Mishnah Moed Katan משנה מועד קטן Mischnajot mit deutscher Übersetzung und Erklärung. Berlin 1887-1933 [de] https://www.talmud.de/tlmd/die-deutsche-mischna-uebersetzung Mishnah Moed Katan Chapter 1 Rieselboden1 בית השלחים ist dürres Land, dem die jährliche Regenmenge nicht genügt, das daher künstlich bewässert werden muss. Der Ausdruck שלחים wird im bab. Talmud z. St. mit dem aram. שלהי (ermatten) erklärt, einer Schaf‘elform von להה = לאה (schmachten; vgl. ותלה ארץ מצרים im 1. B. M. 47,13), also בית השלחים = durstiger, lechzender Boden. In Baba b. 68a dagegen wird das Wort einerseits mit ושולח מים על פני חוצות (Ijob 5,10) und andererseits mit שלחיך פרדס דמונים (Schir hasch. 4,13), dessen Bedeutung nach dem Talmud zwischen Acker- und Gartenland schwankt, in Verbindung gebracht, wonach שלחים, ähnlich dem arab. سلح, die Bewässerungskanäle und בית השלחים etwa das Rieselfeld bezeichnen würde. In Neh. 3, 15 ist השלח wahrscheinlich die Berieselung; im Hoheliede aber (a. a. O.) passt die Auffassung von שלחים im Sinne unserer Mischna („deine kargsten Beete sind ein Garten voll von Granatäpfeln nebst Edelfrüchten“) viel besser in den Zusammenhang als die Bedeutung „Wasserleitungen“ oder gar „Schösslinge“. bewässert man am Feste2 weil die Unterlassung ein Vertrocknen der Saaten, also einen Vermögensverlust zur Folge haben würde (s. d. Einleitung). Selbstverständlich ist die Bewässerung nur an den Werktagen der Festwoche gestattet, aber weder am Feiertage noch am Schabbat. Das Wort מועד bezeichnet nämlich in der Mischna vorzugsweise die Tage, die sonst חול המועד oder חולו של מועד genannt werden. Dass dieser genauere Ausdruck sich in der Mischna überhaupt nicht findet, wie in תוס׳ יום טוב behauptet wird, trifft nicht zu. Wir begegneten ihm ja erst im vorigen Kapitel (M’gilla IV 2). Vielleicht will der Verfasser mit den Worten שאין במשנה לשון חולו של מועד אלא מועד nur sagen, dass an unserer Stelle diese Bezeichnung nicht vorkommt. und im siebenten Jahre3 dem sogenannten Schabbat- oder Brachjahre, in welchem Ackerbau verboten ist (3. B. M. 25, 4—5). Die Bewässerung gehört nicht zu den von der Tora untersagten Feldarbeiten und ist auch von den Rabbinen zur Abwendung drohenden Schadens gestattet worden. sowohl aus einer Quelle, die neu hervorgetreten, als aus einer Quelle, die nicht erst neu hervorgetreten ist4 mit anderen Worten: Nicht allein aus einer Quelle, die vorher nicht zur Verfügung stand, sondern selbst aus einer solchen, die man vor Eintritt des Festes hätte benutzen können. ; aber man bewässere weder mit Regenwasser5 weil mit jedem geschöpftem Eimer die Oberfläche des Wassers in der Zisterne tiefer sinkt, die Bewässerung daher immer mühsamer wird. noch mit dem Wasser eines Ziehbrunnens6 קילון ϰήλων = Brunnenschwengel, steht hier — pars pro toto — in der Bedeutung Ziehbrunnen. Auch diese Art der Berieselung ist wegen der Mühe, die sie verursacht, trotz des drohenden Schadens verboten (s. die Einl). und mache keine Furchen um die Weinstöcke7 weil das ebenfalls eine anstrengende Arbeit ist. עוגיות sind kleine Gräben, die man um Obstbäume zieht und mit Wasser füllt. Das Wort ist vielleicht ein Diminutiv von עוקה, womit in ‘Erubin VIII 9 u. 11 eine Grube (verwandt mit חקק = aushöhlen) bezeichnet wird, die zur Aufnahme von Wasser dient.. Rabbi El‘azar ben ‘Azarja sagt: Man darf am Feste und im siebenten Jahre keinen Wasserarm neu herrichten8 um Wasser auf die Äcker zu leiten; am Feste nicht wegen der grossen mit der Herstellung verbundenen Anstrengung, im Schabbatjahre nicht, weil es verbotener Feldarbeit (Pflügen) ähnlich sieht.; die Weisen aber sagen: Man darf einen Wasserarm im siebenten Jahre neu herrichten9 weil selbst Pflügen im siebenten Jahre nur rabbinisch untersagt ist. und die verdorbenen am Feste instand setzen10 indem man sie von Schlamm und Geröll reinigt, was ja keine übermässige Mühe verursacht.. Man darf die beschädigten Wasserrinnen auf öffentlichem Gebiete ausbessern und sie ausbaggern11 Wenn קלקולי המים hier die Schäden des Wassers bedeutet, so passt וחוטטין אותן nicht. Man kann weder die Schäden noch das Wasser aushöhlen (vgl. החוטט בגדיש in Sukka I 8). Es müsste vielmehr ומנקין אותן (man reinigt es) heissen, es sei denn, dass מים hier die Stelle von אמות המים vertritt oder וחוטטין אותן prägnant für ומנקין אותן על ידי חטיטה steht. Beides ist nicht sehr wahrscheinlich. Vielleicht ist aber unser קלקולי das lat. cloaculae. Auf die Abzugsrinnen der öffentlichen Strassen bezogen, ist חוטטין (ausgraben im Sinne von Ausschlämmen) ein angemessener Ausdruck. Bemerkt sei noch, dass die erste Mischnaausgabe (Neapel 5250) כל כלי המים statt קלקולי המים liest.; Wege, Plätze und Wasserbehälter12 Die Reinigungsbäder mit einem Rauminhalt von mindestens drei Kubikellen (etwa 3600 l). setzt man instand, erledigt alle öffentlichen Angelegenheiten, bezeichnet die Gräber13 indem man sie mit Kalkwasser begiesst, damit sie von allen Personen gemieden werden, die sich an Gräbern nicht verunreinigen dürfen oder wollen. und veranstaltet auch Streifzüge wegen der gemischten Arten14 Im Auftrage der Gerichtsbehörde werden Boten ausgesandt, um die in Weingärten oder sonst gesetzwidrig angebauten Mischfrüchte auszureissen (s. Sch’kalim I 2).. Rabbi Eli‘ezer ben Ja‘akob sagt: Man leitet das Wasser von Baum zu Baum15 in einem Obstfelde, das der künstlichen Bewässerung bedarf., nur darf man nicht das ganze Feld bewässern16 weil das überflüssige Mühe verursacht.; Saaten, die vor dem Feste kein Wasser bekamen, bewässere man nicht am Feste17 damit man die Arbeit nicht absichtlich auf die Festwoche verschiebe, in der man durch den Stillstand jedes Gewerbebetriebes mehr Muße hat.. Die Weisen aber gestalten das eine wie das andere18 die erstmalige Berieselung wie die Bewässerung ganzer Obstfelder.. Man fängt den Maulwurf und die Mäuse aus einem Obstfelde und aus einem weissen Felde auf ungewöhnliche Art19 d. i. in einer von dem üblichen Verfahren abweichenden Weise. Beide Talmude lesen aber כדרכו = in der üblichen Weise. — Unter einem weissen Felde ist das Getreidefeld zu verstehen. am Feste und im siebenten Jahre. Die Weisen sagen: Aus einem Baumfelde20 wo der drohende Schaden erheblich ist. in der üblichen Weise, aus einem weissen Felde21 dem diese Tiere nur geringen Schaden zufügen können. auf ungewöhnliche Art. Eine Lücke22 in der Gartenmauer. darf man am Feste vorbohlen23 