PedroDKE's picture
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f000001,12.000,24.720,"Unterdessen hatte Matilde tiefe Theilnahme an dem Schicksal des jungen Landmanns empfunden, seit sie ihn in der Halle zum Tode verurtheilen sah, und immer auf Mittel zu seiner Rettung gesonnen."
f000002,24.720,36.560,"Jetzt erfuhr sie, sobald die Gesellschaft die Burg verlassen hatte, durch einige ihrer weiblichen Bedienten, Manfred habe alle seine Diener auf verschiednen Wegen fortgeschickt."
f000003,36.560,48.040,"In seiner Eile gab er den Befehl in allgemeinen Ausdrücken; er meinte nicht, ihn auf die Wache auszudehnen, die er über Theodor gesetzt hatte, aber er vergaß sie."
f000004,48.040,54.240,"Die Bedienten waren sehr zuvorkommend, gegen die Gebote eines strengaufsehenden Fürsten."
f000005,54.240,62.160,"Auch trieb sie eigne Neugier und Sucht nach seltnen Vorfällen, an jeder übereilten Hetze Theil zu nehmen."
f000006,62.160,65.480,"So verließen sie sammt und sonders die Burg."
f000007,65.480,76.320,"Matilde machte sich los von ihren Frauenzimmern, schlich zum schwarzen Thurm, zog den Riegel von der Thür hinweg, und zeigte sich dem erstaunten Theodor."
f000008,76.320,90.200,"Junger Mann, sprach sie, kindlicher Gehorsam und jungfräuliche Bescheidenheit verdammen diesen Schritt, den ich wage, aber heiliges Erbarmen, stärker als alle Bande, rechtfertigt meine That."
f000009,90.200,91.440,"Fliehn Sie."
f000010,91.440,94.080,"Die Thore Ihres Kerkers stehn offen."
f000011,94.080,99.400,"Mein Vater und seine Diener sind abwesend, sie können bald zurück kehren."
f000012,99.400,105.080,"Ziehn Sie hin in Frieden, Engel des Himmels leiten Ihren Pfad!"
f000013,105.080,110.680,"Sie sind sicherlich einer dieser Engel! sprach Theodor mit Entzücken."
f000014,110.680,116.040,"Nur eine Heilige Gottes kann reden, kann handeln, kann blicken wie Sie!"
f000015,116.040,120.080,"Darf ich den Namen meiner himmlischen Beschützerin nicht erfahren?"
f000016,120.080,122.080,"Sie nannten einen Vater?"
f000017,122.080,123.200,"Ist es möglich?"
f000018,123.200,127.400,"Kann Manfreds Blut heiliges Erbarmen fühlen?"
f000019,127.400,130.600,"Sie antworten mir nicht, schöne Dame?"
f000020,130.600,132.920,"Wie kommen Sie selbst hieher?"
f000021,132.920,139.840,"Warum vergessen Sie Ihrer eignen Sicherheit, und verlieren sich im Gedächtniß an den unglücklichen Theodor?"
f000022,139.840,141.960,"Lassen Sie uns zusammen entfliehn."
f000023,141.960,146.280,"Das Leben, das Sie mir schenken, widm' ich Ihrer Vertheidigung."
f000024,146.280,147.160,"Ach!"
f000025,147.160,153.960,"Sie irren, sprach Matilde seufzend, ich bin Manfreds Tochter, ich schwebe in keiner Gefahr."
f000026,153.960,156.600,"Ich erstaune, sprach Theodor."
f000027,156.600,166.760,"Noch in der verwichenen Nacht fühlt' ich mich selig, Ihrer Hoheit den Dienst leisten zu können, den Ihr gnädiges Erbarmen mir jetzt so mitleidig vergilt."
f000028,166.760,172.440,"Sie sind immer noch irrig, sagte die Prinzessin, aber dies ist keine Zeit zur Erklärung."
f000029,172.440,176.760,"Fliehn Sie, tugendhafter Jüngling, weil es noch in meiner Macht steht, Sie zu retten."
f000030,176.760,183.200,"Käme mein Vater zurück, so würden wir beyde, Sie und ich, Ursach haben zu zittern."
f000031,183.200,192.840,"Wie? sprach Theodor, können Ihre Hoheit glauben, ich werde mein Leben annehmen, wenn Sie irgend ein Unglück dadurch befahren?"
