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Hochschulen
Hauptgebäude der Universität Aarhus
Es werden fünf Arten von Hochschulen unterschieden: Universitäten, Hochschulen für Architektur und Kunst, Wirtschaftshochschulen, University Colleges, maritime Ausbildungseinrichtungen.
Die älteste und bekannteste Universität ist die Universität Kopenhagen, gegründet 1479. Sie ist über mehrere Orte verstreut wie andere dänische Hochschulen auch. Die Dänemarks Technische Universität folgte erst im Jahr 1829 in Kongens Lyngby. Im 20. Jahrhundert wurde der Hochschulsektor immer breiter ausgebaut:
Copenhagen Business School (1917) in Frederiksberg
Universität Aarhus (1928) in Aarhus
Universität Roskilde (1972) in Roskilde
Universität Aalborg (1974) in Aalborg
Syddansk Universitet (1998) in Odense
IT-Universität Kopenhagen (1999) in Kopenhagen
Selandia - Center for Erhvervsrettet Uddannelse in Slagelse
Daneben gibt es mehrere Kunst- und Musikhochschulen, z. B. die Königlich Dänische Kunstakademie (1754), Det Kongelige Danske Musikkonservatorium (1861).
Im Tertiären Bildungsbereich führen auch die University Colleges zu einem Hochschulabschluss. Er ist mit einem Abschluss an einer deutschen Fachhochschule zu vergleichen.
Alle dänischen Studiengänge unterliegen einem Numerus clausus, eine Zentralstelle vergibt die Studienplätze nach dem Notendurchschnitt (sogenanntes Kvote-1-Verfahren). Ferner wird ein gewisser Prozentsatz der Studienplätze nach Sozialkriterien vergeben, wobei man hier seine Chancen durch soziale Arbeit verbessern kann (sogenanntes Kvote-2-Verfahren). Ähnlich wie in Deutschland sind einige Fächer sehr überlaufen, so dass es schwer ist, einen Platz zu bekommen (zum Beispiel Medizin, Medienwissenschaften, Psychologie, Jura), während andere Fächer einen sehr niedrigen Schnitt verlangen, so dass dort jeder Bewerber aufgenommen wird.
Geschichte
→ Hauptartikel: Geschichte Dänemarks
Runenstein Gorm (Vorderseite) an der Kirche in Jelling
Genetische Untersuchungen deuten auf mehrere Migrationswellen in das heutige Dänemark: Während der Mittelsteinzeit zeigte sich im heutigen Dänemark eine genetische Homogenität unter Jägern und Sammlern, die hauptsächlich westeuropäischen Vorfahren zuzuordnen sind, über einen Zeitraum von etwa 4.500 Jahren.[45] Mit dem Beginn der Jungsteinzeit um 5.900 v. Chr. kam es durch die Ankunft von Bauern mit anatolischer Abstammung zu einem abrupten Bevölkerungswechsel, der diese Jäger und Sammler nahezu vollständig ersetzte.[45] Etwa 1.000 Jahre später führte eine zweite große Migrationswelle von Menschen mit Abstammung aus der osteuropäischen Steppe zu einer Bevölkerung, die den heutigen Dänen genetisch näher steht, und zur Entstehung der Einzelgrabkultur.[45]
Der Name „Dänen“ dürfte auf eine fränkische Grenzmark gegen die dänischen Könige, die sogenannte Dänische Mark, zurückzuführen sein. Seit einem 811 mit Karl dem Großen geschlossenen Vertrag bildete der Fluss Eider die dänische Südgrenze. Im 10. Jahrhundert vereinigte Gorm der Alte († um 950) die einzelnen Kleinkönigreiche unter seiner Herrschaft. Sein Sohn Harald Blauzahn nahm um 960 den christlichen Glauben an. Bis zum Tod Knuts des Großen im Jahre 1035 gelangen den dänischen Königen die Eroberung weiter Teile der britischen Inseln, Norwegens und der von 975 bis 1026 fränkischen Mark Schleswig zwischen Eider und Schlei. Damals war das dänische Haithabu der wichtigste Handelsort in Nordeuropa. Bis weit in das 11. Jahrhundert hinein wurden die Dänen ebenso wie Schweden und Norweger als Wikinger bezeichnet, die in ganz Europa Kolonien gründeten und Handel trieben, aber auch ganze Länder und Landstriche plünderten und Kriege führten.
