f000001,11.480,22.360,"Da Geronimo am Abend die Burg verließ, forderte er strenge von Theodor, ihm zu sagen, warum er ihn gegen Manfred beschuldigt habe, daß er Theil an seiner Flucht genommen?" f000002,22.360,38.200,"Theodor gestand, er habe das aus der Absicht gethan, zu verhindern, daß nicht Manfreds Argwohn auf Matilde fallen mögte; und setzte hinzu: Geronimo's heiliges Leben und Amt sey ja vor dem Zorn des Tyrannen gedeckt." f000003,38.200,71.200,"Es that Geronimo herzlich weh, seines Sohnes Neigung für die Prinzessin zu entdecken; er überließ ihn der Ruhe, und versprach, ihm am nächsten Morgen wichtige Gründe mitzutheilen, warum er seine Leidenschaft überwältigen müsse. Theodor war, wie Isabelle, mit dem väterlichen Ansehn zu kurze Zeit bekannt, um dessen Entscheidungen gegen die Triebe seines Herzens gelten zu lassen; wenig neugierig, die Gründe des Klosterbruders zu erfahren, und noch weniger gestimmt, ihnen zu gehorchen." f000004,71.200,77.240,"Die liebliche Matilde hatte stärkeren Eindruck auf ihn gemacht, als kindliche Zuneigung." f000005,77.240,89.200,"Die ganze Nacht ergötzte er sich an Träumen der Liebe, und lange nach dem Morgengebet erinnerte er sich erst, daß der Mönch ihn an Alfonso's Grab beschieden habe." f000006,89.200,95.640,"Jüngling, sprach Geronimo, da er ihn ansichtig ward, dein Zaudern mißfällt mir." f000007,95.640,100.520,"Haben die Befehle eines Vaters schon so wenig Gewicht?" f000008,100.520,109.480,"Theodoren wolten die Entschuldigungen nicht recht glücken; er schob seine Verspätung darauf, daß er zu lange geschlafen habe." f000009,109.480,114.600,"Hast du nicht auch geträumt? fragte der Mönch mit strengem Ton." f000010,114.600,116.760,"Sein Sohn erröthete." f000011,116.760,122.760,"Unbesonnener! fuhr der Klosterbruder fort, dem darf nicht also seyn." f000012,122.760,126.360,"Reiß diese schuldige Leidenschaft aus deinem Herzen." f000013,126.360,128.880,"Schuldige Leidenschaft! rief Theodor." f000014,128.880,133.320,"Wohnt die Schuld, bey schöner Unschuld und sittsamer Tugend?" f000015,133.320,140.480,"Es ist Sünde, erwiederte der Mönch, die zu lieben, die der Himmel zum Verderben verdammt." f000016,140.480,147.360,"Das Geschlecht des Tyrannen wird von der Erde vertilgt, bis ins dritte und vierte Glied." f000017,147.360,153.000,"Kann der Himmel die Missethat der Frevler an den Reinen heimsuchen? sprach Theodor." f000018,153.000,156.480,"Die reizende Matilde hat Tugenden genug" f000019,156.480,161.080,"Dich unglücklich zu machen, unterbrach ihn Geronimo." f000020,161.080,168.720,"Hast du sobald vergessen, daß der wilde Manfred zweymal dein Todesurtheil sprach?" f000021,168.720,176.680,"Ich habe eben so wenig vergessen, erwiederte Theodor, daß seiner Tochter Erbarmen mich aus seiner Hand erlöste." f000022,176.680,181.800,"Unrecht kann ich vergessen, Gutthaten niemals." f000023,181.800,188.400,"Das Unrecht, welches Manfreds Geschlecht dir erwiesen, sprach der Mönch, übersteigt deine Begriffe." f000024,188.400,193.400,"Antworte nicht, sondern blick auf dies geweihte Denkmal." f000025,193.400,197.720,"Unter diesem Marmor ruht die Asche Alfonso des Guten." f000026,197.720,210.400,"Er war ein Fürst mit jeglicher Tugend geschmückt, der Vater seines Volks, die Freude der Menschen, Knie nieder vor ihm, halsstarriger Jüngling, und horch auf." f000027,210.400,221.880,"Dein Vater soll dir ein grausenvolles Geheimniß