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1,200,579,360 | Annabel_Dillig | http://www.neon.de/user/Annabel_Dillig | Liebe braucht Eifersucht | EIFERSUCHT ruiniert Beziehungen und ist nicht vereinbar mit der modernen Welt. Doch in der richtigen Dosis verabreicht, kann sie eine Liebe retten. | http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/liebe/liebe-braucht-eifersucht/684646 | https://web.archive.org/web/20120715233433/http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/liebe/liebe-braucht-eifersucht/684646 | fuehlen | liebe | 684,646 |
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0 | kaiwai | http://www.neon.de/user/kaiwai | The American Way of Life | Was wirklich in den USA passiert, und was das Geschehene wirklich für eines der mächtigsten Länder der Welt bedeutet, wissen nur die Wenigsten. | Amerika. Vom Tellerwäscher zum Millionär, mit dem Motorrad über den Highway, der Broadway, in Hollywood mit den Promis Kaffee trinken.
Amerika. Armut, Rassismus, Arbeitslosigkeit, Umweltverschmutzung, politische Diskussionen, Terrorangst, Kriegsopfer.
Die USA sind gespalten. Der Glaube an die „Declaration of Independence“ schwächelt, der „American Dream“ beginnt einen Krieg mit der Realität. Oder doch mit dem Irak? Wenn man momentan mit einem Kreuzer in Manhattan einläuft, sieht man nicht nur die Freiheitsstatue, sondern auch ein großes Fragezeichen über dem Kopf der Friedensgöttin, die eigentlich die Einig- und Unabhängigkeit der amerikanischen Bürger des achtzehnten Jahrhunderts vollenden sollte. Zwei Symbole, die Amerika wie aus dem Gesicht geschnitten zu sein scheinen.
Letztes Jahr im November wurde der Kongress, also die Volksvertretung gewählt. Seit zwölf Jahren nun hatten die Republikaner, neben den Demokraten die stärkste und einflussreichste Partei, die Mehrheit im Senat, einer von zwei Sparten des Kongresses. Doch auf einmal ist das Volk unzufrieden mit der Politik von Präsident Bush, die Republikaner verabschieden sich von der Macht, während die Demokraten ihren Sieg feiern. Doch was heißt das eigentlich für Amerika? Bush ist nun im siebten Jahr seiner Amtszeit, eine republikanische Regierung, beispielsweise „verantwortlich“ für den Irak-Krieg. Da der Senat mehrheitlich republikanisch war, hatte George Bush Junior nicht großartig zu befürchten, den Irak militärisch nicht unterstützen zu dürfen.
Und jetzt? Die Demokraten sind alles andere als zufrieden mit der Lage im vermeintlichen Feindesgebiet Irak. Anstatt den Kurs laut Rumsfeld zu behalten, plädieren sie für einen Wechsel, eine Änderung des „Schlachtplans“. Nun haben sie auch die Möglichkeit dazu, denn neben der Verantwortung, die sie vom Volk übertragen bekommen haben, ist der Senat auch dazu befugt, sich die Arbeit des Präsidenten mal genauer vorzunehmen. Folglich ein sehr schwerer Schlag für die Republikaner, die sich in ihrer Eitelkeit mehr als verletzt fühlen müssen. Aber sie haben doch mehr als zwölf Jahre durchgehalten? Was ist mit dem amerikanischen Volk passiert? Warum lästert die ganze Welt über Bush?
Liegt es an der steigenden Arbeitslosenquote? Für 2007 wird diese nämlich auf knapp 5 Prozent geschätzt, im Dezember lag sie bei 4,4 Prozent. Ein kleiner, aber bedeutender Unterschied. Oder an den widersprüchlichen Aussagen von Bush selbst? Es ist ja schön, dass ein Präsident vorgibt, christlich zu sein. Doch als christlicher Gouverneur in Texas für mehr als hundert Hinrichtungen verantwortlich zu sein, lässt den gebildeten Bürger munkeln. Und die Tatsache, dass er seine Truppen im Irak stationiert lässt, obwohl sie immer noch in New Orleans gebraucht werden (Stichwort Katrina) fließt sicherlich auch in das Urteilsvermögen so mancher wahlberechtigter Amerikaner ein. Nebenbei hat er mit der zu knapp bemessenen Hilfe für die meist farbigen Bürger von Louisiana einen Streit über Rassendiskriminierung ausgelöst.
Während Bush also noch nie in seinem Leben ein Kriegsfeld von Nahem gesehen hat, lässt er seine Männer für ihn kämpfen. Ob er wohl weiß, dass sein Land währenddessen immer mehr in die Schuldenfalle rutscht?
Am 9.11., einen Tag nach den Senats- und Repräsentantenwahlen gab sich auch noch der Verteidigungsminister geschlagen. Donald Rumsfeld trat zurück, ebenfalls ein Stich in das nur noch langsam schlagende Herz der Republikaner, die Demokraten begannen Blut zu lecken. Robert Gates wird mehrere Wochen später den Posten des Ministers übernehmen, der unter anderem für militärische Einsätze verantwortlich ist. Ein erster Schritt auf dem Weg zum Spurwechsel im Irak, den Gates auch sofort vorzieht.
Die Kongresswahlen 2006 sind ein „zweiter erster Schritt“ in Richtung 2008 gewesen. Denn dann wird ein neuer Präsident gewählt, Bush wird seinen Namen vom Eingang des weißen Hauses wohl oder übel entfernen müssen. Macht er vielleicht Platz für Hillary Clinton? Eine reiche, aber teilweise stark kritisierte Frau? Oder Barack Obama, den von der amerikanischen Presse betitelten „schwarzen Kennedy“?
Nun bleibt die Frage stehen: Geht Amerika den sicheren Weg, und verlässt sich auf die traditionelle Intuition, indem es wieder einen weißen Mann wählt - sei er nun Republikaner oder Demokrat? Oder ist Amerika bereit für die erste Frau oder den ersten Schwarzen im Weißen Haus? Eigentlich ist es ja gar keine Frage der Hautfarbe, sondern der Qualität, und davon hat Barack Obama so einige. Er kann überraschen. So überrascht er die Menschen mit seinem vollen Namen: Barack Hossein Obama, mit dem Satz „I did inhale it, that´s the point“, der sich bestimmt nicht auf eine Wasserpfeife bezieht und vor allem mit seiner Meinung. Die Kernaussage ist nämlich im Gegensatz zu der von Hillary Clinton von Anfang an gleich geblieben: „Im Irak muss was passieren! So kann es nicht weitergehen. Die republikanische Taktik ist falsch.“
Außerdem ist er ziemlich mutig, denn er spricht während seiner Reden von der Unabhängigkeitserklärung. Was ist da los? Weiß man überhaupt noch im Weißen Haus, was das ist? Jetzt bestimmt, dafür sorgt Mister Obama schon. Das Volk freuts, wie stolz sind doch die Amerikaner auf ihre Vergangenheit. Dass sie die Vorfahren des schwarzen Politikers, der diesen Stolz in ihnen weckt, vor zweihundert Jahren noch das Geschirr spülen ließen, passt hier wohl nicht ins Bild. Aber was solls, Barack Obama scheint die Antworten zu geben, die die Amerikaner momentan hören möchten. Hillary Clinton hat zwar das Geld und die Kontakte, es bis nach ganz oben zu schaffen, aber letztendlich entscheidet doch das Volk. Ein Volk, dass müde ist von all den Versprechungen, die Bush immer wieder machte. Menschen, die auf ihr Land wieder stolz sein möchten. Bürger mit dem Drang etwas zu verändern, wieder das amerikanische Gefühl leben zu können. The american way of life.
"Wichtige Links zu diesem Text"
http://archiv.c6-magazin.de/06/news/?neuigkeit=1905 | http://www.neon.de:80/artikel/sehen/politik/the-american-way-of-life/649135 | https://web.archive.org/web/20160601011222/http://www.neon.de:80/artikel/sehen/politik/the-american-way-of-life/649135 | sehen | politik | 649,135 |
1,541,444,880 | cirangle | http://www.neon.de/user/cirangle | mea culpa | Eine Momentaufnahme des plötzlichen Verlustes und dem lähmenden Gefühl der Schuld | Ein Tag im Januar, spät am Abend auf dem Weg nach Hause genoss ich den Spaziergang und die Fährfahrt auf die andere Elbseite. Ursprünglich war ich für die Nachtbereitschaft des Kriseninterventionsteams geplant, musste diese aber wegen des ungeplanten Frühdienstes am nächsten Tag absagen. Zu Hause angekommen setzte ich mich auf das Sofa, überlegte ob ich direkt ins Bett gehen sollte oder noch einen Moment wach bleibe. Die Uhr zeigte ein paar Minuten nach 9, und entschied mich für Letzteres.
Einige Minuten später hörte ich dumpfe, knallende Geräusche aus der Nachbarwohnung, war im ersten Moment aber nicht beunruhigt. Das änderte sich in Sekundenbruchteilen.
Lautes Rufen, anschließendes Klopfen und Klingeln an meiner Tür. Ich öffnete die Tür und sah meine gleichaltrige Nachbarin vor mir stehen, panisch und total aufgelöst.
"
Mein Freund krampft. Hilf mir!
"
Das Adrenalin schoß in meinen Kreislauf, ich lief ihr hinterher, durch das Wohnzimmer zur Küche, und sah ihn auf dem Boden liegen. Leblos mit grauer Gesichtsfarbe. Ich sah einen sterbenden Menschen vor mir.
Trotz des privaten Umfelds und meiner fehlenden, schützenden "Uniform" war mein Kopf auf Rationalität ausgerichtet, glasklar und ruhig, als würde ich dem Schauspiel nur zusehen. Ich sah wie Tina* versuchte mit ihrem Handy den Notruf abzusetzen, gleichzeitig aber nicht wusste was sie überhaupt tun sollte.
"
Tina, fang an zu drücken, ich rufe an!
"
Ich wählte die 112, lief gleichzeitig im Treppenhaus zwei Stockwerke höher um andere Nachbarn dazu zu holen. Am anderen Ende der Leitung meldete ich mich nahezu förmlich, berichtete von der Situation mit Fachbegriffen, ich war zu 100% in meiner beruflichen Rolle. Jede meiner Handlungen folgte nun einem inneren Leitfaden, und lief wieder zurück zu Tina, übernahm die Herzdruckmassage, während ich sie bat die Beatmung zu übernehmen. In meiner Erinnerung brauchte der Rettungsdienst ewig, ich drückte und drückte. Dann waren die erlösenden Sirenen endlich zu hören, und als die Rettungskräfte in der Wohnung eintrafen, bat ich sofort um eine Ablösung. Inzwischen war ich seit 10 Minuten am reanimieren.
Schlagartig war der Raum voller Menschen, eine technische Reanimationshilfe, der LUCAS, wurde auf den Brustkorb von Stefan* geschnallt und umgehend in Gang setzt. Verpackungen von Spritzen und Flexülen flogen, das Piepen des Defibrillators. Ich blickte in Richtung des Notarztes in dem Moment, als er den Kopf hob, unsere Blicke trafen sich, doch er schüttelte nur den Kopf. Wenn ein 27jähriger Mensch reanimiert wird ist das Aufhören sehr schwer, es wird gekämpft, jede Möglichkeit der Behandlung in Betracht gezogen. Er telefonierte mit einem naheliegenden Krankenhaus, gab wenig später das Signal zum Verlegen von Stefan in eben diese Klinik. Er wurde auf eine Trage gepackt, seine Hände an seitlichen Griffen des LUCAS platziert, als würde er sich selbst wiederbeleben. Dieses skurrile Bild werde ich nie vergessen.
Die Tür fiel ins Schloss, schlagartig war da Stille. Und ließ mein klares Kopfgefühl gegen eine Wand fahren, jetzt setzte das emotionale Denken ein. Was war da gerade passiert? Ich fühlte mich schutzlos, und konnte nicht wie im klinischen Alltag meine Arbeitskleidung abstreifen, und die Tür hinter mir ins Schloss fallen lassen.
Ich blieb für einen Moment bei Tina, fragte sie, ob es jemanden gibt, der zu ihr kommen kann, um sie zu unterstützen und ins Krankenhaus zu begleiten. Sie bejahte dies. Ich verabschiedete mich und signalisierte ihr, dass sie sich natürlich jederzeit melden kann.
Mein Bauchgefühl wusste, dass es Stefan nicht schaffen würde, aber ein Funke Hoffnung setzte sich dennoch fest, bis zu dem Punkt an dem man die Endgültigkeit einer Tatsache erfährt und mit den Sinnen erleben muss. Die folgenden Stunden fand ich keinen Schlaf, ich war hellwach, das Erlebte wirbelt und wirbelte, und auch im darauffolgendem Frühdienst erlebte ich mich ferngesteuert, immer wieder schweiften meine Gedanken ab. Ich wollte das Erlebte teilen, erzählte es meiner Oberärztin und anderen Kollegen.
Als ich nach Hause kam traf ich wieder auf Tina, ich nahm sie in den Arm und sie flüsterte, dass er es nicht geschafft hat.
Ich warf ihr meine Nummer in den Briefkasten, woraufhin ein paar Tage später ein Brief von ihr folgte. Sie erzählte mir von der Vorgeschichte, dass Stefan im Vorfeld unspezifische Symptome eines Herzinfarktes zeigte, aber eine unglückliche Verkettung dazu führte, dass diese nicht weiter hinterfragt wurden. Hätte man ihn retten können, oder war es einfach seine Zeit zu gehen? Das schwere Gefühl von Schuld stand massiv im Raum.
Fragen, die Angehörige in dem Trauerprozess immer wieder begleitet und die Verarbeitung erschwert: Hätte ich mehr tun können, hätte es eine bestimmte Aktivität von mir das Geschehene verhindert? Hätte ich meiner inneren Stimme mehr Gehör verschaffen sollen, aber dafür vielleicht eine Entscheidung meines Angehörigen übergehen müssen? Und auch ich habe mir oft die Frage gestellt, ob ich hätte mehr Präsenz für Tina zeigen sollen, ob ich hätte da bleiben sollen um sie ins Herzzentrum zu begleiten, oder zumindest zu warten, bis eine Freundin ihrerseits da ist, und nicht einfach mit den Worten zu gehen "Melde dich wenn du was brauchst!" Denn woher sollte sie wissen, was sie gerade braucht?
"
Ich fühle mich schuldig!"
Dieser Satz, welcher der überwiegenden Zahl aller Hinterbliebenen gemein ist, die Fragezeichen, der gedankliche Kreisverkehr ohne sichtbare Ausfahrten. Besonders schwer zeigt sich das bei plötzlichen Todesfällen und Suiziden, und für die Begleitung ist es essentiell diese Gefühle wahr und ernst zu nehmen, hinzuhören was zwischen den Zeilen steht. Im Nachgang hatte ich noch Konversationen mit Tina, in denen deutlich wurde, dass sich die Vorwürfe besonders gegen sich selbst richteten, darauf konzentrieren zu glauben in ihrer beruflichen Rolle als Krankenschwester in dieser Situation versagt zu haben, sich selbst zu verurteilen und sich das nicht verzeihen zu können, so kopflos gewesen zu sein. Dass das eine völlig physiologische Stressreaktion auf eine lebensbedrohliche Situation ist versteht der Kopf. Aber das Herz fühlt etwas anderes, und es ist ungemein wichtig dies ernst zu nehmen, damit Trauer nicht zum Trauma wird.
Das Signal zu geben "Ich bin da und höre dir zu, ohne Wertung oder Leugnung deiner Gefühle!" ist essentiell, es hilft. Doch ich habe das Gefühl, dass diese Form der Zuwendung noch in den Kinderschuhen steckt und wir als Gesellschaft das wieder neu erlernen müssen.
Trauer, und die damit verbundenen vielfältigen Emotionen, lässt sich nicht ausknipsen, wird sich nicht in Luft auflösen. Mit den Jahren verändern die Gefühle ihre Form, werden unscharf und begleiten wie ein Schatten das weitere Leben, aber mit Hilfe des Austausches und dem Gefühl nicht alleine zu sein, aktives Zuhören und bewusster Wahrnehmung von außen, ist es möglich sich einzurichten, um das Schild am Rand des Weges wieder sichtbar werden zu lassen: "Den Kreisverkehr an der zweiten Ausfahrt verlassen."
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*Die Namen wurden aus datenschutzrechtlichen Gründen geändert.
Tags: Tod, Trauer | http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/psychologie/mea-culpa/1714075 | https://web.archive.org/web/20181109184516/http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/psychologie/mea-culpa/1714075 | fuehlen | psychologie | 1,714,075 |
1,382,990,460 | blue_valentine | http://www.neon.de/user/blue_valentine | Du fickst sie seit 8 Wochen | Wir kennen uns seit dem Kindergarten
Ich liebe dich seit 8 Wochen
Ich hasse mich seit gestern dafür | Wir kennen uns
seit dem Kindergarten
Ich liebe dich seit 8 Wochen
Ich hasse mich seit gestern dafür
War verblendet durch die Aufmerksamkeit, die du mir, wann immer ich zurück in unseren Heimatort
kehrte, schenktest. Fühlte mich machtlos und habe es genossen, mich fallen zu
lassen.
So konntest
du mir den roten Faden klauen, ohne welchen ich mich in deiner Welt aus Zärtlichkeit
und Zuneigung
jedes Wochenende aufs Neue
verloren habe.
Ahnungslos bin ich so wochenlang von meinem Verstand davon gelaufen,
bis du eines Morgens duschen gehst, doch dein iphone bleibt neben mir im Bett
liegen.
Eine eintreffende Nachricht weckt mein Interesse.
Sie schreibt: ,,Kommst du heute Abend noch zu mir? Vermisse dich schon jetzt.“ Nach
kurzem lesen wird klar; sie meint:“ Ich will, dass du mich wieder vögelst.“
Es wird auch klar: du bist in naher Vergangenheit mehr als bereit gewesen, ihr
diesen Wunsch zu erfüllen.
Mein Körper bebt
unter kalten Schauern.
Das Unwohlsein nistet sich nun in meinem Magen ein und frisst all die
Schmetterlinge, die ich noch vor Minuten dort wegen dir flattern spürte.
Wortlos verlasse
ich den Schauplatz meiner Demütigung.
Du fickst sie
seit 8 Wochen. | http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/sex/du-fickst-sie-seit-8-wochen/1079630 | https://web.archive.org/web/20150111104337/http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/sex/du-fickst-sie-seit-8-wochen/1079630 | fuehlen | sex | 1,079,630 |
1,370,200,980 | to_the_sea | http://www.neon.de/user/to_the_sea | Statt Amoklauf | Eine unübersichtliche Hasstirade über die nicht so hellen Kerzen. Oder: Das, was ich mir unter einem Shitstorm vorstelle. | "Wir müssen alle erwachsen werden."
Was für eine flache Floskel ist das bitte? Ebenso aussagekräftig wie
"Ja, so ist das." ,
"Da machst du nichts.",
"So ist das Leben."
und noch tausend andere leere, bedeutungslose Füllsätze.
Erwachsenwerden kann alles bedeuten. Bei den meisten bezeichnet es die Degenerierung zu einem eingefahrenen, vermeintlich rationalen, spießigen Wichtigtuer.
"Also ich kann damit ja gar nichts anfangen",
"Jedem das Seine, aber ich mache sowas nicht".
So ist das Leben. Man sucht sich also einen Standpunkt, eine Einstellung, einen Lifestyle, wenn du so willst, und verteidigt ihn - nicht bis aufs Blut, eher in einer rational-erwachsenen Art und Weise.
Diskussionen nur bis Wortgefechtsstufe 1, danach Floskel.
"Jeder, wie er will."
"Leben und leben lassen."
Wo bleibt das Feuer? Bedeutet erwachsenwerden nicht eigentlich Verantwortung zu übernehmen?
Mit "Ja, so ist das" und "Da machst du nichts" übernimmt man rein gar nichts. In Gesprächen führen solche Kommentare dazu, dass man gleich selber wieder etwas sagen darf. Auf "Jedem Seins" passt hervorragend ein "...aber iiiiiich", "...aber Du, letztens ist mir ..." oder wahlweise eine kurze Pause und "Hab ich Dir schon erzählt...".Ja ja.
Wer solche Floskeln spricht, übernimmt keine Verantwortung.
Er übernimmt noch nicht einmal die Zuhörerrolle, die in einem Gespräch MIT Inhalt doch so wichtig wäre. "Ach, echt?" Kopfschütteln.
Vom Wohnzimmer über das Büro und den Stammtisch hinaus in die Welt! In Syrien herrscht Krieg? "... da steckst du nicht drin."
Griechenland ist pleite, in Spanien gibt es 56 % Jugendarbeitslosigkeit? Joar... "So ist das Leben! Ich hab ja einen sicheren Job."
China und die USA verpesten den Planeten? "Jedem das Seine. Leben und leben lassen."
Verantwortung - am besten auch lassen.
Jetzt ein argentinisches Rumpsteak mit Speck, für den Welthunger.
Wer braucht Getreidefelder, wenn es Viehweiden sein können. Fleisch ist ja gesund! Und Bio-Sprit ebenfalls. Dann halt mal ein höherer Getreidepreis für die Ärmsten der Welt, da machst du nichts.
Wenn ich jetzt etwas alleine anders mache, bringt das doch eh nichts.
Ich bin erwachsen, ich kann machen, was ich will. Und wenn ich Fleisch will und Äpfel aus Neuseeland und Erdbeeren im Dezember, dann ist das halt so.
Jedem das Seine und vor allem mir das Meine!
Ihr fuckt mich alle ab.
Kollektive Dummheit. Lebenskurzsichtigkeit. chronischer Verantwortungsmangel und Vernunftsdefizitsyndrom. Dauerpassivität. Akuter Egoismus.
Die Volkskrankheiten von heute.
Aber wie hat schon Darwin gesagt: Die Art mit den meisten Facebooklikes wird bestehen!
Tags: Shitstorm, Fleisch essen, So ist das, Zukunft, Bio-Sprit, Zweifel | http://www.neon.de:80/artikel/sehen/gesellschaft/statt-amoklauf/1029518 | https://web.archive.org/web/20131206210951/http://www.neon.de:80/artikel/sehen/gesellschaft/statt-amoklauf/1029518 | sehen | gesellschaft | 1,029,518 |
1,371,638,400 | Matesino | http://www.neon.de/user/Matesino | Heute ist dein Glückstag vielleicht | Das ultimative Horoskop für jeden. Egal, welches Sternzeichen, egal welcher Tag, trifft garantiert immer zu. Oder fast vielleicht. | Glückskeksfan aufgepasst. Die Sterne meinen es heute extrem gut mit dir. Du als extrovertierter Mensch voller Tatendrang, der auch mal introvertiert ist und eine ruhige Kugel schiebt oder auch umgekehrt könntest davon richtig profitieren.
Lege bewusst einen Gang zu und trete gleichzeitig auf die Bremse. Wenn du beides tust, fährst du am Besten. Konstant gleichmäßig auf der Stelle. Denn Gewohnheit ist prima, Veränderung aber auch.
Atme regelmäßig ein und aus, sonst wirst du bewusstlos und fällst wegen Sauerstoffmangel um. Das wäre schade. Und doof zugleich.
Vergiss niemals bei Hunger und Durst ausreichend zu essen und zu trinken, sonst ist es aus. Vielleicht für immer. Steh dann auf und folge einfach dem Licht am anderen Ende. Mal schauen, was passiert.
Achte heute besonders auf deine Gesundheit, sonst wirst du womöglich krank. Versuche das zu vermeiden, indem du erspürst, was dir gut tut und was dir schadet. Manchmal hilft aber auch das nicht. Dann bette zu dem Gott deiner Wahl.
Lass ruhig mal die Gefühle aus dem Spiel und dein Köpfchen walten. Vergesse dabei aber nicht auf dein Herz zu hören und deinen Verstand auszuschalten. So hörst du bestimmt auf beides und auf gar nichts zugleich. Das ist super. Denn damit liegst du immer goldrichtig. Wahrscheinlich.
Setze dir hohe, niedrige und keine Ziele, so erreichst du auf jeden Fall das ein oder andere. Oder eben auch nicht. Schwer zu sagen, wenn alles so wage bleibt.
Bleibe stur und gebe nach. Mache Kompromisse auf deinem eigenen Weg. Denn wenn du nicht zufällig auf dem Standstreifen stehst, bist du heute auf der Überholspur. Und andersherum.
Am Abend wartet eine große Überraschung auf dich. Oder auch nicht. Je nachdem. In der Nacht wird es dunkel, in der Früh wieder hell. Morgen scheint die Sonne und es ist warm. Oder es regnet und ist kalt. Egal, wie es wird, du redest garantiert einmal am Tag mit jemandem über das Wetter. Aber das macht nichts. Das kann jedem mal passieren.
Bei Harndrang oder Völlegefühl, setz dich aufs Töpfchen. Verwende dabei mindestens 3-lagiges Klopapier, damit alles schön sauber wird. Und nimm was zu lesen mit, damit du deine kostbare Lebenszeit nicht unnötig vergeudest. Denn das würdest du als typischer WidderStierSteinbockSchützeWaageJungfrauLöweFischZwillingSkorpionKrebsWassermann niemals machen, oder?
In diesem Sinne, alles Gute und viel Glück. Die Sterne meinen es heute wirklich besonders gut mit dir. Aber nur, wenn du auch wirklich daran glaubst. Und wenn du wissen willst, was dir morgen bevor steht, lies den Text einfach noch mal von vorne.
matysplanet.com
Tags: Sternzeichen, Horoskop, Glückstag | http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/psychologie/heute-ist-dein-glueckstag-vielleicht/1034666 | https://web.archive.org/web/20130630020444/http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/psychologie/heute-ist-dein-glueckstag-vielleicht/1034666 | fuehlen | psychologie | 1,034,666 |
1,345,708,500 | mo_chroi | http://www.neon.de/user/mo_chroi | Nicht allein | Lenore kauerte im Dunkeln unter dem
Haus ihrer Eltern, die bereits den anderen zum Opfer gefallen waren. Das
kleine Mädchen hatte keine andere Zuflucht, als im kalten Nichts
unter den Dielen. Es war der einzige Platz, der nicht von Menschen
überschwemmt war. Sie lag dort im Staub und sah nackte Füße an der
Verblendung vorbei huschen. Sie hielt sich selbst den Mund zu, um zu
verhindern, dass irgendjemand sie wahrnahm. Seit Stunden lag sie so
da, kein Lebenszeichen von sich gebend. Lenore dachte darüber nach,
was sie jetzt tun könnte, aber es fiel ihr nichts weiter ein, als
abzuwarten bis die anderen gegangen waren. Langsam fing sie an zu
dösen.
Damals, vor gut zwanzig Jahren,
erwarteten die Menschen den Untergang. Nicht alle und einige hätten
es auch nie zugegeben, aber der Gros der Menschheit glaubte, dass am
einundzwanzigsten Dezember des Jahres zweitausendundzwölf die Welt
enden würde, so wie man sie kannte. Befragte man die Leute konnten
sie nicht wirklich genau sagen, was damit gemeint war: das Ende der
Welt. Einige entwarfen furchtbare Schreckensszenarien, in denen Berge
von einem Kontinent zum nächsten wanderten und die Meere weit über
Ländereien wuchsen. Es war von Chaos die Rede, von schlussendlich
offener Missgunst seinem Nächsten gegenüber, von Tod und Teufel.
Doch der Untergang kam nicht. Nur die
Angst davor war weit gestreut in den Köpfen der Leute. Die Angst
davor, nicht alles gehabt und alles gelebt zu haben, trieb die
Menschen zu einer erhöhten Maßlosigkeit. Es wurde geplündert, es
wurde gefressen, es wurde gefickt. Und dann passierte: Nichts.
Die Menschheit wuchs unter den
gebärenden Frauen, Müttern, Schwestern und Töchtern. Bald reichten
die Schulen zur Ausbildung nicht mehr, die meisten Nachkommen wurden
Zuhause gelassen und wuchsen in einer Bildungsarmut nie gekannten Maßes
auf. Die Arbeit wurden rar und die Wirtschaft brach irgendwann
zusammen, weil es kein Angebot mehr gab, um die Nachfrage zu
befriedigen. Chaos schlug gleich einem hilflosen, unwissenden Kind um
sich.
Die Ernten blieben aus, da das Getreide
nieder getrampelt und die Früchte, aufgrund knurrender Mägen, zu
früh gepflückt wurden. Ganze Kuhherden wurden gerissen, als wären
Wölfe am Werk gewesen. Geschäfte wurden geplündert, Dosen gehortet
und sich teilweise das Essen aus den Händen gerissen. Es kam nicht
selten zu Hungermorden, so nannten es die Medien, die weiterhin
Bestand hatten und sich in der Pflicht sahen, die Menschen über ihr
Schicksal aufzuklären; als wüssten sie es selbst nicht. Die
angehäuften Nahrungsmittel wurden nicht gern geteilt und wenn, dann
wurde diese in die Mäuler der eigenen Nachkommen gestopft, die nie
zum Leben bestimmt waren. Doch nicht immer war dies der Fall. Die
Überforderung trieb viele dazu, ihr Fleisch und Blut, wie junge
Katzen in Säcken gestopft, in nahe gelegenen Flüssen zu ersaufen.
Oft wurden die kleinen Menschen auch vor irgendwo hingebracht, um
sich ihrer zu entledigen. Dort saßen die Klitzekleinigen und schrien
nach Aufmerksamkeit, die ihnen zu stand, ihnen aber niemand geben
wollte. Bis der Hunger größer wurde.
Kleine, verweste Leichenteile
pflasterten irgendwann die Straßen. Anfangs wurden sie noch beiseite
geschoben, um so etwas wie Harmonie zu erzeugen. Doch dieses Bild
konnte nicht lange aufrecht erhalten werden. Es waren irgendwann
einfach zu viele. Von ihnen erhob sich ein süßlich barbarischer
Gestank, der irgendwann als Norm angenommen wurde. Die Luft füllte
sich mit Wehklagen über den Schmerz des Verlustes Angehöriger oder
den eigenen. Die älteren Kinder machten sich einen Spaß daraus,
längere Knochen und Schädel für ihre Spiele zu nutzen, um sich die
Ewigkeit zu vertreiben, wenn sie nicht in Häuser einbrachen, die
noch relativ beständig aussahen. Die kleinen Menschen machten keinen
Halt davor, Gewalt und Tod zu bringen. Ihre Moral war es zu überleben
und jede erworbene Minute ihres Daseins zu verteidigen.
So drangen sie auch in das Elternhaus
von Lenore ein, welches weit ab vom Stadtrand lag. Die Familie hatte
schon oft Menschen dort umher laufen sehen und wusste um die
Zustände, doch verteidigen konnten sie sich nicht, als die erste
Steine durch die Fensterscheiben klirrten, um sich Eintritt zu
verschaffen. Die Mutter ging zu Lenore, packte sie am Arm und nahm
sie mit in die Küche. Dort wartete der Vater schon, der eine Diele
aufgebrochen und angehoben hatte. Beide schubsten sie hinab mit den
Worten „Wir lieben dich.“ Dann wurde es Dunkel über Lenore
und kurz darauf wurde es laut. Sie hörte ihre Eltern schreien, um
ihr Leben betteln und schlussendlich sterben.
Lenore musste eingeschlafen sein. Sie
blinzelte in die Schwärze und wischte sich das getrocknete,
Dreckbestäubte Salz vom Gesicht. Da war kein Laut, der zu ihr drang.
So entschloss sie einen Weg nach draußen zu suchen. Sie krabbelte
zum Rand des Hauses und versuchte die Verblendung so leise wie
möglich von sich zu schieben. Diese war jedoch störrisch und Lenore
ließ es darauf ankommen und trat einmal fest dagegen. Das Holz
sprang ab und Lenore hielt kurz inne, um nach Geräuschen zu
lauschen. Es tat sich nichts und so kroch sie in das staubige Licht
hinaus. Sie sah sich um, doch konnte sie niemanden entdecken, also
ging sie in den Wald, da sie nicht wusste, ob sie in das Haus zurück
kehren konnte. Als sie ein paar Meter gelaufen war, ertönte ein
Kreischen hinter ihr. Urplötzlich begannen ihre Beine sich von
selbst zu bewegen und sie rannte dem Schrei davon. Sie wollte nicht
gefressen werden und so sprang sie ins Dickicht, floh vor den
vermeintlichen Mördern ihrer Eltern.
Nach einer Weile musste sie Luft
holen und stütze sich mit den kleinen Händen auf ihre Knie. In der
Ferne hörte sie ihre Verfolger und vor ihr das reißerische Rauschen des Flusses. Sie ging weiter bis sie zum Wasser kam und dann weiter
hinein. Ihre Eltern hatte sie immer gewarnt, nicht zu weit in den
Fluss hinein zu gehen , da es Strömungen gab, die einen
ausgewachsenen Mann mit sich gezogen hätten. Als ihr das Nass bis
zur Hüfte stand, sah Lenore zu den Bäumen hinauf. Ihr Grün wog
leicht in der Luft, während das wilde Geschrei hinter ihr lauter wurde. Sie
atmete tief ein und genoss das Prickeln der Sonne auf ihrer Haut.
Dann ging sie weiter hinein, hob die Füße vom erweichten Boden und ließ sich erfassen. | http://www.neon.de:80/artikel/sehen/gesellschaft/nicht-allein/924895 | https://web.archive.org/web/20120825055224/http://www.neon.de:80/artikel/sehen/gesellschaft/nicht-allein/924895 | sehen | gesellschaft | 924,895 |
|
1,434,646,380 | AgentZero | http://www.neon.de/user/AgentZero | Zivilcourage | Violence | Dieser Text ist ein Appell für mehr Zivilcourage, denn die meisten von uns sind sich dafür viel zu schade
Sei nicht beherrscht von der Angst, das nächste Opfer zu sein, nimm dein Herz in die Hand, wenn du kannst, schreite ein!
Ob in Bus, Zug oder an 'ner S-Bahn-Station, überall kommt's zu Gewalteskalation'
Deswegen ist es wichtig, altruistisch zu sein
Dem, der Hilfe schreit, zu zeigen, du bist nicht allein
Die Jugendgewalt eskaliert, wie kann es sein, dass es passiert, dass ein Mensch zur Bestie wird, ein Marktplatz zum Gewaltfestspiel wird
Leider ist Gewalt überall, fast täglich kommt es zu 'nem Raubüberfall
Doch würd' gern wissen, wie es um dein Gewissen steht, wenn jemand stirbt, weil du nicht couragiert dazwischen gehst
Zeig' 'nem Schläger gegenüber null Toleranz, weil die Nulpe nichts kann, sie erliegt Gruppenzwang
So kann's nicht weitergehen, es muss etwas geschehen, nimm es nicht einfach hin, stell' dich nicht blind
Auch Zudi, gerade achtzehn Jahre alt, wurde zum Opfer ausufernder Gewalt
Er hatte höflich drum gebeten, ihm aus dem Weg zu treten
Dann wurd' er attackiert, die Typen war'n zu viert
Allesamt im totalen Rauschzustand waren sie drauf und dran, ihn kalt zu machen
Schreit ein! Du musst diese Gewalt verachten!
Greif ein! Bevor sie ihn jetzt gleich abschlachten
Wenn ein Mensch zur Guillotine wird, skrupellos sein Ziel zerstört
"Blinde Rasereiexzesse" textet einerlei die Presse
Leider ist Gewalt ubiquitär, weil keiner eingreifen wollte, kann Zudi nie mehr
Ohne Gehhilfe laufen, musst du 'ne Sehhilfe kaufen? Er konnt' dich gebrauchen, sahst du das Blut nicht laufen?
Sie attackieren einen Jungen mit Tritten und Schlägen, da bleibt keine Zeit Für und Wider abzuwägen | http://www.neon.de:80/artikel/sehen/gesellschaft/zivilcourage/1497868 | https://web.archive.org/web/20150718022748/http://www.neon.de:80/artikel/sehen/gesellschaft/zivilcourage/1497868 | sehen | gesellschaft | 1,497,868 |
1,448,323,620 | suwhila | http://www.neon.de/user/suwhila | Ich bin fast 30 | eine konfuse Bestandsaufnahme | Mein Name ist Susi und ich bin in 2 Monaten 30 Jahre alt.
Ich bin die erste Generation welche noch gerade in der DDR geboren wurde, aber
mit allen Freiheiten aufwuchs. Die erste Generation, welche mit dem Internet
aufwuchs, damals als man entweder im Internet war oder telefonieren konnte.
Gleichzeitig gehöre ich wohl zur letzten Generation bei der es normal war, dass
Pittiplatsch noch auf Vinyl angehört wurde und später seine Kassetten mit einem
Bleistift wieder reparierte. Ich verbrachte
meine Kindheit im Garten meiner Eltern und durfte mich alleine max. 1km von
zuhause entfernen. Dafür kannte ich jeden cm von diesem Umkreis. Ich gehöre zu
den Kindern, welche in Büschen Zimmer bauten und mit ihren Freundinnen daraus
jeden beliebigen Ort formten. Ich hatte meinen ersten Kuss hinter Mülltonnen,
damit es keiner sah.
Ich gehöre zur Generation Praktikum. Mein erstes hatte ich
in meiner Schulzeit in einem Werbebüro (weil ich irgendwie dachte ich sei
kreativ), später in einem Tattoostudio (Weils halt cool war). Ich verbrachte
meine Schulferien damit, in einem Kindergarten unbezahlt zu arbeiten
(vielleicht will ich ja mal Au-Pair machen- macht man ja so), ich arbeitete
unentgeltlich in einem Mehrgenerationenhaus (die vor allem meine abgeschlossene
Ausbildung ausnutzten).
Ich gehöre zur Generation Beziehungsunfähig. Männer gab’s
einige, wenige die mich wirklich beeindruckten. Mit Mitte zwanzig dachte so
ziemlich jeder in meinem Umfeld ich sei „angekommen“. Über 3 Jahre Beziehung,
gemeinsame Wohnung, 2 Hunde, Kinderplanung (weil man das halt so macht), kaum
öffentliche Streitigkeiten (weil ich das halt nicht so mache). Ich trennte mich
als ich völlig alkoholisiert war, zog aus und ging wieder feiern. Mr. Perfekt
habe ich bis heute nicht gefunden, hab ihn aber auch nicht gesucht, dafür festgestellt das scheinbar Perfekte Beziehungen
es im seltensten Fall wirklich sind und Monogamie scheinbar ein veraltetes
Modell ist. Damit kann ich nicht Leben und tingel so in meinem Single leben mal
gut und mal schlecht hin und her.
Ich gehöre zur Generation Lebenslauf. Grundschule,
Gymnasium, Mittelschule (weil absichern halt nicht ganz schlecht ist), wieder
Gymnasium (weil Abitur irgendwie doch intelligenter klingt), Ausbildung,
Freiwilliges soziales Jahr in der Kultur, 1. Studium, 2. Studium. Dazwischen
rumjobben. Jobben ist ja allgemein so eine Sache, mehr Mittel zum Zweck, als
für den Lebenslauf. So habe ich in einem Museum gearbeitet, in o.g.
Mehrgenerationenhaus, als Immobilienverwalterin, als Verkäuferin, Barkeeperin,
habe Inventuren gemacht, hab mich an hässliche Grills gestellt, habe Pizzas gemacht,
habe Autos gezählt, war nochmal in einem anderen Tattoostudio (weniger weils
cool war sondern weils diesmal Geld gab), habe Flyer gebastelt oder, die der
anderen, verteilt, habe Plakate gebastelt, habe internetseiten gebastelt, habe
Computer ausgetauscht, eigentlich habe ich so ziemlich alles gemacht für was es
Geld gab, solange ich dafür meine Klamotten anbehalten konnte.
Dazwischen der Versuch seinen Lebenslauf und sein Ego zu
Pushen. Als Kind habe ich getanzt (auf der Bühne zu stehen während die Eltern
im Publikum zu sitzen macht ein Kind stolz und die Eltern gleich mit), Ich war
das Vorzeigekind im Gitarrenunterricht, ich war im Theater und zum ersten Mal
damit im Fernsehen, ich hab an x Kunstwettbewerben teilgenommen, an einer
Matheolympiade , Ich habe Sommerakademien besucht, Ich habe eine Auszeichnung
für Arrangement in Punkto Kultur im Brennpunkt, Zeitungen haben über mich
geschrieben weil ich Projekte entwickelt habe oder weil sie ein Portrait von
mir wollten, welche dann 1 Seitig rausgegeben wurden.
Ich gehöre zu einer Generation von Selbstdarstellern. Ich
mache Selfis von mir die ich dann solange mit Hipster filtern bearbeite bis das
eigentlich nichts mehr mit mir zu tun hat. Deswegen treffe ich mich kaum mit Männern
die ich nicht im wahren Leben kennengelernt habe. Ich teile auf Facebook und
Instagram jedes blödsinnige Festival auf dem ich arbeite, weil das nun mal
interessanter ist, den anderen zu zeigen, dass das eigene Leben nicht still steht.
Ich reiße mich zusammen, dem Mann den ich mag dies nicht spüren zu lassen, weil ich weiß das
ich für ihn nur das bin was 90 Prozent der Männer für mich sind und weil
irgendwelche klatschpresse sagt, dass ich das so machen muss um mich
interessanter zu machen, obwohl ich das für völligen Unfug halte und trotzdem
poste ich irgendwelche scheiße um das er denkt das es mir am arsch vorbei geht,
was es natürlich eigentlich nicht tut. Ich hatte mal einen neuen Facebookaccount
angelegt mit der Intention nur für enge Freunde, inzwischen habe ich 384 enge Freunde
von denen 370 nicht mal meinen richtigen Nachnamen kennen. Warum? Weils man das
halt so macht. Und weil es lustig ist wie man andere mit einem Sozialen
Netzwerk Account verarschen kann. 370 Leute die denken sie würden dich kennen
es aber nicht im Geringsten tun weil dieser blödsinnige Account kaum was mit
mir und meinem wirklichen Leben
gemeinsam hat, dafür eine Phantasie von mir erschafft, welche ich selbst
konstruieren kann.
Ich bin fast 30 Jahre alt, mein Lebenslauf passt nicht auf
eine Seite, ich habe keinen Vollzeitjob, bin aber tendenziell trotzdem mehr mit
Arbeiten beschäftigt als mit allem anderen. Ich bin Single, ich habe keine
Kinder, kein Haus mit Vorgarten, ich studiere immer noch, ich lese Bücher immer
noch nicht als e-book, Ich kaufe mir meine Musik immer noch auf Vinyl und stell
sie neben Pittiplatsch. Ich verbringe meine Wochenenden in Diskos und Clubs.
Entweder weil ich da arbeite oder weil ich feiere, flirte, mich betrinke und
denn nächsten Tag feststelle, dass ich keine 20 mehr bin.
Ich bin nicht das was ich mich 18 dachte zu sein. Mein
selbstgesetztes Ultimatum fürs Kinder bekommen ist abgelaufen. Ich lass mir von
anderen sagen, dass ich langsam sesshafter werden sollte und habe doch keine
Lust dazu. Ich lebe im hier und jetzt ohne mir wirklich Gedanken darüber zu
machen was in 10 Jahren sein wird. Ich habe auch aufgehört mir große Pläne und Ultimaten
zu setzen. Ich habe Phantasien, Wünsche, grobe Vorstellungen, ich hasse es
verliebt zu sein, weil es entweder in die falschen ist oder weil sie nicht das
sind was ich am Anfang dachte und gleichzeitig liebe ich es. Ich laufe öfters
mal in Sackgassen, kehre um und versuch die nächste Straße.
Ich bin nicht Perfekt und ich werde es nie sein, aber ich bin
meistens Glücklich und ich habe mir die Freiheit genommen mein Leben so zu leben
wie ich es für richtig halte auch wenn ich dabei Fehler mache. | http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/erwachsen-werden/ich-bin-fast-30/1528264 | https://web.archive.org/web/20151126063611/http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/erwachsen-werden/ich-bin-fast-30/1528264 | fuehlen | erwachsen-werden | 1,528,264 |
1,416,943,920 | Jimmy_D. | http://www.neon.de/user/Jimmy_D. | Ich Heiliger – du Monster? | NEON User täglich | Zwei Videos aus dem Gossipsumpf haben mich am Wochenende beschäftigt. Auf dem einen sehe ich eine augenscheinlich liebevolle, warmherzige Mutter, die ihren Hochzeitswalzer mit ihrem zehnjährigen Sohn tanzt; ein netter Clip an dessen Ende sich beide knuddelnd in den Armen liegen. Das andere Video zeigt die gleiche Frau in einem Interview, in dem sie unverblümt und wie selbstverständlich erzählt, dass sie ihren Sohn so zwei bis drei Mal im Jahr auch mal schlagen muss, wenn er, wie sie es ausdrückt, übers Ziel hinaus schießt und nicht guttut. Diese zwei Clips wollten in meinen Augen nicht so recht zueinander passen. Natürlich ist jeder Mensch gut und schlecht im Innern, weswegen ich das Bedürfnis eines Elternteils gut nachvollziehen kann, in überforderten Momenten ihr Kind am liebsten an die Wand klatschen zu wollen. Aber zwischen Gedanke und Tat mache ich klar einen Unterschied.
Das bedeutet: So sehr ich auch die Hilflosigkeit und Wut von Eltern verstehe, empfinde ich das Schlagen eines/des eigenen Kindes als Körperverletzung, die nach geltendem Recht behandelt werden muss. Ich finde sogar, dass gerade das Schlagen durch die eigenen Eltern eine noch viel größere seelische Verletzung beim Kind hinterlässt, als wenn sich ein Fremder an ihm vergreift. Eltern sollen beschützen und ihren Kindern nicht etwas antun, wofür sie Andere anzeigen würden, täte ihrem Kind das bspw. ein Nachbar an.