Nach einer kurzen Phase der Schwäche begann mit Beginn der Herrschaftszeit von Waldemar I. ein erneuter Aufstieg. Große Teile der südlichen Küstenregionen der Ostsee, die zuvor von Elb- und Ostseeslawen besiedelt waren, fielen an Dänemark. In der 1219 vereinbarten Kooperation mit dem deutschen Schwertbrüderorden kamen sogar Livland, der Norden von Estland, in den Einflussbereich Dänemarks. Der Besitz dieser Gebiete war allerdings nicht von langer Dauer, nachdem eine Koalition von norddeutschen Landesherren aus der Schlacht bei Bornhöved im Jahr 1227 siegreich hervorging. Estland wurde 1346 an den Deutschen Orden verkauft und Dänemark musste die Vorherrschaft der Hanse in der Ostsee im Jahr 1370 anerkennen. Die dänischen Herrscher richteten ihren Blick nun nach Norden: 1397 wurden die drei nordischen Reiche Dänemark, Norwegen und Schweden in der Kalmarer Union vereint, die unter dänischer Vorherrschaft stand.[46][47] Der Verbund existierte bis zum Jahr 1523, als zuletzt Schweden seine Unabhängigkeit zurückerlangte (siehe Gustav I. Wasa).
Dänemark in der Frühen Neuzeit
Erik von Pommern wird zum König des vereinigten Nordens gekrönt, 17. Juni 1397
Bis ins 17. Jahrhundert hinein blieben die Auseinandersetzungen mit Schweden bestimmend, da beide Königreiche um die Oberherrschaft in Skandinavien und im baltischen Raum kämpften. Schonen, Blekinge und Halland (Teile des heutigen Schweden), also das eigentliche Stammland und Herkunftsgebiet der Dänen, fielen 1658 an Schweden, einzig die Insel Bornholm verblieb bei Dänemark. Die bis dahin zentral gelegene Hauptstadt Kopenhagen wurde so zu einem Grenzort. Das Geistesleben jener Zeit war von der Reformation bestimmt, die 1536 von Christian III. eingeführt wurde. Frederick III. ersetzte 1660/61 das bestehende Wahlkönigtum zugunsten einer Erbmonarchie.
Die Reformminister Johann Hartwig Ernst von Bernstorff, Johann Friedrich Struensee und Andreas Peter von Bernstorff modernisierten das Land zwischen 1751 und 1797 im Sinne der Aufklärung, wobei vor allem die Bauernbefreiung von 1788 bedeutsam war. Während der napoleonischen Zeit blieb Dänemark bis zur zweiten Seeschlacht von Kopenhagen (1807) neutral, kooperierte danach mit Frankreich und musste nach dessen Niedergang im Kieler Frieden vom 14. Januar 1814 Helgoland an Großbritannien und Norwegen an Schweden abtreten. Island, die Färöer, Grönland und Dänisch-Westindien (bis 1917) verblieben jedoch bei Dänemark.
Den Grundlovsgivende Rigsforsamling (Die Verfassungsgebende Versammlung am 23. Oktober 1848, Gemälde von Constantin Hansen)
Die Dänische Nationalbewegung und die Liberalen begannen in den 1830er Jahren an Macht zu gewinnen, und nach den europäischen Revolutionen von 1848/49 etablierte sich in Dänemark 1849 eine konstitutionelle Monarchie unter der Linie Glücksburg des Hauses Oldenburg: Es erhielt seine erste Verfassung. Eine wichtige Rolle spielte in dieser Zeit der bedeutende dänische Theologe, Pädagoge, Dichter und Politiker N. F. S. Grundtvig.