enthüllen, das jedes Gefühl aus deiner Seele treiben wird, nur den Vorsatz gottgefälliger Rache nicht." f000028,221.880,225.520,"Alfonso! höchstbeleidigter Fürst!" f000029,225.520,235.320,"Möge dein unbefriedigter Schatten, Ehrfurcht gebietend, mich im Schauer dieser Luft umschweben, daß meine zitternden Lippen" f000030,235.320,236.440,"Ein Fußtritt naht sich!" f000031,236.440,239.160,"Wer ist da?" f000032,239.160,244.760,"Die unglücklichste der Frauen, antwortete Hippolite, und trat in das Chor." f000033,244.760,246.360,"Darf ich näher kommen?" f000034,246.360,248.840,"Warum kniet dieser junge Mann?" f000035,248.840,252.360,"Was seht ihr beyde so bleich und grauenvoll?" f000036,252.360,255.240,"Was bringt euch zu diesem verehrten Grabe?" f000037,255.240,258.840,"Ist ein Geist euch erschienen?" f000038,258.840,270.360,"Wir hatten uns vor dem Himmel niedergeworfen, antwortete der Mönch ganz verwirrt, ihn anzuflehn, daß er den Plagen dieses jammervollen Landes ein Ende mache." f000039,270.360,273.360,"Verbinden Sie sich mit uns, gnädige Frau." f000040,273.360,285.680,"Vielleicht erhält Ihre makellose Seele eine Ausnahme von dem Gericht, das die Schreckenszeichen dieser Tage, nur zu sprechend, über Ihr Haus verkündigen." f000041,285.680,290.920,"Ich bitte Gott inbrünstig, es abzuwenden, sprach die fromme Fürstin." f000042,290.920,298.600,"Sie wissen, ich habe mein Leben hingebracht, Segen für meinen Gemahl und für meine schuldlosen Kinder zu erbitten." f000043,298.600,301.720,"Ach! mein Sohn ist von mir genommen!" f000044,301.720,304.960,"Höre nur der Himmel mein Gebet für die arme Matilde!" f000045,304.960,310.160,"Ehrwürdiger Vater, reden Sie für die." f000046,310.160,314.120,"Jedes Herz muß sie segnen! rief Theodor mit Entzücken." f000047,314.120,318.360,"Schweig, vorlauter Jüngling, sprach Geronimo." f000048,318.360,323.760,"Liebevolle Mutter, lehnen Sie sich nicht gegen die Rathschläge des Himmels auf." f000049,323.760,330.720,"Der Herr hats gegeben, der Herr hats genommen, der Nahme des Herrn sey gelobt!" f000050,330.720,334.560,"Ich lobe ihn jeden Augenblick, sprach Hippolite." f000051,334.560,337.960,"Aber wird er meines einziges Trostes nicht verschonen?" f000052,337.960,339.960,"Muß auch Matilde sterben?" f000053,339.960,344.880,"Ach, ehrwürdiger Vater, ich kam aber entlassen Sie Ihren Sohn." f000054,344.880,349.640,"Was ich noch zu sagen habe, darf kein sterbliches Ohr vernehmen, als das Ihrige." f000055,349.640,360.640,"Trefliche Fürstin! sagte Theodor, indem er sich entfernte, Gott wolle alles gewähren, was Ihre Hoheit begehrt!" f000056,360.640,363.560,"Geronimo sah finster aus." f000057,363.560,397.440,"Darauf entdeckte Hippolite ihrem Gewissensrath, welchen Vorschlag sie Manfred angegeben habe; daß er ihn gebilligt, und jetzt hingegangen sey, Matilde Friedrichen anzubieten. Geronimo konnte nicht verbergen, wie sehr ihm der Anschlag misfiel; er versteckte sich aber hinter dem Vorwand, es sey ihm unwahrscheinlich: daß Friedrich, Alfonso's nächster Blutsverwandter, der sein Erbtheil zu fordern hergekommen, mit dem unrechtmäßigen Besitzer seines Eigenthums sich verschwägern würde." f000058,397.440,413.960,"Aber nichts glich der Bestürzung des Klosterbruders, als ihm Hippolite gestand, sie finde sich bereit, der Ehescheidung nichts in den Weg zu legen, und ihn um seine Meinung fragte, ob sie sich bey ihrer Nachgiebigkeit beruhigen