In den letzten Tagen habe ich mich intensiver mit diesem Thema beschäftigt und dabei festgestellt, dass die Sache für einen großen Teil der Diskutierenden gar nicht so klar ist. Fakt ist nämlich: Laut einer
UNICEF-Studie
werden weltweit eine Milliarde Kinder regelmäßig geschlagen. Zu den schlagenden Eltern gesellen sich weitere Erwachsene, die wegsehen oder es richtig finden, und das obwohl Experten sagen, dass Prügel Kinder verstören (können), den Kleinen beibringen, Konflikte mit Gewalt zu lösen oder auch, dass Schlagen kontraproduktiv ist, weil das Kind durch Gewalt selbst aggressiver statt ruhiger wird, also noch nicht mal den gewünschten Effekt erzielt – auf lange Sicht gesehen.
Aber so einfach scheint das Ganze nicht zu sein. Oder doch?
Machen wir's mal kurz – hier die Fragen:
- Wie seht ihr das? Ist Schlagen für euch Erziehung oder Straftat?
- Macht ihr Unterschiede zwischen "Klaps auf den Hintern" und "Tracht Prügel"?
- Wenn ein Kind geschlagen wird - würdet ihr euch einmischen?
- Kann man eurer Meinung nach Schläge wieder gutmachen?
- Gibt es gute Strafen?
- Wie beurteilt ihr psychische Strafen (bspw. Ignorieren des Kindes) im Vergleich zu physischen?
- Wie ist überhaupt eure Erfahrung mit diesem Thema?
Dies ist ein NUT. Falls Ihr selbst mal eines beitragen wollt, seht ihr
hier
, wie das geht.
Tags: NUT | http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/familie/ich-heiliger-du-monster/1463245 | https://web.archive.org/web/20141209041200/http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/familie/ich-heiliger-du-monster/1463245 | fuehlen | familie | 1,463,245 |
1,353,755,400 | denkanstosser | http://www.neon.de/user/denkanstosser | „Einmal Leben zum Mitnehmen – Danke!“ | „Mit ohne Leiden?“, fragte der anatolisch aussehende Verkäufer, während er die Zutaten in mein Leben schaufelte. | „Ein bisschen.“, antwortete ich ihm mechanisch. Er grinste kurz und nahm die griffbereite Würzflasche, die voll einer roten, scharfen Flüssigkeit war und schickte sich an, etwas Leiden in mein Leben zu mischen. Als der Deckel abfiel und sich ein grosser, roter Fleck auf mein Leben ausbreitete, alle Zutaten übertünchend.
„Oh, tschuldigung, ich sofort mache neues Leben!“, er schickte sich an, das Leben in den dafür vorgesehenen dreckigen und schon fast überfüllten Eimer zu entsorgen. Ich hielt ihn zurück. „Das macht nichts. Es brennt dann halt einfach zweimal.“, und hielt ihm das Geld hin, dreissig Silberlinge. Er grinste und brabbelte mir etwas auf Türkisch zu, was wohl ein Dank oder ein Fluch gewesen sein könnte, während sich der nächste in der Warteschlange hinter mir ungeduldig vordrängelte und sein Leben bestellte. „Ohne Zwiebeln, Ohne Leiden und schnell, ich muss noch auf den nächsten Zug.“
Hungrig und erwartungsvoll entfernte ich mich vom Stand und suchte mir einen gemütlichen Platz, wo ich mein Leben verzehren könnte. Leider war in der Innenstadt jeder in entferntester Form gemütlich aussehender Platz besetzt. Es gab keine freien Bänke, keine gemütlichen Rasenflächen, einzig eine nach Urin stinkende Treppe schien noch frei zu sein. Was mir aber den Appetit gründlich vergehen und mich weitersuchen liess.
Ich spielte mit den Gedanken, das überwürzte Ding in meiner Hand einfach in den nächsten Abfallkorb zu werfen und mir irgendwo ein neues Leben zu holen, diesmal in einem gemütlichen Restaurant, mit Ambiente, vielleicht etwas plätschernder Musik im Hintergrund und einen mitteleuropäischen Kellner, der aufmerksam grinsend meine Wünsche von den Lippen ablesen würde. Aber an diesen Orten musste man mit Gold zahlen und meine letzten Silberlinge hatte ich ja schon ausgegeben.
Ich setzte mich in einer Bank, auf der sich schon ein älteres Pärchen breitgemacht hatte, zumindest versuchte ich es. Das Pärchen schien ab meiner Anwesenheit nicht sonderlich erfreut und versuchte ihr liebgewordenes Territorium zu verteidigen. „Aber gnädige Dame, sehen Sie nicht, dass es genug Platz auf dem Bänkchen hat, wenn wir nur ein wenig zusammenrücken!“ Als Antwort erhielt ich ein gutturales Knurren, dass aus dem tiefsten Inneren ihres Wesens zu kommen schien. Als dann auch noch ihr Partner in dieses Knurren einstieg, holte ich mein sauber zusammengepacktes Leben hervor, griff mit meiner Hand in die scharfe Sauce und schnippte meine Finger nach Ihnen, rotes Leiden verteilend, das direkt in ihre weit aufgerissenen Augen flog. Daraufhin verwandelte sich ihr Knurren rasch in ein quengelndes Fiepen und schnell war ich alleine auf der Bank.
„Some like it hot“, dachte ich, bevor ich den ersten Biss in mein Leben wagte, der mir prompt die Tränen in die Augen trieb. Gott war das scharf. Und kämpfte weiter, mühselig weiterkauend, darauf bedacht, den Bissen bei mir zu behalten. Als ich es endlich schaffte, zu schlucken, spürte ich, wie der Brocken brennend meine Speiseröhre runterrutschte. „Wir sehen uns morgen auf dem Abtritt“, drohte das Ding, das nun in meinem Magen angekommen war.
Da riss mein Geduldsfaden. So etwas konnte man ja kaum essen, geschweige denn verdauen. Das sollte doch geregelt sein und es ging nicht an, dass ein lizenzierter und zertifizierter Lebensverkäufer solch scharfe Leidenssaucen machte. Wütend machte ich mich auf den Weg, den Verkäufer zu stellen, ihm mein überwürztes Leben vor das Gesicht zu halten und ihn auffordern, mir meine dreissig Silberlinge zurückzugeben, oder zumindest, mir ein neues Leben zu geben.
Aber als ich beim Stand ankam, war dieser bereits geschlossen. Wütend stapfte ich auf und ab, unfähig, einen klaren Gedanken zu fassen und mit dem Gefühl ringend, betrogen worden zu sein. Bis ich den Rauch aufsteigen sah. „Hallo, ist da jemand?“ Eine Silhouette bewegte sich im Schummerlicht. Die Gestalt drückte die Zigarette an der Wand der Take-Away Bude aus und ging auf mich zu. Es war der Verkäufer, nur erschien er in dem Licht anders, älter, surrealer.
„Leben willst du zurück?“, fragte er wissend in seinem breiten Dialekt. Ich nickte. Er lachte.
„Leben…“ er suchte nach Worte, „nur einmal!“ Mich mit seinen braunen und harten Augen fixierend. Was ihm an Rhetorik fehlte, machten seine Augen allemal wett.
„Ich sagen dir Geheimnis." und zog seine Augenbrauen so weit hoch, wie nur möglich. "jedes Leben scharf mit Leiden.“ Wieder lachte er.
„Aber manchmal, so wie du, einer es sehen. Aber du nur zwei Wahl. Essen, oder wegwerfen.“
Und so liess er mich da stehen, während mein Magen grummelte, vor Hunger oder vor Unbehagen, ich konnte es nicht sagen. | http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/psychologie/einmal-leben-zum-mitnehmen-danke/957240 | https://web.archive.org/web/20121214170316/http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/psychologie/einmal-leben-zum-mitnehmen-danke/957240 | fuehlen | psychologie | 957,240 |
1,453,678,500 | JanevonTarzan | http://www.neon.de/user/JanevonTarzan | Locker-Easy | Wie man jetzt nicht mehr so viel fühlen darf. | “Att sluta att prata helt känns inte så skönt heller.” Dieser Satz ist der Versuch, meine aktuelle
Gefühlslage in Google translate zu übersetzen. Seinen ursprünglichen Empfänger hat der Satz nie erreicht, dabei war ich so nah dran, grübelnd mit geöffnetem Chatfenster, betrunken um 2 Uhr nachts. Klischeehaft saß ich auf dem Fußboden, lauschte einer traurigen Männerstimme mit Gitarre über die Liebe singen und fragte mich, wie ich denn jetzt schon wieder hier gelandet bin.
Single sein, jemanden kennenlernen, Zeit miteinander verbringen, sich verstehen. Oh wie schön es ist, aber man darf sich bloß nicht ausruhen, denn, das weiß ich ja mittlerweile, irgendwann kommt der Haken. In meinem Fall meistens angekündigt von vorhergehenden Spannungen, einer Einladung zum klärenden Kaffeegespräch und einem kleinen Satz bestehend aus Wörtern, die ich der nächsten Person, die sie mir gefühlvoll und mit tiefem es-liegt-nicht-an-dir-Blick entgegenbringt wohl gleich wieder vor die Füße kotzen werde: “Ich mag dich, aber ich will gerade nichts ernstes.”
Aber was genau bedeutet denn dieses ernst? Wenn meine Oma sich den Oberschenkelhals bricht und deshalb 8 Wochen nicht zum Powerwalken gehen kann, dann finde ich das mittelernst. Wenn die Türsteher in meiner Wahlheimat bestimmten Bevölkerungsgruppen prinzipiell den Eintritt ins Nachtleben verwehren, dann finde ich das ziemlich ernst. Aber wie ernst sind Gefühle? Wie ernst ist es, wenn eine Seite denkt, die andere Seite könnte zu viel wollen, oder fordern, oder fühlen.
Bis es zu diesem Punkt kommt dauert es bei mir meist 4-6 Wochen, in denen ich so tue, als wäre ich von der ganz lässigen Sorte. Als würden Nachrichten in keinster Weise meinen Tag beeinflussen, als würde ich mich meine Woche nicht schon am vorherigen Sonntag planen.
Weil ich mir so viel Mühe mit dem entspannt tun gebe, wächst in mir die Unzufriedenheit. Es wird verlangt, auf Abruf bereit zu sein, die eigenen persönlichen Abgründe niederzulegen, aber dass man dann bloß am nächsten Morgen nicht zu viel Nettigkeit erwartet. Das ist schließlich Teil des Versicherns, dass sich der Beziehungsstatus in absehbarer Zeit nicht ändern wird.
Aber genau hier liegt mein Problem, in einer Beziehung ist man nämlich von dem Moment an, in dem man miteinander kommuniziert. In einer Zwischenmenschlichen, an die ich nunmal gewisse Ansprueche der Nettigkeit stelle. Wieso kann ich nicht erwarten, dass jemand, der mit mir schläft, nicht mindestens so nett zu mir ist, wie zu seinen Freunden? Wenn ich diese Art von Gedanken dann zum ersten Mal laut ausspreche werde ich meist
rot und habe eine zittrige Stimme und sehe plötzlich gar nicht mehr so cool aus.
Wir sind schnellebig und rastlos und so scheint eine Beziehung häufig, wie der unerwünschte Anker, der das Schiff in einem Hafen festhalten könnte, den man eigentlich beim nächsten Morgengrauen verlassen wollte. Deshalb bloß nicht zu ernst, bloß nur solche Seemannsknoten machen, die mit einem Ruck wieder zu lösen sind. Bloß nicht zu sehr kennenlernen und bloß nicht verlieren. Man will ja schließlich unabhängig sein. Was man aber vor allem wird ist stumpf. Man lässt Verbindungen zwischen Menschen vorbeiziehen, weil man über das Ende nachdenkt und über Sinn. Man versäumt, sich kennenzulernen und man versäumt, zu mögen.
Ich für meinen Teil musste vor einem Monat erklären, dass ich “too much care”. Dass ich versuchen würde, dass mir alles weniger ausmacht. Noch während ich die Worte aussprach aber merkte ich, dass das nicht stimmt. Menschen in meinem näheren Umfeld sind mir wichtig und das lasse ich sie spüren, und da spielt es erstmal keine Rolle, ob ich Nachts das Bett mit einer dieser Personen teile oder nicht. Ich will mir nicht Gedanken darüber machen, ob es nun “zu nett” war für jemanden gekocht zu haben und ob ich die andere Person damit überfordere.
Letztlich ist es immer so: wenn die andere Person nicht so recht will, beraubt mich das der Fähigkeit, klare Gedanken darüber zu fassen, ob ich denn überhaupt will. Ich denke nicht mehr rational, sondern bin gefangen in einer Spirale, die aus sehr viel wollen und versuchen und ganz wenig zurückbekommen besteht.
Und so gehe ich von der einen verletzenden Situation zur nächsten, lasse mir von meinen Freundinnen sagen, dass ich jemanden verdient habe, der mich kennenlernen will und hoffe, dass irgendwann jemand kommt, der die Tatsache dass ich ihn mag nicht als Problem sieht, sondern als Kompliment. | http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/liebe/locker-easy/1546442 | https://web.archive.org/web/20160127230534/http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/liebe/locker-easy/1546442 | fuehlen | liebe | 1,546,442 |
1,335,208,620 | WieSieSehnSehnSieNix | http://www.neon.de/user/WieSieSehnSehnSieNix | Glaube | Warum wir schließlich doch zum Mond geflogen sind | Ich konnte nie glauben, dass es die Menschheit geschafft haben sollte ohne die Hilfe von nennenswerten Computern, quasi manuell, in die Umlaufbahn des Mondes einzuschwenken, bis ich selbst das Kunstwerk vollbrachte in einem berliner Altbau die gewünschte Wassertemperatur nur mit meinen Händen herzustellen. | http://www.neon.de:80/artikel/wissen/alltag/glaube/869265 | https://web.archive.org/web/20120502042131/http://www.neon.de:80/artikel/wissen/alltag/glaube/869265 | wissen | alltag | 869,265 |
1,228,484,460 | Tim123 | http://www.neon.de/user/Tim123 | Missverständnis | Hey, was ist los mit Dir? Wo ist das Problem? Warum antwortest Du nicht mehr auf meine Mails? Hat Dir mein Foto nicht gefallen? | Hey, das hatte doch so gut begonnen. Ich mochte Deine Texte. Echt. Ich fand die meisten total geil. Echt jetzt. Besonders die Sex-Texte. Die waren nicht so verklemmt. Sonst liest man immer nur diesen Heulsusen-Quatsch von „Empathie“ und dieses auf die Goldwaage legen von jedem Satz, den man als Mann mal irgendwo zu irgendeiner irgendwann gesagt hat. Aber Deine Texte, die waren mitten auf die Zwölf.
Hattest Du Dir den youporn-link angeschaut, den ich Dir geschickt hatte? Krass nicht?
Wie gesagt, ich bin bereit. Eine Nachricht von Dir und ich komme einfach vorbei und „Zack“. So wie in Deinen Texten. Und was ist denn gegen eine kleine Affäre zu sagen? Einmal ist keinmal. Ich habe da wirklich kein Problem mit, ich mache das schließlich nicht zum ersten mal so. Ich könnte mich einfach in den Zug setzen und zu Dir nach München kommen. Sind nur 50 Minuten. Würde ich machen. Sofort. Ich habe Zeit. Immer.
Hattest Du nicht geschrieben, dass Du mit Deinem Sexleben unzufrieden bist? Hattest Du nicht geschrieben, Du willst ein Leben, das „freier“ ist? „Ohne Zwang“? „Ein Sexleben ohne Verpflichtung, sondern nur aus dem Bauch heraus“? Waren das nicht Deine Worte?
Und jetzt kneifst Du, oder was? Oder hast Du schon einen anderen gefunden? Kein Ding. Man kann auch zwei Affären neben seinem Freund haben! Ich hätte da überhaupt kein Problem mit. Wirklich nicht.
Ich habe all´ das Zubehör gekauft, von dem ich geschrieben hatte. Auch die Liebeschaukel! Das war scheiss´ viel Geld im Versand. Das kann ich nicht mehr umtauschen!
Komm´, die ganzen Mails waren doch jetzt nicht ohne Hintergedanken.. Wozu schreibst Du mir denn sonst von Deinem Liebesleben? Das war doch besonders! Ich habe sonst nie eine Frau erlebt, die mir so deutlich sagt, was sie für Sex-Fantasien hat.
Erzähl mir doch jetzt nicht, dass Du mir solche Mails schreibst, wenn es Dir in Wirklichkeit nicht nur allein darum geht, das auch wirklich zu machen. Mit mir. Und auch wenn Du nur meinen Neon-Namen kennst, kennst Du mich doch schon ganz genau. Irgendwie.
Ich versteh´s einfach nicht. Wie kann man solche Texte schreiben, aber dann nicht wollen? Mir geht das genau anders herum.
Und noch mal: es sind wirklich 16 cm. So wie auf dem Foto. Du verpasst was..... | http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/sex/missverstaendnis/663323 | https://web.archive.org/web/20130318053351/http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/sex/missverstaendnis/663323 | fuehlen | sex | 663,323 |
1,349,986,680 | Hawking | http://www.neon.de/user/Hawking | Und wieder geht ein treuer Freund | Ein Brief an jeden angehenden Fernsehproduzenten. Ein Schwein kann man nicht mehr schlachten, wenn es kein Fleisch mehr hat. | Nun verfolge ich
How I Met Your Mother
schon seit der ersten Staffel, immer mit der festen Überzeugung, dass die Produzenten ihr Wort halten und
die
Mutter am Ende der siebten Staffel endlich preisgeben würden. Bis zuletzt habe ich die Hoffnung nicht aufgegeben. Und dann kam es, das enttäuschende Finale der siebten Staffel mit einem derart unbefriedigenden Ende, dass man doch wieder alte Folgen von
Friends
aus dem Schrank geholt hat.
Inzwischen läuft die achte Staffel in den Staaten, was für mich als bekennenden Serienjunkie heißt: Die achte Staffel läuft auch hier. Nach einer vielversprechenden ersten Folge, die zwar kaum lustig war, dafür aber wieder einen Hoffnungsschimmer auf
die
Offenbarung aufblitzen ließ, setzte sich das Dilemma der siebten Staffel allerdings potenziert fort, und nun sitze ich hier, nach sieben fast durchgehend schönen Staffeln, und frage mich, warum ich mir das eigentlich noch antue.
Kein Witz, über den ich noch lachen kann, Abneigungen sogar, die ich fast schon gegenüber den Charakteren entwickle, die ich einst so mochte. Danke, liebe Fernsehproduzenten, dass ihr es wieder einmal geschafft habt, eine einstmals schöne und lustige Serie kaputt zu produzieren.
Ich bin traurig, dass es soweit gekommen ist, und enttäuscht, dass man als treuer Zuschauer doch wieder eine weitere Staffel hingehalten wird. Verbittert bin ich und verärgert, und so sitz ich hier und denk an all die Serien, die viel zu früh gestorben sind.
In stiller Trauer.
Tags: How I Met Your Mother, Friends, Fernsehen, Fernsehprogramm, Trauer | http://www.neon.de:80/artikel/freie-zeit/kino-tv/und-wieder-geht-ein-treuer-freund/941706 | https://web.archive.org/web/20121015094500/http://www.neon.de:80/artikel/freie-zeit/kino-tv/und-wieder-geht-ein-treuer-freund/941706 | freie-zeit | kino-tv | 941,706 |
1,309,879,860 | the_bum | http://www.neon.de/user/the_bum | Donnerstag ist mein Lieblingstag. | Donnerstags mag ich keine Menschen. | .Die Woche ist ja manchmal ein harter Kampf. Am Montag ist man noch dabei, das Wochenende zu verarbeiten und am Dienstag merkt man, dass die Alltagsroutine wieder mal einen gepackt hat, man verbittert. Am Mittwoch hat man bekanntermaßen die Hälfte geschafft, schaut zurück und denkt sich 'Verfickte Scheiße ... Das ganze nochmal ?!'. Dann kommt der Donnerstag und ich weiss nicht warum, aber dieser Tag erweckt in mir so ein positives Gefühl, vielleicht ist es Vorfreude auf den darauffolgenden Freitag, endlich Licht am Ende des Tunnels oder vielleicht merkt man, dass man sich in diese bedrückende Arbeitsroutine eingearbeitet hat und Routine zur Gewohnheit wird. Auf jeden Fall komm ich mir donnerstags immer ziemlich aufgekratzt vor und habe das Gefühl, das Haus glücklich zu verlassen und ich glaube, ich verdanke diesen Umstand, dass ich mir jeden Donnerstag immer wieder die selbe Frage stelle:
Wie viel Dummheit kann diese abgefuckte Welt eigentlich ertragen ?
An den vorrangegangen Tagen hatte ich meist damit zu tun, die eigene Müdigkeit zu überwinden, gegen das innere Phlegma zu kämpfen oder nicht all zu sehr der persönlichen Melancholie zu erliegen, doch an jenem Tag fällt es mir wie Schuppen von den Augen:
Orientierungslose Schaulustige, die den Geh- plus Radweg blockieren, nur um sich umzugucken oder zu verschnaufen oder weiss der Deivel. Frischluft-verpestende S-Bahn-Fahrgäste, die die Atmosphäre in jener in ein Tropenklima verwandeln, sodass die Fenster beschlagen. Gesprächsbedürftige Demenzerkrankte, die die Wartezimmer dieser Stadt verstopfen, egal, ob beim Arzt oder Frisör, nur um in allen Bunte und Galas und Brigittes und Petras und Elkes und Sabines die Kreuzworträtsel zu lösen. Hartz IV-empfangende Druffis, die bereits am Vormittag die Anstellschlangen vor Imbissbuden auf ein Maximales treiben, da sie ca. 75% ihres monatlichen Einkommens dem Budenbesitzer überreichen werden, damit dieser nicht auch einer von 'Ihnen' werden muss und weiter sein Geschäft betreiben darf. Egoistische Ökomuttis, die denken, dass sich die restliche Welt, genau wie sie, im Mutterschaftsurlaub befindet und total verständnisvoll ist und Zeit bis zum St. Nimmerleinstag hat. Von den Ökomuttis herangezüchtete Gören und Torben und Hendriks dieser Welt, die zu einem dieser BWL-Spackos werden, obwohl sie eigentlich in einer Waldorfschule einen solidarischen und respektvollen Umgang gelernt haben, sich aber troztzdem zu einem egozentrischen Spacko entwickeln, weil sie spätestens nach der Pubertät ihre Ideale verkaufen und anfangen zu koksen.
Das Gentrifizierungskommando, bestehend aus Schwaben und Hessen, welches den Ur-Berliner an den Rand der Stadt und des Wahnsinns treibt, wo er zwischen Plattenbauschluchten und Alditütenromantik wohl kaum seinen gewohnten Kiezflair finden wird, jener wird in Kreuzberg, Friedrichshain, Prenzl-Berg und beginnend in Wedding und Neuköln ad absurdum getrieben. Matetrinkende Hipster- und Yuppieclowns, die Sonntags an den Hotspots der Szene Schaulaufen machen und auf den Flohmärkten und in den Straßencafes durchaus wissen, wie man die ach so verpöhnten Ellenbogen zum Drängeln benutzen kann.
Aber am schlimmsten sind ja diese Dauerrumnörgler mit so Zwangsneurosen an alles und allem einen Makel zu finden und breitzutreten, unerträglich und humorfrei, wie sie versuchen und scheitern, jeden zu kritisieren. | http://www.neon.de:80/artikel/sehen/gesellschaft/donnerstag-ist-mein-lieblingstag/681628 | https://web.archive.org/web/20111207031705/http://www.neon.de:80/artikel/sehen/gesellschaft/donnerstag-ist-mein-lieblingstag/681628 | sehen | gesellschaft | 681,628 |
1,366,155,240 | liebeskasper | http://www.neon.de/user/liebeskasper | Du gibst mir alles und nichts. | Momente so stark wie möglich emotional aufladen, um länger davon zu zehren, um möglicherweise immer davon zehren zu können. Mit einem Lächeln. | Keine Haut
fühlt sich so weich an, wenn ich zärtlich mit meinen Fingerspitzen über deinen
Rücken fahre. Deine tollen Schultern, deine verspannten Muskeln, dein fester
Po - ein Bild von einem Mann. Du stöhnst. Ich lächle und schließe die Augen, um deine Wärme noch
intensiver wahrnehmen zu können. Ich rieche dich. Du. Obwohl ich die Augen
geschlossen habe, sehe ich dein Lächeln, wie du grinst, wie du dich freust, wie
sehr du mich willst. Ich fühle dich noch näher, noch intensiver. Es ist heiß.
Außer Kontrolle. Und trotzdem sicher. Ich versuche das Gefühl zu konservieren,
zu absorbieren; ich habe das
Gefühl, du gibst mir alles. Aber trotzdem nichts greifbares, erklärbares.
Mit dir ist
es frei. Voller Leidenschaft und Hingabe für den Moment. Füreinander. Respekt
voreinander, man kennt sich. Ich liebe es, wenn du meinen Namen flüsterst,
stöhnst. Unbedacht und leise, ich sollte es vielleicht gar nicht hören.
Vielleicht machst du es, damit es mir gefällt. Vielleicht machst du es, weil du
mich magst. Vielleicht machst du es, weil wir uns wirklcih vertraut sind, du
nicht anders kannst. Es fühlst sich pur an. Richtig.
Ich sage,
ich vermisse dich. Du willst es nicht hören. Ich will es auch nicht sagen.
Doch, ich will es sagen, sonst hätte ich es ja nicht gesagt. Das ist ja schon
alles. Ich vermisse dich ja nur. Nichts wildes, nichts ernstes. Nur Sehnsucht
nach etwas, von dem ich weiß, dass ich es niemals eintreten lassen wollen
würde. Sozusagen die Sehnsucht nach der Sehnsucht.
Vielleicht sehen
wir uns nie wieder, weil du wegzieht. Weil ich wegziehe. Weil wir uns irgendwann
vergessen. Weil wir beide Familien haben. Und wir beide wissen einfach, dass
wir so intensive Momente geteilt haben. Dass wir uns irgendwann wiedertreffen,
und uns einfach angrinsen, weil wir tolle Momente hatten, voller Leidenschaft,
einfach pur. Und uns das auch niemand nehmen kann. Das ist so wertvoll.
Eigentlich das wertvollste. Erinnerungen save halten. Nicht riskieren. Immer
mit einem kleinen Tick Unerfülltheit. Momente so stark wie möglich emotional
aufladen, um länger davon zu zehren, um möglicherweise immer davon zehren zu
können. Mit einem Lächeln. Melancholisch und zufrieden. | http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/sex/du-gibst-mir-alles-und-nichts/1011667 | https://web.archive.org/web/20130420033330/http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/sex/du-gibst-mir-alles-und-nichts/1011667 | fuehlen | sex | 1,011,667 |
1,196,249,520 | Kathrin_Hartmann | http://www.neon.de/user/Kathrin_Hartmann | Braune Bühne | Der Debattierclub in Oxford hat sich Holocaust-Leugner zur Podiumsdiskussion eingeladen. Ist das noch Meinungsfreiheit? | Der Debattierclub in Oxford ist bekannt für seine Streitgespräche über provokante Themen und seine illustren Gäste. Der Dalai Lama war schon zu Gast, Winston Churchill, Mutter Teresa und selbst Kermit der Frosch. Es wurde die Lage im Nahen Osten ebenso ernsthaft diskutiert wie die Frage, ob nun die Beatles oder Oasis die bessere Popmusik machen oder ob es Außerirdische gibt.
Am Montagabend diskutierten dort Holocaust-Leugner David Irving, der deswegen 2006 in Österreich zu einer Haftstrafe verurteilt worden war, und Nick Griffin, Chef der britischen rechtsextremen Partei BNP, der schon einmal wegen Rassenhass verurteilt wurde. Irving debattierte mit dem Demokraten Evan Harris und der Journalistin Anne Atkins in einem, Griffin mit Studenten der Oxford Universität in einem anderen Raum.
Vor und nach der Veranstaltung gab es heftige Proteste. Hunderte Anti-Faschisten demonstrierten, einige drangen sogar in des Gebäude der Oxforder Universität ein, der Tory-Abgeordnete Julian Lewis war schon vor der Veranstaltung aus Protest aus dem Club ausgetreten, zahlreiche Organisationen äußerten ihren Unmut.
Der Debattierclub verteidigte die Einladung und betonte, es sei wichtig, Menschen mit verschiedener Meinung eine Plattform zu geben. Luke Tryl, Vorsitzender des Debattierclubs, begründete die Entscheidung damit, dass Studenten die Möglichkeit hätten, die Gesprächspartner öffentlich herauszufordern. Dem Faschismus müsse man "frontal die Stirn bieten, im Gespräch".
Darf man solchen Leuten eine Plattform bieten? Und ist Rechtsextremismus und Holocaust-Leugnen ernsthaft eine Meinung, deren Freiheit man schützen muss? | http://www.neon.de/artikel/sehen/gesellschaft/braune-buehne/654504 | https://web.archive.org/web/20160420144632/http://www.neon.de/artikel/sehen/gesellschaft/braune-buehne/654504 | sehen | gesellschaft | 654,504 |
1,204,472,100 | moer | http://www.neon.de/user/moer | Kartenhaus | Windstoß | Schon wieder ein Sturm. Schon wieder müssten die Karten aufgesammelt werden. Sie liegen verstreut. Verstreut im Dunkeln und zur Zeit funktioniert meine Taschenlampe nicht. Die Batterien sind leer. Mir fehlt der Mut mich um neue zu kümmern.
Du hast gebaut. Wir beide haben zusammen an unserem Kartenhaus gebaut! Langsam hat dich wieder die Lust verlassen und du hast angefangen zupusten! Du hast gepustet bis alles zusammengebrochen ist.
Und jetzt? Du baust zur Zeit woanders. Du kannst dich nur auf eine Sache konzentrieren. Ja, das verstehe ich doch, aber dann versuch doch nicht immer wieder unser Kartenhaus zu sanieren. Lass es am Boden und wirf mir nicht vor die Füße, dass du das Kartenhaus mit Madame x abreißt, wenn ich sie nicht mag.
Du bist mir keine Rechenschaft schuldig. Du musst mir nicht erklären, wieso ihre Karten schöner sind. Ich will es auch gar nicht wissen! Manchmal will ich unsere Karten, aber eben auch nur manchmal, so wie du! Vielleicht sind wir uns zu ähnlich.
Es kann nicht funktionieren, wenn zwei bauen, die keine Ahnung von Statik haben. Also verlass dich auf ihr Können! Bau ein wunderschönes Kartenhaus und lass unseres am Boden. Das Fundament wird nicht verschwinden, aber es wird zugedeckt werden von den Gezeiten.
Vielleicht findet einer von uns irgedwann den Mut es wieder frei zuschaufeln.
Solange suche auch ich mir jemanden, der Ahnung von Statik und Kartenhäusern hat. | http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/freundschaft/kartenhaus/656667 | https://web.archive.org/web/20111112115906/http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/freundschaft/kartenhaus/656667 | fuehlen | freundschaft | 656,667 |
1,309,349,460 | thetomas | http://www.neon.de/user/thetomas | Learn It! Alternativer Lebensentwurf | Zwischenmenschliche Beziehungen, egal welcher Art auch immer, sind furchtbar einengend und belastend. | Ich bin der festen Überzeugung, dass der Kontakt zu anderen Menschen eigentlich nur als Experiment unseres zentralen Nervensystems zu werten ist. Es geht einzig und allein darum, unsere Zurechnungsfähigkeit auszutesten bzw. den Grad der Kommunikationsfähigkeit soweit wie möglich nach oben zu biegen.
Unausweichlich stellen sich somit Fragen:
Wie lange ertragen wir die Qual und Pein der offenen Kommunikation?
Was ist der Zweck, welche Bestimmung hat dieser Austausch?
Wozu müssen wir uns der Anstrengung einer verbalen Konfrontation aussetzen? Was ist hilfreich daran, sich in einem Beziehungskonstrukt zu befinden?
Egal in welche emotionale Richtung der zwischenmenschliche Austausch artet, die damit verbundene Intensität trägt im wesentlichen doch nur zu einer Selbstzerstörung bei! Begleitet von Kompromissen und seelischer Beschneidung ist der Mensch doch nur mit sich selbst fähig, eine annehmbare Zufriedenheit zu erlangen.
Wer wir sind und was wir sein wollen erreichen wir anscheinend nur durch den wortgewaltigen Austausch mit den Wesen die uns umgeben! Das wäre nur konsequent und logisch. Neigen wir doch unumstößlich dazu, Kontakte selten wieder aufzufrischen, wenn Intensität und Interesse aufgebraucht erscheinen. Demnach muss ein jeder eine Höchstanzahl von vielen vorweisen können.
Einfacher formuliert muss, JA, muss der Mensch viele weitere Menschen kennen lernen und sie dann zu einem Teil des eigenen Lebens verwerten. Dies als Erfolgsziel vor Augen lässt es sich verständlich begründen, warum mein Ziel noch in weiter Ferne steht.
Doch auch mit dem Wissen um diesen unvermeidbaren Zustand, gelingt es der Vielzahl an Menschen nicht, die Langeweile und Trostlosigkeit welche von unseren Mitmenschen ausgeht, in überschaubare Bahnen für das eigene Seelenwohl zu lenken. Hilfreich könnte hierbei sein, die Wesen um einen herum in den Irrglauben zu führen, dass wirkliches Interesse an ihnen und ihren Belangen vorliegt. Nur so verschafft man sich die Möglichkeit, sie auszusaugen um sie anschließend befriedigt auszuspucken und dem nächsten Idioten seine/ihre Kapazitäten abzuluchsen.
Wirklich wichtig ist es, eine hohe Zahl an Mitmenschen zu verschleißen. Sie sind das entscheidende Mittel zum Zweck, denn über sie definieren wir den eigenen Reifeprozess. Wichtig ist die emotionale Fahrt auf die wir Menschen uns doch begeben.
Das alles ist natürlich optional zu betrachten. Eigenmächtig zu bewerten. Nicht unbedingt notwendig. Jedoch ausdrücklich empfohlen.
"Wichtige Links zu diesem Text"
http://www.mommasboy.de/2011/06/learn-it-frage-sucht-antwort.html | http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/erwachsen-werden/learn-it-alternativer-lebensentwurf/681504 | https://web.archive.org/web/20130728083808/http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/erwachsen-werden/learn-it-alternativer-lebensentwurf/681504 | fuehlen | erwachsen-werden | 681,504 |
1,483,972,260 | Elendstourist | http://www.neon.de/user/Elendstourist | Mein erstes Mal | Kritisch und Lustlos,... | Zu Silvester hatte ich endlich doch noch mein allererstes Mal erlebt, es war ein denkwürdiger
Abend gewesen und ich wollte einfach wieder einmal die regulären
christlichen Festlichkeiten mitfeiern, massive Präsenz zeigen, meine Eltern wären wohl
entsetzt, immer wurde ich verhätschelt und wie ein rohes Ei behandelt,
dem aber auch wirklich ja nichts je passieren sollte.
Aber es
kam mir wie gerufen, um mich auf die Probe zu stellen, ich beobachtet
gerade das Feuerwerk, als mich so ein Lokalpatriot anschnauzte, warum
ich Ihn eigentlich so deppert anglotzte, ich war wohl schon auch ziemlich
alkoholisiert und gar nicht auf Streit aus, suchte nach Ausflüchten,
gemäß ist alles cool Rhetorik, sein Mitstreiter versuchte wohl noch Ihn zu beruhigen, allerdings zog mein Gegenüber einen Schlagring aus der Tasche und ich wusste, es war Zeit sich selbst zu überprüfen.
Als
er mit der rechten Hand zum Erstschlag ausholen wollte, schnappte ich
mir seine rechte Hand, warf mich auf Ihn und zog Ihn zu Boden, fixierte
schnell seinen Fuß mit einem Griff, gemäß römischem Ringen und drückte seinen
Oberkörper mit den Füßen zu Boden, als sich sein Begleiter einmischte,
wohl etwas zaghaft zielte ich einen Tritt in seine Lendengegend, wir
beide wollten wohl gar nicht kämpfen, aber ich wusste, um ihm dann überhaupt
noch eine Chance zu lassen sein Gesicht gegenüber seinem Freund zu
wahren, musste ich auch Ihn miteinbeziehen und zog somit auch den
zweiten Angreifer zu Boden und fixierte Beide eben gerade so, damit sie
keine Möglichkeit mehr hatten, noch zu einem Schlag auszuholen, reine
Verteidigung und ich fühlte mich stark und überlegen, meine Reaktion in
der Situation war eben gar nicht so schlecht gewesen, zwei Wiener
Urgestein Hooligans dominiert.
Aber was dann passierte,
bestätigte mir wieder einmal alles, denn im nächsten Moment stürzte sich
jemand auf mich, zog mir die Kapuze meiner Jacke über den Kopf, ich
spürte nur Fußtritte im Rücken und hörte ein Weib schreien, ich solle ihren
Mann in Ruhe lassen, es war diese eine Mitarbeiterin aus dem
Flüchtlingsheim, gleich hier in unmittelbarer Nähe, mit ihrem dunkelhäutigem wohl
afrikanischem Flüchtlings-Freund, wie immer, ich hatte doch eben einfach die
freie Wahl, ob ich mich jetzt von Nationalisten, oder Alternativen
verprügeln lassen kann, von Nazis oder Türken, ich genoß immer noch die
freie Wahl, für beide Gruppen erscheine ich eben wie ein Jemand vom
anderem Ufer, aber sollte ich Sie das nächste Mal sehen, insofern ich
mich dann noch irgendwie an ihr Gesicht erinnern sollte, werde ich Sie wohl eben
fragen, ob Sie's emotional wirklich so extrem verstört hätte, immerhin
habe ich für Sie doch auch die Männlichkeit ihres Mannes in Frage
gestellt,...
Mir ist zwar noch schwindlig, von den Tritten und Schlägen, aber wenigstens kann ich so endlich meinen letzten Rausch ausnüchtern. | http://www.neon.de:80/artikel/sehen/wirtschaft/mein-erstes-mal/1638485 | https://web.archive.org/web/20170110122343/http://www.neon.de:80/artikel/sehen/wirtschaft/mein-erstes-mal/1638485 | sehen | wirtschaft | 1,638,485 |
1,424,333,880 | FrauvonFlummiball | http://www.neon.de/user/FrauvonFlummiball | Zahnputzgedankenhirnschmalzsalat | ... | Im Halbdunkel deiner selbst, liegst du
verborgen.
Schlummerst in den tiefsten schlammigen
Abgründen,
ohne jedoch finster und düster zu sein.
Ernährst dich vom Moloch meiner
dunklen Seite,
denn was wärst du ohne den Schatten.
Was wärst du ohne dein Ermahnen. Was
wäre ich?
Als Knecht deiner behütest du mich.
Hast mich in etlichen schwermütigen
Nächten,
meines Schlafes beraubt.
So häufig wurde ich von dir gerettet,
wie von einem edlen Ritter hoch zu Ross.
Mit deiner Anwesenheit malträtierst du
mich.
Wuchtvoll machst du dich bemerkbar
um
mich vor törichte Handlungen zu bewahren.
Deine Rufe, deine eindringliche Stimme,
wenn du warnst.
Tinnitus Fiepsendes kreischen, ganz
körperliche Pein,
macht sich breit, wenn man dich ignoriert.
Wahrlich, du zerrst aus den tiefen des
moralischen Verderbens,
um dich im Antlitz der Erkenntnis zu finden.
Dich kennt jeder Gimpel, auch wenn er
dich nicht begreifen kann.
Dankbar bin ich, dass du in mir wohnst,
mein ständiger Begleiter, mein geschätztes Gewissen! | http://www.neon.de/artikel/fuehlen/psychologie/zahnputzgedankenhirnschmalzsalat/1478901 | https://web.archive.org/web/20150329042615/http://www.neon.de/artikel/fuehlen/psychologie/zahnputzgedankenhirnschmalzsalat/1478901 | fuehlen | psychologie | 1,478,901 |
1,318,958,040 | RIDKEZL | http://www.neon.de/user/RIDKEZL | Den Preis für das Vergessen | Natürlich könnte ich mit einer kurzen Leseprobe beginnen. Dennoch möchte ich kurz anmerken es geht hierbei um das was zwischen den zeilen steht. DANKE | Da stand ich nun in der Finsternis. Es ward kalt und feucht
gar menschenleer.
Eine Träne saß am Wegesrand einsam und in sich gekümmert.
Ich ging auf sie zu und fragte ohne all zu großes Interesse: „Was ist los mit
dir, hier gehörst du doch nicht hin?“
Ohne Antwort wandte sie sich ab.
Abermals stellte ich die Frage und baute mich erneut vor ihr
auf: „Was ist los mit dir, hier gehörst du doch nicht hin?“
Sie lief vor mir weg. Scheinbar zielstrebig in den Wald der
meine Seele ward. Mit schnellem Gang folgte ich ihr. Dabei schlug mein
Herz so stark, dass ich die Stille um mich kaum hörte.
Immer dichter wurde die Umgebung. Nach gefühlten Jahren
blieb ich stehen. Verloren hatte ich sie. Die Träne. Diese kaum auffallende
Träne.
Orientierungslos schloss ich die Augen. Es brach ein Zweig
und ich schrak auf. Ohne zögern folgte ich dem Laut. Da erblickte ich sie – die
Träne. Ich ergriff sie und wiederholte meine Frage: „Was ist los mit dir, hier
gehörst du doch nicht hin?“ Die Frage schien an ihr abzuprallen und sie riss
sich los. Floh vor mir mit großen Schritten.
Ich rannte los und war etwa drei Atemzüge hinter ihr. Auf
einmal blieb sie grundlos stehen. Vor Schreck tat ich ihr sofort gleich. Kaum
hörbar und außer Atem wiederholte ich nochmals die Frage: „Was ist los mit dir,
hier gehörst du doch nicht hin?“
Sie drehte sich zu mir und ich sah den Grund für den raschen
Halt. Sie löste sich auf stück für stück. Hinter ihr stieg
Nebel auf. Silhouetten von schwarzen Kreisen, einem Hasenbau gleich, zeichneten
sich in dem Nebel ab.
„Was mit mir los ist!“ schrie die Träne und klang
verzweifelt. „Siehe auf dem Boden die Kreise – sie waren alle meine Brüder und
Schwestern. Von dir skrupellos vergossen. Die Zeit des Vergessens hat sie dahin
gerafft. Wo sollten sie auch hin, nach dem sie ihr einziges Zuhause verloren
hatten? Nachdem sie dich verloren hatten? Nach dem du uns verstoßen hast? Dies
Schicksal ergreift nun auch mein Dasein, da dir der Grund für mein vergießen wohl gänzlich ist entfallen.“ Dies waren ihre Worte bevor der Nebel sie
in sich zog.
Da stand ich nun in dem Wald den ich meine Seele nannte –
der von den Narben aller vergossener Tränen gezeichnet war – die ich alle
vergaß. In diesem kalten, feuchten Wald. | http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/liebe/den-preis-fuer-das-vergessen/775278 | https://web.archive.org/web/20111029015941/http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/liebe/den-preis-fuer-das-vergessen/775278 | fuehlen | liebe | 775,278 |
1,403,357,580 | Schneewittelchen | http://www.neon.de/user/Schneewittelchen | Ein vermeintliches Wir | wird es wohl gewesen sein. | Es hat einmal einen Menschen gegeben,
der mir einst wichtig war, in meinem Leben.
Geblendet, verstrahlt vom Liebestrunk,
ich nicht sah, die wahren Seiten, die ewige Schund.
Manipulierend schlichen wir durch die Gassen der Liebe,
schmierten vandalischen Schmutz an ihre heiligen Wände.
Wie konnte es sein, dass du und ich,
ich mein,
du und ich ein Wir ergaben.
Du und ich, die wir doch bereits nach Sekunden schon versagen.
In deinen Armen liegend sind meine Gedärme mir erfroren.
Selbst heute, obschon mein Herz wieder glühet
und hier ganz gewiss kein Hass mehr wütet,
schafft der blosse Gedanke an dich,
an das Du und das Ich,
an das vermeintliche Wir,
eine Gänsehaut mir.
Nochmal:
Vor langer Zeit hat es einen Menschen gegeben,
an dessen Nacken ich schnüffelnd mich in ihm verschlung,
und kurzzeitig meinte,
ja, das ist der Mann.
Ein vermeintliches Wir, ja, das wird es gewesen sein. | http://www.neon.de/artikel/fuehlen/liebe/ein-vermeintliches-wir/1433892 | https://web.archive.org/web/20140821171252/http://www.neon.de/artikel/fuehlen/liebe/ein-vermeintliches-wir/1433892 | fuehlen | liebe | 1,433,892 |
1,378,231,440 | Grumpelstilzchen | http://www.neon.de/user/Grumpelstilzchen | Ein Appell an die Gebrauchstauglichkeit | ♥ | Mehr müsst's gar nicht sein. Ernsthaft. Den Rest kann ich noch so hässlich finden, arrangieren kann ich mich mit ihm.
Gebt uns Einheitsgrau!
