der Erde ward frei, und die Sonne sah sich in den Gewässern, und die Erde strahlte dankbar das empfangene Licht in den weiten Schoß der Sonne zurück und sah mit weitgeöffneten Augen den Mond sich baden in den Strahlenausflüssen der Gnade der ewigen Liebe aus der Sonne.
HG|1|7|4|0|Und siehe und höre weiter: Es war der Erde wohl; denn sie ward erfüllt mit der Liebe der Erbarmung und sah ihren Liebling, den Mond, munter um sich kreisen. Und die Liebe schwellte ihre weite Brust mit dem Odem der Erbarmung, als wollte sie noch einmal dem Kinde ihre mit der Gnadenmilch vollgefüllte Brust reichen; aber siehe, die Milch gerann durch die Wärme der erbarmenden Liebe und wurde zum festen Lande und ragte über die Meere. Und die Meere sanken zurück in die Tiefen und waren gleich dem Wasser, das sich absondert bei der Gerinnung der Milch, zur Besänftigung des innewohnenden Grimmes durch das Salz der Gnade durch die Erbarmung der Liebe aus Gott in aller Kraft und Macht.
HG|1|7|5|0|Und siehe, da ward es ruhig auf der Erde und in allen Räumen der Unendlichkeit Gottes, und die ewige Liebe senkte Sich zum ersten Male ganz zur Erde hinab und hauchte in Ihrer Allmacht und Kraft über die Fläche der Erde hin, und der Hauch war eine zahllose Fülle der Gedanken in lebendigen Formen aller Art zur künftigen Erlösung der Verlorenen.
HG|1|7|6|0|Und siehe, da keimten aus dem Festen der Erde Kräuter, Pflanzen, Gesträuche und Bäume aller Art, und die Meere, Seen, Ströme, Flüsse, Bäche und Quellen wimmelten von Gewürmen, Fischen und Tieren aller Art; und die Luft war belebt von den Vögeln aller Art. Und die Zahl jeglicher Art sowohl in den Gewässern als auch auf den festen Landen und in den Lüften war gleich der Zahl des Menschen, der aus dieser Zahl gemacht wurde, und war gleich der Zahl der Gnade der Liebe und war gleich der Zahl der künftigen Erlösung und der daraus entstehenden und hervorgehenden Wiedergeburt.
HG|1|7|7|0|Und nun siehe und begreife, was bis jetzt noch von niemandem gesehen und begriffen wurde: Die ewige Liebe nahm die Zahl aus Sich, und die Zahl war die Ordnung und das ewige Gesetz in Ihr, aus und in welcher Sie Selbst ewig bestand, besteht und bestehen wird in aller Macht und Kraft der Heiligkeit Gottes. Und Sie nahm denn Tonerde gleich dem Obers der geronnenen Milch und formte mit der Hand Ihrer Macht und mit der Hand Ihrer Kraft nach der Zahl Ihrer Ordnung den ersten Menschen und blies ihm durch die Nüstern den lebendigen Odem ein. Und der Odem ward in ihm zur lebendigen Seele, und die Seele erfüllte ganz den Menschen, der nun gemacht wurde nach der Zahl der Ordnung, aus welcher gemacht waren die Geister und gemacht wurden die Welten in den Räumen und die Erde und alles, was auf ihr ist, und der Mond und die Sonne.
HG|1|7|8|0|Und nun siehe, dieser erste Mensch auf der Erde, der hervorging aus den Händen der Macht und der Kraft der ewigen Liebe, wurde benannt aus dem Munde der erbarmenden Gnade ,Adam‘ oder ,Sohn der Erbarmung und der Gnade‘.
HG|1|7|9|0|Und nun merke wohl: Dieser Adam war an der Stelle des ersten der gefallenen Geister; es ward ihm nicht zu erkennen gegeben, wer er war, und siehe, da langweilte es ihn, da er sich nicht erkannte und auch nichts finden konnte, was ihm ähnlich wäre.