oder sonstwie verstopfen oder ausfüllen, auch mit lose aneinander gefügten Steinen. מקרין hängt nicht, wie in תום יו״ט vermutet wird, mit קיר zusammen; es ist vielmehr wie המקרה סכתו in Sukka I 8 ein Denominativ von קורה (Balken). Vgl. המקרה במים עליותיו Ps. 104, 3 u. לקרות את שערי הבירה Neh. 2,8.; im siebenten Jahre vermauert man sie in gewohnter Weise24 desgleichen am Feste eine Lücke in der Mauer des Hofes oder gar des Wohnhauses.. Rabbi Meïr sagt: Man beschaut die Ausschläge25 Es handelt sich um die im 3. B. M. (13, 1—46) besprochenen Hautkrankheiten, deren Charakter der Priester nach Augenschein zu bestimmen hat. Es kommen vier Besichtigungen in Betracht. Bei der ersten wird der Ausschlag je nach dem Befunde für rein, unrein oder unentschieden erklärt, im letztern Falle die Einschliessung des Kranken auf sieben Tage verfügt. Bei der zweiten Besichtigung am siebenten Tage ordnet der Priester, wenn er ihn, da sich im Krankheitsbilde nichts geändert hat, weder für rein noch für unrein erklären kann, seine fernere Einschliessung für diese und die folgenden sechs Tage an. Bei der dritten Besichtigung am dreizehnten Tage ist der Kranke entweder für rein oder unrein zu erklären; er ist auch dann rein, wenn der Ausschlag keinerlei Veränderungen gegen den Befund der ersten Besichtigung aufweist, unrein nur in dem Falle, wenn das Exanthem sich ausgebreitet oder sonst ein Zeichen der Verschlimmerung sich eingestellt hat. In diesem Falle findet, wenn etwa nach einiger Zeit eine Besserung eingetreten scheint, eine vierte Besichtigung statt, bei der die Krankheit entweder als fortbestehend oder als geheilt zu erklären ist. am Feste26 במועד ist die Lesart in einigen Handschriften; unsere Mischnaausgaben haben dafür בתחלה, Alfasi hat beides. In den folgenden Halachot (6, 7, 9) treffen wir den Zusatz במועד auch in unseren Ausgaben an betonter Stelle; um so weniger können wir ihn hier entbehren, als in den vorangehenden Sätzen von מועד und שביעית die Rede war, während von hier an ausschliesslich an מועד zu denken ist. Wenn die Lesart חתחלה richtig wäre, könnte sie nicht nach dem gewöhnlichen Wortsinn von der ersten Besichtigung durch den Priester, sondern nur so verstanden werden, dass zunächst der Sachverständige den Ausschlag besichtigen soll, damit er im günstigen Falle dem Priester die Reinerklärung empfehle, im ungünstigen jedoch sich jeder Äusserung enthalte. Das ist indessen nicht die Auffassung des bab. Talmud, der רואין zweifellos auf den Priester bezieht, andererseits aber die unbestrittene Ansicht Rabas überliefert, dass auch nach Rabbi Meïr eine erste Besichtigung am Feste nicht stattfindet (s. Anm. 29). Und wenn auch in der Münchener Handschrift gerade dieser Satz fehlt (s. auch הל׳ יום טוב zu משגה למלך VII 16 u. d. W. ורע דבמתניתן חנן), so ist doch aus der Bekundung, laut welcher der Meinungsstreit sich um die dritte Besichtigung dreht, gleichfalls ersichtlich, dass ihm die Lesart fremd war. Der Jeruschalmi hat im Mischnatexte בתחלה nur in den aus einer G’niza veröffentlichten Bruchstücken (שרידי הירושלמי), in unseren Ausgaben wie in der Leydener Handschrift findet sich das Wort an dieser Stelle nicht; aus der talmudischen Erörterung, die allerdings irrtümlich בתחלה zitiert, geht auch dort unzweideutig hervor, dass die Amoräer des heiligen Landes diesen Zusatz ebensowenig wie die babylonischen kannten. Desgleichen folgt aus den Erklärungen von R. Ḥananel und Maimuni z. St., dass sie בתחלה hier nicht gelesen haben, denn beide beziehen mit dem bab. Talmud die Streitfrage auf die dritte Besichtigung. Auch den Kommentatoren Alfasis, R. Juda b. Berechja und R. Josef Ḥabiba (in den meisten Ausgaben lautet die Überschrift statt נמוקי יוסף fälschlich רבנו נסים), scheint diese Lesart nicht vorgelegen zu haben und, wie im משנה למלך das. gezeigt wird, den Tosafot ebensowenig wie Raschi, nicht einmal einem so späten Autor wie R. ‘Obadja. Übrigens ergibt sich aus dem Wortlaut der Mischna selbst die Unmöglichkeit der Lesart בתחלה. Wäre sie richtig, sollte es, nachdem R. Meïr ausdrücklich אבל לא להחמיר hinzufügt, in der Gegenansicht nicht לא להקל ולא להחמיר, sondern viel eher לא בתחלה ולא בסוף heissen; man müsste denn mit משנה למלך (das. g. E. u. d. W. ומה שהביאו) annehmen, dass die späteren Besichtigungen selbst auf die Gefahr der Erschwerung hin (להחמיר) am Feste vorzunehmen sind. Im Gegensatz zu diesem kaum zu behauptenden Standpunkte haben תוס׳ יום טוב und תפארת ישראל (hier aus Versehen mit der Bemerkung כך נראה לי, obschon fast wörtlich den תוס׳ יו״ט entnommen), das Wort בתחלה im Sinne von אפלו בתחלה genommen: Sogar die erste Besichtigung, deren Aufschub für den Kranken keinen Nachteil im Gefolge hat, da er ja, solange sie unterbleibt, nicht einmal ein geschlossen wird, kann am Feste vorgenommen werden, um ihn zutreffenden Falls durch eine Reinheitserklärung zu erfreuen. Gegen diesen Versuch, den Zusatz בתחלה zu retten, richtet sich der Einwand aus dem Wortlaut der Gegenmeinung mit um so grösserer Wucht. Bei der nunmehr so starken Betonung der ersten Besichtigung in dem Satze des R. Meïr musste der Widerspruch der Weisen erst recht in die Worte gekleidet werden: Weder eine erste noch eine spätere Besichtigung!, um zu erleichtern27 wenn die Untersuchung durch den Priester dem Kranken nur zum Vorteil gereichen kann. Das ist bei den drei späteren Besichtigungen der Fall, bei denen der Kranke eingeschlossen oder gar schon für unrein erklärt ist. Kann ihn der Priester am Feste als rein erklären, so tut er es; wo nicht, so schweigt er, und es bleibt alles beim alten., aber nicht, um zu erschweren28 wenn die Untersuchung dem Kranken nur Nachteil bringen kann. Das ist bei der ersten Besichtigung der Fall. Unterbleibt sie während des Festes, so gilt er bis zum Urteilsspruch des Priesters als rein; findet sie aber statt, und der Beschauer schweigt, weil er keine Reinheitserklärung abgeben kann, so ist dem Kranken die Festesfreude getrübt. Er weiss ja nun, dass ihn nach dem Feiertage die Einschliessung oder noch Schlimmeres erwartet.; die Weisen aber sagen: weder zu erleichtern, noch zu erschweren29 Nach Raba (oder Rabba?) im bab. Talmud herrscht Übereinstimmung darüber, dass eine erste Besichtigung am Feste nicht stattfindet. [Dieser Satz wird, wie bereits in Anm. 26 erwähnt wurde, im משנה למלך beanstandet und fehlt in der Tat in der Münchener Handschrift. Nach