Mishnah Arakhin
משנה ערכין
Mischnajot mit deutscher Übersetzung und Erklärung. Berlin 1887-1933 [de]
https://www.talmud.de/tlmd/die-deutsche-mischna-uebersetzung
Mishnah Arakhin
Chapter 1
Jeder kann einen Erech geloben und der Erech eines jeden kann gelobt werden, jeder kann einen Geldwert geloben und der Geldwert eines jeden kann gelobt werden, sowohl Priester wie Leviten, Israeliten, Frauen und Sklaven. Unbestimmt- und Doppelt-geschlechtliche können einen Geldwert geloben und ihr Geldwert kann gelobt werden, sie können einen Erech geloben, ihr Erech kann aber nicht gelobt werden, denn nur der Erech einer ausgesprochen männlichen oder ausgesprochen weiblichen Person kann gelobt werden. Eines Taubstummen, Geistesschwachen und Unmündigen Geldwert wie Erech können gelobt werden, sie können aber weder einen Geldwert noch einen Erech geloben, weil sie nicht den Verstand dazu haben. Von einem noch nicht einen Monat alten Kinde kann man den Geldwert, nicht aber den Erech geloben.
Von einem Nichtjuden, sagt R. Meïr, kann man den Erech geloben, er aber kann keinen Erech geloben. R. Jehuda sagt: Er kann einen Erech geloben, sein Erech kann aber nicht gelobt werden. Beide stimmen überein, dass sowohl er einen Geldwert geloben wie sein Geldwert gelobt werden kann.
Von einem, der im Sterben liegt oder der zur Hinrichtung hinausgeführt wird, kann man weder den Geldwert noch den Erech geloben. R. Chanina, Sohn des Akabia, sagt: Seinen Erech kann man geloben, weil dessen Betrag feststeht, aber seinen Geldwert nicht, weil dessen Betrag nicht feststeht. R. Jose sagt: Er kann sowohl einen Geldwert wie einen Erech geloben wie etwas dem Heiligtum weihen, und er ist verpflichtet, einen Schaden, den er zugefügt hat, zu bezahlen.
Wenn eine Frau zur Hinrichtung hinausgeführt werden soll, wartet man ihre Niederkunft nicht ab, hat sie bereits auf dem Gebärstuhle gesessen, wartet man ihre Niederkunft ab . Wenn eine Frau hingerichtet worden ist, darf man ihr Haar benutzen, von einem hingerichteten Tier ist [jede] Nutzniessung verboten.
Chapter 2
Es gibt keinen niedrigeren Erech als einen Sela und keinen höheren als fünfzig Sela. Wie ist es demnach? Hat er einen Sela entrichtet und ist dann zu Vermögen gekommen, so braucht er nichts weiter zu entrichten; weniger als einen Sela und ist dann zu Vermögen gekommen, so muss er fünfzig Sela geben. Hat er fünf Sela im Vermögen, so sagt R. Meïr, braucht er nur einen zu entrichten; die Weisen sagen: Er muss sie alle geben. Es gibt keinen niedrigeren Erech als einen Sela und keinen höheren als fünfzig Sela. Ist [eine Frau in ihrer Zählung] irre geworden, beginnt eine neue Zählung für sie nicht früher als nach sieben und nicht später als siebzehn Tagen. Bei Aussatzschaden gibt es keine kürzere Abschliessungszeit als eine Woche und keine längere als drei Wochen.
Keinem Jahre gibt man weniger als vier vollzählige Monate und in keinem erscheinen mehr als acht angebracht. Die zwei Brote wurden nie früher als am zweiten und nie später als am dritten Tage verzehrt. Die Schaubrote wurden nie früher als am neunten und nie später als am elften Tage verzehrt. Ein Knabe wird nicht früher als am achten Tage beschnitten und nicht später als am zwölften Tage.
Man blies nie weniger als einundzwanzig Töne im Heiligtum und nie mehr als achtundvierzig. Es wurden nie weniger als zwei Leiern gespielt und nie mehr als sechs, nie weniger als zwei Flöten und nie mehr als zwölf. An zwölf Tagen im Jahre wurde die Flöte vor dem Altar gespielt: beim Schlachten des ersten Pessachopfers und beim Schlachten des zweiten Pessachopfers, am ersten Tage des Pessachfestes, am Tage des Wochenfestes und an den acht Tagen des Hüttenfestes. Es wurde nicht auf einer kupfernen Flöte gespielt, sondern auf einer Flöte aus Rohr, weil diese einen angenehmeren Ton gibt. Man liess den Ton nur auf einer Flöte ausklingen, weil dieser so schöner ausklingt.
