text
stringlengths
0
4.31k
9.4 Schach
9.5 Motorradsport
9.6 Inklusion
10 Siehe auch
11 Literatur
12 Dokumentationen
13 Weblinks
14 Einzelnachweise
Etymologie
Die erste Erwähnung des Wortes ukraina findet man in der Kiewer Hypatiuschronik für das Jahr 1187 mit Bezug auf die befestigte Südgrenze des Fürstentums Perejaslawl am Fluss Sula.[15] Danach findet man dieses Wort in Chroniken in Bezug auf unterschiedliche Grenzregionen der Rus, auch weit außerhalb des Gebietes der heutigen Ukraine.
Die traditionelle etymologische Deutung des Landesnamens verweist auf das altostslawische Wort ukraina, das die Bedeutung „Grenzgebiet, Militärgrenze“ hatte und dem westlichen Begriff Mark entsprach. (Vgl. hierzu auch den Namen des (historischen) Herzogtums Krain, der dieselbe Etymologie aufweist.)[16][17] Diese Sichtweise ist sowohl in der internationalen Geschichtsschreibung als auch in der ukrainischen dominierend, da sie unter anderem vom Nationalhistoriker Mychajlo Hruschewskyj[18] und von der Enzyklopädie der Ukraine unterstützt wird.[19] Die meisten Autoren sind sich einig, dass dieser Name, der zunächst das Grenzgebiet zum sogenannten Wilden Feld mit seinen turkstämmigen Reiternomaden bezeichnete, lange Zeit ohne einen ethnischen Bezug existierte. Darüber, wann das Wort Ukraine zum Parallelbegriff für den kirchlichen und im Russischen Reich offiziell benutzten Namen Kleinrussland wurde, gibt es allerdings verschiedene Auffassungen.
Da die ostslawische Wurzel krai jedoch sowohl „Rand, Grenze“, als auch „Gebiet, Land“ bedeuten kann, hat in der nationalukrainischen Geschichtsschreibung die Sichtweise an Popularität gewonnen, dass das Wort ukraina in Chroniken seit dem 12. Jahrhundert in der Bedeutung „selbständiges Herrschaftsgebiet, Fürstentum“ benutzt wurde.[20] Die damit einhergehende Behauptung, wie etwa bei Hryhorij Piwtorak, dass es stets eine strikte Unterscheidung zwischen ukraina „Fürstentum“ und okraina „Grenzland“ gab, steht jedoch im Widerspruch zu einer Vielzahl der Primärquellen; ihr wird auch von zahlreichen anderen Autoren widersprochen.[16]
Geographie
→ Hauptartikel: Geographie der Ukraine
Satellitenkarte von Eurasien mit dunkelblauem Meer. Die grünen Flächen im Norden und die sandigen Flächen im Süden werden von einem türkisen Streifen in der Mitte abgegrenzt.
Der eurasische Steppengürtel, kultureller und ökonomischer Austauschkorridor der Menschheit
Blick vom Berg ins Tal mit klaren Wolken, die vom Horizont bis zum Berg reichen. Von der Mitte bis zur linken Seite des Fotos erstreckt sich eine Bucht, wo sich ein kleiner Ort mit weißen Gebäuden befindet. Der größte Teil der rechten Fotoecke zeigt den teils schneebedeckten, teils waldbedeckten Berg.
Das Krimgebirge ca. 1.200 m über dem Meeresspiegel
Kinburn-Halbinsel in der Oblast Mykolajiw
Etwa 95 % der Ukraine liegt auf dem Gebiet der Osteuropäischen Ebene, weshalb sie fast ausschließlich zu Osteuropa gezählt wird. Die restlichen 5 % zählen je nach Definition zu Mitteleuropa (die Karpaten und Lwiw) und Südosteuropa (Odessa und der Budschak).
Andere Landschaftsräume außerhalb der großen Ebene finden sich in der südlichen Westukraine, wo das Land Anteil an den Waldkarpaten und an der Pannonischen Ebene hat, sowie im äußersten Süden. Der höchste Berg des Landes ist die Howerla in der Tschornohora, die eine Höhe von 2061 m erreicht. Die höchste Erhebung der Krim ist der Roman Kosch mit 1545 Metern Höhe.
