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Nordkorea hat ein südkoreanisches Angebot über umfangreiche Wirtschaftshilfen im Gegenzug für atomare Abrüstung zurückgewiesen. Die Schwester von Machthaber Kim Jong Un, Kim Yo Jong, bezeichnete den Vorschlag nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur KCNA als "Gipfel der Absurdität". Dass der südkoreanische Präsident Yoon Suk Yeol glaube, Nordkorea werde seine "Ehre" und seine "Atomwaffen" gegen wirtschaftliche Zusammenarbeit eintauschen, zeige, dass der südkoreanische Präsident "wirklich einfach gestrickt und kindisch" sei, sagte Kim Yo Jong. "Niemand tauscht seine Bestimmung gegen einen Maiskuchen ein." Sie warf Südkorea zudem vor, frühere Vorschläge neu aufgelegt zu haben.Die südkoreanische Präsidentschaft bedauerte Kim Yo Jongs "unhöfliche" Äußerungen, betonte aber, das Angebot liege nach wie vor auf dem Tisch. "Nordkoreas Haltung ist in keinster Weise hilfreich für Frieden und Wohlstand auf der koreanischen Halbinsel und seine (Nordkoreas) eigene Zukunft und verstärkt nur die Isolation von der internationalen Gemeinschaft." Südkoreas Staatschef Yoon Suk Yeol hatte Nordkorea am Montag unter anderem Hilfe bei der Lebensmittel- und Stromversorgung, beim Aufbau von Infrastruktur und der Modernisierung von Einrichtungen für den Handel in Aussicht gestellt, falls sich das Land auf einen Abrüstungsprozess einlasse.Auch an der Stärkung der nordkoreanischen Landwirtschaft würde sich Südkorea beteiligen. Dadurch würden sich die Lebensverhältnisse dort erheblich verbessern, versprach Yoon. Yoon hatte dem Norden bereits bei seiner Antrittsrede im Mai umfangreiche Wirtschaftshilfe im Gegenzug für atomare Abrüstung in Aussicht gestellt.Experten zufolge ist die Wahrscheinlichkeit, dass Pjöngjang ein solches Angebot annimmt, allerdings verschwindend gering. Nordkorea investiert jährlich einen großen Teil seiner Wirtschaftsleistung in sein Rüstungsprogramm und hat mehrfach deutlich gemacht, dass es nicht die Absicht hat, auf Angebote zur Denuklearisierung einzugehen. | 1asien
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Ab Oktober müssen viele Deutsche für ihre Heizung oder warmes Wasser tiefer in die Tasche greifen und eine Gasumlage von 2,4 Cent je Kilowattstunde zahlen. Damit will die Bundesregierung verhindern, dass Energieunternehmen in finanzielle Probleme geraten und die Gasversorgung zusammenbricht. Denn die Importeure müssen ihr Gas angesichts ausbleibender Lieferungen aus Russland teilweise am teuren Spotmarkt kaufen, um ihre Verträge zu erfüllen.Zwölf Unternehmen haben ihre Ansprüche auf Ausgleichszahlungen mittlerweile geltend gemacht. Insgesamt belaufen sich die Forderungen laut Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) auf rund 34 Milliarden Euro. Während der Energiekonzern RWE jedoch nur formal gelistet ist und seine Verluste selbst trägt, gehen nach Informationen der Nachrichtenagenturen Reuters und dpa mehr als 90 Prozent des Geldes an Uniper und die bisherige Gazprom Germania. Beide gelten als "systemrelevant" für die Versorgungssicherheit in Deutschland.Der größte deutsche Gasimporteur Uniper hatte in der vergangenen Woche erklärt, mehr als 50 Prozent der Umlage zu erhalten, allerdings ohne eine genaue Summe zu nennen. Vor allem wegen ausgefallener Lieferungen aus Russland machte der Düsseldorfer Konzern im ersten Halbjahr einen Verlust von 12,4 Milliarden Euro und stand zwischenzeitlich kurz vor der Pleite. Wegen Unipers großer Bedeutung für die Energieversorgung hatte die Bundesregierung gemeinsam mit dem Mutterkonzern Fortum ein Rettungspaket auf den Weg gebracht.Auf die ehemalige Gazprom-Deutschlandtochter, die im Zuge des russischen Angriffs auf die Ukraine in Securing Energy for Europe (SEFE) umbenannt wurde und sich derzeit in Treuhänderschaft bei der Bundesnetzagentur befindet, sollen etwa 25 Prozent entfallen - gemeinsam mit ihren Hauptvertragspartnern Wingas und VNG. Obwohl das Unternehmen bereits mit fast zehn Milliarden Euro gestützt wurde, befindet es sich weiter in einer schwierigen Situation. SEFE liefert rund 30 Prozent des hierzulande verbrauchten Gases.Die verbleibenden geschätzten acht Prozent der Umlage entfallen auf die übrigen acht Unternehmen. Ob auch sie auf die Ausgleichszahlungen angewiesen sind, ist fraglich. "Für einige dieser Unternehmen ist die Gasumlage nicht überlebenswichtig und daher nicht notwendig", sagt etwa Andreas Schröder, Leiter der Energieanalyse beim Energiemarktforscher ICIS, gegenüber tagesschau.de."Die ursprüngliche Idee, mit Stabilisierungsmaßnahmen Insolvenzen von systemrelevanten Importeuren abzuwenden, finde ich nachvollziehbar", sagt Heiko Lohmann vom Energieinformationsdienst Energate im Gespräch mit tagesschau.de. Die Ausgestaltung der Gasumlage sei dagegen nicht präzise und somit fragwürdig. Denn die Verknüpfung des Antrags an eine Insolvenzgefahr sei in der Rechtsverordnung zur Einführung einer Gasumlage (Paragraf 26 des Energiesicherungsgesetzes) nicht enthalten. "Dass der Kreis jetzt beliebig erweitert wurde, halte ich für schwierig", so der Experte. Lediglich drei Kriterien gab es für einen Antrag. Die jeweilige Firma muss Erdgas nach Deutschland importieren, unmittelbar von den Lieferausfällen aus Russland betroffen sein und die Verträge vor dem 1. Mai abgeschlossen haben. Das Kuriose: Auch Konzerne wie der österreichische Versorger OMV, der sein operatives Ergebnis im ersten Halbjahr mehr als verdoppelte, konnten sich so bei der für die Gelder zuständigen Trading Hub Europe (THE) melden.Wie hoch die Zahlungen an die Unternehmen am Ende wirklich sein werden, scheint noch offen. Die Liste stelle noch keinen geprüften Anspruch dar, erklärte THE als Gemeinschaftsunternehmen der Gasnetzbetreiber. Die tatsächliche Höhe stehe erst fest, wenn weitere testierte Angaben vorlägen.In jedem Fall aber spielt es keine Rolle, ob ein Unternehmen kurz vor der Pleite steht oder Milliardengewinne einfährt. Eine "drohende Insolvenz" zähle nicht zu den Kriterien für die Gasumlage, bestätigte auch eine Sprecherin des Wirtschaftsministeriums. "Wir stehen auf dem Standpunkt, dass ein Unternehmen auch Gewinne machen muss, um sich breiter aufzustellen und sich auch letztlich unabhängiger zu machen von russischen Gaslieferungen."Diese Sichtweise stößt auf massive Kritik. "Die Gasumlage ist quasi eine Übergewinnumlage - auch Konzerne mit Milliardengewinnen erhalten Geld, die Bürger zahlen über die Gasrechnung. Diese Chaos-Umlage bringt Bürokratie, Verunsicherung und eine Umverteilung von unten nach oben", sagte Unionsfraktionsvize Jens Spahn. SPD-Generalsekretär Kevin Kühnert forderte das Wirtschaftsministerium auf, rechtlich auszuschließen, dass wirtschaftlich stabile Unternehmen von der staatlichen Gasumlage profitieren. "Wenn sogar kerngesunde Unternehmen mit üppigen Gewinnen Geld aus der Gasumlage erhalten können, dann sichern die Verbraucher in Deutschland damit nicht etwa deren Existenz, sondern die Renditen der Eigentümer." Viele Experten sehen das ähnlich. "Offensichtlich finanziert die Umlage auch Unternehmen, die nicht in einer Schieflage sind", sagt ICIS-Fachmann Schröder. Für Endkunden ist das kaum vermittelbar. So könne das Instrument zu einem "kommunikativen Fiasko" werden. "Unternehmen mit Gewinnen sind nicht notleidend." Die Bundesregierung sollte die Gasumlage aus Schröders Sicht so anpassen, dass sie nur Unternehmen zugute kommt, die strenge Verpflichtungen eingehen - etwa keine Dividenden an Aktionäre mehr ausschütten oder Bonuszahlungen deckeln. "Um Mitnahmeeffekte und Übergewinne zu vermeiden, müssen wir als Gesetzgeber im Zweifelsfall auch bereit sein, die Kriterien für die Inanspruchnahme nachzuschärfen", sagte auch Dieter Janecek, wirtschaftspolitischer Sprecher der Grünen-Bundestagsfraktion, dem "Handelsblatt".Im Fokus der Kritik steht etwa der Oldenburger Versorger EWE. Im abgelaufenen Geschäftsjahr verdiente das Unternehmen rund 355 Millionen Euro, zudem hat es mit der Investmentgesellschaft Ardian einen finanzstarken Partner an seiner Seite. EWE geht von einer fraglichen Summe von weniger als 0,1 Prozent des Gesamttopfes aus. Braucht der Konzern das Geld tatsächlich? "Die Voraussetzung für eine Zahlung ist, dass Mehrkosten für die Ersatzbeschaffung wegfallender Erdgasimporte aus Russland entstanden sind", heißt es auf Anfange von tagesschau.de von dem Versorger. "Dies ist gegeben: EWE hat die fehlenden Mengen zum zehnfachen Preis kaufen müssen, um seinerseits Lieferverträge mit Kunden zum vereinbarten niedrigeren Bezugspreis einhalten zu können. Daraus resultieren entsprechende Verluste." Auch das Leipziger Unternehmen VNG will einen finanziellen Ausgleich - obwohl der Miteigner EnBW im ersten Halbjahr 1,4 Milliarden Euro erzielte. EnBW-Chef Mastiaux erklärte kürzlich sogar öffentlich, eine Schieflage bei VNG sei unwahrscheinlich. Auf Anfrage von tagesschau.de teilt das Unternehmen mit, es seien "durch die seit geraumer Zeit notwendige Ersatzbeschaffung bereits wesentliche Verluste bei VNG entstanden". Beim Antrag auf Geld aus der Gasumlage gehe darum, "absehbar weitere Verluste zu mildern". Die ausländischen Unternehmen Gunvor (Zypern), AXPO (Schweiz) und OMV (Österreich) liefern ebenfalls Gas nach Deutschland - und konnten deshalb Ansprüche geltend machen. OMV erzielte zuletzt ein operatives Ergebnis von rund 5,5 Milliarden Euro. Es sei "im Sinne des Gesetzes", Geld aus der Gasumlage zu verlangen, teilt das Unternehmen lediglich mit. Der Gewinn von AXPO lag im abgelaufenen Geschäftsjahr bei rund 500 Millionen Schweizer Franken. Die Gasumlage decke "nur einen Teil des AXPO-Verlustes", so der Versorger gegenüber tagesschau.de. Man müsse "die nicht gelieferte Energie seit Monaten unter finanziellen Verlusten auf dem Markt beschaffen".Beobachter prognostizieren indes, dass die Gasumlage nach der Einführung noch steigen wird. "Die Preisbewegungen auf den Märkten überschlagen sich, und die Gasumlage gibt die tatsächlichen Preissteigerungen zu schwach wieder", sagt Experte Schröder. Der Markt reagiere hochnervös auf Gazproms Ankündigung, den Gasfluss durch Nord Stream für drei Tage zu unterbrechen. | 5unternehmen
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"Da drin bin ich gut!", erzählt die siebenjährige Annelie Schröter stolz und gießt dabei die frisch eingepflanzten Salate im Familien-Hochbeet. Familie Schröter ist seit diesem Jahr Mitglied im Obst- und Gartenbauverein Landstuhl in Rheinland-Pfalz. Die Familie mit drei Kindern will künftig in ihrem Garten eigenes Gemüse anbauen. Hilfe dabei findet sie beim Gartenbauverein. Hier können sie unter Anleitung ihr erstes Hochbeet im Gemeinschaftsgarten anlegen; nach ein bisschen Übung soll dann der eigene Garten vor ihrem Haus folgen. Dabei geht es der jungen Familie nicht nur um gesunde, saisonale Ernährung, wie Lisa Schröter erzählt. Die 34-Jährige muss wegen der gestiegenen Lebensmittelpreise auch aufs Geld schauen: "Ich muss gerade durch mehrere Supermärkte gehen und Preise vergleichen, weil die Lebensmittel einfach so teuer geworden sind. Ich überlege zwei Mal, wie viel Brokkoli ich wirklich in den Einkaufskorb lege." Vor einem Jahr noch habe sie insgesamt 100 Euro für Lebensmittel für fünf Tage ausgegeben. Jetzt seien es 170 Euro. Viel Geld für die Familie mit drei Kindern - und das, obwohl beide Elternteile voll berufstätig sind, sich die Familie überwiegend vegetarisch ernährt und selbst kocht. So wie Familie Schröter geht es auch anderen Familien. Sabine Günther ist die Vorsitzende des Kreisverbandes der Obst- und Gartenbauvereine in Kaiserslautern. Sie hat den Überblick der 23 angeschlossenen Ortsvereine. Vor allem in den vergangenen Jahren sei die Nachfrage am Eigenanbau gestiegen, berichtet die Gärtnermeisterin. Die Motivation dafür sei vielfältig. Während der Corona-Pandemie seien schon viele Familien dazugestoßen, weil sie wieder Lust am Gärtnern bekommen hatten. "Jetzt kommt noch die Unsicherheit durch den Krieg in der Ukraine dazu; und eben auch die gestiegenen Lebensmittelpreise sind ausschlaggebend für viele Familien, wieder selbst anzubauen, sich unabhängiger zu machen", sagt Günther. Und der Eigenanbau lohne sich neben dem Spaß auch finanziell. Die dreifache Mutter Lisa Schröter kocht schon jetzt die Tomaten ein, um sie dann im Winter weiter zu verwenden. Das spare Geld und schmecke erheblich besser als gekaufte Ware, so die 34-Jährige. Auch die Bundesverbraucherzentrale empfiehlt als Spartipp gegen die gestiegenen Lebensmittelkosten, Obst und Gemüse selbst anzubauen. Weitere Tipps seien saisonales Gemüse zu kaufen und selbst zu kochen, statt oft teurere Fertigprodukte zu konsumieren. Sascha Möhrle, Wirtschaftswissenschaftler am Münchner ifo-Institut, kann den Trend zum Eigenanbau von Obst und Gemüse verstehen. Nach einer aktuellen Umfrage des ifo-Instituts müssen sich Verbraucher in Deutschland darauf einstellen, dass sich Lebensmittel erst einmal weiter verteuern werden. Wie bereits in den Monaten zuvor gaben die vom ifo-Institut befragten Händler an, ihre Preise in den kommenden drei Monaten im Lebensmitteleinzelhandel anzuheben. "Wenn man dann statt aus dem Supermarkt sein Gemüse aus dem Garten bezieht, kann das sicherlich zu deutlichen Entlastungen führen - je nachdem, wie teuer das jeweilige Gemüse gerade ist", sagt der Inflationsprognostiker. Denn nicht alle Gemüsepreise hätten sich verteuert: Zuletzt im Juni sei der Preis für Tomaten und Gurken besonders stark gestiegen, der für Salat sogar gefallen. Ob die Lebensmittelpreise auch bis zum Ende des Jahres weiter steigen, wagt Möhrle nicht zu prognostizieren. Da gebe es mehrere Faktoren, die eine Rolle spielten - etwa ob sich Bürger in ihrem Einkaufsverhalten wegen der Lage zurückhalten. Andererseits komme es unter anderem auch darauf an, inwieweit Unternehmen, die vom Gas abhängen, die Kosten an ihre Kunden weitergeben. Dennoch vermutet Möhrle, dass "die Nahrungsmittelpreise bald ihren Höhepunkt erreichen werden". Das bedeute aber nicht, dass dann die Preise fallen würden. Für die dreifache Mutter Lisa Schröter aus Landstuhl sind das keine guten Aussichten. Sie wünscht sich von der Politik mehr Unterstützung. Ein kurzfristiger Kinderbonus würde ihr allerdings nichts bringen. "Familie mit mehr als zwei Kindern können sich bald nichts mehr leisten", sagt Schröter, die in einem Kinderheim Vollzeit arbeitet. Das Kindergeld müsse erheblich angehoben werden. "Steigen die Preise weiter, ist das für uns eine echte Katastrophe." | 6verbraucher
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Pakistan gehört laut den Vereinten Nationen zu den Ländern, die am stärksten unter den Auswirkungen des Ukrainekonflikts zu leiden haben. Das Land war bis zur Eskalation des russischen Angriffskrieges im Februar einer der weltweit größten Importeure von ukrainischem Getreide. Dass diese Lieferungen nun kriegsbedingt ausbleiben, wirkt sich für die rund 220 Millionen Bürgerinnen und Bürger Pakistans vor allem in galoppierenden Lebensmittelpreisen aus.Ein Großteil der Bevölkerung gibt mindestens die Hälfte des Einkommens für Essen und Trinken aus, entsprechend empfindlich trifft die Menschen die Preisentwicklung. Allein im Juni lag die Teuerungsrate bei rund 20 Prozent. "Die Krise trifft vor allem die ärmeren Schichten", sagt Leo Wigger, Südasienexperte bei der Denkfabrik "Candid Foundation", die unter anderem deutsche Regierungsstellen berät. Die Weltbank warnt davor, dass Pakistan vor einer Phase wirtschaftlicher Instabilität stehe. Das Land müsse immer höhere Mittel aufwenden, um essentielle Dinge wie Nahrung oder Energieträger zu importieren. In der Folge haben sich die Devisenreserven Pakistans laut Analysten seit Jahresanfang halbiert, die Kreditwürdigkeit des Landes sinkt. Hinzu komme, dass das Interesse der USA an Pakistan nach dem Abzug der NATO aus Afghanistan merklich abgekühlt sei, erklärt Südasienexperte Leo Wigger. Auch andere klassische Verbündete wie Saudi-Arabien, die Türkei oder China agierten eher zurückhaltend. Insbesondere China, Pakistans wichtigster Verbündeter, sei zunehmend verärgert, dass milliardenschwere Infrastrukturprojekte kaum vorankämen.Nun soll ein 1,2 Milliarden-Euro-Kredit des Internationalen Währungsfonds (IMF) die schlimmsten Folgen abfedern. Doch es ist fraglich, ob die Maßnahme ausreichen wird. Angesicht ständiger Regierungskrisen, Jahrzehnte währender Korruption und sozialer Spannungen haben viele Beobachter ihre Zweifel. "Nachdem Pakistan jahrelang über seine Verhältnisse gelebt hat, ist die Regierung mehr denn je auf das Wohlwollen des IMF und damit einhergehender schmerzhafter Reformen angewiesen, die die sozialen Spannungen ihrerseits verschärfen könnten", glaubt Leo Wigger.Michael Rubin vom Think Tank "American Enterprise Institute", der in der Vergangenheit vor allem konservative US-Regierungen beraten hat, warnt angesichts des pakistanischen Atomwaffenarsenals vor einem Albtraumszenario. "Auch Militäroffiziere beginnen zu wanken, wenn es darum geht, über die Runden zu kommen", schreibt der Berater in der außenpolitischen Fachzeitschrift "The National Interest". Dies könne nicht im Sicherheitsinteresse der USA sowie der großen Nachbarn China, Indien und Iran sein. "Die Gefahr vermehrter Unruhen ist groß", glaubt auch Wigger. Allerdings hält er einen Kollaps der gesellschaftlichen Strukturen für eher unwahrscheinlich. Schließlich seien Krisen in Pakistan seit Jahren Dauerzustand, und der oft prognostizierte Zusammenbruch bisher noch immer ausgeblieben. "So aussichtlos die Lage scheint, so resilient sind die politischen Akteure und die immer noch sehr diverse pakistanische Zivilgesellschaft", glaubt Wigger. Tatsächlich sei beispielsweise die allgemeine Sicherheitslage deutlich besser als noch vor zehn Jahren. Ein weiteres politisches Erdbeben könnte die Wirtschaftskrise in Pakistan allerdings durchaus auslösen. Ex-Premierminister Imran Khan hat es zuletzt bestens verstanden, die Misere der aktuellen Regierung anzukreiden. Nur wenige Monate nach seiner Absetzung steht Khan möglicherweise vor einem politischen Comeback.Vor zwei Wochen ist es Khans Partei gelungen, die Regionalwahlen in der Provinz Punjab zu gewinnen, die mit ihrer Bevölkerung von 110 Millionen Menschen als das wirtschaftliche und politische Zentrum Pakistans gilt. Wer auch immer den Machtkampf für sich entscheidet, steht vor einer der größten Wirtschaftskrisen, denen sich das Land in seiner 75-jährigen Geschichte gegenübersah. | 1asien
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Am Donnerstagabend (01.09.2022, 20.45 Uhr) starten die deutschen Basketballer in die Europameisterschaft im eigenen Land, mit dem Auftaktspiel gegen Frankreich in Köln. Vorher bekommt aber noch einmal die Vergangenheit des deutschen Basketballs einen großen Auftritt: Dirk Nowitzki wird vom Deutschen Basketball-Bund (DBB) für seine Verdienste im Nationalteam geehrt. Nowitzkis Trikot mit der Nummer 14 wird in der Kölner Arena unter die Hallendecke gezogen. Eine Zeremonie, wie sie vor allem aus der NBA bekannt ist, wenn ein Klub die Rückennummer eines Spielers nicht mehr vergibt, als Zeichen der besonderen Wertschätzung. Nowitzki, auch Botschafter des Turniers, wird mit der kompletten Familie in der Halle sein, auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat sich angekündigt. Bei den aktuellen deutschen Nationalspielern gibt es einige, die noch gemeinsam mit Nowitzki auf dem Parkett standen, darunter auch Dennis Schröder. Die Generation um den NBA-Spielmacher Schröder gilt als die talentierteste seit Nowitzkis Rücktritt. Aber bislang eben auch als großes, uneingelöstes Versprechen: Spätestens seit der WM 2019, als die DBB-Auswahl mit großen Ambitionen, für manche sogar als Medaillenkandidat, nach China flog. Und dort mit dem Vorrunden-Aus eine unerwartete Bruchlandung fabrizierte.Das Desaster wirkte lange nach, auch bis in die Vorbereitung auf die bevorstehende Heim-EM. "Wir hatten eine gute Mannschaft in China und haben es verhauen", sagte Maodo Lo vor dem Auftakt, meinte aber auch, nun eine andere Stimmung bei den Mitspielern ausgemacht zu haben. Das Team habe aus 2019 gelernt: "Wir spielen jetzt auch schon einige Jahre zusammen bei der Nationalmannschaft, seit der Heim-EM 2015 in Berlin. Uns allen ist klar, dass das eine Riesenchance ist, noch einmal eine Heim-EM zu spielen. Vielleicht schon die letzte große Chance, um uns endlich mit einem guten Resultat zu belohnen."Zwar gelang der DBB-Auswahl im vergangenen Jahr die überraschende Qualifikation für die Olympischen Spiele in Tokio. Aber in anderer Besetzung, ohne einen Großteil der NBA-Profis. Die sogenannte "Goldene Generation", wie sie auch im EM-Werbespot des übertragenden Streaming-Dienstes genannt wird, muss nach wie vor erst den Beweis liefern, dass sie ihr immenses Talent auch in Erfolge ummünzen kann.Bei den Medienrunden vor dem Turnierstart sahen sich Dennis Schröder und Co. auch deshalb mit einigen zweifelnden Fragen konfrontiert. Verstärkt wurde die Skepsis durch die holprige Vorbereitung mit zahlreichen Ausfällen. Mit Moritz Wagner musste direkt nach dem Trainingsauftakt einer der Leistungsträger verletzt passen. Daniel Theis, wichtiger Anker in der deutschen Defensive, verpasste wegen einer Knieblessur die letzten vier Spiele der Vorbereitung, erst einen Tag vor dem Eröffnungsspiel gab der NBA-Center grünes Licht fürs Turnier. "Ich habe viel getan und bin froh, dass das Knie hält", sagte Theis.Angesprochen auf die hammerharte Gruppe mit Gegnern wie Frankreich, Slowenien oder Litauen, deren Kadern mehr Qualität bescheinigt wird, war es dem Bundestrainer Gordon Herbert zuletzt ein Anliegen, auch auf die guten Spieler und die hohe Qualität im eigenen Team hinzuweisen.Mit dem deutlichen Sieg in der WM-Qualifikation gegen Slowenien um Megastar Luka Doncic, vier Tage vor dem EM-Auftakt, hat das DBB-Team auch für sich selbst den Nachweis erbracht, dass es höher gehandelte Gegner in Schach halten kann. "Das Slowenien-Spiel hat uns den Weg aufgezeigt, wie wir spielen müssen, vor allem in der Verteidigung", sagte der Bundestrainer mit Blick auf die schweren Spiele in der Vorrunde.Wie schon bei der verpatzten WM in China geht es zum Auftakt gegen Frankreich, doch Spielmacher Schröder sieht das deutsche Team diesmal besser vorbereitet: mit einem anderen Trainer, einer anderen Identität und vor allem einer besseren Teamchemie, so Schröder. Der Kapitän verbreitete vor dem EM-Start Selbstbewusstsein: "Wir haben großen Respekt vor Gegnern wie Frankreich oder Slowenien. Aber am Ende müssen die sich auch einen Kopf machen über Deutschland, wir haben viel Qualität und viele Waffen."Der Verband hat das durchaus ambitionierte Ziel ausgegeben, vor eigenem Publikum eine Medaille zu gewinnen. Es wäre die erste für den DBB bei einem großen Turnier nach dem EM-Silber von 2005, damals noch mit Nowitzki als Anführer. Seitdem kam das deutsche Team bei einer EM nie über das Viertelfinale hinaus.Die Ehrung für Nowitzki bei der EM-Eröffnung ruft damit auch nochmals in Erinnerung, wie lange die Durststrecke für den deutschen Basketball nun schon andauert. "Wir freuen uns, dass Dirk da ist. Das wird uns am Ende noch mehr motivieren", sagte Dennis Schröder. Und meinte damit wohl auch, dass womöglich bald nicht mehr so viele von Nowitzki sprechen werden, und von dessen Erfolgen. Sondern von den Großtaten seiner Nachfolger.Quelle: sportschau.de | 4sportschau
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Bei einem Verdacht auf ein Verbrechen können die Strafverfolgungsbehörden in den USA fast alles bekommen, erklärt Rachel Cohen, Reporterin bei Vox News im Interview bei NPR: "Es gibt nur wenig, was sie nicht bekommen, wenn sie dafür zu Google oder Social-Media-Unternehmen gehen." Ermittler können von Apple, Google, Meta oder Twitter viele Daten verlangen: Chatprotokolle zum Beispiel oder Bewegungsdaten. Facebook hat dafür sogar eine eigene Abteilung namens LERT, die von einem ehemaligen Polizisten geführt wird. US-Strafverfolgungsbehörden können dort einen Antrag auf Einsicht der Daten stellen, wenn dazu ein Durchsuchungsbefehl eingereicht wird. Die User müssen darüber nicht einmal informiert werden, erklärt Chris Handman, ehemaliger Anwalt der Social Media Plattform Snapchat und Chef der Datenschutzplattform TerraTrue, im Interview von Fox5: "Das ist die Folge eines Gesetzes, das 1986 erlassen wurde, lange bevor viele Menschen eigene Computer, geschweige denn Daten in der Cloud liegen hatten. Normalerweise weiß ich bei einem Durchsuchungsbefehl bei mir zu Hause ja Bescheid, wenn die Polizei anklopft. In der digitalen Welt weiß ich nichts davon und die Durchsuchungen müssen nicht einmal zeitlich begrenzt sein. Das führt zu viel Missbrauch, wie man sich vorstellen kann." Unternehmen wie Apple, Meta oder Google können sich zwar theoretisch weigern, private Daten von Usern herauszurücken, sie riskieren dann aber Strafzahlungen. Datenschützer in den USA warnen schon seit vielen Jahren, dass die Tech-Unternehmen zu viele Daten ihrer Nutzer sammeln und es zu wenig Reglementierungen gibt, was mit diesen Daten passiert. "Derzeit gibt es wenig Regeln für diese Unternehmen, dass sie beispielsweise deine Daten löschen müssen. In Europa ist man viel proaktiver in diesen Fragen als die USA, es gibt Gespräche über neue Gesetze - das macht Hoffnung. Aber momentan sind wir in einer schlechten Situation", so Vox-Expertin Rachel Cohen. Vor allem im Zusammenhang mit neuen, strengen Abtreibungsgesetzen in vielen US-Bundesstaaten sehen Aktivisten für Frauengesundheit große Probleme. Denn es gibt bereits Fälle aus der Vergangenheit, die Schule machen könnten: "In einer Untersuchung der 'New York Times' wurde nachgewiesen, dass eine Frau einen einstündigen Besuch in einer Planned Parenthood Abtreibungsklinik in New Jersey vorgenommen hatte. Für 160 Dollar wurden diese Daten von einem Daten-Broker gekauft, der eine Liste aller Telefon-Aufzeichnungen erworben hatte, wer diese Klinik in einer Woche besucht hatte. Die aktuelle Gesetzgebung verbietet so etwas nicht." Das berichtet der Datenschutzpodcast "Data Privacy Detective". Schon vor Monaten bevor das bundesweite Recht auf Abtreibung gekippt wurde, gab es Warnungen an Frauen, ihre Perioden-Tracker Apps zu löschen. Auch dort könnten Daten verraten, ob eine Schwangerschaft vorzeitig abgebrochen wurde. Aber nicht nur Perioden-Tracker, Messenger-Dienste oder Suchmaschinen sammeln Daten. Auch Kreditkartenunternehmen können Auskunft über beispielsweise den Kauf von Abtreibungspillen sammeln. Sicherheit, was mit den eigenen Daten passiert, gebe es nach Ansicht der Datenschützer nur, wenn beispielsweise Chats genutzt würden, die eine Ende-zu-Ende Verschlüsselung bieten. Zudem solle man keine Kreditkarten nutzen, das Telefon zu Hause lassen, wenn man eine Beratungs- oder Abtreibungsklinik besuchen wolle und nur auf sichere Art - beispielsweise Bar - bezahlen. Oder wie der Datenschutz Podcast den User knapp rät: "Verursachen sie einfach keine digitalen Daten." | 5unternehmen
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Das Umfeld bleibt schwierig, aber seit Anfang des Monats versuchen die Aktienmärkte, sich zu stabilisieren. An der Wall Street misslang dieser Versuch allerdings heute. Nach positivem Start gab der Dow-Jones-Index schließlich 0,6 Prozent ab. Die nun beginnende US-Berichtssaison zum abgelaufenen zweiten Quartal verspricht etwas Ablenkung von den üblichen Sorgen. Am Ende siegte aber die Nervosität vor den morgen anstehenden US-Inflationsdaten.Die besonders zinssensitiven Technologietitel des Nasdaq 100 büßten 0,97 Prozent ein. Dank des hoffnungsvollen Starts der US-Märkte drehte auch der DAX am Nachmittag ins Plus und schloss 0,6 Prozent höher. Im Tief hatte der deutsche Leitindex schon bis zu 1,4 Prozent auf 12.655 Punkte abgegeben. Da die Belastungsfaktoren wie Rezessionsfurcht und Energiekrise bereits hinlänglich bekannt sind, hatte es in den vergangenen Tagen immer wieder Raum für Erholungsbewegungen gegeben. Insgesamt sei das Bemühen der Märkte zu erkennen, einen Boden auszubilden, sagte Marktanalyst Jochen Stanzl vom Broker CMC Markets. Wichtig sei, dass der DAX nicht mehr unter sein Jahrestief rutsche. Dieses hatte der Leitindex vor einer Woche bei knapp 12.391 Punkten markiert.Die weitere Tendenz wird voraussichtlich stark von den US-Inflationsdaten für den Juli abhängen, die morgen veröffentlicht werden. "Wenn die Gesamtinflation bei oder über 8,8 Prozent im Jahresvergleich bleibt und/oder die Kerninflation bei 5,7 Prozent oder darüber liegt, muss man sich auf einen Ausverkauf aus Risikoaversion einstellen", sagt Jeffrey Halley, Marktanalyst beim Broker OANDA. Niedrigere Daten könnten hingegen eine willkommene Erleichterung an den Märkten auslösen, prognostiziert der Experte.Von Konjunkturseite aus Deutschland kamen heute allerdings weitere Negativnachrichten. Der ZEW-Index der Konjunkturerwartungen für die nächsten sechs Monate fiel im Juli überraschend kräftig um 25,8 auf minus 53,8 Punkte, wie das Mannheimer Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) mitteilte. "Die aktuell großen Sorgen über die Energieversorgung in Deutschland, der angekündigte Zinsanstieg der EZB sowie weitere coronabedingte Einschränkungen in China führen zu einer erheblichen Verschlechterung des Konjunkturausblicks", kommentierte ZEW-Präsident Achim Wambach. Auch eine Studie des IW-Instituts unter rund 2300 Unternehmen deutet darauf hin, dass sich die Erwartungen in puncto Produktion, Beschäftigung und Investitionen sich für 2022 immer stärker eintrüben. Vor allem am Bau drohe eine Rezession. Den Anfang im Zahlenreigen machte heute PepsiCo. Der Getränke- und Knabberartikel-Anbieter erhöhte nach einem überraschend starken Quartalsergebnis seine Gesamtjahresziele. Alle Geschäftsbereiche und Regionen hätten hierzu beigetragen, lobte Analyst Kevin Grundy von der Investmentbank Jefferies. Da die Papiere aber bereits recht teuer seien, hätten sie kaum Luft nach oben.Im Lauf der Woche werden die Großbanken JPMorgan, Citigroup und Morgan Stanley ihre Ergebnisse vorlegen. Die Anleger werden darauf achten, ob sich eine Verlangsamung des Wirtschaftswachstums in den Zahlen niederschlägt, da Banken als Indikator für die konjunkturelle Entwicklung gelten.Gegenüber dem Vorjahresquartal erwarten Analysten eine durchschnittliche Gewinn- und Umsatzsteigerung der S&P-500-Unternehmen von rund vier beziehungsweise zehn Prozent, meint Ulrich Stephan, Chef-Anlagestratege für Privat- und Firmenkunden bei der Deutschen Bank. Interessant werde sein, wie sich die Vorstände hinsichtlich der Geschäftsaussichten äußern, so Stephan. "Die Weitergabe steigender Produktionskosten dürfte mit Blick auf die nachlassende Verbraucherlaune zunehmend schwerfallen, während das steigende Zinsniveau die Nachfrage drückt. Entsprechend könnte sich der Optimismus der Vorquartale wenden und negative Gewinnrevisionen nach sich ziehen", so die Einschätzung des Fachmanns.Der Euro war heute morgen erstmals seit etwa zwei Jahrzehnten wieder genau einen US-Dollar wert und sank damit erstmals seit 20 Jahren wieder auf die "Parität". Darunter versteht man ein Tauschverhältnis eins zu eins. Bereits in den vergangenen Handelstagen hatte der Euro mehrfach die tiefsten Stände seit 2002 erreicht. Zuletzt war der Euro im Dezember 2002 unter die Marke von einem Dollar gefallen. Nach dem Tief von genau 1,00 Dollar konnte sich die Gemeinschaftswährung etwas stabilisieren."Nachhaltige Impulse, die den Euro stärken hätten können sind Fehlanzeige", erklärten die Analysten der Helaba. "Letztlich geht die Fed aggressiver gegen die Inflation vor als die EZB und obwohl dies weitgehend eskomptiert ist, kann sich der Euro nicht erholen." Mit "eskomptiert" meinen die Experten "vorweggenommen" oder "eingepreist".Auch die Internationale Energieagentur (IEA) sieht die europäischen Staaten in den kommenden Monaten vor einer ernsten Herausforderung bei der Öl- und Gasversorgung. "Dieser Winter wird in Europa sehr, sehr schwierig werden", warnte IEA-Direktor Fatih Birol. Die Energieversorgung sei eine große Sorge. "Das kann ernste Auswirkungen auf die Weltwirtschaft haben", sagte der Chef des Interessenverbands von westlichen Industriestaaten. Nach Birols Einschätzung hat die Welt noch nie eine so tiefgreifende und komplexe Energiekrise erlebt. Er befürchte, dass "wir das Schlimmste vielleicht noch nicht gesehen haben".Die Ölpreise fielen wieder deutlich zurück. Bis zum Abend rutschte die Notierung der Nordseesorte Brent um rund sieben Prozent unter 100 Dollar pro Barrel (159 Liter). Eine allgemein trübe Stimmung auf den Finanzmärkten und wachsende Konjunktursorgen hätten auch die Notierungen auf dem Ölmarkt nach unten gezogen, hieß es aus dem Handel. "Für die Ölnachfrage in China bestehen Abwärtsrisiken, weil abhängig von der Infektionslage immer wieder mit neuerlichen Mobilitätseinschränkungen gerechnet werden muss. Im Westen schürt die Kombination aus hohen Energiepreisen und steigenden Zinsen Sorgen vor einer Rezession, die die Ölnachfrage schwer beeinträchtigen würde", schrieben die Experten der Commerzbank in ihrem täglichen Rohstoff-Kommentar.Der europäische Flugzeugbauer Airbus rechnet wegen des weltweit weiter zunehmenden Flugverkehrs weltweit mit einer Verdopplung der benötigten Maschinen in den kommenden 20 Jahren. Bis 2041 schätze Airbus den Bedarf auf 39.490 Passagier- und Frachtflugzeuge. Im Jahr 2020 zählte die weltweite Flotte 22.880 Maschinen. Die Fluggesellschaften benötigen laut Airbus mehr Maschinen, zudem müssen sie alte Flugzeuge austauschen. Airbus-Konkurrent Boeing rechnet sogar mit einem noch größeren Bedarf. Das Bundeskartellamt prüft eine erhöhte Beteiligung des Hamburger Milliardärs Klaus-Michael Kühne bei der Lufthansa. Die kürzlich gegründete Kühne Aviation meldete eine "Aufstockung der Beteiligung an Lufthansa auf über 15 Prozent" zur Prüfung an, wie das Kartellamt mitteilte. Laut einer Mitteilung von Anfang Juli hatte die Kühne-Gesellschaft ihren Lufthansa-Anteil zuletzt um weitere fünf Prozent auf rund 15 Prozent erhöht. Damit ist der Eigentümer der Schweizer Spedition Kühne+Nagel und Hauptaktionär der Reederei Hapag-Lloyd auch größter Lufthansa-Aktionär vor dem deutschen Staat, der mit der Rettungsaktion in der Corona-Krise einstieg und noch 14,16 Prozent hält.Der Online-Broker FlatexDegiro hat wegen des abkühlenden Anlegerinteresses im ersten Halbjahr wie erwartet weniger Geschäft verzeichnet. Der Umsatz lag mit 209,6 Millionen Euro unter dem Vorjahreswert von gut 226 Millionen Euro, teilte das SDAX-Unternehmen nach Börsenschluss mit. Das war etwas weniger als von Analysten erwartet. Das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen fiel unter anderem wegen gestiegener Marketing-Kosten um knapp ein Viertel auf 81,8 Millionen Euro. FlatexDegiro hatte im Juni die Prognose gekappt und von einer Normalisierung des Anlegerverhaltens nach dem vorangegangenen Rekordjahr gesprochen. Im zweiten Quartal legte der Umsatz wieder knapp zu, die Zahl der Neukunden stieg aber nicht mehr so stark wie ein Jahr zuvor. Den aktuellen Jahresausblick bestätigte das Management.Der Fitness-Spezialist Peloton lagert in einer weiteren Kehrtwende die komplette Geräteproduktion an seinen Auftragsfertiger aus. Die New Yorker Firma baute einen Teil ihrer Fitness-Bikes und Laufbänder zuletzt noch selbst. Die Fertigung ganz an den taiwanischen Hersteller Rexon abzugeben, werde die Lieferkette vereinfachen und mehr Spielraum bei den Kosten geben, erklärte Firmenchef Barry McCarthy. Die Aktie legte daraufhin zu. Peloton hatte zu Beginn der Pandemie stark von der Schließung von Fitnessstudios profitiert. Mit der Aufhebung von Corona-Einschränkungen ging das Interesse an Geräten der Firma allerdings wieder zurück.Der Rückzug aus Russland hat die Absatzzahlen von Renault im ersten Halbjahr deutlich einbrechen lassen. Die weltweiten Verkaufszahlen gingen um 29,7 Prozent auf etwas über eine Million Fahrzeuge zurück, wie der französische Autobauer mitteilte. Ohne das russische Geschäft sei der Absatz um zwölf Prozent gesunken. Das Marktumfeld sei weiter von einer Knappheit an Halbleitern geprägt gewesen. Gap hat einen Wechsel an der Konzernspitze angekündigt. CEO Sonia Syngal trete mit sofortiger Wirkung zurück, teilte der US-Modekonzern mit. Zunächst werde Executive Chairman Bob Martin ihre Aufgaben kommissarisch übernehmen. Der Umsatz im zweiten Quartal dürfte um einen hohen einstelligen Prozentwert zurückgehen, hieß es weiter. Gap hatte Ende Mai die Gesamtjahresziele gesenkt.Twitter stellt die Weichen für eine juristische Auseinandersetzung mit Tech-Milliardär Elon Musk um dessen Manöver, die Übernahme des Online-Dienstes abzublasen. Twitters Anwälte hielten in einem Brief an Musks Rechtsvertreter fest, seine Aufkündigung des Deals sei aus Sicht des Unternehmens "ungültig und unrechtmäßig". Twitter habe anders als von Musk behauptet nicht gegen die Übernahmevereinbarung verstoßen, heißt es in dem Schreiben. Das deutsch-schweizerische Versicherungs-Start-up WeFox wird von seinen Investoren inzwischen mit 4,5 Milliarden Dollar bewertet. In der jüngsten Finanzierungsrunde sammelte WeFox weitere 400 Millionen Dollar Eigen- und Fremdkapital ein, wie das Berliner Unternehmen mitteilte. "Wir sind gut durchfinanziert und hätten eigentlich kein Geld gebraucht", sagte Vorstandschef und Mitgründer Julian Teicke. "Aber wir haben viele Anfragen von Investoren bekommen. Jetzt sehen wir die Möglichkeit, die Krise zu nutzen und aggressiver zu wachsen als geplant." | 2finanzen
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Die US-Bundespolizei FBI hat bei der Durchsuchung des Anwesens von Ex-Präsident Donald Trump eine erhebliche Anzahl als "streng geheim" klassifizierter Dokumente beschlagnahmt. Das geht aus Gerichtsdokumenten hervor, die jetzt veröffentlicht wurden. Einem vom Gericht veröffentlichten Papier zufolge nahmen FBI-Beamte elf Sätze geheimer Unterlagen mit, darunter einige, die als "top secret" gekennzeichnet waren. Trump hatte am Freitag erklärt, die beschlagnahmten Dokumente hätten alle nicht mehr der Geheimhaltung unterlegen. Laut Angaben der französischen Nachrichtenagentur AFP sollen diese Dokumente auch Informationen über den Präsidenten Frankreichs enthalten haben. Nähere Einzelheiten gingen aus den Gerichtsdokumenten nicht hervor. Ein Bundesrichter hatte zuvor die Geheimhaltung des Durchsuchungsbefehls aufgehoben. Justizminister Merrick Garland hatte die Veröffentlichung des Durchsuchungsbefehls beantragt, Trumps Anwälte legten laut Justizministerium keinen Einspruch dagegen ein. In dem Durchsuchungsbefehl wurde die Razzia in Trumps Wohnsitz Mar-a-Lago unter anderem mit dem Verdacht des Besitzes sensibler Verteidigungsdokumente begründet. Demnach sei es um eine mögliche Verletzung des Anti-Spionage-Gesetzes der USA gegangen. Nach dem US-Bundesgesetz ist die Mitnahme und Aufbewahrung geheimer Dokumente an nicht zuvor genehmigten Orten verboten. Bei Verstößen können bis zu fünf Jahre Haft drohen. Als Vergehen wird auch ein unsachgemäßer Umgang mit vertraulichen Akten eingestuft. Das FBI hatte am vergangenen Montag Trumps Anwesen im US-Bundesstaat Florida durchsucht. Der Vorgang gilt als beispiellos in der US-Geschichte. Trump wiederholte den Vorwurf, er sei Opfer einer "nie dagewesenen politischen Bewaffnung der Strafverfolgungsbehörden" durch "linksradikale Demokraten". In rechten Kreisen hat die Razzia für Wut und Empörung gesorgt, was Befürchtungen vor Gewalt schürt. FBI-Direktor Christopher Wray beklagte am Mittwoch Drohungen gegen die Bundespolizei und bezeichnete diese als "verwerflich und gefährlich". Das US-Nationalarchiv widersprach unterdessen Behauptungen Trumps, wonach dessen Vorgänger Barack Obama nach seinem Ausscheiden Geheimdokumente behalten habe. Gemäß den rechtlichen Vorgaben habe das Nationalarchiv nach Obamas Ausscheiden aus dem Amt 2017 "die ausschließliche rechtliche und physische Verwahrung der Obama-Präsidialunterlagen übernommen", teilte die staatliche Einrichtung mit. Rund 30 Millionen Seiten nicht-geheimer Unterlagen würden im Raum Chicago aufbewahrt. Verschlusssachen würden in Washington verwahrt. Trump hatte auf dem von ihm mitbegründeten Netzwerk "Truth Social" geschrieben, hätten die Behörden ihn danach gefragt, hätte er ihnen alle Dokumente ausgehändigt. "Das größere Problem ist, was werden sie mit den 33 Millionen Seiten an Dokumenten machen, von denen viele als geheim eingestuft sind, die Präsident Obama mit nach Chicago genommen hat?", schrieb er in derselben Nachricht. Trump hatte dieselbe Behauptung bereits zuvor aufgestellt - wie bei vielen seiner Behauptungen ohne irgendeinen Belege dafür zu liefern. Generell ist der Wahrheitsgehalt von Trumps Aussagen umstritten. Die Faktenchecker der "Washington Post" hatten Trump in dessen vierjähriger Amtszeit von 2017 bis 2021 mehr als 30.000 falsche oder irreführende Aussagen nachgewiesen. Der Ex-Präsident behauptet bis heute auch, er habe auch die Wahl 2020 gewonnen. | 0amerika
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Die großen US-Indizes sind zum Wochenschluss mit deutlichen Gewinnen aus dem Handel gegangen. Sie setzten damit ihren Aufschwung aus dem späten Geschäft des Vortages fort. Der Leitindex Dow Jones schloss bei 31.288 Punkten, ein deutlicher Gewinn von 2,15 Prozent. Am Vortag hatte der führende Aktienindex der Standardwerte sich noch bedrohlich der Marke von 30.000 Punkten genähert. Auch die Tech-Indizes und der marktbreite S&P-500-Index gewannen zwischen 1,8 und 1,9 Prozent. Damit endete eine Börsenwoche, die von wechselnden Erwartungen an eine Straffung der Geldpolitik durch die US-Notenbank und den Sorgen um das weltweite Wirtschaftswachstum geprägt war. Erleichtert reagierten Investoren auf die Aussagen zweier führender US-Notenbanker, die sich für eine Zinserhöhung von 0,75 Prozentpunkten in zwei Wochen aussprachen. Nach den überraschend hohen US-Inflationsdaten vom Dienstag hatten sie einen Schritt von einem vollen Prozentpunkt befürchtet. "Die Debatte über eine Zinserhöhung um 100 Basispunkte hält den Markt in Atem", sagte Peter Cardillo, Chefvolkswirt des Vermögensberaters Spartan. Außerdem hellten ermutigende Konjunkturdaten und Firmenbilanzen die Stimmung auf.Unter den Einzelwerten standen mit den Quartalszahlen von Wells Fargo und der Citigroup erneut zwei der großen Banken des Landes im Fokus. Gestern hatten die Banken JPMorgan und Morgan Stanley mit rückläufigen Gewinnen für Enttäuschung unter den Anlegern gesorgt. Heute war dafür das Papier der Citigroup der Börsenstar, das am Ende um 13,36 Prozent auf 49,98 Dollar regelrecht haussierte. Die Bank verdiente im zweiten Quartal zwar weniger, die Zahlen fielen aber besser aus als erwartet. Wegen Rückstellungen für faule Kredite brach der Quartalsgewinn zwar auf 4,5 von 6,19 Milliarden Dollar ein. Experten hatten allerdings einen größeren Rückgang befürchtet. Sowohl die Zins- als auch die Gebühreneinnahmen hätten positiv überrascht, kommentierte Analyst Ken Usdin von der Investmentbank Jefferies. Gleiches gelte für die Kapitalquote. Citi-Vorstandschefin Jane Fraser sprach von "soliden Ergebnissen" in einem schwierigen Marktumfeld.Im Sog der Citi-Ergebnisse legten auch die Papiere von Wells Fargo deutlich über sechs Prozent zu, obwohl die Ergebnisse ernüchternd ausfielen. Denn eine deutlich erhöhte Risikovorsorge für faule Kredite angesichts gestiegener Rezessionsgefahr hat den Gewinn beim US-Geldhaus ebenfalls einbrechen lassen. Im zweiten Quartal verdiente der Finanzkonzern nach eigenen Angaben vom Freitag unterm Strich 3,1 Milliarden US-Dollar - fast 50 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum. Wells Fargo erhöhte die Rückstellungen für drohende Kreditausfälle kräftig, das zehrte am Ergebnis.Auch robuste Konjunkturdaten trugen zur guten Marktstimmung bei. Die Einzelhändler in den USA haben im Juni nämlich überraschend kräftig Kasse gemacht. Die Erlöse stiegen um 1,0 Prozent im Vergleich zum Vormonat, wie das Handelsministerium am frühen Nachmittag mitteilte. Ökonomen hatten lediglich mit einem Plus von 0,8 Prozent gerechnet. Im Mai hatte es noch ein Minus von revidiert 0,1 Prozent gegeben.Nach Ansicht von Ökonom Bastian Hepperle von der Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank ergab sich im Juni auf den ersten Blick ein ordentliches Umsatzplus - auch weil für viele Güter erheblich mehr bezahlt werden musste. "Werden bei der Umsatzentwicklung derartige Preisanstiege herausgerechnet, steht unter dem Strich ein Minus zu Buche. Das sind schlechte Vorgaben für den privaten Konsum, der unter der hohen Inflation immer mehr zu leiden hat." Die Stimmung in den Industrieunternehmen im US-Bundesstaat New York hat sich im Juli überraschend und deutlich verbessert. Der an der Börse vielbeachtete Empire-State-Index stieg zum Vormonat um 12,3 Punkte auf 11,1 Zähler, wie die regionale Notenbank von New York mitteilte. Analysten hatten im Schnitt mit einem Dämpfer auf minus 2,0 Punkte gerechnet. Mit einem Stand über der Nulllinie signalisiert der Indikator einen Zuwachs der wirtschaftlichen Aktivität in der Industrie.Gut kam an den Finanzmärkten an, dass die von der Uni Michigan gemessenen Erwartungen an die längerfristige Inflation etwas zurückgingen. Auch das spricht gegen einen drastischen Straffungskurs der US-Notenbank. Industriedaten enttäuschten hingegen. Die Achterbahnfahrt an der Frankfurter Börse hat sich heute fortgesetzt. Nach deutlichen Verlusten am Vortag ging es im Laufe des Tages nun ebenso kräftig wieder bergauf. Damit findet der deutsche Aktienmarkt inmitten eines extrem herausfordernden geostrategischen und ökonomischen Umfelds weiter keine klare Linie und bleibt volatil. Der DAX rückte am Ende des Tages kräftig um 2,76 Prozent vor auf 12.864 Punkte. Das waren absolut 345 Punkte und damit fast exakt die Schwankungsbreite des Vortages. Trotzdem bleibt für den Leitindex ein Wochenverlust von knapp 1,2 Prozent. Der Markt erhielt am Nachmittag frischen Rückenwind von der Wall Street, die im frühen Geschäft ebenfalls zulegte und sich bereits am Vorabend im Verlauf erholt hatte. Es gab heute nur Gewinner, bis auf die Papiere der Deutschen Börse, die leicht nachgaben. Es war ein genau umgekehrtes Bild zu gestern, als es bis auf Zalando nur Verlierer gab. Auch der MDAX, der Index der mittelgroßen Werte, machte Boden gut und ging bei 25.557 Punkten aus dem Handel, ein Tagesgewinn von 2,21 Prozent. Vor allem Tagessieger Lufthansa machte nach positiv aufgenommenen Ergebnissen im zweiten Quartal Boden gut. Die Aktie stieg fast sieben Prozent.Der Konzernumsatz habe sich auf rund 8,5 (Vorjahr: 3,2) Milliarden Euro mehr als verdoppelt, teilte der Konzern mit. Das bereinigte Ergebnis (Ebit) lag den vorläufigen Zahlen zufolge im zweiten Quartal zwischen 350 und 400 Millionen Euro, nach einem Verlust von 827 Millionen Euro vor Jahresfrist. "Der Konzern profitierte dabei vor allem von einer anhaltend starken Entwicklung bei Lufthansa Cargo.Als Erklärungsversuch für den überraschend deutlichen Aufschwung des heutigen Tages dienten primär technische Argumente, zumal heute auch auch an der Terminbörse Eurex die Juli-Optionen auf Indizes und Einzelaktien der Deutschen Börse ausliefen. Im Vorfeld des Abrechnungstermins versuchen große institutionelle Adressen häufig, die Kurse am Kassa-Markt, also etwa im DAX, in die von ihnen gewünschte Richtung zu drücken. "Auf den Ausverkauf folgt auch diesmal der Erholungsversuch", kommentiert Portfoliomanager Thomas Altmann von QC Partners. Laut Altmann sind es "zum einen die klassischen Schnäppchenjäger, die auf dem aktuellen Kursniveau günstige Einstiegschancen wittern". Trotz seiner heutigen Kursgewinne bleibt der deutsche Leitindex technisch angeschlagen, fundamental bleiben vor allem Rezessionsängste dem Markt ohnehin erhalten. Erst oberhalb des vor gut drei Wochen begonnenen technischen Abwärtstrends (aktuell bei 13.050 Punkten) würden die DAX-Bullen wieder Oberhand gewinnen. Alles, was sich darunter abspielt, ist nichts als eine Gegenbewegung innerhalb des übergeordneten Abwärtstrends. Für eine Entwarnung besteht daher auch aus technischer Perspektive kein Anlass. Auch fundamental bleibt die Lage unverändert ernst. Denn in der neuen Woche könnte die schon seit einiger Zeit an den Märkten diskutierte Konjunktur- und Zinsangst die Kurse von Aktien belasten. Während die Energieversorgung unsicher bleibt und sich ein Wirtschaftsabschwung abzeichnet, erhöht sich mit der Rekord-Inflation gleichzeitig der Druck auf die Notenbanken, ihre Zinsen anzuheben. Als eine der wenigen Währungshüter hat bisher die Europäische Zentralbank (EZB) noch nicht agiert, aber einen ersten Zinsschritt von 25 Basispunkten für die Juli-Sitzung angekündigt. Am Donnerstag dürfte es soweit sein, allerdings erachten die Märkte den Zinsschritt als nicht ausreichend, um die hohe Inflation wirksam einzudämmen."Keine leichte Sitzung für die EZB", erwarten die Experten des Bankhauses Metzler. So bestehe eine hohe Wahrscheinlichkeit dafür, dass Russland nach dem Abschalten der Pipeline Nord Stream 1 für Wartungsarbeiten in der vergangenen Woche die Gaslieferungen nach Europa weitestgehend einstellen wird. Zudem zeichnet sich in Italien eine Regierungskrise ab, die laut Metzler-Chefvolkswirt Edgar Walk zu weiteren erheblichen Turbulenzen an den Anleihemärkte der Eurozone führen könnte.Der Euro hat sich im Verlauf etwas erholt und wird im US-Handel bei 1,0075 Dollar knapp über der Dollar-Parität gehandelt. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,0059 (Donnerstag: 1,0005) Dollar fest. Am Dienstag hatte der Euro erstmals die Parität zum Dollar erreicht, zur Wochenmitte war er dann sogar unter die Marke von 1,00 Dollar gefallen. Ängste vor einer durch die Gaskrise ausgelösten Rezession in Europa und die immer weiter zugunsten des Dollar aufgehende Zinsschere schwächen den Euro. Ein zusätzlicher Belastungsfaktor für den Euro ist die Regierungskrise in Italien, die gestern in einer Rücktrittsankündigung von Ministerpräsident Mario Draghi gipfelte. Danach beschleunigte sich auch der Ausverkauf bei italienischen Staatsanleihen noch einmal. Zum Wochenschluss sind die Renditen für italienische Staatspapiere zunächst weiter gestiegen, während die Renditen der meisten anderen Euroländer nachgaben. Es sei wenig verwunderlich, dass sich im Rahmen der politischen Unsicherheit der Zinsunterschied zwischen deutschen und italienischen Anleihen weiter ausweitet, heißt es in einer Einschätzung von Analysten der Dekabank. Auch am Aktienmarkt wird die Situation in Italien genau verfolgt, gilt doch der hoch geschätzte ehemalige EZB-Chef Draghi als Garant für einen stabilen Kurs des Landes. Er ist auch noch im Amt trotz seiner Rücktrittsankündigung, allerdings spricht vieles in Italien mal wieder für Neuwahlen. Die anhaltende Dollar-Stärke lastet derweil weiterhin auf dem Goldpreis, macht sie doch das Edelmetall für Investoren außerhalb der USA unattraktiver. Zum Wochenschluss notierte Gold 0,4 Prozent tiefer bei 1705 Dollar je Feinunze (31,1 Gramm). Die Ölpreise haben sich nach starken Verlusten im Verlauf der Handelswoche wieder erholt. Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent kostet am Abend 2,5 Prozent mehr und notiert wieder über 100 Dollar je Fass. Die US-Leichtölsorte WTI legte in gleichem Ausmaß zu. Am Vortag hatten die Ölpreise noch zeitweise erheblich unter Druck gestanden. Der Preis für Rohöl aus der Nordsee war bis auf 94,50 Dollar und damit den tiefsten Stand seit Februar gefallen. Hintergrund der Ölschwäche sind die massiven Rezessionsängste, aber auch die unklare Corona-Lage in China, einem der größten Ölverbraucher weltweit.Der Volkswagen-Konzern scheint sich allmählich aus der Absatzkrise durch fehlende Mikrochips und Corona-Probleme in China herauszuarbeiten. Die Wolfsburger meldeten für den Juni ein Minus von 6,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat auf 802.000 weltweit ausgelieferte Fahrzeuge. Im Mai waren es gut 150.000 Stück weniger gewesen - bei einem Rückgang von 23,5 Prozent zum Mai 2021. Sowohl VW-Vorzüge als auch die VW-Holding Porsche SE warten gesucht und standen an der DAX-Spitze BMW prüft die Serienproduktion von Wasserstoffautos. Das sagte der Vorstandsvorsitzende Oliver Zipse dem "Handelsblatt". Ab 2025 soll zudem eine "neue Klasse" von Elektroautos mit besseren und billigeren Batterien auf den Markt kommen. "Zum Start planen wir eine kompakte Limousine im 3er-Segment und ein entsprechendes sportliches SUV." Aktien von Uniper haben sich deutlich von ihrem jüngsten Rekordtief (8,78 Euro) abgesetzt. Der Kurs des schwer unter der Krise mit Russland leidenden Energiekonzerns klettert in der Spitze um bis zu zwölf Prozent auf knapp 10 Euro. Analyst Alberto Gandolfi von Goldman Sachs hatte am Vorabend seine Verkaufsempfehlung gestrichen. Er rechnet in Kürze mit Staatshilfen für die Düsseldorfer. Aktien der Software AG gaben im MDAX gegen den Trend leicht nach, konnten aber im Verlauf ihre Verluste deutlich eingrenzen. Die Titel litten zunächst stark unter der Prognosesenkung für den Auftragseingang in der Digitalisierungssparte. Hier rechnet der Konzern nun mit einem währungsbereinigten Anstieg von zwölf bis 18 Prozent im Vergleich zum Vorjahr statt bislang 15 bis 25 Prozent. Die Drägerwerk-Aktie stand nach aktuellen Geschäftszahlen unter Druck. Ein Börsianer sprach vom "nächsten fürchterlichen Quartal". Umsatz und Ergebnis hatten sowohl im ersten Halbjahr als auch im zweiten Quartal deutlich unter den Vorjahreswerten gelegen. "Man fragt sich, wie es Drägerwerk schaffen will, am Jahresende profitabel zu sein", sagte der Börsianer. Drägerwerk selbst hatte seine Jahresziel bestätigt - inklusive eines leicht positiven Ebit.Anders als Konkurrentin Lufthansa plant Easyjet im Sommer keine weiteren Flugstreichungen in Deutschland mehr. "Der Flugplan für die Sommerferien steht", sagte Deutschland-Chef Stephan Erler dem "Tagesspiegel". "Es wird keine planmäßigen Flugstreichungen mehr für Juli und August geben". Einzelne Ausfälle seien zwar immer möglich, betonte Erler, aber für Juli und August sei Easyjet gut aufgestellt. Der niederländische Navi-Hersteller TomTom hat wegen der gestörten Lieferketten und der Inflation im zweiten Quartal schlechter abgeschnitten als erwartet. Bei stagnierenden Erlösen von rund 133 Millionen Euro fiel ein Betriebsverlust von 55,5 (Vorjahr: minus 21,1) Millionen Euro an, wie der Konzern mitteilte. Analysten hatten nur ein Minus von 20 Millionen Euro prognostiziert. Die Aussicht auf frische Barmittel treibt die Aktien von Aston Martin. Die Papiere des Luxusauto-Herstellers ziehen prozentual zweistellig an. Aston Martin will mittels einer Kapitalerhöhung mit Bezugsrechten 653 Millionen Pfund (umgerechnet rund 771 Millionen Euro) einnehmen. Der saudische Staatsfonds soll im Zuge dessen zum zweitgrößten Eigner werden. Der saudische Fonds und die Großaktionäre Yew Tree Consortium und Mercedes-Benz AG würden gemeinsam 335 Millionen Pfund investieren. Anziehende Verkäufe in Europa haben dem Schweizer Luxusgüterkonzern Richemont im Frühlingsquartal Schub verliehen. Der Umsatz kletterte von April bis Juni währungsbereinigt um zwölf Prozent auf 5,3 Milliarden Euro. Mit einem Plus von 42 Prozent war Europa Wachstumslokomotive. Richemont begründete die Geschäftsentwicklung neben der einheimischen Nachfrage auch mit der Ausgabefreude von Touristen aus den USA und dem Nahen Osten. Der aktivistische Investor Elliott hat sich einer Zeitung zufolge einen Anteil von mehr als neun Prozent an der Foto-Onlineplattform gesichert. Zudem liefen Gespräche zwischen den beiden Parteien, berichtete das "Wall Street Journal". Die Pinterest-Aktie stieg im nachbörslichen Handel um 24 Prozent. Eine Stellungnahme des Online-Konzerns lag zunächst nicht vor. Amazon macht im EU-Wettbewerbsverfahren Zugeständnisse zugunsten anderer Händler auf seiner Plattform. Unter anderem verpflichtet sich der Konzern, keine nicht-öffentlichen Daten der Händler zur Gestaltung eigener Angebote zu verwenden. Dass Amazon auf Basis solcher Informationen zum Beispiel Produkte unter Eigenmarken herausbringe und die Händler damit unter Druck setze, war einer der Vorwürfe, die die EU-Wettbewerbsuntersuchung ausgelöst hatten. | 2finanzen