Sklaven von Priestern waren es [die spielten], das sind die Worte des R. Meïr; R. Jose sagt: Leute aus den Familien Beth-Happegarim und Beth-Zipporia und aus Emmaus, aus denen die Priester heirateten. R. Chanina, Sohn des Antigonus, sagt: Leviten waren es.
Es waren nie weniger als sechs untersuchte Lämmer in der Lämmer-Halle, [das sind] so viele wie ausreichten, wenn ein Schabbat und zwei Tage des Neujahrsfestes auf einander folgten, nach oben war die Zahl unbeschränkt. Es durften nie weniger als zwei Trompeten sein, nach oben war die Zahl unbeschränkt, nicht weniger als neun Harfen, nach oben war die Zahl unbeschränkt, die Zimbel war nur ein Mal vertreten.
Es waren nie weniger als zwölf Leviten, die auf dem Duchan standen, nach oben war die Zahl unbeschränkt. Unmündige wurden nicht in die Tempelhalle zum Opferdienst zugelassen, ausser wenn die Leviten dastanden und sangen, sie begleiteten aber nicht auf der Leier und der Harfe, sondern nur mit dem Munde, um den Gesang lieblicher zu machen. R. Elieser, Sohn des Jakob, sagt: Sie zählten nicht mit, standen auch nicht auf dem Duchan, sondern sie standen auf dem Fussboden, so dass ihre Köpfe zwischen die Füsse der Leviten reichten, man nannte sie die Leviten-plager.
Chapter 3
Das Gesetz über den Erech enthält sowohl eine Erleichterung wie eine Erschwerung, das über das erbeigentümliche Feld eine Erleichterung wie eine Erschwerung, das über den stössigen Ochsen, der einen Sklaven getötet hat, eine Erleichterung wie eine Erschwerung, und das über den Notzüchtiger, den Verführer, und den Ausbringer eines schlechten Namens eine Erleichterung wie eine Erschwerung. Das über den Erech enthält eine Erleichterung und eine Erschwerung, wieso? Gleichviel ob jemand den Erech des schönsten Menschen in Israel gelobt hat oder den des hässlichsten, er hat immer fünfzig Sela zu geben. Hat er dagegen gesagt: „Ich verpflichte mich zu seinem Geldwert“, so hat er das, was er wert ist zu geben.
Das über ein erbeigentümliches Feld enthält eine Erleichterung und eine Erschwerung, wieso? Gleichviel ob jemand [ein Feld] in der Sandsteppe von Machos heiligt oder einen in den Gärten von Sebasto, er hat immer für den Flächenraum der Aussaat eines Chomer Gerste fünfzig Schekel Silber zu geben. Bei einem gekauften Felde dagegen hat er den wirklichen Wert zu geben. R. Elieser sagt: Es ist gleich, ob es ein erbeigentümliches oder ein gekauftes Feld ist. Worin denn unterscheidet sich ein erbeigentümliches von einem gekauften Felde? Darin, dass er bei einem erbeigentümlichen Felde noch ein Fünftel hinzufügen muss, und bei einem gekauften Felde das Fünftel nicht hinzuzufügen braucht.
Das über den stössigen Ochsen, der einen Sklaven getötet hat, enthält eine Erleichterung und eine Erschwerung, wieso? Gleichviel ob er den schönsten unter den Sklaven oder den hässlichsten unter den Sklaven getötet hat, hat [der Eigentümer] dreissig Sela zu zahlen. Hat er dagegen einen Freien getötet, so hat er dessen Wert zu zahlen. Bei blosser Verwundung hat er in diesem wie in jenem Falle den vollen Schaden zu ersetzen.
Das über den Notzüchtiger und den Verführer enthält eine Erleichterung und eine Erschwerung, wieso? Gleichviel ob jemand die angesehenste aus dem Priestergeschlechte oder die geringste in Israel vergewaltigt oder verführt hat, immer hat er fünfzig Sela zu geben. Der Ersatz für die Beschämung und die Wertverminderung richtet sich je nach dem, der beschämt hat, und der, die beschämt worden ist.
Das über den Ausbringer eines schlechten Namens enthält eine Erleichterung und eine Erschwerung, wieso? Gleichviel ob jemand den schlechten Namen über die angesehenste aus dem Priestergeschlechte oder über die geringste in Israel ausgebracht hat, immer hat er hundert Sela zu geben. Das ist ein Fall, wo eine bloß ausgesprochene Beschuldigung höher bestraft wird als die Handlung selbst. So finden wir auch, dass das Strafgericht über unsere Väter in der Wüste erst wegen ihrer bösen Zunge besiegelt worden ist, denn so heisst es: „und die mich jetzt schon zehn Mal versucht und nicht auf meine Stimme gehört haben “.