unserer Auffassung der Worte אבל לא להחמיר (s. Anm. 28) ist er überflüssig, da das Einverständnis des R. Meïr deutlich in der Mischna selbst ausgesprochen ist.] Auch darin stimmen die Ansichten noch überein, dass eine zweite Besichtigung selbst am Feste vorgenommen wird. Kann der Priester den Eingeschlossenen für rein erklären, so tut er es; kann er es nicht, so schweigt er. Erst über die dritte Besichtigung gehen die Meinungen auseinander. Nach der einen findet sie mit dem Vorbehalt statt, bei ungünstigem Befunde die Entscheidung auszusetzen; nach der andern ist ein solches Verfahren in diesem Stadium unzulässig, denn hier gilt das Schriftwort לטהרו או לטמאו (3. B. M. 13,59). Hier erfolgt keine Einschliessung mehr wie bei den früheren Besichtigungen, hier heisst es: Entweder — Oder. Kann der Kranke nicht reingesprochen werden, so muss ihn der Priester als unrein erklären, zumal das Stillschweigen hier, wo es ein Drittes nicht gibt, einer Unreinheitsbekundung gleichkommt. Darum ist es besser, die Untersuchung fällt am Feste ganz aus. Von der vierten Besichtigung spricht Raba nicht Man sollte meinen, dass hier von einem Aufschub nicht die Rede sein kann, da es sich doch um die Feststellung handelt, ob der Kranke als genesen zu betrachten ist, oder — und das wäre der schlimmste Fall — noch weiter in der Unreinheit verharren muss, die ihm ohne die Besichtigung auf alle Fälle, auch in dem der Genesung, während des Festes anhaften würde. Dennoch berichtet eine Baraita, dass R. Jose auch hier im Gegensatz zu seinen Freunden die Besichtigung widerrät. Der Grund wird in der Bestimmung gefunden, laut welcher der Genesene die sieben Reinigungstage ausserhalb seines Hauses zubringen muss (das. 14, 8). Diese unerwünschte Nebenwirkung soll ihm in der Festwoche erspart werden. Demnach unterbleibt nach R. Jose die dritte Besichtigung des Kranken wegen der Möglichkeit, dass er für unrein, die vierte wegen der Möglichkeit, dass er als rein befunden werden könnte. . Ferner sagte Rabbi Meïr: Es darf jemand die Gebeine des Vaters und der Mutter sammeln30 Die Leichen wurden zunächst nur vorläufig beigesetzt; erst wenn alles Fleisch verwest war, wurden die Gebeine gesammelt und zur ewigen Ruhe in Särgen aus Zedernholz gebettet., weil es ihm eine Freude ist31 Wenn auch dieser Akt der Pietät die festliche Stimmung des Tages trübt, gewährt er doch für den Rest des Festes ein Gefühl der Befriedigung und Erleichterung (Jeruschalmi). Dagegen würde im Falle des Aufschubes der Gedanke, dass den Eltern noch nicht die letzte Ehre erwiesen ist, das Gemüt der Kinder während des ganzen Festes bedrücken und die Feiertagsstimmung erst recht beeinträchtigen.; Rabbi Josê aber meint, es bedeutet ihm Trauer32 und ist in der Festwoche daher zu unterlassen.. Man veranstalte keine Gedenkfeier33 יעורר (oder יערער) eig. erwecken, erregen, hier etwa: die Zuhörer hinreissen und sie zu Tränen rühren. Nach dem bab. Talmud z. St. lautete die Einladung zur Feier: יבכון עימיה כל מרירי ליבא. Vielleicht ging dieser Aufforderung das Wörtchen עורו voran (עורו בכו עמי כל מרי לבב = Auf, weinet mit mir alle, die ihr betrübten Herzens seid), wodurch sich der Ausdruck עורר על המת in ähnlicher Weise erklären würde wie המעוררין (Ma‘ser scheni V 15 und Sota IX 10 = die Wecker) als Bezeichnung der Sänger, die im zweiten Tempel ihren Liedern den Vers (Ps. 44, 24) עורה למה תישן ה׳ (Auf, o Gott, warum schläfst du) angliederten. Auch אעירה שחר (ich will die Morgenröte wecken, Ps. 57, 9 u. 108, 3) könnte den prägnanten Sinn haben: Ich will die Morgenröte auffordern, mit mir in das Lob Gottes einzustimmen. und keine Totenklage34 Der Unterschied zwischen Gedenkfeier (עירור) und Totenklage (הספד) besteht nach Jeruschalmi darin, dass diese einem einzelnen, jene dem Gedächtnis vieler gewidmet ist. Nach derselben Quelle beschränkt sich das Verbot auf die Veranstaltungen zu Ehren von Personen, die schon vor mehr als dreissig Tagen verstorben sind. für seine Dahingeschiedenen dreissig Tage vor einem Freudenfeste35 Unter רגל versteht man in Anlehnung an das Schriftwort (2. B. M. 23, 14), in welchem שלש רגלים (wörtlich: drei Füsse) gleich שלש פעמים (eig. drei Schritte) dreimal bedeutet, jedes der drei Freudenfeste (פסח שבועות סכות), an denen man nach der heiligen Stadt zog, um dort im Heiligtume Opfer darzubringen.. Man gräbt nicht Nischen und Grüfte36 כוכין sind die in die Felswand gehauenen Gräbernischen, קברות die über dem Erdboden sich erhebenden Grabgewölbe. Über die Anlage der Begräbnishöhlen und ihrer Nischen s. Baba b. VI 8. am Feste37 weil es zu mühsam ist (s. Einl.)., aber man vervollkommnet die Nischen am Feste38 indem man sie je nach Bedarf länger oder kürzer, breiter oder schmäler macht, sie mit Kalk übertüncht oder sonst in einer Weise fertigstellt und vollendet, die wenig Arbeit erfordert. — בחנכין steht hier im eigentlichen Sinne: etwas für seinen Zweck vorbereiten, die letzte Hand anlegen, vervollkommnen. Gewöhnlicher ist die übertragene Bedeutung: erziehen, den letzten Schliff geben; gebrauchsfertig machen, einweihen. Auffallend ist die häufige Wiederholung des Wortes במועד. Jeruschalmi liest: אין חופרין כוכין וקברות במועד אבל מחנכין את הכוכין ועושין נברכת וארון עם חמת בחצר., macht auch eine Grube am Feste39 Wenn נברכת mit dem Worte ברכה (Teich, bes. gleich dem arab. بركة ein künstlich angelegter) zusammenhängt, dessen Etymologie freilich nicht feststeht, das aber von ברך (Knie) ebenso abgeleitet sein könnte wie אמת המים (Wasserleitung) von אמה (der Arm) — bildet doch der Fluss da, wo er sich zum See erweitert, mit diesem ein Knie — so ist hier eine Wassergrube gemeint, in der die Leiche oder die Grabgewänder gewaschen werden sollen. Das Wort findet sich noch einmal in der Mischna, nämlich in Baba b. II 1, wo es — parallel zu אמת המים — zweifellos eine Wassergrube bezeichnet. Dort steht aber ausdrücklich נברכת כובסין (Wäschergrube). Es ist daher nicht ausgeschlossen, dass נכרכת an sich nur die Grube bedeutet, an dieser Stelle demnach ein einfaches, leicht herzustellendes Grab, wie schon R. Abraham b. Dawid in seinen Berichtigungen zu Maimunis Mischne Tora (הל׳ יום טוב VIII 4) erklärt. Allerdings scheint das überflüssige במועד, das hier nun schon zum dritten Male steht, unsern Satz ebenso von dem folgenden וארון עם המת בחצר trennen zu wollen, wie das vorangehende במועד ihn von אבל מחנכין את הכוכין