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"language": "en",
"title": "Mishnah Nazir",
"versionSource": "https://www.talmud.de/tlmd/die-deutsche-mischna-uebersetzung",
"versionTitle": "Mischnajot mit deutscher Übersetzung und Erklärung. Berlin 1887-1933 [de]",
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"priority": 0.5,
"license": "Public Domain",
"versionNotes": "Ordnung Seraïm, übers. und erklärt von Ascher Samter. 1887.
Ordnung Moed, von Eduard Baneth. 1887-1927.
Ordnung Naschim, von Marcus Petuchowski u. Simon Schlesinger. 1896-1933.
Ordnung Nesikin, von David Hoffmann. 1893-1898.
Ordnung Kodaschim, von John Cohn. 1910-1925.
Ordnung Toharot, von David Hoffmann, John Cohn und Moses Auerbach. 1910-1933.",
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"languageFamilyName": "german",
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"direction": "ltr",
"heTitle": "משנה נזיר",
"categories": [
"Mishnah",
"Seder Nashim"
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"text": [
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"Alle Umschreibungen der Natiratformeln gelten wie Nasiratformeln. Wenn jemand sagt: „ich will [es] sein“, so ist er ein Nasir; oder [wenn jemand sagt:] „ich will schön sein“, so ist er ein Nasir; [wenn er sagt:] „ich will Nasik, Nasiach, Pasiach sein“, so ist er ein Nasir. [Wenn jemand sagt:] „ich will sein wie dieser, ich will [mein Haar] kräuseln, ich will [es] pflegen, mir liegt es ob, mein Haar wild wachsen zu lassen“, so ist er ein Nasir. [Wenn jemand sagt:] „mir sollen Vögel obliegen“, so sagt R. Meir: er ist ein Nasir, die Weisen aber sagen: er ist kein Nasir.",
"[Wenn jemand sagt:] „ich will mich enthalten von den Kernen, von den Hülsen, von dem [Haar] - Scheren, von der Unreinheit“, so ist er ein Nasir, und es obliegen ihm alle besonderen Vorschriften des Nasirats. [Wenn jemand sagt:] „ich will sein wie Simson, wie der Sohn des Manoach, wie der Gatte der Delila, wie jener, der die Türen von Gaza ausgehoben, wie jener, dem die Philister die Augen ausgestochen“, so ist er ein Nasir wie Simson. Welcher Unterschied besteht zwischen einem lebenslänglichen Nasir und einem Nasir nach Simsons Art? Der lebenslängliche Nasir darf, wenn das Haar ihm zu schwer wird, es mit dem Schermesser erleichtern und bringt drei Tiere dar, und wenn er unrein wird, bringt er das Opfer wegen Unreinheit; der Nasir aber nach Simsons Art darf, wenn das Haar ihm zu schwer wird, es nicht erleichtern und bringt, wenn er unrein wird, das Opfer wegen Unreinheit nicht.",
"Ein Nasirat ohne Zeitbestimmung dauert 30 Tage. Wenn jemand sagt: „ich will einmal lange Nasir sein, ich will einmal kurze Zeit Nasir sein“, selbst [wenn er sagt:] „von hier bis ans Ende der Welt“, so ist er 30 Tage ein Nasir. [Wenn er sagt:] „ich will ein Nasir sein und einen Tag darüber, ich will ein Nasir sein und eine Stunde darüber, ich will ein und ein halbes mal ein Nasir sein“, so ist er zwei mal ein Nasir. [Wenn er sagt:] „ich will 30 Tage und eine Stunde Nasir sein“, so ist er 31 Tage Nasir, denn man kann nicht auf Stunden ein Nasirat geloben.",
"[Wenn jemand sagt:] „ich will Nasir sein soviel wie Haare auf meinem Kopfe, soviel wie der Staub der Erde, soviel wie der Sand am Meere“, so ist er immer ein Nasir und muss sich alle 30 Tage einmal scheren lassen; Rabbi aber sagt: er darf sich nicht alle 30 Tage einmal scheren lassen. Wer muss sich vielmehr alle 30 Tage einmal scheren lassen? Wer da sagt: „mir sollen soviel Nasirate obliegen wie Haare auf meinem Kopfe, wie der Staub der Erde, wie der Sand am Meere.“",
"[Wenn jemand sagt:] „ich will Nasir sein ein Haus voll, oder einen Korb voll“, so forscht man ihn aus; sagt er: ich habe ein langes Nasirat geloben wollen, so ist er nur 30 Tage Nasir; sagt er aber: ich habe ein Nasirat schlechthin geloben wollen, so betrachtet man den Korb, als wäre er voll Senf, und er muss sein Leben lang Nasir sein.",
"[Wenn jemand sagt:] „ich will Nasir sein von hier bis zum Orte N. N.“, so schätzt man ab, wie viel Tagereisen von dort bis zum Orte N. N. sind; wenn es weniger als 30 Tagereisen sind, so ist er 30 Tage lang Nasir, wenn nicht, so ist er so lange Nasir, als es Tagereisen sind.",
"[Wenn jemand sagt:] „ich will Nasir sein, so viel Tage es im Sonnenjahre gibt“, so zählt er so viel Nasirate ab, als es Tage im Sonnenjahre gibt. Darauf sagte R. Jehuda: ein solcher Fall hat sich einst zugetragen, und als er (der Nasir) es (sein Nasirat) eben vollendet hatte, starb er."