HG|1|7|10|0|Und siehe, da wehte ihn, unsichtbar seinen noch blinden Augen der Seele, die ewige Liebe an, und er schlief zum ersten Male in der Anmut der erbarmenden Liebe ein. Und die Anmut der erbarmenden Liebe formte im Herzen des Adam, gleichsam wie in einem süßen Traume, eine ihm ähnliche Gestalt von großer Anmut und ebenso großer Schönheit.
HG|1|7|11|0|Und die ewige Liebe sah, daß der Adam große Freude fand in sich durch die innere Anschauung seines zweiten Ichs. Da rührte ihn die erbarmende Liebe an der Seite, da ihm gegeben ward ein Herz gleich dem Herzen der Gottheit zur Aufnahme der Liebe und des Lebens aus der Liebe in Gott, und nahm ihm dadurch die Eigenliebe, um für Sich Selbst eine Wohnstätte zu bereiten durch das künftige Gesetz der erbarmenden Gnade, und stellte die Eigenliebe, an der er großes Wohlgefallen fand in sich, außer seinem Leibe körperlich und hieß sie ,Caiva‘ oder, wie ihr schon gewohnt seid zu sagen, ,Eva‘, das ist soviel als die vorbildende Erlösung von der Selbstsucht und die daraus hervorgehende Wiedergeburt.
HG|1|7|12|0|Und siehe, da rührte ihn die erbarmende Liebe an und weckte ihn zur Anschauung seiner Eigenliebe außer ihm und sah, daß er ein großes Wohlgefallen an der Anschauung seiner Liebe außer ihm hatte und fröhlich war über die Maßen; und die Liebe außer ihm, die nun Eva hieß, ergötzte sich an dem Menschen Adam und neigte sich zu ihm und folgte jeder seiner Bewegung.
HG|1|7|13|0|Und siehe, da sprach die ewige Liebe zum ersten Male den Adam an: „Adam!“ – Und er sprach zum ersten Male: „Hier bin ich, Herr der Glorie, der Macht und der Kraft!“
HG|1|7|14|0|Und die ewige Liebe sprach abermals: „Siehe deine Gehilfin!“ – Und die Eva antwortete: „Siehe, Herr, die Magd gehorsam zu den Füßen Deines Sohnes liegen und harren seiner Befehle!“
HG|1|7|15|0|Und siehe, die erbarmende Liebe fand großes Wohlgefallen an den Werken Ihrer Macht und Kraft durch die Gnade Ihrer Erbarmung und sprach ferneres und unterrichtete sie in allem und lehrte sie alle Dinge kennen, benennen und gebrauchen. Und als sie alles verstanden, kannten und gebrauchen konnten, da sprach die erbarmende Liebe wieder zu ihnen: „Nun sehet, ihr erlerntet nun alles, ihr kennet nun alles und könnet den Gebrauch machen von allem bis auf eines, und dieses Letzte will Ich euch jetzt lehren und die Kraft in euch legen zur Fortzeugung und Fortpflanzung euresgleichen; aber ihr dürfet davon erst dann Gebrauch machen, wenn Ich wiederkommen werde, euch bekleidet werde finden mit dem Kleide des Gehorsams, der Demut, der Treue und der gerechten Unschuld. Wehe aber euch, so Ich euch nackt finde; Ich werde euch verstoßen, und der Tod wird die Folge sein!“
HG|1|8|0|1|8. Kapitel — Der Sündenfall
HG|1|8|1|0|Und siehe, da verdeckte Sich die ewige Liebe das Angesicht und entfernte Sich nach der Zahl der Ordnung auf eine bestimmte Zeit und war blind aus Ihrer Tiefe der Erbarmung und wollte und konnte nicht wissen, was die Neugeschaffenen tun würden im Gerichte der Gottheit für die Probe ihrer Freiheit in der Zeit der Kürze auf der Erde durch die Liebe der Erbarmung. Und der Ort, der ihnen gegeben ward zur Wohnung auf den Festen des Landes, war ein Tal und war ein Garten und ward benannt das Paradies; und das war das Land, das später von Milch und Honig überfloß, und war die Stelle, die in der großen Zeit der Zeiten der größten der Taten der ewigen Liebe ,Bethlehem‘ hieß und so heißen wird fürder ewiglich, und war der Punkt, da das ewige Wort im Fleische körperlich zum ersten Male erschaute das Licht Seiner Gnade dem Tropfen der Erbarmung leuchten von der weiten Sonne, dem Monde und allen den Sternen.