f000032,192.840,196.040,"Besser leid' ich tausendmal den Tod!"
f000033,196.040,200.920,"Für mich ist keine Gefahr, sagte Matilde, außer in Ihrer Zögerung."
f000034,200.920,202.120,"Eilen Sie."
f000035,202.120,206.520,"Niemand kann wissen, daß ich Ihrer Flucht beygestanden habe."
f000036,206.520,216.120,"Schwören Sie bey den Heiligen des Himmels, sprach Theodor, daß man Sie nicht in Verdacht haben kann: sonst gelob' ich, hier alles abzuwarten, was mich betreffen kann."
f000037,216.120,220.960,"O, Sie sind zu großmüthig! sagte Matilde."
f000038,220.960,225.560,"Aber seyn Sie versichert, daß mich kein Argwohn berühren wird."
f000039,225.560,235.120,"Geben Sie mir Ihre schöne Hand, zum Zeichen, daß Sie mich nicht hintergehn, sprach Theodor, und lassen Sie mich sie baden mit heißen Zähren."
f000040,235.120,240.160,"Halten Sie ein, sprach die Prinzessin, das darf nicht geschehn!"
f000041,240.160,245.960,"Ach! rief Theodor, erst in diesem Augenblicke lern' ich, was Unglück ist!"
f000042,245.960,248.960,"Vielleicht kommt mir das Glück nie wie der nah!"
f000043,248.960,253.080,"Geben Sie dem unschuldigen Entzücken heiliger Dankbarkeit Raum!"
f000044,253.080,257.080,"Meine Seele wünscht, ihre Empfindungen auf Ihre Hand zu drücken."
f000045,257.080,260.360,"Lassen Sie mich, und gehn Sie! sprach Matilde."
f000046,260.360,264.520,"Was würde Isabelle sagen, Sie zu meinen Füßen zu sehn?"
f000047,264.520,269.320,"Wer ist Isabelle? fragte der junge Mann verwundert."
f000048,269.320,271.800,"Weh mir! sprach die Prinzessin."
f000049,271.800,274.360,"Ich fürchte, ich diene einem Betrüger."
f000050,274.360,278.720,"Haben Sie Ihre Neugier von diesem Morgen her vergessen?"
f000051,278.720,290.040,"Ihre Blicke, Ihr Betragen, alle diese Schönheit um Sie her, erwiederte Theodor, scheinen ein Ausfluß der Gottheit, aber Ihre Worte sind dunkel und geheimnißvoll."
f000052,290.040,294.600,"Reden Sie, Signora, reden Sie, daß Ihr Knecht Sie verstehe."
f000053,294.600,298.600,"Sie verstehn mich nur zu wohl! sprach Matilde."
f000054,298.600,301.760,"Aber noch einmal befehle ich Ihnen, gehn Sie!"
f000055,301.760,308.440,"Ihr Blut, das ich erhalten kann, kommt über meinen Kopf, wenn ich die Zeit mit unnützen Gesprächen verbringe."
f000056,308.440,318.040,"Ich gehe, Signora, antwortete Theodor, weil Sie es befehlen, und weil ich nicht, das graue Haar meines Vaters, mit Schmerzen in die Grube bringen will."
f000057,318.040,323.640,"Nur sagen Sie mir, Sie, die ich anbete, daß Sie sich meiner erbarmen."
f000058,323.640,331.120,"Halten Sie, sprach Matilde, ich will Sie zu dem unterirrdischen Gewölbe führen, durch welches Isabelle entrann."
f000059,331.120,336.640,"Es wird Sie in die Kirche San Nicola bringen, die eine heilige Freystäte für Sie seyn kann."
f000060,336.640,346.000,"Wie? sprach Theodor, so war es eine andre, waren Sie es nicht, in Ihrer Schönheit, der ich den unterirrdischen Durchgang finden half?"
f000061,346.000,350.720,"Ich war es nicht, antwortete Matilde, aber fragen Sie nicht weiter."
f000062,350.720,353.360,"Ich zittre, Sie immer noch hier verweilen zu sehn."
f000063,353.360,354.840,"Fliehen Sie zum Altar!"