Auf dem zur osteuropäischen Ebene gehörenden Teil erstrecken sich insbesondere im Norden und Süden des Landes große Tiefländer (ukrainisch Низовина) wie etwa das Dneprtiefland und die Schwarzmeersenke. Das Gelände erreicht dort Höhen zwischen 0 und 200 m. Aufgrund der geringen Höhenunterschiede fließen die Flüsse dieses Gebiets sehr langsam. Im Bereich der Tiefländer gibt es insbesondere in der zentralukrainischen Oblast Poltawa kleinere Gas- und Erdölvorkommen, die aber für eine Eigenversorgung des Landes nicht ausreichend sind. Hoffnungen werden in die Erschließung von Feldern im Schwarzen Meer gesetzt.
Im zentralen Landesteil erstrecken sich von Westen nach Osten höherliegende Gebiete mit Geländehöhen zwischen 200 und 470 m (Kamula), die Platten (ukrainisch Височина) genannt werden. Zu diesen gehören etwa die Podolische Platte, das Dneprhochland oder die Donezplatte. Diese Platten bestehen überwiegend aus Gestein aus dem Erdaltertum, das durch die Entstehung des alpidischen Gebirgsgürtels in den letzten 10 Millionen Jahren wieder angehoben worden ist. Sie sind reich an Rohstoffen wie etwa Eisenerz und Kohle. Die größten Erzvorkommen finden sich im Krywbass um die Stadt Krywyj Rih im Westen der Oblast Dnipropetrowsk, während die Kohlelager sich überwiegend im Gebiet des Donezbeckens um die Stadt Donezk befinden. Die Platten sind von zahlreichen kleineren und größeren Flüssen durchschnitten, die sich teilweise tief ins Gelände eingeschnitten haben.
Der Nordwesten der Ukraine wird als Wolhynien bezeichnet.
Der geografische Mittelpunkt des Landes befindet sich in der Nähe der Siedlung Dobrowelytschkiwka in der Oblast Kirowohrad.
Österreichische Ingenieure kamen Ende des 19. Jahrhunderts zu dem Ergebnis, dass der geographische Mittelpunkt Europas im Dorf Dilowe in der Oblast Transkarpatien liege. Da es verschiedene Verfahren zur Berechnung des Mittelpunktes gibt und die Ostgrenzen Europas willkürlich und somit nicht eindeutig festgelegt sind, beanspruchen jedoch auch mehrere andere Orte den Titel für sich.
Klima und Böden
Kiew
Klimadiagramm
J F M A M J J A S O N D
48 -3-8
46 -1-7
39 4-2
48 145
53 2111
73 2414
88 2515
69 2414
47 1910
35 125
51 50
52 0-5
_ Temperatur (°C) _ Niederschlag (mm)
Quelle: Ukrainian Hydrometeorological Center, Daten: 1961–1990[21]
Abgesehen von den Berggebieten und den südwestlichen und südlichen Küstenregionen lässt sich die Ukraine hinsichtlich des Klimas, der Böden und der Vegetation in drei Großzonen gliedern. Im Nordwesten hat es Anteil an den Prypjatsumpfgebieten, die insbesondere durch frühere Gletschervorstöße aus Skandinavien während der Eiszeiten geprägt wurden. Hier finden sich die schlechtesten Böden des Landes. Hinzu kommt, dass diese Region besonders stark von der Nuklearkatastrophe von Tschernobyl 1986 betroffen ist. Das Gebiet erhält relativ viel Niederschlag (500–750 mm), die Sommer sind mild, mit Durchschnittstemperaturen im Monat Juli von 17 bis 19 °C.
An diese Zone schließt sich nach Süden und Südosten die sogenannte Waldsteppenzone an, in der ehemals bestehende Waldbestände aber überwiegend schon abgeholzt wurden. Hier befinden sich weit ausgedehnte Lössebenen, die im Eiszeitalter unter periglazialen Bedingungen entstanden sind. Aus dem Löß haben sich überwiegend sehr fruchtbare Schwarzerdeböden entwickelt, die zu den ertragreichsten der Welt gehören. Die Niederschlagsmengen liegen zwischen 350 und 400 mm, die Juli-Durchschnittstemperaturen bei 20 °C. Insgesamt bietet dieses Gebiet sehr gute Bedingungen für eine landwirtschaftliche Nutzung. Allerdings sind die Böden sehr erosionsanfällig, wenn sie, wie oft in Sowjetzeiten geschehen, falsch bestellt werden.