Tags: Relaunch | http://www.neon.de:80/artikel/wissen/gesundheit/ein-appell-an-die-gebrauchstauglichkeit/1058931 | https://web.archive.org/web/20130929055654/http://www.neon.de:80/artikel/wissen/gesundheit/ein-appell-an-die-gebrauchstauglichkeit/1058931 | wissen | gesundheit | 1,058,931 |
1,331,639,220 | goldenerloewe | http://www.neon.de/user/goldenerloewe | Nackte Tatsachen | Deine Haare stinken oft nach Rauch, Bier und schmutzigen Küssen. | Deine Augen öffnen sich langsam. Du spürst die bröckelnde Wimperntusche wie sie sanft, aber doch unangenehm störend auf deinen Wimpern klebt und lebt. Es ist so hell, dass du eine Sonnenbrille vertragen könntest. "Wieso zum Teufel gibt es Menschen die keine Rolläden haben?", denkst du dir. Es ist dreißig Minuten nach sieben. "In fremden Betten schläft es sich meist nicht gut.", murmelst du gedanklich. Es war wieder eine dieser Nächte in denen man sich prächtigst amüsiert hat, so sehr, dass man jetzt umso stärker ans Bett gefesselt fühlt, weil der Körper streikt. Du stehst auf. Deine Beine müssen sich erst wieder daran gewöhnen aufrecht zu stehen. Auf dem Boden liegt deine Jacke, sie riecht nicht sonderlich gut. Du kontrollierst deine Jackentaschen mit beiden Händen gleichzeitig während du zum ersten Mal einen Blick auf das zerwühlte Bett wirfst. Eine Schönheit liegt im Bett, dessen nackter Oberkörper stellenweise nicht mit Bettwäsche verdeckt ist. Ein unauffälliger Kuss und schon findest du dich im Treppenhaus wieder.
Alles find mit einem Gläschen Wein auf deiner Couch an. Der Abend war noch jung - du ebenfalls - und eigentlich war dir nicht nach großen Aktivitäten zumute. Ein kurzer Anruf bei einer guten Freundin, die sich gerade in Gesellschaft befindet und schon machst du dich fertig. Die Musik trällert fröhlich vor sich hin, während du dich schwungvoll für den doch noch verplanten Abend zurecht machst. Du brauchst nicht lange. Schnell siehst du umwerfend aus. Bei der Freundin angekommen, merkst du das schon viel getrunken wurde. Du trinkst mit. Die Leute um dich herum sind in ausgelassener Feier Stimmung. Du brauchst noch eine Weile. Eigentlich bist du mit den Gedanken ganz wo anders. Und eigentlich möchtest du nur betrunken sein. Die Zeit verrinnt, und du findest dich in einem Club wieder. Es spielt laute elektronische Musik. Eine Art von Tekkno. Eine Art von Goa. Ein Gemisch aus vielem. Dein Kopf, sowie auch dein Körper, sind schon heftig am wackeln. Die Artikulation wird primitiver, die Blicke düsterer. Durch die Musik, wird der Rausch irgendwie noch stärker.
Dann entdeckst du ihn. Er steht in einer Ecke und unterhält sich mit ein paar Leuten. In deinem Rausch merkst du gar nicht, wie auffällig du bist. Deine Blicke durchbohren ihn. Bis er plötzlich anfängt zu Lächeln. Du erinnerst deine Mundwinkel daran zu lächeln, möchtest ja etwas erreichen. Er trinkt sein Glas leer und kommt zu dir rüber. Die Unterhaltung ist sehr anregend, der Körperkontakt entsteht mit voller Absicht. Mal fühlst du seinen Arm auf deiner Schulter, während er dir ins Ohr schreit, mal fühlst du seinen Bauch während du ihm etwas ins Gesicht sagst. Alles geprägt von unheimlichem Charme und viel Gelächter. Man spürt es einfach, wenn man mehr voneinander will. Wenn man Sex miteinander haben möchte. Es kommt dir vor, als würdest du richtig Gefallen an ihm finden. Draußen fängt es an zu dämmern, die Räume werden leer. Die Musik wird leiser. Du selbst, wirst immer liebesbedürftiger.
Nach gemeinsamer Kennenlern-Phase, verlässt ihr gemeinsam die Räumlichkeiten. Es wird kurz besprochen wohin es geht. Ihr seit mit dem Taxi auf dem Weg zu ihm nachhause. Zuhause angekommen, wird Musik aufgelegt, damit man nicht miteinander reden muss und sich auf das Wesentliche konzentrieren kann. Schnell geht es zur Sache, zuerst sitzt du auf seinem Schoß. Ihr streichelt euch. Dann küsst ihr euch. Die Hände gleiten unter Haut und Haare, du fühlst dich in dem Moment unfassbar sinnlich. Die Musik im Hintergrund untermalt die Leidenschaft. Ihr tut es miteinander. Ihr liebt euch für den einen Moment.
All zu lange dauert diese Prozedur nicht. Schnell liegt ihr wieder nebeneinander und schläft halbnackt, mit einer leichten Fahne nebeneinander ein.
Im Treppenhaus am nächsten morgen, hast du sein Gesicht vor Augen. Seine Handbewegungen und Beckenbewegungen. Du spürst seine Hände noch auf deiner nackten Haut und fasst dich genau an den Stellen an, wo er dich angefasst hat. Du hast ein Lächeln im Gesicht, denkst daran, wie schön es ist einem Menschen so nahe zu sein. Im Gleichen Moment, spürst du wie eine Träne dein Auge verlässt. Noch eine, und noch eine. Du hast dich hergeschenkt. Alles war nur halb so magisch wie es gewirkt hat. Du wirst diesen Mann nie wieder sehen, nicht weil du kein Interesse an ihm hättest. Nein, weil er genau das hatte wonach er gesucht hat: Sex für eine Nacht.
Immer wieder, gibst du dich her. Auf eine Art und Weise, durch die du möglicherweise niemals richtige Liebe bekommen wirst. Du kennst diesen Menschen gar nicht, fühlst dich ihm dennoch so verbunden. Euch beide verbindet aber nichts, außer der Sex. Das Spiel. Die kurzzeitige und schnell verwehende Lust aufeinander. Du verlässt das Haus und somit sein Leben. Du verlässt dich selbst, ohne es zu merken. Du wirst zur Männerfressenden Bestie, weil du überall nach Liebe suchst. Sex ist aber keine Liebe, das weißt du nur noch nicht. Ständig suchst du die Liebe. Sie wäre so greifbar, wenn du nicht das Gefühl hättest, dass Männer dich nur anschauen, wenn du ihnen Hoffnung auf Sex vorspielst.
Vor ein paar Jahren, hattest du Angst vor dir selbst. Jetzt hast du Hoffnung. Hoffnung auf Liebe. Jedes mal, wenn du in einem anderen Bett aufwachst, fühlst du dich für einen Moment geliebt. Ein klitzekleiner Moment, der es dir Wert ist deine Seele so zu schänden. Aber es ist alles nur eine Illusion. Eine Illusion, einer verlorenen Seele die angefangen hat sich selbst zu hassen.
Tags: Hass, Sex, Gefühle, Scham, Alkohol, Bett, Zerstörung, Angst, Verletzen, Küssen | http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/sex/nackte-tatsachen/853646 | https://web.archive.org/web/20120319134118/http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/sex/nackte-tatsachen/853646 | fuehlen | sex | 853,646 |
1,395,762,840 | PONY. | http://www.neon.de/user/PONY. | Wir haben manchmal Angst | Und kurz denke ich, dass ich das Leben mehr liebe, als ich weiß. | „Ich habe manchmal Angst.“, sagst du und ich schaue zu
Boden, damit du meine Augen nicht siehst. Es fühlt sich so an, als müsste ich
gleich weinen und ich weiß gar nicht warum. Aber ich spüre, wenn mich nur
ein Blick von dir trifft, dann strömen die Tränen aus meinen Augen, als hätte
ich ein Ventil geöffnet und sie brennen auf meiner Haut und ich weine drei Tage
lang. Ich sollte dich wohl fragen, warum du Angst hast, oder dich in die Arme
schließen, damit du weniger Angst hast. Aber dann wäre ich nicht ich. Dann wäre
ich ein Mensch, der geben kann, einer mit Herz, ein Mensch, wie ich immer einer
sein wollte, aber nicht kann, weil mir irgendetwas Großes im Weg steht.
Stattdessen sage ich: „Dafür gibt es keinen Grund.“, ohne zu wissen, wovor du
überhaupt Angst hast.
Im Stillen grüble ich doch über deine Worte. Vielleicht hast
du Angst vor dem Wind, der uns unaufhörlich ins Gesicht bläst, oder den großen Wellen,
die vor unseren Füßen brechen, vielleicht auch vor der Sonne, die auf unsere
Köpfe brennt, obwohl Winter ist. Oder sind es die Vögel, die am Himmel
schreien, als wollten sie uns vor einem Sturm warnen? Vielleicht hast du auch
Angst vor mir, weil ich in letzter Zeit oft traurig bin, ohne zu sagen warum.
Aber ich würde es dir sagen, wenn ich es wüsste. Wirklich. Das ist aber kein Grund
Angst zu haben. Mit mir wird wieder alles gut, das spüre ich manchmal, wenn ich
ein gutes Lied im Radio höre und anfange zu singen, oder morgens dusche und
mich dabei drehe. Manchmal auch, wenn du mich mit einem Essen überrascht, von
dem ich am Nachmittag noch geträumt habe. Manchmal scheint morgens die Sonne
und ich verspüre den Drang hinaus zu rennen und nie wieder anzuhalten. Und erst
letztens habe ich bestimmt eine Stunde gelacht, weil du mich gut unterhalten
hast, mit deinen Geschichten, die nur dir passieren können. Ich dachte noch wie
sehr ich dich liebe und wie traurig ich bin, dass ich es oftmals schlecht
zeigen kann. Und wie verwundert ich bin, dass du nach so langer Zeit noch bei
mir bist.
Ich bin nur manchmal so alleine mit mir. Eben weil ich meine
Gedanken für mich behalte und das macht mich oft richtig fertig. Weil ich nicht
weiß, wie ich all diese großen Gedanken überhaupt in Worte fassen kann. Deshalb
rede ich in letzter Zeit weniger, damit du dir keine Sorgen machen musst. Dafür
gibt es auch keinen Grund. Gestern bin ich so schnell gelaufen, dass ich mein
Herz gespürt habe, das ich sonst nie spüre und es hat sich gut angefühlt. Ich
lag danach eine Weile am Boden und habe die Schläge gezählt, bis du zu Türe
reingekommen bist und dich neben mich gelegt hast. Ohne zu fragen, was ich da
mache und das war gut, weil ich es nicht hätte in Worte fassen können. Du hast meine Hand genommen und wir haben zusammen an die
Decke gestarrt, so lange bis wir lachen mussten. Und ich liebe es, wenn wir
zusammen lachen, weil ich nur mit dir richtig lachen kann.
Ich will so viel sagen. Jetzt. Alles was ich denke. Und die
Vögel schreien und die Wellen rauschen und die Sonne brennt. Von irgendwoher
kommt Musik, der Wind wirbelt durch unsere Haare und ich reiße die Arme in die
Luft und sage: „Lass uns schwimmen gehen.“, dann springe ich auf und fange an
zu laufen. Einfach ins Wasser mit Klamotten, obwohl Winter ist und ich höre
dich schreien, aber ich kann nicht anhalten. Ich bin nicht glücklich denke ich,
aber auch nicht verzweifelt, ich bin irgendwo dazwischen und es gibt Tage, da
bin ich unfassbar dankbar, für alles was ich habe und dann gibt es Tage da
zweifle ich und wünsche mir Veränderungen, ein bisschen mehr Leben und Zeit für
die Dinge, die ich so sehr liebe. Geschichten Schreiben und Landschaften fotografieren,
bergsteigen und danach Kaiserschmarrn auf der Hütte essen, nachdenken, über
Gott und die Welt und lachen bis mir die Tränen kommen. Gute Bücher lesen, Rad fahren,
die Füße ins Wasser halten, auf Bäume klettern und überhaupt den Sommer
genießen, aber auch den Winter beim Snowboarden. Oh Gott, wie sehr ich die
Berge liebe, mehr als alles andere auf der Welt, mehr sogar als Menschen. Weil
sie stark sind und immer zuhören, weil ich dort frei bin. Und kurz denke ich,
dass ich das Leben mehr liebe, als ich weiß.
Als ich mich ins Wasser stürze sterben all diese Gedanken,
weil ein Kälteschock meinen Körper durchfährt. Und dann spüre ich deinen
Körper, der sich an meinen drückt und deine Hände, die meinen Kopf umfassen,
wie den eines kleinen zerbrechlichen Kindes. Und ich sehe deine Augen, die
Unverständnis ausdrücken und deinen Mund der vor Verzweiflung verzerrt ist. Und
ich sehe, dass du zitterst.
Dann drückst du deinen Kopf an meinen und ich spüre, dass du
Angst hast.
Und ich auch. | http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/erwachsen-werden/wir-haben-manchmal-angst/1130064 | https://web.archive.org/web/20140402155523/http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/erwachsen-werden/wir-haben-manchmal-angst/1130064 | fuehlen | erwachsen-werden | 1,130,064 |
0 | McKath | http://www.neon.de/user/McKath | Gedanken | Gedanken zieh´n entlang den Himmel... | Gedanken ziehen entlang den Himmel,
streifen Wolken, sanft und weich.
Wandern langsam dir entgegen,
doch die Distanz bleibt immer gleich.
Hoffnung bahnt sich ihre Wege,
tapfer durch das Labyrinth.
Manchmal stellt man sich die Frage
Ob sie nun wirklich stets gewinnt.
Worte ziehen ihre Bahnen
durch den Ozean voll Glück.
Und die schönsten aller Worte,
bleiben stets im Herz zurück
Gefühle schlittern, noch befangen,
doch voller Freude übers Eis.
Jedes einzelne von ihnen,
verdient des Mutes schönsten Preis
All die Momente tragen Früchte
Und ihre Blüten duften gut
In ihnen gibt es nichts zu fürchten
In ihnen wächst mein ganzer Mut | http://www.neon.de/artikel/fuehlen/psychologie/gedanken/1559008 | https://web.archive.org/web/20160406021445/http://www.neon.de/artikel/fuehlen/psychologie/gedanken/1559008 | fuehlen | psychologie | 1,559,008 |
1,199,459,640 | system | http://www.neon.de/user/system | I'm the gay one | Für Homosexuelle ist das Leben hart und besonders lesbisch sein ist in Deutschland immer noch tierisch schwierig, oder? Ich finde nicht. | Nach dem Abi geht das Leben los. Eine neue Stadt, studieren, und vor allem viele neue Leute. Man lernt sich kennen, man unterhält sich und irgendwann kommt sie immer, die Frage nach dem „Freund“. „Habt ihr einen?“ Ich lächle dann fein vor mich hin und lasse im Gespräch immer wieder Geschichten über „meine Freundin“ einfließen. Oft dauert es, bis der Groschen fällt. Die Reaktionen sind dann aber immer die gleichen: „Du bist lesbisch? Echt? Ist ja spannend…“. Auf die erste Begeisterung folgen meist interessierte Fragen nach dem Wann, Wo und Wie meines Coming-Outs, häufig begleitet von dem mitleidigen Satz: „Das ist bestimmt schwierig, oder?“
Danke der Nachfrage, aber nein, das ist es eigentlich nicht. Ich lebe mein Leben wie jeder andere auch. Ich bin noch nie ernsthaft beschimpft oder irgendwie benachteiligt worden. Eher im Gegenteil.
Ich komme aus einer Kleinstadt in Ostwestfalen, 15, 000 Einwohner, ein Handballverein, ein Gymnasium. Nicht unbedingt ideale Voraussetzungen für ein problemloses Coming-Out. Und doch hat es nie Probleme gegeben.
Nach dem ersten gemeinsamen Auftreten mit meiner Freundin waren wir zwei Tage DAS Gesprächsthema der Stufe – wie jedes andere Pärchen auch. Von da an galten wir meist als „süß“ und „Traumpaar“. Und das, obwohl ich, ungeschminkt , mit kurzen Haaren und einer natürlichen Abneigung gegen das Tragen von Röcken so manches Klischee vortrefflich bediene. Niemand wandte angeekelt den Blick ab, wenn wir uns auf dem Schulhof küssten und auch flüchtige Bekannte finge – Oh Wunder- nicht plötzlich an, unsere Gesellschaft zu meiden.
Nun kann man einwenden, dass es ja immer schwieriger für die Menschen ist, Leute, die sie kennen und mögen plötzlich als „die Lesbe“ zu sehen und „dementsprechend“ zu behandeln. Bei Fremden hingegen ist das etwas vollkommen anderes. Aber weit gefehlt…
Ich bin durch die unterschiedlichsten Städte Europas gelaufen, Arm in Arm mit einer Frau. Schräge Blicke gibt es wohl, aber erntet die nicht auch jeder, der grüne Haare hat oder schiefe Zähne? Das Ungewohnte erregt immer Aufsehen und auch ich schaue zweimal hin, sehe ich zwei Männer, die sich küssen. Häufiger als jene, die schockiert starren oder peinlich berührt wegschauen sind Menschen, die einem wohlwollend zulächeln. Vielleicht tun sie das, um sich besonders tolerant zu fühlen, vielleicht meinen sie es ehrlich. Wer weiß das schon. Es entspricht jedenfalls nie der so häufig beschriebenen Erniedrigung Homosexueller durch das direkte und weitere Umfeld. Eher kehrt es sich in die andere Richtung.
Ich habe von Menschen verschiedenster persönlicher oder unpersönlicher Bekanntheitsgrade Respektbekundungen bekommen – für eine Sache, für die ich eigentlich gar nichts kann.
Der Junge aus der Stufe über mir, der auf einer Party halbbetrunken vor mir steht und sagt: „Ich hab gehört, du stehst auf Frauen? Stimmt das?“ Als ich bejahe, folgt ein halb genuscheltes „Find ich gut, habe ich großen Respekt vor!“ Und weg ist er wieder. Eine Frau im Zug, die fast gerührt zuschaut, wie ich meiner schlafenden Freundin eine Strähne aus dem Gesicht streiche und die mir bei Aussteigen leise zunickt. Die Mädels aus meiner Volleyballmannschaft wollen unbedingt meine Freundin kennen lernen und sind hin und weg, dass wir öffentlich Händchen halten. „Das ist soo mutig“. Naja, eigentlich nicht. Eigentlich mache ich nur das, was für mich das normale ist. Meine Eltern, meine Lehrer, meine Freunde – sie alle stehen dem, was ich bin und wie ich es lebe, positiv gegenüber. Und ich fühle mich manchmal wie ein Hochstapler, der Lorbeeren einsammelt, die er sich nicht verdient hat.
Mag sein, dass das dicke Ende noch kommt. Vielleicht werde ich eines Tages verprügelt, geschnitten, angespuckt für meine sexuelle Orientierung. Bisher hatte ich allerdings nie das Gefühl, nicht leben zu können wie ich möchte. Ich habe nie darauf verzichtet, meine Meinung zu sagen - weil ich nie erlebt habe, dass diese irgendwie darauf zurückgeführt wurde, mit wem ich ins Bett gehe. Ich habe nicht versucht, mich zu verstecken. Diejenigen, die nicht damit leben können, dass ich Frauen küsse, können mir eh gestohlen bleiben.
Ich dränge mich aber auch nicht auf, ich lebe einfach. Ohne ständig darüber nachzudenken, ob das, was ich tue, Aufsehen erregen könnte oder mir Ärger einbringen. Für mich ist das, was ich tue, normal. Keine großen Überlegungen wert. Vielleicht habe ich deshalb gegenüber meiner Homosexualität bis jetzt vor allem eins erfahren: Respekt. Und ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass ich damit in diesem Land ganz alleine dastehen soll.
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Dieser Artikel entstand als Reaktion auf den Text | http://www.neon.de/artikel/sehen/gesellschaft/i-m-the-gay-one/655350 | https://web.archive.org/web/20150703075045/http://www.neon.de/artikel/sehen/gesellschaft/i-m-the-gay-one/655350 | sehen | gesellschaft | 655,350 |
1,260,262,740 | Jakob_Schrenk | http://www.neon.de/user/Jakob_Schrenk | Carbon-Junkie | Muss Kopenhagen scheitern? | Glaubt man Bjorn Lomborg, dann hat die Menschheit eigentlich nur noch eine Chance: Die Klimakonferenz in Kopenhagen muss scheitern. Und die politischen Entscheidungsträger müssten sich über die Gründe für diesen Misserfolg klar werden, wie Lomborg im aktuellen SPIEGEL schreibt: "Denn eine Vereinbarung über drastische, kurzfristige Einschnitte beim Kohlendioxid würden sich ohnehin als trügerisch erweisen, weshalb sie klügere Optionen erwägen sollten."
Lomborg glaubt, dass sowohl die Anhänger als auch die Gegner der Klimaerwärmungsthese drastisch übertreiben. Dass sich die Temperatur erhöht und dass die Menschen daran schuld sind, hält er für erwiesen, aber deswegen müsse man ja noch lange nicht den Kohlendioxid-Ausstoß mittels einer gewaltigen politischen Anstrengung reduzieren. Dieses Vorhaben könnte die Welt mindestens 27 Billionen Euro pro Jahr kosten: "Um es drastisch zu formulieren", schreibt Lomborg: "Die ambitioniertesten Kohlendioxid-Einsparungen könnten uns um ein Vielfaches mehr kosten als der Klimawandel selbst." Langfristig ist Lomborg schon für regenerative Energien, doch man sollte nicht zu schnell das Carbon-Zeitalter verlasssen. Hat der Mann Recht? Kann man wirklich eine Klimaerwärmung ganz entspannt hinnehmen und ein bisschen an den Folgen herumdoktern (also etwa Millionen von Menschen umsiedeln, deren Heimat sich dann irgendwann unterhalb des Meeresspiegels befinden wird)? Oder ist Lomborg einer der letzen Verrückten, die immer noch nicht die Zeichen der Zeit sehen wollen? | http://www.neon.de/artikel/sehen/gesellschaft/carbon-junkie/670841 | https://web.archive.org/web/20160730035057/http://www.neon.de/artikel/sehen/gesellschaft/carbon-junkie/670841 | sehen | gesellschaft | 670,841 |
1,370,212,980 | TheSun | http://www.neon.de/user/TheSun | Ausgetragen. | Es kostet 143,95 Euro einen Winter lang warme Füße zu haben. | Ich habe sie geliebt. Diese tollen neuen Winterboots. Ende Oktober war es so weit. 143,95 Euro haben sie mich gekostet, aber dafür mussten sie auch viel mitmachen.
Kein einziger Regentropfen konnte bis zu meinen warmen Kuschelsocken durchdringen.
Keine Schneeflocke hat sich am Bund der Boots vorbeischleichen können.
Jede Pfütze konnte ich trockenen Fußes durchqueren.
Und jedes Minusgrad ist an ihnen abgeprallt.
Ja, wir waren ein gutes Team.
Trotz Frühling trage ich sie immer noch. Und sie halten warm.
Doch jetzt sind sie ausgetragen, ein großes Loch im rechten Boot knapp über der Ferse und ein Loch in der linken Sohle... Also gibt es jetzt nasse und kalte Füße für mich.
Ausgetragen.
Das sind die Boots.
Und was bleibt ist die Erinnerung an die schöne Zeit, als uns kein Schneeberg zu groß und keine Pfütze zu nass war.
143.95 Euro kostet es also einen (verlängerten) Winter warme Füße zu haben.
Morgen trag ich sie vielleicht noch. Aber dann muss ich es einsehen: sie sind ausgetragen. Und ich sage "Adieu!". | http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/erwachsen-werden/ausgetragen/1029607 | https://web.archive.org/web/20130613185637/http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/erwachsen-werden/ausgetragen/1029607 | fuehlen | erwachsen-werden | 1,029,607 |
1,411,464,900 | AlexFromGalax | http://www.neon.de/user/AlexFromGalax | Mach das mal jemand weg... | Eine Abrechnung mit RTL II | Wer kennt es nicht. Man sitzt abends auf der Couch und hat nicht
wirklich etwas zu tun und auch nicht wirklich Lust auf irgendetwas. Vor Kurzem
war bei mir so ein Abend. Lustlos zappte ich durch das Vorabendprogramm, auf
der Suche nach etwas Annehmbaren. Heute kann ich nicht mehr sagen, was mich
geritten hat, aber irgendwie blieb ich auf „Promis suchen ein Zuhause“ kleben. Zwar
gibt es viele solcher Doku-Soaps im Deutschen Fernsehen und zu meiner eigenen
Schande muss ich gestehen, dass ich auch schon Einige davon gesehen habe, aber
diese RTL II Sendung läutet einen neuen Tiefpunkt der Niveaulosigkeit ein. Erst einmal
möchte ich dafür den Begriff Prominenz erläutern.
Laut Duden handelt es sich bei einem Prominenten um eine Person welche „
beruflich oder gesellschaftlich weithin
bekannt oder berühmt ist, oder einen besonderen Rang einnimmt“. Es sei direkt
gesagt, die Promis aus dieser Sendung haben nichts mit dem Begriff aus dem
Duden zu tun. In dieser Folge suchten drei Hochkaräter des Deutschen Fernsehens
eine neue Behausung. Da war zum einen Rocko Stark. Der uneheliche Sohn von Uwe
Ochsenknecht (den kennt man ja irgendwie) und Rosana Della Porta ist den
meisten wohl „bekannt“ durch die
Soap-Opera „Hand aufs Herz“, welche es
auf genau eine Staffel brachte. Seitdem grätscht sich Rocco durch Formate wie
„Ich bin ein Star – Holt mich hier raus“ oder „Promi Shopping Queen“. Seine
größte Leistung bestand meiner Meinung nach darin, sich 2013 beim „Großen Sat 1
Promiboxen“ von B-Tight die Fresse polieren zu lassen.
Der zweite „Promi“ in der Sendung war Nadja Atwal, welche hauptsächlich
als Model-Managerin arbeitet und 1996 tatsächlich mal Schönheitskönigin war.
Die Leistungen dieser Frau scheinen so gering zu sein, dass selbst RTL II keine
Untertitel einfielen. Insgesamt wurde drei Mal der Zusatz „Verheiratet mit
einem Professor“ eingeblendet. Der dritte Prominente im Bunde war Harry
Wijnvoord. Harry Wijnvoord! Den kannte ich! Immerhin moderierte der dicke
Holländer früher einmal „Der Preis ist heiß“ auf RTL. Momentan ist Harry
Wijnvoord hauptberuflich Pferde-Auktionator. Pferde was? Jawohl, der große
Harry von „Der Preis ist heiß“ verschachert mittlerweile Pferde an Leute die
Geld haben.
Ich habe lange überlegt, wie ich meine Gefühle und meine Gedanken zu
Papier bringen soll und bin am Ende zu dem Schluss gekommen, dass appelieren
werde. An Rocco und Nadja und an Harry. Und am Ende auch an euch.
Rocco
der Kasper aus Berlin
Warum stilisiert RTL II so eine Witzfigur des Käseblatts wie dich zu einem Promi? Mal ehrlich Rocco
Stark, du bist so eine Wurst, dass in deinem Wikipedia-Artikel (den du
wahrscheinlich selbst hast verfassen lassen) tatsächlich erwähnt wird, du wärst
in einer Nebenrolle als Tänzer in dem Film „Im Winter ein Jahr“ zu sehen.
Beachtlich, worin du dich schon alles versucht hat. Du hast CDs auf den Markt
gebracht, warst Schauspieler und bist sogar Inhaber der Bar „Mamasita“ in
München. Wie hirnverbrannt muss man eigentlich sein, um sein Lokal Mamasita zu
nennen? Tatsächlich hast du auch schon bei Aktenzeichen XY mitgespielt. Was
kommt als nächstes? Richterin Barbara Salesch? Rocco, ich bitte dich:
Verschwinde aus den Medien. Glaub mir, jedem wäre damit geholfen! Du hast
bisher nichts geleistet und wirst so auch nie etwas leisten. Wenn du glaubst,
du hättest Fans, dann muss ich dich nun schwer enttäuschen. Die Menschen, die
du Fans nennst, sind arme oder unschuldige Seelen, die jeden halbwegs
gutaussehenden Mann, der seine Fresse in die Kamera hält, anschmachten würden.
Es ist nicht so, dass ich dir den Ruhm nicht gönnen würde Rocco. Nur leider
hast du den Eindruck gemacht, als holst du dir jeden Abend auf deinen
Möchtegern-Promistatus einen runter und diesen Zahn möchte ich dir ziehen. Glaub
mir, es ist besser für dich. In ein paar Jahren wirst du zurück blicken und
sagen „Ja, der Alex, der hatte Recht“. Du bist kein Star. Du bist nicht einmal ein
Promi. Du bist nur ein armer kleiner Furz, welcher die Hauptrolle in einer
schlechten Seifenoper hatte, die schon nach der ersten Staffel abgesetzt wurde,
da niemand sie sehen wollte. Und deine 300.000 Facebook Follower sind
Blendwerk. Ehrlich! Vertrau mir da Rocco. Facebook Follower bedeuten gar
nichts. Irgendwo in den Tiefen von Facebook gibt es sicherlich ein
Mettbrötchen, welches mehr Facebook Follower hat als du. Und ehrlich gesagt,
würde ich dieses Mettbrötchen auch lieber im Fernsehen sehen, als dich, du
geleckter Halbaffe. Bitte, sei ein guter Vater und zeig deiner Tochter, wie man
ehrlich und anständig sein Geld verdienen kann. Industriemechaniker zu sein,
ist nichts, wofür man sich schämen muss! Man verdient sein Geld mit ehrlicher
Handarbeit. Ist das denn nichts mehr wert? Deswegen mein aufrichtiger Apell an
dich: Versuch noch einmal die Kurve zu kriegen und verschwinde aus der
Öffentlichkeit...
Die
Frau, deren Mann ein Professor ist...
Sehr geehrte Frau Atwal,
sind Sie eine von den Managerinnen, die ihren Models 80 Stunden die Woche
arbeiten lässt? Sind Sie einer von den Haien, die aus den Träumen anderer
Profit schlägt und nur an sich selbst denkt? Ich frage Sie das, weil Ihre
Tätigkeiten doch recht nebulös sind. Genaues mag keine Zeitung, keine
Internetseite über Sie zu sagen. Sie seien an einigen Hollywood-Projekten
beteiligt gewesen. Haben wohl mit Mel Gibson und Eva Longoria
zusammengearbeitet. Doch wenn man versucht nach genaueren Informationen zu
suchen, stößt man auf eine Wand des Schweigens. Immerhin wurden Sie zur
schönsten Geschäftsfrau Amerikas gewählt. Zwar ist „VivaGlam“ wohl ein
kleineres Magazin und die Internetseite erinnert eher an die Startseite von
H&M oder Otto, trotzdem muss das ja etwas bedeuten oder? Wie es auch sein
mag, Ihrem Geschäft scheint es nicht sonderlich gut zu gehen. Warum sollten Sie
sonst in so einer Scheißhaus-Sendung, wie „Promis suchen ein Zuhause“
auftreten? Anders als Rocco Stark dürften Sie das Geld doch nicht nötig haben.
Immerhin ist Ihr Mann – und das habe ich in der Sendung ausführlich gelernt –
Professor! Und Ihr Mann ist auch nicht irgendein Professor, sondern Professor
Gurinder Singh Atwal, ein bekannter Krebsforscher! Natürlich verstehe ich Ihren
Wunsch in New York zu wohnen, immerhin arbeitet Ihr Mann an der Cornell
University. Er ist ein angesehener Wissenschaftler und ein Spezialist in Sachen
Genetik. Bitte tun Sie mir einen Gefallen und zeigen etwas Würde! Ihr Verhalten
geziemt sich als Frau einer solchen Persönlichkeit nicht. Sie sagten in der
Sendung, Sie hätten Psychologie und Soziologie studiert. Herzlichen
Glückwunsch, dann sind wir ja fast Kollegen. Leider konnte ich nicht in
Erfahrung bringen, ob Sie das Studium auch wirklich beendet haben (Sie halten
Ihr Privates aber auch wirklich geheim, was?). Aber wahrscheinlich nicht, denn
sonst wüssten Sie, dass man sich nicht auf diese Westentaschen-Psychologie
einlässt, die Sie in der Sendung zum Besten gegeben haben. Da schwadronierten
Sie über den Eigentümer der Wohnung, welche Sie besichtigt haben. Nannten ihn
einen hässlichen, dicken Mann, der keine Freunde hat. Nur aufgrund der
Ausstattung wohlgemerkt! Ist das tatsächlich Ihr Stil Frau Atwal? Haben Sie,
als schönste Geschäftsfrau Amerikas das wirklich nötig? Ich denke doch wohl
nicht. Liebe Frau Atwal, Sie sind intelligent genug, um eine eigene PR-Firma zu
gründen. Sie verkehren mit Ihrem Mann wahrscheinlich in den interlektuell
höchsten Kreisen Amerikas (was ungefähr Hauptschul-Niveau hier in Deutschland
ist) und benehmen sich in „Promis suchen ein Zuhause“ so daneben? Oder benehmen
Sie sich etwa immer so? Nimmt Ihr Mann Sie überhaupt noch zu festlichen
Anlässen mit? So wahrscheinlich nicht. Sie sind ja eine hübsche Frau – immerhin
sind Sie mal Schönheitskönigin von, ja von was eigentlich, geworden – haben Sie
schon mal daran gedacht, dass Ihr Mann Sie nur geheiratet hat, um vor seinen
Arbeitskollegen anzugeben? Seien wir doch mal ehrlich. Wahrscheinlich ist Ihr
Mann ein kleiner Nerd. Jemand, der in seinem Beruf unglaublich gut ist, aber
die soziale Kompetenz einer Kartoffel hat. Ist Ihnen schon mal in den Sinn
gekommen, dass er Sie seinen Kollegen auf Bällen oder anderen Festlichkeiten
nur vorführt? Und wenn Sie weg sind, wird hinter Ihrem Rücken geredet. Aber Sie
haben es allen gezeigt! Sie haben bewiesen, dass auch in einem schönen Menschen
ein intelligenter Geist stecken kann. Machen Sie sich dieses Image nicht
kaputt! Sie sagten auf Welt.de selbst, dass Sie lieber hinter der Kamera stehen
wollten. Nun, ich möchte Sie hiermit ermutigen, diese Idee wieder aufzugreifen
und niemals wieder vor eine Kamera zu treten. Vielen Dank.
Die
Würde des Alterns
Lieber Herr Wijnvoord,
was habe ich als Kind Ihre Sendung geliebt. Wenn Sie in „Der Preis ist heiß“
Menschen mit Geschenken glücklich machten, ging auch mir kleinem Stöpsel das
Herz auf. Sie haben in einer einzigen Sendung wahrscheinlich mehr Umarmungen
bekommen, als Heidi Klum auf der Fashion Week in New York. Sie haben mir
gezeigt, dass Kapitalismus etwas Tolles ist und dass Konsumgüter eben auch konsumiert
werden wollen. Obwohl „Der Preis ist heiß“ nichts anderes, als eine
Verkaufsshow darstellte (auch wenn dort alles verschenkt wurde), war ich schon
etwas enttäuscht, als Sie damals dann zum RTL-Shop wechselten und auf einmal
nicht mehr Sachen verschenkten, sondern armen alten Hausfrauen das Geld aus der
Tasche laberten. Dann war es lange still um Sie in meinem kleinen Universum.
Wie ich erfahren habe, waren Sie Werbepartner von Weight Watchers. Das ist
nicht verwerflich, denn wir wissen ja beide, dass Sie schon immer ein paar
Pfunde zuviel auf den Hüften hatten. Daran hat sich bis heute auch nichts
geändert, weswegen Weight Watchers wohl den Vertrag mit Ihnen kündigte. Diese
Schweine! Mir macht das nichts. Sie erinnerten mich immer ein bisschen an eine
Mischung aus dem Nikolaus und Roger Whittaker. Das ist nichts Schlimmes, im
Gegenteil. Doch als ich Sie neulich in „Promis suchen ein Zuhause“ gesehen
habe, war ich mehr als bestürzt. Das hat doch ein Mann Ihres Formats nicht
nötig! Ich habe eine Frage an Sie Herr Wijnvoord: Kennen Sie Silberrücken? Das
sind die älteren Gorillas; Männchen, die meist ihre Familie oder Gruppe
anführen. Sie sind die stärksten und ältesten Männchen und niemand wagt sich an
einen Silberrücken heran. In unserer Gesellschaft hat sich der Begriff
Silberrücken für gesetzte Männer von gehobenem Alter, welche nichts mehr
beweisen müssen, etabliert. Und irgendwie passt das auch. Denn ein Silberrücken
besitzt auch immer eine gewisse Würde. Sie glauben mir nicht? Schauen Sie sich
einmal ein Video an. Sehen Sie, mit welcher Anmut, mit welchem Stolz diese
Wesen über unsere wunderschöne Erde wandern? Dementgegen stehen die
Schwarzrücken. Das sind die Männchen, die noch halbstark sind und etwas zu
beweisen haben. Meist sind sie es, die die Familie oder Gruppe in
Schwierigkeiten bringen, denn sie haben schon so einige Flausen im Kopf.
Irgendwann müssen die Schwarzrücken die Familie verlassen, weil es sonst
Probleme mit dem Silberrücken gäbe. Oftmals leben sie dann lange Zeit allein
und müssen sich selbst versorgen. Dann machen diese Schwarzrücken beinahe
alles, um an Nahrung und Wasser zu kommen. Selbst vor Überfällen auf andere
Familien schrecken sie nicht zurück. Es ist nicht verwunderlich, dass man viele
Verhaltensweisen der Gorillas auch auf den Menschen übertragen kann.
Schließlich sind sie unsere nächsten Verwandten. Ich bitte Sie deshalb Herr
Wijnvoord, behalten Sie Ihre Würde! Sie müssen nicht mehr jeden Dreck annehmen,
der Ihnen angeboten wird. Sie waren doch ein angesehener Entertainer und eine
zeit lang so bekannt wie Mike Krüger oder (um bei Ihren Landsmännern zu
bleiben) Rudi Carrell. Bitte Herr Wijnvoord, akzeptieren Sie Ihr Alter. Seien
Sie ein Silberrücken und kein Schwarzrücken!
Zu guter Letzt möchte ich alle, die diese Notiz lesen, dazu aufrufen RTL II zu boykottieren. Ich habe Vieles versucht. Dieser Unfall eines Fernsehsenders
ist bei mir schon auf dem hintersten Programmplatz. Nur leider kommt man da beim
zappen ja auch irgendwann mal hin. Ich sage es ganz offen: Alle Menschen, die
für diesen Sender arbeiten, müssten weggesperrt werden, denn solche Personen
können nicht ernsthaft am Wohl der Gesellschaft interessiert sein! Es ist mir
absolut unverständlich, wie solch ein Scheißhaufen von Sender Serien wie Game
of Thrones oder The Walking Dead ausstrahlen darf und andererseits Formate wie
„Frauentausch“, „Berlin Tag und Nacht“ und eben „Promis suchen ein Zuhause“
über den Äther gehen lässt. Für mich ist RTL II nicht nur ein Angriff auf meine
Friedfertigkeit und Intelligenz, es ist ein Angriff auf die ganze Gesellschaft!
Dieser Sender richtet mit seinem hirnlosen Dünnschiss ungeahnten Schaden an.
Wenn es so weiter geht, bin ich mir sicher, dass dieser Sender in ein paar
Jahren für eine ganze Anzahl von Hirnkrankheiten verantwortlich gemacht werden
kann. Die Gebühren der Krankenkassen werden explodieren, denn es werden
irreparable Schäden sein. Mit den geschädigten Menschen kann dann nichts mehr
anderes gemacht werden, als sie notzuschlachten. Und aus dem Fleisch wird dann
Soilent Green! Wollt ihr das? Wollt ihr eine Welt, in der Menschen wegen
irreparabler Hirnschäden geschlachtet und an andere Menschen verfüttert werden?
Bitte, boykottiert diesen Sender! Dieser Sender ist das pure Böse mit der
Mission die Menschen in Deutschland zu verdummen und das Hirn wegzukochen! Er
zerrt solchen Klärschlamm wie Rocco Stark oder Nadja Atwal ins Rampenlicht und
macht aus gestandenen Männern seelenlose Huren wie Harry Wijnvoord. RTL II ist
schlimmer als Hitler! Da, ich habe es gesagt. Soweit hat mich dieser Sender schon! Und genau wie Hitler muss RTL II gestoppt werden. Wenn
es sein muss, sollen die Amis wieder hier einmarschieren. Ich wäre damit
einverstanden! Ich würde ALLES tun, um diesem Sender endlich das Handwerk zu
legen. Wenn RTL II eine Prostituierte wäre, würde ich extra nur den miesesten
Dreck mit ihr machen. Ich würde ihr auf den Bauch kacken und sie auspeitschen.
Nein, das ist den Prostituierten gegenüber nicht fair. Deshalb entschuldige ich
mich bei allen Prostituierten. Selbst die miesesten Crackhure ist mehr wert,
als dieser Sender. Warum? Weil die mieseste Crackhure immer noch ein Mensch ist.
RTL II ist aber etwas Unmenschliches, es ist das geistige Scheißhaus
grenzdebiler Pavianärsche. Und wir als Zuschauer werden mit diesem grenzdebilen
Dreck auch noch zugeschissen! Deshalb jetzt noch einmal: RTL II MUSS WEG! FÜR
IMMER UND EWIG!!! | http://www.neon.de:80/artikel/sehen/gesellschaft/mach-das-mal-jemand-weg/1451909 | https://web.archive.org/web/20140925055307/http://www.neon.de:80/artikel/sehen/gesellschaft/mach-das-mal-jemand-weg/1451909 | sehen | gesellschaft | 1,451,909 |
1,321,909,200 | no_ah_ | http://www.neon.de/user/no_ah_ | Leben und Sterben | Leben und Sterben | Eine Tür geht auf, eine andere zu
Ein Mensch stirbt, ein anderer wird geboren
Jemand weint
Jemand lacht
Man stirbt und bleibt dennoch am Leben
Man lebt und ist dennoch gestorben
Man sieht und ist blind
Man ist blind und sieht die Welt mit anderen Augen
Man liebt und hasst und weint und lacht
Man sieht das Ende
Die Welt dreht sich weiter | http://www.neon.de:80/artikel/sehen/gesellschaft/leben-und-sterben/794682 | https://web.archive.org/web/20111127225108/http://www.neon.de:80/artikel/sehen/gesellschaft/leben-und-sterben/794682 | sehen | gesellschaft | 794,682 |
1,323,898,740 | mojoli | http://www.neon.de/user/mojoli | Unausgesprochen | Wir zogen uns an, schwiegen, es war ein Schweigen der Erinnerung an letzte Nacht, ein Schweigen der Liebe. | Wir trafen uns heimlich. Selbst wir taten
verwegen, ahnungslos, da die Wahrheit nicht laut ausgesprochen werden konnte.
Es war verboten, eine Versuchung, der wir beide nicht widerstehen wollten. Von
Können gar zu schweigen. Manche nennen es kitschig, ich nenne es die Wahrheit.
Bon Iver, Skinny Love.
Es war immerzu der gleiche
Anfang. Und das Ende war ein neuer Anfang, ein Fußmarsch, in eine dunkle,
schwüle Nacht. Es war wie ein Ritual, jeder zu prüfende Blick in den Spiegel
eine Vorbereitung auf das nichtwissende Kommene, das man zu sehr in Gedanken
durchgespielt hatte. Das Herz spielte verrückt, jeder Schlag war ungewohnt
intensiv, jeder kalte Luftzug, der auf dem Weg mir entgegen zog, war beißend
kalt. Die Musik drang in meine Ohren und klang im Herzen aus, während die Nacht
in ihrer Heimlichkeit an mir vorüber zog. Es prickelte unter der Haut, es
brannte.
Ich will ihn wieder sehen.
Bon Iver, Skinny Love.
Wenn der Tag endete, begann unsere Liebe. Das Rad
lehnte an der fremden Hauswand, beziehungslos für uns beide, Fremde, die wir in
diesen Nächten jedoch unser Zuhause nannten. Nur hier konnten wir uns treffen,
damit alles Ungewisse auch ungewiss blieb. Ein unausgesprochenes Versprechen,
dass ich zu gern gebrochen hätte –
leise.
Die Treppe im kahlen Hausflur war lang, zu lang,
jede Stufe ein kleines Hindernis, dass ich übersprang. Voller Erwartung,
Freude, Glück. Du wartetest. Lehntest an der Türe. Mein Herz quoll über.
Bon Iver, Skinny Love.
Ein Blick, ein einziger Blick, der mich aus der
Fassung brachte. Die Musik klang noch immer im Herzen, wie ein Nachklang der
Musik unseres Lebens.
Wir taten dasselbe wie in meiner Erinnerung. Wir
mieden Berührungen, hielten Abstand. Wir brannten darauf, einander zu spüren.
Ich sehnte mich danach, dich in meinen Armen zu halten – ich liebe dich.
Ich war verspannt, du rauchtest. Wir lachten, ich
rauchte. Wir wurden befreiter, von der Last des Wollens und des nicht Könnens,
denn wir konnten, wenn wir wollten. Wir waren frei. Mein Blut pulsierte.
Eine erste Berührung, ganz bedacht, deine Hand
umschlang meinen Oberschenkel. Ich spürte deine Wärme durch den Jeansstoff
meiner Hose, ich wollte mehr, war süchtig. Würdest du dich mir jemals öffnen?
Es war zu spät, ich konnte nicht zurück. Ich legte meine Hand auf deine.
Bon Iver, Skinny Love.
Wir waren kurz davor. Kurz davor, wie schon
öfters, doch jeder Augenblick war ein neues Gefühl. Ich kostete den Moment aus,
in vollen Zügen. Ich war erregt, wir wollten es. Du küsstest mich, völlig
ungehalten, jegliche Zurückhaltung war fort geweht. Der Kuss schmeckte nach
Bier und Gras, deine Wangen waren rau, dein Körper warm. Nackte Haut schmiegte
sich aneinander. Dein Geruch war unbeschreiblich intensiv und köstlich, er
drang in meine Nase und mitten ins Herz.
Du warst es. Du warst bei mir. Es waren deine
Arme, die mich umschlangen, deine Lippen, die mich küssten, dein Herz, welches
mich in diesen Nächten liebte. Und ich liebte dich zurück – so intensiv, so
bedingungslos und bewegend, dass es mich selbst überwältigte.