f000064,354.840,358.120,"Zum Altar? rief Theodor."
f000065,358.120,364.400,"Nein, Prinzessin, hülflose Jungfrauen oder Verbrecher mögen die Hörner des Altars ergreifen!"
f000066,364.400,369.080,"Meine Seele ist frey von Schuld, und wird nie den Anschein der Schuld auf sich nehmen."
f000067,369.080,376.800,"Geben Sie mir ein Schwerd, Signora, und Ihr Vater lerne, daß Theodor eine schändliche Flucht verschmäht."
f000068,376.800,384.800,"Rascher Jüngling! sprach Matilde, dürften Sie wagen, den vermeßnen Arm gegen Otranto's Fürsten zu erheben?"
f000069,384.800,390.080,"Nicht gegen Ihren Vater, nein, das darf ich nicht! antwortete Theodor."
f000070,390.080,398.480,"Verzeihn Sie mir, Signora, ich vergaß aber wer kann Sie sehn, und sich erinnern, daß Sie des tyrannischen Manfred Tochter sind?"
f000071,398.480,400.320,"Er ist Ihr Vater."
f000072,400.320,404.400,"Von diesem Augenblick an begrab' ich sein Unrecht in Vergessenheit."
f000073,404.400,409.920,"Tiefes, holes Aechzen schien von oben herab zu tönen."
f000074,409.920,412.680,"Theodor und die Prinzessin erschraken."
f000075,412.680,418.120,"Guter Himmel! wir werden belauscht! rief die Prinzessin."
f000076,418.120,426.960,"Sie horchten, sie vernahmen kein weiteres Geräusch, und beyde hielten, was sie vernommen hatten, für den Ausbruch eingeschlossener Dünste."
f000077,426.960,438.920,"Die Prinzessin ging leise vor Theodor her, führte ihn in ihres Vaters Waffenkammer, wo er sich völlig ausrüstete, und leitete ihn dann zum Pförtchen."
f000078,438.920,444.240,"Vermeiden Sie die Stadt, sprach die Prinzessin, und die ganze westliche Seite der Burg."
f000079,444.240,450.960,"Dort müssen Manfred und die Fremden ihre Nachsuchungen anstellen: eilen Sie der entgegen gesetzten Seite zu."
f000080,450.960,459.520,"Hinter jenem Walde, gegen Osten, erstreckt sich eine Felsenkette, unter welcher, ausgehöhlte Gänge, bis an die Seeküste reichen."
f000081,459.520,466.720,"Dort mögen Sie in Verborgenheit sich aufhalten, bis Sie einem Schiffe winken können, Sie aufzunehmen fortzuführen."
f000082,466.720,468.120,"Gehn"
f000083,468.120,474.480,"Sie, der Himmel sey ihr Geleitsmann, und gedenken Sie zuweilen in Ihrem Gebet Matildens!"
f000084,474.480,493.720,"Theodor warf sich zu ihren Füßen, ergrif die lilienweiße Hand, die er trotz ihres Sträubens küßte, gelobte bey der ersten Gelegenheit sich zum Ritter schlagen zu lassen, und bat sie dringend um die Erlaubniß, sich ihren ewigen Ritter schwören zu dürfen."
f000085,493.720,499.880,"Da erschütterte, ehe die Prinzessin antworten konnte, ein plötzlicher Donnerschlag die Festen der Burg."
f000086,499.880,515.880,"Theodor achtete des Ungewitters nicht, und drang in sie, ihn zu erhören; aber die Prinzessin eilte verstört in das Schloß zurück, und mit einem Blicke, der unwiderstehlich war, befahl sie dem Jüngling, zu gehn."
f000087,515.880,530.800,"Er gehorchte seufzend, aber seine Augen starrten auf die Pforte, bis Matilde sie schloß, und einer Zusammenkunft ein Ende machte, in welcher zwey Herzen sich von einem Gefühl berauschten, das beyde zum erstenmal empfanden."
f000088,530.800,539.120,"Theodor ging nachdenklich dem Kloster zu, seinem Vater seine Befreyung kund zu thun."
f000089,539.120,548.200,"Dort erfuhr er Geronimo's Abwesenheit, und daß man der Donna Isabella nachsetze, mit deren Geschichte er erst jetzt einigermaßen bekannt ward."