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Die erst 18-jährige Chemnitzerin Emma Malewski hat überraschend Gold am Schwebebalken geholt. Sie triumphierte vor Ondine Achampong (Großbritannien) und Carolann Heduit (Frankreich). Eine Enttäuschung erlebte ihre Chemnitzer Teamkollegin Pauline Schäfer-Betz, die als Fünfter das Podium verpasste. Die Weltmeisterin patzte gleich zu Beginn, fing sich dann zwar, bekam aber auch noch einen Abzug von einem Zehntel für die Zeit. Malewski hatte mit einer eleganten, geradezu souveränen Vorstellung vorgelegt, und die Konkurrenz biss sich an der gebürtigen Hamburgerin dann in der Folge die Zähne aus. Malewski hatte schon zu Beginn den Lärm in der altehrwürdigen Arena ausgeblendet, der neuen Europameisterin Seitz kurz gratuliert, blieb cool und kam dann fast ohne Wackler über den "Zitterbalken", während sich die Konkurrenz immer wieder Fehler leistete: "Es ist einfach phantastisch, ein perfekter Tag. Durch die vielen Zuschauer fühlt sich alles noch viel krasser an. Ich bin schon ein bisschen stolz auf mich", sagte die Schülerin in der Sportschau.Den historischen deutschen Turn-Tag hatte Elisabeth Seitz eingeleitet. Die Stuttgarterin war am Stufenbarren erst am Ende ran. Sie turnte einen super Wettkampf. Dass es nicht nur für irgendeine Medaille, sondern sogar für Gold reichte, schien auch Seitz zu überraschen. Sie konnte ihr Glück kaum fassen und brach in Tränen aus. "Das ist ein Riesentraum, der wahr wird. Ich bin seit 2009 in der Nationalmannschaft, und ich habe immer davon geträumt, ganz oben zu stehen. Und jetzt ist es passiert, hier in München in der Olympiahalle vor heimischem Publikum. Besser geht es nicht, aber realisiert habe ich es auch noch nicht", so Seitz in einem Gänsehaut-Interview in der Sportschau.Am Vortag hatten die deutschen Turnerinnen mit Seitz, Malewski, Schäfer-Betz und Kim Bui mit der ersten Team-EM-Medaille überhaupt bereits für Begeisterung gesorgt. Seitz und Malewski holten damit schon ihre zweite EM-Medaille von München. Die 33-jährige Kim Bui hatte in ihrem letzten Wettkampf ihrer Laufbahn das Stufenbarren-Finale eröffnet. Bui turnte gewohnt souverän und brachte ihre Übung sauber durch. Lediglich bei der Landung machte sie einen kleinen Hüpfer. Im Anschluss wurde Bui von ihren Gefühlen übermannt. Am Ende einer großartigen Karriere brach sie in Tränen aus, genoss die Ovationen des Publikums und freute sich über 14,066 Punkte. Das Sprungfinale fand indes ohne deutsche Beteiligung statt. Die Ungarin Zsofia Kovacs setzte sich dabei mit 13,933 Punkten vor der Italienerin Asia D’Amato (13,716) durch. Als eine der großen Favoritinnen knickte sie bei der Landung um und musste von den Matten getragen werden. An der Siegerehrung nahm D'Amato im Anschluss nicht teil. Sie wurde von ihrem Trainer vertreten. Die Bronzemedaille ging an die Französin Aline Friess. Im Boden-Wettbewerb gewann die Britin Jessica Gadirova (14,000 Pkt.) vor Martina Maggio (Italien) mit 13,933 Zählern und deren Landsfrau Angela Andreoli (Italien) mit 13,866 Punkten. Die deutschen Turnerinnen hatten das Finale verpasst. Quelle: sportschau.de | 4sportschau
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Als der Bundeskanzler seine Rede unter auffallend begeistertem Applaus auch seitens der Grünen zu Ende gebracht hat, dreht sich im Plenum Jürgen Trittin, grüner Ex-Minister aus der Schröder-Ära, zu seiner Banknachbarin nach hinten um: Na also, geht doch, scheint sein wohlwollender Blick zu sagen. "Scholz on fire", kommentiert eine grüne Abgeordnete anerkennend. Was war passiert? Olaf Scholz hatte sich tatsächlich in Rage geredet, in seinem nunmehr zweiten prominenten Bundestagsduell mit Unionsfraktionschef Friedrich Merz.Keiner seiner Genossen wird ihm nach diesem Auftritt in der Bundestags-Generaldebatte vorwerfen können, sich nicht leidenschaftlich in die Sache reingehängt zu haben. Merz tut Scholz gut, könnte man sagen. Dieser arbeitet sich regelrecht an den Vorwürfen des CDU-Parteichefs ab - spricht minutenlang frei, hebt die Stimme, reckt seine Faust zuweilen, wird laut und verteidigt nun kämpferisch seine Politik.Was ihn offenbar bei seinem Vorredner so in Rage gebracht hat, war der Vorwurf der Strategielosigkeit im Umgang mit der von Putins Ukrainekrieg ausgelösten Energiekrise. Es gebe nur Reparaturen, statt das Problem an der Wurzel zu packen. Merz hatte es offenbar damit tatsächlich geschafft, ihn richtig zu provozieren. Denn ein eigentlich vorbereitetes 36-seitiges Skript lag ja vor Scholz auf dem Pult.Zwei Hauptbotschaften vertritt der Kanzler in Richtung Union, immerhin seine langjährige ehemaligen Koalitionspartnerin in der Großen Koalition: Die Union habe wichtige politische Vorhaben ausgebremst oder verschleppt, etwa bei der Umstellung auf Erneuerbare Energien. Zudem seien die Gasspeicher im letzten Jahr leer gewesen, die ein CDU-Minister verantwortet habe - ein "unverantwortlicher Umgang". Nur durch das schnelle Anpacken seiner Regierung sei das Land jetzt in der Lage, "tapfer und mutig" in diesen Winter zu gehen.Scholz scheint erkennbar stolz darauf zu sein, das Problem der Gasknappheit bereits kurz nach Amtsantritt erkannt und erörtert zu haben - diese Aussage fehlt in keinem seiner Auftritte der vergangenen Tage. Auch bei der Generaldebatte wiederholt er sie - garniert mit Kritik am ehemaligen Koalitionspartner: "Bereits im Dezember habe ich die zuständigen Minister gefragt, was eigentlich ist, wenn wir Schwierigkeiten kriegen mit Lieferungen aus Russland."Bis zum Kriegsausbruch habe sich seine Regierung darauf sorgfältig vorbereitet, "um dann in dieser Situation Entscheidungen zu treffen, die weitreichend sind" und auch jetzt schon weitreichend umgesetzt seien: Etwa Flüssiggas-Terminals an norddeutschen Küsten zu bauen. "Etwas, auf das niemand anderes sich vorbereitet hat". Dieser "Niemand", damit ist wohl vor allem der Oppositionsführer gemeint, der sich auch gern mal in der Rolle des besser geeigneten Kanzlers rhetorisch übt. Scholz kontert Merz selbstbewusst - so sehr, dass auch mancher auf der Kabinettsbank spürbar staunt. "Außerdem ist es so, dass wir in einer Situation sind, in der die Union die meisten Probleme schon als gelöst vorgefunden hat, bevor sie sie überhaupt erörtert hat." Mit so viel Scholz-Zuversicht darf der Ampelkoalition bei der Krisenbewältigung aber auch nichts mehr schiefgehen, mag da der ein oder andere Minister insgeheim gedacht haben.Die Aussage in Richtung Merz taucht noch öfter auf bei Scholz: "Wir hatten das Problem schon gelöst, bevor sie überhaupt angefangen haben, darüber nachzudenken", ruft er mal oder: "Insofern sind Sie schief gewickelt!". Womöglich bekommt Merz hier auch einen tieferliegenden Frust des Bundeskanzlers ab, der zutiefst davon überzeugt ist, einen herausragenden Job im neuen Amt zu machen - und sich dafür womöglich nicht ausreichend gewürdigt sieht: In Umfragen wie dem ARD-DeutschlandTrend liegt die SPD inzwischen bei 17 Prozent, wenn es um die Sonntagsfrage zur Bundestagswahl geht. Innerhalb von drei Monaten hat seine Partei vier Prozentpunkte verloren, im November 2021 hatte die SPD sogar noch bei 27 Prozent gelegen. Die abgefragte Zufriedenheit mit der Regierung sinkt stetig: Waren im April noch 47 Prozent der Befragten zufrieden oder "sehr zufrieden", sind es im September nur noch 31 Prozent.Zudem dürfte Merz den Kanzler stark an der sozialdemokratischen Ehre gepackt haben - mit dem seit einiger Zeit von ihm vertretenen Argument, bei der Energiepreispauschale des neuen Entlastungspaketes wären Haushalte mit kleinen Einkommen zielgenauer mit 1000 Euro zu entlasten als 300 Euro für alle. "Herr Bundeskanzler, jetzt mal ganz im Ernst - 300 Euro für jeden Haushalt, Sie und ich bekommen das auch überwiesen, brauchen Sie das, brauchen wir das", hatte Merz in seine Richtung gefragt. Tatsächlich wird das Entlastungspaket mit Gießkannenprinzip an dieser Stelle von vielen Seiten kritisiert, nicht nur von Merz.Auch von Seiten der Linkspartei erntet Scholz scharfe Kritik für sein inzwischen auch schon oft wiederholtes Motto "You’ll never walk alone" - keiner werde mit der Krisenbewältigung alleingelassen. Ob er das auch den Menschen sage, die inzwischen an des Essensausgaben der ehrenamtlichen "Tafeln" in Deutschland abgewiesen werden, weil diese die Nachfrage nicht befriedigen könnten? Oder Familien, die mit 18 Euro Kindergelderhöhung die gestiegenen Kosten für ihre Kinder nicht decken könnten: "Doch, Sie lassen Menschen allein!", sagt Fraktionschefin Amira Mohamed Ali in ihrer Replik auf Scholz.Diese Generaldebatte hatte zweifellos ihren Namen verdient - und wurde für Scholz auch zur Generalabrechnung mit der Union. Womöglich musste das mal raus. Fortsetzung folgt. | 3innenpolitik
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Die US-Weltraumbehörde NASA hat auch den zweiten Startversuch ihrer unbemannten Mond-Mission abgebrochen. Die Start-Leiterin von "Artemis I", Charlie Blackwell-Thompson, habe den Versuch abgesagt, wie ein Sprecher mitteilte. Grund war ein Leck, das nicht geschlossen werden konnte. Wenige Stunden vor dem geplanten Abheben der Rakete war es an einem Rohr entdeckt worden, mit dem rund drei Millionen Liter Wasserstoff und flüssiger Sauerstoff in die Tanks gepumpt werden sollten. Das Team hatte mit dem Auftanken begonnen, als ein Überdruckalarm ertönte. Der Vorgang wurde unterbrochen und dann fortgesetzt. Minuten später trat jedoch Wasserstoff aus einem Triebwerk der Rakete aus. Stundenlange Versuche, das Problem zu lösen, scheiterten. Drei Stunden vor Beginn des Zeitfensters für den Start wurde dieser dann abgesagt. Zu dem Zeitpunkt seien die Wasserstofftanks zu elf Prozent gefüllt gewesen, erklärte die NASA.Der Start war in einem zweistündigen Zeitfenster ab 20.17 Uhr deutscher Zeit geplant. In der kommenden Woche soll es keinen neuen Versuch geben. Man untersuche derzeit, warum es zu den Problemen kam und welche Reparaturen nötig sind, sagte NASA-Manager Jim Free am späten Samstagabend. Die nächsten Startfenster sind vom 19. September bis zum 4. Oktober und vom 17. bis 31. Oktober. Laut NASA-Manager Bill Nelson kann der Artemis-Start womöglich erst in der zweiten Oktoberhälfte stattfinden, da der Weltraumbahnhof in Cape Canaveral Anfang Oktober für eine Reise zur Internationalen Raumstation (ISS) gebraucht werde.Bereits am Montag hatten technische Schwierigkeiten den geplanten Start der Rakete ins All verhindert. Zu Wochenbeginn unterbrachen ein defekter Sensor in einem Triebwerk und auslaufender Treibstoff - an anderer Stelle als nun - die Startvorbereitungen. Die NASA hatte aber mitgeteilt, alle Probleme seien inzwischen behoben.Die "Orion"-Raumkapsel soll mit Hilfe der Schwerlastrakete "Space Launch System" vom Weltraumbahnhof Cape Canaveral aus starten, dann den Mond umkreisen und rund 40 Tage später wieder im Pazifik landen. Der Testflug "Artemis I" dient auch dazu, in wenigen Jahren wieder Menschen mit der Mission "Artemis II" zum Mond schicken zu können. Wenn das Vorhaben gelingt, sollen 2024 bei der Nachfolgemission "Artemis II" erstmals wieder Astronauten um den Mond fliegen. Frühestens 2025 sollen mit "Artemis III" wieder Menschen dort landen. | 0amerika
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Nach der Ankündigung einer Erhöhung der Kraftstoffpreise ist es in Haiti zu massiven Ausschreitungen gekommen. In der Stadt Gonaïves wurde ein Lager mit 1400 Tonnen Lebensmitteln des Welternährungsprogramms (WFP) geplündert und dessen angrenzender Bürokomplex in Brand gesteckt, wie die UN-Organisation mitteilte.Die Lebensmittel sollten fast 100.000 Schulkinder bis Jahresende ernähren und als Nothilfe für die am stärksten gefährdeten Familien dienen, hieß es in einer Mitteilung der Organisation. Haitianische Medien berichteten, es habe in mehreren Städten, darunter auch in Port-au-Prince, gewaltsame Demonstrationen und Plünderungen gegeben. Bereits seit Tagen legen Proteste gegen gestiegene Lebensmittelkosten demnach die Hauptstadt des Karibikstaats lahm. Geschäfte blieben geschlossen, der Nahverkehr ist eingestellt.Die Botschaften mehrerer Länder blieben ebenfalls geschlossen, darunter die der Dominikanischen Republik und Kanadas. Spanien und Mexiko hatten ähnliche Schritte angekündigt. Die Proteste nahmen zu, nachdem der seit mehr als einem Jahr regierende Interimspremierminister Ariel Henry angekündigt hatte, Treibstoffsubventionen zu kürzen. Der Preis für Diesel und Kerosin dürfte sich damit nahezu verdoppeln. Der von Armut, politischen Krisen, Gewalt und Naturkatastrophen heimgesuchte Karibikstaat kommt seit Jahren nicht zur Ruhe.Die Ermordung von Präsident Jovenel Moïse im Juli 2021 sowie ein schweres Erdbeben im folgenden Monat mit 2200 Toten haben die Probleme des Landes weiter verschärft. | 0amerika
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Wie drückte es einst der langjährige AfD-Sprecher Christian Lüth in einem vermeintlich unbeobachteten Moment aus? "Je schlechter es Deutschland geht, desto besser für die AfD." Folgt man dieser Logik, könnte es für die Partei ein durchaus ertragreicher Herbst werden. Über einen "Wirtschaftskrieg", den die Bundesregierung gegen Russland entfesselt habe, schimpft Parteichef Tino Chrupalla bei einer Pressekonferenz. Über Sanktionen, die "nicht im deutschen Interesse" seien. Um dann fast schon genüsslich zu prophezeien: "Im Herbst wird die Zustimmung zur Politik der Bundesregierung weiter sinken." Niedriger Gasfluss, hohe Inflation, gepaart mit eventuell erneut explodierenden Corona-Zahlen - ist das genau das Herbstgebräu, das der AfD nützt? Der toxische Mix, nach dem die Partei seit Jahren ebenso händeringend wie vergeblich sucht? Die äußere Krise, die die AfD-interne Krise vergessen macht? Dabei sah es nach einer empfindlichen Wahlschlappenserie und einem ebenso chaotischen wie ganz im Sinne des rechtsextremen Björn Höcke verlaufenen Parteitag im sächsischen Riesa noch so aus, als wäre der AfD-Abwärtstrend programmiert. Doch laut ARD-Deutschlandtrend hat sich die Partei bei etwa zwölf Prozent stabilisiert - was auch an der Energie- und Preiskrise liegen dürfte."Die Kulisse, die jetzt entsteht, mit den vielen Krisen und der teilweise dramatischen ökonomischen Situation, in die gerade die schwachen Haushalte hineingleiten, verdeckt natürlich die innerparteilichen Schwierigkeiten der AfD", sagt der Politikwissenschaftler und AfD-Kenner Wolfgang Schröder von der Uni Kassel im Interview mit dem ARD-Hauptstadtstudio. "Die Konzentration auf diese Schwierigkeiten ist so stark geworden, dass die AfD durchaus zu einer Resonanzfläche für Protest und Widerstand werden könnte." Könnte - nicht muss, meint Schröder. Schröder verweist unter anderem darauf, dass die AfD beim Umgang mit Russland selbst innerlich zerrissen ist und deshalb mit ihren Argumenten nur begrenzt verfangen dürfte. Versuchen wird es die Partei in jedem Fall: "Heißer Herbst statt kalte Füße" lautet der Titel, den sich die AfD für eine neue Kampagne ausgedacht hat. Und mit dem sie auch aktiv zu Protesten aufruft, unter anderem auch zu "Montagsdemos". "Es finden jetzt schon in vielen Orten Demonstrationen statt. Insofern bietet sich der Montag an, sich nach dem Wochenende die Füße zu vertreten", kündigte AfD-Chef Chrupalla an.Verfassungsschutz-Präsident Thomas Haldenwang unterstrich zuletzt, dass die Behörde beobachte, ob mögliche friedliche Proteste von Demokratiefeinden gekapert würden. Den Verfassungshütern bereite durchaus Sorge, dass "eine radikalisierte Minderheit aus Rechtsextremisten, Delegitimierern, Reichsbürgern und Verschwörungsgläubigen sich in Stellung bringt", um die Themen Ukraine-Krieg, Preissteigerungen und Corona-Pandemie zu besetzen. Hinzu komme, dass Russland Hebel wie Cyberangriffe und Desinformation einsetze, um die Gesellschaft in Deutschland zu spalten.Was die AfD angeht, so twittert Parteichef Chrupalla neuerdings unter dem Hashtag #UnserLandZuerst. Uns geht der Krieg in der Ukraine nichts an - so lautet die unterschwellige Botschaft der traditionell Moskau-freundlichen Partei. Die Partei lehnt Waffenlieferungen an die Ukraine sowie Wirtschaftssanktionen gegenüber Moskau ab, will dafür aber die Russland-Pipeline Nord Stream 2 sofort in Betrieb nehmen. "Lassen Sie sich nicht einreden, Putin sei 'schuld' an dem 'Gasnotstand'", schrieb Rechtsaußen Björn Höcke auf Facebook. Damit gibt er exakt die AfD-Lesart wieder: Verursacher der Krise sei nicht etwa der Kreml und dessen Angriffskrieg, sondern die Bundesregierung. Dagegen helfe, sagt Politikwissenschaftler Wolfgang Schröder, nur entschiedenes Handeln in Berlin: "Das bedeutet, klar zu kommunizieren und auch deutlich zu machen, dass der Staat handlungsfähig ist in dem Sinne, dass er die Schwachen schützt."Die Ampel-Regierung kann auch aus Sicht anderer Beobachter also durchaus steuern, wie kalt oder wahlweise heiß die Stimmung und das Protest-Potenzial im Herbst werden. Und damit auch, in welchem Maße die AfD zur Krisengewinnlerin wird. | 3innenpolitik
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Eine Trägerrakete bringt Satelliten in ihre Umlaufbahn - längst ein routinierter Vorgang für die staatliche indische Raumfahrt-Organisation. Indien hat sich manchen Bereichen zum High-Tech-Standort entwickelt. Die Wirtschaft des Landes ist eine der weltweit am schnellsten wachsenden.Als der von der britischen Kolonialmacht eingesetzte Vizekönig Louis Mountbatten vor 75 Jahren die Unabhängigkeit Indiens bekannt gab, war schnell klar, dass das riesige Land sich politisch und wirtschaftlich eher nicht am angelsächsischen Kapitalismus orientieren würde. Der indische Historiker Anirudh Deshpande von der Universität Delhi beschreibt den vorsichtigen Kurs, den das Land zunächst einschlug: "Es war nicht wirklich Sozialismus, man wollte die Extreme vermeiden - sowohl die des Kapitalismus als auch die des Kommunismus."Das Land schottete sich zunächst weitgehend vom Weltmarkt ab. Indiens Industrie entwickelte sich nur vergleichsweise schwach. Der riesige Dienstleistungssektor und die Landwirtschaft reichten allerdings nicht für große Entwicklungsschübe. Und so entschloss sich die indische Regierung schließlich in den 1990er-Jahren, das Land deutlich stärker für den Weltmarkt zu öffnen. "Es gibt keinen Zweifel daran, dass die Öffnung ihre Vorteile hatte", sagt Historiker Anirudh Deshpande heute. "Wir hatten eine regelrechte Revolution in Sachen Telekommunikation und wir haben uns in Sachen Software ziemlich gut entwickelt."Indische IT-Dienstleistungen werden heute in alle Welt exportiert - ein Milliardengeschäft. Das Land hat rechtzeitig Millionen junger Menschen in diesem Bereich ausgebildet. Immer mehr Inderinnen und Inder schaffen den Sprung aus der Armut.Doch ein abendlicher Blick auf die Gehsteige Neu-Delhis zeigt auch, wie eklatant die sozialen Probleme trotz des Booms noch sind: Auf einfachen Strohmatten übernachten hier dicht an dicht Tagelöhner. An Hunderten von Millionen Inderinnen und Indern geht der Aufschwung vorbei.Wer mehr als 300 Euro im Monat verdient, gehöre zu den reichsten zehn Prozent im Land, erinnert Deshpande: "Sie können sich vorstellen, wieviel diejenigen verdienen, die sich am anderen Ende der Skala befinden."Trotzdem strebt Indien nach einer einflussreicheren Rolle in der Welt. Immer höhere Militärausgaben sollen dem Land seine Souveränität gegenüber dem mächtigen Nachbarn China und dem Erzrivalen Pakistan sichern.Ein Irrweg, glaubt Historiker Deshpande. Der Militäretat Indiens betrage ein Vielfaches dessen, was das Land für Bildung oder Gesundheit ausgebe: "Das bedeutet doch, dass man lieber Kanonen als Butter anschafft. Das ist Ressourcenverschwendung. Das bringt dem Land herzlich wenig."Indien hat in seinen 75 unabhängigen Jahren ohne Zweifel beachtliche Entwicklungen hingelegt. Große Teile seiner Bevölkerung warten allerdings immer noch darauf, an diesen Erfolgen auch teilzuhaben. | 1asien
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In einer Inflation verliert das Geld an Wert. Erkennbar wird das an steigenden Preisen. Der Grund dafür ist ein aus dem Gleichgewicht geratenes Verhältnis zwischen Angebot und Nachfrage. Es liegt nahe, den Ukrainekrieg und die Sanktionen gegen Russland für die Lage verantwortlich zu machen. Die Inflation begann aber schon lange davor, und der Auslöser hängt mit der Corona-Pandemie zusammen. Lieferkettenprobleme ließen die Produktion ins Stocken geraten. Die Nachfrage nach unterschiedlichsten Produkten war plötzlich größer als das Angebot. Dadurch stiegen die Preise. Zusätzlich herrscht schon seit Jahren Fachkräftemangel in vielen Branchen, was die Löhne in die Höhe treibt, die wiederum auf die Preise umgelegt werden. Und dann kamen noch die Sanktionen gegen Russland hinzu. Energie wurde knapp, und auch hier gilt: Wenn die Nachfrage größer ist als das Angebot, ist Inflation die Folge.Friedrich Heinemann leitet den Forschungsbereich Unternehmensbesteuerung und öffentliche Finanzwirtschaft beim Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW). Neben den drei genannten Inflationstreibern sieht er einen weiteren Effekt: "Hinzu kommt etwas, was die Ökonomen Zweitrundeneffekte nennen. Die hohen Einkaufspreise für Energie und Vorprodukte treiben die Preise auch bei anderen Produkten und Dienstleistungen. Die Inflation ist sehr breit geworden und betrifft inzwischen praktisch alle Güter und Dienstleistungen." Wenn jetzt auch noch Lohnerhöhungen im bis zu zweistelligen Prozentbereich durchgesetzt werden, könnte auch das die Preise nochmal erhöhen - dieses Phänomen nennt sich Lohn-Preis-Spirale.Die Inflation macht alle ärmer, weil die Kaufkraft nachlässt. Einkommen und Ersparnisse von Privatleuten verlieren an Wert, ebenso das Eigenkapital von Unternehmen - Anschaffungen und Investitionen werden verschoben, die Umsätze der Industrie gehen zurück. Wenn nicht gegengesteuert wird, droht eine Rezession. Die Zentralbanken haben zwei Instrumente, um die Inflation zu bekämpfen: Zinserhöhung und Schrumpfung der Geldmenge. Steigende Zinsen sollen bewirken, dass die Menschen mehr sparen und die Nachfrage sinkt. Doch wer jetzt jeden Cent zum Leben braucht, spart auch nicht bei hohen Zinsen. Die Geldmenge schrumpft, wenn der Staat weniger Anleihekäufe realisiert, also weniger Geld in Umlauf bringt. Doch derzeit wirft der Staat durch Rettungsschirme und Hilfspakete mit Geld nur so um sich, um die Menschen und Unternehmen vor den Folgen der steigenden Preise zu schützen, die es aus eigener Kraft nicht schaffen. ZEW-Experte Heinemann folgert daraus: Nicht zu vergessen ist ein Effekt, der langfristig sehr erwünscht sein wird. Die Fachwelt spricht von "Greenflation". Zunächst treibt dieser Effekt die Preise zusätzlich in die Höhe, weil in der Energiekrise weniger Gas und Öl nach Europa gelangen, das Angebot bei gleichbleibender Nachfrage also sinkt und die Energiepreise steigen. Das führt aber gerade zu massivem Umdenken in der Energiepolitik - Stichwort Abhängigkeiten und Energiewende! Mittelfristig könnte die Inflation also zu einem deutlich schnelleren Ausbau regenerativer Energien vor der eigenen Haustür führen und die Preise in der Zukunft stabilisieren. Selbst wenn das Geld aller an Wert verliert, wird die Inflation einige reicher machen. Verlierer sind alle ohne große Rücklagen, die jetzt alles aufbrauchen, um über die Runden zu kommen. Alle, die ihre Ersparnisse zu niedrigen Zinsen angelegt haben. "Deren realer Wert schmilzt wie Schnee im Frühling", so Heinemann. Verbraucherzentralen und Schuldnerberatungen stellen fest, dass derzeit auch Menschen, die früher keine Geldprobleme hatten, zu ihnen kommen, um die Krise besser zu meistern. Inflationsgewinner sind in der Regel Schuldner, denn auch Kredite, mit denen in der Vergangenheit zum Beispiel eine Immobilie gekauft wurde, schrumpfen zusammen, wenn das Geld an Wert verliert. Im allgemeinen Preisanstieg werden normalerweise auch Immobilien wertvoller, und viele Arbeitgeber gleichen ihren Angestellten die Inflation zumindest teilweise durch Lohnerhöhungen aus. Ersteres ist allerdings unsicher, weil der Immobilienmarkt vor der Inflation schon überhitzt und Häuser sehr teuer waren. "Ist die Immobilienfinanzierung aber möglicherweise schon recht eng kalkuliert und wird dann das verfügbare Budget durch die steigenden Preise noch knapper, sodass die Kreditraten nicht mehr bedient werden können, besteht die Gefahr, dass die Menschen dadurch dann schnell in größere finanzielle Schwierigkeiten kommen,” sagt Nicole Schrank von der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz,. "Eine hohe Inflation sollte daher grundsätzlich auch nicht zum Schuldenmachen verführen."Ein Inflationsgewinner ist der Staat, der seine Staatsschulden mit dem billigen Geld deutlich leichter tilgen kann als vorher - wobei sich die Neuaufnahme von Schulden natürlich durch die höheren Zinsen verteuert.Alle Fachleute sind sich in einem Punkt einig: Ruhe bewahren! Zwar werden die meisten Arbeitgeber ihren Angestellten keinen vollen Inflationsausgleich in die Lohntüte legen können - das wäre das Aus für viele Unternehmen und würde die Preise zusätzlich wie in einem Teufelskreis antreiben. Aber vieles spräche dafür, dass die Wirtschaft sich von dem Preisschock erholen könne. "Nach den derzeitigen Daten ist nicht mit einer Rezession wie in der Finanzkrise 2009 oder der Coronapandemie 2020 zu rechnen", so ZEW-Ökonom Heinemann.Und die Verbraucherzentrale rät, "sich einen Überblick über seine derzeitige Finanzlage und sein Konsumverhalten zu verschaffen. Ein Haushaltsbuch kann dabei behilflich sein. Kostenfresser entlarven und Sparpotenziale nutzen."Am Anfang der Inflation hatte sich die Europäische Zentralbank bereits mächtig vertan, als sie von einer "kurzfristigen Inflation" sprach und die Zinsen sehr lange niedrig hielt. Ein Jahr und zwei Zinserhöhungen später spricht sie für 2023 nun von einer Inflation von durchschnittlich 5,5 Prozent und von einer Normalisierung im Jahr 2024. Ähnlich sieht das auch Wirtschaftsforscher Heinemann: "Ich rechne damit, dass wir den Inflations-Gipfel um die Jahreswende erleben und dann auch die 10-Prozent-Marke geknackt wird. Mit etwas Glück und einem milden Winter sollte es dann aber langsam abwärts gehen." | 2finanzen
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Das Argument der Ampel-Koalition lautete schon sehr früh, die Ukrainer könnten mit Panzern sowjetischer Bauart am besten umgehen, sie müssten nicht mühsam ausgebildet werden und sie hätten die Ersatzteile dafür. Gleichzeitig ist auch klar, dass die Bundesregierung und insbesondere der Kanzler es um jeden Preis vermeiden wollen, dass deutsche Kampf- oder Schützenpanzer in der Ukraine zum Einsatz kommen, also "Marder" oder "Leopard".Gründe dafür gibt es viele - welche ausschlaggebend sind, darüber lässt sich nur spekulieren: Dass deutsche Panzer nie wieder auf russische schießen sollten, war eine der Lehren aus der Nazi-Vergangenheit und dem Zweiten Weltkrieg gewesen. Außerdem fürchtet man wohl doch, dass Putin direkte Panzerlieferungen als Überschreiten (oder vielmehr: Überrollen) einer roten Linie betrachten würde und dies zu einer gefährlichen Eskalation führen könnte. Offiziell wird gern auf eine - mündliche - Vereinbarung unter NATO-Partnern verwiesen, der zufolge bislang niemand solches westliches Kriegsgerät geliefert hat. Deshalb wäre es auch für Deutschland äußerst unangenehm, wenn Spanien genau darauf dringt und wirklich Leopard-Panzer in die Ukraine schicken will. Ob das passiert, ist noch nicht sicher. Kein einziges. Vor knapp drei Monaten hat der Deutsche Bundestag mit breiter Mehrheit beschlossen, dass die Bundesregierung die Ukraine auch mit schweren Waffen unterstützen soll. Auf der aktuellen Waffenlisten der Bundesregierung im Internet stehen bislang aber lediglich sieben gelieferte Panzerhaubitzen aus Bundeswehrbeständen. Zudem soll die deutsche Rüstungsindustrie bis Ende Juli mit der Lieferung von Flugabwehrpanzern vom Typ "Gepard" beginnen.Der Schwerpunkt der Waffenlieferungen liegt aber auf dem Ringtausch-Verfahren. Länder wie Polen oder Tschechien haben auch bereits T-72-Kampfpanzer oder BMP1-Schützenpanzer an die Ukraine geliefert. Die Bundesregierung hat danach angekündigt, dem NATO-Partner Tschechien 15 Leopard-2-Panzer aus Industriebeständen als Ausgleich zur Verfügung zu stellen. Doch vollzogen ist der Ringtausch noch nicht, genauso wenig wie mit Polen, der Slowakei, Griechenland und Slowenien.Die kurze Antwort lautet: Weil die Ringtausch-Länder mit dem deutschen Angebot meist nicht zufrieden sind. Das zeigt sich am Beispiel Slowenien. Es ist das erste Land, mit dem man im April zu verhandeln begann. Dafür, dass Slowenien Kampf- und Schützenpanzer (T72 bzw BMP1) an die Ukraine liefert, hatte Berlin den Schützenpanzer "Marder" und den Transportpanzer "Fuchs" angeboten - beides Auslaufmodelle in der Bundeswehr und rund 50 Jahre alt. Slowenien schwebte stattdessen der neue Schützenpanzer "Puma" und der Kampfpanzer "Leopard" vor - also moderneres Gerät. Ein ähnliches "Ringen um den Ringtausch" gibt es mit den anderen Partnerstaaten. Das ist der Grund, warum die Ringe bislang unvollendete Halbkreise sind. Nebenbei noch eine andere Merkwürdigkeit: Den Transportpanzer "Fuchs" verweigerte die Bundeswehr der Ukraine mit dem Argument, die Einsatzbereitschaft der Truppe würde gefährdet - an Slowenien ist sie aber bereit, diese abzugeben. Polnischen Quellen zufolge hat das Land schon in den ersten zwei Monaten des russischen Angriffskriegs bis zu 240 T-72-Panzer und mehrere Dutzend gepanzerte Fahrzeuge an die Ukraine geliefert. Das Nachbarland gilt als ein Hauptwaffenlieferant und Unterstützer der Ukraine.Bereits im Mai gab es Kritik des polnischen Präsidenten Andrzej Duda an der Bundesregierung, dass sie zeitnah keinen militärischen Ersatz für die Panzer liefere. Damals stand im Raum, dass Polen deutsche Leopard-Panzer des neuesten Typs haben möchte. Und schon damals galten die Gespräche als festgefahren. Mittlerweile drohen sie nach Informationen des ARD-Hauptstadtstudios endgültig zu scheitern. In einem Fernsehinterview sagte der polnische Vize-Außenminister in dieser Woche, es gebe aus Deutschland kein "reales Angebot, das man in Erwägung ziehen könnte." Nach Angaben des CDU-Außenpolitikers Roderich Kiesewetter hat die Bundesregierung Polen zuletzt 20 runderneuerte Leopard 2-Panzer angeboten. Ab April 2023 soll ein Panzer monatlich und ab Oktober sollen dann drei Panzer monatlich geliefert werden. Aus Sicht Polens offenbar zu wenig. Offiziell abgebrochen sind die Verhandlungen aber noch nicht.Mittlerweile wurde bekannt, dass Polen aus den USA die ersten von insgesamt 366 Kampfpanzer des Typs Abrams erhalten hat. Den Satz "Gut Ring will Weile haben" unterschreiben Kritiker nicht: Es leide das Ansehen und die Glaubwürdigkeit Deutschlands bei den Bündnispartnern, insbesondere in Osteuropa, wenn sich die Dinge so in die Länge zögen, warnt unter anderem die Union. Außerdem verstehen viele Oppositionspolitiker, aber auch manche in der Ampel nicht, warum Deutschland die Ukraine nicht stärker direkt mit modernem Gerät aus eigenen Beständen beliefert, statt mit betagtem Sowjet-Material: Wenn dort gerade unsere Freiheit verteidigt werde und Russland diesen Krieg nicht gewinnen dürfe, müsse man der Ukraine doch jede erdenkliche militärische Unterstützung zukommen lassen, lautet das Argument. Dass die Bundeswehr-Bestände nun erschöpft seien, darauf weist Verteidigungsministerin Christine Lambrecht immer wieder hin. Doch dass sich auch innerhalb der Koalitionsregierung so manche mehr Tempo bei Waffenlieferungen wünschen, machte der jüngste Brief der Verteidigungsausschuss-Vorsitzenden Marie-Agnes Strack-Zimmermann an Olaf Scholz deutlich. Mit dem sie sich vom Kanzler allerdings eine sehr deutliche Abfuhr einholte. | 3innenpolitik
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Nach dem tödlichen Angriff auf den japanischen Ex-Regierungschef Shinzo Abe hat der Polizeichef der Präfektur Nara, Tomoaki Onizuka, Sicherheitsprobleme eingeräumt. Woran es genau gelegen habe, müsse noch herausgefunden werden. "Insgesamt hat es ein Problem gegeben, und wir werden es von allen Perspektiven überprüfen", sagte Onizuka. Er spüre ein großes Verantwortungsgefühl. Japanische Medien berichteten über möglicherweise mangelhafte Sicherheitsvorkehrungen. Beobachtern zufolge hätten Sicherheitskräfte nicht genügend auf den Raum hinter Abe geachtet. Der frühere Polizeiermittler Fumikazu Higuchi sprach von zu wenigen Sicherheitsleuten für einen früheren Regierungschef. Japan gilt als sicheres Land. Angriffe mit Schusswaffen gibt es sehr selten, weil Waffenbesitz streng reglementiert ist. Reden und andere Wahlkampfauftritte von Politikern auf belebten Straßenkreuzungen, vor Bahnstationen oder großen Geschäften gibt es häufig und werden nicht aufwändig abgeschirmt.Nach den tödlichen Schüssen auf Abe stehen Sicherheitsmaßnahmen für Prominente in Japan auf dem Prüfstand. "Ich glaube nicht, dass es in Japan mit seinen strengen Waffengesetzen genügend Vorsichtsmaßnahmen für Schusswaffen gibt", wurde ein Experte für Personenschutz von der Zeitung "Nikkei" zitiert.Der Schütze hatte sich Abe bei einer Wahlkampfrede in der Stadt Nara auf offener Straße von hinten bis auf wenige Meter genähert und dann aus kurzer Entfernung zweimal auf den Politiker geschossen. Videoaufnahmen zeigen, dass er eine Zeit lang mit der an der Schulter hängenden Waffe wenige Meter hinter Abe stand, dann auf ihn zuging und feuerte. Der erste Schuss ging offenbar fehl. Abe drehte sich nach dem Geräusch um, ein Leibwächter versuchte noch, ihn mit einem kugelsicheren Aktenkoffer zu schützen, doch der zweite Schuss traf Abe. Der 67-Jährige ging zu Boden und wurde ins Krankenhaus geflogen. Er erlitt einen Herz- und Atemstillstand und starb trotz massiver Bluttransfusionen. Der Schütze wurde noch am Tatort festgenommen. Der 41-Jährige soll mit einer selbst gebauten Waffe geschossen haben. Über das Motiv des geständigen Tatverdächtigen gibt es noch keine gesicherten Angaben. Er soll ursprünglich den Anführer einer religiösen Gruppe zum Ziel gehabt haben. Das habe er während der Befragungen durch die Polizei gesagt, berichtet die japanische Nachrichtenagentur Kyodo unter Berufung auf Ermittlerkreise. Er sei "unzufrieden" mit Abe gewesen und habe ihn "töten" wollen, wurde er auch zitiert. Er hege einen Hass auf eine "bestimmte Organisation", zu der Abe Verbindungen habe.In diesem Zusammenhang werden auch Verbindungen der Mutter des Schützen genannt, die einer religiösen Gruppe nach Angaben des Mannes sehr viel Geld gespendet hatte. Dies habe die Familienverhältnisse zerrüttet, berichtet der öffentlich-rechtliche Fernsehsender NHK.Bereits kurz nach dem Attentat in Nara hatte die Polizei die Wohnung des 41-Jährigen durchsucht. Dabei wurden mehrere selbst gebaute Schusswaffen sichergestellt. Der arbeitslose Mann diente bis 2005 drei Jahre lang in der Marine. Dort hatte er den Umgang mit Handfeuerwaffen gelernt.In Nara nahmen die Menschen großen Anteil am Tod Abes. Am Tatort wurden Blumen und kleine Geschenke abgelegt, viele Trauernde beteten dort. Der Leichnam des früheren Premierministers wurde inzwischen nach Tokio übergeführt. Ein Fahrzeug mit dem Sarg fuhr zum Haus des Politikers. Am Straßenrand warteten Trauernde und verneigten sich. | 1asien
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Lange Zeit wussten die Anleger nicht, wie sie den neuerlichen großen Zinserhöhungsschritt der Fed um 0,75 Prozentpunkte interpretieren sollten. Der Dow Jones gab nach dem Entscheid zunächst nach, drehte dann kurz ins Plus, bevor er schließlich wieder zurückfiel. Der Blue-Chip-Index büßte 1,7 Prozent ein. Auch der breiter gefasste S&P 500 verzeichnete ähnlich hohe Verluste. Der technologielastige Nasdaq 100 verlor 1,8 Prozent. Die Währungshüter signalisierten in ihrem Zinsausblick, dass sie nachlegen und die Leitzinsen bis zum Jahresende im Mittel auf ein Niveau von 4,4 Prozent anheben wollen. Ende kommenden Jahres sollen dann beim Leitzins 4,6 Prozent erreicht werden. Gleichzeitig hob die Fed ihre Inflationsprognosen an. Für dieses Jahr wird eine Inflationsrate von 5,4 Prozent und für das kommende Jahr von 2,8 Prozent erwartet. Bisher lagen die Erwartungen bei 5,2 und 2,6 Prozent. Die Erwartungen für das Wirtschaftswachstum schraubte die Fed deutlich nach unten - von 1,7 auf 0,2 Prozent in diesem Jahr. Und auch für 2023 rechnen die Währungshüter nur noch mit einem Zuwachs von 1,2 Prozent. Mit der strengen Geldpolitik der Fed wächst das Risiko, dass die Zentralbank die Wirtschaft bald so stark ausbremsen könnte, dass Arbeitsmarkt und Konjunktur abgewürgt werden. Fed-Chef Jerome Powell räumte ein, dass der Kurs der hohen Zinsen eine Periode des verlangsamten Wachstums und der wachsenden Arbeitslosigkeit mit sich bringe. Doch nannte er die Eindämmung der Preissteigerung als wichtigstes Ziel: "Wir müssen die Inflation überwinden. Ich wünsche mir, es gäbe einen schmerzfreien Weg, dies zu tun. Aber den gibt es nicht." Powell betonte, dass aufgrund der historischen Erfahrungen eine vorzeitige Lockerung der Geldpolitik nicht ratsam sei. Die Fed werde deshalb ihren derzeitigen Kurs gegen die Inflation weiterverfolgen, "bis der Job erledigt ist". Vor dem Zinsentscheid hatte noch Optimismus geherrscht. Der DAX beendete den Xetra-Handel mit einem Plus von rund 0,8 Prozent. Damit machte er die anfänglichen Verluste vom Vormittag mehr als wett. Am Morgen war der DAX bis auf 12.520 Punkte, den tiefsten Stand seit zwei Monaten, abgerutscht. Die von Kreml-Herrscher Wladimir Putin angekündigte erste Teilmobilmachung Russlands seit dem Zweiten Weltkrieg schürte die Sorge vor einer neuen Eskalation im Ukraine-Krieg und einer drohenden Rezession in Europa. "Die Nähe der europäischen Länder zur Ukraine lässt die Menschen darüber nachdenken, wie die Situation aussehen könnte, wenn der Krieg in der Ukraine zu etwas Größerem wird", sagte Danni Hewson, Finanzanalystin beim Börsenmakler AJ Bell. Die russische Teilmobilmachung beendete die Entspannung am europäischen Erdgas-Markt. Der europäische Future stieg in der Spitze um 8,4 Prozent auf 212,50 Euro je Megawattstunde. Am Rohölmarkt zogen die Preise ebenfalls an. Öl der Sorte Brent verteuerte sich um mehr als drei Prozent auf 93,50 Dollar pro Barrel. Angesichts der unsicheren Gemengelage flohen Anleger in den US-Dollar. Der Dollar-Index, der den Kurs zu wichtigen Währungen widerspiegelt, sprang um 0,6 Prozent auf bis zu 110,87 Punkte und erreichte ein neues 20-Jahres-Hoch von 110,79 Punkten. Dagegen sackte der Euro um bis zu 0,9 Prozent auf 0,9883 Dollar ab. Das britische Pfund verlor bis zu 0,7 Prozent auf 1,1302 Dollar und fiel auf ein neues 37-Jahres-Tief.Am deutschen Aktienmarkt stand heute zudem die Verstaatlichung des Energieversorgers Uniper im Fokus. Der Bund teilte am Morgen mit, er habe sich auf ein Stabilisierungspaket verständigt, bei dem er 99 Prozent der Anteile an Uniper übernehmen werde. Danach ist eine Kapitalerhöhung bei Uniper in Höhe von acht Milliarden Euro zum Preis von 1,70 Euro je Aktie geplant. Die Uniper-Aktie stürzte um fast 40 Prozent ab. Papiere des bisherigen Mehrheitgesellschafters von Uniper, der finnischen Fortum, reagierten dagegen mit einem Kurssprung auf die Nachricht von der weitgehenden Verstaatlichung Unipers. Die Finnen werden ihr Sorgenkind los.Im DAX konnten die Energiekonzerne RWE und E.ON überdurchschnittliche Gewinne verbuchen. Bundeswirtschaftsminister Habeck hatte angekündigt, er wolle auch nach der Verstaatlichung von Uniper an der Gasumlage festhalten. E.ON hatte sich am Morgen für eine Beibehaltung der Gasumlage ausgesprochen. Klar im Minus notierte dagegen die Aktie der Deutschen Post, die von Goldman Sachs abgestuft wurde. Die Ankündigung einer Teilmobilmachung Russlands gab den Rüstungsaktien europaweit Auftrieb. Die Titel von Hensoldt zogen um mehr als acht Prozent an, Rheinmetall legten um mehr als zehn Prozent zu. Der italienische Konzern Leonardo, der französische Verteidigungs- und Technologiekonzern Thales, die schwedische SAAB und das britische Verteidigungsunternehmen BAE Systems stiegen ebenfalls. Ein Händler sprach von "winds of war", die den Sektor antrieben.Der Baustoffhersteller Heidelberg Cement benennt sich um in Heidelberg Materials. Auf Konzernebene werde der neue Markenname ab sofort eingeführt, teilte das DAX-Unternehmen gestern in Heidelberg mit. Die nationalen und internationalen Tochtergesellschaften würden ab dem Jahr 2023 schrittweise umbenannt. Der Vorstand erklärte den Schritt mit dem breiteren Leistungsspektrum des Konzerns und dem Ziel, das erste klimaneutrale Unternehmen der Branche zu werden. Ab dem Jahr 2024 will man CO2-freien Zement anbieten.Nach einer knappen Kurshalbierung im laufenden Jahr büßten Papiere von Varta weiter ein, nachdem sie gestern in der Spitze um mehr als sieben Prozent gefallen waren. "Hinter vorgehaltener Hand bauen Hedgefonds ihre Short-Positionen auf Varta weiter aus", schreibt der Bernecker Börsenbrief. Danach wetten die Investoren auf fallende Kurse und setzen auf ein Scheitern der E-Mobility-Pläne des Batterieherstellers aus dem MDAX. | 2finanzen
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Im Iran ist übereinstimmenden Medienberichten zufolge der kritische Filmregisseur Jafar Panahi festgenommen worden. Das Nachrichtenportal "Etemad" berichtete, dass der 62-Jährige in Gewahrsam genommen worden sei. Offiziell bestätigt ist die Festnahme des Regisseurs von "Taxi Teheran" bislang nicht. Für den Film war er 2015 bei der Berlinale mit dem Goldenen Bären ausgezeichnet worden. Im Iran saß er bereits im Gefängnis, hat Arbeitsverbot und darf das Land nicht verlassen - dennoch hat er in der Vergangenheit mehrere Filme gedreht. Bereits in den vergangenen Tagen waren mit Mohammed Rassulof und Mostafa Al-Ahmad zwei weitere prominente Regisseure verhaftet worden. Die iranische Justiz wirft ihnen vor, mit einem Aufruf gegen Gewalt die öffentliche Ordnung gefährdet zu haben. Die Veranstalter der Berlinale hatten gegen diese Festnahmen protestiert, auch Rassulof ist Berlinale-Gewinner. Hintergrund ist der Einsturz eines Hauses in Abadan im Südwesten des Iran im Mai. Dabei waren mehr als 40 Menschen ums Leben gekommen. Danach aufflammende Proteste waren von den Sicherheitskräften gewaltsam unterdrückt worden.Gegen diese Gewalt wandten sich Rassulof und Al-Ahmad zusammen mit etlichen anderen Menschen aus der iranischen Filmindustrie. Unter dem Hashtag "Put your gun down" (Legt eure Waffe nieder) forderten sie ein Ende der Repressionen. Der nun festgenommene Panahi soll sich im Internet mit dem Aufruf solidarisiert haben. Der iranischen Nachrichtenagentur Mehr zufolge sei er festgenommen worden, als er bei der Staatsanwaltschaft den Fall seines Kollegen Rassulof verfolgen wollte. | 1asien
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Bundesfinanzminister Christian Lindner hat trotz der Energiekrise ein klares Bekenntnis zur Schuldenbremse abgegeben. Mit ihrer Zinserhöhung habe die Europäische Zentralbank (EZB) ein klares Signal an die Finanzminister gegeben, nicht mit Staatsausgaben auf Pump die Teuerung weiter anzuheizen, machte er im Bericht aus Berlin deutlich. Der Staat könne nicht Wohlstandsverluste über dauerhaft höhere Schulden ausgleichen, so der FDP-Chef. Schulden müssten schließlich auch von den Bürgerinnen und Bürgern zurückgezahlt werden. Die Ampelkoalition habe bereits Entlastungspakete aufgelegt, betonte Lindner. Aber galoppierende Preise seien die größte Gefahr für die Wirtschaftsentwicklung. "Inflation bekämpft man anders als eine Corona-Pandemie."In der Corona-Krise habe der Staat mit Schulden die fehlende Nachfrage und Umsatzverluste ausgeglichen. Bei einer Inflation müssten die Preise jedoch reduziert werden. "Da darf der Staat mit Milliarden nicht die Nachfrage noch stimulieren." Verbunden mit einer Inflationsbekämpfung sei auch immer eine befristete wirtschaftliche Abkühlung. "Wir können und müssen soziale Härten bei den Menschen abfedern. Niemand wird im Winter frieren oder hungern aus finanziellen Gründen."Die im Grundgesetz verankerte Schuldenbremse sieht vor, dass die Ausgaben in den Haushalten von Bund und Ländern grundsätzlich ohne Einnahmen aus Krediten finanziert werden. Es gibt allerdings einen Spielraum, der für den Bund höchstens 0,35 Prozent des Bruttoinlandsprodukts beträgt. Bei Naturkatastrophen oder anderen Notsituationen kann die Schuldenbremse ausgesetzt werden. Dies wurde 2020 und 2021 wegen der Corona-Pandemie getan und in diesem Jahr erneut - auch wegen des Krieges gegen die Ukraine.In der Energiepolitik verlangte Lindner eine Absage an "ideologische Festlegungen, Stichwort Kernkraft". Um die Strompreise zu senken, müssten alle Kohlekraftwerke ans Netz gehen und auch die drei verbliebenen deutschen Atomkraftwerke im kommenden Jahr genutzt werden.Dies ist ein klarer Verweis auf die Zuständigkeit von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck, den er aber nicht namentlich nannte. Habeck hatte vorgeschlagen, zwei der drei in Deutschland noch laufenden AKW mit Jahresende in eine befristete Einsatzreserve zu überführen. Das Atomkraftwerk im niedersächsischen Lingen soll wie geplant abgeschaltet werden. Habecks Kritiker werfen ihm vor, damit Rücksicht auf die anstehende Landtagswahl in Niedersachsen zu nehmen.Wegen der Energiekrise und der hohen Inflation infolge des Ukraine-Kriegs erwarten viele Fachleute im Winterhalbjahr eine Rezession in Deutschland. Denn Firmen und Verbraucher bekommen die gestiegenen Preise deutlich zu spüren - viele wünschen sich deshalb mehr staatliche Eingriffe.Angesprochen auf schlechte Umfragewerte der regierenden Ampel-Koalition zeigte sich Lindner gelassen und staatsmännisch: "Um Umfragen sorge ich mich in einigen Monaten oder vor der nächsten Bundestagswahl wieder. Jetzt geht es darum, wirklich in diesem Land das Richtige zu tun, es auf Kurs zu halten." Es gehe derzeit weder um eine einzelne Partei, noch um parteipolitische Fragen. | 3innenpolitik
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Die Nacht blieb ruhig für die Menschen im Gazastreifen und auf der israelischen Seite der Grenze. Die Feuerpause - sie scheint zu halten. Nach intensiven ägyptischen Vermittlungsbemühungen hatten die israelische Regierung und der Islamische Dschihad die Waffenruhe am späten Abend bestätigt. Vereinbarter Beginn: 23.30 Ortszeit. Kurz davor flog die israelische Armee noch einen Angriff im Gazastreifen. Kurz danach wurde aus dem Küstengebiet noch eine Raketensalve abgefeuert. Nun scheint die jüngste Eskalation im ewigen Nahostkonflikt zwischen Israelis und Palästinensern beendet und jede Seite hat ihre eigene Lesart. Die israelische Armee hatte schon vor der Waffenruhe erklärt, man habe die gesamte Führung der Palästinenserorganisation Islamischer Dschihad (PIJ) im Gazastreifen ausgeschaltet, die Gruppe massiv geschwächt und das Ziel der Militäroperation mit dem Namen "Morgengrauen" erreicht - die unmittelbare Bedrohung durch den Islamischen Dschihad zu beseitigen. So sah es auch der ehemalige israelische Militärsprecher Ronen Manelis im Interview mit dem Fernsehsender KAN: "Man kann diese Runde als einen enormen, taktischen Erfolg für die israelische Armee und den Inlandsgeheimdienst zusammenfassen", so Manelis. "Was bleibt sind große strategische Fragen, die sich auch auf die Beziehungen zur Hamas und dem islamischen Dschihad in der Zukunft beziehen. Wie lässt sich diese Situation für eine länger andauernde Ruhephase nutzen?"Der Islamische Dschihad erreichte nach eigenen Angaben im Gegenzug für die Waffenruhe, dass ein Führungsmitglied, das sich zur Zeit im Hungerstreik in israelischer Haft befindet, freigelassen wird. Die palästinensische Extremistengruppe, die vom Iran unterstützt wird, sieht sich durch die jüngste Runde der Kämpfe gestärkt. Ihr Anführer Ziad Al-Nakhala sagte in Teheran, "das erklärte Ziel des zionistischen Feindes war die Vernichtung des Islamischen Dschihad und seines militärischen Flügels, den Al-Kuds Brigaden. Nun, nach Ende der Kämpfe, zeigt sich klar: Der Islamische Dschihad ist weiterhin stark, stabil und sogar mächtiger als zuvor."In der vergangenen Woche hatte der Islamische Dschihad Israel immer wieder mit Attacken gedroht. Am Freitag griff dann Israel an. Im Gazastreifen forderten die Angriffe nach offiziellen Angaben 44 Todesopfer, darunter Kämpfer des Dschihad, aber auch Zivilisten. Hunderte Menschen wurden verletzt. Der islamische Dschihad feuerte Hunderte Raketen und Mörsergranaten auf Israel. Dort erlitten mehr als 20 Menschen leichte Verletzungen. Vom Raketenbeschuss betroffen war auch das südisraelische Ashdod. Ein Einwohner erzählt, dass er erleichtert ist über die Waffenruhe: "Krieg hat noch nie irgendwem etwas Gutes gebracht. Frieden ist etwas Großes und ich wünsche mir wirklich, dass sich unsere Kinder und das ganze israelische Volk im eigenen Land sicher fühlen können."Die palästinensische Hamas, die den Gazastreifen kontrolliert und militärisch stärker ist als der Islamische Dschihad, beteiligte sich diesmal nicht an den Kämpfen. Nach dem Krieg im vergangenen Jahr lockerte Israel die Abriegelung des Gazastreifens und erteilte Tausende neue Genehmigungen, die Palästinensern aus dem Küstengebiet erlauben, in Israel zu arbeiten. Das wollte Hamas nicht gefährden, sagt Ohad Hemo, Experte für die palästinensischen Gebiete beim israelischen Sender Kanal 12. "Einerseits ist sie eine Widerstandsgruppe, aber sie ist pragmatischer als der Dschihad und hat, weil sie Gaza regiert, andere Prioritäten", beschreibt er die Rolle der Hamas. "Zum Beispiel ein Interesse am Wiederaufbau des Gazastreifens. Es fällt ihr zwar schwer, sich aus den Kämpfen rauszuhalten - aber sie tut es dennoch."Diese Eskalationsrunde scheint beendet. Eine dauerhafte Lösung im Konflikt zwischen Israel und den bewaffneten Gruppen im Gazastreifen ist nicht in Sicht. | 1asien
