f000001,11.000,15.080,"Isabelle blieb nicht minder schlaflos." f000002,15.080,17.640,"Ihr Argwohn war besser gegründet." f000003,17.640,23.200,"Denn Theodors Zunge und Augen hatten ihr gesagt, sein Herz sey gefesselt." f000004,23.200,27.200,"Aber vielleicht erwiederte Matilde seine Neigung nicht?" f000005,27.200,30.240,"Sie schien immer unempfindlich gegen die Liebe." f000006,30.240,33.280,"Ihr Tichten und Trachten ging zum Himmel." f000007,33.280,37.280,"Warum sprach ich ihr dagegen? fragte Isabelle sich selbst." f000008,37.280,40.160,"Jetzt leid' ich für meine Großmuth." f000009,40.160,43.280,"Aber wo fanden sie sich? wann?" f000010,43.280,46.640,"Es ist unmöglich, ich muß mich irren." f000011,46.640,50.680,"Vielleicht sahn sie sich diesen Abend zum erstenmal." f000012,50.680,54.240,"Ein andrer Gegenstand beschäftigt seine Gefühle." f000013,54.240,58.480,"Wenn das ist, so bin ich minder unglücklich, als ich besorgte!" f000014,58.480,62.440,"Wenn es nur meine Freundin Matilde nicht ist!" f000015,62.440,79.080,"Und ich kann mich herablassen, die Liebe eines Mannes zu begehren, der so unhöflich und ohne Noth mir sagte, ich sey ihm gleichgültig? in eben dem Augenblick mir es sagte, wo alltägliche Lebensart wenigstens Ausdrücke der Achtung erfordert?" f000016,79.080,85.240,"Ich will zu meiner theuren Matilde gehn, sie wird mich in dem Stolz unterstützen, der mir zukommt." f000017,85.240,87.360,"Das Männergeschlecht ist falsch." f000018,87.360,89.960,"Wir wollen beyde ins Kloster." f000019,89.960,93.440,"Sie wird sich freuen, mich in dieser Stimmung zu finden." f000020,93.440,99.360,"Ja, ich sag' ihr, daß ich ihrem heiligen Beruf nicht länger widerspreche." f000021,99.360,112.000,"In dieser Gemüthsverfassung, und entschlossen, ihr ganzes Herz vor Matilden auszuschütten, trat sie in das Zimmer der Prinzessin, die sie ganz gekleidet fand, nachdenkend auf ihren Arm gelehnt." f000022,112.000,113.320,"Diese Stellung entsprach" f000023,113.320,124.040,"Isabellens eignen Gefühlen, erweckte ihren Argwohn von neuem, und zerstörte das Vertrauen, das sie ihrer Freundin zu beweisen sich vorgenommen hatte." f000024,124.040,133.320,"Sie errötheten, da sie gegen einander über standen, und waren zu sehr Neulinge, ihre Empfindungen geschickt zu verstellen." f000025,133.320,141.440,"Nach einigen unbedeutenden Reden und Antworten, befragte Matilde Isabellen, um die Ursache ihrer Flucht." f000026,141.440,156.280,"Diese hatte Manfreds Leidenschaft fast vergessen, so gänzlich war sie mit der ihrigen beschäftigt, und glaubte, Matilde meine ihre letzte Entfernung aus dem Kloster, welche die Begebenheiten des vergangenen Abends veranlaßte." f000027,156.280,158.200,"Darum erwiederte sie:" f000028,158.200,162.760,"Martelli sagte einigen Klosterleuten, Ihre Frau Mutter sei gestorben." f000029,162.760,168.160,"O! unterbrach sie Matilde, das Mißverständniß hat Bianca veranlaßt." f000030,168.160,172.480,"Sie sah mich in Ohnmacht fallen, und rief: die Prinzessin ist todt!" f000031,172.480,175.760,"Martelli holte grade sein Allmosen aus der