Chapter 4
Für das Zureichen des Vermögens kommt nur der Gelobende in Betracht, für das Alter der, dessen Erech gelobt worden ist, der Erech richtet sich nach dem, dessen Erech gelobt worden ist, und nach der Zeit, da er gelobt worden ist. Für das Zureichen des Vermögens kommt nur der Gelobende in Betracht, wie ist das zu verstehen? Hat ein Armer den Erech eines Reichen gelobt, gibt er nur den Erech wie ein Armer, hat ein Reicher den Erech eines Armen gelobt, gibt er den Erech wie ein Reicher.
Bei Opfern dagegen ist es nicht so. Hat jemand gesagt: „Ich verpflichte mich zu dem Opfer dieses Aussätzigen “, so hat er, wenn es ein armer Aussätziger war, das Opfer eines armen, wenn es ein reicher war, das Opfer eines reichen zu bringen. Rabbi sagt: Ich sage, das ist auch beim Erech ebenso. Weshalb hat der Arme, der den Erech eines Reichen gelobt, nur den Erech eines Armen zu geben? Weil der Reiche überhaupt nichts schuldig war. Hat dagegen der Reiche gesagt: „Ich gelobe meinen Erech“, und der Arme hat es gehört und gesagt: „Ich verpflichte mich zu dem, was jener gesagt hat“, so muss er auch den Erech wie ein Reicher geben. War er arm und ist dann reich geworden, oder war er reich und ist dann arm geworden, muss er den Erech wie ein Reicher geben; R. Jehuda sagt: Auch wenn er arm war, dann reich geworden, und dann wieder arm geworden ist, muss er den Erech wie ein Reicher geben.
Bei den Opfern dagegen ist es nicht so. Selbst wenn sein Vater stirbt und ihm Zehntausende hinterlässt, oder er ein Schiff auf dem Meere hat, das ihm Zehntausende einbringt, hat das Heiligtum darauf gar keinen Anspruch.
Für das Alter der, dessen Erech gelobt worden ist, wie ist das zu verstehen? Hat ein Jugendlicher den Erech eines Alten gelobt, hat er den Erech eines Alten zu gehen, hat ein Alter den Erech eines Jugendlichen gelobt, hat er den Erech eines Jugendlichen zu geben. Der Erech richtet sich nach dem, dessen Erech gelobt worden ist, wie ist das zu verstehen? Hat ein Mann den Erech einer Frau gelobt, hat er den Erech einer Frau zu geben, hat eine Frau den Erech eines Mannes gelobt, hat sie den Erech eines Mannes zu geben. Und der Erech nur nach der Zeit, da der Erech gelobt worden ist, wie ist das zu verstehen? Hat jemand den Erech eines noch nicht fünf Jahre alten Kindes gelobt, und es ist inzwischen über fünf Jahre alt geworden, einer Person unter zwanzig Jahren, und sie ist inzwischen über zwanzig Jahre alt geworden, hat er das zu geben, was er zur Zeit, da er den Erech gelobt hat, zu geben hatte. Der dreissigste Tag zählt noch mit nach unten, ebenso das fünfte Jahr und das zwanzigste Jahr, denn es heisst: „Wenn von sechzig Jahre alt und darüber, wenn es eine männliche Person ist“, von dem sechzigsten Jahre ziehen wir den Schluss auch auf die übrigen: wie das sechzigste Jahr noch nach unten zählt, so zählen auch das fünfte und das zwanzigste Jahr noch nach unten. Wie ? Weil [die Schrift] das sechzigste Jahr noch nach unten zählt, was eine Erschwerung zur Folge hat, sollen wir auch das fünfte und das zwanzigste Jahr nach unten zählen, was doch eine Erleichterung zur Folge hat ? Die Schrift gebraucht aber bei diesen wie bei jenem den Ausdruck „Jahr“ als Wort-Analogie, um damit zu lehren, dass ebenso, wie das beim sechzigsten Jahre erwähnte Jahr noch nach unten zählt, auch das beim fünften und beim zwanzigsten Jahre erwähnte Jahr noch nach unten zählt, dass es gleich ist, ob es eine Erleichterung oder eine Erschwerung zur Folge hat. R. Eleasar sagt: Bis zu einem Monat und einem Tag über die genannten Jahre.
Chapter 5
Wenn jemand sagt: „Ich gelobe mein Gewicht“, muss er geben, was er wiegt, wenn in Silber, in Silber, wenn in Gold, in Gold. Der Fall kam vor bei der Mutter der Jirmatja, die gesagt hatte: „Ich gelobe das Gewicht meiner Tochter“, darauf kam diese nach Jerusalem, man wog sie, und sie bezahlte ihr Gewicht in Gold. „Ich gelobe das Gewicht meiner Hand “, so, sagt R. Jehuda, füllt man ein Fass mit Wasser und steckt seine Hand bis zum Ellbogen hinein, wiegt dann Fleisch von einem Esel mit Sehnen und Knochen ab und tut davon soviel hinein, bis es wieder voll wird. Darauf sagte R. Jose : Wie ist es denn möglich abzupassen, dass die Menge des Fleisches gerade der des Fleisches und die der Knochen der der Knochen entspricht? Vielmehr schätzt man die Hand ab, wieviel sie wohl wiegen muss.