scheidet, als ob עושין נברכת zur Leichenbestattung in keinerlei Beziehung stände, sondern ganz allgemein die Herstellung einer Wäschergrube gestatten wollte, selbstverständlich nur den Personen, die ihre Kleider am Feste waschen dürfen (s. weiter unten III 2). Das ist die Auffassung der meisten Lehrer, u. a. auch Maimunis (a. a. O.). und einen Sarg beim Toten im Hofe40 damit die Leute sehen, dass er bald gebraucht und nicht etwa auf Vorrat gearbeitet wird.. Rabbi Juda verbietet dies, es sei denn, dass er Bretter hat41 Die Bretter zu diesem Zwecke erst zu sägen hält er als zu schwere Arbeit für unstatthaft.. Man darf am Feste keine Frauen heimführen, weder Jungfrauen noch Witwen, auch die Schwagerehe42 5. B. M. 25, 5. nicht vollziehen, weil es eine Freude ist43 durch welche die Festesfreude zurückgedrängt oder verdunkelt würde., wohl aber seine geschiedene Frau wiederheiraten. Eine Frau darf ihre Schönheitsmittel am Feste bereiten; Rabbi Juda sagt: Sie soll nicht Kalk auflegen,44 um die Haare da, wo sie unerwünscht sind, zu beseitigen. weil es eine Entstellung für sie ist45 solange der Kalk haftet. — נוול ist eine Milderung des hebr. נבל (schänden).. Der Ungeübte näht46 wenn es für den Festbedarf erforderlich ist. in seiner gewöhnlichen Art, der Handwerker mit ungleichen Stichen47 חדיוט ist das griechische ἰδιώτης (Pfuscher, Stümper). — מכליב wird von כלב (Hund) abgeleitet: mit Stichen, die Hundezähnen ähnlich sind. Nach einer Erklärung sind darunter grosse, weit voneinander abstehende Stiche zu verstehen; nach einer andern (im Jeruschalmi) sollen nicht mit einer Naht wie üblich mehrere Stiche hintereinander gemacht, sondern die Nadel nach jedem einzelnen herausgezogen werden. — Der Stamm כלב bedeutet im Arabischen (كلب) nähen. Hier kann er diesen allgemeinen Sinn nicht haben, da er im Gegensatz zu תפר steht.. Betten48 Gemeint sind die starken Bänder, welche den Boden der Bettstellen bilden. — סרג ist das hebr. שרג (flechten, Ijob 40,17 u. Kînot 1,14; syr. ܣܪܰܚ،, arab. شرج); vgl. auch שריגים = Ranken. darf man flechten46 wenn es für den Festbedarf erforderlich ist.; Rabbi Josê sagt: Nur spannen49 fest anziehen, wenn sie sich gelockert haben, aber nicht neu anbringen. Die Lesart אף ממתחין in einigen Ausgaben gibt keinen rechten Sinn.. Man darf einen Ofen, einen Herd oder eine Mühle am Feste aufstellen50 Diese drei Hausgeräte waren transportabel und wurden vor dem Gebrauch mit Lehm am Fussboden befestigt. Das ist auch am Feste gestattet. Der תנור war ein grosser irdener Topf, an dessen Wände das zu backende Brot innen angeklebt wurde; die כירים waren ein Kochherd, auf dessen Oberfläche die Speisen gargemacht wurden.; R. Juda sagt: Man darf die Mühlsteine nicht zum ersten Male hämmern51 Wenn die Steine zu glatt sind, um das zu mahlende Korn erfassen zu können, werden sie durch Hammerschläge rauh gemacht. מכבשין, eigentlich drücken, pressen, auch bezwingen, heisst hier: mit dem Hammer bearbeiten. Die Einschränkung בתחלה will sagen, dass nur neue Mühlsteine am Feste durch Hammerschläge nicht geschärft werden dürfen, wohl aber abgenutzte.. Man macht einem Dache oder einem Gange52 מרפסת ist eine Art Gallerie zwischen zwei Stockwerken, auf welcher die Bewohner des oberen Stockwerkes, dessen Türen sämtlich auf den Gang münden, mittels einer Leiter oder einer Treppe in den Hof gelangen. Der Stamm רפס oder רפש (ברגליכם תרפשון J’ḥezḳel 34,18), syr. ܪܦܰܣ, bedeutet treten. in kunstloser Weise53 in Form einer Hecke, oder lose Steine ohne Mörtel übereinander geschichtet. ein Geländer, aber nicht in handwerksmässiger Art. Man verklebt Spalten54 mit Lehm oder dgl., damit es nicht hereinregne. — שוף, syr. ܫܰܦ, reiben, schmieren. und verstreicht sie55 ומעגילין (von עגל = runden), eigentlich: walzen oder rollen, hat hier als Denominativ von מעגלה die erweiterte Bedeutung: glattstreichen Vielleicht ist auch das biblische מעגל als glattgetretener Pfad zu erklären, wenn man nicht vorzieht, es als eine dem Wagenverkehr (עגלות) dienende Strasse aufzufassen. mittels einer Walze mit der Hand oder mit dem Fusse, jedoch nicht mit der Kelle56 מחלציים übersetzt ‘Aruch mit cazzuola (Maurerkelle). Der Dual deutet aber darauf hin, dass es sich um ein aus zwei Bestandteilen zusammengesetztes Gerät handelt. Der Stamm חלץ wieder lässt vermuten, dass es dazu bestimmt war, die Steine aus der Mauer herauszuziehen (3. B. M. 14, 40 u. 43). Vielleicht ist wirklich an ein Instrument zu denken, dass dem Maurer teils als Kelle beim Bauen, teils als Hebel beim Einreissen diente.. Sind Türangel, Türband57 in dessen Öffnung die Angel sich dreht., Balken, Schloss oder Schlüssel zerbrochen58 sodass die Wohnung vor Dieben nicht sicher ist., darf man sie am Feste instand setzen, nur darf man seine Arbeit nicht auf das Fest ansetzen59 Man darf sie nicht geflissentlich auf die Festwoche verschieben, in der man mehr Muße hat.. Und alles Einzulegende, von dem man am Feste essen kann, darf man einlegen60 Fische, Gemüse und was man sonst in Essig, Salzwasser oder Öl einzulegen pflegt, darf man am Feste nur dann einlegen, wenn es vor dessen Ablauf voraussichtlich schon geniessbar sein wird.. Chapter 2 Wer seine Ölbeeren umgerührt hatte1 Vor dem Feste. — Die Ölbeeren werden, ehe man sie in der Stampfmühle zerdrückt, in einem Behälter (מעטן) einer leichten Gährung überlassen, und mehrmals umgewendet, bis alle gehörig erweicht sind. Kommen sie dann nicht bald unter den Quetschbalken, werden sie schimmelig und verfaulen., dann aber von einem Trauer- oder sonst einem Unfall betroffen2 Das in der Mischna statt des klassischen קרה so häufig gebrauchte ארע ist aramäisches Lehnwort. oder von den Arbeitern irregeführt ward3 Sie sollten die Arbeit vor dem Feste verrichten, haben ihn aber im Stiche gelassen., legt den ersten Balken auf4 d. h. er quetscht sie am Feste nur einmal, um sich zunächst das zuerst ausfliessende, feinste und wertvollste Öl, das sogenannte Jungfernöl zu sichern. Erst nach dem Feste dürfen die Oliven in die Presse getan werden, in der durch starken Druck das in den Beeren noch enthaltene minderwertige Öl gewonnen wird. und lässt ihn bis nach dem Feste liegen5 Selbst das Jungfernöl darf er am Feste nicht herausschöpfen, um es in Krüge zu füllen.. So die Worte des Rabbi Juda; Rabbi Josê sagt: Er giesst vollends aus und verspundet in seiner gewöhnlichen Weise6 Er füllt das Öl bis auf den letzten