Burg." f000032,175.760,181.240,"Warum fielen Sie in Ohnmacht? fragte Isabelle, der das übrige nichts anging." f000033,181.240,184.760,"Matilde erröthete, und stammelte." f000034,184.760,188.600,"Mein Vater saß zu Gericht über einen Verbrecher." f000035,188.600,192.080,"Ueber welchen Verbrecher? fragte Isabelle hastig." f000036,192.080,200.640,"Ueber einen Jüngling, antwortete Matilde, über den über den nemlichen Ueber Theodor? fragte Isabelle." f000037,200.640,203.200,"Ja, antwortete sie." f000038,203.200,216.160,"Ich hatte ihn nie zuvor gesehn, ich weiß nicht, was er gegen meinen Vater verbrochen haben mag da er Ihnen aber einen Dienst leisten können, so freut es mich, daß der Fürst ihm verziehn hat." f000039,216.160,219.400,"Mir einen Dienst? rief Isabelle." f000040,219.400,225.920,"Nennen Sie das mir einen Dienst leisten, daß er meinen Vater verwundete, und fast an seinem Tode schuld ist?" f000041,225.920,238.400,"Freylich bin ich nur seit gestern so glücklich, meinen Vater zu kennen; aber ich hoffe, Sie halten mich kindlicher Zärtlichkeit nicht so entfremdet, daß ich der Kühnheit dieses verwegenen Jünglings nicht zürnen sollte?" f000042,238.400,246.480,"Wie soll ich jemals Zuneigung gegen den empfinden, der sich erfrecht, seinen Arm gegen den Urheber meines Daseyns zu erheben?" f000043,246.480,260.280,"Nein, Matilde, mein Herz verabscheut ihn: und bewahren Sie mir noch die Freundschaft, die Sie mir von Kindheit an gelobten, so werden Sie einem Menschen fluchen, der im Begrif war, mich auf ewig zu verderben." f000044,260.280,268.960,"Matilde senkte ihr schönes Haupt, und antwortete: Ich hoffe, meine theure Isabelle bezweifelt ihrer Matilde Freundschaft nicht." f000045,268.960,271.880,"Ich sah den Jüngling gestern zum erstenmal." f000046,271.880,273.040,"Er ist mir völlig fremd." f000047,273.040,278.520,"Die Wundärzte aber sprechen, Ihr Herr Vater sey außer aller Gefahr." f000048,278.520,288.920,"Darum hegen Sie keine lieblose Empfindlichkeit gegen einen Mann, der, wie ich überzeugt bin, nicht wuste, daß Ihnen der Markgraf verwandt sey." f000049,288.920,292.560,"Sie reden recht warm für einen Fremden, sprach Isabelle." f000050,292.560,296.720,"Ich muß mich sehr irren, wenn er Ihre Liebe nicht vergilt." f000051,296.720,299.080,"Was meinen Sie? fragte Matilde." f000052,299.080,307.400,"Nichts, antwortete Isabelle, der es leid that, Matilden einen Wink von Theodors Zuneigung zu ihr gegeben zu haben." f000053,307.400,314.800,"Darauf änderte sie das Gespräch, und fragte Matilden: wie Manfred Theodoren für ein Gespenst halten können?" f000054,314.800,323.520,"Gott sey mir gnädig! antwortete Matilde, bemerkten Sie nicht, wie außerordentlich er dem Bildniß Alfonso's gleicht, in der Gallerie?" f000055,323.520,332.840,"Ich erwähnte es gegen Bianca, noch ehe ich ihn in Waffenrüstung sah, aber mit dem Helm auf dem Haupt, ist er das wahre Ebenbild des Gemäldes!" f000056,332.840,342.280,"Ich achte nicht viel auf Gemälde, sprach Isabelle, und noch weniger hab' ich den jungen Mann so aufmerksam betrachtet, als Sie gethan zu haben