Im Südosten liegt die Steppenzone, die nur über relativ geringe Niederschläge von teilweise unter 250 mm im Jahr verfügt. Auch hier sind die Sommer relativ heiß mit Durchschnittstemperaturen im Juli von teilweise über 23 °C. Die fruchtbaren Schwarz- und Kastanienbraunerden dieses Gebietes konnten überwiegend erst ab Mitte des 20. Jahrhunderts in Wert gesetzt werden, nachdem durch den Bau von Staudämmen an den großen Flüssen ausgedehnte Bewässerungsanlagen entstanden waren (Siehe auch: Stauseen in der Ukraine).
Die Küstenregionen auf der Halbinsel Krim und im südwestlichen Bessarabien, dem Budschak, sind sehr fruchtbar und werden aufgrund der günstigen klimatischen Bedingungen mit milden Wintern insbesondere für den Obst- und Weinanbau genutzt.
Gewässer
→ Hauptartikel: Liste der Flüsse in der Ukraine
Von der rechten unteren Fotoecke bis zur Mitte erstreckt sich der Fluss. Daran schmiegt sich die Stadt halbkreisförmig von unten links nach rechts. Einige Schiffe und Fabriken sind links zu erkennen, in der Mitte befindet sich eine Autobrücke und in der Ferne sind Wolkenkratzer.
Dnepr in Kiew
Zu den zahlreichen Flüssen, die das Land durchkreuzen und fast alle ins Schwarze Meer münden, zählen der Pruth, der Dnister, der Südliche Bug, die Horyn (nach Norden in den Prypjat), die Desna und der Dnepr sowie der Siwerskyj Donez. Weitere kleinere Flüsse sind oft von versumpften Ufern mit Schilfbestand geprägt.
Im Westen bildet die Donau die 54 km kurze Grenze zwischen Rumänien und der Ukraine. Hier liegt auch der Jalpuhsee, der größte natürliche See der Ukraine. Von ihm nach Osten folgen im Land die Flusssysteme Pruth, Dnister, Südlicher Bug, Dnepr und Siwerskyj Donez.
Der Dnepr, ukrainisch Дніпро Dnipro, im Deutschen ist auch Dnjepr verbreitet, hat eine Länge von 2201 km. Er fließt durch Russland, Belarus und durch die Landesmitte der Ukraine. Er ist nach Wolga und Donau der drittlängste Fluss in Europa und auf rund 1700 km schiffbar. Danach hat auch die Landschaft den Namen: Dneprbecken. In der Ukraine ist er zu sechs künstlichen Seen (Fläche, Volumen) angestaut: Kiewer Meer (922 km², 3,73 km³), Kaniwer (582 km², 2,62 km³), Krementschuker (2.252 km², 13,5 km³), Kamjansker (567 km², 2,45 km³), Saporischja- (410 km² bei einer Länge von 65 bzw. mit Samara 85 km) und Kachowkaer Stausee (2.155 km², 18,2 km³). Die DniproHES-Staumauer bei Saporischschja war zur Zeit der Fertigstellung nach Hoover Dam und Wilson Dam das drittgrößte Wasserkraftwerk der Welt (fertiggestellt 1932; HES steht für ukrainisch Dniprowska HidroElektroStanzija).
Die 2782 km lange Südküste der Ukraine liegt am Schwarzen Meer und dessen nordöstlichem Nebenmeer, dem Asowschen Meer.
Die Straße von Kertsch, eine 40 km breite Meerenge, verbindet das Schwarze Meer mit dem Asowschen Meer und trennt die Halbinsel Krim von der Halbinsel Taman (Russland).
Über Polesien erstreckt sich mit einer Größe von 90.000 km² das größte Sumpfgebiet Europas.
Im Nordwesten des Landes liegt der Nationalpark Schazk mit dem Switjas-See.