HG|1|8|2|0|Und siehe, ihre Begierde wuchs im Gerichte der versuchenden Gottheit in Ihrem Grimme. Und es stand ein Baum im Garten, und dieser Baum trug Äpfel der schönsten Art, und der Eva gelüstete nach denselben, und sie sprach zu Adam: „Siehe, Adam, mich gelüstet stark nach dieser Frucht! So du willst, will ich eine pflücken und verkosten und es dir dann reichen als erste Gabe aus meiner Hand!“
HG|1|8|3|0|Und siehe, der Adam schwieg, nachdenkend über die Rede der Eva. Und eine innere Stimme, die heilig war, da sie aus der Gottheit in ihm kam, sagte ihm: „So ihr von der Frucht dieses Baumes essen werdet, so werdet ihr sterben!“ Und der Adam erschrak darüber sehr, so daß er keine Antwort geben konnte der geliebten Eva.
HG|1|8|4|0|Und die Begierde stieg in der Eva empor und zog sie unter den Baum und hieß sie pflücken einen Apfel vom selben. Und es gewahrte nun der Adam, daß die Eva untreu wurde seinem Herzen, und er ward traurig und sprach:
HG|1|8|5|0|„Eva, Eva, was tust du? Siehe, wir sind noch nicht gesegnet vom Herrn der Macht und der Kraft und des Lebens! Siehe, du hältst die Frucht des Todes in deiner Hand; wirf sie von dir, damit wir nicht sterben in der Nacktheit vor dem Herrn der Gerechtigkeit!“
HG|1|8|6|0|Und siehe, da erschrak die Eva in ihrer Begierde vor dem Ernste des Adam und ließ die Frucht des Todes fallen auf die Erde. Und ihre Begierde verließ sie, und sie ward frei von ihrer Begierde, und der Adam fand ein großes Wohlgefallen an der Befreiung aus den Schlingen der todbringenden Begierde Evas.
HG|1|8|7|0|Aber siehe, die von der Eva aus ihrem Herzen verbannte Begierde lag nun auf der Erde und formte sich durch die Macht des richtenden Grimmes der Gottheit zur Gestalt einer großen Schlange, nahm die Frucht des Todes in ihren Rachen, kroch auf den Baum und umschlang denselben in allen Ästen und Zweigen von der Wurzel bis zum Scheitel und richtete starre Blicke auf die Eva. Und die Eva gewahrte es und sah die Schlange an, und der Adam gewahrte es auch durch die Eva; aber er sah die Schlange noch nicht.
HG|1|8|8|0|Und siehe, die Eva näherte sich der Schlange und betrachtete mit großer Lust ihre verführerischen Windungen um den Baum und die schillernden Farben ihres kalten Schuppenpanzers.