Erstürmung der Düppeler Schanzen
Die Ideen der Französischen Revolution hatten auch in Dänemark den Nationalgedanken gestärkt und damit den Gegensatz zwischen Dänen und Deutschen, die um den Süden von Jütland in Form des Herzogtums Schleswig (auch Süderjütland) konkurrierten. Dänemark unterlag schließlich im Deutsch-Dänischen Krieg Preußen und Österreich. Schleswig und Holstein wurden 1871 Teil des Deutschen Reiches. Diese Niederlage bewirkte tiefe Einschnitte in die Entwicklung der nationalen Identität Dänemarks. Hieran erinnert heute noch die nationale Gedenkstätte bei den Düppeler Schanzen, wo jedes Jahr am 18. April der Jahrestag der verlorenen Entscheidungsschlacht begangen wird. Die Außenpolitik der Nation nahm einen strikten Neutralitätskurs ein, wobei der große deutsche Nachbar nicht provoziert werden sollte. Diese Politik wurde im Prinzip bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs beibehalten. Das ging sehr weit. Bei einer wichtigen Abstimmung des Völkerbundsrates am 17. April 1935 gegen die deutsche Wiederbewaffnung enthielt sich Dänemark als einziger von 17 Staaten der Stimme.[48]
Im Ersten Weltkrieg blieb das Land neutral. 1920 fiel nach einer Volksabstimmung im nördlichen und mittleren Schleswig (dän. auch Sønderjylland/Süderjütland) dessen nördlicher Teil – Nordschleswig – an Dänemark. Der mittlere und südliche Teil – Südschleswig – blieb bei Deutschland. Die so gezogene Linie bildet noch heute den Grenzverlauf.
Obwohl sich Dänemark auch im Zweiten Weltkrieg neutral verhielt, wurde das Land am 9. April 1940 von Deutschland im Rahmen des Unternehmens Weserübung nahezu kampflos besetzt und blieb bis zum Ende des Weltkriegs unter deutscher Kontrolle. Als „Sternstunde des dänischen Widerstandes“ gilt die Verhinderung des Holocausts an den dänischen Juden.[49] Im Oktober 1943 kam es zu einer beispiellosen Tat, der Rettung der dänischen Juden. Allerdings traten etwa 6000 Dänen der Waffen-SS bei und kämpften bis zum Kriegsende auf deutscher Seite. Etwa 25 % dieser dänischen Freiwilligen kamen aus den Reihen der deutschen Minderheit in Nordschleswig. Am 4. Mai 1945 ergaben sich die deutschen Truppen in Dänemark Feldmarschall Montgomery.[50] Nach dem Zweiten Weltkrieg verhungerten in dänischen Internierungslagern mehrere zehntausend deutsche Flüchtlinge. Insgesamt starben mehr Deutsche durch Hunger in dänischen Lagern als Dänen insgesamt im Zweiten Weltkrieg. Es hatten sowohl der dänische Ärzteverband als auch das dänische Rote Kreuz jegliche Hilfe für Deutsche abgelehnt. So starben rund 80 % der nach Dänemark gelangten deutschen Kleinkinder.[51]
Öffentliche Proteste gegen die Karikaturen in Paris am 11. Februar 2006
Nach der Befreiung 1945 war Dänemark Mitbegründer der UNO, der NATO (1949), des Europarats (1949) sowie des Nordischen Rates (1952). 1960 trat es der EFTA bei, aber nach einem Referendum am 2. Oktober 1972 wechselte Dänemark am 1. Januar 1973 zur EG.[52] Die Volksabstimmung über den Vertrag von Maastricht, der die EG zur EU umwandelte, brachte erst im zweiten Anlauf 1993 ein positives Votum, der Beitritt zur Eurozone scheiterte nach einer Abstimmung 2000.