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Der brasilianische FIFA-Schiedsrichter Igor Benevenuto hat seine Homosexualität öffentlich gemacht. In einer Folge des Podcasts "Nos Armários dos Vestiários" (etwa: In den Schränken der Umkleidekabinen) der Globo-Gruppe kritisierte der 41-Jährige auch Homophobie und Machismo im Fußball sowie in seiner südamerikanischen Heimat. Der Brasilianer steht für 2022 auf der Liste der Video-Referees des Fußball-Weltverbands. "Ich habe mein Leben damit verbracht, mich selbst zu opfern, um mich vor der physischen und emotionalen Gewalt der Homophobie zu schützen", sagte Benevenuto. Weil Fußball als Männersache betrachtet werde, habe er in dem Sport seine Sexualität verstecken können. Wegen Gerüchten darüber sei er aber auch bei Spielen von Fans und Vereinsmanagern homophob beleidigt worden. In Brasilien, wo weltweit die meisten Schwulen getötet würden, müsse er auch mit der Angst vor dem Sterben umgehen. "Hier geht es nicht nur um Vorurteile, sondern um den Tod", betonte Benevenuto. Nun wolle er sich aber befreien: "Ich möchte Beziehungen führen können, ich möchte in Ruhe Schiedsrichter sein."Sollte Benevenuto von der FIFA als Video-Referee für die WM 2022 nominiert werden, könnte das für den Brasilianer im Gastgeberland zum Problem werden. Homosexuelle Handlungen sind in Katar strafbar. Die Strafen sehen Auspeitschen, Inhaftierung oder sogar die Todesstrafe vor - wobei letztere zumindest nach Erkenntnissen von Menschenrechtsorganisationen bislang nicht vollstreckt worden ist.FIFA-Präsident Gianni Infantino betonte noch im Mai: "Jeder wird sehen, dass jeder hier in Katar willkommen ist, auch wenn wir über LGBTQ+ sprechen." Die FIFA erklärte auf Anfrage erneut, dass Regenbogenfahnen im Stadion erlaubt seien. Die katarischen WM-Organisatoren erklärten, dass sie Richtlinien des Weltverbandes diesbezüglich respektieren würden.Wie viel Toleranz der WM-Gastgeber Besuchern und Teilnehmern des Turniers tatsächlich entgegenbringen wird, ist noch nicht eindeutig absehbar. Quelle: sportschau.de | 4sportschau
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In Sri Lankas Hauptstadt Colombo sind etliche Demonstranten in die Präsidentenresidenz eingedrungen. Das war auf Bildern des Fernsehsenders NewsFirst zu sehen. Vor dem Anwesen hatten sich Zehntausende versammelt, um den Rücktritt Gotabaya Rajapaksas und der Regierung zu fordern. Auf Facebook gab es eine Live-Übertragung der Stürmung. Dort war zu sehen, wie Hunderte durch die Flure und Räume des Gebäudes zogen. Aus dem Verteidigungsministerium verlautete, dass der Präsident vor den für das Wochenende geplanten Demonstrationen bereits am Freitag in Sicherheit gebracht worden sei. Zuvor waren die Demonstranten durch das Zentrum der Metropole Colombo gezogen. Sie skandierten Slogans gegen den Präsidenten und schwenkten Flaggen des Landes. Dabei gelang es ihnen auch, Absperrungen der Polizei zu durchbrechen. Diese feuerte Warnschüsse ab und setzte Wasserwerfer und Tränengas gegen Demonstranten ein, wie auf Fernsehbildern zu sehen war. Auch Soldaten seien im Einsatz, hieß es. Der sri-lankische Ministerpräsident Ranil Wickremesinghe bot als Folge seinen Rücktritt an. Er werde sein Amt abgeben, wenn alle Parteien der Bildung einer neuen Regierung zugestimmt hätten, sagte Wickremesinghes Sprecher Dinouk Colambage. Zuvor hatten sich die Führer der Parteien im Parlament getroffen und den Rücktritt von Wickremesinghe und Rajapaksa verlangt. Das Amt des Staatschefs solle übergangsweise auf Parlamentspräsident Mahinda Yapa Abeywardena übergehen, twitterte der Oppositionsabgeordnete Rauff Hakeem. Es solle eine Allparteienregierung und Neuwahlen geben. Seit Monaten gibt es regelmäßige Proteste in Sri Lanka, zum Teil von Gewalt begleitet. Das Land befindet sich in der schwersten Wirtschaftskrise seit Jahrzehnten. Den 22 Millionen Einwohnern mangelt es an Lebensmitteln, Treibstoff und Medikamenten. Sri Lanka hat unter anderem den Internationalen Währungsfonds sowie mehrere Länder wie Russland um Hilfe gebeten. Gründe für die Wirtschaftskrise sind unter anderem eine starke Abwertung der Landeswährung, wodurch Importe erheblich teurer wurden. Die Bevölkerung macht auch Präsident Rajapaksa dafür verantwortlich und wirft ihm Misswirtschaft vor. Zudem leidet das Land unter dem Einbruch des internationalen Tourismus infolge der Corona-Pandemie. Zwar kündigte die Regierung unter dem neuen Ministerpräsidenten Ranil Wickremesinghe Reformen an. Doch dies konnte die Bevölkerung nicht beruhigen, der Unmut stieg in den vergangenen Wochen. Im Mai waren Massenproteste gegen die Regierung eskaliert. Es gab Tote und Hunderte Verletzte. Die Regierung von Mahnda Rajapaksa war daraufhin zurückgetreten. Der Bruder des zurückgetretenen Regierungschefs, Präsident Gotabaya Rajapaksa, blieb hingegen im Amt. Die Regierung hatte angesichts der Proteste am Freitag eine unbefristete Ausgangssperre verhängt. Auf Druck von Bürgerrechtsgruppen, Anwälten und buddhistischen Mönchen, die die Demonstrationen unterstützen, nahm sie die Maßnahme aber zurück. | 1asien
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Nach dem Ende der vorübergehenden Steuersenkung auf Kraftstoffe sind die Preise für Superbenzin der Sorte E10 laut ADAC um rund 25 Cent pro Liter gestiegen. Das geht aus einer ersten Einschätzung des Automobilclubs hervor. Der Literpreis für Diesel stieg demnach um etwa 10 Cent."Angesichts voller Tanks an den Tankstellen, die bis gestern zu niedrigen Steuersätzen befüllt wurden, ist das gegenüber den Verbrauchern in keiner Weise zu rechtfertigen", kritisierte ADAC-Sprecherin Katrin van Randenborgh. Hinzu komme, dass die Preise in den vergangenen zwei Wochen bereits deutlich gestiegen seien - bei E10 um rund 10 und beim Diesel um etwa 20 Cent. Insgesamt erreiche die jüngste Preissteigerung beim Diesel damit fast das Doppelte der ausgelaufenen Steuersenkung, sagte van Randenborgh. Dafür gebe es aus Sicht des ADAC keine Grundlage. Superbenzin der Sorte E10 kostete am Donnerstagmorgen bei einem Großteil der untersuchten Tankstellen mehr als 2,00 Euro. 24 Stunden zuvor hatte der Preis bei keiner einzigen untersuchten Tankstelle jenseits dieser Schwelle gelegen. Diesel dagegen kostete bereits am Mittwoch an der Mehrheit der untersuchten Tankstellen mehr als 2,00 Euro. Am Donnerstag lag der Dieselpreis nun bei einem Großteil der Tankstellen deutlich jenseits von 2,10 Euro, teils auch bei mehr als 2,30 Euro.Rechnerisch könnte der Preis für E10 durch die Aufhebung der Steuersenkung um 35 Cent für Diesel um 17 Cent steigen. Allerdings waren die Preise in den vergangenen zwei Wochen bereits deutlich in die Höhe gegangen. Tankstellenbetreiber konnten bis Mittwoch noch zum gesenkten Steuersatz einkaufen. Daher hätten sie die Möglichkeit, Benzin und Diesel zunächst weiter günstiger abzugeben. Bis die Aufhebung der Steuersenkung, auch Tankrabatt genannt, voll auf die Kunden durchschlägt, könnte es also noch etwas dauern.Auch der Sprecher des Tankstellen-Interessenverbandes, Herbert Rabl, warf den großen Konzernen vor, bereits eingekauften und damit billigeren Kraftstoff in den Tanks nun zu überhöhten Preisen zu verkaufen. An den Zapfsäulen werde es in den kommenden Wochen einen großen Preiskampf geben, sagte Rabl dem SWR. "Die großen Marken haben den Tankrabatt fast oder ganz draufgehauen - die kleinen Marken ziehen nun nach. Wir erleben ein Tauziehen, wer sich durchsetzt." Der Interessenverband vertritt die Anliegen von Tankstellenpächtern und Tankstelleneigentümern in Deutschland.In den Folgemonaten soll der Tankrabatt dann aber auch in Frankreich abschmelzen. Im November und Dezember soll er auf dem Festland auf 10 Cent verringert werden und zum Jahresende ganz auslaufen. | 6verbraucher
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Drei Monate vor Beginn der Fußball-Weltmeisterschaft hat Gastgeber Katar mindestens 60 ausländische Arbeiter festgenommen, die gegen ausbleibende Lohnzahlungen protestierten. Ein Teil der Festgenommenen sei ausgewiesen worden, teilte das Beratungsunternehmen Equidem Research mit.Die Festnahmen ließen Zweifel an Katars Zusicherung aufkommen, den Umgang mit den vielen ausländischen Arbeitern im Land zu verbessern, sagte Geschäftsführer Musutafa Kadri.Die Regierung des arabischen Landes teilte laut Nachrichtenagentur AP mit, eine Reihe von Demonstranten sei wegen Verstößen gegen die Gesetze zur öffentlichen Sicherheit festgenommen worden. Weitere Informationen zu den Festnahmen oder möglichen Ausweisungen wurden nicht veröffentlicht.Videoaufnahmen, die im Internet veröffentlicht wurden, zeigten etwa 60 Teilnehmer der Protestaktion am 14. August vor den Büros der Al Bandary International Group in Doha, einem Konglomerat, zu dem Bauunternehmen, Immobilien, Hotels, Gastronomie und andere Unternehmen gehören. Einige der Demonstranten hatten laut Equidem seit sieben Monaten keinen Lohn mehr bekommen.Die katarische Regierung teilte mit, das Unternehmen habe tatsächlich Löhne nicht gezahlt. Das Arbeitsministerium werde nun einspringen und alle ausgefallenen Zahlungen leisten.Das Emirat am Persischen Golf ist immer wieder wegen der Ausbeutung von Migranten in den Schlagzeilen. Fast 90 Prozent der 2,5 Millionen Einwohner Katars sind Ausländer, die großteils aus ärmeren Ländern wie Bangladesch, Nepal oder Indien stammen. Knapp die Hälfte von ihnen arbeitet auf Baustellen, viele davon stehen in Verbindung mit der Fußball-WM.Im vergangenen Jahr berichtete die britische Zeitung "The Guardian" von 6500 toten Gastarbeitern, seitdem das Emirat im Jahr 2010 den Zuschlag für die Ausrichtung der Fußball-WM erhalten hatte.Katar hatte 2020 ein Reformprogramm gestartet, um die Arbeitsbedingungen für Migranten zu verbessern. So wurde etwa das so genannte Kafala-Beschäftigungssystem abgeschafft, das Arbeitgeber unter anderem darüber entscheiden ließ, ob Arbeiter das Land verlassen durften.Das Land führte auch einen monatlichen Mindestlohn von 1000 Riyal (275 Euro) ein. Kritiker bemängeln aber, dass Zusagen nur teilweise umgesetzt worden seien. Besonders im Streit um ausstehende Lohnzahlungen benötigten ausländische Arbeiter mehr Unterstützung. | 1asien
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Die Staubwolke ist aus der Ferne gut zu erkennen: Ein Auto rast auf einem Feldweg in hohem Tempo auf eine Stellung der Bundeswehr zu. Reagiert auch auf Warnschüsse nicht. Doch die Truppe ist vorbereitet, schaltet das mit einem Sprengsatz beladene Fahrzeug rechtzeitig aus. Das alles war nur ein Übungsszenario - durchgespielt in der Heidelandschaft Sachsen-Anhalts, im Gefechtsübungszentrum Gardelegen, wo die Soldatinnen und Soldaten für den Einsatz in Mali ausgebildet werden."Das ist Vorbereitung auf den Ernstfall - auf etwas, was hoffentlich nie passiert", befand Verteidigungsministerin Christine Lambrecht, als sie Mitte Juli das Heeres-Ausbildungszentrum besuchte. Doch wie lange wird diese Vorbereitung auf Mali überhaupt noch nötig sein? Deutet nicht doch zu viel mittlerweile auf einen Abzug aus dem Sahel-Staat?Die Kette an Demütigungen, die Malis Militärjunta den Deutschen und der UN-Mission MINUSMA zugefügt hat, ist jedenfalls lang: Am vergangenen Freitag verweigerten die Militärs der Bundeswehr erneut die Genehmigung zum Einfliegen von Verstärkungskräften, die für die Absicherung des Flughafens im malischen Gao dringend gebraucht werden. Danach setzte Verteidigungsministerin Lambrecht den Einsatz der Bundeswehr bis auf Weiteres aus. Ob der nun für Donnerstag geplante Personalwechsel gelingt, ist unklar: Man habe dafür "alle Voraussetzungen geschaffen", teilte das Verteidigungsministerium mit, könne aber nicht ausschließen, dass der Flug erneut verschoben werden müsse. Auch scheint die Zusammenarbeit des malischen Regimes mit Russland immer enger zu werden: Die Regierung lässt sich im Kampf gegen die Dschihadisten von Moskau schon länger mit Personal und Material helfen. Jetzt sind am Montag dieser Woche - kurz nach dem Abzug der französischen Truppen - offenbar weitere russische Kräfte eingetroffen.Und zwar, wie aus einem Dokument hervorgeht, das dem ARD-Hauptstadtstudio vorliegt, am Flughafen Gao und damit in unmittelbarer Nähe des Camps, in dem auch die Bundeswehr stationiert ist. Auch sei hier, bestätigte nun die Sprecherin des Verteidigungsministeriums, Christina Routsi, ein Bodenkampfflugzeug vom Typ L39 eingetroffen: "Da kann es sich möglicherweise um ein Flugzeug handeln, das von der russischen Föderation an Mali übergeben wurde." Eine Entwicklung, "die das Missionsumfeld verändert", sieht man im Auswärtigen Amt. Man sei im Kontakt mit dem malischen Außenminister und den Vereinten Nationen. Klar ist: Eine endgültige Entscheidung über "Bleiben oder Abziehen" hat die Bundesregierung noch nicht getroffen. Laut Auswärtigem Amt jedenfalls vermittelt die malische Regierung in Gesprächen den Eindruck, dass die Deutschen im Land weiter willkommen seien: "Diese UN-Mission ist nach wie vor sinnvoll, aber sie kann ohne die Unterstützung der malischen Regierung nicht funktionieren. Daher verhandeln wir sehr geduldig, auch wenn das Militärregime es uns nicht immer einfach macht", sagt ein hochrangiger Diplomat dem ARD-Hauptstadtstudio.Wer sich im zweiten für diesen Einsatz verantwortlichen Ministerium umhört, dem von Lambrecht geführten Verteidigungsressort, bekommt eine deutlich skeptischere Einschätzung der Lage zu hören. Zwar beteuerte das Ministerium am Mittwochabend, man wolle sich trotz der schwierigen Situation "grundsätzlich weiter im Rahmen von MINUSMA in Mali engagieren". Doch die Zweifel, dass sich das Vertrauen zum Regime in Mali überhaupt wieder herstellen lässt und die Furcht, bald nicht mehr Herr der Lage vor Ort zu sein, scheinen hier größer als im Außenministerium."Es gibt zwischen dem Auswärtigen Amt und dem Bundesverteidigungsministerium offensichtlich keine abgestimmte Mali- Strategie - geschweige denn eine Sahel-Strategie", kritisiert der CDU-Verteidigungspolitiker Henning Otte im Interview mit dem ARD-Hauptstadtstudio. Es sei an der Zeit, klare Bedingungen an die Regierung in Mali zu formulieren. Einig ist man sich in beiden Ministerien sowie bei der Union immerhin in einem Punkt: Ist die Sicherheit der Bundeswehr nicht mehr gewährleistet, ist Schluss. Jedenfalls steckt Berlin in einem Dilemma: Die verschlechterte Lage in Mali ist schwer zu leugnen. Die Risiken im Falle eines Abzugs sind es aber auch: Ohne die Deutschen dürfte die rund 13.000 Soldatinnen und Soldaten starke UN-Mission zusammenbrechen. "Es hätte durchaus negative Folgen, wenn wir unser Engagement vorzeitig beenden: Unter anderem würde das bedeuten, dass der Einfluss Russlands in Mali weiter zunimmt", warnt der hochrangige Diplomat aus dem Auswärtigen Amt. Dass Moskau eine Lücke, die der Westen im Sahel möglicherweise reißt, nur zu gerne füllen würde, hatte Russlands Präsident Wladimir Putin bereits hinlänglich zu verstehen gegeben. | 3innenpolitik
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Im Dezember 2016 fährt ein junger Mann von North Carolina aus nach Washington D.C. Vor einer Pizzeria im Nordwesten der Stadt packt er eine Waffe aus und fängt an zu schießen. Er glaubt, dass im Keller der Pizzeria Kinder als Sexsklaven gehalten werden. Nichts davon stimmt. "Pizzagate" ist eine Verschwörungstheorie, die von Alex Jones und anderen verbreitet wird. Jones, mit einer Klage konfrontiert, wird Monate später beim Eigentümer der Pizzeria um Entschuldigung bitten. Immer wieder haben Menschen versucht, sich gegen Jones und sein Lügen-Imperium zu wehren. Selbst wenn sie am Ende Recht bekamen, war der Schaden für sie oft immens, wirtschaftlich und psychisch. Für Jones aber ging die Rechnung bisher immer auf: Mehr Lügen bedeuteten mehr Hörer, Zuschauer, Klicks und Bestellungen in seinem Internet-Shop.In den 1990er-Jahren war der gebürtige Texaner, Jahrgang 1974, nur ein Durchgeknallter, der spätnachts irgendwo im Fernsehen wilde Geschichten erzählte. Zur Jahrtausendwende begann er, von zu Hause aus seine Sendungen im Internet zu veröffentlichen. Die Anschläge vom 11. September 2001 waren für ihn ein einschneidendes Ereignis. Schon früh behauptete er, es handele sich mit 98-prozentiger Wahrscheinlichkeit um eine von der Regierung gesteuerte kontrollierte Bombardierung des World Trade Centers. Jones wurde einer der führenden Lautsprecher, die den offiziellen Berichten nicht glaubten.Das machte ihn enorm populär. Zeitweise strahlten weit über 100 Lokalsender seine Show aus. Sein Markenzeichen: eine kehlig grollende Westernheldenstimme, mit angespanntem Kiefer hervorgestoßene Tiraden, begleitet von explosivem Lachen, den Kopf in den Nacken gelegt.Millionen Menschen hörten zu - und besuchten seine Website Infowars.com. Dort verkauft Jones bis heute jede Menge Merchandise für Anhänger von Verschwörungstheorien: Vitamine, Diätmittel, Zubehör für den vermeintlich drohenden Bürgerkrieg. Außerdem Literatur und Videos. Damit hat Jones zig Millionen Dollar verdient.Dass die Regierung angeblich Anschläge inszeniert, um das Kriegsrecht auszurufen und dann eine Diktatur einzuführen, das ist einer von Jones' Klassikern. Er vertritt die Verschwörungstheorie von der "Neuen Globalen Weltordnung", wonach Eliten weltweit und im Geheimen an einem Umsturz arbeiten. Mit dabei angeblich: die Demokratische Partei. Hillary Clinton sei eine Dämonin aus der Hölle, die mit Barack Obama zusammen die Terrororganisation "Islamischer Staat" gegründet habe; Clinton sei der Kopf eines Pädophilenrings - das sind seine Geschichten. In Donald Trump, dem Kandidaten und dann Präsidenten, fand Jones einen Bruder im Geiste. Trump wiederholte im Fernsehen und auf Twitter die Stories von Jones - und so hatte der Lautsprecher einen noch größeren Verstärker gefunden.Ob er selbst glaubt, was er erzählt? In einem Sorgerechtsprozess nach seiner Scheidung war von einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung die Rede. Wie viele Leute tatsächlich glauben, was er verbreitet, ist nicht bekannt. Womöglich ist sein Einfluss auch geschrumpft, seit große Internet-Plattformen ihn wegen Lügen und Hetze verbannt haben. Aber er hat ein Klima mit vorbereitet, in dem in den USA inzwischen jeder nur noch das zu glauben scheint, was er oder sie glauben will. Dass etwa Joe Bidens Wahlsieg 2020 in konservativen Kreisen ganz selbstverständlich als großer Betrug wahrgenommen werden kann, hat auch etwas damit zu tun, dass Moderatoren wie Jones oder der verstorbene Rush Limbaugh ihren Zuhörern jahrzehntelang eingehämmert haben, sie würden von korrupten Eliten im Sumpf von Washington betrogen. Rund um den Angriff aufs Kapitol am 6. Januar 2021 war Jones zu sehen und zu hören, wie er Trump-Anhänger anfeuerte. Vom zuständigen Untersuchungsausschuss wurde er bereits vorgeladen.Im Prozess, den die Eltern der Sandy Hook Grundschule gegen ihn führen, hat Jones schließlich eingeräumt, das Massaker habe stattgefunden. Seine Theorie, solche Anschläge seien von der Regierung inszeniert, wird allerdings inzwischen von Republikanern am rechten Rand der Partei aufgegriffen und verbreitet.Die ersten Urteile in Sachen Sandy Hook Grundschule sind ein Signal: Falsche Behauptungen über echte Menschen richten echten Schaden an und dafür wird man zur Verantwortung gezogen. Doch egal, wieviel Jones am Ende zahlen muss: Seine Saat ist längst aufgegangen. | 0amerika
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Die US-Börsen starteten den letzten Handelstag der Woche zunächst uneinheitlich - nicht sicher, in welche Richtung sie tendieren. Bis zum Handelsschluss haben sie sich jedoch klar entschieden: Für den amerikanischen Leitindex Dow Jones ging es um 1,71 Prozent nach unten auf 28.726 Punkte, der breiter gefasste S&P-500-Index gab um 1,51 Prozent auf 3586 Punkte nach. Der technologielastige Nasdaq 100, der Werte wie Apple und Microsoft umfasst, fiel heute bis zum Börsenschluss um 1,73 Prozent. Auf die Aussage der Fed-Vizechefin Lael Brainard, dass man die Auswirkungen der steigenden Kreditkosten auf die Stabilität der Weltmärkte beobachten müsse, reagierten die Anleger nur kurz erleichtert. Zuletzt überwog die Erkenntnis, dass sich der Preisauftrieb jüngst wieder verstärkt hat. Der auf den US-Konsumausgaben basierende Preisindex PCE stieg im Jahresvergleich und im Monatsvergleich stärker als erwartet. Die US-Notenbank Fed bevorzugt den Preisindikator PCE gegenüber dem bekannteren Verbraucherpreisindex CPI. Den September beendete der Dow Jones mit einem Abschlag von 8,8 Prozent. Einen größeren Monatsverlust hatte es zuletzt im März 2020 und damit auf dem Höhepunkt der Corona-Krise gegeben. Gleichwohl fällt die Bilanz für das dritte Quartal mit einem Minus von 6,7 Prozent weniger negativ aus als im Vorquartal. In den drei ersten Quartalen dieses Jahres mussten die US-Börsen damit drei Rückgänge in Folge hinnehmen. Es sei ein sehr schmerzhaftes Quartal für den Aktienmarkt gewesen, sagte Tim Ghriskey, Börsenfachmann bei Ingalls & Snyder in New York.Für den DAX endet heute ein verlustreicher September-Monat, den er jedoch versöhnlich abschließt. Bis zum Handelsschluss hielt sich der DAX oberhalb der 12.000 Punkte. Er schloss den letzten Handelstag der Woche 1,16 Prozent höher bei 12.114 Punkten. Der MDAX der mittelgroßen Werte stieg gar um 2,66 Prozent auf 22.370 Punkte. Trotz des guten Ausgangs betrug das Minus des Leitindex mehr als fünf Prozent. Etwas Hoffnung auf Besserung schürt der Blick in die Vergangenheit. Denn "mit den Monaten Oktober bis Dezember steht nun das typischerweise beste Quartal des Börsenjahres bevor", so Börsenfachmann Uwe Streich von der Landesbank Baden-Württemberg. Allerdings begännen die Analysten gerade erst mit der Senkung ihrer Schätzungen für die Unternehmensgewinne. Und da die Prognosen deutlich nach unten revidiert werden dürften, seien die derzeitigen Bewertungen sogar noch schmeichelhaft. Der deutsche Arbeitsmarkt zeigt sich trotz der wirtschaftlichen Talfahrt weiterhin sehr robust. Die Zahl der Arbeitslosen sank im September gegenüber dem Vormonat um 62.000 auf 2,49 Millionen, wie die Bundesagentur für Arbeit (BA) heute mitteilte. Stichtag der Erhebung war der 12. September. Die Herbstbelebung fiel damit zwar etwas schwächer aus als üblich, weil die Unternehmen bei Neueinstellungen vorsichtiger geworden sind. Aber im Unterschied zu früheren Krisen versuchten sie, ihre Arbeits- und Fachkräfte zu halten, sagte die BA-Vorsitzende Andrea Nahles in Nürnberg.Nach der vorläufigen Schätzung des Statistischen Bundesamtes von gestern zur deutschen Inflation, die seit Jahrzehnten erstmals wieder zweistellig ist, folgten heute auch Daten zur Teuerung im Euroraum. Die bereits hohe Inflation in der Eurozone ist demnach weiter angestiegen. Im September erhöhten sich die Verbraucherpreise gegenüber dem Vorjahresmonat um 10,0 Prozent, wie das Statistikamt Eurostat heute mitteilte. Es ist der stärkste Anstieg seit Einführung des Euro als Buchgeld im Jahr 1999. Analysten hatten mit einer Inflationsrate von 9,7 Prozent gerechnet. Im Vormonat waren die Verbraucherpreise um 9,1 Prozent gestiegen."Vermutlich wird die EZB auf ihrer Oktober-Sitzung eine neuerliche Zinsanhebung um 75 Basispunkte lancieren", sagt Thomas Gitzel, Chef-Volkswirt der VP Bank. "In den darauffolgenden Sitzungen werden weitere geldpolitische Straffungen auf der Agenda stehen, allerdings vermutlich mit etwas kleineren Schritten."Am Devisenmarkt ist der Dollar gefragt. Im Gegenzug gibt die Gemeinschaftswährung 0,16 Prozent auf 0,9813 Dollar nach. Der Rückgang der meisten Rohstoffpreise hat sich im September fortgesetzt. "Die konjunkturelle Eintrübung und die vielerorts sich weiter verschlechternde Stimmung bei Unternehmen, Konsumenten und an den Finanzmärkten lassen die Rohstoffpreise weiter auf breiter Basis fallen", erklärt Dora Borbély von der DekaBank. Auch Gold ist betroffen - trotz hoher Inflation. Die Feinunze kostet heute 1663 Dollar. Im Allzeithoch im März dieses Jahres waren es noch 2069 Dollar. "Angesichts der schnellen Anhebung der Zinsen kann Gold als zinslose Anlage derzeit nicht punkten, zumal der starke US-Dollar zusätzlich belastet", bemerkt Barbara Lambrecht von der Commerzbank. Im Fokus stehen jedoch nach wie vor die Energiepreise. So ist der Ölpreis im Monatsvergleich klar gesunken: Öl der Sorte Brent kostet 88 Dollar je Barrel, im Hoch waren es 133 Dollar. "Die hohen Konjunkturrisiken in einem ohnehin gut versorgten Ölmarkt halten die Ölpreise in Schach", stellt Lambrecht fest. Auch Erdgas hatte sich verbilligt, ist zuletzt wegen der Pipeline-Lecks aber wieder etwas teurer geworden. Zu den größten Verlierern am deutschen Aktienmarkt zählen Adidas und Puma. Der US-Rivale Nike hatte einen Gewinneinbruch gemeldet und vor weiterem Margendruck gewarnt. Die verstärkten Rabattaktionen seien ein schlechtes Omen für die europäischen Sportartikel-Hersteller, kommentierte Analyst James Grzinic von der Investmentbank Jefferies. Sie würden voraussichtlich nachziehen müssen. Die Nike-Aktie fiel um mehr als zwölf Prozent.Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) hat vor zwei gravierenden Sicherheitslücken in der Microsoft-Kommunikationsplattform Exchange gewarnt, für die es bislang noch kein Sicherheits-Updates gibt. Die Behörde verwies heute auf eine Analyse des Sicherheitsunternehmens GTSC zu den beiden Schwachstellen. Die Forscher von GTSC erklärten, dass Angreifer aus dem chinesischen Umfeld Exchange Server bereits erfolgreich attackieren und sich über Hintertüren in Systemen einnisten. Nach erfolgreichen Attacken sei die Ausführung von Schadcode möglich. Microsoft bestätigte die beiden Sicherheitslücken. Sie ermöglichten "begrenzte gezielte Attacken", erklärte der Konzern. Die Cloud-Version von Exchange soll nicht betroffen sein, sondern nur Systeme bei Kunden, die Microsoft Exchange auf eigener Hardware betreiben.Die weltweit zweitgrößte Kinokette Cineworld zeichnet ein düsteres Bild für Kinobetreiber und prognostiziert stagnierende Besucherzahlen für die kommenden Jahre. Das britische Unternehmen verzeichnete in der ersten Jahreshälfte einen Verlust vor Steuern in Höhe von 364,9 Millionen Dollar nach einem Negativergebnis von 576,4 Millionen im Vorjahr, teilte der Kinoriese heute mit. Die Zahl der Kinobesucher betrug im ersten Halbjahr knapp 83 Millionen und lag damit bei etwa 61 Prozent des Niveaus vor der Pandemie. Die Branche steht unter Konkurrenzdruck durch Streaming-Plattformen und den damit verbundenen Veränderungen im Verbraucherverhalten, die durch Covid-Lockdowns verstärkt wurden. Heute hielten sich die Papiere der Porsche AG über ihrem Ausgabepreis von 82,50 Euro. Am zweiten Tag nach dem Börsengang legten sie 0,7 Prozent auf 83,08 Euro zu. Großaktionär Volkswagen rückte nach dem Ausverkauf vom Donnerstag 0,8 Prozent vor.Im milliardenschweren Rechtsstreit um die Folgen der gescheiterten VW-Übernahme durch die Porsche SE im Jahr 2008 haben die Kläger einen herben Dämpfer erlitten. Die Zurückweisung zahlreicher Ziele der Anleger bedeute, dass die Musterfeststellungsklage keinen Erfolg habe, sagte der Richter des Oberlandesgerichts Celle. Das Ergebnis in dem Kapitalanleger-Musterverfahren (KapMug) ist für die am Landgericht Hannover ausgesetzten Verfahren bindend, wie ein OLG-Sprecher sagte.Der angeschlagene Energiekonzern Uniper hat nach dem Aus für die Gasumlage eine rasche direkte Hilfe vom Bund angemahnt. "Damit die Gasversorgung weiter gesichert werden kann, müssen die Kosten für die Ersatzbeschaffung von Gas getragen werden", sagte ein Sprecher des Gasimporteurs der Tageszeitung "Rheinische Post".Die Bundesregierung habe zugesichert, "dass die Gasimporteure zu diesem Zweck nun direkt und maßgeschneidert unterstützt werden". Das sei eine Voraussetzung dafür, "dass die Gasimporteure ihre systemkritische Rolle weiter ausüben können".Der Internetkonzern United Internet aus Montabaur rechnet im laufenden Jahr mit mehr Gewinn als bisher. Hintergrund sind allerdings nicht Hoffnungen auf mehr Umsatz - hier bleiben die Erwartungen unverändert. Vielmehr führt der stockende Netzaufbau bei der Tochtergesellschaft 1&1 zu weniger Investitionsaufwendungen, wie das Unternehmen am Abend mitteilte. Beim Umsatz geht United Internet für 2022 also weiter von einem Anstieg auf 5,85 Milliarden Euro aus.Die geplante Zusammenarbeit mit Hyundai gibt TeamViewer Zusatzschub. Die Aktien der Softwarefirma bauen ihre Gewinne aus und stiegen um mehr als drei Prozent. Das Unternehmen will dem Autohersteller den Angaben zufolge Produkte für eine verstärkte Digitalisierung der Fabriken liefern.Die französische Großbank Société Générale hat den Chef ihres Investmentbanking-Segments zum neuen Vorstandsvorsitzenden gewählt. Slawomir Krupas Ernennung werde auf der nächsten Aktionärsversammlung im Mai 2023 vorgeschlagen, teilte die Bank heute mit. Er werde die von seinem Vorgänger Frederic Oudea eingeleiteten Veränderungen zu Ende führen, darunter die Ausweitung des SocGen-Autoleasinggeschäfts und die Entwicklung ihrer Online-Bank Boursorama. Der seit 2008 amtierende Oudea will seinen Vertrag nicht mehr verlängern und scheidet im Mai 2023 aus. Das zweitgrößte Geldhaus in Deutschland schrumpft sein Filialnetz in Deutschland weiter. Statt auf 450 Standorte setzt der Commerzbank-Vorstand nun nur noch auf gut 400 Niederlassungen. Ein Sprecher des Frankfurter Instituts wollte entsprechende Informationen, über die zunächst das "Handelsblatt" berichtete, nicht kommentieren. Verdi-Gewerkschaftssekretär Stefan Wittmann, der Mitglied des Commerzbank-Aufsichtsrates ist, sagte der Deutschen Presse-Agentur: "Wir tragen das mit: Das Kundenverhalten ändert sich. Durch den Abbau von Personal stehen außerdem nicht mehr genügend qualifizierte Berater zur Verfügung. Von daher ist es folgerichtig, die Filialzahl weiter auf rund 400 zu reduzieren."Der Autozulieferer Vitesco sieht sich trotz der trüben Konjunkturaussichten weiter in der Spur. "Was unsere Kunden bestellen, ist ungebrochen hoch", sagte Chef Andreas Wolf im Gespräch mit der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX. "Wenn wir mehr produzieren könnten, würde es abgenommen werden." Der Chef des im SDAX notierten Antriebsspezialisten erwartet zudem eine immer bessere Versorgung auch mit den knappen Halbleitern, welche die Autobranche schon längere Zeit belastet. "Es ist jetzt schon besser geworden mit der Teileverfügbarkeit und der Ausblick 2022 und 2023 zeigt nochmal eine Verbesserung." Die Anzahl der Komponenten, die der Konzern selbst als kritisch einstufe, habe sich deutlich reduziert. | 2finanzen
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Double-Gewinner VfL Wolfsburg geht als Favorit in die Saison. Die "Wölfinnen" haben sich sinnvoll verstärkt: Spitzentalent Jule Brand kam von der TSG Hoffenheim, die slowenische Nationalspielerin Sara Agrež von Turbine Potsdam ist eine weitere Option für die Abwehr, genauso wie Marina Hegering, die nach der aktiven Karriere in den Trainerstab wechseln soll.Der nominell wichtigste Wechsel wurde im Tor vollzogen: Almuth Schult verabschiedete sich in die USA zum Angel City FC in der National Womens Soccer League, für sie kam Merle Frohms aus Frankfurt. Ein folgerichtiger Wechsel beim Abo-Meister der vergangenen Jahre, löste Frohms doch auch in der Nationalmannschaft Schult als Nummer eins ab.Die größte deutsche Konkurrenz kommt aus München. Nach einem Trainerwechsel zum Ende der vergangenen Saison stehen die Zeichen beim FC Bayern voll auf Angriff, der Transfer von Europameisterin Georgia Stanway an die Isar ist ein klares Signal. Der neue Coach Alexander Straus möchte einen dominanten Ballbesitzfußball spielen lassen. Das gelang dem Norweger bereits bei seinem vorherigen Verein SK Brann (ehemals Sandviken TF) eindrucksvoll. Hinter den beiden Top-Teams herrscht Gedränge: In der vergangenen Saison setzte sich Eintracht Frankfurt vor Turbine Potsdam und der TSG Hoffenheim im Kampf um Platz drei durch. Die Eintracht scheiterte in der Qualifikation an Ajax Amsterdam. Auch in diesem Jahr ist die Eintracht heißer Anwärter auf Platz drei, Trainer Niko Arnautis verfügt über einen hochtalentierten Kader rund um Nationalspielerin Laura Freigang.Dahinter könnten Bayer Leverkusen und als Überraschung der 1. FC Köln im Rennen um den dritten Platz mitmischen. In Leverkusen soll an der Professionalisierung der Strukturen gearbeitet. So wechselte Achim Feifel von der Trainerbank auf den neu geschaffenen Posten des sportlichen Leiters, die eigene Nachwuchsarbeit soll zudem verbessert werden.Der 1. FC Köln konnte in der vergangenen Saison mit einem erfahrenen Kader recht entspannt auf den Abstiegskampf schauen. Das Grundgerüst des Kaders blieb bestehen, zudem setzte der FC durch die Zugänge von Sarah Puntigam (Montpellier HSC) und Selina Cerci (Turbine Potsdam) zwei Ausrufezeichen. Vor allem auf der 22-jährigen Cerci ruhen große Hoffnungen, allerdings kuriert die treffsichere Angreiferin (in der vergangenen Saison 13 Tore in 14 Spielen) noch einen Kreuzbandriss aus. Schwierig wird es für den Vorjahresvierten Turbine Potsdam: Die vergangenen Monate waren unruhig, im Winter wurde der Vertrag von Trainer Sofian Chahed verlängert. Nach dem verlorenen Pokalfinale wurde Chahed dann entlassen, Spielerinnen sagten später anonym, dass es bereits länger "zwischenmenschlich als auch kommunikativ" Diskrepanzen zwischen dem Ex-Trainer und dem Team gegeben habe.Im Sommer verließen 14 Spielerinnen den Verein, darunter viele Stammspielerinnen. Neben dem neuen Trainer Sebastian Middeke kamen deshalb 16 neue Spielerinnen zur Turbine.Die beiden Aufsteiger MSV Duisburg und SV Meppen werden es schwer haben, die Klasse zu halten. Die direkte Konkurrenz im Abstiegskampf kommt aus Essen, Bremen und womöglich auch aus Potsdam.Meppens neue Trainerin Carin Bakhuis kündigte bereits an, trotz der Außenseiterrolle offensiv spielen lassen zu wollen. Die Offensive ist auch bei Werder Bremen ein Thema. Die Bremerinnen schafften es in der vergangenen Saison mit nur neun eigenen Treffern 18 Punkte zu holen.Neben Straus beim FC Bayern München sind Robert de Pauw (Bayer 04 Leverkusen), Carin Bakhuis (SV Meppen) und Middeke (Turbine Potsdam) und Theresa Merk (SC Freiburg) neu in der Liga. Vor allem letztere Personalie ist spannend: Die ehemalige Co-Trainerin des VfL Wolfsburg erreichte mit dem Grasshopper Club Zürich zuletzt Halbfinale der schweizerischen Meisterschaft und das Pokalfinale.De Pauw und Bakhuis kennen sich bereits bestens aus den Niederlanden – dort arbeiteten sie in der vergangenen Saison zusammen als Trainer und Co-Trainerin bei Twente Enschede und gewannen gemeinsam die Meisterschaft. Der prominenteste Transfer des Sommers ist der erwähnte von Europameisterin Georgia Stanway zum FC Bayern München. Außerdem wechselte Emelyne Laurent von Olympique Lyon nach München.In Frankfurt wird nach dem Weggang von Merle Frohms spannend sein, wer die neue Nummer eins im Tor sein wird. Stina Johannes kam nach zwischenzeitlicher Leihe nach Japan von der SGS Essen, ist allerdings verletzungsanfällig. Auch Cara Bösl und Nachwuchskeeperin Hannah Johann stehen bereit.Neben Stanway gibt es noch zwei weitere Neuzugänge aus der Liga der Europameisterinnen, beide von Manchester United. So leiht Bayer Leverkusen die Brasilianerin Ivana Ferreira Fuso für ein Jahr aus und die SGS Essen gab Maria Edwards einen Zweijahresvertrag. Die junge Stürmerin machte in der Vorbereitung bereits auf sich aufmerksam. Eine unerwartete Rückkehr gibt es in Duisburg, dort nämlich schnürt Sarah Freutel drei Jahre nach ihrem Karriereende noch einmal die Schuhe für den MSV.Quelle: sportschau.de | 4sportschau
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Wie stark steigen die Leitzinsen in den USA noch? Diese Frage bewegte die Anleger am Abend. Nachdem die Fed ein zweites Mal den Leitzins kräftig um 0,75 Prozentpunkte auf 2,25 bis 2,5 Prozent erhöht hat, könnte schon im September eine weitere Zinsanhebung in dieser Höhe folgen. Ein solcher "Jumbo-Zinsschritt" sei zum nächsten regulären Zeitpunkt im September möglich, sagte Fed-Präsident Jerome Powell am Abend nach der Zinssitzung in Washington. Allerdings hänge die Entscheidung darüber von der wirtschaftlichen Entwicklung bis dahin ab. Die Fed werde auch nicht zögern, einen noch größeren Schritt zu unternehmen, falls dies erforderlich sein sollte, ergänzte Powell. "Die US-Notenbank legt bei den Leitzinsen nochmals kräftig nach. Das ist schon außergewöhnlich, dass sie in so kurzer Abfolge so hart auf die Bremse tritt", meinte Ökonom Bastian Hepperle von der Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank.Die starke geldpolitische Straffung der Fed könnte freilich bald Auswirkungen auf das Wirtschaftswachstum haben, räumte Powell ein. Mit der Zeit könnte daher das hohe Straffungstempo reduziert werden. Diese Aussagen sorgten an den US-Börsen für Erleichterung. Die Wall Street baute die Kursgewinne aus. Der Dow Jones gewann knapp 1,4 Prozent auf 32.197 Punkte. Der marktbreite S&P 500 legte um 2,6 Prozent auf über 4.000 Zähler zu. Besonders Tech-Werte waren gefragt. Der technologielastige Nasdaq 100 kletterte um rund 4,3 Prozent nach oben. Das ist der stärkste Tagesanstieg seit November 2020.Bereits vor dem Zinsentscheid waren die Kurse an der Wall Street gestiegen. Das beflügelte die europäischen Aktienmärkte. Der DAX schloss 0,5 Prozent im Plus bei über 13.100 Punkten. Es war der erste Gewinntag in dieser Woche. Den Montag und Dienstag hatte der deutsche Leitindex mit Verlusten beendet. Der EuroStoxx 50, der Börsenbarometer für die Eurozone, stieg um 0,9 Prozent auf über 3.600 Punkte.Erfreuliche Ausblicke der Tech-Schwergewichte Microsoft und Alphabet sorgten für Zuversicht an den Börsen. Der Microsoft-Konzern rechnet mit einem Zuwachs bei Umsatz und operativem Gewinn im zweistelligen Prozentbereich im neuen Geschäftsjahr. Trotz sinkender Nachfrage nach PCs steigerte Microsoft seine Erlöse um zwölf Prozent auf 51,9 Milliarden Dollar und verdiente 16,7 Milliarden Dollar im abgelaufenen Quartal. Die Aktien schlossen um 6,7 Prozent höher. Und auch der Google-Mutterkonzern Alphabet demonstriert, dass er gut aufgestellt ist, um besser als kleinere Konkurrenten durch die Marktschwäche zu kommen. Alphabet schaffte im zweiten Quartal einen Umsatzzuwachs um 16 Prozent auf knapp 69,7 Milliarden Dollar. Die A-Aktien von Alphabet zogen um 7,7 Prozent an. In Deutschland entwickelt sich die Berichtssaison ebenfalls relativ positiv. Mercedes hat solide Quartalszahlen vorgelegt und seine Ziele für das Gesamtjahr angehoben. Die Aktien des Autobauers gewannen 2,8 Prozent. Auch RWE erhöhte dank guter Geschäfte mit Gas, Wasser und Biomasse sowie im Energiehandel seine Jahresprognose. Auf Konzernebene erwarte RWE nun einen bereinigten operativen Ertrag (Ebitda) von fünf bis 5,5 Milliarden Euro statt wie bisher 3,6 bis vier Milliarden Euro. Die Titel von RWE stiegen um über zwei Prozent.Nur die Energiekrise trübte etwas die gute Börsenstimmung. So hat Russland die Gaslieferungen über die Pipeline Nord Stream 1 am Morgen weiter eingeschränkt. Der russische Konzern Gazprom hatte am Montag angekündigt, wegen einer weiteren fehlenden Turbine weniger Gas über die Pipeline North Stream 1 zu liefern. Solange die zukünftige Energieversorgung für Deutschland nicht geregelt sei, hänge der Markt am Tropf der Politik im Kreml, sagte Experte Jochen Stanzl vom Broker CMC Markets. Die Gaspreise steigen weiter. Der europäische Erdgas-Future zog zeitweise um mehr als 13 Prozent auf 222,50 Euro je Megawattstunde an. "Es sieht so aus, als ob die Verknappung jeden treffen wird", sagte ein Gashändler.Die Furcht vor einer akuten Gaskrise im Winter und die hohe Inflation belasten die Stimmung der Verbraucher in Deutschland. Das Konsum-Barometer der Nürnberger GfK-Marktforscher signalisiert für August einen Rückgang um 2,9 Zähler auf minus 30,6 Punkte. Seit Beginn der Erhebung der Verbraucherstimmung für Gesamtdeutschland im Jahr 1991 wurde kein schlechterer Wert gemessen. Im Sog der teureren Gaspreise stiegen auch die Ölpreise. Die Sorte Brent aus der Nordsee verteuerte sich um 2,1 Prozent auf 106,63 Dollar je Barrel (159 Liter). Auch die US-Sorte WTI zog um 3,3 Prozent auf 98,12 Dollar je Barrel an. Der überraschend deutliche Rückgang der Lagerbestände bereite den Spekulationen auf einen Nachfrage-Rückgang wegen gestiegener Preise ein Ende, sagte Bob Yawger, Manager bei der Investmentbank Mizhuo. Außerdem griffen Abnehmer wegen der Gas-Krise in Europa verstärkt zu Öl als Energieträger. Nach dem Zins-Entscheid der US-Notenbank gab der US-Dollar spürbar nach. Der Euro legte indes stark zu und überwand die Marke von 1,02 US-Dollar. Im europäischen Handel war die Gemeinschaftswährung noch zeitweise unter 1,01 Dollar gefallen. Neben Mercedes stand im DAX die Deutsche Bank im Blickpunkt. Das größte deutsche private Geldinstitut hat die Analystenerwartungen übertroffen und ihren Gewinn im zweiten Quartal um mehr als die Hälfte auf 1,05 Milliarden Euro gesteigert. Dennoch rutschte die Aktie klar ins Minus. In ersten Kommentaren äußerten sich Experten kritisch zum "durchwachsenen Ausblick" des Unternehmens.Der weltgrößte Chemiekonzern BASF hebt seine Geschäftsziele für 2022 an. Der Konzern rechnet nun mit einem Zuwachs beim Umsatz auf 86 bis 89 Milliarden Euro. Zuvor war der Konzern von einem Rückgang ausgegangen. Beim operativen Ergebnis hob BASF das untere Ende der Prognosespanne an und peilt nun für 2022 mindestens 6,8 Milliarden Euro an anstatt der zuvor 6,6 Milliarden. Airbus muss wegen Problemen mit seinen Lieferanten die Produktionsziele kürzen. Der weltgrößte Flugzeugbauer rechnet in diesem Jahr nur noch mit der Auslieferung von 700 statt 720 Verkehrsflugzeugen. "Wir könnten mehr Flugzeuge bauen, aber wir brauchen die Teile, vor allem Triebwerke", sagte Vorstandschef Guillaume Faury. Die Folgen der Engpässe sind schon jetzt am Airbus-Umsatz abzulesen: Weil der Hersteller weniger Flugzeuge auslieferte, ging der Umsatz um zehn Prozent auf 12,8 Milliarden Euro zurück. Das um Sondereffekte bereinigte operative Ergebnis sackte um 31 Prozent auf knapp 1,4 Milliarden Euro. Unterm Strich verdiente Airbus mit 682 Millionen Euro fast zwei Drittel weniger. Anleger reagierten enttäuscht. Im späten Börsenhandel brachen die Airbus-Aktien um fünf Prozent ein.Einen Gewinneinbruch erlitt auch Airbus-Rivale Boeing. Der Überschuss schrumpfte im zweiten Quartal im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 72 Prozent auf 160 Millionen Dollar. Der Umsatz sank in den drei Monaten bis Ende Juni im Jahresvergleich um zwei Prozent auf 16,7 Milliarden Dollar. Trotzdem geht es bei Boeing wieder aufwärts. Im ersten Quartal dieses Jahres hatte der US-Flugzeugbauer noch einen Verlust von 1,2 Milliarden Dollar verkraften müssen. Die Boeing-Aktien hoben zunächst ab, gaben dann aber die Gewinne wieder ab.Mit rund fünf Prozent Kursminus war Adidas größter DAX-Verlierer. Der Sportartikel-Hersteller hat seine Prognose für das laufende Geschäftsjahr reduziert. Die Corona-Beschränkungen in China machen dem Unternehmen stärker zu schaffen als erwartet. Statt eines Umsatzwachstums von etwa elf Prozent sei 2022 nur noch ein Plus von fünf bis neun Prozent zu erwarten. Der Gewinn aus dem fortgeführten Geschäft soll mit rund 1,3 Milliarden Euro gut ein Viertel niedriger ausfallen als zuletzt geplant. Adidas-Konkurrent Puma hat dagegen Umsatz und Gewinn deutlicher gesteigert als erwartet. Wachstumstreiber im zweiten Quartal waren Amerika und Europa. Im zweiten Quartal stieg der Umsatz dank eines starken Großhandelsgeschäfts um 26 Prozent auf rund zwei Milliarden Euro. Trotz höherer Kosten stieg das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) um mehr als ein Drittel auf gut 146 Millionen Euro. Unter dem Strich verdiente Puma mit 84 Millionen Euro gut 73 Prozent mehr. Die Puma-Aktien gaben dennoch vier Prozent nach.Am Tag des Streiks des Lufthansa-Bodenpersonals hat sich der deutsche Staat von einem weiteren Aktienpaket getrennt. Der Wirtschaftsstabilisierungsfonds (WSF) habe seine Beteiligung auf unter zehn Prozent verringert, teilte die Finanzagentur des Bundes mit. Zuvor hatte der Staatsanteil noch bei rund 14,1 Prozent gelegen. Die Erlöse aus der Veräußerung überträfen schon jetzt den Betrag, den der WSF zum Erwerb eingesetzt habe, hieß es dazu. Spätestens im Oktober 2023 will der WSF komplett aussteigen. Die Bundesregierung hatte die Lufthansa nach dem Geschäftseinbruch in der Corona-Krise im Juni 2021 mit Finanzhilfen über bis zu sechs Milliarden Euro vor dem Aus gerettet. Neue Mobilfunkkunden und die weiterhin hohe Nachfrage nach teuren Smartphones haben Telefonica Deutschland Auftrieb verliehen. Im ersten Halbjahr kletterte der Umsatz um 5,5 Prozent auf 3,95 Milliarden Euro. Insgesamt kommt die Tochter der spanischen Telefonica auf rund 47 Millionen Mobilfunkanschlüsse. Das bereinigte Betriebsergebnis (Oibda) legte von Januar bis Juni um 4,9 Prozent auf 1,23 Milliarden Euro zu. Der norwegische Energiekonzern Equinor hat aufgrund der stark gestiegenen Preise vor allem für Gas seinen Gewinn im zweiten Quartal mehr als verdreifacht. Unter dem Strich standen von April bis Juni 6,8 Milliarden Dollar. Equinor fördert Gas und Öl, investiert aber auch in erneuerbare Energien. Im Mai hatte Equinor zudem wieder eine Fabrik zur Verflüssigung von Gas in Hammerfest in Betrieb nehmen können, die wegen eines Feuers eineinhalb Jahre geschlossen gewesen war. Der Umsatz des Konzerns verdoppelte sich im Vorjahresvergleich auf 36,5 Milliarden Dollar.Nach US-Börsenschluss meldete noch der Facebook-Konzern Meta seine Quartalszahlen. Nach dem jahrelangen rasanten Wachstum hat der Tech-Konzern mit einem Umsatzrückgang zu kämpfen. Im zweiten Quartal fielen die Erlöse im Jahresvergleich um rund ein Prozent auf 28,8 Milliarden Dollar. Unterm Strich schrumpfte der Gewinn um 27 Prozent auf knapp 6,7 Milliarden Dollar. Die Meta-Aktien gerieten nachbörslich unter Druck. | 2finanzen
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Der UN-Sicherheitsrat hat humanitäre Hilfslieferungen für die 4,1 Millionen Menschen in der letzten syrischen Rebellenhochburg Idlib nicht verlängert. Russland legte sein Veto als ständiges Mitglied ein und bekam selbst nicht ausreichende Unterstützung für seine Resolution, die eine Verlängerung um sechs Monate vorsah. "Menschen werden wegen dieser Abstimmung sterben", sagte die amerikanische UN-Botschafterin Linda Thomas-Greenfield und sprach von einem schwarzen Tag für den Sicherheitsrat. Die von Russland vorgebrachte Halbjahreslösung bis zum 10. Januar 2023 hätte die Menschen in Idlib "mitten im Winter" ohne Lebensmittel, Decken und Hilfe gelassen. Der stellvertretende russische UN-Boschafter Dmitri Poljanski sagte, Russland unterstütze auch einen Vorschlag Brasiliens und der Vereinigten Arabischen Emirate für eine neunmonatige Verlängerung nicht. Wenn die anderen Ratsmitglieder nicht mit dem russischen Halbjahresvorschlag gingen, sehe er keine Möglichkeit für eine Vereinbarung. Das bisherige Mandat läuft am Sonntag aus. Es ermöglichte für ein Jahr humanitäre Hilfslieferungen von der Türkei aus über den Grenzübergang Baab al-Hawa nach Idlib. Für die von Irland und Norwegen eingebrachte Resolution für eine einjährige Verlängerung stimmten 13 Mitglieder, Russland dagegen und China enthielt sich. Für den russischen Entwurf für eine sechsmonatige Verlängerung stimmten zwei Mitglieder und drei dagegen, zehn enthielten sich. Die drei Gegenstimmen kamen von den USA, Frankreich und Großbritannien. Nach UN-Angaben wurden in dem 2011 begonnenen Bürgerkrieg in Syrien mehr als 300.000 Zivilisten getötet. Mit militärischer Hilfe Russlands und des Irans hat die Regierung von Präsident Baschar al-Assad die Oberhand gewonnen. Moskau hat sich wiederholt für humanitäre Hilfslieferungen innerhalb Syriens eingesetzt, was Assad größere Kontrolle über deren Verteilung ermöglichen würde. UN-Sprecher Stéphane Dujarric sagte, die grenzüberschreitenden Hilfslieferungen von der Türkei aus nach Idlib seien von entscheidender Bedeutung für Männer, Frauen und Kinder dort. 2021 seien 800 Lastwagen mit Hilfslieferungen auf diesem Weg nach Idlib gelangt und hätten rund 2,4 Millionen Menschen erreicht. | 0amerika
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Millionen Menschen in zahlreichen Städten befinden sich in China derzeit im Lockdown. Sie dürfen ihre Wohnungen nicht verlassen - außer für verpflichtende PCR-Tests - und sind auf Essenslieferungen angewiesen. Wer reist, riskiert, irgendwo festzustecken, wie Kerstin und ihr Mann: So wie Kerstin geht es gerade zehntausenden Inlandstouristinnen und Urlaubern auf Hainan. Die Deutsche lebt mit ihrem Mann in Shanghai und will ihren Nachnamen nicht nennen. Sie alle stecken auf der tropischen Ferieninsel im Süden Chinas fest. Dort gibt es den derzeit größten Covid-19-Ausbruch in der Volksrepublik. Alle werden durchgetestet. Seit Tagen werden um die 1000 Neuinfektionen täglich gemeldet. Teile der Insel sind im Lockdown. Teilweise dürfen sich die Menschen im Freien aufhalten, viele dürfen aber ihre Wohnungen, Hotelanlagen oder sogar ihre Hotelzimmer nicht verlassen. Auch Kerstin aus Shanghai und ihr Mann waren tagelang in einem Hotelzimmer eingesperrt, sie beklagt sich über schlechtes Essen und zu wenig Trinkwasser. Inzwischen sind sie in einer anderen Hotelanlage, auch diese dürfen sie nicht verlassen, erzählt sie, aber sie können wenigstens vor die Tür.Ihren Flug konnten die beiden umbuchen, ob sie ihn wahrnehmen können, bleibt abzuwarten. Bei den Tests müssen sie eine Gesundheits-Code-App vorzeigen, in der man sich täglich um die Abfluggenehmigung bewerben müsse, erzählt Kerstin. Auf der tropischen Ferieninsel waren nach offiziellen Angaben zwischenzeitlich rund 180.000 Urlauber gestrandet. Mehrere Tage wurden fast alle regulären Flüge gestrichen. Inzwischen wurde der Linienflugbetrieb wieder aufgenommen. Zahlreiche Urlauber durften die Insel verlassen, doch Zehntausende stecken noch fest.Für Zehntausende ist nach wie vor unklar, wann und wie sie nach Hause kommen. Viele beklagen sich über intransparente Informationspolitik der Lokalregierung in Hainan. Kerstin hätte sich ihren Urlaub anders vorgestellt, es sei sehr anstrengend, sagt sie. Sie glaubt, dass es ihrem Mann und ihr im Vergleich zu den Einheimischen der Insel jedoch relativ gut gehe: Größere Ausbrüche mit hunderten Fällen gibt es auch in Tibet und Xinjiang, kleinere Ausbrüche mit nur wenigen Fällen im ganzen Land verteilt. Millionen Menschen in der Volksrepublik befinden sich in einer Art von Lockdown, dürfen ihre Wohnungen nicht verlassen oder können nicht reisen. Die Staats- und Parteiführung hält nach wie vor an ihrer Null-Covid-Strategie fest - auch wenn der Rest der Welt lernt, mit dem Virus zu leben. Selbst in Städten ohne Lockdown bestimmen die strengen Regeln den Alltag. Alle paar Tage müssen die Menschen einen PCR-Test machen, damit sie in Supermärkte dürfen oder den öffentlichen Nahverkehr nutzen können.Ein Video aus einem Ikea-Möbelhaus in Shanghai vom Samstag zeigt, wie Kundinnen und Kunden in Panik versuchen zu fliehen, Behördenmitarbeiter versuchen sie aufzuhalten. Wegen eines Kontakts zu einem positiven Fall sollten die Menschen in der Ikea-Filiale in eine zentrale Quarantäne-Einrichtung gebracht werden. Doch bei vielen liegen die Nerven blank – nicht nur Shanghai, wo die mehr als 25 Millionen Einwohner im April und Mai zwei Monate lang ihre Wohnungen nicht verlassen durften. Die strikten Covid-19-Maßnahmen hinterlassen zunehmend auch ihre Spuren in der Wirtschaft. Das Wachstum gerät ins Stocken. Die Jugendarbeitslosigkeit in China ist auf ein Rekordhoch geklettertEine Exit-Strategie aus der Null-Covid-Politik gibt es nach wie vor nicht. Vor allem Millionen alte Menschen sind nicht vollständig geimpft. Die Befürchtung: Bei unkontrollierten Ausbrüchen könnte das Gesundheitssystem zusammenbrechen und viele Menschen könnten sterben. | 1asien