Tropfen in Krüge und verstopft diese mit einem aus Lehm hergestellten Pfropfen (מגופה), alles dies am Feste genau so wie an gewöhnlichen Werktagen. — זולף (= דולף eigentlich: tropfen, träufeln) wird hier im Sinne eines langsamen Ausgiessens angewendet. גף (verschliessen) kommt in der heiligen Schrift nur einmal vor (N’ḥemja 7,8) und zwar im Hif‘il.. Desgleichen darf derjenige, der seinen Wein schon in der Grube hatte7 vor Eintritt des Festes. — בור (Grube) heisst der Behälter, in den der Wein aus der Kelter fliesst., dann aber von einem Trauer- oder sonst einem Unfall betroffen oder von den Arbeitern irregeführt ward3 Sie sollten die Arbeit vor dem Feste verrichten, haben ihn aber im Stiche gelassen., in seiner gewöhnlichen Weise vollends aussgiessen und verspunden8 den ganzen Wein in Krüge füllen und diese in der üblichen Weise verschliessen, damit er in der offenen Grube nicht sauer werde.. So die Worte des Rabbi Josê; Rabbi Juda sagt: Man macht ihm ein Brettergefüge9 Er bedeckt die Grube mit einem Schutzdach. לימודים sind zusammengefügte Bretter, entsprechend dem syr. ܥܡܰܕ، (verbinden, zusammenfügen), wie ja auch bei נסרים (gesägte Bretter) der Begriff des Brettes zu dem des Sägens (נסר) hinzugedacht wird. — In Kelim V 9 hat למודים aktive Bedeutung: zusammenfügende Klammern. Vielleicht ist dort lemudim zu lesen; vgl. חשוקים und חישוקים. Zusatz: Mit למד in der Bedeutung Zusammenfügen, Verbinden hängt auch לבוד zusammen (s. S. 337 Anm. 54). — Zu לימודים und נסרים vgl. כרותות (1. Kön. 6,36) = קורות כרותות., damit er nicht sauer werde. Man darf seine Früchte wegen der Diebe einführen10 vom Felde in den Speicher. und seinen Flachs, damit er nicht zu Grunde gehe, aus dem Wasserbade ziehen11 Flachs wird, ehe er gehechelt wird, im Wasser erweicht, damit er geschmeidiger wird. Liegt er zu lange im Wasser, verdirbt er. — שלח, syr. ܫܠܳܐ nahe verwandt mit hebr. שלל (Rut 2,16) = herausziehen, besondere aus Flüssigkeiten.; nur darf man seine Arbeit nicht auf das Fest ansetzen12 Man darf sie nicht auf die Festwoche verschieben, wenn sie vorher erledigt werden können. Und alle diese Dinge mögen, wenn man seine Arbeit auf das Fest angesetzt hat, zugrunde gehen. Man kaufe Häuser, Sklaven und Vieh nur für den Festbedarf oder dem Verkäufer zuliebe, der sonst nicht zu essen hätte13 der zum Verkauf genötigt ist, um für den Erlös Lebensmittel zu erwerben.. Man räume nicht von einem Haus ins andere14 über die Strasse hinweg., darf aber in seinen Hof räumen15 d. h in eine im selben Hofe liegende Wohnung.. Man hole keine Geräte16 Unter כלים versteht man auch Kleidungstücke. aus dem Hause des Handwerkers17 um nicht dem Verdachte Nahrung zu geben, dass sie am Feste fertiggestellt wurden.; wenn man für sie fürchtet18 dass sie dort abhanden kommen könnten. — חשש syr. ܚܰܫ = besorgt sein, fürchten, verwandt mit arab. حس — empfinden., schaffe man sie in einen andern Hof. Man darf die Feigenkuchen19 קציעות sind Feigen, die im Mörser zerstampft und zu einem runden Kuchen geformt werden. mit Stroh zudecken20 Damit sie nicht schmutzig werden.. Rabbi Juda sagt: Auch verdichten21 מעבין (Pi‘el von עבח = dick sein) bedeutet hier nach der einen Erklärung im bab. Talmud: dicht (in Stroh) einhüllen, nach der andern: in dicken Schichten übereinander legen, aufhäufen. Nach dieser zweiten Auffassung wäre nicht auch das Verdichten, sondern nur dieses gestattet, das Bedecken mit Stroh aber verboten. Das Wörtchen אף wäre demnach zu streichen (s. Jeruschalmi).. Verkäufer von Früchten, Kleidung und Geräten verkaufen unauffällig22 בצנעה = still oder bescheiden, wörtlich: in Verborgenheit, Zurückgezogenheit. Nach dem Talmud verkaufen sie in halbgeschlossenen Läden. für den Festbedarf. Jäger, Griessmüller23 דשושות sind Müller, die aus Weizenkörnern Griess herstellen. Eine grössere Zahl von Quellen hat überall, wo das Wort vorkommt רשושות mit ר am Anfange. Obgleich diese Lesart durch ‘Aruch bezeugt ist, dürfte דשושות mit ד doch richtiger sein, da auch die Araber eine aus Weizengriess bereitete Speise Daschîsch nennen (دشيش ist bei ihnen vermutlich ein Lehnwort). דשש wäre dann eine Nebenform von דוש (dreschen, zerstossen). und Gräupler24 גרוסות (von גרש, arab. جريش aram. גריסא, ܓܪ̈ܺܝܣܶܐ = Graupe) sind Verfertiger von Bohnengraupen. — Zur Form von דשושות und גרוסות vgl. ‘Erubin IV Anm. 65 über משוחות (Feldmesser). Ähnliche Formen sind דרוכות (Kelterer, Terumot III 4) חכורות (Pächter), לקוחות (Käufer). arbeiten unauffällig für den Festbedarf. Rabbi Josê sagt: Sie haben sich selbst eine Erschwerung auferlegt25 ihr Handwerk in der Festwoche nicht auszuüben.. Chapter 3 Die folgenden Personen dürfen am Feste sich scheren1 Haarschneiden und Kleiderwaschen ist am Feste verboten, damit man diese Geschäfte vor dessen Eintritt erledige und nicht den ersten Feiertag mit ungepflegtem Haupthaar und unsauberer Wäsche begrüsse (s. Einleitung). Die im folgenden genannten Personen bilden nun eine Ausnahme, weil sie für die bisherige Unterlassung einen Entschuldigungsgrund haben.: Wer aus einer überseeischen Gegend oder aus der Gefangenschaft heimkehrt,2 und unterwegs keine Gelegenheit hatte, sich die Haare schneiden zu lassen und seine Kleider zu waschen. wer den Kerker verlässt3 und zwar in der Lage, jedoch nicht in der Stimmung war, sich um seine Toilette zu kümmern., ein Bannbeladener4 Wer mit dem Banne belegt ist, darf gleich einem Trauernden weder sein Haar schneiden noch seine Kleider waschen lassen., den die Rabbinen befreit haben5 sofern sie den Bann erst in der Festwoche aufgehoben haben., desgleichen wer sich bei einem Gelehrten losbittet und befreit wird6 wer ein Gelübde getan hatte, eine Zeit lang sich nicht scheren, beziehungsweise seine Kleider nicht waschen zu lassen und am Feste einen Gelehrten um die Lösung des Gelübdes bittet, die dieser auch bewirkt. — נשאל (sich losbitten; vgl. 1. Sam. 20, 6 u. 28, Neḥ. 13,6) ist in der Sprache der Rabbinen stehender Ausdruck für die an einen Gelehrten gerichtete Bitte um Entbindung von einem Gelübde., der Nazîr7 dessen Nazirat am Feste zu Ende geht. Solange es besteht, darf er sein Haupthaar nicht abscheren (4. B. M. 6,5). und der Aussätzige beim Übergang von seiner Unreinheit zu seiner Reinheit8 Wenn der Aussätzige von seiner Krankheit geheilt ist, unterzieht er sich einer siebentägigen Reinigung, an deren erstem und letztem Tage er sein ganzes Haar abschert (3. B. M. 14, 8—9). Fällt nun einer dieser Tage in die Festwoche, so braucht er die Reinigung darum nicht zu verschieben. — Das Wort העולה fehlt in beiden Talmuden. Maimuni liest, wie aus seinem Mischnakommentar und auch aus seinem Mischne Tora (Hil. Jom Tob VII 19) ersichtlich, והעולה (der Aussätzige und der von seiner Unreinheit zu seiner Reinheit Aufsteigende) und gestattet demgemäss das Haarschneiden in der Festwoche jedem Unreinen am Tage, da er seine Reinheit wiedererlangt, nicht bloß dem Aussätzigen, dem es vorgeschrieben ist.. Und für die folgenden darf man am Feste waschen1 Haarschneiden und Kleiderwaschen ist am Feste verboten, damit man diese Geschäfte vor dessen Eintritt erledige und nicht den ersten Feiertag mit ungepflegtem Haupthaar und unsauberer Wäsche begrüsse (s. Einleitung). Die im folgenden genannten Personen bilden nun eine Ausnahme, weil sie für die bisherige Unterlassung einen Entschuldigungsgrund haben.: für jemand, der aus einer überseeischen Gegend oder aus der Gefangenschaft heimkehrt2 und unterwegs keine Gelegenheit hatte, sich die Haare schneiden zu lassen und seine Kleider zu waschen., oder den Kerker verlässt3 und zwar in der Lage, jedoch nicht in der Stimmung war, sich um seine Toilette zu kümmern., für den Bannbeladenen4 Wer mit dem Banne belegt ist, darf gleich einem Trauernden weder sein Haar schneiden noch seine Kleider waschen lassen., den die Rabbinen befreit haben5 sofern sie den Bann erst in der Festwoche aufgehoben haben., desgleichen für den, der sich bei einem Gelehrten losbittet und befreit wird6 wer ein Gelübde getan hatte, eine Zeit lang sich nicht scheren, beziehungsweise seine Kleider nicht waschen zu lassen und am Feste einen Gelehrten um die Lösung des Gelübdes bittet, die dieser auch bewirkt. — נשאל (sich losbitten; vgl. 1. Sam. 20, 6 u. 28, Neḥ. 13,6) ist in der Sprache der Rabbinen stehender Ausdruck für die an einen Gelehrten gerichtete Bitte um Entbindung von einem Gelübde.; ferner Handtücher, Barbiertücher und Badetücher9 weil sie sehr oft gewaschen werden müssen. — Die Mischna beginnt mit ואלו מכבסין במועד und nennt, im selben Satze sowohl die Personen, denen zu waschen erlaubt ist, als auch die Gegenstände, die zu waschen gestattet ist. Dieses Anakoluth wird im hebr. Text nicht störend empfunden, weil אלו מכבסין ebenso gut „diese dürfen waschen“ als „dieses darf man waschen“ bedeuten kann. — Barbiertücher (ספר = scheren ist aramäisches Lehnwort, syr.: ܣܦܰܪ) sind die Mäntel, die man beim Haarschneiden umlegt, damit die Kleider sauber bleiben. Sie dürfen wegen der Personen gewaschen werden, denen das Haarschneiden am Feste nach voriger Mischna erlaubt ist. ספוג ist aus dem Griechischen (σπόγγος) herübergenommen und bezeichnet den Schwamm; daher ספג zunächst = aufsaugen, dann auch = abwischen, abtrocknen.. Für Samenflüssige10 3. B. M. 15, 1—15., Blutflüssige11 das. 25—30.. Menstruierende12 das. 19—24., Wöchnerinnen13 das. 12, 1—8. und alle, die aus Unreinheit zur Reinheit emporsteigen, ist es gestattet14 weil die Kleider all dieser Unreinen, wenn sie auch vor dem Feste gewaschen wurden, durch ihre Berührung unrein geworden sind., für jeden andern ist es verboten15 aus dem in Anm. 1 angegebenen Grunde.. Das Folgende darf man am Feste schreiben:16 Eine Ehe kann durch eine die Trauungsformel enthaltende Urkunde, die der Mann einem Weibe übergibt, rechtskräftig geschlossen werden. Trauungsurkunden.16 Eine Ehe kann durch eine die Trauungsformel enthaltende Urkunde, die der Mann einem Weibe übergibt, rechtskräftig geschlossen werden. und Scheidebriefe17 גטין (ein Wort dunkler Herkunft, wahrscheinlich das lateinische Akten) ist meist die rabbinische Bezeichnung für den biblischen ספר כריתות (5. B. M. 24,3). Zusatz: גט ist das assyrische Gittu = Urkunde. Quittungen18 שוברים wird im Jeruschalmi durch das griechische אומולוגין erklärt. Die Homologie (ὁμολογία) ist das Anerkenntnis, dass eine Schuld bezahlt, eine Forderung befriedigt ist. Der Name שובר erklärt sich daraus, dass durch die Empfangsbescheinigung die Rechtskraft des Schuldscheins gebrochen wird. und Vermächtnisse19 דייתיקי ist das gr. διαϑήϰη., Schenkungen und Verjährungsunterbrechungen20 פרוזבול ist eine von Hillel getroffene Vorkehrung, durch welche der im siebenten Jahre (dem sogenannten Erlass- oder Schabbatjahre) eintretenden Verjährung aller Schuldforderungen (5. B. M. 15, 1—2) vorgebeugt werden kann. Sie besteht in einer dem Gericht zu übergebenden schriftlichen Erklärung, in der sich der Gläubiger vorbehält, seine Rechte und Ansprüche jederzeit geltend zu machen (Sch’bî‘it X 3 — 6). Das Wort פרוזבול (auch פרוסבול geschrieben), das zweifellos griechischen Ursprungs ist, hat verschiedene Ableitungen gefunden. Am nächsten liegt wohl προςβολή in seiner doppelten Bedeutung als Hinzufügung und Ansturm. Der פרוזבול ist beides. Er kann zunächst als Zusatz oder Nachschrift zum Schuldschein aufgefasst werden, dessen Gültigkeitsdauer er verlängert. Zwar erstreckt sich seine Wirkung auch auf mündliche Darlehen; er ist aber doch in erster Reihe zum Schutze der Schuldscheine eingeführt worden, bei denen es sich in der Regel um grössere Beträge handelt. Andererseits bildet er einen Eingriff in die Verjährung, der er entgegentritt (προσβάλλει), und begründet zugleich einen Zugriff gegenüber den Grundstücken des Schuldners, auf die er ausgestellt ist. Wahrscheinlicher aber ist die Gleichsetzung mit πρόβολος, was Schutzwaffe und Bollwerk, überhaupt jedes Verteidigungs- und Abwehrmittel bedeutet. R. Ḥisda kennt die Bezeichnung פרוסבולי ובוטי (Giṭṭin 36b unten), die als Verstümmelung von פרוסבולי פרוסבוטי (πρὸς βουλῆ πϱεσβύτων = vor dem Rate der Aeltesten gedeutet worden ist. Allein, gerade an der einzigen Stelle, an der פרוסבוטי neben פרוסבולי vorkommt (M’gilla 15a unten), will diese Erklärung durchaus nicht stimmen. Dort wird die Äusserung Hamans (Ester 5,13), all sein Reichtum und sein Ansehen gewähre ihm keine Befriedigung, solange er Mordechaj im Hofe des Königs sitzen sehe, durch einen Ausspruch desselben R. Ḥisda beleuchtet, der einmal in einem andern Zusammenhang gesagt hat: זה בא בפרוסבולי וזה בא בפרוסבוטי . Die Worte כדרב חסדא דאמר רב חסדא zeigen, dass er diesen Ausspruch nicht in Bezug auf Mordechaj und Haman getan hat. Es scheint vielmehr eine allgemeine Redewendung zu sein, etwa in dem Sinne: Druck erzeugt Gegendruck. Kommt der eine mit