Inseln und Halbinseln
Zu den Schwarzmeerinseln zählen Dscharylhatsch, Tusla und die Schlangeninsel (gehört seit 1948 der Ukraine) im Süden des Landes. Die mit Abstand bekannteste Halbinsel ist die Krim, die seit 1954 zur Ukraine gehört, seit 2014 aber von Russland beansprucht und faktisch kontrolliert wird – aus der Sicht des ukrainischen Staates und der großen Mehrheit der Generalversammlung der Vereinten Nationen zu Unrecht. Die Insel Chortyzja im Stadtgebiet von Saporischschja ist die größte Dnepr-Insel. Zahlreiche weitere Flussinseln des Dnepr befinden sich bei Kiew und in seinem Mündungsdelta am Schwarzen Meer.
Siehe auch: Liste ukrainischer Inseln
Farbfotografie mit Blick von einer Berghöhe hinunter ins Tal und über weitere Bergketten als Silhouetten im Hintergrund. Der Himmel ist sonnig und hellblau. Eine Alm im Vordergrund auf dem ein Pfad hinunter zu Bäumen und einer Hütte in der Bildmitte führt.
Die Landschaft in den ukrainischen Karpaten
Momentaufnahme von 6 Wildpferden, die von links nach rechts auf einer Wiese mit gelben Blumen galoppieren. Im Hintergrund sind Bäume zu erkennen und der Himmel ist blau.
Przewalski-Pferde in der Askanija-Nowa (Naturschutzgebiet)
Vegetation, Flora
In den Karpaten existieren die letzten warmgemäßigten Urwälder Europas. Sie zählen seit Juli 2007 zum Weltnaturerbe der UNESCO. Knapp 16 % der Fläche des Landes sind bewaldet (hauptsächlich mit Buchen, Kiefern, Birken, Espen, Eichen, Erlen, Eschen und Ahorn). Neben den Karpaten bilden das Dnepr-Bassin und das Prypjat-Bassin die wichtigsten Ökosysteme. Gurken, Tomaten, Paprika, Zwiebeln, Hülsenfrüchte und Auberginen sind das am häufigsten angebaute Gemüse. Zu den typischen Obstsorten zählen Trauben, Birnen, Melonen, Pfirsiche, Pflaumen und Aprikosen. Die wichtigste Nutzpflanze ist der Weizen. Neben ihm wird aber auch viel Roggen, Gerste, Kartoffeln, Mais und vor allem Buchweizen angebaut. Die Sonnenblume ist die Nationalpflanze.
Fauna
Neben der natürlichen Artenvielfalt gibt es Fasane, Kraniche und Pfauen. Zudem wurden im Naturschutzgebiet Askanija-Nowa auch Exoten wie der Afrikanische Strauß eingewildert. Auch kleine Affen leben dort. Zu den traditionellen Zuchttieren der Krim gehört das Kamel. In den Meeren um die Halbinsel sind einige Delfin- und Walarten beheimatet. Wasserschildkröten, Eidechsen und Schlangen sind im gesamten Land vertreten. Wisente, Wildschweine, Bären, Wölfe, Luchse, Hirsche und eingeschleppte Waschbären sind Waldbewohner und daher am häufigsten im Westen und Norden der Ukraine anzutreffen. In Askanija-Nowa gibt es über 100 Exemplare des vom Aussterben bedrohten Przewalski-Pferdes, das um 1900 aus der Mongolei nach Europa eingeführt wurde. Bis vor 200 Jahren lebte in der Ukraine der Tarpan in freier Wildbahn, bis er schließlich ausgerottet wurde. Weit verbreitet in der Ukraine war bis Anfang des 20. Jahrhunderts das Ukrainische Steppenrind.
Naturschutz
Nach schweren Umweltkatastrophen wie der Nuklearkatastrophe von Tschernobyl 1986 und dem Tankerunglück im Schwarzen Meer 2010 hat sich die Regierung zum Ziel gesetzt, Reformen für den Naturschutz durchzuführen. In der Ukraine gibt es 18 Nationalparks sowie die Ukrainische Naturschutzgesellschaft.
Durch den russischen Überfall 2022 wurde die Ukraine in Sachen Naturschutz weit zurückgeworfen (siehe auch Russischer Überfall auf die Ukraine 2022#Auswirkungen auf Umwelt und Klima).