scheinen." f000057,342.280,343.520,"Ach, Matilde!" f000058,343.520,345.280,"Ihr Herz ist in Gefahr." f000059,345.280,347.080,"Lassen Sie sich freundschaftlich warnen." f000060,347.080,350.520,"Er hat mir gestanden, er sey verliebt." f000061,350.520,355.280,"In Sie kann er nicht verliebt seyn, Sie beyde sahn sich ja gestern zum erstenmal." f000062,355.280,355.840,"Nicht wahr?" f000063,355.840,368.960,"Allerdings! versetzte Matilde; aber warum schließt meine theure Isabelle aus einem Wort, das ich verlohren habe, ich sie hielt ein; dann fuhr sie fort:" f000064,368.960,377.920,"Sie sah er zuerst, und ich bin nicht so eitel, zu glauben, meine wenigen Reize könnten ein Herz gewinnen, das Ihnen gewidmet ist." f000065,377.920,384.080,"Seyn Sie glücklich, Isabelle, aus Matilden werde was da will!" f000066,384.080,389.360,"Isabellens Herz war zu ehrlich, einem so liebevollen Ausdruck zu widerstehn." f000067,389.360,402.760,"Meine liebliche Freundin, sprach sie, Sie bewundert Theodor; ich seh' es; ich bin davon überzeugt; und ein Gedanke an mein eignes Glück soll mich nie dahin bringen, dem Ihrigen in den Weg zu treten." f000068,402.760,406.760,"Diese Offenheit brachte die sanfte Matilde zu Thränen." f000069,406.760,420.000,"Die Eifersucht, die für einen Augenblick, Kälte unter diese liebenswürdigen Geschöpfe ausgestreut hatte, wich jetzt der angebohrnen Aufrichtigkeit und Unbefangenheit ihrer Seelen." f000070,420.000,432.760,"Jede gestand der andern den Eindruck, den Theodor auf sie gemacht hatte, und auf dieses Geständniß folgte ein Wettstreit der Großmuth; jede wollte ihrer Freundin ihre Ansprüche aufgeben." f000071,432.760,439.600,"Endlich erinnerte die Würde der Tugend Isabellen, Theodor habe ihrer Nebenbuhlerin den Vorzug gegeben." f000072,439.600,448.720,"Sie entschloß sich, ihre Leidenschaft zu überwinden, und den geliebten Gegenstand ihrer Freundin abzutreten." f000073,448.720,455.760,"Noch dauerte der freundschaftliche Zwist, als Hippolite in das Zimmer ihrer Tochter trat." f000074,455.760,470.240,"Fräulein, sprach sie zu Isabellen, Sie haben so viel Zuneigung für Matilden, und nehmen so freundschaftlichen Theil an unser unglückliches Haus, daß ich keine Geheimnisse für mein Kind haben kann, die Sie nicht anhören dürften." f000075,470.240,475.000,"Die Prinzessinnen schwiegen mit ängstlicher Aufmerksamkeit." f000076,475.000,495.280,"Wissen Sie also, Fräulein, fuhr Hippolite fort, und du, meine theure Matilde, alle Begebenheiten dieser beyden letzten schrecklichen Tage überzeugen mich, es ist der Wille des Himmels, daß der Scepter von Otranto aus Manfreds Hand in die des Markgrafen Friedrich übergehe." f000077,495.280,503.760,"Vielleicht giebt mir die Vorsehung den Gedanken ein, unser gänzliches Verderben, durch Vereinigung unsrer feindlichen Geschlechter abzuwenden." f000078,503.760,512.840,"In dieser Rücksicht hab' ich meinem Gemahl vorgeschlagen, dieses theure Kind Ihrem Vater Friedrich zur Gemahlin zu geben." f000079,512.840,516.360,"Ich, die Gemahlin Friedrichs! rief Matilde." f000080,516.360,518.600,"Gerechter Himmel! o