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Die Verbraucherinnen und Verbraucher in Deutschland ändern infolge der seit Monaten hohen Teuerungsrate ihr Einkaufsverhalten. "Besonders stark zeigen sich die Auswirkungen der Inflation bei Produkten des täglichen Bedarfs wie Lebensmitteln oder Körperpflegeprodukten", erklärten GfK-Marktforscher. In diesem Bereich seien die Mengen zwischen Januar und Mai die Mengen stark zurückgegangen. Das teilte das Marktforschungsunternehmen auf Basis ihrer Untersuchungen mit.So seien 8,2 Prozent weniger Fleisch- und Wurstwaren, 8,5 Prozent weniger frisches Obst oder Gemüse und sieben Prozent weniger Backwaren gekauft worden. "Bei diesen schnelldrehenden Produkten passen Konsumenten ihre Strategien schnell an, indem sie weniger kaufen, auf Angebotspreise zurückgreifen oder von Herstellermarken zu günstigeren Eigenmarken umsteigen", so die GfK. Der Anteil der Eigenmarken am Gesamtumsatz sei im ersten Quartal um 34,6 Prozent gewachsen. Für 36 Prozent der Menschen sei aktuell der Preis das wichtigste Kriterium bei der Kaufentscheidung.Doch es gibt auch Konsumbereiche, in denen die Nachfrage steigt, zum Beispiel im Bekleidungsbereich. Hier hat sich laut den Marktforschern in der Pandemie ein Nachholbedarf angestaut. Derzeit versuchten die Käufer von Bekleidung offenbar, der Teuerung gezielt auszuweichen. So lag der bezahlte Durchschnittspreis leicht unter dem von Mai 2019. Dahinter stecken nach Angaben der Marktforscher zwei Strategien: Die Konsumenten kaufen im Fachhandel günstigere Produkte oder weichen auf andere Vertriebslinien mit niedrigeren Preisen aus. So konnten sich die Textildiscounter über eine zweistellige Umsatzsteigerung freuen.Eher gegensätzlich entwickelt sich die Nachfrage bei so genannten technischen Konsumgütern. Von Januar bis Mai stieg der Umsatz im Gesamtmarkt im Vergleich zum Vorjahr noch um drei Prozent an. In den vergangenen Wochen zeigte sich jedoch ein Umschwung. Die Umsätze gingen in den meisten Produktbereichen zurück, insbesondere bei preiswerten Einstiegsgeräten. Höherwertige und höherpreisige Premiumgeräte hingegen sind weniger von der aktuellen Krisensituation betroffen. "Die Konsumenten achten beim Einkaufen demnach weiterhin auf Qualität und sind dafür auch bereit mehr zu bezahlen", teilten die GfK mit.Die Reisebranche entwickelt sich im Vergleich zu den Alltagsprodukten völlig gegensätzlich. Nach mehr als zwei Jahren Corona-Pandemie bestehe hier ein großer Nachholbedarf bei den Konsumenten, so die Marktforscher. Die Buchungszahlen für private Urlaubsreisen seien in der aktuellen Sommersaison vergleichbar mit dem letzten Vor-Pandemie-Jahr 2019, teils gingen sie sogar darüber hinaus. | 6verbraucher
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Wie weit geht die Fed? Das fragen sich derzeit viele Anleger angesichts der immer noch hohen Inflation. Bei ihrer geldpolitischen Sitzung in der nächsten Woche dürfte die US-Notenbank die Leitzinsen kräftig um wohl 0,75 Prozentpunkte nach oben schrauben. Einige Investoren halten sogar eine Zinserhöhung um einen vollen Prozentpunkt für möglich. Robuste Konjunkturdaten schürten heute Spekulationen auf weitere drastische US-Zinserhöhungen. Die US-Einzelhändler steigerten ihre Umsätze im August überraschend, während in der vergangenen Woche weniger Amerikaner Arbeitslosenhilfe beantragten als gedacht. "Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen sind recht gut", sagte Mabrouk Chetouane, Chef-Anlagestratege des Vermögensverwalters Natixis. Am Markt wird befürchtet, dass die straffe Geldpolitik der Zentralbanken zur Eindämmung der hohen Inflation die Wirtschaft in eine ausgeprägte Rezession abgleiten lässt. Eine dauerhaft zu hohe Inflation wäre aber noch gefährlicher. Angesichts der ungewissen Aussichten meiden Anleger Aktien. Die Wall Street gab heute erneut nach. Der Dow Jones büßte 0,6 Prozent ein und erreichte den tiefsten Stand seit Juli. Besonders Tech-Aktien wurden verkauft. Der technologielastige Nasdaq 100 rutschte um 1,7 Prozent auf unter die Marke von 12.000 Zählern ab. Im Sog der schwachen US-Börsen gab der DAX heute den dritten Tag in Folge nach. Er fiel um 0,6 Prozent und rutschte auf 12.956 Punkte. Damit sind fast die kompletten Gewinne im September aufgebraucht. Laut dem Bernecker-Börsenbrief "Bernecker-Daily" geht "der Kampf um die Stabilisierung der Märkte gegen die Ängste einer deutlichen Zinsanhebung" weiter. Zwar ist die Fed im Zinszyklus der EZB weit voraus, aber auch Europas Notenbanker diskutieren derzeit verstärkt, wohin die Zinsreise gehen könnte. So könnte die Bank nach Einschätzung von Frankreichs Notenbankchef Francois Villeroy de Galhau bis Ende des Jahres ein Zinsniveau erreichen, mit dem die Wirtschaft weder gebremst noch angeschoben wird. Notenbanker sprechen in diesem Zusammenhang vom sogenannten "neutralen Zins". Dieser Satz liege für die Eurozone geschätzt bei unter oder nahe zwei Prozent, sagte Villeroy gestern vor dem Internationalen Währungsfonds (IWF). "Und wir könnten bis Ende des Jahres dort sein", fügte er hinzu. "Bis dahin müssen wir auf jeden Fall entschlossen, aber geordnet handeln."Der Euro blieb leicht unter der Parität zum US-Dollar bei 0,9996 Dollar. Nach den zuletzt hohen Inflationsdaten aus den USA gehörte das jüngste Zwischenhoch der Gemeinschaftswährung in Richtung 1,02 Dollar schnell wieder der Vergangenheit an. Der starke Preisauftrieb im deutschen Großhandel hat sich derweil erneut etwas abgeschwächt, bleibt aber auf hohem Niveau. Im August erhöhten sich die Großhandelspreise gegenüber dem Vorjahresmonat um 18,9 Prozent, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Es ist bereits der vierte Monat in Folge mit leicht rückläufigen Preissteigerungen. Im April hatte der Anstieg mit 23,8 Prozent einen 60-jährigen Höchststand markiert. Das bereits hohe Handelsdefizit der Eurozone hat sich im Juli nochmals ausgeweitet. Gegenüber dem Vormonat sei das saisonbereinigte Defizit um 8,1 Milliarden auf 40,3 Milliarden Euro gestiegen, teilte das Statistikamt Eurostat mit. Das ist das mit Abstand höchste Defizit im Außenhandel seit Bestehen des Währungsraums. Besonders stark erhöhten sich die Energieimporte - eine Folge der wegen des Ukraine-Kriegs stark gestiegenen Energiepreise. Der Saldo der Handelsbilanz ergibt sich aus der Differenz zwischen Exporten und Importen. In der Regel verzeichnen die Eurozone und die EU deutliche Überschüsse im Außenhandel.Der stärkere US-Dollar und die Aussicht auf weitere aggressive Zinsanhebungen der US-Notenbank drückten den Goldpreis auf den niedrigsten Stand seit April 2020. Die Feinunze des Edelmetalls verbilligte sich auf 1662 Dollar. An den Terminbörsen wird eine Wahrscheinlichkeit von 37 Prozent gesehen, dass die US-Notenbank die Zinsen bei ihrer Sitzung nächste Woche um 100 Basispunkte anheben wird. Das würde dazu führen, dass Gold unter die Marke von 1680 Dollar je Feinunze fallen werde, sagte Finanzexperte Michael Langford von der Beratungsfirma AirGuide. Auch die Ölpreise gerieten unter Druck. Ein Fass der Nordseesorte Brent kostet derzeit rund vier Prozent weniger. Nach wie vor notieren die Preise aber auf einem vergleichsweise hohen Niveau. Die erwartete Abschwächung der globalen Konjunktur und die vielerorts steigenden Zinsen dämpfen die Aussichten für die Nachfrage nach Rohöl, Benzin und Diesel. Unterdessen zogen mit den fallenden Temperaturen die Gaspreise weiter an. Der europäische Future gewann gut fünf Prozent auf 227,25 Euro je Megawattstunde. Investoren befürchteten, dass der kommende Winter nicht wie erhofft milde ausfallen werde und es daher zu akuten Versorgungsengpässen komme, sagte ein Börsianer. Ein weiterer Preistreiber sei das Ringen in der EU um einen Preisdeckel für russisches Gas.Im Blickpunkt stand heute mal wieder VW. Der frühere Volkswagen-Chef Martin Winterkorn wird vorerst nicht beim großen Betrugsprozess zu "Dieselgate" in der Braunschweiger Stadthalle erscheinen. Das abgetrennte Verfahren gegen den Ex-Konzernboss könne nur separat geführt werden, sagte ein Sprecher des Landgerichts. Eine Rückführung des Komplexes in das laufende Verfahren ist ihm zufolge nicht möglich. Ein Beginn der Verhandlung gegen Winterkorn ist damit überhaupt nicht absehbar. Gegen die vier weiteren in diesem Verfahren angeklagten früheren Führungskräfte wird mittlerweile seit einem Jahr in der Braunschweiger Stadthalle verhandelt. Ihnen wird unter anderem gewerbs- und bandenmäßiger Betrug mit Täuschungsprogrammen in der Abgassteuerung von Millionen Dieselautos vorgeworfen. Der Komplex gegen den mittlerweile 75-jährigen Winterkorn war zum Auftakt aufgrund eines medizinischen Gutachtens abgetrennt worden.Volkswagen nutzt den bevorstehenden Börsengang von Porsche zu einem werbewirksamen Fingerzeig auf das berühmteste Modell der Stuttgarter Sportwagenschmiede. In Anspielung auf den Autoklassiker Porsche 911 ist das Grundkapital der Porsche AG in 911 Millionen Aktien eingeteilt, wie es auf der Internetseite von Porsche zu der Emission heißt. Jeweils die Hälfte davon sind Vorzugs- und Stammaktien. Bis zu 25 Prozent der stimmrechtslosen Vorzüge - also 12,5 Prozent des Grundkapitals - sollen bei Anlegern platziert werden. Darunter ist auch das an Volkswagen beteiligte Emirat Katar, das bereit ist, bis zu einem Fünftel der Emission zur zeichnen.Der Aufsichtsrat von Volkswagen soll zwei Insidern zufolge am Sonntagabend zusammenkommen. Einer der Eingeweihten sagte, das Gremium werde dann über die Bewertung der Porsche AG beraten und damit die Preisspanne festlegen, in der die Aktien angeboten werden sollen. Einem Insider zufolge könnte die Porsche AG beim Börsengang mit 70 bis 80 Milliarden Euro bewertet werden.Die Aktien von Delivery Hero gaben im MDAX deutlich nach. Ein Händler verwies auf eine Unternehmensmitteilung, wonach Konzernchef Niklas Östberg und der Chief Operating Officer Pieter-Jan Vandepitte eigene Aktien verkauft hätten. "Das ist ein negatives Signal", sagte der Börsianer.Papiere von Hochtief standen dagegen im SDAX mit einem Plus von knapp sechs Prozent an der Spitze. Der italienische Infrastrukturkonzern Atlantia verkauft seinen Anteil am deutschen Baukonzern an den spanischen Mehrheitsaktionär der Deutschen, den spanischen Baukonzern ACS. Die Spanier zahlen 51,43 Euro und übernehmen den gesamten Atlantia-Anteil von 14,46 Prozent. Bisher hielten sie 53,5 Prozent der Anteile. Wael Sawan wird neuer Konzernchef des Ölriesen Shell. Der bislang bei dem Konzern für Gas und erneuerbare Energien zuständige Manager solle zum Jahreswechsel Ben van Beurden an der Spitze ablösen, teilte der Konzern heute mit. Sawans Berufung erfolgt zu einem entscheidenden Zeitpunkt für den Ölgiganten, der sich zum Ziel gesetzt hat, seine klimaschädlichen Emissionen bis 2050 auf Null zu reduzieren und sich von fossilen Brennstoffen zu verabschieden. Der Kanadier arbeitet seit 1997 bei Shell und ist seit drei Jahren Mitglied des Exekutivausschusses.Der Elektroautobauer Tesla setzt einem Medienbericht zufolge seinen Plan zur Herstellung von Batterien in Deutschland aus. Das US-Unternehmen wolle seine Batterie-Strategie ändern, um von Steueranreizen in den USA zu profitieren, berichtet das "Wall Street Journal" (WSJ) unter Berufung auf mit der Angelegenheit vertraute Personen. US-Präsident Joe Biden hatte im vergangenen Monat ein neues Gesetz ("Inflation Reduction Act") unterzeichnet, das unter anderem milliardenschwere Steueranreize für E-Autobauer vorsieht.An der Wall Street brachen die Papiere von Adobe um fast 17 Prozent ein. Das ist der größte Tagesverlust seit zwölf Jahren. Der "Photoshop"-Anbieter will Figma, einen Spezialisten für Software zur kollaborativen Online-Arbeit, für 20 Milliarden Dollar schlucken. Analysten bezeichneten den Preis als zu hoch. | 2finanzen
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Sturzfluten, ausgelöst durch ungewöhnlich heftigen Monsunregen, haben in Pakistan seit Juni fast 800 Menschen das Leben gekostet. Allein im August seien es bisher etwa 300 Tote gewesen, teilte die Katastrophenschutzbehörde mit. Wolkenbrüche und Überschwemmungen hätten seit dem 14. Juni rund 1,8 Millionen Menschen betroffen. Das Militär versucht, Menschen mit Booten und Hubschraubern aus ihren überfluteten Dörfern zu retten.Die Wassermassen spülten den Angaben zufolge landesweit knapp 60.000 Häuser fort, unterbrachen Straßen und beschädigten Brücken. Retter haben es daher noch schwerer, Betroffenen zu Hilfe zu kommen. Mehr als 317.000 Menschen lebten immer noch in Notlagern.Die Behörden wollen in abgelegenen Regionen der besonders stark betroffenen Provinzen zusätzliche Unterkünfte und medizinische Versorgung einrichten. Sie erklärten, sie hätten weitere Nahrung, Zelte und andere wichtige Güter in fast alle Flutgebiete gebracht. Im Internet kursierten jedoch Videos, die zeigten, dass offenbar immer noch viele Menschen auf Hilfe warten.Die südwestliche Provinz Balutschistan etwa ist derzeit vom Rest des Landes abgeschnitten, weil Wassermassen Gleise und Straßen überschwemmt haben sowie Brücken zerstört haben. Auch in der angrenzenden Provinz Sindh ist der Zugverkehr lahmgelegt. Die Behörden in Balutschistan ordneten die Schließung aller Schulen für eine Woche an. "Wir erwarten in den kommenden Tagen noch mehr Regen und Überschwemmungen", begründete ein Sprecher der Provinzbehörde die Maßnahme. Der Monsunregen in Pakistan dauert normalerweise bis September, in diesem Jahr ist er ungewöhnlich stark. Weil Naturkatastrophen wie Dürren, Hitzewellen oder Fluten in Pakistan auf dem Vormarsch sind, warnte Klimaschutzministerin Sherry Rehman bereits vor einer "existenziellen Krise" ihres Landes. Auch in den Nachbarländern Indien und Afghanistan starben in den vergangenen Tagen bei Sturzfluten im Zusammenhang mit heftigen Regenfällen zahlreiche Menschen. Für die kommenden Tage wird in einigen Gebieten weiterer Regen erwartet, wie der indische Wetterdienst mitteilte. | 1asien
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Ein Video von einem brutalen Polizeieinsatz hat in den USA für scharfe Kritik gesorgt. Die Polizei des Bundesstaates Arkansas teilte am Sonntagabend (Ortszeit) mit, sie habe wegen des Einsatzes von Gewalt bei der Festnahme eines 27-Jährigen eine Untersuchung des Vorfalls angestoßen. Offiziellen Angaben zufolge wurden die drei beteiligten Polizisten vorerst vom Dienst freigestellt. Zuvor waren in sozialen Medien Videoaufnahmen der Szene veröffentlicht worden, gefilmt aus einem in der Nähe geparkten Auto. In dem Video ist zu sehen, wie drei Polizisten einen am Boden liegenden Mann gewaltsam niederdrücken und auf ihn einprügeln. Einer der Beamten schlägt mehrfach mit der Faust auf den Kopf des Mannes ein, greift dessen Kopf und rammt ihn auf den Boden, ein anderer tritt mehrfach mit dem Knie gegen den Körper des Mannes. Die Festnahme ereignete sich nach Polizeiangaben am Sonntagvormittag vor einem Geschäft in der Kleinstadt Mulberry. Laut einem Bericht des TV-Senders 40/29 News war der Mann festgenommen worden, nachdem er den Angestellten einer Tankstelle bedroht haben soll. Demnach kooperierte er zunächst mit den Polizisten, attackierte sie aber später.Der 27-Jährige sei nach dem Vorfall zunächst zur Untersuchung und Behandlung ins Krankenhaus gebracht und später in Haft genommen worden. Ihm würden unter anderem Hausfriedensbruch, Körperverletzung und Widerstand gegen die Festnahme zur Last gelegt. Es soll sich nach Angaben der Polizei um einen weißen US-Bürger handeln. Der Bürgermeister der Kleinstadt, Gary Baxter, schrieb in einer Stellungnahme, das Video habe ihn schockiert. Das Ergebnis der Untersuchung werde sehr ernst genommen. Ein solcher Vorfall dürfe sich nicht wiederholen. Der republikanische Gouverneur von Arkansas, Asa Hutchinson, schrieb auf Twitter, er habe mit der Polizei des Bundesstaates über den Vorfall gesprochen. Er versprach "Ermittlungen auf Grundlage der Beweisvideos und der Forderungen der Staatsanwaltschaft". Das Video des Einsatzes verbreitete sich rasant in Online-Netzwerken. Zu sehen ist außerdem, wie Passanten die Polizisten auf ihr Verhalten ansprechen - woraufhin ihnen einer der Beamten befiehlt, fernzubleiben. Die Aufnahme ist das jüngste Beispiel von dokumentierter Polizeigewalt in den USA. Im Mai 2020 hatte das Video der Tötung des Schwarzen George Floyd weltweite Proteste gegen Rassismus und Polizeigewalt entfacht. | 0amerika
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Bei Protesten in Dutzenden iranischen Städten hat sich die Zahl der Toten offenbar weiter erhöht. Die Organisation Iran Human Rights (IHR) mit Sitz in Oslo sprach am Donnerstag von mindestens 31 toten Zivilisten. Nach Angaben des Staatsfernsehens sollen mindestens 17 Menschen ums Leben gekommen sein. Unter den Opfern seien sowohl Sicherheitskräfte als auch Demonstranten. Die Behörden schränkten Aktivisten zufolge den Zugang zum Internet weiter ein und blockierten die Onlinenetzwerke Whatsapp und Instagram. Auslöser der Proteste ist der Tod der 22 Jahre alten Iranerin Mahsa Amini. Sie wurde von der Sittenpolizei wegen eines Verstoßes gegen die strenge islamische Kleiderordnung festgenommen. Was genau mit Amini nach ihrer Festnahme geschah, ist unklar. Sie fiel ins Koma und starb später in einem Krankenhaus. Irans Präsident Ebrahim Raisi, der durch den Tod der Frau landesweit in Erklärungsnot geraten war, äußerte sich am Rande der UN-Vollversammlung zu dem Thema. Auf einer Pressekonferenz erklärte er, der Tod der jungen Frau müsse untersucht werden. Gleichzeitig bezeichnete Raisi die Proteste als "Akte des Chaos", die unakzeptabel seien. Der Iran erlebt derzeit die größten Ausschreitungen seit 2019. Auf Videos in Onlinenetzwerken ist zu sehen, wie Demonstrantinnen ihre Kopftücher abnehmen und verbrennen oder ihr Haar vor einer jubelnden Menschenmenge abschneiden. In Isfahan zerrissen Protestierende ein Transparent mit einem Bild des geistlichen Oberhaupts des Iran, Ayatollah Ali Chamenei. Zur Lage im Land äußerte sich auch Grünen-Chef Omid Nouripour: "Das ist mehr als schmerzhaft", sagte der Politiker im Interview mit dem SWR. Die Menschen hätten jegliche Angst verloren und gingen deshalb auf die Sicherheitskräfte los, deren Einsatz "völlig unverhältnismäßig" sei. Der Grünen-Chef sprach von einem "Mut der Verzweiflung". Man sehe an allen Ecken und Kanten, wie groß die Unzufriedenheit der Menschen sei. Der Staat habe keine anderen Antworten außer Gewalt. "Die Leute gehen auch auf die Straße, weil sie kein Trinkwasser mehr haben, weil die Flüsse ausgetrocknet sind und die Bauern ihre Felder nicht mehr bewirtschaften können - auch wegen Missmanagement und Korruption. Und dann wird auf sie geschossen."Bundesaußenministerin Annalena Baerbock kündigte in New York an, das gewaltsame Vorgehen gegen die Demonstranten vor den UN-Menschenrechtsrat zu bringen. Der "brutale Angriff auf die mutigen Frauen im Iran" sei "auch ein Angriff auf die Menschheit", sagte Baerbock am Rande der Generaldebatte. Nach Ansicht des deutsch-iranischen Schriftstellers Navid Kermani zeigen die Proteste die tiefe Unzufriedenheit der Bevölkerung mit dem Regime. "Natürlich geht es um Frauenrechte, die massiv benachteiligt sind", sagte er im Interview mit den tagesthemen. Es gebe aber auch großen Unmut aus anderen Gründen: "Es geht um die täglichen Gängeleien, um die Rechte der Minderheiten, um die Wirtschaftskrise - es geht hier um alles." Die Demonstranten forderten nicht nur einzelne Reformen - auf den Straßen werde ganz offen die Systemfrage gestellt. "Das ist eine Absage an die herrschende Elite."Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International forderte die in New York anwesenden Staats- und Regierungschefs auf, "einen unabhängigen internationalen Untersuchungs- und Rechenschaftsmechanismus zu unterstützen, um die weit verbreitete Straflosigkeit im Iran zu adressieren". Die USA verhängten Sanktionen gegen die iranische Sittenpolizei sowie mehrere Sicherheitsverantwortliche. Der iranische Justizchef hatte zuvor ein hartes Durchgreifen der Sicherheitskräfte bei den landesweiten Protesten angeordnet. Gholam-Hussein Mohseni-Edschehi habe die Justiz und Polizei in allen Landesteilen angewiesen, keine Kompromisse im Umgang mit "professionellen Krawallmachern" und Anführern der Unruhen einzugehen, berichtete die staatliche Nachrichtenagentur Irna. Damit soll nach den Worten des Justizchefs die Sicherheit der Bürger garantiert werden. Seit Tagen befürchten Experten, dass die iranischen Behörden mit Härte durchgreifen werden, um die Demonstrationen auf der Straße zu beenden. | 1asien
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Üppige Sukkulenten, stachelige Palmen, Kakteen, Magnolien-Sträucher - Nancy und Ken Cavanah haben sich Arbeitshandschuhe übergestreift: Die meisten einheimischen Pflanzen, die die beiden in ihrem Vorgarten gepflanzt haben, hinterlassen sonst mit ihren Dornen deutliche Spuren. Sie schneiden ein paar trockene Äste ab, lesen verwelkte Blätter auf. Immerhin: "Es ist alles ziemlich pflegeleicht. Wir müssen nicht gießen. Das macht es einfach", freut sich Ken Cavanah. Ein Garteneinsatz pro Monat reiche aus. Der Bungalow mit Garagenanbau ist Nancys Geburtshaus und steht in einer typischen US-amerikanischen Vorstadt-Straße. Die Vorgärten adrett gepflegt und - von dem der Familie Cavanah mal abgesehen - alle ziemlich einheitsbraun vertrocknet, verbrannt. Vor neun Jahren hat das Ehepaar entschieden: Das Gras vor der Tür muss weg, es brauchte einfach zu viel Wasser. Ein Angebot der Region San Diego kam da gerade recht: 43 Dollar Bonus pro erneuertem Quadratmeter Garten zahlt die heimische Wasserbehörde für Wassersparmaßnahmen. Also wurden aus 160 Quadratmetern Wiese eine dürreresistente bunte Gartenlandschaft mit Mulchbeeten, die optisch viel besser in die Umgebung passt als der Kunstrasen gegenüber. Und die vor allem nicht gegossen werden muss, weil die einheimischen Pflanzen sehr genügsam sind. Die Umwandlung lohnte sich: Nur 50 Dollar haben sie nach eigenen Angaben aus eigener Tasche gezahlt - für einen echten Hingucker vor der Haustür. Jetzt machen sie Werbung für das Projekt in der Nachbarschaft, bieten Hilfe beim Ausfüllen der Anträge an. Und wenn irgendwo ein Nachbar unachtsam den Rasensprenger laufen lässt, wird Nancy Cavanah auch schon mal ungemütlich: "Ich habe eine Mission! Ich denke, wir müssen gemeinsam den Planeten retten!"Die US-Raumfahrtbehörde NASA hat gerade neue Bilder veröffentlicht: Lake Mead, der größte Stausee der Vereinigten Staaten, gespeist aus dem Colorado-River, aus dem All betrachtet. Oder besser das, was davon übrig ist: In den vergangenen 20 Jahren ist der Wasserspiegel um 42 Meter gefallen. Ein breiter weißer Badewannenrand ist erkennbar. Der Westen der USA leidet seit 20 Jahren an einer Mega-Dürre. Im vergangenen Jahr wurde zum ersten Mal die Wasserzuteilung an die Bundesstaaten Arizona und Nevada reduziert. Und San Diego in Kalifornien, ganz unten an der Grenze zu Mexiko, musste sich im Kampf gegen den Wassermangel etwas einfallen lassen. Herausgekommen ist ein ganzes Maßnahmenpaket, bei dem Stadtverwaltung, Wasserbehörden und die Bürgerinnen und Bürger an einem Strang ziehen. Um die 3,3 Millionen Einwohner der Region zu motivieren, sich zu beteiligen, gibt es finanzielle Anreize, um etwa auf wassersparende Duschköpfe und oder Toiletten umzustellen. Mehr als 600.000 Haushalte haben sich bislang dafür gemeldet - darunter auch die Cavanahs mit ihrem Vorgarten-Projekt. 400 Hektar Fläche wurden so wieder für mehr Biodiversität freigegeben. Leslie Payne von der Wasserbehörde geht mit ihren Kolleginnen und Kollegen regelmäßig durch die Straßen und klingelt, wenn sie irgendwo eine Wassersprinkleranlage laufen sieht. Aber nicht, um eine Strafe auszusprechen, obwohl sie das rechtlich dürfte: Rasen sprengen ist in San Diego nur noch dienstags und freitags abends erlaubt. Payne setzt stattdessen auf Bildung. Sie erklärt geduldig, wie die Leute Wasser sparen können: Sprinkler aus, nur kurz duschen, Hahn zu beim Zähneputzen, Kurzprogramm an der Waschmaschine, Regentonnen aufstellen. Die Liste der Möglichkeiten ist lang. Und so klein die einzelnen Maßnahmen scheinen, sie zeigen offenbar Wirkung. Die Großregion San Diego hat es geschafft, den Pro-Kopf-Wasserverbrauch in den vergangenen Jahren deutlich zu senken: von 750 Liter pro Tag auf weniger als 500 Liter. Obwohl die Stadt konstant wächst und obwohl die Hitze- und Dürreperioden stetig länger andauern. Doch so stolz die Wasserbehörde auf das bisher Erreichte ist: Einzig Trink- oder Grundwasser einzusparen, reicht bei weitem nicht mehr, um die wachsenden Städte an der US Westküste zu versorgen. Vor den Toren San Diegos ist direkt am Pazifik deshalb die zweitgrößte Entsalzungsanlage der westlichen Hemisphäre entstanden. Nur in Dubai steht eine größere Süßwasserfabrik. 190 Millionen Liter Meerwasser werden in San Diego jeden Tag zu Trinkwasser für die Region aufbereitet. Dafür wird das Salzwasser in riesigen Rohren angesaugt und dann durch viele Filter in immer kleinen Rohren gepresst - 16.000 insgesamt. Umgekehrte Osmose heißt das Verfahren. "Ich könnte jetzt noch da draußen im Ozean surfen und zwei Stunden später wäre diese Welle dann entsalzt und käme bei mir zu Hause aus dem Wasserhahn", erklärt Nathan Faber begeistert. Der leitende Ingenieur der Wasserbehörde ist in San Diego aufgewachsen und damit auch mit der immer größer werdenden Wasserknappheit. Zehn Prozent der gesamten Wasserversorgung stammen derzeit aus der Entsalzungsanlage, bis 2035 sollen 40 Prozent des Trinkwassers aus aufbereitetem Salzwasser stammen. "Ein Stresstest hat ergeben, dass wir so genügend Wasser bis 2045 und vielleicht sogar noch länger haben. Wir haben viel in die Lagerung, die Entsalzung und die Wiederverwendung von Gebrauchswasser investiert", sagt Faber und gibt sich gelassen. Umweltschützer kritisieren allerdings den hohen Energieaufwand für das Entsalzen - und die Folgen der Übersalzung, wenn Wasser im Zuge der Osmose ins Meer zurückgepumpt wird.Investiert hat die Stadt San Diego auch in die lückenlose Überwachung der Kanalisation: Mehr als 500 Kilometer Rohrleitungen wurden mit Sensoren ausgestattet, die bei Lecks schnell Alarm geben, bevor Wasser versickern kann. Faber ist überzeugt, dass die Maßnahmen der Stadt gut ineinandergreifen. Die Bewohnerinnen und Bewohner San Diegos leisten der Trockenheit mit diesen kleinen Maßnahmen jedenfalls erfolgreich Widerstand - es bleibt ihnen auch gar nichts anderes übrig. | 0amerika
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Die Bundesregierung hat trotz eines weitgehenden Exportstopps die Lieferung von Ausrüstung und Munition für Kampfflugzeuge an Saudi-Arabien bewilligt. Das geht aus einem Schreiben von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck an den Wirtschaftsausschuss im Bundestag hervor, wie mehrere Nachrichtenagenturen übereinstimmend berichten. Die Exportgenehmigungen geschehen demnach im Rahmen eines gemeinschaftlichen Programms mit Italien, Spanien und Großbritannien.Die regierende Ampelkoalition von SPD, Grünen und FDP macht damit erstmals seit Beginn ihrer Amtszeit Gebrauch von einer Ausnahmeregelung für den Exportstopp an den höchst umstrittenen Kunden Saudi-Arabien. Die Ausrüstung und Munition für Eurofighter und Tornado hat einen Wert von 36 Millionen Euro. Im Rahmen eines europäischen Kooperationsprojekts würden außerdem Ersatzteile für den Airbus A330 MRTT im Wert von 2,8 Millionen Euro geliefert. Die frühere Bundesregierung hatte die Rüstungsexporte nach Saudi-Arabien unter anderem wegen der Beteiligung des Königreichs am Jemen-Krieg sowie des Mordes an dem Journalisten Jamal Khashoggi weitgehend gestoppt. Die damalige Regierung von Union und SPD ließ aber Ausnahmen für Gemeinschaftsprojekte mit Bündnispartnern zu - und machte davon auch immer wieder Gebrauch. Am vergangenen Wochenende war Bundeskanzler Olaf Scholz in Saudi-Arabien zu Gast. Das Land ist einer der wichtigsten Energie-Exporteure weltweit. Unlängst erst hatte ein Sprecher der Bundeswirtschaftsministeriums auf Anfrage der Nachrichtenagentur KNA bekräftigt, dass auch künftig Anträge für Exporte nach Saudi-Arabien abgelehnt würden. Allerdings gebe es einen Sonderfall. "Besondere Verpflichtungen Deutschlands gegenüber Nato-Bündnispartnern werden erfüllt. In diesem engen Rahmen sind Ausfuhrgenehmigungen als Ausnahme möglich", so der Sprecher. Genau darum geht es bei den jetzt bekannt gewordenen Sammelausfuhrgenehmigungen. Die beabsichtigten Lieferungen sind demnach Teil von Kooperationsprojekten mit anderen europäischen Staaten.Sevim Dagdelen von der Linkspartei kritisierte die Genehmigungen scharf. Die Obfrau im Auswärtigen Ausschuss nannte die Exporte "verbrecherisch". "Offensichtlich hat man alle Hemmungen verloren, autoritäre Regime aufzurüsten und Kriege in aller Welt zu nähren", sagte Dagdelen. | 3innenpolitik
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In Kuba hat eine Mehrheit der Bevölkerung für eine Reform des Familiengesetzes gestimmt - und damit den Weg für die Ehe zwischen gleichgeschlechtlichen Partnern geebnet.Bei der Abstimmung haben sich laut vorläufigem Ergebnis fast 66,9 Prozent aller Teilnehmenden für das umfassende Paket verschiedener Gesetzesänderungen ausgesprochen. Das teilte die Präsidentin des Wahlrats, Alina Balseiro Gutiérrez, mit. 33,1 Prozent haben demnach gegen die Reformen gestimmt. Insgesamt hätten sich mehr als 6,25 der knapp 8,45 Millionen stimmberechtigten Kubanerinnen und Kubaner am Sonntag an dem Referendum beteiligt - und damit etwa 74 Prozent der auf dem Inselstaat lebenden Bevölkerung. Gewählt werden konnte ab einem Alter von 16 Jahren.Zentraler Punkt der Gesetzesnovelle ist die Legalisierung der Ehe zwischen gleichgeschlechtlichen Partnern. Zudem ist auch die Leihmutterschaft für homosexuelle Paare künftig rechtmäßig, ebenso können sie in Zukunft Kinder adoptieren. Zugleich werden mit den neuen Regelungen die Rechte nicht-biologischer Eltern gestärkt sowie die Rechte von Kindern und Senioren. Zudem sehen die Reformen ein härteres Vorgehen gegen geschlechterspezifische Gewalt vor.Das Parlament hatte bereits im Juli der Erneuerung des von 1975 stammenden Familiengesetzes zugestimmt. Seitdem hatte die kubanische Regierung breit für die Gesetzesnovelle geworben, unter anderem mit Kampagnen in den staatlichen Medien und in sozialen Netzwerken. Nach der Revolution von 1959 stand die kubanische Regierung Homosexualität feindlich gegenüber. Homosexuelle wurden diskriminiert, verloren ihren Arbeitsplatz und wurden in den 1960er-Jahren für "Umerziehungsmaßnahmen" in Straflager gesteckt. Die heutige Regierung vertritt jedoch - besonders in Person von Mariela Castro, der Tochter des Ex-Präsidenten Raúl Castro und Chefin des Zentrums für sexuelle Erziehung - eine fortschrittliche Haltung, was die Rechte der LGBTIQ-Gemeinde betrifft. Widerstand gegen die Reformen kam vorrangig vonseiten der katholischen Kirche. | 0amerika
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Die Großhandelspreise für Strom in schwindelerregender Höhe bedrohen auch in der Schweiz die finanzielle Lage der Energiekonzerne. Der größte Versorger Axpo bekommt deshalb einen Milliardenkredit. Die Preissteigerungen als Folge des Ukraine-Krieges und die Ausfälle von französischen Atomkraftwerken machen diese Maßnahme aus Sicht der Schweizer Regierung nötig. Axpo erhalte einen Kreditrahmen von vier Milliarden Franken, teilte der Bundesrat heute mit.Als größter Produzent von Wasserkraft in der Schweiz und Betreiber einer Reihe von Solar- und Windparks in mehreren europäischen Ländern ist Axpo von systemkritischer Bedeutung für die Schweiz. Zudem müsse eine Kettenreaktion abgewendet werden, erklärte die Schweizer Energieministerin Simonetta Sommaruga: "Es gilt, einen Flächenbrand unter allen Umständen zu verhindern". Auch die Konkurrenten BKW und Alpiq gelten in der Schweiz als systemkritisch.Dabei fährt Axpo wie viele andere Energiekonzerne derzeit dank der explodierenden Preise für Energie hohe Gewinne ein. Dennoch besteht potenziell hoher Liquiditätsbedarf. Denn den Strom aus ihren Schweizer Kraftwerken verkauft die Firma mehrere Jahre im Voraus. Zum Schutz der Käufer hinterlegt Axpo bei langfristigen Stromlieferverträgen Sicherheitsleistungen, die nach Lieferung der vereinbarten Strommenge wieder zurückfließen. Die Höhe dieser Sicherheitsleistungen führt wegen der extremen Preisanstiege der vergangenen Wochen zu einem massiv gestiegenen Liquiditätsbedarf."Es ist paradox: Die langfristigen Aussichten von Axpo sind nach wie vor positiv, kurzfristig sind wir aber mit den Herausforderungen dieser historischen Energiekrise konfrontiert", betonte Firmenchef Christoph Brand. Laut Axpo haben sich die Großhandelspreise für Strom gemessen am Stand von September 2021 mehr als verzehnfacht. Nach dem Betriebsstopp der Gaspipeline Nord Stream 1 erreichten die Preisschwankungen in den vergangenen Tagen Rekordwerte. Am Wochenende hatten auch Schweden und Finnland milliardenschwere Liquiditätsgarantien angekündigt, um den Energiekonzernen in ihren Ländern zu helfen. In Österreich musste der Versorger Wien Energie vor einer Woche vor drohenden Verlusten in Milliardenhöhe und damit einer möglichen Insolvenz gerettet werden.Heute hat sich auch der finnische Versorger und Hauptaktionär der deutschen Uniper, Fortum, frisches Kapital beschafft. Der Konzern habe mit der staatlichen Investmentgesellschaft Solidium eine Brückenfinanzierung über 2,35 Milliarden Euro vereinbart, um den Bedarf an Sicherheiten auf dem nordischen Strommarkt zu decken, so Fortum.Uniper, das durch den Einstieg des deutschen Staates und Milliardenkredite gerettet wurde, zehrt die ihm zugesicherten staatlichen Mittel schrittweise auf. Die vor einer Woche beantragte Ausweitung der bestehenden KfW-Kreditlinie sei zwischenzeitlich vereinbart, sagte ein Sprecher gestern. Der Kredit werde nach Bedarf in Tranchen abgerufen. | 5unternehmen
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Friedrich Merz blickt dem heute beginnenden Parteitag mit Zuversicht und Süffisanz entgegen. "Es gibt eine gewisse Schwarmintelligenz auch in der CDU Deutschlands." Die CDU Deutschlands hat schließlich ihn zum Vorsitzenden gewählt. Zwar erst im dritten Anlauf, aber immerhin. Seitdem sind die Personaldebatten verstummt, es geht seit vielen Monaten auf einem Parteitag mal wieder um Inhalte. Die Delegierten sollen ihrem Chef nun im Schwarm folgen, intelligent abstimmen, also Ja sagen - auch zur Frauenquote. Die ist in keiner Partei so umstritten wie in der CDU. Ausgerechnet Merz will mehr Frauen in der Parteiführung - und das per Quote. Aber Merz ist eben nicht mehr einfach nur Merz. Er ist weit entfernt von Merkel, aber das bisschen "Merzel" reicht. Einzelne Konservativen kommen nicht mehr mit, sagt Karin Prien, eine von Merz' Stellvertreterinnen. "Es gibt einzelne Enttäuschte, die offenbar erwartet hatten, dass Friedrich Merz nur ihr Vorsitzender werden würde, aber das war natürlich nicht zu erwarten."Zu erwarten war, dass Merz zunächst mal den Oppositionsführer gibt. Und das macht er auch. Fraktionschef Merz - das funktioniert. Er treibt die Regierung und lockt den Bundeskanzler aus der Reserve. In der Partei sieht es anders aus. Da funktioniert die One-Man-Show nicht. Merz braucht ein Team, aber das Team um ihn herum ist blass. Oder wer sind noch gleich seine fünf Stellvertreter und Stellvertreterinnen? Hinzu kommt, dass Generalsekretär Mario Czaja eher Sekretär als General ist, Attacke ist seine Sache nicht. Dabei geht es gerade jetzt darum, der Regierung Paroli zu bieten, aber auch der Partei ein Programm zu geben, festzulegen, wofür die Merz-CDU eigentlich steht. "Ich bin nicht der Vorsitzende, der von oben anordnet, wohin die Partei zu laufen hat", sagt Merz. Wohin sie zu laufen hat, soll eine Kommission festlegen. Sie arbeitet ein Grundsatzprogramm aus. Carsten Linnemann, übrigens einer der fünf Stellvertreter, spielt dabei eine entscheidende Rolle und gibt das Ziel vor. "Wir müssen attraktiver werden, für junge Menschen, für Frauen, für Zugewanderte, wir müssen viel attraktiver werden."Attraktiver will die Partei auch für junge Wähler werden, das heißt: Die CDU muss deren Themen besetzen. Merz und viele andere in der Partei können sich vorstellen, ein soziales Pflichtjahr für junge Leute einzuführen, aber ob das die Generation Z überzeugt, CDU zu wählen? Die Junge Union jedenfalls ist nicht begeistert von der Idee. Ihr Verhältnis zu Merz ist nicht mehr das, was es mal war. Die Euphorie in der größten Fanbase ist verflogen. Auch die Mittelstandsunion fällt nicht mehr in Ekstase, wenn Merz den Raum betritt. Sie will keine Frauenquote und nimmt es in Kauf, ihrem Parteichef in der Abstimmung eine Niederlage beizubringen - und das kurz vor der nächsten Landtagswahl. Aber wer weiß, vielleicht kommt es ja anders und Merz hat recht mit seiner süffisanten Zuversicht der "Schwarmintelligenz" in der Partei. | 3innenpolitik
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Mit der Sorge vor einer akuten Energiekrise im Winter ist die Frage nach längeren Laufzeiten wieder auf die Tagesordnung gekommen. Eine längere Laufzeit könne "Sinn machen", wie Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) vor wenigen Tagen sagte. Auch die öffentliche Stimmung hat sich gedreht: Laut dem jüngsten ARD-DeutschlandTrend sind mehr als 80 Prozent der Deutschen für eine längere Nutzung der Kernkraftwerke. Die einen befürworten nur eine Nutzung im kommenden Jahr, die anderen plädieren sogar für eine längerfristige Nutzung. Drei Szenarien für eine längere Laufzeit sind denkbar.Es würde sich um eine kurze Laufzeitverlängerung handeln. Die drei noch aktiven Kraftwerke verbrauchen in diesem Szenario lediglich die vorhandenen Brennstäbe. Um den Winter besser zu überstehen, wenn Sonne und Wind nicht so viel Strom liefern, könnte man den Betrieb jetzt im Sommer drosseln und die Stromgewinnung damit "strecken". Dafür müssten das Atomgesetz geändert sowie Sicherheits- und Haftungsfragen geklärt werden. Die Betreiber von Isar 2 in Bayern und Neckarwestheim 2 in Baden-Württemberg haben aber grundsätzlich erklärt, dass sie für einen Weiterbetrieb bereitstünden.Klar ist: Wenn ein "Streckbetrieb" Sinn ergeben soll, muss die Entscheidung dafür möglichst bald getroffen werden. Ein Anlass könnte das Ergebnis eines aktuell laufenden Stresstests für den Strombereich in Deutschland sein: Das Bundeswirtschaftsministerium hat die Verantwortlichen der großen Stromnetze aufgefordert, die Risiken für die Stromversorgung unter besonders harten Bedingungen zu prüfen. Das Ergebnis soll noch im August vorliegen. Sollte der Test auf größere Risiken deuten, dürften die politischen Widerstände gegen einen Streckbetrieb, zumindest für Isar 2 und Neckarwestheim 2, nicht allzu groß sein. Schätzung der Wahrscheinlichkeit für dieses Szenario: 80 bis 90 Prozent.Sowohl die Unionsparteien als auch die FDP setzen sich für eine längere Laufzeit der Atomkraftwerke über einen reinen Streckbetrieb hinaus ein. So warb der CSU-Vorsitzende und bayerische Ministerpräsident Markus Söder (CSU) bei seinem Besuch im Kernkraftwerk Isar 2 für eine Verlängerung bis mindestens Mitte 2024. Dafür muss aber nicht nur das Atomgesetz geändert werden wie in Szenario 1; vielmehr müssten die Reaktoren über die laufenden Sicherheitskontrollen hinaus umfassend gecheckt werden. So verlangt das Atomgesetz alle zehn Jahre eine sogenannte Periodische Sicherheitsüberprüfung. Eigentlich wäre diese 2019 fällig gewesen; wegen des anstehenden Atomausstiegs wurde aber darauf verzichtet. Wenn diese großen Sicherheitschecks nun doch anfallen, müssten dafür zeitweilige Ausfälle der Kraftwerke eingeplant werden. Außerdem müssten schnellstens neue Brennstäbe für die Reaktoren besorgt werden. Sollte sich die Politik für eine mittelfristige Laufzeitverlängerung entscheiden, könnten auch die bereits Ende 2021 stillgelegten Reaktoren Brokdorf, Grohnde und Gundremmingen C wieder ins Spiel kommen. Nach Einschätzung von Joachim Bühler, dem Geschäftsführer des TÜV-Verbands, wäre es technisch durchaus möglich, diese Reaktoren wieder anzufahren. Die juristischen und vor allem politischen Hürden sind aber deutlich höher als bei einem reinen Streckbetrieb bis in den Sommer 2023. Schätzung der Wahrscheinlichkeit für eine mittelfristige Nutzung der Kernkraft: 30 bis 40 Prozent.Mit Ausnahme der AfD ist keine der im Bundestag vertretenen Parteien für eine dauerhafte Nutzung der Kernenergie. In manchen Diskussionen klingt aber durchaus die Frage an, woher der Strom in den kommenden Jahren kommen soll, wenn die deutsche Wirtschaft im Rahmen der Energiewende mehr und mehr auf Strom umgestellt wird. So wies der FDP-Vorsitzende und Bundesfinanzminister Christian Lindner darauf hin, dass nicht nur in den nächsten Monaten, sondern auch in den kommenden Jahren verstärkt mit Strom geheizt werden dürfte: "also müssen wir alle Kapazitäten zur Energieerzeugung erhalten und ausbauen", so Lindner. Auch wenn der FDP-Chef klargestellt hat, dass er nicht für den Ausstieg aus dem Atom-Ausstieg plädiert: In anderen Ländern feiert die Atomenergie eine Renaissance. Und die EU-Kommission in Brüssel hat die Mitgliedsstaaten aufgefordert, angesichts der aktuellen Notlage die Ausstiegsbeschlüsse zu überprüfen.So dürfte, wenn andere Länder aus Solidarität mit Deutschland Gas sparen, von Deutschland im Gegenzug Solidarität in Sachen Strom erwartet werden. Derzeit ist beispielsweise Frankreich auf Strom aus Deutschland angewiesen, weil just die französischen Atomkraftwerke wegen notwendiger Sicherheitschecks und Wartungen nur begrenzt einsatzfähig sind. Das zeigt: Auch wenn neue Reaktoren in Deutschland derzeit nicht denkbar sind - die Debatte über längere Laufzeiten der Atomkraftwerke könnte über die aktuelle Gaskrise hinaus weitergeführt werden. Einschätzung der Wahrscheinlichkeit für den Ausstieg aus dem Ausstieg: maximal zehn Prozent. | 3innenpolitik
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Die Geldhäuser der Eurozone tappen noch weitgehend im Dunkeln, welche Risiken der Klimawandel für sie mit sich bringt. Das kritisiert Frank Elderson, Mitglied im Rat der Europäischen Zentralbank (EZB). Er vergleicht das Ganze mit einer Autofahrt: "Man kann nicht im Dunkeln ohne Licht fahren", sagt der Vizechef der EZB-Bankenaufsicht. "Die Banken brauchen bessere Daten zu Klimarisiken."Genau daran aber mangelt es. Das zeigt der erste Klimastresstest, an dem 104 Finanzinstitute aus dem Währungsraum teilgenommen haben, darunter die Deutsche Bank und die Commerzbank. Die Mehrheit der Banken ist laut EZB nicht in der Lage, Klimarisiken adäquat zu berechnen. Bisher verlassen sie sich weitgehend auf Schätzungen, meint EZB-Direktor Elderson: "Dagegen sollten sie mehr Informationen von ihren Kunden einholen, um ihre Risikopositionen richtig zu messen."Der EZB-Aufseher fordert, die Banken müssten Klimarisiken eine höhere Priorität einräumen. Im Alltagsgeschäft berücksichtigen sie sie Elderson zufolge kaum, etwa, wenn sie Kredite vergeben. Und so zählen zu ihren Kunden weiter oft Unternehmen, die besonders viel klimaschädliches Gas wie Kohlendioxid ausstoßen. Das an sich sei noch kein Problem, heißt es bei der EZB. Solange die Unternehmen den Geldhäusern Pläne vorlegen, wie sie in Zukunft nachhaltiger wirtschaften wollen.Ansonsten besteht nach Angaben der Zentralbank die Gefahr, dass die Banken von politischen Entscheidungen hin zu mehr Nachhaltigkeit in der Wirtschaft überrascht werden. Dann drohen ihnen Einbußen, wie auch in Folge von Naturkatastrophen wie Dürren oder Überschwemmungen. Allein die 41 größten Geldhäuser der Eurozone könnten insgesamt schlimmstenfalls 70 Milliarden Euro oder gar mehr verlieren. Um welche Institute es sich handelt, bleibt offen.Alles in allem hält die deutsche Kreditwirtschaft, in der alle Sparkassen- und Bankenverbände zusammengeschlossen sind, die Auswirkungen des Klimawandels für die hiesige Bankenlandschaft für finanziell verkraftbar. "Die veröffentlichten Ergebnisse zeigen, dass die beteiligten Geldhäuser insgesamt nicht mit wesentlichen Verlusten rechnen müssen", heißt es in einer schriftlichen Stellungnahme. Sowieso sei das Ganze erst einmal nur eine Lernübung, ohne konkrete Auswirkungen. Zufrieden zeigt sich auch Deutschlands oberster Bankenaufseher Joachim Wuermeling, Mitglied im Vorstand der Bundesbank. Die hiesigen 21 Institute hätten bei dem Klimastresstest gut abgeschnitten, meint er: "Sie haben ein Bewusstsein dafür ausgebildet, dass neue Risiken auf ihrer Risikolandkarte auftreten und das ist gut." Dabei seien sie von diesen Klimarisiken nicht stärker betroffen als andere europäische Banken. Trotzdem sieht Wuermeling an der ein oder anderen Stelle Verbesserungsbedarf und erwartet, dass die Geldhäuser Datenlücken schließen und Klimarisiken beim Risikomanagement stärker berücksichtigen. Alles können die Banken sowieso nicht vorhersehen, warnt Karolin Kirschenmann, Bankenexpertin beim Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung in Mannheim. "Mal angenommen, der C02-Preis steigt rasant, weil eine Regierung denkt, anders ist das 1,5-Grad-Klimaziel nicht zu erreichen, dann kann das zu einer Rezession führen und alle Banken treffen", so die Ökonomin. Solche Risiken zu erfassen, sei schwierig. Deswegen hält die Kirschenmann die Aussagekraft des Klimastresstests für begrenzt. Auch mit Blick auf die gesellschaftliche Debatte rund um den Klimawandel mahnt sie, die Rolle der Geldhäuser sollte dabei nicht überschätzt werden. Natürlich müssten sie sich im Zusammenhang mit dem Stresstest stärker mit dem Klimawandel und seinen finanziellen Folgen auseinandersetzen. Und indem die Finanzinstitute Geldflüsse gezielt lenkten, könnten sie sie den Umbau der Wirtschaft hin zu mehr Nachhaltigkeit begleiten. "Aber das muss Hand in Hand gehen mit einer ambitionierten Klima- und Wirtschaftspolitik", so die Bankenexpertin. | 2finanzen
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Im Vorfeld mag den Organisatoren vielleicht ein wenig mulmig gewesen sein, weil beim Kartenvorverkauf noch Luft nach oben war. Doch spätestens, als am Eröffnungsabend 55.000 Menschen im Olympiapark zusammen feierten, war die anfängliche Zurückhaltung der Münchner für ihre European Championships gebrochen. Überhaupt der Olympiapark von 1972: Trotz einiger Patina hat das Stadion mit dem Zeltdach nichts von seiner Leichtigkeit und Faszination verloren. Die Bauten fügen sich harmonisch in die Landschaft und weil die Bäume fünf Jahrzehnte Zeit zum Wachsen hatten, wirkt der Park so, als sei er jetzt erst richtig fertiggestellt. Die Menschen strömten in die Stadien und Arenen, auch auf den Münchner Königsplatz, wo Beachvolleyball und Klettern die Fans begeisterten. Das Erfolgsrezept: eine Mischung aus gutem Sport, einem kostenlosen Kulturprogramm und dem weitgehenden Verzicht auf großes Brimborium um VIPs, Regularien und Sponsoren. Dadurch wurden die Meisterschaften offen, leicht, freundlich und damit auch für Menschen zugänglich, die sich nicht viel aus Sport-Großveranstaltungen machen, diesen sogar eher kritisch gegenüberstehen. Nicht wenige ältere Münchner fühlten sich während der elf Tage European Championships an die heiteren Spiele von 1972 erinnert, bevor der furchtbare Terroranschlag diese Heiterkeit jäh beendete. 50 Jahre nach den letzten Olympischen Spielen in Deutschland und sieben gescheiterten Anläufen haben die European Championships eine Diskussion um eine neue deutsche Olympia-Bewerbung entfacht. Angesichts der herausragenden Stimmung in München emotional verständlich, inhaltlich jedoch problematisch: Olympia umfasst drei Mal mehr Sportarten mit gut doppelt so vielen Teilnehmern, dazu das bereits erwähnte organisatorische Brimborium und ein Vielfaches der Kosten als die 130 Millionen Euro für die European Championships. Nicht zu vergessen die Angst vor Gigantismus, Kommerz und den Knebelverträgen der internationalen Sportverbände. Aber: Die European Championships zeigen dem Internationalen Olympischen Komitee einen Weg aus diesem Dilemma, indem sie Sport und urbanes Leben in Einklang brachten. Der Sport hat sich der Stadt angepasst, nicht umgekehrt und stand doch im Mittelpunkt, weil er offen, leicht und zugänglich war. Es waren eben Spiele für alle.Quelle: sportschau.de | 4sportschau
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Zu Fuß dauert es von der Uferpromenade der Stadt Lushan im Norden des Poyang-Sees etwa 20 Minuten, dann ist man auf der Insel Luoxingdun. Über trockenen, rissigen Boden geht es, ab und zu liegt ein toter Fisch auf dem Grund. Eigentlich sollte die Insel zu dieser Jahreszeit komplett von Wasser umgeben sein. Doch wochenlang haben in Teilen Südchinas Temperaturen von teils über 40 Grad geherrscht - die längste Trocken- und Hitzeperiode seit Beginn der Wetteraufzeichnungen vor 60 Jahren. "In meiner Erinnerung war es noch nie so. Schau mal, die Risse in der Erde", bemerkt Wang Yumei, die mit ihrer Tochter und ihrem Mann aus der etwa 30 Minuten Autofahrt entfernten Stadt Jiujiang gekommen ist. Der Poyang-See, Chinas größter Süßwasser-See ist auf ein Viertel seiner ursprünglichen Oberfläche geschrumpft. Deswegen kann man die Insel mit einer Pagode nun sogar mit dem Auto erreichen. Für Touristen und für Menschen aus der Gegend, wie die 38-jährige Englischlehrerin Wang, ist das eine Attraktion - Folgen sieht sie noch keine. Auch der Wasserstand des Jangtse-Flusses sei niedriger als in den vergangenen Jahren, sagt sie, "normale Leute" beeinflusse das noch nicht. Vielleicht, überlegt sie, wirke sich das auf die Menschen aus, die vom Fischfang leben?Große Auswirkungen hat die Trockenheit bereits auf die Landwirtschaft. Am Rande eines Reisfelds steht ein junger Landwirt neben einem Rohr, aus dem Wasser in einen ausgetrockneten Bewässerungskanal fließt.Eigentlich sollten die Reisfelder rund um den Poyang-See unter Wasser stehen. Aber es habe lange nicht geregnet und so seien auch die Äcker trocken gefallen, sagt er: "Jetzt pumpen alle Familien Wasser auf die Felder." Würde es, wie sonst auch, "alle paar Tage" regnen, gäbe es kein Problem.Wenige Kilometer weiter sitzt der 65-jährige Wang Lisheng in einem kahlen Wohnzimmer und zupft Baumwolle, die er auf seinem Feld angebaut hat. Seine Frau bereitet am offenen Feuer in einem Nebenzimmer das Mittagessen zu. Auch Wang muss Wasser mit einer Benzinpumpe auf seine Felder bringen, die sonst durch Wasser aus einem Fluss in der Nähe geflutet werden. Doch dieser sei ausgetrocknet, erzählt er. Weil Wang Geld für Benzin ausgeben muss, um die Pumpe zu betreiben, rechnet er nicht damit, dass er dieses Jahr etwas verdienen wird: "Wir einfachen Bauern bekommen keine Hilfe von der Regierung", stellt er fest - "nur die großen Landwirte werden unterstützt". Extremwetter der anderen Art kennt Wang - vor zwei Jahren gab es in der Region ein Hochwasser, in seinem Haus habe es bis unter das Dach gestanden. Dieses Jahr, stellt auch Wang fest, sei es extrem trocken, so eine Trockenheit habe er seit mehr als 40 Jahren nicht erlebt.Wetterextreme nehmen weltweit zu - auch in China. Die Auswirkungen der Dürre in diesem Jahr für die Landwirtschaft sind noch nicht absehbar. Doch es dürfte schwieriger werden und teurer, die 1,4 Milliarden Menschen in der Volksrepublik mit Lebensmitteln zu versorgen. Auch die Wirtschaft leidet: Wegen Wasserknappheit in Flüssen sind viele Stauseen leer, es wird weniger Strom durch Wasserkraft erzeugt. In den Landesteilen Sichuan und Chongqing ist der Strom rationiert worden. Mehrere Unternehmen mussten die Produktion drosseln oder zeitweise ganz einstellen. Die Staats- und Parteiführung hat angekündigt, Kohlekraftwerke hochzufahren, um den Wegfall zu kompensieren.Vom nördlichen Ufer des Poyang-Sees ist der Jangtse mit dem Auto schnell zu erreichen, Chinas längster und wichtigster Fluss. Links und rechts sind Sandbänke zu sehen. Immer wieder tauchen Inseln mitten im Fluss auf, die normalerweise unter Wasser sind. Der 6300 Kilometer lange Jangtse ist nicht nur Wasserlieferant für Menschen und Landwirtschaft sowie für die Stromerzeugung, sondern auch eine wichtige Transportader mitten durch China.Ein Frachtschiff nach dem nächsten fährt Tag und Nacht auf dem Jangtse an der Stadt Jiujiang vorbei. Während hier noch Schiffe fahren können, ist das an anderen Stellen wegen Niedrigwassers nicht mehr möglich. Die größten Frachtschiffe, die hier fahren, haben eine Kapazität von 10.000 Tonnen, erklärt Wang Xingzeng, der auf einem Touristenschiff arbeitet, das in Jiujiang im Hafen liegt Jetzt müssten sie ihre Beladung um einige Tausend Tonnen reduzieren, um noch sicher durchfahren zu können.Etwa 200 Kilometer Flussaufwärts liegt die Millionenstadt Wuhan. An einem Bootssteg werden Fahrgäste mit Sicherheitshinweisen beschallt. Für umgerechnet 30 Cent kann man in der Stadt, in der die Corona-Pandemie 2019 ausgebrochen ist, mit einer Fähre den Jangtse überqueren. Die Anlegestege liegen komplett trocken. In der Abendsonne haben sich an den deutlich vergrößerten Sandbänken Tausende Menschen versammelt. Kinder spielen im Sand, vor allem Männer schwimmen im Fluss.Fan Hu ist gekommen, um durch den Jangtse zu durchqueren - das 22. Mal in diesem Jahr, erzählt der etwa 40-Jährige. Jedes Mal stand das Wasser etwas niedriger.Forscher weltweit sind sich einig: Der menschengemachte Klimawandel ist schuld an Wetterextremen wie Dürren. China ist der größte Emittent klimaschädlicher Treibhausgase weltweit. Auf die Frage, ob die chinesische Staats- und Parteiführung genug tut, um gegen den Klimawandel vorzugehen, reagiert der Schwimmer Fan Hu etwas pikiert: Die Erde gehöre der ganzen Menschheit, der Klimawandel sei nicht auf Landesgrenzen oder Ethnien beschränkt. Und China pflanze viel, schütze Wasserquellen, erhalte die ökologische Vielfalt - das sei die Pflicht der ganzen Welt: "Hier geht es nicht darum, was China nicht gut macht oder was der Westen gut macht. Die globale Erwärmung ist kein lokales Problem, sondern ein gemeinsames."Die globale Erwärmung spielt im Alltag der Menschen in China keine große Rolle, wird von den Staatsmedien nur wenig thematisiert. Die chinesische Staatsführung leugnet den Klimawandel zwar nicht, bekennt sich international auch zu Klimazielen, baut aber auch weiter Kohlekraftwerke. Dieses Jahrzehnt soll der CO2-Ausstoß in China Jahr für Jahr weiter zunehmen. Erst ab 2030 sollen die Emissionen dann zurückgehen. 2060 will China klimaneutral sein. | 1asien