„Ich gelobe den Wert meiner Hand“, so schätzt man ihn ab, wieviel er mit der Hand wert ist und wieviel mit Vorbehalt der Hand; hierin sind Wert-Gelübde mehr verpflichtend als Erech-Gelübde. Es gibt aber auch einen Fall, wo Erech-Gelübde mehr verpflichtend sind als Wert-Gelübde: Wenn jemand sagt: „Ich gelobe meinen Erech“ und er stirbt, müssen die Erben ihn zahlen, „meinen Wert“, und er stirbt, brauchen die Erben nichts zu zahlen, denn Tote haben keinen Wert. „Ich gelobe den Erech meiner Hand“ oder „meines Fusses“, ist es, als hätte er nichts gesagt, „meines Kopfes“ oder „meiner Leber“, muss er seinen vollen Erech zahlen. Dies ist die Regel: Ist es etwas, wovon das Leben abhängt, so muss er den vollen Erech zahlen.
„Ich gelobe die Hälfte meines Erech“, gibt er die Hälfte seines Erech, „den Erech meiner Hälfte“, muss er seinen ganzen Erech geben. „Ich gelobe die Hälfte meines Wertes“, gibt er die Hälfte seines Wertes, „den Wert meiner Hälfte“, muss er seinen vollen Wert geben. Dies ist die Regel: Ist es etwas, wovon das Leben abhängt, muss er den vollen Wert geben.
Wenn jemand sagt: „Ich gelobe den Erech jenes“, und es stirbt der, der das Gelübde getan, und der, dessen Erech er gelobt hat, so müssen die Erben zahlen. „Ich gelobe den Wert jenes“, und es stirbt der, der das Gelübde getan, so müssen die Erben zahlen, stirbt der, dessen Wert er gelobt hat, brauchen die Erben nicht zu zahlen, denn Tote haben keinen Wert.
[Wenn jemand sagt:] „Dieser Ochse soll ein Ganzopfer sein, dieses Haus eine Opfergabe “, und der Ochse stirbt oder das Haus stürzt ein, ist er nicht zum Ersatz verpflichtet; „ich gelobe den Wert dieses Ochsen als Ganzopfer“ oder „den Wert dieses Hauses als Opfergabe“, und der Ochse stirbt oder das Haus stürzt ein, ist er zum Ersatz verpflichtet.
Die, welche einen Erech schuldig bleiben, pfändet man, die Sündopfer oder Schuldopfer schuldig bleiben, pfändet man nicht, die Ganzopfer oder Friedensopfer schuldig bleiben, pfändet man. Obwohl es ihm nicht zur Sühne angerechnet wird, wenn er sie nicht aus eigenem Willen bringt, dass heisst: „zu seinem Wohlgefallen“, so nötigt man ihn, bis er sagt: „Es ist mein eigener Wille “. Ebenso ist es bei Ehescheidungen gemeint: man nötigt ihn, bis er sagt: „Es ist mein eigener Wille “.
Chapter 6
Waisen gehörendes Gut muss nach der Abschätzung dreissig Tage lang ausgeboten werden, dem Heiligtum gehörendes sechzig Tage lang, die Ausbietung muss am Morgen und am Abend geschehen. Wenn jemand seine Güter dem Heiligtum weiht und es ruht auf ihm noch die Haftpflicht für die Ketuba seiner Frau, so muss er, sagt R. Elieser, wenn er sich von ihr scheidet, sich durch Gelübde jeden ferneren Genuss von ihr versagen; R. Josua sagt: Er braucht es nicht. Ein ähnlicher Fall: R. Simon, Sohn des Gamliel, sagt: Auch wenn jemand einer Frau für ihre Ketuba gebürgt hat, muss ihr Mann, wenn er sich von ihr scheidet , sich durch Gelübde jeden ferneren Genuss von ihr versagen, er könnte sonst eine gegen das Vermögen jenes gerichtete Verabredung treffen und seine Frau [dann später] wieder zurlicknehmen.
Wenn jemand seine Güter dem Heiligtum weiht und es ruht auf ihm noch die Haftpflicht für die Ketuba einer Frau oder gegenüber einem Gläubiger, kann die Frau ihre Ketuba nicht von dem Geheiligten einziehen und der Gläubiger nicht seine Schuld, sondern der es auslöst, löst es mit der Verpflichtung aus, der Frau ihre Ketuba und dem Gläubiger seine Schuld zu bezahlen. Hat das Geheiligte einen Wert von neunzig Minen und seine Schuld betrug hundert Minen, so fügt er noch einen Denar hinzu und er löst damit jene Güter aus mit der Verpflichtung, der Frau ihre Ketuba oder dem Gläubiger seine Schuld zu bezahlen.