f000090,548.200,560.080,"Angebohrner ritterlicher Edelmuth trieb ihn zu dem Wunsch, ihr beyzustehn, aber die Mönche konnten ihm keinen Aufschluß geben, den Weg zu errathen, den sie genommen haben mögte."
f000091,560.080,575.040,"Er gerieth nicht in Versuchung, sich ihrentwegen weit zu verlieren, denn Matildens Bild war seinem Herzen so tief eingeprägt, daß er nicht daran denken konnte, sich fern von ihrer Wohnung zu wissen."
f000092,575.040,586.000,"Erinnerung an Geronimo's Zärtlichkeit verstärkte diese Abneigung; und Theodor beredete sich sogar, kindliche Zuneigung allein, halte ihn zwischen der Burg und dem Kloster zurück."
f000093,586.000,595.760,"Endlich beschloß er, bis Geronimo am Abend wiederkehren würde, sich in dem Walde aufzuhalten, den ihm Matilde angedeutet hatte."
f000094,595.760,600.640,"Als er dort war, suchte er die dichtesten Schatten."
f000095,600.640,606.120,"Sie stimmten so gut zu der lieblichen Schwermuth, die seine Seele beherrschte."
f000096,606.120,617.400,"In dieser Fassung verlor er sich unvermerkt zu den Hölen, vormals Wohnungen frommer Einsiedler, jetzt, wie das Land umher erzählte, Behausungen höllischer Geister."
f000097,617.400,621.640,"Die Sage war auch ihm zu Ohren gekommen."
f000098,621.640,631.160,"Tapfer und lustig nach Abentheuern überließ er sich willig der Neugier, die geheimsten Winkel dieser Irrgänge zu erforschen."
f000099,631.160,653.280,"Noch war er nicht weit gekommen, als er den Fußtritt einer Person zu hören vermeinte, die vor ihm zu flüchten schien, Theodor glaubte festiglich alles, was unsre heilige Religion zu glauben befiehlt, aber er besorgte nicht, daß ein ehrlicher Mann, ohne sein Verschulden dem bösen Willen der Mächte des Abgrunds Preis gegeben werden könne."
f000100,653.280,666.360,"Es schien ihm wahrscheinlicher, daß Räuber diese Stäte unsicher machten, als solche Diener der Finsterniß, von denen man sagt, daß sie die Reisenden plagen und irre führen."
f000101,666.360,670.480,"Lange brannte er schon vor Ungeduld, seine Tapferkeit zu bewähren."
f000102,670.480,679.000,"Er zog sein Schwerd, und ging bedachtsam vorwärts, immer seine Schritte nach dem verstohlen rauschenden Laute vor ihm richtend."
f000103,679.000,684.680,"Gleichermaaßen verrieth ihn seine Waffenrüstung der Person, die ihm auswich."
f000104,684.680,694.480,"Bald war Theodor überzeugt, nicht zu irren, verdoppelte seinen Schritt, und gewann offenbar über den Flüchtling, dessen Eile sich vermehrte."
f000105,694.480,700.440,"Endlich stand er hinter einem Frauenzimmer, das athemlos zu Boden sank."
f000106,700.440,708.400,"Theodor eilte, sie aufzuheben, aber ihr Schrecken war so groß, daß er fürchten mußte, sie werde in Ohnmacht fallen."
f000107,708.400,723.720,"Er bediente sich daher jedes freundlichen Wortes, ihre Angst zu verscheuchen, und versicherte sie, er sey weit entfernt sie zu beleidigen, er wolle sie mit Gefahr seines Lebens vertheidigen."
f000108,723.720,733.200,"Die Dame erholte sich durch sein höfliches Benehmen, starrte ihren Beschützer an, und sprach: Ich bin gewiß, Ihre Stimme schon einmal gehört zu haben."
f000109,733.200,741.480,"Das ich nicht wüste, erwiederte Theodor, wenn Sie nicht, wie ich vermuthe, Donna Isabella sind."
f000110,741.480,746.080,"Barmherziger Himmel! rief sie, man hat Sie mir doch nicht nachgeschickt?"
f000111,746.080,752.600,"Mit diesen Worten warf sie sich zu seinen Füßen, und beschwor ihn, sie nicht an Manfred auszuliefern."