HG|1|8|9|0|Die Schlange aber bewegte sich und legte den Apfel in den Schoß der nun sitzenden Eva, erhob dann ihren Kopf wieder und redete die Eva mit folgenden Worten an:
HG|1|8|10|0|„Eva, siehe deine Tochter, verstoßen von dir, umwinden den Baum deiner Lust! Verschmähe nicht die geringe Gabe, die ich dir in deinen Schoß legte, sondern genieße unbesorgt die Frucht deiner Liebe; du wirst nicht nur nicht sterben, sondern wirst dich sättigen für die Erkenntnis alles Lebens über Gott, den du fürchtest, wo Er doch schwächer ist denn du!“ Und siehe, da teilte sich die Zunge der Schlange und wurde spitziger denn ein Pfeil, und die Schlange neigte ihren Kopf zu Evas Brust, als wollte sie dieselbe küssen nach kindlicher Art; aber sie stieß nun ihre zwei Giftpfeile in die Brüste Evas, und die Eva erblickte ihre eigene Gestalt in der Schlange.
HG|1|8|11|0|Und nun bemerkte auch der Adam, was da vorging unter dem Baume, und es gefiel ihm überaus die zweite Eva, und er bemerkte nicht, daß es nur eine Schlange war. Und siehe, da entbrannte auch er in seiner Begierde, in der Lust zur zweiten Eva, nahm die Frucht aus dem Schoße der Eva, wurde ungetreu seiner Liebe und genoß von der verbotenen Frucht aus dem Schoße Evas mit wollüstiger Begierde; und in dem Genusse erkannte er sich als den Ersten, der verlorenging durch die große Eitelkeit seiner blinden Selbstsucht im Reiche des Lichtes der ewigen Liebe und gefallen ist ins Zornmeer der ewig unerbittlich tötenden Gottheit.
HG|1|8|12|0|Und nun siehe, wie er sich so erkannte und die verblendete Eva sich durch ihn, da stieg große Reue in ihm aus dem Grunde seines Herzens empor, und die Eva schämte sich ihrer gewahrten Nacktheit und der Nacktheit Adams und ward bestürzt vom Scheitel bis zur Sohle und bedeckte ihre Nacktheit mit Blättern von einem Feigenbaume. Und auch der Adam reckte seine Hände nach den Blättern zur Bedeckung seiner Blößen und verbarg sich in eine Höhle und weinte da Tränen großen Schmerzes; und die Eva verbarg sich hinter einem Dornstrauche und trauerte gewaltig über ihre verführende Schuld.
HG|1|9|0|1|9. Kapitel — Das Gericht des Herrn
HG|1|9|1|0|Und siehe, da zog die ewige Liebe durch die Macht und Kraft Ihrer Erbarmung die Hand der Macht und die Hand der Kraft von Ihren Augen der alles erleuchtenden Gnade, und das Licht der Gnade drang wesenhaft in die Höhle, da Adam weinte, und hinter den Dornbusch, da die Eva trauerte.
HG|1|9|2|0|Und es wurden Adams Tränen aufbewahrt in dem Schoße der Erde und hießen und heißen ,Thummim‘ oder Steine, aus denen das Licht strahlt der sieben Geister Gottes sinnbildlich, und wurden fest durch das Licht der Gnade aus der Wärme der Liebe, gleich seiner gerechten Reue als bleibendes Denkmal der erleuchtenden Weisheit, und wurden zerstreut über die ganze Erde zu tröstenden Zeichen der künftigen Wiedergeburt, wie sie sein soll gleich diesen Tränen Adams fähig zur Aufnahme und geteilten schönsten Wiedergabe des großen Lichtes aus dem Gnadenmeere der Erbarmungen der ewigen Liebe und soll widerstehen jeglicher Härte der Versuchungen der Welt.
HG|1|9|3|0|Und es wurden aufbewahrt die Zähren der trauernden Eva hinter dem Dornbusche in der Erde und wurden gefärbt gleich ihrer gerechten Schamröte durch den Mißbrauch der geheiligten Liebe Adams in ihr.