Du drücktest mich auf die Matratze, beugtest dich
über mich, bedecktest mich mit Küssen wie Wolkendunst den Himmel. Wir rissen
uns die Kleider vom Leib, bis ich dich überall fühlen konnte. Ich wollte dich
halten, spüren, betören. Auf mir, in mir, jede Minute. Wir waren eins in dieser
Nacht.
Bon Iver, Skinny Love.
Der Morgen brachte das Ende, doch das Ende war ein
Anfang von unserem Geheimnis. Ich wachte neben dir auf, während die gold-orangenen
Sonnenstrahlen durch das Dachfenster fielen und der Lärm der Autos durch die
Wände drang. Ich wusste, du gehörst zu mir, wie die Farben zum Maler, wie der
Vogelgesang zum Frühling. Du nahmst mein Gesicht in beide Hände, deine hellblauen
Augen leuchteten auf. Wir wussten, es war nicht das letzte Mal und vielleicht
aber auch nicht für immer. Wir waren das Jetzt.
Wir zogen uns an, schwiegen, es war ein Schweigen
der Erinnerung an letzte Nacht, ein Schweigen der Liebe. Ich fragte mich Wann.
Ich wollte mich nicht trennen, am liebsten nie wieder.
Wir nahmen das Rad, es lehnte wie am Vorabend an der
Hauswand. Es hatte sich nichts verändert, es war, als wäre die Welt nie stehen
geblieben und auch wir trennten uns, als wäre nichts Geschehen. Nur die Liebe
auf unseren Lippen war noch zu schmecken.
Die Musik drang erneut in meine Ohren, drang ins
Herz hinein. Bon Iver mit Skinny Love. Ich tanzte dazu im Takt, tanzte und weinte,
vermisste und sehnte.
Es ist bis heute unser Lied, für uns geschrieben.
Ich liebe dich. | http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/liebe/unausgesprochen/807306 | https://web.archive.org/web/20120123145500/http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/liebe/unausgesprochen/807306 | fuehlen | liebe | 807,306 |
1,343,517,840 | jo_flow | http://www.neon.de/user/jo_flow | Günther und die Hunde | Die Sonne stand schon hoch im Himmel an diesem kühlen Novembermorgen. Günther warf den Ball, so weit und fest er konnte, doch er kam nicht zurück. | Die
Sonne war gerade aufgegangen. Günther, in seinem viel zu großen
Regenmantel eine obskure Figur darstellend, hob den nassen Ball auf
und seufzte kaum hörbar. Dieser Morgen war für den unbeteiligten
Beobachter wie jeder andere Novembermorgen. Der durchschnittliche
Typ, Durschnittseinsfünfundachtzig, Durchschnittsfrisur, eher
unauffällig sollte es später heißen. Dass für eben diesen Mann
gerade eine Welt in begriff war zu zerfallen würde dieser Beobachter
nicht bemerken, wird über Glück oder Unglück doch meist in
Sekunden, Augenblicken entschieden.
Günther
atmete noch einmal tief ein. Die ungeahnt warmen und sanften braunen
Augen unter buschigen Augenbrauen schauten gedankenverloren in die
Ferne. Wie er es gewohnt war, hatte er heute Morgen die Zeitung
geholt, am kleinen Tisch bei einer Tasse starken Kaffee (wenig Milch, keinen Zucker) gelesen und
war dann mit Browny, seinem Labrador Mischling, an den Fluss
gegangen. Browny kam hechelnd auf ihn zu - rennend mit dieser
Ausgelassenheit, Lebensfreude und Gegenwartsliebe wie sie in dieser
reinen Form, wie Günther fand, wahrscheinlich nur Hunde empfinden
können. Es gab nicht viel, was Günther faszinieren konnte, aber
dessen war er sich sicher. Und er war fest entschlossen sich an
seinem Rüden ein Beispiel zu nehmen. Er fühlte sich morgens nicht
alleine.
Im
vollen Büro war mal wieder dicke Luft – jemand hatte einen Termin
nicht eingehalten (ich bin untröstlich, aber...), der Chef konnte
mal wieder nicht umhin es an jemandem (Günther) auszulassen. Günther
bekam von alledem nicht viel mit. Er war noch immer in Gedanken unten
am Fluss. Der schlaue Beobachter würde feststellen dass Günther
nicht war und nicht behandelt wurde wie alle anderen im vollen Büro
– Günther war anders und das schon sein Leben lang. Er war
meistens weit weit weg, „in seiner Welt, eben“. Der Chef des
vollen Büros half Günther, einen geregelten Tagesablauf zu haben
und schaffte das auch ganz gut – Günther durfte Briefe tüten und
Kaffee kochen und andere Dinge, solange sie nicht zu unerwartet oder
zu schwierig waren. Wie geht es Ihrem Hund (Standartfrage)? Günther
nickt. Gut. Und da ist der gestresste Chef auch schon wieder weg. Es
geht ihm wirklich gut, dem Hund, dachte Günther.
Günther
erinnerte sich. Die Sonne war gerade aufgegangen. Günther hatte den
Ball geworfen. Er warf ihn, weit, weit weg, weil er sich sicher sein
konnte dass er zurückgebracht wurde. Wann kann man sich denn schon
so sicher sein? Der Hund ist so treu, der würde mich nie im Stich
lassen, dachte Günther. Er dachte auch manchmal an Frauen. Aber
Frauen verstanden ihn nicht und er verstand sie nicht. Helena hatte
sich einst seiner erbarmt, wie es ihm vorkam. Sie hatten sich
wochenlang getroffen und geredet. Aber Günther hatte nicht
verstanden wie es dann weiter gehen sollte. Er wollte sie mitnehmen,
ihr zeigen wie es morgens am Fluss war wenn die Sonne alles in ihr
goldenes Licht tauchte und sich der nasse Hund schüttelte (dabei
entsteht nämlich immer dieser kleine Regenbogen) aber sie hatte
seine Nähe gesucht und wollte „wissen was ihn ihm vorging“. Er
wusste nicht, was Nähe war und auch nicht, was ihn ihm vorging, also
hat sie ihn alleine gelassen. Deshalb fühlte er sich abends immer
alleine.
Wie
geht es dem Hund heute? Günther, aus diesem Tagtraum unsanft
erwacht, schaute auf und blickte den Chef des vollen Büros lange
schweigend an. Na, ich muss dann jetzt weiter, vergessen Sie bitte
nicht, diese Briefe zu verschicken.... und der Moment war vergangen.
Der Moment an dem Günther klar sah, was der Chef von ihm wollte –
er wollte nicht wissen, wie es dem Hund ging. Er wollte, dass Günther
sicher sein konnte, dass alles beim alten, alles gut war – aber das
war es nicht.
Die
Sonne war aufgegangen und stand schon hoch im Himmel an diesem kühlen
Novembermorgen. Günther warf den Ball, so weit und fest er konnte,
doch er kam nicht zurück. Sekunden vergingen bis der Ball unsanft im
matschigen Boden aufschlug. Schweigend schritt Günther den Weg
entlang. Heute Morgen fühlte er sich so alleine wie noch niemals
zuvor in seinem Leben. Nichtmal in seiner Welt ist Platz für ihn,
denn seine Welt existiert nicht mehr. Niemand wird mehr den Ball
zurückbringen. Da wird keiner mit kalter Schnauze seine Hand
streifen, niemand sich so freuen, wenn er von der Arbeit nach Hause
kam. Eine Träne schimmert in den Augenwinkeln des plötzlich um
Jahre gealterten Mann. Dann drehte sich Günther um und kehrte der
Sonne und der Welt des unbeteiligten Beobachters den Rücken zu.
Tags: Hund Trauer Freundschaft Alleine | http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/freundschaft/guenther-und-die-hunde/916342 | https://web.archive.org/web/20120801230429/http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/freundschaft/guenther-und-die-hunde/916342 | fuehlen | freundschaft | 916,342 |
1,363,128,420 | forst | http://www.neon.de/user/forst | Knurren | Ein Text über ein Bauchgefühl. | Das Knacken der Äste setzt verräterische Klänge in die sonst harmonische Konsonanz des Waldes. Dumpfes Keuchen schallt an die Rinden und dessen Urheberin eilt in zielstrebiger Willkür zu immer neuen Orten. Während das piano der Blätter dem forte dieses hektischen Wesens weicht, schwebt ein Mond geduldig über der fremden Flüchtenden. Mit wohlwollender Skepsis verfolgt der Himmelskörper die zottelfellige Störenfriedin, die sich zwischen den Schatten der Bäume ängstlich aus seinem Sichtfeld hangelt.
Vor den beiden erschließt sich eine kleine, unbewaldete Fläche. Bereits mit dem Licht des Mondes gefüllt, birgt sie dem fremden Wesen einen überraschenden Stolperstein auf der baumkronenüberdachten Flucht. So kommt die Besucherin noch am Rande der Lichtung erschrocken zum Stehen und ihre Bahnen die sie durch den nächtlich-feuchten Nebel zog, abrupt zu einem Ende. Sie hakt sich verdutzt in das Geäst eines nahestehenden Baumes und über ihr ergreift die Kugel der Nacht die Gelegenheit.
„Was treibt dich?“, fragt der Mond und taucht so tief er kann durch das neblige Wolkenmeer an die Baumspitzen heran. Das verdutzte Wesen kauert am Rande des Unterholzes – nur unwesentlich im nokturnen Licht –, bemüht, mit bebend pulsierender Brust eine Marginalie der hellen Lichtung zu bleiben. „Ein Knurren, Verehrter.“, spricht es und setzt erschöpftes Japsen zwischen die Wörter, „Mich verfolgt ein Knurren!“. Der Mond zögert ein wenig und erklärt seine Verwunderung:
„Ich kenne das Rumoren dieses Waldes,
es klingt aus all seinen Geschöpfen.
Aber ich kenne nicht die Angst vor ihm.“
Dann fährt er wieder auf in das funkelnde Mosaik der Nacht und verkürzt die Schatten dieses Schauspiels. Der Vorhang der Wolken schließt sich über dem Geschehen und verdunkelt heimlich die Bühne für den zweiten Akt.
Das kleine Wesen bettet sich behutsam in die Rinde eines breiten Baumes. Vor ihr die stille Lichtung, perlt sie sich die letzten Tropfen Tau aus ihrem Fell, während in der Entfernung ein immer währendes Knurren erwartungsvoll zwischen den Bäumen tänzelt – jederzeit bereit, in der Besucherin die Glut der Unsicherheit neu zu entfachen.
Plötzlich streift eine verschwommene Silhouette aus dem üppigen Dickicht, lässt dort einige Blätter raschelnd zurück und erkundet neugierig den Schauplatz. Der fremde Schattenriss wittert die Spannung, die über den Gräsern schwebt, entdeckt die Sitzende und gibt sich im Nähertreten als freundlicher Satyr zu erkennen. Er kniet sich höflich vor die Besucherin und spricht:
„Du ärgerst dich sehr, das sehe ich. Doch,
was lässt du dir vom Unwissen der Anderen
dein eigenes Knurren zum Feind machen?“
„
Mein
Knurren?“, die Miene der jungen Gästin verzieht sich. „Was kann
ich
für die grässlichen Laute, die mir die Bäume an die Stirn werfen?”. Der Satyr legt seinen Rucksack in das Gras und kramt aus ihm eine dunkle Decke hervor. „Ich möchte dir etwas zeigen.“, sagt er und noch bevor das erschöpfte Wesen etwas erwidern kann, wirft er den schweren Stoff über beiden zu einem stockfinsteren Zelt.
„Ja, es klingt aus dir und allen Geschöpfen.
Und weder die Flucht wird es beruhigen,
noch die Früchte irgendeines Waldes.”
Der Satyr fügt „Ein Knurren macht noch lange keinen Feind.“ hinzu, dann verliert sich seine Stimme in der Dunkelheit und mit ihm entschwindet auch das Bewusstsein der Besucherin für einen kurzen Atemzug.
Als die Fremde die Decke über sich abstreift, hat der Wald all seine Farben verloren. Die Bäume ragen schwarz in den dunklen Nachthimmel und nur in der Ferne glüht ein zartes Licht um das immer hallende Rumoren des Waldes. „Was bleibt mir nun, als mich dem Gebrüll am Horizont vorzustellen?“, denkt sie und hangelt sich mit den Händen lichtwärts durch die Haptik des Waldes.
Schon nach kurzem Fußmarsch durch das finstere Gestöck zeigt sich der Besucherin im Kern des Lichtes ein kleiner Apfelbaum mit einigen saftigen Früchten. „Tritt ruhig näher.“, verkündet eine Eule, die sich in der jungen Krone niedergelassen hatte. Während ein knurrender Magen die Fremde lautstark an die Strapazen der Reise erinnert, streift sie aus dem Schatten des Waldes vor die Wurzeln des Baumes. „Verzeih mir,“, fragt sie die Eule höflich, „darf ich mir wohl einen dieser Äpfel nehmen?“. Das Tier flötet erheitert in die Nacht.
„Die Früchte dieses Waldes stehen denen zu,
die dafür stetig arbeiten, nicht nur verlangen.
Weder dürstet dein Knurren nur nach Äpfeln,
noch wird dieser Baum dir ewig Früchte liefern.
Folgst du Lichtern wie diesem, junges Wesen,
wirst du Früchte in allen Pflanzen finden.“
Mit kräftigen Flügelschlägen hebt sich die Eule in den Himmel. Während ihre Kontur sich in den hohen Nebel hüllt, erlischt das Licht um den jungen Baum und überlässt das Schicksal der Fremden einem dämmernden Morgen. | http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/liebe/knurren/998764 | https://web.archive.org/web/20130314095737/http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/liebe/knurren/998764 | fuehlen | liebe | 998,764 |
1,424,358,540 | Jou_Les | http://www.neon.de/user/Jou_Les | Pflaster | Wir sind nicht mehr Wir. Und das ist ok. Das ist gut. Mir geht es gut damit, nicht mehr Wir zu sein. Dir auch. Das sehe ich. Und das ist nicht ok. | Wir sind schon eine Weile nicht mehr Wir. Ja- da waren diese Momente danach. Da wurden wir zu einem Du- Wir. Du wolltest ein Wir. Ich nicht. Ich konnte es nicht ertragen. Diesen Gedanken, dass Du und Ich wieder ein Wir werden könnten. Es fühlte sich nicht richtig an. Irgendwie falsch, als ob man versucht ein Pflaster abzureißen. Das ist einfach nicht toll. Egal wie oft man es macht und es wird nie besser. Niemals.
So ist das bei dir und mir auch. Es fühlt sich einfach nicht toll an. Nicht mehr. Zu viel ist passiert. Ich bin passiert. Ich bin raus in die Welt. Du sitzt immer noch da, wo du dich wohl fühlst. Stillstand.
All das was war. Ich will nicht zurück. Nie mehr. Auch nicht in ein paar Monaten, Jahren. Nicht dann wenn Gras über die Sache gewachsen ist und auch nicht, wenn sich einer von uns ändert. Niemals. Es ist ok, so wie es ist.
Nein, das stimmt nicht. Es ist nicht ok, dass du das auch so siehst. Dass du mich einfach austauschst. Nein, das fühlt sich nicht toll an. Irgendwie tut es weh, als ob man ein Pflaster abreißt. Einfach falsch.
Es fühlt sich an, als ob ich dieses Pflaster so langsam abrubble. Die Haare die daran kleben. Es schmerzt. Es schmerzt, dieses Pflaster langsam abzurubbeln. Nicht erwünscht, nervig, ungewollt. Ich rubble an diesem Pflaster rum- du hast es abgerissen. | http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/liebe/pflaster/1478966 | https://web.archive.org/web/20150225150038/http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/liebe/pflaster/1478966? | fuehlen | liebe | 1,478,966 |
1,340,384,580 | mondscheingeschrei | http://www.neon.de/user/mondscheingeschrei | Wir träumten einen Traum | Ein Text übers Aufwachen. | Wir träumten einen Traum vom Wir. Und wussten doch, dass irgendwann einer von uns die Augen aufschlägt, aufwacht. “Ich habe Angst, dass Schluß sein wird.”, sagtest du. Ich lag in deinen Armen. Wir schliefen, eingehüllt in rosarote Wattewolken, die Sonnenstrahlen direkt auf uns gerichtet. Warm, aber nicht unangenehm. In dieser wohligen Wärme lagen wir und träumten den Traum vom Wir.
Langsam bauten wir uns ein Zuhause. In drei Monaten stand ein Haus, in das wir nie richtig einzogen. Bilder der Sehnsucht und der Hoffnung hängten wir an die leeren, kahlen Wände. Bilder von der Weite und Ferne. Bilder, die uns farbenfroh die Melodien außerhalb dieser vier Betonwände summten.
Kläglich schrien wir durch die verwinkelten Gänge, konnten aber nur das Echo hören, das die Wände zu dem jeweils anderen trugen. Wir hatten vergessen gemeinsame Räume zu bauen, hatten vergessen, dass mit der Zeit aus unserer Zweisamkeit eine gemeinsame Einsamkeit werden konnte.
In drei Monaten stand ein Haus, in das wir nie richtig einzogen. Uns fehlte die Zeit, das Geld und der Mut etwas zu riskieren. Den Mut etwas zurückzulassen, etwas aufzugeben. Und so sind wir mit Abrissbirnen in die Schlacht gezogen. Eine ewige Schlacht gegen uns selbst und unseren Verstand.
Zurück bleibt eine große, weite Fläche. Eine Leere, doch so voll mit unnötigem Schutt, unnötigen Ängsten und unnötigen Hoffnungen. Schutt, den man erst einmal wegräumen, abtransportieren muss. Aber dann, irgendwann kann man wieder etwas neues aufbauen. Etwas neues, auf einem Grundstück, das wir gekauft hatten. Etwas neues, vielleicht mit dir, vielleicht mit jemandem anderen. Aber hoffentlich nicht allein.
Tags: Trennung, Loslassen | http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/liebe/wir-traeumten-einen-traum/898473 | https://web.archive.org/web/20120709082528/http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/liebe/wir-traeumten-einen-traum/898473 | fuehlen | liebe | 898,473 |
1,305,790,680 | pomelosimwinter | http://www.neon.de/user/pomelosimwinter | Abschiedsbrief an S. | Damals hast du mir gesagt, dass ich nicht die Richtige für dich bin. Dass du nach etwas suchst, das ich dir nicht geben kann. | Ehrlich, ich glaube du weißt selbst nicht, wonach du suchst.
Du hast gesagt, du willst eine Familie gründen und dafür willst du die Frau deines Lebens finden, die Eine - bei der du schon nach einem kurzem Moment weißt - das ist sie. Das war vor 3 Jahren.
Bis jetzt hast du sie nicht gefunden, aber du wirst weiter suchen, und mich hast du damals schon aussortiert.
Ich habe mal gehört, dass wenn man einen Wunsch ans Universum schickt, dieser eines Tages in Erfüllung geht. Ich schickte ihn fast täglich. "Ich möchte mit ihm zusammen sein, will an seiner Seite durchs Leben gehen, will schöne Momente mit ihm verbringen." Blablabla! Hat leider nicht geklappt!
Und weil ich ja weiß, dass wir keine Zukunft haben werden, ist dies jetzt mein Abschiedsbrief an dich.
Ich werde dich in meinem Herzen vergraben, eine schwere Betonplatte darüber legen und ein Fundament für etwas Neues legen.
Ich weiß, dass ich irgendwann jemanden finde, der mich glücklich macht und den ich lieben werde, aber ich weiß auch, dass ich für denjenigen nie das Gleiche empfinden kann wie für dich, und das tut mir jetzt schon leid.
Wir haben ausgemacht, dass wir uns unbedingt nochmal treffen müssen. Das letzte Mal war so schön, wir haben uns doch so gut unterhalten. Warum also nicht zusammen auf Tour gehen - durch die Clubs der Stad tingeln und Spaß haben!?! Ich werde dir absagen!
Ich kann das nicht, denn jedes Mal wenn ich dich sehe, bin ich wieder da wo ich vor 3 Jahren war - und da will ich nicht mehr hin.
Die Hoffnung stirbt zuletzt? Heute ist sie gestorben! Warum heute? Weiß ich selber nicht. Ich weiß eigentlich nur - diese Gefühlskacke braucht kein Mensch und Liebe wird sowieso total überbewertet.
In diesem Sinne, lieber S., mach es gut. Ich wünsche dir, dass du sie findest und dass all deine Hoffnungen und Träume in Erfüllung gehen. Anders als bei mir. | http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/liebe/abschiedsbrief-an-s/680690 | https://web.archive.org/web/20111004130832/http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/liebe/abschiedsbrief-an-s/680690 | fuehlen | liebe | 680,690 |
1,459,872,540 | Theresalein | http://www.neon.de/user/Theresalein | eines Tages könnte alles ganz anders kommen | Gedanken | Weißt Du, sie wird nicht ewig auf eine Nachrichten von Dir warten und sie wird auch nicht
ewig ihr Herz und sich selbst für Dich "aufsparen".
Sie ist sehr Geduldig, aber nicht Dumm, sie Versteht wenn Du keine Zeit hast,
aber sie ist nicht Naiv und sie gibt Dir alle Zeit der Welt, wenn Du ihr das Gefühl gibst,
das sie ihre damit nicht Verschwendet.
Von ihr kannst Du alles haben glaub mir, gib ihr nur etwas an das Sie festhalten kann,
etwas von dem sie weiß es hat Zukunft.
Sie ist still, sie erträgt Dein Verhalten mit Stil, weil sie immer wieder an Dich glaubt
und sie lässt dich weitermachen.
Aber Vorsicht, denn eines Tages könnte alles ganz anders kommen, still und ohne viel Lärm
geht sie vill. aus Deinem Leben und wird sich nicht nocheinmal umdrehen,
egal wie laut Du ihr hinterher rufst, das Du sie doch brauchst.
Denn jetzt musst Du es Geduldig ertragen, das eine Frau wie sie, von Dir gegangen ist.
Was nützt denn ihr Herz, wenn Deins nicht mitschlägt, mitgeht, mitlebt, mitleidet, mitbebt? | http://www.neon.de:80/artikel/wissen/alltag/eines-tages-koennte-alles-ganz-anders-kommen/1574252 | https://web.archive.org/web/20160407195657/http://www.neon.de:80/artikel/wissen/alltag/eines-tages-koennte-alles-ganz-anders-kommen/1574252 | wissen | alltag | 1,574,252 |
1,305,650,820 | B.tina | http://www.neon.de/user/B.tina | Schwestern von Gestern. | Adel vernichtet. | http://www.neon.de:80/artikel/sehen/gesellschaft/schwestern-von-gestern/680666 | https://web.archive.org/web/20111019103848/http://www.neon.de:80/artikel/sehen/gesellschaft/schwestern-von-gestern/680666 | sehen | gesellschaft | 680,666 |
|
1,422,563,280 | ralfziegler | http://www.neon.de/user/ralfziegler | Schönheit | Ein paar Gedanken um innere und äußere Schönheit... | Äußere, oberflächliche Schönheit:
(= Ambivalenz = Vor- und Nachteile)
Äußere
Schönheit ist ein Geschenk, aber manches Mal eine Bürde, ja ein Fluch.
Menschen sehen ein “Bild” und wollen dieses Bild. Begierde wird
geweckt, vor allem sexuelle. Und äußere Schönheit hat durch diese
Begierde manches Mal mit einer gewissen Erniedrigung zu tun. Ein an
sich toller Mensch wird ungefragt auf das Äußere reduziert, wird zum
“Fleisch”, zum Sexobjekt, zu einer Art Puppe gemacht. Der Rest wird
bewusst oder unbewusst vernachlässigt, bzw. ignoriert.
Äußerlichkeit, Oberflächlichkeit, Charakter und Abhängigkeit:
Auf
der anderen Seite kann äußere Schönheit gezielt zur Manipulation
eingesetzt werden und so erreicht man auf leichte Art und Weise, was man
will. Sie hindert aber genau dadurch vielleicht auch am eigenen
Wachstum und an der eigenen Entfaltung, weil man sich vielleicht zu sehr
auf sie verlässt, weil man mit ihr zu leicht manipulieren kann, mit
ihr dadurch vielleicht ein zu leichtes Leben hat. Äußerliche Schönheit
kann nur als solche wahrgenommen werden, weil ein Publikum einem genau
das sagt, bzw. vormacht. Äußerliche Schönheit kann ohne ein Publikum
gar nicht entstehen, ja erst funktionieren und so macht man sich von
einem Publikum abhängig. Man braucht es, ja lebt vom Publikum. Ohne
Publikum ist die äußere Schönheit NICHTS wert. Und so macht man sich
eigentlich von denen abhängig, die man manipulieren will.
Einschub - Manipulation:
(Manipulation
fällt so negativ auf einen zurück. Ein Manipulator ist IMMER abhängig
von seinem Opfer, das Opfer aber nicht vom Manipulator. Es wird vom
Manipulator nur abhängig gemacht, damit eine gegenseitige Abhängigkeit,
also ein Ausgleich der Abhängigkeit entsteht.)
Eigentlich ist
es eine gegenseitige Manipulation und Abhängigkeit, wobei das Publikum
von einem weniger abhängig ist als umgekehrt. Und so darf man sich
nicht wundern, wenn das Publikum einen schnell vergisst und sich einer
anderen äußeren Schönheit zuwendet. - Äußerliche Schönheit lenkt zudem
erfolgreich davon ab, ergänzend dazu auch noch einen schönen Charakter
zu entwickeln und dazu gehören vor allem Eigenschaften, die
letztendlich das Gegenteil von denen sind, mit den man manipulieren
will. Und das sind eher tugendhafte und uneigennützige Eigenschaften,
wie z.B. absolute Aufrichtigkeit, Loyalität, Altruismus, ehrliche
Empathie etc.. Die Eigenschaften, mit denen man manipuliert, sind
reiner Eigennutz. Und dieser Eigennutz ist nichts anderes als Egoismus
und Egoismus ist eine Eigenschaft, die andere Menschen irgendwann
abstößt. Egoismus hinterlässt alleine, weil man nur an das eigene ICH
denkt. Und so wird es geschehen. Das ICH bleibt, ein WIR hatte nie
wirklich Platz im Leben. So kann äußere Schönheit eine süße Falle sein,
ein süßes Gift, dass irgendwann auf einen zurückfällt, - spätestens im
Alter, wenn die äußere Schönheit verwelkt und sich das große Publikum
endgültig von einem abwendet, bis auf ein paar wenige Verehrer. Und
dann hat man nichts mehr, man spürt eine innere Leere und
(Rest-)Abhängigkeit vom Publikum, dass man einst hatte und merkt
vielleicht, nie richtig mündig und unabhängig geworden zu sein, sich
nie wirklich entwickelt zu haben, sondern seinen Selbstwert, quasi das
Selbst auf momentane, veränderliche und vor allem VERGÄNGLICHE
Eigenschaften aufgebaut zu haben. Man hat sein Selbst auf Sand gebaut.
Vielleicht merkt man dann rückblickend, eigentlich viele Leute nur auf
eine Funktion reduziert zu haben, nämlich als Publikum zur
Selbstbestätigung, als Wunscherfüller, als schönes Beiwerk an der
eigenen Seite, quasi zum Angeben vor Anderen, - vor Publikum mal
wieder. Lebt man dann überhaupt noch für sich oder eher das Publikum? …
So oder so hat äußere Schönheit mit Oberflächlichkeit zu tun, mit
Reduktion von einer tatsächlichen Komplexität und hat damit mit
Schnelligkeit und Austauschbarkeit zu tun.
Auf den Kennenlern- und Bilderplattformen gibt es
äußerlich wunderschöne Frauen. Ich hoffe sie wissen, was sie mit ihren
Bildern “anrichten”… Wie das Wort es schon sagt: “etwas anrichten” wie
bei einer schönen Mahlzeit… Sie machen sich zum Leckerbissen. Ich hoffe
nur, dass sie keine Mahlzeit bleiben wollen. Denn, wie es so ist: Hat
man erst einmal fertig gegessen, verlässt man den Esstisch, bzw. die
Essenssituation… Man ist satt und widmet sich dann anderen Dingen zu…
Wahre, tiefgründige Schönheit:
(= Konsistenz = Aufhebung von Vor- und Nachteilen)
Wahre
Schönheit entsteht im Inneren und hat mit Charakter, Einstellungen und
Werten zu tun. Wahrlich schöne Menschen leben das aus, was sie sind
und das strahlen sie dann auch unweigerlich aus. Es sind Menschen mit
einer sehr angenehmen, ruhigen und harmonischen Ausstrahlung. Bei
diesen Menschen fühlt man sich wohl und angekommen, ja angenommen. In
dieser tiefen Schönheit ist eine gesamte Konsistenz erkennbar. Es ist
letztendlich die Aufhebung von inneren Widersprüchen, Blockaden und
Konflikten. Es ist die Annahme von sich selbst. Ein wahrlich schöner
Mensch ist ein komplexes und in sich harmonisches Gesamtkonzept, das
stimmig erscheint, egal von welcher Seite man es betrachtet. Und solch
ein Mensch lebt sein Inneres auch nach Außen: Er begegnet anderen
Menschen, als ob er sich selbst begegnen würde… Er sieht seine
Komplexität auch in anderen. Er verurteilt nicht sondern nimmt andere
an, so wie sich selbst. Solch ein Mensch erkennt (s)eine tiefe Schönheit
auch in anderen…
Ein kurzes Résumé:
Die oberflächlich Schönen: BLENDEN
(Eher
Schönheit auf den ersten Blick: Sie haben eine schrille, unruhige und
fast intensiv-penetrante Ausstrahlung. In ihrer Nähe kann man sich
nicht wirklich entspannen , - weil sie innerlich selbst nicht entspannt
sind. Denn sie suchen nach etwas, - im Endeffekt wohl nach sich
selbst. Da sie sich ihrer eigenen Komplexität nicht wirklich bewusst
sind, erscheint ihre Komplexität eher als Nebel oder Chaos, bzw. ein
nur zum Teil strukturiertes Gebilde. – Innerlich viele Graubereiche.)
Die tiefgründig Schönen: STRAHLEN
(Eher
Schönheit auf den zweiten Blick: Solche Menschen haben eine ruhige und
angenehme Ausstrahlung. Sie sind nicht penetrant, sondern eher dezent.
Bei ihnen kann man entspannen, weil sie es selbst sind. Sie sind bei
sich angekommen. Sie sind sie selbst. Sie sind sich ihrer Komplexität
bewusst und daher erscheinen sie aufgeräumt und eher als ein
durchstrukturiertes charakterliches Gebilde. – Innerliche Klarheit.)
Wahrnehmung von Schönheit:
Hier greifen zwei Prinzipien:
1. „Gleiches erkennt einander.“
2. „So wie innen so auch im Außen.“
Je
nachdem wie weit man selbst im Reifungs- und Erkennungsprozess ist, so
nimmt man auch sein Gegenüber, bzw. andere Menschen und die Umwelt
wahr. Ein oberflächlicher Mensch nimmt eben auch andere oberflächlich
wahr. Weil er sich selbst auf das Äußere reduziert, tut er das auch bei
anderen. So sind seine Wahrnehmung und sein Denken ausgerichtet.
Genauso umgekehrt. Tiefgründige Menschen laufen auch mit solch einer
Wahrnehmung durch die Welt. Hier erzähle ich nichts Neues… (Wie bei
allem hier.)
Was aber mal wieder interessant ist. Wie im
Computerbereich so ist es auch mit der Wahrnehmung, Kommunikation etc. -
der Reife. Man ist nur ABWÄRTS kompatibel:
Das Komplexe kommt mit dem weniger Komplexen zurecht, weniger aber umgekehrt.
Ein reifer und tiefgründiger Mensch kommt auch mit Oberflächlichen zurecht, - weniger aber umgekehrt.
Tiefgründig schöne Menschen erkennen Ihresgleichen und auch die oberflächlich Schönen, - aber weniger umgekehrt.
Wer also sieht im Leben mehr Schönheit? :-)
Tags: Schoenheit | http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/psychologie/schoenheit/1474923 | https://web.archive.org/web/20150202064635/http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/psychologie/schoenheit/1474923 | fuehlen | psychologie | 1,474,923 |
1,413,153,600 | Juliie | http://www.neon.de/user/Juliie | One-Night-Stand | Hildi und das Sich-benutzt-Fühlen. | „Mensch Meier.“, sagt Hildi „Mensch
Meier.“, sagt Theo, über die Pizzaschachtel gebeugt. „Die Pizza ist wesentlich unschmackhafter, als ich zuvor dachte.“, sagt er.
„Die Pizza schmeckt viel schlechter, als de vorher gedacht
hättest.“, korrigiert ihn Hildi. „Das klingt normalsprachiger.“,
sagt sie. „Hast Recht, sorry. Du bist so klug, Hildi.“, sagt
Theo ehrfürchtig. „Weiß ich.“, sagt Hildi.
Die schmeckt aber echt scheiße,
denkt sie sich. Und:
Ja Mensch, schade. Son
Pizzadienst gegenüber und dann is der nix
. Sie sagt: „Ja
Mensch, schade, son Pizzadienst gegenüber und dann ist der nix.“
„Wann bist du nochmal hier
eingezogen?“, fragt Theo.
„Vor fünf Jahren.“, sagt Hildi.
„Und was machen wa nu?“, fragt er
das Champion-Motzerella-Stück-kauend jetzt mal so.
„Keine Ahnung.“, sagt Hildi, kennt
sie Theo doch gar nicht und jetzt auf einmal so eine lüsterne Frage.
Grade war doch Pizza erstmal der Plan und so schnell soll das Thema
schon gegessen sein, oder was.
Hihi. Gar nicht mal son guter
Wortwitz, Hildi
.
Theo schluckt einen Bissen und denkt sich:
Ok. Aber der Wortwitz war super. Moment, das hatte sie doch nur
gedacht
.
Theo kaut jetzt weiter und schaut dabei so dramatisch
von unten rauf Richtung Hildi.
Ach
scheiße, jetzt wird er erotisch, oder was
, denkt Hildi.
So richtig erotisch findet sie den Theo ja nicht. Aber irgendwie kams
doch zustande, dass der jetzt bei Hildi mit Pizza zu Hause ist und
isst und dann hat die noch Würstchen drauf. Hildi muss schon wieder
albern kichern, aber fragt sich gleichzeitig,
warum denn jetzt,
irgendwie ist das ja schon einladungsmäßig, wenn man jemand
Wildfremden mit zu sich nach Hause nimmt und gut ernährt und so und
wie fern sind wir jetzt von anderen primären Bedürfnissen, so rein
bio-psycho-sozial gesehen, oh Gott, wenn Theo das so sieht, was
sollte man denn da jetzt machen
.
Das alles denkt sich Hildi.
„Hast du nicht total Lust auf frische
Luft?“, fragt sie reaktionsschnell. „Ich würd die Pizza ja
erstmal zu Ende essen.“, sagt Theo. Hildi sagt: „Äh. Aber hey!
Frische Luft, maaan, jaaaa, fühlst du dich nicht auch, als wären
wir in einer Seifenblase, gefüllt mit stinkernen Socken und
frischzwiebeligknoblauchigen Fürzen... die Katzen, baah, , iiiieh, was
die schon wieder abgeseilt haben.“, sagt sie und rüffelt hysterisch
lachend angeekelt mit ihrer Nase in der Gegend
rum. „Du gibst denen Knoblauch zu fressen?“, fragt Theo. "Oh
Gott, jetzt kommt die Bitch.“, sagt Hildi und zeigt auf die
unschuldig aus dem Bad schlurfende Katze.“ Theo sieht sie etwas
angeekelt an. Die Katze starrt zurück und schnurrt sich dann an sein
Bein. „Mh ja, riecht echt etwas komisch hier.“, sagt Theo und
rümpft seine Nase. „Miau!“, sagt die Katze entrüstet.
Wenig später stehen Hildi und Theo vor
dem Haus. Der schummrige Schein der Straßenlaterne spiegelt sich in
Theos Zähnen wider, die die mitgenommene Pizza kauen. „Wie hastn
das gemeint?“, fragt Hildi. „Wasn?“, fragt Theo, isst weiter
und versteht nicht. „Ach egal.“, sagt Hildi.
„Und jetzt?“, fragt Theo, leicht
erregt. „Ja, jetzt stehn wir hier und essen erstmal zu Ende?“,
sagt Hildi und schielt Richtung Haus. Also
irgendwie wirkt die
Situation ja jetzt doch ein wenig sehr konstruiert und wenn er mir
wirklich nur an die Wäsche will, wer kanns ihm denn eigentlich
verdenkern.
Hildi schmeißt ihre
Zweifel gegenüber Theo über Bord und denkt darüber nach, ihm seine
diversen abartigen sexuellen Wünsche doch noch zu erfüllen
.
„Aber wenn de schon reingehen willst, is auch ok.“, sagt Theo
jetzt auf einmal (mit einem eindeutigen Zwinkern). Hildi zögert. Rein oder
Raus. Würstchen in der Bude oder im Schlafrock oder im Garten. Die
mittlere Harkengabel des Gartenzweges zeigt eindeutig Richtung Theo.
„Na, Madame Hildegard?“, fragt Theo total lüstern.
„Ok.“, entschließt sich Hildi,
endlich Mut zu fassen und ehrlich zu sein. „Duuu... bist total geil auf mich und das ist schon ok so.“, sagt sie.
Theo hält einen Moment inne und sagt : „Mh, sorry, aber ich fühl
mich grade irgendwie nicht total zu dir hingezogen. Zumindest nicht
genug, um meinen Penis in dich reinzustecken.“
„Ach scheiße, echt?“, fragt Hildi
und räkelt ihren Unterleib elegant Theo entgegen.
„Ja, leider.“, sagt Theo.
„Das ist jetzt irgendwie ein
Abtörner.“, sagt Hildi.
„Tut mir Leid.“, sagt Theo. „Aber
die Pizza war gut!“.
„Lügner! Und - selber Pizza!“, sagt sie
eloquent und verammelt die Tür hinter sich und vor Theo.
„Ich find deine Titten ja total geil!“, meldet sich eine Kakerlake aus der Ecke in Hildis Flur. „Danke Lars.“, sagt Hildi und
schreibt einen Text auf Neon.de. | http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/sex/one-night-stand/1455321 | https://web.archive.org/web/20141017075134/http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/sex/one-night-stand/1455321 | fuehlen | sex | 1,455,321 |
1,358,818,560 | smn_ | http://www.neon.de/user/smn_ | Bis morgen | Der schwierigste Teil ist das Aufwachen am Morgen. Daran denkend, was du gestern Nacht vergessen wolltest. | Alleinsitzend, im Halbdunklen, an unserem alten Küchentisch. Massiv. Standhaft. Tragend. Robust. Gute Eigenschaften für einen Tisch, der mich für diese Nacht stützen, meine Flasche Wein halten und meinen Kummer ertragen muss.
Verstreute Fotokopien, im Halbdunklen, auf unserem alten Küchentisch. Beinahe verfremdet, übermalen sie sich mit meinen Gedanken. Schattenwerfend lehne ich mich über sie. Streichend über das Ein oder Andere. Denkend an das "
Was wäre wenn...
" und daran w
ie es hätte sein sollen.
Ertränkt in Sehnsüchten, im Halbdunklen, an unserem alten Küchentisch. Nur noch ein Schluck Wein. Nur noch ein Zug an der Zigarette. Nur noch ein Blick auf ein gemeinsames Bild. Dachte ich nach dem zwölften, ..., fünfundzwanzigsten und sechsundzwanzigsten Mal.
Betrunken, im Halbdunklen, aufstehend von unserem alten Küchentisch. 02:00 Uhr kennt alle meine Geheimnisse. Verzehrend nach dir, lege ich mich in mein
Bett. Während du in deinem liegst, weit weg von mir, träumend von jemand' anderen.
Betäubt, im Dunklen, in meinem Bett. Ich werde dich gehen lassen. Hier und jetzt. Tschau, Isabel - sind meine letzten Gedanken.
Bis morgen. | http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/liebe/bis-morgen/980441 | https://web.archive.org/web/20130123225940/http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/liebe/bis-morgen/980441 | fuehlen | liebe | 980,441 |
1,337,719,440 | Mle_Ann | http://www.neon.de/user/Mle_Ann | Meine Mutter, meine Schwester und Ich | Meine Schwester konnte ich noch nie leiden. | Sie streiten. Schon wieder. Ich halte mir die Ohren zu, die Augen, will weder hören noch sehen was geschieht. Mein Zimmer ist eher schmal gebaut, 3 Erker gehen nach Außen und ein kleines schmales Fenster an der ca ein Meter langen Seite. Ein rechteck also. Oder ein Quadrat? Ich bin mir nicht sicher, in Geometrie hab ich das letzte mal eine Fünf geschrieben. Mein Bett ist frisch bezogen, ich habe das Gefühl in den dicken Daunendecken zu versinken, der Radiowecker zeigt in roten Digitallettern die Uhrzeit an, 22:53. Ich schalte ihn ein um etwas weniger Schreie und Geheule zu hören. Manchmal hilft das. Mein Lieblingskuscheltier habe ich fest an mich gepresst obwohl ich schon 11 Jahre bin und für sowas doch eigentlich zu alt. Es ist ein Fuchs, ich hab ihn als Kind angeblich Fuchsi genannt. Es gibt Kinderbilder auf denen ich mit ihm zu sehen bin, ich lache auf all diesen Fotos. Ich presse ihn an mein Gesicht, Tränen saugt der ganz gut auf, oh und Schreie federt er ab. Wutschreie, Verzweiflungsschreie, all die Dinge die ich niemandem mitteilen kann, will. Ich höre Türen schlagen, meine Mutter schreit, meine große Schwester schreit, Meine Mutter geht auf den Dachboden holt irgendetwas schweres nach unten. Ich habe eine Befürchtung was das sein könnte. Mein Vater versucht wie immer nette Sachen zu sagen die sie, glaub ich, beruhigen sollen. Aus dem Zimmer meiner Schwester höre ich Sachen kaputt gehen. Eigentlich hatte der Tag doch ganz gut angefangen.. | http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/familie/meine-mutter-meine-schwester-und-ich/884618 | https://web.archive.org/web/20120901213044/http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/familie/meine-mutter-meine-schwester-und-ich/884618 | fuehlen | familie | 884,618 |
1,192,625,460 | StreetpunkPussycat | http://www.neon.de/user/StreetpunkPussycat | Für immer nur wir beide | Es ist genau 0:00 Uhr als die ersten Regentropfen auf mein Gesicht prasseln. | Ich suche Rettung unter dem Dach der Sbahn - Haltestelle, während ich an dich denke...
"Für immer, nur wir beide!" das hatten wir uns geschworen, jeden Tag an dem du meine Hand hieltst wusste ich das es niemals etwas anderes geben würde.
Ich zündete mir eine Zigarette an und entließ den Qualm in die Freiheit, ich sah ihm nach bis er verschwand, so wie Du!
Ich setzte mich auf die Bank hinter mir, sie war nass und kalt, ich strich kurz mit der Hand die Tropfen hinunter und ließ mich fallen. Ich schloß die Augen, lauschte dem Regen und wünschte mir nichts mehr als das der Zug mich aus diesem Trauerspiel befreien würde.
Ich blickte mich um, niemand war da, außer mir und dem Gefühl alleine zu sein, und genau das war ich auch, verlassen von allem, sogar von mir selber.
Ich vermisste es so sehr zu lächeln, denn in der Zeit ohne Dich, hatte ich es verlernt glücklich zu sein, zu spüren das es mir gut geht. Ohne Dich war irgendwie alles schlecht, alles kotzte mich an und am liebsten hätte ich jedem Menschen auf der Straße eine Knarre an den Kopf gehalten und ihm an meinem Leid teilhaben lassen. Ich wünschte mir so sehr, das jeder Mensch auf der Welt so fühlte wie ich.
Der Zug fuhr ein, ich blickte noch einmal zur Treppe, ob du vielleicht da stehen würdest, mich aufhalten würdest, mich in deine Arme schließen und küssen würdest und wir glücklich sein würden, für immer nur wir beide....
doch du warst nicht da, als die Sbahn-Türen drohten sich zu schließen, sprang ich hinein, bloß weg!
Ich setzte mich auf einen freien Platz, wieder war niemand im Abteil, keine Menschenseele, ich hatte das Gefühl das nur noch ich auf dieser Erde war und du, irgendwo, auch alleine, ohne mich, ich wusste das du genauso fühltest, das du mich vermissen würdest und dich nach meiner Nähe verzehren würdest.
Doch warum waren wir dann nicht zusammen, wieso warst du nicht an meiner Seite, wärmst mich, streichelst mir durch die Haare, küsst mich, lässt mich spüren das ich alles in deinem Leben bin was du besitzen willst.
Ich blickte aus dem Fenster, es hörte einfach nicht auf zu regnen, die Bäume rauschten an mir vorbei, der Himmel war dunkel, ja fast schwarz, so wie mein Herz, schwarz und tot, keine Gefühle mehr, nichts, nur Verzweiflung, Trauer, Angst für immer alleine zu sein.
Ich nahm mein Handy aus der Tasche, 1 Anruf in Abwesenheit blinkte auf dem Display, das warst DU ich wusste es, du hast mich in die Sbahn springen sehen, konntest mich nicht aufhalten, nur durch diesen einzigen Anruf wolltest du verhindern das wir auseinander gingen.
"Mama" stand da, scheisse, was? Meine Mutter, ich sank zurück in den Sitz und starrte an die Decke, während ich das Handy in der Hand hielt.
Plötzlich die Vibration in meinen Händen durchfuhr meinen Körper, eine SMS, von DIR!
"Dreh dich um, Schönheit" stand da... ich drehte mich um und da warst du, du saßt nur ein paar Bänke hinter mir. Ich sprang auf, wie fielen uns um den Hals und du küsstest mich. "Ich liebe Dich" flüsterst du und ich möchte nur noch diese drei Worte hören, für immer und nur noch von dir...
