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Industrie und Dienstleistung
Dänemark ist ein hochindustrialisiertes Land, mehr als drei Viertel seiner Exporte sind Industriegüter oder Maschinen.[95] Die Industrie und auch die meisten Dienstleistungsfirmen konzentrieren sich vor allem im Großraum Kopenhagen, wohingegen Jütland relativ wenig industrialisiert ist. Die Industrie des Landes trug 2017 etwa 23 % zum BIP bei und beschäftigte ungefähr 18,3 % aller Arbeitnehmer; der Dienstleistungssektor trug 2016 etwa 79 % zum BIP beiträgt beschäftigte 2017 etwa 76 % der Arbeitnehmer.[73]
Die gemessen an ihrem Umsatz wichtigsten Zweige des produzierenden Gewerbes in Dänemark sind die Lebensmittel- und die metallverarbeitende Industrie sowie das Druck- und Verlagswesen, der Maschinenbau und die Produktion von Elektronikartikeln und Dieselmotoren (vor allem für Schiffe und für Lokomotiven). Seit Beginn des 20. Jahrhunderts sind dänische Möbel in vielen Ländern gefragt. Von Bedeutung sind auch Werften, das Brauwesen, die Textil- und Bekleidungsindustrie sowie die Produktion von Zement, chemischen Erzeugnissen, Arzneimitteln, Keramik / Porzellan, Kaminöfen, Fahrrädern und Papier. Bis 1970 wurde bei Søby in der Gemeinde Herning Braunkohle gefördert,[96] 1961 waren es 2,3 Mill. Tonnen.[97]
Landwirtschaft
Getreidefelder auf Møn
Die Landwirtschaft in Dänemark ist eine hochmechanisierte Branche. Sie trägt ungefähr 2,3 % zum BIP bei und beschäftigt ungefähr 3 % aller Arbeitnehmer.[73]
Mehr als die Hälfte der Landesfläche – Grönland und Färöer nicht eingeschlossen – werden landwirtschaftlich genutzt. Von Natur aus sind die Böden relativ nährstoffarm; dies wird durch intensive Düngung ausgeglichen. Die dänische Regierung fördert kleine landwirtschaftliche Betriebe. Der Zusammenschluss kleiner Betriebe zu großen Gütern wird gesetzlich erschwert. Rund 85 Prozent der dänischen Bauernhöfe sind Familienbetriebe mit weniger als 50 Hektar.
Auf 60 Prozent der Anbaufläche von circa 2,5 Millionen Hektar wird Getreide angebaut; das Spektrum umfasst Gerste, Hafer, Weizen und Roggen. Die restliche Fläche wird mit Futterpflanzen, Flachs, Hanf, Hopfen und Tabak bepflanzt. Über 50 Prozent der Gesamtfläche werden als Ackerland genutzt. Die überwiegend exportorientierte Fleisch- und Milchwirtschaft spielt eine bedeutende Rolle. Dänemark ist weltweit einer der größten Produzenten von Schweinefleischprodukten.[98] Der Viehbestand umfasst vor allem Schweine, Rinder und Pferde.
Eine Besonderheit der dänischen Landwirtschaft ist der große Einfluss der landwirtschaftlichen Genossenschaften. Sie dominieren die Produktion von Molkereierzeugnissen und Schinken. Ein hoher Prozentsatz der Agrarerzeugnisse wird über die Genossenschaften vermarktet. Die meisten Genossenschaften gehören nationalen Verbänden an, die wiederum Mitglieder im Agrarausschuss sind. Dieses Zentralorgan der Genossenschaften verhandelt mit der Regierung, der Industrie oder mit ausländischen Handelspartnern.
1805 erklärte die Regierung alle Wälder (die heute ungefähr 12 Prozent der Gesamtfläche Dänemarks ausmachen) zu Naturschutzgebieten. Die große Fischereiflotte Dänemarks spielt in der Wirtschaft des Landes eine bedeutende Rolle. Es handelt sich bei den gefangenen Fischen größtenteils um Meeresfische, unter denen Heringe, Lachse und Dorsche die kommerziell bedeutendsten Arten sind. Der überwiegende Teil der Fanggründe befindet sich in der Nordsee. Bei Fisch werden hohe Ausfuhrüberschüsse erzielt.