HG|1|9|4|0|Und die ewige Liebe sah, daß jegliche dieser Zähren Evas gerecht war vor Adam, dem Sohne der erbarmenden Liebe; und die Wärme der ewigen Liebe festete diese Zähren zu Steinchen, und ihr Name war ,Urim‘, zum sinnbildlichen Zeichen der gerechten Trauer Evas. Und sieh, eine Zähre fiel auf den sie schirmenden Dornbusch, und sieh, diese Zähre war eine der verlorenen Unschuld und färbte die sonst weiße Blume des Strauches; und die Blumen wurden gerötet zum Zeichen der verlorenen Unschuld Evas. Und nun siehe, wie die Menschen zwar jetzt schon alle Gewächse der Erde kennen, aber ihre wahre Bedeutung im Geiste und in der Wahrheit kennen sie nicht und werden sie nicht kennen und begreifen bis zur Wiedergeburt, wenn sie sich dieselbe werden erst zugeeignet haben, welches die Erbarmung der ewigen Liebe ist durch die Gnade der Erlösung in sich.
HG|1|9|5|0|Und nun siehe noch ein Geheimnis, das noch begriffen werden muß des frevelnden Hochmutes der Kinder der Welt wegen! Und siehe, zwei Blumen des Strauches wurden befruchtet von der unschuldgerechten Zähre Evas, und verwahrten durch alle Stürme der Zeiten während der großen Kriege Jehovas mit den Völkern der Erde ihren Segen der ewigen Liebe treulich, und machten zur Zeit der Lösung der Gnade von oben das Weib Abrahams lebendig zum Vorbilde des großen Werkes der erbarmenden Liebe, und machten lebendig das Weib des Zacharias zur wirklichen Vollbringung der größten aller Taten der erbarmenden Liebe des ewigen Gottes.
HG|1|9|6|0|Und nun kehre deine Augen wieder zurück zum Adam und zur Eva, und suche sie heim mit Mir, und siehe zu, wie Ich, die ewige Liebe, sie fand, nackt, verlassen, weinend und trauernd in gerechter Reue und gerechter Scham, und rief hervor den Adam und zog hervor die Eva.
HG|1|9|7|0|Und siehe, sie getrauten sich nicht anzuschauen das Angesicht ihres Vaters; denn sie waren erschreckt von einem großen Donner des todbringenden Gerichtes aus der Tiefe des Grimmes der Gottheit.
HG|1|9|8|0|Und die Zornflammen Gottes, des Unendlichen, wälzten sich furchtbar durch alle endlosen Räume zur Erde hinab, auf welcher die große Liebe nun weilte bei Ihren reuigen und trauernden gefallenen Kindern, geschaffen durch Ihre erbarmende Gnade.
HG|1|9|9|0|Und siehe, da gab es einen heißen Kampf zwischen der durch die Reue und Trauer der Geschaffenen Sich wieder erbarmenden ewigen Liebe und zwischen der alles zerstören wollenden, ergrimmten Gottheit zur Sühnung Ihrer unbestechbaren Heiligkeit.
HG|1|9|10|0|Denn siehe, die Zornflammen der ergrimmten Gottheit stürzten schneller denn Blitze zur Erde nieder, drangen bis in die Mitte derselben und entzündeten dieselbe in und an allen Orten und Enden, und es schlugen die verzehrenden Flammen bis an den Mond, bis an die Sonne, – ja sie ergriffen alle Sterne! Und siehe, da war die ganze, unermeßliche Unendlichkeit ein Feuermeer, und furchtbare Donner rollten durch alle endlosen Räume, und es heulte die Erde, und es tobte das Meer, und der Mond weinte, und die Sonne wehklagte, und alle Sterne schrien lauter denn alle Donner, von zu großer Schmerzensangst der ewigen Vernichtung gedrückt, und ihre großen Stimmen widerhallten furchtbar dröhnend aus den endlosen Tiefen des Grimmes der Gottheit, und die Stimmen riefen:
HG|1|9|11|0|„Großer, erhabener Gott, besänftige Deinen großen Zorn, und lösche die vernichtenden Flammen Deines übergerechten Grimmes, und schone der Schuldlosen in Deiner Heiligkeit; denn Deines Zornes Feuergrimm wird zerstören die Gerechten und wird vernichten die ewige Liebe in Dir und wird Dich Selbst gefangennehmen in Deiner übergroßen Macht und Kraft der Heiligkeit!“
HG|1|9|12|0|Und siehe und höre mit offenen Augen und offenen Ohren, was da die zornergrimmte Gottheit sprach; jedoch die Sprache verstand niemand denn allein die ewige Liebe, die in der Zeit des Zorngrimmausbruches der Gottheit das reuige neugeschaffene Paar schützte auf der heulenden Erde und wehrte ab der großen Zornflamme des Grimmes, zu ergreifen die Reuestätte Adams und die Trauerstätte Evas, durch die große Macht und Kraft Ihrer Barmherzigkeit.