Dann plötzlich wache ich auf, ich liege in meinem Bett, es ist dunkel.
Nur ein Traum, ein beschissener Traum, ich drehte mich auf die Seite, schluchzte, dann spürte ich deinen Arm um mich "ich bin da" flüsterst du.
Ich liege da, in deinen Armen, wir beide, vereint, für immer.... nur wir beide! | http://www.neon.de/artikel/fuehlen/liebe/fuer-immer-nur-wir-beide/653352 | https://web.archive.org/web/20160504214223/http://www.neon.de/artikel/fuehlen/liebe/fuer-immer-nur-wir-beide/653352 | fuehlen | liebe | 653,352 |
1,340,866,080 | fudge | http://www.neon.de/user/fudge | Terminal | Früher, bevor es Flugzeuge gab, reiste man langsam. | Während der Schiffs- oder Bahnreise sah man aus dem Fenster und die Landschaft zog vorbei. Aus Bergen wurden Täler, Flüsse, Felder, Wälder. Vielleicht sah man auch nur die See. Tatsache ist, dass man Zeit hatte, sich der Reise bewusst zu werden, nachzudenken. Heute steigt man in ein Flugzeug, sieht draußen den blauen Himmel über den Wolken und nach einigen Stunden verlässt man das Flugzeug wieder, fühlt sich steif und von der Klimaanlage jeglicher Feuchtigkeit und Wärme beraubt. Vor allem aber hat man in kürzester Zeit das Land, den Kontinent und wahrscheinlich sogar die Zeitzone gewechselt, ohne sich darüber je wirklich bewusst zu werden.
Vielleicht sehen deshalb Flughafenterminals auf der ganzen Welt gleich aus. Um den Schock möglichst gering zu halten. | http://www.neon.de:80/artikel/sehen/gesellschaft/terminal/900579 | https://web.archive.org/web/20120924231426/http://www.neon.de:80/artikel/sehen/gesellschaft/terminal/900579 | sehen | gesellschaft | 900,579 |
1,352,219,460 | quatzat | http://www.neon.de/user/quatzat | Halbbruder | Über den Tod, das Handeln und das Alleinsein. | Ich liege auf dem Bett. So wie den Tag davor und ebenfalls den Tag vor diesem Tag. Das Aufwachen fällt mir mit jedem Mal schwerer, ich ringe schon im Traum dagegen, als wollte ich die gegenwärtige Welt nicht betreten. Auf meinem Körper haben die Hitze des Sommermorgens und das ständige Einatmen von Staub einen dünnen, schmierigen Film Schweißes erzeugt. Ein kurzer, schwerfälliger Blick zur Seite durch das große Fenster zeigt mir, dass die Sonne bereits hoch steht. Mit jedem Mal Aufwachen steht sie höher.
Langsam richte ich mich auf. Im Grunde ist es egal, was ich tue, denke ich, ich kann liegen bleiben oder mich aufrichten, es wird nichts ändern an dem was geschieht. Das Geräusch im Dreck schabender Stiefel dringt vom Vorplatz des Gebäudes durch die halb geöffneten Gardinen des Fensters zu mir herauf. Ich kann mich nicht daran erinnern, dass es jemals anders gewesen wäre in meinem Leben. Immer schon haben mich die Dinge vor sich her getrieben. Ich kann sie durchdringen, ich kann sie beschreiben, aber ich kann sie nicht ändern. So wie ich hier gelandet bin. Es ist mein Glück und trotzdem eine Strafe. Dieses Mal bin ich nicht der Spielball des Lebens sondern der von Koch. Von Koch, wie sie ihn hier überall nennen. Koch, meinem Halbbruder.
Es war Koch, der mich aus dem Tross der Häftlinge heraus ziehen ließ. Sie hatten mich irgendwann so wie die anderen aus den Häusern unserer Viertel getrieben und in Waggons verfrachtet wie Kartoffelsäcke und Vieh. Keinem war klar, was mit uns geschehen würde, aber dunkle Vorahnungen begleiteten die Fahrt des Weinens und des Krankwerdens. Als wir die Blutstraße hinauf marschieren mussten, hatte der Transport schon seine ersten Opfer gefordert. Ich konnte nichts tun. So wie immer. Ich war ein Beobachtender weit in mir verborgen. Meine Befehle wurden vom Körper nicht erhört, ich hatte sie mir schon Jahre zuvor abgewöhnt. So schleppte ich mich wie die anderen Häftlinge auf den Ettersberg. Als sie mich vor Koch geführt hatten, hatte ich Mühe zu verstehen, was mit mir geschah. Die Strapazen des Transports machten mir das Denken schwer und ich erkannte Koch nicht sofort. Immerhin hatten wir uns Jahre nicht gesehen. Er sah hagerer aus, grauer und härter. Wie ein eingekesselter Hund. Aber ich nahm an, dass diese Beschreibung mehr oder weniger auf jeden zutraf in einer Zeit wie dieser. Koch lächelte nicht. Er sagte nichts zur Begrüßung als meinen Namen. Wir hatten uns schon lange voneinander entfernt. Im Grunde waren wir schon weit voneinander entfernt geboren: ich als der ältere Sohn unseres Vaters und einer Jüdin, die bei der Geburt verstorben war, und er der jüngere Sohn einer Nichtjüdin, die uns gemeinsam erzogen hatte. Bürgerlich. Bis die Entdeckung meiner Abstammung mich in ein Leben abseits der Familie getrieben hatte. Schon damals war ich ein Beobachtender, einer, der des Handelns überdrüssig war. Koch nicht. Er hat mich aus dem Zug der Verdammten geholt und in ein Zimmer seiner Villa mit hoher Decke und Gardinen vor dem Fenster gesetzt. Drei Wochen saß ich nun in diesem Haus und wusste nicht, ob ich nun sicher war oder nicht. Ich sah Koch jeden Tag und manchmal sprachen wir miteinander, aber ich konnte keinerlei Wärme in seinen Äußerungen finden. Es schien als hätten wir uns wirklich verloren.
In Gedanken versunken stehe ich am Fenster, als es an die Tür klopft. Von meinem Fenster aus sehe ich die geklinkerte Mauer mit den Stacheldrahtrollen an ihrem oberen Ende. Du hast Glück, muss ich mir immer wieder sagen, die dort hinten sind die Opfer. Du lebst, du hungerst nicht, du hast keine Schmerzen. Und du bist nicht Teil des Gestankes nach verbranntem Fleisch, der bei Ostwind die Nase verstopft und wahnsinnig macht. Als ich ihn den ersten Tag erleben musste, übergab ich mich stündlich und versuchte, die Angst und die Scham im Waschbecken zu ertränken. Aber der Mensch gewöhnt sich an alles und jeden. An den Geruch, an die Asche, an die Unsicherheit und auch an Koch. Ohne dass ich Antwort gegeben hätte, öffnet sich die Tür und es treten zwei mir unbekannte Aufseher ein. Der eine tritt vor, knallt die Hacken zusammen, grüßt übertrieben und lässt mich wissen, dass Koch mich sehen will. Ich solle mir festes Schuhwerk anziehen. Ich nicke und denke, fleißig, die Aufseher, so beflissen. So stolz auf die zwei Dezibel Macht, die ihnen verliehen worden ist für so kurze Zeit, dass sie ihre Lage vollkommen vergessen. Ihre aussichtslose Lage. Während ich mir auf dem Bett sitzend die Stiefel schnüre und der andere Aufseher im Vorraum eine Zigarette raucht, höre ich über den Vorplatz Stiefelscharren, Marschgeräusche und auch eindeutig Häftlingsschlurfen. Irgendetwas geschieht vor der Villa, denke ich, und es würde mich nicht wundern, wenn Koch und ich etwas damit zu tun haben werden. Kurz mustere ich das Gesicht des im Zimmer verbliebenen Wachmanns. Kalt und glatt gibt es keinerlei Information preis. Mir ist generell schleierhaft, was die Lagerbesatzung über mich denkt. Dass ich von Koch aus dem Strom der todgeweiht Marschierenden genommen worden bin, muss jedem klar sein. Ich weiß nicht, was Koch seinen Mannschaften über mich erzählt hat, wenn er überhaupt ein Wort über mich verlor. Im Grunde ist es mir auch egal, nur hoffe ich, dass keiner weiß, dass ich Halbjude bin, ansonsten bin ich auf die Gnade Kochs in jedem Fall angewiesen und wenn er stürzen sollte, schutzlos ausgeliefert, wie das Schaf dem Wolfsrudel. Wie die dort hinter der Mauer oder die auf dem Vorplatz. Egal, denke ich, es wird alles seinen Gang gehen, den keiner ändern kann. Dann erhebe ich mich vom Bett, gebe der kalten Wachmannschaft durch ein kurzes Nicken zu verstehen, dass ich bereit bin und wir verlassen den Raum.
Auf dem Weg zu Kochs Räumen gehen wir entlang breiter, dunkler Korridore. Neben dem harten Geräusch der Stiefel auf dem Parkett hört man vereinzelt einen Befehl wie einen Peitschenknall über den Innenhof jagen. Wenn wir ein Fenster passieren, kann ich kurze Blicke durch Öffnungen zwischen den Gardinen hinaus werfen. Auf dem Innenhof sind etliche Häftlinge zusammen getrieben und müssen sich vor der Villa in Reih und Glied aufstellen. Weiter hinten in der Richtung aus der sie gekommen sein müssen, sehe ich ein paar von denen liegen, die es nicht bis vor die Villa geschafft haben.
Als ich damals die Familie verlassen hatte, hatte ich anfangs noch sporadischen Briefverkehr mit Koch. Schon damals hatte ich zwischen seinen Zeilen das Unverständnis heraus lesen können, das er mir und meinem Vorhaben gegenüber aufbrachte. Für ihn war meine Suche nach meiner Vergangenheit, die ich nie erlebt hatte, unnötig gewesen. Das ändere doch nichts, hatte er mir einmal in einem seiner letzten Briefe vorgeworfen. Ich vergeude meine Zeit, hatte er geschrieben und ich geantwortet, dass für mich mein bisheriges Leben wertlos war, ohne Bezug zu Teilen meines Ichs, welche da waren, welche geprägt waren und welche sich nach Austausch gesehnt hatten. Wenig später hatte ich den Kontakt abgebrochen, meinen Namen geändert und seitdem nichts mehr von Koch oder meinem Vater gehört. Das lag nun etwa 10 Jahre zurück.
Mir war unklar, inwiefern dies alles noch eine Rolle für Koch und seine Beziehung zu mir spielte. Er, als kleiner Bruder, hatte zu mir aufgeschaut und mich geliebt und ich war mit einmal einfach auf und davon. Hatte ihn zurück gelassen, um nach etwas zu suchen, was er nicht verstand und was ihn und mich essentiell trennte. Es war Zufall, eine Laune der Geschichte, die uns trennte. Das konnte er nicht akzeptieren und noch weniger, dass seine Bemühungen, mich über seine Briefe, sein Handeln zurück zu gewinnen, zum Scheitern verurteilt waren. Was Koch aber letztendlich mit mir vorhatte, war mir gänzlich schleierhaft. In den wenigen Gesprächen, die wir hatten, meist wenn er volltrunken meine Räume betrat, warf er mir meine Ergebenheit in die Dinge vor, mein fehlendes Handeln, meine schwache Tatkraft. Ich saß dann immer nur auf dem Bett und ließ seine Tiraden über mich ergehen, was ihn nur noch mehr zur Weißglut trieb. Bis er dann wutentbrannt das Zimmer verließ und ich schlafen konnte. Nein, rächen wollte er sich nicht, etwas anderes trieb ihn dazu, mich hier zu schützen und gefangen zu halten.
Ein Schuss holt mich aus meinen Gedanken zurück in die Gegenwart. Wir nähern uns dem Ausgang auf eine Empore, die sich auf den Innenhof öffnet. Koch hat sie mir einmal anlässlich eines abendlichen Rundgangs gezeigt. Durch einen schweren, dunklen Vorhang blitzen ein paar Sonnenstrahlen hervor und als die Mannschaften den Vorhang heben muss ich meine Hand schützend vor meine Augen heben, so gleißend brennt die Sonne auf den staubigen Innenhof nieder. Während sich meine Augen langsam an das helle Licht gewöhnen, kann ich schemenhaft Koch erkennen, der vor einer Stafette steht und sich mir zuwendet. Neben ihm eine schlanke, weibliche Gestalt, Hannah, wie ich vermute, seine Geliebte, von deren er sich viele hält unter den Gefangenen. Koch lässt die schönsten Mädchen aus den Zügen in eine spezielle Villa bringen und lässt es ihnen an nichts mangeln. Dafür müssen sie sich ihm sexuell verfügbar machen und zwar in einer Art und Weise, dass es ihm gefällt. Ansonsten finden sie sich schnell auf der anderen Seite der Mauer wieder. Hannah hält sich nun schon sehr lange an seiner Seite. Es lebe der Führer, schreit der Chor der Todgeweihten, die Skeletten gleich in abgewetzte Lumpen gehüllt versuchen, sich auf den Beinen zu halten. Noch einmal, es lebe der Führer, dabei grüßen sie, wie es ihnen möglich ist. Ich blicke in Kochs Gesicht. Er lächelt spitzbübisch. Er findet das bestimmt zum Zerreißen komisch. Ich schaue hinüber zu Hannah. Sie blickt schnell zur Seite.
Hannah war die erste von seinen Zwangsgeliebten, die mich wirklich fesselte. Und ich hatte alle gesehen, seit mich Koch aus dem Tross der Todgeweihten geholt hatte. Auf der Suche nach Informationen, nach Hinweisen und Erklärungen durchstrich ich Kochs komplette Villa. Er selbst schien vor mir nichts zu verbergen zu haben, so frei wie er mich umher gehen ließ. Letztendlich wussten wir beide, dass ich nicht bis über die Wachposten des äußeren Lagers hinaus kommen würde. So konnte ich bei Gelegenheit auch in seinen Zimmern herum schnüffeln. Natürlich ohne irgendwelche nennenswerte Information zu finden, die mir meine Situation hätte verständlicher machen können. Auf einem dieser Streifzüge erwischte mich Koch fast, als er mit seiner damaligen Gespielin in das Zimmer kam, und ich gerade im letzten Moment in einen der großen Schränke schlüpfen und die Tür hinter mir schließen konnte. Ich war starr vor Schreck und saß die ganze Zeit, in der Koch sich mit dem Mädchen vergnügte, stocksteif in dem Schrank und versuchte, keinen Laut von mir zu geben. Ich hörte ihr Lachen und Jaulen, Japsen, Jammern, Kochs Keuchen und das Klatschen von Fleisch, bis Koch dann mit einem zittrigen Seufzer ihrem Gestöhne ein Ende bereitete. Noch länger wartete ich, bis beide den Raum wieder verlassen hatten. Als ich aus dem Schrank steigen wollte, bemerkte ich, dass er keine Rückwand besaß, sondern dass sich auf der anderen Seite auch eine Reihe von Schranktüren befand. Vorsichtig öffnete ich eine der Türen und fand mich in dem Wohnraum Kochs neben seinem Schlafzimmer wieder.
Seitdem schlich ich mich immer wieder zu Kochs Gemächern und schlüpfte in den Schrank, um dem Treiben mit seinen Gespielinnen beizuwohnen. Durch ein Astloch war es mir möglich, in den Raum zu blicken und zuzusehen, wie Koch mit ihnen schlief. Ich sehnte mich, wie jeder andere Mensch in diesen merkwürdig gekrümmt düsteren Zeiten nach einer göttlichen Erlösung, nach einer Auflösung in Gott, im Guten, auf der Suche nach Trost, nach dem Verlust der Angst. Aber ich war schon immer nur Beobachter, keiner der handelt, und hier in diesem Lager war ich es noch viel mehr. Mein Schicksal lag nicht in meiner Hand und so konnte ich diese kurzen Momente der Göttlichkeit, des Dahinfließens, das zwischen Mensch und Gott sein, nur beobachten, ich konnte es nicht erleben. Und so nutzte ich eben jene Gelegenheiten, in denen Koch seine Mädchen nahm und sie in eine gekrümmte Haltung zwang, das Gesäß nach oben gereckt, ihren Rücken mit den Händen flach nach unten gedrückt, und sein Glied zwischen ihren Pobacken versenkte. Sie gehorchten bei Bedarf seinem Verbot jeden Lautes nur wenn er sie zu heftig auf den Rücken schlug oder sich zu tief in sie stieß, entwich ihrem Mund ein kurzes, kontrolliertes Stöhnen. Dann kam ich mit ihnen, mit ihrem Murmeln oder heiseren Geschrei war ich für einen Moment dieser Welt entrückt und wurde nur zögerlich durch das Gefühl des langsam die Hand herunterrinnenden Spermas wieder zurückgeholt.
Hannah war die Beste. Sie war Göttin und Hure. Mir war klar, dass sie so wie jede vor ihr Koch um ihr Leben fickte, aber trotzdem behielt sie sich etwas Geheimnisvolles. Und sie schien sich trotz ihrer Situation fallen lassen zu können. Einmal öffnete sich die Schranktür mit einem lauten Knarren. Ich musste sie mit meinem Knie aufgestoßen haben. Leise versuchte ich, mich in die hinterste, kaum einsehbare Ecke des Schrankes zu verziehen, doch Hannah, die auf Geheiß Kochs die Tür schließen sollte, warf einen kurzen Blick in das Innere des Schrankes – und sah mich. Aber sie sagte nichts. Sie sah mich nur an, nicht zu lang, und schloss dann wieder die Tür. Seitdem hatte ich den Eindruck, dass sie oft in Richtung des Schrankes blickte, wenn Koch sie von hinten bearbeitete. Wir sprachen nie ein Wort darüber. Sie wusste um meinen Selbstbetrug, um meine Fiktion des reinen Beobachters. Und sie wusste genauso, dass sie scheinbar ihr Schicksal in der Hand hatte, indem sie Koch weiterhin das Gehirn herausvögelte, aber dass nur eine kleine unvorhergesehene Veränderung von außen ihr wackliges Konstrukt zum Einstürzen bringen konnte. Und ich war so eine Unwägbarkeit. Also schlief sie von da an mit uns beiden: Mit Kochs Schwanz und mit meinem Kopf.
Langsam entspannt sich Kochs Grinsen wieder und mein Blick schweift über den Innenhof. Er bleibt an der großen Lache schwarzen Blutes hängen, das schon in den Boden versickert von dem eben gehörten Schuss erzählte, sowie der darin liegenden Leiche eines Mannes, ob alt oder jung war nicht auszumachen, so ausgemergelt war er. Waren sie alle. Ich empfinde kein Mitleid, ich beobachte sie. Sie sind Teil dieser Welt wie ich, sie sind Teil dieser Welt wie Koch, sie sind die Opfer, denke ich, aber wo das Handeln keine echte Konsequenz hat, da gibt es keine Opfer, höchstens Opfer der Zufälle und Zustände. Zynisch oder nicht, nur eine falsche Bewegung und ich stehe auf ihrer Seite. Langsam wende ich mich wieder Koch und Hannah zu. Koch nickt mir zu und deutet zu der Stafette, auf die einige Soldaten inzwischen ein Maschinengewehr montiert haben. ‚Nun zeige mir, dass du existierst.‘, sagt Koch.
Koch hatte sich der Macht, die er als Lagerleiter innehatte, hingegeben. Er empfand eine Art Göttlichkeit in der Willkür, mit der er die Menschen innerhalb seines Herrschaftsbereichs richten konnte. Dabei berauschte er sich nicht nur einfach an der Macht, sondern benutzte sie als Anlass, die gegebenen Moralvorstellungen zu hinterfragen. So jedenfalls stellte er es mir in einem unserer wenigen nächtlichen Gespräche dar. Es ging ihm weniger um Sozialdarwinismus, die ethnischen Richtlinien der politischen Klasse waren ihm egal, er nutzte sie nur für seine eigenen Zwecke. Es ging ihm um die Einzigartigkeit seiner individuellen Existenz. Koch dachte nicht ‚ich empfinde also bin ich', sondern ‚ich empfinde, also seid ihr nicht‘. Die Unbeweisbarkeit der Existenz der anderen war ihm Indiz genug, ihre Existenz in Frage zu stellen. Koch stellte die Erfüllung seines Seins als eine göttliche Pflicht über alles und alle anderen. Er wollte und konnte die Existenz der anderen nicht akzeptieren, wenn sie seine Entfaltungsmöglichkeit in irgendeiner Art und Weise beschränkten. Er sah die anderen nur als Regulativ seines eigenen Ichs. Und von diesen befreite er sich, wie er mir erzählte.
Und Koch glaubte nicht an einen guten Ausgang des Kriegs. Er stellte sich der Gewissheit, dass er sterben würde. Falls seine Wirklichkeit eine real existierende Wirklichkeit sein sollte, eventuell früher als später. Koch handelte. Er kam seinem Schicksal zuvor. ‚Kann das Leben nur als ewiger Selbsterhaltungskampf angesehen werden denn als ein göttliches Geschenk, das ich annehmen und voll ausschöpfen sollte?‘, fragte er mich. ‚Soll ich die Opportunität, Gott zu begegnen, ausschlagen, nur weil später einmal mein Kopf rollen könnte?‘ Ich sagte nichts und Koch fuhr fort: ‚Mein Kopf wird rollen, G., und deiner auch. In jedem Fall. Wenn ich falsch liege, sterbe ich vielleicht etwas früher, aber wenn ich richtig liege, kann ich für einige Momente Gott sein. Warum sollte eine irdische Moral der göttlichen Absolutheit nur irgendwie das Wasser reichen können?‘ Wenn ich Koch in die Augen sah, konnte ich sehen, dass er keine Angst vor dem Tod hatte. Er konnte sie durch irgendetwas anderes ersetzen. Koch benutzte seine fehlende oder versteckte Angst vor dem Tod, um das Streben nach individueller Absolutheit wenigstens für ein paar Momente zu rechtfertigen. Er stellte eine andere Lebensmaxime auf und behauptete, dass alle Moralvorstellungen auf der Angst vor dem Tod fußen. ‚Denkst du nicht auch so?‘, fragte er mich. Ich konnte nicht darauf antworten. Weder innerlich noch äußerlich.
Koch ging noch weiter: ‚G., die Angst vor dem Tod ist das effektivste Unterdrückungswerkzeug überhaupt!‘ ‚Sieh sie dir doch an!‘, meinte er und deutete in Richtung der Mauern. ‚Soll ich ihretwegen darauf verzichten göttlich zu sein? Nur weil sie reale Existenzen sein könnten? Sie sind nicht! Diese Moralvorstellungen sind nichts weiter als die Unterdrückung des Individuums. Die Behinderung meiner freien Entfaltung‘.
Ich war mir unsicher. Ob er auch an mein Nichtsein glaube, fragte ich ihn und er schwieg. Die Natur schien doch stärker zu sein als Koch. Sein Selbstverständnis hatte Risse.
Koch winkt zwei der Soldaten zu uns. Sie zerren mich vor das Maschinengewehr, legen den Patronengurt ein, laden den Schlitten einmal durch und entsichern das Gewehr. Dann ziehen sie mich so vor die Stafette, dass ich durch die Zielvorrichtung in die uralten Gesichter der Häftlinge blicken kann. Aus einigen blickt unverhohlen Angst, andere scheinen resigniert zu haben. Einer Frau knicken die Beine weg. Noch ehe ihr Oberkörper den Boden erreicht, schießt ihr ein Soldat in den Kopf. Trichterförmig verteilt sich ihr Gehirn auf dem staubigen Boden.
Koch tritt an die Stafette heran. ‚Nun zeig mir, dass du nicht nur einfach eine Puppe des Schicksals bist.‘, raunt er in mein Ohr. ‚Töte sie und du wirst erkennen, was ich mit der Absolutheit meine. Du kannst machen was du willst. Du musst dich nicht um andere scheren!‘ Koch sieht mich an mit einem kindlichen, freudig erregten Glanz in seinen Augen. Wie soll ich ihm klar machen, dass ich dieses Gewehr nie in die Hand nehmen werde? Nie abdrücken werde? Nicht, weil ich mich um Moral scherte, sondern weil mein Handeln wertlos wäre. Ich kann nichts ändern an dem was ich sehe. Und es wird auch nichts ändern, dass ich nicht handle.
Koch wird mürrisch. ‚Verstehst du denn nicht.‘ Er greift sich an den Kopf und kneift die Augen zusammen. Dann nestelt er seine Pistole aus dem Gürtel, tritt an das Ende der Empore und richtet sie auf den nächststehenden Häftling. Er schießt ihm in den Kopf, ohne den Blick von mir zu nehmen. ‚Und was machst du jetzt, G.?‘ Ohne zu den Blick von mir zu nehmen, verändert er die Richtung der Pistole ein klein wenig und drückt wieder ab. Ein anderer Häftling fällt mit einem dumpfen Klatschen auf den Boden. ‚Da siehst du, was passiert, wenn du nicht handelst.‘ schreit Koch inzwischen außer sich. Er schießt sein gesamtes Magazin in die Menge der Häftlinge, von denen einer nach dem anderen tot umfällt, sich aber keiner zu bewegen traut, hätte es doch den sicheren Tod bedeutet. Koch tobt und weint, er wirft die leere Pistole nach mir und bedeutet dann den Soldaten, mich wieder in mein Zimmer zu bringen. Auf dem Weg durch die Korridore sehe ich die restlichen Häftlinge unter den kalten Salven des Maschinengewehrs zusammenbrechen begleitet vom Toben Kochs.
Als alle getötet sind, kehrt Stille ein. Also doch, denke ich, war es wieder gleichgültig, ob ich handelte oder nicht. | http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/familie/halbbruder/950161 | https://web.archive.org/web/20121111045619/http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/familie/halbbruder/950161 | fuehlen | familie | 950,161 |
1,271,409,960 | David_Pfeifer | http://www.neon.de/user/David_Pfeifer | Reiche Kranke, arme Kranke | Die Art der Suchttherapie hängt vom Einkommen der Süchtigen ab – und das ist ganz richtig so. | http://www.neon.de:80/artikel/wissen/gesundheit/reiche-kranke-arme-kranke/673170 | https://web.archive.org/web/20110921145218/http://www.neon.de:80/artikel/wissen/gesundheit/reiche-kranke-arme-kranke/673170 | wissen | gesundheit | 673,170 |
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1,447,340,640 | Pantherine | http://www.neon.de/user/Pantherine | Du wirst 21,22,23.. | .. und du kannst noch gar nicht wissen was du willst. | Und das war für mich immer ok.
Ich gehörte nie zu den Leuten, die Panik hatten, wenn sie an die Zukunft dachten. Das einzige, was wichtig ist, ist glücklich zu sein. Wie ist doch egal!
Und das bin ich. Manchmal.
Ich studiere, wohne in einer neuen Stadt, doch wenn ich mit meinen Heimatfreunden in Kontakt trete, höre ich immer öfter "ich bin einsam.". Auch ich bin noch nicht richtig angekommen nach einem Jahr aber das ist doch normal?! Das alte Leben ist halt vorbei, jetzt beginnt was Neues, aber warum beginnt eigentlich nicht wirklich was Neues?!
Ist doch alles der gleiche Trott, schon wieder gehts um Karriere, Alkohol und Sex. So spannend find ich das nicht. Jedenfalls nicht, wenn es alle machen. Keiner erzählt mir mehr etwas, was mir den Atem raubt. Und ich sag doch auch nur Belangloses.Ich fühl mich wohl wenn ich nicht arbeiten muss, "eh nichts los ist" und vorm Fernseher liegt und frag mich, ist das ok?
Dann mach ich mir Sorgen. Denke über mein Leben nach, fühle mich auch einsam. Zu viel Nachdenken ist scheiße, wirklich, "ziemlich oft ist das ziemlich scheiße!" schreie ich Zuhaus gegen die Wand und draußen stumm in mich hinein..
Wann kann mal denn mal ankommen, wann zufrieden sein und das Gefühl haben genau das Richtige oder jedenfalls nichts Falsches zu tun.
Das war doch nicht immer so, diese Gedanken waren nicht immer da! Heißt das, Erwachsen werden, immer mehr zweifeln, alles in Frage zu stellen, viel schwieriger glücklich und ausgelassen sein zu können?
..und wenn du mich dann nochmal fragst was ich werden will, sag ich immer noch ich weiß nicht.
Hauptsache nicht Mitte 30. | http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/erwachsen-werden/du-wirst-21-22-23/1526321 | https://web.archive.org/web/20151114010810/http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/erwachsen-werden/du-wirst-21-22-23/1526321 | fuehlen | erwachsen-werden | 1,526,321 |
1,437,084,840 | robert_suydam_reloaded | http://www.neon.de/user/robert_suydam_reloaded | ausgemöst | ... | mein freund paul hat hausverbot. im „lamb & candle“. weil er ´möse´ gesagt hat. ich wollte es erst nicht glauben. es
ist aber wahr.
er steht da so am freitag vor zwei
wochen mit nem bier und nem kumpel rum, sie unterhalten sich. es geht
um dies und das. dann geht es um mösen. da kommt einer vorbei,
bleibt stehen, guckt, quatscht den paul an:
„hab ich grad das m-wort gehört?“
darauf paul:
„haste wohl.“, und wendet sich
wieder seinem kumpel zu.
der protestler hakt nach:
„also moment mal. so geht das
nicht.“, und setzt zu einer
sexismus-gender-politisch-korrekt-debatte an.
paul, der nicht eben unkommunikativ
ist, aber doch seine ruhe haben will, wenn er seine ruhe haben will,
versucht den kollegen mit ein paar freundlichen worten abzuwimmeln.
da stehen aber schon dessen kumpels parat. die herren erweisen sich
als uninteressiert an freundlichkeiten, zwangsmissionarisch veranlagt
in bezug auf ihre eigene meinung und obendrein als schubsfreudig.
paul wird nach draußen gedrängelt und bekommt ein hausverbot
ausgesprochen.
diese episode hat mich verstört. auf
unterschiedlichen ebenen. am meisten aber auf der mösalen, weil ich
hoffnungslos oral fixiert bin und mösen schrecklich gern mag. es
ging soweit, dass ich mich vorgestern abend gar nicht recht auf meine
freundin konzentrieren konnte, während wir ihre hausarbeit korrektur
gelesen haben. das heißt, sie hat laut gelesen und ich hab sie geleckt
dabei. sie steht da total drauf. das hineintreiben in eine geile
grundstimmung (diese formulierung stammt von ihr), empfindet sie als
sehr entspannend und gedankenlockernd. genau wie aufwärmen und
dehnen vorm training. sie hat meine halbherzigkeit natürlich bemerkt
und sich beschwert. als ich ihr den grund für meine nachdenklichkeit
erzählt habe, mußte sie sehr lachen, nahm mich bei den ohren und
gab mir einen ausführlichen kuss.
„also ich finde es schwer in ordnung,
dass du meine möse magst.“, sagte sie dann,“ und ich möchte
bitte auch keine andere bezeichnung als möse für meine möse
einführen. alle mir bekannten wissenschaftlichen und
umgangssprachlichen alternativen finde ich nämlich scheiße. und
jetzt entkrampf mal wieder das hirn und gib dir bitte mühe. wir
haben noch zehn seiten zu schaffen.“
darauf grinste sie ihr hinreißendes
grübchengrinsen und lenkte mich resolut südwärts. ich war beruhigt
und voller elan.
später habe ich überlegt, ob es
lohnenswert wäre, mit paul nochmal über die sache zu reden. wir waren dann gestern am rummelsburger
hafen verabredet. paul brachte ein paar kalte bier mit und trug ein
t-shirt mit der aufschrift: MÖSE.
na dann, dachte ich.
wir haben zwei stunden gequatscht und
die füße ins wasser hängen lassen. das wort ´möse´ fiel kein
einziges mal. | http://www.neon.de:80/artikel/wissen/koerper/ausgemoest/1502252 | https://web.archive.org/web/20150717142904/http://www.neon.de:80/artikel/wissen/koerper/ausgemoest/1502252 | wissen | koerper | 1,502,252 |
0 | Gemuesekuchen | http://www.neon.de/user/Gemuesekuchen | Über einen guten Freund. | So viel macht doch erst Sinn, wenn man das Ganze betrachtet. | Du bist so ziemlich der einzige Mensch, der mich dauernd
unterbricht. Eigentlich ist das ja eine
meiner schlechten Angewohnheiten. Aber du bist der Einzige, der das bei mir
macht. Und dann plapperst du drauf los, vollkommen vorbehaltlos und naiv. Deine
blöden Angewohnheiten, irgendwie hat mich das fasziniert, von Anfang an.
Sowieso kenne ich viele deiner schlechten Angewohnheiten. Deine
Ecken und Kanten. Du vergisst viel, bist planlos, verwirrt, rauchst und kiffst
zu viel, flüchtest in deine eigene Welt. Und weil du daran nicht erinnert
werden willst, bist du manchmal sogar ein bisschen gemein, wenn dich jemand mit
seiner Traurigkeit nervt, wo du es doch gerade geschafft hast ein bisschen
glücklich zu sein.
Eigentlich bist du ja kein guter Umgang. Aber ich war
neugierig. Ich wollte wissen, was du siehst, wenn du deine Kamera wieder auf
Dinge richtest und alle später nur irgendwie verwirrt ‚schön‘ sagen und schnell
das Thema wechseln. Sowieso hörte ich über dich nur ‚komischer Typ‘ oder ‚irgendwie
seltsam‘.
Und ich dachte: Da muss mehr
sein, irgendwas versteckt der doch.
Und dann fingst du an dich mir zu öffnen. Und ich wurde bei
dir plötzlich ganz still, habe zugehört. Habe mich unbemerkt in dich verliebt und angefangen zu träumen. Ich
wollte dein Herz heilen, wollte dir gut tun, und habe zu spät gemerkt, dass ich
damit mein eigenes breche. War fasziniert von dem ganzen scheiß, den machst und
der dich ausmacht. Davon, dass du so ein beschissener, unglaublich
liebenswürdiger Mensch bist.
Irgendwann hast du dann gemerkt, dass ich dir zu nahe komme. Du
hast mich weggeschoben und ich habe mich betrogen gefühlt, obwohl nie etwas
war. Du hast mich nie angelogen. Eigentlich bist du nicht derjenige der Herzen bricht,
und ich bin nicht diejenige die still ist. Aber für uns sind wir am Ende dann doch genau
das gewesen.
Heute können wir uns anders sehen, haben die Kurve gekriegt und ich bin froh so viel
über mich gelernt zu haben. Nur manchmal, wenn dein Selbstbewusstsein wieder einen Knick
hat und du sagst, kein Mädchen wird sich in dich verlieben, möchte ich an dir
rütteln und sagen: Man kann dich lieben. Und ich weiß ganz genau wofür. | http://www.neon.de/artikel/fuehlen/freundschaft/ueber-einen-guten-freund/1471370 | https://web.archive.org/web/20170204142307/http://www.neon.de/artikel/fuehlen/freundschaft/ueber-einen-guten-freund/1471370 | fuehlen | freundschaft | 1,471,370 |
1,415,640,960 | laura_123 | http://www.neon.de/user/laura_123 | Liebe mich einfach nur | Würde dieser Sommer einen Namen tragen, dann hieße er wie du. | Draußen ist es noch
dunkel. Ich lehne mich über dich, um an mein Handy zu kommen, das zwischen
unseren Klamotten am Boden liegt. Es ist halb sechs aber egal wie spät es wäre,
es ist längst Zeit für mich zu gehen. Mein Kopf sinkt zurück aufs Kissen und
ich spüre wieder dieses Stechen in meiner Brust, wie immer, wenn ich langsam
nüchtern werde und mal wieder neben dir aufwachen muss. Es ist fühlt sich so
schrecklich an, weil es so schön ist. Ich will mich nicht an diesen Gedanken
gewöhnen. Ich schwöre mir, dass es das Letzte mal war und steh vorsichtig auf,
um dich nicht zu wecken. Natürlich schaffe ich es mal wieder nicht, zu gehen,
ohne mich umzudrehen. Ich schau dich an, wie du seelenruhig in dem Bett
schläfst, indem wir uns schon so oft geliebt haben, indem ich angefangen habe
dich zu lieben. Du liegst da und hast keine Ahnung. Zum Glück. Ein Wort von dir
und ich würde alles ändern. Fang endlich an mich zu lieben. Mach die Augen auf,
damit du siehst, was ich die ganze Zeit schon sehe. Du sollst mich einfach nur
lieben, so wie ich dich liebe. Draußen schlägt mir der kalte Nebel ins Gesicht.
Er fühlt sich an wie mein Gewissen. Es tut weh, das Falsche zu tun, wenn das
Richtige doch so offensichtlich wär. Du bist richtig aber das mit uns fühlt
sich so wahnsinnig falsch an. Ich steige ins Taxi.
Ich weiß nicht wohin es mich fahren soll. Ich
will jetzt nicht alleine sein, also fahre ich zu ihm. Meinem Freund. Zu dem Falschen,
während der Richtige in dem Bett liegt, das ich eben verlassen habe. Ich denke jedes
Mal daran, wie es sich anfühlt in deinen Armen zu liegen, wenn ich in Seinen
liege. Ich versuche krampfhaft mich daran zu erinnern, wie es war, wie du
riechst, wie du schmeckst. Meine Lippen brennen noch immer vom Küssen. Ich spür
noch immer deine Berührungen auf meinem Körper. Ich rieche noch immer deine
perfekte Haut. Meine Hände greifen noch immer nach deinem vollkommenen Körper. Ich
schmecke noch immer deine Zunge in meinem Mund. Würde dieser Sommer einen Namen
tragen, dann hieße er wie du.
Aber irgendwann wirst
du mir hoffentlich egal geworden sein. Irgendwann werde ich durch die Stadt
laufen können, ohne an dich denken zu müssen. Irgendwann werde ich dort stehen
können, wo du mich das erste Mal geküsst hast und ich werde tief einatmen, eine
Sekunde die Augen schließen, mich von dir verabschieden und beim Ausatmen werde
ich alles los lassen, was du in mir zurück gelassen hast und ich werde mit
erhobenen Haupt davon gehen können und nie wieder an die Zeit mit dir zurück
denken müssen.
Das zwischen uns ist
nicht richtig. Es fühlt sich aber ziemlich wichtig an, ein wenig zu richtig, um
es zu verleugnen. Irgendwann will ich auch nicht mehr nur irgendjemand für dich
sein. Langsam hätten wir uns ein bisschen mehr verdient oder? Ein bisschen mehr,
als nur diese erdrückende Oberflächlichkeit. Ich wollte noch nie etwas so sehr,
wie das hier. Du veränderst mich. Mit jedem Kuss änderst du mich ein bisschen
mehr. Ob die Richtung gut ist, weiß ich noch nicht. Du bist mein Abenteuer. Jeder
Sommer hat sein Märchen und du bist Meins. Ich hoffe nur, dass ich irgendwann
mit all dem hier abschließen kann. Mit dir und unserer Geschichte. Meine Haare
riechen noch nach dir. Das macht es mir nicht gerade leicht dich zu vergessen.
Ich steige aus dem Taxi und merke erst jetzt,
dass mir Tränen über das Gesicht laufen. Ich steh vor seiner Tür, als du
anrufst. Du fragst, warum ich so plötzlich weg war ohne mich zu verabschieden.
Einen Moment lang überlege ich, ob ich es dir jetzt sagen soll, ob ich mich
jetzt endlich erlösen sollte. Er öffnet die Tür und lächelt mich an. Ich lege
auf und lächle zurück. | http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/liebe/liebe-mich-einfach-nur/1460354 | https://web.archive.org/web/20141114033358/http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/liebe/liebe-mich-einfach-nur/1460354 | fuehlen | liebe | 1,460,354 |
0 | limpstone | http://www.neon.de/user/limpstone | loslassen | "Ihre Tochter hat sich heute in die psychiatrische Klinik einweisen lassen. Stationär" | Die Worte der Schulleiterin meiner Tochter Jane hallen
mir in den Ohren. Sie werden leiser. Das Pfeifen in meinen Ohren wird dagegen lauter. Es ist schließlich wie eine Explosion in meinem Kopf und breitet sich über den ganzen Körper aus. Es tut weh. Aber es dauert eine Weile, bis die Worte in das Bewusstsein vordringen. Die Schulleiterin versucht mir schonend beizubringen, dass Jane nicht angerufen werden will. Dass sie zuerst in der Notaufnahme behandelt wurde, weil sie sich selbst schwer verletzt hatte … und das sie jetzt von Psychologen behandelt wird,…
dass sie sich selbst melden wird, wenn sie mit uns reden möchte.
Grauenvolle Tage der Ungewissheit folgten. Ich erlebte sie wie in Trance. Stoisch verrichtete ich das Alltägliche. Nur das Notwendigste. Mit niemandem, außer meinem Mann, redete ich darüber. Irgendwann sind die Tränen alle. Manchmal haben wir uns einfach nur festgehalten. Wir saßen im dunklen Wohnzimmer, weil wir das Licht nicht ertragen konnten und das einzige was uns beiden über die Lippen kam war immer nur „WARUM unsere Tochter?“
Jane war ein lebhaftes, ausgesprochen freundliches Kind. Schwierigkeiten gab es mit ihr selten. Keine pubertären Kämpfe. Sie war manchmal unsicher, manchmal verschlossen. Dann wieder witzig und sprühend vor Lebensfreude. Sie hatte Träume, Freundinnen, liebte Musik. Wenn sie unter der Dusche oder in ihrem Zimmer sang, hallte es durch das ganze Haus. Sie war etwas übergewichtig, weshalb ich sie, auch aus meinen eigenen unangenehmen Erfahrungen heraus, gerne mit Ratschlägen und Ermahnungen nach dem Gießkannenprinzip zu beeinflussen versuchte. Ich meinte es gut.
Wir sind eine ganz normale Familie. Beide berufstätig, wohnen mit Oma und Opa in einem Haus mit einem
blühenden Garten auf dem Lande. Große Familienfeste, Kuschelstunden am Sonntagmorgen, Sommerurlaube im Familienhotel, gemeinsames Abendessen – das
war bei uns Normalität. Soziale Tragödien gab es im Fernsehen, aber nicht bei uns. Jane wurde nicht misshandelt oder missbraucht. Sie wurde geliebt. Sie wird geliebt.
Nach dem Abi begann Jane eine Ausbildung zur Krankenschwester in einer anderen Stadt. Sie richtete sich mit Begeisterung eine kleine Wohnung ein und liebte ihr neues Leben in der Stadt. Wir kauften Möbel mit ihr, und Bilder, damit sie sich wohlfühlen sollte. Alles lief gut. Normal. Äußerlich. Aber da muss es bereits einen Bruch gegeben haben. Vielleicht auch schon viel früher. In den Telefonaten klang Jane manchmal traurig, war wortkarg. Die Arbeit machte ihr keinen Spaß. Die Konfrontation mit Krankheiten und Tod, mit Arbeitsdruck, Schlafmangel und dem anonymen Stadtleben machten ihr zu schaffen. Panikattacken kamen und flößten ihr noch mehr Angst ein, dass sie versagen könnte. Sie schien ihr Leben zu hassen und sich selbst noch mehr. Ich redete ihr gut zu, die Ausbildung durchzuziehen. Fataler Fehler. Was man mit Worten wie „du schaffst das schon“ kaputt machen kann, weiß ich erst heute.
Ihre Noten in der Schule waren gut, aber die Ängste wurden größer. Die innere Unruhe war Jane anzumerken. In ihren Augen war ein ängstliches Flackern. Um uns nicht zu beunruhigen, zog sie sich zurück in ihre eigene dunkle Welt. Sie kam immer seltener nach Hause, verbrachte viel Zeit mit Freunden, an die sie sich klammerte, ging auf irgendwelche Partys in Clubs, wo meist viel Alkohol im Spiel war. Im Müll lagen leere Tablettenpackungen. Ich spürte, dass meine Tochter unglücklich ist aber ich wusste nicht, wie ich ihr helfen konnte. Jane blockte Gespräche, die in die Tiefe gingen, ab. Sie weinte viel und redete wenig. Und sie verletzte sich. Aber darüber wollte sie schon gar nicht reden. Sie aß kaum noch etwas und nahm sehr schnell viele Kilo Gewicht ab. Aber sie konnte sich kaum über ihr neues Körpergefühl freuen. Im Gegenteil. Sie schien ihren Körper zu hassen. Ich ahnte, dass etwas passieren könnte. Mein Mann wiegelte ab: „du machst dich verrückt!“ Die Tage waren schlimm aber die Nächte waren noch schlimmer für mich. Ich habe mit Psychologiebüchern versucht zu begreifen, was in ihr vorgeht, Ursachen zu suchen, Lösungen zu finden. Schwer zu verstehen, dass sich ein Mensch (nein, nicht EIN Mensch, sondern MEINE Tochter) selbst verletzt, um das grausame Durcheinander von Wut, Angst, Trauer, Hilflosigkeit und Einsamkeit zu stoppen. Schneiden als Ventil für den inneren Druck. Gedankengänge, die ich zu ergründen versuchte.
Nach einer unendlich langen Woche durften wir sie in der Klinik im Beisein eines Arztes besuchen. Sie war nicht mehr wieder zu erkennen. Blass und schmal mit großen ängstlichen Augen und durch die Psychopharmaka verlangsamten Bewegungen saß sie neben mir. Eine Fremde, die wenig sagte und den Blick senkte, als ob sie sich schämte. Der Arzt erklärte auf meine Fragen nur wenig über die Therapie. Jane ist volljährig und die Eltern zweitrangig. Ich war entsetzt über so viel kühle Distanziertheit. Auf der Heimfahrt habe ich fast nur geweint, war froh, dass mein Mann fuhr und auch sonst die klaren Gedanken für den Alltag fassen konnte. Er wusste, wie sehr ich litt. Manchmal nahm er mich einfach nur still in den Arm. Er selbst konnte scheinbar besser damit umgehen. Aber als er eines Nachts im Schlaf schreiend aus dem Bett fiel, spürte ich, wie sehr ihn das alles auch beschäftigte. Er hat eine andere Art, mit Problemen umzugehen. Langsam fand auch er Worte, suchte Erklärungen. Wir schauten uns Kinderbilder von unseren beiden Kindern an.