Angriff (προσβολή), so kommt der andere mit Hilfsmannschaft (προςβοήϑεια oder πϱοσβώϑεια), wie ja auch die Missachtung, die Mordechaj gegen Haman zur Schau trug, dessen Freunde und Ratgeber zur Abwehr durch Errichtung des Galgens herausforderte. Demnach wäre פרוסבולי ובוטי in Giṭṭin πϱοβολή und βοήϑεια, Vorbeugung und Beistand, Schutz des Gläubigers gegen den Schuldenerlass und Hilfe für den Bedürftigen, der sich sonst vergebens um ein Darlehen bemühen würde (תקנה לעשירים ותקנה לעניים)., Schätzungsbriefe21 Vollstreckungsbefehle gegen die durch gerichtliche Sachverständige abgeschätzten Güter eines säumigen Schuldners. und Verpflegungsbriefe22 Vertragliche Verpflichtungen zum Unterhalt der Stiefkinder., Bescheinigungen über die Befreiung von der Schwagerehe23 5. B. M. 25, 7—10. Die gerichtliche Bescheinigung lautet nach Jeruschalmi z. St. (s. auch Bab. J’bamot 39 b): דקרבת קודמינא ושרת סיניה מעילוי רגליה דימינא ורקת קודמינא רוקא דמתחזי על ארעא ואמרת כנח יעשה לאיש אשר לא יבנה את בית אחיו . Sie erschien vor uns, löste seinen Schuh von seinem rechten Fusse, spie vor unseren Augen sichtbaren Speichel auf die Erde und sprach: So geschieht dem Manne, der das Haus seines Bruders nicht aufbauen mag). — שטרי ist wahrscheinlich Schetarê (nicht Schitrê) zu sprechen. So auch כתבי = Ketabê und שיירי = Schejarê. Vgl. עבדיהם (‘Abadêhem) in Ḳohelet 9,1. und über Ablehnungen24 Eine Minderjährige, die von ihrer Mutter oder ihren Brüdern verheiratet wurde, kann vor erlangter Grossjährigkeit ihre Ehe für nichtig erklären. Die ihr vom Gericht zu bescheinigende Erklärung hat nach Jeruschalmi z. St. (s. auch Bab. J’bamot 107 b) den folgenden Wortlaut: לא רעינא ליה לא שוינא ליה לא צבינא לאתנסבא ליה (Ich mag ihn nicht, ich bin ihm nicht angemessen, ich will ihm nicht angehören)., Schiedsverträge25 שטרי בירורין sind schriftliche Vereinbarungen, in denen sich die Parteien in einem Rechtsstreite verpflichten, dem Urteil eines von ihnen gewählten (ברר = wählen) Schiedsgerichtes sich zu unterwerfen, im Jeruschalmi z. St. vortrefflich mit קומפרומיסין wiedergegeben und durch זה בורר לו אחד וזה בורר לו אחד erklärt (s. Sanhedrin V 1). Kompromisse sind in der Rechtssprache Schiedsverträge., gerichtliche Entscheidungen und Briefe des Beliebens26 רשות hat in der rabbinischen Literatur drei Bedeutungen, die sich aus dem Begriff der Machtbefugnis als der Grundbedeutung ableiten lassen: Gebiet, Obrigkeit, Erlaubnis. In letztem Sinne steht רשות nicht im Gegensatz zum Verbot (אסור), sondern zur sittlichen Forderung (מצוה) oder zur Pflicht (vgl. z. B. P’saḥim VI 2, Soṭa VIII g. E.) und bezeichnet das, was dem eigenen Belieben oder dem freien Ermessen anheimgegeben ist. So erklärt Jeruschalmi hier אגרות של רשות als Freundschaftsbriefe. Eine spätere Auffassung sieht in ihnen obrigkeitliche Erlasse.. Man schreibt keine Schuldscheine am Feste27 weil sie nicht so dringend sind wie die in der vorigen Mischna angeführten Schriftstücke.; wenn er ihm nicht traut28 der Verleiher dem Borger., oder wenn man nicht zu essen hat29 wenn der Schreiber zur Fristung seines Lebens auf den Verdienst aus der Anfertigung des Schuldscheins angewiesen ist., darf man sie schreiben. Man schreibt keine Bücher30 nicht einmal Torarollen., T’fillin oder Pfostenschriften31 s. מגלה I, Anm. 40—41 und IV, Anm. 47. am Feste und verbessert32 מגיהין (von נגה) heisst eigentlich erleuchten. Eine durch Schreibfehler verdunkelte Stelle wird durch die Berichtigung erhellt. auch nicht einen Buchstaben, nicht einmal im Buche der Tempelhalle33 aus dem der Hohepriester am Versöhnungstage vorlas (Joma VII 1). Andere Lesart: בספר עזרא, in der von ‘Ezra geschriebenen Torarolle, die allen späteren Abschriften als Muster diente. Wenn die Lesart richtig ist, kann sich die Verbesserung nicht auf Irrtümer, sondern nur auf die Erneuerung verblasster Buchstaben beziehen.. Rabbi Juda sagt: Man darf T’fillin und Pfostenschriften für den eigenen Bedarf schreiben34 auch wenn man sie erst nach dem Feste benutzen will; für einen andern darf man sie nur dann anfertigen, wenn er sie am Feste selbst braucht (Jeruschalmi, der so die Ansicht vertritt, dass man an חול המועד T’fillin anlegt). und auf seiner Hüfte35 ohne Spindel, um mit Rücksicht auf das Fest von dem gewöhnlichen, werktäglichen Verfahren abzuweichen. die purpurblaue Schnur für seine Quaste36 4. B. M. 15, 38. spinnen. Wenn jemand seinen Toten drei Tage vor einem Freudenfest37 רגל ist die übliche Bezeichnung für jedes der drei Freudenfeste (פסח שבועות סכות); s. oben Kap. I Anm. 35. beerdigt hat, ist für ihn die Satzung über die sieben Tage aufgehoben38 d. h. er braucht die strengen Trauervorschriften, die für die ersten sieben Tage gelten, nicht mehr zu beobachten, sondern nur noch die milderen, die für den ganzen Trauermonat angeordnet sind. Waren aber beim Eintritt des Feiertages weniger als drei Tage seit der Bestattung verflossen, ruhen zwar die Bestimmungen über die siebentägige Trauer während des Festes, treten aber nach dessen Ablauf wieder in Kraft.; sind es acht39 so dass er die strengeren Trauervorschriften vollständig, die milderen auch schon einen Tag lang erfüllt hat., ist für ihn die Satzung über die dreissig Tage ausser Kraft40 Die Trauerzeit ist also mit dem Eintritt des Festes für ihn vorüber, sofern er nicht den Tod des Vaters oder der Mutter beklagt, nach denen die Trauer volle zwölf Monate dauert.. Denn sie41 Die Gesetzeslehrer. haben gesagt: Der Schabbat zählt mit42 Obwohl am Schabbat die Trauervorschriften ruhen, wird er doch in der Zahl der sieben und der dreissig Tage mitgerechnet. — עולה ist in dieser Bedeutung vermutlich aus (המכין) עולה מן החשבון (in die Zahl aufgenommen werden; vgl. עלה במספר 1 Chr. 27, 24) verkürzt wie יצא aus יצא ידי חובתו., bricht aber nicht ab43 Er hebt die Trauer nicht auf; ihre Bestimmungen treten vielmehr nach Ausgang des Schabbat wieder in Kraft., die Freudenfeste brechen ab44 Die Trauervorschriften sind, wenn sie drei bez. acht Tage vor dem Freudenfeste innegehalten wurden, nicht allein am Feste, sondern auch später nicht mehr zu beobachten., zählen aber nicht mit45 Ist der Tote einen oder zwei Tage vor dem Feste beerdigt worden, so sind die strengeren Trauerbestimmungen noch sechs bez. fünf Tage nach Ablauf des Festes zu beobachten; dagegen gelten die milderen Trauerbestimmungen nicht etwa noch fernere 23 Tage, denn in der Zahl der