f000112,752.600,755.840,"An Manfred? versetzte Theodor."
f000113,755.840,766.040,"Nein, Signora, einmal hab' ich Sie schon von seiner Grausamkeit befreyt, und es wird mir jezt übel ergehn, oder ich entreiße Sie seinem Frevel auf immer!"
f000114,766.040,767.680,"Ist es möglich? sprach sie."
f000115,767.680,773.640,"Sind Sie der nämliche Unbekannte, den ich verwichene Nacht in den Kreuzgängen der Burg fand?"
f000116,773.640,776.560,"O so sind Sie kein Sterblicher!"
f000117,776.560,777.880,"Sie sind mein Schutzgeist!"
f000118,777.880,787.600,"Auf meinen Knien will ich Halten Sie ein, gnädige Fürstin, unterbrach sie Theodor, erniedrigen Sie sich nicht, vor einem armen freundlosen Jüngling."
f000119,787.600,795.440,"Hat der Himmel mich zu Ihrem Retter erkohren, so wird er sein Werk vollbringen, und meinen Arm stärken für Ihre Sache."
f000120,795.440,806.840,"Kommen Sie, Signora, wir sind dem Eingang der Höle zu nah, lassen Sie uns ihren verborgensten Winkel aufsuchen, ich kann nicht ruhen, bis ich Sie ausser aller Gefahr weiß."
f000121,806.840,811.120,"Ach! was verlangen Sie? antwortete die Prinzessin."
f000122,811.120,821.840,"Ihre Handlungen sind edelmüthig, Ihre Gesinnungen bezeugen die Reinheit Ihrer Seele: aber schickt es sich deswegen, daß ich Ihnen allein in diese verborgene Einöde folge?"
f000123,821.840,827.640,"Wenn man uns beysammen antrift, was wird die richtende Welt von meinem Betragen denken?"
f000124,827.640,837.800,"Ich verehre Ihre tugendsame Bedenklichkeit, sprach Theodor; und danke Ihnen, daß Sie nichts gegen meine Ehre argwöhnen."
f000125,837.800,848.240,"Ich war nur gemeint, Sie in die allergeheimste Höle dieser Felsen zu begleiten, und dann, mit Gefahr meines Lebens, ihren Eingang gegen alles, was Leben hat, zu bewachen."
f000126,848.240,864.280,"Sie sind schön, Signora, und Ihre Gestalt ist vollendet, auch trift meine Wünsche der Vorwurf empor zu streben: aber wissen Sie, fuhr er mit einem tiefen Seufzer fort, meine Seele ist bereits einer andern gewidmet."
f000127,864.280,869.000,"Ein plötzliches Getöse verhinderte Theodoren fortzufahren."
f000128,869.000,873.640,"Bald vernahmen sie: Isabelle! holla, Isabelle!"
f000129,873.640,879.120,"Die zitternde Prinzessin verfiel sogleich wieder in ihre vorige Beängstigung."
f000130,879.120,883.160,"Theodor versuchte vergeblich ihr Muth einzuflößen."
f000131,883.160,896.200,"Er schwur, lieber sterben zu wollen, als zu dulden, daß sie in Manfreds Gewalt zurückkehre, bat sie versteckt zu bleiben, und ging hinaus, um der Annäherung dessen, der sie suchte, zuvorzukommen."
f000132,896.200,907.880,"Am Eingang der Höle fand er einen bewafneten Ritter, mit einem Bauren sprechend, der ihm versicherte, er habe ein Frauenzimmer die Felsengänge einschlagen sehn."
f000133,907.880,918.280,"Der Ritter brach auf sie zu suchen, als Theodor mit gezucktem Schwerd in seinen Weg traf, und ihm herrisch abzustehn gebot, so lieb ihm das Leben sey."
f000134,918.280,923.720,"Wer bist du, der mich aufzuhalten wagt? sprach hochbrüstig der Ritter."
f000135,923.720,930.120,"Einer der nicht mehr wagt, als er ausführen kann, antwortete Theodor."
f000136,930.120,936.480,"Ich suche Donna Isabella, fuhr der Ritter fort, und vernehme, sie habe sich zwischen diese Felsen geflüchtet."