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Die Volkswagen-Tochtergesellschaft PowerCo, in der der Wolfsburger Konzern seine Batterieaktivitäten zusammengefasst hat, und der belgische Materialtechnologiekonzern Umicore gründen ein Gemeinschaftsunternehmen, das Batteriematerialien produzieren soll. Damit sollen die europäischen Batteriezellfabriken der PowerCo in Europa ab 2025 versorgt werden. Das Investionsvolumen liegt bei drei Milliarden Euro.Das neu gegründete Unternehmen wird laut den Plänen zunächst die Zellproduktion von Volkswagen in Salzgitter versorgen. Im Jahr 2026 soll eine Kapazität von 40 Gigawattstunden im Jahr erreicht werden. Doch dabei handelt es sich offenbar nur um einen Zwischenschritt. Denn bis Ende 2030 wollen die Partner Kathoden- und Vormaterial für Batteriezellen mit einer Kapazität von 160 Gigawattstunden pro Jahr produzieren. Das entspricht einer jährlichen Produktionskapazität, die für rund 2,2 Millionen vollelektrische Fahrzeuge ausreicht. Die Suche nach einem passenden Standort dauert laut Angaben noch an.Die beiden Unternehmen wollen sich Kosten, Investitionen, Einnahmen und Gewinne paritätisch teilen. Umicore ist danach für das operative Management verantwortlich und stellt dem Gemeinschaftsunternehmen geistiges Eigentum und Know-how per Lizenz zur Verfügung."Kathodenmaterial ist für die Batterieproduktion ein unverzichtbarer strategischer Rohstoff, der für ungefähr 50 Prozent des Gesamtwerts der Zelle steht", betonte Volkswagen-Technikvortand Thomas Schmall. Unmittelbarer und langfristiger Zugang zu umfangreichen Kapazitäten stelle einen klaren Wettbewerbsvorteil dar. Gemeinsam strebe man an, eine geschlossene Wertschöpfungskette aufzuziehen: von der Beschaffung der Rohstoffe über die Verarbeitung des Batteriematerials bis hin zum Recycling alter Batterien."Der wichtigste Kostenfaktor von E-Fahrzeugen ist im Moment die Batterie", sagte PowerCo-Chefeinkäufer Jörg Teichmann. Die Batterie sei daher auch die Basis des Erfolgs der E-Mobilität. Zusammen mit Umicore sichere man sich Volumen zum besten Preis und mit der besten Kostenstruktur. Umicore-Chef Mathias Miedreich sagte, das Joint Venture sei strategisch einzigartig, weil es sich europaweit um die erste allumfassende Lieferkette in dem Bereich handele. | 5unternehmen
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"Wir sind mittlerweile gerade in den Industrienationen an einem Punkt, an dem sich eigentlich kein Mensch mehr mit HIV infizieren müsste." Das sagt der Transgender-Aktivist und Gesundheitsexperte Max Appenroth.Denn neben Kondomen gibt es auch Medikamente, die - prophylaktisch genommen - eine Ansteckung zuverlässig verhindern. Dennoch nehmen die Infektionszahlen nicht so stark ab, wie sich das viele erhofft hatten.Der Bericht, den das UN-Programm für die Bekämpfung von Aids im Vorfeld der heute beginnenden Konferenz in Montreal veröffentlicht hat, zählt 1,5 Millionen Menschen, die sich im vergangenen Jahr neu mit dem HI-Virus infiziert haben. Gestiegen sind etwa die Infektionszahlen in Osteuropa, in Teilen von Asien, Lateinamerika, im Nahen Osten und Afrika.Und das habe einen Grund, sagt die junge US-Aids-Aktivistin Karen Dunaway-Gonzales: die Corona-Pandemie. Auf die sei niemand vorbereitet gewesen und sie habe alle Aufmerksamkeit und viele Ressourcen auf das neue Virus gelenkt. Weg von Aids.Besonders bitter war das für junge Frauen und Mädchen in den Ländern südlich der Sahara. Durch die Schulschließungen fiel nicht nur der Sexualkundeunterricht aus. Auch die teilweise kostenlose Ausgabe von Verhütungsmitteln an den Schulen hat nicht mehr stattgefunden.Wegen der wirtschaftlichen Not der Familien sei es zudem vermehrt zu Zwangsverheiratungen und Kinderehen gekommen, so die Entwicklungshilfeorganisation ONE. Das traurige Resultat: In den Subsahara-Staaten sind in der Altersgruppe der 15- bis 19-Jährigen sechs von sieben neuen HIV-Infektionen bei jungen Frauen aufgetreten. Nur eine bei einem jungen Mann. Aber auch in den Industrienationen verbreitet sich das Virus immer noch, so Gesundheitsexperte Appenroth. "Es ist momentan so, dass HIV verstärkt in Communitys oder in Populationen auftritt, die sich leider seltener testen lassen", sagt er. "Nämlich eben auch bei heterosexuellen Menschen." Zumal während der Corona-Pandemie auch insgesamt weniger getestet wurde. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer in Montreal hoffen deshalb, dass durch die Konferenz HIV und Aids wieder in den Fokus geraten. Wenn nicht, koste das viele Menschenleben, so die Warnung des UN-Berichts. Aber es geht natürlich nicht nur um Warnung und Mahnung, sondern auch um die Fortschritte, die die Forschung bei der Aids-Bekämpfung gemacht hat. Und die seien beachtlich, so Appenroth: Das sind Medikamente, die die Virenlast im Körper so weit reduzieren, dass Infizierte andere Menschen nicht mehr mit dem HI-Virus anstecken können. Allerdings schlummert es immer noch in ihrem Körper. Dadurch altern sie schneller. Und: Wenn sie die Medikamente absetzen, flammt die Infektion wieder auf, sagt die Mikrobiologin Petronela Ancuta.Die Professorin betreibt Grundlagenforschung an der Universität Montreal. Ihr Ziel: "Wir hoffen, dass wir Alternativen dazu finden. Denn die antivirale Therapie ist nicht perfekt. Sie löscht das Virus nicht völlig aus."So wurde vor einiger Zeit etwa ein Medikament gegen Hepatitis-C entwickelt. Das müssen die Erkrankten ein paar Wochen nehmen, danach sind sie geheilt. Auf so einen Erfolg hoffen auch die Aids-Forscherinnen und -Forscher, die in Montreal zusammenkommen. | 0amerika
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Die Mannschaft von Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg setzte sich am Samstag (03.09.2022) 3:0 (0:0) gegen die Türkei durch. Die Tore erzielten Felicitas Rauch (57. Spielminute), Klara Bühl (59.) und Lea Schüller (77.). Damit hat Deutschland das Ticket für die WM-Endrunde im kommenden Jahr in Australien und Neuseeland (20. Juli bis 20. August) schon vor dem abschließenden Qualifikationsspiel gegen Bulgarien am Dienstag (06.09.2022) sicher.Vor dem Anpfiff schickten die DFB-Frauen, die erstmals im neuen Einheitstrikot für alle Nationalteams aufliefen, einen Gruß an die erneut an Krebs erkrankte Ann-Katrin Berger. Kapitänin Popp hielt das Trikot der Torhüterin vom FC Chelsea hoch und symbolisierte mit dieser Geste, dass die Spielerinnen in Gedanken bei der 31-Jährigen sind.Als es dann losging, entwickelte sich sofort ein Spiel auf ein Tor. "Die Attraktivität des eigenen Spiels steht absolut im Vordergrund, auch wenn die meisten Spielerinnen noch nicht im Wettkampfmodus sind", hatte Voss-Tecklenburg angekündigt. Die klar überlegene DFB-Auswahl erspielte sich gegen die tiefstehenden Spielerinnen aus der Türkei in der Anfangsphase auch einige gute Chancen, konnte diese aber nicht nutzen. Linda Dallmann und Popp vergaben jeweils zweimal in aussichtsreicher Position.Zwar startete Deutschland einen Angriff nach dem anderen, doch in der gefährlichen Zone fehlte oft die Präzision. Kein Wunder, war es mit Ausnahme der Spielerinnen von Eintracht Frankfurt, die Mitte August bereits in der Champions-League-Qualifikation in Einsatz waren, für alle doch das erste Pflichtspiel in der neuen Saison.Mit zunehmender Spielzeit machte sich bei den deutschen Frauen etwas Ratlosigkeit breit. Nur einmal noch kam der EM-Zweite in der ersten Halbzeit gefährlich zum Zug. Bühl scheiterte aus Nahdistanz an der türkischen Torfrau Selda Akgöz. So ging es trotz drückender Überlegenheit der DFB-Auswahl und 12:0 Ecken torlos in die Pause.Erst die beiden Tore nach knapp einer Stunde erlöste die DFB-Auswahl von ihren Qualen. Zunächst behielt Rauch nach einem klaren Handspiel von Busem Seker vom Elfmeterpunkt die Nerven, nur 120 Sekunden später legte Bühl mit einem Schuss von der Strafraumgrenze nach. Der beruhigende Vorsprung gab der Bundestrainerin die Gelegenheit zu mehreren Wechseln. In Gefahr geriet der Sieg dadurch nicht. Vielmehr baute Schüller kurz nach ihrer Einwechslung den Vorsprung aus.Quelle: sportschau.de | 4sportschau
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Der US-Verschwörungstheoretiker Alex Jones muss den Eltern von einem der Todesopfer des Massakers an der Grundschule Sandy Hook mehr als vier Millionen Dollar Entschädigung zahlen. Dies ordnete eine Jury in Texas an. Es ist das erste Mal, dass der Betreiber des rechtsextremen Online-Portals Infowars für die Verbreitung der Lüge haftbar gemacht wird, wonach das schlimmste Schulmassaker in der US-Geschichte eine Inszenierung gewesen sei. Im Dezember 2012 stürmte ein 20-Jähriger die Sandy-Hook-Grundschule in Newtown im Staat Connecticut und erschoss 20 Kinder und sechs Lehrkräfte, ehe er sich selbst richtete. Bevor er in die Schule eindrang, hatte er auch seine Mutter getötet. Die Familien einiger Opfer verklagten Jones und seine Unternehmen, darunter Infowars und Free Speech Systems, wegen Verleumdung und Verbreitung von Verschwörungstheorien, die dazu geführt hätten, dass sie Todesdrohungen erhalten hätten. Im aktuellen Prozess ging es darum, wie viel Jones den Eltern des sechsjährigen Schülers Jesse Lewis zahlen muss, der bei dem Massaker getötet wurde. Sie hatten mindestens 150 Millionen Dollar (rund 146 Millionen Euro) verlangt. Nun wurde den Eltern zwar nur 4,11 Millionen Dollar Schadenersatz zugesprochen, doch muss die Jury in Austin noch entscheiden, wie hoch der Strafschadenersatz ausfallen soll, den Jones ihnen zahlen muss. Vor dem Gerichtsgebäude betonte der Anwalt der Kläger, Mark Bankston, daher, dass die Entschädigung keine Enttäuschung sei. Denn am Ende werde der Verschwörungstheoretiker seinen Mandanten "weitaus mehr schulden", sagte Bankston, und: "Wir sind noch nicht fertig, Leute." In einem Kreuzverhör durch Bankston hatte Jones im Prozess zugegeben, dass er in der Vergangenheit bereits Verschwörungsgeschichten in Bezug auf andere Tragödien verbreitete, etwa zu den Bombenanschlägen in Oklahoma City und beim Boston Marathon bis hin zu den tödlichen Schüssen in Las Vegas und Parkland in Florida. Jones hatte behauptet, dass das Schulmassaker in Newtown inszeniert worden sei, damit die Politik schärfere Waffenkontrollen durchsetzen könne. Die Klage der Eltern bezeichnete der 48-Jährige zwar als Angriff auf sein Verfassungsrecht auf freie Meinungsäußerung, räumte dann jedoch im Prozess ein, dass der Amoklauf "zu 100 Prozent" tatsächlich passiert sei. Seine Lügen seien falsch gewesen, es tue ihm leid. Doch die Eltern des getöteten Jesse betonten am Dienstag vor der Jury, dass es mit Jones' Entschuldigung nicht getan sei. Seit zehn Jahren durchlitten sie ein Trauma, das zunächst durch den Tod ihres Sohnes ausgelöst worden sei, und dann durch das, was folgte: Schüsse auf ein Haus, Drohungen im Internet und am Telefon, Belästigungen durch Fremde auf der Straße. Jones und Infowars hätten ihnen mit ihren Falschbehauptungen das Leben zur Hölle gemacht. Dass den Eltern zunächst nur 4,11 Millionen Dollar Schadenersatz zugesprochen wurde, bezeichnete Jones in einer Reaktion als "großen Sieg". Er habe zugegeben, dass er falsch gelegen habe, sagte er in einer Videobotschaft, die auf seiner Webseite gepostet wurde. Er habe sich bei den Familien entschuldigt, was die Jury verstanden habe. Zwar sei es "mehr Geld, als mein Unternehmen und ich persönlich haben", ergänzte er. Doch werde man sich um eine Erstattung bemühen. Am heutigen Freitag tritt die Jury in Austin erneut zusammen. Dabei soll es auch um die Finanzen von Jones' Unternehmen gehen. Es ist nicht der einzige Prozess gegen den Verschwörungstheoretiker. Ein Gericht in Connecticut hatte Jones bereits wegen Verleumdung für schadenersatzpflichtig erklärt, dieses Klageverfahren hatten andere Opferfamilien und ein FBI-Agent angestrengt, der an den Ermittlungen zum Schulmassaker beteiligt war. Auf Jones kommt zudem ein weiterer Prozess in Austin zu. | 0amerika
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Kurz nach Ende des traditionellen Freitagsgebets der Muslime ist nahe einer Moschee in der afghanischen Hauptstadt Kabul eine Autobombe explodiert. Angaben des von den radikal-islamischen Taliban geführten Innenministeriums zufolge kamen mindestens sieben Menschen ums Leben. 41 Menschen seien verletzt worden. Der von den Taliban ernannte Sprecher des Ministeriums, Abdul Nafi Takor, teilte mit, das mit Sprengstoff versehene Fahrzeug sei nahe der Wasir-Akbar-Chan-Moschee geparkt gewesen. Unter den Verletzten sollen sich seiner Aussage zufolge auch Kinder befinden. Zuvor hatte das italienische Notfallkrankenhaus in Kabul von vier Todesopfern gesprochen.Die Wasir-Akbar-Chan-Moschee liegt unweit der früheren "Grünen Zone" Kabuls, einem Viertel, in dem sich vor der Machtübernahme mehrere Botschaften befunden hatten. Wie die Nachrichtenagentur AFP berichtet, wird das Gotteshaus heute häufig von hochrangigen Taliban-Befehlshabern und -kämpfern besucht. Die Moschee war bereits 2020 Ziel eines Anschlags geworden, bei dem ihr damaliger Imam getötet wurde.Laut Innenministerium wird offiziell noch nach der Ursache der Explosion gesucht. Ein Sprecher des Kabuler Polizeichefs sprach jedoch bereits anhand des Zeitpunktes der Detonation von einem gezielten Angriff auf die Besucher der Moschee. Bekannt hat sich zu dem mutmaßlichen Anschlag bislang niemand. Seit der Machtübernahme der Taliban hat die rivalisierende Terrorgruppe "Islamischer Staat" mehrfach Moscheen und Gläubige attackiert, insbesondere die der schiitischen Minderheit im Land. Auch die UN-Mission Unama in Kabul geht von einem Anschlag aus und bezeichnete diesen auf Twitter als bittere Erinnerung an die fortbestehende Unsicherheit und den Terrorismus in Afghanistan. "Unsere Gedanken sind bei den Familien der Getöteten", erklärte die UN-Mission und wünschte den Verletzten schnelle Genesung. | 1asien
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Die Berliner stockten ihr Punktekonto damit auf vier Punkte auf und sprangen in der Tabelle auf den 13. Platz. Der FCA kassierte dagegen die bereits vierte Niederlage im fünften Spiel und steht weiter bei drei Punkten. Die Augsburger belegen Rang 15. "Es war eine gute Leistung und ein verdienter Sieg", sagte Herthas Trainer Sandro Schwarz nach der Partie der Sportschau. "Wir waren in der Defensive sehr stabil und haben dann unsere Momente genutzt." Schon in den vergangegen Wochen habe seine Mannschaft gute Leistungen gezeigt, "aber dann geht es nicht darum, auf die Belohnung zu warten, sondern im Spiel aktiv zu sein und sich das zu erarbeiten."Augsburgs Trainer Enrico Maaßen zeigte sich am Sportschau-Mikrofon enttäuscht. Der Treffer zum 0:1 sei "der entscheidende Moment" gewesen. "Ich glaube, es war in Summe ein ausgelichenes Spiel. Danach hat uns der Punch gefehlt, um uns noch mehr torgefährliche Situationen zu erspielen. In Summe war mehr Zug drin, aber die ganz klaren Möglichkeiten waren nicht da."Beide Mannschaften starteten schwungvoll in die Partie und suchten den Weg nach vorne. Fehlende Präzision in den Abspielen und viele Fouls auf beiden Seiten sorgten aber dafür, dass in den Strafräumen zunächst wenig passierte.Hertha hatte mehr vom Spiel, hatte aber nach 23 Minuten Glück, nicht in Unterzahl zu geraten. Filip Uremovic zog im Laufduell mit Ermedin Demirovic den Kürzeren und riss den Augsburger kurz vor dem Strafraum zu Boden. Weil aber noch ein Herthaner in der Nähe war, entschied Schiedsrichter Harm Osmers nicht auf Notbremse und gab dem Berliner nur die Gelbe Karte.Augsburg wurde in der ersten Hälfte vor allem durch Mergim Berisha gefährlich. Der Neuzugang von Fenerbahce hatte in der 28. Minute die bis dahin beste Chance im Spiel, als er aus spitzem Winkel den Außenpfosten traf. In der 35. Minute hatte dann Chidera Ejuke die Chance, Hertha BSC in Führung zu bringen, schlenzte den Ball aber knapp am Pfosten vorbei. Folglich ging es torlos in die Kabinen.Die zweite Halbzeit begann gemächlich mit leichten Vorteilen für den FCA. Doch nach 57 Minuten führte plötzlich die Hertha. Marvin Plattenhardt hatte auf der linken Seite Zeit zum Flanken und fand Lukebakio in der Mitte, der sich gegen Mads Pedersen durchsetzte und per Kopfball-Aufsetzer zum 1:0 traf.Die Augsburger reagierten wütend auf den Rückstand und drückten sofort auf den Ausgleich. Mehr als eine Kopfball-Bogenlampe von Elvis Rexhbeçaj kam dabei aber nicht heraus (63.). Mitte der zweiten Halbzeit hatten die Berliner die Augsburger Druckphase dann überstanden. In der 73. Minute wurde es dann auch wieder vor dem Augsburger Tor gefährlich. Wilfried Kanga scheiterte nach Hereingabe von Lucas Tousart am gut reagierenden FCA-Keeper Rafal Gikiewicz. In der 82. Minute war es dann Tousart selber, der die Entscheidung auf dem Kopf hatte. Er brachte freistehend aus acht Metern aber keinen Druck hinter den Ball.Von Augsburg kam auch in der Schlussphase offensiv wenig. In der Nachspielzeit hätte Herthas Uremovic beinahe für einen Augsburger Punktgewinn gesorgt. Aber Torhüter Oliver Christensen war auf dem Posten. Aus dieser Aktion entwickelte sich dann aber ein Berliner Konter. Davie Selke und Richter liefen alleiner auf das Augsburger Tor zu. Am Ende schob Richter den Ball locker ins Tor (90.+3). Für Richter war es der erste Treffer nach seiner Rückkehr nach Hodenkrebs-Erkrankung. "Sehr sehr emotional", sagte Richter. "Das hat mich riesig gefreut, auch für die ganze Mannschaft."Direkt zu Beginn des 6. Spieltages wird es für die Augsburger auswärts bei Werder Bremen ernst (Freitag, 09.09.2022 um 20.30 Uhr). Einen Tag später empfängt die Hertha zu Hause Bayer 04 Leverkusen (15.30 Uhr).Quelle: sportschau.de | 4sportschau
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Vor zwei Wochen meldete die Lufthansa, dass sie das Gepäck ihrer Passagiere nicht mehr verladen könne. Sie habe einfach nicht mehr genug Bodenpersonal zur Verfügung, um alle Koffer zu verladen. Manch Gepäckstück musste sogar per Lkw hinterhergefahren werden - mit entsprechender Verspätung. Als Grund für die Panne gab die Lufthansa den hohen Krankenstand beim Bodenpersonal an: Bis zu 30 Prozent der Mitarbeiter seien arbeitsunfähig gemeldet. Und der Krankenstand wiederum sei zustande gekommen "aufgrund von Corona-Infektionen, aber auch bedingt durch Überlastung". Merkwürdig allerdings: Die Corona- und Überlastungswelle betraf offenbar exklusiv das Bodenpersonal. "Beim fliegenden Personal in Cockpit und Kabine ist die Quote deutlich geringer im einstelligen Bereich." Auf Nachfrage konnte die Lufthansa den Unterschied nicht erklären und räumte ein: Sie wisse gar nicht, warum die Mitarbeiter des Bodenpersonals krankgeschrieben seien. Auf der Arbeitsunfähigkeitsmeldung, die Arbeitgeber erhalten, ist schließlich der Grund der Erkrankung nicht eingetragen. Lag es wirklich an einer Corona-Welle, die ausgerechnet das Bodenpersonal betraf? Oder lag es doch an der Überlastung, die das Bodenpersonal immer wieder beklagt - und in der vergangenen Woche auch als einen Grund für seinen Warnstreik anführte? Was ist wirklich dran an der wahrgenommenen Corona-Welle, die in diesem Sommer scheinbar droht, ganze Betriebe in Deutschland lahmzulegen? Die Krankenkassen veröffentlichen regelmäßig Zahlen, die zeigen, wie viele Menschen aus welchen Gründen wie lange krankgeschrieben sind: die Statistiken zum monatlichen Krankenstand. Der Dachverband der Berufskrankenkassen, BKK-DV, etwa hat ermittelt, dass tatsächlich gerade eine Krankheitswelle über Deutschland schwappt. Husten, Schnupfen, Heiserkeit: Die Symptome sind auf den ersten Blick Corona-ähnlich. Doch laut Statistik sind es vor allem andere Atemwegserkrankungen, die Deutschlands Bevölkerung plagen. Im Durchschnitt war im Juni jeder BKK-Versicherte 0,3 Tage mit einer Atemwegserkrankung krankgeschrieben, das ist aber höchst ungewöhnlich für die Jahreszeit. Normalerweise spielten Atemwegserkrankungen im Mai und Juni keine Rolle, sagt Dirk Rennert, der beim BKK-Dachverband seit 2014 die Statistiken pflegt: "Das ist auffällig, dass die 'normalen Atemwegserkrankungen' so hoch liegen. Das Problem liegt von den Zahlen her eher bei den anderen Atemwegserkrankungen." Corona hingegen hat demnach im Juni nur mit 0,06 Arbeitsunfähigkeitstagen zugeschlagen, also um den Faktor fünf geringer als "normale Erkältungen". Zwar haben auch die Corona-Fälle zugenommen, aber nicht im selben Ausmaß. Warum es momentan so viele Atemwegserkrankungen gibt, ist nicht leicht zu erklären. Dass all die Fälle in Wahrheit unerkannte Corona-Fälle sind, die einfach falsch diagnostiziert wurden, glaubt Rennert nicht. Dagegen spreche einiges: zum Beispiel, dass die Diagnosen von Ärzten gestellt wurden, die bei Corona-Verdacht normalerweise einen Test veranlassen. Zudem hätte das Phänomen dann auch schon zuvor auftreten müssen - so ist es aber nicht. Es kam erst mit dem Sommer: "Das erste Quartal ist bei den Atemwegserkrankungen nicht so auffällig - auch nicht im Vergleich zu 2018 oder 2019, also vor Corona". Sprich: Im Frühjahr lagen die Krankschreibungen noch auf erwartbarem Normalniveau. Warum also jetzt nicht mehr? Eine einfache Antwort kann auch Rennert nicht liefern. Als Statistiker stellt er ungern Mutmaßungen an, mögliche Erklärungen sieht er aber im Auslaufen von Corona-Maßnahmen und einer veränderten Verhaltensweise der Menschen: "Normalerweise gehe ich nur zum Arzt, wenn der Leidensdruck sehr hoch ist. Seit Corona gehen die Leute mit Husten und Schnupfen eher zum Arzt. Auch wenn es nicht Corona ist, sondern eine andere Atemwegserkrankung. Die wird dann eher erkannt." Der Medizinstatistiker Gerd Antes vermutet einen anderen Effekt: Nach zwei Jahren voller Vorsicht verhielten sich die Menschen jetzt anders. Auch sind Maßnahmen wie die Maskenpflicht weitgehend gefallen - und diese habe nicht nur Corona-Ansteckungen verhindert, sondern eben auch genau jene "Atemwegserkrankungen", die jetzt um sich greifen. Die hohen Zahlen aus der Krankenstandstatistik hält er für belastbar: "Der Effekt ist sehr groß. Eine naheliegende Erklärung ist, dass wir im Winter durch Masken Ansteckungen auch von allen anderen Atemwegserkrankungen verhindert haben. Das wäre also ein klassischer Nachhol-Effekt." Als Beleg führt er an, dass die Grippeinfektionszahlen seit dem Frühjahr 2020 auf extrem niedrigem Niveau lagen. Die Bevölkerung habe somit auch kaum Immunisierungen gegen Grippe und andere Infektionskrankheiten aufbauen können. Genau das führe eben zu der hohen Zahl der "anderen" Atemwegserkrankungen. Eine Corona-Welle in diesem Sommer sieht er hingegen nicht: "Politik-Medien-Wissenschaft zeichnen ein Bild von der Lage, das auf Corona fokussiert ist. Das verzerrt die Realität." In der Realität der Krankenstatistiken sind andere Atemwegserkrankungen eben deutlich häufiger als Corona. Und natürlich können auch andere Krankheiten die Abläufe in deutschen Unternehmen stören. So musste die S-Bahn Berlin vor zwei Wochen den Schienenersatzverkehr für zwei Linien komplett absagen. Wörtlich lautete die Meldung: "Wegen eines erhöhten Krankenstandes bei den mit dem Ersatzverkehr beauftragten Busunternehmen verkehren die Linien S46X und S8X nicht." Das Wort "Corona" kommt in der Meldung nicht vor. | 5unternehmen
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"Don't panic it's organic" steht an der Schaufensterscheibe eines Coffeeshops in Bangkok. So locker sieht Thailands Regierung den Konsum von Cannabis noch nicht sehr lange. Im Jahr 2018 wurde Marihuana zunächst nur für medizinische Zwecke legalisiert, und erst seit Juni 2022 ist Anbau und Konsum von Cannabis entkriminalisiert. In der Vergangenheit hatten Drogendelikte eine Gefängnis- oder sogar die Todesstrafe zur Folge. Hinrichtungen waren Teil des "Kriegs gegen die Drogen" des damaligen Premierministers Thaksin Shinawatra. Die Gefängnisse waren überfüllt, Hunderte von Drogenverdächtigen wurden hingerichtet. Im Juni 2022 wurden nach der Gesetzesreform mehr als 3000 wegen Cannabisdelikten inhaftierte Gefangene freigelassen. In anderen Ländern der südostasiatischen Region wie Singapur, Malaysia und den Philippinen herrschen nach wie vor strenge Gesetze. Touristen, die nach Südostasien reisen, werden seit langem vor den harten Strafen gewarnt, die ihnen drohen, wenn sie auch nur mit kleinen Mengen Marihuana erwischt werden. Und plötzlich zeigt sich Thailand von seiner liberalen Seite. Die Regierung verschenkt sogar Cannabispflanzen, um Bauern zum Anbau zu ermutigen. Es erfordert lediglich eine Registrierung per App "Plook Ganja". Neben dem kommerziellen ist auch der private Anbau legal, wenn auch auf wenige Pflanzen limitiert. Der Minister für Gesundheit, Anutin Charnvirakul - Gestalter des neuen Gesetzes, das Thailand nun die vielleicht liberalste Marihuana-Regelung der Welt beschert - betrachtet Cannabis als "Wirtschaftsförderungspflanze". Sie solle den Thailändern neue Lebensqualität, außerdem physischen und finanziellen Wohlstand bescheren, sagte er im Juli 2022. Im Vordergrund sieht er den Gesundheitsaspekt, nicht das private Vergnügen.Weil Cannabis als Nutzpflanze gilt, sind der Kreativität keine Grenzen mehr gesetzt. Und so entwickelt sich aus dem Nichts ganz neue Geschäftsideen und Produktreihen. Das Gesundheitsministerium hat nach eigenen Angaben 1181 Produkte - darunter Kosmetika und Lebensmittel, die Cannabisextrakte enthalten - zugelassen und geht davon aus, dass die Branche bis 2026 bis zu 15 Milliarden Baht (umgerechnet 435,16 Millionen Dollar) einnehmen wird.Thai-Restaurants in Bangkok bieten Getränke, Nachtische, Snacks und ganze Menüs mit Hanf an. Das "Whole Weed House" hat Knoblauch-Cannabis-Chips, Lavendel-Cannabis-Tee und Cannabis-Schoko-Brownies auf seiner Speisekarte. Das "Oumi Organic Cafe" bietet Säfte mit Cannabisextrakt und grüne Haferflocken-Haschkekse an, und im japanischen Restaurant "Koko" wird ein 15-Gänge-Menü mit Hanf serviert. Es gibt Cannabis-Kochkurse, "Weed-and-Wine"-Dinner, Cannabis-Spa-Massagen, Zahnpasta mit zahnfleischberuhigendem Cannabisextrakt und vieles mehr. Alle Angebote können nur von Klienten ab 20 Jahren wahrgenommen werden, und einen gewissen Gehalt an dem berauschenden Tetrahydrocannabinol (THC) dürfen die neuen Gourmet-, Wellness- und Entspannungsprodukte nicht überschreiten. Offiziell können kommerzielle Produkte, die von der Lebensmittel- und Arzneimittelbehörde zugelassen sind, Cannabidiol (CBD) enthalten, eine Chemikalie in Cannabis, die den Konsumenten nicht high macht. Der THC-Gehalt ist auf 0,2 Prozent beschränkt. Bei Überschreitung drohen wiederum Geld- oder Gefängnisstrafen. Um Cannabis zu rauchen, muss man sich in einen Raucherraum eines zugelassenen Cannabis-Cafés begeben. Der Cannabisimport bleibt illegal. Schließlich soll die thailändische Wirtschaft vom legalisierten Cannabis-Anbau und dessen Verarbeitung profitieren. | 6verbraucher
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Olympiasiegerin McLaughlin schrieb am Freitagabend (Ortszeit) in Eugene Leichtathletik-Geschichte - und es sah spielend leicht aus. Mit einer unnachahmlichen Hürdentechnik deklassierte die Amerikanerin den Rest des Feldes und blieb als erste Frau der Geschichte über diese Strecke unter 51 Sekunden. "Das ist einfach unwirklich", sagte die 22-Jährige noch auf der Bahn sitzend, fassungslos ob ihrer unwirklichen Leistung. "Ich wollte hier einfach nur rennen und nach dem Titel greifen. Die letzten 100 Meter haben ziemlich wehgetan." McLaughlin bekommt für WM-Gold eine Prämie von 70.000 US-Dollar und darf sich für den Weltrekord über eine weitere Prämie von 100.000 US-Dollar freuen.Im Juni 2021 war McLaughlin ebenfalls in Eugene mit 51,90 erstmals unter der 52-Sekunden-Marke geblieben. Die 51,46 im Olympia-Finale von Tokio galten schon als Ende der Fahnenstange. Vier Wochen vor der WM lief die Amerikanerin dann ebenfalls in Eugene 51,41 - und nun noch einmal 73 (!) Hundertstel schneller.18 Jahre hat die Hürdenwelt für die 18 Hundertstel von 52,34 (Julija Petschonkina/2003) bis 52,16 (Muhammad/2019) benötigt. Nun ging es in 22 Monaten um 1,48 Sekunden runter. Um die Dimensionen zu verdeutlichen: Im WM-Finale über 400 m - ohne Hürden - wäre McLaughlin - mit Hürden - Siebte geworden. Bei den deutschen Meisterschaften im Juni in Berlin hätte sie den Hürden-Titel bei den Männern gewonnen."Allen Ruhm an Gott, er hat mich durch diese Reise gebracht und allen Dank an meine Familie und Freunde - es braucht ein ganzes Dorf, um hier anzukommen", sagte die 22-Jährige, die von Bob Kersee trainiert wird - ehemaliger Coach der ebenso legendären wie berüchtigten Rekordsprengerin Florence Griffith-Joyner.Quelle: sportschau.de | 4sportschau
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Das Bundeskartellamt beobachtet die Entwicklung der Spritpreise genau. "Unternehmen dürfen die Krise nicht dazu nutzen, ihre Gewinne durch Kartellrechtsverstöße zu erhöhen", sagte der Präsident der Behörde, Andreas Mundt, heute bei der Vorstellung des Jahresberichts 2021/22. Mundt betonte, die hohe Inflation und der Krieg Russlands gegen die Ukraine führe seit dem Frühjahr zu großen Belastungen für die Verbraucherinnen und Verbraucher.Um etwa gegen Machtmissbrauch vorzugehen, kündigte das Kartellamt an, die Entwicklung der Kraftstoffpreise in den kommenden Tagen und Wochen genau zu beobachten. "Wir werden weiter ganz genau hinsehen und darüber informieren, wie sich die Preise entwickeln und was passiert, wenn die Steuerermäßigung zum 1. September wegfällt", sagte Mundt.Bereits seit März habe die Wettbewerbsbehörde die Beobachtung der Kraftstoffpreise an den rund 15.000 Tankstellen in der Bundesrepublik intensiviert und darüber hinaus eine Untersuchung der Raffinerie- und Handelsebenen eingeleitet. "Bislang weiß man wenig darüber, was zwischen Rohöleinkauf und dem Verkauf an der Tankstelle eigentlich passiert", erklärte der Präsident des Kartellamts. Erste Ergebnisse der Untersuchung will die Behörde im Herbst vorlegen. Auch in anderen Bereichen habe man die Bemühungen verstärkt: "Wir schauen deshalb genauestens hin: Gegen illegale Absprachen und Marktmachtmissbrauch werden wir konsequent vorgehen," so Mundt. So habe das Kartellamt im vergangenen Jahr rund 105 Millionen Euro Bußgeld gegen elf Unternehmen und Verbände und acht Personen verhängt. Insgesamt hat das Bundeskartellamt im Jahr 2022 bereits 13 Durchsuchungsaktionen durchgeführt.Um Wirtschaftskriminalität und Kartellverstöße erfolgreich zu bekämpfen, hat die Bundesbehörde zudem ein neues Wettbewerbsregister veröffentlicht. Seit dem Start im Frühjahr 2021 können öffentliche Auftraggeber mittels einer elektronischen Abfrage nachprüfen, ob es bei einem Unternehmen zu Rechtsverstößen gekommen ist, die zu einem Ausschluss von einem Vergabeverfahren führen können. | 6verbraucher
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Das Tor des Tages gelang Ermedin Demirović (63.). In der ersten Hälfte hatte das Schiedsrichtergespann um Martin Petersen nach Videobeweis einen Treffer für Bremen von Niklas Füllkrug wegen einer knappen Abseitsposition kassiert.Die Fuggerstädter machten sehr früh deutlich, dass sie sich einiges vorgenommen hatten und kamen dank ihrer Aggressivität und drückenden Auftretens deutlich besser in die Partie. Direkt zu Beginn hatte Augsburg durch Florian Niederlechner zwei richtig gute Chancen, die der 31-Jährige allerdings nicht verwerten konnte. Der SVW tat sich zunächst schwer, das Geschehen in die gegnerische Hälfte zu verlagern, fand dann aber immer besser ins Spiel. Nach einer guten, aber erfolglosen Tormöglichkeit für Marvin Ducksch, zappelte der Ball nach einem Freistoß von der rechten Seite und einem Kopfball von Niklas Füllkrug plötzlich im Augsburger Netz. Aufgrund einer passiven Abseitsposition von Anthony Jung wurde das Tor aber zurückgenommen. Auch im zweiten Spielabschnitt standen sich die Teams von Bremens Coach Ole Werner und seinem Augsburger Gegenüber, Enrico Maaßen, mit offenem Visier gegenüber. Beide Mannschaften agierten engagiert und gingen weder Zweikämpfen noch Diskussionen aus dem Weg. Schiedsrichter Petersen hatte alle Hände voll zu tun in dieser kämpferischen, nicht überharten, aber besonders in der Schlussphase sehr hektischen Partie. Nach einer guten Stunde Spielzeit bediente Mergim Berisha Demirović am kurzen Pfosten, der aus drei Metern nur den Fuß hinhalten musste. Berisha war es auch, der eine Viertelstunde vor dem Ende fast das 2:0 für die Schwaben erzielte, als er den Ball über den eingewechselten Ersatztorhüter Michael Zetterer hinweg auf die Latte lupfte. Stammkeeper Jiri Pavlenka hatte in Abschnitt eins seinen Platz wegen einer Muskelverletzung räumen müssen.In der Schlussviertelstunde drängte Werder auf den Ausgleich, Augsburgs Abwehr bekam aber alle Annäherungen souverän aus der Gefahrenzone wegverteidigt. In der Nachspielzeit allerdings sorgte ein Handspiel von Maximilian Bauer für einen viel diskutierten Elfmeter, der von Rafal Gikiewicz pariert wurde. Bauer hatte den Ball aus kurzer Distanz an den leicht abgespreizten Arm bekommen. Minutenlang wurde zwischen Spielern und Schiedsrichter Petersen diskutiert, der VAR prüfte und entschied sich für Handspiel. Duksch hatte bei der Elfmeterausführung wieder Verantwortung übernommen für Werder, Gikiewicz aber die rechte Torwartecke geahnt. Im Nachgang kam es aber zum Verbalscharmützel zwischen dem Augsburger Keeper und einigen Bremer Fans, die drohten auf den Platz zu stürmen. Glücklicherweise kam es nicht dazu. "So ist Fußball. Sie beleidigen mich die ganze zweite Halbzeit, das ist meine Antwort", sagte der Torhüter nach der Partie bei DAZN. "Das war nicht das, was wir können oder was wir uns vorgenommen haben", sagte Bremens Ersatzkeeper Zetterer nach seinem Bundesliga-Debüt am Sportschau-Mikrofon, "dennoch glaube ich nicht, dass wir so ein Spiel verlieren müssen und deswegen ist das sehr sehr ärgerlich."Am 7. Spieltag muss Werder Bremen nach Leverkusen reisen (Samstag, 17.09.2022 um 15.30 Uhr). Zur selben Zeit empfangen die Augsburger den FC Bayern München.Quelle: sportschau.de | 4sportschau
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Juli 2022: Für Christian Lindner ein politisch wie privat ganz besonderer Monat. Gleich zu Beginn bekommt er den Segen des Bundeskabinetts für den Haushaltsentwurf 2023. Es ist der erste Haushalt, der komplett in seiner Amtszeit entstanden ist. Vor allem ist es der erste, der nach drei Jahren mit Ausnahmeregelungen wieder im Rahmen der Schuldenbremse des Grundgesetzes bleibt. Für Lindner ein wichtiges Etappenziel.Wenige Tage später feiert der FDP-Vorsitzende Hochzeit: Auf Sylt gibt er in zweiter Ehe seiner Lebensgefährtin, der TV-Journalistin Franca Lehfeldt, das Ja-Wort. Glamour-Bilder der glücklichen Eheleute und ihrer prominenten Gäste - Bundeskanzler Olaf Scholz ist da, ebenso wie der CDU-Vorsitzende Friedrich Merz - machen die Runde. Doch an dem großen Fest wird auch heftig Kritik geübt. Es passe nicht in eine Zeit, in der viele Bürger wegen der hohen Inflation den Gürtel enger schnallen müssten, heißt es auf Twitter. Der "Stern" macht das Fest des FDP-Politikers sogar zur Titelgeschichte: Mit der These, Lindners "Luxus-Hochzeit" nähre das Bild vom abgehobenen Politiker. Eine Meldung des Nachrichtenmagazins "Der Spiegel" am Hochzeitstag heizt die Debatte an: Lindner plane Kürzungen für Langzeitarbeitslose, heißt es da. Wer sich mit der Materie beschäftigt, merkt schnell: Hier geht es um Entscheidungen, die im Verantwortungsbereich von Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD) liegen. Doch die Kritik bleibt an Lindner hängen. Eine Twitter-Nutzerin schreibt: "Ich gönne jedem seine Hochzeit, aber am gleichen Tag zu verkünden, dass man bei der Pflege, bei Langzeitarbeitslosen und Menschen mit Behinderung sparen möchte, während man Zehntausende Euro für den Personenschutz raushaut: mindestens instinktlos."Dann noch die Diskussion um die kirchliche Trauung: Ex-Bischöfin Margot Käßmann fragt in der "Bild am Sonntag", warum "zwei Menschen eine kirchliche Trauung wünschen, die bewusst aus der Kirche ausgetreten sind, ja öffentlich erklärt haben, dass sie sich nicht als Christen verstehen?" Käßmann spricht von einem "Promi-Bonus-Geschmäckle" und warnt davor, Kirchen zu billigen Event-Locations zu machen. Die Kritik sorgt nicht nur innerkirchlich für Debatten. Auch Christian Lindner reagiert und lässt sich vom EKD-Magazin "Chrismon" befragen. Auf die Frage, warum ihm der kirchliche Segen wichtig gewesen sei, sagt er: "Es gibt ein Mehr, das über uns beide und unser gemeinsames Leben hinausweist. Das in einem Gottesdienst zu bedenken und den Segen zu empfangen, war mir wichtig."Doch kaum hat sich der Wirbel um seine Hochzeit gelegt, bekommt Lindner neue Schlagzeilen, auf die er gut und gerne verzichten könnte. Die ZDF-Satire-Sendung "Die Anstalt" berichtet, Porsche-Chef Oliver Blume habe sich in einer internen Betriebsversammlung seiner guten Beziehungen zu Lindner gerühmt. Es geht um Lindners Einsatz für sogenannte E-Fuels, also Autos mit klassischem Verbrennungsmotor, die klimaneutral sind und als mögliche Alternative zu reinen E-Autos gelten. Das Wort "Porsche-Gate" macht schon die Runde. Der bekennende Porsche-Fahrer Lindner aber weist die Vorwürfe, er habe sich zum Lobbyisten für den Stuttgarter Konzern gemacht, vehement zurück. Er habe in der Zeit der Koalitionsverhandlungen gerade ein Mal mit Blume telefoniert. Und er verweist darauf, dass seine Position zu E-Fuels seit Langem bekannt sei: Der FDP-Vorsitzende setzt auf dem Weg zur klimaneutralen Wirtschaft auf Technologieoffenheit und damit auf den Wettbewerb unterschiedlicher Systeme. Vielmehr hat offenbar Porsche-Chef Blume den Mund etwas voll genommen. Kurz nach Bekanntwerden der Vorwürfe entschuldigt er sich mit dem Hinweis, er habe in einer internen Veranstaltung falsche Worte gewählt: "Dadurch ist ein falscher Eindruck entstanden. Das tut mir leid." Kein guter Einstieg für den ansonsten viel gelobten Manager, der schon bald VW führen soll. Doch wieder einmal zeigt sich: Lindner ist eine leichte Zielscheibe, seine Partei wird misstrauisch als "Partei der Wirtschaft" beäugt. Vielen im politischen Berlin ist noch ihr Einsatz für eine niedrigere Mehrwertsteuer in der Hotellerie in der Zeit der schwarz-gelben Koalition in Erinnerung - man sprach von der "Mövenpick-Steuer", nachdem die gleichnamige Hotelkette der FDP im Wahlkampf zuvor Spenden hatte zukommen lassen. All das zeigt, wie schmal der Grat ist, auf dem Lindner mit seiner Partei unterwegs ist: Einerseits muss die FDP verhindern, dass mit ihr Wirtschafts-Lobbyismus verbunden wird. Andererseits kann sie sich innerhalb der Ampelkoalition nur dann profilieren, wenn sie sich als "Partei der Marktwirtschaft" positioniert - wie es zuletzt stärker zu beobachten ist. So hat Lindner zusammen mit seinem Partei- und Kabinettskollegen Marco Buschmann eine Stärkung der Aktienkultur angekündigt. Durch eine verbesserte Beteiligung von Mitarbeitern an ihren Unternehmen sollen insbesondere Start-ups gefördert werden.In der Debatte um die Reform von Hartz IV hin zu einem Bürgergeld spricht sich Lindner zwar durchaus für eine Verbesserung der Lebenssituation von Hartz-IV-Beziehern aus; Hauptziel der Reform aber müsse sein, dass es für Bezieher von Sozialleistungen attraktiver wird, Arbeit aufzunehmen - es gehe um "Aktivierung und nicht um ein bedingungsloses Grundeinkommen", wie Lindner sagt. Und wenn der Minister und FDP-Vorsitzende für Entlastungen eintritt, dann nicht nur für einkommensschwache Haushalte, sondern auch für die "arbeitende Mitte". Diese Positionierung ist für Lindner deshalb wichtig, weil der Schritt in die Ampelkoalition von Anfang an mit der Gefahr verbunden war, in der Regierung liberales Profil zu verlieren. Und wenn man auf die Wahlen in der ersten Jahreshälfte und Umfragen schaut, hat die FDP in der Wählergunst stark gelitten: Aktuell kommen die Liberalen in Umfragen nur noch auf sechs bis acht Prozent, nach 11,5 Prozent bei der Wahl im September. Nach den Selfie-Fotos aus den Koalitionsverhandlungen betont der FDP-Vorsitzende jetzt die Unterschiede innerhalb der Ampel: "SPD und Grüne sind linke Parteien, die FDP ist eine Partei der Mitte." Die FDP sorge in der Regierung dafür, dass "unser Land aus der Mitte regiert wird und nicht weiter nach links driftet." Das gehe nicht ohne Kontroversen in der Koalition, aber die Ergebnisse stimmen, so Lindner in einem Interview mit der Funke-Mediengruppe.Punkten muss Lindner natürlich vor allem als Finanzminister. Fast schon stoisch verweist er auf die Schuldenbremse des Grundgesetzes ("ein Befehl der Verfassung") und wehrt überbordende Finanzwünsche seiner Kabinettskollegen ab. Dass zusätzliche Staatsausgaben die Inflation wohl noch anheizen würden, hilft ihm gerade als Argument. Zugleich kann er nur hoffen, dass sich die wirtschaftliche Situation bis zum Herbst nicht dramatisch verschlechtert. Politiker von SPD und Grünen lassen fast tagtäglich Zweifel daran erkennen, ob die Schuldenbremse am Ende wirklich eingehalten werden kann. Und über den Haushalt entscheidet am Ende nicht der Finanzminister, sondern der Bundestag. | 3innenpolitik
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Die EU-Kommission hat heute die von der Bundesregierung beschlossenen Coronahilfen für die Deutsche Bahn genehmigt. Konkret ging es um staatliche Hilfen in Höhe von 215 Millionen Euro, die die Bahn für die im Frühjahr 2020 entstandenen Verluste entschädigen sollte. Aufgrund der Kontaktbeschränkungen während der Pandemie waren dem Bahn-Konzern und den drei Tochtergesellschaften DB Netz, DB Energie und DB Station & Service von März bis Ende Mai 2020 Schäden entstanden.Staatliche Subventionen sind in der EU eigentlich verboten, weil sie den Wettbewerb verzerren - mit Ausnahme von Beihilfen, die mit dem Binnenmarkt vereinbar sind. Die Kommission genehmigte die Hilfen unter einer Ausnahmebestimmung. Nach Angaben der Brüsseler Behörde wurde die Unterstützungsmaßnahme auf Grundlage des Artikels 107 des Vertrags über die Arbeitsweise der Europäischen Union geprüft. Nach ihm können Beihilfen genehmigt werden, die von den Mitgliedstaaten zum Ausgleich von Schäden gewährt werden, die durch außergewöhnliche Ereignisse entstanden sind. "Die Covid-19-Pandemie stellt nach Auffassung der Kommission ein solches außergewöhnliches Ereignis dar, da diese beispiellose Situation nicht vorhersehbar war und sich erheblich auf die Wirtschaft auswirkt", heißt es in der Mitteilung der Behörde von heute. | 5unternehmen
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Ein Treffen mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin während der ersten Auslandsreise von Chinas Präsident Xi Jinping seit mehr als zweieinhalb Jahren hätte große Symbolkraft. Russland und China verbindet eine strategische Partnerschaft, die vor allem durch die gemeinsame Ablehnung demokratischer Werte, der USA und der NATO bestimmt wird. Die kommunistische Regierung in Peking weigert sich, den russischen Angriff auf die Ukraine zu verurteilen und spricht von berechtigten Sicherheitsinteressen Russlands. Die russische Regierung auf der anderen Seite unterstützt die Ansprüche der Volksrepublik auf die demokratisch regierte Insel Taiwan.Zuletzt hatten sich Putin und Xi Anfang Februar persönlich getroffen, bei der Eröffnungsfeier der Olympischen Winterspiele in Peking - nur wenige Wochen vor dem Beginn der russischen Invasion in der Ukraine. Nun wollen die beiden nach Angaben Russlands im Rahmen des Gipfels der Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit zu Gesprächen zusammenkommen. Der Gipfel findet am Donnerstag und Freitag im usbekischen Samarkand statt. Die chinesische Seite hat das noch nicht bestätigt. Auch auf Nachfrage wollte die Sprecherin des chinesischen Außenministeriums, Mao Ning, nicht sagen, ob sich Xi und Putin treffen. Falls es wichtige Informationen gebe, werde man diese beizeiten veröffentlichen.Bereits im Laufe des Tages reist Xi nach Kasachstan, wo unter anderem ein Treffen mit dem kasachischen Präsidenten Kassym-Jomart Tokayev geplant ist. Der chinesische Staats- und Parteichef hat seit Januar 2020 sein Land nicht mehr verlassen. Anfang Juli war Xi zuletzt außerhalb des chinesischen Festlandes in der Sonderverwaltungsregion Hongkong. Hintergrund ist unter anderem die strikte Null-Covid-Politik Chinas, mit weitgehend geschlossenen Grenzen und radikalen Maßnahmen bei kleinsten Ausbrüchen. Eine Exit-Strategie gibt es bislang nicht. Die Wirtschaft des bevölkerungsreichsten Landes der Erde leidet zunehmend unter den Maßnahmen. In einem Monat will sich Xi auf einem Parteitag für eine dritte Amtszeit bestätigen lassen. | 1asien
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Dutzende Kampfdrohnen in einem Bunker tief unter der Erde, im Herzen des Zagros-Gebirges: Diese Bilder zeigte das staatliche iranische Fernsehen am 25. Mai dieses Jahres. Abdolrahim Mousavi, Oberbefehlshaber der Armee, behauptet im Bericht, die Streitkräfte der Islamischen Republik Iran seien die stärkste Drohnen-Macht der Region. Der Reporter zitiert den israelischen Verteidigungsminister Benny Gantz, der gewarnt haben soll, iranische Drohnen seien so zerstörerisch wie ballistische Raketen. Mohammed Bagheri, Generalmajor der Revolutionsgarden, orakelt, man habe nur einen Teil des Drohnengeschwaders gezeigt: Weiter unter der Erde stünden noch viel mehr iranische Kampfdrohnen bereit.Inzwischen warnen die USA, Russland könnte für den Angriffskrieg gegen die Ukraine iranische Kampfdrohnen in Teheran bestellt haben. Jake Sullivan, Nationaler Sicherheitsberater des US-Präsidenten Joe Biden, sagt, die iranische Regierung bereite sich darauf vor, schnell mehrere Hundert unbemannte Luftfahrzeuge bereitzustellen, darunter auch solche, die Waffen transportieren können. Außerdem könnten ab Mitte Juli russische Soldaten in Iran für den Drohneneinsatz ausgebildet werden. Teheran reagiert auf Sullivans Warnung abwiegelnd: Man habe mit Russland schon vor dem Krieg in der Ukraine kooperiert, und es gebe keine neue Entwicklung. Dennoch wären besagte Drohnen für den russischen Präsidenten Wladimir Putin, der in der kommenden Woche den Iran besuchen will, bei seiner Offensive gegen Kiew ein strategischer Vorteil. Mahdi Bakhtiari, Chefredakteur der den Revolutionsgarden nahestehenden iranischen Nachrichtenagentur Tasnim, sagte der ARD bereits vergangenen Februar, der Iran mache bei der Entwicklung von Drohnen deutliche Fortschritte und verkaufe diese an Äthiopien, Venezuela und den Irak. Des weiteren verweist er auf den inzwischen pensionierten US-General Kenneth McKenzie, der im Herbst 2021 warnte, iranische Drohnen stellten im Nahen Osten eine derartige Gefahr dar, dass die USA zum ersten Mal seit dem Koreakrieg ohne komplette Luftüberlegenheit operierten. Im Arsenal der Iraner soll es unbemannte Flugzeuge mit Reichweiten bis zu 1000 Kilometer und einer Waffenlast von mehr als 200 Kilogramm geben. Welchen Schaden iranische Drohnentechnologie anrichten kann, zeigte ein Angriff auf Anlagen der Ölgesellschaft Saudi Aramco Mitte September 2019 im östlichen Saudi-Arabien. Zuerst hieß es, Huthi-Rebellen hätten vom Jemen aus Drohnen und Raketen auf die Anlagen gelenkt. Später machte Washington Teheran mitverantwortlich. Die iranische Regierung bestritt den Vorwurf, an der Aktion beteiligt gewesen zu sein. Am Tag nach dem Angriff stieg der Rohölpreis um 20 Prozent. Die Saudi-Arabien unterstützenden USA erklärten, das Königreich werde als Konsequenz mit einem Patriot-Raketenabwehrsystem ausgestattet. Auch Israel ist das iranische Drohnenprogramm zunehmend ein Dorn im Auge. Die israelische Regierung warnt regelmäßig vor der Lieferung iranischer Technologie an die von der Bundesregierung als Terrororganisationen eingestuften Parteien Hisbollah und Hamas und beschuldigt die den Gazastreifen kontrollierende radikalislamische Hamas, im Konflikt mit Israel im Frühjahr 2021 Kamikaze-Drohnen iranischer Bauart gegen israelische Zivilisten eingesetzt haben. Nachdem Ex-US-Präsident Donald Trump aus dem sogenannten Atom-Deal mit dem Iran 2018 ausstieg und Sanktionen gegen das Land erließ, wendete sich Teheran immer stärker Moskau zu. Inzwischen stocken die Verhandlungen zwischen Washington und Teheran über eine Neuauflage des Abkommens - trotz intensiver Vermittlungsversuche der EU, der Bundesregierung und der französischen Regierung. Der Iran ist wirtschaftlich stark unter Druck. Der Verkauf iranischer Drohnen an Russland wäre für Teheran zumindest lukrativ. | 1asien