],
[
"[Wenn jemand sagt:] „ich will mich von getrockneten Feigen oder von Feigenkuchen enthalten“, so sagt Bet-Schammai: er ist ein Nasir, Bet-Hillel aber sagt: er ist kein Nasir. Da sagte R. Jehuda: auch als Bet-Schammai jenes sagte, da meinten sie es nur dann, wenn er erklärt: sie seien mir wie ein Opfer.",
"Wenn jemand sagt: „es denkt diese Kuh, ich wolle mich ihrer enthalten, wenn sie aufsteht, ich will es“, [oder] „es denkt diese Tür, ich wolle Nasir sein, wenn sie sich öffnet, ich will es“, so sagt Bet-Schammai: er ist ein Nasir, Bet-Hillel aber sagt: er ist kein Nasir. Da sagte R. Jehuda: auch als Bet-Schammai jenes sagte, da meinten sie es nur, wenn er erklärt: diese Kuh sei mir [wie] ein Opfer, wenn sie aufsteht.",
"Wenn man jemand einen Becher einschenkt und er sagt: „ich will mich dessen enthalten“, so ist er ein Nasir. Einst schenkte man einer Frau, die berauscht war, einen Becher ein, und sie sagte: „ich will mich dessen enthalten;“ da sagten die Weisen: diese hatte nur die Absicht zu erklären: er sei mir [wie] ein Opfer.",
"[Wenn jemand sagt:] „ich will Nasir sein unter der Bedingung, dass ich Wein trinken oder mich an Leichen verunreinigen darf“, so ist er ein Nasir und dies alles ist ihm verboten. [Wenn jemand sagt:] „ich wusste wohl, dass es ein Nasirat gibt, aber ich wusste nicht, dass der Nasir keinen Wein trinken darf,“ so ist ihm dies [gleichwohl] verboten, R. Simon aber erlaubt es ihm. [Wenn jemand sagt:] „ich wusste wohl, dass dem Nasir Wein verboten ist, aber ich glaubte, dass die Gelehrten ihn mir erlauben würden, weil ich ohne Wein nicht leben kann oder weil ich Totengräber bin,“ so ist es ihm erlaubt, R. Simon aber verbietet es ihm.",
"[Wenn jemand sagt:] „ich will Nasir sein und auch für einen [andren] Nasir die Scheropfer darbringen,“ und ein anderer dies hört und sagt: „auch ich, und auch für einen [andren] Nasir will ich die Scheropfer darbringen,“ so dürfen sie, wenn sie klug sind, für einander die Scheropfer darbringen; wenn nicht, so müssen sie noch für andre Nasiräer die Scheropfer darbringen.",
"[Wenn jemand sagt:] „ich verpflichte mich die Scheropfer für einen Nasir zur Hälfte darzubringen,“ und ein andrer dies hört und erklärt: „auch ich verpflichte mich die Scheropfer für einen Nasir zur Hälfte darzubringen,“ so muss der eine sämtliche Scheropfer eines Nasir darbringen und auch der andere muss sämtliche Scheropfer eines Nasir darbringen; dies sind die Worte des R. Meir. Die Weisen aber sagen: es braucht jeder von ihnen nur die Hälfte der Scheropfer eines Nasir darzubringen.",
"[Wenn jemand sagt:] „ich will Nasir sein, wenn ich einen Sohn bekommen werde,“ und ihm dann ein Sohn geboren wird, so ist er ein Nasir. Wird ihm eine Tochter oder ein geschlechtsloses Kind oder ein Zwitter geboren, so ist er kein Nasir. Wenn er sagt: [„ich will Nasir sein,] wenn ich sehen werde, dass ich ein Kind habe,“ so ist er ein Nasir, selbst wenn ihm eine Tochter oder ein geschlechtsloses Kind oder ein Zwitter geboren wird.",
"Wenn seine Frau eine Frühgeburt hatte, so ist er kein Nasir. R. Simon aber sagt: er soll erklären: „wenn es ein lebensfähiges Kind ist, so bin ich pflichtmässig ein Nasir, wenn nicht, so bin ich Nasir aus freien Stücken.“ Hat sie dann wiederum geboren, so ist er ein Nasir. R. Simon sagt: er soll erklären: „wenn das erste [Kind] ein lebensfähiges war, so soll das erste [Nasirat] ein pflichtmässiges und dieses ein freiwilliges sein, wenn nicht, so soll das erste [Nasirat] als freiwilliges und dieses als pflichtmässiges gelten.“",
"[Wenn jemand sagt:] „ich will Nasir sein und [nochmals] Nasir, wenn ich einen Sohn bekommen werde,“ und er begonnen hat das seinige abzuhalten und ihm dann ein Sohn geboren wird, so muss er zunächst das seine vollenden und dann das für seinen Sohn abhalten. [Wenn er sagt:] „ich will Nasir sein, wenn ich einen Sohn bekomme, und [nochmals] Nasir,“ und er begonnen hat das seinige abzuhalten und ihm dann ein Sohn geboren wird, so unterbricht er das seinige, hält [zunächst] das für seinen Sohn ab und vollendet dann das seinige.",
"[Wenn jemand sagt:] „ich will Nasir sein, wenn ich einen Sohn bekommen werde und dann [will ich] noch 100 Tage lang Nasir [sein],“ so hat er, falls ihm bis zum siebzigsten Tage ein Sohn geboren wird, nichts eingebüsst, falls aber [der Sohn] erst nach 70 Tagen [geboren wird, so stösst er die 70 Tage um, denn man darf sich [als Nasir] nicht vor Ablauf von 30 Tagen scheren lassen."