f000137,936.480,940.840,"Weiche mir, oder du wirst es bereuen, meinen Zorn gereizt zu haben."
f000138,940.840,947.240,"Ich hasse dein Vorhaben, antwortete Theodor, und verachte deinen Zorn."
f000139,947.240,953.400,"Kehre zurück woher du kamst, oder du wirst bald erfahren, wer von uns am schrecklichsten zürnt."
f000140,953.400,973.480,"Der Fremde war der vornehmste Ritter, unter den Gesandten des Marggrafen von Vicenza; er hatte seinem Pferde die Sporen gegeben, als Manfred beschäftigt war, sich nach der Prinzessin zu erkundigen, und verschiedene Befehle ertheilte, um zu verhindern, daß sie den drey Rittern nicht in die Hände fiele."
f000141,973.480,979.360,"Der Ritter hegte den Verdacht, Manfred wisse um den heimlichen Aufenthalt der Prinzessin."
f000142,979.360,987.680,"Dieser Trotz eines Mannes, den er von dem Fürsten hergesezt glaubte, sie zu verheimlichen, bestärkte seinen Argwohn."
f000143,987.680,1007.840,"Darum antwortete er nicht, sondern versetzte dem Theodor, welcher ihn für einen von Manfreds Hauptleuten hielt, einen Schwerdstreich, der allen Widerstand hinweg geräumt haben würde, hätte dieser, eben so geschickt seinen Gegner aufzufordern, als bereit, ihm zu wehren, den Hieb nicht mit seinem Schilde aufgefangen."
f000144,1007.840,1021.720,"Die Tapferkeit, die er so lange in seinem Busen ersticken müssen, brach mit einemmale hervor, er stürzte unaufhaltbar auf den Ritter, den Stolz und Ingrimm nicht minder zu gewaltigen Thaten aufriefen."
f000145,1021.720,1024.800,"Der Zweykampf tobte, aber nicht lange."
f000146,1024.800,1032.520,"Theodor verwundete den Ritter dreymal, und entwafnete ihn zuletzt, da er aus Blutverlust ohnmächtig ward."
f000147,1032.520,1044.640,"Der Bauer war bey dem ersten Streich davon gelaufen, und hatte einige von Manfreds Leuten herbeygerufen, die auf seinen Befehl sich im Walde zerstreut hatten, Isabellen zu suchen."
f000148,1044.640,1051.200,"Sie kamen grade dazu als der Ritter fiel, den sie bald für den edeln Fremdling erkannten."
f000149,1051.200,1061.040,"Theodor konnte ohngeachtet seines Hasses gegen Manfred, den Sieg, welchen er erfochten, nicht ohne mitleidige und großmüthige Bewegung ansehn."
f000150,1061.040,1070.480,"Aber noch gerührter ward er, als man ihm sagte, wer sein Gegner, und daß er Manfreds Feind, nicht sein Untergebener sey."
f000151,1070.480,1078.560,"Er stand den Dienern bey, den Ritter zu entwafnen, und bemühte sich wie sie, das Blut seiner Wunden zu stillen."
f000152,1078.560,1084.600,"Als der Ritter die Sprache wieder erhielt, sagte er mit schwacher gebrochner Stimme:"
f000153,1084.600,1089.720,"Großmüthiger Feind, wir waren beide im Irrthum."
f000154,1089.720,1092.800,"Ich hielt Sie für ein Werkzeug des Tyrannen."
f000155,1092.800,1097.680,"Sie haben sich an mir, merk' ich, gleichfalls betrogen."
f000156,1097.680,1100.640,"Entschuldigungen kommen zu spät."
f000157,1100.640,1101.840,"Ich sterbe."
f000158,1101.840,1114.720,"Ist Isabelle in der Nähe, so werde sie gerufen, ich habe ihr wichtige Geheimnisse zu Er liegt am letzten, sagte einer von den Umstehenden."
f000159,1114.720,1117.240,"Hat niemand einen HerrGott in der Ficke?"
f000160,1117.240,1118.960,"Andrea, du weist zu beten."
f000161,1118.960,1123.600,"Holt Wasser, sprach Theodor, und gießt es ihm übers Gesicht."
f000162,1123.600,1125.080,"Ich eile zur Prinzessin."