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Der junge Sachse Nicolas Heinrich (20) besiegte im Finale der Einerverfolgung den Italiener Davide Plebani. Der Zwickauer führte von Beginn an. Plebani holte zwar kurz auf, aber dann zog Heinrich auf und davon und hatte am Ende der vier km einen satten Vorsprung von 3,6 Sekunden. "Es ist unbeschreiblich. Es war für mich ein perfekter Tag, anders kann ich es nicht sagen", sagte Heinrich: "Die Einerverfolgung ist meine persönliche Leidenschaft." Damit war die dritte deutsche Goldmedaille des Tages im Bahnoval der Messe München perfekt. In der Einerverfolgung der Frauen lag zunächst Brennauer vorne, ehe sie dem Endspurt der Bielefelderin Kröger nicht gewachsen war. Sie lag am Ende mit 3:23,566 Minuten über eine Sekunde hinter Kröger (3:22,469). Für die 29-Jährige ist es die erste internationale Einzel-Medaille.Bronze ging an die Italienerin Vittoria Guazzini. Kröger und die Kemptenerin Brennauer hatten am Vortag bereits Gold in der Mannschaftsverfolgung gemeinsam mit Lisa Klein und Franziska Brauße gewonnen. Für die Bayerin Brennauer war es ihr letztes Rennen auf der Bahn. "Ich habe mir bewiesen, dass ich meinen Fähigkeiten vertrauen kann", sagte Kröger im ZDF. Dass sie besonders am Ende des Rennens glänzte, sei ihre Stärke: "Ich kann sehr gut relaxed bleiben auf dem ersten Kilometer." Brennauer verspürte emotional "ein ganz großes Chaos. Natürlich hätte ich gerne gewonnen. Die Beine haben nicht mehr hergegeben." Sie habe "schon gemerkt, dass die Anspannung vor dem letzten Rennen groß war".Emma Hinze hatte sich kurz zuvor ebenfalls ihre zweite Goldmedaille geschnappt. Die Cottbuserin wurde im 500-Meter-Zeitfahren ihrer Rolle als Topfavoritin absolut gerecht und gewann mit einer Zeit von 32,668 Sekunden - neuer deutscher Rekord. Silber ging an die Ukrainerin Olena Starikova vor Miriam Vece (Italien). Starikova hatte mit 0,735 Sekunden einen großen Rückstand. Die Magdeburgerin Pauline Sophie Grabosch kam mit einer Zeit von 33,684 Sekunden auf Rang fünf. Emma Hinze hatte schon in der Quali die Meßlatte hochgelegt, als sie mit 32,732 Sekunden die Konkurrenz um 0,765 Sekunden distanzierte.Bereits gestern hatten Grabosch und die in Hildesheim geborene Hinze Grund zu jubeln: Im Teamsprint gewannen sie zusammen mit Lea Sophie Friedrich Gold. Auch im Keirin und im Sprint ist sie noch am Start. Bei der WM 2020 in Berlin hatte sie dreimal Gold geholt. Kein Wunder, dass sie im Interview sagte: "Das erinnert mich an Berlin 2020." Ansonsten war sie selbst überrascht von ihrer Dominanz: "Ich bin eigentlich eher aus Spaß an den Start gegangen, sonst fahre ich diese Disziplin ja nicht. Das hätte ich heute Morgen nicht gedacht."Zum Abschluss des zweiten Entscheidungstags wurde Moritz Malcharek unerwartet Zweiter im nicht-olympischen Scratch-Rennen über 15 Kilometer. Der Berliner musste sich nur dem Portugiesen Iuri Leitao geschlagen geben. Dritter wurde der Niederländer Roy Eefting. Damit hat der Bund Deutscher Radfahrer (BDR) bereits fünf EM-Titel und einmal Silber gewonnen.Im Sprint der Männer erreichte Maximilian Dörnbach gegen den Tschechen Martin Cechman das Viertelfinale, wo gegen den Franzosen Sebastien Vigier im dritten Lauf das Aus kam. Bereits im Achtelfinale scheiterte der Erfurter Marc Jurczyk am Briten Hamish Turnbull.Das Ausscheidungsfahren der Frauen wurde am Samstagabend von einem schweren Sturz überschattet. Mehrere Fahrerinnen kamen zu Fall, darunter Weltmeisterin Letizia Paternoster. Sanitäter stützten den Nacken der Italienerin mit einer Halskrause. Paternoster war nach dem Sturz bei Bewusstsein, wurde mehrere Minuten hinter einem Sichtschutz behandelt und dann auf einer Trage von der Holzbahn transportiert. Wie der italienische Verband einen Tag später nun mitteilte, hat sich Paternoster bei dem Sturz einen Bruch des rechten Schlüsselbeins sowie eine Gehirnerschütterung zugezogen. Die deutsche Starterin Lea Lin Teutenberg (Mettmann) blieb von dem Unfall verschont. Sie konnte als eine von elf der 17 Athletinnen das Rennen nach einer insgesamt 45-minütigen Pause wieder aufnehmen und belegte Rang sieben. Die Belgierin Lotte Kopecky gewann. Quelle: sportschau.de | 4sportschau
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"Ich liebe Putin. Er ist sehr klug, charismatisch und sehr stark", sagt Pande bewundernd. Der 42-Jährige sitzt im Klassenraum einer Russisch-Sprachschule auf Bali. Der russische Präsident ist in Indonesien beliebt, besonders unter indonesischen Jugendlichen. In den sozialen Medien kursieren viele pro-russische Videos. Sie treffen den Geschmack der indonesischen Bevölkerung, zeigen Putin mit süßen Hunden, als pflichtbewussten Ehemann oder machtvollen Chef des Militärs. Die anderen sechs Sprachschüler in Pandes Klasse teilen seine Meinung. In ihrem Alltag auf Bali fahren sie Taxi, verkaufen Immobilien, führen Touristen über die Insel. Sie haben täglich mit vielen Russinnen und Russen zu tun, die auf Bali arbeiten oder Urlaub machen. Moskau und Jakarta pflegen ihre engen Beziehungen schon seit Jahrzehnten. So habe die Sowjetunion bereits in den 1950er-Jahren die internationale Anerkennung der indonesischen Unabhängigkeit unterstützt, erklärt Reynaldo de Archellie. Er unterrichtet Russisch-Studien an der größten staatlichen Universität des Landes. "Die Beziehung beider Länder ist eng und wächst besonders seit den 2000er-Jahren immer weiter." Russland investiert in Bahnstrecken, Raffinerien, importiert Palmöl, Kaffee oder Kautschuk. Auch auf Bildungsebene wird kooperiert. So erhalten zum Beispiel de Archellie und seine Studenten Stipendien für Studienaufenthalte in Russland. In der Hauptstadt Jakarta finanziert Russland ein russisches Kulturzentrum, wo unter anderem Sprach- und Kochkurse angeboten werden. Über die staatlich finanzierte Website "Russia Beyond" werden pro-russische Nachrichten in lokaler Sprache verbreitet. Russland hat es knapp drei Jahrzehnte nach den Tschetschenien-Kriegen sogar geschafft, sich in Indonesien ein islamfreundliches Image zu verschaffen. "Unter der Führung Putins ist der Islam ein Teil Russlands geworden. Die nationale Identität Russlands umfasst nun auch den Islam", meint de Archellie. Ein sehr wichtiger Sympathiepunkt: Indonesien ist das Land mit der weltweit größten muslimischen Bevölkerung. Anders steht es um das Image der USA im Land. Indonesier mögen zwar den westlichen Lebensstil und sind klare Befürworter der Demokratie, die US-Außenpolitik empfinden viele jedoch als expansionistisch. Kriege in mehrheitlich muslimischen Ländern wie Afghanistan, Irak oder Libyen schüren die Abneigung seit Jahren. "In Bezug auf den Krieg zwischen Russland und der Ukraine wird Russland als das einzige Land gesehen, das den Mut hat, sich westlichen Expansionsplänen zu widersetzen", sagt Budiman Sudjatmiko, Mitglied der Regierungspartei und jahrelang Abgeordneter im indonesischen Parlament. Er berichtet, dass er im Alltag regelmäßig Gespräche von Menschen mitbekomme, die sich Sorgen machen, dass "der Westen es auf die Ukraine abgesehen habe". Viele Menschen in Indonesien könnten verstehen, dass Russland sich dadurch bedroht fühle und empfänden Sympathie. "Die Indonesier neigen zu jedem, der gegen die westliche Vorherrschaft kämpfen kann," ergänzt Sudjatmiko. Diese Haltung sei auch auf die eigene koloniale Geschichte zurückzuführen.Auf hoher diplomatischer Ebene verfolgt die indonesische Regierung seit Jahren eine Außenpolitik der Neutralität, will sich auf keine Seite stellen. Präsident Joko Widodo präsentiert sich als Vermittler: Er besuchte vor kurzem erst Kiew und reiste dann weiter nach Moskau. Budiman Sudjatmiko betont jedoch, dass Indonesien nicht völlig neutral sei. Der Präsident habe den Einmarsch klar abgelehnt. "Wir sind jedoch gegen Sanktionen. Sie sind nicht verhältnismäßig. Wir dürfen Russland nicht isolieren. Die Auswirkungen auf die Energie- und Lebensmittelversorgung können enorm sein. Wir wollen kein Benzin in ein Feuer gießen, das bereits brennt." Es zeige sich schon jetzt, sagt Sudjatmiko, dass die Sanktionen mehr den Ländern schadeten, die sie verhängt haben. Eine Aussage, die an die russische Erzählweise erinnert. In der Sprachschule auf Bali ist gerade Pause. Schülerin Dida hält ihr Handy in die Runde. Auf dem Bildschirm ist ein Video, das in Indonesien fast jeder kennt: Es zeigt Putin bei einer seiner Reden zum Tag des Sieges am 9. Mai. Am Ende ruft er kampfesmutig und langgezogen "Hurra!". Tausende Soldaten erwidern den Schlachtruf. Bei den Studierenden ruft das große Bewunderung hervor. Sie haben vor wenigen Tagen erst selbst ihren Unabhängigkeitstag mit großen Paraden gefeiert. "Alle Länder sollten solche Armeen haben", sagt Schüler Okjen. "Wenn ich das Video sehe, fühle ich Patriotismus, Führungsstärke, Heldentum. Jedes Land, das jemals angegriffen oder kolonialisiert wurde wie wir Indonesier, wird das nachempfinden können." In Indonesien fällt russische Propaganda auf fruchtbaren Boden. Diese und weitere Reportagen sehen Sie im Weltspiegel - am Sonntag um 18.30 Uhr im Ersten | 1asien
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Das größte deutsche Bankhaus hat trotz eines schwierigen Umfelds aus Rezessionssorgen, Inflation und drohender Gaskrise den achten Quartalsgewinn in Folge vorgelegt. Im Vergleich zum Vorjahr steigerte die Deutsche Bank ihren Gewinn deutlich um mehr als die Hälfte auf 1,05 Milliarden Euro. Analysten hatten im Schnitt nur mit einem Nettogewinn von 788 Millionen Euro gerechnet. "Besonders erfreulich entwickeln sich die Privatkunden- und die Unternehmensbank", sagte der Chef der Deutschen Bank, Christian Sewing. "Dank unserer erfolgreichen Transformation sind wir auf einem guten Weg, mit unseren vier starken Geschäftsbereichen gut diversifiziert und nachhaltig profitabel zu sein." An der Börse reagierten die Anleger verhalten auf die Zahlen, die Titel der Deutschen Bank notierten am Morgen um bis zu 1,0 Prozent tiefer.Für die Deutsche Bank ist es das stärkste Halbjahr und zweite Quartal seit dem Jahr 2011. Die Bank will auch weiter an dem Ziel festhalten, für das laufende Jahr eine Nachsteuerrendite von acht Prozent zu erzielen. Allerdings sei es schwerer geworden, diese Ziele zu erreichen. "Vor uns liegen nun weitere herausfordernde Monate", schrieb Sewing in einem Mitarbeiterbrief. "Vieles spricht dafür, dass es wirtschaftlich noch schwieriger werden wird." Im zweiten Quartal lag die Nachsteuerrendite bei 7,9 Prozent im Vergleich zu 5,5 Prozent im Vorjahreszeitraum. Zu den größten Herausforderungen gehört das gestiegene Risiko für Kreditausfälle: Die Bank erhöhte ihre Rückstellungen auf 233 Millionen Euro. Das ist mehr als doppelt so viel wie im Vorjahresquartal, als die Risikovorsorge noch 75 Millionen Euro betrug. Für das Jahr 2022 bestätigte die Deutsche Bank das Ziel, einen Ertrag von 26 bis 27 Milliarden Euro zu erreichen. Das gelte, obwohl sich das makroökonomische Umfeld im zweiten Quartal verschlechtert habe und die Bank vor einem herausfordernden zweiten Halbjahr ausgehe, hieß es bei der Veröffentlichung der Zahlen. Das finanzielle Risiko gegenüber Russland verringerte die Deutsche Bank um 42 Prozent auf 0,6 Milliarden Euro. Die Inflation und die Wechselkursschwankungen führten zu einer Erhöhung der bereinigten Kosten um zwei Prozent auf 4,7 Milliarden Euro. Die Bank ist deshalb bei der Entwicklung des Verhältnisses zwischen Aufwand und Ertrag etwas weniger optimistisch. Im laufenden Jahr werde diese in einem niedrigen bis mittleren 70er-Prozentbereich liegen. Bisher hatte die Bank eine Quote von 70 Prozent in Aussicht gestellt. Im zweiten Quartal verbesserte sich die Relation auf 73 Prozent, nachdem sie im Vorjahreszeitraum noch bei 80 Prozent gelegen hatte. Im Investmentbanking stiegen die Gewinne entsprechend der Prognosen lediglich um ein Prozent auf 1,1 Milliarden Euro. Die Gesamterträge des Konzerns erhöhten sich im zweiten Quartal um rund sieben Prozent auf 6,65 Milliarden Euro. Die harte Kernkapitalquote stieg im Quartalsverlauf auf 13 Prozent von 12,8 Prozent.Erst am Dienstag hatte die Konkurrenz der Deutschen Bank aus der Schweiz, die UBS, ihre Zahlen vorgelegt und den höchsten Quartalsgewinn seit zehn Jahren verbucht. In den USA, wo die Großbanken schon früher ihre Bücher offenlegten, meldeten die Schwergewichte der Finanzbranche jedoch bereits Gewinneinbrüche. Das größte Bankhaus in den USA, JPMorgan, meldete einen Gewinnrückgang um 28 Prozent auf 8,6 Milliarden Dollar. Wells Fargo verdiente mit 3,1 Milliarden Dollar beinahe 50 Prozent weniger als noch im gleichen Zeitraum vor einem Jahr. Und auch der Gewinn der Citigroup fiel um 27 Prozent auf 4,5 Milliarden Dollar. | 2finanzen
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Derby-Pleite zum Wiesn-Start: Bayern München hat seine Ergebniskrise in der Bundesliga weiter fortgesetzt und die erste Niederlage der Saison kassiert. Im bayerischen Duell mit dem FC Augsburg verlor die Mannschaft von Trainer Julian Nagelsmann am Samstag (17.09.2022) nach erneut schwacher Chancenverwertung überraschend mit 0:1 (0:0) und geht mit reichlich Frust in die Länderspielpause. Mergim Berisha (59.) erzielte das goldene Tor für den Außenseiter. Bayern-Torwart Manuel Neuer hätte per Kopf den Ausgleich (90.+5) erzielen können, scheiterte aber knapp. Die Münchner, die zum ersten Mal nach 87 Spielen in der Bundesliga ohne Tor blieben, verdarben sich damit auch die Laune für ihren traditionellen Mannschaftsausflug auf das Oktoberfest am Sonntag. Vier Tage nach dem 2:0 in der Champions League gegen den FC Barcelona fanden die Bayern gegen stark aufspielende Augsburger kein Durchkommen. Die Mannschaft von Enrico Maaßen bot dem Rekordmeister über die gesamte Spielzeit erfolgreich Paroli und durfte sich so über die ersten Punkte vor heimischem Publikum in der laufenden Saison freuen. Von möglichen Feierlichkeiten am Sonntag wollte Nagelsmann vor dem Spiel nichts hören, schließlich sei die "fußballerische Qualität wichtiger als jeder Wiesn-Besuch". Dafür brachte der 35-Jährige im Vergleich zum Barca-Spiel Noussair Mazraoui, Leon Goretzka und Matthijs de Ligt für Benjamin Pavard, Marcel Sabitzer und den verletzten Lucas Hernández. Maaßen ließ sein Team nach dem 1:0 in Bremen hingegen unverändert. Das zahlte sich aus. Die Augsburger boten den Bayern mit ihrer aggressiven und intensiven Spielweise ordentlich Gegenwehr. Zudem schlichen sich bei den Münchnern wie zuletzt immer wieder kleinere Fehler ein, die den eigenen Spielfluss zusätzlich hemmten. Großchancen wie jene von Leroy Sané (17.), der freistehend am stark reagierenden Augsburger Torwart Rafal Gikiewicz scheiterte, blieben zunächst Mangelware. Die Strafraumaktionen mehrten sich ab Mitte der ersten Halbzeit - bei beiden Mannschaften. Doch sowohl Florian Niederlechner (24.), Iago (26.) und Maximilian Bauer (38.) aufseiten des FCA als auch Jamal Musiala (33.) und Goretzka (37./44.) verfehlten entweder das Tor oder scheiterten am gegnerischen Schlussmann. In der zweiten Halbzeit schafften es die Bayern dann häufiger, die Augsburger am Strafraum zu binden, jedoch fehlte es weiterhin an der nötigen Präzision. Der FCA bestrafte dies: Berisha stand am Elfmeterpunkt kläglich frei und brauchte nur noch einzuschieben. Die Bayern liefen weiter an, verzweifelten jedoch mehrmals am stark aufgelegten Gikiewicz. Sané etwa scheiterte freistehend am FCA-Keeper (72.). Zum Auftakt des 8. Spieltages, empfangen die Bayern die Werkself aus Leverkusen (Freitag, 30.09.2022 um 20.30 Uhr). Augsburg ist zwei Tage später beim Aufsteiger aus Schalke gefordert (17.30 Uhr).Quelle: sportschau.de | 4sportschau
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Nach dem Tod der 22-jährigen Mahsa Amini im Polizeigewahrsam haben in der iranischen Hauptstadt Teheran Tausende Menschen protestiert. Alleine auf dem zentralen Boulevard Keschawars kamen am Abend Hunderte Demonstrierende zusammen, wie die iranische Nachrichtenagentur Fars berichtete.Die Polizei ging teils mit Wasserwerfern und Schlagstöcken gegen die Menschenmengen vor. Demonstranten sollen Mülltonnen in Brand gesetzt und Steine geworfen haben. Der Großteil der Proteste war jedoch friedlich. Nach Angaben von Augenzeugen waren Polizei und Sicherheitskräfte in der Stadt mit einem massiven Aufgebot auf den Straßen unterwegs. Im Volkspark Mellat etwa kam es den Augenzeugen zufolge zu Menschenansammlungen, bei denen einige auch regimekritische Slogans riefen. Mehrere Frauen nahmen demnach aus Solidarität mit Amini ihre Kopftücher ab.Auch in weiteren Städten und in Aminis Heimatprovinz Kurdistan gingen etliche Menschen auf die Straße. Dabei kam es Medienberichten zufolge auch zu Zusammenstößen zwischen Sicherheitskräften und Demonstranten.In der Stadt Diwandareh sollen nicht unabhängig bestätigten Berichten zufolge auch Schüsse gefallen sein. Von offizieller Seite gab es zunächst keine Bestätigung. An mehreren Orten riefen die Teilnehmer der Proteste: "Wir fürchten uns nicht, wir sind alle zusammen" - eine Parole, die vor allem während der Demonstrationen nach der umstrittenen Präsidentenwahl 2009 bekannt geworden war. Die staatliche iranische Nachrichtenagentur Fars meldete, in Sanandaj, der Hauptstadt der Kurdenregion, hätten sich am Sonntag etwa 500 Demonstrierende versammelt. "Sie haben Slogans gegen die Verantwortlichen des Landes gerufen", berichtete Fars. Autoscheiben seien zerschlagen und Mülltonnen angezündet worden. Die Polizei habe Tränengas eingesetzt, um die Menge auseinanderzutreiben. Es habe mehrere Festnahmen gegeben. "Zahlreiche Demonstranten sind überzeugt, dass Mahsa infolge von Folter gestorben ist", schrieb Fars. Der Fall hat auch international große Anteilnahme und Bestürzung ausgelöst. Die USA forderten Rechenschaft über den Tod von Amini, sagte ein Sprecher des Nationalen Sicherheitsrates des Weißen Hauses. "Mahsa Aminis Tod nach den Verletzungen, die sie in Polizeigewahrsam erlitten hat, weil sie einen 'unpassenden' Hidschab trug, ist ein entsetzlicher und ungeheuerlicher Affront gegen die Menschenrechte", sagte der Sprecher.Auch im In- und Ausland lebende Filmschaffende, Künstler, Sportler sowie Politiker und religiöse Vertreter äußerten ihre Empörung über den Todesfall. Im Internet trauerten viele Iraner um die junge Frau, die am Dienstag während eines Familienbesuchs in Teheran von der Sitten- und Religionspolizei wegen ihres "unislamischen" Outfits festgenommen und auf eine Polizeiwache gebracht worden war. Nach Polizeiangaben war sie dort wegen Herzversagens zunächst in Ohnmacht und danach ins Koma gefallen. Am Freitag wurde ihr Tod bestätigt. Im Netz kursierte jedoch auch eine andere Version. Amini sei verhaftet worden, weil ihr Kopftuch nicht richtig gesessen hätten und ein paar Haarsträhnen zu sehen gewesen wären. Nach der Verhaftung sei ihr Kopf im Polizeiauto gegen die Scheibe geschlagen worden, was zu einer Hirnblutung geführt habe. Die Polizei wies diese Darstellung vehement zurück. Die Klinik, in der die 22-Jährige behandelt worden war, hatte nach ihrem Tod in einem inzwischen gelöschten Post bei Instagram geschrieben, dass Amini bereits bei der Aufnahme am Dienstag hirntot gewesen sei. Die Polizei wies erneut jegliche Schuld am Tod der jungen Frau zurück. Die Unterstellungen seien "grundlos", sagte der Polizeichef der Hauptstadt, Hussein Rahimi, nach Angaben der Nachrichtenagentur Mehr. Die Polizei sei stets bemüht, dass solche Fälle nicht vorkommen, sagte Rahimi. "Es ist gesetzlich nun mal unsere Aufgabe, Frauen an die Kleidervorschriften zu erinnern", so der Polizeichef. Der Frau hätten sie jedoch kein Haar gekrümmt, versicherte Rahimi. Die Polizei und auch die Regierung von Präsident Ebrahim Raisi sind seit dem Tod Aminis und der landesweiten Kritik in Erklärungsnot. Die Polizei versuchte mit mehreren nicht verifizierbaren Videoaufnahmen ihre Unschuld zu beweisen. Die konservative Zeitung "Keyhan", die als Stimme der Hardliner gilt, und andere Politiker der Regierung stützten die Version. Sie werfen den Kritikern vor, Unruhe gegen die Islamische Republik stiften und Lügen verbreiten zu wollen. Gleichzeitig ordnete Raisi an, den Fall gründlich zu durchleuchten. Der Vater des Opfers, Amjad Amini, machte deutlich, dass er die Erklärungen der Polizei nicht akzeptiere. Er kritisierte auch, dass die Rettungskräfte seiner Tochter zu spät zu Hilfe gekommen seien. Er wies auch Angaben der Regierung zurück, dass seine Tochter schon Vorerkrankungen gehabt habe. Seine Tochter sei "kerngesund" gewesen, sagte er. Seit der Islamischen Revolution im Jahr 1979 gelten im Iran strenge Kleidungsvorschriften. Insbesondere in den Metropolen und reicheren Vierteln sehen viele Frauen die Regeln inzwischen eher locker - zum Ärger erzkonservativer Politiker. Die Regierung unter Präsident Raisi und Hardliner im Parlament versuchen seit Monaten, die islamischen Gesetze strenger umzusetzen. Die Sittenpolizei setzt die Kleidungsvorschriften teils auch mit Gewalt durch. | 1asien
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Nach dem Messerangriff auf den Schriftsteller Salman Rushdie hat der Iran jegliche Verstrickung in die Tat zurückgewiesen. "Es gibt keine Verbindung zwischen dem Iran und dem Täter", sagte Außenamtssprecher Nasser Kanaani, wie die iranische Nachrichtenagentur Isna berichtete. Rushdie habe mit seinem Werk nicht nur den Iran, sondern Muslime weltweit beleidigt, sagte Kanaani."Bei diesem Angriff ist niemand anderer als Salman Rushdie und seine Unterstützer verantwortlich zu machen oder gar zu verurteilen", sagte Kanani. Niemand habe das Recht, der Islamischen Republik Iran die Schuld zuzuweisen, so Kanaani in Teheran. Indem er die heilige Sache des Islam beleidigt und damit für mehr als 1,5 Milliarden Muslime und ihre Anhänger die roten Linien überschritten habe, habe sich Rushdie "selbst dem Volkszorn ausgesetzt. Rushdie selbst ist für den Anschlag verantwortlich."Neben dem mutmaßlichen 24-jährigen Täter steht zunehmend auch die iranische Führung in der internationalen Kritik. Wegen Rushdies Werks "Die satanischen Verse" aus dem Jahr 1988 hatte der damalige iranische Revolutionsführer Ajatollah Ruhollah Chomeini zur Tötung des Autors aufgerufen. Er warf Rushdie vor, in seinem Roman den Islam, den Propheten und den Koran beleidigt zu haben. Jahrelang lebte Rushdie unter strengem Polizeischutz an immer wieder wechselnden, geheimen Orten. Seit einiger Zeit führte er aber wieder ein relativ normales Leben und trat immer wieder in der Öffentlichkeit auf. US-Außenminister Antony Blinken würdigte die Standhaftigkeit des Autors und kritisierte zugleich den Iran. Rushdie sei immer wieder für die universellen Rechte der Meinungsfreiheit, Religionsfreiheit und Pressefreiheit eingetreten, sagte Blinken in Washington. Doch "böse Kräfte" versuchten, diese Rechte durch Hassrede und Aufwiegelung zur Gewalt zu unterminieren. Speziell staatliche iranische Einrichtungen hätten über Generationen zu Gewalt gegen den Schriftsteller aufgerufen. Die internationale Gemeinschaft müsse geschlossen gegen diejenigen vorgehen, die allgemeine Rechte infrage stellten.Der britisch-indische Autor Rushdie war am Freitag bei einer Lesung in Chautauqua im US-Bundesstaats New York von einem Mann mit einem Messer angegriffen worden. Seitdem wird er in einem Krankenhaus behandelt. Rushdie wird seit Jahrzehnten von religiösen Fanatikern verfolgt. Zu dem Angriff hat die Polizei noch kein Tatmotiv bestätigt. Lokale Medien berichteten jedoch, dass der Mann in der Vergangenheit "Sympathien für schiitischen Extremismus" gezeigt haben soll.Mit Informationen von Antje Passenheim, ARD-Studio New York | 1asien
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Es reiche einfach nicht - das war das Signal, das die Vorsitzende des Verteidigungsausschusses auszusenden suchte. In einem Brandbrief an den Kanzler rief Marie-Agnes Strack-Zimmermann dazu auf, noch mehr zu tun, "um der Ukraine dabei zu helfen, diesen Krieg zu gewinnen".Deutschland selbst sieht sie dabei in der Pflicht, als gutes Beispiel für die europäischen Partner voranzugehen: "Immer darauf zu warten, ob die anderen zuerst etwas machen, kann es nicht sein", legte die FDP-Politikerin im Interview mit dem ARD-Hauptstadtstudio noch einmal nach. "Unsere Sorge ist einfach, dass die Hände in den Schoß gelegt werden." Um auszuloten, was Bundeswehr, Industrie und Politik in den kommenden Wochen noch leisten könnten, hatte Strack-Zimmermann unter anderem die Einberufung einer "Nationalen Ukraine-Konferenz" vorgeschlagen.Doch die Absage aus dem Kanzleramt ist deutlich: "Wir werden jetzt auf den Brief nicht reagieren", erklärte die stellvertretende Regierungssprecherin, Christiane Hoffmann, auf Nachfrage wörtlich. Sie stellte damit klar, dass der Brandbrief unbeantwortet bleiben wird. Und sich die Vorsitzende des Verteidigungsausschusses wenig Hoffnung machen kann, dass der Kanzler auf ihre Forderungen eingehen wird. Man befinde sich in Sachen Ukraine in ständigem Austausch, sowohl was das Parlament als auch was die Ministerien untereinander angehe. "Diese Forderung müssen wir jetzt nicht noch weiter kommentieren", stellte Scholz-Sprecherin Hoffmann klar.Die Reaktion Strack-Zimmermanns ließ nicht lange auf sich warten: "Ich hoffe nicht, dass im Bundeskanzleramt in diesem Stil auf die monatelangen Bitten der Ukraine reagiert wurde bzw. reagiert wird", twitterte die FDP-Politikerin - die sich mit der Kanzler-Partei SPD immerhin in einer Koalitionsregierung befindet.Nun ist nicht ganz klar, ob sich Scholz womöglich über den Stil geärgert hatte, dass die Vorsitzende des Verteidigungsausschusses sich nicht in diskreterer Form, sondern eben per Brief an ihn gewandt hatte. Aber die Botschaft der recht brüsken Zurückweisung dürfte lauten: Der Kanzler ist nicht bereit, dem Versuch nachzugeben, öffentlich Druck auf ihn auszuüben.Den hatte auch der Vorsitzende des Europa-Ausschusses und Grünen-Politiker Anton Hofreiter im gemeinsamen Morgenmagazin von ARD und ZDF zu erhöhen versucht, indem er schnellere Waffenlieferungen an die Ukraine anmahnte: "Wir haben nur eine Chance auf Frieden, wenn die Sanktionen so hart sind und die Verteidigungsfähigkeit der Ukraine so hoch ist, dass es sich für das russische Regime eher lohnt, den Krieg zu beenden als ihn fortzuführen."Zurückhaltend reagierte indes auch Verteidigungsministerin Christine Lambrecht auf den formulierten Vorstoß: "Wir unterstützen die Ukraine in einem ständigen Austausch", erklärte die SPD-Politikerin, sie werde von der militärischen Führung darüber informiert, was die Bundeswehr noch leiste könne. Im Übrigen: "Politische Entscheidungen werden in der Bundesregierung getroffen." Dass Koalitionsharmonie beim Dauerthema Waffenlieferungen an die Ukraine herrscht, lässt sich im Moment jedenfalls nicht behaupten. | 3innenpolitik
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"Weg mit der Polizei!" riefen tausende Frauen, die auf Aufnahmen von Mitte Dezember zu sehen sind - Arbeiterinnen von Apple-Zulieferer Foxconn. Sie blockierten damals eine Autobahn zwischen Chennai und Bangalore in Südindiens wichtigster Industrie-Zone im Bundesstaat Tamil Nadu. Der Verkehr war stundenlang lahmgelegt, und die Arbeiterinnen bekamen endlich Aufmerksamkeit, von der lokalen Politik bis hin zu Apple in den USA. Die damaligen Proteste hatten ihren Grund: Mehr als 250 Frauen hatten plötzlich Magenbeschwerden und mussten teilweise im Krankenhaus versorgt werden. "Niemand konnte uns sagen, was wir hatten", erzählt eine Arbeiterin, die hier Abi genannt werden soll, rückblickend. "Als wir nachgefragt haben, hieß es, es sei eine Lebensmittelvergiftung."Abi hat einem Interview zugestimmt, aber nur wenn sie anonym bleiben kann. Sie hat einige Kolleginnen mitgebracht, junge Frauen Anfang 20. Sie sitzen im Halbkreis. Die meisten halten ein Smartphone in den Händen. Abi erzählt von der spärlichen Unterkunft in ehemaligen Studentenwohnheimen. Vor dem Vorfall, berichtet sie, hätten sie auf dem Boden geschlafen, ohne alles. Jetzt hätten sie "ein Bett, Laken und Kissen. Das ist in Ordnung."Doch an der Zahl der Bewohnerinnen habe sich nichts geändert. Bis zu zehn Frauen teilten sich ein Zimmer, schliefen jetzt in Stockbetten. Inzwischen gebe es fließendes Wasser. Vorher hätten sich die Frauen immer aus einem Wassertank vor dem Haus versorgen müssen. Foxconn hat auf Nachfragen des ARD-Studios Neu-Delhi nicht reagiert. Die taiwanesische Firma gilt als weltweit größter Hersteller für Elektronikteile. Mehr als 5000 Frauen bauen für den Apple-Zulieferer das iPhone 12 und 13 zusammen - in einem Vorort von Chennai im Südosten Indiens, einem Standort vieler internationaler Firmen. Bald soll das iPhone 14 folgen. Die Arbeiterinnen sind meist junge Frauen aus ländlichen Regionen, angeworben von Subunternehmen. Oft sind sie die ersten ihrer Familie mit einem Job in einer Fabrik, ihre Rechte kennen sie nicht. Sie arbeiten acht Stunden am Tag, verteilt auf drei Schichten, sechs Tage die Woche, sagt Abi in gebrochenem Englisch.Die Frauen bekommen den Mindestlohn von umgerechnet etwa 170 Euro im Monat, ein Basisbetrag für Sozialversicherung und Transport wird abgezogen. Seit den Protesten bezahlt Foxconn etwas mehr - für Unterbringung und Verpflegung. Laut einer lokalen Gewerkschaft bringt Foxconn sie zu Unterkünften bis zu 60 Kilometer entfernt von der Fabrik, bewacht von Sicherheitsleuten. Abi bestätigt das. Das bedeute, dass viele Arbeiterinnen "bis zu zwei Stunden" zum Arbeitsplatz pendeln und zu wenig Schlaf bekämen. Es wäre besser, wenn die Herbergen in der Nähe der Fabrik wären, meint sie.Genau das fordert auch die lokale Gewerkschaft CITU. Kannan Soundarrajan, stellvertretender Generalsekretär, spricht von Zwangsarbeit und Ausbeutung der Arbeiterinnen durch Foxconn. Die Regierung der Bundesstaats Tamil Nadu habe bis zu den Protesten nicht genug kontrolliert. Dabei sieht eine spezielle Verordnungen genau solche Sicherheitsmaßnahmen wie regelmäßige Kontrolle der Unterbringung und Verpflegung vor.Die Regierung, fordert der Gewerkschafter, sollte die notwendigen Schritte unternehmen, "um diese Zwangsarbeit zu beenden". Die Arbeiterinnen müssten in ein reguläres Arbeitsverhältnis übernommen werden, damit sie auch Bonuszahlungen bekämen und sozialversichert seien. Denn das sei in ihrem Vertrag nicht vorgesehen - ihnen könne jederzeit gekündigt werden.Soundarrajan sieht dahinter die neoliberale Politik der Zentralregierung unter Premierminister Modi: Durch seine Initiative "Make in India", die zum Beispiel etwa Steuer-Vergünstigungen biete, ziehe er Firmen aus aller Welt an. Ausländische Investitionen seien wünschenswert, aber oft hielten sich Firmen nicht an indisches Arbeitsrecht - und die Behörden ließen sie gewähren. "Es geht vor allem um immer mehr Profit", konstatiert Soundarrajan. "Wir brauchen Beschäftigung, sie brauchen Gewinn. Das ist rechtens. Sie dürfen aber nicht mehr ausbeuten, als sie geben."Nach Ansicht von Pankaj Mohindroo, Präsident des indischen Verbands für Mobilfunk, hat die Regierung von Tamil Nadu nach den Protesten bei Foxconn schnell reagiert und die Situation für Arbeiterinnen verbessert. Es sei wichtig, "sensibel" auf die Bedürfnisse insbesondere der weiblichen Arbeitskräfte einzugehen: "Wir brauchen noch mehr von ihnen, besonders in der Elektronik-Produktion."Denn der Markt für Smartphone-Produktion und damit die Nachfrage nach mehr Arbeiterinnen werde schnell ansteigen, prognostiziert der Experte. Für Indien sei es ein wichtiger Schritt, eine so erfolgreiche Firma wie Apple anzuwerben - gerade im Wettbewerb mit China. Dass Apple in Indien produzieren lässt, nennt Mohindroo "ein Privileg". Ebenso wie den Umstand, dass die Produktion in den vergangenen Jahren aufgestockt wurde.Noch exportiert das US-Unternehmen das iPhone vor allem in andere Länder. Aktuell besitzen 850 Millionen Inderinnen und Inder ein Smartphone, davon nutzen etwa drei Prozent ein iPhone. Doch bald könnte der Verkauf auch im Inland steigen.Foxconn-Arbeiterin Abi und ihre Kolleginnen fordern, dass sie für ihre Arbeit mit Respekt behandelt werden. Dabei gehe es vor allem um ihre Gesundheit. "Wir werden nur arbeiten können, wenn es uns gut geht", sagen sie und berichten, dass jeden Monat eine Arbeiterin in Ohnmacht falle. Wenn aber die Verpflegung und die Unterbringung in Ordnung seien, "wird sich der Rest von selbst ergeben." Und mehr erwarteten sie nicht. | 1asien
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Angesichts der verheerenden Flutkatastrophe in Pakistan hat UN-Generalsekretär António Guterres die Weltgemeinschaft dazu aufgefordert, "die Kräfte aller im Kampf gegen den Klimawandel zu mobilisieren". Die Welt laufe auf eine Katastrophe zu, so Guterres bei seinem Besuch in der pakistanischen Hauptstadt Islamabad. "Wir haben einen Krieg gegen die Natur geführt, und die Natur schlägt jetzt auf verheerende Weise zurück." Der Klimawandel treffe Pakistan in einem bisher ungekannten Ausmaß, sagte Guterres und wies auf das gewaltige Ausmaß der Zerstörung hin: "Familien haben ihre Liebsten, ihre Häuser, ihre Ernte und ihre Arbeit verloren." Pakistan gehöre zu den Ländern, die am meisten von der Klimakrise betroffen seien, habe aber selbst kaum dazu beigetragen. "Es ist absolut notwendig, dass die Weltgemeinschaft das anerkennt, vor allem jene Länder, die mehr zum Klimawandel beigetragen haben", mahnte Guterres. Konkret fordert er eine sofortige Reduzierung der Emissionen. Was heute in Pakistan geschehe, könne morgen jedes andere Land treffen, sagte Guterres. Er rief die internationale Gemeinschaft zu umfassender Hilfe auf: "Pakistan braucht massive finanzielle Unterstützung, da die Schäden nach ersten Schätzungen rund 30 Milliarden Dollar betragen", so Guterres.Seit Mitte Juni ist Pakistan von ungewöhnlich starkem Monsun-Regen betroffen. Ein Drittel des südasiatischen Landes steht laut der nationalen Katastrophenbehörde (NDMA) bereits unter Wasser - 1391 Menschen sind gestorben. Zahlreiche eitere mussten aus ihren Dörfern in Sicherheit werden, Straßen und Brücken wurden zerstört. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) warnt vor einem Ausbruch von Infektionskrankheiten, die sich im Wasser ausbreiten. Insgesamt sind 33 Millionen Menschen von den Fluten betroffen. Bei seinem Besuch in Islamabad wurde Guterres von Vize-Außenministerin Hina Rabbani Khar empfangen und sprach auch mit Premierminister Shehbaz Sharif. Informationsministerin Maryam Aurangzeb sagte, sie hoffe Guterres' Besuch werde die Katastrophe ins internationale Bewusstsein rücken und auf die tödlichen Folgen des Klimawandels aufmerksam machen. Die internationale Gemeinschaft müsse den davon betroffenen Ländern helfen. | 1asien
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Russland hat für den Iran einen Satelliten ins All geschossen. Der Start ist laut der Raumfahrtbehörde Roskosmos am Morgen auf dem russischen Weltraumbahnhof Baikonur erfolgt, wie die Agentur Interfax berichtete. Die Sojus-Rakete transportierte insgesamt 17 Sonden ins All. Die größte ist der militärische Überwachungssatellit Chayyam. Die iranische Nachrichtenagentur Irna meldete, erste Daten des Satelliten seien bereits empfangen worden.Mit Chayyam will der Iran nach Angaben seiner Raumfahrtbehörde "die Grenzen des Landes überwachen, die landwirtschaftliche Produktivität steigern und Wasserressourcen und Naturkatastrophen überwachen".Die Regierung in Teheran wies Vorwürfe zurück, dass Russland den Satelliten für Aufklärungszwecke im Krieg mit der Ukraine nutzen könne. Der Iran habe vielmehr vom ersten Tag an die volle Kontrolle über den Satelliten.Die "Washington Post" hatte vergangene Woche über Befürchtungen in Kreisen der US-Regierung berichtet, dass der Satellit nicht nur Russland in der Ukraine helfen könnte. Vielmehr könnte er auch dem Iran beispiellose Möglichkeiten zur Identifizierung potenzieller Militärziele unter anderem in Israel geben.Demnach kann der Satellit hochauflösende Aufnahmen von der Erde machen. In Washington wird die Weltraum-Kooperation zwischen Russland und dem Iran insgesamt skeptisch gesehen.Der Satellitenstart folgt drei Wochen auf den Besuch von Russlands Präsident Wladimir Putin im Iran. Der Iran zeigte bei Putins Besuch Verständnis für das russische Vorgehen in der Ukraine. Putin vereinbarte mit dem weltlichen und geistlichen Oberhaupt der Islamischen Republik, Ajatollah Ali Chamenei, eine langfristige Zusammenarbeit. Chamenei erklärte, Russland und der Iran müssten wachsam gegenüber "Täuschungen des Westens" sein. | 1asien
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Die Streitkräfte Südkoreas und der USA wollen das größte gemeinsame Militärmanöver seit fünf Jahren abhalten. Die jährliche Sommerübung soll am kommenden Montag beginnen und bis zum 1. September dauern, wie das Verteidigungsministerium in Seoul mitteilte. Die USA haben in Südkorea 28.500 Soldaten stationiert, als Abschreckung gegen eine Bedrohung durch Nordkorea. Unter dem Namen "Ulchi Freedom Shield" sollen ein Training mit Computersimulationen, Feldübungen sowie eine große Zivilverteidigungsübung kombiniert werden. Beteiligt sind Kampfjets, Kriegsschiffe, Panzer und womöglich Zehntausende Soldaten. Zur Zahl der teilnehmenden Soldaten machte das südkoreanische Verteidigungsministerium allerdings keine Angaben. Auch die Abwehr von Drohnenangriffen und der Schutz von Industrieanlagen sollen geübt werden.Es würden die größten Übungen seit 2017, sagte ein Sprecher des Verteidigungsministeriums. Bereits begonnen hat ein mehrtägiges Training für das Krisenmanagement. In Seoul wird eine scharfe Reaktion Nordkoreas auf das bevorstehende Manöver erwartet. Die dortige Führung wirft den USA regelmäßig vor, deren Manöver mit Südkorea dienten der Vorbereitung eines Angriffs. Die Regierungen in Washington und Seoul bestreiten das und betonen, die Übungen sollten die Verteidigungsfähigkeiten verbessern. Die Spannungen in der Region hatten sich in diesem Jahr nach einer Reihe von Tests mit atomwaffenfähigen Raketen durch Nordkorea wieder verschärft. Im Mai vereinbarten der südkoreanische Präsident Yoon Suk Yeol und US-Präsident Joe Biden, die gemeinsamen Manöver auszubauen. In den vergangenen Jahren hatten beide Länder den Umfang mehrerer Übungen auch aus diplomatischen Gründen reduziert oder sie ganz gestrichen. Als die USA das Sommermanöver in Südkorea 2018 absagten, wollten sie größere Chancen für Verhandlungen über Nordkoreas Atomwaffenprogramm schaffen. Diese kommen jedoch seit dem gescheiterten Gipfeltreffen zwischen Ex-US-Präsident Donald Trump und Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un im Februar 2019 in Vietnam nicht mehr voran. | 1asien
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Trotz globaler Krisen wie dem Krieg in der Ukraine will Bundesaußenministerin Annalena Baerbock weiter für die atomare Abrüstung kämpfen. Vor ihrer Abreise zu einer Atomwaffen-Konferenz der Vereinten Nationen in New York sagte sie: "Auch wenn dieses Ziel in der aktuellen Weltlage noch so entfernt scheinen mag: Wir dürfen dieses Ziel nie aus den Augen verlieren, müssen hartnäckig dranbleiben, wenn es um seine Umsetzung geht." Mit 15 weiteren Ländern habe Deutschland 22 Vorschläge für nukleare Abrüstung gemacht. Wenn man in New York "auch nur einen Millimeter" vorankomme, sei das jede Anstrengung wert, so Baerbock vor der UN-Konferenz. Diese will den Atomwaffensperrvertrag überprüfen. Eine solche Überprüfung der Vertragsziele ist alle fünf Jahre vorgesehen - turnusmäßig sollte die zehnte Überprüfung bereits 2020 stattfinden, wurde wegen der Corona-Pandemie aber nun auf diesen Zeitpunkt verschoben.Zum Auftakt der Konferenz werden neben Baerbock auch UN-Generalsekretär António Guterres und US-Außenminister Antony Blinken sprechen. Aus Russland ist Vize-Außenminister Sergej Rjabkow als Redner angekündigt. Die atomare Abrüstung war auch schon vor Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine ins Stocken geraten. Jetzt wird die Reduzierung der knapp 13.000 Atomwaffen weltweit noch schwerer. Das mehr als 50 Jahre alte Abkommen, dem 191 Staaten beigetreten sind, bildet die Grundlage für atomare Abrüstung weltweit. Es besagt, dass nur die USA, Russland, China, Frankreich und Großbritannien Atomwaffen besitzen dürfen. Die vier anderen mutmaßlichen Atommächte Indien, Pakistan, Israel und Nordkorea sind dem Vertrag entweder nicht bei- oder wieder ausgetreten. Ziel des Vertrags ist es, die Verbreitung von Atomwaffen zu verhindern, nukleare Abrüstung voranzutreiben und die friedliche Nutzung von Kernenergie zu fördern. Neben dem Atomwaffensperrvertrag gibt es noch den weitergehenden Atomwaffenverbotsvertrag, der aber von den Atommächten sowie allen Bündnis-Staaten inklusive Deutschland abgelehnt wird. Die Grünen setzten im Koalitionsvertrag allerdings durch, dass Deutschland entgegen der NATO-Linie als Beobachter an einer Vertragsstaatenkonferenz teilnimmt - zusammen mit Norwegen als einer von nur zwei Staaten des Verteidigungsbündnisses. Das wurde im Juni auch so umgesetzt. Zudem setzt sich Deutschland in der sogenannten Stockholm-Initiative zusammen mit 15 anderen Ländern für konkrete Abrüstungsschritte ein. Für Baerbock ist die Atomwaffen-Konferenz der Auftakt einer dreitägigen Reise in die USA und nach Kanada. Die Grünen-Politikerin will in New York neben Guterres auch den Generaldirektor der Internationalen Atomenergie-Organisation, Rafael Grossi, treffen. Morgen hält sie dort eine Rede zu den transatlantischen Beziehungen und reist abends zu ihrem Antrittsbesuch nach Kanada weiter. | 0amerika
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Wegen hoher Inflation und Lieferkettenproblemen steigen weltweit die Einkaufs- und Rohstoffpreise: Neben Energie und Transport werden auch Verpackungen und Nahrungsmittel wie Getreide, Milch oder Kaffee teurer. Besonders spürbar sind die steigenden Lebensmittelpreise. Denn die Hersteller geben die höheren Kosten zumindest teilweise an die Kundschaft weiter. Der britische Konzern Unilever etwa hat die Preise im ersten Halbjahr 2022 um 9,8 Prozent angehoben, der wohl bekannteste Lebensmittel-Multi Nestlé im weltweiten Durchschnitt um 6,5 Prozent. "Der gesamte Lebensmittelsektor sieht sich mit Kostensteigerungen konfrontiert", so ein Nestlé-Sprecher am Firmensitz in Vevey am Genfer See: "Dies schließt Landwirte und mittelständische Unternehmen ein, die uns beliefern und darauf angewiesen sind, ihre Kosten zu decken." Darum schließt der Branchenriese weitere Preiserhöhungen nicht aus, denn die Preise würden sich den gestiegenen Kosten anpassen. "Unsere Teams in den Märkten haben in verantwortungsvoller Weise Preisanpassungen umgesetzt", wird CEO Mark Schneider in der Pressemitteilung zum Halbjahresbericht zitiert.Ob Nescafé, Kitkat-Schokoriegel, Maggi-Suppe oder Vittel-Mineralwasser: Nestlé verkauft Lebensmittel in fast jedem Land der Welt. Und trotz der steigenden Preise sind Markenprodukte weiter begehrt, und so stieg Nestlés Umsatz im ersten Halbjahr 2022 verglichen mit dem Vorjahreszeitraum um 9,2 Prozent.Auf die Frage, ob die Verbraucher in aller Welt noch stärkere Preiserhöhungen akzeptieren werden, antwortet der Sprecher: "Priorität ist und bleibt es sicherzustellen, dass unsere Produkte und Marken weiterhin zu erschwinglichen Preisen erworben werden können. Unserer deutlich reduzierten Bruttomarge können Sie zudem entnehmen, dass wir die beispiellose Kosteninflation nicht in Gänze an unsere Verbraucher weitergegeben haben." Der Konzern setze alles daran, weitere Kostensteigerungen für seine Kunden abzumildern: "Etwa durch die weitere Harmonisierung von Rezepturen und Verpackungen oder den Einsatz neuer Technologien in der Produktion."Josianne Walpen, Leiterin Ernährung bei der Schweizer Stiftung für Konsumentenschutz, sagt, für die Kunden sei es schwierig zu beurteilen, welche Preiserhöhungen gerechtfertigt sind: "Einkaufspreise, Lieferverträge und Margen sind nicht transparent. Ob lediglich gestiegene Kosten weitergegebenen werden oder einfach die Marge erhöht wird, lässt sich deshalb beim alltäglichen Einkauf kaum abschätzen." Die Stiftung befürchtet, dass die Situation mancherorts auch genutzt wird, um die Margen zu erhalten oder gar zu erhöhen. Stefan Michel, Professor für Strategie und Marketing an der IMD Business School in Lausanne, ordnet das Beispiel Nestlé so ein: "Nestlé zeigt im Halbjahresbericht, dass der Umsatz auch wegen Preiserhöhungen gestiegen ist, dabei sind die Margen gesunken. Einerseits wurden nach Angaben des Konzerns nicht alle Kostenerhöhungen weitergegeben, andererseits erfolgen Preisanpassungen häufig zeitverzögert. Ohne jedes Produkt einzeln studiert zu haben: Die Preiserhöhungen sind im Jahr 2022 generell gerechtfertigt." Auch auf eine Schweizer Besonderheit im Kundenverhalten geht der Handelsexperte Michel ein: "Man würde vermuten, dass die Schweizer nach Corona wieder vermehrt im nahen Ausland einkaufen, gerade weil der Euro gegenüber dem Schweizer Franken weiter an Wert verloren hat. Allerdings ist die Teuerung in Deutschland etwa doppelt so hoch wie in der Schweiz, was die Attraktivität von Einkaufsfahrten bei hohen Benzinpreisen mindert."Die Nachfrage nach Lebensmitteln werde auch bei weiter steigenden Preisen nicht deutlich sinken, so Verbraucherschützerin Walpen: "Denkbar sind jedoch Verschiebungen in der Nachfrage hin zu preiswerteren Lebensmitteln." Ob dieser Trend sich durchsetzt, hänge aber auch davon ab, wie sich die Preise in Bereichen wie Energie und anderen Konsumgütern zukünftig entwickeln. | 5unternehmen
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An der Weltleitbörse in New York haben sich die großen Aktienindizes zum Start ins neue Halbjahr lange Zeit schwer getan, ehe der Tag dann doch noch versöhnlich endete. Über allem schwebt derzeit aber die Sorge, dass die US-Notenbank Federal Reserve bei der Bekämpfung der viel zu hohen Inflation zu stark an der Zinsschraube dreht und damit die Konjunktur abwürgt. Erst in dieser Woche hatte deren Chef Jerome Powell erneut die Verpflichtung der Währungshüter unterstrichen, die Geldpolitik weiter zu straffen. Im Juli wird ein weiterer Zinsschritt von mindestens 50 Basispunkten erwartet. Auch die zweite Jahreshälfte dürfte angesichts sich verschärfender Rezessionsrisiken volatil werden, sagte Investmentexperte Kunal Sawhney vom Research-Haus Kalkine. "Die Fed sagt, dass sie die Zinssätze erhöhen wird, und wenn sie die Inflation kontrollieren will, wird die Wirtschaft kurzfristig und in den nächsten mindestens sechs bis zwölf Monaten einige Schmerzen erleiden."Am Ende des Tages legte der Leitindex Dow Jones 1,05 Prozent zu auf 31.097 Punkte. Gestern hatte der US-Leitindex 0,8 Prozent auf 30.775 Punkte eingebüßt. Die Halbjahres-Bilanz fiel derweil mit einem Minus von 15,3 Prozent verheerend aus. Zuletzt ging es für den Dow Jones in diesem Zeitraum im Jahr 1962 so stark bergab.Die Technologiebörse Nasdaq schloss bei 11.127 Zählern um 0,9 Prozent höher, der Auswahlindex Nasdaq 100 ging bei 11.585 Punkten um 0,71 Prozent höher aus dem Handel. Der marktbreite S&P-500-Index rückte 1,06 Prozent vor auf 3825 Zähler.Unter den Einzelwerten stand Halbleiterhersteller Micron im Fokus. Dieser bekommt inzwischen eine schwächere Nachfrage zu spüren. Der am Vorabend veröffentlichte Umsatzausblick für das letzte Geschäftsquartal habe enttäuscht, hieß es von Börsianern. Die Aktie rutschte an der Nasdaq um 2,95 Prozent ab. Der schwache Ausblick machte heute auch den europäischen Wettbewerbern zu schaffen, der Branchenindex gab deutlich nach. Der DAX hat zu Beginn des neuen Halbjahres anfängliche Verluste wettgemacht, konnte die Marke von 13.000 Punkten aber nicht zurückerobern. Nach dem volatilen und wechselhaften Handelsverlauf zuletzt ging es heute insgesamt ruhiger zu. Am Ende schloss der deutsche Leitindex bei 12.813 Punkten um 0,23 Prozent leicht höher, aber in der Nähe seines Tageshochs bei 12.860 Punkten. Das Tagestief lag am Morgen bei 12.623 Punkten. Schnäppchenjäger sorgten im Verlauf aber dafür, dass der DAX nicht weiter zurückfiel. Tags zuvor hatte der deutsche Leitindex bei 12.619 Zählern den tiefsten Stand seit März markiert. Mit einem Minus von rund elf Prozent im Juni fuhr er zudem die schlechteste Juni-Performance seiner Geschichte ein. Fundamental kann trotz der heutigen Stabilisierung weiter keine Entwarnung gegeben werden. Die Aussichten bleiben auch für das zweite Halbjahr angespannt, zumal Experten damit rechnen, dass sich die zahlreichen Belastungen nun verstärkt in den Büchern der Unternehmen finden werden. Mit so mancher Gewinnwarnung wird gerechnet.Dazu passt, dass die Analysten der Deutschen Bank ein düsteres Makro-Szenario zeichnen. Demnach droht Deutschland angesichts des Rückgangs der russischen Gaslieferungen nicht nur eine Rezession, sondern eine noch weiter ausufernde Teuerung, ein "Inflationsschock". Anleger fürchten schon länger, die Notenbanken könnten mit ihrem Kampf gegen die Inflation die Konjunktur zu stark belasten und eine wirtschaftliche Talfahrt auslösen.Immer mehr Investoren fürchteten, dass der Mix aus hoher Inflation und Angebotsverknappungen auf der Energieseite die USA ebenso wie die Eurozone in die Rezession zwingen dürften, meint auch Helaba-Strategin Claudia Windt.Unterdessen hat die Inflationsrate in der Eurozone immer noch nicht ihren Höhepunkt erreicht. Im Juni kletterte sie auf einen neuen Rekordwert von 8,6 Prozent. Im Vormonat hatte der Preisanstieg bei 8,1 Prozent gelegen. "Die heutigen Preisdaten erhöhen den Druck auf die EZB, die Zinsen im Juli um mehr als die angekündigten 25 Basispunkte anzuheben", unterstreicht Commerzbank-Ökonom Christoph Weil. Unter den Einzelwerten im DAX erholten sich die Versorger RWE und Eon, auch die zuletzt stark gefallene Zalando-Aktie legte zu. Airbus profitierten von einem Großauftrag aus China. Chiphersteller Infineon gehörte im Zug einer schwachen Branchenstimmung ebenso zu den größten Verlierern wie das Papier der Deutschen Bank. Die Flucht aus risikoreichen Assets in sichere Anlagehäfen hat derweil auch die Devisenmärkte erfasst. Der US-Dollar konnte zuletzt auf breiter Front zulegen. Im Gegenzug steht die europäische Gemeinschaftswährung unter Druck. Am Nachmittag kostete ein Euro bei volatilem Handel nur noch 1,0374 Dollar, ehe es im US-Handel wieder etwas bergauf und über die Marke von 1,04 Dollar geht. Schon tags zuvor wurden im Tief für einen Euro nur noch 1,0383 Dollar gezahlt. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,0425 (Donnerstag: 1,0387) Dollar festAuch Staatsanleihen werden derzeit als sicherer Hafen wieder gekauft. Im Gegenzug fiel die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihen auf 1,22 Prozent von zuvor 1,367 Prozent. Auch US-Treasurys mit der gleichen Laufzeit legten weiter zu, die Rendite fiel schon gestern unter drei Prozent. Derweil kommt von den deutschen Maschinenbauern ein kleiner fundamentaler Lichtblick, der aber der Gemeinschaftswährung nicht hilft: Nach zwei Monaten mit schrumpfenden Bestellungen verzeichneten sie im Mai wieder ein Plus von 13 Prozent bei den Auftragseingängen. Die Zuwächse zeigten, dass die Kunden trotz zahlreicher Belastungen ihre Investitionspläne nicht begraben, sagte der Konjunkturexperte des Branchenverbandes VDMA, Olaf Wortmann. Die US-Industrie hat ihr Wachstumstempo im Juni unerwartet deutlich gedrosselt. Der Einkaufsmanagerindex sank auf 53,0 Zähler von 56,1 Punkten im Mai und damit auf den tiefsten Stand seit zwei Jahren, wie aus der heute veröffentlichten Firmenumfrage des Institute for Supply Management (ISM) hervorgeht. Das Barometer liegt damit aber immer noch über der Wachstumsschwelle von 50 Zählern. Experten hatten nur mit einem Rückgang auf 54,9 Zähler gerechnet. Der Teilindex für das Neugeschäft sank erstmals seit Mai 2020 unter die 50-Punkte-Marke. "Der Einkaufsmanagerindex der US-Industrie liegt trotz des größer als erwartet ausgefallenen Rückgangs noch klar im Wachstumsbereich", erklärte Helaba-Ökonom Ralf Umlauf. Deshalb dürfte die US-Notenbank Fed zunächst an ihrem Ziel festhalten, die Zinsen deutlich und zügig zu erhöhen. "Allerdings nimmt die konjunkturelle Dynamik ab." Die längerfristigen Zinserwartungen dürften daher tendenziell gedämpft werden, betonte Umlauf.Der steigende Dollar und die Aussicht auf weitere deutliche Zinserhöhungen der US-Notenbank Fed drückt derweil die Nachfrage nach Gold. Im späten Handel erholte sich der Preis aber und übersprang wieder die Marke von 1800 Dollar je Feinunze. Diese wichtige Marke ist derzeit umkämpft. Die Ölpreise haben heute wweiter zugelegt. Am späten Nachmittag kostete ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent 110,98 US-Dollar. Das waren 2,00 Dollar mehr als am Vortag. Der Preis für ein Fass der US-amerikanischen Sorte West Texas Intermediate (WTI) stieg um 2,14 Dollar auf 107,90 Dollar. Unterstützung erhielten die Ölpreise auch durch Nachrichten aus Libyen und Indien. In Libyen ruhen derzeit in zwei wichtigen Häfen des Landes die Öl-Verschiffungen. Grund sind neuerliche politische Unruhen. Unterdessen hat die Regierung Indiens die Exportabgaben auf Benzin und Diesel erhöht. An den vergangenen Tagen waren die Ölpreise noch wegen gestiegener Rezessionssorgen gestiegen. Die Erdölpreise sind in den vergangenen Monaten kräftig gestiegen. Seit Jahresbeginn steht ein Plus von etwa 40 Prozent zu Buche. Hauptgründe sind der Krieg Russlands gegen die Ukraine, zahlreiche Angebotsengpässe und eine deutliche Erholung der Nachfrage im Zuge einer entspannteren Corona-Lage.Airbus-Aktien waren heute gefragt. Denn der weltgrößte Flugzeugbauer hat in China an einem Tag fast 300 Passagierjets verkauft. Der Hersteller und die Fluggesellschaften China Southern, China Eastern, Air China und Shenzhen Airlines gaben am Freitag Großbestellungen für insgesamt 292 Mittelstreckenmaschinen aus der Modellfamilie A320neo bekannt. Damit punktete der DAX-Konzern erneut gegenüber seinem Konkurrenten Boeing aus den USA, dessen Konkurrenzmodell 737 Max in China nach zwei tödlichen Abstürzen noch länger nicht abheben durfte als in anderen wichtigen Weltregionen.Der DAX-Konzern BMW hat heute die Serienproduktion seiner neuen Topmodelle gestartet: Die ersten vollelektrischen i7-Luxuslimousinen und neuen 7er mit Verbrennermotoren rollten im Werk Dingolfing in Niederbayern vom Band. Nach Versorgung der Händler mit Vorführfahrzeugen sollen die Autos ab Herbst auch an Kunden ausgeliefert werden. Marktführer bei Oberklasse-Limousinen ist bisher die S-Klasse von Mercedes-Benz. Der Autobauer hat derweil im zweiten Quartal in den USA einen deutlichen Verkaufsrückgang eingefahren. Mit 78.905 Autos der Stammmarke BMW wurde der Konzern 18,3 Prozent weniger Fahrzeuge los als im Vorjahreszeitraum, wie es am Abend am US-Sitz in Woodcliff Lake (New Jersey) hieß. Lieferprobleme hätten die Bestände der Händler belastet, hieß es. Vor allem Limousinen wurden dabei in Mitleidenschaft gezogen. Bei den in den USA sehr beliebten Stadtgeländewagen (SUV) konnte BMW hingegen etwas zulegen. Diese fertigt das Unternehmen ohnehin größtenteils vor Ort in den Staaten. Bei der Kleinwagenmarke Mini betrug der Verkaufsrückgang fast die Hälfte.Der weltgrößte Chemiekonzern BASF will sich bei der Energieerzeugung breiter aufstellen und Emissionen einsparen. Ziel sei es, zusammen mit dem zu Volkswagen gehörenden Großmotorenhersteller MAN Energy Solutions eine industrielle Großwärmepumpe zur Elektrifizierung der Dampferzeugung am BASF-Standort in Ludwigshafen zu errichten, teilten beide Unternehmen heute mit. Barclays hat die Einstufung für Uniper nach dem kassierten Jahresausblick und der Aufnahme von Gesprächen mit der Bundesregierung auf "Underweight" mit einem Kursziel von 30 Euro belassen. Die britische Investmentbank rechnet damit, dass letztlich in Deutschland die nächste Stufe des Gasnotfallplans ausgerufen werden dürfte - was den Wendepunkt für Unipers russische Verträge markieren würde. Die jüngsten Kursverluste von Siemens Energy schlagen beim Großaktionär Siemens teuer zu Buche. Eine Sonderabschreibung werde das Ergebnis nach Steuern im dritten Geschäftsquartal bis Ende Juni mit etwa 2,8 Milliarden Euro belasten, teilte Siemens überraschend gestern mit. Der DAX-Konzern ist mit 35 Prozent an Siemens Energy beteiligt. Laut dem Agrarkonzern Baywa dürfte die Weizenernte in der Ukraine in diesem Jahr rund 17 Prozent schwächer ausfallen als im Durchschnitt der vergangenen vier Jahre. Eine Auswertung von Satellitendaten zeige, dass eine unterdurchschnittliche Ernte nicht mehr zu vermeiden sei, sagte Baywa-Chef Klaus Josef Lutz. "Es fehlen rund 20 Millionen Tonnen Weizen am Weltmarkt." Der ostdeutsche Technologiekonzern Jenoptik trennt sich von seiner kompletten Militärtechniksparte mit rund 700 Beschäftigten. Der Verkauf, der im November 2021 angekündigt worden war, sei perfekt, teilte die Jenoptik AG gestern mit. Die Sparte geht an einen Fonds des britischen Finanzinvestors Star Capital Partnership. Jenoptik will sich auf sein Kerngeschäft mit optischen Komponenten, Lasern und Industrieausrüstungen konzentrieren. Ein negativer Analystenkommentar macht den Aktien des Fondsanbieters DWS zu schaffen. Die Experten der Citigroup stuften die Titel der Deutsche Bank-Tochter auf "Neutral" von "Buy" herunter und senkten das Kursziel auf 26,50 von 36,50 Euro. Die DWS sorgte zuletzt mit einem Greenwashing-Skandal für negative Schlagzeilen. Die US-Arzneimittelbehörde FDA hat die Hersteller von Corona-Impfstoffen darum gebeten, ihre bereits auf Omikron angepassten Vakzine auch in Hinblick auf die Sublinien BA.4 und BA.5 zu modifizieren. Man hoffe darauf, dass diese Impfstoffe dann im Herbst als Booster einsatzbereit seien. Vor wenigen Tagen hatten Hersteller aus ihrer Sicht positive klinische Daten zu veränderten Impfstoffen vorgelegt - die allerdings an die Omikron-Sublinie BA.1 angepasst sind. Der weltweit größte Ziegelproduzent Wienerberger bleibt auf Rekordkurs: Nach hohen Auftragseingängen und einem Gewinnsprung im ersten Halbjahr hob Firmenchef Heimo Scheuch eine Prognose für 2022 an. Er erwartet nun einen Anstieg des operativen Ergebnisses (Ebitda) auf 900 Millionen Euro, wie der österreichische Konzern mitteilte. Zuvor hatte er noch 750 bis 770 Millionen Euro angepeilt. Der US-Autobauer General Motors (GM) hat im zweiten Quartal deutlich weniger Fahrzeuge auf dem Heimatmarkt verkauft. Verglichen mit dem Vorjahreszeitraum fiel der US-Absatz um 15 Prozent auf 582.401 Neuwagen. Das teilte GM in Detroit mit. Der Konzern kämpft weiter mit Lieferkettenproblemen und einem hartnäckigen Mangel an Computerchips. Rund 95.000 Fahrzeuge konnten laut GM zuletzt nicht ausgeliefert werden, weil Bauteile fehlten. Der Autohersteller arbeite eng mit Zulieferern zusammen, um die Probleme so schnell wie möglich zu beheben. GM rechnet mit einem Quartalsgewinn zwischen 1,6 Milliarden und 1,9 Milliarden Dollar - das ist deutlich weniger als von Analysten im Schnitt erwartet. | 2finanzen