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"Wenn jemand sagt: „ich will Nasir sein,“ so schert er sich am einunddreissigsten Tage; hat er sich jedoch am dreissigsten Tage geschoren, so hat er auch seiner Pflicht genügt. [Wenn jemand aber sagt:] „ich will dreissig Tage lang Nasir sein,“ so hat er, wenn er sich am dreissigsten Tage geschoren hat, seiner Pflicht nicht genügt.",
"Wenn jemand zwei Nasirate gelobt, so schert er sich das erste Mal am einundreissigsten Tage und das zweite Mal am einundsechzigsten Tage; hat er sich aber das erste Mal am dreissigsten Tage geschoren, so kann er sich das zweite Mal am sechzigsten Tage scheren, wenn er sich jedoch dann am neunundfünfzigsten Tage geschoren hat, so hat er auch seiner Pflicht genügt. So hat auch R. Papios bezeugt, dass jemand, der zwei Nasirate gelobt und das erste Mal am dreissigsten Tage sich geschoren hat, das zweite Mal sich am sechzigsten Tage scheren dürfe und dass, wenn er sich am neunundfünfzigsten Tage geschoren hat, er auch seiner Pflicht genügt habe, denn der dreissigste Tag wird ihm angerechnet.",
"Wenn jemand sagt: „ich will Nasir sein,“ und am dreissigsten Tage unrein wird, so stösst er alles um; R. Elieser aber sagt: er stösst nur sieben Tage um. Wenn aber jemand sagt:„ ich will dreissig Tage lang Nasir sein,“ und am dreissigsten Tage unrein wird, so stösst er alles um.",
"[Wenn jemand sagt:] „ich will hundert Tage lang Nasir sein,“ und am hundertsten Tage unrein wird, so stösst er alles um; R. Elieser aber sagt: er stösst nur dreissig Tage um. Wird er jedoch am hundertundersten Tage unrein, so stösst er dreissig Tage um; R. Elieser aber sagt: er stösst nur 7 Tage um.",
"Wenn jemand ein Nasirat gelobt hat, während er auf einem Begräbnisplatz war, so werden, auch wenn er dort dreissig Tage geblieben war, diese ihm nicht angerechnet, und er bringt auch nicht die Opfer wegen Unreinheit dar. Geht er aber fort und kehrt dann [dorthin] zurück, so werden sie ihm angerechnet, und er bringt die Opfer wegen Unreinheit dar. R. Elieser sagt: nicht, wenn es am selben Tage geschieht, denn es heisst (Num. 6, 12): „die früheren Tage fallen fort,“ also nur dann, wenn es „frühere Tage“ sind.",
"Wenn jemand ein Nasirat für längere Zeit gelobt, sein Nasirat vollendet und dann nach dem Lande [Israels] kommt, so sagt Bet-Schammai: er muss [nur noch] dreissig Tage lang Nasir sein; Bet-Hillel aber sagt: er muss das Nasirat [nochmals] von vorn beginnen. Einst zog der Sohn der Königin Helena in den Krieg; da sagte sie: „wenn mein Sohn vom Kriege wohlbehalten heimkehrt, so will ich sieben Jahre lang Nasiräerin sein.“ Ihr Sohn kehrte auch vom Kriege wohlbehalten zurück, und sie war dann sieben Jahre lang Nasiräerin. Nach Ablauf der sieben Jahre zog sie nach dem Lande Israels]. Da entschied Bet-Hillel, dass sie nochmals sieben Jahre lang Nasiräerin sein müsse. Am Schlusse dieser [letzten] sieben Jahre wurde sie aber unrein; so ergab sich, dass sie einundzwanzig Jahre lang Nasiräerin hatte sein müssen. Darauf sagte R. Jehuda: sie brauchte nur vierzehn Jahre lang Nasiräerin zu sein.",
"Wenn zwei Zeugenpaare über jemand [verschieden] aussagen, das eine erklärt, er habe zwei Nasirate gelobt, das andre aber erklärt, er habe fünf Nasirate gelobt, so sagt Bet-Schammai: das Zeugnis ist geteilt, und er braucht gar kein Nasirat abzuhalten; Bet-Hillel aber sagt: in fünf ist doch zwei enthalten, er muss also zweimal Nasir sein."
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"Wenn jemand sagt: „ich will Nasir sein,“ und ein andrer dies hört und sagt: „auch ich,“ „auch ich,“ so sind sie alle Nasiräer. Ist es (das Nasirgelübde) dem ersten aufgelöst, so ist es allen aufgelöst. Ist es dem letzten aufgelöst, so ist es nur dem letzten aufgelöst, alle andren aber sind noch gebunden. Wenn jemand sagt: „ich will Nasir sein,“ und ein andrer dies hört und sagt: „mein Mund sei wie der seinige und mein Haar wie das seinige,“ so ist er ein Nasir. [Wenn jemand sagt:] „ich will Nasir sein,“ und seine Frau dies hört und sagt: „auch ich,“ so kann er das [Nasirgelübde] seiner Frau aufheben, während das seine bestehen bleibt. [Wenn sie aber sagt:] „ich will Nasiräerin sein“, und ihr Gatte dies hört und sagt: „auch ich,“ so kann er es nicht aufheben.",
"[Wenn ein Mann zu seiner Frau sagt:] „ich will Nasir sein, und du?“ und sie „Amen“ sagt, so kann er das [Gelübde] seiner Frau aufheben, während das seine bestehen bleibt. [Wenn sie aber sagt:] „ich will Nasiräerin sein, und du?“ und er „Amen“ sagt, so kann er es nicht aufheben.",
"Wenn eine Frau Nasiräerin zu sein gelobt hat und dann Wein trinkt oder sich an Toten verunreinigt, so erhält sie die vierzig [Geisselhiebe]. Wenn ihr Gatte es (das Gelübde) ihr aufgehoben, sie aber nicht wusste, dass ihr Gatte es ihr aufgehoben hatte, und sie dann Wein trinkt oder sich an Toten verunreinigt, so erhält sie die vierzig [Geisselhiebe] nicht. R. Jehuda sagt: wenn sie auch die vierzig [Geisselhiebe] nicht erhält, so erhält sie doch die Strafe der Züchtigung.",