Seit 1. August 2000 ist Dänemark von der EU auch als Weinbaugebiet anerkannt. Seither darf dänischer Wein zu kommerziellen Zwecken angebaut und verkauft werden.
Energie
Allgemeines
Svanemølle-Kraftwerk in Kopenhagen
Anteil der Wind- und Solarstromerzeugung in Dänemark, 1985 bis 2022
Der Middelgrunden-Offshore-Windpark
Dänemark setzte nach dem Zweiten Weltkrieg massiv auf Erdöl als Primärenergielieferant. Anfang der 1970er Jahre war es fast vollständig von Erdölimporten abhängig. Infolge der Ölkrise 1973, die Dänemark als weitgehend ölabhängigen Staat im Besonderen traf, gab es dort Überlegungen, Kernkraftwerke zu errichten, um die Energieversorgung zu diversifizieren. Nach langem politischem Kampf seit den frühen 1970er Jahren entschied sich das Land 1985 mit einem Parlamentsbeschluss endgültig gegen die Nutzung der Kernenergie. Mittlerweile ist das Land Energieexporteur.[99] Im Jahre 2008 wurde aus 18 Öl- und Gasfeldern, allesamt in der Nordsee, zusammen 16,7 Mio. m³ Öl und 9,9 Mio. m³ i.N. Gas gefördert. Seit 2004 ist die Fördermenge rückläufig.[100] Dänemark beteiligt sich neben Kanada, Russland und Norwegen auch sehr engagiert an dem aus Sicht des Umweltschutzes stark umstrittenem Wettlauf um die Bodenschätze in der Tiefsee unter der Arktis.[26]
Energiewende
→ Hauptartikel: „Dänemark“ im Artikel Energiewende nach Staaten
Dänemark ist das Pionierland der Energiewende. Mit dem Vorhaben, bis 2050 die komplette Energieversorgung (Strom, Wärme und Verkehr) vollständig auf Erneuerbare Energien umzustellen, ist es zugleich das Land mit der anspruchsvollsten Zielsetzung. Erreicht werden soll dies durch den starken Ausbau der Windenergie sowie der Elektrifizierung des Wärme- und Transportsektors.[101] Hauptziel seit 1972 ist es, die Abhängigkeit von Ölimporten zu verringern, später kamen als weitere Ziele Energieautarkie, der Ausstieg aus der Nutzung fossiler Energie und die Reduktion der Treibhausgasemissionen hinzu.[102] Durch Maßnahmen wie Energieeinsparungen, Effizienzsteigerungen und Kraft-Wärme-Kopplung gelang es Dänemark, den Primärenergieeinsatz 40 Jahre lang (1972 bis 2012) ungefähr konstant zu halten, obwohl das Bruttoinlandsprodukt in dieser Zeit um mehr als 100 % wuchs. Zugleich wurden 25 % der Primärenergie durch Erneuerbare Energien ersetzt.[103] Gleichzeitig sanken die Kohlenstoffdioxidemissionen bei der Stromproduktion, die im Jahr 1990 noch bei über 1000 g/kWh gelegen hatten, bis 2019 auf 135 g/kWh, etwa ein Siebtel des Ausgangswertes.[104]
Entwicklung der jährlichen CO₂-Emissionen
→ Hauptartikel: Windenergie in Dänemark
Von besonderer Bedeutung ist die Windenergienutzung, die in Dänemark als einem der ersten Staaten weltweit bereits in den 1980er Jahren systematisch vorangetrieben wurde. Im Jahr 2011 betrug der Anteil der Erneuerbaren Energien 40,7 % des Stromverbrauchs, davon stammten 28,1 Prozentpunkte aus Windenergie.[105] 2015 waren es 56,0 %.[106] 2015 deckte Windstrom 42,1 % des dänischen Strombedarfes (2014: 39,1 %), der höchste Wert weltweit.[107][108] Die damalige dänische Regierung beschloss, bis 2020 einen Anteil der Windenergie von 50 % in der Stromerzeugung zu erreichen und zugleich die Kohlendioxid-Emissionen um 40 % zu senken.[109] Das dänische Parlament billigte den Plan im März 2012 mit großer Mehrheit.[110] 2019 und 2020 lag der Windanteil der Stromerzeugung bei 48 %,[111][112] 2021 waren es 44 %.[113] Das 50-%-Ziel wurde also trotz eines deutlichen Aufbaus an Windkraftleistung 2020 und 2021 noch nicht erreicht, aber 2022 lag der Windenergieanteil bei 55 %, wobei Ende 2022 in Dänemark Windkraftanlagen mit einer kumulierten Nennleistung von 7.282 MW installiert waren[114]. Dänemark strebt bis 2030 eine Emissionsreduktion um 70 Prozent an.[115]
Dänemark belegt im Jahr 2021 den 6. Platz im Klimaschutz-Index, einer jährlichen Analyse der Klimaschutzbemühungen einzelner Staaten.