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Eulalia Luango zeigt der Bundesentwicklungsministerin Svenja Schulze die Fotos ihrer verschwundenen Kinder. Die hochgewachsene Afrokolumbianerin ringt um Fassung. "Das ist mein verschwundener Sohn Wilmer, 14 Jahre. Und das ist Robinson, 15. Mein Mann und meine Schwester sind auch verschwunden." Knapp 20 Jahre ist es her, dass Luangos Söhne gewaltsam von illegal bewaffneten Gruppen entführt wurden. Kolumbien blickt auf einen jahrzehntelangen Bürgerkrieg zurück. Mehr als 125.000 Menschen sind nach offiziellen Angaben verschwunden. Robinson hat sie inzwischen gefunden. In einem Massengrab. Dass sie ihn begraben und einen Ort zum Trauern hat, hilft der Mutter. Gefunden hat sie ihren ermordeten Sohn mit Hilfe einer Stiftung. Finanziert vom Bundesentwicklungsministerium. Das BMZ unterstützt den Friedensprozess in Kolumbien. Das Land ist geprägt von einem jahrzehntelangen Bürgerkrieg. Trotz Friedensvertrag mit den FARC-Guerilla 2016 nimmt die Gewalt vielerorts wieder zu. Die Bundesentwicklungsministerin ist sichtlich berührt vom Leid der Mutter. "Hier in Kolumbien haben wir geholfen, den Friedensprozess voranzutreiben. Dabei helfen wir auch, dass die Opfer gefunden werden. Das ist für die Versöhnung der Gesellschaft zentral," sagt Schulze. Meistens sind es Frauen, die ihre Angehörigen suchen. Madres Buscadores - suchende Mütter - nennen sie sich. Sie berichten der Ministerin von Gewalt und Bedrohungen bei der Suche, durch Behörden, durch das Militär. "Wir Frauen sollen eingeschüchtert werden, damit wir aufhören Fragen zu stellen." "Es gibt eine hohe Gewaltbereitschaft in Kolumbien, und die richtet sich auch gegen Frauen. Gegen Aktivistinnen, die für soziale oder Umweltthemen einstehen", sagt Schulze. "Wir wollen die Organisationen, die sich dagegenstellen, unterstützen. Wenn man Länder partnerschaftlich voranbringen will, dann geht das nicht ohne die Frauen." Feministische Entwicklungspolitik - das hat sich die Ampel-Koalition in ihren Vertrag geschrieben. Die Union kann damit wenig anfangen. "Sie können von mir aus feministische Außenpolitik oder feministische Entwicklungspolitik machen. Aber nicht mit diesem Etat", empörte sich CDU-Chef Friedrich Merz bei der Bundestagsdebatte über das Sondervermögen für die Bundeswehr im März. Feministische Außenpolitik sei kein Gedöns entgegnete darauf Bundesaußenministerin Annalena Baerbock. Auch Entwicklungsministerin Schulze kann Merz' Sichtweise nicht nachvollziehen. "Er hat einen sehr eingeschränkten Sicherheitsbegriff. Sicherheit ist nicht nur militärische Sicherheit. Sicherheit bedeutet auch, dass man menschliche Sicherheit herstellt. Und dazu gehört, dass man Frauen wahrnimmt. Die Regierung hat sich vorgenommen, einen deutlich breiteren Sicherheitsbegriff zu verwenden."Die Arbeit von Schulzes Ministeriums orientiert sich daher am Leitsatz feministischer Entwicklungspolitik. Das heißt: Bei allen Vorhaben wird darauf geachtet, dass Geschlechterungerechtigkeiten aktiv angegangen werden und besonders Frauen, Mädchen und andere marginalisierte Gruppen gezielt gefördert und gleichberechtigt eingebunden werden. Die Hälfte der Weltbevölkerung ist weiblich. Gleichstellung ein Menschenrecht - damit wird Schulze auf der Webseite des Ministeriums zitiert. So sollen spezielle Projekte für Frauen angeboten werden, Länder beraten werden, wie sie Frauen auch wieder Zugang zu Land geben können und welche Effekte das hat. Schulze ist zudem überzeugt: Wo Frauen Rechte haben, gibt es auch weniger Hunger. Diesen Ansatz will sie weiter verfolgen und konkrete und ambitionierte Zielvorgaben vorstellen, kündigte sie an.Fast eine Woche reist die Entwicklungsministerin durch Kolumbien und Bolivien. Und immer wieder trifft sie Frauen. In Bolivien besucht sie ein Projekt, das sich um Opfer häuslicher Gewalt kümmern. Oder auch die indigene Umweltaktivistin Ruth Alipaz Cuqui, die davon berichtet, wie viel Schäden durch illegale Goldminen entstehen. Flüsse werden beim Goldschürfen mit Quecksilber verseucht. Besonders Kinder und schwangere Frauen werden davon krank. Für Schulze steht nach ihrer ersten Reise nach Lateinamerika fest: Das BMZ wird künftig enger mit beiden Ländern kooperieren. Und dabei vor allem Frauen stärken. "Die starken Frauen haben mich auf dieser Reise sehr beeindruckt. Besonders, wie sie für ihre Rechte kämpfen. Und ich bin froh, dass wir mit unserer Politik auch Frauen fördern." Eulalia Luango, die Mutter aus Kolumbien, die immer noch nach ihrem verschwundenen Sohn sucht, freut sich über den Besuch aus Deutschland. Immer wieder betont sie, wie wichtig er für sie ist. Einen Wunsch hat Luango zum Abschied: "Vergessen Sie uns Frauen und vergessen sie unsere Kinder nicht." | 3innenpolitik
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Vor dem Hintergrund des Kriegs in der Ukraine haben die Kandidaten des Kremls bei den Regionalwahlen in Russland zumeist deutliche Siege eingefahren. So siegten nach Angaben der zentralen Wahlkommission alle 14 amtierenden Gouverneure, die sich zur Abstimmung gestellt haben, wie die staatliche Nachrichtenagentur Tass mitteilte. Auch in den meisten Regional- und Stadtparlamenten stellt die Kreml-Partei "Geeintes Russland" die Mehrheit. Abgestimmt wurde von Freitag bis Sonntag in mehr als 80 russischen Regionen. Die unabhängigen Wahlbeobachter der Organisation Golos listeten noch während des laufenden Urnengangs zahlreiche Anzeichen für Betrug auf. Schon vor den Wahlen beklagten Oppositionelle zudem, dass Kandidaten, die sich gegen den Krieg aussprachen, nicht zugelassen wurden. Nach Angaben der russischen Behörden hingegen wurden keine ernsthaften Verstöße gegen die Wahlordnung registriert. Das höchste Ergebnis unter den Gouverneuren erzielte der Chef der russischen Teilrepublik Burjatien in Sibirien, Alexej Zydenow. Er kam am Ende offiziell auf 86,23 Prozent der Stimmen. Das bescheidenste Ergebnis aus Kremlsicht lieferte Alexander Bretschalow mit offiziell 64,38 Prozent in der Teilrepublik Udmurtien an der Wolga ab. Die Wahlen sind überschattet von dem russischen Angriffskrieg in der Ukraine.Neben Gouverneuren wurden vielerorts auch örtliche Parlamente und Stadtteilvertretungen neu bestimmt. Insgesamt waren rund 4700 Wahlen auf unterschiedlichen Ebenen anberaumt. Zum Urnengang aufgerufen waren mehr als 45 Millionen Russen. | 1asien
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Für Köln hätten die ersten acht Minuten der Partie gegen Union kaum schlechter laufen können. Erst sorgte der Verteidiger Timo Hübers mit einem Eigentor für die Gästeführung, als er den Schuss von Sheraldo Becker ins eigene Tor ablenkte (3. Minute). Dann verschuldete Luca Kilian einen Elfmeter - Robin Knoche köpfte ihm an den ausgestreckten Arm (9.).FC-Torhüter Marvin Schwäbe sorgte dann aber für das erste Erfolgserlebnisse der Kölner und somit auch für ein besseres Gefühl bei Kilian. Er hielt den schwach geschossenen Elfmeter von Jordan Siebatcheu, der nach muskulären Problemen wieder in die Union-Startelf zurückgekehrt war, sogar fest und sein Team im Spiel (10.).Doch Berlin blieb die dominante Mannschaft und Siebatcheu der unglücklichste Spieler der Hauptstädter. Per Kopf hatte der Stürmer nach einer Flanke von Christopher Trimmel die große Chance auf den zweiten Treffer, doch er verfehlte das Kölner Tor aus kurzer Distanz (25.).Es war der letzte Höhepunkt einer über weite Strecken einseitigen ersten Halbzeit, in der Köln besser ins Spiel kam, je näher es Richtung Pausenpfiff ging. Torgelegenheiten konnte sich die bislang ungeschlagene Mannschaft von Trainer Steffen Baumgart aber keine herausspielen. Einzig beim Schuss von Linton Maina musste Unions Ersatzkeeper Lennart Grill eingreifen (29.).Richtig gefährlich wurde es für das Berliner Tor dann aber unmittelbar nach Wiederbeginn. Maina lief der gegnerischen Abwehr davon und tauchte frei vor Grill auf, der mit einem guten Reflex die Führung seines Teams verteidigen konnte (47.).Doch kurz darauf fehlten nur Zentimeter zur Vorentscheidung. Trimmel setzte sich auf der linken Seite durch und chippte den Ball Richtung Tor. Die Flanke wurde aber immer länger und zum gefährlichen Torschuss, der an die Latte klatschte (57.).Insgesamt zeigte sich Union wieder mal extrem gewissenhaft im Umgang mit einer Führung. Das Team von Trainer Urs Fischer verteidigte diszipliniert und konsequent, versuchte dabei aber auch immer wieder, mit einem Konter ein weiteres Mal erfolgreich zu werden, um Spannung in der Schlussphase zu vermeiden.Kilian sorgte dann dafür, dass die auch beim Stande von 1:0 für Union nicht mehr aufkam. An der Mittellinie unterbrach der FC-Verteidiger mit einem Foul einen Berliner Konter und wurde mit Gelb-Rot des Feldes verwiesen (81.). Im Anschluss daran brachte Union das Ergebnis problemlos über die Runden und übernahm damit die Tabellenführung in der Fußball-Bundesliga. Union Berlin reist für den 2. Spieltag der Europa-League-Gruppenphase nach Braga (Donnerstag, 15.09.2022 um 21 Uhr). Der 1. FC Köln empfängt zur gleichen Zeit am 2. Spieltag der Conference-League-Gruppenphase den tschechischen Klub 1. FC Slovácko. In der Bundesliga wird es für beide Klubs erst am Sonntag, den 18.09.2022 wieder ernst. Dann spielt Union Berlin zu Hause gegen den VfL Wolfsburg (15.30 Uhr) und die "Geißböcke" müssen auswärts beim VfL Bochum antreten (17.30 Uhr).Quelle: sportschau.de | 4sportschau
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Bei insgesamt ruhigerem Geschäft tendierten die großen US-Aktienindizes heute lange uneinheitlich, konnten sich aber zum Sitzungsende noch befestigen. Während sich Standardwerte schwerer taten, ging es an der Technologiebörse Nasdaq deutlich besser voran. Der Leitindex Dow Jones, der lange Zeit im Minus gelegen hatte, ging am Ende des Tages bei 32.036 Punkten aus dem Handel, ein Tagesgewinn von 0,51 Prozent. Erst in den letzten Handelsminuten legte auch der Leitindex noch etwas klarer zu. Alle großen Indizes schlossen noch nahe oder, wie beim S&P-500, am Tageshoch. An der Technologiebörse Nasdaq dominierten die Pluszeichen den ganzen Tag über deutlicher, am Ende stand ein Zugewinn von 1,36 Prozent auf 12.059 Stellen. Auch der Auswahlindex Nasdaq 100 rückte um 1,44 Prozent vor auf 12.619 Punkte. Der marktbreite S&P-500-Index, in dem sowohl Technologie- als auch Standardaktien enthalten sind, schloss bei 3998 Zählern, ein Zugewinn von 0,99 Prozent. Im Mittelpunkt der US-Märkte stand heute der Fortgang der Berichtssaison. Weder das wieder durch die Pipeline Nord Stream 1 strömende russische Gas noch eine deutliche Zinsanhebung der EZB sorgten für größere Bewegung. An der technologielastigen Nasdaq-Börse standen heute vor allem Tesla-Zahlen im Fokus, die sehr positiv aufgenommen wurden. Negativ fielen hingegen die Papiere von Telekomriese AT&T auf, die ihre Prognose für den Cashflow kürzten und damit den ganzen Sektor belasteten. Aus dem Dow Jones-Index legte auch der Versicherer Travelers Zahlen vor, die aber nicht gut ankamen. Vor allem Schäden durch Wind und Hagel sorgten für einen deutlichen Gewinnrückgang im Quartal. Auch die Berichte der Fluglinien United Airlines und American Airlines fanden bei den Anlegern keine Gnade, obwohl die Gesellschaften ihre Gewinne steigerten. Tesla-Papiere weiten in New York ihre Gewinne am Ende auf 9,78 Prozent deutlich aus und gingen bei 815,12 Dollar aus dem Handel. Trotz pandemiebedingter Produktionsausfälle in China und anhaltender Lieferketten-Probleme hat Tesla den Gewinn im zweiten Quartal fast verdoppelt. Der Elektroautobauer verdiente unter dem Strich 2,3 Milliarden Dollar und damit 98 Prozent mehr als im entsprechenden Vorjahreszeitraum. Analysten hatten mit deutlich weniger Gewinn gerechnet. Im Vorquartal hatte das Ergebnis allerdings noch bei wesentlich höheren 3,3 Milliarden Dollar gelegen.Der DAX hat nach dem Zinsentscheid der EZB mit Verlusten geschlossen, konnte diese aber im Verlauf des Handels noch eingrenzen. Insgesamt bleiben die Anleger nervös, auch wenn über einen Zinsschritt in dieser Größenordnung im Vorfeld bereits spekuliert worden war. Völlig überraschend kam die Erhöhung daher nicht. Es war die erste seit elf Jahren. Die bereits angekündigte Erhöhung um 25 Basispunkte war am Markt zuletzt als nicht ausreichend angesehen worden, um der hohen Inflation von mehr als acht Prozent im Euroraum glaubwürdig Paroli bieten zu können. Am Ende schloss der deutsche Leitindex bei 13.246 Punkten - mit einem moderaten Verlust von 0,27 Prozent. Im Gefolge des Zinsentscheids war das führende deutsche Kursbarometer zunächst bis auf 13.097 Punkte gefallen, ehe es sich dann erholte. Das Tageshoch lag bei 13.318 Punkten. Insgesamt bleibt das Marktumfeld schwierig. Zahlreiche Experten begrüßten den Zinsschritt der EZB."Die heutige Entscheidung für eine echte Zinswende war überfällig angesichts der galoppierenden Inflation. Wir haben schon lange darauf hingewiesen, dass die EZB geldpolitisch umso härter gegensteuern muss, je länger sie ihren Kurswechsel hinauszögert", kommentierte Helmut Schleweis vom Deutschen Sparkassen- und Giroverband (DSGV). EZB-Präsidentin Lagarde erklärte im Ausblick, der weitere Zinspfad sei datenabhängig. Dabei sieht sie die Konjunktur im Euro-Raum eingetrübt und blickt skeptisch auf das zweite Halbjahr. "Bei den kommenden Sitzungen des EZB-Rats wird eine weitere Normalisierung der Zinssätze angemessen sein", erklärte die EZB zudem. An den Märkten wird von weiteren Zinserhöhungen ausgegangen, was auch Experten immer wieder fordern, um die hohe Inflation zu bekämpfen.Neben dem Zinsthema blickten die Anleger heute noch auf die Inbetriebnahme der Gasleitung Nord Stream 1 sowie die Regierungskrise in Italien. Unter den Einzelwerten im DAX gab es deutlich weniger Gewinner als Verlierer. Deutsche Bank hielten sich als direkt zinssensitiver Wert etwas besser. Die Aktien von Hellofresh setzten nach einer negativen Analystenstudie ihren Kurseinbruch vom Vortag fort. Zuletzt verloren die Papiere des Kochboxenlieferanten rund 14 Prozent und waren damit klares Schlusslicht im DAX. Tags zuvor waren die Anteilsscheine nach einer Umsatz- und Gewinnwarnung des Unternehmens schon um mehr als neun Prozent abgesackt. Unterdessen stufte die Investmentbank Kepler Cheuvreux die Hellofresh-Titel von "Buy" auf "Hold" ab.Etwas Entspannung gab es in Sachen Gaskrise. Berichten zufolge ist die Gaslieferung durch die Gaspipeline Nord Stream 1 wieder angelaufen. Es fließe wieder Gas, sagte ein Sprecher der Nord Stream AG. Bis die volle Transportleistung erreicht sei, werde es einige Zeit dauern. Ob allerdings hinter die Causa "Gassicherheit" bereits ein Haken gesetzt werden könne, bleibe ungewiss, meint Thomas Gitzel, Chefvolkswirt bei der VP Bank. "Neben den Liefermengen ist der hohe Preis des Gases ein konjunkturelles Problem. An den Terminmärkten sind die Gaspreise noch immer in der Nähe ihrer Rekordstände. Ausreichende Gaslieferungen sind zwar eine notwendige, aber noch keine hinreichende Bedingung für eine solide konjunkturelle Entwicklung. Es muss auch der Gaspreis fallen, damit die deutsche Wirtschaft auf den Erholungspfad schwenken kann." Der Euro konnte anfänglich stärkere Gewinne nach dem EZB-Zinsentscheid nicht behaupten, handelte im US-Handel aber wieder bei höher bei 1,02 Dollar. Zuerst war die Gemeinschaftswährung deutlich über die Marke von 1,02 Dollar gestiegen, sackte danach aber schnell wieder ab. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,0199 (Mittwoch: 1,0199) Dollar fest.Am Devisenmarkt bleibt auch die Regierungskrise in Italien ein großes Thema. Dort hat Italiens Staatschef Sergio Mattarella den Rücktritt von Ministerpräsident Mario Draghi angenommen und das Parlament aufgelöst. Das Land steuert damit auf Neuwahlen innerhalb von 70 Tagen zu. Auch der Risikoaufschlag für zehnjährige italienische Staatsanleihen im Verhältnis zu deutschen Staatsanleihen stiegen deutlich an. Das hoch verschuldete Italien könnte damit zu einer Gefahr für die EU und den Euro werden, der unter Druck geraten könnte.Der Arbeitsmarkt in den USA hat sich in der vergangenen Woche derweil etwas ungünstiger entwickelt. Die Lage bleibt aber grundsätzlich gut. Die Zahl der Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe stieg um 7000 auf 251.000, wie das Arbeitsministerium in Washington mitteilte. Analysten hatten im Schnitt lediglich 240.000 Anträge erwartet. Es ist der dritte Anstieg der Hilfsanträge in Folge.Die Erstanträge sind ein kurzfristiger Indikator für die Entwicklung des Jobmarkts in der größten Volkswirtschaft der Welt. Die Lage auf dem Stellenmarkt gilt als vergleichsweise robust, worauf auch das seit längerer Zeit niedrige Niveau der Hilfsanträge hindeutet.Für eine gewisse Entlastung sorgte der Ölpreis: Am Abend kostete ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent rund 1,7 Prozent weniger. Der Preis für ein Fass der US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) fällt deutlich stärker um über fünf Prozent. Belastet werden die Erdölpreise zum einen durch die verhaltende Stimmung an den Finanzmärkten. Zum anderen legt der Dollar zu vielen anderen Währungen zu. Da Rohöl in der US-Währung gehandelt wird, führt ein steigender Dollarkurs zu einem wechselkursbedingten Nachfragerückgang aus Ländern, wo nicht mit dem Greenback gezahlt wird. Bei der Lufthansa ist ein Streik der Piloten noch im Sommer möglich. Der Vorstand der Gewerkschaft "Vereinigung Cockpit" hat zur Vorbereitung eines Arbeitskampfes die entsprechende Urabstimmung beschlossen, wie ein Sprecher bestätigte. Genaue Termine für die Abstimmung oder Fristen nannte die Gewerkschaft aber nicht. Über diese werde noch entschieden. Bei einer Zustimmung von 70 Prozent der stimmberechtigten Gewerkschaftsmitglieder wären demnach unbefristete Streiks möglich, wenn zuvor die noch laufenden Verhandlungen für gescheitert erklärt würden. Die Belastungen durch den Ukraine-Krieg überschatten das beschleunigte Wachstum bei SAP. Das operative Ergebnis fiel im zweiten Quartal währungsbereinigt um sieben Prozent auf 1,68 Milliarden Euro. Vor diesem Hintergrund rechnet das Unternehmen für das Gesamtjahr nur noch mit einem Ergebnis von 7,6 bis 7,9 Milliarden Euro, statt wie bisher 7,8 bis 8,25 Milliarden Euro. Hier schlage der Rückzug aus Russland und Belarus mit etwa 350 Millionen Euro negativ zu Buche.Der Göttinger Laborausrüster Sartorius hat im ersten Halbjahr einen Gewinnsprung geschafft und seine Jahresziele bestätigt. "Beide Sparten sind deutlich gewachsen und haben trotz negativer Währungseinflüsse erneut hohe Ertragsmargen erzielt", teilte Vorstandschef Joachim Kreuzburg mit. Bei einem Umsatzplus von etwa 21 Prozent auf 2,06 Milliarden Euro schnellte das operative Ergebnis (Ebitda) um mehr als ein Viertel auf 697 Millionen Euro. Der Nettogewinn erreichte 334 Millionen Euro und lag damit um 28,6 Prozent über dem Vorjahreswert.Der Energietechnikkonzern Siemens Energy hat einen Großauftrag bei der Anbindung mehrerer Windparks bekommen. Insgesamt sollen die Leitungen bis zu 1,8 Gigawatt Leistung aus der deutschen Nordsee an Land bringen, wie das Unternehmen am Abend mitteilte. Das entspreche dem Bedarf von 1,8 Millionen Menschen und sei der bisher größte Auftrag zur Offshore-Netzanbindung, den Siemens Energy je erhalten habe, hieß es. Auftraggeber ist der Dortmunder Übertragungsnetzbetreiber Amprion. Laut Siemens Energy geht es um eine hohe dreistellige Millionensumme. In Branchenkreisen ist von knapp einer Milliarde Euro die Rede. Siemens Energy liefert dafür zwei Konverter-Plattformen auf dem Meer sowie zwei zugehörige Stationen an Land inklusive Wartung für 10 Jahre. Sie wandeln den Wechselstrom der Windturbinen zunächst in Gleichstrom, der sich verlustärmer übertragen lässt. An Land wird er dann wieder in Wechselstrom übertragen. Die Anbindungen sollen 2028 in Betrieb gehen. Ein Staatseinstieg beim angeschlagenen Gas-Importeur Uniper steht Regierungs- und Parlamentskreisen zufolge kurz bevor. Nach zähen Verhandlungen mit dem finnischen Uniper-Mehrheitseigentümer Fortum sei eine Einigung in Sicht, sagten mehrere mit den Gesprächen vertraute Personen. Im Ergebnis werde sich der deutsche Staat voraussichtlich mit etwa 25 Prozent an Uniper beteiligen. Eine Aufspaltung des Unternehmens, wie sie von Fortum vorgeschlagen worden war, sei vom Tisch. Die Finnen hatten angekündigt, kein frisches Geld mehr in Uniper zu stecken. Es sei gut möglich, dass die Bundesregierung am Freitag erste Eckpunkte veröffentlichen werde, um ein Signal an die Ratingagenturen zu schicken, dass sie hinter Uniper stehe, sagten die Insider.Das eingetrübte Konsumklima lässt den Elektronikhändler Ceconomy pessimistischer aufs laufende Jahr blicken. Eine schwächere Nachfrage, die Inflationsentwicklung und stark steigende Energiekosten belasteten vor allem die Regionen Deutschland, Österreich und die Schweiz, teilte das SDAX-Unternehmen überraschend am Abend nach Börsenschluss in Düsseldorf mit. Die gedämpfte Stimmung bei den Verbrauchern bekam das Unternehmen auch schon im dritten Geschäftsquartal mit, wie aus den ebenfalls vorgelegten vorläufigen Zahlen hervorgeht. Ceconomy geht davon aus, dass das eingetrübte Gesamtbild über das laufende Geschäftsjahr 2021/22 hinaus Bestand haben wird.Der Netzwerkausrüster Nokia hat im zweiten Quartal Umsatz und Gewinn gesteigert. Dabei profitierten die Finnen von einem robusten Wachstum im Geschäft mit der Netzinfrastruktur. Der Konzernumsatz stieg im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um elf Prozent auf knapp 5,9 Milliarden Euro. Währungsbereinigt lag das Plus bei drei Prozent. Das bereinigte operative Ergebnis nahm trotz Gegenwind durch Engpässe in der Lieferkette um fünf Prozent auf 714 Millionen Euro zu. Netto verblieb ein Gewinn von 460 Millionen Euro, ein Plus von 31 Prozent.Die solide Nachfrage nach Luxusautos hat dem VW-Konkurrenten Hyundai im zweiten Quartal 2022 trotz eines Absatzrückgangs einen satten Gewinnsprung beschert. Der Überschuss sei im Jahresvergleich um 56 Prozent auf 3,09 Billionen Won (etwa 2,3 Milliarden Euro) gestiegen. Der Umsatz legte demnach um 19 Prozent auf 36 Billionen Won (26,9 Milliarden Euro) zu. Hyundai Motor, das mit seiner kleineren Schwester Kia zu den zehn größten Autoherstellern gehört, äußerte sich zuversichtlich, seine Ertragsziele für das gesamte Jahr zu erreichen.Die US-Autohersteller General Motors (GM) und Ford wollen in den USA selbstfahrende Fahrzeuge ohne menschliche Bedienelemente wie Lenkräder und Bremspedale auf die Straße bringen. Die Unternehmen haben unabhängig voneinander eine Sondergenehmigung für den Einsatz einer begrenzten Anzahl autonomer Automobile eingereicht. Die Autobauer wollen demnach bis zu 2500 Fahrzeuge pro Jahr für Mitfahrgelegenheiten und Lieferdienste einsetzen, was der gesetzlich zulässigen Höchstgrenze für vollständig autonome Fahrzeuge in den Vereinigten Staaten entspricht.In den ersten sechs Monaten stieg der Umsatz von Roche währungsbereinigt um fünf Prozent auf 32,3 Milliarden Franken. Die Diagnostiksparte wuchs dabei dank der ungebrochen starken Nachfrage nach den Covid-Tests des Konzerns um elf Prozent, das Pharma-Geschäft zog um drei Prozent an. Roche fuhr ein operatives Ergebnis von 12,67 Milliarden ein, ein Plus von neun Prozent binnen Jahresfrist. Der bereinigte Gewinn je Titel betrug 11,76 Franken, ein Zuwachs von elf Prozent. Die pandemiebedingten Lockdowns in China haben das Geschäft des US-Chemiekonzerns Dow im zweiten Quartal belastet. Hinzu kamen die hohen Rohstoffpreise und Logistikkosten. Unter dem Strich fiel der Überschuss im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 12,6 Prozent auf 1,66 Milliarden US-Dollar (1,62 Mrd Euro), teilte das Unternehmen heute in Midland mit. Auch dank Preiserhöhungen und einer starken Nachfrage etwa nach Lacken und Farben stieg der Umsatz des Konkurrenten der deutschen Chemiekonzerne Lanxess, BASF und Covestro indes um 13 Prozent auf fast 15,7 Milliarden Dollar. Die Aktie gab nach. | 2finanzen
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US-Präsident Joe Biden will mit einer Verordnung die Folgen der Aufhebung des Rechts auf Abtreibung mildern. Die Unterzeichnung des Dekrets verband er mit einer harschen Kritik an der "extremen" konservativen Mehrheit der Richter am Obersten Gericht, das das Abtreibungsrecht vor zwei Wochen gekippt hatte. Die Verordnung soll unter anderem den Zugang zu medikamentösen Schwangerschaftsabbrüchen und die medizinische Notfallversorgung für Frauen sicherstellen und ihre Daten besser schützen, wenn sie sich zum Beispiel über Schwangerschaftsabbrüche informieren. Außerdem sollen das Justizministerium und die Rechtsabteilung des Weißen Hauses ein Team von Anwälten aufbauen, die unentgeltlich Frauen beraten oder vertreten, die wegen einer Abtreibung in juristische Schwierigkeiten geraten. Auch die Strafen, die Frauen in einigen Bundesstaaten drohen, wenn sie abtreiben, sollen durch Bidens sogenannte Executive Order abgemildert werden.Der Supreme Court, das Oberste Gericht der USA, hatte vor zwei Wochen das seit fast 50 Jahren bestehende Recht auf Abtreibung gekippt und argumentiert, es sei nicht in der Verfassung verankert. Da es kein landesweites Gesetz gibt, das dieses Recht schützt, liegt die Gesetzgebung nun bei den Bundesstaaten - daran ändert auch Bidens Erlass nichts. Offen ist daher, wie viel das Dekret wirklich bringen wird und ob die Bundesstaaten es nicht zumindest zum Teil mit Gesetzen unterlaufen können. Mehrere Bundesstaaten haben Abtreibungen bereits verboten oder stark eingeschränkt oder bereiten dies vor. Biden war zuletzt innerhalb seiner Partei unter Druck geraten, mehr zu tun, um das Recht auf Abtreibung zu schützen. So kam etwa die Forderung auf, seine Regierung könnte versuchen, Abtreibungskliniken auf Bundesterritorium einzurichten, weil dort Gesetze der Bundesstaaten nicht gelten würden. Allerdings hat das Weiße Haus hierbei rechtliche Bedenken. Biden setzt stattdessen darauf, mit dem Thema bei den im Herbst anstehenden Kongresswahlen mobilisieren zu können. Er hofft auf eine ausreichende Mehrheit, mit der seine Demokraten das Recht auf Abtreibung landesweit per Gesetz verankern könnten. "Ich hoffe und bin fest davon überzeugt, dass die Frauen tatsächlich in Rekordzahlen zur Wahl gehen werden, um die Rechte zurückzufordern, die ihnen vom Gericht genommen wurden", sagte Biden. Aktuelle Umfragen gehen für die Kongresswahlen aber eher von einem Zugewinn für die Republikaner aus. Biden griff den Supreme Court mit seiner erzkonservativen Mehrheit erneut heftig an. "Das Gericht hat deutlich gemacht, dass es die Rechte von Frauen nicht schützen wird", sagte er. Es treffe seine Entscheidungen auf Grundlage einer Interpretation der Verfassung, die in der Zeit stehen geblieben sei - als Frauen noch nicht einmal das Wahlrecht gehabt hätten. Der Supreme Court hat eine konservative Mehrheit von sechs zu drei Richterinnen und Richtern - mehrere gelten als ultrakonservativ und sehr religiös. Viele von ihnen wollen die Verfassung des Landes so auslegen, wie sie ihrer Ansicht nach zum Zeitpunkt ihres Erlasses vor mehr als 200 Jahren von den Gründervätern wohl gemeint gewesen sei. | 0amerika
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Wenn warmes Wasser rationiert wird oder die Heizung nicht mehr wie gewohnt warm wird, können sich Mieter wehren. Gewöhnlich wird in solchen Fällen zunächst die Miete gemindert. Aber auch gerichtliche Schritte sind möglich. Schon vor der aktuellen Energiekrise gab es Fälle, in denen Heizungen in Mehrfamilienhäusern nicht ausreichend mit Wärme versorgt wurden oder Mieter mit Hausverwaltungen über angemessene Duschtemperaturen stritten. Vermieter- und Mieterverbände haben deshalb Erfahrung auf dem Gebiet. Beide Seiten können sich auf eine langjährige Rechtsprechung berufen, und es besteht weitgehend Konsens: etwa, dass nicht einfach das warme Wasser zu bestimmten Zeiten abgestellt werden darf. Falls es doch passiert, sollten Mieter ihren Vermieter zunächst über den Mangel informieren, so Monika Schmid-Balzert, Rechtsanwältin beim bayerischen Landesverband des Deutschen Mieterbundes. Für eine mangelhafte Wohnung kann die Miete umgehend gemindert werden, und zwar so lange, wie der Mangel besteht. Funktioniert zum Beispiel nachts die Warmwasserversorgung nicht, können Mieter nach Angaben des Deutschen Mieterbunds die Miete um rund acht Prozent kürzen. Das geht auch ohne Ankündigung oder Fristsetzung zur Behebung des Mangels. Handelt ein Vermieter trotzdem nicht, besteht danach die Möglichkeit, ihn zu verklagen und so gerichtlich zu zwingen, die Heizung wieder aufzudrehen. Ulrike Kirchhoff, Vorsitzende des Hausbesitzerverbandes Haus und Grund Bayern, sieht ebenfalls die Vermieter in der Pflicht. Die regelmäßige Versorgung mit Warmwasser müssten diese ebenso sicherstellen wie die Versorgung der Wohnungen mit ausreichend Wärme, und zwar "innerhalb der vom Gesetzgeber beziehungsweise von den Gerichten gesetzten Grenzen".Was die Temperaturen betrifft, die nachts in Wohnungen erreicht werden müssen, haben die Gerichte in der Vergangenheit nicht immer einhellig geurteilt. Die Entscheidung des Immobilienkonzerns Vonovia, der die Heizleistung bei seinen Mietern zwischen 23 und 6 Uhr auf 17 Grad Celsius senken will, ist deshalb umstritten. Anwältin Schmid-Balzert vom Deutschen Mieterbund sagt, dass nach aktueller Rechtslage die Zimmertemperaturen nur bis zu 18 Grad herabgesenkt werden dürfen. Alles darunter sei "derzeit nachts zu wenig". Haus und Grund-Vorsitzende Kirchhoff kommt dagegen zu dem Schluss: "17 Grad dürfte auf jeden Fall vertretbar sein." Einer der maßgeblichen Kommentare zum Mietrecht gehe von 16 Grad aus, andere von 17 oder 18 Grad. Haus und Grund Deutschland weist darauf hin, dass es noch keine Entscheidung des Bundesgerichtshofs in der Sache gibt. Ob die von Vonovia geplante Nachtabsenkung in Wohnungen auf 17 Grad korrekt ist, wisse man noch nicht. Das müsse im Zweifel die Rechtsprechung entscheiden. Grundsätzlich sind Nachtabsenkungen aber erlaubt.Vermieter, die im Alleingang nächtliche Heiztemperaturen zu stark absenken, müssen womöglich Mietminderungen hinnehmen oder sich sogar vor Gericht verantworten. Anders sieht es aus, wenn sich Vermieter und Mieter einigen und gemeinsam über Energieeinsparungen entscheiden. In dem Fall müssen aber alle Mieter ausdrücklich einverstanden sein. Es darf niemand überstimmt werden. Da an Zentralheizungen häufig viele Mietparteien hängen, wird es vermutlich nicht so leicht sein, solche Vereinbarungen zu treffen. Gelingt es, dürfen Vermieter aber die Warmwasserversorgung begrenzen oder die Raumtemperatur senken - auch unter die gerichtlich festgelegten Grenzwerte. Der Mieterbund Deutschland setzt ebenso wie Haus und Grund beim Energiesparen auf die Eigenverantwortung der Mieter. Zu den Tipps, die auch Verbraucherzentralen empfehlen, gehören: Thermostate richtig einstellen, Stoßlüften, Heizkörper nicht mit Möbeln verstellen, sparsamer Wasserverbrauch beim Duschen und vieles mehr. Vermieter sollten sich in die Dusch- und Heizgewohnheiten ihrer Mieter besser nicht einmischen, sagt Kirchhoff. Sie rät Vermietern abzuwarten. Falls der Gesetzgeber aufgrund der aktuellen Energiekrise tatsächlich Vorgaben für den Verbrauch von Wärme oder Warmwasser schaffe, müssten Vermieter diese natürlich umsetzen. Bis dahin seien die bestehenden, gesetzlichen Vorgaben einzuhalten. Innerhalb der gesetzlichen Vorgaben nutzen Vermieter vermehrt ihre Spielräume. So empfiehlt etwa der Verband bayerischer Wohnungsunternehmen, dem rund 500 kommunale, kirchliche und genossenschaftliche Wohnungsunternehmen angehören, seinen Mitgliedern, "die Gebäude möglichst dicht an der gesetzlich geschuldeten Mindesttemperatur auszurichten". Diese liege in Wohnräumen, Bädern und Toiletten zwischen 6 und 23 Uhr bei mindestens 20 Grad Celsius. Ein stärkeres Aufheizen solle also möglichst verhindert werden. Auch der Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen hält diese Maßnahme für geboten. Mieter werden im kommenden Herbst und Winter wahrscheinlich wenig dagegen unternehmen können, auch wenn es früher in ihren Wohnungen vielfach spürbar wärmer war. | 6verbraucher
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Nach dem heftigen Kursrutsch vom Vortag fanden die US-Börsen heute keine klare Richtung, die Schwankungen waren überschaubar. Während der Leitindex Dow Jones stärker um 0,47 Prozent auf 32.909 Zähler nachgab, hielt sich die Technologiebörse Nasdaq etwas besser und schloss nahezu unverändert bei 12.381 Punkten. Schwache Konjunkturdaten vom Hausmarkt, wo sich die höheren Zinsen derzeit bei den Neuverkäufen bemerkbar machen und die Aktivitäten der Käufer bremsen, ließen Tech-Anleger zwischenzeitlich etwas aufatmen. "Schwächere Konjunkturdaten haben eine Erholung am Aktienmarkt angekurbelt, vor allem an der Nasdaq", sagte Robert Pavlik, Portfoliomanager bei Dakota Wealth Management. "Sie lassen Investoren, vor allem Algorithmen, glauben, dass die Fed nicht ganz so aggressiv vorgehen wird." Der Auswahlindex Nasdaq 100 erreichte im Tageshoch 13.000 Punkte, fiel danach aber wieder zurück und ging bei 12.881 Punkten um 0,1 Prozent noch etwas leichter aus dem Handel. Der marktbreite S&P-500-Index schloss 0,2 Prozent schwächer. Aufschluss über den geldpolitischen Kurs der Fed erwarten die Anleger vom am Donnerstag beginnenden Notenbanker-Treffen in Jackson Hole im US-Bundesstaat Wyoming. Allgemein erwartet wird allerdings, dass die Fed weiter einen strikten Straffungskurs verfolgen wird, um die hohe Inflation in den Griff zu bekommen. Der Markt dürfte dabei vor allem die Rede von Bankchef Jerome Powell am Freitag mit Spannung verfolgen, hieß es von der schweizerischen Bank Credit Suisse.Mit einem weiteren Zinsschritt von 75 Basispunkten im September wird mittlerweile mehrheitlich gerechnet. Die Zinsdiskussion dürfte so lange auf den Märkten lasten, bis sich messbare Erfolge im Kampf gegen die Inflation einstellen. Wie sehr die Marktteilnehmer derzeit nach solchen Hinweisen förmlich dürsten, zeigte heute die Reaktion auf die Entwicklung bei den Neubauverkäufen, eine Konjunkturzahl, die üblicherweise nicht in der ersten Reihe der Daten zu finden ist. Unter den US-Einzelwerten fielen Aktien des Kurznachrichtendienstes auf, die deutlich um 7,3 Prozent nachgaben. Denn der ehemalige Twitter-Sicherheitschef Peiter Zatko hat dem Unternehmen Medienberichten zufolge gravierende Mängel beim Datenschutz vorgeworfen. Twitter habe gegenüber den Regulierungsbehörden irreführende Angaben über Nutzerkonten und Maßnahmen gegen Hackerangriffe gemacht, zitierten am Dienstag CNN und "Washington Post" aus einem 84-seitigen Bericht Zatkos. Das US-Unternehmen habe seine Schutzmaßnahmen übertrieben dargestellt. Zatko habe seine Kollegen davor gewarnt, dass die Hälfte der Server veraltet und anfällig gegen Angriffe sei. Twitter-Chef Parag Agrawal habe die Vorwürfe gegenüber Mitarbeitern zurückgewiesen, berichtete ein CNN-Reporter auf dem Dienst unter Berufung auf ein Memo.Die Vorwürfe spielen sich ab vor dem Hintergrund des Rechtsstreits um die gescheiterte Twitter-Übernahme durch Tesla-Chef Elon Musk. Dieser hatte im Juli seine 44 Milliarden Dollar schwere Übernahme-Offerte zurückgezogen. Musk begründete dies mit angeblichen Verstößen Twitters gegen Vereinbarungen des Deals. Das Gerichtsverfahren soll am 17. Oktober beginnen.Es ist ein nicht seltenes Phänomen, dass die Börse nach einem schwachen Wochenstart am Dienstag wieder Boden gut macht. Schnäppchenjäger wollen dann von möglichen negativen Übertreibungen profitieren, Börsenbeobachterinnen und Börsenbeobachter sprechen vom "turn-around-tuesday". Wer heute auf einen solchen Dienstag gewartet hat, wurde enttäuscht. Der DAX bewegte sich am Ende wenig und schloss bei 13.194 Punkten 0,27 Prozent leichter. Der MDAX, der Index der mittelgroßen Werte, ging bei 25.964 Punkten aus dem Handel, ebenfalls ein leichter Tagesverlust von 0,17 Prozent.Es war der dritte Verlusttag in Folge. Die Anlegerinnen und Anleger, die so manche Belastungsfaktoren zuvor ignoriert hatten, seien nun auf Schadensbegrenzung aus, hieß es heute am Markt. Spätestens seit der Ankündigung des russischen Gasmonopolisten Gazprom in der vergangenen Woche, die Ostseepipeline Nord Stream 1 zum Monatsende für drei Tage wegen angeblicher Wartungsarbeiten zu schließen, werden Rezessionsängste wieder lauter. Unternehmen und privaten Haushalte fürchten angesichts der explodierenden Gaspreise schwere Zeiten. Vor dem Winter nehme wieder die Furcht vor einer Energiekrise zu, sagte Analyst Christian Henke vom Brokerhaus IG: "Moskau hat die Hände am Gashahn und entscheidet somit über die weitere Entwicklung an den Aktienmärkten." Stoppt Russland womöglich sogar die Lieferungen noch ganz? Dann könnte das Ende der Entwicklung noch gar nicht erreicht sein, obwohl der Anteil russischen Gases an den heimischen Importen mittlerweile drastisch gesunken ist. Zu unberechenbar hat sich Russland bisher in seinem Lieferverhalten gezeigt. Hinzu kommt die Unsicherheit über den weiteren Zinskurs der Notenbanken angesichts der nicht zuletzt durch die hohen Energiepreise ausgelösten hohen Inflationsraten. "Natürlich ist der gestrige Anstieg der Gaspreise eine rundum schlechte Nachricht", sagte Kenneth Broux, Währungsstratege bei Société Générale. Die Furcht vor Engpässen hatte den Gaspreis zum Wochenstart weiter nach oben getrieben. Der europäische Future erreichte den Rekordwert von 292,50 Euro je Megawattstunde. Am Dienstag gab er fünf Prozent auf 263,50 Euro nach.Aktuelle Wirtschaftsdaten zeigen derweil, dass sich die konjunkturelle Lage weiter eintrübt. Gebremst von der Gaskrise und der hohen Inflation steuert die Wirtschaft der Eurozone auf eine Rezession zu. Der Einkaufsmanagerindex (PMI) für die Privatwirtschaft, die den Industrie- und Servicesektor umfasst, fiel um 0,7 auf 49,2 Zähler, wie der Finanzdienstleister S&P Global mitteilte. Das an den Finanzmärkten viel beachtete Barometer rutschte damit auf ein 18-Monats-Tief. Es liegt nun merklich unter der Wachstumsschwelle von 50 Stellen. Dass die Talfahrt anhielt, lässt nach Ansicht vieler Experten eine Rezession im Winterhalbjahr immer wahrscheinlicher erscheinen.Der traurige Abgesang auf den Euro setzte sich derweil fort. Die Gemeinschaftswährung fiel zeitweise auf den tiefsten Stand seit 20 Jahren und richtet sich unter der Parität zum Dollar ein. Mit 0,9901 Dollar erreichte die Gemeinschaftswährung heute den niedrigsten Wert seit Ende 2002. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 0,9927 (Montag: 1,0001) Dollar fest. Im US-Handel werden 0,9965 Dollar für einen Euro bezahlt. Im Juli hatten die drohende Rezession in der Eurozone und der wachsende Zinsabstand zu den USA den Kurs des Euro erstmals seit 2002 unter einen Dollar rutschen lassen. Im September des Vorjahres mussten noch 1,15 US-Dollar für einen Euro bezahlt werden. "Angesichts der hohen Energiepreise, des Lohndrucks, der Materialengpässe, der Lieferkettenproblematik, dem Facharbeitermangel und einer schwächeren Weltwirtschaft weht den Unternehmen viel Gegenwind entgegen", sagte Commerzbank-Analystin Antje Praefcke. Hinzu kommen die jüngsten Signale für eine weitere kräftige Zinserhöhung der US-Notenbank. Diese Entschlossenheit der Fed ist einer der wichtigsten Treiber für den Greenback.Die Verbraucherstimmung in der Eurozone hat sich im August derweil überraschend etwas verbessert. Der Indikator stieg gegenüber dem Vormonat um 2,1 Punkte auf minus 24,9 Punkte, wie die EU-Kommission am Nachmittag in Brüssel mitteilte. Volkswirte hatten mit einem weiteren Rückgang auf minus 28,0 Punkte gerechnet. Im Juli war der Indikator mit 27,0 Punkte auf den niedrigsten jemals erreichten Stand gefallen.Die Preise für ein Barrel (159 Liter) der Sorten Brent und WTI legten heute deutlich über vier Prozent zu. Marktbeobachter verwiesen als Begründung auf Aussagen des saudi-arabischen Energieministers Abdulaziz bin Salman, der eine mögliche Verringerung der Ölförderung durch das Ölkartell OPEC+ angedeutet hatte. "Möglicherweise will Saudi-Arabien für den Fall vorbauen, dass die USA einer Wiederauflage des Atomabkommens dem Iran zustimmen und diesem damit die Rückkehr an den Ölmarkt erlaubt wird. Dass Saudi-Arabien ein Ölpreis von rund 90 Dollar offenbar als zu niedrig erscheint, könnte von Spekulanten als Einladung verstanden werden", schreiben die Fachleute der Commerzbank in ihrem Kommentar zum Rohstoffmarkt.Der Volkswagen-Konzern will zur Sicherung von Elektroauto-Batterierohstoffen künftig in Kanada in Minen investieren. "Wir eröffnen keine eigenen Minen, wir wollen uns aber an kanadischen Minen und Minenbetreibern beteiligen", sagte der für Technik und Batterien zuständige Konzernvorstand Thomas Schmall dem "Handelsblatt". VW will sich damit über langfristige Lieferabkommen Mengen und Preise sichern, etwa im Rahmen einer Gemeinschaftsfirma mit der VW-Batterietochter PowerCo.Während der Kanada-Reise von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) haben das deutsche Energieunternehmen Uniper und der kanadische Wasserstoff-Spezialist Everwind eine Absichtserklärung über den Kauf von 500.000 Tonnen grünem Ammoniak pro Jahr unterschrieben. Die Absichtserklärung wurde demnach wenige Stunden vor der für Dienstagabend geplanten Unterzeichnung eines Wasserstoffabkommens zwischen Deutschland und Kanada unterzeichnet. Das Ammoniak soll den Unternehmen zufolge ab 2025 in der ersten Produktionsanlage von Everwind in der kanadischen Atlantik-Provinz Nova Scotia unter Einsatz von Windenergie sowie Strom aus anderen erneuerbaren Quellen hergestellt werden. Ammoniak wird derzeit vor allem als Düngemittel in der Landwirtschaft verwendet, könnte aber in Zukunft vermehrt als klimafreundlicher Treibstoff für Schiffe oder als Speicher und Transportmittel für Wasserstoff eingesetzt werden. Wasserstoff soll künftig in Fabriken oder auch als Treibstoff im Verkehrssektor zunehmend fossile Energieträger ersetzen. Von grünem Wasserstoff oder Ammoniak wird gesprochen, wenn die Stoffe unter Einsatz von Strom aus erneuerbaren Energien produziert werden.Lufthansa-Großaktionär Klaus-Michael Kühne will seinen Anteil von 15 Prozent nicht weiter aufstocken. Im Prinzip hätte er zwar Interesse, sagte der Logistikunternehmer der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung". Der neben Kühne einzige Großaktionär, die Bundesrepublik Deutschland, muss ihren Anteil von zehn Prozent spätestens im kommenden Jahr verkaufen. "Wir kämen dann auf eine Sperrminorität von 25 Prozent. Das ist politisch wohl nicht durchsetzbar", sagte Kühne.Das Arzneimittelunternehmen Dermapharm hat im ersten Halbjahr dank einer guten Nachfrage vor allem bei den Schmerz- und Entzündungspräparaten mehr umgesetzt und auch das Ergebnis weiter gesteigert. Der Erlös zog nach vorläufigen Berechnungen im Vergleich zum Vorjahr um zehn Prozent auf 471 Millionen Euro an. Dabei profitierte Dermapharm weiterhin von der Impfstoffkooperation mit der Mainzer Firma BioNTech und der Übernahme der C3 Cannabinoid Compound Company. Das um Einmalkosten bereinigte operative Ergebnis (Ebitda) kletterte um neun Prozent auf 149 Millionen Euro.Mit Indien hat Apple einem Medienbericht zufolge einen alternativen Produktionsstandort zu China gefunden, wo Corona-Lockdowns die Herstellung lahmlegten. Der US-Technologiekonzern plane sein iPhone 14 in Indien zu fertigen, berichtete Bloomberg unter Berufung auf mit der Angelegenheit vertraute Personen. Dem Bericht zufolge hat der Apple-Zulieferer Foxconn bereits den Prozess des Versands von Artikeln aus China und der Montage des iPhone 14 in einem Werk außerhalb der südindischen Stadt Chennai untersucht.Das deutsche Pharmaunternehmen BioNTech und sein US-Partner Pfizer haben bei der US-Arzneimittelbehörde FDA eine Notfallzulassung für einen an die derzeit kursierenden Omikron-Varianten BA.4 und BA.5 angepassten Corona-Impfstoff beantragt. In den kommenden Tagen solle auch ein Antrag für die Europäische Arzneimittelbehörde EMA abgeschlossen werden, teilten die beiden Unternehmen mit. Bei entsprechenden Zulassungen könne schon im September mit der Auslieferung begonnen werden, hieß es weiter. Die Fluggesellschaft British Airways will zwischen Oktober und März rund 10.000 Kurzstreckenflüge von und nach London Heathrow streichen. Bis Ende Oktober sollen zudem jeweils einige Dutzend Hin- und Rückflüge pro Tag - insgesamt 629 - gestrichen werden, teilte das Unternehmen mit. Auch einige Langstreckenflüge sollen entfallen. Damit soll es im Winter weniger Ausfälle und Verspätungen geben. | 2finanzen
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Der russische Präsident Wladimir Putin hat wichtige Ämter in der Staatsführung neu besetzt - möglicherweise als Reaktion auf den bisherigen Verlauf des Ukraine-Krieges. Industrieminister Denis Manturow wurde zum Vizeregierungschef ernannt und soll künftig die staatliche Rüstungskommission leiten.Der 53-Jährige gilt als enger Vertrauter Putins. Er bekleidet bereits seit 2012 wichtige staatliche Positionen und begleitet den Präsidenten auch häufig auf Auslandsreisen.Der bisher für die Rüstungsindustrie zuständigen Vizeregierungschef Juri Borissow wird zum neuen Generaldirektor der russischen Raumfahrtorganisation Roskosmos.Borissow hatte in seinem alten Amt Maßnahmen für Unternehmen beschlossen, die sie kriegstauglicher machen sollen. So können Betriebe zur Erfüllung von Staatsaufträgen verpflichtet und deren Angestellte zu Überstunden und Urlaubsverzicht gezwungen werden.Borissow war vier Jahre im Amt und musste jüngst Versäumnisse einräumen. Die Rüstungsindustrie hätte schneller Drohnen entwickeln und produzieren müssen, hatte er im staatlichen Fernsehen gesagt.Auch als Roskosmos-Chef ist Borissow für Rüstungsgüter zuständig. Der Staatskonzern kontrolliert nicht nur das Weltraumprogramm, sondern auch Raketenfabriken, die Weltraumbahnhöfe und diverse andere Anlagen. Viele westliche Unternehmen haben wegen der Sanktionen die Zusammenarbeit mit der Organisation beendet.Zu den zukünftigen Aufgaben des bisherigen Roskosmos-Chefs Dmitri Rogosin wurden keine offiziellen Angaben gemacht. Der ehemalige Chef einer nationalistischen Partei gilt als Falke. Wiederholt vertrat er harte Positionen in der Migrationspolitik. Zeitweise war er NATO-Botschafter seines Landes und fiel durch anti-westliche Rhetorik auf. | 1asien