"Wenn eine Frau Nasiräerin zu sein gelobt und schon ihr Vieh [zum Opfer] abgesondert hat und ihr Gatte es (das Gelübde) dann aufhebt, so kann das Vieh, falls es ihm gehörte, wieder mit der [übrigen] Herde auf die Weide gehen; wenn das Vieh aber ihr gehörte, so muss das zum Sündopfer bestimmte [unbenutzt] sterben, das zum Ganzopfer bestimmte als Ganzopfer und das zum Friedensopfer bestimmte als Friedensopfer dargebracht werden; sie dürfen aber nur einen Tag lang gegessen werden und erfordern das Brotopfer nicht. Hatte sie Geld, über das sie keine nähere Bestimmung getroffen, so fällt es der Kasse der freiwilligen Gaben anheim; hatte sie aber das Geld näher bestimmt, so wird das [Geld] für das Sündopfer in das Salzmeer geworfen, man darf es nicht benützen, begeht aber keine Untreue daran; für das Geld zum Ganzopfer muss man ein Ganzopfer darbringen, und es findet dabei Untreue statt; für das Geld zum Friedensopfer muss man Friedensopfer darbringen, sie dürfen nur einen Tag lang gegessen werden und erfordern das Brotopfer nicht.",
"Sobald das Blut eines Opfers für sie gesprengt ist, kann er (der Gatte) es (ihr Gelübde) nicht mehr aufheben. R. Akiba sagt: sobald auch nur eines von all den Tieren für sie geschlachtet ist, kann er es nicht mehr aufheben. Wovon gilt dies? Von dem Scheren in Reinheit, aber bei dem Scheren wegen Unreinheit kann er es wohl aufheben, denn er kann sagen: „ich mag nicht eine [in ihrem Genuss] verkümmerte Frau.“ Rabbi sagt: auch bei dem Scheren in Reinheit kann er es aufheben, denn er kann sagen: „ich mag keine abgeschorene Frau.“",
"Der Mann kann seinem Sohn ein Nasirgelübde auferlegen, die Frau aber kann ihrem Sohn kein Nasirgelübde auferlegen. Wie aber, wenn er sich geschoren oder seine Verwandten ihn geschoren, wenn er widerspricht oder seine Verwandten widersprechen? Wenn er bereits Vieh abgesondert hatte, so muss das zum Sündopfer bestimmte [unbenützt] sterben, das zum Ganzopfer bestimmte als Ganzopfer und das zum Friedensopfer bestimmte als Friedensopfer dargebracht werden, sie dürfen aber nur einen Tag lang gegessen werden und erfordern das Brotopfer nicht. Hatte er über das Geld noch keine Bestimmung getroffen, so fällt es der Kasse der freiwilligen Gaben anheim; hatte er über das Geld schon nähere Bestimmung getroffen, so muss das Geld für das Sündopfer in das Salzmeer geworfen werden, man darf es nicht verwenden, aber es findet daran keine Untreue statt; für das Geld zum Ganzopfer muss man Ganzopfer darbringen, und es findet dabei Untreue statt, für das Geld zum Friedensopfer muss man ein Friedensopfer darbringen, es darf aber nur einen Tag lang gegessen werden und erfordert das Brotopfer nicht.",
"Der Mann kann die Scheropfer für das Nasirat seines Vaters darbringen, die Frau aber kann für das Nasirat ihres Vaters nicht die Scheropfer darbringen. Wie [ist dies zu verstehen]? Wenn [z. B.] sein Vater Nasir war, Geld für sein Nasirat zurückgelegt hatte, ohne [über dessen Verwendung] nähere Bestimmung zu treffen und dann gestorben ist, und jener (der Sohn) erklärt: „ich will Nasir sein unter der Bedingung, dass ich meine Scheropfer von dem Gelde meines Vaters darbringe. Darauf sagte R. Jose: dieses fällt der Kasse der freiwilligen Gaben anheim, denn in diesem Falle kann er für das Nasirat seines Vaters seine Scheropfer nicht darbringen; in welchem Falle vielmehr kann er für das Nasirat seines Vaters die Scheropfer dabringen? Wenn er und sein Vater zu gleicher Zeit Nasiräer waren, der Vater Geld für sein Nasirat zurückgelegt, ohne [über dessen Verwendung] nähere Bestimmung zu treffen, und dann stirbt, in diesem Falle kann er für das Nasirat seines Vaters die Scheropfer darbringen."
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"Bet-Schammai sagt: ein irrtümlich geheiligtes Gut gilt als geheiligt: Bet-Hillel aber sagt: es gilt nicht als geheiligt. Wie [z. B.]? Wenn jemand sagt: „der schwarze Ochse, der zuerst aus meinem Hause kommen wird, soll geheiligt sein,“ und ein weisser herauskommt, so sagt Bet-Schammai: er ist geheiligt, Bet-Hillel aber sagt: er ist nicht geheiligt.",
"[Wenn jemand sagt:] „der Golddenar, der mir zuerst in die Hand kommen wird, soll geheiligt sein,“ und ein Silberdenar [ihm in die Hand] kommt, so sagt Bet-Schammai: er ist geheiligt, Bet-Hillel aber sagt: er ist nicht geheiligt. [Wenn jemand sagt:] „das Fass Wein, das mir zuerst in die Hand kommen wird, soll geheiligt sein,“ und ein Fass Öl [ihm in die Hand] kommt, so sagt Bet-Schammai: es ist geheiligt, Bet-Hillel aber sagt: es ist nicht geheiligt.",