meine gütige Mutter!" f000081,518.600,521.120,"Haben Sie mit meinem Vater schon davon geredet?" f000082,521.120,524.320,"Das hab' ich, antwortete Hippolite." f000083,524.320,530.080,"Er ließ sich meinen Vorschlag wohl gefallen, und ist hingegangen, ihn dem Markgrafen zu eröfnen." f000084,530.080,535.920,"Ach! unglückliche Fürstin! was haben Sie gethan? rief Isabelle." f000085,535.920,542.160,"Welches Verderben hat Ihre unbedachtsame Güte über Sie, über Matilde, über mich gebracht!" f000086,542.160,547.880,"Verderben von mir, über Sie und mein Kind? fragte Hippolite." f000087,547.880,549.080,"Was soll das bedeuten?" f000088,549.080,557.480,"Ach, sagte Isabelle, die Reinheit Ihres Herzens hindert Sie, die Verderbtheit andrer zu bemerken." f000089,557.480,564.120,"Manfred, Ihr Gemahl, ist so Gottes vergessen Halten Sie ein, Fräulein, sprach Hippolite." f000090,564.120,568.120,"Sie dürfen nicht in meiner Gegenwart alle Achtung gegen Manfred vergessen." f000091,568.120,571.680,"Er ist mein Fürst und mein Gemahl." f000092,571.680,578.040,"Er wird es nicht lange bleiben, antwortete Isabelle, wenn ihm sein boshaftes Vorhaben gelingt." f000093,578.040,582.240,"Ich erstaune über diese Sprache, sagte Hippolite." f000094,582.240,588.920,"Ihre Aufwallungen sind lebhaft, Isabelle; aber bis diesen Augenblick hab ich Sie nicht unbescheiden werden sehn." f000095,588.920,595.840,"Welche von Manfreds Thaten berechtigt Sie, ihn als einen Räuber, als einen Meuchelmörder zu behandeln?" f000096,595.840,604.360,"Tugendhafte, leichtgläubige Fürstin, erwiederte Isabelle, er sucht nicht Ihren Tod, aber Ihre Entfernung." f000097,604.360,605.640,"Er will sich scheiden." f000098,605.640,608.680,"Er will sich von mir scheiden!" f000099,608.680,615.120,"Von meiner Mutter scheiden! riefen Hippolite und Matilde zu gleicher Zeit." f000100,615.120,624.000,"Ja, das will er, sprach Isabelle; und um das Maas seines Frevels voll zu machen, will er ich kann es nicht aussprechen!" f000101,624.000,627.280,"Was ist schlimmer, als Sie bereits gesagt haben? rief Matilde." f000102,627.280,629.640,"Hippolite schwieg." f000103,629.640,637.120,"Der Schmerz erstickte ihre Sprache, und die Erinnerung an Manfreds neuerliche zweydeutige Reden bekräftigte, was sie gehört hatte." f000104,637.120,640.760,"Theure, vortrefliche Frau!" f000105,640.760,646.880,"Fürstin! Mutter! rief Isabelle, und umarmte ihre Knie in einem Ausbruch des Gefühls." f000106,646.880,657.320,"Trauen Sie mir, glauben Sie mir, ich will tausendmal lieber sterben, als einwilligen, Ihnen Unrecht zu thun, als in einen so verhaßten Antrag willigen!" f000107,657.320,661.200,"Dies geht zu weit, sprach Hippolite." f000108,661.200,664.120,"So leitet ein Fehltritt zum andern." f000109,664.120,669.200,"Stehn Sie auf, liebe Isabelle, ich zweifle an Ihrer Tugend nicht." f000110,669.200,672.000,"Matilde, dieser Schlag ist zu schwer für dich!" f000111,672.000,675.200,"Weine nicht, mein Kind, murre nicht, ich befehl' es dir." f000112,675.200,679.120,"Erinnere dich, er bleibt dein Vater." f000113,679.120,684.800,"Aber