Unser älterer Sohn war immer der Coole, der Optimist, der Intelligente, dem alles federleicht fiel. Der sein Studium locker meisterte und ein Auslandssemester in Amerika nutzte, um sich interessant zu machen. Jane stand immer in seinem Schatten. Ich wollte sie nie unter Druck setzen. Das hat sie schon selbst getan. Sie sah ihren Bruder immer im Vordergrund und sich dahinter. Und dann kamen von mir noch die Ratschläge: Tu dies, lass jenes, pass auf, … Das muss ihr noch mehr das Gefühl gegeben haben, dass sie den Ansprüchen dieser Welt nicht genügt.
Die Erkenntnis saß in mir, wie ein großer Stein. Zunächst konnte ich ihn nicht bewegen. Ich fühlte mich schuldig am Elend meiner Tochter. Hatte ich versagt? Haben wir als Familie versagt? Habe ich zu wenig Zeit für meine Kinder gehabt, besonders für Jane, die das wohl am dringendsten brauchte? Als ich eine Nacht alleine in Janes Wohnung verbrachte, die sie fluchtartig verließ, als sie in die Klinik ging, sah ich meine Tochter mit ganz anderen Augen. Da lagen die Rasierklingen, mit denen sie sich die Verletzungen zugefügt hatte. Da waren Tabletten, mit denen sie seelische Schmerzen lindern wollte. Da lagen Zettel mit Notizen, gekritzelte Skizzen ihres inneren Gefühlschaos, die mich erschrecken ließen. Was wusste ich eigentlich über mein erwachsenes Kind? Nichts – wie mir schien. Ich weinte ohne Hemmungen. Eine sternenklare, schlaflose Sommernacht zog über mich. Ich lag auf dem Bett in der Wohnung, in der sich Jane nicht mehr wohl fühlte. Ich wollte erspüren, was
sie fühlte.
Einige Wochen später machte ich mich mit meiner Tochter, die Klinikurlaub bekam, auf die Suche nach einer anderen Wohnung. Ich hatte ein paar Tage frei und wollte alles gut machen. Sie zog in eine WG. Mein Mann und ich haben den Umzug organisiert, die Formalitäten erledigt. Als ich Gardinen nähte und Regale einräumte hatte ich das Gefühl, jetzt wird alles gut. Ich habe Jane verwöhnt, sie ständig beobachtet, wenn sie zu Hause war und ihr jeden Wunsch von den Augen abgelesen. Wenn es ihr gut geht, geht es mir auch gut. Wenn es ihr schlecht geht, geht es mir auch schlecht. Was ich damals als Empathie deutete, ist nichts anderes, als eine Co-Abhängigkeit, wie ich jetzt weiß.
Lange Gespräche mit einer Freundin, die als Sozialpädagogin Erfahrungen mit Borderlinern hatte und die mir vorsichtig erklärte, dass Jane ihr ganzes Leben umkrempeln muss, wenn sie gesund werden will. Wenn SIE gesund werden will! Das dies eine sehr langwierige Erkrankung ist und der Gipfel
vielleicht noch nicht einmal erreicht ist. (Sie hatte recht) Und dass ich loslassen muss von MEINEM Plan für meine Tochter und ich musste erkennen: Die schöne Wohnung, die fundierte Ausbildung, eine gute Figur, das waren meine Ziele für sie. Ich glaubte, die Dinge für sie richten zu müssen.
Zwei Monate später: Ich war angespannt und müde nach einer anstrengenden Konferenz und musste noch einkaufen. Mühsam hatte ich im strömenden Regen vor dem Einkaufszentrum in der Rushhour einen Parkplatz ergattert. Als ich aussteigen wollte, klingelte mein Handy und ich sah, nichts Gutes ahnend, die Nummer meiner Tochter im Display. Jane weinte und konnte kaum reden. Man habe sie auf die geschlossene Abteilung der Psychiatrie verlegt. „Bitte komm!“ Dann war der Akku meines Handys leer. Ich ließ den Einkauf sein und fuhr sofort los. Meinen Mann konnte ich nicht mehr informieren. Der strömende Regen und die Tränen der Angst vernebelten mir die Sicht. Ich weiß bis heute nicht, wie ich so schnell und unbeschadet die lange Autobahnfahrt schaffte. Jane saß schläfrig von Medikamenten und verweint auf ihrem Bett in einem kleinen Zimmer mit vergitterten Fenstern. Ihre Arme waren verbunden, vermutlich hatte sie sich wieder verletzt. Wegen Suizidgefahr hatte man sie hier her verlegt, kurz vor dem Ende ihrer stationären psychiatrischen Behandlung in der offenen Abteilung. Man hatte ihr fast alle Dinge, außer ein paar Kleidungsstücken weggenommen, damit sie sich nicht weiter verletzen konnte. Das Zimmer war kahl und im zweiten Bett lag eine Frau, die man fixiert hatte und die wie vom Teufel besessen fluchte. Auf dem Flur rief jemand verwirrte Worte. Die einzigen, die Ruhe und Beherrschtheit ausstrahlten, waren zwei Krankenpfleger, die Papierkram ausfüllten und immer wieder Patienten beobachteten. Es dauerte bis spät in die Nacht, ehe ich einen Arzt zu Gesicht bekam, der sich mit Jane beschäftigte. Er redete lange und sehr offen mit meiner Tochter. Sie wollte, dass ich dabei bin. Erstmals erhielt ich Einblick in die therapeutische Behandlung und staunte, wie Jane ihre Situation selbst beschrieb. Es klingt makaber, aber ich war stolz auf meine Tochter, die sich ihrer Probleme so bewusst und bereit war, Verantwortung für sich selbst zu übernehmen. Versehen mit dem dringenden Hinweis, einen ambulanten Therapieplatz zu suchen durfte ich Jane mit nach Hause nehmen.
Wir ließen Jane selbst bestimmen, wie es weiter gehen sollte. Sie wollte in ihrer Wohnung bleiben und versuchte, ihre Ausbildung fortzusetzen. Das funktionierte nur in den Wochen, in denen sie Schule hatte. In der Praxis im Krankenhaus ging es gar nicht. Ständig war ich in „hab-Acht-Stellung“. Sie bekam nach einigen Kämpfen mit der Krankenkasse einen ambulanten Therapieplatz in der Stadt und später auch eine achtwöchige stationäre Kur in einer Klinik für psychisch Kranke. Langsam ging es ihr besser. Eines Tages rief sie mich an. Ich spürte, dass sie nicht alleine war. Sie sprach etwas konstruiert und stockend. Im Hintergrund war wohl der Therapeut, der sie aufgefordert hatte, ihre Wünsche an mich konkret zu formulieren. Sie erklärte mir ihre Dankbarkeit für alles, was ich für sie getan habe aber sie sagte auch „lass mich ich selbst sein. Lenke nicht mein Leben. Lass mich meine Fehler machen. Du willst in allem immer perfekt sein und du willst, dass ich das auch bin. Aber ich bin nicht so wie du.“
Das war wohl der Knackpunkt und für mich wirklich endlich das Signal, los zu lassen. Jane kündigte ihren Lehrvertrag kurz vor Abschluss der Ausbildung. Sie meldete sich auf dem Arbeitsamt in der Stadt, in der sie noch immer wohnte und besuchte einen Berufsorientierungskurs. An den Wochenenden kam sie nach Hause. Sie erzählte und ich lernte, ihr zuzuhören. Ohne Kommentare. Anfangs fiel es mir schwer, meine wohlgemeinten Ratschläge nicht wie Nieselregen auf sie nieder prasseln zu lassen, sondern für mich zu behalten. Nachdem unser Sohn ausgezogen war, richtete sie sich zu Hause ein neues Zimmer als Wochenenddomizil ein. Die Verletzungen wurden weniger und einige Monate später konnten auch die Medikamente abgesetzt werden. In einer Krankenhausapotheke hatte sie sich einen Praktikumsplatz organisiert. Dass Jane dort für ihre gute Arbeit Lob erhielt, tat ihr sichtlich gut und half ihr beruflich neue Perspektiven zu finden. Ein Silberstreifen am Horizont tat sich auf. Sie beschloss,
zu studieren. Dies führte sie zwar wieder zurück nach Hause und sie musste ihre WG aufgeben, aber das Studieren war ihr Traum. Sie geht darin auf und gewinnt langsam, ganz langsam ihre Würde und die Lebensfreude wieder.
Jane kann gut für sich selbst sorgen. Das habe ich erkannt. Sie lacht wieder unbeschwert.
Nicht an allen Tagen. Eine solch schwerwiegende Störung hinterlässt Spuren, die man nicht vergessen machen kann: Nicht nur die Narben an ihren Armen auch der Schatten auf ihrer Seele. Das ehrgeizige Ziel möglichst bald einen möglichst guten Abschluss zu machen, führt sie derzeit wieder an die Grenzen ihrer Belastbarkeit. Besonders, wenn sie Stress hat, gibt es hin und wieder dunkle Tage und schlaflose Nächte für sie. Manchmal macht sie mir etwas vor und beteuert, dass es ihr gut geht. Aber ich brauche nur in ihre Augen zu sehen um zu erkennen, dass es nicht so ist. Sie will mich nicht beunruhigen. Meine Antennen für ihre Probleme sind hypersensibel, das kann ich nach wie vor nicht abstellen. Aber ich bremse mich und versuche nicht in jeder kritischen Situation panisch ängstlich zu reagieren. Jane ist meine erwachsene Tochter, die ihr eigenes Leben führt – mit Höhen und Tiefen. Aber SIE führt. Ich bin stolz auf sie. Meine Schuldgefühle und Selbstzweifel haben wieder normale mütterliche Dimensionen angenommen. Manchmal schaue ich mir alte Fotos an und denke: Sicher habe ich als Mutter nicht immer alles richtig gemacht. Wer kann das schon von sich behaupten? Aber es war auch nicht alles so falsch. Ich bin nicht schuld an der Krankheit meiner Tochter. Niemand ist daran schuld. Sich zu zermartern und aufzuopfern hilft auch nicht weiter.
Was mich am meisten überrascht, ist die Energie und Kraft, die ich nach all dem wieder verspüre. Wenn man eine solche emotional intensive Belastung durchgestanden hat, können einen kleine Krisen des Alltags nicht mehr so leicht aus der Bahn werfen. Körbe voll schmutziger Wäsche und ein unaufgeräumter Schreibtisch halten mich nicht davon ab, abends auf der Treppe vor dem Haus zu sitzen und mit meinem Mann den Sonnenuntergang zu bewundern. Jane gesellt sich manchmal dazu. Letztes Jahr habe ich mir einen Urlaub alleine in Hamburg gegönnt. Ich stand sehr lange fasziniert vor einem Bild in einer Kunstaustellung von Herbert Brandl. Ein überdimensional großes Gemälde von einem Alpengipfel hat mich daran erinnert, dass ich auch so einen Berg erklommen habe. Ich tue mir Gutes, wenn ich mich wertschätze. Ich
tue Jane Gutes, wenn ich ihr ab und zu den Spiegel vor Augen halte und ihr klar mache, was sie Positives erreicht hat. Sie weiß, dass ich – dass
wir für sie da sind, wenn sie es braucht. Das Leben ist nicht schwarz oder weiß, auch nicht grau. Es ist bunt und duftet manchmal nach Erdbeeren und manchmal nach Hühnermist. Ich versuche nicht mehr, in allem perfekt zu sein. Das verlange ich auch nicht von anderen und erst recht nicht von meiner Tochter. | http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/psychologie/loslassen/771031 | https://web.archive.org/web/20170424040113/http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/psychologie/loslassen/771031 | fuehlen | psychologie | 771,031 |
1,184,666,820 | Keenacat | http://www.neon.de/user/Keenacat | Happy Pills | Medikamente für die Seele und warum sie manchmal einfach nötig sind. | Eigentlich wollte ich niemals irgendwelche Tabletten schlucken, um mit meinen wiederkehrenden Depressionen zurecht zu kommen. Ich war immer der Meinung, stark genug zu sein und keine pharmakologische Krücke zu benötigen. Schließlich hatte ich es schon einmal geschafft, nur mit Willenskraft und einer Verhaltenstherapie. Über zwei Jahre bin ich danach völlig beschwerdefrei gewesen.
Vor einiger Zeit schlichen sich alte Probleme wieder ein. Eklige kleine Gedankengänge, die ich nur allzu gut kannte. Das Studium fing an, mir schwer zu fallen und meine Stimmung war gereizt. Aber ich wusste ja, was zu tun war. Psychologische Beratungsstelle, Überweisung an eine Therapeutin. Alles lief und ich war so stolz, dass ich diesmal nicht bis zur völligen Funktionsunfähigkeit gewartet hatte.
Bei Depressionen liegt ein Ungleichgewicht der Botenstoffsysteme im Gehirn vor. Die Betroffenen verspüren vielfältige Symptome. Typisch sind beispielsweise Antriebslosigkeit, dauerhaft gedrückte oder gereizte Stimmung, Schlafstörungen, Konzentrationsschwierigkeiten, generalisierte Unruhe und Nervosität sowie Anhedonie (die Unfähigkeit, Dinge zu genießen). Besonders die Antriebslosigkeit kann die Bewältigung des Alltags stark einschränken. Eine Kaffeetasse auszuspülen kann sich als unüberwindbare Hürde erweisen.
Psychotherapien nehmen tatsächlich einen messbaren Einfluss auf die Botenstoffsysteme. Unser Körper und unsere Psyche stehen in reger Wechselwirkung und wir können über psychologische Einflussnahme den Gehirnstoffwechsel direkt verändern. Psychotherapien sind also nicht nur für die Seele, sondern auch für den Körper heilend. Umgekehrt können organische Krankheiten Depressionen auslösen, ein klassisches Beispiel ist die Schilddrüsenunterfunktion. Wir können also auch über den Körper Einfluss auf die Stimmung nehmen, entweder durch die Behandlung einer Grunderkrankung oder durch direkte pharmakologische Einflussnahme auf unser Gehirn.
Am Ende des Semesters zog mein Vater zu einer anderen Frau. Von einem Tag auf den anderen, völlig unerwartet. Ich war wie gelähmt, konnte und wollte es nicht glauben. Die Therapie war noch viel zu lange hin, über die Semesterferien wollte ich schließlich daheim sein und musste es jetzt auch. Kurz darauf war ich wieder zu Hause und versuchte, meiner Mama und meinen Schwestern Unterstützung zu geben und meine Probleme hinten anzustellen.
Alles war wie im falschen Film. So etwas passiert doch immer nur den anderen. Ich schlief extrem schlecht und irgendwann konnte ich gar nicht mehr schlafen.
Da kam die Einsicht, dass ich es allein nicht schaffe. Ich bat meinen Hausarzt zunächst um eine Schlafhilfe und erhielt ein trizyklisches Antidepressivum, das niedrig dosiert meinen Schlaf zurückbringen sollte.
Trizyklika sind die ältesten Antidepressiva auf dem Markt. Sie wirken im Gehirn auf mehrere Signalsysteme gleichzeitig und sind deshalb sehr wirksam, auch gegen sehr schwere Fälle von Depressionen. Ihr Nachteil liegt in den häufigen und teils schweren Nebenwirkungen, die sie verursachen können. Deshalb werden sie in den üblichen Dosierungen eigentlich nur noch bei schweren Depressionen genutzt. In meinem Fall sollte eine sehr niedrige Dosis vor allem sedieren und den Schlaf fördern.
Die Dosierung muss langsam einschleichend geschehen. So erhöhte ich in Absprache mit meinem Arzt nach und nach die Dosis. Bald schlief ich wieder durch und meine Stimmung besserte sich ebenfalls etwas. Ich war unheimlich dankbar. Das Medikament erleichterte mir die Aufgabe, für meine Familie da zu sein. Die Semesterferien gingen vorbei und ich versuchte, meinem Studium trotz der Umstände wieder wie üblich nachzugehen.
Dann machte ich Bekanntschaft mit den UAWs, den unerwünschten Arzneimittelwirkungen (vulgo Nebenwirkungen). Obwohl ich noch weit unter der Menge war, die für eine generelle Bekämpfung von Depressionen eingesetzt wird, nahm ich in kurzer Zeit sechs Kilogramm zu. Wenn man sowieso ein Problem mit sich selbst hat, ist so eine Gewichtszunahme eine Katastrophe. Nebenwirkungen sind besonders bei Antidepressiva kritisch, weil sie den Behandlungserfolg regelrecht sabotieren. So ging es auch mir. Die Selbstzweifel kehrten neu gestärkt zurück, da halfen auch besserer Schlaf und leicht gehobene Grundstimmung kein Stück weiter.
Nach einem Heulkrampf morgens auf der Waage ließ ich mir von meinem Mainzer Hausarzt einen Termin geben. Er hörte sich meine Probleme an und schlug vor, das Medikament zu wechseln. Seit der Einführung der Trizyklika hat sich eine Menge getan. Es sind inzwischen sieben verschiedene Klassen von Antidepressiva auf dem Markt, die Trizyklika sind nur eine davon. „Klasse“ bedeutet, dass mehrere Wirkstoffe anhand bestimmter Kriterien (chemischer Bau, Wirkung) zusammengefasst werden. Jede Klasse hat ihren eigenen Wirkmechanismus, aber alle Klassen erhöhen die Konzentration bestimmter Botenstoffe im Gehirn.
Die Klassen unterscheiden sich zum Teil erheblich. Die moderneren Antidepressiva haben weniger Nebenwirkungen, weil sie selektiv nur in ein oder zwei Botenstoffsysteme eingreifen. Dadurch sind manche allerdings nur bei leichten bis mittelschweren Depressionen wirksam. Zudem unterscheiden sich einzelne Klassen und sogar einzelne Wirkstoffe der gleichen Klasse in ihren Auswirkungen auf die Symptomatik. Manche Wirkstoffe heben vor allem die Antriebslosigkeit auf, andere beruhigen, entspannen und reduzieren den Antrieb manchmal sogar. Einige werden auch gern in der Behandlung von Angststörungen und Zwangserkrankungen eingesetzt und wirken auch bei Depressiven vor allem gegen dergestaltige Probleme. Viele Stoffe verbessern die Stimmung und regen den Appetit an.
Wegen dieser Vielfalt werden Antidepressiva oft kombiniert. Es ist keine Ausnahme, dass Patienten zwei oder noch mehr Medikamente zur gleichen Zeit erhalten. Diese Kombinationen sollten allerdings nur vom Facharzt zusammengestellt werden. Auch bei schweren Symptomen muss ein Facharzt hinzugezogen werden, beispielsweise sollten antriebssteigerne Stoffe an suizidale Patienten nur unter strenger Überwachung gegeben werden. Die Antriebslosigkeit kann nämlich genau der Faktor sein, der den Patienten am Ausführen des Suizids hindert und ein Aufheben dieses Faktors kann dann eben zum gelungenen Suizid führen.
Ich erhielt auf jeden Fall ein tetrazyklisches Antidepressivum, das ich immer noch nehme. Seit der Umstellung habe ich vier Kilo wieder verloren und meine emotionale Situation ist viel stabiler. Momentan fühle ich mich fast gesund. Trotzdem warte ich darauf, dass der ganze bürokratische Kram für die Therapie erledigt ist und ich damit beginnen kann. Denn dauerhaft möchte ich meine Happy Pills, die mir das Leben so viel leichter machen, nicht nehmen müssen. Antidepressiva können in schwierigen Lebenslagen eine wichtige und nötige Unterstützung sein und sind für schwer Depressive unbedingt nötig, eine Schutzwirkung auch nach Ende der Behandlung hat jedoch nur die Therapie.
Ich wünsche allen Betroffenen, dass sie Hilfe finden und annehmen können.
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Kompetenznetz Depression - Hilfe und Selbsthilfe | http://www.neon.de:80/artikel/-/-/happy-pills/650690 | https://web.archive.org/web/20130706130744/http://www.neon.de:80/artikel/-/-/happy-pills/650690 | - | - | 650,690 |
1,382,191,620 | Froschente | http://www.neon.de/user/Froschente | Ende eines Sommers | Ich will nicht nur in dein Herz, ich will in deine Arme, neben dir aufwachen, deine grünen Augen am Frühstückstisch sehen. | Sechs Uhr fünfzehn, durch die schmalen Spalte der Rollläden dringen die letzten Sonnenstrahlen des Sommers, und der Wecker kündigt mit jedem neuen Klingel unaufhaltsam sein Ende an.
Die ganze Nacht lag ich wach
neben dir, um die Minuten zu halten, über deinem Atem zu wachen, deine Hand in meiner. Eine letzte Nacht bevor er endet, unser Sommer, und uns der Zug
mit jeder Sekunde Meter für Meter voneinander entfernt. Dabei will ich nur bei
dir sein. Es gab viele Zeiten, da konnte ich nur die Vorteile unserer Beziehung
sehen, Wochenenden, an denen man sich nur für einander Zeit nimmt, Konzerte
besucht, am Elbufer sitzt oder im Kaffee, an denen man sich immer neu entdeckt und
dem Alltag entflieht, der sich in unsere Beziehung schon
so oft zerstörerisch eingeschlichen hatte, was meist mit einem unmerklichen Ziehen in der Magengrube begann und mit einem
Stechen in der Brust, gepackten Umzugskartons und zerrissenen Bildern endete.
Es ist gut wie es ist, nur gerade nicht. Ich ziehe die Decke über den Kopf und halte den Atem an, während ich dem Rauschen der Dusche lausche, das den Anbruch
des letzten Morgens begleitet.
Ich will nicht nur in dein Herz, ich will in deine Arme, neben dir aufwachen, deine grünen Augen am Frühstückstisch sehen,
Kissenabdrücke
in deinem Gesicht und deinen Duft in den Kissen, statt ein T-Shirt, dessen
Geruch mit der Zeit verfliegt, so wie sich der Sommerwind in dem kalten Herbsthauch
verliert. Ich möchte meine Freiheit mit dir teilen, müde und verraucht neben dir
nach langen Nächten ins Bett fallen, mit dir nachts in leeren Straßen tanzen,
Straßenschilder klauen und an deiner Schulter im Club einschlafen. Streiten wer
die Wäsche macht, wütend die Türe unserer Wohnung hinter mir zu werfen, um eine Stunde
später mit Schokolade und einer Entschuldigung wieder vor dir zu stehen.
Stattdessen liegt etwas vor uns, das uns möglicherweise
jahrelang begleitet, keine Ende, an dem wir uns festhalten können, kein
tröstendes Zählen von Monaten und Tagen. Nächte, in denen ich mich kaum bewegen
kann, weil ein Teil von mir fehlt und die Angst vor dem was kommt mir den Atem
nimmt. Weil wir nicht wissen, wann es endet. Wie oft wir in den nächsten Jahren
noch unsere Koffer packen und in neue und unbekannte Städte weiter weg von
einander ziehen werden. Und sich manchmal der Gedanke einschleicht, ob das alles
einen Sinn macht, ob wir nicht irgendwann daran zu zerbrechen drohen.
Als wir an den Gleisen stehen und dein Zug einfährt, atme ich dich noch einmal ein,
versuche mir jeden Zentimeter von dir einzuprägen, dein Haar, das in ein paar
Wochen wieder kürzer sein wird, deine Sommerbräune, die wie die Erinnerung an
unseren Urlaub verblassen wird, alles versuche ich für einen Moment
festzuhalten. Und in diesem Augenblick weiß ich, dass egal wo wir sind, mich
dieser Sommer immer weiter tragen wird. Ich brauche keine Zukunft, allein der
Gedanke an dich reicht weiter als fünfhundert Kilometer und weitere Jahre, in denen der Morgen
mit einer SMS von dir beginnt statt mit einem Kuss. Allein ein weiterer Sommer mit dir ist mir jedes Vermissen wert, jede Erfahrung, die ich ohne dich machen muss,
denn du bist sowieso immer irgendwie bei mir.
Die Waggons schlängeln sich
zwischen den Bäumen und Bergen immer weiter hinein in das Grau der Ferne und nehmen
dich mit.
Bis zum nächsten Sommer. | http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/liebe/ende-eines-sommers/1076731 | https://web.archive.org/web/20131224070111/http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/liebe/ende-eines-sommers/1076731 | fuehlen | liebe | 1,076,731 |
1,359,882,720 | Madame_Frosch | http://www.neon.de/user/Madame_Frosch | Ausgestiegen | Über die Schuld von Geliebten | "Die Welt hat spitze Zähne. Und mit ihnen beißt sie zu, wann immer sie will." (Stephen King)
Nichts geht mehr. Blechlawinen rollen sich zäh wie Kaugummifäden durch den Straßenverkehr. Das Radio schmettert irgendeinen 80er Jahre Song, einen jener, die ich nicht ausstehen kann. Ich sitze neben dir und zähle Regentropfen, die die Fensterscheibe runterlaufen, wie damals, als ich fünf war und wir unseren Hund weggegeben haben, damit ich nicht das Heulen anfange.
Du redest. Erzählst mir von deiner kaputten Beziehung wie vom schlechten Wetter. Zehn Jahre und du wusstest bereits am Anfang, sie sei nicht jene, welche. Kinder, Hund, Haus. Das ganze Programm.
Ich atme tief ein und aus, zähle die Regentropfen und in mir ballt sich ein Schwall an Geschichten zusammen, die ich dir gerne erzählen möchte.
Ich möchte dir von sieben schlechten Jahren erzählen. Vor sieben Jahren lernte ich einen Mann kennen, dessen damalige Freundin so heißt wie deine. Witziger Zufall, nicht?
Ich war jung und dumm. Ich glaubte ihm, als er sagte, sie führten eine offene Beziehung. Eine Beziehung, die eigentlich schon lange tot sei. Ich wurde erst seine Geliebte, dann seine Freundin.
Und weißt du was?
Ich habe das beinahe mit meinem Leben bezahlt. Es ist immer eine große Frage, ob Geliebten Schuld sind. Ich denke, sie sind auf jeden Fall mitverantwortlich. Er hat sie geliebt, dieses Mädchen. Und irgendwann kam der Alltag. Er hat mir so oft von glücklichen Tagen, ganzen Jahren, mit dieser einen erzählt - Tage, Jahre, die ich mit ihm nie hatte. Wir hatten nichts zu lachen. Er fühlte sich schuldig und um sich dem Schmerz nicht zu stellen, ließ er ihn an mir aus. Tag für Tag. Weißt du, was das mit einem Menschen macht? Es macht ihn kaputt. Es frisst ihn auf, ganz tief von innen heraus. Was erst die scheinbar große Liebe war - und ich glaubte tatsächlich, sie sei es - war plötzlich weniger wert als ein Scheißhaufen, in den man auf der Straße tritt.
"Ich würde nie wieder eine Beziehung aus Liebe wählen. Ich mache das nur noch mit meinem Kopf aus", sage ich, mit dem Kopf zu den Regentropfen gewandt. Du sagst gar nichts. Du siehst mich auch nicht an. Aber in deinem Kopf arbeitet es und ich wünschte, ich könnte deine Hand nehmen und dir zeigen, was ich damals gesehen habe. Ich würde dir gern die Zähne dieser Welt zeigen und wie fest sie zubeißen können. Ich wünschte, du könntest sehen, wie ich damals nachts vor dem Kühlschrank stand und mich zum Essen zwang, weil ich Angst hatte, zu verhungern. Nackte, schwarze Brotscheiben, die in meinem Hals kleben blieben, die ich aß wie bittere Medizin. Ich sah aus wie ein dünnes, weißes Papier. Von mir war kaum mehr etwas übrig.
Ich wünschte, ich könnte dir sagen, dass du dich verrennst. Vorhin, auf der Wiese, unter einem stürmischen Himmel, da standest du dicht hinter mir. So dicht, dass dein Atem an meinem Hals vorbei flatterte wie ein verirrter Schmetterling. Es war dieser kurze Moment, an dem ich nicht aufpasste, an dem die Welt wieder ihr Maul aufriss und sich gierig über spitze Zähne leckte. Warm und weich tauchte ich in den Atem dieses Mauls ein, für einen Augenblick lang alles vergessend, alles ausblendend. Es einfach nur genießend. Deinen Atem. Dich so nahe. Es geht so schnell. Man muss so verdammt gut aufpassen.
Ich habe all die Wochen geglaubt, du seist glücklich. Fest verankert in deinem Leben. Ich dachte, wir sind Freunde. Die zusammen lachen, sich gegenseitig helfen, mal da sind füreinander. Ich möchte mich bei dir dafür entschuldigen. Es tut mir von ganzem Herzen Leid, dass ich so naiv gewesen bin. Ich bin mitverantwortlich dafür, was jetzt geschieht. Und jetzt sitze ich in deinem Auto, zähle Regentropfen und nichts fühlt sich noch platonisch an. Plötzlich ist da eine unausgesprochene Frage. Schon fast eine Bitte.
Rette mich.
Du kannst dich nur selbst retten, mein Lieber. Ich weiß, dass dieser Weg beängstigend ist. Und so groß wie ein unüberwindbarer Berg erscheint. Aber du darfst dir den Berg nicht ansehen. Du musst Kiesel für Kiesel aufheben und beiseite räumen.
Das Radio plärrt. Regen klopft auf die Scheiben. Weißt du, es geht hier nicht nur um dich. Es ging dir all die Wochen gar nicht um mich. Auch jetzt nicht. Es geht dir nur um dich selbst. Du siehst mich gar nicht. Nicht an, nur durch mich hindurch. Du tust, wovon du glaubst, dass es mir gefällt. Das ist nicht in Ordnung. Das ist, was all den Geliebten da draußen passiert. Sie werden missbraucht. Sie werden gefickt und weggeworfen und ihr Verbrechen, ihre Schuld, ist, dass sie es geschehen lassen. Dass sie dämliche Märchenfantasien über Liebe hochhalten wie Schlachtparolen im Krieg. Einen Krieg, den sie immer verlieren werden, weil sie gegen sich selbst kämpfen.
Tu das nicht. Jetzt ist noch Zeit, umzukehren. Das Ganze beiseite zu wischen wie Staub unter den Teppich.
Ich will dir ein Freund sein, weißt du.
Darum steig ich aus. Aus dem Auto, aus dieser Geschichte, aus deinem Leben. | http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/liebe/ausgestiegen/985359 | https://web.archive.org/web/20130205034449/http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/liebe/ausgestiegen/985359 | fuehlen | liebe | 985,359 |
1,140,775,200 | LudwigMartin | http://www.neon.de/user/LudwigMartin | Wie es ist, einen Staat ideologisch zu überleben | Aspekte meiner Kindheit und Jugend I - Regime, Opposition und Heimat und eine Art, darin großzuwerden | _Mein Vater leitete ein Kinderheim in einer Zehntausend-Einwohner-Kleinstadt. Träger war die Caritas. Es gab in unserem Bewußtsein staatliche und freie Kinderheime. Und damit auch staatliche Jugendliche. Das waren die anderen.
Normalerweise sind Kinderheimkinder gebranntmarkt.
Wir – ja, wir, ich zählte mich als Heimleiterkind dazu, - waren aber wohl in einer etwas besseren Situation. Über die Caritas gab es Westkontakte und eine große Weihnachtsfeier mit Geschenken, die von westdeutschen Spendern kamen. Meine Mutter hat aus Westpaketen die Kleiderkammer im Keller bestückt, wo immer auch ein paar schöne, aufsehenerregende Dinge für uns Kinder mit abfielen.
Es gab Familiengruppen, also Heimgruppen, die von Ehepaaren betreut wurden. Zudem gab es große Feste, meistens auf religiösem Hintergrund, und Urlaubsfahrten, die unter der Heimbewohnerschaft ein großes Gemeinschaftsgefühl erzeugten.
Ich erinnere mich, daß zu „unserem Weihnachten“ in der Familie immer auch ein oder zwei ehemalige Heimkinder gehörten, die heimatlich noch nicht so richtig Fuß gefaßt hatten. Das prägt mein Bild der Heiligen Nacht bis heute – so, daß ich viel später zu einem „Weihnachten in Familie“ mal bemerkte, daß irgendwie die „Anderen“ fehlten.
Das Kinderheim lag zwar an einer der beiden Hauptstraßen unseres Städtchens, allerdings auf einem großen, tiefen Grundstück gemeinsam mit der katholischen Kirche zurückgesetzt und verdeckt von einer straßenseitigen Backsteinmauer.
Ein großes Tor zu uns und eine kleine Tür mit aufgemauertem Kreuz zur Kirche waren die einzigen Zugänge. Dahinter lag Kirch- und Heimgrundstück – die Welt meiner Kindheit.
Zwei Häuser weiter wohnte der ABV, der Abschnittsbevollmächtigte. Wir wußten nicht viel darüber. Aber wir wußten, daß er die staatliche Ordnung, die ja auch im Nichtäußern bestimmter Meinungen bestand, repräsentierte. Die Staatssicherheit war in unserem Bewußtsein als selbstverständlich gegeben verankert. So erinnere ich mich noch daran, wie ich mit meinem Bruder, als wir abends schon in den Betten lagen, auf die Stasi schimpften: „Ja, ihr Schweine könnt uns ruhig abhören. Das ist uns egal.“ Und damit einem Konflikt auf kindlich-naiver Ebene begegneten, dessen Brisanz regelmäßig in Worten und Andeutungen an uns herangetragen wurde.
Unsere Schule hatte einen liberalen Schulleiter, der mit meinem Vater auf eine freundliche und kooperative Art im Kontakt stand – waren doch unsere „Spezialisten“ eine wesentliche Bereicherung des schülerisch spitzbübischen Flairs.
Dennoch gab es auch hartgesottene Kommunisten unter den Lehrern. Ich sage Kommunisten, weil das damals unser Sprachgebrauch war. Wir nahmen es damals nicht so genau – zwischen Sozialismus, Kommunismus und Realsozialismus zu unterscheiden. Schließlich vereinnahmte die Staatsmacht ja auch alle Gedanken, um ihr System zu stützen.
Aber die meisten Lehrer wußten einen pragmatischen Umgang mit uns.
Meine Brüder und ich waren weder Pioniere noch FDJler. Wäre die Wende nicht gewesen, dann hätte sich sicherlich eine akademische Ausbildung für uns entweder erledigt oder wäre nur mit Glück möglich gewesen.
Für mich hieß das konkret, daß ich zu Pioniernachmittagen nicht mußte, aber durfte. Praktisch jedoch nie dort war.
Und daß ich bei besonderen Auftritten der Klassengemeinschaft immer einen angenehmen Platz im Hintergrund hatte. Mir blieb auch das "Vergnügen" erspart, bei Fahnenappellen als Klassenerster hervortreten zu müssen mit den Worten: „Klasse 6a meldet sich für Frieden und Sozialismus bereit.“
Auch in der ersten Reihe mußte ich nicht stehen – so als Einziger ohne schickes blaues oder rotes Halstuch.
Von den wirklichen Schwierigkeiten bekam ich nur am Rande etwas mit. Und vieles auch erst im Nachhinein. Etwa, daß Heimkinder zu meinem Vater kamen und ihm beichteten, daß sie ihn aushören müßten, wenn sie keine Schwierigkeiten bekommen wollten. Solche Situationen wurden meist dadurch hergestellt, indem sie vorher durch falsche Freunde oder Prügelknechte in brenzlige, halblegale Situationen gebracht worden sind.
Also rechtlich etwas gegen sie vorlag, was sie nur durch „Kooperation“ abwehren konnten. Mein Vater beruhigte sie meistens mit der Aufforderung, doch alles zu erzählen, was sie wüßten. Er war selbst nie der Meinung, ein Blatt vor den Mund nehmen zu müssen.
Möglicherweise hat uns einerseits die Tatsache geschützt, daß er kein offener Rebell war, der zum Sturz des Systems aufrief, sondern als Leiter dieser Einrichtung eine wichtige öffentliche Aufgabe wahrnahm. Schließlich kamen zu uns selbst Kinder aus der staatlichen Psychiatrie.
Auf der anderen Seite war da ein gewisser Schutz der Kirche. Der DDR-Staat wußte, daß er sich nicht alles leisten konnte. Als meine Eltern schließlich einen Ausreise-Antrag gestellt hatten, weil sie schlechten Ausbildungschancen für uns Kinder entgegensahen, verhandelte der Magdeburger Bischof mit den Behörden. So daß wir auf seine Zusage hin schließlich blieben und den Antrag zurückzogen.
Dann kam Gorbatschow im Bruderstaat Sowjetunion an die Macht.
Mit ihm kamen Glasnost und Perestroika und ein warmer Wind in den eiskalten Krieg.
Es war aber weniger ein Aufeinander-Zugehen der Systeme, als vielmehr ein Aufbrechen realsozialistischer Prinzipien vor dem Hintergrund totaler wirtschaftlicher Erschöpfung.
1989 überschlugen sich die Ereignisse.
Wir saßen vor dem Fernseher und sahen, wie die Zäune zwischen Ungarn und Österreich abgebaut wurden, wie Hans-Dietrich Genscher vor der überfüllten Prager Botschaft auftrat, wie eine 40-Jahresparade in Berlin als gespenstische Vergangenheit anmutete und in eine Polizeischlacht einmündete, ebenso, wie der Bruderkuß zwischen Gorbatschow und Honecker, der keine Bruderschaft mehr als Grundlage hatte.
Schließlich hatte die DDR-Führung nicht im Sinn, der Erneuerungswelle des östlichen Partners zu folgen.
Es folgten Friedensgebete, Montagsdemonstrationen, eine irrtümlich erwähnte Maueröffnung, die eine enorme Mobilisierung tausender Trabanten und Wartburgs nach sich zog sowie absurde Grenzsituationen, in denen sich Volksarmee und Volkspolizei hilf- und planlos in völlig ungewohnten Situationen – nämlich in direkter Nähe und umringt von euphorischen Bürgern – befanden.
Waren sie doch einsame Nächte in Grenzstreifen-Wachtürmen gewohnt, Paraden mit wohl-erzogenen Wimpel-Pionieren und Wachgängen auf der großen freien Fläche vor dem Brandenburger Tor: vor sich das Volk hinter den Absperrungen, im Rücken die berüchtigte Mauer.
Was sich abspielte, war absurd.
Auch für uns.
In Zeiten, wo ich schon ein wenig ein Gefühl für Zeitzeugnisse entwickelte, verbrannten meine Mitschüler ihre Pionier-Ausweise. Es kam das „West-Geld“ und die Milka-Schokolade, der 10-Punkte-Plan Helmut Kohls, der vor dem DDR-Flüchtlingsdruck unhaltbar, weil zu langsam war.
Es kamen Wiedervereinigung und Neuorientierung.
Plötzlich waren wir nicht mehr die modernsten.
Ein Konsumschub ging durch die Schulen. Ein neues Verhalten.
Als ich auf das Gymnasium kam, galten auf einmal völlig neue Regeln.
Ich erfuhr, daß Freiheit und das Wegfallen der Grenzen nicht die einzige "Errungenschaften" waren. Coolness und Konsum spielten eine Rolle, die vorher nicht ahnbar war. Ich habe meine Nischen aber auch in dieser Zeit gefunden.
Für mich kamen mit der Wende auch persönliche Umbrüche. Die besten Freunde meiner Kindheit zogen weg, wir verließen das Kinderheim und zogen in ein Haus in der Stadt, meine Grundschulklasse, in der ich oft im Mittelpunkt stand, tauschte ich gegen eine 26-köpfige Gymnasialklasse ein, die bis auf vier Leute komplett aus der Klassenstufe einer anderen ehemaligen Schule bestand und in der ich im Konkurrenzkampf gegen deren „Klassenkasper“ unterlag.
Komischerweise hatte ich dort zum ersten Mal – nach sieben Jahren Schule im feindlich gesonnenen System – eine gefühlte Außenseiterposition.
Trotzdem hatte ich ein ausgeglichenes Dasein und ein grundsätzlich gutes Lebensgefühl, verbunden mit der Dankbarkeit, in Freiheit leben zu können.
Wie schaut es nun Jahre später aus?
Ich bringe aus meiner Kindheit einen gewissen Trotz – nicht gegen Elternhaus oder Kirche – sondern gegen Meinungsdiktat und Mehrheitsgewalt mit. Ich war frei in meiner Familie, frei in der Kirche, frei unter Ausgestoßenen (Heimkindern).
Was Familie betrifft, gibt es darin keinen Bruch, sondern eine bleibende Vertrautheit und Dankbarkeit.
Was die Ausgestoßenen betrifft, so empfinde ich heute immer Solidarität mit denen, die irgendwie „selbstverständlich“ im Abseits stehen. Das sind nicht mehr nur die niedlichen Heimkinder, aber ich weiß, daß Zuwendung Menschlichkeit, Sensibilität und Verantwortungsgefühl in Außgestoßenen und Asozialen wecken kann.
Was die Kirche betrifft, die ich als meine Heimat bezeichne, ist es komplizierter geworden. Ich wußte auch als Kind von der mittelalterlichen Vergangenheit, aber der Raum des Vertrauens, in dem ich aufwachsen durfte, hat mich mehr geprägt als dieses theoretische Wissen.
Daß Kirche ein Machtfaktor ist, mußte ich erst später nach und nach widerspenstig „gelehrt“ bekommen – erfahren hatte ich das nie. Zum Teil trägt sich dieser Lerneffekt noch heute in aktuelle Diskussionen.
Aber daß der Raum, in dem mir freie und wertvolle Menschen begegnet sind und bis heute begegnen, oft angegiftet und abverurteilt wird, werde ich wohl nie einsehen.
Kommen wir aber vom Innen meiner Kindheit zum Außen: Zum Staat.
Es hat sich ja eine breite Ernüchterungswelle etabliert, man könnte sie eine Renaissance der DDR-Kultur nennen. Sicherlich ist das für viele Menschen ein aufkeimendes Heimatgefühl – schließlich sind sie eng mit den Strukturen verwachsen groß geworden. Diesen DDR-Alltag habe ich nie gehabt: alles was sich außerhalb dieser Backsteinmauer abgespielt hat, war letztlich politisch und nicht privat. Mir fällt es gewissermaßen schwer, mich in dieses andere Leben hineinzuversetzen.
Aber man kann sicher sagen, daß der Staat für die meisten Bürger das war, was die Kirche für mich war: Heimat und Identität.
Es gibt jedoch zwei Dinge, die ich nicht verstehe.
Zum Einen, wie die Unterdrückung der Freiheit so gekonnt ausgeblendet wurde und wird. Was ist denn das für ein Lebenswert, wenn ich einer gesichtslosen Organisation, die mit meinem Leben nicht das Geringste zu tun hat, aus der Hand fressen muß?
Zum Anderen: Wie kann man dann diesen Staat, der Heimat ist, so im Stich lassen? Die Menschen, die gen Westen geströmt sind, um Begrüßungsgeld abzufassen, die nach der D-Mark und nach Westprodukten und nach Wiedervereinigung geschriehen haben, die sich sofort mit den neuen Möglichkeiten von Konsum und Reisen eingedeckt haben. Sie haben doch die DDR aufgelöst.
Vielen Oppositionellen hätte eine grundlegende Reform des Staates genügt.
Kommen wir aber jetzt zu dem, was für mich mit dem Staat damals zusammenhing: Meinungsdiktat und Mehrheitsgewalt.
Sobald ich heute spüre, daß sich Menschen und Meinungen zusammenrotten, ahne ich das Trauma der Vergangenheit. Sobald ich spüre, daß etwas von mir erwartet wird, weil es „Standard“ ist, lehne ich mich innerlich auf.
Sicherlich ist mir mein Trotz auch heute noch im Weg.
So habe ich beispielsweise das innere Aufbegehren gelernt, wo doch heute die offene gewaltfreie Auseinandersetzung nötig und gewinnbringend ist.
Mehrheiten wechseln ständig und daher sind Gruppen-Meinungen mal in der Defensive, mal in der Offensive. Ich merke dann, wie ich geneigt bin, die Fronten zu wechseln.
Damals habe ich nicht eingesehen, daß nur Anpassung zählt, heute sehe ich nicht ein, daß nur Leistung zählt. Mein Leben bestand immer aus Kreativität, was für mich von hohem Wert ist. Allerdings kann man auch in dieser Gesellschaft nicht alles tun und lassen, was man will.
Weil es auch hier vorgefertigte Lebensbahnen gibt.
Weil man auch in diesen Strukturen durch eine gewisse Einpassung überleben muß. Daß der gute Wille hier allein nicht zählt.