"Wenn jemand ein Nasirgelübde getan, sodann einen Kundigen befragt und dieser es ihm als verbindlich erklärt hat, so zählt er von der Zeit an, da er das Gelübde getan. Wenn er aber einen Kundigen befragt und dieser es ihm aufgelöst, so kann, falls er es bereits abgesondert hat, das Vieh [wieder] mit der [übrigen] Herde auf die Weide gehen. Da sagte Bet-Hillel zu Bet-Schammai: gesteht ihr hier nicht zu, dass es, obschon es irrtümlich geheiligtes Gut ist, mit der Herde auf die Weide gehen darf? Darauf sagte Bet-Schammai zu ihnen: gesteht ihr nicht zu, dass, wenn jemand sich geirrt und das neunte [Tier] „das zehnte“, das zehnte „das neunte“ und das elfte „das zehnte“ genannt hat, jedes als geheiligt gilt? Da erwiderte ihnen Bet-Hillel: nicht der Stab macht es heilig; würde er denn, wenn er sich geirrt und den Stab auf das achte oder zwölfte [Tier] gelegt hätte, damit etwas getan haben? Das Schriftwort vielmehr, welches das zehnte für heilig erklärt, hat auch das neunte und das elfte für heilig erklärt.",
"Wenn jemand ein Nasirgelübde getan, dann aber, als er sein Vieh holen will, findet, dass es gestohlen ist, so ist er, falls er das Nasirgelübde getan, bevor sein Vieh gestohlen war, ein Nasir; falls er aber das Nasirgelübde getan, nachdem sein Vieh gestohlen war, ist er kein Nasir. Diesen Irrtum beging auch Nachum, der Meder, als Nasiräer aus dem Exil kamen und das Heiligtum zerstört fanden. Nachum, der Meder, sagte nämlich zu ihnen: „hättet ihr, wenn ihr gewusst hättet, dass das Heiligtum zerstört werden würde, das Nasirgelübde getan?“ Darauf erwiderten sie ihm: „nein.“ Da löste es ihnen Nachum, der Meder. Als aber die Sache vor die Weisen kam, sagten sie: Jeder, der ein Nasirgelübde getan, bevor das Heiligtum zerstört war, ist Nasir, [wer es] nach der Zerstörung des Heiligtums [getan], ist kein Nasir.",
"Wenn [mehrere] Leute unterwegs sind, während ihnen jemand entgegenkommt, und einer von jenen erklärt: „ich will Nasir sein, wenn dies N. N. ist,“ ein andrer erklärt: „ich will Nasir sein, wenn dies nicht N. N. ist,“ [wenn einer erklärt: ] „ich will Nasir sein, wenn einer von euch Nasir ist,“ „wenn einer von euch nicht Nasir ist, wenn ihr beide Nasiräer seid, wenn ihr alle Nasiräer seid,“ so sagt Bet Schammai: sie sind alle Nasiräer, Bet-Hillel aber sagt: nur der ist ein Nasir, dessen Worte sich nicht bestätigen. R. Tarfon jedoch sagt: keiner von ihnen ist ein Nasir.",
"Kehrt er plötzlich um, so ist niemand ein Nasir. R. Simon aber sagt: er soll erklären: „wenn es so ist, wie ich gesagt, dann will ich pflichtgemäss Nasir sein, wenn aber nicht, so will ich freiwillig Nasir sein.“",
"Wenn jeder [von ihnen] einen Koj gesehen und der eine dann erklärt: „ich will Nasir sein, wenn das ein Wild ist“, [der andere erklärt:] „ich will Nasir sein, wenn dies nicht ein Wild ist“, [der dritte:] „ich will Nasir sein, wenn dies ein Vieh ist“, [der vierte:] „ich will Nasir sein, wenn dies nicht ein Vieh ist,“ [der fünfte:] „ich will Nasir sein, wenn dies ein Wild und ein Vieh [zugleich] ist“, [der sechste:] „ich will Nasir sein, wenn dies weder ein Wild noch ein Vieh ist,“ [wenn dann einer zu ihnen sagt:] „ich will Nasir sein, wenn einer von euch Nasir ist,“ [oder] „wenn keiner von euch Nasir ist,“ [oder] „wenn ihr alle Nasiräer seid,“ so sind sie alle Nasiräer."
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"Drei Dinge sind dem Nasir verboten: die Verunreinigung, das Scheren [der Haare] und [der Genuss dessen,] was vom Weinstock kommt; alles, was vom Weinstock kommt, wird zusammengerechnet, und er ist erst dann schuldig, wenn er von den Trauben das Quantum einer Olive gegessen hat. Die erste Mischna [lehrt]: wenn er ein Viertel [Log] Wein getrunken hat. R. Akiba sagt: selbst wenn er sein Brot in Wein einweicht und es dann so viel ist, dass es zusammen eine Olivengrösse ergibt, ist er schuldig.",
"Er ist schuldig wegen des Weines allein, wegen der Trauben allein, wegen der Kerne allein und wegen der Hülsen allein. R. Elasar, Sohn des Asarja, aber sagt: er ist nur dann schuldig, wenn er zwei Kerne nebst deren Hülse gegessen hat. Was ist [unter] חרצנים und was [unter] זגים [zu verstehen]? Unter חרצנים ist das Aeussere, unter זגים das Innere zu verstehen; dies sind die Worte des R. Jehuda. R. Jose aber sagt: damit du dich nicht irrst, [merke dir folgendes:] es ist wie bei der Schelle des Viehes, das Äussere heisst [hierbei] זוג, das Innere עינבל [= Klöppel].",
"Ein Nasirat ohne Zeitbestimmung dauert 30 Tage. Hat er sich selbst geschoren oder haben Räuber ihn [gewaltsam] geschoren, so stösst er 30 Tage um. Wenn ein Nasir sich mit der Schere oder dem Schermesser geschoren oder irgend etwas [von seinen Haaren] ausgerissen, so ist er schuldig. Der Nasir darf sich reiben und kratzen, aber nicht kämmen. R. Ismael sagt: er darf sich nicht mit Erde reiben, weil dies das Ausfallen des Haares bewirkt.",