HG|1|9|13|0|Und nun höre und verstehe wohl die Schauerworte des Zornes aus der Tiefe des Grimmes der Gottheit, und sie lauteten:
HG|1|9|14|0|„Was nützt Mir das Heulen und Toben der Erde, was das Weinen der Monde, was das Wehklagen der Sonnen, und was das Jammergeschrei der Sterne?! Denn Ich bin allein, verlassen von Meiner Liebe, die Mir untreu ist geworden und Sich von Mir entfernt hat hinab zur Erde zum Auswurf der Bosheit zwiefältig! Was soll Ich ohne Sie? Daher will Ich zerstören alle Ihre Werke aus dem Fundamente und vernichten alles, damit nichts da sei, was Meine Liebe von Mir in alle künftigen Ewigkeiten der Ewigkeiten vermögen sollte abzuziehen und zu entfernen! Und Ich will bleiben Gott, der Alleinige, in alle Ewigkeiten der Ewigkeiten, wie Ich war von Ewigkeiten der Ewigkeiten her; und du, morsches Gebäude der Schöpfung Meiner schwach gewordenen Liebe, stürze zusammen in nichtige Trümmer, ins Nichts, damit Ich Meine Liebe wiederfinde und Sie wieder stark mache durch die Macht und durch die Kraft Meiner ewigen Heiligkeit. Amen!“
HG|1|9|15|0|Und siehe, da lösten sich die Bande der Schöpfungen in allen Räumen der Unendlichkeit Gottes, und es stürzten die Trümmer durch die weiten Räume unter großem Krachen, Donnern, Heulen, Toben, Brausen und Sausen in die Tiefen der Tiefen ihrer Vernichtung zu, und diese war die Erde selbst, die ebenfalls zertrümmert lag im weiten Schoße der erbarmenden Liebe.
HG|1|9|16|0|Und die Neugeschaffenen bebten vor Angst ob des fürchterlichen Anblicks dieser großen, vernichtenden Schauderszene, deren Größe kein geschaffener Geist je in ihrer ganzen Fülle ganz erfassen wird; denn sie war unendlich.