Sie sind meine Mutter, erwiederte lebhaft Matilde, und Sie sind tugendhaft, Sie sind schuldlos." f000114,684.800,687.760,"O, muß ich nicht, muß ich nicht klagen?" f000115,687.760,690.920,"Du mußt nicht, sprach Hippolite." f000116,690.920,693.080,"Komm, alles wird gut gehn." f000117,693.080,698.360,"Manfred war bestürzt über den Tod deines Bruders; er wuste nicht, was er sprach." f000118,698.360,700.880,"Vielleicht verstand ihn Isabelle unrecht." f000119,700.880,703.240,"Sein Herz ist gut." f000120,703.240,705.240,"Mein Kind, du weißt nicht alles." f000121,705.240,710.280,"Ein Verhängniß schwebt über uns, die Hand der Vorsicht ist ausgestreckt." f000122,710.280,713.440,"Könnt' ich nur dich aus dem Schiffbruch retten!" f000123,713.440,720.360,"Ja! sprach sie mit festerem Ton, vielleicht wird meine Aufopferung für alle büßen." f000124,720.360,724.000,"Ich gehe, und erbiete mich selbst zu dieser Trennung." f000125,724.000,727.080,"Was aus mir wird, daran ist nichts gelegen." f000126,727.080,738.160,"Ich will mich in das nahgelegene Kloster einschließen, und den Ueberrest meines Lebens mit Gebeten und Thränen hinbringen, für mein Kind und den Fürsten!" f000127,738.160,744.600,"Sie sind viel zu gut für diese Welt, sagte Isabelle, wie Manfred zu schlecht ist." f000128,744.600,749.320,"Aber glauben Ihre Hoheit nicht, daß Ihre Nachgiebigkeit mich bestimmen wird." f000129,749.320,752.280,"Hier schwör' ich, vor allen Heiligen." f000130,752.280,755.280,"Ich beschwöre Sie, halten Sie ein! rief Hippolite." f000131,755.280,767.040,"Bedenken Sie, daß Sie nicht von sich selbst abhängen, daß Sie einen Vater haben, Mein Vater ist zu gottselig, und zu edelmüthig, unterbrach sie Isabelle, eine ruchlose That zu befehlen." f000132,767.040,772.680,"Solte er sie aber befehlen; hat er ein Recht, mich zum Fluch zum zwingen?" f000133,772.680,775.920,"Ich war mit dem Sohn verlobt, kann ich den Vater heyrathen?" f000134,775.920,777.960,"Nein, gnädige Frau, nein!" f000135,777.960,781.280,"Keine Gewalt reißt mich zu Manfreds verhaßtem Lager." f000136,781.280,783.920,"Er ist mir zuwider, er ist mir abscheulich!" f000137,783.920,787.240,"Göttliche und menschliche Gesetze entfernen mich von ihm!" f000138,787.240,796.040,"Und kann ich meiner Freundin, kann ich meiner theuersten Matilde zarte Seele verwunden, und ihre angebetete Mutter beleidigen?" f000139,796.040,798.520,"Meine Mutter! ich habe nie eine andre gekannt." f000140,798.520,801.560,"sie ist unser beyder Mutter!" f000141,801.560,804.760,"Wir können sie nie genug verehren!" f000142,804.760,814.320,"Geliebte Kinder, sprach gerührt Hippolite, eure Zärtlichkeit überwältigt mich aber ich darf ihr nicht nachgeben." f000143,814.320,817.040,"Uns kommt es nicht zu, für uns zu wählen." f000144,817.040,821.480,"Der Himmel, unsre Väter, unsre Ehemänner, entscheiden über uns." f000145,821.480,827.600,"Gebt Geduld, bis ihr erfahren werdet, was Manfred und Friedrich beschlossen haben." f000146,827.600,833.800,"Nimmt der Markgraf Matildens Hand an, so weiß ich, sie wird willig gehorchen." f000147,833.800,837.760,"Gott