"Ein Nasir, der den ganzen Tag hindurch Wein trinkt, ist nur ein Mal schuldig. Wenn man ihm aber [jedesmal] zugerufen: „trinke nicht, trinke nicht,“ und er trinkt, so ist er für jedesmal schuldig. Schert er sich den ganzen Tag, so ist er nur ein Mal schuldig; wenn man ihm aber [jedesmal] zugerufen: „schere dich nicht, schere dich nicht,“ so ist er für jedesmal schuldig. Verunreinigt er sich an Toten den ganzen Tag, so ist er nur ein Mal schuldig; wenn man ihm aber [jedesmal] zugerufen: „verunr einige dich nicht, verunreinige dich nicht,“ so ist er für jedesmal schuldig.",
"Drei Dinge sind dem Nasir verboten: die Verunreinigung, das Scheren [der Haare] und [der Genuss dessen,] was vom Weinstock kommt. Die Verunreinigung und das Scheren sind insofern strenger als [der Genuss dessen,] was vom Weinstock kommt, als die Verunreinigung und das Scheren [die früheren Tage] umstossen, aber [der Genuss dessen,] was vom Weinstock kommt, [sie] nicht umstösst. [Der Genuss dessen,] was vom Weinstock kommt, ist insofern strenger als Verunreinigung und Scheren, als [der Genuss dessen,] was vom Weinstock kommt, niemals ausnahmsweise erlaubt ist, Verunreinigung aber und Scheren wohl ausnahmsweise erlaubt sind, nämlich bei dem Scheren, welches Pflicht ist, und dem Toten, dessen Bestattung Pflicht [eines Jeden] ist. Verunreinigung endlich ist insofern strenger als Scheren, als Verunreinigung alles umstösst und man deshalb ein Opfer schuldig ist, Scheren aber nur dreissig Tage umstösst und man deswegen kein Opfer schuldig ist.",
"Wie hat das Scheren wegen Verunreinigung zu geschehen? Er lässt sich am dritten und am siebenten [Tage] sprengen, schert sich am siebenten und bringt seine Opfer am achten; schert er sich erst am achten, so bringt er seine Opfer am selben Tage; dies sind die Worte des R. Akiba. Da sagte R. Tarfon zu ihm: warum soll zwischen diesem und dem Aussätzigen ein Unterschied sein? Darauf erwiderte ihm jener: bei diesem hängt die Reinigung von seinen Tagen ab, beim Aussätzigen aber hängt die Reinigung von seinem Scheren ab, und er darf das Opfer erst dann bringen, wenn ihm die Sonne untergegangen ist.",
"Wie hat das Scheren in Reinheit zu geschehen? Er bringt drei Tiere, ein Sündopfer, ein Ganzopfer und ein Friedensopfer, schlachtet das Friedensopfer und lässt sich danach scheren; das sind die Worte des R. Jehuda. R. Elieser aber sagt: er lässt sich durchaus nach dem Sündopfer scheren, denn das Sündopfer hat überall den Vorzug. Wenn er sich jedoch nach einem der drei [Opfer] scheren liess, so hat er [auch] seiner Pflicht genügt.",
"Rabban Simon, Sohn Gamliels, sagt: wenn jemand drei Tiere bringt, ohne Genaueres zu bestimmen, so muss das zum Sündopfer geeignete als Sündopfer, das zum Ganzopfer geeignete als Ganzopfer, das zum Friedensopfer geeignete als Friedensopfer dargebracht werden. Sodann nimmt er das Haar seines geweihten Hauptes und legt es unter den Kessel. Schert er sich in der Stadt, so legt er es nicht unter den Kessel. Für welchen Fall gilt jene Bestimmung? Für das Scheren in Reinheit, aber beim Scheren wegen Unreinheit legt man es nicht unter den Kessel. R. Meir sagt: alle legen es unter den Kessel ausser dem Unreinen in der Stadt.",
"Hat man das Friedensopfer gekocht oder gesotten, so nimmt der Priester den abgekochten Bug des Widders sowie einen ungesäuerten Kuchen aus dem Korbe und einen ungesäuerten Fladen, legt sie auf die Hand des Nasir und schwingt sie, alsdann ist es dem Nasir erlaubt, Wein zu trinken und sich an Toten zu verunreinigen. R. Simon aber sagt: sobald für ihn das Blut [auch nur] eines Opfers gesprengt ist, darf der Nasir Wein trinken und sich an Toten verunreinigen.",
"Wenn er sich nach einem Opfer geschoren hat und dieses als untauglich befunden wird, so ist auch sein Scheren ungiltig und seine Opfer werden ihm nicht angerechnet. Wenn er sich nach dem Sündopfer geschoren hat, welches jedoch nicht für seine ursprüngliche Bestimmung gebracht war, sodann aber seine [anderen] Opfer für ihre ursprüngliche Bestimmung gebracht hat, so ist sein Scheren ungiltig, und seine Opfer werden ihm nicht angerechnet. Wenn er sich nach dem Ganzopfer oder dem Friedensopfer geschoren hat, die jedoch nicht für ihre ursprüngliche Bestimmung gebracht waren, sodann aber seine [anderen] Opfer für ihre ursprüngliche Bestimmung gebracht hat, so ist sein Scheren ungiltig und seine Opfer werden ihm nicht angerechnet. R. Simon sagt: nur das betreffende Opfer wird ihm nicht angerechnet, die anderen Opfer aber werden ihm wohl angerechnet. Wenn er sich [erst] nach allen drei Opfern geschoren hat und eines von ihnen dann als tauglich befunden wird, so ist sein Scheren giltig und er muss (nur) noch die anderen Opfer bringen.",
"Wenn für ihn das Blut eines der Opfer gesprengt ist und er dann unrein wird, so sagt R. Elieser, er stösst alles um; die Weisen aber sagen: er bringe seine übrigen Opfer, sobald er sich gereinigt hat. Sie sagten [auch] zu ihm: Einst war für Mirjam aus Tadmor das Blut eines ihrer Opfer gesprengt worden, da meldete man ihr, dass ihre Tochter in Lebensgefahr sei; sie ging nun dorthin und fand sie tot. Da sagten die Weisen: sie bringen ihre übrigen Opfer, sobald sie sich gereinigt."