dreissig Tage werden die Festtage wohl mitgerechnet.. Rabbi Eli‘ezer sagt: Seit das heilige Haus zerstört wurde, ist das Wochenfest46 עצרת ist in der Mischna der Name des Wochenfestes, wahrscheinlich weil es als Offenbarungsfest die Schlussfeier des Erlösungsfestes (חג המצות) bildet, eine Auffassung, in der man durch die in der Tora vorgeschriebene Zählung der zwischen ihnen liegenden 49 Tage bestärkt wurde. dem Schabbat gleich47 Da das Wochenfest gleich dem Schabbat nur einen Tag dauert, hebt es die Trauerzeit nicht auf, zählt jedoch mit. Als aber der Tempel noch stand, konnte man der Verpflichtung, an den drei Freudenfesten im Heiligtume mit „Besuchsopfern“ zu erscheinen (5. B. M. 16, 16—17), noch sechs Tage nach dem Wochenfeste genügen, weshalb es damals als ein siebentägiges angesehen werden konnte.. Rabban Gamliel dagegen sagt: Der Neujahrs- und der Versöhnungstag sind den Freudenfesten gleich48 gleich diesen verkürzen sie die Trauerzeit, indem sie sie völlig abbrechen.. Die Weisen aber sagen: Weder ist’s nach den Worten des einen noch nach den Worten des andern; vielmehr ist das Wochenfest gleich den Freudenfesten49 auch nach der Zerstörung des Tempels., der Neujahrs- und der Versöhnungstag wie der Schabbat50 weil sie keine Freudenfeste sind.. Den Riss, die Entblössung und die Labung51 Es war Sitte, dass die Freunde des Verstorbenen, die der Bahre folgten, gleich den Trauernden einen Riss in ihre Kleider machten, die Schulter entblössten und an der Labung (סעודת הבראה; vgl. 2. Sam. 3, 35) teilnahmen, die den Leidtragenden als erste Mahlzeit nach der Beerdigung von fremder Hand gespendet wurde. beschränkt man52 am Feste. auf die Angehörigen53 Eltern, Geschwister, Ehegatte, Kinder. des Verstorbenen. Auch erfolgt die Labung nur auf aufrechten Ruhebetten54 Auch die Angehörigen nehmen die Labung nicht wie sonst auf umgestürzten, sondern auf den ordnungsmässig hergerichteten Ruhebetten.. Man trägt ins Trauerhaus weder auf einer Schale noch auf einem Untersatz, noch in einer Schüssel, sondern in Körben55 Die Erfrischungen, die man den Leidtragenden während der Trauerwoche ins Haus bringt, trägt man niemals, am Feste sowenig wie an gewöhnlichen Tagen, in prunkenden Gefässen, um die Armen nicht zu beschämen, die kostbares Geschirr nicht besitzen, sich aber von der Erfüllung dieser Liebespflicht nicht ausschliessen möchten. — טבלא = tabula oder tabella; אסקוטלא = scutella: קנון = ϰανοῦν.. Man spricht nicht den Trauersegen56 eine mit ברוך מנחם אבלים schliessende Benediktion, die auf dem freien Platze, auf welchem man den Leidtragenden die erste Labung reichte, im Gegenwart der Trauerversammlung gesprochen wurde. Das in K’tubbot 8b angeführte Beispiel lautet: Brüder, die ihr durch diese Trauer niedergebeugt seid, bedenket wohl, dass es ein ewiges Naturgesetz ist vom Urbeginn der Schöpfung her. Viele haben schon aus diesem Schmerzenskelch getrunken, viele werden noch trinken; wie unsere Väter es überwunden haben, werden unsere Enkel es verwinden müssen. Der Herr des Trostes tröste euch, meine Brüder. Gelobt seist Du, der Du die Trauernden tröstest. am Feste, aber man stellt sich in einer Reihe auf57 wie es auch sonst nach der Bestattung des Toten üblich ist., spricht ein Wort des Trostes und verabschiedet die Versammlung. Man stellt die Bahre nicht auf der Strasse hin, um keine Totenklage herbeizuführen58 Sonst wurde die Bahre auf dem Wege zum Friedhofe mehrmals auf die Strasse gesetzt, um den Trägern Gelegenheit zu geben, einander abzulösen, und den Klagefrauen, ihren Gesang anzustimmen.; bei Frauen auch sonst nicht59 auch an Werktagen nicht. aus Gründen der Ehrerbietung60 Die Bahre wurde von Männern auf der Schulter getragen. Wurde sie niedergesetzt, konnten sie das Gesicht des Toten mit Muße betrachten, was man bei weiblichen Leichen vermeiden wollte.. Die Frauen61 die zum Klagesang bestellt sind. dürfen am Feste Klagelieder singen, sich aber nicht an die Brust schlagen62 מענות, Pi‘el von ענה (arab. غنى = singen), wird besonders vom Vortrag der Klagelieder gebraucht (vgl. Ps. 88, 1); מטפחות ist Denominativ von טפח (Handfläche) und heisst in Jom Ṭob V 2: die Hände (im Takte oder beim Tanze) zusammenschlagen, hier dagegen: mit der Hand (im Seelenschmerz) an die Brust schlagen (ϰόπτεσϑαι, plangere).. Rabbi Ismael63 Andere Lesart: Rabbi Simon. sagt: die der Bahre zunächst stehenden64 סמיך, eigentlich = gestützt, angelehnt, hat in der Mischna auch die naheliegende Bedeutung von benachbart. dürfen an die Brust schlagen. An Neumondstagen, am Weihefeste und an Purim dürfen sie Klagelieder singen und an die Brust schlagen, aber hier wie dort keinen Wechselgesang anstimmen65 In unseren Mischnaausgaben und ebenso im Jeruschalmi liest man hier: בראשי חדשים בחנכה ובפורים מענות ומטפחות בזה ובזה אבל לא מקוננות . Wenn diese Lesart richtig wäre, könnte בזה ובזה nur mit Bezug auf den letzten Satz der vorigen Mischna den Sinn haben: Hier (in der Nähe der Bahre) wie dort (fern von ihr) ist beides gestattet. Das entspricht aber nicht dem Wortlaut. Es unterliegt kaum einem Zweifel, dass אבל ein alter Schreibfehler ist. Das Wort fehlt in der Tat im bab. Talmud wie auch bei Alfasi und R. Ascher. בזה ובזה gehört nun zu לא מקוננות und bedeutet: Hier (an Neumonden, Ḥanukka und Purim) wie dort (an den im vorangehenden Satze behandelten Festtagen) sind Wechselgesänge nicht erlaubt. Wir haben hier wieder einmal eine schülerhafte Einteilung. Mischna 9 sollte nicht mit בראשי חדשים beginnen, sondern wie im bab. Talmud mit נשים במועד מענות.. Ist der Tote bestattet, dürfen sie weder singen noch an die Brust schlagen. Wie ist der Klagegesang? Es singen alle zugleich. Wie der Wechselgesang? Es trägt die eine vor, und die anderen setzen nach ihr ein. So heisst es66 Jirmeja 9, 19.: Und lehret eure Töchter ein Klagelied und eine Frau die andere den Wechselgesang67 Die Hindeutung auf einen Wechselgesang wird in den Worten אשה רעותה erblickt: die eine Frau belehrt die andere, wie sie einzufallen hat.. Aber von einer Zeit, die kommen wird, heisst es: Er vernichtet den Tod auf immer, und Gott, der Ewige, wischt die Tränen von jedem Antlitz, und die Schmach seines Volkes wird er von der ganzen Erde entfernen, denn der Ewige hat es verheissen68 Jesaja 25, 8. Der Vers ist angefügt, um den Traktat (nach Tosafot die ganze Ordnung; s. Einl. Abs. 3) mit einem Worte froher Verheissung zu schliessen..