f000163,1125.080,1142.760,"Mit diesen Worten rannte er zur Prinzessin, und erzählte ihr, bescheidentlich, mit kurzen Worten: durch ein Mißverständniß sey er so unglücklich gewesen, einen Herrn von ihres Vaters Hofe zu verwunden, der ihr vor seinem Ende noch etwas wichtiges zu entdecken wünsche."
f000164,1142.760,1149.720,"Die Prinzessin hörte Theodors Stimme mit Entzücken, als er ihr rief, herauszukommen."
f000165,1149.720,1153.440,"Was sie jetzt vernahm, setzte sie in Erstaunen."
f000166,1153.440,1160.320,"Indessen hatte dieser neue Beweis seiner Tapferkeit ihre zerstreuten Lebensgeister zurück gerufen."
f000167,1160.320,1164.360,"Sie erlaubte Theodoren, ihr den Arm zu geben."
f000168,1164.360,1173.400,"Sie kamen hin, wo der blutende Ritter sprachlos auf der Erde lag, aber bei dem Anblick der Bedienten Manfreds kehrte ihre Furcht zurück."
f000169,1173.400,1185.920,"Sie wollte wieder entfliehn, als Theodor sie bemerken machte, daß diese Leute unbewafnet wären, und ihnen augenblicklichen Tod drohte, wenn sie es wagen würden, die Prinzessin anzurühren."
f000170,1185.920,1190.880,"Der Fremdling öfnete seine Augen, und sah ein Frauenzimmer."
f000171,1190.880,1197.920,"Bist du, fragt' er, bist du wirklich Isabelle von Vicenza?"
f000172,1197.920,1202.360,"Ich bin es, antwortete sie, Gott sey dir gnädig!"
f000173,1202.360,1218.240,"Du du sagte der Ritter, dem es unsäglich schwer zu reden ward siehst deinen Vater um arme Entsetzlich! schrecklich! was hör' ich?"
f000174,1218.240,1220.320,"was seh' ich? rief Isabelle."
f000175,1220.320,1227.600,"Mein Vater! Sie, mein Vater? wie kommen Sie hieher? um Gotteswillen! eilt! rennt nach Hülfe! er stirbt!"
f000176,1227.600,1250.520,"Ja, sprach der verwundete Ritter, und bot alle Kraft auf, deren er fähig war, ich bin dein Vater Friedrich ich kam her, dich zu befreyen es hat nicht seyn sollen umarme mich zum Abschied und nimm Gnädiger Herr, sagte Theodor, erschöpfen Sie sich nicht, lassen Sie sich in die Burg tragen."
f000177,1250.520,1252.840,"In die Burg? rief Isabelle."
f000178,1252.840,1255.560,"Ist keine nähere Zuflucht als die Burg?"
f000179,1255.560,1258.280,"Will man meinen Vater dem Tyrannen aussetzen?"
f000180,1258.280,1262.920,"Ich darf nicht mit ihm, wenn er dorthin gebracht wird! wie soll ich ihn verlassen?"
f000181,1262.920,1269.200,"Kind, sagte Friedrich, es ist einerley, wohin man mich bringt."
f000182,1269.200,1273.680,"Nach kurzen Augenblicken bin ich außer aller Gefahr."
f000183,1273.680,1281.640,"Aber so lange ich Augen habe, mich an dir zu freuen, verlaß mich nicht, gute Isabelle."
f000184,1281.640,1286.120,"Dieser wackre Ritter, den ich nicht kenne, beschützt deine Unschuld."
f000185,1286.120,1289.960,"Ritter, Sie verlassen mein Kind nicht!"
f000186,1289.960,1298.080,"Theodor kniete weinend neben seinem Opfer, und gelobte, die Prinzessin mit seinem Leben zu bewachen."
f000187,1298.080,1303.200,"So ließ sich Friedrich überreden, in die Burg getragen zu werden."
f000188,1303.200,1310.440,"Man verband seine Wunden, so gut man konnte, und setzte ihn auf ein Pferd, das einem der Bedienten gehörte."
f000189,1310.440,1318.920,"Theodor ging ihm zur Seite, und die betrübte Isabelle, die sich nicht mehr von ihm scheiden konnte, folgte traurend."
f000190,1318.920,1321.520,"End von Teil sechs gelesen von AugustKubus."