könne?" f000059,413.960,443.920,"Da war der Mönch sehr eifrig, den Rath zu ertheilen, den sie von ihm begehrte, und ohne zu erklären, warum er der vorhabenden Heirath zwischen Manfred und Isabellen so abgeneigt sey, schilderte er Hippoliten die Sündlichkeit ihrer Einwilligung mit den allerbeunruhigendsten Farben, drohte Gottes Gericht, wenn sie nachgäbe, und befahl ihr auf das strengste, jeden Vorschlag dieser Art, mit ausgezeichnetem Unwillen zu verwerfen." f000060,443.920,449.840,"Unterdessen hatte Manfred Friedrichen zugesprochen, und ihm die gedoppelte Verbindung vorgeschlagen." f000061,449.840,458.320,"Dieser schwache Fürst war von Matildens Reizen bezaubert, und ließ sich das Anerbieten nur zu gern gefallen." f000062,458.320,466.120,"Er vergaß seine Feindschaft gegen Manfred, welchen mit Gewalt aus seinem Besitz zu setzen, er wenig Hofnung vor sich sah." f000063,466.120,479.480,"Vielleicht, schmeichelte er sich, werde die Verbindung seiner Tochter mit dem Tyrannen keinen Nachfolger hervorbringen, und so sey ihm, durch seine Vermählung mit Matilden, die Erbnahme erleichtert." f000064,479.480,490.000,"Er wandte also nicht viel gegen den Antrag ein, und stellte sich nur zum Schein, als könne er nicht zusagen, bis Hippolite ihre Beystimmung zur Ehescheidung gegeben habe." f000065,490.000,492.800,"Dies nahm Manfred über sich." f000066,492.800,507.120,"Entzückt über diesen glücklichen Erfolg, und ungeduldig, sich in den Fall zu setzen, wo er Söhne erwarten könne, eilte er in das Zimmer seiner Gemahlin, entschlossen, ihr Gefälligkeit abzudringen." f000067,507.120,510.040,"Unwillig erfuhr er, sie sey ins Kloster gegangen." f000068,510.040,516.760,"Sein Gewissen gab ihm ein, Isabelle habe sie wahrscheinlich von seinem Vorsatz unterrichtet." f000069,516.760,525.640,"Es fiel ihm bey, sie möchte sich vielleicht ins Kloster begeben, um dort zu bleiben, bis sie ihrer Scheidung Hindernisse in den Weg legen könne." f000070,525.640,539.640,"Geronimo war ihm immer verdächtig gewesen; daher besorgte er, der Klosterbruder werde nicht nur seinen Absichten widerstehn, sondern habe auch Hippoliten den Entschluß eingeflößt, sich an heilige Stäte zu verfügen." f000071,539.640,556.600,"Ungeduldig, dies Räthsel zu lösen, und jenen Wirkungen entgegen zu arbeiten, eilte Manfred ins Kloster, und kam grade an, als der Mönch die Fürstin aufs eifrigste ermahnte, der Ehescheidung niemals Raum zu geben." f000072,556.600,559.320,"Was suchen Sie hier, Fürstin? sprach Manfred." f000073,559.320,564.480,"Warum konnten Sie nicht warten, bis ich vom Markgrafen zurückkam?" f000074,564.480,570.520,"Ich ging hieher, versetzte Hippolite, Ihrer Hoheit Rathschlüssen Segen zu erflehen." f000075,570.520,574.960,"Meine Rathschläge bedürfen keiner pfäffischen Vermittelung, sprach Manfred." f000076,574.960,581.000,"Giebt es denn unter allen Menschenkindern keinen Vertrauten für Sie, als diesen grauen Verräther?" f000077,581.000,584.360,"Sie lästern, gnädiger Herr, sprach Geronimo." f000078,584.360,589.680,"Sie treten zum Altar, um die Diener des Altars zu verhöhnen." f000079,589.680,593.040,"Aber Manfreds ruchlose Plane liegen am Tage." f000080,593.040,597.000,"Der Himmel kennt sie, und diese tugendhafte Fürstin." f000081,597.000,600.560,"Zornige Blicke schrecken mich nicht, gnädiger Herr." f000082,600.560,603.320,"Die Kirche verachtet Ihre Drohungen." f000083,603.320,606.760,"Der Kirche Donner