vermittle und verhüte das Uebrige." f000148,837.760,845.480,"Was will mein Kind? fuhr sie fort, als sie Matilden in sprachloser Thränenflut zu ihren Füßen fallen sah." f000149,845.480,852.080,"Antworte mir nicht, meine Tochter; ich darf kein Wort gegen den Willen deines Vaters vernehmen." f000150,852.080,860.320,"O zweifeln Sie nicht an meinem Gehorsam, an meinem fürchterlichen Gehorsam gegen ihn und Sie! sprach Matilde." f000151,860.320,870.200,"Aber kann ich, o verehrteste unter allen Frauen, kann ich diese Zärtlichkeit, diese ungemeine Güte erproben, und der besten Mutter einen Gedanken verhehlen?" f000152,870.200,874.720,"Was wollen Sie sagen? sprach Isabelle zitternd." f000153,874.720,876.360,"Besinnen Sie sich, Matilde." f000154,876.360,888.640,"Nein, Isabelle, antwortete die Prinzessin, ich verdiene diese unvergleichliche Mutter nicht, so lange im innersten Winkel meiner Seele ein Gedanke wider ihre Erlaubniß verweilt." f000155,888.640,904.400,"Ja, ich habe sie beleidigt; ich habe eine Leidenschaft sich in mein Herz schleichen lassen, die nicht von ihr gebilligt ward: aber hier entsag' ich ihr, hier gelob' ich dem Himmel und ihr Kind, Kind, sagte Hippolite, was muß ich hören?" f000156,904.400,908.120,"Welche neuen Unfälle thürmt das Schicksal über uns auf?" f000157,908.120,910.480,"Du nährst eine Leidenschaft?" f000158,910.480,916.680,"Du, in dieser Stunde der Zerstörung? ich fühle meine ganze Schuld, sprach Matilde." f000159,916.680,920.320,"Ich verabscheue mich selbst, wenn ich meine Mutter betrübe." f000160,920.320,922.920,"Sie ist mein theuerstes Gut auf der Welt." f000161,922.920,925.040,"Ich will ihn niemals wie der sehn!" f000162,925.040,931.360,"Isabelle, sagte Hippolite, Sie wissen um dieses unglückliche Geheimniß." f000163,931.360,933.720,"Es sey was es wolle, reden Sie." f000164,933.720,941.400,"Wie? rief Matilde, hab' ich meiner Mutter Liebe so ganz verlohren, daß sie mich selbst über meine Fehler nicht mehr hören will?" f000165,941.400,944.320,"So ist es aus mit mir, so muß ich sterben." f000166,944.320,950.120,"Sie sind zu grausam, gnädige Frau, sprach Isabelle zu Hippoliten." f000167,950.120,955.120,"Können Sie ihre tugendhafte Seele so beängstigt sehn, und sich ihrer nicht erbarmen?" f000168,955.120,961.680,"Ich solte mich meines Kindes nicht erbarmen? sprach Hippolite, und schloß ihre Tochter in ihre Arme." f000169,961.680,967.400,"ich weiß, sie ist gut, sie ist ganz Tugend, ganz Zärtlichkeit und Gehorsam." f000170,967.400,971.280,"Ich vergebe dir, meine trefliche, meine einzige Hofnung!" f000171,971.280,981.800,"Darauf entdeckten die Prinzessinnen Hippoliten ihre beiderseitige Neigung zu Theodoren, und Isabellens Entschluß, ihn an Matilde abzutreten." f000172,981.800,994.680,"Hippolite tadelte ihre Unvorsichtigkeit, und bewies ihnen, wie unwahrscheinlich es sey, daß einer ihrer Väter seine Erbin einem so armen Mann, obgleich von edler Geburt, zusagen würde." f000173,994.680,1004.640,"Einigen Trost gab es ihr, ihre Leidenschaft so jung zu finden, und zu erfahren, daß Theodor