Das Trotzen habe ich gelernt, die offene Auseinandersetzung und mutige Durchsetzung von eigenen Vorstellungen ist meine Folgelektion seit 1990. | http://www.neon.de/artikel/fuehlen/erwachsen-werden/wie-es-ist-einen-staat-ideologisch-zu-ueberleben/638362 | https://web.archive.org/web/20130623054114/http://www.neon.de/artikel/fuehlen/erwachsen-werden/wie-es-ist-einen-staat-ideologisch-zu-ueberleben/638362 | fuehlen | erwachsen-werden | 638,362 |
1,233,393,480 | clavis | http://www.neon.de/user/clavis | Träume | Was außer der Liebe kann sonst noch so sehr Fluch und Segen zugleich sein? | Mitten in der Nacht lag ich neben ihr in meinem Bett in der Ecke meines kleinen Raumes und wachte wie so oft nach kurzem Traum auf, fortan unfähig die Augen zum Schlafe geschlossen zu halten. Nervös wälzte ich mich umher und suchte verzweifelt Entspannung. Aber der Schmerz in meinem Herzen und das Weh, das meine Seele umhüllte ließen mich keine Ruhe finden und so begann ich, mit ihr zu reden. «Süße» sagte ich, «Süße, weißt du was ich gerade geträumt habe? Wir waren im Wald unterwegs, plötzlich in freiem Feld auf riesigem Gelände, und der Weg, der uns führte, wurde immer steiniger und bergiger. Wir haben uns gegenseitig helfen müssen, haben uns gegenseitig festgehalten damit niemand in einem Graben oder gar in eine Schlucht stürzte, haben uns gegenseitig mit Räuberleiter ausgeholfen damit wir auch die größeren Hindernisse leichter passieren konnten, ich habe dich getragen und du hielst mich fest, und ich werde nie das Bild von dem Strahlen in deinem Gesicht vergessen als wir beide nur durch Kooperation endlich an unserem Bestimmungsort angekommen waren, dein Lachen und deine Freude haben sich so sehr in mein Gedächtnis eingeprägt als wäre dies alles erst gerade eben und tatsächlich passiert. Süße, was genau unser Ziel war weiß ich leider nicht mehr, denn hier bin ich aufgewacht.» Ich spürte, wie meine Augen zu schmerzen begannen und dass es mir Mühe bereitete, die Tränen zurückzuhalten. Augenblicke vergingen, ich wollte ihr einen Kuss geben, hielt jedoch inne. Ich suchte ihre Augen in der Dunkelheit, konnte sie nicht finden. Dann sprach ich sie erneut an. «Süße» sagte ich, «Süße, weißt du was ich heute Nachmittag gemacht habe? Ich bin spazieren gewesen, an nur uns beiden gehörenden Orten, du weißt schon, bei der alten Gedenkstätte, auf den Wegen im dichten Wald und im Schlosspark. Ich war alleine, aber ich spürte dich ganz nah bei mir. Ich konnte deine Schritte hören und deinen Schatten sehen, dann, als ich Musik einschaltete, gingen mir lauter Bilder von deinem bezaubernden Gesicht durch den Kopf, und jede einzelne Note erzählte mir märchenhafte Geschichten von dir. Als es etwas ruhiger wurde und das Rauschen der Baumkronen verstummte, konnte ich deinen Atem und deinen Herzschlag hören, ich lief zu dir und wollte dich umarmen, aber plötzlich warst du verschwunden. Schlagartig befiel ein starker, kratzender Schmerz meinen Hals und in meinem Kopf begann alles sich zu drehen. Halt suchend lehnte ich mich an einen Baum, ich fühlte mich leer, kalt, fast krank und schwindlig. Es bereitete mir Mühe, geradeaus zu gehen. Süße, ich bin jeden Morgen mit dem Gedanken an dich aufgewacht, habe ihn meinen Tagesablauf begleiten lassen und ihn mit in die Nacht genommen, und nun bin ich wieder hier, neben dir, und ich möchte dir sagen wie viel du mir bedeutest, wie wertvoll, wie einzigartig du bist. Deine Schönheit und deine Ausstrahlung sind unbeschreiblich, und doch möchte ich es wenigstens immer wieder versuchen. Ich möchte dich auch jetzt in meine Arme schließen, ich möchte vor allem immer für dich da sein. Süße, weißt du, dass ich erst dann wieder ruhig schlafen kann wenn ich weiß dass du glücklich bist?« Mein Herz begann immer schneller zu klopfen, es schmerzte beinahe, ich merkte wie an meinen Wangen langsam Tränen hinuterliefen, erst eine, dann eine Zweite, und nun konnte ich sie nicht mehr zurückhalten. Ich schluchzte. Ich presste mein Gesicht in mein Kissen, ich quälte mich. «Süße, weißt du das?»
Aber die Wand blieb auch diesmal stumm. | http://www.neon.de/artikel/fuehlen/liebe/traeume/664707 | https://web.archive.org/web/20130704171834/http://www.neon.de/artikel/fuehlen/liebe/traeume/664707 | fuehlen | liebe | 664,707 |
1,327,252,320 | Mayadesnuda | http://www.neon.de/user/Mayadesnuda | Schwarze Strümpfe | Wie sexy und schmutzig Statistik sein kann! AusRUFEzeichen! | Ich möchte mit verronnener Wimperntusche im Gesicht aufwachen, mit schwarzen Augenrändern und klebriger Haut.
Ich möchte mich angeekelt umdrehen und nicht wissen wo ich bin.
Ich möchte mich langsam im Bett aufsetzen, und, während der trübe Blick nach verstreuter Kleidung suchend über den Fußboden schweift, nur benutzte Kondome registrieren.
Ich möchte zurückfallen und "Scheiße" denken, "Was ist gestern Nacht passiert!?"
Ich möchte mich nicht erinnern, - auch wenn ich könnte.
Dein Name, bereits vergessen, nach dem du ihn nanntest.
Ich möchte, nur hin und wieder, mich Tage später am plötzlich auftauchenden Replay schmutziger Szenen erfreuen.
Szenen, die zu den ungünstigsten Zeiten wieder hervorbrechen.
Wie der gestrige Mitternachtssnack heute früh im Klo des Hochgeschwindigkeitszuges.
"Entschuldigen sie bitte,… Weg frei zur Toilette! Verdammter Köter, verdammter kleiner Gschrop!"
Sehn die nicht wie meine zombiartige Erscheinung einen akuten Speibanfall erleidet. Blöde Tussi, musste sich wohl die Augen nachschminken. HA! bei mir nicht nötig.
Meine schwarze Kriegsbemahlung trage ich wie eine Trophäe eines gelungenen Coups, den Coup eines One-Night-Standes.
Zum Glück, trag ich keine Strumpfhose, die war sonst jetzt volgekotzt.
Dumm, nur dass die Klokabinen im Zug eng und die Waschbecken winzig sind. Irgendwie schaffe ich es mir die bröckeligen Reste von den Beinen zu waschen.
Schöne Bescherung.
Schön ist das! So fertig zu sein. Etwas schmerzvoll, doch ersehnt kopflos und geil.
Montag, 9:00. Yes! Endlich einmal vor allen anderen im Büro, endlich einmal pünktlich.
Aber, NEIN, Oh, nein. Die sind alle schon in der Besprechung.
War die denn nicht immer für Mittwoch angesetzt?
Verdammt, welchen Wochentag haben wir heute?
Grade noch geschafft. Gespräch mit dem Arbeitsgruppenleiter.
Und Bam, Zackwusch, Gehrinblitz. Da ist sie wieder: Eine versaute Szene der letzen Nächte.
Du ziehst mir eben die Strümpfe aus und ich falle rücklings ins Bett. Konzentration. Ich bin im Büro meines Chefs. Ich kralle mich an meinen Unterlagen fest, als würde ich versuchen nicht ins Zeitloch von Samstag Nacht zu stürzen. Fokussieren. Doch…, keine Chance, schon bin ich drinnen. Du wirfst die Strümpfe hinter dich, oder willst es, verhedderst dich darin, und sie landen,… ?
Also gut. Nicken. Augenzuszammenkneifen, konzentrierter Blick. Ja sicher der Bericht ist fertig. P-value des Chiquadrat-Testes ist nicht signifikant.
Strümpfe, die schwarzen Strümpfe…
Die Daten sollten besser transformiert werden.
Die Strümpfe, sie müssen dann wohl unter dem Bett gelandet sein, oder bist du darauf ausgerutscht?
Gut, kein Problem der Test lässt sich mit transformierten Daten wiederholen.
Schwarze Strümpfe.
Ah, ja sicher. Morgen sollten die Hauptkomponentenanalyse und die Canonische-Corespondenz-Analyse mit dem GLMS verglichen werden.
Schwarze Strümpfe, ….unterm Bett, die müssen unters Bett gerutscht sein.
Deshalb konnte ich sie nicht finden.
Ohne Strumpfhose im Dezember. Es war verdammt kalt in dieser Freudschen Stadt, nass, grau und windig - wie immer. Der schwarze Mantel reicht kaum bis zu den Knien.
Die Wetterdaten aus Serfaus, ähh, nö ich weiß noch nix, die Meterologen haben sich nicht mehr gemeldet.
Genauso wie ich. Auch ich habe mich nicht gemeldet - bei dir. Deine Nummer wehte es noch am Weg zur U-Bahn in den breiten Kanal des Flusses, deinen Namen nie ausgesprochen, nie aufgenommen. Auch du nanntest meinen richtigen Namen nicht. Stattdessen dieses Gestöhne: "Ohh, Bella, Bella".
Was bitte macht ein Italiener in dieser scheiß kalten Habsburgerstadt. In dieser scheiß, kalten und immer grauen Stadt. Aber besser dort, so bist du weit genug weg, versinkst in meiner anonymen Erinnerung. Schnell, unkompliziert und ohne Folgen. Das mag ich.
Ficken, ohne emotionalen Anhang.
Das sollte öfter sein.
Trotzdem.
Jedesmal, zucke ich zusammen wenn ich an dieser, einen Plakatwerbung an der Bushaltestelle vorbeigehe. Der sieht aus wie mein (haha mein) namenloser Italiener, der GehirnWeg-Fick Nummer-eins aus der versauten Dachgeschosswohnung. Jedesmal, höre ich dich stöhnen "Oh Bella". Wie schön ekelig, das ist. Und ich muss reflexartig schmutzig grinsen, mitten in die wartenden Gesichter an der Bushaltestelle.
Schmutzige Grinser, hervorgezaubert durch bruchstückhafte Erinnerungen, von schweißnassen Körpern in der ekeligsten Dachgeschosswohnung, die ich jemals betreten habe. Und erst der Taubendreck, die Pfützen am Boden, die Eimer. Unausgebaute, unrenovierte, alte Dachgeschoßwohnung. Wirkte mehr wie ein Kellerloch, trotzdem waren wir oben, ganz oben. Ich war auch die ganze Zeit oben.
Und der Ausblick, über die hellerleuchtete Stadt im Morgengrauen. Rathaus, Votivkirche, Hundertwasser Müllverbrennungsanlage, das Uni-Zentrum Althanstraße. Mein Damals, mein früher, diese schrecklich kalte Stadt.
Wie sich der gleich angekuschelt hat. Als dürfte der das einfach so. Und dann dieser Bauch, sowas ganz neues aber auch. So weich. Also doch nicht zu verteufeln, diese alkoholgeplagten Seelen mit Anit-six-pack. Denn für gewöhnlich ist der Blick ja eher auf ordentlich austrainierte Bäuche fixiert.
Fix. Verflixt. Wo bin ich stehengeblieben. Ah, Fixed-Effect-Modells.
Die Unterlagen der Geologen, schön geordnet. Und ihre Arbeitsaufträge an mich haben sie mit Post-its versehen.
POST IT's mit Pharmawerbung!! Tststs. Und was steht da bitte, nein der Aufdruck der Pharma-Firma, der blassblaue Hintergrund. Waaas??? Tatsächlich auf jeden Zettel steht: "Ohh, Baby".
Fragezeichen.
Hey Baby! Heiß, kalt, wird mir. Oh Baby!
Ja, da war auch einer mit Oh, Baby. Irgendwann, aber da war's nicht so kalt. War wohl im Frühling.
Kurz Inhalten. Puh.
Zum Glück kein Flash-Back. Zu getrübte Erinnerungen. Ist ja nochmals gut gegangen, also frisch und fröhlich ans weiterarbeiten.
Ohh Baby, Ja, Baby Jaaaa. Jaaa Baby. Scheiße. Das hat er gesagt. Genau. JA Baby. Aber mehr Betonung auf das JA, als auf Baby.
Ist es eigentlich einfacher eines der B-Wörter zu verwenden als den richtigen Namen eines somit namenlos, gefickten Mädels? Sicher. Würde ich auch. Werd ich nächstes Mal.
Also wenn schon mit Plan.
Ficken für den Gemütsfrieden.
Versuch in der Testphase, das N war noch zu niedrig um eine aussagekräftige Statistik präsentieren zu können. P-value liegt scharf unter dem, Vertrauensbereich. Signifikante Werte ergeben sich nur für die 2/3, nein sagen wir besser 0.66666 periodisch Sekunden nach der Kopulation. Verschwitztes zusammensinken, einatmen, ausatmen. Schon ist es vorbei mit der Ruhe.
Gedankenmaschine läuft wieder an: Bleiben, Gehen, Einschlafen, Duschen oder doch besser gleich abhauen?
Deine Wassertherme ist defekt. Du murmelst etwas von, "Ja, die hätte hergerichtet werden sollen, aber der Typ von…".
Egal. Ich dusche kalt, versuche es. Kaum auszuhalten. Du wirst wach, läufst nackt durch die Wohnung, schlaftrunken weichst du den Pfützen am kalten Betonboden aus.
Künstler? Wohl eher Illegaler, der sich versteckt, bevor's ans Abschieben geht. Oder ein Auftragskiller der Camorra- MAFIA?? Mhh. Das würde passen.
Du stellst Wasser auf und reichst mir warmes Wasser in großen Schüsseln. Die Dusche hat keinen Vorhang, sie ist mitten in der Küche. Wir sehen uns nackt bei Tageslicht. Keiner weicht den Blick des anderen aus, kein verschmitzter Grinser, keine Scham.
Warum nicht?
Mir ist kalt und dein Bademantel ist viel zu groß, ich sehe wohl aus wie Meister Yoda in dem braun-grauen Frottéfetzn. Du ziehst mich wieder zu dir, zu dir ins Bett.
Eine Insel im Pfützenmeer. Nüchternes Küssen, nicht schlechter als im betrunkenen Zustand, Ausziehen nicht mehr notwendig.
So vergeht ein Tag, eine Nacht.
Gut, ist es wenn diese 0.6666666 periodischen Sekunden einen sofortigen Übergangszustand zu komatösen Schlaf bereiten. Ausreißer sind aber in den Wissenschaften kritisch zu betrachten und um ein aussagekräftiges Ergebnis zu erhalten eher aus der Stichprobe, sagen wir wegzudenken.
Ohhh Bella, Bella, Mmmhh Bella, Oh, Jaaaa, Baby!
Seufz. Alter Schwede, das ist schlimmer als nen' Porno ansehen. Kaum auszuhalten.
Der Bildschirm flimmert. Emotionale Scheuklappen aufsetzten, Konzentrieren.
Daten hier, Daten da. Bisschen durchmixen, gut verwurschteln, für'n ordentliches Randomsampling.
Wen ziehe ich wohl heute aus der Masse an Land. Zur Abwechslung mal in meine Wohnung. Huuu, nein, viel zu nah, viel zu persönlich. Lieber wieder in WWWWWie… - woanders.
Permutationstest ohne zurücklegen. Keine Wiederholungen, oberste Gebot: ein großes N und der Kleinstadtpool zu klein.
Wie sexy und schmutzig Statistik sein kann! AusRUFEzeichen!
Nein, RUFE ich, und versuche den fallenden Zettel doch noch zu erwischen. Aber da, schwimmt deine Telefonnummer schon im im zweitgrößten Strom Europas, und ich laufe weiter zur U-Bahn.
Ich hab vergessen mir das Gesicht zu waschen. Dicke schwarze Augenringe zieren mein Zombiegesicht das durch das morgendliche, nebelige Wien Richtung Westbahnhof schleicht.
Im Zug. Augen zu, bis zum Aussteigen.
Verkrustete Wimmperntusche bröselt aus dem grinsenden Gesicht. Zum Glück, scheint im Westen die Sonne. | http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/sex/schwarze-struempfe/827456 | https://web.archive.org/web/20120128195929/http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/sex/schwarze-struempfe/827456 | fuehlen | sex | 827,456 |
1,397,139,060 | Freulein_Taktlos | http://www.neon.de/user/Freulein_Taktlos | Der Plan vom Leben | Es ist eng, überall Hände. Barts und meine und noch ein paar andere. | „Du musst langsam anfangen, erwachsen zu werden und an deine Zukunft denken. Du hast doch studiert und überhaupt…du bist eine mit Köpfchen. Mach was draus!“
Blöde Muss-Sätze. Ich sitze dir gegenüber, lehne mich im Sessel zurück und schaue auf meine nackten, stoppeligen Knie. Eine Rasur tät denen gut, stelle ich fest. Rasierte Knie haben nämlich Potenzial. Hübsch anzusehen sind die. Besonders im Sommer. Und auf Männer wirken sie auch. Rasierte Körperstellen überhaupt.
Auf dem Tisch
liegt eine gemischte Tüte Süßes und ich greife zu, nur um einen grünen Gummifrosch auf meinem linken Haarknie abzulegen. Frosch im Wald, denke ich.
„Hör' mir endlich zu, verdammt! Man kann nicht ewig in den Tag hineinleben, als gäbe es kein Morgen. Fang mal an zu planen, sonst stehst du irgendwann ohne alles da.“
Ich nehme einen großen Schluck Jack aus der Dose. Klebrig-zuckeriger Whisky rinnt meine Kehle hinab, belegt widerlich meine Zunge und lässt mich husten. Mein Freund, der Frosch, kann sich nicht halten. Er fällt.
Ich verspreche über mein Leben nachzudenken. Vielleicht hast du ja Recht, höre ich mich sagen. Du nickst mir aufmunternd zu und gehst.
Abends finde ich mich zwischen nass verschwitzten Körpern und Alkoholatem auf einer Tanzfläche wieder.
„Anfangen zu planen, ja, ja. Da ist sicherlich was dran.“
Genau damit werde ich heute Abend beginnen. Statt dümmlich lächelnd in den Raum zu blinzeln und darauf zu warten, angesprochen und abgeschleppt zu werden, nehme ich es einfach mal selber in die Hand. Tadaaa. Ich plane.
Ich gehe an die Theke und stelle mich neben den großen Typen mit der Levi‘s-Jeans. Ich blicke in sein Gesicht und sehe viel Bart. Bart ist echt okay für heute Nacht, finde ich.
Kleines Lächeln, Klimperwimper-Augenaufschlag. Auf die nette Frage, ob er’s diese Nacht nicht mit mir machen will, antwortet er irgendwas Unverständliches. Vielleicht ist es auch einfach zu laut hier und er antwortet gar nicht. Egal.
Bart gefallen meine Brüste. Er kann gar nicht mehr wegsehen. Während er in meinen Ausschnitt murmelt, stellt er ein neues Glas voll brauner Flüssigkeit vor mich. Ich interpretiere diese beiden Dinge einfach mal als „Ja, Bart will.“
Weil mir nicht nach Reden ist und er das anscheinend eh nicht so kann, nehme ich ihn an die Hand und ziehe ihn hinter mir her zwischen die Tanzenden. Es ist eng, überall Hände. Barts und meine und noch ein paar andere. Whisky auf meinem Shirt. Barts Versuche, braune Flecken aus weißem Stoff zu reiben. Vergeblich. Zufälliges Begrapsche. Mir reicht’s.
„An die Zukunft denken. Ja, genau.“
Mit einer Seitwärtsbewegung im Takt der Musik gleite ich aus der Menschensuppe. Hier können wir zwei nicht bleiben. Ich gehe zum Ausgang. Bart ist hinter mir. Er zahlt. Ich rufe ein Taxi. Zu mir. Alles geplant.
Angekommen, trinken wir noch ein Bier auf der Couch. Dann das Übliche: Whiskyshirt über den Kopf, Rumgefummel, Bett. Bart kann küssen und auch noch ein paar andere Dinge. Eine gute Entscheidung, denke ich.
Hinterher rauche ich stolz eine Hey-Leute-schaut-her-ich-hab-angefangen-mein-Leben-in-den-Griff-zu-bekommen-und-plane-ab-jetzt-alles-Zigarette. Bart schnarcht leise. Dann wird mir schlecht.
Ich schaffe es irgendwie vierfüßig zum Klo und spucke braunes Wasser. Bart hört mich gurgeln, zieht sich die Levi’s an und verschwindet ohne eine Verabschiedung. Ich danke Gott für seinen Mutismus.
Mit letzter Kraft krabbel ich in Richtung Schlafzimmer und bleibe auf dem Teppich kurz vorm Bett liegen.
„ … sonst stehst du irgendwann ohne alles da.“, geht mir durch den Kopf. Meintest du genau so einen Moment? Ist es vielleicht schon zu spät, um noch was in die Hand zu nehmen und zu richten?
Die Antwort präsentiert sich mir als kleiner grüner
Frosch
, der voller Flusen vor mir auf dem Boden klebt. Trotz Übelkeit muss ich schmunzeln und bin mir in diesem Augenblick sicher, dass mein Leben genau so, wie es zurzeit ist, perfekt ist. Dass ich froh bin, allein und absolut planlos zu sein.
Hier. Glücklich. Auf meinem Schlafzimmerteppich.
Mehr vom Fräulein?
www.facebook.de/freuleintaktlos | http://www.neon.de:80/artikel/wissen/alltag/der-plan-vom-leben/1133924 | https://web.archive.org/web/20140415080945/http://www.neon.de:80/artikel/wissen/alltag/der-plan-vom-leben/1133924 | wissen | alltag | 1,133,924 |
1,362,326,940 | Sultanine | http://www.neon.de/user/Sultanine | Geistige Verzückung im Buchstabenmeer | Der Laden der Buchstaben enthält so viel Verwunderliches. | Der
Laden der Buchstaben enthält so viel Verwunderliches. Er beruhigt
und schafft in seiner sanft literaturgeschwängerten Luft, Beruhigung
vom gehetzten und harten Alltag, der grau und impulsiv über die
Strenge schlägt. Draußen tobt er im Straßengemurmel, im Innersten
des Lädchens herrscht pure Gemütlichkeit. Auf jedem Stockwerk gibt
es kleine Ecken, in die ziehen sich die Lesenden zurück, um zu
schmökern, um zu verweilen, um anzuhalten den Tag. Um
hineinzutauchen in eine neue Welt, und sich entführen oder verzaubern
zu lassen von Geschichten aus anderen Köpfen. Ich beobachte sie
derweil ganz still aus sicherer Entfernung. Lesende Menschen, ein
Wohlgeschmack, der sich auf meine Augen legt. Denn dann meine ich zu
erkennen, dass sie angekommen sind. In sich und ihr Geist Ruhe
findet. Ob es nun was Intellektuelles, Belletristik oder ein
Geografiebuch ist, alle werden sie von ihren Träumen geschickt. Die
Sehnsüchte spielen im Buchladen um die Ecke die Hauptrolle, sind
Hauptantrieb des in sich Kehrens. Hach, wie ich es mag, dem
raschelnden Papier zu lauschen, werden Seiten umgeblättert oder sich
die Finger befeuchtet. Brillen werden zurechtgerückt, in Haaren wird
gedreht. Die Menschen zeigen sich mir von ihrer schönsten Seite.
Gedankenversunken geben sie sich dem Buchstabenmeer hin, lassen sich
umspülen und mitreißen. Ich kann es derweil in ihren Gesichtern
lesen. Stirnrunzelnd, sehnsüchtig blickend und glasig schauend
sitzen sie schon mal da. Und ich freue mich, denn der Anblick eines
lesenden Menschen, lässt tief in sein Herz sehen. Um sie zu schauen,
die menschlichen Abgründe, um ihn zu erhaschen, den kleinen
Augeblick der Offenbarung. Darum komme ich her. Jeden
Samstagnachmittag treibt es mich dort hin, denn ich bin ein Voyeur der
geistigen Verzückung! | http://www.neon.de:80/artikel/freie-zeit/literatur/geistige-verzueckung-im-buchstabenmeer/995579 | https://web.archive.org/web/20130305234603/http://www.neon.de:80/artikel/freie-zeit/literatur/geistige-verzueckung-im-buchstabenmeer/995579 | freie-zeit | literatur | 995,579 |
1,427,033,700 | nellotheturtle | http://www.neon.de/user/nellotheturtle | frage und lösung zugleich | seitdem du dich eingeschlichen, zu den Partikeln unter meinen Fingernägel und in die Falten meines Lieblingskleids. | Wenn ich mir bei allem was meine Augen zu sehen vermögen, und meine Ohren zu hören scheinen, meine Finger zu fühlen glauben an dich denken muss, denken muss, dass du nicht hier, das ich mir dich herbeisehne, dir erzählen will, erzählen will was ich seh, höre, fühle, doch noch viel mehr erzählen vermag wie es mich plagt ohne dich zu sein, dich zu missen, dass ich nur dich sehen, hören und fühlen will.
Vielleicht ist es genau dann, dass das Gedankenwirrwarr sich ordnet und zu klaren Strängen zusammentut. Stränge die sich spannen zwischen unserer beider vorher noch so verwirrter Köpfe, und Brücken bilden, über die wir laufen können zueinander, weil es doch nichts vollkommeneres gibt als Gedanken zu teilen und in ihnen gemeinsam zu verweilen, anstatt alleine gelassen zu werden mit seinem Chaos das so zwanghaft versucht einzuengen, das so sehr verlockt noch länger zu bleiben, während es dir langsam das triste Gefühl des unnütz und des falsch seins auferlegt, wie ein Nebel der sich langsam an alles heftet was du zu sein scheinst, oder zumindest das was du dachtest zu sein.
Und auch wenn es in manchen Nächten schien als würde man sich finden nur um sich am morgen wieder in der Scham des Fühlens zu verlieren, so war ich doch willig dich jeden morgen zu verlieren, denn das einzige was gewiss zu sein schien war, dass auf den Tag die Nacht folgt, auf das Verlieren das Finden. Und so fand ich dich jede Nacht wieder und legte dich jede Nacht in Sternenbilder die zuvor aus meiner einsam Fantasie entsprungen waren und mit dir doch einen Funken an Realität gewannen.
Und so spielten wir dieses Versteck, dieses Verlieren und Finden bis zu der einen Nacht, in der sich der Schalter der so lange von Finden auf Verlieren umgepolt wurde an dem Finden festmachte und nicht mehr umzulegen war. Und so klemmt er jetzt fest, unmöglich sich wieder umlegen zu lassen, und da haben wir ihn ganz gerne, so wie er stetig bleibt und die Konstante unserer Beziehung vorgibt, die Konstante, die wir einander auch sind.
Tags: liebe, du | http://www.neon.de/artikel/fuehlen/liebe/frage-und-loesung-zugleich/1484481 | https://web.archive.org/web/20150606060629/http://www.neon.de/artikel/fuehlen/liebe/frage-und-loesung-zugleich/1484481 | fuehlen | liebe | 1,484,481 |
1,084,543,140 | Christian_Flierl | http://www.neon.de/user/Christian_Flierl | Atomic Cafe | Neuturmstr. 5
80331 München | http://www.neon.de:80/artikel/kaufen/reise/atomic-cafe/683260 | https://web.archive.org/web/20120628162152/http://www.neon.de:80/artikel/kaufen/reise/atomic-cafe/683260 | kaufen | reise | 683,260 |
|
1,394,480,880 | Alceste | http://www.neon.de/user/Alceste | Ewige Mandelblüte | .:. | Ich sah dich schlafend:
weltenfern und traumbeglückt,
leichthin schwebend wie ein Lächeln,
das in allen Wesen liegt, die friedlich ruh'n,
fern von Hast und Wut und Anstrengung.
Nie fiel mein Blick auf Schöneres.
Ich seh dich schlafend:
weltenfrei und traumgegeben,
tiefhin sinkend, wohl geborgen wie die Hand,
die hoffnungssicher, liebesfest die meine fasst,
und hält wie ein Versprechen:
Nie will ich meinen Blick abwenden.
Ich werd dich immer schlafend sehen,
weltvergessen, traumweitreisend,
federleicht in weißen Laken
wie die ew'ge Mandelblüte.
Nie wird dies, dein Bild verblassen. | http://www.neon.de/artikel/fuehlen/liebe/ewige-mandelbluete/1126879 | https://web.archive.org/web/20150627030153/http://www.neon.de/artikel/fuehlen/liebe/ewige-mandelbluete/1126879 | fuehlen | liebe | 1,126,879 |
1,406,113,200 | DieBirne | http://www.neon.de/user/DieBirne | Bedürfnispyramide | ...wie man sich vor dem Lernen drückt. | Da ist mir doch vor Schreck fast
der Kaffee aus der Hand gefallen, den dieser zählt ja auch zu meinen
Bedürfnissen, ist aber so nicht aufgelistet unter Medienbetriebslehre
und unter den Wertschöpfungsschwerpunkten schon gar nicht.
Leider ist mein Kaffee gerade mein einziger Freund und meine Rettung beim Lernen auf die Klausur Medienwissenschaften.
Beim
Durchlesen von sieben Kapiteln, aus drei verschiedenen Büchern, ist mir
leider nur aufgefallen, dass hier keineswegs auf die Bedürfnisse eines
Studenten eingegangen wird.
1. Selbstverwirklichung
"All das zu werden, was jemand werden kann... Ein Musiker muss
musizieren, ein Künstler malen, ein Poet muss schreiben. Was ein Mensch
sein kann, muss er sein."
Leider
hat man bei diesem
Fach keinerlei Recht auf Selbstverwirklichung. Es geht nur um das reine
Auswendiglernen von trockener Lektüre, die sehr schwer hängen bleibt.
Auch der Zusatz bei einer Aufgabe der Übungsklausur
"Definition, auch in eigenen Worten"
ist
reine Schickane, denn der Professor möchte auf keinen Fall, dass man
etwas in eigenen Worten verfasst. Übersetzt heißt es nämlich
"Schreibt es mit MEINEN Worten, die ich irgendwann als Definition an die Tafel geschrieben habe."
.
2. Individualbedürfnisse
"...Wunsch nach Unabhängigkeit und Freiheit, etc..."
Während
der Klausurphase besteht die einzige wirkliche Freiheit darin, zu
entscheiden wann man mal aufs Klo geht, oder ob man sich eine
Raucherpause gönnt. Durch diverse Lerngruppen nimmt man sich auch selbst
jede Unabhängigkeit, da man immer irgendwem helfen muss, oder anders
eingespannt ist.
3. Soziale Bedürfnisse
"...erlebt der Mensch einen starken Drang nach sozialen Beziehungen."
Wie
bereits in Punkt 2. erwähnt, beschränkt sich der soziale Kontakt
meistens auf Lerngruppen, oder flüchtigem "Hallo! Wie
geht's?"-Konversationen auf der Straße. Pflegt man als Student ein recht
aktives Sozialleben, so kommt es vor, dass man in der gefürchteten Zeit
niemanden mehr zu Gesicht bekommt, teilweise nicht einmal mehr die
eigenen Mitbewohner, die man nur noch beim vorbeihuschen in Richtung
Küche oder ähnliches sieht. Dafür wird man als Sklave der Skripte und
Unterlagen wieder recht interessant für eine andere Gruppe der sozialen
Umwelt: den Nicht-Studenten im Freundeskreis! Diese (normalerweise für
die Arbeitszeiten belächelte) Gruppe kommt dann wie aus dem Nichts. Dies
äußert sich in einer Menge SMS mit Trinkaufforderungen, Anrufen, Bilder
per Whatsapp, oder die regelmäßigen Einladungen dämliche Facebookspiele
zu spielen. Besonders beliebt ist es in dieser Gruppe auch, trotz
mehrmaligen Ermahnen und Erinnern, diese Aktivitäten kurz vor oder
mitten während einer Klausur durchzuführen. Solche Sozialen
"Beziehungen" sind meistens unbefriedigen und häufig frustrierend.
4. Sicherheitsbedürfnisse
"...."
Maslow
sah diese Kategorie schon zu seiner Zeit in der Gesellschaft als
weitgehend erfüllt an. Natürlich muss man selbst als Student im
Schwarzwald nicht fürchten, dass während der Klausur ein Braunbär in den
Saal stürmt und angreift (wobei es eine amüsante Abwechslung wäre!).
Doch der ganze Stress der durch das Lernen, und bei manchen zwecks
Prüfungsangst ausgelöst wird, zerstören das Gefühl nach Sicherheit. Man
muss sich fürchten, dass man trotz harter Lernerei nicht besteht, dass
sich die bösen Maluspunkte anhäufen und man jedes Semester erneut zu der
Klausur antreten muss, bis man von der Hochschule geworfen wird.
5. Physiologische Bedürfnisse (siehe auch: Grundbedürfnis)
"Schlaf, Sexualverhalten oder Mutterliebe..."
Den
Schlaf muss man sich gut einteilen, denn man braucht ja genügend Zeit
zum Lernen, aber je weniger man schläft, desto schlechter bleibt der
Lernstoff auch gespeichert. Unter wenigen glücklichen Studenten mag es
wohl auch während der Klausurzeit ein blühendes Sexualleben geben. Meine
Wenigkeit, hat während dieser bereits stressigen Zeit, wenig Lust sich
auch noch mit dem anderen Geschlecht herumzuärgern, schließlich ist das
auch ohne Lernen anstrengend genug und wird dann lieber auf die Ferien
verschoben. Damit meine ich allgemein die "Partnersuche", nicht den Sex
;).
Worauf
man sich aber während den Klausuren oft verlassen kann, ist die
Mutterliebe: Man fährt am Wochenende nach Hause, einfach um mal etwas
anderes zu sehen als den schnöden Schwarzwald und die Kühe. Daheim wird
man dann bekocht, betüdelt und manchmal wäscht die liebe Mutti einem
auch noch die Wäsche. Was unter normalen Bedingungen eher unangenehm
ist, da sich viele Kinder und Eltern bereits nach 3-4 Tagen
"Heimaturlaub" auf die Nerven gehen, so sind die Eltern in der
Klausurzeit eher bereit, sich um das arme, kleine, gequälte
Studentenkind zu kümmern und sind besonders sorgsam in der Pflege.
Deshalb an dieser Stelle: Danke Hotel Mama!
Tags: Maslow, Bedürfnis | http://www.neon.de/artikel/wissen/ausbildung/beduerfnispyramide/1440216 | https://web.archive.org/web/20150628162706/http://www.neon.de/artikel/wissen/ausbildung/beduerfnispyramide/1440216 | wissen | ausbildung | 1,440,216 |
1,336,990,380 | Maya_Lo | http://www.neon.de/user/Maya_Lo | Wenn die Nacht nicht enden will… | ...Liebe - ohne mich... | Schwer zu beschreiben wie ich mich vor wenigen Wochen noch gefühlt
habe, sobald er seine Arme um mich gelegt hat und ich beruhigt und
zufrieden die Augen schließen konnte.
Nun mehr als vier Wochen waren es nicht, in denen wir den Versuche
gestartet haben uns kennen zu lernen in einer verbindlichen und für
alle auf Facebook sichtbaren Beziehung. Womit uns das zum eigentlichen
Problem führt, dass niemand und insbesondere er das ganze als
ernsthaften Versuch empfunden hat.
Mag es an seiner Flirtbereitschaft liegen oder an dem Drang so viel
wie nur möglich im Leben unversucht zu lassen. Bedauerlich, dass ich
meine wilde, hemmungslose Erkundungstour im Single Jungle schon vor
zwei Jahren begonnen habe und nun das Gefühl habe, mehr Verstand und
Reife an meiner Seite zu missen.
Wie beschreibt man unseren derzeitigen Zustand? Freundschaft mit
besonderen Vorzügen nennt er es, dieser beinhaltet ein kleines
Exklusivrecht, dass uns gewährleistet dem anderen zu vertrauen. Keine
Dates und Sex mit anderen, sobald dies der Fall ist, gibt es unseren
besonderen Pakt nicht mehr.
Somit, treibe ich umher, ohne Gewissheit und Zuversicht. Die Trennung,
gleicht einer Ratenvereinbarung mit der Bank. Ein Neubeginn ist kaum
möglich. Es gibt nicht viel schlechtes zwischen uns, ganz im
Gegenteil, es wird alles von Woche zu Woche besser, so als ob uns die
Beziehung nur blockiert hätte im Kennenlernen und nun wie von Fesseln
gelöst, wir nun herauszufinden versuchen, wer wir eigentlich sind und
wie wir zueinander stehen.
Die Reihenfolge ist denkbar ungünstig gelaufen, doch wohin wird das
ganze führen? Es ist nicht einmal eine typische Affäre, da unsere
spezielle Vereinbarung mit dem Exklusivrecht gewisse Einschränkungen
mit sich bringt die eher einer Beziehung gleichen.
Also, wann trifft man eine endgültige Entscheidung bevor das Herz
wieder zu sehr ins Wanken gerät und sich verliert, in dem Wirrwarr der
Gefühle und Gedanken?
Jede Nacht ohne Ihn, ist kalt und gefüllt mit Tränen… | http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/sex/wenn-die-nacht-nicht-enden-will/877944 | https://web.archive.org/web/20120518003340/http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/sex/wenn-die-nacht-nicht-enden-will/877944 | fuehlen | sex | 877,944 |
1,352,809,560 | mo_chroi | http://www.neon.de/user/mo_chroi | Notre Lumière dans l'Ombre | Und ich kenne dich nicht
, aber ich sage
dir, lass es uns versuchen. Lass uns so tun, als würden wir einander
etwas bedeuten. Lass uns so tun, als wären wir freiwillig aneinander
gebunden und fänden genau das lebenswert. Lass uns so tun, als
würden wir einander folgen. Und wenn auch nur für einen halben
Moment, einen halben Tag. Oder vielleicht, wenn wir so tun, als
würden wir nichts mehr fürchten, für ein halbes Leben. Lass uns
ignorieren, dass wir zu kaputt sind, um uns selbst noch aufzuopfern.
Lass uns so tun, als würden wir keine Angst mehr haben, verletzt zu
werden oder zu verletzten, weil wir es eben nicht besser wissen.
Lass uns so tun, als wären wir nicht halb so kompliziert, wie wir
selbst von uns denken. Lass uns so tun, als wären wir nicht austauschbar, neben all den schönen anderen Wesen, mit ihrer glitzernden Oberfläche und dem tiefen Abhang dahinter.
Folge mir in den Halbdüsterwald, dort
wo die roten Bäume stehen, dort wo die weißen Schatten jener
Gedanken zu Boden gehen, die wir miteinander teilen, in der Illusion,
dass alles wirklich ist und wahr. Lass uns im grünen Dunkeln des
Sees schweben, dann, wenn man ihn nicht mehr vom Himmel unterscheiden
kann und er eins ist mit allem, um sich herum. Eine transparente
Schwärze, in der man nur noch unsere blassen Körper sieht, wie sie
aufeinander zu treiben, sich einer dem Anderen nähert, wie sich
unsere Silhouetten dann umeinander schlingen und eins werden mit
allem, das da nicht ist. Lass uns miteinander reden und so tun, als
verstünden wir den Anderen, sodass er sich sicher fühlen kann und
nicht allein ist, mit allem, was ihn quält an Frustration und
Schönheit.
Ich folge dir in den warmen Schnee, in
dem wir fast vollständig verschwinden und man nur noch unsere ebenholzfarbenen Wimpern sieht, wie sie einander zu blinzeln und die
Pupillen dahinter, umrandet von der goldzarten Iris, lächeln. Die
blassvioletten Weiten lassen Stürme aufmaschieren und wir halten uns
an den Händen, lachend, während wir aus dem Schnee in die Welt
geweht werden. Unsere Lippen, zu schwach, um sich zu bewegen,
erklären die Erhabenheit und Größe des Ganzen, das pochende Glück
in der Brust und noch vieles mehr. Und auch wenn wir stumm sind,
verstehen wir doch jedes Wort des Gegenüber. Denn wir wollen es so.
Wir wollen so tun, als sei die Kälte der Welt um uns herum nicht
wahr, als sei jedweder Abgrund nie vor unsere Füße gewachsen, als
sei die Einsamkeit ein Ort, den wir gewählt hätten und den wir
jederzeit wieder verlassen könnten. Wir wollen so tun, als ob. Als
sei das wirkliche Liebe zwischen uns. Als sei das Leben des Anderen
mehr wert, als das eigene. Und wenn wir lange genug so tun, dann
könnte es irgendwann vielleicht wahr sein. Wenn wir fest daran
glauben, könnte dies eine grenzenlose, eine sich nicht erklärende,
mutige und wahrhafte Liebe sein. Wenn wir das wollten. Aber du weißt
so gut wie ich, dass wir uns eigentlich nur dafür entscheiden
müssen. | http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/erwachsen-werden/notre-lumiere-dans-l-ombre/952513 | https://web.archive.org/web/20121117131859/http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/erwachsen-werden/notre-lumiere-dans-l-ombre/952513 | fuehlen | erwachsen-werden | 952,513 |
|
1,496,785,920 | blblbip | http://www.neon.de/user/blblbip | Warum ihr mich ankotzt | Ihr kratzt an der Oberfläche, aber wollt keine Tiefe. | Wann
hast du das letzte mal ein Gespräch geführt, wo du dachtest, ja
genau so fühle ich auch? Damit meine ich nicht dieses tägliche
"muss ja". Der Alltag nervt uns alle. Wieso kann niemand
mehr sagen was er wirklich fühlt? Nicht denkt, fühlt!
Es kotzt mich
an, dass ihr pöbeln könnt, um nicht verletzlich zu wirken. "Ich
sage immer das was ich denke" oder sagst du das, was in dem
Moment gut ankommt? Ein Haufen an angesammelten Sprüchen, die den
anderen außer Konzept bringen und du im ersten Moment besser
dastehst? Eine Schutzmauer, um nicht zugeben zu müssen, dass für
dich intensive Themen heikel sind? Eine Auseinandersetzung ist schon
schwierig, ein cooler Spruch, um das Thema zu beenden, um einiges
einfacher. Schon klar.
Denken
und fühlen ist ein gewaltiger Unterschied geworden. Warum habt ihr
so viel Angst davor zu euren Gefühlen zu stehen? Ist die Angst davor
zurück gewiesen zu werden und nicht richtig anzukommen, vielleicht
euer größtes Problem? Lieber weniger preis geben als zu viel. Doch
mal ganz ehrlich wofür eigentlich? Ich sage doch lieber das ich
dich mag, mit dir Zeit verbringen will oder das du mich halt einfach
nur noch mit deiner Art nervst, als mir selber und vor allem dir was
vor zu machen.
Mal
davon abgesehen, dass über Probleme immer weniger geredet wird und
ihr den scheiß einfach aussitzt, bis es einfach egal ist oder in
Vergessenheit gerät, was versprecht ihr euch davon? Wollt ihr euch
denn kein Stück mehr mit euch selbst auseinander setzen? Ist es so
einfach geworden unangenehme Dinge nicht mehr zu sagen oder einfach
nur bequem. Wo bleiben die tiefgründigen Gespräche? Die Menschen
die einem wirklich zuhören. Mir fehlt jemand der mir Input gibt. Wie
sagt man so schön, im Leben weiter bringt und ich bin verdammt
nochmal bereit dafür. Zu geben und mich auf jemanden einzulassen.
Wenn mich doch nur mal jemand wieder berühren würde, nicht
körperlich, sondern mir das Gefühl gibt eins zu sein. Ich glaube
daran, dass jemand genau so sein kann wie ich. Das es diesen Menschen
gibt und mit dem ist man dann auch glücklich oder eben auch
gemeinsam unglücklich, aber es ist ein gemeinsames Ding.
Es
kotzt mich an, dass ihr das nicht mehr wollt. Ihr kratzt an der
Oberfläche, aber wollt keine Tiefe. Lieber etwas Kurzes, als
jemanden an sich ran lassen, lieber nicht zeigen was man fühlt, um
keinen Korb zu bekommen, lieber nicht ganz man selbst sein, sondern
immer ein bisschen mehr wie der andere. Ist ein Korb bekommen nicht
mehr Gefühl, als etwas vorzutäuschen? Sind Gefühle so gefährlich
oder hat die Welt euch abgestumpft? Hängt ihr auf Instagram und
Facebook rum und guckt euch die schönen Frauen an, die sportlich
sind, gepflegte Haare haben und dann auch noch reisen oder sonst ein
tolles Hobby haben? Seid ihr wirklich so blind? Habt ihr einfach nur
bock zu vögeln, aber möchtet nicht zu hören? Ist der andere Mensch
wirklich so egal und was sagt das über dich aus? Wann bist du so
verdammt stumpf geworden, dass dir ein fick mehr reicht als eine
menschliche Beziehung zueinander. Spielst du lieber etwas vor als was
echtes zu sagen, weil du nicht echt sein kannst? Ist es die Angst
oder bist du wirklich wie ein Instagramaccount? Ein Like, ein fick
und das war's? Befriedigt dich das? Wenn ja, dann ist das einfach nur
traurig. Traurig für dich und dein Leben. Ich will einfach so viel
mehr, ich will gute Gefühle und schlechte Gefühle. Ich will dich
spüren, dir meine Welt erklären und das du mich mit in deine
nimmst, egal wie es bei dir aussieht. Ich will hören, dass es dir
schlecht geht, was dich bewegt und welche Gefühle du für mich hast.
Wenn du mich vermisst und mich sehen willst dann krieg doch dein Maul
auf und sag das. Öffne dich und du wirst mehr zurück bekommen als
du denkst und wenn nicht? Dann warst du wenigstens ehrlich zu dir
selbst. Wie sehr bist du mit dir im reinen? Was sind deine Zweifel?
Wie soll eine Person dich mögen, wenn du nur die Hälfte sagst, die
Hälfte gibst und die Hälfte von dem meinst, was du tust. Lebst du
inzwischen deine eigene Lüge? Ich würde dich nicht mal zur Hälfte
mögen, du fühlst dich nicht echt an und ich will den ganzen echten Scheiß. Wann haben wir verlernt miteinander zu kommunizieren? Mich
beunruhigt der Gedanke, dass wir Sachen nicht mehr richtig aussprechen, nur
um zu gefallen. Wieso fällt
es dir leichter dich anzupassen als du selber zu sein? Weißt du nicht was du willst oder gehst du den einfachen Weg.
Ich
habe mehr schlechte als gute Tage, aber vielleicht wird es mit dir
besser. Teile mit mir meine schlechten Tage um daraus gute Tage zu
machen. Ansonsten
bin ich lieber alleine, als mir deine halbe Hälfte zu geben. | http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/liebe/warum-ihr-mich-ankotzt/1655022 | https://web.archive.org/web/20170620014107/http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/liebe/warum-ihr-mich-ankotzt/1655022 | fuehlen | liebe | 1,655,022 |
1,327,524,060 | wolkenkuss | http://www.neon.de/user/wolkenkuss | Ein halber Abschied | Wir saßen nahe nebeneinander.