sprechen lauter als Manfreds Wuth." f000084,606.760,620.320,"Wagen Sie es, Ihr verfluchtes Vorhaben der Ehescheidung weiter zu betreiben, bis der heilige Vater in Rom darüber entschieden hat, so werfe ich seinen Bannstrahl auf Ihr Haupt." f000085,620.320,634.160,"Vermeßner Rebell! sprach Manfred, und gewann es über sich, den Schauder zu verbergen, womit ihn die Worte des ehrwürdigen Geistlichen erfüllten; darfst du dich erfrechen, deinen rechtmäßigen Fürsten zu bedrohn?" f000086,634.160,639.600,"Sie sind kein rechtmäßiger Fürst, sagte Geronimo, Sie sind kein Fürst!" f000087,639.600,640.400,"Gehn" f000088,640.400,648.720,"Sie, Ihre Ansprüche gegen den Markgrafen zu bewähren, und ist das geschehn, Es ist geschehn, versetzte Manfred." f000089,648.720,655.440,"Friedrich erwählt Matilden zur Gemahlin, und ist zufrieden, seine Ansprüche aufzugeben, wenn ich männliche Nachkommenschaft erhalte." f000090,655.440,665.600,"Da er diese Worte sprach, ließ die Bildsäule Alfonso's drey Tropfen Bluts aus ihrer Nase fallen." f000091,665.600,667.640,"Manfred erblaßte." f000092,667.640,669.480,"Die Fürstin sank auf ihre Knie." f000093,669.480,680.560,"Sehn Sie, sprach der Mönch; erkennen Sie an diesem wunderbaren Zeichen, daß Alfonso's Blut sich mit dem Blute Manfreds nie vermischen will." f000094,680.560,686.800,"O mein Gemahl, sprach Hippolite, lassen Sie uns dem Himmel unterworfen seyn." f000095,686.800,691.360,"Nicht, daß Ihre immer gehorsame Gattin sich gegen Ihr Ansehn empört." f000096,691.360,694.160,"Sie will nichts, als was Sie wollen und die Kirche." f000097,694.160,698.400,"Dieser ehrwürdige Richterstuhl entscheide über uns." f000098,698.400,703.440,"Wir dürfen ja die Bande, die uns vereinigen, nicht auflösen." f000099,703.440,708.080,"Billigt die Kirche die Auflösung unsrer Ehe, so geschehe sie." f000100,708.080,710.760,"Ich habe nur wenig kummervolle Jahre zu leben." f000101,710.760,720.360,"Wo kann ich sie so gut verbringen, als am Fuß dieses Altars, als in Gebeten für Ihr Heil und Matildens?" f000102,720.360,723.560,"Aber bis dahin dürfen Sie nicht hier bleiben, sagte Manfred." f000103,723.560,725.520,"Folgen Sie mir in die Burg." f000104,725.520,729.440,"Dort werd' ich an die gehörigen Mittel denken, eine Ehescheidung zu bewirken." f000105,729.440,732.600,"Der pfäffische Zwischenträger kommt dort nicht hin!" f000106,732.600,737.240,"Mein gastfreyes Dach soll keinen Verräther beschützen." f000107,737.240,742.400,"Und deiner Wohlehrwürden Sprößling, fuhr er fort, verbann' ich aus meinen Landen." f000108,742.400,748.680,"Er ist, meyn' ich doch, keine heilige Person, und steht nicht unter dem Schutz der Kirche." f000109,748.680,757.880,"Wer auch Isabellens Gemahl wird, es ist nie der Sohn, der dem Bruder Falconara über Nacht aufgeschossen ist." f000110,757.880,795.760,"Die sind über Nacht aufgeschossen, antwortete der Mönch, die man unversehens auf dem Sitze rechtmäßiger Fürsten gewahr wird; aber sie verwelken, wie eine Blume auf dem Felde, und ihre Stäte kennet sie nicht mehr. Manfred warf einen verächtlichen Blick auf den Klosterbruder, und führte Hippoliten hinaus; aber an der Kirchthüre raunte er einem seiner Diener ins Ohr, sich in der Nachbarschaft des Klosters zu verstecken, und ihm augenblicklich Nachricht zu bringen, wenn jemand aus der Burg sich dahin begeben würde." f000111,795.760,803.600,"End von Teil neue gelesen von AugustKupus."