sich von keiner so etwas gewärtigen könne." f000174,1004.640,1009.440,"Sie befahl ihnen, allen Umgang mit ihm aufs sorgfältigste zu vermeiden." f000175,1009.440,1012.360,"Matilde versprach es eifrig." f000176,1012.360,1023.520,"Isabelle schmeichelte sich, sie denke an nichts, als seine Verbindung mit ihrer Freundin zu befördern; konnte folglich den Entschluß nicht fassen, ihm auszuweichen, und antwortete nicht." f000177,1023.520,1032.040,"Ich will ins Kloster gehn, sprach Hippolite, und neue Seelenmessen besprechen, um uns von diesen Uebeln zu erlösen." f000178,1032.040,1035.920,"O meine Mutter, rief Matilde, Sie wollen uns verlassen!" f000179,1035.920,1042.480,"Sie wollen an heiliger Stäte bleiben, und meinem Vater Gelegenheit geben, sein verderbliches Vorhaben auszuführen!" f000180,1042.480,1046.520,"Ach! ich beschwöre Sie auf meinen Knien, bleiben Sie bey uns!" f000181,1046.520,1048.680,"Lassen Sie mich nicht in Friedrichs Hände fallen!" f000182,1048.680,1050.760,"Ich folge Ihnen in das Kloster!" f000183,1050.760,1054.200,"Sey ruhig, mein Kind, versetzte Hippolite." f000184,1054.200,1055.920,"Ich komme gleich zurück." f000185,1055.920,1061.520,"Ich will dich nie verlassen, bis ich erfahre, es sey der Wille des Himmels, und dein Bestes." f000186,1061.520,1064.800,"Hintergehn Sie mich nicht, sprach Matilde." f000187,1064.800,1070.640,"Ich werde nie Friedrichs Gemahlin, bis Sie es mir befehlen. was wird aus mir werden?" f000188,1070.640,1074.920,"Warum fragst du das? sprach Hippolite." f000189,1074.920,1077.480,"Ich verspreche dir, ich komme wieder." f000190,1077.480,1082.160,"O bleiben Sie, Mutter, versetzte Matilde, und retten Sie mich vor mir selbst!" f000191,1082.160,1086.440,"Ihr Kummer vermag mehr über mich, als alle Strenge meines Vaters." f000192,1086.440,1088.200,"Ich habe mein Herz weggegeben." f000193,1088.200,1091.080,"Sie allein können machen, daß ich es wieder gewinne!" f000194,1091.080,1102.600,"Kein Wort mehr, sprach Hippolite; du must nicht zurückgehn, Matilde. Ich kann Theodoren verlassen, sagte sie; muß ich aber die Gattin eines andern werden?" f000195,1102.600,1107.240,"Ich will Sie an den Altar begleiten, und mich selbst vor der Welt auf ewig verschließen." f000196,1107.240,1111.400,"Dein Schicksal hängt von deinem Vater ab, sprach Hippolite." f000197,1111.400,1117.560,"Meine Zärtlichkeit war übel angebracht, wenn sie dich lehrte, irgend etwas höher zu ehren, als ihn." f000198,1117.560,1121.240,"Leb wohl, Kind, ich gehe für dich zu beten." f000199,1121.240,1130.880,"Hippolitens wirklicher Vorsatz war, Geronimo zu fragen, ob sie nicht mit gutem Gewissen in die Ehescheidung willigen könne." f000200,1130.880,1139.240,"Oft schon drang sie in Manfred, dem Fürstenthum zu entsagen, dessen Besitz ihrem zarten Gefühl eine stündliche Last war." f000201,1139.240,1150.760,"Diese Zweifel trugen dazu bey, ihr eine Trennung von ihrem Gemahl weniger schrecklich scheinen zu lassen, als sie ihr in jeder andern Lage vorgekommen seyn würde." f000202,1150.760,1157.840,"End von Teil Acht gelesen von AugustKupus."