Und waren uns noch einmal nahe. | Wir saßen nahe nebeneinander.
Meine Hand hatte ich in deinen Nacken gelegt und ich strich vorsichtig mit meinem Zeigefinger über die kleinen weichen Härchen, die sich mir entgegensträubten.
Wir schwiegen beide, die Augen geschlossen, den Moment genießend.
Wir waren uns noch einmal nahe.
Langsam habe ich meine Augen geöffnet, ich wollte nicht, dass du es mitbekommst. Ich habe dich angesehen und ich hätte dich küssen können, aber ich habe es gelassen.
Du wirktest ruhig. Du hast meine Hand gefühlt und wir waren zusammen getrennt und getrennt zusammen. Ein Kuss war nicht nötig, er hätte mehr kaputtgemacht, als dass er gut gewesen wäre. Deswegen habe ich es gelassen.
Dann war dieser Moment vorbei. Wir schlugen beide die Augen auf, sahen uns an. Wir lächelten. Wir hatten noch diesen einen Moment gehabt. Und ich weiß, dass er bleiben wird.
Dieser Moment und auch du. Irgendwie wirst du bleiben.
Nicht als mein FREUND, sondern als mein Freund.
Tags: Trennung, Momentaufnahme, Freund, Ende | http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/liebe/ein-halber-abschied/829664 | https://web.archive.org/web/20120130140231/http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/liebe/ein-halber-abschied/829664 | fuehlen | liebe | 829,664 |
1,296,761,580 | weAreAnimals | http://www.neon.de/user/weAreAnimals | Sulmin | Sternennacht, Zelt und so. | Kaum 500 Einwohner. Kein asphaltierter Weg, zwei Geschäfte im Abstand von einem halben Kilometer, und man kriegt so ziemlich das Nötigste in einer sehr, sehr limitierten Auswahl und Auflage.
Man kann dort gut ausspannen, aber keine Fragen dazu, wie man dort leben kann, das weiß ich auch nicht.
Man muss eine halbe Stunde zum Bus laufen, wenn man kein Auto fährt. Man läuft durch einen Wald, allerdings ist das Betreten verboten.
Nur ist die Wahrscheinlichkeit, von einem oder zwei vorbeifahrenden Autos erdrückt zu werden, auf der "Straße" sehr groß. Denn die "Straße", die ins Dorf führt, sieht aus, als wäre sie zwischen vier bis sechs Meter hohen Bergen freigeschaufelt worden. Im Winter ist das dann ein RIESEN Spaß.
Schon mal durch einen Wald gelaufen in dem der Schnee knietief steht und der eher seltener betreten wird, weil kaum jemand so waghalsig ist, NICHT mit dem Auto zu fahren? Ja, es gibt Orte, an denen ist Autofahren im Winter einfach sicherer.
Sulmin war noch vor kaum mehr als 15 Jahren ein großes Feld, mit einem Haus und einer Baracke auf dem Grundstück daneben.
Mittlerweile stehen mehr Häuser dort. Und es sind nicht mehr fünf Einwohner: Es sind fünfhundert.
Dort, wo ich mich im Sommer befinde, steht keine Baracke mehr, aber ein einstöckiges Haus, mit Blick auf ein Feld - und einen dicken, fetten Strommast und Wald. Mitten im Feld noch ein Haus. Dort bellen Hunde.
Im Garten steht ein gelb-blaues Zelt. Dort schlafe ich abends. Wenn es dunkel wird und die ganze Truppe sich bereits aufs Ohr gehauen hat, putzen E. und ich uns die Zähne.
Dann packen wir unsere Sachen. Was zu trinken, eine Taschenlampe, und was man so zum Überleben braucht, in einem Garten.
Wir sind warm angezogen, wir löschen das Licht überall, und bevor wir draußen die Taschenlampe anknipsen, bleiben wir stehen und schauen hoch.
Der schönste Nachthimmel, mit den meisten Sternen, er ist über uns und die Grillen spielen ihr Konzert, das einem irgendwann auf den Zeiger gehen wird.
Wir schauen auf und freuen uns. Das ist es. Daran erinnere ich mich jetzt, aber nie so deutlich, wie es war, obwohl ich da schon wusste, es wird eine dieser Erinnerungen sein, die wie ein Traum sind. Und ich träume und erinnere mich, während es draußen kalt ist, ich alleine und die Sterne dort, wo ich sie nicht sehen kann.
Ich glaube ich habe die Sommer in dem Kaff am Arsch der Welt immer schöner in Erinnerung, als sie waren. So wie es halt immer ist. Wenn's 'rum ist, perfektionieren wir das Geschehene.
Ich seh' keinen Streit und keine Langweile so deutlich, wie ich den Sternenhimmel sehe, wie ich das Lachen sehe und das Lagerfeuer an dem Abend, als das Wetter am günstigsten war.
10 Tage, und schon am dritten Tag haben wir uns auf die Socken gemacht, raus ins Stadtleben. Die letzten Tage waren vielleicht langweilig, aber alles was ich weiß, ist, dass wir wie jeden Morgen Omelette gemacht haben, dass wir Kaffee gekocht haben und dann mit dem Hund Gassi sind.
Dass wir mir die Haare gefärbt haben und dass du Angst hattest, es würde mir nicht gefallen.
Ich kann mir keinen schöneren Sommer vorstellen. Und das ist es. Deswegen wird es bessere Sommer geben.
Ich mache die Augen zu und sitze abschließend am Meer.
So wie wir.
Wir haben was zu trinken dabei und sitzen weiter hinten, wo die langen Gräser wachsen und wo kaum einer ist.
Ich starre das Meer mit Wehmut an. Ich kann nicht anders, weil ich es jetzt schon vermisse. Ich vermisse mein ganzes Leben lang etwas. Aber ich weiß eins: Wenn der Sommer kommt, hat es sich dann gelohnt. | http://www.neon.de/artikel/kaufen/reise/sulmin/678526 | https://web.archive.org/web/20121120163224/http://www.neon.de/artikel/kaufen/reise/sulmin/678526 | kaufen | reise | 678,526 |
1,411,581,780 | words_of_juli | http://www.neon.de/user/words_of_juli | Die Mauer, die wir bauen | Was ist da wohl? Da wo jede Fassade bröckelt, da wo der letzte Anstrich verblasst? | Mein Herz ist schon mein ganzes Leben lang krank. Es stößt alles, was zur Heilung dessen beitragen könnte, vehement ab. Lediglich kann es sich von weiteren Verletzungen regenerieren, bleibt aber dennoch in dem Ausgangszustand.
Manchmal blicke ich so aus dem Fenster und beobachte Leute. Es gibt diejenigen, die zu zweit im Gleichtakt spazieren und welche, die arhythmisch die Allee entlang tanzen. Eines haben beide gemeinsam. Sie sind ganz. Ihr Herz lässt es zu, geheilt zu werden.
Ich und mein Herz jedoch wehren sich, bauen eine Mauer und wollen nicht darüber hinaus blicken. Was ist da wohl? Da wo jede Fassade bröckelt, da wo der letzte Anstrich verblasst?
Neugierig wären wir schon, doch fehlt uns der Mut die Augen richtig zu öffnen. Könnten wir doch geblendet werden - Geblendet von der Schönheit, die uns verführt. Geblendet von etwas, dass seine Schönheit wieder verlieren könnte, wenn die Zeit Wahrheit bringt. Ist diese Zaghaftigkeit falsch?
Tag für Tag sehen wir wieder Menschen Hand in Hand vorbeispazieren. Es fasziniert uns wie sie ihr Lächeln so unglaublich ehrlich tragen. Ich und mein Herz verlieben sich, wollen sich fallen lassen. Im nächsten Augenblick finden wir uns auf dem Boden wieder, fallen gelassen.
Das kann es doch wohl nicht sein? Jeder Moment in Gesundheit war eine Lüge. Da sind wir lieber krank.
Wir verhalten uns nun wie immer, arbeiten jeden Tag an der Mauer, die uns vor weiteren Erschütterungen bewahren soll.
Wir sehen stolz auf unser Werk und bemalen und versiegeln es. Als wir gerade wieder einmal unser Ritual pflegen, sehen wir, dass sich jemand neben uns gebaut hat.
Da steht aber keine massive Mauer, wie wir sie eine besitzen. Sie ist dünn und hat eine Tür. Grübelnd stehen wir stundenlang davor und wundern uns über diese Tür. Warum die Mühe eine Mauer zu bauen, wenn die andere Seite doch zugänglich ist?
Manche Menschen gehen an ihr vorbei, manche wollen sie gewaltvoll öffnen, scheitern dennoch jedes Mal.
Der Besitzer dieser Mauer ist ein faszinierender Mensch. Er trägt jeden Tag mit Ruhe, lässt uns, ihn und seine Mauer anstarren und sieht mit einem vertrauenserweckenden Blick zurück. Mein Herz rät mir vorsichtig zu sein. Diese Augen könnten, so ehrlich wie sie wirken, Lügen erzählen. Der Kerl von nebenan und wir weichen dennoch nicht von unseren Plätzen. Wir lehnen an unseren Mauern und beginnen über die Welt zu reden, die großen und kleinen Katastrophen. Langsam wagen wir uns an Themen, die uns selbst betreffen. Wir genießen seine Nähe, dies aber mit Vorsicht.
Mein Herz und ich beginnen wie immer verrückt zu werden, sich komisch zu verhalten. Wir taumeln herum, sind tollpatschig - zeigen sich von der schlechtesten Seite. Unbewusst nehmen wir unsere Mauer und entfernen uns von ihm. Üblicherweise hilft das. Üblicherweise suchen alle dann das Weite, wollen nicht mehr mit uns gesehen werden und sehen den Abstand als logische Schlussfolgerung unseres Verhaltens.
Doch der Mauer-mit-Tür-Besitzer ist anders. Er rückt jedes Mal ein Stück nach, bis er uns wieder eingeholt hat. Noch unbefasst mit dieser Situation bleiben wir einfach stehen und lassen es zu, dass jemand neben uns steht, uns ansieht, mit uns redet, Zeit teilt und sich nicht von uns abschrecken lässt. Wenn wir weinen, reicht er uns seine Schulter zum Anlehnen.
Er schenkt uns sein Lachen, seine Geschichten. Uns öffnet er seine Tür. Die Welt da drüben ist so schön und ehrlich. Mein Herz sagt, dass ich nicht mehr aufpassen muss.
Als ich und er so bei seiner offenen Tür lehnen, küsst er mich plötzlich - auf die Stirn, den Hals, den Mund. Mein Herz pocht so laut, es schreit. Es fühlt sich nicht mehr krank an. Im nächsten Augenblick drehe ich mich um und bemerke, dass meine Mauer langsam zusammenfällt. Man sieht nur mehr Ansätze eines Bauwerks, das längst seinen Denkmalschutz verloren hat. Ich kann mein Glück kaum begreifen und weine. Er küsst Träne für Träne zärtlich weg und lächelt mich dabei an.
Nun wird mir klar -
dass meine Mauer nur brechen konnte, weil er als Einziger, von Anfang an, ohne es zu kennen auch das Dahinter liebte - nicht nur die schön bemalte Fassade.
Tags: sich fallen lassen, Mauer bauen | http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/liebe/die-mauer-die-wir-bauen/1452212 | https://web.archive.org/web/20150306035400/http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/liebe/die-mauer-die-wir-bauen/1452212 | fuehlen | liebe | 1,452,212 |
1,278,496,440 | manao | http://www.neon.de/user/manao | Eine lange, ungewöhnliche Nacht | Menschen laufen weinend aus dem Tunnel. Einer stüzt den anderen.
Ein schlimmes Szenario | Es ist nach Mitternacht. Die blauen Blinklichter auf dem Dach stören die Dunkelheit der Nacht. Wir fahren mit vier Fahrzeugen, ich sitze im letzten und beobachte die anderen. Vor uns liegen gut 20 Minuten Fahrt.
In dem ICE-Tunnel, der noch in unserem Aufgabengebiet liegt, ist ein Zug entgleist.
Wir fahren ziemlich schnell, es ist kaum ein anderes Auto unterwegs. Das Martinshorn müssen wir nur an einer großen Kreuzung anstellen.
Vielleicht werden davon Menschen wach. Sie werden sich aufregen, wie denn die Feuerwehr nachts nur so einen Lärm machen kann.
Als wir an dem Rettungsplatz ankommen, ist schon alles in vollem Gange. Unsere Fahrzeuge werden plaziert, wir steigen aus.
Das Deutsche Rote Kreuz baut Zelte und Liegen auf, die Einsatzleitwagen bereiten sich auf einen chaotischen Funkverkehr vor.
Auch ein Verpflegungszelt wird eingerichtet, damit wir uns stärken können, was sich später aber als Reinfall rausstellen wird.
Unser Maschinist fährt den Lichtmast aus, um den Platz auszuleuchten, im Moment bilden die Scheinwerfer und blauen Blitzlichter die einzigen Lichtquellen.
Zwei andere Kameraden laufen zum Tunnel. Sie müssen die Oberleitung erden, damit wir die Gefahr des Stromes ausschließen können.
Mein Kamerad und ich stellen in der Zeit einen weiteren Lichtmast auf, den wir auf die Schienen richten.
Auf dem Weg zum Tunneleingang, aus dem es stark qualmt, hören wir die ersten, verzweifelten Rufe nach Hilfe. Vom Roten Kreuz haben wir Karten bekommen, die wir ausfüllen und an den Opfern, die selber laufen können befestigen.
Wir nehmen die ersten Menschen in Empfang. Sie weinen, humpeln, stützen sich gegenseitig. Sie erzählen, teilweise unverständlich durch das Schluchzen, dass ihre Angehörigen im Zug sind, aber nicht laufen können.
Die Schwerverletzten müssen auf den Rettungszug warten. Dieser wurde schon alarmiert und ist auf dem Weg. Es wird eine Weile dauern, bis der dieselbetriebene Retter ankommt.
Nachdem die Karten ausgefüllt sind, führen wir sie auf dem schmalen Weg, neben den Gleisen auf denen sie eben noch mit einer enormen Geschwindigkeit gefahren sind, zurück zum Rettungsplatz. Dort übergeben wir sie dem Roten Kreuz.
Per Funk spricht uns ein Kamerad an, der am Tunneleingang steht. Es kommen immer mehr Leute aus dem Tunnel. Er kann das Erdungsset nicht einfach so hängen lassen und sie herbringen, da die Gefahr besteht, dass sich ein Opfer daran zu schaffen macht, während er weg ist. Man würde denken, dass in so einer Situation kein Mensch so etwas machen würde, doch man kann in keinen Kopf hineinschauen.
Das würde für alle im Tunnel Lebensgefahr bedeuten.
Also begeben wir uns mit etwas Verstärkung zurück zum Unglücksort.
Während wir die Verletzten zum Platz bringen trifft der Rettungszug ein.
Er besteht aus zwei Transportwagen, einem Gerätewagen, einen Löschwagen und einem Sanitätswagen. Einsatzkräfte steigen ein, um in den Tunnel zu fahren. Am ganzen Zug entlang sind Lichtröhren angebracht. Als der Zug langsam an uns vorbei fährt, bekomme ich ein komisches Gefühl. Es ist Angst und noch etwas. Aber was, weiß ich nicht.
Nach zwei Stunden kann ich Pause machen. An unserem Einsatzleitwagen hole ich mir einen heißen Tee und tausche mich mit Kameraden aus.
Gemeinsam mit einem von ihnen mache ich mich auf den Weg zum Verpflegungszelt. Immer wieder fahren Krankenwagen vom und auf den Platz.
Im Zelt angekommen, ist die Enttäuschung groß: Schokoriegel und Kaffee. Mehr gibt es nicht. Kaffee trinke ich nicht, also nehm ich mir nur eine Hand voll Schokolade mit. Ein belegtes Brötchen wär mir lieber gewesen.
Nach 10 Minuten ist meine Pause rum. Jetzt kümmer ich mich um die Verletzten aus dem Rettungszug, die zum Platz gefahren werden. Doch das war die letzte Fahrt, sodass ich mich zurück zu unserem Fahrzeug begebe. Meine anderen Kameraden sind inzwischen auch eingetroffen. Wir können einpacken, der Einsatz ist vorbei. Die letzten Patienten werden betreut und transportfertig gemacht, dann kann auch das Rote Kreuz abbauen.
So lange warten wir noch, da sie sonst im dunkeln stehen würden.
Auf der Heimfahrt funktioniere ich meine dicke Jacke zu einem Kissen um und versuche es mir bequem zu machen. Wirklich gemütlich ist es nicht, doch das schaukeln unseres Fahrzeuges schafft es doch noch, mich einnicken zu lassen.
Im Stützpunkt angekommen, machen wir unseren Fuhrpark wieder einsatzbereit und melden das der Leitstelle.
Wir sitzen noch auf ein Bier zusammen und lassen alles Revue passieren.
Alle sind sich einig: es war zu chaotisch. Gut, dass es nur eine Übung war, im Ernstfall hätte es Probleme gegeben. | http://www.neon.de:80/artikel/wissen/job/eine-lange-ungewoehnliche-nacht/674458 | https://web.archive.org/web/20121115101241/http://www.neon.de:80/artikel/wissen/job/eine-lange-ungewoehnliche-nacht/674458 | wissen | job | 674,458 |
1,315,535,280 | LivoGar | http://www.neon.de/user/LivoGar | Ich hätte gerne ADS | Was ist, wenn gar nichts geht und keiner ist schuld? | Ich hätte gerne ADS. Oder: Eine Psychose vielleicht. Etwas, das einen Namen hat. Für das man bemitleidet wird oder schräg angeguckt. Gesellschaftlich akzeptiertes Schräg-angeguckt-werden.
Etwas, das mich erklärt.
Mich und meinen furchtbaren Drang nach Nichtstun.
Mich und meine kruden Gedanken.
Meine vermeintliche Fülle, die doch nur Leere ist.
Weil nichts raus muss. Wo nichts ist, kann nichts raus.
Wo nichts raus kommt, ist Stillstand.
Das ist OK, wenn es irgendwie heißt.
Depression, oder Schizophrenie oder Burnout oder Quarter Life Crisis.
Dann können es alle verstehen und ordentlich wegsortieren.
Dann gibt es Pillen und Schulterklopfer und vorgetäuschtes Verständnis und Selbsthilfebücher und Selbsthilfegruppen.
Dann gehört man irgendwo dazu.
Aber was ist, wenn man einfach nur leer ist, einfach nur faul, einfach nur unentschlossen und vor Allem: Traurig, einfach so?
Ohne Namen, ohne Diagnose, ohne Pillen und schon gar nicht mit Erklärung?
Was ist, wenn gar nichts geht und keiner ist schuld?
Was ist, wenn das Leben einem nichts schuldet, man es aber trotzdem mit Warten verschwendet?
Auf das Große, die Erkenntnis, den Beginn, das Ende der Suche?
Was ist, wenn währenddessen all die Dinge die man tun müsste, wollen müsste, langsam Patina kriegen vor Nichtbeachtetwerden, wenn sich Rechnungen stapeln und die Semesterzahl wächst, von einem Studium, das man nie wirklich machen wollte, das aber immer irgendwie weiterging, bis man kurz vor Schluss plötzlich hoppla! Denkt.
-und dann gar nichts mehr?
Was ist, wenn das Denken einfach endet, an seine Grenzen gekommen, wenn sich alles vor lauter ÜberdenTellerrandgeblicke beginnt, aufzulösen, bis man schwerelos wird vor Wahlmöglichkeit, bis einem die unendliche Weite ein Gipskorsett umlegt?
Was ist, wenn das ganze Gewarte und Gedenke und Gesuche und Verstehenkönnen einen in ein Kaleidoskop verwandeln, 7200 Perspektiven durch ein Auge und ein kleines Loch?
Was ist, wenn einen all diese Perspektiven und das Gewarte und das Gedenke und das Verstehenkönnen in die Untätigkeit lähmen, bis in die Leere hinein, aus der nichts raus muss und in die nichts mehr reingeht?
Wenn man einfach rausfällt aus der Wohlgeordnetheit, obwohl man so aussieht wie alle Anderen, so redet, so lacht und so tut, immer die ganze Zeit ganz normal –tut?
Wer guckt einen dann schräg an?
Oder sind alle gleich schräg, gleich ungeordnet, gleich überfordert, nur manche nennen es Burnout und manche nennen es schwere Kindheit und manche denken einfach. Verdammt noch mal. Nicht die ganze Zeit. Drüber nach!?
Was ist überhaupt, wenn man sie nicht hatte, die schwere Kindheit, die soviel erklären könnte, aufgearbeitet werden, ad acta gelegt? Was ist, wenn man immer nur dauernd Glück hatte und trotzdem nichts (wollen) kann?
Dann leidet man endlich vielleicht doch an Etwas, was einen Namen hat:
An einem akuten Fall überbordenden Selbstmitleids.
An der ganz normalen Erkenntnis, gewöhnlich zu sein.
Und daran, dass eine Hausarbeit geschrieben werden muss, um abgegeben,
Geld verdient, um ausgegeben, eine Wohnung renoviert, um bezogen werden zu können.
Und daran, dass all das keinen Spaß macht.
Und man es trotzdem wollen muss.
Ob man will, oder nicht. | http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/psychologie/ich-haette-gerne-ads/682969 | https://web.archive.org/web/20110926081150/http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/psychologie/ich-haette-gerne-ads/682969 | fuehlen | psychologie | 682,969 |
1,457,014,980 | Ellie30 | http://www.neon.de/user/Ellie30 | Geborgenheit | Ich weiß gar nicht, ob du weißt, was du mir gibst. | Es ist spät in der Nacht und ich komme nach Hause. Draußen die Dunkelheit, während ich in unsere Einfahrt einbiege. Ich sehe das Haus, und sofort breitet sich Wärme in mir aus.
Ich parke das Auto, steige aus und schließe auf. Hinter der Flurtür warten die Hunde, die mich müde begrüßen und sich schnell wieder schlafen legen. Du schläfst auch schon, die Tür zum Schlafzimmer steht wie immer offen. Im Haus ist es dunkel, aber wiederum auch nicht. Du hast Kerzen angezündet, die ein warmes Licht verbreiten und meine innere Wärme verstärken.
Ich bleibe in der Küche stehen und sehe mich um, atme tief ein, fühle in mich hinein. Alles hier, es ist so vertraut, lässt mich ankommen. Ich sehe zum Herd rüber. Du hast etwas zu essen gekocht, falls ich noch Hunger habe, wenn ich nach Hause komme. Ich habe großen Hunger, aber alles in mir sehnt sich nur nach dir.
Ich weiß gar nicht, ob du weißt, was du mir gibst. Wenn du genau diese Dinge tust, wenn du ein Licht brennen lässt, etwas zu essen kochst, wenn du mich anrufst, nur um zu fragen, wie es mir geht. Wenn du mein Auto umparkst, damit es nicht zufriert über Nacht, den Ofen anmachst, damit es warm ist, wenn ich nach Hause komme. Wenn du mich mitten in der Nacht in den Arm nimmst und wenn du mich zum Lachen bringst, weil mein Tag doof war.
Und wenn ich dir dann sage, wie wunderbar du bist und wie fürsorglich und du mich dann ansiehst und nur schon dein Blick mir sagt, dass du das alles tust, weil du mich liebst.
Weißt du, was du mir damit gibst? Es ist Geborgenheit. Geborgenheit, die ich auch spüre, als ich in dieser Nacht zu dir ins Bett krieche, deinem Atem lausche, ganz nah bei dir liege und spüre, dass in diesem Moment nichts auf der Welt mir etwas anhaben kann. Weil es dich gibt. | http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/liebe/geborgenheit/1563117 | https://web.archive.org/web/20160623180611/http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/liebe/geborgenheit/1563117 | fuehlen | liebe | 1,563,117 |
1,316,214,420 | init-admin | http://www.neon.de/user/init-admin | Die Singles der Ausgabe 3/2011 | Diesmal mit: deichgraf, mueffchen, hubi, andycandy81, thetvinmyhead | http://www.neon.de:80/artikel/-/-/die-singles-der-ausgabe-3-2011/686758 | https://web.archive.org/web/20111003062937/http://www.neon.de:80/artikel/-/-/die-singles-der-ausgabe-3-2011/686758 | - | - | 686,758 |
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1,229,009,880 | Tobias_Zick | http://www.neon.de/user/Tobias_Zick | Schmutzparade | Jedes Jahr verleihen vier Nichtregierungs-Organisationen in Brüssel einen Preis für die übelste Lobbying-Strategie: den „Worst Lobbying Award“. | http://www.neon.de/artikel/sehen/gesellschaft/schmutzparade/663468 | https://web.archive.org/web/20130531234834/http://www.neon.de/artikel/sehen/gesellschaft/schmutzparade/663468 | sehen | gesellschaft | 663,468 |
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1,356,626,460 | Finn_Fado | http://www.neon.de/user/Finn_Fado | Ich warte | weiche, warme Lippen, gegen meine Wand mit 180 Sachen | Lichtsäulen im Nebel, altbaugelbe Wände im Schatten,
junge Träume stehen Schlange, betrunkenes Warten,
der Club ist in, wer Draußen ist, out,
Hoffen und Bangen, Vorglühen wird zur Gänsehaut,
Vorbei an diesem Anblick, ich lass mich mitziehen,
Türsteher, Freunde, Gästeliste, Moment einfrieren,
Handshake, Grinsen, Spruch von den Lippen,
an der Garderobe werd ich den Verstand abkippen,
ich darf doch bitten, hier ist kein Platz für Leiden,
ich wühle mich durch andere Schokoladenseiten,
Barkeeper ist mein persönlicher Blackoutlieferant,
mein EMP, mein Sleeper-Effekt-Garant,
entspannt, Musik ist meine helfende Hand,
Zieht mich hoch, hilft mir auf, zerreißt das Band,
ich schweife ab, alles verschwimmt, Taumeln.
sie starrt mich an, zwei Meter entfernt, diese Augen,
ich wehr mich nicht gegen ihre Regenbogenhaut,
Ihr Lächeln ein Lichtblick, unverschämt vorlaut,
ich, Schritt eins, sie, Schritt zwei, kommt mir entgegen,
zwei Meter Slowmotion, filmreifes, blindes Verstehen,
Ein Augeblick Magie, echt, nicht gespielt, unverfälscht,
die Zeit gestoppt, um uns rum, Kaleidoskop,
keine Worte nötig, zumindest nehme ich sie nicht wahr,
wir stehen da, ihr Haar umrahmt die Fata Morgana,
Sie, ich, ich, sie, hörn zu wie Schmetterlinge lachen,
Sie steigt auf Zehenspitzen, ich will nie wieder aufwachen,
weiche, warme Lippen, gegen meine Wand mit 180 Sachen,
ich zerberste in Einzelteile, ich kann nicht mehr bluffen,
Ein Kuss wie ein Abschied, ich sehe ihr nach,
schmecke ihre Aura, als sie die Tür aufmacht,
ich bin lippenabwährts gelähmt, sie geht, ich bleibe,
ihr letzter Blick zurück, ihr letztes Lächeln "ich warte",
Stunden, Minuten oder doch eher Sekunden,
steh ich da, wie bestellt, nicht abgeholt, nur erfunden,
sie ist verschwunden, wach auf, ich muss raus,
als ich die Tür aufmach, hör ich Schmertterlingsapplaus,
Sie steht und raucht, unter ner Mütze halbversteckt,
um sie rum lautes Schwärmen, sie ist der butterfly effect,
sie hat mich entdeckt, und eilt mir entgegen,
sie erzählt über sich, ich starre, als könnt ich Lippenlesen,
Wieder, weiche warme Lippen, gegen ein Paar Steine,
sie hat den Rest der Mauer weggefegt, ich schweige,
sie ist wieder auf dem Sprung, ich höre weißes Rauschen,
sie zückt mein Telefon, präventives Nummertauschen,
Es hat sich ausgerauscht, nun sitz ich auf der Lauer,
am nächsten Tag, allein, vor den Trümmern meiner Mauer,
auf die letze sms kam nichts, obwohl ich darum gebeten hatte,
ein letzter Blick zum Display, letztes Lächeln-"ich warte" | http://www.neon.de/artikel/fuehlen/liebe/ich-warte/969811 | https://web.archive.org/web/20160626062828/http://www.neon.de/artikel/fuehlen/liebe/ich-warte/969811 | fuehlen | liebe | 969,811 |
0 | povisorisch | http://www.neon.de/user/povisorisch | Tale of us | Krieg besteht nicht nur aus Kampfhandlungen, sondern auch aus einer Zeitspanne, in der der Wille, sich zu bekriegen, ausreichend vorhanden ist. | Verlust ist im Kern seines Wesens eine Veränderung. Wir haben nur nie gelernt zu betrachten ohne zu werten. Wir empfinden das Leben nicht als Zeitstrahl, sondern als Bunker, in dem wir versuchen soviel wie möglich anzuhäufen. An materiellen Dingen, genauso wie an Erfahrungen, Beziehungen, Meinungen, Ansichten und Wünschen. Wir haben das Gefühl auf jede erdenkliche Situation vorbereitet sein zu müssen, haben uns so sehr auf die Idee von Eigentum fixiert, dass uns die Frage nach dem Sinn von diesen Bergen und Haufen an emotionalen Hamstereinkäufen wie ausserirdisch oder einfach belanglos erscheint.
Ich glaube, dass wir nichts für immer gebrauchen können, sondern, dass die Dinge und Beziehungen die ich heute habe, mir heute nützlich sind, mir heute etwas sagen können und mir heute etwas bedeuten. Und vorallem, dass ich sie loslassen oder ändern muss, wenn sich Situationen ändern.
Aber ja, loslassen schmerzt. Sich von einem Traum, einer Vorstellung zu verabschieden, an die man so lange und fest geglaubt und auf die man irgendwann inständig gehofft hat, ist wie ein Eingeständnis, dass die Welt sich deiner Kontrolle entzieht. Die Erkenntnis überhaupt verloren zu haben, brennt.
Ich erleide den Schmerz, der mich für eine Weile aus der trägen Bedeutungslosigkeit meiner kleinen Welt trägt. Er lässt mich schnuppern, was Menschlichkeit bedeutet. Schmerz ist universell da, er lässt sich nicht einfach wegkehren, so wie wir das mit unserer Verantwortung tun. Wie wir es mit unseren Wünschen tun.
Schmerz erleiden, akzeptieren, mitnehmen, ja. Aber nicht daran verzweifeln, nicht sich darauf fixieren, nicht auf dem Dachboden unserer Herzkammer verstecken. Denn, auch wenn wir ihn verstecken, ist er noch da und beschwert.
Wenn ich jetzt an dich denke, habe ich den Schmerz zu Ende gefühlt. Kann mich jetzt verabschieden. Es ist kein Abschied in die Bedeutungslosigkeit unserer Verbindung, sondern ein Abschied von dem destruktiven Schmerz, den wir uns immer wieder gegenseitig antun.
All das Leichte und Schöne an uns, war zu lange präsent. Liess sich nicht für eine Sekunde aus unseren Köpfen schlagen, um zu sehen, was wir uns ausserhalb dieser Blase angetan haben.
Ich dachte immer, dass die Bedeutung eines Menschen in meinem Leben mit der Zeit kongruiert, die ich mit ihm verbringe, die Anstrengung mit der ich an der Aufrechterhaltung der Beziehung kämpfe, ein Maß ist, mit dem sich die Intensität der Liebe feststellen ließe.
Nur, dass ich das nicht mehr glaube. Ich bin der festen Überzeugung , dass jeder Mensch , der in mein Leben kommt auch dahin gehört. Dass er einen Anspruch auf Exklusivität besitzt und mich beeinflusst. In gewisser Weise mein Leben mitformt. Das ändert sich nicht durch seine Abwesenheit. Vielmehr gehört es zur Vielfältigkeit des Lebens, gehört es zur Vielfältigkeit einer Beziehung. Es ist so als würde ich dich aus meinen jetzigen, heutigen Alltag verabschieden. Dein Verlust ist die Veränderung von meinem gestern und eine Entwicklung von meinem heute.Verlust bleibt im Kern seines Wesens eine Veränderung.
Aber weisst du was? Wiedersehen auch.
Tags: Gesellschaft, Alltag, Ende, Verlust, Wiedersehen | http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/liebe/tale-of-us/1595267 | https://web.archive.org/web/20160613043728/http://www.neon.de:80/artikel/fuehlen/liebe/tale-of-us/1595267 | fuehlen | liebe | 1,595,267 |
1,502,482,620 | summerbird85 | http://www.neon.de/user/summerbird85 | Gehen wir einen Kaffee trinken? | Authentizität – Wenn das Handeln einer Person nicht durch äußere Einflüsse bestimmt wird, sondern in der Person selbst begründet liegt. | Ihr mangelndes Verständnis für Ironie brachte meine beste
Freundin Miriam schon in so manche heikle Situation. Ich kann ein Lied davon
singen, bin ich doch ihre erste Ansprechpartnerin für all die Fälle, in denen
Männer mit Halbwahrheiten, Verlegenheitsfloskeln oder im schlimmsten Fall
großspurigen Grobheiten auf Miriam zugehen und ihr Handeln nicht in Einklang
mit ihren Worten bringen können. Dann taucht Miriam konsterniert bei mir auf,
um sich die Sachlage erklären zu lassen. An deren Ende steht meistens die
Einordnung eines Mannes in die Kategorie „nicht authentisch – Finger weg“, und
zwar einhergehend mit großer Verwunderung, weil Miriam damit überhaupt nichts
anfangen kann.
Miriam nimmt die Menschen immer beim Wort. Das führt
natürlich immer dann zu Irritationen, wenn ihr Gegenüber Dinge sagt, die nicht
so gemeint sind, wie es die Worte wiedergeben, wie es ja bei der Ironie der
Fall ist. Aber auch emotionale Unzulänglichkeiten bei Personen, oder sagen wir
es doch gleich gerade heraus, bei Männern, die sich über ihre Gefühle nur
sekundär Gedanken machen und dazu neigen, ihre Lust mit Komplimenten,
Bewunderung und Fürsorge einher gehen zu lassen, um das Ziel Sex zu erreichen,
führen bei Miriam immer wieder zu Verständnisschwierigkeiten.
Würde ein Mann klipp und klar sagen, dass er sie umwerfend
fände und ob sie gern eine Nacht mit ihm verbrächte, gäbe diese Klarheit Miriam
ein Instrument in die Hand, mit dem sie adäquat reagieren könnte. Sie hätte
dann nicht das geringste Problem zu sagen: „Danke für das Kompliment, aber
nein“, oder „Lass uns doch mal schauen, ob ich das Gleiche von dir sagen kann.
Da vorn ist eine Bar und wenn dein Esprit und deine Fantasie mich zum Lachen
bringen, komme ich mit.“ Das mag für die meisten Menschen vielleicht
befremdlich klingen. Bei näherem Hinschauen würde diese Art von Kommunikation
aber viele Missverständnisse vermeiden helfen.
Miriam ist eine Totalromantikerin, die sich andauernd in
jeden verliebt. Da ihre einzige Regel im Umgang mit dem anderen Geschlecht
„Authentizität“ lautet, geht sie davon aus, dass auch ihr Gegenüber authentisch
ist. Oft leider vergeblich, denn beziehungsfähige Mannsbilder, die sich im
Klaren über ihre Gefühle sind, sind rar. Für Miriam ist das sehr verwirrend und
faszinierend zugleich. Deshalb stürzt sie sich immer wieder in neue
Kernlernprozesse, um zu ergründen, wie die Männer ticken. Meistens mit
schmerzhaften Folgen.
Am Anfang eines Kennlernprozesses hört Miriam gern den Satz:
„Wollen wir mal einen Kaffee trinken gehen?“ Das gibt in gemütlicher Atmosphäre
Raum für geistreiche Gespräche, um die Seelen in einen Resonanzzustand zu
bringen. Miriam willigt also immer gern ein. Allerdings, um Kaffee trinken zu
gehen, denn es geht ihr nicht um Eroberung, sondern es geht ihr darum,
glückliche Zeiten zu verbringen. Lautet die imaginäre Übersetzung des Satzes
„Wollen wir mal einen Kaffee trinken gehen?“ beim Mann allerdings „Wollen wir
mal Sex haben?“, sind Missverständnisse vorprogrammiert. Sollte der Abend mit
Begleitservice bis zu Miriams Haustür führen, darf sich der „nicht authentische
– Finger weg“-Mann nach der obligatorischen Frage „Gehen wir noch auf einen
Kaffee zu dir rauf?“ nicht wundern, eine erstaunte Miriam antworten zu hören:
„Wieso? Wir haben doch gerade Kaffee getrunken.“
So ist sie, die Miriam. Sie ist, was unsereins als naiv
bezeichnen würde. Und dabei ist sie eigentlich nur absolut authentisch. Ich
muss auf sie aufpassen. Und ich tue das sehr gern. Manchmal wünschte ich, ich
wäre so authentisch wie sie.
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1,355,688,540 | nurluftundluegen | http://www.neon.de/user/nurluftundluegen | Was du bist. | Und was du bleibst. | Was
du bist. Was du bleiben wirst in diesem meinen Leben, ganz egal was
auch passieren möge, das habe ich noch nie gesagt, habe es noch nie
in Worte fassen können. Habe noch nie Mut gehabt, habe mir
Grundlegend immer und sowieso zu viele Gedanken gemacht.
Kopflos
trample ich durch diese Stille, mit dem knirschenden Schnee unter
meinen zwei linken Füßen und kann nichts mehr hören. Kann nichts
mehr sehen, da vor meinen Augen ist alles dunkel. Und dazwischen bist
du. Ein Licht. Deine Hand, die meine viel zu selten nimmt, eine Wärme
die meine innere Kälte zum vibrieren bringt. Augen, wie deine, die
brennen, voll von Wut und Unverständnissen. Augen die Strahlen,
voller Freude und manchmal sehe ich die Liebe.
Worte,
die gegen meine Stille kämpfen, Worte die mich durcheinander
bringen. Tränen. Zu viel von mir, zu wenig von dir. Worte, die weh
tun, wenn du sie nicht sagst. Worte, wie die von Liebe, die zu oft
gesagt, die Bedeutung ganz allmählich verlieren. Worte, die ich nie
gesagt habe, Narben, die zwischendurch ganz plötzlich ihren halt
verlieren, aufplatzen, aufreißen, auslaufen. Vergessen so ziemlich
unmöglich machen.
Was
du bist. Mein Herz, mein Leben, wäre zu übertrieben, wäre zu wenig
von mir, zu viel von dir. Wie eine Sonne warst du noch nie, zu dunkel
die Schatten die auf dir liegen, zu dunkel die Gedanken, die durch
deinen Kopf ziehen und die dich zerfressen. Zu schattig deine Nähe.
Zu einsam dein Herz, um meines aufzufüllen.
Zu
viel, ist kaputt und verloren gegangen in den Sekunden, in den
Stunden vor und mit dir, in mir und auch in dir. Wie könnten wir
eines sein, wenn wir nicht einmal die Hälfte von uns selbst sind? Können wir nicht, vielleicht können wir es werden.
Festhalten. Wenn
es dich zerreißt, wenn es dich zermürbt, wenn es dich
auseinanderbricht.
Halten,
deine weichen Hände, deine tanzende Seele, deinen schweren Kopf,
deine leeren Blicke, die Liebe. Die Liebe die es zwischen uns trotz
allem noch irgendwo gibt, die sich manchmal versteckt aber immer da
ist. Das, was wir nie verloren haben. Das, was du für mich bist. Was
du bleibst. | http://www.neon.de/artikel/fuehlen/liebe/was-du-bist/966750 | https://web.archive.org/web/20130502053248/http://www.neon.de/artikel/fuehlen/liebe/was-du-bist/966750 | fuehlen | liebe | 966,750 |
1,443,950,460 | Honigmelone | http://www.neon.de/user/Honigmelone | Sentimentale Gewalttäter | Manchmal war es schwer. Manchmal war es schwer, Österreich noch zu mögen.Wie zirka jeder, der in Oberbayern aufgewachsen war, litt Lena eigentlich an | schwerer Austrophilie. Lena hatte ein Herz für depressive Mehlspeisenesser und sentimentale Gewalttäter, dreimal schon war sie im Sisi-Museum gewesen. Sie mochte Fiakerpferde und verehrte Thomas Bernhard. Sogar Jörg Haider und geistesgestörte Nationalratswahlenergebnisse hatte sie ihren südlichen Alpen-Nachbarn vergeben. Die Aussicht, 48 Stunden im selben Hotel wie Herrn Herbert verbringen zu müssen, trieb Lena jedoch in eine Glaubenskrise.
Aus den fünf Metern Entfernung, die ihre Tische trennten, sah Herr Herbert nicht weiter auffällig aus. Ein Mann mit wilden grauen Haaren, der einen beigen Landhaus-Anzug trug, Rotwein trank und sich Weißwurstscheiben in den Mund schob. Wahrscheinlich erzählte er den Putzerfischen, die beflissen an seinen Lippen hingen, gerade einen Schwank von dem Biobauernhof in den Salzburger Alpen, in dem er mit seiner Frau sowie drei Bergbienenvölkern lebte. So wie der pastellfarbene Franz dreinschaute, diente er sich gerade mit dem Versprechen an, ein Buch über alpine Honigproduktion ins Programm zu nehmen. „Völlig rrrichtig“, bellte der kleine Hurz vom Controlling.
Vielleicht war Herbert aber auch schon beim landschaftlichen Irrsinn von Windkraftanlagen angelangt oder proklamierte gerade, dass Innovation wie Progression immer von den reichen Menschen im Land ausgingen. Diese dürfe man nicht mit unnötigen Steuern beschweren. „Dös iiis hoid amoi aso“, bekräftigte er seine Thesen dann gern in einem Zungenschlag, den Lena für Oberösterreichisch hielt (so weit, dass sie einzelne Dialekte auseinanderhalten konnte, ging ihre Austrophilie dann doch nicht). „Völlig rrrichtig“, bellte Hurz. Franz schlug vermutlich ein E-Book zum „Wahnsinn Windkraft“ vor. „Alliterationen haben einen Absatzspielraum von 20 Prozent plus“, juchzte er in Lena Vorstellung freudestrahlend.
Herberts Tochter, die ebenfalls am Tisch saß, nickte nun aus irgendeinem Grund nachdrücklich. Nadine, eigentlich gelernte Kindergärtnerin, hatte das Marketing des Verlags übernommen, als sie schwanger geworden war. „Dös iiis hoid amoi aso“ hatte Herbert per Edikt verkündet. Die Rührung über dessen Vaterliebe hatte sich im Haus in argen Grenzen gehalten. Normalerweise konnten Frauen, die während ihrer Einjahresverträge – und es gab nur Einjahresverträge – schwanger wurden, sich eine neue Stelle suchen. Bei werdenden oder jungen Vätern war es auch nicht anders. Lena ging zum Buffett. Wenn sie nachher kotzen musste, wollte sie vorbereitet sein.
Während sie Silberzwiebeln, Hühnchenspieße und Obazda mit Salzstangen auf ihren Teller hievte, ärgerte Lena sich über den schwachen Schachzug, alleine vom Tisch weggegangen zu sein. Die Chancen, dass Adriana gerade jetzt den beiden Volos ausschlaggebende Details zusteckte, standen nicht schlecht. Das schiefe Grinsen, mit dem Adriana Lena bedachte, als die sich hinsetzte, war mehr als verdächtig. Kamen die roten Äderchen in ihren Augen womöglich gar nicht von einer Augenentzündung? Lena wurde langsam paranoid.
So oder so war es schwachsinnig, ein MacBook für den besten persönlichen Jahresabschluss auszuschreiben, wenn sich nur zwei Leute im Wettbewerb befanden und einer davon ein ausgewiesener Wadlbeißer war. Lena überlegte, ob sie sich der Task Group „Optimierung des Incentives Systems“ anschließen sollte, entschied sich dann aber doch dafür, noch einmal Essen zu holen.
Aus dem Seminarraum drang nun Wiener Walzer. „Aufi götts!“, befahl Herr Herbert. Lena dachte ganz fest an Fiakerpferde.
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Erster Teil: http://www.neon.de/artikel/wissen/alltag/indirektes-licht/1515474 | http://www.neon.de:80/artikel/wissen/job/sentimentale-gewalttaeter/1516971 | https://web.archive.org/web/20151006200725/http://www.neon.de:80/artikel/wissen/job/sentimentale-gewalttaeter/1516971 | wissen | job | 1,516,971 |
0 | DayDreamingNightThinking | http://www.neon.de/user/DayDreamingNightThinking | Weißt du, | bei uns stimmt nicht das Timing, sondern nur die Chemie. | Weißt du, es gibt
viele Dinge die ich dir sagen könnte und auch wollte. Doch dann denk ich du
wirst diese wirren Gedankengänge nicht verstehen können. Vielleicht würdest du
nicht einmal ansatzweise gleich fühlen.
Gerne würd ich dir
sagen wie gern ich dich hab. Wie ich es genieße in deinen Armen zu liegen,
deinem Herzschlag zu lauschen und dein Atmen zu spüren. Wenn wir so daliegen.
Mit der Gewissheit, dass wir beide grad wach sind. Dass jedoch niemand ein Wort
sagen wird. Aus der Angst kein Gehör zu finden. Wie du mich dann morgens
ansiehst, mir einen letzten Kuss gibst und damit dann die ganze Magie
zerbricht. Ab diesem Moment werden nur noch Höflichkeiten ausgetauscht.
„Möchtest du was essen, trinken?“ „Nein danke.“ Bis ich auf den Bus renne und
wir uns zum Abschied nur umarmen.
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