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Was ist das richtige Instrument zur Abfederung der hohen Energiepreise und wer übernimmt die Rechnung? Stundenlang haben die Länderchefs und - chefinnen am Mittwoch mit sich und dem Finanzierungsproblem gerungen, herausgekommen ist: ein Energiepreisdeckel für Gas, Strom und Wärme. Damit wollen sie am nächsten Dienstag in die Verhandlungen mit dem Bund gehen. Entschieden ist noch nichts: Der Kanzler war in der Länderrunde corona-bedingt nicht dabei. Ein ausgefeiltes Modell gibt es noch nicht. Das räumte auch die stellvertretende MPK-Vorsitzende, Berlins Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey (SPD) ein, sie lobte die Idee aber als "bahnbrechende Entscheidung" und "Kernergebnis" der Beratungen. Der Energiepreisdeckel könne "ein Stoppsignal" sein gegen Kostensteigerungen bei Privathaushalten, sozialen Trägern, Unternehmen und Industrie. Mit Kosten in dreistelliger Milliardenhöhe sei aber zu rechnen. Die genauen Kosten habe eine Expertenkommission zu ermitteln. Der Deutsche Städte- und Gemeindebund begrüßte die Forderung nach einem umfassenden Preisdeckel. "Eine solche Energiepreisbremse kann den Menschen, den Kommunen, aber auch der mittelständischen Wirtschaft wirklich helfen", sagte Hauptgeschäftsführer Gerd Landsberg der Düsseldorfer "Rheinischen Post". Auch aus der Wirtschaft kommen positive Signale. "Es gibt sicherlich prinzipiell bessere Lösungen als eine Strom- und Gaspreisebremse, aber in dieser Notlage ist eine solche Bremse die beste Option", sagte der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), Marcel Fratzscher, der Zeitung. Der Bundesverband mittelständische Wirtschaft (BVMW) befürwortet eine bundesweite Strom- und Gaspreisbremse ebenfalls - forderte aber eine schnelle Entscheidung der Bundesregierung. Der Sozialverband VdK forderte "ein bezahlbares Basiskontingent an Gas und Strom für alle Haushalte", wie VdK-Präsidentin Verena Bentele dem RND sagte. Zur Finanzierung der Entlastungsmaßnahmen schlug sie eine "faire Vermögenssteuer" und die "Besteuerung von großen Krisengewinnen" vor. Genau das ist das Problem. Hier sind sich auch die Länder nicht einig. Als strittig galt nach Angaben von Giffey unter den Ländern vor allem das Thema Schuldenbremse. Die Frage, ob neue Kredite zur Finanzierung von Entlastungen aufgenommen werden dürften, "konnten wir nicht abschließend klären", sagte die stellvertretende Vorsitzende der Ministerpräsidentenkonferenz nach den Beratungen. Zugleich sah sie den Bund in der Pflicht. Die Länder seien bereit, ihren Beitrag zur Entlastung zu leisten, "aber der Energiepreisdeckel muss vom Bund passieren", machte sie klar. Auch Brandenburgs Regierungschef Dietmar Woidke (SPD) sprach sich für eine Ausnahme von der Schuldenbremse aus, um die Energiepreisbremse zu finanzieren. Laut Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) sind sich die Länder einig, dass zur Finanzierung eines Energiepreisdeckels "Über- und Zufallsgewinne" der Energiekonzerne abgeschöpft werden sollen. Auch die unionsgeführten Länder sind skeptisch und fordern von der Ampel-Regierung aus SPD, Grünen und FDP, dass sie zunächst Projekte aus dem Koalitionsvertrag infrage stellt.Innerhalb der Ampel-Regierung im Bund ist ein Aussetzen der Schuldenbremse auch im Jahr 2023 strittig. Die FDP mit Finanzminister Christian Lindner ist bisher strikt dagegen, gehört das Thema doch zum zentralen Wahlkampfversprechen der Partei. Grüne und SPD sehen das weniger kategorisch.In den Beratungen mit Scholz kommende Woche sollen außerdem die weitere Finanzierung des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV), eine Wohngeldreform, die finanzielle Situation der Krankenhäuser oder die Finanzierung der wachsenden Zahl der Flüchtlinge besprochen werden, sagte MPK-Chef und NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst. Es müsse auch einen Schutzschirm für die Stadtwerke geben. Vieles davon ist bereits Bestandteil des dritten Entlastungspakets des Bundes, das Scholz Anfang des Monats vorgestellt hatte. Es hat ein Volumen von 65 Milliarden Euro und hat zu massivem Unmut auf Länderseite geführt. Sie befürchten, einen Großteil der Kosten selbst schultern zu müssen und fühlten sich nur unzureichend eingebunden in die Entscheidungen des Bundes. Die Länder klagen, dass der Bund die meisten Kosten des Entlastungspakets auf sie abwälze. Der Bund sieht das anders und fordert eine angemessene Beteiligung der Länder an den Kosten. FDP-Generalsekretär Bijan Djir-Sarai verlangte mehr finanzielles Engagement der Länder. "Die Länder setzen alles daran, sich finanziell so wenig wie möglich an den Entlastungen für die Bürgerinnen und Bürger zu beteiligen", sagte er den RND-Zeitungen. "Das ist grotesk angesichts der Finanzlage der Länder, die deutlich besser ist als die des Bundes." Ähnlich argumentiert SPD-Fraktionsvize Achim Post: "Dass auch die Länder nun ihren Teil zur Finanzierung beisteuern, ist aus meiner Sicht eine Selbstverständlichkeit, zumal die Steuereinnahmen des Bundes im Verhältnis zu denen der Länder zuletzt zurückgegangen sind." Der Bund der Steuerzahler sieht das ähnlich. "Ich sehe, dass die Länder derzeit hohe Milliarden-Überschüsse anhäufen, während sich der Bund immer tiefer im Krisenmodus und in seinen Schulden festfährt", sagte der Präsident des Vereins, Reiner Holznagel, dem RND. Sie soll eigentlich zum 1. Oktober in Kraft treten - so sie nicht in letzter Minute gestoppt wird. Innerhalb der Ampel will sie eigentlich niemand mehr, aber die Ersatz-Finanzierung ist weiterhin nicht geklärt. Die Umlage hätte den Vorteil gehabt, dass damit der Bundeshaushalt nicht belastet wird.Die Zeit drängt, nicht nur bei der Gasumlage. Vermutlich wird es bis Dienstag intensive Gespräche zwischen Kanzleramt und Ländern geben, um am Dienstag auch wirklich handfeste Ergebnisse präsentieren zu können. Parteipolitisches Hickhack und Bund-Länder-Gezerre dürften angesichts der dramatischen Lage und der realen Nöte vieler Menschen auf wenig Verständnis stoßen. Auch die Wirtschaft ächzt unter den hohen Energiepreisen. Deutschland schlittert in eine Rezession, prognostizieren die führenden deutschen Wirtschaftsinstitute. Sie erwarten einen "permanenten Wohlstandsverlust". | 3innenpolitik
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Die Spritpreise sind seit vergangener Woche abermals gesunken: Ein Liter Super E10 kostet aktuell im bundesweiten Durchschnitt 1,945 Euro pro Liter und damit 4,7 Cent weniger als in der Vorwoche, wie der ADAC heute in München mitteilte. Diesel verbilligte sich um 4,0 Cent und schlägt aktuell mit 2,117 Euro je Liter zu Buche. Am 1. September hatten die Spritpreise mit dem Ende des Tankrabatts einen kräftigen Sprung nach oben gemacht; laut Kartellamt lagen sie am ersten Tag des Monats im Schnitt bei 2,08 Euro für E5-Benzin und 2,18 pro Liter Diesel. Bereits in den Wochen vor dem Auslaufen der vorübergehenden Steuersenkung auf Kraftstoffe waren die Spritpreise deutlich gestiegen. Doch seit Anfang September geht es wieder bergab. E10 hat sich seit Monatsbeginn um 7,8 Cent verbilligt, Diesel um 5,6 Cent. Der ADAC erklärte, er sehe im Rückgang der Spritpreise "nur einen ersten Schritt hin zur überfälligen Anpassung an die fundamentalen Rahmenbedingungen". Weder der Rohölpreis für die Nordseesorte Brent noch der Wechselkurs von Euro in US-Dollar spiegelten als wesentliche Faktoren das aktuelle Preisniveau an den Zapfsäulen wider.Tatsächlich notieren die Ölpreise derzeit auf mehrmonatigen Tiefständen. Der Preis für ein Fass der Nordseesorte Brent ist wieder so niedrig wie seit dem russischen Überfall auf die Ukraine nicht mehr. Das spiegelt sich an den deutschen Tankstellen bislang jedoch nicht wider. Seit Beginn des Ukraine-Krieges haben die Spritpreise davor nie gekannte Niveaus erreicht, zudem ist Diesel inzwischen deutlich teurer als E10 - obwohl es normalerweise wegen niedrigerer Steuern deutlich günstiger ist. Am Dienstag lag der Unterschied bei 17,2 Cent. Das sind noch einmal 0,7 Cent mehr als vor einer Woche. Hintergrund sind die hohen Raffineriemargen - insbesondere für Diesel. Denn Heizöl ist angesichts der stark gestiegenen Erdgaspreise als Gasersatz derzeit sehr begehrt; Diesel und Heizöl sind prinzipiell die gleichen Produkte, werden lediglich unterschiedlich deklariert. | 6verbraucher
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Bundeskanzler Olaf Scholz hat Russland vor den Vereinten Nationen "blanken Imperialismus" vorgeworfen und der Ukraine weitere Unterstützung auch mit Waffenlieferungen zugesichert. "Putin wird seinen Krieg und seine imperialen Ambitionen nur aufgeben, wenn er erkennt: Er kann diesen Krieg nicht gewinnen", sagte Scholz vor der UN-Vollversammlung in New York. "Er zerstört dadurch nicht nur die Ukraine, er ruiniert auch sein eigenes Land." Deshalb werde man keinen russischen "Diktatfrieden" akzeptieren - und auch keine Scheinreferenden, betonte Scholz. Damit spielte er auf die von kremltreuen Separatisten geplanten Abstimmungen in mehreren ukrainischen Regionen an, die am Dienstag angekündigt worden waren. Die Ukraine müsse in der Lage sein, Russlands Überfall abwehren zu können, betonte Scholz. "Wir unterstützen die Ukraine dabei mit aller Kraft: finanziell, wirtschaftlich, humanitär und auch mit Waffen." Kurz vor der Abreise des Kanzlers nach New York hatte die Bundesregierung weitere Waffen aus Bundeswehrbeständen zugesagt, darunter vier Artilleriesysteme vom Typ Panzerhaubitze 2000.Für das Agieren Russlands gebe es nur ein Wort, sagte der Kanzler: "Das ist blanker Imperialismus." Diese Rückkehr des Imperialismus sei "nicht nur ein Desaster für Europa, sondern auch für die globale Friedensordnung, die die Antithese ist zu Imperialismus und Neo-Kolonialismus."Die Begriffe sind mit Bedacht gewählt: Imperialismus und Kolonialismus - das sind Reizworte für viele Länder des globalen Südens, von denen sich einige durch den Ukraine-Krieg zwischen die Mühlsteine der Weltpolitik geraten sehen: Sie leiden unter steigenden Lebensmittelpreisen, fürchten Hungersnöte und machen dafür auch die westlichen Sanktionen gegen Russland verantwortlich. Dennoch verteidigte Scholz die Sanktionen in seiner Rede. "Nicht ein Sack Getreide wurde aufgrund dieser Sanktionen zurückgehalten. Russland allein hat die ukrainischen Getreideschiffe am Auslaufen gehindert, Häfen zerbombt und landwirtschaftliche Betriebe zerstört."Mit den Sanktionen habe man das Versprechen eingelöst, das jedes der Länder mit dem Beitritt zu den Vereinten Nationen gegeben hat, nämlich "unsere Kräfte zu vereinen, um den Weltfrieden und die internationale Sicherheit zu wahren". "Deshalb war es so wichtig, dass 141 Staaten den russischen Eroberungskrieg hier in diesem Saal eindeutig verurteilt haben." Im März hatten 141 der 193 UN-Mitgliedstaaten für eine entsprechende Resolution gestimmt. Die beiden bevölkerungsreichsten Länder der Welt - China und Indien - enthielten sich allerdings.In seiner Rede erneuerte Scholz die deutsche Bewerbung um einen ständigen Sitz im UN-Sicherheitsrat. Deutschland sei bereit, größere Verantwortung zu übernehmen - zunächst als eines der zehn wechselnden Mitglieder in den Jahren 2027 und 2028, perspektivisch aber auch als ständiges Mitglied. "Ich bitte Sie, unsere Kandidatur zu unterstützen - die Kandidatur eines Landes, das die Prinzipien der Vereinten Nationen achtet, das Zusammenarbeit anbietet und sucht."Der Sicherheitsrat ist das wichtigste Gremium der Vereinten Nationen und für Konfliktlösung und Friedenssicherung zuständig. Ihm gehören 15 der 193 UN-Mitgliedstaaten an. Fünf Atommächte sind ständig dabei und haben Vetorecht bei allen Entscheidungen: die USA, China, Russland, Großbritannien und Frankreich. Einige der anderen 188 Mitgliedstaaten wechseln sich auf den anderen zehn Sitzen alle zwei Jahre ab. Deutschland bewirbt sich alle acht Jahre für einen Sitz.Mit Informationen von Peter Mücke, ARD-Studio New York | 0amerika
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Der Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen (GdW) hat einen Kündigungsschutz in der Energiekrise zugesagt. "Wie schon im Zuge der Corona-Pandemie werden die sozial orientierten Wohnungsunternehmen auch in der Energiekrise keine Kündigungen aufgrund von Zahlungsverzug bei den Nebenkostenabrechnungen vornehmen", sagte der Präsident des Bundesverbands GdW, Axel Gedaschko, den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Keiner solle wegen krisenbedingter Zahlungsprobleme seine Wohnung verlieren. In Abstimmung mit den Mieterinnen und Mietern sollten etwa Ratenzahlungen verabredet werden. Der GdW vertritt in Deutschland etwa 3000 Wohnungsunternehmen, in deren Wohnungen 13 Millionen Menschen leben.Gedaschko betonte allerdings auch, die Auswirkungen der Energiekrise könnten nicht mit den Mitteln des Mietrechts gelöst werden. Die Regierung solle endlich die Probleme an der Wurzel angehen und einen Gaspreisdeckel einführen. Dies sei die einfachste Möglichkeit, um zu verhindern, dass die Preissteigerungen bei den Unternehmen und Verbrauchern ankämen, so der GdW-Chef. Einen Gaspreisdeckel fordern auch die Union, die Linke, Gewerkschaften und Ökonomen. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck lehnt ein solches Konzept unter Verweis auf die Entlastungspakete der Bundesregierung bislang ab.Der Präsident des Deutschen Mieterbundes, Lukas Siebenkotten, begrüßte den Vorstoß, hält ihn aber nicht für ausreichend. "Was wir wirklich brauchen, ist ein Kündigungsmoratorium, wie es zu Beginn der Corona-Pandemie in Kraft getreten war", sagte der Mieterbundpräsident den Zeitungen. Zu Beginn der Pandemie durfte Mietern nicht gekündigt werden, wenn sie ihre Miete zwischen April und Juni 2020 pandemiebedingt nicht zahlen konnten.Bundesbauministerin Klara Geywitz hatte zudem vorgeschlagen, die Schonfrist auf fristgerechte Kündigungen auszuweiten. Auch Richter weisen immer wieder darauf hin, dass die derzeitige Regelung nicht sinnvoll ist: Bei fristlosen Kündigungen haben Mieter die Chance, mit Nachzahlungen die Situation zu reparieren, bei fristgerechten Kündigungen aber nicht. "Die Schonfrist sollte für beide Situationen gelten", sagte Siebenkotten. | 6verbraucher
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In Deutschland ist laut Apothekerverband eine wachsende Zahl an Medikamenten nicht erhältlich. "Über 250 Mittel sind aktuell als nicht lieferfähig gemeldet", sagte der Vizevorsitzende des Deutschen Apothekerverbandes, Hans-Peter Hubmann, der Nachrichtenagentur dpa. "Das Problem ist schon sehr bedeutend, das muss man klar sagen."Probleme gebe es nicht nur bei Nischenprodukten, sondern auch bei gängigen Mittel gegen Bluthochdruck und Diabetes. Zudem waren Schmerzmittel wie Ibuprofen zeitweise nicht erhältlich. "Lieferengpässe gibt es immer wieder mal, weil ein Produzent ausfällt, aber die Menge und die Länge des Ausfalls ist deutlich dramatischer geworden", so Hubmann. Vor fünf Jahren seien zahlenmäßig nicht einmal halb so viele Produkte betroffen gewesen. Auf der Lieferengpass-Liste des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArm) sind derzeit 303 Arzneimittel aufgelistet. Als mögliche Gründe für den die eingeschränkte Verfügbarkeit von Fiebersäften für Kinder mit den Wirkstoffen Paracetamol und Ibuprofen sieht das BfArm neben dem Rückzug eines Marktteilnehmers auch ein Verteilproblem. Zudem sei der Bedarf an den betroffenen Arzneimitteln in diesem Jahr überproportional angestiegen.Während sich in vielen Fällen Ausweichmittel mit dem gleichen oder einem ähnlichen Wirkstoff finden lassen, gibt es manchmal keine Alternative, die den Patientinnen und Patienten angeboten werden kann. "Im April und im Mai hatten wir einen absoluten Mangel am Brustkrebsmittel Tamoxifen", sagte Hubmann. Für die betroffenen Frauen sei das ein Risiko, es sei dann "schon die Gesundheit gefährdet". Als Reaktion auf den Mangel hatten die deutschen Behörden unter anderem empfohlen, kleinere Packungen zu vergeben. Die Ursachen der Engpässe sind laut Hubmann vielfältig. So hätten nahezu alle Anbieter die Produktion von Fiebersaft eingestellt, weil die Herstellung aufgrund der Festbeträge und des Drucks der Kassen nicht mehr wirtschaftlich gewesen sei. "Jetzt gibt es noch einen, und der kann die Menge nicht schultern." Auch der Branchenverband Pro Generika hatte im Frühjahr vor einer Marktverengung bei Paracetamol-Säften zur Fiebersenkung gewarnt. Während aktuell ein Hersteller nahezu die gesamte Versorgung in Deutschland sicherstellen müsse, habe es vor zwölf Jahren noch elf Anbieter flüssiger Paracetamol-Zubereitungen gegeben. Laut Branchenverband verharren die Festbeträge, die für die Medikamente gezahlt werden, seit zehn Jahren auf demselben Niveau. Gleichzeitig stiegen jedoch die Preise für Energie, Logistik und Wirkstoffe. "Die andere Ursache sind Lieferkettenabrisse", sagte Hubmann. Wirkstoffe werden heutzutage überwiegend in Fernost, vor allem in China und Indien, hergestellt. Wenn dort wegen Corona Fabriken geschlossen werden oder Frachter die Häfen nicht mehr anlaufen dürfen, komme es am Ende selbst bei Arzneimitteln zu Engpässen, die in Europa hergestellt werden. Manchmal könnten auch Lieferungen wegen Verunreinigungen nicht verwendet werden."Deshalb ist unsere Forderung seit längerem, dass auch die Wirkstoffproduktion wieder in Europa stattfinden muss", so Hubmann. Die Politik müsse dafür die Voraussetzungen schaffen. | 6verbraucher
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Das Geschäft der Foto-App Snapchat wird hart von der Schwäche im Online-Werbemarkt getroffen. Das sonst rasante Umsatzwachstum sank im vergangenen Quartal auf ein mageres Plus von 13 Prozent auf 1,11 Milliarden Dollar. Das ist das bisher langsamste Wachstum seit dem Börsengang des Snapchat-Betreibers Snap vor gut fünf Jahren. Noch im ersten Vierteljahr lag die Zuwachsrate bei 38 Prozent, davor waren auch 50 oder 60 Prozent üblich. Der Quartalsverlust weitete sich von knapp 152 Millionen Dollar ein Jahr zuvor auf gut 422 Millionen Dollar aus. Snap hat bislang noch nie einen Jahresgewinn erzielt.Auslöser der Turbulenzen sind die hohe Inflation und die schwache Konjunktur. Diese Situation lässt viele Unternehmen bei Werbeausgaben sparen. Werbung und das damit zusammenhängende Geschäft mit den Nutzerdaten ist die zentrale Einnahmequelle von Snapchat, aber auch von anderen Technologiekonzernen. Deshalb sorgen die schwachen Snapchat-Zahlen für Spannung: Die Anleger fragen sich, ob Unternehmen wie Facebook und Google ebenfalls von der Schwäche betroffen sind. Beide locken einen großen Teil der Online-Werbeausgaben an, aber vor allem Facebook hatte in der Vergangenheit schon mit der Konkurrenz durch die Video-App Tiktok zu kämpfen.Statista-Angaben zufolge dürfte sich der Markt für digitale Werbung in diesem Jahr auf rund 550 Milliarden Dollar belaufen. Fachleute schätzen, dass die großen zwei Player im Online-Werbemarkt zusammen mit Amazon mehr als 60 Prozent des globalen Budgets für Digitalwerbung auf sich vereinen. Hinzu kommt, dass Snapchat auch immer noch die Maßnahmen von Apple zum besseren Schutz der Privatsphäre auf dem iPhone zu schaffen machen. App-Betreiber müssen Nutzer ausdrücklich um Erlaubnis fragen, wenn sie ihr Verhalten quer über verschiedene Anwendungen hinweg verfolgen wollen. Viele Nutzer lehnten dies ab, das torpedierte zahlreiche Geschäftsmodelle bei Online-Werbung. Snapchat kann Werbekunden deshalb weniger genau über die Erfolgsquote ihrer Anzeigen berichten - während das Unternehmen Apples Maßnahmen grundsätzlich begrüßte.Positiv für Snapchat schlägt indes zu Buche, dass die Zahl der täglich aktiven Nutzer binnen drei Monaten von 332 auf 347 Millionen zulegte. Sie verbrachten auch mehr Zeit auf der Plattform, unterstreicht das Management. Die Investoren reagieren entsetzt auf die aktuellen Geschäftszahlen: Die Aktie fiel im nachbörslichen US-Handel um 26,79 Prozent knapp unter die Marke von zwölf Dollar. Ins Jahr war sie noch bei mehr als 46 Dollar gestartet. Der Börsenwert des Unternehmens, das auch zu den großen Gewinnern der Corona-Pandemie gehörte, schmilzt bereits seit Monaten dramatisch: Noch im September des vergangenen Jahres betrug die Marktkapitalisierung über 130 Milliarden Dollar – das ist mehr als doppelt so viel wie der aktuelle Börsenwert von Mercedes-Benz. Mittlerweile ist der Wert von Snapchat auf rund 27 Milliarden Dollar geschrumpft. Snapchat wurde ursprünglich mit der Möglichkeit zum Posten von Fotos bekannt, die von alleine verschwinden. Inzwischen setzt das Unternehmen aber im großen Stil auf die Kombination digitaler Effekte mit der realen Welt. Das können Spielereien wie virtuelle Masken in einem Video sein, oder die Möglichkeit, Mode und Kosmetik auf dem Handy-Display "anzuprobieren". In dieser sogenannten erweiterten Realität (AR, Augmented Reality) sehe Snap langfristig die größten Wachstumschancen, betonte Top-Managerin Jeremi Gorman. | 5unternehmen
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Im Konflikt zwischen Israel und den Palästinensern hat US-Präsident Joe Biden seine Forderung nach einem unabhängigen palästinensischen Staat neben Israel bekräftigt. Diese Zwei-Staaten-Lösung bleibe der beste Weg, Sicherheit, Wohlstand, Freiheit und Demokratie sowohl für Israelis als auch für Palästinenser zu erreichen, sagte Biden nach einem Treffen mit Palästinenserpräsident Mahmoud Abbas in Bethlehem. Mit einer Zwei-Staaten-Lösung ist gemeint, dass ein unabhängiger, demokratischer und entmilitarisierter Staat der Palästinenser friedlich an der Seite Israels existiert. "Das palästinensische Volk verdient einen eigenen Staat, der unabhängig, souverän, lebensfähig und zusammenhängend ist", sagte Biden. Er wisse aber, dass das Ziel in weiter Ferne zu liegen scheine. "Auch wenn die Voraussetzungen für eine Wiederaufnahme von Verhandlungen derzeit nicht gegeben sind, werden die Vereinigten Staaten und meine Regierung nicht aufgeben zu versuchen, die Palästinenser und Israelis und beide Seiten einander näher zu bringen." Der Friedensprozess zwischen Israel und den Palästinensern liegt seit 2014 brach. Es müsse "einen politischen Horizont" für das palästinensische Volk geben, so der US-Präsident. "Wir dürfen nicht zulassen, dass die Hoffnungslosigkeit uns die Zukunft raubt." Biden rief dazu auf, die Suche nach einer Friedenslösung nicht aufzugeben und forderte ein Ende der Gewalt im Konflikt zwischen Israel und den Palästinensern. Bei einer Zwei-Staaten-Lösung müssten sich beide Staaten gegenseitig respektieren.Biden sagte den Palästinensern außerdem zusätzliche Finanzhilfen zu. "Heute kündige ich an, dass die Vereinigten Staaten weitere 200 Millionen Dollar zur Verfügung stellen werden, damit die UNRWA die lebenswichtige Arbeit zur Unterstützung der bedürftigsten Palästinenser fortsetzen kann", sagte er. Unter Bidens Vorgänger Donald Trump hatte die US-Regierung die Zahlungen an das Hilfswerk der Vereinten Nationen für Palästina-Flüchtlinge (UNRWA) eingestellt. Weitere 100 Millionen Dollar stellte Biden dem Ost-Jerusalemer Krankenhäuser-Verbund EJHN in Aussicht. Der Kongress in Washington muss das Geld für den Verbund aus sechs Kliniken allerdings noch genehmigen. Abbas selbst rief die USA nach dem Treffen zur Anerkennung eines palästinensischen Staates auf. "Der Schlüssel zu Frieden und Sicherheit in unserer Region beginnt mit der Anerkennung des Staates Palästina", sagte er. Das palästinensische Volk müsste in die Lage versetzt werden, seine legitimen Rechte zu erlangen. Alle Fragen des dauerhaften Status, einschließlich der Frage der palästinensischen Flüchtlinge, müssten gelöst werden. Israel müsse die Besatzung der palästinensischen Gebiete beenden. Der Palästinenserpräsident fordert zudem, die Palästinensische Befreiungsorganisation (PLO) von der US-Terrorliste zu nehmen. "Wir sind keine Terroristen", sagte er. Die Palästinenser würden Terrorismus in ihrer Region und der Welt bekämpfen. Die säkular ausgerichtete Partei des Palästinenserpräsidenten ist die größte Fraktion der PLO. Das Ziel der Fatah ist ein unabhängiger Palästinenserstaat. In der Vergangenheit setzte die Fatah auch auf gewaltsamen Kampf. Nach der Anerkennung Israels 1988 änderte sie ihre Charta und strebt nun eigenen Angaben zufolge mit friedlichen Mitteln eine Staatsgründung an.Dem Treffen Bidens mit Abbas waren zwei Tage ausdauernder Gespräche in Israel vorausgegangen. Der US-Präsident will noch heute nach Saudi-Arabien weiterreisen. Am Wochenende will er dort Vertreter arabischer Regierungen treffen. Eine Zwei-Staaten-Lösung wird seit Mitte der 1970er Jahre angestrebt und gilt auch international als eine Möglichkeit, mit der der Nahost-Konflikt gelöst werden könnte. Allerdings haben Israelis und Palästinenser unterschiedliche Vorstellungen. Strittig sind unter anderem die Grenzen. Außerdem führt Israel vor allem auch seine Sicherheitsinteressen an. Biden hatte in der Vergangenheit betont, ein nachhaltiger Frieden sei erst möglich, sobald alle Akteure in der Region zweifelsfrei "das Recht Israels anerkennen, als unabhängiger jüdischer Staat zu existieren". Das aber lehnt etwa die in Gaza herrschende Hamas bisher ab. Die Palästinenser wiederum sehen in den israelischen Siedlungen im Westjordanland ein Hindernis für eine Zwei-Staaten-Lösung. Umstritten ist zudem der Status von Jerusalem. Die Palästinenser wollen Ost-Jerusalem als Hauptstadt eines eigenen unabhängigen Staates. Israel hatte 1980 ganz Jerusalem, also auch den arabisch geprägten Ost-Teil, zu seiner unteilbaren Hauptstadt erklärt. | 1asien
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Diese Fairplay-Geste bei den European Championships wurde vom Publikum in München mit Extra-Beifall gefeiert. Nach dem Sturz des führenden Axel Vang Christensen im EM-Vorlauf des Hindernis-Rennens über 3.000 Meter lief Nahuel Carabaña am Dienstag (16.08.2022) zunächst ein paar Schritte an dem am Boden liegenden Dänen vorbei. Dann drehte er um und ging zu Christensen zurück. Carabaña versuchte dem 18-Jährigen aufzuhelfen, probierte sogar, ihn von der Bahn zu tragen. Letztlich half er ihm zumindest, ein bisschen aus dem Hauptlaufweg zu kommen. "Er hätte sich schwerer verletzt haben können", schilderte der 22-Jährige aus Andorra seine Beweggründe für die Hilfsaktion. Er selbst habe keine gute Form im Lauf gehabt, da habe er sich gedacht, dass er dem Mitstreiter auch helfen könne und sagte: "Vielleicht kann ich ja etwas Gutes tun heute, habe ich gedacht. Deshalb habe ich das so entschieden."Vom Münchner Publikum gab es für den auch deshalb abgeschlagenen Mann aus Andorra Ovationen auf der Schlussrunde. "Das hat mich sehr glücklich gemacht und mir gezeigt, dass ich etwas sehr Gutes gemacht habe", sagte Carabaña.Ob er sich als Held des Tages fühle, wurde er auf dem Weg aus dem Stadion gefragt. Doch da wiegelte er ab. "Ich fühle mich nicht als Held. Jeder, der hier ist, ist ein Held", sagte Carabaña: "Jeder von uns kann sowas machen. Wir können uns gegenseitig helfen."Quelle: sportschau.de | 4sportschau
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Deutschlands Konzerne verlieren an den Weltbörsen immer mehr an Gewicht. Fanden sich zum Jahresende 2007 noch sieben deutsche Unternehmen unter den wertvollsten 100, waren es Ende 2021 noch zwei Konzerne. Im ersten Halbjahr 2022 ist nun gar kein deutsches Unternehmen mehr in dieser Rangliste vertreten. Das geht aus einer Untersuchung des Prüfungs- und Beratungsunternehmens EY hervor.Der höchstbewertete Konzern mit Sitz in Deutschland ist demnach Software-Anbieter SAP mit einem Börsenwert von 106 Milliarden Dollar, was allerdings nur für Rang 113 reiche. Die Deutsche Telekom schafft es den Angaben zufolge mit 98 Milliarden Dollar auf Platz 120. Zudem belegt der Industriegasekonzern Linde, der seit der Fusion mit Praxair seinen Hauptsitz in Irland hat, Rang 74.Der Erdölkonzern Saudi Aramco ist den Berechnungen zufolge mit einem Börsenwert von 2,3 Billionen US-Dollar das teuerste Unternehmen der Welt - noch vor Apple. An der Dominanz der US-Konzerne an den Weltbörsen hat sich insgesamt dennoch wenig geändert: Die Zahl US-amerikanischen Konzerne, die sich zur Jahresmitte unter den 100 wertvollsten Unternehmen der Welt platzieren können, liegt bei 60. Vor einem halben Jahr waren es 61. Unter den Top 10 finden sich zum Stichtag 30. Juni 2022 Microsoft, die Google-Muttergesellschaft Alphabet, Amazon, Tesla, die Investmentgesellschaft Berkshire Hathaway, der Krankenversicherer Unitedhealth, der Pharma- und Konsumgüterkonzern Johnson & Johnson sowie der Facebook-Konzern Meta. Das wertvollste europäische Unternehmen war Ende des ersten Halbjahres der Schweizer Nahrungsmittelkonzern Nestlé auf Rang 20. Vor der Finanzkrise Ende 2007 kamen laut den Wirtschaftsprüfern von EY noch 46 der 100 wertvollsten Unternehmen rund um den Globus aus Europa. Inzwischen sind es nur noch 16. Der Kursrutsch an den Weltbörsen - ausgelöst durch den russischen Krieg gegen die Ukraine, Rezessionssorgen und steigende Zinsen - vernichtete im ersten Halbjahr 2022 Billionen-Werte. Allein die Marktkapitalisierung - also der Wert der an der Börse gehandelten Aktien - der 100 teuersten Unternehmen sank den Angaben zufolge im Verlauf der ersten sechs Monate um 17 Prozent oder 6,1 Billionen Dollar auf rund 29,8 Billionen Dollar. Der Börsenwert der lange favorisierten Technologiekonzerne brach dabei gegenüber dem Jahresende 2021 (Stichtag: 31.12.2021) um 28 Prozent ein. Die Öl- und Gasunternehmen unter den Top 100 steigerten ihren Börsenwert gegen den Trend um 19 Prozent. "Zuletzt setzten Investoren eher auf Profitabilität als auf Wachstum", erläuterte Henrik Ahlers, Vorsitzender der Geschäftsführung von EY Deutschland. "Das Geld sitzt nicht mehr so locker, die Anforderungen an Zielunternehmen und ihre Finanzkennzahlen steigen."Obwohl viele der Top-Konzerne nach wie vor hohe Gewinne ausweisen, hätte die momentane Lage zu einer tiefgreifenden Verunsicherung geführt, meint Ahlers. Er rechnet mit einem sehr schwierigen zweiten Halbjahr: "Die Hiobsbotschaften häufen sich, viele Krisen, die sich teils gegenseitig befeuern, müssen bewältigt werden, die Gefahr einer weltweiten Rezession ist inzwischen real."Ahlers glaubt, dass der Digitalisierungsschub, den die Corona-Pandemie ausgelöst hat, die Wirtschaft und die Börsen in den kommenden Jahren entscheidend prägen dürfte. Hier seien Europa und Deutschland schwach aufgestellt. Von den aktuell 23 Technologieunternehmen im Top-100-Ranking haben demnach 17 ihren Hauptsitz in Nordamerika, vier in Asien und nur zwei in Europa. Der Digitalisierungstrend ließ das Gewicht Europas an den Weltbörsen seinen Angaben zufolge in den letzten Jahren schrumpfen. | 2finanzen
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Um bis zu einem Drittel könnte die Leistung der Batterien in Elekroautos sinken, wenn die Temperaturen über die 35-Grad-Marke steigen - heißt es vom ADAC Südbaden. Vermehrte Einsätze der Pannenhelfer sind die Folge. Das sei aber kein spezifisches Problem von E-Autos: Auch Verbrenner leiden laut dem ADAC unter heißem Wetter, auch da würden die Batterien oft den Geist aufgeben.Die Elektroautos haben ein ganz anderes Problem: die Reichweite. "Bei hohen Temperaturen nimmt diese etwas ab", so ADAC-Unternehmenssprecher Andreas Hölzel. Das liege an der benötigten Kühlung. Um bis zu 15 Prozent werde der Energieverbrauch durch Klimaanlagen erhöht, rechnet der ADAC Südbaden vor. Das verringere die Reichweite der E-Autos deutlich.Der Automobilclub hat auch Tipps parat, wie ein Liegenbleiben auf der Strecke verhindert werden kann: zum Beispiel im Schatten parken oder die Klimaanlage maßvoll einsetzen. Sören Ziems, Co-Gründer der App elvah, die bei der Suche nach Ladestationen hilft, teilt diese Einschätzung und ergänzt: "Auch langsames Laden und sparsames Fahren helfen."Allerdings will Ziems das Thema Reichweite bei hohen Temperaturen auch nicht überbewertet wissen. Die möglichen Einbußen beziffert er auf etwa vier Prozent, für Fahrerinnen und Fahrer sei das kaum relevant. "Die Temperaturen stellen auch kein Sicherheitsrisiko dar, die Akkus sind nie direkter Sonneneinstrahlung ausgesetzt", sagt der Unternehmer. Auch das Laden gehe bei Hitze nicht schneller oder langsamer. Einen Unterschied gebe es aber, wenn es richtig heiß sei: "Wir sehen einen Effekt, dass die Ladesäulen teils höhere Fehlerraten haben." Der Verband der Elektro- und Digitalindustrie (ZVEI) will sich nicht pauschal zu dem Thema äußern. Ab wann ein Leistungsabfall der Batterie eines Elektroautos einsetze und wie hoch dieser dann sei, sei abhängig vom Typ. Auch ab welcher Temperatur genau mit Einbußen zu rechnen ist, ist nach Angaben des ZVEI nur schwer zu sagen.Fest stehe aber: "Lithiumbatterien reagieren generell empfindlicher auf Temperaturextreme als Bleibatterien", sagt Gunther Kellermann vom ZVEI. Am Ende heißt es also für jede Stromerin und jeden Stromer: Die Akkuanzeige immer gut im Blick behalten und so sparsam fahren wie möglich. | 6verbraucher
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Die Proteste im Iran zeigen laut dem Schriftsteller Navid Kermani die tiefe Unzufriedenheit der Bevölkerung mit dem Regime. "Natürlich geht es um Frauenrechte, die massiv benachteiligt sind", sagte der deutsch-iranische Schriftsteller im Interview mit den tagesthemen. Es gebe aber auch großen Unmut aus anderen Gründen: "Es geht um die täglichen Gängeleien, um die Rechte der Minderheiten, um die Wirtschaftskrise - es geht hier um alles." Die Demonstranten forderten nicht nur einzelne Reformen - auf den Straßen werde ganz offen die Systemfrage gestellt. "Das ist eine Absage an die herrschende Elite."Kermani zollte den Frauen und den Protestierenden Respekt für ihren Mut. Die Menschen "entwickeln ein enormes Selbstbewusstsein im Kampf gegen das Regime und sind trotz Lebensgefahr jeden Abend auf den Straßen". Es sei "unglaublich, mit welcher Kraft und Energie diese Menschen für ihre Rechte kämpften gegen ein System, das schon vielfach gezeigt habe, dass es, wenn es mit dem Rücken zur Wand steht, zuschlägt. Mit Blick auf die großen Proteste im Jahr 2019 rechnet er allerdings auch diesmal mit einem harten Durchgreifen der Sicherheitsbehörden. Dass das Regime nun das Internet abgeschaltet habe, bedeute einerseits, dass die Absprachen zwischen den Demonstranten schwerer werden und die Informationen nur schwer fließen können. Es bedeute aber wahrscheinlich auch, "dass demnächst zugeschlagen wird". Er befürchte, "dass es zu noch mehr Polizeigewalt kommt". In diesem Zusammenhang kritisierte Kermani das "dröhnende Schweigen" der europäischen Regierungen. Seiner Einschätzung nach hänge dies mit den Verhandlungen über das Atomabkommen zusammen. "Man will das irgendwie retten, und da hält man eben lieber still". Dies sei aber nicht klug, denn ohne eine friedliche Gesellschaft werde es auch keine Stabilität im Iran geben. | 1asien
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Die Menschen in Neckarwestheim leben idyllisch. 30 Kilometer nördlich der baden-württembergischen Landeshauptstadt Stuttgart bestimmen Weinberge und der ruhig dahinfließende Neckar das Bild. Aber vor allem ist es das Kernkraftwerk Neckarwestheim II, das die Region seit Jahrzehnten prägt - und für regelmäßige Proteste gesorgt hat. Die weiße Dunstwolke des Kühlturms ist über viele Kilometer zu sehen. Auch im benachbarten Kirchheim am Neckar. Birgit Riecker blickt jeden Morgen von ihrem Balkon in Richtung Kraftwerk: "Wir schauen schon, ist alles in Ordnung, in Anführungszeichen. Läuft alles? Gibt es eine Störung oder nicht?" Während Riecker und ihr Mann sorgenvoll die Debatte zur Laufzeitverlängerung verfolgen, wird in der Metzgerei in Neckarwestheim betont, wie glücklich man mit dem Atomkraftwerk sei. Ein Weiterbetrieb sei "grundsätzlich gut" und "sicher", sagen sie hier. Das Kernkraftwerk der EnBW hat der kleinen Gemeinde Reichtum und Arbeitsplätze beschert. Warum sollte die Gemeinde also nicht auch nach der geplanten Abschaltung zum Ende des Jahres von der Atomkraft profitieren? Es scheint ein heikles Thema für den Konzern zu sein, der einst so sehr von der Atomkraft geprägt war. Mit Obrigheim, Philippsburg I und II und Neckarwestheim I und II hatte EnBW zeitweise fünf Kernkraftwerke am Netz. Ein Jahr vor der Nuklearkatastrophe von Fukushima im Jahr 2011 hat die Kernenergie noch mehr als ein Drittel des gesamten Strommix ausgemacht.2021 waren es nur noch rund zehn Prozent. Mit Neckarwestheim II sollte Ende 2022 das Kernkraft-Kapitel geschlossen und der Fokus auf die Erfolge bei den erneuerbaren Energien gelenkt werden. "Erneuerbare Energien ist ein Eckpfeiler unserer Strategie und ein zentraler Punkt unserer Wachstumsinitiativen", sagte EnBW-Finanzvorstand Thomas Kusterer am Rande der heute veröffentlichten Halbjahresbilanz."Vor 20 Jahren haben selbst Optimisten nicht mit solchen Steigerungen gerechnet", sagt Energie-Experte Armin Grunwald vom Karlsruher Institut für Technologie mit Blick auf EnBW. Der Anteil erneuerbarer Energien wurde von 2010 bis 2021 mehr als verdoppelt: von 17,4 auf 43,1 Prozent. EnBW sei grüner geworden, so das Fazit des Professors für Technikfolgenabschätzung. "Das heißt nicht, dass es schon grün genug ist. Da ist sicher noch Luft nach oben, aber die Richtung stimmt." Man sei in einem langfristigen Umstellungsprozess, und "da muss man auch irgendwann akzeptieren, dass eine solche Riesentransformation Zeit braucht". Der Krieg in der Ukraine wirbelt nun auch die Pläne der deutschen Energieunternehmen durcheinander. Während die Politik noch prüft und berät, ob die drei verbliebenen Kernkraftwerke länger am Netz bleiben sollen, müssen die Chefs von EnBW & Co. immer wieder ihre Position zur Kernenergie darlegen. Im Mai betonte EnBW-Chef Frank Mastiaux noch angesichts der Entwicklungen in Osteuropa, dass man weiterhin zum beschlossenen Atomausstieg stehe. Man werde aber "alle Optionen ergebnisoffen" prüfen. In einem Interview mit dem "Handelsblatt" Anfang dieses Monats wird Mastiaux etwas deutlicher: "Wir stünden für einen solchen befristeten Weiterbetrieb bereit, wenn er gewollt ist." Zur heutigen Vorstellung der Halbjahresbilanz wiederholt Finanzvorstand Thomas Kusterer die EnBW-Position: "Ich glaube, das ist eine politische Entscheidung, und da warten wir einfach mal, wie die getroffen wird." Ein Weiterbetrieb werde aber höchstens ein paar Wochen bringen, die das Kernkraftwerk Neckarwestheim II im neuen Jahr am Netz bleiben könnte. Wegen drohender Energieengpässe sollen nun auch vermehrt Kohlekraftwerke wieder ans Netz gehen. Droht die Energiekrise den Ausbau der erneuerbaren Energien zu stoppen? Analyst Erkan Ayçiçek von der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) glaubt das nicht. "Wir müssen momentan alle Kapazitäten mobilisieren, um die Abhängigkeit vom russischen Gas zu reduzieren." Das sei auch volkswirtschaftlich richtig, habe aber nur wenig Auswirkungen auf den Ausbau nachhaltiger Energieträger."Erneuerbare Energien sind die großen Gewinner. Wir werden starke Bemühungen sehen, dass man die Abhängigkeit dadurch reduzieren möchte", so Ayçiçek zu tagesschau.de. Auch an ein Revival der Kernkraft glaubt der Analyst nicht: Die Erneuerbaren ließen sich nicht mehr aufhalten. | 5unternehmen
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Angesichts der verheerenden Flutkatastrophe in Pakistan hat UN-Generalsekretär António Guterres die Weltgemeinschaft dazu aufgefordert, "die Kräfte aller im Kampf gegen den Klimawandel zu mobilisieren". Die Welt laufe auf eine Katastrophe zu, so Guterres bei seinem Besuch in der pakistanischen Hauptstadt Islamabad. "Wir haben einen Krieg gegen die Natur geführt, und die Natur schlägt jetzt auf verheerende Weise zurück." Der Klimawandel treffe Pakistan in einem bisher ungekannten Ausmaß, sagte Guterres und wies auf das gewaltige Ausmaß der Zerstörung hin: "Familien haben ihre Liebsten, ihre Häuser, ihre Ernte und ihre Arbeit verloren." Pakistan gehöre zu den Ländern, die am meisten von der Klimakrise betroffen seien, habe aber selbst kaum dazu beigetragen. "Es ist absolut notwendig, dass die Weltgemeinschaft das anerkennt, vor allem jene Länder, die mehr zum Klimawandel beigetragen haben", mahnte Guterres. Konkret fordert er eine sofortige Reduzierung der Emissionen. Was heute in Pakistan geschehe, könne morgen jedes andere Land treffen, sagte Guterres. Er rief die internationale Gemeinschaft zu umfassender Hilfe auf: "Pakistan braucht massive finanzielle Unterstützung, da die Schäden nach ersten Schätzungen rund 30 Milliarden Dollar betragen", so Guterres.Seit Mitte Juni ist Pakistan von ungewöhnlich starkem Monsun-Regen betroffen. Ein Drittel des südasiatischen Landes steht laut der nationalen Katastrophenbehörde (NDMA) bereits unter Wasser - 1391 Menschen sind gestorben. Zahlreiche eitere mussten aus ihren Dörfern in Sicherheit werden, Straßen und Brücken wurden zerstört. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) warnt vor einem Ausbruch von Infektionskrankheiten, die sich im Wasser ausbreiten. Insgesamt sind 33 Millionen Menschen von den Fluten betroffen. Bei seinem Besuch in Islamabad wurde Guterres von Vize-Außenministerin Hina Rabbani Khar empfangen und sprach auch mit Premierminister Shehbaz Sharif. Informationsministerin Maryam Aurangzeb sagte, sie hoffe Guterres' Besuch werde die Katastrophe ins internationale Bewusstsein rücken und auf die tödlichen Folgen des Klimawandels aufmerksam machen. Die internationale Gemeinschaft müsse den davon betroffenen Ländern helfen. | 1asien
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Seit Monaten müssen Verbraucher in Deutschland immer tiefer in die Tasche greifen. Im Mai kletterte die Inflationsrate auf den höchsten Wert seit der ersten Ölkrise im Winter 1973/1974. Nach Angaben des Statistischen Bundesamts (Destatis) lagen die Preise um 7,9 Prozent höher als im Mai 2021 und stiegen so stark wie noch nie im wiedervereinigten Deutschland. Das Statistische Amt der Europäischen Union (Eurostat) errechnete für Deutschland eine noch deutlich höhere Teuerungsrate von 8,7 Prozent.Das Statische Bundesamt veröffentlichte in dieser Woche die erste Schätzung der Inflationsrate für den Juni und geht von einer Preissteigerung um 7,6 Prozent aus. Erneut fällt der Unterschied zwischen den von Destatis und Eurostat errechneten Teuerungsraten groß aus: Die EU-Statistiker rechnen für den Juni mit einer Inflationsrate von 8,2 Prozent hierzulande, wie sie nun mitteilten.Gravierende Abweichungen von zuletzt bis zu nahezu einem Prozentpunkt bei den Angaben zur Preissteigerung sind mittlerweile keine Seltenheit mehr. Seit Monaten driften die Eurostat-Zahlen und die in Deutschland errechnete Inflationsrate immer stärker auseinander. Woran liegt das?Grund dafür sind zwei unterschiedliche Verbraucherpreisindizes (VPI), die zur Berechnung der Inflationsrate verwendet werden. Der nationale VPI misst die durchschnittliche Preisentwicklung aller Waren und Dienstleistungen, die private Haushalte für Konsumzwecke kaufen.Daneben wurde in der Europäischen Union der Harmonisierte Verbraucherpreisindex (HVPI) entwickelt, der Preisänderungen international vergleichbar macht. "Der HVPI versucht, ein Maß für die Preisstabilität abzubilden", so Alexander Kriwoluzky, Leiter der Abteilung Makroökonomie am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW), gegenüber tagesschau.de. Bei dem nationalen VPI gehe es dagegen weniger um den Vergleich mit anderen Ländern, sondern stattdessen um die tatsächlichen Lebenshaltungskosten."Die Länder in Europa haben einen HVPI und einen internen nationalen VPI. Das ist gängige Praxis", erklärt Chris-Gabriel Islam, Referent für Methoden und Kommunikation in der Preisstatistik beim Statistischen Bundesamt, im Gespräch mit tagesschau.de. Welcher Index betrachtet werde, hänge vom jeweiligen Zweck der Nutzer ab. Während die Europäische Zentralbank (EZB) und auch die Bundesbank bezüglich der Geldpolitik verstärkt auf den HVPI achteten, schauten viele Vermieter oder Tarifparteien wegen des reinen Preisvergleichs meist auf den nationalen VPI."Mit dem HVPI lassen sich die Länder innerhalb der Eurozone zum gleichen Zeitpunkt miteinander vergleichen. Der VPI hat den Vorteil, dass er die Entwicklung über die Zeit hinweg abbildet und auf spezifische Gegebenheiten im Land eingeht", so der Statistiker. Aufgrund der verschiedenen Zielsetzungen sind die Indizes auf einer zum Teil unterschiedlichen Methodik aufgebaut.Die Berechnung des HVPI erfolgt seit 1997 nach gemeinsamen europäischen Richtlinien und wird von Eurostat überwacht. "Der HVPI ist eher geeignet, um die Veränderungsrate der Preise im gesamten europäischen Raum zu messen und Querschnittsdaten vergleichen zu können. Entsprechend ist auch der Warenkorb anders zusammengesetzt", sagt Islam. So seien Konsumausgaben für das Glückspiel, Rundfunkbeitragszahlungen oder die theoretischen Kosten für selbstgenutztes Wohneigentum nicht berücksichtigt. Dadurch hätten beispielsweise Energieträger ein vergleichsweise höheres Gewicht im HVPI. Der sogenannte Warenkorb beinhaltet eine möglichst repräsentative Auswahl verschiedener Güter, anhand dessen der Preisindex und die Inflation ermittelt wird.Eine große Rolle spielt laut Islam außerdem der Substitutionseffekt. "Wenn zum Beispiel ein Konsument merkt, dass ein Produkt - etwa Butter - teurer wurde, steigt er auf ein günstigeres wie Margarine um. Diesen Effekt wollen wir mit dem VPI nicht abgreifen", so Islam. Ein reiner Preisvergleich könne nur berechnet werden, wenn die grobe Struktur des Warenkorbs, das heißt die Menge der einzelnen Gütergruppen, im Vergleich zur Basisperiode gleichbleibe."Es geht beim HVPI als auch beim VPI nicht um die Preismessung eines bestimmten Nutzenniveaus, sondern lediglich um die Preiseffekte der Güter des repräsentativen Warenkorbs", betont der Experte. Daher sei der nationale Verbraucherpreisindex gemäß den Anteilen aus dem Jahr 2015 gewichtet und werde nur alle fünf Jahre aktualisiert. Dagegen wird die Gewichtung im vom Eurostat genutzten HVPI jährlich angepasst.Die Aktualisierung der Gütergewichte erkläre "einen erheblichen Teil der Abweichung zwischen VPI und HVPI für Deutschland", heißt es von Destatis. "Die hohe Differenz ist schon sehr auffällig. In der Vergangenheit haben sich die Unterschiede lediglich zwischen 0,1 und 0,2 Prozentpunkten bewegt", erläutert Islam. Während der Corona-Krise und deren Folgen für das öffentliche Leben habe sich das Kaufverhalten der Menschen jedoch stark verändert. Denn viele Haushalte hätten ihre Konsumgewohnheiten an Geschäftsschließungen und Beschränkungen von Freizeitaktivitäten angepasst. Im nationalen VPI sei das nicht berücksichtigt - im HVPI allerdings schon.So waren Freizeit, Unterhaltung und Kultur 2020 mit 114,19 Prozent noch deutlich höher gewichtet als 2021 (96,82 Prozent) und 2022 (97,20 Prozent), als wegen der Pandemie vieles davon unmöglich war. Auch die Bedeutung von Gaststätten- und Beherbergungsdienstleistungen sowie Bekleidung und Schuhe wurde aufgrund von Preisausfällen heruntergefahren. Wichtiger für den HVPI wurden dagegen Nahrungsmittel und Getränke sowie Wasser, Strom und Gas. Die Preise der Energieträger wirken durch das höhere Gewicht dementsprechend stärker treibend auf dem HVPI als auf dem VPI.Welcher Index und dazugehörige Inflationsrate nun entscheidend sind, ist nicht abschließend geklärt. Für Alexander Kriwoluzky, Professor für Volkswirtschaftslehre an der Freien Universität Berlin, ist der HVPI aufgrund seiner Bedeutung für die Geldpolitik der interessantere Index. Dennoch habe aber auch der VPI seine Berechtigung. Destatis-Experte Islam sieht es ähnlich: "Beide Indizes haben ihre Daseinsberechtigung. Welcher aussagekräftiger ist, hängt von der Betrachtungsweise ab." | 2finanzen
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Eine echte Liebesbeziehung war es von Beginn an nicht: Elon Musk kritisierte, dass Twitter keine echte Meinungsfreiheit zulasse, zudem gebe es zu viele Spam - und Fake Accounts. Bei Twitter sorgte der geplante Deal bei einigen Angestellten für schlechte Stimmung. Nun hat Musk in einem Brief mitteilen lassen, dass er die Übernahme doch nicht durchziehen wolle. Die Begründung laut seiner Anwälte: Twitter habe keine vollständigen Informationen zur Zahl von Fake-Accounts mitgeteilt. In der Vergangenheit hatte Twitter die Zahl auf weniger als fünf Prozent geschätzt.Er sei nicht überrascht, dass die Übernahme zu platzen droht, sagte Wirtschaftsreporter Kurt Wagner bei Bloomberg: "Wir haben gesehen, dass es sich in diese Richtung entwickelt. Elon Musk schien die Kosten des Deals senken zu wollen. Ich habe nicht erwartet, dass er sich komplett verabschiedet, ich dachte er versucht, neu zu verhandeln. Vielleicht ist es eine Form von Neuverhandlung? Jedenfalls köchelte diese Problem schon eine Weile vor sich hin und hat wohl nun den Siedepunkt erreicht."Im April hatte Musk angekündigt, er wolle Twitter für mehr als 44 Milliarden Dollar (umgerechnet rund 43 Milliarden Euro) kaufen. Zur Bedingung macht er, dass das Unternehmen die Zahl von Bots und Fake-Accounts öffentlich machen müsse. Einige Beobachter hatten darin den Versuch gesehen, den Preis der Übernahme zu drücken. Bereits damals wurde spekuliert, ob die Übernahme überhaupt zustande kommen würde. Der geplante Kauf hatte wochenlang die Wirtschafts- und Technachrichten beherrscht. Manche Beobachter waren regelrecht genervt davon. CNN-Wirtschaftsjournalist Brian Stelter mutmaßte, dass es Musk mehr Spaß mache zu verhandeln, als Twitter wirklich zu führen.Nach der Ankündigung ging die Aktie zunächst auf Talfahrt. Sie büßte am Freitag fünf Prozent ein und lag mit 36,81 weit unter dem Preis von 54,20 Dollar, die Musk ursprünglich für Twitter geboten hat.Analystin Julie Biel sagte bei CNBC, auf lange Sicht sei dies ihrer Meinung nach eine bessere Variante für Twitter:Twitter und Musk haben eine Vereinbarung unterschrieben, wonach jede Seite eine Milliarde Dollar Strafe zahlen muss, sollte der Deal nicht zustande kommen. Twitter möchte nun offenbar an der Übernahme festhalten und plant, vor Gericht zu ziehen. Möglicherweise droht nun ein teures und langfristiges Gerichtsverfahren. | 5unternehmen
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Fischer Ichinari Toshitsugu und sein Boot sitzen immer häufiger auf dem Trockenen. Die Ausbeute ist mager dieses Jahr: Die Wassertemperatur steigt wegen des Klimawandels, und manchmal muss der 32-Jährige an Land bleiben. Befehl von oben - hinausfahren sei zu gefährlich, wegen der Chinesen. Als im Rahmen der Manöver rund um Taiwan nach US-Politikerin Nancy Pelosis Besuch vor etwas mehr als zwei Wochen mehrere chinesische Raketen in Hörweite der Fischer ins Wasser einschlugen, gab es erstmal fünf Tage Ausfahrverbot. Und ein wachsendes Gefühl der Angst, dass ein möglicher Angriff auf Taiwan den Frieden auf Insel für immer beendet.Yonaguni ist der westlichste Punkt Japans, liegt nur 110 Kilometer östlich von Taiwan, an klaren Tagen kann man die Umrisse der Insel am Horizont erkennen. Die 1500 Einwohner von Yonaguni leben vom Fischfang, arbeiten im kleinen Rathaus oder kümmern sich um die wenigen Tauchtouristen. Viele Jahrzehnte lang litt die Insel unter Bevölkerungsschwund. Vor fünf Jahren dann verlegte das japanische Verteidigungsministerium etwa 160 Angehörige der Selbstverteidigungsstreitkräfte nach Yonaguni - es reagierte damit auf die wachsende Bedrohung durch China.Seitdem ist wieder mehr Leben auf der Insel: Die Armee kontrolliert die Gewässer und den Luftraum, ihre Kinder gehen in die lokale Grundschule, die Frauen der Soldaten arbeiten in den kleinen Lebensmittelläden.Vom Massentourismus ist die Insel bislang unberührt, es gibt keine Hotelressorts, stattdessen azurblaues Wasser und menschenleere Strände. Das hektische Tokio fühlt sich nicht nur unglaublich weit entfernt an, es ist es auch: 2000 Kilometer. Von der dortigen Politik fühlen sich die Bewohner von Yonaguni im Stich gelassen. "Obwohl gerade 80 Kilometer von hier Raketen einschlugen, war die Reaktion der Regierung ein läppisches Stück Papier. Die haben ein Fax geschickt, um uns darüber zu informieren. Was soll ich denn davon halten?", fragt Fischer Toshitsugu.Er war selbst Soldat, doch er vertraut nicht darauf, dass die im Falle eines Angriffs die Insel verteidigen können. Seit er vor zwei Jahren ausgeschieden ist, versucht er nun, seine Familie mit dem Fischfang zu ernähren. Seine Frau erwartet ihr erstes Kind. "Ob das in Frieden aufwachsen kann?" fragt er sich.Ein paar Kilometer weiter steht Kenichi Itokazu, der Insel-Bürgermeister, in seinem Rathaus über eine große Landkarte gebeugt und runzelt die Stirn. Im Ernstfall möchte er seine Bürger schnellstmöglich evakuieren, doch wohin? "Es gibt keine sicheren Orte auf der Insel, keinen Platz, um sich zu verstecken", sagt Itokazu. Er glaubt zwar nicht daran, dass China Taiwan in naher Zukunft angreift - zu sehr fürchtete das Land Sanktionen der USA und Europa - aber falls das doch eintreten sollte, könnte seine Insel zum Kollateralschaden werden. Mindestens eine Woche würde es dauern, alle Inselbewohner auszufliegen. Denn die zwei Häfen sind winzig, ebenso der Flughafen, die Landebahn zu kurz für große Maschinen. Deshalb arbeitet der Bürgermeister nun an einem Plan, die Infrastruktur auszubauen. Doch Tokio ist keine große Hilfe: Demnächst sollen zwar mehr Streitkräfte auf die Yonaguni-Basis versetzt werden, doch bei einer möglichen Evakuierung der Zivilisten nutzen sie wenig, denkt Itokazu. "In ein bis zwei Jahren ist China Amerika wirtschaftlich ebenbürtig. Dann könnten sie einen militärischen Angriff wagen." Er hofft, dass die japanische Regierung bis dahin eine Lösung für seine Insel gefunden hat. "Wenn es hart auf hart kommt, möchte ich keinen einzigen Bürger hier zurücklassen müssen." Zurück im Hafen macht Toshitsugu auf seinem Boot klar Schiff. Seine Kollegen haben gerade einen großen Fang gemacht: der blaue Marlin, den sie aus dem Wasser gezogen haben, bringt umgerechnet gut 700 Euro. Der 32-Jährige möchte auch bald wieder hinausfahren - trotz des Risikos, dass jederzeit wieder eine chinesische Rakete ins Meer fallen könnte. Aber die Miete muss bezahlt werden, und der Flug auf die nächstgrößere Insel für die nächste Ultraschall-Untersuchung seiner schwangeren Frau."Wenn ich draußen bin, fahre ich oft an taiwanischen Fischern vorbei. Wir winken uns dann zu wie Freunde", erzählt er. "Das sind doch auch Menschen, die vom Meer leben, und die haben ja noch viel größere Angst als wir hier."Diese und weitere Reportage sehen Sie auch in den tagesthemen - um 22.15 Uhr im Ersten. | 1asien
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