HG|1|9|17|0|Und nun siehe und höre weiter, was die erbarmende Liebe da sprach und tat! Vernimm die Worte der Liebe in Ihrer Macht, und schaue die großen Taten der Barmherzigkeit in ihrer Kraft, und höre und verstehe wohl die Worte, welche so lauteten:
HG|1|9|18|0|„Großer, allmächtiger Gott aller Macht, aller Kraft und aller Heiligkeit! Ziehe zurück Deinen großen Zorn, und lösche aus das Feuer Deines alles zerstörenden Grimmes, und höre in der Ruhe Deiner Heiligkeit die Worte Deiner ewigen Liebe, welche das alleinige Leben ist in Dir, ewig wie Du und mächtig und stark wie Du aus Ihr und Sie aus Dir, und wolle nicht vernichten das Leben in Ihr und Dich durch Sie, sondern lasse Gnade für Recht ergehen, und lasse genugtun die Liebe Dir, und fordere Sühnung für Deine verletzte und gekränkte Heiligkeit, und Deiner Liebe wird kein Opfer zu groß sein, das Du von Ihr fordern möchtest zur ewigen Sühnung Deiner Heiligkeit!“
HG|1|9|19|0|Und nun siehe und höre und verstehe wohl, was darauf geschah und was die Gottheit darauf erwiderte! Es dämpfte sich das Feuer, und aus allen Räumen wehte ein sanfterer Hauch, untermischt mit noch stark rollenden Donnern durch die fliegenden Trümmer der aufgelösten Welten, welche von einer Unermeßlichkeit bis zur andern gleich großen Blitzen noch brennend zuckten. Und die Liebe verstand den Donner Gottes, welcher heftig sprach:
HG|1|9|20|0|„Ich will alle Schuld auf Dich legen, gleich den Welttrümmern auf die Erde, und Du sollst tilgen die Schmach Meiner Heiligkeit, welche das ewige Band ist zwischen Mir und Dir! Und siehe, Ich verfluche die Erde, damit kein Fleck besudle Meine Heiligkeit und Ich werden würde gleich Dir ein unheiliger Gott; und dieser Fluch sei Deiner Schuld anheimgestellt, die Du auf Dich zu nehmen hast und zu tilgen für Meine Heiligkeit und zu waschen die Erde mit Deinem Blute vom Fluche der Schande durch die Sünde Adams!“
HG|1|9|21|0|Und siehe, höre und verstehe wohl, was darauf die Liebe entgegnete und sprach, wie folgt: „Großer, überheiliger Gott aller Macht und Kraft! Es geschehe nach Deinen Worten!“
HG|1|9|22|0|Und siehe, da erlosch auf einmal all das Feuer auf der Erde und in allen den Schöpfungsräumen! Und die Trümmer der zerstörten Sonnen, Erden und Monde wurden wieder zusammengefügt durch die Macht und Kraft der von der Gottheit erhörten Liebe und ordneten sich wieder, wie sie geordnet waren im Anfange ihrer Entstehung; sie behielten aber zu ewigen Zeichen die unvertilgbaren Spuren ihrer damaligen gänzlichen Zerstörung gleich den Wundmalen der ewigen Liebe, die später in der großen Zeit der Zeiten für alle am Kreuze blutete.
HG|1|9|23|0|Und es blieben auch noch hier und da anderweltliche Trümmer liegen auf der Oberfläche, in den Tiefen und den Meeren der Erde zu Zeichen der Macht und Kraft Gottes und zugleich aber auch als sprechende Zeugen der übergroßen Taten der erbarmenden Liebe.
HG|1|9|24|0|Und siehe und höre weiter und verstehe es wohl, was nun ferner geschah: Als nun die ewige Liebe die Anforderungen annahm und dadurch schon im voraus der großen Heiligkeit Gottes Genüge tat, da ließ die Gottheit in sanfterem Rauschen und Wehen, abermals nur der Liebe verständlich, Ihren heiligen Willen vernehmen und sprach in der Rede voll sanften Tones, wie folgt:
HG|1|9|25|0|„Siehe, Deine große Barmherzigkeit ist in Mir aufgestiegen und ist getreten vor Meine allsehenden Augen, und Ich habe erkannt in der Ruhe Meiner Heiligkeit Deine große Aufrichtigkeit und ewige Treue und habe gezählt die Reuetropfen Adams und die Trauertropfen Evas und bin mitleidig geworden durch Deine große Erbarmung durch und durch.
HG|1|9|26|0|Und siehe, daher will Ich Meine Gerichte zurückziehen in dieser Zeit und nach Deinem Verlangen Gnade für Recht ausströmen lassen in großer Fülle und will den Schaden, welchen Meine Gerichte angerichtet haben, wieder gutmachen. Und außer Mir kann niemand etwas gutmachen denn Ich allein, da niemand gut ist denn Ich, der heilige Vater; denn das sei Mein Name fürder ewiglich. Und Du, Meine Liebe, bist Mein Sohn; und die Heiligkeit als das mächtig allwirkende Band der Kraft zwischen Uns und zwischen allem, was von Uns ausgegangen ist, sei der heilige Geist, der erfüllen soll alle Räume der Räume und alle Unendlichkeiten der Unendlichkeiten in alle Ewigkeiten der Ewigkeiten, amen. Und das sagt nun der gute, heilige Vater. Amen.