Obwohl die Bestimmung lautet, dass man den, der einen Erech schuldig ist, pfändet, so lässt man ihm doch Nahrungsmittel für dreissig Tage, Kleidung für zwölf Monate, eine Bettstelle mit Gebett, Schuhe und Tefillin, für ihn, aber nicht für seine Frau und nicht für seine Kinder. Ist er ein Handwerker, lässt man ihm zwei Werkzeuge von jeder Sorte, einem Zimmermann lässt man zwei Beile und zwei Sägen. R. Elieser sagt: Ist er ein Landmann, lässt man ihm sein Gespann, ist er ein Eseltreiber, lässt man ihm seinen Esel.
Hat er von der einen Sorte mehr und von der anderen Sorte weniger, lässt man ihn nicht von der, von der er mehr hat, verkaufen, um dafür von der, von der er weniger hat, sich zu kaufen, sondern man lässt ihm nur zwei Stücke von der, von der er mehr hat, und von der, von der er weniger hat, was er hat. Wer [alle] seine Habe dem Heiligtum weiht, dem versteigert man [selbst] seine Tefillin.
Einerlei ob jemand seine [ganze] Habe dem Heiligtum geweiht oder seinen eigenen Erech gelobt hat, steht ihm kein Anspruch zu, nicht auf die Kleidung seiner Frau und nicht auf die Kleidung seiner Kinder und nicht auf die gefärbten Kleider, die er für ihren Gebrauch hat färben lassen, und nicht auf neue Schuhe, die er für ihren Gebrauch gekauft hat. Obwohl die Bestimmung lautet, dass man Sklaven in ihrer Bekleidung zum Verkauf stellt, um dadurch einen Vorteil zu erzielen, weil, wenn man einem Sklaven ein Kleid für dreissig Denare kauft, er dadurch um eine Mine höher geschätzt wird, und ebenso eine Kuh, wenn man sie bis zum Markttage stehen lässt, an Wert gewinnt, und ebenso eine Perle, wenn man sie in eine grosse Stadt bringt, an Wert gewinnt, so richtet sich doch der Anspruch des Heiligtums nur nach dem Wert, den es an seiner Stelle und in dem gegebenen Augenblicke hat.
Chapter 7
Man heiligt [ein Feld] nicht, wenn nur noch weniger als zwei Jahre bis zum Jobel sind, und man löst es nicht aus, wenn weniger als ein Jahr nach dem [Beginn des] Jobel vergangen ist. Man rechnet dem Heiligtum nicht Monate, [die verstrichen sind], an, aber das Heiligtum kann die [verstrichenen] Monate anrechnen. Wenn jemand sein Feld zu einer Zeit, wo das Jobel-Gesetz Geltung hat, heiligt, muss er für den Flächenraum der Aussaat eines Chomer Gerste fünfzig Schekel Silber geben. Sind Vertiefungen von zehn Handbreiten Tiefe darin oder Felsen von zehn Handbreiten Höhe, werden sie nicht mitgemessen, sind sie weniger tief oder hoch, werden sie mitgemessen. Hat man es zwei oder drei Jahre vor dem Jobel geheiligt, muss man einen Sela und einen Pondion für jedes Jahr geben. Wenn jemand sagt: „Ich will jedes Jahr den auf dasselbe entfallenden Betrag zahlen,“ hört man nicht auf ihn, sondern er muss das Ganze zugleich zahlen.
Es ist gleich, ob die Eigentümer [auslösen] oder irgend ein anderer Mensch. Was denn ist der Unterschied zwischen den Eigentümern und jedem anderen? Nur der, dass die Eigentümer noch ein Fünftel hinzufügen müssen und jeder andere nicht ein Fünftel hinzuzufügen braucht.
Wenn jemand es geheiligt und wieder ausgelöst hat, braucht er es im Jobeljahre nicht wieder herauszugeben. Hat sein Sohn es ausgelöst, fällt es im Jobel wieder an den Vater zurück. Hat ein Fremder oder einer von den Verwandten es ausgelöst und er hat es wieder aus dessen Hand ausgelöst, braucht er es im Jobel nicht wieder herauszugeben. Hat es einer von den Priestern ausgelöst und es befindet sich noch in seinem Besitze, kann er nicht sagen, da es doch sonst im Jobel den Priestern zufällt und es jetzt in meinem Besitze ist, so gehört es mir, sondern es fällt allen Priestern, seinen Brüdern, als Eigentum zu.