Internationales Aufsehen erregten die Mohammed-Karikaturen, die die Zeitung Jyllands-Posten am 30. September 2005 abdruckte. Sie lösten vor allem in Staaten der islamischen Welt anti-dänische bzw. anti-westliche Proteste aus.
Von 1686 bis zuletzt am 5. Mai 2023 war der Store bededag („großer Gebetstag“, am vierten Freitag nach Ostern) gesetzlich als Feiertag arbeitsfrei.[53]
Siehe auch: Liste der Könige Dänemarks und Dänische Kolonien
Siehe auch: Liste der Kriege und Schlachten Dänemarks
Siehe auch: Danegeld
Politik
Streng bewacht sind die dänischen Kronjuwelen, darunter die Krone Christians IV., als Symbole der Monarchie im Schloss Rosenborg ausgestellt.
Staatsoberhaupt
Nach 1848 hat sich Dänemark zu einer konstitutionellen Monarchie entwickelt. 1901 setzte sich das parlamentarische Prinzip durch, das aber erst 1953 verfassungsrechtlich im dänischen Grundgesetz verankert wurde.[54] Seit dieser Verfassungsänderung ist auch eine weibliche Thronfolge möglich.[55]
Der König Frederik X. ist das Staatsoberhaupt. Verfassungsrechtlich liegt die ausführende Gewalt in seiner Hand. Doch wird die „Verfassungswirklichkeit – ganz zu schweigen von der politischen Wirklichkeit – […] von der geschriebenen Verfassung […] nur unvollständig erfaßt“.[54]
Dänemark ist eine parlamentarische Monarchie, in der der König fast ausschließlich repräsentative und staatsnotarielle Funktionen wahrnimmt. Er ernennt und entlässt den Regierungschef und dessen Minister, kann das Parlament auflösen und unterzeichnet Gesetze.[56]
Exekutive
Die amtierende dänische Ministerpräsidentin Mette Frederiksen (A)
In der Praxis wird die Exekutive vom Kabinett ausgeübt, das vom Ministerpräsidenten (dänisch statsminister) geleitet wird. Dieser wird nach Konsultationen der politischen Parteien vom Regenten ernannt. Voraussetzung dafür ist, dass der Regierungschef keine offensichtliche Mehrheit im Parlament gegen sich hat. Dieser Negative Parlamentarismus bestimmt das dänische Verfassungsleben seit 1901.
Von 2001 bis 2011 wurde Dänemark von einer Minderheitsregierung aus liberaler Venstre und Konservativer Volkspartei unter Duldung der Dänischen Volkspartei geführt. Bei der Parlamentswahl am 15. September 2011 konnten die Mitte-links-Parteien eine Mehrheit erobern. Ministerpräsidentin Helle Thorning-Schmidt (Sozialdemokraten) bildete eine Minderheitsregierung aus Sozialdemokraten, Volkssozialisten und Sozialliberalen. Sie setzte auf eine enge Zusammenarbeit mit der linken Einheitsliste, um ihre parlamentarische Mehrheit zu sichern. Ende Januar 2014 schieden die Volkssozialisten aus der Koalition aus, sie unterstützten aber Thorning-Schmidts zweite Regierung. 2015 folgte eine Minderheitsregierung der Liberalen Partei, die zuvor nur 19 Prozent der Parlamentssitze hatte erringen können.
Zwischen der Wahl 2019 und der 2022 führte die Sozialdemokratische Partei mit anderen Parteien des roten Blocks eine Minderheitsregierung.
Siehe auch: Liste der Regierungen Dänemarks, Liste der dänischen Regierungschefs und Liste der Ministerien in Dänemark
Legislative
→ Hauptartikel: Folketing
Schloss Christiansborg, Sitz des dänischen Parlaments
Sitzverteilung nach der Folketingswahl 2022 (vorläufiges Endergebnis)
9
15
50
6
7
4
16
14
23
10
14
5
6
9 15 50 6 7 4 16 14 23 10 14 5 6
Insgesamt 179 Sitze