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"Der Hohepriester und der Nasir dürfen sich an ihren Verwandten nicht verunreinigen, wohl aber an einer unversorgt liegenden Leiche. Wenn sie [beide] unterwegs sind und eine unversorgt liegende Leiche finden, dann soll, so sagt R. Elieser, der Hohepriester sich verunreinigen, aber der Nasir darf sich nicht verunreinigen; die Weisen aber sagen: der Nasir soll sich verunreinigen, aber der Hohepriester darf sich nicht verunreinigen. Es sagte [nämlich] R. Elieser zu ihnen: es soll sich wohl der Priester verunreinigen, der wegen seiner Verunreinigung kein Opfer zu bringen hat, aber nicht der Nasir, der wegen seiner Verunreinigung Opfer bringen muss ! Darauf erwiderten sie ihm: es soll sich wohl der Nasir verunreinigen, dessen Heiligkeit keine immerwährende ist, aber nicht der Priester, dessen Heiligkeit eine immerwährende ist !",
"Wegen folgender Verunreinigungen muss der Nasir sich scheren: wegen eines Toten, wegen eines Stückes von einem Toten in der Grösse einer Olive, wegen des erweichten Fleisches [einer Leiche] in der Grösse einer Olive, wegen eines Löffels voll verwester Leiche, wegen des Rückgrats, wegen des Schädels, wegen eines Gliedes von einem Toten, wegen eines Gliedes von einem Lebenden, das gehörig mit Fleisch versehen ist, wegen eines halben Kab [Toten-] Knochen, wegen eines halben Log Blut, sowohl bei ihrer Berührung als bei ihrem Tragen als bei ihrer Überdachung; wegen eines Knochens in Grösse eines Gerstenkornes bei seinem Berühren oder Tragen; wegen dieser [Verunreinigungen] schert sich der Nasir, lässt sich sprengen am dritten und siebenten [Tage] und stösst die vorangegangenen [Tage] um und fängt erst dann wieder zu zählen an, wenn er sich gereinigt und seine Opfer gebracht hat;",
"aber wegen der Zweige, der Mauer-Vorsprünge, wegen einer Stätte, an der Totengebeine liegen, wegen des Landes der [Heiden-] Völker, wegen des Grabsteins, wegen des Stützsteins, wegen eines Viertels [Log] Blut, wegen eines Zeltes, wegen eines Viertels [Kab] Knochen, wegen der Geräte, die einen Toten berührt haben, wegen seiner Zählungsperiode und wegen der Tageseiner entschiedenen Aussatz-Unreinheit: wegen dieser [Verunreinigungen] darf der Nasir sich nicht scheren, er lässt sich vielmehr am dritten und siebenten [Tage] sprengen, stösst jedoch die vorangegangenen [Tage] nicht um, er fängt [vielmehr] sogleich an weiter zu zählen, hat aber kein Opfer zu bringen. Sie (die Weisen) haben jedoch gesagt: die Tage des Flussleidenden oder der Flussleidenden und die Absperrungszeit des Aussätzigen werden ihm angerechnet.",
"Es sagte R. Elasar im Namen des R. Josua: nach jeder Verunreinigung durch einen Toten, wegen deren der Nasir sich scheren muss, ist man auch beim Betreten des Heiligtums schuldig; nach einer Verunreinigung durch einen Toten aber, wegen deren der Nasir sich nicht scheren darf, ist man auch beim Betreten des Heiligtums nicht schuldig. Darauf sagte R. Meir: dies sollte doch nicht leichter zu nehmen sein als [die Verunreinigung] durch ein Kriechtier! Da bemerkte R. Akiba: ich habe vor R. Elieser folgenden Schluss aufgestellt: wenn der Nasir wegen des Berührens oder Tragens eines [Toten-]Knochens in der Grösse eines Gerstenkornes, der einen Menschen durch Bedachung nicht verunreinigt, sich scheren muss, wird da der Nasir wegen des Berührens oder Tragens von einem Viertel [Log] Blut, das einen Menschen durch Bedachung wohl verunreinigt, sich nicht erst recht scheren müssen! Er aber entgegnete mir: Was ist das, Akiba! Man zieht hier keinen Schluss vom minder Strengen auf das Strengere! Als ich dann hintrat und diese Worte dem R. Josua vortrug, sprach er zu mir: du hast richtig geschlossen, allein, sie haben es so als Halacha ausgesprochen."
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"Wenn jemand zu zwei Nasiräern sagt: „ich habe gesehen, dass einer von euch verunreinigt worden ist, ich weiss aber nicht, wer von euch,“ so müssen sie sich (beide) scheren, sodann bringen sie (gemeinsam) die Unreinheits-Opfer und die Reinheits-opfer, und jeder von ihnen erklärt: „war ich der Unreine, so sei das Unreinheitsopfer mein und das Reinheitsopfer dein, war ich aber der Reine, so sei das Reinheitsopfer mein und das Unreinheitsopfer dein;“ sie zählen dann dreissig Tage und bringen (gemeinsam) die Reinheitsopfer und jeder von ihnen erklärt: „war ich der Unreine, so war das Unreinheitsopfer mein und das Reinheitsopfer dein und dieses sei mein Reinheitsopfer, war ich aber der Reine, so war das Reinheitsopfer mein und das Unreinheitsopfer dein, und dieses sei dein Reinheitsopfer.“ Ist einer von ihnen gestorben, dann soll, so sagt R. Josua, der andere jemanden auf der Strasse suchen, der für jenen ein Nasirat gelobe und soll erklären: „war ich unrein, so sei du sogleich ein Nasir; war ich aber rein, so sei du nach dreissig Tagen ein Nasir.“ Sie zählen dann dreissig Tage, bringen sodann (gemeinsam) die Unreinheitsopfer und die Reinheitsopfer und jener erklärt; „war ich der Unreine, so sei das Unreinheitsopfer mein und das Reinheitsopfer dein; war ich aber der Reine, so sei das Reinheitsopfer mein und das Unreinheitsopfer zweifelhaft.“ Sie zählen dann (noch) dreissig Tage, bringen die Reinheitsopfer und jener erklärt: „war ich der Unreine, so war das Unreinheitsopfer mein und das Reinheitsopfer dein und dieses sei mein Reinheitsopfer; war ich aber der Reine, so war das Reinheitsopfer mein und das Unreinheitsopfer zweifelhaft, und dieses sei dein Reinheitsopfer.“ Darauf sagte Ben Soma zu ihm: wer wird ihm denn folgen und für jenen ein Nasirat geloben! Er bringe vielmehr ein Vogel-Sündopfer und ein Vieh-Ganzopfer und erkläre: „war ich unrein, so sei das Sündopfer mein Pflichtopfer und das Ganzopfer freiwillige Gabe; war ich aber rein, so sei das Ganzopfer mein Pflichtopfer und das Sündopfer zweifelhaft.“ Er zählt dann noch dreissig Tage, bringt die Reinheitsopfer und erklärt: „war ich unrein, so war mein erstes Ganzopfer eine freiwillige Gabe und dieses mein Pflichtopfer; war ich aber rein, so war das erste Ganzopfer Pflichtopfer, dieses eine freiwillige Gabe und dies hier sind meine übrigen Opfer.“ Da sagte R. Josua: dann ergibt sich ja, dass dieser seine Opfer in einzelnen Teilen darbringt! Die Weisen stimmten jedoch dem Ben Soma zu.",
"Ein Nasir, der im Zweifel ist, ob er unrein und als entschieden aussätzig erklärt worden ist, darf erst nach sechzig Tagen Heiliges geniessen und erst nach hundertundzwanzig Tagen Wein trinken und sich an Toten verunreinigen, denn das (Gesetz über das) Scheren beim (Aussatz-) Schaden hebt das (Gesetz über das) Scheren des Nasir nur dann auf, wenn jener gewiss ist, wenn er aber nur zweifelhaft ist, hebt es dieses nicht auf."