Ist das Jobel herangekommen und es ist noch nicht ausgelöst, so nehmen die Priester es in Besitz und bezahlen seinen Wert, dies die Worte des R. Jehuda; R. Simon sagt: Sie nehmen es in Besitz, brauchen aber nichts zu zahlen; R. Elasar sagt: Sie nehmen es nicht in Besitz und zahlen nichts, sondern man heisst es ein „verlassenes “ Feld bis zum zweiten Jobel; ist das zweite Jobel herangekommen und es ist noch nicht ausgelöst, heisst man es ein „doppelt verlassenes “ bis zum dritten Jobel, nicht eher treten die Priester in den Besitz desselben, als bis ein Anderer es ausgelöst hat.
Wenn jemand ein Feld von seinem Vater kauft und der Vater stirbt und er es dann heiligt, so gilt es als erbeigentümliches Feld, hat er es geheiligt und dann erst ist der Vater gestorben, gilt es als gekauftes Feld, dies die Worte des R. Meïr; R. Jehuda und R. Simon sagen : Es gilt als erbeigentümliches Feld, denn es heisst: „Wenn aber ein von ihm gekauftes Feld, das nicht von dem Felde seines Eigentums ist“, ein Feld, das niemals ihm erbeigentümliches Feld werden konnte, damit ist dieses ausgeschlossen, das ihm als erbeigentümliches zufallen konnte. Ein gekauftes Feld fällt im Jobel nicht den Priestern zu, denn niemand kann etwas heiligen, was ihm nicht gehört. Priester und Leviten können [ihre Felder] jederzeit heiligen und jederzeit auslösen, sowohl vor dem Jobel als nach dem Jobel.
Chapter 8
Wenn jemand sein Feld heiligt zu einer Zeit, wo das Jobel-Gesetz nicht in Geltung ist, so sagt man zu ihm: „Mache du den Anfang“ , weil die Eigentümer ein Fünftel hinzugeben, jeder andere Mensch aber nicht ein Fünftel hinzuzugeben braucht. Es war der Fall, dass jemand sein Feld heiligte, weil es zu schlecht war, man sagte zu ihm: „Mache du den Anfang“, da sagte er: „Ich nehme es für einen Issar“, R. Jose sagte: So sagte er nicht, sondern „für ein Ei“ — denn Heiliges kann durch Geld und durch Geldeswert ausgelöst werden —, darauf sagte man zu ihm: „Du hast es dir erstanden“, so hatte er einen Verlust von einem Issar und das Feld war wieder sein.
Wenn einer sagt: „Ich nehme es für zehn Selaïm“, ein anderer bietet zwanzig, ein anderer dreissig, ein anderer vierzig, ein anderer fünfzig, und nun der, der fünfzig geboten hat, zurücktritt, hält man sich an seinem Vermögen bis zu zehn [Selaïm] schadlos, tritt auch der, der vierzig geboten, zurück, hält man sich wieder an seinem Vermögen bis zu zehn schadlos, tritt auch der, der dreissig geboten, zurück, hält man sich wieder an seinem Vermögen bis zu zehn schadlos, tritt auch der, der zwanzig geboten, zurück, hält man sich wieder an seinem Vermögen bis zu zehn schadlos , tritt auch der, der zehn geboten, zurück, verkauft man es für das, was es wert ist, und macht sich für den Rest an dem, der zehn geboten hat, bezahlt. Bieten die Eigentümer zwanzig und irgend ein anderer zwanzig, haben die Eigentümer den Vorzug, weil sie ein Fünftel hinzufügen.
Sagt einer: „Ich nehme es für einundzwanzig“, müssen die Eigentümer sechsundzwanzig geben, „für zweiundzwanzig“, müssen die Eigentümer siebenundzwanzig geben, „für dreiundzwanzig“, müssen die Eigentümer achtundzwanzig geben, „für vierundzwanzig“, müssen die Eigentümer neunundzwanzig geben, „für fünfundzwanzig“, müssen die Eigentümer dreissig geben, denn zu dem, was der andere mehr bietet, brauchen sie nicht ein Fünftel hinzuzufügen. Sagt einer: „Ich nehme es für sechsundzwanzig“, haben die Eigentümer, wenn sie einunddreissig und dazu einen Denar geben wollten, den Vorzug, wenn nicht, sagt man zu ihm: „Du hast es dir erstanden“ .
Als Banngut weihen kann man von seinen Schafen und seinen Rindern, von seinen kanaanitischen Sklaven und Sklavinnen und von seinem erbeigentümlichen Felde, hat man sie im ganzen dem Banngut geweiht, gelten sie nicht als Banngut, dies die Worte des R. Elieser. Darauf sagte R. Elasar, Sohn des Asarja: Wenn selbst, wo es sich um Gottgeweihtes handelt, es dem Menschen nicht erlaubt ist, seinen ganzen Besitz zu bannen, um wieviel mehr ist es sonst Pflicht des Menschen, sein Vermögen nicht zu verschleudern!