Bodenschätze
Das Land verfügt nur über wenige Bodenschätze. Im begrenzten Umfang werden mineralische Rohstoffe abgebaut, vor allem Kaolin und Granit. Alle Bodenschätze sind im Besitz der öffentlichen Hand. Auf Bornholm gibt es Kaolinvorkommen, die allerdings von minderer Qualität sind und hauptsächlich zur Produktion von Tongeschirr sowie zur Herstellung von Ziegeln verwendet werden. Kommerziell genutzt werden auch die Mineralien Limonit, Kryolith, Kalk, Kreide und Mergel. Auf Jütland wurden große Salzvorkommen entdeckt. Seit den 1970er-Jahren werden in der Nordsee Erdöl und Erdgas gefördert.
Währung und Bankwesen
Die dänische Nationalbank
Die Währung des Landes ist die Dänische Krone zu 100 Øre. Dänemark ist Teil des ERM II, eines seit 1999 zwischen verschiedenen EU-Ländern im Rahmen des Europäischen Währungssystems II bestehenden Wechselkurs-Abkommens. Die Dänische Nationalbank (gegründet 1818) ist Notenbank und Finanzzentrum des Landes. Ihre Zentrale befindet sich in Kopenhagen. Einige große Geschäftsbanken haben in ganz Dänemark Zweigstellen. Daneben gibt es noch über 90 Sparkassen. Seit den 1970er-Jahren ist die Zahl der Banken aufgrund einer ganzen Reihe von Fusionen rückläufig. Vor allem Anfang der 1990er-Jahre fanden mehrere Zusammenschlüsse statt.
Spätestens mit Beginn der dritten Stufe der Europäischen Wirtschafts- und Währungsunion (EWWU) im Januar 1999 gab es in Dänemark eine heftige politische Debatte darum, ob das Land der EWWU beitreten und den Euro als Einheitswährung annehmen solle. In einer Volksabstimmung am 28. September 2000 stimmten 53,1 Prozent der dänischen Bevölkerung gegen den Euro – 46,9 Prozent waren für eine Abschaffung der Dänischen Krone. Mit diesem Ergebnis wurde auch der Beitritt zur EWWU abgelehnt. Eine neuerliche Volksabstimmung über die Euro-Einführung wurde im November 2007 angekündigt, fand aber nie statt.[116]
Die dänische Krone hat eine feste Wechselkurspolitik zu dem Euro; daher können 100 Euro gegen 746 ± 2,25 % Kronen gewechselt werden. In der Praxis hat die Dänische Nationalbank den Wechselkurs auf einem Niveau stabilisiert, das sehr nah am Zentralkurs ist.[117]
Vermögen
Dänemark stand, laut einer Studie der Bank Credit Suisse aus dem Jahre 2017, auf Rang 24 weltweit beim nationalen Gesamtvermögen. Der Gesamtbesitz an Immobilien, Aktien und Bargeld belief sich auf insgesamt 1.245 Milliarden US-Dollar. Das Vermögen pro erwachsene Person beträgt 281.542 Dollar im Durchschnitt und 87.231 Dollar im Median (in Deutschland: 203.946 bzw. 47.091 Dollar). Beim durchschnittlichen Vermögen je Einwohner gehört Dänemark damit zu den Top 10 Ländern weltweit. Insgesamt war 59,3 % des gesamten Vermögens der Dänen finanzielles Vermögen und 40,7 % nicht-finanzielles Vermögen. Der Gini-Koeffizient bei der Vermögensverteilung lag 2017 bei 80,9 was auf eine relativ hohe Vermögensungleichheit hindeutet.[118]
Außenhandel
Ein Containerschiff der Mærsk Line
Mitte der 1960er-Jahre verdrängte die Bundesrepublik Deutschland das Vereinigte Königreich als wichtigsten Handelspartner Dänemarks. Dennoch ist Großbritannien immer noch einer der größten Abnehmer dänischer Produkte. Auch Schweden, Norwegen, Frankreich und die Niederlande sind bedeutende Handelspartner. Der Handel mit den Ländern in Osteuropa hat in den letzten Jahren stark zugenommen, insbesondere mit Polen. Außerhalb Europas sind die USA, die Volksrepublik China und Japan die wichtigsten Handelspartner. Die Handelsbilanz ist positiv, d. h. die Ausfuhren übersteigen die Importe.