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"Für Nichtjuden gibt es kein Nasirat. Für Frauen und Knechte gibt es ein Nasirat. Strenger ist es bei Frauen als bei Knechten, denn er kann seinen Knecht zwingen, aber er kann nicht seine Frau zwingen. Strenger ist es (andererseits) bei Knechten als bei Frauen, denn er kann die Gelübde seiner Frau aufheben, aber er kann nicht die Gelübde seines Knechtes aufheben. Hat er seiner Frau (das Nasirat) aufgehoben, so hat er (es) für immer aufgehoben; hat er seinem Knecht (das Nasirat) aufgehoben, so muss dieser, ist er frei geworden, sein Nasirat zuende führen. Ist er von ihm weggegangen, dann — sagt R. Meïr — darf er (Wein) nicht trinken; R. Jose aber sagt: Er darf (Wein) trinken.",
"Wenn einem Nasir der sich bereits geschoren hat, dann bekannt wird, dass er unrein ist, so stösst er, wenn es eine bekannte Unreinheit war, (das Nasirat) um. War es aber eine Unreinheit des Abgrundes, so stösst er (das Nasirat) nicht um. Wenn aber noch bevor er sich geschoren hat (ihm seine Verunreinigung bekannt wird), so stösst er in jedem Falle (das Nasirat) um. Wie ist dies? Wenn er hinuntergestiegen ist, um in einer Höhle ein Tauchbad zu nehmen, und es findet sich ein Toter schwimmend an der Mündung der Höhle, so ist er unrein. Findet er sich aber versunken am Boden der Höhle, so ist er, wenn er, um sich abzukühlen hinuntergestiegen ist, rein; wenn aber, um sich von einer Verunreinigung an einem Toten zu reinigen (er hinuntergestiegen ist), unrein. Denn der schon Unreine verharrt in der Unreinheit, der von vornherein Reine aber verharrt in der Reinheit, da die Sache begründet ist.",
" Wenn jemand einen Toten als ersten findet, hingelegt nach der gewöhnlichen Weise, dann kann er ihn mit seiner Tebusa wegschaffen. Hat er zwei gefunden, kann er sie (ebenfalls) mit ihrer Tebusa wegschaffen. Hat er drei gefunden, dann gilt der Ort, wenn zwischem dem ersten und dem letzten Toten nicht weniger als vier und nicht mehr als acht Ellen Entfernung ist, als Gräberstätte. Man muss dann von dort aus weiter (nach allen Seiten hin) zwanzig Ellen weit untersuchen. Findet man dann (auch nur) einen (Toten) am Ende der zwanzig Ellen, dann muss man wieder von dort aus weiter (nach allen Seiten hin) zwanzig Ellen weit untersuchen. Denn die Sache ist begründet, obgleich er, hätte er ihn als ersten gefunden, ihn mit seiner Tebhusa wegschaffen hätte können.",
" Bei jedem Zweifel in Bezug auf Aussätze ist der damit Behaftete zuerst rein, solange seine Unreinheit nicht festgestellt ist. Ist aber seine Unreinheit bereits festgestellt, dann ist er im Zweifelfalle unrein. Nach sieben Richtungen untersucht man den am Flusse Leidenden bevor sein Fluss festgestellt ist. (Man forscht nach) bzgl. Essens und Trinkens, Hebens und Springens und einer Krankheit und eines Anblicks und Gedanken. Ist aber der Fluss bereits festgestellt, untersucht man ihn nicht. Sowohl bei einer Ursache als auch bei einem Zweifel als auch bei einem Samenerguss ist er dann unrein, da die Sache begründet ist. Schlägt jemand den andern und man schätzte ihn, dass er sterben muss, dann aber geht es ihm besser als vorher, hierauf geht es ihm wieder schlechter und schliesslich stirbt er, so ist er schuldig. R. Nechemja sagt: Er ist frei. Denn die Sache ist begründet.",
"Samuel war, nach den Worten des R. Nehorai, ein Nasir. Denn es heisst (I Sam. 1, 11): Und „Mora“ soll nicht auf sein Haupt, kommen. Es heisst bei Simson (Ri. 13, 5): Und „Mora“… und es heisst bei Samuel: Und „Mora“…; wie nun „Mora“, das bei Simson gesagt ist, auf einen Nasir hinweist, so weist auch „Mora“, das bei Samuel gesagt ist, auf einen Nasir hin. Da sagte R. Jose: Ist denn nicht vielmehr „Mora“ eine von Menschen ? Da sagte zu ihm R. Nehorai: heisst es denn nicht bereits (I Sam. 16, 2): Und Samuel sprach: wie sollte ich gehen, wenn Saul davon hört, wird er mich töten!, woraus hervorgeht, dass wohl „Mora“ von Menschen auf ihm war."
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"sectionNames": [
"Chapter",
"Mishnah"
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