Wenn jemand seinen Sohn oder seine Tochter, seinen hebräischen Sklaven oder seine hebräische Sklavin, oder sein erkauftes Feld als Banngut weiht, gelten sie nicht als Banngut, denn kein Mensch kann etwas bannen, was nicht ihm gehört. Priester und Leviten können nichts als Banngut weihen, dies die Worte des R. Jehuda; R. Simon sagt: Priester können nichts als Banngut weihen, weil das Gebannte ihnen selbst zufällt, Leviten dagegen können als Banngut weihen, da ihnen das Gebannte nicht zufällt. Rabbi sagt: Die Worte des R. Jehuda leuchten ein inbezug auf liegende Güter, weil es heisst: „denn ewiges Eigentum soll es ihnen bleiben“, die Worte des R. Simon dagegen beziehen sich auf bewegliche Güter, [mit der Begründung] weil ihnen das Gebannte nicht zufällt.
Für die Priester bestimmte Banngüter dürfen nicht ausgelöst werden , sondern müssen den Priestern gegeben werden. R. Jehuda, Sohn des Betera, sagt: Ohne Bestimmung geweihte Banngüter fallen dem Tempelschatz zu, denn es heisst: „alles Banngut gehört als hochheilig dem Ewigen“; die Weisen sagen: Ohne Bestimmung geweihte Banngüter fallen den Priestern zu, denn es heisst: „wie das als Banngut geweihte Feld fällt sein Besitzrecht dem Priester zu“ ; wenn es so ist, warum heisst es denn aber: „alles Banngut gehört als hochheilig dem Ewigen„? [Das weist darauf hin], dass es auch auf hochheilige und auf einfach heilige Tiere seine Anwendung findet.
Es kann jemand seine dem Heiligtum geweihten Tiere als Banngut weihen, seien es hochheilige, seien es einfach heilige. Ist es ein Gelübde, so muss er den vollen Geldwert desselben geben, ist es eine freiwillige Gabe, so muss er den ideellen Vorteil den er davon hat, bezahlen. [Hatte er nämlich gesagt:] „Diesen Ochsen weihe ich zum Ganzopfer„, so schätzt man ab, wieviel jemand wohl für diesen Ochsen geben würde, ihn als Ganzopfer darzubringen, ohne zu einem solchen verpflichtet zu sein. Die Erstgeburt, sowohl eine fehlerlose wie eine fehlerhafte, kann man als Banngut weihen. Wie löst man sie aus ? Wenn man sie auslöst, schätzt man ab, wieviel jemand wohl für diese Erstgeburt geben würde, dass sie seinem Tochtersohne oder seinem Schwestersohne zugewendet werde. R. Ismael sagt: In einem Schriftverse heisst es: „du sollst [sie] heiligen“ und in einem, dass du sie nicht heiligen sollst ? Man kann nicht sagen, dass man sie heiligen darf, da es ja heisst, dass man sie nicht heiligen soll, man kann auch nicht sagen, dass man sie nicht heiligen darf, da es ja heisst: „du sollst sie heiligen“. Die sich daraus ergebende Deutung ist: Du darfst sie heiligen, dass ihr abgeschätzter Wert dem Heiligtum zufällt, aber du darfst sie nicht heiligen, sie als ein Opfer [anderer Art] auf dem Altar darzubringen.
Chapter 9
Wer sein Feld zu einer Zeit, wo das Jobel-Gesetz in Geltung ist, verkauft, darf es nicht vor Ablauf von zwei Jahren wieder einlösen, denn es heisst: „nach der Anzahl der Ertragsjahre soll er es dir verkaufen.“ War darunter ein Jahr des Rostbrands oder des Welkens oder das siebente Jahr, so zählt es nicht mit. Hat er es brachgepflügt oder ganz brach liegen gelassen, so zählt es mit. R. Elieser sagt: Hat er es ihm vor dem Neujahrsfeste verkauft, als es noch voll mit Früchten war, so geniesst er davon drei Erträge in zwei Jahren,
Hat er es dem Ersten für hundert Denare verkauft und der Erste hat es dem Zweiten für zweihundert Denare verkauft, braucht er nur mit dem Ersten abzurechnen, weil es heisst: „dem Manne, dem er es verkauft hat ". Hat er es dem Ersten für zweihundert verkauft und der Erste hat es dem Zweiten für hundert verkauft, braucht er nur mit dem Letzteren abzurechnen, weil es heisst: „dem Manne", dem Manne, der es in seinem Besitze hat. Man darf nicht ein entferntes Feld verkaufen, um ein nahes einzulösen, nicht ein schlechtes, um ein gutes einzulösen, nicht geborgt nehmen, um einzulösen, und nicht hälftenweise einlösen. Bei Heiligem dagegen ist alles dieses erlaubt, hiermit ist es also bei Privatbesitz strenger als bei Heiligem.