Bis zu Beginn der 1960er-Jahre stellten Fleisch- und Milchprodukte den Großteil der Exportgüter dar. Seither stiegen die Exporte von Industriegütern stetig und haben seit 1961 einen größeren Anteil am Gesamtexportvolumen als die landwirtschaftlichen Erzeugnisse. Im Vordergrund stehen dabei chemische und pharmazeutische Erzeugnisse sowie Fahrzeuge. Die wichtigsten dänischen Importgüter sind Maschinen, Rohmetalle, Metallwaren, Transportausrüstungen, Brenn- und Schmierstoffe.
Tourismus
→ Hauptartikel: Tourismus in Dänemark
Kopenhagens Nyhavn
Der Tourismus boomt in Dänemark seit Jahren: 2015 kamen mehr als zehn Millionen Besucher, die meisten aus skandinavischen Ländern wie Norwegen und Schweden sowie aus Deutschland. Schwedische und norwegische Touristen besuchen aufgrund der Nähe häufig die Hauptstadt Kopenhagen. Außer bei Touristen aus Skandinavien ist Dänemark auch bei deutschen Touristen sehr beliebt, rund eine Million Deutsche besuchten das Land 1999. Die Einnahmen aus dem Tourismus lagen im Jahr 2016 bei 6,9 Milliarden US-Dollar.[119]
Kennzahlen
Veränderung des Bruttoinlandsprodukts (BIP), real Eurostat[120]
Jahr 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 2021 2022
Veränderung in % gg. Vj. 3,9 0,9 −0,5 −4,9 1,9 1,3 0,2 0,9 1,6 2,3 3,2 2,8 2,0 1,5 −2,4 6,8 2,7
Entwicklung des BIP (nominal), Eurostat[121][122]
absolut (in Mrd. Euro) je Einwohner (in Tsd. Euro)
Jahr 2019 2020 2021 Jahr 2019 2020 2021
BIP in Mrd. € 309,5 311,8 336,8 BIP je Einw. (in Tsd. €) 53,2 53,5 57,5
Entwicklung des Außenhandels (GTAI)[123]
in Mrd. US-Dollar und seine Veränderung gegenüber dem Vorjahr in Prozent
2019 2020 2021
Mrd. $ % gg. Vj. Mrd. $ % gg. Vj. Mrd. $ % gg. Vj.
Einfuhr 97,5 −4,2 96,9 −0,6 121,8 +25,7
Ausfuhr 110,2 +1,6 107,2 −2,7 125,0 +16,6
Saldo +12,8 +10,4 +3,2
Haupthandelspartner Dänemarks (2021), Quelle: GTAI[123]
Export (in Prozent) nach Import (in Prozent) von
Deutschland 12,9 Deutschland 20,6
Schweden 8,3 Schweden 12,6
Norwegen 5,7 Niederlande 8,7
Vereinigtes Königreich 5,0 Volksrepublik China 8,0
Vereinigte Staaten 4,7 Polen 4,4
Niederlande 4,7 Norwegen 3,8
Volksrepublik China 3,5 Vereinigte Staaten 3,6
Vereinte Nationen sonstige Länder 54,2 Vereinte Nationen sonstige Länder 38,8
Siehe auch: Liste der größten Unternehmen in Dänemark
Kultur
Dänemark hat versucht, sein Kulturerbe in einem offiziellen Dänischen Kulturkanon, herausgegeben vom Kulturministerium, zu definieren.[124] Einen weiteren Versuch, das Kulturerbe des Landes zu erfassen, gab es mit der 2010 ins Leben gerufenen Website 1001 fortællinger om Danmark (1001 Geschichten über Dänemark).
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