HG|1|9|27|0|Und nun sage Du, Mein geliebter Sohn, auch dem reuigen und trauernden Paare – und grabe ihnen das Gesagte tief in ihre Herzen –, daß sie die Gebote der Liebe und der Erbarmung bis an ihr Lebensende halten sollen unverbrüchlich, und Ich will ihnen dann einen Mittler zwischen Mir und ihnen zur Zeit, die Ich bestimmt habe, senden, zu tilgen die große Schuld und zu erleichtern die große, schwere Last ihres Ungehorsams.
HG|1|9|28|0|Bis dahin aber sollen sie verharren in aller Geduld und Sanftmut, und das Brot, das Ich ihnen derzeit nur kärglich geben will, sollen sie dankbar im Schweiße ihres Angesichtes genießen und sollen nicht satt werden bis zur Zeit des Mittlers, den Ich erwecken werde aus ihrer Mitte vollkommen und gut, wie Wir vollkommen und gut und heilig sind ewig.
HG|1|9|29|0|Und sage ihnen noch hinzu, daß Ich Meine Gerichte nur eingestellt habe für jene, die Meine strengen Gebote halten werden pünktlich; den Übertretern aber seien sie für alle Ewigkeiten in aller Strenge der ewig heiligen Wahrheit angedroht in der genauesten Erfüllung bei der geringsten Übertretung!
HG|1|9|30|0|Das spricht der heilige und alleinig gute Vater durch Seinen Sohn, der die ewige Liebe in Ihm ist, und durch den heiligen Geist als der wirkenden Gnade aus Uns Beiden zur einstigen Vergebung der Sünde, welche nun ihre Leiber mühselig machen und dann aber allezeit töten soll zeitlich zur Erlangung des Lebens nach dem Tode des Leibes nach der Zeit des versprochenen Mittlers.
HG|1|9|31|0|Das sagt der alleinig heilige und alleinig gute Vater. Amen, amen, amen.“
HG|1|10|0|1|10. Kapitel — Die Versöhnung des Herrn
HG|1|10|1|0|Und siehe und höre und begreife und verstehe wohl, was da die ewige Liebe sprach und tat. – Als der gute, heilige Vater vollendet hatte die Rede großen Ernstes, verkündend Gnade für Recht und androhend das Gericht den Übertretern des Gesetzes der übergroßen Gnade und den Tod der Sünde gebend, da ward gerührt die ewige Liebe bis in die innerste Tiefe Ihres erbarmenden Herzens und weinte zum zweiten Male Tränen des Mitleids und Tränen der innigsten Freude und seligsten Wonne über die große, schonende Gnade des so überguten und überheiligen Vaters und sprach in der tiefsten Ergriffenheit Ihres ganzen Wesens zum Adam und zur Eva:
HG|1|10|2|0|„Du, Adam, du hast jetzt gesehen die fürchterlichen Gerichte Gottes vor deinen Augen vorüberziehen, und die Eva sah und empfand sie durch dich; nun aber will Ich auch ihr die Augen und die Ohren öffnen, und sie – wie auch alle, die aus ihr hervorgehen werden nach der Zahl der Sterne am Himmel und nach der Zahl des Grases auf der Erde und nach der Zahl des Sandes im Meere, welche unendlich ist soll in aller Zukunft mit eigenen Augen sehen und mit offenen Ohren hören, was die Gottheit tat in Ihrem richtenden Grimme und was darauf die ewige Liebe tat in Ihrer unbegrenzten Erbarmung.