Wer ein Haus von den Häusern einer ummauerten Stadt verkauft, kann es sofort wieder einlösen und kann es volle zwölf Monate lang einlösen, es ist dies wie eine Art von Zins und doch kein Zins. Stirbt der Verkäufer, kann sein Sohn es einlösen, stirbt der Käufer, kann er es aus der Hand dessen Sohnes einlösen. Man rechnet das Jahr immer von dem Zeitpunkte, da er es ihm verkauft hat, denn es heisst: „bis ihm ein ganzes Jahr voll geworden ist“. Da es heisst: ein „ganzes“, ist auch ein Schaltmonat miteinbegriffen; Rabbi sagt: Man berechnet ihm das Jahr mit dem auf dasselbe entfallenden Teil des Schaltmonats.
War der Tag, an dem die zwölf Monate abliefen, herangekommen und es wurde nicht ausgelöst, so gehörte es ihm als bleibendes Eigentum, einerlei ob er es gekauft oder als Geschenk erhalten hatte, denn es heisst: „für immer “. Früher kam es vor, dass er an dem Tage, an dem die zwölf Monate abliefen, sich verborgen hielt, damit es sein bleibendes Eigentum werde, da verordnete Hillel, der Ältere, dass er sein Geld an die Kammer einzahlen und die Tür aufbrechen und hineingehen kann, und jener kann dann, wann er will, kommen und sein Geld in Empfang nehmen.
Für alles, was innerhalb der Mauer liegt, gilt das Gleiche wie für die Häuser ummauerter Städte, ausgenommen Felder; R. Meïr sagt: Auch für Felder. Für ein in die Stadtmauer eingebautes Haus, sagt R. Jehuda, gilt nicht das Gleiche wie für die Häuser ummauerter Städte; R. Simon sagt: Seine äussere Wand gilt für dasselbe als es umgebende Mauer.
Für eine Stadt, bei der die Hausdächer die Umgebungsmauer bilden oder die nicht zur Zeit des Josua, Sohnes des Nun, mit einer Mauer umgeben war, gilt nicht das Recht der Häuser von ummauerten Städten. Als Häuser ummauerter Städte gelten: [mindestens] drei Gehöfte mit je zwei Häusern, die zur Zeit des Josua, Sohnes des Nun, mit einer Mauer umgeben waren, wie z. B. das alte Kastell von Sepphoris, die Akra von Gusch-Chalab, das alte Jodaphat, Gamala, Gadud Chadid, Ono, Jerusalem und andere, die ihnen gleichen.
Die Häuser in offenen Ortschaften geniessen die Vorrechte der Häuser ummauerter Städte und die Vorrechte der Felder, sie dürfen eingelöst werden, und zwar sofort wieder eingelöst werden und volle zwölf Monate lang eingelöst werden wie Häuser, und fallen im Jobeljahre oder durch [Zurückstattung der durch Abzug] verminderten Kaufsumme wieder zurück wie Felder. Als Häuser offener Ortschaften gelten: zwei Gehöfte mit je zwei Häusern, selbst wenn sie zur Zeit des Josua, Sohnes des Nun, mit einer Mauer umgeben waren, gelten sie als Häuser offener Ortschaften.
Hat ein Israelite den Vater seiner Mutter, der ein Levite war, beerbt, so kann er nicht in der angegebenen Weise einlösen, ebenso kann ein Levite, der den Vater seiner Mutter, der ein Israelite war, beerbt habt, nicht in der angegebenen Weise einlösen, denn es heisst: „denn die Häuser der Städte der Leviten,“ nur wenn er selbst ein Levite ist und in Städten der Leviten, dies die Worte Rabbis; die Weisen sagen: Die Bestimmungen sprechen nur von Städten der Leviten. Man darf nicht Feld zur Flur machen und nicht die Flur zu Feld, nicht Flur zur Stadt schlagen und nicht Stadt zur Flur. Darauf sagte R. Elieser: Wo ist das gesagt? Bei den Städten der Leviten, bei den Städten der Israeliten dagegen darf man Feld zur Flur machen, aber nicht die Flur zu Feld, Flur zur Stadt schlagen, aber nicht Stadt zur Flur, damit die Städte Israels nicht devastiert werden. Die Priester und die Leviten dürfen jederzeit verkaufen und jederzeit wieder einlösen, denn es heisst: „eine jederzeitige Wiedereinlösung soll den Leviten zustehen.“